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Full text of "Wörterbuch der ostfriesischen Sprache"

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Lf^ 


/■? 


WÖRTERBUCH 


DER 


OSTFEIESISCHEISr    SPRi^CHE. 


ZWEITER   BAND. 


WÖRTERBUCH 


DER 


OSTFRIESISCHEN  SPRACHE. 


ETYMOLOGISCH  BEARBEITET 


VON 


J.  ten  Doornkaat  Koolman. 


V^ 


ZWEITER   BAND. 
H — püt-water. 


NORDEN. 

YERLAG    VON   HERM.    BRAAMS. 
18S2. 


PF 

Du 


DEUCK  VON  DIEDK.  SOLTAU  IN  NORDEN. 


H. 


h.  Ah  Buchstabe  vertritt  er  in  der  Bogcl  liabbedudas ,   tüchtige    Ohrfeige   od.  auch 

ein  urspr.  k,  wird  aber  anlautend  in  vielen  Stoss,  Puff,  Bippen stoss  etc. ;  du  krigst  glik 

Wörtern  cdtgeworfen ,   loährend  er  anderer-  'n  habbedudas ,    dat    du   afer   de  kop  stufst. 

seits  auch  anlautend  als  unorganischer  Hauch-  Wohl  =  „Habe  du  das", 

laut  sowohl  im  Schreiben,  namentlich  aber  im  5      Habbo,    ml.  Name.     Geschln.   Habben   u. 

Sprechen   vielen    Wörtern  vorgesetzt  u.   be-  Habbinga.     cf.   Abbo  etc.    ?/.    bei  Förste- 

kanntlich    als   Dehnungszeichen    auch  sehr  mann  auch  den  Stamm  Hab. 

häufig  inlautend  eingeschoben  u.  auslautend  liä-böken,  s.  hageböken. 

angehängt  tvird.     In  vielen  Wörtern ,   tvie  liiich,    ein   iinarticulirter  Laut,   den  man 

z.  B.   in   was    (Wachs),   wassen  (wachsen),  10  unwillkürlich    in    Folge    körperlicher    An- 

fos  (Fuchs)  etc.    ist   whd.  „h",    nhd.    „ch",  strengung  aushaucht    od.  ausbläst,  ausstösst 

urspr.  „k"  auch  ganz   ausgeworfen. ,  bz.  ge-  (hauchend  od.  keuchend  hören  lässt)  u.  der 

sclitounden.  Weiteres  ver gl.  bei  Grimm,  Seh.  eigentlich  nur  einen  hörbaren  Hauch  bezeich- 

u.  L.  u.  Andern  loegen  dieses  Buchstabens.  net  u.  nur  etwas  stärker  ist,  loie  der  Laut 

1,  ha  od.  ha,  das  lat.  grosse  H,  welches  15  „ha",  den  man  ausstösst  od.  hören  lässt, 
die  Knaben  in  die  Erde  od.  in  den  Sand  toenn  man  an  ein  Fenster  od.  einen  Spie- 
ritzen u.  dann  mit  Pfennigen  od.  grösseren  gel  haucht.  Es  ist  von  nhd.  ach,  bz.  den 
Geldstücken  aus  gewisser  Entfernung  auf  InterJ.  ach ,  ha  etc.  eigentlich  nicht  Ver- 
den Mittelstrich  werfen.  Derjenige  von  den  schieden  u.  kann  man  hach  soivohl  als  ein- 
Spielern, welcher  sein  Geldstück  mitten  auf  20  fachen  Hauch  od.  Hauchlaut,  wie  auch 
den  Strich  od.  am  nächsten  an  denselben  als  iin  willkürlichen  S  tos  s  seufz  er  bezeich- 
wirft  u.  somit  Sieger  in  diesem  Werfen  ist,  nen,  ivie  dieses  hach  denn  auch  dem  mdartl. 
streicht  das  sämmtliche  an  den  H-Strich  ge-  deutschen  hacben  (hauchen),  satl.  (Ehren- 
worfene  Geld  ein  u.  nennen  die  Knaben  traut,  IJ,  206)  hächje  (keuchen)  u.  nfries. 
daher  dieses  Spiel:  an  de  „ha"  smiten.  25  (Outzen)  hache,  h:ichpachen   (kurz  Athem 

2.  ha  od.  ha  (gedehnt),  lia  (schürf,  ivie  holen),  bz.  unserm  häcli-pachen  zu  Grunde 
in  ach),  hä  od.  hä.  Literjectionen,  wie  a,  liegt.  Ver  gl.  auch  hess.  (Vilmar)  hech- 
ä,  a,  —  he,  (das  e  ivie  in  Hecht),  he,  —  ho,  zen  (keuchen)  u.  nhd.  ächz  en  etc.  Die  y 
hö,  o  etc.,  welche  wohl  von  Hause  aus  iden-  ist  tcahrscheinl.  kac'  (sonare,  s.  unter  1  ha- 
tisch  od.  doch  gleichen  Ursprungs  sind  u.  30  gel) ,  da  der  Stamm  hach  wohl  jedenfcdls 
wie  diese  in  sehr  verschiedener  Bedtg.  ge-  von  Hause  aus  ein  unarticuliHes  Geräusch 
braucht  loerden;  ha  od.  lux,  dat  kan  'k  regt  andeuten  dürfte,  bz.  eine  Schallwurzel  ist. 
göd  don ;  —  hä  (ja,  ja  doch  od.  als  Inter-  cf.  auch  higen. 

jection   der    Ungeduld  etc.).'   kum   du   man  Jiächeleii,    hächeln ;    /.    q.  acheln    (gierig 

mit;  —  hä  !  dat  magst  du  wol;  —  hk(pfui).'  35  essen),   scheint    indessen   nicht   mit    vorge- 

wat    stinkd    dat;    —    hä    (pfui  od.  ach,  als  setztem  Hauchlaut  „h"  davon  gebildet,  son- 

Seufzer) !    wat    deid    dat    ser;    —     hä    od.  dem  entweder    aus    haffeln    (cf.    hecht    aiis 

he !    wat  störmd  dat,  od.  wat  word   mi   dat  heft   od.   haft   u.   hechten  etc.)    entstanden, 

stür;    —    hä    od.  hä  (nein,    nein   doch  etc.,  od.  mit  hess.  (Vilmar)  hsichen  (gierig  sein, 

als  Abweisung  —    od.  auch   als  Interj.  der  40  in  grober  Weise   sich  habsüchtig  bezeigen), 

Ungeduld  od.  des   Verdrusses  etc.),  dar  wil  tihd.  hacben  (Grimm,   Wb. ,   ico   man    in- 

'k  niks  fan  hören;  —  hä!  dat  kanst  du  net;  dessen   aus    dem    angeführten   Beispiel    die 

—  hä !    du  dumkop,  blif  d'r  of  —  od.  raäk'  eigentliche    Bedtg.    nicht    ersieht)    von    dem 

dat  du  fürt  kumst.      Ver  gl.  Grimm,   Wb.,  Subst.  hache,  hach    (gieriger,   habsüchtiger 

ha,  he  etc.  45  Mensch,    od.   sehr  begieriges  u.  gef rassiges 

J.  ten  Doornkaat  Eoolraan.    Wörterbuch.    II,  \ 


HACÖELIK  HACHELK 


tiAFEi^ 


Geschöpf  etc.,  cf.  Vilmar,  hess.  Idiot, 
142  seq.;  Schmidt,  icwäld.  Idiot.,  71; 
Seh  in.  baijr.  Wb. ,  II,  li^  u.  iceiter  im 
Gr  i  mm'  sehen  Wb.  unter  bache  IJunger 
Bursche,  od.  Junger,  rcagehahiger ,  kühner,  5 
leichtsinniger  Mensch  etc.],  wo  ein  junger 
hach  od.  iuigk  auch  durch  feroculus,  auda- 
culus  u-iedergegeben  wird  u.  hache  [als  Fe- 
min.] auch  die  Bedtg.:  Dirne,  grobes  od. 
leichtfertiges  Frauenzimmer  ete.  hat)  weiter-  10 
gebadet  zu  sein,  wovon  auch  das  AdJ.  lu'ichig 
(gierig,  habsüchtig  etc.)  entstand,  was  die- 
selbe Bedtg.  wie  unser  happig  fiat.  Im  nid. 
hat  hach  od.  liag  die  Bedtg. :  Gefahr,  Wag- 
niss,  ad.  gefährliche  Wagung  (cf.  bei  Wei-  15 
land:  de  zaak  in  de  hach  [ud.  hag]  stel- 
len), wonach  buche,  liach ,  hag  ursjjr.  wohl 
ein  Ftwa.'<  i  We.wn,  (reschöpf,  Ding  etc.  od. 
Zu.^tand,  Sein,  Verhalten  etc.  =  Wage- 
Wesen  od.  Wage-Zustand,  Wagen  etc.,  bz.  20 
wagendes,   kühnes,    verwegenes ,   dreistes  ete. 

—  od.  gewagtes,  kühnes  etc.  Ftwas)  bezeich- 
net haben  könnte,  icas  aiuUix  (beides,  im  gu- 
ten a,  im  bösen  Sinn)  ist  u.  demnach  i)i 
hach  od.  hag  ursjjr.  die  Bedtg. :  aiidax  od.  25 
auch  ferox  etc.  lag,  wie  Ja  auch  die  Be- 
griffe: kühn,  gewagt,  unüberlegt,  wild,  ver- 
wegen, leichtsinnig  etc.  sich  nahe  berühren. 

cf.  hächelik,  1  u.  2  hächje  etc.  u.  wegen 
des  Stammes  hach,  hag  unter  hage,  hagen,  30 
hangen  etc.  u.  wie  hangen  auch  in  mancher 
Beziehung  mit  schweben  od.  sich  hin 
u.  her  bewegen,  schwenken  (cf.  y 
kak,  vacillare;  desiderare)  begrifflich  zusam- 
menfällt u.  auch  wagen  mit  wegen  od.  goth.  35 
vigan  conncv  ist,  wie  desgl.  auch  mit  wie- 
gen =:  hin  u.  her  bewegen  etc. 

hächelik ,  hächelk ,   gewagt,  misslich,  be- 
denklich, gefährlich  etc.;    de  büdel  is  mi  to 
hächelk,  as  dat  ik  mi  d'r  an  wage;   —   dat  40 
is  'a  hi'ichelken  säk',    um  siik  dar  tüsken  to 
steken;  —  dat  sügt  dar  ferdömd  hächelk  üt; 

—  de  büdel  steid  hächelk   (steht  gefährlich 
od.  auf  der  Kippe  u.  Spitze,  sodass  sie  im 
Begriff  ist,   umzuschlagen  u.  zu  stürzen,  —  45 
od.  auch :  hinigt  gerade  in  der  Schwebe,  so- 
dass es  unsicher  ist,  wohin  sie  schlägt);  — 

'n  bächolkern  kram  (Entbindung  etc.)  as 
ditmül  bed  min  frO  nog  net  holden.  Sprichw.: 
um  't  elk  un  en  fan  pas  to  maken,  un  fan  50 
elk  to  bin  bemind ,  dat  sunt  de  bäcbellkste 
saken,  de  man  in  de  werreld  findt.  —  Xld. 
hachelijk.  Es  ist  von  nid.  hach  (s.  unter 
hächelen)  iceitergebildct. 

1.  hächjp,  hiichtje,  Wagniss,  gewagte  u.  55 
unsichere  Unternehmung ,  missliche  od.  be- 
denkliche n.  gefährliche  Sache  etc. ;  dat  is 
jo  'n  häclije  (Wagniss,  böse  Aufgabe  etc.), 
um  dat  antofaten  un  wer  in  't  like  to  bren- 
gen;   —   up  sükke  (solche)  hächtjes  (Wag-  GO 


nisse,  gewagte  u.  unsichere  Unternehmungen 
etc.)  dar  lät  ik  mi  net  gern  in.  Dimin.  von 
nid.  hach  (Wagniss  etc.);  s.  M/j/er  hächelen. 

2.  hiiehje.  liächtje,  leichtsinniger,  loser, 
wagehalsiger  Mensch,  Windbeutel,  Spring- 
insfeld etc. ;  up  so  'u  häcbje  as  he  is ,  dar 
is  net  up  to  böen ;  —  be  is  'u  lös  od.  ligt 
hdchtje.  —  i\7(/.  bacbje,  hachtje  (cf.  bei 
ten  Cate)  =  puer  audax  u.  demnach  mit 
dem  veralteten  buche  (ef.  Weigandu.  un- 
ter hächelen)  conne.r. 

3.  hiiclije,  häclitje^  Stück,  Schnitt,  Ab- 
schnitt etc. ;  ik  beb'  liir  nog  so  'u  möi  hächje 
fles  iu  de  molle,  dat  wul'  'k  jo  gern  ferko- 
pen ;  —  —  he  is  'n  früiul  fun  'n  göd  hächtje 
(gutem  Stück  od.  tüchtigem  Bissen  etc.,  seil. 
Fleisch,  Speck,  Brcden  etc.) ;  —  he  hed  fan 
middag  'n  göd  häclije  had.  —  Mit  mnld. 
(KU.)  buchte  (incisio,  incisura,  frustum,  pars 
scissa  vel  abscissa,  toinus ,  pruesecta  portio, 
crustum,  frustum)    v:ohl  conne.c  mit  hakken. 

4.  häclije,  hächtje,  Leben,  Dasein,  Blei- 
bendes, liest  etc. ;  he  harr'  't  hächje  (od. 
hächtje)  d'r  hast  bi  sitten  laten.  —  Nid. 
bacbje.  Es  bedeutet  eigentlich  wohl  „Bro- 
cken" in  der  Bedtg. :  „  UeberbleibseV  od. 
„Abfall",  sodass  es  mit  3  hächje  von  Hause 
aus  identisch  ist. 

häch-päciien,  keuchen,  sto.'^sweise  schicer 
athmen  etc. ;  he  ligd  od.  löpd  to  hächpächen 
od.  blechen ;  —  he  hächpächd  gfik,  weu  he 
man  äfen  fei  löpd.  —  Nd.  (Schütz e)  hach- 
puchen ;  icang.  hachpach;  nd.  (Br.  Wb., 
Schütze  etc.)  hacbpachen  =hannov.  hcch- 
pusten. 

hädbär,  *\  ädebär. 

Haddo,  ml.  Name  =  Hatto ;  G eschin.  U&d- 
dinga.     cf.  auch  Heddo. 

hiider,  s.  herdor. 

hädin^,  haadiiig Cofts.,  if.  Stbg.)  =  afries. 
haved-ing,  havd-iug  (Häuptling,  capitanus 
etc.)  von  haved  etc.  (Haupt,  caput),  cf.  höfd. 

hafe,  häf,  Habe;  a)  Gut,  Besitz,  Besitz- 
thum  etc.,  od.  das  was  vian  hat  u.  hält; 
min  ganse  häf  un  göd;  —  b)  Griff  etc.; 
cf.  bandhafe,  Handhabe,  Handgriff'.  —  Nd., 
mnd.  have ;  nid.  have;  tnnld.  have,  haeve; 
afries.  have,  heve ;  ahd.  haba;  mhd.  habe 
(Habe,  Eigenthum;  Halt,  Anhalt;  Kerker, 
Speicher,  Hafen,  Meer;  habitus,  habitudo). 
Zu  hebben,  bz.  heffen,  heben,  d.  i.  greifen, 
nehmen,  fassen  etc. ,  wie  dies  aus  upheflfen 
(aufheben)  etc.  hervorgeht,  sowie  daraus, 
dass  mhd.  habe  auch  die  Bedtg.  „Meer" 
hat.     cf.  1  hafen. 

hiifo,  s.  hefe. 

Iiiifel.  s.  befel. 

hafe-lös,  habelos,  besitzlos  etc. 

1.  hafeu,  Hafen,  Ort  od.  Bucht,  wo  Schiffe 
sicher  u.  geborgen  liegen.  —  Nd.,  nid.  haven; 


HAFEN 


HAPKE 


mnld.  havene;  ags.  häfene;  aen(jl.  haven; 
an.  höfn;  dän.  havn ;  iniid.  hahene.  Dane- 
ben auch  ahd.  haba ;  iiihd.  halie  (s.  o.  unter 
hafe)  n.  mhd.  hap;  md.  hab  (Hafen;  Meer, 
Haff,  cf.  hef).  Es  bezeichnet  das  Ha- 
bende od.  Haltende ,  od.  auch  das  loas 
hält  u.fasst,  bz.  den  Ort  zum  Halten 
M.  Bergen,  tvie  mhd.  habe  (^s-.  anter  hsife) 
auch  die  Bedtg.:  Kerl: er  u.  Speicher 
hat  u.  dieses  Wort  sociel  als  Hab-  od. 
Halt-Ding ,  bz.  ein  E t w a s  was  hält 
u.  fasst  etc.  bedeutet. 

2.  hafen,  haben.  i\^«j' m  haadhafen,  sonst 
hebben. 

liäfen,  s.  heften. 

1.  hafer,  Haber.  Nur  in  inhafer  (Inha- 
ber), tvofilr  indessen  auch  mehr  inhebber 
gebräuchlich  ist. 

2.  liafer,  Haber,  Hafer.  Sprichw. :  de 
pörde,  de  de  hafor  ferdonen ,  de  krigen  se 
seiden.  —  Nd.,  nid.,  schott.  (mdartl.)  haver; 
ahd.  habaro,  haparo,  havoro ;  an.  hafri ; 
schived.  hafre;  dün.  havre.  Da  das  Wort 
Gerste  od.  hordeum  (cf.  garste)  wahr- 
scheinl.  zur  y  ghars  (starren  ivie  Borsten, 
wegen  seiner  wie  Borsten  starrenden  Gran- 
nen) gehört,  so  könnte  das  Wort  hafer  wohl 
%vegen  seiner  zitternden  Rispen,  die 
bei  uns  bifen  (von  ags.  bifian,  afries.  biva, 
beben,  zittern  etc.)  heissen,  zu  der  y  kap, 
kanip  (zittern,  vibriren  etc.,  cf.  Fiele,  I, 
39)  gehören,  wozu  auch  skr.  kampra  (zit- 
ternd, beweglich  etc.)  u.  capala  (sich  hin  u. 
her  beivegend,  zitternd,  schivankcnd  etc.)  ge- 
hören, ivie  hafe  u.  hebben  etc.  zur  y  kap, 
greifen,  fassen,  halten.  Gehört  auch  viel- 
leicht ags.  häfr;  an.  hafr;  lat.  capra  fiJocA', 
Ziege)  zu  derselben  y  kap,  kamp  (vibriren, 
zittern,  trillern,  vibrireiide  Töne  hören  las- 
se)/), loeil  die  Ziege  etc.  „meckert"  od.  vi- 
brirend  u.  zitternd  schreit  u.  das  mhd.  mecke 
(ds  Spottname  loohl  im  Sinn  (cf.  Wei- 
g a  n  d)  von  Ziegen  bock  steht  u.  dieses  Wort 
anscheinend  mit  griech.  mek  in  mekasthai 
(quäken,  blocken,  meckern  etc.,  bz.  schreien 
wie  die  Ziegen  u.  Lümmer  etc.)  u.  lat.  mic- 
cire  (cf.  bayr.  niickeru,  wiehern  etc.  bei 
Sc  hm.)  connex  ist. 

liafere,  havere,  Havarie  od.  Avarie,  d.  i. 
Schaden  an  Schiff  u.  Ladung  tvälirend  einer 
Seereise;  daher  überhaupt:  Seeschaden, 
od.  auch  (ganz  allgemein):  Schaden,  Ver- 
lust, Unglück  etc.  od.  Aufenthalt  dadurch, 
dass  Jemandem  Etwas  brach  u.  ivrack  ivurde; 
dat  schip  is  mit  hafere  binnen  kamen;  — 
he  hed  uuderwägens  hafore  had ,  darum  is 
he  güitern  so  lät  to  hüs  kamen ;  —  he  hod 
altid  hafere  (Schaden  u.  Aufenthalt)  mit  sin 
büdel,  wen  he  underwägens  is.  —  Nid.  ha- 
verij,  averij;   mnld.-  havereye,   averye    (jac- 


tura  sive  damnum  in  mari) ;  mfläm.  haverye 
(dasselbe) ;  mnd.  haferye ;  dün.  haveri ; 
schwed.  hafveri;  engl,  average.  Nach  Die z 
(I,  89)  soll  das  ital. ,  2>ort.  avaria;  ■'<pcm. 
5  averia;  franz.  avarie  von  mnld.,  mnd.  ha- 
verye, haferye  stammen  u.  vergleicht  man 
die  Wörter:  Büberei,  Gasterei  etc.  von  Bube, 
Ga-Ht  etc.,  so  wäre  es  auch  sehr  leicht  mög- 
lich,  dass  dieses  Wort   in  ühnlicher   Weise 

10  von  dem  schon  alten  Worte  haf  (die  hohe 
See,  das  Meer,  cf.  hef),  weitergebildet  wurde 
u.  dann  wörtl.  mit  See- er -ei  übersetzt 
iverden  müsste,  wonach  dann  hafere  urspr. 
soviel  ivie  „See-Betrieb ,   od.  ein  Etwas 

15  toas  man  auf  der  See  betreibt  u.  thut, 
bz.  dort  oft  vorkömmt  u.  nsus  ist"  bedeu- 
tet haben  könnte  u.  dann  später  speciell 
auf  die  jetzige  Bedtg.  eingeengt  u.  be- 
schränkt  loäre.      Gestützt   ivird   dies   noch 

20  dadurch ,  dass  das  Ueberbordiverfen  von 
Waaren  bei  Sturm  od.  beim.  Leckiverden 
der  Schiffe  sehr  häufig  vorkommt  u.  bekannt- 
lich ein  so  allgemeiner  u.  gewöhnlicher  S  ee- 
gebrauch  ist,    dass  man  kaum  ein   Wort 

25  darüber  verliert,  tvenn  es  geschieht. 

Wegen  weiterer  Erklärung  dieses  Wortes 
vergl.  Grimm,  Wb.  unter  Haf  er  ei  u.  Wei- 
teres unter  Havarie,  sowie  bei  Andern. 
hafer-görte ,  Habergrütze. 

30  hafei'-sak ,  Habersack ,  Futtersack.  Da- 
von franz.  havresak  (Tornister). 

liafer-wellen ,  Haferschleim,  od.  Suppe 
von  gekochter  Hafergrütze,  die  vor  dem  Ge- 
nuss   durchgeseiht  wird.    —    Watig.   haver- 

35  welling. 

haffel    in   gehaffel,    Gehappe,   rasches   u. 
gieriges   Hapyen    od.    Einhappen    u.    Ver- 
schlucken von  Speisen. 
liaifelen,   haffeln,  freq.  od.  anhaltend  u. 

40  rasch  happen ,  rasch  u.  gierig  essen  «. 
schlucken  etc.;  he  haffeld  dat  man  all'  so 
binnen ;  —  du  must  net  altid  so  sitten  to 
haffeln,  dat  sügt  je  net  üt,  as  wen  du  din 
läfend  net  sat  krigst ;  —    man  kan  d'r  hast 

45  hei  net  tagen  haffeln  (schlucken).  —  Wfries. 
(Vrije  Fries,  III,  20i  seq.)  haffelje 
(kauen  wie  alte  zahnlose  Leute ;  dem  Munde 
keine  Ruhe  gönnen,  viel  u.  unaufhörlich 
schwatzen) ,   haftelbek    (Weib ,  deren  Mund 

50  nie  still  steht,  cdtes  Schwatzmaul),  haftelerij, 
gehaft'el  (unaufhörliches  Geschioätz  etc.).  Es 
ist  freq.  von  happen,  ivas  loohl  mit  hobben 
u.  heften  (cf.  loegen  des  „f,  „b"  =  „p" 
unter  hafen  u.  bedarfen)  zu  derselben  y  gehört. 

55      häng,  s.  hef  lg. 

häfke,  Habicht.  -  Nd.  (Br.  Wb.)  ha- 
vik,  haavk ;  mnd.  havik,  liavek,  liawik ;  nid. 
havik;  mnld.  havick;  tvfries.  hauck ;  nfries. 
(0  utze  n)  häfk,  häfk ;    dithm.  hävk,  hövk, 

60  iiövick;  ags.  hafok;    engl,  hawk ;  an.  haukr, 


HAFTEN 


4 


HAGEL 


hauks;  schiccd  liük ;  (7ä/(.  bog;  ohcl.  habub, 
bapub ;  mhd.  habccb,  babicb,  bäbocb.  Wohl 
mit  hobbig  (greifig  etc.)  zu  bebbeii,  h:.  ahd. 
haban  (haben,  halten  etc.,  d.  i.  fassen,  grei- 
fen). Vergl.  dieserhalb  auch  Diez,  II, 
132  unter  gavilan  (Sperber)  u.  Fick,  III, 
63,  der  die  Staiumforni  babiga  auch  sur  y 
hab  =  lat.  cap  stellt  u.  ba1)ic  mit  lot.  capax 
vergleicht. 

haften,  s.  unter  becbteu. 

lial'ti^,  Endung  von  wärbafug  (wahrhaf- 
tig, wahrhaft),     cf.  aftig,  acbtig. 

Hage ,  der  Flecken  Hage  bei  Xordcn  im 
Amt  Berum.  Sprichw.:  in  Hage,  dar  is  niks 
as  kuminer  uu  pbige!  de  uiks  bed  an  kau 
niks  krigen,  de  h"it  man  to  Hag'  ütblit'en. 
cf.  H.  Büttger,  Diücesan-  u.  Gau-Gren- 
zen Norddeulschlands ,  pag.  180,  wo  dieser 
Ort,  hz.  dieaes  Kirchdorf  Hagba  um  1420 
genannt  loird.  Die  Bedtg.  ivird  dieselbe 
sein,  wie  von  Haag,  bz.  Hagba  (cf.  Ostfries. 
Urkundenbuch  con  Dr.  Fr i edlaende r, 
pag.  120),  der  Residenzstadt  von  Holland, 
nämlich:  Ort  in  einem  Hag,  od.  in  einem 
dichten  Gebüsch,  bz.  in  einem  e i n g e- 
eäunten  Wald,  Park,  Gehege  etc., 
da  der  Name  jedenfalls  icohl  wie  nfrics.  bäg, 
Lage;  an.  bagi;  schived.  bage  (eingehegter, 
eingezäunter  Platz,  Weide-Platz  etc.)  von 
ahd.  hag  (EinJiegung,  Verzäunung ;  dichtes 
Gebüsch;  eingezäunter  Wald  etc.)  weiterge- 
bildet wurde,  ivie  denn  auch  noch  die  Um- 
gebung von  Hage  sehr  wahlreich  ist  u.  die 
früheren  Grafen  von  Ostfriesland  in  dem 
hart  daran  grenzenden  Berum  ein  Jagd- 
scliloss  u.  einen   Wildpark  hatten. 

1.  hage,  Buhe,  behaglicher,  ruhiger  Schlum- 
mer etc.;  he  geid  na  bage  (zur  Buhe,  zu 
Bett);  —  he  ligd  iu  hage  (Ruhe,  Friede, 
Bequcndichkeit  etc.).  —  Mit  2  hage  v.  hage- 
lik  wolil  zu  hagen  od.  vielleicht  mit  nd.  (B  r. 
Wb.,  II,  562,  sub  4)  häge  (Schutz,  Sicher- 
heit) u.  1  M.  2  häge  zu  ahd.  bag;  cf.  1  ii. 
2  hägen. 

2.  hage,  Freude,  Vergnügen,  Behagen  etc. ; 
he  hc'd  so  regt  sin  hage  dar  an.  —  Nd. 
(Br.  Wb.,  II,  562;  s.  .sub  2)  bäge;  mhd. 
hage  (Behagen,  Wohlgefallen,  Behaglichkeit). 
Wohl  auch  zu  liagen.  Vergl.  indessen  böge 
n.  s.  ivciter : 

3.  liage,  s.  hage-türf. 

1.  häge,  hege,  hegge,  Hecke,  lebendiger 
Zaun,  Einfriedigung  etc.  —  Nid.  baag 
(Zaun)  u.  heg  (Hecke);  mnld.  heggbe  (du- 
mus,  sentis,  seiiticctum;  sepes,  sppimentura; 
cratis  senticosa  seu  viniiuea)  u.  haeghe,  haglie 
(sepes,  sepimentum,  septum),  sowie  hacgbc 
(domiis) ;  mnd.  hage  (lebendiger  Zaun,  Zaun, 
Hecke)  u.  hege,  hecb,  lioge  (Zaun,  Einfrie- 
digung, Hecke;    Gehölz,  kleiner  Wald;  Ge- 


hege, [umzäunte]  Wulinung :  Schutz);  ahd. 
bag  (Einhegung,  Verzäunung ;  dichtes  Ge- 
büsch: eingczäu)i(er  Wald,  Park)  u.  begga; 
vihd.  begge,  hecke  (Hecke,  Zaun  etc.) ;  ags. 
5  haga  (Zaun,  eingehegtes  Feld,  Garten,  Vor- 
iverk)  u.  hege  (Zaun,  Hecke),  gehäge  (ein- 
gezäuntes Feld,  Gartenland  etc.);  engl,  bedge 
(Zaun  etc.) ;  schwed.  bage  (eingezäunter 
Platz,    Viehweide)    u.    hägen   (Umzäunung, 

10  Einfriedigung ;  ScJiutz,  Schirm  etc.)  etc. 

2.  häge,  hege,  Hege,  Hut,  Schutz,  Bc- 
UHihru)ig,  Wartung  etc.;  he  bed  hnm  sin 
god  in  häge  (Bewahrung,  Hut,  Aufsicht  etc.) 
im  plage  (Pflege)  gäfen ;  —  he  bi'd  dat  kind 

15  in  häge  un  plägo  iiamon ;  —  se  bebben  dar 
bi  buni  aliid  güd  hör  häge  uu  plage  bad 
(sie  sind  da  bei  ihm  stets  gut  gehegt  u.  ver- 
pflegt). —  Nd.  (Br.  Wb.,  II,  562,  sub  4) 
häge  (Schutz,  Sicherheit  etc.).     Das  Weitere 

20  s.  unter  hagen  u.  hägen,  sowie  1  bäge. 

hago-böke.  hägbök',  Hage-  od.  Hainbuche. 

—  Nid.  liaagbeuk;  )id.  bagebüke,  babOke; 
ahd.  haganpuocha,  haginbuocha;  mhd.  ha- 
gcnbuocbe .    bagebuoclie ,    bagbuoche.      Die 

25  Bedtg.  ist:  Hecken-  od.  Z  au  n  -  Buche  u. 
ist  hagan    von   ahd.    hag   (Einhegung ,    Ver- 
zäunung) weitergebildet.  j 
hage-böken,  Jitlgböken,  haböken,   hage-     1 
buchen,   von  der  Hagebuche;   du   must   sen,      ^ 

30  of  du  wat  hägböken  (od.  bäböken)  holt  to 
de  möleakammen  krigen  kaust;  flg.  (von 
schwachem  u.  krüppelhuflem  Wuchs,  im  Ge- 
gensatz zu  dem  der  gewöhnlichen  Buche 
entlehnt)  krüpipelhuft,  verkrüppelt,  halbwüch- 

35  sig,  schwach,  unvollständig  etc.;  dat  is  mau 
so  'n  hag  —  od.  bäbökon  büm  od.  kerel, 
jung'  etc.;  —  he  is  man  so  bäböken  (schwach, 
klein,  verkrüppelt ,  halbwüchsig  etc.)  bläfeu;      j 

—  dat  büs   sügt  so  liäböken    (unvollständig,      f 
■40  nicht  ordentlich  od.  so  icie  es  sein  soll,  halb- 
fertig, icic  von  einem  Pfuscher  gemacht  etc.) 

iit,  as  wen  't  hei  net  ördindlik  klär  worden 
un  ütböed  is;  —  be  is  d'r  so  bäböken  (wie 
ein  Stümper  od.ioie  Jemand,  dem  die  Hände 

4.5  verkehrt  stehen  u.  der  deshalb  nichts  recht 
maclien  kann  etc.,  bz.  linkisch,  unbeholfen 
etc.)  bi  dun ,  as  of  he  sin  läfend  nog  gen 
stük  geredscbup  in  de  band  bad  bed ;  —  dat 
sügt  arbarmdlik    bäböken    (linkisch,   dumm) 

üO  üt,  so  as  du  dar  bensteist  to  gapen. 

häge-knipcrko,  Zaun-   od.  Heckenkönig, 
so  benannt,  weiter  immer  durch  die  Hecken, 
bz.  dichtes  Gebüsch  u.  Gestrüpp  kriecht. 
1.  liagol    (sowohl   collect.,    als   auch  vom 

55  einzelnen  Hagelkorn  u.  dann  mit  dem  Plur. 
hageis),  Hagel;  a)  gefrorene  Eiskörner  od. 
einzelnes  Eiskorn;  —  b)  Bleischrot,  Schrot 
zum  Schicssen.  —  Nid.,  nd.  hagel ;  mnld. 
haeghel;  afries.  (Wiar  da,  pag.  187)  heyl ; 

60  ivfrics.  (Jap ix)  heyl,   Iieyle;   nfries.  hajcl ; 


HAGEL 


HAGEN 


wang.  hil ;  ags.  hagal,  hagol,  haüul,  hilgel ; 
engl,  liail ;  an.  liagl;  sckived.,  (Jan.  ha  gel; 
«h(l.  hagal,  hagel ;  inhd.  hagel  (Hagel ;  hihll. : 
Unglück,  Verderben).  Weitn  gricch.  cliä- 
laxa  (Hagel),  chalaxaö  (hageln),  Int.  grando; 
lislav.  gradu  (Hagel)  mit  sl.r.  hräfliiui  (Un- 
toettcr)  etc.  ^(.  goth.  gretan  (weinen,  klagen 
etc.)  zur  y  ghard,  ghräd  =  slr.  hräd,  send. 
zräd  (rauschen,  rasseln  elc,  hz.  sonarf,  cf. 
greta  etc.)  gehört,  die  von  ghar  (sonaro, 
cf.  grinen)  loeitergchildet  ist  n.  dazu  rer- 
gleicht,  dass  grand  n.  grind  zu  grindan  mit 
der  Grdhdtg. :  knirschen ,  knirschend  zer- 
malmen a.  zerreiben  etc.  gehören,  so  könnte 
auch  hagel  nebst  gricch.  kachlex  (Steinchen, 
Kiesel,  bz.  Kies),  kagchäs  (Lacher)  etc.,  Int. 
cachinnari  etc.  zu  der  ]/  kak  =  skr.  kakk, 
kakh  (lachen)  od.  zu  (cf.  Bopp)  kac  (so- 
nare),  bz.  zu  der  y  kach,  kancli  (to  bind ; 
to  shiiie;  to  sound,  cf.  Benfeg  u.  unter 
hagen  am  Schlüsse)  gehören,  da  wohl  auch 
kak  jedenfalls  loie  die  y  kark,  krakati  (tö- 
nten, lachen,  krächzen)  von  goth.  hlalijan 
(lachen),  griech.  klazö  eklagon  (schreien), 
klagge  (sonus),  lat.  clangcre  etc.  (cf.  Fick, 
I,  42)  urspr.  die  Bedtg.  sonare,  od.  einen 
unarticulirten  Ton  Jiören  lassen,  hatte  u. 
tüonach  denn  auch  hagel  ein  Etwas  sein 
konnte,  was  rauschend  od.  rasselnd 
u.  }) r a s sein d  n ied erführt ,  od.  ein  G e- 
rüusch  u.  Gerassel  etc.  macht,  ivie  ja 
auch  engl,  hail  ausser  hageln  die  Bedtg.: 
brüllen,  schreien  etc.  hat  u.  auch  mnld.,  bz. 
afries.  (KU.)  hagghen  (rixari)  vielleicht  die- 
ser y  angehört,  ivie  desgl.  auch  das  gleich- 
bedeutende mnd.  (Seh.  u.  L.)  hagen,  hag- 
gen  etc.,  engl,  haggie. 

2.  hagel  in  Janhagel;  s.  d.  n.  cf.  Grimm, 
Wb.  unter  hagel  sub  6. 

3.  hagel,  böse,  verdri esslich  etc.,  bz.  mi.'^s- 
günstig  u.  verderblich  gesinnt;  he  kikd  so 
hagel  (böse,  grimmig,  mürrisch  etc.)  iit,  as 
de  düfel ;  —  he  is  ferdomd  hagel  up  ml;  — 
he  is  mi  not  so  hagel,  as  de  düfel.  Es  ist 
wahrscheinl.  vom,  Subst.  1  hagel  iii  der  bildl. 
Bedtg.:    Verderben,    Unglück  etc.  abgeleitet. 

hageldom,  Hagedorn,  d.  i.  Hecken-  od. 
Zaun-Dom,  von  ahd.  hag;  s.  unter  hage- 
böke. 

hageldörnwifkes,  die  rothen  Früchte  des 
Hagedorns,  aucli  hägewibkes  (s.  d.)  genannt. 

hageleil,  hageln,  hageln,  graupeln.—  Nid. 
hagelen  ;  nd.  hageln;  ufries.  (J a p i x)  hey\- 
jen;  wang.  hil;  afries.  (W i a  r  d a)  heUja, ; 
ags.  hagolan;  engl,  hail;  ccn.  hcgla;  norio., 
schwed.  hagla;  dein,  hagle. 

hagelik,  hagelk,  freudig,  erfreulich,  be- 
haglich, ruhig  u.  friedlich  etc.;  he  kikd  so 
regt  hagelk  ut ;  —  dat  is  'n  hagolken  säke  ;  — 
de  sünne  schind  so  regt  hagelk ;  —  wi  sitten 


Inr  so  regt  hagelk  bi  'nander.  —  Afries. 
haglik;  vd.  (l)ähn  e  rt)  häglig  (ergötzlich, 
lustig). 

Ilageil,  ;«/.  Name;    Hagena,  Geschln. ;  cf. 
5  Fö  r  s  t  c  m  a  n  n   unter  hag. 

hagen,  angenehm  sein,  Vergnügen  machen, 
behagen  ,  angenehm  berührt  werden  wovon, 
(sich)  freuen,  Freude  machen  od.  haben  u. 
emjifinden,  sich  mit  Freude  woran  erinnern, 

10  sich  behaglich,  glücklich,  ruhig  u.  zufrieden 
fühlen  etc. ;  dat  lu'igde  hum  so  regt,  dat  he 
dar  so  warm  iin  gud  srt ;  —  dat  liiigd  hum 
net,  dat  lic"  in  hCis  bllfen  sal ;  —  de  wchal 
sük  hagen,  wen  he  dat  hörd,  dat  sin  dogter 

15  'n  liitjcn  sdn  aferwunnen  hed  ;  —  dat  kan 
hum  so  regt  hagen,  wen  'n  ander  rninsk  un- 
glük  hcd;  —  dat  hägd  hum  nog  altkl  (das 
macht  ihm  noch  immer  Freude,  od.  er  denkt 
noch  stets  mit  Freude  daran),   dat  he  forig 

20  jär  bi  uns  tum  besfik  west  ist;  —  he  hägd 
sük  dar  so  regt,  war  hü  nu  wand.  Compos. 
be-  u.  mishagen.  —  Afries.  hagia;  satl. 
hägje;  wfries.  heagjen;  nfries.  hage;  nid. 
hagen;  nd.  (Br.   Wh.,  IT,  561),  hägcn,  ha- 

25  gen  (freuen,  cf.  auch  bögen  u.  pag.  562 
hagen,  Belieben  haben,  gefallen) ;  mnd.  ha- 
gen; as.  (bi)  hagun  (behagen  etc.)  ags.  (cf. 
H.  Leo,  113  serp  unter  hi'gan)  hagian  od. 
bagjan  in  on-  u.  gehagian ;  ahd.  (hagan)  nur 

30  im  Partie,  kehagin  u.  mhd.  hagen  in  ge-  u. 
behagen.  iJic  Grdbdtg.  dieses  Vbms.  ist 
(wie  von  1  gaden  u.  h&to.n)  eigcntUcJi :  an-  u. 
zu  einander  bcivcgen,  rereinigen  u.  so  bin- 
den, schliessen,  fügen,  passen,   gut   u.   ge- 

35  schickt  auskommen  u.  sein ,  recht  sein,  Be- 
hagen t(.  Freude  machen  etc.  u.  gehört  es 
mit  an.  haga  (accommodare ,  ordinäre ,  bz. 
einrichten,  anordnen  etc.  od.  sich  schicken, 
passen,   geziemen  etc.,    cf.  hagar,    es  passt, 

40  ziemt  etc.),  hagr  (Einrichtung ,  Lage,  Stel- 
lung, Verhältniss;  Vortheil,  Nutzen;  Billig- 
keit, Gebühr,  Zukommniss  etc.,  cf.  auch  gade 
etc.  ?/.  bäte),  hagr ,  hög,  hagt  (passend,  ge- 
schickt etc.) ;    hoegr,    hogr    (leicht,    beejucm, 

45  angenehm,  erfreulich) ,  hoegri  (dexter),  hoe- 
g'md'i  (Beeiuemlichkeit,Annehmlic}ikeit), hoegia. 
(moderare,  mildern,  beruhigen;  fördern  etc.), 
liog  in  höglifi  (ruhiges,  friedliches  lieben), 
högligr  (leicht  u.  beriuem  zu  behandeln)  etc. ; 

50  isl.  haga  (concinnare,  ordinäre),  hagr  (dexter, 
artiticiosus)  etc. ,  sowie  ahd.  hag  (Befrie- 
digimg,  Einfriedigung,  Ein-  u.  Umschlies- 
sung,  Umzimnung,  Ver zäunung ;  dichtes  ge- 
schlossenes    Gebüsch;    eingezäunter    Wald, 

55  Hag,  Gehege  etc.),  sowie  unser  1  u.  2  hage 
u.  1  u.  2  häge  u.  hägen  etc.  (diese  jedoch 
tvoJil  nur  als  Weiterbildungen  von  hag)  nebst 
allen  den  darunter  angeführten  Wörtern  zu 
einer  germ.  ]/  hag  =    skr.  kac,  kanc    (bin- 

60  den,  fesseln,  umbinden,  gürten,  cf.  bei  Bopp 


HAEGEN  HEGEN 


6 


HAGE-TOERF 


y  kac,  binden  etc.  u.  hei  Fick,  I,  36,  y 
kak,  bz.  bei  Ben  fei/  y  kach,  kaüch)  = 
»/</.  kak  (cinu'ore)  ijeliören. 

Vergl.  indessen  Fick,  der  hixg  (Verzäu- 
nung  etc.)  von  kak  (cingere),  dagegen  hagen 
(passen)  von  einer  idg.  }'  kak  =  zend.  ^ac 
Qyassen,  geziemen)  ableitet,  die  er  zu  idg. 
kak  (genügen,  hinreichen ,  im  Stande  sein) 
=  skr.  ^ak  (vermögen,  helfen  etc. ,  cf.  I, 
55)  stellt.  Da  Jedoch  die  Bedtgn. :  pausen, 
fügen  de.  Kohl  auf  die  .^innl.  Bedtg.:  bin- 
den, schliessen ,  znsammcnmachen  ,  vereini- 
gen etc.  zurückgehen  (cf.  z.  B.  auch  salig 
etc.),  so  dürfte  die  Ableitung  i'on  kak  (bin- 
den etc.)  Jüohl  für  beide  Wörter  beizube- 
halten sein. 

hägen,  hegen,  a)  :äunen,  he-  ein-,  um- 
zäunen od.  he-,  ein-,  um-f riedigen ;  de  tun 
mut  nes  (aufs  Neue)  häjid  worden ;  —  dat 
land  is  inhäud ;  —  b)  liegen,  pflegen,  heicah- 
reii,  hüten,  warten,  Hut  u.  Wartung  ange- 
deihen  las.-<en ;  hv  hed  dat  kind  gud  hilgd 
im  plägd.  —  Nd.  (B r.  \Vb.  etc.)  Lägen; 
mnd.  (Seh.  u.  L.)  hegen,  hegenen,  lieien 
(umzäunen,  befriedigen,  einfriedigen;  ein 
Wehr  od.  hech  machen;  schützen,  unterhcä- 
ten,  bewahren ;  bergen,  bei  Seite  legen,  ret- 
ten, sparen;  ein  Gericht  hegen,  od.  eigent- 
lich die  unter  freiem  Himmel  belegene  Ge- 
richtsstätte einzäunen  u.  befriedigen) ;  ahd. 
(hagjan,  hakjan ,  hegjan) ;  mhd.  hegen  (mit 
einer  Umzäunung  od.  einem  hag  [s.  tmter 
hagen  am  SchhissJ  umgehen  u.  absperren  u. 
dadurch  .-sichern  od.  in  SicJierheit  u.  Hut 
bringen;  hegen,  pflegen,  bewahren);  mnld. 
heghen ,  hegghen ,  heghenen ,  hegeneu  (in- 
striiere,  ornare,  colere ;  educare,  servare,  cu- 
stodire ;  agere  forum,  Judicium,  legitime  cou- 
firmare:  sfipirc  dumetis  et  vepribus) ,  sowie 
haej'en  (fovcre,  colere) ;  afries.  heia ;  ags. 
hegian  (sepire  etc.) ;  an.,  isl.  hegna  (circura- 
sepire,  aggere  nuinire;  coercere,  castigare); 
schwed.  hiigna  (umzäunen,  befriedigen  ;  schüt- 
zen, beschirmen ,  vcrtheidigen)  etc.  Vergl. 
weiter:  nid.  heinen  (aus  hegenen,  cf.  hain  od. 
hein),  zäunen  od.  cingere,  cf.  omheinen,  cir- 
cumcingere  od.  umzäunen  etc.  u.  sodann 
noch  mhd.  heien ,  heigen,  ivachsen;  pflan- 
zen; aufziehen,  gross  ziehen,  liegen,  schützen, 
pflegen ;  ags.  hegan  (sepire,  tueri),  ivelch  Letz- 
tere möglicherweise  ebenso  tvie  hagen  direct 
von  der  germ.  ]/  hag  (ligare)  entstanden  u. 
nicht  wie  hägen  von  dem  Subst.  hag. 

hager,  mager,  dünn,  schmächtig,  abge- 
zehrt, dürr  etc.;  hO  is  hager  (od.  mager) 
un  klen  as  'n  bonenstolter.  WcnJi  man  tat. 
macer  (mager,  klein,  dünn)  u.  unser  klen 
(klein)  in  der  Bedtg. :  mager,  dünn  etc.  ver- 
gleicht u.  dazu  hält ,  dass  mhd.  krank  die 
Bedtg. :  schwach,  dünn,  schlank,  schmächtig 


etc.  u.  gracilis  hieben:  sclilank,  dünn,  schmal 
etc.  auch  die  Bedtg.:  mager  hatte,  so  i-4 
zunäcJist  wohl  anzuneJimeu ,  dass  das  erst 
spät  mild,  erscheinende  hager  mit  liägel  (fein, 
5  (lünn,  zart)  u.  hagel  in  hagelgeschrei  (fei- 
nes, dünnes  Geschrei,  cf.  Grimm,  Wh.  IV, 
zweite  Abth.,  Sjyalte  145  u.  146)  vo)i  Hause 
aus  identisch  ist  u.  sich  der  Begrifl^  graci- 
lis, bz.  mager,  dünn,  schlank   etc.    aus  der 

10  von:  leicht,  bequem  etc.  (cf.  an.  \\OQgv  unter 
hagen)  od.  aus  der  von:  gewandt,  geschickt 
etc.  des  an.  hagr  fc/'.  »»fry  hagen)  entwickelt 
hat.  Möglicli  ist  es  jedoch  auch,  dass  es  in 
der  Weise  von  ahd.   hag  weitergebildet  ist, 

15  bz.  mit  diesem  u.  ahd.  liagan  (Dorn,  Dorn- 
busch, Vorhau)  zusammenhängt,  dass  die 
mdartl.  geiviss  schon  viel  früher  vorkommen- 
den Wörter  lu'igel  (fei)i,  dünn  etc.)  u.  hager 
(mager)    beide    urs2)r.    die    Bedtg. :     dornig, 

20  scharf,  .ipitz ,  .<itechend  etc.  hatten,  wie  ja 
eine  feine  dünne  Stimme  auch  eine  scharfe 
Stimme  ist  u.  bei  einem  hagern  Menschen 
das  Gesicht,  bz.  Nase,  Kinn  etc.  auch  scharf 
u.  spitz  sind  u.  die  Knochen  bei  hagern  Ge- 

25  schöpfen  auch  scharf,  spitz  u.  eckig  vorra- 
gen od.  hervorstehen.  Vergl.  auch  tvegcn 
des  Zusammen  falls  der  Begrifl'e:  spitz, 
scharf  u.  dürr  das  mnd.  (Seh.  u.  L.) 
hage  od.  haghe  in  dem  angeführten  Beispiel : 

30  wen  de  vrost  blaset,  so  werdet  alle  krudc 
ichte  struke  alse  de  haghe  ichte  scherpe  des 
disteles ,  d.  li.  wohl  so  d  ü  r  r  loie  die  Dor- 
nen od.  Schürfen,  scharfen,  stechenden  Spit- 
zen etc.  der  Disteln,  toelches  Wort  wohl  eher 

35  mit  hage  (dumus  etc.)  identisch  sein  dürfte, 
als  dass  man  annimmt,  es  sei  mit  vorgesetz- 
tem .,h"  aus  age,  agen  =  ahd.  agana,  mhd. 
ageu  (Spreu)  entstanden. 
hjiger.  hägerd,  heger,  hegerd,  Heger  od. 

40  Finer  der  liegt,  bz.  gut  sorgt,  hütet,  beicahrt 
u.  spart;  daher  auch:  tüchtiger  sorgsamer 
zuverlässiger  fixer  Mensch;  't  is  jo  'n  hager 
od.  hägerd  fan  'n  kerel !  dar  kan  man  wat 
up  stau  laten.     Sprichw. :   up   'n  heger  (gu- 

45  ter  Haushalter  etc.)  kumd  'n  fleger  (Bruder 
Leichtfuss). 

hüge-,  hegge-spilen ,   Stöcke  zum  Dicht- 
machen einer  Hecke. 
hage-törf  od.  hage,  die  über  dem  schivar- 

50  zen  ti.  schwersten  Torf  lagernde  Schicht, 
ivelche  den  etwas  leichten,  vielfach  mit  Sten- 
geln von  Gestrüpp  u.  Böhricht  durchwach- 
senen u.  dadurch  einen,  ein  etwas  rauhes,  za- 
seriges   u.  struppiges  Ansehen  habenden 

55  Torf  liefert;  —  wen  ji  't  mör  ofbrunkt  hebben, 
den  k8nd  ji  erst  de  grisc,  den  de  bunte, 
darup  de  spalte  (od.  splint)  un  den  de  hage 
(od.  hagetiirt")  der  ofgrafcn ,  dat  de  swarte 
un  beste  türf  gans  up  't   sent    blil't.     Dieses 

GO  hage  ist  wohl  eher  mit   mnd.    hage   (rubus, 


HAEGE-WIBKES 


HAKE  HAK 


dumus  etc.)  u.  ahd.  hagan  (Dorn ,  Dorn- 
busch, Verhmi  etc.,  von  ahd.  hag ,  dichtes 
Gebüsch,  G  estr  iijjj)  etc.,  cf.  unier  Hage 
u.  hagen  etc.)  als  mit  afries.  hach  (hoch, 
cf.  hög  u.  bei  Stbg.  im  Nachtrag,  pag.  347) 
connex,  zu  welch  letzterer  Annahme  die 
Lage  dieser  Torfschicht  wenigstens  keine 
Veranlas.'iung  bietet. 

häge-wibkes,  die  rothen  Fruchte  des  Ha- 
gedorns, cf.  wibke  u.  jöpke. 

hägtas,  «.  äftas. 

lia-ha,  ja-ja  etc.;  hä-liä,  ach  so!  also! 
jawohl!  ich  verstehe  etc.;  \\'-A-\iä,,ncin-nein! 
cf.  2  ha  etc. 

haie,  hai  od.  hei,  Hay,  Hai/fisch.  —  Nid. 
haai;  mnld.  (KU.)  haeye,  haye;  dän.  hai; 
schwed.  haj.  Gehört  dies  Wort  zu  mnld. 
haeyen  (exantlare,  perpeti ,  perdurare),  weil 
dieser  Fisch  so  ausdauernd  im  Verfol- 
gen der  Schiffe,  bz.  der  Beute  ist? 

Hayo ,  ml.  Name ;  Geschln.  Hayung, 
Heyungs,  Hayunga.  Wegen  früheren  Vor- 
kommens dieses  Namens  cf.  Dr.  Fried- 
laender,  ostfries.  Urk.-Buch,  Nr.  43.  Da- 
von wohl  auch  (als  Koseform)  Hayko  od. 
Heiko,  soioie  der  ml.  Name  Heye  statt  Haye. 

1.  hak,  a)  Schlag  (ictus  od.  Hau,  Stoss, 
Hieb,  Stich  etc.  in  Etivas  hinein)  mit  einem 
scharfen  u.  spitzen  Instrument  (Hacke,  Beil, 
Zinkenhacke  etc.)  od.  auch  Biss  mit  den 
Zähnen  etc. ;  he  hed  d'r  'n  dügtigen  hak  in 
henin  dän;  man  kan  de  sporeii  d'r  nog  fan 
sen;  —  b)  ab-  od.  aus-gehacktes,  ab-  od. 
ausgeschlagenes,  ab-  od.  aus-gebissenes  Et- 
was, Stück,  Brocken,  Bissen  etc.;  he  hed 
d'r  'n  dügtigen  hak  üthauen  od.  ütdän ;  — 
c)  (collect.)  Gehacktes,  Zerkleinertes,  kleines 
Zeug ;  fig.  Geringes,  Werthloses,  Schlechtes, 
Gemeines  etc. ;  wi  willen  to  fau  middag  'n 
bitje  hak  (gehacktes  Fleisch)  kopen;  —  't 
is  emer  kak  (es  ist  nichts  als  Ge-  od.  Zer- 
hacktes, Zerkleinertes,  bz.  wie  Kraut  u.  Bu- 
ben durcheinander  gehacktes  u.  gemischtes 
Zeug);  daher:  hak  un  mak  (Krethi  u.  Plethi, 
od.  allerlei  schlechtes  Volk,  Janhagel  etc.) 
=  nd.  (Br.  Wb.,  Schambach  etc.)  hak 
un  mak,  hackemak  u.  schwed.  hackraat  etc. 
—  Nid.  hak  (Hieb,  Schnitt,  Hau  etc.);  mnd. 
(Seh.  li.  L.)  hack  (Gehacktes,  Fricassee; 
gemeines  Volk ,  Janhagel) ;  schived.  hack 
(Hieb,  Hau  etc.);  engl,  hack  (Kerb,  Ein- 
schnitt, Hieb)  etc.,  cf.  hau,  bit,  bat  u.  Wei- 
teres unter  hakken. 

2.  hak,  s.  1  u.  2  hakke. 
hak,  s.  hake. 

hak-blok,    Hack-,  Hau-,  Hobel-Block. 

hak-bred,  Hackbrett. 

häkd,  liekd,  hakt,  äkd  etc.,  Hecht,  Raub- 
fisch mit  mehreren  Reihen  sehr  scharfer 
rückwärtsgebogener,  bz.  gekrümmter  od.  ha- 


kenförmiger Zähne.  —  Nd.  hekcd,  hakt; 
innd.  heket;  mnld.  (KU.)  heket;  as.  haceth, 
heket ;  ags.  hacod,  hiiced  ;  engl,  hakot  (Meer- 
hecht), haked  (grosser  Hecht);  ahd.  hachit, 
5  hechit;  mhd.  hechet.  Wegen  der  gekrümm- 
ten od.  hakenförmigen ,  bz.  zinkenförmigen 
u.  scharfen  Zähne  könnte  der  Name  wohl 
mit  Hake  od.  Hacke  vom  Stamm  hak, 
hach  loeitergebildet  sein.     Da  indessen  auch 

10  häkel  (s.  1  häkel)  ein  Werkzeug  mit  schar- 
fen u.  krummstehenden  Spitzen  ist  u.  dessen 
Stamm  mit  dem  von  Hecht  noch  besser 
stimmt,  loie  der  von  Hake  u.  Hacke,  so 
dürfte   es   ivohl    zweifellos   sein ,    dass   die 

15  Wörter  Hecht  u.  Hechel  beide  von  demsel- 
ben Stamm  weitergebildet  sind  u.  diesem  die 
Bedtg. :  spitz,  scharf,  stechend  etc.  zu  Grunde 
liegt,  worüber  mehr  unter  häkel.  Zur  Be- 
stätigung dieser  Annahme  vergl.  ausser  mnd. 

20  hekele  (Stichling  =  unserm  stikelstag  etc.) 
von  hekel  (Hechel)  noch  die  Hechtnamen: 
schwed.  gädda;  dän.  gjedde  von  an.  gadd 
(Spitze,  Stachel) ;  engl,  pike  von  pike  (Spitze, 
Stachel,  Dorn)  u.  franz.  brechet  von  breche, 

25  bz.  afranz. ,  pic.  broc  (Spitze,  Spiess),  wie 
desgl.  auch  franz.  bequet  (Schnabel ;  Hecht) 
mit  2^^^^i^-  l*6ca  (Haken)  von  dem  mit  un- 
serm bek  aus  derselben  Quelle  stammenden 
prov. ,   franz.    bec ;    port.    bico     (Schnabel, 

30  Spitze). 

hake,  liäk,  Haken  zum  Einhaken  u.  Fest- 
halten od.  ein  zum  Halten,  Fassen  u.  Fangen 
eingerichtetes  u.  geeignetes  Etwas,  gekrümmte 
od.  mit  einem   Widerhaken  versehene  Spitze 

35  etc.;  dar  sunt  hei  gin  haken  an  to  smiten, 
um  dat  to  holden  of  to  krigen;  —  he  wet 
d'r  nog  wol  'n  häk  antoslän,  um  d'r  fät  an 
to  krigen.  —  Nd.,  mnd.  hake;  nid.  haak; 
nmld.  (KU.)    haeck    (uncus,    dens,    hamus, 

40  manus;  harpago,  lupus;  ansa);  wfries.  heacke; 
ags.  hök ;  engl,  hook ;  an.  häki;  schwed.  hake; 
dän.  hage;  ahd.  häco,  hägo,  hacco,  haggo; 
mhd.  hake,  hacke  u.  haken  (furca,  uncus). 
Es  wird   im   G  r  i  m  m '  sehen  Wb.    als   ein 

45  Instrument  zum  Hängen  gedeutet  u.  zu  hä- 
han  (hängen,  cf.  hangen)  gestellt.  Da  in- 
dessen die  Formen  (u.  zumcd  die  ngerm.) 
im  Auslaut  schlecht  dazu  stimmen  u.  beim 
Vergleich   von  lat.  uncus,    skr.  anka,    zend. 

50  aka  (Haken,  lUammer),  griech.  '■dgkos( Bucht), 
ags.  anga,  onga  (Pfeilspitze,  od.  wohl  Spitze 
mit  Widerhaken)  von  ]/  ak ,  ank  (biegen, 
krümmen  etc.,  cf.  angel  u.  anker)  man  auch 
bei  hake  eher   an   eine  y   mit  der  Bedtg. : 

55  biegen,  krümmen  etc.  denken,  bz.  annehmen 
muss,  dass  das  Wort  hake  urspr.  ein  ge- 
krümmtes u.  gebog enes  Etwas  be- 
zeichnet hat,  wofür  auch  die  alten  Sprichw. : 
waz  werden  wel  ze  häge,    daz  krümbe  sich 

60  bi  zite;  —  ez  krumbet  vruo,  swaz  z'  einem 


HAEKEL  IIEKEL 


8 


HAEKELEN  HEKELEN 


haggen  werden  wil;  —  swaz  z'  eime  haggen 
•werden  sol,  daz  krümbet  sich  vil  vrüeje  — 
w.  das  spät.  )nh(l.  Vbm.  hachen  (kriimmeii, 
beuge»)  sprechen,  .so  darf  man  nach  ags. 
hök,  engl,  hök  u.  unser m  hük  (Angel,  Thür- 
angel ;  Ecke,  Winkel,  Kriiminung,  Biegung 
etc.)  wohl  eher  annehmen,  da.-<s  hiico  mit  nhd. 
hocken  (kauern,  sich  in  gekrümmter  Stel- 
hing  niederlegen ,  bücken  etc.)  u.  unserm 
huke,  sowie  lat.  qiiec  (dem  Stamm  von  con- 
quexi,  couquiiiisco)  u.  coxim,  bz.  den  Wijr- 
tern  h6g  u.  an.  hauga  (Hügel),  lit.  kaukas 
(Beide)  etc.  von  einer  aus  y  kak  (binden, 
gürten,  umgürten,  hz.  circuniciugcro  od.  rund 
it.  in  einem  Bogen  amziclien,  cf.  hatten)  oit- 
standenen  ]'  kuk,  kvak  (wölben,  krümmen) 
=  germ.  huu'  (cf.  huko,  hük,  bz.  hocken  etc. 
von  huii,  icic  bocken  u.  bücken,  bz.  buk, 
bukken  von  gcrin.  }'  bug)  stammt,  od.  gleich- 
falls zur  y  kak  gehört,  wie  auch  Fick  (cf. 
I,  3G  seq.)  skr.  cakra  (Bad,  Kreis)  mit 
griech.  ki'iklos  (Rad,  Kreis)  u.  unserm  wOl 
zu  kak  stellt  ?  cf.  auch  1  häkel  u.  1  n.  2 
hakke  u.  l'oit,   Wurzehvb.  III,  l.'Jl). 

1.  häkel,  hekel  u.  auch  hokel,  Hechel, 
Werkzeug  mit  krummstehenden  Spitzen  zum 
Reinigen  von  Flachs,  Wolle  etc.;  dör  de 
hiikel  trekken  od.  haleu  (durch  die  Hechel 
ziehen,  durchhecheln ;  fig.:  Jemanden  scharf 
mitnehmen).  —  Nd.  hiikel,  hekel ;  mnd.  he- 
kele;  nid.  hekel;  mnld.  (KU.)  haeckel,  he- 
kel (ferreus  hanius,  ferreiis  pocten ,  instrii- 
mentum,  quo  Jinum  pectitur);  wfries.h.\c'kQ\, 
haeckel  (s.  n)iter  häkelen),  od.  (nacli  0  at- 
zen s.  unter  hägel)  hekel;  wang.  (Fh  ren- 
traut, I,  'j7ä)  hitsel  (wegen  ts  =  k  (/. 
britsen) ;  nfries.  (0  utze  n)  hagel ,  hägel ; 
ahd.,  mhd.  hachole,  hechele;  engl,  hatchel 
u.  hackle;  schwed.  häckla;  dän.  heglc ;  norw. 
hekla.  Der  Stamm,  bz.  die  germ.  y  hak 
von  häkel  hat  die  Bedtg. :  hauen,  schlagen, 
schneiden,  spalten,  stossen,  stechen  (cf.  die 
Wurzeln  1  w.  2  bhar  bei  Fick  u.  unter 
bar,  bör)  u.  gehört  häkel  als  Gerüth  mit 
scharfen  Spitzen ,  bz.  Zinken  od.  auch  cüs 
stachlichtes  Etwas,  Ding  ivas  Stacheln  hat 
(cf.  mnd.  hekele,  Stichling  u.  nhd.  Hau- 
Hechel)  Jedenfalls  mit  1  bakke  zu  einem 
Vbm.:  ahd.  hachan,  licchan  etc.  od.  viel- 
leicht hachjan  mit  der  Bcdtg.:  hacken,  hauen, 
schlagen,  stossen,  stechen  etc.,  tvas  allerdings 
ahd.  nicht  belegt  ist,  indessen  im  Vergleich 
von  ahd.  hekjan,  mhd.  hegen  aus  ahd.  hag- 
jan  u.  nach  mhd.  huchelen  (hccitebi ,  cf.  1 
häkelen)  etc.  mit  africs.  hakia  (liak-ja)  od. 
hackia  (in  tohackia,  zerhacken),  ags.  liaccan  ; 
andul.  hecchan ;  mhd.  liecken  u.  hacken 
(hacken,  hauen,  stechen  etc.)  identisch  /><  u. 
dessen  ursjir.  hoehd.  „ch"  zu  unserm  ngcrm. 
„k"  sich  ebenso  verhält,  ivie  in  ahd.  machün 


=  as.  macon,  afries.  raakia  (mak-ja),  ags 
macian  (mac-jan)  u.  unserm  maken.  Wei- 
teres vergl.  daher  unter  1  hak,  hakken  u. 
hikken  u.  dazu  auch  die  folgenden  Wörter: 
5  2.  häkol,  hekpl .  Häkel,  Häkelnadel, 
Werkzeug  mit  gekrümmter  Spitze  zum  hä- 
keln. Di  min.  von  hake  od.  aus  häkele  ge- 
kürzt u.  dann  von  häkelen  u.  2  häkelen. 

3.  häkel,  hekel,  Abscheu,  Hass  etc.;   so 
10  hed    'n    häkel    up    hum.       Wohl   mit   vorge- 
setztem „li"  vom  Subst.  äkel ;  (/.  weiter: 

4.  häkel,  hekel,  a)  wählerisch,  zart,  ge- 
reizt, leicht  verwundet  u.  verletzt,  empfind- 
lich etc. ;    he  is  häkel  up  't  äten ;  —    he  is 

15  so  häkol,  dat  man  hum  hei  uet  ankamen 
dürd ;  —  b)  heikel,  gefährlich,  bedenklich 
etc. ;  dat  is  'n  häkeln  od.  heikein  säk,  um 
dar  in  to  gripeu;  —  c)  stechend  od.  scharf 
n.  spdz,  leicht   ritzend    u.  verwundend  etc.; 

20  dat  is  sük  (solch)  häkel  güd,  dat  man  "t  hei 
nt't  antaten  kan,  an  sük  to  stäken,  of  to  li- 
tcn.  —  In  der  ersten  u.  zweiten  Bcdtg.  mit 
nhd.  (G  rimm,  Wb.  IV,  lol)  häckel,  hackcl, 
bz.  hekel,  hechel   u.  auch  heikel    mit  vorge- 

25  sctztem  „h"  von  äkel.  In  der  dritten  in- 
dessen vielleicht  von  dem  Subst.  1  häkel,  bz. 
von  1  häkelen  (hecheln),  od.  dem  afries.  ha- 
kia (hacken,  hauen,  stechen),  cf.  anter  1 
häkel. 

30       1.  häkele,  hekele,   Hechelei,  Schimpferei, 
Streit    )nit   bösen    ?/.    scharfen   Worten,    wo 
man  einen  Andern  scJdecht  zu  machen  sacht        1 
u.  ihn    (od.    Etivas)   einer   scharfen  Kritik        I 
unterzieht;   he  hed  altid  so  fOl    häkeleen  bi 

35  d'  enn',  dat  man  siik  d'r  hast  net  für  waren 
kan,  um  ^en  stnd  mit  hum  to  krigen ;  — 
wat  heb'  ji  altid  für  häkele  un  kakele  mit 
'nandcr?     Zu  1  häkelen. 

2.  häkele,  hekele,    Häkelei,  Häkelarbeit; 

40  leg'  de  häkele  bi  d'  sid  uu  gä  lefer  bi  't 
neion. 

häkelen,  hakein,  mit  hakender  Bewegung 
fassen,  häkeln,  nesteln,  mit  Haken  verbin- 
den etc.;   he  hakeld  dat  in  'nander;    —   dat 

45  is  in  'nander  fast  hakeld.  Freq.  von  haken ; 
cf.  2  häkelen. 

1.  häkelen.  hekelen,  liäkeln  etc.,  hecheln, 
durch  die  Hechel  ziehen,  z.  II.  Flachs,  Wolle 
etc.,  um  es  zu-  reinigen;   dat    flas   mut    nog 

50  hakeld  worden;  fig.  scharf  mitneinnen  etc.; 
se  hebben  hum  ördeiidlik  dör  hakeld.  -- 
Mhd.  hachelen,  hecholeii ;  nid.  hekelen; 
mnld.  (KU.)  haeckelen,  hekelen  (carminare, 
pecterc  linum  etc.);  icfries.  (J  ap  i  r)  \nckQ\- 

55  Jen,  haeckeljen ;  wang.  liitselje;  schived.  häkla. 
Zu  1  häkel. 

2.  häkelen,  liekelen,  häkeln  etc.,  häkeln, 
Häkelarbeit  maclien ;  se  liäkeld  'n  däken; 
—    du    sehnst    (schuldst,    solltest)    lefer   din 

00  breiden   (Stricken,   Strickarbeit)  krigen,    as 


IIAEKELER 


PIAKEN 


dat  du  altid  sitst  to  häkeln.  —  Zu  2  liillcel 
u.  soviel  als  mit  der  Jläkcl-Nadcl  arbeiten, 
od.  eigentlich  icohl  identisch  mit  hakeleii, 
häkeln,  nesteln  etc.,  wie  nhd.  (Grimm,  Wh. 
IV,  180)  häkeln. 

Jläkeler,  Einer  der  gern  streitet,  hz.  stets 
Etwas  zu  tadeln  od.  mäkeln  hat;  Zü)iker, 
Störenfried  etc. ;  häkelers  un  käkclcrs  de 
hören  bi  'uander  in  en  buk.  —  Nd.  (Schnrn- 
haeh)  haekclaer.  Entweder  zu  1  häkeln 
od.  connex  mit  nhd.  häkeln  (tadeln  etc.), 
cf.  Grimm  Wb.,  IV,    180,   häkeln    sub  4. 

liäkelig,  häkelg,  liäkelk,  häklich,  heik- 
lich,  bedenklich  etc. :  dat  is  'n  häkelken  süke 
etc.     Zu  4  häkel. 

liakel-wark,  ein  Zaun  (od.  Stucket,  Git- 
ter etc.)  von  kreuzweise  gestreckten  Stöcken 
od.  Stangen,  zicischen  denen  Dor)ienreisig 
gesteckt  ist.  —  Nd.  {Bäh  n  ert)  hakelwark; 
mnd.  hakelwerk ;  md.  hachllwerc,  hachel- 
werc,  hakilwerc  (subur'biuni,  Ausscinccrke 
eines  befestigten  Platzes);  uintd.  (KU.)  he- 
kel- ,  hae.ckd-werck  (sepimentum,  palatio). 
Es  loird  im  Grimm'' sehen  Wb.  (IV,  10:2) 
zu  hag  u.  hecke  (cf.  hage,  häge)  gestellt. 
Da  indessen  die  Formen  liakel,  hachel,  hakil 
dazu  in  keiner  Weise  stimmen  u.  das  Wort 
mantel  bei  uns  nicht  allein  in  der  Bedtg.  : 
T u  c h m a  ntel,  sondern  in  der  allgemei- 
nen Bedtg. :  S chutz  -  od.  S c h i rm-D i n g 
gebraucht  wird  u.  wir  auch,  eine  lebendige 
Hecke,  einen  schützenden  Zaun,  eine  Wand 
von  Holz,  od.  eine  schützende  u.  den  Wi)id 
abhaltende  Baumreihe  etc.  cds  mantel  be- 
zeichnen, so  glaube  ich  eher,  dass  hakelwark 
soviel  ah  31  ante  l-  od.  S  chutz-  Werk  ist 
ti.  mit  goth.  hakuls;  ags.  hacele;  afries. 
(Hettema)  hexil  (Geivand,  Tuch  etc.);  an. 
hökull ;  ahd.  hachul;  mhd.  hacht-l  (Mantel, 
Kappe,  Hülle  etc.)  ;  an.  hekla  (Mantel  mit 
einer  Kapuze  u.  Name  des  Vulkans  Hekla, 
als  des  mit  einer  Sclmeekoppe  bedeckten 
Berges);  isl.  hekla  (chlamys,  tunica  brevis, 
Pallium;  cucullus),  hökull  (thorax,  epiditis 
sacerdotis,  planeta,  casula  etc.)  etc.  zusam- 
mcnhängt,  tvas  Fick  zu  kslav.  koza  (Fell, 
Haut)  u.  dieses  zu  koza  (Ziege),  ags.  hecen 
(junge  Ziege)  stellt,  bz.  davon  ableitet  u. 
dann  dieses  wieder  mit  hinken  zu  einer  y 
kag,  kang  (hinken,  cf.  hinken)  stellt,  icas 
jedenfalls,  sofern  nicht  hinken  u.  auch  koza 
(Ziege,  Bock)  auf  der  Bedtg.:  stosseii 
(stossend  u.  stockend  gehen),  bz.  auf  der 
Grdbdtg. :  Stoss,  Vorbeicegung,  SiicJi,  Hau, 
Schlag  etc.  (cf.  hak  u.  hakken  von  ]/  cag) 
od.  auf  der  von:  biegen,  krümmen  ((f.  buk 
etc.)  beruht  u.  auch  ags.  hecen  (Ziege  od. 
Bock,  Böcklein)  cds  stos  s  ende  avfgefasst 
ist  (loo  denn  Icoza  ein  Ziege nf eil  bedeutet 
haben    u.    hakel    loieder   von  diesem  in  der 


Bedtg.:  Fell,  Haut,  Bedeckung  abgeleitet 
sein  müssle) ,  eine  wunderliche  Zusammen- 
stellung ist,  da  hakel  (cf.  nd.  hukel-berend 
=  Mantel-Träger,  als  Name  von  Wodan) 
5  lüohl  jedenfalls  eine  germ.  y  liak  voraussetzt, 
ivelche  die  Bedtg. :  decken,  schützen 
hatte,  deren  Bedtg.  aber  (cf.  ]/  pa,  pi,  grei- 
fen, fassen,  halten,  retten,  schützen  etc.)  xvohl 
aus  greifen,   halten,    haften   hervor- 

10  ging  u.  somit  ein  Denominativ  von  haka 
(Haken,  Klammer  od.  Greifding)  sein  könnte. 
Man  kann  aber  dann  ags.  hacele,  bz.  dessen 
Thema  hakala  od.  hakara  seihst  auch  cds 
eine    Weiterbildung   von   haka    (Haken   od. 

15  Klammer  etc.)  ansehen  u.  als  Haken- 
Ding  od.  hakendes  Etioas,  bz.  cds  ein 
Etwas  (Ding  od.  Wesen)  deuten,  was  man 
an-,  vor-  od.  umhakt,  bz.  ivas  sich  Einem 
anhakt,  a}iklammert  etc.  u.  ein  Etwas  schüt- 

20  zend  umgiebt.  Will  man  übrigens  hakel  in 
hakelwark  nicht  mit  ags.  hacele  (Mantel  etc.) 
idoäificiren,  so  ka)in  man  es  auch  mit  ha- 
kein (häkeln,  nesteln  etc.,  bz.  mit  einander 
verbinden  u.  aneinander  festmachen  etc.,  cf. 

25  hakelen)  von  hake  ableiten,  weil  es  jeden- 
fcdls  ein  in  einander  gehäkeltes  Etioas  ist 
od.  ein  Werk  bezeichnet ,  loas  „in  'nander 
hakcld*  ist,  wie  in  gleicher  Weise  auch  die 
Glieder   einer    Kette   in    'ander    hakeld  od. 

30  schakeld  werden.  H.  Leo  (s.  pag.  582) 
vergleicht  ags.  hacele  zu  skr.  cakala,  was 
ausser  pars ,  portio ,  frustum  etc.  auch  die 
Bedtg.  cutis  (cf.  Benfeg)  hcd,  loas  indes- 
sen lautlich  loegen  des  inlautenden  „k"  nicht 

35  stimmt  u.  tvoJil  auf  eine  y  (;:ik  mit  der 
urspr.  Bedtg:  spcdten,reissen,  theilen,  schnei- 
den etc.  u.  so  ab-,  zutheilen ,  geben  etc.  (cf. 
y  ^ak,  9ank  bei  Ben  feg  etc.  u  zend.  (^ak, 
gebot  etc.  bei  Justi)  zurückgeht ,  loo  dann 

40  aus  der  Bedtg.:  spalten,  reissen  etc.,  bz.  scin- 
dero,  abscindere  etc.  auch  die  Bedtg. :  abgeris- 
senes, gebrochenes  Etioas,  bz.  abgerissenes  u. 
abgezogenes  Fell  (cf.  an.  skinn ,  engl,  skin 
u.  unser  schinne,    sowie   an.  skyrta ,   Hemd 

45  etc.  =  unserm  schört,  nhd.  Schurz,  tvas 
vielleicht  mit  unserm  schüren,  reissen,  spcd- 
ten  etc.,  od.  wie  nhd.  Schur  mit  skera,  schee- 
ren,  schneiden  etc.  [cf.  an.  skur-god,  ge- 
schnittenes Götzenbild]  zusammenhängt),  ab- 

50  gezogene  leere  Haut  etc.  hervorging  u.  wo 
ja  hacele  als  Mantel,  Bedeckung,  Schurz 
etc.  urspr.  auch  nur  eine  blosse  leere  Haut, 
od.  ein  abgezogenes  u.  gebrochenes  Fell  be- 
deutet haben  kann    u.    dann,    mit    1  hak    u. 

55  hakken  zur  selben  ]/  rag    (pulsare,   occidere 
etc.)    zu   stellen    sein  würde ,    ivozu  es  laut- 
lich jedenfalls  besser  stimmt    cds  zu  ^akala. 
1.  haken    (hake,    hakst,    häkd    etc.;    — 
häkde;  —  hed  od.  is  häkd),  haken,  mittelst 

GO  Haken    od.    Klammern    befestigen;   fassen, 


HAKEN 


10 


HAKKEN 


greifen  etc. ;  he  häkd  dat  fast ;  —  dat  lu\kd 
net  göd  in  'ander ;  —  hö  häkde  mit  sin  schi)- 
fels  in  hör  kled.  cf.  anhaken,  fasthaken,  fer- 
hakeu,  inhakcu,  iimhaken,  uphaken  etc.  Zu 
hake. 

2.  haken  (Bor'kum),(jrahcu,  hacJccn,  um- 
hackcn  etc.  —  Nid.  ii.  iiuid.  haken.  Neben- 
form von  hakken. 

haken  -  schön,  toenn  ein  gcschlacläetes 
Thicr  rein  i<.  ausgeweidet  u.  abgehahjt  am 
Haken  od.  (von  Schweinen)  an  der  Leiter 
hängt,  so  nennen  wir  es  liakenschön  (cf. 
schon  =  rein,  sauber  etc.):  dat  swtn  wog 
hakenschön  506  pnnd;  —  ßg.  auch:  navJct, 
bloss,  arm  etc.;  so  hebben  hum  hakenscliön 
üttrnkken  od.  makd. 

hak-  od.  hakkeliies,  Hackfleisch,  gc-  od. 
zerhacktes  Fleisch. 

hak-liaue,  eine  Ha  u  c  od.  Hacke  zum 
Behacken  des  Bodens. 

hak-liorn.  Dimin.  hakhörntje.  Schuhan- 
zieher von  Hörn,  u-elchni  man  zu  diesem 
Behuf'  hinter  die  Jlackoi  in  den  ScJiuh 
steckt. 

1.  hakke,  hakk,  hak,  Hacke,  Haue,  Karst 
etc.  od.  Werkzeug  zum  Hacken  :  s^if  nii  de 
hakke  od.  hak  äfen  her,  ik  wil  (Uit  äfen  lös- 
hakkeu.  —  Nid.  hak;  mnld.  hacke  (securis, 
ascia) ;  nd.  (Dähnert)  hakke;  ndid.  hacke 
(Hacke,  Axt)  ;  engl.  hack.  Zu  hakken.  Da- 
von (Diez,  I,  ß) :  ital.  accia,  a/za  ;  span. 
hacha;  port.  facha,  acha;  prov.  ache:  franz. 
hache  (Axt,  Beil) ;  Vbm. :  ital.  acciare,  frans. 
hacher  (klein  hacken). 

2.  hakke,  hakk,  hak,  a)  Hacke,  Ferse; 
ik  se  hum  lefer  de  hakken  as  de  tönen  (Ze- 
hen) ;  —  fan  hakken  to  nakken  ;  —  en  up 
de  hakken  sitten  (J emandem  auf  den  Fer- 
sen sitzen,  Hin  hart  verfolgen) ;  —  b)  Sciiuh- 
od.  Stiefelabsatz  unter  dot  Fersen;  he  dragt 
sükke  (solche)  hoije  hakken;  —  he  haud  mit 
de  hak  in  de  diile;  —  he  stampd  dat  mit 
de  hakken  fast ;  —  c)  Fersentheil  des 
Strumpfes;  ik  heb'  de  hascn  al  bit  an  de 
hakken  klär.  —  Nid.  hak;  mnld.,  bz.  sächs., 
fries.  hacke;  )id.  hakke.  Beim  Vcrgl.  von 
lat.  calx  mit  calcare,  könnte  auch  dieses 
Wort  )nit  1  hakke  zu  hakken  (hauen,  schla- 
gen, stossen  etc.)  gehören  u.  die  Ferse  (cf. 
auch  griech.  lax  [aus  klax  =  calx?],  läktis, 
laktizö)  als  ein  stossendcs,  stamj/fcndes  Et- 
was aufgefasst  sein,  obschon  es,  da  calx 
schwerlich  von  calcare  abgeleitet  ist,  auch 
möglich  wäre ,  dass  hakke  (Fei-.'^e,  Absatz) 
nun  mit  hakken  von  derselben  y  stammt. 
Vergl.  auch  hile  (Ferse),  welches  icuhr- 
scheinl.  mit  calx  von  der  y  kal  (schlagen, 
stossen,  stampfen  etc.)  stammt. 

hakke-biter,  hakkenhiter,  kleiner  Hund 
der    wegen    seiner    geringen    Grösse    einem 


Menschen  od.  Thier  lediglich  in  die  Fersen 
beissen  kann. 
hakkel-blok,  Hackblock. 
jiakkele,   Gehacke,  Hackerei. 
5      1.  hakkelen,  hakkeln.  frcq.  hacken;    he 
hakkeld  dat  kört  un  klen.  —  Wfries.  hackel- 
jen.     Davon:  hakkeimest,  Hackmesser. 

2.  hakkelen.  hakkeln.  Jemandem  im  Win- 
ter beim  Schlittschuhlaufen  od.  beim  Fahren 

10  mit  dem  Schnceschlitten  von  hinten  auf  die 
Fersen  laufen  od.  fahren  u.  ihn  dadurch 
beschädigen;  daher  Warnioigsruf  eiliger 
Schlittschuhläufer  etc. :  ik  hakkel  di!  —  ik 
hakkel  di,  wenn  sie  Gefahr  laufen,  den  vor 

15  ihnen  Gehenden  auf  die  Fersen  od.  Ha- 
cken zu  rennen. 

hakkel-HeS,  Hackfleisch,  gehacktes  Fleisch ; 
hakkeltles  is  dür.  Diese  Bedensart  wird 
auch    in  Bezug   auf  2  hakkelen   gebraucht, 

20  wenn  Jemand  einem  Andern  muthwillig  auf 
die   Hacken    od.    Fersen  fährt    u.   ihn   da- 
durch zu   Fall   u.    Schaden    bringt    u.    ihm 
dafür  S(hadenerS((tz  leistoi  ntuss. 
Iiakkel-niest,  Hackmesser. 

25  hakken,  hacken,  hauen,  .schlagen,  bicken, 
stossen,  stechen,  beissen,  zerhacken,  zerklei- 
nern etc.;  he  hakd  d'r  mit  ^t  mest  (od.  de 
bil,  de  beitel,  de  hakker,  de  spii  [Spaten], 
de  snabel,  de  tanden  etc.)  in;    —    he  hakde 

30  dat  göd  all'  kört  un  klen;  —  de  erde  od. 
gruud  hakken,  bz.  umhakken;  —  kertuffels 
un  köl  hakken  (a.  sie  zerhacken  u.  zerklei- 
nern; —  b.  die  Erde  um  die  Pflanzen  herum- 
hacken II.   losmachen ;   de   kertuft'els  mutten 

35  hakd  od.  anhakd  worden) ;  —  du  kaust  ua 
't  land  gan  un  hakknn  de  grund  um;  — 
plaggen  hakken  od.  stäken ;  —  fies  od.  holt 
etc.  hakken ;  —  hö  hakd  altid  up  hum  lob 
(nicht  allein  vom  loirklichen  hacken  u.  hauen, 

40  sondern  auch  fig.  in  dem  Sinn  gebraucht, 
dass  ein  he  einen  hum  scharf  tadelt  od.  ihn 
ausscltilt  II.  auszankt,  wie  denn  auch  hik- 
hakken  in  der  Bedtg. :  streiten,  keifen,  zan- 
ken etc.  gebraucht  wird).     Sjjrichw. :  de  göd 

45  hakd,  de  göd  kakd,  d.  h.,  wer  gut  hackt  od. 
kaut  n.  zerkleinert,  der  hat  auch  guten 
Stuhlgang.  —  Compos.:  au-,  be-,  in-,  of-, 
um-,  up-hakken  etc.  —  Afries.  hakia,  hackia 
in  tohakia,  d.  i.  io\\i]i'yx  (zerhacken) ;  wang. 

50  bäk;  satl.  häkje;  wfries.  haekjeu;  nd.,  nid. 
hakken;  7nnd.,  mnld.  hacken;  ahd.  hakjan 
(od.  ursjir.  richtiger  wohl  hachjan,  hachan, 
nach  maken  [=  ahd.  machön  etc  ] ,  haksei 
u.  hakken    [=^   ahd.  pachan]    zu    rechnen); 

55  mhd.  hacken  (hacken)  u.  amhd.  hecchen ; 
mhd.  hecken,  Prätcr.  hacte  (hacken,  hauen, 
stechen  etc.);  ags.  haccan ;  engl,  hack; 
schwed.  hacka;  dän.  hakke.  Fs  gehört 
wahrscheinl.  zur  y  (Bopp)   cag'   (pulsare, 

60  ferire,  occidere),  od.    (Benfey)  chagh    (to 


IIAKKER 


11 


HAL-AFER  HAL-OEFER 


kill),  ivclche  Fick  nach  caks  (sehen)  = 
caks'  od.  cliaksh  zu  nrtheilen  cag  sehreiben 
loiXrdc  11.  iirspr.  (cf.  caks  od.  chaksh  ans 
kar  =  zcnd.  kag)  wohl  kag  od.  kak,  b.r. 
skak,  skag  (cf.  unter  2  kake,  kakeln,  kak- 
ken  n.  auch  unter  1  kaken  am  Schlüsse 
etc.,  ivonach  auch  tvohl  hakken  mit  hikken, 
kikken  otc.  zu  einer  Schallwurzcl  kak  od. 
skak  gehört)  gelautet  hat.  Ob  auch  zend. 
y  cag  (zntheilen,  abtheilen,  zugeben,  gewäh- 
ren etc.)  hienut  iderüisch  ist  u.  deren  Bedtg. 
(cf.  (lel,  fielen  u.  ags.  brytta,  Spender  etc., 
bryttiaii,  brytiiian,  spenden,  austheilen,  ver- 
leihen etc.  von  breotan,  brechen,  zerbrechen, 
spalten,  erschlagen,  tödten  etc.  unter  bret, 
brot  etc.)  ursp)r. :  spalten,  hauen,  schneiden, 
theilen  etc.  loar?  Möglich  ist  dies  wenig- 
stens .sehr  gut,  da  geben,  geioäh r e n  etc. 
jedenfalls  nicht  die  primitive  n.  sinnl.  Bedtg. 
dieser  ]/  ist. 

liakker,  a)  Person  die  hacTct;  —  b)  Ding 
od.  Werkzeug  womit  man  Etioas  hackt.  — 
Compos.  kertuffelhakker,  fleshakker  etc. 

liak-lßi',  Hackenleder,  Fersen-  od.  Ab- 
satz-Leder, Hinterleder. 

Iiak-mest,  Hackmesser. 

hak-säne,  liaksene,  die  Hacken-  od.  Fer- 
sensehne, bz.  diejenige  .starke  Sehne  od. 
Spannader,  welche  sich  hinten  von  der  Ferse 
bis  durch  die  Kniekehle  am  Bein  hinauf- 
sieht, iveshalb  denn  auch  unter  haksäne  bei 
den  Pferden  die  Kniekeldensehne  verstan- 
den wird ;  —  de  düfels  hebben  fan  nagt  min 
perde  de  haksänen  dörsuäden,  so  dat  mi  nu 
anders  niks  afer  blift,  as  de  arme  deren  dOd- 
stäken  to  laten. 

haksei ,  Gehacktes ,  Zerhacktes ,  Zerklei- 
nertes ;  Häcksel  von  Stroh,  Heu  etc.,  Häcker- 
ling. —  Nid.  haksei;  nd.  hakkels;  mnd. 
hackeise. 

haksel-kiste,  haksel-kipe,  haksel-mone, 
Häckselkiste ,    Häckselbehälter,    Futterkiste. 

haksel-Iade,  hakselläe,  haksella,  Lade 
od.  Trog  mit  Schneidevorrichtung ,  um  da- 
mit Häckerling  zu  schneiden. 

hakster,  Frauensperson  die  hackt,  Ha- 
ckerin. 

häkster,  s.  akster. 

häksteni,  s.  äkstern. 

hak-stiik,  Fersenstück,  Flicken  an  dem 
Absatz  von  Schuh  u.  Stiefel,  das  Fersenstück 
od.  der  Fersentheil  cim  Strumpf,  cf.  fer- 
hakstükkcn. 

1.  häl,  Zug  =  trek,  löge,  kliik,  sink  etc., 
cds  einmaliger  Act  des  Holens  od.  Hebens, 
Ziehens  etc.;  de  (der)  häl  was  to  stark;  dat 
tau  ret  d'r  fan  kört;  —  in  en  od.  mit  en 
häl  truk  (od.  hol)  he  dat  schip  an  de  wal' ; 
—  wen  du  nog  en  dügtigen  häl  deist,  den 
hebben  wi  de  balke  hög  genug ;  —  he  drunk 


dat  ber  in  en  häl  üt;  —  he  de  (dede,  that) 
'))  dügtigen  häl  iit  de  kann" ;  —  in  6n  häl 
(Zug,  Strich)  sin  näm  sclirifeu.  —  Nid. 
haai ;  nd.  (Br.  W  b.)  haal  in.  haalwind  (Zug- 
5  wind),  loas  nach  dem  dort  erwäh)iten  gleich- 
bedeutenden „haling"  ivohl  hieher  gehört  u. 
von  hal,  hael  (trockot  etc.,  cf.  u)iter  halster) 
ganz  verschieden  ist.  Vergl.  halen. 
2.  lifil,  Impcrcdiv  von  halen. 

10  3.  häl,  Hahl,  Herd-  od.  Kessel-Haken, 
hz.  die  ganze  verschiebbare  hölzer>ie  od. 
eiserne,  mit  Zacken  u.  einem  Sperrhaken 
versehene  Hänge-Vorrichtung,  od.  die  Kette 
mit   sammt    dem    Haken,    worin    Kessel   u. 

15  Topf  idjer  dem  Feuer  hängen ;  de  (der)  häl 
is  hast  dörsläten  un  to  swak ,  um  de  sware 
kätel  to  dragen ;  —  du  must  de  häl  wat  up- 
kürten,  de  pot  hangd  to  digt  up  't  für.  — 
Nid.  haal;    mnd.  häl,    hele.      31/1    den    bei 

20  Grimm  (Wb.  IV,  158)  angeführten  For- 
men: hahl,  hähl,  liala,  hagel,  hohel,  ho), 
hael,  hahle,  hohl,  höhl,  hehl,  hal,  häl,  hei 
aus  ahd.  hahala,  hahila,  hahla,  häla;  mhd. 
hahele,  hahel,  hael    (Vorrichtung  zum  Auf- 

25  hängen;  besonders  Kesselhaken)  von  ahd., 
gotli.  hahan  (hängen),  cf.  hangen. 

liäl,  Hehl,  Heimlichkeit,  Gehcimniss  etc. 
od.  verhüllter,  bedeckter  Zustand,  Etwas  ivas 
verhüllt,  bedeckt  u.  verborgen  ist   u.  bleiben 

30  soll;  ik  wil  od.  kan  d'r  gen  häl  üt  maken, 
dat  mi  dat  net  regt  is.  —  Mnd.  halo,  hele; 
nd.  (Br.  Wb.,  II,  566)  haal,  hale;  mhd. 
häle,  haele  (das  Verbergen,  Verhehlen,  Ver- 
heimlichen etc.  od.  die  Verhüllung ,  Ver- 
üb deckung  etc.).  Mit  ahd.  häla  (tegmen)  u. 
häli,  häle;  mhd.  häle,  haele,  hael  (verhohlen, 
verborgen,  bedeckt,  verhüllt;  Jieiudich  schlei- 
schend  od.  schlüjjfend,  schlüpfrig,  glatt); 
mnld.  (KU.)  hei  (iubricus) ;  (f».  hall;  schwed., 

40  dän.  hal  (dasselbe);  mnd.  lial  (verborgen, 
heimlich);  schiveiz.  hähl,  hehl,  bei  (bedeckt, 
unnvölkt)  zu  ahd.  helan,  cf.  2  hälen.  Dass 
übrigens  mhd.  häle,  ahd.  häla  od.  hälT,  wie 
2    häl    (u.    wie    Heyne   unter    Hehl    in 

45  Grimm,  Wb,  IV,  785  bchaupdet)  aus  ha- 
hali  contrahirt  ist,  kann  ich  beim  Vergleich 
von  Hehl  zu  hehlen,  bz.  von  häl  zu  hä- 
len kaum  annehmen,  da  hellten  doch  wohl 
zweifellos  aus  ahd.  helan  u.  dies  gewiss  doch 

50  nicht  aus  einem  zu  hälan  contrahirtoi  ha- 
halan,  sondern  aus  urspr.  halan  entstand, 
wenn  es  nicht  etwa,  nach  dem  Präter.  hal 
u.  dem  Subst.  hullä  (Hülle)  zu  rechnen,  aus 
einem  altern  hilan  (hal,  hui,  hulun)  entstand. 

55  1.  häl-afer,  liäl-Öfer  (Imper.  von  afer- 
halen),  hole  über,  hole  her-  od.  hinüber. 

2.  liäl-afer,  luil-Öfer,  Person  die  Alles 
zu  sich  hi)iüber  holt  u.  zieht,  bz.  an  sich 
rafft   od.   loenigstens   im  Stande  ist    solches 

60  zu  thun  u.    deshalb   auch  Alles   unter   sich 


HAL-BOM 


12 


HALEN 


hat  u.  Alles  beherrschen  will;  daher  auch: 
■HuverscJiämte  Person,  Mannweib,  Haiisf;;- 
rann,  Teufelsbraten  etc. ;  he  (od.  %v)  is  so 
'n  regten  halafer;  —  he  hed  dar  so  'n  häl- 
aferske  fau  'n  wif,  dat  he  sük  hei  iiet  ük-  5 
kern  dürd,  of  \\v  krigt  ^vat  uii  de  sni'ite. 

\vdl-hon\,HahIlnünn.B(i  um  otl.  Stange, welche 
quer  durch  den  Schornstei)i  liegt  u.  tcoran  die 
Herdkettc  etc.  (cf.  3  häl)  befestigt  ist  od.  hängt. 

halen  (hale  od.  hal,  hülst,  bakl  etc.;  —  10 
hol,  hülst,  hui  etc. ;  —  h.ild,  geholt),  holen, 
ziehen,  raffen,  reissen,  schleppen,  bringen 
etc.;  bringen,  gebären;  wen  du  net  hätor 
halen  (ziehen,  anholen,  anziehen,  reissen  etc.) 
kanst,  den  lät  't  man  lefer  lös;  —  hal'  dat  15 
schip  an  de  wal;  — •  ik  hui  (zog,  riss  etc.) 
fast    an;  —  he  liul  hum  de  här  üt  do  koj); 

—  is  din  fader  in  hüs?  uä!  ik  wil  hum  iifon 
halen  (holen,  herbeirufen  etc.);  —  se  halen 
hum  fürt  (sie  holen,  fähren,  bringen  ihn  20 
fort);  —  se  halen  hum  np  (•^ie  bringen  ihn 
auf,  führen  ihn  ins  Gefängniss  etc.);  —  de 
düM  schal  di  halen    (holen,  wcgliolrn  etc.); 

—  hal  dat  tau  an;  —  gä  hen  un  häl  (hole, 
bringe)  \\\i  'n  floss  her;  —  du  kanst  de  25 
kiuder  äfen  fan  de  schöl  halen ;  —  he  hol 
(Jiolte,  zog,  brachte,  schleppte  etc.)  't  all  hi 
'nander,  wat  d'r  man  to  hehben  was ;  —  he 
häld  (zieht,  reisst,  rafft  etc.)  't  alT  na  siik, 
wat  he  man  to  faton  krtgen  kan ;  —  he  hol  30 
(holte,  raubte,  stahl  etc.)    hum  d^^  appels  üt 

de  tfm;  -  se  hebbon  mt  't  gelu  un  güd  all' 
ofhiild  (mir  sämmtliches  Geld  n.  Gut  abge- 
holt, bz.  betrügerischer  u.  Jieimlicherweise 
abgenommen  u.  gestohlen);  —  he  häld  mit  35 
sin  ferteläels  alud  so  lank  iit,  dat  man  't 
hast  hei  net  oftöfon  kan;  —  he  hiild  (zieht, 
dehid  etc.)  dat  in  de  lengte;  —  dat  is  to 
lank  üthald  (ausgeholt,  in  die  Länge  gezo- 
gen lt.  gedehnt  etc.);  —  se  hed  fan  nagt  'n  40 
kind    häld    (ei)i  Kind  geholt   od.  geboren); 

—  he  hed  'u  frö,  de  göd  is  to  kiuder  ha- 
len (zu  gebären,  bz.  zur  Welt  zu  brin- 
gen), man  anders  dögt  se  6k  nargonds  to. 
Sprichw. :  „hui  an  Jan!  't  is  'n  i)u!kalf",  45 
d.  h.  ziehe,  zerre,  reisse  tüchtig  an,  denn  es 
ist  ein  Stierlcdb,  bz.  ein  starkes  mächtiges 
Kalb.  Compos.:  aferhalen,  anhalen,  bihalen, 
fcrhalen,  henhalen,  herlialen,  inlialcn,  nalia- 
len,  ofhalen,  uphalen,  umhalen,  weghalen.  —  50 
ISid.,  mnd.,  nid.  haliMi ;  mnld.  hai;len  (ferre, 
adfcrre ,  accersire,  vocare) ;  afries.  (flet- 
tema,  v.  Richthof en)  hala,  halia;  satl. 
halia;  wfries.  halje  u.  (Japi.r)  helljon; 
nfries.  (O atzen)  helle  (rufen);  as.  lialön  55 
(herbeirufen,  bringen,  holen;  fortführen); 
ahd.  halün,  holön,  holen;  mhd.  holen,  holn 
(berufen,  herbeibringen  ;  holen,  ergreifen,  an 
sich  nehmen).  Davon  (Dicz,  I,  :j:j6)  :  sjxm. 
balar;  franz.  haier;  j^foo.  alar  (ziehen  etc.).  60 


Die  ursjir.  sinnl.  Bedtg.  der  y  germ.  hal, 
/(///.  kal  od.  kar  ist:  Ton  machen  od.  ir- 
gend ci)ten  Laut  von  sich  geben,  bz.  tönen, 
rnusclien,  liallen,  lauten,  schreien,  rufen, 
Hcdloh  od.  Lär)n  machen  etc.  u.  heisst  da- 
her halön  von  Hause  aus  soviel  als:  schreien, 
rufen,  einen  Schrei  ti.  Huf  ertönen  lassen 
od.  ein  Geschrei  erheben  u.  dadurch  Jeman- 
den herbeirufen  n.  holen  od.  an  sich  locken 
u.  ziehen ,  woraus  denn  später  die  jetzigen 
Bedtg n.  dieses  Vbms.  liervorgingen.  Vergl. 
Fiel,  I,  41,  y  2  kar  (rufen,  nennen),  bz. 
skr.  kar,  carkarti  (rühmen  ,  erwähnen  ,  ge- 
denken), käru  (Sänger,  Barde),  karkari  (hal- 
lendes Instrument),  krakara  (eine  Art  Beb- 
huhn) ;  griech.  kaleö  (rufen,  noinen,  anru- 
fen, anholen,  herbeirufen,  zusammenrufen, 
berufoi,  zum  Kriege  od.  zum  Gericht  rufen 
u.  laden,  vorladoi),  köruks  (Ausrufer,  He- 
rold), karkairö  (hcdlen,  dröhnen),  korkorüge 
(Kollern,  Kriegslärm)  etc.;  lat.  calare  (ru- 
fen etc.),  sowie  ahd.  hi'llan  (tönen  etc.,  cf. 
1  hälen  u.  hcl,  heller  etc.)  u.  dazu  die  von 
kar  (welche  als  Schallwurzel  eigentlich  nur 
irgend  einen  beliebige)!  Ton  od.  Schall  nach- 
aJoid  u.  eigentlich  nicht  mit  sonare,  sondern 
mit  sonus  übersetzt  werden  iniisste,  weil  sie 
erst  durch  die  wirkliche  Weiterbildung  zu, 
einem  Thätigkeitsu-ort  die  Bedtg.:  Schall 
[od.  kar,  kri,  kal ]  m a c h  e )i ,  bz.  selbst 
schallen  od.  den  u:irklich  geschehenden 
u.  zu  Gehör  kommenden  Schall  ausdrückt) 
toeitergebildete  ]/  kark,  krik,  krakati  (tönen, 
lachen,  krächzen),  bz.  skr.  kark,  karkati 
(lachen),  kraksh  (brausen,  tosen),  wovon 
auch  griech.  krekö  (klatschen ,  schlagen, 
klopifcti;  mit  den  Flügeln  klxäschen  u.  einen 
Ton  hervorbringen ;  ein  tönendes  Tnstru- 
me)d.  schlagen  u.  zum  Tönen  bringen,  spie- 
len etc.),  klagge  (Ton,  Klang,  Schall,  Schrei) 
u.  lat.  clangere,  clangor  etc.;  Iit.  krakiu, 
krakti  (brausen  von  der  See),  krankiu  (kräch- 
zen), ksluv.  krakati  (krähen)  etc.  stammen 
u.  tvobei  es  denn  fast  gar  nicht  von  der 
Hand  zu  u^eisen  ist,  dass  ausser  lachen 
fgoth.  hlahjan)  etc.  auch  die  germ.  Wörter: 
k  r  ((  chcn  ,  krähen,  kr  ächzen  n.  klak 
etc.  dieser  J/  angehöre)!.  Weiter  vergl.  (B  opp) 
y  kal  (sonare;  numerare),  bz.  (Ben feg) 
neben  k.il  (to  sonnd,  to  account)  auch  kal 
(to  impel,  durch  Buf  er))iuntern  u.  aMrei- 
ben;  to  provök,  hcransrufoi ,  hervo)-rufcn, 
herausfordern ;  to  uttcr,  sich  äussern,  aus- 
spreche)!;  to  rechon,  rechnen,  zählen,  auf- 
zählen etc.;  to  perceive,  verneh))ien  od.  hö- 
ren einen  Laut,  ioahr)iehmen  etc.)  u.  a)idere 
aus  sonare  hervorgegangene  Begriff'e  dieser 
y,  zu  welcher  (u.  -nicht  zu  1  kal,  tönen, 
rauschen,  rufen,  nennen,  zählen  etc.)  Ben- 
feg aber  auch  ahd.  halOn  stellt.     Vergleicht 


HAELEN  HELEN  13                               HALF 

man  mm  weiter  unter  galm  u.  galjj  die  aus:  nach  die  y  kar  (brennen)  sich  aus  kar  (so- 
schreicn,  rufen,  siiujen  etc.  hervorgehenden  uare,  cf.  2  u.  \  kar  Jiei  Fiele,  I,  41 — 45) 
Bedtgn.:  Zaubergesänge  singen  u.  dadiirch  eni wickelte ,  tvobei  noch  zu  erwähnen  ist, 
bezaubern  u.  bestricken  etc.  u.  bespräken  dasti  Fiele  auch  die  europ.  ]/  kal  (hüllen, 
(besprechen,  bezaubern,  behexen  etc.),  so  ist  5  hehlen)  mit  skr.  kalaiia  (Fleck),  kk\d.  (blau- 
es tvohl  zweifellos,  dass  an.  liul  (Rühmen,  schwarz),  kali  (schwarze  Farbe,  Schwärze, 
Prahlen  etc.),  hoela  (rühmen,  loben) ;  ags.  schwarz  aufziehende  Wolkenmas-^e)  etc.  zu 
hol  (loquela  inanis,  caluinnia) ;  goth.  hölön;  idg.  kara,  karana  (schwarz ,  dunkel)  ver- 
ahd.  huoljan  (trügen,  täuschen)  zu  halon,  gleicht,  jedoch  diese  Wörter,  trotzdem  er  sie 
huol  (■//  der  urspr.  Bedtg.:  schreien,  rufen  10  unter  4  kar  (brennen,  flammen)  aufführt, 
etc.  gehören  u.  demnach  auch  griech.  keleö  von  einer  ]/  skar  (bedecken)  ableitet,  die 
(bezaubern,  betrügen)  entweder  von  kaleö  meines  Wissens  jedoch  nirgends  in  dieser 
(rufen  etc.),  od.  doch  mit  diesem  von  der  y  Bedtg.  belegt  ist.  Vergl.  auch  noch  unter 
kal  abgeleitet  werden  muas.  gulf  am  Schlüsse. 

1.  hälen,  lielen.  Nur  in  ge\vd\ea  (zu stim-  15  häler,  Hehler;  war  gm  hälers  sunt,  dar 
men,  seine  Stimme  zu-  Etwas  geben  etc.).  sunt  ök  giii  stälers ;  —  'n  häler  is  sliranier 
Die  Grdbdtg.  ist  (cf.  gehälen  eLc.  =  ahd.  as  'ii  def;  —  häler  im  def  hören  mit  'uan- 
gihellan,  zusammenklingen,  übereinstimmen)  der  an  en  galg'.  —  Wang.  (Ehrentraut, 
auch:  tönen,  schall  en  etc.   u.  gehört  es  I,  371)  hiller. 

wie  halen  zur  y  kal.  20       lialf,   halb,  mitten,  in  der  3Iitte,  bis  zur 

2.  hälen  (häle,  halst,  häld  etc. ;  —  hälde  Mitte,  bis  zur  Mitte  hin  etc. ;  der  eine  Theil 
etc. ;  hed  häld) ,  hehlen,  bergen,  verbergen,  od.  die  eine  Seite  von  einem  in  zwei  gleiche 
verheimlichen  etc.;  —  ferhälen,  verhehlen,  Theile  zerlegten  od.  als  zerlegt  gedachten 
verbergen  etc.;  —  ferhaleii,  ferliolen  (vcr-  Etwas  =  ein  Zweitel  od.  die  Hälfte;  ge- 
hohlen, verborgen  etc.);  —  he  häld  (birgt,  25  theilt,  theil  weise  etc.,  als  Gcgotsatz  von  voll 
verheimlicht,  verhüllt  od.  verschweigt)  mi  dat.  od.  ganz  etc. ;   siii'  dat  brud^  (de  appel ,   dat 

—  Sprichw.:   de  häld  is  sliinmer  as  'n  def;  fles  etc.)    half  dör  im  gif  mi  de   ene  hälfte, 

—  hälen  is  slimmer  as  stälen.  —  Nd.  (Bäh-  den  kaust  du  de  andere  holden ;  —  dat  niest 
nert,  Br.  Wb.  etc.)  hälen,  helen;  mnd.,  sitt  d'r  erst  half  in;  —  wm  \idli  (Mitte)  sep- 
nld.,  mnld.  helen;  afries.  heia;  as.,  ags.  he-  30  tember;  —  dat  is  d'r  nog  raaa  half  dör;  — 
lan ;  ahd.  helan,  helen;  vdid.  helen,  heln.  häP  man  erst  'u  half  bröd;  —  twe  hälfe 
3Iit  (cf.  Fick,  I,  527)  griech.  kaliös,  kaliä  piinden  niaken  en  gans  pund;  —  de  hälfe 
etc.;  lat.  celare,  cella,  culo  (in  occulo)  etc.,  dag  is  hen ;  —  um  half-twalte  kam  ik  bi  di; 
sowie  weiter  mit  helle,  heim,  hille,  hülle  etc,  —  de  klokk  sleid  half;  —  wat  half  is,  is 
zu  einer  y  kal,  kar  (decken,  schützen,  be-  35  net  gans;  —  he  deid  sin  wark  man  half; 
decken,  verbergen,  verhüllen  etc.),  die  je-  —  he  hei  d'r  mau  sm  hälfe  flit  updän;  — 
doch  im  Skr.  in  dieser  Bedtg.  nicht  vor-  't  is  uig  half  uu  nig  gans;  —  d\  best  dar 
kommt,  ivährend  sie  nach  zend.  karana  ök  wer  mau  halfvrark  (Halbwerk,  halbes  od. 
(Schutzmittel  der  Beine,  Beinkleid)  zu  ur-  unvollkommenes  Werk  etc.)  mäkd ;  — ■  hälfe 
theilen  im  Zend.  vielleicht  vorhanden  war.  40  sün-  ua  firdagen  sunt  gen  regte  sön-  un  f ir- 
Möglicherweise  ist  es  jedoch  dieselbe  y  kar,  dagen ;  —  he  is  man  so  'n  halfen  (lialber, 
kal  wie  von  halen  u.  1  hälen,  die  sehr  leicht  nicht  voller  u.  ganzer  etc.)  kerid ;  —  ik  was 
aus  rauschen,  krachen,  prasseln,  knistern,  halfdöd  un  of;  —  dat  kind  is  half  min  lä- 
singen,  tönen  (cf.  galm  u.  gar  tvegen  der  y  feud  ;  —  he  is  half  düfel,  half  minsk ;  — 
ghar,  soivie  ccuch  ahd.  siugau,  singen,  tönen,  45  kalffles  is  man  half  fles  ;  dat  steid  net  bi  de 
klingen;  einen  singenden,  knisternden  Ton  ribben;  —  ik  was  half  un  half  siuns  um  mit 
hervorbringen    etc.,    loovon    sich    eben    das  to  gän  etc.;  cf.  tveiter  die  Compos. 

Vbm.  sengen  =  ahd.  sangjan  cds  Caus.  I)ass  das  Wort  half  (nd.,  mnd,  nid., 
von  singan  herschreibt)  etc.  die  Bedtg. :  hren-  mnld.,  as.,  schwed.  half;  afries.  half,  hal ; 
nen,  flammen  (auch  die  Flamme  singt  be-  50  tvfries.  heal,  hcale;  satl.  hale  ;  ags.  healf; 
kanntlich)  etc.  u.  hieraus  wieder  die  von:  an.  hälfr;  schwed.  half;  dän.  halv;  goth. 
rauchen,  qualmen,  dunsten,  durch  Hauch  halbs;  ahd.  halb,  halp ;  mhd.  halp)  im  Ge- 
verfinstern u.  verhüllen,  verdunkeln,  ver-  gensatz  zu  gans  steht  u.  es  ursjn:  die  Be- 
decken etc.  entwickeln  konnte,  wie  denn  un-  dtg. :  ge-  od.  zertheilt,  zerschnitten,  durch- 
ser  blak  (schioarze  Dinte  od.  Schwärze),  55  schnitten,  in  Zweien  zerlegt  etc.  hatte,  ist 
blaken  (rauchend  u.  qucdmend  brennen,  wohl  fast  cds  sicher  anzunehmen  ti.  dürfte 
Rauch  machen,  qucdmen)  mit  blank,  blinken  es  demnach  wohl  mit  Icd.  carpere  u.  harfst 
u.  blaker  (Leuchter)  zu  einer  y  bhragh  zu  einer  ]/  karp,  kalp  (spalten,  theilen, 
(glänzen,  brennen  etc.)  gehört,  die  wahr-  schneiden  etc.)  gehören,  die  vielleicht  aus 
scheinl.    auch   ]/  von  bräken    ist   u.  wo  so-  GO  einer    von    idg.    skar    (schneiden    etc.,    cf. 


HALF-AFENDS-GIFT  14                              HALM 

scharen)  erweiterten  y  skarp  (cf.  scharp  =  bangen,  de  ik  wol  fcrkopen  wil.  —  Scherzh. 

i>chneiden(J,   schtieidi;/ ,   scharf  etc.)    Iiereor-  von   ]\'ittivcii,  die  sich   uueder  verheirathcn; 

ging  u.  icorüber  loitcr  scharp  u.  hart'st  Wci-  he  hetl  'n  lial'släten  fro  nanien. 

teres   su    vergleichen    ist.       Vergleicht    nuni  lialf-silt'eii,  a)  hall)  Sieben ;  —   h)  hetrun- 

ührigens  das  lat.  semi  u.   skr.    sämi    (halb),  5  ken  etc.;  hö  is  halt'söt'eu.    —    Ob   es    in  der 

hz.  dass  dieses  Wort  wahrschei)d.  das  ::weite,  letzten    Bedtg.  aus  nd.  (Br.    Wb.)  halv  si'>o 

zu    einem  Ersten    passenden   ii.  stimmenden  wesen  (halb   gahr-  od.  halb  fertig  sein)  cnt- 

od.  gehörenden,  bedeutet,  so  würde  das  Thema  stand  ff 

lialba  formell    u.    bcgrifßich    auch    mit  skr.  half-siistei',  Halbschwester. 

kälpa    (siuiilis)    stimmen,    was    zur   }/  kalp  10       hiiUlo,    hillft,    Hälfte,    Thcil,    Seite  etc.; 

(recht    od.    gleich    u.    ähnlich    machen,    od.  wat  de  halft  scliüld,  scliilUl  ffil ;    —    de    enc 

ttrspr.  wohl:  beschneiden,   behauen,  glatt  u.  halfte  (Theil,  Seite)    is    groter    lui  dikkor  as 

eben  machen    [cf.    karp    od.    kalp,    spalten,  de  andere;    —    iip   sin    ene   hälfte    löpd    he 

hauen,  schneiden  etc.],    gleich    inachen,    in  kruni. 

gleiche  Thcile  zerlegen  etc.)  gehört.  15       hall'-ür,  haH'-ürtje.    halbe    Stunde,   halbes 

Iiall'-afViiils-^ift ,    die    DLittel-Abends-FiU-  Stündchen. 

tcru)ii/:  (jcwohnlich  um  7   Uhr  Abends.  hSili'-wiiss^n,  haU-wass&w,  halb  erwachsen  ; 

halt'-liakkcli,  halbgebacken,  halbgahr;  fig.  he  was  man  so  "n  halt'wiissen  fent,    do  drög 

halbfertig,  unfertig  etc.;  't  is  man  so 'n  half-  hc  de  koj)  al  so  hüg. 

l)akken  kerel.  20      hall'- weteud ,   halt -weten ,   halbwissend, 

liair-hröer,  Halbbruder.  halbverständig ,    hcdbklug ,    nicht    recht   ge- 

halfe,  Halbe,  od.  der  eine  Theil,   bz.  die  scheut,  närrisch,  kindisch  etc.;  du  must  wat 

eine  Seite  eines  Ganzen;  gif  mi  'n  hahe  od.  mit  huni  tosen,  du  wetst  wol,  he  is  man  so 

halfen;  —    de  ene  hälfe  is  groter  as  de  an-  wat  half  weteud.      Bcdcnsart:   he  is  so  kluk, 

dere.     cf.  hälfte  u.  weiter:  25  as  'n  halfweten  kalf. 

halfen,  halben,  von  seilen,  tvegen  etc.,  in  liallann,  i.  q.  allarm. 

allenthalfcn,    bchalfen,     mineuthalfen     etc.,  hallen,    hallen,   schallen,  tönen  etc.;    dat 

vergl.  unter  he-hilfen.  halld  dör  't  ganse  hiis.     cf.  1  hei  m.  haleu, 

halfer-haiuls,  zur  hcdbcn  Hand,  nicht  so  gehälen  etc. 

ganz  recht,  halb  u.  halb,  ungefähr  etc.;    ik  30       1.  halm ,  llcdm ,  Stengel  etc.   der    Gräser 

knn  d'r  man   haUVrhands    lii  kamen;    —    ik  od.  Grasarten;  de  rogge  up  de  halm  ferko- 

kan  dat  man  halfi-rhands  göd  heten;  —  dat  pen  laten;    —    de  halms  (die  Halme)  fan  't 

kan  so  haUVrhunds  gän.  körn  sunt  fan  't  jar  föl    lang  a*    as    anders; 

halfer-wägeus,  halfwitgs.  halbwcges,  halb  —  henthalin,  ströhalm,  grashalm  etc.  —  Nid., 

u.  halb  etc.  35  mnld.  halm,  Flur,  halmen ;  nd.,  ntnd.  halm, 

halfe-swinskoppen,  halbe  Schweinsköpfe;  Blur.  halmen    u.   helmer    (calanuis);    nfries. 

scherzh.  u.  fig. :  die  beiden  Frackschösse  od.  halm  (Langstroh,   Dachstroh ,   od.    wie    wir 

Frackßügcl.  ««//cu  „dak");  «c/rt'.  healni ;  e«;;/.  halin,  haulm  ; 

half'-laken-linnen,    auch  noplinnen   ge-  an.  hälmr   (Stroh,    Streu);   norw.    halm    u. 

nannt;     Leinen     welches    halb    aus    guteni  '^(i  provinziell  \vAA\m,\v<vAu\:i  .^chwed.,  dän.  \iA\m; 

Flachsgarn  u.  halb  aus  Noppgarn  (knoleri-  ahd.,  mltd.  halm  (Halm;  Sclireibrolir).    Mit 

gern,    aus    Heede   gesponnenem    Garn)   ge-  griech.     kalame     (Hahn);    kälamos    (Bohr, 

webt  ist.  Schilf);  lat.  calamus  u.  culmus;  kslav.  slama 

lialf-linneil,  Halb-I^einen,   Ijeimvand,   bei  (Halm);    lett.  salms    (dasselbe)    u.   vielleicht 

welcher   die  Kette   aus   Kattungarn   u.    der  45  auch  skr.  (Benfeg)  kalama   (eine  Beisart) 

Einscldag  aus  Leinengarn  besieht.  od.   (Both    u.   Böhtling)   kalamas    (das- 

lialf-ran,  lialfröe,  Halb-Trauer.  selbe   ii.    auch    „Schreibrohr'') ,    sowie   ved. 

lialf-raus-kled.  Halbtrancrkleid.  (Grass mann)  gara  (Bohr)   entweder  von 

half  -  sched ,     Halbscheid,     abgeschiedene  y  kar,    kal    (rauschen   etc.,   cf.   halen)    od. 

Hälfte,  halber  Theil.  50  kar,    kal    (bewegen,    hin    u.    her    bewegen, 

half-sihbe,  s.  unter  sibbe.  schwingen,  schwanken,  zittern,  vibriren  etc., 

hall-slat'htig,  halbschlächtig,  zwitterartig,  bz.  bewegen,  treiben   etc.,    bewegen   vor   od. 

zwischen  zwei  Geschlechtern  od.  Arten  mit-  heraus,  treiben  aus,  wachsen,  spriessen  etc., 

ten  inne  stehend.  cf.   y  1  kal  bei  Bopp  in  der  Bedtg.  sonare 

half-slag,  Zwitter,  Zwitterding ,  Unvoll-  55  etc.  u.  2  kal  in  der  von:  agiture,  concutere, 
kommenes,  Etwas  was  nicht  für  voll  jxissi-  vibrarc  etc.),  wenn  es  nicht  etwa  mit  2  hä- 
ren kann  etc.;  't  is  man  'u  halfslag  kind  len,  helle,  heim  etc.  u.  lat.  celare,  clam  u. 
od.  perd.  calim  etc.   zu    der  für  diese    Wörter   anzu- 

lialf-sliiten,    halb  verschlis.-<en ,  halb  <tbge-  setzenden    y    kar,    kal    (decken,    bedecken, 

nutzt;   ik    heiV    nog   so    'n    halfsläten   büks  GO  schirmen,   schützen    etc.)   gehört.     Für  die 


HALM  15                             HALM 

Ableitung   von   der  ]/  kal    (sonare)    seheint  Knochen  bedeckt   u.    eine  Hülle  u.   Schutz 

der  Umstand   zu  sprechen,  dass   das   goth.  der  Knochen  ist. 

raus  (Bohr,  Schilf,  Bteth  od.  kälamos)  mit  2.  halm,  das  „schott"  od.  die  hölzerne 
nhd.  Bausch  u.  rauschen  u.  unser m  Wand,  tvekhes  die  Vieh-  u.  Pferdeställe 
rüsen  m.  rüsig  (geräuschig.,  läriuend ,  laut,  5  seitwärts  einfasst,  bz.  die  einzelnen  Ställe 
unruhig  etc.)  auf  ein  Vbm.  riusan  (so-  von  einander  scheidet.  Compos.:  kö-halm, 
nare)  zurückzugehen  u.  demnach  raus,  die  Kuhstallwand;  —  pörde-halm,  Pf  er- 
Thema Täuea.,  ein  im  Winde  rauschen-  destallwand,  od.  wörtl.  entweder:  Kuh-, 
des  Etwas  zu  bedeuten  scheint,  eine  Bedtg.,  Pferd- Scheide,  bz.  Kuh-,  Pferd-Scheidung 
welche  auch  dem  Worte:  ahd.  hriot  etc.,  10  etc.  —  od.  Kuh-,  Pferd-Wand,  bz.  Kuh-, 
ags.  hreäd  (Bieth,  Schilfrohr  etc.,  cf.  reit  Pferd-Einfassung,  da  hiilm  sowohl  ein  seh  ei- 
od.  reith)  möglicherweise  zu  Grunde  liegt,  den  des,  th  eilen  des  u.  tr  ennendes, 
da  es  sehr  leicht  mit  ahd.  hrom,  hruom  etc.;  als  auch  ein  einfassendes,  umfassen- 
ags.  hreäm  (clamor,  Geschrei,  Lob,  Buh m)  des,  ein  s  chl i essendes  u.  s chützen- 
zu  einer  u.  derselben  y  gehören  kann,  die  15  des  (cf.  schott  etc.)  Etwas  ist.  Vergleicht 
auch  zirspr.  die  Bedtg.  sonare  hatte  u.  auch  man,  dass  wir  statt  sülf,  sülfst,  sülfeu  (selb, 
das  mnld.  (KU.)  heim  (echo,  sonus  resul-  selbst,  selber)  in  der  Begel  bülm  (ik  kam 
tans)  u.  helmeu  (resouare  etc  )  wrt  w/jf/. /t « J-  sülm  bi  di;  —  dat  fersleid  sük  fau  sühn) 
len  zu  der  y  kal  (sonare)  gehört.  Für  die  sagen  u.  dass  das  mnd.  heim;  nhd.  (Grimm, 
Ableitung  von  der  }/  kal  (bewegen,  vibriren  20  Wb.)  vdul.  halm,  heim  (manubrium,  capu- 
etc.  od.  bewegen,  treibeii  etc.)  u.  einen  Zu-  lum) ;  halm,  halmo,  helrao  etc.  in  ahd.  joh- 
sammenhang  mit  skr.  calati  (er  bewegt  sich)  halm,  johhalmo,  johhelrao  etc. ;  mhd.  giech- 
kalayati  (treibt),  g riech,  kellein  (bewegen,  helme  (lorura,  Jochriemen  etc.,  Biemen  od. 
treiben),  bz.  mit  lat.  celsus,  excello,  culmeu  Seil  am  Joch  zur  Lenkung  u.  Steurung  der 
(da  die  Grdbdtg.  bewegen  etc.,  wie  bei  y  25  Binder)  wahrscheinl.  mit  nhd.  (Grimm, 
ar,  gleich  in  die  von  sich  erheben  etc.  Wb.)  helb,  helf;  ahd.  halp,  halap;  mhd. 
übergeht  cf.  risen,  reisen  etc.)  etc.  u.  dem  halp;  bagr.  halb,  helb;  mnd.  (Seh.  u.  Ij.) 
as.  holm  (Berg,  Hügel);  ags.  hyll,  hill  (Hü-  helve,  helf,  helft;  mnld.  (KU.)  helve  (ma- 
gel,  cf.  3  hei)  etc.  spricht  aber  der  Umstand,  nubrium.  Stiel,  Griff,  Handhabe),  soivie  half 
dass  man  halm  auch  als  das  vom  Winde  30  in  Halfter  (capistrum,  camus)  aus  einer  u. 
bewegte,  wogende,  schioankende ,  derselben  Grdform  hervorging,  in  dem  das 
vib  rirende  etc.  od.  auch  als  das  trei-  „m"  in  halm  (manubrium,  cf.  halter,  hälter) 
b  ende,  sprossende,  sp  riessende,  der  Ableitung  zufällt  u.  das  auslautende  „p" 
sich  aus  dem  Boden  erhebende  Etwas  der  dafür  anzusetzenden  ^en».  y  halp,  half, 
deuten  kann  (cf.  Fick,  III,  70),  während  35  halb  in  halm  od.  halma  vielleicht  ausfiel, 
für  den  Zusammenhang  mit  der  für  hälen,  sowie  ferner,  dass  auch  an.  helmingr  für 
helle,  heim  etc.  u.  lat.  celare  etc.  anzu-  helfningr  (Hälfte)  vorkommt  u.  darnach 
setzenden  y  kar,  kal  (decken,  bedecken  etc.)  halm  od.  balma  (manubrium  etc.)  vielleicht 
das  zu  sprechen  scheint,  dass  Stroh  u.  Bohr,  aus  einer  urspr.  vollen  Form  halpna,  halfna 
hz.  Schilf  auch  bei  uns  mit  dak  (Dach,  Be-  40  od.  halpni  etc.  entstand,  so  wäre  denkbar, 
deckung.  Deckendes)  bezeichnet  wird  tc.  dass  dass  dieses  halm  (als  Scheidewand,  od.  Et- 
auch  stro  (Stroh)  =  an.  strä  (Stroh,  Stroh-  loas  toas  einen  gegebenen  Baum  in  zwei 
halm)  etc.  mit  nhd.  str euen  u.  St r eu  etc.  od.  mehrere  gleich  grosse  Theile  zerlegt) 
in  der  Weise  zusammenhängt,  weil  streuen  sich  von  halfen  =  ahd.  (halbjan),  «jÄ(Z.  hal- 
die  Bedtg.:  iverfen  über  Etwas  hin  45  ben  (dimidiare)  ableitete,  od.  dass  es  mit 
hat  u.  demnach  stro  aus  der  urspr.  Bedtg. :  halm  u.  halp,  Handgriff^  Stiel  etc.  (mit  dem 
Ueb  er  Wurf,  od.  das  über  Etwas  hin-  es  meiner  Ansicht  nach  direct  nichts  ge- 
geworfene die  Bedtg.:  Deckendes,  mein  hat)  von  einer  u.  derselben  y  stammt. 
Decke,  Dach,  Schutz  etc.  entwickelte.  nämlich  von  derselben  y  kalp  wie  helpen 
Dass  demnach  halm  mit  heim  u.  hälen  (heh-  50  (helfen),  welche  imter  andern  ausser:  rich- 
ten) etc.  connex  sein  kann ,  ist  klar  u.  ist  ten,  einrichten,  ordnen  etc.,  auch  die  Bedtg. : 
dieserhalb  auch  die  von  y  pa  (greifen,  fas-  eintheilen,  vertheilen  etc.  hat  u.  wovon  dann 
sen,  halten,  retten,  schützen,  decken  etc.)  er-  halm  als  das  Eintheilende  sich  auch  ab- 
weiterte  y  pal,  pal  (servare,  tueri)  zu  ver-  leiten  Hesse.  Vergleicht  man  übrigens  das 
gleichen,  wovon  palä  (a.  caro,  od.  das  die  55  ahd.  halmo  in  joh-halmo,  so  scheint  es 
Knochen  Bedeckende,  Einhüllende,  Um-  meiner  Ansicht  nach  doch  sehr  bedenk- 
schliessende  etc. ;  —  b.  stramen ,  als  Be-  lieh ,  um  bei  diesem  Worte  eine  durch 
deckendes.  Dach)  stammt,  tvie  desgl.  auch  Nichts  erwiesene  Ableitung  von  einer 
lat.  palea,  franz.  paille  u.  möglich  auch  germ.  y  halp,  bz.  eine  directe  Verwandt- 
wohl unser  fies,  flesk,  als  dasjenige,  ivas  die  60  schaß  mit  ahd.  halp    (manubrium  etc.)  vor- 


HALMER 


16 


HALS 


auszusetzen ,  zumal  da  dieses  Wort  in  der 
Bedtg.  Lenk  seil  od.  das  Etwas,  womit 
man  das  Gesjtann  (Joch)  lenkt  u.  steuert 
doch  fast  zweifellos  mit  an.  lijälm,  engl.  u. 
vind.  heim  (Steucry  Buder;  engl,  auch  Steu- 
ermann, Lenker,  cf.  3  heim)  identisch  u. 
dann  mit  halp  (manubrium)  d<ich  schwerlich 
iierwandt  ist.  Erwägt  man  aber  die  vielen 
Bedtgn.  der  y  kar,  kal  u.  namentlich  die 
aucJi  unter  1  halm  erwähnte  Bedtg.:  trei- 
ben (wonach  1  halm  «»c/i  urspr.:  Spross, 
Trieb,  Gesprossenes  etc.  sein  kann,  ebenso 
wie  1  hehn  =  arundo  ?<.  ved.  (jaro  =  sa- 
charum  sara)  u.  dass  icir  drii'en  geradezu 
in  der  Bedtg.:  die  Pferde,  bz.  den  Wa- 
gen lenken  etc.  gebrauche)!,  so  ist  e.'^  klar, 
dass  ahd.  halmo  (Lenkseil)  7i.  an.  hjalm, 
engl.  hi^Im  etc.  (Steuer,  Steurer  etc.)  sicJi 
auch  ebensogut  wie  1  halm  von  der  ]/  kar,  bz. 
skr.  kal,  halayati  (treiben,  antreiben,  treiben 
wohin,  Ttichtang  geben  tcohin  etc.)  ableiten 
lassen  n.  dass  es  dann  durchaus  nicht  nö- 
thig  ist,  um  mit  M.  llegne  (cf.  Grimm, 
Wb.  IV,  240)  das  ahd.  halmo  in  johhalrao 
mit  halp  (manubrium)  u.  half  in  Halft  er 
SU  identificiren,  bz.  halmo  auch  mit  diesen 
Wörtern  von  der  für  Letztere  anzusetzenden 
y  halp,  bz.  kalp  abzuleiten,  welche  in  der 
Grdbdtg.:  binden  (schliessen,  fügen,  Jans- 
sen, j)«s.<t?tc/i,  geschickt  u.  dienlich  sein, 
wozu  dienen,  helfen)  od.  greifen,  fassen 
(hcdten,  retten,  tragen  etc.)  sowohl  die  y 
von  halfter  u.  helpen,  als  auch  von  halp 
(manubrium)  ist,  ivie  Ja  aus  fassen  ausser 
halten  etc.  auch  die  Bedtg.:  fesseln,  bin- 
den, bz.  umfas.'^cn,  umschliessen,  zusammen- 
fassen, vereinigen,  verbinden,  schliessen  etc. 
Von  selbst  hervorgehen.  Unser  2  halm  nun 
aber  betr.,  Hesse  sich  dies  auch  leicht  mit 
2  heim  von  helan  (bergen,  sichern,  schützen 
etc.)  ableiten,  weil  es  als  Wand  (cf.  scliott 
ii.  Schutt)  auch  ein  Schutzding  ist  u.  eine 
Wand  ein  Etwas  schützend  umgiebt  «.  es 
auch  verdeckt. 

halmer  od.  halinpi'-pal,  der  Pfuhl  woran 
die  Zwischenwand  der  Ställe  od.  die  Stall- 
wand  (2  halm)  vorn  u.  hinten  befestigt  ist. 
An  denjenigeii  halmer,  der  an  der  Mauer 
steht,  wird  zugleich  auch  der  hölzerne  An- 
ker befestigt,  der  das  Ausweichen  der  Mauer 
verhindert. 

haliii-spliott,  halnier-schott ;  i.  q.  2  halm 
II.  eigentlich  ein  l'lconnsmns,  da  halm  selbst 
schon  die  Bedtg.  ,,Wand''  od.  „Zwischen- 
wand" hat. 

häl-rek.  häl-stok,  Stock  od.  Stange  mit 
einem  Haken  (s.  2  hal)  zum  Heranziehen 
u.  Eesthidten. 

Iials  (Plur.  halsen),  Hals:  a)  das  kürzere 
od.  längere,  schlanke  u.  biegsame  Glied  zici- 


schen  Kopf  u.  Bumpf  lebender  Geschöpfe, 
od.  auch:  Genick,  Kehle  etc.;  he  hed  'n 
körten  (od.  langen,  dikken,  dünnen  etc.)  hals ; 

—  hü  fätd  hör  um  de  hals ;  —  he  hed  hör 
5  an  de  hals  (kann  sie  nicht  wieder  los  wer- 
den); —  de  hed  sük  dar  ök  wat  up  de  hals 
häld ;  —  he  gel"  hum  'n  drei'  (od.  slag)  an 
de  hals;  —  he  mök  (machte)  so  'n  langen 
hals  (streckte    den  Hals    aus    ti.    damit  den 

10  Kopf  vor,  um  besser  sehen  zu  können,  bz. 
aus  Neugierde) ;  —  he  läd't  sük  föls  to  fOl 
up  de  hals  (Nacken);  —  wat  brukst  du  dt 
(lut  up  de  hals  halen  ?  —  't  giid  hum  an  de 
hals  (Leben);  —  he  hed  sük  de  hals  (Hals  od. 

15  Kehle)  ütsnäden;  — he  smörd  hum  de  hals 
to  od.  of;  —  ik  drei'  di  düfel  de  hals  um, 
wen  du  mi  wer  kumst;  —  he  hed  siik  de 
hals  (Hcds  od.  Genick)  braken ;  —  he  br  'kd 
nog  insen  hals  un  ben ;  —    dat  kan  de  hals 

20  net  kosten ;  —  he  störtede  (od.  tlug)  hals 
at'er  kop  in  't  water;  —  dat  geid  bi  huni 
altid  hals  afer  kop  (mit  Ueberstürzung  u. 
jäher  Hast  etc.);  —  he  mök  hals  afer  koj), 
dat  he  fürt  kwam;  —  dat  mut  bi  hum  altid 

25  all'  dör  de  hals  (Kehle,  Gurgel  etc.);  —  de 
hals  (Kehle,  Gurgel,  Schlund,  Speiseröhre, 
Luftröhre  etc.)  sit  nii  hast  digt  od.  is  mi 
auswullen;  —  ik  heb'  'n  bunke  (Knochen) 
in  d'  hals  fastsitten;  —  d'r  is  mi  wat  in  de 

30  feikerde  hals  (Luftröhre)  kamen;  —  b)  bei 
leblosen  Dingen  das  dünne,  lange,  gerade 
od.  gebogene  Zwischen-Ende  zwischen  Kopf 
u.  liumpf;  das  dünne,  gerade  od.  gebogene, 
vorgestreckte  Ende  von  Etwas;  eine  runde, 

35  röhrenartige  od.  trichterförmige  Erweite- 
rung; in  der  Nautik  auch  ein  Tan  an  den 
untern  Ecken  der  Segel,  um  diese  anzuho- 
len  u.  zu  befestigen ;  hals  fan  de  flesse ;  — 
hals  fan  de  anker;  —  hals  fan  'n  haken;  — 

40  hals  fan  'n  kue  od.  knestük  (die  Krüm- 
mung od.  gebogene  Stelle  zwischen  den  En- 
den eines  Knies);  —  de  hals  fan  de  keller; 

—  hals  fan  'n  kette  od.  tau  (die  runde  End- 
öffnung od.  der  breite  Bing  vorne  an   der 

45  Kette  etc ,  um  ein  Anderes  darin  zu  haken 
u.  zu  befestigen);  —  de  halsen  fan  de  seils 
(Segel,  cf.  Bobrik,  naut.   Wb.). 

In  Compos.    auch  =   Person ,    wie   z.  B. 
in:    gitshals,    slükhals,  rarhals  etc.  —   Nd., 

50  mnd.,  nid.,  mnld.  hals;  afries.,  satl.,  zvfries. 
hals;  as.  hals;  engl,  (selten  [cf.  Lucas],  ge- 
wöhnlich  neck)  halse  u.  (in  healsfang,  Hals- 
eisen) heals;  ags.  hals,  heals  (collum,  prora 
navis) ;    an.  hals    (coUimi,  mouticulus  o!)lon- 

55  gus,  prora  navis,  pes  veli  anterior) :  schwed., 
dä)i.  hals;  goth.,  ahd.,  mhd.  hals  (Hals; 
schmal  fortlaufende,  an  einen  Berg  sich  an- 
schliessende Anhöhe;  Landzunge).  Das 
Thema   halsa    (Grdform    kalsa    od.    karsa) 

60  bietet   in  den  sonstigen   idg.  Sprachen  kein 


HALS-ADER 


17 


HALS-GAT 


Wort  in  gleicher  od.  ähnlicher  Weise  zur 
Vergleichung  dar,  es  sei  denn,  das«  hd.  Col- 
lum aus  colsum  entstand,  was  indessen  nicht 
nachzmveisen  ist.  Dass  es  zu  einer  ]/  kar, 
kal  gehört,  ist  wohl  zweifellos.  Unsicher 
jedoch  ist  es  jedenfalls,  welchen  Begriff  die 
alten  einfachen  Sprachhildner  mit  dein 
Worte  hals  od.  halsa,  kalsa'  verbanden,  wie 
dies  schon  daraus  hervorgeht,  dass  M. 
Heyne  (cf.  hals  im  Grimmischen  Wb.) 
an  die  Bedtg. :  ragoi,  vorragen,  sich  erhe- 
ben, hoch  stehen  etc.,  bz.  an  eine  Verwandt- 
schaft mit  lat.  celsus  etc.  denJct ,  ivährend 
Fick  (II,  58)  es  von  kal  (recellere)  ab- 
leitet u.  es  doch  klar  ist,  dass  man  bei  hals 
aucli  ebensogut  an  die  Grdbdtg.:  ,.biegen" 
denken  kann ,  weil  dieses  „hals"  genannte 
Gelenk  doch  auch  seJir  biegsam  u.  be- 
70 e glich  od.  schlank  etc.  ist.  Dass  die- 
semnach  man  sowohl  (d.  h.  ivenn  man  an- 
nehmen will,  dass  hals  das  Vorragende,  od. 
sich  über  ein  anderes  Eticas  Erhebende  be- 
deutet) an  eine  Verwandtschaft  mit  griech. 
kära  etc.  u.  skr.  gira,  giras  (Haupt,  Kopf) 
denken  kann,  wozu  Fick  (II,  63)  auch 
lat.  cervix  u.  (I,  434)  an.  hjarsi  (Kopf) 
stellt,  od.  dass  man  hals  auch  mit  1  lialm 
u.  lat.  culmus,  culmen,  celsus  etc.  (Fick, 
III,  70)  von  der  ]/  kar,  kal  (treiben,  spros- 
sen, ivachsen,  sich  erheben  etc.)  ableiten 
kann,  ist  klar,  während  andererseits  hals 
als  bewegliches,  biegsames,  schlankes  Etivas 
auch  zu  einer  ]/  kar  (bewegen,  hin  u.  her 
bewegen,  schioanken,  biegen,  krümmen  etc.) 
gelegt  werden  könnte,  die  auch  möglicher- 
weise für  1  halm  zu  Grunde  zu  legen  ist. 
Meines  Erachtens  würde  indessen  für  hals 
am  besten  die  Grdbdtg.:  ziehen,  dehnen, 
strecken  etc.  passen,  in  welcher  Bedtg.  je- 
doch meines  Wissens  keine  y  belegt  ist. 
Oder  ist  tvie  bei  skr.  krka  (Kehlkopf) ; 
kslav.  krüku  (Hals)  von  der  bereits  unter 
halcn  erwähnten  y  kark,  krak  (Fick,  I, 
42)  auch  bei  hals  an  eine  Ableitung  von 
der  y  kar,  kal,  germ.  hal  (cf.  halen)  zu 
denken  ? 

lials-ader,  Halsader. 

lials-afer,    halsüber,    rückivärts    etc. ;    he 
ful  halsafer  in  't  dep. 

lials-band,    Halsband  (in  allen  Bedtgn.). 

lials-ben,    halsbanke,     Halsbein,    Hals- 
knochen. 

hals  -  bräkend ,    halsbrechend,    sehr    be- 
I  schiverlich  etc.;  halsbräkende  arbeid. 
i       hals-bunke,  s.  halsben. 

hals-dük,  Halstuch. 

halsen,  halsen;  in  verschiedenen  Bedtgn. 
'  als:  he  kun  d'r  nich  tagen  halsen  (schlin- 
.  gen,  schlucken,  würgen  etc.),  dat  he  't  äten 
'  herunder  kreg;    —   he  halsd    (iiuält,  plagt, 

Boorukaat  Koolman.    "Wörterbuch.    IX. 


müht,  arbeitet,  reisst  etc.)  sük  of,  dat  he  klär 
würd ;  —  se  halsen  (bürden  etc.)  luim  fols 
to  fol  up;  —  se  kamen  en  mit  't  hei  so  fei 
up  de  hals,  dat  d'r  hei  gen  halsen  tagen  is, 

5  um  't  weg  to  bargen;  —  se  halsden  (halsten, 
umhalsten,  umschlangen,  wnfassten,  balgten 
etc.)  sük;  —  wi  willen  't  schip  halsen  (vor 
dem  Winde  wenden,  cf.  Bobrik,  naut. 
Wb.)  laten;   't    weid  to  hart,   as   dat   wi   't 

10  dör  de  wind  krigen.  Compos. :  kathalseu, 
umhalsen.  —  Nid.  halzen  (vor  dem  Wiiide 
wenden ;  fig.  sich  abmühen  etc.) ;  mnld.  hal- 
sen (vorare ,  devorare ,  glutire  etc.) ,  halsen, 
lielsen  (amplecti  etc.),    halsen    (magno  cona- 

15  mine  niii) ;  nd.  (Dähnert)  halsen,  halsen 
(umfassen,  umarmen  etc.),  (Br.  Wb., 
Schütze)  halsselen  (mit  Jemandem  [sich] 
herumzerren,  Lust  u.  Mühe  haben  mit,  sich 
quälen  etc.) ;  mnd.  (Seh.  u.  L.)  halsen  (um 

20  den  Hals  od.  das  Leben  bringen) ;  ahd.  hal- 
san,  helsen,  halsen,  halsön;  mhd.  halsen,  hel- 
sen ;  as.  helsjan  (amplecti) ;  ags.  healsjan, 
halsjan  (amplecti,  obsecrare) ;  engl,  halse  (um- 
armen);  isl.  hälsa  (corripore  vela;   serrando 

25  vacillare  alinea;  amplecti);  norw.  halsa  (cor- 
ripere  vela,  d.  h.  die  Segel  mit  dem  hals 
[s.  unter  hals]  genannten  dünnen  Tauen  zu- 
sammenschnüren etc.);  dän.  halse  (dasselbe); 
schwed.    halsa    (umhalsen,  umarmen).      Be- 

30  züglich  des  engl,  halse  ßegrüssen,  beschwö- 
ren) sei  übrigens  noch  bemerkt,  dass  dies 
mit  halse  (umarmen)  durchaus  unverwandt 
ist,  sondern  aus  ags.  hälsjan,  haelsjanf'For- 
bedeutung   nehmen  od.  suchen,    beschwören, 

35  obsecrare)  =  ahd.  heilisön ,  heileson,  heil- 
sun,  helison;  mhd.  heilsen  (augurare,  ex- 
piare)  hervorging  u.  demnach  mit  an.  heilsa 
(grüssen,  begrüssen);  schwed.,  norw.  heisa; 
dän.  hilse  (grüssen)  identisch  ist  u.  icie  an. 

40  heilsa  (Glück,  Wohlergehen),  heilsu  in  heilsu- 
gjüf  (Heilsgabe)  u.  ags.  hälsung  (Beschwö- 
rung,  Gebet),  häletan  (grüssen)  u.  hael 
(Gruss,  Vorbedeutung) ,  hüls ,  heäls  (Heil, 
Glück  etc.)  etc.  zu  hael,    häl    (heil,    cf.  hei) 

45  gehört,  wobei  denn  wohl  anzunehmen  ist,  dass 
ags.  hälsjan  od.  hälsian  urspr.  die  Bedtg.: 
a)  Heil  u.  Glück  suchen,  um  Heil  u.  Glück 
u.  Segen  anhalten  u.  fragen,  Gott  um  Glück 
etc.  angehen  ii.  beschwören  etc.   u.  b)    auch 

50  die  von:  Glück  u.  Heil  wünschen,  bz.  ein 
Heil  (Dir)  sagen,  od.  Heil  u.  Segen  spre- 
chen etc.  hatte,  loie  denn  hael  (Gruss  od. 
Glückivunsch)  ivohl  urspr.  nichts  anders  als 
das  Substantiv.  Adv.  lieil  ist,  od.  aus  dem 

55  Subst.  haele  (Heil,  Glück,  Segen  etc.)  her- 
vorging, worüber  unter  heil  das  Weitere  zu 
vergleichen  ist. 

hals-gat  (Halsloch),  a)  Kehle,  Gurgel  etc. ; 
he  jagd  't  all'  dör    't    halsgat   (er   verzehrt 

60  od.    versäuft   Alles,    ist    ein    unersättlicher 


HALS-KRAGE 


18 


HALTER  IIELTER 


Verschwender  etc.) :  —  't  halsgat  (Kehle) 
Sit  im  dijit ;  —  b)  (Xatttil) ,  Flur,  halsga- 
ten,  die  Löcher  vorne  an  den  Seiten  des 
Schiß's  dicht  aber  dem  Schcindeckel ,  wo- 
durch die  starken  lialseu  (od.  Taue  an  den 
■untern  Ecken  der  Segel,  cf.  unter  hals)  (/e- 
zogen  u.  befestigt  xcerden.  —  Nid.  lialsgat 
od.  lialsklamp,  vergl.  daridter  Bobrik, 
naut.   Wb.,  :i:J7  etc. 

hals-krage,  Halskragen ;  a)  Kragen  od. 
Krause  etc.  den  od.  die  man  zur  Zierde 
■um  den  Hals  trägt;  du  must  'n  halskrage 
uuiJöu,  dat  sügt  bäter  üt;  —  b)  der  höl- 
zerne Kragen ,  der  früher  den  zur  Schau 
ausgestellten  Verbrecliern  um  den  Hals  ge- 
legt wurde;  he  hed  fröger  ök  al  mal  mit  de 
halskrage  stän ;  —  c.  (tautologische  Com- 
pos.)  Hals,  Nacken;  he  grep  hum  iu  de 
halskraiije ;  —  de  halskrage  deid  im  ser.  — 
]\[nd.  lialskrage  (dasselbe). 

hals-pipe,  Halsröhre,  Luftröhre. 

hals-starrig,  halsstarrig,  unbeugsam,  un- 
lenksam, hartnäckig  etc.;  du  must  net  so 
lialsstarrig  wäsen ;  —  't  is  so  'n  halsstarri- 
gen döimer,  as  't  man  en  gift. 

halsten,  grobes,  ungesäuertes  Brod,  wel- 
ches (bx.  ein  Brodkuchen,  tvelcher)  in  hcis- 
ser  Asclie  od.  auf  dem  Hoste  hart  gebacken, 
bz.  geröstet  ivird.  Diese  bald  zu  fertigen- 
den „halsters"  werden  nur  dann  bereitet, 
wenn  das  gewöhnliche  gesäuerte  Grob- 
brod  unvermuthet  ausgegangen  u.  nicht  zu 
haben  ist,  um  dem  augenblicklichen  Brod- 
mangel rasch  abzuhelfen.  Es  ist  loahr- 
scheinl.  als  g  er  östetes  od.  als  dürres, 
trocknes  u.  hartes  Brod  (cf.  auch  bünje) 
mit  dem  nd.  (Danneil)  hall'n  (dörren, 
trocknen  etc. ;  de  wind  hallt  dat  land  üt), 
hall,  ballig  (dürr,  trocken),  ballig  (durstig, 
schmachtend,  verlangend  etc.);  hcss.  (Vil- 
m  a  r)  bäl  hal  od.  auch  hael,  hei,  hei  (tro- 
cken, dürr,  mager;  ausdörrend,  austrock- 
nend, auszehrend  etc.);  ninld.  (KU)  hael, 
hei  (exsiiccus,  in  quo  nihil  est  succi  aut 
piuguediuis;  siccus,  aridus;  subtilis,  tenuis, 
acutus,  acris)  connex,  was  nach  dem  mnld. 
(KU.)  hael  in  haelgans  =  nhd.  (Grimm, 
Wb.  IV,  159)  bablgans  (Hagelgans,  Fulica) 
wahrsrheinl.  ein  Contract.  von  dem  unter 
hager  (mager,  dürr  etc.)  aufgeführten  gleich- 
bedeutenden bagel,  hiigel  ist.  Wäre  es  je- 
doch richtig,  da.ss  das  Wort  bäl,  hael  (tro- 
cken, dürr)  historisch  richtig  (cf.  Wei- 
gand  unter  ha  hl)  hal  lautete,  .so  wäre 
dazu  afries.  (Wiarda,  afries.  Wb.,x>ag. 
179)  hei  (Jtoch,  trocken,  cf.  unter  3  bei, 
helle)  zu  vergleichen ,  wobei  man  dann  we- 
gen dieses  Wortes,  sofern  trocken,  dürr 
etc.  die  Grdbdtg.  wäre,  an  die  ]/  kal,  kar 
(brennen,    dörren  etc.,    cf.   lat.   caleo,  calor 


etc.  n.  Fick,  I,  44),  od.  tvenn  bei  ursjyr. 
die  Bedtg.:  hoch,  erhaben  etc.  gehabt 
hätte,  an  die  y  kar,  kal  (treiben  etc  ;  he- 
ben etc ,  cf.  Fick,  I,  45  u.  unter  1  halm) 
5  denken  müsste,  ioie  es  ja  vielleicht  auch  mög- 
lich ist,  dass  die  verschiedenen  Bedtgn.  der 
Wörter  hei,  hellen  etc.  (cf.  hei  etc.)  sich 
aus  den  verschiedenen  Bedtgn.  der  y  kar, 
kal  herschreiben. 

10  hals-tobi'äken,  Halszerbrechen.  Sjyrichw.: 
ferspräken  (das  sich  versprechen)  is  gin  bals- 
tobräken. 

hals-wark  od.  lialses-wark,  lials's-wark, 
Halscswerk,  Lebenswerk,    Werk  od.  Arbeit, 

15  die  die  volle  Kraft,  bz.  das  volle  Leben 
eines  Menschen  erfordert,  od.  Einen  den 
Hals,  bz.  das  Leben  (cf.  hals  in  der  Bedtg.  : 
Leben)  kostet  od.  kosten  kann;  dar  hed  he 
balswark  mit  to  dön,   dat  he  dat  klär    (fer- 

20  tig,  vollendet  etc.)  krigd ;  —  mit  dat  wark, 
wat  he  upstünds  (zur  Zeit,  zu  dieser  Stunde) 
Schrift,  dar  hed  he  sin  balswark  mit,  dat 
he  dat  fullentejed;  —  dat  is  'n  balswark 
(Lebensarbeit,  Lebensaufgabe)  für  hum,  wen 

25  lie  dat  wark  fultöjeu  (vollziehen,  vollen- 
den) wil. 

kalter,  heiter  (m.  u.  n.) ,  Halfter  od. 
Strickzaum,  Gurtzaum  etc.  ohne  Gebiss  (ca- 
pistrum) ;   trekk'  od.  smit   du  de  perde  äfea 

30  de  halters  (helters)  afer  de  kop;  —  de  hal- 
ter  striken  (seil,  afer  de  kop) ,  sich  losma- 
chen, ausreis.'^en,  entwischen;  —  de  kop  wer 
dür  't  heiter  hebben,  wieder  frei ,  bz.  der 
Fessel  entledigt  sein.  —    Nd.,  mnd.  halter ; 

35  nid.  halfter,  halster;  mnld.  (KU.)  balfter, 
halter,  helfter,  belebter;  ags.  bealfter;  engl. 
halter;  ahd.  lialftra,  haipbtra,  balaftra,  balf- 
tera;  mhd.  halftere,  helfter.  Alle  Formen 
sind  wohl  aus  half-tai'a   entstanden,    indem 

40  einerseits  das  inlautende  „f"  ausgestossen 
wurde  u.  andererseits  in  beichter  das  „f" 
7vic  in  kracht  (Kraft),  lücht  (Luft)  etc.  in 
„cb"  überging.  Der  Stamm  „half",  wovon 
dieses  Wort  mittelst   des  Sufjixes  tara   (cf. 

45  der)  weitergebildet  ist,  stammt  mit  dem  un- 
ter 2  halm  erwähnten  ahd.  balp  etc.  (manu- 
brium)  von  einer  germ.  y  balp,  half  =:  idg. 
kalp,  karp  (greifen ,  fassen,  halten,  fesseln, 
binden,  verbinden,  zusammenmachen,   verei- 

50  tilgen,  schliessen  etc.),  die  meiner  Ansicht 
nach  auch  die  y  von  helpen  (s.  d.  u.  cf. 
unter  2  halm)  ist  u.  wohl  jedenfalls  (cf.  skr. 
kalp  M.  zend.  karep,  sich  fügen  etc.)  durch 
„p"  von  y  kar  weitergebildet  ist,  wenn  nicht 

55  etwa  karp  aus  y  kar  (machen,  bewirken, 
thun  etc.)  _|_  }/  pa  (greifen,  fassen,  neh- 
men, wegnehmen  etc. ;  fassen,  halten,  retten, 
schützen  etc.)  entstand,  woraus  sich  denn 
von  selbst  ganz  verschiedene  Bedtgn.  für  die 

CO  y  karp,  kalp  ergaben,   nämlich   sowohl  die 


HALTER-  HELTER-GELD 


l'J 


IIAM 


von:  wegnehmen  thun,  stehlen,  rauhen,  ent- 
ziehen etc.,  als  auch  die  von :  halten  (tra- 
gen, heben  etc.)  n.  retten  thun  etc.  u.  viele 
Andere,  die  zum  Theil  übrigens  auch  schon 
in  der  so  vieldeutigen  y  kar  (cf.  Viele,  I, 
41 — 46)  zu  Tage  treten ,  aus  denen  sich  ja 
im  Laufe  der  Zeiten  auch  wieder  eine  ganze 
Menge  anderer  Bedtgn.  weiter  entioickelt 
haben  u.  selbst  nothwendigerweise  ent- 
wickeln mussten,  weil  die  Begriffe  noch  viel 
wandelbarer  u.  flüssiger  sind,  als  die  For- 
men, bz.  der  Geist  beweglicher  ist,  als  die 
Materie. 

lialter-,  helter-geld,  (Halftergeld),  das 
Trinkgeld,  loelches  der  Käufer  eines  Pfer- 
des dem  Knechte  zahlt,  der  dasselbe  ablie- 
fert. —  Nd.  (Er.   Wb.)  haltergeld. 

halter-,  helter-kette,  Halfterkette. 

jialtern,  heitern.  Dieses  von  halter  (Half- 
ter, Strickzaum  etc.)  weitergebildete  Vbm. 
wird  hier  nicht  mehr  in  der  urspr.  Bedtg. 
von:  halftern  od.  die  Halfter  anlegen  u. 
über  den  Kopf  ziehen  (u.  so  auch:  bändi- 
digen  od.  bezwingen,  ztcingen  dass  ein  Et- 
was  sich  dem  Willen  eines  Jemand  fügt 
etc.)  etc. ,  sondern  wie  auch  das  nd.  (B  r. 
■  Wb.)  lialtern  u.  nhd.  (cf.  Adelung)  half- 
tern im  uneigentlichen  Sinne  von:  ab- 
nützen, quälen,  zerren,  reissen  etc.  ge- 
braucht, wie  z.  B.  he  harr'  (hatte)  d'r  wat 
mit  to  haltern  (zu  reissen  etc.,  musste  sich 
tüchtig  anstrengen  u.  abmühen  etc.),  dat  he 
dat  perd  de  halter  afer  de  kop  kr6g ;  — 
ik  heb'  mi  al  so  lank  mit  dat  perd  (od. 
de  junge  etc.)  herum  halterd  (herumgequäU, 
herumgerissen  etc.,  od.  stark  damit  bemüJit 
etc.),  man  ik  kan  d'r  niks  mit  worden ;  — 
he  hed  d'r  f81  mit  to  haltern  (od.  riten),  dat 
he  dat  klär  krigt;  —  he  kun  sük  d'r  hast 
net  tegen  haltern  (reissen,  loehren  etc.  od. 
anstrengen  etc.),   dat  he  d'r  bäs  afer  wurr'. 

halter-palter,  halter  di  palter.  Diese 
kaum  präcise  zu  übersetzende  Zusammen- 
stellung von  halter  u.  palter  wird  in  fol- 
gender Weise  u.  Bedtg.  gebraucht,  als:  de 
wagen  kan  d'r  so  halter-palter  (so  halbwegs, 
so  ungefähr ,  so  eben  etc.)  hen ,  man  göd 
geid  't  net;  —  dat  kan  so  halter-palter  gän 
(wenn  es  auch  nicht  ganz  glatt  u.  ohne  An- 
stoss  geht,  so  kann  es  doch  so  ungefähr  ge- 
hen u.  passiren  etc.) ;  —  dat  gung  so  halter 
di  palter  göd  (das  ging,  wenn  auch  nicht 
so  recht,  wie  es  sein  musste,  so  doch  noch 
so  halbwegs  gut.  Vergleicht  man  jedoch, 
dass  wir  halter  di  palter  ebenso  wie  hulter 
di  pulter  =  nhd.  „holt  er  die  polt  er", 
auch  in  der  Bedtg. :  in  überstürzender  Eile, 
in  Ueberstürzung  etc.  gebrauchen,  so  ist  es 
klar,  dass  halter-palter  7nit  holte r- 2) ölte r 
identisch   od.    doch   synonym    ist   u.    dass 


„halter-palter  gän"  eigentlich  nichts  Anderes 
besagt  als  „loechselseitig  anstossend  gehen", 
bz.  dass  es  aus  einer  holte  (Höhlung,  Ver- 
tiefung etc.)  auf  eitle  palte  (dickes  Stück, 
5  Klumpen  etc. ,  cf.  auch  palter  =  plenter, 
dickes  Stück  Holz,  Kloben  etc.,  paltrig,  kluni- 
jjig,  in  dicke  Stücke  zerrissen  u.  getheilt 
etc.)  fällt  u.  stösst  u.  demnach  holperig 
u.  uneb  e n  geht,    od.    nicht  glatt    u.    ohne 

10  Anstoss  verläuft,  ivie  loir  auch  sagen:  dat 
kan  wol  halter-palter  (d.  h. ,  dass  es  bald 
hier,  bald  da  anstösst)  d'r  dör  u.  „halter- 
palter  gän"  auch  in  der  Bedtg.:  „hol- 
perig  od.  nach   allen  Seiten   unstossend   (u. 

15  so  stockend  u.  schlecht)  gehen"  gebrauchen, 
während  andererseits  halter  di  palter  ebenso 
wie  hulter  di  pulter  od.  nhd.  holt  er  die 
polt  er  auch  die  Bedtg. :  Hals  ü  ber 
Kopf,    kopfüber ,   bz.   in   Ueberstür- 

20  zung,  in  grosser  Eile  etc.  (he  kwam 
halter  di  palter  to  de  dör  herüt ;  —  he 
kwam  nog  net  äfen  halter  di  palter  weg 
etc.)  hat. 

1.  ham  od.  hamm,    Biss,   Bissen,   Stück, 

25  Schnitt  etc.;  he  dede  d'r  'u  ham  in  od.  üt, 
of  etc. ;  —  he  hed  d'r  'n  dügtigen  ham  üt 
dän,  bz.  ütbäten.  —  Weiter  vergl.  botram 
=  nid.  boter-ham  (Butter-Brod ,  —  Schnitt 
od.    Stück    mit   Butter)    u.    mnld.    (KU.) 

30  hamme  (pars  abscissa  rei  cibariae,  frustum 
esculentum).  Kann  dieses  ham  zur  }/  (Bopp) 
cam  (edere,  vesci)  :=  (Benfey)  kham, 
(Grassmann)  cam  (idg.  kam?)  gehören, 
od.  stammt  es  mit  2  ham,    sowie  ahd.  ham 

35  (verstümmelt,  gestutzt  etc ),  hamal  (verstüm- 
melt ;  verschnittener  Schafbock),  hamar  (Ham- 
mer) etc.  (cf.  1  M.  2  hamel,  hamer  etc.)  von 
einer  allgemeinen  germ.  ]/  ham,  welche  cms 
der  Grdbdtg. :  schlagen,  hauen,  stossen  etc., 

40  die  Bedtgn. :  stechen ,  schneiden ,  spalten, 
reissen,  bersten,  brechen,  biegen,  krümmen, 
rund.  V.  gebogen  etc.  machen,  wölben,  wöl- 
bend od.  rundlich  gebogen  umschliessen, 
Cirkel  od.  Kreis,    Ring,    Wall  etc.  etc.  ma- 

45  chen  um  Etioas  herum ,  umringen ,  ein- 
schliessen,  umgürten,  einfriedigen,  schützend 
umgeben,  einfassen,  uni'  od.  verhüllen,  ver- 
bergen, bedecken,  bekleiden  etc.  weiter  ent- 
xoickelte,    wie  ja   alle   diese  Bedtgn.    in  den 

50  vielen  zu  einer  germ.  y  ham  gehörenden 
Wörtern  (cf.  auch  hemd,  heramel,  hämo  im 
ahd.  lihhamo  etc.  u.  Weiteres  unter  2  bis 
5  ham  etc.)  vorkommen  u.  belegt  sind?  — 
Möglicherweise  jedoch  kann    dieses   1  ham 

55  (cf.  kram,  krum,  dum  etc.)  auch  aus  älterm 
hamp,  hamb  gekürzt  sein,  sodass  es  mit  hap, 
happen,  haffeln  u.  hampe,  humpe  (Stück 
etc.)  etc.  zu  einer  idg.  y  kamp,  kap  gehört, 
die  aus   der    Grdbdtg. :   ire,  se  movere    od. 

00  g ehen,  bewegen    (vor),    wie  (cf.  Ferd. 


HAM 


20 


HAM 


Justi)  die  y  ao  (gehen,  dringen  vor,  ge- 
langen wohin  u.  wozu,  erreichen,  erla)tgen, 
ergreifen  ,  fassen  ,  nehmen  zu  sich,  essen, 
trinken  etc.)  ähnliche  Bedtgn.  wie  diese,  so- 
wie loeiter  auch  die  von:  sich  hin  u.  her 
bewegen,  schwingen ,  schlagen  (hauen,  spal- 
ten etc.),  od.  sich  icinden,  krümmen,  biegen 
etc.  entwickelte  m.  demnach  ausser  für  liampe 
etc.,  sowie  liampel  u.  haiiipohi,  liimp-liampeu, 
humpeln  etc.  auch  für  liebben,  liafo,  hecli- 
teu  (heften),  betten  etc.  u.  vielleicht  auch 
/«>•  hapeii  etc.,  sowie  für  lat.  capio  etc.  aufzu- 
stellen ist,  ivorüber  unter  hehhen,  batV,  hat'en, 
lieft'en  etc.  das  Weitere  zu  vergleichen  ist. 
Wegen  der  obigen  germ.  y  liam,  bz.  der 
nachfolgenden  Wörter  2  bis  7  bam  ii.  hem 
(Heim)  vergl.  bei  Fick  die  Zusammenstel- 
lung von:  ags.  bama  (Kleid,  Hülle,  Haut 
etc.,  s.  unter  2  bam)  u.nhd.Himmeletc, 
skr.  kmar  (krumm  ■<:ein),  zend.  kamara  (Gür- 
tel ,  Gewölbe) ,  griech.  kamära  (Gewölbe, 
Kammer),  lat.  camera,  caraerus,  camurus 
etc.  unter  idg.  kam  (sich  wölben,  umrin- 
gen);  —  skr.  cam  od.  cam  (vesci),  lit.  kimu 
(heiser  werden) ,  (did.  humbal  (Hummel), 
jjreuss.  camus  (dieselbe)  u.  lat.  gemere  etc. 
unter  idg.  kam  (schlürfen,  seufzen,  summen); 

—  skr.  qnm  (sich  midien,  ermüden  etc.)  n. 
ahä.  hemmen  (ruhen  machen,  hcdten  auf 
etc.)  etc.  unter  idg.  kam   (sicli  mühen  etc.); 

—  nhd.  Heim  =  afries.  bam,  bem,  ags. 
häm,  as.  hem  etc. ;  lit.  kemas  (Dorf)  etc.  u. 
skr.  kscbetra  (Feld),  ksbema  itvöhnlich),  lat. 
quies  etc.  unter  skr.  kshi  (siedeln);  —  fer- 
ner die  Zusammenstellung  von  ahd.  bam 
(verstümmelt  etc.) ,  hamal  (Hammel),  goth. 
bamfs  (verstümmelt)  etc.  mit  griech.  kö- 
phüs,  köptö  u.  lat.  cäpus,  cäpo  (cf.  hampe 
etc.) ;  —  ags.  hamm  (Kniekehle)  etc.  mit 
griech.  kneme  (Schienbein)  etc.  u.  air.  cnäm 
(Bein,  Knochen)  etc.  u.  iveiter  bei  H.  Leo 
die  Ableitung  von  ags.  himao,  bam,  bz.  bam 
(Kleid,  Hemd) ,  liera  (Saum ,  Kand  etc.), 
bam  (Oberschenkel,  Schinken,  Kniekehle, 
poples,  cf.  4  bam)  etc.  von  skr.  y  gam  (se- 
dari),  tvührend  er  ags.  hame  (Gebärmutter 
etc.)  u.  mnld.  ham,  bammc  (secundinae)  etc. 
von  skr.  y  kam  (amare  etc.)  ableitet,  ags.  häm 
(Heim)  indessen  auch  mit  skr.  ksliema  etc. 
zusammenstellt. 

Vergleicht  man  nun  aber  weiter  1  bis  7 
liam  u.  die  andern  auf  eine  germ.  y  bam 
zurückgellenden  Wörter,  soivie  die  theil- 
weise  doch  wohl  sehr  fragliche  Zusammen- 
stellung u.  Ableitung  der  obigen  Wörter  bei 
Fick  u.  Leo  (cf.  auch  Pott,  Witrzelwb. 
II,  zweite  Abth.,  pag.  162  seq.  die  No.  633 
u.  637  ivegcn  y  gam  u.  Benfeg,  Orient 
u.  Occident,  II,  87  ivegcn  goth.  hamfs  etc. 
von  y  ksban)    mit  u.  von  skr.  kmar,  gam, 


bz.  idg.  kam,  kam  (wobei  es  doch  auch  ivohl 
angenommen  werden  muss,  dass  das  skr. 
kmar  =  zend.  kamar  auch  von  einer  sec^m- 
dären  od.  primitiven  y  kam  iveitergebildet 
5  sein  muss,  die  im  Skr.  m.  Zend.  Jedoch  nur 
in  der  Bedtg.:  lieben,  begehren,  wünschen 
etc.,  bz.  amare,  capere,  desiderare,  velle  be- 
legt ist),  od.  anderen  Wurzeln  u.  bedenkt 
man  dazu,    dass  die  Bedtg.:    lieben,    be- 

10  gehrcn,  Verlangen  tragen  (nach  Et- 
ioas)  nie  eine  urspr.  sein  kann,  bz.  dass 
die  für  das  Vbm.  lieben  (cf.  lefeu,  lafen, 
lof,  löf  etc.)  anzusetzende  y  lul)b  od.  riibb 
von  der  ]/  rap,  rup  (von  rc{ffen  «.  rauben, 

15  cf.  rapen  u.  rofen  etc.)  gar  nicht  zu  tren- 
nen ist,  sowie  auch,  dass  die  y a.q  (s.oben) 
aus:  gehen  u.  dringen  (vor)  etc.,  ausser 
erreichen,  erlangen,  e r greif en,  fas- 
sen,   nehmen   (cf.   auch   läsen,    lesen  =: 

20  greifen,  nehmen,  fassen,  aufgreifen  ,  auf- 
nehmen, sammeln,  lesen  etc.  u.  Alles  was 
Fick,  III,  271  seq.  unter  lis,  lisan  etc. 
aujführt)  auch  die  Bedtg.:  essen  etc.  ent- 
wickelte u.  dass  auch  das  Staminvbm.  gären 

25  von  begären  (begehren,  verlangen  u.  trach- 
ten wonach),  bz.  das  Adv.  gerne  u.  Subst. 
Gier  von  einer  ]/  gbar  (beivegen  [sich  od. 
ein  Anderes],  regen  etc.  [cf.  4  gären]  etc.)  cü)- 
slammt ,   so   kann  ich  nicht  umhin,    die  y 

30  kam  (lieben,  verlangen  ivonach  etc.)  als  eine 
von  ak,  umgesetzt  ka  (bewegen  u.  dringen 
vor,  erreichen  etc.)  =  skr.,  zend.  a^  erwei- 
terte Form  kam,  kma  (cf.  mar  =  mra)  an- 
zusehen,   die    aus    der    Grdbdtg. :    beivegen 

35  (sich  u.  ein  Anderes),  gehen  (se  movere) 
zu,  kommen  zu  etc.,  od.  gehen  u.  drin- 
gen vor  etc.  die  Bedtgn,:  erreichen,  erlan- 
gen, ergreifen,  fassen  (umfassen,  umarmen, 
lieben  etc.),  greifen  u.  langen  nach,  verlan- 

40  gen,  begehren  (lieben  etc.),  bz.  greifen,  fas- 
sen, halten  (halten  hoch  u.  iverth,  schätzen 
etc.),  heben,  tragen  etc.,  od.  fassen,  umfas- 
sen, um-  u.  ein-schliessen,  umgürten  (cf. 
zend.  kamara,  Gürtel;  Gewölbe),   umringen, 

45  mit  einem  Hing  (Wall,  Mauer,  Zaun  etc.) 
umgeben,  einfassen,  sicher  u.  fest  machen, 
Schutz  machen  (um  Etwas  herum),  schützen, 
bergen,  verhüllen  etc.  weiter  entwickelte, 
während   andererseits    aus    bewegen   die 

50  Bedtg. :  h  i  n  u.  h  e  r  bewegen,  schwingen, 
.schlagen,  hauen  (s.  oben  wegen  einer  germ.  y 
ham,  schlagm  etc.)  etc.  sowohl,  als  auch  die 
von:  sich  winden,  krümmen,  windend  u. 
krümmend  umfassen,  umwinden,  umbinden, 

55  umstricken,  bestricken,  umarmen,  fesseln  etc. 
hervorgehen  koniitcn,  wie  denn  auch  aus 
der  y  kap,  kamp,  bz.  cap,  camp  (sc  movere, 
vacillare,  tremere  etc.,  cf.  cäpalä  u.  dazu 
hampel  etc.)  auch  wohl  die  in  kapanä  (Wurm, 

60  Raupe)  liegende  Bedtg.:   kriechen,    od.  sich 


HAM 


21 


HAM 


iv/ndend  u.  biegend  hin  u.  her  bewegen  etc. 
(Fick  sagt  zu  y  2  kap  ['biegen],  die  er 
selbst  aber  mit  vibriren,  auf  u.  nieder  gehen 
etc.  übersetzt)  hervorging  u.  andererseits  aus: 
sich  winden  u.  krümmen  etc.  auch  die  Be- 
dtg.:  umwinden,  umfassen,  befassen,  greifen, 
fassen,  binden,  verhaften  (cf.  y  1  kap,  fas- 
sen etc.,  uwvon  lat.  capio ,  sowie  die  Wör- 
ter hafe,  hafen,  hebben,  heflen,  hecht  [Heft] 
etc.  hervorgingen)  u.  manche  andere  ent- 
stand. Wenn  man  mm  aber  auch  sieJit 
{wie  oben  bereits  gesagt),  dass  H  Leo  ein 
ags.  himan  (obstare;  tegere),  Thema  ham 
von  skr.  gam  (sedari,  immobilem  fieri ,  i-e- 
pellere,  placidum,  quietum  esse  etc.)  ableitet 
u.  hiesu  ausser  hem  (Sawn,  Band,  Einfas- 
sung), hama  (Umhüllung,  Bekleidung,  Haut) 
etc.  auch  hamma  (Oberschenkel,  Schinken, 
cf.  4  liam)  stellt,  so  kann  man  doch  mit  gu- 
tem Eecht  auch  diese  Wörter  zur  y  kam 
(lieben,  begehren  etc.)  stellen,  sofern  man 
annimmt,  dass  diese  die  sinnl.  Bedtg.:  grei- 
fen u.  langen  wonach,  od.  fassen  etc.  hatte, 
zumal  zu  dieser  sinnl.  Bedtg.  auch  besser 
das  von  ihn  von  dieser  y  abgeleitete  hame 
(Gebärmutter  etc.,  Nachgeburt  etc.)  2msst, 
was  doch  jedenfalls  ein  Kindsbalg  od.  eine 
Haut  ist,  worin  das  Kind  geschützt  liegt  u. 
loas  man  deshalb  doch  wohl  mit  Hecht  zu 
demselben  Stammvbm.  stellen  kann ,  wovo)i 
auch  hama  (Bekleidung,  Schutz,  Haut  etc.) 
abgeleitet  loird.  cf.  auch  7  ham ,  bz.  die 
damit  zusammengesetzten  Wörter,  tvie  harn- 
ende etc.  Vergl.  übrigens  loegen  ham  (Biss, 
Bissen  etc.)  auch  hammen. 

2.  ham  od.  bamm,  eine  Wiese  od.  ein 
Stück  Grün-  od.  Weide-Land,  welches  nicht, 
ivie  ein  kamp,  mit  Wällen,  sondern  mit  Grä- 
hen  abgegrenzt  u.  eingefriedigt  ist.  —  Nid. 
ham  (ei7i  nmzäuntes  Stück  Land);  mnld. 
(KU.)  hamme,  ham  (pratum ,  pascnum) ; 
mfläm.  ham  (Weide,  pascuum);  engl,  ham 
(Aue,  Rasenplatz,  Weide,  ein  Stück  Wie- 
senland); afries.  ham,  hem,  him  od.  hamme 
etc.?,  cf.  hamrik  u.  dazu  Ehr entr aut, 
fries.  Archiv,  1,  pag.  150  die  Urkunde  von 
1431,  ivo  der  Getiit.  hsimmes  jedenfalls  auch 
auf  ein  afries.  hamme  in  der  Bedtg.  „Stück- 
land" od.  „Wiese''-  (wie  fenne)  schliesseu 
lässt,  wie  es  denn  auch  jetzt  noch  überall 
in  fries.  Landen  (cf.  Seh.  u.  L.  unter  1 
ham,  sowie  bei  Outzen  u.  im  Br.  Wb., 
wonach  auch  noch  im  Osterstadlschcn  eine 
Wiese  „ham"  heisst)  in  dieser  Bedtg.  im 
Gebraucli  ist.  —  Es  wird  urspr.  ivohl  ein 
ein  g  efr  iedig  te  s,  mit  Gräben  od.  einem 
Zaun  umgebenes  Stück  Land  u.  danach  eine 
zum  Weiden  benutzte  Wiese,  bz.  (tvie  das 
griech.  chortos,  cf.  gärden)  einen  „  Weide- 
platz im  Freien"  bedeutet  haben,  tvie  auch 


das  nfries.  (cf.  Outzen  unter  ham)  hamm 
im  Allgemeinen  einen  a  b g e gr  enzten  od. 
e  i  n  g  efr  iedig  ten  Platz  bezeichnet.  Ver- 
gleicht man  nun  unser  ham  od.  liamm  in 
5  dem  Dorfnamen  Eseusham  u.  das  afries., 
jetzt  zu  um  verdampfte  liem  in  den  Orts- 
namen :  Fertmareshem  (Farmsum) ,  Fres- 
brahteshem  (Freepsura),  Paweshera  (Pewsum) 
etc.,  bz.  dass  das  afries.  ham,    hem    ausser 

10  Dorf  od.  Wohnstätte  etc.  auch  einen 
eingehegten  Bau m  bezeichnete ,  so  ist 
es  ivohl  möglich,  dass  dieses  ham  od.  hamm 
mit  nltd.  Heim  (cf.  licm)  von  Hause  aus 
identisch  ist ,   wie  denn  auch  v.  Bi clith o- 

15  fen  das  afries.  liam,  hem  (ob  er  es  hära, 
hem  hätte  schreiben  müssen,  ist  zweifelhaft, 
trotzdem  er  statt  hem  auch  die  Form  heem 
hat,  iveil  auch  hem  in  den  alten  Ortsnamen 
des  Werdener  Heberegisters  ein  kurzes  „e" 

20  zu  haben  scheint)  mit  nhd.  Heim  =  as. 
hem,  ags.  ham  (domus,  vicns,  patria)  iden- 
tificirt.  Da  wir  aber  jetzt  nicht  hem,  son- 
dern hem  sprechen  n.  es  mir  auch  zweifel- 
haft ist,  ob  ham  in  hamrik  (cf.  dieses),  wie 

25  er  annimmt,  ivirklich  die  Bedtg. :  D  o  rf  od. 
Heim  hat,  so  toäre  es  auch  möglich,  dass 
ham  in  der  Bedtg. :  pratum,  pascuum  etc.  von 
ham,  hem  od.  ham,  hem  (Heim)  von  Hause 
aus   ganz   verschieden    ist    u.  mit  ags.  hem 

30  (Saum,  Band,  Einfassung,  Umfassung,  Um- 
schliessung  etc.),  ham  (Bekleidung,  Hemd, 
bz.  schützendes  Etivas ,  Schutzding  etc.), 
hama,  homa  (Umhüllung,  Bekleidung,  Ueber- 
zug.  Haut  etc.,  cf.  ham  in  licham  =  Leich- 

35  natu,  ahd.  lih-hamo)  zu  einem  Stammvbm. 
himan,  ham  etc.  (decken ,  bedecken ,  schützen, 
ivehren,  abwehren,  hemmen  etc.,  cf.  hemd, 
hemmen,  hemmel  etc.)  gehört,  da  sich  ja 
iiieraus   ham    in    der  Bedtg.:   mit   einer 

40  E i nf a ssung  od.  einem  schüt z enden 
Ettoaa  umgebenes  Grundstück  auch 
ebensogut  ableiten  lässt,  als  dass  man  es 
mit  afries.  ham,  hem  od.  ham,  hem  (Heim) 
identificirt.      Hält   man   nun   aber  für   ein 

45  von  himan  (decken,  schützen  etc.)  stammen- 
des afries.  ham,  hem  od.  liama  die  Bedtg.: 
Einfassung,  Umschliessung  etc.  od.  Ein-, 
Umfassendes,  Schützendes  etc.  (ivas  jeden- 
falls nach  afries.  lichama  [Leichnam,  d.  h. 

50  Bekleidung  der  körperlichen  Gestalt  od. 
Fleisch-kleidj  u.  hamothe  [Hemd]  bestanden 
hat)  fest,  so  ist  es  nicht  allein  möglich, 
sondern  sogar  sehr  icahrscheinlich,  dass  das 
urspr.  afries.  ham,  hom  (Heim,  od.  das  loas 

55  Einen  schützend  umgiebt  etc.,  cf.  hem)  sich 
mit  einoii  von  himan  (togere  etc.)  abstam- 
menden ham,  hem  gemischt  hat  u.  dass  man 
bei  dem  v.  Bichtho  fen  angeführten  hsiva, 
hem,  him  etc.  nur  deshalb  nicht  weiss,  wel- 

60  ches  Wort  (d.  h.,  ob   das  mit  ags.  liam  u. 


HAM  22                               HAM 

imsenn  hum  identische  nhd.  Heim,  od.  das  reit   (Itiet   od.    SchilfroJir)    bestanden   tvar, 
zu  liiman  gehörende  ham)  er  meint,   weil  er  welches  im   Winter  geschnitten  u.  dann  zum 
ehe»  nirgends  den    Vocal  hezeichyxet  u.  nir-  Decken   der   Häuser  gebraucht  wurde,  wo- 
gends  angiebt,  ob  er  urspr.  lang  od.  kurz  nach  denn  rehha.m  soviel  wie  Biet-Bucht 
icar.     Wegen  der  y  vergl.  das  unter  1  bam  5  bedeutet.    —    Auch  nid.,    mnld.    (KU.)  nur 
Gesagte  u.  wegen  des  africs.  ham  etc.  in  der  in:  inham  (sinus  maris,  litus  iiicurvum  mare 
Bedtg.:  Haus  od.  He  im,  bz.  eingefrie-  amplectens)     u.    nid.    uitham     (Landzunge, 
digtes  I^twas  auch  mnld.  (KU.)  hdimme,  Vorgebirge).      Es  gehijrt  zu  einer  germ.  ]/ 
ham,  hom  (domus,    liabitatio)    u.  unser  ham  ham  ,  biegen,  krümmen  etc.    (cf.  unter  1  u. 
in  ham-onde,  tcas  nach  meiner  Ansicht  sei-  10  2  ham),    die  wahrschcinl.  auch  für   4  ham 
ner    Abstammung     nach    von    m)dd.    heym  (Schinken)  u.  vielleicht  auch  für  5  ham  an- 
(Hcim)  ganz  verscJiieden  ist  n.   urs^n'.  blos  zusetzen  ist,  weil  auch  die  Bedtg.:  schräg 
ein  Etwas  bezeichnete,    ivas    Schutz   giebt,  od.    schief  aus    der    Grdbdtg.:    biegen, 
od.  worin  man  sich  bergen  u.   schützen  krümmen  etc.  sich  ergeben  kann, 
etc.  kaim  u.  demnach   von  Hause   aus  das-  15       4.  ham    od.    Iiamin ,    Schinken.    —    Nid. 
selbe  Wort  ist,  wie  ags.  ham,  hem  (Einfas-  liam;    mnld.  luvmme    (perna,    petaso,    armus 
sung,   Umfassung,   Umhidlung,  Hülle,  Kleid  porci);    mnd.    (Seh.    u.   L)    liame,    hamme 
etc.);  mnd.  (Seh.  u.  L.)  h&m  (Decke,  Hülle,  (Hinterschenkel,  Schinken);  engl.  h.a,m.  Vergl. 
Hülse;  Nachgeburt  [secundinae]  od.  Kindes-  im  Grimm' sehen   Wb.  unter  1  hamme,  ico- 
balg,  Gebärmutter  etc.,  cf.  uiäer  1  ham  am  20  nach  es  mit  ahd.\\2iVamA;  mhd.  hamme  (suf- 
Schlu.'^se)  u.  ham,  liem  etc.  in  licham  (Leich-  ft'ago,   poples) ;   ags.    liamm    (poples) ;    mnld. 
nam),  hemd    (Hemd)  etc.  etc.      Wegen   der  (KU.)  liamme,    hamm,  harne  (dasselbe)  von 
Verschiedenheit    des    von    v.  Bichthofen  Hause  aus  identisch  ist,  od.  doch  mit  diesen 
aufgeführten  afries.  ham   von  hem   (Heim),  von  der  bereits  unter  1  u.  2  ham  ericähnten 
bz.  einer   Vermengung  von  afries.  ham,  hem  25  germ.  ]/  ham  (biegen,  krümmen  etc.  od.  sich 
(Heim)  mit  ham,  hem  (Ein-  od.  Umfassung,  rundlich  wölben,   rundlich   od.  gebogen  sein 
Band  [Ufer,    tcovon    auch  vielleicht  Ham-  [nach    aussen     od.     nach    innen    hin    eine 
bürg  seinen  Namen    hat,    wie  Bremen    von  Krümmung    u.   Biegung    machen]    etc.)   ge- 
bram,  brem,  brim,  Band,  Saum,  Einfassung,  hört    u.    wie   man    bei   ham    (Schinken   od. 
Ufer],  Einhegung,   Umzäunung,  eingehegtes  30  Oberschenkel)    auch    daran    denken    kann, 
u.    umzäuntes    Etwas,    Haus,    Weideplatz,  dass  es  wie  bak  (Bücken,  Speckseite,  Schin- 
Weide,    eingehegtes    Feld  etc.)    vergl.    auch  ken),  bz.  nhd.  Backe  auch  ein  nach  Aussen 
Hamm  im  Grimm' sehen   Wb.    u.    wegen  hin  rundlich  gebogenes,  bz.  rundliches  u. 
einer  bereits  unter  1  ham    ericähnten  germ.  getvölbtes    Etivas     bedeutet     hat,     icährend 
y  ham  mit  der  Bedtg. :  greifen,  fassen,  hal-  35  hamma  (suifrago,    poples)   überall  wohl  nur 
ten  (fesseln)    tragen,    retten,   schützen,    ber-  ein  gebogenes  u.  gekrümmtes,  od.  ein 
gen,  siehern,  schützend  umgeben,  einschlies-  sich   biegendes    u.    biegsames    Etwas 
sen,    umschlicssen,    einfriedigen ,    einfassen  (Gelenk)  bezeichnet  hat.      Wegen  einer   di- 
(wovon:  Einfassung,    Band,    Saum  etc.    u.  reden   Ableitung  dieses    Wortes    nicht   von 
Hülle,    Balg,   Kleid    etc.    in    den    Wörtern  40  einer    allgemeinen    germ.    y    ham    (biegen, 
ham,  hamme  etc.,  soivie  auch  die  von:   Ge-  krünunen,    sich    ivölben,    wölbend   umringen 
bärmutter    etc.     sich    von    selbst     ergeben),  etc.)  =  idg.  kam,    ivozu  Fick   ausser  skr. 
schützend     umringen,     rundlich     einfassen  kmar,  zend.  kamar    (krumm,    gewölbt  sein), 
(woraus  sich  die  Bedtg.:  Gewölbe,  Bing  etc.,  kamara  (Gürtel;  Gewölbe),    lat.  camara    etc. 
od.  rundlich  Gebogenes  etc.    ergeben,    cf.  4  45  auch  germ.  hama,  hamau  (Hülle,  Haut,  Ge- 
ham)    etc.     vergl.    auch    im    Grimm' sehen  wand,  Balg  etc.,    vergl.    unter    2  bam    u.   1 
Wb.  unter  1  u.  2  hame,  bamen,  hamme  etc.  ham    am  Schlüsse),    goth.    hamön    (hüllen), 
3.  ham  od.  hamm,    Bucht,    Busen  etc.  u.  bz.  das  dafür  anzusetzende  Stammvbm.  germ. 
zwar   nur   in    den  Compos.:    in-bam    (Ein-  himan,  bam,  humun    u.  as.  bimil    (Himmel, 
bucht,    od.    ein    ins  Land    einschneidender  50  cf.  hemmel),  stellt,    vergl.   Weigand ,    der 
Meerbusen  etc ) ;  —  iii-hnm  (Ausbucht,  Land-  hamme    (Schinken)    etc.,     bz.    ahd.   hamma 
Zunge,    Vorgebirge    etc.) ;    —    sowie   wahr-  (suifrago,  poples)    etc.    direct  von  ahd.  ham 
scheint,    in  dem  Namen    der   Ortschaft    od.  (verstümmelt,   verkrüppelt    od.  lahm,    urspr. 
des    Landstrichs    „Reit-ham" ,    welcher   vor        krumm?)  ableitet,  wovon  ahd.  bamal  (ver- 
Eindeichung des  Polders  „Schoonorth"  nach  55  schnittener  Schafbock,  cf.  hamel)  etc.  weiter- 
seiner    niedrigen  Luge   u.    noch  jetzt  sunt-  gebildet  ist,  loährend  ahd.  humf  (verkrüppelt, 
jjfigen  Beschaffenheit  jedenfalls  urspr.  auch        verstümmelt,  od.  maiicus),   goth.    hanfs    (de- 
eine  Bucht  od.  ein  Busen  iv<ir ,    der    allmä-  bilis,    mancus)  ,    ags.    haf    (mancus)    wahr- 
lig  verschlammte    u.    dann    lange  Zeit,    wie        scheint,   zu   der  unter    1  bam  erwähnten  y 
sehr  viele  andere  Buchten  der  Seeküste  mit  60  kap,   kamp,    kamb   (vacillare,   tremere  etc.) 


HAM  23  HAMEL 

gehört,  wozu  auch  wohl  hamp,  himphampen,  von  der  }/  liani    (um-  u.  einfassen,   in  sich 

hampeln,  humpeln  etc.  gelegt  werden  müssen.  befassen  u.  beschliessen,  bedecken,  verhüllen 

5.  ham  od.  hamm ,  das  über  den  Gie-  etc.)  abgeleitet  ist,  wenn  man  nicht  etwa 
bei  vorragende  u.  schräg  herabhängende  tvie  bei  belle  in  tötbelle  an  die  rundlich  ge- 
Strohdach eines  Bauernhauses  von  alter  5  bogene  Form  desselben  denken  u.  es  wegen 
Bauart.  seiner  Form  xion  der  }/  ham  (biegen,  krüm- 

Bie  Grdbdtg.  dieses  Wortes  tvird  wahr-  men  etc.)  ableiten  will.  Wcigand  ist  übri- 
scheinl.  Schutz  dach  od.  schütz  ende  s  gens  der  Ansicht,  dass  es  mit  mhd.  harne, 
Ettoas  geivesen  sein,  sei  es,  dass  dieses  ham  nhd.  Hamen,  Angel,  Angelhaken  aus  lat. 
entweder  eine  Art  Laube  war,  unter  der  10  häraus  entlehnt  ist  u.  hieraus  in  die Bcdtg.: 
man  im  Schutz  vor  Eegen  etc.  sass,  od.  Fang  netz  überging,  während  M.  Heyne 
dass  es  die  Lehmmauern  des  Hauses  (urspr.  (cf.  2  hame)  dagegen  glaubt,  dass  nhd. 
hatten  hier  die  Mauern  der  Bauernhäuser  Hamen  (Angelruthe,  Angel)  mit  Hame 
auf  dem  Lande  ivohl  sämmtlich  Lehmmau-  (gebogene  hölzerne  Fessel),  nd.  ham,  engl. 
ern,  da  bekanntlich  kein  Haus  von  Stein  15  hame  (Kummet);  mnld.  (KU.)  hamme, 
gebaut  werden  durfte  u.  Holz  sehr  rar  war)  koehamme  (numella ,  ein  küwham  od.  höl- 
vor  Schlagregen  u.  Tropfenfall  schützte,  da-  zerner  Ring,  damit  man  das  Vieh  an  die 
mit  diese  nicht  davon  durchiveicht  u.  abge-  Kri}}pe  bindet)  etc.  von  der  germ.  j/  ham 
spült  werden  konnten.  Ist  dies  richtig,  so  (biegen,  krümmen,  flechten  etc.,  cf.  unter  1 
gehört  es  mit  den  bereits  unter  1  u.  2  ham  20  u.  4  ham)  abzuleiten  ist,  wobei  man  denn 
erwähnten  Wörtern,  denen  auch  die  Grd-  auch  wieder  bei  der  aus:  biegen,  krüm- 
bdtg.:  schützen,  schütz  end  umrin-  men  etc.  od.  der,  auch  in  der  germ.  y  ham. 
gen  etc.  zu  Grunde  liegt,  zu  der  germ.  y  liegenden  Bedtg. :  ein-  u.  umfassen,  ein- 
ham  (hemmen,  schützen,  hindern,  abhalten,  zäunen  etc.  daran  denken  könnte,  dass 
sichern,  bergen  etc.),  loozu  ausserdem  auch  25  ham  als  Netz  zum  Fischen  urspr.  ein  von 
das  nd.  (Dähnert)  hamm  (Halt!  —  dat  gekrümmten  u.  gebogenen  Weiden  gefertig- 
het  hamm,  das  heisst  Halt  od.  Hemmung,  tes  g  e  flocht  e  nes  Etwas  (cf.  unser  mAnne, 
—  das  ist  dir  verboten  zu  thun  etc.),  od.  loas  loahrscheinl.  mit  mande,  manne  [Korb] 
(Dann eil)  hamm  in  hamm  holln  (du  säst  identisch  od.  doch  nahe  verwandt  ist)  tvar, 
mi  woU  hamm  holln,  du  sollst  mir  wohl  30  toie  ja  gewiss  viele  Geräthe  zum  Fischen 
Stand  halten  od.  mir  da  stehen  bleiben,  wo  ebenso  wie  die  Beusen  urspr.  aus  gefloch- 
ich  dich  halten  will),  hess.  (Vit mar)  ham!  tenen  Weiden  bestanden. 
(Halt!  Halt  da!  zurück  =  tinserm  hö),  wie  7.  ham  od.  hamm  etc.,  ««ham-ende;  s.  d. 

auch  das  Vbm.  hemmen    =    ahd.   (hamjau)  häm-balk,  s.  hanebalk. 

SU  einer  y  ham  (schützen  od.  abhalten,  zu-  35      hära-bolte,  s.  hanebolte. 
rückhalten,  od.  Jemanden  halten  wo,  wovon  1.  hamel,  homel,  verkrüppelt,  unvullstän- 

ab,  zurück)  gehört.  dig   ausgebildet,    klein,    schmächtig,    elend, 

6.  ham  od.  hamm,  hame,  häm,  Netz.  schlecht,  verfallen  etc.;  'n  hamel  der  (ein 
Daher:  schüf-ham,  schuf  hame,  Schiebnetz,  verkrüppeltes,  elendes  Thier) ;  —  he  sügt 
Netz,  welches  oben  an  einem  starken,  mit  40  arbarmlik  hamel  (elend,  verfallen,  ver- 
einer langen  Stange  versehenen,  Reif  be-  schrumpft  etc. ,  od.  so  wie  eine  Ruine  von 
festigt  ist  u.  auf  dem  Grunde  des  Wassers  einem  Menschen)  ftt.  —  Ahd.  hamal,  ha- 
hingeschoben  wird,  ähnlich  tvie  die  manne  mel ;  mhd.  hamel  (verstümmelt,  verkrüppelt). 
od.  slotlä.  —  Wang.  (Ehr entraut,  fries.  Mit  2  hamel  von  dem.  dort  weiter  zu  be- 
Archiv, I,  372)  hum  (cf.  tvang.  huramer  =  45  sprechenden  gleichbedeutenden  ahd.  ham. 
Hammer);    mnd.  (Seh.  u.  L.)  hame;   mhd.         Vergl.  auch  homel. 

hame,  ham;  nhd.  Hame,  Hamen  u.  früher  2.  hamel,  verschnittener  Schafbock  (Ham- 

auch  hamm,  hamme.  Es  wird  vielfach  (cf.  mel),  sonst  auch  (nd.)  bötel  (s.  d.)  genannt. 
Schade,  ahd.  Wb.  u.  Grimm' sches  Wb.  —  Nd.,  mnd.,  nid.  hamel;  mnld.,  mfläm. 
unter  1  hame)  mit  ahd.  hämo  (Kleid,  Decke,  50  haemel ;  ahd.  hamal,  hamel ;  mhd.  hamel 
Hülle,  od.  Ein-  ti.  Umfassendes  [cf.  afries.  (verschnittener  Schafbock;  im  mhd.  auch: 
hama,  homa,  was  im  Compos.  hirthhoma  truncus,  abgehauener  Stock  =  stummel). 
auch  die  Bedtg.:  Beutel  od.  Sack,  d.  i.  Weitere  Formen  u.  Bedtgn.  s.  im  Grimm' - 
Hülle,  Balg  etc.  hat  u.  wonach  dieses  ham  sehen  Wb.  unter  Hammel, 
auch  ein  Beutel-  od.  Sacknetz,  bz.  ein  beu-  55  Es  ist  ebenso  wie  1  hamel  durch  das 
tel-  od.  sackförmiges  Etwas  sein  kann],  s.  Suffix  al,  el  (urspr.  tvohl  ala,  ara  u.  von 
unter  1  «.  2  ham)  identificirt,  obschon  man  Hause  aus  wohl  ein  Sein  u.  Wesen,  bz. 
auch  annehmen  kann,  dass  es  in  der  all-  einen  Zustand,  der  durch  irgend  eine  Thä- 
gemeinen  Bedtg. :  Ding  od.  Geräth,  was  zum  tigkeit  entstand,  od.  ein  Etwas,  Ding  etc. 
Fassen  u.  Fangen  dient,    direct   mit   hämo  60  bezeichnend)  von   dem  ahd.    ham    (verstüm- 


HAMEL 


24 


HAMER 


melt,    rcrJcri'qjpelt)    weitergebildet,    worüber 
nuten  das  Weitere. 

Von  ahd.  hamol  ist  wohl  jedenfalls  wei- 
tergebildet :  ahd.  hanialöu ;  mhd.  liameleii 
(beschneiden,  i'erschneidcn,  ab-  od.  einstutzen ; 
einen  Hammel  machen,  ca-'^triren)  u.  nd. 
(Dähnert)  hamelen  (die  Böclce  verschnei- 
den) ,  sowie  wohl  (da  nach  iinserm  hamel, 
liomel  dieses  Wort  im  ofries.  existirte)  auch 
africs.  (i\  Richthofen,  liettema)  he- 
milja,  liomelja  (dostruero,  debilitare),  heme- 
linga,  liameliiiga,  homelinga  etc.  (truncatio), 
tcährend  es  mir  bei  agft.  liamelan  od.  (Ett- 
müller)  hamoljan,  (poplites  scindero),  enfßl. 
hamble  =  hamstring  (dasselbe),  an.  liamla 
(hemmen,  hindern  etc  ;  3I(ibius  hat  auch 
die  Bcdtg.:  verstümmeln);  isl.  liamla  (uavim 
remis  iiiliibere  ;  coliibore,  impcciire)  etc.  zwei- 
felhaft ist,  dar^s  deren  Stamm  liamal,  liaml 
mit  dem  ahd.  liamal  (verstümmelt,  verkrüp- 
pelt) nrsjjr.  gleich  war  u.  wie  dieser,  von 
einem  mit  ahd.  liam  sijnonijmen  u.  identi- 
schen ags.,  an.  ham  (was  wenigstens  in 
diesen  S2)rache)i  nicht  vorkommt)  tcederge- 
bildet  iDurde,  weil  das  ags.  haraelan  od.  ha- 
moljan anscheinend  auf  ham  od.  hamm 
(poples,  cf.  unter  4  ham)  zurüchgeht  u.  das 
an.  hamla  augenscheinlich  derselben  gcrm. 
y  wie  nhcl.  h  e  m  m  e  n  (cf.  hemmen)  ange- 
hört. Wahrscheinlich  liegt  die  Sache  nun 
aber  so,  dass  das  ahd.  ham  (verstümmelt, 
verkrüppelt)  urspr.  die  Bedtg.  krumm,  ge- 
bogen, gekr  ü  m m  t  etc.  hatte  u.  das  ags. 
ham  (poples)  als  Gcbo g enes.  Gekrümm- 
tes ganz  in  derselben  Weise  davon  substan- 
tiviH  wurde,  wie  hamal,  verschnittener  Schaf - 
bock  od.  Verstümmeltes  etc.  von  hamal,  ver- 
stümmelt od.  eigentlich  ivohl  gekrümmt, 
contr  act ,  lahm ,  ste  if  od.  k  r  u  m  m  - 
stehend  etc.  u.  das  ags.  hamoljau  eigent- 
lich ivohl  nur  die  Bedtg.:  lähmen  od. 
lahm  machen  etc.  hatte.  Wie  nun  aber 
unser  lemmern,  belemüiern  aus  ahd.  lemjan, 
bilemjan  (lähmen)  die  Bedtg  :  hindern,  be- 
hindern, aufhalten,  abhalten  etc.  entwickelte 
XI.  zu  lam  (lahm)  gehört,  so  erhielt  denn  auch 
das  an.  hamla  (hemmen,  hindern)  ganz  in 
derselben  Weise  von  hamal  (gekrümmt,  con- 
tract,  lahm  etc.)  seine  Bedtg.:  hindern, 
hemmen  u.  ist  es  so  auch  tonhrscheinlich, 
dass  das  für  hemmen  anzusetzende  urspr. 
hamja'.i  auch  von  ham  (gekrümmt  etc.)  ab- 
stammt u.  zuerst  blos  die  Bedtg.:  gekrümmt, 
contrad  u.  lahm  machen  hatte,  woraus  den}i 
von  selbst  die  Bedtg. :  nngebbar  machen 
(machen  dass  Etwas  nicht  mehr  gehen  kann, 
sondern  stehen  bleiben  muss),  zum  Stehen 
bringen,  am  Fortgang  hindern,  aufhalten, 
hemmen  etc.  hervorging.  Hätte  das  ahd. 
ham  nun  aber  urspr.  die  Bedtg.:  gebogen, 


g  ekrü  mm  t  etc.,  so  gehört  es  mit  seinen 
Weiterbildungen:  hamal  etc.  selbstredend  mit 
4  ham  etc.  zu  derselben  ]/,  worüber  dort 
das  Weitere  zu  ersehen  ist. 
5  3  liamel ,  s.  amel  u.  mig-amel  od.  mig- 
liamel. 
ham-endp,  honi-eiule  od.  haiiim-eiule  etc.; 

a)  der  Hintertheil  eines  Bauernhauses  und 
zwar  speciell  der  Theil  desselben,  der  unter 

10  dem  schrägen  Abdach  liegt,  od.  sich  vom 
hintern  Giebel  bis  zum  sog.  „katgäfel"  er- 
streckt, der  den  Schluss  der  mit  dem  Vor- 
derhause unter  einem  Dach  liegenden  ei- 
gcnllichen  Scheune  des  alten  fries.  Bauern' 

15  'hauses  (cf.  Cad.  Müller  Tafel  C)  bildet; 
de    pmlestallen    liggeii   in  de  hörnende;    — 

b)  (scherzh.)  der  Hintere,  Fodex ;  so  stekd 
de  homende  so  wid  achteriit,  dat  d'r  wol  en 
up  Sitten  kan.    —    Dieses    ham    od.    hamm, 

i2Ü  hom  hat  nach  afries.  hama,  homa  (Gewand, 
Haut  etc.  od.  tograen,  als  Bedeckendes  u. 
Schützendes)  entweder  die  Bedtg.:  „Dach' 
(tectum)  od.  die  von  „Haus"  (cf.  afries. 
liam    u.    mnld.    hamme,   ham,    hom  unter  2 

25  ham),  sodass  ham-eude  entweder  soviel  wie 
Dach-Ende  od.  Haus-  u.  Seh  eunen- 
Ende  bedeutet. 

lianier  (Plur.  liamers),  Hammer  (malleus) ; 
't  is  nct,  as  of  'k  'u  hamer  in  de  kop  hebb', 

30  so  klopt  (klopft,  pulsirt)  mi  dat  d'r  in;  — 
bildl.  auch:  Teufel,  Böser  etc.,  wie  dönner, 
bliksem  etc.,  iveil  der  Hammer  die  Waffe 
des  Donnergottes  (Donar  od.  Thor)  zcar  (die 
zunächst  der  Donnerkeil  ist)    u.    der   Ham- 

35  mer  früher  auch  als  Waffe  (Streithammer) 
u.  zum  Werfen  diente,  worüber  bei  Grimm 
(Myth.  u.  Wb.)  das  Weitere  zu  vergleichen 
ist.  Bedensart.:  dat  di  de  hamer  (od.  do 
dünner,  bliksem,    deksel,    dufkater  etc.);    — 

40  dl  schal  de  hamer  halen ;  —  dat  di  de  ha- 
mer bitt ;  —  för  den  hamer  nog  mal  ,  wat 
schal  de  dönnerskräai  beten?  —  Bäihsel: 
achter  min  fad^rs  kamer,  dar  hangd  'n  blan- 
ken hamer  (Eiszapfen,  [isjökelj),  de  dar  god 

45  mit  timmern  kan,  dat  is  en  künstelk  man. 
— ■  Afries.  hamer,  homer,  wfries.  (Jap ix) 
hammir;  satl.  hamer;  wang.  (Ehrentraut), 
I,  373)  liummer ;  nid.,  nd.  hamer;  as.  ha- 
mur;  ags.  hamor,  hamer,    homer;    ahd.  ha- 

50  mar,  hamer;  mhd.  hamer  (mallens);  an.  ha- 
marr;  isl.  hamar  (mallens,  tudes ;  saxnm,  ru- 
pes,  rnpinae).  Da  die  ersten  u.  ursprüng- 
lichsten Hämmer  bekanntlich  rohe  Steine 
od.    bearbeitete    kleinere    Eclsstücke   waren, 

55  die  entweder  ohne,    od.  auch  mit  daran  be- 
festigten   Stielen     als    Schlagwerkzeuge     u. 
Waffe  gebraucht  wurden  u.  hamarr  ja  auch 
im  an.  die  Bedtg.  saxum  etc.  hat,    so  wird 
vielseitig  das  Wort  hamar    fl'/iewia  hamara) 

60  mit  kslav.  kamen;  Ut.akmu;     lett.    akmina; 


HAMERN 


25 


HAMPE  HAMP 


skr.  a^man;  zend.  atman  od.  agma;  apers. 
a(jmau;  afgh.  ^amä  etc.  verglichen  u.  davon 
abgeleitet,  da  dieses  Wort  auch  ansclicinend 
tirspr.  die  Bedtg.:  Stein  od.  Fels  hatte 
u.  sich  hiera us  (cf.  Grass m a n  n,  J ust i, 
Benfei/  etc.  etc.)  auch  die  BedUjn.:  Ham- 
mer, Donnerkeil ,  Himmel  etc.  entivickelten, 
wie  denn  auch  Fick  das  goth.  liimins  (Him- 
mel, cf.  hemmel)  daza  vergleicht,  jedoch  nicht 
damit  identificirt.  Da  nun  aber  dieses  skr., 
send,  a^man  von  der  y  a^  =  idg.  ak  od.  ak 
(beivegen,  od.  ire,  se  movere,  hs.  sich  bewe- 
gen vor,  dringen  vor,  dringen  ein,  dringen 
durch;  erreichen,  erlangen  etc.)  durch  das 
Suffix  man,  ma  tveitergebildet  ist,  tvovon 
auch  lat.  acuo,  aciis  etc.  u.  unser  agge,  egge 
etc.  stammt  u.  demnach  agman  urspr.  tvohl 
ein  mit  scharfen  Kanten  u.  Spitzen 
versehenes  Elioas  bedeutet  hat,  so  Hesse  sich 
germ.  haraara  allerdings  begrifflich  wohl  da- 
von ableiten,  zcährend  die  Form  insofern 
Scliioierigkeiten  macht,  als  liamara  doch  je- 
denfalls durch  das  Suffix  ara  von  einer 
germ.  y  ham  weitergebildet  ist,  die  aus  ag- 
man  od.  kanian  nur  durch  Verstümmelung, 
bz.  Abwerfung  der  Endbuchstaben  an  hätte 
entstehen  können,  ivoran  doch  gewiss  nicht 
zu  denken  ist,  da  germ.  hamara,  loenn  nicht 
älter,  so  doch  ganz  zweifellos  ebenso  alt  u. 
urspr.  ist,  ivie  skr.  agman  u.  das  später 
daraus  versetzte  jüngere  kaman.  Wenn  nun 
aber  dieserhalb  Fick  (111,  64)  germ.  lia- 
mara anscheinend  zur  germ.  y  liam  (wöl- 
ben, krümmen,  umhüllen  etc.,  s.  unter  1  u. 
2  liam)  stellt,  so  würde  es  doch  Bedenken 
haben,  um  hamara  davon  abzuleiten ,  tceil  die 
dafür  nachzmveisenden  Bedtgn.  dieses  Wor- 
tes: malleus  od.  saxum,  rupes  etc.  doch 
schlecht  zu  den  obigen  Bedtgn.  dieser  y 
stimmen.  Meiner  Ansicht  nach  scheint  es 
daher  auch  richtiger  zu  sein ,  bei  diesem 
Worte  von  einer  Vergleichung  mit  skr.  u. 
zend.  Wörtern  ganz  abzusehen  u.  dafür  lie- 
ber eine  germ.  y  ham  etwa  mit  der  Bedtg.  : 
reissen,  spalten,  bersten  etc.  aufzustellen  (cf. 
rupes  u.  rumpo  etc.  von  y  rup,  rump  u.  s. 
unter  1  ham  erstens  das  wegen  einer  allge- 
meinen germ.  y  ham  Gesagte  u.  zweitens 
weiterhin  die  Vergleichung  der  y  lubh  zu 
rap,  rup,  wobei  man  auch  annehmen  kann, 
dass  sich  aus  reissen  einerseits  die  Bedtg.: 
raffen,  rauhen,  nehmen ,  ergreifen  etc.  u. 
andererseits  die  von :  spalten,  brechen  etc. 
entwickelte)  u.  dass  dann  die  Bedtg.:  reis- 
sen, bersten  etc.  toeiter  in  die  von:  bre- 
chen, biegen,  beugen,  krümmen  etc.  über- 
ging, die  ivenigstens  für  1  bis  7  ham  zum 
Theil  zu  Grunde  zu  legen  ist. 

hamern ,    hämmern,    klopfen  etc. ;    he  ha- 
merd  d'r  up,   dat  't  so  'n   ärd  hed;    —   he 


hamerd  dat  wer  toregt  od.  lik,  fast  etc.;  — 
dat  liamerd  mi  in  de  kop  etc.  AucJt  subst. 
(das)  Häinmern,  Klopfen  etc. 
liaiiimer-slag,  Hammerschlag ;  a)  Schlag 
5  mit  einem  Hammer;  —  b)  der  Abfall  od. 
die  kleinen  Fisensplitter,  welche  beim  Schmie- 
den od.  Hämmern  des  glühenden  Eisens  da- 
von abspringen. 

liam-fak,  abgekleideter  Baum  unter  u.  an 

10  dem  überhängenden  Strohdach  (s.  5  ham), 
worin  man  diverse  Sachen  stellt.  —  Wang. 
(Ehrentraut,  I,  372)  honfäk  (eine  Ver- 
längerung des  Daches,  ivelche  gewöhnlich 
eine  kleine  Scheune  bildet. 

15  Hamke,  ml.  u.  lobl.  Name.  Wohl  Kose- 
form (aus  Hamiko  ?)  von  älterm  Hämo  (cf. 
För  Stern  an  n  unter  Ham),  loovon  auch 
der  Geschlechtsname  Ham  in  g  Ider  noch 
vorkommt. 

20  hamiueii,  hacken,  hauen,  beissen  etc.;  h6 
hammd  d'r  dügtig  in ;  —  he  hammd  d'r  'n 
dügtig  stük  üt.  Vergl.  Sthg.  u.  Weiland^ 
unter  hamme,  ham  u.  Adeltmg  unter 
Ha)nmel,  loonach  dieses  Vbm.  icohl  ein  ahd. 

25  hamjan  (verstümmeln,  verschneiden  od.  schnei- 
den, castriren)  od.  hauen,  schlagen,  klopfen 
(cf.  klaphiugst)  voraussetzt,  obschon  man  bei 
ham  (Biss  etc.,  s.  1  ham)  auch  annehmen 
kann,  dass  früher   eine  allgemeine  germ.  y 

30  ham  e.vistirte,  loelche  mit  y  han  (schlagen 
etc.,  cf.  bei  Grassmann  die  y  han  u. 
dazu  skr.  hrd,  härdi  (Herz  =  hart  als  klop- 
f  e n  d e s,  j)  u Isir  endes  Etwas)  von  Hause 
aus  identisch  war.     Vergl.  auch  bei  Grass- 

35  m  a  n  n  das  ved.  hanman  (Hieb ,  Schlag, 
Sioss  etc.),  was  durch  Assimilation  jeden- 
falls leicht  zu  hamman  u.  gekürzt  hamma, 
hamm  (Schlag  etc.)  werden  konnte  u.  wo- 
von, sich  denn  auch  leicht  ivieder  ein  Vbm. 

40  hammen,  hammöu  mit  der  Bedtg. :  schlagen, 
stossen  etc.  bilden  konnte. 
hammerk,  s.  ham-rik. 
lianip,  .<.  hiinp-hamp. 
liauipe,    hamj),    Stück,    Brocken,    Schnitt 

45  etc.;  he  snwU  hum  d'r  'n  dügtigen  hampe 
of;  —  'n  goden  hamp  bröd.  —  Ob  mit 
humpe  (dasselbe)  von  einem  Vbm,.  himpan 
(schneiden),  was  in  ähnlicher  Weise  mit  gcth. 
liamfs  (verstümvielt)  zusammenJiängen  könnte, 

50  wie  liammen  mit  ahd.  ham  (verstümmelt)  ? 
Oder  steht  hampe  für  hamme,  sodass  es  mit 
1  ham  von  Hause  aus  eins  ist?  —  Wenn 
das  goth.  hamfs  urspr.  wie  ahd.  ham  die 
Bedtg. :  verkrüppelt ,  gekrümmt,    krumm  (u. 

55  so  auch:  lahm,  gebrechlich  etc.)  hatte,  so 
könnte  es  mit  himp-hampen,  hampeln,  hum- 
peln etc.  tc.  griech.  kämpe,  kämptö  etc.  u. 
skr.  kapanä  (Raupe,  Wurm,  cüs  die  sich 
biegende  u.  krümmende,  bz.  die  sich  hin  ii. 

60  her  bewegende,  windende)  wohl  zur  y  kamp, 


HAMPEL  26  HAMRIK  HAMMRIK 

kap  gehören,   welche   itrspr.   (s.  unter  liam-  ah  wie  grieeh.  kampe  (Raupe),  kämptö  (sich 

pel)    wohl   die  Bcdtg.:    se  movere   hatte  v.  krümmen   etc.)    auf  die   daraus   abgeleitete 

daraus  auch  die  von :    sich    hin    n.   her  he-  von  :  sich  biegen,  icindcn,  krüminot  etc.,  die 

wegen  (schicingen ,    sclilagcn    etc.),    winden,  icohl  Jedenfalls   auch   dem   goth.    hamfs   (s. 

cappeln  etc.  entwickelte.     Oder  siud  liampe,  5  unter  hanipe)    zu  Grunde   liegt,    wie    desgl. 

luinipe  mit  grieeh.  köptö,  kophös  etc.  u.  lat.  auch  nnserm  himp-liarapen  n.  humpeln, 

cäpo  etc.  verwandt':'  liumpen,  s.  liimp-liampen. 

Iiampel  in  gehampcl,    Gezappel,  frequen-  liamrik,  hannnrik.  haranierik,  hanimerk, 

latives   Beioegen    von    Händen     u.    Füssen,  Hammrich ,    d.  h.  eine  ausgestreckte  Fläche 

vergebliches    od.    kindisches    Bemühen,    nm  10  zusammenhängenden   niedrigen    Wiesenlan- 

Ftwas  zu  ergreifen  u.  zu  erlangen,  icie  dies  des,    welches    an    der    einen  Seite    von    der 

z.  B.  kleine  Kinder  thun,  loenn  sie  mit  den  Geest   u.    an    der    andern  von  der  Marsch, 

Händchen    greifend   wonach  tasten ,    um  es  od.  richtiger  von  dem    angeschicemmten  hö- 

ZH  fassen,  icobei  sie  zugleich  meistens  auch  heren  Kleiboden  begrenzt  i.'it  u.  früher  aus- 

mit   den    Beinchen    zappeln;   dat    gehampel  15  schliesslich   zum   Beweisen,   bz.   als   Meed- 

helpt  (ll  je  (log  nt"'t,    du  kanst  't  je  dog  not  land  gebraucht  wurde,    icährend    in   letzter 

kngen.  —    Wohl  mit  skr.   capalä    (tremens,  Zeit,    in  Folge   besserer  Äbivässerung,   ein- 

vacillans;    vagus,    mobilis  etc.)    zur    ]/  cap,  zeln    auch    Getreidehau    in    diesen    Land- 

camp,  bz.  kap,   kamp   (se  movere,    vacillare,  strichen  stattfindet. 

tremere  etc.,  bz.  vibriren,  unduliren,  auf  u.  20      3Ian  findet  dieser  sog.  „Hammeriche", 

nieder  gehen  etc.,  cf.  himphampen  etc.).  od.     ausgedehnten    u.    zusammenhängenden 

hampel-man,    Hampelmann,  Zappelmann,  Wiesenflächen  in  Ostfriesland  sehr  viele  ii. 

Gliederpuppe    mit  einem  Drath,  womit  man  sind  die  meisten   nach  den  Dorf  cm,  in  de- 

Arme  u.  Beine  /inzieht  u.  hebt,    bz.  sie  auf  ren  Nähe  sie    liegen,    benannt    (wie   z.    B. 

u.  niedergehen  Insst.  25  Bunder-,    Stapclmoor  er  - ,    Wester- 

hampeln,  a)  greifend  hin  u.  her  od.  um-  ender-  etc.    etc.    Hammrich),    ivährend 

herfahren  u.  wonach  haschen,    indem    man  wieder  andere  blos  nach  der  Himmelsgegend 

mit  den  Händen  tastend   in    der  Luft  um-  (z.  B.  Süd  er-.  Oster  -  Hammr  ich  etc.) 

herfährt;   he  hampeld  d'r  na;    —   he  ham-  bezeichnet  werden    u.   viele   auch  ohne  jede 

peld  mit  de  banden  herum;  —  b)  strampeln  30  weitere   Bezeichnung    blos    „Hammr  ich" 

mit  den  Füssen,  sich  sträuben  etc.  =  spar-  od.  hammerk  heissen,   wie  z.  B.  die  Hamm- 

teln ;  he  hampeld  d'r  al  tegen  an.  —    Wohl  rieh    auf  Juist,    bz.    die   zum    Weiden  be- 

zu    hampel.      rf.    auch    ampeln,    ,<(owie    bei  nutzte  Niederung  zwischen  dem  östl.  Haupt- 

Schm.  (bai/r.   Wb.,    II,  221)  happen,  liap-  theil  der  Insel    u.  der  sog.  Bille.    —    Dass 

peln,    wobei    er    auch    auf  hoppen,  hoppeln  35  icir  nun  aber  unter  diesem  Worte  eine  ganz 

(sich    auf  u.  nieder  bewegen  etc.,    cf.    hup-  charakteristische  Gegend  (die    von    Gräben 

peln  etc.  u.  unter  hampel  ivegen  der  y  kap,  durchschnittenen  Hammriehe  sind  im  Win- 

kamp,  sich  auf  u.  nieder  bewegen  etc.)  ver-  ter  meistens  inuttdirt,  fast    gänzlich    baum- 

v:eist,  wonach  happeln  auch  wohl  mit  ham-  los  u.  spärlich  bewohnt,    weil    nur  auf  den 

peln  so  ziemlich  gleichbedeutend  ist,    zumal  40  einzelnen  kleinen  Anhöhen  sich  hin  u.  wie- 

wenn  man  zu  happelig    u.    happeler   loieder  der  Bewohner  ansiedeln  konnten,  die  hattpt- 

das  he.'is.  (Vilmar)  2  hampel  (Ungeschick-  sächlich   Vieh:ucht  treiben)    verstehen,   geht 

ter  Mensch,  Einfaltspinsel),  2  hampelig  ('w?i-  auch   schon    daraus  hervor,    da.ss    wir   von 

anstellig  etc.)  ver^jleicht,   ico   hampel    aller-  Hammr ichsleuten  (cf.  hamriks-löe)  od. 

dings  mit  bayr.  haimpel  etc.  (Einfaltspinsel)  45  Beicohner  der  Hammriehe  im  Gegensatze  zu 

identisch  ist  u.  wobei   man  auch  wieder  an  den  Bewohnern    der    Marsch    u.  Geest    etc. 

unser  himp-hamp,  himp-hampon  u.  humpeln  sprechen  u.  darunter  eben  die  zerstreut  icoh- 

=  bayr.  humpen  erinnert  wird,  wie  ja  himp-  nenden    Landleute    aus     den     Hammrichen 

hampen  ausser   hinken  u.  gebrechlich  verstehen,  die   wegen   ihrer    einsiedlerischen 

gehen    auch    noch:    von    Geschäften,    die  50  «.  abgeschlossenen  Lebensioeise   auch  ihrem 

schlecht  gehen  u.  stümperhaft  betrieben  wer-  ganzen  We.sen  u.  Charakter  nach  sich  sehr 

den  (Pfuscharbeit  liefern)    gebraucht    ivird.  von    den    .sonstigen    Landbeivohtiern    untcr- 

Auch  nhd.  (Grimm,   Wb.,  IV,  322)  ham-  scheiden. 

peln  (zappelnd  u.  ungeschickt  steh  mit  den  Was    nun    aber  die  Zusammensetzung  u. 

Fi'issen   beicegen)    ist    mit    himp-hampen    u.  55  Bedeutung  dieses   Wortes    (KU.   identificirt 

humpeln,  bz.  engl,  himple  (lahm  gehen  etc.)  hammerick    mit  hamme,  ham    [pratum ,    pa- 

ete.  connex,  toonach  denn  auch  unser  ham-  scuum],  während  v.  Richthof  en  das  afries. 

ppln  hiemit  zusammenhängen  kann,  obgleich  hamreke,    homrike,    himrik,    hammerk,  ham- 

ich  glaube,    dass    harapel  eher    auf  die  Be-  merke,  hemmertse,  hemmerik,  liimmerik  mit 

dtg.:  vacillare  dery  kap,  V&m^  zurückgeht,  60  Heim-Mark,  Dorf -Mark  übersetzt  u. 


HAMRIK  HAMMRIK  27  HAMSTER 

diesen)  dann  Stürcnburg,  Seh.  u.  L.  von  seihst  daraus  erldärt  n.  cryleht,  weil  wir 
ti.  Andere  darin  folgen)  betrifft,  so  halte  die  Endungen  rik  )i.  lik,  od.  rieh,  lieh  im 
ich  die  urkundlich  belegte  (s.  bei  v.  Rieht-  gewöhnlichen  Leben  stets  zu  erk  u.  elk  um- 
hofen)  Form  hammerike  für  ein  Convpos.  setzen,  hz.  als  erk  «.  elk  aussprechet!,  toie 
von  hararae  (paseuum,  pratum,  (/.  2  harn)  u.  5  dies  aus  Auerk  (Aurich),  Hinnerk  (Hinrich 
afries.  rike,  rik  (reich,  viel  enthüllend  od.  =  Heinrich),  Folerk  (Fölrich)  ete.,  —  lefelk 
in  sich  befassend  u.  habend,  gross  etc.  od.  (lieblich),  rädelk  fredlich)  u.  hnnderten  von 
rike,  rik  (Reich,  Land  etc.,  cf.  z.  B.  erd-  andern  Beispielen  sich  ergiebt. 
rik,  Erdreich,   Erdboden,   Erde,  Grund  u.  hamriks-land,  hammerksland,   haramers- 

Boden  in  seiner  Gesammtheit  od.  ganzen  10  land,  Wiesen-  od.  Weide-Land,  al>i  Gegen- 
Erstreckung  etc.),  sodass  dann  hammerike  satz  zu  bö-,  klei-,  gast  (Geest)-  etc.  land ; 
entiveder  eine  Fläche  od.  Strecke  bezeichnet,  dat  hammerksland  kan  man  allenfalls  nog  wol 
die  viele  hiimmen  (Wiesen  u.  Weiden)  in  to  de  haferbö  brüken,  manum  d'r  weite  iin  an- 
sich  befasst,  bz.  reich  an  Wiesen  etc.  ist,  dere  Winterfrüchten  up  to  ferböen,  dat  förderd 
od.  wörtl.  soviel  wie:  Wiesen-  u.  Weiden-  15  (erfordert)  dWwQgi  (kögen  harfst  un  wintcr. 
Reich,   -Land,    -Gegend,    -Erstreckung    od.  hamriks-Iue,  hammerkslue,  Leute,  die  in 

-Ort  heisst,  wie  ja  anscheinend  das  Wort  der  Hamrich  (s.  hamrik)  wohnen  u.  deshalb 
riebe  (cf.  F  ör  sie  mann)  auch  als  En-  sehr  abgeschlossen  leben,  wodurch  sie  sich 
düng  von  Ortsnamen  in  der  Bedtg. :  Ort,  demi  auch  selbstredend  von  den  Bewohnern 
Gegend  od.  Strich,  Landstrich  etc.  gebraucht  20  der  Geest  u.  der  Marsch  in  ihrem  ganzen 
wurde  u.  wahrscheinl.  in  dieser  Bedtg.  auch  Wesen  bedeutend  tmter scheiden. 
in  Aur  i c h  (cf.  Auerk  =  alt  Awrik)  ,steckt.  hamster,  Hamster  (mus  crieetus) ;   de  dü- 

Als  Gründe,  die  für  meine  Annahme  u.  ge-  fels  hamsters  nüsseln  (nisten)  dar  achter 
gen  die  Deutung  dieses  Wortes  durch  v.  _  min  tun  in  de  grund  un  fräten  mi  de  wur- 
Richthofen  sprechen,  führe  ich  an:  25  tels  fan  de  lütje  bömen    in  de  bomschöl  an. 

1)  dass,  nach  der  hier  ganz  allgemein  Mnld.  (KU.)  hamester,  hamster;  nid.  ham- 
gängigen  hochd.  Form  Hammrich,  wir  ster ;  anfZ.  hamstra;  a/irf.  hamastro,  hamistro, 
die  ostfries.  Form  hammrik  od.  urspr.  liam-  hamstro.  Die  ältesten  schriftlichen  Quellen 
merike  für  die  richtige  ansehen  u.  dass  hier  bezeichnen  mit  diesem  Namen  den  Korn- 
keiner  dabei  an  eine  Zusammensetzung  von  30  wurm  (curculio).  Die  Bedtg.  ist  vielleicht 
hamm  mit  nhd.  Mark  in  der  Bedtg.  Be-  Nagerin  od.  Schädigerin,  da  clie  Endung 
zirk  od.  umgrenztes  zu  einem  bestimm-  star,  stra  (cf.  ster  in  süster,  wäfster,  ledster 
ten  Dorfe  etc.  gehörendes  Land  (wie  in  etc.)  wohl  mit  Grund  annehmen  lässt,  dass 
Dorf-,  Feldmark)  etc.  denkt  u.  sowohl  das  dieses  Wort  urspr.  weiblichen  Geschlechts 
Wort  Mark  in  dieser  Bedtg.,  als  auch  die  35  roar  u.  auch  die  Kornwürmer  nagende  Thiere 
Compos.:  Dorf-  u.  Feldmark  weder  fr ü-  sind.  Möglicherweise  kann  indessen  hama- 
her  noch  später  je  in  echt  fries.  Landen  stro  urspr.  auch  als  Kornwurm  (od. 
gebraucht  ist,  od.  in  fries.  Schriftstücken  Wurm  überhaupt)  ein  sich  krinnmendes, 
vorkommt;  biegendes  u.  windendes  Thier  bezeichnet  ha- 

2)  dass  diese  Hammriche  genannten  40  ben  u.  dann  später,  weil  die  mus  crieetus 
niedrigeyi  Wiesenflächen,  soiveit  sie  in  der  gleichfalls  ein  Feind  u.  Schädiger  des  Korns 
Nähe  von  Dörfern  liegen  wohl  darnach  ist,  der  Name  hamaiStro  auch  auf  diese  über- 
benannt sind,  um  sie  von  andern  Hamm-  gegangen  sein.  Für  die  Bedtg.:  Thier  was 
riehen  zu  unterscheiden;  indessen  nir-  schadet  ti.  ruinirt  etc.  od.  Thier  loas  sich 
gends  die  ganze  Feldmark  od.  Gemarkung  45  krümmt  etc.  würde  tcohl  in  beiden  Fällen 
derselben  bezeichnen  u.  alle  sonstigen  zu  den  ein  Zusammenhang  mit  ahd.  ham,  ver- 
betr.  Dörfern  gehörenden  Felder,  soweit  sie  stumm elt,  verkrüppelt  od.  urspr. 
höher  liegen  u.  eigentliches  Ackerland  sind,  krumm  (cf.  1  ham,  soioie  4  ham)  anzu- 
nicht  darin  mit  einbegriffen  sind,  wie  denn  nehmen  sein,  während  es  andererseits  auch 
auch  KU,  ebenso  wie  ioir,  unter  hsi.mmenck  50  möglich  ist,  dass  dieses  Wort  wegen  der 
nur  Wiesen-  od.  Weideland  (cf.  hammerks-  auch  vorkommenden  Form  hampster  entwe- 
land)  versteht;  der  direct  mit  goth.  hamfs  (verstümmelt  etc.) 

3)  dass  ham  in  afries.  hamreke  etc.  ganz  od.  tvie  das  griech.  kämpe  (Spannraupe 
gewiss  (nach  mnld.  hamm,  ham  [s.  unter  2  ete.)  u.  kämpe  (Krümmung  etc.)  mit  der  }/ 
ham]  zu  schliessen)  nicht  dasselbe  Wort  ist,  55  kap,  kamp  (s.  unter  hampe)  zusammenhängt, 
wie  nhd.  Heim,  sondern  wie  afries.  ham,  Eine  Entlehnung  aus  kslav.  chomestar  (ani- 
als  Eingefriedigtes  etc. ;  mal  quoddam)  blos  der  Formähnlichkeit  wegen 

4)  dass  die  für  h?immr1k  im  gewöhnlichen  anzunehmen,  scheint  doch  kaum  zulässig. 
Lehen  g ehr axichte  Form  hammerk  (hz.  afries.  Vergl.  bei  Fick,  II,  52  unter  kam  (krüm- 
hammerk,  hamraerke   aus  hamme-rike)    sich  60  men,  wölben)    auch    lit.   kamsz  (einstecken), 


HAMU 


28 


HAN 


kamsza  (Behälter) ,  ob  damit  vielleicht  das 
von  ihm  hamas-tro  gefheilte  deutsche  ham- 
ster  conue.r  ist,  weil  dieses  Thier  Baclcn- 
taschen  hat,  tcoriu  es  Getn-idc  steckt,  um 
es  in  seine  Winter-Vorrathsknmmern  od. 
Gewölbe  zu  bringen  tt.  darin  auf,: idi eben'::' 

hamü,  lautnachahmendes  Wort  zur  Be- 
zeichnung des  Geschreies  der  Kühe  u.  Kid- 
ber,  wie  nhd.  cf.  niü  etc. 

1.  hfin,  Plur.  hanen:  a)  Hahn,  Männchen 
der  Hennen  u.  sonstigen  Vögel;  Dimin. 
häntje,  Plur.  liantjes.  Redensart,  u.  Sprichw.: 
de  rode  liän  (das  Feuer) ;  daher  die  Dro- 
hung: ik  sett  dl  de  rode  hän  up  't  dak;  — 
he  krükeld  tod.  strüfd)  sük  as  'n  hfin;  — 
he  is  so  'n  regt  häiitje  (eitler,  eingebildeter, 
prahlerischer,  vorlauter  Mensch)  ;  —  wen  do 
hän  up  sin  egen  mesfolt  steid,  hed  hö  't 
grötste  regt,  od.  auch:  elkor  h&ii  is  koniuk 
up  sin  egen  mesfolt;  —  sin  hän  is  konink; 
—  dar  kreit  gin  henn  of  luin  na ;  —  war 
'u  goden  lum,  let  de  henn  dat  kreien ;  — 
rik  seien ;  arm  meien ;  dat  land  liörd  de  hän 
uet  kreien;  —  he  flügt  herum  as  'n  hän 
Sünder  kop;  —  he  legd  krumme  eier  as  'n 
hän;  —  b)  männl.  Glied,  peuis,  auch  pit- 
hÜQ  u.  krülhän  etc.  genannt;  —  c)  geboge- 
nes u.  verschliessbares  Zapfrohr.  —  Nd., 
nid.  haan ;  }n>dd.  haen ;  ))ind.  hane;  afries. 
hona;  icfrics.  hone;  nfrics.  lion ;  wang. 
(Ehr  e  ntra  ut,  1,  373)  huune;  ags.  hana; 
an.  hani;  ahd.  liano;  )«/t(/.  hane,  han;  goth. 
liaua.  Das  ahd.  hana  u.  liuon  (Hahn) 
setzen  fast  mit  Gewissheit  ein  verlornes 
Vbm.  hauan,  huon  etc.  mit  der  Bedtg. :  krä- 
hen, schreien,  singen  etc.  voraus,  was  mit 
lat.  cano,  cecini,  cantum,  canere  (singen  od. 
Ton  machen,  Ton  hören  lassen  etc.) ;  griech. 
kanäzö  n.  kanacheö  (rauschen,  schallen,  tö- 
nen, Geräusch  u.  Getöse  machen  etc.) ;  Ut. 
kanklas  (Zither);  skr.  kan ,  kanati,  —  can, 
canati,  —  kvan,  kvanati  (sonare)  zu  einer 
idg.  Schall  nachahmenden  y  kan,  die  tcahr- 
schcinl.  aus  der  Bedtg. :  tönen,  rauschen, 
singen  od.  prasseln,  knistern  etc.  (cf.  sen- 
gen aus  singen)  auch  die  Bedtg.:  bren- 
nen, flammen,  glänzen  etc.,  —  jubeln,  sich 
freuen,  fröhlich  sein  etc.,  —  seine  Stimme 
erheben  zu  Jemandem,  Jemanden  ansprecJien 
um  Etwas,  bitten,  fragen,  begehren,  gierig 
V.  verlangend  sein  (nach  Etwas)  etc.  ent- 
wickelte, icie  Ja  diese  u.  ähnliche  Bedtgn. 
sich  in  der  .skr.   u.  zend.  ]/  kan  Jinden. 

2.  hän  od.  hane,  auchhant,  Schilf,  Schilf- 
rohr; de  ganse  depskant  steid  l'ul  hän  od. 
hänt.  cf.  hanc-bolten.  Dieses  ■'<onst  anschei- 
nend U)d)ekannte  Wort,  wovon  das  kehdin- 
gerlandsche  lieenk  (eine  Art  Schilf,  cf.  Br. 

Wb.,     2.    Nachtrag,    pag.    106),     bz.    nd. 
(Schütze)  liänk  od.  hänke   (eine  Art  gro- 


ben Grases,  woraus  die  stroteemen  od.  Stroh- 
taue gemacht  werden)  möglicherweise  ein 
Dimin.  u.  womit  das  nd.  (Br.  Wb.,  623) 
liennie  (eine  Art  schmalen  Schilfes)  wohl 
5  identisch  ist,  ist  offenbar  mit  lat.  canna 
(Rohr,  Schilf)  u.  griech.  känna  (Bohr)  der- 
selben y  entsj^rossen  u.  könnte,  sofern  meine 
Vermuthung  richtig  ist,  dass  das  goth.  raus 
(Ixohr,    Schilf)     einem     mit    unserm    rusen 

10  iilen tischen  Vbm.  riusan,  raus  (rauschen) 
entstammt  u.  als  das  Bau  seh  ende  (weil 
es  im  Winde  rauscht  u.  säu.selt,  od.  ivenn 
vom  Winde  bewegt,  ein  säuselndes  Ge- 
räusch   macht)    aufgefasst    wurde,     dann 

15  ebenso  wie  1  hän  zur  y  kan  (sonare)  ge- 
Jiören.  Da  nun  aber  die  Wörter  halm  (ca- 
lainns)  u.  hehn  (arundo  arenaria)  aucJi  mög- 
licherweise zur  y  kal  (sonare,  s.  unter  1 
lialm)    gehören    u.    skr.    kanabha   (eine  Art 

20  Fliege)  wohl  auch  wegen  ihres  Singoi^ 
od.  S  u  m  m  e  n  s  (ccrgl.  Br  e  m  e,  Br  am  e 
od.  Bremse  von  brimman  [brummen,  sum- 
sen], Hummel  von  hummen  [sumsen] 
etc.)  der  y  kan  (sonare.  s.  unter  1  hän)  zu- 

25  gelegt  loerden  muss,  so  loäre  es  auch  denk- 
bar, dass  .'sowohl  skr.  kanapa,  eine  Art 
Lanze,  Spiess  od.  Speer,  bz.  eine  Stange 
(sei  es,  dass  dies  urspr.  ein  Bambus-  od. 
ein  anderes  Rohr,  mit  einer  daran  befestig- 

30  ten  Spitze,  loar  [cf.  auch  griech.  kanön, 
Stange,  wovon  Kanon,  kanonisch  etc.,  als 
wahrschei)d.  mit  känna  verwandt,  sowie 
aucJi,  känabos  od.  käunabos,  Stange  od.  Stock, 
um  ivelchen  die  Künstler  eine  Figur  in  T'hon 

35  od.  Wachs  modellirtcn  — ■  u.  ferner  zu  der 
y  kan,  rauschen  etc.  auch  kanäzö,  rauschen, 
Geräusch  machen  etc.],  od.  dass  diese  wohl 
als  Wurfwaffc  gebrauchte  Lanze  ihren  Na- 
men daher  hat,  xveil  sie  sowohl  beim  vorab- 

40  gehenden  Schwingen  um  das  Haupt,  als 
auch  beim  .'schnellen  Fliegen  durch  die  Luft, 
ebenso  tvie  die  kanabha  genannte  Fliege, 
ein  .mausendes  u.  schwirrendes  Geräusch 
machte),  als  auch  lat.  cannabis,  griech.  kän- 

45  nabis  (cf.  liemp)  derselben  ]/  angehört,  sei 
es,  dass  man  dieses  G-ewächs  deshalb  so  be- 
nennt, weil  es  ebenso  wie  scJiilf-  u.  rohrar- 
tige Gewächse  im  Winde  rauscht  u.  säuselt, 
od.    dass   man    es   tvegen    seiner   groben  ». 

50  liohlen  Stengel  überhaupt  als  ein  rohrartiges 
Gewächs  auffasste  u.  so  kännabis  von  dem 
Stamm  Icänna  weiter  bildete,  mit  ivelchem  die- 
ses Wort  doch  jedenfalls  formell  zusammoi- 
hängen  muss  u.  wovon  es  lautlieh  gar  nicht 

55  zu    trennen    ist. 

Wegen  der  Möglichkeit  der  Ableitung  von 
kan  (rauxchen.  tönen,  singen)  vergl.  auch 
unser  pipe  (Rohr,  Röhre ;  Pfeife)  von  pipen, 
bz.  einer  redupUcirten  y  pi  als  Onomatopöie 

üO  des  damit  bezeichneten  Lautes. 


ÖAN-BALK 


29 


HAND  HANT 


häu-balk,  s.  hauebalke. 

liun-bolte,  *■.  hanebolto. 

hand,  baut  (Piur.  banden,  hanneu),  a)  Hand. 
Redensart,  u.  SpricJav. :  bi  df;  liand  wesen, 
parat,    anwesend,     anfgeslanden  sein   etc.; 

—  bi  de  band  hebben,  bei  der  Hand  zu 
fassen  haben,  —  zur  Hand  od.  parut  ha- 
ben etc.;  —  to  hand,  zur  Hand,  nach  der 
Hand  hin,  handgerecht,  bequem  etc. ;  't  ligd 
mi  net  to  liand ;  —  to  hauds  ptird,  das  zur 
Linken  gehende  Pferd,  bz.  das  Pferd,  locl- 
ches  Eitlem  zur  linken  Hand  geht,  so  ge- 
nannt, weil  die  linke  Hand  den  Zügel  hält 
u.  deshalb  das  links  gehende  Pferd  dieser 
Hand  am  nächsten  geht,  weshalb  denn  auch 
fau  hand  u.  fau  hands  ptiid  den  Gegensatz 
von  to  hand  u.  to  hauds  perd  ist  u.  auch 
oft  das  links  gehende  Pferd  einfacJi,  de  to- 
hand  u.  das  rechts  gehende  de  fauhand  ge- 
nannt wird;  —  de  töe  hand,  die  zue  od. 
geschlossene  Hand;  —  liand  to !   Hand  zu! 

—  't  ligd  för  de  hand,  es  liegt  vor  der  Hand, 
bz.  es  ist  greif- ,  fass-  u.  sichtbar  od.  klar 
u.  selbstverständlich;  —  för  de  liand  weg, 
vor  der  Hand  iveg ,  od.  der  Reihenfolge 
nach;  —  wat  under  d'  banden  wesen  od. 
hebben,  in  Arbeit  sein  od.  haben;  —  wat 
um  d'  hand  hebben,  od.  wat  um  d'  banden 
hebben ;  —  a)  Etwas  mn  die  Hand  (od. 
Hände)  haben,  —  b)  sielt  mit  Etwas  be- 
fassen u.  beschäftigen ;  —  nu  up  hand  (Jetzt 
nach  gerade)  könen  wi  sen,  dat  't  förgels 
geid ;  —  dat  ligd  up  de  hand,  das  liegt  auf 
der  Hand,  bz.  das  ist  sichtbar,  klar  u. 
selbstverständlich;  —  in  od.  üt  de  band  fal- 
len, mehr-  od.  iveniger  sein  als  man  erioar- 
tet,  —  dem  Erwarten  wohl  od.  nicht  ent- 
sprechen; —  wat  in  de  hand  gäfen,  a)  Je- 
mandem Etwas  in  die  Hand  geben;  —  b) 
Jemandem  beim  Wiederverkauf  Etwas  zu- 
geben  auf   den  Preis,   wofür  er  es  erstand 

—  ihm  dabei  einen  Profit  geivähren;  — 
dar  is  fnl  mit  in  de  hand  to  nemen,  da  ist 
viel  mit  zu  thun  u,  zu  besorgen  etc. ;  —  'n 
sake  in  de  hand  nemen ,  eine  Sache  in  die 
Hand  nelimen,  um  sie  zu  besorgen  u.  aus- 
zuf echten  etc.;  —  wat  achter  de  hand  heb- 
ben, etwas  in  Reserve  haben;  —  to  hauden 
kamen,  icohin  gelangen,  wo  ankommen,  sicJi 
ein-  od.  wiederfinden,  zum  Vorschein  kom- 
men etc. ;  —  fan  banden  kamen ,  wegkom- 
men, verloren  gehen  etc. ;  —  hand  afer  hand, 
die  eine  Hand  abwechselnd  über  die  an- 
dere; —  'n  apen  band,  eine  offene  od.  milde 
Hand;  —  dat  geid  göd  fan  de  hand,  das 
geht  gut  von  der  Hand  od.  gut  von  Stat- 
ten, bz.  ohne  Stocken  u.  Aufenthalt ;  —  fau 
de  hand  in  de  tand ,  od.  fau  de  hand  in  de 
mund  gän ,  den  täglichen  Verdienst  sofort 
verzehren)  —  de  fiitige  od.  auch  de  sünige 


(sparsame)  hand  geid  dör  't  ganse  land;  — 
de  stadige  band  wind ;  —  dat  is  so  gesund 
as  'n  hand  ful  schoaagels ;  —  junge  lue 
mutten  bi  de  hand  wäseu  as  'n  scböbörssel; 
5  —  man  mut  de  banden  sülfen  an  de  plög 
slän,  wen  't  god  fürüt  gän  schal ;  —  smit  't 
kanntn  fan  dl  uu  dö  't  mit  d'  bannen  (wirf 
das  Können  von  dir,  bz.  sprich  nicht  vom 
Können,  sondern   thu  es  mit  den  Händen); 

10  —  spej'  in  d'  hand  un  wer  dt;  —  föle  ban- 
den maken  .'igt  wark;  — man  kan  gen  isder 
mit  banden  bräken;  —  mit  banden  uu  tan- 
den  fastholden ;  — 

1))  Handschrift,    Namoisunterschrift ;    he 

15  Schrift  'u  goden  band;  —  sett'  din  hand 
d'r  äfen  under;    — 

c)  im  Compos.   allerhand    lebt  auch  noch 

die  Bedtg. :  Art,  Sorte  etc.  des  mhd.  hant  fort. 

Nd.,  lud.,  mnld.  hand ;  mnd.  hand,  handt, 

20  hant;  afries.  hand,  hond;  wfries.hkwA.,  hau; 
nfries.  hond;  satl.  hand;  as.  hand;  ags.  hand, 
hond;  engl,  hand;  an.  hönd;  norw.  hand, 
aucJt  hond  ;  schwed.  hand ;  dä7i.  haand  ;  ahd. 
hand,  hant;    mhd.  hant;   goth.    handus.    — 

25  Es  lüird  von  Schleicher  von  goth.  hin- 
than,  hanth,  hunth  (capere)  abgeleitet,  wo- 
nach denn  die  goth.  Form  eigentlich  han- 
thus  lauten  müsste  u.  man  auch  in  den  an- 
dern alten  Sprachen  ein  auslautendes  th  er- 

30  warten  könnte.  Fick  stellt  (III,  60  seq.) 
für  hinthan  (erjagen,  fangen)  eine  germ.  y 
hath  (jagen,  treiben)  =  skr.  gat,  idg.  (I, 
56)  kat  auf,  die  er  als  eine  FoHbildung 
von    kä  (schärfen,  wetzen),  bz.  kan  (stechen 

35  etc.)  ansieht  u.  tvozu  er  ausser  hinthan 
aiicli  ags.  headhu  (Krieg ,  Kampf) ,  galt. 
catu  (Kampf) ,  skr.  gatru  (Feind),  griech. 
kötos  (Groll,  Zorn),  lat.  catax  u.  cateua  ver- 
gleicht, icährend  M.  He yne(G r i m m,  Wb. 

40  IV,  327)  hinthan  zu  skr.  c'at  (verbergen), 
bz.  (G rass m a n n)  cat  (sich  verstecken  od. 
verbergen)  stellt. 

Dass  darnach  aber   die   Etgmologie  von 
hinthan    u.    hand    (cf.    auch    H.  Leo,   189 

45  hand  von  hindan  [capere  etc.]  u.  dies  von 
skr.  y  hud,  colligere)  sowohl,  als  auch  die 
der  andern  obigen  Wörter  (z.  B.  die  von 
lat.  catena  [was,  sofern  band  die  fassende 
u.  greifende    ist    u.    hinthan    urspr.    die 

50  Bedtg.:  greifen,  fassen,  fangen  etc. 
hatte,  tvohl  in  der  Bedtg. :  Fessel  etc.  damit 
ivurzclhaft  verwandt  -Hein  könnte])  sehr  un- 
sicher ist,  muss  Jedem  eijileuchten  u.  könnte 
man.  sogar  auf  den  Einfall  kommen,  um  für 

55  hinthan,  band,  hund  u.  huuderd  (==  lat. 
centum,  skr.  (;ata  etc.)  eine  y  gat  od.  kat 
mit  der  Bedtg. :  greifen,  fassen,  halten,  fan- 
gen, fesseln,  binden,  festmachen,  vereinigen, 
zusammenfassen  etc.   anzusetzen ,    da   es  ja 

60  sehr  leicht  möglich  ist,  dass  gata  urspr.  nur 


HAJJD-ARBEID 


30 


HAND-GEMEN 


die  Bedtg.:  Menge,  Viel,  Haufe  etc.  od. 
Vereinigtes  h.  Zusammengevuithtes  etc.  hatte, 
da  es  doch  schwerlich  anznnehiitoi  ist,  dass 
das  ]Vort  rata  wirklich  aus  daran  (deccm) 
entstand.  Zu  band  u.  goth.  biuthau  etc. 
vergl.  noclt :  afries.  hauda,  heuda  (fangen), 
heudt?,  heudene  iGefängniss) ;  ags.  heiitan 
(capere,  iiisequi) ;  an.  heuda  (mauibus  jac- 
tare,  apprebeudere) ;  mhd.  verbunden  (fan- 
gen, greifen),  sowie  ]\'eiteres  auch  noch 
unter  huud  u.  wegen  band  als  Greifer 
etc.  od.  auch  vielleicht  Halter  das  aind. 
(IS cht e i c h e r,  Chrest. ,  ti4)  päni  (Hand), 
ica^  wohl  mit  lat.  panis  zur  y  pi,  pa  od. 
pä  (fassen,  greifen,  halten,  schützen,  erhal- 
ten, ernähren  etc.)  gehört.  Desgl.  vergl. 
auch  lat.  raanus  u.  ahd.  muud  (Hand, 
Schutz  etc.,  cf.  förmuud  etc.),  welche  Wör- 
ter auch  wohl  auf  eine  y  man  (greifen, 
halten  [halten  bei  sich,  behalten,  nicht  ver- 
gessen, sich  erinnern  etc. ,  —  halten  wo, 
bleiben  ico,  sich  aufhalten  etc.,  cf.  die  Wör- 
ter unter  mau,  meu  etc.]  schützen  etc.)  zu- 
rückgehen. 

liaud-arbeid,  Handarbeit. 

haad-bred,  a)  handbreit ;  'n  baudbred  stük; 
—  b)  Handbreite;  du  must  d'r  'n  bandbred 
fau  blifen. 

haiid-bredte,  Handbreite.  —  Xld.  band- 
broedte. 

liand-dadig,  thätlich,  handgreiflich,  augen- 
scheinlich, icirklich  etc.;  dat  is  bauddadig 
(thätlich,  handgreiflich  etc.)  de  fal ;  —  be 
hed  dat  bauddadig  dän.  —  Vergl.  afries. 
hauddedig  (hand-thätig) ,  bz.  banddediga 
(Thäter);  nid.  band-dadig  (mitschuldig), 
bauddadiglitid  (Mitschuldigkcit ,  Complici- 
tüt) ;  ofries.  (0.  L.  B.,  pag.  '^36)  hautda- 
dige  (der  [wirkliche]  Thäter,  od.  der  auf 
der  ITiat  Ertappte);  mnd.  (Seh.  u.  L.) 
bantdadicb,  -dedicb  (von  einem  Thäter,  be- 
sonders der  auf  der  That  ertappt  ist ,  bz. 
einer  That,  wobei  man  ertappt  wird,  frincher 
That)  u.  nd.  (D ahn  er  t)  bauddäder  (der 
loirkliche  Missethüter,  od.  derjenige  welcher 
auf  der  That  ertappt  wird)  etc. 

Iiand-dük,  liandük,  Handtuch,  Wischtuch, 
Tuch  ivomit  man  sich  die  Hände  wäscht  u. 
abtrocknet. 

haudel,  hannel,  Handel;  dat  is  'n  siegten 
haudel  (ein  schlechtes  Thun)  tau  bum;  — 
se  bebben  liOr  baudel  (Sache,  Streitsache) 
mit  'nander  fereftent;  —  se  bebben  'n  liau- 
del  (Geschäft  etc.)  mit  'nauder  ofsbiten ;  — 
se  sunt  mit  'nander  bandelseus  worden  ;  — 
be  drilt  'n  ütgebroid'den  bandel;  —  dar  is 
ffil  bandel  un  waudel.  —  Zu  baudein  (s.  d.), 
bz.  einem  mit  afries.  banda  etc.  (s.  unter 
band)  identischen  ahd.  bantou  od.  baudjan, 
mit  der  Bedtg.  manibus  tractare,  prebendere 


etc. ,  wonach  bandel  urspr.  dasjenige  be- 
zeichnet, was  mit  den  Händen  betrieben 
wird,  al'io  Arbeit,  V  er  r  iclitung  etc.  u. 
zwar  namentlich  eine  anhaltende  u. 
5  dauernde,  tcie  ja  handeln  eigentlich 
ein  Freq.  von  bantön  od.  bandjaa  ist.  Die 
verschiedenen  Compos.  als  baudelbar  etc. 
etc.  xcie  im  Deutschen. 

handeln,  hannein,   handeln,  eine  Thätig- 

10  keit  ausüben,  thun  etc.;  he  bandeid  siegt 
tegeu  siu  olders;  —  Handel  od.  Gesc/uifte 
treiben  etc. ;  be  handeld  na  de  westiujes 
(nach  Westindien),  bz.  mit  rogge  etc.;  — 
dingen,   feilschen,    unterhandeln    etc.;    dat 

15  handeld  sük  d'r  um,    ot'  ik  dün   sal  of  net; 

—  ik  lüt  nich  mit  mi  baudein ;  —  be  han- 
deld um  'n  Örtje;  —  be  bandelde  mit  bum 
afer  sin  perd  etc.  —  Xld.  bandelen  ;  afries. 
baudelja;    wfries.    bauueljeu,    banljen;    ags. 

20  baudijan ;  an.  böudla  (manu  tractare) ;  ahd. 
bautalöu,  bantolon ,  baudelöu;  inhd.  hande- 
len,  handeln  (mit  der  Hand  greifen  u.  fas- 
sen, berühren,  betasten;  behandeln ;  bewir- 
then;    —    refl.  sich   verhalten;   verhandeln; 

25  handeln,  thun,  treiben);  s.  unter  baudel. 

banden,  bannen,  (der  Hand)  pa^vseH  u. 
gut  auskommen,  handgerecht  sein,  bequem 
u.  geschickt  liegen  etc.;  dat  wark  bandt  mi 
net  regt;   —  dat  kau  bum  net  bannen  (pas- 

30  scn) ,  dat  he  dat  deid ;  —  dat  laud ,  bz.  de 
pläts  bände  (bandedc,  bannede)  bum  siegt 
(das  Land,  bz.  der  Hof  lag  ihm  unbequem 
u.  schlecht) ,  darum  bed  he  d'r  6k  fan  of- 
aen ;  —  de  plog  bandt  bum  göd    (der  Pflug 

35  ist  ihm  so   recht    handgerecht    u.    bequem) ; 

—  dat  perd  handt  bum  net. 
hand-ferdi^,  heiid-fei-dig,  handfertig,  fer- 
tig u.  geschickt  mit  der  Hand,  geschickt  u. 
jjassend  für  die  Hand,    nicht   zu   gross   u. 

40  schwer  etc. ;  be  is  regt  baiidt'erdig  in  sin  ar- 
beid;  —  dat  is  so  'n  regten  haudferdigen  plög; 

—  he  bed  dar  so  'n  möi  bandferdig  perd. 
liand-gau,  handschnell,   rasch   od.   schnell 

mit  der  Hand  parat,    um   zu  greifen,  fas- 

45  sen,  zuzufassen  od.  zu  arbeiten,  daher: 
flink,  behende,  rasch  bei  der  Hand  etc. 
u.  auch :  tinverschämt  im  Zugreifen,  gie- 
rig,  räuberisch,  diebisch;  he  is  mi  föls 
to  bandgau,  as  dat  ik  mit  min  arbeid  tegeu 

50  lium  klär  worden  kan  ;  —  du  must  net  al- 
tid  so  bandgau  wesen  un  altid  toerst  in  de 
kumin'  Sitten.  —  Nid.  baudgauw. 

hand-geld,  Handgeld,  Geld  welches  man 
Jemandem    als     Unterpfand     in    die    Hand 

55  zahlt,  wie  z.  B.  den  Dienstboten  beim  Mie- 
then  derselben,  od.  auch  sonst ,  wodurch 
denn  der  Coutrakt  als  abgeschlossen  gilt : 
he  bed  'n  daler  baudgeld  kregen.  cf.  haud- 
pennink. 

60      haud-geuien,  handgemein ;    sc  sunt  band- 


HAND-GEREGT  31         HAND-TERING  HAND-TAERING 

gemen   mit   'nander   worden    uu  liebbcn  sük  od.  Angeld,   s.  B.  hei  Dienstboten  zur  Be- 

dügtig  mit  'uander  herumhaueu.  Siegelung    des   Dienstvertrages;    wen   du  de 

hand-geregt,  handgerecht,  der  Hand  recht  haiidpennink  nameu  best,    den    bist   du  fast. 

«.  passlich  etc. ;  dat  ligt  mi  ntU  handgeregt,  hauds ,    handgemäss    od.    bequem    u.    ge- 

du  miist  nu  dat  an  de  andere  sid  leggen.  5  schicld  für  die  Hand ;   dat  is  (od.  ligd)  na 

hand-griplik,  liandgripelk,  handgreiflich,  hei  net  regt  hands. 

mit    der  Hand  zu  greifen,    greifbar,    offen-  haud-säni,   für  die  Hand  passend  u.  be- 

bar ;  he  is  handgripelk  mit  hum  worden;  —  quem,  bequem  u.   leicht  zu  behandeln  u.  zu 

dat  is  je  handgripelk,  dat  he  dat  dän  mutt  (V/e-  gebranchen  etc. ;    'n   handsäm    perd;    —    'u 

miisst)  hed;  —  dat  is  'u  handgripelken  logen.  10  handsäm  stük  refe  (Geräth,   Werkzeug) ;  — 

liand-hafen,    handhaben,   mit   der   Hand  handsäm  wer    (brauchbares,  passendes,    be- 
bewegen u.    regieren,   gebrauchen,    ausüben  quemes,   gelindes    Wetter).    —    Nid.    hand- 
ele. ;    he  wet  de  pl6g  god  to  bandhafen ;  —  zaam ;  engl,  handsome. 
he    bandhäfd  (gebraucht,   übt   aus,    verthei-  handsei,  hanssei,    Handhabe,  Handgriff, 
digt  etc.)  sin  regt.  15      handske,  hanske  (Plur.  handskes),  Hand- 

handje,    hantje,    handke,     Händchen;  schuh.      Compos.     finger-,     füst  -  handske. 

mantje !    mautje !    war   din  liantje ;  —   hold  Sprichw. :    in   de   hörn    bl    't   für    sunt    de 

dm  handje  üt  't  kantje  (Kännchen).  handskes  up  't  wärmste;    —    he  is  'u  kerel 

handje-formeier,  ein  vorgreifender,  vor-  as  'n  natten  handske  (er  ist  ein  Wasch- 
eiliger Mensch,  der  überall  der  Erste  im  20  läppen);  —  unse  lefe  Herr-Gods  hands- 
Zugreifen  ist  (z.  B.  des  Mittags  bei  Tische  kes  sliten  uoit  un  kosten  hei  gen  geld.  — 
gleich  zuerst  in  die  Schüssel  führt)  u.  sich  Afries.  handschoch;  nfries.  handsche;  nd. 
voreilig,  tmberufen  u.  unbesonnen  in  Alles  handske,  hanske;  mnd.  bausche,  hantske, 
hineinmischt;  du  must  net  altid  de  handje-  hantschu,  bantscho;  nid.  handschoen ;  an. 
förmeier  wesen,  wen  't  äten  up  de  disk  25  hginzki;  schwed.,  dän.  handske;  ahd.  hant- 
kumd;  —  he  wil  aferal  uu  in  alle  saken  de  scuoh,  hautscöh,  hantscuah ;  mhd.  haut- 
handjeförmeier    wesen ;    —    't    is    'n    regten  schuoch. 

lütjeu  handjeförmeier,    de   aferal   beninprotd  hand-slag,    Handschlag,    Schlag   in    die 

un    alles    bäter    weten    wil ,    as   ander'   lue.  Hand,  Handschlag   als  Zeichen  fester  Ver- 

Wahrscheinlich  steht  handje  für  bausje,  so-  30  Sicherung  etc. ;    he    hed   hum   sin    handslag 

dass  es   wörtl.    „Häuschen- Vormäher"    he-  d'r  up  gefen,  dat  't  erlik  war  is;  —  wi  beb- 

deutet.  ben  dat  mit  'u  handslag  bekrachtigt. 

handje-plakke,  handje-plak',  ein  flaches  hand-spake,  handspak,  handspeke,  Hand- 
dünnes längliches,  vorne  ovalf&rmiges  Brett-  Speiche,  starker  Stock  zum  Aufwinden  des 
chen,  von  der  Länge  eines  gewöhnlichen  35  Schiffsankers,  od.  auch  überhaupt  eine 
flachen  Lineals,  welches  früher  in  den  Schu-  Speiche  (cf.  spake,  speke),  die  man  mit 
len  als  Strafwerkzeug  gebraucht  wurde  u.  der  Hand  führt;  he  böe  (hauete,  schlug) 
womit  der  Lehrer  den  Kindern  in  die  hum  mit  de  baudspäk  afer  de  juken,  dat 
flache  Hand  klappste  od.  plaktjes  (Klappse)  hum  hören  un  sen  fergung. 
gab.  40      hand-spör,  Handspur;  man  kan  Bin  hand- 

handig,  bannig,  a)  händig,  mit  Hand  sporeu  aferall  up  sen. 
versehen  od.  Hand  habend  u.  besitzend;  hand-stüfer  (Handstüber),  ein  Stüber  od. 
en-,  twehandig;  —  b)  passend,  geschickt,  kleines  Stückchen  Geld  für  die  Hand  zum 
handfertig,  behende  etc. ;  dat  land  ligd  mj  täglichen  Gebrauch,  od.  auch :  ein  kleines 
regt  handig ;  —  dat  kumd  mi  fan  dage  regt  45  Stück  Geld  od.  ein  kleines  Geldgeschenk, 
handig  üt ;  —  dat  is  'u  hannig  äteu ;  —  he  welches  man  Jemandem  in  die  Hand  drückt, 
is  d'r  regt  händig  bi  dön;  —  dat  is  'n  ban-  tan  davon  vor  der  Hand  zehren  zu  kön- 
nigen jung'  (ein  behender,  geschickter,  brauch-  nen ;  he  hed  altid  nog  so  'n  handstüfer  agter 
barer  Junge) ;  —  he  is  fSl  banniger,  as  ik  de  band ;  —  he  hed  hum  'n  lütjen  hand- 
dogt  harr'.  —  Nid.  handig ;  nd.  handig,  bän-  50  stüfer  mit  up  de  reise  gefen. 
dig ;  mnd.  handich  ;  engl,  handy  ;  goth.  hau-  hand-teken,  Handzeichen  (Chirographum), 
dugs  (geschickt,  klug  etc.) ;  an.  höndugr  (be-  eigenhändige  Unterschrift,  bz.  die  3  Kreuze, 
hend,  geschickt  etc.).  cf.  die  Compos.  of-,  un-  die  ein  Schreibensunkundiger  unter  ein  Do- 
handig  etc.  _                ^  cument  setzt,  statt  deren  in  früheren  Zeiten 

handigheid,    hannigheid,     Behendigkeit,  55  auch  die  eigene  Haus- od.  persönliche  Marke 

Geschicklichkeit  etc. ;  dat  wicht  hed  fan  hau-  zu  diesem  Zwecke  verwandt  wurde. 

digheid  hast  net  hörs  glikeu.   —   Nid.  ban-  hand-tekning,    handteknen,    a)    Hand- 

digheid.     cf.  goth.   handugei    (Geschicklich-  Zeichnung,  Zeichnung  aus  freier  Hand;  — 

keit,  Klugheit).  b)  i.  q.  handteken. 

hand-pennink ,   Handpfennig,   Handgeld  GO      liaud-tering,    hand-täring,    hand-tären, 


HAND-WARK 


32 


HANGEN 


(Handzehrung),  ein  kleines  Stück  od.  Sümm- 
chen Geld,  icelches  man  Jemandem  gieht, 
um  davon  für  eine  kurze  Weile  wehren  zu 
können:  hO  hed  hiim  'n  haücltarcfi  mit  up 
do  we^  güfeii ,  dat  he  erst  ^n  bitjed  hed, 
war  he  ffin  tiireii  kan. 

Iiantl-wark,  Handwerk,  Werk  od.  Ge- 
icerbe,  Geschäft  ttc.  icas  man  m/t  der  Hand 
betnibt:  he  schal  "n  handwark  leren  uu  gen 
kremer  of  biir  etc.  worden.  Sprivhw. :  „alle 
liandwarkeu  sunt  snierig",  siv  de  snlder,  do 
smet  he  'n  stük  laken  in  de  hell";  —  'n  göd 
handwark  niird  altid  slu  man  ;  —  dat  hand- 
wark sükd  wol  insen,  man  't  starft  net;  — 
de  erst  üt  't  supen  un  't  swirn  'n  handwark 
mäkd,  is  bold  ferlütd ;  —  twalt'  handwarken 
(od.  ambarhten)  un  dartein  unglükken. 

haiul-warker,  Handwerker. 

hand-warksinan,  Handwerksmann,  Hand- 
werker. 

liand-wiser ,  liand-wisdor,  Handweiser, 
Wegweiser ,  Ffahl  mit  einer  ausgestreckten, 
die  betr.  Eicht ung  anzeigenden  Hand. 

hand-wii'St,  haiidwri.st,  liandwriust,  ((). 
L.  li.,  pag.  756),  handriist,  Handwirbel ; 
s.  wirst  etc. 

hane-balke,  hänbalk,  hambalk,  Huhnen- 
halken,  bz.  der  oberste  Quer-Balken  od.  die 
Holzstange,  ivelcher  die  beiderseitigen  Dach- 
sparren mit  einander  verbindet  u.  sie  stützt, 
damit  sie  nicht  durchbiegen  können;  gode 
hänbalken  in  't  hiis  maken  't  dak  stefig ;  — 
de  balkhase  (Katze)  spriugd  in  de  haue- 
l)alken  herum.  —  Nd.  hauebalken ;  mnd. 
hanenbalke  (auch  hanebande,  hanebende  u. 
haneuboom) ;  nid.  hanebalk ;  mnld.  haen- 
balck;  dän.  hanebjelke;  nfries.  honcbulk. 
Die  mnd.  u.  mnld.  Formen  sprechen  wohl 
eher  für  die  allgemein  angeiiommene  An- 
sicht, daxs  dieses  Wort  mit  Hahn  (gallus) 
zusammengesetzt  ist  (weil  die  Hähne  u. 
Hiih)ier  sich  des  Abends  darauf  setzen), 
a Is  dafü r  (cf.  H  a  li  nebalkc  n  im  G  r  i  m  m'- 
schen  Wb.,  iconach  auch  die  Form  Hain- 
balken vorkömmt),  dass  dieses  Hahn 
wie  in  Ha  h  n  bliche.  Ha  h  n  b  ü  1 1  e  (bz. 
Hainbuche)  aus  hagen  contrahirt  tvurde 
lt.  ursjjr.  Busch  holz  od.  kurzes  Holz 
bedeutete,  im  Gegensatz  zu  den  langen  Daclt,- 
sparren,  icozu  nur  gerade  u.  schon  ziemlich 
herangewachsene  Bäume  verwandt  werden 
können  ii.  loonach  allerdings  so)isl  die  An- 
nahme, dass  Ha  hncbal k  e  n  ursjjr.  soviel 
V)ic  hagene-balken  (Buschholz -Balken  od. 
Buschliolz-Stange)  bedeutet  habe,  sehr  viel 
für  sich  hat.  Vergl.  dicscrhidb  auch  hage- 
büken  in  der  Bedtg. :  verkrüppelt,  klein, 
schwach,  halbwüchsig  etc.  Nach  dem  schwed. 
höns-wagn  (Hahnebalken)  u.  engl,  cockloft 
(dasselbe)    scheint    es    indessen    zweifellos, 


dass  dieses  wohl  urspr.  nd.,  fries.  Wort  mit 
hän  (gallus)  zusammengesetzt  ist. 

liaiie-bolten,  hauboiton,  hainbolten,  dir 
essbaroi  Kalben  (bolteu)  des  an  den  Seiten 
5  (7er  Teiche  wachsenden  Schilfs  od.  hau  (s. 
2  hän).  —  Hdlp.,  frics.  hacmbollen. 

haiu'-löt,  lianfüt,  hanepöt,  haiipöt,  Hali- 

nenfuss ;    a)   der  Fuss    des  Hahns;   —    bj 

Ackerspörgel ;    —    c)    Baiiunkel,    besonders 

10  der  Gifthahnenfuss,  auch  düfelsbit  genannt ; 

—  d)  der  hah)ienfussförmige  Fisenbeschlug 
auf  einer  Schuppe,  wodurch  das  Blatt  der- 
selben an  dem  Stiel  befestigt  ivird;  —  e) 
(fig.)    ein    sich    .spreizender,    eitler,    stolzer 

15  j\Iensch;  't  is  'n  regten  liäupot  l'an  'n  kerel. 
liaiie-kam,  haiienkani,  häiikain,  Hahnen- 
kamm; a)  Kamm  des  Hahns;  —  b)  Xaiiir 
mehrerer  Pflanzen ,  wie  z.  B.  von  rhinan- 
thus  erista  galli,  od.  Läusekraut,  des  Sumpf- 
20  läusekrauts  (pedicnlaris  pal.),  welches  Letz- 
tere liier  auch  hanekop  heissf. 

liaii^".  hank,    Hang,    Neigung   etc.;   hang 
to  't  supen ;  s.  hangen. 
liangel-böue,   Dimin.    bangelbontje,    ein 
25  kleiner  Boden   od.    hölzerner    Verschlag    (s. 
bön),    der   tinter   den    Hauptbalken    ange- 
bracht u.  an  diesen  mittelst  der  Seitenwände 
befestigt  ist,  sodass  er  a)i  den  Balken  hängt; 
du  must  mi  de  trap-ledder  llfen  bi  't  hangel- 
30  böntje  setten,  ik  wul  d'r  wat  appi'ls  upbren- 
gen.  —  Mnd.  (Seh.  u.  L.)  liangelbone. 

haugel-boi'd,  ein  an  dem  Boden  hängen- 
des Bord. 

bangel-pereii,  eine  grosse  längliche  Birne 
35  mit  langem  Stiel. 

hangel-schap,  ein  hängender  Schrank. 
hangel-slöt,  ein   Vorhängeschloss. 
liangen  (hung,  hangen),   hange)i,  hängen; 
hang  't  up  de  spiker,    od.  an    de  balke;    — 
40  he    hung    de    mantel    an    de  spiker;  —    de 
mantel  hangd    au  de  spiker ;    —    he    bangd 
au  de  galge ;    —     de    sterens   hangen   an  de  f 
hemrael ;  —  dat  hangd  in  de  lücht ;  —    dat 
hangd  in  d'  wind  to  drögon ;    —    he   hangd 
45  tüskeu  beiden    (er    hängt   zwischen   Beiden 
in,  (fig.)  er  sclnoankt  zwischen  Beiden);  — 
dat    kled    hangd    bit  up    de    grund ;  —  dat 
hangd  in  de  höchte;    —    dat   hang  hendäl; 

—  he  is    ferördeld    um    to    hangen ;    —    de 
50  böm  hangd    t'ul    appels;    —     he    is    hangen 

(gehangen  od.  erhenkt);  —  he  mut  hangen, 
dat  he  swart  word ;  —  de  böm  (de  mür, 
dat  hüs  etc.)  hangd  na  't  westen ;  —  de  ap- 
pels  hangen  an  'nander  (sind  gegenseitig  mit 

55  einander  verbunden,  od.  auch:  hängen  diclit 
zusam)n6n) ;  —  all'  wat  smerig  is.  hangd  (klebt) 
an ;  —  de  klci  hangd  en  an  de  toten ;  — 
dat  hangd  d'r  an  fast;  —  all'  wat  hangd, 
Sit  fast ;  —  hang'  (od.  liäk')  di  mau  in ;    — 

60  he  hangd  (stützt  sich,  lehnt  sich)  up  mi ;  — 


HANGEN  äs  HANK 

dat  hangd  an  bSu  uu  balken  fast;  —  he  Ziveifelhaft  ist  die  Ableitung  von  rank 
Langd  mit  lif  un  sei  an  sin  frö  un  kinder;  (schivanken  etc.)  wohl  jedeitfalls ,  zumal 
—  de  beiden  hangen  an  'uander  as  klad-  wenn  man  sich  vergef/enunirligt,  dass  hahan 
den ;  —  he  hed  sük  an  de  klatte  fan  hOr  in  der  Bedt(j. :  aufhünr/en,  hängen  machen 
hangen;  —  he  hangd  (verlangt)  na  de  bn'id,  5  etc.  zuerst  stets  ein  Greifen  u.  Fassen 
bz.  na  hüs;  —  he  liangd  d'r  na,  dat  he  dat  etc.,  sodann  ein  Heben  od.  in  die  Höhe 
in  besitkrigt;  —  dat  geid  tüsken  hangen  machen  u.  drittens  ein  Befestigen  od. 
un  würgen;  —  de  kop  od.  oren  hangen  la-  Festmachen  an  Etwas  voraussetzt  u.  die 
ten  (traurig  sein);  —  de  iTp  hangen  laten  Bedtg.:  baumeln,  bz.  hin  u.  Jier  bewe- 
(maulen) ;  —  he  hangd  de  oren  od.  de  kop  10  gen,  schioanlcen  etc.  jedenfalls  nur  eine 
(er  neigt  den  Kopf,  [flg.]  er  ist  niedergc-  nebensäcldiclie  n.  in  der  Regel  gar  nicht  in 
schlagen);  —  he  lett  de  togels  hangen  (er  Hängen  liegende  ist.  Hass  man  ülji'igens 
lässt  die  Zügel  hängen,  od.  niederhangen,  bei  hahan  (hängen,  aufhängen  etc.),  bz. 
baumeln,  schlaff  hängen  etc. ,  bz.  lässt  den  hangjan  (hängen,  henken  etc.)  auch  anneh- 
Pferden  freien  Lauf);  —  Sprichio.:  de  't  15  mcn  kann,  dass  im  Thema  od.  der  y  hah, 
bred  hed,  lett  't  bred  hangen;  —  de  't  han-  hag,  hang  urspr.  Mos  die  Bedtg.  des  Bin- 
gen wand  (geivöhnt)  is,  kelld  de  hals  uet  dens,  od.  Festmachens  (ivoran)  lag, 
mer ;  —  de  d'r  hangen  schal ,  fersupt  (er-  ist  wohl  zweifellos  u.  ist  es  deshalb  sehr  gut 
trinkt)  net,  od.  de  to  't  hangen  geboren  is,  denkbar,  dass  hahan  od.  hangan  von  der  ]/ 
dürd  drist  in  't  water  springen.  —  cf.  die  20  kak  =  skr.  kac,  kanc  (binden,  fest  machen, 
Compos. :  an-,  afer-,  bc-,  fer-,  för-,  in-,  na-,  Strick,  um  den  Hcüs  legen  u.  an  einen  Ha- 
of-,  to-,  um-hangen.  —  Nd.,  nid.  hangen ;  ken,  Baum  od.  Galgen  befestigen)  abstammt, 
mnd.  hangen  u.  (contrah.)  hän ;  mnld.  hau-  zumal  da  deren  Bedtg. :  splendere,  lucere 
ghen;  afries.  hüa  «*.  hangia,  hingia  ;  wfries.  auch  darauf  hinzuweisen  scheint,  dass  sie 
hingjen;  nfries.  hangen,  hingen;  satl.  (Eh-  25  urspr.  die  Bedtg.:  greifen,  fassen,  halten, 
ren  traut,  fries.  Archiv,  II,  ^OTjhongje;  heben  etc.  hatte  u.  dass  sich  hieraus  einer- 
as.  hahan  (nur  im  Partie.  Präter.  bi-han-  seits  aus  fassen  (Haft  machen,  bz.hafteti, 
gan,  behangen,  behängt);  ags.  hon,  d.  i.  hän  kleben  etc.,  cf.  haerere,  adhaerere  etc.)  die  Be- 
aus  hahan  (suspendere,  aufhängen,  hängen  dtg.:  festhalten  ti.  festmachen,  fes- 
machen) u.  hangjan  (pendere,  dependere) ;  30  sein,  binden  etc.  u.  andererseits  (cf.  ri- 
engl.  to  hang  (hängen)  u.  to  hang  (Jian-  sen  ^^  heben  u.  =  aufgehen)  auch  die  Bedtg.  : 
gen);  an.  hanga  (hangen)  u.  hengja  (hän-  sich  heben,  aufgehen,  scheinen,  leuchten  etc. 
gen,   aufhängen) ;   norw.    hanga    u.    hengja        entwickelt  hat. 

(dasselbe);    schived.     haenga     (hangen)     u.  haiigerig,  hängerig,  d.  h.  sich  an  u.  auf 

haenga   (hängen);    dän.    haenge    (dasselbe);  35  Etwas  hängend,   lehnend  u.  stützend;  he  is 
goth.  hahan  (suspendere)  u.  hahan  (pendere);        fan  dage  so  hangerig  un  lei  (faul),  as  of  he 
ahd.  hähau   (hängen);   mhd.  hälien    (Irans.        to  swak  is,  um  sük  sülfst  to  holden. 
hängen;    intrans.    hangen);     ahd.    hangen,  liangig,    häng  ig.      Nur   in  ofhangig    (ab- 

mhd.  hangen  (pendere),  ahd.  hangan,  hen-  hängig)  u.  zwar  in  denselben  Bedtgn.  wie 
gan,  hengen,  henkan,  beuchen    (suspendere),  40  im  Neuhochdeutschen. 

mhd.  henken,  heuchen  (hängen,  henken,  auf-  hang-iser,    hang-isder,    Hängeeisen  zum 

hängen)  u.  hangen  (hängen  lassen).  cf.  Anhaken  an  die  Herdkette  od.  den  hälböm, 
Fick,  III,  58  u.  Grassmann  wegen  um  die  Pfannkuchenpfanne  darauf  zu  stel- 
der  y  Qank  (schwanken,  sich  hin  u.  her  be-  len ;  —  fig.  ein  sich  an  Jemand  anklammen- 
.  wegen,  bz.  hin  u.  her  bewegt  werden,  zwei-  45  der  u.  anhängender  Mensch,  z.B.  von  Kin- 
feln,  sich  bedenken  etc.)  =  idg.  (cf.  Fick,  dem,  die  sich  den  Müttern  anhängen  u. 
I,  56)  kak,  wozu  er  auch  griech.  köcheüö  nicht  von  ihnen  lassen  wollen,  od.  von  Lie- 
(heben,    halten,    stützen)    stellt,     während        besleuten  etc. 

(Bopp  (Gloss.  comp.,  380)  auch  goth.  hug-  liaiigsel,    ein  Etwas,   ivas   an,    über    od. 

Jan  (cf.  bögen ,  hugen ,  gebogen  etc.)  davon  50  vor  Etwas  hängt.  —  Compos.  anhangsei, 
ableitet,  sowie  iveiter  bei  Pott  (III,  139)  behangsei  (Behang  -  Ding) ;  —  umhangsei 
die  y  kac,  kanc  (binden,  aneinander  fügen,  (Umhang-Ding) ;  —  ferhaugsel  (Tuch,  wo- 
schliessen,  passen),  die  mit  kac,  kanc  (cf.  mit  man  Etwas  verhängt);  —  förhangsel 
Fick,  I,  36   u.  unter  hagen)   identisch  ist.         (Vorhang-Ding). 

Desgl.  auch  bei  Pott  (III,  140  sub  Nr.  55  banig  (halmig,  od.  seinem  Sein,  Wesen, 
003)  tvegen  seiner  Bemerkung  zu  goth.  ha-  Naturell  etc.  nach  wie  ein  Hahn),  geil,  üp- 
han,  dass  Fick  mit  seinen  Wurzeln  kak  pig,  prachtliebend,  eitel,  stolz  etc.;  he  is  mi 
od.  (dritte  Aufl.)  kak  zum  Uebermass  frei-  fölsto  hanig  fofZ.  häntjerig)  ungrötsk,  as  dat 'k 
gebig  ist  u.  die  sinnl.  Bedtg.  des  Hangens  hum  liden  mag.  —  Nid.  h.a.mg  (wollüstig,  geil), 
der  y  9ank  auf  reiner  Vcrmuthung  beruht.  60      hauk,  s.  hang. 

J.  ten  Doornkaat  Koolmaa.    Wörterbuch.    II.  3 


HAN-KREIEN  34                              HANS 

hän-kreien,  HahnTirähen ;  frühe  Morgen-  <joth.  aus,   hans  (ah  Göttername  u.  in  viele 

seit,  reo (hr  Hahn  anfangt  zu  krähen  ;hc'\s um  Mannesnamen  übergegangenes  Wort),  nebst 

't  hüukroien  upstfiu  im  na  de  arbeiil  gäii.  hans  (J ohannes    u.  namentlich    auch    als 

haiini^.  >.  händig.  Käme  des  so  se/ir  geehrten  Apostels  u.  Hei- 

häii-i'uue,    Kapann,     od.    verschnittener  5  Ugen  Johannes)  n.  hans,    bz.  hanse    (so- 

Hahn    (cf.    rinie) ;  ßg.:    ein    Impotenter   u.  eins    od.    Mitglied    der    Hansa)    sich    im 

auch    (früher)    ein    JIah)irei:    vcrgl.    bei  Laufe  der  Zeiten    überall    mit  einander  ge- 

Cad.  ^[üUer:  ,.siuh  !  dar  triing  'n  häuriin  mischt  haben  u.  es  sich  darcms  herschreibt, 

mit  niuggeu  sjukea",  «vis  /«  Bezug  auf  einen  dass  das   Wort  haus  für  sich  selbst  sowohl, 

mit    neun    Kindern   gesegneten,   für    einen  10  als    auch    in    den    vielen  Compos.    eine   so 

Impotenten  u.  llahnerci  geltenden  Ehemann  weite    u.    allgemeine   Verbreitung  fand.    — 

gesagt  wurde,  sinken  ist  =  liüken,  engl,  chicen.  Besügiicli    des    Wortes  hansa;    mnd.    hanse 

hans,  gekürzt  u.  contrahirt  aus  Johan-  hcuse  (societas,  od.  GesellscJiaft,  Gilde,  In- 
nes  u.  in  den  Compos.:  haus-ärs,  haus-  '^ung ,  Vereinigung ,  Verbindung  etc.  von 
damp,  haus-narr,  gröt-hans,  präl-lians,  snial-  15  Kaufleuten  u.  Handwerkern  sum  gemein- 
hans  etc.  oft  in  der  Bedtg.  honio  gebraucht,  schciftlichen  Betriebe  des  Handels  u.  der 
wie  dies  auch  mit  u)iserm  aus  Johann  Gewerke,  bz.  Vereinigung,  Liga,  Bund  etc. 
conlrahirten  Kamen  „Jan"  der  Kall  i-it,  von  Handelsstädten  etc.)  sei  noch  bemerkt, 
der  übrigens  in  allen  sonstigen  ihm  zuge-  dass  dies  mit  ahd.,  goth.  hansa,  ags.  hosü, 
legten  Eigenschaften  himmelweit  von  dem  20  hös  (vereinigte  u.  geschlossene  Schaar  [be- 
deutschen „Hans"  verschieden  ist,  wie  dies  sonders  von  Kriegern],  Haufe,  Menge  etc.) 
unter  „Jan"  erliellt.  —  Im  mnld.  bezeichnete  identisch  ist,  dessen  y  haus,  has,  häs  wohl 
man  mit  hans  auch  einen  Grossen  od.  An-  die  Bedtg. :  ligarc  etc.  JuUle  u.  möglicher- 
gesehenen, tcie  z.  B.  KU.  den  Flur,  liansen  weise  (cf.  goth.  hasi.  von  y  bhaksh  =  zend. 
mit  niagnates,  optimates  übersetzt  u.  haus  25  baksh  od.  bakhsh)  mit  zend.  kash ,  abactr. 
(cf.  Seh.  u.  L. ,  Gr imm^schcs  Wb.  etc.)  kakhsh  =  skr.  kacs  od.  kaksh  (ligare  etc., 
auc?i  sonst  vielerwegen  diese  Bedtg.  hatte.  cf.  zend.  kasha,  Ufer,  Band,  Einfassung, 
Bemerkt  sei  hiezu  indessen,  dass  KU.  sein  Saum;  kashua.  Binde,  Diadem;  skr.  käksa 
mit:  antocellens  caeteros  mortales  fortuua  et  od.  kakslia.  Binde-  od.  Gurt-Gegend  etc., 
opilins  übersetztes  hans  yücht  )nit  dem  aus  30  kaksia  od.  kakshya,  Gürtel,  Gurt  etc.)  auf 
Johannes  gekürzten  Hans  (J ohannes  die  bereits  unter  hagen  (cf.  Fick,  I,  36) 
wird  hier,  in  Holland,  sowie  in  andern  erwähnte  y  kak  =  skr.  kac,  kanc  (binden, 
frics.  Landen  überall  zu  Jans,  Jens  [Ge-  gürten  etc.)  zurückgeht.  —  H.  Leo  (s.pag. 
schln.  Janssen,  Jenssen  od.  Jansen  etc.,  cf.  586)  stellt  übrigens  ags.  hösu,  goth.  hansa 
auch  Stint  Jaus  =:  Sanet  Johan  nes]  35  zur  y  kans  od.  kailis  (ire,  maudare,  jubore), 
contrahirt  u.  kömmt  als  Name  ungemein  die  lautlich  vollkommen  stimmt,  indessoi 
häufig  vor,  tvährend  dies  mit  Hans,  soviel  von  Bopp  mit  destruere,  ire  ti.  von  Ben- 
mir  bekannt,  gar  nicht  der  Kall  ist)  iden-  feg  (cf.  kains,  od.  ki\q,  kas)  mit  to  go ;  to 
tificirt,  sondern  annimmt,  dass  lians  od.  couimaud  (v.  r.  to  destroy)  übersetzt  wird 
hau-e  cds  Magnat  einen  Mann  aus  dem  40  u.  wobei  man  bei  skr.  kamsa  od.  kansa, 
Geschlecht  der  Anscu  od.  Hansen  (dem  Göt-  kaiisa  (was  Benfeg  sub  III  mit  bell  me- 
tergeschlecht  derAscn)  bezeichnete,  ivie  be-  tal,  bz.  Glockenspeise,  Legirung  vo)i  Zinn 
kanntlich  auch  die  goth.  Adligen  od.  Gros-  n.  Kupfer  etc.,  Bopp  dagegen  mit  vas  po- 
sen  sich  für  Abkommen  der  Asc)i  hielten  torium  [cf.  afries.  hensa,  Trinkbecher,  bei 
u.  man  sie  deshcüb  Anses  od.  Hanseu  (von  45  Wiarda,  ostfries.  Gesch.  I,  371]  über- 
ans  [deus],  ••*.  unter  1  as)  nannte.  setzt)  dann    annehmen    muss,    dass   sie  aus 

Anscheinend  hat  sich  aber  der  Name  der  ursjir.  Bedtg.:  ire,  se  movere  od.  sich 
Hans  auch  noch  mit  haus  od.  hanse  (so-  heioegen  vor  od.  nach  Etwas  hin 
eins,  collega,  bz.  Einer,  der  der  Hansa  u.  zu  Einem  etc.  allerhand  iveitere  Be- 
angehört, cf.  bei  KU.)  gemischt  n.  da  die  50  dtgn.  entwickelte  (cf.  z.  B.  y  ag  u.  pa, 
Bürger  der  zur  Hansa  gehörenden  Städte  pi  etc.),  da  die  Bedtgn.:  ire  u.  destruere 
(Hansen  od.  Hanseaten)  ganz  zweifei-  sich  doch  gegenseitig  nicht  decken  u.  auch 
los  oft  etwas  sehr  selbstbeivusst  u.  tvichtig  die  von:  raandarc,  jubere  weder  zu  diesen 
(man  denke  sich  nur  einen  richtigen  cdten  stimmt,  noch  auch  alle  diese  für  goth.  hansa. 
bareu-tagen  Bremer)  auftraten  u.  sich  mehr  55  passen,  da  diesem  wohl  die  Grdbegr. :  v  e  r- 
fühlten  als  Andere,  so  ist  es  auch  möglich,  dass  einigen,  binden,  schli  essen,  vcr- 
hans  seine  Bedtg.:  Grosser,  Grosshans,  binden  (aus:  sich  bewegen  vor,  kommen 
od.  eitler,  wichtiger  u.  dünkclliaf-  zu  [Einem],  sich  Einem  zugesellen  u.  an- 
ter Mensch  (cf.  hansig)  wenigstens  zum  schliessen,  od.  sich  vereinigoi  mit  Einem 
Theil    auch    hierher   erhielt,    bz.    dass   das  60  od.  Etwas  etc.)  zu  Grunde  liegt.     Aus  be- 


Hans-ars  hans-damp 


35 


HAPEN  HOPEN 


10 e gen  vor,  kommen  zu  etc.  ergiebt  sich 
auch  die  Bedly. :  erreichen,  erlangen,  er- 
greifen, nehmen,  fassen,  fesseln,  binden, 
halten,  schützen  etc.,  wozu  stimmen:  tat. 
casa,  cassis  (Helm),  cassis  (Netz,  Jägergarn), 
cista  (Kiste,  Kasten)  etc.  etc.,  sowie  auch 
das  deutsche  Hose,  cf.  2  liase. 

liaus-ärs,  hans-damp  etc.,   s.  unter  hans. 

hansig,  gross  u.  ivichtig  thnend,  einge- 
bildet, stolz,  eitel  etc. ;  so  'n  hansigen  kerel 
as  dat  is,  dar  is  hei  gin  ütkamen   mer  mit ; 

—  de  to  hansig  is,  krigt  ligt  en  up  't  miil. 
cf.  unter  hans.  —  Es  giebt  auch  noch  (cf. 
(Br.  Wb.,  2.  Nachtrag,  pag.  100)  ein  nd. 
hansig  (verbunden,  unterthan)  od.  hensich 
=  mnd.  (Seh.  ti.  L.)  hensich  u.  afries. 
hensich,  hanzoch,  hamzoch,  henzich,  hinsich, 
wobei  V.  Bichthofen  (cf.  afries.  Wb., 
807  unter  hensich)  zioeifelhaft  ist,  ob  es  = 
hangig  (cf.  hangig  in  ofhangig)  ist,  was 
aber,  da  es  auch  mnd.  vorkömmt,  schiver- 
lich  mit  hangen  connex  ist,  sondern  zwei- 
fellos zu  hansa  (Bund  etc.,  cf.  unter  hans) 
gehört. 

hanske,  s.  handske. 

liänsken,  Häuschen;  hänskeu  in  de  kel- 
ler  (Kind  im  Mutterleibe) ;  — •  hänsken  twe- 
derlei  (Zwitter,  Hermaphrodit),  cf.  Br. 
Wb.,  II,  594. 

lians-np  od.  hausman,  Jacke  u.  Bein- 
kleid in  einem  Stück,  als  Nachtkleid  für 
kleine  Kinder  gebraucht.  —  Im  nd.  Br. 
Wb.  (II,  j)ag.  483)  wird  gesagt,  dass 
hans-up  =  gans-up  sei,  was  mir  indessen 
fraglich  ist,  da  auch  im  nid.  hans-op  in 
dieser  Bedtg.  vorkömmt. 

liänt,  s.  2  hän. 

lianteren,  hanthieren;  a)  wandern,  hin 
u.  her  ziehen,  umherziehen,  hausiren  etc.; 
he  hanterd  (od.  trekt,  drift  sük  etc.)  aferal 
herum,  of  't  net  wat  to  raken  gift ;  —  he 
hanterd  aferal  mit  sin  ko  herum  un  is  d'r 
bold  mit  up  en,  hold  mit  up  't  ander  markt, 
um  to  sen,  of  he  hör  net  ferköpen ,  of  fer- 
büten  kan ;  —  he  hanterd  mit  sin  waren  bi 
de  bür  herum;  —  b)  handeln,  manipnliren 
etc.;  he  hanterd  d'r  mal  in  od.  mit  herum; 

—  c)  behandeln,  tractare ;  he  wet  de  saken 
hei  net  ördendlik  to  hanteren  od.  to  behan- 
teren. 

Wegen  der  Herkunft  dieses  Wortes  aus 
franz.  hanter  (oft  besuchen)  u.  der  Abstam- 
mung dieses  aus  an.  heimta  (von  heim  od. 
hiiima  =  afries.  hema,  heimen,  wohnen) 
vergl.  Diez,  II,  328. 

häntje,  Hähnchen;  fig.  ein  eitler  etc. 
Mensch;  s.  unter  hän. 

häntje  uii  hentje ,  die  Samenkapseln  der 
Pfingst-  od.  Bauern-Rose,  so  benannt,  wegen 
der  rothen  Kämme  u.  Spitzen,  die  selbige  hüben. 


liäiitje-lilöme     od.     häntjes,    Hauhechel 

(ononix  spinosa) ,  atich  haseblöme  genannt. 
liiin-träde,  huiiträ',  a)  Hahnen-Tritt,  Hah- 
iien-Schritt ;  —  b)  (jig.)  ein  .stolzer,  eitler, 
5  selbstbcwusstcr  Schritt  u.  auch  ein  leiser 
■vorsichtiger  Schritt,  wobei  man  die  Fasse 
hoch  aufhebt,  um  nicht  anzustossen;  —  c) 
kleiner  Schritt,  der  nicht  viel  fördert; 
Sprichiv. :   um    nejär    hel)beu    de    dagcn    'n 

10  hänträ'  wunnen;  — d)  das  „Sehnenhüpfen", 
ein  bekannter  Kehler  im  hintern  Sprungge- 
lenk des  Pferdes;  —  e)  das  dicke  rundliche 
Ende  des  Eies,  too  sich  unter  der  Schale 
die  kleine  Höhlung  befindet,    die  loir  sonst 

15  auch  tredsel  nennen. 
bap,  s.  happ. 

hape,  liope,  hup',  liop',  Hoffnung,  Er- 
ivartung  etc.;  he  läfd  in  hap'  od.  up  häp', 
dat  't  bold  bilter  word ;  —  dat  geid  up  gode 

20  häp' ;  —  d'r  is  gin  häp'  (Erwartung,  Aus- 
sicht etc.)  up  bäterschup ;  —  ik  se  gin  häp' 
(Erwartung  u.  Aussicht  auf  Besserwerden, 
bz.  Ausflucht,  Hülfe,  Bettung  etc.)  mer  für 
hum ;  —  de  gin  hap'  (Erwartung,  od.  Ans- 

25  sieht  auf  günstigere  Gcstaltu)ig ,  bz.  Glau- 
ben u.  Vertrauen  an  u.  auf  Etwas)  mer 
hed,  de  is  ferlaren;  —  alle  häp'  is  iit;  — 
du  must  dl  gin  hup'  d'r  up  maken ,  dat  du 
fOl  geld  fan  rai  arten  kanst ;  —  de  häp'  fer- 

30  lett  mi  net,  dat  he  torüg  kumd ;  —  he  stelld 
sm  häp'  (seine  Erwartung,  od.  sein  Ver- 
trauen etc.)  up  God;  —  God  is  min  häp' 
(Gott  ist  meine  Erioartung  ^  od.  meine  Zu- 
flucht, mein    Vertra  uen  etc. ,    bz.  mein  Halt 

35  u.  meine  Stütze  etc.).  Sprichw. :  bäter  häp' 
to,  as  häp'  up.  —  Nid.  hoop;  mnld.  hope; 
mnd.  hope  u.  hopene ;  wfries.  hoape,  hoop ; 
ags.  hopa,  to  hopa;  engl,  hope;  mhd.  helfe, 
hofe,  hoff  «.  hofene,     cf.  hapen. 

40  hape-dode,  häpdode,  eine  Person,  auf 
deren  Tod  man  hofft,  um  sie  zu  beerben, 
od.  von  deren  Tod  man  sich  sonst  einen 
Vortheil  verspricht.  Sprichw. :  häpdoden 
läfen  lank. 

45  hapen,  hopen  (häpde,  —  heb'  häpd),  hof- 
fen, erwarten,  od.  Hoffnung,  Eh'wartung, 
Zuversicht  u.  Vertrauen  hegen  u.  haben, 
zuversichtlich  erwarten ,  rechnen  u.  ver- 
trauen loorauf  etc.;    nu    könen    wt  wer  ha- 

50  pen  (od.  ferwagten) ,  dat  't  bäter  word ;  — 
't  gifd  niks  mer  to  hapen  un  to  ferwagten; 
—  ik  häp'  dat  't  gud  geid;  —  he  häpd  up 
'n  goden  fängst ;  —  ik  häp'  up  od.  to  God, 
dat  't  all'  god   geid.    —    Nd.   hapen ;   mnd. 

55  hapen,  hopen  ;  nid. ,  mnld.  hopen ;  wfries. 
hoapjcn,  hoopjeu;  ivang.  höpje;  ags.  ho- 
pian  od.  hopjan ;  engl,  hope ;  schwed. 
hoppas.  Die  fries.,  ags.  Endung  jen,  jan 
bezeugt  es  wohl,  dass  dieses  Vbm.  von  hopa 

60  (cf.  hape)  weitergebildet  ist  u.  demnach  die 

3* 


H.\PEN  nOPEN 


36 


HAPPEN 


Bedtg.  „hopa  machen"'  hat.  3[ö(]Uch  ist  es 
indesficn  auch,  liass  sowoJil  hop-jan  als 
hop-a  beide  rom  Stamm  liop  sclbstständi(/ 
weiten/ebildet  sind  u.  denuuuh  liop-jaii  nrspr. 
die  simtl.  Bcdty.:  Hebung,  Erhebung, 
A  ufb c  w e g  u  n  g,  A  u/s teig e n  etc. ,  od. 
Bewegung  in  die  Höhe  machen  u. 
erzeugen  etc.  hatte,  ivie  es  ja  fast  als 
zweifellos  angenommen  werden  muss,  dass 
der  Stamm  hop  in  dieser  Bedtg.  auch  in 
ags.  hopp-jin  (einen  hopp  od.  hop  [saltiitio 
etc.]  machen,  hüpfen  =  schwed.  hojjpa; 
ahd.  hupjau,  hupfjan,  mhd.  hupfeu,  liopfen, 
hoppcn  etc.,  cf.  liüppen  etc.),  hop-ig  (sj^rin- 
gend,  hüpfend  etc.,  von  Meereswellen ,  too- 
von  auch  wohl  franz.  houpee,  das  sich  Er- 
heben u.  Aufsteigen  einer  Welle)  u.  nhd. 
Hopfen  (cf.  lioppe)  etc.  stecht  u.  das  bayr. 
(Sc  hm.,  II,  159)  aufhoffen,  v  er  hof- 
fen (auffahren,  erschrecken,  od.  sich  plötz- 
lich erheben  u.  aufspringen  etc.,  cf.  schrik- 
ken  =  springen  etc.)  auch  vom  plötzlichen 
Aufheben  des  Kopfes  (z.  B.  von  einem 
ruhig  grasenden  Hirsch,  wenn  er  Etwas 
hört  u.  dann  den  Kopf  hebt  u.  voller  Er- 
wartung aus-  n.  um  sich  schaut)  od.  einem 
Auffahren  u.  sich  Erheben  etc.  ge- 
braucht wird,  wonach  denn  hoffen  buchstäb- 
lich nichts  Anderes  besagt,  als  dass  ein  Et- 
was (Mensch,  Thicr)  sich  erhebt  od.  auf- 
springt, auff'ährt  u.  voller  Erwartung  um 
sich  schaut  u.  aussieht  ,  woraus  sich  denn 
von  selbst  die  Bedtg.:  Erxoartung  für 
hopa  u.  erwarten  od.  warten  u.  hof- 
fen auf  Etwas  für  hop-jan  (bz.  hoffen) 
ergäbe.  Vergl.  übrigens  auch  höp  (Reif, 
Ring  etc.)  höp  (Haufe)  u.  huft  (Hüfte)  etc., 
sowie  weiter  bei  Fick  (III,  62)  hap  (rece- 
dere  etc.) ,  icozu  er  ausser  ags.  liüp  (reces- 
sus,  in  fcn-hop,  mör-hop,  cf.  bei  M.  Hei/ne 
ags.  Ii6p,  geschützter  Ort,  Zufluchtsstätte, 
Schlupfwinkel)  auch  an.  happ  (Glück,  Er- 
folg), ags.  liäp  (reich  od.  optus),  engl,  hap, 
to  liappen,  happy  u.  ir.  cobh  (victoria)  stellt 
H.  icobei  man  bei  ags.  liopa  (Hoff'nung)  auch 
daran  denken  kann,  dass  dieses  Wort 
(sinnl.J  urspr.  die  Bedtg.:  geschützter,  ein- 
gefriedigter, sicherer  Ort  (cf.  liof)  hatte  u. 
dass  demnach  ags.  hopa  (Hoffnung)  xirspr. 
aus  der  Bedtg.:  heimlicher  u.  siche- 
rer Ort,  od.  Zuflucht  etc.  auch  wieder 
die  Bedtg. :  Z uf  lacht,  Rettung  u.  H ü Ife 
(die  doch  auch  in  hape  od.  liop  liegt)  ent- 
wickelte. Neben  hof  vergl.  auch  hOf,  hiife 
etc. 

Wegen  der  Grdbdtg.:  sich  erheben,  auf- 
fahren (erschrecken,  erstaunen)  etc.  der  viel- 
leicht für  liapcn  anzusetzenden  y  vergl.  auch 
schwed.  liiipua  (erstaunen,  erstarren  etc.  vor 
Schrecken    u.     Verwunderung) ,    hilpun    (er- 


staunt, betäubt,  erstarrt,  unheioeglich  etc. 
vom  plötzlichen  Schrecken  etc.)  etc.  u.  auch 
u)iser  3  liop  etc. 

happi',    Hcmmniss,    Hindernisse  Stockung 
5  etc.;    dar   kumd  'n   haper  tüsken.      Davon: 
gehapor,    Gestocke   od.    öfteres    Stocken    u. 
Eestsilzcnbleiben  etc. 

liapercii,  hapern,  hapern,  stecken  bleiben, 
a)istossen,  stocken,  festsitzen,  nicht  vorwärts 

10  kommen,  sclilecht  gelten,  gebreclien,  fehlen 
etc. ;  he  hed  siu  erste  prek  (Predigt)  holden, 
Sünder  enmäl  to  hapern;  —  dat  haperd  (sitzt 
fest  etc.,  od.  auch:  fehlt)  aferal  im  an  alle 
kanten ;  —    't  hapcrde  hum  an  geld.     Auclt 

15  subst. :  dat  hapern ;  wen  't  euniäl  in  't  ha- 
pern is,  den  hürd  d'r  wat  to,  um  't  wör  regt 
in  d'  fard  to  krigen.  —  Nid.,  mnld.  hape- 
rcn  (haesitare,  haerere,  titubare,  perplexe 
loqui);  nd.  (Br.    Wb.,   Dähnert  etc.)  ha- 

20  porn,  liappern ;  schwed.  happla  (stocken  etc.) ; 
dän.  happe,  hjappe  (stocken,  anstossen,  stot- 
tern). Es  ist  (cf.  Grimm,  Wb.,  unter  ha- 
pern)  anscheinend  mit  ahd.  haben,  hapen 
(haben,  halten,  festhalten,  halten,  Halt  ma- 

25  chen  etc.,  cf.  ht-bben)  aus  einer  u.  dersel- 
ben y  hervorgegangen  od.  möglicherweise 
sogar  eine  Interativbildung  davon  aus  der 
Bedtg. :  halten.  Halt  machen  etc. 

hapei'ig,  hapei'g,  mit  Hemmnissen  u.  Un- 

30  terbrechungen ,  stockerig,  stotterig,  stümper- 
haft, gebrechlich  etc.;    dat    gung    man    regt 
haperg  mit  't  preken  (predigen). 
häpiiung,  Hoff'nung. 
happ  od.  liap,    Schnapp,   einmaliges  Zu- 

35  schnappen  u.  Zubeissen  des  geöffneten  Mun- 
des, bz.  der  hörbar  auf  einander  beissen- 
den  u.  klapsenden  Zähne;  daher  auch: 
Biss,  Bissen,  Mund-,  Gabel-,  Löffel-voll  etc.; 
happ  !  de  de  hund,  do  was  't  weg;    —    mit 

40  en  liapp  was  't  up ;    —    he   dö  d'r  'n  liapp 
üt  de  brügge  (Butterbrod),  de  was  nrt  siegt;     ' 
—  gif  mi  dog  'n  happ  fan ;    —    he  lied  gin     , 
happ  brud    (od.  äten,  sopp  etc.)    für  'n  arm     I 
minsk    afer.  —  Nd.  (Br.    Wb.,   Dähnert    | 

45  etc.)  happ,  happs;  nid.  hap.  Es  ist  ein  laut- 
malendes Wort,  dessen  Stamm  hap  indessen 
nicht  neuerdings  erfunden  ist,  sondern  cds 
identisch  mit  g riech,  kap  (in  kapö,  kaptö 
etc.,  cf.  happeu),  lat.  cap  (in  capio)    n.  mit 

50  hap  i)i  hapern  ».  mnld.  happen  (cf.  happen) 
tvohl  (üs  besonders  jj«sst7i(/  dazu  verwandt 
wurde. 

happelu;    /.  q.  haffeln,    ah  Frequentativ  ) 
od.  Iterativ  von  happen.  | 

55  happen,  happen,  schnappen,  mit  geöffne- 
tem Munde  wonach  schnappen  u.  greifen, 
beissen,  essen,  fressen,  schlucken  etc. ;  de 
hund  happd  d'r  na;  —  happ  du  de  kumm' 
mit  brej'  man  äfeu  üt;    —    he    happde   dat 

60  so  gau  up,  dat  man  hast  hei  net  sag  war  't 


HAPPERD  37                            HAR-BUEL 

blef;    —    he  happde  d'r  'n   (lügtig  stük  fit;  hur.      Wenn  man  envägt,   loas  Alles  unter 

—  happ'  man  weg,  't  is  doch  für  di  be-  Haar  (cf.  auch  rüg  =  mhd.  riich,  nhd. 
stimmd;  —  he  happd  't  all'  weg,  wat  hum  rauch  it.  rauh,  wovon  EauchwerJc  — 
försetd  word;  —  happ'  up,  deu  is  't  d'r  üt.  Pelziverh)  verstanden   ivirä,   so   mnss  man 

—  Wfries.  (Jaiiix)  happjen  f/trtjj^^e«,  im-  5  ivohl  auf  den  Gedanken  lommen,  dass  es 
scn,  [Jemanden]  anfallen,  zerfletschen,  zer-  urspr.  als  ein  rauhes,  scharf  es, kratzen- 
reissen);  nfries.  happe;  nd. ,'^  nid.  happeii  des,  stechendes ,  stachligtes,  horsti- 
(happen,  schnappen,  haschen  etc.);  mnld.  ges,  granniges  (cf.  auch  garste  etc.  ii. 
(KU.)  happen  (apprehendere,  arripere,  cor-  grannig,  bz.  nhd.  Granne  von  |/  ghars, 
ripere,  celeriter  rapere,  prendere,  capere).  10  ghar,  rauh  sein,  rauh  machen,  kratzen  etc.) 
cf.  griech.  kapö,  käptö  (happen,  schnappen  Ettvas  aiifgefasst  ist  u.  dass  die  wohl  für 
etc.),  kaphis  (das  Verschlucken)  etc.,  wobei  urspr.  hasa  (cf.  1  bar  aus  bas  od.  basi  u. 
indessen  zu  bemerken,  dass  \ia.^ö,  kapiö  auch  nhd.  Beere  aus  goth.  basi)  stehende  volle 
die  Bedtg.:  hauchen,  athmen,  schnauben  Form  hava  mit  lit.  k-ASSi  (Haarflechte),  sklav., 
etc.  hat  u.  demnach  direct  mit  der  für  lat.  15  serb.  kosa  (Haar),  kslav.  kosmü  (dasselbe), 
capio,  capto  etc.,  bz.  goth.  haban  (cf.  heb-  Ut.  kasii  (graben,  stechen  etc.),  kasaü  (krat- 
ben,  heften  etc.)  etc.  anzusetzenden  y  zen,  krauen,  striegeln,  kämmen),  lat  carere 
nichts  zu  schaffen  hat,  während  mnld.  für  carere  (Wolle  kratzen)  etc.,  soivie  auch 
liappen  jedenfcüls  zu  der  Bedtg.  von  capio  weiter  vielleicht  mit  mhd.  bare,  bar  ii.  bere, 
stimmt.  20  her  (asper,  herb)  etc.  zur  idg.  j/  kas  =  skr. 

happerd,    a)  der   tceit   geöffnete,  schnap-  kash  od.  kas  (reiben,  schaben,  kratzen,  rauh 

pende,  gierige,   schluckende  Mund;    he  ritt  machen,    stechen,  jucken)   gehört,    od.    loie 

de  happerd  so  wid  apen,  as  of  he  't  all'  to-  lat.  caesaries  etc.  (cf.  Fick,  I,  51)  zu  einer 

mal  uphappen   un  ferslüken  wil;    —    b)  ein  Ablautform    kis     dieser    ]/.       cf.    auch    1 

happender,   fresssüchtiger,    gieriger  Mensch  25  hase. 

etc.,  bz.  Einer  der  happig  ist;  du  happerd,  2.  häl'  (in  här-was,  gäl-här  etc.),  Flechse, 

wat  bi-ükst  du  altid   so  happig   un   ropperg  Sehne,    Sehnen-    od.    Faser-Bündel  etc.    — 

wäsen.  Wie  Flechse  von  Flachs  entstand,   bz. 

happig,  schnell  schluckend  u.  schlingend,  dazu  gehört,    so    ist    dieses   här  xoohl  iden- 

gef rassig,   gierig,   lüstern,   begehrlich,  hab-  30  tisch  od.  connex  mit  ahd.  haru,  haro ;  inhd. 

süchtig,  greiflg  etc.;    he   is   altid  so  happig  hare,  bar;  afries.  her;  an.  hörv  ;   dän.  hör 

bi  't  äten,    as  wen  he   't  wol   all'   upf raten  (Flachs),     cf.  harl,  harpltis  etc. 

wul';  — -  happtg  na  't  äten,   bz.  na  't  geld,  3.  här,  s.  bor. 

wicht  etc.;    —    so  'n  happigen    (gierigen  u.  harbarg     (Plur.    harbargen) ,     Herberge, 

unverschämten)  kerel  as  he  is,  heb'  'k  seiden  35   Wirthshaus,  Aufnahme,  Obdach,  Unterkom- 

sen.  —  Nid.,  nd.  happig.  men.      Sprichio. :   de   de  wärheid   segd    (od. 

happigheid,     Gefrässigkeit ,     Gierigkeit,  auch   blos:   de   wärheid)    kan   gen    barbarg 

Lüsternheit   etc. ;    sin  happigheid  kend  gen  finden ;  —  dat  kind  rukd  na  de  harbarg ;  — 

grensen.  —  Nid.  happigheid.  kört   underwägens   un   lauk   in  de   harbarg, 

happke,  Häppchen.     Dimin.  von  happ.  40  hed  al  mennig  perd  ferdürfen.   —  Nd.  har- 

1.  här    (Sing.    u.    Collect.;   davon    Plur.  bärge ;  7nnd  herberge;  o/nes.  herberge;  «?fZ. 

baren),    Haar.     Eedensart.  u.  Sprichio.:   't  herberg;  engl,  harbour;  ahd.  heriberga,  he- 

schälde  gen  här,  of  't  was  mis;  —  he  schärd  reberge,  herberga,  heriperga,  berebirga;  mhd. 

stik  gen  här  um  de  hele  biidel;   —   he  hed  herberge,  berbrige,  herbrig,  herbärge  (castra, 

här  up  de  küsen ;  —   krüs  här !   kriise  sin ;  45  diversorium,  hospitium).     Davon :  ital.,  span. 

—  he  hed  här  läten!  —  rode  här  un  elleru-  albergo ;  jjrov.  albere,  alberga;  afranz.  her- 
holt wast  seiden  up  'n  goden  grund ;  —  he  berc,  herberge ;  nfranz.  auberge.  Es  ist 
is  bi  de  här  afer  de  tun  (Zaun,  Hecke)  Compos.  von  ahd.  hari,  heri  (Heer,  Schaar, 
bald;  —  dat  is  mit  de  baren  herbihäld;  —  Menge  etc.)  %i.  pcrga,  berga  (loas  birgt  u. 
se  Sitten  (od.  liggen)  'nander  altid  in  d'  ha-  50  aufnimmt),  ivie  auch  das  mhd.  berga  schon 
ren ;  —  d'r  is  g!n  göd  här  an;  —  he  lett  die  Bedtg.:  Herberge  od.  Aufnahme- 
hum^gen  god  här;    —  de  gin  här  hed,  hed  Ort  etc.  hatte. 

6k  gin  gefär;  —  he  hed  'u  här  in  de  uakk',  harbargen,  herber  gen  ;  a)  beherbergen,  in 

dat  hum  torüg  hold ;   —   he  hed  d'r  'n  här  sein  Haus  aufnehmen ;   he  wil  dat  folk  net 

in  funden,  um  dat  to  don.  —   Nid.  haar  «.  55  barbargen ;  —    b)  Obdach  u.   Unterkommen 

früher  auch   hair;    mnld.    haer,    hayr;    nd.  nehmen;  ik  wul'  fan  nacht  bi  jo  barbargen, 

haar;    nind.  här;    afries.    (v.   Bichthofen,  liär-bül,  Haarbeutel;  he  dragt 'n  bärbül; 

Hettema)   her,    her;    satl.    u.  nfries.  her;  —  dat  is  net  so  warm  as  ^n  bärbül;  — flg. 

wfries.  hier;  as.  här;  ags.  haer;  engl,  hair;  Bausch;   he   harr'   güster    afend  'n   bärbül, 

an.  har;  schioed.  här;  dän.  haar;  ahd.,  mhd.  60  od.  sük  'n  bärbül  andrunken. 


HARD  EXRT 


HARDEN 


liard,  hart  (flect.:  harder,  harter,  — 
hardste),  hart  (diirus),  nicht  weich  od.  iiach- 
giehig,  widerstandsfähig,  fest,  stark,  stroige 
etc. ;   luird  as  'n  sten  ;  —    dat  is  liard  liolt ; 

—  dat  fles  is  so  hard ,  dat  man  't  hast  hol 
ni't  bittn  kan ;  —  'n  liardi'u  (Jiarler,  dauer- 
hafter, fester  etc.)  hörn  od.  planto  etc. ;  — 
lie  is  hard  un  fast;  —  dat  is  hard  un  taj'; 

—  dat  gcid  hard  um  hard,  od.  liard  tilgen 
hard;  —  hard  water;  —  hard  tan  sin  un 
geni8d; —  de  wind  weid  so  hard  (stark,  hef- 
tig etc.),  dat  man  d"r  hast  hei  net  tagen 
upkamen  kan;  —  'n  hardcn  (.'Starker,  stren- 
ger, heftiger  etc.,  od.  andauernder  u.  an- 
haltendir)  fröst,  od.  winter;  —  he  hed  'n 
harden  hüd ;  —  he  hold  sük  hard  (er  gieht 
nicht  nach,  ist  nicht  tceich  u.  nachgiebig, 
bz.  weichherzig ,  od.  leicht  zum  Weinen  u. 
Klagen  etc.  geneigt);  —  hoM  di  hard,  un  wen 
d'r  ök  'n  bön  in  de  löp  geid ;  —  he  is  so 
hard  mit  sin  kiuder;  —  he  sett  hum  hard 
tö;  —  hard  (stark,  angestrengt,  schwer  etc.) 
arbeiden ;  —  dat  kumd  niT  d'r  so  hard 
(rasch,  eilig  etc.,  od.  stark,  sehr  etc.)  nicli 
up  an;  —  dat  schal  hard  (schxoer  etc.)  hol- 
den, od.  spannen  etc. ;  —  dat  kumd  hum 
hard  an ;  —  hard  (schwer)  hören ;  —  hard 
(.stark,  rasch,  schnell,  andauernd  etc.)  16- 
pen  (cf.  harddrafer,  hardloper) ;  —  hard 
(stark,  laut  etc.)  ropen,  od.  sprilken,  raren 
etc.;  —  hard  (dicht,  unmittelbar  etc.)  an, 
od.  np  ml;  etc.  —  Nid.  hard;  mnd.  hard, 
harde;  nid.  hard;  mnld.  herd,  hard;  afries. 
herd;  tvfries.  hird;  as.  hard;  ags.  heard 
OiaH,  fest,  streng  etc.);  engl,  hard;  an. 
hardr;  schtved.  hdrd;  dän.  haard;  goth.  har- 
dus  (hart,  .strenge);  ahd.  hart  u.  harti,  herti; 
mhd.  hart  u.  herte  (hart,  fest;  festhaltend, 
andauernd;  ausdauernd,  hartnäckig ;  drü- 
ckend, schwer,  schmerzlich;  fest  zusammen- 
haltend, dicht).  Vergl.  griech.  kürta  (stark, 
sehr),  kratüs,  karteros,  krateros  (stark,  ge- 
tvaltig  etc.),  krätos,  kärtos  (Stärke  etc.),  wo- 
mit es  möglicherweise  (cf.  G.  Curtius,  154) 
zur  y  kar  (machen,  thun  etc.)  gehört.  Wei- 
ter vergl.  auch  skr.  kar-kar-a  0>'nrt)  etc.  u. 
goth.  hallus  (Fels)  etc.,  welche  Wörter  auch 
einer  y  kar  angehören.  Oder  hatte  hard 
etwa  ursjir.  die  Bedtg.:  haltend,  dauernd, 
haltbar,  dauerhaft,  fest  etc.,  wie  ja  harden 
(cf.  auch:  ful-harden)  die  Bedtg.  aushal- 
ten, dauern,  a  u s d au  er  n  etc.  hat  u. 
die  Stämme  hard  u.  bald  Cvon  haldan,  hal- 
ten, cf.  holden)  formell  .sehr  gut  derselben 
y  angehören  können.  Zu  hard,  hz.  griech. 
kärta,  krätos,  kärtos  vergl.  auch  hars  u. 
rad,  rat  (flect.:  radder,  ratter,  —  radste  etc.) 
=  ahd.  brad,  brat  (ra.sch  etc.)  etc.  Desgl. 
vergl.  auch  nhd.  harren  =^  halten,  tcar- 
ten  etc.,  d.  h.  bleibrn  u.  Halt  machen  (ivo), 


wie  auch  ahd.  harten  (s.  unier  harden)  die 
Bedtg.:  mauere  hat  «.  harren  auch  mit 
griech.  kärtos,  krätos,  bz.  mit  unserm  hars 
wurzelhaft  conne.v  zu  sein  scheint  u.  mög- 
5  licherweise  sogar  aus  älterem  harsen  ent- 
stand. 

Zu  hard  in  der  Bedtg.:  stark,  sehr  etc. 

iciirde  sich  übrigens  auch  skr.  ^ardba  (stark, 

kühn,  gewaltig  etc.)  vergleichen  lassen,  des- 

10  sen    „dh"  jedenfalls  zu    germ.    „d"    u.  „t" 

besser  stimmt,  als  das  griech.  „t"  in  kärta  etc. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  bemerkt,  dassFick 

(III,  67  seq.)  liardu  (hart)  mit  lat.  crassus, 

crätes    zu  skr.  kart    (spinnen,  tcindcn),    bz. 

15  cart  (knüpfen,  heften,  flechten)  legt,  indessen 

dabei  auch  auf  griech.  kratüs  etc.  verweist. 

hard-aditig,  hardaftig,  hartartig,  härt- 
lich etc. 

liard  -  drafeii ,  Schnelltraben ,  (Pferde-) 
20  Rennen,  ]]'ettrennen  etc. ;  d'r  schal  hir  bold 
'n  harddrafen  ot'holden  worden. 

liard-drafer,  Schnclltrabcr,  Renner,  Wett- 
renner. —  Nid.  harddraver. 

liard-drafere ,  Schnclltraherei ,  (Pferde 
25  etc.-)  Rennen,   Wettrennen. 

harde,  Harte,  Härte,  Festigkeit,  Strenge 
etc. ;    dat   harde    mut  d'r  i'itsnäden  worden  ; 

—  mit    harde    is    d'r   niks    tät^en  to  maken; 

—  he  kan  de  harde  (Härte,  Stärke,  Festig- 
30  keit,    volle  Kraft    u.  feste  Gesundheit    etc.) 

uog  hei  net  wer  krfgen  un  blift  altid  nog 
wat  piperig  un  swak ;  —  he  (de  bom  etc.) 
hed  de  harde  kragen. 

harde-fos,  ein  harter,  dichter,  fester,  kräf- 

35  tiger    Pfannkuchen    von    der    ersten    Milch 
(bestmelk)  einer  Kuh,  auch  rugfos  genannt. 
hardelik,  hardlik,  hartlik,  hardelk  etc., 
härtlich,  consistent,  fest,  kräftig,  nicht  weich- 
lich, nicht  schaal,  nicht  fade  od.  matt :  hardelk 

40  fles;  —  de  fisk  is  regt  hardelk  un  frisk;  —  dat 
äten  is  (od.  sniekd)  regt  hardelk  (das  Fsscn 
ist  [od.  schmeckt]  recht  kräftig  u.  wohlschme- 
ckend) ;  —  schelfisk  is  'n  hardelk  äten. 
harden,  a)    härten,  hart  machen  od.  wer- 

4:5  den  ete  ;  dat  iser  mut  liardt  worden ;  —  hr 
hardt  sük  of  od.  is  ofhardt;  —  b)  aushal- 
ten, dauern,  ansdauern  etc. ;  he  kan  't  wol 
harden  (aushalten,  ertragen,  ausstehen  etc.), 
dat  he  's  winters  düii  geklcdt  geid;    —    he 

50  kan  dar  wol  harden  (od.  düren,  ütdüren,  üt- 
harden  etc.)  war  he  wand ;  —  he  kan  't  dar 
in  Norwägen  güd  harden,  un  wil  d'r  hei  net 
wer  weg;  —  he  kan  't  net  langer  harden, 
fan  Wagens   de  grote  kolde.      cf.   fer-,   ful-, 

55  ut-harden  etc.  —  Nid.  harden  (härten;  er- 
tragen, erdulden,  ausstehen,  aushalten,  lei- 
den, ausharreti  etc.);  mnd.  harden  (l^art 
sein  od.  werden)  ti.  lierden  (Jiart  u.  fest 
machen;  erhärten;   stärken,  ermuntern,  an- 

GO  treiben  etc.;  ausdaucrn,  ertragen  etc.) ;  mnld. 


HARD-FUCIITIG 


39 


HAREN 


(KU.)  herdden  (durare  etc.)  ;  afries.  herda, 
birda  (erhärten,  beweisen);  xvfriefi.  hirdden 
(Jiärten;  ausdaucrn  etc.);  satl.  herdje;  nfries. 
(Oiitzen)  liarden,  bürden,  birde  (aushalten 
etc.) ;  as.  bardon  (ohdiirescere)  u.  herdjan 
(roborare) ;  ags.  (II.  L  c  o)  beardan,  byrdan 
(in  gebeardan  etc.,  stärken  etc.)  u.  beardjan 
in  a-lieardjan  (hart  sein  u.  loerden  etc.) ; 
an.  bardna  (hart  iverden)  u.  berda  (hart 
viachot  etc.);  norw.  bardna  n.  berda  (das- 
selbe); dän.  haerda  (härten  etc.);  ahd.  bar- 
ten,  barton ;  mhd.  barten  (liart  sein  od. 
werden,  durare,  manere)  u.  bartan  (d.  i. 
hartjan).  bertan,  berten ;  mhd.  herten  (här- 
ten, hart,  stark  u.  fest  machen,  stürTicn  etc.; 
dauern,  ausdauern,  beharren,  ausharren). 
Davon  (Diez,  I,  30):  ital.  ardire  (sich  er- 
Mihnen);  x^rov.  ardir,  enardir ;  franz.  en- 
hardir  (liühn  machen)  etc. 

hard-fucLtig  (schicer  feucht),  nicht  leicht 
iveinend,  nicht  leiclit  (zu  Thränen)  gerührt, 
gefühllos,  hart,  fest  u.  standhaft  von  Sinn 
u.  Charakter,  starrsinnig  etc. ;  du  must  di 
hardfucbtig  boldeu  un  nicb  allid  so  ligt 
schrefen,  wen  di  wat  sär  deid ;  —  man  word 
mit  leferla  al  fan  sülfst  wat  bardfuchtiger, 
wen  man  wat  older  word ;  —  de  jung  is 
ferdomd  hardfucbtig,  un  be  fragt  den  düfel 
d'r  na,  of  man  hum  in  goden  fermänd,  of 
bum  ütscheld  un  dorprügeld.  —  JSfld.  hard- 
vocbtig. 

hard-faehtiglieid,  Gefühllosigkeit  etc.  — 
Nid.  hardvocbtigbeid. 

hai'd-heid,  Hartheit,  Härte. 

hard-hörend,  hardhörig ,  hart-,  schwer- 
hörend, harthörig  etc. 

Iiard-liörigheid,  Harthörigkeit. 

liardigheid ;  i.  q.  bardheid. 

hard-kop,  Hart-,  Starrkopf. 

liard-lärig,  hart-,  .schwer  lernend  etc. 

hard-lifig,  hartleibig,  verstopft  etc. 

Lard-lik,  s.  bardelik. 

hai'd-löper,  Schnellläufer,  Benner,  bz. 
Einer  der  schnell  u.  eifrig  läuft;  d'r  kumd 
fan  dage  'n  bardlöper  bi  de  strate ;  —  dat 
perd  is  'n  bardlöper ;  —  be  is  sin  läfend 
gin  bardlöper  west  un  sal  't  up  't  older  ök 
wol  net  mer  worden. 

hard-nakk,  ein  hartnäckiger  Mensch. 

hard-nakkig,    hartnäckig,  unbeugsam  etc. 

liard-nakkigheid,  Hartnäckigkeit  etc. 

liär-dok,  Haartuch,  Tucli  od.  Gewebe  von 
Haaren   u.    besonders  von  Schweinshaaren. 

flare,  s.  Haro. 

1.  hären,  haaren;  a)  Haare  od.  Wolle, 
Fasern  etc.  abwerfen  od.  verlieren  u.  loech- 
seln,  kahl  werden  etc. ;  dat  perd  härd ;  — 
de  äsel  härd  of;  —  dat  göd  fangd  an  to 
hären ;  —  b)  Haare  od.  Wolle,  Fasern  etc. 
entfernen,   mittelst  eines  Kammes,  Wlessers, 


Striegels  od.  eines  sonstigen  entsprechenden 
Gcräths,  daher  auch:  kämmen,  striegeln, 
schaben,  kahl  machen,  scJiinden,  rupfen  etc. ; 
de  botter  is  net  göd  härd  od.  kemd,  d.  h. 
5  nicht  gut  vom  Haar  od.  sonstigen  Unrath 
cds  Flocken,  Fasern  etc.  gereinigt,  ivas  mit- 
telst eines  Messers  od.  Kammes  geschieht; 
—  dat  perd  mut  bäter  bärd  (gekämmt  u. 
gestriegelt,  bz.  geputzt)  worden ;  —    wen  de 

10  bilden  üt  de  löikupe  (Lohekufe  der  Loh- 
gerber) kamen,  den  worden  se  bard  (mit 
dem  Schab)nesser  abgeschabt  n.  abgekratzt 
u.  kahl  gemacht) ;  —  be  is  dügtlg  bärd  (ge- 
Tupft,  mitgenommen,  geplündert  etc.);  —  be 

15  bed  bum  ntt  so  lauk  härd  (gerupft  etc.).  as 
he  nog  'n  8rtje  harr' ;  —  be  schal  härd 
(gerupft,  mitgenommen,  geplündert ,  od.  ge- 
schoren, kahl  gemacht  etc.)  worden,  dat  he 
de  angst  krigt. 

20  2.  hareii ,  schärfen ,  .scharf  machen  u. 
zwar  speciell  die  Sense,  indem  die  Schneide 
derselben  auf  dem  här-stapcl  mittelst  des 
bär-bamers  dünn  u.  scharf  geschlagen  loird; 
de  seise  mut   erst  wer  bärd  worden,    anders 

2-3  snidt  se  nicb.  —  Nd.,  mnd.,  nid.  baren ; 
nfries.,  dithm.  bare,  haare ;  satl.  bare.  Mit 
mnld.  här  od.  haer  (Werkzeug  zum  Schär- 
fen der  Sense,  hz.  Schärfzeug ,  od.  schär- 
fendes Etioas) ,    bz.    mit  unser m  här-haraer 

30  etc.,  sowie  Itcss.  (Vilmar)  här  (Schneide 
der  Sense),  nd.  (Dähnert)  här  in  här- 
egge  (die  scharfe  Schneide,  od.  egge)  viel- 
leicht derselben  ]/  ^ar  (dirumpere,  laedere 
etc.)  entsprossen,  tvozu   (cf.  Grimm,   Wb., 

35  IV,  27  u.  H.  Leo,  pag.  124)  goth.  hairus, 
as.  heru,  beoru,  an.  hiörr,  ocl.  hjörr  (i^nsis) ; 
griech.  kelrö  (scheeren  etc),  kerma  (Schnitt) 
etc.,  skr.  garu  (Waffe)  etc.  gehört.  Möglich 
ist  es  indessen,  auch,    dass    der  Stamm    bar 

40  od.  här,  Thema  hari?  (schneidend,  scharf 
etc.)  auf  die  y  kar,  schneiden,  theilen,  .spal- 
ten, verletzen  etc.  (cf.  send.  u.  skr.  kar  u. 
die  wohl  davon  erweiterte  Form  kart  = 
zend.  karet,  schneiden  etc.)  zurückgeht,  wo- 

45  bei  weiter  noch  Fick  (1 ,  4.5)  zu  verglei- 
chen ist,  wonach  .skr.  kar  u.  Qar  auch  aus 
idg.  skar  (cf.  schäre,  schären  etc.)  entstan- 
den sein  kann.  Vergleicht  man  indessen 
die  y  aq  od.  idg.  (Fick)   ak  von    egge  u. 

50  lat.  acus  etc.,  .so  kann  man  auch  anneh- 
men, dass  diese  zu  9a  od.  idg.  ka  (cf.  Fi  c  k, 
I,  54  y  ka,  schärfen,  wetzen)  umgesetzt  ist 
u.  davon  wieder  gar  od.  kar,  bz.  zend.  kar 
(cf.  zend.  aku,  Spitze  etc.   u.   Weiteres   un- 

55  ter  egge)  weitergebildet  wurde. 

3.  liaren  (rauhen,  rauh  werden  od.  auf- 
springen  etc.  ?).  Wenn  im  Winter  die  Haut 
der  Lippen,  Hände  etc.  nass  u.  feucht  sind 
u.  in  diesem   Zustande    dem    kalten  Winde 

60  od.  Froste  ausgesetzt  sind  u.  in  Folge  dessen 


HAREN  40  HARIG 

rasch  trocTcnet  u.  spröde  wird,  so  sprinfft  hearfest;  ah.  haust;  ?(or?p.  haust ;  (7rtM.  höst; 
bekanntlich  die  Haut  leicht  auf,  wodurch  ahd.  herbist,  herpist;  ?«/ff/.  herbest.  Es  ge- 
sie  einerseits  ratih  u.  rissig  de.  u.  anderer-  hört  tcoJil  mit  lat.  carpere  u.  griech.  kar- 
seits  wund  u.  sehr  empfindlich  u.  schmerz-  pös,  karpizein  etc.  zu  der  ]/  karp  (schnei- 
haft  wird,  welchen  Zustand  wir  mit  fer-,  to-  5  den,  sclwercn) ,  sodass  es  die  Schneide- 
od.  ter-haren  (de  hiid  is,  o(/.  de  lippen,  hande  Zeit  (des  Getreides,  Weins  etc.),  od.  die 
etc.  sunt  nii  gans  fer-,  od.  to-,  tcr-härd)  be-  Abnehme-  u.  Brechseit  (der  Frucht 
zeichnen  u.  wonach  man  denn  fer-,  to-haren  etc.)  bezeichnet,  wobei  dann  anzunehmen  ist, 
etc.  mit  V e r-  od.  zer-rauhen ,  od.  auch  dass  die  aus  kar,  bz.  skar  (schneiden  etc., 
mit:  z e r-spr i n gen,  zer-bersten  etc.  10  cf.  unter  2  baren)  erweiterte  y  karp  aus 
übersetzen  kann.  Vergleicht  man  indessen  schneiden  die  Bedtg. :  trennen,  s})al- 
nhd.  lech,  lecken  u.  lechzen  (Wei-  ten,  brechen,  abnehmen ,  pflück en 
gand),  bz.  dass  lech  (rissig  od.  anfge-  etc.  entwickelt  hat.  Möglicherweise  hat  in- 
borsten,  zersprungen,  cf.  lek  etc.)  rcohl  urspr.  dessen  herhist  etc.  direct  mit  lat.  carpere 
die  Bedtg.:  ausgedörrt  etc.  (durch  die  15  etc.  nichts  zu  thun ,  da  die  Form  anschei- 
Sonne  od.  einen  trocknen  Wind)  hatte,  so  nend  ein  verlorenes  Vbm. :  harben  od.  har- 
ist  es  icohl  zweifellos,  dass  dieses  haron  mit  bön,  ags.  liearfan  etc.  voraussetzt  u.  zwar 
dem  mnld.  (KU.)  haere  (urens  frigore  ven-  in  der  Bedtg.:  schneiden,  schecren,  kahl 
tus,  nelida  aura  summam  cutem  urens  aspe-  machen  etc.,  toie  ja  auch  herhht  die  Bedtg.: 
ritate  quadam),  haorcn  (frigore  aut  calore  20  kahl  u.  leer  gemacht  haben  kann  u.  dann 
niniio  torrere  vel  urere  ,  urentem  auram  die  Jahreszeit  bezeichnen  würde,  tvo  die 
spirare)  derselben  y  angehört  u.  ursjrr.  die  Felder,  Bäume  etc.  kahl  u.  leer  gemacht  sind. 
Bedtg. :  dörre n,  troc k n e n,  a u sdör ren,  harfst-aoliti^ ,    liarfst-aftig ,    herbstartig, 

austrocknen  etc.    hatte,    tcie  ja  das  von        herbstlich,  rauh  etc. 

KU.  (unter  pag.  211)  angeführte:  ,,heft  idt  25  harfst-dag,  Herbsttag;  de  harfstdagen 
so  seer  alle  dage  gehaert'"  wörtlich  mit  „hat  sunt  d'r  wer;  —  Herbstzeit,  Herbst;  bi 
dies  so  sehr  alle  Tage  gedorrt,  od.  g e-  harfstdag  (bei  Herbstzeit);  —  de  harfstdag 
trocknet"  übersetzt  tcerden  muss.  Die-  (der  Herbst,  das  Alter,  bz.  die  Zeit,  wo  man 
semnach  ist  es  aber  auch  wohl  sicher,  dass  hinfällig  u.  alt  wird)  kumd  al  bi  hum. 
dieses  hären  weder  tnit  1  hären  (von  Haar  30  harfsteu,  herbsten,  Herbst  werden  etc.; 
entblössen,  bz.  schinden,  od.  tvund  machen)  'i  fangd  au  to  harfsten. 
od.  här  (als  Rauhes),   noch  mit  2  hären  harfst-iiiänd,  Herbstmonat, 

(womit  Dr.  Lübben    [cf.   mnd.   Wb. ,    II,  havfst-tlü,  Herbstzeit. 

207]  es  identißcirt)  verwandt    ist,   sondern  här-god    od.    här-tug,     Schärf  zeug    zum 

zur  y  kar,  kar  (brennen  etc.,  cf.  Fick,  I,  35  Schärfen    der  Sensen,    bestehend   aus    dem 
44)  gehört.      Vergl.  übrigens  auch  griech.        härstapel  od.  härspit  (kleiner  Amboss,  der  in 
skellö,  skeleö  (dörren  etc.),   tvas  möglicher-        die  Erde  festgesteckt  loird)  u.  dem: 
weise  mit  skr.    kshära    (brennend   etc.)    etc.  här-hamer,  Schärfhammer,  Hammer,  der 

zu  einer  idg.  y  ska  (cf.  Fick,  I,  241)  ge-  zum  Schärfen  (cf.  2  hareu)  gebraucht  tvird. 
hört,  wovon  eben  skar  u.  lat.  cal  (von  ca-  40  1.  liarig,  haarig,  mit  Haaren,  Borsten 
lere)  etc.  auch  %oieder  weiter  gebildet  sein  od.  feinen  Stacheln  besetzt,  od.  behaftet, 
können,  xvie  hicvou  wieder  das  für  skr.  borstig,  rauh,  kratzig  etc.  (auch  ßg.):  he  is 
chard,  chardati  (anzünden,  glänzen),  griech.  fan  daije  ferdömd  harig  uu  bitsk. 
skard-amussö  (blinzeln),    an.    skarta    (glän-  2.  liarig ;    /.  cp  heiig,    d.   i.  dunstig,    mit 

zen),  skart  (Glanz,  Pracht)  etc.  anzusetzende  45  trocknem    od.    Iteissem  Dunst  od.  Bauch  u. 
Tliema  skard.  Nebel  erfüllt;   de   lücht    (Luft)  is  fan  dage 

4.  hären,  haaren,  von  Haar,  hären;  'n  so  harlg  un  het,  dat  man  in  de  ferte  hast 
hären  ki-tte  od.  gördel,  tämse  etc.  hei  niks   regt   düdelk  sen  kan    un  't  net  is, 

liären.  s.  ferhären  u.  heren.  as  of  de  bomon  un  luisen   etc.    in   de   lücht 

harfst  u.  (selten)  liarst ,  Herbst ,  Jahres-  50  drifen  of  hangen.  —  Nid.  harig ;  schwed. 
zeit  der  lieifc  n.  Ernte.  Fig.  Alter:  de  (cf.  Bobrik,  naut.  Wb.,  .331)  härig;  dän. 
harfst  is  'n  lefen  gast,  den  de  brengd  uus  haariig.  Connex  mit  3  hären,  bz.  dem  da- 
Gods  segen;  —  de  in  d'  harfst  niks  updeid,  selbst  erwähnten  mnld.  haeren  ,  tvoher  sich 
mut  's  winters  up  de  fingers  klüfen;  —  wen  auch  das  Wort  Haar  rauch  wohl  her- 
de  harfst  erst  bi  'n  rainsk  kumd,  den  is  de  55  schreibt,  zumal  dieses  Wort  aus  fries.,  ncl. 
beste  ar'  fan  't  liifenJ  d'r  of.  —  i\"*/.  harfst,  od.  nid.  Gegenden  stammt.  Da  nun  här  od. 
harvst;  mnd.  hervst,  hervest ;  nid.,  mnld.  hare  im  nd.,  bz.  mnd.  (cf.  Seh.  u.  L.,  II, 
herfst;  africs.  hcrfst ;  nfries.  harvst;  wfries.  207)  (dter  auch  die  Bedtg.  „Höhe"  hat  (die- 
hearst;  sali,  herst;  ags.  hearfest,  od.  (IT.  ses  Wort  könnte  tcohl,  sofern  es  nicht  7nit 
Leo)  haerfest,  härfest,  horfest,  herfest;  engl.  60  afries.  har,  her  [s.  u.J  etc.  zusammenhängt, 


HAR-JASSES  41                              HARKEN 

mit  einem  zu  2  hären  gehörenden  hare  in  auf  den  Watten  c/efangen  ivird  u.  demnach 
der  Bedtg. :  Schärfe,  Schneide,  Kamm,  Grat,  auch  loohl  von  Urzeiten  her  u.  lange  vor 
Bergspitze  etc.  identisch  sein,  zumal  ivenn  J-'Jntstehiing  der  Seescliifffahrt  schon  ein 
man  vergleicht,  dass  egge  ausser  Kante,  Hauptnahrungsmittel  unserer  Küslenhewoh- 
Ecke  [cf.  auch  hörn  u.  hörn]  auch  die  5  ner  bildete,  so  ist  es  viel  wahrscheinlicher, 
Bedtg.:  Schneide ,  Schioert  etc.,  sowie  dass  häring  ein  ur-nd.  fries.  Wort  ist  u. 
die  von:  G ehir gshamm,  B er g spitz e  mittelst  der  Endsglbe  ing  (cf.  h\g,  was  auch 
etc.  hatte),  so  ist  es  leicht  möglich,  dass  mit  ung  in  Waldung,  Holzung  etc.  identisch 
Haar  rauch  in  neuerer  Zeit,  tvo  im  nd.  u.  ivomit  auch  meklenburgisch  mntting  [Mut- 
die  Bedtg.:  heisser  trockner  Dunst  10  ter]  zusammengesetzt  ist)  von  har,  haer,  her 
des  alten  Woi'tes  hare  od.  mnld.  haer  ver-  od.  her,  her  (Heer,  Menge,  Schaar  etc.) 
loren  gegangen  ivar  u.  man  es  in  Nieder-  abgeleitet  wurde,  sodass  haring,  hering 
Sachsen  ivirklich  in  der  Bedtg.:  Höhen-  urspr.  als  Collect,  für  diese  in  grossen 
rauch  gebrauchte,  im  nhd.  auch  mit  Höhe-  Mengen  od.  Schaar en  an  den  Küsten  er- 
rauch  übersetzt  tvurde.  kläglich  ist  es  \o  scheinenden  Fische  von  Hause  aus  ein  Et- 
indessen  auch,  dass  die  Wörter  Haar-  ivas  bezeichnete,  was  ein  Heer  od.  Heer- 
rauch u.  Heerratich  beide  mit  hur,  her  ähnliches  Etwas  ist,  bz.  in  Schaar  en 
od.  her  (hehr,  hoch  etc.,  cf.  afries.  har,  her,  zieht  u.  kömmt.  cf.  dieserhalb  auch  H. 
hoch  etc.  unter  her  od.  herr),  od.  einem  da-  Leo,  Spalte  123,  Zeile  23. 
von  gebildeten  Subst.  hare,  here  (Höhe)  zu-  20  harke,  hark',  Harke,  Rechen.  Sprichw. : 
sammengesetzt  sind,  während  das  nhd.  Höhe-  ik  wil  di  wlsen  ,  wat  'n  hark'  is.  —  Nd., 
rauch  (sofern  es  nicht  blosse  Uebersetzung  mnd.  harke;  nid.  hark;  mnld.  harcke,  hercke. 
des  nd.,  fries.  här-rok,  herrok  ist)  auch  aus  Davon  wohl  franz.  herque  (räteau  de  fer). 
älterm  mdartl.  heige-  od.  hege-rauch  ver-  M.  Heyne  denkt  an  einen  Zusammenhang 
derht  sein  könnte,  tvas  bekanntlich  mit  ahd.  25  mit  engl,  harrow  (Egge) ,  to  harrow  (eggen; 
hei,  gehei,  geheige  (uredo,  cauma  etc.,  cf.  6  verheeren,  verwüsten,  verwirren,  üherwälti- 
hei  ti.  dazu  mnld.  haere  [urens  frigore  ven-  gen,  einf edlen,  unterjochen) ,  bz.  dän.  harv 
tus  etc.]  unter  3  hären)  zusammenhängt,  (Egge),  harve  (eggen),  nfries.  (Outzen) 
wie  ja  auch  ivirklich  das  Wort  hairauch  härwe,  (Schütze)  harv  (Egge),  was  nach 
statt  Höherauch  od.  Höhrauch  vor-  30  dem  engl,  to  harrow  höchst  wahrscheinlich 
kommt.  Da  nun  aber  neben  Haar  rauch  aus  dem  ahd.  harjon,  herjön  etc.,  ags.  her- 
auch  noch  die  Form  Heer  rauch  in  der-  jan,  hergjan  (mit  Heeresmacht  ziehen,  über- 
seihen Bedtg.  vorkömmt,  so  ist  ivohl  anzu-  ziehot ;  verheeren,  plündern  etc. ,  vastare, 
nehmen,  dass  auch  dessen  erste  Sylbe  Heer  spoliare,  praedas  agere)  hervorging  u.  wobei 
aus  mnld.  od.  mnd.  haer  od.  fries.  heer  ent-  35  demnach  anzunehmen  loäre,  dass  entioeder 
stand,  zumal  auch  nhd.  Haar  im  mnld.  aus  der  Bedtg.:  (ein  Etwas)  überziehen 
haer,  hayr  «.  im  fries.  her,  heer,  hier  lautet.  od.  ziehen  über  (Etioas  hin)  die  von 
har-jasses,  s.  her-jasses.  Egge  (als Ding,  tvomit  man  das  Feld  über- 
häring,  härink,  iiärenk,  hänik,  hernk  zieht)  hervorging,  od.  dass  aus  verhee- 
(Plur.  hä.rings,hkrn]is  etc.),  Hering.  Sprichto.:  40  re^i,  verwüsten  (wenn  in  alter  Zeit  ein 
he  bradt  sin  häriugs  gern  hi  'n  andermans  Heer  ein  Land  überzog  u.  verwüstete,  bz. 
für;  —  sin  liäring  bradt  dar  n§t.  —  Nd.  eine  Stadt  od.  ein  Dorf  überzog  u.  ver- 
hering;  mnd.  heriuk,  harink;  nid.  haring;  brannte,  so  wurde  die  Gegend,  od.  Stätte 
mnd.  harinck,  heriuck;  afries.  hereng;  ags.  mit  Salz  überstreut  u.  damit  eingeeggt  od. 
haering,  hering;  engl,  lierring;  isl.  haeringr;  45  auch  iimgepflügt,  um  sie  unfruchtbar  u.  un- 
ahd.  harinc;  mhd.  herinc,  härinch.  Davon:  bewohnbar  zu  machen)  etc.  die  von  eggen 
ital.  aringa;  sj)an.  arenque;  prov.  arenc ;  (od.  zerreissen  etc.  mit  der  Egge)  hervor- 
f r anz.  hureng;  ival.  hering.  Die  gewöhn-  ging.  Was  nun  aber  ha.rke,  bz.  mnld.  hercke 
liehe  Annahme  ist,  dass  dieses  WoH  aus  speciell  betrifft,  so  ist  dieses  mit  (Diez) 
lat.  hälec,  älec,  hälex  (eiii  Salzfisch,  od.  eine  50  franz.  herse,  afrcmz.  herce ,  mlat.  hercia 
Salzlake)  entlehnt  wurde,  od.  entstanden  ist.  (Egge)  wohl  zweifellos  identisch,  wovon  auch 
Da  indessen  der  mit  dem  collect.  Namen  ha-  franz.  herser,  rect.  hercer  (eggen)  u.  afranz. 
ring,  haering,  hering  etc.  benannte  Fisch  den  (Dimin.)  herceler,  nfranz.  harceler  (einen 
Küstenbewohnern  der  Nordsee  jedenfalls  viel  bis  zur  Peinigung  reizen)  nach  Diez  wei- 
früher  bekannt  war,  als  sie  mit  den  Römern  55  tergebildet  sind.  —  Afranz.  herce  betr. ,  so 
in  Berührung  kamen  u.  er  grade  zu  den  soll  dies  aus  lat.  hirpex  hervorgegangen 
am  häufigsten  u.  in  grossen  Mengen  an  sein,  was  ich  dahin  gestellt  sein  lasse. 
unsern  Kmten  vorkommenden  Fischen  ge-  hfirke,  härtje,  Härchen;  dat  Bchald  gm 
hört,  bz.  besonders  im  Frühjahr  stets  harke. 
massenhaft  in  den  aggen  genannten  Reusen  60      harken,    harken,  rechen,  ziehen,    bz.  mit 


HARKEN  HAHKJEN  42  HARM 

der  Harke  durch- od.  über  ziehen,  hz.  ebnen,  das  aus  dem  Flachs  gerupfte    od.  g  c- 

od.  zusamiueiiziehen  etc.;   hö  harkd  dat  all'  zupfte  Etwas    sein    tvürde.      Dass    wahr- 

bi  'naniler;  —  du  niust  dat  bcdde  örst  har-  scheiid.  auch  )ihd.  Luft  =  goth.  luftus  (cf. 

keil  Uli  de  kliiten    göd    fin    niaken ;    —    he  1  \\\c\i{)  aus  Xwiei  entstand  u.  zu  einem  Vbm. 

harkd  de  tun  nt;  —  he  haikd  de  bladen  in  5  lufan,    greifen,  fassen,    rauben,    entfernen, 

en  hüi)  tosanieii.  nehmen,  frei    machen,    Eaum    machen    (ist 

linrkon,  hiwkj^n  (obs.).  horchen,  lausclien,  Luft  =  freier  Raum,   cf.  die  Eedens- 

horen ,    gehorchen    etc.    —    Africs.    harkia,  tirt:  mache  mir  Luft)  etc.    gehört,    ist  loohl 

harkj.i ,    horkia,    herkja;    ufries.    harckjen,  zweifellos  u.   Weiteres  darüber  unter  1  \ucht 

lierckjen;  nfrie.'^.  harke;  satl.,  wa )i g.  hai-kje;  10  zu  vergleichen. 

ags.    heorc-jan  ,    hercnjan,    hyrciiaii:     engl.  Hai'lo,  Marl,  Hai'i'el,  die  Harle,   ein  klei- 

hearcen;  nd.,  mnd.  borken;    mnhl.  barcken,  ner  Flass,  loovon  das  llarlingcrland  od.  (cf. 

horcken  ;  ahd.  hürechan,  hürcchcn  ;  md.  hur-  T>r.  Friedlaen  d er,  Ostfries.  Urkundcnb., 

cheii.      Zu  huren,    bz.    ahd.  hürjan    etc.    u.  png.  15,  Kr.  23  vom  22.  März  1237)  terra 

z^rar   con   einem  Stamm   heorc ,    hyrc,    bz.  15  Herlingia     seinen    Namen    hat.       Derselbe 

hcöri^;,  h.vric,  heörech,    der    mit   ags.  hyrig,  strömte  früher    (cf.    Arcnds,    Erdbeschr. 

ufries.  heroch,  herech,  herec  etc ,  mhd.  hoe-  von  Ostfries-    u.    Harlingerland.,   pag.    488 

rec,  nhd.  hörig  tirspr.  identisch  war,    so-  seq.)  ^oahrscheinl.  (aus  dem  Brokzeteler-Meer 

ihis.t  ahd.  hürech-an    tvörtl.  soiu'el  heisst  cds  kommend)    durch   einen   bis   Wittmund   rei- 

hörig  sein,  bz.  hören.  20  chenden    Meerbusen    (gleichfalls    Harle   ge- 

harker.  Einer  der  harkt,  od.  rechent.  nannt),  zwischen  den  Inseln  Spiekerooge  u. 

li;ii'-kh'n,    haarklein;    ik    kan   d!  dat  net  Wangcrooge  hindurch  ins  Meer,  ivie  ja  auch 

all'  so  härklen  fertellen.  noch  jetzt    der  zwischen   diesen   Inseln  hin- 

hilr-klöfe,    Haar- Scheitel,    Stelle,    loo  das  durchßiessende  Strom  den  Namen  Harle  od. 

Haar  gescheitelt  wird.  25  Harrel  trägt.     Der  Flussname  selbst  kömmt, 

\uiv-klofer,  n)  Haarschneider ;  —  h)Haar-  soviel  ich  tvei.'^s,    in    alten   Urkunden    nicht 

Spalter:  fig.  Wortklauber;   he  is  so  'n  reg-  vor    u.    da  nun  die  Wangerooger    (cf.  Eh- 

ten  harkiut'cr.  rentraut,    I,    370    u.    JI,    (>!))    denselben 

liarl,  haiTCl,  Faser,  Flachsfaser,  einzelne  Heddel  nennen,    so    ist  es  fraglich,    ob  der 

Faser    von  Flachs;    de  harlen    od.    liarrels  30  Name   Harle    od.  Harro],    Harl ,    bz.    Herle, 

tan  "t  flas.  —  Nd.  harl;  mnd.  (Seh.  u.  L.)  Herrel ,  Herl  aus  Haddd ,  Heddel    entstand, 

harl,  harle,    herle,    harrel    (ein    Haar    von  od.  timgekehrt  das  wang.  Heddel  aus  älterm 

Flachs    od.    Hanf,    ein    einfacher    Fesen);  Herrel.    Zu  der  Wahrscheinlichkeit  od.  Mög- 

engl.  harl    (Flachs-,  od.  Hanffaden,  die  fa-  lichkeit  der  Entstehung  von  Harl,  Herl,  bz. 

serige  Substanz).     Obschon  ttuin  bei  diesem  35  Harrel    etc.    aus    Haddel    etc.    vergl.    unser 

Wort    wohl    an    eine    Identität    mit    nhd.  harre,  harr'  aus  hadde   (hatte  =  nid.  had), 

Härle,  Härlein  (Härchen)  denken  könnte,  scharre,  scharr'  aus  %chü.([A.Q  (Schatten)  etc., 

so  hat  es  damit  doch  nichts  gemein,  sondern  bz.  die  Contract.  von  weder,  wedder    (wie- 

es  ist   vielmehr   aus   ahd.    harlufa,    harlifa,  der  u.   Wetter)  zu  wer,   —   snder   zu  sür 

harlefa,  bz.  harluf,  harliiph  (licium,  fiuiis)  rrr-  40  etc  ,  während  bei  der  Entstehung  von  Hed- 

stümmelt   a    demnach  (,'o)ii})os.  von  har,    bz.  del  aus  Herle,  Herl,  od.  Herrel  angenommen 

haru  (Flachs,  cf.  2  här)    u.  lufa,   Inf,  luph,  tverden  müsste,    dass  Herl  zuerst  zu  Herdel 

leas  vielleicht  mit  mhd.  lupfen  (in  die  Höhe  (cf.  kerdel  [Seh.  u.  L.,    I,   460]    =    kerl, 

heben,  od.  ziehen,   rupfen,    reissen,    lüpfen)  karl    u.    andere  Einsrhiebungen    eines  „d") 

zusammenhängt    u.    wo  denn  lufa,   luph  die  15  u.  dieses  dann  zu  Heddel  geworden  sei,  tvie 

Bedtg.:   Hebung,  Hub,    od.  Zug  etc.  haben  z.  B.  wang.  seddeiije  aus  sernje,  Z;.^.  serrnje 

könnte  u.    harlufa    das    aus    dem    Flachs  (cf.  unter  liarnen)  entstand. 

gelupfte,    od.  gezogene   n.  gerupfte  Harm,    ml.   Name,   gekürzt  aus  Hermann. 

Etwas  uärc.      Oder    muss    man  für   dieses  Duron:  tcbl.  Dimin.  od.  Koseform  Harmke 

lufa  etc.  ei7i  verlornes    Vbm.   lufan    (reissen,  50  n.   Gescldn.  Harms,  Harmens. 

wegreissen,   bz.  rauben,  ivegnchmcii  etc.  od.  Iiariu ,    Harm,  Leid,  Schmerz,   Verdruss, 

raufen)  =  urspr.  rufan  (cf  ruf,  ruifen,  ru-  IJctrübniss,  Kummer,  Gram  etc. ;   fan  liarra 

fen  etc.    u.  lat.    rup,    rump    von    rnptor    u.  un  Icuninier  umkamen.  —    Nd.  barm;    myid. 

rumpo,  —  bz.  skr.  lopa,  Ijoeh,  liiss,  Spalte  barm,  borm;  afries.  hcrm  (Harm,  Schmerz) ; 

etc.  u.  md.  luf.  Loch,  Itiss,  Spalte,  Abgrund,  55  nfries.  hiirm  (bekümmert,  verdri esslich,  trübe 

Höhle)  annehmen,  wonach  denn  lata,  soirohl  gestimmt);   mnld. ,    bz.   fries.   (KU.)    herm, 

die  Bedtg.:    Riss    etc.    cds    auch    die  von:  barm  (tristis,  lugens,  dolens) ;  (fs.  barm  (Leid 

einmaliges  Reissen   u.   Zupfen   {cf.  etc.)  u.  barm  (leidig,   schmerzlich,  Kummer 

ruf  =  Rupf  od.  Zupf  etc.)  haben  könnte  bringoid;  schlimm),  ^///.s.  bearm  (Kränkung, 

u.  demnach  har-,  od.  baru-lufa  auch,  wieder  CO  Beleidigung,    Schaden);    engl,  barm    (Leid, 


HÄRMEN 


43 


HARPE  HARP 


Nachtheü  etc.)  ;  an.  liarmr  (Betrühniss,  Kum- 
mer etc.) ;  norw.,  sclnved.  härm  (Harm,  Gram 
etc.) ;  dän.  hcarm  (gram,  unwillUj  etc.),  härme 
(Harm,  Gram  etc.);  alul.  härm  (coiitumelia, 
calumuia,  jurgium ;  injuria).  Ob  es  zn  ]/  ^ram, 
(sich  anstrengen,  abmühen,  quälen  etc.)  gehört, 
sodass  die  Grdhdtg.:  Anstrengung,  Mühe, 
Qual  etc.  ist?  Oder  gehört  es  mit  kslnv. 
scramü  (Scham,  d.  h.  ursjn'.  wohl:  BotJi- 
werden,  Erröthen  etc.) ,  lit.  sarmata  («lecle- 
cus),  slav.  sramiti  (sich  schämen)  zur  y  (•ä.r, 
^ri,  od.  cri  (glühen,  glänzen,  roth  ivcrden, 
erröthen)  ? 

härmen,  härmen,  Harm,  Leid  u.  Gram 
etc.  machen  u.  thim,  od.  haben  u.  leiden ; 
dat  harmde  hum ;  —  he  harmd  sük ;  —  in 
Harm  sein,  betrübt  u.  traurig  sein,  Idagen 
etc.;  härmen  uu  karmen.  —  Nd.  (Dähnert) 
härmen  ;  mnld.  hermen  (Leid  u.  Schmerz  etc. 
[Jemandem]  machen  od.  zufügen,  nocere, 
obesse) ;  ags.  hearmjan  (Harm  machen,  pla- 
gen etc.),  engl,  härm  (beschädigen,  verletzen, 
Leid  zufügen  etc.) ;  an.  harma  (betrüben 
etc.);  dän.  härme  (sich  härmen);  ahd.  här- 
men (in  Leid  sein,  sielt  härmen)  u.  harm- 
jan,  harman ;  md.  hermen,  hermiu  (beschim- 
pfen, plagen,  quälen,  ve.viren).  cf.  (Diez, 
II,  331),  afranz.  hargue  (Verdriesslichleit), 
hergue  (verdriesslich) ;  lothr.  haregne  (Ha- 
der, Zwist) ;  nfranz.  hargueux  (zänJcisch), 
norm,  harigueux  (störrisch),  afranz.  hargner 
(hadern,  zanken);  pic.  hargner  (höhnen, 
verhöhnen),  hergner  (sich  beklagen)  etc.  loe- 
gen  ihres  theilweisen  Zusammenhangs  mit 
härm. 

här-miitse  (Haar-Mütze),  Perücke,  Haar- 
tour; fader,  du  hest  din  härmüts'  nog  net  up. 

liaruas,  hariiask,  Harnisch,  I'anzerhemd. 
—  Afries.  (haruask),  harnasch ;  lofrics.  liar- 
nasck;  nZd  harnas;  mnd.  harnasch,  harnisrh, 
harnsch,  harns,  hernesch ;  isl.  hardne^!kia ; 
mhd.  harnas,  harnasch,  harnesch,  haraisch, 
hernisch;  engl,  harness.  Aus  afranz.  har- 
nas, od.  mit  diesem  u.  (Diez,  I,  33),  ital. 
aruese  ;  span.,  port.,  prov.  arnes ;  franz.  har- 
nois,  harnais  (Rüstung,  Geschirr)  von  kymr. 
haiarn;  abret.  hoiarn;  ir.  iaran  (Eisen),  wo- 
bei es  möglich  ist,  dass  zuerst  das  engl,  har- 
ness aus  kymr.  haiarnaez  (Eisengeräthe) 
entstand  u.  hieraus  in  die  andern  Sprachen 
überging.  Das  kymr.  haiarn  (für  aiarn)  etc. 
ist  wie  an.  iärn  (Eisen)  etc.  desselben  Ur- 
sprungs wie  unser  her. 

Häro,  Häre,  ml.  Name.  Davon  Geschln. 
Hären,  Häringa,  Harringa.  cf.  Dr.  Fried- 
laender,  Ostfries.  Urk.  -  Buch,  pag.  19, 
Nr.  26,  vom  Jahre  1255  die  Geschln.:  Ha- 
ren, Harenga,  soivie  in  Nr.  171  (vom  Jahre 
1400)  den  Namen  Häro,  ivovon  Hero  viel- 
hicht   eine   Ablautform   ist,    icenn    diesem 


nicht  zunächst  das  afries.  her  od.  her  0iehr, 
hoch  etc.,  cf.  her  od.  herr)  zu  Grunde  liegt, 
woneben  indessen  auch  die  afries.  Form 
har  (hoch)  vorkommt  u.  wo  denn  Haro  loohl 
5  von  diesem  har  gebildet  sein  wird. 

liai'pe,  liarp,  Harfe.  —  Wfries.  harpe, 
herpe;  vld.  harp;  nd.  harpe;  mnd.  harpe, 
herpe;  ags.  hcarpe;  engl,  harp;  an.  harpa; 
dän.  harpe;    ahd.    harphä,   liarfä,    haraphä; 

10  mhd.  harphe,  harpfe,  lierpfe,  liärpf;  md. 
harpe.  Davon:  ital.  arpa;  span.,  port., 
prov.  harpe  (Harfe);  prov.  arpar ;  afranz. 
harper ;  ital.  arpeggiare  (Harfe  spielen),  wie 
desgl.   nach   Diez    (s.    I,   33)    auch    neup. 

15  arpa;  span.,  prov.  harpe  (Kralle,  Haken); 
span.,  port.,  prov.  arpar;  nfranz.  harper 
(packen,  anhaken,  zerreissen) ;  ital.  arpicare, 
inerpicare  (klettern) ;  franz.  harpin  (Haken), 
se  harpigner  n.  se  harpailler  (sich  raufen); 

20  ital.  arpignone  (grosser  Haken),  arpione 
(TJiürangel) ;  span.  arpon;  jjo?-<.  arpao  ;/jvi>(^. 
harpon  (Harpune),  harpeau  (Enterhaken) 
etc.,  ivobei  Diez  annimmt,  dass  die  haken- 
ähnliche Gestalt  der  Harfe   Veranlassung 

25  zu  der  Bedtg.:  Kralle,  Haken  gegeben  hat. 
Vergl.  dagegen  M.Heyne  (Grimm,  TI^. 
IV,  474),  welcher  der  Ansicht  ist,  cZass  harpe 
in  der  Bedtg.:  Klaue,  Haken  sich  blos 
damit  gemischt  hat  n.  mit  lat.  liarpe  (sichel- 

30  förmiges  od.  krummes,  hakenförmigesSchivert), 
harpago  (Haken,  räuberischer  Mensch)  zu- 
sammenhängt, wobei  jedoch  zu  bemerken  ist, 
dass  lat.  harpe  loohl  entlehnt  od.  identisch 
ist  mit  griech.  arpe  (Sichel)  u.  harpago,  har- 

35  pax  mit  griech.  arpe  (Eaubvogel) ,  arpäzo 
(raube),  arpäge  (Haken)  zusammenhängt, 
welche  letzteren  Wörter  (cf.  Gurtius,pag. 
264)  mit  lat.  rapio,  rumpo  etc.,  bz.  imserm 
rofeu  etc.  zur  ]/  rap,    rup,    rump    etc.    ge- 

40  hfjren  sollen,  loährend  arpe  (Sichel)  von 
Curtius  (s.  daselbst)  mit  lat.  sarpo  u. 
carpo,  bz.  unserm  scharp  (s.  das.  u.  unter 
schrabben,  schräfe  etc.)  einer  ]/  sarp  od. 
skarp  zugelegt  werden.     Was  nun  aber  spe- 

45  ciell  dasgerm.  harpa  (Harfe)  betrifft  (wo- 
von denn  auch  lat.  harpa  [Harfe]  entlehnt 
sein  muss),  so  leitet  Fick  (II,  269)  dieses 
mit  lat.  crabro,  crepare;  griech.  skeraphos, 
skcrbolos    (schmähend,    scheltend  etc.)   etc.; 

50  kslav.  skripati  (strepere)  u.  ahd.  hröpan  (ru- 
fen, cf.  ropeu)  etc.  von  einer  ]/  skarp,  skarb 
(sonare)  ab,  ivobei  man  indessen  in  die  sehr 
grosse  Versuchung  kömmt  (vergl.  dieserhalb 
lat.  fragor  u.  frango,    bz.  an.  braka,  2»'««- 

55  .sein,  krachen  etc.  u.  brikan ,  brechen,  reis- 
sen  etc.,  soivie  an.  brestr,  Gekrache  etc.  u. 
ahd.  brestan,  bersten,  reissen  etc.  unter  bar- 
sten), um  anzunehmen,  dass  alle  von  Fick 
aufgeführten   Wurzeln  kar,  kar,  skar  urspr. 

GO  Schallwurzeln    waren,     die    aus   der   Grd- 


HARPEIS 


44 


HARS 


bedtg. :  sonare ,  od.  rauschen  ,  hinnen ,  don- 
nern, krachen  etc.  wieder  die  Bedtgn. :  bre- 
chen, bersten,  spalten,  hauen,  schlagen  (zu- 
recht hauen,  verfertigen  etc.,  cf.  y  tak,  taksh 
unter  düssol  etc.  u.  Fiele,  I,ü:a>)-  schneiden, 
schecren ,  scharren,  kratzen  (cf.  krahben  u. 
schrabben  etc.)  «.  viele  sonstige  Bedtgn.  ent- 
wickelte u.  dass  die  secundären  od.  tertiären 
Wurzeln  kart,  kard,  skart,  skanl,  skarp, 
skarb  etc.  od.  krat  etc.  nur  blosse  Weiter- 
bildungen von  skar  od.  kar  (cf.  Fick  we- 
gen der  M'urzeln  kar,  kar,  skar  in  I,  pag. 
41,  57,  2-3S  seq.,  sowie  an  andern  Stellen) 
sind.  Zu  harpe,  bz.  harp,  ahd.  harpha  ist 
noch  zu  bemerken,  dass  harp  im  nid.  ausser 
Ha  rfe  auch  die  Bedtg.  „Sieb"  hat  u.  ahd. 
harphä  auch  Benennung  eines  „Gerüstes 
zur  peinlichen  Bestrafung"  ist. 

liarpeis  od.  liarpeus,  harpfis,  gekochtes 
u.  geschäumtes  Harz,  gcwöhnlic/i  mit  etwas 
Schwefel  gemischt,  damit  es  etwas  heller  ti. 
glänzender  wird.  —  Nd.  (B  r.  Wb.)  baar- 
peus;  idd.  harpuis ;  )nnd.  harpois;  schwed. 
harpös  od.  (Bobrik)  harpOset;  dän.  har- 
pix.  Es  tcird  für  gewöhnlich  gebraucht,  um 
Masten,  Stangen,  Baaen  u.  andere  Holz- 
thede  des  obern  Schiffes  damit  zu  bestrei- 
chen, um  sie  vor  der  Fäuhiiss  zu  bewahren. 
Im  Sommer  u.  in  heissen  Gegenden  Jedoch 
werden  auch  die  kalfaterten  Nähte  des  Schif- 
fes mit  einem  Gemenge  von  harpeus  u.  zwei 
Uieilen  Pech  bestrichen,  iveil  harpeus  härter 
ist  als  Pech.  Die  Entstehung  u.  eigentliche 
Bedtg.  dieses  Wortes  betr.,  so  ist  die  Vor- 
sylbe  har  loohl  aus  hars  (Ilar.;)  gekürzt,  toie 
auch  harpeus  im  engl.  u.  in  andern  Spra- 
chen einfach  mit  resin ,  bz.  resiiia  bezeich- 
net tcird.  Den  zweiten  Thcil  pcus,  puis, 
pois  etc.  betr.,  so  entstammt  dieser  wohl  dem 
franz.  puiser  (schöpfen),  wonach  denn  liar- 
peus wohl  soviel  als  Schöpf  h  ar z  od.  g e- 
schöpftes  u.  geschäumtes  Harz  ist. 
Das  franz.  puiser,  prov.  pozar  (schöpfen) 
stammt  mit  ital.  pozzo,  ical.  putz,  sptan. 
pozo,  prov.  potz,  franz.  puits  (Brunnen,  cf. 
pütte)  u.  nhd.  Pfütze  von  lat.  puteus, 
während  unser  püssc  (Wassereimer,  od. 
Schöpfeimer,  bz.  Gefäss  zu  Flüssigkeiten, 
wie  z.  B.  auch  für  Thccr)  =  nd.  putse, 
nid.  puts,  schwed.  jiytts,  dän.  pöes  wohl  vom 
franz.  puiser  abzuleiten  ist,  wie  desgl.  auch 
unser  püssen  (schöpfen). 

här-pin  (Haar-Pein,  Haar-Weh),  Katzen- 
jammer. 

liär-pluH,  Werg  od.  gezujiftes  Tau  zum 
Kidfatrrn  der  Schiffe.  —  Nd.  (Bobrik, 
naut.  Wb.)  liarplüs;  nid.  harphiis.  Die  Vor- 
sglbe  här  od.  har  ist  wohl  ursjjr.  aus  liare 
gekürzt  n.  conncv  od.  ident.  mit  här  od. 
hare  (Flechse,  Sehncnbündel,  Sehnenstrang), 


als  Weiterbildung  von  har  (Flachs),  cf.  2 
här.  Die  zweite  Sglbe  plus  gehört  zu  plü- 
sen,  zupfen  etc. 
harre."  harr',  a)  hatte;  —  b)  hätte;  s. 
5  hebbcu.  Sprichw.:  harr'-ik  \\n  hebb'-ik  sunt 
brörs  west  (hätte-ich  u.  hab'-tch  sind  Brü- 
der gewesen).     Davon  Plural: 

1.  harren,  a)  hatten;  —  b)  hätten. 

2.  liarreii.  aushalten  od.  halten,  dauern, 
10  ausdauern,  bleiben  etc.;  he  kan  hir  wol  har- 
ren, bz.  ütharren.  Da  dieses  Wort  mit  har- 
den  in  der  zweiten  Bedtg.  begrifflich  so 
nahe  zusammenfällt,  so  scheint  es  fast  (auch 
hadde  wurde  ert^t  zu  harde  u.  dann  zu  harre) 

15  daj'aus  assimilirt  zu  sein.  Das  nd.  (Br. 
Wb.,  Däh)t  ert)  hsLYcea  Jiat  dieselbe  Bedtg. 
wie  unser  harren,  welches  übrigens  auch  mit 
mnld.  (KU.)  harren  (haerere,  commorari, 
durare)  identisch  sein  kann,  wie  desgl.  auch 

20  7nit  dem  mhd.  harren  (warten,  ausdauern), 
icoraus  das  nhd.  Jt  a  r  r  e  n  hervorging.  Da 
nun  KU.  zu  harren  den  Z u!<atz  sciwi  macht, 
so  ist  es  seJtr  leicht  möglich,  dass  das  an- 
scheinend  spät    u.    nur    vereinzelt   erschei- 

25  nende  mhd.  harren  aus  dem  and.,  fries.  har- 
ren  ins  Hochdeutsclie  überging  u.  dieses 
selbst  aus  harden  assimilirt  wurde,  da  es  zu 
hard  (cf.  durus  u.  durare)  jedenfalls  begriff- 
lich eben  so  nahe  u.  ivohl  noch  näher  liegt, 

30  wie  zu  hars  (stark  etc.),  od.  nhd.  harsch, 
womit  es  nach  il/.  Heyne  (cf.  Grimm'- 
sches  Wb.  unter  harren)  connex  sein  soll, 
indem  er  der  Ansicht  i'st,  dass  es  aus  ülterm 
harsen  entstand. 

35  hars,  .s/rt;7i;,  sehr  etc. ;  dat  kumd  d'r  hars 
up  an;  —  dat  stekd  so  hars  net;  —  dat 
schälde  so  hars-föl  (sehr-,  ^nächtig-,  unge- 
mein-viel)  net.  —  Wie  swit  od.  swith  (stark, 
sehr  etc)  mit  nhd.  (ge-)schw i n  d,  bz.  mhd. 

40  swinde  (kräftig,  stark,  heftig,  rasch  etc.)  zu- 
sammenhänf/t,  so  icird  auch  hars  mit  hard 
u.  ahd.  hrad,  hrat  (rasch  etc.),  horsk  (alacer, 
ccler,  pronitus),  rask,  rosk,  resche  (rasch 
etc.,  cf.  rad,  rat  u.  ras  od.  rask),  sowie  wei- 

45  tcr  mit  griech.  kärta  etc.  (cf.  hard)  wohl 
einer  u.  derselben  ]/  angehören.  Wegen 
ahd.  horsk  etc.  vergl.  indessen  Fick  (III, 
60),  der  dieses  Wort  mit  nhd.  lioss  (afries. 
hars,  hors  etc.,    cf.  hors)    u.   lat.  curro  zur 

50  ]/  skr.  car  (gehen)  stellt. 

Fraglich  bleibt  es,  ob  das  nhd.  harsch 
(crustatus,  rigidus,  durus,  wovon  harschen 
in  verharschen),  sowie  mnd.  (Seh.  u. 
L.)    harsch    (asper   etc.);    schott.    (Jamie- 

55  son)  hars,  harsk ;  engl,  harsh;  aengl.  harske, 
haske;  dän.  harsk;  schwed.  härsk  (auch  die 
Bedtg.:  ranzig,  galstrig,  bitter  etc.  kann 
sich  aus  stark  ergeben,  wie  loir  von  sol- 
cher Butter  ja  auch  sagen:  so  smekd  stark, 

60  od.  hed  'n  starken  [bz.  scharpen,  schrannen 


HAUS  HASS 


45 


HARTEN-AS 


etc.]  smäk)  u.  noriv.  harsk  in  harsk-log  ^ 
liardsleg  (Itart,  streng  etc.)  etc.  identisch  ist 
u.  demnacJi  nhd.  harsch  rt«<s  hars  ((/.  biirs 
=  Bursch)  entstand,  tvie  M.  Heyne  (s. 
G r i m m,  Wo.  unter  harre n)  anzunehmen 
scheint.  Oder  ist  das  erst  so  spät  erschei- 
nende nhd.  harsch,  soivie  vielleicht  auch 
das  engl,  harsh  u.  schott.  harsk  etc.  mit  isk 
=  nhd.  isch  von  einem  Stamm  har  (rauh, 
scharf  etc.  od.  hart,  dürr,  trocken  etc.)  wei- 
tergebildet, der  mit  1 ,  2  od.  3  hären ,  hz. 
den  darunter  erwähnten  altern  Verben  zu- 
sammenhängt, loozu  die  verschiedenen  Be- 
dtgn.  von  harsch,  bz.  engl,  harsh  etc.  auch 
sehr  gut  stimmen  '^  —  Zu  dem  unter  H  hä- 
ren (cf.  auch  har  lg)  erwähnten  mnld.  hae- 
reu,  bz.  mnd.  hären  (scharf  sein  etc.,  von 
der  Luft,  od.  vom  scharf  u.  trocken  wehen- 
den Ostwind)  gehört  ivahrscheinlich  ivenig- 
stens  auch  mnd.  (Seh.  u.  L.)  hart,  harje 
(scharf  anhaltender  trockner  Ostwind). 

liars,  hass,  Harz  (resina).  —  Nid.  hars ; 
mnld.  hars,  hers,  harts  «.  hcrst,  harst ;  mnd. 
(Seh.  u.  L.)  hart,  hars,  has;  ahd.,  mhd. 
harz  (bi turnen,  Harz)  mit  den  Weiterbil- 
dungen: harzol,harzel('Pec/i),harzuh,  harzoh, 
harzoch  (Harz,  Pech). 

Es  ist  der  aus  den  Bäumen  fliessende, 
quellende  od.  hervorbrechende  Saft 
(Feuchtigkeit,  Nasses  etc.)  u.  stellt  Fi  c  k  (1, 47) 
dieses  Wo7-t  daher  zu  kard,  netzen,  ausbrechen. 

harsen,  Gehirn;  fig.  (nur  im  Plur.)  auch 
statt:  Kopf,  Verstand,  Denkvermögen,  Ge- 
danke, Sinn  etc. ;  't  f  äld  hum  in  de  harsens  ; 
—  dat  is  mi  noit  in  de  harsens  kamen,  dat 
ik  dat  ferseilen  wul'.  —  Nid.  hersen;  mnld. 
herssen.  Ist  unser  brägen  tcirklich  als 
weiche  breiartige  Masse  zufassen, 
so  würde  mnld.  herssen  od.  hersen  (vergl. 
auch  Grütze  in  der  Bedtg.  Gehirn  etc.) 
leicht  mit  mnld.,  mnd.  herse ;  ahd.  hirsc 
(Hirse,  milium)  connex  sein  können,  zumal 
wenn  man  erwägt  (cf.  mnd.  herse  bei  Seh. 
u.  L.),  dass  dieses  Wort  auch  mit  „Reis"' 
übersetzt  tvird  u.  auch  das  mhd.  hirse  niclit 
allein  die  betr.  Pflanze  u.  Frucht,  sondern 
auch  die  daraus  bereitete  breiige  Speise 
bezeichnet.  Oder  darf  man  es  mit  an.  hjarsi, 
hiassi  (Haupt,  Grdform  hersan?)  u.  weiter 
dem  (ahd.  ?,  cf.  0.  Scha  d e)  harsenier,  her- 
senier  (Kopjfbedeckung  unter  dem  Helm)  zu 
einem  Thema  harsan  =  idg.  (Fick,  I,  58) 
karsan  od.  karasan  (cf.  skr.  girshan,  Haupt) 
stellen  cds  Weiterbildung  von  karsa,  karas 
(cf.  skr.  qiraiS,  Hau2}t;  griech.  köise,  Schläfe 
etc.)? 

här-spit  od.  aMc/tliär-stapel,  zum  Schürf- 
zeug gehörender  kleiner  Amboss,  worauf  die 
Sensen  gedengelt,  bz.  geschärft  (cf.  2  hären) 
werden. 


1.  hart,  s.  hard. 

2.  hart,  Herz;  fig.  Math  etc.,  Gemüth, 
Sinn,  Denkungsart.  liedensart .  u.  Sprichw.: 
wen  du  nn  't  hart    wer    host    un    kumst  mi 

5  wer  in  min  hi'is,  den  kuinst  du  rüggels  to 
de  dür  üt;  —  sin  hart  (od.  mud)  sakd  hum 
in  de  bencn  (od.  hasen,  bükse) ;  —  d'r  sitt 
gen  göd  hart  in  hum ;  —  lie  freide  sük  so, 
(lat  hum  't  hart  iu  't  llf  d'r  faii  lachde;  — 

10  wen  de  buk  lul  is,  is  't  hart  bilde,  od.  hed 
't  begereud  hartje  rüst;  —  siu  hart  ligd 
hum  up  de  tung' ;  —  he  dragt  hum  in  sin 
hart;  —  he  hed  wat  up  't  hart;  —  't  hart 
drükt  hum,    od.  is  hum  swär ;    —    wat    net 

15  fan  harten  kumd,  geid  net  to  harten  ;  —  dat 
snidt  hum  iu  't  hart ;  —  dat  hart  trilld  hum ; 
—  in  't  hart  (hnierste)  fan  de  hörn;  —  ik 
heb'  hum  'n  klam  an  't  hart  gefen  (ich  habe 
ihn  stark  gerührt) ;   —    't  hart  wil  sin  kla- 

20  ger  (Jemanden  dem  man  klagt)  hebben;  — 
he  mäkd  iit  sin  hart  giii  mördkül;  —  mund 
wat  sprekst  du?  hart  wat  denkst  du?  —  Nd., 
nid.  hart;  mnd.  harte,  herte;  mnld.  hert, 
herte;  afries.  hirte.  herte;  wfries.  lierte;  as. 

25  herta,  herte;  ags.  heorte,  hiorte;  engl.  hea.rt; 
schott.  hart,  heart;  an.,  nono.  hjarta,  hjerta; 
schwed.  hjerta,  hjarta;  dän.  hjerte;  goth. 
hairto;  ahd.  herza;  mhd.  herza,  herz;  lat. 
cor  (cord,  cordis) ;  griech.  ker  (kerd)  u.  kar- 

30  dia,  kradl'a ;  air.  cride ;  Iit.  szirdis ;  kslav. 
scriidice ;  ze7ul.  zarezdan  u.  zaredhaya ;  j^'^i's., 
npers.,  buchar.,  bal.  kurd;  arm.  girt;  südoss. 
zarda;  dig.  zerde;  tag.  zärda;  skr.  hyd, 
hrdaya  u.  härdi.     Zweifelhaft,  ob  Grdform: 

35  karda,  od.  skarda,  kharda.  Die  Grdbdtg. 
ist  ivohl:  Schlagendes ,  Klopjfendes,  Pulsi- 
rendes, Stossendes  etc.,  od.  Hüpfendes,  Spjrin- 
gendes,  sich  Auf-  u.  Nieder-beioegendes  etc. 

3.  hart,  Hirsch.  —  Nd.  hart ;  mnd.  harte, 
40  herte;   nid.   hert;    mnld.    hert,  herte,    hirt; 

wfries.  hert;  nfries.  (Outzen)  hjört,  hert; 
as.  (hirut,  hirt) ;  ags.  heorot,  heort ;  engl. 
hart ;  an.  hjörtr,  bjartar,  Plur.  hirtir ;  norw., 
schwed.,    dän.    hjort ;   goth.  (hairuts) ;    ahd. 

45  hiruz,  hirz;  mhd.  hirz,  hirze.  Die  Stamm- 
form heruta,  hairuta  etc.  bezeichnet  wohl 
ein  gehörntes  Etwas,  sodass  dieses  Wort 
ebenso  loie  cambr.  carw ,  lat.  cervus  (Hirsch) 
mit  griech.    keras    (Hörn,    Geweih),    keraös 

50  (gehörnt),  zend.  qi-va,  (Hörn,  Nagel)  etc., 
bz.  lat.  cornu  (cf.  hörn  w.  auch  hörn)  zu 
einer  y  gehört. 

hart-blöd,  Herzblut. 

hart-brekend,  hart-bräkend,  herzbrechend. 

55  hart-bak,  hartc-buk,  Hirschbock;  hartje- 
buk,  kleiner  Hirschbock. 

1.  hartelk,  s.  hardelik  etc. 

2.  hartelk,  s.  2  hartlik. 

\ia,rUn-a,H,  Herz- Ass;  harten-Luretc,  Hers- 
GO  bauer  etc. 


HÄRTEKS-BLIDE  46                          HASE  HAS^ 

hait(Mis-lili(lo,  herceusfroh.  weshuUi  denn  auch   Fick    es  für   möglich 

iiartiMi>^-?:ö(l,  herzensgut.  hält,  dass  ^atja/ür  ?asa,  hz.  idg-ka^a.    steht, 

1.  Iiarijc.  a)  Herzchen  ;  fig.  I.iehUng  etc.;  wtts  indessen  auch  sehr  fraglich    ist,  zumal 

—  b)  Saugeentil  einer  Puinj'e.  da  es  eine  entsprechende  |'    auch  für  diese 

2.  hartje,    /deiner  junger  Hirsch,  Ilirch-  5  Form   (d.  h.    der  Bedtg.  nach)    nicht  gieht. 
lein.  Ifält  man  sich   alter  lediglich  an  das  gerin. 

härtjp,  Härchen.  hasa  (vergl,  auch  wegen  lci)us  als  der  Lichte 

hai'tis;,    a)    herzig    (nur    in    Compos.    als  od.  Graue  von  der  griech.  y  lainp,   glän- 

göilhartig  etc.);    —    b)  herzhaft,  tapfer  etc.  zen  etc.  bei  G.  Curtius,  360),  so  liegt  die 

hait-kloppen,  Herzklopfen.  10    Vermuthung    sehr    nahe,    dass    es    mit  ahd. 

Iiart-kiilc.  Hcrzgrulic.  hasaii,  luisauo   (politus,  vonustus) ;  at/s.  hasii, 

1.  Iiai't-lik;  /.  7.  liardelik  etc.  lieasu  (glänzoid,  grau,   gelblich  grau,  grau- 

2.  Iiart-lik,  liartolk,  herzlich  etc.;    bart-  braun);  an.  hoss,  hu^svAu  (aschbraun,  licht- 
lik  larhpii  etc.  gi'C'O;  Z"^-  cäiius,  cdt :    casnus    (iveiss,  licht- 

liartoi;.  n.  liortog.  15  grau),    osk.    casnar    (<ler  Alte,   od.    Graue, 

luwi-s'i'V,  h'AVls'iv,  Herzweh,  Herzleid  etc. ;  Greise,  Greis),    soivie    niögliclterweise  auch 

sin  kindcr  heblieii  bum  al  föl  hartsör  mäkil ;  mit  ags.  här;    engl,  hoar   (grau);   an.   bärr, 

—  be  is  fall  harts;lr  stürfen.  hiir  (grau,  grauhaarig),  haera.  (graues  Haar) 
hart-sla^,    a)    Herzschlag ;   —    b)    Herz,  etc.  zusammenhängt  n.  demnach   der  Hase 

LutKie  u.  Leber,  bz.  Alles  was  zum  Vertrieb  20  nrspr.  ebenso  wie  der  litis  (cf.  ulke  u. 
des  Blutes  dient.  —  Fngl.  bartslet.  unter  ollen)  u.  viele  andere  Thiere  nach  der 
harts-tocht  (Herzenszug ,  Zug  des  Her-  Farbe  seiner  Haare  benannt  wurde.  Für 
zens),  Neigung,  Leidenschaft  etc.;  lie  lett  hasa,  hasu  etc  u.  lat.  CdSnus  etc.  loäre  dann 
sük  fall  shi  bartstocbti'ii  undorkrigen.  (wie  für  Icjms,  leporis  [cf.  auch  liiupidiis  u. 
här-tug,  s.  bargöd.  25  liparis,  sowie  lit.  Icpsiia,  Flamme,  sowie 
här-wal,  s.  horwal.  griech.  lämpö,  lampter,  Jampä.s  etc.]  eine  y 
liäi'-was,  od.  palliar,  Haarwachs,  bz.  die  lap,  lamp,  glänzen,  scheinen ,  brennoi,  flam- 
weissgelblichen ,  lederartigen  Flechsen  od.  men  etc.)  für  hase  eine  y  kas  (glänzen 
Sehnenbündel  (Muskel  -  Stränge  etc.)  im  etc.,  cf.  Grass  mann  ivegen  caks  aus  kas 
Fleisch,  welche  afries.  waldawaxe  u.  wang.  30  etc.)  anzusetzen,  wie  man  bei  baso  als  den 
waliwax  genannt  werden.  Wegen  des  ersten  Ljichten  od.  Gra  uen,  bz.  Lichtgrauen 
Theils  bar  (was  nicht  mit  1  bar  [criiiis]  od.  glänz  end  Grauen  vielleicht  auch  an 
identisch  ist)  vergl.  2  bar.  Wegen  was  den  Zusammenhang  des  uralten  Hasenna- 
vergl.  was  in  gewas,  wasdöui,  wassen,  da  men  L.ampe  (oh  urs2)r.  nd.,  weil  er  im 
dieses  Wort  wohl  dieselbe  Bedtg.  toie  gewas  35  Beineke  Fuchs  so  heisst?)  mit  griech. 
(Geicächs,  Gebilde  etc.)  hat  u.  demnach  bar-  lampö  (leuchten,  glänzen)  denken  könnte, 
was  soviel  loie  Flechsen- G ew ächs  ist,  tvomit  auch  sehr  gut  das  goth.,  as.  lamb; 
bz.  ein  Etwas  bezeichnet,  ivas  tvie  eine  ahd.  lanib,  lamp;  mhd.  lamp  (Lamm)  con- 
Flechse  od.  Strang  gewachsen  od.  ein  nex  sein  kann,  da  es  sehr  wohl  möglich  ist, 
Flechsen- Gebilde  ist.  40  dass  auch  dieses  seinen  Namen  von  der 
1.  hase,  lius',  a)  /fase  (lepus).  Sprichiv.:  weissen  od.  blanken,  hellen,  reinen 
dar  man  't  am  mindsten  ferwacbt,  spriiigd  Farbe  seines  Vliesses  hat.  Vergl.  dieser- 
de  hase  iit  de  gracbt ;  —  b)  das  zarte  Stück  halb  auch  lat.  agnus,  kslav.  agne  (Lamm) 
Muskeljleisch  zwischen  Bippen  u.  Nieren,  zu  skr.  agni  (Feuer,  Feuergott) ,  lat.  ignis, 
bz.  unter  dem  sog.  dünnen  Mürbebraten,  45  lit.  ugnis,  kslav.  ogui  (Feuer);  skr.  aiigära, 
welches  man  hier  rtwc/t  papen-hörn  nennt  u.  lit.  anglis,  kslav.  agH  (Kohle),  welche  letz- 
ein ganz  vorzügliches  Beefsteak  liefert.  —  teren  Wörter  Fick  mit  griech.  'ägamai,  äga- 
Nd.,  mnd.  baso;  7dd.  haas  ;  mnld.  baose,  nös,  kgA'pÄö  u.  skr.  akiu  (Salbe ;  lichte  Farbe, 
hase;  wang.  (Ehr  entr aut,  I,  370)  bäze ;  Strahl)  etc.  etc.  zur  y  ag,  ang  (salben,  be- 
wfries.  (Japi.v)  haeze;  ahd.  baso;  mhd.  50  streichen,  glänzend  od.  blank  machen  etc.), 
hase,  has;  ags.  hara ;  engl,  bare;  an.  heri ;  bz.  skr.  anj  (salben,  .schmücken,  verlier rli- 
isl.  heri;  norw.  hare  u.  (provinziell)  hara,  chen)  stellt,  während  er  dagegen  (ob  mit 
haera ;  schwed.,  dän.  hare.  Davon:  franz.  Becht??)  lat.  agnus  etc.  mit  kslav.  azno, 
hase  (Weibchen  des  Hasen)  ti.  norm,  (von  skr.  ajina  (Vliess)  unter  y  ag,  bz.  skr.  aj 
an.  heri)  heri  (Hase).  Fick  (u.  auch  An-  55  (treiben  etc.,  cf.  lat.  ago)  aufführt, 
dere)  vergleichen  dieses  Wort  mit  apreuss.  Wegen  base  als  Läufer,  Benner  etc. 
sasis,  skr.  ^a«,-a  (Hase),  was  vielcrseits  von  vergl.  auch  noch  unter  2  hast  am  Schlüsse. 
einer  y  gag  (springen)  abgeleitet  wird,  die  aber  2.  hase,  häs",  Strumpf,  Beinbedeckung  od. 
gar  nicht  existirt  u.  nur  von  den  Gramma-  Beinkleid,  bz.  ein  Etwas,  was  man  über  od. 
tikern  für   i.aga  ersonnen   zu   sein  scheint,  60  um  das  Bein  zieht  od.  womit  man  das  Bein 


HASEN-  HAS-BAND 


47 


HASKE-TID 


bekleidet  u.  hedecht;  he  hed  'n  pär  hasen 
fan  hundefellen  makon  laten ;  —  wullcn  ha- 
sen ;  —  Sprichio. :  de  möd  (od.  dat  hart) 
sakd  hum  iu  de  hasen,  od.  büksen;  —  od. 
auch:  he  lett  de  möd  iu  de  hasen  sakkeu ; 
—  Nd.  hase  (Strumpf);  mnd.  hose,  hase 
(Beinkleid;  auch  caliga,  caligula) ;  nid.  hoos 
(Strumpf);  mnld.  (KU.)  hose  (caliga,  ocrea, 
theca  coriact'a;  ivfries.  (Hindelupeii)  lioos; 
tvaiig.  (Ehrentraut,  I,  373)  hiize;  vfries. 
(Outzen)  hase,  hose;  mdfries.  hasse 
(Strumpf) ;  ags.  hose  (wohl  nur  in  hose-bend, 
Strumpfband) ;  engl,  hose  (Beinkleid,  Hosen; 
Strumpf ;  Schlauch  an  Feuerspritzen ;  Hülse; 
Büchse;  Schlund,  Hals,  Kehle  etc.) ;  an.  hosa ; 
isl.  hosa  (caliga;  Strumpf);  norw.  hosa  u. 
(mdaHl.)  hoso,  husu ;  dän.  hose  (Strumpf); 
ahd.  hosä ;  mhd.  hose  (Beinbekleidung,  Hose 
od.  Strumpf.  Vergl.  nhd.  Hose  (Bein- 
kleid) II.  Wasser-,  Sand-,  Wind -Hose. 
Davon:  ital.  iiosa ;  aspan.  huesa;  aport. 
osa ;  afranz.  hose ;  kgmr.  hos ;  mlat.  hosa, 
osa  (Beinbekleidung,  Gamasche);  franz. 
houseau  (dasselbe);  ital.  usatto  (Stiefel). 
Fick  (II,  325)  vergleicht  dieses  Wort  mit 
kslav.  kosulja  (indusium)  zu  kslav.  kosi,  kosa, 
bz.  einem  Thema  kasa  (Korb),  ivozu  er  auch 
lat.  quälum,  quasillum  stellt.  Liegt  es  in- 
dessen nicht  näher,  dieses  Wort  mit  skr. 
kosha  (Behälter,  Gehäuse;  speciell:  Fass, 
Kufe;  Eimer,  Gefäss,  Kasten,  Truhe ;  Schatz, 
Knospe;  Schale,  Hülse  etc.,  cf.  ags.  pisan- 
hosa  =  Erbsen-Hülse,  bei  Outzen  unter 
hase),  hz.  dem  goth.  huzd  (Hort,  Schutz; 
Schatz  etc.)  u.  lat.  cust  (in  custos),  sowie 
weiter  von  einer  für  hüs  (Haus  etc.,  cf.  hüs 
u.  hüske)  u.  lat.  cura,  curare  etc.  cmzu- 
setzenden  y  kus  (germ.  hus)  abzuleiten,  wozu 
auch  an.  hauss  (Schädel,  od.  Behälter  des 
Gehirns)  u.  Anderes  (cf.  Fick,  I,  51)  ge- 
hört, da,  diesem  Worte  doch  wohl  ebenso 
wie  schö  (Schuh)  eine  y  mit  der  Bedtg.: 
decken,  bedecken,  verhüllen,  bergen,  sichern, 
hüten  etc.,  bz.  fassen,  halten,  in  sich  fassen, 
umschliessen  etc.  zu  Grunde  liegt,  zu  der 
auch  lat.  cura  etc.  gehört.  Vergl.  auch 
kause  u.  dazu,  dass  auch  hase,  hose  wahr- 
scheinl.  von  jeher  die  Bedtg.:  Gefäss,  Be- 
hälter ,  Eimer  etc. ,  bz.  Hohlgefäss  od.  ein 
Etwas,  was  ein  Anderes  einfasst  u.  um- 
schliesst  (wie  z.  B.  auch  ein  Schädel,  od. 
Kopf  etc. ,  cf.  kop ,  kopke)  etc.  hatte  (wie 
an.  hauss  u.  skr.  kosha  etc.),  sowie  ferner 
auch  ose,  osen,  welch  Letzteres  seine  Bedtg. 
schöpfen  eboiso  von  ose  (Gefäss  etc.)  er- 
hielt, wie  püsseu  von  püsse  (cf.  unter  har- 
peis),  pütten  von  pütte  etc.  u.  wie  ose  an- 
scheinend dasselbe  Wort  ist,  loie  hose. 

hasen-,  häs-baiid,  Strumpfband. 

liäse-,  häs-bäseii,  sehr  eilig  u.  hastig  um- 


herlaufen u.  rennen,  überaus  eilig  u.  ge- 
schäftig thun  etc. ;  he  häs-bäsd  herum,  as 
of  lie  't  all'  beriten  uu  ofmaken  mut ,  wat 
d'r  droks  to  dun  is;  —  du  brükst  net  so 
5  hils-biisen,  du  best  tid  genug.  —  Nd.  (Br. 
Wb.,  Schätze  etc)  häse])esen,  häsebesen, 
hastbassen,  haspassen,  bz.  hesebesen ,  hissc- 
bissen ,  heesbesen;  nid.  hassebassen.  häs, 
häse  etc.  ioird  wohl  aus  älterm  haeste,  haste, 

10  (hastig  etc.,  cf.  hast,  bald  etc.)  entstanden  sein, 

während  bäsen,  besen  mit  basen  u.  bisen  ver- 

wandt  sein  wird,  worüber  Weiteres  unter  bäsig. 

häse-,  hSs-biisig,  s.  unter  bäsig. 

hase-blöme,  haseblome,  Hauhechel  (ononis 

15  spiaosa). 

hase-hakke,  liäs-Iiak,  lähmende  Geschwulst 
auf   der    Beugesehne    des    Hinterbeins    der 
Pferde.  —  Nid.  hazen-hak. 
hasel-uöte,  s.  häsnöte. 

20      haseu-breidstet',  Strumpfstrickerin. 

liasen-drager,    Einer   der  mit  Strümpfen 
hausirt. 

\iaHeii-fi\h\k,westfälischer  Strumjjfhändler. 
hasoii-t'iis ,  der  kugelrunde  Staubpilz,  od. 

25  Bovist,  auch  püster  genannt.  Möglich,  dass 
der  Volksglaube  annahm,  dass  dieser  Staub- 
pilz (cf.  2  fis)  von  Hasen  stammt.  Oder  ist 
dieses  hasen  mit  dem  unter  1  hase  erwähn- 
ten ahd.  hasen   identisch,    tceil    der    Bocist 

30  glänz end  hellg  r  a u  ist ? 

hasen-mund,  Hasenmund,  gespaltene  Ober- 
lippe. 

hasen-pad,  Hasenpfad ;  he  kos  (wählte)  't 
hasenpad. 

35  hase-wind,  ein  plötzlich  u.  unerwartet 
kommender  heftiger  Windstoss ;  sünderbar 
wast,  dar  is  güster  morgen  under  Nörderne 
mit  'n  mal  bi  still  wer  so  'n  wind  längs  gän, 
dat  alle  schäpcn  up    de    sid    laggen.      Och! 

40  dat  is  'n  hase  wind  west.  —  Wang.  (Ehren- 
traut, I,  370)  häze-wiu  (Windstoss).  Im 
nid.  u.  mnld.  ist  haze-wind  od.  hase-wind 
soviel  als:  WindJtund,  od.  canis  lepora- 
rius,  canis  venaticus,  vertagus. 

45  häsk,  hasenfarbig,  licht-  od.  mattgrau, 
greis,  ohne  Ausdruck,  matt;  dat  göd  od.  de 
lücht  sügt  so  häsk  üt;  —  dat  is  so  'u  häs- 
ken  klör.  Vergl.  unter  1  hase  das  ahd. 
hasan  etc. ,    ivomit   es  tvohl  eher  connex  ist 

50  als  mit  hase.     Die  F'orm  hask  ist  wohl  aus 
haesik    =    haesich    (graulich,    od.    grauig, 
greisig,  lichtgrauig  etc.,  cf.  ags.  haesu,  hasu ; 
ahd.  hasan)  contrahirt. 
haske,  Häschen. 

55  häske-tid,  alte  graue  Zeit,  vergangene  od. 
Olimszeit,  Vorzeit,  Jugendzeit  etc.;  iu  de 
olde  häsketiden  (in  den  alten  längstvergan- 
genen grauen  Zeiten)  do  sag  't  iu  de  weit 
gans  anders    üt  as   nu;   —   he  fertellde  uns 

60  altid   fau    de    olde   häsketiden;  —    dat  sunt 


HAS-XOETE  HASELNOETE 


48 


HAST 


fertellsels  üt  siu  biiskctiilen.  —  Wohl  soviel 
als  Zeit,  wo  Hase  noch  Häschen  war 
u.  so  =  Jucfcndzeit.  Oder  steckt  in  diesem 
häske  auch  das  acfs.  hasu  (t/rau  etc.,  cf.  häsk)  V 

häs-nÜte,  haselndte  (Flur,  häsnoton),  IIa- 
selnus.'<.  —  Xld.  hazelnoot;  /((/.  baasol-,  lias- 
sel-nöte.  J)as  Wort  hasel ,  ahd.  basal,  ha- 
sala;  an.  hasl ;  a(/s.  liiisel,  hiisl  scheint  mit 
dem  unter  1  hase  erwähnten  ahd.  hasau  u. 
ags.  hasu  etc.  verwandt,  wo)iach  wohl  au- 
zunehmen  ist,  dass  diese  Staude  (hz.  dieser 
Baum)  nach  der  hellgrauen  Farbe  ihrer 
Binde  u.  Frucht  so  benannt  ist,  ähnlich 
wie  die  Birke  ihren  Namen  wahrscheinl. 
von  der  weissen  Binde  trägt.  Vergl.  dieser- 
halh  auih  Hasel- Eiche  etc.  u.  den  Fisch- 
namcn  H  a  s  e  l.  Ha  ssel,  wobei  auch  wohl 
anzunehmen  ist,  dass  diesen  Wörterii  gleich- 
falls die  von  der  y  has  =  skr.  kas  (cf. 
unter  1  hase)  ausgehende  Bedtg. :  glänzend, 
hell,  weiss,  licht  etc.  zu  Grunde  liegt  u. 
demnach  hasal  ebenso  wie  liasan  etc.  urspr. 
die  Bcdtg. :  glänzend,  hell  etc.  hatte. 

hHH\)e\,  Haspcl,  Winde,  Garnwinde,  Dreh- 
rad,  od.  ein  drehbares  u.  sich  drehendes 
Etwas,  womit  od.  worauf  man  Etwas  tvin- 
det;  gif  mi  de  haspel  (od.  gärnhaspel)  her, 
ik  wil  dat  gärn  fan  de  spül  haspeln.  Sprichw.: 
dat  pasd  as  de  haspel  up  de  kOlpot.  —  Nd., 
mnd. ,  nhl.  haspel;  mnld.  (KU.)  haspel 
(rhombiis,  girgillus  etc.) ;  ahd.  haspil ;  inhd. 
haspel  (Haspel,  Winde  etc.)  ;  schwed.  haspel. 
Wohl  aus  haspila  gekürzt  als  Weiterbildung 
von  ahd.  haspa;  mhd.  haspe  (Haspe,  J'hiir- 
haken ,  od.  Haken,  Klammer  etc.);  mhd. 
haspe  (Haspel,  Garmcindc) ;  nd.,  mnd.  hespe, 
haspe;  nid.  hespe  (Haspe,  Thürangcl) ;  loang. 
(E  hre  n  trau  t,  I,  3  70)  häsp  (Krampe) ; 
mnld.  (KU.)  haspe  (rhombus,  girgillus,  ala- 
brum) ;  an.,  isl.  hespa  (fil)uJa;  spira,  girgil- 
lus); schwed.  haspe  (Thiirriegcl;  Haspe, 
Hespe  an  einer  Thür ,  tvomit  die  Thiir  in 
die  Angeln  eingehängt  wird;  Haspe  an  einer 
Salzpfanne);  dün.  haspe  (Haspcl,  Weife); 
nfries. ,  bz.  nordbidl.  (0  utzen,  s.  unter 
reel)  heesp,  heespe  (Haspel);  engl,  hasp 
(Schlicsshaken,  Krampe,  Bieget  etc. ;  Has- 
2)el).  Da  ahd.  haspe  \i.  an.  hespe  fast  das- 
selbe besagt  icic  unser  gaspe  u.  dies  loahr- 
scheinl.  aus  gapse  (cf.  auch  Wespe  aus 
wepse)  versetzt  ist,  so  ist  es  auch  sehr  denk- 
bar, dass  auch  haspe  aus  hapse  versetzt  ist 
u.  im  ags.  häps,  bz.  häpsa,  hapsa  (Haspe, 
Kettet,  Spange,  clustella)  die  unversetzte  u. 
richtigere  Form  erhcdien  blieb,  die  meines 
Erachtens  (cf.  gaps  von  gapen)  mit  nhd. 
h  aben  u.  heben  (cf.  hcbben,  heffen  u. 
auch  höp,  Haufe),  sowie  wohl  auch  büft 
(Hüfte,  cf.  mnld.  [KU.]  hespe  =  perna, 
petasü)  zu  der  allgemeinen  germ.  y  hap  od. 


haf  (hifan,  haf,  bufun)  =  lat.  cap  (greifen, 
fassen  [fesseln,  binden,  heften],  nehmen,  hal- 
ten, heben  etc.)  gehört  u.  wonach  hapsa  (ver- 
setzt haspa)  dann  ein:  greifendes,  fassendes, 
5  haltendes,  hebendes  etc.  Etwas  bezeichnete, 
dem  formell  u.  begrifflich  auch  das  lat. 
capsa  entspricht.  Ob  nun  aber  das  Wort 
haspa  u.  haspel  r(7s  Winde  ein  Zug  ding 
od.  Hebezeug,    od.    ein  Etwas,    ivas  ein 

10  Anderes  greift,  fasst,  zieht,  an-  u.  auf- 
zieht bedeutete,  lasse  ich  dahin  gestellt  sein, 
da  die  Jetzigen  ausei)tandcrgchendcit  Ik'dtgn. 
von  Haspe  u.  Haspel  doch  jedenfalls  aus 
einer  u.  derselben  Grdbdtg.  hervorgingen. 

1.5  huspelii,  haspeln,  winden,  ziehen,  reissen, 
sich  eilig  u.  schnell  bewegen,  sich  abreissen 
u.  abmühe)!,  inülisam  arbeiten  etc. ;  garii  has- 
peln, bz.  oü-,  up-haspeln ;  —  he  haspeld  (od. 
ritt,  arbcidt  etc.)  sük  hast  of,  um  mit  luini  to 

20  gliktjr  tid  klär  to  wordeu ;  —  he  haspekl 
(windet  od.  zerrt,  reisst  etc.)  sük  d'r  in  fast ; 
—  he  haspeld  't  all'  dür  'nand{r  (er  zerrt 
od.  zieht,  reisst,  mischt  etc.  Alles  durch- 
einander); —  he  haspeld  d'r  altul  tegen  an 

2.5  (er  arbeitet  immer  dagegen  an ,  —  sträubt 
sich  stets  dagegen,  —  bezeigt  sich  stets  tci- 
derspenstig  etc.),  wen  he  mit  sal ;  —  he  hed 
sük  d'r  wer  üt  liaspeld  (herausgchaspelt  od. 
herausgewunden,    herausgearbeitet    etc.,    bz. 

30  daraus  befreit);  —  flg.:  schnell  reden;  he 
haspeld  dat  man  all'  so  herüt,  wen  he  wat 
fertclld;  —  überhaupt:  reden,  sprechen,  ver- 
handeln ;  se  hebben  dat  all'  mit  'nander  of- 
haspeld    (verabredet,    abgehandelt   u.  durch- 

35  gesprochen  etc.) ;  —  wat  heb'  ji  dar  wer  mit 
'nander  to  ferhaspeln  (zu  bespirechen  od.  zu 
verabreden  u.  zu  verhandeln). 
liass,  s.  hars  (resina). 
hässlik,  hässelk,  liesselk,  hässlich;   he 

40  sucht  man  hösselk  üt.  —  Es  wird  oft  in 
der  Bcdtg. :  ungemein,  sehr  etc.  cds  Verstär-- 
kung  gebraucht,  ivie  z.  B.  hasselk  möi  (sehr 
schön) ;  —  hässelk  mal  (sehr  schlecht,  sehr 
hässlich  etc.);  —  hässelk  düster  etc.     Es  ist 

45  das  aus  dem  nhd.  übernommene  hässlich 
=  ahd.  bazlili  etc.,  cf.  hätlik. 

hus-.sokke,  das  untere  Ende  des  Strum- 
pfes (s.  2  hase) ,  soweit  derselbe  den  Fuss 
bekleidet;    he  löpd,    od.  geid   up  bässokkenj 

50  (er  läuft,  od.  geht  ohne  weitere  Fassbeklei- 
dung auf  blossen  Strümpfen,  bz.  er  gehi 
leise,  schleicht  etc.).     cf.  sokke. 

1.  Ilast,  hastig,  eilig,  rasch,  bald,  näcÄ-j 
stens,    beinahe,  fast  etc. ;    wat    to    hast    ge- 

55  scbüdt,  Word  seiden  göd ;  —  du  must  net  so| 
hast  lopen ;  —  kuni  hast  insen    wer ;    —    il 
kau  't  liäst    net    dun ;    —    dat    regend    hast 
gans  net;  — dat  perd  hügd  so  na  de  hafer,j 
dat  't  hast  net  ofwachten  kan,  dat  de  haferl 

CO  in  de   krübbe    dän    word.    —    Afries.    hast,! 


tlAST                              40  HAl: 

haest ;  nid.  haast ;  mnld.  haest  (festinus) ;  nd.  seiner  Bedtg.   nach  vollständig  in  der  Luft 

hASt  (eilends,  bcdd) ;  mnd.  (Seh.  u.  L.)  haste,  hängt   u.  ich  dafür   lieher   (d.  h.  für  heist, 

beste,  heyste    (Adj.  hastig,  übereilt,  erregt,  haest   u.  für    unser  his  etc)    ein    verlornes 

aufbrausend,  zornig  etc.),  —    liaste,  liaestc,  hisan  (se  movere,  ire,  currere  etc.)  ansetzen 

haiste  (Adv.  hastig,  schnell);  ags.  liaost  (vio-     5  möchte,  ivozuja  auch  liase  (lepus)  gut  stimmt, 

lentus) ;  an.,  isl.  liastr    (trux,  immitis) ;  ahd.  sofern  man  annimmt,  dass  die  Grdbdtg.  die- 

heist  od.  heisti  (vehemens,  violentus).     Vergl.  ses    Wortes:   Läufer,    lienner  etc.    ist. 

weiter:  Wegen  hast  etc.  vo7i  einer  y  has,  kas,    bz. 

2.  hast,    Hast,  Eile,   Eifer,  Aufregung,  his,    kis    (se  movere,    ire,    currere   etc.)    cf. 

Uebereilung  etc. ;  wat  hest  du  für  hast  (od.  10  auch  drift,  driftig  etc.  von  drifen. 

drift  etc.),  dat  du  al  wer  fürt  wilt?  —  wat  hasten,    hasten,  eilen,  rennen,    (sich)  an- 

man  in  liäst  un  drift  deid,  word  seiden  göd ;  strengen,  beeilen,  sputen  etc. ;    he   schal  net 

—  lie  kwam  so  in  hast,  dat  he  hei  uet  wus',  hasten,  al  wen  't  ök  brannd ;  —  dat  hästd 
wat  he  sä';    —   he   de    od.  sä'   dat  in  hast;  hei  net  so;    —    he  kau   d'r  hei   nich    tegen 

—  Sprichw.:  alle  hast  is  gm  spöd.  —  Afries.  15  hasten;  —  he  hastd  sük  gewaldig,  um  mit 
hast,  haest ;  ufries.  haeste ;  nid.  haast ;  mnld.  to  kamen  ;  —  du  must  di  wat  hasten,  dat 
haeste  (festinatio,  festiaautia,  properatio) ;  nd.  du  klär  wordst ;  —  he  aferhästd  sük.  — 
hast;  mnd.  hast  (Eile,  Eifer,  Aufregung,  Nid.  haasten ;  midd.  haesten  (festinare,  ce- 
Zorn);  an.,  isl.  hastr  (Eile  etc.).  Die  deut-  lerare,  accelerare,  contendere,  maturare,  ci- 
schen  Wörter:  Hast,  hastig,  hasten  20  tare,  properare);  nd.  hasten;  tmid.  (Seh.  u. 
etc.  sind  Entlehnungen  aus  nd.,  frics.  hast  L.)  hasten  (eilen;  [sich]  beeilen;  treiben, 
etc.,  wie  desgl.  auch  (Dtez,  II,  5)  ital.  antreiben) ;  mhd.  hasten;  isl.  hasta  (festi- 
astio  etc.  u.  (II,  331)  hate  etc.  daher  stam-  nare,  properare). 

men.  M.  Heyne  (s.  Grimm,  Wb.  tinter  hastig,  hastig,  eilig  etc.;  Sptrichio.:  al  to 
Hast)  scheint  ahd.  heist  od.  haist  nicht  25  hastig  is  kwäd.  —  ^/nes.  hastelik  it.  hastig, 
mit  afries.  haest  etc.  für  identisch  zu  hal-  hastich,  bs.  haestich ;  satl.  hasticli ;  nd.  hastig ; 
ten,  da  indessen,  die  lex  Alam.  (cf.  0.  nid.  haastig  (eilig  etc.) ;  mnd.  hastich  (hastig, 
Schade  unter  heist)  die  Formel  haisterä  eilig,  zornig),  c/.  i-sL  hastaiiegr  (repentinus), 
handi,  Var.  heistärä ,  aistärä  u.  alaheisterä  hastarlega  (subito,  repente)  ti.  hüstugr  (auste- 
hantl  (manu  violenta)  gewähren  u.  diese  mit  30  rus,  saevus) ;  —  ferner:  ahd.  (heistig),  da- 
afries.  (v.  Bichthofen)  huesier  hand  cor-  von:  heistigo  (vehementer,  violenter). 
respondirt,  auch  ferner  die  mnd.  Quellen  hastigen,  liehCiaÜgeii,  beeilen  etc. ;  he  mut 
(cf.  Seh.  u.  L.,  bz.  oben  unter  1  hast)  ne-  sük  wat  hastigen,  wen  he  mit  wil. 
ben  haste  die  Formen:  heste,  heyste,  haiste  hat,  Hass ,  Groll,  Zorn,  feindliche  Ge- 
aufweisen, so  ist  es  ioohl  zweifellos,  dass  35  sinnung,  Abscheu  etc. ;  he  barstd  nog  fan 
afries.  hast,  haest;  ags.  haest  etc.  u.  ahd.  hat  un  nid;  —  ik  hebb'  'n  hat  up  hum ;  — 
heist  od.  haist  identische  Wörter  sind.  Den  ik  hebb'  d'r  'n  hat  tegen,  um  kwäd  to  dön ; 
Ursprung  von  heist,  haest  etc.  betreffend,  —  de  hat  hörd  in  de  düfel  sin  sak  to  bli- 
so  wird  es  von  verschiedenen  Seiten  (cf.  fen,  man  net  in  de  weit  umme  to  gän ;  — 
z.  B.  0.  Schade  unter  heist  u.  Fiele,  40  de  de  arg  stekd  un  de  hat  plägd,  is  'n  arm- 
III,  56)  verglichen  zu  goth.  haifsts  (Streif,  saltg  minsk.  —  Afries.  hat,  haet;  wfries. 
Streitsucht,  Zank,  Kampf),  an.,  isl.  heipt  haet;  nd.,  mnd.,  nid.  hat;  mnld.  haet;  as. 
(odium  vaticanum)  etc.  u.  tveiter  zu  zend.  heti;  ags.  hete;  engl,  hate;  an.  hatr;  norw., 
qii  (bohre)i,  stechen  etc.),  gaepa  (Schlag),  scJiwed.  hat;  dän.  had;  alid. ,  mhd.  haz ; 
was  jedenfalls  formell  n.  begrifflich  sehr  45  goth.  hatis.  —  Fick  stellt  es  mit  ags.  hen- 
zweifelhaft  ist,  iveshalb  denn  auch  H.  Leo  tan  (jagen,  treiben,  hetzen,  cf.  auch  ahd. 
(pag.  118  seq.)  dafür  lieher  ein  Stammvhm.  hazjan,  hezzan  =:  nhd.  hetz  en),\iVin\.ü,  (Jä- 
liesan  (festinare)  von  ]/  has  =  skr.  kas  (ire)  ger),  soivie  lat.  cadere  «.  cedere  zur  y  kad  = 
aufstellt,  toozu  er  auch  an.  hestr  (Pferd)  u.  skr.  qad  (gehen,  iveggehen,  entfernen,  fallen; 
oberd.  häsn ,  heiss  stellt  (cf.  Ins)  u.  wozu  50  caus.  gehen  machen,  treiben  etc.) ;  zend.  ^ad 
auch  unser  hisel  vielleicht  gehören  könnte,  (kommen;  gelioi,  verlassen,  fallen),  tvährend 
zumal  zu  einer  y  has  =  kas  besser  ein  Bopj)  es  mit  griech.  kedos  (Sorge,  Kum- 
Stammvbm.  hisan,  has,  husun ,  bz.  zu  einer  mer,  Betrübniss),  k^dö  (besorgt  maclien  etc.) 
ablautenden  ]/  his ,  kis  besser  ein  Stamm-  zur  y  kad ,  kand  (commoveri ,  perturbari, 
vbm.  hisan ,  has ,  hüsun  als  hesan  stimmt,  55  terreri)  stellt.  Vergleicht  man  übrigens, 
was  L.  Et  t  m  üller  (pag.  459)  übrigens  dass  die  Wörter :  gram,  grim,  grul  etc.  tvahr- 
mit:  giguere,  formare,  ornare,  tegere  erklärt  scheinl.  einer  y  mit  der  Bedtg.:  tönen, 
u.  wovon  er  ausser  hara  (cf.  1  hase)  auch  rauschen,  sausen,  brau  seil  etc.,  bz. 
haer  (crinis,  cf.  1  här)  ableitet,  wonach  denn  lärmen,  toben,  schreien  etc.  angehören,  so 
auch  das  präsumirte   ags.  hesan   toenigstens  60  könnte  man  für   hat   u.  baten  auch  die  y 

Boorukaat  Koolman.     Wörterbucli.     II.  4 


fiATBAR  50                             HAUE:^ 

kad,  kam!  (vocare,  clamare,  flerc)  ,-(/  Grunde  Getreide,  Gras,  Früchten,  Bäumen  etc.    in 

legen,    die  Jedenfalls,    wie    auch   skr.    katli,  der  Bedtg.:  Ernte,  od.  auch  in  der  Bedtg. 

kattli  (laudare,  extollere,  gloriari  etc.),  kath  des  Einhauens,    od.  Schneidens   von   einem 

(dicere,    loqui,    meraorare,    narraie)  =    idg.  Braten   od.    des  Einhauens   u.    Einbeissens 

(Ficht  kat  {toben,  lärmen,    Geräusch  ma-  5  ins  Essen,   icie  ja    die  Bedensart:   „he  sitt 

chen.  prahlen,  rühmen,  schelten  etc.,  cf.  dazu  in  de  fülle    haue"    sowohl   die    Bedtg.    hat, 

auch  galm  etc.  von  der   y  ghar)   wohl  nur  dass  Er  (od.  der  betr.  Jemand)  eine  rolle 

eine  Schallwurcel  mit  der  Grdbdtg.:  sonare  u.  reiche  Ernte    machen    kann,    hz.    so 
ist,    wobei   man    indes.'ien    auch  wieder  auf        situirt  ist,  dass  er  hauen  u.  schneiden 

die   Vermuthung  kömmt,    dass    nicht  allein  10  kann,  wo  u.  was  er  icill,  sondern  auch,  dass 
die  Bedtgn.:  commoveri,  perturbari  etc.  der         Er  ein  gutes  Stück  Fleisch,    od.    eine  volle 

obigen}    kAil  begriffliche  Fortbildungen  der  Schüssel   vor    sich    hat   u.    davon    hauen 

y  kad  (sonare,  bz.  clamare  etc.)  sind,    ,son-  u.    schneiden,     bz.     darin     einhauen 

dem    dass    auch     die    y     (Grassmann,  u.    hineinbei ssen    kann   nach   Belieben, 

Fi ck)  i;Ad,iiAd  (prangen  od. praJilcn  mit,  sicli  15  icoraus   sicJi    dotn    von    selbst    die    iveitere 

auszeichnen' durch  etc.)  eine  Xebenform  da-  Bedtg.:  Er  sitzt  im  Vollen,  —  lebt  im  Ueber- 

von  ist,    od.    doch    auch   als  tirspr.  Schall-  ßuss  etc.  (cf.  en   od.  emand   de   in  de  fülle 

Wurzel  betrachtet  werden  muss.  hau'  sitt,  de  kau  wol  lachen;  —  od.  he  hed 

hat  bar,  .n\  ädebar.  altid   uu  fan  Jungs   up   an  in  de  fülle  hau' 
hate-lik,    hutlik.    Iiatelk,    hassend,   voll  20  säten  uu  wet  hei  uet  fan  darfeu)  von  selbst 

Ilass  ti.  Groll,  feindselig ;  so  um  zu  Jtassen,  ergicbt.  —  Nid.  houw;  mnld.  liouwe,  houw, 

hassenswürdig.iadelnswerth,  verabscheuungs-  hauwe    (incisura,    incisio,    incisus,    sectura, 
würdiq ,  abscheulich  ,  gemein,  schlecht  etc.;        Sectio,    caesura;    caesio ,    lignorum    caesura; 

hö  is  iiatelk  fan  gemöd ;  —  dat  is  'n  hatel-  vulnus) ;    nd.  (JD ähn  er t  etc.)    hau    (Hieb; 

ken  säk,  od.  sträk  (Streich).  —    Nid.  hate-  25  Bevier    wo    Holz   geschlagen   wird);    7nnd. 

lijk;  mnd.  hätlik;  as.  hetelik,  hetilik  (infen-  houw  (dasselbe),     cf.  hei  (Heu)   u.  s.   Wei- 

sus,  furiosus) ;    ahd.    hazlih;    mhd.    hazlich,  teres  unter  hauen, 

häzlich,  hezlich,  liezzelich  (voll  Hass,  feind-  hau-blok,  Hau-,  Hack-Block. 

selig;  verhasst;  hässlich).  hau-dä^en,  Haudegen;  auch  fig. 

1.  baten,  hassen,  grollen,  feindselig  ge-  30  haue.  Haue,  Hacke.  —  ^/u?.  houwil, howä; 
si/mt  sein,  verabscheuen  etc.,  ik  hat'  hum  mhd.  houwe.  Davon:  franz.  houe,  hoyau 
fan  Wagens  sin  gedrag  legen  mi ;  —   he  ha-  (dasselbe). 

tede  (od.  hätde)    dat  as  de  dod.     Sprichw.:  hauen  (haue,  hau',  —   hauest,   hau'st,  — 

baten  deid  seiden  baten.  —  Nid.,  nd.  haten ;  haued,  hau'd  etc.  —  hü,  höst,  hö,  höen ;  — 

afries.    hatia,    od.    hatja;    wfries.    haetjen;  35  hauen),    hauen,    schlagen,    klopfen,    hacken, 

wang.  haetje;  as.  hatän,  hatöu,  hetean,  het-  kappoi,  .schneiden,  mähen  etc.:  ik  sclial  d'r 

ten ;    ags.   hatjan;    engl,    hate;    an.,    norw.,  wol  iusen  manken  hauen  mutten;  —    he  hö 

schwed.  hata;   dän.  hade;   goth.  hatan,  hat-  hum  de  kop   of;    —    wel    haud    dar    au    de 

Jan;  ahd.  hazzen,  hazzsen,  hazen ,    hazzön,  dör?    —    he   haud    't  all'  kört   un  klen ;  — 

hazöD ;   mhd.  hazzen  (odisse ,   aemulari ,   ze-  40  holt  hauen ;  —  dat  körn  is  rip  genug  un  ik 

lare).     cf.  ferhaten  wegen    dessen  merkwür-  wil  't  d'r  mau  ofliauen  latcn;    —    he   liaud 

diger  Anwendung  in  der   Volkssprache.  (beisst)  d'r  fan  middag  dügtig  in  (z.  B.  ins 

2.  baten.  Hassen ;  't  haten  hed  al  mennig  Fleisch,  od.  die  sonst.  Speisen) ;  —  he  haud 
minsk  'u  sturen  död  ferörsäkd.  d'r  fan  middag  dügtig  wat  in  (schlägt  tüch- 

hater,  Hasser,  Einer  der  hasset  45  tig  icas  hinein,  —  isst  tüchtig).   Bedensart.: 

batsk,  von  Hass  beseelt  u.  Hass  tragend,  dat  is  nog  hauen,  nog  staken ;  —  se  hauen 

hassend ,  anhaltend  grollend,  feindselig  ge-  sük  as  arme  joden.  —  Nd.  (Br.  Wb.,  Däh- 

sinnt  etc.;  he  is  al  sin  läfend  hätsk  fan  ärd  nert  etc.)    hauen,    haujeu,  hangen,  hawen; 

west;   —   't  is  'n  Ükligen  hatskeu  kerel.  —  mnd.  houwen,  howen,  hoggen ;  «/(/.  houwen; 

Ahd.  hazzec,  hezzec.  50  mnld.  houwen,  hauwcn;  afries.  hawa,  howa; 

ban.  Hau,  Schlag,  Hieb  etc.;  he  gef  hum  nfries.  houv.en;  nfries.  hauen,  houwen;   as. 

'u  hau,    dat    he  net  wuss'   war  he  blef;  —  hauwan,  liawan;  (f^rs.  heävan;  engl.hew;  an. 

he  de  d'r  'n  dügtigen  hau    (Hieb    od.   Biss  liöggva ;  norw.  hogga;  schwed.  hugga;  dän. 

etc.)  in  od.  üt ;  —  he  hed  d'r  'n  goden  hau  hugge;  ahd.  houwau,  hauwan;  mhd.  houwen. 

(Bissen,  Stück  etc.)  üt  dän;    —    he    hed  'n  55  Mit    lit.    kova    (Kampf,    Schlacht,    Streit); 

hau  (Hieb,  od.   Wunde,  Spalt,  Schmiss  etc.)  kslav.  kovij,  kujiji,    kovati    (hauen)    etc.    von 

in  't  gesigt  kragen,  war  he  wol  altid  'n  när'  einer  y  ku  od.  kii ,  die  im  Skr.  allerdings 

fan  hold;  —    Blur.  haue,    a)   Haue,  Hiebe  nur  in  der  Bedtg.:  sonare,  gemere  etc.,  bz. 

etc.;    he    hed    haue   had  od.  kragen;  —    b)  einen    Ton,    Laut,    od.    ein    Geräusch    etc. 

das  Hauen,  bz.  Abhauen,  Schneiden  etc.  von  60  verursachen  u.  hören  lassen,  belegt  ist,   in- 


Hauer 


51 


HEBBEN 


dessen  hieraus  (cf.  dafen,  diifcn,  duffen  etc., 
od.  klappen,  klaps,  kloppen  etc.)  auch  leicht 
die  Bedtg. :  Stoss,  Schlag  etc. ,  hz.  schlagen 
etc.  entwickeln  konnte.  Oder  gehört  es  mit 
lat.  cos;  lit.  skutu  (scheeren) ;  skr.  ksliura 
(Scheerinesser)  etc.  zu  einer  y  sku  aus  ska? 
—  Vergl.  dicscrhalb  Fick  (I,  236)  u.  (I, 
235)  ska  (secare),  bz.  skan,  ska  (tödten,  ver- 
letzen) etc. 

hauer,  Hauer;  a)  eine  Person  die  haut; 
holt-,  fles-hauer  etc. ;  —  b)  ein  Werkzeug 
zum  Hauen;  —  c)  Fang-  od.  Hauzahn  eines 
Ebers ;  de  hauers  ütbräken ;  —  d)  ein  Eber. 

liauere,  Hauerei.,  Schlägerei,  Keilerei  etc. 

hauk,  s.  hök. 

Hanke,  whl.  Name.  Jedenfalls  eine  Kose- 
form od.  ein  Diminutiv.     Aber  ivovon  ? 

Iiaa-pipe,  eine  Röhre  von  Eisen  od.  Stahl, 
womit  man  Löcher  in  Leder,  Blei  etc.  schlägt. 

haawel,  eine  Spitzhacke  od.  Karst,  ivomit 
man  hartes  steiniges  Erdreich  aufhaut.  Auch 
eine  Moor-Hacke.  —  Nid.  houweel ;  mnld. 
(KU.)  houweel  (pastinum,  marra,  irpex ;  bi- 
pennis;  runcina ,  sarculum) ,  woneben  auch 
noch  ein  von  KU.  mit  hauweel  übersetztes, 
jedoch  mit  bipalium  erklärtes  hafteel  vor- 
kömmt; mfläm.  houweel  (Grabeisen,  sarclet, 
sarcloir). 

Lave,  haven,  haver  etc.,  s.  hafe  etc. 

havere,  s.  hafere. 

hawel,  s.  awel. 

he  (das  „e"  lautend  wie  in  essen,  je- 
doch stärker  betont).  Es  ist  eine  Art  Stoss- 
seufzer  od.  ein  Ausruf,  loie  zur  Erleich- 
terung,  der  sehr  häufig  gehört  loird,  wenn 
Jemandem  Etwas  Beschiverde  u.  Last  macht, 
od.  ein  Jemand  von  Etwas  bescliioert  wird, 
od.  auch,  wenn  ein  Etwas  ungewöhnlich  stark 
auftritt,  z,  B. :  he !  wat  deid  mi  dat  sär ;  — 
he !  wat  word  mi  dat  stur ;  —  he !  wat  bün 
ik  dik;  —  he!  wat  weid  dat  etc.  cf.  Grimm, 
Wb.  unter  he  tt.  das  folgende: 

he.  Ein  Zuruf,  gerichtet  an  Jemanden, 
den  man  zum  Halten  bewegen,  bz.  sprechen 
od.  worauf  aufmerksam  machen  will,  z.  B. : 
he!  du  dar!  hör'  insen ;  —  he!  du!  kik  dar 
ins  hen;  —  he!  kanst  du  net  hören?  —  he! 
kinder!  wäst  net  so  lud  etc.  cf.  Grimm, 
Wb.  unter  he  u.  s.  2  ha,  desgl.  auch  hei, 
he  etc.  daselbst  u.  s.  1  ho. 

he  od.  he,  er ;  bezeichnet  auch  das  männl. 
Geschlecht,  wie  se  das  iveibl. ;  he  is  hir ;  — 
wil  he  mt  dat  wol  äfen  don?  —  he  (Er, 
od.  Der,  —  Der  da,  dieser  od.  jener  Mensch 
da  etc.)  hed  dat  däu;  —  't  is  'n  he  un  gin 
se  (es  ist  eine  Person  od.  ein  Wesen  männl. 
u.  nicht  weibl.  Geschlechts),  cf.  hör  (ihr) 
=  afries.  hiri,  —  hum  (ihm)  =  afries.  him 
u.  et  od.  het  (das,  dieses)  =  afries.  hit.  — 
Nd.  he;  davon:  Dimin.  (Schütze)  heeken 


(Erchen,  kleiner  Er),  tvie  seeken  (Siechen, 
kleine  Sie)  von  se  ;  mnd.  he  ;  nid.  hij  ;  mnld. 
hy ;  afries.  hi;  ivfries.  hy;  satl.  hi ;  as.  he, 
hi;  ags.  he  od.  he  ;  engl,  he;  an.  hanu;  dän., 
5  norw.,  schwed.  han;  goth.  his,  nur  in  himma, 
hina,  hita,  als  Dat.,  Acc.  u.  Neutr.  von  his 
=  hi,  ivie  neben  an.  hann  auch  an.  hinn, 
hin,  hit  od.  inn,  in,  it  (jener,  der  da,  dieser 
etc.)  von  hi  weitergebildet  sind.     Wegen  he, 

10  hi  vergl.  P'i  c  k,  II,  60,  ivonach  es  mit  griech. 
kei  in  'ekei,  keithen  etc.,  —  lat.  ci  in  ce,  eis, 
citra  etc.  identisch  ist,  soivie  weiter  G.  Cur- 
t  i  u  s,  p)ag.  460,  der  griech.  'ekei  etc.  zu  dem 
Pronom.  interr.  ka  (cf.  Fick ,   I,  32  seq.) 

15  stellt.  Weiter  vergl.  noch  Bopp  (vergl. 
Gramm.,  II,  214)  wegen  hi  =  ki. 

hebbe-ding,  ein  Ding  was  entweder  seiner 
Zerbrechlichkeit  halber  od.  aus  sonstigen 
Gründen  (z.  B.  weil  es  plump  ist,  od.  sonst 

20  die  richtige  Form  nicht  hat  u.  überhaupt 
seinem  Zweck  nicht  entspricht)  unbrauchbar ; 
smit'  de  hebbedinger  doch  weg,  se  dögen  to 
niks  un  stän  uns  aferal  in  de  wäge. 

Dieses  Wort  was  im  B  r.   Wb.  mit  „un- 

25  förmliches  Thier  od.  Ding  in  seiner  Art" 
u.  von  Stbg.  mit  „schwaches  zu  seinem 
Zweck  untaugliches  Ding''''  erklärt  wird,  ist 
wörtl.  =  Hab  e- Ding  u.  bezeichnet  blos 
ein  Ding  od.  Etwas  was  man  behält,  weil 

30  man  es  einmal  hat,  wie  es  ja  bekanntlich 
in  alten  Familien  gäng  u.  gebe  ist,  dass 
man  eine  Menge  aii  u.  für  sich  unbrauch- 
bare Sachen  von  Jahr  zu  Jahr  aufhebt, 
weil  man  sich  nicht  davon  trennen  kann  u. 

35  weil  man  sie  einmal  hat.  hebbedinger  sind 
daher  im  Allgemeinen  unnütze  u.  unbrauch- 
bare Gegenstände ,  die  man  entiveder  blos 
aufhebt,  weil  man  sie  hat,  od.  die  man  blos 
des  Habe 71  s  u.  Besitze ns    u.   nicht  des 

40  Gebrauchs  u.  Bedarfs  loegen  hat. 

1.  hebbeii  (hebbe,  heb',  hef;  best,  hefst 
[aus  hebbest] ;  hed,  heft  [aus  hebbed] ;  heb- 
ben ;  —  harr'  [aus  hadde,  ivas  auch  noch 
einzeln  gebraucht  wird] ,  harrst,  harr',  har- 

45  ren  [auch  Conj.J ;  —  Partie,  had  [gehabt]; 

—  Partie,  präs.  hebbend) ,  haben ,  besitzen, 
halten,  erhalten,  bekommen  etc. ;  (sich)  haben 
od.  benehmen  etc.;  Hülfszeitwort  nicht  al- 
lein für  haben ,   sondern   auch  für   sein, 

50  in  welcher  Bedtg.  es  übrigens  auch  selbst- 
ständig gebraucht  wird ;  ik  heb'  di,  ich  habe 
(od.  halte,  fasste,  griff  etc.)  Dich;  —  harr' 
(hätte)  'k  dl,  den  wul'  'k  dl;  —  heb'  ji  dat 
(od.  contrah.  hei  't)  al?  —    dar  is  net  mer 

55  fan  to  hebben;  —  se  hebben  't  mit  'nander, 
sie  haben  (od.  halten)  es  mit  einander ,  bz. 
haben    ein  Liebesverhältniss  mit   einander; 

—  wo  best  du  di  dar  mit  had?  —  he  hed 
sük  dar  je  wuuderlik  had ;   —   du   must   di 

60  därna  hebben,   dat  du  dar  mit  ütkumst;  — 

4* 


HEBBEN 


h2 


HECHT 


se  hebbeii  hiim  dügti^  had ,  sie  haben  ihn 
tüchtitj  gehabt  (od.  gerupft ,  geplündert  etc  , 
z.  B.  beim  Spiel);  —  hö  harr'  d'r  al  wost, 
er  icar  schon  dagewesen ;  —  heb'  ji  (ml.  lioi) 
't  hir  Ok?  seid  Ihr  hier  auch':'  —  Spriehir.: 
hebbeu  geiil  atVr  kritron;  —  hebbeii  is  heb- 
ben,  mau  kngoii  is  'n  kiinst ;  —  wat  du  best, 
dat  hold  fast !  wat  du  hebbeu  schast,  dat 
wetst  du  not,  of  du  't  krigst;  —  wat  'k  heb', 
dat  heb'  'k!  wat  'k  krig,  dat  stoid  noch  to 
terwachten.  cf.  anhebbeu,  behebben,  inheb- 
ben,  uniliebben  etc.  —  Africs.  hebba,  habba ; 
sntl.  hebba,  od.  (Ehrentraut,  I,  271) 
hiibbe;  ivfries.  liabbon ;  nid.,  mnld.,  nd., 
mnd.  hebbeu;  as.  liabbiau  (od.  habbjan), 
liabbe.ui,  habbiea  (od.  habbjen),  hobbien  (od. 
hebbjan),  hebbeau  ;  ags.  habban ;  engl,  liave ; 
an.  hat'a;  }torw.  liava;  dän.  havo;  schtced. 
hafva;  gut/t.  haban;  ahd.  haben,  hapeu,  haban, 
haban,  habou,  habiu;  uihd.  haben,  hän;  amd. 
havaii,  havüa  ;  md.  liaven.  Von  einer  gerni. 
y  hab,  haf  (greifen,  fassen,  nehmen,  rau- 
ben etc.:  halten,  festhalten,  fest  machen,  hef- 
ten, fesseln,  binden  etc.,  cf.  hecht  etc.),  tra- 
gen, heben  (cf.  heffen  etc.)  etc.  =  idg.  kap, 
kamp,  woron  lat.  capio,  capukis,  capto  etc. ; 
gricch.  kaptö  {schnappen,  cf.  happ,  happeu), 
köpe  (Handhabe,  Griff)  etc.;  arm.  kapern 
(fesseln,  binden)  kapeal  (gebunden),  kapaukh 
(Bande);  lett.  kampju,  kaaipt  (fassen,  grei- 
fen). Ob  das  lat.  habere  auch  dieser  y  an- 
gehört, ist  zweifelhaft.  Vergleicht  man  in- 
dessen skr.  hrd  (Herz) ,  bz.  dass  auch  hier 
schon  „h"  für  urs2)r.  „k"  steht,  so  wäre  es 
auch  denkbar,  dass  das  lat.  habere  gleich- 
falls dieser  ]/'  angehört.  Oder  ist  es  ein 
latinisirtes  aus  dem  Germanischen  entlehn- 
tes Fremdwort,  ivie  manche  andere  lat. 
Wörter'^  —  Wegen  hebbeu«.  he&ea  scheint 
es  mir  übrigens  richtiger,  dass  man  für 
sümmtliche  zur  y  hat',  bz.  kap  gehörenden 
Wörter  ein  germ.  Stammcbm.  hifan ,  haf, 
hufun  (greifen,  packen,  nehmen;  —  halten 
heben  etc.)  mit  der  Nebenform  huf  =  kup 
(cf.  lat.  cupere  etc.)  aufstellt,  zumal  da  auch 
hup  «.  liöp,  hop  etc.  etc.  auf  dieselbe  Grd- 
bdtg.  zurückgehen. 

2.  hebbeu,  Haben;  he  is  mür  fau  't  heb- 
ben  as  fau  't  gilfen  to  liiis. 

hebbor.  Haber,  Besitzer  etc. ;  wel  is  de 
hebber  dr  fan  V  —  cf.  inlicbber,  regthebber  etc. 

hebbe-r('f:t,  Haberecht,  Rechthaber,  bz. 
ein  Mensch  der  rechthaberisch  ist  u.  glaubt, 
dass  er  immer  recht  hat ;  daher:  Eigensinn, 
Steif  köpf  etc. ;  lie  is  so  'u  regten  hobborogt, 
war  liei  ni-t  mit  to  proteu  is.  —  Nid.  hcbbc- 
regt ;  nd.  hebljfreclit. 

hebbc-re/jtsk,  rechthaberisch,  eigensinnig, 
steif knjißg  etc. ;    't  is  'n  hcliberegtskcn  kerel. 

hebbig    (habig),    a)    greifig .,    habsüchtig. 


gierig  etc.;  he  is  mi  fols  to  liebblg,  as  dat 
ik  gern  wat  mit  hum  to  döu  lieb'.  —  b) 
greifig,  od.  leicht  u.  bequem  zu  haben  od. 
zu  fassen,  zu  bekommen  etc  :  dat  is  'n  heb- 
5  big  ding;  —  c)  haftend,  anhaftend,  klebend, 
klebrig,  schmierig,  sdunutcig  etc.;  dat  swin- 
slagtfu  uu  blüdwustmaken  is  'u  hebbig  wark. 
iiebbiglioid,  Habsuclit,  Gierigkeit  etc.;  sin 
hcbbigheid  wet  gen  grensen. 

10  hebbsk,  liebsk,  habsüchtig  etc.;  'n  hebbs- 
kern  kerel  as  hum  gifd  't  uet. 

Hebe,  wbl.  Name;  D/;h/?j.  Hebeke,  Hebke, 
Hepke. 

he-blok,  s.  liej-blok. 

15  1.  hecht,  haltend,  nicht  reissend,  bündig, 
fest,  .stark,  dauerliaft  etc.;  dat  is  hecht  (fest 
u.  stark,  od.  bündig  etc.)  mäkd;  —  dat  is 
'n  liecht  ferband,  od.  'n  hechten  kram  etc. 
—  Nid.  liecht;    wfries.  hefte,    heclit.      Ob- 

20  schon  dieses  Wort  mit  2  echt  (cf.  auch  ach- 
tig) in  der  zweiten  Bedtg.  synongm  ist,  so 
wird  es  doch  mit  2  hecht ,  bz.  hechten  u. 
ferner  mit  haft  (in  schadhaft,  d.  h.  Scha- 
den )i  abend,  od.  mit  Schaden  behaftet, 

25  od.  verbunden  etc.)  eines  Ursprungs  u.  gleich- 
falls aus  heft,  bz.  haft  entstanden  sein,  was 
wohl  urspr.  mit  habt  in  gehabt  =  ahd. 
hapt  (od.  lautlich  richtiger  haft)  identisch 
war,  indessen  auch  dem  lat.  capt  äjcaptus, 

30  capto,  captivus  etc.    entspricht,      cf.  iveiter : 

2.  heeht,    seltener  hel't,    a)    Heft,    Griff, 

Handhabe  etc.;    hecht    fau    't   mest,    od.  de 

beitel  etc.  ;  —  b)  Haft;  lie  sitt  in  liecht.  — 

j\7(/.  hecht;   mnld.  hecht,  heft  (mauubrium, 

35  capuhis;  fibula)  ».  haclite  (apprehensio,  com- 
prehensio,  viacula,  uexus  ;  captivitas,  carcer) ; 
nd.  hecht  (Heft;  Heftpflaster;  Haft):  mnd. 
hechte  (Heft,  Handgriff;  Heftung  der  Wun- 
den) u.  hechte,  hefte,  hachto  (Haft,  Gefäng- 

40  niss) ;  ahd.  hefti;  mhd.  hefte,  heft  (Heft, 
Griff'  eines  Messers  etc.)  u.  ferner:  ahd., 
mhd.  liaft;  amd.  hapt  (Vorrichtung  zum 
Festhalten,  Fes.'<el ,  Haken,  Knoten,  Fest- 
haltnng),    mhd.  haft    (Haft  etc.),    idul.  haft, 

45  hapht,  mlid.  haft  (gehalten,,  gebunden,  ge- 
fangen, behaftet  mit,  verbunden  zu),  ahd. 
haft  (captivus),  ahd.  haftä,  mhd.  hafte  (con- 
nexio) ;  goth.  hafts  (behaftet);  as.  haft 
(viuctus);   hafta  (vinculum,  captivitas);    ags. 

50  haeft  (dasselbe)  u.  hilft  (gebunden,  gefesselt 
etc.);  afries.  hefte,  heft  (Haft);  an.  hapt 
(Fcisel) ;  isl.  hefti  (Heft ,  mauubrium  etc.) ; 
hapt,  haft  (Fessel  etc.) ;  schwed.  hafte  (Heft) ; 
dän.  hefte,  haefte  (dasselbe).  —  cf.  hechten. 

55       3.  hecht,    in  folgenden  Redensarten ,  als: 

a)  „he  hed ,   od.  sleid  gen   hecht  d'r  up", 

welche   simd.    u.   ivörtl.    wohl  soviel    heisst 

als:    ,,er  haf,    od.  schlägt    kein  Heft,    od. 

keinen  Griff  (capulus)  (hi  drauf"  (aus  Nach- 

60  lässig keit,  od.    absichtlich) ;  Jedoch  fig.  von 


HECHTEN  53  HEDE 

Jemandem   gebraucht    loird,    der    ein    betr.  voriv.  heffa  (schlnigen,  binden;  halten,  au f- 

Etioas   unbemerkt    u.    unbeachtet ,    bz.    n  n-  hallen,   festhalten,    hemmen,    hindern    etc.) ; 

gefasst,  od.  unaufyefasst  lüsst;  ^o<A.  hattjan  (sich  anheften,  sich  anhängen)., 

b)  „he  hetl  d'r  so  'n  hecht  up",  wo  lieclit  ahd.  heftaii,  het'ton ;  mhd.  heften  O'cf estigen; 
sich  ivohl  auf  die  Haft  u.  Fesselung,  5  binden,  fesseln,  heften;  in  Haft  ticJtmen); 
od.  das  Haften,  Fesseln  ii.  Kleben  amd.  heptjan,  lioptan  (binden);  «/«(/.  haften; 
des  Auges  (auf  ein  betr.  Etwas)  bezieht,  in-  mhd.  hatten  (befestigt  sein,  festhangen,  haf- 
dem  diese  Itedensart  von  Jemand  gehraucht  ten).  Alles  vom  Stamm  haft,  hapt  =  lat. 
wird,  der  sein  Auge  starr  worauf  heftet,  capt  in  captus  etc.,  der  aber  nicht  von  die- 
od.  jixirt  u.  das  betr.  Etwas  nicht  aus  den  10  sem  lautverschoben  ist,  sondern  direct  sich 
Augen  lässt,  iveil  er  ein  .starkes  Verlangen  aus  habau,  liapan ,  rect.  hafan  (haben ,  hal- 
nach  dessen  Besitz  hat.  Da  aber  hecht  =  ten,  bz.  greifen ,  fassen ,  nehmen ,  erfassen, 
Haft  tvörtl.  das  Gefesselt-  u.  Gebun-  festhalten,  od.  behalten,  besitzen,  haben  etc.) 
den- Sein  an  u.  für  sich  ausdrückt,  so  ergab  u.  mit  dem  Partie,  haefd,  haeft,  haft, 
kann  man  diese  Redensart  auch  mit  „Er  15  hapt  (gehabt,  gehalten,  gegriffen,  gefasst, 
hatte  da  so  ein  Gefess eltsein  auf"  gefangen,  gebunden  etc.,  cf.  haftjan  u.  haf- 
übersetzen,  wie  Ja:  he  hed  (od.  harr')  d'r  tön  etc.  =  gefasst-,  gefangen-,  fest  etc.  ma- 
so  'n  hecht  up  (z.  B.  um  dat  to  hebben,  od.  chen,  heften,  od.  machen  dass  etivas  fasst 
um  mit  to  gän)  auch  mit:  he  was  d'r  so  up  etc.  od.  auch:  gefasst  u.  gegriffen  sein  [von 
fersäten,  od.  up  ferpikd  (cerpecht,  verklebt  20  Einem  Etwas] ,  gefangen  u.  gefesselt  sein, 
etc.)  wieder  gegeben  werden  kann  u.  wir  nicht  fortkönnen,  haften  etc.)  von  haban, 
hecht  in  der  Redensart:  hapau,  hafan  etc.  (cf.  hebben  ?f.  lieffen)  iden- 

c)  „he  was  d'r  so  hecht  up''  (z.  B.  um  tisch  ist,  bz.  sich  hieraus  ergab,  wie  capt-us 
dat  to  liebben,  od.  um  mit  to  gän)  auch  in  aus  capio.  Dass  aber  haft,  hapt  aus  hafit,  ha- 
derselben  Bedtg.  wie  fersäten  od.  ferpikd  r/e-  25  T^it  (cf.nhd.  ]i  ab  et,  d.h.  nähmet,  griffet,  hal- 
brauchen u.  hecht  sich  in  beiden  Redens-  tet  etc.,  od.  [ich  habe  bereits]  genommen  u.  ge- 
arten  gerade  auf  den  haftenden,  nacJihalti-  griffen,  gefasst  etc.)  u.  capt  in  captus  (cf.  cap- 
gen,  festen,  ausdauernden,  bz.  nicJd  los  las-  tus  sura)  aus  capit  contrahirt  ist,  ist  toohl 
senden  Sinn  des  betr.  Er  bezieht.  zweifellos  u.  ebenso.,  dass  auch  lat.  caput  (== 

hechten  (hechte,  hechtst,  heclitd  etc.;  —  30  uns.  h6fd)  wrspr.  als  ein  Gefäss  u.  B e- 
hechtede,  hechtde  etc.;  —  hechtd;  — hech-  hält  er  (d.  h.  als  Gefäss  des  Gehirns  = 
tend),  a)  heften,  befestigen,  fesseln,  binden,  Schädel,  cf.  kop,  kopke  etc.)  gedacht  ist  u. 
nieten,  nageln  etc.;  man  kan  d'r  gen  ög  up  wahrschcinl.  formell  u.  begrifflich  nicht  von 
hechten  (heften,  fixiren  etc.);  —  lie  hechtd  capit  od.  capet  =  hafit,  hafet  (greifet,  fasst 
(heftet,  befestigt,  klebt  etc.)  dat  mit  klister  35  etc.)  verschieden  ist,  weil  es  eben  nur  ein 
(od.  mit  'n  spiker  etc.)  an  de  wand;  —  dat  Etivas  was  fasst.,  bz.  ein  Fass-Ding 
is   mit   draden    an    'nander  heclitd ;  ^ —    he        bezeichnet. 

hechtd  (schlägt,  nagelt  etc.)  d'r  'n  spiker  in  Wegen  der  Form  hacht,    hecht  aus  haft, 

etc. ;   —    b)  haften ,  festsitzen,    kleben  etc. ;        heft  vergl.  kracht,    sacht  für   kraft   etc.    u. 
dat  wil  d'r  net  up  hechten ;   —   dat   hechtd  40  das  auch  tvohl   aus    capt,    caft    entstandene 
an  'nander  fast.     Für  hechten  sub  a)  kömmt        air.  cacht  (servus,  /.  q.  captus). 
einzeln   auch   die  Form   heften,    so^vie  für  hed,  od.  lief,  hat.    Contrahirt  ans  hebbad, 

hechten  sub  b)  auch  haften  n.  zwar  na-  hclibath  (h(d)et)  von  hebben,  bz.  afries.  hebba. 
mentlich   in  der  Bedtg. :    bürgen,    einstehen  hed,  s.  heid. 

etc.  vor.    —    Nid.  hechten ;    mnld.   hechten,  45       lieda,  od.  heda   (InterJ.)  heda.      Compos. 
heften,    hachten    (figere,    pangcre,    alligare        von  he  od.  he  (s.  d.)  u.  da. 
etc.)  u.  hachten,  hechten  (apprehendere,   ca-  Ileddo,  Hedde,  ml.  Name.     Geschln.  Hed- 

pere,  vinctum  detinere) ;  nd.  hechten  (hef-  den  u.  Heddinga.  Vergl.  Förstemann 
ten);  mnd.  hechten,  heften  (heften;  haftet}),        hinter  hath. 

hachten  (haften;  in  Haft  nehmen,  verhaf-  50  Iiede,  die  groben  Hanf-  u.  Flachsfasern, 
ten),  haften  (gebunden  u.  befestigt  sein) ;  welche  durch  das  Hecheln  ausser  der  schäfe 
afries.  hehn.  (ließen,  binden,  fesseln) ;  ivfries.  (die  abg  eschabten  harten  Basttheilchen 
heften,  hechten;  nfries.  hechte  (dasselbe);  =  Ab  schab  sei  od.  Schab  -  Th  eile) 
wang.  haftje  (haften);  as.  heftjan  (heften),  von  den  feineren  Fasern  ab-  od.  ausge- 
haftön  (haften);  ags.  haeftan  od.  häftan  (7te/-  55  schieden  werden  u.  meist  zu  grobem  Tau 
ten,  fest  machen  etc.),  haeftjan,  häftan  (Jtaf-  versponnen,  od.  auch  als  Werg  zum  Stopfen 
ten,  verhaften) ;  an.  \\(ii\.-A,\\(i\)i-A  [\inc\XQ  a\Q..);  gebraucJit  werden.  —  Afries.  hede;  wfries. 
isl.  hefta  (impedire,  compedire,  reprimere,  hiede;  nfries.  hede,  heed;  nd.  (Br.  Wb.) 
intricAve);  dän.  hefte,  haehe  (Jieften,  haften) ;  hede,  heden,  heen;  mnd.  hede,  heide;  nid. 
schwed.  häfta  (heften;  fassen,  haften  etc.);  60  (provinciell)    hede;    mnld.    hede    (stupa   od. 


HEDEN 


54 


HEFFEN  HEFEN 


Btuppa ,  Werp).  Dieses  Wort  ist  seiner 
Grdbdtg.  u.  Form  tmch  r«  Schede  (Scheide), 
scht'ilea  i scheiden,  trennen  etc.)  zu  verglei- 
chen u.  geht  icohrscheinl.  als  Abgeschie- 
denes od.  Abfall  tnit  ba>/r.  haid  ( Un- 
rat h,  Abfidl  etc.,  cf.  Seh  melier,  II,  151) 
auf  eine  aus  skid  (cf.  scheden)  entstandene 
y  kid  (spalten,  iheilen,  schneiden,  trennen, 
scheiden  etc.,  cf.  lat.  caedo,  de-,  in-cido  etc.) 
:=  germ.  liid  ;urilck,  die  vielleicht  auch  für 
heid  auf::ustellen  ist  u.  der  skr.  ]/  cit  ent- 
spricht (worüber  das  Weitere  unter  lieid), 
indessen  dann  schn-crlich  für  lat.  caedo  etc. 
passt,  dessen  „d"  Ja  der  Lautverschiebung 
nach  auch  nicht  zu  liöde  stimmt. 

1.  lieden  od.  lu'deii,  Ausruf  der  Verwun- 
derung etc.  =  Herr ;  licden  !  min  tld  (Herr! 
meine  Zeit);  —  lieden!  liedeu !  wat  .slim. 
Auch  nid.,  wenigstens  mdarti,  cf.  van  Dale. 

2.  lieden  od.  hedcn  (holt.  Grenze),  heute, 
cf.  1  liüde  u.  hüdig. 

hede-wel,  ein  ,,wel''  zum  Verspinnen  der 
hede,  bz.  zum  Spinnen  u.  Drehen  des  aus 
der  liede  gefertigten  groben  Taues. 

heen.  s.  hejeu. 

1.  lief.  Heben;  s.  uphef  etc. 

2.  hef,  See,  Meer,  od.  eigentlich  nur  der- 
jenige Theil  des  Meeres,  der  sich  zwischen 
der  Küste  u.  den  Inseln  befindet,  od.  als 
Watten-Meer  die  Küste  des  Festlandes  loie 
ein  Gürtel  umfasst  u.  einschliesst,  indem  be- 
kanntlich der  ausserhalb  der  Inseln  liegende 
Theil  des  Meeres,  od.  die  offene  See  nie- 
mals hef,  sondern  im  Gegensatz  zu  diesem 
stets  sc  genannt  tvird.  't  hef  bullerd,  od. 
brulld,  räsd  etc.  heisst  es,  ivenn  7na)i  an  der 
Küste  zuweilen  4 — 5  Meilen  ins  Land  hinein 
das  Toben  der  Brandung  hört,  loas  nament- 
lich dann  am  lautesten  vernommen  ivird, 
wenn  nach  einem  Sturm  der  Wind  sich  legt 
u.  nach  Norden  umgeht.  Sprichw. :  tidge- 
nug  (Einer  der  bei  der  Mahnung  zur  Eile 
stets  das  Wort  ^tidgenug"  im  Munde  führt 
u.  deshalb  selbst  „tidgenug"  heisst)  is  in  't 
hef  blefen.  —  Afries.  hef  (See,  namentlich 
die  das  Festland  begrenzende,  ivie  es  ja  im 
afries.  Büstringer  Landrecht  §  1  heisst: 
and  hi  dika  skolde,  witliir  tliene  salta  se 
and  withir  tliet  wilde  hef);  nfries.  (Outzen) 
häf,  haft',  häft,  heef,  hef;  tvang.  haf;  nd. 
haf  od.  hafF;  mnd  haf;  ostpreuss.  haah  (das 
die  Kü.ste  begrenzende  u.  u.  umschliessende 
Meer,  bz.  das  Meer  zwischen  der  festen 
Küste  u.  einer  davor  liegenden  langhinge- 
streckten Landzunge) ;  ags.  heaf  (See,  Meer); 
an.,  schwed.  haf;  norw.,  dän.  liav  (Meer, 
Ocean) ;  mhd.  hap;  md.  liab  (Hafen;  Meer, 
Haff).  Die  Bedtg.  dieses  Wortes  ist:  Hal- 
tendes, Fassendes,  Bergendes,  Sicherndes 
etc.,  bz.  Gürtendes,    Umgürtendes ,   Ein-  u. 


Umfassendes,  Umschliessendes  etc.,  od.  Et- 
icas,  was  ein  anderes  Etwas  (Schiffe,  od. 
Festland)  wie  ein  Band  u.  Gürtel  umfasst, 
einfasst,  einschliesst,  umschliesst  etc.  :=^Fass- 
5  Ding  etc.  u.  gehört  mit  hafen ,  hebben, 
hechten,  helfen,  hof  etc.  zur  y  haf,  bz.  kap 
(greifen,  fassen,  halten,  tragen,  heben  etc.). 
Vergl.  dieserhalb  auch  „okeanos"  als  der 
die  ganze  Erde   umßiesscnde ,    bz.    sie    wie 

10  eine    Schlange    umfassende    u.    umgürtende 
Wcltstrom. 
hef-böm,  Hebebaum. 

liefe,  liäfe,  Heber,  zweischenkeliges  Bohr 
zum  Heben  von  Flü.ssigkeiten  vermittelst  des 

15  Luftdrucks,  um  sie  von  einem  Fass  in  das 
Andere  fiiessoi  zu  machen. 

hefel,  hüfel  (Flur,  hefels  etc.),  a)  starker 
Faden  an  den  schachten  (den  Kammhölzern 
der  Weber),   zum  lieben   der   sog.  Kette; 

20  —  b)  Hebel;  wi  mutten  wol  äfen  de  häfel 
(od.  hefbom)  ansetten,  um  dat  to  ligten.  cf. 
2  hSfel. 

heifen,  hefen,  häfen  (heffe,  häfe,  hefe, 
heif  etc. ;  —    heffest,    lieffst  etc.,    —    heffet, 

25  hefft  etc.  —  hof,  höfst  etc. ;  —  hafen),  he- 
ben, d.  h.  greifen,  fassen,  nehmen  (Geld 
heben),  bz.  ein  Etwas  zuerst  fassen ,  od. 
nehmen  (cf.  unten  die  Compos.)  u.  dann  in 
die  Höhe  bewegen;    ik  höf    (od.  nara)    hum 

30  up  uu  drog  hum  weg;  —    dat  is  wer  hafen 

(gehoben,  od.  weggenommen  xi.  beseitigt,  bz. 

geborgen,  gesichert  u.  gerettet).  Dieses  Vbm. 

■  ist  stark    im  Schwinden    begriff'en    u.    wird 

am  häufigsten    durch  tillen    u.  boren,  sowie 

35  mitunter  auch  durch  risen  ersetzt.  —  Afries. 
heva  (hof;  heven,  geheven);  loang.  (Ehren- 
traut, I,  42)  luv  (sich  heben);  nd.,  mnd. 
heven  (hov);  nid.  lieffen  (hief,  geheven); 
mnld.    heffen,    heven;    as.    hebbjan,    hei^jan 

40  (höbh,  hob,  höf,  huobh,  liuob,  huof) ;  ags.  heb- 
ban  (hof;  hafen,  häfen);  engl,  heave;  «n.  hefja 
(höf);  norw.  lievja;  dän.  haeve;  schwed. 
häfva ;  goth.  hafjan  (hof) ;  ahd.  hefjan,  hef- 
fan,  heffen,  hepfan,  hevan;   jnhd.  hefen,  he- 

45  ven,  heben  (heben,  aufheben,  erheben  etc.). 
Vergl.  die  Compos. :  anheffeu  (anheben,  bz. 
anfangen  etc.),  oflieff'en  ((d/heben,  abneh- 
men etc.),  upheffen  (aufheben,  aufgrei- 
fen, aufnehmen  etc.),   fcrheffen,  aferhef- 

50  fen  etc.  Die  Formen  gehen  sämmtlich  auf 
urspr.  hafjan,  hafja  zurück  u.  ist  die  y  haf 
dieselbe  wie  von  hebben  ,  hechten  etc.,  bz. 
lat.  capio,  captus  etc.,  sodass  hafjan  urspr. 
nichts    weiter    hicss    als:    Fassen,  Grei- 

bb  fen  etc.,  od.  Fass,  Griff  etc.  thun  u. 
machen  (nach  Eticas)  ivoraus  sich  denn 
iceitcr  die  Bedtg. :  nehmen,  wegnehmen,  auf- 
nehmen, aufheben,  bz.  heben  etc.  weiter  ent- 
wickelte.    Die  von  Fick  beliebte  Ableitung 

CO  von  y  kamp    (zittern,    od.    unduliren,   sich 


HEFIG  55  HEI 

wellenförmig  bewegen,  sicJi  auf  u.  nieder  hSL\,hcyh,hovi,he\,  sowie  ferner  im  Gri7n7n'' 
bewegen,  od.  Impfen,  springen,  bz.  [Grass-        sehen   Wb. 

mann]  sich  rasch  bewegen,  od.  sich  Irin  u.  2.  hei,  ]iabt  ihr;  contrah.  aus  liebt,   heft 

her  bewegen  ti.  schwingen),  ivovon  skr.  kapT  (gekürzt  lief ,  hew',  lie')  -f~j1;  hei  't  al  liad? 
(Affe)  u.  nach  Fick  auch  griech.  kämptö  5  —  Sehr  oft  wird  jedoch  diesem  „hei"  trotz- 
(sich  beugen ,  krümmen)  u.  kampe  (Krüm-  dem  schon  ji  (ihr)  darin  enthalten  ist,  doch 
immg,  Bug),  sowie  karape  (Spannraupe,  die  noch  ji  wieder  nachgefügt  u.  statt  „hei'  't 
sich  durch  Zusammenkrümmung  fortschneUt)  Iiad",  —  „hei'  ji  't  had"  gefragt, 
etc.  stammen  sollen,   i)asst  für  hafjau  ivohl  3.  hei,  s.  heu. 

schwerlich  so  gut,  wie  die  von  ]/  kap  (fas-  10      4.  hei,  s.  heje. 
sen  etc.),  zu  der  skr.  kapi    (Aff'e)    übrigens  5.  hei,  s.  haie. 

auch  ebensogut  gehören  kann,  wie  zu  kamp  G.  hei,  heisser,  trockner,nebelartiger Dunst, 

(zittern,  bz.  sich  sclineU  bewegen),  weil  der  der  sielt,  bei  anhaltend  heissem,  irocknem  u. 
Affe  nicht  allein  behende,  sondern  auch  windstillem  Wetter  durch  die  Hitze  erzeugt 
ein  schlimmer  Räuber  u.  Dieb  ist,  der  15  u.  die  Luft  in  den  „kimmeü^  unklar  n.  un- 
den  Früchten  etc.  sehr  nachstellt  u.  also  durchsichtig  macht,  sowie  auch  eine  Art 
auch  als  Räuber  od.  Nehmer,  Weg-  Fata  morgSLua,  od.  Luftspiegelung  verursacht ; 
nehmer,  behender  Greifer  etc.  auf-  d'r  is  to  föl  hei  in  de  lücht,  od.  de  lücht  is  to 
gefasst  sein  kann,  bz.  auch  deshalb  kapi  heiig  (trocken-dunstig),  um  mit  de  fer-kiker 
od.  Greif-  u.  Fassthier,  Fassioe-  20  regt  genau  to  sen;  —  wen  d'r  so  föl  hei  in 
sen  etc.  genannt  sein  kcinn ,  weil  er  de  lücht  is,  den  is  't  net  as  of  de  husen  un 
sich  mit  Händen,  Füssen  u.  Schwanz  bomen  in  de  lücht  drifen.  —  Mnd.  (Seh. 
an  Alles  anhängt  u.  an  Allein  Fass  n.  u.  L.)  hei;  aJtd.  hei,  öfters  gehei,  geheie, 
Haft  findet.  geheige,  Hitze  (uredo,  cauma) ;    mhd.  heien 

hefig  od.  hefig,  häfig,  schwer,  stark,  25  (brennen);  ahd.  arheigen ,  erheien  (urere, 
gewaltig,  heftig,  auffahrend,  böse,  zornig,  aestuare),  ferheien  (durch  Hitze  ausgetrock- 
aufbrausend  etc.;  'n  hefigen  stürm  orZ.  fröst,  net  sein).  Davon:  oberd.,  mdartl.  (Sc hm., 
kolde  etc.;  —  'n  hefig  gefecht;  —  du  must  II,  127)  gchai,  trockner  nebelartiger  Dunst 
net  glik  so  häfig  worden.  —  Nid.  hevig  in  der  Atmosphäre  bei  heisser  Sommerzeit, 
(stark,  heftig,  geivaltig ,  ungestüm,  auff\ih-  30  auch  Hai-Dampf,  Hainebel,  Hai- 
rend,  zornig  etc.);  mnld.  hevigh;  nd.  (Br.  rauch  (nach  0.  Schade)  verderbt:  Heer- 
Wb.)  hevig  (gross,  heftig,  sehr);  mnd.  he-  rauch,  Höhenrauch ,  (s.  unter  2  harig) 
vich ;  as.  hebhig,  hebig;  ags.  hefig  (gewich-  genannt.  AdJ.  gehai,  kai,  gehaiig,  gehaigig, 
tig,  schwer,  bcschioerlich  etc.) ;  engl,  heavy  geliaiwig ,  kaierig ,  gehedig  (von  solchem 
(schwer,^  drückend,  beschwerlich,  lästig);  35  Dunste  erfüllt  od.  überzogen);  hess.  (Vil- 
ahd.  hebig,  hepig,  hevTg,  hevec;  mhd.  hebec  mar,  157)  hei,  heie,  beige,  hege  (trocken, 
(geivichtig ;  ivichtig ;  beschtoerlich ;  ausge-  dürr,  der  Feuchtigkeit  u.  des  Wassers  er- 
zeichnet). Dieses  von  hef,  beb  u.  Tg  (Zu-  mangelnd);  heiung  (Dürre,  Wasser-,  od. 
stand,  Sein  etc.)  gebildete  Wort  gehört  zu  Regen-Mangel) ;  meklenb.  (cf.  Seh.  u.  D. 
heffen  (heben)  u.  bezeichnete  urspr.  einen  40  unter  hei)  hei-,  heu-,  heid-blicken,  heid- 
Heb  e-Zust  and,  bz.  ein  Sein  od.  eine  hXnckQw;  holst.  (Schütz  e)\\p\({-\vic\\iGn  (Wet- 
Eig ensch  aft  ivo,  od.  durch  die  ein  He-  terleuchten ,  Lufterscheinung  ähnlich  dem 
ben  (von  Etwas)  eintrat  u.  ein  Heben  Blitze,  doch  ohne  Donner)  u.  mflüm.  heyen 
(Aufheben,  in  die  Höhe  beivegen  u.  richten  (dasselbe).  Vergl.bei  Fick  (I,  59)2'ki(bren- 
etc.)  verursacht  wurde  u.  da  nun  ein  heb i-  45  nen ,  dörren) ,  wozu  er  ausser  hei  etc. 
ges  od.  hebendes  Etwas  schwer  sein  auch  goth.  hais,  Genit.  haizis  (Fackel)  «. 
muss,  um  ein  Etivas  zu  heben  u.  in  die  skr.  cya  (gerinnen,  frieren,  erstarren)  stellt. 
Höhe  zu  schnellen,  bz.  ein  Etwas  od.  ein  Fraglich  ist  es  übrigens,  ob  für  bei,  bz. 
Mensch  etc.,  was  od.  der  die  Heb  e-  Eigen-  goth.  hais  nicht  besser  die}/  skr.  cA  (sehen, 
Schaft  hat  schwer  u.  stark  etc.  ist,  so  50  bz.  scheinen,  glänzen,  ßammen  etc.,  cf. 
erklärt  sich  hieraus  leicht,  wie  das  Wort  Grassmann,  445  seq.  u.  weiter  unser 
hef  lg  die  obigen  Bedtgn.  erhielt.  blik,   blik,    büken,    blikken  etc.)   passt,  die 

hefigheid,  häfigheid,  Heftigkeit  etc.  —  wahrscheinl.  nebst  skr.  kbya  (schauen,  od. 
Nid.  hevigheid.  scheinen  etc.)  aus  der  für  schin,  schinen  etc. 

hege,  hegen  etc.,  s.  häge,  hägen  etc.  55  u.  auch   ^oohl  für    lat.    scio  etc.  vorauszu- 

hegge,  s.  1  häge.  setzenden  allgemeinen  idg.yüd  (scheinen  etc.) 

hegge-spilen,  s.  hägespilen.  entstand,  zumal  auch  die  für  beid   od.  heit 

1.  hei  od.  he,  eine  Interjcction  der  Freude  u.  heiter  anzusetzende  germ.  y  hid  od.  hith 
od.  des  Jubels;  hei-juchei  od.  juchhei,  cf.  =  skr.  cit  (ob  Denominativ  vom  Partie, 
die  Interjection  he  u.  ahd.  Interj.:  hei,  hey,  60  hita  von  hi,  wie  phull  von  phuUa  aus  phal?) 


IIEJ 


56 


HEIDE 


eine  Kncciterunfi  von  ci  ist  it.  <iuch  das 
tut.  hei  in  heiblickoii  (tccttcrleitchtoi).  suicie 
lias  ahil.  hei  (ureilo  etc.),  nihd.  heien  (bren- 
nen) etc.  wollt  jedenfalls  besser  .-«  ci  {bli- 
cfcen,  sehen  etc.,  b:.  blit.:en,  flammen,  leuch- 
ten, scheinen  etc.)  stimmt,  als  ::u  skr.  (,ya 
(gerinnen,  frieren),  wovon  es  doch  sehr  frag- 
lich bleibt,  ob  man  dafür  eine  y  ki  mit  der 
Bedtg.:  dörren,  brennen  etc.  aufstellen  darf. 
Zu  ahd.  hei,  bz.  erheien;  mhd.  heien  (urere) 
u.  goth.  liais  (Fackel),  bz.  lieid,  lieiter  etc. 
vergl.  auch  griech.  kalö  (brennen),  att.  käö 
(brennen),  kaüma  (Brand)  etc.;  lit.  kaistii 
(bin  heiss),  kaiträ  (Hitze)  u.  an.,  isl.  hyr 
(Feuer),  sowie  liyn-  od.  liyr  (heiter,  froh, 
fröhlich  etc.,  cf.  dän.  ghul,  blid),  tcas  nach 
bilde  ».  ghul  zu  urthcilen  auch  auf  die 
Grdbdtg. :  glänzen  zurückgeht. 

lii'j.  ,s'.  hejo. 

h t'J ' - b;i s .  Bam m-Meister. 

htM-lM'ssem,  .s\  heidebessem. 

licj'-blok,  ein  Block  zum  hejen  od.  Bam- 
iiien,  Bammblock. 

Iicid,  heit,  Endung  vieler  Subst.  als:  egen- 
heid,  pudhuid,  böslieid,  düllicid,  ewtgheid 
etc.,  od.  egeulieit  etc.  mit  dem  I'lur.  heiden 
od.  heiteu.  —  Africs.  liOde,  hed,  heid ;  nid. 
heid  (Blur.  hedeii) ;  mnid.  heyd;  nd.  heid, 
heit,  keit;  miid.  heit;  )ihd.  heit,  keit  etc. 
Dieses  Wort  war  früher  ein  selbstständigcs 
Wort  u.  i.'it  eins  mit:  ahd.  heit,  hait,  heid; 
mhd.  heit;  as.  lied,  heth  (persona,  sexus, 
ordo,  gradiis,  bz.  Bang,  Stand,  We.scn,  Be- 
schaffenheit, Art  u.  Weise) ;  goth.  haidus 
(Art  u.  Weise);  as.  hed  (Stand,  Würde); 
ags.  häd  (wie  im  hochd.) ;  an.  lieidr  (honor, 
diguitas).  Was  die  Grdbdtg.  dieses  Wortes 
betrifft,  so  scheint  es,  als  ob  dieselbe  ursjrr. : 
Schein,  Gl  am  etc.  od.  Schein-  u. 
Glanz -Zust a n  d  war,  bz.  dass  dem  viel- 
leicht für  heid  etc.  anzusetzenden  Thema 
heidu,  heitu,  lieithu,  od.  lieitliä  etc.  ein  ä 
od.  1,  ü  (Etwas)  abfiel  u.  es  von  Hause  aus 
ein  Etwas  bezeichnete ,  tvas  Schein  u. 
Glanz  hatte  u.  von  sich  gab  n,  dadurch 
in  den  Gesichtskreis  kam  u.  erkennbar  (od. 
gesehe»  ii.  erkannt  etc.)  u-urdc,  bz.  als  ein 
gegenstündliches  u.  sichtbares  Etwas  in  die 
Er  sc  hei  mm  g  trat.  Da  n  un  aber  Alles, 
was  scheint  u.  glänzt  Jedem,  der  dar- 
nach .sieht,  eine  Erscheinung  ist  od. 
ihm  das  Aussehen  u.  die  Wesenheit 
(sein  Sein  etc.),  Besch  äff  enh  e i t,  bz.  die 
Art  u.  Weise  desselben  kund  macht,  .so 
ist  es  vollständig  begreiflich ,  dass  aus  der 
Grdbdtg. :  Schein,  Gl  a  n  z  od.  L  ich  t 
(ah  das  was  von  Jemandem  ausgeht  u.  ihn 
sichtbar  u.  als  Seiendes  erkennbar  macht) 
sich  auf^ser  Ansehn,  Würde,  Ehre  etc.,  od. 
Art  u.    Wci.ic   wie  Etwas  aussieht   n.  sicht- 


bar wird,  auch  die  von  sichtbares  u.  in  die 
Erscheinung  tretendes  Etwas  (gleichgültig 
ob  Sache,  l^ing,  Wesen  od.  Fersönlichkeit) 
ergehen  musste.  Was  die  y  betrifft,  so  ist 
5  dafür  wohl  germ.  lud  od.  hith,  hz.  idg.  kit 
od.  skit  anzusetzen ,  die  auch  der  skr.  y 
cit  (glänzen,  scheinen,  erscheinen  etc.,  cf. 
unter  G  hei),  sowie  ketü,  od.  ketu  (Helle, 
Licht,  Strahl,  Leuchte,  Tuickcl,  Flamme; 
10  Erscheinung  etc.),  ciXvix  (glänzend,  strahlend, 
hell;  ausgezeichnet,  herrlieh  [ilhistris];  hell, 
laut,  klar  etc.)  etc.  etc.  zu  Grunde  liegt, 
cf.  auch  heid-rubiutje  u.  heiter. 

1.  heide,  od.  liaide,  a)  Jlaide,  Haidefeld, 
15  od.  dürres,  sandiges,    unfruchtbares,    tinbc- 

bautes ,  wild  u.  toüst  liegendes,  meist  mit 
Haidekraut  bewachsenes  Land;  ebenes,  un- 
bebautes u.  unfruchtbares  Land;  't  is  enier 
lieide,    so  wid    as  man  sügt;   —    b)    Huide, 

20  Haidekraut.  Compos. :  besseniheide,  böiier- 
heide,  lieideblümo,  mürheide  etc.  Sprichw. 
zu  a) :  gifd  de  heide  erst  für  her,  den  büst 
du  hör  her.  —  Xd.,  mnd.,  idd.  heide;  mnId. 
hoyde;  ahd.  heida  (Haidekraut) ;  mhd.  lieide 

25  (ebenes  unbebautes  wildbewachsenes  Land); 
goth.  liaithi  (ager,  campns,  unbestelltes  Feld)  ; 
ags.  haedli ;  engl,  heatli  (wie  oben).  Wie 
goth.  haitlii  zeigt,  bezeichnet  dieses  Wort 
ursur.  im  Allgemeinen  Mos  „Feld'',  bz.  ein 

30  unbestelltes  u.  freies  Feld,  wo  nichts 
wächst  lt.  ivohnt  u.  tcas  nicht  besiedelt  ist 
u.  wird  es  meistens  zu  skr.  ksetra  od.  kshe- 
tra  (Grund,  Grundbesitz;  Feld,  Acker;  Ge- 
gend, Land)  verglichen,  was  zur  ]/  ksi  od. 

35  ksbi  (sitzen,  wohnen,  sich  aufhalten  wo  etc.) 
gehören  soll,  wonach  denn  ksetra  urspr. 
wohl  als  (von  Menschen  u.  Thicren)  be- 
wohntes Etwas  aufgefasst  sein  muss, 
tvas  allerdings   zu    der    allgemeinen    Bedtg. 

40  des  germ.  heide  nicht  stimmt,  worüber  noch 
Weiteres  unter  lieiil-rubiiitje  am  Schlüsse 
verglichen  icerden  mag. 

2.  heide,    öfterer   lieiden,    Heide,    Nicht- 
christ;   he  is  iiog  'ii  lieide.      Sehr  oft  wird 

45  damit  auch  ein  armer,  trostloser,  bedrück- 
ter, von  der  Gnade  verstossener  Mensch 
(he  klägd  as  'n  heiden)  ti.  weiter  auch  ein 
uncultirirter,  ivildcr,  roher,  tvüster,  bz.  ein 
struppiger,  ungekämnder  u.  schmutziger  Ge- 

50  seile,  sowie  ferner  ein  Zigeuner  bezeichnet 
(he  geid  so  to  ker  as  'n  heiden;  —  he  sügt 
d'r  üt  [ist  struppig  u.  schmutzig  etc.]  as  'n 
heiden;  —  de  heidens  [od.  taters]  sunt  d'r), 
ivie  ja  bekanntlich  das  Subst.  heide  od.  hei- 

55  den  (Heide,  od.  Xicht-Christ)  aus  dem  Adj. 
ahd.  lieidau  etc.  (von  der  Haide,  zur  Huide 
gehörig,  bz.  agrestis,  pagauus  etc.,  cf.  bei- 
den) hervorging  u.  urspr,  blos  einen  (Haide- 
od.  Feldbeioohncr,  bz.  einen  Menschen 

60  von  der  Haide   od.    dem   Jjande,    einen 


HEIDE                               57  HEID-  HEIT-RUBINTJE 

Hauer  od.  Nichtstädter  etc.  hvzeich-  hz.  ein  Waclceln  der  Haut  anlcomwen  sollte, 
nete  u.  sonach  nach  der  den  Kirchenvätern  wie  dies  bek(tnntlich  auch  heim  Schauder- 
von  Moni  aus  eigener  Anschauung  als  ein  od.  Schüttelfrost  der  Fall  ist. 
bäurischer ,  ungebildeter,  roher.  Beide  Redensarten  sind  daher  tvoJil  nrspr. 
ungesitteter  Mensch  (liomo  agrestis  et  5  fries.  od.  ofries.  Ursprungs  u.  von.  hier  aus 
paganus,  bz.  iiou  uibaiuis)  aufgefasst  u.  dann  tveiter  nach  Deutschland  vorgedran- 
dann  weiter  zur  Bezeichnung  eines  Nicht-  gen,  sofern  nicht  etwa  in  andern  Gegenden 
Christen  verwandt  wurde.  die  Zusammenstellung  von  lieide  u.  weide 
3.  lieide,  Haut.  Dieses  nur  in  den.  lle-  neben  den  unsrigen  in  der  Bedtg.  von  Haut 
densart.:  „ik  wil  dl  hauen,  dat  di  de  beide  10  u.  Gcioeide  wirklich  im  Sinn  von  Hai  de 
wakkeld"  ;  —  ^he  spejd  beide  un  geweide"  (od.  Wald,  Holzung  etc.,  s.  unter  licid- 
ist  ganz  zweifellos  identisch  mit  afries.  htide,  rubiiitje  am  Schlüsse)  u.  Weide  (pascua) 
hed;  nfries.  heed;  sali,  hed;  wang.  (Ehren-  schon  von  früherer  Zeit  her  gebräuchlich 
traut,  I,  351  u.  370)  baid  (lü  fret  'er  't  icar  u.  dann  später  die  abweichenden  Se- 
mit baid  un  her  up;  —  hi  spied  liaid  uu  15  dtgn.  dieser  lautlich  gleichen  Wörter  in  den 
waid  to  't  lief  ut);  ags.  b  j'd ;  engl,  lüde  verschiedenen  Bedensarten  sich  in  der  An- 
(Haut,  cf.  büd),  wobei  ich  wegen  des  Vocal-  wendung  derselben  blos  vermischt  u.  im 
Wechsels  sowohl  auf  nid.  beden  =  liuiden  Laufe  der  Zeit  verdunkelt  haben, 
(heute  =  ahd.  liiuti)  als  auch  auf  den  nid.  beide-besseni,  heibessem,  Haidebesen,  Be- 
Plur.  beden  =  lieiden  von  beid  (hcit,  keit,  cf.  20  sen  von  Haidekraut,  od.  Erica  vulgaris, 
beid  =  rt/nes.  bed  etc.),  a/s  awcA  auf  den  ahd.  hcide-blöiiie,  Haideblume. 
Plur.  biuti  von  büt  (Haut)  venveise.  In  heide-kn'id,  Haidekraut. 
dieser  Meinung  iverde  ich  auch  dadurch  beiden,  a)  (Subst.)  s.  2  beide;  —  h)  (Adv.) 
nicht  beirrt,  dass  die  Redensart:  dat  de  heidenmässig, unvernünftig,  fürchterlich, höl- 
beide  wakkeld  sehr  verbreitet  (cf.  Korrespon-  25  lisch  etc. ;  man  hed  dar  'n  beiden  bült  drokte 
denzblatt  des  Vereins  für  nd.  Sprachfor-  un  spcktakel  mit ;  —  he  licd  'n  beiden  bült 
schung,  No.  9  vom  Febr.,  pag.  67  seq.  u.  geld;  —  ik  wurd'  so  beiden  dül,  dat  ik  bura 
No.  12,  vom  Mai  1877,  pag.  DO)  ist  u.  so-  wol  giik  en  au  de  ören  gäfen  niugt  harr' ; 
wohl  in  dieser,  cds  auch  in  der  gleichfalls  —  't  was  'n  beiden  allarm.  —  Slit  afries. 
im  nd.  bekannten  Zusammenstellung  von  30  (AdJ.)  hetbin,  betben,  liethon,  beiden ;  as. 
beide  «.  weide,  bz.  bei  «.  wei  (cf.  bei  liedin ;  ags.  baedheu;  an.  beidhinii ;  mnd. 
Schütze:  he  deit  bei  u.  wei  ut,  sowie  beiden;  ahd.  heidan,  heidin,  beiden,  hcidhan, 
ferner  bei  Dähnert  u.  im  B  r.  Wb.)  das  beitbin;  mhd.  beiden  (gentilis,  etbnicus, /tc/c?- 
Wort  lieide  im  Br,  Wb.  mit  1  beide  in  der  nisch,  niclitcltr istlich,  besonders  muhameda- 
Bedtg.:  Haide-Land ,  od.  Haide  -  Feld  u.  35  nisch,  saracenisch ,  orientalisch,  bz.  urspr. 
weide  mit  weide  (pascua)  identificirt  ivird,  agrestis);  Subst.  ahd.  heidan  etc.;  nid.  bei- 
zumal  da  auch  Schütze  die  Redensart:  den;  wfries.  beydin  (Heide,  Nichtchrist,  bz. 
he  deit  hei  uu  wei  ut  auch  durch:  „er  hat  urspr.  paganus)  zu  1  beide,  cf.  unter  2  beide. 
einen  starken  DurcJifaU"  erklärt  u.  wir  mit :  beiden-döiii,  Heidenthum. 
„he  spejd  beide  un  geweide^*  besagen  icol-  40  \\%\A^\\-\{\\)iL.,  Heidenvolk,  heidnisches  Volk; 
len,  dass  er  Alles  ausspeit,   vxis  er  in  sich  Zigeuner. 

hat.  bz.  Jemand   sich   in   der  Weise  heftig  lieiden-pak,   gemeines   heidnisches    Back 

u.  anhcdtend  erbricht,    dass    er    nach    Ent-  od.    Volk,  Zigeuner  etc. 

leerung  des  Magens  von  Speisen  auch  noch  lieide-snukke,  lieidsnnkke,    Haide-Schaf. 

häutige  Bestandtheile  speit,    bz.  Alles  von.  45  Die  beidesnukken    sind  viel   kleiner  als  die 

sich  giebt,    icas    nur    irgendwie  aus  seinem  Schafe  von  der  Marsch.  —  Nd.  beidsnulcke 

Innern  herausbrechen  kann,  toie  dies  z.  B.  u.  bei  Frisch  beidsnake. 

beim  Gallenfieber  od.  ähnlichen  mit  heftigem  heidi,  a)  Ausruf  der  Lust  u.  des  Jubels; 

Erbrechen    verbundenen    Krankheiten     der  heidi,  lieidi,  beidallala;  —  b)  fort,  verloren, 

Fall  ist.    Die  Redensart :  „Jemanden  hauen,  50  zum  Teufel  etc.;   't  is   all'  heidi;    —   lat    't 

dass  ihm  die  Heide    icackelt"    stammt    aber  all'  beidi  gan;    —    be  is  heidi  gän.       Wohl 

ent^veder  daher,  dass  in  früheren  Zeiten  die  blos  erweitertes    hei    (cf.    1  bei) ,    wie    auch 

Verbrecher  etc.  oft  derartig  gegeisselt  u.  mit  ivohl  heidideldei    entweder    erweitertes    heidi 

Ruthen  geschlagen  wurden,    dass    die  Haut  in  der  Bedtg.  sub  a)    od.    von    bei  u.  didel- 

auf   dem    Rücken    sich   von    dem    Fleische  55  dei  zusammengesetzt  ist. 

löste  u.  theils   lose   u.  ivackelig   sass,    theils  lieid-,  lieit-i'iibintje,  Blut- od.  Roth-Hänf- 

in  Fetzen  herunterhing,  od.  dass  diese  Re-  ling  (cannabina  linota).     rubiutje  ist  Dimin. 

densart    blos    eine  Androhung    so  fürchter-  von  rubin,    wie    der   Hänfling    wohl    wegen 

licher  Schlüge  sein  sollte,  dass  dem  Betref-  seiner    Ruhm  -  ähnlichen    Färbung    auch 

f enden   vor  Angst   ein  Beben   od.    Zittern,  CO  sonst  (cf.  Brehm,  Thierleben  HI,  141)  ge- 


HEID-  HEIT-RUBI^^TJE 


58 


HEJEN  HEEN 


nnnnt  wird,  während  der  Vorsrßbe  heid  od. 
lieit  wohl  Bedtg.  Glanz  (cf.heix.  etc.  h.  lieiter) 
:h  Grunde  liegt ,  sodass  heid-  od.  hcit-ru- 
bintje  soviel  icie  Gla  n  z  -  Hä  n  fl  i  n  g  lieisst, 
h:.  heid  etc.  sich  auf  den  Glanz  seiner 
rothen  Farbe  bezieht.  Dass  )iiin  aber  die 
ahd.  heitperi,  heidperi  u.  nhd.  Heidel- 
beere genannten  glänzend  schwarzen  n. 
rothen  Beeren  der  verschiedenen  Yacciniiim- 
Arten  ihren  Namen  daher  haben  sollen, 
dass  sie  in  od.  auf  der  Hai  de  wachsen, 
scheint  mir  auch  sehr  fraglich,  da  es  auch 
ebensogut  denkbar  i.^it,  dass  heitperi  ursjyr. 
die  Bedtg.  Glanz-Beere  hatte,  wie  ja 
auch  lieit  (rf.  heid)  in  der  ursj^'.  Bedtg.: 
Glanz  od.  Schein  etc.  (der  von  Etwas 
ausgeht  u.  es  sichtbar  macld)  u.  der  abge- 
leiteten von:  Ansehen,  Würde  etc.  auch 
im  ahd.  heithaft  (d.  h.  glanzhaft,  od.  mit 
Glanz,  An  s e Jt  e n  u.  Wii  rde  behaftet, 
—  Glanz  u.  Ansehen  etc.  habend  u. 
besitzend)  steckt  u.  dieses  Wort  nur  des- 
halb auf  den  geistlichen  Stand  bezogen,  bz. 
der  geistliche  od.  Priesterstand  nur  deshalb 
heithaft  genannt  wurde,  weil  er  mit  Glanz, 
Ansehn  u.  Würde  etc.  behaftet  war,  bz. 
der  „heithafte"  od.  der  dem.  Stande  der  Geist- 
lichkeit angehiirende  3Iann  für  „illustre" 
galt.  cf.  dieserhalb  auch  unter  heid  am 
Schlüsse  das  skr.  citrä,  xconach  man  auch 
einen  germ.  Sta7ntn  heid,  heit  od.  heith,  bz. 
ein  heithi  (glänzend  etc.)  u.  heithi  (Glanz 
etc.)  von  der  y  hid,  hit,  hith  =  skr.  cit 
(glänzen  etc.)  ableiten  kann,  der  doch  je- 
denfalls auch  dem  ahd.  heitar  (cf.  heiter) 
zu  Grunde  liegt,  ebenso  wie  dem.  Worte  heid. 
Vergleicht  man  nun  aber  weiter  das  ahd. 
16h,  Holz,  Gehölz,  Wald  etc.  (cf.  Förste- 
rn an  n ,  II,  947  u.  Arnold,  Ansiedlun- 
gen  etc.,  pag.  117)  =  lat.  lucus  etc.  im  Zu- 
sammenhange mit  ahd.  lohjau  (lohen,  flam- 
men etc.)  u.  lat.  lücere  etc.  (cf.  leien,  löjen, 
lücht  etc.)  zu  Id.  laukas  (das  Freie,  od. 
die  freie,  offene  unbesicdelte  Gegend  etc.,  bz. 
Feld,  Acker  rtc.  u.  dass  vnr  mit  Wald 
auch  oft  den  Begriff  des  Freien  u.  Un- 
eing  e  liegten,  od.  des  ivild  u.  frei 
wachsenden  und  somit  auch  Unbe- 
schränkten (wald  u.  wild  [cf.  wilde  n«cÄ 
in  derselben  Bedtg.  wie  HaidrJ  sind  ja 
angeblich  connex,  da  wald  das  toild-  u. 
freiwachsende  bezeichnen  soll)  verbin- 
den, so  ist  es  auch  leicht  möglich,  dass  das 
Wort  heide  =  goth.  haithi  (Ifaide,  od.  hin- 
bestelltes, od.  unbebautes  m.  unbewohntes  od. 
freies  Feld  u.  Ebene  etc.,  cf.  1  heide)  gar 
nichts  mit  skr.  kshötra  (Grundbesitz;  Feld 
etc.)  u.  der  ]/  kshi  (sitzen  etc.,  cf.  1  heide) 
zu  thun  hat,  sondern  als  freie,  unbe- 
baute,   unbewohnte ,    leere    u.    öde 


Fläche  etc.,  ebenso  wie  heid  etc.  u.  heiter 
zur  y  cit  =  idg.  kid  (scheinen,  glänzen  etc.) 
gehört,  zumal  da  heide  in  den  norddeut- 
schen Sprachen  nicht  allein  eine  offene, 
5  freie,  unbebaute  u.  öde  Gegend,  bz.  ein  freies 
Feld  etc.  bezeichnet,  so)ider)i  auch  die  Be- 
dtg.: W(dd,  Gehölz  (Ulcus,  sylva,  saltus) 
hatte,  bz.  {cf.  Grimm  Wb.,  IV,  798  sub 
3)  einen  gr  ossen,    wilden,    mit    Tan- 

10  gel-  od.  schwarzem  Holze  beioach- 
senen  Wald  bezeichnete  u.  man  sonach 
von  Hause  aus  u.  urs2}r.  mit  „heide"  ledig- 
lich ein  frei  u.  offen  liegendes  (cf.  bar, 
bar,  bloss,  nackt,  leer,  frei,    offen,   sichtbar 

15  etc.  von  der  y  bhas,  scheinen,  glänzen  etc.), 
od.  überhaupt  ein  freies,  offenes,  über- 
sichtliches, bz.  ein  freies  unbe- 
schr ä nktes  u.  w i Id es  Etwas  bezeich- 
net hat  u.  dieses  Wort  ebenso  wie  heid,  hei- 

20  ter  etc.  ein  Abkömmling  der  y  cit  (schei- 
nen, leuchten,  sichtbar  sein,  frei,  offen  u. 
unbedeckt  liegen  etc.)  ist,  zu  welcher  Grd- 
bdtg.  die  goth.  Bedtg.  campus  od.  unbe- 
stelltes   u.   freies    Feld   etc.    (cf.    unter 

25  1  heide)  sowohl,  als  auch  die  schon  alte  nd. 
von  Wald  etc.  od.  lucus,  bz.  freies,  unbe- 
schränktes, offenes  Einlas,  od.  überhaupt 
das  Freie  (cf.  skr.  loka,  heller  freier  Ort, 
freier  unbeschränkter  Raum  etc.)  jedcnfcdls 

30  sehr  gut  u.  icohl  besser  stimmt  als  die  von 
skr.  kshetra  von  der  ]/  kshi  (sitzen,  wohnen 
etc.),  zumcd  da  die  Haide  loohl  schwerlich 
jemals  ein  sehr  verlockender  WoJinsits  war 
ti.  jedenfalls  urspr.  wohl  ein  von  frei  um- 

35  hers c h iv e ife n d e n  Nomadenhorden,  nicht 
aber  von  sesshaften  Ackerbauern   bevöl- 
kertes Feld  gewesen  ist. 
heien,  .s\  hi-jen. 
Heie,  Hei',  ml.  Name;  s.  Ilayo. 

40  heje,  hej',  hei',  a)  Schlag,  Stoss ,  Auf- 
pirall  etc.,  z.  B.  eines  schiveren  Schlägels, 
od.  eines  Bammblocks  etc.;  du  must  d'r  uog 
iuseu  "n  dügtitren  hej'  up  dun,  of  't  net  nog 
wat  sakktMi  wil;    —    mit  f'U  hej'  sat  't  fast; 

45  —  b)  ein  schicerer  Schlägel,  ein  Bamm- 
block, od.  auch  das  ganze  Rammgestell  incl. 
des  Schlägels  od.  Rammblocks ;  gif  ml  de 
hej'  inson  her  uii  lat  mi  de  päl  iuson  eu  up 
de  kop  gäfen ,    of    hr    den    net  in  de  grund 

50  geid  ;  —  se  sunt  mit  de  hej  au  de  färd,  um 
de  palen  in  de  grund  to  hejen.  —  Afries. 
hei  (Schlag,  Hau)  ;  nid.  hei  (Ramme);  mnld. 
(KU.)  heye  (fistuca;  pilum  ruidum) ;  nhd. 
Grimm,   Wb.,  JF,  813,  bz.   770  etc.)  heie, 

55  hege,  hage  (Schlägel)  ;  mhd.  heie,  hei ;  bai/r. 
hai  (dasselbe);  Schweiz,  huja  (Ramme),  ne- 
ben den  Verben :  huja  n.  heija  (rammen). 
Ausserdem  auch  (ni.)  heier,  haiier,  haier, 
hoyer  (trnsorium).      Vergl.  weiter: 

60      hejoii,    heen,    heien,    rammen,   flauen, 


HEJEN  HEEN  59  HEIKE  HEIK' 

schlagen,  stossen  etc. ;   he  hejd   de  palen  in  (fcn,    ohschon   es   mir   scheint ,    dass    hayr. 

de  grund;  —  de  grund   mut  erst  htgd  wor-  (Seh vi.,  II,  128)  haien,    h:u,    haier,   hoyor 

den  (gerammt,   hz.  mit  eingerammten  Pfäh-  (trusorium,    fistiica)    u.     gehai     (Weg     od. 

len  verschen  u.  fundavientirt  werden),  er  't  Cagung  von  eingeranuiden  Pfählen)  auch  wohl 

fundaraent  legd   worden   kan;    —    he    hejde  5  zu  hauen  gehören    könnte,    zu    welchem  luV 

(hejete,   rammte,    bz.  stiess,    schlug  etc.)    de  Jen  u.  heje  jedenfalls   begrifflich   doch  bes- 

päl  so  fast,  dat  gm  tein  perde  hum  d'r  wör  ser  stimmt  als  zu  heien    (vexiren),    od.   wie 

üttrekken    künden.    —    Nid.    heijen;    mnld.  Diez  meint  zu  mnld.  hijgheü. 

heijen ,    hijen     (fistucare,     fistuca    adigere;  heien,  s.  heuen. 

subagitare) ;   mfläm.  heyen,  hyen   (dasselbe).  10      heifeltje,  lieiifeltje,  heifelke  (Dimin.  von 

Vergl.  dazu  (s.  Grimm,  Wb.,  IV,  813  un-  nhd.  Haufe,  bz.  dem  Stamm  Häufet   von 

ter  2  heien)    schwäb.  heien,   huien,    hegen,  häufeln),  Häufchen,  kleiner  Haufe;  wi  wil- 

neben  geheien   u.  keien    (schlagen,  loerfen) ;  len  de  knikkers    up    heifeltjes   setten   un  se 

tirol.  heien  u.  geheien  u.  keien  (werfen,  fal-  mit  de  törnscheter   umsmiten ;   —   (fig.)   ein 

len  lassen);  hess.  (Vilmar)  heien,  geheien,  15  Idcines  Menschenkind;   't  is  man  so  'u  hei- 

geheigen    (plagen,  vexiren,    ärgern  etc.,    bz.  f'eltje.^ 

urspr. :    schlagen,    hauen).      Was   zunächst  hßiiö?  *'•  6  hei. 

unser  hejen , '  bz.  nid.  heijen  (rammen  etc.)  heike,  lieik',  haike,  hoike  u.  auch  hokke, 
betrifft,  so  ist  dies  wohl  von  heje,  hej'  (Stoss,  hok',  Mantel,  Ueberwurf,  Begenkleid,  Schä- 
Schlag;  Schlägel,  Bamme  etc.)  loeitergebil-  20  fermantel ;  Redensart:  de  heiken  up  beide 
det ,  wie  desgl.  auch  wohl  nhd.  heien  schulders  dragen;  —  de  heik'  na  de  wind 
(schlagen),  während  es  mir  scheint ,  dass  hangen;  —  Cowpos.  wind-heike;  (fig.)  Wind- 
die  oberd.  Verba:  heien,  huien,  hegen  (schla-  beutel.  —  Afries.  hokka  u.  lioythia  (rect. 
gen,  weifen),  bz.  hess.  heien  (vexiren)  u.  hoykia  oc7.  hoychia,  lioichia) ;  nd.  (Schütze, 
mnld.  hijen  (molestare,  vexare) ,  mnd.  (S  c  h.  25  I)  ä  h  n  e  r  t,  S  c  h  a  m  b  a  c  h  etc.)  heuke,  hoike, 
u.  L.)  beigen,  higen,  hieu  (zerren,  höhnen  heike,  hocke;  mnd.  (S eh.  u.  L.)  hoike,  heike, 
etc.)  nicht  von  dem  Subst.  heie,  sondern  aus  büke,  hoke;  nid.  huik;  7nnld.huycku.  hocke; 
älterer  Quelle  stammen.  Vergleicht  man  engl.  hake.  Daran  (Die z,  II,  335) :  af ranz, 
nun  aber  die  unter  heje  erwähnte  Form:  hoche  (langes  Gewand),  während  Diefen- 
hege,  bz.  dass  so  sehr  oft  der  Stamm  hage,  30  bach  das  mdartl.  franz.  huque  u.  sächs. 
hege  zu  hai,  hei  contrahirt  wird,  sotvie  fer-  büke  zu  kgmr.  hug  stellt.  Es  gehört  mit 
ner,  dass  unser  hikkeu  neben:  schlucken,  hök,  büke,  hokke,  buken  (=  nid.  buiken, 
schluchzen,  bz.  krampfhaft  hörbar  weinen,  nhd.  hocken)  etc.  zur  )/  kuk,  bz.  skr. 
od.  aufstossen  (cf.  snikkon,  snukken,  snuk-  kug,  kung,  od.  kuc,  kunc,  wovon  kuksli,  kuks 
kern  u.  snuk-up  =  engl,  bick-up)  auch  die  35  (cf.  taksh,  taks  aus  tak,  tag  u.  bbaksh  aus 
Bedtg.:  stossen,  schlagen  etc.  hat,  so  wäre  bhag)  eine  Weiterbildung  ist  u.  welche  nach 
es  auch  wohl  möglich,  dass  fries.,  nid.  he-  Fick  eine  Ablautform  von  kak  (cf.  I,  3G) 
Jen,  heijen,  hijen  (stossen,  schlagen  etc.)  aus  sein  soll,  die  er  auch  für  h^ge  (Umzäunung, 
mnld.  hijghen  (anbelare,  bippacare,  animam  Hecke  etc ,  cf.  unter  hage,  bäge,  hagen,  hä- 
celeriter  ducere  etc. ,  cf.  higen)  entstehen  40  gen  etc.  u.  auch  unter  hake) ,  bz.  ahd.  bag 
konnte,  loovon  (cf.  higen  in  der  Bedtg.:  hef-  ansetzt  u.  wobei  ich  wegen  des  auslautenden 
tig  verlangen  u  trachten,  od.  streben  nach)  g  u.  k,  bz.  des  inlautenden  g  u.  k  auch 
Diez  (II,  334)  afranz.  hie  (Gewalt,  Nach-  auf  bugen,  buk,  bukken  etc.  verweise.  Ver- 
druck), engl,  hie  (Eile  etc.)  ableitet  u.  wo-  gleicht  man  nun  aber  bei  Grassmann  y 
mit  er  auch  ags.  bige,  hyge  (Eifer,  od.  ei-  45  kug  (umschliessen,  umfassen),  köga  (Fass, 
gentlich:  mens,  animus  etc.,  da  es  mit  afries.  Kufe,  Behälter,  Kasten  etc.),  köstha  (Ein- 
hei;  ahd.  bugu,  Sinn,  Geist;  Andenken;  getceide,  Wanst),  kaksi  (Bauch  etc.),  bz.  bei 
aflfectus,  Freude;  goth.  hugs  etc.  identisch  Bopp  die  Wurzehi  kuk  (capere,  sumere), 
ist  ti.  mit  böge  etc.  zu  bugen  gehört)  für  kuc  (impedire,  includere,  conjungere;  iu- 
verwandt  hält  u.  tvovon  er  meint,  dass  da-  50  flexum  esse),  kuc  (curvare,  inflectere),  sowie 
von  auch  nfranz.  hie  (Ramme),  hier  (ram-  die  Wörter:  kuca  (mama),  kuks'i  (venter, 
men)  abstammen  könnte.  Wahrscheinlicher  Uterus)  etc.,  bz.  bei  Benf  ey :  kuk  (to  take), 
scheint  es  mir  jedoch,  dass  unser  heje,  hej',  kuksbi  (tbe  belly;  cavity;  caveru;  bay  etc.), 
hei  (Schlag,  Stoss;  Schlägel,  Ramme)  u.  he-  kuj  (to  be  crooked  etc.)  kuch,  kurich  (to 
Jen  etc.  vom  afries.  hei  (Schlag  etc.)  ab-  55  straiten ;  to  bend ;  to  crisp ;  to  souud  high ; 
stammt,  was  ebenso  tvie  unser  bei,  heu  (Heu)  to  be  crooked  etc.)  etc.  u.  bei  Justi:  cuf;ra 
zu  hauen  gehört,  tvährend  die  obigen  nhd.,  (Winkel,  Ecke  etc.  =  nnserni  hök),  kushi 
bz.  oberd.  Formen  heien,  huien,  hegen  (schla-  (Bauch,  Höhle)  etc.,  so  scheint  es  mir,  als 
gen  etc.)  ivohl  mit  mnld.  hijen  (molestare)  ob  für  die  Wurzeln  kak,  kuk  zunächst  die 
aus  einer  u.  derselben  Quelle  stanDuen  mö-  60  Bedtg.:     gr eifeii ,    fassen,    nehmen, 


HEIKEL 


60 


HEIL-BUT 


halten  etc.  als  urspr.  atuiowlimcn  sei  it. 
(lass  .''ich  hieraus  die  ro)i :  binden,  svhlics- 
sen,  ein-  u.  umschlie.'^scn  (sichern,  schUI::en, 
bergen  etc.),  von  allen  Seiten  durch  einen 
Kreis  od.  Hing,  W(dl  etc.  umgehen,  u.  so 
auch  die  von:  rundlich  od.  mit  einer  Krüm- 
mung, einem  Bogen,  Gcirölbe  etc.  ein-  u. 
umfassen  etc.  entwickelt  hat,  wobei  daini 
hieraus  weder  auch  die  von :  biegen  u. 
krümmen  etc.,  sowie  ans:  rundlich  erhaben 
etc.  auch  die  von:  Anhöhe,  Hügel  etc.,  od. 
der  liegriff:  erhaben ,  hoch  etc.  entstand, 
wie  auch  Fick  das  ahd.  Loh  (cf.  hög) 
d.uu  ,vfW//. 

heikel;  /.  q.  4  häkel. 

Heiko,  od.  Haiko,  ml.  Name.  Gei^chln. 
Ik'ikrii,  llcikcus,  Iltikena,  b~.  llaikcn,  Hay- 
ki'ii  etc.  Wohl  Koseform  von  ilayo,  Ilrio, 
Heip.  Vergl.  indessen  Förstemanu  un- 
ter Hall. 

hci-krasjp,  zornig,  ivild,  wüthcnd,  aufge- 
regt, ausser  sich  etc.;  liö  was  gaiis  lieikräsje 
im  hol  not  to  tüssen.  —  Xach  dem  Br.  n  d. 
Wb.  (II,  613)  bezeichnet  lieikrasie  od.  hei- 
kraasje  ein  jauchzendes  Lärmen  a. 
auch  einen  lustigen  ausgelassenen 
Menschen  u.  soll  es  von  der  Interj.  der 
Freude  hei  (s.  1  lioi)  u.  kuraasje  (Courage) 
zusammengesetzt  sein.  Vergl.  indessen  auch 
afries.  hei  =  ags.  higc ,  liyge ;  ahd.  liugu 
(mens,  animiis;  affoctus  etc.,  s.  unter  hejen) 
u.  zu  krasie  etc.  auch  mnd.  kraecz  (Wider- 
rede, od.  Geschrei'^  in  „siiiuler  kraecz  und 
weddeircden",  was  nach  Seh.  u.  L.  [II, 
.'iö'Jj  mit  kratz  [Kratz,  von  kratzen]  iden- 
tisch sein  .soll,  mir  indessen  eher  mit  Krächz 
in  Ge k  r  ä c h z e,  bz.  k r ächz c  n  [ags.  crä- 
cetten  etc  ]  connex  zu  sein  scheint),  od.  auch 
mnd.  krät  (Schrei)  kraten,  kratelon  (schreien, 
krähen,  wiehern),  was  sich  wohl  von  ahd. 
cliräjan  (krähen,  cf.  krcien)  ableitet  u.  wo- 
nach denn  lieikrasie  od.  lieikräsje  (mag  nun 
liei  die  Interj.  hei,  od.  wie  afries.  hei  aus 
hige  entstanden  sein)  nicht  =  fr eudige 
od.  laute  Co  u  r a g  e,  sondern  =  fr  e u- 
diges  u.  lautes  od.  an  i mir t es  Ge- 
schrei sein  würde. 

hei'  knräsje,  hei*  krasje,  gewähnlichcr 
fragender  u.  herausfordernder  Zuruf  eines 
streitsüchtigen  od.  zornigen  JMcnsclicn  an 
die  gegnerische  Barth  ei  n.  ivörtl.:  habt 
ihr  Courage;  hei'  krasje?  den  kfimd 
man  her,  den  wilKn  wi  insen  sön,  wel  bäs 
Word. 

licil,  Heil,  Gesundheit,  Wohl,  Wohlsein, 
Glück,  Segen,  Frlösung,  Bettung  etc.;  heil 
dl,  dat  du  dat  net  däii  hest;  —  he  drunk 
up  sin  heil ;  —  f'oi  heil  im  glük ,  od.  segeii 
in  't  neje  jär;  —  Iie  si'>cht  sin  heil  l»i  (iod, 
od.  in  de  tiücht;  —    ik  se  gi-n  heil  mür  für 


luiin ;  --  dat  is  diu  heil,  dat  du  kamst;  — 
wen  du  nii  iiet  hürou  wilt,  den  must  du  sül- 
feu  diu  heil  fersüken  ;  —  as  he  ferlägeu 
was,  do  kwani  he,  um  sin  heil  hi  nii  to  fer- 
5  söken ;  —  he  lied  sin  heil  bi  hör  feisöcht, 
man  't  wul  hum  bi  hör  iiet  lükkea  un  he 
hed  sük  blüt  'n  pAr  blaue  schiuien  häld.  — 
Nd.,  mnd.  heil;  nid.  heil;  )«/(/</.  lieyl ;  ahd., 
mhd.  heil  (Gesundheit ;  Glück;  Bettung)  n. 

10  ahd.  hedi,  liaili,  ludi;  amhd.  heile;  as.  hell 
(sanitas,  salus;  salvatin).  Fs  bezeichnet  den 
heil-  od.  gesund- Zustand ,  bz.  den  Zu- 
stand od.  das  Sein  von  heil  od.  ges  u  n  d 
(d.  h.  ganz,  unverletzt,  unverivundet  u.  un- 

15  versehrt,  nicht  caput  etc.)  etc.  u.  ist  heil  das 
substantivirte  Adj.  heil  (cf.  hei) ,  tvährend 
heili  mit  don  Suffix  i  in  der  Bedtg. :  Sein 
od.  Zustand  etc.,  ebenso  wie  heilig,  heil- 
sam,   bz.  heisam    u.    lielen  etc.   davon    loei- 

20  tcrgebildet  sind.  Wie  salus  bezeichnete 
daher  auch  heil  urspr.  nur  einen  körper- 
lich od.  sinnl.  unverletzten  Zustand  u.  da 
sowohl  salig  (selig),  als  die  Fndung  sal 
in    Trübsal,    Schicksal   etc.,    bz.    selig    in 

25  trübselig,  loeinselig  etc.  mit  sal  in  salus,  sal- 
vus  etc.  identisch  ist,  so  erklärt  sich  hieraus 
auch,  weshalb  das  Wo7-t  salig  od.  selig 
(sei  es  für  sich  allein,  od.  als  Fndung,  bz. 
als  Suffix)    dieselbe  (rrdbdtg.    hat    ivie  hei- 

30  lig  (cf.  auch  hillig,  hilg),  obschon  wir  die- 
ses Letztere  allerdings  nicht  in  derselben 
Bedtg.  wie  selig  in  trübselig,  weiiiseUg 
etc.  gebrauchen,  bz.  als  Suffix  den  Stämmen 
in    ähnlicher   Weise    anhängen,    wie  selig. 

35  Weiteres  vergl.  unter  hei,  helen  etc. 

heilaiul,  Heiland  (Christus),  Frlöscr,  Fr- 
retter,  Freiiiiachcr  von  Sünde  u.  Schuld; 
och  du  min  lefe  heilaiul,  ferbarme  di  afer 
uns ;  —    de   lefe   heilaud   mag  jo  't  wer  se- 

40  genon ;  —  wat  hod  de  lefe  heiland  net  all' 
f()r  uns  dän.  —  Ahd.  heilant,  helant;  mhd. 
lu'ilant,  lu'ilent:  as.  heljand,  hrleand,  h("'land; 
ags.  haeland,  helend ;  haelynd.  heilant  etc. 
=    salvator    ist    das   substaidioirte    Bartic. 

45  präs.  von  heilan,  bz.  helen  in  der  abstracten 
Bedtg.  salvare.  Die  Gothcn  dagegen  über- 
setzen in  gleicher  Weise  das  griech.  söter 
(Better,  Befreier,  bz.  Christus)  mit  nasjands, 
dem  Bartic.  ^j;v/.s.    von    nasjaii    (retten)    = 

50  ahd.  nerjan  (heilen  etc.),  was  vom  Bräter. 
nas  von  nisan  =  ahd.  nüsaii  in  ganisan  (ge- 
nesen etc.)  weitergebildet  ist. 

heil-biit,  Heilbutt  (pleuronectus,  liippo- 
glossus).  —  Mßäm.  heyl-,  helbot ;   nid  lioil- 

55  bot;  nd.  (B  r.'  Wb.)  hcilbutto;  dän.  liellc- 
but,  auch  holletlynder  u.  norw.  hellefisk  ge- 
nannt; engl,  liallibut,  haliliut.  Bezieht  sich 
die  Vorsglbe  auf  hrl  (heil,  ganz  etc.),  bz. 
engl,  hail,    hale  in  der  Bedtg.  „stark",   so- 

GO  dass   er   ivegen   seiner    Grösse   (er   ist  der 


ÄElLlG 


61 


HEISTERN 


grösstc  u.  schioerste  von  allen  Butten)  der 
ganze  (heile)  od.  starke  (vergl.  unter 
hei  a«c/i  die  Redensart:  lie  is  'u  lu'len  [gan- 
zen, tüchtigen,  derben,  starken]  kerel,  od. 
't  is  wat  lu'ls)  Butt  genannt  lourdei'  Oder  5 
ist  heil,  bz.  hail,  hei,  lial  identisch  mit  dein., 
schwed.  hal  (glatt,  schlüpfrig),  an.  hall; 
mnld.  hei  (dasselbe) ,  was  bekanntlich  mit 
ahd.  häli,  häle;  mhd.  haele,  häl  (verhohlen, 
verborgen;  heimlich  schleifend  u.  schlüpfend  ;  10 
schlüpfrig,  glatt)  zu  hehlen  (s.  unter  hal) 
gehört  u.  ivonach  denn  der  Heilbutt  sei- 
nen Namen  daher  haben  konnte,  dass  er 
nicht  rauh,  od,  nicht  steinigt  (wie  der 
Steinbutt)  ist?  15 

heilig  (saiictus),  heilig,  selig  etc.,  bz.  un- 
verletzlich, unverbrüchlich,  fest  etc. ;  de  hei- 
lige gest;  —  't  heilige  laiul;  —  de  heilige 
schritt ;  —  he  kan  iiich  heilig  worden ;  — 
diu  Word  raut  di  heilig  wäsen ;  —  ik  kau  20 
dl  heilig  fer&äkern,  dat  dat  war  is.  —  Nd. 
heilig;  nid.  heilig;  afries.  helech,  helich, 
heilich,  helch,  hilch  (cf.  hillig,  hilg);  nfries. 
hallig,  hellig,  hillig;  sr(i/.  hillig;  a/uZ.  heilag, 
heilac,  helac,  heileg,  heilig ;  mhd.  heilec,  hei-  25 
lic ;  md.  hillig ;  as.  helag ,  einzeln  auch  : 
heleg,  bälag,  halog;  ags.  häleg,  liälig.  In 
diesem  Worte  hat  sich  die  sinnl.  Bedtg.  des 
Stammwortes  heil  (cf.  hei)  loohl  am  meisten 
verwischt.  30 

lieiligdöin,  Heiligthum;  in  't  heiligdöm 
gän ;  —   dat  mut  di  'n  heiligdöm  wäsen. 

heilige,  Heilige;  de  lefe  heiligen  mögen 
uns  helpen ;  —  he  hörd  to  de  heiligen. 

heiligheid,  Heiligkeit.  35 

heillös,  heillos,  gottlos,  fürchterlich  etc.; 
dat  is  'n  heillosen  kerel ;  —  dat  geid  d'r 
heillos  her ;  —  he  gung  heillös  to  ker ;  —  'n 
heillosen  wind. 

heimät,  Heimath.     Zu  1  hem.  40 

heim-söken,  hemsölteii,  heimsuchen,  zu 
Hause  suchen  od.  besuchen;  he  hed  hum 
heimsöcht.  —  Zu  2  hem  =  ahd.  heimi; 
afries.  hem. 

hein,  Hof?  —  od.  Ansiedlang,  Verbleib-  45 
Stätte,  Wohnung  etc.  ?  —  od.  Hain  =  ge- 
hegtes Gehölz,  Gehege  etc.?  —  in  den  lie- 
densart. :  d'r  steid  gen  hi'is  of  hein ;  —  d'r  is 
gen  hüs  of  hein  to  sen,  tvofür  wir  auch  sa- 
gen: d'r  steid  gen  hüs  of  hof.  Da  hof  be-  50 
kanntlich  die  Bedtg  :  eingeliegtes,  eingefrie- 
digtes, umschlossenes  Etwas  hat,  od.  auch 
einen  timschliessenden  King  bezeichnet  (cf. 
appel-hof,  Apfelgarten,  —  hof  um  de  man 
etc.),  so  ist  es  mir  fraglich ,  ob  hein  wie  55 
nhd.  Hain  ein  Contract.  «;o?i  hageu,  hegen 
=  md.  hagin ,  mhd.  hagen  u.  demnach  mit 
hein  od.  hegen e  in  den  Orts-  u.  Bachnamen 
heinbah,  hegenebahe  (cf.  bei  Förstemann) 
u.  hein  im  mnd.  hein-holt  =   hege-holt  (cf.  60 


bei  Seh.  u.  L.  unter  hege-holt)  identisch 
ist,  bz.  mit  dem  folgenden  Vbm.  heinen  zum 
Stamm  hag  (cf.  1  häge  etc.)  gehört,  od.  viel- 
leicht eine  Nebenform  von  heim ,  bz.  hem 
ist,  wofür  KU.  sein  mnld.  heyn  hält.  Ver- 
gleicht man  indessen,  dass  mnld.  haeghe, 
bz.  mnd.  hage,  hege  (s.  unter  1  häge)  ne- 
ben sepes  etc.  auch  die  Bedtg.  domus  od. 
Wohnung  (cf.  auch  unter  gärden  u.  tun) 
]uit,  so  schei)it  es  mir ,  dass  sowohl  unser 
hein  als  das  mnld.  heyn  (sepes,  septum  etc.) 
ti.  mfläm.  heyn  (Hof,  Hof  statte ,  bz.  closture 
autour  les  niaisons ,  bois  ou  champs)  trotz 
der  dort  erfahrenen  Identificirung  mit  heym 
(Heim)  mit  nhd.  Hain  od.  Hein  von 
Hause  aus  identisch  u.  wie  dieses  aus  ha- 
gan,  bz.  hagene ,  hogene  (cf.  auch  afries. 
heyl  =  hagel,  —  ueil  ^  nagel  etc.)  con- 
trahirt  sind  u.  dass  neben  diesem  richti- 
gen heyn  im  mnld.  u.  mfläm.  auch  die 
Form  heyin  für  heyn  vorkam,  wie  bekannt- 
lich auch  das  „m"  in  kim  (Keim) ,  kimen 
(keimen  etc.,  cf.  kiiien)  u.  in  ahd.  scimo 
(Schein  etc.)  für  urspr.  „n"  steht. 

Hein,  ml.  Name  (Hein  Weers).  Geschln. 
Heine,  Heinen.  Wegen  dieses  Namens  als 
Verstümmehmg  von  Heinrich  (cf.  Heini  u. 
Heink),  bz.  auch  wegen  Hein  in  der  Bedtg. 
„Tod"  (friind  hein)  vergl.  Grimm,  Wb., 
u)iter  Hein  u.   Weiteres  unter  heunekled. 

heinen,  zäunen,  ein-  od.  befriedigen,  bz. 
mit  einem  hein,  od.  häge  (Zaun,  Hecke)  um- 
geben u.  einschliessen  od.  gürten;  umhei- 
nen  (umzäunen,  umschliessen ,  umgürten, 
umfriedigen  etc.)  —  Nid.  heineu ;  mnd.  he- 
genen,  heinen  etc.,  cf.  hägen. 

Ueini,  Koseform  von  Heinrich. 

Heink,  ml.  Name  u.  zwar  Contract.  aus 
Heinrich,  bz.  Heinrik,  Heurik,    cf.  Hinnerk. 

1.  heister,  s.  bester,  bester. 

2.  heister,  od.  hester,  ein  böses  zänki- 
sches Weib,  Xantippe.  Es  berüJtrt  sich  be- 
grifflich sehr  nahe  mit  häkster,  bz.  äkster 
(Elster)  im  flg.  Sinn  u.  wird  demnach  auch 
toohl  mit  mnd.  heister,  hegester  (cf.  Seh. 
u.  L.)  identisch  sein.  Möglicherweise  je- 
doch kann  es  auch  loie  das  folgende  hei- 
stern  zu  haest,  haist,  heist  (erregt,  aufbrau- 
send, hitzig,  zornig  etc.)  gehören ;  cf.  1  hast. 

heistei'n ;  i.  q.  beistern,  feisteru  etc.  — 
Mit  wfries.  (Jap  ix)  heysterjen  (jagen,  trei- 
ben, antreiben,  fort- ,  aus-  etc.;  sehr  hastig 
u.  eilig  sein,  rennen  etc.)  n.  auclt  wohl  mit 
dem  nid.  heistern  in  ontlieistern  (aus  dem 
Concept  kommen  od.  bringen,  sich  od.  Je- 
manden entsetzen,  verstören  [ontheistert  en 
ontroert,  entsetzt  u.  verstört  etc.,  cf.  ferbi- 
stern,  ferbisterd],  quälen,  plagen,  martern, 
verwüsten,  berauben  etc.)  ivohl  von  haest, 
heist  (hastig  erregt  etc.,  cf.  1  hast),   bz,  ein 


HEIT 


62 


HEKSE  HEKS 


Freq.  von  hacsten  (fostinaro  etc.).  </.  auch 
>uL  (Er.  ^yh.)  hoister-beister  (über  J Iah  u. 
Kopf,  in  Eile),  heistcr-bcisteru  (in  unor- 
dentlicher Eile  etwas  thun  o'l.  über  hin 
fahren).  5 

lu'it,  .>-■.  hoid. 

licitt',  Vater.  —  Mofries.  (Cad.  Mül- 
ler) hoite;  afrien.  heitlia  etc.,  cf.  Weiteres 
unter  1  h.  2  atte,  wonach  heite  icohl  für 
cito,  b-.  ette,  üte  steht.  10 

lleite,  llcit,  »//.  Name.  Geschln.  Ileits. 
—  Wie  der  Xanie  Atto,  Atte  mit  atte,  ette 
(Vater),  so  auch  wohl  dieser  mit  heite  conne.i\ 

heiter,  heiter,  fröhlich,  lustig  etc. ;  dat 
geid  d'r  heiter  her;  —  dat  sägt  d'r  lieiter  15 
(lusti(f,  schiin  etc.  u.  sowie  niöjo  auch  oft 
in  s a r k a s tische r  Weise  gebraucht)  üt. 
Dieses  Wort  =  ahd.  heitar,  lieiter;  whd. 
heiter;  as.  hedar;  ags.  hädor;  an.  heidhr; 
mßäin.,  mnld.  heyder  ist  Weiterbildung  von  20 
lu'id,  heit  (cf.  heid)  in  der  Bedtg. :  Schein, 
Glanz  etc.,  bz.  mit  diesem  der  ]/  clt  od. 
skit  (glänzen  etc.)  entsjjrosscn. 

lieitern,  heiter,  fröhlich  u.  lustig  tnachen ; 
dat  heiterd  hum  iiog  wer  wat  up.  25 

hek,  Hecli-,  Einfriedigung  od.  Zaun  von 
Latten  od.  Flanken ,  Verschluss ,  Schlag- 
baum, Gitter,  Gitterwand,  Gitterpfurtc  etc.; 
du  iiiust  dat  hek  digt  dün ;  —  d'r  inut  'n 
hek  um  to  mäkd  worden ,  dat  de  deren  d'r  30 
UL't  ütlOpoii  kihicn;  —  du  miist  de  hekken 
für  un  agter  in  de  wagen  setten ;  —  Re- 
densart: afer  hek  kamen  =  at'er  stur  ka- 
men (durch  Xachlässigkeit  verloren  gehen 
u.  umkommen) ;  d'r  dürd  niks  at'er  liek  ka-  35 
men;  —  Sprichw.:  wen  't  hek  fan  de  dam 
is,  den  löpen  de  sc]iai)en  aferal.  —  Avch 
der  SpiCjCl  od.  eigentlich  der  obere,  üusserste 
Hintertheil  eines  Schiffes  vom  Heckbalken 
bis  zum  Heckbord  ivird  liek  genannt.  —  40 
J^[it  häge  u.  nhd.  Hecke  zu  hag,  cf.  1  häge. 

hek-balke  (Nautik),  der  Hauptqucrbalken, 
tcelcher  am  obern  l'heil  des  Achterstevens 
die  beiden  Hauptthtile  des  Achterschiffs 
scheidet,  nämlich  den  iintern,  od.  den  ei-  45 
gentlichen  Spiegel  u.  den  obern  od.  das 
Heck. 

hek-bord,  der  Bord,  od.  Band  des  Hecks 
Oll.  oberer,  äusscrster  Hintertheil  eines  Schiffs. 

hekel.  hekeln  etc.,  s.  häkel  etc.  50 

hckse,  heks,  He.re,  Zauberin,  böses,  über- 
all Verderben  u.  Unheil  anrichtendes  Weib, 
böse  Sieben  etc.,  od.  auch  (namentlich  auf 
junge  Mädchen  angewandt) :  eine  sehr  kluge, 
scharfe,  gewandte,  behende  Person ;  dat  is  55 
'ii  heks,  od.  töfcrske;  —  d'r  lied  gewis  'n 
heks  wat  an  dat  kind  dän,  dat  dat  net  greien 
of  di'jen  wil;  —  't  is  so  'n  regten  olden 
heks  (od.  satan  etc.)  tan  'n  wif;  —  de  lütje 
heks    de    krigt    eo  herum,    er   man    't   wet,  60 


Sprichw.:  wen  de  si'unv  schind  un 't  rägent, 
den  bakken  de  lieksen  pannkök ,  od.  den  is 
in  de  heUe  hogtid ,  —  od.  ivie  der  Wan- 
gerooger  sagt :  won  de  sun  schint  un  't  riut, 
den  is  d'r  lielgedi  (hilgedag,  Festtag  etc.)  in 
de  liil ;  —  steid  de  karii  not  Stil  un  't  iiet 
schitlen  un  bottern  wil,  den  hebben  de  liek- 
sen  de  band  in  't  spil;  —  tüsken  de  Ry- 
suminer  un  de  Wirdummer  toren  hebben  de 
heksen  'n  line  schüren.  —  Ahd.  hagazussa, 
liagazissa,  hagazus,  contrahirt  u.  gekürzt: 
häzisa,  häzissa,  hazessa,  häzus,  liäzes,  häz- 
1ms;  mhd.  hegxse,  hexse,  liecse,  hacche, 
hacke  u.  hächel ;  ags.  hiigtesse ,  hegtisse, 
hägesse,  hägtes,  hägtis,  liäges ;  engl,  hag ; 
mnld.,  nid.,  nd.  etc.  heckse  od.  hexe ;  wfries. 
hickse  od.  hixse.  Ueber  die  Entstehung  u. 
Erklärung  dieses  Wortes  (cf.  Grimm, 
Mi/th.  992,  der  auch  eine  mnld.  Form: 
hagetisse,  haghedisse  aufführt,  —  H.  Leo, 
ags.  Glossar,  5S0  unter  hägesse  etc.)  sind 
die  Ansichten  verschieden  u.  weit  auseinan- 
der gehend.  Wenn  es  indessen  richtig  ist, 
dass  neben  ahd.  haga-zussa,  -zissa,  -zessa  «, 
ags.  hägtesse  etc.  auch  ein  mnld.  hagetisse 
bestand  u.  diesemnach  auch  ein  as.  haga- 
tessa  etc.  angenommen  werden  muss,  so  ist 
es  wohl  zweifellos,  dass  der  erste  Theil  haga, 
häg  mit  ahd.  hag,  ags.  häg  etc.,  Hag,  Ein- 
hegung, Umzäunung ;  dichtes  Gebüsch;  ein- 
gezäunter Wald,  Bark;  eingezäuntes  Feld 
od.  Grundstück,  Weide  etc.  (cf.  a?id.  haga- 
stalt ;  ags.  hagu-,  häg-steald ;  as.  haga-stald 
=  Besitzer  eines  kleinen  umzäunten  Grund- 
stücks, mercenarius,  Tagelöhner,  Knecht  etc., 
bz.  Hintersasse ,  Köthner  etc.,  der  auf  ein 
hag  gestellt  od.  gesetzt  loar  vom  eigent- 
lichen Grundbesitzer  od.  (irundherrn  u.  des- 
halb diesem  dafür  auch  dienen  u.  fröhnen 
musste,  daneben  als  Knecht  u.  Unfreier 
auch  wohl  ledig  blieb  u.  Hagestolz  [die- 
ses Wort  ist  nämlich  urspr.  dasselbe]  war) 
zusammenhängt,  wie  auch  M.  Heyne  (cf. 
Grimm,  Wb.,  unter  Hexe)  atinimmt.  Den 
zweiten  Theil,  bz.  das  Suffix  zussa,  zissa, 
zessa,  bz.  tesse,  tisse  betr.,  so  hält  etc.  Heyne 
es  verwandt  mit  ags.  tesu,  teosu  (damnum, 
interitus,  contentio,  praejudicium),  was  mit 
ags.  taesan  (vellicare),  taesel  (dipsacus),  taes 
(afflictio) ,  tesvian  (in  Nachtheil  bringen, 
schädigen,  verderben),  bz.  ahd.  zeisan  (vel- 
licare, zausen,  zupfen,  rupfen,  reissen),  zei- 
sala  (Distel,  Carduus,  vergl.  nhd.  Karde, 
Kardätsche),  nhd.  Zeisel  in  Z eiscl-Bär 
(Zottel-Bär)  etc.,  bz.  unser m  tas,  tasse,  tast 
(zascriges,  faseriges  Etwas)  ii.  nhd.  Zaser 
(Faser),  zasern  (fasern),  sowie  weiter  mit 
nhd.  zausen  u.  unserm  tüsen  (zausen, 
reissen,  zupfen  etc.)  tust  (Zotte,  Büschel, 
z.  B.  Haar,    Traube,    Aepfel   etc.,    cf.    das 


HEKSEN  63                              IIEL 

alte  nhd.  Zasel  =  Blüthenkätzchen,  lang-  heksen  -  spej' ,    die   speichelartige  Abson- 

gcstielte  Traube  mit  tvenig  Beeren,  od.  Blü-  derung  der  Aphrophora  spumaria,  aucJi.  ku- 

then   «.  Frucht.     Traube),    tiisterig  (zottig,  kiik-sprj  (Kuluksspi'ichd)  genannt, 

ivild,  loirr ;  sti'<rmiseh,  unruhig,  selir  bewegt  lieksere,    Hexerei,   Zauberei  etc.;    däi-  is 

etc.),  tiisen  (ivirbeln,  atilrmoi,  brause u ,    bz.  5  gcwis  lieksere  bi  in  't  spil. 

unruhig  u.  sehr  bewegt  sein ,    od.  heftig  be-  hei,  heil,  ganz  etc. ;  ilat  gat  (Loch,  Spalt, 

ivegen  etc.)    etc.    u.    auch    wohl    alul.    zessa  Biss,   Wunde  etc.)    is  wer  hei    (heil,    ganz, 

(aestus  maris),    ziissön    (brausen,  sich  brau-  geschlossen,  dicht  etc.);  —  't  glas  ful  up  de 

send  bewegen),  zussa  (lodix,  stragulum,   bz.  gruiid  un  biet'  dog  hei;  —  't  göd  is  all'  hei 

ein  rauhes,  saseriges,  zottiges,  haariges,  tvol-  10  bläfen    uu    d'r   is   niks  fan  stükkeu    (kaput) 

liges  Etwas,  od.  urspr.  ein  zottiges  Fell,  g^n  ;  —  he  is  sund  un  hei  (heil,  unverletzt 

Bärenfell  etc.)  etc.  zu  einem germ.  Stammvbm.  etc.)  wer  kamen;  —   he  is  d'r  nog  net  äfen 

tisan,  tas,  tusun  (davon:  tasan,    bz.  ags.  te-  mit  de  hele  hiid  fan  kamen;    —    d'r  is  gen 

san,  alul.  zesan,  neben  goth.  [teisan]  u.  [tai-  ea  helen  stä'  (Stelle)    an    de  ganse  rok  mer 

San],  bz.  mit  Uebergang  von  „s"  in  „r"  auch  15  to  finden;  —    de  hele    (gcuize,  totale)   appel 

wohl:    ahd.    zeran;    as.    teran;    goth.   tairan  is  ferröttd;    —    't    hele    geselskup   kwam  to 

[spalten,  reissen,  auseinander  gehen ,  auflö-  ben ;  —  he  hed  'n  helen  budel   (eine  ganze, 

sen,  zerstören,   zerreissen  etc.]   u.  mhd.  ze-  od.  grosse  Menge)  geld  nalaten ;  —    wen  ik 

reu  [zehren,  schwinden  etc.,  cf.  1  tären,  te-  dat  hüs  net  hei  allen  bewanen  kan,  den  wil 

ren]  etc.)  gehört.  Zu  der  dafür  anzusetzenden  20  ik  't  ök  net  hüreu ;  —    de  hele  büdel  ia  an 

gei-m.  y  tas  vergl.   skr.  dasyu    (hostis    etc.,  de  dönner  gän;  —  ^t  y/ord  Ml  (ganz,  vollstän- 

Feind,  feindlicher  Dämon,   Verderber,   Ver-  dig  etc.)  dül  un  mal  in  de  weit ;  —  hei  möi 

wüster ,    Quälgeist    etc. ,    od.    a  ruffian  thief  (vorzüglich  od.  sehr  schön) ;    —    dat    kumd 

etc.)  däsä  (Unhold,  Barbar  etc.),  bz.  die  y  d'r  hei  genau  up  an;   —    dat   kumd  mi  d"r 

das  (verschmachten;   verschmachten  machen,  25  hei  un  dal  (ganz  u.  gar)  net  up  an;  — -hei 

erschöpfen,  entkräften,   ermüden,  schwinden  sachtjes  (ganz,    od.  sehr  sachte) ;   —    d'r  is 

«.  sterben,    od.    wegzehren  etc.    machen)   u.  hei  gen  (gar  kein)  minsk  west;  —  ik  hebb' 

das    (anfeinden,    od.  laedere,    ferire),    die  't  hei  net  sen.     cf.    1  u.    2  gehel.    —   Nd., 

Bopp  auch  mit  daiis,    daüs    (mordere,    bz.  mnd.,  nid.,  mnld.,   afries.,   wfries.,  satl.,  as. 

beissen,  spalten,   schneiden  etc.,    cf.  y  bhid  30  heel,   bz.  hei;   nfries.   hiel    (totus,    integer, 

unter  biten)  vergleicht,  wobei  man  indessen  sanus) ;    as.  hei;    ags.   häl;    engl,   hail;    an. 

auch  annehmen  kann,  dass  die  y  daüs,  das  heill,  od.  heil;  norw.  heil;  schwed.  hei;  dän. 

urspr.  die  Bedtg. :   glänzen,  scheinen,  flam-  heel;  ahd.  hfil,  hail;  mhd.  heil;  gotJi.  hails 

men,  brennen,  dörren,  sengen  u.  so  ausdör-  (dasselbe).     Dieses   Wort,   dessen  sinnl.  Be- 

ren,    austrocknen,    dürsten,   verschmachten,  35  dtg.  doch  gewiss  die  von  ganz   od.   unge- 

umkommen,  sterben  etc.    (cf.  dörst,    dörsten)  trennt,    in    sich   eins  u.   geschlossen  etc.  ist 

hatte  u.  dass  sich  auch  die  Bedtg. :  erleuch-  u.  hierin  mit  ganz  (cf.   1  gans)    u.  mit  sa- 

ten  u.  weise,  od.  sehend  machen,  lehren,  un-  lus,  salvus,  soUus ,    bz.    dem  Stam)n  sal  von 

terrichten  etc.  der   y  daiis,    dans ,    das    (cf.  salig    etc.    loohl    zweifellos    zusammentrifft, 

auch  skr.  dasmä,  glänzend,   herrlich,  loun-  40  wird  gewöhnlich    mit  griech.  kalös  (schön); 

derbar  etc.    bei    Grass  mann    etc.    u.  bei  s/cr.  kalya  (praeparatus;  sanus;  diluculum,  or- 

Fick,  I,  103  y  das,  dans,   der  neben  skr.  tus  lucis  etc.)  von  einer  begriff  Holt  nicht 

daiusas,    Bath,     Weisheit  etc.    unter  andern  festgestellten    y    kar,    kal   abgeleitet.       Ver- 

auch  goth.  tass,  geordnet  etc.  u.  ahd.  zeseni  gleicht  man  indessen  die  Vocale  der  sämmt- 

ununterbrochen,  gerade  Linie  etc.  dazu  stellt  45  liehen  germ.  Formen  dieses  Wortes  zu  de- 

u.  wonach    denn   auch    ahd.    zeso,   gerade,  nen  von  heid,  het,    hem  etc.,    so   scheint  es 

recht,  dexter  etc.    dieser   y   angehört)    hie-  doch  sehr  fraglich ,    ob   hei ,    heil    etc.    mit 

von  herleitet,   wie  es  ja  überhaupt  klar  ist,  griech.  kalös  etc.    zu    derselben   ]/  kar ,  kal 

dass  dem  obigen  ags.  iesü^bz.  dessen  Stamm-  (urspr.  vielleicht:  brennen,  flammen,   glän- 

vbm.  tijsan  soioohl  als  auch  dem  ahd.  zessa  50  zen,    scheinen    etc.    u.    so  auch:  glänzend, 

etc.  etc.  formell  dieselbe   y  zu   Grunde  herrlich  u.  schön  od.  gut  u.  wohl  sein?,  cf. 

liegen  muss  u.  sich  aus  einem  germ.  Stamm-  lat.  caleo  etc.)    gehört   u.    man  dafür  nicht 

vbm.  tisan,  tas,  tusun  auch  alle  obigen  germ.  besser  eine  vielleicht  aus  ki  erweiterte  y  kir 

Wörter  formell  ableiten  lassen.  (urspr.  möglicherweise  ski,    bz.   skr.    gi    od. 

heksen,  hexen,  zaubern,  Hexen-  od.  Zau-  55  skhi,  ci,  erweitert  skir  etc.)    ansetzen    muss. 

herkünste  treiben  etc.;    he    kan    heksen;  —  Was  nun  mich  betrifft,   so  glaube  ich  diese 

lat  is  net,    as    wen   't  d'r  hen  heksd  is.  —  in  skhi  od.  gi  (halten,  bleiben,  tvohnen,  ru- 

Afries.  hexna,  hoxna  (behexen).  hen  etc.,  od.  urspr.    wohl:   greifen,   fassen, 

heksen-mester,    Hexenmeister,    Zauberer,  haben,  halten,  haften,  kleben  etc.,  cf.  habito 

Zauberkünstler.  60  von  habeo  u.  auch  y  rip,  lip,  greifen,  fassen, 


HEL 


64 


fiEL 


haften  etc.  von  ripere  ii.  lifen  in  blitou,  blci- 
bea  etc.)  zu  finden,  wovon  unter  andern 
auch  (juth.  hciva  m.  heims  (cf.  hilk  u.  hOin) 
stammen  sollen  u.  zu  deren  Bedty  :  halten, 
bleiben,  dauern  etc.,  bz.  nicht  vergehen  etc. 
(cf.  haltend,  fest,  dauerhaft,  hart  u.  dicht 
etc.)  auch  skr.  ?ila  (saxum,  petra,  lapis) 
stimmt  u.  tcovon  die  }  ^il  (Aehren  lesen, 
sammeln  etc.,  bz.  diese  greif  en,  fassen,  auf- 
greifen,  aufnehmen  etc.)  icohl  ein  De- 
nom.  sein  kann,  sofern  man  annimmt,  dass 
Vila  die  Bedtg. :  Haltendes,  Haftendes,  Blei- 
bendes etc.  od.  fassend,  /laltend ,  dauernd 
etc.  hatte.  Da  nun  aber  u\thrscheinl.  auch 
für  Haupt  u.  Kopf,  bz.  ahd.  hirni  (Ge- 
hirn, od  Gehirnschädel)  die  Grdbdtg.:  Ge- 
fäss,  Behälter,  od.  Fassendes  etc. 
(cf.  h8fd,  kop)  anzunehmen  ist,  so  loürde 
hiezu  auch  skr.  ^ira,  ?iras  (Haupt,  Kopf) 
stimmen,  tcobei  es  indessen  wahrscheinl.  ist, 
dass  91  aus  älterem  ^a  entstand  ii  dass  hei, 
liail  urspr.  die  Bedtg.:  haltend,  dauernd, 
fest  (u.  so:  dicht,  fest,  gesund,  stark,  ganz 
etc.)  hatte,  od.  dass  sich  aus:  greifen,  fas- 
sen, halten,  haften  etc.  die  Bedtg.:  heften, 
binden ,  schliessen  etc.  entwickelte  u.  hei 
hieraus  ebenso  wie  g  a  n  2  (cf.  1  gans  in  sei- 
tier  Witrzel-  Verwcoidtschaft  mit  lut.  pre- 
hendo)  ■<!ei)ie  Bedtg.:  totiis,  integer  etc.  er- 
hielt. Wegen  der  Ableitung  des  Wortes  hei, 
heil  von  einer  ]/  mit  der  Bedtg. :  greifen, 
fa.'<sen,  halten  etc.  u.  der  Bedtg  :  Behälter, 
Gefä.'<s,  od,  Fas.-<cndes  etc.  von  hirni  (Hirn, 
Gehirn)  u.  ?ira,  (;iras  (Kopf)  vergl.  auch 
afries.  hcli,  hele,  heila,  hui  (Gehirn,  Schä- 
del :  Kopf) ;  nfries.  (0  utzen) ,  hcl,  heli 
(Gehirn);  an.,  isl.  h;'ili  (cerebmm) ,  heil- 
iind  (Schädel-  Wunde,  Schädel-Bruch,  —  Ver- 
letzung) ;    norw.  heile  (Hirn,  Gehirn). 

1.  hei,  od.  helle,  hell',  hell,  bz.  hallend, 
tönend,  klingend,  durchdringend,  scharf; 
klar,  licht,  heiter  etc.;  'n  hilleii  klaug;  — 
'u  hellen  ^temni;  —  't  wil  net  hol  worden; 
—  'n  hellen  lücht.  Gebräuchlicher  ist  übri- 
gens heller,  holder  (s.  d).  —  Nd.  (Br.  Wb.) 
hell  fsonorus;  lucidus,  clarus) ;  mnd.  hei 
(clanis,  lucidus  etc.)  ».  hei  (argulus,  sono- 
rus  etc.)  ;  ahd.  hol  (in  gihöi ,  unliöl ,  missa- 
hel),  tönend,  laut;  glänzend  u.  helli  /»  ga- 
helli.  Mit  ahd.  heihui,  hölleii;  mhd.  hellen 
(ertönen,  hallen  etc ,  cf.  1  hälen)  u.  nhd. 
Hall  (Schall  etc),  hallen  zu  ahd.  halün 
(rufen  etc.  od.  Ton  machen  etc.),  od.  besser 
mit  diesem  zu  der  unter  halen  erwähnten 
y  kal. 

2.  hei,  od.  helle,  hell'  (Plur.  hellen), 
a)  Hölle.  Redensart,  u.  Sprichw  :  he  mäkd 
lium  de  hei  het;  —  he  häld  't  für  de  hcl 
(Hölle,  od.  Ort  wo  man  Etwas  birgt  u. 
versteckt':')   weg;    —    h6    schal    in    de    hei 


braunen,  dat  he  swart  word;  —  de  de  düfel 
to  friinde  hcd,    kau    ligt  in    de   hei  kamen ; 

—  b)  Loch,  Höhlung,  Vertiefung,  Sjxdt, 
Graben,   Wasserleitung  etc.;  dat  wator  hipd 

5  in  de  hell'  längs;  —  de  stads-helleu  mutten 
bi  strafe  fan  10  groscheu  binnen  14  dagon 
rein  mäkd  un  üthemmeld  worden;  — do  hei 
achter  miu  tun  steid  net  under  de  schau;  — 
c)  der    untere,    in    der  Hegel   fensterlose  u. 

10  dunkle  Baum  in  den  JlaJd-  u.  Pelde-Müh- 
len ,  der  als  Brrgeraum  für  allerhand  Sa- 
chen  zum  Mühle nbetriebc  dient;  sett  de  sak- 
ken  man  erst  under  in  de  hol  hen,  dat  sc 
mau  erst  bürgen  worden;    uaderhand  küuen 

15  wi  se  den  uptrekken    un    ua  baten  brengcn; 

—  d)  der  dunkle  Bautn  unter  dem  Werk- 
tische der  Schneider  (Hölle  der  Schneider), 
worin  die  beim  Zuschneiden  abfallenden 
Tuchrcstc  geworfen   werden ;    is    't    geweten 

20  fau  de  suider  wat  wid,  den  hed  he  ligt  6k 
'n  goden  hol ,  wiir  he  sin  juugens  'n  büks 
of  'n  west  üt  maken  kau ;  —  e)  der  dunkle 
Raum  vorne  im  Schiff,  wo  allerlei  Tauwerk 
u.  sonstige  Sachen    aufbewahrt  werden,    cf. 

25  Bobrik;  —  t)  das  Aschen  loch  u)iter  dem 
Herde  zum  Bergen  der  Asche,  cf.  helhäke. 
Zu  der  Bedtg.  sub  c),  d)    vergl.    auch  hille. 

—  Afries  hille,  helle  (Hölle);  wfries.  helle 
(Hölle);  nfries.  (0 utzen)    hei,    helle,    hille 

30  (Hölle)  u.  hei,  helle  (liefe  niedrige  Stelle, 
Höhlang,  Vertiefung) ;  s<dl.  hille,  od.  (cf. 
(Ehr  en  traut,  I,  100)  helle;  wang.  (Eh- 
rentraut, 1,  371)  hil ;  helg.  hei;  as  liel 
u.  helja,  hellea,    hella,    hell    (Hölle);    mnd. 

35  helle  (Hölle;  Flatz  hinter  dem  Ofen);  nid. 
hei  (Hölle;  Bergeort  von  angeJtaltenen  Gü- 
tern u.  Schiffen ;  Kasten  für  alte  od.  un- 
brauchbare Schrift  etc.);  ninld.  hei,  helle; 
ags.  hei,  hele,  helle,  hyle  (Hölle);  engl  hell 

■10  (Hölle;  Schneiders-Hölle;  Kerker,  Hunde- 
loch etc);  an.  hei  (die  Todesgöttin ;  Todten- 
reich  od.  Reich  der  He  l,  Unterwelt,  Hölle) ; 
norw.,  schwed.  hei;  ahil.  holla;  mJid.  helle; 
goth.  halja    (Hölle,    Unterwelt).     Die   Grd- 

45  bdtg.  dieses  Wortes  ist  Bergende,  Heh- 
lende, bz.  Bergeort  etc.  u.  gehört  dieses 
Wort  zu  helan  (hcltlen,  bergen  etc.,  cf.  2 
hälen),  icovon  auch  ahd.,  as.  haWa;  ags.  \iea\; 
engl,  hall;  an    hüll  etc.    (Halle,  Saal,    Vor- 

50  .saci/,  Haus,  Zelt  etc.)  in  der  Bedtg.  „Schutz- 
ort" od.  urspr.  wohl  ,.Rau>a  zum  Bergen", 
3.  hei,  od.  helle,  Hügel,  Anhöhe,  Erha- 
ltung etc.;  dat  land  sitt  fnl  hellen  un  dellen 
(Hügel  u    'l'häler,   od    Höhen  u.    Vertief  un- 

55  gen);  —  dat  geid  afer  hei  un  del.  —  Wang. 
(Ehrentraut,  I,  370)  hol  (Hügel,  Düne); 
mnld.  (KU)  hil,  hille  (collis).  Vergl.  mnld. 
(KU)  hol,  helle  (altus,  excellens)  u.  bei 
Fick    (III,  7(J)    hinter  hal  (treiben,  heben) 

60  das  Thema  hella /är  an.  hjaler,  hjalli  (Berg- 


I 


HELA  HOLA  65                               HELD 

Strasse),  norw.  hjall,  lijell  (in  verschiedenen  niscli  von  Jemandem  gesagt,  der  sehr  furcht- 
Bedtgn.,  cf.  Iv.  Aasen,  xcohei  man  ühri-  saui  ist  u.  gleich  das  Hasenpanier  ergreift), 
gens,  da  an.  lijalli  «wc/t  die  Bedtg.:  Berg-  —  Nid.  held;  mnd.  helt,  held ;  as.  helith, 
Terrasse,  od.  Terrasse,  Ahhang  etc.  liclidh,  helid;  fl?H/ta'.  hellt,  helid,  helet ;  mhd. 
hat,  an  eine  Verwandtschaft  mith^Wen,  nei-  5  helt;  ags.  hiiledh,  heledh  (Held,  Matin,  jun- 
gen etc.  denken  kann);  ags.  hyll,  hill;  engl.  ger  Mann).  Es  tvird  sehr  oft  (cf.  Grimm, 
hi\l  (Hügel),  —  hallu, /«/•  gofh.  halliis  (Fels)  Wb.,  unter  Held,  sowie  Weigand  etc.) 
die  mit:  lit.  kilnus  (hoch,  erhaben),  kalnas  im  passiven  Sinn  von  helaa  (hehlen,  ber- 
(Berg),  keliu,  kelti  (heben),  isz-keltas  (excel-  gen,  verhallen  etc.)  abgeleitet  u.  so  erklärt, 
sus);  lat.  excello,  excellens,  celsus ,  excelsus  10  dass  es  einen  Mann  od.  Krieger  bedeutet 
etc.  etc.  von  einer  u.  derselben  y  abstam-  der  (durch  eine  Biistung)  verhüllt  od. 
men.  Zu  diesem  hei  vergl.  hess.  (Vilmar,  bedeckt  u.  geschützt  ist  u.  dass  somit 
163)  helle,  hell,  tvas  meines  Erachtens  auch  helith  urspr.  einen  g eborg enen ,  ver- 
die  Bedtg.  Höhe,  Anhöhe  etc.  hat,  so-  hüllten,  bedeckten  u.  geschützten 
dass  die  Bergnamen:  0\ie\]e,Stevahe\le,  Burg-  15  Mann  u.  so  einen  gerüsteten  Krieger 
helle  etc.  =  Ohöh.e,  Stern  höhe,  Burg-  bezeichnet  habe.  Da  indessen  auch  von  äl- 
höhe  etc.  sind  u.  auch  Hellweg  hier  u.  in  testen  Zeiten  her  dieses  Wort  ausschliess- 
sonstigen  gebirgigen  Gegenden  Deutschlands  lieh  einen  kühnen,  tapf  ern  u.  furcht- 
nicht  einen  Todtemoeg,  od.  Weg  zur\\Q\\Q  losen  3Iann  bezeichnete,  bz.  einen  Jemand, 
in  der  Bedtg.  Hölle  od.  Schattenreich,  20  od.  ein  Wesen  etc.  der  od.  was  deckt, 
sondern  einen  Höhemoeg,  Weg  über  die  schützt  u.  verthei digt  od.  Berge, 
Anhöhen  u.  Berge  bedeutet,  während  das  Schutz  u.  Sicherheit  giebt,  so  glaube 
an.  helveg  (cf.  Grimm,  Myth,,  762 u.  Holtz-  ich  eher,  dass  man  dieses  Wort  im  activen 
mann,  Myth.,  85,  S7,  115,  186)  dagegen  den  Sinn  nehmen  muss  u.  dass  es  daher  entive- 
Weg  zur  Hei  (die  bergende  Todesgöttin)  be-  25  der  aus  der  dritten  Person  Präs.  helith,  hä- 
zeichnet.  Dies  stimmt  auch  dazu,  dass  in  ledh  von  helan  ('=  [er,  od.  es]  birgt,  deckt, 
Westfalen  so  viele  Heerwege  den  Namen  schützt,  sichert)  substantivirt  ist  u.  sonach 
Hellweg  führen,  xveil  diese  über  die  Hö-  den  Er  bezeichnet,  der  birgt  u.  schützt, 
hen  gingen  u.  durchaus  keine  Todtenwege  oder  es  ist  vielleicht  wie  j8gd  (=  as.  ju- 
waren  u.  also  dieses  Wort,  soweit  es  in  dem  30  guth ;  ags.  geögodh ;  ahd.  jugund ,  jugent), 
nordwestlichen  Deutschland  vorkömmt  iveder  d8gd  (=  afries.  duged  ;  ags.  dugudh ,  du- 
mit  helle  (Hölle,  od.  Unterwelt)  noch  (icie  geth ;  an.  dygdh ;  ahd.  tugid,  tuged,  tugund, 
V Um ar  meint)  mit  \\q\\  (hell,  licht,  klar  etc.)  tugiud  etc.)  etc.,  sowie  icohl  auch:  as.  he- 
etwas  zu  schaffen  hat,  noch  auch  mit  hellen,  lith ;  ags.  häledh ;  an.  huliz,  hulins,  bz.  hu- 
heldeii  (sich  neigen  etc.,  cf.  2  hellen),  ivovon  35  lit;  ahd.  helöt,  helaut  in  helith-,  häledh-, 
Adelung  den  Namen  Hellweg  ableitet.  \i\\\'\z-,\iG\Qi-,\\it\Ani-\xe\m.  (bergender,  decken- 
Vergl.  dieserhalb  auch  bei  Seh.  u.  L,  das  der,schützender,  unsichtbar  machender  Helm) 
mnd.  hei-,  helle-,  hilewech,  wo  es  auch  für  von  Hause  aus  ein  Contractum  des  Partie, 
unstatthaft  erklärt  ivird,  dass  dieses  Wort  mit  preis,  heland,  helind,  heleud  (hehlend,  ber- 
dem  nod-,  od.  doden-weg  identificirt  wird,  40  gend,  schützend  etc)  von  helan,  was  tvie 
da  es  eben  nur  die  grosse  allgemeine  hei\3ind  substantivirt  wurde  u.  demnach  einen 
Heerstrasse  bezeichnet,  die  ja  bekannt-  Jemand  bezeichnete,  der  barg,  deckte  u. 
lieh  früher  überall  mir  auf  den  Höhenzügen  schützte  etc.,  wie  ja  ein  richtiger  Held 
der  Berge  u.  Thäler  (in  den  norddeutschen  u.  Manu  dies  thut.  —  Vergleicht  man 
Ebenen  auf  den  Sandrücken  zwischen  den  Moo-  45  übrigens  das  Subst.:  ags.  häle;  an.  halr; 
ren  u.  Sümpfen,  tangen  genannt)  sich  hinzog.  goth.  hals  (Mann.,  vir),  so  könnte  man  auch 

helä,  hohl,  Ausruf  mit  der  Bedtg.:  halt  annehmen,    dass  ags.  häledh  urspr.  die  Be- 

u.  auch  als   Warnungsruf  od.  als  Buf,  um  dtg. :  mannhaft  etc.    halte   u.  mittelst  des 

Aufmerksamkeit  zu  erregen  gebraucht ;  holä!  Suffixes  „edh"  etc.   von   häle  etc.    abgeleitet 

hold  lasen,    mi    is  wat  wegfalleu  ;    —  helä!  50  wäre,  wo  es  dann  urspr.  einen  Mannhaf- 

(od.  holä!)    fall'  net;    —  holä!    dar   was  'k  tenu.  Tapferen,  bz.  einen  Held  im  wah- 

itold    fallen.     —      Vergl.    ivfries.    (Jap ix)  ren  Sinne  des  Wortes  bezeichnethabemvürde. 

hilla;  nfries.  (Outzen)  hilla,  hille  u.  nhd.  Nach  Fick  (III,  69)  gehört  übrigens  auch 

holla;  franz.  holä;  ital.  oVdetc.u.  Weiteres  häle,  halr,   hals  (Mann)   ebenso   tvie  häledh 

unter  eala  u.  1  ho  etc.  55  (bergend,    schützend  etc.)    ti.  häledh    (Held) 

hel-bär,  heilbar.  zu   helan ,    hal    (bergen ,    schützen   etc.)    u. 

held,    Held,    kühner  tapfrer  Mann,    od.  scheint  demyiach  auch  häle,  da  es  ivohl  vom 

überhaupt:  Kerl,  Mann,  bz.  vir.   —  he  is  'n  Präter.  hal  (barg,  schützte)  gebildet  ist,  urspr. 

gausen  held;  —  dat  is  jo  'n  held;    de  dürd  einen  Berg  er  od.  Schütz  er,  Beschüt- 

d'r  wäsen;   —   ^t  is  'n   held  in  't  feld    (iro-  60  zer  etc.  bezeichnet  zu  haben. 

J.  ten  Doonikaat  Koolman.     Wörterbuch.     II.  5 


HELDEN-DAD 


66 


HEL-HOLT 


lielden-däd,  UeUlenthat. 

helden-död.  lleMcntod. 

heldeu-stiik.  Hehlenstück,  Heldenthat. 

1.  helder.  .s.  hellor  (sonorus,  clarus). 

2.  helder,  '></.  heller,  das  dem  3Ieere  ent-     5 
stiegene,  bz.  durch  Anschlammtinu  des  Schlieks 
entstandene  Aussendcicltsland,  od.  das  Var- 
land  vor  den  Seedeichen  der  Küste,  der  i<n- 
eingedeichte   Seeanwuchs.      Dieses   Aiissen- 
deichsland   ist    nach    der   Seeseite   hin   mit  10 
Meersenf  u.  andern  Salzpflanzen,  weiterhin 
auf  den  höher  liegenden  Theilen  jedoch  fast 
ausschliesslich  mit  kweller,  od.  kwelder  (Gly- 
ceria  maritima  u.  Glyc.  distans)  dicht  beioach- 
sen  u.    wird   zum  Beweiden    u.  Heumachen  15 
benutzt,    da    der  kweller    od.    das    auf  dem 
lii'ldcr  wachsende  Gras  ein  sehr  vorzügliches 
Futter  liefert.  —  dar  lif?d  iiog  'u  diigtigen  hel- 
der für  de  dik,    de    bold  rip  is,    um   iiulikd 

to  worden ;  —  de  köjen  löpen  up  de  heller  20 
to  weiden.  —  Nid.  (provinz.  od.  mdartl.)  hel- 
der, dasselbe,  aber  auch  der  schon  einge- 
deichte Seeanwuchs ,  wovon  der  Seeort  „de 
Helder"  (Stadt  auf  der  äussersten  Spitze 
von  Nordholland  u.  vor  nicht  langer  Zeit  25 
noch  ein  kleines  Fischerdorf)  seinen  Namen 
hat.  Von  Jemandem  der  in  dieser  Stadt 
wohnt  heisst  es  deshalb  auch  nicht:  hij  wooud 
in  Helder,  sondern:  hij  woond  op  den  Helder. 

Wahrscheinlich  gehört  dieses  Wort  zu  30 
hellen  od.  helden  (neigen,  schräg  abhängen 
etc.) ,  weil  dieses  Vorland  am  Fusse  des 
Deiches  am  höchsten  liegt  u.  sich  nach  der 
See  hin  immer  mehr  abdacht,  hz.  nach  der- 
selben hin  schräg  abhängt  u.  immer  niedri-  35 
ger  wird,  wie  ich  denn  auch  glaube,  dass 
das  afries.  halde,  helde,  hilde,  was  Wiarda 
(afries.  Wb.,  pag.  169)  mit  Dossir  u n g  des 
Deiches  übersetzt,  gleichfalls  zu  diesem  Vbm. 
gehört  u.  mit  nhd.  Halde  begrifflich  iden-  40 
tisch  ist.  Vergleicht  man  nämlich  die  betr. 
Stellen  in  den  alten  westerlauwerschen  Ge- 
setzen, wo  es  heisst  (v.  Richthof  e n  afries. 
Gesetze,  pag.  416,  zweite  Spalte,  Zeile  7 
u.  0,  bz.  pag.  417,  zweite  Spalte,  Zeile  1),  45 
dass  die  hilde  dreiundsechzig,  bz.  achtund- 
funfzig  Fuss  breit  sein  soll ,  so  glaube  ich 
sicher,  dass  hier  hilde  od.  helde  mit  Dos- 
sirung  übersetzt  werden  muss  u.  eines- 
theils  etwas  Anderes  bezeichnet  als  die  50 
B ä r  m  e,  od.  B er  m  e  (cf.  2  barm)  genannte 
Sohle  des  Deiches,  anderntheils  aber  auch 
ein  ganz  anderes  Wort  ist,  als  afries.  halde, 
helde,  hiKle,  hielde  (Fessel,  Verschluss,  Ge- 
wahrsam etc.,  cf.  V.  Richthof en ,  804  u.  55 
Hettcma,  237,  240,  259  u.  dazu  260,  ^vo 
Letzterer  hilde  auch  mit  helling,  bz.  decli- 
vitas  at^K'Tis  wiedcrgicht),  was  ja  ebenso  wie 
unser  lüld,  hilt  (Griff ,  Handhabe  etc.)  zu 
halda  (halten  etc.,  cf.  holden)  gehört.  60 


helder-,  heller-gras,  das  auf  dem  helder 
od.  Vorlande  des  Deichs  wachsende  Gras 
u.  dasselbe  wie  kweller  od.  -kweller-gras. 
Es  wird  auch  guller-gras  genannt ,  welcher 
Name  wahrscheinl.  mit  1  gul  (weich,  mild, 
bz.  freigebig  etc.)  zusammenhängt,  tceil  eben 
dieses  auf  dem  helder  wachsende  Gras 
einerseits  viel  tv  ei  eher  u.  milder  (es  hat 
keine  harten  Stengel  u.  ist  wie  milde  od. 
sanfte  Wolle  anzufassen)  ist,  als  das  auf 
den  Wiesen  gewachsene  u.  andererseits  auch 
sehrfreigebig  icächst,  bz.  einem  sehr  üp- 
pigen, kräftigen,  milden  2t.  freigebigen  Bo- 
den  e)d  wächst. 

1.  helen,  n.  1  hälen. 

2.  helen,  .v.  2  hälen. 

helen,  heilen,  heil  ti.  gesund,  bz.  ganz  ge- 
schlossen u.  dicht  machen,  od.  ioerden,  sich 
schliessen  etc.;  he  held  dat;  —  dat  gat  od. 
de  rät  (Bi.s.s),  wunde  etc.  wil  net  helen  ;  — 
dat  held  (scJiliesst  etc.)  sük  fan  sülfst ;  — 
dat  held  ligt  wer  to.  Redensart:  dat  sal 
wol  wer  helen,  er  du  grötmoder  wordst.  — 
Afries.  heia;  sali.  (Hettema)  heila,  (Eh- 
rentraut, II,  207)  hälje;  nid.  heelen ; 
mnld.  heylen,  heelen;  nd.  heelen;  mnd.  he- 
len, heilen  ;  as.  heljan,  lieljen,  helean ;  ags. 
haelan,  hölan;  oigl.  lieal ;  ahd.  heilan,  hei- 
len ;  mhd.  heilen ;  goth.  hailjan  (sanare ;  sal- 
vare).     Zu  hei. 

heler,  Comparativ  von  hei ;  heier  as  dat 
güd  (od.  de  appels  etc.)  kan  d'r  dog  niks 
wesen.  Superl.  helste ;  ik  hebb'  de  helsten 
(die  am  ivenigsten  kaputten,  bz.  die  am  we- 
nigsten gelitten  haben)  d'r  üt  söcht. 

hellte",  helft,  Hälfte. 

1.  helgeii,  ,s'.  helling. 

2.  lielgeil,  mühen,  quälen,  schwer  arbei- 
ten, schleppen,  ziehen  etc. ;  he  was  kant  of- 
helgd  (vollständig  abgemattet  u.  erschöpft) ; 
—  he  helgd  sük  reinweg  dod ;  —  he  helgde 
sük  of,  um  mit  to  kamen ;  —  h6  helgd  dat 
mit  alle  kracht  na  bäfen.  —  Mnd.  (Seh.  u. 
L.)  helgen.  Wie  1  beigen  von  hellingen, 
so  ist  dieses  von  helligen  contrahirt,  was 
von  hellig  weitergebildet  ist.     cf.  2  hellig. 

helgen-bäs,  der  Meister  od.  Aufseher  auf 
den  Schiffswerften  od.  helgen,  hellingen. 

hel-liake,  helhük',  Schürhaketi  zum  Ein- 
äschern (inraken)  des  Feuers,  od.  auch  zum 
Reinigen  u.  Ausnehmen  der  heissen  Asche 
aus  dem  untern  Feuerraum  od.  Aschen- 
loche  (cf.  2  hei,  sub  f)  der  Brenn-  u.  Dampf- 
kessel. —  krig'  de  helhäk'  her  un  rit'  de  aske 
d'r  under  weg;  —  fig.  ein  böses,  zänkisches, 
herrschsüchtiges  Weib,  Höllendrache  etc.; 
't  is  'n  helhäk'  fan  wif. 

hel-holt  (Ganzholz,  bz.  ganz  u.  gar  od. 
vollständig  Holz),  hölzerner,  steifer,  unbe- 
holfener Mensch. 


HELLE 


67 


HELLING 


helle,  .S-.  liel. 

1.  hellen,  liell  werden  u.  machen.  —  't  hell'd 
up ;  —  he  hell'd  lium  dat  up.     (/.  1  liel  etc. 

2.  hellen  (assimilirt  aus  heldeii,  s.  unten) 
hängen,  Hang  u.  Neigung  liaben ,  neigen, 
sich  neigen,  überhängen,  eine  schräge,  ab- 
schüssige, schiefe  Ebene  bilden  etc. ;  he  helld 
d'r  na  heu  (neigt  dazu  hin,  hat  Hang,  Nei- 
gung u.  Trieb  etc.  danach,  od.  dazu) ,  um 
to  stälcn  un  to  rofeu ;  —  't  helld  d'r  ua  to 
(es  hängt,  od.  neigt  sich  dahin) ;  —  de  mür 
helld  afer;  —  dat  schip  helld  (das  Schiff 
hängt  über  od.  liegt  auf  der  Seite  etc.);  — 
dat  land  helld  na  de  se  to  of ;  —  de  grund 
helld  to  stark.  —  Wang.  (Ehr entraut, 
II,  69)  hei;  nfries.  helde;  nid.,  nd.  hellen; 
mnld.  heldeu  (iuclinare,  acclinare,  procliuare, 
reclinare,  propendere,  vergere) ;  mnd.  helden, 
hellen ;  as.  hcldjan ;  ags.  heldan,  hyldan  ; 
engl,  hild ;  an.,  norw.  halla;  dän.  haelde ; 
ahd.  (haldjan),  heldan ;  mlul.  helden  (neigen, 
auf  die  Neige  bringen,  od.  machen,  dass 
etwas  geneigt  ist)  u.  ahd.  lialdön  (abhängig 
u.  geneigt  sein,  sich  neigen,  vergere).  Mit 
ahd.  halda,  7nhd.  halde  (Halde,  Abhang); 
ags.  held;  an.  hallr;  dän.  haeld  (dasselbe) 
u.  auch  wohl  isl.  hallr;  norw.  hall  (Fels, 
Stein);  schwed.  hall  (Klippe,  FelsenstücJc, 
besonders  da,  wo  es  oben  auf  dem  Fels- 
rücken allmiilig  abschüssig  wird;  steinerne 
Platte)  etc.  zu  ahd.  hald ;  ags.  heald ;  afries. 
hald;  an.  hallr  (vorwärts  geneigt,  geneigt 
[zu] ;  abhängig,  abschüssig  etc.).  Wegen 
der  verschiedenen  Ableitung  von  hald  etc. 
cf.  Fick  (III,  71),  der  es  mit  hals  etc. 
von  einer  y  hal ,  kal  (percellere ,  recellere, 
be.  brechen,  schlagen ;  biegen)  ableitet,  wah- 
rend H.  Leo  (Ags.  Gloss.  Seite  251)  es  mit 
healdan  (halten  etc.,  cf.  holden)  verwandt 
glaubt  u.  M.  Heyne  (cf.  Grimm,  Wb. 
unter  Halde)  es  mit  griech.  klitos  etc.  u.  lat. 
cHvus,  bz.  ahd.  hlinä  (Lehne),  hlinan  (leh- 
nen, cf.  löueu  etc.)  von  einer  u.  derselben  y 
ableitet.  Zu  hlinan  (lehnen)  cf.  y  (Grass- 
mann) gri,  bz.  ^ar  (etwas  woran  lehnen, 
od.  zu  Etwas  hinrichten  etc.),  ivoraus  sich 
die  ßedtg.:  gerichtet  u.  geneigt  ivohin,  bz. 
die  von:  hängoid  tvohin ,  überhängend  etc. 
von  selbst  ergiebt,  soivie  weiter  aucli  die  von: 
(sieh,  od.  ein  Anderes)  stützen  looran  u. 
ivorauf  od.  einem  Etwas  Stütze  u.  Halt  ge- 
ben etc.,  wie  denn  auch  ved.  Qaraua  (stützend, 
haltend,  schützend  etc.)  ivohl  von  dieser  ]/ 
Vri,  ^ar  abzideiten  ist  u.  dann  auch  hald 
leicht  dazu  gehören  kann,  ivie  aucli  hold 
(geneigt  etc.)  u.  Huld  t«o/iZ  ^it  heldan  (sich 
neigen  ivohin  etc.)  gehört.  Die  Grdbdtg. 
von  ^ar,  gri  scheint  übrigens  bewegen  od. 
richten  (wohin)  zu  sein  u.  da  nun  diese 
Bedtg.  (cf.  y  pat,  fliegen,  bz.  sich  beivegen ; 


fliegen  machen,  schleudern,  werfen  etc.)  leicht 
in  die  von:  werfen  wohin,  od.  hinwer- 
fen etc.  übergehen  konnte,  so  ist  es  wohl 
zweifellos,  dass  q&r,  gri  (werfen  hin,  hin- 
5  tverfen,  zerbrechen  etc.)  dieselbe  y  ist,  wie 
gar,  (;ri  (etivas  tvoran  lehnen,  od.  richten 
ivohin  etc.). 

1.  heller,  helder,   hell,   bz.  sonorus,   cla- 

rus  etc. ;    'n    hellem    klang ;    —   'n    heilem 

10  stemm'  (eine  helle,  klingende,  sonore  Stimme) ; 

—  heller  lachen;  —  he  lacht  hum  heller 
(laut  schallend  u.  tönend,  bz.  heiter,  lustig, 
fröhlich)  wat  üt;  —  he  kreg  heller  (laut 
klingend,    od.    dass  es    schallt)    wat    för    de 

15  ners  (den  Hintersten) ;  —  he  hüe  (hauete, 
hieb  etc.)  d'r  heller  up ;  —  bi  heller  lechteu 
dag ;  —  't  wil  hei  net  heller  worden ;  —  'u 
heilem  (helle,  lichte  etc.)  klör ;  —  't  is  'u 
hellem  lücht;  —  dat  für  brand  heller;  —  'n 

20  heller  (helles,  reines  etc.)  gesigt;  —  't  is 
heller  dül  (rein  od.  vollständig  toll) ;  —  de 
wind  weid  d'r  heller  (tüchtig ,  bz.  die  Luft 
rein  fegend  etc.)  in.  —  Nid.  helder ;  nd. 
heller.     Zu  1  hei. 

25      2.  heller,  s.  2  helder. 

3.  heller,  Heller,  kleinste  Kupfermünze; 
bi  heller  un  peunink.  —  Mhd.  hallaere,  hal- 
ler, häller,  heller.  Mit  Auslassung  des  Wor- 
tes Pfenning  statt   „haier  phenning",  bz. 

30  mlat.  (denarius)  h  a  1 1  e  n  s  i  s,  d.  h.  zu  Schioä- 
bisch- Hall  geprägt. 

liellern,  hell,  klar  u.  heiter  werden  od. 
machen ;  dat  wer  hellerd  up ;  —  't  hellerd 
dör ;  —  he  hellerd  sük  up ;    —    du  must  di 

35  nog  erst  wat  uphellern  (dich  reinigen,  käm- 
men, scJimücken,  bz.  licht  od.  schön  Meiden, 
putzen  etc.). 

I.  hellig,  klingend,  stimmend  etc.;  cf. 
enhollig. 

40  2.  hellig,  müde,  abgespannt  etc.,  bz. 
hu)igrig  u.  durstig;    ik    bin    heilig    un  m8j. 

—  Wang.  (Ehr ent r  a  u t,  I,  94  etc.)  hellig 
(durstig) ;  mnd.,  nd.  heilich,  hellig ;  nid. 
hellig ;  mnld.  helligh  (lassus ,  fatigatus ,  agi- 

'15  latus) ;  mhd.  hellig  (dasselbe) ;  md.  hellig 
(sehr  durstig,  lechzend) ;  Schweiz,  hellig,  bal- 
lig (kraftlos,  lechzend) ;  elsäss.  hellig  (leer 
im  Magen);  Schwab,  ballig,  hellig,  höllig 
(lechzend,  matt);  bayr.  hellig   (müde,   abge- 

50  mattet)  ;  fränk.  hellig  (matt) ,  an  der  Eifel 
ballig  (trocken  im  Halse);  hess.  (Vilmar, 
163)  beleb,  helk  (welk,  dürr,  schlecht  ge- 
nährt, matt  von  Hitze  u.  Durst).  Es  ist 
identiscli   mit   dem  tmter  halster  erwäh)den 

55  nd.  ballig  (dürr,  trocken)    u.  von  hal,  bael, 

hei  (trocken  etc.,  cf.  halster)    loeitergebildet. 

helligen ,   nur  in   behelligen    (behelligen) 

u.    wohl    von    2    hellig    tveitergebildet.       cf. 

beigen. 

60      helling,    Schiff swerfte.      Vom   Plur   hel- 

5* 


HELM 


08 


HELFEN 


lingcn  (was  auch  in  der  Bedtg.  „Schtffs- 
icerfte''  gehrättchlich  ist,  weil  gewöhnlich 
mehrere  schräg  liegende  Gerüste  für  Schiffe 
auf  einer  u.  derselben  Werfte  sind)  ist  un- 
ser Collect,  lielijou  (Schiß's werfte)  contrahirt, 
con  dem  deshalh  auch  kein  Plural  gebildet 
tcird.  —  Nid.  lielliiig  ( Ueberhängcn ,  Nei- 
gen, Abhang,  Halde,  liöschung,  ablaufende 
Brustwehr;  Werfte,  Stapel;  Neigung,  Ge- 
neigtheit [sinnl.  u.  bildl.J ,  Trieb  etc.);  nd. 
(Br.  Wb.)  heilige,  aus  hellunge  (schräge 
Bichtung  einer  Tonne,  bz.  Abhang)  u.  bei- 
gen (kleine  hölzerne  schräg  liegende  Läufe 
vom  Ufer  ins  Wasser,  wo  die  auszubessern- 
den Schiß'e  hinaufgezogen  u.  abgelassen  icer- 
den) ;  mnd.  hellink,  lielliiige,  helge  (Schiffs- 
werfte)  =  heldinge  (Neigung  etc.)  von  bei- 
den, .s\  2  hellen. 

1.  heim,  auch  helmet,  holmt,  das  starke, 
schilfartige  u.  langhalmige  Dünengras  (ely- 
nuis  aveuariiis,  ariuido  aveimria) ,  womit  die 
alten  Dünen  bewachsen  sind  u.  die  kahlen 
Dünen  u.  Ufer  der  Inseln  bepflanzt  werden, 
um  dem  Verstäuben  des  losoi  Sandes  vor- 
zubeugen, bz.  die  Bildung  neuer  Dünen  durch 
Auffangen  des  Sandes  zu  fördern. —  Wang. 
hellem ;  nid.  beim.  Nebenform  zu  halm,  bz. 
7nit  diesem  desselben   Ursprungs. 

2.  heim,  Helm,  a)  schützende  Kopfbe- 
deckung der  Krieger;  —  b)  der  helmartige 
Aufsatz  auf  der  Destillirblase ;  —  c)  das 
Häutchen  um  den  Kopf,  welcJies  neugeborne 
Kinder  u.  Junge  zuweilen  mit  auf  die  Welt 
bringen  u.  ein  Tlieil  derjenigen  Haut  ist, 
worin  sie  im  Mutterleibe  eingeschlossen  wa- 
ren u.  was  nach  dem  Volksglauben  dem 
betr.  Kinde  Glück  u.  Wohlstand  bringt, 
weshalb  denn  die  auch  in  Holland  (cf.  auch 
Ho  Itzmann ,  Mylh.  201)  gebräuchliche 
Bedcnsart :  „bc  is  mit  'n  beim  geboren"  (cf. 
engl,  „be  is  boru  witb  a  caul"  u.  Weiteres 
in  der  Zeitschr.  für  Kthnol.  etc.  von  B  a- 
stia)i  u.  Hartman  n,  IV,  186  seq.)  von 
solchen  Menschen  gebraucht  xvird,  die  ohne 
ihr  besonderes  Zuthun  viel  Glück  in  ihren 
Unternehmungen  haben.  —  Afries. ,  nid., 
nd.,  engl.,  as.,  ogs.  heim;  mnld.,  mnd.  beim, 
helmet;  an.  hjälmr;  norw.,  dän.,  schwed. 
bjelni;  ahd.,  mhd.  beim,  belme;  goth.  bilms, 
od.  bilm. 

Dieses  Wort,  ivclches  im  ags.  auch  die 
Bedtg.:  diadema,  Corona,  velamen  «.  im  engl, 
auch  (provinz.)  die  von :  „Schuppen"  u. 
,,auf  einer  Bergspitze  lagernde  Wolke,  welche 
dieselbe  verhüllt"  (wegen  beim  =  linder  s. 
3  heim)  hat  u.  tcovon  ital. ,  aspan.  elmo ; 
nspan.  yeimo ;  prov.  elm ;  franz.  beanme 
(Decke);  abgel. :  span.,  x>ort.  alniet;  afranz. 
healmet ;  franz.  armet  (Pickelhaube)  ent- 
lehnt sind,  gehört  zu  belan  (hehlen,  bergen, 


schützen,  decken,  schirmen  etc.),  bz.  mit  die- 
sem zu  der  y  bal  (l)ergen ,  verbergen ,  be- 
decken, schützen  etc.),  cf.  2  bälen. 

3.  heim,  Puder,  Steuerruder,  Steuer,  bz. 
5  das  icomit  man  das  Schiff  u.  auch  das  Pu- 
der lenki  u.  regiert;  daher  auch  (auf  klei- 
neren Schiffen)  :  die  Puderpinne.  —  de  beim 
(od.  't  rör,  stur)  fan  't  scbip :  —  de  beim 
(od.  't  stur)  tan  't  rur.   —   Nid.  beim    (bet 

10  roer,  bet  stuur ,  cf.  Bobrik,  naut.  Wb.); 
engl,  beim  (Puder,  Steuer,  Steuerruder); 
wang.  (E  h  r  e  n  t  r  a  u  t,  I,  371)  bellem  (in 
btMlem-bolt,  Puderholz,  Pudersiange ,  bz. 
Steuerhoh,    Holz  od.  Stange  zum  Steuerii) ; 

15  an.  bjälm.  Ks  gehört  wohl  auch  wie  2  beim 
zu  belan,  bz.  der  //  bal,  toeil  das  Steuer- 
ruder die  Hut  u.  der  Schutz  des  Schiffes 
ist,  bz.  es  schirmt,  schützt  u.  bewahrt,  wenn 
es  auf  dem  Meere  treibt,     cf.    indessen  un- 

20  ter  2  balm  auch  das  ahd.  halm  ;  mnd., 
mnld.  beim  (manubrium)  n.  balmo  (Lenk- 
seil), womit  bolin  (ds  Ha  It  e  n  d  es,  od.  Len- 
kend es  auch  conncx  sein  kann. 

lleliiier,    ml.    Name.      Gcscidn.    Helmers. 

25  Wohl  =  ahd.  Heilmar,  od.  Ilelimar,  doch 
ist  auch  Ableitung  von  2  od.  3  beim  (cf. 
Körstema)in  hinter  Helm)  möglich. 

holiiier,    ein  seitlich  von  der  allgemeinen 
Ileerstrasse    (die   sich   auf  dem  Pande  der 

80  Jiohen  Geest  zwischen  der  Marsch,  bz.  den 
Ilammrichen  [cf.  bamrik]  u.  dem  Moore 
hinzieht)  in  die  Marsch,  od.  das  Moor 
hineingehender  Landweg ,  mitunter  pleona- 
stisch  auch  belmerwcg  genannt.  —  Nd.  (Br. 

35  Wb.)  behner;  innd.  (Seh.  u.  L.)  bclmen- 
dero,  belmcdcr,  balmdor,  belmede,  belmerde, 
helmer. 

helpeii  (belp',  —  belpst,  —  helpd  etc.;  — 
bulp,  bulpst  etc.;    —    [is,   od.  bed]  bulpen), 

40  helfen,  retten,  beistehen,  nützen,  dienen,  för- 
derlich sein,  fördern  etc. ;  bolp' !  belp' !  se 
willen  mi  wat  dOn ;  —  be  bulp  bum  üt  't 
water,  anders  was  be  ferdriinken ;  —  hö 
helpt  mi  üt  de  nöd ;    —    ik    wil   dl  helpen ; 

45  gä  mau  drist  d'r  up  lös ;  —  dat  kau  mi  niks 
belpen,  wen  'k  bum  d'r  um  frage ;  —  schre- 
ien helpd  (od.  bald  etc.)  net ;  de  büks  mut 
cf ;  —  bc  bulp  bum  wider;  —  be  bulp  bum 
in  de  slöt;  —  Sprichiv. :  help  di  sülfou,  den 

50  helpd  di  God.  —  Afries.  helj)a,  bilpa,  bulpa; 
satl.  belpa;  tvang.  bilp;  ivfries.  (Japi.r) 
helpjen,  bolpjen,  bolpen ;  nd.,  nid.  belpen; 
as.  belpan;  ags.  belpan ;  engl,  belp;  an. 
bjalpa;  norw.,  schwed.  hjelpa;    dän.  lijelpe; 

bö  goth.  bilpan;  ahd.  belfan,  belpban ;  mM. 
helfen,  belven.  Mit  lit.  szelpiu,  szMpti  (hel- 
fen) zu  einer  y  kalp,  karp  =  skr.  kalp ; 
zend.  karep  (sich  fügen,  richtig  sein,  pas- 
sen, dienen  etc.).     Vergleicht  man  dazu  skr. 

60  kalpa  (gleich,  ähnlich,  gestaltet  ti.  gebildet 


HEL-SAM  69  HEM 

wie  etc.);    zcnä.  kerejjta  ((jebüdct,   gestaltet,  dat  dat  gat  Itold  wer  held;  —  dat  is  helsäm 

geformt  etc.)    zn    unser  in  lik;    zend.    kelirp  twebak    (Zwieback    der    nicht    leicht    kcqjut 

(Körper,    Fleisch,    hz.    leibliche    Gestalt    u.  geht,  nicht  bröckelt,  od.  nicht  bröckelig  ist) ; 

Form  etc.)  =  kerefs   in  kerefs-gar  (fleisch-  —  heisame  stenkaleii  (heile,  ganze  od.  dichte, 

fressend);  hzv.  \iarp;  pars,  keret;  arm.  kQrp;  5  feste,    nicht  leicht   bröckelnde  Steinkohlen); 

lat.  corp-us  (dasselbe)   zu  nnscrm   Jike,    bz.  —    dat   is    lium    helsäm    (heilsam,   gesund, 

dass  unser  lik    auch  die  Bedtg.:   gerade,  dienlich  etc.). 

eben,  schlicht  etc.  sowohl,  als  recht  ti.  lielsen  ;   i.  q.  halseu.      Nur  in  be-helsen, 

richtig,  bz.  g eordnet,  ausgeglicheti,  befassen,   in  sicJi  fassen,  umschliessen  etc.; 

geschlichtet    etc.    hat    u.    demnach   die  10  dat  behelsd  nßt  föl. 

Bedtg.  richtig  sein,  passen  etc.  der  y  hel-sibbe;  i.  q.  fulsibbe;  s.  unter  sibbe. 
kalp,  karp  wohl  auf  der  siniü.  Bedtg.:  g e-  helsk,  höllisch,  teuflich,  verdamint,  fiirch- 
r  ade,  eben,  s  ch  licht  etc.  od.  eigentlich :  terlich  etc.  —  't  weid  d'r  helsk  in  ;  —  'n  hels- 
behauen  u.  glatt  sein  etc.  beruht,  so  ist  ken  stürm;  —  'n  helsken  ti'  watcr;  —  't  is 
es  klar,  dass  diese  y  karp  nicht  von  karp  15  'n  helsken  (od.  ferdomdeu,  dönnersen  etc.) 
(sehlagen,  hauen,  spalten,  schneiden,  be-  satan ;  —  helsk  (höllisch,  fürchterlich,  an- 
hauen, zurechthauen  etc.  u.  so  bilden,  for-  gemein  etc.)  gröt  od.  dül,  stark,  mui  etc. ;  — 
men,  bz.  glatt,  eben  u.  richtig  machen  etc.)  'n  helsken  bült  geld ;  —  he  is  d'r  helsk  (od. 
rticht  verschieden  ist  u.  beide  ebenso  wie  y  ferdomd  etc.)  up  fersäten;  —  't  fe  etc.  was 
kart  (hauen,  behauen,  beschneiden,  zuschnei-  20  helsk  grapsk,  od.  dür;  —  ik  hebb'  'a  hels- 
den,  formen)  blosse  Weiterbildungen  der  ]/  ken  dörst  od.  huuger  etc. ;  —  dat  perd  is 
kar  (schlagen,  hauen,  schneiden,  scheeren  mi  fSls  to  helsk  (ungeberdig ,  wild,  hitzig 
etc.,  cf.  auch  ]/  skar  voyi  scheeren,  —  etc.).  —  Afries.,  nid.,  nd.,  mnd.  heisch; 
skarp  von  scharf,  scharfen ,  —  skrap  mhd.  hellisch,  heisch.  Zu  2  hei,  suh  a). 
von  unserm  schräfe  =  kräfe  od.  karfe  etc.)  25  heiter,  .s.  halter. 
sind,  deren  Bedtg.:  machen,  loirken  etc.  liel  uii  dal,  ganz  u.  gar  etc.;  cf.  dal. 
od.  einrichten,  gerade  u.  recht  machen,  ord-  1.  hem,  Heim,  Haus,  Wohnung,  Wohn- 
nen  etc.  ebenso  wie  bei  tak  u.  taksh  aus  sitz  etc. ;  he  sitt  up  sin  egen  hem ;  —  d'r 
der  von:  schlagen,  hauen,  spalten,  schnei-  is  gen  hüs  of  hem.  —  Afries.  hem;  wfries. 
den  etc.,  bz.  behauen,  behobeln,  beschneiden,  30  (Jap  ix)  hiem ;  nid.  heim;  7nnld.  heym;  nd. 
zur  echtschneiden  etc.  entstand.  Wenn  nun  heem;  mnd.  hem,  heim;  ns.  hem;  ags.hkm; 
aber  tveiter  Fick  das  lat.  culpa  (Schuld,  engl,  home;  an.  heimr;  norw.  heim  u.  auch 
hz.  Veranlassung  eines  Schadens)  auch  zu  heem,  hiim;  schwed.  hem;  dän.  hjem;  ahd., 
der  y  karp  (Joelfen)  stellt,  so  kann  ich  ihm  mhd.  heim  u.  ahd.  heima;  7nhd.  heime;  goth. 
darin  nicht  beipflichten.  Vergleicht  man  35  haims.  Es  ist  mittelst  des  Suffixes  ma  (cf. 
nämlich,  dass  die  Wörter:  sollen  u.  arm,  främ  etc.)  von  einer  deutschen  y  hi 
Schuld  beide  von  skilan,  skal,  skulun  (Platz  nehmen  u.  greifen,  od.  Wurzel  fas- 
(schlagen,  hauen,  verwunden,  tödtcn  etc.)  sen  [wo],  halten  [wo] ,  bleiben,  ruhen,  ver- 
stammen, bz.  dass  sollen  (cf.  schal,  schö-  iveilen,  ivohnen)  iveitergebildet  =  idg.  ki, 
len)  weiter  nicläs  heisst  als:  (Jemanden)  40  bz.  ski;  skr.  kshi;  zend.  (Justi)  kshi,  shi, 
geschlagen,  verivundet  od.  g  et  ö  dt  et  ski  (ivohnen,  sich  nieder  lassen  u.  ansie- 
haben  u.  deshalb  zur  Zahlung  des  Wehr-  dein,  sich  setzen  od.  besetzen  wo  etc.),  die 
geldes,  bz.  zum  Ersatz  od.  zur  Busse  ver-  aus  ski,  ska  (greifen,  fassen,  halten,  neh- 
pflichtet  sein  —  i«.  Schuld  buchstäblich  men,  in  Besitz  nehmen,  sich  zu  eigen  ma- 
soviel  heisst  als:  er  schlug  od.  verwun-  45  chen,  hörig  machest,  beherrschen,  Gewalt  u. 
dete  u.  ist  deshalb  strafbar,  bz.  zur  Busse  Macht  haben  über,  besitzen  etc.,  cf.  setzen 
verpflichtet,  so  ist  es  klar,  dass  auch  das  =  Stelle  od.  Stätte  geben  etc.  aus  sitzen 
lat.  culpa  nicht  von  der  ]/  karp  (helfen),  =  ruhen,  od.  halten  loo,  bz.  besetzen 
sondern  von  der  ]/  karp  (schlagen,  spal-  aus  besitzen  u.  habitare  aus  habeo)  her- 
ten ,  schneiden,  verwunden  etc.)  abzulei-  50  vorging  u.  wovon  ausser  skia,  bz.  skr.  ska 
ten  ist.  (ruhen,  ivcilen)  u.  lat.  quie  (in  quies,  quie- 
hel-säm,  heilsam,  d.  h.  mit  dem  was  hei  scere,  qiiietus)  u.  skr.  ci  (nehmen,  aufneh- 
besagt  verbunden  u.  vereinigt  etc.;  dat  gat  men  u.  wo  hinlegen,  Stätte  geben,  schichten, 
schal  wol  bold  wer  digt  gän,  he  hed  nog  al  ordnen  etc.,  cf.  bei  Grassmann  der  Form 
'n  helsamen  hüd  (eine  heilende,  ganz  loer-  55  wegen  unter  2  ci  die  Verwandtschaft  mit 
deyide ,  gesundende  Haut,  bz.  eine  Haut,  kliya  u.  y  ski,  scheinen)  auch  wohl  zend., 
die  leicht  od.  bald  hei  od.  ganz  u.  dicht  skr.  gi,  bz.  qik  (liegen,  ruhen,  weilen,  hai- 
wird, od.  gut  heilt  u.  gesundet)  ;  —  ik  wil  ten  wo)  sich  herleiten.  Ob  nun  aber  goth. 
dl  'n  helsamen  salfe  (heilende,  die  Wunde  haims,  bz.  hem,  heim  bei77i  Vergleich  von 
schliessende   od.   gesundende   Salbe)    gäfen,  60  harsen  zu  idg.  karsan,  skr.  garshan  etc.  od. 


HEM  HEIM  70  IIEMMEL 

hund,  hurn  etc.   von  einer  y  mit  anlauten-  lieinds-inane ,   Hcnuhärnipl.    —    in  blote 

ilem  k,    hz.  skr.,    zend.    q,    rjricch.  k,  tat.  c         hcnidsmauen    för    de    dur    sitten,    dat   is  nii 
etc.     'nicht  fieaaer  mit  (/riech,  köme   (Dorf),^        so  gen  irrl)riik  mör  as  in  min  kinderjaren. 
lit.  kvmAS,  kä'xma'i  ((hi.'iScUie)  zur  y  ki,  /;,-.  ^i  heiuelik,  henilik  ,  licinolk,    heimlich,   in 

(ruhen,  weilen  etc.)  zu  .^teilen  u.  nicht  5  geheimer  od.  vertraulicher  Weise,  verstohlc- 
mit  skr.  kshönia  (sicherer,    behaglicher  Ort,         ner  Weise. 

od.   Sitz,    Wuhnsitz;   Friede;   Hast,   Ruhe  hemclikheid,   henilikheid ,    hemelkheid, 

etc.)  von  khsi,    bz.    ski    abzuleiten    ist    (cf.         Heimlichkeit. 

darüber  auch  G.  Cu  rt  i u  s,  pag.  145)  lasse  lieinke,  Heimchen,  Grille,    Cicade ;   hns-, 

ich  dahin  gestellt  sein.  Wegen  afries.  ham,  10  gras-hemke ;  —  ßg,  kleines  schwaches  We- 
hem cf.   1   u.  2  ham.  sen ;  'n  liemke  fan  'n  wicht.     Redoisart.  u. 

2.  lieni,  heim,  heim,  nach  od.  zu  Hause;  Sjn-ichw. :  nakcnd  as  'n  hemke;  — he  singd 
liem  gän,  hem  kamen  etc.  —  Hs  ist  gleich  as  'n  hemke  (ironisch).  —  Nid.  heimpje ; 
afries.  heme  u.  hem,  bz.  ahd.  heime  von  1  ninld.  heymken,  hecmkon,  hcymelken ;  mnd. 
hem,  wird  Jedoch  nur  selten  mehr  gehurt.  15  heimeke,  liemeke.  Anscheinend  Dimin.  von 
cf.  heimsüken,  liemclik  etc.  ahd.   heimo;    mhd.    heimc    (dasselbe),    doch 

henid  (Flur,  hemden),  Hemd,  Kleid,  was  nach  31.  Heyne  (cf.  Grimm,  Wb.,  unter 
man  zunächst  auf  dem  Leibe  trägt,  od.  über-  Heimchen)  mit  »r/.  liiemk,  oberd.  heymdi 
haujit :  Kleid,  Gewand,  faltiges  Gewand  etc.,  aus  heimlich,  heimamnch,  was  aus  muclieim, 
cf.  die  Composita.  —  he  sitt  in  't  blotc  hemd;  20  hz.  ahd.  müh-hoimö,  mftcliheiino  (Heimchen) 
—  Redensart,  ti.  Sjirichto.:  he  h4t  sük  't  umgesetzt  ist.  Das  ahd.  hcimo  bezeichnete 
hemd  fan  't  Iif  stälen ;  —  't  hemd  trilld  hnm  urspr.  wohl  blos  die  Hansgrille  u.  ist  dem- 
für  de  ners;  —  se  fragd  en  't  hemd  fan  de  nach  lieim-o  wohl  von  heim  (Haus)  weiter- 
närs;  —  't  hemd  is  en  nader  as  de  rok.  gebddet  in  der  Bedtg.:  Haus-Wesen,  Haus- 
Conijws. :    aferhomd,    körhemd,    undcrhemd,  25  Geschöpf. 

hemdkled,   hemdrok,   hemdslip,  hemdsmaue  1.  heniiuel,  öfter  auch  himmel,    Himmel; 

etc.  —  Afries.  hamethc,  liemethe,  hamede;  (personif.)  Gott.  —  de  sterons  an  d' himmel 
wfries.  liimd,  himhd;  satl.  harnend;  wang.  blinken  so  schön;  —  in  de  hemmel  kamen; 
(Ehr  e  n  trau  t,  I,  370)  hämmin;  tid.,  nid.  —  de  lefe  hemmel  mag  't  weten,  war 't  ble- 
hcmd ;  mnd.  hemde,  hemmote,  himedo;  mnld.  30  fen  is;  —  de  lete  hemmel  segene  jo  't  wer, 
hemde;  ahd.  homidi,  hemithi ;  mhd.  heraede,  wat  ji  an  mi  arme  blöt  guds  dun.  Sprichw.: 
liemde.  Was  die  Form  betrifft,  so  ist  tvohl  wen  de  hemmel  falld,  den  krigt  de  erde  'n 
anzunehmen,  dass  es  ans  dem  Präter.  ha-  regenmantel;  —  wen  de  himmel  falld,  den 
meth,  hemith  (bedeckt,  verhüllt,  bekleidet,  od.  liggen  wi  d'r  all'  nnder;  —  se  smet  'n  gat 
decket,  deckt)  von  einem  dem  goth.  liaraon  35  in  de  hemmel.  —  Afries.  himnl ,  hiniel ; 
(decken,  bedecken,  verhüllen,  einhüllen,  be-  tvfries.  himel,  hymmel ;  nfries.  hemmo];  satl. 
kleiden  etc.)  entspjrechendcn  Vbm.  ham-6n,  hemel ;  wang.  hemmel;  nd.  hemmel;  nhl. 
hem-6n  mit  dem  Suffix  e  od.  i,  i  (Etwas  hemol ;  as.  himil;  ahd.  himil,  himel;  mhd. 
etc.)  abgeleitet  wurde  u.  demnach  ein  Etwas  himel,  himmel  (indiimentnin ;  coehim,  aether; 
bedeutet,  ivas  deckt,  bedeckt  od.  verhüllt,  40  laqueare,  lacnnar;  Thronhimmel,  Baldachin), 
schützt,  ein-  u.  umschliesst  od.  einhegt  u.  —  Au.  himinn,  himins ;  isl.  hirain  (coelnm; 
einfriedigt  etc.,  loie  Ja  auch  a.s.  hjmo ;  ahd.  laqneare);  goth.  himins  (coelum).  Davon: 
hämo  ;  mhd.  harne  ;  ags.  hama,  homa,  ham ;  ahd.  himilizi,  himilezi,  himelze ;  mhd.  hi- 
afries.  hama,  homa  ((jicwand ,  Kleid,  Um-  melze,  himilz,  himelz  (Zimmerdecke ,  Zelt- 
hüllung,  Hülle,  Haut,  Balg  etc.,  cf.  lichäm)  45  decke);  mnld.  henielte,  ghehemelte  (convexi- 
zu  hamön,  od.  mit  diesem  zu  einem  voraus-  tas,  palatum).  Es  bezeichnet  ein  Etwas, 
zusetzenden  Wurzel- Vbm. :  hinian,  ham,  hu-  ioas  ein  Anderes  wölbend  überdeckt,  od.  ein- 
mnn  (umfassen,  umschlicssen  etc.)  gehört,  u.  umschliesst,  bz.  ein  Gewölbe,  Decke,  Dach 
über  dessen  Ursprung  u.  Wurzel  das  Wei-  etc.  u.  gehört  mit  goth.  hamön ,  (did.  hämo 
tere  unter  1   u.  2  ham  zu  vergleichen  ist.       50  etc.  (cf.  hemd)  u.  zend.  kamar  (krumm,  ge- 

hemd-kled,  das  der  Leiche,  bz.  einem  Ge-  tvölbt) ,  kamara  (Gürtel;  Gewölbe),  griech. 
storbenen  über  das  gewöhnliche  Hemd  ge-  kamära  (Gewölbe;  Schlafgcmach,  Himmel- 
zogene  weite  u.  faltige  Tndtenkleid.  bctt  etc.) ;    lat.  camera  etc.    zu    der  unter  1 

hemd-linnen,  feineres  Leinen,  wovon  man         ham  erwähnten  ]/  kam. 
Hemde  macht.  55       2    hcniniel,    blank,   rein,  reinlich,  sauber, 

hemd-rok,  Unterjacke,  od.  Brusttuch,  tvel-  glatt,  nett  etc.  —  hemmele  glasen,  Straten,  hu- 
chrs  unmittelbar  über  das  Hemd  angezogen  sen  etc.;  —  dat  siigt  dar  in  hüs  all'  so  liem- 
ivird.  mel  un  schön  nt ,    dat  man    wol  brei  fan  de 

hemd-slip,  Hemdzipfel,  Zipfel  an  einem  däi  ilten  kann  un  't  all'  gliinmd  un  spegeld 
Mannshemde.  GO  wat  d'r  is;    —    't  is  so  'n  hemmel  wif,    dat 


HEMMEL 


71 


HEMMELEN  HEMMELN 


mau  sük  freid,  wen  man  hör  ankikd ;  —  't  is 
hir  air  hemmel  un  schön  un  d'r  is  narg(!iids 
gen  stofje  to  finden ;  —  dat  wicht  goid  mt 
hing  net  hemmel  genug  mit  't  iiten  um ;  — 
de  meid  mut  hemmeler  worden,  wen  se  hlr 
blifen  wil.  —  Wfries.  (J apix)  himmel  u. 
(Vrije  Fries,  I,  174)  hemel ;  wang. 
(Ehren  traut,  I,  94  ii.  371)  hemmelk  od. 
hemmel  (in  hemmelkeit).  Weiteres  s.  unter 
2  hemraelen  u.  dem  folgenden : 

3.  hemmel ,  Reinigung ,  hs.  die  Rein-, 
Blank-  u.  Sauhermachung  in  ihrem  ganzen 
Umfange,  soweit  dies  durch  Waschen,  Ab- 
reiben, Bohnen,  Kämmen,  Bürsten  etc.  ge- 
schieht od.  geschehen  kann.  —  dat  kiud  hed 
fan  Jungs  up  au  sin  hemmel  un  fleje  (Rei- 
nigung u.  Pflege  etc.,  cf.  2  fleje)  net  had, 
darum  wil  't  ök  net  regt  dejen  ;  —  dar  word 
gen  hemmel  un  fleje  an  dän. 

1.  hemmelen,  hemmein,  himmeln,  sum 
Himmel  erheben,  in  den  Himmel  befördern, 
sterben  inachen,  ins  Grab  bringen;  nament- 
lich von  Aerzten,  die  Unglück  in  ihrer 
Praxis  haben  u.  viele  ihrer  Patienten  durch 
den  Tod  verlieren.  —  de  dokter  hemmeld 
menuig  hen;  —   he  hed  hum  hen  hemmeld. 

2.  hemmeleu,  liemmein,  reinigen,  sauber 
u.  rein  machen,  bohnen,  ivaschen,  reiben, 
bürsten,  kämmen,  od.  putzen,  schneiden  etc., 
hz.  sich  od.  ein  Etwas  so  machen,  dass  man 
(od.  es)  in  jeder  Hinsicht  sauber,  rein,  nett 
u.  ordentlich,  od.  gebührend  u.  wie  die  Ord- 
nung u.  Sitte  es  erheischt,  aussieht.  —  jung' ! 
gä  heu  un  hemmel'  di  erst,  er  du  bi  de  disk 
kumst;  —  de  rok  is  so  fül,  dat  he  erst  ör- 
dendlik  hemmeld  (od.  ofTaemmeld)  worden 
mut,  er  du  hum  wer  antrekken  kanst;  — 
de  däle  uphemmeln  (den  Schmutz  mittelst 
eines  nassen  Tuches  etc.  von  der  Diele  auf- 
nehmen, die  Diele  reinigen) ;  —  dat  der  mut 
wat  of-  od.  ferhemmeld  worden,  dat  d'r  wat 
bäter  grei  in  kumd ;  —  hemmel'  din  schö 
wat  up  de  matt'  of,  er  du  in  de  stuf  kumst; 
—  dat  hüs  mut  erst  dügtig  üthemmeld  wor- 
den, er  wi  d'r  intrekken  könen;  —  de  bal- 
ken,  bomen  etc.  mutten  ofhemmeld  (abge- 
bohnt,  abgeputzt,  mit  einem  scharfen  Instru- 
ment abgekratzt  etc.)  worden;  —  de  böm 
mut  üthemmeld  (ausgeputzt,  ausgeschnitten 
etc.)  worden;  —  sin  bärd  hemmein  (seinen 
Bart  zustutzen  u.  schneiden,  bz.  so  machen, 
dass  er  nicht  mehr  so  wild  u.  unordentlich 
aussieht) ;  —  (subst.)  wi  süut  fan  dage  an 
't  hemraeln.  —  Wfries.  (Jap ix)  himmeljen, 
hemeljen  od.  (Vrije  Fries,  I,  174)  he- 
melen;  nid.,  provinziell  (in  Gelder  l and) 
hemelen,  (Groningen)  hemmelen  (reini- 
gen, schoon  maken  etc.).  Wohl  mit  mnld. 
(KU.)  hemelen  (componere,  concinnare,  or- 
nare) ;  mfläm.  hemelen  (orner  et  parer)  ideti- 


tisch,  zumal  wenn  man  unsere  Zusammen- 
stellung (s.  2  hemmel)  „hemmel  un  fleje" 
vergleicht  u.  dabei  erwägt,  dass  unser  fleje 
zu  flejen  (componere,  ornare  etc.)  gehört. 
5  Das  Adj.  1  hemmel,  himmel,  hemel  hatte 
urspr.  vielleicht  die  Bedtg. :  geschichtet,  zu- 
sammengelegt, geordnet  etc.,  od.  die  von: 
zurecht  gemacht,  fertig,  bereitet,  geputzt,  ge- 
schmückt, geziert,  schmuck,    blank ,   paratus, 

10  ornatus  etc.  Da  nun  aber  diese  Wörter 
mit  1  hemmel  (Himmel) ,  bz.  1  hemmelen 
(himmeln)  schwerlich  verwandt  sind,  so  halte 
ich  dafür,  dass  der  Stamm  hemmel  od.  he- 
mel von  Hause   aus   mit   ahd.    hamal    (ver- 

15  stümmelt,  gestutzt,  verschnitten  etc.,  cf.  1  u. 
2  hamel)  u.  hemmelen  od.  hemelen,  xofries. 
hemeljen  etc.  mit  afries.  hemelja,  homelja 
(debilitare),  ahd.  hamalön  (verstümmeln,  stut- 
zen, verschneiden,  abhauen,  abschneiden)  = 

20  7ihd.  ha  mm  ein  (castriren ,  verschneiden 
etc.,  s.  unter  2  hamel)  identisch  ist,  weil 
sich  atis:  gestutzt,  zugestutzt,  verschnitten 
etc.,  bz.  stutzen,  zustutzen,  verschneiden,  be- 
schneiden, einkürzen  etc.  (man  vergl. :  Haare, 

25  Bart,  Hecken,  Bäume  etc.  schneiden,  od.  be- 
schneiden, stutzen,  einstutzen  etc.,  bz.  Je- 
manden zustutzen  etc.  u.  nhd.  Stutzer  = 
Zieraffe  etc. ,  od.  Jemand  der  seine  Haare 
u.    Bart   stutzt,    zustutzt,    beschneidet    etc.) 

30  leicht  die  Bedtg. :  zierlich,  schmuck,  sauber, 
glatt  etc.  (vergl.  auch  die  trop.  Bedtg.  von 
beschäfd  \mter  beschäfen),  bz.  die  von :  säu- 
bern, reinigen,  ausreinigen  etc.  entwickeln 
konnte    u.    auch    putzen    (Licht  putzen, 

35  Bäume  ausputzen  etc.)  =:  schneiden,  od. 
stutzen  ist,  bz.  wir  den  Raseur  auch  ja 
putser  nennen.  Vergleicht  num  nun  loeiter, 
dass  ahd.  hamal  (verstümmelt  etc.) ,  hama- 
lön etc.,    bz.    afries.    hemelja    (verstümmeln 

40  etc.),  sowie  auch  an.  hamla,  norw.  hemla 
(verstümmeln;  hemmen  etc.),  bz.  unser  ha- 
mel, homel  sämmtlich  Weiterbildungen  von 
ahd.  ham  (verstümmelt,  defect,  gestutzt  etc.) 
sind  u.  das  dän.  pyat  (Putz ;  Spitze),  Y^ynte 

45  (putzen,  schmücken,  reinigen)  mit  luiserm 
pünt  (Punkt,  Stich ;  Spitze),  pünten  (stechen ; 
sjjitzen,  zuspitzen,  zuschneiden) ,  ötpünten 
(ausstechen  etc.)  von  lat.  punctum,  pungere 
abstammt,    so  scheint   es,   als   ob   das  sonst 

50  überall  fehlende  norw.  (Iv.  Aasen)  hema 
(putzen,  rein  machen  etc.  =  dän.  pynte, 
pudse,  gjöre  reen),  hema  (Reinlichkeit,  Ord- 
nung etc.  =  dän.  reenlighed,  orden,  pyn- 
teligt  udseende)    auch   mit   ahd.   hamal  etc. 

55  u.  an.  hamla  etc.  auf  ahd.  ham  (verstüm- 
melt, gestutzt  etc.)  zurückgeht,  obsclwn  es 
auch  möglich  ist,  dass  diese  M'^örter,  sowie 
norw.  hama  (putzen,  schmücken  =  dän. 
pynte,  pudse)  mit  hama    (kleiden,  verhüllen, 

60  vermummen,  bedecken)  zu  ham  (Haut,  Kleid, 


HEMMELIG  IIEMMLIG  72  IIEN 

Balg  etc.,  cf.  hemd  ».  x.  unter  1  ham)  _c/e-  «h.  Iiampr;  »o/vc.rfä».  hanip;  sc/tifCfZ.  hampa; 
hören,  icohci  es  denn  aber  auch  xcieder  eben-  ahd.  hanaf,  hanof,  hamif,  lianif,  hanef;  mhä. 
sowohl  denkbar  wäre,  da.-^i  auch  unser  hom-  hanef,  haut';  /«^  cannabis;  r/r/ec/;.  kdiinabis; 
mol  (sauber  etc.),  hcnimcln  {säubern,  reini-  Ut.  kanapos;  j>r('».s>-.  knapios;  Islav.  ko- 
gen  etc.)  sofern  sie  von  Hause  aus  die  Be-  5  noplja;  bühm.  konope:  jjohi.  konop :  lett. 
dtg.:  ornatus,  oinaro  hatten,  mit  mnld.  kanjepes.  Ob  mit  Jat.  c&una.  (Schilf,  liohr 
(KU.)  lionielen  (compoacre,  oniare)  «.  he-  etc.)  n.  vielleicht  dem  skr.  kanapa  i Lanze 
meleii  (velare,  tcgere,  celare)  entweder  von  etc.,  sofern  dies  urspr.  ein  Bamb  m  -,  od. 
hemel  (Himmel,  /c  Decke,  cf.  1  hemmel)  sonst.  Rohr,  bz.  Bohr-,  od.  Schilfgnvächs 
od.  mit  hemd  u.  hämo,  ham  (Kleid,  Haut,  10  war)  u.  kanabha  (Fliege,  summendes  In- 
Decke) u.  goth.  liamon  (bedecken,  kleiden)  sect)  etc.  zur  y  kan  (rauschen  etc.)  ?  Vergl. 
vom  Stavimrbni.  himan,  liam  (tegore,  velare  dicscrhalb  unter  2  hän. 
etc.)  abgeleitet  sind.  hcinpoii.  henpen,  hänfen,  von  Hanf;  hem- 

hcmmcli;:.    lieiimilifi;,    licmmel^,    reinlich        peu  linnen. 
etc.     Zu  2  hemmel.  15       ]ioiil])-liillink,    Hänfling    (fringilla    canna- 

heniniolsk.  honimels,  liiininels, /(/Hi»i/j'.sr/j;        biiia);  (ßg.)  kleines,  zartes   Wesen;  —  't  is 
hemmel.sk  raui:  —    "t  is    fan    dage   'n   hem-         man  so  'n  hemplünink  fan  wicht, 
mels  wer  thimmli'<ches  Wetter).  —  Nid.  he-  hoinp-iilje,  Hanföl. 

melsch;  afries.  himulisk,  himelesk,  hiraelsch;  liemp-Siul,  Hanfsamen, 

wfries.    hymraelsch ;      nd.,    iiind.    hemraels,  20       heil,    ////(,  wohin,  in  der  Bichtung,  nach 
liomels.  einem    bestimmten    Orte    hin    etc.;    von   der 

henimen,  hemmen,  hi)iderH ,  in  der  Be-  Stelle,  vorwärts,  iveg,  fort,  vergangen,  ver- 
wegung  zurückhalten,  lähmen  etc.  —  wel  kan  flössen,  vorbei,  verloren  etc.  —  hen  lopen  ud. 
't  hemmen;  —  he  hemd  mi  (er  lähmt  u.  faren;  —  dat  ligt  na  't  Osten  hen;  —  du 
hindert  mich)  in  mm  dun.  —  Afries.  herama,  25  must  hum  dar  hen  wisen;  —  gä  hen  un  häl' 
hammen;  schivcd.  haemma;  dän.  haemme;  twebak ;  —  he  is  al  wat  hen  (schon  ziem- 
mhd.  hemmen.  Wie  an.  hamla  (Jiemmen,  lieh  weit  vorgerückt  im  Alter); —  dat  rekd 
hindern;  verstümmeln)  mit  ahd.  hamalon  net  hen;  —  't  geid  d'r  göd  heu  od.  längs; 
von  haml,  bz.  hamal  (verstümmelt)  u.  lam-  —  he  löpd  d'r  nog  so  stak  heu,  as  'n  korel 
men,  lemraern,  belemmern  von  lam,  so  ist  30  up  sni  lifs-heste;  —  't  geid  all'  hen  un  wer, 
hemmen  von  ahd.  ham  (verstümmelt,  ver-  od.  hen  un  werden,  heu  un  her; —  dar  geid 
krüppelt  etc.,  cf.  1  ii.  2  hamel)  weitergebil-  't  heu  mit  mester  Marks,  do  brogden  se  hum 
det  u.  heisst  hemmen  daher  eigentlich  soviel  na  't  karkhof;  —  wetst  du  net,  dat  de  tul 
als:  verstümmelt,  verkrüppelt  inachen,  lahm  hen  geid;  —  wat  heu  is,  is  heu;  —  hen  is 
machen  u.  so  lähmen,  hindern  etc.,  tvie  auch  35  siu  kracht;  —  siu  gcld  un  göd  is  all'  hen. 
die  Zusammenstellung  von  afries.  hammcth  —  Nd.,  mnd.  heu;  nid.  heen;  mnld.  hin, 
jeftha  hxmmuth  (gelähmt,  cf.  lammd  t-on  lam-  hen;  ags.  hiua;  alid.  hiua;  mhd.  hiue,  hin. 
men),  od.  chimmed  jeftha  lemed  dies  bcstä-  Davon  weitergebildet:  ahd.  hinana,  hinan, 
tigt.  Wegen  der  Ableitung  dieses  Wortes  hinnän;  inhd.  liinueu,  hinue;  «s.  hinana,  hi- 
von  mhd.  harne,  ham  (Fangnetz,  od.  Angel-  40  uan,  Innen;  ags.  hinaue,  heonane,  heonau, 
haken,  Hamen)  vergl.  Weigand.  Das  heonun,  heonon ;  lofries.  hinua;  mnld.,  nid. 
nid.  hammcw  (zurücklialten,  bz.  zurückrufen  henen ;  mnd.  heune,  hinue,  (von)  hinnen. 
u.  stehen  machen)  dagegen  loird  mit  mnld.  Fs  ist  wie  „her"  von  dem  Demonslrativ- 
(Kil.)  hemmen,  hummou  (niutire,  emutire,  Stamm,  bz.  Pronominal-Stamm.  hi  (cf.  he 
simplicem  edere  vocem)  von  der  Interj.  hem,  45  od.  he)  loeitergebddet  u.  drückt  eine  Be- 
hum,  bz.  dem  Schallstamm  hem,  ham,  him  wegung  von  dem  Sprechenden,  od.  nach 
(cf.  himeu  u.  hummel  u.  bei  Fick,  III,  einem  Fntf ernter en ,  od.  richtiger  wohl  des 
65  unter  ham)  abgeleitet,  wobei  es  auch  betr.  „Er"  (sei  dies  nun  eine  Person,  od. 
denkbar  ist,  dass  das  mhd.  u.  nhd.  hemmen  ein  sonstiges  Etwas,  wie  z.  B.  ein  Stein, 
sich  mit  dem  nid.  hemmen  (hem!  hem!  ru-  50  Wagen,  od.  Thier  etc.)  nach  irgend  einer 
fen,  um  Jemand  zum  Stehen  zu  bringen  u.  Bichtung  hin  aus,  toelche  Bewegung  an- 
ihn  aufzuhalten)  gemischt  hat.  scheinend  durch  das  Suffix  na  ausgedrückt 

heiiip,  henp,  lienncp,  Hanf. —  Sprichw.:  wird,  ivelches  wahrscheinl.  mit  der  Vernei- 
bi  henp  S|  ar  de  plog  net  un  \n  üah  (Flachs)  nungs-  Partikel  na  (cf.  nä  u.  net)  u.  mit 
net  de  eide  (Egge) ;  —  hemp  schämd  Buk  55  der  negirenden  Partikel  an  (cf.  un)  iden- 
net,  um  up  de  mcsfold  (Misthaufen)  to  was-  tisch  ist,  iveil  beide  eine  Bewegung,  bz.  ein 
sen ;  —  henp  un  ncttels  (Nesseln)  wassen  't  bewegen  u.  gehen  von  ivo  weg,  ein  entfer- 
Icfst  uj)  'n  fetten  grund;  —  hemp  is  täjer  nen  etc.  (ebenso  toie  ,,u-eg")  au.sdrücken  u. 
as  Alis.  —  Nd.  hemp,  hemiei);  mnd.  henuep;  von  Hause  aus  wohl  Bewegungs-  Wurzeln 
nW.  henuep,  hennip;  «(/.s.  hilnep;  engl,  hemp;  60  sind,    wonach    denn    hi-ua    soviel    bedeuten 


HEND  HENDE 


73 


HENNE-KLED 


würde  als:  Er  (Person,  Bing,  Etwas,  hz. 
Seiendes,  Wesen  etc.)  gehen,  sich  entfernen^ 
od.  Er  iveg  u.  fort  etc.  Von  den  Compo- 
sitis  mit  „hen"  loerden  nachstehend  mir 
einige  wenige  aufgeführt. 

liend,  hende,  bei  Hause,  nahe,  od.  dicht 
hei,  in  der  Nähe  etc.  —  der  is  hend  nog  trend 
(weder  bei  Hause,  od.  nahe  bei,  in  der 
Nähe  etc.,  noch  entfernt,  in  der  Entfer- 
nung, weit  herum  etc.)  wat  to  sen ;  —  fan 
hende  im  fan  ferren  tosamen  kamen.  — 
Afries.  hend,  heynd,  heind;  ivfries.  (Japix) 
heyn  ;  nid.  hende,  heinde  (dat  raakd  er  op 
heinde  nog  verre  op  toe) ;  mnld.  (KU.)  hende 
(prope,  vicinus).  Es  gehört  wohl  zu  einem 
Vbm.  henen,  heinen  (cf.  mnd.  heinen,  sub  1 
bei  Seh.  u.  L.)  =  hemen,  heimen  (wohnen, 
Heim  haben)  u.  bezeichnet  dann  das,  wo 
man  heind,  od.  wohnt,  od.  es  ist  von  hein 
=  heim  (Haus)  weitergebildet ,  loie  es  ja 
auch  möglich  ist,  dass  das  „d"  blos  wie  bei 
kerdel  (Kerl)  od.  gardeu  (Garn)  etc.  (cf. 
Seh.  u.  L.,  I,  469)  eingeschoben  ist  ti.  heinde, 
bz.  heimde  für  heime  (weder  h  e  i  m  e  od.  zu 
u.  bei  Hause,  daheim  etc.  noch  ferne)  steht. 

hen-däl,  hendäl,  hinunter,  7iach  unten, 
nieder loärts.  —  Wang.  (Ehrentraut,  I, 
94)  hendille. 

head-ferdig,  s.  haudferdig. 

hen-dÖD,  hinthun;  hingeben. 

hen-fägen,  hinfegen.  —  he  hed  dat  d'r  hen- 
1;  —  he  od.  de  wind  fägd  d'r  hen,  dat 
't  so  'n  ärd  hed;  —  he  hed  hum  en  (eine 
geharnischte  Epistel,  einen  groben  Brief 
etc.)  henfägd,  de  lie  net  för  de  spegel  stekd. 

lien-fürder,  hinförder,  förderhin,  in  Zu- 
kunft.    0.  L.  B.  heuforder. 

hen-fören,  hinführen ;  hinfahren. 

heil-toren,  hinführo,  in  Zukunft  etc.;  dat 
raut  hentoreu  net  wer  geschedeu. 

henge  ,  heiig',  Angel,  od.  eigentlich  das 
mit  einem  Auge,  od.  einer  Ocse  versehene 
u.  an  Thür  u.  Eenster  etc.  befestigte  Eisen, 
womit  man  Thüren  u.  Fenster  etc.  einhängt, 
damit  sie  drehen  können.  —  Mnd.  henge ; 
mnld.  henghe  (cardo,  ansa,  hamus). 

heDgsel,  Henkel.     Nebenform  zu  hangsei. 

—  Mhd.  hengel,  Henkel;  Thürangel. 
lien-hemmeln,  s.  1  hemmein. 

hen-in,  hinein.  —  heningän  (Ji'^ncin  gehen) ; 
heninbären  (hinein  bohren)  etc.  etc. 

hen-kamen,  hinkommen.  —  he  schal  wol 
henkamen;  —  he  is  al  'n  göd  ende  henkameu, 
hingekommen ,  od.  vorioärts  gelangt ,  vorge- 
rückt etc. ,  sowohl  im  Raum  als  in  der  Zeit; 
daher  auch:  bejahrt;  he  is  al  'n  henkamen 
(bejahrter,  ziemlich  alter)  minsk. 

hen-kamen,  Hinkommen,  Hingelangen  etc. 

—  wi  mutten  man   up  'n  göd  henkamen  sen. 
hen-könen,  hinkönnen.  —  he  schal  d'r  wol 


henkönen  (Jiin  od.  hindurch  können) ;  —  he 
schal  d'r  wol  mit  henkönen  (ausreichen,  sein 
Genüge  haben  etc.) ;  —  he  kan  d'r  mit  hen 
(hat  sein  Genüge,  hat  Geld  u.  Gut  genug, 
5  ist  alt  genug) ;  —  he  kan  d'r  wol  hen  (er  ist 
schon  so  alt,  dass  er  füglich  von  der  Bühne 
des  Lebens  abtreten,  sie  verlassen,  bz.  ster- 
ben könnte) ;  —  't  kan  d'r  so  wol  hen  (es 
ist  so  genug  damit). 

10       hen-läg,  nach  dem  was  „lag"  od.  niedrig 

ist  hin,  hinunter  etc.  —  't  geid  al    henläg. 

henne,  kenn',  Henne.      Sprichw. :   he    is 

net  so  lank  Stil ,   as  'n  henn'  'n  körrel   up- 

pikd ;    —    he  is  so  dün  as  'n  henn' ;    —    't 

15  ei  wil  kloker  wesen  as  de  henn';  —  he  löpd 
to  trippeln ,  as  'n  henn'  de  leggen  wil ;  — 
't  henntje  wul  leggen,  —  't  dürst  't  net  Seg- 
gen, —  kikd  agter  jo!  —  kikd  för  jo!  — 
't  lose  henntje  bedrügd  jo!    —   Es  ist  das 

20  Femin.  von  hän  u.  =  ahd.  haninna,  hen- 
niua,  henna,  heinna;  mhd.  henne,  als  Wei- 
terbildung von  ahd.  hanin,  henin. 

henne-bee,  hennebeje,  hennbeje,   henne- 
hei,    hennbei,    hennbee    (Plur.    hennebeen, 

25  hennebejen  ,  henbejen ,  henbeen  ,  hcnben), 
hentjebee,  hentjebeje,  hentjebei  (Plur.  hentje- 
bejen,  -been),  Himbeere.  —  Nid.  hindbei, 
hinnebei,  henoebei ,  hennebezie;  mnld.  hin- 
nenbesie;    ags.    hindberie;    engl,    hindberry; 

30  ahd.  hintperi ;  mhd.  hindbere ,  d.  h.  Beere 
der  Hindin,  od.  Hirschkuh  =  ahd.  hintä, 
ivas  mit  band  zum  Vbm.:  goth.  hinthan 
(greifen,  fassen,  fangen,  erbeuten,  erjagen 
etc.)  gehören  soll. 

35  henne-kled,  Todtenkleid,  Leichenkleid.  — 
Nid.  (v.  JDale)  hennekleed,  mdartl.  (Pro- 
vinz Drenthe)  hunnenklet;  mnd.  (Seh.  u. 
Ij.)  henen-,  henne-klet;  md.  (cf.  Stbg,)  heu- 
nenkleid,  od.  (cf.  A.  Holtzmann,  Myth., 

40  pag.  170)  hünen-,  heineu-,  hennen-kleed  ;  alt- 
nfries.  (Outzen)  hunneclede.  henne  etc.  ist 
dasselbe  Wort  tvie  in  Hünen- Grab  (u. 
nicht  identisch  mit  dem  in  den  fries.  Ge- 
setzen aus  hlen  entstellten  hen  in  henbedde 

45  =  hlenbedde,  Lehnbett,  Krankenbett  etc., 
cf.  V.  Richthofen,  pag.  206,  Zeile  12  u. 
28.,  29.  in  Spalte  1  u.  3) ,  ivovoti  es  doch 
sehr  fraglich  ist,  ob  es  urspr.  die  Bedtg.: 
Riesen- Grab   hatte   u.  nicht   auch   dieses 

50  Wort  lediglich  u.  buchstäblich  mit  Todten- 
Grab  zu  übersetzen  ist,  da  in  deyiselhen  nie- 
mals Riesen-  od.  sog.  Hünen- Leichen  ge- 
funden ivurden  u.  es  nach  Holtzmann 
(cf.  die  obige  Stelle)  auch  noch  fraglich  ist, 

55  ob  das  Wort  Hain  od.  Hein  als  Name 
des  Todes  loirklich  mit  dem  Namen  Hein 
(s.  d.)  identisch  ist,  sondern  nicht  vielmehr 
ein  blos  im  Volksmunde  erhaltenes  u.  mit 
heune,    hüne  etc.    «7s    Todter   identisches 

60   Wort  war.     Ist  dieses  richtig,  so  könnte  es 


RENN  IG 


74 


HER 


als  Tod,  Verwesung ,  Leiche  etc.  mit  skr. 
knü,  kuiiyatc  (stinkenj ,  kuiui  (Wange)  ku- 
napa  (Leichnam)  etc.  zur  (Fick,  I,  51)  \ 
kun,  knü  (stinken,  verwesen)  gehören,  wozu 
möglicherweise  (vencesen,  sterben  etc )  auch 
isl.  liiun  (torpor,  Erstarrung,  Tod?)  zu  stel- 
len ist.     Weiteres  s.  unter  liüiie. 

heniiig,  mittelmässig  gross  u.  stark,  halb- 
erwachsen etc.  —  'n  heiinifien  hüai,  bulle,  osse 
etc. ;  —  ik  was  nog  man  so  'u  heiinlg  wicht 
od.  so  'n  hennijjen  jung  tan  14  of  15  jareu, 
as  min  fadir  stürf. —  Wang.(Ehr entraut, 
1,  ii4)  hentJg. 

hensa,  s.  hensen. 

hen- scheden,  hinscheiden,  verscheiden^ 
sterben.  —  he  is  honschedt.  Auch  stibst. ;  bi 
sin  heuscheden  bint  (od.  sunt,  sind)  d'r  gen 
tränen   fergaten. 

honsen,  d.  i.  Jemand  unter  geioit^sen  theils 
lächerlichen,  theils  sogar  gesundheitsschäd- 
lichen u.  gewöhnlich  mit  einem  Trinkgelage 
verbundenen  Gebräuchen  in  eine  Gesellschaft 
aufnehmen,  od.  auch  auf  Scliiffen  Jeman- 
den taufen,  wenn  er  zum  ersten  Mcde  die 
Linie  passirt,  icobei  gewöhnlich  ein  Alt- 
Matrose  sich  als  Neptun  verkleidet  u.  die 
Taufe,  bz.  das  Begiessen  mit  Seewasser  an 
dem  Neuling  vollzieht,  der  obendrein  noch 
ein  gewisses  Stück  Geld  zum  Vertrinken 
zahlen  u.  selbst  einen  grossen  Becher  leeren 
muss.  —  Nd.,  mnd.  hausen,  hensen ;  nudd. 
bansen,  hensen.  Jemanden  in  die  Hanse 
(s.  unter  hans) ,  od.  eine  gescJdossene  Ge- 
nossenschaft, Gilde  etc.  (ds  Hanse  od.  So- 
cius  aufnehmen,  Um  zum  Hansen  machen. 
Wie  bekannt  herrschte  diese  Sitte  auch  bei 
den  von  Gl.  Störtebeker  u.  G  ödeke 
Michael  angeführten  Victualienbrüdern,  die 
früher  auf  der  Nordsee  ihr  Unwesen  trie- 
ben u.  von  mehreren  ostfries.  u.  groninger- 
ländischen  Häuptlingen  geschützt  wurden  u. 
Zuflucht  in  deren  Häfen  (so  Gl.  Störte- 
beker bei  dem  Häuptling  tenBroke  von 
Brokmerland  in  Marienhafe ,  wohin  von 
der  Leg  aus  das  sog.  Störtebekers  Tief  führte, 
was  auch  noch  Jetzt  in  die  Leg,  bz.  das 
Norder  Fahrwa.sser  ausmündet)  fanden. 
Desgleichen  ist  es  auch  geschichtlich  bekannt, 
dass  der  Becher,  der  von  einem  Neuling 
bei  seiner  Aufnahme  in  die  Genossenschaft 
der  Victualienbrüder  davon  seihst  iiensa  ge- 
nannt wurde  u.  Gl.  Störtebeker  selbst  auch 
seinen  Namen  davon  haben  soll,  dass  er  den 
Inhalt  eines  grossen  silbernen  Bethers,  der 
auch  hensa  hiess,  in  einem  Zuge  hinunter 
stürzen  konnte,  worin  ihm  nur  ein  Edel- 
mann in  Groningen  gleich  kam  u.  iroher 
denn  dieser  Becher  auch  die  Inschrift  führte: 
„Ik  Joncker  Sissinga  van  Groiiinga,  drouk 
dees  hensa,   in  een  flensa,   door  niyn  kraga 


in  myn  maga",  7vie  solches  von  Wiarda 
(ostfries.   Geschichte,  I,  37 J)   erivähnt  ist. 

hen-sigt ,  Hinsicht.  —  in  de  hensigt  best 

du  regt. 

5       hent,  erweitert  lienter  ?  —  Dieses  nur  in 

der  Bedens((rt:    't  geid  all'  hent    un    twent, 

od,  henter  un  twenter,   bz.  hent  afer  twent, 

—  henter  afer  twenter,  —  henter  di  twenter 
gebräuchliche   Wort  scheint   mir  ebenso  wie 

10  das  afries.  hent  od.  hentio  (cf.  v.  Richt- 
hofen,  der  es  mit  „?>/s"  übersetzt)  aus 
hento  (s.  d.)  gekürzt,  da:  „'t  geid  all'  hent 
un  twent"  soviel  besagt,  dass  Alles  hin  u. 
her,    od.    bis  loohin  u.  wieder   zurück  geht, 

15  bz.  sich  in  einer  schwingenden,  schtoanken- 
den  «.  unsicheren  Bewegung  befindet  tcie 
z.  B.  hei  einem  Wagen,  od.  Schiff  etc.,  wo- 
bei denn  auch  leicltt  die  Ladung  etc.  idter 
einander  hinstürzt  u.  Alles  in    Verwirrung 

20  geräth ,  wovon  es  aber  heisst,  dass  Alles 
hent  afer  twent  od.  henter  afer  twenter 
geht. 

lientje ,  Dimin.  von  henne.  —  häntje  un 
hentje. 

25  hento,  hinzu,  zu  hin,  bis  zu,  bis  zu  hin, 
bis  hinan,  bis;  — hentogilfeu,  hentodön;  — 
fan  hir  hento  Emden ;  —  hento  de  slots- 
kante  steid  't  all'  ful  wuter;  —  hento  'n 
örtje  heato  hed  he  rai  erlik  betäld;   —   dat 

30  is  dar  hento;  —  of  du  't  deist  of  uet,  dat 
is  (od.  steid)  dar  hento. 

hen-trekkcn,  hinziehen,  d.  h.  sich  od.  ein 
Anderes  bewegen  woliin. 

1.  her,  od.  her,  her,  von  wo  weg,  zurück 
35  etc.   —  hen  un    her  (zurück  zum  Ausgangs- 
punkt) is  glike  wid;    —    he  kiimd  d'r   her; 

—  kum  her !  —  gel  1  her !  —  fan  olds 
her;  —  wo  geid  d'r  her  bl  jo?  —  dat  hed 
d'r  mal  her  gän;  —    he    is   d'r  her    (er    ist 

40  fertig,  bz.  zu  Ende  damit) ;  —  't  is  d'r  all' 
her ;  —  dat  kunid  d'r  allen  fan  her,  dat  du 
net  uppasd  best.  —  Nid.  her  (her,  zurück, 
ivieder,  wiederum  etc.,  cf.  her-schcppen,  her- 
vormen  etc.) ;  ahd.  hera ;  mhd.  here,  her  u. 

45  ahd.  hara,  bar.  Mit  hen  u.  hir  derselben 
Abstammung. 

2.  her,  od.  her,  herrlich,  froh,  freudig 
etc.  —  he  was  d'r  so  her  (od.  hild,  bilde  etc.) 
mit,    dat  he  bei  net    wus',    wo   bog   he    für 

50  freide  springen  schul".  —  Nd.  (Dr.  Wb.) 
beer,  here  (lieb,  angenehm ,  froh).  Es  ist 
dasselbe  Wort  wie  nhd.  hehr  =  ahd.  her, 
lieri,  here;  mhd.  here  (hehr,  herrlich,  er- 
haben, vornehm  ;  stolz ;  froh,  freudig)  ;  mnd. 

55  here;  mnld.,  nid.  beer  (in  lieerlijk);  afries. 
her  (fraglich,  cf.  v.  lii c h  thofe  n  u.  s. 
unter  herskuj)  am  Schlüsse);  as ,  ags.  her 
(hehr,  vornehm  etc.);  an.  här  (hoch,  erha- 
ben etc.).  —  Wie  skr.  kila  zu  ki,  so  könnte 

60  es  vielleicht  zur  ]/  kshi  (herrschen,  mächtig 


HER  75  HERD 

sein  etc.)   gehören.      Oder  yehört  es  zur  y  machen,  wirken,  thun  etc.  der  y  kar  ebenso 

kir  (Jemandes   rühmend  (jcdenken ,  preisen,  wie  bei  taksh    auf  die  Grdbdtg. :    schlagen, 

rühmen   etc.),     einer    Ahlautform    von    kar  hauen,  behauen,    schneiden  etc.   zurückgeht, 

(tönen,    schreien,    rufen,   prahlen,    rüfimen  Iier-bür    (Herr-Bauer),    ein    Bauer,    od. 
etc.)  ?     Oder  ist  an  eine  Verwandtschajt  mit     5  Landwirth    der  seiner  Gebm-t  u.  Lebenstel- 

goth.  hais  (s.  unter  6  hei),    bz.  den  Zusam-  hing  nach  nicht   dem    eigentlichen   Bauern- 

menhang  mit  den   Wurzeln   qi    od.    gir,    gri  stände  angehört,    auf  seinem   Landgut    ein 

aus  kar,  car,  cra,   cnveitert  ^rä,   ^ri  (bren-  vornehmes   u.    herrschaftliches  Leben  führt 

nen,  flammen,  dörren,  kochen  etc.)   zu  den-  n.  sich  tim  die  Ackerwirthschaft   wenig  be- 
ken,  womit  auch  wohl  zend.  ^ri  (schön  sein,  10  kümmert,  sondern  zur  Betreibung  derselben 

glänzen  etc.),  ^rira  =  skr.  qrila,  (schön)  etc.  einen  „bomester"  hält,    roeshalb    denn  auch 

zusammenhängt  ?  ein    solcher    lier-biir     beim    echten    ostfries. 

3.  her,  od.  her,  u.  liere,  Herr,  Gebieter,  Gott  Bauer  nicht  gross  in  Achtung  u.  Ansehen 
etc.  —  min  her  is  net  to  hiis ;  —  de  lefe  her  steht. 

segene  jo  't  wer;  —  here!  min  tid;  —  here!  15       herd,  od.  herd,  Herd;   a)  Grund  u.  Bo- 

here!  help  uns;  —  Sprichw.:  so  de  her,  so  den,  Scholle,  Landgut,  Bauernhof,    Wolm- 

de  knecht ;    —    strenge    heren    regeren    net  statte,  Wohnung.  —  he  beböed  sin  egen  lierd  ; 

lank ;  —   mit   grote   heren    is    kwäd  kassen  —    he  wand  up  sin  egen  herd ;    —    he   wil 

(karsen,  Kirschen)  e.toa ,   se    smtten   en  mit  sin  herd  (od.  stä',  pläts)   ferköpen  laten ;  — 

de  stenen ;  —   grote  heren  krömen,  brengen  20  Sprichw.  :   egen    herd  is  gold  werd ;    —    b) 

de  lütjen  to  't  römen ;  —  heren  gebod  durd  Stelle   od.  Stätte   ivorauf  das   Feuer   ange- 

dre  dage  uu  'n    schoftid;    —    heren    brefen  legt  wird,  Feuerherd. —  se  sitten  mit 'n  ander 

sunt  lelk    to    lesen.    —    Afries.    liera,    her ;  bi  (od.  um)    de   herd   un  fertellen  sük  wat ; 

tcfries.  heare,  beere ;  nfries.  hiere,  hier,  her ;  —  böte  für  up  de  herd  an.      Compos. :  für- 

nld.  heer;  mnld.  beere,  beer;  nd.  beer,  her;  25  herd  (Feuerherd,  Feuerstelle  od.  L^euerstätte 

nind.  here,  her;  as.  herro,  hera;  a^s.  herra,  =  fürstä') ;  —  herd-stii' ;    —    herd-iser  etc. 

hearra;    ahd.    herro    u.  hero;    mlid.    herre,  —  Afries.  hirth,  herth,  herd;   wfries.  hird ; 

liijrre,  herr,  her  u.  here.     Es  ist  zusammen-  wang.  hirt;  satl.  (Ehrentraut ,  1,  190)  hed 

gezogen  aus  dem  Comparatiß :  ahd.,  as.  he-  (statt  herd,  cf.  ben  =  bern  unter  ha.rn) ;  nid. 

roro  von  ahd.,  as.  etc.  her   (hehr,   erhaben,  30  haard,  haart,  heerd,  beert ;  /»uW.  herd,  heerd, 

vornehm  etc.);  s.  2  her.  haerd;    nd.  heerd;    mnd.    hert,    herd;    ags. 

4.  her,  od.  her,  Heer,  Schaar ,  Menge,  heordh;  engl,  hearth ;  ahd.  herd  M.  honla; 
Kriegsheer  etc.  —  d'r  kwara  gans  her  bi  mhd.  hert  (Erdreich,  Erde,  Boden;  Boden 
'n  ander;  —  't  ganse  her  is  ferslagen.  —  als  Feuerstätte ,  Herd).  Fick  (III,  66) 
Afries.  here,  hiri  ».  heir;  ivfries.  heev,  heiv ;  35  nimmt  an,  dass  focus  (von  y  hha,  bhä, 
satl.  her;  nid.,  mnld.  heer,  heir,  her;  as.  sclieinen,  leuchten,  flammen  etc.  ?)  die  urspr. 
heri;  ags.  here;  an.  herr;  schwed.  h'a,r;  clän.  Bedtg.  von  herd  sei  u.  stellt  es  demnach  zu 
haer;  ahd.  hari,  heri;  mhd.  here,  her;  goth.  einer  germ.  ]/  bar  (brennen,  heizen),  die 
harjis  (versammelte  Volksmenge ,  Schaar,  wohl  =  lat.  cal  (in  calor,  calefacio  etc.), 
Volk;  Heer;  überwältigende  Menge).  Fick  40  bz.  skr.  gra,  gar,  /%.  kar,  kar  (cf.  I,  44) 
(III,  65  u.  I,  45)  stellt  es  mit  jjrcu.ss.  kuvja  ist.  Da  es  indessen  wahrscheinlicher 
(Heer ;  Krieg) ;  kslav.  kara  (Streit) ;  skr.  ist,  dass  herd  ur.'ipr.  die  Bedtg. :  solum,  od. 
kära  (Mord);  gära  (Verderben) ;  griech.  ka-  Grund,  Boden  (od.  Erde,  Er dre i ch  etc. 
rös,  kera  etc.  zur  y  gar,  kar,  bz.  skar,  ver-  als  Fundament  von  Allem,  wie  Ja  auch  der 
derben,  vernichten.  Vergleicht  man  in-  45  Name  der  Göttin  Hertha  mit  diesem 
dessen,  dass  das  Wort  schär  (Schaar,  Menge  Worte  zusammenhängt),  Stelle,  Stätte  (als 
etc.)  ebenso  tvie  Pflug- Schar  u.  Sehe  er  e  dasjenige,  worauf  Etwas  ruht,  sitzt,  ivohnt, 
zu  scheeren,  bz.  mit  diesem  zu  der  y  lagert,  bz.  als  dasjenige  was  ein  Anderes 
skar  (schlagen,  spalten,  theilen,  schneiden,  hält,  trägt  u.  ihm  als  Sitz  etc.  od.  als  Un- 
ver wunden,  tödten  etc.,  bz.  scheeren,  kahl  50  terlage  dient)  etc.  hatte  u.  auch  ja  ein  Herd 
machen,  entblössen)  gehört,  so  ist  es  zwei-  (als  Feuerherd)  nur  das  ist,  worauf  das 
feil  OS,  dass  auch  ahd.  hari  etc.  (Schaar,  Feuer  liegt  u.  ruht,  bz.  was  ihm  als  Unter- 
Heer, Abtheilung  etc.)  zu  der  y  kar,  skar  läge  dient  u.  es  trägt  u.  hält  etc.  u.  dcr- 
in  der  Bedtg.:  spalten,  schneiden,  theilen  selbe  als  solcher  mit  dem  Grdbegr.  bren- 
etc.  gehört  u.  dass  die  Bedtgn. :  Krieg,  55  nen  nichts  zu  schaffen  hat,  so  liegt  es  icohl 
Streit,  Zwist,  Verderben  etc.  der  obigen  näher,  um  auch  für  dieses  Wort  eine  y 
Wm'ter,  bz.  die  von:  verderben,  vernichten,  (od.  ein  Thema)  aufzustellen,  welche  (od. 
zerschlagen,  ruiniren,  verh,ecren  etc.  sich  welches)  dieselbe  sinnl.  Grdbdtg.  hat,  tvie 
auch  von  .selbst  aus  dieser  y  ergeben,  wie  die  ]/  od.  das  Thema  von  solum.  Ver- 
andererseits  ja  auch   die  Bedtg. :  fertigen,  60  gleicht  man   mm   aber  solum    (wovon  nhd. 


HERDE 


76 


HERDER  HEDER 


Sohle,  hz.  unser  säle)  in  seinem  Zusam- 
menhang mit  ahd.  sal,  od.  s;ila  (Haus,  Woh- 
nung, Saal),  goth.  saljan  (halten,  bleiben, 
od.  wohnen  u.  sich  aufhalten  wo,  sitzen  od. 
ruhen  wo  etc.) ;  lat.  soliuni  (Sitz ,  Stuhl, 
Thron),  kslav.  selo  (Grund,  Wohnung  etc.); 
griech.  si'\m-A  (Getiifel,  Verdeck,  Ruderbank); 
as,  sclmo,  ags.  scalma  (Lager,  Bett,  Bett- 
stelle, Gerüst  etc.,  cf.  bed-selni)  etc.  etc.  zu 
einer  y  sal,  sar  =  zend.  liar  (greifen,  fas- 
sen, halten,  erhalten,  unterhalten,  stützen, 
schützen,  hüten  etc. ,  hz.  erhalten ,  ernähren 
etc.)  gehört,  sowie  weiter,  dass  die  ]/  dhar 
neben  tenere,  ferre,  gerere,  dctiiiere,  susten- 
tare,  scrvaro  etc.  auch  die  von  putare  od.: 
hallen  dafür,  dafürhalten,  glauben,  meinen, 
denken  etc.  hat,  so  könnte  tvohl  zivischen 
hord  als  Haltendes,  Stützendes  etc.  u.  skr. 
^rat  od.  gräth  (der  IJndlaut  könnte  nach 
Grassma7in  auch  t,  d,  od.  dh  sein),  Ver- 
trauen, Glauben  etc.  ti.  lat.  credo  etc.  ein 
Zusammenhang  stidtfinden,  ivcnji  man  nicht 
überhaupt  annehmen  will,  dass  die  ]/  crath 
(cf.  bei  Grassm a  n  n,  der  aber  cräth  hin- 
zu.^tellt)  in  ihrer  Bedtg.:  trennen,  lösen  etc. 
eine  Weiterbildung  der  y  i;a.T,  rir,  ^ra,  ^ri, 
(zertrennen  etc.)  i.'it  u.  sich  aus:  trennen, 
lösen,  frei  machen ,  ablassen  von  etc.  dann 
weiter  die  Bedtgn.:  nachlassen,  sich  legen, 
ruhen  etc.,  soivie  ferner  die  von:  ruhen  in, 
sich  beruhigen  u.  ergeben  worin,  Vertrauen 
u.  Glauben  haben  zu  etc.,  tvährend  herd  od. 
herd-a  als  das  worauf  Etwas  ruht  od.  liegt 
etc.  von  ^rath  od.  grat  in  der  Bedtg.  „ru- 
hen'^  weitergebildet  sein,  od.  auch  unmittel- 
bar von  der  y  (;ar,  ^ri  (einem  Etwas  Halt 
u.  Stütze  geben,  etwas  woran  lehnen  u. 
stützen,  od.  legen  tcoran  n.  ivorauf ,  liegen 
u.  ruhen  machen  etc.;  sich  lehnen,  stützen 
u.  halten  an  Etwas  etc.,  wovon  (;rat  =  Ver- 
trauen etc.,  als  das  sinnl.  sich  lehnen 
woran,  sich  stützen  worauf  etc.  tcohl  wei- 
tergebildet ist,  locnn  es  nicht  eben  aus  dem 
Partie,  yarta,  ^rita  gekürzt  tourde,  bz.  ein 
Denomin.  davon  ist),  bz.  dessen  Partie.  II, 
Qrita  (wovon  icohl  das  Verbale  (;rit  ein  De- 
nom.  ist),  lehnend,  stützend,  ruhend  etc.  etc. 
abgeleitet  toerden  könnte! 

herde,  od.  herde,  Heerde,  Rudel,  Haufe 
etc.;  'n  ganse  hcrde  scliapcn.  —  iVW.  lierde; 
as.  (hcrda) ;  ags.  heordh,  herd,  hird ;  engl. 
hord ;  an.  lijürdli,  lijardhar;  schwed.,  dän. 
hjord ;  nfries.  (Outzcn)  jaarne,  lijaanie; 
süddän.  hjard ;  goth.  hairde;  ahd.  licrta; 
mhd.  lii  rte,  lii-rt.  Davon  :  afranz.  herde  ; 
pic.  herdc;  altwall,  hierdal  (Rudel,  Wild, 
Heerde).  Zunächst  ist  wohl  skr.  (;ardlia  od. 
<;ärdha  (Schaar,  Trupp)  zu  vergleichen,  jvas 
als  Adj.  die  Bedtg. :  stark,  kühn,  mächtig 
etc.  ti.  als  Subst.    auch    die   von:    Held    u. 


Heerführer,  od.  Anführer  der  Schaar  etc 
hat  u.  womit  denn  in  dieser  Bedtg.  auch 
das  mnd.  liorde  (Hirte,  s.  unter  hcrdor) 
stimmt.  Dieses  ^-ardha  od.  ^ärdha  wird  von 
5  Grassin  an  n  etc.  mit  (jardhas  (kühn  u. 
stark ;  JSIacht ,  Stärke ;  Schaar,  Heer)  von 
cardh  (sich  keck,  kühn  u.  stark  erweisen; 
subst.  der  Trotzende,  der  kecke  Feind)  ab- 
geleitet, tvührend  Fick   (I,  48)  auch  zend. 

10  karedha,  bz.  (Jnsti)  khiurcdhA  (Schaar)  zu 
^ardha,  ^ardhas  «.  hiezu  aus.'^er  Heerde 
u.  Hirte  auch  zend.  (^^avedha  (Art,  Gat- 
tung, od.  icie  icir  sagen  „slag"),  griech.  kör- 
thus    (Erhebung,  Haufe) ;    lit.  kerdius ,    bz. 

15  kerdjus  (Hirt);  kslav.  creda  (Heerde)  ver- 
gleicht. Hält  man  hiezu  nun  weiter:  ahd. 
licrta;  kslav. crGdA;  russ.  cerado  (vices,  Wech- 
sel) etc.,  so  scheint  es  mir,  dass  alle  obigen 
Formen  auf  eine  Grdform  skardha  od.  skar- 

20  dhä.  (cf.  bei  Fi  c  k,  I,  41  seq.  u.  an  sonst. 
Stellen  die  vielen  verschiedenen  Anlaute  = 
urspr.  sk  od.  k  ?<.  hei  Grass  mann  atisser 
skr  ^=  kr  auch  kfdhu ,  verkürzt,  verstüm- 
melt etc.,  wovon  er  glaubt,  dass  es  für  skrdhu, 

25  bz.  skardhu  steht  u.  wobei  er  «;// skrdhoyu, 
kärglich  etc.  verweist,  dabei  aber  glaubt, 
dass  dieses  Wort  sich  zunächst  an  ein  nicht 
nachiveishares  Subst.  skrdhas ,  bz.  skardhas 
lehnt)   zurückgehen    u.    dass    dieses    'Thema 

30  mit  der  ]/  dha  od.  dha  (cf.  credo  aus  cret-da, 
bz.  crat-dha,  od.  crath-dlia  =  Glauben  u. 
Vertrauen  setzen  worauf,  od.  geben  Einem) 
von  skar  (bz.  kar,  khar,  car,  gar,  skhar), 
schlagen,  hauen,    spalten,   schneiden,    schee- 

35  ren,  schinden  etc.;  scJiciden,  trennen,  ent- 
fernen etc.;  behauen,  formen,  bilden,  ge- 
stalten, machen,  toirken,  schaffen  etc.  toeiter- 
gebildet  ivurde.  Dass  nun  aber  aus  den  so 
verschiedenen  Bedtgn.  der   ]/  skar  alle  ohi- 

40  gen  Bedtgn.  des  Themas  skardha  od.  kar- 
dha  leicht  entstehen  konnten  (z.  B.  frech, 
kühn,  gewaltthälig  etc.,  od.  Held  etc.  aus: 
schlagen,  fechten,  verwunden  etc. ;  —  Schaar, 
Abtheilung  etc.  aus:  schneiden,  scheeren  etc., 

45  cf.  4  her;  —  viccs  vielleicht  aus:  scheiden, 
trennen,  entfernen,  entweichen,  tvcichen  etc. 
wie  ja  Wechsel  auch  mit  tvcichen  zusam- 
menhängt, od.  vielleicht  aus :  schlagen,  käm- 
pfen,   erschlagen,    bezwingen,    besiegen  etc., 

50  wie  auch  ja  vices  mit  vinco,  victor  etc.,  so- 
ivie mit  goth.  veihaii,  kämpfen  etc.  u.  ahd. 
wehsal,  Wechsel  etc.,  wihhan,  iveichen  etc. 
formell  zu  einer  y  gehört)  ist  klar,  obschon 
CS  schwerlich    mit   Sicherheit   nachzuweisen 

55  ist,  von  ivelchcr  ersten  Auffassung  die  alten 
Sprachbildner    dabei  ausgegangen  sind. 

lierdcr,  heder,  iiiidPr,  ilirte.  —  schäp-her- 
der  od.  scliäpheder,  Schafhirte.  —  Afries. 
herdore;  zcfries.  herder;   mnd.  herder;  nid., 

60  mnld.    herder,    harder;     an.    hirdhir;    ahd. 


HERDJE  HERDTJE 


77 


HERSKÜP  HERSCHUP 


hertäre,  hirtere ;  mhd.  hertaere,  herter.  WoJil 
direct  von  herde  (Heerde) ,  od.  Weiterbil- 
dung von  US.  hirdi,  herdi;  ags.  hirde,  liierde, 
heorde,  hiordc,  hyrde;  e)igl.  herd;  mnd., 
tnnld.  herde ;  goth.  hairdeis  ;  ahd.  birti,  hirte  ;  5 
mhd.  hirte,  hirt;  md.  harte  (Hirte),  ivoriiher 
das  Weitere  unter  herde. 

herdje,  herdtje  (Dimin.  von   herd),   klei- 
nes  eisernes  Gestell,   welches  auf  die  Herd- 
platte über    das  Aschenloch   (rakdobbe)    ge-  10 
stellt  ivird,  um  das  Feuer  darin  anzulegen. 

—  Nid.  haardje  (kleiner  Herd). 
lierd-plate,  Herdplatte. 

Lerd-stä'  herdstäe,  Herdstätte,  Herdstelle, 
d.  i.  Hof  stelle,  Bauerngut,  Herd.  —  he  wil  15 
sin  herdstä'  ferköpeii  laten.  —  Afries.  hirth- 
stidi,  hertlistcde,  herdsted  (Wohnstätte,  Haus- 
stelle, Hof  stelle ,  laris  domus) ;  nid.  haard- 
stede ;  ahd.  hertstat  (Herdstätte,  Herd). 

herelk,  s.  herlik.  20 

lieren,  s.  beheren  etc.  u.  ferbären  etc. 

lieren-perd  (Herren-  od.  Gottes-Pferd), 
Libelle,  Wasserjungfer. 

lier-gods-bestje  (Herr- Gotts-Thierchen), 
Sonnenkäfer.  25 

lier-gods-blüd;  i.  q.  Gods-blöd,  s.  un- 
ter blöd. 

bering,  s.  häring. 

her-jasses,  ber-jeses  etc.,  .s.  jasses. 

her-kamen,  herkommen ;  hergekommen.  —  30 
wilt  du  wat  herkamen ;  —  he  is  dV  her- 
kamen; —  dar  is  he  nich  bi  herkamen,  da 
ist  er  (seinem  Herkommen,  bz.  seiner  Ge- 
hurt u.  Abstammung  nach)  Glicht  bei  herge- 
kommen, d.  h.  er  ist  es  bei  seinen  Eltern  35 
als  Kind  besser  gewohnt  gewesen. 

her-kamen,  Herkommen,  Herkunft,  Ge- 
hurt etc.  —  fan  mm  herkamen  word  fau  dage 
uiks ;  —  fan  sin  herkamen  is  lie  'n  bu- 
rensSn.  40 

her-knnist,  Herkunft,  Abstammung,  Ge- 
hurt. —  fan  herkumst  is  he  'n  hollander ;  — 
Wiederkunft,  Wieder-  od.  Zurückkommen; 
up  sin  herkumst  könen  wi  net  töten  od. 
wagten.  45 

her-lik,  lierlik,  li^relk,  herrlich,  glanz- 
voll, prächtig  etc.  —  dat  sügt  herlik  üt;  — 
he  läfd  herlik  un  in  freid^n;  —  herlik  wer 
(lierrliches    Wetter) ;    —    dat  smekd  herlik ; 

—  'n  herelk  stük  flesk.     Zu  2  her  mit  Be-  50 
Ziehung  auf  3  her. 

herlikbeid,  herlikheid,  berelkheid,  Herr- 
lichkeit, grosse  Freude,  Glanz,  Pracht  etc. ; 
herrschaftliches  od.  adliges  Gebiet.  —  dat  was 
jo  'n  herlikheid,  as  se  mi  saggeu ;  —  dat  is  55 
dar  jo  'u  herlikheid  in  hüs;  —  de  herlik- 
heid Lütshörg. 

Herman,  ml.  Name,  gekürzt  Harm,  dessen 
„a"  sich  übrigens  auch  aus  der  alten  Form 
Hariman,  Ilarman  erhalten  haben  kann.     Ob  60 


jedoch  der  Name  Herman  ein  Compos.  von 
liari,  heri  (cf.  4  her)  u.  man  ist,  ist  sehr 
ztveifelhaft,  namentlich  beim  Vergleich  des 
Namens  des  Cheruskerfürsten  Hermann  od. 
Arminius,  da  dieser  auch  mit  aryaman,  air- 
raiiie,  bz.  Irmin  etc.  (s.  unter  ilre)  connex 
od.  identisch  sein  kann. 

llero,  Here,  Herre,  ml.  Name.  Geschln. 
Heren,  Herren.  Wohl  auch  wie  3  her  mit 
2  her  connex,  bz.  wie  dieses  aus  dem  Com- 
par.  berero  contrahirt  u.  substantivirt. 

bers,  bersk,  b^rske,  berscb,  hesk  u. 
(Oberledingen)  ge)*k,  Gersch,  Girsch,  Geis- 
fuss  (aegopodium).  —  Dithm.  heers;  bre- 
misch (cf.  Br.  Wb.  unter  heers)  geerseln; 
holst,  jörs. 

bersk,  bersk,  herrisch,  tvie  ein  Herr  u. 
Gebieter,  befehlshaberisch,  dickthuig  etc.  —  hö 
tred  so  regt  bersk  up;  —  't  is  so  'n  regten 
herskeu  kerel.  —  Nid.  heersch ;  mhd.  herisk, 
herish,  berscb. 

bersken,  bersken,  herrschen.  —  h6  wil  al- 
tid  afer  'n  ander  bersken.  —  Nid.  heerschen ; 
ahd.  herisön,  heresön,  herresön ;  mhd.  her- 
sen;   später  berschen,  herrschen. 

herskup,  berschup  od.  herskap  etc.,  Herr- 
schaft; a)  hochstehende  Person,  od.  Person 
die  ihrem  Stande  nach  Herr  ist,  bz.  Herr 
titulirt  wird.  —  min  lefe  herskup,  dat  könd  ji 
wol  dön,  man  mit  unse  lütje  Itie  is  dat  'n  an- 
der ding ;  —  't  is  so  'n  regten  herskup ;  — 
he  löpd  uet,  as  so  'u  herskup ;  —  b)  Herr 
u.  Frau,  gegenüber  der  Dienerschaft.  —  unse 
herskup  is  uet  to  hüs ;  —  c)  Oberhoheit, 
liegiment,  Regierung,  Oberbefehl  etc.  —  under 
sin  herskup.  —  3Ind.  herschop ;  nid.  heer- 
schap ;  ahd.  herscaft,  herscaf ;  mhd.  herschaft, 
Herrenwürde,  Herrenstand ,  Herren-Macht, 
od.  eigentlich :  hehrer,  hoher,  erhabener,  stol- 
zer, vornehmer  Stand,  hehre  etc.  Würde  od. 
Beschaffenheit,  Art  u.  Weise  (cf.  skup  = 
ahd.  scaft  (ds  das  was  geschaffen  ist  u.  be- 
steht, bz.  ein  Sein  hat  etc.),  daher  auch: 
Hoheit,  Herrlichkeit;  Stolz,  Hochmuth,  od. 
stolzes  Sein;  Herrenbesitz;  Herrschaft;  ma- 
gistratus;  Herr  u.  Frau  gegenüber  der  Die- 
nerschaft. Verschieden  von  diesem  mit  ahd. 
her  (cf.  2  her)  zusammengesetzten  Worte  ist 
das  ahd.  heri-scaft,  beriscaf;  mhd.  hers- 
capht,  berschaft  u.  as.  beriscepi,  heriscipi, 
was  als  Compos.  von  heri  (Heer,  Schaar, 
bz.  Kriegsheer,  cf.  4  her)  u.  scaft  od.  scepi 
den  Stand  od.  das  Sein,  Wesen  u.  Bestehen, 
bz.  das  Dasein  u.  Vorhandensein  eines  Hee- 
res (od.  dessen  ivas  heri  bedeutet)  bezeichnet 
u.  daher  loörtl.  soviel  als  Heer-Stand 
(Kriegerstand,  Militär  etc.),  od.  auch  Heer- 
wesen u.  zugleich  auch  das  Bestehen  u. 
Geschaff'ensein  eines  Heeres  od.  einer 
Schaar   (eines   heri    ivas   in  Wirklichkeit 


HERTOG  HARTOG 


78 


hes 


da  ist  od.  eine  seiende  Menge)  besagt,  wie 
es  denn  auch  einestheils  mit:  militia,  Krie- 
geischaft  etc.  «.  andererseits  mit:  Heer- 
schaar  u.  Volksmenge  etc.  (als  daseiendes 
u.  sichtbares  Heer  od.  vorhandene  Menge) 
überset::t  wird  u.  im  an.  herskapr  auch  die 
Bedtg.:  Kriegsart,  KriegsfUhrung  etc.  hat. 
Das  afries.  herskipi  betr.,  so  übersetzt  v. 
Richthof  e  n  es  mit  Herrschaft  im 
Sinn  von  iniperiiini,  indem  er  es  für  ein 
Compos.  von  her  (hehr,  hoch,  erhaben  etc.) 
u.  scepi  Itält  u.  mit  ahd.  hOrscat"  idcntificirt. 
Vergleicht  man  indessen  die  betr.  Stellen  in 
den  Büstringer  Gesetzen  a)  pag.  122,  Zeile 
2-5  seq.  ICO  es  heisst:  „ac  skilu  wi  use  lond 
wera  luith  egge  and  mith  orde  etc.  with 
(wider,  gegen)  thene  stapa  heim  and  with 
theno  rada  skeld ,  and  with  thet  uuriuchte 
herskipi  (also  Neutr.  wie  as.  heriscepi)"  — 
u.  b)  pag.  539,  3  seq.,  wo  steht:  „umbe  etc. 
thet  wi  him  (ihm,  d.  h.  dem  Könige  Karl) 
etc.  riuchtere  herskipi  bikande;  tha  letho- 
gade  hi  (er,  der  König  Karl)  us  fon  etc. 
tha  deniska  kininge  etc.  and  fon  allere  un- 
riuchtere  herskipi",  so  scheint  es  mir,  dass 
unter  „thet  uuriuchte  hcrscipi"  (wogegen  sie 
mit  Schwert  u.  Degen  ihr  Land  bewahren, 
schützen  u.  vertheidigen  sollen)  etc.  das  un- 
gerechte, od.  Unrecht  u.  Böses  ausübende 
Heer,  od.  die  Kr ieg s schaar  der  Nor- 
mannen (bz.  die  feindlichen  Scliaaren  u. 
u.  Horden  im  Allgemeinen)  zu  verstehen  ist 
ti.  dass  in  der  folgenden  Stelle  wuhrscheinl. 
nur  von  der  Herrschaft  od.  Imperium  die 
Bede  ist. 

hei'to^,  hartog,  Herzog.  —  Afries.  her- 
toga,  hertiga ;  as.  heritogo ;  ags.  herrtoga ; 
an.  hertogi;  ahd.  herizogo,  herizoho,  hore- 
zogo  ;  mhd.  herzöge,  Heerführer,  Herzog,  dux. 

Iicr-ut,  heraus;  hinaus.  —  he  smet  hum 
to  't  hüs  heriit. 

lien'lt-bandisen,  heraus-,  od.  hinausjagen. 

herüt-bannen  ,  herausbannen,  herau.'ibe- 
fchlen  (durch  einen  Befehl,  od.  drohende 
Worte),  heraustreiben;  liinausbannen ,  hin- 
au.ibefi'hlen,  loegbannen,  vertreiben  etc.  —  ik 
wil  st^n,  of  ik  dar  net  nog  wat  (z.  B.  Geld, 
od.  Geldeswerth  von  einem  Schuldner)  herrtt- 
bannen  kau ;  —  ik  heb'  hum  tu  't  hus  lu  rüt- 
band. 

hprfit-;2;äfen,  herausgeben. 

Iipriit-sniiten,  hinauswerfen. 

bcs  (selten ;  meistens  hesterig) ,  heiser, 
raucus.  —  Nid.  heosch;  mnld.  heesch;  mjläm. 
hecs,  heesch  ;  wang.  hus,  hoes ;  mnd.  hesch, 
heak,  heisch;  as.  hes;  ags.  bäs;  oigl.  hoarse; 
Schott,  hess ;  an.  häss  ;  isl.  häs  ;  norw.  haas ; 
dan.  haes;  schwed.  hes;  ahd.  heis;  mhd. 
heis  u.  heiser,  haiser  (heiser,  raucus ;  schwach, 
mangelhaft).  —  Die  Ableitung  von  der  y  käs 


(husten,  cf.  host  etc.)  ist  abzuweisen,  denn, 
es  erfordert  wie  6  hei,  heid,  beide  eine  y 
mit  dem  Vocal  „i"  u.  ka)in  demnach,  falls 
goth.  hais  wirklich  mit  G  hei  zur  y  (;i,  bz. 
5  ki  (brennen,  dörren  etc.)  gehört,  formell  so- 
loohl  hiezu ,  als  auch  beim  Vergleich  von 
heid,  beide  etc.  od.  anderen  Wörtern  mit 
anlautendem  „h"  zu  einer  j/  ki,  ski,  erwei- 
tert   (^is    od.  kis,   kis,  skis,    bz.  skr.  ki,  ski, 

10  kshi,  khi,  ci,  ^i  etc.  erweitert  kis  etc.  gehö- 
ren. Fraglich  bleibt  es  aber,  ob  man,  wie 
bei  lat.  ravis,  ravus ,  raucus  von  der  y  ru 
(tönen,  rauschen,  knarren  etc. ,  bz.  ein  u)i- 
organisches    Geräusch     u.    Getöse    machen) 

15  ajinehmen  inuss,  dass  auch  hes  einer  Schall- 
wurzel (vergl.  dieserhalb  skr.  bös  unter  his) 
entstammt,  die  auch  die  Bedtg. :  kratzen, 
rauh  macJien  etc.  (vergl.  unter  guaucn  das 
griech.  chuauö)    entwickeln  konnte,    od.    ob 

20  man  beim  Vergleich  des  ahd.,  mhd.  heis, 
heiser  (s.  oben)  anzunehmen  hat,  dass  hes  od. 
heis  urspr.  die  Bedtg. :  schivach,  matt  etc. 
hatte  u.  dieses  Wort  sich  auf  die  schwache, 
matte,  krankhafte,  gebrechliche,  mangelhafte 

25  Stimme  bezog,  wie  Ja  bekaiudlich  ein  3Iensc]i 
der  heiser  ist,  nur  eine  matte,  schwache  etc. 
Stimme  hat,  i«  welchem  Fall  dann  die  ]/ 
kshi  (vernichten ;  hinschwinden,  abnehmen 
etc.)  anzusetzen  ist,  od.  auch  ^i  (zerschmet- 

30  tert  am  Boden  liegen,  todt  sein,  hinsinken, 
liegen  etc.),  od.  auch  qish  (zurückbleiben; 
zurücklassen ,  ablassoi  etc.,  bz.  hinsinken, 
ermatten,  ruhig  liegen  u.  werden  etc.),  die 
mit  ^'ish    (ferire,    laedere,    occidere  etc. ,    cf. 

35  Bopp)  u.  kau  (stechen,  schneiden,  vernicJt- 
ten) ,  kas,  kis  (schlagen,  stechen,  verwun- 
den etc.)  wohl  auf  ]/  ka,  ki  od.  kä, 
ki  (schärfen,  wetzen,  spitz  und  stechend 
machen  etc.,  cf.  Fick,    I,    54   ii.   da.'ielbst 

40  M«iey  kisdha,  kisdhara,  (stachligt  [bz.  bor- 
stig, rauh,  starrend  etc. ,  wie  der  Bart 
od.  die  Granne  etc. ,  bz.  ein  Igel  etc.],  auch 
toegen  bester)  zurückgehen.  Dass  man  übri- 
gens, sofern  man  den  Zusammenhang  mit  y 

45  V^is,  kas  (stechen,  bz.  verwunden,  ritzen,  rauh 
machen  etc.)  ablehnt,  beim  Vergleich  des 
formell  mit  heis  übereinstimmenden  goth.  hais 
von  der  y  ki  (brennen,  dörren,  bz.  heiss 
ioerden,  dürr,  trocken  u.  durstig  werden,  er- 

50  müden,  ermatten,  erschlaffoi  etc.,  cf.  6  hei 
u.  unter  dörst,  dürsten,  tvomit  die  y  ki,  bz. 
(;i,  am  Boden  liegen,  bz.  Jiinsinken  etc.  auch 
tcohl  identisch  sein  kann)  auch  daran  den- 
ken kann,  dass  heis    od.  heiser    urspr.  blos 

55  die  Bedtg. :  heiss  od.  trocken,  dürr  etc.  hatte, 
zumal  man  bei  der  Heiserkeit  (als  aus  Er- 
kältung [od.  eigentlich  aus  Verhitzung,  bz. 
dass  man  vorher  heiss  ivar]  entspringend) 
nicht  allei)i  oft  fieberhaft  u.  heiss  ist,    son- 

GO  dem    auch    an     Trockenheit    u.    Dürre    im 


ttESEL 


79 


HET-BREISK  HETBREUSK 


Halse  leidet  u.  hierdurch  auch  die  Stimme 
nicht  allein  matt,  sondern  auch  heiser  u. 
rauh  klingt. 

Zum  Schluss  sei  noch  bemerlt,  dass  M. 
Heyne  (cf.  Grimm,  Wb.,  unter  heisch 
=  heiser,  rauh  von  Stimme)  an  eine  Ver- 
wandtschaft mit  skr.  kesara  (Mähne,  Haar), 
lat.  caesaries  (als  das  rauhe  od.  starrende 
etc.)  denkt,  was  von  Fick  (I,  51)  mit  skr. 
ke^a,  kesa ;  lit.  kasä  (Haar) ;  lit.  kasa  etc. 
(cf.  unter  1  här  ain  Schlüsse)  zu  einer  Ab- 
lautform kis  der  y  kas  (kratzen,  stechen, 
jucken  etc.)  gestellt  wird,  ivährend  er  zu  y 
käs  (husten)  bemerkt,  dass  solche  auch  viel- 
leicht mit  kas  (kratzen)  zusammenhängen  mag. 

Hesel,  weitläufig  gebautes  Kirchdorf  im 
Stickhaiiser  -  Amt  an  der  Poststrasse  von 
Aurich  nach  Leer,  bz.  nach  Oldenburg,  be- 
züglich dessen  nach  Kern  u.  Willms  (cf. 
pag.  7)  der  Volksmund  singt:  wet  ji  wol, 
war  Hesel  ligt?  —  Hesel  ligd  ia  't  runde; 
—  Hesel  is  dat  supers  loog,  dar  siipt  dat 
folk  as  hunde.  Es  ist  tvahrscheinl.  iden- 
tisch mit  dem  in  der  Urkunde  von  988  (cf. 
ostfries.  Urk.-Buch  von  Dr.  Fr ie dl a en- 
der Nr.  3)  zusammen  mit  Ripesholt 
(jetzt  Reepsholt)  genannten  H a s a  1  i u g e, 
sowie  entweder  mit  dem  in  der  Urkunde  48 
genannten  H  a  r  s  1  a  od.  H  a  s  s  e  1 1,  od.  mit 
dem  daselbst  genannten  Holse,  sowie  zweifel- 
los mit  dem  in  dem  Werdener  Heberegister 
(Index  bonorum  etc.  monast.  Werdensis,  von 
Dr.  Crecelius)  öfter  genannten  Hasla, 
zumal  pag.  22  neben  Hasla  auch  Tim- 
b  e  r  1  a  e  (Timmel) ,  H  o  1  a  ii  1  a  e  (Hollen) 
M.  Filii sni  (Filsum)  etc.  genannt  wird, 
tvobei  wegen  der  Form  Holse,  bz.  Hosle 
statt  H  a  s  1  e  auch  auf  das  in  der  Urkunde 
No.  48  von  1319  mit  dein  jetzigen  Jem- 
gum  identischen  Gommegum,  bz.  Gemme- 
gum,  Jeminghem  veriviesen  tvird ,  icas 
im  Werdener  Heberegister  als  Giminghem 
(cf.  pag.  22,  wo  auch  G  e  r  z  h  e  m  [J  a  r- 
sum],  Borzhem  [Borsum]  ?<.  Petting- 
hem  [Petkum,  od.  Petjum,  Petjem] 
enoühnt  werden)  vorkömmt. 

Hester,  weibl.  Name  =  Esther. 

hester;  i.  q.  2  heister. 

hester,  bester,  heister,  ein  junger  Baum 
od.  Strauch,  Baum-Pflänzling.  —  Nd.  hee- 
ster,  eester,  heister  (Strauch;  auch  Pflänz- 
ling von  Eichen  u.  Buchen) ;  mnld.  eester, 
ester,  heester,  hester  (frutex,  talea,  arbuscu- 
lum);  mfläm.  eester,  ester,  heester  (Schoss, 
Schössling,  Pflänzling)  u.  eester,  heester 
(Obstgarten,  poraarium) ;  nd.  (Br.  Wb.) 
hester;  mnd.  heister,  hester;  mhd.  heister 
(junger  Eichen-  od.  Buchenbaum;  Knüt- 
tel); Hess.  (Vilmar)  heister  (junger  Wald- 
baum, namentlich  jedoch  nur  Buche).  Fick 


(J,  54)  vergleicht  es  zu  zend.  (jizhdra,  c/\zh- 
dara  (stachlig,  Stachel  tragend);  griech. 
kl'sthos,  kfstharos,  bz.  ki'stos  (straucharti- 
ges Gewächs  mit  rosenrothen  Blüthen,  Cist- 
5  röschen,  Pflanze  mit  Stacheln  besetzt,  lat. 
cistt.ios,  Staude),  als  Verwandte  von  kis,  lj:as 
(schlagen,  stechen,  bohren  etc).  Dass  übri- 
gens das  griech.  kis,  kios  (Kornwurm,  Holz- 
wurm, als  stechende,  bohrende  ITiiere),  wenn 

10  nicht  direct  mit  der  y  kis  (stechen),  so  doch 
wie  diese  mit  ka,  ki  (schärfen,  cf.  unter 
hes) ,  zusammenhängt,  scheint  wohl  fast 
sicher,  doch  ist  es  auch  möglich,  dass  es  zur 
y  kslii  (vernichten,  verderben,   zu   Grunde 

15  richten  etc.)  gehört,  weil  diese  Thiere  Korn 
u.  Holz   vernichten   u.    verderben.      Wegen 
ka,  ki    (schärfest,  wetzen)   sei  übrigens  noch 
bemerkt,  dass  dies  durch  Reiben  od.  Strei- 
chen (über  Etwas  hin)  geschieht  u.  da  nun 

20  schaben  od.  reiben  synonym  ist,   so  ist 

ka,     ki    auch   von  ska,    ski,    erweitert  skäv 

(cf.    Schafen),  bz.  ska,  sku    (cf.  Fick,    I, 

236)  nicht  zu  trennen,   wie  auch  skr.  kshi 

=  ski  (cf.  Fick,  I,  236)  ist. 

25  hesterig,  hestei'g,  hestrig,  heiser.  —  Nid. 
hecsterig.     Zu  hes. 

hesterigheid,   hestergheid,  hestrigheid, 
Heiserkeit. 
bet,  s.  hed. 

30  bet,  et,  gewöhnlich  't,  es.  —  Nid.  het; 
afries.  hit.     Neutr.  von  he  =  afries    hit. 

bet  (flect.  heter,  hetstej,  heiss,  sehr  warm, 
brennend,  erhitzt,  hitzig,  leidenschaftlich,  bz. 
entbrannt  auf,    od.    leidenscliaftlich  worauf 

35  versessen,  heftig,  stark  etc.  —  de  sünne  schiud 
so  het;  —  dat  is  'n  heten  dag;  —  ik  büa 
so  het ;  —  dat  hei  is  het  (heiss,  erhitzt  etc.) ; 
—  dat  äten  is  nog  to  het;  —  'u  het  fer- 
laugen  hebbon  wärnä;    —    he    is  d'r  so  het 

40  up,  z.  B.  up  de  besit  fan  dat  wicht  od.  dat 
hüs  etc. ;  —  'n  heton  stri J  striden ;  —  'u 
hetern  (heftigere)  kolde  as  fan  dage  hebbeu 
wi  nog  net  had.  —  Sprichw. :  he  blast  liet 
un  koid  üt  enen  niuud ;  —  d'r  is  giii  für  so 

45  het,  of  't  water  kan  't  ütdön.  —  Afries., 
rdd.,  nd.,  as.  het;  m)id.  het  u.  höt,  hoit; 
ags.  hat;  engl,  hot;  an.  heitr;  norw.  heit; 
schwed.  het;  dän.  hed  u.  heed ;  ahd.,  mhd. 
heiz.     Die  dafür  anzusetzende  germ.  y  hit 

50  ist    in     derselben    Weise    von    hi    =    idg. 

ki  od.  ki,  ski,   skr.    ei    (der   y   von   6  hei) 

weitergebildet,   wie  skr.  cit   (scheinen,    er- 

scheifien ,    sichtbar   werden ,    erglänzen  etc., 

bz.  blicken,    sehen  etc. ,    cf.  Gr assman  n) 

55  von  ci,  bz.  ki,  ski,  od.  skid,  skad  (cf.  helen 
am  Schlüsse)  von  ska,  ski. 

bet-breisk,  betbreusk,  heissgährig,  heiss- 
brühig,  bz.  durch  innerliche  Gährung  (cf. 
breien,  breucn  ti.  breierig  etc.)  heiss  od.  er- 

60  hitzt. 


HET-DRULE  HITDRULE 


80 


HETTE  HITTE 


het-drulp,  hitdrule,  Hitzbeule,  Hitzblatter. 

lieteu.  hcisstii,  rufen,  nennen,  benennen, 
Namen  geben ;  (jerufen  od.  genannt  iccr- 
den ;  sagen,  befehlen ;  \w  bed  hiim  'n  scliö- 
jer  heteu ;  —  he  heil  sin  kind  Peter  heten; 

—  he  hetd  sük  Jan;  —  lie  het  Peter;  — 
dat  het  sük  (heisst  od.  nennt  sich,  hz.  kann 
genannt  werden)  iusen  'ii  niüjeii  dag  t'aii  dage; 

—  dat  liet  sük,  wen  'k  wil;  —  he  hed  im  't 
legen  beten  (a.  er  hat  mir  gesagt,  da-'^s  ich 
löge;  —  b.  er  hat  mir  gesagt  od.  befohlen, 
da.-<s  ich  lügen  solle)  ;  —  wel  bed  di  dat  lie- 
ten,  dat  du  dat  dOa  dürst,  od.  dat  du  drü- 
ben gän  schult?  —  ik  beb'  dt  dat  net  be- 
ten ;  —  be  beide  (betede)  buni  (er  hiess 
ihm,  rief  ihm  zu,  sagte  od.  befahl  ihm)  an 
sin  wark  to  gän.  cf.  ferbeten.  —  Africs. 
heta;  wang.  (Ehrentraut,  I,  37)  bait ; 
satl.  heta;  tcfries.  hielten;  nfries.  biete; 
nid.,  nd.  beleu ;  as.  betau ;  ags.  batan  ;  an. 
heita;  norw.  heita;  schwed.  heta;  goth.  bai- 
tan ;  ahd.  heizan,  baizsan,  beizen ;  mhd.  bei- 
zen; amd.  beitan.  Auch  hiefür  ist  eine 
germ  y  bit  anzusetzen,  die  wie  die  y  hit 
von  bei  wohl  auch  aus  bi  =  idg.  ki  od. 
ki,  ski  erweitert  sein  wird  u.  eine  idg.  Form 

kid  od.  kid,  skid  voraussetzt.  Erwägt  man 
tiun  aber,  dass  alle  ^V'örter  mit  der  Bedtg.: 
rufen,  od.  sprechen  etc.  auch  Schallwurzeln, 
bz.  Wurzeln  mit  der  Bedtg. :  rauschen  ,  tö- 
nen, einen  Schall  verursachen  od.  hören 
lassen  etc.  zurückgehen,  sowie  dass  dieser 
Schall  durch:  hauen,  schlagen,  spalten,  reis- 
seii,  bersten,  brechen  etc.,  od.  wie:  knistern, 
prasseln  u.  sonstige  Töne  (man  vergl.  nur 
das  Singen  vom  Theewasser,  bz.  das  Tönen 
u.  Bauschen  einer  Gasflamme  n.  die  un- 
mittelbare Verwandtschaft  der  Wörter:  fra- 
gor  u.  frango  ;  —  an.  braka,  pra,sseln,  kra- 
chen etc.  u.  brika,  brechen,  reisseii  etc.,  — 
brestr,  Gekrach  etc.  u.  bresta,  bersten,  reis- 
sen,  spalten  etc.,  —  ahd.  sing;in,  singen,  tö- 
nen, klingen,  auswendig  sagen ,  hersagen, 
einen  singenden  knisternilen  Ton  verarsaclien 
etc.  u.  san^jan,  seugan,  tnadien  dass  etwas 
singt  od.  knistert,  Brand  stiften,  sengen  etc., 
sowie  auch  die  verschiedenen  M'arzeln  ghar 
H.  gar  mit  ihren   Ablautformen  ghir    u.  gir, 

—  gbur  !/.  gur  elc.  unter  galui,  gold  u. 
gar)  auch  durch  brennen  u.  flammen  etc. 
entsteht,  so  glaube  ich  nicht  fehl  zu  gehen, 
wenn  ich  eine  nahe  Beziehung  zwischen  die- 
ser germ.  y  hit  m.  de)i  idg.  Wurzeln  skad, 
skid  (reissen,  springen,  spalten,  brechen, 
beissen,  kauen  etc.),  bz.  deren  Grdformen 
Bka,  ski  (die  hauptsächlich  im  Germanischen 
.■<o  stark  im  Anlaut  vertreten  sind,  tcährcnd 
sie  im  Sanskr.  u.  Zend.  sehr  häufig  das  an- 
lautende „s"  abwerfen  od.  sonst  modificirt 
sind)  annehme   u.    eben  glaube,   dass    aus: 


schlagen  ,  spalten ,  brechen ,  bersten ,  reissen 
etc.  sich  die  Bedtg. :  Geräusch  machen,  od. 
rauschoi,  tönen,  schallen  etc.  u.  hieraus  ne- 
ben:  sengen,  brennen  etc.  ivicdcr  die  von: 
5  schreien,  rufen  etc.  entwickelt  hat  u.  icobci 
ich  zur  Prüfung  dieser  Ansicht  eine  T't?/- 
gleichung  der  vielen  von  einer  Basis  ska 
ausgehende  Themata  bei  Fick  (I,  230  bis 
244)  empfehlen  möchte,    wozu    zunächst   er- 

10  wähnt  sei ,  dass  er  pag.  241  vo)t  der  Basis 
ska,  ein  'Thema  skad,  skand  nicht  allein  für 
lat.  candere  etc.,  sondern  auch  für  an.  lieitr, 
bz.  unser  het  aufstellt,  wofür  dieses  indessen 
formell  nicht  2)asst,  weil  het  ebenso  wie  he- 

15  ten  ein  Thema  kid  od.  skid  voraussetzt. 

hetje,  kleine  od.  kurze  Weile,  Weilchen, 
kurze  Zeit  der  Buhe  od.  des  Aufenthalts, 
kleine  Pause,  Augenblick,  kurze  Unter- 
brechung in  der  Zeit,  Zeit- Intervall  etc.  — 

20  't  is  all  (stets,  immer)  um  't  hetje,  dat  be  iu- 
sen iifen  bi  ml  inkikd ;  —  't  is  upstüuds  rein 
dül,  dat  't  all  um  't  hetje  brand.  —  Nid. 
(provinz.,  z.  B.  in  Groningen  u.  Gelder- 
land) hetje,  bot  je.      Es   ist  ein  Dimin.  von 

25  einem  obs.  bet,  wie  setje  (kleine  Weile)  von 
Set  (Weile  etc.).  Wie  nun  aber  Weile 
(als  Zeitlang  od.  Dauer  der  Zeit  nach)  = 
Ruhe- Zustand  (von  io  eilen,  od.  bleiben 
u.  ruhen  xvo)  ist,    od.  ein  Etwas,  bz.  einen 

30  Zustand  bezeichnet ,  tco  die  Zeit  weilt  u. 
ruht  u.  dasselbe  Wort  ist  wie  an.  bviia 
(Buhestätte,  Lager,  Bett,  od.  Weil-  u.  Buhe- 
Stelle),  ferner  unser  set  (als  Weile,  od. 
Zeitdauer    etc.)     auch    mit    an.    setr    (Sitz, 

35  Aufenthalt,  Verweilung  wo,  Niederlassu)ig, 
Untergang,  od.  Zustand  ivo  sich  Etwas  )iie- 
derliLsst  u.  setzt,  bz.  zur  Buhe  brgicbt)  u. 
auch  in  fast  allen  sonstigen  Bedtgn.  mit  dem 
engl,  set  stimmt,    bz.  auch    mit    nhd.    Satz 

40  identisch  ist,  so  glaube  ich,  dass  der  Stamm 
bet,  bot  (von  hetje,  botje)  aus  ülterm  bat 
od.  bat  (cf.  set  =  Satz;  —  bed  =  bad, 
bat;  —  of  =  af  etc.  ?<.  Weiteres  unter  bot) 
entstand    u.   dass    dieses    eben    die    Bedtg.: 

45  Weile,  od,  Zeit  u.  Zustand  wo  etwas  ruht 
etc.  hatte.  Vergleicht  man  nun  das  an. 
hätta  (ordnen,  einrichten,  bestellen,  bz.  stel- 
len, setzen,  zusammensetzen,  schichten,  legen, 
auf  einander  legen,  Lage  u.  Srhicht  machen  ; 

50  Schicht-  od.  Buhezeit,  Pause  etc.  [cf.  scboft 
etc.]  machen,    sich    zur  Buhe    begeben ,    bz.       i 
Lage  od.  Sitz,  Niederlassung  [cf.  oben  set, 
bz.  an.  setr]  nehmen,  od.  machen),  so  könnte 
unser   hetje   als  Zeit    od.  Zustand   wo    Et- 

55  was  tveilt  u.  ruht,  bz.  Pause  od.  Schicht 
macht  etc.  wohl  damit  conne.c  sein.  cf.  un- 
ter bot. 

bette,  bitte,  Hitze.  —  J/ri&s.  bete,  bette ; 
wfries.  liiette;  nfries.  biet;   satl.  hatte;  nid. 

GO  bette,  bitte;    mnld.  beyte,    bitte;    nd.,  mnd. 


HEÜ  HOl 


81 


HIGEN 


hette,  bitte;  as.  het;  ags.  hat;  engl,  heat; 
alt.  liiti;  scJnocd.  lieta,  lietta;  noi'iv.  hite  u. 
auch  Iiote,  lieta,  liaota,  liaata,  liottaa;  däii. 
hode;  ahd.  hoizi,  liaizi,  liaizo  it.  liizzöa,  liizza, 
hitza,  liiza;  vihd.  h'v/.ze,  liitze.  Die  Form ot 
gehören  theils  zu  höt,  theils  sind  sie  wohl 
direct  von  der  für  het  uufgestcUten  germ. 
y  hit  mit  ,,a"  ivcitergebildet. 

heu,  hoi,  hei,  hai,  Heu.  Spridnv.  beim 
Regemvetter  tcährend  der  Heu-Ernte:  fer- 
darft  dat  hou,  den  wast  de  kul.  —  Africs. 
ha,  hai,  he;  ivang.,  satl.  hö;  nfrics.  hau; 
wfries.  hae,  hea;  nltl.  \\ooi:,  ninld.  hoy,  hoiiw, 
houwe,  liauw ;  nd.  (D  ähncrt ,  Br.  Wh. 
etc.)  heuj,  höji",  hüye,  hau;  mnd.  hoi,  hoig, 
houwe,  liaw,  hau;  as.  houwe;  ags.  heg,  liig; 
engl,  hay;  an.  hey;  noriv.  höy;  scliiocd., 
dän.  liö;  ahd.  hawi,  hewi,  houwe,  hau;  mhtl. 
houwe,  höuwe,  howe,  hou,  liöu,  heu;  goth. 
liavi.  Zu  hauen  als  das  Ge-  od.  Abge- 
hauene. 

heu-,  hei-bSn,  Heuhoden. 

heu-,  hei-boi'g,  ein  Äljdach  zum  Bergen 
des  Heus. 

heu-,  hei-hülte,  Heuhaufen. 

heuel-,  heiel-tid,  Heuzeit,  Heuerntezeit. 
—  Afries.  hätid. 

heuen,  heien,  Heu  machen,  bz.  das  ge- 
schnittene Gras  in  der  betr.  Weise  bear- 
beiten, damit  es  trocknet  u.  zu  Heu  wird. 
Auch  subst. :  't  was  in  't  heuen,  es  tvar  in 
der  Heumache-  od.  Heuernte-Zeit. 

liea-,  liei-krodde,  Grassamen,  od.  eigent- 
lich die  krodde  (s.  d.)  vom  Heu. 

hib,  od.  richtiger  hipe,  hip,  grosses  star- 
kes Gartenmesser  mit  gekrümmter  Spitze, 
welches  namentlich  zum  Ausputzen  u.  Be- 
schneiden der  Bäume  u.  Gesträuche  ge- 
braucht ivird.  —  Nid.  (Weiland)  heej) ; 
mnld.  heepe  (falx  arhorea,  —  putatoria,  sil- 
vatica) ;  mnd.  hepc,  hep,  heppe,  heipe,  hiepe ; 
ahd.  liappä,  heppa,  habbä ;  vihd.  hepe ;  nhd. 
Hippe  u.  mdartl.  häpe,  hepe,  heppe,  hep- 
perl,  heben  (Sichel,  krummes  Gartenmesser, 
krummes  Handbeil).  Davon  (Diez,  II, 
329) :  franz.  happe  (Halbkreis  von  Eisen, 
Krampe),  liapper  (greifen,  packen  etc.),  welch 
Letzteres  jedoch  loahrscheinlicher  aus  liap- 
pen  hervorging  u.  dann  von  happe  zu  schei- 
den ist.  Dass  übrigens  ahd.  happä  als 
Schneide-  Werkzeug  mit  kappen  zu  der  y  kap 
od.  skap  (hauen,  schneiden  etc.,  cf.  Fick, 
I,  2-38)  gehört,  ist  ivohl  ztveifellos. 

hibbel,  auch  hipsel,  alberne,  närrische, 
läppische  Person ;  —  't  is  'n  hibbel  (od.  hip- 
sel) fan  'u  wicht ;  —  so  'n  hibbel  (od.  hip- 
sel) as  dat  wicht,  heb'  'k  min  läfond  nog  net 
sen;  —  du  malle  hibbel,  od.  hipsel  (du  Thö- 
rin,  du  alberne  ditmme  Gans).  —  cf.  nd. 
(Br.  Wb.)  Hibbel  (als  Frauenname  ti,.  auch 

Doornkaat  Koolman.    Wörterbuch.    II. 


als  Schimpfname  in  der  Bedtg.  Thor  in, 
od.  alberne  tändelnde  Person) ;  mnd.  Ilehel, 
bz.  liebele,  ivus  wohl  ein  Dimin.  von  liebe 
(cf.  Ilcbe  etc.)  ist  u.  als  solches  leicht  iit 
5  den  Begriff  des  Kleinlichen  u.  Tänilelnden, 
bz.  einer  tändelnden  u.  albernen  Person 
übergehen  konnte.  Vergleicht  man  indessen 
weiter  nd.  (Br.  Wb.)  hevein,  hebeln  (tän- 
deln,  in  Kleinigkeiten  genau   sein  u.  Alles 

10  pedantisch  od.  tvie  ein  Hypochonder  behan- 
deln, soivie  weiter  nd.  (Br.  Wb.)  hibberu, 
od.  hibbeln  (Kleinigkeiten  tadeln,  immer 
Etivas  zu  erinnern  haben ,  wofür  tvir  den 
Ausdruck  „hik-hakken"  gebrauchen),  hibbe- 

15  rer,  hilibertaske  etc.  u.  weiter  bei  Schütze 
hcebeln  etc.,  sowie  bei  ihm  u.  Dähne rt 
auch  hibbeln  u.  dazu  wieder  unser  hipsel, 
so  scheint  es  mir,  dass  sich  diese  Wörter 
einestheils  mit  dem  Zeitwort  heften,  bz.  nd. 

20  heven  (heben,  sich  erheben  u.  aufspringen)  u. 
andererseits  auch  mit  nd.  (Br.  Wb.)  hippen 
(Jiüjjfen,  micare,  saltare  etc.,  cf.  die  Ablaut- 
form: hupsen,  hopsen,  bz.  unser  huppeln, 
huppel    u.    nhd.    Hopser   etc.)    vermischt 

25  haben. 

Hibbo,  Hibbe,    ml.  Name.     Geschln.  Hib- 
ben.     cf.  För Stern a n n ,  pag.  660. 
Hidde,  s.  Hiddo. 
hidde,  s.  hide. 

30  hidden;  i.  q.  hak-hörn  od.  hak-horntje  = 
Fersen-Horn  etc.,  d.  h.  ein  aus  Hörn  ge- 
fertigtes Geräth ,  tvelches  man  hinter  die 
Ferse  in  den  Schuh  steckt  u.  hält,  damit 
die  Ferse  od.  Hacke  daran   niedergleitet  u. 

35  man  auf  diese  Weise  leichter  mit  dem  Fuss 
in  den  Schith  hineingelaiigt.  —  hidden  steht 
toohl  für  hidden-i,  od.  hidden-ding  etc.,  da 
es  für  die  hidden  od.  Fersen  (cf.  hide 
etc.)  bestimmt  ist. 

40  Hiddo,  Hidde,  ml.  Name;  Geschln.  Hid- 
den. cf.  Heddo  u.  bei  För  st  e  mann  den 
Stamm  H  i  d. 

liide,  od.  hide,  hidde,  Ferse;  —  en  up  de 
hidden  sitten,    Jemanden   verfolgen.   —    Ob 

45  dieses  sonst  überall  fehlende  Wort  aus  hilde 
u.  ilieses  mit  eingeschobenem,  „d"  aus  hile 
entstand? 

lügen,  liörbar  u.  schwer  athmen,  keuchen 
etc. ;  —  he  htgd  un  püst  fan  nod.  —  Nid.  hij- 

50  gen  (keuchen,  schnauben  etc.) ;  mnld.  hijghen 
(anhclare,  hippacare,  aniraam  celeriter  du- 
cere) ;  nd.  (Schambach)  hieben  u.  hiche- 
pachen,  cf.  hachpachen ;  mnd.  hieben,  higeu ; 
nhd.  heicken.     Zunächst  sei  erivähnt,    dass 

55  heichen  (cf.  Grimm,  Wb.  IV,  795)  mit 
heuchen  u.  hauchen,  sowie  auch  mit  keicheu, 
keuchen,  hauchen,  mhd.  kCichen  (cf.  küchen) 
von  Hause  aus  für  identisch  erklärt  ivird 
u.    dass   Diez   (II,    334)   das    afranz.  hie 

60  (Gewalt,    Nachdruck)    von   nid.    hijgen    (s. 


IHK 


82 


HILDE  HILLE 


unter  liejou)    u.    dieses  mit  ags.  lüge,    hyge 
(Eifer);  enijl.  hie  [eilen  etc.)  von  einem  mit 
tinserm  higon    identischen    Vom.    higim    ab- 
leitet, rcelches    im  a/;s.  jedoch  nicJit  existirt. 
Zunächst  sei  nun  aher   crwälmt ,    dass   alle     5 
diese  Wörter  wohl  auf  eine  onomatopöische 
Schaltwurcel  zuriirkfjehen  u.  dass  allen  obi- 
gen  Verben  ein  (rrdvbm.  liigaii,  hag.  luiguu, 
bz.  hichan,    hach  etc.    —    n.  kichaii,    kach, 
kuchun    zu   Grunde    liegen    muss,    da    sich  10 
hieraus  nur  allein  neboi  h  eich  en  u.  hau- 
chen etc.,  bz.  k eichen  u.  keuchen  etc. 
auch    unser   hach    in   hachpacheu  u.  icang. 
haclije  (keuchen),  sowie  das  formell  von  lü- 
gen nicht  zu  trennende  hugon    u.  hügcn  er-   15 
klären  las.'ien.      Sodann    sei    erwähnt,    dass 
tat.  aninuis  u.  goth.  anaii  (athmen,  hauchen) 
etc.  mit  skr.  an,  anati   (athmen,  weiten,  bla- 
sen; schnappen,  lechzen  etc.)  auf  die  Schall- 
wurzel  a,  an  (die  nur  ein  unbestimmtes  Ge-  20 
rausch ,  bz.  ein  Rauschen ,  Säuseln  etc.  od. 
einen  Hauchlaut   etc.    nachahmt)    zurückge- 
hen   u.    dass   sich   hieraus   also   auch  nicht 
allein  die   formelle,   sondern   auch    die   be- 
griffliche  Verwandtschaft   von  ags.  lüge  od.  25 
hyge;  as.  hiigi ;  africs.  hei   (mens,  aninüis) ; 
as.  huggjan  ;  ags.  hicgan,  hycgan;  goth.  hug- 
jan  (denken  etc.),  bz.  unserm  hugen  (denken 
an,  si)tnen  auf,  trachten  u.  verlangen  nach) 
«.  hSgen  (denken,  gedenken,    sich  erinnern,  30 
sich  freuen  etc.)  mit  higen  «.  nhd.  h eichen 
u.  hauchen  ergiebt.     Da  )iu)i  aber  einer- 
seits k  eiche  n,  keuche  n ,  k  a  u  c  h  e  n  (cf. 
küchen)    u.  andererseits    auch    mnd.  gichen 
(cf.  mnd.  gischen  u.    hischen  etc.    bei   Seh.  35 
M.  L.    u.  daselb.st   unter  hieben  etc. ,   sowie 
bei  mir    unter  gigel)    nicht   .von    higen,    bz. 
highen,  lüchen  zu  trennen  sind,  ferner  auch 
Fick  die   Wörter  Hohn  u.  höhnen  (cf. 
hon)  mit  lat.  cachinnus  etc.    u.   griech.  kag-  40 
cha3    (Lacher)    etc. ,    bz.    skr.    kakk,    kakh, 
kakkhati  (lachen)   zu   einer  y  kak  (lachen) 
stellt  u.  diese   auch  wieder  unserm   g'ichcln 
u.  nhd.  kichern    etc.,   sowie   zweifelsohne 
auch  dem  mnd.  higen,  heigen   (höhnen,  zum  45 
Besten    haben,    auslachen  etc.)    zu    Grunde 
liegt,  ferner  dazu  auch  ivieder  unser  schak- 
kern   (laut  lachen)   m.   nhd.  schäkern  be- 
grifflich u.  lautlich  sehr  nahe  stimmen,    so 
glaube  ich,  dfiss  man  allen   diesen   Wörtern  50 
eine   idg.    Schallwurzel   skak    (gekürzt    aus 
skaka,    als    eine  Hettuplicatio)i    von  ska,    .n". 
unter  beten)  zu  (rrundc  legen  muss,  aus  der 
sich  beim    Vergleich  der  von  Fick  unter  1 
u.  2  skak   (T,   :.'30  seq.)   aufgeführten  For-  55 
men  auch   die   obigen    Wörter   sowoJtl  for- 
mell als  begrifflich  ableiten  lassen. 

Ink.     Ahlaufforin  von    1  hak  u.  sgnani/m 
mit  liik,  pik,  tik,  kik  etc. 

Ink-liak,    Zänker,   streitsüchtiger  Mensch  OO 


der  auf  Jeden  einhackt.  —  Mit  gehikbak 
(Gehackc,  Gezanke  etc.)  u.  nd.  (Dähne  rt) 
iükkhakk  (gemeines  Volk,  Gesindel)  etc.  zu 
bakken  etc. 

hik-hakken,  wiederholt  od.  andauernd 
hacken,  beisscn,  hauen  etc.;  fig.  mit  schar- 
fen Worten  streiten,  zanken,  keifen;  se  bik- 
kakUen  up  'nauder  lös,  as  'n  pär  bäntjes; 
—  wat  bell'  ji  alticl  mit  'nander  to  bikhak- 
ken.  —  Nd.  (Dann  eil)  bickhackcii.  cf. 
bikkrn,  kikken,  kikkakken  etc. 

hik-liakkere,  wiederholtes  od.  anhallendes 
Gehacke  u.  Gezanke  etc. 

lükkon,  mit  einem  scharfen  od.  spitzen 
Etwas  auf  ein  anderes  Etwas  stossen  u. 
schlagen,  bz.  überhaujjt:  hacken,  hauen, 
schlagen,  .ttossen,  aufstossen  etc.,  od.  auch 
als  Ablautform  von  bakken  m.  als  lautmalen- 
des Wort  durch  einen  Stoss  etc.  einen  kick- 
senden 'Ton  hervorbringen,  in  welchem  an- 
slcdt  des  Vocals  „a"  der  Laut  ,,i"  hörbar 
tcird.  wie  in  bikken,  pikkeii,  tikken,  kikken, 
kinkon  etc.,  iceshalb  denn  hikkcn  auch  als 
lautmalendes  Wort  das  stossweise  erfolgende 
Schluchzen  bezeichnet,  wofür  wir  sonst  die 
Wörter:  snikken,  siükkera,  snükkern  od. 
snukkorn,  snukup  (cf.  nid.  bik,  mnld.  hick 
[siiigultus,  convul.-io  ventriculi]  =  [D  i e  z, 
II,  335],  afranz.  hoquet;  wall,  bikett;  bret. 
hak,  hik ;  engl,  hiccoiigb,  bickup  etc.  u.  nid. 
bikken,  mnld.  hicken,  hicksen  [singultire] 
etc.)  gebrauchen.  Daher:  bikken  -  bikken- 
sündag  (der  zweite  Ostertag ,  wo  die  Kna- 
ben  mit  den  Eiern  bikken  od.  Einer  auf 
das  Ei  eines  Andern  pickt  u.  schlägt ,  um 
es  kaput  zu  schlagen);  —  't  is  up  't  bikken 
(es  ist  aufs  Schlagen,  od.  Stossen  etc.,  bz. 
so,  od.  soioeit,  dass  der  Schlag  od.  Stoss  etc. 
erfolgt),  welche  Redensart  dann  aber  zveiter 
in  der  Bedtg.:  es  ist  uinniltelbar  bevorste- 
hend etc.,  od.  in  der  von:  es  ist  gleich  mit 
der  Geduld  zu  Ende,  od.  soweit ,  dass  ich 
gleich  dreinschlage  etc.,  gebraucht  wird,  ivie 
z.  B.  't  is  up  't  bikken,  dat  br  kamd,  od. 
dat  't  sleid,  —  dat  de  dönner  sük  hören 
lett  etc. ;  — •  't  was  up  't  bikken,  dat  ik  hum 
hl  de  ören  kreg,  od.  hum  eii  up  de  kop  gä- 
icn  harr'  etc. ;  —  ik  heb'  di  je  segd,  dat  't 
up  't  bikken  was  un  dat  du  nu  prügel  kregst, 
wen  du  't  wer  di'-st  de.  —  Xd.  (Dähnert, 
Br.  Wb.  etc.)  bikken;  mnd.  lückon  (mit  dem 
Schnabel  hacken,  auf  Jemanden  loshacken, 
ihn  scharf  tadeln  etc.)  ;  nid.  bikken  ;  mnld. 
bickeii,  hicksen  (singultire  etc.),  s.  oben.  Die 
y  ist  übrigens  dieselbe  wie  von  bakken  «. 
auch  wohl  identisch  (nämlich  kak  od.  skak 
etc.)  mit  der  von  kikken,  kinken  etc. 

lülil.  s-.  2  bikb\ 

1.  lülde,  s.  hille. 

2.  liilde,  hillo,  Iiild,  liill,  froh,  freudig 


HILDE  HILLE 


83 


HILGENHOLT 


erregt,  voller  Freude  etc.;  unruhig,  r/eschäf- 
tig,  eilig  etc. ;  —  he  was  d'r  so  hilde  (froh, 
Isolier  Freude  etc.,  hz.  so  gestimmt,  dass  er 
sich  dessen  freute,  darüber  jubelte  u.  viel 
Lärm  u.  Aufhebens  davon  machte)  mit,  od. 
afer  (z.  B.  mit  der,  od.  über  die  Geburt  eines 
Sohnes)  dat  he  liel  ntH  wuss',  wo  hög  he  wol 
für  freide  springen  schull';  —  he  is  gans 
hild  mit  sin  brtid ;  -  dat  is  so  'u  hill'  wark 
mit  liör  beiden,  dat  se  gewis  nog  insen  man 
un  frö  worden ;  —  he  hed  't  so  hill,  dat  he 
't  hei  net  wagten  kan,  dat  man  mit  hnm 
prötd ;  —  dat  is  fan  dago  'n  hillen  (unruJii- 
ger,  geschäftiger,  od.  heisser,  anstrengender, 
mühevoller,  beschioerlicher)  dag  west ;  —  dat 
is  'n  hill  (beschwerliches,  anstrengendes, 
viele  Arbeit  etc.  erforderndes ,  bz.  nöthiges, 
eiliges)  wark,  wat  he  dar  nnder  de  banden 
hed.  —  Auch  als  Subst. :  he  mäkd  d'r  so  'n 
hilde  (so  viel  Aufhebens  etc.,  od.  drokto, 
Spektakel  etc.)  fan;  —  he  hed  allid  so  'u 
hilde  mit  sin  kinder,  dat  he  't  hei  hast  net 
wagten  kan,  dat  he  anders  wat  deid.  — 
Nfries.,  dithm.  hilde,  liill;  nd.  (Br.  Wb., 
Dähnert  etc.)  hild;  mnd.  hWde,  hiUe  wird 
au  schliesslich  mit :  geschäftig,  eilig,  bz.  eif- 
rig, rasch,  geschäftig  etc.  übersetzt.  Wenn 
man  indessen  zu  den  obigen  u.  im  Br.  Wb. 
etc.  vorkommenden  Redensarten  auch  noch 
einzelne  von  Seh.  u.  L.  angezogene  Be- 
legstellen vergleicht  (z.  B.  also  de  strit  uppe 
dem  hildesten  was  etc. ;  —  de  vor  sick  hefft 
wat  hyldes,  den  süth  nie  hastygen  yagen  etc.), 
so  scheint  doch  sicherlich  diesem  Worte  eine 
andere  Bedtg.  zu  Grunde  zu  liegen,  tooraus 
sich  die  von  geschäftig  etc.  ergab,  od.  dass 
möglicherweise  sich  zwei  urspr.  verschiedene 
Wörter  mit  einander  gemischt  haben,  die 
übrigens  beide  auf  dasselbe  Stammvbm.  zu- 
rüclcgehen.  Ist  es  nun  aber  richtig  (cf.  H. 
Leo,  244)  dass  as.,  ags.  hild;  an.  hildr; 
ahd.  hiltja  (Kampf,  Streit  etc. ,  cf.  dieser- 
halb  ahd.,  as.  winnan,  toben,  lärmen,  schreien, 
heulen;  kämpfen,  streiten,  sich  abmühen  u. 
abarbeiten,  sich  anstrengen  etc.)  zu  liellan 
(tönen,  hallen,  klingen,  rauschen,  bz.  ein  Ge- 
räusch machen ,  unruhig  sein ;  sich  rasch 
bewegen ,  eilen ,  bz.  sich  mühen  u.  anstren- 
gen etc.)  u.  mit  diesem  zur  ]/  hal ,  bz.  kal 
(sonare  etc.,  cf.  halen,  1  hei  u.  1  heller  u. 
tvegen  der  sonstigen  Bedtg n.  auch  galra  etc. 
von  y  ghar)  gehört  (Fick  stellt  es  freilich 
mit  halda,  geneigt  etc.  zu  einer  ]/  hal,  bre- 
<chen,  schlagen  etc.,  ob  indessen  mit  Becht?), 
so  lassen  sich  davon  sowohl  die  Bedtgn.  : 
laut,  jubelnd ,  fröhlich,  heiter ,  froh ,  voller 
Freude  etc. ,  als  auch  die  von :  laut ,  lär- 
mend, unruhig,  geschäftig  etc.,  bz.  eilig  etc. 
für  hilde  ohne  Weiteres  ableiten,  während 
man  andererseits  auch  annehmen  kann,  dass 


ein  Adj.  od.  Adv.  hildi ,  woüi  auch  nicht 
in  der  Bedtg. :  froh,  heiter  etc.  (die  ich  lie- 
ber wie  in  1  heller  direct  von  hellan  ablei- 
ten möchte),  so  doch  in  der  von:  beschwer- 
5  lieh  etc.  od.  laut,  lärmend,  unruhig,  geschäf- 
tig, eilig  etc.  auch  vom  Subst.  hild  (Kampf, 
Streit  etc.)  entstand,  indem  ja  hieraus  auch 
die  Bedtgn. :  mit  Kamptf,  Anstrengung  u. 
Mühe    verbunden,     beschwerlich,     mi'ihsam 

10  etc.  sowohl,  als  auch  die  von:  streitend,  lär- 
mend ,  laut ,  geschäftig  etc.  leicht  hervor- 
gehen konnten. 

liile,  hil,  Ferse  (calx)  etc.   =  2  hakke  u. 
hide;   he  sitt  hum  up  de  hilen  as  de  düfel ; 

15  —  up  de  hilen  lopen  (auf  den  Hacken,  od. 
Absätzen  gehen).  —  Afries.  heia,  heila ;  nfries. 
(Outzen)  häjel,  häjel  (hägel,  heile,  häile) ; 
wang.  (Ehr  e  )i  traut ,  I,  371)  hil;  ags. 
hei;  engl,  heel;    nid.  hiel ;    mnld.  hiele;  an. 

20  haell ;  norw.,  dän.  hael.  Beim  Vergleich 
der  contrahirten  Formen  von  1  hagel  u. 
nagel  etc.  könnte  dieses  Wort  auch  leicht 
ein  Contract.  von  hagal,  liaegal,  bz.  einem 
vom  Thema  hag,    hah   weiter  gebildeten   ha- 

25  gila,  hahila  sein,  wie  denn  Fick  (III,  59) 
es  auch  unter  hanha,  hanhila  zu  hag  (cin- 
gere)  stellt.  Da  indessen  ein  Contract.  aus 
hagila,  hahila,  bz.  hanhila  durchaus  nicht 
erwiesen  ist,  so  könnte  dieses  Wort  bei  dem 

30  dafür  angenommenen  Grdvocal  „a"  auch  mit 
lat.  calx  zur  ]/  kal  (schlagen,  stossen, 
stampfen  etc.,  s.  unter  2  hakke)  gehören, 
wie  auch  H.  Leo  (pag.  43,  Zeile  11)  es  mit 
lit.  kulnis  (Ferse)  u.  calx  zusammenstellt. 

35  hilen,  auf  den  Fersen  od.  Hacken  (hi- 
len, cüs  Hintertheil  des  Fusses)  gehen,  rück- 
über  gehen ;  —  he  hild  (er  geht  auf  den  Fer- 
sen od.  Absätzen  u.  nicht  auf  dem  ganzen 
Ftiss ,   bz.  auf  dem   Vordertheil  desselben); 

40  daher  auch:  nach  hinten  über  hängen  u. 
liegen,  z.  B.  von  Schiffen,  die  mit  dem  Hin- 
tertheil tiefer  liegen ,  cds  mit  dem  Vorder- 
theil ;  —  dat  schip  hild,  od.  hild  agter  afer.  — 
Nid.  hielen  etc.,    cf.  Bobrik,   naut.    Wb. 

45  unter  Hiel,  hielen. 
hilg,  heilig;  s.  hillig. 
liilge  ,    Heilige.      Sprichw. :    Allerhilgen  ! 
stigt  de  winter  up   de    wilgen.    —    cf.  rum- 
melhilgen. 

50      hilge-dag,  hilgdag,  heiliger  Tag;  kirchli- 
cher Feiertag ;  winachten  (od.  karstid),  ostern 
un  pinkstern,    dat    sunt   de  böge  hilgdagen. 
1.  hilgen ,    Plur.    von    hilge.    —    Afries. 
heliga,  s.  bei  v.  B i c h thofen. 

55       2.  hilgen,  s.  hilken. 

Hilgen-hfir,    eine  Ortschaft   in  der  Nähe 
von  Hage  u.  Berum,  s.  unter  Baltrum. 
hilgen-göd,  Heiligen-,   od.  Kirchen-Gut. 
hilgen-holt,    Gehölz  tvas  zum    Unterhcdt 

60  der  kirchlichen  Gebäude  dient. 

6* 


HILGENLAND 


S4 


niLK  HILLIK 


Hilsenland,  Helgdand.  Davon  der  (wohl 
(tltr)  Volk>:iciiii :  't  haiigcl  ia  de  kaut,  as  't 
hik'enland :  —  grün  is  't  laiul ,  röd  is  de 
kant ,  wit  is  't  Strand ;  dat  sunt  de  farfeii 
t'aii  't  lIilj,'tMiland. 

liilptMi-uian.  Kinhenrorstelier.  —  Afries. 
lielgeua-mon ;  </.  bei  r.  Uichthofen  un- 
ter heliga. 

llil^Pii-ridP,  Hils(MU'i(lei'-sil.  Ortschaft 
an  der  Kiistr,  ron  wo  aus  man  bei  der 
Ebbe  :u  Watjen  nach  Xorderne;/  fährt. 
Weiteren  eraehe  unter  IJaltnuu. 

Ililk,  hillik,  eheliche  Verbindung ,  Ver- 
nuihlunij,  Heirath  :  —  wen  he  de  stü'  krigt, 
dar  kau  \u'  'n  bilk  up  d(Mi ;  —  hv  lied  'n 
godeu  liilk  däu.  —  Mofrioi.  (Cad.  Mül- 
ler) liililcke,  liilcke;  nid.  hijlik;  mnld.  hy- 
lick,  hielick;  nd.  hillik;  mnd.  Iiilirh,  hillik; 
hesa.  hileli;  ahd.  liileih;  mhd.  hileioli ,  iea<i 
ein  Compos.  ron  hi,  b.:.  ahd.  hiwi,  higi  (Ehe) 
u.  leili,  leich ;  ndid.  loich  (Spiel,  {lespieltc 
Melodie,  S))iel  zum  Tanz  u.  (resang,  Ge- 
xang)  ^  golh.  laiks  (Tanz);  an.  Icikr  (Spiel, 
UnterhaÜung,  Saitenspiel) ;  vorw.  leik  (Spiel, 
Tanz  etc.);  schwed.  lek;  dän.  leg  (Spiel 
etc.);  ags.  I;"ic  (ludus,  cerfauien,  praeda,  do- 
mim,  sacriticinm,  hostia)  etc.  i.-it  k.  demnach 
urspr.  wörtl. :  Khe-Spiel,  —  Tanz,  —  (resang, 
od.  Ehe-Lustbarkeit,  Ehe-Festlichkeit  (cf. 
horhtid)  etc.  bedeutet.  —  Ahd.  leih ;  goth. 
laiks  etc.  gehört  mit  mhd.  leichen  (aufspjrin- 
gen  etc.;  mit  Jemandem  sein  Spiel  treiben 
etc.) :  goth.  laikau  (springen,  hüpfen,  tanzen, 
frohlocken  etc.) :  ags.  läcan  (springen,  flie- 
gen, schwimmen,  icogen,  flackern) ;  an.  leika 
(ludere)  etc.  nach  Fick  (I,  195  u.  III, 
3.59  seq.)  zu  einer  idg.  y  rig  =  skr.  rej, 
rejati  (hüpfen,  beben,  zittern  etc.;  bz.  [cf. 
G rassmann]  erschüttern,  in  Bewegung  ver- 
setzen, erregen ;  sich  zitternd  bewegen,  sich 
hin  u.  her  od.  auf  u.  nieder  bewegen  etc.) 
u.  stammt  nach  Fick  nhd.  leicht  (cf. 
licht  Oll.  ligt)  auch  von  mhd.  leicheu,  bz. 
goth.  laikan. 

Die  erste  Si/lbe  hi ,  bz.  das  ahd.  hiwi, 
higi  (was  auch  in  Heirath  =  ahd.  Inrät 
fd.  h.  rät,  od.  Zurüstuug  zur  Ehe,  Ehebe- 
reitung etc.,  cf.  rädj  steckt)  betr.,  so  gehört 
dies  zu  ahd.  hiwau,  lii.jan ,  hian ;  )nhd.  hi- 
wen,  hijfn,  hien;  as.  hiwjau  /»  gi-hiwjan 
(hrirathen,  woher  auch  wohl  nid.  hu  wen, 
heirathen  etc.  u.  huwelijk ,  neben  hijlick, 
trotz  Kilian,  der  diese  Wörter  von  hou- 
WPU  =  houden  [halten,  cf.  holdou]  ableitet), 
welches  selbst  wieder  von  einem  'Thema  hiwa 
=  goth.  heiva  (Haus  od.  Wohnung ,  Nie- 
derlassung, Hauswesen,  Hausstand,  bz.  Fa- 
milie etc.)  in  heiva-frauja  (Hausherr,  nd. 
Herr  des  Hauses,  bz.  des  Hausstandes, 
der  Familie   etc.)    mittelst   der  Endung  jan 


(machen  etc.)  tceiter  gebildet  ist  u.  dem- 
)iach  wohl  urspr.  entweder  die  Bedtg.:  ein 
Haus,  eine  Niederlassung  etc.,  bz.  einen 
Hausstand  od.  eine  Familie  machen  u.  grün- 
5  den  etc.  hatte,  od.  wahrscheinlicher  noch  die 
ron:  Gemeinschaft  od.  Hund  maclien  (mit 
Jemandem),  sicli  vergesellschaften  u.  vereini- 
gen od.  zusammenthun,  um  ein  gemeinschaft- 
liches (ranze  od.  eine  Genossenscitaft  u.  Ver- 

10  einigung  (sei  es  einen  Staat,  eine  Gemeinde, 
eine  Familie  od.  eine  Ehe)  zu  bilden,  da 
das  lautlich  mit  civ  in  tat.  civis,  civicus,  civi- 
tas  etc.,  i^owie  mit  civ  in  skr.  (;iva  (s.  un- 
ten sab  h)  stimmende  germ.  hiv  nicht  allein 

15  nach  dem  obigen,  sondern  auch  nach  den 
nachfolgenden  Wörtern  zu  urtheiloi  trohl 
dieselbe  Bedtg.  hat  v:ie  die  J/  bhad,  bhaud 
von  hate,  hateu  etc.  od.  auch  wie  die  germ. 
y  gad  von  gade,    gadeu  u.  güd  etc.      Vergl. 

20  dieserhalb  zundchst: 

a)  ahd.  hiwo,  hio ;  mhd.  hiwe,  hije,  hige, 
hie  (Gatte,  Hausgenosse,  Knecfit) ,  Plur. 
hiün,  hum,  hiweu,  lueu  (Gatten  ,  Mann  u. 
Frau,    weibl.    u.    mxinnliche   Dienstboten  = 

2.'5  Verbundene  od.  Angehörige  etc.);  mnd. 
(Seh.  u.  L.)  hie,  hige,  licie  (Knecht,  Höri- 
ger), higeniau  (Mann,  der  Knecht  od.  Höri- 
ger ist) ;  Plur.  hyeu  (Laien);  ags.  hivan 
(familiäres,  domestici) ;    engl,   hive   (Bicnen- 

30  stock,  Bienenschwarm,  Schwärm,  Gesell- 
schaft), to  hive  (sicJi  zu.'iammen  gesellen,  zu- 
sauDnen  Jtausen  etc.);  afries.  (I  luv.  von  hiu 
od.  hiw,  Inwe)  hiuua,  hiona,  hina  (beide 
Ehegatten;    Gesinde,  Hausgenosse)!)    u.  hi- 

35  gen  in  sinhigen  =  ags.  sinhivan  ;  as.  siiilii- 
wun,  sinhiun  etc.  (conjugcs);  a)L  hjön,  hji'in 
(Eheleute,  Hausleute,  Familie  etc.)  etc.,  so- 
icie  ahd.  hlwä,  hiä;  mhd.  hiwe,  liije,  hige, 
hie;  as.  hiwä  ((rattin):  —  ahd.  hiwiski,  ht- 

40  wisgi,  hiwischi,  higisgi,  hiiske,  hiesce;  amhd. 
hiwiske  (Familie,  Geschlecht,  Hausgesinde, 
Haushaltung) ;  afries.  hiskthe;  nfries.  hiske; 
as.  hiwisci ;  ags.  hivisce;  an.  hyski  (Familie) 
n.  icohl  auch  mnd.    (cf.    Seh.  u.  Ij.    tmter 

45  hie  etc )  higesche,  Plur.  higeschen  (familiae 
inaucipiorum) ;  —  an.  lij'  (od.  hi,  d.  i.  hjü) 
in  hy-vig  (Tödtung  eines  Hausgenossen  od. 
Familiengliedes),  hy-byli  (Hausstand,  Haus- 
wesen, Haus  u.  häusliche  J£inrichtung  etc.) 

50  etc.  ti.  ferner: 

b)  ,s/iT.  civa  (prosper,  fansfus,  secundus; 
Sahst.:  felicitas,  prosperitas;  auch  Name  des 
Gottes  Civa  od.  Siva),  tcoher  skr.  raiva 
(was  Bezug  hat  zu  g  i  v  a ;  ein  Verehrer  voth 

55  ^.  i  v  a) ;  qcvA  (Glück,  Glückseligkeit,  Heil, 
Freude  etc.,  cf.  Ben  feg),  wonach  y  ^ev 
(to  worship)  wohl  ein  Denom.  von  (;eva  ist, 
da  Ben  feg  dies  auch  mit:  Hail,  honiage, 
an    e.xclamation    or    salutation    addressed  to 

no  the  deities  iviedergiebt.     Sodann  vergl. 


HILK  HILLIK 


85 


HILT 


c)  2H  s/iT.  «;iva,  (.eva  (ivas  Fick  mit: 
traut,  freundlich,  fjiitif/  [cf.  god  ron  gaden 
u.  auch  bäte,  baten,  bäler  etc.]  übersetzt) 
noch  zend.  (Justi)  (;evi  (passlich,  dien- 
lich, nützlich  etc.,  cf.  gadelik  u.  dazu  ags. 
sael,  Si\],  se\  [gute,  lassende,  glückliche  Zeit; 
Glück,  Heil,  Wohlsein  etc.],  sei,  sael  [gut, 
tücJitig ,  passeud  etc.]  u.  saelaii  [binden, 
schliessen,  fest  machen,  fesseln],  somie  tihd. 
selig  =  unserm  salig)  -u.  kslac.  sivil  in 
po-sivü  (benignus)  u. 

d)  zu  ahd.  hlwä  (Gattiu)  auch  lett.  sewa 
(Weib). 

Vergleicht  man  nun  aber  wedde  (Wette, 
d.  h.  Vertrag,  Pact  etc.)  von  goth.  vidan 
(binden)  u.  nhd.  Pacht  in  der  Bedtg.: 
Miethe,  Heuer  etc.  aus  pactum  von  pango, 
bz.  y  pag  (binden,  fesseln  etc.) ,  so  scheint 
auch  ags.  hjT  (Heuer,  Pacht,  Miethe  etc., 
cf.  hur)  u.  liyrjan  ;  7nd.  huren  (heuern,  pach- 
ten, miethen  etc.),  bz.  dessen  Thema  hj'ra 
od.  hiu-ra  (cf.  oben  an.  hy  =:  hiu)  dersel- 
ben y  loie  die  oben  erwähnten  Wörter  an- 
zugehören u.  dann  auch  (cf.  Fick,  III,  7G) 
wohl  mit  Recht  das  Thema  hiura,  hiurja  = 
hiw-ra  für: 

e)  an.  h5'rr  (glücklich,  froh,  munter  etc.), 
hyrast  (froh  werden) ;  isl.  hyr  (laetus,  mitis ; 
tepidus),  hyra  (benignitas ;  calor),  liyri  (gra- 
tificare,  Dienste  beweisen,  zu  Willen  sein; 
calefacere,  ivärmen,  od.  behaglich  u.  ange- 
nehm machen  etc.,  cf.  bann  hyriz  vid  th'ad 
^=  60  laetatur ,  od.  det  behaget  hann  over- 
maade  vel),  hj'dega  (benigne),  hyrlegr  (be- 
nignus) etc.  (cf.  dazu  auch  bei  Aasen  norw. 
hyr  1 — 3,  soivie  1  u.  2  hyra,  unter  tcelch 
Letzterem  er  auch  eine  Form  lijura  u.  kjura 
anführt);  ags.  hiore,  heöre,  hyre,  Iure ;  ahd. 
hiuri,  bz.  mhd.  gehiure,  gehiur  (familiaris, 
vertraut,  heimlich,  nicht  nnheimlich,  ge- 
heuer, sicher,  lieblich,  angenehm,  behaglich 
etc.),  mhd.  gehiuren  (behaglich,  glücklich  u. 
selig  etc.,  od.  gelten  er  machen,  beseligen, 
beglücken  etc.);  as.  hiuri  in.  unhiuri  (u7i- 
sicher ,  unheimlich,  unbehaglich,  un-  od. 
nicht  geheuer);  mnd.  (Seh.  u.  L.)  hure 
(lieblich,  angenehm,  froh  etc.)  etc.  von  dersel- 
ben germ.  ]/  hiv  abgeleitet  werden  zu  müssen. 

A7im.  Beim  Vergleich  von  isl.  hyra,  od. 
hj'ri  (gratificare,  bz.  Wohlthaten  n.  Dienste 
beweisen,  zu  Willen  sein,  od.  [Jem.]  die- 
nen etc.)  sei  bemerkt,  dass  wir  hur  sowohl 
in  der  Bedtg.:  Dienst,  als  auch  in  der 
Bedtg. :  Sold,  Miethe,  Pacht  etc.  gebrauchen 
u.  dass  man  dieses  Wort  sonach  cinestheils 
in  der  Bedtg.  „Dienst''''  u.  anderntheils  in 
der  von:  „Grntification"  od.  „Vergütung"  u. 
„Lohn"  für  Dienste  auch  unmittelbar  von 
hyra  ableiten  kann.  —  Ferner  sei  noch  zu 
der  Bedtg.:    warm   u.  Wärme   von   an., 


isl.  hyrr  od.  hyr  u.  hyra  bemerkt,  dass  diese 
wahrscheinl.  aus  der  von:  sicher  etc.,  od.' 
a  )i g  c  n  e h  m  u.  bcliagl i ch  hervorging. 
Hilkc,    u-hl.    Name.       Wald    Dimin.    von 
5  Ililie  od.  Ililla,  Ililda. 

liilken,    liil^pn.    heirathen ,  ehelichen.  — 
Sdtl.  hilkje;    mnd.  hiligen,    hilliken,  büken; 
)dd.  hijlijken;   mhd.  hih'ichen.     Zu  hilk. 
liille,  liilde,  liill',  abgelegener  u.  dunkler, 

10  mit  losen  Brettern  od.  Stangen  belegter 
Baum  über  den  Ställen  unter  dem  sc/iräg 
cd)fallenden  Seitendach  einer  Scheune.  Der- 
selbe tüird  oft  zum  Bergen  der  Futtervor- 
räthe  (Heu  u.  Stroh),  meist  aber  ziem  Auf- 

15  heben  von  augenblicklich  nicht  gebrauchten 
u.  zurückgestellten  Sachen  gebraucht.  Auch 
zieht  sich  das  Gesinde  mitunter  bei  Tage  da- 
hin zurück,  um  daselbst  zu  ruhen  od.  Kurz- 
weil  zu    treiben,    ivoher  die  Redensart:  „'n 

20  dag  up  de  hill'  sitten"  auch  wohl  fig.  einen 
geschäftslosen  u.  verlornen  Tag  bezeichnet. 
—  Nd.  hille,  bilde;  m)id.  bilde,  hille,  beide; 
nfries.  hill ;  nid.  (Geldern)  hild ;  mnld.  (KU.) 
bilde.     Dieses   Wort  gehört  zu  2  bellen,  hel- 

25  den  (eine  schräge,  abschüssige  Fläche  bil- 
den, schräg  ab-  od.  überhängen  etc.)  u.  Jtatte 
urspi'.  die  Bedtg.:  Pferderaufe,  ivegen 
der  schräg  ablaufenden ,  bz.  schräg  über- 
hängenden Riegel  u.  Form.     Weil  nun  aber 

30  die  Raufe  (clathrum)  auch  zugleich  ein 
Futterhehalter  ist  u.  darin  den  Pferden 
Heu  u.  Stroh  u.  Gras  vorgeworfen  ivird, 
so  ging  diese  Bedtg.  weiter  in  die  (cf.  KU.) 
vorc:    pabulatorium,    promptuarium ,    foenile, 

35  bz.  in  die  von:  Aufbeivahrungsort  con  Heu 
u.  Stroh  etc.,  sowie  ferner  (als  Heu-  u. 
Strohlager ;  od.  weil  die  lullen  abgelegen  u. 
dunkel  sind)  in  die  von:  dormitorium  über, 
cf.  auch  (Aasen)  norw.  hjell. 

40      llillertl,  Ilillei'k,  s.  Hillrich. 
liillig,  s.  bilg  u.  heilig. 
hillik,  s.  hilk. 

liilliks  -  lorwärden ,    Heiraths  -  Cautelen, 
Ehepacten  etc.,    cf.   förwärde.    —    Nid.  bu- 

45  welijks-voorwaarden. 

Hillmei',  od.  Hilinei*,  ml.  Name.     Geschln. 
Hilhners.    cf.  Helmer,   od.  auch  die  Stämme 
Hail  u.  Iliid  etc.    bei  F ör ste miinn. 
HilUich,    Hilliik,   Hillerk,    llillerd,    ml. 

50  Name.  Geschln.  Hillricbs,  liillerks,  Hillers, 
Hillern.  cf.  die  Stämme  Hail  u.  Hild  etc. 
bei  F ör stemann. 

hilf,  Heft,  Griff  etc. ;  —  hilt  tan  de  spä',  't 
mest  etc.     Sprichio.:    d'r    sitt   gen   gud  hilt 

55  up  de  spä',  fig.  angewandt  auf  Jemand  der 
faul  im  graben  ist  u.  den  Spaten  nicht  fleissig 
gebraucht.  —  Nid.  (provinz.,  cf.  van  Dale) 
hilt;  mnld.  hüte,  hielte;  mnd.  hüte;  ags.  hilt, 
bylt;  engl,  hilt;  an.  hjalt,  hjült;  ahd.  belzä ; 

60  mhd.    heize    (Schwertgriff' ,    Heft).      Davon 


IIIMA  86                           HINDEREN 

(Dies,  II,  2ö) :  span.  dsa  u.  afrav::.  holt,  liinip-lianipere,  Stiimpori,  Pfuscherei  etc., 

heux    (Scliirertgrifft ,    cnlieldir    (mit    ciiicin  bs.  st iinijicrhiiftes,  gebrechliches,  vuingelhaftes 

Schicerti/riß'  verse/tc»)-      Xtich  Fiele    {III,  Gcthuc  od.  Werl:  etc.,  ah  Bezeichnung  von  Ah 

72)  mit  hals  u.  2  liellen  etc.,    soioic  ufries.,  lern,  was  schlecht  u.  stümperhaft  geht  u.  id; 

as.  lialt  (lahm)  zur  selben  ]'  hal,  bz.  kal.  5  —  't  is  all'  emer  liimphampeiv.  —  Nd.  hirap- 

llima,    od.    Ilinii;    u-hl.   Xame.      Dimin.  hamperije. 

Himke.     cf.    den    Stamm    Ilaiiii,    bz.    unter  lliiidcr,  lie- od.  Yerhinderting.  Abhaltung, 

diesem  das  Fem.  llvhmx  (urspr.  [nach  h\\fd,  Hinderniss,  Belästigung,  Last,    Beschwerde 

s.  unter   hilk]    icohl   Heiiiiä)    bei    Forste-  t'^c. ;—  wen  du  geu  liinder  liest,  den  kam  fan 

mann    iconach    dieser   Name    wohl    urspr.  10  middag  wat  her;  —  dat  kan  grn  hinder  für 

im  Gegensatz  zu  Hainio  (als  Haus-Herr,  od.  di  wäscn,  um  dat  to  don  ;    —    ik  hebb'  gen 

J/rt«/i,  dem  das  Heim  gehört  etc.,  bz.  Sohn  hinder  tan  "t  äten,    bz.    fan    min   mage    od. 

u.  Kind  des  Heims)  die  Bedtg.:  Heim-Frau,  fan  dat  spcktakel  etc.;  —  ik  hebb'  so  'u  liin- 

od.  Frau  u.   ITc/ft,  weibliche  Fcrson  (Toch-  der  an  't  üge;  —    ik  fill  luugends  gen  hin- 

ter)  des  Heimes  u.  Hauses   etc.   gehabt   ha-  15  der  of  last.  —  <S}j;-/c/i!ü.;  kiiider  raaken  hinder, 

ben  l-an)i.  d.  h.  a)  Kinder  machen  u.  verursacJicn  Be- 

him-boi'stig,    asthmatisch,    an  Athcmnoth  hinderung  u.  Abhaltung,    bz.  machen,    dass 

u.  Fngbrüstigkeit  leidend  etc.;  cf.   himeu  u.  man  zurück-  u.  abgehalten  wird,  z.  B.  vom 

borstig,  bz.  ämborstig.  Ausgehen    od.   von  Lustbarkeiten  etc.  —  w. 

hinien,  pfeifend  od.  mit  krankhaftem  Ge-  20  b)  sie  machen  Last  u.  Beschwerde  etc.  etc. ; 

rausch  athmen    wie  beim  Asthma,    od.    wie  —  t'ol'  kinder,    föl  liinder.    —    Nd.,    mnd., 

engbrüstige,  schicindsüchtige,  an  Athcmnoth  nid.,    mnld.,    afries.  hinder    (impedimentum, 

leidende  Leute  thun  ,  ächzen,  keuchen  etc.;  obstaculum,  remora,  damnum) ;  isl.  liindran  ; 

he  himd  so,  as  of  hc  hei  gen   lücht   krigen  norw.,  schiced.,  dän.  hinder  (dasselbe).     Fs 

kan  ;    —    de  borst  himd  huni  so,   dat  lie  't  25  ist  entweder  aus  dem  Prä2)us. :  ahd.  hintiu-, 

wol  nich  lauk   mür    maken    schal.    —    Nid.  hindar,  hintir,  hindir,  hinter,    hinder;    mhd. 

hijmen ;    mnld.    himmen,    himen    (suspirare,  hinter,   hinder;    gofh.    hindar;    ags.    hinder 

anhelare) ;  nd.,  mnd.  himen,  keuchend,  pfci-  (hinter),  od.  aus  dem  daraus  comparativisch 

fend,  laut  athmen.   Onoinatopöisch  wie  higen.  iveiter  gebildeten  Adj. :  ahd.  hintaro,  hintiro, 

Himke.  <.  Hinia.  30  hindere;  mhd.  hioder  (hintere ;  Subst. :  mhd. 

liiininol.  >.   1  hemmel.  hinder  =  Hintere,  podcx  ,    cf.  nhd.  After 

hiiup-hanip.  Gebrechlicher,  Stümper,  Hin-  unter  2  achter);  di/r/es.  hindera  etc.  substan- 

kender,    Humplcr ;   gebrechliches,    stünqicr-  tivirt,  wie  das  Subst.  heil  aus  heil  ft/.  hei). 

haftes  Ftwas;  —  'n  himphamp  tau  'n  kerel,  Das  ahd.  hintar  etc.   (wovon    auch   hindern 

od.  fau  'n  ding.    —    Nd.   (Schütze,    Br.  35  ii.  wonach  die  eiste  Annahme  wohl  die  wahr- 

Wb.    etc.)  himphamp    (derartiges,    tcas    ge-  scheinlichste  ist)  betr.,  so  />/  dieses  mit  nhd. 

brechlich,  unvollkommen,  stümperhaft  u.  un-  hinten    =    ahd.    hintana;    mhd.    hiudene, 

zweckmässig  ist,  od.  gemacht  ist).  binden;  goth.  hindana  (hinten,  jenseits) ;  as. 

himp-hainpen,   hinken,  humpeln,  stossend  bi  hindan  (a  tirgo,  post) ;   ags.   hindan   von 

u.  stockend  gehen,  gebrechlich ,  stümperhaft  40  dem  Adv.  hina  etc.    (cf.  hcn)  weitergebildet, 

u.  schlecht  gehen  etc.,  von  Menschen,  Thieren,  wie  achter  t'O»  apa    u.  da  nun  heu  =  nhd. 

M^agen,   Geschäften  etc. ;  —  he  himphanipd  hin  auch  die  Bedtg.:    weg,   fort,    getrennt 

d'r  hen  ;  —  dat  himphanipd  d'r  so  wat  hen.  von,  bz.  die  von:  vergangen,  od.  zurück- 

—  I\Iit  humpeln  u.  engl,  liimii,  himple  (hin-  liegend  etc.  hat,    so  erklärt  sich  leicht,  wes- 

ken,  lahm  gehen);  schalt,  hamp  (to  stutter),  45  halb  durch  hindar,    hintar    u.    hintana    etc. 
sowie  auch  icohl  goth.  hamfs  (s.  »/i<er  liampe         das  zurückliegende ,  bz.  dasjenige,  was  hin 

etc.)  wohl  von  einer  u.  derselben  ]/,   obschon  u.  vergangen  ist,  bezeichnet  wird, 

man  auch  annehmen  kann,  dass  die  germ.y  hinderoil ,  hindern,  ab-  od.  zurückhalten, 

himp,  bz.  idg.  kamp  ('s.  «»<<■/•  hampel)  urspr.  aufhalten,     hemmen,     iMSt,     Beschwerde, 

blos  die  Bedtg.:  &eTno\ere,  vAcWhirc  etc.) hatte,  50  Schmerz,  Aerger  etc.  machen  etc.; —  de  dik 

wie  ja  himi^-hAmYicn  ((ds  liedujil.  von  y  hhwp)  hiuderd  dat  water,    dat   't   net    afer  't  land 

eigentlich  blas  ein  Bewegen  hinu.  her,  bz.  von  löpd;  —  dat  blök   hinderde  huni  in  't  lopen; 

einer  Seite   zur   andern  bezeichnet,  zvoraus  —  de  mage  hinderd    ml    al    lank,    sodat    ik 

sicfi  denn  weiter  die  von:  unsicher,  sclucan-  hast  hi-I  gen  äten  mer  mag;    —    de  kiise  is 

kend,  schlecht  u.  gebrechlich  gehen,    bz.  die  55  hol  un  hindord  mi  bi  't    äten ;    —    dat   ene 

von:   hinken,    lahmen,   humpeln  etc.    weiter  ög  hinderd  mi  so,    dat    ik   mit  't   ander  6k 

fortgebildet    hat.      Hält    man    diese    Bedtg.  hast  net  sen  kan ;  —  dat  hinderd  (verdriesst, 

fest,  so  dürfte  auch  an.  od.  isl.  hampa  (ma-  ärgert,  schmerzt  etc.)    mi  so,    dat    de  junge 

nibus  volvere,  terere)  wohl  ebensogut  als  un-  net  ördendlik  lerd  un  fördtkumd,  dat  ik  d'r 

ser  hampeln  d((mit  connex  sein.  60  's  nagts  mitunder    hast   hrl   net   fan    slapen 


ätl 


HINDERK  87                              HINGST 

kan.    —    Africs.   hinderja;    arjs.    lüiiilarjan;  »um  sich   nun  aber   die  Form  an,  so  muss 

aJid.  (lintarjan),  liiiitiren,  liiiitraii,  hiiulcren;  man  heim    Vcrfjlcich  von  ahd.  furist  (Fürst) 

mhd.  lindern;    )dd.,  nd.    liiiulercn,   hindern.  von  fiiri,  für  (vor,  voran  etc.)  univiUkilrUch 

Zu  ahd  hintar  etc.  (hinter,  .lurilck  etc.,  cf.  denken,  dass  auch  liciigist,  bz.  dessen  Thema 

liinder)  *.  loörtl.  soviel  (ds  h inte r  od.  z u-  5  liangista,  hagista  ein  superl.  Siibst.  ist,  tvas 

rück  michen,  hz.  machen   od.  bewirken,  von  einem  tStammrbm.  haga    od.  hagi,    hag, 

dass  Etuns  hinter  bleibt.  heg  (nasal,  luvng,  lieng)  weitergebildet  tvurde. 

Hindert,  s.  Hinrich.  Vergleicht  man  niDi  aber,    dass   das  Pferd 

hinderlfv,   hinderlich,   hemmend,  störend,  einerseits  vor  allen  andern  Hausthieren  sehr 

beschwerlich,  lästig,  ärgerlich  etc.  10  klug,  geschickt  u.  anstellig  etc.,  andererseits 

llillgstj  Beugst,  ml.  ungeschnittenes  l'ferd.  aber  auch  für  die  Menschen  (namentlich  in 

Sprichw.:   Irög  hingst,   trüg  rün !    t'rög  hän,  cüter  Zeit  noch  mehr  als  j^tzt)  sehr  passend, 

frog  kapim  ! —  yl/Wes.  hängst,  liengst,  hingst,  od.  passlich,    nützlich,    dienlich,    branchbar 

hanxt,  liinxt;    ivfries.  liynst;    ivang.  liingst;  etc.  ist  u.  Jedem  behagt,    od.    angenehm   u. 

srti/.  hängst,  längst;  «/r«es.  hingst;  nd  hingst;  15  recht  ist  u.  ferner  auch  ein  sehr  gefügiges, 

mnd.  hingest    hinxt,   hengest;    nid.   hengst;  zahmes,    sanftes   u.  mildes  Wesen    hat,    bz. 

ags.  hengest;   an.  hesfr ;    norw.,    dän.  liest;  vorzugsweise  ein  Thier  ist,  woran  man  sein 

schwed.  ]iÄst ;  ahd.  heugist,  heingist,  hengest;  Behagen,  seine  Freude  etc.  hat,  od.  toas  Be- 

mhd.  hengest,  hengst;  ö/räH^.  chengisto.    Es  hagen    u.    Annehmlichkeit    etc.    schafft,    so 

hatte  urspr.    die   allgemeine  Bedtg.    Pferd  20  setze  ich  für  hangista    od.  hagista  ein  Ety- 

(Hengst  u.  Stute,  sowie   auch   Wallach)    u.  mon  haga,  hagi    od.  hag  an,    was   mit    an. 
hat  sich  erst  spät  zu  dem  heutigen  Begriff        hagr,  hög   (geschickt,  klug,   dexter,  sollers, 

verengert,   tvie    anch    noch    Cad.    BI aller  SiVtiücio&u^  etc.),  hixgr  (das,  was  Einem  j^asst, 

dieses   Wort  mit  Pferd  übersetzt.     Daneben  bz.  der   Vortheil,  Nutzen,  Geivinn  etc.),  haga 

findet  sich  nun  noch  auf    Wangerooge  25  (accommodare,  ordinäre),    högr  (mitis,  placi- 

das  Wort  (Ehrentraut,  11,1)  hinkel  in  dus,    facilis);    ags.    hagjan    (passend   u.   ge- 

derBedtg.Pferd,  tvas  indessen  unvertvandt  schickt  sein,  convcniren  etc.),  hög  (geschickt, 

scheint ,   falls  es  nicht  etwa   aus  einem  Di-  klug  etc.) ;  ahd.  hagan    (angenehm ,    od.    be- 

min.  hinxtele,  hinkstle  entstand,  was  wenig-  haglich  u.  passend  sein,  recht  sein,  behagen) 

stens  ebensogut  möglich  ist,  als  die  Contract.  30  etc.,  bz.  unserm  hagen  (angenehm  sein,  Ver- 

dcs  nord.  hest,  hast  aus  hengist,   wovon  es  gnügen  maciien,  freuen,  b  eh  ag  e  n  etc.)  etc. 

mir  übrigens   noch  sehr  zweifelhaft  scheint,  zur  ]/  hag   (passen,   genehm    u.  recht  sein, 

ob  dies  überhaupt  mit  hengist  venvandt  ist,  behagen  etc.)   gehört  u.    demnach  eine  ähn- 

zumal  man   bei  an.  hestr,    schwed.   hast  ja  liehe  Bedtg.  tvie  an.  hagr,   bz.  eine  zu  hag 

auch  ebensogut  an  einen  Zusammenhang  mit  35  u.   hagan    stimmende    Bedtg.    gehabt   haben 

an.   hastr,    ags.    haest,    mnd.   haste ,    heste,  muss  u.  zweifellos   cds  Adj.   od.  Adv.    auch 

heyste  etc.,    ahd.  heist    (rasch,  eilig,  heftig  den  andern  germ.  Sprachen  eigen  war.    Als 

etc.)  denken  kann,    was   sowohl  formell  als  Supjerl.  dieses  hagi,    od.  eines  mit  an.  hagr 

begrifflich  für  heslr  als  Pferd  in  der  Bedtg.  identischen    hag    (bequem,    geschickt,    recht, 

„Ren  71  er"    sehr   gut  cds  Etgmon   (cf.  die-  AO  passend,  dienlich,  nützlich  etc ,  bz.  geschickt, 

serhalb  hors   u.   auch  31  ax  Jahns,   Boss  klug  etc.)  würde  min  hagista  als  S übst,  sehr 

u.  Reiter,  I,  14  seq.)  passt,   loorüber   Wei-  wohl    von    den    unvüchsigen    u.    einfachen 

teres  unter  2  hast  zu  vergleichen  ist.     Was  Sprachbildnern  zur  Benennung  des  Pferdes 

nun  aber  loeiter   das   Wort  hengist   betrifft,  gebraucht  sein  können,    da   alle    die  in  hag 

so   stellt  Fick   dessen    Thema  hangista   zu  45  liegenden  Bcdtgn.   ganz    besonders    u.    vor- 

hag,  bz.  idg.  kak  (cingere),    indem  er  es  zu  zugsiveise  für  dies  edle,  fromme  u.  nützliche 

(cf.  III,    5'J)   lit.   kinkan ,   kinkyti  (Pferde  Liebling sthicr    der    Menschen    zutreffen    u. 

gürten,  anschirren)  vergleicht  u.  das  Pferd  dieses  von  den  einfachen  Naturvölkern  noch 

(cf.  1,  36  etc.)   als   das  Gegürtete,    Ge-  viel  lebhafter  empfunden  loard,  als  von  den 

schirrte,  od.  Ang e spannt e  etc.  deutet.  50  Gebildeten  der  Jetztzeit. 

Da  hiebei  nun  aber    das  Suffix    ista,    esta.  Zum    Schlüsse    ivegen    dieses    jedenfalls 

bz.    ist,     est     unerklärt    bleibt     u.     hengist  schon   sehr   alten   Wortes   noch   die   Frage, 

auch  ein    ausschliesslich  deutsches   Wort  ist  ob  das  Wort  hengist  etwa  hen-gist  u.  nicht 

(Andere  denken  auch  an  einen  Zusammen-  heng-ist  zu  theilen   u.    die  erste  Sylbe    han, 

hang  mit  slav.  kun',  lit.  kuinas,  Pferd,  wo-  55  hen,  hein  (cf.  die  ahd.  Form  heingist)  viel- 

bei  indessen   die  zweite  Hälfte   gista   auch  leicht  ein  Gontractum  von  hagan,  hegan  ist, 

vollständig    unerklärt    bleibt),    so    halte   ich  soivie  ob  die  Endung  gist  od.  gista  sich  von 

dafür,  dass  es  auch  nur  aus  dem  Deutschen  einer  ]/  ji,    erweitert  jish    (cf.    zend.    ji  = 

erklärt   tverden   kann   u.    ihm   lediglich  ein  skr,  ji  aus  gi,  gvi  «.  zwar    1)  ji,  loben;  — 

deutsches  Etymon  zu   Grunde   liegt.     Sieht  60  2)  ji,  überivältigen,  erobern  etc. ;  —  u.  3)  ji, 


IIINGSTEN  88  IIISEL 

verlange)),  liebo),  h)-ii))stig  sei)i  etc.,  —  so-  Hendrik,  ^fsr/J».  Hendriks.   Die  ostc^iiUie 

)cie    1    u.    2   jish    u.  jisti  etc.    hei  Justi)  hin,  hen  ,  liein  ka))n  sowohl  aus  hajan  als 

ableite))  läs.-t.     Be-iiglicli  lian,  hen,  liein  aus  aus  lieini  (Vf.  hcin)  oitstandc»  sein.   Vo-rß. 

liagan,  hegan  u-ih-de  daun  zu  er)cäf/e))  sei»,  die  St<i)ni)ie    hagan    u.    haim    hei    Törsie- 

ob  dies  mit  hag  u.  hagan   ('ei)if)-iedigen,  he-  5  m  a  «  n  u.  daselbst  auch  Ilnganrih  luto-  ric. 

gen  etc.)  cu)-  ]'  hag,    Ik.  kak   (cingere  etc.,  —  Ein  e^se))fester,   kräftige)-,  kongcsundcr 

s.  ehe))),    od.  zur  ]'  hag   rou  behagen    u.  Mrtisrh  irirdhicr „''n\^[[ev\\W\m)i'YY genannt. 

an.  hagr  (s.  obct)),    od.  gar  )nit  lat.  cachin-  hl|)ke,  Hiipochondric,  Mdanclolie ,  Gril- 

nai i  etc.  z)ir  y  kak    (lachen,  wiehern  ,  hin-  lenJcranlheit  etc. ;  —  lie  hed  't  hipke.    Zuri- 

nire  etc.)  zusa)n)nenhängt.  10  fellos  aus  IL/pochondrie  rerstü))v)ielt. 

hiiigsten,  beschälen  od.  decken  lassen.  —  liipsol ;  i.  q.  hihbel. 

Satl.    (Ehrentraut,    II,    207)    liingstje  liir,    hier,   an  dieser  Stelle;  hieher  etc.; 

(brünstig  sein,    .<<pirlen  etc.,  von   der  Stute).  't  is  liir;    —    knmm'  hir.    —    Afries. ,  satl. 

hingst -hol'dliii^    (obs.,    ('ad.    Mülle)-)  hir;    tvfrics.  hier;    goth.,  an.,  cgs.  her;    as. 

Hittincister.     Wü)-tl.  ,,Pferde-lIäuptling",  rf.  15  lier,  liir;  ahd.  liiar,  liier,  hia,  Le ;  »»/jr/.  hier, 

hingst  u.  das  engl,  capitaiu  of  horse.  Mit  her  u.  hen  dcr.'iclben  Abstannnnng. 

hin<;st-l'Ulio ,    ein  als  Hengst   verschnitte-  bis,    Pferd;    mei.'^t  I)inii)i.  'iisko    (Pferd- 

ues  Pferd.  chen) ;  —  'n  lütjet  liiske;  —  da  irr:  his-fäl  od. 

hingst-wed,    das  Laub  .schie)-lingsartiger  hüs-fal    (Pferd.     Fohlen,    l'üllen) ;    ivang. 

Pflanzen,    welches   zmn    sog.    lirfulpad    (in  20  (Ehrentraut,    II,   1)    hOsfuIle   (Füllen). 

Aurich)  gebraucht  2ri)-d.  Vergl.    bei  M.  Jahns    (Btss  u.  Heiter,  I, 

hink,  lah)n,  krüpi)el ,  hinkend:    dat  prrd  If  seq.)  unter  liess  auch  btgr.  lieiss,  heiss- 

is  hink;  't  hed  gewis  'n  spiker  in  de  föt.  lein  etc.    u.  wfäl.  hysz  in  der  Bedtg.:   Fül- 

hinken.  hi)tken,  lalwien,  gebrcchlicJi  gelten  len,  der  allerdings  vieles  nicht  ZusavDuoi- 
(auch  flg.),  a)tf  einem  P\isse  sich  hüpfend  25  gehörige  unter  hess  a))fi:hrt ,  indessoi  doch 
u.  springend  fo)-tbcicegen  etc.  —  Nd.,  nid.,  auch  der  Ansicht  ist,  dass  diese  W<»-ter 
)nnd.  hinken  (dasselbe,  ))ind.  auch:  sich  zu-  mit  hess  u.  an.  hestr  (s.  )inter  hingst)  wohl 
rückziehen  etc.);  innld.  hincken  (claudicare,  mit  hiist  od.  licht  zusanDnengehören,  bz.  dem- 
nutare,  vacillare  gressii,  titubare)  ;  wfries.  selben  Sta)n)nvb)n.  angehören  u.  ivohl  auf 
hinckjen ;  ahd.  hinchan,  hinkan,  hinchen;  30  die  Bedtg.:  gehen,  laufen,  rennen,  eiloi  etc. 
)tihd.  hinken;  cf.  skr.  khaiij ,  od.  khang,  zurückgehen  können,  worüber  Weiteres  nn- 
khag  (liinken).  Da  ein  Hinkender  von  einer  ter  2  hast  u.  hisel  zu  vergleiche)i  ist.  — 
Seite  i)i  die  andere  fällt ,  hz.  sich  hin  und  Sieht  mati  sich  idirigcns  skr.  hesin  (equus) 
her  beicegt  u.  schicankt  etc. ,  so  ist  die  ]/  an,  bz.  dass  dies  niit  hesa  (hinnitus) ,  ku)-d. 
khanj  od.  khang  von  khag  (agitare,  com-  35  hise,  tviehe)-t  (cf.  auch  Pott,  II,  zweite 
movere,  bz.  freq.  bewegen,  schütteln,  durch-  Abth.,  :}!)8  seq  )  vo)i  der  ]/  lies  (hinnire, 
einander  rühroi  u.  nnschoi  etc.,  cf.  bei  od.  iiho-haupt  einen  ScJiall  verursachen,  od. 
Benfeg  khaj  =  to  churn,  bez.  to  move  to  ein  Geräusch  machen,  einen  imartikuJirtoi 
and  fro)  nicht  verschieden.  Nach  griech.  To)i  hören  lassen  etc.  u.  so  auch:  bridlen, 
skäzo  (kinke)t)  u.  an.  skakkr  (schief  od.  40  schreien  od.  toben  etc.,  cf.  hesa-kratu  [mäch- 
hinkend),  skaka  (schwingen,  bz.  hin  und  tig  bridlend  etc.]  bei  G)-ass)nann)  abstanimt, 
her  bovegen  u.  schlagen)  etc.  ist  dafür  wobei  den)i  allerdings  eine  Laut coschiebimg 
wahrscheinl.  eine  idg.  }/  skag  anzusetzen,  nicht  Statt  gefunden  hätte,  od.  das  skr.  hes 
die  auch  icohl  unsc)-)n  Schaken ,  schakeln,  selbst  für  khcs  od.  kes  (cjf.  lird  für  krd  od. 
schok,  schukeln  etc.  (s.  d.)  zu  Grunde  liegt,  45  klird)  stehen  )nüsste,  so  kan)i  auch  his  da- 
weil  aus:  hin  u.  her  bovegoi,  schwingen  etc.  mit  connex  sein. 

a)ich  die  Bedtgn. :  schlagen,  stos.^e)i  etc.,  bez.  1.  hiscl  od.  hisel,  Einne,  Pille,  Einnsaal 

verrücken,    von    der   Stelle    bovegoi,    e)it-  od.    Wasserlauf  auf  dem   Straiide ,    pleon. 

führen  etc.  etc.  hervorgehen.  auch  hiselrille  genannt.  —  Wang.  (Ehren- 

hiiiko-pink.   ]iink!ej)ink.    liiiikopank,  ein  50  traut,  I,  H70)  heizel.     Wie  Tx'inne,  rin- 

Hinkotder ,    od.  auch  ein   Wankender ,    ein  nen  u.  re)i)ien  zu  der  y  ar    (sich  bewe- 

de))i  Concurs  u.  Fall   Naher   etc.    —    Nid.  gen  vor,  gehen,  laufen,  sich  o-heben,  trei- 

hinkepink ;    )nnld.    hinckepinck,    hinckepoot  hen  etc.),  so  gehört    auch  dieses   Wort  wohl 

(daudus,  loripes) ;  hinckepincken  (claudicare,  7nit  his  u.  hast    (s.  t;nter  2  hast)    zu  einon 

uniro  i)ede  salfare).  55  u.  demselben  Staminvbin.   hisan    (se   movere, 

liinrich.  llinrik,  llindrirli.  llinrikus.  Hin-  ire,  currerc). 

riks.    lllndrikiis.    Iliniierk,    Hindcrk    (ml.  2.  hisel  od.  liisel  (Borkum)  Beif,  pruina 

Name),    Heinrich.      Geschln.    Ilinrichs,  od.  eigentlich  der  gefrorene  Niederschlag  u. 

Ilindrirhs,    llinaerks,     Ilinderks,     llinners,  Begen,  der  sich  an  den  Ziveigeti  der  Bäume 

Hüners,    Hiunerssen,    Hünerssen.    —    Nid.  GO  (de  hörnen  hint   [od.   sunt]   füll   hisel)  fest- 


HISELN 


HOD 


seist  u.  mit  einer  Eisrinde  urnffieht.  Vergl. 
unter  2  giseln  das  mnld.  (KU.)  hijsel, 
vifläm.  liyselo  (ffelicidium,  pluvia  glaciata  vel 
glacialis)  u.  weiter  das  vind.  (Seh.  n.  L.) 
hiselen  (eisregnen,  glatteisen,  pruiiiare),  ivo- 
nach  es  wohl  mit  mnd.  giessel  identisch  sein, 
könnte.  Da  indessen  africs.  ]iacht  =  acht, 
soioie  unser  heite  tvohl  =  eito,  etle,  äte  ist 
u.  überhaupt  ein  „li"  oft  vor  vocalischen 
Anlaut  tritt,  so  kann  auch  KU.  Hecht  ha- 
ben, wenn  er  hijsel  als  für  ijsel  stehend 
annimmt  u.  demnach  mit  ijselen,  hijselen 
(pluere  minutam  glaciem,  sive  pruinam  gla- 
cialem) ,  nebst  ijscl  (stiria  glacialis),  ijsen 
(glaciare,  gelare)  zu  ijs  (Eis,  cf.  is)  stellt. 

hiseln  (Borkum),  glaiteisen,  Eisregnen 
etc.  =  giseln ;  s.  unter  2  hisel. 

lüsel-rille,  s.  1  hisel. 

liisen  od.  liisen ,  hissen,  ziehen,  reissen, 
in  die  Höhe  ziehen,  winden  od.  heben  etc.; 
—  de  perde  hisen  god  an ;  —  hise  datt  au  wat 
starker  an ;  —  he  hisde  dat  up  de  wagen 
od.  hön  (Boden) ;  —  his'  hum  up ;  —  körn 
od.  seils  (Segel)  etc.  uphiscn.  —  Nd.  hie- 
sen,  hissen;  nid.  hijschen,  früher  hijsen  od. 
hijzen ;  an.,  bz.  isl.  hisa  (funibus  attollere); 
norw.,  schtved.  hissa;  rfä«.  hcise;  engl,  hoise 
od.  hoist;  schott.  heis,  heys  hceze  (to  lift 
op).  Davon:  ital.  issare ;  span.,  port.  izar; 
franz  hisser  (in  die  Höhe  ziehen).  Wohl 
mit  2  hast,  his,  hisel  etc.  zu  einer  germ.  ]/ 
his,  die  aus  der  allgemeinen  Bedtg.:  bcioe- 
gen  (cf.  rennen  etc.  xi.  risen  von  y  ar,  ri)  auch 
die  von:  zielten  od.  heben  etc.  entwickelte. 

his-fäl,  hiske,  s.  his. 

Hiske,  ivbl.  Name.  Wohl  Dimin.  vom 
alten  hiwa  (Gattin,  Frau  od.  Magd),  da 
dies  nach  hiwo  (s.  unter  hilk)  zu  urtheilen, 
auch  die  letztere  Bedtg.  gehabt  haben  miiss 
u.  überhaupt  nur  eine  Person,  die  zum 
Hause  gehörte,  bezeichnete. 

hissen,  hitsen,  hetzen,  in  Hitze  od.  Zorn 
u.  Eifer  bringen,  reizen,  aufstacheln  etc.; 
he  hissd  (od.  hitsd)  hum  up ;  —  he  hissde 
hör  tegon  'n  ander  an ;  —  sid)st. ;  kanst  du 
dat  hissen  net  laten  un  raust  du  uog  mer 
unfräden  stichteo  ?  —  Nd.  hissen  ;  mnd.  his- 
sen, hitsen,  hessen;  nid.  hitson ;  mnld.  his- 
schen,  hitschen,  hetsen  etc.,  alles  von  ahd. 
(hazjan,  hezzan)  hezzen;  tnhd.  hetzen  u.  dies 
von  ahd.  haz,  cf.  hat. 

histörjc,  Historie,  Geschichte,  Geschichts- 
buch; —  dat,  od.  he  is  de  düpte  fan  de 
historje;  —  ik  bin  in  d'  histörje  kamen, 
d.  h.  in  die  Schidklasse,  worin  das  biblische 
Historienbuch  gelesen  ivird. 

hitse,  hits,  Hitze.  Es  ivird  namentlich 
auch  in  der  Bedtg. :  feuriger  od.  röthlicher 
Ausschlag,  Entzündung,  sowie  in  der  von: 
Zorn,  Eifer  etc.  gebraucht. 


1.  hitsf^n,  Ä.  hissen. 

2.  Iiitscn,   heizen ;   —  iuhitscn,  einheizen. 

—  Alid.  (heizjan)  heizen,  heiss  machen. 
liitsig,    hitzig,   rosig,   entzündet;  zornig, 

5  eifrig  etc. 

bitte,  s.  hctte. 

1.  Iio  od.  ho,  Ruf  inn  Halt  zu  machen  u. 
sich  vorzusehen,  bz.  Halt  zu  gebieten ;  —  ho  ! 
fair  net;  —  ho!  perd,  wilt  d'  stän;  —  ho! 

10  mantje,  so  geid  dat  net;  —  ik  segg'  di  fan 
liö!  —  Nid.  ho  (dasselbe).  Davon,  bz.  von 
franz.  ho  auch  nid.  oho,  nhd.  ohö,  sotcic 
das  mit  la  zusammengesetzte  höht  ?f.  nhd. 
ho  IIa.     Vergl.  aucJi  he  u.  hdä,  sowie  Wei- 

15  teres  unter  eala. 

2.  lio  od.  lio  u.  auch  wo  od.  wo  (Frage- 
zvort),  wie,  auf  welche  Weise  etc. ;  —  ho  is  dat 
gelegen,  od.  mit  di  ?  —  ho  gröt  is  dat  land ; 
— •  ho  so?    wat  wilt  du  dar  mit  seggen?  — 

20  ho  denn,  a)  wie  dann ;  —  b)  wie  denn?  od. 
wie?  —  Nid.  hoe;  afries.  hü,  ho;  wfrics. 
hö ;  nfries.  ho;  as.  hwö;  «(/s.  hvu,  hü;  ahd. 
hweo,  weo,  wea,  wio ,  wia,  wieo,  wie  n. 
wuo;  mJul.   wie;   amd.   hwö;  md.  we;    goth. 

25  hvaiva,  uh(s  (cf.  Ernst  Schulze)  aus  hve 
u.  aiva  zusammengesetzt  ist. 

Iiobbe,  ein  köpf-,  Höcker-,  od.  hügelartig 
aus  dem  Wasser  hervorragendes  od.  auf 
demselben  schtvimmendes  Stück  lockerer,  moo- 

30  riger  mit  Sumpf  gras  be-  u.  durchwachsener 
Erde.  —  Dasselbe  loie  höfel  u.  hubbel. 

lioch-,  llOgtid,  Hochzeit  od.  Vermählungs- 
fest etc.  Sprichiv. :  na  hogtid  gan  un  fad- 
der  stau  un  kindelber  gefen,  hed  mennig  biir 

35  fan  d'  pläts  of  drefen.  —  Afries.  hachtid, 
haochtid ;  satl.  hagtid ;  wfries.  hoagtid ;  nid. 
hoogtijd ;  mnld.  hoghe- ,  hooghtyd;  as.  hö- 
get'id;  ags.  heähtid;  ahd.  hohgezit,  höchge- 
zit,  höchzit.     Es  Jieisst  wörtlich :  hohe,  er- 

40  habene  Zeit  u.  lourden  unter  Hochzeit 
früher  überall  ii.  auch  hier  (cf.  v.  Richt- 
hofen,  ajries.  Wb. ,  sowie  Kern  u. 
Will  ms,  pag.  106,  sub  Nr.  lÜOO :  Gode 
yfft    di    olin    frohlyke    Paaskhochtyde)    alle 

45  hohen  iveltlicheu  u.  kirchlichen  Feste  ver- 
standen, loie  denn  auch  noch,  jetzt  in  Hol- 
land, dies  Wort  nur  in  diesem  Sinn  ge- 
bräuchlich ist  u.  für  Hochzeit  im  moder- 
nen Sinn  das  Wort  bruiloft  (cf.  brüloft)  ge- 

50  braucht  ivird.  Das  von  Ki  l.  neben  hoogh- 
tyd angeführte  u.  von  ihm  fälschlich  (cf. 
auch  Stbg.)  damit  identificirte  heughtyd 
ist  mit  unserm  högetid  identisch  u.  dort 
Weiteres  zu  vergleichen. 

55  hud,  Hut,  Kopfbedeckung,  od.  das,  ivomit 
man  den  Kojif  bedeckt,   schützt  u.  schirmt; 

—  dar  mut  man  de  hod  für  ofsetten,  z.  B.  vor 
einem  Mann,  den  man  hochschätzt,  od.  auch 
ror  Allem,   ivas  Einem  Respekt  einflösst   u. 

60  was  Ehrbezeigung  verdient,   ivie  denn  auch 


HO-DANIG  90                             HOEDEN 

ein  früherer   hies.    Amtiiiniin    (jetzt   Amts-  höddclko.  liödtlsol.  Iiodfije.  liödjo,  kapsel- 

hduptman»)    von    iinseriii   Düiit/crhditfcn    zu  färniiiicr  Sclint^-Ih'ckd  auf  r/cifcn,  Strick- 

!>uffcn   iijleyte,    dass    man  thtcor,    seiner  bc-  nadeln  de.;  leinener  od.  lederner   Ueherzit(j 

sonderen     (riite    wegen ,     den    Hut    ziehen  zum  Schutz  für  wunde  Finger.     Zu  luulen, 

müsse.    —    Afries.,    itfrics.,    stitl.,  nd.,  ngs.,  5  hz.  hod,  (/.  liüdje. 

engl,  höd ;  nid.  liood ;  nhd.  liuot,  Ji6t,  liuat;  liüdc,    Hut,    ühhat,    Schutz,    Gewahrsam 

mhd.  luiot  (Hut,  Midzc,  Kopfhedeckung  un-  etc.:  —  wils  up  diu  liödo ;  —  du  must  dat  in 

ter  dem  Helm,  Helvi,  Drckel,  l'iherdeektDig  diu    liödo    iirmeii;    —    dat    stüid    uiulor    sin 

eines  Zeltes).     Mit  hödc,  liüde  zu  IkkIcii,  hz.  höde.  —  Afries.  höde,  liüde  n.  hodriio,  hii- 

desselben     Ur^^prungs.      Xcbcn    höd    kömmt  10  dono ;    )dd.  lioede;    nd.,    mnd.    liode,    linde; 

anih    )Hich    eiti    afries.    hat;    ags.    liät    od.  alid.  liuota ;  mhd.  huote.     Mit  bilde  zu  dem 

hact;  engl,  hat;  nfries.  hat,  halt;  a)i.  hattr,  folgenden: 

hOttr,  liotta;  norw.,  schwcd.  liatt;    dän.  liat  höden    (höde,    hödst    od.  hödst,    liodt   od. 

in  der  Bedtg.  Hut  (iiikuis)  vor,  womit  viel-  hödt  etc.;  —   hödde,  höddst,  höddt  etc.;  — 

leicht    auch   mhd.    haeze,    liäz;    bagr.    häsz,  15  bin  od.  heb'  hödt;  —  hödend),  hüten,  n-ah- 

liaz  (Hock,  Kleid,  Kleidung)  als  Bedecken-  reu,  behüten,  bewahren,  schützen,  beaufsich- 

des  u.  Schützendes  idodisch  ist,   da   liaeze  tigen,  in  Acht  od.  Obacht  nehmen  u.  haben 

leicht  aus  hezze  od.  haze ,    bz.  dem  für  hat  etc. ;  —  höd'  di,  dat  dn  dat  net  wer  deist ;  — 

anzusetzenden  Thema  hata  cntstehoi  konnte  schapen  höden ;  —  he  mnt  't  hns  höden  (a. 

(/.  auch  das  von  liilt  weitcrgcbildete  ags.  hil-  20  das  Haus  hüten  u.  bewahren  od.  bewachen 

tcn  die  Bedtg.:    Anzug,    Kleidung  etc.    Iiat  etc.;  —  b)  zu  Hause  sitzen  u.  bleiben,  z.B. 

u.    das   Vbm.  hättjan    (cum    cute   dctrahere)  wegen  Krankheit).  —  Nd.  höden ;  7nnd.  ho- 

von  hat    weitergebildet   ist.      Da    nun   aber  den,    huden ;    idd.    hoeden ;   mnld.    hoeden; 

hod  seiner  Form  nach  (cf.  flöd  am  Schlüsse,  hneden;  ((fries.  liuda,  htida,  hz.  liudia,  hudja; 

sowie  güd,    fögen    etc.  etc.)    ein    Substantiv.  25  wfries.  lioedjen ;    as.  huodjan ,  büdjiin ,  liuo- 

Priiter.    von    einem    Stammvbm.    hadan    od.  dan ;   ags.  hedan;  a}id.  huotaii,  huoten,  luia- 

hadhan  ist,    bz.  auf  eine  }'  had,  hadh'  od.  ten,  hueten  ;  mhd.  huoten,  hüeten ;    md.  hu- 

hath  zurückgeht  u.  auch  liat  bei  dem  steten  ten.     Es  ist  zweifellos  mit   hod    (mag   man 

Wechsel  von  auslautendem    ,,d",    „t",    „th",  dies  nun  als  B ed eckendes   od.   Schilt- 

„db"  leicht  aus  halb   od.  hadh,  had  entste-  30  zendes,    bz.    als   Decke    od.    Schutz, 

hen  konnte,    so    dürfte    diese   germ.  y   had  Schirm    etc.     neJimen)    eines     Ursprungs, 

vielleicht  mit  der  y  skad  von  scliadde  (Sehat-  weil  die  Bedtgn. :   tegere,  cavere,  tueri,    cu- 

ten)  identisch ,    bz.  mit   diesem  aus  der  für  stodire  etc.  gegenseitig  (cf.  lu'id  etc.   u.  ags. 

so   viele    Wörter   (cf.  hiid,    biis  etc.,    sowie  hydan,    bergen,   schützen,    bewahren  etc.    u. 

schau,  schö,  schude,  schür  etc.)  anzusetzenden  35  byd,  Rhede  od.   Hafen  etc.  von  y  sku,  wo- 

y  ska,  sku    {decken,  bedecken,    bergen,  ver-  von  auch  schau,  schauen,  schö,  schul,  schür, 

hidlen ,    schiUzen,    schirmen    etc.)    erweitert  schüre,   schude  etc.   k.   ahd.    scuwo   [Schat- 

scin,  obschon  es  auch  möglich  ist,  dass  aus  tcn]  de.,  sowie  die  ]/  var,    von  waren  etc.) 

ska  sowohl  skad  als  skat  (cf.  z.  B.  skr.  cat  stets  in  einander  übergehen.     Bezüglich  der 

aus  idg.  skat,  verhüllen,    bedecken,    verber-  40  y  sei  noch    bemerkt,   dass  M.  Hegne  (cf. 

gen,    verstecken,    hüten,    bewahren  etc.   für  Grimm,   Wb.  IV,V.)7S)  Hut,  hüten  zu 

liadai;,  huod  etc.  u.  skr.  chad,  bz.  idg.  skad,  skr.  chad,  hz.  skad  (cf.  schadde)  stellt,  iväh- 

od.  skadb,  bedecken  etc.  für  hat)    durch  ta,  rend  H.  Leo  ags.  büd  (od.  wie  er  schreibt 

da,  dha  erweitert  tcurden.     cf.  Weiteres  un-  „hod'')  mit  bodnia  (Wolke,  cf.  wulke  u.  wulle, 

ter  höden.  45    Wolle),    sowie  byd    (Haut)    nebst  hydan    it. 

Zu  höd  sei  noch  bemerkt,  dass  die  alten  hedan,  .sowie  beodo  (uinbraculum)  etc.  zu 
Friesen  einen  auf  eine  Stange  gesteckten  einem  Stammvbm.  heüdan  (tectum  esse),  bz. 
Hut  aucli  als  Wahrzeichen  aufpjhuiztm  u.  skr.  kad,  kam],  kund  (tueri,  servare)  stellt 
als  Feldzeichen  gebrauchten  u.  der  Hut-  u.  auch  goth.  betlijo  (Kammer)  u.  a)i.  he- 
od.  Bannerträger  davon  iiudcn!  genannt  50  ilbinu  (Beizrock)  etc.  damit  für  connex  hält, 
wurde,  —  sowie  ferner,  dass  hod  hei  uns,  was  schiocriich  Alles  richtig  ist,  da  büd 
hz.  hord  im  nid.  auch  ein  Steinkohlen-Mass  (Haut)  zu  einer  germ.  y  liud,  —  hod  da- 
ist, icelches  0  hies.  Tonnen  von  plm.  300  gegen  nach  meiner  Meinung  (cf.  höd)  von 
Jfu)id  enthält,  rcobci  ich  indessen  zugleich  einem  Stamnivhm.  hadan  od.  hatban,  bz.  zu 
auf  mnd.  (Seh.  u.  L.)  bot,  bunt  n.  hude,  55  einer  germ.  y  had,  idg.  skad  od.  vielleicht 
bz.  lioedo  (s.  daselbst  unter  liüt  suh  4)  ver-  skath,  od.  skat  =  skr.  cat  {die  übrigens 
weise.  von  Grassmann  mit:  sich  verstecken,  sich 

lio-daiii^,    wie    lieschaffen,    wie   gestaltet,  hinivegthun    de.     übersetzt    wird,    toährend 

wie  etc.:  —  bodaniw  js  dat?  —  dat  is  düs-,  F ick  sie  mit:  bergen,  verstecken  etc.  loieder- 

od.  süs-,  od.  sodanig.     cf.  2  ho   u.  danig.  GO  giebt)  gehört,  wobei  noch  erwähnt  sei,  das8 


HOEDER  HUEDER 


91 


HOF 


10 


15 


Ficli  (111,  61)  für  ags.  hoadlior  (recopta- 
ciilum),  (joth.  liethjo,  sowie  für  alid.  liiiota 
(Hut)  eine  gcnn.  ]/  hatli  (bergen)  außlellt 
u.  diene  zu  gricch.  kotule  (Höhlung,  Hu/t l es), 
kötulos  (Näpfchen,  Scitälchen  etc.,  cf.  koi), 
kopke  n.  tat.  cavus,  caveo  etc.  u.  unser  kau 
u.  schau  etc.);  lat.  castinus,  castillus,  hz. 
skr.  cat  (bergen  etc.)  vergleicht,  wä/ircnd  er 
gerade  umgekehrt  afries.  hat;  an.  hattr 
(Hut,  s.  unter  höd)  etc.  zu  tat.  cassis,  bz. 
idg.  skad  (bedecken,  cf.  III,  60)  vergleicht. 

liöder,  liiider,  Hüter,  Bewahrer,  Beauf- 
sichtiger etc. ;  —  Eedeusart. :  't  hüs  is  'n  hö- 
der  werd;  —  na  'u  hüder  kurod  'n  rüder. 

liOdje,  hötje,  Hütchen.     Dimin.  von  höd. 

hol'  (de,  dat) ,  Hof,  eingefriedigter  u.  ge- 
schlossener Baum,  Garten,  ländliche  Be- 
sitzung od.  Wohnung,  Gehöfte  etc..  Alles  toie 
im  Hochdeutschen.  Häher:  karkhof,  appelhof 
(Apfelgarten),  hof  um  't  hüs,  binnenhof,  hof  20 
um  de  man  etc.;  —  lie  jagd  hum  fan  hüs 
un  hof;  —  he  hed  gen  hüs  of  hof;  —  d'r 
is  gen  hüs  of  hof  to  sen  ;  —  au  de  hof  fan 
de  könig  gän  ;  —  't  hof  fan  spanje ;  —  't 
gerigtshof  etc. ;  —  Sprichw. :  fan  'n  gröt  hof  25 
geid  föl  of;  —  'n  hof  um  de  man,  dat  kau 
uog  gän,  man  'n  hof  um  de  sünn'  dar  schreien 
frö  un  kinder  um.  —  Afries.  hof  (auch  ge- 
tveihter  Hof,  bz.  Tempel,  ivovon  die  4  hoven 
od.  Kirchen  in  Brökmcrland,  ctls:  Maria- 
howe  [Jetzt  Mai'jeuhafe,  Meienhafe,  Marjen- 
hove  =  Marienhafe],  Utengrahowe  [jetzt 
Engerhafe,  Engerhove] ,  Victorisliowe  [jetzt 
Victor  hur]  u.  Lambertushowe  [frühere 
Lambertus  -  Kirch  e  zu  Aurich]  be- 
nannt sind);  nd.,  nid.,  as.,  ags.,  an.,  ahd., 
vihd.  hof;  tvfries.  hoaf;  nfries.  hof,  höf, 
haaf  elc. ;  schoit.  hoif,  hoff,  hove,  houff,  hufe. 

I)ie  urspr.  Bedtg.  is:   eingefriedigtes   od. 
begrenztes,  von  einem  andern  Etwas  (Wcdl,  40 
Bing,  flauer,  Hecke  etc.)  umgebenes  u.  um- 
schlossenes Etwas,    tvoraus  sich  edle  sonsti- 
gen Bedtgn.  (cf.  unter  gärden,    2  harn  etc.) 
von  selbst  ergaben.  Dass  es  daher  mit  griech. 
kepos  (Garten)  (u.  möglicherweise  auch  mit  45 
lat.  Campus,    sofern  dies   urspr.    ein    einge- 
friedigtes   Stück    Land    u.    nicht    blos    das 
flache  Feld,    od.  die  Ebene  etc.  bezeichnete) 
einer  y  kap  angehört,    ist   wohl   zweifellos. 
Wahrscheiidich  ist  dies  nun  aber  dieselbe  y  50 
wie  von  ]iebben  etc.,    da,  sich  aus:   greifen, 
fassen,  fahen,  festhalten  die  Bedtgn. :  festen, 
fesseln,    binden,    gürten,    schliessen  etc.,   bz. 
umgreifen,    umfassen,    umschliessen  etc.    od. 
he-  u.  einfassen  etc.    von    selbst    ergeben   u.  55 
Hof  ja  nichts  anderes  bezeichnet,  als  einen 
von  einem  Etwas  um-,    be-  od.  eingefassten 
Baum. 

höf  (Plur.  hüfen) ,  Huf,  od.  der  Horn- 
sclmh,  ivelcher  die  tveichen  Tlieile  des  Fasses  60 


30 


35 


vieler  Thiere  schützend  umfasst  u.  umschliesst. 
—  Afries.,  satl,,  ags.,  nd.  liöf;  nid.  hoef; 
as.  höf,  huof;  engl,  hoof;  a n.  hoÜr ;  scliwed. 
hof;  (Hin.  hov;  ahd.,  mhd.  huof.  Die  Ver- 
gh'ichung  mit  aslav.  kopato  (uiiguhi)  ab- 
weisend (iceil  der  lange  Vocal  nicht 
stimmt  u.  dies  dircct  von  kop  =  y  kap 
[fassen  etc.]  tveitergebildet  zu  sein  scheint), 
halle  ich  dafür,  dass  es  ebenso  loie  höf, 
hob,  huob  in  an.  höf  (Mass,  Mass  -  halten, 
Besonnoilieit)  ;  norw.  hov ;  schwed.  hof;  ags. 
höf  (modus,  medium,  bz.  das  tvas  sich  ge- 
ziemt, od.  Jemcuidem  geziemt,  gebührt  u. 
zukommt  etc.) ;  goth.  hob  in  gahöbains  (conti- 
nentia,  Selbstbeherrschung ,  Entludtsamkeit, 
od.  das  Musshalten,  sich  in  Schranken  hal- 
ten etc.,  cf.  tinter  höfen  a7n  Schlüsse  des 
Weitern);  as.  höfa;  aJid.  huoba,  huopa, 
höba;  mhd.  huoba;  nhd.  Hufe  (ein  ge- 
loisses  Mass  Land,  bez.  ein  durch  Gräben, 
Hecken,  Wälle  etc.  eingefasstes,  umschlosse- 
nes u.  abgegrenztes  Stück  Feld)  aus  dem 
Präter.  huob  bez.  huof  der  von  der  y  haf  = 
idg.  kap  (greifen,  fassoi,  nehmen,  fahen, 
halten,  tragen,  heben  etc. ,  d.  h.  festhalten 
u.  tragen,  dass  Etioas  nicht  fällt,  od.  Einem 
etwas  Halt  u.  Stütze  geben,  indem  man  ein 
Eticas  setzt  od.  hebt  toorauf)  stammenden 
Verba:  haban,  hapan  etc.  od.  hafjan  (cf. 
hebben  u.  heffen,  wobei  zu  bemerken  ist, 
dass  der  Lautverschiebung  des  lat.  od.  idg. 
„p"  nach,  das  Vbm.  haban  eigentlich  hafan 
lauten  müsste)  hervorging  u.  dass  dem- 
nach höf  (ungula)  als  urspr.  Substantiv. 
Bräter.  von  haban,  hafan  (haben,  bz.  greifen, 
fassen,  halten,  tragen,  heben  etc.),  bz.  von 
hafjan  (Griff-,  od.  Fass  thun,  greifen,  halten, 
heben,  herausgreifen  u.  heben,  nehmen,  aiif- 
nclimen  etc.,  cf.  lieffen)  ivohl  dasjenige  be- 
zeichnet, tvas  grifft  hielt  u.fasste,  od.  trug  etc. 
(also:  ein  Greifendes,  Fassendes,  Haltendes, 
Tragendes  etc.,  bz.  ein  Etwas,  tvas  fasst  od. 
befasst  u.  in  sich  befasst  od.  umschliesst  etc. 
u.  so  auch  als  Hornscltuh  des  Fusses  diesen 
schützt  etc.,  od.  auch  das,  tvas  den  Fuss 
hält,  trägt  ti.  stützt  etc.),  tvobei  man  bei  der 
Bedtg. :  Klaue,  Huf  von  ungula  zunächst 
an  ein  greifendes  u.  haltendes  Etwas  denken 
kann,  falls  man  nicht  etwa  von  der  Bedtg. : 
heben,  erheben,  atif heben  etc.  ausgehen 
u.  so  höf  als  das  deuten  toill,  worauf  sich 
das  Thier  erhebt  u.  aufspringt  etc., 
loelcJie  Deutung  für  höf  auch  ja  zulässig 
ist.  Dass  das  „f'  in  höf  wegen  der  Iden- 
tificirung  mit  „b"  od.  „p"  in  den  sonstigen, 
derselben  y  entstammenden  Wörtern  keinen 
Anstoss  geben  kann,  darüber  vergl.  auch  die 
unter  1  tt.  2  bedarf  «.  l  u.  2  bedarfen  an- 
geführten, M^örter. 

Zum  Schluss   sei  übrigens   noch  bemerkt, 


IIO-FARD  IIOFARDIG  92                              IIOEFEL 

dass  Fick  a)  tmitcr  hüf  (Huf)  mit  zcml.  nh^nlclten,  wie  Fick  (er  stellt  [TU,  62] 
(;afa  (Iloni,  Huf):  skr.  ^aplia  (Huf);  hU.  luibodii  unter  hafja,  \\öi  [heben]  auf,  ohne 
ganiba  etc.  aus  einer  idy.  Grdform  kapa  hesiimmt  c«  sagoi ,  oli  dies,  hz.  (joth.  liau- 
ableitet,  ohne  indessen  der  }'  zu  (jedenken  l>ith  dazu  (/ehört  u.  ob  er  Haupt  als  ein 
u.  h)  das  nltd.  Hufe  mit  lat.  campus  u.  ü  Etwas  deutet,  tvas  sich  über  ein  Anderes 
(jriech.  kcpos  (einciehecftes  Land  etc.)  zu  erhebt  ete.)  dies  anscheinend  thut.  Bezüg- 
einer y  kanip  (hicfjen,  krümmen)  stellt,  zu  lieh  des  lat.  Caput  u.  a(/s.  hcafod  etc.  ist 
deren  Ahhiutform  kuji  auch  unser  3  liop  ge-  wohl  anzunehmen,  dass  dies  mit  ags.  liea- 
hört  u.  wozu  auch  liöf  (cf.  2  li6p  am  iola,  liafola,  od.  licatVIa;  griech.  kepliale 
Schlussr)  be.'^ser  stimmt  als  zu  skr.  ^apha.  1**  (T^'>iif);  skr.  kapala  (.S'cAd/f,  Scherbe,  Schä- 
liri-fäi'd,  liölärdi^,  .s.  höiffrinl  otc.  drl,  craiiium)  zur  y  ki\p  (fassen,  greifen, 
liöf-lilad.  Inirkoblad  i  I'lur.  Iiöfhladon)  Huf-  nehmen,  halten,  heben,  tragen,  cf.  hebbcn, 
l'hitt,  bz.  Uußultivh  (TiissilaLTO  jiotasitcs  oft".  liochtcn,  licftou  etc.)  gehört,  da  die  urspr. 
et  Tuss.  Fart'ara).  Bcdtg.  von  cajjut ,  bz.  ka])äla  u-ohl  zweifel- 
lii)fd ,  liöfd  Uli.  lioft  I  I'lur.  lififilon,  hnf-  15  los  die  von:  Gefäss,  Behält  er  etc.,  bz. 
teil),  ;\)  Haupt,  Caput  (auch  ßg.  als  Ifau]>t  Fassendes  ete.  (u.  so  auch  Hohlgefüss 
od.  Oberhaupt,  bz.  der  an  der  Spitze  .'itcht  r/c,  </.  kop,  kopke  etc.)  w<.  M^egen  hcaiod,  od. 
u.  der  Erste  u.  Oberste  i.'^t,  od.  auch  als  lieäfod  u.  baubith  etc.  vergl.  ((uch  Cr.  Cur- 
Oherstes  n.  Spitze  etc.):  —  förbjTfd,  —  ach-  tius  (pag.  1-iS)  u.  H.  Leo  (pag.  578)  u. 
terhnfd;  -  faniilieiihßfd,  —  be  is  't  höfd  20  Andere. 
liir  in  hi'is;  —  't  hAfd  tan  de  stad,  —  lie  hol'il-feil,  s.  unter  hßfd. 
stoid  an  "t  liöfd  od.  hAfd  fan  de  reuerung ;  hoCdliii^,  Hiiujitling.  —  Afries.  hnveding, 
MUU'v'i]  (Hau jil fehler)  etc.:  —  b)  eüie  Ufer-  liavilinü;,  haiidini^  u.  liavedling,  havdling; 
hefestigu)ig  vo)i  Steinen,  Holz,  od.  Jieisig  nfrics.  ludiling  od.  büvding  (Führer,  An- 
('^(j/jrr ;  stenlirifd,  balkonbilfd,  risbßfd),  ?t'e/cÄe  2ö  führer,  IIäiij>tling ,  JMagnat,  Besitzer  einer 
kopfitrtig  aus  dem  Wasser  hervorragt,  bz.  Burg  u.  adligen  Herrschaft,  bz.  Benennung 
halbicreisförmig  v<n-springt  a.  in  das  Wn.<i-  eines  frics.  Adligen);  «/(.  liüfdingi  (princeps, 
ser  (älinlich  wie  eine  Buhve  od.  slenge,  iiiagnas).  JJie  fries.  Hdujitlinge  gingen  zum 
jedoch  in  der  Hegel  höher  ii.  kürzer)  hinein-  Thcil  aus  den  alten  Priestern  u.  J{ichtern 
ragt,  um  das  Ufer,  od.  l^esondcrs  gefähr-  30  od.  Asoga's  (cf.  äsoga),  zum  TItril  aber  auch 
dete  Stellen  zu  schützen.  —  Afries.  liäved  (wie  der  ganze  frics.  Adel)  aus  dem  Stande 
frec^  ha ved  ?)  havd,  häfd,  häd;  ?o/r />?.<?.  haed,  der  freien  Grundbesitzer,  od.  den  Besitzern 
haa,  hoot ;  nfries.  band,  bond,  liocd ;  7V(tng.  von  alten  u.  sog.  adlig  freien  Grundstücken 
haud;  mofries.  (('ad.  M ü  1 1 er)  hAudo;  nid.  hervor,  die.,  allmälig  reich  u.  mächtig  ge- 
hnofd ;  nd.  hiifd,  liöved,  liovt;  iinid.  hovet,  3')  tcorden  ,  sich  weder  an  die  Beschlüsse  der 
höft,  hoeft,  hoved;  as.  liübid,  hnbbid  ;  ags.  Upstallsbornibclion  Vcrsa)nmlungen,  noch  an 
heafod;  engl,  liead ;  an.  hötiidh  od.  luifut;  die  Anordnungen  a.  Befehle  der  vom  Volke 
norw.  hövud ;  dä)i.  liiivod;  sclured.  hufvud ;  erwählten  Biclder  kehrten,  od.  auch  oft  von 
goth.  baubith;  ahil.  houl)it,  baul)it ,  boupit,  den  andern  freien  Bauern  freiwillig  zu 
haupit,  liOpit,  boubot,  boibet;  )nhd.  hnubet;  10  Häuptlingen  u.  Schutzherren  erkoren  wur- 
md.  liübct,  liouvet.  .It/s.  hiafod  u.  an.  hö-  den,  loie  dies  aus  der  im  frics.  Archiv  von 
fudli  =  bafudh  od.  bafa(W</.  a».  liöfn,  haf-  Ehren  traut  (I,  ol'i)  angeführten  Stelle 
iiar,  Hafen)  u.  vielleicht  auch  afries.  \\av9{\  licrvorgcld,  dir  folgcndcrmas^^en  lautet:  iim 
("i.  oben)  entspricht  genau  dem  lat.  caiuit,  wäh-  (bimsiilven  Jbaro  (nändich  13')5)  is  Edo  Wim- 
rend  in  den  andern  Formen  das  urspr.  „a"  45  kcMin  (Häuptling  von  Wittmund)  van  deu 
in  den  Umlaut  „an"  od.  „ou"  überging,  da  Itichtoron  der  Uustriiig,  Oistring  und  Wau- 
cs  doch  .schwerlich  geht,  um  diese  deutschen  g''i'S,  nomptiik  van  llillort  van  Laureiis, 
Wörter  für  die  Bezeichnung  des  Hauptes  Tanno  Ibon  tho  Sambdl,  M(Ster  Olrick  tho 
od.  Kopfes  von  einander  zu  trennen  u.  aus  Kniplmson,  Jungo  IIe(blo  tho  Wclens  etc. 
verschiedenen  Ouellen ,  bz.  von  vrrscliiede-  50  erwclet  und  angcnluinu'U  mit  synen  Naka- 
nen  Wurzeln  (dizulciten.  Sind  indessen  die  iiioling(!  flio  ein  Capitein  und  Ilovct  de  lande 
Formen :  goth.  baubith  etc.  u.  ags.  lieafod  und  luidc  vortbostacn  und  tho  rogcron,  Wente 
etc.  von  einander  zu  trennen.,  so  ist  es  je-  de  Richter,  wcreu  dos  aniptcs  inoode  und 
denfalls  richtiger,  um  die  Stämme:  Jiaub,  avd'dratich,  unime  der  gemeinte  ungchorsam- 
lioul)  etc.  mit  dem  von  Haub  in  Haube  53  heit  willen,  dat  neuumt  geboir  geven  woldfl' 
(cf.  hüfe)  von  demselben  Stannnvbm.,  bz.  noch  in  krich  noch  im  frede. 
derselben  y  abzuleiten,  ids  sie  mit  höf,  bz.  lli^Cd-pin,  Haiijd-.  od.  Kopfschmerzen, 
a.t.  bufa;  ahd.  hnoba  etc.  (s.  unter  höf)  aus  hofd-sakc,  liöt'dsakc,  Haujdsache. 
hafan,  baban,  od.  hafjan  (cf.  bebben  u.  hef-  1.  höt'el,  Hügel,  Anhöhe,  Erhöhung,  Er- 
ica), bz.  dessen  I'räter.  huof,  huob,  hüf  etc.  00  hebung,  Höcker  etc. ;  —  höfels  un  bargen  be- 


HOEFEL  ^    93  IIOEFEN 

jägnen  sük  net,    man    wol  minsken ;    —    de  usus) ;    mnd.    beliof   (dasselbe) ;   ags.    I)eh6f 

höfels  sligten.    —    Nd.  (Dühnert)   liövel ;  (Incvnm  etc.);  etujl.hvhooi' (Vortheä,  Ntitzen), 

mnd.  Lovel;  nhl.  heuvel;    mahl,  hovel,  liou-  hohovc  (l'ortheil,  Interesse,  Bequemlichkeit) ; 

vel ;    mild,    luihel,  hühel,  huvel ;    as.    huvel.  ((frics.  hiliöf,    Ix'liöf  (hehufsani ,    hehülflich, 

Wohl  zweifellos  mit  dem  folgenden  \\M{i\  zu  5  dienlich,  nützlich,  iiotliwendicj  etc.)  etc.  von 

heben  (hob  etc.),  cf.  heften.  einem  Stamm:  liöt",  lioef,  huof,  ln'if,  hüb  etc., 

2.  hüfel,  od.  liöfel,  Hebel,  Hebebaum  etc.,  der  mit  an.,  ags.  liöf  (Mass  etc.)  k.  goth. 
s.  hefel  sab  b).  hüb  (i)i  gahöl)ains,  s.  unter  liof),  sowie  auch 

3.  höfel,  Hobel,  Geräth  zum  Schlichten  mit  dem  l'rütcr.  liof,  huob,  nhd.  hob  von 
od.  Wegschaffen  von  Unebenheiten  u.  Hau-  10  hafjan,  hcfjau  (heben,  nehmen,  fassen  etc., 
higl'citen.  —  Nd.  hövel;  mnd.  ]\ovo\;  mnlil.  cf.  heffen),  od.  auch  ev.  mit  dem  urspr, 
hovel,  hoevel ;  mhd.  hovol,  linbel ;  md.  liu-  Präter.  hnob,  liuop  etc.  von  luiban,  hapan, 
bei;  an.,  bz.  isl.  liefill;  norw.  hovel,  hyvel;  rect.  bafau  (hcdjen  etc.,  cf.  hebb(Mi  u.  s.  un~ 
dün.  hövel,  hövl ;  schioed.\\i){we[.  Auch  die-  ter  liuf)  identisch  ist,  soivic  aucJt  mit  huob 
ses  Wort  gehört  zu  heften  (heben),  jedoch  15  in  ahd.  bi-huobida  (prae^umtio)  etc.  Da 
nicht  in  cler  Bedtg.:  hoch  macJien,  od.  sich  nun  aber  das  Brüter,  von  heften  im  nid. 
erheben,  steigen  etc.,  .sondern  in  der  von:  hief  lautet,  so  erldärt  sich  hieraus  auch 
greifen,  nehmen,  auf-  od.  wegnehmen,  wohl  ags.  hefe  in  behefe,  bz.  dessen  Iden- 
entfernen  etc.  u.  bezeichnet  es  buchstäblich  tität  u.  Synonymität  mit  afries.  behöf  (s. 
ein  Nehm-Ding,  od.  ein  Etwas,  loomit  20  oben).  Was  nun  aber  speciell  hvtien  =  ags. 
man  Etwas  entfernt  u.  beseitigt.  höfjan  etc.  betrifft,  so  leite  ich  dies  von  höf 

höfeln,  hobeln;    of-,    weg-,  bchöfcln  ;    —  in  ags.  behöf,  engl,  behoof  (lucrum,  bz.  Ge- 

dat  niut  behöfeld  worden.  ici)ni,    Nutzen,     Vortheil    etc.),    bz.  höf    in 

höfen,    müssen,    nöthig  haben,    brauchen,  afries.  beliöf  =  nhd.  behuf   etc.    ab,    was 

nöthig    od.    erforderlich    sein,    bz.    so    sein,  25  als    urspr.    Bräter.    von    haban ,  hafan ,  bz. 

dass  ein  Mass,  eine  Noth,    od.  ein  Bedürf-  hafjan  (haben,  besitzen  etc. ,    od.  heben ,  er- 

niss  etc.  vorliegt  utn  Etwas  zu  thun ;  ~  höfst  heben    [z.  B.  Geld,    Zoll],    greifen,  fassen, 

du  nog  net  na  de  schöl?  —  ik  hftf  net  drin-  nehmen,  halten,  behalten,  in  Besitz  nehmen, 

ken,  ik  hebb'  gen  dörst;  —  ik  höf  gen  äten  erwerben,  gewinnen   etc.)    dasjenige  bezeich- 

hebben;  —  he  bfifde  dar  je  uet  hen  to  gan,  30  net,  was  man  schon  hat  u.   besitzt  (cdso  die 

he  kun  d'  närs   je    in    hüs    holden ;   —  dat  Hahe  u.  der  Besitz),  od.  griff,  fasste,  nahm, 

h8fd  net,  dat  de  dam  mäkd  word.    Sprichw.  hielt,  behielt,    erivarb,    gewann    etc.,    sodass 

(einem   appetitlosen   habituellen  Säufer   iro-  höf  als  Subst.    zunächst   die  Bedtg.:    Habe 

nisch  als  Entschuldigungsgrund  in  den  Mund  u.  Besitz,  bz.  die    von  lucrum,    ocl.    Nutzen 

gelegt):  war  'n  drüp  sitt,  dar  bOfd  gen  kör-  35  u.    Vortheil  etc.  hatte,    od.    als  Adv.  in  Be- 

rel    to    Sitten,      cf.    behöfen,    wanhöfen   etc.  zug  auf  andere  Gegenstände   dasjenige   be- 

—  Nid.  hoeven,   behoeven ;    nd.  (Br.    Wb.)  zeichnet  tvas  nützlich,  vorthcilhaft,  dienlich, 

höven,  behöven;  m»fZ.  hoven,  behoven;  a/>v>.5.  passUch  ,    zweckentsprrechend   u.    brauchbar 

hövja,    bihövja;    wfries.    hoaven  ,    hoavjen  ;  loar,  woraus  sich,  denn  für  höfjan  etc.  »)  die 

ags.  höfian    od.    höfjan   in   bihöfian    (egere,  40  Bedtgn.:    in    Besitz    nehmen,     od.    an    sich 

dpcere  etc.,    bedürfen,  brauchen,  nöthig  ha-  nehmen    u.    gebrauclien    etc.,    od.  die   von: 

ben;  nöthig,  dienlich,  nützlich,  passlich,  ge-  Nutzen  haben  u.  machen   (wovon  für  sich), 

ziemend  u.  erforderlich  sein;  sich  geziemen,  benutzen,  gebrauchen,    verbrauchen ,  verzeh- 

IMssen  etc.);   engl,    hoove,  in  behoove    (ge-  ren,  bedürfen,  nijthig  hcdjen   (cf.  1  n.  2  be- 

biihren,  sich  geziemen  u.  schicken,  sich,  pas-  45  darfen)    etc.    —     u.    b)    die   von :     Geicinn, 

sen;  nothwendig  sein  etc.);    dän.    (be)höve;  Nutzen  u.  Vortheil  Jiaben  (wovon),  od.  nütz- 

schwed.  (be)höfva;    hochd.    (Grimm,    Wli.  lieh,    dienlich   u.    vorthcilhaft   sein,  nützen, 

I,  1343)   be-huben    (egere,    opus    habere)  u.  dienen,  passen  (für) ,    (sich)   passen,    gezie- 

behufen  (indigere)    etc.      Mit    nhd.    Behuf  men  u.  schicken,  bz.  passend,  geziemend,  ge- 

(Bedarf,  Bedürfniss  etc. ,  bz.  das,  was  man  50  bührend  u.  notlnvendig   od.    erforderlich    u. 

gebraucht   od.   ivas  einem  passt    u.   dienlich  nöthig   sein  etc.    von   selbst   ergeben.      Was 

'  ist),   bell, uf  (zum  Zweck ,   zum    Gebrauch,  nun  aber  weiter  das    ags.,    an.    höf    (Mass, 

I  bz.  der  Passlichkeit    u.   DienlicJikeit    hcdber  Masshalten,    EntJialtsamkeit)   u.  goth.  gahö- 

etc.) ;  mhd.  behuof  (Geschäft,  Gewerbe;  Be-  bains    (s.    unter    höf)    betrifft,    so    stammen 

darf,  Bedürfniss) ;   nid.  behoef  u.   behoefte  55  diese   Wörter  von  liaban,  hafan,  haben,  hal- 

(Bedürfniss,  od.  Bedarf,    Gebrauch,  Nutzen  ten  etc.,    (refl.)  sich   haben    od.   gehaben,   u. 

etc.,  cf.  behßfte),  behoeftig  (=  behöftig,  be-  benehmen  etc.,  od.  (refl.)  sich  lialtcn  u.  nicht 

dürftig    etc.),    behoeve    (ten    behoeve ,    zum  gehen  lassen,    sich  enthalten    (Eines).      Als 

Nutzen,  zum  Dienste,    zum  Gebrauch  etc.);  iveiter    hieher   gehörige   Wörter   seien   noch 

^  mnld.  behoef  (egestas,  necessitas,  indigentia,  60  angeführt:  schiocd.hof (Gebühr, Zukömmniss, 


HOF-ISER  HOFISDER 


94 


HOEGE 


Bedarf,  Behuf  etc.;  geziemendes  u.  gehiihr- 
liches  Verhalten  u.  Benehmen,  Mässiguni/, 
j\J(isshiilten  etc.,  cf.  an.  höf  etc.  unter  liOt), 
hotVa  (Gebühr,  das  gehörige  Mas,'^,  der  An- 
stand,  das  icas  Eiiiem  geziemt,  gebiilirt  u. 
zukommt);  hüfvas  (gebüliren,  geziemen  etc.); 
hurtig  igelmhrend,  geziemend,  a)iständig,  )iett, 
höflich  etc.),  hüfsa  (geziemend ,  nett  u.  gut, 
od.  ■'tauber  u.  ordentlich  machen,  [Jeman- 
den] gc!iittet  u.  artig  machen  etc.) ;  —  norw. 
hov  (Abpa.'isung,  passende  Zubereitung ;  das 
3Ia.-<shalten  etc.,  cf.  unter  hüf),  hova  (ab- 
})a.ssen,  jjassend  u.  geziemend  machen  etc.), 
höva  (abpassen ,  das  Bassende  u.  Bichtige 
treffen,  treß'en,  richtig  zusammenfallen  ?<. 
treffen,  zu  einander  ^Jf/swc»  u.  stimmen,  har- 
moniren  etc.),  höv  (passend,  treffend,  stim- 
mend etc.) ;  höve  (Treff',  Zufall)  etc.  aus 
welchem  Allen  klar  hercorgeht,  dass  das  an., 
ags.  büf  (Mass,  i\Iassh(dtrn)  mit  dem  Stamm 
hof,  hüf,  hat'  in  behof,  bz.  mJid.  behuof  etc. 
H.  in  hötjan,  bL'höfjan,  bz.  höt'ea,  nhd.  be- 
kleben, behufen  etc.  identisch  ist  u.  hof 
(Mass,  Masshalten)  =  Zukömmniss,  Ge- 
bühr, gebührendes  u.  geziemendes  Betragen 
etc.  (cf.  dieserhalb  auch  hören  [tragen  od. 
greifen,  fassen,  heben  etc.]  von  heran  [tra- 
gen etc.]  u.  gehören  [sielt  zutragen,  ereig- 
nen; Jemandem  zukommen  u.  gebühr  c  n] 
zu  liabaii,  hafau,  hiiob,  huof,  hof  u.  zu  höf 
[Mass,  Gebühr,  bz.  das  Gebühroide  u.  Ge- 
ziemende] u.  höfjan,  l)fliöfjin  etc.)  ist,  bz. 
zu  hahan,  hafun  (greifen,  fassen,  nehmen, 
haben,  hiüten,  tragen,  heben  etc.  etc.)  gehört. 

liöt'-iscr.  ht'ifisdor,  Hufeisen. 

liül'-napcl,  Hufnagel. 

hof-singer,  Grasmücke,  d.  i.  Hof-  od. 
(Jartrn-Sanger. 

Jlöf-smid,  Huf  Schmidt. 

bog  (Jlect.  höger,  högste) ,  lioch ,  erJutben 
etc.;  —  bog  un  lag;  —  dat  land  ligd  liüg  un 
dröge;  —  'n  bögen  hOni,  törn;  —  dat  is  nii 
to  liög  (das  ist  mir  zu  hoch  u.  erhaben  etc., 
bz.  zu  gelehrt  etc.) ;  —  böge  lue  (holte, 
hochstehende,  vornehme  Leute):  —  be  wil 
to  liüg  henüt;  —  bog  faa  ärd  (hoch  von 
Art,  bz.  erhaben,  rorneJim ,  stolz  etc.  von 
Art  u.  We.^en)  ;  —  h6  steitl  liüg  in  achtung 
un  ansen :  —  bog  uu  giütsk  düii  (hoch,  er- 
liaben,  stolz,    vortieJuii    ii.   gross  etc.  tliun) ; 

—  hö  dfinkt  sük  to  hüg  un  klük;  —  hüge 
prisen  (hohe,  theure  Preise) ;  —  dat  i)rüd  is 
hüg  an  pris  ;  —  dar  gcid  'n  hügen  wise  up 
(da  gellt  eine  holte  Weise,  od.  Melodie  auf, 
was  flg.  auch  von  Kiicas  gesagt  wird,  ivas 
hoch  u.  theuer  zu  stehen  kötnmt  u.  viel  Geld 
kostet) ;  —  bog  un  dfir  l)Oswüren ;  —  dat 
Word  büg!i  tid ,    dat  du  na  de  schul  kumst ; 

—  b("'  bed  't  hügnödig ;  —  dat  sunt  böge 
(hohe,    od.  ^tn gewöhnliche,    theure    etc.)    od. 


hüghcnde  tiden ;  —  dat  geid  d'r  fan  afend 
hüg  (hoch ,  festlich ,  freudig  etc.  od.  ver- 
schivetiderisch  etc.)  her;  —  höger  up ;  — 
fan  hüger  luind  (ron  hoher,  bz.  höherer,  od. 
5  mächtiger  obrigkeitlicher  Hand)  is  nii  dat 
anbefälen ;  —  't  is  up  't  högste  {Höchste, 
jieusserste  etc.);  —  do  bögen  (Hohen,  Vor- 
itehmen.  Oberen  etc.)  willen  't  all'  to  seggen 
liehben  un  an  sük  riten.    —   Besondere  lie- 

10  densarten:  sük  up  't  hüge  piird  setton  (sich 
Andern  gegenüber  erheben,  sie  von  oben 
herab  od.  rcrilchtlich  ansehot  u.  behandeln 
etc.,  z.  B.  lic  sett  sük  glik  up  't  böge  perd, 
wen  'u  ander  wat  segt  of  deitl ;  —  du  brükst 

15  dl  net  gl'ik  up  't  hüge  perd  sotten  un  an- 
dere lue  niinachton  etc.);  —  wi  hebbcn  't 
hüg  un  lüg  mit  'n  ander  had ,  od.  beprütd, 
forhandeld ;  —  't  böge  wörd  (das  hohe,  od. 
theure,  schtvere,  schioer  wiegende   Wort,  bz. 

20  das  Geständniss,  od.  Schuldbckcnntniss)  niiit 
d'r  berät.  —  Africs.  häch,  hag,  bz.  bog ; 
Compar.  hagera,  bägra;  Superl.  hägost,  hfi- 
gist,  liüglst;  (t/n'es.  hat'g,  heag,  herg  ;  nfries. 
(Outze n)  hugh ;    S(dl.   bäg ;    wang.    hoch ; 

2")  nd.,  nid.  boog;  mnd.  ho,  buch,  böge;  innUl. 
ho,  boo,  hoogb ;  as.  büb ;  ags.  beäh,  boä, 
beb;  Compar.  lieähra,  hearra,  hörra,  byrra; 
Superl.  heöbsta,  böhsta,  b}iista;  engl,  higb 
u.  früher   (nach  KU.)    higo,    beyge;    ahd. 

30  hüb,  baob,  hü;  mhd.  hüb,  buch,  liö  ;  goth. 
hauhs;  a/i.  här,  hä,  hätt;  norw.  bog;  schived. 
liüg;  dän.  büj.  Wohl  zur  y  kuc  (curvaro, 
intlcctere,  bz.  biegen,  krümmett,  wölben,  etc.), 
tcozu  es  locnigstens  Fick  (III,  70)  mit  lit. 

35  kankas  (Heule),  kaukar  (Anhöhe)  stellt,  cf. 
auch  bokko,  hök,  buk,  buken  etc. 

liog-beiid,  hoch  gebeint,  mit,  od.  auf  ho- 
lten Füssen,  hochbeinig  etc.,  fig.  auch  stolz 
etc.,  od.  theuer,   wo  Alles  hoch  (im  Preise) 

40  steht  u.  rar  ist;  —  't  stoid  so  bügböiid;  —  dat 
(Irr  is  so  bügbönd;  —  hv  lupd  so  bügbönd; 

—  dat  sunt  u|)stünds  sülke   liügbende  tideii, 
dat  olle  wark  bod  um  sük  d'r  dür  to  tilän. 

hö^'-drafeiid.  (sinnl.  u.  fig.)  hochtrabend. 

45  liÖg*',  Sinn,  Wille,  Wollen,  Wunsch,  Hoff- 
nung, Lust,  Behagen,  Vergitügen,  Freude 
etc. ;  —  dat  goid  so  rogt  na  <i\n  böge  (das  geht 
so  recht  nach  seinem  Sinn,  bz.  so  wie  er  es 
will,  wünscht  u.  hofft,  od.  so  wie  u.  dass  es 

50  ihm  Vergnügen  u.  Freude  ntacht) ;  —  all' 
wat  hv  schall  un  mut,  dat  dcid  he  mit  tä- 
gensiii,  man  all'  wat  hö  wil,  dat  (h'id  hr  mit 
liOge  (cum  animo)  un  möge;  —  ik  mns'  dar 
güster  afoiul  tagen  min  böge  (od.  tilgiii  niiii 

55  sin ,  —  tagen  't  sin  etc.)  un  möge  drinkon  : 

—  liö  bed  so  regt  sin  böge  an  de  kindcr. 
Nd.  böge;  mhd.  böge,  böge,  hege,  bage;  nl'l. 
liengb ;  mnld.  hoiiglif',  hoglie    (mens,  sensiis, 
intellectns;  consolatio;    spes;   dolectatio,  vo- 

GO  Inptas,  laotiti.i) ;   afrirs.  bei    (cf.    der   Form 


HOEGEDAG 


d5 


IIOEGEN 


werfen:  heia,  höhen;  heia,  hegen;  hoia, />cm- 
gen  etc.);  ahd.  huf^u,  iiukii;  mhd.  liu;j;i', 
hüge;  md.  hoge  (Sinn,  Geist,  Andoiki'n ; 
atfectus,  Freude);  goth.  hugs  (=  gricch. 
noüs) ;  as.  hugi ;  ags.  liyge,  hige  (animiis, 
mens,  Denkart,  Sinn,  Hers,  Mutli) ;  an. 
luigi  (Sinn ,  Gedanke)  u.  hugr  (Sinn ,  Ab- 
sicht, muthiger  Sinn,  Mnth) ;  norm,  hug, 
mich  hog,  hang,  hau  (Sinn,  Gedanke;  Lust, 
Verlangen  ,  Begehren  etc.) ,  hugge  (Freude, 
Trost  etc.),  hugs  (Sinn,  Besinnen,  Nachden- 
ken, Gedächtniss,  Erinnerung) ;  schioed.  liog, 
hug  (tüie  norw.  hug) ;  dän.  hu  (Sinn ,  Be- 
lieben, Wille).  Vcrgl.  Weiteres  unter  hü- 
gen  u.  hugen.  —  Zu  lioge  sei  zum  Schluss 
noch  bemerkt,  dass  nind.  hoge  etc.  (cf.  Seh. 
u.  L.),  nd.  (cf.  Schütze,  II,  14UJ  hüge 
mich  die  Bedtg. :  Lustbarkeit,  Festlichkeit, 
Fest  u.  loang.  (Ehr entraut,  I,  372)  hBg 
die  von:  Hochzeit  =  Freudenzeit,  od.  Fest- 
lichkeit, Festtag  etc.  haben  u.  ferner:  dass 
dän.  hygge  (Sorgfalt,  Schutz),  hygge  (be- 
loahren,  beschützen),  hygglig  (heimlich,  ru- 
hig, sicher) ;  schwed.  hygga  (sich  wozu  hal- 
ten u.  an  Jemand  anschmiegen,  seinen  ScJiutz 
suchen,  od.  Trost  suchen  bei  Jemand),  hygg- 
lig (angenehm,  niedlich,  nett,  behaglich,  ge- 
fällig, vertraulich  etc. ,  bz.  wo  man  gerne 
ist),  mit  an.  hyggligr  (sinnig,  nett,  verstän- 
dig, cf.  högelik),  hygginn  (verständig  etc.), 
hyggja  (Verstand,  Einsicht  etc.)  etc.  auch 
mit  högo  etc.  (jedoch  in  der  Bedtg.  S  i  n  n) 
connex  sind  n.  ihre  verschiedenen  Bcdtgn. 
aus  der  von:  sinnen,  denken  (denken 
woran,  achten  worauf,  sorgen  wofür,  Etioas 
in  Obacht  nehmen  etc.),  überlegen  etc. 
von  hyggja  u.  huga  (cf.  högen  ii.  hugeu) 
entfalteten. 
h8ge-dag,  a)  Gedenk-,  Erinnerungs-Tag ; 

—  b)  Freuden-,  Fest- Tag.  —  Engl,  hoke-, 
hock-day.     Zu  högen,  bz.  högo,  cf.  höge-tid. 

högelik,  högelk ,  erfreulich,  angenehm, 
vergnügt,  heiter,  froh  etc.;  —  dat  is  'n  höge- 
liken  sake;  dar  kan  mau  sük  regt  afer  freien ; 

—  högelk  un  t'ergnögd  bi  'n  ander  sitten.  — 
Nid.  heugelijk;  ninld.  heughelyk;  mnd.  hö- 
gelik (jucundus,  hilaris) ;  ahd.  hugelih  ;  mhd. 
hügelich  (erfreulich) ;  schwed.  h}  gglig  (an- 
genehm etc.)  etc.,    cf.   Weiteres  unter  böge. 

llSgcn,    a)  denken,    erinnerlich  sein  etc.; 

—  dat  mag  rat  net  högen  (od.  denken),  dat  is 
al  to  lank  her;    —    dat   bögd   mi   net  raer; 

—  b)  Lust,  Freude  u.  Vergnügen  haben 
an,  freuen,  Freude  u.  Vergnügen,  machen, 
angenehm  sein  etc.;  —  dat  liilgde  hum  so,  dat 
he  net  wus',  wo  he  sük  für  blidskup  wol  l'i- 
ren  schul' ;  —  dat  schal  hum  högen ,  wen 
he  dat  hörd,  dat  sin  dogter  in  de  kram  ka- 
men un  he  grötfader  worden  is;  —  he  högd 
sük  föl  mer  afer  sin  kindskinder,  as  afer  sTn 


egen  kiiider;  —  wat  büst  du  bliksem  für  'n 
undogd  (Taugenichts),  dat  du  di  afer  'n  an- 
dermans  unglük  bögst;  —  dat  is  'n  hoghö- 
gende  (hochfreudige ,  od.  hoch  erfreuliche, 
5  sehr  angenehme  u.  viele  Freude  erweckende) 
büskiip  (Botschaft),  di  du  mi  brogd  (ge- 
bracht) best.  —  cf.  gebogen  (Gedächtnis.'^), 
—  ferhugen  (erfreuen)  etc.  u.  hugen  (sin- 
nen etc.),  soivie  nd.  bögen;  mnd.  bogen;  nid. 
10  heugeu;  mnld.  heuglien,  hoghen  (mominisse 
etc. ;  sperare ;  laetari,  gaudere  etc.) ;  afries. 
bugja  (denken,  gedenken,  sich  erinnern) 
wfries.  buwgjen  ;  tifries.  huvfggje  (dasselbe) ; 
as.  buggjan ;  ags.  hycgan,  bicgan  u.  hogjan 
15  (denken,  nachdenken,  sinnen  u.  denken  auf, 
beabsichtigen,  gedenken,  hoffen) ;  an.  hyggja 
(denken,  aufpassen ,  Acht  geben,  betrachten, 
beobachten,  denken  an,  bedenken,  ersinnen, 
aussinnen,  besinnen  etc.)  u.  huga  (überle- 
20  gen,  erwägen,  bedenken,  ersinnen),  sowie 
hugga  (erfreuen,  trösten);  norw.  hyggja, 
huga  u.  hugga  (wie  an.);  schwed.  liugas 
(Lust  haben  zu  etc.),  hugna  (Freude  ma- 
chen etc.),  bugsa  (erdenken  etc.)  etc.,  s.  nn- 
25  ter  böge ;  goth.  hugjan  ;  ahd.  hukkan,  hucken, 
bucgen,  huggen,  hugen,  bogen;  viJnl.  hngeü, 
hügen ;  nid.  bogen  (denken,  meinen;  geden- 
ken, sinnen ;  seinen  Sinn  richten  tvorauf, 
trachten  wonach,  bz.  Lust  u.  Neigung  ha- 
30  ben,  gelüsten,  verlangen,  begehren). 

Was  dies  Vbm.  betrifft,   so   ist  es  seiner 
Form    nach    tvohl   von    hugs,    bz.  hug,  hog 
(Sinn  etc.,    cf.  unter  böge)  durch  jan  abge- 
leitet,   ivährend    dieses    selbst,     bz.    dessen 
35  Thema  huga  (Sinn,  Verstand,  Einsicht  etc., 
vergl. :    er  hat  keinen  Sinn  dafür,  sieht  od. 
bemerkt  es  niclit,  hat  keine  Einsicht,  bz.  es 
ist  in  n.  bei  ihm  nicht  hell,    od.    es  scheint 
u.  sieht  nicht  bei  ihm  liinein,  es  ist  dunkel 
40  in,  für  u.  bei  ihm,    er    bemerkt    u.   erkennt 
nichts  etc.)  wahrscheinl.  zur  idg.  y  kuk  od. 
skuk  =:  skr.,  zend.  quc    (brennen,  flammen, 
glänzen,  hell  sein   n.  machen,    leuchten,   se- 
hen u.  erkenne)i  machen  etc.)  gehört,  wovon 
45  ze)id.  guka  (was  als  Adj.  die  Bedtg. :  glän- 
zend,   leuchtend ,    hell    u.    sichtbar  machend 
etc.   u.  als  S übst,  die  von :  Erleuchtung,  Er- 
hellung,   Licht  u.  Sehkraft  etc.,  sowie  [von 
deren  (rrdbdtg. :  brennoi,  flammen  etc.  aiis- 
50  gehend]  auch  die  von  :  Nadel,  od.  Stechendes 
etc.    [cf.    Brennnessel,    od.    urtica,    als   mit 
Stacheln  beivehrtes  u.  so  stechendes  u.  bren- 
nendes   Etwas  etc.]  hat,    sowie  ferner    das 
synonyme  skr.,    ved.    ^.uci   u.    (}ukra,    sowie 
55  goka,  'Was  neben:  Licht,  Flamme  etc.  auch 
noch  die  Bedtg. :   Leiden,  Schmerz,  Beküm- 
merniss  etc.  hat,  loie  desgl.  auch  schon  eine 
y  cuc  von  Bopp  etc.   mit  der  Bedtg.:   do- 
lere,  moerere,  lugere  aufgeführt  wird,  wobei 
60  dan}i  wohl  anzunehmen  ist,  dass  die  Bedtg. : 


HOGEN  HOEGEN                     96  IIOK 

schmerzen   etc.  att^  brennen    (vf.  ahd.  höglik,  hö^lik,  liogelk,  hö^^elk,  höcli- 

eitar  =  nhd.  Eiter  von  eit  [ignis,  rogiis]  u.  lieh;  stol::,  rontehm  etc.;  —  hö  h^A  sük  d'r 

Weiteres  unter  attor)    hervorging,    während  höggi'lk  afi-r  fi  iwiiiidcrd,    od.  freid  etc.  ;  — 

die  Bedt;).:   Sinn    od.    Verstand,    Einsicht  In-  diiukd  sük  so  hogolk;    —    ht*'    word    mi 

etc.  von  biiga    (s.    unter  Loge),    als    wahr-     5  fuls  to  lui.iri;olk  im  sti)lt. 

nehmendes    Etwas    wohl    aus    der   von:  hö^liklieid,  liii^^plkhoid :  i.  q.  höglicid. 

flläncen,    hell    sein  u.  machen,  erhellen    (es  liöij-lllitd.  llochinuth.  Stolz  etc.;  —  hogniöd 

erhellt  daraus)  sichtbar  u.  sehen  machen,  zu  kuiml  tiir  de  fal. 

Gesicht    u.  zur    Wahrnehmung    bringen  etc.  liri^-inödi^,  hocInniUhig. 

od.  aus  der  subst.  Bedtg.:    Licht,  Klarheit  10  li«n:-nödi^,  hochnüthig. 

u.  so:  Erken)itniss    od.   Mittel,    Sinn,    Ver-  h(»;:;-rii^d ,    niit  einem    holwn    liücl'cn  od. 

mögen  etc.  um  Etwas   zu    erkennen    u.  ein-  einem   Buckel  versehen,  bz.  den  ]\ücken  hoch 

zusehen    (es  geht  ihm  ein  lÄcht    auf   ^^    es  gehoben  tragend  etc.;  —  In"-  is  wat  hogriigd  : 

wird    ihm    erllürlich,    verständlich   etc.,    er  —  högriigdo  ptTde;  —  hc  löpd  so  högrügd. 

sieJit  es  ein  etc.)  hervorging,    wo  dann  viel-  15  Iiö^slo,  höclistc;  Hüchstc. 

leiiht  aus  (ilanz  etc.    (cf.  bilde,  glad  etc.)  liö.ijsti'i'it,  x.  unter  sclu'innoiors. 

auch    die    Bedtg.:    Freude   etc.    hervorging,  litt^te,  liiiilfte,  Höhe,  Anhöhe,  Erhebung, 

die  Ja  auch  das  ahd.  hiign  fr/,  böge)  schon  Hügel  etc.;  —  sakkcn  in  de  högte  trekken  ;  — 

hatte.  up  de  liogtc  fau  de  bargen  ;  —   bc  is  up  de 

ho«;en,  liö^en,    höhen,    hoch  machen  etc.;  20  bögte;  —  dat  büs  bed  tl'  luigte  nog  net;  — 

—  ui)bogon,  ferhogcn  etc.  dat  steid  up  'n  liögte;    —    de    liögten    in  't 
lio-^enjiliid,  wie  od.  auf  welche  Weise  ge-  hwu]  matten  wi  insen  ofgrafen  laten.  —  Nid. 

)iannt  od.  gesagt  u.  geheissen,  i)i  aller  Weise,  booute;    nd.    bögte;    mnd.    bogede,    bocbte; 

ilurcliaus  etc.;  —  d'r  is  bügenA,md  gen  niinsk  ahd.  böbida,  böliitlia  etc.;   goth.  banbitlia. 

west;  —   d'r  is  hogen:und    niks   to   sen.    —  20  ho-lio,  od.  liö-ho,  ilas  redupl.  ho  (s.  1  bo); 

Nid.  boegenaanid.  —  bobo!  so  geid  dat  net. 

hö^er, //ö/ur;  —  dat  miit  of  liuger,  of  liiger,  hoike,  lioik,  .s\  lieike. 
en  fan  l)oiden  ;    —    nn!    wen  't  den  net  ho-  ho-jänen.  Iio-jiippeii,  vor  Hunger,  Lange- 
ger of  liiger  kan,    den  man  to,    den    mut   't  iveile  od.  Schlaf rigkeit  gähnen;  —  wat  sittst 
gän  as  "t  kan.                                                       30  du  dar  al  to  bojänen  un  to  gajjen  V  wen  du 

liö^er-baiid ,  a)  rechterhand,  nach  rechts  mfij  un  slaprig  l)üst,  den  gä  to  hedde.  Da- 
hin etc. ; —  liügcrhand  up  gän  ; — bogerhands  von  wird  (od.  wurde  früher)  der  Jüngsle 
dtwiken  (nach  rechts  hin  ausweichen) ;  —  Beisitzer  eines  Gerichts  scherzhaft  ein  lio- 
h)  höhere  od.  mächtigere  Hand,  Gottes  Hand,  jän  genannt.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  bo- 
Schicksal,  Obrigkeit  etc.;  —  wat  fan  högei'liand  35  Janen,  was  ivoJil  für  büg-janeu  (den  Mund 
kumd,  dar  mut  man  sük  under  bügen ;  —  Jioch  u.  weit  aufsperren,  cf.  jänen  u.  jap- 
't  is  hum  fan  bügerliand    andän,    a)    es    ist  pen)  steht. 

Htm  von  höherer  Hand,  bz.   (rott,  Sehickscd  liü-jäiisk.  gälinisch,  zum   (räJmen  geneigt 

angethan ;   —   b)    es   ist   ihm  von   Obrigkeit  etc.;  —  ik  word'  so  hojäiisk,    (hvt   ik   gewis 

wegen    kund   gethan ,    od.    befohlen  u.  auf-  40  'n  stük  äten  liel)ben  mut. 

gelegt.  Iiok,  s.  liuk. 

hö^er-uj» ,    Jiöher    Jiinauf,    weiter    hinauf  hok,  a)  Spitze   (LMndspitzc,    Ljundzunge), 

etc.;  —   lie  wand  bügorup;   —   du    must  de  Ecke,   Winkel,    Bichtung,    Gegend    etc.,    cf. 

strate  högerup  gän.  egge,  börn,  Ord  etc  ;  —  d'  liök  fan  liOgum  (die 

llof:e-ti<I,    Ereudeuzeit,    Erntezeit  etc.  —  45  in  die  Oster-Ems  hineinragende  Ljundspil-r 

]\lnld.  (KU.)  lienglie-,  hogiietijd.  beim  frühern  Logum,  einer  vorzeitig  in  dir 

hu^-fälMl,  hufärd,  Hoffart,   Stolz,  Dünkel  knimhörn,  od.  krnndiük  [die  Bewohner  von 

etc. ;  —  lie  stinkd  fan  bögfärd  ;  --  (f.  Hollen.  krunibürn    sagen    krumhauk    od.    kiunibonk 

—  Nd.  (Dähnert  etc.)  boogford;  mnld.  u.  heissen  daher  auch  krunibauksters  od. 
boogbvaerdye;  ahd.  böbfart ;  7nhd.  böclitart,  50  krumbürners]  belcgoten,  durch  die  Sturm- 
höfart  (Stolz,    Vraiht;  Hoffart,    Vebermuth).  jhttheu    verschlungenen    Ortschaft) ;     —    de 

lio^C-fiiiMli;?,  liö^jferdi;?,  liöfärdi^,  luff'är-  büken  fan  't  liolt  d'r  ofstäken ;  —    de  wind 

tig,  stolz,  übermüt/iig  etc.  —    ..V(/.  boogfür-  woid  i'it  de  süder  buk;  —    dat  durp  ligd  lui 

dig;  nid.  boovaardig;    mnld.  lioogbvaerdigb,  de  audere  bök  (Seite,  Gegend  etc.)  ben  ;  — 

lioovaerdigb;  «Af/.  böbfi-rtig;  w(/tr/.  böcbfertic.  55  wen  du  de  strate  lik  üt  geistun  den  um  de 

liii^KPlk-  s.  büglik.  hök    dreist,    den    must    du    in  't    darde  liüs 

luiglioid ,    /fochheit,    Vornehmheit,  Stolz,  gän;    —    be    steid    up    de  bök    un  kikd  na 

hohes  vornehmes  .ftolzes  We.^en  ;  —  be  wet  für  beide  kanten  üt;  ■ —   boksten    (Eck.stein,  cf- 

bögbeid    n»"'t,    wo    he    sük    tiren   sal ;  —  he  hörnHint) ;  —  de  büken  fan  de  strate ;  —  si 

barst  fau   bögbeid.                                                   GO  knind  nrt  in  de  büken  un  bürns  (von  Haus- 


HOKEL  97  IIOEKER 

frauen,  Dienstmädchen  etc.,  die  nicht  in  die  ken   ein   in ecJcern  de s  Wesen   bezeichnet, 

Ecken  u.   Winkel  der  Wohnungen  kommen  od.  mit  buken    (hocken)    etc.  zu  der  tmter 

ii.  nicht  Alles  gehörig  nachsehen   u.    reini-  hok  etc.  erwähnten    y   kuc    (biegen,   krüm- 

gen) ;  —  he  sitt  in  de  hok  bi  't  für  to  sla-  men,  ivölben  etc.),  loie  auch  Boc k  mit  b o- 

pen ;   —    smit  ^t    in  d'  bök;    —    b)    Angel,  5  cken,   bücken   (cf.  buk,   bukken  etc.)   u. 

Thürangel,  Fischangel ,  besonders  die  grosse  biegen    ivohl    zur    ]/    bhug    (biegen   etc.) 

Schellfischangel;   —    hengen  un   büken   fan  gehört. 

de  döre;  —  't  es  up  de  buken  stäken.  —  liOker,  Höker,  Kleinhändler.  —  Nd.  (Br. 
Nid.,  mnld.,  hoek  (angulus,  hamus) ;  nd.  Wb.,  Bahn  er  t  etc.)  hükcv  tLhokev  (Einer, 
(Br.  Wb.)  huuk;  mnd.  buk,  buk  (angulus);  10  der  allerhand  Essioaaren,  besonders  fette 
wang.  (Ehren  traut,  I,  370)  bauk  (An-  Waaren,  Speck  etc.,  Salz,  Getreide  etc.  im 
gel).  Wohl  ztoeifcllos  mit  schwed.  buk  Kleinen  verkauft);  mnd.  (Sch.u.L.)  hake, 
(Bucht);  zend.  (Justi)  kugra  (Winkel,  baker  (Kleinhändler  mit  Lebensmitteln  u. 
Ecke).,  lit.  kaukas  (Beule)  etc.,  sowie  buk,  dergl.,  als  Butter,  Käse,  Speck,  Schmier, 
huke,  buken  u.  vihd.  bouc;  an.  baugr  (Hü-  15  Seife  etc.)  u.  boke,  boken  ,  boker  (Klein- 
gel), nhd.  Höcker  etc.  zu  der  bereits  un-  händler,  Krämer,  penesticus);  mnld.  (KU.) 
ter  beike  u.  bog  (s.  am  Schlüsse)  erwähnten  hoccker  ,  huecker ,  hucker  (caupo ,  propola, 
y  kuc  (biegen,  krümmen,  ivölben  etc.,  cf.  institor) ;  engl,  buckster  u.  (cf.  KU.)  früher 
auch  hake,  hak),  wobei  ich  toegen  des  Ab-  auch:  lioukester  (Höker,  Kleinhändler) ; 
lautes  „k"  u.  „g"  in  diesen  Wörtern  auf  20  schwed.  hökere ;  dän.  höker;  tihd.,  bz.  vid- 
die  Wörter  bügen  u.  bukken  verweise.  artl.  u.  älter  hochd.  (cf.  Grimm,  Wb.  IV) 
Bern.  Wie  die  Volksnamen:  Hessen  bocke,  bocke, boke,  bock,  böko,  höker,  bocker, 
u.  Chatten  bekanntlich  identisch  sind ,  so  hucker,  hecker,  hockler ;  mhd.  hucke  (Klein- 
würde zu  diesem  bök,  liuk,  bauk  nicht  al-  händler,  Krämer,  besonders  Einer,  der  mit 
lein  formell,  sondern  auch  begrifflich  der  25  Esswaaren,  als  Eier,  Butter,  Käse  u.  son- 
Name  des  fries.  Volksstammes  der  C  h  a  u  c  i  stigen  Esswaaren  handelt)  etc. 
od.  C  h  a  u  k  e  n  stimmen,  weil  dieses  Wort  Wenn  man  die  obigen  Formen,  nämlich 
sehr  gut  die  Bedtg.:  Spitze  od.  Anhöhe,  nd.  häker  u.  höker,  soioie  neben  nhd.  hocker, 
bz.  Landspitzen-  od.  Landzungen-  bucker  auch  becker  u.  mnd.  hake  u.  boke 
Bewohner  gehabt  haben  kann,  ivie  ivir  30  vergleicht,  so  scheint  es  fast ,  als  ob  diesen 
auch  jetzt  die  Beioohner  von  krumhök  zweierlei  Stämme,  nämlich  hake  ofi  haka  «. 
od.  kr  umhörn  ja  auch  krumhoks  ter  s  boke  od.  hoka,  buka,  gekürzt  hak  u.  bök 
etc.  (s.  oben)  nennen  u.  dann  auch  zu  erwä-  od.  hok,  buk  zu  Grunde  liegen ,  wie  denn 
gen  ist,  dass  egge  (=  nhd.  Ecke)  nicht  auch  im  Br.  Wb.  häker -yon  hake  of?.  hake 
allein  die  Bedtg. :  Spitze,  Schärfe  etc.,  son-  35  (Haken)  abgeleitet  ivird  (als  das,  woran  die 
dem  auch  die  von:  Kante,  liatid  etc.  u.  Waaren  zum  Verkauf  vor  dem  Ijaden  aus- 
hök  ebenso  icie  örd  auch  die  Bedtg. :  Ge-  gehängt  loerden)  u.  andererseits  hocke,  höcko 
gend,  Landstrich  etc.  hat,  sodass  man  das  (cf.  unter  hocke  im  Grimm'' sehen  Wb.) 
WortQ\idM.Q,i  nicht  allein  mit  Landspitzen-  als  von  nhd.  hocken  (cf.  buken)  abstam- 
od.  Halbinsel- Leute,  sondern  auch  mit  40  mend  angesehen  u.  so  gedeutet  loird,  dass 
Rand-  od.  Uferleute,  bz.  Leute,  die  bocke  ein  Etwas  od.  Wesen,  Person  etc. 
eine  „bauk"  genannte  Gegend  bewohnten,  bezeichnet,  das  etc.  sich  allerlei  Waaren 
od.  überhaupt  auf  einem  bauk  sesshaft  loa-  aufhockt  u.  sie  auf  dem  gekrümmten  Bü- 
ren (cf.  wurthsaten ,  wovon  der  Name  des  cken  herumträgt  u.  feilbietet,  toie  ein  Tröd- 
Landes  Wursten),  übersetzen  kann.  45  ler  dies  thut.  Vergleicht  man  indessen, 
hokel,  s.  1  häkel.  dass  die  Höker  ausschliesslich  Leute  sind, 
höken,  junge  Ziege,  Zicklein,  Böcklein.  die  nicht  hausirend  herumgehen,  son- 
—  Mofries.  (Cad.  Müller)  höhken;  nd.  dem  einen  festen  Stand  u.  blos  einen  klei- 
höke ;  mnd.  hoken,  buken,  bz.  hoyken,  hou-  noi  Laden  haben,  so  ist  bei  dem  Vergleich 
ken  (Böcklein,  od.  Bock  von  Ziegen  u.  Scha-  50  der  M^örter :  kramer,  kreraer,  bz.  nhd.  Kr  ä- 
fen).  Entioeder  mit  skr.  kokdi  (Wolf),  kuk-  mer  von  kram  in  der  Bedtg.  Bude  od. 
,  kubha  (Fasan),  kukkuväc  (Art  Antilope)  urspr.  ivohl  Zelt  (cf.  kram),  soivie  nid. 
,  etc.  von  der  aus  ku  (sonare,  od.  ein  unar-  winkelier  (Krämer  od.  Kleinhändler)  von 
i  ticulirtes  Getön  u.  Geschrei  machen,  schreien  winke!  (Winkel,  Ecke,  bz.  Kramladen  etc., 
1  etc.)  durch  Beduplic.  u.  Kürzung  vou  kuku  55  c/.  winkcl)  loohl  eher  anzunehmen,  dass\\o\<.Q, 
entstandenen  y  kuc  (einen  durchdringenden  boker,  höker,  huke,  buker  in  der  Bedtg. 
.  Ton  von  sich  geben),  bz.  der  davon  erweich-  Krämer  od.  Kleinhändler  (bz.  nid. 
1  ten  y  kug  (tönen,  piepen,  winseln  etc. ,  cf.  winkelier)  von  bök  ii.  buk  (Ecke,  Winkel, 
Fick,  I,  49,  50),  sodass  dieser  Name  sich  kleiner  Verschlag,  kleiner  Baum,  abge- 
auf  das  Meckern  bezieht   u.    hoken,   hu-  GO  pferchter  Stall,   kleines  Gelass  etc.,  cf.  buk 

J.  ton  BoOTukaat  Koolmau.    "Würterbuch.    II,  7 


nOEKERN 


98 


HOLD 


V.  hük)  weitcrgchihlet  ist  u.  hlos  eine  Per- 
son hezekhnet ,  die  in  einem  hok  (Winkel, 
Ecke)  od.  huk  (kleiner  Baum  etc.)  Waaren 
feil  hält  n.  verkauft.  Wa.-<  nun  aber  weiter 
rfrtN  nd.  lüikel  u.  nhd.  mdartl.  hokcl,  hz.  5 
mnd.  hake  (Kleinhändler ,  h:.  Person,  die 
mit  gesalzenen  Waaren,  als  Fischen,  He- 
ring, Speck  etc.  handelt)  betrifft,  so  ist  da- 
für ((/•*  Ausgang  wohl  das  mnld.  (KU.) 
hack  (salsamcntarius ,  salarius)  anzusetzen,  10 
ivas  indessoi  selbst  wieder  mit  mnld.  (K i  l.) 
hack  (ncgotiator  mercis  vilioris)  identisch 
ist  u.  mit  hak  (Gehacktes,  Zerkleinertes,  klei- 
nes Zeug,  Kleingut  etc.,  od.  Geringes)  zu 
hakkeil  gehört,  iveil  dies  aus  haka  od.  haki  15 
gekürzte  Wort  urs^ir.  hlos  eine  Person  (Et- 
tcas,  Wesen  etc.)  bezeichnete,  welche  hackt 
od.  zerkleinert  n.  zertheilt  etc. ,  bz.  ivelche 
mit  hak  (mit  Stücken ,  Brocken,  Abfällen 
etc.,  od,  mit  Hackfleisch,  als  met,  hütspot  20 
etc.,  od.  überhaupt  mit  kleinem  Zeug  u.  ge- 
ringen, icetihlosen  u.  billigen  Dingen,  cf.  1 
hak  sub  b)  handelt. 

hökern,  hOkern,  den  Höker  od.  Klein- 
händler machen,  mit  geringen  Waaren  han-  25 
dein,  in  Kleinigkeiten  od.  kleinen  Parthiccn 
verkaufen  etc. ;  —  he  hökerd  wat  herum ;  — 
se  hukeril  dat  wer  iit;  —  lio  liökerd  d'r  mit 
herum ;  —  he  ferhökerd  sin  göd. 

1.  hokke;  /.  q.  heike,  hoike.  30 

2.  liokke.  Iiokk",  ein  (auf gerichteter)  Hcmfe 
von  Korngarben,  od.  Torf  etc. ;  —  't  kurn 
etc.  steid  in  hokken.  —  Nd.  hokke;  mnd. 
hocke,  hake ;  7ihd.  (mdartl.)  hock ,  hocke, 
Imcke  (Haufe  von  Getreide,  Heu  etc.  auf  35 
dem  Felde).  Die  allgemeine  Bcdtg.  ist 
„Haufe"  (cumiilus)  u.  gehört  es  demnach 
mit  nhd.  Höcker  u.  Hügel,  bz.  deren 
Stämme  liock  n.  liug,  soioie  mit  hog,  hok, 
hük  etc.  u.  auch  huken  (hocken)  zur  y  kiic  40 
(biegen,  krümmen,  ivölbcn,  sich  bogenförmig 
od.  rundlich  gestalten  etc.). 

hokke-iiiolen,   liokniolen ,    Mantel-Mühle, 
Mühle  mit  einem  Mantel,    od.  einer  Beklei- 
dung von  Holz  od.  Bohr  etc. ,    cf.   1  hokke  45 
=  iieike. 

liokkeii,  Getreide  od.  Torf  etc.  zum  Trock- 
nen in  hokken  od.  Haufen  setzen,  tvobei  die 
Garben  schräg  gegen  einander  gestellt,  die 
Torfsoden  aber  einzeln  aufeinander  gelegt  50 
11.  geschichtet  werden;  —  dat  körn  is  hokk'd; 
—  de  türf  mut  nödig  hokk'd  od.  uphokk'd 
worden. 

hokkor,  ein  Jemand,  der  das  Iiokkon  thul. 

hok-mulen,  .s.  hokkemölen.  55 

1.  hol,  hohl;  —  all'  wat  liol  is,  is  6k  lös 
(leer),  man  all'  wat  hol  is,  hed  ök  'n  rand, 
of  is  tan  'n  wand  of  'n  hüll'  umgiifen,  as  't 
holle  fan  'n  ei  fan  de  Schill';  —  dat  hiis  is 
keller-hol,   d.  h.   das  Haus  hat,   soweit  es  60 


reicht,  einen  Keller,  od.  hohlen  von  3Iauern 
u.  Gewölben  umgebenen  u.  eingefassten 
Baum  ;  —  de  appel  is  hol  (der  Apfel  ist 
hohl,  d.  h.  er  besteht  nur  aus  der  äusseren 
Schale,  die  einen  hohlen  od.  leeren  Baum 
umfas.-it  u.  um.'^chliesst ;    —    'n   hollon  bom ; 

—  de  grund  is  hol  im  lös  (von  trocknem 
lockeren  Erdreich,  in  das  man  bei  jedem 
Schritt  tief  einsinkt);  —  dat  holt  is  hol 
(concav)  iitstäken;  —  du  miist  dat  nog  'n 
bitjo  holler   (concarer  od.  tiefer)    ütschafen ; 

—  he  sügt  so  holügd  (liohläugig)  üt;  —  dat 
water,  bz.  de  se  steid  so  hol  (wenn  die  See 
stürmisch  bewegt  ist  u.  tiefe  Wellenthäler 
hat) ;  —  dat  schip  ligd  up  hol  water  (auf 
unruhigem  Wasser);  —  de  wind  weid  so 
hol  (icic  aus  einer  Höhle  od.  einer  tiefen 
Schlucht  kommend);  —  he  hed  so  'n  hollen 
stimm;  —  dat  klingd  so  hol,  wen  he  siugd. 
Die  Bedensart:  „dat  geid  hir  hol  (stürmisch, 
laut,  lustig)  her"  (z.  B.  bei  einem  Gelage 
etc.)  ist  entlehnt  von  der  hohlstehende  n, 
starkwogenden ,  stürmisch  bewegten  See.  — 
Kid.,  nd.,  afries.,  ags.,  ahd.,  mhd.  hol;  an. 
holr.  Es  gehört  mit  2  hol  «.  fcrhalen  (ver- 
hohlen, verborgen  etc.)  zu  helan  (cf.  2  häleu) 
u.  bezeichnet  eine  Beschaffenheit  von  Etwas, 
was  höhlenartig  tief  ist,  tvie  eine  helle,  bz. 
dessen  Itincres  ganz  od.  theilweise  durch 
eine  Hülle  umgeben  u.  verdeckt  ist,  wie 
ein  hol. 

2.  hol,  Höhhing,  Vertiefung,  Loch,  Höhle 
etc. ;  —  he  ful  in  'n  hol :  —  hir  'n  hol  nn  dar 
'n  dol ;  —  dat  land  sitt  ful  hollen  nn  dol- 
len ;  —  't  hol  fan  de  band  od.  de  föt ;  — 
in  de  holen  (od.  hollen)  fan  de  bargen ;  — 
de  holen  (O.  L.  B.  png.  loS),  die  Schor)i- 
steine,  od.  BauchJiöhlen ,  Baueltlödier.  — 
Afries.,  nid.,  mnd.,  ags.,  ahd.,  an.  hol  (ca- 
verna,  sj)elunca,  Höhle,  Loch,  Oeffnung)  u. 
ahd.  holi;  an.  bolä;  engl,  hole  {Höhlung, 
Höhle,  Ijoch ,  schlechte  Wohnung  etc.,  cf, 
gat) ;  mhd.  hüle  (Höhle).  Davon:  afranz. 
beule  (Bordell),  houlier,  holier  (Besucher 
desselben),  holerie  (unkeusches  Wesen)  u. 
nfranz.  hulote  (Höhle  eines  Th  irres). 

holä,    Halt;    —  holä!    dat    geid    so   net; 

—  holä !  fal  net ;  s.   1  ho. 
1.  hold,  geneigt,  zugeneigt,  hold,  gewogen, , 

günstig  etc.;  —  he  is  mi  gans  net  hold ;  —  dat  i 
wer  (Wetter)    wil    uns  hei    net    hold  wesen. 

—  Afries.  hold,  houd;  nid.  lioud;  mnld. 
hold,  huld,  houd;  mnd.  holde,  holt;  as., 
ahd.  hold;  mhd.  holt  (geneigt,  günstig,  gnä- 
dig, ergeben):  ags.  hold  (dasselbe  u.  auch:, 
a)igcnehm,  lieb);  an.  liollr  (ergeben,  treu);, 
golh.  hnltbs  (gnädig).  Davon:  afries.  holda, 
bouda  (Freund,  Geliebter ;  Blutsfreund,  Ver- 
wandter); ahd.  holdo;  mhd.  holde  (Freund, 
Geliebter;   Dienstmann,    Lehnsmann;   ahd. 


HOLD  99  HOLKEN 

auch  geü'ms) ;  ahd.  holdii:,  »ihd.  hoUe  (Fremi-  kan  di  't  net  fiUon  ;    —    hold  't   miil   (liaJts 

diu);  ahd.  Holdä  (eine  Göttin,  cf.  Grimm,  Maul,  halt  es  verschlossen,  schweig) ;  — hold 

Mi/th.,  344  seq.)  etc.     Es  gehört  mit  afries.  ui)  to  singen    (höre  auf  zu  singen) ;    —    du 

helde,  hulde;    nid.  liulde;    mnd.   liulde;    as.  miist  hum   god    in  't  uge   holden;    —    hold' 

huldi;  ahd.  huldi,  huldhi;  mhd.  hulde;  mhd.     5  diu  oge  d'r  up.  —  Afries.  halda  ;  hild,  hal- 

holAe  (Geneigtheit,   Wohlwollen,  Freundlich-  den;    tofries.  (Jap ix)  hiiden;    satl.^  halda; 

Tceit,  Huld;  freundliche  Erlauhniss;   Erge-  loang.  (Ehr entr aut,  1,37) 'h.()\,\n\,\i\\(ii\; 

henheit,  Treue);   ags.   hylde,   hyldo   (Huld,  nid.  houden,  hield  etc.;   nd.   holden,  hellen, 

wovon  nhd.  huldigen)  etc.  u.  nhd.  Halde  holen;  mnd.  holden;   as.  haldan,  held  etc.; 

etc.  zu  ahd.   haldjan,   heldan    (neigen   etc.),  10  ags.    healdan,    heöld   etc.;    engl,   hold;    an. 

s.  unter  2  hellen.  halda,  holt  etc.;  schwcd.  hälla;    dän.  holde; 

2.  hold,  Halt,  Festigkeit,  Bestand,  Dauer  ahd.  haltan,  haldan;  mhd.  halten,  halden 
etc.;  —  dat  hed  gin  hold  mei";  —  wi  mutten  (halten,  in  Stand  halten,  erhalten,  bewahren, 
d'r  mer  hold  an  gefcn;  —  dat  göd  is  to  mör  festhalten  etc.);  goth.  haldan  (halten,  hewah- 
(nütrhe),  dar  sitt  gm  hold  in;  —  in  God  15  reu,  hüten,  weiden).  —  Formell  u.  begrijf- 
schal  man  sin  hold  hebben  un  söken.  Com-  lieh  Hesse  es  sich  leicht  von  skr.  (Grass- 
pos, iuhold  (Inhalt),  \)C\\o\\\.  (Behalt)  etc. —  mann)  Qardh  (sich  keck,  kühn,  stark  er- 
Afries.  hald  {in  iuliald,  Inhalt);  nid.  houd  (in  loeisen,  hz.  keck  etc.  u.  stark  sein),  bz.  ^ardha 
in-,  be-houd);  »(7irf.  holtj  halt,  bz.  holdt,  hold  (stark  etc.;  Schaar,  Heer,  Heerde  etc.,  cf. 
(Halt,  Hinterhalt,  Versteck,  Befestigung ;  20  herde),  ^.ardlias  {dasselbe  u.  auch  Macht, 
das  Halten,  Abhalten;  der  Inhalt)  etc.,  cf.  Stärke  etc.),  (jardhia  (stark,  fest)  etc.  ab- 
holden, leiten,  weil  sich  hieraus  die  Bedtgn. :  stark, 

holden,  hollen  (ik  holde,  helle,  holl,  —  fest  u.  haltend  sein,  od.  die  Eigenschaft 
du  holdest,  hollest,  holist,  —  he  holdod,  hol-  haben  um  zu  halten  u.  zu  schützen  etc.  so- 
led,  holld,  hold  etc.;  — ik  hnW  od.  [seltener]  25  ivohl,  als  auch  die  von:  Heerde  haben  u. 
hol,  —  du  hüllst  etc.;  —  heb  od.  büu  hol-  besitzen,  Vieh  halten  u.  weiden  etc.  (falls 
den,  od.  hollen),  halten,  greifen,  fassen,  haf-  pascere  die  urspr.  Bedtg.  von  goth.  haldan 
ten,  festhalten,  kleben,  sitzen  etc.;  behaltoi,  ist)  von  selbst  u.  ganz  imgesucht  ergeben. 
an  sich  halten;  beioahren,  erhalten;  wofür  holder,  holler,  beholder,  Halter,  Schi^'- 
halten,  meinen,  dünken  etc. ;  richten  etc. ;  —  30  mer,  Schützer,  Behalter,  Erhalter  etc.,  bz. 
holl'  hum,  anders  löpd  he  weg;  —  de  spiker,  Einer  der  Etwas  hält  etc.  —  Sprichw. :  de 
od.  nagel  kan  dat  net  holden,  (halten,  od.  holler  kumd  de  erste  drunk  to. 
tragen,  bz.  festhalten);  —  dat  papir  wil  an  hold-fasl,  holfast,  Haltfest,  d.)  Mensch  der 
de  wand  net  hollen  (halten,  festhalten,  bz.  fcstliält  u.  nicht  so  leicht  Etwas  los  u.  fah- 
fasscn,  sitzen,  kleben  etc.  od.  sitzen  etc.  blei-  35  reu  lässt;  — -  't  is  jo  'n  holfast;  —  b)  Eisen- 
ben) ;  —  dat  fat  hold  (fasst,  befasst,  enthält  klammer,  Krampe  od.  Haken  zur  Befestigung 
etc.)  dre  anker;  —  dat  bök  hold  huuderd  od.  zum  Festhalten  von  Pfählen  etc.;  —  d'r 
bladen;  —  dat  tau  is  fast  genug,  um  de  last  mut  'n  goden  holfast  in  slän  worden,  de  hum 
to  holden  un  to  dragen;  —  he  hold  (liält  hold.  —  Sprichw.  zu  ü) :  he  is  fan  kniphusen 
oder  trägt  etc.)  sük  regt  lik;  —  de  stender  40  un  holiast,  d.  h.  er  ist  ein  Geizhals. 
hold  (hält,  trägt,  stützt  etc.)  de  b5n,  bz.  de  hol-fast,  s.  holdfast. 
mür;  —  'n  daler  hold  30  stüfer;  —  piirde  holke,  hölke  (Dimin.  von  2  hol),  kleine 
od.  fe  holden;  —  he  kan  hum  't  wol  holden  Höhlung  od.  Vertiefung,  kleines  Loch,  kleine 
\  (er  kann  es  ihm  wohl  halten,  ist  ihm  wohl  Höhle,  kleines  Versteck  etc. ;  —  holkes  un  dol- 
gewachsen  etc.);  —  he  kun'  sük  net  hollen  45  kes,  od.  holkes  un  dölkes;  —  he  hed  dar 'n 
für  lachen;  —  he  hed  dat  geld  hollen;  —  holke  under  de  trapp'. 
hold  dl  fast,  dat  du  net  fällst;  —  dat  band  1.  holkan  od.  ]\\i\ken,  hold  machen,  höhlen, 
wil  net  holden  ;  —  dat  god,  od.  flesk  etc.  hold  etc. ;  —  he  holked  dat  ut ;  — ■  de  appel  is 
sük  net  (hält  sich  nicht,  dauert  nicht  aus,  gans  üthölked.  —  Nd.  hölkeu ;  mnd.  holken ; 
hat  keinen  Bestand,   vergeht  bald  etc.) ;  —  50  schwed.  holka. 

'  he  hold  sin  kinder  god ;  —    he  hold  perde ;  2.  holken,  versteckt  od.  heimlich  thun,  ein 

'  —  he  hold  sük  up ;    —   de  wind   hold  sük  verstecktes,  heimliches,  hehlerisches,  diebisclies 

•altid   in  't  westen;  —   he   hold   dat   in    de  unredlicJies  V er ständniss  mit  Jemandem  un- 

höchte,   of  lik  üt,    bz.    na  't  Osten   hen   (er  terhalten,  sich  heimlich  ti.  flüsternd  bereden 
hält,  od.  richtet  das  in  die  Höhe,  od.  gerade  55  etc. ;  — •  wat  hei  ji  dar  wer  mit  'n  ander  to  hol- 

aus,  bz.  nach  Osten  hin);   —    he   kan  niks  ken  un  to  tolken.  —   Nd.  (Br.   W B.)  hol- 

bi  sük  holden  un  mut  't  altid  all'  ütplappern  ken.  —  Dieses  Wort   hängt  zweifellos   (cf. 

wat  he  wet;  —  wat  holst  du  d'r  fan,  is  dat  holker)  mit  holke  (kleine  Holde,  kleines  Ver- 

rocht    of  net;    —    wen  du  di  al  links  holst  steck  etc.)  zusammen  u.   kann   urspr.   wohl 
dich  immer  links  Imltst  u.  wendest  etc.),  den  60  die  Bedtg.:   Versteck  haben  u.  halten,  bz.  in 


i 


HOLKER 


100 


HOLT 


einem  VersteJc  od.  einer  Diehshühic  tvoJmen 
ete.  (u.  so:  den  Hehler  spielen  u.  machen, 
Hehlerei  treiben,  rerstecl't  it.  Jicinilich  thun 
etc.)  f/chaht  haben,    cf.  tolkon. 

Iioiker,  ein  Diebsliehler  od.  Betreiber  von 
unredlichen  u.  das  l.icht  scheuenden  Ge- 
werben etc.;  —  wen  de  holkors  lui  tolkcrs  bi 
'n  audor  sunt,  den  bröou  sc  not  fol  gOds  to- 
rcgt;  —  holkers  un  tolkevs  (unredliches  Ge- 
sindel). —  Xd.  (Jir.   WB.)  holker. 

hol-kibd,  liolkifd,  hohlwangig,  od.  eigent- 
lich hohlkieferig,  in  Folge  des  Anxgehcns 
der  Zähne  in  den  Kiefern,  od.  kibben. 

Holland,  Holland  od.  das  Königreich  der 
Niederlande.  Eigentlich  bezieht  ><ich  der 
Name  nur  auf  die  beiden  Provinzen  Nord- 
u.  Süd-Holland.  Das  Sprichwort:  „nu  is 
Holland  in  nöd"  ivird  allgemein  auf  alle 
Verlegenheiten  (bz.  wo  man  sich  nicht  zu 
rathen  u.  zu  helfen  iveiss)  angewendet.  Den 
Namen  Holland  betr.,  so  soll  er  (cf.  W. 
Arnold,  Wanderungen  deutscher  Stämme 
pag.  506)  aus  holtland  (d.  i.  Waldland) 
entstanden  sein. 

Holländer,  Holländer,  Niederländer.  — 
Sprrichw.:  hö  gcid  d'r  dör,  as  'n  Holländer; 

—  de  Holländers  sunt  kwud  ßöse,  schlimm, 
schlau),  pass'  iip,  wen  du  mit  liür  to  dun  best. 

liolland>ik,  holländisch.  —  Sprichw.:  dat 
geid  up  sin  hollandsk;  bold  undcr,  bolil  bufen. 

1.  liollcn,  s.  holden. 

2.  liollen,  holden,  höhlen,  hohl  machen, 
vertiefen  etc.;  —  hoU'  dat  nog  "n  bitjed  mi'T 
iit.  —  Ags.  holjan ;  ahd.  liolOn ;  nid.  hellen; 
m)dd.  holen. 

Hollen,  ein  Icleines,  armseliges  Kirchdorf 
im  Amt  Stickhausen,  wovon  es  ]tcis-'<t:  Hollen 
mut  nog  fan  höfärd  undergän,  sä'  de  päp, 
as  d'r  al  wer  'n  bür  mit  neje  holsken  in  de 
karke  kwam. 

1.  Iioller,  s.  holder. 

2.  holler,  hohler  etc.;  s.  1  hol. 
holloi't,  Jlalt,  Feierabend  etc.;  —  m  mat- 
ten hollert  makea.     Zu  holden. 

hoUiglieit,  Höhlung,  Vertiefung,  Ein- 
senkxntg  etc.;  —  d'r  is  so  'u  bolligheid  in  de 
miir;  —  iu  de  holliVheid  fan  't  land. 

hol-ö^d,  hohläugig;  —  he  sügt  so  holugd  üt. 

Ii0l-l)i|»0  (Hohlpfeife),  Schachtelhalm,  equi- 
setum ;  —  dur  stän  to  fol  holpipen  in  't  land, 
as  dat  dat  'n  godcn  gruud  wc^en  kan. 

Iiolskc  ((/.  /.  hoU-scho,  cf.  hanskc),  Holz- 
schuh. 

holster,  Holfter,  a)  ledernes  Futteral  zum 
Einstecken  der  Pistolen  (pistolcn-holster) ;  — 
b)  lederne  Umhüllung  der  Zagstränge  zum 
Schutz  der  Pferde  gegen   das   Wundreibeti ; 

—  c)  Bauchhöhle,  Wanst,  Magen  etc. ;  —  he 
kan  't  air  in  sin  holster  bargen ;  —  d)  gros.scs 
iveites  Maid;  —  wen  he  sin  holster  apen  deid, 


den  mut  man  bang  worden,  dat  he  en  up- 
frett;  —  e)  (rrossmaul,  Grobmaul,  od.  grobe, 
grobmäulige  unmanierliche  Person;  —  *n  hol- 
ster fan  'n  wif.  —  Nd.,  nid.  holster  (Futte- 
5  ral,  lleisesack,  Ranzen) ;  golli.  hulistr  (Hülle, 
Decke,  Schleier) ;  ahd.  hülst  (eine  Art  Decke)  ; 
an.  hulstr  (Futteral) ;  ags.  heolstor,  heolstor 
(tenebrae,  latebra,  antrnm,  caverna).  3[it 
ahd.  hulid,  hulith  (velamentum)  etc.  zu  hüllen. 

10  —  Aus  ahd.  hülst  ent>itand  mit  Einschicbung 
eines  „f"  für  „s"  das  spätere  halft  u.  huli- 
ter,  bz.  nhd.  Holfter. 

holt,  Holz  als  Stoff  od.  Material;  Wald; 
Sarg;  —  'n  schap  fan  ekeu  holt;  —  de  köl- 

15  rabi  is  in  'l  holt  schateu  (der  Kohlrabi  ist 
i)is  Holz  geschossen,  d.  h.  holzig  od.  hart 
geworden);  —  he  is  so  mager  as  'n  slük 
holt ;  —  he  is  in  't  holt  gän ;  —  nastens 
worden  d'r  gode    eken    un    büken    in  't    Be- 

20  ruiner  holt  ferköfd,  dar  must  du  um  den- 
ken, dat  wi  d'r  wat  fan  krigon;  —  he  is  güster 
stürfen  an  kumd  fau  afend  in  't  holt;  — 
he  is  in  'n  swart  fräfen  eken  holt,  mit  sül- 
fer    beslagen ,    begrafen;    —    de    dodehoUen 

25  (Todtcn-Särge)  worden  iit  nodholten  (Noth- 
hölzer,  d.  i.  eichene  Bretter  von  bestimm- 
ter,  zu  den  Särgen  passender  Länge  u. 
Breite)  makd.  —  Afries.,  sath,  nd.,  as., 
ags.,    engl.,    an.,    norw.  holt;    nfries.  hoalt, 

30  hout ;  nid.  hont ;    ahd.,  mhd.  holz. 

Es  lüird  von  Fick  (III,  72)  u.  Andern 
(cf.  Grimm,  Wh.  IV,  1763)  mit  kslav. 
klada  (Balken,  Block,  HoU)  zur  ]/  hal,  bz. 
kal  (cf.  2  hellen  u.  hilt),  schlagen,  brechen, 

35  biegen  etc.  gestellt,  indem  sie  annehmen, 
dass  holt  urspjr.  das  im  Walde  geschla- 
gene u.  gefällte  zum  Brennen  u.  Bauen 
dienende  Etwas  bezeichnete.  Da  indessen 
das    Wort  holt   möglicherweise  scJion  so  ur- 

40  (dt  ist,  dass  es  schon  vor  der  Zeit  entstand, 
ehe   die   Menschen   Werkzeuge   hatten,    um 
Bäume  zu  schlagen    u.   zufallen,    so  kann 
damit  urspr.  auch  alles  das  hezeicltnctsein,\ 
loas  durch   Windbruch   im   Walde   brach  ti.i 

45  niederstürzte ,  also  sowohl  die  vom  Winde 
gebrochenen  u.  gefällten  Bäume,  als  auch 
die  davon  uhgehrocliencn  Zweige  n.  lieisrr. 
tvo  dann  das  ^Vort  holt  ursjjr.  lediglich  lUc 
Bedtg.:  Bruch   gehabt   hätte,  woraus  sidi 

50  dann  leicht  beim  Vergleich  von  1  briik  die 
Bedtg.:  Gebüsch  u.  Wald  (welche  (an- 
scheinend die  älteste  ist,  cf.  W.  Arnnlil. 
Wanderungen  etc.,  pag.  506)  leicht  rut- 
wickeln  konnte  (d.  h.  locnn  Wald  ivirkli<l: 

55  mit  wild  u.  nicht  etwa  mit  walten  cmi 
nee  ist),  da  bei  einem  Windbruch  der  Br  ml 
(od.  das  gestürzte  Holz)  sämmtlich  wlh 
durcheinander  u.  übereinander  liegt.  J!' 
züglich  des  Wortes  holt  (dessen  „t",  bz.  „// 

GO  aus  älterem  „d"  entstand  u.  wovon  es  auci 


HOLTE 


101 


HON 


[lar  nicht  sicher  ist,  äass  es  mit  dem  so 
vereinzelt  stehenden  Icslav.  khwla  üherhaupt 
vcncandt  ist)  sei  indessen  noch  erivähnt, 
dass  II.  Leo  es  mit  ags.  hold  (Leichnam, 
od.  eigentlich  das  die  Knochen  bedeckende 
u.  schützende  Fleisch,  od.  die  äusserliche 
Hülle  if.  Bedeclciimi  des  Körpers  etc.,  cf. 
hama  in  lilihama  [LeicJinamJ  u.  skr.  pala 
[caro ;  stramoii]  von  y  pal  [servare,  tiieri], 
als  Weiterbildung  von  y  pa,  pi  [greifen, 
fassen,  hcdten,  sichern,  schlitzen  etc.],  hz. 
pä,  pi  [idem  u.  auch:  herrschen,  regieren, 
walten,  Macht  haben  etc.],  cf.  pa  [regens], 
päti  [rex  dominus]  u.  pitar  etc.)  =  au.  hold 
(Fleisch);  norm,  hold  (dasselbe  n.  auch 
Häute)  zu  ht'lau  (celare  etc.,  cf.  2  hälen) 
stellt  u.  holt  in  der  Bedtg.  „Wald"  als  das 
V er  hehlende,  Versteckende,  bz.  das 
Verborgene  u.  Dunkle  od.  das  Be- 
deckende u.  Schützende  von  helan 
ableitet.  Hält  man  indessen  diese  Bedtg. 
fest,  so  wäre  zu  holt  auch  ved.  chardis 
(Schutz,  Schirm  etc.)  zu  erwägen. 

holte,  Höhlung,  Vertiefung  etc.  —  Nid., 
mnld.  holte. 

holten,  hölzern,  von  Holz;  —  'n  holten 
däle;  --  (fig.)  steif,  ungelenk;  —  he  steid 
dar  so  holten  hen ;  —  he  lr)pd  so  holten. 

holterig,  holterg,  holzig,  holzfaserig  etc. ; 

—  de  kölrabi  word  holterg.  —   IStld.  houterig. 
holtje,     Hölzchen,    Stäbchen    etc.     Das 

Sprichw.:  „na  sunt  't  holtjes  an  den  sunt 
't  smoltjes"  hat  im  Allgemeinen  die  Bedtg.  : 
,Jetzt  sind  sie  hart  u.  ungeniessbar  u.  nach- 
her sind  sie  loeich  u.  schmelzend"  u.  ward 
urspr.,  da  smoltje  (Diinin.  von  smolt,  Schmalz) 
nach  dem  Br.  Wb.  auch  eine  Art  kleiner 
Schmalzbirnen  bezeichnet,  wohl  auf  die  erst 
■unreifen  u.  harten  u.  später  butter- 
weichen u.  schmelzenden  Früchte 
dieser  Birnsorte  bezogen,  od.  es  tvurden  die 
kleinen  loilden  Holzbirnen  im  Gegensatz  zu 
smoltjes  auch  holtjes  genannt.  —  Nid.  houtje. 
holt-mager,    so  mager  it.  dürr  toie  Holz. 

—  Wang.  holtmoger. 

holt-stek,  holtvvinkel,  Holzgeschäft,  Holz- 
handlung. 

homeie,  Hoheitszeichen,  od.  eigentlich  der 
äusserste  mit  den  Landes-  u.  Hoheits-Zei- 
chen versehene  Schlag-  od.  Zollbaum,  der 
die  Grenze  gegen  das  Nachbarland  ab- 
vchliesst.  —  Nd.  (Br.  Wb.)  hameine,  ha- 
raeide,  homeine;  mnd.  (Seh.  u.  L.)  ha- 
raoide,  homeide,  hogemeide,  hameie,  homeine  ; 
mnld.  harameye,  hameyde,  hammenboom  (re- 
pagulum,  obex,  vectis  etc.);  mhd.  hamit,  bz. 
hamita. 

homel,  s.  1  hamel. 

honi-ende,  s.  hamende. 

1.  hon,  Huhn.     Im  Singular  fast  obs.  u. 


nur  im  Plural  hüner  allgemein  gchräuch- 
lich,  lüonebcn  auch  honer  u.  honder  vor- 
kömmt. —  Redensart,  u.  Sprichio.:  he  geid  mit 
de  höner  to  rik;  —  kloke  hüaer  leggen  hör 
5  cier  6k  wol  in  de  netteis;  —  bi  gebrek  fan 
höner  nimd  de  bür  uk  mit  kreien  förlof;  — 
wen  man  „sjü"  segd,  den  mend  man  de  hö- 
ner air ;  —  höner  hebl)en  man  'n  lütjen  kop, 
se  slapen    hold  üt;    —   achterna   kakeln   de 

10  höner ;  —  de  höner  leggen  dör  de  krop  un 
de  kujen  melken  dör  de  hals.  —  Nd.,  mnd. 
hun ;  nid.  hoen ;  as.  hun ;  ahd.  liuon,  huan, 
hon ;  mhd.  hiion.  —  Der  Form  nach  ist  es 
das  substantivirte  Präler.  eines    obs.   Vbms. 

15  hanan  (singen  od.  krähen) ,  worüber  Wei- 
teres unter  1  hän. 

2.  hon,  Hohn,  Spott,  Schmach,  Kränkung, 
Verachtung  etc. ;  —  dat  is  hon ,  wen  he  so 
sprekd ;   —    schal  dat  hon  wesen,    of  is  dat 

20  din  ernst?  —  he  hed  mi  hon  andän ;  —  mit 
hon  up  en  dal  kiken.  —  Nd.,  mnd.  hon; 
nid.,  mnld.  hoon  (frans,  fallacia,  probrum, 
dedocns,  infamia,  indignatio ,  injuria,  ira) ; 
wfries.    huyn ,    huyne ;     ahd.    höna    (Hohn, 

25  Spott).  Dass  es  auch  afries.  lebte,  geht  aus 
afries.  häna,  bz.  höna  od.  hena  (a.  Kläger, 
d.  i.  Gehöhnter,  Gekränkter,  Verletzter,  Be- 
schimpfter etc.;  —  b.  Verklagter,  d.  i.  Höh- 
ner od.  Schimpfer,  Kränker  etc.,  cf.  0.  L.  B., 

30  jJrt^.  673,  hoene  u.  mnd.  hone)  u.  henan 
(höhnen ,  cf.  honen)  hervor ,  es  sei  denn, 
dass  diese  Wörter  Ableitungen  des  Subst. 
höna,  bz.  des  goth.  hauns;  cts.  heän  (niedrig, 
verachtet  etc.),    bz.    ags.  heäne,   hyne;    (did. 

35  liöni;  mhd.  hone,  hoene  (verachtet,  in  Nie- 
drigkeit, Schmach  u.  Schande  lebend,  durch 
Schmähung  an  der  Ehre  kränkend,  un- 
freundlich, zornig,  hochfahrend,  übermüthig, 
böse)  sind,  wovon  auch  (od.  von  hönjan  etc.  ?, 

40  cf.  honen)  ahd.  hönida  (Schmach,  Schande, 
Uebermuth,  hochfahroides,  verletzendes  We- 
sen) ;  as.  hönda  (Schmach,  Schimpf) ;  afries. 
hänethe,  hende  (Verletzung,  Kränkung ;  An- 
klage loegen  dessen)  ;  lofries.  hoente  (Betrug) 

45  etc.  Was  mm  ahd.  höna,  bz.  goth.  hauns 
etc.  betrifft,  so  stellt  Fick  (II,  327)  sie 
mit  lett.  kaunas  (Schande,  Schmach,  Hohn; 
Scham)  u.  kslav.  kyja,  kyt  (uicto)  zu  einer 
y  ku  (erniedrigen),    die  mit  der  für  hauen 

50  von  ihm  angesetzten  y  ku  sehr  gut  iden- 
tisch sein  kann,  da  sich  aus  hauen,  bz. 
schlagen,  erschlagen,  verletzen,  tödten  etc., 
od.  niederschlagen,  zu  Boden  schlagen,  fäl- 
len etc.  sehr  leicht   die  Bedtg. :    erniedrigen 

55  etc.,  cds  auch  die  von:  verletzen,  verwunden 
etc.  in  der  s  i  n  n  l.  Bedtg. ,  toie  im  afries. 
hena  (cf.  honen)  u.  (trop.)  die  von:  krän- 
ken etc.  entwickeln  konnte.  Da  indessen 
toeder  im  Skr.  noch  sonst  eine  y  ku  in  die- 

60  sen   Bedtgn.    belegt    ist    u.    auch    die    von 


HONEN  HOENEN 


102 


HOP 


//.  Leo  (pag.  45G)  für  ags.  lieüuau  ange- 
setzte y  kun  (oorrngari  etc.)  sich  in  dieser 
Bedtg.  weder  findet,  noch  begrifflich  son- 
derlich dazu  stimmt,  so  halte  ich  eher 
dafür,  dass  die  für  liOua  u.  htt.  kaunas 
anzusetzende  y  huu  od.  kun  entweder  mit 
der  aus  kii  (souarc,  gemere,  bz.  ein  unarticu- 
lirtes  Geräusch  mucfien  u.  so  auch:  schreien, 
heulen,  lärmen,  toben,  schelten,  schmähen 
etc.)  erweiterten  y  kun  (sonare)  identisch 
ist  (cf.  bei  Fick,  1,  33  y  kak,  lachen, 
wiehern,  wozu  er  ausser  lat.  cachinnari  etc. 
auch  ahd.  huoh;  mhd.  liuoch ,  Hohn,  S2)ott 
etc.,  huohön;  mhd.  liuoheu,  verspotten,  ver- 
lachen, verhöhnen  etc.  stellt,  wonach  liuoli  ein 
rräter.  von  einem  altern  Vbm.  halian  ist, 
während  kak  ebenso  wie  kuk  [cf.  Fick,  I, 
40  seq.]  aus  einer  redupl.  Form  kaka  der 
Schallwurzel  ka,  ablautend  ki ,  ku  hervor- 
ging, zu  denen  auch  unsere  Interjcctionen 
od.  Ausrufe:  ha,  ho  etc.,  redupl.  haha,  hihi, 
hoho  etc.  gehören,  welche  Ja  zum  Thcil  auch 
Lach-  od.  Spott-Bufe  [cf.  2  ha  u.  1  ho,  so- 
icie  halia  etc.  u.  das  onomatop.:  lia-ha-ha- 
ha,  —  hi-hi-hi-hi]  sind  u.  woraus  auch  die 
alten  Frage- Fronomen  od.  Interrogativa : 
ka,  ki,  ku  =  lat.  qua,  qui,  quo,  —  germ. 
hwa,  hwi,  hwu  etc.  zweifellos  hervorgingen), 
od.  dass  das  Thema:  hauna  od.  kauna  aus 
einer  von  ska,  sku  erweiterten  y  schau,  skun 
(ef.  schaden  etc.,  sowie  schinden,  schände, 
sehenden ,  schund  u.  auch  nhd.  h  u  n  z  e  n, 
aushunzen ,  verhunz en  zu  böhm.  hun- 
tovati,  cerhunzen  etc.,  huntowati,  schlachten, 
erschlagen,  tödten  etc.,  —  sowie  Weiteres 
unter  hauen  am  Schlüsse,  bz.  die  dort  an- 
geführten Stelloi  bei  Fick)  hervorging. 

liunen.  honeii,  lieiien,  höhnen,  verhöhnen, 
spotten,  lachen  etc. ;  —  he  liönde  hum;  —  he 
hfuid  m\  iit.  —  Africs.  hena  (höhnen,  ver- 
letzen, verwunden,  schädigen  etc.);  tvfries. 
luiyiijeu;  nid.,  mnd.  honen;  »(/.  liüncn;  ags. 
hönan,  hynau;  ahd.  liönjan,  hönan,  honen; 
mhd.  hoenen.     Zu  2  hün. 

liiiner,  Flur,  von  1  hon. 

liöucr-huk.  llühnerstedl. 

liöuci'-iii'rs,  llüliner- Arsch.  Fedcnsart: 
he  is  nJit  so  nesgirig  as  'n  höneruers  (wer 
sich  den  ansieht,  versteht  sie). 

hönei'-i'ik,  Stange,  auf  welcher  die  Hüh- 
ner des  Xdchts  sitzen. 

höiike,  hdnko.  Hühnchen. 

liuiike-bec;  /.  q.  lienncbi'e. 

hünni;:;,  Honig.  Redensart. :  dat  is  hön- 
nig  für  hum  (flg.,  das  iM  ihm  etwas  sehr 
Angenehmes  u.  Liebliches) ;  —  dat  smekd 
as  hOnuig  (von  besonders  leckeren  Gerich- 
trn) ;  —  cn  hönnig  um  de  muud  striken 
(Jemandem  schmeicheln,  bz.  Süssigkeitrn  sa- 
gen etc.).  —  iV'rf.  honnig;  mnd.  hounich;  nid. 


houig;  afries.  huuig;  wfries.  huyuig;  nfries. 
höuniug,  liouuiug;  satl.  huning;  wang.  hu- 
nig ;  as.  houeg ,  lianeg ;  ags.  hunig ;  engl. 
honey;  an.  hunaug;  norw.  huniug;  dän.  hou- 
5  ning;  schwed.  houing,  hilning;  ahd.  honag, 
houuk,  honek,  honang;  mhd.  honec,  houic, 
honich.  —  Fs  ist  eine  ähnliche  Wortbildung 
wie  köyig  u.  müsste  die  Grdform  demnach 
kau-aka   sein.      Fick  (III,  78)   vergleicht 

10  den  Stamm  kan  od.  das  'Thema  kana  zu 
skr.  kauij,  tvas  ausser  tenuis,  exilis,  parvus 
auch  die  Bedtg.:  granum  hat  u.  meint,  dass 
honanga  (Honig)  eigentlich  körnig  od. 
körniges   Ftwas    bedeute,    während    ich 

15  eher  glauben  möchte,  dass  honauga  mit  skr. 
käuaka  (aurura,  d.  i.  Glänzendes,  Goldiges, 
Goldgelbes,  bz.  ein  Etwas  W((s  glänzt  u. 
blinkt,  od.  blank  ist)  identisch  sei  u.  der 
Honig  ursjir.   wegen   seiner  goldigen  u. 

20  goldgelben  Farbe  mit  diesem  Namen 
belegt  ist,  bz.  als  glänzendes  u.  g ol d i- 
ges  Etwas  aufgefasst  wurde.  Da  indes-n'n 
die  y  kan  7iicht  allein  die  Bedtg.:  glän- 
zen, sondern  auch  die  von:   lieben,   be- 

25  g ehren  etc.  (Grassmann  übersetzt  sie 
auch  mit:  befriedigt  sein,  freudig  sein,  er- 
freut sein;  etwas  sich  gef edlen  lassen,  Ge- 
f edlen  finden  an  Etwas,  sich  dessen  er- 
freuen; Jemandem  gefallen  etc.)  lud,  so  ist 

30  es  auch  möglich,  dass  der  Honig  von  den  Al- 
ten als  ein  liebliches  u.  begehrcnswerthes,  od. 
erfreuliches  u.  angenehmes  Etwas  aufge- 
fasst wurde,  zumal  da  der  Honig  loegen 
seines  lieblichen  u.  süssen  Geschmackes  von 

35  Thier  u.  Mensch  sehr  gesucht  ist  u.  Ja  ein 
Land,  wo  3Iilch  u.  Honig  fliesst,  für  ein 
besonders  glückliches  u.  gesegnetes  Land  ejcdt. 
Dass  diese  Deutungen  des  Wortes  houauga 
(d.  h.  entweder  die  von  :  glänzendes ,  goldi- 

40  ges  Etioas,  od.  die  von:  liebliches,  süsses, 
mildes,  angenehmes ,  erfreuendes  u.  begeh- 
rensicerthes  Etwas)  Jedenfedls  viel  zutreffen- 
der sind,  als  die  von  kör ni ges  Etwas,  ist 
doch  gewiss   u.  dürfte   dies  wohl  von   Nic- 

45  mcindem  bestritten  iverden. 

hönni^-koke.  Honigkuchen. 
höiiiiij;-sot,  honigsüss  (auch  flg.);    —   he 
kan  so  höunigsot  dön. 

hilnsk,  höhnisch;  —   'u  hönskcn  täl;   — 

50  'u  hfinsken  kerel. 

hön-sprake,  hönsprjik,  Hohnsprache,  höh- 
nische, kränkende  Bede  etc.;  —  dat  is  hou- 
spräk  fan  hum  etc. 

lldot.  ml.  Name.     Geschln.  Hoots   u.  H6- 

55  tiug,   IliUing.      Vergl.    bei   Förstemann    i 
(7()'i)  die  Namen:   Ilotbert,   Hotgilda,  Hot-    • 
niliu,  Hotrad,  Hotting,  Hotto ,    welche  er  zu 
aud  shilt.     cf.  itbrigens  hot.  j 

1.  h(»|t,  s.  hapc. 

60      2.  liüj),  auch  hopel,  Beif,  Bing,  Band  etc. 


IIOP 


103 


HOP 


von  Eisen  od.  Holz,  hz.  halhirten  Weiden, 
die  um  die  Fässer  geschlcu/en  tvcrdcn;  —  is- 
dern  of  holten  liopen  (od.  banden ,  ringen 
etc.)  um  'n  fat  slan ;  —  tlrif  de  hup  nog 
wat  au,  dat  he  faster  shitt;  —  he  hed  ^u  5 
hidiing  hopcn  od.  hopels  (Weideureifc ,  hz. 
Fassreife,  Tonncnhändcr)  fau  Holland  un- 
derwägs.  —  Nid.  hoep  (Fingerri)ig ,  lieif 
ohne  eingelegte  Steine;  Holz  reif  um  ein- 
Fass,  in  letzterer  Bcdtg.  auch  hoepel) ;  mnld.  10 
hoep,  hoepe,  hoepel  (orbis,  circnlus,  annu- 
lus;  chxulus  sive  viuciilum  dolii);  africs.  hup 
(lieif,  Ba)id,  hz.  der  das  Land  lüie  ein 
Hing  umgehende,  einschliessende  u.  schützende 
Deich,  der  ivegen  seiner  Bedeutsamlceit  für  15 
das  Land  u.  seiner  Kostbarkeit  toegen  aucli 
„the  gcldene  hüp"  hiess ,  wofür  mnd.  „de 
gülden  wall  un  bandt"  steht) ;  nfries.  (0  n  t- 
zen)  höp  (Beif,  Tonnenreif) ;  engl,  hoop 
(Beif,  Bing,  Bügel  etc.).  —  Fs  ist  ein  von  20 
3  hüp  verschiedenes  Wort  u.  würde  sich 
leicht  aus  dem  Bräter.  hüp,  hz.  hob,  höf, 
huop  etc.  von  haban,  hapan  (hahen,  fassen, 
halten  etc.,  cf.  hebbcn  u.  höf)  herleiten  las- 
sen, tveil  der  Beif  etc.  dasjenige  ist,  loas  25 
ein  Etwas  zusammenhält ,  bz.  ein-  u.  nm- 
fasst  etc.  II.  ja  auch  1  hafen,  haft  etc.  da- 
her stammt.  Man  kann  nhrigens  bei  höp 
auch  an  die  Bedtg.:  biegen,  krümmen,  rund- 
lich gebogen  sein,  sich  loölben  etc.  denken  30 
(cf.  ahd.  pouc  «.  pouga,  ags.  bcäh  [Bing 
etc.]  von  piokan  etc.,  cf.  bugen),  ivo  es  als- 
dann mit  3  höp  von  derselben  ]/  abzuleiten 
wäre,  ZU'  der  Fick  auch  nhd.  Hufe  stellt 
u.  zu  welcher  auch  nhd.  Huf  (cf.  höf  am  35 
Schlüsse)  lautlich  hesser  stimmt  cds  zu  skr. 
gapha  etc.,  zumal  man  bei  Huf  in  der 
Bedtg.  Klaue  auch  an  die  Bedtg.:  krüm- 
men, biegen  etc.  denken  kann,  eine  Bedtg., 
die  anch  jedenfalls  dem  zend.  ^afa  (Hörn,  40 
Huf)  zu  Grunde  liegt ,  was  wohl  jedenfalls 
mit  skr.  cjapha  zur  y  kap,  kamp  (cf.  griech. 
kamptö,  biegen,  krümmen  etc.)  gehört.  Die- 
selbe Bedtg. :  krümmen,  biegen,  sich  krüm- 
mend od.  rundlich  u.  gebogen  ausweiten,  od.  45 
in  gebogener  Linie  sich  um  Etwas  herum- 
ziehen etc.  liegt  auch  ivohl  dem  schott. ,  bz. 
Orkn.  hope  (schmale  Bucht);  isl.  hop  (re- 
cessus  maris) ;  an.  hopa  (zurückweichen,  bz. 
ausbiegen  etc.)  etc.  zu  Grunde,  eine  Bedtg.  50 
die  anscheinend  auch  dem  ags.  höp  (s.  un- 
ter hapen,  hopen  u.  bei  Seh.  u.  L.  unter 
1  höp)  zu  Grunde  liegt. 

3.  liöp,  Häuf,  Haufen;  loeitergebildet : 
höpe,  Haufe  u.  hüpeu,  hupen,  Haufen  (so-  55 
ivohl  Sing,  cds  auch  Flur,  von  höp ,  höpe) ; 
—  't  ligd  all'  up  en  höp ;  —  wi  hebben  de 
budel  in  dre  höpen  deld ;  —  Bcdensart:  he 
terd  fan  de  grote  höp  od.  bült  etc.  (er  zehrt 
schon  von  dem  Vermögensstock,  greift  schon  60 


sein  Vermögen  an,  lebt  nicht  mehr  hlos  von 
den  Bevenücn,  ivofür  wir  auch  die  Bcdois- 
art  gehrauchen:  he  terd   fau  de  böge  böm) ; 

—  tu  hup  kamen  (zusammen  kommen) ;  —  to 
höp  gäfen  (zusammen  gehen);  —  to  höp  lö- 
])Cn  (zusammen  laufe > t) ;  —  to  höp  stän 
(zusammen  stehen);  —  to  höp  neien  (zu- 
sammoi  nähen);  —    to    höp    brengen    etc.; 

—  de  grote  höp    (od.  höpe)    wet  net  bäter ; 

—  -  dar  stän  'n  hei  höpen  (ein  ganzer  Haufe, 
eine  ganze  Menge  etc.)  rainsken  bi  'n  an- 
der; —  'n  holen  höpen  minsken  wassen  fan 
dage  in  de  stad ;  —  de  rügen  hed  'n  höpen 
(od.  hupen)  water  anbrogd;  —  d'r  is  fau  't 
jär  'n  höpen  bült  (eine  ganze  Menge,  bz. 
ungemein  viel)  körn  wussen;  —  he  hed  'n 
höpen  bült  kinder.  —  Compos.  stenhöp,  erd- 
höp  etc.  etc.  —  Afries.  häp ;  lofries.  heap ; 
nfries.  hüp ;  as.  höp ;  ags.  heäp  ;  engl,  heap  ; 
nd.  hoop;  mnd.  höp,  hope,  hoppe,  hupe; 
nid.,  mnld.  hoop  (cumnlus ,  accrvus ,  agger, 
congeries,  strues ;  agmen,  caterva,  multitudo, 
congregatio,  globus) ;  ahd.  houf,  häuf;  mhd. 
houf  u.  ahd.  hüfo,  huffo;  mhd.  hüfe,  häuf; 
an.  höpr;  schvied.,  norw.  hop;  dän.  hob 
(Haufe,  3Ienge  etc.).  Mit  kslav.  kupü;  lit. 
kaupas  u.  küpu  (Haufe) ;  zend.  kaofa  (Berg ; 
Höcker  des  Kameeis);  apers.  kaufa;  hzv. 
köf  (Berg,  Erhöhung,  Höcker,  Buckel);  osset. 
kupb  (Hügel)  etc.,  sowie  griech.  küphos  (ge- 
bogen, gekrümmt  etc.),  küphos  (Krümmung, 
Bucht,  Buckel)  etc.  etc.  von  einer  y  kup 
(biegen,  ivölben,  krümmen,  od.  iirspr.  ivolil 
sonare,  wobei  sich  einerseits  aus  To  n,  G  e- 
räusch,  od.  Schall  machen  etc.  die  Be- 
dtg.: reden,  sprechen  (cf.  Bopp,  Gloss. 
88,  zweite  Spcdte)  etc.,  od.  singen,  klagen, 
heulen,  jammern  etc.  (cf.  goth.  hiufan;  as. 
hiovan ;  ahd.  hiufan,  hiuban,  hiupan ;  ags. 
heäfau,  heöfan,  klagen ,  jammern  etc.),  an- 
dererseits aus  rauschen  die  von:  sausen,, 
brausen,  .stürmen,  aufbrausen,  zornig  iver- 
den,  iüüthen,  toben  (cf.  bei  Bopp,  pag.  88, 
erste  Spalte  J/  kup  [ii'asci],  zu  der  er  auch 
unser  hape,  hope  stellt,  .sowie  lat.  cupio), 
aufwallen,  brodeln,  kochen,  aufkochen,  sich 
heftig  u.  stark  bewegen,  quellen-,  hervorbre- 
chen,  aufsteigen ,  sich  erheben,  eine  rund- 
liche Erhebung  bilden  (cf.  ahd.  hiufila. 
Backe,  loeibliche  Brust  etc.);  —  huf;  goth. 
hups ;  ags.  hyp ;  nid.  hupe,  Hüfte,  .sich 
krümmen  u.  xvijlben  etc.  u.  endlich  aus: 
sich  erheben  u.  auf  steig  en  etc.  auch 
die  von:  scheinen,  glänzen  (cf.  Bopp,  obige 
Stelle  u.  Weiteres  bei  Fick  u.  Andern)  u. 
noch  viele  andere  Bedtgn.  entwickelt  haben, 
wie  z.  B.  die  von :  springen ,  aufspringen, 
hupfen  etc.,  da  auch  die  Stämme  hop,  hup 
(cf.  die  nachfolgenden  Wörter  dieses  Stam- 
mes) sich  von  dieser  y  herleiten. 


HOP  104                          HÖRE  HÖR 

1.  liop.  Dieaes  Wort  drüclit  eine  hüp-  fau  hopen-stük  uüt  so  gröt  im  stark  as  de, 
fende  od.  auf-  u.  niedergehende  Beweijung,  de  dar  näst  steid.  —  Es  ist  wohl  aus  liöp 
od.  eigentlich  wohl  nur  eine  einmalige  u.  (Häuf,  Haufe)  u.  un,  b^.  uud  -|-  stük  ^m- 
ziemlith  rasche  Bewegung  ron  unten  nach  sammengesetzt,  sodass:  .,fau  hopen-stük'*  so- 
oben,  bz.  eine  Erhebung  u.  eine  steigende  5  viel  besagt  als  von:  Haufe  u.  Stück. 
Bewegung,  od.  ein  sich  Erheben  u.  Aufsprin-  hO|»pelil,  liuppeln,  schaulceln,  bz.  freq. 
gen  etc.  aus  u.  ixt  dies  der  Stamm,  bz.  nebst  hi'ipfot,  od.  sich  auf  u.  nieder  bewegen,  cf. 
hup  (aus  urspr.  kup,   sich  auf  u.  niederbe-  liüppen. 

icegen,  od.  aufwallen,  aufsteigen  etc.,  s.  un-  \io\)ye\-,  od.  \m\)\)c\-i)eTa,  Schaukel-Pferd; 

ter  2  liöji  am  Schlüsse)    die  ]/    von   2  liop,  10  —    he    sitt    up    't    huppeljierd    uu    ridt    ua 

hoppeln,  huppehi,   huppen  etc.     Dieses  hop  spanjeu. 

lebt  nur  in  dem  Kinderliede:  „hop  nun  perd  liO|)pen,  hoppen,  mit  Hopfen  versehen,  bz. 

ua  de  nUilen  to,    anders    niks    as    hafer    im  kochen  u.  würzen;  —   dat  her  is  net  stark 

strö,  hafer  un  strö  un  kaf-kaf-kaf,  den  lOpd  genug  liopd. 

nun  perdje  in  draf-draf-draf",  welches  Vater  15       liopperi^,  liopperg ;  i.  q.  hoppig. 

u.  Mutter  singen ,    icenn    sie    ihr  Söhnchen  lioppig,    a)  hopfig,    mit    Hopfen    gewürzt 

auf  dem  Knie  ausreden,  bz.  hüpfen  lassen.  etc.;    —   dat  ber  smekd  net  hoppig   genug; 

2.  Iiop,  auch  hoppen,  Hopfen;  — de  göd  —  b)  locker,  schwammig  u.  trocken  wie 
her  wil  maken,  dürd  hoj)  un  molt  net  ter-  Hopfen,  als  Fehler  bei  Bäben,  Kohlrabe, 
saken ,  un  wil  he  d'r  'n  kroms  solt  in  ka-  20  Moorrühoi  etc.,  die  zu  stark  aufgetrieben 
ken,  mag  huni  't  uog  beter  smaken.  —  Nid.,  sind  u.  zu  lange  gestanden  hidten  u.  in 
engl,  hop;  mnld.,  mnd.  hoppe;  nd.  hoppen;  Folge  dessen  inwendig  im  Fleisch  schwam- 
ahd.  hopho,  hopt'o;  mhd.  hophe,  hopfo.  Der  mig  u.  saftlos  geworden  sind;  —  wen  de  kül- 
Namc  dieser  Pflanze  ist  wie  mnld.  hoppe  rabi  erst  hoppig  worden  is,  den  dögd  se  net 
(Wicdc-Ifojjf) ,   bz.  ahd.  hoöa,  hophii,  hoppo;  25  mer  töm  äten. 

7/i/tf/.  hopho  etc.  in  witu-hotlä  etc. ;  <(».  veidi-  1.  hop-sak,   Hopfensack  von  grobem    lo- 

hoppa;    nid.  weedhoppe    (dasselbe   u.    soviel  ckern  Leinen;    —    hopsakken    sunt    god  to 

als  Waid-  od.  J agd-Hüpfer)  von  1  hop  felis. 

loeitergebildet  u.  bezeichnet  ein  sich  er-  2.  hop-sak  od.  hiip-sak  ?  —  Sprichw.  : 
Jlebendes,  aufsteigendes,  klimmen-  30  mit  list  brengd  mau  'n  ei  in  'n  hop-,  od. 
des,  kletterndes  Etwas,   ivobei  man  in-  hup-sak. 

dessen    nicht  tvie   bei  hoppe   in  weedhoppe  hör,  Jiär,  Dreck,  Schlamm,  Graben-  od. 

an  ein  wirkliches  auf  spring  <tn  u.  hüp-  Gruben-Erde  etc.;  —  de  hör  up  de  wal  snii- 

fen,    sondern    nur    an    die  im  Stamm  hop  ten  un  afer  't  land  brengen  lateu.  — Africs. 

liegende  Bedtg.  der  Erhebung  u.  steigenden  35  hör,  höre,  horre;  nd.  (Br.  Wb.)  haar,  hör, 

Bewegung,  bz.    die  Bewegung    von   u  n-  lioor;  m)id.  hör,  har;    as.   horo,  horu;    ags. 

ten   nach   oben  hin    denken   darf,    wie  horu,  horh;  ahd.  horo;    mhd.  hör    (Sumpf- 

diese  auch  un.'^crmkWm-ai)  (Name  des  E2)heus  boden,  Schlamm,  Schmutz,  Dreck,  Koth). 

u.  anderer  Schlingpflanzen)  zu  Grunde  liegt.  hör,    Ör,    ihr,    ihm,    sie   (auch  possessiv), 

hopel.  Beif,  Fassreif;  s.  2  hop.  40  Dativ  des  Sing.  u.  Accus,  des  Sing.  u.  Plur. 

hu|ieln,  mit  einem  hopel  od.  Beif  spielen,  von  he  (er)  ;    —    ik  heb'    hör    (ihr,    ihnen) 

bz.  ihn  vermittelst  eines  Stocks  (indem  man  segd,  dat  se  kamen  mut,    bz.  rautten;  —   ik 

entweder   den    Beif  fortwährend   damit    an  heb'  hör  net  frägd ;  —  wen  ji  hör  mit  bren- 

der  Hinterseite  schlägt ,    od.    den    Stock    in  gen  willen,    den  is,    od.    sunt  se    uns  wilka- 

einen    vermittelst    Bänder    mitten    drin    be-  45  men ;    —    to  hör  (Ih)ien)    gesegd ,  dat  is  'n 

festigten  Bing  steckt)  ra.sch  forttreiben ;  —  18geu ;  —  dat  hörd  hör  (das  gehört  ihr,  od. 

känid  jungens,    lät'  w'  hengän    un   tagen  'n  ihnen,  bz.   dieser  Person,    od.   diesen  Per- 

ander  hoj)cln.  —  Nid.  hocpclen.  sonen).   —    Afries.  hiri;    icfries.    her,    har; 

1.  hoppn  od.  höpen,   s.  hapen  «.  1  hop.  nid.  haar  etc. 

2.  Iiopcu  od.  höpen,  s.  2  u.  3  hop.  50      hördelko.  s-.   2  hörntje. 

3.  ho|»en  o'/.  liöjion, /iÄ!(/en;  ^ — he  hopd 't  hör-döni.  Hurerei,  Ehebruch  etc.;  —  hör- 
ene  up  't  andere ;  —  he  höpd  tosameu,  wat  dum  drifen.  —  Afries.  hördom ;  nid.  hoerdom 
he  man  kan;  —    he  höixl  geld  up  geld;  —  etc.    Zu  afries.  hör,  s.  unter  höre. 

de  'n  geweten  hcd  as  'n  felsken  hase  un  de  höre,    hör,    Hure.      Sprichw.:  sc  stinkd 

armen  uu  verlägene  lue  schind  un  fild,  war  55  as  'n  höre;  —  horen-seggen  is  half  gelagen 

he  man  kan  un  durd,    kan  sin  geld  un  göd  (gelogen);    —   büst  du  hör  of  def;    liest  du 

wol  hopen  un  fennirdern.     Zu  3  höp.  geld,  man  hed  di  lef;  —  junge  hören,  olde 

hopen-stük  od.  Iiöpen-stük,  Masse,  In-  biidosüsters ;  —  hören  un  böten  spriikcn  al- 
hult,  l'mfang  etc.;  —  he  (od.  dat  der)  is  tid  fan  hör  ärc ;  —  hören  un  schelms  sunt 
mi  to  gröt  fan    hopen-stiik ;    —    de    osse    is  00  ligte  fracht ;    —   darum  gen  hör  goschullen. 


HÖRE  HÖR 


105 


HOEREN 


wen  't  kind  man  götl  is;  —  de  mit  woten 
'n  hör  ninitl  is  'n  schelm,  of  word  en;  — 
de  uäring  wil  hebbeu ,  mut  mennig  hör  jüf- 
fer  uömon ;  —  he  lett  sük  föriit  betalen,  as 
de  hören  dat  dön ;  —  dat  is  hören-insUig  un 
höreu-schergärn ;  —  'n  apenbaren  hör  is 
nümmer  so  süm,  as  'u  hemelken ;  —  ik  bün 
de  erste  uig  im  ok  de  leste  nig,  dat  is  aller 
hören  tröst  un  feruutschüldigung ;  —  hören 
uu  defen  sunt  gen  fründe  fan  de  dag ;  — 
de  sük  mit  hören  befätd,    mut   geld    weten ; 

—  de  weteudlik  'n  hör  tröed  (heirathet), 
mut  sük  mit  'n  hör  ferdragen  un  dürd  not 
klagen  ;  —  menuig  hör  is  bilter  as  'u  dwatje, 
wen  se  fiks  is,  achtd  se  up  't  ditje  un  datje. 

—  Nd.  hoor;  mnd.  höre,  horre;  7ihl.  hoer; 
mnld.  hoere;  ags.,  acngl.  höre;  engl,  whore; 
an.  höra ;  noriv.,  schwed.  hora ;  dün.  höre ; 
alid.  huorrä ,  huarra ,  huora, ;  mhd.  huore. 
Mit  afries.,  an.  hör;  alid.  huor,  huar,  hör 
(aasserehelicher  Beischlaf,  Ehehruch,  Un- 
zucht, Hurerei);  gotth.  hörs;  an.  hörr ;  isl. 
hör  (Hurer,  Ehebrecher,  Buhler)  ivohl  ent- 
standen aus  dem  Präter.  hör,  huor  eines 
verlornen  Vbms.  haran,  ivas  möglicherweise 
die  Bedtg. :  fliessen ,  strömen ,  giessen ,  od. 
FlüssigJceit  ausgiessen  it.  ausströmen,  pissen 
etc.  hatte  u.  auch  das  Stammvhm.  von  nhd. 
Harn  (aus  harana,  harna?)  war,  tvohei  den 
huor  sich  zunächst  auf  das  Ergiessen,  hz. 
den  schon  geschehenen  Erguss,  od.  Ausfluss 
des  männl.  Samens  (daher  huor,  hör  sowohl 
Hure  r  als  E  r  guss-  Per  so  n  etc. ,  als 
auch  Unzucht  etc.,  als  Erguss-Sache, 
loobei  man  auch  zugleich  noch  an  Sodomi- 
terei  denken  könnte)  bezogen  haben  inüsste, 
ganz  wie  auch  griech.  moichös  (Ehebrecher) 
mit  mingere  (cf.  migen)  zur  ]/  mih  gehört 
u.  auf  der  Bedtg. :  semen  eiFundere  beruht. 
Man  kann  aber  auch  (cf.  dieserhalb  1  här, 
hase,  1  bar,  boren  ic.  nhd.  Beere  =  ahd. 
peri  etc.,  goth.  basi  von  y  bhaksh)  davon 
ausgehen,  dass  entweder  ein  älteres  Vbm. 
hasan  in  haran ,  od.  ein  davon  stammendes 
Präter.  hos,  huos  in  hör  etc.  überging,  wel- 
ches Vbm.  urspr.  die  Bedtg. :  reiben,  scha- 
ben ,  kratzen ,  stechen ,  jucken  etc.  hatte  u. 
mit  1  här  etc.,  sowie  vielleicht  auch  mit 
ahd.  hasan  (politus)  hasanön  (polire)  zu  der- 
selben y  kas  gehörte,  wozu  Fick  (cf.  1,49) 
auch   griech.    kässa    (für   kas-ja) ,    kasälbe, 

,  kasaüra ,  kasöris  (Hure) ;  skr.  kacchura 
(krätzig,   unkeusch)   etc.  stellt,  während  er 

:  dagegen  goth.  hörs ;  ahd.  huora  etc.  zu  lat. 
cärus  u.  skr.  cäru  (lieb,  lieblich,  angenehm 
etc.)  etc.  vergleicht  u,  dafür,  bz.  für  lit. 
kahrs  (lecker,  lüstern) ,  kahre  (Leckerheit 
etc.) ,  kahriba  (Begierde ,  Gelüste) ;  kslav. 
kurüva  (Hure)  ein  Thema  käru  (lüstern; 
Subst.  Hurer)  aufstellt  u.  dies  (cf.  II,  314 


seq.)  von  einer  y  kä  (suchen,  begehren)  ab- 
leitet, ivelche  er  I,  34  unter  ka  (cf.  skr. 
kam,  kan  u.  can)  aufführt  u.  wonach  denn 
goth.  hörs  urspr.  einen  begehrlichen,  lüster- 
5  neu  Menschen  bezeichnet  u.  afries.  hör;  ahd. 
huor  etc.  die  Bedtg.  Lüsternheit  etc.  gehabt 
haben  müsste.  Da  mm  aber  ahd.  huora 
(Hure)  jedenfalls  mit  huorön  (huren)  von 
huor  (Unzucht,  Buhlerei  etc.)  weitergebildet 

10  ist  u.  demnach  mit  kslav.  kurüva  nicht  ein 
u.  dasselbe  Wort  sein  kann,  ferner  auch 
hör,  huor  (cf.  log,  fogen,  fögen  etc.)  seiner 
Form  nach  ein  Präter.  von  einem  Wort 
haran    od.    hasan  ist,    so   halte    ich   es  für 

15  wahrscheinlicher,  dass  es  nicht  mit  kära,  bz. 
der  y  kä  verwandt  ist,  sondern  ebenso  tcie 
1  här  u.  griech.  kassa  etc.  (s.  oben)  zur  y 
kas  (kratzen,  jucken  etc.)  gehört. 

1.  hören  od.  hrtren,  huren;  —  he  hörd 

20  aferal  herum ;  —  hören  un  snören.  —  Afries. 
höra;  nd.  hören;  nid.  hoeren ;  a/uZ.  huorön, 
huarön;  mhd.  huoren  etc.  Zu  afries.  hör; 
ahd.  huor  (Unzucht,  Hurerei  etc.),  s.  unter 
höre. 

25      2.  hören,  s.  hörn. 
3.  hören,  s.  hörnen. 

liören,  hören;  a)  den  Sinn  des  Gehörs 
haben,  einen  Laut  (Schall,  Ton,  Buf  etc.) 
vernehmen ,    bz.   mit   dem    Ohr   aufnehmen, 

30  auffangen,  auffassen  etc. ,  indem  die  Schall- 
toellen  das  Trommelfell  treffen  u.  in  Schwin- 
gungen versetzen,  die  sich  iveiter  nach  dem 
Gehirn  fortpflanzen  u.  diesem  Kunde  geben ; 

—  he  is  döf,  he  kan  net  hören ;  —  he  hed 
35  hum  ropen  od.  singen   hören,    bz.  hörd;  — 

he  hörd  't  donnern  (er  hört  es  donnern, 
vernimmt,  dass  es  donnert  etc.);  —  ik  heb' 
hörd  (vernommen),  dat  du  fröger  'u  net  wast 
un  uu  schind  't,    as   of  du  fan  'n  net  'n  et 

40  worden  büst ;  —  nu  hörd  insen ,  wo  he  fan 
sük  präld;  —  hörst  du  't  dat  't  sleid;  — 
Sprichw.:  de  net  hören  (hören,  gehorchen 
etc.)  wil,  de  mut  fölen ;  —  de  fader  un  mo- 
der  net  hörd,    mut  't  kalfsfel  hören;    —    b) 

45  gehören,  angehören,  eigen  sein,  zukommen, 
gebühren,  passen ;  zu  Hause  gehören,  wohn- 
haft u.  sesshaft  sein  etc. ;  —  dat  hüs  hörd  mi ; 

—  dar  mag  hum  wol  de  darde  del  fan  hö- 
ren;   —   dat  hörd  hum  half  mit  an  od.  to; 

50  —  wat  dl  d'r  fan  hörd  (eigen  ist,  zukömmt, 
gebührt  etc.),  dat  schast  du  ök  hebbeu;  — 
he  hörd  to  min  familie ;  —  dat  hörd  (ge- 
bührt, passt,  .schickt)  sük  net,  dat  du  aferal 
de  handje-förmeier    bist;    —    dat    hörd    sük 

55  net  för  junge  lue,  dat  se  sük  aferal  in  de 
förgrund  stellen;  —  du  hörst  in  de  ach- 
terste bank;  —  du  hörst  hir  net  hen ;  — 
he  hörd  in  Emden  to  hüs ;  —  dat  hörd  un- 
der  sin  bewind  etc.   —   Afries.    hera,   höra 

60  (rect.   hörja) ;    satl.    hera ;    wfries.   hcarren ; 


HOEREN  106  HÖRN  HÖREN 

nd.  hörcu;    »uuJ.   hören;    nid.   lioorcn ;    as.  rc»,  vernehmen,  merken  etc.)   zu   einer  aus 

hörjau,  hörcan,  liürreou;  ags.  hyraii,  lu'-ran;  skii,  skav  durch  Aphäresis   entstandenen  y 

hierau ;  ciifil.  liear;  «».  heyra;  tionc.  liüyra;  kii,  kav  gehört,    die   möglicherweise   ebenso- 

schiced.  böra;  dän.  höre:  ahd.  hürran,  liür-  wohl  unserm  hüs  als  liiul    ii.  schiide,  schau, 

reu,  hörau,  hören ;  amhd.,  amd.  hören;  mhd.     5  schauen,    sdiiir    etc.,    sowie   lat.    caveo    etc. 

hoereu;    goth.  liausjan,  hausjon.    —    Es   ist  etc.  (cf.  Fick,  II,  Gl  n.  271  u.  1,213)  zu 

von  einem  Stamtn  liaus    mit  jau  weitergehil-  Grunde    liegt    u.    looriiber    unter  hüs,    hüd, 

det,  der  formell  mit  an.  haus  (Schädel,  d.  i.  scliau,  schür  etc.  etc.    das  Weitere  zu   ver- 

Gehäusc,   Behidter,    Gefäss ,   bz.  fassendes,  gleichen  ist. 

haltendes  od.  umfassendes  u.  umschliessen-  10  lioreii-buk  (llurcnhock) ,  Hurcr,  Person, 
des  iYiffl.v),  Ictt.  käuss  (Napf,  Schale)  etc.  die  viel  huret:  —  du  bist  'n  regton  horen- 
stimmt,  welche  Wörter  von  Fick  (cf.  I,  buk  (auch  als  Schimpfwort). 
51  V.  III,  79  etc.  etc.)  nebst  skr.  ko^a,  liorcn-kiiid,  Hurenkind,  Bastard. 
kosba  (Behälter  etc.)  n.  hüs  (Haus),  sowie  lioren-kram,  Hurenkram,  Hurenwirth- 
lat.  curia  zu  einer  y  kus  gestellt  sind,  die  15  schaß  etc. 
tcohl  mit  skr.  kus,  kubh  (amplecti)  identisch  lioi'erder,  Hurcr,  Buhler. 
ist  u.  da  nun  der  Stamm  haus,  bz.  dessen  horero.  Hurerei,  Buhlerci  etc. 
Thema  hausa  von  hausjan  urspr.  vielleicht  horereii ,  huren,  die  Hurenhäuser  besu- 
den  Sinn  des  Gehörs  od.  blos  das  Ohr  (als  chen,  das  Hurenhandwerk  treiben  etc. 
das,  was  die  Schallwellen ,  od.  den  Schall  20  lioi'erster,  Hurcr  in,  Buhlerin. 
aufnimmt  n.  auß'asst,  od.  in  sich  aufnimmt  liril'-hüs.  Hurenhaus.  Sprichw.:  de  d'r 
u.  beschliesst  etc.)  bezeichnete ,  so  wäre  es  cn  l'öt  in  't  hörhüs  sottd,  scttd  de  andere 
sehr  leicht  möglich,  dass  hausa  als  hörender  in  't  gasthüs  (Armenhaus). 
od.  vernehmender  Sinn,  od.  als  Ohr  von  liörig,  gehörig,  liörsdui,  gehorsam,  hörig, 
Hause  aus  mit  an.  hauss  (Schädel,  Hirn-  25  gehörig;  hörsam,  leicht  zu  hören  ti.  zu  ver- 
schale, od.  Gefäss,  Behälter)  identisch  ist  nehmen. 
u.  überhaupt  nur  ein  Etivas  bezeichnete,  liOr-klnd;  i.  q.  horenkind. 
tcas  den  Schall  aufnimmt  u.  (sei  es  als  Ge-  lioi'ii,  hören,  Hörn; —  sin  horns  ütstekeu ; 
hör,  bz.  Gehör-  Organ  u.  den  Ton  auffas-  —  Me  sett  hum  de  hörns  in  de  sid  (auch 
Sender,  vernehmender  u.  auffangender  Sinn  ^0  fig.  im  Sinn  von:  ihn  stacheln  ti.  antreiben, 
od.  als  Ohr)  .'somit  tirspr.  blos  ein  Gefäss,  od.  auch  im  Simi  von:  ihm  scharf  entge- 
eine  Schale,  od.  einen  Behälter  (gleichviel  gentreten  etc.);  —  de  bull'  nimd  iium  up 
ob  schalenförmig,  rundlich  hohl,  od.  tricli-  de  hörns;  —  en  liörns  upsotten  (auch ßg.) ; 
terförmig  tiefj  bezeichnet  hat  u.  somit  hören  —  man  mut  not  to  fOl  up  de  hörns  nemou ; 
von  Hause  aus  soviel  bedeutet  als  Gefäss  od.  35  —  hö  mut  sin  hörns  nog  erst  wat  oflopeu, 
Ohr  haben,  bz.  das  fassende  u.  aufneh-  ör  lie  mak  word;  —  hö  hlasd  od.  stödt  iu 
mende  Organ  besitzen,  was  hören  od.  auf-  't  liorn.  —  Nd.,  nid.  lioorn,  hören;  afries., 
nehmen  macht.  Vergleicht  man  übrijCns  as.,  ags.,  an.,  dän.,  schwcd.  hörn:  afries. 
gotli.  auso,  ahd.  öv'd  etc.  (Ohr;  Oehr;  Ilen-  auch  hoorn;  ivfrics.hoarn;  wang.  liön  ;  satl. 
kel,  Griff  etc.)  als  mit  lat.  audire ;  kslao.  40  liöden ;  helg.  lu'irn;  nfries.  hörn;  ahd.  horu, 
umö  (Sinn,  Verstand);  skr.  avi  (achtend,  horiu,  lioren ;  ?«/*(/.  horu ;  goth.  ]nmn\  (meist 
beachtend,  sehend,  merkend,  hörend  etc.,  bz.  gekrümmte,  spitze  Hervorragung  od.  Aus- 
beachten, bemerken,  hören  etc.)  etc.  zur  y  wuchs  von  harter  Masse  am  Kopfe  vieler 
av  (sich  sättigen,  erfreuen,  gern  haben;  he-  Thiere;  harte  hornartige  Masse  od.  Bil- 
achten ,  aufmerken,  merken  u.  hören  auf  45  düng;  vorragende  Spitze,  Land-  od.  Berg- 
Etwas;  begünstigen,  helfen)  gehörend  u.  spitze,  Promontorium;  Mondsichel,  krum- 
aus  avas,  od.  avis  hervorgegangen  (die  aus  mes  Blasinstrument  etc.).  Mit  lat.  cornu; 
u  od.  ü  entstandene  y  av  hatte  übrigens  ir.,  kgmr.  corn ;  cambr.  qorn;  galat.V^ktnoxi 
von  Hause  aus  die  Bedtg.:  bewegen  [sich,  (Hörn),  sowie  griech.  keras  (Hörn);  zend. 
od.  ein  Anderes],  die  aus  der  Bedtg. :  sich  50  (;rva  (Nagel,  Hörn)  ;  npers.  rurnü  (dasselbe) 
betcegen  vor,  gehen  u.  kommen  zu,  erreichen,  wahrscheinlich  zur  y  rar,  (,Mr  (rumpcre,  di- 
erlangen  etc.,  die  von:  greifen,  fassen,  neh-  v\.\m\)Cve,([\\^T'm<iQvc,  bz.  verletzen,  verwunden, 
men,  vernehmen,  merken,  sehen,  hören  etc.,  niedermachen,  zerbrechen  etc.),  zu  welcher 
sowie  die  von:  zu  sich  nehmen,  essen,  trin-  auch  tvohl  skr.  ^ara,  garu  (Waffe,  Pfed, 
ken,  sich  sättigen  etc.;  greifen  nach  Etwas,  55  Donnerkeil),  (;aravya  (Pfeil),  ^aräru  (Zer- 
verlangen,  begehren,  gern  haben,  lieben  etc.,  störer,  Verderber);  griech.  keraunös  (Don- 
sotvie  weiter  auch  die  von:  halten,  tragen,  nerkril)  etc.  gehören  ti.  wonach  denn  das 
schützen,  fördern  etc.  entwickelte) ,  .so  kann  Wort  Hörn  ttrspr.  ivohl  als  ein  vcr- 
man  auch  annehmen,  dass  der  Stamm  hnus,  letzendes,  verivundcndes  Etwas,  bz. 
bz.  hausjan  (hören)  mit  griech.  a-koiiö  (hö-  60  als  eine  spitze,  scharfe,  stechende  Stossioaffe 


HOERN 


107 


HOERST  HORST 


der  Thiere  zum  Niedermachen  u.  Vernich- 
ten des  Gegners  aufgefas^t  ist. 

hörn,  Spitze,  Ecke,  Winkel,  Landspitze, 
Promontorium;  Strecke,  Bichtung,  Gegend 
etc. ;  —  de  liürns  fan  de  tafel ;  —  sett  dl 
in  de  hörn ;  —  he  wand  in  de  hörn  fan  de 
dii<;  —    in  de  hörn  fan  't   für   (Herdecke) ; 

—  't  hus  ligt  in  de  westerhörn ;  —  wen  wi 
nog  'n  hörn  (Strecke,  hz.  Ausweitung  in 
den  Baum  hinaus)  wider  gän ,  den  kamen 
wi  bi  dat  andere  hiis  tohanden;  —  he  wand 
in  de  krumhöru  (cf.  krumhuk  unter  hök);  — 
he  snidt  hiim  d'r  'n  dügtigcn  hörn  (Ecke,  hz. 
Stück)  of. ;  —  Afries.  herne,  hörne ;  lofries. 
(Jap) ix)  herne  harn;  vfries.  heern,  hürn, 
hjaarn,  jaan;  %cang.  hen  (statt  liern);  nid. 
hörn;  mnJd.  hören;  nd.  hörn;  mnd.  horue; 
ags.  hyrne;  an.,  nono.  hyrna;  dän.  hjörne; 
schwed.  hörn.  —  Dies  Wort  ist  entweder 
von  Hause  aus  identisch  mit,  od.  ei)ie  Ab- 
lautform von  hörn,  tcie  dies  aus  an.  hyrndhr 
(gehörnt)  hervorgeht.  Vergl.  indessen  franz. 
carne  (Winkel,  Ecke);  afrans.  carne  (Thür- 
angel  =  uns.  hök)  u.  mnld.  hören  (anguhis), 
lüas  Diez  (II,  238)  von  cardo  ableitet,  wo- 
bei indessen  auch  ivieder  zu  erwägen  ist, 
ob  dies  afranz.  Wort  nicht  mit  galat.  kär- 
non  (Hörn,  bz.  Spitze  etc.,  cf.  unter  hörn) 
zusammenhängt  u.  mit  cardo  formell  nichts 
gemein  hat. 

liörn-llaser ,  Hornbläser ;  hier  bis  vor 
Kurzem  Name  der  Nachtwächter ,  weil  sie 
ein  grosses  gekrümmtes  messingenes  Hörn 
trugen,  auf  zvelchem  sie  durch  einen  Stoss, 
od.  mehrmalige  Stösse  in  dasselbe  die  Stun- 
denzahl laut  verkündeten;  —  't  is  tid  to 
bedde!  de  hörnblaser  kumd. 

hoi'ud  od.  hörend,  gehörnt,  mit  einem 
Hörn  od.  mit  Hörnern,  bz.  Spitzen  etc.  ver- 
sehen ;  —  dat  der  is  nich  hörnd ;  —  hörnde 
dinger  etc.  —  cf.  ahd.  hornaht,  horuoht  (cor- 
nutus)  M.  hörnen  (Hörn,  od.  Hörner  haben; 
mit  Hörnern  versehen  sein  etc.). 

hörnen,  hören ,   von  Hörn,  hörnern  etc. ; 

—  'n  hören  kwildop;  —  'n  hören  spitse  etc. 
hörnetje,  hörntje,  hördelke,  Homiss.  — 

Nd.  hörnt,  hornke,  hork,  hormk,  holmk; 
mnd.  hörnte,  hornente,  hörnetje;  nid.  hor- 
zel ;  mnld.  hörnte,  horusel,  horsel ;  ags.  hyr- 
net;  engl,  hörnet;  ahd.  hornuz,  liornoz,  hor- 
naz;  mhd.  hornuz,  horniz,  huruiz,  hurnuz, 
harniz,  harnliz.  Da  das  ahd.  horno-bero 
neben  Hör nträg er  auch  die  Bedtg.  cra- 
bro  od.  Homiss  hat,  so  loird  hörnet  od. 
hornuz  etc.  auch  oft  von  hörn  abgeleitet  u. 
Hörn i s s  als  ein  gehörntes  Wesen  ge- 
deutet, icegen  der  starken,  hornähnlichen 
Fühler  od.  Fresszangen.  Möglicherweise 
indessen  hängt  dieses  Wort  nicht  mit  hörn, 
sondern  mit  ahd.  hären,  heren  (clamare),  od. 


besser  noch  mit  tinserm  luirren,  hurreln  (sur- 
ren, sumsen,  sausen,  rauschen  etc.)  zusam- 
men, wie  Bremse  mit  brimmau  (cf.  brum- 
men) u.  Hummel  mit  Jiummen  (sumsen). 
5  hörn-llint,  Eckstein.  Fig.  od.  iron.  ein 
alter  Vcnvandter  des  Hauses,  der  schon 
Jahre  lang  den  warmen  Eckplatz,  bz.  den 
Ehrenplatz  in  der  Ecke  des  Herdes  inne 
hat  u.  denselben  unbeweglich  beJuuqjict,  ohne 

10  denselben  einem  Andern  zu  überlassen  u. 
abzutreten. 

hörn-loper,  Gratsparren,  od.  Walmspar- 
ren,  bz.  das  Sparrholz  (jüffer),  welches  am 
Schciinendach  das  schräge  Hinterende  drei- 

15  eckförmig  abschlicsst  u.  den  Winkel  des 
„spers"  bildet. 

hörn  -  schef ,  schief  eckig ,  schief  winklich, 
kein  richtiges  Quadrat  od.  Viereck  bildend; 
—  dat  hüs  is  hörnschef  böed ;  —  de  disk  is 

20  wat  hörnschef. 

liörn-schun,  schiefeckig  etc. ;  auch  übereck, 
diagoncd;  —  hörnschün  afer  de  disk. 
liörn-tand,  Eckzahn. 
hörntje  (Dimin.  conlwvn),  kleine  Ecke  etc. 

25       liörntje,  hörnte  (Dimin.  von  hörn),  Hörn- 
chen,   Hörnchen,    kleines   halbmondförmiges 
Gebäck  od.  Weissbrödchen,  kleines  Hörn  etc. 
liörntje,  s.  hörnetje. 
hors,  s.  ros. 

30  hörsk,  hurisch,  hurerisch;  —  'n  hörsken 
kerel. 

hörst,  hörst,  höst,  Horst;  a)  Gebüsch, 
Gestrüpp  etc. ;  —  b)  eine  (früher  ivohl  mit 
Gebüsch   etc.  bewachsene)   sandige  Anhöhe, 

35  bz.  ein  hochgelegenes  Stück  Grünland,  z.  B. 
bei  Norden  etc. ;  —  dat  ligd  up  de  hörst ;  — 
he  wand  up  de  hörst;  —  de  köjen  weiden 
up  de  hörst.  —  Dcüier  die  Ortsnamen :  Sand- 
hörst, Horsten  etc.  etc.  —  Nd.  (D  ä  h  n  e  r  t) 

40  hörst  (ein  buschigtes  Stück  Land  mit  Mo- 
rast umgeben,  ein  erhöhter  Ort  im  Walde) ; 
mnd.  hörst,  hurst,  host  (niedriges  Gestrüpp ; 
Kriippielbusch;  das  zu  einem  Busch  zusam- 
mengeioachsene    Gras    an    der    Seite    eines 

45  Sumpfes;  ein  wilder  tvüster  Ort,  Bruch, 
Bruchland,  bz.  mit  Gestrüpp  etc.  bewachse- 
nes Land) ;  nd.-hess.  (Vilmar)  host  (Staude, 
Stengel);  nd.-götting.  (Schamb ach)  host 
(Busch,  Büschel;  Gebüsch,  Gehölz;  eine  he- 

50  loachsene  kleine  Erhöhung  im  Sumpfe;  Trupp, 
Haufe);  ahd.,  mhd.  hurst,  hörst  (Gebüsch, 
Gesträuch,  Busch);  ags.  (H.  Leo,  505,  10) 
hyrst ;  engl,  hurst  (Wäldchen,  bewachsener 
Hügel) ;  Schweiz,  hurst  (Strauch),  hürst  (Ge- 

55  büsch,  Dickicht).  Es  ist  ivohl  (cf.  z.  B. 
bariien  =  branneu ,  sowie  ahd.  hros,  ros, 
ors ;  as.  hros,  hors ;  ags.  hors  =  nhd.  Boss 
etc.)  zweifellos  identisch  mit  an.,  isl.  hriöstr 
(aspretum,  glabretum,  bz.  eine  unebene,  un- 

60  fruchtbare,  ivilde  Stätte) ,   tvomit  auch  viel- 


I 


nORWAL  HARWAL 


108 


HOT 


leicht  der  Name  des fries.  Gaues  Rüst rin- 
gen od.  Hr  inst  r  i  (cf.  E  h  r  e  n  trän  t,  TI, 
26S  in  der  Note)  cusamvienJiäntjt.  Die  (rrd- 
hedtg.  des  Wortes  hurst  od.  hriust ,  liriost, 
liriöst  betr.,  so  tvird  (cf.  w;ild  von  wild)  da- 
mit nrs2)r.  wohl  nnr  eine  n-ildc,  iviiste,  nn- 
fruchtbare,  bs.  nncnltivirte,  blos  mit  Gcstrilpp 
beicachscnc  Gegend  bezeichnet  sein,  wobei 
man  selbstredend  soivohl  an  ein  hartes  u. 
trockncs,  dürres,  n)ifrnchtbares  etc.,  als  auch 
an  ein  rauhes,  loi'des,  wüstes,  unebenes,  zer- 
klüftetes Erdreich  denken  kann  u.  da  nun 
sowohl  für  luirst  als  für  liriust,  bz.  die 
Verba:  luirsan  od.  hriusan  eine  ^  hurs,  0(/. 
lirus  angesetzt  werden  muss ,  so  stelle  ich 
borst  etc.  zu  der  von  Fick  I,  53  aufge- 
stellten y  krus  (rauh,  hart  sein;  stosscn, 
stechen)  u.  verweise  wegen  hyrst  aucJi  noch 
auf  das  von  L.  Ettmüller,  pag.  50 i  da- 
für aufgestellte  lircostan,  sowie  xcciter  da- 
selbst n»/ lireösiiu,  sowie  pag.  473  auf  hyrst- 
stau  (friuere)  unter  gleichzeitiger  Verweisung 
auf  IL  Leo  (cf.  pag.  3G'J  seq.)  hreösan  u. 
(pag.  5'J5j   hyrst  u.  hyrstau  od.  hyrstan. 

liorwal,  liiirwal,  Drcckwcdl  (cf  lior),  od. 
die  zu  einem  Wall  aufgeschichtete  schlam- 
mige Erde,  welche  beim  Reinigoi  eines  Gra- 
bens etc.  auf  die  Kante  desselben  geworfen 
u.  später  über  das  Land  gebracht  wird,  weil 
dieselbe  in  der  Regel  einen  guten  Dünger 
abgiebt;  —  de  liorwal  mut  rrst  dürfresen  uii 
förjürs  afer  't  Jand  brogd  worden. 

hospes.  Wirth,  Hauswirth.  Dieses  lat. 
Wort  (wovon  Hospiz,  Hospital  u.  auch 
S2)ital  =  nd.  spittel)  ist  hier  i)i  den  nie- 
dern  Volkskreisen  sehr  gebräuchlich  u.  wird 
nur  von  einem  Hauswirth,  nie  aber  von 
einem  öffentlichen  Gastwirth  gebraucld;  — 
min  hospes  is  not  to  liiis;  —  wen  mm  lios- 
pes  't  man  lidon  wil,  den  etc.  ~  Mit  kslav. 
go&podi  (Herr)  aus  idg.  ghas-puti  (d.  i. 
Speise-  od.  Brod-Herr)  von  y  ghas,  essen, 
cf.  gast  u.  pati  =  goth.  fadi,  Herr,  cf. 
fader. 

liöst,  Husten;  —  de  höst  kwäld  nii  so; 
—  bi  junge  lue  dürd  de  höst  not  lauger  as 
8  dage  sitten.  —  Nd.  hoost;  mnd.  liöste; 
nid.  lioest;  satl.  host;  wang.  host;  ags.  hvüsta; 
engl,  (mdartl.)  wlioost;  Schweiz,  wustou ;  an. 
hösti;  schwed.  hosta;  dän.  hosten;  ahd.  lux- 
osto,  huasto;  mhd.  huoste.  Mit  (Fick,  1, 
49)  lit.  kosu,  kosti  (Husten) ;  lett.  käset  (Ha- 
sten); kslav.  kasili  (Husten);  skr.  käsa  (das- 
selbe) zu  käs,  käsati  (husten),  welches  icahr- 
scheinlich  aus  der  Schall-  od.  lautmalenden 
y  ku  (cf.  skr.  ku,  tönen,  seufzen)  -4_  as 
(sein)  zusammengesetzt  u.  zu  käs  contrahirl 
ist,  sodass  käs  urspr.  soviel  heisst  als  „laut 
sein".  Möglich  ist  es  indessen  auch,  dass 
die  Schallwurzel  iai,  kva  blos  durch  „s"  wei- 


tergebildet ist  u.  sonach  käs  für  kvas  steht, 
wozu  die  germ.  u.  sonst.  Formen  (cf.  z.  B. 
bei  Fick,  II,  74  kvaso,  Korb  zu  kslav. 
kosi,  kosa  u.  dass  das  formell  u.  begrifflich 
5  auch  ivohl  mit  ku,  kva,  kvas  als  onomat. 
Wurzeln  verwandte  griech.  koäx,  lat.  coaxo, 
qua.xo,  quacken)  Jedenfalls  besser  stimmen. 
I)ass  skr.  käs  aus  einer  Schcülwurzel  her- 
vorging, bz.  ein  2'on-malendes  Wort  ist,  da- 

10  für  spricht  auch  zend.  tut;  (husten),  lat.  tus- 
sis  etc.,  icas  Fick  (I,  V5)  zu  skr.  tus,  to- 
sati  {tönen)  stellt. 

Iiösten,  husten;  —  he  hostd  un  kuücht 
altid. 

15  liüster-kökje,  ein  kleiner  Kuchen,  bz.  ein 
Bonbon  zur  Stillung  des  Hustens. 

hot?  —  Vergl.  die  Redensart:  ene  fau 
jo  niut  hot  holden  (einer  von  Euch  muss 
Sta)id  hallen,    bz.    still  stehen,  bleiben,  zur 

20  Stelle  bleiben,  darf  sich  nicht  entfernen  etc.) 
uu  to  hüs  blifen ;  —  de  mut  man  wol  hot 
holden  (dem  muss  man  wohl  Stand  halten) ; 
—  he  wil  nich  hot  holden  (er  will  nicht 
Stand  halten,  bz.  Glicht  herhalten,  sich  nicht 

25  ruhig  verhalten  etc.) ,  dat  ik  hum  't  d'r  üt 
iiämeii  kan.  —  Desgl.  ferner  die  Alliteration 
,.hot  un  pot"  in  der  Redensart:  't  is  all'  en 
iiot  un  en  pot,  welche  meist  im  wegwerfen- 
den. Tone  von  Menschen  gleichen   Schlages 

30  gebraucht  icird  u.  soviel  besagt,  dass  der 
Eine  ebensogut,  od.  ehensoschlecht  wie  der 
Ändere.  —  Was  nun  das  letztere  hot  in 
der  Zusammenstellung  mit  pot  (Topf ,  Ge- 
fäss  etc.)  betrifft,  so  kann  es  wohl  mit  dem 

35  deutschen  hotte,  hutto  (Gefäss,  ^velches  man 
auf  dem  Rücken  trägt ,  bz.  hölzernes  Ge- 
fäss, Butte,  hölzerner  Tragkorb  etc.);  mnld. 
hoiiQ;  franz.  hotte  (corbis  dossuaria) ;  nhd. 
hotze  (Wiege)  etc.   identisch  sein,   doch  ist 

40  es  auch  möglich,  dass  es  blos  die  Bedtg. : 
Masse,  dicke  Masse,  Niederschlag,  Satz, 
Bodensatz  etc.,  od.  Mischmasch,  Gemenge, 
(rcinüse  etc.  (cf.  z.  B.  't  is  all'  en  hütspot, 
od.  en  pot-nat  etc.,  bz.  engl,  hotch-potch,  od. 

45  hodge-podge)  Jiat  u.  mit  nid.  hot ;  nd.,  mnd. 
liotte  (grronnene  Milch,  käsigter  Thcil  der 
Milch  etc.)  eins  ist,  was  wohl  ebenso  loie 
nd.-hess.  hotte  in  „Schwing- Hotten^'  (wol- 
lige od.  flockige   Flachsabfälle)   mit  hottcüi 

50  (schwi)igen,  hin  u.  her  bewegen,  schaukeln 
etc.,  cf.  liotjen)  zusammenhängt.  —  Das  erste 
hot  indessen  betr.,  so  vergl.  unter  hetje  das 
an.  hätta  (Schicht  od.  Pause  machen,  die 
Arbeit  einstellen  n.  Stillstand  derselben  cin- 

55  treten  lassen.  Halt  machen  etc.),  weil  in  hot 
auch  die  Bedtg.  des  Haltens  loo,  bz.  des 
Stillstehens  loo,  od.  des  Verweilens 
u.  Bleibens  etc.  liegt ,  wobei  ich  wegen 
bot  aus  hat  a)i  unser  of  aus  af   (ab)    erin- 

60  nere.     Vergleicht  man  übrigens  das  mit  an. 


HOETELE 


109 


HOTJE  HUTJE 


hätta  (einrichten,  bestellen;  Schicht  machen 
etc.)  connexc  hättr  (Art,  Weise,  Beschaffen- 
heit, Character  etc.),  so  könnte  auch  das 
zweite  hot  in  liot  un  pot  als  Bezeichnung 
von  Menschen  eines  Sclilages ,  hz.  gleicher 
Art  u.  gleichen  CJtaraJders  etc.  tool  gleicli- 
falls  hiemit  identisch  u.  nur  ivegen  des  Reims, 
bz.  tvegen  der  Alliteration  mit  pot  zusam- 
mengestellt sein. 

liötele ,  a)  geringe  werthlose  Kleinigkeit, 
Weniges  etc. ;  —  gif  ini  'n  hötele  faii ;  — 
b)  Lumperei,  faide  schlechte  Geschichte, 
Pfuscherei  etc.;  —  mit  de  höteleen  must  du 
nii  fan  de  hals  blifen ;  —  mit  sükke  liöte- 
leeu  brnkst  du  mi  nOt  kamen;  —  wat  liest 
du  mi  dar  nu  wer  för  höteleen  mäkd ;  — 
't  is  altid  so  'n  hötele  (Pfuscherei,  od. 
schlechte  faule  verworrene  Wirthschaft,  Trö- 
delwirtschaft etc.)  bi  hum  west  uu  he  is 
iiüit  wider  kamen.  —  Es  ist  7vahrscheinl. 
dasselbe  Wort  ivie  nJul.  Hudelei,  cf.  hö- 
telkräm  u.  das  folgende  : 

liötelen,  höteln,  sich  ohne  Erfolg  u.  nutz- 
los mit  kleinlichen  od.  lumpigen  Sachen  be- 
schäftigen, seine  Zeit  mit  Lumpereien  ver- 
bringen, trödeln,  niedere,  schlechte  u.  pfu- 
scherhafte Arbeit  machen,  Sachen  verpfu- 
schen u.  verderben,  sich  venoickeln  u.  ver- 
loirren  in  Etwas  etc. ;  —  he  deid  niks  as 
höteln  un  krigt  sin  läfend  nilcs  toregt;  — 
he  liötold  d'r  wat  mit  herum  un  kumd  d'r 
niks  mit  wider;  —  wat  liest  du  dar  nu  wer 
toregt  höteld  ?  —  he  höteld  un  dröteld  net 
so  laiik,  bit  dat  d;  tid  hen  is;  — ■  de  budel 
is  ferhöteld;  —    he    höteld    sük  d'r    in  fast. 

—  Nid.  hoetelen  (pfuschen,  hudeln);  vinld. 
hoetelen  (inartificialiter  sc  gerere,  ignaviter 
aliquid  agere;    frivola  agere,    sordida  agere; 

—  cauponari,  ox  rebus  vilissimis  quaestum 
captare) ;  mfläm.  hoetelen  (belistrer,  fatrouil- 
1er,  faire  quelque  chose  leutemant,  comme 
'n  ayant  point  de  hafte;  —  faire  profit  et 
gaigncr  de  chosos  viles  et  de  petit  pris). 
Bezüglich  dieses  anscheinend  von  einan 
Vbm. :  hoetcn  stammenden  Frequentcdivums 
ist  ma)i  allerdings  nicht  sicher,  ob  der  Stamm 
hol,  hoet  bei  dem  betr.  Vocal-  Wechsel  n. 
dem  zvecJiselnden  Auslaut  t,  d,  dh,  th  in 
den  nd.,  fries.  Wörtern  (cf.  hOd ,  höden, 
bögen,  hören  etc.,  sowie  baut,  geten  etc.)  mit 
hud  in  nhd.  hudeln  identiscJt  u.  demnach 
höteln  od.  nid.  hoetelen  loirklich  dasselbe 
Wort  wie  lind  ein  ist,  od.  einem  nhd.  hu- 
zeln  entspyriclit.  Vergleicht  man  indessen 
H u  del  u.  hudeln  im  G r i m m ' sehen 
Wb.,  sowie  die  zu  hoetelen  gehörenden  mnld. 
Wörter :  hoeteler  (homo  iners,  operarius  iners, 
ineptus  in  arte  quam  exercet;  homo  nihili, 
inanis  sordidus,  levis,  nequam,  scurra;  — 
caupo  sordidus),  hoetelwerk,  hoetelrije  (opus 


frivolum,  frivola,  ineptiae,  turpis  quaestus, 
sordidum  hierum)  etc.  so  scJieint  es  zweifel- 
los, dass  der  Stamm  hoetel  von  hoetelen  mit 
nhd.  Hu  del  u.  mJid.  huder  in  huder-wat 
5  (Liimpenkleid  od.  zerlumptes  Kleid)  %oirk- 
lich  identisch  ist  u.  demnach  auch  hoetel 
urspr.  die  Bedtg. :  Lumpe ,  Fetzen ,  Lappe 
etc.  hatte.  Da  nu)i  aber  huder  zweifellos 
wieder   mit    hader,    bz.    ahd.  liadarä;    mhd. 

10  hader,  hadel  (Lumpen,  Lappen;  später  auch 
Streit  =  nhd.  Hader)  verwandt  u.  des- 
selben Ursprungs  ist,  so  muss  mhd.  huder 
ivohl  für  huoder  stehen  und  diese  Form 
aus  älterem  hadar   in  ähnlicher   Weise  her- 

15  vorgegangen  sein,  toie  ahd.  muotar  2i.  unser 
moder,  nid.  moeder  aus  älterm.  matar  od. 
mätar.  Vergleicht  man  nwn  -weiter,  dass 
Fick  (III,  61)  ags.  headhor  (receptaculum), 
goth.   hetlijö    (Kammer)   mit   cüid.  huota   u. 

20  )nhd.  hüeten  (cf.  hud,  höden)  zu  einer  germ. 
y  hath  (bergen)  =  skr.  cat  (bergen,  ver- 
stecken, bz.  bedecken,  verhüllen  etc.)  stellt, 
so  ist  auch  mhd.  huder,  nJid.  Hu  del  u. 
hudeln  mit  ahd.  hadarä  gleichfcdls  zu  skr. 

25  kantha  (Flicken-  od.  Lappenkleid),  lat.  cento 
(ivas  aus  cdlerlei  Flicken  u.  Lappen  zu- 
sammengesetzt ist,  Flickwerk,  Lumpenwerk 
etc.) ;  griech.  kentrön  (dasselbe)  zu  stellen 
u.  kann   das   mit   mnld.  hoeteler   identische 

30  mnd.  huteler  demnach  auch  nicht  mit  nhd. 
h ü t e n  verioandt  sein,  ivozu  Dr.  L übbe n 
(cf.  huteler  bei  Seh.  u.  L.)  es  anscheinend 
stellt.  Denn  dass  diese  beiden  Wörter  wirk- 
lich identisch  sind,   geht  schon  daraus  her- 

35  vor,  dass  beide  auch  durch  soeteler,  bz.  su- 
teler  (Sudler)  erklärt  tverden  u.  dass  sie 
mit  nhd.  hüten,  bz.  unserm  höden  unver- 
wandt sind,  sowie  daraus,  dass  sie  bei  einer 
Ableitung  von  höden,  bz.  ahd.  liuotan,  mnld. 

40  hoeden  dann  gerade  umgekehrt  im  nd.  hu- 
deln «.  im  nhd.  hutein  lauten  müssten. 

höteike,  höttelke,  kleiner  Lappen  um 
einen  xounden  Finger,  bz.  ein  von  Flicken 
u.    Lappen   genähter   Fingerling,    der   über 

45  einen  lounden  Finger  zum  Schutz  gezogen 
loird.  —  Es  scheint  mir  von  höddelke  inso- 
fern verschieden,  dass  es  nicht  mit  die- 
sem zu  höd  IC.  höden,  sondern  mit  engl. 
liottle  (Fingerling)  zu    dem   Stammwort  hö- 

50  tel  von  hölelea  (s.  d.),  bz.  dem  mnld.  hoe- 
tel =  nhd.  Hu  del  in  der  Bedtg.:  Lappen, 
Flicken  etc.  gehört,  bz.  ein  Dimin.  davon  ist. 
hötel  -  krtim ,    lumpigter  ,     nichtsnutziger, 
iverthloser    Kram,     Pfuscherarbeit,    nichts- 

55  nutzige,  faule  Sache  etc.;  —  dat  is  all'  hö- 

telkräm,    wat  nargends    to  to  briiken  is;  — 

mit  de  höielkram  wil  'k  niks  to  don  hebbeu. 

höteln,  s.  hötelen. 

hotje,  hutjo,  hurtje,   eine   kleine   Fracht 

GO  od.  Quantität  Torf,  od,  sonstiger  Dinge,  die 


IIOTJEDRAF 


110 


HüBBEL 


man  wohl  auf  einmal  in  einem  Tragl'orh 
auf  dem  Buchen  fortschaffen  kann,  bz.  ein 
kleiner  M'acjen  roll  Torf,  %cie  sie  die  sog. 
morhäntjcs  in  ihroi  kleinen  u.  engen,  sarg- 
ähnliclten  Wagen  zur  Stadt  bringen;  — ■  't 
is  je  man  so  'a  hotje,  wat  hr  dar  up  de  wa- 
gen hcd ;  —  ik  lu-li'  'n  liotje  türf,  od.  'n 
hotje  hei  (Heu)  kot'd.  —  Wohl  zweifellos 
Dimin.  i'on  nhd.  Hotte  (Tragkorb,  liücken- 
korb,  bz.  Behälter  etc.),  s.  unter  hot.  Uebri- 
gens  fuhrt  f  api.r  unter  hottjen  (cf.  liotjcn) 
auch  ein  liot  i)i  der  Jiedtg.:  Wagen  auf, 
ironach  dann  hotje  auch  ein  kleiner  Wa- 
gen sein  kann. 

hütje-draf  od.  hiUjo-di-af,  hurtjc-di-aC, 
Schaukeltrab ;  —  hO  ridt  in  'n  hotje-draf; 
s.  (bis  folgende: 

Ilotjoii,  hiitjon.  liui'tjcii,  schwingen,  schüt- 
teln, schaukeln,  in  schaukelnder ,  bz.  auf- 
u.  niedersteigender  Bewegung  reiten  «.  ge- 
hen, od.  fahren,  hin  u.  her  bewegen,  von 
einer  Stelle  auf  die  andere  legen  etc.;  — 
he  hotjed  dat  hen  un  wer,  bz.  all'  dör  'n 
ander;  —  he  hotjed  up  un  dal;  —  he  hot- 
jed d'r  hen;  —  hü  hotjed  d'r  wat  mit  herum; 
—  he  hutjed  od.  huitjcd  (fährt  lang.sam 
schaukelnd,  bz.  in  langsamem  Trab)  wer  na 
hiis  ben.  —  Vergl.  ntd.  hotsen,  hutsen  (stos- 
sen,  schütteln,  bz.  auf  u.  nieder,  od.  hin  u. 
her  fuhren),  ivovon  Diez  (II,  335)  das 
franz.  hocher  (schütteln  etc.)  ableitet  u.  wo- 
i'on  auch  engl,  hotch  (schütteln,  hinken, 
Inunpeln ,  sich  sprungweise  bcivegen  etc.), 
hotclu'l  (ungeschickt  u.  stolperig  gehen,  hin- 
ken etc.)  stammen.  Ferner  vergl.  auch  un- 
ser hütscln  u.  irfries.  hottjen  (tvetzen,  schär- 
fen, schleifen  etc.,  od.  eigentlich  nach  Ja- 
pi.x  hin  u.  her  bewegen  n.  ziehen).  Ver- 
gleicht man  nun  im  Gr  im  m^  sehen  Wh.: 
unter  Hotte  weiter:  Schweiz.,  bern.  hottel 
(Kutsche,  Wiege),  hottern  (schütteln,  rütteln 
etc.),  schwäb.  liottern,  hotschein,  liotsciicn 
(zittern)  etc.,  so  ist  loohl  zweifellos,  dass  al- 
len diesen  Wörtern  ein  Stamm  hot  mit  der 
Bedtg. :  Stoss  od.  Vorwärtsbewegung  etc.  zu 
Grunde  liegt,  woraus  sich  fi\r  hotten  die 
Bedtg.:  stossen ,  rütteln,  schütteln,  hin  u. 
her  bewegen,  schaukeln,  schwingen  etc.  von 
selbst  ergiebt  u.  wobei  man  für  hotte  //;  der 
Bedtg.:  corhis  dossuaria  (s.  unter  hot)  auch 
annehmen  kann,  da.'<s  es  ebenso  ivie  hotzc 
(Wiege)  urspr.  die  Bedtg. :  Schwing-Bing, 
od.  „Etwas,  ivas  man  durch  einen  Schwung 
auf  den  Rücken  schwingt  u.  hebt",  hatte,  ivie 
auch  dem  nid.,  nd.,  nhd.  holte  (geronnene 
Milch)  u.  hotten  (gerinnen,  durch  schütteln 
u.  schaukeln  sich  scheiden  etc.)  jedenfalls 
die  Bedtg.:  Stoss,  Erschütterung,  bz.  stossen, 
schüttern,  schütteln  etc.  zu  Grunde  liegt. 
Was  nun   aber   den  Stamm    hot  selbst  be- 


trifft, so  dürfte  dieser  wohl  mit  dem  Rufe 
hot,  womit  man  die  Pferde  vorwärts  treibt, 
von  Hanse  aus  identisch  sein,  wie  Ja  auch 
wir  hot  in  dem  Kinderreime:  hot,  hot,  mm 
5  perd  na  de  mölen  to  in  der  Bedtg.:  vor- 
wärts gchrauchcn  u.  er  auch  sonst  ebenso 
wie  hü  (cf.  hotperd  ?<.  hüperd)  in  derselben 
Bedtg.  gebräuchlich  ist  u.  somit  ein  Trei- 
ben an,  od.    V o r w ä r tstreibe n  bezeich- 

10  nct,  xooraus  sich  auch  die  Bedtg.:  stossen, 
od.  Stoss  (als  Vorwärtsbewegung)  leicht  ent- 
wickeln konnte.  Vergl.  dicserJudb  nhd.  hot- 
ten (ds  Fuhrmannswort  in  der  Bedtg.: 
treiben,    antreiben,    forttreiben    etc.,    soivie 

15  weiter  in  der  von:  corwärts  kommen  u.  ge- 
hen, gelingen,  glücken,  die  hotten  auch  im 
nid.  u.  mnld.  (cf.  KU.)  hat,  sowie  weiter 
isl.,  bz.  an.  liott  (equisouum  clamor),  liotta 
(equisonum  clamare)  etc.     Formell  wird  nun 

20  aber  hot  als  Ruf  od.  Zuruf  zur  y  kand, 
kad  (vocare,  clamare  etc.)  stimmen,  die  hier- 
aus beim  Vergleich  mit  hot  u.  hotten  auch 
wohl  die  Bedtg.:  commoveri,  perturhari,  ter- 
reri  etc.    entwickeln   konnte,    toonach    doni 

25  die  für  haten  angesetzte  y  hat  =:  skr.  kad 
von  Hause  aus  mit  kad  (vocare  etc.)  iden- 
tisch sein  würde.  Vergl.  dieserhalb  unter 
hop  (aas  als  Zuruf  dieselbe  Bedtg.  hat  wie 
hot,  z.  B.    in  hop,    hop,    min    perd  =:  hot, 

30  hot,  min  perd)  den  loahrscheinlichen  Zu- 
sammenhang mit  y  kup  u.  darüber  Wei- 
teres unter  3  hup,  ivie  sich  auch  allerlei 
Bedtgn.  aus  der  Grdbdtg.  sonare  entwickel- 
ten ti.  wonach   man   auch    annehmen  muss, 

35  dass  die  für  schwed.  hot;  an.  hot  (Drohung, 
Drohworte);  an.  livata  (vorwärts  treiben), 
livät  (Änreizung  etc.);  ahd.  hwaz  (scharf, 
heftig);  nhd.  wetzen  (schärfen  etc.)  anzu- 
setzende y  kud,   bz.  skr.  cud,  cvad ;   germ. 

40  hvat,  ebenso  wie  germ.  hvath;  skr.  kvath  (sie- 
den, kochen,  bz.  aufbrausen,  brodeln  etc.,  cf. 
3  hüp  am  Schlüsse)  mit  y  kad  (sonare  etc.) 
von  Hause  aus  auch  identisch  ist,  od.  dass 
der  Stamm  hot  (cf.  auch  wfrics.  hottjen  (wct- 

45  ze}i,  schärfen)  urspr.  mit  kud,  bz.  cud  u.  germ. 
hvat  od.  hut  (antreiben,  erregen,  schärfen  etc., 
cf.  Fick,  III,  !H  seq.)  identisch  ivar. 
liöting,  .S-.  unter  Iloot. 
hot -perd,    hotperdje,   hotjcpfrd    (Kin- 

50  derspr.),    Pferd,    Pferdchen,    Reitpferd  etc., 
Pferd  zum   Tndien  u.  Reiten  etc. ;  —  he  iicd 
'n  lütjed  hotperdje  krcgen. 
hoväi'd,  iKtverdig,  s.  hOgfärd  etc. 
Iiovd,  .s.  liAfd  etc. 

55       hilvol,  s.  iiufel. 
Iiövou,  s.  höfen. 

llii,  Ausruf  zum  Antreiben  der  Pferde. 
hultltd,     rnebenheit,    Höcker,    Erhöhung 
etc. ;  —  't  is  all'  fiil  hublx'ls  un  knnl)l)els.  — 

GO  Mlil.  hol)heI;  inhd.  hubel  etc.;  .s.  unter  1  höfel. 


HUBBELEN  HUBBELN 


111 


HUEFE  HUFE 


liul)l)elen,  hiibbeln,  ahwecJiseJiid  auf  ii. 
nieder  steigen,  sich  loellenfönnig  erheben  u. 
bewegen  etc.;  —  dat  huhhekl  uii  hulibeld  all' 
up  un  dal.  —  Nid.  liobbelen.  Es  gehört  zu 
hiibbel,  bs.  höfel,  berührt  sich  selbstredend 
aber  auch  mit  huppen,  luippcln,  hoppeln  etc., 
weil  die  Wurzeln  hup,  hub,  huf  u.  haj), 
hab  etc.  =  idg.  kap  n.  kup  von  Hanse  aus 
identisch  sind. 

hubbelig,  hnbbclg,  uneben,  höckerig,  wel- 
lenförmig, abwechselnd  hoch   u.  niedrig  etc. 

—  Nid.  hobbelig. 

hiibei'i":,  hiibeni  etc.,  s.  liüforn,  hüfeng  etc. 

buchten,  liucliteni  od.  hugtern,  sehnlich 
verlangen,  hoffen,  ivarten  etc.;  —  he  sitt  al 
to  huchtern  un  to  wachten.  —  Zu  hugen 
(sinnen,  denken  an,  trachten  nach,  verlan- 
gen etc.). 

lliul  (Flur,  huden).  Haut,  Fell,  Balg;  — 
Redensart. :  he  trekd  hum  de  hiul  afer  de 
ören ;  —    d'r  is  gen  hixd  of  slüt  in  de  rok ; 

—  elk  mut  sin  egen   hüd   to  markt  dragen ; 

—  he  sitt  in  gen  gesunden  hüd  (er  ist  nicht 
gesund) ;  —  he  sitt  in  gen  goden  hüd  (er 
taugt  nicht,    hz.  ihm    ist    nicht    zu   trauen). 

—  Afries.  hüd  (neben  hed,  hede,  cf.  3  beide) ; 
nd.  hüd;  mnd.  hüd,  hüt;  nid.  huid;  mnld. 
huyd ;  ahd.,  mhd.  hüt;  as.  hüd;  ags.  hyd; 
an.  hüd.  3Iit  lat.  cutis;  griech.  skütos 
(Haut)  u.  lat.  scutum  (Schild)  etc. ,  sowie 
mit  unserm  schude,  schul,  schür  etc.  zu  der 
y  sku,  bedecken,  verhüllen,  timhüllen,  um- 
scldiessen  etc. 

hüd,  hüt,  heute. 

1.  bilde,  heute ;  —  hüden-dags  (heut  zu  Tage, 
cf.  nid.  hedendaagsch).  —  Afries.  hiude, 
hioda,  hyoda;  wfries.  joed,  joe;  mnld.  he- 
den,  huyden,  huyd;  mnd.  hudene,  huden, 
hude ;  as.  hiudu;  ahd.  hiutu,  hiuto,  hiuta; 
vthd.  hiute  ;  md.  hüte.  Contrahirt  aus  afries. 
hiudega;  as.  hudigu,  hodigo;  ags.  heodaeg; 
ahd.  (hiü-tagü),  an  diesem  Tage.   cf.  2  heden. 

2.  hiido,  Gewahrsam,  Versteck,  heimlicher, 
verborgener  Ort,  Höhle  etc. ;  —  he  hed  gud 
wat  in  de  büde  (er  ist  tüchtig  begütert,  hat 
sich  gut  loas  zusaminengespart  etc.);  —  ik 
heb'  'n  hüde  up  de  perdebön  in  't  hei  mäkd, 
war  ik  min  appels  in  upbarg  un  ferstäke. 
cf.  iramen-hüde,  Honigwabe.  —  Mit  höde 
zu  höden. 

hiidel,  Kloss,  Mehlkloss.  —  Sprichio.: 
ende  göd,  alles  god,  morgen  äten  wi  hüdels; 

—  he  is  wüpsig,  as  Berend  Heykes  sin  hüdels. 
hiiden,  hüten  etc.;  s.  höden. 

bilden,  häuten. 

hüder,  Hüter;  s.  höder. 

hiiderig,  hfiderg-,  hautreich,  viele  Häute 
habend,  mit  Häuten  durchzogen  etc.;  —  dat 
is^  so  'u  hüderg  stük  flesk ,  dat  de  düfel  't 
biten  kan. 


huderik,  huderk,  liüderk  (auch  rüderik, 
rüderk),  Gundelrebe,  Erd-Epheu  (Glocoma 
hederacea,  od.  Hedera  terrostris).  —  Nd. 
(Schütz  e)  huderich ,  (DäJtnert)  huder 
5  u.  (bei  Lübeck)  hederik.  Im  nhd.  heisst 
sie  auch  Hederich  u.  ist  das  Wort  loohl 
von  lat.  Iledera  weitergebildet. 

budi;^,  häutig;  dün-,  dik-hüdig  etc. 
liiidi^,  heutig;  hüdigen  dags.    cf.  1  hüde. 

10  bfidje,  bfitje,  Häutchen,  kleine  od.  dünne 
feine  Haut,  Fellchen,  dünne  Schede  etc. 

hildjen,  liiltjen,  a)  die  Häutchen  od.  dün- 
nen Felle  abziehen,  dünn  schälen,  die  obere 
Haut   (od.    Binde,    Ueberzug,    Kruste   etc.) 

15  dünn  abnehmen  etc.;  —  du  niust  dat  för- 
sichtig  liüdjen;  —  he  hudjed  dat  dün  of; 
—  b)  den  bereits  im  vorigen  Herbst  uinge- 
Xifiügten  Acker  im  Frühjahr  dünn  u.  leicht 
pflügen,  u.  eggen  u.  so  die  Kruste  od.  obere 

20  Haut  lockern;  —  dat  land  brükd  man  blot 
hüdjed  worden  un  den  küu'  j'i  't  körn  d'r  so 
in  seien. 

hüfe,  büfe,  a)  Haube;  —  se  is  under  de 
hüfe  kamen ;  —  Dimin.  hüfeke,  hüt'ke ;  —  he 

25  ritt  hör  't  hüfke  fan  de  kop;  —  b)  Bienen- 
korb; —  c)  Decke,  Schuf ztuch  od.  Umhül- 
lung eines  Tuch-Ballens;  —  d)  Behältniss 
od.  Facli,,  bz.  ein  Beutel,  ivorin  man  sein 
Geld  od.  seine  Schätze  aufbewahrt ;  —  he  hed 

30  wat  in  de  hüfe  (er  hat  tvas  zurückgelegt,  ist 
wohlhabend  etc.).  —  JMofries.  (Wiarda, 
pag.  201)  huve ;  nfrics.  huw,  höw ;  nd.  huve, 
huwe;  mnd.  huve;  nid.  huif;  mnld.  huyve ; 
ags.  hüfe;    an.    hüfa;    norw.  huva;    schwed. 

35  hufva ;  dän.  hue ;  schott.  how ;  ahd.  hübä ; 
mhd.  hübe  (Mütze,  Haube,  Mitra).  Davon 
afranz.  liuvet  (Mitra).  Es  ist  sehr  zwei- 
felhaft, zu  loelcher  y  dieses  Wort  gehört, 
bz.  mit  ivelchen  Wörtern   der  (Uteren  Spra- 

40  chen  es  verwandt  ist.  Vergleicht  man  in- 
dessen, dass  unser  hüferen,  idd.  huiveren 
im  mnld.  in  den  Formen  huyveren  u.  kuy- 
veren  belegt  ist,  so  scheint  es  fast  zweifel- 
los, dass  auch   hüfe   mit   küfe    (cf.   küfeke, 

45  küfke,  Häubchen),  bz.  nid.  huif  mit  )dd. 
kuif,  mnld.  koyffe  «.  so  tveiter  mit  dem  ital. 
cuffia,  scuffia;  sjjan.  cofia;  franz.  coiffe  etc. 
(Diez,  I,  149)  immittelbar  zusammenhängt, 
dessoi  Herkunft  gleichfalls  zweifelhaft  scheint, 

50  trotzdem  Diez  es  von  ahd.  kuppa,  kupha 
(Mitra,  Kojjfbeäcckung)  u.  dies  aus  Icd.  cuppa 
(Gefäss,  Becher,  Behälter)  ableitet,  tvonach 
übrigens  Fiek  cdid.  hüba  auch  mit  Recht 
mit  skr.  ka-kubh    (Kuppe,    Gipfel),    kumba 

55  (weiblicher  Kopfpmtz,  Kopf  etc.);  griech. 
kuphe,  kube,  kümbe  (Kopf)  zu  einem  idg. 
kumbha,  kubha  (Kuppe,  Haube)  stellt,  zu 
dem  auch  dann  skr.  kumbha  (Topf,  Krug, 
Urne);  zend.  khumbha  (Topf);  griech.  küm- 

60  büs  (Gefäss,  Becher,  Behälter  etc.,  cf.  nhd, 


IIFEFEN  112                           IIUKELN 

Humpen   u.  unser  kiinime) ,   kübas  (Urne  Iiu<jeii ,    hü^en,   sinne»,    denken,   hoffen, 

etc.)  (fehüren  müssen.  Uehn'fjens  ist  uuch  Fick  sclimer^lich   verlanffcn  ,    .<<ehnsüchtig  worauf 

(cf.  III,  7S)  tcef/in  altfl.  hnhii  -weif elhaft,  (hl  mtrten   etc.;    —    wat    sittst    du    to   liugen? 

er  es  auch  für  möglich  hält,  dass  es  su  einrr  —    lu'  sitt  to  hugeii    im  to    hapeu;    —    dat 

germ.  ]    luif,    hup  =  skr.  kup    (cf.  hop    u.  5  pörd    hügd    na    de    liafer;     —     ik    heb'    al 

unter  3  hC^\^]  gehört,  u-ozu  er  auch  lat.  cupio  l;xnk    säten    to  hugon,    dat    du    kwarast.    — 

u.  cunibiTO  .■itellt.    Sollte  indes.'ien  nicht  auch  Afries.    hugja    (denken  ,    erinnerlich    sein); 

hiitV  mit  hiid,  schade   u.  lat.  cavea,   caveo,  icang.  hügje  (hoffen)  etc.;  s.   Weiteres  unter 

b:.  unserm  kau,    schau  etc.  etc.    zu    der   ]/  bogen. 

sku,  skav  (bedecken,  verhüllen  etc.)  gehören,  10      buk.  hok,  Loch,  kleine  elende  Wohnung, 

zumal  da  es  sehr   leicht    möglich    ist,    da.'<s  kleiner  abgesperrter  dunkler  Raum  od.  Ver- 

das  „f"  in  ahd.  hiifi    aus    ältcrm  w,    hz.  v  schlag,  Koben,  Stall  etc. ;    —    se  wauen  dar 

hervorging,  anstatt  aus  «;•>;/>/•.  p  od.  bh '?  in  so  'n  liitjet  huk;  —    't  is  man  so  'n  lüt- 

hiifen.  a)  hüllen,  mit  einer  hüte    (s.  hüfe  jet  luik  tan  'n  hüs;  —  dar  bi  de  sid  is  nog 

sub   (?)    od.    einem    Schntztuch    umgeben    u.  15  so  'n  huk,  dar  kan  't  wol  liggeu :  — de  kin- 

dariu  einpacken;  —    hüfe  dat  hxken  in;  —  der  slapen    all'   bi"  'n  ander    iu    en  huk;  — 

du  must  dat  god  bätcr  inhüfeu;  —   b)  sam-  de  dOf  sitt  iu  't  huk;  —  swm-,  hunde-,  hö- 

sammcln,  si>a>en,  zusammenbringen  etc.;  —  ner-,  enter-huk  etc.  —  Nid.  hok;  m nid.  hock 

he  hüfd  dügtig  wat  bi  'n  ander.  (ovile,  septum,  cors,  cavea);  ivang.  (Ehren- 

hiileren.  hüborcn,  hiifeni,  hüberu,  beben,  20  traut,  I,  370)  hek (Schaf stall)  etc. —  Wohl 

zittern,  sclmudern.  frösteln  etc.;   —    he  hü-  mit  buken,  hök  etc.  zu  der  unter  bog  ?<.  hök 

ferd  fan  kolde;    —    lu"'    hüferd  d"r  für,    um  erwähnten  ]/  kuc  (biegen,  krümmen,  wölben 

dat  to  dön  :  —  he  hüferd  (bebt,  sclirickt  etc.)  etc.),  sodass  es  ursjtr.  eine  Höhlung  od.  Ver- 

d'r  für  torüg.  —  Nid.  huivercn;  mnld.  huy-  tiefung,  Einbiegu)ig  etc.,    bz.  einen   Winkel, 

veren,  kuyvi-reii.  Beide  letzten  Formen  setzen  25  od.  eine  Ecke  etc.  bedeutete, 

eine  ]/  skup  od.  skubh  (bewegen  vor,  od.  wo-  buk,    Zäpfchen  im  Habe ;    —    de  buk  is 

hin)  voraus,  die  auch  unserm  schufen,  schuf-  mi  swullen,    od.  schaten ,    das  Zäpfchen  ist 

fohl  etc.  zu  (irundc  liegt,  weil  schüfen  (seh ie-  vtir  geschwollen,    od.  geschossen  ii.  dadurch 

ben)  doch  )iiehts  Anderes   besagt,    als  sich,  verlängert   u.  gesunken;    —    de   buk  ligten, 

od.  ein  Anderes  bewegen  irgend  wohin.    Da  30  das  Zäpfchen  heben,   —  fig.  Jemanden  be- 

nun  aber  jeder  liuck   u.    Stoss   entweder  trügen  u.    ihn    rein    ausziehen.    —    Nfries. 

eine  Bewegung  ist  u.  macht,   so  ist  für  hü-  huk,  hück;    ivang.  buch;    nid.   luiig;    mnld. 

Irren    (sich  frequent.    bewegen)    ein    urspr.  buj'cli,    huyg;     norw.,    dän.    huk;    süddän. 

hnfan,  bz.  skufan,  skubhan  anzusetzen,  was  (Outzen)  huug;  nd.  (Schütze,  Br.  Wb.) 

von  der  y  skubh  =  skr.  ksbubh  (bewegen,  35  huuk ;  mnd.  buk.     Es  ist  jedenfalls  mit  bök 

schicenken,  zittern  etc.,  bz.  stossen,  .schüttern,  (Ecke,  Spitze  etc.)    u.  büke ,  buken  einerlei 

.schütteln)    abgeleitet  ist.      Vergl.    dieserhalb  Ursprungs,  da  es  entweder  die  Bedtg.:  Spitze^ 

Fick,    1,   335  unter   skubh    das    Weitere,  Spitzes  etc.,  od.  Ausbiegung,  rundliche  Ef' 

u-elche   y    auch    tvohl  unserm   scliul)ben  u.  habenheit.    Beule,    Höcker    etc.    hat.      Im 

nicht  allein  unserm    schüfen,   scliuti'cln   etc.  40  Grimm'' scheu   Wb.    wird   das  gleiehbedeu- 

zu  Grunde  liegt.  tende  Hauch,  bz.  beuch,  buch  zu  sät.  kä- 

luiforig.  liüierg:,  hiiber^,  hüfri^  etc  ,   be-  kud,  käkuda   (Mundhöhle ,    Gaumen)    kaka- 

herig,  zitterig,  frostig,  schauerlich,  schaurig  laka    {Kehlkopf,    Schildknurpel)    verglichen, 

etc.;  —  ik  bün  so  liüferg,  't  is  nüt  as  of  ik  bz.  als  diesem  entsprechend  angegeben,  was 

de  kolde  afor  't  lilfend    heb'.    —    Nid.    hui-  45  mir  jedoch  sehr  fraglich  zu  sein  scheint. 

verig.  huke,  liük",  liuiko.  die  kauernde  Stellung, 

liürerin^,  Iiüferen,    Schauderti ,    Zittern,  das  Niederhocken    od.  Niedersitzen  mit  zu- 
Beben   etc.;  —    d'r   geid   mi    so  'n    hüferen  sammengebogenen    K)iieen    u.    gekrümmtem  \ 
afer  't  liifeiul.  Bücken  ;  —  In'-  sitt  up  de  huke,    er  sitzt  in  ' 

hülke.  N.  unter  hüfe.  50  kauernder  Stellung  etc.  —  Nd.  huuk,  hurk; 

hilft,  hilft,  Hüfte  (coxa).  —    Wang.  huft;  nid.  liuik,  hurk;  nfries.  buk;  f/ri».  hug  etc.,  ' 

mnd.  liuf;    )dd.  hupe,    huppe,    lieupe,  beu]);  (/.  bukon. 

ags.  byp,  liype;  oigl.  hip;  (^i.  buppr;  norw.  hllkeln,    ei)i  surrendes,   dem    Tone   „hu-' 

hupp;    ahd.,   mhd.  huf;  goth.  liups.   —    Es  hu-hu**  entsprechendes  Gcräuseli  machen  mit- '\ 

liegt    diesem     Worte    entweder   die   Bedtg. :  55  telst  des  sog.  hukel-,  od.    runimel-pots,  eines ' 

Einbiegung,    Vertiefung,  Höhle  etc.,  od.  Er-  Hörn    od.    sonstigen    Gefässes,    welches  mit 

höhung,   Vorragung  etc.  zu  Grunde,  die  sich  einer  Blase,    worin    ein    Biet   od.    Bohr  bc- 

beidc    aus    dem    Begriff  des    rundlichen  festigt    ist,    id)crzogen    tvird,    an    dem    man 

ergehen.      Wegeu  der  |/  vergl.  unter  3  höp  mit  angefeuchteten  Fingern  od.  Händen  auf- 

«.  bei  Fick,  II J,  77.  CO  «.  niederstreicht  u.  dadurch  einen  surrenden 


IIÜKEL-POT  113  HUELLE  HÜELL' 

Ton  erzeugt,   den  wir  eben  mit  hukelu  he-  hele  nagt  mit  't  kiud  sitten  must  to  hukke- 

zeichnen,  loährend    in    Hindelopen    (West-  forsseii ;    't    wul   hei    uii   dal  net  slapen.  — 

friesl.)  dafür  das  Wort  goefjen  (gespr.  gut-  Die  Entstehung  u.  Zusammenstellung  dieses 

Jen)  gebräuchlich  ist.  Es  ist  ein  schallnach-  Wortes    betr. ,   so  glaube  ich ,    dass  es  von 

ahmendes  freq.    Vbm.    m.   gehört   mit  mhd.  5  einem    früheren  Rufe   „hukkel  fors"   iceiter 

hiiclien  (hauchen  etc.,  cf.  Grimm,  Wb.)  u.  gebildet  ist  u.  dieses  soviel  heisst,  als  „schau- 

mnd.  (Seh.  %i.  L.)  hük,  huck  (Eule)  etc.  zu  kele  stark",  da  hukke  od.  hukkel  jedenfalls 

der  aus  ku  (cf.  Fick  I,  49  seq.)  erioeiter-  mit  hukkeln  connex  sein  dürfte, 

ten  y  kuk  od.  kug.  hukkeln,  sich  auf-  u.  nieder  steigend,  od. 

liQkel-pot,  od.  ruiuilielpot,    der  Topf,  bz.  10  schaukelnd   bewegen,    hinkend   gehen,    sich 

das  Gefäss  od.  Hörn,    toomit   die  Knaben  langsam  im  wiegenden   Gange  fortbewegen 

am   St.    Martins  -  Abend   bei   den   Häusern  etc.;  —  he  hukkeld  d'r  so  wat  hen.     Freq. 

herumgehen  u.  indem  sie  damit  hukeln,  dazu  von  1  hukken,  bz.  huken. 

folgendes  Lied  singen:  hukelpot  wil 'n  örtje  1.  hukken,   s.    huken,    bz.  dal-,  up-huk- 

hebben,  dürd  't  net  seggen;  hei!   um  t'er  fif  15  ken  etc. 

sesse,    geid    't    up   't    allerbeste;    't   schipke  2.  hukken    od.    liokken,    in    einen    Ver- 

fan  Onken,   lett  sin  seilke  stinken,    hed  sin  schlag  od.  kleinen  Stall  (s.  huk)  bringen  u. 

seil   wol   in    den   top,    gäfd   mi  'n   Örtje    in  sperren;  —  de  höner  mutten  hukd,   bz.  in-, 

d'  rumraelpot.     Die  Juden  haben   'n    Ochs  od.  uphukd  worden. 

geschlacht't,   haben' s   Fleisch   in's  Salz  ge-  20      liuk-sak,  Brei  aus  gestampften  Kartoffeln 

bracht;   de  hüd  was  fet,    dat  flesk  was  ma-  mit  Mehl. 

ger,  dar  wassen  d'  Juden  trürig  afer.  —  hnle,  liül',  kleine  Anhöhe  od.  Erdhügel, 
Oder  auch  (statt  „Die  Juden"  etc.):  hir  Erdhaufe  etc.;  grosser  Erdklumpen,  grosse 
wand  de  rike  man,  de  uns  wol  wat  gäfen  Erdscholle  etc.  cf.  nd.  (Br.  Wb.)  huU,  bz. 
kan,  föl  kan  he  gäfen,  lank  sal  he  läfen  un  25  grashuU  (erhöhter  Hasen;  Grasbüschel,  der 
kumd  he  den  to  starfen ,  sal  he  de  himmel  über  die  Umgebimg  vorragt  etc.),  wovon 
arfen.  ■*  Frisch  glaubt,  dass  es  aus  nhd.  Hügel 
buken,  hukken,  hurken,  hocken,  kauern,  contrahirt  sei,  tvonach  denn  hule  od.  hüP  in- 
sich  zusammen  biegen  u.  krümmen,  bz.  mit  dessen  ivohl  eher  ein  Contract.  von  hufel 
zusammengebogenen  Knieen  u.  gekrümmtem  30  od.  huvel  (cf.  1  höfel)  ist. 
Bücken  sitzen  etc. ;  —  he  hukede  dal ,  dat  hulen  od.  lullen,  heulen,  laut  schreien  od. 
se  hum  net  sen  schulden ;  —  däl-huken,  od.  weinen,  bz.  dumpf  tönen  u.  rauschen,  sau- 
dälhukken,  niederhocken.  —  Nid.  liukken,  sen,  brausen  etc. ;  —  he  sitt  to  hulen ;  — 
hurken,  hokken,  huiken ;  mnld.  hucken;  nd.,  dat  geid  d'r  hen,  dat  't  hüld  un  brumd;  — 
mnd.  huken;  isl.  hoka,  hüka;  schwed.,  norio.  35  de  wind  hüld  in  de  schörstein,  bz.  dör  de 
huka;  dän.  huge;  schott.  huke;  hess.  (Vil-  lücht  etc.  —  Mit  nd.  hulen;  nhd.  heulen, 
mar)  buchen;  bayr.  (Seh melier)  hocken,  bz.  älterem  hewlen,  hiielen  u.  »n/td  hiuweln, 
hucken.  Mit  lieike  etc.  u.  hok,  huk,  hük  hiulen  von  ahd.  hiuwela,  hüwela;  mhd.  hiu- 
sur  y  kuc  (biegen,  krümmen  etc.).  wel,  hüwel  (Eule),  welches  selbst  wohl  wie- 
hukje,  huktje,  kleiner  Koben,  kleiner  40  der  eine  Weiterbildung,  bz.  ein  Dimin.  von 
Winkel,  kleine  Ecke  etc.;  —  he  sitt  in  't  ahd.  hüwo,  hüo ;  7nhd.  hüwe  (Eule,  Uhu) 
huktje.  Dimin.  von  huk.  ist.  hüwo  selbst  gehört  ivohl  zu  der  unter 
hukke-t'Oi'SSeu ,  hukkefossen,  mit  einem  hukeln  (s.  am  Schlüsse)  erwähnten  y  ku 
Stuhl,  auf  dem  man  sitzt,  in  der  Weise  (schreien,  heulen,  bz.  ein  unartikulirtes  Ge- 
schaukeln, dass  man  einmal  dessen  Vor-  45  rausch  machen,  od.  unartikulirt  tönen  etc.). 
derfüsse  u.  dann  loieder  dessen  Hinterfüssc  Vergl.  auch  (Diez,  II,  837)  afranz.  hu, 
so  heftig  auf  die  Diele  aufschlagen  lässt,  bz.  liuer  (schreien),  huard  (Schreier),  huette 
dass  der  Stoss  den  Körper  der  darccuf  sitzen-  (Eule)  etc. 

den  Person  ziemlich  stark  erschüttert  u.  diese  hulen-trop,  Brummkreisel,  hohler  Kreisel 

Erschütterung   ein  von  ihr  in   den  Armen  50  mit  einem  Loch,  wodurch  beim  Kreisen  ein 

gehaltenes   kleines   Kind   einigermassen   be-  dumpf  heulender  od.  surrender  Ton  entsteht, 

täubt,   um  solches   in  ähnlicher  Weise  wie  huler  od.  hüler,  a)  Heuler,  Schreier  etc.; 

durch  Wiegen  in  den  Schlaf  zu  lullen.    Die-  —  b)  Singschwan, 

ses  sog.  hukkeforssen   war  hier  früher  sehr  hülke,  s.  hülleke. 

allgemein  u.  wurde  bei  unruhigen  u.  heftig  55       1.  hülle,  hüll',  a)  Haube,  namentlich  eine 

schreienden  Kindern  besonders  in  dem  Fall  einfache,  wie  sie  die  Dienstboten  u.  Weiber 

(als  letztes  Mittel  sie  in  den  Schlaf  zu  brin-  auf  dem  Lande  tragen ;  —  sett'  dog  lefer  'n 

gen)   angewandt,    loenn    dies    iveder    durch  hüll'  up  un  löp  's  morgens  net  altid  so  mit 

Wiegen ,   noch  auf  sonstige  Weise  bemerk-  de  rüge  kop  herum ;  —  se  is  under  de  hüll' 

stelligt  werden  konnte;  —  'k  hebb'  hast  de  60  kamen;    —    b)    (jig).)    Kopf ,    Schädel   od. 

Doornkaat  Koolman.    Wörterbuch.    II.  g 


HÜELLE  HUELL'  114            HUND 

Wanst  etc.;  he  hed  de  hüll'  ful   (er  ist  he-  humpel,  hiimpel,  hümmel,  iV/^ö/ii*»!;,  ^u- 

soß'cn);  —  c)  (desgl.)  Sinn  etc. ;  he  hed  wat  höhe,  Höcker  etc.  —  cf.  emjl.  liump  (Höcker, 

in  de  hiiir,   mau   wat  't  is,   dut   segd  he  jo  Ihtckel). 

net.  —  Xd.  liuUe,  hülle;  mnd.,  mnid.hwWQ;  humpelen,    huinitolii;   gebrechlich   gehen, 

ahd.  hullä;  mhd.  hülle,  hüUe  (velameu,  Kopf-  5  hinken  etc.;  —  dat  humpeld  d'r  so  wat  lieu ; 

tuch  der  Frauen).     Zu  hüllen,   od.  mit  die-  —  he  mut  humpeln.  —  cf.  himp-hampen  u. 

sem  u.  holstt I  --«  n/j(?.  helau  etc.,  (/.  2  hälen.  bei  Weigand  nhd.  humpeln,   humpen,  bz. 

2.  hülle.  Iiiiir,   auvh  liülte,    kleiner  Hit-  unser  humpen  u.  humpe. 

gel,  Erhöhung  etc.;  —  dat  land  ligd  in  hül-  humpelcr,  liuinplcr,  Hinkender,  Gebrech- 

leu ,    b;.   in  hülten  uu  büken.     Wohl   iden-  10  licher  etc.  —  Xld.  hompelaar. 

tisch  mit  hule.     cf.  indessen  auch  engl,  hili ;  hunipcu,  schneiden,  hauen,  kürzen,  stutzen, 

ags.    hyll    od.    hill  (eollis) ;    an.,    isl.  liiaHr,  verstümmeln  etc.  —  3Inld.  hompen.     cf.  un- 

liiall  etc.   unter  ';>  hell.  tcr  hampe    das  goth.    hamfs    u.    loeiter  (bei 

hülleko.  hülkc,    eine  kleine  Haube.     Di-  Weigand)  unter  humpen  u.  dazu  unser 

min.  von  1  hülle.  15  humpeln. 

Iiiilleii,  hüllen,  decken,  bergen,  wickeln,  huud,   Hund.     Auch  Schimpfwort,      lie- 

schleiern  etc.;    —    he  hüld  lium  god  in;  —  dcnsart  u.  Sprichw.:  de  'u  hund  smiten  wil, 

he  ferhüld  dat.  —  Xld.,  muld.  hüllen;  ahd.  kan  ligt  'u  sten  (od.  knüppel)  finden;  —  'n 

huljati,  linlhui,   hallen;    mhd.    liüllen;    goth.  siegten  hund,  de  sui  her  t'errad;  —  de  luind 

huljan  ;  as.  hulljau.     Mit  gleichbedeutendem  20  in  de  pot  finden    {nach  beendigter  Mahlzeit 

(ifries.  hella,  hiella,  liala  (in  hihella  etc.)  u.  kommen);  —  l)hvfii'nde  liunden  biten  uet;  — 

1   liülh'  etc.  zu  ahd.  helan,  cf.  2  hälen.  de  hund  de  sl()])d,    bitt    nüms;    —    war    eu 

liiillH',  hülp,  Hilfe  od.  Hülfe,  liath.  Aus-  hund  an  pisd,  dar  pissen  se  alle  an;  ^ — wen 

weg,  Rettung  etc. ;  —  mit  üods  hülp ;  —  ik  twe  hiinden  sük  um  'n    bunk    striden ,    löpd 

wet  gen  hülp  etc.  —  Nid.  liulp ;    nd.  hülp;  25  de  darde  d'r  mit  weg;  —  „dat  is  je  'u  huud 

mnd.,  mtdd.  huipe   u.  helpe;    afries.  lielpe;  fan  perd,"   sä'  de  junge,   do    red   he   up  'u 

wfries.  holpe ;    as.  helpa,  lielpe,  hulpi ;    ags.  hatte;  —  he  is  gans  up  de  hund  kamen  (er 

h'lpe ;    engl,    help ;    an.    hialp ;    dün.  hjälp ;  ist  in  seinen   Verhältnissen  ganz   zurilckge- 

alid.  hill'a,  hilpha,  helfa,  lielpha,  belpfa    ».  kommen,  bz.  vollständig  verarmt);  —  eu  up 

(einzeln)  luilfa;  mhd.  hilfe,  lii-lfe;  md.  hülfe.  30  de  hund  helpen    (Jemanden  dazu  verhelfen, 

Zu  helpcii.  dass   er   verarmt   od.    verdirbt   etc.);   —    't 

hiilit-sel,  Hosenträger.  schal  hum  bekamen   as   de  huud  't  grasfrä- 

hiilse,    Hülse    (ilex    aquifolium).  —    Nd.,  ten;  —    he  is  d'r  up  ferstiferd,  as  de  hund 

m)td.   hülse,    hüls;    nid.    hülst;    ahd.    hulis,  up  de  dode  kO;  ~  he  is  bdcend,  as  de  bunte 

hüls  (ruscus,  myrtus  silvcstris,    Mäusedorn,  35  hund;  —  he  schudeld 't  of,  as 'n  pudelhuud ; 

Stechpalme,     Walddistel).       Davon    franz.  —  wen  de  hund    weg    is ,    gän    de    scliapen 

honlx,  lioux  etc,  cf.  Diez,  II,  337.  aferal;  ~  wen  de  hund  drumd,  den  is  't  fan 

hiilsel,  Hülle,  bz.  ein  Et^vas,  jvorin  man  brod;  —  't  half  hürd  de  huiul  half;  —  dat 

ein  anderes  Etwas  hüllt.  kumd  In  de  hunden  hör  wünsken  uet  to  pas, 

liülte,  .s.  2  hülle.  40  dat  de  kalfer  starfen;  —  he  hed  mi  net  mal 

liultor,  holler; —   he  kwam  liulter-pulter,  'n  hund  to  bade  stürd ;  —    he  hed  sin  egen 

od.  hulter  di  pulter  hl  de  trap  heruuder.    cf.  will',    as  de  hund,    wen  he  in  de  pütte  sitt ; 

lialtei-.  —  jungens  un  liundc  gan  lik    dör    de  weit; 

liuiii,  ihm,  ihn ;    —    „dat    was  hum,"    sä'  —  twalf  buren  uu  en  inuul  sunt  dartein  rä- 

At-öm,    do  harr'  he  'n  rött'    bi  d'    Stert.  —  45  kels;  —  wen  't  up  is,  shin  de  liunde  sük  um 

Afries.  him  ;  nid.  hem ;  ags.  hym ;  engl,  him  de  bunken  ;  —  se  läfen  mit  'naiuler,  as  hund 

etc.     Zu  he  (er.).  un  hatte;  —  d'r  sunt  mer  bunte  hunden  as 

hiuiiiiiol,  Hummel.  —  Nhl.  honimel ;  ahd.  ön;  —  dar  kreid  gen  hund    of  hau   na;  — 

huinbal.     Zu  liummen  —  nid.  hommcn  (hum-  de  knüppel  ligd  bi  de  hund;  —  dat  fet  drift 

meii,  humsrn,  sumsen),     cf.  mos-imme.  50  bafen,    al  is  't  ök   man    fan  'n  doden  hund; 

liummer,  liuinber,  Hummer,    ein  grosser  —  hunde  un  ädellue  makcn    gen    dür   agter 

Seekrebs.  —  jV/r/.,  «(/.  hunimer ;  «».  humarr  ;  sük  to;  —  de  'n  hund  largt,  mut  de  bat  för- 

dän.,  schiecd.  hnmmer;  norw.  hummar.    Mit  lef  nämen;    —    de  sük  für  'n  hund  ferhürd, 

dem  gleichbedeutenden  b(t.cämn\ixvusu.griech.  mut  knaken  frätcn  ;    —    kumd    man    afer  d' 

kämaros  zur  ]/  kam  (krümmen,  wöWen).  55  hund,    kumd    man  ök  afer  de  stert;  —    dar 

Iiiimpc.  liunil»,  Tlieit,  Stück  etc.,  od.  Ecke;  gifd  't  mer  hunde   as  bunken;    —    d'r    lopd 

—  hr  liLil  (Fr  'n  goden  hump  of  bäten ;   —  gen  huud  söfcn  jär  dül ,  of  he  word  cndclk 

snid  hum  man  'n  dügtigcn  hump  of;  —  Nid.  schaten;  —  he  is  net  as  'n  hund,    de  nt  de 

honip;    7nnld.    (KU.)    hompe    (pars  abscissa  kette  kumd;  —  'n  olden  hund  is  kwäd  blaf- 

otc).     cf.  humpeu  u.  hampe.  GO  feu  leren ;  —    't  is  'n  gemeueu  huud  fau  'n 


HUND 


115 


HUENE  HUEN' 


kerel;  —  du  swmhund,  wilt  du  wol  maken, 
dat  du  fürt  kumst?  —  cf.  rOdhuud.  —  Nd. 
hund;  yild.  lioud ;  afries.  hiiiid,  liond;  satt. 
hund;  wang.  hmi;  ivfrien.  huyfa;  nfrtes.  hün; 
as.,  ags.  huud;  engl,  höuud ;  scJiott.  hund; 
an.  hundr;  norw.,  scluoed.,  dän.\\\\i\i\.:,  ahd. 
liunt,  hund;  mhd.  hunt;  gotJi.  hurids.  —  Es 
wird  geivöhnlich  mit  dem  gleichbedeutenden 
skr.  qvan,  gun  u.  ^uni ;  zend.  ciiui ;  griech. 
kuöii  (Genit.  kunös) ;  tat.  cauis  etc.  zusam- 
men gehalten,  bz.  mit  diesem  von  der  y  ^ü, 
Qva,  bz.  Qun,  gvan  (schwellen,  sich  ausdeh- 
nen, dick  u.  stark  werden,  zunehmen,  ivach- 
sen,  gedeihen  etc.,  cf.  Fick,  I,  59  u.  III, 
78,  sowie  Grassmann,  pag.  1409)  abge- 
leitet, indem  Fick  annimmt,  dass  das  Thema 
hunda  von  hun  =  skr.  quü,  qva,n  durch  das 
Suffix  da  erweitert  ist.  Vergleicht  man 
indessen  das  Thema  hunda  von  hundei'd, 
bz.  dass  dessen  „d"  od.  „t"  auch  einem 
urspr.  „t"  entspricht,  sowie  dass  das  germ. 
hund  ganz  allein  für  sich  steht ,  so  könnte 
man  leicht  zu  der  Ansicht  kommen,  dass 
beim  Vergleich  des  goth.  hunda  (hundert)  = 
lat.  centum,  griech.  katon  (in  'ekatou),  skr. 
Qata,  zend.  gata,  2^a>'s.  cat,  kurd.  qad,  cambr. 
caut  etc.  auch  germ.  hunda  (Hund)  aus  einer 
idg.  Grdform  kata,  kanta,  od.  kata,  kauta 
hervorging,  die  ausser  den  obigen  Wörtern 
auch  dem  goth.  handus,  sowie  dem  unter 
hand  (cf.  dieses)  erwähnten  goth.  hinthan 
(capere)  etc.  zu  Grunde  liegt  u.  deren  y  kat 
od.  kat  entweder  eine  blosse  Weiterbildung 
einer  aus  ak  od.  ak  umgesetzten  y  ka  od. 
ka  ist,  od.  als  Denominativ  von  zu  ka,  kan, 
hs.  ka  etc.  gehörendem  kata  etc.  angeschen 
i  werden  muss.  Wegen  ka  od.  ka  (schärfen, 
wetzen,  erregen  etc.)  aus  ak  od.  ak  vergl. 
\  lat.  cätus  zu  acus  etc.  (cf.  agge,  egge  etc.) 
]  u.  Alles  was  Fick  (I,  4  u.  II,  4  etc.)  un- 
!  ter  ak,  bz.  ak  anführt,  soioie  dass  die  Be- 
dtgn. :  schürfen  u.  erregen,  bz.  scharf,  spitz 
etc.  aus  der  Grdbdtg.:  bewegen,  od.  ge- 
hen hervorging  u.  dass  sich  hierccus  auch 
die  Bedtgn. :  kommen  zu,  erreichen,  greifen, 
fassen,  nehmen,  zu  sich  nehmen,  essen  (cf. 
'  zend.  a§  in  der  Bedtg. :  erreichen,  erlangen 
etc.  u.  essen  etc.),  sowie  weiter  aus :  be  tv  e- 
gen  vor,  dringen  vor  etc.  auch  die 
von:  scharf,  spitz,  bz.  vorragend  etc.  ent- 
wickelten, ivobei  es  dann  auch  ivohl  gestat- 
tet ist ,  für  die  germ.  (u.  soiveit  auch  an- 
dere idg.  Formen  damit  connex  sind)  Wör- 
!  ter:  haud,  handa,  hinthan  etc.  (s.  unter  hund) 
jl  u.  hunda  (Hund),  hunda  (Hundert)  eine  aus 
ka  od.  ka  =  urspr.  ak  od.  ak  entstandene 
y  kat  od.  kat  (mit  der  Nebenform :  kath, 
kad  etc.,  cf.  Fick,  I,  56)  aufzustellen,  die 
j  eben  aus  der  Grdbdtg.:  bewegen  (sich  od. 
'     ein  Anderes)    auch   die  Bedtg. :   erreichen, 


greifen  etc.  u.  dann  weiter  auch  die  von: 
fangen,  fest  halten  u.  fest  machen,  fesseln, 
binden,  vereinigen  etc.  entivickelte ,  wonach 
dann  Hund  als  der  Greifer  od.  Fan- 
5  g er  etc.  u.  hunda  (Hundert)  als  urspr.  eine 
Vereinigung  u.  Masse,  Menge,  Viel- 
heit etc.  aufgefasst  sein  könnte,  wie  dies 
bereits  unter  liand  (s.  am  Schlüsse)  ausge- 
führt tvorden  ist,    ivobei  zu   dieser   Bedtg, 

10  von  hund  (als  Greifer  etc.)  auch  lat.  catus, 
catulus  etc.  zu  vergleichen  sind. 

liunde-biten,  Ilundebeissen ;  —  Redensart : 
dat  geid  um,  as  't  hundebiten. 

hunde-blöme ,    a)    Hunds- Camille ;   —    b) 

15  Löwenzahn,  sonst  (Norden  u.  Umgegend) 
auch  perdeblöme  genannt. 

liunderd,  a)  hundert;  —  b)  Hundert.  —  Be- 
densart:  de  büdel  in  't  hunderd  jagen  (die 
Wirthschaft   od.    Geschichte  etc.   ins  Wilde 

20  jagen,  die  Einigkeit  stören ,  Zwietracht  u. 
Verwirrung  hervorrufen  etc.).  —  Afries. 
hundred ,  liunderd ,  hondert ;  as.  hunderod 
etc.  Wegen  der  Weiterbildung  von  goth. 
hund ;    ahd.  hunt ;    as.  huud  (centum)  vergl. 

25  Grimm,   Wb.    unter  Hundert.     Wegen 
hund,  bz.    hunda   =    centum  etc.   s.   unter 
hund  u.  hand. 
Imndje,  Hündchen. 
Imndje-draf,  kurzer  Trab,  Trab  nach  Art 

30  kleiner  Hunde. 

liundjeii,  a)  kurz  traben,  traben  nach  Art 
kleiner  Hunde;   —    b)   schwimmen   loie  ein 
Hund. 
lumds-tunge,  od.  liundetunge,  lanzettblätt- 

35  riger  Wegerich. 

hiine,  heue,  kenne  (Todter,  Leiche?),  cf. 
henuekled  u.  hünenbedde. 

hiine,  hün',  grosser  starker  Mensch,  Biese 
etc. ;  —  't  is  'n  hün'  fan  'n  kerel.  —  Mnd. 

40  hune  (dasselbe);  nd.  hiine;  ahd.  hiin ;  mhd. 
hiune ;  md.  hüue  (dasselbe  u.  auch :  Hunne, 
Ungar).  —  Wie  bereits  unter  henneklöd  er- 
XV ahnt ,  ist  es  sehr  fraglich,  icelche  Bedtg. 
dieses   Wort  urspjr.  hatte,   bz.  ob  nicht  (von 

45  y  kun,  verwesen  etc.  ausgehend)  die  Bedtg. : 
Leiche,  od.  Gestorbener ,  Todter 
etc.  die  urspr.  war  u.  dass  dann  später  (von 
der  Vorstellung  des  Biesenhaften  der 
Hünen-Gräber    u.    des   Schreckens    etc. 

50  den  die  unter  Attila  in  Europa  einfallen- 
den Hunnen-Schaaren  verbreiteten,  ausge- 
hend) bei  der  lautlichen  Aehnlichkeit  von 
hiune  od.  hün,  hiine  mit  hunne  (dem 
Volksnamen  der  Hunnen)  das  anscheinend 

55  schon  ältere  hiune  u.  norddeutsche  heune, 
hene  (cf.  beden  =  goth.  biudan  von  y  bhud) 
sich  nicht  blos  lautlich,  sondern  auch  be- 
grifflich damit  identificirt  hat.  Vergleicht 
man  übrigens  den  Umstand,  dass  die  haupt- 

60  sächlich   in    Norddeutschland    od.    Nieder- 

8* 


nUENE  HUEN' 


116 


HUNK 


deutschland  vorkommenden  H ü  n  en-  Gr  ä- 
ber  im  Ganzen  zu  der  Anzahl  der  Gestor- 
benen verhält nissmässi;]  selten  vorkommen, 
bz.  dass  es  Jedenfalls  nur  Personen  van  be- 
sonderem Ansehen  «.  sehr  hervorrajender 
Stellung  gewesen  sind,  die  in  einem  Hil- 
nengrabe  bestattet  sind  u.  für  die  man  es 
der  Mühe  icerth  erachtet  hat,  ihnen  ein 
sog.  Hünenbett  od.  Hünengrab  (d.  h.  ei- 
nen turaulus  mit  inwendig  aufgerichteten 
Stein  -  (Quadern  u.  darüber  aufgeschütteter 
Erde)  )nühsam  zu  erricliten,  so  muss  man 
fast  annehmen,  dass  es  nur  die  Könige 
od.  Geschlechts- Aeltesten,  bz.  Stammväter 
des  Geschlechts,  od.  Jedenfalls  doch  nur  die 
Hau.fherren  u.  Familienväter  ivaren,  welche 
in  solchen  Hünenbetten  begraben  sind.  Ist 
dies  nun  aber  richtig,  so  würde  möglicher- 
weise das  Wort  liiune ,  hüne  in  hüuenbed 
mit  ahd.  hiwo,  hio  (Gatte,  Plur.  hiixn  etc., 
s.  unter  hilk)  conne.r  sein  können  u.  ein 
huucn-bed  od.  hiinen-graf  urspr.  u.  zunächst 
ein  (rrab  des  G  attc  n  od.  Ma  nnes  u. 
Familienvaters  bezeichnet  haben,  zu- 
mal ma)i  auch  annehmen  kann,  dass  von 
hiüu  =  an.  lijön,  lijiin  (Familie)  auch  ein 
hiiiiio,  od.  hiune  mit  der  Bedtg.:  Familien- 
Person  (bz.  Hausherr  od.  GescMechtsvater 
etc.)  weitergebildet  ist  u.  dann  später  dieses 
hiune  mit  dem  formell  nahezu  stimmenden 
liune  od.  hunne  (Hunne  od.  Ungar)  ver- 
wirrt wurde.  Da  nun  aber  ferner  die  Grä- 
ber der  hiunen  od.  Gatten  u.  Familien- 
rat er  sich  Jedenfalls  durch  ihre  Grösse 
vor  denen  der  Frauen  u.  des  Gesindes  (bz. 
der  Hörigen  u.  grossen  Ma.'^se  des  Volks) 
ausgezeichnet  haben,  so  war  es  auch  leicht 
möglich,  dass  die  Hünen  grab  er  (als 
urspr.  Gatten-  od.  Hausherrngräber)  auch 
bei  der  Nachicelt  wieder  die  Vorstellung 
erweckte,  als  ob  daselbst  Biesen  begraben 
seien  u.  dass  hievon  das  Wort  hüne  selbst 
wieder  die  Bedtg.  li iese  erhielt,  zumal  Ja 
auch  früher  die  Ansicht  im  Volke  allgemein 
verbreitet  war,  dass  vordem  ein  riesen- 
haftes Geschlecht  die  Erde  bewohnt  habe 
u.  auch  die  zum  Theil  aus  grossen  u.  mäch- 
tigen Steinen  errichteten  Hünengräber  selbst 
auf  ein  grosses  u.  .starkes  Geschlecht  als  Er- 
bauer derselben  liinzuweiscn  schienen. 

Zum  Schlu.'ise  sei  zu  liünebod,  bz.  nid. 
Imnnebed  noch  die  Frage  aufgcicorfen,  ob 
dieses  Wort  auch  mit  mnd.  hunne,  honne ; 
ahd.  liunno  (centenarius,  d.  i.  Vorsteher  einer 
Hundertschaft,  von  ahd.  hunt  etc.  in 
der  Bedtg.:  hundert,  s.  tinter  hund)  con- 
ne.c  sein  kann  u.  ein  hunnebed  ursjyr.  das 
Bett  od.  Grab  eines  liunno,  od.  centurio,  bz. 
eines  Hauptmanns,  Befehlshabers,  od.  Rich- 
ters u.  angesehenen  Mannes  bezeichnet  habe, 


wobei  es  ja  auch  möglich  ist,  dass  der  Volks- 
name der  Hu  n  n  e  n   sich  später   auch  hie- 
mit  wieder  begrifflich  verwirrt  hat,  nament- 
lich in  Bezug  auf  die  Hünenbetten. 
5      hiinen-bed    od.    hlinen^raft,    Hünengrab. 

—  Xld.  (provinziell,  z.  B.  Groningen,  Drenthe 
etc.)  hunnebed ;  6'.  unter  hüne  u.  hennekled. 

Uunger,    Hunger,   heftiges  Verlangen   od. 

Begierde,    bz.    Bedürfniss    nach  Speise.    — 

10  Redensart,  u.  Sprichw. :    he  hed  hunger  as 

'n  wulf;  —   hunger   mükd    raue   boneu   s6t. 

—  Xd.  luinger;  nid.  honger;  africs.  luinger, 
honger ;  wfries.  honger ;  as.  liungar,  hunger  ; 
ags.  hungor,  liungur,  hunger;  engl,  schwed., 

15  dän.  hunger;  an.  hungr;  ahd.  hungar,  hun- 
kar,  huncar,  hunger;  mhd.  luinger;  goth. 
huhrus,  statt  hugr-us  (cf.  tintcr  hungern  das 
goth.  huggrjau  u.  ferner  goth.  mäht  =  magt 
von    magan),    ivas   ich    als   ausschliessliches 

20  germ.  Wort  lieber  direct  von  goth  hugjan, 
bs.  ahd.  huggan,  hugan  etc. ;  as.  huggjan 
etc.  in  der  Bedtg.:  verlangen,  begehren  etc. 
(cf.  bogen  M.  hugen)  ableite,  als  dass  ich  es 
mit  Fick   (cf.  III,    78)   zu    der  mit   kuk 

25  (krümmen  etc.,  cf.  I,  .36)  identischen  y  kunc 
(zusammenziehen  etc)  stelle. 

hungeren,  hungern,  hungern,  heftiges  Ver- 
langen od.  Bedürfniss  nach  Speise  haben, 
schmachten  etc.  —  Nd.  hungern ;  nid.  hon- 

30  gern;  afries.  hungera,  &^.  hungerja;  ivfries. 
hongerjen  ;  as.  hungrjan;  ags.  hyngran,  hin- 
gran ;  engl,  hunger;  an.,  norw.  hangra;  dän. 
hungre;  ahd.  (hungarjan),  hungiren,  hunge- 
ren, hungerön ;  mhd.  hungern ;   goth.  huggr- 

35  Jan.  Auch  das  nid.  houkeren ,  bunkeren 
(was  dieselbe  Bedtg.  hat,  wie  unser  buchten, 
huchtern  n.  hugen)  ist  wohl  von  hunger, 
bz.  ahd.  hunkar  abgeleitet  u.  sotuit  mit  hun- 
gern von  Hause  aus  identisch. 

40      hnngerig,  hnngerg,  hungrig. 

hunger-lider ,  Hungerleider,  armseliger, 
elender  Mensch  etc. 

hunk,  a)  Ecke,  Winkel,  heimliche,  ver- 
borgene Ecke,    sicherer    Aufenthalt,    Frei- 

45  .Stätte,  Asgl  etc.,  z.  B.  bei  manchen  Kinder- 
spielen als  krigerspolen,  kn'ipafersid  etc.,  wo 
derjenige,  welcher  icieder  in  hunk  ist,  von 
dem  betr.  kriger  od.  Greifer  nicht  mehr  ge- 
fasst  werden  darf  u.  frei  ist;    —   b)  Stelle, 

50  Stätte,  Platz  etc.,  od.  Haus  etc. ;  he  wil  net 
fan  hunk;  —  he  geid  bold  tan  hunk.  —  Im 
nid.  bedeutet  honk  sowohl  eine  Stelle  od. 
Ecke,  von  wo  man  ausgeht,  als  auch  die 
Stelle  od.  das  Ziel  u.  ausser. "ite  Ende,  wohin 

55  man  zu  kommen  trachtet,  bz.  das  Asyl,  ico- 
hin  ma7i  flüchtet  etc.,  u.  wird  es  daselbst 
auch  in  der  Bedtg. :  Ruheplatz ,  Haus  etc. 
gebraucht,  wie  denn  auch  Jap  ix  das  tofries. 
honcke,   honck  mit:   Haus,  feste    Verbleib- 

60  Stätte,  Stätte  wo  man  sich  sammelt  od.  wo- 


HÜNK-SMITEN 


117 


HURTJE-DRAF 


I 


hin  man  flüchtet,  Zuflucht,  Schutzort,  siche- 
rer Verbleib  etc.  übersetst.  Vcrr/leicht  man 
nun  diese  sämmtlichcn  Bedlgn. ,  so  liegt  es 
sehr  nahe,  um  bunk,  lionk  als  eine  Neben- 
form von  buk,  liok  (Stall,  Stätte,  Koben 
etc.  od.  Winkel,  Ecke  etc.,  wo  man  Etwas 
sicher  stellt)  anzusehen,  zumal  da  dieses 
Wort  mnld.  u.  mnd.  fehlt  u.  also  wohl  neue- 
ren Ursprungs  ist. 

hank-siiiiten,  s.  unter  kci. 

hünsken ,  durch  sanfte  freudige  od.  Icla- 
gende  Töne  seine  Freude  od.  sein  Verlan- 
gen äussern,  loie  dies  von  Hunden,  Pferden 
etc.  durch  leises  Bellen  n.  Winseln  od.  wie- 
hern etc.  geschieht ;  —  de  liund  (bz.  dat  i^erd) 
hünsked  al,  wen  he  (bz.  't)  rai  mau  hörd. 
—  Nd.  (Br.  Wb.)  liienskea;  wang.  hüuskje. 

hup.  Ausruf  mit  der  Bedtg. :  auf,  empor 
etc.,  z.  B.  wenn  man  ein  Ki)id  od.  eine 
Last  etc.  in  die  Höhe  hebt  u.  ivorauf  setzt. 
cf.  hop  und  huppeln,  huppen  etc.,  sowie 
jup  etc. 

hupen,  häufen;  —  hüpd,  od.  hupt,  ge- 
häuft; s.  hop,  hopen. 

hii-perd,  hüperdje ;  i.  q.  hotperd. 

hüpken,  Dimin.  von  huppen;  —  he  hüp- 
ked  d'r  hen. 

huppeln,  hoppeln,  hüppeln,  Freq.  von: 

huppen,  Juipfen,  springen,  sich  in  die  Höhe 
erheben  etc.;  —  he  hüpp'd  d'r  up.  —  Ägs. 
hoppan ;  mhd.  hupfen,  huppen,  huppen,  hop- 
fen,  hoppen.  Von  einer  germ.  y  hup,  huf 
=  idg.  kup,  cf.  3  hop  etc.  u.  Fiele,  III,  77. 

hup-sa,  Hopsa.     Interject.  loie  hup. 

hül'-bur,  Pachtbauer,  Bauer  der  einen 
Platz  auf  eine  bestimmte  Anzahl  Jahre  ge- 
gen Zahlung  einer  bestimmten  Summe  ge- 
pachtet hat.  —  Sprichw. :  'n  hurbür  Sünder 
geld,  is  'n  def  an  't  feld. 

hurdel,  s.  hurrel. 

hiire,  liür,  Heuer,  Pacht,  Pachtgeld, 
Miethe,  Miethlohn;  Dienst  etc.;  —  land  in 
hur  od.  to  hur  ütdön;  —  he  mut  dar  'n 
dügtigen  hur  betalen;  —  de  pläts  deid  per 
dimd  17  riksdaler  hur;  —  he  hed  'n  goden 
hür  kragen  (d.  h.  a)  er  hat  eine  gute  Pacht 
od.  Miethe  bekommen,  —  u.  b)  er  hat  einen 
guten  Dienst  bekommen) ;  —  he  is  in  d' 
hür  gän.  —  Wenn  Jemand  in  die  Ehe  geht, 
so  wird  von  ihm  scherzhaft  gesagt:  he  is 
in  de  lange  hür  gän.  —  Nid.  huur ;  mnld. 
huere ;  mnd.  hure ;  afries.  here ;  wfries.  hiere ; 
satl.  hire ;  ags.  hyi- ;  engl,  hire ;  norw.,  schwed. 
hyra;  dän.  hyre.  0.  Schade  stellt  dieses 
Wort  (cf.  md.  huren)  mit  an.  hyrr  (warm 
etc.)  zusammen,  ohne  sich  indessen  auf 
die  begriffliche  Verivandtschaft  von  hüre 
u.  hyrr  einzulassen  u.  verweise  ich  dieser- 
halb  auf  das  unter  hilk  (s.  daselbst  sub  d) 
Gesagte.     Vergl.  auch  H.  Leo  (594)  unter 


hyr  die  Bezugnahme  auf  an.  hyra,  od.  hj'ri 
(gratificare),  weil  man  hüre  od.  ags.  hyr  etc. 
aucli  so  deuteyi  kann,  dass  es  urspr.  blos 
die  Bedtg.:  gratificatio  Jiatte. 
5  liiiren,  heuern,  pachten,  miethen  etc.;  — 
'ii  pläts  od.  folk  hüren ;  —  he  hed  de  pläts 
W(!r  inhürd ;  —  he  hed  sük  bi  'n  andern  in- 
hürd.  —  Nd.  huren;  mnld.  hueren;  nid. 
liuren;     afries.     hera;    ags.    hyrian;     engl. 

10  hire  ete. 

hurke;  i.  q.  büke. 

hür-plats,  Pacht-Platz,  Pachtgut,  Platz 
od.  Hof,  der  verpachtet  ist. 

hurra,  hurrä,  hurrah.     Die  von  hur,  od. 

15  hurr  (s.  unter  hurrel  am  Schlüsse)  weiter- 
gebildete Interj.  =  schwed.  hurra. 

hurrel,  hurdel ,  Windsbraut ,  sausender 
Windstoss,  Wirbelwind;  kurzdauernder  Lärm 
u.  Zank  etc. ;  —  d'r  kwam  mit  'u  mal  so  'a 

20  hurrel  up,  dat  man  hast  gen  stau  holden 
kun' ;  —  't  was  man  so  'n  hurrel,  de  tüsken 
hör  ütbrök;  't  kwara  bold  wer  toregt;  — 
he  kreg  so  ^n  lütjen  hurrel  (zorniges  Auf- 
brausen,  bz.  einen  kleinen  Zorn-Anfall)  in 

25  de  kop.  —  Nid.  borrel  (Stoss,  Puff;  klei- 
ner Zank  etc.).  Der  Stamm  hur  od.  hurr 
ist  ein  lautmalendes  Wort,  ivelches  zunächst 
ein  dumpf  hallendes  Geräusch  od.  einen 
dumpif  schwirrenden,  surrenden  Ton,  bz.  ein 

30  surrendes  u.  schwirrendes  Geräusch  bezeich- 
net, dann  aber  auch,  tveil  dieser  Ton  durch 
rasche  Bewegung  der  Luft,  eiligen  Flug 
eines  Pfeils,  od.  rasches  Auffliegen  von  Vö- 
geln  (z.  B.  von  Bebhühnern)   etc.    entsteht, 

35  loeiter  in  die  Bedtg.  des  wilden  Eennens  u. 
der  eiligen  Bewegung,  bz.  des  Stürmens  etc. 
übergeht.  —  Zu  diesem  Stamm  hur  u.  hurr 
gehören  demnach:  mhd.,  nhd.  hurren  (sich 
rasch,  bz.  sausend  u.  schwirrend  bewegen) ; 

40  nhd.  hurri  (Zusammenstoss ;  Zank,  Streit) 
u.  hurlen  etc.  (cf.  Grimm,  Wb.),  wobei 
es  nicht  ausgeschlossen  ist,  dass  selbst  auch 
in  „Horniss"  der  Stamm  bor,  hur  steckt 
u.  dieses  Thier  (ähnlich  ivie  Hummel  von 

45  hummen  (humsen,  summen,  sumsen)  seinen 
Namen  von  diesem  lautmalenden  Stamm 
hur  od.  hurre  hat,  worüber  unter  börnetje 
das  Weitere  zu  vergleichen  ist.  Zu  hur,  od. 
hurr ,  wovon  auch  engl,  hurly  (Tumult  etc.) 

50  u.  Schott,  burl  (the  act  of  scolding) ;  schwed. 
hurra  (schwirren;  Hurrah  rufen),  hurra 
(Freudengeschrei,  cf.  hurra)  etc.  cf.  (Bopp, 
Gloss.  comp.)  die  f  kur  (sonare). 
hurreln,  hurdeln,  brausen,  sausen,  wir- 
bt» beln,  in  iviederholten  kurzen  Stössen  stark 
wehen  etc. ;  —  de  wind  faugd  an  to  hurreln. 
—  Engl,  burl  (strudeln,  loirbeln,  heulen). 

hurrel-wind,  ein  brausender  Windstoss, 
eine   Windsbraut. 

60      hurtje-draf,   ein  kurzer,  schneller  Trab, 


HURT  JEN                          118  HUSKE  HUESKE 

bz.  eine  stossweise  erfolgende  Fortbetcegung.  Bobrik,  naut.  Wb.)  huising;  mnd.  husinge, 

Vergl.  das  folgende :  husinch.  —  Zu  hisen  =  nid.  hijzen  (ziehen 

hurtjen,  sich  m-^ch  stoss-  od.  S2)ri(ngiceisc  etc.)  stimmen  die  Formen   nicht  n.   kann  es 

bewegen,    in    einem   kurzen    schnellen    Trab  deshalb  dazu  nicht  gehören,    wohl    aber    zu 

gehen  od.  reiten  ::.  fahren;    —    he   hurtjed  5  einem  Stamm   hiis   od.    hi'ise ,    wobei   indes- 

d'r  hen.  —    Dasselbe    wie   liotjen,    indessen  scn   a)i    eine  Fortbildung    von    hüs   (Haus) 

damit  rcohl  unverwa)idt,  da  es  eher  mit  engl.  schwerlich  zu  denken  ist.     Eher   scheint  es 

hurtle,    stossen  etc.  (ron  hurt,    stossen,  ver-  mir  möglich,    dass  es  ein  urspr.  von  Schif- 

letzen  etc.);    7nhd.    liurt,    hurte    (stossendes  fern    u.  Fischern  gebrauchtes   u.   gebildetes 

Losrennen) ,     hurten     (stossend     losrennen,  10   Wort  ist,  iceil  es  nur  bei  den  seefahrenden 

stossen) ;    nid.   hört    (kurzer  Stoss) ,    horten  Völkern  der  Nordsecküste  vorkömmt.    Sollte 

(stossen);  mnd.  liurte  (Sto.ss,  Anprall),  hur-  daher  hüsing   od.  husiuge  etc.    nicht   urspr. 

ten  (stossen)    verwandt    zu    sein   scheint   u.  diejenige   dicke    u.    starke  Leine   bezeichnet 

tcohl  ein  Freq.  od.  Iterat.  von  Letzterem  ist.  haben,    ivomit  die  huscn    od.  Ha  u  s  en   (= 

Von  hurt  ist   auch  icohl  nhd.  hurtig  wei-  15  (did.  hüso;  mhd.  hüso  [der  Fisch  acipenser 

tergebildet.      Von  \\WTt,  >>:.  kelt.,kgmr.\\\svCi\\  huso];    mnld.    liuys    [antacacus,    csox    etc.); 

(Stos.y ,  hyrdhu ,  liyrdliio  (blossen)  entstand  mnd.  huson    [cchymus];    norw.    hysa   [gadus 

(Diez,  I,  4.34),    ital.    urfare;  prov.  urtar;  ae.Lrlcfinus]  etc.)  gefangen  wurden,  zumal  da 

franz.  heuvter;  afranz.  hüTtcr  (stossen);  ital.  diese   „husen''    genannten   Fische  gross    u. 

urto;  franz.  heurt  (Stoss)  etc.  20  schwer  sind    u.  also   auch  ein  starke  Leine 

hüs,    Haus.    —    Redensart,   u.  Sprichw. :  erforderten  ? 

wen  man  wat  fan  hum    hcbben    wil ,   den   is  hiisen,  hausen;  —  a)  Haus  od.  Wohnung 

he  sin  läfend  uet  to  hi'is;   —    schone    husen  haben,  wohnen,    sich  aufhalten  etc.;    —    b) 

ferdenen  gen  geld;  —  'n  lu'is  ful  doLCters  is  unrthschaften  etc. ; — c)  Haus  machen,  bauen 

'n  keller  ful  sür  ber;  —  't  is  'n  diihnaiiswark,  25  etc.  —  Compos.:  ierhiisen,  die  Wohnung  od. 

wen  man  gen  bas  in    sin    egen    hüs    is ;    —  den   Wohnort  wecJiseln ,    verziehen   etc. ;    — 

wat  deid  man  mit  'n  hüs,  wen  man  gen  wif  umhüsen,  umzielicn  etc. 

hed;   —   he   is  aferal  to  lu'is;  —    he  is  dar  hfisen-blase,  Hausenblase,  d.  i.  Leim  aus 

ni't  in  to  hüs;  —  he  hed  'n  infal  as  'n  old  der  Luftblase  der  Hausen  u.  anderer  ver- 

liüs;  —    wel  kau  für  'n  unglük,   wen  't  hüs  30  icandten  Fischarten.    Wegen  „Hausen''  s. 

ful  is.  —  Africs.,  as.,  ags.,  ahd.,  mhd.,  an.  Weito-es  unter  hüsel. 

hüs:   irfries.  huwz  ;   nfries.  hüss  ;   )td.,  dän.  hüsen-büsen-saterdag,  Je;- .Sow^o/^c/kZ  iw 

hnus;  idd.  huis;  engl,  house;  norw.,  schived.,  Ostern,  als  der  Tag,    tco  es  im  Hause  sehr 

Schott,  hus.  —  F ick  (IJI,  70)  vergleicht  es  eilig,  unruhig  u.  stürmisch  hergeht,  toeil  an 

zu  skr.  kosha  (Behälter  etc.),  deren  richtige  35  diesem  Tage    an    Haus    u.    Hof   die    letzte 

Form  kofa  indessen  eine  y  kiu;  (umschlics-  Hand  gelegt  wird,  damit  am  Osterfeste  alles 

sen,  umfassen  etc.)  voraussetzt ,    die  strenge  rein  u.  blank   ist.    —    Fs    ist  aus  hüsen  in 

genommen    zu    liüs    nicht    stimmt.      Da  in-  der  Bedtg.:  „wirthschaften"  u.  h\i?,cn  in  der 

dessen    die    y    ku^-    (cf.  Benfeg)  auch  in  von:  stürmen,  eilen  etc.    u.  saterdag  (Sonn- 

der  Form  kus  vorkömmt,  so  würde  luis  hiebst  40  cdjend)  zusammengesetzt, 

an.  hauss  (Schädel)  etc.  hiezu  stimmen  u.  hüs  hüs-festing,  hfisfesten,  Obdach,  Wohnung, 

demnach  ursjtr.  ein   ein-   u.    umschl ies-  Unterkunft  etc.  —  Nid.  huisvesting. 

send  es   Etwas   bedeuten.      Möglich   ist   es  liüs-gorrid.  Hunsgcräth,  Mobiliar, 

indessen   auch,    dass    das  Thema    luisa    od.  hüsliold.   IlaushaU. 

hüsa    mit    hüd    zur    y    sku    (bedecken,  um-  45       hi'ishüldcii,  hi'ishollon,    haushalten,  rcirth- 

scliliessen  etc.)  gehört.  schaften  etc.;  —    lir  Cersteid  net  to  hüshol- 

lius-bakkpn,  hausbacken ;  —  n)  zu  Hause  den;  —  mit  de  minsk  is  gen  hüsholdeu  mit 

od.  selbst  gebacken;  —  hüsl)akken  l)röd;  —  (mit  dem  Menschen    ist    kein  Haus  zu  hal- 

b)  gewöhnlich,  (dltäglich,  philisterhaft ,  tri-  ten,    bz.  nicht  mit  zusammen    zu  wohnen  u. 

vial  etc. ;  —  'n  büsbakkeu  kerel.  50  zu  toirthschaften,  od.  nicht  gemeinschaftlich 

hus-bnnjer,    Einer,  der  das  Haus  hüten,  zu  verkehren  u.  umzitgelicn). 

bz.  dnheiiii  bleiben  viuss ,  icenn   die  andern  hüsholder,  hushollei',  Haushalter,  Wirth- 

Hausgcnossen  ausgehen  u.  sich  ein   Vergnü-  schafter  etc. 

gen  miK  hen.  hi'isholdorskc.  Iiftshollerskc,  Haushälterin, 

hi'is-diir,  Hnustliür.  55    Wirlhsckafterin. 

hiisol.    hiisoliii,    liiiseln,    busling,   dicker,  hüsh(»l(ling,     liüsholdcn  ,     Haushaltung, 

starker  Bindfaden ,    dünnes  festes   Seil    od.  Wirlhsi  hnft. 

Tau,  dünne  Leine.  —    Nfries.  hüsing,  hüs-  liüs-lmlt    (llausholz) ,    hölzerner    Todten- 

ling;  .y////.  hysom;  r/rj«.  Iiy-sing,  liy>sing;  norw.  sarg.  —   Auch  bei  ('ad.  Müller. 

hyssing;  engl,  housing,  houseline ;    nid.   (rf.  60       liiiskc.    hüske,    huskeii,  liüsjc,  hüsje,    a) 


HUS-LAGE  119  HUEVE  HUEVEREN 

Häuschen,   od.   kleines  Haus;   —    'n  lütjet  —  he  hütseid  d'r  al  mit  horum;  —  ho  hüt- 

hüske,    od.    hüsje ;    —    Compos.    mai-hüske,  sohl  mi  to  föl  um  od.  herum  (er  Meibt  nicht 

raaihusje,  (Laub-,  Garten-Häuschen. ,    Gar-  ruhig  sitzen,  —  setzt  sicJi  zu  viel  u.  zu  oft 

ienlaube.  —  Sprichw.:  elk  hfisken  hed  sin  von  einer  Stelle  auf  die  andere, —  bz.  wech- 
krüsken;   —    'n  hüskeu  klen    uii    dat  allc'n  ;     5  seit  zu  oft  seinen  Wohnort  od.  sein  Geschäft, 

—  b)  Abtritt,  Abort,  auch  gemak,  od.  beste  —  loirft  sich  bald  auf  dieses,  bald  wieder 
kamer  genannt;  —  he  sitt  up  't  hüske  to  auf  jenes  Geschüft  etc.);  —  he  hütseld  all' 
brillen;  —  c)  Kernhaus  des  Obstes;  —  de  ögenblik  um;  —  de  meid  hütseid  im  to  föl 
appel  hed  so  'n  grot  hüske; —  d)  Futteral;  (wechselt  den  Dienst  zu  oft,  bz.  hält  nir- 
cf.  brilhuske  =  Brillen- Futteral;  —  e)  Tute,  10  f/cnds  lange  aus  etc.),  sülke  wichter  kan  'k 
od.  Dilte;  —  'n  hüske  mit  rosinen;  —  he  in  min  lu'isholding  net  bruken.  cf.  umhüt- 
deid  dat  in  'n  papiren  hüske;  —  f)  der  sein.  —  Nid.  liutselen.  Freri.  von  liutscn, 
Raum  zioischen  den  auseinander  gehaltenen  hotsen,  cf.  hotten,  hotjen. 

Knieen,    wenn    man  sitzt,    bz.    der  Schooss  2.  hütseln  (Subst.) ,    ein  Spiel  um  Geld, 

einer  niederhockenden  Mutter,  wohin  kleine  15  loobei   die  von  zwei   Theilnehmern    zusam- 

Kinder  sich  flüchten  u.  bergen ;  —  wel  kumd  mengelegten    Münzen   von    einem   derselben 

erst  in  min  hüske?  zwischen   den   beiden   aufeinander  geschlos- 

hüs-lage,   Abgabe,   die   auf  einem  Hause  senen  Händen  längere  Zeit  geschüttelt  (hüt- 

liegt.     cf.  Umlage.  seid)  u.  dann  rasch  in  die  Höhe  geworfen 

hus-lök,  Hauslauch   (serapervivum  tecto-  20  werden.    Diejenigen   der  auf  die  Erde  fal- 

rum,   od.  sedum  majus).  lenden   Münzen,    tvelche   mit   dem  Wappen 

hfisnian  (Plur.  hüslüe)    ein  dem  mittleren  od.    dem   Bildniss    nach    oben   liegen,   ge- 

Bauernstande   (ein   Bauer  auf  einem  pläts  hören  dem  hütseler  od.  Schütteier,  loährend 

od.  Hof  in   der  Marsch  wird   nie  hüsman,  die  mit  der  Schrift  nach  oben  gekehrten  dem 

sondern  stets  einfach   biir   genannt)    ange-  25  anderen  Mitspneler  zufallen, 

hörender  Hofbesitzer,  od.  Besitzer  eines  mit-  hiitspot,    a)    ein    Gemenge   verschiedener 

teigrossen  Bauernhofes,   namentlich  auf  der  kleiner  Fleischstücke,  bz.  die  Fleischabfälle 

Geest.    —    Sprichiv. :   pantje  warm  !    pautje  der  geschlachteten  Thiere,  welcJie  zusammen 

warm !  mäkd  meunig  hüsman  arm.  in  einen  Topf  geioorfen  u.  darin  eingesalzen 

Der  Plur.  hüsKie  (Hausleute)  hat  übrigens  30  werden;  .—   wi   hebben  nog  wat  hütspot  in 

auch  die  Bedtg.  „Hausgenossen",    cf.  auch  de  keller  stän,   dar  kanst  du  to  tan  middag 

warfsman.  wat  fan  in  de  röfen  kaken;    —    b)   ein  Ge- 

hfismans-beslag,  das  Wirthschafts- luven-  misch  od.  eine  Sammlung  verschiedener  Ge- 

tar  eines  hüsmans.  genstände,  die  keinen  grossen  Werth  haben, 

hua-rdi,  Hausrath,  Hausge7-äth.  —  S2}rich-  35  bz.  ein  Mischmasch  von  Sachen;  —  he  hed 

wort :  'n  kwad  wif  is  't  slegste  stük  hüsräd  de  ganse  hütspot  för  'n  bitjo  geld   köfd ;  — 

wat  ömand  hebben  kan.  dar  best  du  de  ganse  hütspot.  —  Nid.  huts- 

hiit,  s.  hütte.  pot;   engl,  hotchpotch ,  hodgepodge,  hogge- 

liiiting,    Eothschtoänzchen   (sylvia  phoeni-  pot.   cf.  bot  in  der  Zusammenstellung  mit  pot. 

curus).    —    Nd.  (Dann eil)  hütik,   hüting.  40       MtU,h\it(masc.),  Hütte,  kleines,  geringes, 

hutje,  Imtjedraf;  i.  q.  hotje,  hotjedraf.  ärmliches  Haus,  bedeckter  Schutzort  etc.;  — 

1.  hütje,  kleine  Hütte.     Dimin.  von  hütte.  he  wand  dar  in  so  'n   lütjen    hütte;    —    he 

2.  hütje.  Dieses  in  der  Zusammenstel-  böed  sük  'n  groten  hüt ;  —  't  sunt  all'  emer 
hing  mit  mütje  gebrauchte  Wort  ist  loahr-  hütten,  de  up  't  mör  bi  de  swarte  weg  stän. 
scheinlich  identisch  mit  1  hütje,  da  unter  45  Compos.  erd-,  stro-hütte  etc.  —  Ahd.  hutta  ; 
„hütje  un  mütje",  od.  „hüfje  mit  mütje**  das  mhd.  hutte,  hütte;  nd.  hütt;  nid.  hut;  mnld. 
ganze  Hauswesen ,  bz.  der  ganze  Haus-  hutte  ;  engl,  hut ;  norm.,  schiocd.  hytta  ;  dän. 
stand,  od.  auch  dasselbe,  loofür  der  Deutsche  hytte;  franz.  hutte;  span.  huta  —  Das  ahd. 
den  Ausdruck  „Kind  u.  Kegel"  gehraucht,  hutta  (loas  später  ins  nd.,  nord.  etc.  ein- 
verstanden wird,  wie  z.  B.  in  der  Redens-  50  drang)  loird  vielfach  mit  hüd,  hüs  etc.  von 
art:  se  trekken  mit  hütje  un  mütje  weg;  —  der  y  sku  (decken,  bedecken  etc.)  abgeleitet, 
he  jagd  hütje  mit  mütje  to  de  dör  herüt  etc.  während  Fick   (III,  7S)    es   zu   skr.  kuti 

—  Im  loang.  sagt  man  statt  dessen:  hütti  (Hütte,  Halle,  Schuppen),  kuti  (Hütte),  ku- 
mit  mütti  u.  auch  nd.  (Dähnert  etc.)  u.  tira  (niedere  Hütte),  kuteva  (Hidte)  etc.  ver- 
mnd.  (Seh.  u.  L.)  ivird  hüt  un  müt,  bz.  55  gleicht,  ivelche  Wörter  mit  skr.  kuti  (Krüm- 
haite  MW  mutiQ  in  derselben  Bedtg.  gebraucht.  mung ,    Biegung,   Wölbung    etc.)    loohl   (cf. 

1.  hiitselii,  schaukelnd  hin  u.  her  bewe-  kamer  u.  unter  kate)  zu.  der  ]/  kut,  kötati 
gen,  schütteln,  hin  u.  her  werfen,  von  einer        (sich  krümmen  etc.)  gehören.  i'   .  ■u. 

Stelle   auf  die   andere   bringen,    die  Stelle  liiive,  hüveren,  liUvern,    liiiyei'ig- >etc.,   s. 

(Sitz,  Wohnung,  Dienst  etc.)  ivechseln  etc.;  60  hüfe,  hüfereu  etc.  ,^.iji  '\'.w  ;..; 


120  IDEE 


I 

(der  Vocal). 

Die  Wörter,   welche   mit  dem  Vocal   „i"  etc.  hervorgegangen  u.  gehört  das  Wort  idel 

anfangen,   trenne   ich  deshalb   von  den  mit  mit  ahd.  cit  (rogus,  ignis),   eitar    (Gift  etc., 

dem  Halbvocal  od.   Consonantcn   J"  hegin-  cf.    atter)    etc.    «.    griech.    aithö    (brennen) 

nenden,  iceil  da.'f  ^"  sehr  häufig  aus  ursj^r.  zur  }'  idh,  iudh,    brennen,   glänzen,    schei- 

«g"    (cf.  jicht  =  Gicht,   —  jid  =  gat,  —     5  ucn  etc. 

jegen  =  gogeu  etc.  etc.)  erweicht  ist.  Dass  ider,  jeder;  ideren,  Jedermann.  —  Nid. 
aber  tiament'ich  die  mit  langem  „i"  begin-  ieder;  afries.  eider,  aidor,  äthor,  äder,  eidar; 
nenden  Wörter  oft  auch  mit  einem  J"  aus-  wfrics.  yder;  engl,  either;  ags.  aegdher. 
gesprochen  werden,  hat  darin  seinen  Grund,  Mhd.  ieder,  ider;  contrahirt  aus  mhd.  iwe- 
iceil  in  diesem  Fall  das  lange  „i"  aus  zwei  10  der,  icweder  =  ahd.  eohwedar,  coweder, 
urspr.  verschiedenen  Vocalen  entstand  u.  zu  ioweder.  Das  ags.  aegdher  indessen  aus 
einem  meist  gedehnten  „[''-Laut  contrahirt,  aeghweder  u.  das  afries.  eider  etc.  atcs  aie- 
od.  dass  das  „i"  vor  einem  andern  Conso-  hwcdcr,  cf.  v.  liichthofen,  afries.  Wb.,700. 
nannten  zu  J"*  tcurde ,  wie  aus  den  nach-  Das  ags.  aeghweder  ist  wohl  Zusammen- 
stehenden Wörtern  das  Weitere  zu  ersehen  15  Setzung  aus  ao  -j-  ge  -|-  hweder  u.  scheint 
ist  H.  auch  unter  ^j"  verglichen  werden  mag.  demnach  das  afries.  aiehweder  für  ü  -|-  ge 

Dass  übrigens  auch  der   Vocal  „i",  eben-  -f-  hweder  zu  stehen,   tvo   a,    ac    mit   ahd. 

sowohl    wie    die   andern    Vocale ,    ein   sehr  eo,  io  =  nhd.  je  (=  e  in  emaud)  identisch 

schwankender  Laut    ist    u.   immer  icar ,   ist  u.  das  ge  im  ags.  eagehweder   die   Vorsetz- 

ghichfalls  aus  den  unter  diesem  Buchstaben  20  partikcl  ge  ist,    die  auch  im  nhd.  je  glich 

aufgeführten  Wörtern  ersichtlich,  sowie  auch  (=  ahd.  eogalih,  cf.  elk)  steckt, 

aus  ihn  Wörtern,  icorin  derselbe  als  Inlaut  Das    Wort   Jeder    ist   daher   identisch 

erscheint.  mit  j ewe der.      Was  je,   bz.   ahd.  eo,   io 

Iho.  Ibe.  Ilibe,  ml.  Name.    Davon  Geschln.  etc.  ist,  ist  unter  7  Ji,  ('maiul  u.  2  et  zu  er- 

Ibon,  Ihben  u.  Ibeling,    icelch  Letzterer  in-  25  sehen.     Das   ahd.  hwedar  =  goth.  hvathar 

dessen  auch  als  ml.  Name  vorkömmt.  (nhd.  weder)  loird  zwar  als  Frage-Prono- 

Derselbe  ist  wahrscheinlich  mit  Ebo  nahe  men  in  der  Bcdtg. :  toer  von  beiden,  od.  von 

verwandt,  sowie  dieser  mit  Abbo  etc.  u.  ge-  zweien  etc.   gebraucht.      Da    indessen    nhd. 

hören    desgl.    auch    vielleicht    die    Namen:  toer  (cf.  wel)  nur    die  Bedtg.:    einer,    eine 

Ippo,  Jibbo,  Jabbo  etc.  dazu.                            30  unbestimmte    Person,    irgend   Jemand    etc. 

cf.    bei    För  Stern  ann   unter    II),     der  (d'r  is  wel  west  =  es  ist  Jemand  da  gewe- 

auch   eine    Verwandtschaft   dieses   Stammes  sen)  hat,   so  heisst  hweder   eigentlich  soviel 

mit  dem  Stainm  p]  b  ((.  Ab  für  möglich  hält.  als:  einer  von  zweien  u.  da  eo,   io  die 

icht,  ichts,  jichts,  ichtens,  ihts  etc.,  ir-  Bedtg.:  je,  immer,  eicig,  dauernd,  ununter- 

gend,  irgends,  irgend  tcas,  etwas  etc.;  s.  ets.  35  brocken,  in  einem  fort,  stetig,  stets  etc.  hat, 

iddelk,  .s.  eddelk.  so  bedeutet  eo-hweder  soviel  als:  immer  od. 

Ide,    ml.  Name.     Wohl  gleich  Edo;   s.  d.  stetig  einer  von  zweien.     Insofern   als  nu)i 

u    unter  Ibo    ivrgen   des   Vocalwechsels.     cf.  aber  in  der  Bede  „dass  einer  von  zweien 

auch  Förstemann  unter  Id,    wozu    auch  immer   etwas   thut   od.  gethan  haben  kann" 

Idsc  ('s.  d.)  gehört   u.  wonach  beide  Namen  40  auch    die    Voraussetzung    liegt,    dass    alle 

der  y  idli,  glänzen  etc.  entstammen  können.  beide    (od.  jeder    von    ihnen)    inimer  u. 

iiIpI,^  eitel,    leer,  nichts  als,    blos  etc.;  —  zugleich  etwas  thun,  so  bildete   sich  aus 

dat  is  ulel    sfrö,    das    ist   leeres   Stroh,   bz.  je   od.    immer   einer   von  zweien   (= 

nichts  (ds  Stroh;  —   dat   sunt   al  man  idele  ahd.  eo-hwedar  u.  nhd.  jeder)  der  Begriff 

worden,  war  'k  iiiks  up  gute;  —  'n  idel  ge-  45  von:    alle    beide,  jeder    von  beiden, 

spgge    (i'in    eitles    od.    leeres,    unniäzcs  Ge-  jeder    von    allen,    Jedermann,    alle 

rede);  —  he  word  so  v\v\  (eitel,  dünkelhtft,  od.  Jeder   ohne   Unter  schied,  einer 

/inß'ärtig,  prunksüehtig  etc.).  —  Davon :  t'ev-  so    gut    als    der    andere  etc.    aus.     cf. 

idelii    (vereiteln,  zu  nichte  machen  etc.);  —  auch  lat.  uter,  was  sowohl:  loer  von  b  e i- 

\y\y\\uni\  ( Fitelkeit,  bz.  Leerheit,  Nichtigkeit).  50  den    etc.,    als    auch    beide    ohne    Aus- 

Form:    afries.  idel,  idle;    »nid.,  nd.  idel;  nähme  etc.  bedeutet, 

wfries.,  nid.  ijdel;    as.  idal,  idil ;    ags.  idel;  Da  h  =  urspr.  k,  c  (cf.  z.  B.  lat.  coniii, 

ahd.  ital.  idal ;  mhd.  itel.  griech.  keras    =    nhd.  Hörn)  u.    auch   lat. 

Der  Begriff  leer,  frei  von,   blos   etc.  q  oil.  qu  (in  qua  ^  aind.  ka)  aus  urspr.  k 

ist  aus  rein,  lauter,  klar,  glänzend  55  entstand,  so  ist  ahd.  hw  (bz.  hu)  =  lat.  qu 


IDJE  IT  JE                          121  IG 

u.  =  ainä.  k.  Das  aliä.  liwe-dar  (aus  hwa-  (regsam,  strebsam,  fleissig  etc.)  erklärt  wer- 
dar  =  goth.  hvathar)  entspricht  demnach  den  zu  müssen  u.  (da  goth.  ith  [aber,  tvenn 
einem  lat.  quatar  od.  quatarus  =  aind.  ka-  etc.]  u.  id  [zurück,  re]  =  lat.  it  [in  iterum] 
taras,  loas  eine  Comparativbildung  von  ka  u.  =  ags.  ed  [cf.  etmal  u.  eddelk]  u.  an. 
(==  lat.  qua,  goth.  hva)  ist,  wie  bei  Bopp  5  idh  ist)  mit  goth.  ithan  (gehen,  sich  bewe- 
(cf.  Gramm.  II,  pag.  24,  31  u.  203,  nebst  gen  etc.)  u.  wohl  auch  mit  goth.  iMia,  (Präter. 
dem  über  ka  im  vorhergehenden  Faragra-  von  j?aggan,  gehen)  verwandt  zu  nein  u.  zu 
phen  385  Gesagten)  weiter  verglichen  wer-  der  )/  at  (cf.  itan,  es.se«,  vo7i  y  ad),  gehen, 
den  kann  u.  wobei  noch  zu  bemerken  ist,  betvegen  etc.  zu  gehören.  Da  nun  aber  in 
dass  auch  lat.  uter  (cf.  Fick,  II,  77)  loahr-  10  Eifer  derselbe  Grdbegriff  der  Bewegung, 
scheinlich  für  cuter,  bz.  quter,  quater  steht  des  Begens  u.  Strebcns,  bz.  der  Er- 
u.  demnach  mit  ahd.  hwedar  etc.  gleichen  regung.  Auf  r  egtcng  (=  innerliches  Be- 
Ursprungs ist.  toegtsein)    etc.    zu    Tage    tritt,    so    halte 

Idje,  Itje,  tvbl.  Name.     Dimin.  von  Ida.  ich    dafür,    dass    diesem   Worte    auch   eine 

Idse,  Itse,  od.  Idze,  ml.  Name.     Gcschln.  15  Betvegungs-  od.  T  hat  ig  keits -Wurzel 

Idsen,  Itzeu  u.  Idsiuga,  Idzinga.  (cf.  dieserhalb  lat.   ago  von  }/  ag,  bewegen. 

Dem  alten  Geschlecht  der  „Idzinga"  ge-  treiben  etc.)  zu  Grunde  liegen  muss.  Diese 
hörte  früher  Norden  u.  Norderland  u.  nah-  y  könnte  nun  aind,  ap  (bewegen  vor,  kom- 
men einzelne  Mitglieder  desselben  auch  schon  men  zu,  erlangen,  erreichen  etc.,  treffen,  p>as- 
an  den  Kreuzzügen  Theil.  Es  starb  1439  20  sen  etc.)  od.  äp  =  zend.  ap  sein,  die  auch 
mit  Hyma  Idzinga,  welche  eine  Tochter  des  dem  goth.  ibns,  afries.  ivin,  iven  (für  ifin) 
letzten  Häuptlings  von  Norden  (Eberhard  u.  ahd.  eban  (cf.  äfen)  zu  Grunde  liegen 
Idzinga)  ivar,  aus.  ivird,  indem  Äug.  Fick  (vergl.  Wb.,  zweite 

Dass  Idse    od.    Itze   eine  Verstümmelung  Aufl.,  pag.  340)  dafür  eine  Grdform  apina 

von  Edzard  ist,    ivie  Stbg.  bemerkt,    kann  25  ansetzt,   wobei   das  urspr.  „p"  regelrecht  in 

ich  nicht  einräumen,  da  der  Geschlechtsname  „f''  (cf.  fader  von  y  pa)  übergehen  musste. 

Idzinga    auf   ein   hohes  Alter   des  Namens  Auch  das   aind.   ap    (Wasser   =  bewegtes, 

Idze  od.  Idzo  hinweist    u.    neben  Edzardsna  loogendes ,   strömendes,  fliessendes   etc.)   u. 

(Geschln.  von  Edzard)  in  der  ältesten  ostfries.  ap-as  u.  lat.  opus  (Arbeit,  Verrichtung,  Thä- 

Geschichte  vorkömmt.  30  tigkeit),    nebst   lat.    opus    (nöthig,  geschickt, 

Die  Form  Idse,  bz.  Idso  scheint  eher  aus  dienlich,  passend  etc.)  u.  griech.  epö,  epomai 
Idiso  entsprungen  u.  zum  Stamm  Idis  (fe-  (beschäftigt  sein  [womit  u.  um  etwas] ,  be- 
mina,  virgo)  zu  gehören  (cf.  Forst  ein  an  n  sorgen,  behandeln  etc.;  folgen,  mitgehen, 
unter  Idis),  der  mit  idel  zur  y  idh,  indh,  nachgehen,  verfolgen,  ergreifen  etc.)  etc.  ge- 
brennen, glänzen  etc.  gehört,  wonach  Idso  35  hören  zu  derselben  y  ap  (f.  fügt  sich  dem- 
(Idiso)  die  Bedtg. :  „Glänzender"  hat.  nach  das  mit  dem  Suffix  er  vom   Stamm  if 

Wegen  Idis,  bz.  ags.  ides  (Frau)  cf.  ags.  gebildete  Wort  ifer  od.  ifer  sowohl  etymolo- 

Glossar  von  Bouterwek  u.  H.  Leo.  gisch  als  begrifflich  sehr  gut  zu  dieser  y  ap. 

ifer,  Eifer,  Eile,   Ucbereilung,  Erregung,  Dass  das  Wort  ifer    erst   so  spät  in  der 

Leidenschaft,   Zorn,    Hitze  etc. ;  —   he  sitt  40  Schriftsprache  auftaucht,   beweist  nichts  ge- 

ful  ifer  =  ful  für ;  —  he  kwam  so  in  ifer,  gen  diese  Ableitung,   da  es  jedenfalls  schon 

as  he  hörde,    dat  se    sin  bröer  unrecht  dön  vorher  mdartl.  gelebt  haben  muss,   bevor  es 

wulden,  dat  etc. ;  —  he  hed  dat  in  ifer  segt  in  Schriften  vorkommen  konnte  u.  weil  mög- 

un  dän;    —    d'r  is   gen   ifer    (od.  furtgang)  licherweise  diejenigen  Handschriften  der  Vor- 

b!  hum.  45  seit  auch  sehr  leicht  verloren  gegangen  seilt 

Nach  Grimm  tauchte  ifer,  eifer    (aemu-  können,  worin  es  schriftlich  niedergelegt  war. 

latio ;  zelus)  erst  im  15.  Jahrhundert  in  Ober-  ifern,  eifern,  eilen,  streben,  sich  bemühen, 

deutschland  auf  (wie  desgl.  auch  mnd.  ive-  streiten  etc.,  bz.  eifrig  u.  thätig  sein,  erregt 

ren),  wovon  unser  nd.  ifer  ;  nid.  ijver;  schwed.  sein  u.  werden  etc. ;  —  sük  beifern ;  —  sük 

ifver;   dän.  iver    entlehnt  sein  soll.     Woher  50  ferifern  (sich  ereifern  u.  aufregen,  in  Zorn 

es  gekommen,  lässt  auch  Grimm  unerklärt,  gerathen  etc.) ;   —    he    iferd    d'r  tilgen ,    er 

lüie  desgl.   auch   Fick.      Seine    Verwandt-  eifert  (strebt  u.  spricht  heftig)  dagegen  etc.; 

Schaft    mit    an.  idhja    u.    dem  ahd.  eit    (cf.  —  he  iferd  för  siu  fründ,  er  eifert  (streitet 

atter  u.  idel)  liegt  doch  wohl  zu  fern,  trotz-  lebhaft  u.  heftig  etc.,  bz.  bezeugt  ein  grosses 

dem  Grimm  dafür  plaidirt.    Auch  scheint  55  Interesse  etc.)  für  seinen  Freund.  —  Nid. 

mir  das    an.  idhja    (Beschäftigung,    Arbeit,  ijveren;  mnd.  iveren. 

Mühe  etc.)  u.  idlina  (arbeiten  etc.)  etc.  ebenso  ifi'ig,  ifei'g?  e^/V•^^,  strebsam,  thätig,  fleissig 

wie  das   Wort  wiiinan  ^  ahd.  winnan  (mü-  eilig,  erregt,  heftig,  zornig  etc. 

hen,  .streben,  arbeiten,  kämpfen  etc)  aus  der  ig,  ig,  Endung  vieler  Adject.    u.  Adverb. 

Grdbegr.:  bewegen,  regen,  streben  etc.  60  (als  z.  B.   von   ewig,    enig,    weinig,    gidsig, 


IG                                122  IK 

godig,    modlg  etc.,    icie   bei  Adelung   n.  ning,  hz.  chuninga  (König)  =  sät.  jan-a-ka 

Andern    das    Weitere   zu    ersehen),    die  im  könnte     demnach     übersetzt     werden:     Ge- 

ahd.  H.  uihd.  it.  eersiehiedenen  andern  germ.  schlecht-zu-gehörend,    bz.    gehörend- 

Spraehen    in   der   Form  ag,  eg,  ig,  ing,  ac,  z n- G e seh l echt   n.    Stamm  =    Stnm- 

ec,  ic,   ine,   oh,    ich    (cf.  ahd.  cinag,    einac;     5  mcs-An g ehör iger,  Geschleehts-Ver- 

mhd.    eincc,    einic,    cininc;    as.    onag;    ags.  wandt  er  ete.,  od.  auch  so,    dass  das  G  e- 

aeneg,  aenig;    afries.  onicli,    onig    =  einig;  schlecht    u.    der  Stamm    zu  ihm  gehört 

—  ahd.  üwig,  ewig;  mhd.  ewig,  ewic;  afries.  u.  von  ihm  ausging  etc. 

cwch,    ewig;    as.    ewich   =    ewig:    —    ahd.  I»g^j   '"'•  ^^nme.      Geschln.    Iggcn  u.  Ig- 

muotig;    mhd.  niuotic ,    nmotec;    as.  mödag,  10  gcna. 

müdpg,  mödig;  goth.  imulags;  ags.  müdig  =  WahrscheinlicJi  mit  Iko  (cf.  die  Namen 
vtuthig  ete.)  u.  wahrscheinl.  auch  noch  in  Iko,  Igo,  Icbo,  Ihho,  Ihcho,  Yge  etc.  bei 
andern  Formen  vorhiimmt  u.  ebenso  wie  die  Forste  mann  unter  ic)  desselben  Ur- 
Endung ig,  ing,  eng  etc.  (in  künig  od.  kij-  Sprungs  u.  vielleicht  auch  mit  dem  Geschln. 
nink  [=  ahd.  cliiining,  cuning,  kuuiiic,  cliu-  15  Eggen,  die  sämmtlich  ebenso  ivie  Agge  u. 
nincb,  kunig,  kiiuic;  amhd.  chunich;  mhd.  der  ahd.  Name  Egge,  Ecke  (Name  eines 
künic,  kunec ;  ags.  cyning;  afries.  kining,  J\/es'e«,  der  von  Dietrich  von  Bern  erschla- 
kinig,  keneng,  keneg;  an.  konungr  etc.],  gen  wurde)  n.  der  ags.  Name  Ecg-laf 
boyiing,  beninga,  beiienga  etc.),  bz.  ang,  ing,  (Vater  des  Ili'inferdh)  etc.  mit  egge  (Hand, 
uug  —  auc,  iuc,  unc  etc.  eine  Ang  ehör  ig-  20  Kante,  Schneide,  Schärfe,  Spitze,  Schwert- 
keit  u.  Vertvandtschaft  —  ein  Ha-  schneide,  Bergspitze  etc.  =  spitzes,  vor- 
ben  u.  Bes  it  z  en,  bz.  des  Eigenseins,  stehendes,  vor-  od.  aufragendes  Etwas)  = 
od.  der  Eigenheit  u.  Beschaff  enheit  afries.  eg,  ig,  ags.  ecg  etc.  verwandt  sein 
ete.  ausdrückt  u.  tcahrschcinl.  auch  dasselbe  dürften. 
Wort  ist,    tcie  ang,  iiig  etc.  selbst,     cf.  ing.  25  i^s,  igts ;  i.  q.  iebts  ti.  cts. 

Wie  bei  Bopp  (s.  Gramm.  III,  422)  zu  ik,  ich.  —  Afries.  ik;  as.  ic;  ags.  ic;  an. 

ersehen  ist,    glaubt    derselbe  ig,    ing  etc.    in  ek;    goth.  ik;    ahd.  ih,  ich;    mhd.  ich;    lat. 

köuig  als  aus  aka  (a-ka)  entstanden  ansehen  ego;  griech.  egö ;  zend.  azem;  skr.  aliam  etc., 

zu  müssen,  während  ich  (cf.  unter  ang,  eng  denen  sämmtlich  ein  urspr.ngh'Am  (cf.  Bopp, 

etc.)    diese  Endungen  lieber  auf   die  y  ak,  30  Gramm.,    1,     Vorrede,  XIX   u.  daselbst  in 

ank  (=:  akb,  ali,  anli  etc.)   zurückführe,  da  §  23)  zu  Grunde  liegt,  während  das  franz. 

sich  die  in  ang,  ing  etc.,  bz.  ag,  ig  etc.  lie-  je  u.  übcrhauiJt  die  rom.  Formen  (cf.Diez, 

gende  Bedtg.  der  Angehörigkeit  u.  des  1,240  unter  io)  aus  dem  lat.  ego  entstanden. 

Eigenseins   etc.    ebenso    wie    bei    egen  Da  das  ra  nach  Bopp  (s.    Gramm.,  II, 

(eigen,  angehörig  etc.)   ohne  alle  Schwierig-  35  101)  Endung    u.    tvahrscheinl.    aus    ma  ge- 

keit  von  der  y  ak  (bewegen  u.  dringen  vor,  kürzt  ist,  loic  unser  m  in  bessern,  bossem  etc. 

gehen  u.  kommen  zu,    erreichen,    erlangen,  u.  ferner  dieses  ma  in  der  Wortbildung  die 

ergreifen,  in  Besitz  kommen  von  Etwas,  sich  erste  Person  bildet,   sowie  auch   der  Stamm 

aneignen,   nehmen,  fassen,  halten,  erhalten,  von  lat.  mens  u.  tinserm   mi,    min  etc.    ist, 

bekommen,    behalten,    haben    etc.)    ableiten  40  so  nehme    ich  für  aham  etc.    eine  Grdform 

lassen.  agliama  ((n.    Indem  nun  aber  das  erste  „a" 

cf.  auch  unter  isk,  isk  u.  weiter:  air.  ic,  der  Pronomiiudstamm  „a"  (cf.  Fick,  I, 
icp  (=  ine,  anc)  kommen  (zu),  gelangen  pag.  1)  der  ersten  I'erson,  also  das  Ich 
(wozu  u.  wohin),  erreichen,  erlangen  etc.,  selbst  schon  bezeichnet  ti.  aucli  die  Endung  ma. 
die  wohl  mit  ak  (beicegen  vor,  dringen  vor  45  auf  die  eigene  Person  od.  das  Ich  sich  be- 
u.  ein  etc.)  u.  skr.,  zend.  ac  (beivegen  vor,  zieht,  so  ist  in  dem  aus  a  -}-  gha  -f-  ma  zu- 
kommen zu,  erreichen  etc.)  identisch  ist.  sammengesetzten  Worte  aham  der  Begriff  der 

Ist  übrigens  ig,  iiig  als  Kürzung  von  iga,  eigenen  Person  anscheinend  zweimal  enthal- 

inga  aus  aka  entstanden,  so  erklärt  sich  der  ten  od.  dem  Begriffe  nach  reduplicirt,    wo- 
darin    liegende   Begriff'   der   Angehörig-  50  durch  vielleicht  urspr.  toie  bei  vielen  sonsti- 

keit,  der   Verbindung,    des  Ilaftens  gen  Wurzelreduplicationen  der  schon  in  „a" 

od.    des   Verbundenseins    toomit    ete.  liegende  Begriff  blos  verstärkt  od.  noch  deut- 

auch  aus  aka,  ioeil  dies  von  a  (=  von,  ab,  lieber  gemacht  werden  sollte. 

zu  etc.,  cf  4  u.  5  a)  ic.  ka  =  lat.  qua,  quo  Was    nun    aber    das  mittelste   Wort  gha 

etc.  zusammengesetzt    ist    u.  somit    (weil  ka  55  betrifft,    so  ist   dies  eine   Verstärkungsparti- 

=    quo    eine    V erbindun g s-  Partikel  kel  wie  unser  ge    ^'h  gcbalsk,  gedö  etc.    (cf. 

ist,  cf.  un  =  und  u.  6k  =  auch)  die  Bc-  Fick,  I,   7S)  =  ahd.  ga,  ka  (cf.  Schade, 

dtg.  des   Verbundenseins    n.    der    An-  ahd.   Wb.,  155  unter  ga),  ge,  ke,  gi,  ki  etc. 

gehör  ig  keit,    bz.    der    Absta  m  m  u  n  g  etc. ,     die    man    richtiger    loohl    eine    V  e  r- 
wovon  etc.  sich  auch  hieraus  ergiebt.   chu-  HO  mehr  ungs- ,    od.    (zwischen   zwei  Wörter 


IK  123  IK 

gestellt)  eine  V  er  hin  dun  g  ft  -  Partikel  nen-  tiglceit    in    die   zu   aichenden    Gewichte   u. 

nen  sollte,    ganz   wie   das    aind.  ka  =  lat.  Masse  hineinstösst   od.    schlägt    od.    hinein- 

quc  u.  das  lat.  co,  com,  cum  etc.  (cf.  Fiele,  hrcnrit ;  —    ik-kamcr,  AichJcammer ;    —   ik- 

I,  32  unter  ka) ,    die    man    mit  nhd.  und,  amt,    Aich-Amt   =    a)  die  Aich-Jichörde  u. 

auch,  zu,  mit,  nehst,  sammt  etc.  über-     5  b)  die   Aich  -  Wahrnehmung    (dat    ikamt   is 

setzt.     Diescmnach  bedeutet  das  ganze  Wort  liura  updragen) ;  —  ikcr,  Aicher,    die  Aich- 

aghama    nun  eigentlich  soviel  als:   ich   mit  Person;  —   ikmester,   Aichmcistcr  etc.;   — 

ich  —  ich  — f-  ich  od.    ich    u.   ich    zu-  \k\?i(\.QY,das  Aich-Eisen,  der  Aichstcmpel  etc. 
sammen,  wodurch  vielleicht  angedeutet  wer-  Was    nun  das  Wort  ik  betrifft,    so  halte 

den   sollte,    dass   aham    das   wahrhafte,  10  ich  dafür,    dass   es   ein    Etwas   bezeichnet, 

toirk liehe  u.  alleinige  Ich=^  meine  was  man  einem  Gewicht,  Mass  etc.  inhaf- 

Selbstper son    par    excellenco,    od.    Ich  tirt,  eins  chlägt,   einprägt  od.  zu  ei- 

ganz  allein  u.  ausschliesslich,  Ich  gen  macht  u.  giebt,  ebenso  wie  dies  bei 

selbst  etc.  sei.     Dieser  Vorgang  lässt  sich  den  alten  Marken  an  den  Häusern,  od.  son- 

meiner  Ansicht   nach  auch  sehr   gut  durch  15  stigem  Eigenthum    auch    der    Fall    loar    u. 

die  Annahme  erklären  u.  rechtfertigen,  dass  dass  in  Wirklichkeit  das   Wort  ik  mit  dem 

in  dem  Pronomial-Stamm,  „a"  überhaupt  nur  mark   (Merk)    u.  mal    (Zeichen  etc.)    seiner 

der  Begriff  von  einer  unbestimmten  Person-  Bedeutung  nach  ganz  gleich  ist,  loährend  es 

lichkeit  (bz.  eines  Seienden,  od.  Etwas  andererseits   in  Abstammung   u.    Grdhegriff 

etc.,  cf.  wicht)  lag,   od.  dass  derselbe  iirspr.  20  (als  Haftendes ,  Haltendes   etc.)   viel- 

nur    die    Bedtg.:    Person,     Wesen    etc.  leicht    mit    ek    zusammenfällt.     Diesemnach 

(gleichviel  welches)  überhaupt  hatte,  was  eben  scheint  mir  nun  trotz   Grimm' s    Beden- 

dadurch  bestätigt   zu   werden  scheint,    dass  ken  das  ahd.  eihhöa ,  eicliun ;    mhd.  eichen 

von  diesem  „a"   (cf.  Fick,    Ferd.  Justi  {=  a)  in  Eig  enthum  übergeben,  zu- 

u.  Andere)   auch   noch   andere   Pronomina  25  sprechen,  zueignen,  in  Besitz  neh- 

gebildet  icerden,  wie  z.  B.  zcnd.  aem  u.  skr.  m  en  u.  geben  etc.  u.  b)  Getcichte  u.  Masse 

ayam  etc.  (cf.  Ferd.  Justi  etc.  u.  Bopp,  von  Obrigkeit  loegen  eichen,  bz.  aichen) 

Gramm.  II,  109  seq.)    u.    dass   auch  ayam  ganz  dasselbe  Wort  wie  unser  iken  u.  nid. 

durch  Einschiebung   der  Verbindungs-Par-  ijken,    tvenn   man    dieses    in   der  einfachen 

tikel  „y"  zwischen  a   u.    am    (also   a-y-am)  30  sinnl.  Bedtg.:   merken,    mit  einem  Merk 

gebildet  lourde.  od.  einer  Marke  ver sehen,  kennzeich- 

Diesemnach  würde  nun  a-gha-ma  or?.  das  nen,  signiren  etc.    u.   das  Subst.   ik  od. 

mit  „a"  als  Person,   Wesen  etc.,  durch  ike    in   der    Bedtg.:   Merk-Ding,    Zeiche n- 

gha  =  CO  etc.  verbundene  mA  eben  meine  Ding   (sowohl  als  Geräth  als  auch  als  Sig- 

Person  od.  das  Ich  bezeichnen,   tvie  ja  35  tium,  womit  man  Etwas  merkt  u.   zeichnet) 

ma  nicht  allein  Stamm  des  pers.  Fron,  mi,  etc.    nimmt.      Vergleicht   man    nämlich    die 

sondern  auch  des  Possess.  min  ist.  alte  liechtsgeioohnheit,  dass  eben  durch  das 

ik,    das    Aich- Zeichen,    bz.    das    einge-  Einhauen    der  persönlichen  Marke    in  das 

stochene,    eingeschlagene    od.    auch    (in  hol-  anzutretende   Eigenthum   die    Uebergabe   u. 

zernen  Geräthen)  eingebrannte  Mal  od.  Zei-  40  Besitznahme    desselben    geschah    u.    später 

chen,    loomit    obrigkeitlich    beglaubigt   wird,  durch  das   Unterfügen   derselben   unter  den 

da,ss  ein  Gewicht,  Mass  od.  Fass  genau  so  betr.  Kaufcontract  statt  der  Namens-Unter- 

schtcer  u.  gross  ist,  wie  es  dem  Gesetze  nach  schrift  etc.,  so  erhellt  leicht,  dass  mit  diesem 

sein  soll;   —    de   ikmester    let  't   ik  d'r  up  merken,    bz.    dem  Eitthauen,    Einstechen, 

slän    (od.  brannen) ,    as    he  de  mät  namäten  45  Eingraben  etc.  der  persönlichen  Marke,  bz. 

un  rigtig  funden  harr';  —  ik  biu  twifelacli-  mit  ahd.  eihhön  etc.  sich  von  selbst  die  obi- 

tig,  of  de  mat  wol   richtig  is;    man    kan  d'r  gen  Bedtgn.   der  Uebergabe   u.    des   in  Be- 

wenigstens  hei  gen   ik  mer  up  sen.  —  Nid.  sitznehmens    eines  Etwas  verbinden  musste, 

ijk  (dasselbe);  mnld.  iccke  forf.  jecste),  ycke,  während  andererseits  das  aichen  od.  nie r- 

hycke ;  tul,  mnd.  ike  (vasis  mensura  et  capa-  50  ken  u.  s  t  e mp e  l n  der  Gewichte  u.  Masse 

citas,    mensura  capacitatis  et  ponderis  justi ;  von    Obrigkeits   tvegen   mit     dem    officiellen 

Signum  sive  nota  justae  mcnsurae). — •  Vbm. :  Stempel  geschah   u.    nur   als  Beweis  dienen 

Iken  (nd.,  mnd.  iken  ;  nid.  ijken ;  mnld.  iecken,  sollte,   dass  das  betr.  Mass   u.   Gewicht  etc. 

ycken,  hycken ;  hess.  eichen,  eichten,  ichten ;  mit  dem  gesetzt.  Mass  u.  Gewicht  verglichen 

p)omm.  ikken  ;  Schweiz,  icha,  ichta  etc.)  eichen  55  u.  damit  übereinstimmend  gefunden  sei.  ^  So- 

od.  aichen,  d.  h.  ein  verificirtes  Gewicht  od.  viel  ich  weiss,  versteht  man  hier  unter  iken 

3Iass  mit  dem  ik  od.  Ai ch zeichen  versehen,  auch  niemals    etwas  anderes,    als   dass   der 

was   eben   durch  stechen,    stossen,  schlagen  obrigkeitliche  Stempel  dem  betr.   Gewicht, 

od.  einbrennen  in  der  Weise  geschieht,  dass  Mass  od.  Fass  etc.    nach   geschehener   Ver- 

man  den  Aichstempel  zum  Zeichen  der  Bich-  60  gleichung   u.   richtigem   Befund   eingeprägt 


m 


124 


ILEN 


od.  eingebrannt  wird  u.  ist  es  noch  Nie- 
mandem eingefallen,  das  Xachwiegcn  «. 
Nachmessen  selbst  mit  dem  Worte  iken  rw 
bezeichnen.  Ist  iken  übrigens  =  steclicn, 
stossen,  so  könnte  es  vielleicht  mit  jOkel 
((•/.  dieses)  u.  mit  iigel  (Jgel)  u.  äkol  zur  y 
ak,  vordringen,  vorstossen,  eindringen  etc. 
gehören. 

Mit  Jken  =  ahd.  eihhön ,  bz.  Ikd  =  (ge) 
a  i  c  h  t  in  der  liedtg. :  g  e  merk  t,  in  a  r  k  i  r  t, 
mit  einem  Mal  od.  Zeichen  etc.  verschen 
etc.  scheint  mir  auch  unmittelbar  verwandt: 
das  an.  cikdli,  eykdh,  oikdh  od.  eikt,  tcas 
einen  Zeitraum  von  3  Stunden  bezeichnet, 
od.  tvahrscheiidicher  eine  blosse  Marke 
(od.  ein  blosses  Merkzeichen)  tvar,  wodurch 
die  Zeit  von  einem  Mittag  zum  andern  in 
8  gleiche  Zeiträume  (ülinlich  rcie  bei  uns  in 
24  Stunden)  von  3  Stunden  eingetheilt  wurde. 
Denn  wie  aus  einer  Abhandlung  von  Finn 
M a g  n  ussc  n  über  die  Eintlteilung  des  Ta- 
ges bei  den  alten  Scandinaviern  (cf.  die 
Uebersetzung  desselben  in  der  Zeitschr. :  de 
vrije  Fries,  Leeuicarden  lS4:i,  II,  58  seq.) 
hervorgeht,  geschah  die  Eintheilung  des  Ta- 
ges, bz.  der  Zeit  derselben  urs2)r.  in  der 
Weise,  dass  man  eben  wie  bei  einer  Son- 
nenuhr den  auffallenden  Schatten  eines  er- 
habenen u.  spitzen  Gegenstandes  beobachtete, 
u.  nach  Verlauf  von  3  Stunden  ein  3Ierk- 
2 eichen  (Einschnitt,  Funkt,  Strich  etc.) 
machte,  icclches  dafjsmark  (Tagesmerke)  ge- 
nannt wurde  und  tcoraus  hervorzugehen 
scheint,  dass  es  eben  die  oiktr  (od.  Mar- 
ken-Einschnitte etc.  auf  einem  Brett 
od.  Stein)  tcaren,  loodurch  der  24-stündige 
Tag  in  8  gleiche  Theile  zerlegt  wurde. 

Nehmen  wir  nun  iken  in  der  Bedtg.: 
merken  u.  vergleichen  wir  unter  mark  u. 
marken,  dass  dessen  Grdbdtg.  wahrscheinl. 
neh m e n,  gre if  en,  halte n,  f  a s s e n  etc., 
bz.  haften  etc.  ist,  so  erklärt  sich  auch 
das  mit  ahd.  nihhön  verwandte  ahd.  ureichi 
(proprium,  qiialitas,  substantia)  «7s  Eigen- 
thum,  bz.  als  das  Erfasste  u.  aus  Et- 
was heraus  Geno  m m  ene  etc.  sowohl, 
abi  auch  in  der  Bedtg.:  Eigenschaft, 
als  das,  loas  einem  Etwas  anhaftet 
u,  eigen  ist.  cf.  unter  jichtea  loegen  ur- 
eichi etc. 

In  Form  u.  Grdbegriff  (nämlich  hal- 
ten etc)  stimmt  zum  Stamm  ik  am  besten 
ek  =  ahd.  cili,  eich  etc.;  «h.  eik;  nfries.  ik 
etc.  u.  ist  dort  das  Weitere  zu  vergleichen. 
Zum  Grdbegriff:  steche n,  präge n,  s t o s- 
s  c  )i  etc.  vergl.  indessen  das  im  Folgenden 
erwähnte  lat.  ico. 

Zum  Schluss  noch  die  Frage,  wie  sich 
der  Name  des  Hirsches  .  .  eiktliyruir  (rf. 
G  ri  m  m ,    Mgth.,  778)  zu    dem    obigen  an. 


eikt,  eikdh  etc.  verhält  u.  ob  darin  nicht 
das  Wort:  an.  hyruir  (Ilürner)  steckt,  too 
denn  eikt  vielleicht  die  Bedtg.:  Stoss, 
St i c h  etc.  od.  Zacke ,  Sj; / tze  (=  Ste- 
5  chendes,  Scharfes  etc.),  bz.  zackig, 
ästig  etc.  hat.  Da  7iun  aber  merken, 
bz.  mit  einer  Marke,  einem  Zeiche n  od. 
31  al  etc.  versehen  auch  =  prägen, 
c i  n p r ä g en,  e i tist  o s s e n,   e i nste c h e n 

10  etc.  ist,  so  kann  man  übrigens  aucJi  anneh- 
men, dass  dem  Verb,  iken  die  sinnl.  Be- 
dtg. :  stechen,  stossen,  schlage  n, 
hauen  etc.  zu  Grunde  liegt  u.  dass  dem- 
nach ikeu  u.  dits  entsprechende  ahd.  eihhön 

1.5  u.  an.  eikt  etc.  mit  dem  lat.  ico,  ici,  ictum 
etc.  (cf.  Fott,  Wurzelwb.,  III,  138)  un- 
mittelbar verwandt  ist,  worauf  auch  mnd. 
(Seh.  u.  L.)  ike  (a.  spitzes  Instrument, 
Lanze ;  —  b)  Instrument,  womit  man  die  Ge- 

20  fasse  sticht  u.  ihren  Inhalt  misst  [cf.  peilen 
etc.]  od.  nach  ihrem  Inhalt  bestimmt)  hin- 
zudeuten scheint.  Zu  ico,  ictum  etc.  u.  mnd. 
ike  cf.  (Fick,  II,  31)  griech.  aikmo  (Spiess), 
wonach  ]/  ik  wohl  Ablautform  von  ak    (ef. 

25  griech.  akö  u.  lat.  acus  etc.)  ist. 

ikel,  ikkel,    unsauberes ,  schmutziges,  ge- 
meines  Weibsbild,  Ilure,  gemeine  Vettel  etc. 
Wohl   dasselbe    wie  nikkel  u.  dort  das 
Weitere  zu  vergleichen. 

30      iken,  aichen;  s.  unter  ik. 

ik-kumer,  Aich-Kammer,  Aich-Baum. 
ik-niester,  Aich-Meister. 
Iko,    IkP,   ml.    Name.      Geschln.   Iken  u. 
Ikena.      Davon   tvuhl   tveibl.    Name:   Ikke, 

35  statt  Ikka,  Ika. 

Wegen  Iko  etc.  s.  unter  Igge,  Eiko,  Inka 
etc.  «.  cf.  bei  Förstcmann  unter  ic  die 
Namen :  Ico,  Ige,  I  k  k i a  etc. 

1.  ilc,  il  (I'lnr.  ilen),   Igelkolbe;  sparga- 
40  nium. 

Es  ist  das  contrahirte  nhd.  Igel   in  der 

Bedtg.:    stach ligtes    Etwas    u.    ist    sie 

von  der  stachligten   Frucht  so  benannt. 

Von    diesem  il    od.  ihl    kömmt    angeblich 

45  der  Name  des  Klosters  Ihlow  (d.  h.  ihl-owc 
:=  Igelkolben -Aue,  tveil  in  der  sumpfi- 
gen u.  wasserreichen  Gegend  viele  \len  wuch- 
sen; cf.  Sund  ermann,  ostfries.  Sagen, 
16)  her. 

50  Wegen  igel  s.  unter  ägcl  m.  cf.  holst. 
Idioticon  von  Schütze,  II,  190  das  Wort 
lilo. 

2.  ile,  il,  Eile.  —  Ahd.  IIa;  mhd.  ile 
(Eile,  Eifer);  nid.  ijl ;  (/.  unter  2  ilcn. 

55      1.  ilen.     Flur,  von  1  ile. 

2.  ilen,  eilen,  schnell  gehen,    eifrig  vor- 

tvürts  streben  etc.  —    Ahd.  ilan,  ilen,  illan; 

mhd.  ilon;  as.  iljan;  nid.  ijlon. 

Dass  die  Wörter  ilc  u.  ileu  auf  die  Grd- 

60  bdtg.:    bewegen,    regen    (sich  regen    u. 


IL-GAT 


125 


IN 


thätig  sein,  sich  befleissigen  etc.),  gehen 
(vor ,  wohin  etc.),  vorioärt s strebe n  etc. 
zurückgehen ,  ist  ziveifellos  u.  möchte,  bei 
dem  steten  Wechsel  von  „r"  u.  „1",  dafür 
die  y  ir  als  Nebenform  von  ar  (beioe  g  e  n,_ 
gehen  etc.)  anzusetzen  (cf.  Fott,  Wur- 
zelwb.  II,   3  seq.   u.  77  etc.)  sein.     Dazu: 

il-gat,  (Eil-Loch)  Flug-Loch  im  Bienen- 
körbe etc. ;  —  (scherzh.)  After. 

i-16f,  ei-löf,  li-lüf,  Epheu.  —  Mnd.  iw- 
löf,  ifflöf.  jE".*."  ist  zusammengesetzt  aus  \  = 
iwi  etc.  u.  lüf  u.  hat  die  Bedtg.:  immer- 
grünes, ausdauerndes  Laub,  wie  un- 
ter epha  weiter  zu  vergleichen  ist. 

ilt  I  i.  q.  alt. 

im  od.  imnie,  Imme,  Honigbiene ;  —  he 
stekd  as  'n  im ;  —  he  is  f  ileinig  as  'n  im ; 
—  he  is  flüg  as  'n  im. 

Mit  nid.  ijm  ;  geldr.  imme ;  mnld.  imme ; 
mnd.  imme  etc.  (Honigbiene)  u.  nhd.  Imme 
etc.  aus  ahd.  impi,  mhd.  imbe  (Biene,  Bie- 
nenstock, Bienenschwarm,  Bienenstand)  ent- 
standen, wie  emmer  =  nhd.  Eimer  aus 
eim-,  bz.  ein-par. 

Es  bleibt  fraglich,  ob  der  ziveite  Theil  des 
Compositums  impi,  nämlich  pi,  ebenso  ivie 
pi  in  pior,  bior  (Bier  =  Trinken,  Getränk, 
Nahrung  etc.)  mit  pi  im  lat.  api-s  identisch 
ist  ti.  zur  y  pa,  pi  (trinken,  schlürfen  etc., 
wozu  auch  lat.  bibo  etc.)  gehört  (daher  auch 
skr.  ma(ihu-i)a  =  wörtl.  Honigtrinker 
als  Name  der  Biene;  cf.  Pott,  Wurzclwb. 
I,  192)  u.  so  das  ahd.  impi  loörtl.  Ein- 
tri  n  ker,  E  i  n  schlürf  er  etc.  bedeutet,  od. 
ob  der  Stamm  pi,  bi  (wovon  auch  ahd.  pia, 
biä ;  7nhd.  bie ;  nid.  bij,  bije ;  ags.  beö ;  engl. 
bee;  an.  by;  dän.  bi  etc.  nebst  ahd.  plan, 
bian  u.  mhd.  bin  ti,  ahd.  pini,  bini,  pine; 
mhd.  bine  =  nJid.  Biene)  mit  ahd.  pim, 
bim  (=  nhd.  bin,  d.  h.  [ich]  lebe,  ivohne 
etc.)  u.  ags.  beön  (seitt,  wohtien,  leben,  sess- 
haft  sein  etc.),  sotvie  ferner  mit  höen  (bauen, 
hervorbringen,  erzeugen  =  sein  u.  leben 
machen),  bur  (Wohmmg,  Haus,  Dorf  etc.) 
zur  y  bü,  bhü  gehört. 

Was  mich  betrifft,  so  halte  ich  das  Eistere 
für  das  Wahrscheinlichste,  ivährend  Grimm 
die  letzte  Ansicht  vertritt  u.  die  Biene  als 
die  Bauende  deutet.  Nach  Fi  c  k  (I,  156) 
soll  übrigens  das  ahd.  piä,  biä  etc.  zu  der 
unter  ban,  bannen  erwähnten  ]/  bha,  bhan 
(sonare  etc.)  gehören  und  demnach  urspr. 
die  Summende  (cf.  hummel  etc.)  bezeich- 
nen. 

im-borst,  s.  inborst. 

Imel,  ml.  Name.  Geschln.  Imels.  —  Da 
die  Tochter  Karls  des  Grossen  statt  Emma 
auch  Imma  genannt  wird  u.  Emma  zur  y 
am  (Ijewegen,  regen,  thätig  sein  etc.)  gehört 
(cf.  Emma,  Emo  «.  emsig) ,  so   dürfte  Imel 


auch  eine  Nebenform  von  Amcl  sein,  zumal 
auch  unser  inge  :=  nhd.  Anger  ist. 

imel,  imer,  Brocken,  Körnchen,  Geringes, 

Geringstes  etc. ;  —    he  wil  mi  gön  imel  faii 

5  gäfen;  —    ho  is  so  'n  gitserd,   dat  he    gen 

imel  misten  kan;   —    d'r   is   gen  imel  in  de 

schöttel  bläfen.     Dimin  : 

imelke.    Nebenform  von  3  emer. 

Imke,   wbl.  Name  statt  Irameke.     Dimin. 
10  von  Imme. 

imke,  Bienchen,  kleine  Biene.  Dimin. 
von  im,  bz.  imme. 

imker,  Bienenvater,  Bienenpfleger,  Bie- 
nenzüchter. —  Auch  geldr.  imker. 
15      im-körf,  Bienenkorb. 

1.  imme,  s.  im. 

2.  Imme,  Immo,  ml.  Name.  Geschln.  Im- 
men. Mit  vorschlagendem  „j"  auch :  Jimme, 
Jimmo,  Jimmen. 

20       Wohl  mit  Emo  u.  Emmo  (cf.  Imel)  connex. 

immen-hüde  (harrl.),  eine  aiisgeleerte  Ho- 

nigioabe.     Wörtl. :  ein  Biene ti -Behälter 

od.  Versteck  u.  Aufenthaltsort  für 

Bienen  u.  wohl   so  zu  verstehen,    dass  es 

25  diejenige  von  Honig  entleerte  Wabe  ist, 
worin  die  Bienen  den  Winter  über  verbor- 
gen gelebt  u.  welche  sie  nach  u.  nach,  be- 
huf  ihres  Unterhalts ,  von  Honig  entleert 
haben. 

30  immen-küke,  imkok  (Bienen-Kuchen),  Ho- 
nigwabe. 

immer,  jümmer,  immer,  allezeit,  jederzeit 
etc.;  —  immer  un  ewig.  —  Nid.  immer;  ahd. 
eomer,  iomer,  iamer ;   mhd.  iemer,  imer,  im- 

35  mer  (immer,  für  immer,  irgend  einmal). 
Davon : 

immers,  jiimmers,  irgendwie;  —  wen  'k 
jümmers  kan,  den  wil  'k  dat  dön. 

Das  ahd.  eomer  ist  Zusammensetzung  von 

40  eo,  io  =  nhd.  je  (s.  unter  7  ä  m.  2  emer) 
u.  mer  (mehr,  häufiger  etc.)  u.  dient  Letzte- 
res wohl  nur  zur  Verstärkung  des  schon  in 
eo,  io  etc.  (=  je,  immer)  liegenden  Grdbe- 
griffs,  zumal  das  ahd.  mer  auch  (zeitl.)  die 

45  Bedtg.:  fortan  u.  das  entsprccheyide  goth. 
maiza  die  Bedtg. :  älter  =  von  länger  er 
Zeitdaue r  etc.  hat. 

impost,  Eingangssteuer,  Eingangszoll ;  — 
up  de  stenkalen  ligd  gen  impost;  —  dat  göd 

50  deid  gen  impost. 

Mit  franz.  impöt  (Auflage,  Tribut  etc.) 
von  lat.  impositus,  impostus. 

im-schul ,  immenscliül ,  Bienen-Schauer, 
Bienenstand,     cf.  schul. 

55  in,  in,  ein,  hinein,  inwendig,  innen,  bin- 
nen; umgeben  u.  umschlossen  von  etwas, 
zwischen  etc.;  —  in  hüs,  in-  od.  zu  Hause; 
—  ingän,  ein-,  hinein- gehen;  —  ingäfen, 
ein-    od.    hin  ein- geben;    —    kämd    in, 

60  kommt  herein  =  binnen;  —  dat  schip 


IN- AKNEN                            126  IN  D'  STAE'  IN  STAE' 

kumd  in,    das  Schiff  kommt   ein   od.  bin-  aufstacheln,  anfeuern  etc.  sum  Streite,     cf. 

)tan;  —  dat  fald  iu  de  arten,   das  fällt  in  böten. 

od.  zwischen  die  Erbsen;  —  dat  hart  sitt  in-l)ötoi*,  Einheizer ;   Aufwiegler. 

iu  de  borst;    —    raidden   in   de  bOm  sitt  'n  in-brök,  Einbruch. 

hol;    —    he  sitt  d'r  middon    iu    (=  mankeu     5  in-budel ,    Mobiliar,  bz.  das,  was  an  be- 

od.  tüskcn  elc.) ;  —    he  geid  mit  gewald  up  weglichen   Sachen    sich    im   Hause    befindet 

de  feaud  in,    er   geht   mit  Gewalt   auf  den  =  ingod;    —    he  wil  sin  hele    inl)üdei    fer- 

Feind    ein    od.    zu,    los    =    gegen  den  kopou  latou.  —  Nid.  inboedel,  imboedi'l,  im- 

Feind.    —    Ahd.  in  (in,  ein,  hinein);  ahd.,  boel;    m)dd.  (KU.)  inboel;    afries.   iubodel ; 

mhd.,  goth.  in   (in,  an,  auf,  zu,  bei,  gegen)  10  mnd.  imbül.     cf.  büdel. 

u.  inu  (hinein);  ags.  in  (in,  an,  auf  fu.  des-  ili-biitpii,  eintauschen,  einwechseln. 

halb  auch  durch  ou  =  nhd.  an  vertrete)ij ;  in-dachti^,  eingedenk. 

ein,    herein,    hinein);     afries.    in  (in,    zu,  in-il&^cw,  cinrufen,  vorladen,  zum  Gericht 

hinein);    tcfries.  ijn;    tdd.  in;    engl,  in  (in,  tagen. 

an,  auf,  bei,  aus,  nach,  unter,  zu  etc ;   ein,  15  in-delon.  eintheilcn. 

herein,    darin    etc.);    an.  i    (in),    inn    (ein,  ill-dolfen,  eingraben,  hineingraben. 

hinein).  ill-deiiK  indem,  währenddem,    inzwischen, 

Dass  auch  dem   Worte  in    ebenso  ivie  au  mittlerweile  etc.;  —  lie  kwam  indem. 

eine    ursjjr.    Bewegungswurzel    zu    Grunde  In-deiiimern,  einschlummern, 

liegt,    ist  schon  dort  gesagt    u.    auch  wegen  20  in  d"  liand  fallen,    besser    ausfallen,    bz. 

der  wecliselnden  Form    von  an,  in,  uu    da-  besser  kommen,    als    man  enoartet  hat;    — 

selbst  ilas  Weitere   zu  vergleichen.     Da  die  dat  gmvigt    fau   de  kö    is  mi  nog  wat  iu  d' 

Form  in  indessen    sehr   constani    in  unsern  haud    fallen.      Gegensatz    von :    ilt  d'   band 

Sprachen  erscheint  u.  auch  das  lat.  iu  schwer-  fallen. 

lieh  davon  verschieden   ist,   so   leite    ich  in  25  in-dik,  innerer  Deich,  Binnendeich, 

direct  von  der  aus  „i"  (bewegen,  gehen  etc.)  in-iikcu,  eindeichen,  einjioldern,  mit  einem 

erweiterten  y  in  ab,    worüber   das   Weitere  Deich  umgeben. 

bei  Pott   (Wurzelwb.  I,  657  u.  II,  zweite  in-disig  (cf.dhig),  bis  ins  Innerste  hinein 

Abth.,  Li)  zu  vergleichen  ist.  —  bz.  durch  u.  durch  (od.  ungemein,  stark, 

in-arnen,    einwurzeln,  eingreifen  etc.;  —  30  sehr  etc.?   cf.  iublide)   störrisch,    unfreund- 

dat  kwäde  is  al  to  diige  bi  hum  inarnd;    s.  lieh  etc.,   z.  B.  vom   Wetter,   vom  menschli- 

1  arnen.  chen  Gemüth  etc.;   —    't  is   so  regt  indisig 

in-bären  .    einbohren,   hineinbohren,    ein-  kold;  —   he  hed  so  'n  regten  indisigen  na- 

dringen,  hineindringen  etc.;  —  he  bärd  d'r  tür;  —  't  is  'n  indisigen  kerel. 

man  so  uiiferhulgon  up  in.                                35  in  d'  niot'  gan,  entgegen  gehen. 

in-bilden,  einbilden,  vorstellen  etc.  in  d'  niöt  kamen,    entgegen  kommen,    be- 

in-bildniig,    inbildin«:;,    inbilden,   Einbil-  gegnen^ 

düng  etc.  —  Sprichw. :   inbilden  is  sliinmer  in-dökcn,  eindrücken,  durch  Druck  (z.  B. 

as  de  dardedägsche  kolde.  mit  dem  Finger)    eine   Vertiefung    (dök)    in 

in-blnden,  einbindoi,  einknoten  etc.;  —  40  etwas  machen,  durch  Druck  einbiegen  ii. 
(fio)  f^^i  '«s  Gedächtniss  einprägen,  ein-  vertiefen.  Furtic.  indaken,  eingedrückt,  ein- 
schärfen etc.  gebogen  etc.  cf.  dazu  0.  L.  li.,  pag.  727  u. 

in-blide ,    sehr  (od.  ungemein ,    stark  etc.)  731  indaekcn. 

froh  u.   heiter.    —  jN7(7.  inblijde.     cf.  mnld.  in-dön,    einthun,    einheimsen,    einbringen, 

in  in  der  Bedtg.:  valde.                                     45  einlegen,  hineinlegen  etc.;    —    kCirn    indüu; 

in-bilren,  einnehmen,  einheben  etc.;  —  he  —  gcld  in  de  biil  döu  etc.;  —  ins  Gedächt- 

hed  liunderd  gülden  inbörd.  niss  hineinlegen,    erinnern,   einprägen,    er- 

in-borst,    iniburst,  inbo.st,    Denkungsart,  mahnen  etc.;  —   ik  heb'  hum  't  anders  nog 

Gemüthsart,  Gesinnung,  Charakter,  inneres  so  dügtig  indän,   man  de  sliingel  hed  't  dog 

Wesen,  Eigenart,  Sinn  etc.;  —  he  hed  mau  50  wer  fergilteu. 

"n  slfgten  inborsf,  er  hat  nur  eine  schlechte  in-drift,    Eintrift,   Trift   od.  Fahrweg  in 

Denkungsart ;  —  'n  goden  inborst  dürd  man  Etwas  hinein ;  —  d'r  is  g(Mi  indrift  bi  dat  hüs. 

bi  hum  wol  t'erwachten,   wen  he  wat  na  sin  in-drögen ,   eintrocknen,  vertrocknen,  zu- 

tader  ärden  deid.  —  Nid.  inborst.  sammenschrumpfen,   schwinden  etc.;   —   de 

Es  ist  Compos.  von  in  u.  borst  (Brust)  55  appels  sunt  hei  iiulrAgd;  —  de  sake  indrö- 
u.  geht  auf  die  innere  od.  inwendige  gen  laten,  die  Sache,  bz.  einen  liechtsa)i- 
llrust,  bz.  das,  was  der  Mensch  in  der  sprach  schivinden  lassen  u.  nicht  weiter  ver- 
Brust hat  u.  hegt.  folgen. 

in-biiteu,  einheizen,  einlegen; —  du  kaust  in  d'  stä',  in  stä',  auf  der  Stelle,  sofort; 

in  de  dunis  wul  wat  inbüten;    —    anreizen,  CO  —  ik  bin    in    d'    stä'  wer   hir;    —    an    der 


IN-DUKEN 


127 


ING 


Statt,  anstatt  etc.;  —  in  d'  Stil'  fau  lium 
kwam  sm  fader ;  —  in  de  stä',  an  der  Stätte, 
hs.  in  dieser  Stelle  etc. 

in-diiken,  eintauchen. 

in-düsken,  sanft  einschlafen,  langsam  u. 
unvermerkt  entschlafen  etc. ;  —  he  is  so  sagt 
indüshed  od.  weg-düsked. 

Ine,  s.  Ino. 

ine,  in,  Granne,  Äehrenspitse ;  —  de  garst 
is  uet  god  körud;  de  inen  süiit  to  lank  blä- 
fen.  Daher :  in-korn  =  G r  a  n  nen-  Kor  n, 
im  Gegensatz  t;o»  knubbekorn,  bz.  knub be- 
garst, 'welch  Letztere  glatte,  dicke,  rund- 
liche Aehren  hat. 

Die  richtige  Form  ist  ihne  u.  das  „i"  eine 
Schwächung  von  „ä"  (cf.  z.  B.  inge  =  An- 
ger), sodass  ihm  die  Form  ahne,  od.  voll- 
ständig ahana  zu  Grunde  liegt,  die  wir  im 
goth.  ahana,  ahd.  agana,  nhd.  Agen  vor- 
finden ,  trotzdem  dies  die  Bedtg. :  S}} reu 
hat.  Denn  dass  die  Grdbdtg.  von  dem  goth. 
ahana  etc.  sp  itz,  seh a rf,  steche  n  d  etc., 
bz.  das  od.  die  Spitze  etc.  ist,  geht  aus 
dem  gleichbedeutenden  lat.  acus  hervor,  was 
mit  acus,  acer  (Spitze  —  spitz,  scharf,  ste- 
chend etc.)  u.  auch  mit  goth.  ähs,  ahd.  ahir, 
ehir  =  Aehre  (d.  h.  Spitze,  cf.  är)  zu  der 
y  ak  gehört,  cf.  Aug.  Fiele,  Sprachein- 
heit der  Indogerm.  Europa's,  127  wnierakanä. 

Inen,  s.  Ino. 

in-en,  inein,  in  einem,  unaufhörlich,  un- 
unterbrochen etc.;  —  dat  geid  inen  so  weg, 
od.  inen  so  fürt. 

in-eus,  ineins,  auf  einmcd,   zugleich  etc. ; 

—  de  beide  schäpen  kwammen  inens  binnen, 
die  beiden  Schiffe   kamen   zugleich  binnen; 

—  he  was  d'r  inens  wer ,  er  war  auf  ein- 
mal u.  ganz  unerwartet  loieder  hier. 

in-enten,  einimpfen;  —  pokken  inenten, 
(Schutz-)  JBlattern  einimpfen. 

in-fal,  Einfall,  Einsturz  etc. ;  —  dat  was 
'n  infal  fan  belaug;  —  dat  is  'n  infal  as  'n 
old  hüs ;  —  't  is  hir  altid  so  'n  söten  infal 
west,  es  ist  hier  (zu  Hause)  stets  so  ein 
süsser  Einfall  gewesen,  d.  h.  es  kömmt  hier 
stets  u.  gern  viel  unenvarteter  Besuch.  — 
Auch  von  unerwartet  u.  plötzlich  einfallen- 
den Gedanken  u.  Ideen;  —  he  hed  altid 
sük  ferrükde  infallen. 

in-fin,  durch  u.  durch  fein  (zart,  hübsch, 
anständig,  manierlich,  gesittet,  fromm; 
scharf,  eindringend,  iveise  etc.),  sehr  fein, 
überfein,  überklug,  spitzfindig  etc. ;  —  dat 
god  is  so  regt  infin;  —  dat  is  so  infin 
as  'n  menisten  borstlap;  —  he  kan  so  regt 
infin  dön,  er  kann  so  recht  durch  u.  durch 
fein  u.  anstündig  etc.  thun ;  —  he  is  net  so 
infin  (spitzfindig  etc.)  as  de  düfel.  cf.  das 
nid.  in-fraai  =  durch  u.  durch  schön,  sehr 
schön  etc. 


in-loi',  Einfuhr. 
in-fiircn,  einführen. 

iu-loren,  im  voraus;  —  he  is  mi  infSren 
räkd  od.  kamen. 
5      in-fril'en,  s.  in-wrifen. 

ing,  Endung  vieler  Wörter  u.  Namen, 
die  vielfach  durch  eng,  ung  vertreten  wird 
u.  worüber  Weiteres  unter  ang  ^m  ersehen 
ist.     In  sehr  vielen  Fällen  wird  beim  Spre- 

10  chen  das  „g"  verschluckt  u.  nur  en  gehört. 
Vergl.  z.  B.  boyefi  statt  boying,  boyung  — 
meneii  statt  meuing,  menung  (Meinung),  he 
hed  sin  menen  net  segd  etc.  Vergl.  wegen 
dieser  auch   oft   mit   ig    (s.  d.)    identischen 

15  Endung  die  holländischen,  deutschen  u.  son- 
stigen WöHerbücher.  Ferner  Bopp,  Gramm. 
III,  422,  wo  er  ing  =  ig  als  aus  inga,  iga 
(cf.  auch  Max  Müller,  Vorles.  II,  555 
ivegen  ing,  ig  in  könig)   gekürzt   ansieht  u. 

20  dies  auf  eine  urspr.  Form  aka  zurückführt. 
Was  die  Endung  ka  =  ga  anbetrifft,  so 
drückt  sie  ebenso  wie  unsere  Vörsetz- Par- 
tikel ge  u.  das  entsprechende  lat.  que  u.  co 
ein  Hinzut  h  u  n,  eine  V  er  m  ehr  ung,  bz. 

25  eine  Verbindung  (mit  Etwas)  u.  so  auch 
eine  Angehörigkeit  u.  ein  Eigens  ein 
u.  Besitze 71  (von  Etwas),  bz.  Haben 
etc.  aus.  cf.  Benfey,  Orient  u.  Occident, 
II,  82  ivegen  ka  =  ga.    Wegen  ing  cf.  auch 

30  Max  Müller,  Vorles.  II,  13  seq.  u.  s. 
am  Schlüsse  dieses  icegen  aka.  Nach  Gei- 
ger (Urspr.  der  Sprache,  69)  ist  die  En- 
dung ung  =  skr.  anc  u.  soll  dieselbe  wärts 
bedeuten,   was   doch   nur  soviel  sagen  will, 

35  (ds  „sich  bewegen  tvohin",  bz.  kommen 
u.  gehen  zu  etc.,  xoodurch  auch  ivieder  (cf. 
unter  aug)  der  Begriff  des  g esellens,  an- 
s  chli essen  s  u.  verbindens  (mit)  etc. 
entsteht. 

40  Dass  der  Name :  Ing,  Ingo,  Inguio  u.  auch 
unser  Inka  (cf.  Grimm,  Myth.,  320  u.  auch 
Förstemann  hinter  Ingo)  sich  sehr  gut 
aus  der  ]/  ig,  ing,  bewegen,  regen  etc.  (cf. 
Pott,   Warzehvb.,  III,  429  u.  daselbst  auch 

45  inga  =  beweglich,  icunderbar  etc.  u.  =  Ge- 
berde, Anstellung  etc.  u.  =  Kenntniss,  Wis- 
sen etc.  vom  Grdbegriff:  betvegen  vor,  ein- 
dringen, erkennen,  sehen  etc.,  tvie  bei  der  y 
ak,  Auge,    cf.  öge)    od.   von   der   y   ic,  ine 

50  (cf.  air.  ic  =  ine,  anc,  bewegen,  gehen,  kom- 
men, gelangen,  erreichen,  erlangen,  greifen, 
nehmen  etc.,  in  Schleicher ,  Chrestom., 
248  u.  bei  Aug.  Fick  in  seinem  vergl. 
Wb.,  pag.  22  die  y  ik,  bz.  ig,  zu  eigen  ha- 

55  ben,  mächtig  sein,  Macht  u.  Gewalt  haben 
über,  herrschen  etc.  u.  pag.  1  die  y  ak  1,  2 
t«.  3,  wovon  ik  eine  Nebenform  ist  u.  dazu 
skr.  pati,  Herr,  Gebieter  etc.  von  y  pa, 
fassen,  nehmen,  greifen,  halten  etc.  etc.)  ab- 

60  leiten  lässt   u.    die  Bedtgn.   derselben   sehr 


INGE 


128 


INGEWAD  INGEWAT 


gut  zu  dem  Namen  eines  Gottes  u.  Königs 
od.  VoJks-Ahuhenn  etc.  j>a-ssen  u.  Veran- 
lassung geben  konnten,  ist  sehr  leicht  einzu- 
sehen. 

inge,  Anger,  grüne  Flur,  Wiese,  Gras- 
land. —  AhJ.  angar;  mhd.  andrer;  nfries. 
(0  utze  n)  eng,  inge ;  an.  eugi ;  norw.  enge ; 
dän.  eng;  schwed.  üng;  ags.  inge;  engl,  ing ; 
ioallis.  inge. 

Dass  der  Name  der  Angeln,  bz.  der 
von  Tacitus  erwähnten  Aügriy&vii  in  West- 
falen, sowie  der  Landesnamc  Engern  damit 
zusammenhängt,  ist  unter  Engelland  zu  ver- 
gleichen. Es  beweist  dies  aber  auch,  dass 
die  Form  angar,  angra  auch  in  Nieder- 
deutschland vorkam  u.  der  Stamm  ang  erf<t 
später  zu  eng,  ing  geschwächt  ist.  Demnach 
i.'it  es  daher  auch  höchst  icahrscheinlich, 
dass  ttnser  bei  Greetsiel  liegendes  Gut  An- 
gewiT  od,  Angerwer  in  seinem  erstoi  Theil 
das  Wort  Anger  enthält  u.  dass  dies  im 
Gegensatz  zu  den  sonstigen  im  Emsgau,  bz. 
dem  allen  Ems-Delta  vorkommenden  vielen 
wi'ien  (cf.  3  wer  als  natürlicher  od.  künst- 
licher Hügel,  bz.  Anhöhe,  die  Wehr  u.  Schutz 
gegen  die  Fluthen  etc.  gewährt,  od.  gegen 
Ueberströmungen  gesichert  ist)  urspr.  ein 
grüner  mit  Gras  bewachsener  Hügel  war, 
der  eben  vom  alten  angar  seinen  Namen 
trägt.  Zu  bemerken  ist  hiebei  auch  noch, 
dass  nach  Grimm  die  Angern  überhaupt 
hoch  tt.  trocken  liegen  u.  cdso  den  Ge- 
goisatz  zu  unsern  gröden,  mcden  u.  ham- 
riken,  soivie  den  Marsch-  u.  Moor -Wie- 
sen bilden  u.  könnte  dieser  Umstand  gerade 
zu  der  Benennung  „Angewer"  die  Vei'an- 
lassung  gegeben  haben. 

Das  Wort  angar  stimmt  formell  mit  an. 
angr  (Bucht)  u.  lat.  ancra-s  (convallcs,  cf. 
Fick,  III,  11)  u.  gehört  demnach  wahr- 
scheinl.  mit  ags.  anga  (Spitze)  u.  angel,  an- 
ker  etc.  zur  y  ac ,  aric  (biegen ,  krümmen, 
icölben  etc.),  wonach  man  auch  annehmen 
kann,  dass  angar  ursjir.  die  Bedlg.:  rund- 
liche Erheb  u  n  g  od.  Wölb  u  n  g  (Hü- 
gel, Anhöhe,  hochgelegene  Fläche  etc.)  hatte, 
tcas  zu  GrivDii's  Angabe  stimmt,  dass  die 
Angern  hoch  «.  trocken  liegen  u.  somit 
in  einem  Gegensatz  zu  den  Auen  stehen. 
Beim  Vergleich  von  an.  angr  m.  lat.  ancras 
könnte  man  indessen  auch  annehmen,  dass 
angar  urspr.  die  Bedtg.:  Thal,  Thal- 
ebene, Niederung  (u.  so  weiter  auch 
Flachland)  hatte  u.  also  im  Gegensatz  zu 
Bergland,  Hochland  etc.  stand,  da  die 
Thäter  auch  Buchten  u.  Einschnitte,  bz. 
concave  Flächen  zwischen  den  Bergen  sind. 
Möglicherweise  indessen  gehört  das  Wort 
Anger  gar  nicht  zur  y  ac,  aric  (biegen 
etc.),  sondern  zu  der  ]/  a^-,  ari^"  (gehen,  sich 


bewegen  vor  od.  wohin,  kommen  zu,  errei- 
chen, erlangen,  fassen,  nehmen  zu  sich,  es- 
sen, goiiessen  etc.),  wie  ja  auch  an.  via 
(Gras,  Weidcjjlatz) ;  goth.  viuja  (Weide, 
5  Futter)  as.,  ahd.  wunja  etc.  «.  ahd.  wunni 
(Wiese,  Wiesenland)  etc.  zu  ahd.  winnan 
(sich  bewegen,  regen,  thätig  sein,  sich  mühen 
etc.,  bz.  erreichen,  erlangen,  gewinnen  etc., 
cf.  winnen)  gehört. 

10  inpedomsel,  ingedomte ,  a)  Eingeweide; 
—  b)  das  Hausgcräthe,  bz.  aller  im  Hause 
od.  innerhalb  der  vier  Wände  befindlicher 
Hausrath.  —  Nd.  (B r.  Wb.,  Schütze) 
ingednmt,  ingedome,   ingedomete,  ingedonite, 

15  ingedompte,  ingedonte;  mnd.,  mnld.  (KU.) 
ingbedom  u.  auch:  inghcdoe  u.  ingedoera; 
mhd.  ingetuonie;  md.  mgetnme  (Eingeweide, 
Vermögen,  eingebrachtes  Gut).  —  Zu  ingc- 
dömt,  bz.  ingedom  bemerkt  Schütze: 

20  a)  Hausrath,  sammt  tvas  in  Kisten  u. 
Kasten  ist;  Eingebrachtes.  Auchin- 
gedümte göder  =  eingebrachte  Güter; 

b)  Ei ng eioeidc  im  Schlachtvieh ; 

c)  Gefülsel  im  Gebratenen  u.  Gebackenen 
25          =  tvas   man  hinein  thut  od.  legt; 

ferner  ad  a) 

(lib.  meni.  civ.  Hamb.  1402) :  „Ing e- 
dorne,  alse :  Kiste ,  Scheppe ,  Stole, 
Benke,  Bedde,  Küssen,  Decken,  Laken, 

30  Grape,  Kctele,  Kannen  unde  Vate,  nichts 

uthgenamen  grot  ot'te  kleen.'' 

Es  scheint  tvörtl.  das  (in  Etwas,   bz.  ins 

Haus   od.    die   Hauswirthschaft    von    der 

Braut)    Ei  ng  ethanene,    Eingelegte, 

35  Ein-  od.  Hinein- Geg  eben  e  (=  Mit- 
gabe, Mitgift),  E  i  n  gebrachte  etc.  zu  be- 
deuten (von  dön,  thun,  geben  etc.,  bz.  mhd. 
ingetuon,  hinein  thun  etc.),  zumal  auch  ahd. 
tuom,  tom,  duam,    duom    (That,  Handlung, 

40  Werk,  Verhandlung,  gerichtliche  Verhand- 
lung,  Gericht,  Urtheil  etc.  =^  goth.  doms; 
as.,  agx.  dorn  etc.  (cf.  dorn)  vom  ahd.  tuon, 
as.,  ags.  dön  etc.  abst((mmt  u.  wie  desgl. 
auch  unser  dinncWi  =:  thümlich  in  eigcn- 

45  thümlich,  irrthümlich  etc.  u.  dorn  =:  thum  in 

Eigenthum,  licichthum  etc.  etc.  (cf.  dieserhalb 

dum  etc.  u.  dun)  zu  diesem  Verbum  gehören. 

Die  Bedlg.   E i n g e w ei d e ,  bz.  das,  was 

i  n  w  e  )i  d  i g  i  m  B  a  u  c  h  sitzt,  ist  demnach 

50  keine  urspr.,  sondern  es  hat  sich  diese  erst 
später  aus  dem,  loas  inwendig  im  Hause 
ist  u.  so  zu  sagen  von  den  Wänden  um- 
schlossen wird  (als  Inneres,  Imo en- 
dig es)  herausgebildet. 

55  ingewad,  ingewut,  ingowand,  ingewant 
(dat,  das),  Eingeweide,  bz.  die  inner n  Theile, 
als:  Herz,  Magen,  Gekröse,  Gedärm,  Wanst 
etc.  des  menschlichen  u.  thierischen  Körpers, 
bz.  eines  Körpers  überhaupt.     Plur.  (de)  in- 

GO  gewanden  od.  ingewautcn,  (die)  Eingeweide. 


INGEWEIDE 


12{) 


IN-KIK 


Auch  vom  Inwe n d i (j cn  od.  I n ner n 
überhaupt ,  z.  B.  in  de  ingewaiulcn  fan  de 
ürde  od.  fau  'n  hüs.  —  Nid.  iugcwand ;  mnd. 
ingcwät,  ingewant,  ingewende  (a.  Eingeweide; 
1).  intestina  des  Hauses,  Haiisrath  etc.).  cf. 
das  folgende: 

ingeweide,  Eingeweide;  jedoch  nur  vom 
Eingeweide  der  Tliiere.  Zu  beiden  vergl. 
gewand,  gewäd  etc.  tc.  geweide,  sowie  auch 
ingedBmsel. 

in-gö(l,  alles  Gut,  hz.  alles  Mobiliar,  was 
sich  im  Hause,  bz.  innerhalb  des  Hau- 
ses befindet  =  in-biidel ;  —  he  wil  sin  in- 
god  (Flur,  ingöder)  ferkopen  laten ;  —  't  in- 
gOd  is  all'  beschrafen,  das  Mobiliar  ist 
sämmtlich   (vo)i  Gerichtswegen)  beschrieben. 

in-gi'im,  Ingrimm,  innerer  Grimm,  inner- 
liche Erbitterung,  Grimm,  der  ans  Herz 
frisst;  —  he  wet  sük  fan  ingrim  net  to  la- 
ten. cf.  gram  u.  grim,  xowie  goth.  iugram- 
jan,  in  Zorn  setzen,  erbittern,  erzürnen. 

ingrimmig,  ingrimstig,  ingrimmig,  durch 
n.  durch,  bz.  sehr  u.  überaus  grimmig,  sehr 
böse  u.  bitter,  sehr  nnfreundlich  u.  rauh, 
innerlich  erbittert  u.  erzürnt,  voll  Verdruss, 
bz.  sehr  verdriesslich  etc.;  —  he  sügt  so 
ingrimmig  iit ,  dat  man  hast  bang  för  hum 
worden  sul ;  —  so  'n  ingrimstigen  (unfreund- 
lichen u.  abstossenden)  kerel  as  dat  is,  dar 
is  hei  net  mit  um  to  gän ;  —  ingrimstig  kold, 
ingrimmig,  bz.  bitter  kalt,  angreifend  kalt; 
—  dat  wer  (Wetter)  is  so  ingrimstig  (un- 
freundlich u.  rauh) ;  —  ik  wurd'  so  ingrim- 
stig dül ,  ich  wurde  so  schrecklich  böse,  bz. 
fürchterlich  erzürnt;  —  he  is  so  ingrimstig 
fül  etc.,  er  ist  so  fürchterlich  (abscheulich,  Ab- 
scheu u.  Widerwillen  erregend)  schmutzig  etc. 

ingrimstig  ivird  hier  auch  von  der  Wäsche 
gesagt,  tvenn  sie  nicht  w e i s s  u.  rein,  son- 
dern etwas  dunkel  u.  trüb -seh  m  utzig 
aussieht,  bz.  kein  helles  u.  fr  eundliches 
Ansehen  gewährt,  wie  dies  namentlich  der 
Fall  ist,  wenn  sie  im  Winter  in  Folge  des 
fehlenden  Sonnenscheins  nicht  ordentlich  ge- 
bleicht ist,  od.  loe.nn  sie  überJiaupt  nicht 
rein  u.  gut  gewaschen  tourde;  ferner  auch 
wenn  das  Zeug  so  schmutzig  ist,  dass  es 
überhaujit  kaum  wieder  rein  v.  weiss  zu 
waschen  u.  zu  bleichen  ist  (dat  god  [Zeug, 
Wäsche]  sügt  so  ingrimstig  üt,  dat  man  hast 
hei  net  sen  kan,  of  't  wiisken  [gewaschen] 
is,  of  net ;  —  dat  göd  hed  so  'n  ingrimsti- 
gen [schmutzig-grau]  klör  etc.).  —  Sodann 
gebrauchen  ivir  den  Ausdruck  „ingrimstig" 
auch  von  einer  schmutzig -grauen  u. 
trüben  Hautfarbe,  bz.  von  s  elten  u.  od. 
nicld  ordentlich  gewaschenen  Händen 
(Ohren,  Gesicht  etc.),  worin  sich  der  Schmutz 
so  recht  fest  gefressen  hat,  sodass  sie  kaum 
rein  zu  waschen  sind   (din   hande   [bz.   ge- 

J.  ten  üoornkaat  Koolman,     Wörterbuch.    II. 


sieht  etc.]  sen  so  ingrimstig  üt  etc.) ,  alles 
liedtgn.,  die  vom  Begriff:  trübe,  unfrcund- 
l  i  c  h,  a  b  s  t  o  s  s  e  n  d  etc.  ausgehen. 

in-li.ilig,  inlialsk,   habsüchtig,  hegehrlich, 

5  gierig,  geizig,  -unverschämt  etc.;  —   't  is  so 

'n  inhälsken  kerel,  dat  he  sm  folk  hast  gh\ 

äten  günnen  is.     Zu  inhalen  =  einholen,  an 

u.  zu  sicJi  holen. 

in-liam,  Einbucht,  Einschnitt,  ins  Land 
10  hinein  gehende  Bucht  des  Meeres.  —  Auch 
lud.  inham.     (/.  3  ham. 

in-liok,  eine  nach  innen,  hz.  in  Etwas 
hinein  gehende  Ecke,  bz.  Winkel;  —  Ge- 
gensatz von  Cithok  =  nach  aussen  vorsprin- 
15  gcnde  Ecke. 

iu-ho](l,  Inhalt. 

in-liol(len,  einhalten. 

in-liolten,  Inncn-Hölzer,  inivendig  sitzende 

Rippen    eines    Schiß's,    aucli    KrummUöher 

20  (krum-holten)    genannt;    —    dat    schip    hed 

gode  eken  inholten ;    —  fig.    auch   von  den 

Rippen,  bz.  dem  Brustkasten  des  Menschen ; 

—  d'r  Sitten  gen  gode  inholten  in  hum  = 
er  ist  engbrüstig,  schwachbrüstig,  brustkrank, 

25  schivindsüchtig,    bz.  innerlich  ungesund  etc. 

Inka,  wbl.  Name.    Ob  ein  ml.  Name  Inko 

noch  vorkommt,   ist  mir  unbekannt.  —  Der 

Name   ist    durch   das  lobl.  „a"  vom  Stamm 

ing,  ink,  bz.  ik  etc.  (cf.  För stemann  un- 

30  ter  ic,  Ingo)  iveitergebildet ,  der  mit  dem 
Suffix  ing,  ig  von  könink,  bz.  könig  (cf. 
ing)  identisch  sein  dürfte,  wonach  denn  auch 
der  Name  Iko  zu  vergleichen  ist. 

Nach  der  unter  ing  angeführten,  im  Adj. 

35  inga  liegenden  Bedtg. :  beweglich ,  reg- 
s a m  etc.  u.  w u nderba r  etc.  ist  nun  der 
obige  lobl.  Name  entioeder  mit  Emma  (s.  d.) 
sgnonym ,  od.  derselbe  hatte  die  Bcdtg. : 
Wunderbar e ,    od.   auch    (da  inga  auch 

iQ  die  Bedtg.:  Kenntniss,  Wissen  etc. 
hat)  Kenntnissreiche,  Wissende, 
Weise  etc.  etc.,  edles  Bezeichnungen,  die 
sehr  gut  auf  die  afries.-germ.  Mädchen  u. 
Frauen  passen. 

45  in-kamen ,  a)  einkommen,  eingehen,  bin- 
nenkommen, hcrcinkouunen;  —  dat  schip, 
bz.  gold  sal  morgen  inkamen  ;  —  wnl  ji  wat 
inkamen?   wollt  Ihr   etuHis   hereinkoinmen? 

—  h)  Einkommen ;  —  c)  eingekommen,  ein- 
50  gegangen,  hin)iengekommen,  hereingekommen ; 

—  dat  schip  is  inkamon  etc. 

in-kilp,  in-kep,    Einschnitt,    Einkerbung. 
in-lijtj)en,   inkepen,    einhauen,    einschnei- 
den, einkerben. 
55      in-kappen,    ein-,    bz.   hinein-kappcn   od. 
schlagen  etc. 

in-kik,  kurzer   Besuch;   —   ik  kam  mau 

äfeu  up  'n  inkik  bi  di  för;    —    ik  wul  man 

äfen  'n  lütjen  inkik  holden.  —  Wörtl. :  Ein- 

60  guck,  Inspection,  um  zu  sehen,  wie's  geht; 


IX-KTTvEX  130  IN-LICHTEN 

cf.  inl{iken.      Mau    ffiif/t  statt    dcx^ini  auch:  in-kuleil.    cinfjrahcn,    einscharren    =    in 

kik-in,  xcic  z.  B.  in  der  licilcnaart:  du  iiiust  eine  Griihc    (külo)    machen  ?/.  bringen  ;    — 

in't  11]! 'n  ..kikin'",  man  up 'n  „sprckan"  kamen.  >vi  hobben  hnm  iiiknlij.    wir   li.tlwn  ihn  l>e- 

in-kikcn.  ein-,  li-.  hincin-ipiclm,  nil.riii-,  prahrn  etc.;    —    kortiittVls  inkülcn,    Knrtnf- 
bc.  hineinsehen ;  —  k'it  mi  ifr  üfeii  inkiken  ;     (i  fein  einscharren  ((jeffcn  den  Frost)  etc. 

—  wen  "k  mörgon  wör  in  d'  stad  kam,  wil  in-kiimst,  Kinkommcn ,  Hereinkommen, 
'k  äfon  bi  dl  iiikikon,  leenn  ich  morgen  wie-  J'Jinknnft  etc.;  —  bi  sin  inkumst ;  —  be  heil 
der  cur  Stailt  komme,  will  ich  ehen  bei  dir  ßl  inknmsteu  (Einki'infte). 

einsehen,  b~.  vorsprechen.  ill-küpoii,    etwas  in  einen  Bottich  (Kufe) 

inkiksk,  einyuckisch  ^^  frei  u.  offen,  10  machen  od.  setzen, 

unrerdcckt  etc.  od.  ^—  wo  man  leicht  hinein-  in-kuponi,  Ilcringe,    Pökelfleisch  n.  son- 

sehen  u.  alles  beobachten  n.  erspähen  kann,  stige  cingr^ialrcne  Lrbensmiltel    beJinf    einer 

tceil  alles  frei  n.  offen    od.    unrerdcckt   ist;  längeren  Dauer  u.  Haltbar icit  durch  einen 

—  do  fonstors  sunt    so  inkiksk,    dat,  man  't  Böttcher  (knpor)    od.   Fassbin/lcr  in  Fässer 
fan  dp  strät  nt  't  all"  sön  kan,  wat  d'r  in  biis  15  cinschliessen  n.  ei)ibi)iden  lassen. 
förgfid;  —  do  tun  is,    b:.    ligd    so  inkiksk,  iii-laden,     einladen    (zum    Fest   etc.;    ins 
dat  etc.,  der  Garten  ist  —  bz.  liegt  so  frei  Schiß'  die   Waaren). 

V.  (ffen  (ef.  spöi),  dass  etc.  ill-la^JO,   Einlage. 

in-kipi»(Mi,   einschneiden,    cinkürzen,    ein-  in-laii|2;<Mi,    einlangen,   liineinlangen ,  ver- 
hauen, einkerben  etc.                                            20  abreichen  etc. 

ill-kliil^en ,    ein-klingen  ,    anklingen,  ein-  ill-l;U,  Finla.'^s. 

schellen  etc.;  —  d'r  is  inkliuigen,  es  ist  ge-  in-latcn,  ein-,  hinein-lassen  etc. 

schellt.  in-l('(l  nd.  inldf.  die  Füllung  des  Feder- 

in-kliiij;«Mi.  iii-klinkon    u.    auch    Itcklin-  bclts  (Federn  u.  Daunen).  —  Nd.(Br.Wh.) 

^on  .    eiiitrncknen  .    einschrumpfen ,    kleiner  25  inlid,  das  innere  Bett,  worin  sich  die  Dau- 

werden ,   zusammenschrumpfen ,    schirinden ;  neu    befinden    u.    welches    in    den    äussern 

—  wen  do  stönon  drütcon  un  brand  worden,  Uebcrzug  eingeleitet  od.  ei n gelassen 
den  klinkon  so  nog  diigtig  in;  —  dat  liolt  wird;  (Schütze)  uilede,  das  innere  lederne 
is  to  dägor  inklungon;  —  dat  dikko  kind  Polster  eines  Kissens,  tvelchcs  in  den  Ueber- 
srhal  nog  wo!  boklingon.      cf.  2  klingen.         30  zug  gesteckt  wird;  pomm.    (Dähnert)  in- 

in-klinkoii ,    a)    s.    inklingon;    —    b)  ein-         lidd,  das  innere  Bett,    worüber    ein   Ueber- 
scltlagen.    einnieten,    Niete    hineinschlagoi ;         zug    von    besserm    Zeug  gezogen    wird;    im 

—  c)  (die  l'hür)  in  die  kliiiko  schlagen,  südl.  Hannover  (Scham  back)  inlät  = 
einkli)iken:  —  do  dür  was  man  inklinkd  un  a)  der  Einlass;  —  b)  etwas  Fing  cleg- 
nöt  sfliuteld.     cf.  klinke  «.  klinken.  35  tcs;  —    c)  Jedes  Stück  Inbett,   welches  mit 

in-krin;on,  einkriegen,  einholen,  erreichen,         Federn  gestopft  ist,    im  Gegensidz  zu   dem 
hineinholen ,  einheimsen ,    hinein    bekfunmen         Uebcrzug,  worin  es  eingelassen  wird, 
etc.;  —  ik  kan  linm  not  inkrigen,  ich  kann  Die  letzte  Form  „\u\iiV' gehört  zu  Ma-len, 

ihn  nicht  einliolen;  —  ik  barr'  bum  bold  ein-,  bz.  hineinlassen  u.  ist  es  das  in  den 
wör  inkrägen,  ich  hätte  ihn  bald  (bz.  bei-  dO  Uebcrzug  Eingelassene.  Die  andern 
nahe)  wieder  eingeholt;  —  ik  liöb'  min  bnt  Formen  „inled,  inlid"  etc.  indessen  kommen 
g«*id  inkrägon,  ich  habe,  mein  Getreide  gut  icohl  von  inlödon  -^  alt:  inlldan,  ein-,  bz. 
eingeheimsct;  —  ik  beb  min  roggo  d'r  tan  hineinleitcn,  nach  innen  leiten  u.  führen. 
d'  barfst  möi  bi  drOgn  wer  inkrägen,  ich  Zu  erwähnen  ist  indessen  auch  das  nid. 
habe  meinen  Koggen  diesen  Herbst  schön  45  leide  —-  logdc,  legode  (legte,  legete)  —-  nd. 
bei  trocknem  Wetter  in  die  Erde  bekam-  ledo  (cf.  bei  Schütze  unter  lede),  ivofür 
mcn ;  —  't  is  so  nat,  dat  man  bäst  hol  gön  ivij-  kurzweg  auch  lä'  u.  lö'  (u.  die  Nieder- 
körn in  't  land  inkrigen  kan;  —  ik  was  so  länder  lei)  sagen  (ik  lä'  dat  weg,  ich  legte 
mili,  dat  'k  't  büs  hast  hol  not  wör  inkrigen  das  weg) ,  sodass  die  Form  inlede  auch 
kun,  ich  war  so  müde,  dass  ich  das  Haus  50  mit  (das)  Eingelegte  übersetzt  loerden 
fast   gar    nicht   leieder  erreichen  konnte  —         könnte. 

wofür   wir   auch  sagen:   ik  was  so  mBi  un  in-lp^,  Einlage,  das  ein- od.  hineingelegte 

of,  dat  'k  büs  hast  net  wer  halen  (holen)  kun.         Geld,  der  Schoss;    —   he  hed  siu  iiileg  not 

in-krimpen ,  einschrumpfen,   sich  zusam-        botäld.  —  Nid.  inleg. 
menziehen  etc.  55       in-le^^oii,  einlegen,  hineinlegen,  einsargen. 

in-kroj»]»cn,  in  sük  kroppcn ,    einfressen,  in-le^f^cn,    Einlegen,   Einsargen;  —  de 

einschlucken,  hinunterschlucken,  in  steh  f res-        hole  familie  is  to  't  inloggen  n8gd. 
sen,  in  sich  verheissen  od.  bei  sich  verdauen  in-licliten,    klar,    deutlich,    erkennbar    v. 

etc.;  —  bö  raut  ful  ferdröt  un  arger  inkrop-  rerständlich  machen,  Licht  u.  Klarheit  in 
pen.     cf.  kroppon.  GO  eine  Sache  bringen,  aufklären   etc.;  —    de 


INLICIITUNG  INLICIITING  131  IN-PENNIGD 

sakc  mut  rrst  nog  bäter  inlicht  worden,    cf.  (hinnen ,    hinein    etc. ,   kämd  binnen)  verr/li- 

inlüchton.  c/ien  toerden  ma(j ,    da   ivir    dieses  atich  als 

inllclitiiii^,    inlichtiii^,    inlichteri ,    Änf-  Subst.    mit    der    Bedtg.:     Heim,     Gemach, 

Tclärung  etc.;  --  hi'  lied  nii  nog  i^rn  inlicli-  Wohnung  etc.    gehrauchen,    ivovon    wir  sa- 

ten  gät'en,  er  hat  mir  noch  keine  Auf Idärung  5  gen:    kämd    in  min    binnen    —    ik   gung  in 

gegehen.  min  binnen  =    ich  ging  in  mein  Haus,  hz. 

in-ligger,  EinNeger.      SpecieU:    ein  zeit-  Heim,  Gemach  etc.     AeJmlich  hat  auch  das 

tveiliger  Mitheivohner  eines  Hauses  od.  einer  md.    Snhst.    inno    die   Bedtg.:    Innigkeit 

Stube,  der  entweder  gar  keine  od.  doch  nur  od.  eigentlich  innerliches  Wesen  u.Sein, 

eine  geringe  Miethentschädignng  zahlt.  10  Inwendigkeit  etc.,  ohschon  es  von  mhd. 

in-löj),  a)  Einlauf,  Zuspruch,  Besuch  etc.;  inne    (innen,    inwendig)    u.  inne   (innig,  im 

—  dar  is  altul  so  föl  inlop  in  't  hiis;  —  mhd.  mnckeit,  Innigkeit)  nichtver.ichieden  ist. 
b)  Eingang  etc.;  —  de  inlop  is  bi  de  std  Zu  Ino  sei  übrigens  noch  bemerkt,  dass 
fan  't  bns,  der  Eingang  ist  an  der  Seite  nach  Strackerj an  (jeverl.  Bersonenna- 
des  Hauses.  15  wen,  pag.  IG)  dieser  Name  soivohl  loic  auch 

In-lopeii,  a)  einlaufen,  hinnen  laufen  etc.;        Enno    aus    älterem   Agino     (contrah.   Aino) 

—  b)  eingelaufen ;  —  c)  einholen,  erreichen         entstanden  sein  soll. 

etc.;  —  ik  schal  hnm  wol  bold  wer  inlopen ;  in-ögsteii,  einernten;  s.  unter  ogst. 

—  ik  kun  't  hiis  hast  net  nier  inlopen,  ich  in-paliiien,  ein-  od.  hineinziehen,  an  sich 
konnte  das  Haus  fast  nicht  mehr  erreichen;  20  ziehen  u.  reissen,  einholen  etc.;    —    'n    tau 

—  d)  eingeholt,  erreicht  etc.;  —  ik  harr'  inpalmen,  ein  Tau  einholen;  --be  palmd  't 
(hatte)  hum  al  gau  wer  inlopen ;  —  e)  ein-,  all'  in,  er  zieht  Alles  ein  u.  zu  sicii.  hin,  rafft 
bz.  hineinlaufen,  einrennen,  etc.;  —  he  is  d'r  u.  reisst  alles  an  sich. 

inlopen    (z.  B.  ins  Haus  od.   Wasser  etc.);  in-paseu,    mit   den   Füssen    eintreten  od. 

—  't    hüs    inlopen,    das    Haus    einrennen,  25  einstampfen  etc. 

hz.  einstürzen,  umtverfen,  erstürmen  etc.; —  in-pennd,   eingezapft,   eingesteckt,    verrie- 

f)  ein-,  hz.  hineingelaufen,  eingerannt,  ein-  gelt  etc.;  —  de  balken  mntten  inpennd  wor- 
gestürzt  etc.;  —  se  hebben  't  hus  (de  dör,  de  den;  —  de  dör  is  inpennd,  die  Thür  ist  ver- 
mür  etc.)  inlopen,  sie  haben  das  Haus  (die  riegelt,  hz.  durch  einen  Zajtfen  (pen)  rer- 
Thür,  die  Mauer  etc.)  eingerannt.  30  schlössen,      cf.  pen  u.  pennen   u.  inpennigd. 

in-lös,  auch  iiilössiiig',  inlössefi,    Einlass  in-pennen ,    a)    einzapfen,    Holz,    durch 

etc.;  —  ik  kun  gen  inlös  od.  inliissoii  krl-  Zaj)fen  (pen)  mit  einander  verbinden  (tra- 
gen, ich  konnte  keinen  Einlass  bekommen  bem  injungere)  u.  zusammenschlicssen,  indem 
=  ich  ko)inte  nicht  frei  (offen,  ungehin-  die  Zapfen  (pennen)  des  einen  Stücks  in  das 
dert)  hinein.  Zu  lös  =  los,  frei,  offen  35  andere  eingelassen  iverden,  um  beide  Stücke 
etc.,  cf.  lössing  =  Entlastung,  Entleerung,  mit  einander  zu  ferpennen  (verzapfen)  u.  so 
Befreiung  etc.  u.  =  Oeff'nung.  zu  verbinden;   —   b)  einen  Zapfen  (pen)  in 

iii-middels,  inmittelst,  inzwischen,  mittler-  etwas  hinein-  od.  vor  etioas  stecken  u.  so 
weile,  währenddein  etc.;  —  ho  kwam  inmid-  verschliessen  u.  verriegeln ;  —  c)  einschlies- 
dels  hir.  40  sen,  heschliessen ,  eindämmen,  umschliessen, 

in-möbels,  das  innere,  hz.  im  Hause  he-        einfriedigen;    '—  land  inpennen,   Land  ein- 
findliche  Mobiliar,    die  Haus-Möbel ;   s.  in-        friedigen. 
bilde!,  ingöd  etc.  in-pennigd,    a)  eingedämmt   (vom  Lande, 

Ino,  Ine  od.  Ilino,  ml.  Name.  Dimin.  hz.  einem  Grundstück);  ringsum'  von  einem 
(ml.  u.  whl.)  Inke,  Ihnke;  Gcschln.  Inen,  45  Damm  od.  einer  Erhöhung  umgehen  u.  so 
Ihnen,  Ihnken.  Wenn  ich  nicht  irre,  auch:  nicht  auf  Ab  Wässerung  liegend,  loeil 
kommt  auch  ein  whl.  Ina  vor.  cf.  Forste-  es  rings  umher  höher  als  in  der  Mitte  u.  so 
mann  unter  In,  wo  er  ags.  Ine  u.  nhd.  .abgeschlossen  ist  u.  nicht  abwassern  kann; 
Ihn(e)  zum  ags.  inn  (doraus)  legt,  sowie  auch  —  dat  is  'n  inpennigd  stük  land ;  —  dat 
den  Namen  Inno.  Ino  bedeutet  demnach  50  land  ligt  so  inpennigd,  dat  't  hei  not  ofwa- 
Hausherr  od.  Insasse,  In- Mann  tcrn  kan;  — h)  verschlossen,  dicht,  undurch- 
etc.,  da  das  ags.  inn  entioeder  ebenso  ivic  lassend,  steif  u.  hart;  —  de  erde  is  inpen- 
das  an.  inn  (ein,  hinein)  u.  goth.  inn  (cf.  nigd,  die  Erde  ist  dicht  u.  undurcldassend 
innana,  innan;  inngaggan,  ein-,  hineingehen  =  nicht  locker  u.  lose;  —  dat  is  hir  so  'n 
etc.)  eine  von  in  (in,  ein,  hinein)  erweiterte  55  ferdomden  inpennigden  grund,  dat  man  se 
Form  u.  als  Subst.  mit  der  Bedgt.:  Inne-  hast  mit  de  spä  f/S[/)a<e?!^  net  lös  bräken  kan. 
res  (inn  hat  auch  die  Bedtg.  Gemach),  In-  —  ad  a)  ist  zu  bemerken,  dass  man  ein  Stück 
wetidiges  etc.  gefasst,  od.  eine  Kürzung  Land,  ivas  niedriger  liegt  als  die  Umgebung 
von  inni  =  ahd.,  goth.  inna  (innen,  inwen-  oft  absichtlich  eindämmt  (inpennd,  s.  inpen- 
dig,  hinnen,  im  Innern)   ist,   loomit  binnen  GO  nen)  u.  inpennigd  hält,   damit  das  von  der 

9* 


IN-POLDERN  132  INSEL 

höher  hegenden  Umgehung  nhflicssende  Was-  2.  in-sago,   Einschen,  Einsicht,   Untcrsu- 

srr  nicht  über  dasselbe  hinfliesst  n.  es  nicht  chung  etc.;   —    dfir  mut  avi  inson  'n  insriüo 

unter  Wasser  setzt,    u.    ist    in   diesem  Fall  na  holden,  of  de  köphrrf  wol  wiulJelk  (statt 

gewöhnlich    eine    Wasscrschöjifmiihle    dulci  würdelk,   wirklich)   so  liult ,    as  liö  uns  dat 

angebracht,    um     bei    anhaltend    rcgnigtem  5  setrt  lied ;    —    dar  fan  dat  ])ük  hob'  ik  iiog 

Wetter  das  betr.  Grundstück  trocken  halten  gen  insage  namcn,  von  dem  Ihiche  da  habe 

zu  können.  ich    noch    keine  Einsicht  genommen  =  ich 

in-poldoni,    Aussendciclisland   mit  einem  habe    mir    den  Inhalt  desselben    noch  nicht 

Deich  umgeben  u.  so  zu  ei)icm  ■po\der  machen.  angesehen.     Zu  sen,  sehen;  cf.  sag,   sah  n. 

in-potoii.  einsetzen,  einpjlanzen  etc.  10  saggen,  sahen. 

in-|irtMitoii,  eindrücken,  einprägen  etc.  iii-sato,  Einsassc,  Eingesessener. 

iii-|>r(i|)|)eii.  ein,  bz.  hineinpfropfen.  iu-scliikkolk, /»//.w??i,  /o/^sv/)?;,  verträglich 

in-radcn,  sich  versehen  u.  versorgen  (mit  etc.;  —  't  is  'n  rogt  inscliikkolk  kiiul.      Zu 

Etwas) ,     cinthun  ,    einlegen ,    einscldiessen,  schikkcn  =  fügen. 

hineinthun  etc.    u.    zwar:    a)    Vorrath   (na-  15       in-si'Iidstern,    cinschustcrn,  einsetzen,  zu- 

mentlich  Lebensmittel  od.  das,  vas  zum  Un-  setzen,  verlieren  etc. ;  —  ilc  heb'  niin  ganse 

terhalt  dient)  einthun  u.  aufspeichern  (körn  büdol  d"r  lii  inschösterd. 

etc.  inraden ,   sich    versehen     mit  Korn,  bz.  in-scliiineii,  einblasen,  eingeben;  — kwäd 

Korn    einthun)     und   b)    Geld    (in    Etwas  inschünen,  Jiöses  eingeben,   zum  Bösen  an- 

mit)  hineinthun  od.  einlegen,  wie  dies  z.  B.  20  treiben  n.  verleiten;    —    hO.   liod    nii  dat  iu- 

hei  einer  Wette   od.    einem    Wettstreit    sehr  schund,  dat  ik  nun  moderappcls  onuksoii  siiT. 

häufig  geschieht,    indem    der    Wettende   od.  insel  fi'/itr.  insels),  Insel.  — il///f/.  insele, 

die    den    Wettstreit    cntrirenden    Bersonen  insel,  isele.      Aus    lat.  insnla ,    wovon    auch 

herumfragen,  ob  Jemand  mit  inraden  u.  sei-  ital.  isola  u.  franz.  Sie. 

neu  Thcil  an  der  betr.  Wettsumme  im  Fall  25       Wenn  Bott    (s.   Wurzelwb.    I,  8Sj)  das 

des  Verlustis  mit  einschicssen  loill;  — ■  wen  lat.  insula  erst  als  in-salo  C=  im  Meere,  bz. 

d'r  wel  mit  mi  inraden  wil ,    den   wil  ik  de  im  Wasser)  deutet,   so  ist  es  wohl  zweifel- 

wedde  ingän;    um  't  allön  to  stän,    darto  is  los,  dass  dieses  salo  uicht  dircct  von  griech. 

nn  de  bedrag  to  bog.     cf.  raden  u.  namcnt-  salos  (^^  Schicenken,  Wogen)  hergeleitet  wer- 

lich  auch  räd  in  seiner  sinnl.  Bedtg.  30  den  kann,    obgleich    allerdings    das   griech. 

in-rakon,  a)  ein-,  bz.  hineinziehen,  ein-  salos  u.  saleiö    wurzelhaft   mit   dem  lat.  sal 

scharren  etc.,   namentlich  das  Feuer  in  od.  (cf.  solt  etc.)  sowohl,    als  auch  mit  unserm 

unter  Asche,    damit   die  glühenden  Kohlen  sol  (s.  d.)  u.  dem  deutschen  Sole  (in  Salz- 

nicht  ausgehen  od.  völlig  ausbrennen.    Dies  Sole   =   Salzwasser)    u.    dem  lat.   in-siilsns 

geschieht  namentlich  des   Abends,    um   den  35  (ungesalzen)   k.    unserm  sülte  (Sülze)    n.  so 

folgenden    Morgen   gleich  Feuer   zu    haben  ferner  auch  wohl  mit  sula  im  Worte  iiisuki 

n.  ist  idjcrhaupt  nur  beim   Torfbrennen  an-  verwandt  ist   ii.  zu   einer    J/    sar  (bewegen, 

loendhar;    —   du  kanst  't  für  man  iiirakcn;  wogen,  fliessen  etc.;   beivegen,  gehen,  laufen 

't  is  taihn  (10)  i'ir,  un  börgertid  to  bcdde  to  etc.;    bewegen,  ivchen ,    hin  u.  Jier   bewegen 

gän ;    —    b)    hineintreffen,    hincingcrathcn,  40  od.  schwingen,  schwenken,  schlagen  etc.  etc.) 

hineinkommen  etc.;   —    ik  was  d'r  hast  in-  =  sri  «.  =  sal,  sli  etc.  (cf.  Ben  feg,    Skr. 

räkd,   ich  loäre  da  beinahe   hineingeralhcn,  Dict.  unter  sar,  sal,  sri)  gehört,  wovon  auch 

bz.  hincingeffdlen;  —  ik  rük  d'r  midden  in,  das  skr.  sara  (  Wasser,  Teich,  See,  Sedz  etc. 

ich  traf  da  mitten  drin  od.  hinein.  etc.,  cf.  Ben  feg.  Skr.  Biet.  1022  u.  dazu 

ins,  iiison,  eins,  einmal,  mal,  bz.  einst,  45  1038    auch    noch    sAra   =  srid    n.    mehrere 

einstmals  etc.;    —    ik  kwam  ins   fan   Grün-  andere  Wörter  von  derselben  J/,  soioie  ferner 

gen  etc.,  ich  kam  einmal  (bz.  uud)  von  Gro-  Bott,  Wurzehob.  II,  658  seq.)  sich  ableitet, 

ningen  etc.;    —    kum    ins    (od.  insen)    her,  Dass  nun  Bott  (s.  Wwzelwb.,  II,  (id?)  spä- 

komm  mal  her;  —  wen  kumst  du  nu  insen  tcr  einen  unmittelbaren  Zusammenhang  mit 

bi  mi,    loann  kömmst  du  nun  mal  zu  mir;  50  dem  griech.  s?l\os  verwirft,  würde  richtig  sein, 

—  7n(d,    einmal,    doppelt;   —  ins  so  fT)l  —  doch  kann  ich  ihm  niclit  darin  beipßiclden, 

so  gröt  —  sowid;  —  nog  ins  sogröt  etc.,  «oc/t  wenn  er  einen  Zusammenhang  von  sula  mit 

'n  mal  so  gross.  Nebenform  von  Ons  =:  afries.  dem   Vbm.  esse  {}/  as)    vermuthet,   trotzdem 

enes  u.  ensen  etc.;  s.  bei  v.  liichthofen.  su  im  lat.  sum  u.  sunt   (cf.  sunt)  allerdings 

in-säd,  Einsaat.  55  mit  esse  von  einer  u.  derselben  }/  sta)nmt  u. 

1.  in-sage,  Ein-Sage,  Einspruch,  Einrede  Bott  auch  sul  in  Consul  u.  consulo  etc.  zu 

etc.;  —  insage  don,  Einspruch  erheben;  —  dieser    y    zu    .^teilen    scheint.      Ich  mcincs- 

ik  wil  d'r  gm  insage  up  maken,  ich  will  keine  thcils  halte  nämlich  den  ZusammcnJtang  von 

Einrede   dagegen   machen,      cf.  gesag,    Ge-  sula  in  insula  mit  dem  skr.  sara,  bz.  der  y 

heiss,  Befehl  etc.  ti.  npsage.     Zu  seggen.  00  sar  u.  unserm  sol  (^^  a)  Kielwasser  [^=  das 


IN-SETTEN 


133 


IN-WIL  IN-WILS 


beioegte  u.  brodelnde  Wasf^er  etc.]  n. 
b)  der  sumpfUjc,  feiicMe,  tveiche  JLifenschliek, 
der  stell  aus  dem  Salzwasser  absondert  u. 
niederschläfft  etc.)  u.  dem  ahd.  sol  (Sole, 
Kothlache,  Suvijif)  für  am  nächsten  liegend 
H.  das  „u"  in  insula  ebenso  wie  das  „o"  in 
sol  für  eine  Scliwäclmng  aus  urspr.  „a", 
sodass  insula  tvörtl.  ein  im  Wasser  lie- 
gendes, bz.  vom  Wasser  umgebenes  Et- 
loas  bedeutet. 

in-setten,  ein-,  hs.  lünein-sctscn,  einpflan- 
ze)i ,  einlegen,  einmachen  etc.;  —  sük  war 
iusetten  ;  —  'n  stük  iusetteii,  s.  B.  ins  Kleid; 

—  bomen  iusetten,  Bäume  einpflanzen ;  — 
bonea  insetten,  Bohnen  eiiimachen ;  —  in- 
sett'de  bouen,  eingemachte  Bohnen. 

iusgelik,  iiiSÄlik,  insglikeii,  desgleichen, 
imgleichcn,  gleichfalls,  ebenso,  dasselbe  etc. ; 

—  ik  wünsk  jo  insgelik  toi  gelük  iin  sogen 
in  't  neje  jär ;  —  he  is  insgliks  liir  west, 
er  ist  gleichfalls  hier  geivescn.  —  Nid.  ins- 
gelijk,  iusgelijks.  Die  Vorsglbe  ins  ist  zu- 
sammengesogen aus  iu-des,  tvie  mhd.  ins  aus 
iu-es  u.  ist  des  gleich  mit  dem  Artikel  des, 
den  icir  gewöhrüicj^  in  der  Aussprache  zu 
„s"  verstümmeln. 

in-slag,  Einschlag  =  a)  eingeschlagene, 
od.  umgeschlagene  Kante  od.  Saum,  Kalte; 

—  b)  die  Querfäden  beim  Geioebe,  dessen 
Kette  schergärn  heisst;  —  c)  Math,  Anlei- 
tung, Anweisung  etc.;  —  ik  heb'  hum  'n 
goden  inslag  gäfeu;  —  d)  der  Anfang  des 
Schulunterrichts  nach  beendeter  Kerienzeit, 
100  die  Schüler  so  zu  sagen  loieder  in  Kes- 
seln u.  Banden  geschlagen,  bz.  dem  Unter- 
richt u.  der  Schulzucht  unterworfen  loer- 
den,  nachdem  sie  die  Kerien  über  davon 
ent schlag en  u.  frei  loaren.  —  inslag  im 
letztern  Sinn  ist  Gegensatz  von  ütslag  (Ent- 
schlagung,  Kreigcbung,  Entlassung  etc.),  loie 
wir  von  den  eingespannten  Pferden  auch 
sagen:  „dn  kaust  de  perde  man  ütslan",  bz. 
de  strengen  ütslan" ,  tvenn  dieselben  ausge- 
spannt werden  sollen  «.  loonach  dorn  inslag 
soviel  heisst  als:  „Einspannnng"  u.  ütslag: 
„Ausspannung" ,  weshalb  die  Kinder  beim 
bevorstehenden  Eintritt  der  Kerien  dann 
auch  freudig  singen :  inslag !  ütslag !  mor- 
gen is  de  leste  dag. 

in-slagoii,  inslan,  ein-,  bz.  hineinschla- 
gen, einhauen,  nach  innen  schlagen  etc. ;  — 
he  hed  d'r  dügtig  inslan;  —  de  bliksem 
schal  d'r  inslagen ;  —  he  hed  d'r  dügtig  wat 
inslan,  z.  B.  in  den  Bauch;  — •  de  swet  is 
hum  inslan;  —  ferner:  gerathen,  arten,  ge- 
deihen etc. ;  —  de  juug,  —  dat  körn  etc.  is 
god  inslan  etc.    Vergl.  Weiteres  luiter  slagen. 

in-solteii,  insoltjeii,  einsalzen,  einreiben 
etc.;  —  flesk  insolten;  —  \vi  willen  hum  't 
wer  insolten,  ivir  loollen  es  ihm  ivieder  ein- 


reiben =  ihm  das  loas  er  uns  gethan,  ivie- 
der vergelten.  —  Auch  einsalzen  =  in  Salz 
setzen,  um  es  vor  Verderbniss  zu  betoahren 
u.  so  überhaupt:  bewahren,  gut  auf  lieben, 
5  sparen,  nicht  sofort  gebrauchen ,  zurüclde- 
gen,  behcdten  etc.;  z.  B.  beim  Kartenspiel, 
loenn  Jemand  eine  gute  Karte  nicht  sofort 
gebraucht,  wenn  er  Gelegenheit  hat,  einen  Stich 
damit  zu  machen ;  —  he  hed  sin  as  insoltjed. 
10  iii-soiien,  insunon,  eine  Sühne  in  einer 
Sache,  bz.  ztvischen  zwei  streitenden  Par- 
theien beioericstelligen ,  (einen  Streit)  beile- 
gen, sühnen;  —  de  sake  is  wer  insönd,  die 
Sache  ist  wieder  beigelegt,  bz.  gesühnt,  cf. 
15  sön  ti.  sonen. 

iii-sprake,     Einsprache,   Einrede,    Ein- 
spruch,  Widerspruch  etc. 

in-spräken,  iiispreken,  einsprechen,  hin- 
einsprechen etc. 
20      iii-stappen,  ein-,   bz.  hinein-stapfen,  hin-' 
eintreten  etc. 

iii-stippen,   einstippen,  eintunken,  eintau- 
chen. 

in-taiige  (Plur.  intangen),  nach  innen 
25  gehender  Anker  von  Eisen  od.  Holz,  wo- 
durch eine  äussere  Wand,  bz.  äusserer  Bal- 
ken etc.  an  ein  innen  fest  liegendes  Etivas 
befestigt  u.  vernagelt  loird.  So  werden  z.  B. 
die  Cayungen  u.  sonstige  Ufer-  u.  Küsten- 
30  befestigungen  mit  eisernen  od.  hölzernen  in- 
tangen versehen,  damit  sie  nicht  nach  aus- 
sen  hin   ausweichen.     Zu  tauge  =  Zange. 

iii-teen,  intejen,  in-tüen,  einziehen. 

internerd,  verschlossen,  unbeugsam,  trotzig, 
35  eigensinnig ,  stolz,  eingebildet,  hochmüthig 
etc.  —  „'t  is  so  'u  internerd  un  stolt  ding" 
loird  von  solchen  Mädcheii  gesagt ,  tvelche 
ihrer  Herrschaft  keine  od.  keine  ordentliche 
Antwort  geben  u.  derselben  einen  unbeug- 
40  Samen  Trotz  u.  Stolz  entgegensetzen.  Es 
ist  das  mit  lat.  internus  verwandte,  bz.  dem 
deutschen  interniren  entstammende  nhd. 
inter  nir  t. 

in-tog,  Einzug. 
45      in-tunen,  einzäunen. 

in-Avaneii,  einivohnen  etc. 

in-waner,  Einwohner. 

in-we\\{[ein,einive7iden,Eimoand machen  etc. 

in-wendsel,   Einwand;   —    dat  sunt   all' 
50  man  inwendsels,  das  sind  alles  nur  Einwände, 
bz.  leere  Ausflüchte. 

in-weniien,  eingeivöhnen. 

in-wike,  eine  nach  innen,  bz.  ins  Land 
od.  Moor  h  i  n  e  i  n  gegrabene  wike  od.  Ne- 
55  ben-Canal,  der  sich  von  der  Haupi-wlke  ab- 
zweigt. —  Pomm.  (Dähnert)  iumke,  Ein- 
bucht, Busen  ins  Land  hinein.  —  Nid.  in- 
wijk  =  inham  etc. 

iii-wil,  iii-Avils,    in    der  Weile,  während 
GO  der  Weile  od.  Zeit,  loährcnd  dem,  inzwischen 


IN-WIN^^EN                         184  IS 

etc.;  —  iu-wil  ik  ilat  de,    währenddem    ich  Die  Grdhdtg.  ist:  beiocgev,  regen  (er- 

das  that;  —  hö  was  inwils  liir,  er  icar  in-  regen,  aufregen  etc.;    bewegt   u.  erregt  sein 

zwisclicn  hier.     cf.  wil,    Weile,  Zeit  etc.  etc.,  cf.  unter  winuen   ».  waden)    u.  bewe- 

in-winucii.  cingewinnen,  einholen  etc. ;  —  gen  ist  =  gehen,    .^ich    erheben   etc., 

dat  heb'  'k  bold    wer   inwunneu,    das   habe  5  bz.  eine  Bewegung   von  irgend   einer  Stelle 

ich  bald  wieder   cingcwonncn;   —   ik   schal  aus  nach  irgend  einer   beliebigen  Seite   hin 

liuiii  wol  bold  wer  inwiiiuen,  ich  werde  (soll)  machen.     Diesemnach  ist  wohl  die  ]/  ar,  bc- 

ihn    wohl    bald    wieder  einholen ;— ferner  wegen,    gehen  etc.  anzusetzen,    loovon    auch 

auch:  einwerben,  anwerben,  einmiethcn  etc.;  ags.  yrnan    (in  on-yrnan,   aufspringen,  auf- 

—  he  hed  &111  folk  up  't  neje  wer  inwiimion,  10  gehen,  sich  erJicbcn),  bz.  iniaii  (gehen,  sich 
er  hat  sein  Gesinde  aufs  neue  wieder  ein-  erheben  etc.,  cf.  Pott,  Wurzelwb.,  II,  5 
gemiethet,  bz.  eingeworben,  cingedungen  etc.  seq.)  sich  ableitet.  Als  fernere  Verwandte 
cf.  winnen,  ütwiniion  etc.  der  y  ar,  ir  etc.  si)id   unter   andern   vielen 

iii-wrifen.    infrifen,    einreiben;  fig.    ver-  noch  zu  vergleichen:  zend.  ir,  sich  erheben, 

gelten  etc.;  —    dat  wil  'k  hum  insen  bi  ge-  15  aufgehen  etc.  u.  ir,   bewegen,  in  Bewegung 

iägenheid  wer  inwrifen.  setzen  (sich  od.  ein  anderes),  gehen,  machen 

iper,    Ulme:   —   tpernbom,    Vlmenhaum.  etc.  (cf.  Ferd.  Justi,^Handwb.  der  Zend- 

—  Xld.  ijp,  icp;  ijpcnboom;  mnld.  (KU.)  sjn:,  56  u.  59)  u.  skr.  ir  =  v'vav,  gehen,  be- 
ijpcii-,  cipou-,  jipeii-boom,    wo)nit   auch  das  wegen,   stossen,    schütteln,    werfen  etc.,    cf. 

'bei  KU    vorlommende  jipelijue   (tilia  nias)  20  Ben  feg,  Skr.  Biet.,  10')).     Dass  aber  auch 

wohl  im  Stamm  jip  connex  ist.     Mit  franz.  Zaf.  errare,  erro,  error,  erratus  etc.,  sojr/e  (n(.ser; 

ypreaii    (Diez,    II,    139);   S2)an.   olmo    de  iro,  ir,    irre,  irr,  verkehrt  —  mal,  ferbi- 

ipre  von  ihrer  Abstammung  aus  Ypcru  in  sterd  etc.  (tr  in  do  kop;   —    ik   ward   gaus 

Westjlandern ,   woher   auch  unsere  Bedens-  ir  etc.);   ire,  Irre   (ik  biiii  hei  in  d'  ire    = 

art :   he  siigt  iit  as  de   dud   fan  Ypern ,   die  25  in  't  wilde ;  —  he  is  in  (V  ire  kamen) ;  —  iren, 

gebraucht  wird,  wenn  Jemand  in  Folge  eines  irren  =  dören,  dwalen,  walen  etc. ;  —  irig, 

Schreckens    od.    einer   Ohnmacht   kreide-  irrig  =    mul,    dwalsk    etc.    (irig  in   de  kop 

weiss  aussieht.  =  irrsinnig)  u.  goth.  air '/As  fZ/TC,  erroneus), 

iponi,  ulmcn,  von  der  Ulme  etc. ; —  ipern-  airzitha  (error,  Verführung,  Irrlhum);  airz- 

holt,    Ulmenholz.  —  Nid.  ijpern;    s.  iper.  30  jan    (irreführen  etc.)    etc.    nebst    ahd.    irri 

Ipiio,  Ippe,    nü.  Name.      Geschln.   Ippen.  (com  rechten   Wege  abgekommen ,    unsicher, 

Wohl    mit  Ibo,    Ebo,  Eppo    ».  Jibbo    eines  schwankend,  verirrt  etc.  =  ferdwäld)  u.  irre, 

Stammes,     cf.  dicserhalb  bei  Forst emanii  er re  (Zorn,   Verirrung,  Irrthum);   irran  (in 

unter  ib,  tco  er  auch  den  bei  Adam  v.  Brc-  Verirrung  bringen,  irre  machen,  irren,  stö- 

men  vorkommenden  Namen  Yppo  aufführt.  35  ren  etc.  =  as.  irrjau,    irrean  etc.)    etc.  etc. 

ipske,  od.  ibsko ;  /.  q.  imelke,  spirke  (cf.  ebensowohl  wie  das  goth.  airiis  (Bote)  etc. 
imcl,  spir)  etc.,  nämlich:  Körnchen,  Brock-  sich  von  der  ]/  ar,  ri,  ir  ableiten,  ist  zwei- 
chen, Kr  um  eichen.  Geringstes  etc. ;  —  d'r  feilos,  da  die  Grdbdtg.  dieser  Wörter  sämmt- 
is  gen  ipske  afer  bliifen;  —  he  kan  gen  lieh  auf  dem  Begriff :  beweg  e  n ,  gehen  etc. 
ipske  misten,  er  kann  nicht  das  Geringste  40  beruht  u.  Iren  (irren)  soviel  heisst  als:  b  c- 
missen.  Es  ist  ein  Dimin.  von  einem  obs.  loegen,  gehen  irgend  wohin  =  zioeck- 
Stamm  ip,  ipe  od.  !ps,  Ipes ,  der  vielleicht  los  umhergehen  u.  wandern,  ebenso 
die  Bedtg.:  Ettoas  u.  so  als  Dimin.  die  wie  auch  die  y  \r  neben  bewegen,  gehen 
von:  geringes  Etioas,  kleines  Et-  etc.  die  von  schütteln,  schioi n gen, 
IV as  etc.  halte.  Diesemtiach  vergleiche  ich  45  schioanken  =  hin-  u.  herbeioegen 
das  von  Grimm  aufgeführte  epper,  eppes  etc.  hat  tt.  das  ahd.  irri  auch  mit:  schwan- 
(ali(iuis,  aliquid)  für:  etwer,  etwas,  tvo-  kend,  unsicher  etc.  übersetzt  loird. 
nach  dann  ipcs  für  ippes  od.  eppes  stehen  is,  ist,  d.  h.:  hat  Sein.  Auch  nid,  is  für 
würde.  ist  u.  ags.  ys,  was  mit  lat.  est,  griech.  esti, 

h'P,  zornig,  heftig,  leidenschaftlich  erregt,  50  Iit.  esti,  aslav.  jesti,  russ.  etj,  böhm.  gcst  etc. 

aufbrausend;    Subst.:  Jähzorniger,  Brause-  aus  der  Grdform  asti  entstand  u.   mit  dem 

köpf  etc.;  —  he  is  'n  regten  Ire.  —  Afries.  Suffix  ti  von  der  y  as,  sein,    exisliren  etc. 

ire   (by  ira  mode    =    im  Zorne);    irst    (er-  weitergebildet  ist.    cf.Bopp,  vergl.  Gramm, 

zürnt).  — •  As.  irri;    ags.   yrre    (Aufregung,  I,  235  u.  II,  376  etc. 

Zorn,    u.    [AdJ.J    aufgeregt,    tvild,    zornig);  55       Wie  indessen  unser  war    (wahr  =  wirk- 

yrringa  (wild,  zornig)   u.  auch:    eorre    (ira-  lieh,   gewiss)    auf   der   Grdbdtg.:    seiend, 

tus);    irsung  (iracundia) ;    engl,  ire   (Zorn);  existirend.  Sein   habend  etc.   beruht 

irchü  (zornig,  wüthend) ;  irascihle  (zum  Zorn  u.  ebensowohl    wie    das  nhd.  tvar  u.  unser 

geneigt,  reizbar).  —    Lat.  ira    (Zorn,   Auf-  was  (=  exisfirtc,  lebte,  hatte  Sein  etc.)  zum 

regung  etc.).  00   Vbm.  waseu    (sein,  leben,  cxistiren  etc.)  ge- 


IS 


135 


IVER  IVERN 


hört,  so  stanu'.d  auch  das  polii.  isty,  istiiy, 
istuo  (=  geivixs,  wirlclkh,  wesentlich  etc.) 
mit  dem  ohiycu  osti,  asti  etc.  von  derselben 
y  as,  ivcgcn  welcher  hei  Vott  (Wttrzclwb. 
II,  zweite  Abtii.,  pag.  2:!S  bis  270)  das  ITtv'-  5 
tere  verglichen  iverden  mag. 

is,  Eis.  —  Bedensart. :  uj)  old  is  früst  't 
ligt;  —  ua  Icchtmt'S  trocd  de  fos  't  is 
uet  mer;  —  up  d'  lütje  niimmers-dag  ('= 
Nimmer s-Tag),  wen  de  kalfor  up  't  is  dan-  10 
seu.  —  Nid.  ijs ;  mnld.  (KU.)  eys,  ijs; 
ahd.,  mild,  is ;  ags.  is ;  nfries.  is ;  an.  iss 
(IHur.  isar).  Wie  Grimm  meint,  soll  es 
mit  dem  Worte  Eisen  (ferrum  ^=  Har- 
tes od.  Glänzendes,  cf.  iser)  ii.  ferner  15 
mit  goth.  ais  (Erz,  Metcdl)  u.  lat.  aes  etc. 
etc.  verwandt  sein,  worilber  Weiteres  unter 
2  ären  zu  ersehen  ist.  Das  zend.  igi  (Eis) 
gehört  demnach  nicht  hieher,  scheint  jedoch 
mit  jökel  =  ags.  gicel  venoandt.  cf.  jedoch  20 
Fiele,  I,  30,  der  es  mit  zend.  i^i  von  einer 
y  IS  (gleiten)  ableitet. 

iselk,  s.  islik. 

1.  isen,  eisen  =  Eis  schlagen  u.  brechen 
etc. ;  od.  im  Eise  arbeiten,  mit  Eis  sich  be-  25 
mühen  etc.;  —   wT  sunt  fan  dage  an  't  od. 

bi  't  isen;  —  wi  hebben  hum  wer  lös  is'd; 
—  dat  schip  lös  isen.  Auch  zu  Eis  wer- 
den, g  efrier en  etc.  in  glad-isen  ('t  lied 
glad-isd).  30 

2.  isen,  grausen,  schaudern  machen,  er- 
schrecken, Schrecken  u.  Furcht  empfinden 
etc. ;  —  dat  is'd  mi  d'r  för.  —  Ahd.  agison, 
egison ,  ekison ;  mhd.  eisen  (erschrecken, 
Schrecken  u.  Schauder  empfinden) ;  mnld.  35 
(KU.)  eysen,  ijsen  (horrere  etc.);  nid.  ijzen; 
hess.  (Vilmar)  eisen;  nd.  (Br.  Wb.)  aisen 

u.  (Schambach)  eisen,  escn  (schaudern 
etc.).  ^  Zu  goth.  agis  (Furcht  etc.).  cf.  aisk 
M.  islik,  soiüie  fresen  =  fürchten.  40 

iser,  isder,  Eisen;  —  Bedensart:  man 
mut  't  isder  smäden  as  't  nog  het  is;  — 
man  kan  gen  isder  mit  banden  breken;  — 
be  is  'n  kerel  fan  isder  un  stäl.  —  Nid. 
ijzer.  Äs.,  ahd.  isaru ;  mhd.  isern,  iser ;  45 
goth.  eisarn ;  an.  isarn ;  ags.  isern,  afries. 
isern ,  iser ,  isrn ,  irsen ,  irscr.  Statt  an. 
isarn  auch  iarn ,  wozu  nfries.  jaarn  stimmt. 
Daneben  ahd.  isan,  isen ;  mhd.  isen ;  ags. 
isen  =  7ihd.  Eisen,  cf.  wegen  der  Grd-  50 
bedtg.  (als  Glänzende s  etc.)  unter  is  u. 
im  Beowidf  von  31.  Heyne  unter  Inig.,  wie 
desgl.  auch  unter  harnas. 

isig,  eisig;  —   dat  is  je  isig  kold;    —  'n 
isigen  lüclit,  eine  eisige  Luft.  —  Nid.  ijsig ;  55 
ags.  isig ;  ahd.  isec  (eisig,  voll  Eis). 

is-jökel,  Eis^- Zapfen.  —  Mnd.  isjokel 
(auch  iskekel ,  iskegel) ;  ags.  (is)  gicel,  des- 
sen g  aus  j  verdichtet  ist,  od.  wie  dies  mit 
j  auch  in  unscrm  jökel  der  Fcdl  ist,  ein  un-  60 


organischer  Vorschlag  vor  icel  ist.  cf  die- 
srrhalb  ags.  gif,  gyf  =  urspr.  if  (cf.  engl. 
if)  =  ahd.  iba,  ubi,  oba ;  mhd.  obe,  ob  = 
afries.  cf,  jef  etc.  tinter  of  (=  ob,  tcenn, 
oder)  u.  wegen  icel  od.  jökcl  s.  unter  die- 
sem Wort  das  Weitere.  Das  ags.  gicel,  bz. 
icel  steckt  auch  im  engl,  icicle  ^=  icc-icle.  cf. 
jökel. 

isk,  isk,  mit  Aphaeresis  sk.  Endung  = 
nhd.  isch  in  Adjectiven  u.  Substantiven, 
lüie  z.  B.  .  .  schelmsk  (schelmisch),  gladsk 
(glatt,  gleitend,  glattartig),  fretsk  (fresssüch- 
tig, gefrässig),  bigelöfsk  (abergläubisch)  etc. 
—  marsk  (Marsch  =  marisk,  meerisch, 
sumpfig,  tvässerig  etc.),  minsk  (Mensch) 
etc.  etc. 

Sie  ist  =  mit  cdid.  isc,  iscb ;  as.  isc ;  ags. 
isc ;  goth.  isk  u.  isks  (cf.  ahd.  meunisc,  men- 
uisch ;  as.  mannisc ;  gotJt,.  manuisks ;  ags. 
mennisc  =  human  us,  d.  h.  dem  Mensch  ge- 
nannten denkende n  Wesen  e n t sp r e- 
chend  u.  angepasst  od.  an  gehörig 
u.  eigen  etc.  [als  Weiterbildung  von: 
manna,  y  man,  denken  etc.]  =  menschliche 
Person,  od.  eigentlich  =  Denkender); 
afries.  isk  (z.  B.  in  agripinisk) ;  an.  skr  statt 
iskr  (in  racnskr  =  liumanus)  etc.,  dem  im 
Subst.  noch  ein  a  od.  o  (anscheinend  mit 
der  Bedtg.:  Person,  Wesen,  Geschöpf) 
angehängt  wurde,  was  indessen  später  (cf. 
an.  menska  =  humanitas  u.  afries.  man- 
uiska,  as.  mennisco ;  cüid.  mannisco  =  mhd. 
meuscbe,  mensch)  loicder  abfiel.  Nach  Ana- 
logie von  abulg.  isku,  isky  (in  mazisku,  ma- 
zisky  =  mätndich,  —  plutisku  =  fleisch- 
lich, —  nebesisku  =  himmlisch)  =  slavo- 
deutsch  iska  (cf.  Schleicher,  Com2).,  478); 
lit.  iszka  u.  goth.  iska  (in  barniska  =  kin- 
disch); ital.  isco  H.  lat.  iscus  (dem  auch 
wohl  iscum  u.  griech.  iskos  in  hibiscum  = 
griech.  ibiscos  =:  Eibisch,  Ibisch  [cf.  ahd. 
iwa,  dän.  ibe  =  nhd.  Eibe]  entsprricht)  etc. 
scheiid  es  indessen,  als  ob  auch  die  En- 
dung isc  im  Adj.  mannisc  (s.  oben)  eine 
Kürzung  von  der  vollen  u.  urspr.  Form 
isca  ist,  sodass  auch  hier  das  ScJduss-Si 
ebenso  loie  im  Subst.  Mensch  (=■  urspr. 
manniska)  später  abfiel. 

isk,  iskeii,  cf.  esken,  eisken. 

isk,  isker,  cf.  3  csk. 

islik,  hclk,  gräulich,  fürchterlich,  schreck- 
lich, abscheulich  etc. ;  —  dat  is  je  iselk ;  — 
iselk  kold;  —  iselk  slim  etc.  —  Nid.  ijsselijk; 
mnld.  (KU.)  eyselick,  ijselick;  ahd.  akislih, 
egislih,  ekislih ;  mhd.  egeslich,  eislicb ;  as. 
egislic,  eislic,  ags.  ageslic,  cf.  aisk. 

Itze,  Itseii  etc.,  s.  unter  Idse. 

iuj)  =  jup,  up  etc.,  s.  unter  up. 

iver,  ivern,  s.  ifer. 


136  JAGD 


(der  Halbrocal  Jot). 

j    toird   deshalb    ein    Ilalbvocal  genannt,  10  Otfried  die  Formen  jo,  ja  u.  scliioed.  ja, 

^ccil  er  bald  dem  Consonanten    „g"    n.   „k"  jo,  soivie  iveiter  Fick,  III,  243. 

(cf.  jid,  jiclit,  jiitrcn,  Janen  etc.    ii.   auch  im  Jabbo,  Jabbo  u.  Jabo,  ml.  Name;  Geschln. 

fries.  Archiv  von  Ehrentraut,    I,    218)  Jubbcn.     FjS  ist  (mit  vurschlagendem   j,    (/. 

tt.    dann   auch  wieder    dem  Vocal   „i"  ent-  unter  j,  u.  den  nachfohjenden  Wörtern  wohl 

spricht,   tcie   dies   schon  unter  dem  zu  ver-  15  derselbe  N'ame   toie  Abbo,    tcährend  Sjabbo 

gleichenden   Vocal  „i"  bemerkt  ist.     In  vie-  wahrscheinlich   loicdcr  aus  Jabbo    (mit  gc- 

len  Fällen  Jedoch  ist  er    auch  blosser   Vor-  zischtem  j)    entstand,     cf.   auch  Jibl)0   und 

schlag,   der  indessoi  stets  der  Dehnung  od.  StrackerJ an  (Jeverl.  Fersoncnnamen,  pag. 

der   Brechung    eines    einfachen     Vocals    in  26,  Nr.  72),  der  es  zu  f>ab  (geben)  stellt. 

zwei  Lauten  seinen  Urspru)ig  verdankt,  wie  20      ja-bröer,  Ja-Bruder    (qiii  omnibus  assen- 

dies  z.  B.  /»  jadder,  jfikol  u.  andern    Wor-  titur) ;    daher    auch:    ein    unselbstständiger, 

tern  der  Fall   ist    u.    auch    im  africs.  sehr  scJtwacher ,   loillenloser  JMoisch,    der   keine 

häufig  geschalt,  wegen  dessen  afries.  jelmissc;  eigne  Meinung  hat  od.  sie  nicht  zu  äussern 

(Almosen),  jelne  (File),  jelre  (Erle)  etc.  bei  wagt;   —    't  is  m'oI  'n  goden  kcrel,   man  't 

V.  Kichthofe  n   im  afries.   Wb.   unter  cl-  25  is  'n  ollen  ja-broor,  de  gin  minsk  tagen  ka- 

misse,    eine   u.    elre  etc.    verglichen   werden  men  diird.     cf.  jäcii. 

mögen.     Wegen   Vorschlagung  eines  j  auch  Jacht,  jat'litern  etc.,  .s.  jagt  etc. 

im  sl avischen  cf.  Pott,    Wurzclwb.,  II,  jaddc,  jedde  u.    (cf.   scliarre  =  schaddo, 

76    u.   ferner    wegen  j  u.  y  für  g  in  Bd.  Schatten)  jarre;    water-jadde,    Ackerspörgcl 

III,  54.  30  (spergula   arvensis).       Derselbe   heisst  auch 

ja,  ja,  tja,  die  reine  Affirmation  od.  Be-  gärnwindc ,    uägcnkne    etc.      Sie    hat   zwei- 

Jahungs- Partikel  j  a,  icobci  die  zweite  Form  theilige,  vielgegliederte  Stengel  (daher  inigen- 

eben  tiur  das  mit  grösserem  Nachdruck  gc-  kno)  u.  quirlständige,  fadoiförmige  Blätter, 

sprochcne  einfache  ja  ist  u.  die  dritte  (nüm-  woher  ivohl  der  Name:  gärnwinde  von  garn, 

lieh  tja)    mit  noch  stärkerem  Nachdruck  u.  35  Garn.     Vergleichen  tcir  jicht  =  Gicht,  jid 

vermehrter    Ungeduld    ausgesprochen   tvird,  (afries.  jeth)  =  gat  etc.,  so  steht  jaddo  viel- 

sodass  man  ja  als  den  Positiv,  ja  als  Com-  leicht  für  gM\dc,  was  möglicherweise  /»/<  gad- 

parativ    u.    tjii    als     Superlativ    bezeichnen  der  (Gatter,  Gitter)    zum   Vbm.  gadon  (vcr- 

kön)ite,  wie  z.  B.  in:  ja!  ik  wil  kamen;  —  einigen,  verbinden,  verknüpfen,  verschlingen, 

ja!    du   liest  't  je   wol  hürd  ,   dat  ilc  kamen  40  durch,  u)n,   od.  i)i  einander  scJtlingen,  win- 

wnl';    —    tjä !  kanst  du  not  hoicn?  'k  heb'  den  etc.)  gehören  könnte,  mit  dem  auch  nhd. 

dl  al  twemäl  toropon ,    dat  'k   kamen   wul' !  Gatte  u.  gatten    (cf.   gade)    connex    ist, 

—  Auch    Subst.:  ik    lieb'  Iiuni   't   j  a  gafeu  weil  eben  diese  Pjkotze  ein  wir  r  es  u.  viel- 

etc.  ver  Schill  ng  ene  s  Gewächs  ist.      Verglei- 

Als  Nebenformen  von  jd  etc.  sind  auch  je  45  chen  wir  edier  jepke,   j«3i)ko    =    wipke,    so 

u.  jo  gebräuchlich    u.   zwar  auch   mit   ver-  könnte  es  auch  mit  wed  (Unkraut  etc.)  con- 

schiedenem  Nachdruck  (ds  je,  je  w.  tje,   wo  nex  sein. 

das  „e"  toie  im  nhd.  Jetzt   ausgesprocJien  jadder,  s.  jidder. 

wird;  z.  B.  je!    'k  wil  kamen;    —   je!    wat  '^ixt'w,  Jähen,  Ja  sagen,  bejahen,  zustimmen 

lofst  du  wol?  —  tje!  mrust  du  den,   dat  'k  50  etc.;  —   he  jäed,  bz.  jä'd  altid;   —    de  olde 

dat  ni't  net  so  göd  döii  kan,  as  duV  jäbröer  deid  d'    mund    not  .anders    apon,    as 

M'rgcn  jo  =  ja  c/.  die  liedrnsart:  do  dat  um  to  jäen.  —  Das  „h"    im  nhd.  bejahen 

jo  Mich  wer;   —    du  must  mi  dar  jO  nrt  bi  /,s'^    unorganisch    u.    eingeschoben,    ivie    bei 

kamen  etc.,    loo    es   allerdings   nur   (ds  Be-  Grimm  unter  bejahen  zu   vergleichen  ist. 

kräftigungspartikel  u.  iiicht  als  reine  Affir-  55  Mit  dem  ahd.  jelian    (sagen,   sprechen,    be- 

malion  gebraucht  ist.    —    Africs.   io,  bz.  je,  kennen,  he'püien,  zustimmen  etc.,    cf.  jiditeu 

ge ;  ags.  ia,  gea  (cf.  v.  liichtho  fcn  unter  u.  bichten)   lud  ea  dircct  nichts  gemein,    da 

ie);  engl,  yea;  as.  ia,  bz.  ja;  an.  ia,  bz.  dieses  anscheinend  auf  goth.  jah  zurück- 
ja;  ahd.  ja,  ja;  goth.  jai,  ja.  Vergl.  auch  geht,  toähroid  jäen  von}ii  weitergcbildcl  ist. 
Seh  melier,    II,    202,     sowie  ferner   bei  GO      ja^'l,  od.  ja^t,    Jagd,  Jagen  des    Wildes 


JAGDNET 


137 


JAGTSK  JAGSK 


etc.  =  Verfolgung  des  Wildes  od.  sonstiger 
Beute,  um  es  zu  greifen  u.  zu  erlangen;  — 
he  is  up  de  jagd  na  fögels,  fisken,  wild,  geld 
etc.  etc. ;  —  he  is  helsk  (höllisch)  up  d'  jagd 
fersilten.  —  J.7tfZ.  jagid ;  jh/j*^?.  jaget,  jait,jeit; 
nid.  jagt.     Zu  jagen;    cf.  auch  jagt  etc. 

jagdnct,  ein  langes,  die  ganze  Breite  eines 
ahzutreihcnden  Gewässers  (Weiher,  Canal, 
Tief,  Meiner  Fluss  etc.)  einnehmendes  Fisch- 
netz, in  welches  die  Fische  durch  IHätschern 
im  Wasser  (mittelst  der  sog.  Pulsstöcke) 
hineingetrieben  od.  gejagt  werden. 

jagen,  Jagen;  (jage,  jagst  [jachst],  jagt 
[Jacht]  etc.;  —  jog,  jögst,  jög  etc.;  —  jagt 
od.  Jacht  [gejaget]  u.  jagt,  jagd  etc.) ;  — 
de  wulken  jagen  dor  de  Uiclit;  —  de  wind 
Jacht  dat  water  afer  de  dik ;  —  he  jög  hum 
mit  de  pitsk  üt  't  hiis ;  —  dat  schip  (de  wa- 
gen, —  dat  pürd  etc.)  jagd  d'r  hxngs,  dat  't 
so  'n  ärd  hed;  —  he  is  hen,  um  hasento  ja- 
gen ;  —  he  jög  hum  de  dägen  in  't  lif ;  — 
he  jagt  't  al  dür  de  käl,  wat  he  ferdend.  — 
Sprichic:  de  'n  ander  jagen  wil,  de  mut 
sülfst  löpen.  —  Nid.  jagen  (joeg,  gejaagd 
etc.);  ahd.  jagön;  mhd.  jagen  (jagen,  trei- 
ben, schnell  bewegen,  eilen),  cf.  auch  S c hm  el- 
ler,  II,  265  etc.  ivegen  der  verschiedenen 
Formen  u.  Bedtgn.  Vergl.  bei  Pott,  Wur- 
zelwb.,  I,  2S7  die  y  ya,  od.  yä  (bewegen, 
gehen,  treiben  etc.),  Grassmann  y  yah 
(eilen  etc.)  u.  Schleicher  com}].,  102  die 
y  ja,  ivelch  Letztere  eine  Nebenform  von 
ga  (gehen  etc.)  ist,  während  ya  (cf.  Ben- 
feg, Skr.  Dict.,  738)  von  y  „i",  gehen  etc. 
entstand.     Vergl.  auch  Fiele,  II,  200. 

jagen,  statt  gägeu  (gegen).  —  Nid.  jegen, 
jegens.     Davon: 

jägeiicn,  gegenen.  Nur  in  be-  od.  hijä- 
geueu,  begegnen,  behandeln  etc.;  —  he  is 
mi  nich  bijägend;  —  lie  bijägend  sin  folk 
mau  sk^gt,  er  behandelt  sein  Gesinde,  bz. 
seine  Untergebenen  nur  schlecht.  —  Nkl.  be- 
jegenen.  Es  ist  das  von  ahd.  gagan  (gegen, 
wider  etc.)  weiter  gebildete  ahd.  gaganjan,  ka- 
gaunen,  gagancn,  gagenen,  kegineu ;  amhd. 
gagenen,  entgegenkommen,  entgegen  treten, 
begegnen  etc.  Wegen  des  Stammioorts  jagen 
s.  unter  gägeu. 

jagei',  ein  Ftwas  (Person,  Wesen,  Ge- 
schöpf, Ding  etc.)  loas  j  a  g  t,  treibt,  eilt  etc. ; 
daher:  a)  ein  schnellsegelndes  für  die  Fil- 
fahrt  bestimmtes  Schiff ;  z.  B.  härings-jager, 
ein  Schnellschiff,  welches  die  büseu  begleitet 
u.  den  ersten  Fang  der  ganzen  Ilerings- 
flotte  rasch  an  den  bestimmten  Markt  be- 
fördert; —  b)  der  Junge,  tvelcher  die  Pferde 
vor  der  trekschüte  reitet  u.  treibt;  —  c)  ein 
Segel  an  der  zweiten  Verlängerung  des  Bug- 
spriets, dem  sog.  jagerstok.  Dieses  Segel 
kömmt  nach  Bobrik  nur  auf  Schmucken, 


Kuffen  u.  Ilukern  vor  u.  vertritt  auf 
diesen  dasjenige  Segel,  ums  auf  andern  Schif- 
fen klüver  heisst.  Sodann,  loird  d)  eine  mit 
Eisen   beschlagene   hölzerne  Schaufel   auch 

5  jager  genannt,  ivahrscheinlich  weil  sie  zum 
Wegschaffen  u.  Austreiben  des  UnrcUhs  (z.  B. 
in  den  Stallungen  u.  Gossen)  gebraucht  ivird. 
Auch  gab  es  früher  eine  ostfries.  Münze  (cf. 
0.  L.  B.,  907)  die  jager  hiess. 

10  Jäger,  Jäger.  —  Ahd.  jagari,  jagere  ;  mhd. 
jilgere,  jegere,  jegcr  etc. 

jagere,  Gejage,  Gehaste,  Geeile  etc.;  — 
dat  is  so  'n  jagere.  Das  der  Form  nach 
identische  ahd.  jagerie    hat  die  Bedtg. :  Jä- 

15  gerei,   Verfolgung  etc. 

jäger-stOl,    Jägerstuhl.    —    Schcrzh.  Ee- 
densart:  stak  de  dum  in  de  närs  un  mak  'n 
jägerstöl. 
jägner,    Gegner,    Widerpart.     Zu  jagen, 

20  bz.  jägenen. 

jagt,  Jacht,  in  verschiedenen  Bedtgn.  ge- 
braucht, als:  a)  Eilen,  schnelles  Treiben  etc., 
Flucht,  Fliegen,  Fliehen;  —  d'r  sitt  so  'n 
Jacht  in  d'  lücht   (von   den   schnellsegelnden 

25  Wolken),  bz.  in  't  water  (vom  Wasser, 
wenn  es  rasch  fliesst  u.  strömt);  —  he 
hed  so  'n  jagt  up  't  läfend,  er  ist  so  eilig, 
eifrig,  hitzig  etc.,  brennt  vor  Eile 
u.  Eifer  etc.; —  b)  vom  br ünstig  sein, 

30  weil  in  der  Brunstzeit  die  Thiere  sehr 
unruhig  u.  hastig  sind  u.  vielfach  umher- 
jagen od.  birsen,  loie  z,  B.  Pferde,  Kühe 
etc. ;  daher  jacht  auch  =  Brunst;  —  he  hed 
de  jacht  up  't  läfend ;    cf.  jagtig,  jagtsk  u. 

35  jagtcrn ;  —  c)  von  einem  Schnellsegler,  einem 
Jachtschiff;  —  he  hed  sük  'n  lütjen  jacht 
buen  laten.  —  Nid.  jacht  etc. 

jagtern,   jachtern,  jiclitorn,    Jochtern, 
Jnchtern,  j achtern,  sich  spielend  u.  neckend 

40  u  m  h  er  t  r  eib  e  n  u.  jagen,  Jagd  auf 
einander  machen,  um  sich  zu  haschen  u. 
fassen,  ivild  umherrennen  etc.,  toie  dies  von 
Kindern  u.  namentlich  Mädchen,  jungen 
Leuten   beiderlei  Geschlechts ,  jungen  Pfer- 

45  den  u.  Binder n  in  der  Weide,  od.  Thieren 
in  der  Brunstzeit  etc.  geschieht;  —  de  kin- 
der  (bz.  hunde)  jachtern  (juchtern  etc.)  mit 
'n  ander;  —  de  perde  jachtern  in  't  land 
herum;  —  't  junkfolk  jachterd    gern  mit  'n 

50  ander.  —  Es  ist  ein  Freq.  von  jagen  u.  von 
jagt  weiter  gebildet.  Daher  Subst. :  gejach- 
ter,  gejuchter  etc.  (de  kinder  maken  so  'n  ge- 
jachter;  —  't  is  so  'n  gojachter  dür  't  hüs 
etc.)  u.  jachtere    =    spielendes    u.    necken- 

55  des  Jagen,    Fliegen  u.  Hennen.      Auch  bei 

Schütze  (holst.  Idiot.)  u.  S c h a m  bach  (nd. 

Wb.)  jachtern  u.  sonst  auch  (cf.  B  r.  Wb.  u. 

Dähnert)  j achern.    Vergl.  auch  nid.  iagten. 

Jagtig,  Jachtig  u. 

60      jagtsk,  Jagsk,    hastig,  eilig,  hitzig,  brün-' 


JAGT-  od.  .TACflT- WEIDE  138  JAMMERN 

stig  etc.,  d.  h.  von  dem  ,,w»s  jagt  hesafft"  hals  (</.  jank  Jt.  jauken)  od.  hüngl  die  erste 

bese>:senu.erfasstod.eingeii(>»iiiieit  etc.;  Jacht  Silbe  yak  gar  wegen    der  liedtg.    Gier  etc. 

hallend  etc.  —  (/.  die  Kndungcn:  ig  ».  isk.  od.  g icr  i g  se i n,  vcrlangeii,trachten 

yd^t-   od.   jaclit-wpidc .    das  Absteige-    ii.  nach  etc.  mit  der  y  yak  cusammen,  die  (cf. 

l-jütree-Ziinmer ,    od.    die    allgemeine    Gast-  5  P ott,  Wiir::chvb.,  II,  -weite  Abtii.  ölH)  eine 

Stube  eines   Wirthshanses ,    wo:u  Jeder  ein-  Nebenform  eon  ir  ((/.  öskcii)  ist':"     cf.  auch 

kehrende  Gast  den  freien  Zutritt  hat.    Die-  jakke-piis. 

scs  aus  jagt  (Eile  etc.)    u.  wi'ide  (liabitatio)  jakluilscii ,    heftig   u.   .■<tarJc   nach    Etwas 

zu.sammcngcsetzte  Wort    ist    eine   seltr   jias-  verlangen  u.  trachten,  heisshitngrig  u.  gierig 

sende   Bezeichnung    des    allgemeinen    Gast-  10  sein  etc.;  —  he  jakhalsil  d'r  na. 

simmers,  indem  dies  in  Wahrheit  eine  „Eile-  jäkjp,  Jiuhchcn;  s.  jak. 

Weide''  (Stätte,  Ortod.Aufenthalt)  jakke-püs ;   i.    7.  jaklials    u.    setzt  dieses 

ist,  indem  dahinein  Alles  Jagt  u.    eilt  u.  mit  piis  (Katsc)  zusammengesetzte  Wort  an- 

darin    nur    einen   flüchtigen    Aufent-  scheinend  ein  mit  yAwkcw  synonymes  u.  ident. 

halt    )iimmt    u.    nur    hurzc    Zeit    (in    der  15   Verb,  jakken  coraus. 

Eile)  rastet.  jak-slip,  Schooss  der  Jaclce. 

Jak,    Jacke,    ein    kurzes    Obcrkleid   ohne  Jakub ,    Jakii]» ,    ml.    Käme    Jacob.   — 

Schösse    od.    doch   nur    mit   ganz    kurzen  Sprichw.  :    .,wat    imit   man   uOt  all'  hören," 

Schössen,    loährend    ein    Bock    stets    lange  sä'  de  dofe  Jakub. 

Schös.'<e  hat.  JJas  Dimin.  jakje  od.  jaktje  20  iammar,  Jammer,  drückendes  u.  behistigcn- 
bezeichnet  ein  kurzes  Oberkleid  für  ivcibl.  des  Schmerzgefühl,  z.  B.  im  Kopf;  —  ik 
Personen  u.  lourde  solches  hier  früher  im  harr'  (hatte)  tan  morgen  so  'n  Jammer;  — 
Bürger-  u.  Bauernstande  ganz  altgemein  ge-  lautes  Wehklagen  in  Folge  grossen  Schmer- 
tragen, 7cührend  es  Jetzt  immer  mehr  dem  zes  u.  herben  Verlustes;  —  man  hürd  dar 
kl("'d  (dem  langen  weiblichen  Kleide)  weicht  25  niks  as  jammcr  un  suchten; — ferner  auch: 
u.  fast  nur  noch  vom  geringeren  Stande  zu  Herzeleid,  Elend,  Kummer  etc.;  —  se  hed 
Hause  getrugen  icird.  —  JVW.  jak ;  ^'////Z.  jack ;  al  f'ul  Jammer  un  elend  bclafd;  —  dat  is 
scÄurJ.  jakka;  f/ä/?.jakke ;/;•«;<-?.  jaquc;  .S7;a».  jammcr,  das  ist  Schade,  bz.  traurig,  zu  bc- 
jaco  ;  ital.  gxüico.  —  Es  soll  nach  Ducange\s  dauern  etc.  —  Nid.  Jammer;  mnld.  Jamer; 
Vermuthung  (cf.  Diez,  I,  unter  Giaco)  30  ahd.  Jamar,  Jämer,  ämar,  amer ;  mhd.  Janicr, 
seinen  Namen  zufiülig  von  einem  Iliiupt-  amcr;  afries.  iamer;  ags.  geomor,  gconier 
ling  von  Beauvais  Namens  Jaque  erhalten  (Jammer)  n.  ahd.  Jämar,  ämar;  as.  J;unar, 
haben.  Da  indessoi  der  Grdbegriff:  Decke,  giam^iv,  jixmor  (schmerzlich,  leidvoU) ;  schwcd. 
Bedeckung,  Hülle,  Schützendes  etc.  jaemmer  (Jammer).  Davon: 
viel  natürlicher  als  zu  Grunde  liegoid  an-  35  Jammern,  jammern,  heulen,  ivcJtklagen, 
zunehmen  ist  (cf.  unser  wäd  u.  gewäd,  Ge-  kläglich  schreien  etc.  u.  zwar  gebräuchlich 
wand,  Kleid  etc.  von  goth.  vidan,  binden,  von  JSlensch  u.  Thier,  wie  namentlich  auch 
verbinden,  knü2)fen,  .stricken  etc.),  so  ist  viel-  von  den  Katzen  zur  Brunstzeit,  wie  das 
leicht  da-^  griech-iöge  (Schirm,  Schutz,  Decke,  hess.  jimmern;  —  ferner  das  Subst.:  ge- 
Hüllc)  zu  vergleichen,  toas  mit  Jük,  bz.  tat.  40  Jammer,  Geheule,  Geklage,  anhaltendes  kläg- 
Jugura  u.  Jüngere  etc.  zur  y  yng  (fesseln,  liches  Geschrei  u.  Gewinscl  etc.  von  Mensch 
binden,  verbinden,  zusammeidn'nden ,  ver-  u.  Thier  (ik  kan  dat  gejammer  uet  langer 
einigen  etc.,  cf.  Joch  =  Ges])ann)  gehört,  in  d'  uron  iitholden),  sowie  die  AdJ.:  jammer- 
icährend  y  yug  selbst  eine  Erweiterung  von  bärtig,  beklageiisicerth,  ganz  erbärmlich  etc. 
y  yu  (binden  etc.,  (f.  Ben  feg,  Skr.  Diel.,  45  (dat  sucht  dar  nu  Jammerliartig  üt)  ti.  jam- 
7-13)  ist.      Wegen   des  Scheltworts  schubbe-  moritk  (Jämmcrliclt). 

jak  (von  schubbeu  =  reiben,    kratzen  etc.)  Bern.     Wenn    man   die   obigen    Formen 

^=^  Jemand,  der  die  Jacke  schubbt  od.  reibt  vergleicht,  so  scheint  es  als  sicher  angenom- 

u.  scheuert  etc.    vergl.    bei  Schütze    in  men  werden  zu  dürfen,    dass    das   „j"    aus 

seinem   Idiotikon    unter  Jakk,    wo  mit  die-  50  „i"  (wie  in  J e,  J emals.  Jemand  etc.,  cf. 

Sern  Wort  ein  Scheuer-  od.  lieib- Pfahl  emand  etc.)    entstand   u.   dass  ia   in  iamar 

(cf.  schurpäl)  bezeichnet  wird.  eine  Brechung  von  „ä"    in    ämar    ist.      Da 

Jak.    Selten  <ds  ml.  Name,  aber  als  Ge-  nu)i  ferner  das  ahd.  ämaron ;  mhd.  ämcren, 

schlechtsname    (z.  B.  Johann    Jak)   häußgrr  ämern    (Scclensehmerz   emjißnden,   sehmerz- 

vorkommend.      Doch   wohl  eher  von   Jacob,  55  lieh  verlangen,    bz.  traurig  u.  klagend  sein 

bz.  franz.  Jaques  gekürzt,    als    aus  Johan  etc.)  u.  das  an.  anira  (Jammern,  heulen  etc., 

verdorben.  von  Katzen)  dieselben  Wörter  sind,  wie  das 

jak-lials,  ein  ausgehungerter,  gieriger,  bei-  neuere  Jammern,   so  scheint  es  mir  zweifcl- 

telhaf Icr,  verkommener  u.  dabei  frecher  Wi<  hl.  haft,  ob  das  „ä"    in  ahd..  ämar  wohl  urspr. 

Steht  jak-hals   vielleicht  für  älteres  jank-  00  lang  war,  zumal  beide   Wörter  anscheinend 


JAN  139  JANHAGEL 

mit  dem  an.  ama  (belästigen,  beschwerlich  sin  slafe  is,  kumt  seiden  wer  d'r  fim;  7- de 
sein  u.  werden,  Last,  Beschwerde ,  Druck  erst  an  d'  janever  fersläfd  is,  de  is  mit  is- 
u.  Mühe  machen,  placjen,  drücken  u.  qua-  (lern  ketten  banden.  —  iiVt</tsc?;  bäten  han^d 
len  etc.)  zusammenhämjen  u.  dieses  kein  'n  kann',  binnen  wand  'n  man,  de  liet  Jan. 
langes  „a"  hat.  Die  ]/  von  ama  etc.  ist  5  de  frett  körn  un  türf  bi  fracliteii,  suj)d  wa- 
ani,  (f.  äniel  u.  Fick,  III,  :2U  a.  I,  J'J.  ter  bi  dragten,  liäld  tan  de  strat  de  Mxc,  de 

Jan,    ml.    Name.      Davon:    weibl.    Name        dfir  gän  bi  gause  bopen;  mäkd  sc  fcrgrclld, 
Janna   u.  Dimin.   Jantje.      Geschln.  Jansen,        uimd  hür  liör  geld,  nn  lett  se  lüi)en. 
Janssen,  Jenssen.  Jan  Baihörn;  —  dat  is  ferbäterd  dör  Jan 

Es  ist  die  nd.  Form  des  nhd.  Johann,  10  Baihörn.  Zu  dieser  Redensart  soll  ein 
wie  unser  Jans  die  des  nhd.  Johannes  tim  1550  zu  Lübeck  lebender  Buchdrucker 
=  griech.  Joannes  u.  ist  der  Name  J  0-  dieses  Namens  Veranlassung  gegeben  haben, 
hann  aus  dem  hebr.  Joclianan  (d.h.  Je-  indem  er  angeblich  bei  einer  neuen  Äujlage 
hovah  schenkt,  od.  ist  gnädig)  ent-  des  A-B-C-Buchs  dieses  dahin  verbesserte, 
standen.  Wegen  Jehovah  cf.  Braun,  Na-  15  dass  er  dem  auf  der  letzten  Blattseite  abge- 
turgeschiclde  der  Sage,  I,  unter  Jalio,  Jao  bildeten  Hahn  ein  Nest  mit  einem  Ei  zu- 
etc.     cf.  Jocliem.  fügen  «.  unterfertigen  Hess.      Ob  diese  Er- 

Der  Name  „Jan"  ist  in  Ostfriesland  sehr  Zählung  richtig  ist,  lasse  ich  dahin  gestellt 
volksthümlich,  denn  ausser  in  den  mancher-  sein,  doch  will  ich  bemerken,  dass  auch 
lei  Anecdoten  u.  Erzählungen  von  „mal-  20  dem  Candidaten  u.  zeittveiligen  Schulmeister 
Jan"  u.  „klök-Jan"  („mal  Jan"  istdernär-  Hier onimus  J obs  (cf.Jobsiade,Cai).28) 
rische  Johann,  der  [anscheinend]  alles  die  gleiche  Verbesserung  desselben  zugeschrie- 
verkehrt  macht  u.  auf  den  Kopf  stellt ,  oh-  ben  ivird  u.  möglicherweise  die  Redensart 
schon  er  schliesslich  bei  jeder  Gelegenheit  auch  schon  früher  dadurch  entstanden  sein 
den  „klök-Jan"  [klugen  Johann]  überlistet  25  kann,  dass  dem  Namen,  bz.  dem  Worte  bal- 
u.  anführt)  lebt  derselbe  in  sehr  vielen  volles-  hörn  der  Begriff  des  bösen,  schlechte  n, 
thümlichen  Redensarten  u.  Sprichwörtern,  schlimmen  u.  verkehrten  etc.  von  al- 
tvie  z.  B.:  dat  is  net  für  Jan  un  alle  man !        ten  Zeiten  her  anklebt,   ebenso  ivie  unserm 

—  he  steid  as  Jan  fan  feren  (ferne);  —  baldäd,  balörig  etc.  So  sieht  auch  Vil- 
he  is  bold  wer  bäfen  Jan;  —  al  mit  der  30  mar  in  seinem  hess.  Idiotikon  den  Namen 
tid  kumt  Jan  in  't  wams  un  Gret'  in  d'  „Balhorn"  als  von  bal  =  ci/t*?.  balu  (per- 
büks,  od.  (oariirt) :  al  mit  der  tid !  dar  kön'  niciosus,  malus)  u.  hörn  gebildet  an  u.  deutet 
ji  drist  up  räken,  kumt  Jan  in  't  wams  un  es  als  böse  (schlimme,  verkehrte  etc.)  Spitze, 
Gretje  in  de  wäken;  —  „sligtweg  Jan,  Winkel,  Ecke  od.  Ort.  Dass  hörn  in- 
he  sal  dog  man  achter  de  plög,"  sä' de  bür,  35  dessen  auch  als  Hörn  gefasst  u.  gedeutet 
do  let  he  sin  jung'  düpen;  —  Jan  wil  wol,  werden  kann,  ist  selbstredend  u.  vielleicht 
man  dürd  net;  —  Jan  wul  sin  bür  brüdea        wahrscheinlicher. 

un  et  net;  —    dat  is  anders  wat,    as:    Jan  Janen,  gähnen,  gaffen,  das  Maul  aufsper- 

kum  in  un  et  wat;  —  erst  anstäkeu!  sä'  ren  etc.;  —  he  stcid  to  jänen.  Daher:  hö- 
blau-Jan  (auch  eine  volkstJmmliche  Figur  40  jänen,  gähnen,  bz.  das  Maul  tveit  u.  hoch 
■wie  „mal- Jan",  doclt  mehr  dem  Argen  zu-  aufrcissen  in  Folge  von  Müdigkeit,  Hunger 
gewandt)  as  he  na  d'  galg  förd  worden  sul ;         u.  Schlaf.      Sodann  hat  jänen   ebenso    wie 

—  de  't  döa  kan  (sä' mal -Jan)  de  gäf '  mi  gapen  die'Bedtg.:  das  Maul  aufsper- 
'n  sülfern  ortje;  —  dar  geid  't  heu,  „sä'  ren  wonach,  verlangen  u.  begehren 
mal- Jan,"  do  harr'  he  sin  mör  (Mutter)  iör  45  wonach  etc.;  —  he  jänd  d'r  na,  er  hat 
d'plög;  —  „dat  was  nich  gans  mis,"  sä  Jan,  Verlangen  u.  Gier  danach.  Auch  nd.  jä- 
as  he  sin  mör  't  en  ög  ütsmäten  harr' ;  —  nen,  bejänen  (=  begapen),  hojänen  etc.  (cf. 
„'t  is  mis,"  sä  Jan;  do  harr'  hum  'n  hund  Schütze,  Br.  Wb.  etc.);  engl.ja.Y/ü;  nfries. 
in  't  holten  ben  bäten.  jäne   u.    hojanen    (cf.    Outzen).      cf.   nid. 

janäver,  janever,  jenäver,  Genever,  d.  h.  50  geeuwen  u.  ahd.  giwen  etc. 

Destillat  von  Wachholder  =  lat.  juniperus,  Es  steht    (mit  zu  j  erweichtem  g,    %vie  in 

■woraus  das  ital.  ginepro  ;  span.  enebro ;  port.  jagen  etc.)  für  gänen,   gannen  =   ags.  geo- 

zimbro  (cf.  Diez,  I,  214:) ;  franz.  genievre  non ;    ahd.  ginen;    mhd.  geinen;    nhd.  gäh- 

(Wachholder)  u.  so  ferner  das  nid.  genever,  nen  etc.    u.    ist  wegen   anderer  Formen  u. 

jenever.  55  der  ]/  das  Weitere  unter  gannen  zu  vergleichen. 

Dazu   die   warnenden  Sprichwörter :   Ja-  cf.  auch  gapen,  jäpen,  jappen  etc.  ii.  jänup. 

ncver  !    Janever!    wo    langer,    wo  lefer;    wo  jangst  of?.  j'ankst;  i.  5.  jank  ;  —  de  jangst 

langer,  wo  mer ;  to  lest  deid  he  sar ;  —  Jan-  is  so  gröt,  dat  he  't  snöpen  hei  net  laten  kan. 

evers  (Wortspiel  mit  dem  Namen  Jan  Evers)  Janliagel,    od.   Jan  rap  an  sin  mät,   das 

magt  is  gröt ;  he  is  de  stärkste  Jan ;  de  erst  60  gemeine  Volk,  der  Föbel  etc. 


JANHINNERK                        140  JAR 

Janhinnpi'k ;  i.  q.  2  maljan.  nun   aber   der  Name  des  die  TJiüren  u. 

jank.    Gier,  heftiges   Verhiiu/eu,  Lüstern-  Thore  (Ein-  u.  Burch-Gängc)  behütenden 

heit,  Gelüste  etc.; —  de  jank  ("o«?.  jangst  etc.)  u.  bewachenden  Gottes  Jamxs  mit  dem  Worte 

stcid  hum  altid  na  d'  jauöver;  —  he  hed  so  janiia    tvoJd    loimittelbar  ::usammen]iängt  u. 

'n  jank    (jaugst)    na    d'    briid    etc.      cf.  das    5  einer  u.  derselben  y  cntspross,  ist  sehr  ivahr- 

fohlende:  scheinlich    u.    leiten    auch  Benfey  u.  An- 

jankcn,   begieriij  sein,    heftig   verlangen,  dcre  (cf.  Skr.  Dict.,  7:>S  unier  ya.)  den  Na- 

litstern  sein  etc.;    —    lie  jankd  na   't   ätcn  men  des  Janus  von  der  y  ya  gehen,  ge- 

etc. ;  —  de  hiind  jankd  na  sin  her.  —  Auch  hcn  zu  etc.  ab,  während  Bojip  Of-  GIoss. 

subst.:  dat  janken  (Verlangen  nach,  —  Bct-  10  comp.,  300)  das  tat.  jauua  von  dem  von  der 

teln  um  etc.)  im  grOmon  um  't  iiten  hed  hei  ]/  yä  u.  ana  (^=  an,  in,  ^u  etc.)  gebildeten 

geu  ende.  skr.  yana   (itio,  incessus,  ingrossus  etc.)    ab- 

Da  die  Hunde  etc.  ihren  jank  durch  heu-  leitet,  loelches  Wort  auch  bei  Ben  feg   (cf. 

Jen  u.  loinseln  bekunden,   so  hat  jaukcn  Skr.  Dict.,  741)  u.  bei  Pott  (s.  Wurzelwb., 

auch  die  Bedtg.:  zv in  sein  etc.  —  Xld.  jixn-  15  I,  zweite  Abth.  96'))    weiter  verglichen  wer- 

geleu  «.  JAwken  (begehren,  betteln,  wimmern,  den  kann,   tco  der  Letztere  auch  über  den 

heulen  etc.,  z.  B.  om  ecn  ambt  janken) ;  jan-  Namen  Janus  spricht.     Vergl.  auch  Fick, 

ker  (Lüsterer,  Wollüstiger  etc.,  daher  auch:  II,  200. 

Vcuusjanker) ;  ?h«W.  ('/v //.j  janckon,  jancke-  jap,  das  Aufsperren  u.  Oeffnen  des  Mun- 
lou  (gaunire,  vagire,  latrare  etc.),  Jancker  20  des;  —  he  kan  gen  jap  mer  don,  er  kann 
(gaunitor,  latrator  etc.) ;  }ifries.  janko  (win-  den  Mund  (od.  das  Maul,  den  Schncüjel) 
sein,  heulen,  wehklagen) ;  satl.  (Ehren-  nicht  mehr  aufsperren  =  er  ist  völlig  er- 
traut, II,  :^0:S)  jankje  (gierig  sein);  nd.,  schöpft,  cf.  jappcn  «,  das  folgende: 
mnd.  janken  (begierig  sein,  verlangen,  win-  Japen,  od.  japcn ;  i.  q.  gapeu.  cf.  nid. 
sein  etc.).  Wohl  (tls  urspr.  lautmalendes  2~)  jx^i),  Seh  )iitt  (bz.giihnende,  klaff  ende  Wunde) 
Wort  mit  lat.  gannire  eines  Ursprungs,    cf.  durchs  Gesicht. 

Fick,  II,  S4.     Vou  janken  auch  (cf.  Diez,  jappcii,  das  Maul  aufsperren,  nach  Luft 

II,  o3!>)    wohl   das  franz  jangier    (klaffen,  schnappen    (he    ligt    to  jappen,    bz.  he  kan 

klatschen  etc.)  =  rt/nn(i.  jangle,jjroi'.  jangla  not  mijr  jappen  =   er   liegt   in   den   letzten 

etc.,  sowie  das  engl,  jangle  (heulen,  belfern,  30  Zügen);  das  Maul  vor  Hunger  u.  Gier  weit 

kreischen,  zanken,  hadern;   ein  unharmoni-  aufsperren,  gierig  nach  Speise  etc.  Verlan- 

sches  Geräusch  machen  etc.).  gen  u.  schreien  (de  junge  spräen  jappen  na 

jäiisk,  gähnisch,  zum  Gähnen  geneigt  etc.;  de  olden).  —  Nd.  (Dähnert)  gappen ;  mnd. 

s.  jiuion  u.  ho-jänsk.  japen,   jappen.      Zu  jäpen  etc. ,    cf.  janken. 

jan-snutc,   Maulaffe.     Zu  jäucu ;   s.  jap-  35  Von  jappen  (gähnen,  gaff'en,  klaffen  etc.) 

snute  u.  gapenbek.  das  engl,  jap;  franz.  japper;  prov.    japar 

Jäll-up  (Gähn-auf)  im  Bäthscl:  grfin  un-  (kläffen,  bellen  etc.,  von  Hunden),  wie  nhd. 

ner,  blau  baten  —  iär  uuner,  liir  bäten;  —  kläffen   von   klaffen  =   gähnen  etc. 

mit  fer  liiren  stipstappen  nn  en  holten  Jänup.  Vergl.  zu  jäncn  (gähnen)  u.  jappen  (schnap- 

.lauwärje,  od.  .laiinewarje,  Januar;  der  -iO  pen,  das  Maul  aufsperren  etc.)  auch  das  aind. 

erste  Monat  des  Jahres.  —    Sprichw.:  dan-  jänjabhyätai  etc.  in  Benfey,  Orient  u.  Oc- 

sen  de  müggen  in  Jannewärje,  den  word  de  cidcnt,  I,  013. 

biir  'n  bädeler;    —    greit   dat   gras  al  in  d'  jappcnl,   ein  gieriger,    betlelhafter ,  win- 

Janncwärje,    den  wast  't  hele  jär  siegt;    —  sclndcr  Wicht  od.  Hund  etc.;   —    't   is   'n 

warm  wer  in  Jannewarje    brengd    de  bür  'n  15  mbarmlikon  japperd  fan  'n  kerel. 

mager  jär.  i^*- ■>    Ja)»  -  snfite;     i.   q.    jän-snüte.      cf. 

Das  lat.  Januarius  tvird  von  Janus  ab-  Schütze,  Idiotikon  unter  Jap  etc. 

geleitet  (der  Jani  monsis   od.  Januarius  ivar  jiir,  Jahr  =  Zeitabschnitt  des  Kreislaufs 

ihm  geheiligt),  der  als  eine  altitalische  Gott-  der  Erde  um  die  Sonne,  bz.  Zeit,  innerhalb 

heit  unter  andern   auch  ein   Vorsteher  (od.  50  ivelcher  die  Erde   den  Lauf  tim  die  Sonne 

Wächter)    der   Himmeisp f  orten   und  der  macht.  —  Afries.   jer  od.  ier;  as.  ger,  iar ; 

Strassen-  u.  Haus-  Ei n gänge  war.     Die  ags.  gcar,  ger;  engl,  year;  n?^Z.  jaar;  tvfries. 

Form  Januarius   liegt   aber  noch  näher  zu  jier;    nfrics.   jer,    ir,  jir;    satl.  jir;    an.  är; 

janua   (Tliür ,  Eingang,  Zugang,  od.   Oeff-  ahd.,  mhd.  jär;  goth.idr;  zend.yXre;  apers. 

nung,  Darciigang)    u.    da    nun    der  Monat  55  yära. 

Januar  seit  N  u  m  a  der  erste  Monat  des  Jah-  Das  Wort  jär  bedeutet  so  viel  als :  Lauf, 

res  ist  u.alsi)  (dii  Eingang  des  Jahres  steht,  Gang,    Umlauf,   Kreislauf   (der  Sonne,   bz. 

bz.  der  Er  offner  des  Jahres  ist,  so  liegt  der  Erde)  u.  gehört  entweder   zur  ]/  yä  = 

es  .sc/tr  nahe,    das  Wort  Januarius  ah  eine  urspr.  „i"    (bewegen,   gehen  etc.),    od.  nach 

Weiterbildung   von  janua  anzusehen.     Dass  GO  dem  skr.  paräri,    paraäri    (voriges  Jahr)   zu 


JARIÜ 


141 


JAUELN  JAUERN 


urtheilen  zu  der  ]/  ar  (betoegen,  gehen  etc.), 
toozn  auch  das  goth.  ara,  ahd.  aro  etc.  (Ad- 
ler), loie  unter  adler  ii.  arenrl  ::ii  vergleichen. 

Das  griech.  öra  (Zeit,  ZeitahscJutitl  etc.) 
ivird  gleichfalls  zu  dem  send,  yärc  gchallcn 
u.  loürde  hei  der  Ableitung  von  der  ]/  ar 
(wozu  das  an.  nr  [Jcdir]  ebenso  genau  stimmt, 
toie  das  an.  ar  [Ruder,  aratrinii]  von  ]/  ar) 
anzunehmen  sein,  dass  das  „a"  von  y  ar 
eine  Brechung  zu  ia  (cf.  dieserhalb  jam- 
mern =  an.  amra)  erlitt.  Vom  griech.  öra 
ivird  bekanntlich  auch  das  lat.  liora  (cf.  fir 
u.  tirlösje)  abgeleitet.  Als  Beleqstellen  cf. 
Bopp,  Gramm.  I,  95,  —  II,  210  u.  III, 
SO;  ferner:  Ferd.  Justi,  Uandb.  der 
Zendspr.,  246,  b;  —  Bopp,  Gloss.  comp., 
308  unter  yä;  —  Zeitschr.  für  Völkerpsy- 
chologie von  Lazarus  u.  St  ei  n  thal, 
III,  322  sub  Nr.  17;  —  Pott,  Wurzclwb., 
1,  288  —  u.  II,  77  sub  361,  tvo  eine  Ent- 
stehung der  Form  yar  von  der  y  ar  (be- 
wegen) als  möglich  zugelassen  wird.  cf. 
auch  unter  2  iir  «.  loeiter  Fiel:,  111,213. 

Die  urspr.  Formen  yära  u.  ära  würden 
demnach  entweder  von  ]/  ya  mit  dem  Suf- 
fix ra,  od.  von  der  y  ar  mit  dem  Suffix  a 
weitergebildet  sein. 

jai'ig,  jährig,  einjährig ;  —  dat  word  mor- 
gen jarig,  dat  min  fader  aferläden  is;  — 
volljährig,  grossjährig ;  —  lie  is  jarig  wor- 
den. —  Afries.  jerich,  jerech  etc. 

1.  jarre,  s.  jadde. 

2.  jari'e,  s.  jir. 
jas,  Ueberrock,  namentlich  die  dicke  Jacke 

der  Schiffer  zum  Ueberzichen.  —  Nid.  jas; 
Vbm.  jassen,  einen  lieber  rock  tragen,  mit 
einem  jas  bekleidet  sein;  ferner  auch:  ha- 
sten, j  ag  en,  spielen  (auf  Karten  das 
sog.  jas  /"=  Jage-  od.  Ilasche-Spicl?] -Spiel, 
woher  auch  der  Treff -Bube  als  oberste 
Karte  den  Namen  jas  hat)  etc.  —  Wang.  jask. 
Jasper,  ml.  Name;  Geschln.  Jiniwra.  Ist 
kein  alter  fries.  Name  u.  aus  der  Fremde 
importirt.  —  cf.  nhd.  Kasper  u.  lateini- 
sirtes  Gaspariis. 
I  jasses,jesses,  jeses,  jisses,  jusses  j/.  har-, 
I  od.  liei'-jassos  etc.  Ein  vom.  Namen  J c- 
!  sus,  bz.  von  Herr  Jesus  entlchides  Aus- 
rufsivort,  tcelches  zum  Ausdruck  des  Stau- 
nens, Schreckens  etc.,  als  Hülferuf  etc.,  od. 
auch  als  Beschwörungswort  u.  selbst  zum 
Ausdruck  der  Indignation  u.  des  tiefsten 
Absehens  sehr  (dlgem.ein  gebraucht  wird, 
selbstredend  ohne  dabei  an  den  Herrn  Je- 
sus zu  denken  od.  es  meistens  auch  nur 
im  mindesten  zu  ahnen,  dass  es  davon  od- 
lehnt  ist.  —  cf.  auch  sakkerlot  etc. 

jaueln,  jauern,  laut  schreien  u.  jammern, 
Idagen,  heulen  etc.,  namentlich  auch  von  den 
Katzen  zur  Brunstzeit  gebraucht,  sowie  auch 


von  dem  Heulen  u.  Winseln  der  Hunde. 
Subst.  gejaucl  ti.  jaucle.  —  Scdl.  jauerje ;  nd. 
jaulen.  Dazu,  bz.  zu  idd.  jouvf  (Spottgeschrei, 
bz.  ein  langausgeJtolter  lauter  Schrei  zu 
5  Schimpf  u.  Spott,  Hohngelächtcr) ;  jonwcn 
(schreien,  durch  Schreien  verhöhnen  etc.); 
uitjouwen  (ausspotten,  aushöhnen,  ausschim- 
2>fen  etc.)  etc.  vergl.  bei  Vilmar  (im  hcss. 
Idiotikon)  jö,  joeleken  (vom  lofiüd.  jölen)  u. 

10  krajoelcn,  soicie  das  deutsche  io  in  Mordjo, 
Feuerjo  etc.;  sodann  das  nhd.  johlen  ti. 
nid.  joelen  (vom  lustigen  u.  tollen  Geschrei 
eines  Trunkenen,  bz.  =  laut  schreien  u. 
jauchzen  etc.)  u.  bei  Schm  eil  er  (11,263) 

15  unter  jo-eln.  Zum  nid.  jouw  (s.  oben)  stimmt 
engl,  jaw  (Schimpf,  Spott,  S2)ass,  Scherz 
etc.;  schmähen,  schimpfen  etc.)  u.  zu  unserm 
jauela  das  schtoeiz.  jaulen,  jauren  tc.  engl. 
yawl  (cf.  Pott,   Wurzelwb.  I,  zweite  Abth., 

20  1253),  während  das  Schweiz,  jauscln  unserm 
jöseln  (wehklagen,  jammern,  winseln  etc.) 
entspricht.  Zu  dem  Stamm  jo,  jü  etc.  (als 
lauter,  jubelnder  Schrei  etc. ,  bz.  jiusbruch 
der  Freude  u.  des  Jubels  etc.)   gehört  auch 

25  mhd.  jüwen ,  juwezen  (jauchzen)  u.  nhd. 
jauchzen  =  Schweiz,  juchzen,  juzen  u. 
unser  juchei,  jucheien  etc.,  wa>ig.  jugje  etc. 
u.  nid.  juichen.  Ferner  (von  j6,  jii  etc.  als 
Naturlaut)  ivahrscheinl.  auch  das  lat.  jubi- 

30  Iura  u.  juijilare  etc.  zum  Stamm  jö,  jü,  cf. 
auch  unser  jü,  sjü  etc. 

Was  nun  aber  iveiter  das  Vbm.  jaueln, 
bz.  das  nid.  joelen  «.  nhd.  j ohle n,  bz.  jö- 
len betrifft,   so  bleibt  es  zweifelhaft,  oh  dies 

35  flicht  mit  dem  agerm.  Ju  l,  engl,  jül,  an.  jol 
(Freudenfest  zur  Zeit  der  Sonnenwende  im 
Mitivinter)  zusammenhängt,  ivovon  auch 
Diez  (1 ,  217)  das  ital.  giulivo;  prov., 
afranz.  joli   (fröhlich    etc.)   u.    das    nfranz. 

40  joli,  sjjrt».  juli  (artig,  hübsch),  —  Vbm.: 
afranz.  joliver,  jolier  (sich  freuen,  jubeln 
etc.)  ableitet,  wo  denn  auch  das  Wort  jül 
(in  Julfest)  eine  Weiterbildung  von  Natur- 
lauten jö,  jü  sein  könnte,  falls  es  nicht  mit 

45  unserm  wel  (=^  Rad,  Drehendes)  identisch 
ist,  dessen  verschiedene  Formen  (als  z.  B. 
engl,  wheel,  ags.  hveol  [hueol] ,  nid.  wie! 
[=  uiel,  huiel],  scdl.  wel,  jule,  jöle,  bz.  iule, 
iwle;    an.,    bz.    isl.  hvel,    hiol  etc.    [da   ein 

50  drehendes  Bad  auch  einen  h e u lende n, 
seh  n  u r r  ende n  u.  singende n  Ton  ver- 
ursacht]) auch  wieder  an  einen  Zusammen- 
hang mit  dem  Stamm  von  nhd.  heulen  = 
ahd.  hiuweln,  liiulen  etc.,   nid.  liuilen   (alt: 

55  hwilen),  bz.  unser  Iiülen  (s.  d.)  erinnern  u. 
sonach  die  Anncüime  gestatten,  dass  sowohl 
nid.  joelen  als  liuilen  etc.  mä  den.  obigen 
Formen  von  unserm  wel  (Bad,  Spinnrad 
etc.)    u.    dem  Vbm.  welen    (drehen,   toenden 

60  etc.,  cf.  das  Julfest  cds  S onn  emvende- 


JAUKER  .TAUCnER  142                    JICHTEN  JECHTEN 

Fest)   von    Hause    aus   susammoihänf/oi.  niaken  wat  so  wil ;  —    lätd  ji  hör  tofräden. 

Vergl.  auch  bei  Outzen  die  irr.'^chicdeiir)!  —  Nid.  jij,  gij ;  afries.  i;  at/s.  ge;  as.  gi,  i. 

Formen  unttr  Jiil.  Bopp  glaubt,    dass  die  Staininfii/lbc  yu    (cf. 

jaukPi*.  janclior,  theucr,  hoch  im  Preise  ,jo,  jn  =  euch,  —  Jos,  jus  =  eures)  eine 
etc.;  —  ilat  is  im  to  jaiiker. —  KacJi  Sthf/.  5  Erweichung  von  tu  (=  du)  ist,  wie  in  sei- 
ist es  Judendeutsch.  ner  rergl.   (rramm(di/i,  Bund  II,  1J:}  zu  vcr- 

jjiwal,  jiiwol,  jiiu-ohl ;   —  Spriclnc:  „iii'  gleichen,     ji  ist  anscheinend    eine    ]'erstüm- 

iin   j.i\v;il"  segmn  do  kniniliörnors  all'.  vielung  von.  jis,    lir.  jus,    tcas    im    gotli.  jus 

j«',  ./"  ;  —  ik  kam  ji";   .s.  ja.  erhalten  hlieh,  währenddessen „a"^  im  Deut- 

j(m1(Io,  Scher',  Sj)ass,  Schimpf  etc.  —  Da-  10  sehen  in  „r"  id>crging  u.  so  das  nhd.  ir  (bz. 

rnn  :   ji'dilow  iinl,    Scherz-,    Sjuiss-,  Schim}if-  yr  =  jir)  entstand.     Fs  .so//  aber  jns  ^^  lit. 

Wort  etc.;  —  man  miit  ok  "ii  jodtlewünl  ior-  jus  u.  zend.  ym  ferner  noch  eine    Verstiim- 

Silin,  bz.  fenlragcn  küiion.  —  Fs  ist  ein  mir  niehing  des  ved.  yiismö  sein,  dessen  „s"  ebenso 

sonst  nirgends  rorgckommenes   }\^nrt.  wie   das   aus   .s/r.  ynyäm    entwicJcelte   zend. 

jo^Pn,  s.  jügeii.  15  ynsem  aus  der  skr.  Sgibe  sma  stammt.     Da 

jo^jonen,  s.  jägcnen.  nun  .s//-.  yiismö'  =:  goth.  jus  ist  u.  aus  dem 

jt'^iKM",  s.  jägncr.  skr.  yusmat  (ef.  linpp,  Gloss.  comp.,  314) 

jpl,    .<ichräg,    spdz  u.  scharf,    bz.  winklig  das  aeol.  immes    (aus  usnios)    entstand,    so 

zulaufend;  schräg,  schief,  quer  etc. ;  daher:  erklärt  sich  auch  afries.  iomma,    bz.  jomma 

aferjei ,    überzwerch,    schrägiiber    etc.      cf.  20  (ihr)  u.  iomma  (euer),    wfries.  jiemnio  (ihr) 

poinm.,    rügisch     (Dähnert)    jpüe,     eine  als  die  dem    skr.  yusmö    entsprechende   rol- 

schmale  Landspitze,  tvovon  Jella  nd  als  lere    Form.        Was    nun    ferner    das    .skr. 

Name    der    Landspdze    von    Hiddensee  yusmö  betrifft,  so  steht  es  für  älteres  yn-sma. 

gegen  das  pommersche  Ufer.  .lil»bo.    ml.    Name.     Geschln.   Jibben.     cf. 

Jelle,  ml.  Name.     Geschln.  Jellen  u.  Jel-  25  die  anscheinend  verwandten  Formen :  Jahbo, 

]o!ia.      Weiterbildung  davon:    Jpllrirh,   Jell-  IIio  u.  Ippo. 

rik,  Jell^rk.     Fs  ist  wahrscheinl.  (cf.  .labhn,  j'<'lit,  (rieht,  Rheuma.  —  Mhd.  gibt  (Zu- 

Abbo,  Jibbo)    eine    Nebenform    von  Alle  «.  ckungen,  Krämpfe,  Gicht);   dän.  gigt,  jogt; 

Elle  mit  vorschlagendem  ,.j",  ivie  bei  afries.  sehwed.  gickf.     Da  flöt  (FItiss,  Ixheuma)  von 

jelne  =  eine  (Elle)  n.  jclre  =^  elre   (Erle).  ßO  Hötoii  (ßie.'tsen,  bz.  bewegen  stammt,  so  durfte 

Da  indessen  afries.  ili    (Schwiele)   auch   in  auch  das  mhd.  gibt  (Gicht)    mit   dem    mhd. 

der  Form  ie\  vorkommt,  so  könnte  auch  eine  gibt,  giclit   (Gang,  Bewegung)   von   Hause 

Form    llo,    Illo    (cf.   Forste  mann    unter  aus  identisch  .fein,  zumal  auch  das  sehwed. 

1 1,    wo    er    einen   Zusammenhang    mit  ihiu,  gickt    mit  dem  piräs.  gick    des    Verbums   g;\ 

eilen,    rasch  sein  ii.  metchen  etc.   annimmt)  35  (gehen)  zusammen  zu  hängen  scheint, 

zu  Grunde  liegen.  jiclltoii,  Jccliton,    bekennen,  gestehen;  — 

Nach  Strack  er  Jan    (Jeverl.   Personen-  bö  wil    not  jirbtou.    —    Ahd.  jibten;    mhd. 

namen,  212)    ist  .Tellricb    indes.sen  aus  Atba-  gibtou    (aussagen,  bekennen;   zum  Gesläiid- 

laricb    entstanden,    wie    Allo,    J-lllo,  Ello    u.  iiiss  bringen);  afries.  ]cc.hUi;    tvfries.  jccht- 

Jelle  aus  Atliilo,  Ktbilo.  40  jen  ;    mnid.,    mnd.  giobten.      Daher:   afries. 

jenli^,    locder  zu  gross   u.  dick,   noch  zu  l)ijocbta,  cf.  bichtcn  =^  nhd.  beichten.     Mit 

klein  u.  dünn,  sondern  dem  richtigen,  mass-  afries.    jecbt;     mnd.    gicbt     ((reständniss), 

vollen    Verhältnisse   entsprechend;    leicht  u.  jeclita    (geständig)    u.    dem    sjiätern    ofries. 

zierlich,    hübsch,    nett,  passlieh  etc.;  —  (lat  ji«'btig  (cf.   O.  L.  It.,  pag.  1H5  u.  228),  bz. 

is  so  'n  jentigen  stok,    de    hü  dragt;    —    'n  45  altd.  jibt;  mhd.  gibt  (Aussage,   Geständniss, 

jentigcn  jung  etc.    —    Nid.  joiit    (mnhl.  hei  Bekenntnis.^) ;  ahd.  jilitig,  gibtig;  mli.1.  gili- 

Kil.:   gbont,  jent),    hübseh,    zierlich,    nett.  tic  {aussagend,  geständig  etc.)  vom  ahd.  je- 

Aus  franz.  gont   (joly,  bien  fait,  propre)    u.  bau,  gehan,  jeheu;   mhd.  jebcn,  gobea ;   md. 

mit  gentil  m.  lat.  geutilis  von  lat.  gcns.  Jen  (sagen,  sprechen,  aussagen,  erklären,  ein- 

jt''i)ke,  .s.  jApke.  50  gestehen,  bejahen  etc.)    =    as.   geban,    goan 

ji'ts,  Etwas,  eine  Kleinigkeit.    Es  ist  Ne-  (Präs.  gibu) ;  afries.  ia.  (Ger.  togien;  Präs. 

benform  von  ets,  jedoch    ivie    das  nid.  iets  .7.  Person  ind.  iecbt),  tvovon  Di cz  (I,  207) 

synonym  mit  dem  aus  eowiht  contrahirten  et.  auch  das  ital.  geccliire  (in  aggecchirsi,  sieh 

Jetta ,    ivbl.  Name   =    nhd.   Jette.     Di-  dcmüthigen,  sieh  iintcrwerfen) ;  prov.  gequir, 

min.:  J ettchen.  55  aspan.  jaquir  (überlassen),   acat.  ja(iuir  (cr- 

jeven,  od.  Jewen,  jpworn,  jiwwcrn,  wci-  tauben,  zugestehen)   n.  afranz.  gebir  (gestc- 

nen,  icimmern,  jammern,  ivcinerlich  sprcehen  hen,  .sagen)  etc.  ableitet. 

etc.  Wegen  des  ahd.  jehan,  womit  auch  goth. 

ji  (J'lur.)    ihr.    —    wat  wuld  ji  hu-  don  ?  aikau    (dessen    ai    ebenso   wie   bei  aivs   auf 

—  lätd  ji  Iiiir  mit  hör  geld    un  güd  dün  un  HO  ur.sjir.  „i"  wei.st)  u.  lat.  ajcre  (cf.  Schulze, 


JICHTERN 


143 


JOBENAM  JOBENAMELK 


goth.  Wh.,  pag.  7)  zummmcngeüdll  wird, 
'ist  Weiter  CS  bei  Pott  (III,  730)  zu  ver- 
gleichen, W02U  ich  noch  bemerken  wöehte, 
dass  das  goth.  aikan  in  der  Form  mn 
besten  zu  imserm  iken  =  etlid.  Gihlion  stimmt, 
woran  auch  Pott  an  der  oben  erwähiUoi 
Stelle  denkt  u.  dieses  mit  dem  goth.  aigaii 
(cf.  egon)  verwandt  hält. 
jichteru,  s.  jachtorn,  hz.  jagtoni. 

1.  jichti^,  gichtig,,  mit  Gicht  bcliaflet. 
Zu  jicht. 

2.  jichti^  (obs.?),  gestündig  etc.;  s.  unter 
jichten. 

jichts ;  /.  q.  ichts ;  .9.  hinter  icht. 

jid,  jit  od.  jith  (Plur.  jiddon,  jitton)  ein 
kurzer,  einspuriger  Fahrweg  nach  dem 
Deich  hinauf;  —  dat  jid  is  so  utfaren,  dat 
man  d'r  hast  mit  gen  för  stro  nier  bi  de  dik 
npfaren  diird.  —  Es  ist  von  Ilausc  ans  das- 
selbe Wort  wie  das  afries.  jet,  joth  n.  un- 
ser jetziges  gat  (Loch,  Riss,  Spalt,  Oeffnung, 
Durchbrach,  enger  Gang  etc.)  u.  dort  das 
Nähere  weiter  zu  vergleichen. 

Bestätigt  tvird  dies: 

a)  durch  das  von  Cad.  Müller  ange- 
führte jidden  für  die  Löcher  im  Herde  u. 
Schornstein,  loelche  auch  stipgaten  genannt 
wurden  u.  ivorin  angeblich  in  uralter  Zeit 
kleine  Götterbilder  (Herd- Gölter,  Laren)  ge- 
standen haben  sollen  u. 

b)  durch  das  mit  nnscrm.  brot  (Bruch,, 
Bruchstücke)  unmittelbar  verioandte  an.  braut, 
was  allgemdn  in  der  Bedtg.:  Weg,  Fahr- 
strasse etc.  gebraucht  uiurdc,  urspr.  in- 
d^essen  die  Bedig. :  B r  u c h,  D u r  chbrnc h, 
Biss,  Spalt  (fracta,  rupta)  etc.  hatte,  wie 
auch  unser  gat  (Loch,  Riss,  Spalt)  das 
Stammwort  von  dem  nhd.  G  a  s  s  e  ist.  cf. 
dieserhalb  auch  das  franz.  route  aus  tat.  riipta, 
ioovon  auch  unser  rött,  bz.  nhd.  Rott,  Rotte. 

jid  od.  jidde,  ein  Ijcindmass,  etwa  ^.U  Die- 
matJi.  haltend.  Vielleicht  urs2)r.  dasselbe 
Wort  ivie  das  vorige  u.  dann  wohl  eine n 
Thei l,  bz.  ein  Bruchstück  (vom  Grd- 
begriff:  brechen,  spalten,  aus-  u.  von  einan- 
der gehen  od.  machen,  reissen  etc.)  eines 
grösseren  Jjandcomplexes  od.  eines  Hofes 
bedeutend. 

jidder,  s.  jüdder. 

jikker,  jikkerd,  jikkcl,  eine  kurze  Manns- 
jacke, ohne  Schösse.  Es  ivird  ein  Diminu- 
tiv von  jak  (Jacke)  sein.  Wegen  des  „i" 
vergleiche  das  folgende  : 

jikkern.  in  kurzem,  raschem  Trabe  fah- 
ren, bz.  jagen.  —  Nd.  jakkern  ;  nid.  jakken. 
Es  ist  ebenso  wie  jachtern,  jichtern  etc.  ein 
Freq.  von  jagen  tt.  gebraucht  man  hier  statt 
dessen  auch  das  redupdicirte  jik-jakken.  cf. 
auch  das  hess.  jackern  (Vilmar)  =  schnell 
reiten  u.  fahren. 


Jinnno,  ml.  Name.  Geschln.  .Timmen.  — ■ 
Wohl  mit  vorschlagendem  „j"    ans  Imme. 

Jili,  ^"in,  od.  (nach  Stbg.)  jilin,  ein  Tau 
zum,  Heben,  bz.  Aufziehen  schiverer 
5  Lasten;  ein  schioeres  Takel-,  od.  Hebezeug. 
■ —  Nid.  gijn;  nd.  gien  (cf.  Bobrik  unter 
Ginn);  schiccd.  gm;  dän.  gie.  Es  ist  ivohl 
connex  mit  dem  engl,  gin  (Maschine ,  Ge- 
triebe,   Triebwerk,    Rammgcrüst ,    Hebcma- 

10  schine.   Winde,  Hebezeug;  Schlinge,  Strick, 
L'cdlstrick,  Sprenkel),    sowie   mit    dem  engl. 
angine   (Maschine,  Kunstgezcug ,    Kunstge- 
triebe etc.),  was  sich  von  ingenium  herschreibt. 
jip,  s.  gtp.^ 

15      jipf^ii,  s.  gipen. 

Jire,  jirre,  jir  a.  (seltener)  l&.vv^,,  Jauche, 
Mistlake,  Gülle;  überhaupt  jede  .stinkende, 
faulige,  schmutz igbr au ne  Flüssigkeit.  —  Nid. 
gier  M.  mdartl.   (in  Groningen)    auch:   jire, 

20  jere ;  afries.  jere,  gere ;  satl.  jere.  Mit  engl. 
göre  (Schnmtz,  Koth,  Schlamm) ;  ags.  gor 
(fimns,  lutum,  coenum) ;  ahd.  gor  (Mist) , 
mnd.  (Seh.  u.  L.)  gare,  göre,  gorre;  an. 
gor  (excrementum  intestinorum);  ')iorw.  gjorja, 

25  gyrja  (Schlamm,  Dreck  etc.)  etc.  zum  Vbm. 
gären  (=  nhd.  gähren ;  mhd.  geren ;  ahd. 
jesan,  gesan)  m.  sonach  urspr.  eine  in  Ver- 
wesung, bz.  in  Gährung  übergegangene 
übelriechende  Flüssigkeit,  bz.  Masse 

30  bedeutend,  tvie  ja  bekanntlich  jede  gährende 
Masse  einen  scharfen,  stinkenden  Geruch 
hervorbringt,  bz.  einen  den  Geruchssinn  affi- 
cirenden,  riechbaren  Dunst  erzeugt.  Dieser- 
halb gehört  auch  unser  göre  (nid.  genr,  älter 

35  göre),  Dunst,  Duft,  ivürziger  Dunst,  bz.  das, 
was  die  Nase  reizt  u.  prickelt  etc.  zweifel- 
los ebensowohl  zu  gären,  wie  die  Wörter: 
gest,  gas  etc.,  tcorüber  auch  Pott  (II,  zweite 
Abth.,  pag.  45.3)    unter    der  J/  yas    zu  ver- 

40  gleichen  ist. 

jir-dobhe,  Jauche-Grube;  —  jlr-slot,  Jauche- 
Graben,  bz.  Abzugsgraben  für  Jauche  n. 
fauliges,  schmutziges  Wasser;  —  jir-tocht, 
jir-tog,    Jauche-Abzug,     cf.    afries.  jerenge, 

45  Jauche  -  Abzug,  Kloake  etc.,  u.  jertocht, 
Schlamm-,  bz.  Jauche-Abzug. 

jis;   i.  q.  jichts;   —   wen  't  jis  is,   wenn 
es  irgend  ist,  bz.  geht. 
jivvern,  jiwwern ;  i.  q.  jcwern ;  s.  jrven. 

50  1.  jo,  od.  j»;  i.  g.  ja;  —  du  must  mi  d'r 
jö  net  bi  kamen ;  —  du  must  dat  jö  un  j6 
net  wer  dön. 

2.  jo,  od.  jö,  euch,  euer;  Jos,  eures;  — 
dat  hörd  jo,   das  gehört  euch;  —   jö  fadei-, 

55  euer  Vater;  —  dat  is  Jos,  das  ist  eures. 
Statt  jo  ist  in  einigen  Gegenden  auch  ju 
gebräuchlich.  —  Nid.  u  (euch),  uw  (euer), 
uws  (eures);  nid.  ü ;  mhd.  iu;  afries.  in,  ju 
(euch) ;  iuwe,  juwe  (euer) ;  s.  unter  ji. 

60     jobenäm,  jobenanielk ,  jobenämd,  joge- 


JOEBKE  JEBKE 


144 


JOK 


niiud.  jonfini,  joiiänul.  jonamelk,  haupt- 
sächlich, ror-itgswci.^c,  licsondcrs,  vorzüglich; 
—  dat  geldt  alle,  man  jobenäm  jo,  (Ins  gilt 
Allen,  vor:Hgsicci.<c  aber  Euch ;  —  dat  kau 
ik  not  langer  llden  (hz.  dulden) ,  jobonani, 
wen  dat  noch  mer  fiirkumd ;  —  jogonänid 
sük  nu")i  göd,  besonders  solch  schönes  Zeug. 
Wahrscheinlich  cun  1.  jo  =  ja  u.  benämd 
etc.  =  benannt,  genannt,  gekennzeichnet, 
hz.  ah  ein  Besonderes  aus  dem  Allgemeinen 
hcreorgehoben  =  xcas  n  a  m  h  aft  od.  n  a- 
m entlich  gemacht  ist.  Dies  geht  beson- 
ders auch  noch  daraus  hervor,  dass  ivir 
auch  sagen :  dat  is  jonamolk  jö  schuld  (d(ts 
/."?<  haujjtsächlich  [besonders ,  vorzugsweise 
etc.]  eure  Schuld),  wo  es  deutlich  für  das 
deutliche  namentlich  (was  auch  in  der 
Bedtg.:  hauptsächlich,  besonders  etc.  ge- 
hrnucJit  u-inl)  .•<telit. 

Juliko,  Jeltkc.  od.  Jopke.  jepko,  Ificfe, 
Hagebutte:  Hagedorn-Beere :  daher:  jähke- 
appel,  od.  auch  blos  jflhkc  (rode  ji^hkes), 
der  IJiefen-Apfel :  —  jepker  -  dorn,  icilde 
Hundsrose,  bz.  Hiefen-Durn.  —  Die  Hage- 
dorn -Beere  heisst  sonst  auch  bei  u)is  wibke, 
wipke,  wifke,  woher:  liiigewipkc  (wörtl.  Dom- 
Beere,  cf.  Hage-Butte)  u.  hatreldürn-wit'ivC 
(Hagedorn-Beere).  —  Die  Formen  jöbke  etc. 
u.  wihke  etc.  sind  Diminutive  von  obs.  j^Uie, 
jebe,  jepc,  wlbe,  wipe  etc.  v.  hängen  diese 
(cf.  der  Formwandlungen  wegen  auch  unter 
wöl)  ebenso  wie  das  nhd.  Wiepe  u.  Hicfe 
mit  dem  ahd.  hiiifo,  hiafo;  mhd.  \\\Gic  (Dorn- 
strauch) =  as.  hiopo  zusammen,  wovon  ahd. 
hiufaltar,  hiciihalter,  hiefaltra  (Hagebutten- 
.•^trauch  od.  Hageltutloibaum)  eine  Weiter- 
bildung (die  Endung  ter,  tar,  tra  ist  =  un- 
serm  tre  v.  ahd.  trin ,  Baum)  ist,  sowie 
loahrscheinlich  auch  das  ahd.  liiufila;  mhd. 
liiufel ,  liiifel  etc.  mit  der  Bedtg. :  Wange, 
Backe,  tveibl.  Brust.  —  Die  Formen  jepkc, 
jöpkc  (jepe-ke)  u.  namentlich  das  nid.  jöp 
(HieJ'e),  jopen-appel,  Hiefenapfel  entstanden 
durch  Aphaeresis  od.  Abfall  des  „h"  von 
hiopo,  icährend  wipke,  bz.  wlpe  =  (dtes 
uipe  auch  des  anlautenden  „h"  (wie  nhd. 
wer  aus  hwer,  cf.  wel  ^=  wer)  verlustig 
ging  it.  also  für  liiiipe  od.  hwipe,  Inpo  (cf. 
ahd.  sorga ,  sworga ,  suorg  i  ^^  nhd.  Sorge) 
=  hochdeutsch  Hicfe  steht. 

y.'s  bleibt  fraglich,  ob  in  dem  ahd.  liiufo 
die  Bedtg. :  D  or  n,  S tachel,  bz.  S te ch r  n- 
d e s,  Sp  itzcs,  Vorragendes  etc.  (ef.  bei 
Vilmar  das  hess.  habe,  hebe,  hiebe,  liiepc 
=  Granne,  Dorn  etc.)  liegt,  od.  ob  es  urspr. 
nur  auf  die  Butte  (in  11  ag e- Butte)  od. 
Frucht  des  Dornstrauchs  n.  der  loilden 
Böse  bezogen  tourdc,  in  welch  letzterem  Fall 
es  ebenso  wie  Butte  ein  dick  es  Et  was, 
hz.  einen  Klumpen    licdeutcn    u.  mit  dem 


ahd.  lu'ifo  (Haufen,  Klumpen  etc.)  ==  un- 
serm  hup,  Iiopen  =  ags.  heopo,  engl,  heap, 
hep  etc.  zusammenhängen  könnte,  worauf 
auch  ahd.  hinfila,  hütila  (Backe,  Wange  etc. 
5  =  dickes,  rundes  Etwas)  zu  deuten  scheint. 
Da  indessen  ein  rundes  Etwas  auch 
eine  Erhöhung,  ein  Gipfel,  bz.  eine 
Vorragung  etc.  u.  auch  ein  Haufe 
dasselbe  ist,   so   könnten   die  Wörter  hiut'o, 

10  hiufila  u.  iiufo  sinnlic?i  auf  die  Bedtg. : 
hoch,  vorragend  (u.  so  auch  spitz 
etc.),  r  ti  n  d,  vorstehe  n  d,  d  i  c  k,  D  i  c  k  e  s, 
Klumpen  etc.  zurückgehen  n.  ist  Weiteres 
linier  höp  (Häuf,  Haufen  etc.)  zu  vergleichen. 

15       .loclioin,  .lofoii,  ml.  Name  =  Joa  ch  im, 
entstanden  aus  dem  hebräischen  Jo-jakim  od. 
Jeho-jakim,  (/.  h.  Jchov ah  od.  Gott  r i eil- 
tet auf.     cf.  Jan. 
jfWle,  Jude:  —  Nid.  jood.     Schcrzh.  Be- 

20  densart:  „de  jod'  \<.\  de  pot  linden  od.  heb- 
ben",  für :  kei)i  Fleisch  im  Topf  finden,  od. 
haben.  —  Sprichir. :  't  geid  huin  as  de  jo- 
den !  de  fragen  altid  na  't  kündige  päd  ;  — 
twe  jriden  weten  wat  en  bril  kost;  —  „min 

25  herren  't  geld  un  ik  de  slage,"  sä'  de  jode; 

—  „waracbtig,"  segd  de  jfkl',  den  lügt  he 
am  dülsten;  —  dat  kan  gen  jod'  laten,  — 
Schcrzh.  heisst  der  Teufel  auch:  de  oldc 
jode. 

30  joden-lifis,  dudenhaus.  —  Sprichw. :  he 
kumd  dar  pass,  as  'n  niutte  (Mutlerschwein) 
in  't  juilenhü«. 

jödon-nii^'olhült,  auch  liitje  (lüttik,  lütk) 
nai^elholt,  das  dicke  Fleich  vom   Vorder- 

35  Schenkel  eines  Biniles.  So  genannt,  iveil  die 
Juden  das  nagelholt  vom  Jli  n  ter  schenket 
nicht  essen  dürfen,  weil  der  Erzvater  Ja- 
cob sich  im  Bingen  mit  dem  Heim  die 
Hüfte  verrenkte. 

40  joilen-scholc,  Judenschule.  — Bedensart : 
't  geid  d'r  her,  as  in  'n  jodenschole. 

jödou-sele,   Judenseele.  —  Bedensart:  he 
is  ferköfd  (od.  ferloren),  as  'n  jridensele. 
jodsk,  jüdisch,  hebräisch ;  fremdartig,  son- 

45  derbar,  unverständlich ,  kauderwälsch ;  — 
dat  sügt  nii  so  jodsk  nt;  —  't  is  jo  'n  jruls- 
ken  pro  ter. 

Jo^d,  Jugend  ;  jugendliches  Lebensalter ; 
jugendliche,  uncrirachsene  Menschen;  —  in 

50  nun  jTigd;  —  jogd  hed  (od.  kend)  gin  dfigd. 

—  Nid.  jeugd;  mnld.  joechd;  ags.  geogodh, 
giogodh,  jiigodh,  jiiguth ;  engl,  yonth ;  as. 
jngiith,  jiigudh;  ahd.  jiigniid,  jiigent  «.  jun- 
gmid,  jungend ;    mhd.   jugent.      G oth.  jimda, 

55  (statt  jüliiida,  juhiidaV) 

Die  Stämme  geog,  jng  etc.  sind  mit  Aus- 
fall des  Nasals  „n"  aus  geong,  jung  etc. 
contrahirt  u.  ist  Weiteres  unter  j'mik  n. 
junge  zu  ersehen. 

00      j'dv,    Scherz,    Kurzweil,    Ju.r;     Di  min. 


JOEK 


145 


JÜ 


jokje ;  —  jokjes  drifen ,  hz.  maken.  —  Mit 
nid.  jok  lt.  nhd.  Jux  aus  lat.  jocus,  tvovoti 
joculor,  jocularius  u.  hicvoii  iveiter :  itul. 
giocolaro,  giullaro  (Gauläer ,  Spiclmann). 
Ferner:  ital.  giocolatore;  afranz.  jogloor ; 
nfranz.  Jongleur  von  lat.  joculator;  pic. 
jougler  von  jociilari.  Wajoi  jocus  etc.  cf. 
Pott,  I,  zweite  Ahth. ,  paij.  015  u.  III, 
212,  sowie  auch  Fiele,  II,  201. 

jSk,  Jüchen,  prickelnder,  stechender 
Schmerz,  wofür  ivir  sonst  auch  bit  (Bcis- 
sen)  gebrauchen ;  —  ik  heb'  so  'u  jök  in  de 
hüd;  —  ferner  überhaupt:  Prickel,  Beiz, 
Sinnenreiz,  Lüsternheit  etc. ;  —  he  hcd  d'r 
so  'n  jök  ua ;  —  se  hed  so  'n  jök,  sie  ist 
sehr  lüstern  (von  lüollüstigen,  geilen,  Frauen- 
zimmern). Auch  nd.  jök ;  nid.  jeuk.  cf. 
jöken. 

jökol,  ein  zapfen-  od.  hegelförmi- 
ges,  spitz  zulaufendes  Etwas.  Nur  in 
is-j8kel,  Eiszapfen,  der  im  nid.  ijskegel,  mnd. 
iskekel,  iskegel  genannt  wird.  Verg.  weiter: 
hdlp.,  fries.  jokliug  (Eisberg,  Eiskegel  etc., 
Flur,  joklingen  =  die  von  der  Fluth  an  der 
Meeresküste  auf gethür inten  Eisberge,  bz.  zu- 
sammen  geschobenen  Eisschollen,  die  dann 
meist  schräg  gegen  einander  aufgethürmt 
sind);  an.  jökull,  jökulls  (Eisberg,  Eiske- 
gel) ;  wang.  j  ukel  (in  is-j  ukel ,  Eiszapfen) ; 
dithm.  Jäkel  (in  ys-jäkel) ;  mnd.  jokele;  nd. 
oekel,  is-oekel  ("c/.  S chütze) ;  nfries.  (Out- 
sen)  jöckel  u.  jögel  (Föhr)  jael  (aifs  jaekel 
od.  jägel  contrahirt),  während  auf  den  nord- 
fries.  Halligen  ägel ;  engl,  icle  (in  ice-icle, 
Eis-zax)fen) ;  ags.  gicel  u.  auch  wohl  nd. 
hekel  (s.  Br.  Wb.)  aus  derselben  Grdform 
(s.  unten)  entstanden.  Weiteres  cf.  bei  Outzen 
unter  jöckel  u.  bei  v.  Bichthofen  im 
afries.  Wb.  unter  itsil  (aus  ikil,  ivie  britsa 
aus  brika;  —  tsereke  mts  kerke  etc.),  welch 
Letzterer  dort  nicht  allein  das  mnd.-fries. 
jöckel,  sondern  auch  das  ahd.  ecchil,  ecchel 
etc.  (acuale,  chalybs)  anzieht,  was  indessen 
ivohl  unverioandt  ist.  —  jökel,  bz.  ags.  gi- 
cel, engl,  icel  (cf.  Pott,  II,  zweite  Abth., 
ptag.  497  unten  die  Note)  ist  connex  mit 
zend.  igi;  ^jors.  jah;  npers.  yakh;  kurd. 
yekh;  süd.-osset.  ikh  (Eis,  cf.  is)  u.  ferner 
mit  lit.  iza.s  (Eisscholle ;  Gru)ideis) ;  air.  aig 
(Eis);  an.  jaki  (Eisstück)  etc.  u.  stellt  Fiele 
(II j,  31)  für  jökel  etc.  ein  Tliema  ikula  auf. 

ji)ken,  jucken,  heissen,  prickeln,  stechen; 
Beiz  fühlen,  begierig  u.  lüstern  sein  etc. ;  — ■ 
de  pukkel  (od.  sin  rügg')  jokt  (od.  bitt)  hum ; 
—  menmg  en  krabd  sük,  war  't  hum  net 
jökd;  —  de  oren  jöken  hum,  die  Ohren 
jucken  ihm  —  u.  auch:  er  ist  lüstern  nach 
Neuigkeiten.  Auch  subst.  das  Jucken, 
statt  dessen  wir  auch  jökte  (ik  heb  so  'n 
jökte  afer  't  läfen)  gebrauchen.  —  Mnd.  jo- 

J.  ten  Doornkaat  Koolman.    Wörterbuch.    II. 


ken;   nid.  jeuken,  jokcn ;   ahd.  juchan,  juc- 
chan,  Jüchen,  jucken;  mhd.  jucken. 

Da  der  Grdbegriff:  stechen,  stacheln, 
reizen  etc.  ist,  so  könnte  e.s- hu'^  jökel  viel- 
5  leicht  connex  sein,  sofern  es  als  wahrschein- 
lich angenommen  toerdcn  darf,  dass  der 
Stamm  juk  od.  iuk  aus  urspr.  ik  od.  ik  ge- 
brochen wurde,  loie  z.  B.  vdtd.  siuwcn  aus 
ahd.  siwan  entstand,     cf.  dieserhalb  auch  hei 

10  Outzen  unter  jöckel. 
jokje,  s.  jok. 

jop,  Joppe,  Joppe,  Jacke.  —  Mlid.  joppe 
u.  gippe.  Weitere  Formen  cf.  bei  Adelung 
unter  Jope.     Nach  Diez  (cf.  I,  21G)  mit 

15  ital.  giubba  etc.  ii.  franz.  jupe  ans  dem  arab. 
algubbah,  algobbah  (baumwollenes  Unter- 
kleid), wovon  auch  das  span.  chupa  (Jacke, 
Weste),  ital.  cioppa  (langes  weibl.  Oberkleid) 
u.  das  deutsche  Schauhe  (früher  schüba) 

20  stammen  soll. 

jopke,  s.  jobke. 
Jos,  eures;  s.  unter  2  jo. 
JÖselii,  winseln,  wimmern,  loehklagen,  toei- 
nerlich  sprechen  etc.;  —  de  hund  jöseld;  — 

25  dat  kind  deid  niks  as  jöselu  ;  —  daher:  jö- 
sele  II.  gejösel,  Gewinsel,  klägliches  Geschrei 
etc. ;  —  hold  dat  gejösel  nog  net  bold  up  ? 
man  kau  't  je  hei  net  langer  in  d'  ören  üt- 
holden.     cf.  jauelu,  jötei'n,  sjöteru  etc.  u.  bei 

30  Pott  (I,  zweite  Abth.,  1253)  das  Schweiz. 
jauseln  unter  326. 

jiJsen,  sudeln,  manischen,  schmieren,  be- 
sudeln; etwas  auf  unordentliche  u.  unrein- 
liche Art   (z.  B.  Speisen)   bereiten   etc.;  — 

35  de  kükske  j8sd  't  wat  toregt,  um  d'r  man  gau 

of  to  kamen ;  —  de  kiuder  jöseu  sük  so  to, 

die  Kinder  besudeln  sich  so.    Vergl.  iveiter : 

jösig,  jnsig,  schmutzig,  sudelig,    unrein, 

schmierig,    unordentlich  etc. ;   —    dat  sucht 

40  hir  so  jösig  ut.  —  Wenn  jösen  nicht  mit 
ahd.  gor  (Dreck  etc.,  cf.  unter  jire)  von  je- 
san  stammt,  so  könnte  es  (mit  vorgeschlage- 
nem „j",  cf.  jüdder  etc.)  eine  Nebenform  von 
Ösen,  ösig  etc.  sein.      Da   indessen  der  Be- 

ib  griff  des  unordentlichen  Machens 
etc.  auch  aus  dem  des  durch  e  i  n  an  de  r 
Machens  u.  Bührens  erfolgt  u.  auch 
m  an  t  sehen  =  du  r  che  i  n  and  e  r  r  ü  h- 
ren  u.  mischen  ist,   so   hat  es  auch  viel 

50  für  sich,  dieses  Wort  mit  dem  nfries.  jaske, 
juske  — jusk,  jask (cf.  bei  Outz  e  n)  u. unserm 
jüchel,!  juks  etc.  auf  diel/  yu?  y^ig  (verbin- 
den, zusammen  machen  u.  rühren,mischen  etc.) 
zurückzuführen,  worüber  bei  Pott  (I,  zweite 

55  Abth.  1233  u.  Ill,  579)  das  Weitere  zu  ver- 
gleichen ist  u.  wozu  auch  das  skr.  jusa,  bz. 
yusa  (Brühe,  Suppe  etc.,  cf.  juchel  u.  1  juks) 
gehört. 
jötern ;  i.  q.  sjotern  u.  sjantern. 

60      ju ;  i.  2-  2  jo  =  euch. 

10 


Jü  JUE 


146 


JUEFFER 


jü,  jü,  sju,  ksjil.  tjü.  Iiii,  vcrfichicdciic 
Interjectioncn  zum  Japen,  Treiben,  Vertrei- 
ben etc.,  bz.  um  zu  scheuchen  od.  verscheu- 
chen mit  der  Bedtg.:  xoeg,  fort,  marsch, 
vor  10 ä r t .s  etc. :  —  jü  (od.  hü,  tjü)  priil ! 
vorwärts  Pferd;  —  tjü  tos!  —  de  röpil  um 
ksjü  (od.  sju) !  mend  d'  hönor  all',  d.  h.  loer 
sjü  etc.  ruft,  macht  keine  Ausnahme,  z.  B. 
im  Aufjagen  od.  Antreiben  u.  Anspornen 
eines  ruhenden  u.  lässigen  Arbeiter-Haufens, 
XDorunter  vielleicht  einige  ßeissigcrc  sich  be- 
finden, cf.  jap  etc.  M.  bei  Vilmar  (pag. 
1S3)  jü,  7nhd.  schü  als  Interjection  zum  Ver- 
scheuchen. 

jnbbern  (Jobbern),  wuchern  ;  —  hö  juliberd 
mit  annor  nians  seid.  Das  auch  ins  Deutsche 
eingedrungene  oigl.  Jobber  (=  Lolinurbeitcr, 
Tagelöhner,  Handlanger,  Marklhclfrr ;  Un- 
ternehmer im  Kleifioi ,  Mäkler,  XVuchcrcr, 
woher:  stok-jobber  ^  Acticn- Händler,  Ac- 
tien-Krämer  od.  Wucherer)  leitet  sich  ah  von 
engl.  Job ,  was  eine  unbedeutende,  niedrige 
Lohnarbeit  bezeichnet. 

jiiclio.  jiicliPl,  Brühe,  Suppe;  —  jüch  iin 
hiidels,  Gänse-  od.  Schioeinc-Brilhe  mit  Klüs- 
scn ;  —  flesk-jüclie,  Fleisch-Brühe;  —  na- 
mentlich eine  dünne,  kraftlose  Brühe,  schlaffe 
wä-ssrige  Suppe,  od.  durch  einander  gemisch- 
tes od.  zusammen  gemanschtes  wässeriges  u. 
kraftloses  Essen,  3Iisch-Masch  etc.;  —  so 
'n  jüchcl  (od.  gejücliel,  jüchele,  jüclielkräm) 
mag  'k  net.     Davon: 

jiiclieln,  mantschen,  mischen,  zusammen 
rühren,  schmieren  etc.;  —  se  jücheld  gau 
wat  toregt;  —  se  jücheld  't  all  dör  'n  ander. 
—  ]\Iit  mnd.  juche;  icang.  jüch  (Brühe, 
Suppe)  u.  unser m  1  juks,  sowie  ahd.  jussal, 
jussol;  mhd.  jussel  (Brühe;  spät-lat.  juscel- 
lum)  11.  nhd.  Jauche  (Brühe  etc.,  Mist- 
Jauche  =  Mist-Brühe)  u.  skr.  jusa,  yusa 
(Brühe,  Suppe)  zur  ]/  yu,  yug  (verbinden, 
vereinigen,  zusammen  machen,  mischen  etc.), 
wie  unter  jösen,  jösig  zu  vergleichen  ist  u. 
wozu  auch  jük  (Joch,  Verbindung,  Gespann 
etc.)  gehört,  cf.  dieserhalb  Pott,  I,  zweite 
Abth.,  pag.  1232  u.  1234. 

jiichhoi,  jachhe,  laute,  lärmende  Freude, 
lauter  Freuden-Ausbruch  od.  Freuden-Tu- 
mult, lauter  Jubel;  —  wat  hebben  so  dar 
für  'n  juchhei;  —  he  mäkd  d'r  so  'n  juchhe 
(grosses  Aufheben,  od.  viel  lArm  u.  Ge- 
schrei) fau.  —  juch  ist  der  Stamm  von  ja- 
chen, juchzen  (jauchzen,  ef.  jaueln)  u.  hei 
=  1  hei  mit  der  Bedtg.:  hoch,  freudig,  er- 
regt etc.     Davon: 

Jüchheien,  sich  laut  u.  lärmend  freuen, 
laut  singen  u.  schreien,  ein  lautes,  lärmen- 
des, frohes,  lustiges  u.  wüstes  Leben  führen, 
jubeln  etc.;  —  he  juchheied  wat  herum;  — 
he  hed  sin  geld  un  god  all'  ferjuchheid,   er 


hat  sein  Geld  u.  Gut  verjubelt,  bz.  lustig 
durchgebracht. 

jüchjach ;  /.  q.  jüche. 

juchtoni.  jiii'htPi'ii,  sich  schilkenid,  Spie- 
re Icnd  u.  neckend  u)nherlreiben ,  sich  necken. 
Daher:  gej achter  (von  spielenden  u.  sich 
Jagenden  u.  neckenden  Kindern  etc.).  Es 
ist  eine  Nebenform  von  jachtern ,  doch  ist 
dabei  anscheinend  bei  der  Bildung  des  Wor- 
10  tes  auch  an  jüchheien,  ?>^.  Jüchen  etc.  gedacht. 

jüddor,  jidder,  jadder.  Euter  (von  Kühen 
u.  Schafen).  —  Itäthscl:  tüsken  twe  Schin- 
ken steid  'n  bül  mit  för  tinken ;  wo  stram- 
mer se  stän,  wo  lefer  de  wichter  därna  g;'in. 
15  —  Ahd.  ütar;  mhd.  ftfer,  iuter,  wonach  un- 
ser J"  in  jüdder  etc.  ebenso  wie  das  J" 
in  nhd.  Jemand  aus  „i"  (cf.  emaiul)  ent- 
stand u.  „iu"    eine  Brechung    aus  „ü"  ist. 

—  Mnld.  (KU.)  üder,  nyder,  huyder,  wder, 
20  wr  (=  ür  als  Contraction  von  üder)  u.  uro, 

ore;  mnld.  uijer,  uior  (."ytatt  \\u\or)\  pomm. 
(Dähnert)  ueder;  ags.  üder;  engl,  ndder; 
afries.  üder  u.  wahrsc'heinl.  auch  aider  (cf. 
bei    V.    R icht h  of  c n  ,    afries.   Wb. ,    unter 

25  aiderlam) ;  nfries.  jüdder,  jidder,  jader  u. 
ander;  «t/zvcs.  jaddcrjaer;  Srt^/.  jadder;  toang. 
jedder;  nd.  (Schambach)  gidder;  finn. 
ütare;  griech.  oathar;  skr.  üdluis,  bz.  üdhar, 
üdhan.     Ferner:  an.  jügr,  jür;  norw.  jnvcr; 

30  dän.  yvcr;  schiced.  jufwer,  jar;  lat.  aber. 
Da   das   lat.  über   sowohl  der  Name  für 
Euter  ist,  als  auch  die  Bedtg.:  frucht- 
bar, er  g  i  ebig,  au  sg  i  ebig,  ü  b  e  rf  1  ü  s- 
sig,   bz.  übe r fliessend  etc.   hat   u.  der 

35  Euter  das  Ausgiebige,  bz.  von  Milch 
Ueberf liessende  etc.  od.  auch  das  ist, 
wo ra its  die  Milch  fliesst  u.  he r vor- 
quillt 11.  also  ein  Born  od.  eine  Quelle 
der  Milch  genannt  werden   kann,    so   liegt 

40  es  sehr  nahe,  das  alte  üder,  nter  etc.  mit 
dem  griech.  udor;  skr.  üdan  (Wasser,  als 
qu  eilendes  u.  hervorsprudelndes  Etwas) ; 
lat.  unda  (Woge  od.  Welle  =  wellendes, 
wallendes,  aufstossendes,  pulsirendes  Etwas, 

45  lüie  unser  welle  [Brunnen,  Quelle]  u.  nhd. 
Welle  mit  wallen  =  kochen,  aufweUen, 
aufstossen  etc.  verwandt  ist)  etc.  zusammen 
zu  stellen,  dessen  y  ad,  bz.  vad  (d.  i.  aad) 
eben  auch   in   unserm  water  =  ahd.  wazar 

50  (Wasser)  u.  im  afries.  aed,  aeet  (nas.s)  steckt. 
Ben  feg  (cf.  Skr.  Dict.,  133  unter  üdhar) 
glaubt,  dass  für  das  skr.  üdhan  eine  Grd- 
fnrm  vad-dhant  anzusetzen  ist,  was  ich  da- 
hin gestellt  sein  lasse. 

55  jürter,  Jungfer,  Jungfrau;  —  Sprichw.: 
,,is  de  fiiiger  beringd,  is  de  jüffer  bedingd"; 

—  Compos.  winkel-jütt'er,  Jjaden- Jungfer.  — 
Nid.  juffer.  Im  nid.  u.  auch  hier  wird  ein 
schlanker,  dünner  Mast,  od.  eine  Spiere 

60  auch  jüflfer  genannt,  iceil  dazu  ein  schlau- 


I 


JUEFFERKE         147         JUEL  JUELLE 

her,  jung  fr  äuli  eher   Baum  venvcndet  von;  essen  (=  fassen,  nehmen  zu  sich  etc.) 

wird.  —  jüffer  ist  aus  dem  deutschen  Jung-  entwickelte. 

fer   u.   dieses  aus  Jungfrau  entstanden,  Wegen  der  y  yu,   yug   cf.  jüchc,    1  juks 
wofür  wir  auch  in  gleicher  Weise  das  nid.  u.  ferner  Pott,   II,  579   seq.  u.  I,  zioeite 
juffrouw  in  der  Form  jüffrö    (doch   nur  als  5  Ahth.,  pag.  1228  bis  1252,   auf  ivelch    letz- 
Benennung  der  Frau  eines  angesehenen  Bür-  terer  pagina  auch   das  suh  ,325   angeführte 
gers  od.  des  Domine's  od.  Pastoren)  adoptirt  lat.  juvare  sich  leicht  von  der  y  yu  in  der 
haben,  ivährend  tvir  unter iiingfrd  nicJit  eine  Bedtg.:     halten,    greifen   etc.    ableiten 
Jungfer  od.  Jungfrau   im  nhd.  Sinn,  lässt,  da  eben  die  Bedtg.:  helfen,  unter- 
sondern eine  Junge  verhcir athet  e  Frau  10  stützen  etc.    sich   ganz   von  selbst  tvieder 
verstehen.  aus  der  von:  greifen,  halten,  stützen, 
jüfferke,    Jüngferchen.  —   Ndrhein,  jun-  tragen  etc.  ergiebt.     Ver  gl.  auch  bei  Fiele 
ferchin.      Auch   die   Blume :    saxifraga   um-  (I,  184)  y  2  u.  3  yu,  toegen  der  Grdbdtg. : 
brosa  ivird  hier  jüfferke  od.  mcnisleu-jüfferke  greifen,  fassen,  hdten  etc.,  aus  welcher  sich 
genannt.  15  auch  die  Bedtg.:   tragen,  schützen,  tvahren, 
Jiiist,  s.  Just..  ivehren  etc.  (cf.  y  bhar  u.  dhar)   von  selbst 
jUk,  Joch;  —   a)  ein  Querholz,   loelches  ergeben.     Weiteres  vergl.  unter  jung. 
zum  Tragen  von  Lasten  auf  beide  Schidtern  jnken,   NacJcen;    —    'k  heb'  hutn  wat  up 
gelegt  ivird;  —  jük  un  eramers;    —  b)  ein  de  jukeu  gäfen;  —  hol'  din  suater,  of 'k  gaf 
Landmass  (Juchart),  welches  ein  Gespann  20  di  heller  en  afer  de  jnken,   bz.  afer  de  nak. 
od.  ein  Joch  Ochsen    in   einem  Tage   iim-  Es  ist  loohl  connex  mit  jük   als    V erbin- 
pflügen kann;  —  c)  Last,  Bürde,  Mühe  etc.,  elendes,  da  der  Nacken  das  Verbindungs- 
bz.  Bedrängniss,  Unfreiheit,  Unterthänigkeit,  glied  zioischen  Kopf  u.  Rumpf  ist. 
Hörigkeit  etc.;   —    he   hed  'n   swär  jük  to  1.  jxi^s,  Jauche,  Eiter,  dreckiges,  schmutzi- 
dragen;    —    he   sitt  undcr  't  jük.    —    Ahd.  25  ges  Wasser,  flüssiger  Dreck,   Schlamm  etc.; 
juh,  juch,   giuh,  joh,   joch    (Querholz  zum  —  dar  kumd  so  ßl  juks  (dicker  gelber  blu- 
Zusammenspannen  zweier  Zugthiere  ^  Ver-  tiger  Eiter)    üt   de    blodfinue;    —   de  göten 
bin  düng s- Holz;  zusammengespanntes,  bz.  sitteu    ful   juks.    —    M/i  jüche   .s^wr  y  yug, 
mit  einander  verbundenes  Paar  Binder ;  verbinden,  mischen,  manischen  etc. 
Last,  die  ein  solches  zu  ziehen  vermag ;  Ar-  30      2.  juks,  Scherz,  Mutliwillen,  Spass,   Ver- 
beit,   welche  ein  Gespann  Ochsen  in  einem  gnügen;  —  he  drift  sin  juks    d'r   wat   mit; 
Tage   verrichtet,    bz.    das   ivas    dasselbe  in  —  wi  hebben  föl  juks  had.    —    Es  ist  tvie 
einem  Tage  pflügt,    daher   auch   Landmass  nhd.  Jux  aus  lat.  jocim  entstanden,   c/.  jok. 
=  ein  Joch  od.  Juchart  Land  [cf.  un-  juksig,    schmutzig,    schmierig,    dreckig, 
ser  dimt   =   Diemath,    d.  h.    Tagmath] ;  35  schlammig  etc.;  —    dat   sügt   hir  so  juksig 
V er  bindungs- Glied  od.  Stück  zwischen  üt;  —    dat  water  is  so  juksig.      Zu  1  juks. 
zwei  Brückenpfeilern   [Brücken  -  Joch]    od.  jiil,  jiille,    Jolle,    kleines,   schmales,  fla- 
zwei  Bergspitzen  [Berg-Joch]).  —  G^oi/j.  juk;  ches,  schlankes  Boot  ohne  Mast,  bz.  ein  klei- 
ags.  gioc,   geoc;    engl,  yoke;    nid.  juk;    an.  ner  Kahn.  —  Nid.  jol;  wang.  jel;  nd.  gelle, 
ok ;  schwed.  äka;  dän.  aag;  lat.  jugum;   lit.  40  göUe,  jöUe,  jolle;    schived.  jelle,  julle;    dän. 
jungas;  lett.  juhga;   aslav.  iga;  span.  yugo;  jolle;  engl,  ynv/l;  franz. jd]e,io].    Vergleicht 
franz.  joug;    skr.  yuga    etc.  etc.,    (dies   von  man  das  J"  =  lat.  „g"  im  franz.  joie  aus 
der  y  yu,  bz.  yug,  binden,  verbinden,  schlies-  lat.  gaudium,  so  liegt  essehr  nahe,  das  franz. 
scn,    vereinigen,  fesseln  etc.    von   der   Grd-  jol  zu  dem  lat.  gaulos  (kahnförmiges  Trink- 
bdtg.:  fassen   (cf.  ]/  pag   unter  fak,    fan-  45  geschirr)  u.  griech.  gaulüs  (ein  ovalförmiges 
gen,  fe  u.  pak,  pakken  etc.  als  Eriveiterung  phönizisches  Kauffahrtheischiff)   zu   halten, 
von  y  pa,  fassen,   nehmen,  greifen,  halten.  Doch  sind  auch  die  Gellen  genannten  gros- 
tragen etc.),  nehmen,  halten  etc.   ausgehend,  sen  flachen  Holzböte  auf  der  Spree  mit  nd.  gelle 
wofür  anch  die  zend.  ]/  yu,  halten,  dauern,  (=  Jolle)  von  Hause  aus  namensvertvandt. 
ausdauern  etc.  spricht.   Die  Bedtgn. :  fassen,  50      Da  die  Friesen  u.  Sachsen  schon  in  sehr 
nehmen,  greifen,  halten  etc.  resultiren  indes-  früher  Zeit    die  französischen  Küsten   mit 
sen  wieder  aus  der  von:  beweg  en  (vor,  zu  ihren    Schiffen    besuchten,    so    könnte   das 
etc.)  gehen  u.  kommen  (zu  etc.),  errei-  Wort  „jol"  leicht  auf  diese  Weise  ins  Fr  an- 
ch en,  erlangen  etc.  u.  ist  dieserhalb  die  zösische  eingedrungen  u.  niederdeutschen  TJr- 
mit  ap  (betvegen)  identische  y  pa  (erlangen,  65  Sprungs  sein.     Wenn  man  indessen  bedenkt, 
fassen,  nehmen  etc.)  od.  die  damit  synonyme  dass  auch  die  Phönizier   schon  die  franzö- 
y  a^  (=  ak,  cf.  bei  Fick  u.  Ferd.Justi        sischen,  brittischen  u.  norddeutschen  Küsten 
etc.)  zu  vergleichen,  ivelch  Letztere  aus  der        u.  Flüsse  sehr  häufig  besuchten,   so  liegt  es 
Bedtg. :   bewegen,    gehen ,    dringen    vor    etc.  auch  sehr  nahe,  dass  dieses  Wort  von  ihren 
ausser:   erlangen,    erreichen    etc.    auch   die  60  „gaulos"    genannten    Schifften    übernommen 

10* 


JUEM  148                        JUNGE  JUNG* 

wurde  u.  es    also   aus    dem    Phönisischen  yavaii  (Jung)  u.  der  sh:  Comparativ  n.  Su- 

stattimt.  perlativ:   yavigams,   yavishstha  zu  sprechen 

jiim,   ihm  =  lium.      Es  r/ehürt  zu  jo,  ju,  scheinen,  dessen  „a"  aus  urspr.  „u"  sich  in- 

euch,  cf.  2  jo.  dessen  auch  wieder  ebenso  leicht  crliärt,  als 

jiiimnei',  n.  immor.  5  das  „a"  in  dhava  (Brand)  von  y  ilhu,  xoo- 

jlliiij.  juiik,  jung,  geboren,  entstanden,  bei  ich  gleich  bcmerkemvill,  dass  auch  Ferd. 
kaum  geboren,  bz.  im  betr.  Augenblick  ent-  Justi  das  zoid.  yavan  (Jüngling)  von  der 
standen  u.  zur  Welt  gekommen ;  daher:  y  yu  (verbinden,  halten,  dauern,  fest  sein, 
frisch,  neu,  nicht  alt.  Jugendlich,  nicht  er-  stark  sein  etc.)  ableitet,  wovon  auch  das  skr., 
wachsen,  nicht  gross,  sondern  noch  klein  u.  10  zcnd.  yava  (Gerste,  Feldfrucht,  Speise  etc.) 
schioach  etc.; — he  is  mit  nii  up  öudagjunk  u.  skr.  yavasa  (Gras,  S2>eise,  Nahrung  == 
west,  er  ist  mit  mir  auf  einem,  bz.  dem.'^cl-  ivas  hält,  bz.  erhält,  ernährt  etc.  «/. 
ben  Tag  geboren  gewesen;  —  ho  is  faa  dago  also  Bestehen,  Bestand,  Dauer  etc., 
jiink  worden,  er  ist  heute  geboren;  —  junge  bz.  Stärke  u.  Kraft  giebt)  entstand.  Hat 
botter;  —  junk  gras; —  junge  wlu;  — junk  15  demnach  nun  Bopp  Hecht,  so  wären  die 
her  etc.;  —  he  is  d'r  nog  to  juuk  tn,  as  Wörter :  Jung,  J n g endli ch,  Jüngling, 
dat  he  dat  all'  dragen  kan;  —  de  bum  is  bz.  Junger  Moisch,  Junges  etc.  auf 
nog  to  junk,  um  to  drageu  etc.  — Sprichw.:  die  Grdbegriffe:  scheinen,  leuchten,  bz. 
Anno  cn,  as  de  düfel  juuk  was,  do  was  't  erscheinen,  sichtbar  loerden,  auf- 
ük  mit  d'  frä'  ftrbi  (Anno  Eins  [im  ersten  20  gehen,  hervorkommen,  toachsen  etc. 
Jahre  der  Schöpfung,  bz.  der  Welt],  loie  zurückzuführen ,  loogegen  begrifflich 
der  Teufel  geboren  tcar,  war  es  auch  mit  durchaus  nichts  einzuwenden  ist.  Da  in- 
dem Frieden  vorbei).  dessen  begrifflich  auch  nichts  entgegen  steht 

ju  n  g,  ^/ed.  junger,  jüngste,  jüngste.    Weil  loenn  man  die  Wörter :  Jung,  J  üngling 

der  Jüngste   der   zuletzt   geborene   ist,  25  etc.    auf  die  (lirdbdtg.:   halten,  dauern 

so  ist  j üngst  auch  =  letzt,  zuletzt  u.  etc.  od.  kräftig,  stark  etc.,  bz.  Dauer 

der  Jüngste  Tag   der   letzte  Tag   od.  u.  Bestand   habend    etc.    zurückführt*) 

das  Weltende,  ganz  toie  wir  auch  junger  u.  es  doch  immerhin  sehr  zweifelhaft  bleibt, 

in  der  Bedtg.:  später    (he  is  junger  juuk  oh  vor  dem  skr.  yuvan  ein    „d"   abgeworfen 

worden  as  ik  =  er  ist  später  geboren  als  30  ist,    so  möchte   ich   dieses  Wort   auch  doch 

ich)  gebrauclien.  —   Ahd.  jung,  junk;  mhd.  lieber   mit  Benfeg    u.    Ferd.  Justi  von 

junc;  goth.  juggs;  «?f?.  jong,  jonk;  ?;//.  juuk;  der  y  yn  ableiten,  deren  Bedtgn. :  binden, 

as.   jung;    afries.   jung,  jong;    ags.    geong,  vereinigen   (cf.  unter  ,iü\i)  od.  fesseln 

giong;  an.  ungr;  norw.,  dän.  ung.  u.  fest  inachen  etc.  auch  aus  der  primi- 

Was   nun    die   Bildung   u.  Abstammung  35  tiveren  von:  fassen,   greifen,    halten 

des  Wortes  jung  betrifft,    so  haben  wir  zu-  etc.  erwuchs. 

nächst    in  jun    ebenso    wie    im   lat.  juu  von  Wegen  des  Wortes  jung  cf.  Zeitschr.  für 

junior    eine    Contraction   von   einem    urspr.  deutsche  Philologie  von   Höpfner  u.  Za- 

juvan  =  skr.  yuvan    (cf.   lat.  juven-is,   ju-  eher,    I,    133;    —    Benfeg,    Skr.  Dict., 

ven-ta  etc.)    vor  uns,   ivas  auch  im  lit.  jau-  40  748;  —  Bopp,  Gloss.  comp.,  313 ;  —  Ferd. 

nas,    slav.  jünu  (juvenis)   u.   selbst  im  aind.  Tusti,    Handb.    der   Zcndspr.,   244  etc.  u. 

yün  dieselbe  Contraction  erlitt   u.  auch  die-  Fick,  I,  185. 

selbe  Bedtg.   wie  unser  jung   hat.     Verglei-  jun??®,  ju"k,    (das)   Junge;   —    de  katte 

chen  wir  nun  aber  unter   „ing",    dass   das  hed  man  en  junk  had,  Z;«.  dre  jungen  kragen. 

Schluss-„g^    aus  kzL  entstand,    so    liegt    die  4:5      junge,  jung' (i^//<r.jungeus,jungse),,/i<»/7r, 

Vermuthung    sehr    ncüie,    um   auch  das  „g"  Knabe,  Junger    Mensch,    Jüngling,  Junger 

von  jung  als  aus   urspr.  ka   entstanden  an-  Knecht,   Junggeselle ;   —    olle  junge,    cilter 

zusehen,    sodass   wir  für  jung,   junk    eine  Junggeselle,    euphem.    der  Teufel;  —  't   is 

urspr.  Form  juvanka  ansetzen  müssen,  dem        

das  lat.  juveneus  xt.  cambo-brit.  jeuanc    (ju-  50       *)   cf.  dieserhalb  die  venoandten   Wörter: 

venis)  mit  erhaltenem  c  (^=  k)  zur  Seite  ste-  ahd.  süor  (inv(;\icns,Ju}iges  männliches  Jiind, 

hen,  ivährend  das  skr.  yuvaka  nach  Bopp  Stier  =  was  J un g,    stark  u.  kräftig 

aus  yuvanka  entstand.      Was  nun  den  Ur-  ist),  stiura   (Stütze,  Halt,  Festigkeit  etc.)  u. 

Sprung   u.    die   Grdhdtg.    des   Stammwortes  stiuri  [Stärke,  Kraft,  Macht,  Gewalt,  Herr- 

yuvan  betrifft,  so  leitet  B  opp  es  ebenso  wie  55  scluift,  Hoheit,   Grösse  etc.)   u.    das   afries. 

skr.  yut  aus  dyut  (glänzen)  von  der  y  dio,  stur,  stör  (gross,  stark,  schwer  etc.)  etc.,  wo- 

dyu    (glänzen,    leuchten,    scheinen,    sichtbar  mit   die  Wörter:   steuern   (d.  h.   regieren, 

werden,  aufgehen,  erscheinen  etc.)  ab,  wäh-  richten   wohin,    Bichtung   geben,    regere  = 

rend   Benfey   annimmt,    dass   yuvan   aus  goth.  stiurjan)    u.  das  ahd.  stiuro    (Steurer, 

yavan  entstanden  sei,  wofür  auch  das  zcnd.  60  gubernator  etc.)  etc.  zusammenhängen. 


JUNGEN  149  JÜEST 

nog  'n  jungen  jung',  es  ist  noch  ein  junger  1.  junk,  s.  jung. 

Knabe.    —    Nkl.  jonge;    ahd.   juiigo;    a<js.  2.  jnnk.,  Junges,  junges,  neugebornesThier; 

geougo  etc.  —  Dazu  folgende  Sprichivörler:  s.  junge,  junk. 

jungens  un  junge  bunde  mutten  hau'  hcbben,  JQiiker,  Junker,  junger  adlicher  Herr.  — 

wen  d'r  wat  regts  üt  worden  sal; — „all'  to  5  yl/y7es.jonkhera,jungliera,jonker. — Sprichw.: 

minen  besten!"    sä'  de  jung',    do    slogen    se  d'r  is  gc'n  junker  so  kriis,  of  he  hed  nog  wol 

hum  de  stok  up   de   pukkcl    kört;    —    „dat  'n  lüs  ; — lechtmcs  leclit!  is  de  bür 'n  knecht; 

geid,  dat  't  stufdl"  sä'  de  jung',   do  red  he  loclitmes  dunker!  is  de  bür  'n  junker. 

up  'n  kat  afer  de  liürd ;   —    „dat  schal  wol  jiinker-ureiijunkei'-ören,  ./M»i;er-J^e/irm, 

gän,"  sä'  de  jung   as  he  't  kalf  na   d'   stad  10  d.  h.  taube   u.  deshalb  hoch  an/gerichtete, 

dragen  schul;    —  „dar    breug  ik  't,"  sä'  de  stolze  Aehren.     cf.  auch    Vilmar    (hess. 

jung,  do  ful  he  mit  sin  kram  to  'd  dör  in ;  Idiot.)  unter  jünkern. 

—  „dat  is  'n  hund  fan  'n  perd!"  sä'  de  Junkern,  JunkeiTei'en,  den  Junker,  bz. 
jung',  do  red  he  up  'n  swin;  —  „dat  Nichtsthuer  u.  Grosshans  spielen,  seine  Zeit 
schal  mi  net  wer  geboren,  dat  min  mo-  15  mit  Nichtsthun  verbringen  etc.;  —  he  jun- 
der    starfd    un    dat   ik    d'r    net    bi    bün!"  kerd  mi  föls  to  föl  herum. 

sä'    de   jung';   —    „dat   harr'    ik   man    dön  innkfolk^  junge  Leute  beiderlei  Geschlechts. 

schuld!"  sä'  de  jung',  do  let  de  swälke  Daher:  junkMksra&rkd,  der  Markt  für  junge 
wat  in  de  soppe  fallen ;  —  „wat  is  de  wer-  Leute,  auf  welchem  sie  sich  belustigen  u. 
reld  grot,"  sä'  de  jung',  do  kwem  he  achter  20  tanzen. 

de  koltün;  —  „dar  geid 't  hen,"  sä' de  jung',  junkgod,  a)  Jungvieh;   —    't  junkgöd  is 

do  let  he  'n  lüs  dausen ;  —  „dat  is  je  'n  all'  ütjagd;  —  b)  junge  Leute;  —  't  junk- 
mallen  brüg"   {a.  Brücke ;  b.  Butterbrod),  sä'        göd  is  darten. 

de  jung',  „unnerun  bäfeu  botter";—  „desäk'  jankheid,    Jugend,  junger,   jugendlicher, 

is  net  to  tröen,  fader!"  sä'  de  jung',  do  schul  25  unreifer  Zustand;  —  dat  is  all'  nog  junk- 
he  wat  mit  d'  stok  hebben,  od.  „de  säk  is  net  to        heid ;  dat  ferwast  wer. 

tröen,"  sä'  de  jung',  „fader  leg  erst  de  stok  jiip    od,    sjup,    Intcrj.,  bz.  Ausruf,  wenn 

weg";  —  „dat  ligt  buten  min  ferstand,"  sä'  sich  Jemand  aufrichten  u.  heben  soll  od. 
de  jung',  „net  so  as  dremäl  dartein"; —  „elk  ivenn  man  etv)as  heben  u.  aufrichten  will, 
deid  wat,"  sä'  de  jung',  „min  fär  sleid  min  30  mit  der  Bedtg.:  auf,  empor,  erhebe  dich, 
mor'  —  min  mör  sleid  mi  un  ik  slä'  de  big-  richte  dich  auf,  od.  auf,  hinauf  damit  etc., 
gen";  —  „fär!  wi  kunnen  as  bröers  mit  'n  loie  hup.  Es  ist  mit  vorschlagendem  „j" 
anner  läfen,"  sä'  de  jung',  „man  du  wult  je  von  up  gebildet,  bz.  aus  iup  (mit  aus  u  zu 
net";  —  „dar  kumd  alle  dage  wat  nes  up!"  iu  gebrochenem  Vocal)  entstanden,  wie  das 
sä'  de  jung',  do  schul  he  baden;  —  „Gods  35  mit  up  =  ahd.  üf,  nhd.  auf  identische goth. 
wörd  in  de  fülle  flucht!"  sä'  de  jung',  do  iup,  auf,  auftvärts,  empor,  nach  oben. 
harr'  he  d'  katechismus  an  de  swäpe  un  slög  Jürgen,  JUrjen,  contrah.  Jürn,  ml.  Name 

d'r  all'  mit  hen  un  wer;  —    „dat  findt  sük        =:  Gör  gen  von  Georg,  wovon  auch  J  örg. 
bi  't   ütputsen,"    sä'    de  jung',    do  harr'    he        Davon  Geschln. :  Jürgens,  Jürjens,  Jürns. 
achter  de  dör  schäten;   —   „elk  sin  möge!"  40      jnrk,  jürke,    s.  jurken  u.  jürktje. 
sä'  de  jung',    „ik    Et    figen   un  min  mör  ett  Jurke,  wbl.  Name.     Vielleicht  connex  mit 

bönen" ;  —    „al  as  't  fald,"    sä'  de  jung,  as        Jürgen,  od.  ein  Dimin.  von  Djure, 
de  frö  mit  'n   nösdrüppel    hum  frög,    of   se  jarken    (liarrl.),    lieber zug    eines  Kleides 

hum  'n  pankök  bakken  schul ;  —  „nu  nog  für  Täuflinge.  Es  ist  dasselbe  wie  jurk, 
'n  mal  un  den  net  mer!"  sä'  de  jung',  do  45  was  im  nid.  ein  langes  leinenes  Kleid,  bz. 
harr'  he  just  dat  letste  üt  de  siröpspot  slikd ;        einen  Ueberwurf  bezeichnet  u.  ist  somit  das 

—  „'t  lest  is  't  best,"  harr'  de  jung'   segd,        folgende: 

do   harr'  he  't  bransel  üt  de  pot  fräten ;  —  jürktje,   jürtje    (Kinderkittel;     Ueberzug 

„war  rök  is,  dar  is  ökfur!"  bä' de  jung',  do  wul  von  Leinen)  ein  Dimin.  wn  jurk. 

he  d'  pip  bi  'n  frisken  perdekötel  anstäken.  50  jnsig;  i.  q.  jösig. 

jungen,   gebären,   Junge  tuerfen ;   —    de  just,  just,   gerade,    eben,   recht,   richtig, 

katte  hed  jungd  —  wil  bold  jungen.  gleich;  —  dat  ene  is  just  so  göd,  as  dat  an- 

jungfrö,  junge  Frau,  die  noch  nicht  lange  uer ;  —  wen  man  hum  wat  ferbüdt,  den  deid 
verheirathet  ist,  od.  überhaupt  noch  jung  de  slüiigel  't  just;  —  dat  geld  kumd  jiist  üt; 
ist,  bz.  ein  jugendliches,  frisches  55  —  't  is  all'  just  un  effen  etc.  Es  ist  das 
Aussehen  hat.  Es  toird  nie  in  dem  Sinne  gekürzte  lat.  justus,  was  von  ^yx^  (Recht,  Ge- 
gebraucht, wie  das  nhd.  Jung  fr  ati,  wofür  setz  etc.  als  Bindendes  etc.)  ueitergebil- 
wir  stets  jüifer  verwenden.  det  ist  u.  (cf.  Pott,  I,  zweite  Abth.,  1229) 

Juni,  Monat  Juni.  —  Sprichw. :  nördwiud  mit  unserm  jüche  etc.  von  der  }/  yu  (binden 

in  de  Juni  weid  körn  in  't  land.                     60  etc.)  abgeleitet  wird.  cf.  auch  Fi  ck,  11,202. 


JUEST 


150 


E 


Jüst  od.  Jaist.  Name  einer  zwischen 
Borkum  u.  Noräerncij  belegenen,  sehr  lanrj 
gestreckten  u.  schmalen  Xordsee-Insel,  icelche 
früher  mit  den  untergegangenen  Inseln  Bant 
u.  Bitse  ::n  Borkum  gehörte  u.  icahrschcinl. 
im  13.  Jahrhundert  od.  noch  früher  durch 
mächtige  Sturmßuthcn  davon  getrennt  wurde, 
da  der  Name  dieser  Insel  zu  Ende  des 
14.  Jahrhunderts  (cf.  Ostfries.  Urhunden- 
btich  von  Dr.  F  r  iedlaende  r ,  pag.  139 
sub  Nr.  165)  schon  genannt  wird.  Ver- 
gleicht man  africs.  jet  =  gat  (Loch  etc.), 
jestlik  =  gC^itlik  (geistlich)  etc.  etc.,  so  stimmt 
der  Name  Jüst  od.  alt  Just  genau  zu 
unserm  güst,  bz.  dem  alten  gust,  guste  (tro- 
cken, dürr,  unfruchtbar  etc.)  u.  kann  sie 
als  grüsstentheils  sehr  sandige  u.  höchst  un- 
fruchtbare Insel  daher  icohl  von  diesem  güst 
ihren  Namen  haben,  obschon  es  auch  mög- 
lich ist,  dass  sie  wegen  ihrer  langgestreck- 
ten schmalen  u.  geraden  Form  Jüst 
od.  Just  genannt  wurde  u.  somit  der  Name 
derselben  )nit  unserm  jmt  (Just,  gerade,  recht 
etc.)  zusammenhängt. 

1.  jiit,  jütte,  in  den  Eedensarten :  he  is 
so  döf  (bz.  so  dura)  as  'n  jüt;  —  du  dofe 
jütte  etc. ;  tvonach  es  vielleicht  identisch  mit 
Jute  ist,  sodass:  „he  is  so  düf  as  'ü  jüt" 
mit:  „er  ist  so  taub  (bz.  so  dumm)  %cie  ein 
Jute"  (in  uralten  Zeiten  hatten  unsere 
fries.  Vorfahren  bekanntlich  vielen  Verkehr 
mit  den  Jute n  ii.  Jü tlan d)  übersetzt  iver- 
den  muss.  Da  wir  indessen  auch  sagen: 
„du  olle  jütte"  im  Sinn  von:  „du  altes  Weib" 
od.  „du  alte  Schachtel",  „du  alte  dumme 
Person"  etc.,  so  kann  es  auch  überhaupt  ein 
Schimpfname  sein.  Nach  dem  Br.  Wb. 
soll  „jütte"  indessen  für  „Johanna"  stehen 
u.  auch  nach  nid.  Wörterbüchern  „jut"  ein 
verderbter   Name   des   berüchtigten    Papstes 


„Johannes  des  Ächten",  bz.  der  Pä2)Stin 
„JoJuoina"  sein,  während  anderseits  „jut" 
im  nid.  auch  die  Bedtg.:  lumpig,  gemein  etc., 
bz.  htm}),  plump,  stumjif  etc.  hat.  Nach 
5  Seh.  u.  L.  (II,  41j2)  soll  jutte  eine  Kose- 
form von  Judith  sein,  indessen  auch  zur 
allgemeinen  Bezeichnung  des  weibl.  Ge- 
schlechts dienen.  Schütze  (II,  ISO)  führt 
unter  dithm.  jit  (Ziege)  an,  dass  diese  in 
10  Hamburg  u.  Husum  auch  jütte  heisst  tt. 
dass  man  mit  „alvern  jit  auch  eine  alberne 
Person  bezeichnet,  loozu  noch  bemerkt  sei, 
dass  tsüge  (Ziege)  auch  bei  uns  ein  Schiinpf- 
wort  ist. 
15  2.  jiit,  jütte,  ein  Giessding  od.  hölzernes 
Schöpfgefäss  zum  Ausgi essen  von  Flüs- 
sigkeiten.    Zu  jütten. 

jiit-itl'i'e,    Saft -Birne.      Sgnongm  der  in 
pomol.   Werken  als:   „Gute    Graue"   aufge- 
20  führten  „grauen  Sommer-Butter-Birne",  die 
hier   auch    „pere   de    gris"    od.  „pere  gris" 
(falsch  für  poire  gris)  genannt  tvird  u.  auch 
im  nid.   „Jut-peer"    od.    „Yut  -  peer"   heisst. 
Es  ist  tvohl  loörtl.  =  Giess-Bir n e,  toeil 
25  sie  so  saftreich  ist,   dass  sie   beim  Schälen 
od.  Hineinbeissen  den  Saft  ausgi  esst,  bz. 
ausfliessen    lässt    u.    connex  mit  jüHea, 
bz.  2  jüt. 
jütten,   giessen,     schöpfen;    —    ütjüttcu, 
30  ausgiessen,  ausschöpfen;   —    dat  watcr  mut 
üt  de  küp  ütjütd  worden;   —   du  must_  dat 
bot  erst  ütjütten,   er  wi  d'r  in  farcu  konon. 
Es  ist  eine  Nebenform  von  geten  ^=  goth.  giu- 
tau,  loie  das  helg.  jüt  (giessen)  bezeugt,     cf. 
35  auch  unser:  he  gütd,   bz.  jütd  =  er  giesset 
etc.  u.  gut  =  Giess-Gcfäss  u.  =  Giessröhre, 
bz.    Vorrichtung    zum    Ausgiessen   u.   Ein- 
schenken von   Flüssigkeiten    u.    Getränken. 
Weiteres  vergl.  unter  geteu    u.    daselbst  die 
40  3.  Pers.   Praes.  jüth    vo7n   afries.  giata  etc. 


K. 


k.  Der  Buchstabe  od.  das  Lautzeichen 
„k"  wechselt  im  Anlaut  vielfach  mit  „g" 
(cf.  namentl.  die  Wörter  unter  kna,  kni  etc., 
bz.  gna,  gni  etc.),  während  er  im  Auslaut 
(cf.  junk,  klank  etc.)  auch  oft  für  „g"  ein- 
tritt. Von  der  alten  fries.  Sitte,  das  ,,k"  zu 
quetschen,  bz.  vor  einem  Vocal  in  einen 
Zischlaut  (z.  B.  ds,  tz,  ts,  sc  etc.)  zu  verwan- 
deln finden  sich  nur  noch  loetiige  Spuren,  wie 
vielleicht  möglicherweise  in  bridsen  od.  britzcn 
7t.  einigen  sonstigen  Wörtern,  loährend  sie 
in  Nord-  u.  Wcstfriesland,  im  Saterlande  u. 
auf  Wangcrooge  (cf.  Ehrentraut,  1,184 
etc.:  kerke,  ketel  etc.   u.  unter  1  kake  etc.) 


noch  besteht  u.  z.  B.  das  von  Stbg.,  bz. 
Cad.  Müller  irrthümlich  aufgeführte  ziel 
für  sjel  od.  zjel,  tzjel,    steht   u.    icie  toang. 

50  sjel  (statt  sjerl)  iiichts  anderes  ist,  als  unser 
kerl,  bz.  kerel  od.  kilrol,  während  Stbg.  da- 
bei an  einen  Zusammenhang  mit  nhd.  zie- 
len (cf.  tclen)  denkt. 

Zum  Schlüsse   sei   noch  bemerkt:    a)  das 

55  Alles  loas  Stbg.  unter  Q,  bz.  Qu  aufführt 
von  mir  unter  „kw"  aufgeführt  ist,  wie  dies 
die  Niederländer  auch  thun,  u.  b)  dass  das 
Lautvcrhältniss  unsers  nordgerm.  „k"  zu 
den  im  Skr.  mit  k,  bz.  5,  khs,  sk,  od.  g,  j, 

GO  gh  anlautenden  Wörtern   noch  ein  ziemlich 


KA 


151 


KABBELN 


unaufgeklärtes  ist,  icie  dies  die  unter  die- 
sem Buchstaben  aufgeführten  Wörter  schla- 
gend heioeisen. 

kä  (Flur,  kaen)  a)  Dohle;  —  b)  Nehcl- 
krähe.  —  Nd.,  mnd.  ka;  nid.  ka,  kauw; 
mnld.  kae,  kauwe;  ags.  ceä;  engl,  chough ; 
Schott,  kay,  ka,  kae ;  ahd.  chaha,  chä ;  mhd. 
kä ;  schxved.  kaja ;  norio.  kaa,  kaie ;  dän.  kaa. 
—  Es  ist  ein  Lautnudendes  Wort  wie  ku- 
kük  etc.  u.  stellt  Fick  (I,  558  seq.)  es  zu 
einer  y  gag  =  skr.  gaj  (schreien  etc.),  wozu 
auch  nhd.  kachel  (Grimm,  Wb.,  V,12)u. 
kacke,  soioie  das  Schalhvort  kack  (s.  daselbst 
Spalte  14)  u.  dann  auch  wohl  unser  kakeln, 
kakeln  etc.  gehören.  Die  Basis  von  gag  ist 
übrigens  j/  ga  (tönen,  schallen,  singen  etc., 
bz.  einen  unartikulirten  Laut  von  sich  ge- 
ben etc.,  cf.  bei  Fick  ,,ga"  u.  bei  Grass- 
mann „g^"))  wonach  gag  ivohl  aus  rediipl. 
gaga,  od.  gaj  aus  dem  Stamm  gäya  entstand 
u.  gekürzt  ist.  Ob  indessen  das  gleichfalls 
onomatop.  skr.  käka,  käga  (cornix)  für  ahd. 
chaha  etc.  nicht  näher  liegt,  als  die  Ablei- 
tung dieses  von  einer  y  gag,  zumcd  da  die 
käen  u.  Dohlen  doch  getoiss  blas  nach 
ihrem  Geschrei,  welches  ja  wie  kä,  kä  od. 
kae  etc.  klingt,  benamset  sind? 

kabanter,  kebauter,  karbauter,  kerbau- 
ter,  kalbaater,  klabauter,  klebauter,  ein 
Kobold,  od.  ein  kleines  dickes  drolliges  ko- 
boldartiges lt.  ungezogenes  Wesen,  welches 
allerlei  Faxen  u.  Sprünge  macht,  od.  auch 
wie  ein  Kobold  u.  kleiner  Teufel  cdlerhand 
neckische  Streiche  u.  kleine  Bosheiten  ver- 
übt, bz.  sehr  unlenksam  u.  störrisch  ist;  — 
't  is  so  'n  regten  lütjen  kabauter,  war  gen 
drummel  sin  lachen  fan  laten  kan ;  —  't 
is  so  'n  kabauter  fan  'n  jung',  dat  mau  sük 
d'r  hast  hei  net  fan  redden  kan,  bz.  dat  man 
d'r  niks  mit  worden  kau.  —  Ob  dieses  Wort 
nicht  eher  von  kobold,  bz.  kobolt  (nid.  ko- 
bout)  weiter  gebildet  ist,  als  dass  es  mit  kla- 
bastern  etc.  (cf.  G  r  i  m  m,  Wb.,  V,  888,  sub 
2,  d)  zusammenhängt? 

kabbeljaa,  kabeljau,  Kabliau  (gadus 
morrhua  od.  morrhua  vulgaris) ,  ein  zum 
Geschlecht  der  Schellfische  od.  Dcnsche  ge- 
hörender grosser  schwerer  Fisch,  der  bis 
5  Fuss  lang  wird.  Er  bewohnt  das  nörd- 
liche atlantische  Meer,  wird  jährlich  in  meh- 
reren hundert  Millionen  (namcntl.  auf  den 
neufundländischen  Bänken)  fiefangen  u.  ist 
einer  der  wichtigsten  Fische  für  die  mensch- 
liche Nahrung.  —  Der  Name  ist  seit  Ende  des 
13.,  bz.  Anfang  14.  Jahrhunderts  bekannt 
u.  seit  der  Zeit  bei  edlen  seefahrenden  Germa- 
nen derselbe  (Mos  im  Englischen  heisst  er  cob, 
loas  vielleicht  aus  kab,  bz.  kable,  od.  kabel- 
jau entstand  u.  verstümmelt  ist)  u.  so  ziem- 
lich unverändert  derselbe  geblieben  u.  wenn 


man  nun  vergleicht,  dass  der  ungetrocknete 
Stockfisch  im  Nid.  auch  bakkcljouw  heisst, 
so  scheint  es  wohl  richtig,  dass  man  den 
Namen  als  ein  Compos.  von  kabbel,  bz.  ka- 
5  bei  u.  jau  ansieht.  Vergleicht  man  nun 
iveiter  in  Vocalmlaren  des  15.  Jahrhunderts: 
meruta,  cabeliau  vel  b u  1  c h e  u.  dazu, 
dass  der  Bulch  im  ndrhein.,  bz.  Nieder- 
land (Grimm,  Wl).  V,  10)  kablen  heisst, 

10  .so  ist  es  wohl  anzunehmen,  dass  kabbel 
od.  kabel  »lit  dem  letztern  Worte  entweder 
ident.  od.  doch  unmittelbar  verwandt  ist. 
Hält  man  hiezu  nun  ferner,  dass  diese 
Fische  sehr  gefrässig  sind  u.  mit  weit  auf- 

15  gesperrtem  od.  klaffendem  Bachen  nach  Al- 
lem schnappen  u.  beissen,  so  liegt  es  sehr 
nahe,  um  den  Namen:  kabbel,  kabel,  kable 
mit  kabbeln,  kibbeln,  käfe,  kibbe  u.  kafel 
von  der  y  gabh,  gambh  (schnappen,  beissen; 

20  klaffen  etc.)  abzuleiten,  wobei  man  bei  dem 
Suffix  jau,  iau  vielleicht  an  eine  Connexität 
mit  dem  Fron,  ya,  yä,  dieser,  der,  er,  bz. 
loelcher  (cf.  zend.  ya,  yo,  yu  etc.)  denken 
könnte,  od.  an  die  urspr.  Suffixe  i,  u,  ja  etc. 

25  Zum  Schluss  sei  noch  bemerkt,  dass  Hil- 
deb r a n d  (cf.  G r i m m,  Wb.  V,  10)  unter 
Kabliau  sagt,  dass  die  Niederländer  den 
frischen  u.  ungetrockneten  Kabliau  auch 
k  i  b  b  e  1  i  n  g     nennen.      Dies    ist   indessen 

SO  falsch,  da  van  Dal e  zu  kibbeling  sa^fi; 
de  zogenaamde  wangen  van  den  kabeljauw, 
gevormd  door  de  slaapspier  en  uitwendige  laag 
der  kauwspier,  worden  afzonderlijk  ingezou- 
ten  en  onder  de  naam:  kibbelen,  kibbels 

35  of  k  i  b  b  e  1  i  n  g  in  den  handel  gebracht,  — 
ivonach  es  klar  ist,  dass  dieses  Wort  mit 
unserm  kibbe  (Kiefer)  zusammenhängt. 

kabbeln,  a)  laut  zanken  u.  streiten,  keifen 
etc. ;    —    laten   se   sük  d'r  um  kabbeln ;   mi 

40  is  't  net  glik,  wo  se  't  maken ;  —  se  kab- 
beld  (od.  kibbeld)  d'r  al  tegen  an;  —  b)  klat- 
schen, plätschern,  bz.  mit  klatschendem  Ge- 
räusch aneinander,    bz.  woran  anschlagen; 

—  de  se,    bz.  dat  water  kabbeld    (wenn  die 
45  Wellen   von    ztvei    Seiten    gegen    einander 

schlagen  u.  klatschen) ;   —    dat   water  kab- 
beld tegen  de  balken  an ;  —   c)  nagen  etc. ; 

—  dat  water  kabbeld  de  kant  fan  de  weg;  — 
d)  brechen,  abbrechen,  abfallen,  stürzen  etc. ; 

50  —  de  ganse  kant  kabbeld  weg.  —  Nid.  kabbe- 
len  (wie  sub  b),  c)  u.  d) ;  mnd.  kabbeln;  nd. 
(Dähnert)  kabbeln,  kibbeln  (sich  zanken, 
streiten).  Davon :  gekabbel,  kabbele,  —  a) 
Gestreite,  Gezanke  etc. ;   —   b)  fortwähren- 

55  des  Flätschern  u.  Anschlagen  der  Wellen 
an  Etwas)  etc.  Es  ist  wohl  mit  kibbeln 
eines  Ursprungs  u.  dann  auch  in  der  Be- 
dtg.  sub  b)  als  lautmalendes  Wort  vom 
Flätschern  u.  Murmeln  des  ivogenden,  rau- 

60  sehenden  u.  an  Etwas  anschlagenden  Was- 


KABEL 


152 


KAF 


sers  gebraucht  u.  weil  dadurcJi  die  Erde, 
bz.  das  Ufer  abbrüclcelt,  so  eitstand  hieraus 
auch  die  Bedtg.  sub  c)  «.  d).  Als  Laut- 
malendes Wort  hat  es  bei  KU.  die  Bedtg.: 
(methaph.)  vomcro ,  u-ährcnd  derselbe  ein 
2  weit  CS  kabbelcn  mit  der  Bcdtg.:  footaro, 
footiticare,  pärere  (tlicitur  proprio  de  porcis, 
felibus  etc.)  auffuhrt,  ivas  wahrschei)d.  von 
vinld.  kabbe  (porcelliis)  abgeleitet  ist.  Wei- 
teres vergl.  unter  gabbeln  wegen  der  y  gabb. 

kabel,  ein  dickes  Tau  zum  Festlegen 
der  Schiff'e,  bz.  ein  dickes  Ankertau.  —  Nid. 
kabel ;  engl,  cablo ;  franz.  cablo ;  chablc ; 
Span,  cable.  Aus  mlat.  capulum  (Strick, 
Seil)  u.  dies  mit  capulus  von  capio  (greifen, 
fassen,  halten  etc.). 

kabeljan,  s.  kabbcljau. 

kabnet,  kamnet,  kabnetschap  etc.,  Cabiuct, 
Cabinetschrank.  Das  franz.  cabiiict  ist  Di- 
min.  von  cabäne  (Hütte,  Strohhütte ;  Schiffs- 
kammer od.  Stäbchen  etc.)  =  ital.  capanua; 
span.  cabana  etc.,  bz.  von  (Diez,  I,  110) 
ki/mr.  caban  als  Dimin.  von  cab,  tcohcr 
auch  engl,  cabiu  (Cabine). 

kabuf,  kebüf,  a)  Buf  od.  Wort,  ivomit 
man  einen  polternden  Sturz  od.  Fall  von 
Etwas  bezeichnet;  —  kebiif!  dar  ligd  't;  — 
b)  eine  Hütte,  bz.  ein  altes  baufälliges,  dem 
Einsturz  nahes  Haus;  —  he  wand  in  so  'n  old 
kabüf;  —  c)  ein  altes,  abgetriebenes  Pferd, 
toas  jeden  Augenblick  zu  stürzen  droht;  —  'u 
old  kebüf  fan  'n  perd.  —  Es  ist  vielleicht 
mit  gepi'if,  bz.  buf  etc.  connex,  obschon  es  in 
der  zweiten  Bcdtg.  auch  zu  nd.  kabäche  (cf. 
Grimm,  Wb.,  V,  6)  stimmt  u.  dann  eilte 
Weilerbildung  von  dem  unter  kabuet  erwähn- 
ten k>/mr.  cab  sein  kann.     cf.  auch  kabüse. 

kabiise,  kabüs,  Kabuse;  —  a)  ein  Bret- 
terverschlag auf  dem  Verdeck  der  Schiff'e, 
loelcher  einestheils  als  Schiffsküche,  andern- 
theils  cds  Schtitz-  u.  Zufluchtsort  für  die 
Matrosen  dient,  auch  kombüse  genannt;  — 
b)  ein  Bretterverschlag  zum  Aufheben  u. 
Bergen  verschiedener  Vorräthe ;  ~~  c)  eine 
Sparbüchse,  bz.  ein  Etwas,  worin  man  sein 
Geld  vertcahrt  u.  aufhebt,  od.  auch  den  Spar- 
Pfennig  selbst;  —  min  lest'  kabüs,  bald  all' 
nitn  gold  un  god  to  hüs.  —  Nid.  kal)uis, 
kombuis  etc.;  cf.  Weiteres  in  Grimm(Wb. 
V,  10)  unter  kabuse. 

kachel,  a)  irdener  Thonflicscn ;  —  de 
afend  is  üt  kacbels  upsotd ;  —  b)  Kachel- 
Ofen,  bz.  ein  aus  Thonßiesen  aufgeführter 
steinerner  Ofen,  od  auch  überhaupt  ein  Ofen; 
he  smitt  't  in  de  kacbel.  —  Nid.  kaghel,  kag- 
gcl;  mflüm.,  mnld.  kaeckol,  kacbel;  norw., 
schwed.  kakcl ;  dän.  kakkel  (in  kakkelovn 
=  norw.  kakolonin).  —  cf.  Grimm,  Wb. 
V,  11,  bz.  uhd.  chachala  (irdenes  Geschirr), 
loas   loohl  Weiterbitdung,    bz.   Dimin.    von 


einem  ahd.  chacha  =  ags.  (H.  Leo)  ceac 
(irdenes  Gefäss,  Krug,  Kachel,  Urne);  mnld. 
(KU.)  kaecke  (cadus,  orca);  engl,  kag,  keg; 
norw.  kagge ;  isl.  kaggi  (dolium,  orcus  etc.) 
5  ist  u.  wovon  auch  vielleicht  das  franz.  caque 
(Hcringstonne),  sofern  es  nicht  mit  franz. 
caquor  von  2  kaken  abgeleitet  ist.  Das  ags. 
ceac  etc.  betr.,  so  gehört  es  wahrschcinl.  zu 
der  (Fick,  I,  36)  y  kak  (cingere),  od.  mit 

10  skr.  kü^-a  (Behälter,  Fass,  Kufe,  Kasten, 
Truhe  etc.)  zu  ]/  ku^  (umfassen,  timschlies- 
sen  etc.),  sodass  das  urspr.  „k"  auch  hier, 
wie  in  kak  u.  sonstigen  Wörtern  keine  Laut- 
verschiebung erfuhr.     Vergl.  auch  kake  etc. 

15  Ob  das  port.  (Diez,  11,107)  caco  (Scherbe) 
nicht  auch  eher  daher  entlehnt,  als  aus  lat. 
cacabus  etitstanden  ist?  —  Auch  span.  cacho 
(s.  daselbst)  könnte  dann  tvieder  aus  caco 
entstanden    sein ,    loie  ja    auch    das    nhd. 

20  Scherbe  beide  Bedtgn.  hat. 

kacheln,  heizen, feuern  etc.;  —  liekacheld 
dügtig  in.     Zu  kachel  sub  b). 
käde,  s.  kcde. 
kaf,    a)  Spreu,   leere  Getreidehülsen,  zer- 

25  kleinerter  Getreide-  od.  Stroh-Abfall  beim 
Dreschen;  —  1))  von  Mäusen  zerfressenes 
u.  abgenagtes  Holz,  od.  Holzspänehen  etc. ;  — 
't  is  einer  kaf,  bz.  kaiisel,  d.  i.  Ge-  od.  Zer- 
kautes. —  Nid.  kaf;  mnld.  (KU.)  kaf,  kaeve, 

30  kave;  nd.  kaff;  mnd.  kaf,  kave  (Hülse  des 
Getreides,  ausgedroschenes  Stroh ;  Spreu  je- 
der Art;  fig.  auch:  leeres  nichtiges  Gewäsch 
etc.);  ags.  ceaf;  engl,  chaft';  mJid.  caf,  kaf. 
—  Gehört  kifen,  kitTie    mit  kibbelu  u.  kab- 

35  belu  zur  y  gap  od.  gabli  (cf.  L'ick,  I,  69 
u.  HI,  47  die  Wurzeln  gap  n.  gabh,  schnap- 
pen, beissen ;  klaffen,  tief  sein  etc.),  so  tvürde 
auch  kaf  (f(dls  es  urs2)r.  etwas  Zerkleinertes 
od.  Zerhacktes  bedeutete)  mit  an.  kaf  (Tiefe, 

40  Abgrund  etc.),  kafa  (tiefen,  versenken,  unter- 
tauchen), kafna  (unterdrücken,  ersticken), 
kefja  (nieder  drücken)  etc. ;  skr.  gabhira 
(tief,  unergründlich),  jambba  (Gebiss,  Kinn- 
backe);  isl.  kaf  (Tiefe,  Senkung;    Taucher- 

45  künste)    etc.    u.    griech.    gaiujjhe ,    gömphos 
(Zahn,  Pflock) ;  dicd.  gimbö   (Gebiss,  Kinn- 
backe) ;  as.  kafl ;  ags.  ceafl  (Kiefer),  bz.  un-      * 
serm  käfe  u.  kibbo    (Kiefer)  etc.    zu   dieser 
selben  y  gehören,  deren  verschiedene  Bedtgn 

50  als:   schnappen,    beissen;   klaff'en,   gähnen,       ■ 
tief  sein  (Fick,  I,  71  seq.  u.  IT,  314)  für      1 
alle  obigen  Wörter   (auch    nhd.  Käfer   [cf. 
kefer]  gehört  wohl  hieher ,   tvie   desgl.    auch 
unser  kafel  etc.)  passen,    u.  wäre  clann  die 

55  Ableit.  von  der  y  skap,  schaben,  cf.  Scha- 
fen ,  wozu  Hildebrand  (G r i m  m ,  Wb. 
V,  20)  ivohl  zu  verwerfen,  obgleich  sie  beim 
Vergleich  mit  unserm  schüfe  etc.  sonst  begriff- 
lich auch  zu  kaf  stimmt.      Vergleiche   auch 

60  noch  (Grimm,   Wb.    V,  17)   käfe    (Frucht- 


KAEFE  KEFE 


153 


KAI  KAJE 


Jmlse  etc.),  was  dort  nicht  zu  kaff,  sondern 
mit  dem  gleiclihedeutenden  kiefc  zu  kafela 
(nagen,  heissen  etc.)  gestellt  ivird  u.  jeden- 
falls also  mit  as.  kafl  etc  (s.  ohen),  hz.  un- 
serm  kabbeln,  kibbeln  u.  kifen  zur  y  gabh 
gehört,  worüher  auch  noch  Weiteres  unter 
gapen,  gaffeln  etc.  zu  vergleichen  ist  u.  loo- 
hei  man  dann  für  kaf,  käfe,  kafel  etc.,  hz. 
kabbeln,  kibbeln,  kifen,  sowie  kibbe  ein  urspr. 
germ.  Stammvhm.  kifan,  kaf,  kufun,  hz.  ki- 
ban,  kab  etc.  mit  denselben  urspr.  Bedtgn. 
wie  die  }/  gabh  aufstellen  müsste. 

1.  käfe,  kefe  od.  käve  etc.,  Kiefer,  Kinn- 
lade, vorstehendes  Kirnt;  Plur.  käfen,  ke- 
fen  etc.,  auch  die  Kiemen  der  Fische.  — 
Dieses  Wort  gehört  toahrscheinl.  (cf.  käfen, 
kefen  =  kifen)  mit  kibbe,  kiffe  (Kiefer)  zu 
dem  germ.  Stammvhm.  kifan,  kaf  (cf.  kaf 
am  Schlüsse),  obschon  es  auch  möglich  ist, 
dass  es  mit  nd.  (Br.  Wh.)  keveu  (Fisch- 
ohren, Kinnhaclcen  der  Fische,  mandibulae 
lucii,  cf.  auch  nid.  kibbeling  unier  kabbeljau 
am  Schlüsse)  direct  aus  kife,  kive  (wovon 
auch  nhd.  Kiefer)  entstand,  hz.  eine  Ah- 
lautform  davon  ist,  wofür  auch  das  wang. 
kiving  (Kinnlade  des  Fisches)  .spricht. 

Mit  dem  von  ahd.  chiwan,  chiuwan  (kauen) 
abgeleiteten  mhd.  kiwe,  kewe,  kiuwe  etc.  (Kie- 
fer) hat  unser  käfe,  kefe  ivohl  nichts  ge- 
mein, tvie  direct  auch  nicht  mit  mnd.  kavel, 
kovel  (Kiefer,  Gaumen,  Schnabel),  da  dies 
zweifellos  dasselbe  Wort  ist  tvie  as.  kafl  etc. 
(s.  unter  kaf)  u.  demnach  auch  ivohl  mit  ka- 
fel u.  1  u.  2  käfe  zur  ]/  gap  od.  gabh  (heis- 
sen, spalten,  klaffen  etc.,  cf.  kifen  etc.)  gehört. 

Vergl.  noch :  toang.  kiaubunk  (Kinnlade), 
was  mit  unserm  kibbebunke  synonym,  in- 
dessen in  seiner  ersten  Sglbe  mit  kauen,  hz. 
mhd.  kewe,  kiuwe  (Kiefer)  connex  ist,  wäh- 
rend tvang.  kevje  (etwas  mit  dem  Kinn 
erreichen)  von  keve  (Kinnlade,  Kinn)  loei- 
tergebildet  ist.  Desgl.  cf.  mnld.  keeuwe 
(fauces) ,  wobei  KU.  auf  kouwe,  kauwe, 
kuwe  (fauces,  frumen,  bz.  mala,  maxilla  etc.) 
verweist,  ivelclie  Formen  loohl  sämmtlich  mit 
denen  zu  chiwan,  chiuwan  gehörenden  mhd. 
kewe  etc.  identisch  sind,  wie  auch  engl. 
chaw  zu  chaw  (kauen)  gehört,  tvährend  jaw 
vielleicht  mit  jawn  (gähnen,  cf.  jäneu)  eines 
Ursprungs  ist.  —  Weiteres  vergl.  unter 
kauen. 

2.  käfe,  kefe,  Kerb,  Einschnitt,  Vertie- 
fung, Versenkung  etc. ;  —  de  käfe  fan  't 
fat  is  to  eng',  dar  kan  de  bäm  so  net  in ; 
—  de  käfen  sunt  to  dep  ütschäfd ,  bz.  üt- 
sägd.  cf.  käpe  u.  unter  kaf  das  an.  kaf 
(liefe,  bz.  Spalt  etc.) ,  loie  es  ja  jedenfalls 
auch  mit  kafel,  hz.  an.  kafli  zur  ]/  gap  od. 
gabh  gehört,  obschon  ich  eher  glaube,  dass 
dieses  käfe  mit  käpe,  käpen  u.  kappen,  kip- 


pen etc.  zur  y  skap   (s.    unter   kappen  am 
Schluss)  gehört. 

kafel,  Kabel,  Loos,  Theil,  Abtheilung,  be- 
stimmter Theil  von  Etiuas  etc. ;  —  de  wa- 
5  ren  mutten  in  kafels  ferköfd  worden;  —  ik 
heb  'n  kafel  holt  küfd.  —  Nd.,  mnld.,  nid. 
kavel ;  mnd.  kavele ;  schioed.  kafvel.  —  Mit 
schwed.  kafle  (kleines  rundes  längliches  Stück 
Holz;   Knebel  etc.);   norw.   kavl   (Treibholz 

10  am  Fischnetz;  Stock  in  einer  Flossbrücke 
etc.),  kavle  (Rolle,  Rollstock,  Mittelstück, 
kleine  Stange,  Knebel  etc.)  etc.  u.  den  Ver- 
ben: schioed.  kafla  (mit  einem  runden  Holz 
rollen) ;  norio.  kafla  (ein  Flossholz  od.  Treih- 

15  holz  an  ein  Netz  binden;  einen  Brücken- 
stock auf  einen  Sumpf  legen;  knebeln)  aus 
dem  an.  kafli,  kefli  (runder  Stock,  Stab, 
Holzstück,  Theil),  was  nach  an.  medal-kafli, 
Büttel- Stück  im   hjalt    od.    Schivertgriff) 

20  imhl  urspr.  blos  die  Bedtg.  „Stück"  od. 
,,Theil"  von  Etioas  hatte.  Vergleicht  man 
nun  aber  unter  kaf  das  an.  kaf  (Tiefe,  Ab- 
grund, bz.  Spalt  etc.)  .so  ist  es  ivohl  zwei- 
fellos ,   da.ss   auch  an.  kafli   als  Theil  od. 

25  Stück,    bz.    abgespaltenes    Etwas    etc.    zu 

derselben  y  gap  od.  gabh   (beissen,  spalten, 

theilen,  klaffen  etc.)  gehört,    lüozit  ich  auch 

1  u.  2  käie  stelle. 

kafeling,  ein  grösserer  Theil  Kaufmanns- 

30  guter    od.    sonstiger   Waaren  etc.,    die  zum 

öffentlichen  Verkauf  bestimmt  sind;  —   dat 

god  sal    bi    kafelingen    ferköfd   worden;   — 

'n  kafeling  holt.  —  Nid.,  nd.  kaveling. 

kaf  ein,    kabeln,    bz.    in    Kabeln    od. 

35  Loos e  eiyitheilen  u.  zerlegen,  z.  B.  Kauf- 
manns-Güter beim    Verkauf  in   öffentlicher 
Versteigerung.  —  Nid.  kavelen. 
käfeln ;  i.  q.  kibbeln.  cf.  1  käfe. 
1.  käfen,  kefen,   Kiefern;   s.  1  käfe  etc. 

40  2.  käfen,  kefen,  kerben;  —  ferkäfen, 
verkerben ;  s.  2  käfe  «.  cf.  käpen. 

käfer,  kefer  (Plur.  käfers  etc.)  Käfer. 
—  Nd.  (Dähnert)  käver  «.  (Br.  Wh., 
Schütze)   zäver,   säver,   sever,  sebber,  ze- 

45  fer ;  mnd.  kevel,  kever ;  nid.,  mnld.  kever ; 
ags.  ceafor ;  engl,  chafer ;  ahd.  chevar,  che- 
vor,  chevur,  chevir,  kevir ;  mhd.  kever  u. 
ahd.  kevero,  kheviro;  mhd.  kevere. 

Es  gehört  mit  kaf,   käfe,  kafel  etc.    wohl 

50  zu  einem  von  der  y  gap  od.  gabh  (heissen, 
schnappen,  nagen  etc.)  abstammenden  urspr. 
Vbm.  kifan,   kaf  (nagen  etc.)   u.  bezeichnet 
es  demnach  urspr.  ein  Nag ethier. 
kägel,  s.  kegel. 

55  käi,  kaje,  Kai,  d.  h.  die  hölzerne  od. 
steinerne  'Hafen-Einfassung,  bz.  der  Damm 
od.  das  Bollwerk,  ivelches  den  Rand  od.  das 
Ufer  eines  Hafenbeckens,  od.  eines  Flusses, 
od.  der  See  einfasst,  od.  ein-  u.  umsehliesst, 

60  bz.  zur  Befestigung   u.   zum  Schutz  dessel- 


KAI  KAJE 


154 


KAJEN 


hen  dient ;   —    't  schip  ligd  an  de  käj ;  — 

—  he  steid  up  de  käj;  —    l)inuon  de  k;ije; 

—  achter  de  käi;  —  de  käj  nuit  mäkd  wor- 
den ;  —  w  1  willen  d'r  'ii  käj    um  to  niakeu. 

—  Nd.,  »uid.  kaje  (Ufercinfassumj) ;  uhl. 
kaai ;  miild.  kado,  kaeye  (acta,  acte,  cothon, 
litus,  ora) ;  schwed.  kaj  ;  dän.  kai ;  engl,  kay, 
([iiay;  frans,  qiiai;  tciuiy.  (Ehr entraut, 
fries.  Archiv  I,  S7G)  k6i.  —  I)a  der  Kai 
ein  Schli ess  od.  Schutz- Bing,  bz.  ein 
Etiras  ist,  was  sichert  od.  ein-  u.  x  m- 
schl iesst,  so  wäre  es  leicht  niögUch,  dass 
es  mit  (Ehr entraut,  I,  202)  wang.  koi; 
wfrie.<:.  kaay;  nfries.  (Outzen)  käi,  käy; 
satl.  kai  od.  käy;  afries.  (v.  B ichthofen) 
kai,  kag,  kei;  ags.  caeg  (Schlüssel,  bz. 
Schliess  Ding),  caega  od.  cäga  (Schloss) ; 
engl,  key  (Schlüssel,  Schlnssstein ,  Band, 
Klammer;  Kai,  Hafendamm,  Felsenriff, 
SandbanJi-,  Barre  etc.)  etc.,  bz.  (Diez,  I, 
121)  dem  span.  cayo ;  afranz.  caye  (Sand- 
bank, Barre,  bz.  Schranke  als  Abschliessen- 
des od.  Verschluss)  etc.  u.  dem  in  den  Isid. 
Glossen  belegte  kai  (cancellae),  kaij  (can- 
celli)  zusammenhängt,  bz.  identisch  ist,  loie 
desgl.  mit  (cf.  Diez)  kymr.  c^q  (Zaun,  Um- 
zäunung), bret.  cae  (dasselbe,  auch  Fluss- 
damm) u.  kaea  (einzäunen,  einfriedigen, 
ein-  u.  umschliesscn  etc.),  wozu  Diez  auch 
das  ahd.  caliot  (munimentuin)  u.  bayr.  ka- 
chet  (Zaun)  vergleicht. 

Hält  man  hiczu  nun  aber,  dass  im  ahd. 
u.  auch  in  sonstigen  germ.  Sprachen  ein 
urspr.  „k"  .■<oicohl  als  ,,g",  „h",  „ch"  od. 
„k"  erscheint,  so  ivnre  es  leicht  möglich, 
dass  die  obigen  Wörter  sämmtUch  mit  (cf. 
Schm.,  IJ,  277  u.  287)  bcujr.  kag  (Hag, 
Zaun)  lt.  ahd.  hag  etc.  zu  der  unter  liagen 
(vergl.  auch  hägen  etc.)  erwähnten  ]/  kak, 
bz.  kac,  karic  gehören,  wozu  Fick  (I,  36) 
auch  lat.  Cancer,  caucellus,  cingerc  etc.  u. 
griech.  käkalon  (Ringmauer) ,  kigklis  (Git- 
ter, Umzäunung,  Einschluss)  etc.  stellt  u. 
wonach  denn  käi,  bz.  dessen  urspr.  Thema 
kaga  ein  Etivas  bedeutet,  ivas  (cf.  auch  käi- 
dik,  kajen  etc.)  ein  Anderes  umgiebt  u.  ein- 
friedigt, od.  ein-,  ab-  u.  umschliesst  u.  so  auch 
Tcrschliesst  u.  sichert.  Wegen  der  Bedtg.  : 
Barre  od.  S  a  n  d  b  a  n  k  etc.  des  engl,  key 
u.  S2)an.  cayo  etc.  vergl.  auch  nhd.  Barre 
(Stange,  Jiicgel,  Schlagbaam  u.  auch  Sand- 
bank od.  liiff  vor  den  Flüssen),  was  mit 
dem  franz.  barriorc  u.  barreau  auf  ahd. 
para,  mhd.  bar  (Bulkc ;  Schnuike;  eingeheg- 
tes Land)  zurückgeht  u.  icahrscheinl.  mit 
nhd.  Sparr en ,  bz.  ahd.  sparro  (Stange, 
Balken  etc.)  u.  sperren  etc.  zu  einer  y 
spar  (ein-  od.  umschliesscn,  zäunen,  einfrie- 
digen, ein-  od.  beschränken,  Schranke  ma- 
chen u.  setzen  etc.)   gehört,    von    der    auch 


wohl  sparen  (sparen,  d.  h.  sich  ein-  od.  be- 
schränken, sich  Schranken  setzen  im  Ge- 
nuss  etc.  —  od.  einschliesscn  u.  bewahren, 
aufbewahren  etc.)  etc.  abzuleiten  ist. 
5  Zum  Schluss  sei  übrigens  bezüglich  des 
Wortes  kaje  noch  bemerkt: 

a)  dass  KU.  für  kaeye  auch  die  Form 
kade  hat  u.  unser  kajen  im  nid.  kadcn  lau- 
tet, was  (sofern  diese  Formen  urspr.  wären 

10  als  kaeye  od.  kai)  auf  einen  Zusammenhang 
mit  der  y  (Gras s m a n  n)  ghat  (sich  ver- 
einigen ,  sich  verbinden  u.  an  einander 
schlicssen  etc.),  od.  besser  noch  mit  (G rass- 
mann) gadli  (anklammern,  fest  verbinden, 

15  schliessen  etc.),  bz.  (Fick,  I,  65)  gadh  od.  , 
ghad  (fassen,  halten  etc.,  cf.  gaden  u.  gad-  ■ 
der  etc.)  schliessen  lassen  könnte  —  u.  l 

b)  dass  Dr.  Hildebra  n  d  (G  r  i  m  m, 
Wb.,   35)    es   vom    nid.  kei;    mnld.  (KU.) 

20  keye,  kaeye,  kae  (silex,  saxum,  bz.  Kies, 
Kiesel,  Fels  etc.,  cf.  kei)  ableitet  u.  an- 
nimmt, dass  kaje  od.  käi  urspr.  das  natür- 
liche kiesige  od.  felsige  u.  dann  das  künst- 
liche Ufer  bezeichnet  habe,    was  an  u.  für 

25  sich  nicht  unmöglich  ist,  da  die  Bedtg.  : 
k  iesiges  od.  felsig  es  Etwas  für  kaje, 
bz.  Kai  sehr  gut  ^jass^  u.  sogar  viel  für 
sich  hat.  Da  indessen  der  Zusammenhang 
von  kaje  etc.  mit  dem  Isidorischen  kai  (can- 

30  celli)  etc.  wohl  iinhcstritten  ist,  so  dürfte 
demnach  die  Ableitung  des  Wortes  Kai 
von  mnld.  keye,  kaeye  (silex  etc.)  auch  ab- 
zuweisen sein. 

käi-dani,    ein   Sperr-,    ScJiluss-,    od.    Ab- 

35  schluss-Damm ;  —  w'i  willen  d'r  'n  käi-dam 
dör  de  slot  leggen  laten,  dat  't  water  d'r 
net  hen  kamen  kau.  —  Nd.  (Schütz e) 
kajedamm,  Nolhdamm  um  bei  Deich-  u. 
Schleusen-Arbeiten  das  Wasser  abzuhalten. 

40  käi-dik,  ein  Sperr-,  Schluss-,  od.  Ab- 
schluss-Deich ,  bz.  ein  Deich,  loomit  man 
Etwas  (Land,  Ufer  etc.)  ein-  od.  umschliesst, 
um  das  Wasser  od.  die  Fluthen  abzuhalten, 
ivie  dies   z.   B.   geschieht,    wenn    bei   einer 

45  Sturmjluth  ein  ImcIi  in  dem  See-,  od.  Fluss- 
Deich  entsteht,  ivo  man  dann  einen  Kai- 
Deich  um  dieses  Loch  herumzieht,  um  es 
vorerst  ii.  bis  daJiin  zu  schliessen,  bis  der 
Hauptdeich  wieder  gemacht  u.  fertig  gestellt 

50  ist.  —  Nd.  kajcdiek;  nid.  kaaidijk;  mnld. 
(KU.)  kae-,  kaey-dyck. 

kajen  od.  ktiijen,  schlicssen,  dämmen  etc.; 
—  iiikajeii,  einschliesscn,  eindämmen ,  mit 
einem  Damm    umgeben   u.    abschlicssen;   — 

55  bekajen,  bedämmen  etc. ;  —  dat  is  bc-,  bz. 
inkäid ;  —  dat  land  mut  inkäjd  worden ;  — 
ofkajen,  (djschlirssen,  abdämmen  etc.;  —  dat 
watcr  mut  ofl<äjd  worden;  —  umkajcn,  um- 
schliesscn, uinilämmen  etc.  —  Nid.  (v.  Dale, 

()0   Weiland   etc.)   kaaijeu    (ein   Segel,    eine 


KAI-GELD  155                          KAKE  KAK 

Spiere,  eine  rä  etc.  mittelst  Tauen  einziehen  1.  kak,  r/.  kik-kak. 

und  ixirallcl  mit   dem   Kiel   an    den    Mast  2.  kak,    Scheisse,   Koth,  Atiswurf,  Dreck 

schliessen  u.  binden,   s.  B.  hei    einem   her-  (namentlich  von  Menschen) ;   —    't  is  eraer 

aufsiehenden  Sturm,   od.   damit  solche  den  kak,    hz.  schite.    —    Nid.  kuk;    mnld.  kack 

vorbeifahrenden    Schiffen    nicht    hinderlich  5  (stercus  etc.);  nd.  kakk;   mnd.  kacke;   dän. 

sind)    u.    kaden    (in    omkaden ,    mit    einem  kak ;    lärntn.    gagga,    gegge ;    ndöstr.  gaga ; 

Damm    umgeben     u.     abschliessen) ;    mnld.  griech.  kakke ;   air.  cacc   (Koth,  Menschen- 

kaeyeii  (appellere,  intrare  portiim) ;    schwed.  koth) ;   skr.    gakan,  gakrit  (Excrement)    etc. 

(cf.    Bobrik,    naut.    Wb.    unter    kaien)  cf.  Fott,  Wurselwb.  III,   140  u.   Andere 

kaja;    dän.  kaje   (dasselbe  ivie  nid.  kaajen).  10  u.   Weiteres  unter  gök,  kök  etc.,  sowie  auch 

cf.  afries.  (Hettema)  kaya  (claudere;  pro-  kik-kak  u.  kakken    u.  ferner  zu  kak  auch 

curare ,    bz.    schliessen ,    verschliessen ,   ein-  das  mit  unserm  kwäd  (böse,  Böses  etc.)  iden- 

schliessen,  bergen,  hüten,  betvahren  etc.)  u.  tische  nhd.  Koth,   wonach  auch  kak  icohl 

Weiteres  unter  käi.  mit  griech.  kake  (das  Schlechte  etc.)  u.  ka- 

käi-geld,  Kaigeld,  bz.  das  Geld,  od.  die  15  kos  (schlecht,  böse  etc.)  etc.  derselben  ]/  an- 
Abgabe, tvelches  od.  welche  von  Schifften  ge-  gehört.  Auch  Ferd.  Justi  vergleicht  zu 
hoben  ivird,  die  an  den  Kai  anlegen  ti.  zend.  kaqeredha,  bz.  kaqar,  hzv.  ka.qtn.r  (bos- 
löschen  od.  laden.  haff)  das  afg.   kakar    (befleckt,   beschmutzt, 

kajing,  kajeii,  Kaiung,  bz.  der  aus  Stei-  besudelt  etc.)   u.   arm.   khakor  (stercus?)  u. 

nen    od.   Balken   aufgeführte   Hafendamm,  20  dürfte  in  ähnlicher   Weise   auch   lat.  perdo 

od.  die  Einfassung  des  Hafens.  mit  dem  griech.  perdö  (furzen,  bz.  scheissen 

käi-mester,    Kaimeister,  bz.   die   Person,  etc.)  zusammenhängen,  falls  lat.  perdo  nicht 

welche  die  Aufsicht  über  den  Kai  fährt  ti.  ein  Com}),  von  per  u.  do  ist. 

das  Kaigeld  hebt.  käk-l)en,  kjikbniik,  s.  unter  1  kake. 

käi-ördnung,  Kaiordnung,  bz.  das  Gesetz  2.5       l.\i.^\Q,Ki\k,  Kiefer, Kinnbacken, Kiemen; 

welches  die  Vorschriften  über  die  Benutzung  (Plur.)  Bachen  etc. ;  —    de   kaken   dön  mi 

des  Kais  soioohl,   als  auch   die   betr.  Ge-  ser;  —  he  jagd  alles  dor  de  kaken. —  Com- 

bührentaxe  enthält.  pos.:  käkben,  od.  käkbunk  (Kieferbein,  od. 

kaiser,    keiser,    a)  Kaiser.  —   Sprichw.:  Kieferknochen).  —  Nid.  kaak;  mnld.  kake, 

war  niks  is,  dar  hed  de  kaiser  sin  regt  fer-  30  keke,    kaecke    (maxilla,    maadibula,    mala, 

laren;  —   b)  (scherzh.)   Rausch;  —  he  hed  bucca);   nd.  keek,  keeke;   nmd.  kake,  keke; 

'n  kaiser,  bz.  he  hed  sük  'n  kaiser  drunken  ags.  ceace;  engl,  cheek ;  afries.  keke  u.  (mit 

(er  hat  einen  Bausch,  er  ist  illuminirt  etc.).  lieber  gang  des   „k"   in  einen  Zischlaut,  cf. 

kajüt,   kejüt,   Kajüte,   bz.    das   Zimmer  Mnier  Äfc/zsio&m  „k")  sthiake,  sciake,  ziake, 

(kleine  Kammer   od.  kl.   Verschlag  etc.)   im  35  tzake ;  nfries.  kaak,  keek ;  satl.  tsace ;  schwed. 

Hinterraum  des  Schiffs,  tvelches  zum  Aufent-  kek,  käk.  —  Es  ist  mit  kauen   (cf.  1  käfe, 

halt  des  Gapitains  od.  eines  andern  Schiffs-  kefe  u.  kibbe),  bz.  ags.  ceövan  (cf.  H.  Leo, 

officiers  dient,  jetzt  aber  auch   (auf  grosse-  354  seq.)  etc.  schiverlich  verwandt,   sondern 

ren  Schiffen)  cds  Personenraum  für  Passa-  vielleicht    als    nicht   lautverschobenes    Wort 

giere   benutzt  loird.   —    Nd.    kajüte;    mnd.  40  mit   skr.  köga    in    der    allgemeinen  Bedtg.  : 

kaiute;    nid.  kajuit;    tnnld.  kaiute,  kaiuyte;  Fassendes   (s.  unter  kachel)   von  dersel- 

schwed.   kajuta;  dän.  kahyt;  mfläm.  kajute;  ben  y  abzuleiten.     Oder  gehört  es  mit  ka- 

franz.    (entlehnt  aus  mnld.  kaiute ,    od.  ka-  kel,    ktikel    etc.    (cf.   1  käfe,    kibbe,    kibbel, 

jute)  cajute.    Da  in  früherer  Zeit  auf  den  kibbeln,  kifen  etc.)  zu  derselben  y? 

altern  Schiffen  eine  Kajüte  nur  ein  kleiner  45      2.  kake,  käk,  Schandsäule,  Schandpfahl, 

abgezimmerter  Baum ,   bz.  ein  kleiner  Bret-  Pranger  (emand  an  de  käk  setten),  bz.  eine  mit 

terverschlag  ivar  u.  auch  das  mfläm  kajute  Ketten   eingefriedigte  steinerne  Säule   zum 

mit  cahute  übersetzt  wird,  so  ist  es  am  wahr-  Anbinden  u.  öffentlichen  Ausstellen  von  Ver- 

scheinlichsten,   dass  kajüte   aus  dem  franz.  brechern,  loie  eine  solche  hier  in  der  Herr- 

cahute;    afranz.  chahute,  cahuette  (cf.  oben  50  lichkeit  Lütetsburg  noch  steht  u.  loovon  der 

dän.  kahyt)  entstand,  was  selbst  (cf.  Diez,  käkweg    seinen    Namen    hat.    —    Nd.,  nid. 

II,  236)    vielleicht   ein    Compos.    von   ca  u.  kaak ;    mnd.    käk ;    mnld.    kaecke     (catasta, 

franz.    hutte;    sp)an.    hüte     (vom   deutschen  pegma;  columna  in  qua  damnati  conspicieudi 

Hütte  =  ahd.  hutta)  ist.     Oder  ist  ksijüte  ac  deridendi  proponuntur ;  furca  iguominiosa; 

enttveder  mit  kniete,  (iti  der  Bedtg.  Schranke,  55  suggestus  sive  structura  sublimis,  rotunda  iu- 

bz.   Verschluss  etc.,  cf.  käi),    od.  mit  kau  u.  star  cadi  sive  orcae,   in  qua  malefici  ad  ho- 

koje  verwandt    u.    kann    auch    afranz.    ca-  ras    aliquot   proponuntur   deridendi.     colum- 

huette  (atis  urspr.  cauette   mit  eingeschobe-  bar) ;    mfläm.  kake,  kaecke ;    wfries.   keack ; 

nem  unorganischen  „h"  ein  Dimin.  von  kau  nfries.  kaak ;    md.  kak ;   schwed.  käk  ;  dän. 

(=  nid.  kauw,  cf.  kau  u.  koje)  sein?  GO  kag;   isl.  kagi;    norw.  kak.      Es  bezeichnet 


KAKE 


156 


KAEKELREM 


wohl  ein  Hohn-  u.  Spott-Bing ,  hz.  ein 
Etwas  ICO  Jemand  zum  Hohn,  Schimpf 
V.  Sp  Ott  Öffentlich  ausgestellt  u.  der  Schande 
preis  gegeben  tcurde  u.  dass  es  demnach  cnt- 
loeder  mit  griech.  katrclias  (Lacher,  Spötter 
etc.),  kakcliäzö  (ich  lache);  lat.  cachinnari 
etc.  u.  mhd.  kach  (das  Lachen),  ahd.  kah- 
hazzan  etc.,  mhd.  kaclizen  (lachen)  etc.  von 
der  y  kak,  bz.  sJcr.  kakk,  kakh  (riderei  ab- 
zuleiten,  od.  mit  nhd.  kichern  u.  dem 
obigen  mhd.  kach  etc.  zur  y  (Fick,  I,  64) 
gag.  gagh  (schreien,  lachen)  zu  stellen.  Vergl. 
auch  kakeln  etc. 

3.  kake,  kak,  eine  schwere  Bö.  cf.  Bo- 
hr ik.  nant.   Wb. 

kakel  in  gekakel,  Gegacker,  Gekrähe, 
lautes  unartikulirtes  Geschrei,  Geschnatter 
etc.,  z.  B.  von  Hühnern,  od.  auch  von 
schreienden   u.   sich  zankenden  Menschen ; 

—  wat  is  dat  für  'n  gekakel?  —  de  frülüe 
hebben  dar  wer  so  'n  gekakel  mit  'n  ander, 
dat  man  liäst  sin  egen  gelüd  net  hören  kan. 
cf.  kakeln,  kakeln  etc.  u.  nhd.  (Grimm, 
Wh.   y,  4S)  kakel  etc. 

käkel,  kekel,  a)  3IaHl,  Schnauze,  unge- 
waschenes Maul  etc.;    —    hold'    din    käkel! 

—  b)  Wortstreit,  Zank,  Hader  etc.;  —  se 
hebben  't  mit  'n  ander  in  de  käkel ;  —  he 
smitt  de  budel  in  de  Käkel  (er  wirft  die 
Sache  in  den  Zank,  bz.  bestreitet  mit  Wor- 
ten die  Bichtigkcit  der  Sache,  od.  macht 
einen  Zankapfel  daraus);  —  he  will  't  in 
de  käkel  smiten,  dat  't  net  war  was.  —  Nd. 
(Br.  Wb.)  käkel  (Blander-,  bz.  ungewa- 
schenes Maul),     cf.  kakeln  u.  kakeln. 

kakel-beje,  schwarze  Johannisbeere. 

käkel-bek,  käkelsnüt,  Zank-Maul,  zank- 
süchtifjer  Mensch ;  —  du  büst  'n  regten  kä- 
kelbek. 

kakel-bant,  schreiend-bunt,  grellbunt.  — 
Zu  kakeln. 

kakele,  Gackerei,  Gegacker,  lautes  Ge- 
schwätz etc. ;  cf.  kakeln. 

kakele,  kekele,  Zänkerei,  Wortstreiterei 
etc.     cf.  kakeln. 

kakeler.  Gackerer,   lauter  Schwätzer  etc. 

—  Mnld.  kaeckeler  (garrulus,  rabula,  bla- 
tero  etc.);  nid.  kakelaar;  engl,  cackler. 

käkeler,  kokeler,  streit-  u.  zanksüchtiger 
Mensch.  —  Nd.  (Br.    Wb.)  käkler. 

kakeln,  gackern,  schreien  (wie  die  Hüh- 
ner u.  Gänse),  laut  u.  lärmend  schreien  u. 
sprechen,  laut  schwatzen  etc.;  —  de  höner 
kakelden  al  lank ;  kik  insen  to,  of  se  wol 
legd  hebben ;  —  wen  de  hüner  to  tidig  (od. 
frög)  kakeln,  drn  loggen  se  up  de  dag  Wind- 
eier; —  wat  heblion  de  wicliter  dar  wer  mit 
'u  ander  to  kakeln.  —  Nd.  kakeln ;  nid.  ka- 
kelen;  mnld.  kaeckelen,  kekelon  (cachinnari, 
garrire,  cucurrire,   glocire,   gracillare,    glaci- 


tare,  cacabare;  gratitare;  tetrinire,  gruere; 
drensare ;  papilläre)  u.  gacchelen,  gaghelea 
(gingrire,  glocitare) ;  satl.  kakelje;  engl. 
cackle  H.  gaggle;  sc/iwe«?.  kackla ;  f7ä«.kagle; 

5  ohcrd.,  md.  gackeln,  gackern.  Es  ist  Frcq., 
bz.  Jterat.  eines  altern  kaken  =  götting. 
(Schambach)  käken  (gackern,  bz.  schreien 
etc.,  von  Hühnern  u.  a)idern  Thieren,  so- 
tvie  von  llfcnschc») ;  mnld.  (KU.,  pag.  27:2, 

10  s.  unten)  kaecken  u.  (pag.  286)  keken  (gar- 
rire, hlaterare,  jnrgare,  increpare)  u.  gaglien 
(gingrire  etc.) ;  mnd.  keken  (garrire  etc.) ; 
mhd.  kachen  (laut  lachen)  u.  gägen  (schreien 
iüic  eine  Gans),  welches  wohl  mit  mhd.  gagzcn 

15  (gackern)  u.  kach  (lautes  Lachen)  etc.,  so- 
loie  lat.  cachinnari  etc.  entweder  zur  y  kak, 
od.  gag  (s.  unter  2  kake  «.  cf.  gigel  etc.) 
gehört.  Vergleicht  man  übrigens  zu  kakeln 
unser  kik-kak,  kikken,  kinken  etc.  «.  Alles 

20  unter  gek,  gök,  gokeln,  bz.  kök,  kökeln  Bei- 
gebrachte u.  Gesagte,  so  ist  es  wohl  zwei- 
fellos a)  da^s  die  Wurzeln  Icak  u.  kuk,  bz. 
gag  von  Hause  aus  ident.  Schallstämme  u. 
uHthrschcinl.    blosse   Kürzungen   von   kaka, 

25  Icuku,  gaga  etc.  (als  Bedupl.  der  einfachen 
Onomatop.,  od.  Schallwurzeln  ka,  ku,  ga, 
gu)  sind  (cf.  auch  mnd.  kakeler,  kokeler, 
gokeler)  —  u.  b)  dass  das  Gesetz  der  Laut- 
verschiebung bei  solchen   auf  Schallwurzcln 

30  zurückgehenden  Wörter  nirgends  strikte  An- 
ivendung  findet.  Zu  den  Schallwurzcln  kak, 
knk  gehören  auch:  ags.  coc;  engl,  cock; 
franz.  coq  (Hahn),  sowie  küken,  kükel- 
hän  etc. 

35  kakeln,  kekeln,  mit  Worten  streiten,  zan- 
ken, laut  schreien  etc.;  —  laten  se  sük  d'r 
um  kakeln  un  't  mit  'n  ander  iitmaken,  wel 
regt  hed;  —  se  mut  d'r  altid  tegen  an  ka- 
keln. —  Nd.  kakeln;    norw.  kjegla,  kjekla; 

40  satl.  käkelje.  —  ]\Iit  kakeln  von  Hause  aus 
identisch,  bz.  mit  diesem  von  mnld.  kaecken, 
keken;  mnd.  keken  (s.  oben)  abstammend. 

käkel-,  kekel-reni,   Zungenband;   —   de 
käkelrem    (od.  tungrem)    is    lium    göd   l8s'd 

45  (er  kann  gut  schwatzen  u.  zanken,  weil  ihm 
die  Zuufje,  bz.  das  Zungenband  gut  qelöset 
ist).  —  ^Nd.  (Br.  Wb.)  käkel-,  kikkelreem ; 
mnd.  kekelreme.  —  Es  bedeutet  wahrschcinl. 
soviel   als    Gaumen-    od.    Bachen-Bie- 

50  men,  sodass  dieses  kakel  od.  kekel  zu  1  kake 
gehört.     Möglich  ist  es  indessen  auch,  dass      .^ 
es   die   Bcdtg.:    Schtvatz-    od.    Sprech-     H 
Kiemen  hat,  weil  eben  ein  Blensch  od.  Thicr,      m 
dem  das  Zungenband    nicht   gelöset    ist  od. 

55  ivird,  nicht  gut  sprechen  od.  schwatzen  kann. 
—  Hat  es  indessen  von  Hause  aus  tvirk- 
lieh  die  Bcdtg.:  Zunge,  so  könnte  es,  da 
auch  das  Wort  tiinge  wahrscheinl.  (cf.  z.  B. 
Jjandzunge  etc.)  urspr.  als  Spitzes,  Schar- 

60  fes  od.    Vorragendes  aufgefasst  wurde, 


KAKEN 


157 


KAKER 


auch  mit  dem  unter  kegel  erwähnten  kckel  von 
Hause  aus  ident.,  hs.  mit  diesem  u.  mich 
kegel  selbst  aus  einem  u.  demselben  Grd- 
ivorte  entstandest  sein  kann,  worüber  Wei- 
teres unter  kegel. 

1.  kaken,  kochen,  sieden,  brodeln,  tvallen 
etc. ;  —  iiten  kaken  (Essen  kochen,  bz.  durch 
Feuer  zubereiten  od.  gahr  machen,  od.  zube- 
reiten) ;  —  dat  water  käkd  (siedet,  brodelt,  wal- 
let etc.)  afer ;  —  't  lied,  bz.  is  käkd ;  —  ka- 
kend  (kochend,  siedend,  brennend)  liet;  — 
he  käkde  (wurde  brennend  heiss,  brannte, 
bz.  wallte  auf,  wurde  aufgeregt  u.  wüthend) 
fan  dülliglieid ;  —  dat  käkde  bi  hum  (das 
kochte  bei  ihm,  bz.  er  gerieth  in  heftige 
Wallung,  od.  Aufregung  u.  Zorn),  as  he 
sag,  wo  de  böl  fan  kerel  dat  arme  der  mis- 
haudelde.  —  Nd.  kaken;  mnd.  koken,  ka- 
ken ;  nid.  koken ;  afries.  kokia ;  satl.  kökje ; 
wfrics.  koackjen;  nfries.  köge;  dein,  koge; 
norw.,  schiocd.  koka ;  isl.  kocka ;  ahd.  co- 
chöu,  chochön ,  chohhon;  amhd.  chochen; 
mhd.  kochen.  —  Nach  allgemeiner  Annahme 
ist  es  aus  tat.  coquere  entlehnt.  Da  indes- 
sen dieses  Wort  weder  im  Griechischen  noch 
in  den  sonst,  älteren  idg.  Sprachen  in  gleich- 
massig  entsprechender  Form  vorkommt,  son- 
dern ganz  vereinzelt  dasteht,  so  ist  es  auch 
ebensowohl  denkbar,  dass  umgekehrt  das  lat. 
coquere  aus  einer  der  agerm.  (od.  den  kelt.- 
gall.  ?)  Sprachen  entlehnt  tvurde  u.  selbst  (loie 
manche  andere  lat.  Wörter)  ein  Fremdwort 
ist,  od.  mit  dem  ahd.  cochön  etc.  derselben 
y  entsprang.  Bestärkt  tvird  man  jedenfalls 
hierin  dadurch,  dass  das  lat.  coquere  (cf. 
auch  koke,  Kuchen,  Gebäck  etc.)  sich  laut- 
lich doch  nur  gezwungener  Weise  mit  griech. 
pessö,  pepsö  (kochen)  u.  skr.  paksa  (gekocht 
etc.)  von  der  |/  pac  (kochen,  reifen)  ablei- 
ten lässt  u.  es  anscheinend  viel  näher  liegt, 
um  coquere  (kochen,  schmelzen,  brennen)  mit 
skr.  Qoka  (Flamme  etc.),  gocant  (brennend, 
flammend  etc.)  von  der  y  guc  (brennen, 
flammen,  glänzen)  abzuleiten,  die  wahr- 
scheinl.  aus  einer  Redupl.  der  y  gu  (bren- 
nen, flammen,  leuchten  etc.)  entstand ,  od. 
daraus  erweitert  ward,  loie  es  ja  sehr  loohl 
möglich  ist,  dass  das  lat.  cücüma  (Kochge- 
schirr) mit  griech.  kaüma  (Brand)  etc.  die- 
ser y  gu  angehört.  Vergleicht  man  nun 
aber,  dass  Fick  (I,  231  u.  804)  lat.  coce- 
tura  u.  cochlear  mit  griech.  ki'keö  (hervor- 
brechen, hervorquellen,  od.  sprudehi)  etc.  von 
einer  ]/  skak,  skag  ableitet,  so  könnte  man 
beim  Vergleich  unsers  welle  (Quelle,  Brun- 
nen) u.  wellen  (kochen,  wcdlen,  brodeln  etc., 
bz.  quellen,  aufquellen,  hervorbrechen  u.  spru- 
deln) auch  coquere  u.  ahd.  cochöu,  ebenso- 
gut von  dieser  y  skak  od.  skag  ableiten, 
weil  eben  das  kochen  nur  in  einem  wal- 


len, aufwallen  od.  sprudeln  und 
bro  dein  etc.  besteht.  Will  man  aber  eine 
Ableitung  von  skak  etc.  nicht  gutheissen,  so 
könnte  man  beim  Vergleich  von  (Fick,  I, 
5  44)  kar,  kar,  bz.  car  (brennen  etc.)  u. 
kar,  skar  (schütten  etc.),  od.  (Fick,  i, 
45)  kar,  skar  (scheeren  etc.)  u.  (Fick,  I, 
57)  kar  (frieren)  =  skar  (scheiden)  od.  bes- 
ser wohl    (cf.  lat.  frigeo   u.  frigo  von  einer 

10  y  bharg,  leuchten,  brennen,  dörren,  hart 
werden  etc.)  =  kar  (brennen  etc.)  auch  an- 
nehmen, dass  gu  (brennen  etc.)  aus  sku  u. 
(Fi  c  k,  I,  59)  ki  (brennen,  dörren)  aus  ski 
entstand  u.  beide  Ablautformen  von  (Fick, 

15  I,  802)  ska  (brennen  etc.)  sind  u.  dass  dann 
weiter  dieses  ska  toieder  die  Basis  einer  für 
coquere  u.  ahd.  cochön  anzusetzenden  y 
skak  od.  skag  ist,  wie  Fick  (I,  230  seq.) 
auch  für  1  u.  2  skak   (hin-    u.  herbewegen, 

20  schütteln,  stossen  etc.;  springen,  hervorsjjrin- 
gen,  sprudeln,  quellen  etc.)  eine  Basis  ska 
(springen)  annimmt.  Dass  diese  y  skak 
aber  ebensoioohl  wie  die  y  kak  von  kakeln 
von  Hause  aus  eine  Sehalhvurzel  ist,  ist  gar 

25  nicht  zu  bezweifeln  u.  könnte  daher  auch 
lat.  coquere  ganz  ungezwungen  von  der  y 
kak  (brausen,  surren,  sausen  etc.,  cf.  kin- 
kon  etc.)  abgeleitet  werden,  da  sich  der  Be- 
griff kochen  od.  brodeln  ganz  von  selbst 

30  aus  dessen  Bedtgn.  ergiebt.  Eine  Abslam- 
mung  des  lat.  coquere  aus  einer  y  pak  an- 
zunehmen, scheint  mir  durchaus  unstatthaft. 
2.  kaken,  den  Heringen  die  Kiemen  od. 
käfen    ausschneiden,    bz.    sie   ausweiden    u. 

35  einpökeln  od.  einsalzen.  Der  Mann  der  das 
kaken  besorgt,  heisst  „kaker"  it.  das  dazu 
benutzte  Messer  „käkmest".  —  Nid.  kaken. 
Davon  (Diez,  II,  238):  franz.  caquer. 
Wie    1  kütjen    von  küt,    küte    u.  1  gromen 

40  von  gröm,  so  auch  wohl  kaken  von  1  kake 
(Kiefer,  Kiemen).  Ist  indessen  das  franz. 
caque  (Heringstonne)  eine  Entlehnung  des 
mnld.  kaecke  od.  kake  (cadus  etc.,  s.  unter 
kachel),    so  könnte  kaken    urspr.    auch   die 

45  Bedtg. :  (Heringe)  „in  Tonnen  od.  Fässer 
maclien,  od.  legoi"  gehabt  u.  sich  hieraus 
die  Bedtg. :  (Heringe)  „einsalzen"  u.  tveiter 
die  von:  solche  „ausweiden  u.  einpökehi" 
entwickelt  haben. 

50  1.  kaker,  Kocher,  Ding  od.  Geschirr  etc. 
worin  man  Etwas  kocht.  —  Compos.  eier- 
kaker,  kofjekaker  etc. 

2.  kaker,  s.  2  kaken. 

3.  kaker,  Köcher,  Gehäuse,  Büchse,  Fut- 
55  tercü,  Beliälter,  runde  od.  quadratische  Röhre 

od.  Rinne  etc.;  —  he  lett  d'r  'n  kaker  um 
to  maken ;  —  dat  sitt  in  'n  kaker ;  —  d'r 
geid  'n  holten  kaker  fan  de  höu  na  undern 
in  de  moltkeller,  war  wi  de  garst  dör  iii  de 
60  wekbak  lopen  lateu.   —   Compos.:  penkaker 


KAKER 


158 


KALANT  KLANT 


(Federköclier);  —  törfkakor  etc.  —  Sprichw.: 
dat  kuiml  net  üt  siu  kakcr.  —  Nd.  (Däh- 
nert)  kaker,  küker;  mnd.  koker,  kaker; 
)dd.  koker;  africs.,  jcj'ries.  koker;  ags.  co- 
cur,  cocer;  scliwcd.  koircr:  dän.  kogger;  (ihd. 
colihar,  chohar,  choclier  u.  chocliari,  chocliarc; 
mhd.  kochor  ;/.  kochaere;  nid.  kochir.  Da- 
von :  inlat.  cuciirum ;  mijricch.  Icoükouron ; 
afranz.  couire,  cuevre,  ciiivre;  engl,  cuivre 
(Kücher).  —  Wahrsduinl.  mit  kogge  (s.  d.) 
u.  (cf.  II.  Leo,  Spalte  :'i71,  Zeile  33)  wei- 
ter mit  kelt.  cwch  (rundl.  (refäs.-i,  bz.  rtiiidl. 
Boot,  Bienenstock,  llutnapf  etc.),  skr.  ko(;a 
(Behälter  etc.)  von  der  unter  kache]  erwähn- 
ten y  ku^  (ttmschliessen,  umfassen  etc.). 

4.  kakor,  der  sog.  Schlauch  an  der  liuthc 
des  Jlengstes.  —    Wohl  idcnt.  mit  3  kakor. 

5.  kakor,  eine  grosse  Muschel,  die,  vor 
das  Ohr  gehalten,  ein  Sausen  od.  Brausen 
hören  lä.-ist,  als  ob  es  darin  kocht  u.  also 
wohl  dasselbe   Wort  ivie  1  kaker. 

kakor-iiöt  (harrl),  Kokoxnuss. 

kakke-Iiüske,  kakliusko,  kakkeliüsjo, 
kakllüsje,  Schciss- Häuschen ,  Abtritt.  — 
Sprichw.:  hö  is  so  wis  as  't  kakhüsjo  to 
Bremen,  dat  fan  lutcr  klökheiil  in  't  wu- 
ter ful. 

kakken,  kacken,  seine  Nothdurft  verrich- 
ten ;  —  he  wil  wol  kakken,  man  de  nfirs  d'r 
net  to  don  (von  Jemandem  der  wohl  etwas 
tcill,  indessen  die  Mittel  nicht  dazu  herge- 
ben will) ;  —  de  god  hakd,  de  göd  kakd;  — 
't  sorgen  willen  wi  latcn  stiin,  't  kakken 
miit  sin  gang  gän;  —  de  net  göt  kakken 
kan  is  l)oId  'n  arm  man ;  —  de  't  kakken  fer- 
lerd  is  hold  in  sin  sotlieid  fcrkerd ;  —  alle 
wisheid  helpt  niks,  wen  't  kakken  net  sin 
gang  geid ;  —  kanst  du  net  kalvken ,  den 
briikst  du  ök  niks  berakken;  —  kakken  un 
sorgen  kumd  alle  morgen.  —  Nd.,  nid.  kak- 
ken; mnd.,  mnld.,  mfläm.  kacken;  engl,  cack ; 
mengl.  cackc;  dän.  kakke;  ital.  cacare;  span. 
cagar;  bühm.  kakati ;  ^)o/h.  kakac ;  wend. 
kekac;  slov.  kakati,  kekati;  ungr.  kakälni ; 
kelt.  cacba ;  lat.  cacare ;  griech.  kakkäö ;  lit. 
sziku,  szikti.  —  Ist  hiefür,  bz.  für  skr.  (;a- 
kan  etc.  (s.  unter  kak)  u.  weiter  für  griech. 
kake  (das  Schlechte  etc.) ;  zend.  kaqucredba 
(boshaft,  böse  etc.)  eine  Schallwurzel  kak 
od.  skak  anzusetzen,  die  zunächst  onomatop. 
auf  das  Geräusch  angewandt  xourde,  wel- 
ches beim  Verrichten  der  Nothdurft  hör- 
bar ivird  M.  dann  selbst  den  Act  des  Schcis- 
sens  sowohl,  als  auch  den  Ausicurf  (den 
kak,  od.  Koth,  Dreck,  Schmutz  etc.)  be- 
zeichnete, bz.  zur  Bildung  der  Wörter  Kack 
u.  kacken  verwandt  wurde?  —  Dass  dann 
aber  die  Begriffe  des  Schlechten ,  Ge- 
rn e  i  n  e  n  u.  Bösen  etc.  im  griech.  kake  etc. 
(s.    unter  kak)    sich    leicht    aus   dem    von  : 


Ausiou  rf,  od.  Koth  etc.  entwickeln  konn- 
ten, ist  klar,  obschon  es  auch  möglich  i.'<t, 
dass  der  Begriff:  böse,  scldccht  etc.  od.  Bö- 
ses etc.  sich  auch  auf  a)idere  Weise  aus 
5  der  Schallwurzcl  kak  od.  skak  entwickelt 
Jiat.  Vcrgl.  diescrJialb  kwäd  etc.  u.  auch 
unter  dem  Schall.'<tamm  od.  der  Schallwur- 
zel kwak,  bz.  kwakken  (dem  glcichfcdls  loie 
auch  unserm  kikkak,  kikken,  kiidcen  etc.  «. 

10  hikken  eine  ursjjr.  Schallwurzel  kak  zu 
Grunde  liegt),  toie  eincstheils  in  unserm 
2  kwakken  sich  daraus  die  Bedtg.:  mit 
Vehemenz  loerfen,  bz.  schlagen, 
schmettern    etc.    entwickelte    u.    im    nid. 

1 5  kwak  einen  Flecke )i,  S c h m  utzfleck  e n 
etc.  u.  im  midd.  eine  res  frivola  bezeichnet. 
kakko-stol,  kakstöl,  Nachtstuhl. 
kak-inost,  s.  ttntcr  2  kaken. 
1.  kill,  .s\  kale. 

20  2.  kii]  (ßect.  kaier,  kälste)  kahl  (Haar-  n. 
Feder-los),    leer,    nackt,    cntblösst,  arm  etc. ; 

—  'n  kalea  kop;  —  de  kale  beide;  —  dat 
feld  is  käl;  —    se    liebben    luim  kal  makd ; 

—  se  bolden,   bz.  makon  biini    gans  käl ;  — 
25  lie  is  net  so  kal  as  'n  lils.  —  Sprichw. :  wo 

kaier,  wo  royaler.  —  Nd.,  nid.  kaal ;  mnld. 
kaol ;  africs.  (kale);  wfrics.  kcal;  satl.  käl; 
ivang.  kälucb;  helg.  käl;  ags.  calo,  calu  od. 
(H.  Leo)  cealo;    engl,    callow;    ahd.  cbalo, 

30  kalo ;  mhd.  kal.  —  Subst. :  africs.  kale,  kele ; 
ahd.  chalawi,  chaliwi;  mhd.  kalwi,  kelwe 
(KahVicit)  u.  Vbm. :  afries.  kalia,  bz.  kao- 
lia;  ahd.  chalawan,  chalawjan  (kahl  machen). 
Mit    lat.    calvus    u.    skr.    khalati,    khalväta 

35  (Kahlkopf) ,  sowie  wohl  auch  skr.  knlva 
(kahl)  vielleicht  auf  ein  zur  ]/  kar,  bz.  khar, 
ksbar  =  urspr.  skar  (schneiden ,  scheeren 
etc.)  gehörendes  (cf,  skr.  kharba,  kharva, 
verstümmelt,  krüppclhaft  etc.  u.  ttnser  scharp, 

-10  scbrap  etc.)  Thema  kbarva  =  urs2)r.  skarva. 
kai,  s.  käle. 

kalaiit,  klant,  Genosse,  Kamerad,  Freund, 
Bekannter,  Kunde,  Geselle,  Bube,  loser  Bube, 
Schalk,   Schelm,  Bettler  etc. ;    —    lie    is  mit 

45  sin  kalanten  (od.  klanten)  iip  't  is  gän ;  — 
de  klanten  sunt  mit  'n  ander  ütgän,  um  ap- 
pels  to  Stelen ;  —  dat  sunt  je  'n  pär  klan- 
ten !  dar  köncn  de  wicliter  sük  man  für  liö- 
den  ;  —  du  büst  mi  ok  'n  niöjen   (od.  slim- 

50  men  ctc  )  klant;  —  he  is  'n  regten  klant 
(Bube,  Schalk  etc.);  —  de  mändskalanten 
(die  monatlichen  Bettler  n.  Bettlerinnen) 
kamen  altid  up  de  erste  fan  de  mänd,  um 
hör  gafe  to  halen ;  —    Nd.    (Br.   Wh.)  ka- 

55  laut  (Kunde,  Geschäftsfreund) ;  nid.  kalant, 
klaut  (dasselbe  u.  auch :  Schalk,  loser  Bube 
etc.) ;  mnld.  (KU.)  kallant  (ijui  alterius  opera 
utitur.  q.  d.  cliens;  —  permutator,  com- 
mercia  exercens  cum  aliquo ;  adveutor;  nd.- 

60  rhein.  clant  (Geselle,  Genosse).  —  Wohl  mit 


KAL-BAUTER 


159 


KALF 


klandisje  zunächst  von:  franz.  chaland;  span. 
calau  (Kunde  eines  Kaufmanns),  wovon 
Diez  (II,  241)  vennuthet,  dass  es  mit  franz. 
clialaiul;  afranz.  kaland  (plattes  Boot  zum 
Waarentransport)  zusammenhängt,  indem  er 
meint,  dass  der  Name  des  zum  Bringen  u. 
Abholen  der  Kaufmannswaaren  gebrauchten 
Bootes  od.  Fahrzeugs  sjjäter  auch  auf  die 
betr.  Person  übergegangen  sei.  Nach  An- 
dern (cf  Grimm,  Wb.  unter  kaland)  in- 
dessen soll  kalant  in  der  Bedtg.  socius  iti 
ähydichcr  Weise  wie  Bursche  aus  mlat. 
bursa  (marsupium),  hz.  mhd.  burse  (studen- 
tische Genossenschaft  etc.)  mit  nd.  kaland 
(üppiger  Schmaus  etc.)  aus  mnd.  (Seh.  u. 
L.)  kalant,  kaland  (gesellige  Vereinigung, 
Haus  in  loelchem  dieselbe  statt  fand,  So- 
cietät  etc.) ;  afries.  kaiende  (geistliche  Ge- 
nossenschaft, die  sich  am  ersten  jeden  Mo- 
nats versammelte)  etc.  entstanden  sein.  — 
Wegen  der  Bedtg.:  Bettler  cf.  das  roth- 
wälsche  (Grimm,  Wb.  V,  Spalte  952) 
Klant. 

kal-battter,  s.  kabauter. 

kale,  käl,  kole,  köle,  kol,  Kohle;  —  häl 
mi  'u  käl  (od.  kÖl)  für  in  de  teste ;  —  törf-, 
stenkalen  etc. ;  —  gleinige  kalen  ;  —  dofe  ka- 
len.  —  Eedensart :  he  steid  up  gleinige  kalen 
(od.  kölen).  —  Nd.  kale;  mnd.  kole,  kale; 
nid.  kool ;  mnld.  kole ;  afries.  kole,  coele ; 
wfries.  koal;  satl.  kole;  loang.  kulle;  ags. 
col ;  engl,  coal ;  an. ,  norw. ,  schioed.  kol ; 
dän.  kul;  ahd.  cholo,  kolo;  mhd.  kole  u. 
ahd.  Chol ;  mhd.  kol ;  ir.,  {jäl.  gual ;  hjmr., 
cornwall.,  armor.  glo.  Die  Grdbdtg.  ist 
wohl  glühendes,  brennendes  —  od.  ver- 
branntes (cf.  kalen)  Etwas  u.  veriveise 
ich  wegen  weiterer  Verwandtschaft,  hz.  der 
y  auf:  Grimm,  Wb.  V,  Spalte  1582,  — 
H.  Leo,  Spalte  572,  —  Fiel;  I,  78  etc., 
—  Bopp,  Gloss.  comp.,  pag.  158  u.  Andere. 

käle,  kele,  kal,  kel,  a)  Kehle,  Gurgel, 
Schlund,  Luftröhre ,  Hals;  —  he  jagt  all' 
dör  de  käl ;  —  he  sett'  hum  't  mest  up  de 
kal;  —  he  hed  wat  in  de  fei-kerde  kal  kre- 
gen ;  —  he  snörd  hum  de  käl  to ;  —  he 
rärd  sük  de  käl  iit;  —  he  hed  sük  de  käl 
ofsnäden ;  —  b)  Rinne  etc. ;  hol-käle  (Hohl- 
kehle). —  Nd.,  nid.  keel;  mnd.  kele;  mnld. 
keele,  kele;  wang.  kel;  ags.  ceole ;  ahd. 
kelä,  cela,  chelä ;  mhd.  kele,  kel.  —  Mit 
(cf.  Pott,  Wurzelwb.  II,  233;  — F ick,  I, 
70  u.  III,  44;  —  Ferd.  Justi,  pag.  102 
u.  Andere)  skr.  gala;  npers.  galii;  kurm. 
gherü,  osset.  qur;  lat.  gula  (Hals,  Kehle) 
u.  zend.  garanh  (Kehle),  gareman  (Gurgel) 
etc.  etc.  von  der  y  gar  (schlucken,  schlingen, 
verschlingen  etc.),  ivorüber    Weiteres   unter 


kalen,  kohlen,  zu  Kohle  werden,  brennen 


etc. ;  —  de  törf  loild ;  —  dat  holt  is  gans 
wegkäld;  — ankalen  (ankohlen,  anbrennen)  ; 

—  ferkalen  (verkohlen  etc.)  etc. 

kiilon,  kelen,  kehlen,  stechen  etc.,  bz.  hohl 
5  u.  rinncnförmig  machen;   —   ütkälcn,    aus- 
kehlen. 

kalender,  kleiulor,  Kalender,  Zeit-  od. 
Tagweiser  durchs  Jahr  etc.  Es  ist  das  ent- 
lehnte mlat.,  bz.  lat.  calendarium  u.  von  lat. 

10  calendae  (ersten  Tag  eines  Monats)  weiter- 
gebildet, was  nach  Fick  (II,  58  seq.)  u. 
Anderen  (cf.  G.  Curtius  Grundz.  der 
griech.  Etymol.,  pag.  138  seq.)  mit  halen, 
hallen  u.  lat.  calare  etc.  zur  y  kal,  kar  (tö- 

15  nen,  rufen  etc.)  gehören  soll.  Ob  indessen 
das  lat.  kalendae  als  bestimmter  Zeitpunkt, 
od.  Zeitabschnitt  etc.  nicht  eher  mit  skr.  käla 
(bestimmter  Zeitpunkt  etc.,  cf.  Bopp,  Gloss. 
82  seq.)  u.  käla  (kleiner  Theil  eines  Ganzen 

20  etc.,  cf.  Grassmann,  Spalte  317  u.  324)  zu 
der  y  kal,  kar,  urspr.  skar  (schneiden, 
scheiden,  trennen,  spalten  etc.)  gehört,  ist 
doch  sehr  fraglich,  zumal  doch  calendae  den- 
jenigen Zeitpunkt,    od.  die  Zeit  u.  den 

25  Abschnitt  bezeichnet,  wo  zwei  Monate  sich 
scheiden  u.  ein  neuer  ivieder  beginnt. 

kalf,  a)  Kalb,  Junges  vom  Bind;  —  ko- 
od.  kvii-küli  (Kuhkalb),  bul-kalf  (Stierkalb); 

—  Sprichw.:   rike  lue  dogters   un  arme  lue 
30  kaifers  kamen  bold    an  'n  man ;    —   schilvd 

'n  kalf  na  Paris !  kumd  't  wer  to  hiis,  so 
segt  't:  hamü!  —  he  sügt  üt,  as  'u  nögtern 
kalf;  —  he  tird  (geberdet)  sük,  as  'n  nög- 
tern kalf;  —  de  junge,  dat  is  nog  so  'n  regt 

35  kalf;  —  dülle  bullen  maken  düllekalfer;  — 
't  kalf  hörd  de  hund  half;  —  wen  de  forde 
kräkd  is  he  nog  net  to ;  wen  dat  kalf  blarrt 
is  't  nog  gin  ko ;  —  kinder  un  kalfer  hör 
del;  —  kindermät  un  kalfermät  mutten  oll' 

40  lue  weten;  —  de  dat  iBfd,  hed  'n  kalf  in  't  lif; 

—  he  plögd  mit  andermans  kalf;  —  wen  't  kalf 
ferdrunken  is,  den  word  de  pütte  dempd ;  — 
up  lütje  lümmelsdag  (bz.  lütje  nümmersdag), 
wen  de  kalfer  up  't  is  dausen.    —    Die  Be- 

45  densart:  „'n  kalf  anbinden"  wird  in  ziveier- 
lei  Bedtg.  gebraucht,  nämlich  a)  in  der  von : 
sich  erbrechen,  bz.  gerben,  —  u.  b)  in  der 
von:  sich  mit  etioas  Dummem  u.  Albernem 
befassen,  bz.  eine  Dummheit  begehen,  eilten 

50  dummen  Handel  abschlicssen  etc.  — 

b)  ein  grösserer  Klumpen  Erde,  bz.  ein 
dicker  Brocken,  od.  dickes  Stück  Erde,  was 
von  der  Kante  eines  Grabens  (od.  Kanals, 
Brunnens  etc.)    abbricht   u.  abfällt ;  —  dar 

55  brekd  'n  kalf  of;  —  ward  (od.  wikd)  jo, 
dar  kumd  'n  kalf  herunder,  od.  dar  fald  'n 
kalf  of ;   —   dar  stördt  'n   kalf  in  de  pütte. 

—  Nd.  kalf,  kalv;  mwd  kalf;  nid.  kalf 
(Junges   vom,  Bind,    Hirsch    etc.    u.    auch: 

GO  Oberschwelle  einer  Thür ;    Querbalken,  Rie- 


KALF 


160 


KALFEN 


gel,   Badträger   etc.);   mnlä.    kalf;    icfries. 
(Jap  ix)  keal  ».  kael;  waiig.  kalt";  (tgs.  coaU", 
calf;  engl,  calf;  as.  calf;    a)i.  kälfr;    «ojvc, 
(hin.  kalv;    schiced.  kalt";    «/»/.  call),    chalb, 
calp,  chalp,  khalb;  amhd.  kalb,  cluilp;  mhd. 
kalp.     Daneben:  gnth.    kalbo    (Kalb,  junge 
Kuh);    ahd.    kalbA,    calbä,    chalbä,   cba]pä ; 
}/!/*(/.  kalbe  (weibl.  Kalb)  u.  ag.-^.  cilforlainb ; 
ahd.  chilbiirra;  mhd.  ki\hn-c  (wcibl.  Lamm). 
—  Merkwürdig    stimmt  zn    unscrm  kalf  in 
der  zweiten  Bedtg.    (nämlich   abgebrochenes 
Stack  etc.)  das  engl,  calf  in  der  Bedtg.  ,,ab- 
gebrochenes  dickes  Stück  eines  Eisfeldes''  u. 
toenn  auch   die  Bedtg.:    Oberschwellc   einer 
Thür,  Querbalken,  liiegel,  bz.    Verbindungs- 
holz  (cf.  auch  bei  Bobrik)   etc.    des    nid. 
kalf  auf  älterer,   blus  mdartl.   erhaltener 
Bedtg.    dieses    Wortes   beruht,    so    wäre   es 
leicht    möglich,    dass    die   von  Fick    (III, 
45)  rcrmuthete  Verwandtschaft   des  Worte.-^ 
kalf  mit  nhd.  Kolbe,    bz.    mit   ahd.  colho, 
cholpo    (Kolben,    dicker   Stecken,   Knüttel, 
Keule  etc.   [cf.    auch   die   Bedtg.:    Wade 
des   engl,   calf   u.  dazu   unser  kiile   als  Be- 
zeichnung des  Oberschenkels,  bz.  des  dicken, 
fleischigen    Theils    des  Beines]) ;    an.    kölfr 
(Bolzen,  Ffeil,  Wurfspiess),  kylfa  (Schlägel, 
Keule)  etc.    hiedurch   bestätigt    wird.      Ver- 
gleicht man  nun  aber,    dass  die  Bedtg.:  se 
expaiidore,    florcsccie,    bz.    sich   ausdehnen, 
sehwellen,  dick  werden,  wachsen,  blühen  etc. 
(cf.  blöme ,   bloion ,   blad  etc.)    der   y  pliull 
aus  der  von:  s^yaltcn,  brechen,  bz.  sich  tren- 
nen, auseinandergehen  etc.  der  }'  phal  her- 
vorging, so  wäre  es  leicht  möglich,  dass  so- 
wohl den   obigen   Wörtern,    wie   auch  den: 
ir.  colpa  (Kuh),  colpach  (junges  Rind);  lit. 
kärwe ;  aslav.  krava  (Kuh)   eine    ]/  mit  der 
urspr.   Bedtg.:    spalten,   trennen,  schneiden 
etc.  SU  Grunde   liegt,    die   dann  gleichfalls 
hieraus  die  Bedtg. :  se  expauderc ,    bz.    sich 
ausdehnen,  schwellen,  dick  werden,  wachsen 
etc.  entwickelte.      Ist   es    nun    aber   richtig, 
dass  unsere  Wörter:  krabben,  karfen,  krib- 
beii,  scbrapcn,    schürf,   scharp,    sclialfer  otc. 
mit  skr.  kalp,  kharba  etc. ;  lat.  scalpere,  scul- 
pcre  Ptc.  zu  einer  idg.  y  skarp  (cf.  Fick, 
111,  240)  gehören,   so  Hesse  sich  diese  for- 
mell auch  für   die  obigen   Wörter    ansetzen 
u.  annehmen,  dass  die  verschiedenen  Bedtgn. 
des  Wortes   kalf   sich    zum  Theil  aus   der 
urspr.    von :    spalte  n,    brechen    etc.    u. 
zum  Theil  mit  der  von :  ir.  colpa  (Kuh)  aus 
der  von :  schwellen,  schwang  er  we  r- 
den  etc.,   bz.  schioanger  sc  i  n  ,  gebären 
etc.    ergaben.      Bemerkt    sei   übrigens  noch, 
dass  Fick  (III,  45)  das  Thema  kalba  (von 
kalf)  zu  lat.  galba   u.  .skr.  garbha   (Mutter- 
schooss,  Embryo,  Junges)  vergleicht  u.  diese 
Wörter  (cf.  11,  00  seq.)  mit  lat.  globus  (cf. 


auch  tinser  kulp  etc.)  etc.  zu  der  y  garph, 
bz.  (I,  74)  garbh,  grabh  (greifen,  fassoi  etc., 
cf.  grabbcl,  gripeii  etc.  u.  dazu  auch  gräf, 
grafeu  otc.)  stellt  u.  dass  auch  Delbrück 
5  (cf.  ZcHschr.  für  deutsche  Bhilologie,  I, 
148)  derselben  Ansicht  ist.  cf.  noch  mnld. 
(KU.)  kalvcn,  (vomcre,  bz.  brechen,  sicher- 
brechen) u.  nid.  eon  kalf  makoii  (sich  er- 
brechen),   sowie  m)dd.    (KU.)    kalf  vaii  het 

10  bout  (pulpa)  u.  unser  kalfbrör  etc.  u.  kal- 
fen  etc. 

kalfatern,  kalfatern,  die  Fugen  u.  Näthe 
eines  Schiffes  mit  Werg  dichten  u.  dann 
mit  heissem  Beck    id)erstreichen ;    überhaupt 

15  auch:  dicht  machen,  flicken,  ausbessern  etc.; 
—  dat  schip  miit  up  de  lielling,  um  kalfa- 
tere! to  worden ;  —  de  büksen  etc.  iniit  kal- 
fatord  worden.  —  Xd.  kalfatern ;  ;;/(/.  kal- 
fateren, kalfaten,  kalefateren  ;  mnld.  kalfatcn, 

20  kallefaten,  kalfateren;  schxocd.  kalfatra;  dän. 
kalfatre.  Dieses  aus  ital.  calafataro;  spaii. 
calafatear ;  2»'ov.  calafatar ;  franz.  calafater, 
calfoutrer;  mgriech.  kalafatein  (die  Hitzen, 
besonders  eines  Schiffes,  dichten  u.  theercn) 

25  entlehnte  Wort  soll  nach  Diez  (1,09)  vom 
arab.  galafa  (ein  Schiff  verkitten);  türk. 
q.ilfiit  (gctliccrtcr  Stopfen)  abstammen,  %oelchc 
Abstammung  indessen  von  Engel  mann  (s. 
daselbst)  beanstandet  wird,    indem  dieser  es 

30  aus  lat.  calefactare,  bz.  calefacio  herleitet  u. 
meint,  dass   calafataro   etc.    urspr.   die  Be- 
dtg. :   ein  Schiff  heizen    od.    loarm   machen 
etc.  gehabt  hat 
kälf-broi'  u.  kalf-sUster.     Hierunter  ver- 

35  steht  man  hier  einen  solchen  Bruder  u. 
eine  solche  Schicester  (bz.  unter  kalfbrörs 
u.  kalfsüsters  solche  Geschwister) ,  tvelche 
von  zwei  verschiedenen  Ehepaaren  abstam- 
men   u.    bei   der    Wiederverheirathnng   der 

40  überlebenden  Wittwe  mit  einem  Wittiver  als 
durchaus  nicht  blutsverwandt  mit  einander 
zusammengebracht  werden,  während  sie  zu 
den  aus  dieser  Ehe  später  gebor nen  Kin- 
dern llalbgeschwister  sind,     kalfbrör  u.  kalf- 

45  süster  dürfen  sich  deshalb  auch  gegenseitig 
eheliche )i ,  weil  eben  keine  Blutsverwandt- 
schaft zwischen  ihnen  besteht.  Ob  auch 
hier  das  Wort  kalf  auf  die  ivurzelhafte 
Bedtg.:   trennen,   scheiden,  spalten,  brechen 

50  etc.  zurückweist  u.  dadurch  nur  die  Unver- 
ivandtschaft  od.  die  Trennung  «.  Geschie- 
denheit von  den  andern  Geschwistern  be- 
zeichnet werden  soll,  ivage  ich  niclit  zu  ent- 
scheiden,    cf.  weiter: 

55  kalfen,  a)  kalben,  ein  Kalb  od.  Junges 
werfen  u.  von  sich  absondern;  —  de  kö 
kalfd,  bz.  hed  kalfd;  —  b)  spalten,  brechen, 
stürzen  etc. ;  —  de  slotskaute  kalfd  of,  od. 
kalfd  in.    —    Nid.,   mnld.    kalven   (kalben; 

60  brechen,  tccinen). 


KALFER-ACHTIG 


161 


KALKE  KALTJE 


kalfer-'aclitig,  kalfei-afti^  ßälberhaftiß), 
sich  tvie  ein  Kalb  od.  Junges  geberdeiid, 
kindisch,  spielsüchtig,  bz.  iüppiscJi,  läppisch, 
albern  etc. ;  —  he  is  nog  to  kalferachtig. 

kalferen,  kalfern,  a)  (freq.)  spaUen,  bre- 
chen, stürzen,  abbrechen,  erbrechen  etc.;  — 
de  erde,  bz.  de  kaute  fan  't  dep  kalferd  of, 
hz.  iu;  —  he  kalferd  sük  (er  erbricht  sich, 
er  vomirt) ;  —  h)  ivie  Kälber  thun  u.  sich 
geberden ,  spielen,  tä>ideln,  liebeln  etc. ;  — 
he  kalferd  nog  to  föl  herum;  —  se  kalferu 
mit  'ii  ander.  —  Nid.  kalverea  (brechen,  er- 
brechen) . 

kaifer-kne,  kalferknci,  Kälberknie;  — 
he  hed  kalferkneen  (er  hat  Kälberknie),  bz. 
dicke,  einwärts  gebogene  Knie  wie  ein  jun- 
ges Kalb). 

kalfei'-kneid ,  gekniet  tvie  ein  Kalb,  mit 
Kälberknien,  bz.  dicken  einwärts  gebogenen 
Knien  behaftet ;  —  he  is  kalferkneid,  bz.  hed 
kalferkneide  benen ;  —  he  lüpd  kalferkneid. 

kalfer-lunke,  Kälberschenkel,  Kälberkeule, 
Kälberbein. 

kalfer-stilte  ;   i.  q.  kalferlunke. 

kalf-fel,  Kalbfell,  Kalbsfell.  Sprichio.: 
der  kamen  mer  kalflfellen  as  köhüdeu  to 
marked ;  —  de  fader  uu  moder  net  hören 
wil,  mut  't  kalffel  hören. 

kalf-fles,  Kalbfleisch.  Sprichw. :  kalffles 
is  man  halffles. 

kalf-ler,  Kalbsleder.  Sprichio. :  kalfler 
is  halfier. 

kalfsk  (kälbisch);  i.  q.  kalferachtig. 

kalfs-küle,  Kalbskeule. 

kalf-süster,  s.  kalf-br8r. 

kaiig ,  kohlig,  kohligt,  wie  Kohle,  mit 
Kohle  behaftet  od.  gemischt  etc. ;  —  kaiige 
aske.  —  Afries.  kolech,  colech. 

käl-jager,  Einer  der  kahl,  nackend  u. 
arm  ist,  ein  armseliger  Wicht,  der  Nichts 
besitzt  u.  wo  nichts  Reelles  dahinter  steckt ; 
—  't  is  'n  rechten  käljager. 

kalk,  Kalk;  —  mur-,  mussei-,  sten-,  wit- 
tel-kalk;  —  he  ward'  so  wit,  as  de  kalk  an 
de  wand.  —  Nd.,  nid.,  an.,  dän.,  schived., 
norw.  kalk ;  ags.  cealc ;  (engl,  chalk  ist 
Kreide);  ahd.  calc,  calch,  chalch;  mhd. 
kalc  (Kalk,  Mörtel,  Cement) ;  kelt.,  ir.  cailc; 
corniü.  calc  ;  wälsch  calch;  lit.  kalkes  (Plur.) ; 
lett.  kalkis;  wend.  kalk;  lat.  calx  (Stein, 
Kalkstein ,  Kalk ,  Mörtel) ;  griech.  chalix 
(Stein,  Kies,  Schutt,  Feldstein,  Mauerstein, 
Kalkstein,  ungelöschter  Kcük).  —  H.  L  eo 
(Spalte  564)  vergleicht  es  zu  skr.  garka,  bz. 
garkara  (Kies),  tvelch  Letzteres  nach  Bopp 
auch  die  Bedtg.  saccharum  hat  u.  von  Fick 
(I,  435)  mit  griech.  kröke,  krokäle  (Kies); 
zend.  (Justi,  307)  Qrarka  (Hagel);  hzv. 
grishk;  pars.  Qrigk;  npers.  girishk  (Tropfen), 
hz.  zend.  ^rage,  od.  ^arage  (tropfen,  Gefror- 

J,  ten  Doornkaat  Koolman,    Wörterbuch.    II, 


nes  regnen,  graupeln,  hageln) ;  armen.  QreQ- 
kcl  (hageln)  zu  einem  Thema  gark,  grk  (träu- 
feln, hageln)  gestellt  loird,  das  vielleicht  eine 
Inchoativbildung  der  y  (^ar  (spalten,  brechen, 
5  trennen,  schneiden,  zerschneiden,  zerschmet- 
tern, verletzen),  bz.  zend.  (Justi)  ^ar  (hin- 
tverfen,  stürzen,  zerbrechen  etc.)  ist  u.  ivo- 
nach  dann  loohl  zend.  Qrage,  bz.  das  Thema 
gark    aus   der   wurzelhaften  Bedtg. :   s^^al- 

10  ten,  brechen,  bersten  etc.  entweder 
(cf.  an.  braka,  krachen,  prasseln  etc. ;  bresta, 
bersten,  auseinander  krachen  etc.;  brestr, 
Gekrach  etc.  unter  braken  u.  barsten)  die 
von:  pr  as  sein  u.  weiter  die  von:  pras- 

15  selnd  vom  Himmel  herunterfallen  u.  so 
auch:  tropfen,  regnen,  hageln  etc., 
od.  diese  letzteren  Bedtgn.  aus :  breche n, 
stürzen,  nie  der  st  ü  r  ze  n,  heru  n  t  er- 
werf en  u.  fallen  etc.    entwickelt  hat.  — 

20  Vergleicht  man  nun  aber  bei  Fick  (I,  57) 
wie  derselbe  die  y  gar,  bz.  lj;ar  (frieren) 
mit  skar  (schneiden,  spalten  etc.)  identificirt, 
wie  desgl.  auch  (I,  41  u.  239)  kar  (machen, 
thun  etc.),    so  ist   es   auch   ioohl  zweifellos, 

25  dass  die  ]/  gar  od.  kar  (spalten,  schneiden, 
verwunden,  verletzen  etc.,  bz.  brechen,  stür- 
zen, niedencerfen,  niedermachen  etc.)  von 
idg.  skar  (schneiden  etc.)  nicht  verschieden 
ist  u.  dass  demnach  auch  das  skr.  garkara 

30  (ist  dies  nicht  aus  der  Redupi.  der  ]/  gar, 
bz.  kar,  skar  entstanden?)  u.  griech.  kröke 
(Kies,  cf.  unser  grind  u.  grand  als  Zerbro- 
chenes, Zerkleinertes,  Zerriebenes  etc.  u.  falls 
diesen  Wörtern  eine  urspr.  Schallwurzel 

35  zu  Grunde  liegt,  auch  die  von  Fick  [I, 
810]  aufgeführten  sämmtlichen  Wurzeln  skar 
u.  skal,  ivozu  auch  die  Wörter:  schär,  schä- 
ren, scharren  etc.,  schale,  schäl,  schallen, 
schellen,    schulen,   schölen,   schuld  etc.   etc. 

40  gehören)  ebensowohl  ivie  kalk  etc.,  bz.  lat. 
calx  u.  griech.  chalix  zu  einer  ]/  skar,  skal 
(urspr.:  rauschen,  tönen,  schallen,  krachen 
etc.  u.  weiter :  brechen,  bersten,  spalten  etc., 
bz.    hauen ,    hacken ,     schlagen ,    schneiden, 

45  scheeren  etc.,  od.  stechen,  graben  etc.)  ge- 
hört, zu  der  Fick  (I,  813)  ausser  griech. 
skällö  (scharren  etc.);  ir.  scal  (zerstreuen, 
trennen);  lit.  skelin,  skelti  (spcüten  etc.); 
an.  skilja  (trennen,  scheiden  etc.) ;  goth.  skalja 

50  (Ziegel);  kslav.  skala  (Stein)  auch  lat.  calx 
(Stein,  etc.) ;  griech.  chalix  stellt,  indem  er 
auch  Letzteres  mit  Bruchstein  übersetzt 
II.  darnach  annimmt,  dass  allen  diesen  Wör- 
tern die  Grdbdtg. :  schneiden,  scheiden,  spal- 

55  ten,  brechen  etc.,  bz.  stechen,  graben,  ritzen 

etc.  zu  Grunde  liegt.      Vergl.  zu  der  ]/  skar, 

skal   in   der  Bedtg. :    schlagen,    stossen   etc. 

auch  unter  hile,  hil  das  lat.  calx  (Ferse). 

kalke,    kältje,    kleine  Kohle,    Kohlchen. 

60  Dimin.  von  kale. 

H 


KALKEN 


162 


KALM 


kalken,  kalken,  iceisseu,  tünchen  etc.  — 
Compos.:  an-,  afer-,  be-,  fer-kalken. 

kül-kop.  Kahlkopf;  —  kälkopd,  kälkop- 
pijr,  kahlkvpfiij. 

kalküu,  Truthahn,  Truthenne,  hz.  kale- 
kutischcr  Hahn.  —  Nid.  kalkoeu ;  nd.  (Br. 
irft.;  kiilkuun;  schwcd.  kalkoii ;  dän.  kal- 
kun.  —  Contrah.  u.  verderbt  aus  kalekuten- 
od.  kalckiit-hoon  (Huhn  von  Caicutta).  cf. 
bei  Kil.  das  mnld.  kalkoeiischen  of  kale- 
kutscluMi  luu'ii  (pavo  Indiens,  pavo  Galliens, 
Gallopavns)  u.  ferner  bei  Seh.  u.  L.  mnd. 
kalkiinsihe  nut,  worunter  als  Nuss  von  Cai- 
cutta wahrschei)il.  eine  Cocosnuss  zu  ver- 
stehen ist.  —  Zu  kalknu  bemerkt  Stbg, 
dass  der  Xanie  „kalekutisches  Huhn"  dem 
Vorfei  fälschlich  beiijeleiß  .sei,  indem  das 
Schiff,  ivelches  die  Truthühner  aus  ihrem 
Vaterlandc  Nordamerika  nach  Europa 
brachte,  zufällig  seinen  Weg  über  Caicutta 
nahm,  tva.s  übrigens  kaum  denkbar  ist.  Im 
Engl,  heisst  der  Puter,  bz.  Truthahn  tnrkey- 
powt  ?/.  tnrkey-eock. 

kallen,  auch  kil-kallen,  sprechen,  schwat- 
zen, plaudern,  laut  u.  viel  reden  etc.;  — 
wat  heb'  ji  dar  wer  mit  'n  ander  to  kullen, 
bz.  to  kilkallen?  —  se  kilkallen  alles  mit  'n 
ander  dür.  —  Nid.  kallen;  mnld.  kallen  (di- 
cere,  loqni,  sermocinari,  faltulari) ;  mnd.  kal- 
len (da.sselbe  u.  auch:  berufen,  vorladen); 
afries.  kella,  kaltia  (sagen,  nennen,  rufen); 
engl,  call  (rufen,  herbeirufen,  berufen,  zu- 
sammenrufen ;  nennen,  benennen  etc.)  u.  call 
(rufen,  schreien  etc.),  Subst.:  call  (Buf, 
Schrei,  Schall  etc.);  an.  kalla  (nennen,  sa- 
gen, rufen  etc.) ;  norw.,  schioed.  kalla ;  dän. 
kalde  (dasselbe);  ahd.  challoa;  mhd.  kallen 
(viel  u.  laut  sprechen,  schwatzen).  Da  kal- 
len jedenfalls  ein  Schallwort  ist,  bz.  auf 
eine  Schallwurzel,  od.  eine  ]/  mit  der  Grd- 
bdtg.:  sonare  zurückgeht  u.  Schalhvörter  be- 
kanntlich nicht  regelrecht  der  Lautverschie- 
bung unterliegen,  so  ist  es  selbstredend  sehr 
gut  möglich,  dass  kallen  mit  haleu,  hallen 
etc.  u.  den  u)iter  halen  angeführten  Wör- 
tern :  griech.  kaleö,  lat.  calare  etc.  von  der- 
selben y  kal,  kar  stammt,  od.  auch  bei  dem 
so  häufigen  Wechsel  von  „k"  u.  „g"  im  Ger- 
manischen (cf.  z.  B.  ahd.  calm  =  galm)  mit 
palm  etc.  zu  einer  u.  derselben  ]/  gehört. 
Wenn  man  indessen  annimmt,  dass  kallen 
richtig  kudverschohen  ist,  so  ist  es  (nament- 
lich unter  Berücksichtigung  der  ngerm.  For- 
men) tcohl  jedenfalls  am  richtigsten,  das- 
selbe mit  griech.  gerus  (Stimme,  Ton),  g^ruö 
(ertönen  lassen,  singen  etc.)  etc.  etc.  von  der 
y  gar  (sonare ,  bz.  Ton  hervorbringen ,  tö- 
nen las-teni  =  skr.  gar  (rufen,  anrufen, 
rühmen,  prahlen,  preisen,  lobpreisen,  singen 
etc.,  cf.  galm  etc.)    u.   jar    (rauschen,  j^ras- 


seln,  knistern;  schreien,  rufen  etc.)  abzulei- 
ten, wegen  welcher  bei  Fick  (I,  72  u.  310 
etc.,  III,  42  u.  44),  Bopp  (Gloss.  comp., 
112,  zioeite  Spalte),  Pott  (Wurzelwb.  II, 
5  228  seq.  u.  dazu  II,  239  u.  I,  729)  u.  An- 
dern (als  G r ass m  a n n ,  Schleicher, 
Benfey  etc.),  sowie  auch  bei  Ferd.  Justi 
(101,  y  gar  sub  2)  das  Weitere  zu  ver- 
gleichen ist. 

10  kallere,  kilkallere,  Schwätzerei,  Plau- 
derei, lautes  unnützes  Gerede  etc. 

kallii,  ruhig,  still,  unbewegt  etc.;  — kalra 
wer  (stilles,  ruhiges,  bz.  loindstilles  Wetter)  ; 
—  kalme  se  (ruhige,  unbewegte  See) ;  —  he 

15  biet'  so  kalm  (er  blieb  so  ruhig,  od.  unbe- 
wegt u.  ungerührt,  bz.  kühl  u.  kalt  etc.)  d'r 
bi,  as  wen  hum  't  hei  niks  angung.  —  Nid., 
mnld.,  mfläm.  kalm  (tranquillus,  quietus,  pla- 
cidiis,    tacitus,    stratns);    kalm    (tranquillitas, 

20  mulacia,  viilgö  calmus)  u.  kalmte  (Stille,  Buhe, 
Windstille);  nhd.  (Grimm,  Wb.  V,  Spalte 
70)  Kalm  (Meeresstille,  Windstille)  und 
(Adelung)  kalm  (still  etc.);  ital.,  spart., 
port.  calma;  franz.  calme  (Windstille,  Stille, 

25  Buhe)  u.  calme  (still,  ruhig),  woher  die  Be- 
gion  der  Windstille  an  beiden  Seiten  des 
Acquators  die  Begion  der  kalmen  od.  cal- 
men  heissen.  —  Engl,  calm  (still,  ruhig,  hei- 
ter, gelassen,  leidenschaftslos),    calm    (Stille, 

30  Buhe,  Wind-,  Meeres-Stille).  Davon  Vbm. : 
to  calm  =  ital.  calmare;  franz.  calmer  (stil- 
len, beruhigen,  besänftigen)  etc.  u.  auch 
ivohl  nhd.  (G  r  i  m  m ,  Wb.  V,  Spalte  73,  bz. 
Adelung  u.  Schm.  etc.)   kalmen    (ruhen, 

3ö  still  liegen,  leicht  schlummern,  halb  u.  halb 
schlafen,  wie  unbewusst  u.  betäubt  hinlie- 
gen). Da  das  Suffix  „ma"  kein  rom.  Suf- 
fix ist,  so  denkt  Dicz  (I,  101)  an  eine  Ent- 
lehnung  od.  Entstehung   aus  griech.  koüma 

40  (Brand,  Hitze),  weil  span.,  prov.  calma  auch 
die  heisse  Tageszeit,  bz.  die  M i t - 
tagszeit  bedeutet.  Da  indessen  „al"  in 
den  rom.  Wörtern  selten  aus  „au"  entsteht 
M.  die  Bedtg.  :   Mittagszeit   u.   heisse 

45  Tageszeit  auch  leicht  aus  der  von  Buhe 
u.  Stille  od.  Luft-  u.  Windstill e,  bz. 
aus  der  von  ruhige  u.  stille  Zeit  u. 
S  t  u  n  d  e  (die  Mittagszeit  ist  die  Zeit,  wo 
im  Süden   alles  ruht,    slill   ist  «.  schläft  u. 

50  zwar  nicht  Mensch  u.  Thier  allein,  sondern 
auch  die  ganze  Natur)  entstehen  konnte,  so 
ist  CS  auch  möglich,  dass  das  ital.  calma,  bz. 
mnld.,  mfläm.  kalm  aics  einem  alten  germ. 
Worte  entstand  u.  Schm.  Beeilt  hat,  wenn 

55  er  bei  kalmen  an  einen  Zusammenhang  mit 
qualm  od.  kwalm  (Betäubung,  Ohnmacht, 
Bcwusstlosigkeit,  Winterschlaf  der  Thiere 
etc.)  denkt,  dem  formell  u.  begrifflich  auch 
insofern    nichts    entgegensteht   als  einerseits 

60  auch  franz.    carcan    vom   deutschen    querk 


KALMTE  163  KAM 

stammt  u.  überhaupt  Uebergänge  von  „q",  Mühlenrade;  ein  Marterwerkzeug;  crista, 
bz.  ,,qu"  od.  „kw"  in  ,,k",  bz.  „c"  bekannt-  Kamm  auf  dem  Kopfe  von  Thieren;  Ober- 
lich sehr  häufig  vorkommen  und  anderer-  theil  des  Halses  von  Thieren,  cf.  oben  un- 
seits  auch  död  (todt)  ausser  betäubt,  taub  ser  m;inkam ;  Kamm  der  Traube;  in  der 
etc.  auch  die  Bedtg. :  starr ,  unbeweglich,  5  Sprache  der  Bergleute  ein  festes  Gestein,  das 
still  etc.  hat.  Da  i)idessen  dieses  qualm  hervorschiesst  u.  den  Gang  verrückt).  Zu  der 
erst  spät  aus  älterem  twalm,  dwalm  (von  letzten  Bedtg.  vergl.  auch  (Out z en)  nfries. 
dwelan,  twelan  etc.,  cf.  dwalen.  dwalm  etc.)  kamp  (etwas  steinartiges,  bz.  eine  steinartige 
entstand,  so  tritt  die  Frage  näher,  ob  nicht  Masse,  zusamme>i,gebackene  Austern  u.  Mu- 
die  Bedtg.:  still,  od.  Stille  aus  der  frü-  10  schelschalen) ;  norw.  kamp,  (dialect.)  kamb 
hern  von:  todt  od.  Tod  (d.  h.  Betäubung,  (Stein,  Graustein,  harte  Steinart;  rundarti- 
Bewusstlosigkeit,  Schlaf  etc.)  hervorging  u.  ger  Stein;  Bergknollen,  längl.  od.  rundl. 
demnach  kalm  ('=  urspr.  qalra,  qualm)  mit  Felskuppe  etc.) ;  isl.  kampr  (caput  parietis, 
ahd.  qualm;  ccs.  quelm  ;  ags.  cvealm,  cvylm  anterior  maceriae  pars,  bz.  utstaaende  kant 
(Qual,  Marter,  Todesplage,  bz.  Mord,  Tod-  15  af  en  vaeg;  clivus,  bz.  en  brink  [malar  kam- 
tung,  Tod)  urspr.  identisch  war,  bz.  mit  die-  pur,  clivus  litoralis,  steenbrink  eller  brink 
Sern  Worte  zu  quelan  od.  cvelan  (martern,  ved  stranden] ;  mystax,  labri  superior  barba) ; 
quälen,  tödten  etc.  od.  sterben  etc.,  cf.  ags.  an.  kampr  (Schnurrbart) ,  welche  Wörter 
a-cvelau,  ersterben  etc.  u.  ahd.  quellan,  cbe-  wohl  urspr.  von  kam,  bz.  camb,  camp  nicht 
len  etc.,  tödten  etc )  gehört,  loorüber  Wei-  20  verschieden  waren,  obschon  es  auch  möglich 
teres  unter  kwäl,  kwälen  u.  kellen  etc.  Ei7i  ist,  dass  sie  in  der  Bedtg. :  rundlich  Gebo- 
sonstiges  passendes  Etymon  für  das  Thema  genes  (Rundung,  Wölbung),  bz,  Hügel,  An- 
kal-ma  wäre  übrigens  auch  goth.  qal  in  ana-  höhe,  runde  Kuppe  etc.  mit  griech.  kampe 
qal  (Buhe,  Beruhigung),  was  übrigens  selbst  etc.  (s.  unter  1  kamp)  zusammenhängen  u. 
auch  wieder  mit  dem  Stamm  quel  od.  quäl  25  wurzelhaft  verwandt  sind.  Das  Wort  kamb, 
von  ahd.  quelan,  queljau,  quala,  qualm  etc.  bz.  ahd.  kambo,  chamba,  champa  hatte  zuerst 
ident.  sein  wird,  od.  doch  jedenfalls  mit  die-  die  Bedtg.:  Zahn-  od.  Beiss-  od.  Kau- 
sen  Wörtern  einer  u.  derselben  J/  angehört,  Ding,  Ding  od.  Etwas  womit  man  b  eis  st., 
wie  dies  unter  kellen  u.  kwälen  etc.  zu  ver-  spaltet,  zerkleinert,  od.  kaut,  zer- 
gleichen ist.  30  käut ,  z  er  mal  m  t  etc. ,  weshalb  es  denn 
kalmte,  Buhe ;  s.  unter  kalm.  auch  höchst  tvahrscheinl.  ist,  dass  beim  Ver- 
kalraiisern,  s.  klarnüsern.  gleich  der  y  bhid  (beissen,  spalten,  schnei- 
kSltje,  s.  kalke,  kolke  etc.  den  etc.)  von  biten  etc.  u.  uns.  egge  etc.  so- 
kam  od.  kämm  (Plur.  kämmen),  Kamm;  ivohl  uns.  kimme  in  der  Bedtg.:  Kerb, 
—  a)  gezacktes,  bz.  gezahntes  od.  mit  Zin-  35  Einschnitt  etc.,  wie  auch  in  der  von :  Band 
ken  versehenes  Werkzeug  zum  Beinigen  u.  od.  Kante,  Vorragendes  etc.  u.  auch  k  u  m- 
Ordnen  der  Haare  etc.;  —  Compos. :  här-,  vnQv  in  der  Bedtg.:  Schutt,  Geröll,  Brueh- 
lüs-,  räken-,  rös-,  wullkam.  —  Redensart:  stücke  etc.  (cf.  grind,  grand,  görte  etc.)  mit 
all'  afer  en  kam  scheren;  —  b)  Zahn  eines  kämm  zu  derselbeny  gehören  u.  inan  für  diese 
Mühlenrades;  —  d'r  sunt  'n  pär  kämmen  40  Wörter  (cf.  auch  kumme)  ein  allgemeines  Q'e- 
üt  't  rad  flagen ;  —  d'r  mutten  neje  kam-  doch  verlornes)  germ.  Vbm. :  kimban,  kamb, 
men  in  't  rad  setd  worden ;  —  Compos.  kumbun  ansetzen  muss,  aus  dessen  Grdbdtg. : 
kamrad;  —  c)  der  obere  zackige  Fleisch-  beissen,  spalten  etc.,  od.  kauen,  zermalmen, 
auswuchs  auf  dem  Kopfe  der  Hühner  etc. ;  mahlen,  zerreiben  etc.  sich  alle  die  in  kämm, 
cf.  hanekam ;  —  Sjjrichw. :  de  kam  sweld  45  kimme,  kummer  zu  Tage  tretenden  Bedtgn. 
hum ;  —  he  is  ligt  in  de  kam  bäten ;  — ■  d)  leicht  erklären  lassen.  Da  nun  aber  ahd. 
oberste  Spitze  od.  Kante,  vorragende  Kante,  kambo,  bz.  champa  formell  zu  skr.  (Grass- 
od.  Streifen;  —  up  de  kam  (od.  kappe)  fan  mann)  jambha  (Zahn,  Fang  zahn  etc.), 
de  dik;  —  se  hebben  'n  kam  (einen  Erd-  bz.  (Bopp)  gamb'a  (cibus;  mentum) ,  od. 
streifen)  in  de  slöt,  bz.  kolk  slän  laten.  50  (Fick,  I,  70)  idg.  ganibha  (Kinnbacke, 
Vergl.  auch:  mänkam  od.  manekam  (Mähne  Gebiss ,  Zahn);  griech.  gömphos  (Zahn, 
etc.).  — JV/(^.,  jnw/d.  kam ;  nfZ.  kam  od  kämm  ;  Pflock),  gamphe,  (dialect.)  gimbe  (Kinn- 
mnd.  kam;  wang.  (Ehr entr aut,  I,  374)  backe,  Gebiss)  etc.  stimmt,  so  ist  es  wohl 
kaum;  as.  camb;  ags.  camb,  comb;  engl.  richtiger,  hiebei  von  einem  verlornen  germ. 
comb  M.  (dialect.)  kaam,  käme;  schott.  kaim;  55  Stammvbm.  kimban  etc.  abzusehen  u.  das 
an.  kambr ;  norw.  kamb ;  dän.,  schioed.  kam ;  ahd.  kambo  etc.  direct  mit  diesen  Wör- 
ahd.  camb,  kamb,  camp,  kamp,  champ;  mhd.  tern  von  der  y  jabh,  jambh  =  idg.  (Fick, 
kamp,  kam  u.  ahd.  kambo,  champa;  mhd.  I,  69  seq.  u.  322  u.  III,  41)  gabh,  gambh 
kambe,  kämme  (pecten,  Kamin,  Kamm  als  (schnappen,  beissen,  spalten  etc.,  bz.  [Grass- 
Webergeräth ;    Kamm    od.   Zahn    etc.    am  60  mann]   zerbeissen,  zermalmen,  zerkleinern, 

11* 


KAM 


164 


KAMER 


zerdrücken  etc.)  abzuleiten,  wozu  auch  die 
verschiedenen  Bedtf/n.  von  kimme  n.  kura- 
mer  sehr  gut  stimmen.  Bcziiglich  der  ver- 
schiedenen Bedtgn.  von  kam,  od.  kämm  (cf. 
auch:  takke,  taud,  tiud  od.  tiiit  etc.)  sei 
noch  erwähnt,  dass  sich  aus  Zahn  die 
Bedtgn.  Zacke  od.  Zinke  etc.  «.  hieraus 
icieder  die  von:  gezacktes,  sowie  tvciter 
auch  wohl  die  von:  spitzes,  scharfes, 
vorragendes  Etwas  iceiter  gebildet  ha- 
ben, wozu  auch  die  Bedtgn.  von  an.  u.  isl. 
kampr  etc.  (s.  oben)  stimmen. 

Wegen  der  y  jabh,  jambh  vergl.  Weiteres 
unter  gapen  u.  unter  kimme  etc. 

1.  kiiin,  komm;  s.  kamen. 

2.  kiiiii,  s.  2  kän,  bz.  2  kin. 

kaiulire,  ein  feines  Leinengewehe  od.  fei- 
nes Leinen,  tcorin  oft  auch  Blumen  gewebt 
sind ;  wird  liauptsächlicJi  zu  Fenstergardinen 
benutzt.  —  Es  icird  urspr.  wohl  Cambrag- 
Tuch,  bz.  -I>einen  genannt  ?«.  daher  das- 
selbe sein  wie  kamerdük. 

kniuel,  kemcl,  Kamel  od.  Kameel ;  — 
hed  dat  grote  best  ök  grote  rüge  la- 
sen, sä'  de  bür,  do  dansen  fer  apen  up  'n 
kamel. 

kainelle,  Kamille. 

kaiiiolleu-bliiiiic,  Kamillenblume. 

kiiiiielleu-te,  Kamillenthee. 

kuiiu'lüt,  kanilot,  a)  Kamelot,  d.  i.  ein 
Zeug  urspr.  von  Kamelhaaren,  dann  über- 
tragen auch  von  Ziegenhaaren  u.  jetzt  auch 
von  ähnlich  gefärbter  Wolle;  daher:  ka- 
melotton-  od.  kamlotten  gärn,  Garn  von  sol- 
cher Wolle.  —  Scherzhaft  wird  a)  auch  ein 
Getränk,  gemischt  aus  Wein,  Wasser,  Eier, 
Zucker  u.  Caneel  —  u.  b)  ein  Schnaps,  ge- 
mischt aus  Genever  u.  Syrup  mit  den  Na- 
men kamelot  belegt. 

kamels-gärn,  Kamelgarn. 

kamen  (kam,  kumst,  kiimd ;  kamen ;  — 
kwam,  kwem,  kern  etc.;  —  kamen),  /i'o»i- 
men,  ankommen,  anlangen,  eintreffen,  ge- 
schehen, sich  ereignen,  zutragen;  hervor- 
kommen, aufkommen,  keimen,  sjjrossen  etc.; 

—  be  kwam  bi  mi ;  —  be  od.  dat  schal  wol 
bold  kamen  ;  —  war  kumd  dat  tan  ?  —  't 
is  net  so  kamen,  as  ik  di  segd  heb;  —  't 
kwam  as  't  kwam,   ik  kun  d'r  niks  an  döu; 

—  as  he  to  starfen  kwam,  do  was  't  all'  up ; 

—  se  kernen  dar  to  liggen;  —  't  kan  d'r 
nich  fan  kamen,  dat  wi  alle  middag  fies 
äten;  —  he  kwam  (od.  räkde)  d'r  bi  to 
dode;  —  he  kwam  (od.  räkde)  bi  de  gele- 
genheid  fast;  —  he  kwam  (od.  räkde)  d'r 
bi  gefangen ;  —  dat  gras  wil  net  kamen ;  — 
dat  körn  kumd  göd  up ;  —  bäter  en :  kum 
mit,  as  twe:  kum  na;  —  Bälhsel:  kamen 
se,  so  kamen  se  net!  kamen  se  net,  so  ka- 
men se.  —  Nd.  kamen;  7mid.,  nid.  komcn ; 


afries.  kuma,  koma,  komma  (koem,  quam) ; 
ufries.  (Jap  ix)  kommen  (kaem ,  koam); 
nfries.  (E  h  r  ent  r  a  u  t,  I,  200  seq.)  kemme ; 
ivang.  klimme;  satl.  kiime;  hclg.  kOm ;  as. 
5  kuman  (quam);  ags.  cuman,  (cvom,  com); 
engl,  come  ;  ((h.  koina;  norw.  koma;  schwed. 
komma;  dän.  komme;  goth.  (jiinau  (qimaetc. ; 
—  qam  etc. ;  —  quinans)  ;  ahil.  quüinau,  qulie- 
man,  qbuenian,  qmieman,  qhuuemaii,  chwi'Uian, 

10  CDinau,  cliomen,  cujnan,  kuman  (quimu,  cumu, 
chumo  etc. ;  —  quam,  chwam,  cham,  chom 
etc.  ;  —  quoman,  choinen,  cuman,  kuman, 
chuman)  ;  amhd.  chomen;  mhd.  komen,  ku- 
men.    —    Der   germ.    J/    kwam    des    obigen 

15  V'bms.  liegt  ganz  allgemein  u.  in  ganz  un- 
bestimmter Weise  >iur  der  Begriff  der  B  e- 
tvegung  (eines  Etwas  von  irgend  loo  weg 
nach  irgend  wo  hin)  zu  Grunde  u.  heisst 
kamen,    bz.    goth.  qiman    daher    nichts   An- 

20  der  es  als  (eine)  Bewegung  machen,  bz. 
sicli  bewegen,  gehen  etc.,  ganz  gleich 
von  200  iccg  (od.  woraus  hervor)  dieses  sich 
bewegen  seinen  Anfang  nimmt,  od.  wohin 
die  Bewegung  sich  richtet  u.  bis  ivie  weit  hin 

25  sie  sich  erstreckt,  wie  dies  ja  auch  überhaupt 
bei  allen  Verben  der  Kall  ist,  die  eine  Bewe- 
gung ausdrücken.  Dass  sich  nun  aber  aus 
der  Grdbdtg.:  sich  bewegen  (von  irgend 
ivo  weg,  od.  von  irgend  wo  heraus  u.  herab 

30  etc.),  bz.  des  Gehens  u.  Kommens  einer- 
seits, sowie  andrerseits  in  der  von:  sich 
bewegen  u.  gehe n  (wohin  etc.)  die  man- 
nigfachsten Begriffe  entwickeln  konnten  ti. 
mussten,    ersehen    wir    aus    den    vielfachen 

35  Bedtgn.  in  welchen  das  Vbm. :  kommen 
in  den  verschiedenen  Spraclien  gebraucht 
wird.  Die  für  kamen  etc.,  bz.  goth.  qiman 
etc.  (Fick,  III,  53)  anzusetzende  germ. 
y  kvam  erfordert  eigentlich  eine  idg.  y  gura, 

40  gvam.  Vergleicht  man  indessen  die  mit  kw, 
bz.  q  anlautenden  Wörter  kwabbe,  kwäne 
etc.  u.  die  aus  urspr.  ka  hervorgegangenen 
Wörter:  lat.  qua,  qui,  quod  etc.  u.  goth. 
liva-s  etc.  (cf.  2  ho,  wo,  wat  etc.),  so  dürfte 

45  auch  die  germ.  y  kvam  von  kamen  etc. 
wohl  sicher  aus  idg.  y  gam  (se  movere,  ire 
etc.)  =  zend.  gam,  apcrs.  gam  (gehen)  ent- 
standen sein,  wovon  auch  loohl  zend.  (Justi, 
lli)  jam  [gehen,  kommen)   u.   skr.  gä   eine 

50  Nebenform  ist  u.  ivorüber  bei  Fick  (I,  63 
etc.  etc.)  Bopp  (Gloss.  comp.  110),  Ben- 
feg (Skr.  Dict.,  252),  Grass m  ann  (Wb., 
378  etc.),  Fott  (Wurzelwb.  I,  pag.  16  seq. 
u.  32  seq.  u.  II,  zweite  Abth.,  pag.  166  etc. 

55  etc.)  u.  Andern,  sowie  auch  unter  gän  das 
Weitere  zu  vergleichen  ist. 

kamor,  Kammer;  —  a)  Stube,  od.  abge- 
schlossener Wohnraum;  släpkamcr,  achter- 
kamer,  bäfeukamer,    ujjkamer,    möje    kamer, 

60  beste  kamer  etc. ;  —  b)  abgeschlossener  Raum 


KAMER-DOK 


165 


KAMP 


zum  Aufbewahren  von  Etwas,  z.  B.  auf 
Schiffen  zum  Aufbewahren  des  zusammen- 
gerollten Kabels  od.  sonstiger  Sachen.  Da- 
her auch  :  spis-kamer  (Sjjeiscschraiik  in  der 
Küche)  etc. ;  —  c)  thierisches  Becken ;  cf. 
kamerstük.  —  Afries.  kamer,  komer ;  wfries. 
keamer;  satl.  camer;  aJid.  kamara,  chamara 
etc.,  entlehnt  aus  lat.  camara,  od.  camera 
(Gewölbe,  gewölbtes  Gemach  etc.),  loas  mit 
dem  gleichbedeutenden  griech.  kamara;  zend. 
kamara  (Geicölbe ;  Gürtel),  Vbm. :  zend.  ka- 
mar;  skr.  kmar  (krumm  sein)  von  F ick  zu 
einer  idg.  y  kam  (wölben,  umringen,  od. 
urspr.  wohl:  curvare  etc.,  cf.  unter  kate 
am  Schlüsse)  gestellt  ivird,  worüber  Weite- 
res unter  1  liam  zu  vergleichen  ist. 

kanier-dök,  Kammertuch,  Batist,  feines 
holt.  Leinen.  —  Nd.,  mnd.  kamerdök;  nid. 
kamerdoek  u.  (früher)  kameryksdoek  kame- 
riksdoek  von  camerich  (cameracum  =  cam- 
bray)  so  benannt. 

kamer-klitske,  Kammer  -  Zofe  etc.  cf. 
klitske. 

kamei'-stiik ,  Stück  Bindfleisch  aus  dem 
Becken  (de  kamer)  des  Bindes. 

1.  kamiu,  kemiii,  Kamin,  Herd,  Stuben- 
herd. Entlehnt  aus  lat.  caminus,  bz.  griech. 
kaminos,  wovon  es  sehr  fraglich  ist,  ob  es 
mit  griech.  kaiö  (brennen  etc.)  zusammen- 
hängt od.  nicht  vielleicht  eher  Weiterbil- 
dung des  unter  äfea  (Ofen)  erivähnten  skr. 
agman  (Stein)  ist,  wie  auch  bei  kachel  die 
Bedtg. :  Of  e n  aus  der  von  Thon- ,  od. 
Stein  fliese  entstand  u.  von  agraan  auch 
das  skr.  a^.manta  (focus,  fornax)  weitergebil- 
det ist,  wozu  Box^p  geradezu  griech.  kami- 
nos vergleicht,  indem  er  darauf  himveist, 
dass  auch  slav.  kamü,  bz.  kamen  (cf.  auch 
afgh.  Qamä  =  zend.  agma)  durch  Metcdhe- 
sis  aus  a^man,  bz.  akman  entstand.  Fick 
(I,  40)  stellt  griech.  käminos  übrigens  mit 
kamara  (cf.  kamer)  zur  ]/  kam. 

2.  kaniin,  kemin,  Kümmel.  —  Nid.  ko- 
mijn;  tid.  (Br.  Wb.)  kämen,  (Uähnert) 
kam,  körn;  mnd.  kamin,  kamen,  kome;  mhd. 
kumin ;  ags.  cymen ;  engl,  cumin  etc.  — 
Entlehnt  aus  lat.  cüminum,  bz.  griech.  ku- 
min on  ,  über  dessen  Abstammung  u.  Her- 
kunft  schwerlich  Sicheres   beizubringen  ist. 

kämm,  s.  kam. 

kammeräd,  kamräd,  Kamerad,  Genosse, 
Geselle;  —  wi  sunt  all'  uns  läfen  gode  kam- 
meraden  west  un  willen  't  6k  blifen;  —  min 
kamräd  is  achter  bläfen.  —  Aus  franz.  ca- 
marade ;  ital.  camerata  (Stubengenoss  etc.) 
von  lat.  camera,  cf.  kanier. 

kamnet,  kamnetscliap,  s.  kabnet. 

1.  kamp  (Plur.  kampen  u.  kämpe) ,  ein 
mit  Wällen  (bei  Aurich)  od.  Gräben  (bei 
Norden)  umschlossenes  Stück  Land  od.  Feld, 


gleichviel  ob  zur  Weide  od.  zum  Getreide- 
n.  Gemüse-Bau  benutzt;  —  de  ossen  lopen 
in  de  kamp ;  —  up  de  kamp  heb  'k  liafer 
seid ;  —  de  sandkamp  (Sandfeld)  sal  fan 
5  ueissen  (aufs  Neue)  up  ses  jär  ferliürd  wor- 
den. —  Dieses  durch  ganz  Friesland,  Hol- 
land u.  Norddeutschland  etc.  verbreitete 
Wort  ist  wohl  zweifellos  von  lat.  campus 
entlehnt   u.    hat   schwerlich   mit    dem   unter 

10  kam  erwähnten  isl.  kampr  (clivus  etc. ,  cf. 
Grimm,  Wb.,  V,  134  seq.)  etwas  gemein, 
obschon  es  2vohl  möglich  ist  (sofern  dieses 
nämlich  mit  griech.  kampe  verwandt  ist), 
dass  isl.  kampr   mit   campus  ivurzclhaft  zu- 

15  sammenhängt,  da  Fick  das  lat.  campus  als 
Winkel  (bz.  Gekrümmtes,  Gebogenes,  nach 
Aussen  hin  Vorstehendes  u.  so  auch:  Vor- 
stehendes, Vorragendes  etc.)  od.  Ecke  auf- 
fasst  u.  CS  mit  lit.   (S chleicher ,   ehrest., 

20  309)  kampas  (Winkel,  Ecke,  Gegend,  Feld  etc., 
cf.  unser  hök  etc.)  zu  griech.  kampe  (Bie- 
gung, Krümmung,  Bug  etc.)  vergleicht,  wozu 
allerdings  das  lat.  campus  in  seiner  anschei- 
nend absoluten  Bedtg. :   Ebene,  Fläch e, 

25  bz.  ebene  s,  flaches  (od.  offenes,  freies) 
Feld  durchaus  nicht  stimmt. 

2.  kamp,  Kampf,  Streit,  Wettstreit  etc.; 
—  dat  hed  'n  hardeu  kamp  kost,  bz.  ofgä- 
fen,  dat  etc. ;    —    he  hed  de  kamp  för  hum 

30  upnaraeu.  —  Nd.,  nid.  kamp;  afries.  kamp, 
komp ;  as.  kamp;  ags.  camp,  comp;  an., 
norw.  kapp  (Streit,  Eifer,  Wetteifer,  Wette) ; 
schived. ,  dän.  kamp ;  ahd.  camph  ,  kamph, 
champh    (duellum,    pugna).    —    Es  tvird  ge- 

35  loöhnlich  loie  ital.  campo  (Schlachtfeld)  mlat. 
campus  (dasselbe  u.  auch :  Ziüeikampf,  Duell 
etc.)  als  eine  blosse  Entlehnung  u.  begriff- 
liche Weiterbildung  des  lat.  campus  (s.  1 
kamp)  angesehen  (cf.  Diez,  I,  107;  Oscar 

40  Schade,  310  u.  Andere),  doch  ist  es  auch 
möglich,  dass  sich  hier  eiti  altes  urdeutsches, 
mit  kabbeln,  kappen,  kibbela  etc.  (cf.  Grimm, 
Wb.  F,  138  seq.  u.  Weiteres  unter  kam- 
peln) verwandtes  Wort  mit  dem  lat.  od.  mlat. 

45  campus  gemischt  hat,  od.  dass  überhaupt 
das  afries.  kamp,  bz.  as.  kamp;  ags.  camp; 
an.  kapp  etc.  von  Hause  aus  mit  dem  mlat. 
u.  lat.  campus  gar  nichts  gemein  hat,  son- 
dern  (cf.   H.  Leo,  563)    mit   wälsch   camp 

50  (Spiel  um  einen  Preis  od.  Gewinn),  cam- 
piaw  (um  einen  Preis  od.  Gewinn  werben), 
campus  (preisgewinnend,  ausgezeichnet  etc.), 
ir.  combach  (Preis,  Gewinn,  Beute  etc.,  aber 
auch     Verlust,    —    also    Spielentscheidung, 

55  Kampifentscheidung)  etc.  einer  idg.  (Fick, 
I,  234)  y  skap,  skamp  (sich  bewegen  u.  re- 
gen, gehen,  laufen,  eilen,  sich  schnell  od. 
stark  beivegen,  hin  u.  her  beioegen ,  schüt- 
teln, schwingen,  schleudern,  loerfen  etc.)  an- 

60  gehört,  wozu  auch  skr.  kshapani  (Schleuder, 


KAMP  166  KAN 

Buder),  kship,  kshaipati  (schleudern,  schnei-  kämmen  =  ahd.  cambjan  sein,  berührt  sich 

len,  stürzen,  niederwerfen    etc.),    kshapanya  indessen  begrifflich   auch   nahe  mit  kabbeln 

(Beleidigung    etc.),    sowie    unsere    Wörter:  etc.      Vergl.    dieserhalb    Grimm    (Wb.    V, 

schamp,  schanipen,  schimp  etc.  wohl  zu  stel-  138)  kampeln  sub  4,  desgl.  kampeln  bei  Ade- 

len  sind.      Zu  der  Grdbdtg.:    sich   bewegen  5  hing  u.  weiter  engl.  (Yorkshire)  CAmble  (kecJc 

u.  regen,  gehen,  eilen,  bz.  sich  rasch  u.  stark  sprechen),  champ  (kauen,  beissen  etc.),  champ 

bewegen  vergl.  auch  ahd.  wiiinan    (in  hcfti-  (Balgerei,  Rauferei  etc.),    wobei   man    beim 

ger  Aufregung  od.  Bewegung  sein,  kämpfen,  Vergleich  von  kabbeln,    kibbe,    kifen,    kaf^ 

sich  bemühen,  gewinnen  etc.),  winnä  (Streit  1  käfe,   kafel  etc.    auch   leicht   zu    der   An- 

etc.)    u.   Weiteres    unter   winnen    (erstreiten,  10  nähme  kommen  könnte,    dass   auch    2  kamp 

besiegen,  gewinnen,    erwerben  etc.)    von    der  (falls  sich  dies  als  urdeutsches  Wort  in  der 

y  v&ü,  sich  bewegen  u.  regen,  thätig  sein  etc.  Bedtg. :  Streit,  Zank  etc.  mit  dem  mlat. 

Zu  idg.  skap,   skamp,    cf.   auch  skr.  kap,  campus  gemischt  hat)   mit   kam,    od.  kämm, 

kamp  (tremere,  commoveri,  bz.  freq.  bewegen,  bz.  ahd.  camb  von  der  idg.   ]/  gabh,  gambh 

hin  u.  her  bewegen,    schwingen,  schwanken,  15  (schnappen,  beissen  etc.)  abstammt,    von  der 

beben,    zittern,   schütteln  etc.),    cap   (se  mo-  auch  kappen  etc.  begrifflich   (cf.    dieserhalb 

vere,  vacillare),   camp   (ire,   se  movere)    mit  die  y  bliid  [Andere  etc.]  von  biten,  beissen, 

den  Nebenformen  khamb,  ghamb,  ^amb  etc.,  kauen  etc.)    sowohl  als  formell  leicht  abge- 

die  sämmtlich  icofil  aus  urspr.  skap,  skamp  leitet  werden  kann,    ebensogut  tcie   kabbeln 

hervoorgingen.     Die  Bedtg.:   Streit,    Eifer,  20  u.  kampeln. 

Wetteifer,  Wette  etc.  des  an.  kapp  lässt  sich  kainpen,  kempen,   kämpfen,  streiten,  rin- 

wenigstens  beim   Vergleich   von   ahd.   winnä  gen  etc.;    —    dar    willen    wi   nog    erst   um 

sehr  leicht  von  einer  y  skap  od.  kap,  kamp  kampen ;  —    de  wulken  kampon  tegen  'nan- 

(bewegcn,  gehen,  eilen  etc.)  ableiten.  der    an;    —   he    kampd    mit   sük  sülfen.  — 

3.  kamp,    unausgefochten,  streitig,  unent-  25  ^/rtes.  kampa,  kempa ;  w/r/e*-.  kampjen;  nid. 

schieden,  unausgemacht  etc.;  —  de  sake  blef  kampen;  ags.  campjan,  compjan ;  a/;.  keppa; 

kamp;    —    se  beiden  sunt  kamp  bläfen;   —  isl.    keppi;    schwed.    kämi)a;    dän.    kaempe; 

de   process   steid    kamp    (der  Process   steht  ahd.  chamfan,  cbemfan;  mhd.  kemphen,  kem- 

unentschieden,  bz.  zwischen  den  beiden  Pur-  pfen ;    mJ.  kempen ;   hcss.    (Vilmar)   kam- 

theien  schwebend  u.  gleich;  —  dat  spil  steid  30  pen  (zanken,  streiten). 

kamp  (das  Spiel  steht  unentschieden,  bz.  von  kam-rad ,   Kamm-,    od.  Zahn-Bad,   Bad 

beiden  Seiten  gleich) ;    —    de  weddelöp,    bz.  was  Kämme  od.  Zähne  hat. —  3//jc/.  kamprat. 

de  strid  is  kamp  bläfen.  kaniräd,  s.  kammeräd. 

i.  kamp ,  gewonnen  (od.  verloren  etc.)  kamsöl,  Kamisol,  Weste,  kurzes  hemdar- 
überwunden,  besiegt  etc.; —  he  wul  de  sake,  35  tiges  Überkleid,  Blouse.  —  Aus  franz.  ca- 
bz.  dat  spil  net  kamp  gäfen  (er  wollte  die  misole;  span.  camisola;  ital.  camiciola  (Vor- 
Sache, bz.  das  Spiel  nicht  gewonnen  [bz.  hemdchen.  Westchen  etc.),  dem  Dimin.  von 
verloren]  geben,  bz.  nicht  zugestehen,  dass  span ,  port.,  proc.  camisa;  franz.  chemise; 
die  Sache  od.  das  Spiel  erstritten  u.  gewon-  wal.  c?mas^;  alb.  c^mist; ;  ital.  (Diez,  I, 
nen  [od.  verloren]  sei);  —  he  wul  sük  net  40  102)  camicia,  camiscia  (leinenes  Unterkleid, 
kamp  gäfen  (er  tcollte  sich  nicht  gewonnen  Hemd),  ivas  wahrscheinl.  mit  ilhjr.  kamsa 
geben,  bz.  sich  nicht  als  übericunden  u.  be-  (Chorhemd);  kymr.  camse  (langes  Kleid); 
siegt  betrachten  u.  ergeben);  —  ik  gaf  mi  air.  c&imm^e  {yesüs)  unmittelbar  verwandt  ist 
net  erder  kamp,  as  bit  ik  gen  fin  of  fot  «.  mit  diesem  wohl  zu  derselben  ]/  kam,  od. 
mer  rören  kan.  —  Auch  nid.  wird  kamp  in  45  cam  gehören  könnte,  wie  hemd  u.  ahd.  hämo, 
der  Bedtg.:  gewonnen,  bz.  verloren  etc.  (iets  Hülle,  Kleid.  Vergl.  dieserhalb  auch  skr., 
kamp  geven,  etwas  gewommen,  bz.  verloren  bz.  ved.  camü  (Schüssel,  Schale),  camasa 
u.  i)reis  geben)  gebraucht.  (Trinkschale,    Becher),    zend.  camara  (Gür- 

Kampe,  s.  Kempe.  tel),  welche  Wörter  wohl  eher  mit  ahd.  hämo 

kampeln,    streiten,    zanken,    raufen,    sich  50  (Hülle,  Kleid)    zu    der   y   kam    (umringen, 

heftig  u.  anhaltend,  bz.  mit  Händen  u.  Füs-  umgeben,  um-  u.  ein.schliessen ,    ein-   od.  in 

sen  gegen  Etwas  wehren,  sich  sträuben  etc.  sich  fassen)  als  zu  kam  (schlürfen,  seufzen) 

—  se  kampeln    (od.    kabbeln,    kibbeln  etc.)  gehören. 

Buk;    —   laten   se   sük   d'r  um  kampeln    un  kamsolen,  prügeln;  dörkamsolen,  durch- 

hauen ;  —  he  kampelde  d'r  al  tegen  an,  man  55  prügeln,  bz.  dörwamsen.    —   Der   Wciterbil- 
't  hulp  hum  dog  net;    —    he  kampelde  sük         düng  von  kamsöl  ivegen  vergl.  wamssen. 
d'r  so  lank  tegen  an,   as   he  man  kun';  —  1.  kan  od.  kann,  kann,  vermag  etc. ;  kenne 

he  kampelde  sük  wakker  tegen  sin  feauden.         etc. ;  s.  kennen  u.  könen. 

—  Es  kann  theils  ein  Iterativ  von  kampen  2.  kan,  s.  kanne. 
u.  auch  in  der   Bedtg.:   raufen   etc.    von  60       1.  kän,  s.  2  kin. 


I 


KAN  167  KANINE  KANIN 

2.  kän  (Flur,  kanen),  Kahn,  grösseres  of-  nach  Bopp  (Gloss.  comp.,  106)  zur  y  khan 

fenes  Boot  zur  Flussschifffahrt,  welches  jetzt  (fodere,  perfodere)  gehört,  die  indessen  nach 

auch   oft  mit  einem  leichten  Verdeck  verse-  Fick  (I,  235)   aus  idg.  ska,  skan   (schnei- 

hen  ist.  —  Nd.  kaan;  mnd.  kane ;  nZ(/.  kaaii;  den,  hz.  spalten,  liauen,  stechen,  graben  etc.) 

??mW.  kaen;   ivang.  (Elir entr aut ,   1,378)  5  entstand. 

künne;  mhd.  kan ;  an.,  isl.  kani ;  aschwed.  kandel,  winkandel,  ein  warmes  stärken- 
kana.  Davon  (d.  h.  wohl  von  anld.  kane) :  des  Getränk  für  Wöchnerinnen,  bereitet  aus 
afranz.  (D  i  e  z,  II,  238)  cane ;  nfranz.  ca-  Weisswein ,  kochendem  Wasser ,  Zucker  u. 
not;  engl,  canoe  (Schiff,  Kahn  etc.),  soioie:  Zimmt.  Da  auch  „glas"  oft  für  „Glas  mit- 
nfranz.  cane;  afranz.  c&noiQ  (Ente) ;  nfranz.  10  sammt  des  in  diesem  Gefäss  befindlichen 
canard  (Enterich).  —  Das  an.,  isl.  kani  hat  Getränk''  (ik  heb  hiim  'n  glas  toregt 
ausser  cymba  auch  die  Bedtg. :  prominula  bröed ;  —  kämd !  lätd  uns  insen  'n  glas  drin- 
pars  rei,  rostrum  u.  vasculum  ansatura  u.  ken)  gebraucht  wird,  so  ist  kandel  tvohl 
ist  demnach  norw.  (Ivar  Aasen)  kane  ident.  mit  nhd.k&üdel  (Kanne),  früher  aucJi,. ■ 
(Gefäss,  bz.  Hohlgefäss,  Schale,  Schüssel  mit  15  chandel,  kantel,  was  entweder  ein  Dimin. 
Henkel  od.  Griff  ati  beiden  Seiten)  auch  von  kanne  ist  od.  aus  lat.  cantharus,  griech. 
dasselbe  Wart.  Im  dän.  hat  kane  jetzt  die  käntharos  (Trinkgefäss ,  Becher  etc.)  ent- 
Bedtg.:  Schlitten,  Rennschlitten,  eine  Bedtg.,  stand.  KU.  scheint  bei  kandeel  (cyceon, 
die  auch  im  Fries,  an  diesem  Worte  ge-  miscellanea  potio  etc.)  dagegen  an  eine  Ent- 
haftet haben  muss,  da  das  Dimin.  von  kän  20  stehung  aus  calidum  zu  denken, 
(cf.  käntje)  dies  bezeugt.  —  Vergleicht  man  kandeler,  kandier,  kaimler,  Leuchter. 
die  von  Hildebrand  (Grimm,  Wb.  V,  —  Nid.  kandelaar;  mnld.  kandelaer;  mnd. 
33)  beigebrachten  Beispiele  von  Buchstaben-  kandeler.  Aus  ital.  candelaro;  sjxm.  cande- 
versetzungen  u.  dazu  unter  atte,  ette  die  lero ;  franz.  chandelier,  tvas  vielleicht  aus 
Formen  tata  etc. ,  sowie  das  aus  akmen  25  lat.  candelabrum,  od.  direct  mit  diesem  aus 
versetzte  kslav.  kamen,  so  liegt  es  nahe,  candela  (von  candeo)  entstand,  candeo  ge- 
die  Form  kana  als  aus  ags.  naca  (Nachen,  hört  mit  in-cendere  etc.  zur  ]/  cand  (glühen 
s.  unter  äk,  ake)  versetzt  anzusehen.  Da  etc.),  die  nach  Fick  mit  Qcand  auf  eine 
indessen  die  Bedtg. :  rostrum  etc.  des  an.,  idg.  ]/  skand  zurückgellt, 
isl.  kani  sich  schwer  mit  der  altern  von  Na-  30  kandi,  od.  kaiidy,  Candis,  Candelzucker, 
chen  vereinigen  lässt,  so  ist  es  auch  mög-  Zucker  den  man  stark  einsiedet  u.  nachher 
lieh,  dass  kana  od.  kani  urspr.  ein  klaf-  in  Krystallen  anschiessen  lässt.  —  Aus  ital., 
fe  n  des,  g  ahnendes,  schnappend  es,  franz.  caudi,  bz.  sucre  candi,  Kry  stall, 
bz.  ein  offenes  u.  tiefes  Etivas  bezeich-  od.  Kr  y  st  all-  Zucker  u.  geht  das  Wort 
nete  u.  dass  sich  hieraus  die  Bedtgn.:  Seh  na-  35  candi  (wovon  auch  ital.  [Diez,  1,108]  cau- 
bel  soivohl,  als  tiefes  Hohlgefäss,  bz.  dire,  candiren;  franz.  se  candir,  sich  kry- 
Hohlg efäss,  Etioas,  was  einen  hohlen  stallisiren)  mit  arab.  qand.  of?.  qandat  (Kry- 
Bauch  hat  etc.  (cf.  auch  k&nne)  entivickel-  stall- Zucker)  auf  skr.  khanda  (Stück, 
ten,  in  welchem  Fall  es  dann  vielleicht  mit  Zucker  in  krystcdlartigen  Stücken)  und 
kin  u.  griech.  genus  (europ.  Grdform  ganu)  40  weiter  auf  die  y  khand,  khad,  bz.  skhad 
sowie  lat.  gena  (Wange,  Backe)  etc.  zur  y  (brechen,  spalten,  reissen  etc.)  =  urspr. 
ghä  (klaffen  etc.)  gehören  könnte.  Alle  die  skad,  skand  zurück,  wonach  denn  khando, 
verschiedenen  Bedtgn.  von  kana  od.  kani  bz.  kandi  eigentlich  Stück  zuck  er  be- 
(ef.  auch  norw.  kana)  würden  jedenfalls  deutet, 
hieraus  am  besten  erklärt.  Oder  gehört  es  45  kandier,  s.  kandeler. 
mit  lat.  canalis  (cf.  kanäl)  zur  y  khan  (aus  kanel,  kenel,  knel,  Zimmt.  Von  (cf. 
idg.  skan),  die  dann  urspr.  wohl  die  Bedtg.:  Grimm,  Wb.  V,  160  die  toeiteren  For- 
spalten, reissen,  klaffen,  bz.  hauen,  schnei-  men)  ital.  cannella  (Röhrchen,  Röllchen),  bz. 
den,  stechen,  ritzen  etc.  gehabt  hat,  da  Bopp  lat.  cannüla,  dem  Dimin.  von  lat.  canna,  ive- 
auch  nhd.  gähnen  u.  ags.  cina  (rima),  ci-  50  gen  der  röhrenförmigen  Gestalt  der  Zimmt- 
nan  (hiare)  etc.   dazu  stellt.      Vergl.  dieser-  Stangen. 

halb  ausser  uns.    käntje   auch  2  kantje  u.  kanine,  kanin,  kenin,  knin,    (Plur^  ka- 

kintje   u.  nid.  kaan    in   der   Bedtg.:   Korb,  ninen,    keninen,    knineu;    Dimin.:   kanuitje, 

Behälter  etc.,    sowie    Weiteres   unter  kinen  kenintje,  kniutje) ,  Kanine,   Kaninchen.  — 

am  Schlüsse.  65  Nid.  konijn;    bei  Diefenbach    (vor  dem 

kanäl,  Canal,  Rinne,  Leitrohr,  röhren-  15.  Jahrh.)  canyn,  canyne;   engl,  cony,   co- 

förmig  gemauerte  Leitung,  gegrabene  Rinne  ney  u.  früher:  conye,  conny;    dän.,  schwed. 

od.  Leitung   zur   Verbindung   von  Seeen  u.  kanin;  isl.  kanina  u.  künina;  finn.  kaniini ; 

Flüssen  etc.;  —   für-,  lücht-,    water-,  trek-  franz.  connin,  connine  (früher  auch  conine), 

färts-kanäl.     Entlehnt  aus  lat.  canalis,   was  60  afranz.  connil ;  ital.  coniglio ;   span.  conejo ; 


KANKER 


168 


KANS-  KANTS-HAKEN 


port.  caelho ;  lat.  cuniculus.  —  Ob  die  obi- 
gen Formen  wirJcUch  sämmtUch  ans  lat.  cu- 
niculus entstanden,  od.  mit  diesem  nur  von 
derselben  y  stammen,  lasse  ich  dahin  gestellt 
sein.  Das  Kaninchen  ist  ein  Grabe- 
Thier ,  bz.  ein  G rab-Ding ,  od.  Etwas 
was  sich  in  die  Erde  hinein g reibt  tt.  geht 
der  Name  auf  die  y  khan ,  bz.  skan  (gra- 
ben etc.;  s.  unter  kanäl)  zurück,  tcoher  es 
sich  denn  erklärt,  da.-^s  cuniculus  auch  die 
Bedtg.:  Stollen  od.  Mine  hat. 

kanker,  Krebs,  Krebskrankheit,  Krebsge- 
schwiir;  —  de  büm  lidt  au  de,  bz.  sitt  ful 
kauker;  —  se  hed  de  kanker  in  de  borst. 
—  i\7(/.  kanker;  ahd.  canclier;  oigl.  canccr; 
//•a«i'.  chancre ;  ital.  cancro.  cancharo  ;  span, 
cancar  aus  lat.  Cancer,  icas  icahrscheinl.  (cf. 
liumraer  u.  lat.  cammarus  von  der  y  kam. 
krümmen,  biegen,  tcölben,  bogenförmig  um- 
scliliessen,  gürten,  umringen  etc.)  zur  y  kak, 
kank  (cingere,  cf.  Fick,  I,  36)  gehört  u. 
icomit  ausser  skr.  k'anci  (Gürtel) ,  käksa 
(Gurtgegend ;  Achselgrube ;  Versteck)  ;  lat. 
cingo,  coxa,  cancelli  etc. ;  griech.  kakalon 
(Ringmauer)  etc.;  nhd.  Hag  etc.  vielleicht 
auch  skr.  kankata  (a.  Kamm;  —  b)  ein 
schädliches  Thier,  Scorpion?)  zusammen- 
hängt. 

kankern,  (krebsen),  am  Krebs,  bz.  an  der 
Krebskrankheit  leiden;  —  de  bom  kankord, 
bz.  kankerd  hei  weg. 

kaiine,  kan,  Kanne  od.  Gefäss,  Behälter 
etc.;  —  melk-,  kofjekan  etc.;  auch  ein  be- 
stimmtes Mass  =  Krug ; —  'n  kan  (od.  krös) 
ber.  —  Sprichw. :  is  dat  ber  ut  de  kan;  is 
d'  beuül  üt  de  man ;  —  de  dat  leste  üt  de 
kann  drinken  wil,  de  fald  de  deksel  (od.  'i 
lid)  up  de  sniit'.  —  Nid.  kan;  rmdd.,  nd. 
kaune;  nfries.  kon;  ags.  canne ;  engl,  can; 
an.,  isl.,  noric,  schwed.  kanna;  dän.  kande; 
aJid.  chaunä;  mhd.  kanne,  wovon  wohl  ahd. 
canneta,  canta;  amhd.  kannita;  mhd.  kante 
u.  ahd.  channala;  mhd.  chanele,  kanel,  kan- 
nel,  kandel  iceitergebildet  sind,  falls  sie  nicht 
etwa  aus  cantharus  entstanden.  Ob  iingr. 
kanna;  /?»».  kannu;  estn.  kan;  lett.  kanna; 
tvend.  khana ;  ndwend.  kanna;  russ.  kanna 
(als  Mass);  böhm.  koncv,  konve;  j)oln.  ko- 
new;  slov.  kanew;  gäl.  cauna  (Kanne)  aus 
germ.  kanna  entlehnt  sind,  bz.  ob  dieses  mit 
denselben  aus  lat.  cantharus  od.  canna  her- 
vorgingen, ist  icohl  zweifelhaft,  zumal  es  ja 
auch  leicht  möglich  ist,  dass  das  germ.  kanna 
aus  kana  (als  ein  aus  Baumstämmen  aus- 
gehöhltes Etwas,  cf.  2  kan  u.  Weiteres  in 
Grim  m,  Wb.  V,  164  unter  kanne)  entstand, 
od.  dass  dieses  Wort,  ebenso  ivie  kana 
(Kahn)  u.  isl.  kaena  (Fischerboot;  Schöpf - 
gefäss,  bz.  ein  aus  einem  Baumstamm,  od. 
atis  Holz   ausgeschnittenes  hohles  Etwas 


[cf.  dazu  3  kantje  u.  kantje]  vom  Grdbegr.: 
spalten,  klaffen,  off'cn  stehen,  hohl  sein  etc.) 
u.  auch  lat.  canna,  canalis  etc.  etc.  mit  skr. 
y  khiui  (spalten,  klaffen  etc.)  auf  eine  idg. 
5  )'  ska,  skan  zurückgehen. 

kanne-,  kan-;2:eter,  Kannengiesser,  Zinn- 
giesser.  —  Nd.,  mnd.  kannor.geter.  —  Kömmt 
bei  uns  noch  als  Gcschlechtsname  (wie  Smid, 
Kromer,  Bakker  etc.)  häufig  vor. 

10  kaunelke,  gelbe  Teichrose;  wegen  der 
kaiincnfürmigen  Fruchtkapsel  so  benannt. 

kannon,  (das)  Können  od.  Vermögen.  — 
Sprichw.:  sm'it  't  kanneu  fan  di  un  dö  't 
mit  d'  bannen,  was  meine  Mutter  regelmäs- 

15  sig  zu  7nir  t(.  Anderen  sagte,  wenn  wir  ihr 
bei  einem  Befehl,  Etwas  zu  thun,  antwor- 
teten: ik  wet  uicb,  of  ik  't  kan. 

kanne-wasker  ,  Bohrkolben  (Typha) ,  als 
Kannenwischer  od.   Quirl  dienend. 

20  kanone,  kanun,  keiiön,  Kanone.  —  Aus 
ital.  cannone  ;  span.  canon;  franz.  canon 
(Bohre,  demnächst  auch  Geschidz -  Bohr, 
schweres  Geschütz)  von  lat.  canna.  Vergl. 
dieserhalb  auch  unser  2  ror  =^  Schiess-Ge- 

25  wehr,  Flinte. 

kans.  Wurf,  Glückswurf,  Glücksfall,  (gute, 
passende)  Gelegenheit  etc.;  —  he  hed  sin 
kans  (seinen  Wurf  beim  doppelspil,  bz.  die 
Gelegenheit,  wo  er  einen   Wurf,  od.  Glücks- 

30  icurf  thun  konnte)  ferhörd,  bz.  fersäten;  — 
du  nuist  din  kans  (Gelegenheit),  ofseu  ,  bz. 
of  wachten;  —  ik  so  d'r  gen  kans  (gute  Ge- 
legenheit, Möglichkeit  des  Gelingens  etc.)  to 
(od.  up),   um  dat  to  krigen;    —    dat  is  min 

35  kans  (da>^  passt  mir  gut,  bz.  ist  eine  gute 
Gelegenheit  etc.). —  JV^fi.  kans;  mxW.  kansse 
(alea,  jactus  aleae,  sors,  fortuna,  casus,  even- 
tus  etc.) ;  nd.  kans;  mnd.  kansc,  kanze;  mhd. 
schanze.      Aus  franz.  cliance;    afranz.  che- 

40  ance;  ital.  cadenza;  mlat.  cadentia  von  lat. 
cadere. 

kans,  kanse,  kantse  (Schulter,  Arm, 
Schopf  etc.'O;  —  he  krigd  hum  bi  de  kans; 
—  he  föt  hum  bi  de  kantse.     Es  kann  tvie 

45  kanshaken  mit  kante  (Seite)  zusammenhän- 
gen u.  soviel  ivie  Seite  od.  Seitenextre- 
mität,  Arm  etc.  bedeuten,  obschon  es  auch 
mit  kans  identisch  sein  kann,  sodass  „he 
krigd  hum  bi  de  kans"  soviel  besagt  als:  er 

50  fasst  ihn  bei  der  passenden  Gelegenheit. 

kansol,  Kanzel,  Predigtstuhl.  —  Sprichio.: 
wen  de  pastor  up  de  kansel  steid,  hed  he 
altid  't  grotste  regt.  —  Bedensart :  se  sunt 
fan  de  kansel  fallen  (sie  sind  als  Brautleute 

55  proclamirt).  —  Vom  lat.  cancelli  (Gitter, 
Schranke)  u.  dies  von  dem  bereits  unter 
kanker  erwähnten  y  kak,  kank  (cingere). 

kans-,  kants-haken,  d.  i.  kantes-  od.  Sei- 
<c« -haken,  —  a)  zivei  eiserne  Haken,  tvelche 

60  zu  beiden  Seiten  od.  an  den  beiden  Enden 


KANT 


169 


KANTE  KANT 


eines  liurzen  Taues  befestir/t  sind,  welches 
in  der  Mitte  ein  mit  einem  kaus  ausgefüt- 
tertes Oehr  hat,  worin  der  Haken  eines 
Winde-,  od.  Zieh-Taues  eingreift,  um  Lasten, 
bz.  Fässer  it.  Ballen  damit  zu  heben,  in 
deren  kanten  die  beiden  Haken  eingehakt 
u.  befestigt  werden;  —  slat  (od.  slagd)  de 
kanshaken  äfen  an  de  winde,  w!  willen  äten 
'n  okshöt'd  uptrekken;  —  b)  (fig.)  Seitenex- 
tremitäten, Arme,  Schultern  etc.;  —  en  h\  de 
kanshaken  faten;  —  he  hed  liura  bt  de  kans- 
haken to  faten.  —  Obgleich  das  Wort  kant- 
haken  anderwärts  fig.  in  derselben  Bedtg. 
gebraucht  loird,  so  ist  es  von  diesem  (s. 
kanthake)  doch  verschieden. 

1.  kant,  ,s'.  kante. 

2.  kant,  glatt,  schier,  zierlich,  hübsch, 
fertig  etc. ;  —  dat  is  'n  moi  kant  (schön  ge- 
rades, glattes  u.  schönes)  stük  holt;  —  't  is 
'n  kant  wicht  (glattes,  schönes,  nettes,  hüb- 
sches Mädchen);   —    't  is  'n  kanten  junge; 

—  'n  kantern  fent  as  hum  heb  'k  nog  net 
sen ;  —  he  steid  regt  kant  (gerade  u.  schön, 
bz.  hübsch)  up  de  foten ;  —  kant  un  klär 
(fix  II.  fertig);   —    stoid    all'    kant  un  klar; 

—  he  steid  kant  uu  klär,  um  oftoreisen ;  — 
kant  as  'n  knikker  (glatt  toie  ein  Knicker). 
Es  ist  icie  das  nid.  gleichbedeutende  kant 
vielleicht  aus  kanted,  kantd  (von  kawien)' ge- 
kürzt.     Vergl.  indessen  toeiter : 

'6.  kaut,  vollkommen,  vollständig,  ganz, 
durchaus  etc.;  —  't  is  kant  dül  un  mal,  so 
as  't  upstünds  in  de  wereld  hergeid  un  üt- 
sügt ;  —  he  is  d'r  kant  mit  ferlägen ;  —  he 
was  d'r  kant  up  fersäten,  dat  he  't  wicht 
hebben  wul'.  —  Es  schliesst  sich  formell  u. 
begrifflich  an  ahd.  ganz,  kanz  (cf.  1  gans) 
an,  ist  indessen  wohl  zweifellos  dasselbe  Wort 
tvie  2  kant,  indem  sich  die  Bedtg. :  voll- 
kommen etc.  aus  der  von:  fertig  od. 
glatt  etc.  leicht  entivickeln  konnte,  wie 
wir  ja  statt  „he  is  d'r  kant  mit  ferlägen" 
auch  sagen  „he  is  d'r  glad  mit  ferlägen." 

Bezüglich  des  Wortes  2  kant  in  der  wohl 
urspr.  sinnl.  Bedtg. :  behauen,b  ehob  elt, 
beschnitten  etc.  sei  noch  auf  das  am 
Schlüsse  unter  kante  Gesagte  venviesen,  da 
es  jedenfalls  sehr  ziveifelhaft  ist,  ob  2  kant 
aus  kandt,  bz.  kanted  (gekantet)  entstand. 

kaute,  kaut,  Kante,  Band,  Seite,  Ecke, 
Winkel,  Gegend  etc. ,    cf.  ord,    egge,    hörn ; 

—  de  kant  (Bernd)  fan  de  kupe;  — 'n  rat  ('u 
kupe  etc.)  up,  bz.  in  de  kante  selten;  —  't 
Si-hip  ligd  up  de  kante  (das  Schiff  liegt  auf 
der  Seite,  bz.  es  liegt  schief);  —  't  schip 
ligd  up  de  kante  (dem  Bande)  fan  de  faste 
M'al ;  —  dat  räkd  gen  kant  of  wal;  —  he 
bren.[;d  't  all'  an  de  kante;  —  an  de  bin- 
nen- of  butenkante ;  —  de  spitse,  bz.  scharpe 
kanten  uu  hürns ;  —  brabandse  kanten  (Bra- 


bantcr  Spitzen,  hz.  schmale  geklöppelte  Zeuge, 
welche  zu  Einfassungen  von  Kissenbezügen 
■u.  Hauben  etc.  verwandt  werden);  —  na  de 
kant  fan  Holland  hen:  —  na  alle  kanten; 
5  —  fan  sin  faders  kant  is  he  mit  mi  befründt; 
—  he  setd  mit  hum  in  de  kant  (er  nimmt 
keine  Bücksicht  auf  ihn,  — ■  er  setzt  ihn  bei 
Seite  etc.).  —  Compos. :  dre-,  fer-,  achter-, 
för-,  se-,   waters-,    sluts-,    wän-kant  etc.  etc. 

10  —  Nid.  kant;  nd.  kant,  kante;  mnd.  kante; 
afries.  kant  (nur  belegt  in :  fiuwer  -  kant) ; 
wang.  kant ;  nfries.,  wfries.  käut,  bz.  kaant ; 
isl.  kantr;  noriv.,  schwed.,  dä)i.  kant;  engl. 
cant;  ital,  span.,  pjort.  canto;  ufranz.  cant, 

15  wovon  ital.  cantone;  span.,  prov.,  franz. 
canton  (Ecke,  Gegend,  Landschaft  etc.),  ital. 
biscanto  (Schlupfwinkel)  etc.  Weiter  vergl.  : 
slav.,  poln.  kant  (Ecke,  Winkel,  Band) ;  lett. 
kante ;    estn.    kant     (dasselbe) ;    poln.    kat ; 

20  böhni.  kout;  slov.  köt  (Winkel  etc.);  kymr. 
cant  (Band,  Einfassung,  Umzäunung,  Kreis, 
Badschiene) ;  griech.  kanthös  (Ecke  od.  Win- 
kel des  Auges ;  eiserner  Beifen  um  ein  Bad, 
bz.  Badschiene) ,    sowie    das   toohl  entlehnte 

25  (nach  Quintilian  afrikanisch  od.  hispanisch) 
lat.  canthus,  was  indessen  auch  zweifellos 
dasselbe  Wort  ist,  wie  griech.  kanthös  u. 
wobei  man  daher  zweifelliaft  wird,  ob  Letz- 
teres ivirklich   ein  urspr.  einheimisches ,  od. 

30  nicht  auch  gleichfalls  ein  Fremdwort  ist, 
loas  durch  den  Verkehr  der  Griechen  u. 
Bönier  mit  den  verschiedenen  barbarischen 
Völkern  nach  Griechenland  u.  Italien  kam. 
Sei  dies  nun  aber,   wie  es  ivolle ,   so  ist  es 

35  zweifellos,  dass  das  Wort  kaute  jedenfalls 
ein  sehr  altes  Wort  ist  u.  dass  man  bei  des- 
sen weiter  Verbreitung  (namentlich  auch  in 
den  ngerm.  Sprachen)  schwerlich  an  eine 
Entlehnung  aus  dem  rom.  canto  (dass  es  im 

40  as.,  ags.  u.  an.  nicht  belegt  ist,  ist  kein  Be- 
weis dafür,  dass  es  in  diesen  Sprachen  urspr. 
nicht  auch  vorhanden  war)  denken  darf, 
sondern  vielmehr  annehmen  muss,  dass  des- 
sen Thema  kauta  iveit  in  die  Urzeit  hinauf 

45  reicht  u.  vielleicht  zu  einer  idg.  ]/  skan 
(spcdten,  schneiden,  graben,  stechen,  bohren 
etc.,  bz.  eingraben,  ritzen,  verwunden  etc.) 
gehört,  zu  der  Fick  (cf.  I,  253  u.  451  etc. 
etc.)  unter  andern  skr.  kshan  (verletzen,  ver- 

50  wunden),  kshata  venoundet  etc.),  chä  (schnei- 
den, trennen  etc.),  khan  (grcdjen,  stechen  etc.), 
khäta  (gegraben  etc.) ;  zend.  kau  ;  ajjers.  kau ; 
2)ars.  kautan  (graben  etc.)  stellt.  V^er gleicht 
man  nämlich  das  ahd.  creiz,  chreiz  (Kreis, 

55  Umkreis;  Kampfplatz;  Bezirk,  Gau)  von 
krizan  (ritzen,  reissen,  spcdten  etc.  =  urspr. 
ivohl  skrizan,  bz.  skritau,  wovon  auch  scli- 
zan  etc.  cf.  sliten,  slits  etc.)  u.  dazu  ahd. 
kränz  (Kreis,  Kranz)  u.  lit.  grandis  (Bing, 

60  Armband,  Beif  eines  Bades)  etc.,  so  ist  es 


KANTELN 


170 


KAP 


sehr  leicht  möglich,  dass  auch  kanta  ur:fpr. 
blos  ein  gegrabenes,  bz.  gestochenes 
od.  geritztes  Eticas  bezeichnet  u.  da3s 
sich  daraus  die  Bedtg.:  Kreis,  Umkreis, 
Bing,  bz.  Einfassung,  Band  etc.  ent- 
wickelte, tcenn  man  nicht  etwa  annehmen 
will,  dass  das  Wort  kante  urspr.  als  Band 
od.  Aeusserstes  u.  Vor  ragen  des,  bz. 
als  Ecke  od.  Spitze,  Winkel  (cf.  egge 
u.  örd  etc.)  auf  der  Grdbdtg.:  Schnei- 
dendes, Stechendes,  Scharfes  etc. 
beruht  u.  so  zur  y  ska,  skan  (spalten,  schnei- 
den, stechen,  bohren  etc.)  gehört.  Zu  der 
Grdbdtg. :  schneiden  ,  spalten,  th  ei- 
len etc.  stimmt  auch  mnld.  kant  =  hompe 
M.  franz.  chanteau  (Stück);  engl,  cantle 
(Stück,  Brocken,  TJieil),  cantle  (in  Stücke 
zertheilen,  schneiden),  toie  auch  engl,  cant 
schon  die  Bedtg.  „Stücf  hat  u.  wonach 
man  auch  annehmen  kann,  dass  unser  2 
kant  urspr.  die  Bedtg. :  behauen,  beschnitten 
etc.  hatte  u.  also  als  selbstständiges  Wort 
nur  wurzelhüft  mit  kante  verwandt  -ist.  cf. 
kanten  u.  auch  kate. 

kauteln,  s.  kantern. 

kanten  (kante,  kantst,  kantd  etc.;  —  kan- 
teJe,  kantde  etc.;  —  kanted,  kautd),  Ä'rt«fen; 

—  a)  mit  Kanten  (namentlich  r  echt  iv  in  k- 
lichen)  versehen,  Kanten  machen  (woran), 
behauen,  behobeln,  bz.  stechen  u.  graben  (ab), 
glatt  u.  eben  (2  kant)  machen  etc.;  —  dat 
holt  is  nog  net  göd  kantd ;  —  kant'  dat  holt 
bäter  of;  —  dat  is  net  ördendlik  kantd,  bz. 
bekantd ;  —  de  slöt  (Graben)  mut  neis  '(ae</s 
Neue)  be- ,  bz.  ofkantd  worden ;  —  b)  Et- 
was auf  die  Seite  legen  od.  umlegen  (wäl- 
zen, drehen  etc.),  bz.  sich  auf  die  Seite  le- 
gen, kentern  etc.;  —  he  kantd  dat  um;  — 
dat  schip  wil  kanten,  bz.  sük  kanten ;  — 
umkanten  (umwenden,  umdrehen,  umschla- 
gen etc.);  —  he  kandt  um  (er  dreht  sich 
um,  schlägt  um,  wendet  sich  auf  die  andere 
Seite,  fällt  von  seiner  Parthei  ab  etc.);  — 
tägenkanten  (entgegen  wälzen  u.  drehen, 
sich  wenden  u.  setzen  wider  etioas  etc.)  ;  — 
he  mut  altid  tägenkanten,  bz.  he  kantd  (wen- 
det etc.)  sük  d'r  altid  tagen.  —  Nid.  kan- 
ten. Zu  kante,  bz.  in  der  ersten  Bedtg. 
auch  zu  2  kant. 

1.  kanten,  Comparativ  von  2  kant. 

2.  kanter,  Cantor,  Lehrer.  —  Siyrichw. :  „jun- 
gens  j);"ird  jo,'"  sii'  de  kanter,  do  harr'  he  dre. 

kantern,  kantein,  kentern,  über  die  Kante 
oder  Seite   legen,   umschlagen,    icälzen   etc.; 

—  dat  schip  kanterd  sük;  —  he  kanterd ;  — 
dat  schip  is  kenterd;  —  he  kanteld  de  bal- 
ken  um. 

kant-hake,  ein  an  einer  Stange  befestigter 
Haken  zum  kaut'ii  (umlegen,  umwälzen  etc.) 
der  Balken.  —  Nid.  kantshaak. 


kant-hen,  kanthei,  Heu  von  den  Kanten 
od.  Seiten  der   Wege  u.   Gräben  etc. 

1.  kantje,  Kännchen.     Dimin.  von  kanne. 

2.  kautje,  eine  beim  Hcringsfang  gefüllte 
5  u.  gesalzene  Tonne  Häring.  —  Im  nid.  (cf. 

van  Dale)  bezeichnet  kantje  ein  kleines 
Fass,  bz.  ein  Fässchen  Häringe,  also  das- 
selbe wie  unser  kintje  =:  Ve«  Tonne,  od. 
ein  fatje.    Dieses  kantje  betr.,  so  ist  es  zivei- 

10  fellos  ein  Dimin.  von  2  kän,  bz.  dem  alten 
kaue  =  mhd.  kan,  in  der  allgemeinen  Be- 
dtg.:  Hohlg efäss,  od.  Hohles,  tcährend 
unser  kintje  icohl  ein  Dimin.  von  einem 
obs.  kiu  (Hohlgefäss,    Gcfäss,    Behälter)  ist 

15  u.  demnacli  direct  zu  as.  cinan  (spalten, 
klaffen  etc.,  cf.  unter  2  kän  am  Schlüsse) 
gehören  dürfte.  Vergleicht  man  indessen 
1  kän  u.  dessen  Nebenform  kin  =  nhd. 
Kahm  (mucor),  so  könnte  kintje  auch  eine 

20  Nebenform  von  kantje,  bz.  kantje  (dem  Di- 
min. von  2  kän,  bz.  mhd.  kan)  sein. 

kantje,  ein  kleiner  niedriger  Schlitten 
ohne  Lehne  od.  Heck.  Dimin.  von  2  kän, 
u.  ist  dort  Weiteres  zu  vergleichen. 

25  kantjed,  gekantet;  —  kantjede  balken;  — 
mit  Kanten  od.  Spitzen  besetzt,  bz.  mit  einer 
Kante  versehen;  —  'n  kantjeden  müts. 

kantjen  (Dimin.  von  kanten),  eine  Kante 
od.  einen  Band  machen,  bz.  ein  Etioas  mit 

30  einer  Kante  versehen;  die  Kanten  od.  schar- 
fen Ecken  mit  einem  scharfen  Werkzeug 
wegnehmen;  —  de  däle  kautjen  (die  mit 
Sand  bestreute  Diele  an  den  Seiten  mit  einem 
feinen  Band  versehen) ;   —    de    bedden    of- 

35  kantjen  (die  Beete  an  den  Seiten  abschla- 
gen, bz.  sie  mit  einer  glatten  Kante  verse- 
hen) ;  —  de  balken  sunt  möi  kantjed  (die 
Balken  sind  an  den  Seiten  schön  behobelt, 
bz.  scliön  gekantet). 

40  kantig,  kantig,  seitig ,  eckig,  bz.  recht- 
vnnklig  etc.;  —  'n  moi  kantig  stük  holt;  — 
f'erkantig  etc. 

kantor,  kentör,  Comptoir,  Geschäftsstube, 
Handlungshaus  etc.;  —  gät  man  na  't  ken- 

45  tOr  hen,   wen  ji  geld  betalen  willen;    —   he 
is  dar  an  'n  gnd  kantür.  —  Nid.,  nd.  kantoor. 
kants-haken,  s.  kanshaken. 
kanutjo,  s.  karnütje. 

1.  kap.   Schlag,    Hau,  Hieb  etc.;   —    mit 
50  en    kap    höe    (hauete)    he    de    böm   of.     cf. 

kai)pen. 

2.  kap,  s.  kappe. 

3.  kap,  s.  kip-kap. 

kap,  a)  Vorgebirge,  Landzunge,  Cap ;  — 
55  't  kap  de  gode  höp ;  —  b)  ein  grosses,  star- 
kes, hölzernes  Gerüst,  welches  als  Baken 
od.  Seezeichen  für  die  Schiffer  dient  u.  ent- 
weder auf  einem  Vorgebirge,  bz.  einer  Land- 
zunge, od.  auch  auf  einer  hohen  Düne  er- 
60  richtet  ist,   um  den  Schiffern  als  Baken 


KAEPE  KEPE 


171 


KAEPEED  KEPERD 


od.  Seezeichen  zu  dienen.  —  Auch  nid. 
kaap  in  beiden  Bedtgn.  —  Das  Wort  käp 
in  der  ersten  Bedtg.  ist  bekanntlich  aus  ital. 
capo,  franz.  cap  (von  lat.  caput,  cf.  hßfd) 
entlehnt  u.  könnte  es  auch  in  der  zweiten 
Bedtg.  (als  Hohes  od.  Vorragendes)  dasselbe 
Wort  sein.  Beim  Vergleich  von  nd.  (Br. 
Wb.)  kapen  =  gapen  (gaffen,  ausschauen 
etc.)  ist  es  jedoch  wohl  sicher ,  dass  es  mit 
ahd.  chapf  (Ort  wovon  man  ausschaut,  spe- 
cula,  cacumen)  u.  nhd.  mdartl,  kapf  (vor- 
springendes Dachfenster) ;  mnld.  (KU.)  kape 
(specula ;  pharus,  Signum  litorale);  wuuZ.  ka- 
pinge  (Stange  od.  Baken  als  Seezeichen) 
etc.  zu  nd.  kapen,  bz.  gapen  gehört,  weil 
man  auch  auf  diese  kapen  hinaufsteigt,  um 
nach  den  Schiffen  zu  schauen,  bz.  von  den 
Schiffen  nach  denselben  ausschaut,  um 
zu  sehen ,  tvo  man  sich  befindet,  cf.  auch 
mhd.  kaphspil ;  md.  kaifespil ;  mnd.  kappspil 
(Schauspiel,  bz.  Gaff  spiel)  u.  mnd.  kapinge 
(Anblick,  Schauspiel)  etc.  etc. 

käpe,  kepe,  käp,  kep,  Kerb,  Schnitt,  Ein- 
schnitt, bz.  Spalt,  Vertiefung  etc. ;  —  de  käp 
is  to  dep.  —  Nlä.  keep  (Kerb,  Einschnitt, 
Strich  etc.);  keep  houden  (Strich  od.  Cours 
halten);  mnd.  (Seh.  u.  L)  kep;  loang. 
(Ehrentraut,  11,375)  keping.  c/.  käfe, 
käfen,  käpen  etc. 

kapen,  nehmen,  wegnehmen,  stehlen,  sti- 
bitzen, rauben,  Beute  machen,  Freibeuterei 
treiben  etc.;  —  he  käpd  't  all'  weg;  —  he 
geid  üt  to  kapen  (um  Beute  zu  machen,  bz. 
eticas  zu  erhaschen  etc.).  —  Nid.  kapen  (be- 
hende wegnehmen,  Freibeuterei  treiben  etc.). 
Es  giebt  ein  nid.  kaap;  schwed.  kap,  wel- 
ches gewöhnlich  mit  „Freibeuterei  auf  See", 
bz.  „Kaperei"  übersetzt  wird,  jedoch  eigent- 
lich wohl  nur  die  Bedtg.:  Beute,  Fang, 
Raub  etc.  zu  haben  scheint,  wie  dies  aus 
den  Sätzen  (nid.)  te  kaap,  —  bz.  op  de  kaap 
varen,  —  (schwed.)  det  var  et  godt  kap  (das 
war  ein  guter  Fang),  —  gä  ut  pä  kap  (ge- 
hen aus  auf  Beute)  etc.  erhellt.  —  Da  nun 
aber  das  Wort  kaap  od.  kap  so  wenig  als 
kapen  in  den  obigen  Bedtgn.  nirgends  sonst 
ivo  vorkömmt  (es  fehlt  sowohl  nd.,  mnd.  als 
mnld.  u.  auch  in  den  andern  nord.  Spra- 
chen) u.  das  Vbm. :  kapen  doch  wohl  von 
käp,  bz.  kap  weiter  gebildet  ist,  so  scheint 
es  mir,  als  ob  das  Subst.  käp  etc.  nichts 
anders  ist  als  unser  altes  fries.  käp  (Kauf, 
bz.  Tausch  etc.)  =  wfries.  keap,  kaep,  kape 
etc.  (cf.  köp)  u.  dass  op  de  kaap  varen  ei- 
gentlich so  viel  heisst:  auf  den  Kauf  od. 
Tausch  fahren.  Vergleicht  man  nämlich, 
dass  der  Kauf  urspr.  blos  ein  Tausch 
war,  bz.  kaufen  im  Ein-  u.  Vertauschen 
von  Sachen  bestand  u.  ferner,  dass  unser 
büt  od.  büte  (Tausch)   u.    büten   (tauschen, 


handeln  etc.)  dieselben  Wörter  sind,  wie 
nhd.  Beute  u.  beuten,  so  liegt  die  Ver- 
muthung  sehr  nahe,  dass  die  Bedtg. :  Kauf, 
Handel,  bz.  Tausch  etc.  desafries.  käp  auch  in 
5  die  von:  Erwerb,  Gewinn,  Beute  etc.  u. 
iveiter  in :  „Raub"  etc.  überging  u.  dass  da- 
her das  neuere  nid.  kaap  u.  schwed.  kap 
blosse  Entlehnungen  des  älteren  fries.  käp 
sind.     An  eine  Identität  von  kapen  (nehmen 

10  etc.)  mit  nd.  kapen  (gaffen,  ausschauen),  bz. 
an  eine  Abstammung  unseres  kapen  u.  des 
Wortes  kaper  etc.  von  mnld.  kape  (specula, 
pharus  etc.,  s.  unter  käp)  glaube  ich  jeden- 
falls nicht   ZI.  würde    ich    dann    noch    eher 

15  dafür  halten,  dass  es  entweder  mit  lat.  ca- 
pere  zusammenhängt,  bz.  mit  diesem  zu  der- 
selben y  gehört,  die  auch  für  kipe  u.  kop 
anzusetzen  ist  u.  urspr.  vielleicht  skap  (cf. 
auch  schap,  schip  etc.)  lautete. 

20  käpen,  kepen,  kerben,  schneiden,  Ein- 
schnitte machen  etc. ;  —  ütkäpen  (ausker- 
ben), inkäpen  (einkerben),  ferkäpen  (verker- 
ben  etc.).  cf.  2  käpe,  käfen  etc.,  sowie  auch 
kippen  u.  kappen  etc. 

25  käper,  keper,  Keper,  Köper ;  —  up  de  kä- 
per  wäfea;  —  nau  up  de  käper  sen.  —  Wenn 
bei  einem  Gewebe  die  Fäden  des  Einschla- 
ges die  der  Kette  nicht  rechtwinklig,  sondern 
scheinbar  schräg  schneiden  od.  kreuzen,  bz. 

30  der  Einschlag  über  einige  Fäden  der  Schee- 
rung  liegt,  so  entsteht  dadurch  der  sog.  kä- 
per od.  keper  auf  der  Oberfläche  des  Ge- 
webes, unter  welchem  Worte  man  eben  die 
durch  die  obige  Webeart  erzeugten,  schräg 

35  od.  diagonal  über  das  betr.  Zeug  hinlau- 
fenden, sichtbaren  Streifen  versteht.  Das 
Wort  käper  od.  keper  bezeichnet  demnach 
ein  diagonales  Etwas ,  bz.  ein  Etwas, 
was  im  Gegensatz  zu  der  geraden  Linie 

4:0  schräg,  eckig  u.  tvinkligt  verläuft. 
Zweifellos  ist  es  daher  auch  wohl,  dass  das 
Wort  käper  od.  keper  (als  winkligtes  od. 
diagonales  Etwas)  von  Hause  aus  dasselbe 
Wort  ist,  wie  mnld.,  mftäm.  keper  (Winkel- 

45  haken,  bz.  Ding,  was  sich  schrägt  u. 
biegt,  od.  einen  Winkel  [Schräge, 
Schiefe,  Abweichung  von  der  geraden 
Linie,  od.  eine  Ecke  u.  einen  VorsprungJ 
bildet),   wie   dies   durch   mnld.  keperen    (ad 

50  normam  formare) ,  mfläm.  keperen  (former 
a  l'esquierre)  u.  mnld.  keper-wijze  (instar 
normae  formatum),  mfläm.  keperwijse  (a  la 
mode  d'esquierre)  bestätigt  wird. 

kaper,  Kaper,  Freibeuter,  Seeräuber,  Frei' 

55  beuterschiff  etc.;    (scherzh.)  Concurrent;    — 
he  hed  'n  kaper  up  de  küste.     cf.  kapen. 
kaper,  koper,  kopper,  Kupfer. 
käperd,  keperd,   kcpert,   köpert,  geköpert 
etc. ;  —  käperd  göd  (Zeug  was  geköpert  ist, 

60  bz.  was  Köper  hat). 


KAPERN  172  KAPPEN 

kapern,  l-apeni,  Freibeuterei  treiben,  be-  Kappe  etc.);  itah  cappa;  spayi.,  port.,  prov. 

hetiile  mit  List  od.   Gewalt  wegnehmen  etc.;  cape ; /r««^.  chape  (Mantel);  spät-lat.  Cüpn, 

—  he  kaperd  ml  't  all'  wosr.  cappa    (quia    totiini    capiat   hominem;    orna- 

kapcrn,  kopern,  kopporn,   laipfern,  von  mrntum  capitis);  ,s7w/-//r('(?c/(.  käppa,  kappatia 

Kupfer.  5  (Mantel  etc.);    slav.,   poln.,    siulslav.    kapa; 

kiipei'-.  kopoi'-,  kiippoi'-l'öd,  0(?.  r/c/z^/V/er;  böhm.  käpe  ;  lit.  käpe;  cs^».  kap;  _/i»».  capio 
kaper-,  kopoi'-röt,  a)  Grü)i.'<pan ,  Kupfer-  (Mütze,  Helm).  —  Wie  ahd.  gifang,  git'aak 
rast,  Kupferoxyd;  —  b)  Kupfervitriol ;  —  (Bekleidung,  Kleid)  von  t'aban  (fangen,  fas- 
c)  Eisenvitriol;  —  d)  Vitriol,  cf.  will'  ka-  sen),  so  soll  auch  das  spät-lat.  capa,  cappa 
perröt  =  Zinkvitriol.  —  i\7r/.  k.-'j)errood  10  von  capio  (cf.  Diez,  1,  111)  abstammen, 
(schwefelsaures  Kisen-Oxgdul,  Eisenvitriol  Da  es  indessen  sehr  zweifelhaft  ist,  dass 
od.  grüner  Vitriol).  —  Es  bezeichnet  wörtl.:  das  schon  so  früh  in  den  germ.  Sprachen 
Kupfer-Russ  (cf.  rot)  n.  verstaynl  man  vorkommende  u.  so  iveit  verbreitete  Wort 
darunter  urspr.  den  g  rü  n  l ich  e  n  Euss  od.  überall  lediglich  eine  Entlehnung  aus  dem 
grünlichen  A)isaiz  u.  Niederschlag,  der  aus  15  spät-lat.  capa,  cappa  ist,  so  ist  es  auch  mög- 
dem  schmelzenden,  bz. geschmolzenen  Schwarz-  licli,  dass  das  Letztere  selbst  ein  Lehn-,  bz. 
kupfer  aufsteigt  u.  an  den  Wänden  desliaucli-  Fremdwort  ist  u.  das  Grdwort  kapa  od.  käpa 
fanges  ox>/dirt,  bz.  sich  festsetzt,  woraus  der  gar  )iichts  mit  lat.  CA\no  gemein  hcit.  Ver- 
Vitriol gesotten  wird.  cf.  nind.  (Seh.  u.  L.)  gleicht  man  nävdich,  wie  so  viele  Wörter 
kopperrök;  mnld.  (KU.)  koperroest  u.  ko-  20  mit  anlautendem  „k'*  od.  „c"  auf  eine  idg, 
pt-noose  etc,  y  mit  anlautendem  „sk"  zurückgehen  u.  dass 

kaper-slager,  käpslagei',kapersnii(l,7ü<j>  Fick  (I,  238  etc.,  II,  4S7  etc.)  unter  An- 

ferschmied.  dem   skr.    kipya,    cipya    (Wurm)    mit    nhd, 

kapittcl,    Kapitel,   Hauptstück  etc.     Vom  Schabe  etc.  u.  lat.  capillus  etc.   von  einer 

mlat.  capitiikim  u.  dies  von  caput.  25  y  skap  ableitet,    so    ist   es  auch  sehr  leicht 

kapittel-stok,    ein    langer  Stock  od.  Stab  möglich,     dass    käpa    als   Bedeckendes, 

mit  einem  Kopf  od.   Knauf ;    —    scherzh.  ebenso  tcie  capillus  (was  ma>i  auch  sehr  gut 

auch  j)inis.  als   Bedeckendes  od.  Decke,  Schutz 

kapke,  Käppchen  etc.  etc.    [cf.    walle   von  y   var,    bedecken   etc.] 

kapj»»',  kapp  od.  kap,  Kappe;  Kopfdeckel,  30  fassen  kann)  zu  einer  idg.  y  skap  (decken, 

Mütze,  Schutzding  für  den  Kopf ;  —  junge!  bedecken,  verhüllen  etc.)  gehört,  die  eben  die 

weist  du  iiog  net  so  föi,  dat  du  diu  kaj)  of-  Grdform    von    skr.    ksbap;    zend.    (Justi) 

settt.t,    wen  di  'u    old   minsk   förbi  geid?  —  kbsbap  (decken,  bedecken,  verhüllen  etc.)  ist, 

h)  Deckel,  bz.  oberste  Decke  od.  Spitze  von  zu  ivelcher  auch  skr.  ksbap,  kshapa ,    ksha- 

Etwns;  —  de  kap  tan  de  scbörstea    is  her-  35  pas  ;   zend.  kbsbap,  kbsbapan    (Nacht,  Fin- 

underflngen;   —   be  steid   up  de  kap  tau  de  sterniss  etc.);  griech.  skepö  (decken,  verhül- 

dik,  bz.  uj)  de  kap  fan  de  iiiölen ;  —  be  bed  len  etc.),  skepe,  skepas  (Decke,  Hülle,  Schutz 

sük  de  kap  fau  de  dum    (oberste  Spitze  des  etc.)  etc.  gehört  u.  wobei  man  bei  der  Iden- 

Daumens)  ofsneden  ;  —  c)  Endrinde,  bz.  das  tität  von  griech.  skepe  mit  skr.  ksbapa  (für 

Bindenstück  od.  Deckstück    vom   ausser sten  40  ü/^.  skapa)  also  auch  leicht  zu  der  Annahme 

Ende  eines  Brodes  etc.; —  brodkap,  keskap  kommen  kann,  dass  auch  käpa  als  Decke, 

etc.  —    Nid.    kap;    jnnld.    kap])0    (capitium,  Bedeckung,  Bekleidung,  V crhüllung  etc. 

capitis  tegmen,  pileus,  cucullus,  viilgo  cajipa  ;  (bz.  Kleid,  Mantel,  Kopfbedeckung  etc.)  für 

traliea;    cblamys;    culmcn,    fastigium,  supre-  urspr.  skäpa  steht    u.  eben  dessen  anlauten- 

mum    sive    summum    cujusqut) ;    nd.,    mnd.,  45  des  „k"    überall   desshalb   unverschoben  ste- 

mfläm.    kappe;    ahd.    chappa;    mhd.    kaiipe  hen  blieb,  weil  es  auf  einer  Grdform  skäpa 

(Art   Mantel    mit    einer    Kapuze    über    den  beruhte,     cf,  2  kippe  u.  kipe  etc. 

Kopf  zu   ziehen;   Kappe,    Mütze);    afries.  Zu  dieser  y  skap  (decken  etc.,  od.  urspr. 

kappe;    wfries.    kaepe;    nfries.    kaap ;    satl.  icohl:  greifen,  fassen,  halten  etc.  xi.  so  auch: 

cappe;   ags.  cappe,  caepe    (cucullus,  ])il-'us);  50  schützen,  retten,   bewahren  etc.,   wie   die  y 

engl,    cape    (Mantelkragen) ,     cap    (Kuppe,  var,   cf.  wälen,  willen,  walle  etc.  u.  waren, 

Mütze,  Haube,  Cardinalshut ;  Deckel,  Schale,  wereu  etc.)  vergl.  auch  kipe,  kippen  etc.  etc. 

Hülle  etc.)    u.    co^e  (Kopfbedeckung,    Brie-  u.  wegen    der   vielen  Ableitungen    von    ital, 

sterrock,  Chorrock,  Mantel,  Decke,  Kuppel) ;  cappa  etc.  (z.  B.  ausser  cappotto,  cappuccio 

an.    käpa    (Ueberkleid ,   Mantel);    isl.    käpa  55  [cf.  kaput  u.  kapiitse]  etc.  auch  des  Wortes 

(toga,  Pallium,  velamen) ;  ;io?7t;.  kappa ;  dän.  Capclle)  bei  Diez,  /,    111    unter   cappa 

kapj)e;  schwcd.  kappa  (Kappe,  Haube;  Man-  das   Weitere. 

tel,  Oljcrrock,  Chorrock,  Schaube;  äusserste  kappen,    kappen,  hacken,  schlagen,  kaput 

Bedeckung  einer  Sache  etc.)  ii.  7ionü.  kudipa.;  schlagen,    hauen,    schneiden,   schreren,   kür- 

dän.  kaabe;    schwed.  käpa  (Mantel,   Talar,  60  zen  etc.;  —    balken  kappen,   bz.  be-  od.  of- 


KAPPER 


173 


KAPUT  KEPUT 


kappen;  —  bomen  kappen,  hz.  oflcappon  od. 
umkappen;  —  holt  kort  kappen;  — •  sjjoiien 
od.  branholt  kappen;  —  sleiicn,  —  stn'i- 
ken,  —  IS  t'tc.  etc.  kapjjen  ;  —  't  aiikcr  kap- 
pen ;  —  de  niast  kappen ;  —  'n  gat  in  de 
mür,  bz.  't  isder  etc.  kappen;  —  de  lülge, 
hz.  dat  här  kappen  (die  Spitzen  etc.  von 
der  Hecke,  bz.  dem  ILiar  abschneiden  mit 
einem  Messer  od.  einer  Scheere);  —  wel  li(!d 
dl  dar  so  in  de  här  herum  kaj)d?  —  sük 
de  finger  kapp'n  (sich  die  oberste  Spitze 
vom  Finger  abschlagen,  bz.  ihn  einkürzen). 

—  Nd.,  mnd.  kappen ;  nid.,  mnld.,  mfläm. 
kappen  ;  nfries.,  dän.  ka])pe ;  norw.  kabba, 
kappa;  schwed.  kappa;  schott.  chap.  Beim 
Vergleich  von  klip-khip  etc.  muss  man  loohl 
annehmen,  dass  auch  kip-kap  (cf.  kipi)en) 
urspr.  blosse  Schallstämme  sind,  die  entwe- 
der mit  kabbeln,  kibbeln,  kifen  etc.,  sowie 
mit  käpe,  käpen,  käfe,  kaf  etc.  auf  ]/  gab, 
od.  gabh  (klaffen,  gähnen,  spalten)  zurück- 
gehen, od.  mit  tat.  capo  (cf.  kapiin)  etc., 
griech.  koptö  (schlagen,  hacken,  hauen  etc.) 
u.  skäptö  (graben,  hacken  etc.);  kslav.  skep 
(spalten  etc.);  engl,  chip  (schneiden  etc.), 
chop  (hauen,  hacken  etc.)  etc.  sowie  unseren 
schap,  schip,  schaffen,  scheppen,  schiffen  etc. 
zu  einer  y  skap  (liauen,  schneiden,  spulten 
etc.)  gehört,  zu  der  auch  kaf,  kafe,  käpe 
etc.  ebensogut  gehören  können,  als  zur  y 
gap  od.  gabh.  Wegen  der  y  skap  cf.  Fick, 
I,  238,  452,  807  u.  II,  267,  487 ,_  678,  so- 
wie III,  331,  die  wohl  ebenso  toie  skap  = 
skr.  kshap  (werfen  etc.,  cf.  Fick,  I,  234) 
aus  einer  primit.  y  ska  =  europ.  sak  (schla- 
gen, hauen,  spalten,  trennen,  schneiden  etc., 
cf.  Fick,  I,  235)  hervorging,  die  auch  das 
Primitiv  von  skau,  skad,  skar  (cf.  Fick, 
I,  235,  237,  238  etc.)  sein  ivird. 

1.  kapper,  Einer  der  kappt,  od.  hackt  etc. ; 

—  holtkapper  (Holzhacker). 

2.  kapper,  eine  Taube  mit  einer  Haube 
(kappe)  auf  dem  Kopfe. 

kapriine,  (Dimin.)  k^\>v\mt\Q,Haube,Häub- 
chen.  Mützchen  etc. ;  —  se  hed  so  'n  cid 
kaprüntje  up  de  kop.  —  Nid.  (v.  Bale) 
kaproen,  kapruin  (hooftdeksel,  kap,  vrouwen- 
kap);  mnld.  kapruyn  (cnculhiä,  capitium); 
mfläm.  kapruyn  (Kopftuch  der  Frauen  etc.). 
Aus  franz.  chaperon ;  ital.  capperone  etc.  u. 
dies  (cf.  Diez,  I,  111)  mit  ital.  capello; 
franz.  chapeau  etc.  von  cappa,  capa  (cf. 
kappe)  10  eiter gebildet. 

kapsel,  Kcqjsel,  Gehäuse  etc.  Aus  lat. 
capsa,  bz.  capsella  u.  dies  von  capio  (fassen 
etc.),  od.  mit  diesem  von  derselben  y,  cf. 
hebben,  hafe  etc. 

käp-slager,  s.  kaperslager. 

kap-sponen,  Kapp-,  od.  Hauspäne,  Späne, 
die  beim  Bekappen  der  Balken  etc.  entstehen. 


kap-störting,  kapstörteu,  die  Stürzung 
od  das  Stürzen  u.  Abwerfen  der  Kappe 
des  Deiches  bei  einer  Sturmfluth  durch  das 
An/irallen  der  Wogen,  in  Folge  dessen  der 
.5  Bruch  des  Deiches  u.  die  Ueberfluthung  des 
Bi}inenlandes  entsteht.  Die  liedensart :  „'t 
is  nog  gin  kapstörting"  wird  daher  sehr  all- 
gemein bei  uns  auch  in  dem  Sinn  gebraucht, 
dass  ein  betr.  Etwas  noch  nicht  sehr  gefahr- 

10  drohend  ist,  weil  eben  mit  dem  Stürzen  der 
Deichkappe  der  Deichbruch  eine  vollendete 
Thalsuche  ist  u.  in  Folge  dessen  alles  un- 
sägliche Elend  über  die  Marschbewohner 
hereinbricht,  loelches  mit  einer  Meeres-  Ueber- 

15  schwemmung  unserer  Marschen  verbunden 
ist.  — ^  Nid.  kapstorting ;  nd.  kappstortung. 
kapilii,  kepüu,  Kapaun,  castrirter  od.  ver- 
schnittener Hahn  (hänrün).  —  Nd.  kapuun; 
md.  kappi'm;  n/rf.  kapoen;  7nnld.  (KU.)  cap- 

20  poen,  kappuyn;  mfläm.  kapoen,  kapuyn ; 
mhd.  kapüu;  ags.  capiui ;  engl,  capon;  mlat. 
CcX\)0\m%\  franz.  chapon;  ital.  cappone;  f/)7'ec/t. 
kapon;  lat.  capo,  capus.  Daneben  auch: 
ahd.    chappo,    cappo,    cappho ;    mhd.   kappe 

25  (gallinaceus,  Hahn;  Kapaun),  sowie  mnld. 
kaphaan  ,  kaphoen  ;  mrhein.  kaphan  ;  nhd. 
Kaphahn,  Kaphuhn.  —  Wie  man  mhd.  va- 
sän  =  nhd.  Fasan  (durch  Anlehnung  an 
Hahn  u.  Huhn,  um  das  Fremdwort  dem 

30  Volke  verständlicher  zu  machen)  auch  mhd. 
vashan  u.  vashuou  verdeutschte ,  so  wurde 
auch  lat.  capo,  bz.  franz.  chapon  etc.  durch 
kaphan  u.  kaphoen  verdeutscht,  indem  man 
dabei  an  kappen    (schneiden,  castriren,  bz. 

35  verstümmeln,  stutzen  etc.),  bz.  einen  ge- 
kappten Hahn  dachte.  kapün  u.  ahd. 
chappo  etc.  sind  aber  ivohl  zweifellos  von 
franz.  chapon,  bz.  griech.  käpöu  u.  lat.  capo 
entlehnt,  loelche  Letztere   selbst  aber  loieder 

40  mit  griech.  koptö  u.  skaptö  etc.,  sowie  mit 
unserm  kappen  etc.  zu  einer  u.  derselben  y 
gehören,  nämlich  zu  y  kap,  bz.  skap ,  wo- 
von auch  kslap.  skopiti  (castriren)  etc.  u. 
vielleicht  auch  lit.  skapa  (Schöps). 

45  kapünen,  kopunen,  castriren,  zum  Ka- 
paun machen  etc.  (auch  von  Menschen  etc.) ; 

—  ik  wil  dl  kapünen;  —  he  hed  hum  ka- 
pünd  (zum  Castraten  gemacht,  verschnitten, 
verstümmelt). 

50  kapat,  keput,  (selten)  geput,  kaput,  ent- 
zwei, kurz  u.  klein,  in  Stücken  etc. ;  —  he 
haud  (od.  smitd)  't  all'  kaput  (od.  kört  etc.) 
wat  d'r  man  is;  —  't  is  all'  kaput  (kurz  u. 
klein,  zerbrochen,  zertrümmert,  in  2'rümmer- 

55  stücke  etc.)  släu ;  —  dat  spil  od.  geschäft 
is  kaput  (verloren,  zertrümmert,  ruinirt  etc.)  ; 

—  de  glasen  sunt  kaput    (od.  kürt)  sraäten; 

—  he  mäkd  sük  gans  kaput  (er  ruinirt  sich 
ganz,  bz.  macht  sich  ganz  bankerott,  —  od. 

60  auch:   macht  sich  ganz  bresthaft  u.  krank, 


KAPÜT  KAPUTROK 


174 


KARE  KAR 


—  ruinirt  vollständig  seine  Gesundheit  etc.); 

—  ik  was  d'r  gaus  kaput  faii  (ich  war  voll- 
ständig zerschlagen  u.  bresthaft,  od.  krank 
«.  elend  davon);  —  he  is  kaput  gäu  (er  ist 
Bankrott  gegangen,  hat  fallirt  etc.);  —  he 
heil  'u  kaputteu  (einen  zerrissenen,  durch- 
löcherten, zerlumpten)  rok  an ;  —  de  boinon 
gän  kaput  (ilie  Bäume  sterben  ab,  gehen 
todt  etc.);  —  wat  kaput  (zerbrochen,  ruinirt, 
od.  verloren  etc.)  is,  dat  is  kaput,  dar  koiicu 
wi  iiiks  mör  au  helpen.  —  Nid.  kapot;  nd. 
kajjut  etc.  aus  franz.  caput,  span.  capote, 
loekhes  beim  Kartenspiel  dieselbe  Bedtg.  wie 
nhd.  matsch  (faire  capot,  alle  Stiche  ma- 
chen ;  c'ire  capot,  matsch  sein)  hat,  indes.^ien 
auch  in  der  Bedtgt. :  beschämt,  bestürzt  (eile 
est  demeuree  capot ,  sie  loar  ganz  bestürzt 
etc.)  etc.  gebraucht  wird  u.  angeblich  das- 
selbe Wort  sein  soll,  wie  capot  (Mantel  mit 
einer  Kappe  etc.,  s.  das  folgende  Wort), 
indem  es  im  Kartenspiel  fig.  angewandt 
wurde. 

kaput,  kapatrok.  Mantel  mit  einer  Kappe 
etc.,  bz.  Kapuze,  Begenmantel ,  Regenrock, 
grosser  dicker  Ueberrock.  —  Nhd.  kaput, 
kapot,  kaputrok ;  nid.  kapot  etc.  aus  franz. 
capot;  ital.  capotto  etc.,  eine  Weiterbildung 
von  ital.  cappa  etc.,  s.  unter  kappe. 

kapütse,  kapüts,  Kapuze,  eine  verhüllende 
Kopfbedeckung  mit  über  den  Nacken  herun- 
terhängendem Kragen.  Aus  mlat.  capution  ; 
ital.  cappuccio;  franz.  capuche  etc.,  eine 
Weiterbildung  von  capa,  cappa  etc.  (s.  un- 
ter kappe),  od  direct  aus  lat.  capitium,  bz. 
caput. 

kälr,  s.  ker. 

karbautei',  s.  kabauter. 

1.  kare,  kär  (iV(//-.  kareii),  Karr  e,  Kar- 
r  e  n.  —  Spricliw. :  de  de  kär  in  de  drek 
Schafen  hed,   mut  bum  d'r  ok  wer  uthalen ; 

—  he    schufd    hum   de  kär  up  de  hakken ; 

—  de  kär  sitt  eu  altid  up  de  hilen  ;  —  he 
is  de  düfel  fan  de  kare  fallen  (von  einem 
Erzbösewicht  etc.) ;  —  se  hehben  huni  up 
de  kare  had  (von  Jemandem,  der  durch 
Gunst  u.  Fürsprache  ungewöhnlich  schnell 
befördert  lourde).  —  Compos. :  erdkär  (grös- 
serer Karren  mit  3  Bädern  u.  einem  vier- 
eckigen Kasten  zum  Verfahren  vo)i  J'Jrde, 
auch  wip-kär  genannt,  iceil  der  Kasten  nach 
hinten  über  zum  Aus.stürzen  der  Erde  nie- 
derwippen kann);  —  drek-  od.  mudder-kär 
(Dreckkarren,  bz.  ein  vierrädriger  Wagen 
mit  einem  grossen  Kasten,  bz.  einer  hölzer- 
nen Backe  zum  Wegholen  des  Strassen- 
Drecks  u.  sonstigen  Abfalls) ;  —  michel-kär 
(ein  grosser  starker  Karren  zum  Transpor- 
tiren schwerer  Sachen);  —  scbiifkär  (Schieb- 
karren) etc. ;  —  meskär  (Mistkarren) ;  — 
torfkär  (Torfkarren)  etc.    —    Nd.    kaar    u. 


(Dähnert)  kare,  köre;  mnd.  (Seh.  u.  L.) 
kare;  «?(^.  kar;  Hi»W.  karre;  ivang.  (Ehren- 
traut, I,  377)  kor,  koer  (s.  indessen  unten 
am  Schlüsse  u.  u)iter  kure);  an.  kerra;  norio. 
5  kjerra;  schived.  kärra;  dän.  karre;  engl,  car; 
ahd.  carrä,  garrä  u.  carro,  garro,  garre; 
mhd.  karre,  garre  etc.  Wegen  dieses  Wor- 
tes vergl.  Grimm  (Wb.  V ,  22i),  wonach 
das   ahd.    carrä  etc.    wohl    von    lat.    carrus 

10  entlehnt  ist,  bz.  darauf  zurückgeht  (wegen 
der  Ableitungen  der  Wörter  charge  u.  cari- 
catura,  sowie  auch  von  carriere,  carrosse  etc. 
von  lat.  carrus  cf  Diez,  I,  114  u.  115), 
während  dieses  selbst   auch    ein  Fremdwort 

15  ist,  womit  Cäsar  in  Gallien  bekannt  tourde. 
Neben  kelt.  karr ;  welsch  cär ;  gael.  carr ; 
brett.  karr  scheint  indessen  dieses  Wort  auch 
schon  in  altern  ngerm.  Sprachen  urspr.  vor- 
handen gewesen  zu  sein,  ohne  der  Lautver- 

20  Schiebung  zu  unterliegen.  Die  }/  betr. ,  so 
gehört  es  wohl  mit  lat.  curro,  currus  etc. ; 
zend.  careta ,  caretu  (Rennbahn) ,  caretar 
(Läufer,  bz.  einer  der  schreitet)  etc. ;  skr. 
carita    (Gang,    Wanderung),    caritra  (Fuss, 

25  Bein  etc.,  bz.  Gehendes  etc.)  etc.  zur  y  car, 
bz.  kar  (sich  bewegen,  gehen,  wandern), 
worüber  bei  Fick  (I,  43)  das  Weitere  zu 
vergleichen  ist. 

Zum   Schlüsse   sei    übrigens    wegen    des 

30  icang.  kör ,  koer  noch  bemerkt ,  dass  dies 
wohl  dasselbe  Wort  wie  2  kare  m.  wfries. 
koer  (Korb)  sein  dürfte  u.  dass  dann  auch 
das  nd.  köre  (D ü hner t,  s.  oben)  vielleicht 
nicht    eine    Nebenform    von    dem    aus    lat. 

35  carrus  entlehnten   nd.  kare  =  nhd.  charra, 

sondern  dasselbe  Wort  wie  2  kare  u.  wfries. 

koer  (Korb),  bz.  Behälter  u.  unser  kure  ist. 

2.  kare,  kär,  Gefäss,  Behälter.   Nur  noch 

in :  älkare,  älkär  (ein  durchlöcherter  hölzer- 

40  ner  Kasten  zur  Aufbewahrung  von  Aal); 
—  fiskkare,  fiskkär  ('i'VscMe/{a//e;',  bz.  durch- 
löcherter Kasten  zur  Aufbewahrung  von  Fi- 
schen ,  auch  biinne  genannt)  etc.  —  Nid. 
kaar    (in :  aal-,  visch-kaar,    s.  oben) ;    mnld. 

45  karre  (uassa,  alveolus  etc.);  ?>ytä/H.  karre  (un 
reservoir) ;  mnd.  (Seh.  u.  L.)  kar,  kare 
(Geschirr,  Gefäss,  Korb)  ;  as.  kar ;  ags.  cere  ; 
an.  ker;  isl.  ker;  norw.  kjer ;  schwed.,dän. 
kar;  ahd    cliar;  mhd.  kar  (Gefäss,  Schüssel, 

50  Wanne,  Trog);  goth.  (cf.  nhd.  Beere  = 
goth.  basi;  —  nhd.  war  =  unserm  was 
etc.)  kas  (Gefäss,  Krug,  Tonne).  —  Fick 
(LH,  45)  stellt  das  Thema  kasa  mit  an.  kös, 
Genit.  kasar  (congcries),  kasa  adha    (begra- 

55  ben,  beworfen  etc.)  etc.  zu  einer  germ.  |/ 
kas  (werfen,  aufwerfen),  ivas  indessen  wohl 
begrifflich  zu  fern  liegt.  Vergl.  dieserhalb 
Weiteres  unter  2  kisen  u.  cf.  auch  die  Schluss- 
bemerkung zu  I  kare   wegen  des  wang.  kör 

60  etc.,  sowie  ferner  auch  unser  kure,  was  mit 


KARE  175  KARIG 

wfries.  koer  (Korb,   Behälter);   as.  kar   iti  sük  d'r  'n  stük  bröd  of;  —  he  hed  dat  dör 

bi-kar  (Bienenkorb,  s.  bei  v.  Richthof en  karfd;  —  he  karfd  (schneidet,  hackt  etc.,  bz. 

unter  ramkor)  wohl  ein  u.  dasselbe  Wort  ist.  schneidet  unordentlich  =  fild  etc.)   d'r    wat 

kare,  Hock,  Gewand,  bz.  Rockschooss  etc.  iu  herum.  —  Afries.  kerva  od.  kervia ;  sali. 

In  dem  Kinder  Hed:    ringel-rangel-rosen,    —  5  kcrfje;  helg.  kerf;  nfries.  (Outzen)  karvc, 

schöne  aprikoseii  etc.  (ivas  die  kleinen  Müd-  keerve,  kerva;  wfries.  kervcii;    nid.  kerveii ; 

chen  beim  Ringel-    od.  Reihen-Tanz   sin-  nd.  karven;  mnd.  kerven  (kerben,  einhauen, 

gen)  kommt  auch  die  Strophe  vor :  „fät  ach-  kappen);    ags.  ceorfan  ;    engl,  carve,  carven 

ter  an  min  kare",  loobei  jedes  folgende  Mäd-  u.  kerve  (schneiden,  verschneiden,  tranchiren, 

chen  das  Gewand,    bz.  das  Kleid,    od.   den  10  schnitzen,  aushauen,   ausschneiden,  stechen, 

Rockschooss    des    vorderen    Mädchens    von  graben  etc.) ;  schalt,  kevi;  norw.kdiXVA.;  schwed. 

hinten  anfassen  muss  u.  ist  demnach  dieses  karva;  u/ul.  (kerbau);  mhd.  kerben.  —  Kick 

Wort   wohl    dasselbe   wie  afries.  gare    (Ge-  (II,  91)    vergleicht   es   mit  griech.  gräphein, 

wand,    Rockschooss   etc.),    s.    u)iter    2  gär,  über  dessen  Lautvcrhältniss  zu  lat.  scribere 

gäre  u.  garf kamer.  15  u.  nhd.  graben  etc  das  Weitere  unter  gräf 

karel,  kardel,  karl,    ml.    Name   =   nhd.  u.  grafeu  zu  vergleichen  ist.    Vergleicht  man 

Karl.     Geschln.  kareis.     cf.  kerel.  zu  karfen  unser  krät'e  u.  schräfe,  bz.  wälsch 

1.  kareil,  karren,  mit  der  Karre  fahren  crsifa  (einschneiden,  ritzen);  bret.  cra,i'3i  (das- 
od.  schieben,  bz.  verfahren,  verschieben  etc. ;  selbe),  kräf    (Stich,    Einschnitt),    sowie  lat. 

—  he  kärd  wat  herum;  —  he  kärd  de  erde  20  carpo  ii.  die  verwandten  griech.  Wörter  (G. 
weg.  Curtius,  pag.  143  u.  s.  unter  harfst)  nebst 

2.  karen,  koren,  gekoren,  erkoren  etc. ;  lit.  kerpü  (schneiden  etc.)  etc.  u.  Alles  was 
s.  kesen.  Fick  (I,  240  etc.  etc.)  unter  y  skarp  auf- 

kären,  s.  keren.  führt,  so  ist  es  auch  sehr  gut  möglich,  dass 

kai'fe,  karve,  karf,  Kerbe,  Kerb,  Schnitt,  25  auch  karfen,  nebst  kräfe,    schräie,    schrifen, 

Einschnitt,  Abschnitt  etc.;  —  de  karf  is  net  krabben,  schrabben  etc.   zu   der  für  scharp 

dep  genug;  —  he  hed  d'r  'u  karf  insneden;  anzusetzenden  idg.   y  skarp  od.  skarbh  (als 

—  he  häld  d'r  'n  goden  karf  (Schnitt,  Ab-  Erweiterung  von  skar,  cf.  schären  etc.)  gehört, 
schnitt,  Stück  etc.)  üt;  —  snid'  mi  man  'n  _  kai'f-holt,  Kerbholz.  — Sprichiv.:  he  hed 
goden  karf  (Schnitt,   Abschnitt,   Stück  etc.)  30  föl  up  sin  karfholt. 

bröd  of;  —  'n  umkarf  (Rundstück ,    bz.  ein  kai'f-mest,  Kerbmesser;  —  a)  grosses  Mes- 

Stück  od.  Schnitt  von  der  ganzen  Breite  od.  ser  zum  Schneiden  des  groben  Roggenbro- 
Dicke  eines  12-pfündigen  Brodes);  —  he  des,  bz.  des  Schwarzbrodes ;  —  b)  ein  Hack- 
snidt  sük  alle  morgen  dre  umkarfen  of.  —  messer,  bz.  ein  3Iesser,  womit  man  Etwas 
Redensart:  karfen  up  de  hörns  hebben  35  abhaut  u.  abhackt,  od.  durchhackt;  —  c)  ein 
(Kerbe,  Einschnitte ,  bz.  Jahresringe  auf  schartiges,  stumpfes,  unordentlich  schneiden- 
den Hörnern  haben;  daher  (fig.)  schon  alt  des  Messer;  —  d)  (scherzh.)  ein  (gewöhnlich 
od.  erwachsen  sein,  geivitzt  sein  etc.,  od.  stumpf  er  u.  schlecht  schneidender)  Inf anterie- 
auch:  runzligt  sein,  ein  altes  runzligtes  Säbel,  auch  kesemest  (Käse- Messer)  genannt. 
Ansehn  haben  etc.).  Fert/Z.  azicÄ;  iiärs-karf  40  karf-stok,  Kerbstock.  —  Redensart:  he 
(Arsch-Kerbe).  —  Afries.  kerf;  wfries.,  satl.,  hed  dat  up  sin  karfstok,  bz.  karfholt. 
helg.,  nid.,  mnld.,  mnd.  kerf,  bz.  kerve  (crena,  karig,  kar g, geizig,  knapp, sorglich,  angst- 

incisura,  segmen,  segraentum);  nd.  karve,  lieh,  besorgt,  engherzig,  sjmrsam,  geizig,  knau- 
karf ;  ags.  korf  (Kerbe,  Einschnitt)  u.  cyrf  serig  etc. ;  zaghaft,  langsam,  träge,  schleppend 
(Schnitt,  Hieb  etc.);  engl,  kerf;  mhd.  kerbe,  45  etc.;  —  't  is  upstünds  man  'u  kd.ngcn  (karge, 
kerp.  cf.  2  kern,  kräfe,  schräfe  u.  Weiteres  sorgliche ,  ängstliche ,  kummervolle  etc. ,  bz. 
unter  karfen.  knappe,  elende  etc.)  tid ;  —    he  hed  't  man 

karfei  od.  karvel,  Kerbel,  das  bekannte  karig  (sorgenvoll,  kummervoll,  kümmerlich, 
Suppenkraut.  —  Nd.  karvel ;  mnd.  kervele,  knapp  etc.) ;  —  't  geid  hum  man  karig  (küm- 
kervelde;  nid.  mfläm.  kervel;  ags.  cerfille;  50  merlich,  elend  etc.);  —  he  word  so  ferdömd 
engl,  chervil;  isl.  kerfiU;  dän.  kjärvel;  ahd.  karig  (ängstlich,  engherzig,  geizig  etc.)  in  't 
kervola,  chervola,  cherfolla,  korvela,  eher-  gäfen,  dat  he  hast  gen  8rtje  mer  misten  kan ; 
vela,  kervella,  kerfela,  kervila,  chervilla,  —  dat  geid  so  karig  (bedächtig,  vorsichtig, 
gerwla;  mhd.  chervulle,  cervele.  Mit  ital.  zaghaft,  langsam,  widerwillig  etc.)  mit  hum, 
cerfoglio;  span.  cerafolio;  franz.  cerfeuil  55  dat  man  wol  sen  kan,  dat  he  d'r  hei  gen 
aus  lat.  cerfolium ,  caerefolium ,  chaerephy-  lüst  an  hed ;  —  he  word  so  karig  (lustlos, 
lum  u.  dies  von  u.  nach  griech.  chairephullon.         widerwillig,  träge  etc.)    in  't  leren.   —  Nid. 

karfen,  karven,  kerben,  einschneiden,  karig  (wer  od.  was  [vom  Boden]  nichts  aus- 
schneiden,  hacken  etc. ;  —  de  hörns  sunt  thut  u.  ausgiebt) ;  mnld.  karigh  (sordidus, 
karfd ;   —   he   karfd  dat  in ;   —  he   karf  de  60  parcus,  tenax) ;  nd.  karch ;  mnd.  karich,  ka- 


KARIG  176                  KARKASSE  KARKAS 

rech,  karch,  ndrhein.  kaerich  (sparsam,  gei-  cear  (kläglich,  traurig  etc.)  stimmende  zend. 

zig  etc.) ;  isl.  kargr  (coutumax;    pigor,  iiriui-  jara  (rufend,  bittend,  flehend),  während  von 

vuä;  teuax);  noric,  schiced.  karg;  dän.  k:u-  jar,    bz.  gar    andererseits   auch   zend.  jarez 

rig    (karg,  geizig,  filzig  etc.);    ahd.  charcli;  (klagen,  heiden)   u.  garez   (klagen,    klagend 

mhd.  k;irc  (klug,  listig,  . ■schlau ;  karg,  geizig)  5  bitten)  ^=  skr.  garj,    idg.  gargh    iveitergebil- 

u.  ahd.  carag,  charag.  kharag  (lugubris) ;  as.  det   ist,    wozu    Fick    (1 ,   72)  unser  gcrm. 

karag;  ags.  cearig  (sorgig,  sorgend,  besorgt,  klagon  etc.  stellt. 

ängstlich,  bekümmert,  traurig);  engl,  chary  Zu  karig  sei  zum  Schlüsse  noch  bemerkt, 
(besorgt,  sorglich,  sorgsam,  behutsam,  vorsieh-  dass  von  ahd.  charg  (klug  etc.) ,  an.  kargr 
tig  etc.).  —  l)ass  das  ahd.  chAich  etc.  ,bz.  nhd.  10  (hartnäckig,  träge  etc.)  nach  Diez  (11,32) 
kirg  ebenso  wie  mnd.kixrch.  ein  Contract.  von  das  it(d.  gargo  (verschlagen,  tückisch)  u. 
kiirag,  chixrAg  =  ags.  ce&v'ig  ist  u.  dessen  Bedtg.:  piem.  garu;h  (träge)  stammt, 
klug  u.  sparsam  etc.  sich  aus  der  von:  sor-  kai'jül,  kerjöl,  zweirädrige  Chaise.  Aus 
gig  (bz.  Sorge  [ciira]  habend,  mit  Sorge  bc-  franz.  cariole  elc.  ?t.  dies  mit  carriere  etc. 
haftet),  sorglich,  besorgt,  behutsam,  vorsieh-  15  von  lat.  carrus  etc.,  cf.  unter  1  kare. 
tig  (cf.  sünig,  sparsam  etc.  von  süu,  das  karjoleii,  karjöloii,  kci'jölen,  mit  einer 
Sehen)  etc.  entwickelt  hat,  ist  zweifellos,  so-  karjöl,  bz.  einer  cariole  rasch  u.  lustig  fah- 
wie  auch,  dass  karag,  cearig  mit  der  En-  ren ;  —  he  karjöld  d'r  lüstig  heu;  —  he 
düng  ag,  eg,  ig  (cf.  ig)  von  kar,  cear,  bz.  karjöld  d'r  längs,  dat  't  so  'n  ;ird  hed. 
demSubst.:  goth-kAYa.;  rt/jr/  chara;  rts.  kara;  20  kai'joltMi,  kai'jölpn,  kerjölen,  kriölen,  laut 
ags.  cearu;  engl,  care  (Sorge,  Angst,  Kam-  u.  lärmend  singen,  juchhcien  etc.  —  Satl. 
mer,  Leid,  Wehklage)  iveitergebildet  ist.  karijülje  etc.,  cf.  in  G  rimm,  (Wb.  V,218). 
Dieses  kara,  chara  (wovon  auch  mhd.  kar-  Weiteres  unter  karjolon. 
fritac,  bz.  nhd.  Char-Freitag  [d.  i.  Kummer-,  karkailt,  Halsgeschmeide  von  Gold  od. 
Leid- od.  Wehklage-Freitag]  u.  Char-Woche)  25  Ferien  etc.  —  Nid.  karkant  (een  halssnoer 
etc.  betr.,  .so  gehört  es  mit  goth.  karou,  ka-  van  cdelgcstecnteii  voor  vrouwon).  Aus 
rau  (sorgen,  sich  kümmern);  as.  karon  (be-  franz.  carcan  (Halsband,  Halseisen),  bz. 
klagen,  tcehklagen) ;  ags.  cearjau  (Sorge  Ita-  af ranz,  charchant,  cherchant,  was  nach  Diez 
ben,  sorgen,  sielt  kümmern) ;  engl,  care  (sor-  (II,  238)  aus  ahd.  querca;  mnd.  quarke, 
gen,  Sorge  haben  u.  empfinden,  sicJi  beküm-  30  quorke;  nfries.  querk;  an.  qverk  (Gurgel, 
mern,  sich  ängstigen;  nach  Etwas  fragen;  Schlund,  Hals)  etc.  entstanden  ist.  Letzte- 
ängstlich  u.  verlegen  sein  etc.) ;  a/td  charou,  res  soll  mit  ahd.  chrago  (Schlund,  Hals, 
charcn;  mhd.  carcn,  karn  (beklagen,  betrau-  Kragen)  u.  lat.  gurgit  (cf.  Fick,  I,  71) 
ern;  trauern,  wehklagen);  an.  kaera  (kla-  auf  ein  verkürztes  Intensiv,  garg  znrück- 
gen,  sich  beklagen  u.  beschweren  etc.,  tvo-  35  gehen,  icährend  ahd.  querechela  (Gurgel) 
von  isl.  kaera,  Klage,  gerichtliche  Klage  u.  mit  lat.  gurgula;  griech.  gergeros  (Kehle, 
Beschwerde,  liechtsstreit  etc.) ;  schwed.  kam  Schlund);  skr.  gargara  (Strudel,  Schlund) 
(vor  Gericht  klagen);  däji.  kaere  (klagen)  wohl  aus  der  liedupl.  der  y  gar  (schlingen, 
etc.  nach  Fick  (III,  42)  mit  ahd.  quoran,  schlucken)  hervorgingen,  die  übrigens  von 
chweran ,  cheran  (seufzen  etc.) ;  an.  kura  40  Hause  aus  dieselbe  (cf.  dieserhalb  unser 
(Klage),  kiirr  (Knurren,  Murren,  Gemur-  kluk  [Schluck]  u.  klukkcu)  onomat.  Schall- 
mel,  Gerücht),  sowie  auch  icohl:  schwed.  kurra  ivurzel  ist,  wie  die  ]/  von  goth.  karön  etc. 
(rummeln,  einen  dumpf  rollenden  Ton  von  (s.  unter  karig)  u.  unser  kwarren.  cf.  auch 
sich  geben  etc.),  dän.  kurre  (girren,  kirren  kurklialseii  u.  kwarken. 
etc.,  cf.  unser  kwarren  u.  kiirreln  etc.)  etc.  45  karkasse,  karkas,  mit  Seide  od.  Garn 
zu  einer  germ.  Schallwurzel  kar,  kvar  (tö-  überspon neuer  Metatldrath,  der  in  den  Sei- 
nen, rufen,  klagen  etc.),  die  er  zu  skr.  jar  ten  der  Frauenhauben  festgenäht  wird,  um 
=  ursjir.  gar  (nach  Grass  mann  =  ihnen  Steifigkeit  u.  Festigkeit  zu  geben.  Da 
ursjir.  gvar)  vergleicht,  worüber  unter  kal-  dieser  Drath  das  Gerippe  der  Hauben  bil- 
len  das  Weitere  zu  vergleichen  ist  u.  ico-  50  det,  bz.  zum  Gerippe  derselben  verwandt 
nach  dann  das  goth.  kara,  ahd.  chara  ursjjr.  tvird,  so  erklärt  sich  die  Identität  dieses 
die  Bedtg. ;  sonus,  bz.  Geräusch,  Getön  etc.  Wortes  mit  franz.  carcasse ;  itl.,  port.  cara- 
hatte,  woraus  sich  dann  weiter  die  von  Ge-  cassa;  span.  carcasa  (Gerippe)  leicht.  We- 
murr,  Gejammer,  Geklage,  Wehklage,  Trauer  gen  der  Bildung  dieses  Wortes,  sowie  auch 
etc.  (u.  so  auch  Kummer  u.  Sorge)  loeiter  55  itl.  carcasso;  span.  carcax;  port.  carcas; 
entwickelte,  während  das  lautlich  mit  kara  franz.  c-AYc^\\o\i,bz.  CAT(\\vi.\i  (Köcher ;  af ranz, 
identische  skr.  jara  od.  jarä  die  Bedtg. :  auch  Brustkasten,  thorax)  von  lat.  caro  u. 
Lied,  Gesang,  Anruf  etc.  hat.  Zu  jar  =  capsus  (die  Bedtg.  ist  demnach  buchst.: 
zend.  jar  (knistern,  rauschen;  rufen,  an-  Fleischkasten,  Fleischgerippe),  cf.  Diez, 
rufen  etc.)  gehört  auch  das  lautlich  zu  ags.  60  /,  113. 


KARK-DOER 


177 


KARK-HOF 


kai'k-dör,  Kirchenthür. 
kark-döi'p,  Kirchdorf,  a)  Dorf,  das  eine 
Kirche  hat.  —  Sprichio. :  he  is  so  wis,  as 
söfen  karkdörpen,  war  gin  minsk  in  is;  — 
b)  speciellcr  Name  eines  ofrics.  Dorfes,  zu 
dem  die  sog.  söfen  logen  gehören ,  (f.  P]x- 
tiim  etc. ;  —  Sprichw. :  dat  könt  s'  in  kark- 
dörp  ük. 

karke,  kark,    Kirche.   —  Sprichw. :  war 

God  'n  kark  böed,  dar  böed  de  düfel  'n  werds- 

hCis ;  —  kark  lik  im  wark  lik ;   —  he  kumd 

in  gen  kark    of  kUise;    —   he    geid    nig    to 

karke  nog  to  warke ;  —  nüms  kan  twe  kar- 

ken  toglik  besingen ;  —  he  hed  mer  karken 

to  besingen,   as  he  ferwaren    kan.    —    Nd., 

mnd.  kerke,  karke;  ?tW.  kerk;  jh«W.  kercke; 

afries.  kerke,  karke,  tzerke,  tzierke,  tsiurike, 

tsiureke,  tsiurke,  ziurke,  stiurke,  szurke,  ste- 

reke ;  wfries.  tjercke;  nfries.  särk,  sjörk,  sjerk ; 

!     wang.  sjirik;  satt,  serke;  helg.  kaerk;  as.  ki- 

rika,  kerika ;  ags.  cyrice,  cirice,  cyrce,  circe ; 

aengl.  chirche,    chyrche,   cherche,   churche; 

engl,  church;  schott.  u.  nordengl.  kirk,  kerk; 

ahd.  khirica,  chiricha,  kirihha,  chilicha,  chi- 

lecha,  chilcha;  allemann,  kilche,  chilche;  mhd. 

kirche,  kierche;  an.  kirkja;  isl.,  aschwed.kyr- 

kia,  kirkia ;  schwed.  kyrka ;  dän.  kirke ;  norw. 

kyrkja ;  finn.  kirkko ;  estn.  kirrik,  kirk,  kerk ; 

ajH-euss.  kirkis ;  aslav.  cr'ky ;   russ.  cerkov  ; 

poln.  cerkiew;  böhm,  cirkev;  oherwend.  cyr- 

kwja;  niederwend.  zerkwje;  slov.  cerkva.  — 

Die  Ableitung  dieses  Wortes  von  griech.  kü- 

I     riakös  (dem  Herrn  [kurios]  gehörig,  ef.  kü- 

\     riake  eraera,    Tag  des  Herrn,    Sonntag;  — 

;     küriakon  deipnon,    bz.    küriakon,    das   heil. 

Abendmahl,   bz.    das  Haus  des  Herrn,   der 

Tempel)  ist  sehr  zweifelhaft  u.  viel  bestritten 

u.  zwar  namentlich  deshalb,   weil  die  römi- 

I     sehen  Geistlichen  u.  Sendboten,   welche  die 

Süd-  u.  nordgermanischen  Völker  bekehrten, 

diesen  dann  wohl  ebenso   wie   den  Galliern 

I     M.  kelt.  Völkern  (cf.  ir.  teampall;  kymr.  teml 

I     aus    lat.    templum    u.  gael.    eaglais;    kymr. 

I     eglwys ;    bretagn.    ilis ;    bask.    eleiza   neben 

I     kgmr.    ecluys;    altcormoall.    eglos    etc.    aus 

i     ecclesia)  die  lat.  Wörter  templum  m.  ecclesia 

;     zugebracht  haben  würden.    Einige  leiten  des- 

I     halb  das  ahd.  chilicha  etc.  von  goth.  kelikn 

(dieses    Wort    kömmt    in    der   goth.   Bibel 

Marc.  XIV,  15  vor  u.  bezeichnet  den  Saal, 

I     wo  Christus  das  Abendmahl  mit  seinen  Jün- 

\     gern  abhielt),  bz.  keiliku  (turris,  coenaculum, 

Thurm,  Burg,  festes  Haus,  oberes  Stockiverk, 

1      hochgewölbter  Saal,  Speisesaal)  ab,  was  für 

kilikn   (urspr.  kirikn)   steht  u.  wahrscheinl. 

mit  skr.  giriga  (Beiname  des  Gottes  Siva  u. 

WOHL :  bergliegend ,  bz.  auf  dem  Berge  [od. 

hoch]  liegend  od.  ruhend),  giri-gä  (Beiname 

der    Göttin   Durga   u.  wörtl.:   monte  nata), 

giri,  zend.  gairi  (Berg)  zur  ]/  gar,  gir  (erhö- 

J,  ten  Doornkaat  Koolman.    Wörterbuch.    II. 


hen,  erheben, preisen,  rühmen  etc.,  cf.  Grass- 
mann, 387  u.  397)  gehört,  wie  skr.  gilitä 
(voratus)  zur  ]/  gar,  gir  (schlingen  etc.). 
Andere  dagegen  denken  bei  dem  Worte  chi- 
5  richa,  chilicha,  bz.  chilcha  etc.  an  einen  Zu- 
sammenhang mit  ivälsch  cyrch ,  cylch ;  bret. 
kelch ;  gäl.  cuirc  (vorragende  Spitze,  Anhöhe, 
Mittelpunkt  od.  Ort,  um  den  od.  wo  sich  et- 
was sammelt,  cf.  ecclesia),  was  übrigens  be- 

10  grifßich  mit  goth.  kelikn  u.  skr.  giri^a  zu- 
sammenfällt. Vergleicht  man  nun  aber  wei- 
ter a)  dass  die  Wörter:  Berg  u.  Burg, 
soivie  griech.  piirgös  (womit  goth.  kelikn  über- 
setzt wird)  desselbett  Ursprungs  sind,  —  b) 

15  dass  alle  Burgen  u.  Kirchen  früher  auf  An- 
höhen u.  Bergen  gebaut  wurden,  —  c)  die 
Kirchen  in  alten  Zeiten  überall  auch  als 
Burgen  u.  Festungen  benutzt  wurden,  bz. 
Burgen  od.  feste  Häuser  (auch  Thürme)  wa- 

20  ren,  so  ist  es  leicht  möglich,  dass  das  ahd. 
chiricha,  chilicha  ebenso  wie  goth.  kelikn 
(sofern  es  für  kilikn,  kirikn  [Thema  kirika] 
steht)  urspr.  blos  die  Bedtg. :  ein  auf  einem 
Berge,  bz.  einer  Anhöhe  liegendes  (od.  hoch- 

25  liegendes)  Etwas  hatte  u.  dass  sowohl  ahd. 
chiricha,  chilicha,  tvie  goth.  kelikn  etc.  von 
Hause  aus  dieselben  Wörter  sind,  wie  das 
oben  angesetzte  skr.  giri^ä  (auf  dem  Berge 
liegend,    bz.  ein  auf  einem  Berge  liegendes 

30  u.  ruhendes  Etwas) ,  aus  dem  selbstredend 
auch  das  wälsche  cyrch  etc.  (s.  oben)  leicht 
hervorgehen  konnte,  zumal  ein  air.  cuirc  in 
der  Chrestomathie  von  Schleicher  gar 
nicht  belegt  ist.  —  Als  Nachtrag  zu  diesem 

35  Worte  (d.  h.  kiricha)  sei  noch  erwähnt,  dass 
(cf.  För  Stern  an  n  u.  Arnold  pag.  483) 
dasselbe  schon  in  Ortsnamen  vorkömmt,  die 
anscheinend  über  die  christliche  Bekehrung 
der  Germanen  hinausreichen,    sodass  es  so- 

40  gar  möglich  wäre,  dass  ein  dem  goth.  ke- 
likna  u.  dem  skr.  giriga  begrifflich  (als  Burg, 
bz.  Hohes,  Anhöhe,  Fels,  Berg  etc.)  u.  laut- 
lich entsprechendes  Wort  im  Alt-Germani- 
schen vorhanden  war,    was   eben    eine   Be- 

45  griffsioandlung  zu  der  jetzigen  Bedtg.  des 
Wortes  „Kirche"  erlitt,  bz.  in  diese  Bedtg. 
überging. 

karke,  Kärrchen,  kleine  Karre. 
karken,  mit  einer  kleinen  Karre  schieben ; 

50  —  he  kärked  dat  d'r  langsam  hen ;  —  da- 
von: kärker.  Karr  eher,  Kärner;  —  wen  de 
fürst  wil  böeu,  hed  de  kärker  to  dön. 

kark-fägd,  Kirchvoigt ;  —  bi  gebrek  (Man- 
gel) fan  folk,  word  de  snider  karkfägd. 

55  kark-gang,  karkeiigang,  Kirchengang, 
Kirchenbesuch,  namentlich  zur  Abstattung 
des  Dankes  nach  iviederhergestellter  Gesund- 
heit, bz.  nach  einer  Entbindung  etc. ;  —  he 
hed  sin  —  bz.  se  hebben  hör  karkgang  dän. 

60      kark-liof,  Kirchhof,  Friedhof,  Gottesacker. 

12 


KARK-LOG 


178 


KARNEN 


kark-lög,  Kirchdorf. 

karksk,  kirchlich,  kirchlich  gesinnt,  von 
der  Kirche  viel  haltend  it.  sie  ficissig  besu- 
chend;  —  de  ReforinörJcn  sunt  in  't  gohöl 
iiog  al  regt  karkbk,  mör  as  de  Lüttrrseii. 

kark-spil ,  karkspcl,  karspel,  kaspel, 
Kirch.yiiel,  Kircitsprengcl,  Parocliic.  —  We- 
gen dieses  spil,  spei,  cf.  bispil  ii.  unter  spel- 
len  das  as.  godspel  (Erzlihlung  von  Gutt, 
od.  Gott- Verkündigung,  Evangelium),  loo- 
nach  karkspil,  karkspol  soviel  ist  als:  Kir- 
chen- Verkündigung,  Kirchrn-Lehre,  Kirchen- 
liede,  hz.  Fredigt  in  der  Kirche  etc.,  ausge- 
dehnt über  den  ganzen  Bezirk,  dessen  Be- 
wohner zu  einer  betr.  Kirche  eingepfarrt 
sind  u.  in  dieser  Kirche  die  Predigt  hören. 

kark-toreii,  Kirchthurm. 

kaniu'lk,  .*.  karn-melk. 

kanneii,  seufzen,  Jammern,  klagen  etc.; 
—  he  äitt  to  Süchten  an  karmen.  —  Nd. 
karmen;  mnd.  kermon,  karmen;  nid.  kermen; 
mnld.  caermen,  später:  karmen,  kermen  (lamen- 
tari,  ejulare,  quiritari,  ingemiscore) ;  wfrics.kier- 
men;  rtf/.s'.  cyrman,  cirman  (lärmen,  schreien), 
Subst.  cyrm,  cirm  (Lärm,  (reschrei ,  fragor, 
clangor) ;  nordcngl.,  bz.  engl,  chirm,  churme  ; 
Schott,  cbirme  (vom  Klageruf  der  Vögel  vor 
dem  Sturm  etc.).  Auch  tcohl  engl,  eliarm 
(murmeln,  sumsen;  durch  Murmeln,  bz.  Rau- 
nen od.  leises  Singen  etc.  bezaubern  u.  be- 
sänftigen etc.),  charm  (harmonisch  klingen 
od.  tönen),  Subst.  charm  (das  Gesumse  etc.; 
Zaubermittel  etc.),  obschon  dies  auch  mit 
afranz.  charme  (Zaubcrlied,  Zauberformel; 
vfranz.  Zauber);  charmer  (bezaubern)  etc., 
soivie  ahd.  garminön,  kermenön  (incantare, 
beschtvören,  bezaubern)  aus  mint,  carminare 
(von  lat.  Carmen,  cf.  Diez,  II,  244)  ent- 
standen sein  kann,  karmen,  kermen  etc. 
betr.,  so  gehört  dieses  mit  ir.  gairm  (vocatio, 
nomen  etc.),  gairmcadh  (vocare,  pronimciare) ; 
wälsch  garm  (exclamatio),  garmiaw  (e.xcla- 
mare  etc.)  etc.  u.  ir.  gair  (Geschrei)  etc.  zur 
selben  y  gar,  ivie  kallen  ti.  goth.  kara  etc., 
.s\  unter  karig.  Wegen  der  Bildung  des 
Thema  garma  (/.  galm. 

karmens-,  kanns-wartel,  Kalmus-Wurzel, 
Wurzel  von  cahimiis  aromaticiis.  —  Wegen 
culamus  cf.  halm. 

karn,  Fass  od.  Gefäss,  ivorin  die  Milch 
durch  Drehen,  Schlagen  od.  Auf-  u.  Nie- 
derstossen  gebuttert  wird,  auch  bottcr-karn 
genannt.  Compos. :  drci-karn,  pnis-karn.  — 
Nd.  karne  u.  (S  c  h  ü  t  z  e)  kaarn,  botterkaarn  ; 
mnd.  karne,  kerne,  kecrnc;  nid.  kern;  mnld. 
kerne;  engl,  ehern,  churn ;  wang.  (Ehren- 
traut,  II,  31)2)  sjen  (/ür  sjcrn,  c/.  sjel/är 
sjerl  =  kerl) ;  hess.  (Vilmar)  kerne,  but- 
terkerne; isl.  kirna;  dän.  kjerne;  scinvcd. 
kilrna.     Es  hat  mit  nhd.  kern    (cf.  Seh.  u. 


L.  II,  pag.  454  unter  kernen,  karnen,  loo 
kamen  fs.  d.J  mit:  „den  Kern  aus  der 
Milch  gewinnen"  übersetzt  wird)  direct  wohl 
nichts  gemein,  sondern  es  ist  dasselbe  Wort 
5  wie  ags.  (II.  Leo,  241)  cveorn,  cvyrn,  curn, 
bz.  cyrn  aus  cvyrna ,  cyrna  (Handinühle; 
Buttcrfass),  demnach  auch  mit  goth.  qair- 
nus  (cf.  kwern)  identisch,  cf.  weiter: 
kamen,    buttern,    Butter   durch   Drehen, 

10  Schlagen,  Stossen,  Schütteln  etc.  aus  der 
Milch  erzeugen  u.  gewinnen.  —  Nd.  kar- 
neu, kaarnen ;  nid.,  mnld.  kernen ;  wfries. 
kernjea;  nfries.  etc.  (Outzen)  kerne,  karne, 
sceruen,  sarnen;   satl.   (Ehren  traut,    II, 

15  218)  seddenje  ('«i<sserdenje,  serrenje,  serrnje, 
bz.  sernje,  mit  Erweichung  des  harten  „k" 
in  ein  zischendes  „s",  gespr.  wie  lat.  „c" 
in  Cicero);  loang.  (Ehrentraut,  J,  74) 
sjen  (für  sjern,   bz.  kern,   cf.   sjel   =   kerl, 

20  karl)  u.  (Ehren  traut,  II,  13)  sjennen 
(für  sjernen,  62.  kernen);  ags.  cernan;  engl. 
churn;  aengl.  chorne;  nordcngl.  kern;  north. 
kirn;  schott.  kirn;  isl.  kirna;  7wrw.  kirna, 
assimil.  (dialcct.  auch  schwed.)  kinna ;  schived. 

25  kä,rna  u.  (dialcct.)  kiorün;  r/ä/f.  kjerne  ;  ober- 
pfälz.  kernen  ;  mrhcin.  kernen  ;  ndrhein.  kir- 
nen; finn.  kirnua;  estn.  kiruuma;  lett.  ker- 
net. Letztere  wohl  aus  dem  altschwed.,  bz. 
an.  kirna  entlehnt,  hz.  abgeleitet.  —  Was  nun 

30  die  Wörter  karn  u.  karneu  betrifft,  so  glaube 
ich,  dass  das  Letztere  (ebenso  wie  das  mhd. 
kernen  [kernig  od.  markig  werden]  u.  das 
spätere  nhd.  ker n  e n ,  vom  Subst.  kern  u. 
ahd.  muljan   [cf.  mullen]    vom  Subst.  muH, 

35  Mühle,  cf.  mölen)  vom  Ersteren  weiter- 
gebildet ist,  wie  Ja  auch  engl,  churn  (but- 
tern, bz.  Butter  machen)  vom  engl,  churn 
(Butter gefäss,  bz.  Butter-Apparat)  auf  ags. 
curn  (Butter gefäss)  zurückgeht  u.  dass  dem- 

40  nach  die  germ.  Form  kernen,  kirnen  (but- 
tern) ebenso  loie  das  ags.  cernen  (Butter 
schlagen,  bz.  durcJi  Schlagen  od.  Stossen 
Butter  bereiten)  11.  engl,  churn  (buttern)  ein 
urspr.  von   nhd.   kernen    u.    mhd.    kernen 

45  (kernig  werden  etc.)  ganz  verschiedenes  Wort 
ist.  —  Das  Wort  karn,  bz.  karne,  kerne  aber 
betr.,  so  ist  es  zunächst  aus  kirne,  kirna  u. 
dies  wie  ags.  cvyrn,  curn  aus  cvyrna,  bz. 
kvirna,    qirna   (cf.  kamen  =    ahd.    (pieman, 

50  ags.  cuman ,  goth.  qiman  von  y  gam)  ent- 
standen, ivoraus  auch  die  Formen:  goth. 
qairnus  n.  ahd.  querna,  qnirna  (cf.  kwern) 
hervorgingen.  Dieses  qirua  mm  betr. ,  so 
hatte   es   ursjir.    die   Bedtg. :    Heib-Ding 

55  =  Ding,  womit  man  etwas  zerreibt  u.  zer- 
kleinert, od.  auch:  Ding,  bz.  Etwas  was 
zerrieben  u.  zerkleinert  ist,  woraus  sich  einer- 
seits die  Bedtg. :  Mühle ,  Mühl-  od.  Mahl- 
stein etc.  sowohl,  als  auch  die  von   (cf.  mal 

60  [zärtlich,  weich,   weichherzig  etc.]   u.  malsk 


KARNEN  179              KARN-MELK  KARMELK 

[zärtlich,  iveichherzig,  weich,  mürbe,  morsch,  dem  Stellen,  wie  I,  310  u.  564  etc.  u.  so- 
zart,  leicht  zu  bcissen  etc.] ,  sowie  smäre  dann  (I,  71  etc.)  die  y  gar  sub  2,  die  er 
[Schmiere,  Butter,  Weiches,  Zerriebenes],  mit:  zerbrechlich,  morsch,  (dt  machen,  od. 
siuolt  [Fett  =  Zerriebenes],  smelten  u.  smart,  tverden  übersetzt,  die  indessen  (cf.  tat.  f ra- 
sowie  auch  mal  [Mehl  =  Zerriebenes],  mO-  5  gor  u.  frango ,  soioie  an.  braka  [prasseln, 
len  [Mühle],  molt  [Staub,  bz.  Eingeweichtes,  krachen],  brestr  [Gelcrach]  u.  Weiteres  nn- 
od.  Weiches,  Zerriebenes],  mulm,  murt  etc.  tcr  bräken,  barsten,  kraken,  krank  otc.) 
u.  alle  Ableitungen  von  der  ]/  mar,  mal,  ebenso  wie  (cf.  pag.  73)  6  gar  (stürzen,  fal- 
smar,  smal) :  Zerriebenes,  Zerkleinertes  etc.,  len;  quellen  d.  h.  brechen  aus  od.  hervor 
od.  breiartige,  breiige  Masse,  Weiches  (z.  B.  10  aus  der  Erde  od.  einem  Felsen)  loohl  urspr. 
Mark,  Fett,  Butter,  Schmalz  etc.)  von  selbst  die  Bedtg. :  iwasseln,  krachen  hatte  u.  dar- 
ergaben u.  wonach  qirua  denn  als  zerrei-  aus  die  von:  bersten,  reissen,  brechen,  zer- 
bendes  u.  zerkleinerndes  Etwas  ausser  Mühle  brechlich  u.  alt  loerden,  bz.  stürzen,  fallen 
u.  Mühlstein  (od.  Mehl-  u.  Grütz-Apparat)  etc.  entwickelt  hat.  —  Weiteres  vergl.  bei 
auch  leicht  die  von:  Brei-,  Mark-,  Schmalz-  15  Grassmann  (479),  der  für  y  3  jar  die 
od.  Butter-Apparat  etc.  erhalten  konnten.  Grdbdtg.:  zerreiben,  abnutzen,  aufzehren  etc. 
andererseits  qirna  als  Zerriebenes  etc.  auch  annimmt  u.  sie  mit:  aufreiben,  gebrechlich 
das  Stammwort  von  ahd.  keruo  (nucleus,  bz.  u.  alt  machen;  alt  werden  lassen;  gebrech- 
Mark  od.  Innerstes)  wurde.  Man  kann  aber  lieh  werden,  cUtern,  aufgezehrt  werden ;  zer- 
auch  annehmen,  dass  die  Bedtg.:  Butterge-  20  rieben  werden;  aufreiben  etc.  übersetzt  u. 
fäss,  od.  Butter apparat,  Bing  zum  Fabrici-  sodann  dieselbe  y  gar,  bz.  gar  bei  Bopp, 
ren  von  Butter  (die  das  ags.  cyrn,  curn  ja  der  sie  (Gloss.  comp.,  pag.  148)  ausser  mit 
neben  Mühle,  Mühlstein  schon  hat)  couteri,  consumi,  confici  awc/i  m«<  concoquere, 
direct  aus  der  von:  Reib-,  od.  Stoss-,  bz.  digerere  wiedergiebt,  während  er  1  gar  mit: 
Zerkleinerungsapparat  hervorging,  zumal  25  humilius,  brevius  reddere  übersetzt  u.  dazu 
wenn  man  bedenkt,  dass  das  Getreide  nhd.  kurz  (cf.  kört)  stellt. 
urspr.  mit  einem  Stein  in  einem  Gefäss  Zu  dem  Thema  qir-ua,  a)  als  brechendes, 
zerstossen  (stötd)  oder  zerrieben  (räfen)  schrotendes,  zerkleinerndes,  zerreibendes  Et- 
wurde  und  dass  demnach  das  ags.  cvyru  was  (=  quem,  quirn,  Mühle,  Mühlstein  etc. 
od.  alte  qirna  nicht  allein  ein  Reib-  od.  30  cf.  auch  ags.  cveorn-ted,  Backenzähne,  als 
Zerreib-  u.  Zerkleinerungs-Apparat  auch  ein  die  mahlenden  od.  zermalmenden  Zähne)  u. 
Stoss-  od  Zerstoss-Apparat  war,  wie  kam  b)  als  gebrochenes,  geschrotenes,  zerkleiner- 
ja  auch  ein  Stoss- Apparat  ist,  bz.  ein  Ge-  tes,  zerriebenes,  morsches,  loeiches  u.  mürbes 
fäss,  worin  die  Milch  mittelst  Stossen  u.  Etwas  (=  ahd.  kerno,  an.  kjarni,  ags.  cyrn, 
Schlagen  etc.  gebuttert  wird.  35  Kern,  bz.  das  weiche  Mark  u.  Fett  od.  In- 
Vergleicht  man  nun  aber  die  y  gam  voti  nerste  der  Knochen,  das  weiche  u.  essbare 
goth.  qiman,  qam,  qumun  (cf.  kamen),  sowie  Mark  der  Bäume  u.  Pflanzen,  —  das  weiche 
die  y  Jan,  gan  von  goth.  qino  (Weib,  od.  u.  essbare  Innere  der  Schal-  u.  Hülsen- 
Gebärende,  cf  kwäne)  tt.  qinan  (gignere)  etc.,  fruchte  etc.)  stimmen  lautlich  u.  begrifflich: 
so  ist  für  qirna,  nebst  den  verwandten  Wör-  40  a)  lit.  girna  (Mühlstein,  Mühle)  etc.'—  b) 
tern,  ahd.  kerno  u.  ahd.  chorn  (cf.  körrel  skr.  jirua  (gebrochen,  schtvach,  alt,  morsch, 
u.  körn)  eine  idg.  y  gar  =  skr.  jar  anzu-  zerrieben,  aufgerieben),  welche  Wörter  beide 
setzen,  die  von  Hause  aus  mä  der  unter  ebenso  wie  qir-na  mit  dem  Suffix  na  von  ]/ 
karig  u.  karmen  erwähnten  Schalhourzel  gar,  gir,  jir  =  gar  jar  (brechen,  zerm-almen,  zer- 
jar  identisch  ist  u.  aus  der  Grdbdtg.:  so-  45  reiben  etc.)  weitergebildet  sind.  Zu  jirna, 
nare,  bz.  ein  unarticulirtes  Geräusch  machen  bz.  girna  bemerkt  Bopp,  dass  es  für  gärua 
in  ähnlicher  Weise  wie  y  ghur,  ghrii  aus  steht  u.  vergleicht  er  dazu  auch  lat.  gränum 
ghar  (tönen,  rauschen,  knistern  etc.,  cf.  send.  (aus  garniim),  sowie  weiter  goth.  kaum,  in- 
jar,  rauschen,  knistern  etc.  unter  karig  u.  dem  er  annimmt,  dass  dessen  Thema  kaurua 
karmen,  .sowie  weiter  unter  grind  das  ags.  50  =  älteres  Icurna  aicch  aus  karna  entstand, 
grindau  [Iremere,  frendere;  molere,  conteri]  loorüber  Weiteres  unter  körn.  —  Zu  skr. 
u.  ferner  das  unter  görte  u.  grind,  grand  jfrna  cf.  (Benfeg)  jirna-ta  (frailty),  jarana 
etc.  Gesagte)  auch  die  Bedtg.:  reiben,  zer-  (okl;  digestive)  etc. 
reiben,  zerkleinern,  mahlen,  zermalmen  etc.,  karu-klot,  s.  unter  karn-puls. 
bz.  brechen,  zerbrechen,  zerstossen  etc.  u.  so:  55  karn-melk,  kanuelk,  Buttermilch,  Milch 
zerrieben,  mürbe,  weich,  morsch,  zerbrech-  woraus  die  Butter  durch  kamen  ausgeschie- 
lich  etc.  machen  etc.  entioickelt  hat  u.  woraus  den  ist.  —  Sprichw.  u.  Redensart. :  'de  weie 
auch  die  Ablautform :  gur,  gvar,  bz.  jur  ent-  (Käsewasser,  Molken,  serum  lactis)  is  de 
stand.  Vergl.  dieserhalb  bei  Fick  (I,  72)  karmelk  sin  borge;  —  dat  is  de  küust  fan 
y  gar    (rauschen)  u.   dieselbe  auch  an  an-  60  de  karmelk,  dat  so  blau  lett  (blau  aussieht, 

12* 


KARN-PULS 


180 


KARSE  KASSE 


bz.  vollständig  aui^gebuttcrt  ii.  dünn  u.  wäs- 
serig ist);  —  de  karmelk  mit  de  mesfürke 
ilten  (Unsinniges  thun) ;  —  he  sucht  üt,  as 
kel  ua  karmelk,  h:.  lie  lied  'n  karmelksgo- 
sicht.  —  Nd.  karrmelk ,  karrnmelk ;  nid. 
kernemelk  ;  xofrics.  kerne-,  karne-melk;  engl. 
chiirnmilk  u.  (landsc/i.)  keriimilk;  sc/tott. 
kinimilk;  dän.  kjeniemelk;  st7i(6V(/.kilrnmjelk; 
ohcrpfäl:.,  ndrhcin.  kerninilch,  kirumilch. 

kai'ii-puls,  die  unten  mit  einem  rioidcn, 
flachen,  durchlöcherten  li rette  {karn-klüt  ge- 
na)uit)  versehene  Stange ,  icelche  beim  But- 
tern der  Milch  auf  u.  nieder  gestossen  wird, 
cf.  puls,  pulsken. 

karn  -  stok ,  der  Stock  od.  die  Stange, 
woran  der  sog.  karnklüt  (s.  karnpuls)  befestigt 
ist  u.  welche  beim  Buttern  in  dem  Loch 
des  Deckels  auf  u.  nieder  bewegt  u.  gestos- 
sen icird. 

kaniütje,  kernütje,  kenütje,  knütje,  a) 
Genosse,  Kamerad,  Sj)iclkamerad,  kleiner 
frühlicher,  lustiger  Geselle  etc.  u.  daher  auch 
b)  ein  kleiner,  fröhlicher,  lusticf  singender 
Vogel  u.  zwar  speciell:  der  Hänfling;  —  wen 
ht'^  mit  sin  karnüt.jes  (ker-,  kenütjes)  tosamen 
is,  den  hebbcn  se  glik  allerlei  schclmensträ- 
ken  bi  de  ende;  —  be  is  mit  sin  kernütjes 
(kenütjes,  knütjes)  hen  to  fisken ;  —  lie  singd 
as  'n  kenütje;  —  se  bebben  'n  kenütjes-lä- 
fen  (ein  Leben  wie  die  kleinen  fröhlichen 
sorglosen  Gesellen,  bz.  wie  die  Hänflinge) 
mit  'n  ander;  —  se  füren  'n  läfen  as  'n  ker- 
nütje (kenütje,  knütje).  —  Es  ist  das  Di- 
min.  von  karnüte  =  nid.  ker-,  kor-nuit  (Ge- 
nosse, Kamerad,  loser  Geselle;  grüner  Finke) 
von  dessen  Dimin.  kernuitje  auch  nid.  knuitje, 
hz.  (v.  Dale)  kneutje  (ceu  klein  vogeltje, 
dat  tot  het  geslacht  der  vinken  behoord, 
hennepvink ,  Hänfling)  wohl  contrah.  ist, 
während  von  kernnit,  kerneut  fcoH^ra/t.  knuit, 
kneut)  auch  ivohl  kncuter  (Hänfling)  weiter- 
gebildet lourde,  falls  knütje,  kneutje,  kneu- 
ter  etc.  nicht  etwa  besser  mit  kneutercn, 
knoteren  (schmettern,  schmetternd  singen, 
bz.  garrire,  cantillare  etc. ,  murmurare  etc.) 
V071  dem  Schallstamm  knut  als  Ablaut  von 
knat,  knit  (cf.  knattern,  knittern,  knuttern, 
od.  gnattern  etc.)  abzuleiten  ist.  —  Dies 
ker-,  kor-nuit  od.  kerneut  in  der  Bedtg.  Ge- 
nosse ist  aber  dasselbe  Wort  ivie  nid.  keur- 
noot  (cf.  mnld.  koren,  keuren,  eligere,  gu- 
stare  etc.,  bz.  unser  kür,  küren  etc.);  mnd. 
körnote,  kurnute,  karnute,  korgcnote,  churc- 
not  (gewählter  od.  gekürter  Genosse,  bz.  G-e- 
nosse  im  küren,  od.  wählen;  überhaupt:  Ge- 
nosse, Freund,  Buhle,  Kumpan,  Zech-  u. 
Spiel-Genosse),  ioovon  auch  nd.  (Dähnert) 
kornut  (ausgclcrnter  Buchdrucker-Lehrling, 
der  aber  nicht  das  Gesellenrccht  hat)  sich 
herschreibt. 


karnütjen,  kernütjen,  kenütjen,  knütjen, 

wie  ein  karnütje  etc.,  od.  kleiner  lustiger, 
fröhlicher  Geselle  leben  u.  sich  herumtreiben, 
fröhlich  u.  lustig  singen  etc. ;  —  be  karuüt- 
5  jed  wat  herum ;  —  he  lüpd  de  ganse  dag 
wat  to  kenütjen  etc. 

karpe,  karp,  karper  (Flur,  karpen  u. 
karpirs),  Karjife,  Karpfen  (cyi)rinus  carpio). 
—    Nd.    karpe ;    nid.    karpen ;     engl,    carp ; 

10  dän.  karpe;  schwed.  karp;  an.,  isl.  karfi, 
karbi  (cyprinus  jjelagicus  u.  auch  [isl.J  cy- 
prinus  carpio);  span.  carpa;  franz.  carpe; 
prov.  escarpa;  ital.  carpioue;  ahd.  cbarpho, 
cartb,  charafo ;    mhd.  carphe,   carpe,    karpe; 

15  tocd.  crap;  poln.,  slov.  karp;  serb.  karpa; 
russ.  karp;  böhm.  kapr;  lit.  karpa,  karpis; 
lett.  karpa;  mlat.  carabus,  carpio,  carpo, 
carpus  u.  (früher  schon)  carpa;  gael. ,  kelt. 
carbhanach;    loelsch    carp,    cerpyn.     —    Es 

20  scheint,  dass  dieses  Wort  der  Lautverschie- 
bung nicht  unterlag  u.  demnach  einer  y 
karp  angehört.  Vergleicht  man  nun  aber, 
dass  unser  schel-fisk  in  sei)iem  ersten  Theil 
zu  scilan,    skal    (scheiden,    spalten,   trennen 

25  etc.),  bz.  der  y  skar  (schneiden,  scheiden, 
trennen  etc.,  cf.  schälen  u.  schären  etc.)  ge- 
hört, so  mag  der  Name  des  Karpfen  dahin- 
gegen mit  skr.  karp,  krp  (Gestalt,  Form, 
Erscheinung,    Schönheit,    bz.  Schein,  Glanz 

30  etc.)  zusammenhängen  u.  demselben  dieser 
Name  loegen  der  schöyien,  regelmässigen 
Form  u.  der  scJiönen  vom  goldgelben  ins 
blaugrün  spielenden  Färbung  beigelegt  sein. 
Dieses  Wort,  ivas  wohl  mit  dem  zend.  kerhrp, 

35  keref  (Gestalt,  Körper,  Fleisch)  eins  ist  u. 
auch  dem  lat.  corpus  u.  unserm,  2  rif  zu 
Grunde  liegt,  dürfte  tooJd  aus  einem  mit 
dem  Suffix  pa  von  der  y  kar  (machen,  thun, 
schaffen,  formen,    bilden   etc.)   zusammenge- 

40  setzten  Thema  karpa  gekürzt  sein  u.  urspr. 
blos  die  Bedtg.:  Form,  Gestalt,  Bild,  äus- 
sere Gestalt  u.  äusserer  Schein  etc.  (von  Et- 
was), bz.  das  was  von  Etwas  sichtbar  ist 
u.  in  die  Erscheinung  tritt  etc.  gehabt  ha- 

45  ben,  wie  dies  wohl  auch  mit  unserm  like  der 
Fall  ist. 
karrcl,  karl,  s.  kürrcl  u.  kennel. 
kars,  s.  unter  kras. 
kars-,  kas-bikkei",  s.  karsfögel. 

50       kai'S-,  kas-b»ni,  Kirschbaum. 

kars-,  kas-brainvin,  Kirschbranntwein. 
kai'se,    kasse ,    kars ,    kas ,   Kirsche.    — 
Sprichw. :   mit  grote  herren  is  kwäd  kassen 
äten ;    se  kesen  de  besten    un  smiten  mit  de 

55  stenen  um  sük.  —  Nd.  kasbere ;  »ind.  kerse 
u.  kerse-,  karse-,  (kas-)ber(' ;  nid.  kers ;  tnnld. 
kerse;  o/jyZ.  chirsa,  chirssa,  kirsa ;  mhd.  kirse, 
kerse,  kcrsclie  ;  Schweiz,  kriesc ;  schwed.  kürs- 
bär;    dän.  kirsebär  etc.     Aus  lat.   cerasum, 

60  während  ital.    ciricgia,    ciliegia;    sjyan.   ce- 


KAERSE 


181 


KÄST 


reza;  port.  cereja;  prov.  cerisia;  franz.  ce- 
rise  etc.  nach  Diez  (T,  120)  aus  einem  Aclj.: 
ceraseus  entstanden.  —  üb  das  lat.  cerasum 
als  dunkel  gefärbte  od.  rotlie ,  glänzende 
Frucht  (die  Kirschen  sind  in  voller  lieife 
dunkelroth  od.  schioarz,  bz.  roth  u.  glän- 
zend) mit  dem  skr.  krs'na,  karsaa  (nach 
Bopp:  nigcr,  violaceus);  apreuss.  kirsnan 
(dunkel,  schioarz) ;  russ.  (cf.  Geiger,  Urspr. 
der  Sprache,  pag.  241)  tscherny  (schwarz), 
krasnyj  (roth,  schön,  glänzend)  zusammen- 
hängt «.  tveiter  mit  skr.  (Fi  c  k,  I,  45)  kfira 
u.  karana  (schwarz,  dunkel)  zur  y  kar,  kar 
(brennen,  flammen,  glänzen  etc.,  cf.  lat.  caleo 
etc.  u.  blak,  blaken,  blaker  etc.)  gehört,  od. 
mit  lat.  color  (cf.  klür)  u.  den  obigen  Wör- 
tern, sowie  mit  lat.  celare  (cf.  2  hälen  etc.) 
zur  y  kar  (verhüllen,  bedecken  etc.)  lasse 
ich  dahin  gestellt  sein.  Wegen  eines  etwai- 
gen Zusammenhangs  mit  griech.  kf^ras,  lat. 
coruu  etc.  cf.  hörn),  cf.  Weiteres  bei  Wei- 
gand  unter  Kirsche. 

kärse,  s.  kerse. 

karsen,  s.  karsten. 

kars-flod,  kasilöd,  s.  unier  karst. 

kars-,  kas-fögel,  auch  kars-,  kas-bikker. 
Goldamsel,  Pirol. 

kai'spel,  s.  karksi)i]. 

karst  (obs.)  Christ.  —  Mnld.  kerst ;  mnd. 
kerst,  karst,  kirst,  umgesetzt  aus  krist.  Da- 
von: a)  (obs.)  karsten,  kersten,  christlich, 
Christianus.  —  b)  karsten,  karsen,  kassen, 
kasjen,  vd.  Name  =  kristjan  (Christian, 
Christianus) ;  Geschln. :  karstens ,  karsens, 
kassens,  kasjens.  —  c)  (obs.)  kastenen,  ker- 
stenen,  karsten  =  mnld.,  mnd.  kerstenen ; 
afries.  kerstna,  zum  Christen  machen,  tau- 
fen. —  d)  karst-,  kars-,  kas-tul,  Christzeit, 
Weihnachtszeit.  —  e)  karst-,  kars-,  kas-flöd, 
Christ-,  Weihnachtsfluth ,  spec.  die  grosse 
Weihnachtsfluth  von  1717,  tvclche  wegen  ihrer 
grossen  Verheerungen  noch  lebhaft  in  der 
Erinnerung  des  Volkes  lebt.  —  f)  karst-, 
kars-ucht,  Christmorgen,  cf.  ucht. 

1.  karte,  Karte,  Landkarte,  Spielkarte, 
Visitenkarte  etc.  —  Redensart:  emand  in 
de  karte  kiken.  Aus  lat.  charta;  griech. 
Charte  (Blatt,  Papierblatt  etc.). 

2.  karte,  Karde,  Weberdistel.  Vom  lat. 
Carduus  aus  kasduus  (als  kratzendes  Etivas) 
von  der  y  kas  (kratzen  etc.),  cf.  Fick, 
IV,  .59. 

karten,  Wolle  mit  der  Karde  (2  ktirte) 
kratzen  u.  kämmen. 

kärtjen,  karten  (von  1  karte) ;  —  se  sunt 
an  't  kärtjen  (sie  spielen  Karte,  bz.  sind 
beim  Kartenspielen);  —  se  hebben  dat  mit 
'nander  ofkärtjed. 

kartnffel,  auch  ker-,  ke-,  kan-  u.  ge- 
tuffel,  Kartoffel;  —  kartuffels  in  de  büksen 


od.  pel-kartuffels  (Kartoffeln  mit  der  Schäle) ; 

—  Sprichw. :  du  grote  kartuffel,  wen  du  man 
nct  barsten  deist  (von  Praldhänsen).  —  Die 
Kartoffel  ivird  hier   auch  sehr  häufig  „erd- 

.5  appel"  (nid.  aardappel,  franz.  pomme  de 
terre)  genannt,  sowie  auch  tuffel,  wovon  die 
Vorsilhe  kar  (cf.  dieserhalb  tuffel  =  Pan- 
toffel) wohl  abgeworfen  ist,  da  es  scJnverlich 
directe  Entlehnung  aus  einem  rom.  tuftela 
10  etc.,    bz.  tufa    (von  lat.  tuber,    s.  unten)  ist. 

—  Das  Wort  kartuft'el  betr.,  so  entstand  es 
aus  älterem  tartuffel  (cf.  böhm.  tartofle;  isl. 
tartuflur;  dän.  [dialect.J  tartuft'el  =  Kar- 
toffel) als  EntleJinung  aus  ital.  tartufo,  mail. 

15  tartuübl,  ven.  tartufola  etc.,  tvas  vielleicht 
(Name  der  2' ruf  fei  «.  eines  Knolleng  e- 
ioächses)  aus  (cf.  Diez,  I,  4.30)  terrae  tu- 
ber (also  Erd- Knolle,  od.  Erdfrucht,  Erd- 
apfel) verderbt  tonrdc,  da  es  jedenfalls  zioei- 
20  fellos  ist,  dass  die  Endung  tnffol  etc.  aus 
lat.  tiilier  (vo7i  y  tu ,  flacht  haben ,  stark 
sein  od.  werden  ,  tvachsen ,  schwellen ,  sich 
ausdehnen,  dick  werden  etc. ,  cf.  dilm  etc.) 
entstand. 
25      karve  etc.,  .s.  karfe  etc. 

karwei,  kervvei,  kevvpi,  kravvei,  krewei, 
( To)i  auf  die  zweite  Silbe),  eine  Jemandem  auf- 
erlegte od.  aufliegende  Arbeit  od.  Verrichtung, 
bz.  ein  dergl.  Dienst,  eine  schivere,  mühevolle 
30  od.  unangenehme  Arbeit  od.  Verrichtung,  eine 
Arbeit   ausserhcdb    der   geicöhnlichcn   Zeit, 
z.  B.   nach  Feierabend,    od.    des   Sonntags 
etc.;   —    ho    kumd   mi    altid    mit  allerhand 
sükse  (solche)  bliksems    karwcien,   dat  man 
35  rein  des  düfels  worden  schul';  —  mit  sükse 
karweien  brükst   du    mi    ök  not  kamen,    de 
kanst  du    sülfen    för  di   holden ;  —  ik  heb' 
dar   fan    afend   na   firafond  nog  so  'n  lütjet 
karwei  för  di.    —    Nid.  karwei,    kerwei.  — 
40  Entlehnt    aus  franz.    corvöe;    henneg.  cou- 
rowöe;   occit.  courroe  (Frohndienst)  u.  dies 
nacJi  Diez  (TI,  25G)    aus   mlat.  corrogata 
in  der  Bedtg. :   Aufgebot  von  corrogare  (zu- 
sammenfragen, bz.  zusammenrufen,  versam- 
45  mein  etc.). 

kas,  Casse.     Aus  itcü.  cassa  etc.   u.  dies 
aus  lat.  capsa,  cf.  kapsei  u.  unter  käste. 
kas-büiu,  s.  karsböm. 
kaseii,  kosen,   ge-   od.   erkoren,   gewählt 
50  etc. ;  s.  kesen. 

kas-flöd,  s.  unter  karst,  sab  e. 
kasjen,  s.  unter  karst,  sub  b. 
kaspel,  s.  karkspil. 

kaspel-fägd,   Kirchspiel-Voigt,   Kirchen- 
55  Vorsteher. 

kasper,   ml.    Name    =   nhd.   Caspar;   s. 
Jasper. 

1.  kassen,  Kirschen;  s.  karse. 

2.  kassen,  s.  unter  karst,  sub  b. 
60      käst,  s.  käste. 


KÄST  AN  JE  182                           KAT-BLOK 

kastanje,  TTas/rtH/e;  makke  kastanjes('.'?HSse  lehnt  aus  franz.  casscrole;  pic,  champ.  ca- 

Kastanien).   —   Redensctrt :  mit    andermans  strole,    tcas  nebst  ital.  cazzuola;   span.    ca- 

handon  do  bradcn  kastanjes  üt  't  für  lialon.  zuela   aus   ital.    cazza;   cat.  cassa;   afran-., 

käste,  käst,    Kasten,  Behälter,  Schrank,  pic.  casse;    span.  cazo    (Pfanne    mit    einem 

cersihlossener  Jiaum,  Gefängniss ;  —  kisten  5  Stiel)  tceitergebildet  ist.     Das  ital.  cnzzn  etc. 

im  kästen;  —   üikast  (VlirTcasten,    Uhr-Ge-  stammt  nach  Diez  (I,    121)    indessen  loie- 

häuse  etc.);    —    wandkast    (Wandschrank);  der  von  ahd.  chezi,    kezi;    an.  kati    (Koch- 

—  he  sitt  in  de  käste    (rr  sitzt  im  Kasten,  geschirr),  worüber   Weiteres  unter  kätel. 
bz.  im  Gefängniss) ;  —  pass'  up !  du  kumst  kat,  s.  katte. 

nog  inseu  in  de  käste;  —  (scherzh.)  der  Hin-  10       kat-anker,   auch  katte  od.  kat  genannt, 

tere ;   h(-  gef  huni  wat  für  de  käste.  —  Nd.  Ein  kleiner  mit  mehreren  scharfen  Klauen 

käst,  käste;  ;««(/.  käst,  kass,  käste;  »W.  käst,  od.  Haken   versehener  A)iker ,   tvelcher  zur 

kas;  «Äf/.  kasto,  chasto ;  mhd.kuslo  (Kasten,  Verstärkung  eines  andern    in  dem  Fall  ge- 

Behälter,  Gehäuse,  bz.    Vertiefung  od.  Höh-  braucht    wird,    ivenn    der    Grund    steil   od. 

lung,    worin    die  Edelsteine  eingefasst  [also  15  sonst  zum  Halten  untauglich  ist  u.  ico  dann 

Einfassung  ctc.J  werden).  —  Es  ist  vielleicht  dieser    Anker    sich    (wie    eine    Katze   mit 

aus  goth.  kas  (s.  unter  2  kare)    weitergebil-  ihren  Klauen  od.  Nägeln)  an  denselben  fest- 

det,  doch  ist  nicht  zu  verkennen,  dass  auch  klammert,  bz.  in  denselben  einhakt.  —  Nid., 

nahe   Verwandtschaft  (formell  u.  begrifflich)  dän.  katanker;  schwed.  kattankare. 

mit  ital.  cassa   (cf.  ka.s);   span.  kaxa;  port.  20       Nach  Bobrik    (pag.  1.5)    heisst  das  Be- 

caixa;  franz.  caisse   (Kiste);  franz.  chässe  festigen   dieses   katankers     (od.    auch   katte 

(Einfassung)  etc.  besteht  u.  dass  namentlich  genannten  Ankers)  an  einen  andern  Anker 

die  mnd.  u.  nid.  Formen  kass,    kas  hierauf  das   Verkatten  tt.  wie  nun  ankern  (cf. 

zurückweisen.     Dans  ausserdem   aber  auch  ankern)  von  Anker  u.  haken  von  Hake 

lat.    casa    (Haus,    Gehäuse,    bz.    Häuschen,  25  iceitergebildet  ist,  bz.  V erkalten  eine  ahn- 

Hütte,  kleines  Gelass)  bei  diesem  Worte  so-  liehe    od.    die   gleiche  Bedtg.    wie    Veran- 

icohl,   icie  auch   bei  dem  ital.  cassa  etc.   in  kern  hat,   so   ist  es  wohl  zweifellos,    dass 

Frage  kömmt   u.  auch   selbst   ital.   cassa   u.  das   Vbm.  „katten"    (cf.  bei  Bobrik ,  pag. 

casso  (cf.  Diez,  1,117)  mit  dem  goth.  k&s  15  u.  45,  bz.  2  katten)  von  diesem  katte  oS. 

(Behälter,    Gefäss     etc.)     zusammenhängen  30  kat   genannten   Anker   iceitergebildet   ist   u. 

kann  (man  denke  nur  an  die  Züge  der  Go-  davon  tcohl    die  Bedtg.:  fest   machen,    ein- 

thoi    u.    ICO    überall   sie  zeitweilig    sesshaft  haken,  eingreifen  etc.  erhielt, 

waren),  ist  nicht  zu  bestreiten.  kat-blok,  ein   blök,   bz.  ein  Flaschenzug 

kastei,  Burg,  Schloss,  grosses  Haus  etc.;  mit    einem  starken  Haken,   welcher  in  ein 

—  'a  old  kastei;    —    'n  kastei  fan  'n    hüs;  35  um  einen  in  der  Erde  eingerammten  l^ahl 

—  kasteien  in  de  lücht  böen  (Luftschlösser  geschlungenes  Tau,  bz.  in  den  Bing  eines 
bauen).  —  Scherzh.  wird  der  Hinterste  auch  Ankers  eingreift  it.  fasst,  um  mittelst  des 
achtercastel  genannt.  —  Aus  lat.  castellum  durch  diesen  Block  laufenden  Zugtaues 
u.  dies  aus  casfrum,  ivas  vielleicht  mit  casa,  schwere  Gegenstände  auf-,  bz.  in  die  Höhe 
cassis  zur  y  skad,  bz.  ska  (bedecken,  ver-  40  zu  ziehen.  So  wird  z.  B.  beim  Mühlenbau 
hüllen,  verbergen  etc.)  gehört.  ein   einscheibiges  katblok    an   einen    in  der 

kastelein,   Wirth,  Gastwirth,  Schenktoirth  Erde  eingerammten  Pfaht  eingehakt  u.  das 

etc.  —  Es  ist  dasselbe  wie  nhd.  Castellan,  Ziehtau  durch  denselben  gezogen,  wenn  eine 

mhd.  kastelän,   mlat.  castellanus  (Burgvoigt,  schwere  Mühlenachse  od.  ein  schwerer  Müh- 

Schlossverwalter    etc.)    von    lat.    castellanus  45  lenstein   nach    oben   hinauf  gewunden  wer- 

(zum  Castell  gehörend).  den  soll,  icälirend  auf  den  Schiffen  das  sog. 

kas-tid.  s.  unter  karst,  sab  d.  katblok  (»W.  katblok;  engl.  CAthlock;  schwed. 

kast-iuaker    (Kastenmacher),     Schreiner,  kattblocken ;  dän.  katteblokkeu  =  ein  gros- 

Tischlcr.  ser  dreischeibigcr  Bloch  mit  starken  Haken, 

kasti'ul,  ke.stral,a)em  (/^/»««erferÄ'McÄe»-  50  cf.    Bobrik,   pag.  120)   herunter   gelassen 

herd  mit  div.  Feuerlöchern,  um  zu  gleicher  Zeit  u.  in  den  Ankrrring  eingehakt  wird,  wenn  ein 

mehrere  Koch-  ii.  Bratgeschirre  darauf  stel-  Anker  aufgewunden   (od.  aufgenommen,  ge- 

len  zu  können ;    —    b)  ein    eiserner  Feuer-  hoben,  bz.  aufgekattet)  loerden  soll.  —  Fer- 

behälter,  um  Etwas  darauf  zu  kochen  u.  zu  ner  wird  hier  bei  uns   ein   solches  einschei- 

braten ;   —   de   pot   up  de  kastrul   sctten  to  55  biges  katblok    auch    beim    Bammen    (es   ist 

kaken ;  —  c)  ein  eisernes  od.  thönernes  Ge-  entweder  unten  am  Fasse  der  Rammmaschine 

.•ichirr   zum  Kochen    u.    Braten ;    —    in  de  od.    des    Widders     an    einen   eingerammten 

kastrul  up  't  für  selten.    —    Es   ist  =  nid.  Pfahl  mittelst  des  Hakens  befestigt,   od.  bei 

kastrol ,    nhd.    (Jas  troll  (Bratpfanne  etc.)  einer  leichtern  Ramme  auch  oben  über  dem 

n.  wie  Casse  rolle  tt.    ital.  casserola  ent-  60  Rammblock)  gebraucht,  indem  über  die  Scheibe 


KATE  KAT  IH.*}  KAETE  KETE 

desselben  das  Tau  läuft,  woran  die  Arbeiter  kate  (Ideines  Haas,  sowohl  mit  als  ohne 
den  Rammblock  od.  Fallblock  in  die  Höhe  Land;  Hütte,  Schuppen,  Stall);  nid.  kot 
ziehen  u.  wenn  man  nun  ver(jlcicht ,  duss  (Käthe  etc.)  u.  (cf.  Weiland  u.  van 
auch  ein  Belafierungswerkzeug,  bz.  der  Wid-  D  a  l e)  kcct  ( Kothe ,  Salzkothe;  Werkstelle 
der  zum  Einstosscn  od.  Einraiinnen  der  5  für  Maurer  u.  Zimmerer,  Häuschen  od. 
Mauern  schon  sehr  frühe  katte  od.  Katze  Hütte,  toorin  dieselben  od.  auch  Feld-  u. 
genannt  tvurde  n.  auch  der  Eammblock  od.  Deicharbeiter  etc.  zeitweilig  icohncn  u.  ko- 
das  Fallblock  selbst  ebenso  tvie  die  Kamme  chen) ;  mnld.  (KU)  kot,  kote  (cavum,  lati- 
Katze  od.  nd.  kattblok  heisst,  so  scheint  Imlum,  caverna  etc.;  casa,  tugurium  etc.), 
es  mir,  dass  auch  katblok  in  der  obigen  u.  10  bz.  kact,  kate  (cf.  kater,  kacter,  Bauer,  klei- 
anscheinend neueren  Bcdtg.  urs^n-.  blos  die  ner  Bauer  etc.  =  unserm  kötcr)  u.  keete 
Bedtg.:  „Kammflaschenzug"  hatte  u.  dem-  {ca,six);  tvfries.  konte  (cf.  bei  Jap  ix:  kö&ter 
nach  bei  der  verschiedene)!  Bedtg.  des  Wor-  u.  daselbst  auch  die  von  ihm  angeführten 
tes  blök  von  Hause  aus  dasselbe  Wort  ist.  Formen:  kaet,  keet,  kit,  kot,  kut) ;  nfries. 
wie  das  nd.  kattblock  =  Rammblock,  iceil  15  käte,  kaate;  ags.  cot,  cöte,  cyte,  ccäte  (Hütte, 
es  eben  ein  blök  mit  einer  Scheibe,  bz.  ein  tugurium)  u.  cete  od.  ctHe  (cella) ;  engl,  cot, 
einfacher  Flaschenzug  ivar,  der  zum  Rani-  cote;  an.  kot;  isl.  kot  (villula,  magalia;  pec- 
men,  od.  Einrammen  der  Pfähle  diente,  torale,  thorax) ,  womit  kota  od.  keta  (eine 
ebensowohl  wie  das  Fallblock  u.  die  Ramme  klei)ie  Abtheilung  eines  Hauses,  particula 
od.  die  Katze  (mlat.  cattns,  gattus,  cata;  20  domus  secreta  etc.)  auch  wohl  zusammen- 
afranz.  chaz ;  mnld.  katte  etc.)  lelber.  Dass  hängt  u.  das  Vbm.  kota  (tenuem  rusticatum 
nun  aber  die  Anwendung  eines  solchen  incipere,  sich  besetzen  als  Köthner  etc.)  wei- 
Ramm-Flaschenzuges  zum  Auf  ziehen  des  tergebildet  ist;  norw.  kot  (ein  kleines  Zim- 
schweren  Ramm-  od.  Fallblocks  beim  Rom-  mer,  enger  Raum,  ein  kleines  Haus)  u.  kota 
7nen  auch  leicht  auf  dieselbe  Manipidation  25  (Hütte,  kleines  Haus,  wobei  Aasen  die 
beim  Aufziehen  sonstiger  schiverer  Gegen-  dialect.  Nebenformen  kotta,  kutu ,  kuttu, 
stände  (als  Mühlensteine,  Mühlenachsen,  köyta,  orZ.  kjüyte  t*.  sc7t?<;ef?.  käta  rtM#w/tri) ; 
Anlcer  etc.)  übergehen  konnte,  ist  klar,  ob-  schived.  kette  (Hürde,  Stall  etc.),  was  nach 
schon  es  auch  möglich  ist,  dass  bei  den  ver-  kettel,  kittel  =  an.  ketill,  katill  (Kessel,  cf. 
schiedenen  Bedtgn.,  loorin  das  Wort  Katze  30  kätel)  wohl  für  kete,  kate  steht  u.  mit  un- 
(cf.  katte  1—4  u.  bei  G r  i m m  unter  Katze)  serm  käte,  kete,  bz.  nid.  keet  u.  isl.  keta, 
gebraucht  wird,  dieses  katblok  auch  ivegen  ags.  cete  (s.  oben)  ivohl  identisch  ist. 
des  starken  Hakens,  womit  es  in  den  Ring  Es  loird  von  Einigen  (cf.  Oscar  Schade 
od.  das  um  den  Pfahl  geschlungene  Tau  etc.)  angenommen,  dass  kate,  kote  etc.  das- 
e ingreift  od.  einhakt  auch  ein  Compos.  35  selbe  Wort  ist,  wie  ahd.  kozo,  cozzo,  kozzo, 
von  kat  (als  ein  mit  Klauen  od.  krummen  chozzo;  mhd.  kotze  u.  ahd.  choz,  chozza, 
Haken  zum  Eingreifen  versehenes  Etwas,  cuzi,  cuzin ;  mhd.  kütze,  kutz  (grobes  zotti- 
ef .  katunker  etc.)  K.  blök  .sein  kann,  wo  man  ges  Wollenzeug;  Decke,  Mantel,  Kleid  da- 
es  denn  auch  als  Klauen-  od.  Haken-  von)  u.  dass  es  ivie  mhd.  kiittGjkottG  (Kutte, 
Flaschenzug,  od.  blök  mit  einer  Klaue  40  Mönchskutte);  ital.  cotta;  span.,  port.,  prov. 
od.  einem  Haken  zum  Eingreifen  u.  Fest-  cota ;  afranz.  cote  (langes  Oberkleid) ;  franz. 
halten  (n.  so  loeiter  auch  zum  Aufheben  u.  cotte  (Unterrock  etc.);  mlat.  cotta,  cottus 
Heben)  deuten  könnte.  (cf.  Diez,    I,   145)  aus  dem  lat.  cutis  (cf 

kate,    kät,    Haus,    einfaches   od.    kleines  luul)    entstand.     Da   indessen    die   Bedtg.: 

Haus,  Tagelöhner-  od.  Häuslings- Wohnung,  45  Decke,  Kleid  etc.  des  ahd.  kozo  etc.  sich  in 

kleine  Bauernwohnung,  geringes  Haus,  Hütte;  dem  )igerm.   kote,   kato,    kete  etc.   nirgends 

—  'n  lütjeu  od.  oklen  kate;'—  lie  wand  dar  findet,  sondern  diese  ausschliesslich  die  von: 

in  'ii  kate  acbter  of ;  —  't  is  man  'n  kat  fau  'Haus,    kleines  Haus,   Hütte   etc.    haben   u. 

'n  hüs.  —  Daneben  auch:  dasselbe   sich    noch    unver schoben  in  oberd. 

kiite,k&te,  eine  grosse  Hütte  vo)iIIolz  od.  50  3Iundarten  (cf.  Grimm,  Wb.  V,  Spalte 
Stroh,  bz.  ein  grösseres  Zelt,  worin  die  Deich-  1883  sub  c)  findet  u.  das  Wort  auch  sonst 
arbeiter  kochen  u.  schlafen,  b^.  die  Zeit  über  (cf.  daselbst  Spalte  JSS4  sub  III,  2:  gael. 
(oft  Monate  lang)  wohnen,  während  ivelcher  cot;  kijmr.  cwtt;  estn.  kodde;  finn.  kota  u. 
sie  an  den  Deichen  arbeiten  od.  sonstige  ahn-  iveiter :  aslav.  kotitl ;  bulg.  kotec;  serb.  ko- 
liche  Arbeiten  verrichten.  —  Beide  Wörter  55  tac,  kot,  Hccus,  Hütte,  Zelle  etc.)  vorkommt, 
sind  ivohl  von  Hause  aus  gleich  u.  dasselbe  so  scheint  es  fast ,  als  ob  kate,  kote,  kete 
wie:  nd.  ksite,  kote,  k&ot  (Käthe,  Haus  eines  etc.  ein  urcdtes  der  Lautverschiebung  (so- 
Häuslers  etc.)  n.  (Schütze  etc.)  kott  (Ge-  wohl  an-  cds  inlautend)  entgangenes  Wort 
häuse,  Käfig,  Haus  etc.,  cf.  duvenkott  =  u.  mit  skr.  kuti  (casa  etc.,  bz.  nach  Ben- 
Taubenhaus);  mnd.  (Sch.u.L.)  kote,  kotte,  60  feg  a)   eine  Hütte;   —   b)   ein  Gefäss  od. 


KAT-EKERKEN  184                     KAETEL  KETEL 

Geschirr  zum  Bihuhern)  u.  somit  weiter  tel,  cf.  kel,  kel,  lär  etc.)  säl,  sei;  ags.  cetel, 
auch  mit  hütte  von  Hause  aus  identisch  ist  cytel;  enriL  kettle;  an.  ketill  fP/Mr.  katlar) ; 
u.  mit  diesen  zu  einer  u.  derselben  y  kut  norw.  (Ivar  Aasen)  kjetel,  kjeel,  kjel  7i. 
(gebogen,  hz.  gekrümmt  u.  gewölbt  sein,  sich  (provinz.)  kjeil,  kjil,  kitel,  kjitil,  kasle  (für 
biegen  etc.  od.  nach  Benfetj:  tobend)  ge-  5  katle?);  anorw.  ketill;  schwed.  kettil,  kittel 
hört,  wie  griech.  kaiuara  (Gewölbe;  Gürtel,  u.  (provinz.)  kätel,  kill,  kessle;  däu.  kjedel; 
cf.  kamer)  zur  y  kam.  Dass  nun  in  die-  goth.  katils;  ahd.  chezil,  cheszil,  chezzil, 
sem  Fall  aber  dos  von  Hildebrand  (cf.  cheizzil,  cbezzel ;  mhd.  kezzel.  Daneben  (cf. 
Grimm,  Wb.  V,  Spalte  ISS4,  sub  3,  2  h.)  Grimm,  Wb.) :  lit.  katilas;  Ictt.  katls; 
gleichfalls  angezogene  zend.  k&ta  (nach  Justi  10  finn.,  läpp,  kattila;  estn.  kattal,  katla;  nd- 
a)  ein  erhöhter,  aufgeschütteter ,  bz.  ausge-  ivend.  kotl  u.  koschel  (cf.  oben  nono.  kasle 
grabencr  Behälter  für  die  Leichen;  —  b)  u.  schwed.  kessle);  poln.  kociel;  ungr.  kat- 
ein  Haus  [also  urspr.  wohl  eine  Grube,  lan;  rum.  kotlou,  —  L's  wird  meistens  als 
Vertiefung,  Höhlung,  Hohlraum,  caverna  u.  eine  Entlehnung  aus  lat.  catillns  (Schüssei- 
so auch:  Versteck  u.  Ort,  wohin  ma)i  sich  15  chen  od.  Napf,  einem  Himin.  von  catinus, 
flüchtet  u.  Schutz  sucht,  Wohnung  etc.]  von  cd-iinnm,  Schüssel,  Napf ;  Topf,  Tiegel;  Wind- 
der  y  kan;  skr.  kban  =  idg.  ska,  skan,  .s\  kessel ;  Höhlung),  bz.  griech.  kötulos  (Näpf- 
unter kaual  etc.)  nicht  hicher  gehört,  sei  chen,  Schälchen) ,  kotüle  (Höhlung,  alles 
noch  beiläufig  erwähnt.  Wegen  des  tourzel-  Hohle,  als:  hohles  Gefäss,  Becher,  Schäl- 
hnftcn  Zusammenhangs  von  kate,  kote,  20  chen;  Knochenhöhle,  Lendenhöhle)  angese- 
kete  (Käthe,  kleines  Haus  etc.)  mit  kote  hen,  was  nach  Fick  (I,  37)  mit  skr.  cat- 
vergl.  Weiteres  unter  diesem  Worte.  —  vala  (Höhlung)  etc.  zu  der  unter  höden  er- 
Zum  Schlüsse  sei  zu  kate,  kote,  kete  ß-lei-  wähnten  y  kat  (skr.  cat)  gehört.  Mancher- 
nes  Haus  etc.)  noch  das  mnd.  (Seh.  u.  L.)  seits  wird  indessen  eine  Entlehnung  aus  lat. 
kitzeu,  ketzen  (kleines  Haus,  Nebenwoh-  25  catillus  etc.  bezweifelt  (die  Bedtg.  von  K es- 
nung)  erwähnt,  tcas  nach  den  mnld.,  bz.  sei  u.  lat.  catillus  liegen  auch  eticas  weit 
mfläm.  Formen  kaetsen,  ketzen,  kitzen  u.  aus  einander  u.  ist  es  ja  auch  der  Bedtg. 
mnd.  katzen  =  unserm  kätsen  wohl  eine  nach  durchaus  nicht  gesagt,  dass  goth.  ka- 
Nebenform  von  kate,  kete,  kote  ist.  tils  etc.    ein  Dimin.  ist)    u.  katils ,    bz.  das 

kat  -  ekei'ken ,    Eichhörnchen.      Wörtlich  30  Thema  katila   als   eine    Weiterbildung  (mit 

wohl:  Katz-Eichhörnchen  (cf.  katte  u.  eker-  dem  Suffix  ila,  cf.  el)  von  an.,  isl.  kati  (ca- 

ken),  toeil  die  Eichhörnchen  wie  die  Katzen  tina;  cymba,  bz.  ein  Fass,  Gefäss,  Geschirr ; 

klettern  etc.  Kahn,    Boot,  Schiff),    ahd.  chezi,  kezi,    bz. 

katel,  kitzlich,  reizbar,  empfindlich,  leicht  chezzi,  chezzin,  chezze;  mhd.  kezzi  (calda- 
verletzt  u.  wund;  —  dat  is  'n  kateln  sake,  35  riiim,  cacabus,  Kessel,  'Topf)  angesehen,  tcas 
dar  dürd  man  net  föl  in  rören;  —  he  hed  übrigens  selbst  eine  Entlehnung  aus  lat.  cati- 
'n  kateln  (reizbare,  empfindliche  etc.)  hüd;  nus  (s.  oben)  sein  soll,  na-ch  Diez  (I,  121) 
—  de  'n  to  'n  kateln  hüd  hed,  is  slim  to  sehe-  aber  auch  das  Stammivort  von  ital.  cazza ;  cat. 
Yen  (barbieren);  —  de  hüd  is  mi  so  katel  cassa;  afranz.,  piic.  casse ;  chw.  caz;  span. 
(empfindlich  u.  schmerzhaft ,  bz.  leicht  ver-  40  cazo  (Pflaume  mit  einem  Stiel)  ist.  Ver- 
letzt u.  lound  etc.),  dat  mi  d'r  hast  niks  an  gleicht  man  weiter  (Grimm,  Wb.  V,  Spalte 
kamen  dürd;  —  he  is  ferdömd  katel  (kitz-  201,  sub  0)  nhd.  Katze,  bz.  katschiff,  katz- 
lich,  empfindlich  u.  leicht  gereizt  etc.);  —  schiff;  mlat.  catta  (ein  kleines  Schiff);  nid. 
de  to  katel  is,  hed  fol  ferdret,  —  Wang.  eene  kat  zonder  ooren  (Flösse,  längliches 
(Ehr  entrauf,  I,  Un)  kättel;  engl,  schott.  45  Schiff'  mit  weitem  Bauche) ;  engl,  cat  (das 
kittle ;  norw.  kitall  u.  (dialect.)  kjetall ;  kat  od.  katscliiö',  ein  besonders  in  den  frü- 
schwed.  kjitall,  ketall;  adän.,  jütl.  kidei.  —  hcroi  Zeiten  von  den  Dänen,  Schweden  u. 
Nach  dem  ags.  citeljan;  ahd.  kizilon;  nid.  Norwegern  gebrauchtes  dreimastiges  Kauf- 
keteleu  etc.  (kitzeln)  ist  wohl  anzu)iehmen,  fahrteischiff ,  in  England  früher  auch  zum 
dass  katel  zunächst  aus  ketel  u.  dies  aus  50  Kohlentransport  verwandt);  schwed.  katt; 
kitel  entstand.  Weiteres  vcrgl.  indessen  un-  dän.  kat;  nid.  (Bobrik,  379)  katschip; 
ter  kiddeln.  franz.  chat;    span.   gato,   gata;   port.  gato; 

kätel,    kctel    (Flur,    kätels),    Kessel.    —  ital.  gatto,  gatta  (dasselbe),   so   ist   es  ivohl 

Compos.:  water-,  bröc-,    wask- kätel  etc.    —  zioeifellos,  dass  diese  Wörter  sämmtlich  auf 

Sprichw.:   de    kätel    ferwitt  de  pot,   dat  he  55  ein  an.  kati  (cymba)   zurückgehen   u.  dieses 

swart  is.    —    Nd.  kätel,  ketel;    mnd.  ketel,  Wort  eben   durch   die   Normannen   zu   den 

kettel,  kotel ;  nid.  ketel ;  africs.  ketel,  szetel,  andern    Nationen    kam.    —    Ob    nun    aber 

tsetel,    tsietel,    sthitl;    wfries.  tjettel ;    wang.  wirklich    eine  Entlehnung    von   goth.   katils 

(Ehr  en  traut,  T,  184)   sjittel;  satl.  sätel;  etc.  aus  lat.  catillus,    bz.    von    an.   kati  etc. 

helg.  settcl;   nfries.    (contrah.  aus  satel,   se-  GO  aus  lat.  catinus  u.  Weiterbildung  von  katils 


KAETEL-BOETER  185              KAT-RAEPEL  KATREPEL 

aus  an.  kati  stattfand,   od.   alle   die  obigen  kätje,    Käthchen.      Bimin.   von  kate    = 

Wörter  ohne  Lautverschiebung  mit  skr.  ka-  Catharina. 

thina  (vas  fictile) ;  kätä  (Höhle,  Grube,  Tiefe,  katje-liat,  kreuzfidel,  fidel  wie  Kätz  c  h  e  ti, 

Vertiefung ,    cf.    Grassmann,    322),    bz.  cf.  fiat. 

kata  (coxa,  lumbus,  clunis;  elephanti  tempus  5  kat-öge,  Katzenauge,  Auge,  ivelches  aus- 
capitis)  auf  die  f  (Boirp)  kat  (tegere),  bz.  sieht,  bz.  so  scharf  u.  grell  ist,  wie  das 
(Fick)  kat  (verbergen,  bergen,  verstecken)  Auge  einer  Katze;  —  se  hcd  katogen  in  de 
zurückgehen,  tvage  ich  nicht  zu  entschei-  kop,  bz.  is  katögd.  —  Wir  verstehen  darun- 
den,  zumal  man  bei  kätä  (Höhle  etc.)  auch  ter  nicht  allein  scharfe,  grelle,  bz.  im  Bun- 
an das  unter  kate  am  Schlüsse  erwähnte  \0  kein  sehende,  sondern  auch  falsche  od.  falsch- 
zend.  kata  erinnert  ivird.  blickende  Augen. 

Zu  dem  obigen  an.  kati,  bz.  dän.  kat;  katolik;  Katholik,  Mitglied  der  römisch 
schwed.  katt  (dreimastigcs  Kmiffahrteischiff)  katholischen  Kirche,  bz.  Bekenner  u.  An- 
noch  die  Frage,  ob  sich  daher  vielleicht  der  hänger  des  römisch  katholischen  Glaubens. 
Name  „kattegat"  des  Sundes  zivischen  Jüt-  15  —  Ursprünglich  bezeichnete  dieses  Wort 
Und  u.  Norwegen-Schiveden  herschreibt  u.  einen  Christen,  der  allgenuin  gläubig  ivar 
ob  dieses  Wort  nicht  icörtlich  soviel  als  it-  seinen  Glauben  für  allgemein  gültig  u. 
Schiffs-Gasse,  S chiffsstrasse  (cf.  verbindlich  hält,  bz.  ein  Bekenner  u.  An- 
sät) bezeichnet?  hänger    der    allgemeinen    (christlichen) 

1.  kätel-böter,  Kesselflicker,  Kesselaus-  20  Kirche  war,  indem  das  von  griech.  katholi- 
besserer  etc.;  —  (scher zh.)  Lärmmacher,  k6%  (s.  unten)  stammende  Wort  sich  auf  die 
Schreihals;  —  du  lütje  kätelböter,  wult  du  Mitgliedschaft  der  allgemeinen  (christ- 
wol  Stil  wesen?  —  Redensart:  he  mäkd  'n  liehen)  Gemeinde  od.  Kirche  bezog,  ebenso 
allarm  (bz.  rärd)  as  'n  kätelböter.  —  Nd.,  wie  unter  katholische  Schriften  od. 
bz.  mnd.  ketelboter,  ketelbuter.  cf  böten«.  25  Bücher  urspr.  diejenigen  Bücher  (Evan- 
unter  böter.  gelien,   Apostelgeschichte ,  Episteln  etc.)   des 

2.  kätel-böter,  Kesselhetzer,  cf.  böter,  neuen  Testaments  verstanden  wurden,  welche 
sub  a.  nicht  an  eine  besondere  Gemeinde   (die  Bö- 

kätel-hake,  Kesselhaken.  mer,    Corinther  etc.)  gerichtet  waren,  son- 
kätel-lapper,  Kesselflicker.  30  dem  für  die  Allgemeinheit,  od.  die  sämmtlichen 
kätein,  keteln,  kesseln,  d.  i.  (Federn  od.  (christlichen)  Gemeinden  bestimmt  u.  gültig 
Bannen)  in  einem  Kessel  über  gelindem  Feuer  waren    u.    zur   Bichtschnur   des    Glaubens 
warm  machen  u.  auffrischen,    dass  sie  wie-  dienten  od.  dienen  sollten.     Bas  griech.  ka- 
der  lebendig  od.  elastisch  werden;  —  de  fä-  tbolikös  hat  nämlich  die  Bedtg.:  ganz  all- 
ren  mutten  neis  käteld  worden.  35  gemein,     bz.    das    ganz  Allgemeine 
kater,  Kater.  —  Compos.  krabkater,  düf-  od.   das   Game   (u.   nicht  Gesonderte 
kater  etc.  —  Sprichw.:  he  is  so  leftallig  as  u.    Speeielle)    u.    bezeichnet    der  Ausdruck, 
'n  kater;   —   he   is  so   klok   as  unse  naber  „katholische  Kir che"  daher  Ursprüng- 
en kater,  de  kan  't  gras  wassen  hören;   —  lieh   auch  nichts  iveiter  als  „allgemeine 
Kinderreim:   krabkater,  sprang  in  't  water,  40  (weder  an  Zeit  noch  Baum,  noch  an   Volk, 
wul'  'n  fisje  fangen,    blef   d'r  an   behangen.  Geschlecht  od.  Alter  gebundene)  Kirche", 

—  Nd.,  nid.  kater;  ahd.  (chataro),  chatere;  soicie  Katholik  soviel  als  Bekenner 
mhd.  katero,  kater.     Es  ist  mit  der  Endung  dieser  Kirche. 

er,  ero  (wie  in  Tauber  von  Taube,  Marder  katölsk,  ketolsk,  katholisch,  der  römisch 

von  Mard  etc.)  von  kat,  bz.  ags.  cat  (catus,  45  katholischen  Kirche  od.  Gemeinde  angehörig 

cf.  katte)  weitergebildet.  etc.;    —    he  is  katölsk  worden,    ofschön  sin 

kat-gäfel,  der  kleine  Giebel,  der  oben  an  fader  lüttersk  was;  —   't   is   en  fan  de  ka- 

dem,  hörnende  eines  Bauernhauses  od.  einer  tölsken,  de  nargens  anders  hengän  düren,  as 

Arbeiterwohnung   über  dem  Walmdach  an-  na  de  katölske    kark.    —    Im    Volksmunde 

gebracht  ist.  50  wird  das  Wort    „katölsk"    auch   häufig   in 

kat-halsen,  zanken,  streiten,  reissen,  zer-  der   Bedtg.:   närrisch,    verkehrt,    verdreht, 

ren;  schwer  arbeiten,  sich  mühen  u.  wehren,  wunderlich  etc.  ('t  is  um  katölsk  to  worden ; 

abmühen  etc. ;  —    laten  se  sük  d'r  um  kat-  —  dat  sügt  je  ketolsk  üt ;  —    dat  is  'n  ke- 

halsen :  —  d'r  is  hei  gen  kathalsen  (od.  ar-  tölsken  budel  etc.)  gebraucht,  wie  dies  auch 

beiden,  bz.  riten)  tegen ;  —   ik  harr'  d'r  fol  55  anderwärts  in  protestantischen  Ländern  der 

mit  to  kathalsen,  dat  ik  hum  so  wid  kreg;  Fall  ist. 

—  he  kathalsd  sük  d'r  tegen,  so  göd  as  he  kat-räpel,  katrepel.  Bezeichnung  abge- 
kan.  —  Nd.  (Br.  Wb.  etc.)  kathalsen;  nid.  legener  Strassen  u.  0 ertlichkeiten,  wo  der 
kathalzen.  Janhagel  od.  Pöbel  wohnt.  —  „he  wand  in 

katje,  Kätzchen.  60  de  katräpel"   heisst  daher  so  viel,   dass  er 


KAT-RULLE  KATRUL 


186 


KATTE  KAT 


(b2.  ein  gewisser  Jemand)  in  einer  schlech- 
ten Umgebung  wohnt  u.  dass  man  daher 
keine  Lebensart  it.  gute  Sitte  bei  ihm  er- 
warten  kann.  Diese  (cf.  Br.  Wh.  etc.  u. 
bei  Seh.  u.  J..  unter  katropel,  -ropel)  in  vie- 
len Städten  vorkownicnde  Bezeichnung  ist 
loohl  von  kat  (Katze)  u.  lilpel,  repcl  (Büf- 
fel, Bi(f'el,  Baufcl,  od.  Baufe,  hz.  ein  gros- 
ser Kamm  od.  Instrument  mit  schatfen 
Zacken  zum  Abraufen  der  Samenknoten  des 
Flachses,  cf.  räpel  u.  mnd.  repen,  roiien, 
repelei)  =  räpelii)  zusammengesetzt,  sodass 
es  urspr.  soviel  wie  Katzen-Biffel  od. 
Kat z en -Baufe ,  bz.  ein  Instrument  od. 
Etwas  bezeichnet,  icomit  die  Katzen  gerif- 
felt, gerauft,  bz.  gehechelt  u.  gestriegelt  icer- 
den  u.  dann  als  Katzen -Baufe  etc. 
auch  auf  eine  Gegend  übertragen  lourde, 
wo  die  Katzen  sich  raufen  u.  mit  ihren 
scharfen  Klauen  hecheln  od.  kämmen  u. 
zerzausen,  was  mehr  in  abgelegenen  u.  von 
Janhagel  beicohnten  Strassen  u.  Gegen- 
den, als  in  den  Haupt.^trassen  der  Fall  ist. 
kat-rulle,  katrul,  ein  Flaschenzug  od. 
eine  Winde  zu)n  Aufziehen  schwerer  Lasten. 

—  Xd.  (Br.  ]Mj.)  katrulle;  nid.  katrol ; 
mnld.  (KU.)  katorrol ,  katerroUe  (trochlea, 
rochanius,    rotula    striata,    rotula  trochleae). 

—  Fs  ist  von  kat,  bz.  kater  u.  rulle  (Bolle, 
rotula)  zusammengesetzt.  Ob  indessen  hier 
kat  M.  kater  in  der  eigentlichen  Bedtg.  von : 
felis  od.  catus  stehen,  od.  sich  nicht  viel- 
mehr auf  das  Katze  genannte  Belagcrungs- 
Werkzeug  (s.  unter  katblok)  beziehen  (als 
Sturmbocks-Bolte ,  hz.  Bolle  zum  Heben  u. 
Vorschieben  der  Katze),  vermag  ich  nicht 
zu  entscheiden,  zumal  es  als  naut.  Hebe- 
Werkzeug  auch  mit  kut  in  der  Bedtg. :  An- 
ke r  (als  Anker-Bolle ,  bz.  Werkzeug  zum 
Heben  des  Ankers),  od.  gar  mit  kat  in  der 
Bedtg.:  Schiff  (als  Schiffsrolle  etc.,  s.  un- 
ter kätpl  am  Scitlusse)  u.  selbst  mit  dem 
Vbm.  katten  (s.  unter  katanker)  begrifflich 
zus<tmmenhängen  kann. 

käts,  kätse,   Schlag,   Maidschelle,  Stoss, 
Prall,    Bückstoss ,   Aufstoss,   Aufprall  etc.; 

—  he  gaf  hum  'n  käts  an  de  hals,  dat  't 
ballerde ;  —  do  bal  flog  mit  'n  käts  {od. 
steis)  up  de  disk.  —  Mnld.  (KU.)  kaotsc, 
ketse  (ictus,  porcussio,  colaphus,  alapa) ; 
mfläm.  kaotsse,  ketse  (un  soufflet ,  coup  de 
poing).     cf.  kätseu. 

käts-bal ,  Fangbull,  Spielball,  Ball,  den 
man  mit  der  Hand,  bz.  einem  Stock  fort- 
schnellt od.  forttreibt  etc.,  bz.  an  die  Wand 
kätsd.  —  Nid.  kaatsbal ;  mnld.,  mfläm.  kaets- 
bal;  mnd.  (Seh.  u.  L.)  kaszbal.  Fer^/Z. kätsen. 
kätHen,  schnellen,  treiben,  forttreiben, 
schleudern,  werfen,  prallen,  stossen,  stürzen 
etc.;  —  he  käfsd  df  bal  wol  dartig  trä'  hen; 


—  he  kätsde  hum  an  de  wand,  dat  't  kwakde; 

—  se  kätscn  en  de  ander  de  bal  to  (auch 
flg.  z.  B.  von  Advokaten) ;  —  he  kätsd  't 
all'  up  de  gruud;  —  he  ka,\sde  (fiel,  stürzte) 

5  up  de  grund,   dat  Inim  de  knakoii  kräkden ;       j 

—  de  Wagens  katsden  fjiralltcii)  tcgen  'n  an-       l| 
der  an.  —  Nid.  kaatsen  ;  midd.  kaotsen,  ket-       ' 
seil  (sectari  pilam,  ludere  pila  palmaria,  exer- 
ceri  pila);  mfläm.  kaetscn,  ketson  (jouer  ä  la 

10  panmo,  pelotir),  kotsen,  kitsen  (courir,  error 
^a  et  lä) ,  ketson  (chasser) ;  mnd.  katzcn 
(Fangball  spielen).  —  NacJi  Weiland  u. 
Andern  (cf.  Grimm,  Wb.  V,  Spalte  207 
unter  katzball)  gehen  die  obigen  WöHer  mit 

15  nid.  kaats  (plaats,  waar  de  bal  na  den  eer- 
sten  stuit  [steis,  bz.  Aufprall,  cf.  kätse]  valt) ; 
mnld.  kaetse  (ictus  pilae,  meta  sive  termi- 
nus  pilao),  kaetsbano  (sphaeristerium),  kaets- 
spei  (ludus  pilae,  sphaeristerium,  locus  exer- 

20  citio  pilae  destinatus),  sowie  engl,  chase  i 
(Jagd,  Verfolgung ;  Stelle  wo  der  Ball  im  M 
zweiten  Sprunge  niederfällt  etc.),  chase  (ja-  1 
gen,  hetzen,  treiben,  vertreiben  etc.)  u.  auch  I 
wohl  catch  (Fang,  Beute),  catch  (fangen  etc.) ; 

25  Schott.  Cache,  caich,  cadge  (to  toss,  to  drive, 
to  sliog)  auf  ital.  chaza  (Jagd  im  Ballspiel), 
chazar  (den  Ball  zurück  werfen,  od.  wie 
zcir  sagen:  torüg  kktsea)  von  franz.  chasse; 
afranz.  chace:  ital.  caccia;  span.,  port.  cazA; 

30  prov.  cassa  (Jagd),  bz.  franz.  chasser ;  afranz. 
chacier;  ital.  cacciare;  span.,  port,  cazar; 
prov.  cassar  (jagen,  Jagd  machen  [auf  Et- 
was],  verfolgen,  verjagen,  vertreiben  etc.) 
zurück,  ivelche  nach  Diez  (I,  97  seq.)  von 

35  lat.  captare,  bz.  captus  (s.  hecht,  hechten) 
entstanden  sein  sollen. 

Vergleicht  man  übrigens  kattorn  u.  kwat- 
tern  etc.,  so  loürde  auch  unser  kätsen  urspr. 
dasselbe  wie  kwatsen    (cf.  dieses)   sein   kön- 

40  nen  u.  auch  3  katten  wieder  mit  kattern  u. 
kwattern  van  demselben  Stamm  kat,  kwat 
abstammen  können.  Wegen  der  m)ild.  u. 
mjläm.  Formen  kotsen,  kitsen,  cf.  auch  kit- 
tern, kwittern    (/.   dazu   unter   kwatsen    das 

45  bagr.  quittein  u.  quitschen. 

kat-stert  (Plur.  katstörten) ,  a)  Katzen- 
schwanz ;  —  b)  Schachtelhalm ,  Vuwock, 
equisetum;  dat  land  sitt  ful  fan  katsterten, 
dat  is  des  düfels   wed;   —  c)    einige  Arten 

50  von  Ehrenpreis  od.  veronica,  wegen  der  lan- 
gen schwanzartigen  Bisj)en ;  —  d)  Weide- 
rich, Lytrum. 

1.  katte,  kat,  Katze.  —  Sprichw.  u.  Be- 
densart. :  se   läfen   mit  'n   ander    as  kat  un 

55  hund;  —  he  is  so  falsk  as  'n  katte;  —  he 
krabbd  as  'n  katte;  —  ik  biui  niit  so  nat 
as  'n  kat ;  —  d'r  is  'n  swartcn  kat  tüsken 
kamen;  —  wen  de  katte  slepd,  spBlen  de 
musen  afer  de  däle;  —  de  wat  spärd  för  de 

GO  mund,   dat  is  für  kat  un  hund;   —   wen  de 


KATTE  KAT 


187 


ICATTEN 


katten  musen,  den  mauen  se  nich;  —  de 
katte  lerd  nich  erder  musen,  as  bit  se  jun- 
_(  gen  hed ;  —  ho  knipd  sin  katte  in  düstern ; 
I  —  man  mut  gin  katte  in  de  sak  kopen;  — 
schik'  'n  katte  na  Engelland,  se  schal  „mau" 
Seggen,  wen  sc  wer  kumd ;  —  in  düstern  is 
göd  sraüstern,  den  laten  alle  katten  grau ;  — 
wen  d'  't  man  erst  wend  büst,  sä'  de  bakker, 
do  wisk'  he  mit  'n  katt'  de  äfend  üt;  —  de 
katte  mag  wol  fisk,  man  se  wil  de  poten  net 
nat  maken ;  —  he  spöld  mit  hura ,  as  de 
katte  mit  de  müs ;  —  de  sük  musig  mäkd, 
de  frett  de  kat ;  —  de  katte  lett  dat  musen 
net ;  —  sprek  (od.  pröt)  net  fan  'n  gans  be- 
sündern  fal :  de  katten  snopen  aferal.  — 
snöpske  katten  braunen  de  bek ;  —  „hir  sitt 
ik  göd",  sä'  de  kat,  do  set  se  up  'n  sid  spek ; 
—  wen  de  kat  up  de  spek  bunden  word,  den 
wil  se  net  fräten ;  —  üt  nöd  r8rd  de  kat  de 
pot;  —  dat  is  de  erste  kat,  de  mi  fan  dage 
de  pöt  langd;  —  lät  de  katte  lopen,  melk 
gifd  se  dog  net ;  —  he  is  net  so  falsk  as  'n 
katte;  —  he  sügt  üt,  as  'n  katte,  de  't  don- 
nern hörd ;  —  he  geid  d'r  um  herum,  as  de 
katte  um  de  hete  brei ;  —  'n  katte  mag  fal- 
len as  se  wil,  se  kumd  altid  up  de  foten  to 
stän;  —  d'r  is  gm  katte  Sünder  handskes 
antofaten ;  —  ho  mer  man  de  katte  sträkd, 
ho  hoger  börd  (hebt)  se  de  rügge,  bz.  de 
Stert;  —  he  is  net  so  täj'  as  'n  katte;  — 
de  kan  sin  katte  wol  „püs"  heten ;  —  he  is 
net  so  wis,  as  Salomo's  katte,  de  för  wis- 
heid  fan  't  stöfken  ful;  —  he  is  net  so  fer- 
lefd  as  'n  maikatte;  —  de  katte  de  belle 
(Schelle)  anhangen.  —  Nd.  katte;  nid.  kat; 
mnld.,  mfläm.,  afries.  katte;  satl.  kat;  nfries. 
kaat,  hz.  kat;  ags.  cat  (masc.) ;  engl,  cat; 
an.  köttr  (masc.)  u.  ketta  (fem.),  sowie  kisa 
(felis) ;  norw.  katt  (masc.)  u.  katta,  kjetta, 
köysa,  kjöyse,  kjösa,  kjös  (fem.) ;  schwed. 
katt  u.  kiss  (masc),  katta,  kissa  (fem.) ;  dän. 
kat  u.  kietze ;  ahd.  cazza,  chazza,  caza ;  mhd. 
katze;  nhd.  neben  Katze  ti.  Kater  auch 
(mdartl.)  kitze,  kieze,  kutz  u.  hize,  hise,  wie 
mnld.  (KU.)  n.  mfläm.  hesse  (cf.  den  Volks- 
namen: Hessen  =  Chatten  od.  Katten);  ital. 
gatto  ;  sjmn.  gato ;  cat.  gat ;  ]j>'Ov.  cat ;  franz. 
Chat  u.  (fem.)  gatta,  gata,  cata,  chatte; 
ngriech.  gata  u.  katzi ;  ir.  cat ;  gael.  cat, 
cait;  kymr.,  welsch  ckth;  cornwäll.  ka,t,  ka.ih; 
bret.  caz  u.  (fem.)  cazes;  russ.  kot  (7n.)  u. 
koska  (f.)  ;  poln.  kot  (m.),  kotka  (f.) ;  böhm. 
kot  (m.)  kote,  kute  (Kätzchen)  u.  kocka 
(Katze),  kocour,  kocor  (Kater) ;  locnd.  kocka 
(f.)  u.  kocor  (m.)  ;  slai:  kotel' ;  lit.  kate  (f.) 
u.  katas,  katinas  (m.)  lett.  kattins;  finn.  katti; 
estn.  kat;  läpp,  katto ;  georg.  kati;  türk. 
kedy ;  arm.  citto.  —  Die  Annahme  dass  die 
obigen  od.  auch  nur  die  germ. ,  bz.  ngerm. 
Formen  sämmtlich  aus  dem  selbst  erst  spät 


vorkommenden  lat.  catus  entstanden,  ist  wohl 
kaum  .'stichhaltig  u.  viel  eher  anzunehmen, 
dass  das  Wort  (wie  das  Thier  selbst)  schon 
ein  uralter  eiirop.  Besitz  tvar,  tvas  indessen 
5  nicht  ausschliesst,  dass  es  mit  dem  si/r.  katö  ; 
arab.  kitt;  affadeisch  (von  Bornu)  gada; 
wftft/scÄ  kadiska ;  fter&e/'.  kadiskaff/.  Fran<^. 
Lenormant,  Anfänge  der  Cultur,  1,  pag. 
246   seq.)    aus    einer     u.    derselben    Quelle 

10  stammt,  die  anscheinend  nicht  Aeggpten  ist 
u.  meines  Erachtens  auch  nicht  nothwendig 
in  Afrika  gesucht  werden  muss,  da  ebenso- 
wohl die  31öglichkeit  vorliegt,  dass  ein  solches 
Wort  mit  dem  Thiere  selbst  durch  den  schon 

15  in  vorhistorischer  Zeit  bestandenen  regen 
Völkerverkehr  (man  bedenke  die  gegenseiti- 
gen Handelsbeziehungen  zwischen  Asien, 
Europa  u.  Afrika  ti.  die  Schifffahrt  auf 
dem  schwarzen,    dem  mittelländ    u.  dem  ro- 

20  then  Meere  etc.)  von  Europa  nach  Afrika,  als 
umgekehrt  von  Afrika  nach  Europa  u.  Klein- 
asien kam,  in  welch  letzterm  Fall  das  Wort 
(z.  B.  ivenn  die  Ka  tzeden  Namen  daher  hätte, 
dass   es   ein  scheues  wildes  Thier  ist,   wel- 

25  ches  Höhlen  u.  Verstecke  bewohnt  fein  Höh- 
lenbewohner ist],  od.  sich  gern  versteckt  «. 
verborgen  hält,  bz.  im  Dunkeln  schleicht  etc.) 
sehr  gut  mit  lat.  catinus,  catillus  etc.,  griech. 
kotulos  M,  skr.  kätä  etc.  zu  der  unter  kätel 

30  erwähnten  }/  kat  (verbergen,  verstecken  etc.) 
gehören  könnte. 

2.  katte,  kat,  s.  katanker. 

3.  katte,  kat,    ein   auf  dem   Kai  einge- 
rammter Pfahl,  woran  Schiffe  befestigt  iver- 

35  den.  —  Nid,  kat;  engl,  cat  etc.;  s.  un- 
ter katblok. 

4.  katte,  kat  od.  geld-kat,  Geldkatze,  bz.  ein 
um  den  Leib  getragener  lederner  Gurtbeutel. 

5.  katte,  kat.     Wenn  Jemand  einen  Han- 
40  del  od.  Contract  umstösst  u.   umwirft,   bz. 

eine  gekaufte  Waare  nicht  empfangen  ivill 
u.  sie  venvirft,  so  sagen  wir:  „be  smitt  de 
katt  d'r  in"  od.  „he  kattd  de  budel"  u.  wenn 
Jemandes   verkaufte  Waare   bei   der  Ablie- 

45  ferung  verivorfen  ivird,  so  heisst  es:  „he  hed 

de  kat  d'r  in  kregen"  od.  „sin  wäre  is  hum 

kattd" ;  s.  darüber   Weiteres  unter  3  katten. 

1.    katten,    (junge    Katzen)    werfen,    bz. 

gebären.  —  Nid.  katten. 

50  2.  katten ,  (deyi  Anker)  katten  od.  fer- 
katten.  —  Nid.  katten;  engl,  cat  etc.;  s. 
unter  katanker. 

3.  katten,   venverfen,    eimverfen,   umiver- 
fen,  umstossen  etc. ;  —  he  kattd  de  handel ; 

55  —  he  hed  hum  de  wäre  (törf,  körn  etc.) 
kattd,  od.  (wie  wir  auch  sagen)  insmeten. 
—  Sofern  dieses  katten  (cf.  kattern  u.  kit- 
tern, bz.  kwattern  u.  kwittern)  nicht  etwa 
mit  kwatsen,  bz.  alt.  qnatan  od.  quatjan  auf 

60  eine  Schallwurzel  kat,   quat,   goth.  qat   zu- 


KATTEN-DREK 


188 


KAU  KAUE 


rücTcgeht,  so  könnte  es  mikjUcherweise  mit  5 
katte  sich  auf  das  Katze  genannte  Belage- 
rungsiccrkzeug  zum  Ein-  u.  Umwerfen  der 
Mauern,  bz.  als  ein  Etwas  (ein  Wnrfgeschoss, 
od.  Geschoss  etc.)  icas  man  wo  hineinwirft 
(s.  unter  katblok  u.  cf.  Grimm,  Wb.  V, 
Spalte  200  unter  Katze  6  u.  7)  bezie- 
hen, wie  auch  kattenkop  in  der  Bedtg. 
sub  c). 

kattpn-drek,  Katzendreck;  —  dat  is  all' 
man  kutteiulrek  (gemeines,  schlechtes,  stin- 
kendes Zeug). 

katton-tlesk,  Katzenfleisch.  —  Sprichw. : 
ilat  is  so  goniiMi  as  kattonflesk,  dat  kriipd 
fan  sük  süU'eii  in  do  pof. 

katten-^old,  katje^old  (Katzengold),  a) 
falsches  Gold,  Gliinmguld,  Kauschgold,  auch 
klater-  od.  klittergold  genannt;  —  b)  ver- 
härteter Saft  od.  Gummi  aus  den  Steinobst- 
Bäumen  (Kirscheti,  Ajmkosen  etc.),  auch 
kattenklär  gcnanid. 

katteii-knap,  Katzenkniff,  falscher,  listi- 
ger, bz.  böser  u.  muthwilliger  Kniff  etc. ;  — 
dat  sunt  all'  man  kattenknäpen ;  —  hö  sitt 
ful  fan  kattenknäpen. 

katten-kop,  katkop,  a)  Katzenkopf,  Kopf 
der  Katze;  —  b)  eine  grosse  Kochbirne, 
auch  nhd.  Katzenkopf  (wohl  wegen  ihrer 
Katzenkopf-ähnlichen  Gestalt)  genannt;  — 
c)  eine  grosse  Thonkugel  zum  Werfen,  bz. 
Umwerfen  der  Knickerhäufchen,  sotist  auch 
rabalster  od.  turnscheter  genannt.  —  In  der 
Bedtg.  sub  c)  bezieht  sich  katte  tcohl  auch 
wieder  auf  das  Werfen  od.  Umicerfen  mit- 
telst der  katte  als  Wurfgeschoss  etc. ;  s.  un- 
ter 3  katten. 

katten-kwäd,  kattekwäd  (Katzen-Böses, 
Böses,  tüie  es  eine  Katze  verübt),  hinterlisti- 
ger,  falscher,  böser,  muthwilliger  Sireich, 
bösartiger  Kinderstreich ,  bösartiger  Muth- 
Wille  etc.;  —  't  is  ('mcr  kattonkwäd,  wat  de 
junge  deid;  —  hö  sitt  ful  fan  kattonkwäd 
uu  alleik'i  lose  striiken.  —  Nid.  kattekwaad. 

katten-,  katte-,  kat-pot,  Katzentopf,  Topf, 
worin  das  Essen  der  Katzen  zubereitet  ti. 
vorgesetzt  loird,  bz.  woraus  sie  fressen.  — 
Sprichw.:  ..ik  sün  (l>i)i)  nich  üt  'n  katpot 
krapcn",  sii'  taute  Bülils,  do  liifde  se  nog. 

katten-,  katte-,  kat-winst  (Katzen-Ge- 
winn), falscher,  trügerischer,  nicht  bleiben- 
der Gewinn  ;  —  wen  man  glik  't  erste  spil 
so  fol  wind,  dat  trOc  'k  nrt  tul,  dat  is  niT-st- 
tids  kattenwinst;  —  de  tTSte  winst  is  man 
katwinst,  de  gcid  bold  wiT  ileiten. 

katter,  vier.     Aus  lat.  (juatuor ;  cf.  keter. 

kattern,  a)  lärmen,  plaudern,  schnattern 
etc. ;  —  b)  knattern  etc. ;  cf.  kwatjen,  kwat- 
sen,  kwatteln,  kwäteln  etc.  u.  auch  2  ket- 
tern, kiittern  u.  s.  unter  kuderwälsk. 

kat-üle,  Katzen-Eule,  Nacht-Eule,  Kauz, 


25 


30 


bz.  Eule  überhaupt.  —  iWr/.  katuil;  mnld. 
katwl,  bz.  katül  (noctua,  bubo,  ulula) ;  norw. 
(Ivar  Aasen)  kattula;  dän.  katugle ; 
schioed.  katugl,  kattugla,  kattögel ;  schott. 
5  katogle ;  franz.  chathuant.  —  Entweder  loeil 
sie  wie  die  Katze  Mäuse  fängt ,  od.  wegen 
ihres  Kopfes,  der  dem  einer  Katze  gleicht. 
katun,  ketfin,  Kattun,  ein  weisser  od. 
at{ch  gefärbter    u.    bunt   bedruckter   Baum- 

10  ivollenstoff.  —  Wenn  Jemand  heraus  (z.  B. 
aus  der  Stube,  dem  Hause  od  Bett)  soll, 
so  wird  ihm  hier  zugerufen :  hen'it  kctün, 
od.  man  sagt  auch :  ik  wil  di  äfen  herüt- 
ka-  od.  ketiinen.  —  Das   Wort  katün ;    nid. 

15  katocn;  mnld.  kattoou  etc.  stammt  mit  engl, 
cotton;  franz.  coton;  ital.  cotone:  Sjjan.  al- 
godon  (Baumivolle),  bz.  span.  algodon,  al- 
coton  (Watte)  von  arah.  qo'ton,  bz.  al-qo'ton 
(Baumivolle),   zvas  möglicltcrweise   selbst  in- 

20  dischcn  Ursprungs  ist  u.  leicht  mit  der  un- 
ter kätt'l  erwähnten  y  kat  (tegere),  od.  toie 
lat.  cutis  etc.  zu  der  unter  liüd  erwähnten 
y  sku  conne.v  sein  könnte. 

1.  katunen,  ketunen,  s.  unter  katAn. 

2.  katunen,  ketunen,  kattunen,  von  Kat- 
tun, bz.  Baumwolle;  —  katunen  liemd  (kat- 
tunenes, bz.  baumwollenes  Hemd,  als  Gegen- 
satz von  linnen  hemd);  —  katunen  god 
baumwollenes  Zeug)  etc. 

kau,  kaue  ».  (selten)  kave,  kawe,  ka- 
ven,  kavven,  bz.  kafe,  kafen,  ein  eingefrie- 
digter u.  abgeschlossener  Baum  u.  zwar  so- 
wohl im  Freien  als  im  Hause,  daher :  Pferch, 
Hürde,    Koben,    Stall,    Gefängniss  etc.;   — 

35  breng'  de  schapen  in  de  kau;  —  he  sitt  in 
de  kau  un  mut  brummen.  —  Co)iipos.  schäp- 
kau  (Schafkoben) ;  —  schütkau  (ein  Pferch 
od.  abgefriedigter  «.  geschlossener  Baum, 
worin  die  entlaufenen    u.    in  fremden  Lan- 

40  den  betroff'encn  Schafe,  Binder  u.  Pferde 
so  lange  aufgesperrt  [upschütd]  werden,  bis 
sie  von  den  betr.  Eigenthümern  gegen  ein 
bestimmtes,  an  die  Armencasse  fallendes 
Jjösegeld  loieder  abgeholt  iverden).   —    Nid. 

45  kauw,  kouw ;  mnld.  kauwe,  kouwe  (cavea, 
chors) ;  nd.  (Br.  Wb.)  kave,  kaven,  (I)äh- 
n  e  r  t)  kawen  u.  (S cha m  b a c h)  kowe ;  mnd. 
koven,  kaven  (Verschlag,  Hütte,  Häuschen, 
namentlich  für  Kleinvieh);   nhd.  (Grimm, 

50  Wb.  V,  Spalte  310)  kaue,  kau,  küu,  kawe; 
mhd.  kowe,  kouwe  u.  nhd.  koben,  kofen, 
bz.  mitd.  kobe,  kovc  (Stall,  Schweinestall; 
Käfig;  JJöhle,  Höhlung)  ndrhein.  coeven ; 
ynhd.    kobe;    ags.    cof,    cofa   (cubile,  pene- 

55  trale,  Lager,  bz.  Lagerraum,  Gemach, 
Kammer,  rerdeckter  od.  verborgener,  ver- 
schlossener Kaum ,  Kasten ,  cf.  Compos. : 
bedcof,  od.  bcdcofa  [cubile],  cofgodas  [pe- 
nates] ,    incofa    [penetraliaj ,    brj'dcofa    [tha- 

60  lamus],  hordcofa  [Schatzkammer,  Geldkasten 


KAUELE  GEKAUEL  189            KAUEN 

etc.] ,    breostcofa  [Brustkammer  od.  Brust-  ches  od.  unverständliches  Gespreche  od.  Ge- 
hasten,   hz.    das    Innere   der  Brust,    cubile  rede. 

mentis,  pectus,  animus],  ferdhcota  [Seelen-  kauein,  langsam  u.  undeutlich  sprechen, 
sitz,  Seelenlager,  animi  recessus,  pectus],  mit  fortwährend  kauendem  Munde  spre- 
hredliercofa  [Brustkasten,  bz.  Sitz  des  Her-  5  chen,  od.  so  als  ob  er  die  Wörter  förmlich 
zens  od.  Herzlager,  Inneres  der  Brust  u.  kaut,  wie  es  namentlich  alte  zahnlose  unge- 
so  aucJi  Herz  etc.],  giiSt  [Geist]- cofii,  mc&rh  bildete  Leute  oft  thun ;  daher  überhaupt: 
[Mark]-  cofa,  bän  [Bein,  Knochen]-  cofa,  unverständlich  u.  dumpf  reden,  salbadern 
heolster  [Versteck,  Höhle]-coiA  etc.) ;  engl.  etc. ;  —  lie  kauokl  as  'u  old  wif ;  —  dat 
cove  (Obdach,  sicherer  Ort,  Gewölbe,  Ver-  10  kaucln  kan  de  düfel  langer  anliüren;  ik  löp 
schlag  etc.,  cf.  pigeou-cove,  Taubenschlag,  wog.  —  Nd.  kauelu ;  ?<j/r/<?.5.  kauweljon  (sal- 
bz.  Taubenhaus  etc.);  schott.  cove  (a  cave);  hadern  etc.);  nhd.  kauein,  käuehi ;  Schweiz. 
isl.  kofi  (tuguriura);  norw.  kove  (Kammer,  kaulen,  käulen ;  bagr.  keuwelu,  keweln,  keu- 
kleincs  Zimmer),  abweichend  (Ivar  Aasen)  beln;  md.  kauehi  (a.  langsam  od.  mühsam 
'k.&a.vSi,(Orkn.)]s.'A.\Q\schwed.'koivA,(mdartl.)  15  kauen;  —  b.  von  kauendem  Bewegen  des 
kove,  kuvi  (Hütte,  Kämmerchen  etc.);  dän.  Mundes,  wie  alte  Leute,  ohne  jo irklich  Et- 
kove  (Kämmerchen  etc.)  etc.  —  Die  Hei'-  tvas  zu  kauen ;  —  c.  undeutliche  od.  dumpfe 
leitung  mit  nhd.  Käfig  (s.  unten  am  Schlüsse)  u.  imarticulirte  Töne  hören  lassen,  mur- 
aus  lat.  cavea  ist  ivohl  abzuweisen  u.  falls  mein  etc.).  —  Iterativbildung  von  kauen. 
den  obigen  Wörtern  (od.  unserm  kau  allein)  20  kauen,  kauen,  käuen,  beissen,  zerbeissen, 
nicht  etwa  die  y  sku  (bedecken  etc.,  cf.  hüd,  bz.  mit  den  Zähnen,  bz.  den  Kiefern  zer- 
hi'is  II.  1  w.  2  schau)  zu  Grunde  liegt  (wozu  malmen  etc. ;  —  he  mut  altid  wat  hebben  to 
kau,  bz.  kave,  kove  etc.  lautlich  am  besten  kauen;  —  he  kaude  dat  not  so  lank,  bit  dat 
stimmt,  wie  desgl.  auch  das  mit  kau  iden-  he  't  kört  harr'.  —  Redensart:  dar  hed  he 
tische  u.  synonyme  böhm.  kavna  im  Ver-  25  wat  an  to  kauen,  bz.  dar  schal  he  wat  an 
gleich  zu  lit.  kavöju,  kavöti  [hüten,  bewah-  to  kauen  krigen  (das  wird  eine  harte  Nuss 
reu]  V071  y  sku) ,  so  ist  die  Ableitung  der  für  ihn  sein  etc.) ;  —  cf.  ferkauen ,  wer- 
obigen  Wörter,  sowie  auch  von  nhd.  Ko-  kauen,  tokauea  (zerkauen),  förkauen  (vor- 
her u.  Kabel  (s.  in  Grimm,  Wh.),  bz.  käuen,  langsam  vorsprechen  etc.),  nakauen 
mhd.  (Lex er)  Is-obaX  (enges  schlechtes  Haus;  30  (nachkäuen,  nachsprechen  etc.)  etc.  —  Nd. 
Kasten  an  einem  Kobelwagen),kohel  (Höhle,  kauen;  nid.  kaauwen,  kauwen;  mnld.  kau- 
Schlucht,  Felsschlucht  od.  Felskluft) ;  ags.  wen,  kouwen,  kuwen,  keuwen ;  ags.  ceövan ; 
cufle,  cufl ;  mhd.  (0.  Schade)  kobel  (Ue-  engl,  chew,  (mdartl.)  chow ;  schott.  chaw, 
herzug ,  Decke,  woher  wohl  kobelwagen?)  chow;  ahd.  chiuwan,  khiuwau,  kiuwan,  chi- 
aengl.  (S  tratmann)  coul  od.  cuvel  (sagi-  35  wan,  kiwan;  7nhd.  kiuwen ,  küwen,  klugen; 
narium);  ags.  cufel,  cufle,  cufl;  aengl.  cu-  md.  kügen,  kügin.  —  Da  nach  ahd.  bliuwan 
vele;  engl,  cowl  (cucullus);  aengl.  cuvel  u.  (bläuen,  schlagen)  ==  goth.  hl'\ggvä,n  ein  goth. 
coufel;  engl,  cowl  (Fass,  Gefäss,  Zuber)  =  Mggvnn  zu  vermuthen  ist,  so  würde  zunächst 
nhd.  Kübel  etc.  von  y  gup  (behüten,  be-  für  kiggvan  ein  Stamm  kagv  =  kav  (wie 
wahren,  schützen  etc.,  umfassen,  umschlies-  40  goth.  higmus;  ags.  beäm;  a/ifi.  boum,  poum ; 
sen,  einschliessen,  in  sich  fassen,  cf.  H.  nhd.  Baum  etc.  nach  Fick  aus  baggv  = 
Leo,  355)  wohl  richtig,  sowie  auch  dass  bav,  von  y  bu)  angesetzt  werden  müssen, 
diese  (cf.  Bopp,  Grassmann)  mit  go-  die  aus  einer  germ.  y  ku  (kva,  kav)  =  idg. 
pay  (behüten)  von  dem  Subst.  gopä  (Hirte,  gu  (gva,  gav)  hervorging.  Da  es  indessen  nach 
Hüter,  Behüter)  abgeleitet  ist,  was  selbst  45  Fick  tvahrscheinlicher  ist,  dass  ahd.  chmv/an 
wieder  ein  Compos.  von  go  (Kuh,  hz.  Rind,  od.  cbiwan  u.  chiuwä,  chiwä  (Kiefer,  Bachen) 
cf.  kö)  «.  y  pä  od.  pa  (schützen)  ist.  —  mit  lit.  zivg,,  zujgi,  zi vati ,  zavajgi ,  zavati 
Vergl.  weiter  noch  kübbe,  küfke,  kuifer  u.  koje.  (kauen)    u.    lat.  gin-giva    (Zahnfleisch)  von 

Zum  Schlüsse  sei  noch  bemerkt,  dass  das  derselben  y  stammt,  so  scheint  die  Annahme 

mnld.   kevie    (cavea,    cors,    avarium,    ivomit  50  wohl  gerechtfertigt ,   dass  diese  Wörter    (cf. 

KU.  sein  kouw  identificirt)  ebenso  wie  nhd.  gapen,   jappen,    kaf,    käfe    etc.    von    der  y 

Käfig  u.  ahd.  chevjiLjkevja,;  bagr.  keü  (Kä-  gabh  od.  ghabh)   init  ahd.  gien,   ginön,   gi- 

fig)  zunächst    aus    mlat.  cavia    u.    dies   mit  wen,  gewöu,  kewon  (gähnen),  an.  gina  (klaf- 

afranz.  caive,  franz.  cage;   engl,  cage;  ital.  fen,  schnappen  etc.),   bz.  engl,  jawn   u.  un- 

(Diez,  I,  195)  gabbia,  gaggia;  span.,  2^ort.  55  ser7n  gannen   u.  jänen  etc.,   lit.   ziöju  (gäh- 

gavia;  neuprov.  gavi  aus  lat.  cavea  (mit  ca-  7ien),    lat.  hiare,    griech.    chaiuö,    chaö    etc. 

veo,  cautus  etc.    gleichfalls    von  der  y  ku,  zur  idg.  y  gha,  ghä   (gähnen,  klaffen  etc., 

sku,  wie  das  obige  lit.  kavöju)  entstand,    cf.  bz.  schnappen,  beissen)  gehören,  wovon  auch 

übrigens  unter  kauen  die  Schlusshemerkung.  ahd.  guorao,  cuamo  =  nhd.  Gaumen  (cf. 

kauele,    gekauel,  langsames   u.  undeutU-  60  Fick,  III,  106  seq.)   abstammt.     Bemerkt 


KAUSE  KAUS 


190 


KAUSE  KAUS 


sei  übrigens,  dass  Fick  (cf.  II,  563  u. 
da-it  pag.  87  unter  gapli)  geneigt  2U  sein 
scheint,  um  auch  kauen  cun  derselben  j/ 
gabli  abzuleiten,  wozu  an.,  ist.  kaf  fs.  unter  kaf) 
uohl  gehurt,  irie  desgl.  auch  gapen  u.  j.ipp^'n. 

Vergleicht  man  übrigens,  dass  die  Wur- 
zeln, gha,  gbi  (gähnen,  klaffen  u.  auch 
schnajtjjen)  von  ahd.  ginön  u.  giwen  u.  lat. 
biare  etc.  ebensoivold  icie  gabh  od.  gap  von 
gabbelu,  gibein,  hz.  kibbeln,  kifen  u.  kab- 
beln etc.,  sowie  von  gapen  u.  jappen  etc. 
ebensowohl  wie  klap  von  klaffen  (cf.  klap, 
klappen)  u.  sulp,  snap  von  snappen  etc.  von 
Hause  aus  höclist  wahrscheinl.  nur  Laut 
malende  (onomatopöische)  od.  Seh  all  wur- 
zeln sind,  die  urspr.  blos  ein  unarticulirtes 
Geräusch  bezeichneten,  so  liegt  es  icohl  nä- 
her, dass  man  die  germ.  Wurzeln  ku,  kav, 
kau  für  kauen  (mag  man  es  nun  als  ein 
zerknirschen  u.  zerreiben,  zerkleinern  etc. 
[cf.  grindan  von  grinau  unter  grind,  grand 
etc.] ,  od.  als  ein  zerspalten  etc.  auffassoi) 
u.  chiuwii,  cliiwü,  cbewä  (cf.  1  käfe  etc.  ». 
kibbe  etc.)  mit  der  y  ku,  kav,  kau  (sonare, 
cliimare  etc.)  von  ahd.  gikewen  (nennen, 
rufen,  schreien  etc.),  cbümo  (Klage)  etc. 
identißcirt  u.  beide  auf  idg.  gu  (sonare  etc., 
cf.  Fick,  I,  572,  y  gu,  tönen,  rauschen 
etc.  u.  dazu  pag.  534  u.  584  die  Wurzeln 
ku  M.  ghu,  tönen,  rauschen,  rufen  etc.)  zu- 
rückführt, zu  der  auch  kö  (Kuh)  gehört  u. 
wozu  sich  dann  auch  leicht  unser  kau  stel- 
len lässt,  weil  sich  aus  gu  (rauschen,  bz. 
Geräusch  machen  etc.)  ebensogut  wie  aus 
klud,  klat,  klap,  klak  ((/.  kladde ,  klatte, 
klak  etc.)  die  Bedtg. :  spalten ,  klaffen  etc. 
entwickeln  konnte  u.  man  ja  auch  anneh- 
men kann,  dass  kau,  sotoie  auch  die  unter 
demselben  angeführten  Wörter  in  urältester 
Zeit  blos  die  Bedtg.:  Spalt  od.  Kluft, 
tiz.  Höhle,  Loch  etc.  (in  der  Erde,  einem 
Berge  od.  Felsen,  worin  man  sicJi  verkroch, 
barg  u.  ivohnte  etc.)  hatte.  Dass  aber  beim 
Vergleich  der  obigen  Schallwurzeln  gu,  ku 
etc.  ivahrsc/ieinl.  auch  die  Wurzeln  sku  (ver- 
hüllen, bedecken),  sku  (scheuen,  scheu  u. 
vorsichtig  sein,  schauen,  cf.  scbau  etc.  etc.), 
skn  (schaben,  scharren,  ritzen  etc.)  u.  sku 
(niesen,  d.  h.  ein  lautes  Geräusch  machen, 
cf.  pifisteu)  in  der  urspr.  Bedtg. :  sonare, 
crepare,  crcpitare  etc.  von  Hause  aus  eins 
sind  u.  dass  demnach  auch  die  Wurzeln 
ska  (brennen,  d.  h.  urspr.  knistern  od. 
singen  etc.,  cf.  SPngen  u.  Weiteres  unter 
gähn,  galp,  galpen  u.  gar  etc.  etc.),  ska  (töd- 
ten,  erschlagen  etc.),  ska  (spalten,  schneiden, 
ritzen,  bz.  reisscn  etc.,  cf.  Fick,  I,  802 
seq.)  etc.  urspr.  nur  Schallwurzeln  waren, 
ist  wohl  mit  Sicherheit  anzunehmen. 

kaase,  kaus   (Plur.  kauscn),  eine  eiserne 


Hülse,  bz.  ein  Füllring  eines  Tau-Oehrs, 
womit  dieses  zum  Schutz  gegen  das  Ver- 
schleissen  ausgefüttert  i.-<t.  Der  äussere  Um- 
kreis dieses  liinges  ist  hohl  wie  eine  liinne, 
5  damit  das  iJin  umfassende  Tau  darin  fest- 
liegt u.  tvird  das  Ende  des  betr.  Taus  darum 
herum  splissd,  icährend  das  so  gebildete 
Oehr  dazu  dient,  um  entweder  den  Haken 
eines    Takeis   darin  einzuhaken,     od.    (auf 

10  Schiffen)  um  die  Taue  hindurch  zu  leiten, 
tcenn  dieselben  keine  Blöcke  od.  Flaschen- 
züge erfordern.  —  Nid.  (cf.  Bobrik,  naut. 
Wb.,  pag.  383)  kons;  schwed.  kausa;  dän. 
kause;  franz.  cosse  u.  auch  nhd.  Kausche, 

15  Kausse  etc.  (cf.  Grimm,  Wb.  V,  Spcdte 
362).  —  Da  das  franz.  cosse  auch  die  Be- 
dtg.: Hülse,  Schote,  Schale  etc.  hat,  so  ist 
das  obige  kause  auch  dasselbe  Wort  wie 
nid.  kons  in  der  Bedtg.:  Schale  (s.  unten) 

20  M.  anscheinend  das  franz.  cosse  nebst  dem 
gleichbedeutenden  ecosse  (wovon  ecosser,  aus- 
hülsen etc.)  aus,  (als  den  sonstigen  roman. 
Sprachen  fehlendes  Wort),  nid.  kous  in  der 
Bedtg. :    Schale ,     Trinkschale    (wegen    nid. 

25  kous  in  der  Bedtg.:  Strumpf  etc.  s.  un- 
ten), bz.  mnd.  (Seh.  u.  L.)  kouwese,  kou- 
wesche,  kauseke,  hz.  kowse,  koweske,  kowsche, 
kouwscbe  (Schale,  Schüssel  etc.,  bz.  Hohl- 
gefäss   zum  Essen   u.    'Trinken);   nd.    (Br. 

30  Wb.)  kausse  (Schöpflöffel,  Hohlgefäss  zum 
Schöpfen)  u.  nd.  (Dähnert)  kowse  (Schale) 
entlehnt.  —  Nach  Hildebrand  (Grimm, 
Wb.  V,  Spalte  362)  soll  das  dutsch-litauische 
kausche  (Kanne,  Krug,  bz.  Trinkgefäss  etc., 

35  eiti  Kausche  Bier)  mit  nd.  kowse  etc. 
identisch  u.  auch  nord.,  lit.,  estn.,  slav.  meist 
in  reicher  Entwickelung  vorkommen  u.  bis 
nach  Asien  hin  zu  verfolgen  sein.  Mag 
man    diesem    Worte    7iun    aber    den  Grdbe- 

40  griff:  Hohles,  Hohlgefäss  etc.  od. 
Fassendes,  Gefäss,  B  ehält  er ,  bz. 
ein  Um-  u.  Ein  schli essend e s  etc.  od. 
B e r  g e  n d e s,  S ch  ü  t z e  n  d e s  I Hülle,  Hülse 
etc.)  etc.  unterlegen,  so  ist  es  wohl  zweifellos, 

45  dass  auch  nid.  kaus  in  der  Bedtg.:  Mut- 
terscheide, Bärmuttcr  etc.  sowie  das  von 
Ivar  Aasen  unter  kuse  erwähnte  Femin. 
kusa  (cunnus,  vulva),  sowie  auch  norw., 
schwed.  kuse  (=  dän.  busse-,  buseniaiid  od. 

50  Popanz,  Mummel ,  bz.  Einer  der  sich  ver- 
mummt, verhüllt  od.,  od.  der  Mummerei  u. 
Versteckspiel  etc.  treibt)  hieher  gehören,  wie 
desgl.  auch  norw.  kysa ,  köysa;  dän.  kj-sa 
(Haube,  Kappe  etc. ,  cf.  hülle,  hüfe,   küfke 

55  od.  küvcke  etc.)  etc.  bei  loelchen  sämmtlichen 
obigen  Wörtern  man  unwillkürlich  an  einen 
Zusammenhang  mit  skr.  kosba  (Behälter, 
Gehäuse;  Gefäss,  Eimer;  Kasten,  Truhe; 
Knospe;   Schale,  Hülse  etc.;  s.  unter  2hase) 

60  denken  viuss. 


KAUSEL  191         KEGEL  KAEGPX 

Zum  Schlüsse   sei  noch   wccjen   des  nid.  nctc,  wovon  sich  noch  die  (folgenden)  Wör- 

kaus  (Strumpf,  bs.  Beinheldeidang) ,    mnld.  <er  keddeugeregtigheid  etc.  kcrschreiben.    Es 

kausse,  koiisse  (caliga)  ei'wühnt,  dass  dieses  gehört    zu   africs.  ketha,    keda    (mis   kutha, 

ein  von  dem  obigen  kause  gänzlich  verschie-  kuiitha,  hz.  kuda,  kuuda ,    wie  nfries.  kedde 

dencs   Wort   u.    aus  franz.    chausse;  prov.  5  aus  kudde,   c/.  küdde)  =    as.  kuthjan,  ahd. 

caussa  entlehnt  ist.      Dieses    franz.  cliausso  kuiidjau  (cf.  künden)  u.  ist  demnach  dasselbe 

aber  entstand  tvie  baud  aus  haldo,  cf.  bohl)  Wort  toie  ahd.  chundjo,  chundo    (Kundper- 

mit  ital.  cwXzo,  calzo;   span.  caiza  etc.  (eine  son,  Kunder,    Verkünder;   Bote),   während 

Fuss-  u.  Beinbekleidung)   aus   tat.   calceus,  das  nfries.  kethere   (s.  oben)  dasselbe  Wort 

wovon  auch  mlat.  calcia  u.  aus  diesem  ivie-  10  ist  ivie  ahd.  chuudari,    chuiidore    (nuntiator, 

der  alul.  calizja,    kalizja    u.    cbelis,    chelisa  angelus)    u.    auch  formell   mit   ags.  cydhere 

(eine  Art  Stiefel).      Wegen  calceus  von  calx  (Bekenner,  testis)  stimmt. 

(Ferse),  s.  Weiteres  tuiter  liile.  kedden-geregtigheid,  eine  an  den  kedden 

kaasel,  Gekautes,  Zerkautes,  bz.  Alles  ivas  (s.  oben)  zu  zahlende  kleine  Gebühr  od.  Ab- 

mit  den  Zähnen  zernagt,  zerbissen  od.  zer-  15  gäbe  (cf.  geregtigheid),  tvelche  hin  u.  wieder 

kleinert  ist;  —    diu  kausei   mag  ik  net  mer  noch  jetzt  im  benachbarten  Brökmerland  (s. 

iu  de  mund  nemeu ;  —  dar  hed  sük  gewis  'n  unter  2  brök)  vorkömmt,    bz.   auf  dort  bele- 

müs  dörbäten,  den  dar  ligd  so  föl  lioltkausel  genen  Grundstücken  lastet. 

bi  de  schapsdör.  —  Nid.  kaauwsel,  kauwsel.  kedde-skup,  keddskup,  Bauerschaft,  Dorf- 

kauter,   sonderbares,  ivunderliches,  eigen-  20  gemeinde,    bz.   der  Verwaltungsbezirk   eines 

sinniges  Wesen  (od.  Person) ;  —   'u  kauter  kedden  ;  s.  oben. 

fan  'n  jung';  —  'n  wunderliken  kauter.  —  kede,  käde,  Kette;    —    Compos.:  anker-, 

Sollte  dem  nhd.  Kauz  als  Eulen- Name  (u.  plog-,    herd-kede  etc.    —   Afries.,   nid.,    nd. 

jedenfalls  wie  auch  Kauter  [Tauber  etc.,  kede  etc.;  s.   Weiteres  unter  dem  gebräuch- 

cf.  Grimm,   Wb.  V,  365   u.    s.    Weiteres  25  licheren  kette. 

unter  kuderwälsk],  vom  Geschrei  so  benannt)  ke-dikkern,  kedakkern,  traben,  in  kurzem 

od.  alt.  küz  nicht  ein  nd.  kaut   od.  küt  ge-  Galopp  gehen   od.  fahren   u.   reiten,   rasch 

genüber  gestanden  haben,  sodass  kauter  von  mit  hüpfendem  stossendem  Gange  gehen  od. 

Hause  aus  dieselbe  Bedtg.  ivie  Kauz  hatte?  sieh  fortbewegen,     cf.  dakkern. 

Oder  hängt  es  mit  nhd.  kaudern,  nid.  koe-  30      kefe  od.  kefe,  s.  käfe. 

teren  (s.  unter  kuderwälsk)   in  der  Bedtg.:  kefen  od.  kefen,  s.  käfen. 

schwatzen,    undeutlich  u.   sonderbar  reden  kefen,  kefeln  etc.,  s.  kifen,  kibbeln. 

etc.  zusammen,  od.  vielleicht  mit  kuten  (tau-  ^egt>\,  kägel,  Kegel,  d.  i.  ein  längliches, 

sehen,    cf.  kütjen),    wovon   auch   wohl  der  nach   oben  hin  sich  alhnählig  verjüngendes 

hier  vorkommende  Name  Kauter?  —  Das  35  od.  conisch  u.  spitz  zulaufendes  Etwas,  wie 

mnld.    (KU.)   kouter    (fabulator,    nugator,  z.  B.  ein  Keil,  eine  Keule,  eine  Pyramide, 

congerro)   gehört  jedenfalls   zu   kouten  =  od.  ein  ähnlich  geformtes  Ding,  gleichviel  ob 

urspr.  kuten  (fabulari  etc.)  vom  Stamm  kout  es  aus  Holz,  Stein,  Erde  etc.,  od.  einem  son- 

(colloquium),    loas    KU.    mit    nid.  klap    =  stigen  Material  besteht,  toie  es  ja  ebensowohl 

nhd.    Klatsch,    Geschwätz   etc.    wiedergiebt,  40  Dreck-,  als  Holz-,  Erd-,  Fels-,  od.  Bergke- 

worüber  Weiteres  unter  kuderwälsk  zu  ver-  gel  giebt.  —  Ahd.  chegil,  kegil ;  mhd.  kegel 

gleichen  ist.  (Kegel,  Keil;   unechtes   Kind);   nd. ,   mnd., 

kave,  s.  kau.  nid.  kegel;   mnld.,  mftäm.  kcgliel  (meta,  co- 

käve,  kavel,  kaveln  etc.,  s.  käfe,  kafel  etc.  nus,  obeliscus,  ter minus,  lapis  vel  stipes  py- 

ke.    Verkleiner ungssylbe;  s.  ken.  45  ramidatus);   dän.  kegle;   schwcd.  kegla,   ke- 

kebaoter,  s.  kabauter.  gel ;   engl,  keil  u.  kayl    (Kegel,  von  kegeln), 

kedde,   (obs.)   Schulze,   Dorfschulze,    Ge-  sowie  mdartl.  keel    od.  keels    «.  gaggle    od. 

meindevor Steher,  Bauermeister,  Bauerrichter,  gaggles,    ivobei  wegen   des  anlautenden  „g" 

bz.  die  obrigkeitliche  Person  in  einem,  Dorfe  auf  gaggle   neben    cackle    (cf.  kakeln)    ver- 

od.    einer   Landgemeinde.    —    Es   ist   das  50  loiesen  toird. 

afries.  ked,  bz.  kedde,  kedda,  Plur.  keddar  Was   nun   das  ahd.  cbegil  etc.   anbetrifft 

u.  auch  ketb,  ketbe,    Plur.  ketha,   ivas  wie  (wovon    das  franz.   quille   [Kegel]   u.  viel- 

afries.  kethere  urspr.    die  Bedtg.:   Künder,  leicht  auch  ital.  chiglia,  chiela;  span.  quilla; 

Verkünder,  od.  Kund-Person,  Kundmacher,  franz.  quille  [Kiel  des  Schiffes],   sofern  es 

Bekanntmacher,  Ansager  etc.  hatte  u.  dann  55  nicht  aus  ahd.  kiol    [cf.  2  kil]  hervorging), 

(cf.  mlat.  sago,  sajo ;  aspan.  sayon,  Gerichts-  so  ging  dieses  mit  dem  Spiel  (cf.  Grim  m, 

diener  etc.   von   ahd.   sago   =   Sag- Person,  Wb.   V,  Spalte  384)  auch  in  die  slav.  Spra- 

bz.  einer  der  sagt,  spricht,  verkündet  etc.  u.  chen   über  u.   sind  weiter  zu  kegel  ausser 

ahd.  esago  unter  äsega)  im  Allgemeinen  eine  kugel  auch  die  Wörter  kil  (Keil),  kil  (Kiel) 

Gerichts-,  od.  obrigkeitliche  Person  bezeich-  60  u.  küle  (Keule)  zu  vergleichen,  worüber  auch 


KEGEL  KAEGEL 


192 


KEI 


Weiteres beiHildebra n d,  bz.  im  G r i m mi- 
schen Wb.  unter  Kegel  nachzusehen  i,4. 
Desgl.  kömmt  wegen  der  Verwandtschaft  u. 
der  Grdbdtg.  des  Wortes  „kegel"  in  Be- 
tracht: das  nid.  kegol ;  wxW.  keghel,  kokol ; 
mnd.,  vifläm.  kekol  (stiria,  gefrorener  Eis- 
troijfcn,  od.  Eiszapfen),  sowie  auclt  mnld. 
u.  mjliim.  koghel  (silox),  wobei  man  übrigens 
bei  koghol,  kekel  (stiria)  auch  an  einen  Zu- 
sammenhang mit  unserm  jökol  =  nd.  hekel, 
ags.  giccl  (stiria),  bz.  an.  jökull  (Gletscher, 
Eisberg,  Eiskegel)  etc.  gemahnt  icird ,  ob- 
schon  ich  allerdings  nicht  glaube,  dass  diese 
Wörter  (cf.  j^kel)  mit  kogel  eines  Ursprungs 
sind,  sondern  mit  Fick  (cf.  1,  ö6i))  eher 
dafür  halte  (mag  nun  mnld.  kegliol,  kekol 
/gefrorner  niederhängender  Eistropfen  od. 
Eiszapfen]  mit  nd.  lu'kel  ».  ags.  gicel  urspr. 
verwandt  sein  od.  nicht),  dass  das  ahd.  che- 
gil  aus  einer  redupl.  Grdform  gagala,  gan- 
gala  hervorging ,  die  Fick  mit  lat.  glans; 
aslac.  zi'l^uii,  lit.  giie  (Eichel) ;  skr.  gula 
(glaus  penis),  guli  (Pille,  Kugel),  griech. 
goggülos  (rund);  alid.  cliiiwa  (Knäuel,  Ku- 
gel, cf.  klön) ;  skr.  glau  (Ballen,  Kugel)  etc. 
zu  skr.  gal  (fallen,  wegfallen;  träufeln,  quel- 
len etc.,  cf.  kwelien,  kellen  etc.)  stellt,  wäh- 
rend ich  die  für  kegel  vermuthete  Grdform 
gagala  als  aus  älter m  gagara  od.  gagira  ent- 
standen ansehe  u.  dieses  mit  skr.  giri,  zend. 
gairi ;  slav.  gora  (Berg),  göre  (oben)  etc.  lie- 
ber zu  einer  idg.  ]/  gar,  gri,  gir,  gur  (In- 
tens, gagar,  jagar,  jugur)  stelle,  die  nach 
Grass  mann  (cf.  Sj)alte  387  u.  402)  die 
Bedtg.:  erheben,  erhöhen,  in  die  Höhe  he- 
ben etc.  hat,  xconach  denn  das  Wort  Ke- 
g  e  l  die  Bedtg. :  Spitzes,  Hohes,  Ragendes, 
Erhabenes  gehabt  haben  würde.  Soweit  in- 
dessen das  obige  griech.  goggülos  etc.  u. 
germ.  kugel  in  Betracht  kommt,  so  halte  ich 
diese  Wörter  für  mit  kegel  unverwandt  u. 
ist  darüber  unter  kugel  das  Weitere  zu  ver- 
gleichen, soivie  zu  kegel  od.  zu  kugel  auch 
das  ags.  cigel  (testiculus) ,  toasH.  Leo 
(Spalte  176,  37)  für  ein  Contract.  von  cin- 
nigel  ]tält.  Sodann  glaube  ich  ferner  auch 
nicht,  dass  die  mnld.,  mjläm.  Wörter  keghel, 
kekel  (stiria)  u.  keghel  (silex)  mit  kegel  (co- 
nus)  von  derselben  j/  abstammen,  sondern 
vielmehr  mit  den  Wörtern  kold,  k8l  etc., 
skr.  jala,  gala  (kalt,  starr,  steif  etc.),  bz.  lat. 
gelare  etc.  u.  kslav.  golotü  u.  glütöiiü  (Eis) 
zu  der  j/  gal,  gar  (gerinnen,  gefrieren,  er- 
starren, hart  u.  fest  iverden,  urspr.  viel- 
leicht: rinnen,  fliessen  etc.  u.  so  gerinnen, 
zusammenjliessen  etc.,  cf.  kel,  kelen)  zusam- 
menhängen. 

Zum  Schluss  sei  übrigens  noch  erwähnt, 
dass  bei  der  atischeinend  nahen  (wenigstens 
begrifflichen   u.  vielleicht  auch  formel- 


len) Verwandtschaft  der  Wörter:  Keil, 
Kiel,  Keule  mit  kegel  (cf.  1  u.  2  kil 
».  küle)  für  dessen  germ.  Grdform  kagala 
als  Eti/mon  auch  das  skr.  jangha,  zend. 
5  zanga  (oberes  Bein,  Schenkel,  Keule  etc., 
od.  nach  Grassmann  der  untere  Thcil 
des  Beines  vom  Knöchel  bis  zum  Knie)  in 
Betracht  kömmt,  wovon  das  der  Lautver- 
schiebung nach  zu  einem  germ.  kagala  genau 

10  stimmende  skr.  jaiighäla  (a  rapid  walkor) 
auch  weitergebildet  ist  n.  ivas  mit  jänlias  u. 
jähä  etc.  zur  y  ha,  ghä  (gehen,  sich  bewe- 
gen, schreiten)  gehört,  zvie  vielleicht  auch 
jäglu'ina   (Lende,    Hüfte),    welch   Jjetzteres 

15  übrigens  Bopp  gag'äiia  (d.  i.  jaghäna) 
schreibt  u.  zu  der  }/  hau,  bz.  glian  (in  wel- 
cher Bedtg.  ?)  stellt.  —  Zu  den  obigen  Wör- 
tern vergl.  auch  noch  an. ,  isl.  kügguU, 
kückull  (articulus  digitoruni,  condylus,  artus) 

20  Plur.  küglar  (Glieder ,  auch  für  Leib  über- 
haupt gebraucht),  sowie  der  Bedtg. :  Keule, 
od.  Zapfen,  Kolben,  bz.  couus  loegcn  auch  das 
an.,  ist.  küngull,  norw.  kogla  (dialect.)  ko- 
goll,    kokla ,    kokul ,    kongla,    kongul ;    dän. 

25  kogle,  Fichten-  od.  'Tannenzapfen,  bz.  Sa- 
menzapfen  od.  Fruchtkolben  (hier  danappel 
od.  dauekkel)  der  Fichten  ti.  Tannen,  wo- 
bei ich  weiter  auf  die  von  Hildebrand 
(G  r  i  m  m,   Wb.  V,  Spalte  3S3)  beigebrachten 

30  verschiedenen  Bedtg n.  des  Wortes  kegel  ver- 
weise u.  d<ibei  darauf  aufmerksam  mache, 
dass  das  ahd.  chegil  ausser  den  schriftlich 
belegten,  ebenso  wie  die  meisten  andern  al- 
ten Wörter,  auch  wohl  noch  andere  Bedtgn. 

35  gehabt  haben  dürfte  u.  z.  B.  auch  die  Be- 
dtg. :  filius  spurius  des  mhd.  kegel  auch  noch 
unaufgeklärt  ist. 

kegeln,  kägeln,  kegeln.     Nur  vom  Kegel- 
spiel. —  Satl.  kögelje,  kigelje. 

40  kei  od.  ke.  Dieses  nur  in  der  Redens- 
art: „he  kend  de  kei"  od.  „du  nuist  de  kei 
kennen''  lebende  u.  dem  Sinne  nach  in  der 
Bedtg.:  Kunst  gebrauchte  Wort  stimmt  in 
seinen   Vocalen  ganz  zu  teeu,  töjeu  (ziehen), 

45  bz.  zu  snei,  sue  (Schnee),  slei,  sie  (=  nid. 
sleeuw,  ahd.'  sleo  etc.),  nei  (neu)  etc.  u. 
würde  demnach  einem  deutschen  kie,  kee  od. 
keu  od.  einem  altern  deutschen  keo,  klo, 
kiohe,  kiuhe  od.  kiuge,  bz.  einem  nid.  keeuw, 

50  kieuw,  keeuweetc.  entsprechen,  wclclic  Formen 
lautlich  am  besten  zu  nhd.  keu ;  mnld.  keeuw, 
kieuwc,  kouwe,  kuwe;  ahd.  chiuwa  etc.  (fau- 
ces,  frumen,  mala  etc.),  bz.  zu  den  altern 
Formen  von  kauen  stimmen.     Ob  nun  aber 

65  das  obige  köj,  ke,  bz.  kiye,  kee  mit  diesen 
Wörtern  zusammenhängt  u.  etwa  das  nhd. 
keu,  }(/(/.  keeuw,  ahd.  chiuwa  in  der  obigen 
Redensart  im  fig.  Sinn  gebraucht  ist,  wage 
ich  nicht  zu  entscheiden,    zumal  da  kei  od. 

60  keje,  nach  brei  (Brei),  frei  (frei)  auch  für 


KEI 


193 


KEK 


7ild.  kij,  b2.  älteres  ki  od.  kijc,  k!o,  kige, 
keige,  keie,  kcge  etc.  stehen  kann  u.  dem- 
nach auch  die  Möglichkeit  vorlie(/t,  dass  es 
mit  afries.  kei  (Schlüssel)  od.  selbst  mit 
ags.  cigan  (vocare  etc.,  von  der  y  kak?  cf. 
2  kake  t«.  kakeln,  kik  etc.)  zusammenhängt, 
in  2velch  erster  cm  Fall  „he  kend  de  kei" 
soviel  hiesse,  als  „er  kennt  den  Schlüssel", 
bz.  „er  weiss  Bescheid'',  od.  im  zweiten  so- 
viel als:  „er  kennt  den  Buf",  bz.  „den  Na- 
men", was  Beides  eine  passende  Erklärung 
von  kei  wäre. 

kei,  Stein,  besonders  ein  länglicher,  mag 
dies  nun  ein  gewöJuilicher  Ziegel-  od.  Back- 
Stein,  od.  ein  ähnliches  längl.  kantiges  Stück 
Sand-  od.  Granit-Stein  (bz.  Felsstück)  sein. 
Dieses  Wort  lebt  anscheinend  (ivenigstens 
soviel  mir  bekannt)  liier  nur  noch  im  sog. 
kei-  od.  keibnr-spil,  ein  Spiel,  toobei  der  kei 
od.  Stein  von  einem  bür,  od.  keibür  (ivörtl. 
St  ein- Bau  er  ,  od.  Stein- Erbauer,  Stein- 
Errichter,  Stein- Auf  setz  er)  genannten  Kna- 
ben aufgerichtet  wird  u.  wo  dann  die  an- 
dern Knaben  mit  einem  runden  Stein  od. 
Kiesel  von  einer  gewissen  zuvor  abgemesse- 
nen Entfernung  (mäte  od.  auch  hunk  ge- 
nannt, wovon  das  Spiel  auch  hunksmiten 
heisst)  aus  nach  demselben  iverfen.  Jeder 
Mitspieler  muss  seinen  nach  dem  „kei"  ge- 
worfenen Stein,  der  namentlich  beim  Nicht- 
treffen  desselben  weit  hinter  denselben  rollt, 
selbst  wieder  holen  u.  falls  er  hiebei  von 
dem  „bür"  gefasst  tvird,  dessen  Stelle  ein- 
nehmen u.  statt  seiner  den  kei  aufrichten, 
luenn  derselbe  von  den  Mitspielern  getroffen 
II.  umgeworfen  loird.  Um  indessen  das  Auf- 
richten des  „kei's"  Etwas  zu  verzögern,  ivird 
sehr  oft  auch  noch  oben  auf  einer  Ecke 
desselben  ein  kleiner  Stein  aufgelegt  u.  falls 
einer  der  3Iitspieler  den  „kei"  nur  so  leise 
trifft,  dass  derselbe  selbst  stehen  bleibt  u. 
nur  das  „tirap"  genannte  Steinchen  davon 
herunter  fällt,  so  tritt  auch  in  diesem  Fall 
dieser  Knabe  an  die  Stelle  des  „bür's"  u. 
kann  dann  der  bisherige  „bür"  wieder  selbst 
mit  den  Andern  so  lange  nach  dem  „kei" 
tverfen,  bis  er  selbst  ivieder  beim  Zurück- 
holen seines  Wurf-Steines  abgefasst  wird, 
od.  blos  den  „timp"  von  dem  „kei"  herunter - 
ivirft.  —  kei  ist  identisch  mit  nid.  kei  (Kie- 
sel, Kieselstein,  Felsstein);  mnld.  keye  (si- 
lex);  mfläm.  key  (keysteen  oft  vyersteen,  cf. 
flinte  u.  fürsten). 

Wenn  man  nid.  zeide  od.  zeijde  =  nhd. 
sagte,  —  bz.  unser  wei,  engl,  wliey,  nid. 
weg  =  afries.  wei,  weg,  ags.  hvaeg  etc.  u. 
ferner  engl  key  =  afries.  kag,  kai,  kei ;  ags. 
caeg  etc.  (s.  unter  käi)  vergleicht,  so  ist  es 
tvohl  fast  zweifellos,  dass  dieses  kei  etc. 
auch  aus  keg  etc.  entstand  ii.  also  lautlich 

J.  ten  Doornkaat  Koolman.    Wörterbuch.    II. 


gleich  ist  mit  nid.  keg,  kogge  (Keil).  Da 
nun  ferner  aber  dieses  nid.  keg  etc.  zwei- 
fellos ivold  eine  Kürzung  des  mnld.  koghel; 
ahd.  chegil  (Kegel,  Keil)  ist,  so  dürfte  auch 
5  kei,  bz.  keg,  kegge  od.  Iceghe  eine  Kürzung 
von  mnld.  koghel  (silex)  sein.  Ob  nun  aber 
die  Bedtg.  „silex"  aus  der  von  „cuneus"  od. 
„Conus"  hervorging,  ist  schwer  zu  entschei- 
den, zumal  es  auch  ja  möglich  ist,  dass  „ke- 

10  gel"  überhaupt  urspr.  ein  spitzes,  keilförmi- 
ges (u.  so  auch  scharfes,  schneidendes,  spal- 
tendes etc.)  Etioas  bezeichnete  u.  demnach 
kegel  auch  in  der  Bedtg.  „silex"  blos  als 
ein  spitzes  u.  keilförmiges  Ettvas  auf  gefasst 

15  lourde.     Auch  loang.  kichelstein  (silex)  deu- 
tet auf  einen  Zusammenhang  mit  keghel. 
kei-bur,  s.  unter  kei. 
keideln,  keitelii,  giessen,  stürzen  etc. ;  — 
so  keideld  de   melk   fan   ca  fat  in  't  ander; 

20  —  wat  keidelst  du  dar  wer  mit  herum ;  — 
se  ferkeideld  de  melk.  —  Nd.  (Br.  Wb.) 
keiten,  keuten,  bz.  keiteln,  keuteln. 

keier-hake,  keuerhako,  ein  mit  einer  ei- 
sernen Spitze  u.  einem  starken  Widerhaken 

25  versehener  ziemlich  langer  u.  dünner  Stock 
von  festem  Holze,  welchen  die  Marschbe- 
tcohner  führen,  um  sich  beim  Gehen  od. 
Schlittschuhlaufen  darauf  zu  stützen,  od. 
(falls  sie  durchbrechen)   sich   damit  wieder 

30  aus  dem  Eise  heraus  zu  helfen;  —  nim  de 

keierhake  lefer   mit,    't  is  glad  to  lopen.  — 

Wang.  koierhaki.     Wohl  zu  dem  folgenden : 

keiern,  kaiern,  keuern,  koiern,  spazieren, 

zu  seinem  Vergnügen  umlier  gehen,  lustwan- 

35  dein;  —  he  keierd  d'r  so  langsam  hen;  — 
he  löpd  to  keiern;  —  he  keierd  de  strate  up 
uu  dal ;  —  he  is  keiern  gän  ;  —  Kinderreim : 
keier  rige  —  Straten,  war  sül  wi  de  kinderkes 
laten?    in  de  blaue  toren;    wat  heb'  wi  dar 

40  terloren  ?  'n  blauen  sulen  schötteldök ;  wul' 
j'  uns  de  wol  wergäfen?  —  nä,  nä!  —  ja,  ja! 
um  'n  appel  of  um  'n  per,  morgen  heb' 
wi  moi  wer.  —  Nd.  (Br.  Wb.,  Schütze) 
keiern,  kaiern;  loang.  koierje;  nW.  kuijereu. 

45  —  Es  ist  (da  dieses  Wort  im  wang.  auch 
die  Bedtg. :  sich  zusammen,  od.  zu  Zweien 
vertraulich  unterhalten,  kosen  etc.  hat)  = 
mit  mnld.  (KU.)  kuyeren  (ludere,  nugari, 
jocari,   confabulari ;   deambulari   recreationis 

50  causa)   u.   könnte   es  diesemnach  eine  Ent- 
lehnung aus  lat.  coire  sein. 
keiertje,  kleiner  Spaziergang. 
keilke-beje,  -bee,  Fliederbeere ;  —  keilke- 
müs,  Fliedermuss. 

55      keiser,  s.  kaiser. 

kek,  keck,  kühn,  dreist,  bz.  munter,  leb- 
haft ;  —  he  geid  d'r  kek  up  lös ;  —  he  sügt 
so  kek  üt  as  'n  wiselke.  —  Nid.,  bz.  mnld, 
(KU.)  keck  (audax;  solidus,  durus,  densus, 

GO  turgidus);  mfläm.  kec  (dasselbe);  mnd.  (Seh. 

13 


KEK  194  KELLEN 

u.  L.)  keck   (lebhaft,  munter,   küJni,  agilis,  Wb.  V.,  Spalte  511)  nichts  gemein,  sondern 

zxnmo^n^  Gic.)\  schioed.'k-Xck  (hurtig,  muthig,  ist  wahrscheinlich  identisch   mit  mnd.  qua- 

brav,  vortrefflich);    dän.  kjek,  kjack  (kühn,  leu  u.  nhd.  kd^Wcn  (G  ri mm,  Wb.  V,  Spalte 

ra^ch,  brac,   aufrecht);    mhd.    kcc;    amhd.,  68),    die   toohl    beide   aus    dem  altern  mnd. 

ahd.  chech  etc.  aus  quec  (lebendig  etc.),  cf.  5  (Seh.  u.  L.)  qiuigeU'u;  as.  (gi-)  quahlian  (ge- 

2  kwik  etc.  rinnen)    u.  lociter    mit   acnyl.  qiuiil ;  fran^. 

kek,  *■.  kikeu.  cailler;   ital.  qiiagliare,  cagliare;   S2)an.  cua- 

kekel,  kekcln,  s.  kakel,  kakeln.  jar;  j'ort.  coalhar  (I)iez,   I,  336)   aus  lat. 
kel   od.  kell ,    sehr   schmerzhaft   «.    em-        coagiilare  entstanden,    wie  ital.  caglio,   gag- 

pfindlich  od.  reizbar,  gereizt  etc.,  bz.  so  be-  10  lio ;  port.  coalho  (Lab)  u.  auch  wohl  mnd. 
schaffen,  dass  die  leiseste  Berührung  des  qiuighel,  quagol  7iiit  dem  altern  ital.  (cf. 
betr.    Theils  heftigen   unleidlichen   Schmerz        KU.  u)iter  quaghcl)  coagulo,  quaglio ;  sixm. 

verursacht ,   od.    aus   irgend   einer   Ursache  cuajo  aus  lat.  coagulum.     Aus  dem  zu  quäl 

ein  anhaltendes  sehr  schmerzhaftes  Stechen  contrahirten  mnd.  iimighal  ist  dann  weiter  viel- 

u.  Prickeln  in  dem  betr.  Tlieil  entsteht;  —  15  leicht  unser  kwalster  od.  midd.  u.  mnd.  qual- 

de  taudeu  sunt  mi  so  kel,    dat    ik    d'r   gen  ster  (dicker  Schleim,  biibrestis,  pituita)  2vei- 

het  of  kolil  au  liden  kan,  bz.  dat  't  net  is,  as  tergebildet,    toobei   dann    weiter  auch  unser 

of  'k  bi  de  bär    uptrukken   word',   wen    mt  kwil  =  mnld.  quyl,   quid    (oris  pituita)  als 

d'r  wat  an  kumd;  —  de  lingers  sunt  nii  so  möglicherweise  damit  connex  in  Frage  kömmt. 

kel,  dat  mi  "t  to  de  doppen  (Spitzen  der  Fin-  20  Ferner  gehört  zu  kelen  od.  quälen  etc.  noch 

r/t'rj  ütprikkeld;  —  he  hed  so  'n  kellen  (em-  mnd.    (Seh.    u.  L.)    u.    dithm.   (Schütze) 

jifuidliche,  schmerzhafte  etc.)  ]md;  —  he  is  so  keller   (dicke   geronnene  Milch)   u.    kellern 

kel  (empfindlich   u.  schmerzhaft,    leicht  ver-  (gerinnen). 

letzt  u.  gereizt),  dat  man  bum  hast  hei  net  1,  kel-fat,  Gerinn-Fass,  ein  nach  unten 
anwiscn  dürd;  —  he  is  d'r  tols  to  kel  für  25  hin  sich  verengendes  Gefäss,  loorin  man  die 
(er  ist  da  viel  zu  empfindlich  u.  verletzlich  Blilch  gerinnen  (kelen)  lässt. 
vor,  wird  viel  zu  leicht  von  einem  Gefühl  2.  kel-fat  (harrl.)  ein  Jlaus  mit  einem 
des  Schmerzes  u.  der  Qual  crfasst  u.  ist  doppelten  Wahn,  bz.  einem  sog.  Zeltdach  od. 
deshalb  auch  schreckhaft  u.  ängstlich  oder  einer  Bedachung  nach  allen  vier  Seiten  hin. 
bange,  zaghaft,  zurückhaltend  etc.)  as  dat  30  —  iV«c7t  Stbg.  soll  der  Name  daher  rüh- 
be  sük  an  de  sake  braunen  schul'.  —  Sprichw.  ren,  loeil  ein  solches  Hans  einem  ximgestülp- 
junk  to  fei!  old  to  kel.  —  Es  gehört  wohl  tem  kelfat  (s.  sub  1)  ähnlich  ist. 
mit  dem  tdd.  kel,  kil;  mnld.,  mfläm.,  bz.  al-  kelk  (Flur,  kelken),  Kelch.  —  Nd.,  nid. 
ten  fries.  (cf.  KU.)  kel  (perterritus ,  pavi-  kelk;  mnd.  kelik,  kellik;  afries.  (kilik),  tzi- 
dus)  u.  nd.  (Br.  Wb.  I,  371)  kill  in  kill-  35  lik,  tzielk;  ahd.  chelch,  kelib,  khelib ;  amhd. 
jök  (juckender  Schmerz,  bz.  schmerzhaftes  kelich,  chelecb ;  mhd.  kelch ;  as.  kelik;  ags. 
Jucken)  etc.;  ahd.  cheli,  quell ;  mhd.  quele,  calic,  calc;  an.  kalkr;  schwcd.,  dän.,  norw. 
kele,  quel  (Qual,  Marter  etc.)  u.  unserm  kel-  kalk  etc.  aus  lat.  calix,  was  mit  griech.  kn- 
ien etc.  zu  ahd.,  as.  quelan  (Qual  u.  Schmer-  lix  u.  skr.  kalaga  (Becher,  Krug,  Topf)  etc. 
zen  leiden ,  od.  haben  u.  empfinden  etc.),  40  zu  der  |/  kal,  kul,  kval  (hüllen,  einhüllen, 
worüber  Weiteres  unter  kellen  u.  kwälen,  bergen,  verbergen,  einschlicssen  etc.,  cf.  2 
kwäl  etc.  hälen  u.  hüllen  etc.)  gehört. 

kel,  Geronnenes,  Klumpiges  etc.,  nament-  kelle,  kellen,  Schmerz,  Schmerzen  etc.; 
lieh  von  der  geronnenen,  dicken,  käsigen  s.  kellen;  —  ik  beblj'  od.  fol  so  'n  kellen  in 
Milch  (mag  diese  nun  aus  einer  einzigen  45  de  kop,  od.  knaken,  tanden,  fingers  etc.  — 
dicken  käsigen  Masse,  od.  aus  einzelnen  Compos.. ■  küskeWc  od.  küskellen (Zahnschmerz) 
dicken  kcmgen  Klumpen  bestehen)  gebraucht ;  =  7id.  (Br.  Wb.  I,  771)  köle. 
—  de  melk  is  all'  to  kel  worden;  —  dat  löpd  kellen  (kelle,  kelst,  keld  etc.;  —  kul  etc.; 
all  to  kel  tosamen; —  dat  kind  speid  emer  —  kullen),  intensiv  schmerzen,  bz.  Qual  n. 
kel ;  —  be  sucht  üt  as  kel  un  karmelk.  —  50  Schmerz  machen  etc. ,  icie  z.  B.  bei  Zahti- 
cf.  kelen  u.  spittel-kel.  schmerzen  od.  ähnlichem  Ziehen  u.  Beis- 
kelder,  s.  keller.  sen  in  den  Knochen  etc.,  brennend  od.  ste- 
kele,  s.  kille.  chend  schmerzen  u.  prickeln,  toie  z.  B.  ivenn 
kelen  od.  kelen,  gerinnen,  klumpig  od.  Einem  bei  starkem  Frost  die  Glieder  fast  er- 
käsig loerden,  coagulircn  etc. ;  —  de  melk  55  froren  sind  u.  man  sie  ohne  Weiteres  ans 
keld ;  de  is  wol  siir  worden ;  —  dat  pütwa-  Feuer  hiüt  od.  in  warmes  Wasser  steckt, 
ter  is  to  bard,  dat  de  sepe  d'r  in  keld.  —  um  sie  rasch  zu  erwärmen ;  —  de  tanden 
Dieses  Wort  hat  mit  dem  schwed.  käla  (Frost,  kellen  mi  glik,  wen  ik  d'r  wat  koldes  an 
Erstarrung  etc.)  u.  den  unter  nhd.  kellen  krige;  —  für  kuk  un  sOt  god  bün  'k  bang', 
(frieren,  erfrieren,  erstarren)   (s.  Grimm,  GO  wil  mi   de  kusen   d'r  so  ligd  fan  kellen;  — 


KELLEN 


195 


KEN  KE 


de  kop   hed   mi  al  dro  dage  so  kullen,   dat 
ik    d'r  's   nagts   hast   gen    släp    faii  kragen 
hebb';  —  de  knakon   kullen  mi  d'r  fan;  — 
de  bände  kellen  dat  kind  fan  kolde;  —  dat 
kul  mi  to  de  fingers  nn  tonen  üt,  as  'k  wer 
warm  wurr'.  —  Nd.  (Br.  M^h.)  killen;  mnd. 
(Seh.  lt.  L.)  kellen,  killen  (Qual  u.  Schmerz 
verursachen,   weh   thnn,    schmerzen);   satl. 
(Ehrentraut,    II,    193)    kelle.    —    Es 
entstand  ans  älterem  quellen,  qellen  =  ahd. 
(queljan),    quellan,    chellen,    cheleu ;    amlid. 
chwellen,  chollen ;  mhd.  quellen,  queln,  koln 
(martern,    quälen,    in  Banden  legen,  tödten 
etc.),  woraus   (bz.   aus  ags.  cvelan   od.  cve- 
lian)    auch    aengl.   (S  trat  m  a  n  n)    cuUen 
(caedere);  engl,  kill  (tödten,  iimhringen;  töd- 
ten, dämpfen  [cf.  doden,  död],   der  treiben- 
den Kraft  berauben  etc.),  quell  (umbringen, 
vernichten,  tödten ;  übenvältigen,  bezivingen, 
tmterdrücken,  zähmen,  bezähmen;  dämpfen, 
löschen,  stillen),  quell  (sterben,  langsam  hin- 
sterben, hinschwinden;   abnehmen,  sich  ver- 
mindern, nachlassen  etc.),  quell  (Mord),  quail 
(bändigen,  zähmen;  niederschlagen,  vernich- 
ten) ti.  auch  ivohl  quail  (vor  Angst  u.  Schre- 
cken zittern,  beben,  verzagen,  den  Muth  ver- 
lieren, niedergeschlagen  sein;  vergehen,  hin- 
schtoinden,  verwelken,  absterben,   verfallen, 
erschlaffen;  sich  quälen  und  härmen,  trau- 
ern etc.),  während  engl,  quail  (gerinnen,  von 
der  Milch)  mit  unserm  kelen  eines  Ursprungs 
ist.    —    Vergleicht   man  nun  iveiter  aengl. 
(St  rat  man  n)  chiliin  (algere) ;  engl,  chill 
(das  Zittern  u.  Beben  vor  Kälte,  der  Schauer, 
der  Fieberfrost ;  die  Kälte,  der  Frost  etc.), 
to  chill  (kalt  machen,  durchkälten ;  frieren, 
gefrieren;  schauern,  schauern  machen;    er- 
starren, erfrieren ;  frösteln ;  niederschlagen, 
muthlos  machen  etc.),  chilly  (kältlich,  fröst- 
lich) etc  ;   nid.  kil    (Kälte,    Frost,    Erstar- 
rung), kil,  bz.  unser  kil  (kalt,  erstarrt,  frö- 
stelnd, schauernd,  zitternd  etc.) ;  killen  (käl- 
ten, kalt  machen,  das  Gefühl  der  Kälte  ver- 
ursachen   zugleich    mit    einem    Gefühl   des 
Schauerns   od.    eines  zuckenden  Schmerzes, 
toie  z.  B.  loenn  etivas  Kaltes  an  die  Zähne 
kommt  u.  dadurch  augenblickliches,  zucken- 
des Zahnschmerzen  entsteht)   u.  killen  (töd- 
ten, cf.  Ho  oft)  etc.   u.  Alles   was  Ili  Ide- 
brand (Grimm,  Wb.   V,  Spalte  511)  un- 
ter kellen  (frieren)    anführt,   so  ist  es  klar, 
dass  sich  ein  mit  engl,  chill  ident.  nd.  kel- 
len, killen  mit  einem  aus  ahd.,  bz.  as.  que- 
lan  od.  queljan  abstammenden  kellen,  killen 
formell  u.  begrifflich  so  gemischt  liat,   dass 
es  durchaus  immöglich  ist  von  diesen  Wör- 
tern   (u.  auch  von  unserm    kel    u.   kil)    mit 
voller  Bestimmtheit  zu  sagen,  in  ivie  tveit  sie 
mit  engl,  chill  u.  i'.sZ.  kilia  (frieren)  etc.,  od. 
mit  dem  cüten  quclan  etc.  ziisammenhängen. 


—  Wegen  engl,  chill  etc.  s.  Weiteres  unter 
kold  u.  kttl  u.  wegen  kill  unter  kwälen. 

keller,  kelder,   Keller,  unterirdische,  bz. 

geioölbte  Vorrathskammer ,    Gelass  od.    Ge- 

5  wölbe,  loorin  man  Etioas  legt  u.  verbirgt,  wie 

ausser   sonstigen    Vorrüthen   auch   Leichen 

od.  Todtensärge ;  —    dat    ligd  in  de  keller; 

—  he  hed  nog  wat  in  de  keller ;  —  he  hed 
sük  up  't  karkhof  'n  keller  maken  laten,  war 

10  he  in  begrafen,  bz.  bisetd  worden  wil ;  —  de 
bfisbeller  sitt  in  de  keller ;  —  de  keller  geid 
under  't  ganse  hüs  dör.  —  Daher :  kellerhol 
(kellerhohl) ;  —  dat  hüs  is  gans  kellerhol,  d.  h. 
der  ganzen  Länge  u.  Breite  nach  mit  einem 

15  Keller  od.  unterirdischen  Geioölbe  versehen. 

—  Nd.  keller;  rdd.  kelder;  mnld.  kelre; 
afries.  szelner ;  mofries.  (C a d.  Müller) 
sillern  od.  szillern ;  ahd.  kellari  etc.  atis  lat. 
cellarium,  der  Weiterbildung  von  cella,  was 

20  mit  helle  (Hölle,  s.  2  hei  etc.)  u.  lat.  celare 
einer  u.  derselben  ]/  angehört. 
keni,  s.  kamen. 

keiiiausje  od.  kemousje,   Abtritt,  heimli- 
ches Gemach.  —   Wohl  aus  commodite  cor- 
25  rumpirt. 

kemmen,  kämmen.  Zu  kam. 
keiwode,  a)  c  o  w  m  o  d  e,  bequem,  gemächlich 
etc. ;  —  dat  kan  'k  kemode  dön ;  —  he  is 
d'r  föls  to  kemode  to,  as  dat  he  sük  dar 
30  um  bukd ;  —  b)  Commode ,  Schrank  mit 
Schuhladen,  wo  man  bequem  Etwas  hinein- 
legen kann,  bz.  eine  Bequemlade ,  Bequem- 
schrank etc.     Davon: 

kemodiglieid,  Bequemlichkeit,  Gemächlich- 
st keil  etc.  etc. ;  —  all'  mit  kemodigheid. 

ken,  ke,  Diminutiv- Endung  =  nhd.  chen, 
statt  deren  ivir  auch  jen,  je  u.  tjen,  tje  ge- 
brauchen. —  Nd.,  mnd.  ken  ;  nid.  ken,  kin, 
kijn  u.  chijn,  od.  chien,  ghien  (ivie  z.  B.  in 
40  Annechijn,    od.    Annechien   etc.    =    unserm. 
Annake,  od.  Anke,  nhd.  Annechen),  tvas  als 
quin,  chin  (cf.  Diez,  I,  169  unter  facchino 
u.  II,  105  u.  333  unter  botequin   «.   helle- 
quin)  auch  in  die  rom,.  Sprachen  überging, 
45  ivie  ja  auch  Arie-,  od.  Harle-quin  (ital.  Ar- 
lechino  u.  älter  franz.  auch  bierlekin)  nach 
Diez  (I,  31)  entweder  direct  aus  dem  anld. 
entlehnt  ist,  od.  toie  Dante' s  Teufelsname 
Alicliino  aus   dem  obigen  afranz.  hellequin, 
50  anld.    hellekin,    helleken    entstand.    —    Am 
häufigsten    ist   bei   uns    die    Form   „ke"  u. 
scheint  dies  auch  die  alterthümlichste  zu  sein, 
da  sie   anscheinend  mit   lat.   ca    (cf.  musca 
etc.),  griech.  ka  (cf.  muiska)  u.  skr.  ka  (cf. 
55  muska,  terticulus,    od.  urspr.  nach  dem  Pe- 
ter sb.  Wb.  „Mäuschen"-,  als  Dimin.  von 
müs  od.  müsa  u.  demnach  dasselbe  wie  U7i- 
ser  müske)  etc.  identisch  ist.   —    Was   nun 
dieses  als  Diminutiv  -  Endung  sehr  verbrei- 
GO  tele  „ka"  betrifft,  so  glaube  ich,  dass  selbiges 

13* 


KEN 


19fi 


KENNEN 


ebenso  wie  as.  ika  od.  iko,  ahd.  icho  (cf. 
Grimm,  Ml),  tinter  chen)  von  Hause  aus 
eine  Angehürigkeit,  od.  eine  Verwandtschaft 
ti.  Abstammung  (cf.  ig,  ing)  andeutet  u.  dasx 
demnach  ein  mit  „kA"  gebildetes  Diminutiv 
wörtl.  )iichts  weiter  besagt,  als  dass  dasselbe 
von  dem  betr.  Subst.  abstammt,  od.  so  zu  sagen 
ein  Abkömmling  (Kind,  Junges  od.  Kleines 
etc.)  von  demselben  ist  u.  dass  man  dem- 
nach skr.  muska  (Mäuschen  od.  3Iüuslein) 
u.  nauka  (Schißchen,  Schifßein)  icörtl.  mit 
Maus-  u.  Schiff-Kind,  od.  Abkömmling  von 
Maus,  Schiff'  etc.  übersetzen  muss. 

keil,  kein ;  s.  gen  etc. 

ken-l)är,  keniibar,  erkennbar  etc.;  —  hö 
is  od.  dat  is  kenbär  genug;  —  dat  is  dii- 
delk  kenbär. 

ken-büi'lik,  kennharlich,  erkennbar  etc. 

kcn-iuark,  Kennmerk,  Kennzeichen  etc. 

\i(^l\-\WJiV\i.^\\.,krHnmerken,kennzeichnenetc. 

kennel,  Kern  od.  Korn  des  Getreides  u. 
Obstes  etc.  =  kürrel  etc.  —  Auch  wang. 
kennel  u.  assimil.  aus  kernel  =  engl,  ker- 
nel;  ags.  cirnel,  cyrnel,  der  Weiterbildung 
von  kern. 

kennelik,  kennelk,  kenntlich,  kennbar,  er- 
kennbar  etc.;  —  dat  is  kennelk  genug;  — 
he  is  so  kennelk  (er  ist  so  kenntlich,  bz.  so 
leicht  zu  erkennen)  an  sin  gang  etc.,  dat 
man  't  al  fan  wulen  sägt,  dat  he  't  is. 

kenuelkheid,  Kenntlichkeit,  Kennbarkeit 
etc. 

kennen,  kennen,  verstehen,  wissen,  bekannt 
u.  vertraut  sein  (mit  Etwas  od.  Jemandem), 
Kunde  haben  (von  etc.),  erkennen  etc.;  — 
he  gaf  to  kennen,  dat  bc  hunger  harr';  — 
he  mut  dat  leren  kennen  (a.  er  muss  das 
Lernen  kennen;  —  b.  er  muss  das  kennen 
lernen);  —  he  kend  un  fersteid  dat,  wo  't 
mäkd  worden  mut;  —  du  must  dat  kennen, 
du  best  dat  je  lerd;  —  ik  kenn'  (od.  kan) 
min  leks  fan  buten;  —  he  keude  (od.  kun') 
sin  leks  göd ;  —  he  wil  hum  net  kennen  un 
niks  fan  hum  weten;  —  ik  kenn'  hum  to 
god,  as  dat  ik  hum  tröe;  —  he  kend  hum 
net  (er  kennt  ihn  nicht,  bz.  er  erkennt  ihn 
nicht  an,  —  betrachtet  ihn  nicht,  als  ihm 
angehörig  u.  verwandt);  —  he  wil  niks  fan 
hum  kennen  od.  weten  (er  will  nichts  von 
ihm  tcissen,  er  verläugnet  ihn  etc.);  —  he 
kend  hum  al  lank;  —  be  kende  hum  glik 
wer,  as  he  fan  sin  reise  torüg  kwam ;  —  ik 
kenn'  hum  al  wid  fan  feren;  —  he  kend  dat 
d'r  glik  iit,  wat  suis  is;  —  he  keiul  sük  fan 
binnen  un  buten;  —  he  kend  sük  d'r  net 
in  of  üt  etc.  —  Compos. :  bekennen,  erken- 
nen, ferkonnen,  ofkennen,  mit-  od.  cnt-kcn- 
nen,  sowie  auch  ankennen  (ansehen,  anmer- 
ken etc.) ;  —  man  kan  hum  dat  göd  ankennen, 
dat  he  schofel  to  mode  is.  —  Nd.,  nid.  ken- 


nen; afries.  kanna,  kenna  (anerkennen,  er- 
kennen;  kennen  lernen,  untersuchen):  wfries. 
kinnen  (kennen,  wissen  etc.)  satl.  kanna  (in 
bikanna);  as.  kennian  (gezeugt  werden,  ent- 
5  stammen;  kund  werden  etc.,  cf.  M.  Hegne; 
nach  Andern  aber:  zeugen,  erzeugen  etc.; 
anerkennen,  erkennen,  gignere,  cognoscere) ; 
—  ant-kennian  (i)inc  werden,  erkennen,  an- 
erkennen);  ags.  cennan  (gebdren,  zum   Vor- 

10  scJiein  od.  ans  Licht  bringen  etc.;  refle.v.: 
sich  zeigen,  sich  off'enbaren,  sich  bekunden) ; 
engl,  can  (kennen ;  ivissen)  u.  ken  (erken- 
nen, gewahren ,  ins  Auge  fassen,  gewahr 
loerden,    kennen,    tvissen);   an.,    isl.    kanna 

15  (muster)i,  prüfen,  untersuchen,  od.  forschen, 
ins  Auge  fassen  u.  sehen  wonach  etc.,  bz. 
lustrare,  scrutari ;  numerare  etc.),  kannaz  vid 
(agnoscere,  contiteri),  kcnna  (noscere;  docere, 
bz.  erkennen,  kennen  lernen,  gewahren,  em- 

20  pfinden;  kennen  lehren;  begreifen,  benennen 
etc.);  norw.  kanna  (kjondes  ved,  kjende  soni 
sit  eget,  erkjende;  tilkjende,  tilegne;  rand- 
sagp,  see  efter,  gjennemsee,  bz.  anerkennen, 
erkennen  etc.;  zuerkennen  etc.;  untersuchen, 

25  forschen  etc.,  cf.  auch  engl,  ken,  spähen, 
ersehen,  um  sich  blicken),  kjenna  (kennen 
etc.);  schwed.  kanna  (kennen,  erkennen; 
empfinden,  fühlen  ;  versuchen,  prüfen ;  befin- 
den, erklären;  zuerkennen,   zugestehen,  be- 

30  kennen  etc.);  dän.  kjende  (kennen);  goth. 
kannjan  (gnorizein,  bz.  bekannt  Diachen,  kund 
thun);  ahd.  kennan,  chennan  in  den  Compos.  : 
ar-,  ir-,  er-kennan  (erkennen,  kennen  lernen, 
vernehmen;  anerkennen;  kennen,  verstehen, 

35  [Einem]  zuerkennen;  sich  bewusst  werden 
[Eines],  innc  toerden,  einsehen,  beachten, 
wahrnehmen) ;  inkennan  (cognoscere),  bichen- 
nan  (erkennen,  kennen,  wissen;  zuerkennen, 
bz.  bei   [Einem]  eigen   machen;    bekennen; 

AO  ansehen,  halten  für) ;  mhd.  kennen  (ganz 
einzeln)  u.  meist  in  den  Compos. :  er-  u.  be- 
kennen. 

lyie  obigen   Verba  sind  sämintlich  von  ei- 
nem Stamm  kan  od.  kann  (geschwächt  ken) 

45  mit  Jan,  an  (machen,  thun  etc.)  weitergebil- 
det, der  ebenso  wie  der  Stamm  kun  von 
kunnan  (cf.  könen)  aus  einem  verlorenen 
Stammverb,  kiniian  od.  kinan,  kan,  kunnun, 
kun  (cf.  brand,  branna,  brunst  etc.  von  brin- 

50  nan  u.  band,  band  von  binden)  hervorging. 
kiunan,  kinan  aber  gehört  unstreitig  zur  j/ 
Jan,  gan  (gignere  etc. ,  bz.  gebären,  zeugen, 
erzeugen,  entstehen  machen  u.  lassen,  her- 
vorbringen,  schafften  etc.;  geboren   toerden, 

55  entstehen,  zum  Vorschein  kommen,  gehen 
hervor  [aus  Etwas  heraus],  erscheinen  etc.) 
u.  hat  daher  dessen  Präter.  kan  zunächst 
die  Bedtg. :  gebar,  zeugte,  schuf  etc.  od.  habe 
bereits  geboren  u.  erzeugt  etc.,  bz.  entstand, 

60  tcurde  geboren,   kam  zum    Vorschein,    er- 


KENNEN                            107  KENNEN 

schien  etc.,  od.  war  bercitfi  f/cboirn  u.  er-  Könner  u.  Machthaber,  somh-rn  auch  der 
zeugt  etc.,  ivcü  eben  das  Prüter.  anyleht,  Kenner  u.  Wisser  (cf.  mhd.  kuustcr,  Wis- 
dass  das  bereits  ycschah  n.  2)as>iirte,  was  .^ender  etc.  von  kunst,  Wissen  etc.,  von  kuii- 
das  betr.  Verb,  besagt.  Verbunden  mit  dem  nan)  des  Geschaffenen  ist. 
Suffix  Jan  od.  an  heisst  nun  kan-jaii  wörtl.  5  Bezüglich  des  goth.  kannjan,  ahd.  kennau 
soviel  als:  gebar  etc.  machen,  bz.  ent-  etc.  u.  des  as.  kennian  (gignore,  cognoscere) 
stand  etc.  machen,  od.  machen  (dass  Et-  etc.  sei  übrigens  noch  gefragt,  ob  auch  wohl 
was  od.  Eines)  gebar  u.  schuf  etc.,  bz.  angenommen  werden  kann,  dass  sich  in  die- 
machen,  (dass  Etwas  od.  Eines)  ent-  sen  Wörtern  zivei  tirspr.  von  einander  ver- 
stand u.  geboren  lourde,  aus  ivelchen  10  schiedene  Stämme  mit  einander  vermischt 
beiden  Bedtgn.  sich  dann  von  selbst  die  haben  u.  dass  einerseits  kan  das  Präter.  von 
Bedtg.:  gignere  od.  des  loirMichen  u.  acti-  einem  verlorenen  Wurzelverb.:  kinan,  kan 
ven  Zeugens,  Schaffens  u.  Hervor-  (gignere,  cf.  kinen,  kind,  könig  etc.)  u.  an- 
bringen s  des  as.  keunjan  ergab.  Ver-  dererseits  von  einem  kinan  etc.  od.  kinnan 
gleicht  man  nun  aber,  dass  das  Vbm.  er-  15  (noscere,  bz.  gnoscere)  ist,  zu  welchen  eben 
kennen  (u.  Abraham  erkannte  sein  kannjan  u.  knnnan  etc.  gehören.  Vergleicht 
Weib  Sarah)  auch  sinnlich  von  Beischlaf  man  nämlich,  dass  schon  im  Skr.  u.  Zend. 
ausüben  od.  den  Act  des  Zeucjens  begehen,  neben  jan,  zan  idg.  gan  (gignere ;  nasci)  eine 
bz.  begatten,  schwängern  etc.  gebraucht  wird,  f  jan,  ja,  zan,  zä  (scire,  noscere,  cognos- 
so  könnte  die  Bedtg.:  cognoscere  -yon  kenn-  20  cere)  bestand,  wovon  auch  ^mi,  &*.  gnä  (scire 
jan  etc.  sich  leicht  auch  aus  der  von  gig-  etc.)  umgesetzt  u.  durch  „ä"  weitergebildet 
nere  entwickelt  haben.  Wahrscheinlicher  ist  ist  (cf.  Fick,  1,  05  bis  68,  soivie  Bopp, 
es  indessen,  dass  die  Bedtg. :  cognoscere  aus  J  usti,  G  r  a  s  s  m  a  n  n ,  B  e  nf  e  y  etc.  we- 
der von :  gignere  in  der  Weise  hervorqing,  gen  dieser  Wurzeln  u.  ferner  auch  bei  G. 
dass  Vater  u.  Mutter  als  Erzeuger  u.  Ge-  25  Curtius,  pag.  174  u.  178  sub  Nr.  128  u. 
bärerin  das  von  ihnen  erzeugte  u.  geborne  135  wegen  gen  u.  gnö),  so  tväre  es  aller- 
Kind  anerkannten,  bz.  ihren  Sprössling  dings  möglich,  dass  neben  kinan  (zeugen, 
als  das  Ihrige  n.  Eigene  kannten  u.  erkann-  gebären  etc.)  auch  ein  kinan  (scire  etc.) 
ten,  sodass  das  Erkennen  od.  Kevinen  als  bestanden  hätte.  Da  indessen  auch  die  y 
eine  Selbstfolge  des  Erzeugens  od.  Gebarens  30  jan  (scire,  noscere  etc.)  lautlich  nicht  von 
angesehen  lourde  od.  dieses  das  Kennen  von  jan  (gignere ;  nasci)  zu  trennen  und  von 
selbst  involvirte,  tvoüei  auch  noch  zu  beach-  Hause  aus  eine  u.  dieselbe  y  ist,  tvorin  die 
ten  ist,  dass  nach  agerm.  Beeide  der  Vater  Bedtg. :  toissen,  kennen  etc.  blos  eine  begriff- 
des  Neugebornen  erst  ausdrücklich  als  von  liehe  Weiterbildung  von  gebären  u.  geboren 
ihm  selbst  erzeugt  er-  od.  anerkennen  musste  35  tverden  (z.  B.  erzeugen,  entstehen  machen, 
(wenn  er  z.  B.  sarjte :  ich  kan,  so  hiess  das  hervorbringen,  zum  Vorschein  bringen,  ans 
zunächst  soviel  als:  ich  habe  gezeugt,  Licht  bringen,  sichtbar  u.  kennbar  machen, 
indem  er  aber  ich  kan  sagte,  drückte  er  kennen  lehren  etc.;  od.  entstehen,  ans  Licht 
dadurch  zugleich  auch  aus,  dass  er  das  kommen,  sichtbar  u.  kennbar  werden,  ken- 
Kind  kannte,  n.  es  rechtlich  für  das  Sei-  40  nen  lernen,  erkennen  etc.,  cf.  oben  ags.  cen- 
nige  erklärte),  bevor  es  für  das  Seinige  galt  nan)  ist,  so  bedarf  es  auch  eines  Stamm- 
u.  demnach  das  Gezeugthaben  auch  das  vbms  kinan,  kinnan  in  der  Bedtg.:  scire, 
Kennenu.  Erkennen  od.  umgekehrt  das  noscere  etc. /»r  kannjan  u.  kunnan  nicht, 
Nichtke n n e n  auch  das  Ni chterzeu q  t-  sondern  es  genügt  vollkommen  auch  für  diese 
haben  begrifflich  in  sich  beschloss.  Hält  45  Verba  ebenso  wie  für  kind,  könig  etc.  blos 
man  dazu  nun  aber  iveiter  das  Präsens  knn  ein  in  der  Bedtg.  gignere,  generare  etc. 
vom  Verb,  können  in  seiner  Bedtg.:  ich  ver-  zweifellos  vorhanden  gewesenes  germ.  Verb, 
mag,  habe  Macht  u.  Gewalt,  bz.  ich  verstehe  kinan,  kinnan  (H.  Leo  envähnt  Spcüte  175 
etc.,  so  ist  es  leicht  einzusehen,  dass  auch  ein  cinnid  (ds  3.  Pers.  2)räs.  von  cmn&n,  so- 
dessen  Bedtg.  aus  der  von :  zeugte,  schuf,  50  loie  ein  Compos.  for-cinnan  u.  meint  auch, 
machte  etc.,  bz.  habe  gezeugt  n.  erschaffai,  dass  die  Stämme  can  u.  cun  ^lrs]}r.  die  Be- 
bin  Vater  u.  Schöpfer  u.  deshcdb  auch  Herr  dtg.:  erzeugte  od.  habe  er  zeugt  hat- 
u.  Meister  über  etc.  entstand,  loobei  man  ten  u.  dass  daraus  [s.  oben]  die  von:  bin 
dann  (ülerdings  beim  Vergleich  von  kennen  einer  Sache  mächtig,  verstehe  u.  kenne  sie 
zu  können  leicht  zu  der  Annahme  kommen  55  etc.  hervorgingen)  anzusetzen,  toeil  eben  hie- 
könnte, dass  auch  die  Bedtg.  des  Ersteren  von  sich  kennen  u.  können,  bz.  die 
(cf.  auch  künde  ti.  kunst;  direct  aus  der  sämmtlichen  zu  kennen  angesetzten  Verba 
von:  ich  habe  gezeugt  u.  geschaffen  in  (dien  ihren  verschiedenen,  Bedtgn.  ohne 
etc.  entstand,  tveil  derjenige,  ivelcher  schuf  Zwang  erklären  lassen. 
u.  machte  (der  Schöpfer)    nicht   allein   der  GO  Zum  Schlüsse  sei  noch  bemerkt,  dass  das 


KENNER                            198  KEREL 

enr/l.    know ,    moiffh    knawe;    sehoU.    knaw,  Umkehr,    WiedcrJcehr,    Tour,    Mal  etc.;  — 

knawe  (icisseu,  kennen  etc.)  nicld  direct  mit  ilat  stoid  iu  de  kür;  —  de  dag  is  in  de  ker 

CKjs.  cennan  etc.   verwandt  ist,  sondern  viel-  (der  Tay  neirjt  sich,  ist  im  Verscheiden  etc.); 

mehr  mit  ar/s.  cniivan;    ahd.  cuaau,    knaan,  —    de  sünne  is  in  de   ker    (die  Sonne   icill 

chuäan,  clinähan  (uosccre)  ».  an.  knega,  kna,  5  sich  neigen,  od.  untergehoi) ;  —    elk  to  sin 

kuätta  (posse);    isl.  kuäi    (at   knä)    n.    knae  kör  (Jeder  zu  seiner  Tour  od.  Zeit) ;  —  de 

(knädi)  u.  nae   (posse;    cf.  noscere  ^  gnos-  krankheid  is  in  de  ker;   —    ider   ker   (jede 

cere) :  kslav.  znaja,  znati  (kennen,  erkennen);  Tour  od.  Jedes  Mal)  kumd  he  bi  mi  für;  — 

lat.  uosse,  noscere,  co-gnoscere;  gricch.  gig-  en  ker  deid  lie  't  un  'n  ander  ker  lett  lie  't 

nöskö,  gnosomai,  gnöme  etc.   (cf.  näme  etc.)  10  wer;  —   lie  ferget  dat  fan  en  ker  to  d'  an- 

zu  der  aus  gan,  jan,  umgesetzten  y  gna,  er-  der;  —   ik    niut   nog  twe  ker  breiden ,   den 

weitcrt  gnä  (s.  oben)  gehört,  während  ande-  mut  ik  mindern;    —    dat  geid  tegcn  de  ker 

rerscits  )thd.  Knabe;  engl,  kuave;   schott.  (gegen  die  Bichtung,   bz.   der  Drehung   od. 

knawe  etc.    (cf.  knäp);    nhd.  Knecht;   ahd.  dem  Krei.'^lauf  entgegen);  —  dat  ligd  üt  de 

knelit ;    ags.    cuiht    etc.    (cf.    knegt).      goth.  15  ker    (das    liegt    aus    der  liichtung) ;  —  dat 

knods  u.  knoda;    ahd.  cbnöt   u.  ags.   cuusl;  nem  'n  andern  ker    (das  )tahm   eine  andere 

ahd.  chnusal  (Geschlecht  etc.);  alt-gall.  gna.-  Bichtung    od.   Wendung    etc.);    —    dat  jär 

tns  (Sohn);  lat.  nasci,  natus,  natio,  co-gnä-  hed  sin    ker   fiildän   (das  Jahr   hat  seinen 

tus  etc. ;  gricch.  gnete  (in  kasi-gnete,  Schioe-  Kreislauf  vollendet).  —  to  ker  gan,  zu,  od.  in 

ster) :  guesios  (echt)  etc.  von  einer  aus  gan,  20  Bichtung  gehen,   Bichtung   nehmen   loohin, 

jan  (gignere  etc.)  umgesetzten  u.  erweiterten  hingehen,  angehen  (wider  Etwas),   handeln, 

y  gnä,  jnä  stammen ,   aus  ivclcher   sich   /».  toben  u.  widhcn  (gegen  od.  über  Etwas),  od. 

derselben   Weise   wie  bei  gan,   jan  =  zend.  überhaupt:  handeln,  sich  benehmen,  angehen 

zan  (kennen,  s.  oben)  die  Bedtgn.:  kennen  (cf.  angän),  lärmen,  toben  etc.;  —  he  gung 

u.  können   (nämlich  ans  gebären,    ans  25  to  ker  (er  ging  hin,  od.  nahm  Bichtung  zu 

Licht  bringen  etc.   die  von:    kennen  od.  be-  ihr  hi)i)  un  gaf  hör  'n  shig  an  de  hals;  — 

kannt  machen   etc.    u.   aus  geboren    wer-  he  geid  to  ker  (handelt   od.    benimmt  sich, 

den,  ans  Licht  kommen  etc.   die  von:  sieht-  tobt  etc.)  as  de  düfel;   —   de   wind  hed  fan 

bar  u.  kennbar  icerden,  kennenlernen,  ver-  nagt  to  ker    gän,    as    wen  't   all'    umweieu 

stehen,  rcissen,  können  etc.)  der  y  gnä  (scire  30  wul,  wat  d'r  was;  —  de  kinder  gän  to  ker, 

etc.)  entwickelt  haben.  as  wen  se  mal  sunt.  —  Compos.:  inker,  of- 

kenner,  Kenner;  —   he  is  'n  kenncr  fan  ker,  umkcr,    iitker  etc    —    Nd.,  nid.  kcer; 

tahak  etc.  ags.  cera  (cirr,  cyrr) ;   ahd.  eher ;   mhd.  ker 

keiini^.  kennig;  s.  enkennig.  u.  mnd.  kere;  ahd.  kera,  chera;  7nhd.  kere. 

keiinis.  Kenntynss  etc.;  —   sin  kennissen  35  cf.  keren. 

sunt  net  wid  lier;    —    dat    ligd    bäten    min  kerhauter,  s.  kabauter. 

kennis;  —  he  hed  mi  d'r  fan  in  keunis  setd;  kerd,  kerd,  Kehrt. 

—  he  hed  nii    d'r    gen   keunis    (Kenntniss,  kei'dät,    cordat,    beherzt,   muthig  etc.;  — 

Nachricht  etc.)  fan  gäfen;    —    he  hed  keu-  he  is  d'r  kerdat  genug  to;    —    hc    geid   d'r 

nis    fan    fole   dingen;    —     na    min    kennis  40  kerdät  up  lös;   —   he  lüpd   so  kerdät   (mu- 

(nach    meinem    Kennen    od.    Wissen,    nach  thig ,  kühn,   gerade  aufgerichtet  etc.)   as  'u 

meiner  Wissenschaft  etc.)  mut  ik  dat  betwi-  jungen  God.   —  Aus  lat.  cordatus. 

fein;  —  he  hed  kennis   (Bekanntschaft  etc.)  kerol,  kerel,  kiM'del,  Kerl,  Mann  etc. ; —■ 

mit  hum  niäkd ;    —    dat    is  'n  kennis    (eine  he  is  'n  gansen  (od.  goden,  kloken,  prächti- 

Bekanntschaft)  fan  hum;    —    he  ligd  hüten  45  gen,  siegten  etc.)  kerel;  —  he  is  'n  kerel  up 

kennis  od.  künde   (er  liegt  ausser  Bewusst-  dek;  —  he  is  'u  kerel  as  'n  eke;  —  dat  is 

sein).  —  Nid.  kennis.  'n  kerel  för  de  füst,  de  fast  hold,  wen  't  6k 

kan-tckcn.  Kennzeichen,  Kennmerk,  3rerk-  süst  un  brüst.  —  Sprichw.:  „oldc  kercls  un 

zeichoi,    Merkmal,    Anzeichen  etc.;    —    dat        junge  w'ifeu,    gift  föl   kinder  un  fnl  kifon"  ; 

sunt  de  kontekons  d'r  fan;    —    he    gift  gen  50  —  „inanshand  bäfeu",  sä'  de  kerel,  do  harr' 

kenteken  fan  sük  etc.  he  sin  wif  in  de  gOtc ;  —  „dat  kumd  all'ns 

ken-t('kenen,  kentekiKMi.  kcntckon, /ic«»-        up  't  höchste'',  sä'  de  kerel,   do  krüp  hum 

zeichnen:  —  dat  is  kcnii'kfiuA  (gekenn zeich-        'n  lüs  an  de  liüd  lierura;   —    „toföl  is  tofnl 

net,  gemerkt  etc.); —  he  kcntekcud  sük  dar        un  to  min  is  to  min",  sä'  de  kerel,    ,,'t  wif 

dör  üt  etc.  55  dre  kinder  un  de  mutte  man  en  bigge"  ;  — 

kontern,  .s.  kantorn,  kantcln.  „war  rük  is,    mut    ök  für  wesen",    harr   de 

kenütje,  ,s.  karnütje.  korel  segd,  do  wul  he  bi  'n   warmen  perde- 

kopp.  kepon.  koper  etc.,  s.  käpe,  käpen  etc.        kotel  sin  pipe  ansteken;  —  „dar  fahl  wat", 

kopfin.  s.  kapün.  sä'  de  kerel,  do  sinet  he  sin  wif  üt 't  bedde; 

ker.  k«=r,  kilr,  Kehr,  Wendung,  Drehung,  60  —  „darten  uärs!   darteu  niirs!"  rep  de  ke- 


KEREL  lOf»  KEREN 

rt'l,  du  hulp  lie  't   kalf  l»i   de  stört  iip;    —  Herr,  Gebieter,  Fürst   fef.  auch  fürst],    od. 

do  korel  hed  't  glük  füstdik,  wat  lic  iinfätd  doniinator,  monarchus) ;   ahd.  altist;  atjs.  yl- 

word  gold;  —  „rrst  't  nüdi^gste",  Sil'  de  ke-  dist  etc.  (princeps  etc.)   n.  weiter  auch  ahd. 

rcl,  do  kQü])pelde  he  stn  wif ;  —  .,dat  kost  altiro,  Plur.  altiron  (Eltern,  Vater  u.  Mut- 
gen  geld'',  sä'  de  kerel,    do  pnitfclde  he  sin     5  ter  etc.),  so  scheint  es  mir  viel  richtif/er,  das 

sön;  —  „dat  is  laiik  iin  smi'rig",  sä'  de  ke-  Wort  charal  =  urspr.  germ.  karala  od.  ka- 

rel,  do  stül  he   seilgani   un  'n  l)riigf;invurst;  rara   (cf.   skr.   apara   als  Compar.    von  apa 

—  „'n  hard  würd  hold  'ii  kerel   fan  't  l'if".  unter   agter    od.   achter,    soioie   auch  upara 

—  Nid.  kerel;  mnld.  karcl,  kaerel,  kaerle,  unter  afer)  als  einen  Comparativ  von  skr. 
keerle,  kerle;  nd.  keerl,  kerel;  mnd.  kerle;  10  jara  od.  jära  ((dt,  alternd,  greis  etc.)  su  fas- 
afries.  (in  Eigennamen)  karl,  kerl  u.  sonst  sen  u.  demnach  dieses  agerm.  karala  nicht 
tzerl,  tzirl  od.  tzerle,  tzirle;  tofries.  tzierl;  ivie  Fiele  (s.  III,  4:1)  thiit,  mit  kereii  von 
wang.  sjel  od.  sjel  (statt  sjerl,  sjerl,  wj«e  hen  der  ]/  jar,  gar  (sich  nähern  etc.),  sondern 
statt  born,  cf.  barn);  satl.  (Ehrentraut,  von  der  y  jar,  gar  (cdtern,  greis  iverden) 
1,  182  u.  183)  kerrel;  helg.  kärmen  (ivohl  15  =  zcnd.  zar  (cf.  Ferd.  Justi,  pag.  121) 
ident.  mit  nfries.  karman  =  urs2)r.  karl-  abzuleiten ,  looza  auch  die  Bedtg. :  alter 
man,  karlmaiiiia;r(H.  karlniädr,  il/rt»«-7l/t'«sc7*,  Mann  od.  Greis  des  an.  karl  (u.  das  davon 
männlicher,  mannhafter  Mann,  vir  fortis);  abgeleitete  an.  kerling  (altes  Weib)  jeden- 
ags.  carl  (Mann,  Ehemnnn)  u.  ceorl  (Ge-  falls  stimmt,  da  auclt  griech.  graüs  (Grei- 
meinfreier,  Mann  niederen  Standes) ;  engl.  20  sin,  altes  Weib)  etc.  derselben  ]/  angehört 
churl  (Bauer,  Landmann,  rnsticus,  gemeiner  n.  dann  karala  (älter)  auch  siibst.  ebenso 
Kerl,  Lümmel,  Grobian);  aengl.  chorlo  (das-  ivie  ags.  caldor  zunächst  die  Bedtg.:  Ael- 
selbe)  u.  eher],  ehcrel,  chel  (Kerl,  Mann);  terer  n.  weiter  die  von:  Vorgesetzter, 
Schott.  (J amies on)  carl,  cairle,  carle,  carlj  Herr  (Gebieter,  Herr  u.  Vater  des  Ge- 
(Mann,  Bauer,  starker  Mann,  alter  Mann  25  schlcchts  od.  der  Familie,  Hausherr,  Ehe- 
ete.)  an.  karl  (Mann,  alter  Mann,  geringer  herr  etc.)  gehabt  haben  könnte. 

Mann);  karl,  kall;  norw.  (I.  Aasen)  karl,  kerel-elske ,    Mannweib,   kühnes,  für cht- 

kall,  kal,  kadl,  kadd,  kaell  (dasselbe) ;  dän.,  loses  Weib  etc. :  —  't  is  so  'n  regten  kerel- 
schived.  karl  (Mann,  Kerl) ;  ahd.  charal,  cha-  olske;  se  steid  uargends  für  stil. 
rel,  karl,  charl,  kharl;  amhd.  charl ;  mhd.  30  keren,  keren,  käreii,  kehren,  wenden, 
kerl  u.  ahd.  charlo  ;  amhd.  charle,  karle  (vir,  drehen,  richten  etc. ;  —  ker  di ;  —  he  kerde 
maritus,  amator)  «.  cds  Eigenname  (beson-  sük  um;  —  he  kerd  ua  hüs  torüg;  —  de 
ders  Karls  des  Grossen):  karl,  karel,  karle  wind  kerd  sük  na  't  Osten;  —  he  kerd  de 
=  mlat.  karlus,  karolus ,  karulus ;  afranz.  wapens  tegen  de  fend ;  —  he  kerd  sük  tegeu 
karlus;  nfranz.  charles ;  daher :  lit.  karäljus;  35  God  (richtet  sich  gegen,  bz.  lehnt  sich  auf 
r«ss.  korol;  jjo?«.  krol;  ungr.  kiräly  (König).  tvider  Gott);  —  he  kerd  sin  foten  na  buten; 
Aus  dem  Gebrauch  des  ahd.  karl  als  —  sin  oge  na  't  lücht  keren ;  —  't  binnenste 
Eigenname  u.  besonders  als  Name  Karls  na  hüten  keren;  —  he  kerde  't  rüge  hüten 
des  Grossen  sowie  aus  dem  sonstigen.  Ge-  (er  kehrte  das  Bauhe  nach  aussen  od.  her- 
brauch dieses  Wortes  (auch  ivir  gebrauchen  40  aus ;  fig. :  er  wurde  grob  etc.) ;  —  dat  hei 
kerl  sonst  noch  im  Sinn  von  eticas  Tuch-  (Heu)  mut  kerd  worden;  —  de  büdel  un- 
tigem,  Starkem,  Grossem  etc.,  loie  nur  z.  B.  derst  bäfen  keren ;  —  he  kerd  (stört)  sük 
auch  von  einem  grossen  mächtigen  altehr-  an  niks  uu  geid  sin  egen  gang ;  —  wel  kan 
würdigen  Baum  sagen:  dat  is  jo  'n  kerel,  't  keren  (abioenden,  abhalten,  hindern  etc.) 
od.  jo  'n  kerel  fan  'n  böra  etc.)  scheint  wohl  45  od.  muten  ?  —  Compos. :  an-,  be-,  fer-,  in-, 
hervorzugehen,  dass  dasselbe  urspr.  nur  eine  of-,  um-,  üt-keren.  —  Nd.  keren ;  nid.,  wfries. 
edle  Bedtg.  gehabt  hat  (cf.  auch  kwäue  in  keeren ;  afries.  kera  ;  nfries.  (0  utze  n)  kere, 
dieser  Beziehung)  u.  von  Hause  aus  ent-  kiere ;  as.  kerian,  keröu ;  ags.  cerran,  cirran, 
weder  blos  den  vir  od.  Mann  per  se  (vgl.  cyrran;  aengl.  cayre,  cherre,  charre;  engl, 
auch  man),  bz.  den  mannhaften ,  kräftigen,  50  (dialcct.)  chare  (to  returu,  turn  back,  stop) ; 
starken  Mann,  den  Held  u.  Tapfer n  etc.  od.  schott.  (J a m ieso n)  caii",  cayr  (dasselbe), 
vielleicht  besser  den  erivachsenen  altern  —  Ahd.  cherran,  cherren,  keran,  keren,  che- 
Mann (dem  man  als  den  A eitere n  u.  Ehr-  ren;  mhd.  keren  (trans.:  eine  Richtung, 
würdigen  Ehrfurcht  u.  Gehorsam  schuldig  Wendung,  Umwendung  etc.  geben,  richten, 
war  u.  unterthan  sein  uiusste)  bezeichnet  hat.  55  wenden,  umwenden ,  kehren  ;  —  intrans. : 
Vergleicht  man  nun  aber  die  von  alt  (ags.  eine  Riclitung  etc.  nehmen,  gehen,  kommen). 
eald  etc.,    cf.  old)    weitergebildeten,    bz.  aus  Es  scheint  loohl  als  sicher   angenommen 

dessen  Co)npar.  u.  Superl.  Substantiv irten  werden  zu  können,  dass  auch  ahd.  cheiTan 
Wörter:  mhd.  alte  (der  Alte,  Gott,  Vater);  für  cherjan  steht,  bz.  hieraus  entstand  u. 
ags.  ealdor  (der  Aeltere,  bz.  der  Vorgesetzte,  60  dass  somit  cherjan  mit  der  Endung  jan  (ma- 


KERING 


200 


KERN 


chen)  von  dem  Subsl.  eher  (liichtmuj,  Wen- 
dung etc.,  cf.  kcr)  gebildet  ist,  woraus  denn 
die  trans.  u.  intrans.  Bedtg.  von:  Rich- 
tung geh  en  u.  B  i  cJitu  n  g  n  e  h  m  e  n  von 
selbst  hervorging.  Was  nun  aber  ker  selbst  5 
betrifft,  so  drückt  dies  eigentlich  nur  eine 
„Bencgung  nach  irgend  einer  Seite  hin"  od. 
Bewegung  (zu  u.  wohin)  rt»s-,  icieja  auch 
die  Verba :  k  ehre  n ,  richten,  len  k  e  n, 
wenden  etc.  eigentlich  nichts  Anderes  he-  10 
sagen  als:  eine  Bewegung  von  irgend  ico 
weg  nach  irgend  icohin  machen,  woraus  denn 
von  selbst  folgt,  da.'<s  dies  sowohl  in  einer 
geraden  als  auch  in  einer  krummen  Jiicldung 
geschehen  kann,  wie  man  ja  auch  ri eilten  15 
von  k ehr e n  und  w ende n  im  Sprachge- 
brauch dadurch  unterscheidet,  dass  man 
beim  Ersteren  in  der  Begel  an  eine  „Be- 
wegung gerade  aus"  denkt,  obschon  es  an 
u.  für  sich  ebenso  wie  lenken  u.  stcu-  20 
ern  (cf.  stüreu  n.  auch  schikkeu  etc.)  nur 
die  ganz  neutrale  Bedtg. :  betoegen  iv  o- 
hin  etc.  hat.  Vergleicht  man  nun  das  md. 
(Grimm,  Wb.  V,  35)  käre  =^  kere  u.  karte 
:=  körte,  soioic  die  obigen  engl.  u.  schott.  25 
Formen  mit  ai,  so  muss  man  fast  anneh- 
men, dass  diese  Vocale  (steht  ags.  cerr  für 
caer  od.  c;\r,  hz.  cair,  ceir?  cf.  auch  die 
Nebenformen  cierr,  cyrr  bei  Ettmüller) 
auf  ein  goth.  kair  od.  vielleicht  auch  auf  30 
kais  (cf.  leren,  löreu  [lehren]  =  goth.  hiis- 
jan)  ::urückweisen,  wie  neben  kürte  (kehrte) 
auch  lärte  (lehrte)  vorkömmt. 

Ob  nun  aber  weiter  eine  nahe  Verwandt- 
schaft zwischen   ahd.    eher    (Richtung  etc.),  35 
cherrau    etc.,    bz.    dem   nfries.    kere,    kiere 
kehren,    wenden  etc.)    u.   kere,    keire,   küre 
(fahren,  treiben);    an.    keyra    (treiben,    an- 
treiben, vorwärts  treiben  ;  schlagen,  stossen); 
isl.  keira    (pellero,    loris    caedere,    trudere) ;  40 
keiri  (scutica,  lorum,  terginuni);  noriv.  köyra, 
kjure  (treiben,  stossen,  stechen ;   treiben,  an- 
treiben, nöthigen,  zwingen;  fahren  mit  einem. 
Pferd,  fahren   od.    reisen  in  einem   Wagen 
od.  Schlitten);    köyr    (Treiben,    Antreiben);  45 
dem.  kjöre;   schived.  köra   (fahren  etc.)   be- 
steht, wage  ich  nicht  zu  entscheiden  u.  will 
ich  nur  bemerken,  dass  Fiele  (III,  4o)  das 
ahd.  keran  mit  lit.  zaras    (Richtung,    Reihe 
etc.)  zu  der  y  gar,  jar   (sich  nähern,    her-  50 
beikommen)  stellt. 

kering,  kcrin;^,  keren,  Kehrung,  Wen- 
dung etc. ;  —  dat  steid  iu  de  kering,  od.  in 
't  kcrefi. 

ker-klöt,  kerklöt,  Kehrklotz;  ein  Klotz,  55 
welcher  das  Kehren  u.  Wenden,  bz.  Zurück- 
rollen der  Fässer  hemmt,  hz.  selbst  ein 
11  emmklotz  (cf.  keren  in  der  Bedtg.:  ab- 
halten, hemmen,  hindern)  ist  u.  zu  dem  Ende 
gegen  den  festzulegenden  Gegenstand  gelegt  60 


wird;  —  du  raust  'n  kerklut  tegen  't  fat  (bz. 
de  lialk  etc.)  leggen. 

kerjÖs,  muthig,  kühn,  voll  Selbstvertrauen 
u.  Selbstgefühl,  stolz,  üppig  etc.;  —  't  is 
jo  'n  kerjüsen  kcrel ;  —  he  word  körtens  so 
kerjos,  dat  man  hum  tegen  frögcr  habt  hei 
net  wer  kend.  —  Wohl  aus  franz.  coura- 
geiix  verderbt. 

körl,  s.  kerel. 

1.  kern,  Kern.  Es  tcird  hier  nur  in  der 
Bedtg.  Mark,  Bestes,  Vorzüglich- 
stes, bz.  des  Dichten,  Harten  u.  Festen 
(als  Inneres  im  Gegensatz  zu  der  äussern 
Schale  und  Rinde,  ivelche  den  Kern  ein- 
schliesst)  etc.  gebraucht  (dftr  sitt  so  regt  gen 
kern  in),  während  wir  für  die  einzelnen 
kleineren  Fruchtkerne  etc.  hauptsächlich  kör- 
rel,  seltener  karrel,  keunel  gebrauchen.  — 
Nd.  (Br.  Wb.,  Dähnert)  karn,  (Scham- 
bach) küren,  küre  u.  nfähl.  keirne;  mnd. 
kcra,  kerne,  karne;  nid.  kern;  mnld.  (KU.) 
karne,  kerne,  kcerne,  kereue;  nfries.  (cf. 
O  utz  e  n  unter  kerel)  kern  ;  ags.  cirn,  cyrn 
(in  cirnel,  cf.  keunel  u.  körrel);  engl,  kern 
(in  kernel,  bz.  to  kern)  u.  (dialect.,  cf. 
Grimm,  Wb.  unter  Kern)  quem,  sowie 
schott.  ({uairn  (Körnchen),  loas  indessen  ivohl 
zunächst  mit  körn  od.  goth.  qairnus  (Mühle, 
cf.  kwcrn)  zusammenhängt ;  an.  kjarni ;  norw. 
kjerne,  kjenne  (cf.  kennel  :=  kernel) ;  schwed. 
kiirnc ;  dän.  kjerne,  kjaerne ;  ahd.  kürno, 
cherno;  )iihd.  kerne,  kern.  —  Es  gehört  mit 
körn,  kürrel  n.  kwcrn  (Mühle),  sowie  lat. 
granum  (statt  garnum,  wovon  das  franz. 
graine  «.  hiervon  wieder  mnld.  graen,  greyn; 
nnld.  graan,  Kurn) ;  kslav.  zerno  (Kern), 
Ärüno  (Korn) ;  russ.,  slov.  zerno;  böhm.  zrno; 
2)oln.  ziarno ;  wend.  zorno  (die  aber  in  der 
Bedtg.  zum  llieil  mehr  dem  nJtd.  Korn  glei- 
chen), sowie  lit.  zirnis;  lett.  zirns  (Erbse, 
Erbsenkorn  od.  Korn  der  Erbse)  ziveifel- 
los  zur  y  jar  (idg.  gar  mit  den  Nebenfor- 
men gur,  gvar,  jiir) ;  zend.  zar  (zerreiben, 
abnutzen,  aufzehren,  aufreiben,  gebrechlich 
machen,  alt  machen,  alt  loerden  lassen;  morsch, 
alt  u.  gebrechlich  iverden,  altern ;  zerrieben 
tverdeu),  deren  Grdbdtg.  indessen  (cf.  gürte, 
graud,  grind)  ursjjr.  wohl  sonare  (bz.  ein  un- 
articulirtes  Geräusch  machen)  loar ,  looraus 
sich  zunächst  die  Bedtg.:  knarren,  knirren, 
knirschen  etc.  u.  weiter  die  von:  knirschend 
zerreiben  (wie  von  auf  einander  reibenden 
Zähnen  od.  Steinen),  zerreiben,  zermahlen, 
zerkleinern,  zermalmen  (cf.  auch  rnfil ,  mö- 
len,  mulni,  niolt  etc.)  etc.  entwickelten,  so- 
dass sie  mit  jar,  jur,  bz.  gar,  gir,  gur,  gvar 
(sonare,  bz.  rauschen,  knarren,  knirren,  knir- 
schen, knistern  etc.,  cf.  diese  Wurzeln  bei  den 
verschiedenen  Autoren  u.  auch  Weiteres  unter 
galm,  gold  etc.)  von  Hause  aus  identisch  ist. 


KERN  201  KERSE  KERS 

2.  kern,  Kerl,  Einschnitt  etc.  —  Anschci-  da  dem  (thd.  cherza  ganz  ref/clrcrht  ein  an. 
nend  obs.  II.  nur  erhalten  im  ivamj.  (Eh-  liQvü  (das  nd.  kcr&c  etc.  ist  aus  dem  hochd.  ent- 
ren  traut,  I,  375)  kcniiel,  ivas  wie  kcnucl  lehid  u.  „s",  hs.  „tsch"  [statt  „ts",  cf.  nhd. 
(s.  d.)  für  kernol  steht.  —  Es  ist  das  nd.  Bursche  statt  BurseJ  aus  ,,z"  vergrü- 
(Br.  Wb.,  741  seq.;  Bahn  er t  etc.)  karn;  5  bert,  ivie  auch  „s"  in  hars  [resiiia]  u.  „sch'^ 
mnd.  kerne,  karne,  loas  ioahrschei)d.  auch  in  nhd.  Hirsch)  gegenüber  steht  u.  das 
dem  gleichbedeutenden  afries.  kere  (statt  ke-  Wort  Kerze  (candela,  lucerna,  lychiius)  nur 
rcn  od.  kcrene)  zu  Grunde  liegt,  obgleich  die  Bedtg.:  leuchtendes,  Licht  gebendes  od. 
dieses  auch  aus  kerve  entstanden  sein  kann,  flammendes  u.  brennendes  Etivas  hat,  wobei 
wie  übrigens  Hildebrand  (Grimm,  Wb.  10  man  wohl  zunächst  an  einen  mit  Oel  od. 
V.,  357)  dies  auch  von  karne  vermuthet.  Fett,  Talg  etc.  getränkten  Docht  denken 
Diez  (11,257)  tvill  dagegen  dies  nd.  karn  muss.  Vergleicht  man  nun,  dass  das  ahd. 
mit  nhd.  Krinne  u.  nd.  kamen  (kerben);  täht  =  nhd.  Dacht,  Docht;  an.  tliattr  nac/i 
afranz.^prov.  carnel  (Zinne,  Zacke);  nfranz.  Fick  (III,  129)  mit  an.  tliang  (Tang)  zur 
carneler  (kerben),  cran  (Einschnitt,  Kerb);  15  y  tanc,  spannen,  zusammenziehen  (Bopp 
henneg.  crcner  (einschneiden,  spalten);  chw.  übersetzt  sie  mit :  curvare,  inflectere ;  —  Ben- 
crenna;  lomb.  crena;  piem.  cran  (Einschnitt  feg  mit:  to  coutract  etc.  u.  soll  sie  nach 
etc.)  von  lat.  crena  ableiten,  icas  übrigens  Grassmann  eine  Weiterbildung  der  y 
nur  einmal  bei  dem  älteren  Plinius  vor-  tan,  ziehen,  spannen,  recken,  ausspannen, 
kömmt  u.  demnach  selbst  leicht  ein  gall.  od.  20  aufziehen  etc.,  cf.  auch  spinn  en  =  Fäden 
germ.  Fremdwort  sein  kann,  trotzdem  Fick  ziehen  od.  ausziehen  u.  ausspannen  etc.  sein) 
(II,  54)  es  als  echt  Icd.  ansieht  n.  zur  ]/  gehört  u.  urspr.  die  Bedtg.:  Faden,  funicu- 
kart  ßauen,  schneiden)  stellt.  Auch  Hil-  las,  als  Gezogenes  od.  Gesponnenes 
d  ehr  an  d  (G  r  i  m  m,  Wb.  V,  2318)  bezwei-  (auch  die  Kerzen  od.  Lichte  tverden  vom  Licht- 
feit die  Entlehnung  des  ahd.  chrinnä  aus  25  zieher  gezogen)  etc.  hatte,  sowie  ferner,  dass 
lat.  creua  ti.  wenn  man  vergleicht,  dass  so  es  nach  Hildebrand  (cf.  Grimm,  Wb.  F, 
sehr  viele  Wörter  mit  anlautendem  „c"  od.  246  u.  614)  auch  ein  ahd.  cha,Tz  mit  der  Bedtg.: 
„k"  auf  einen  Anlaut  „sk"  (auch  die  y  kar  Werg  (stuppa)  gab  u.  landschaftlich  auch 
[machen  etc.]  entstand  ivohl  aus  %\2iY  [schnei-  ein  Verb,  verkarzen  (die  Fäden  des  Garns 
den,  hauen  etc.],  loie  ja  auch  Fick  kar  30  verwirren)  vorkömmt,  tvas  zu  mnld.  kerte- 
als  aus  skar  entstanden  annimmt  u.  auch  len  (fimbriare,  crispare) ;  mfläm.  kertelen 
griech.  krinö,  kritos,  krima  u.  lat.  cerno  etc.  (crespiller ,  krollen ,  kronckelen)  stimmen 
zur  ]/ skar  stellt)  zurückgehen,  so  ist  es  sehr  könnte,  wie  auch  zu  dem  unter  Karte  am 
leicht  denkbar,  dass  auch  ahd.  chrinnä  eben-  Schlüsse  (G  r  i  m  m,  Wb.  V,  238)  angeführ- 
sowohl  ivie  sci'intau  (sich  spalten  etc.)  u.  35  ten  karte.  Verfilzung,  Verwicklung,  bz.  Ver- 
scrunta  (Spalte,  Biss,  Schrunde)  zu  der  y  schlingung  od.  Knoten  etc.,  loobei  denn  auch 
skar  (schneiden,  hauen,  spalten  etc.)  gehört.         an.,  isl.  karta,  Rauhigkeit,    Unebenheit,  Hö- 

kernel,  kenel,  die  zweite  od.  schlechtere  cker,  Auswuchs,  Knorren  etc.,  scabrities; 
(noch  etwas  körnige  od.  grantariige)  Sorte  gemma  arboreum  etc. ;  norto.  kart,  karta  etc. 
des  gebeutelten  Mehls,  loelchcs  zivischen  dem  40  (Iv.  Aasen);  schwed.  kart  u.  kartnagel, 
feinen  u  gebeutelten  Mehl  u.  dem  eigentli-  sowie  auch  kartig  (schrumpflicht,  kidpig  etc.) 
chen  grantl  zwischen  inne  steht  u.  nid.  kor-  zu  erwägen  iväre,  namentlich  beim  Vergleich 
nel  genannt  wird.  Zu  kern  in  der  Bedtg.  von  Dacht  (s.  oben)  von  der  ]/  taue,  span- 
Korn,  cf.  körrel.  neu,  zusammenziehen,   schrumpfen,  bz.  cur- 

kernjg,  kernig,  von  1  kern;  —  dat  is  'n  45  varc,  inflectere  —  od.  Hügel,  Höcker 
kernig  stiik  holt;  —  he  is  net  regt  kernig  etc.  u.  skr.  koca,  das  Einschrumpfen  etc., 
(innerlich  fest  u.  gesund).  kun'cita  zusammengezogen,  in  einander  ver- 

kerse,  kers,  kärs,  Kerze,  Licht;  —  ^3^%-,  schlangen,  kraus,  geringelt  etc.  von  der  y 
talg-kersen.  —  Bäthsel:  dar  stua  'n  nieisje  kuk  (sich  zusammenziehen,  bz.  sich  ziehen 
in  de  dör,  —  se  harr'  d'r  'n  wit  schüdje  für,  50  u.  krümmen  etc.),  so  ist  carz  od.  charz  (stuppa, 
—  so  föl  langer  as  se  stun,  —  so  föl  mer  bz.  eine  loirre,  verschlungene,  krause  od. 
dat  se  ferguug.  —  Nd.  (Br.  Wb.)  kars,  rauhe,  faserige,  haarige  Masse,  od.  über- 
(Dähnert)  kerse,  kertsche,  kertische;  mnd.  haupt  ein  ivirres  rauhes  Etwas)  mit  an.  karta 
kerse,  kers,  karse;  nid.  käars ;  mnld.  keersse  (Rauhigkeit)  connex,'  während  ahd.  carzä 
(candela,  lucerna,  lychuus) ;  tuang.  kävs;  an.  55  od.  kerzä  ein  aus  Werg  gemachtes  od. 
kerti;  norio.  kjerte;  dän.  kerte;  nfries.  gezogenes,  gedrehtes  Etioas,  bz.  ein  Werg- 
(0 u tze n)  karte,  kerte ;  ahd.  chorzä,  kerzä,  D i n g  gewesen  sein  ivird ,  xoas  ebenso  wie 
kherzä,  charza.  carz,  charz;  mhd.  kerze.  der  Dacht  genannte   ülum   od.    funiculum 

Die  Ableitung  von  lat.  cera  od.  cereus  ist  mit  Oel  od.  Talg  getränkt  zum  Brennen  be- 
toeder  formell  noch  begrifflich  gerechtfertigt,  60  nutzt  wurde,  od.  als  Kerze  (candela,  lucerna, 


KERS-KOP                          202  KESEN 

lychnus)  diente.     Da  man  aber  bei  ahd.  carz  ricochettiii)  :    —    he   kumd   achlerna   as  de 

als   Werrj  ii.  bei  CArz  als  Dacht  u.  Kerze  kese;  —  \\  harten  kerel  np 'ii  wekeii  kese; 

auch  annehmen  lann,   dass  Beides  ein  aus  —  kes  im  hrod,  sloid  allcmau    död ;  —    de 

Fäden  ge-  od.  verschJHngenes,bz.ein  üt  min  kes  mäkd  'n   schüt   un  üt  min  meid 

in  einander  geschlungenes  u.  g e dr ch-  5  'n    hrüd,     de    nmt    to    iniu    liüs    hcrüt;   — 

tes  Etwas    (ein    Ge-,    od.    Verschlungenes)  kl;\r  is  kes:  't  wif  in  de  kram  un 't  kind  is 

icar,    so    liegt    die    Vermuthnng   sehr  nahe,  düd.    —    Nd.  kees ;    mnd.  kese;    nid.  kaas ; 

dass  beide  Formen  ebenso  icie  skr.  gAVÜ  aus  mnld.,    mßäm.    kaese,    kese;    afries.    tzise ; 

frarda  ron  gAV  (sonnre)  auf  die  y  gar  (schiin-  wfrics.  tzyse;  satl.,  wang.  &\z;  helg.  size;rts. 

gen,  verschli)igen,   schlucken  =  ziehen  in  10  k;"isi,  kesi,  kicsi;  (i(/.s.  cese,  cyse ;  c».(//.  cheese ; 

sich  hinein,  cf.  töge,  Zug,  Schluck),  od.  mit  ahd.   chase,   case;    ndid.  kaese;    itul.  cascio, 

SÄT.   jarjara    (zerfetzt,    verschrumpft,    runz-  cacio;    span.  queso;    iiort.  queixo;    vmllach. 

ligt),  griech.  jrernerimos  (cerschrumpft,  ver-  kash;  kclt.,  ir.  c&is;  gael.  caise;  ivälsch  ca.ws; 

knurpelt,  bz.  faltig,  runzligt,  rauh  etc.)  auf  lat.  cäseiis,   woraus  die  germ.  rom.  Formen 

die  y  gar  (reiben,  zerreiben,  7üund  u.  rauh  15  hervorgingen. 

machen  etc.,  cf.  unter  1  kern)  zuri'ickgehcn,  1.  ki'StMi,  käsen,  käsig  loerden   (von   der 

wobei  man  denn  bei  gar    (schlingen)  in  der  Milclt,  hartem   Wasser  etc.),  gerinnen. 

Grdbdtg. :  z  i ehe  n  auch  an  eine  daraus  ent-  2.  kescn,  auch   (doch  selten)  kisen  (kese, 

standene  Bedtg.:  zerren,  reisscn,  auseinan-  kest  etc.;  —  kos;  —  kosen,  kason  «.  koren, 

der  zerren  u.  reisscn,  fasern  (was  übrigens  20  karen),  kiesen,  wählen  etc.,   eligere  etc.;  — 

auch  aus  der  Bedtg.:  alt  n.  morsch  icer den,  lie    kus  sük    dat   beste    d'r    üt;  —    he    kös 

zerreissen ,   spalten  etc.  hervorgehen  konnte)  (wählte,    hielt,  schätzte)    dat    stük    für    dat 

denken  kiinnte.  beste.  —    C'ompos.:  ferkesen ,  ütkescn  etc.; 

kers-ko|»  (Kerzenkauf).  Es  bestand  hier  cf.  kis,  küse,  Icür,  küren  etc.  —  Afries.  kiasa, 
fridier  die  Sitte,  dass  bei  einem  öffentlichen  25  tziesa,  sciesa;  «i/r/V.s.  kiezjen,  tziezjen ;  7)fries, 
Verkauf  von  Imuwbilien  beim  Beginn  des  kese;  wa«7/.  kioz ;  ;/7(/.  kiezcn ;  mnld.,  mfläm. 
Verkaufes  eine  brennende  Kerze  auf  den  kiesen,  kcesen  «.  kiercn ;  as.  kiosau,  keosan, 
Tisch  gestellt  wurde  tt.  dass  nur  so  lange  kiasan,  kiesan ;  mnd.  kesen,  keisen;  nd.  ke- 
Gebote  abgegeben  werden  durften,  wie  das  scn;  ags.  ccos&n;  engl,  choosc -yaengl.  (Strat- 
Licht  brannte.  War  es  gänzlich  herunter-  30  mann)  cheosen,  chesen;  sc/i o<<.  clieis,  cheiss, 
gebrannt,  so  erhielt  derjenige  den  Zuschlag,  ches,  chcse;  an.  kiosa,  kjösa;  noric.  kjosa, 
der  gerade  vor  dem  Erlöschen  das  letzte  kjöse;  schwed.  kesa ;  dän.  keise  (beide  ver- 
Gebot abgegeben  hatte  u.  nannte  man  diese  altet) ;  goth.  kiusan;  ahd.  kiosan,  chiosan, 
Art  des  öffentlichen  Verkaufs  einen  korsköp.  kheosau,  kiasan,  chiesen ;  »i/jr/.  kiesen  (schme- 

kerwel,    krcwel,    tcild,    wüthend,   zornig  35  cken,  kosten ;  prüfen  [cf.  i)rüfen] ;    wählen; 

etc.:  —  he  wiird  gaus   kerwel    un    wul  hast  wahrnehmen :  sehen).   Davon :  franz.  choiair; 

üi  de  hüd  faren.    —    Es  ist  wahrs(.hei)dich  prov.  chausir,  causir;   aital.  ciausire;   aport. 

aus   krewolsch  =  mnd.    krevelsch    (gereizt,  cousir;   })rov.  cscansir;    acat.  scosir  (tcählen 

zornig  etc.,  von  kreveln,    kribbeln)    =  krib-  etc.).  —  Es  (/ehärt  mit  ahd.  c\iost{avhiirmm,cf. 

belsch    (cf.  kribben    u.    kribl)elig ,    kribhelg)  40  küst)  chostön,  costön  (kosten,  schmecken,  prü- 

entstanden.  fcn,    untersuchen   etc.);   goth.    kustus;    ahd. 

kei'Wpi.  «.  karwei.  kust,  chust;    as.  knst   (Schätzung,  Früfung, 

kerwidjp,  kerwiddi,  kcrwids  in  der  Fe-  Beurtheiluiu/,   W(üd,   Erprohthcit,   Vortreff- 

densart:  in  'n  kerwidje  =  in  einem  Augen-  lichkcit:  Beschaffenheit,  Art  u.   Weise)  etc., 

blick,   bz.  in  einem   Umsehen  od.  Handum-  45  so^t/ve  m/i /«/.  gusto,  giistus  etc. ;  griech.  (d'ur- 

drehen  etc.  tius)  gei'iö    (lasse   kosten),   goi'iömai    (koste, 

Kes,  ml.  Name  u.  corruuipirt  aus  Corne-  schmecke  etc.),  geüsis  (Geschmack),  geiima 
lius,  ivie  Mes,  Mewes  aus  Bartliolomaens  u.  (das  Kosten  od.  Schmecken ;  die  Kost) ;  skr. 
Tes  aus  Matthaeus.  —  Redensart:  klar  (/er-  jushsti  (das  Geniessen  od.  Schmecken,  Ko- 
tig) is  Kes.  50  sten ;  Liebe,  Gunst,  Befriedigung),  j\6HA,y^sAS 

kes,  kesliuiid,  Spitz,  SjiitJiund.  —  Auch  (Gefallen,    Belieben),   jostr    (Begehrer ,  Lie- 

nid.  kees.     Wahrscheinl.  wohl  aisBeisser  bender  etc.),  io%\\\-xv  (liebend,  hegend);  zend. 

od.  Kläffer  mit  mnld.  keesen  (gnaauwen,  ziista  (geliebt)  etc.  zu  der  y:  idg.  gns;  skr. 

bz.  beissen,  kauen)  od.  unserm  2  kisen  ('/.7((_/'-  jush;  zend.  zush;  germ.  kus,  die  Fick   (I, 

fen  etc.,  cf.  daselbst)  conne.c.  55  77)  mit  kiesen,  kosten;   —    Bopp  mit 

kese,  keS,  Käse;  —  botter  un  kese ; — kes  amarc,  desiderare;  colcrc;  — Benfeg  mit: 

un  brod.  —  Redensart,  n.  Sprichw.:  kös  m\  to  bc  plcased,  to  enjoy;  to  like,  to  undcrgo, 

brod  smiten    (mit    einem   flachen  Stein   auf  to  freciiieiit,  to  befall;  —   Volt  (Wurzelwb. 

das  Wasser  so   werfen ,    dass    er    mehrmals  II,  zweite  Abth.,  pag.  370)  mit:   befriedigt, 

wieder  davon  abprallt,  bz.    wie  eine  Kugel  üO  günstig,  vergnügt  sein;    Etwas   od.   Jeman- 


KESEN 


203 


KETTERE 


den  gern  haben,  lieben ;  Gefallen  Jindcn  an, 
sich  einer  Sache  erfreuen;  munden  lassen 
etc.  übersetzt,  tüährcnd  Grassma nn  (403) 
die  Bedtf/.:  schmecken,  kosten  voranstellt 
u.  annimmt,  dass  sich  hieraus  die  iwn:  mit 
Lust  genicssoi,  gern  haben,  lieben,  sich  ivohl 
gefallen  lassen  etc. ;  erfreut  u.  befriedigt 
sein  etc.  weiter  oitioickelten.  Da  nun  aber 
(cf.  smäk,  smaken,  smekken,  smakellk  etc.) 
der  Geschmack  nur  in  einem  Beiz  der 
Nerven,  bs.  in  einer  bemerkbaren  Empfin- 
dung besteht  (es  hatte  im  ahd.  auch  die  Be- 
dtg. :  Geruch  u.  hat  jetzt  auch  die  von: 
Gefallen,  Lust,  Befriedigung,  Vergnügen 
etc.)  u.  schmecken  eigentlich  nichts  ivei- 
ter  heisst  cds:  empfinden,  merken,  bemerken 
etc.  od.  einen  Nervenreiz  bekommen  u.  ha- 
ben (schmecken  hatte  früher  auch  die 
Bedtg. :  riechen,  wie  ahd.  kiosau  auch  die 
von:  merken,  bemerken,  sehen  etc.  hat),  so 
ist  auch  tvohl  anzunehmen,  dass  auch  der 
idg.  y  giis,  ahd.  kus  von  Hause  aus  eine 
ganz  neutrale  sinid.  Bedtg.  zu  Grunde  liegt. 
Vergleicht  man  nun  aber,  dass  das  Probi- 
ren od.  Prüfen  der  Butter  u.  des  Inhalts 
der  Fässer  durch  Stechen  geschieht  u. 
dass  auch  dem  Worte  aichen  (probare  etc., 
cf.  ik,  iken)  toahrscheinl.  die  Bedtg. :  ste- 
che n,  bz.  stossen,  schlagen  etc.  zu  Grunde 
liegt,  so  könnte  auch  die  idg.  y  gus  urspr. 
die  Bedtg. :  stechen  od.  stossen  (sticheln, 
stacheln,  reizen,  prickeln  [auf  der  Zunge, 
in  der  Nase  etc.],  anreizen  etc.),  bz.  treiben, 
antreiben,  forttreiben  (mit  einem  Stachel  od. 
Stecken  wie  bei  den  Ochsen  etc.)  gehabt 
haben,  looraus  sich  dann  auch  die  von: 
Schmerz,  Empfindung,  Beiz,  bz.  Geschmack, 
Geruch  ele.  od.  schmecken,  riechen,  fühlen, 
merken,  erkennen,  sehen  etc.  u.  viele  andere 
von  selbst  ergeben.  Vergleicht  man  nun 
aber  die  durch  Bopp  u.  Bot  feg  von  gus' 
od.  jush  (amare  etc.,  bz.  to  be  i^leased  etc.) 
getrennte  y  gus'  (investigare,  exbilarare),  bz. 
jusb  (to  reason  or  to  hurt ;  to  satisfy)  ?f. 
jiish  (to  hurt),  bz.  (Bopp)  giis'  (laederc, 
occiderc),  .so  scheint  es,  als  ob  jush  od.  gas' 
eine  blosse  Enveiterung  der  y  ju  od.  jii  (to 
push  011 ;  to  impel)  ist  (wozu  Benfeg  sagt: 
cf.  probably ,  lat.  gavi  in  gaudeo,  gavisus 
sum;  griech.  getheö,  agaiiös),  deren  Bedtg. 
(cf.  Fick,  I,  77  die  y  gu  sab  4) :  treiben, 
erregen,  bz.  (cf.  pag.  578)  vorwärts  drän- 
gen, getrieben  tverden  (sinnl. :  durch  äussere 
Anstachlung  u.  Anregung,  —  tr02). :  durch 
innere  etc.,  cf.  drifen,  drift),  rasch  u.  rege 
sein,  in  rasche  Beioegung  setzen,  antreiben, 
anregen ;  drängen ;  fördern,  begeistern  etc. 
(auch  nach  Fick  gehört  griech.  gaiö ,  ich 
bin  begeistert,  freudig,  stolz  etc.  u.  lat.  gau- 
deo  etc.    dazu)    auch   wenigstens  auf  eine 


ähnliche  sinnliche  Grdbdtg.  (wie  oben 
für  gus'  angenommen)  schliessen  lüsst.  — 
Hat  übrigens  die  y  gus'  urspr.  die  sinnl. 
Bedtg. :  „steche  »"  gehabt,  so  icürde  selbst- 
5  redend  ausser:  stacheln,  reizen,  treiben  etc. 
sicJt.  darcms  auch  die  Bedtg. :  stossen,  hauen, 
schlagen  etc.,  od.  graben,  ritzen,  verwunden, 
spalten,  schneiden  (alles  vom  Begriffe:  spitz 
od.  scharf  sein)  u.   so  auch  die  von :   heis- 

10  sen,  zerkleineru,  kauen  etc.  leicht  haben  ent- 
loickeln  können,  ivie  ja  kosten  od.  schme- 
cken jedenfalls  ein  sinnliches  kauen  u. 
z  erbeis  sen,  od.  z  er  m  ahnen  etc.  vor- 
aussetzt,    cf.  auch  kise  u.  2  kiscn. 

15  kesig,  käsig,  klumpig,  geronnen;  wie  Käse 
aussehend. 

Kesje,  lobl.  Name  ti.  Dimin.  von  Kes  = 
Cornelius.  —  Redensart:  klär  (fertig,  hz. 
heirathsfähig)  was  Kesje,  harr'  se  man  'n  man. 

20  keske  (Dimin.  von  kese),  a)  kleiner  Käse ; 
—  b)  die  Samenknöpfe  der  Malven;  —  c) 
ein  kleiner  platter,  käseförmiger  Apfel,  ivie 
z.  B.  die  Zwiebelborsdorf  er  u.  andere  Zwie- 
beläpfel, wie  wir  ausser  sure  auch  söte  kes- 

25  kes  haben. 

keske-appel ;  i.  g.  keske,  sub  c. 
keske-böin,  Zioiebelapfel-Baum. 
kestüiu,  s.  kostüm. 
kes-wei,  Käsewasser,  serum. 

30      kete,  s.  käte. 
ketel,  s.  kätel. 

keter,  Quartier;  a)  der  vierte  Theil  von 
Etioas,  od.  ein  Viertel;  —  'u  keter  törf;  — 
't  is  'ii  keter  na  fife;   —    't  is   'n   keter  lir 

35  gäns;  —  b)  Unterkommen,  Herberge;  —  he 
kan  nargens  gen  keter  finden. 

kette,  Kette.  Aus  lat.  catena,  loas  Fick 
(II,  50)  zur  y  kat  (fallen,  anfallen)  stellt. 
Vergl.  jedoch  Weiteres  unter  band. 

40  ketter,  Ketzer.,  haereticus.  —  Afries.,  nid., 
nd.  ketter;  noriv.  kjettar;  dän.  kjAtter ■jSchived. 
kättare.  Aus  griech.  lat.  cälharus,  Angehö- 
riger der  manichäischcn  Sccte  der  cäthari, 
loelche   sich    im    11.  u.  12.  Jahrhundert  im 

45  Abendlande  verbreitete  u.  von  der  römischen 
Kirche  mit  Feuer  u.  Schwert  verfolgt  wurde. 
cätharus  bezeichnet  eigentlich  einen  Beinen 
von  griech.  katharös  (rein,  unbefleckt),  was 
mit  kathairö  (reinigen),  kätharsis  (Beinigung, 

50  Sühnung)  nach  Bopp,  Curtius  etc.  von 
der  y :  skr.  quäh,  gvadh;  zend.  Qud  (reini- 
gen) abstammt,  die  aber  selbst  wohl  wie  Qvit 
u.  cvid  (glänzen ,  loeiss  sein  etc. ,  cf.  wit) 
eine  Weiterbildung    (cf.  Fick,    I,  61)   der 

55  primären  y  ku,  kvi  (brennen,  glänzen,  leuch- 
ten etc.)  ist. 

kettere,  Ketzerei,  Lästerung  etc. ;  —  ket- 

tere  drifeu  (Spott  mit  der  Religion  od.  dem 

.    Heiligen  treiben  etc.).  —  Nid.  ketterie ;  afries. 

üO  katerie. 


KETTERN 


204 


KIDDELN 


1.  kettei'ii.  Hetzern,  lädern  de;  —  nur  in 
ferkettcni. 

2.  ketterii,  schelten,  lärmen,  toOcn,  jla- 
cJien   etc.    —    L's    ist    icahrschcinl.    dasselbe 

Wort  icic  1  kcttorn ,    da  auch  im  nd.  (Br. 

M^b.)  die  licdensart. :  ho  supt  od.  ho  Hok- 
kct  etc.  as  ceii  kcttcr  gebräuchlich  ist.  — 
Xach  afries.  katoric  (cf.  ketten"')  kün)de  dem- 
nach auch  kattern  dasselbe  Wort  sein.  — 
(/.  indessen  das  unter  kiulerwälsk  Bemerldc. 

ketüffel,  .s.  kaituffol. 

kent,  koit,  Covent,  Halb-  od.  Dünnbier, 
I^'achbier,  bz.  Bier  vom  zweiten  JMulzauf- 
giiss.  —  Afries.  koyt;  mnd.  kovent,  kavent ; 
isl.  kovonta,  kuvonta.  —  Vom  mlat.  coven- 
tus,  franz.  couveut  aus  cooveiitus  (geistliche 
Gesellschaft  eines  Klosters,  Convent)  n.  ei- 
gentlich Co  n  V  ent  s  b  i  e  r,  od.  Bier,  Getränk 
was  die  Klosterbrüder  tranken,  im  Gegen- 
satz zum  Bier,  wa^  für  die  Obern  bestimmt 
war. 

keve,  ,s\  1  käfe  etc. 

keveii  etc.,  .s.  kefen  etc. 

kibbc,  kibb'  (Plur.  kihbeu),  Kiefer;  s. 
1  käfe. 

kibbe-bunko,  kibb'-biiiike,  Kieferknochen, 
Knochen,  wo  die  Zähne  drin  haften  etc.;  — 
de  kibb'bunkeu  doii  ml  ser. 

kibbel.  Zank,  Hader  etc.  =  kiikel ;  —  he 
sinitt  't  in  de  kibbel. 

kibbol-dik.  kibbpl|iaiul,  ein  Deich,  bz.  das 
Pfand  od.  die  Abtheilung  eines  öffentlichen 
Deiches  od.  Weges,  dessen  Unterhaltung 
Gegenstand  eines  Streites,  Haders  od.  Pro- 
zesses ist,  also  wörtl. :    Streit-Deich  etc. 

kibbole,  ;rokibI)pl,   Zänkerei,  Gezänk  etc. 

kibbelii.  kpfelii  od.  keveln,  streiten,  zan- 
ken, hadern  etc. :  —  sc  kibbehi  (od.  kab- 
bein) sük,  bz.  mit  'n  ander ;  —  laten  so  sük 
d'r  nm  kibbeln.  —  Xtd.  kibbeleu ,  kovc- 
len,  keuvelcn;  mnd.  kil)bclon,  keveleu  (laut 
schreien,  schwatzen,  zanken  etc.)  ;  mhd.  kibe- 
len,  kii)beln,  kijjeln,  kippolu,  kifehi;  )nd.  ki- 
velen,  kifelen,  kebeln.  —  Freq.  od.  Iterat. 
von  kibbcn  =  kifen. 

kibbpl-snfit,  kibbeliiifirs.  Zänker  etc.;  — 
du  I)iist  "n  regten  kibbolsnnt. 

kid,  kidde  (Dimin.  kidje,  kitje),  kleines 
(nordisches)  Pferd.  —  Nid.  kid,  iddde ;  fries. 
kedde  (cf.  Weiland),  kleines  Pferd.  Es 
ist  ident.  mit  «.  bedeutet  von  Hause  aus  wie 
an.  kidh  (Böckchen) ;  norw.,  dän.,  schwed. 
kid  (Böcklein,  Zicklein,  Jungthier)  ;  engl,  kid 
(Zicklein;  Junges,  Kind,  sowie  auch:  ahd. 
cizi ,  kizzi,  ciiitzi,  kizzc,  kitze,  chizze, 
kizzin,  chitzin;  mhd.  kitzi  etc.;  nhd.  Kitz, 
Kitze  (Zicklein;  Junges  von  der  Ziege,  vom 
lieh,  von  der  Gemse)  nur  ein  junges  od. 
kleines  Etwas  u.  beruhen  die  ahd.  od. 
oberd.  Formen    nach    Fick   (III,  4(i)  auf 


einem  Thema  kidsja,  während  ich  eher  glaube 
dass  ahd.  cizi  aus  älterem  hochd.  kiti  = 
ngerm.  od.  nd.  kidi  entstand.  Die  eigent- 
liche Grdb'ltg.  ist  indessen:  S^jross,  Spröss- 
5  ling,  da  es  mit  goth.  kian,  keian  (germi- 
nare) ;  ahd.  chimo  (Keim,  cf.  kim,  kiu,  ki- 
nen);  ahd.  kidi;  as.  kidh,  kitli;  ags.  cidh 
(germen,  Spross,  Keim,  Sprössling,  Sprosse 
etc.,    cf.  auch  engl,  kid,    Eeisbündel ,  lieis- 

10  büschcl;  Welle  =  Stange,   Stock,  Stecken); 
Schweiz,  kide,  kidel  (Stengel  od.  Schössling) ; 
bai/r.  keid  {Kohlpjlänzling)  zur  ]/  ki  (spries- 
sen,  sprossen,  keimen,  wachsen)   =  idg.  gl ; 
skr.,  zend.  ji    (sich  regen,  lebendig  sein,  le- 
ib ben  etc.;   erregen,  beleben  etc.)  gehört,     cf. 
auch  kind. 
kiddd.  Kitzel:  —  f!:ekiddel,  Gckitzcl. 
kiddpli;":,  kidlig,  kiddel^,  kiddelk,   kitz- 
lich,  reizbar,  gereizt,  empfindlich  etc. :  —  he 

20  is  so  ferdümd  kiddelg  (od.  katel) ,  dat  man 
hum  liast  net  anrüren  dürd. 

kiddelii,  kitzeln  etc.,  titillare  ;  —  dat  kiddelde 
bnni  {das  kitzelte  od.  freute  ihn,  machte  ihm 
Vergnügen,    einen    angenehmen   Beiz   etc.); 

25  he  kiddekl  sük  fan  lachen;  —  dat  kiddeld 
(od.  prikkold,  kribbeld)  mi  so  in  de  hals.  — 
Nd.  (B r.  Wb.,  Schütze,  S c h a  m bac h) 
kiddeln,  kirreln,  koddeln,  kittein,  keteln; 
mnd.  kettcleu ;  nid.  kittelen,  ketelen ;  mnld., 

30  mfläm.  ketelen,  kcttelen,  kittelen ;  ivang.  liid- 
delje;  ags.  citeljan  ;  engl,  kittle  ;  schott.  kittle, 
kitill;  an.  kitla;  )torw.  kitla  ;  dicdect.  kiltla, 
kisle,  kilr^le;  schwed. 'k\ii\A;  dän.  kildre;  ahd. 
chizilön,   kliizilön  u.  chuzilOn,  chuzelon,  cu- 

35  zelön;  mhd.  kitzeln,  kützeln. 

kiddeln,  kittelen,  bz.  ags.  citeljan  etc.  lieisst 
soviel  als  Kitzel  erzeugen,  od.  machen 
u.  verursachen  etc.  (Einem)  n.  ist  daher  das 
obige  Verb,    von    dem   Subst.  eitel    (Kitzel) 

40  wcitergehiJdet,  was  zwar  im  ags.  nicht  be- 
legt ist,  indessen  nach  citohing  (Kitzelung) 
jedenfdls  liestanden  haben  muss,  zumal  da 
neben  an.,  isl.,  norw.  kitl,  bz.  kitel  auch 
mnd.  kcttel :  nd.  (D  ä  h  n  e  r  t)  kettel,  (Seh  a  m- 

45  bach)  ketel  (Kitzel),  vorkömmt,  welche  For- 
men, nebst  norw.  kitall ;  schwed.  kjitall,  ke- 
tal;  adän.,jütl.ku\e\;  ivang.  (Ehrentraut, 
I,  2i)7)  kättel  (kitzlich),  sowie  nnserm  katel 
u.    dem  Stamm   cluizil    (von    ahd.    chnzilon) 

50  auf  ein  Stammrerb.  kitan  (kat,  kut,  kutnn) 
=  ags.  citau,  (did.  kizau  zurückgehen,  tvas 
im  norw.  kita,  dialect.  kjota,  kjaeta,  kjaata 
(cf.  I V.  Aa  asc n),  schived.  keta,  kjeta  u. 
kitta  noch  lebt  u.  auch  oberd.  sich  vereinzelt 

55  ((ds  kitzen)  noch  findet,  tvomit  beim  Ver- 
gleich von  kid  =  ahd.  cliizi  (cf.  kidde)  auch 
an.,  isl.  kida  (jucken,  kriebeln  etc.,  bz.  sich 
ein  loenig  od.  leicht  kratzen  n.  reiben,  niol- 
liter  sc  fricare)  tvahrscheinl.  urspr.  ident.  ist, 

GO  da  auch  adän.  kidel  (s.  oben)  dazu  stimmt. 


KIDDIK  205  KIFIG  KIWIG 

Be^i  Stamm  kit,  kiz,  cliiz  od.  kid  betreffend,  kife,  (Keife),  Schelte;   Zank,  Streit,  Ha- 

so  Jcann  derselbe  iirspr.  ivoJd  die  Bcdtfj. :  der,  Trozess  (cf.  0.  L.  ]{.,  pag.  46,  47) ;  — 
Erregung  od.  Beiz  u.  kitan,  bz.  ags.  pass'  up,  dat  du  d'r  up  de  regte  tul  wer  bist, 
citan  etc.  die  von:  erregen,  aufregen,  anders  gift  't  kife ;  —  he  hed  kife  had  od. 
reizen  (die  Sinne  erregen  u.  reizen,  cf.  5  kragen;  —  se  hebben  kife  mit  'n  ander.  — 
Sinnen-Kitzel  u.  kitzlich  =  reizlich  etc.  n.  gekifc  (Gekeife,  Gezanke,  Gezänk).  —  Afries. 
auch  schived.  kat,  geil  etc.)  gehabt  ti.  dem-  (kive),  szive,  tsive,  kyf;  nd.  kiiv  od.  kief; 
nach  Fick  (111,  46)  Recht  haben,  wenn  mnd.  kif;  rdd.  kijf;  id.,  schwed.  kif;  norw., 
er  kitla  zu  der  y  ki,  idg.  gi,  skr.  ji  (sich  dän.  kiv;  mhd.  kip,  Genit.  kibes  (schelten- 
regen etc. ;  erregen  etc.,  cf.\dAt\e)  stellt.  Ver-  10  der  Zank,  Keifen;  feindseliges  Wesen,  Ge- 
gleicht man  indessen  unser  b'it  in  der  Be-  loalithätigkeit,  Kigensinn,,  widersetzliches  We- 
dtg. :  Jucken  u.  biten  in  der  von  :  jucken  sen ;  Wettstreit ;  Leidenschaft,  Leidenschaft- 
od, kriebeln  etc.,  so  kann  das  Verb,  kitiiii  lichkeit,  leidenschaftlicher  Eifer),  cf.  kifen. 
vielleicht   besser  von   der  ]/   skad    (beissen,  kifen,  (kife,  kift'st.  kift'd  etc. ;  —  kef  etc. ; 

od.  ursp.  [ivie  bhid,  cf.  biten]  .'^palten  etc.,  15  —  käfen  u.  kifd),  keifen,  zanken,  (mit  Wor- 
cf.  skr.  khäd  u.  chid ,  bz.  Fick,  II,  266)  ten)  streiten,  hadern,,  schelten  etc.;  —  se 
abgeleitet  loerden,  -wozu  die  von  Hilde-  kifen  sük;  —  war  twe  mit  'u  ander  kifen, 
brand  zu  kitzeln  (Grimm,  Wb.  V,  dar  hebben  se  gewouclk  beide  schuld.  — 
875  seq.)  angeführten  leit.,  estn.,  slav.  For-  Auch  sahst.:  dat  iafen;  —  olde_  k^rels  un 
men  auch  stimmen,  zumcd  icenn  man  ver-  20  junge  wifen,  gifd  föl  kinder  uu  föl  kifen.  — 
gleicht,  dass  die  secundären  Wurzeln  skad,  Nd.  kiven ;  nid.  kijven ;  afries.  (kivia),  szi- 
skak,  skag  etc.  (cf.  Fick,  I,  330  seq.)  nur  via,  tsivia ;  satl.  kivje ;  nfries.  ki win ;  helg. 
Weiterbildungen  der  primären  y  ska  (wohl  kiwen;  an.,  isl.  kifa;  nono.  (Iv.  Aasen) 
versetzt  aus  sak,  spalten,  schneiden  etc.,  cf.  kiva  u.^  kivast;  schioed.  kifva;  dän.  kives; 
lat.  secare  u.  unser  sagen)  sind.  25  7nhd.  kiben.    —    Es  gehört  mit  kibbe ,   kib- 

kiddik,  a)  Ackersenf,  sinapis  arvensis ;  —  beln,  kabbeln,  kaf,  kafel  etc.  it.  mhd.  killen, 
b)  Ackerrettig,  Hederich,  raphanis  raphani-  kifen  (nagen,  beissen,  kauen)  zu  der  y  gabli, 
strum. — N1id.Kettich;nd.(Br.Wb.,  Schlitze,  gambh  (gähnen,  klaffen ;  schnappjen,  beissen, 
Bahn  er  t)  köddik,  küdikk,  köek,  keek,  kök,  spalten  etc.)  u.  gingen  germ.  „b",  „f",  „p" 
kötk,  kütk,  kütge;  nfries.  kütk,  kötk;  dän.  30  (cf.  mhd.  kip  unter  kife)  u.  „v",  bz.  „w" 
kidik;  nid.  (v.  Dale)  kiek.  —  Ist  es  als  aus  urspr.  „bh"  hervor, 
sehr  ästiges,  stark  sp  rosse  n  des  Unkraut  kifer,  Keif  er,  Zänker  etc. 

od.   überhaupt   als    Kraut   mit   engl,    kid  kifere,  Keiferei,  Zänkerei  etc. 

(Beisbündel,  Beisbüschel)   u.   iveiter  mit  as.  kU-gat,  Zankloch,  bz.  ein  Loch  im.  Deiche, 

kidh  (S2)ross) ;  bayr.  keid  (Kohlpflänzling) ;  35  über  dessen  Ausbesserung  Hader  u.  Zank 
Schweiz,  kide  etc.  (s.imter  kidfkidde)  connex?        herrscht,     cf.  0.  L.  B.,  pag.  880  u.  886  u. 

kif,   gemahlene  Eichenrinde   od.    Gerber-        Br.   Wb.,  II,  769. 
lohe,  namentlich  solche,   ivelche  bereits  zum  kif-göd,  Zankgut;  Gut  od.  Habe  etc.  toe- 

Gerben  benutzt  u.  aus  der  Kufe  heraus  ge-        gen  dessen  Zank  u.  Hader  herrscht, 
warfen  ist.     Sie  loird  hier  hauptsächlich  in  ^0      kif-haftig, .  kifachtig,    zankhaftig,   streit- 
der    Gärtnerei   zum    Treiben  verwandt  od.        süchtig,  zänkisch,  streitig  etc. 
auch   in   die  Ff  ade  gestreut,   um  das  Un-  kif  ig,  kiwig,  kibig,  fest,  dicht,  derb,  ge- 

kraut zu  unterdrücken  etc.  —  Nid.  kif;  nd.  sund,  echt,  treu,  zuverlässig ,  so  recht  wie 
(Br.  Wb.)  kiff.  —  Es  ist  desselben  Ur-  sichs  gehört  u.  sein  soll,  rechtlich,  recht,  ord- 
sprungs  u.  hat  dieselbe  Bcdtg.  wie  kaf,  näm-  45  nungsgemäss,  ordentlich,  nett,  sauber,  rein 
lieh  „Zerkleinertes"  u.  kann  demnach  etc.;  —  dat  fat  is  net  regt  kffig  (a.  das 
auch  das  von  VHinar  (hess.  Idiot.,  pag.  Fass  ist  nicht  recht  dicht,  bz.  es  ist  leck 
201)  angeführte  kipp  (die  mit  dem  Schnitz-  od.  undicht;  —  b.  es  ist  nicht  so  derb,  fest 
messer  von  der  Lohe  od.  abgeschälten  Burke  u.  stark  von  Construction,  wie  es  von  Bechts- 
abgenommene  äussere  rauhe  Binde  der  Eiche,  50  loegen  sein  müsste ;  —  c.  es  ist  nicht  recht 
welche  als  Brennmaterial  gebraucht  wird)  rein  u.  sauber);  —  dat  fat  is  net  kiwig 
dasselbe  Wort  sein,  sofern  es  dem  hochd.  (derb  etc.,  od.  echt,  gut  etc.)  mäkd ;  —  he  is 
Sprachgebiete  angehört.  Ist  es  indessen  urspr.  net  kif  ig  (a.  nicht  dicht ,  sondern  schioatz- 
nd,,  so  gehört  es  zu  kippen,  bz.  kappen.  Dass  haß  etc. ;  —  b.  nicht  echt,  treu  u.  zuver- 
übrigens  kif  als  schon  ausgenutzte  Gerber-  55  lässig  etc.,  bz.  [moralisch]  nicht  gesund,  gut, 
lohe  liier  auch  blos  die  Bedtg. :  geringes  od.  tüchtig,  brav  od.  rein  etc.)  bum  kanst  du 
werthloses  Zeug,  Abfall  etc.  haben  kann,  sei  net  as  frilnd  tröen ;  —  he  is  net  kif  Tg  (ge- 
noch  beiläufig  bemerkt.  sund  etc.)  an  de  bunken;   —  de  botter  (dat 

kif-dik;    i.    q.    kibbeldik.    —    Nd.    (Br.        flesk  etc.)    is  net  kiwig    (nicht   gesund,    bz. 
Wb.)  kiefdiek;  nid.  kijfdijk.  60  nicht  frisch  u.  gut);   —   de  sake  is  net  Id- 


KIFKE 


206 


KffiEN 


w!g  (nicht  richtig  od.  sauber,  sondern  an- 
rüchig lt.  faul  etc.),  dar  must  du  di  net  mit 
iulateu;  —  dat  sucht  litr  in  hüs  regt  kJwig 
(appetitlich  u.  rein  etc.)  iit;  —  he  hod  gön  ki- 
wigen  (zuverlässige  etc.,  od.  saubere  etc.) 
frö.  —  Es  ist  eins  mit  nhd.  (Grimm,  Ml). 
V,  43.3)  Iccibig  (zanlcisch,  neidisch,  miss- 
günstig, zciderspenstisch ,  störrisch,  eigen- 
sinnig), hz.  (Grimm,  ^^'l).  V,  G.JT)  kibig, 
kybig  (a.  portinax,  coutumax.  zänkisch  etc. ; 
—  h.  stark,  fri.^ch  etc.),  klobig  (grob  etc.),  (in 
Posen)  kiowig  (stark,  fest;  arg),  in  Halle 
(.stark,  echt,  dauerhaft),  im  Osterlande 
kitig  (stark,  derb,  grob),  henneb.  kifig  (acht 
od.  echt) ;  .'<chwäb.  kiebig  (derb,  dauerhaft); 
hayr.  kibig  (stark,  heftig  etc.);  mnld.  (KU) 
kyvigh  (vixosus  etc.) ;  mfläm.  kyvich  (contcn- 
tioux  etc.)  etc.  u.  von  kif  =  nd.  kief  od. 
kif,  mhd.  ki'p  (s.  unter  kife)  mit  der  En- 
dung lg  (Zustand,  Wesen,  Sein  etc.)  loeiter- 
gebitdet.  Die  erste  Bedtg.  ist  demnach:  zän- 
k isch,  bz.  polier  n  d,  l aut  etc  ,  toeiter : 
grob,  derb  (in  gutem  u.  in  bösem  Sinn) 
n.  haben  sich  dann  aus  (sinnl.)  polternd, 
laut,  grob  «.  derb  die  Bedtgn.:  stark, 
fest,  treu,  echt,  zuverlässig  etc.  etc.  (cf.  auch 
tröc,  tröen  etc.)  iceiter  entfaltet. 

kit'ko,  a)  kleiner  Zänker;  —  kleiner  Kläf- 
fer; —  he  is  so  'u  regten  lütjen  kifke;  — 
'n  kiflie  fan  'n  liund. 

kif  keil  (von  Kindern  u.  kleinen  Hun- 
den), mit  Worten  streiten,  zänkeln,  kläffen, 
hellen  etc. ;  —  se  kifken  all'  tegen  'n  ander  an. 

kil'ker;  i.  q.  kifke. 

kif-Ulör,  streitiges  Moor.  —  Es  gab  de- 
ren früher  viele,  da  ein  grosser  Theil  der- 
selben gar  nicht  in  den  amtlichen  Grund- 
büchern eingetragen  loar. 

kik,  ein  Schallwort  wie  nhd.  kicks,  kick 
(in  nhd.  kichern),  nid.  kak  (Lärm,  Geräusch 
etc.),  kak  in  kakeln  etc.,  od.  wie  kink  in 
kinken,  w/e  quik  in  nhd.  quieken ,  bz.  ^tnser 
kwak  in  kwakken;  —  hC'  dürd  gen  kik  Seg- 
gen (er  darf  keinen  Laut  von  sich  geben). 
cf.  kikken.  —  Nid.  kik  (Laut),  ivoher  kik- 
vorsch  (der  grosse  Frosch,  bz.  der  kickende 
od.    f/uikcnde  Frosch)    =  unserm  kikker. 

kikiius,  s.  kikebiis. 

kike  od.  kike,  Gefäss,  Behälter  etc.,  na- 
mentlich eine  Feuer- Kieke ,  bz.  ein  hölzer- 
nes od.  metallenes  (von  Eisen-  od.  sonsti- 
gem Blech)  Stübchen  (vergl.  das  gebräuch- 
lichere stafe,  stufe),  tvorin  ein  irdenes  Ge- 
schirr (teste)  mit  Feuer  zum  Fussicärmen 
gestellt  wird.  —  Nd.  kike,  kik  ;  mnd.  kike, 
kyke.  Nach  S chütze  (II ,  250)  ist  eine 
fiirkieke  in  Fehmarn  ein  grosser  Schopen 
(mel(dlenes  Grfäss),  hz.  eine  eiserne  od.  thö- 
nerne  iMaschine  mit  breitem  Bande,  auf  dem 
sich  eine  Familie  hcrumsclzt,  u.  bedient  man 


10 


15 


25 


sich  dieser  in  kleinen  Familien  aus  Alangel 
an  Feuerung  zum  Heizen  gleichfalls.  —  Ob 
dieses  Wort  mit  ags.  ceac  (s.  unter  kachel) 
identisch  isti^  Oder  ist  es  eins  mit  nhd. 
K  ü  c  h  e,  wie  das  synonyme  stafe,  stofe  mit 
stufe,  bz.  nhd.  Stube  als  Baum,  der  er- 
wärmt, bz.  7uorin  geheizt  wird,  wie  in  der 
Küche  ?  —    Vcrgl.  auch  kikebuso. 

kike-bu,  verstecken  etc.;  —  wi  willen  mit 
"t  kiiulje  kikobii  (od.  bü-kik,  bz.  bü-kiK-ap) 
spulen.  —  3Inld.  kiekeboe ;  svhoft.  keekbo 
=  engl,  bopoep.     Zu  kikon  u.  cf.  bii. 

kike-buse,  kike-bü.s,  kikcbuss,  kikbuss,  ki- 
buss,  ein  kleines  über  Bcifen  gespanntes,  ton- 
nenförmiges  od.  ovales  Netz  (früher  auch  von 
Weiden  geflochten) ,  von  ungefähr  2  Fuss 
Längen.  1^1 1  Fuss  Weite  in  der  Mitte,  toorin 
das  sich  allmälig  verengende  u.  spitz  zulau- 
fende Ende   des   Stellnetzes    od.   der   f  ü  k  o 

20  (s.  d.)  hineingesteckt  icird ,  damit  sich  die 
in  dem  Stellnetze  gefangenen  Fische  darin 
sammeln.  —  Es  ist  loahrscheinl.  von  kike 
(Gefäss,  Behälter  od.  Fass,  Tonne)  u.  büs 
zusammengesetzt  u.  kann  letzteres  xoohl  mit 
büs  (Banse,  hz.  ursjyr.  ein  W eideng c- 
flecht,  cf.  bCis-dür)  identisch  (also  ein  Ge- 
fäss von  Weidenycflccht)  sein,  od.  auch  mit 
büs  (Tasche  etc.).  —  ^1/«  Dollart  iverden 
diese    kikebuse   od.  kibuse   genaiinten   klei- 

30  nen  Netze  noch  jetzt  sowohl  von  Weiden 
als  von  Garn  geflochten  u.  auch  allein  für 
sich  zum  Fangen  von  Aal  u.  Garneelen  be- 
nutzt. 

kikeii  od.  kikeii    (kike,    kikst,  kikd  etc. ; 

35  —  kek  etc.;  —  käken)  gucken,  kucken,  sc- 
her, schauen,  gaffen  etc. ;  —  kik  wol  to,  wat 
du  dcist;  —  kik  güd  um  di,  wen  du  up  de 
reise  geist,  dat  du  uns  ük  wat  fertcllnn  kanst, 
wen    du    wer    kumst ;    —    \\v  kikd  dwas  un 

40  dwer  dör  en  hen ;  —  he  steid  to  kiken,  as 
wen  he  nog  sin  Ulfen  niks  sen  hed.  ^ —  Be- 
densart.  u.  Sjjrichw.:  wat  Idkst  d'  nii  an,  ik 
heb'  al  'n  man ;  werst  erder  kamen,  den 
harr'  'k  di  namen ;   —   he  is  nog  so  'n  lüt- 

45  Jen  kik  in  de  weit,  de  nog  naigends  fan  wet; 

—  kik  dör  de  tun  (Guck  durch  den  Zaun), 
so  wird  hier  die  Gitndelrebe  genannt;  — 
hü  kikd  üt  as  'n  katte,  de  't  donnern  hörd ; 

—  \\v  kikd  so  nesgirig  üt,  as  'n  himerurrs; 
50  —  bt'  kikd  hum  in  de  kürte;    —    lie  bed  't 

nakikcn  d'r  fan;  —  de  düd  is,  lett  sin  ki- 
ken. —  Compos. :  an-,  bc-,  fcr-,  in-,  na-,  of-, 
um-kikeii  etc.  —  Nd.  kiken,  kieken;  mnd. 
kikcii ;    nid.  kijkeii ;    mnld.,  mfläm.   kycken  ; 

55  ?r/V<Vs.  kyckjen  ;  tvang.  kikje  ;  nfries.  kiockc; 
Schott.  (Jamicson)  keek,  keik ;  engl.  (North.) 
keek ;  aengl.  kyka  od.  (nach  Stralmann) 
kiken;  /.s7.  (kika)  nach  kikar  (tul)us,  cf.  ki- 
ker) ;    norio.   (I v.    Aasen)    kika;    schwed. 

00  kika ;  dän.  kige.  —  Dass  der  nd.  od.  vgerm. 


KIKER  207  KIL 

Stamm  kik,  kyk  mit  kuck  i»  nhd.  kucken,  teres  unter  kich,    kichen,    kicken,    kickezen, 

gucken  idcnt.  ist,  geht  nicht  allein  cms  ki-  kicks  etc.  in  (rrimm,   Wo.,  u.  dazu  unser 

ken,   sondern  auch  aus  kikor,    kikkaste  etc.  kik,  kikkak  etc.,  kakeln  etc.,  sotvie  auch  un- 

heroor  u.  glaube  ich  daher,  dass  diesen.  Stänt-  ter  küken  n.  kwak,  kwakken  etc. 

men  kik,   kuck   ebenso  wie  in  kik  =  quik,  5       kikkei'H,    a)    den  Laut    „kik"    öfters  od. 

quik,  quak  ein  älterer  Stamm  qik  (od.  quik,  anhaltend  hören  lassen;   —    b)  kichern;  — 

kwik)  zu  Grunde  liegt,    der  mit  goth.  qius  c)  zanken  etc.    =    kakeln    etc.;    cf.    kik   i«. 

(cf.  kwiver    etc.)    u.    an.    kvikr  (cf.  kek   ic.  kikkakken  etc. 

kwik,  kwikken  etc.)  derselben  y  angehört  u.  kik-Üt,    Guckaus,    Ausguck    (cf.    ütkik), 

zwar  der  ]/:  idg.  gi,  giv,  gvi  (sich  bewegen  10  Ausschau,  Ort  od.  Stelle  von  wo  man  (Guck- 

od.  regen,  eilen  etc.),   loobei   man   vielleicht  fenster.    Warte  etc.)  ausschaut;    —    ik  mut 

annehmen  muss,   dass   sich  wie   hei   der  y  ins  'n  kiküt  holden;  —  he  steid  up  de  kikiit. 

ak  von  augo    (Auge)   u.    augau    (sehen  etc.,  kil  od.  kill,  kalt,  schaurig,  fröstelnd,  bz. 

cf.  öge)    aus  der  urspr.  Bedtg. :   sich   bewe-  ein  Gefühl  der  Kälte  u.  des  Schauerns  ver- 

gen  (vor),   kommen  (zu),    erreichen  etc.,  bz.  15  ursachend  u.  daher  auch:  unangenehm,  em- 

dringen    (vor   od.    ein,    durch  etc.)  etc.    die  pfindlich  etc.;   —   dat  kolde  water  is  so  kil 

Bedtgn.   des  Erkennens   u.    Sehens    etc.    u.  an  de  tanden,   dat   se  mi   glik   anfangen  to 

auch  die  des  Scharf-  u.  Klugseins  etc.  ent-  kellen,  wen  ik  't  in  de  raund  krige.  —  Nid. 

wickelten,   loie   denn    auch   das   md.   kiken  kil  etc.,  s.  unter  kellen. 

(stechen,    cf.  Grimm,    Wb.   F.,    702)    mit  20       1.  kil,  Bock,  Mannsrock,  Jacke,  Wamms. 

kiken  (sehen)  wohl  derselben  y  angehört.  Dimin.   kiltje,    kleiner    od.    kurzer  Bock 

kiker  od.  kiker,  Gucker,  Seher,  Schauer,  od.  Jacke    ohne  Schösse,   Wa7nms ;  —  sniit 

bz.  ein  Er  od.  Es,  der  was,  od.  ivomit  man  din  kittel  üt   un  trek  d'  kiltje  an,    du  must 

sieht  u.  Ausschau  hält;  daher:  a)  ein  Auf-  äfen  up  'n  böskup;  —   he  hed  sin  söndägs- 

sichtsbeamter  od.  Steueraufseher;  —  h)Auge;  25  kiltje  an.  —  Dieses  von  Stbg.  mit  Kittel 

—  sin  lütje  kikers  (od.  kikertjes)  stän  so  übersetzte  Wort  bezeichnet  hier  durchaus 
fenger;  —  wel  in  de  kiker  hebben  (Jeman-  keinen  Kittel  od.  Ueberwurf,  sondern  steht 
den  im  Auge  haben,   ihn    beobachten  etc.);  im  geraden  Gegensatz  dazu  u.   glaube   ich 

—  ik  heb  hum  al  lank  in  de  kiker  had  (ich  deshalb  auch  nicht,  dass  es  trotz  der  sonst 
habe  ihn  schon  lange  beobachtet),  mit  der  30  toolil  anscheinend  vorkommenden  Contrac- 
Nebenbedtg.  des  Misstrauens;  —  c)  Fern-  tionen:  kiel,  keel  aus  kidel,  kedel  (cf.  kit- 
rohr ;  —  gif  mi  de  kiker  insen  äfen  her;  —  tel)  mit  dem  Letzteren  ident.  ist,  sondern 
Compos. :  fer-kiker,   Fernkucker,  Fernrohr ;  vielmehr  (die  Wörter  kittel,  kitel,  kidel,  ke- 

—  steren-kiker,  a)  Stern-Fernrohr ;  —  b)  del  u.  kiel,  keel  können  ja  ganz  gut  von 
Sternseher,  Astronom.  —  Nd.  kiker ;  nid.  35  früher  her  neben  einatider  bestanden  haben 
kijker;  schwed.  kikare  etc.  u.  weil  sie  beide  ein  Oberkleid  bezeichneten, 

kik-gat,  Guckloch,  Sehloch,  Oeffnung  zum  dann  kiel ,   keel   später   blos   als   eine  Con- 

Gucken  od.  Ausgucken;   daher  auch:   Fen-  iraction   von   kidel    etc.    angesehen   ivorden 

ster  u.  Auge ;  —  de  lütje  kikgaten  stän  so  sein)  mit  dem  an.,  isl.  kiöll  (tunica  exterior, 
heller.                                                                   40  palliolum);   norw.,  dän.  kjole  (Bock),  ivobei 

kik-in  (Guck- ein),  ein  kleiner  Besuch,  tim  ich  ivegen    der   Form   kil   auf  nhd.   Kiel 

Jemanden   eben  zu  sehen ;    —    ik  kam  mau  (Schiff)  ^=    ahd.  kiol  etc. ;    an.    kiöll ;    ags. 

äfen  up  'n  kikin ;   —   ik  wul  fau  dage  man  ceol  (s.  unter  2  kil)  verweise.  —  Vergleicht 

'n  lütjen  kikin  maken,  up  'n  ander  mal  kam  man  nun  aber  wams   (Jacke,   kurzer  Bock, 

'k    insen    up  'n    langern    tid.      cf.  in-klk  u.  45  Wamms)    aus  wambeis    u.    dies   aus   mhd. 

sprek-an.  wambe,  goth.  vamba  (venter,   uterus,   vulva, 

kik-kak,  kikliak,  Zänker,  Wortstreiter,  Bauch,  Wanst  etc.),  so  dürfte  auch  dieses 
rixator,  disputator  etc.  cf.  nd.  (Br.  Wb.)  kil  u.  kiltje  mit  isl.  kiöll,  norw.,  dän.  kjole 
kikel-kakel,  bz.  unser  kakeln  u.  den  Schall-  auf  isl.,  an.  kyll  (uter,  mantica  etc.)  zurück- 
stamm kik,  sowie  hikhak.                                   50  gehen,  bz.  mit  diesen  u.  an.  kilia,  kylia  (te- 

kik-kakken,  kikhakken,   zanken,  hadern  gimentum),  kyllir    (uter,  scrotum  etc.);   ags. 

etc.,  loie  kakeln,  kibbeln,  hikhakken  etc.  cyl  (Schlauch  etc.),  goth.  kilthei  (Mutterleib, 

kik-kakkere,  Zänkerei  etc.  uterus)  etc.  {cf.  H.  Leo,  570  unter  c\\(\)  zu 

kik-kaste,  Guckkasten.  derselben  y   gehören,   wie  unser  2  küle  u. 

kikkeii,  kicken,  kicksen,  einen  leisen  Jjaut  55  kule  «.  ivahrscheinl.  auch  skr.  gola  etc. ;  s. 

von  sich  geben,  muksen  etc. ;  —  he  dürd  net  unter  2  kil  u.  unter  3  kil  am  Schlüsse. 

kikken.     Vom  Schallstamm  kik.     cf.   diesen  2.  kil,    Kiel,    d.  i.    der   der  Länge  nach 

u.  kikker,  kikkern,    kinken  etc. ,    soioie   nd.  aus   dem    untern   Schiffsboden    vorstehende 

queken,   quiken  aus  kwakken.    —    Nd.  kik-  Grundbalken  eines  Schiffes,  auf  loelchem  die 

ken ;  nid.  kikken ;  nhd.  kicken  etc.,  s.  Wei-  CO  Spanten  errichtet  werden.     Er  ist  gewöhn' 


KIL 


208 


KIL 


lieh  etwas  höher  als  breit.  —  de  kil  is  legd 
un  de  Spanten  stiin  d'r  up.  —  Nd.  (Br. 
Wb.)  kiel,  (Dähnert)  keel;  mnd.  kil  h. 
kell  (ef.  Seh.  u.  L.,  tco  die  Formen  kil  u. 
kel,  bs.  kele  nicht  mit  Kiel  =  Grundbal- 
ken,  .•iondern  mit  ahd.  kiol,  chiol  etc.,  an. 
kjöl  [Schiff,  s.  tcciter  unten  u.  cf.  auch  kol- 
swin]  idcnt.  sind);  nid.  kiel;  mnld.,  mjläm. 
kiel ;  icang.  (Eh  rentraut,  1 ,  375)  kiöl ; 
engl,  keel  (auch  hierin  vermischt  sich  nhd. 
Kiel  =  Schiff  mit  Kiel  =  Grundbal- 
ken  des  Schiffs,  wie  im  schived.) ;  an.  kjidr 
(Genit.  kjalar,  Flur,  kilir);  isl.  kiölr  (carina, 
bz.  der  Kiel  des  Schiffs;  dorsum  montis) ; 
nor7c.  (Ivar  Aasen)  kjöl  (a.  Kiel  od. 
Grundhaiken  eines  Schiffs,  mit  den  Nebenfor- 
men:  kyl,  kjyl ;  —  b.  das  Grund-,  od.  Bo- 
den-, bz.  unterste  Stück  eines  Pfluges;  — 
c.  eine  erhöhete  Linie  od.  Kante;  —  d.  ein 
langer  Bergrücken,  eine  Berg-  od.  Felskante, 
oberster  Beiujrand;  —  e.  ein  Gras-,  od.  Ha- 
senfleck,  bz.  eine  Fläche  od.  Blatte  auf  einem 
Berg;  schwed.  köl  (der  Kiel  od.  Grundbal- 
ken, bz.  die  Unterlage  eines  Schiff'es ;  ein 
langer,  hoher,  spitzer  Bergrücken) ;  dän.  kjül 
(Kiel  des  Schiff'es).  —  Davon  (d.  h.  von 
nid.  kiel  od.  dem  an.  kjölr,  kilir  u.  nicht 
von  ahd.  kiol  =  Schiff):  ital.  chiglia,  bz. 
chiela  {cf.  Diez,  I,  12.5);  span.  quilla; 
2)ort.  (cf.  Bobrik)  quilha;  franz.  quille 
(Kiel  des  Schiffes). 

Obgleich  die  Formen  von  ahd.  kiol,  chiol, 
keol,  cheol,  kiel,  chiel ;  mhd.  kiel  (trieris, 
celnx) ;  ags.  ceol  (Schiff)  etc.  von  denen  von 
kil  (Grundbalken  eines  Schiff'es)  kaum  zu 
trennen  sind  ii.  die  Bedtg.  beider  Wör- 
ter anscheinend  dafür  spricht,  sie  für  urs2)r. 
ident.  zu  halten ,  so  geht  doch  aus  den  ab- 
weichenden Formen  von  an.  kjölr,  Genit. 
kjalar,  Flur,  kilir  (Kiel)  u.  kjöll,  kjols  (Schiff' 
=  ahd.  kiol  etc.)  deutlich  hervor,  dass  das 
Wort  kil  in  der  Bedtg.  (Schiff'skiel)  nicht 
mit  ahd.  kiol,  ags.  ceol  (Schiff'  etc.  od.  trie- 
ris, celox  etc.)  ident.  sein  kann.  Wie  aus 
dem  an.,  isL,  norw.  kjölr,  bz.  kiölr,  kjöl 
aber  weiter  hervorgeht,  so  bezeichnet  dieses 
Wort  tceiter  nichts  als  eine  längliche  Fr- 
höhung  od.  einen  Mücken  u.  da  7iun 
einerseits  der  Kiel  sowohl  von  innen  als 
aussen  gesehen,  eine  längliche  Erhöhung  od. 
Vorragung  (Leiste,  erhöhete  Linie  od.  Kante, 
cf.  norw.  kjöl  sub  c)  ist  u.  andererseits  der 
menschliche  u.  thierische  Bücken  auch  zum 
Träger  von  LmsIch  dient,  so  lag  es  geiviss 
sehr  nahe,  um  ein  Wort  mit  der  urspr.  Be- 
dtg.:  Rücken  od.  dorsum  (mag  man  es 
nun  in  der  Bedtg. :  längliche ,  leistenartige 
Erhöhung,  Bergrücken,  Felsrücken ,  Rück- 
grat etc.,  —  od.  in  der  von :  Träger,  Stützen- 
des, Haltendes  etc.   aufgefasst  haben)   auch 


für  den  Kiel  des  Schiffes  zu  gehrauchen. 
Vergleicht  ma)t  nun  kern,  kweru  u.  kel, 
kellen,  kille,  kOl,  kwäl,  kwiilon,  kwcllon  etc., 
nebst  ahd.  kela  u.  ags.  ceol  (Kehle)  u.  an- 
5  dere  Wörter,  die  von  einer  germ.  y  kal, 
kar,  kvar,  bz.  idg.  gar,  gur,  gvar  (cf.  auch 
goth.  qiman  von  der  y  gam)  ahstammen,  so 
liegt  es  sehr  iiahe,  um  auch  aii.kjolv  ((Jrd- 
form  kjala,    kala   od.  besser  kila   nach  dem 

10  Flur,  kilir  u.  nach  dem  nd.,  bz.  as.  kil  zu 
vermuthen)  von  einer  germ.  ]/  kal,  bz.  idg. 
gal  od.  gar  abzuleiten  od.  überhaupt  anza- 
nehmen,  dass  unser  germ.  kila  od.  kili  in 
der  urs2)r.  Bedtg. :  Rückoi   od.   Erhöhung, 

15  Anhöhe  etc.  dasselbe  Wort  ist,  wie  skr.  giri; 
zend.  gairi;  kslav.  gora  (Berg,  Gebirge),  was 
Fick  (I,  73)  mit  skr.  jala  (Wasser)  u. 
nhd.  quellen  etc.  (cf.  kille,  kwil  u.  kwel- 
len  etc.),  sowie  auch  nhd.   (^  u  a  l   (cf.  kwäl 

20  u.  kellen  etc.)  von  einer  y  gar  (fallen  etc.) 
ableitet.  —  JDas  an.  kjöll;  ags.  ceol;  ahd. 
kiol  (Schiff)  s.  oben)  dagegen  betreffend,  .so 
.scheint  es  nach  nhd.  biegen  =  ahd.  pio- 
kan  zu   urtheilen    aus   einer   agcrm.    Form 

25  kiula  od.  kula  hervorgegangen  zu  sein,  wäh- 
rend Fick  (III,  46)  dafür  eine  Grdform 
keula  ansetzt  u.  dieses  sowohl,  als  auch 
k)l  ^=  an.  kjölr  (Kiel  od.  Grundbalken  eines 
Schiff'es)  mit  griech.  gaulös    (rundes  Gefäss 

30  etc.),  gaülos  (Schiff) ;  skr.  gola  (rundes,  bauchi- 
ges Gefäss  etc.,  cf.  auch  unser  kulo  etc.)  zu 
einer  ]/  ku,  bz.  gu  (schwellen)  .stellt,  zu  der 
auch  kelt.  ci'il,  tvälsch  eil  (Rücken,  bz.  An- 
schwellung, Erhebung,  Erhöhung,   Anhöhe, 

35  Hügel  etc.)  u.  lat.  collis  etc.  stimmen.  — 
Vgl.   Weiteres  unter  3  kil. 

3.  kil,  a)  Keil,  cuneus ;  d'r  mutton  'n  pär 
kilen  bi  inhauen  worden,  dat  't  fast  sitt ;  — , 
b)  ein  keilförmiges  Etwas  (Stück  Holz,  Lap- 

40  jyen,  Grundstück  etc.),  bz.  ein  Hing,  was  die 
Form  eines  Keils  (von  beiden  Seiten  schräg 
u.  dann  in  eine  Spitze  auslaufend  loie  eine 
Gehre,  cf.  gäre,  gere)  hat;  —  d'r  mut  'n 
kil  in  de  rok  setd  worden,  dat  he  na  undern 

45  hen  wat  wider  word;  —  he  wand  up  de  kil 
(Benennung  eines  keilförmigen  Grundstücks 
bei  Wirdum,  worauf  ein  grosser  Bauernhof 
steht).  —  Nd.  (Br.  Wb.,  Dähnert)  kiel 
od.  kil,  kiil;  mnd.  (Seh.  u.  L)  kil   (kil  vcl 

50  beitel);  nid.  (v.  Dale)  keil,  kiel  (»<7>cu  r/ew 
gebräuchlichem  keg);  mnld.  (KU.)  kiel; 
mfläm.  kiel;  wang.  kil;  norw.,  dän.  kile; 
schwed.  kil;  mhd.  kil.  —  Vergleicht  man 
ahd.  weggi  (Keil  etc.,    cf.  wegge)    =  urspr. 

55  vagja  u.  ident.  (Fick,  III,  283)  mit  lit. 
vagis  (krummer  Nagel,  Keil);  lett.  wadsis 
(Nagel,  1' flock,  Keil)  von  (Fick,  II,  658) 
der  y  vag,  vang  (wanken,  krumm  gehen, 
biegen  etc.),  ivovon  auch  lit.  vinga ;  an.  vik, 

GO  vikr;    dän.  vig  etc.  (Krümmung,  Biegung, 


KIL                              209  KIL 

Bucht,  hz.  ein  Etioas,  was  wie  ein  Keil  ins  iveräeu  (cf.  (lieserhalb  hei  Fi  de,  I,  70  seq. 
Land  einschneidet),  so  ist  es  ivohl  ziveifel-  sämmtliche  Wurzeln  gar  u.  dazu  auch  I, 
los,  dass  dies  Wort  mit  mhd.  Icil  (llolzna-  76  tvegen  gura  etc.)  etc.  entwickelten,  wobei 
gel,  Nagel,  Pflock);  ahd.  chil,  kil  (paxillum  man  bei  schwellen  auch  an  schwanger  tver- 
ctc,  cf.  Grimm,  Wh.  V,  446  unter  Keil);  5  den  etc.  u.  bei  bersten,  .spalten  od.  brechen 
nonv.  kile ;  dän.  kile  (Nagel,  Pflock)  ident.  hervor  etc.  auch  an  keimen,  wachsen  etc.  ii. 
ist  u.  dass  dieses  Wort  demnach  auch  mit  vieles  Andere  denken  kann,  wie  z.  B.  auch 
norw.  kil  (eine  schmale  Bucht,  die  tief  ins  an  „treiben"  (cf.  drifen)  od.  springen  heraus 
Land  einschneidet)  tourzelhaft  verwandt  sein  u.  hervor  etc.,  welche  Bedtg.  ja  auch  den 
muss.  Vergleicht  man  nun  aber  die  von  10  Wörtern:  Ursprung  (cf.  örsprunk)  ^^. 
Hildebrand  (Grimm,  Wh.  V.,  Spalte  Quelle  zu  Grunde  liegt  u.  so  sich  wohl 
448  seq.)  angeführten  Formen  keul,  kiule  erklärt,  dass  auch  Quelle,  quellen  (cf. 
für  Keil  u.  für  kil  in  der  Bedtg.  Pflock,  kille,  kwelle,  kwellen)  ebensowohl  zu  dieser 
so  liegt  die  Vermuthung  sehr  nahe,  dass  y  gar,  gur,  gvar  gehört  tvie  Qual,  Kern 
(die  Entstehung  atts,  u.  die  Venvandtschaft  15  etc.  u.  unser  kam,  bz.  kamen  u.  skr.  jaras 
mit  kegel  ist  demnach  tvohl  abzuweisen)  (Alter,  bz.  Zerreihung,  morsch  iverden  etc., 
auch  dieses  Wort  ebenso  tote  ahd.  kiol,  chiol,  s.  unter  kamen,  kern,  kwern  etc.)  od.  engl. 
keol,  kiel,  chiel  etc.  (s.  unter  2  kil  u.  beson-  kill  (tödten  etc.,  s.  tinter  kellen) ,  indem  ich 
ders  am  Schlüsse  dieses  Wortes)  auf  eine  annehme,  dass  die  Bedtg.:  gebrechlich, 
gcrm.  Grdform  kiiila  od.  küla,  kyla  u.  eine  20  alt,  morsch  machen  u.  loerden  der 
germ.  y  kul  zurückgeht,  wozu  auch  mhd.  skr.  ]/  jar  (cf.  1  u.  2  jar  hei  Grassmann 
km\e;  md.  kuile;  nhd.  Keule  (cf.  4: knie)  gc-  u.  dazu  dieselben  Wurzeln  bei  Fick  u. 
hört,  wie  desgl.  auch  unser  küle  od.  kül  Andern)  aus:  reiben,  zerr eihen  (cf. 
(beuteiförmiger  Anhang  od.  hohles  u.  ver-  mal,  nialsk,  malen,  mür,  mol,  mul,  murt  ti. 
tieftes  Etwas  etc.)  u.  kule ,  kiil,  küle,  kül  25  lat.  mors  u.  morbus  etc.),  z  er  malmen  etc. 
{Grube,  Vertiefung,  Höhlung,  Jjoch  etc.).  u.  diese  aus  der  urspr.  von:  rauschen 
Vergleicht  man  nämlich  die  Wörter:  bog,  (bz.  knistern,  knirschen  etc.,  s.  unter  kar- 
bucht od.  bugt,  buk,  buchel  etc.  von  bugen,  nen)  hervorgingen.  —  Was  nun  aber  spe- 
bz.  der  y  bhug  (biegen,  krümmen,  wölben  ciell  das  Wort  kil  od.  urspr.  kila,  kiula  in 
etc.,  cf.  F'ick,  III,  212  seq.)  u.  dass  die  30  der  Bedtg.  cuueus  betrifft,  so  kann  man  an- 
germ.  y  kul  (s.  unter  2  kil)  wohl  auf  eine  nehmen,  dass  es  urspr.  die  Bedtg.:  krum- 
idg.  y  gar,  gur,  gvar  zurückgeht,  ivozu  aus-  mes  u.  gebogenes,  od.  rundlich  ausgebauch- 
ser  skr.  giri,  zend.  gairi,  kslav.  gora  (Berg,  tes,  nach  einer  Seite  hin  vorstehendes  u.  dem- 
Anhöhe,  Hügel,  rundliche  Erhebung  etc.);  nach  auch  vorragendes  od.  spitzes  Etioas 
skr.  gula  (Ballen),  guli  (Kegel,  Pille) ;  an.  35  hatte,  od.  dass  es  ein  Etwas  bezeichnete,  loas 
kula  (Ballen  etc.,  Geschiculst)  etc.;  skr.  gola  krumm  u.  gebogen  ii.  demnach  nicht  gerade 
(kugelförmiges  Gefäss  etc.,  cf  Fi  ck,  1,76  u.  loar,  woraus  sich  einerseits  heim  Vergleich 
111,46  unterkQ\x\9.u.kQn\i2t.  die,  soioieWeite-  von  ahd.  weggi  (s.  oben)  die  Bedtg.:  krtim- 
res  unter  1  ic.  2  kil,  soioie  unter  2  u.  4  küle  ii.  mer  Nagel,  bz.  Haken,  Nagel,  Pflock  etc. 
kule  etc.)  etc.  gehören,  so  scheint  es  mir,  als  ob  40  auch  für  dieses  kii  ergeben  konnte,  od.  man 
die  idg.  y  gar,  gur,  gvar  zuerst  eine  Schallwnr-  andererseits  auch  annehmen  kann,  dass  sich 
zel  mit  der  allgemeinen  Bedtg. :  rauschen,  bz.  aus  der  Bedtg.:  krummes  u.  gebogenes  Et- 
sonare  (cf.  y  gar  sub  4  bei  Fick,  I,  72)  was  die  von:  schiefes  u.  schräges  (schief  =^ 
loar  u.  dass  sich  daraus  die  Bedtg.  (d.  h.  nicht  gerade,  bz.  =  gebogen)  Etwas  ent- 
aus  sonare ,  crepitaro  etc.,  cf.  kraken,  45  toickelte,  tvonach  denn  der  Keil  urspjr.  als 
krank,  kriken ,  kröken  etc.) :  breche n,  ein  schief  od.  schräge  verlaufendes  u.  somit 
bersten,  platzen,  bz.  auseinandergehen  auch  in  eine  Spitze  auslauf endes  Etioas  ge- 
(od.  auch:  stürzen,  fallen  etc.,  —  od.  zer-  fasst  sein  würde,  während  das  norw.  kil 
brechlich  u.  morsch  werden  u.  machen  =  (s.  oben) ;  mnld.  (Kil.)  k\l\e,  kiele  {s'mus);  u. 
selbst  brechen  u.  stürzen  etc. ,  od.  =  ein  50  lymcl.  kyl  (B ucht  bei  der  Insel  Jomfruland 
Anderes  brechen  u.  stürzen  u.  krachend  zu-  etc.,  s.  bei  Seh.  u.  L.,  II,  461)  direct  auf 
sammen  fallen  etc.)  u.  loeiter  auch  die  von :  die  Bedtg. :  krümmen,  biegen  etc.  zurückgeht 
schwellen,  (sich)  ausdehnen  (cf.  phull  [so  u.  unser  küle  u.  kule  in  ihren  verschiede- 
expandere  etc.]  aus  phal  [findi,  dirumpi,  dis-  nen  Bedtgn.  sich  leicht  aus  der  von:  loöl- 
silire]  unter  blad,  blöme,  bleien  etc.)  od.  her-  55  ben,  rundlich  biegen,  ausbauchen  etc.,  od. 
sten,  spalten  u.  brechen  hervor  (aus  Etwas)  auch  aus  der  noch  primitivem  von:  brechen, 
=  quellen  (^c/.  kwellen  u.  alles  Vertoandte)  bersten,  auseinander  gehen,  sich  spalten  u. 
u.  viele  andere  Bedtgn.  weiter  entwickelten,  ausdehnen,  bz.  schwellen  etc.  (s.  oben)  erklä- 
wie  namentlich  auch  die  von :  schwellen  =  ren.  —  Vergl.  indessen  noch  Weiteres  unter 
sich  ausdehnen  u.  dick,  od.  stark  u.  schwer  60  1  m.  2  küle,  sowie  auch  unter  kule. 

J,  ten  Doornkaat  Koolman.    Wörterbuch.    II.  14 


KTT.EN 


210 


KIMME 


1.  kilen,  Iceilcn  (von  3  kil);  eine))  Keil 
eintreiben  od.  einschlagen ,  mit  Keilen  fest 
machen  etc. ;  —  fast  kilen,  —  lorkilou,  — 
iukilon,  —  bekilen  etc.  —  dat  lad  mut  faster 
kilJ  worden;  —  dat  scliip  sitt  dar  in  (od. 
tüskeii)  fast  kild,  od.  dat  scliip  sitt  dar  iii- 
kild  un  kan  niit  förgels  of  rüggels.  —  Satl. 
killja  ;  nd.  kilen ;  schwcd.,  norw.  kila ;  dän.  kile. 

2.  kilen,  keilen  =  schhigen,  prügeln,  Keile 
od.  Prügel  geben  ;  —  dOrkilen,  durchprügeln 
etc.  —  Dieses  Verb  um  gehört  auch  toohl 
zu  3  kil,  ohschon  es  beim  Vergleich  von 
wamse  (Prügel),  wamsen  (prügeln  etc.)  von 
wams  (Jacke,  kurzer  Bock  etc.  von  warabeis 
n.  dies  von  mhd.  wambe  =  Bauch,  Wanst), 
sdicie  kamsolen ,  dörkamsolen  von  kamsöl 
(Kamisoi,  Untericamms,  Wamms)  auch  von 
1  kil  (Jacke,  Wamms,  kurzer  Rock  etc.) 
n-eitergebildet  sein  kann. 

3.  kilen,  schnell  laufen,  rennen,  eilen  etc.; 
—  be  kfld  d'r  längs  (od.  dör,  iit),  dat  't  so 
'n  ärd  bed;  —  he  is  d'r  dör  kild.  —  Nd. 
(Br.  Wb.,  II,  770)  kilen:  schived.  kila.  — 
IJs  scheint  wohl  mit  mhd.  kilen  (eilen)  ident, 
was  aus  ahd.  gi-,  ki-ilan  etc.  zu  gilen,  kilen 
(s.  bei  0 s c ar  Scha d e,  pag.  202,  2.  Spalte) 
contrahirt  wurde. 

kil-Ii.ilen,  kielholen,  d.  i.  mittelst  eines 
Taues  unter  dem  Schiff,  bz.  dem  Kiel  des- 
selben durchholen,  ^oie  dies  früher  auf  den 
Schiffen  gebräuchlich  war,  ivenn  ein  Schiffs- 
junge zum  ersten  Male  die  Linie  passirte, 
od.  auch  als  Strafe  bei  Matrosen  u.  sonsti- 
gem Schiff'svolk  angewandt  tcurde,  tventi  .sie 
ctioas  verbrochen  hatten.  Manchnud  ivurde 
indessen  diese  Frocedur  auch  aus  blossem 
MutJnvillen  od.  um  Jemanden  zu  vexiren  an 
Grimmlingrn,  od.  sonstigen  missliebigen  Per- 
sonen ausgeübt,  woher  denn  killialen  auch 
oft  in  der  allgemeinen  Bedtg.:  strafen,  vexi- 
ren etc.  gebraucht  wird:  —  be  sal  od.  mut 
kllbäld  worden ;  —  wi  willen  hum  äfen  kil- 
lialen. —  Nd.  (Br.  Wb.)  kielbaleu  (a.  ein 
Schiff'  auf  die  Seite  legen,  um  es  auszubes- 
sern; —  b.  (subst.)  eine  schwere  Schiffs- 
strafe, 100  der  Verbrecher  unter  dem  Schiffe, 
od.  dem  Kiel  durchgezogen  wird.  —  Nid. 
kielbalen :  schwed.  kölhala ;  dän.  kiölbale. 

kili;2j,  keilig,  wie  ein  Keil,  keilförmig  etc. ;  — 
dat  löjid  so  kilig  to;  —  'n  kilig  stük  Luid  etc. 

kil-kallen,  s.  kallen,  schwatzen. 

kil-kallci'e,   dumme,  alberne  Schtvätzerei. 

kille,  kil ,  eine  natürliche  Wasserrinne 
od.  ein  natürlicher  Wasserlanf,  namentlich 
auf  dem  Watt.  —  Nid.  kil ;  mnld.,  mfläm. 
kille,  kiele.  —  Ks  i.st  gleich  mit  an.,  isl. 
kyll  (rivus);  nfries.  (Outzen)  kiel  (Brun- 
nen, Quelle)  u.  kild  (dasselbe);  dän.  kilde; 
schwed.  kalla.     Nebenform  von  kwelle. 

1.  killen;  /.  or.  kiddeln. 


2.  killen,  loappern,  schwappern,  flattern, 
hin  u.  her  schlagen  etc.,  namentlich  von  doi 
Segeln,  wenn  sie  so  gebrasst  werden  ,  duss 
der  Wind  weder  von  vorne  noch  von  hinten 
5  eingreift.  —  Nid.  (cf.  Bobrik,  naut.  Wb.) 
killen.  —  Es  heisst  eigentlich  so  viel  als  : 
erschlaffen,  schlaff'  u.  matt  machen  od.  zcer- 
den  etc.  tt.  ist  es  dasselbe  Wort  wie  nid. 
killen  (tödten) ;    engl,  kill  (tödten,  dämpfen, 

10  der  treibenden  Kraft  berauben),  indem  eben, 
wenn  man  die  Segel  killen  lässt,  sie  keinen 
Wind  fassen  u.  der  treibenden  Kraft  be- 
raubt, bz.  schlaff  gemacht  sind,  i)i  Folge 
dessen  sie  lose  im   Winde  flattern.      Wegen 

15  dieses  killen  s.   Weiteres  unter  kellen, 
killig;   /.  q.  kiddelig. 
kini,  Keim ;  s.  1  kin. 
kinime,  kim  (Plur.  kimmen)  u.  kininüng, 
kimnieii,  Kimme,  Kimmung ;a)  Kerbe,  Rinne, 

20  Einschnitt  u.  zwar  speciell  diejenige  Kerbe 
eines  Fasses  od.  einer  Kufe  (Ritze ,  Fuge 
etc.)  tcorin  der  Boden  eingelassen  icird  od. 
eingefügt  u.  befestigt  ist;  —  dat  fat  lekd  in 
de  kimmen;  —  de  bäm  fald  iit  de  kimmen; 

2.'5  —  de  kim  is  net  dep  genug  ütsneden;  —  b) 
der  äussere  über  dem  Boden  vorstehende 
Rand  eines  Fasses  od.  einer  Kufe;  —  dat 
water  steid  an  de  kimmen ,  bz.  löpd  afer  de 
kimmen  weg;    —   de  kimmen  stan    drc  dum 

30  für;  —  dat  oksbüfd  mut  nasen  worden;  dar 
sunt  enige  stafon  in,  war  de  kimmen  ofbra- 
ken  sunt  un  de  de  kuper  d'r  wer  neis  up- 
setten  mut;  —  dat  fat  steid  up  de  kimmen ; 
—  c)  der  äusseiste  Rand  od.  Horizont,  da 

35  wo  Erde  u.  Himmel  sich  berühren,  bz.  sich 
scheiden;  —  de  sünn'  kikd  nt't  äfen  afer 
de  kimmen  (rect.  kimming,  kimmen)  weg;  — 
de  lacht  (Luft)  helderd  sük  in  de  kimmen 
(kimming,  kimmeii).  —  Nd.  (Br.  Wb.)  kimm 

40  (wie  sab  b  u.  c) ,  (Danneil)  kiramo  (tvic 
sub  a);  mnd.  (Seh.  u.  L.)  kimme  (wie  .<>ub 
c);  nid.  kim  (wie  sid)  b  u.  c);  )nnld.  (Kil.) 
kimmr',  kime,  kieme  (ora,  margo,  sive  extre- 
mitas  vasis,  dolii,  cupae) ;    hess.    (Vilmar) 

45  kiinmo  (Kerbe,  Einschnitt);  thüring.  kimme 
(dasselbe,  toofür  auch  die  Formen  kieme, 
kümmf,  keime  etc.  vorkommen) ;  engl,  cbimb, 
chimbe,  cliime  (Zarge,  vorstehender  Ra)td, 
ora  etc.);    dän.  kim  u.  kimming    =    nfries. 

50  (Outzen)  kiming  (Kimme,  Kimmung  = 
Horizont,  s.  sub  c).  —  Hildebrand  (cf. 
Grimm,  Wb.  V,  70.5)  bezweifelt  die  Iden- 
tität von  kimme  (crena  etc.)  «.  kimme  (ora 
etc.),  weil  er  ineint,    dass   die  Form  keime, 

55  keim  für  kimme  =  crena  zu  dem  unzwei- 
felhaft aus  kimbe  entstandenen  zweiten  kimme 
=  ora  nicht  stimmt.  Wenn  man  indessen 
vergleicht,  dass  Kil.  (s.  oben)  für  das  Letz- 
tere auch  die  Formen  kime,    kieme    hat   u. 

00  dazu  vergleicht:  nid.  kiem  ^^  nhd.  keim  u. 


KIMME 


211 


KIMME 


7ild.  kiemen  =  nhä.  keimen  (cf.  kim ,  ki- 
rnen), soivie  (lass  das  ivang.  keim ,  nd.  kei- 
men, Schott,  kaim,  wfries.  kiemjen,  ofries. 
kemmen,  nhd.  kämmen  etc.  aus  älterm  kamb- 
jan,  kemlian  etc.  entstand  u.  von  kamb  od. 
Ivamba  (cf.  kam)  weitergebildet  ist ,  .so  lässt 
sich  auch  das  mdartl.  keime  für  kimmi^. 
(crena  etc.)  formell  ebensogut  wie  das  mnld. 
kime,  kieme  (ora  etc  )  als  aus  älterem  kimbe, 
bz.  kimba  entstanden  erldären ,  obschon  es 
beim  Vergleich  von  kim  u.  kirnen  zu  kinen 
(leimen)  u.  dem  engl,  ciiine  (s.  weiter)  for- 
mell u.  begrifflich  uucJt  zu  kinan  (spalten 
etc.)  gehören  kann.  Da  nun  aber  engl,  cliine 
(s.  unter  kinen  u.  unter  Kim  m  e  in  Grim  m's 
\Vb.)  auch  die  Bedtgn. :  Hitze,  Kerbe  u. 
Kimme  od.  scharfer  Rand,  Zarge,  bz.  Fuss- 
rand  hat  u.  die  Kimmen  genannten  Ker- 
b  e  n  in  den  Dauben  u.  Fässern  auch  ja 
den  Boden  eines  Fasses  wie  einen  Ring  od. 
Rand  ein-  u.  umfassen  od.  in  sich  beschlies- 
scn  II.  festhalten  u.  rund  um  den  Boden 
herumgehen,  od.  die  Kimmen  auch  eine 
Seiteneinfassung  u.  zugleich  die  Fuge  od. 
Zarge  ist,  in  der  der  Boden  eines  Fasses 
eingefügt  u.  befestigt  wird  u.  die  den  Boden 
festhält,  —  ferner  kimme  ebenso  wie  nhd. 
Zarge  (cf.  ahd.  zarga  f Seiteneinfassung 
eines  Raumes,  Rand,  Ring;  Getreidemass] 
von  der  ]/  darh,  bz.  dargh,  fest  machen, 
fest  umschliessen  etc.)  auch  in  der  Bedtg. : 
Fass,  Gefäss  etc.  vorkömmt  u.  schwed. 
Icimb  od.  kirn  ausser  der  Kimme  am  Fass 
auch  die  Daube  (die  Dauben  umschliessen 
den  hinern  Raum  des  Fasses,  od.  bilden 
die  runde  Wand  u.  die  Einfassung  etc.  des- 
selben, cf.  dieserhalb  unser  düge,  bz.  ital. 
doga  =  Daube  u.  =  rings  um.  ein  Kleid 
laufender  Streifen  od.  Einfassung,  Rand, 
Kante)  selbst  bezeichnet,  so  scheint  es  mir 
zweifellos,  dass  kimme  =  crena  etc.  ti.  kimme 
=  ora  etc.  von  Hause  aus  dieselben  Wör- 
ter sind  u.  beiden  (cf.  kam  od  kämm  aus 
kamba)  ein  älteres  Thema  kimba  zu  Grunde 
liegt,  welches  mit  ags.  cimbing  (commissura, 
bz.  Zusammenfügung,  Verbindung  etc.  od. 
Fuge,  Verbindungsstelle,  Stelle  wo  zwei  Theile 
zusammengefügt  u.  mit  einander  verbunden 
sind  etc.;  (f.  foge,  bz.  ags.  fög  u.  ahd.  fuogi 
=  conjunctio,  jugitas,  junctura,  commissura 
etc.)  entweder  aus  einem  germ.  Grdverb. : 
kimban,  kamb,  kurabun  mit  der  urspr.  Be- 
dtg. :  greifen,  fassen,  halten,  festhalten,  zu- 
sammenfassen, verbinden  etc.  hervorging, 
ivozu  auch  vielleicht  unser  kumme  (Gefäss, 
Behälter,  Schüssel,  Wasserbehälter  etc.)  gehört, 
od.  doch  mit  ags.  ci  mbiug  (es  ist  zweifellos  ident. 
mit  kimming  etc.,  s.  oben)  u.  unser  kumme 
=  mhd.  kumpf  etc.  aus  einer  u.  derselben 
y  hervorging,  die  formell  dieselbe  sein  muss, 


tvie  die  ]/  von  Kamm  =  urspr.  kamba, 
cf.  kam.  —  Vergleicht  man  nun  aber  das 
Wort  kimme  in  der  Bedtg.  sub  b.  (nämlich 
als  vorstehender  Rand  eines  Fasses,  od.  als 
5  äusserstes  u.  [über  ein  Anderes]  hervorra- 
gendes Etivas),  so  ist  es  klar,  dass  es  sich 
in  dieser  Bedtg.  mit  Kam  m  (Gebirgs-Kamm, 
Kamm  eines  Berges,  Kamm  auf  dem  Kopfe 
eines  Hahns  etc.)  sehr  nahe  (die  kimme,  od. 

10  kimming,  kimmefi  eines  Fasses  bilden  ja  ge- 
radezu den  Kamm  od.  Rand,  scharfen 
Rand  eines  Fasses)  berührt,  wälirend  an- 
dererseits kimme  od.  kimming,  kimmefi  in 
der  Bedtg.  sub  a.  die  Fuge  od.  Verbindungs- 

15  stelle  (commissura,  junctura  etc.)  ist,  wo  der 
Boden  des  Fasses  in  dieses,  bz.  in  die  Dau- 
ben desselben  eingefügt  ist  u.  in  dieselben 
einfasst.  Dass  aber  auch  kimme  in  der 
Bedtg.    sub  c.    die  Stelle  ist,   ivo   Erde   u. 

20  Himmel  sich  mit  einander  verbinden  u.  be- 
rühren, bz.  sich  von  einander  scheiden  (auch 
die  Fuge  ist  eine  Scheidung  zwischen  zivei 
Steinen  u.  hat  bei  uns  ja  auch  die  Bedtg. : 
trennende  Ritze  od.  Kerbe  etc.,  cf.  oben  das 

25  engl,  chine)  ist  unbestreitbar ,  sowie  auch, 
dass  Ivimme  in  dieser  Bedtg.  (bz.  als  Hori- 
zont) das  äusserste  Ende  od.  der  äusserste 
Rand  u.  die  Kante  der  Erde  ist,  ivo  diese 
aufhört    (de    sünn'    sitt   in  de  kimmeii,    od. 

30  kimming)  m.  die  Sonne  in  das  Meer  ver- 
sinkt (ze  reste,  ze  weste  geht)  u.  untergeht, 
ivoraus  sich  bei  od.  in  dem  Thema  „kimba" 
aucJi  von  selbst  die  Bedtg.  des  Aeuss e r- 
sten  od.  Entferntesten   (des    an   dem 

35  Rapide  od.  den  Grenzen  der  Erde  liegenden 
äussersten  Landes,  bz.  des  daselbst  loohnen- 
den  Volkes)  enticickeln  musste.  Diesemnach 
glaube  ich  daher  auch,  dass  der  Volksname 
der  k  i  m  b  e  rn  u.  der  Landesname  kimme- 

40  r  i  e  n  od.  k  i  m  b  r  i  e  n  mit  kimme  od.  kimbe 
zusammenhängt  u.  die  k  i  m  b  e  r  n  od.  k  i  ra- 
merier  das  Volk  war,  was  eben  an  der 
kimbe  od.  dem  äussersten  Rande  der  Erde 
wohnte. 

45  Was  nun  das  präsumtive  Verb,  kimban, 
kamb,  kumbun,  bz.  die  von  den  Stämmen 
kimb,  kamb,  knmb  (kemb,  komb,  kymb)  loei- 
tergebildeten  Wörter  betrifft  (L.  Ettmül- 
ler  setzt  dafür  ein  cimban    [jüngere?]    an, 

50  loührend  H.  Leo  für  camb  [pecten]  u.  cum- 
bol  [signum]  ein  cimban  [ornatum  esse]  an- 
setzt), so  ist  zu  bemerken,  dass  sie  sämmt- 
lich  der  idg.  ]/  gambh,  gabh,  skr.  jambh, 
jabh,  zend.  jab    (cf.  gabbcin,  gapen,  jappen, 

55  kabbeln,  kaf,  kifcn,  kam  ete.)  angehören, 
loelche  urspr.  die  Bedtg.:  gähnen  (bz.  den 
Mund  aufsperren)  hatte,  looraus  zunächst 
die  von:  schnappen,  beisscn;  klaffen,  offen 
stehen  etc.  (cf.  Fick,    I,    69  gabh   u.  gap 

60  [schnappen,  beissen;   klaffen,   tief  sein]   u. 

14* 


KIMME 


212 


KIN  KINSEL 


da^u  I,   322  n.  561  seq.,    soicie  II,   87  n. 
344  etc.  etc.;  — ferner:  Gr assmann,  477 
jabh  [wonach   schnappen;    zermahnen] ;    — 
Ben  feil,  324,  jabh    [to  gape,  to  yawn;  to 
dostroy];  —  Bopp,    148,    gab',   gamb'    [re- 
frcnare,  cohibere]   u.    gab'   [oscitare],    gamb' 
[oscitari],  smcie  weiter  ivegen  dieser  y  noch 
Pott,   Wurzehcb.  III,    782)    hcrvorf/inffen. 
Die  liedtg.:  „schnappen  wonach'^  ging  nun 
in  die  Bedtg.:  mit  dem  Munde  od.  den  Zäh- 
nen fassen,  od.  überhaupt  in  die  von :  fas- 
sen, erfassen,    halten,   greifen,   haschen,  er- 
haschen etc.  über,  icährend  andererseits  aiis 
schnappen  auch  die  von:  beissen,  zerbeis- 
scn,  zermahnen  etc.,    od.   aus   gähnen   u. 
klaffen  die  von:   offen  stehen,  .s/c7t  S2)al- 
ten,  sich  öffnen,  tief  od.  hohl  sein  etc.  her- 
vorgingen,   soicie   enttccder  aus  fassen  etc., 
od.  ans  tief  u.  hohl  sein  (u.  so  auch:  in  sich 
befassen,  umfassen  etc.)  die  Bedtg. :  cohibere 
21.  refrenare    der  y  gab'    bei   Bopp,  falls 
diese  nicht  etwa  aus  der  von:  beissen,  .<ipal- 
ten,  zerbeissen,  zermalmen,  zertrümmern,  zer- 
stören, ruiniren,  vernichten,   tödten   (cf.  bei 
Ben  feg  dir  Bedtg.:  destroy  der  ]/  jal)h  u. 
dazu  engl,  kill,  tödten,  dämpfen,  hemmen  etc. 
od.  das  Verb,  hemmen)  hervorgingen.  Legt 
man  nun   dem  germ.    Verb,   kimban,    kamb, 
kumbiin  die  Bedtg.:  schnuppen,  beissen  etc. 
od.  die  von:  mit  den  Zähnen  fassen  it.  so 
überhaupt:  fassen,  greif ot,  halten  etc.,    bz. 
die  von:  cohibere  etc.   «.  daneben  die  von: 
Jclaffcn,  offen  stehen,   hohl  u.  tief  sein  etc. 
zu  Grunde,  so  erklären  sich  hieraus  ausser 
kam,  bz.  kamb  in  der  Bedtg. :  Zahn,  Zacke 
etc.  od.  auch  als:  Spitzes,  Zackig  es  etc. 
(cf  kam)  auch  die  verschiedenen  Becltgn.  des 
obigen  kimme  od.  kimba  u.  cimbing  sehr  leicht 
u.  zivar  von  creiia  od.  auch  die  von  Fuge 
(wenn  man  diese  Bedtg.  urspr.   als  Ritze, 
Sji  alt  od.  Sehe  i  d  u  n  g  zwischen  zwei  Din- 
gen nimmt,    od.  auch   wenn  man  kimba  «. 
cimbing   als  eine  Verbindung ,    bz.    als   ein 
ein-   u.  umschliessendes  Etwas    nimmt)    so- 
wohl  als   die  von:    Seiteneinfassung,   Um- 
fassung, Band  etc.  (cf.  oben  ahd.  zarga  von 
der  y  darh,  fest  machen  =  urspr.  fassen, 
fesseln,  binden,  bz.  packen,  greifen,  halten) 
od.  Daube    (als   Ein-    u.   Umfassendes)  od. 
auch    die    von:     Fass ,     Gefäss,    Behälter 
(s.  oben)    zum  Theil  aus  der  Bedtg. :  klaf- 
fen, spcüten  etc.    od.  aus  der  von :   greifen, 
fassen,    halten   (cf.  Fass,    Gefäss,  Behälter 
von  fassen  ti.  halten),  xoährend  man  bei 
kimme  in  der  Bedtg. :  G  efä ss,  Behälter, 
ebenso   wie   bei  kumme   auch  dircct  an  die 
Bedtg:  klaffen,  offen  stehen,  hohl  u.  tief  sein 
etc.  der  y  gabh,  gambh  denken  kann,  iveil  dies 
auch  Ilohlgefässe,  bz.  hohle  Gegenstände 
sind.  —  Ausser  kumme  vergl.  auch  knmmcr. 


kininipii,  Kimmen  od.  Kerbe  (crena)  ma- 
chen,   bz.  in  ein  Fass   od.  eine  Kufe  etc.; 

—  dat  tat  is  to  dop  kimmd ,  bz.  mut  neis 
(aufs  JS'eue)  kimmd  worden.  —  Compos.  in- 

5  kimmen,  —  upkimmen. 

kininiing,  kiinnieü  etc.,  s.  kimme. 
kill,  Kinn    (nientiim),    od.  der  etivas  vor- 
stehende Theil   des  Gesichts    unter  der   Un- 
terlippe;   —    he    stekd  't  kin    so  wid  filrüt. 

10  —  Nd.,  mnd.  kinn  od.  kiu,  kinne  u.  kynne ; 
nid.  kin;  mnld.  kinne;  afries.  kin,  ken; 
nfries.  (Outzen)  kann;  as.  kiuni;  ags.  ein; 
engl,  chin  ;  a)i.  kiun ;  dän.  kind;  goth.  kin- 
uus  ;  alid.  kinni,  chiuni,  cinni.    Das  goth.  kin- 

15  Ulis  hcdtc  die  Bedtg. :  Wange,  Backen,  wäh- 
rend  as.  kinni  die  von:  Kinnbacken,  Kiefer 
u.  ahd.  kinni  neben  mentum  auch  die  von: 
maxilla  hatte,  tvie  es  denn  auch  mit  lat. 
gena  (Wange,  Backen),  genuinus  (Backen- 

20  zahn);  griech.  genus  (unterer  Kinnhacken, 
Kinn);  air.  gen  (Mund);  skr.  häuu  (Kinn- 
backen) in  ähnlicher  Weise  wie  unser  kibbe 
M.  1  käfe  auf  eine  ]/  (wahrscheinl.  auf  eine 
aus  glu'i,  klaffen  erweittrte  Form  ghan)  mit 

25  der  Bedtg. :  gähnen,  klaffen,  bz.  schnappen 
n.  beissen  (kinnus,  bz.  kinn,  gcna  etc.  be- 
zeichnete urspr.  loie  kibbe,  bz.  nhd.  Kiefer 
wohl  ein  klaffendes  u.  schnappendes,  beissen- 
des  Etwas,  bz.  ein  Klaff'-,    od.  Beiss-Ding) 

30  etc.  hervorging,  ivelche  wohl  dieselbe  wie  die 
von  Janen,  bz.  ahd.  gien,  giwen,  ginen  (gäh- 
nen,  klaffen  etc.)  ist,  da  auch  skr.  hanii  für 
urspr.  ghänu  steht,     cf.  auch  kön. 

1.  kin  ti.  kini,    a)  Keim,  germcn;    —  de 

35  km  l)rckd  üt,    bz.    kikd    d'r    net   äfen  dör; 

—  de  kinen  sunt  d'r  ofstödt;  —  de  ki- 
nen  (od.  kimen)  scheten  dör.  —  Compos. : 
gras-,  garst-,  kartuft'el-,  wurtel-kin,  bz.  gras- 
etc. ,    wurtel-kim    etc. ;    —    b)    bei   Kartof- 

40  fein  und  sonstigen  Knollengewächsen  die 
auch  Auge  (gemma)  genannte  Vertiefung  u. 
bei  Bohnen,  Erbsen,  Wicken,  Körnerfrüch- 
ten etc.  die  Kerbe  (Einschnitt,  Schlitze, 
Hitze,  Spalte  [u.  Spaltstelle] ,  bz.  auch :  Narbe, 

45  Mal,  Malzeichen  etc.)  od.  diejenige  vertiefte 
u.  sichtbare  Stelle  etc.,  ivoraus  der  Keim 
(germen)  hervorbricht  od.  hervor sprosst;  — 
wen  du  honen  setst,  den  must  du  uppassen, 
dat  du  se  up  de  kin  setst,    bz.   dat   de   kin 

50  na  undern  kunid,  den  vassen  so  gauer;  — 
dikke  kartuffels  kanst  du  in  twe  of  mer  stük- 
ken  sniden,  man  du  must  uppassen ,  dat  el- 
ker  stük  'n  kin  hold ;  —  du  must  de  kinen 
dep  genug  ütsnulen,  wen  du  kartuffels  schiist. 

55  —  Wang.  (Ehrentraut,  I,  375)  kin;  nd. 
(Br.  Wl).,  Schambach  etc.)  kiom,  bz.  kim 
M.  km  ;  mnd.  kime,  kine,  bz.  kyno,  kion;  nid. 
keen,  kiom  ;  mnld.,v\iläm.  keuo,  kiom,  kicrae; 
ahd.  chimo;  mhd.  kime  etc.,  cf.  kmcu. 

GO      2.  kill,  kinsel  (auch  kam  n.  kän),  Kahm, 


KIN  KINSEL 


213 


KIND 


mucor,  hz.  Unsaiiförmiijer  Sch/nniicl  <tt(f  Wein, 
Bier,  Essig,  Dinte  etc. ;  —  d'r  drii't  kiii  (od. 
kinsel)  up  de  win  ;  de  stop  lied  d'r  gewis  net 
göd  upsäten.  —  Nd.  (Br.  Wh.,  Hell  ätze  etc.) 
kiem,  (D  ä  h  n  e  r  t)  kaain,  (D  d  n  n  e  i  J)  kaom,  5 
käöm;  nuid.  kiim;  nid.  kaam,  kaamsel ;  m)dd. 
(K iL)  kaem,  kaon,  kiom;  mflüm.  k'Aom,  ka.eü 
u.  kiem ,  kam  ;  ivang.  (E  h  r  e  n  traut,  I, 
386)  quöm;  eiit/J.  (koam)  nach  Ivcamy  (kah- 
mig), sowie  (koan)  in  (Hall iio eil)  koans  10 
(was  in  YorJcshire  die  Bedtg.:  „Bier- 
aJ)schau)n"  hat)  u.  auch  loohl  (kirn  od.  kirn) 
nach  kimy  (muffig,  schimmelig,  moderig) ; 
sckwed.  dialect.  (kajm)  in  kajmut  (kahmig); 
inhd.  kän,  wie  nhd.  auch  kalin  neben  kahm.  15 
Ferner  (cf.  G  r  i  m  m,  Wb.  V,  ol  unter  kalim) 
kommen  noch  die  Formen :  cham,  kom,  kan, 
kon  (auch  KU.  hat  kaem  =  genn.  kou), 
khon,  kouii,  koiion,  kiinen,  koum,  keim,  kühn, 
küm,  kym  dafür  vor.  —  Da  das  Wm't  20 
Schimmel  (als  iveisses  od.  graulich  weisses 
Ettoas)  wahrscheinl.  mit  Schimmer ,  schim- 
mern verioandt  ist  u.  wohl  mit  ahd.  scimo 
(Glanz,  Schein,  Schimmer)  u.  scimo  (Schat- 
ten, bz.  leichter,  dunkler,  grauer  Schein  etc.,  25 
cf.  schem,  scliemern,  schimmern  etc.)  zu  sci- 
man  fmicare)  u.  mit  schinen  (scJieinen,  cf. 
auch  kinea  u.  kirnen,  hz.  1  kin  etc.)  zu  der- 
selben y  gehört  (loenn  lat.  candeo  von  einer 
y  skand  [wohl  a,us  skan,  ska  weitergebildet]  30 
abstammt,  so  kann  auch  canus,  caneo  etc. 
mit  schinen  u.  sciman  zu  einer  y  skan,  ska 
gehören)  u.  Kilian  das  mnld.  kaem,  kaen 
mit  canus  situs,  bz.  situs  canus  (loeisse  od. 
g  r  a  u  e  Lage,  bz.  tveisser  od.  grauer  Schim-  35 
mel  od.  Schmutz),  germ.  kon,  franz.  canis- 
sure  übersetzt,  so  ist  es  mir  ziveifellos,  dass 
auch  dieses  mnld.,  mfläm.  kaen,  kaem,  bz. 
mhd.  kän  {aus  kaue),  älteres  hochd.  kan,  kon 
nebst  allen  Äblautformen  cntiveder  direct  40 
aus  lat.  canus  (weiss,  grau  etc.)  entstand, 
od.  mit  afranz.  canuir  (grau  werden)  ;  norm. 
chanir  (schimmeln)  aus  lat.  caneo  (weiss  u. 
grau  sein ,  loie  z.  B.  Asche ,  Schimmel, 
Schaum,  daher  auch:  eine  weisslich  graue,  45 
hz.  schmutzige  Farbe  haboi)  hervorging. 
Vergl.  dieserhcUb  auch  (D  i  e  z,  II,  2i2) : 
franz.  chancir  =  älterem  chansir,  chanchir 
(cf.  mfläm.  kaemen,  kamen  etc.)  u.  span.  ca- 
necer  (schimmeln) ;  franz.  chanci  (scliwamm-  50 
weiss),  bz.  älter  franz.  chansi  (kahmig), 
cha,ncissure  (das  Anlauf en,  Schimmeln ;  Kahm, 
Schimmel),  bz.  älter  franz.  canissure,  can- 
uissure,  chansissure  (Schimmel,  Kahm)  von 
canescere,  wobei  noch  loegen  der  Formen  kin  55 
od.  kien  u.  kiem  etc.  aus  kane,  kän,  bz.  lat. 
canus  auf  das  franz.  cliien  (Hund)  aus  ca- 
nis  u.  cheneau  (Dachrinne)  ctus  canalis  ver- 
wiesen u.  wegen  der  „m"  von  kam,  kim  statt 
kan  etc.  bemerkt  tvird,  dass  nhd.  Kien  im  60 


schwed.  die  Form  kim  (cf.  kimriik,  Kien- 
russ)  hat.  —  Dass  nun  aber  das  mnld., 
mfläm.  kaen  (arvina  vilior  ex  balacna) ;  nid. 
kaan  (Talgresten,  Griebe,  ausgeschmolzene 
Fettstückc,  provinz.  od.  dicdect.  [cf.  v.  DaleJ 
auch  der  Schmutz  in  den  Ecken  der  Augen, 
Augenschmalz  etc.)  entioeder  dasselbe  Wort 
ist  tvie  kaen,  kaem  (mucor) ,  od.  gleichfalls 
(als  g  r  a  u  e  s  u.  schmutziges  Etivas)  aus  lat. 
canus  entstand,  scheint  sicher  zu  sein,  wie 
es  ferner  auch  zweifellos  ist ,  dass  das  isl. 
kam  (macula,  labes) ,  käma  (macnlare,  con- 
taminarc),kämugr(maculosus,  sordidus) ;  norio. 
kaam  (trübe,  dunkel,  schwärzlich,  bz.  loenn 
die  Farbe  matt  od.  verschossen  ist)  =  schioed. 
dicdect.  kam  etc.  gleichfalls  hieher  gehören, 
bz.  mit  dem  jedenfalls  schon  cdten  nld.-fläm. 
kaen,  kaem  tmmittelhar  zusammenhängen. 

3.  kill,  kein;  cf.  ken,  gen. 

4.  kill,    Lotto;   —    schöl'  wi  kin  spölen? 

—  Compos.:  kinspil,  Lottospiel.  —  Da  der- 
jenige Mitspieler,  tvelchcr  seine  Karte  heim 
Ausrufen  der  Nummern  derselben  zuerst  be- 
setzt hat,  den,  Glückstopf  (lotto)  gewinnt  u. 
beim  Ausrufen  der  letzten  Nummer  seine 
Karte  rasch  rufen  muss,  dass  er  keine  loei- 
tere  Nummer  mehr  zu  besetzen,  bz.  keine 
tnehr  hat,  so  ist  es  sehr  wahrscheinl.,  dass 
die  hier  ti.  auch  in  Jeverland  bekannte  u. 
gebräuchliche  Benennung  kin  für  Lotto 
sich  von  dem  Ausruf  kin  (kein,  nicht  ein) 
herschreibt,  ivie  in  ähnlicher  Weise  minen 
(auf  der  Auction  kaufen)  etc.  vom  Ausruf 
in  1  n   (mein)  sich  herschreibt. 

5.  kin  (obs.),  Gefäss,  Fass,  Tonne.  Es 
ist  nur  im  Dimin.  kintje  (Fässchen,  bz.  ^/ei 
Tonne)  erhcdten ,  toorüber  Weiteres  unter 
2  kän  u.  2  kantje. 

kiiid,  Kind.  —  Bedensart.  ti.  Sprichw. : 
he  hed  gen  Icind  of  küken,  war  he  för  sor- 
gen brükd;  —  spei-kinder  —  dei-kinder, 
od.:  'n  spejend  kind  —  'n  dejend  kiud,  od. 
auch:   kinder   de  spejen,    pleggen  to  dejen; 

—  hitje  kinder,  lütje  sorgen ;  grote  kinder, 
grote  sorgen  ;  —  lefe  kinder  hebljen  föle  na- 
men;  —  kinder  un  kalfer  hör  del  od.:  kin- 
der- un  kalfermät  mutten  olde  lue  weten ;  — 
de  \\  kind  up  böskup  stürd,  krigt  'n  kind 
wer  to  hüs ;  —  't  is  net  glik  wo  't  kind  het, 
wen  't  man  'u  uäm  hed ;  —  wen  de  kinder 
proten  fan  willen,  den  krigen  se  wat  för 
de  billeu,  od. :  kinder  fan  willen  krigen  wat 
for  d'  billen,  od.  auch:  kinder  hör  wille  steid 
bi  de  bessemsfok  agter  de  düre;  —  wen  de 
kinder  hör  wil  krigen,  den  kriten  se  net ;  — 
wen  kinder  willen  kakken  up  olde  liie's  ge- 
makken,  den  fallen  se  dör  d'  brill';  —  üt 
kinder  worden  ök  lue ;  —  kinder  maken  hin- 
der ;  —  wen  't  kiud  död  is,  is  de  fadderskup 
üt;   —  wen  't  kind  ferdrunken  is,   word  de 


KIND 


214 


KINEN 


püttc  denipt  •,  —  dat  kind  schal  wol  'u  sag- 
ten död  liebben  (fig.  von  einer  Sache,  die  zu 
Anfang  mit  iihergrossem  Eifer  betrieben 
toird);  —  arme  lue  kinder  stän  agter  do 
döre;  —  dat  kind  riikd  na  de  harburg;  — 
nüms  sla  sin  kinder  dud;  wel  wet,  wat  d'r 
nog  üt  word ;  —  d'r  word  gen  kind  gröt  fui 
büleu ;  —  he  sügt  üt,  dat  man  d'r  wol  kin- 
der mit  to  bedde  jagen  kan;  —  he  werd  sük 
as  'n  kind  in  de  we,i;e  (ironisch) ;  —  en  kind, 
gen  kind;  twe  kinder,  spülkinder ;  dre  kin- 
der, föl  kinder.  —  Afries.  kind,  kynd ;  idd., 
nd.  kind;  midd.  kind,  kint  ;  iinid.  kind,  kynd, 
kiut,  kynt,  kindt,  kyndt;  )»//((»(.  kindt,  kint; 
as.  kind;  a]td.  kind,  cind,  cliiud,  khind,  chindt, 
cinth,  kint,  chiut;  mhd.  kint  (Kind,  Sohn 
od.  Tochter:  Kind  in  vertraulicher  Anrede; 
Knabe  od.  Junges  Mädchen;  Jüngling, Jun- 
ger Mann  ;  Edelknabe).  —  Zunächst  sei  be- 
merkt, dass  kind,  kint  im  ahd.  u.  mJid.  auch 
2)lurale  Bedtg.  hatte  (es  ivar  demnach  urspr. 
ein  Collcctivum)  u.  man  damit  sowohl  das 
Kind,  als  die  Kinder  (also  überhaupt  die 
Nachkommenschaft ,  od.  ivas  aus  dem  Mut- 
terschooss  geboren  ivurde,  bz.  was  erzeugt 
ivurde  von  den  Eltern,  od.  ihnen  entkeimte 
u.  odspross  etc.)  bezeichnete.  Fick  (III, 
46)  stellt  demnach  für  kind  ein  Thema  kindi 
(Nachkommenscltaft)  auf,  icas  er  mit  einem 
Thema  kin  u.  dem  Verb,  kinan  (keimen, 
spriessen,  sprossen  etc.  [also  kindi  als  Ge- 
keimtes ,  od.  Gesprosstes,  bz.  als  Spross, 
S2)rössling  in  collectiver  Bedtg.],  hervor- 
brechen aus  Etwas,  od.  ursp)r.  tvohl:  [sich] 
spalten  etc.,  cf.  kineu)  su  der  idg.  y  gi, 
(sich  regen,  lebendig  sein,  cf.  I,  74,  y  gi  «. 
dazu  unser  kwik,  kwiver  etc.)  stellt.  Da 
tiun  aber  die  Vcrba  k  e  )i  n  e  n  u.  k  ö  n  n  e  n 
(cf.  kenneu  u.  künen)  sowohl,  als  auch  un- 
ser afries.  kin  etc.  (s.  unten)  u.  sonstige 
germ.  Wörter  auch  ein  von  der  y  jan,  gau 
(zeugen,  erzeugen  etc.)  abstammendes  germ. 
Verb,  kinan,  kinnan,  kan,  kunun  (zeugen  etc.) 
voraussetzen ,  so  ist  es  klar ,  dass  von  die- 
sem kin-an  od.  kinn-an  (dessen  3.  Person 
präs.  eben  kind  od.  kint  lautete  [od.  ivovon 
es  icie  kiind  von  knnnau  eine  rarticipial- 
hildung  loar]  u.  die  Bedtg.:  zeugt,  er- 
zeugt etc.  hatte)  die  Stammform  kind-i,  od. 
kint-i  in  der  Bedtg. :  gezeugtes  od.  e r- 
zeugtes  Etwas  etc.  ohne  alle  Schwierig- 
keit entstehen  konnte  u.  dass  demnach  das 
Thema  kindi  ebenso  tcie  afries.  kin,  ken, 
kon ;  nfries.  kinn,  kenn ;  as.  kunni ;  ahd. 
cunni  etc. ;  ags.  cyn,  cynn,  cinn  (Geschlecht, 
Verwandtschaft;  Verwandter  etc.)  u.  ags. 
cund  (abstammend,  bz.  desselben  Geschlechts), 
cind,  cynd,  bz.  gecind;  an.  kind  (Geschlecht, 
Art  etc.,  cf.  an.  mannkind ;  engl,  niankind, 
Menschengeschlecht  etc.)   zu   diesem   agerm. 


Verbum  kinnan  (urspr.  kin-an,  kan,  kuu-un) 
gehört  n.  demnach  mit  kinan  (keimen,  cf.  ki- 
nen)  von  Hause  aus  gänzlich  unverwandt  ist. 

Bemerkt  sei  noch,    dass   H.  Leo   (Spalte 
5  175  seq.)  für  cyn  etc.   auch  ein  ags.  cinnan 
ansetzt,  ivährend  L.  Et  t  m  ü  Her  nach  goth.       ' 
qiman  (vf.  kamen  von  y  gara)  ein  Verb,  cvi- 
nan  =  goth.  (itnbelegt)  qiman  (gignere)  auf- 
stellt,  aus  loelchem  indessen   ahd.  kind  etc. 
10  schiverlich  entstehen  konnte,  falls  nicht  etwa 
dies  aus  urspr.  qind,  qnind   (cf.  nhd.  kam 
aus  qani,  quam  u.  unser  kille  =  quelle  etc.) 
hervorgegangen  ist,  ivas  allerdings  nicht  un- 
möglich ist. 
15       kiiul-dö|)e,  Kindtaufe. 

kiiulel-ber,  Kindtauf sschmaus. 

kiiuleracliti^,  kinderhaft,  kindisch  etc.  — 
wo  kaust  du  grüt  wicht    di  nog   so   kinder- 
achtig  tiren  ? 
20      kinder-gek ;  i.  q.  kindermal. 

kinder-<;esi)üs,    kleines  Kindergeschmeiss. 

kindcrkes,  Kindcrchoi;  — Spriclnv.  (iro- 
nisch) :  he  dfid  bin  beste    as    de    kinderkes, 
de  in  't  bedde  kakken. 
25      kinder-kraiii,  Kinderkrum.     Vergl.  kräm 
in  seinen  verschiedenoi  Bedeutungen. 

kinder-inal,  kiiuler-^ek,  kinder-sot,  Kin- 
der sehr  liebend,  gern  mit  Kindern  verkeh- 
rend u.  spielend,  nach  Kindern  verlangend, 
30  od.  Kinder-begierig  wie  z.  B.  Eheleute,  od. 
eine  Frau,  die  schon  lange  vergebens  auf  die 
Geburt  eines  Ki)ides  hoffen. 

kiiuler-scliö,  Kinderschuhe ;  — fig.  kindi- 
sches  Verhalten  n.   Wesen  etc. ;   —    he  hed 
35  sin  kinderschu  üttrukken,  bz.  oflegd. 

kiiidei'-spil,  kindei'-sj)ül,  Kinderspiel ;  — 
dat  is  gen  kiiiderspil,  wen  olde  llie  up  'n 
stok  riden. 

kindheid,  Kindheit,    Jugendzeit;    —    fan 
40  kindheid  up ;  —  Sein,  Wesen,  Zustand  eines 
Kindes;  —  he  is  up  sin  olde  dagen  wer  iu 
de  kindheid  kamen. 

kiiidje.  Kindchen,  kleines  Kind. 

kiiuls-beii,  Kindesbein,  Kindheit,  früheste 
45  Jugendzeit  etc.;  —    fan  kindsben  up. 

Kinds-kiiul,  Kindeskind. 

1.  killen   od.  kinen    u.    (Jedoch    seltener) 
kirnen  od.  kiiiien,  keimen,  spriessen,  spros- 
sen, ausbrechen  etc. ;  —   de  garst  kind  (od. 
50  brelvd  üt,  — ^  löpd,    —    kipd  etc.).    —    Statt 
ken  (cf.  scliHien,  sehen,  scliänen),  känen  ist 
Jetzt    kinde,    kind    am    gebräuchlichsten.    — 
Satl.  kinne ;  loang.  kin;  nd.  (Br.  Wb.)  kie- 
men, (D a  n  n e i l)  kin,  (S chamba c h  etc.)  ki- 
55  nen;  mnd.  kinen,  kirnen;  nid.  keuen,  kyiien, 
kiemen,  kimmen ;    mnld.,  mftäm.  kenen,  kie- 
men  ;  as.  kinan,  ken  (keimen  etc.) ;  ahd.  ki- 
nan, chineii ;   mhd.  kineu  (sich  spalten,  sich 
öffnen,  reissen,  bersten,  von  einander  gehen, 
60  klaff'en  etc.;  keimen);  ags.  cinan,  m  to-cinau 


EINEN 


215 


KINKE  KINK 


(zeispalten,  serplatzeii,  zerreisscn  elc);  acixjl. 
(S t ■:  a  t  m  a  n  n)  cliineu  (dasselbe) ;  goth.  ki- 
jau,  keian  (in  uskijau,  uskeian ,  auskeimen) 
u.  keinan  (germiuare  etc.).  —  Fiele  (III, 
46  sfq.  II.  I,  74)  stellt  goth.  kijan,  hz.  keiau 
zu  einer  idg.  y  gi  =  skr.  ji  (leben,  sicJi  re- 
gen etc.,  cf.  kwik,  kwiver  etc.)  u.  ahd.  ki- 
nan  zu  einem  aus  kinu  =  skr.  jiiiu,  bz.  der 
y  jiv,  jinv  (lebendig  werden)  entstandenen 
Their.a  kin  (keimen) ,  wobei  zu  bemerken, 
dass  Grass  m  a  n  n  für  ji  eine  ältere  Form 
gvi  aufstellt,  die  anzunehmen  indessen  beim 
Vergleich  von  goth.  qinian  etc.  (cf.  kamen) 
ii.  nhd.  Qual,  Quelle  etc.  von  einer  y  gar, 
gal,  sowie  lat.  qua,  qui  aus  urspr.  ka,  ki 
nicht  erforderlich  sein  dürfte.  Wie  ersicht- 
lich, passt  nun  aber  die  Bedtg. :  sich  spal- 
ten etc.  des  ags.  n.  ahd.  cinan,  kinan  zu  die- 
ser y  gi  nicht,  tveshulb  denn  Bopp  auch 
(wie  bereits  am  Schlüsse  von  2  kän  bemerkt) 
das  ags.  ciuau  od.  cinan  zu  skr.  y  klian  (fe- 
dere, perfodere)  stellt,  die  indessen  nach 
Fick  (I,  235)  mit  cliä  (sch)ieidcn,  sandten, 
trennen),  kshau,  ksha  (verletzen,  ritzen,  bz. 
schneiden,  stechen,  verwunden,  tödten)  auf 
idg.  skan,  ska  zurückgeht  u.  ivovon  ski  als 
ursjjr.  y  (Fick,  II,  264)  von  griech.  keio 
(spalten  etc.)  u.  (Fick,  I,  236,  bz.  Bopp, 
101)  skr.  kshi  (laedere,  occidere,  bz.  perire, 
destruere,  perdore,  delere)  Jedenfalls  nur  eine 
Ablautform  ist,  tcie  skid  (scheiden,  trennen, 
spalten  etc.)  von  skad  u.  auch  ski  (der  y 
von  scimo,  Schein  etc.  u,  scinan,  scheinen 
etc.)  von  ska,  skan  (brennen,  sengen,  flam- 
men etc.),  deren  erweiterte  Form  skad,  skand 
Fick  (1 ,  241)  für  skr.  cand  (leuchten, 
schimmern  etc.)  u.  lat.  cendere,  candere,  can- 
dela  etc.  etc.  ansetzt.  Hat  daher  goth.  ki- 
jan, keian,  keinan  wie  ags.  cinan  u.  ahd.  ki- 
nan wirklich  von  llaii-se  aus  die  Bedtg.  : 
sich  spalten,  klaffen  etc.  (Hildebrand  [cf. 
Grimm,  Wb.  V,  455]  sieht  km&n.  etc.  des- 
halb auch  als  Nebenform  von  ginen  od.  gi- 
neu,  geiiien  [gähnen,  klaffen  etc.,  cf.  jäneu] 
an,  ivas  mit  ahd.  gien,  giwen  von  Fick  zur 
y  ghä,  ghi  gesteltt  wird),  so  ist  es  sehr  tvahr- 
scheinl.,  dass  es  mit  ahd.  scina,  scena,  sciena 
(Schiene,  Bohre,  Schienbein;  Nadel  od.  Sta- 
chel, Dorn,  Spina)  u.  lat.  scio  (wissen,  bz. 
scheiden,  von  einander  scheiden  etc.,  cf. 
scheden  u.  an.  skil,  Unterscheidung  etc., 
skilja,  scheiden,  trennen  etc.;  verstehen,  er- 
kennen etc.)  u.  an.  skeina  (ritzen,  verwun- 
den etc.),  sowie  griech.  keiö  (spalten  etc.)  etc.  zu 
einer  aus  ska,  skan  entstandenen  y  ski  (spal- 
ten, trennen,  scheiden,  schneiden,  hauen,  bz. 
stechen,  graben ,  ritzen  etc.)  gehört ,  wie  ja 
die  Bedtg. :  spalten  etc.  ii.  stechen  etc.  (nach 
engl,  shin,  stechen  etc.  gab  es  wahrscheinl. 
früher   auch   ein  ags.  scinan   mit   derselben, 


Bedtg.)  der  y  von  ahd.  scina  etc.  (vergl. 
auch  kanäl)  auch  daraus  hervorgeht,  dass 
neben  dem  ans  ags.  seine  (Schienbein)  ent- 
standenen engl,  sliin  (Schienbein,  cf.  schaue, 
5  schene)  u.  ital.  schiena;  venet.,  piem.,  ro- 
magn.,  sard.  schina;  span.  esquena ; /ran^r. 
cchine,  cdt  eschine  (Rückgrat,  cf.  spina  [Sta- 
chel, Nadel  etc.  u.  =  Rückgrat,  bz.  Gräte, 
Grat]  u.  dazu  gräd,  grät);  engl,  chine  (Rück- 

10  grat,  Kreuz;  Lendenstück ;  die  Kimme, 
scJiarfe  Kante,  Zarge  eines  Fasses  etc.)  aus 
ahd.  scina  etc.,  auch  das  ivcdlon.  hene  (Holz- 
scheit, Holzsplitter)  daher  stammt. 

Vergleicht  man  nun  aber  loeiter  ags.  cina 

15  (rima  etc.);  engl,  kine  (kleine  Ritze),  keeu 
(scharf,  schneidend  etc.);  aengl.  (Strat- 
m  a  n  n)  chine  (rima) ,  chine,  chene  (hiatus), 
chiues  (scissiirae) ;  )dd.  keen  (Spalt,  Riss, 
Kluft  etc.),    so  können    auch  2  kän,  käntje 

20  u.  kintjc,  bz.  5  kin  sehr  gut  direct  zu  kinan 
(Jdaff'en,  spcdtcn,  rcissen  etc.)  gehören,  tväh- 
rend  auch  die  For)nen  vo)i  nhd.  Kien  (in 
Kienspan,  Kienholz,  Kienruss  etc.),  bz.  ahd., 
mhd.  kien    (Kienfackel ,    Fackel)   od.    chiu, 

25  chen  (Kienholz,  bz.  die  am  meisten  harzigen 
Stücke  der  Kiefer,  die  cds  Späne  zum  Feuer- 
anzünden u.  zum  Leuchten  dienten)  =  ags. 
caen,  cen,  ceän ;  mnld.  keen,  kien ;  mnd.  ken, 
kin,   nd.  keen  etc.   so  stark  an  das  Präter. 

30  ken  von  kinan  od.  kinan  (spcdten)  erinnern, 
dass  die  Wahrscheinlichkeit  sehr  nahe  liegt, 
dass  es  gleichfalls  ivie  ciua  etc.  (rima  etc., 
cf.  auch  nid.  klove  =:  Holzscheit  u.  =  Spalt 
etc.    u.  ahd.  chlobo,    gespcdtener  Stock  etc.; 

35  Kloben)  zu  kinan  (spcdten  etc.)  gehört  u. 
tirspr.  überhaupt  die  Bedtg. :  Seh  eit,  Split- 
ter, Span  etc.  (od.  gespcdtenes,  bz.  abge- 
spcdtenes,  abgehauenes  Etwas)  hcdte  u.  dass 
sich  hieraus  dann  die  von  Spalt-,  Span- 
Mi  Holz,  od.  (fettes)  Holz  .lum  Brennen  u. 
Leuchten  (wozu  eben  das  Kiefernlwlz  be- 
sonders tauglich  ist),  od.  Fackel  etc.  u.  dann 
ferner  die  neueren  Bedtgn.  von  Kien  xoei- 
tcr  entwickelt  haben.      Dass   übrigens   nhd. 

45  Schiene  =  cüid.  scina  auch  ein  abgehau- 
enes, (djgespcdtenes  Etwas  bezeichnete  und 
hierin  mit  Sp  a  n  (abgetrenntes  dünnes  Stück- 
chen  von  Holz,  Eisen  etc.)  zusammeidrifft, 
darüber  vergl.  Weiteres  unter  spön,  bz.  spone. 

50  2.  kineii,  kaneii,  Kahm  (s.  2  kin)  bekom- 
men, mit  Kahm  od.  Schimmel  besetzt  wer- 
den;  —  de  win  hed  kind  —  od.  fangd  an 
to  kinen. 

kinig,  kahmig,  schimmelig,  muffig  etc. ;  — 

55  de  win  is,  bz.  smekd  kinig. 

kinke,  kink  u.  kinkel,  Schlinge,  Ver- 
schlingung, Windung  od.  Ringel,  Drehung, 
Verdrehung,  Verwicklung  etc. ;  —  de  dräd 
is  so  dral,   dat  sük  d'r  elkermäl  'u   kink  in 

60  smitt,   wen  'k  de  nadel  wer  dörstaken  hebb' 


RINKE  KINK 


216 


KINKE  KINK 


un  de  (Irad  anhiil!  —  d'r  sitt  'n  kink  in  't 
tau,  't  wil  nct  mer  strtken;  —  he  hed  'n 
kink  in  de  dann  uu  is  uicli  nier  to  belpon. 
—  Die  Redensart:  „d'r  kumd  'n  kiiik  iu  't 
tau  od.  in  't  kabcl"  icird  auch  im  fig.  Sinne 
für  Jede  Verivickehoig,  Verwirrung,  Hern- 
nning  it.  Störung  in  dem  guten  Fortgang  u. 
richtigen  Verlauf  von  Etw((s  geJiraucht.  — 
Statt  kiuk  od.  kinkel  gebrauchen  joir  auch 
die  AusdrücJie:  krinkel  (wcts  mit  kriukeln, 
ringeln  etc.,  krengcn,  krümmen,  biegen  etc. 
u.  kring,  krunkel  etc.  con)tc.r  ist)  u.  draller, 
wobei  es  beim  Vergleich  von  krinkel  scJtr 
wahrscheinl.  ist,  dass  auch  kiiike  u.  kinike 
etc.  zu  kinken  cds  Schall-Verb,  gehört  (cf. 
Weiteres  iinter  kunkel),  bz.  dass  der  Stamm 
kink  aus  sonus,  crepitus  die  Bedtg. :  B  r  u  ch 
11.  Knick  sowohl,  als  auch  die  von  ma- 
cula  (cf.  klatte,  klak  etc.)  entivickclte  it.  dass 
dann  loieder  aus  Knick  (cf.  knik)  die  von 
Biegung,  Krümmung,  Windung,  Wendung, 
Drehung  etc.  hervorging.  —  Nid.  kink; 
)id. ,  mnd.  kinke;  engl,  kink,  kcnk  und 
kinch  (Schlinge,  Schleife);  schott.  kink; 
schioed.  kink.  —  Neben  kinke  kömmt  nd. 
auch  kunke  vor,  wie  auch  Tuinman 
(Fakkel  der  niederd.  taal,  pag.  184)  statt 
Idnkel  od.  kink  (omrolling  of  omslag)  die 
Form  konkel  hat,  was  beim  Vergleich  von 
mnld.  (Kil.)  konckel-wronckol  (contortus), 
konckcl  (draaikolk,  wieling  [Letzteres  von 
wiel,  Bad,  Spinnrad  etc.,  cf.  wel],  bz.  vor- 
tex,  gurges,  locus  in  flumine  profundus,  in 
quo  aquae  vertuntur),  konckclen  (contorquere, 
rotare,  vibrare) ;  mjUim.  konckel  of  't  wiel 
van  eenighe  riviere  of  't  water  (franz.  gouf- 
tire ,  grande  jirofondite  d'eau ,  tournement 
d'eau),  konckclen  (crespiller,  entortiller,  tc- 
stonner,  regredillcr  etc.),  bz.  von  nid.  wie- 
liug  (s.  oben)  von  wiel  ganz  ziveifellos  mit 
nhd.  Kunkel  (Spinnrocken)  zusammen- 
hcntgt,  gleichviel  ob  man  dabei  an  das  Um- 
tüinden  des  Rockens  mit  Fluchs,  Wolle  etc., 
od.  an  das  Spinnen  n.  Drehen  des  Fadens, 
bz.  das  Drehen  der  Kunkel  od.  des  Spinn- 
rades etc.,  od.  an  das  Reissen,  Zerren,  Zup- 
fen des  Fadens  aus  demselben,  od.  an  das 
zottige,  zerzauste,  loirre  etc.  Aussehen  des 
Rockens  od.  der  kunkel  (cf.  kunkeln,  durch- 
einander machen,  verivirren  etc.  u.  dazu  tat. 
turba,  turbo,  turbare  etc.  u.  kink  in  kink- 
hörn  =  turbo  etc.)  gedacht  hat,  welch  letz- 
tere Vorstellungen  (auch  aus:  reissen,  zer- 
reissen,  zerren,  zupfen,  zerzupfen  etc.  geht 
die  Bedtg.  der  Wörter:  Zotte,  zottig  etc., 
Zaser  etc.,  bz.  Zotte  =  Scldumpe  etc.  her- 
vor) zum  Thcil  auch  unser m  v.  nid.  kunkel 
(unordentliches,  schlumpiges,  lumpiges,  zer- 
lumptes Weib,  Schlumpe  od.  ivie  wir  auch  sa- 
gen klatte  etc.)    u.    nid.    (v.   Dale)    kinkel 


(Hure,  Schlumpe,  JAimpe,  Lumpenlcerl  et:.), 
(Tuinman)  kinkel  (lumpiger  Kerl,  Fitgel 
etc.)  od.  (Kil.)\iQ\\ckQ\  /h  kenckelbocr  (nisti- 
cus  stupidus,  bardus,  insulsus),  zu  Grinde 
5  liegt.  Höchst  tvahrscheinl.  ist  daher  kiake, 
kunke  mit  kinkel  u.  kunkel  eines  Ursprungs 
u.  steckt  das  Wort  kinkel  (als  urspr. : 
Zerrissenes  od.  Fetzen  etc.,  bz.  zaser iges, 
zottiges,  bz.  unordentlich  od.  zerzupft  u.  zer- 

1 0  rissen  aussehendes  Etwas  [derSpinnrockeu  od. 
die  kunkel  ist  u.  sieht  einem  zottigen  Kopf,  bz. 
zottigem  Etwas  ähnlich])  auch  hi  nhd.  Kin- 
k e r litz ch  e n  (Flitterkram ,  Vlunderstaat 
etc.),  IV ie  auch  tvohl  nd.  kinkel  (Fettw\t.rfel, 

15  bz.  Stücke  zerkleinerten  Specks,  bz.  Fetzen 
od.  Klumpen  Fett  [cf.  bei  Vilmar  unter 
kinken  das  osnabr.  kinkel],  der  am  Fleisch 
hängt,  bz.  [Seh  ätze]  Stück,  Humpen, 
Schnitt  etc.,  cf.  lumpe  od.  klatte)  in  derselben 

20  Weise  vom  Schallstamm  kink,  ivie  klitter  etc. 
von  klit  entstand.  Dass  aber  weiter  engl,  kinch 
(aufwickeln,  bz.  ivickeln  etc.,  cf.\Yikke\n=tvin- 
den,  drehen  etc.),  sowie  kiiicli  (eine  kleine 
(Quantität  od.  ein  Fetzen,  kleines  Stück)  u. 

25  aengl.  (Stratmann)  kinch,  kench  (fascicu- 
lus)  mit  dem  Schallstamm  kiuk  (cf.  kunkel) 
auch  zusammenhängt,  ist  klar,  ivie  desgl. 
auch,  dass  an.,  isl.  kikua  (rccurvari);  norw. 
kika,    bz.  kikka,  kekka,  keika    (ringen,    bz. 

30  wringen,  winden,  rerivringoi,  verdrehen,  ver- 
renken) etc.  tvieder  mit  kinke  etc.  begrifflich  u. 
formell  (wegen  kik  für  kink  cf.  an.  kapp 
für  kamp;  ags.  cüdh  für  cundh  etc.  u.  un- 
ser   kink    in    kink-hust)    zusammenhängen 

35  u.  dass  es  auch  waJirscheinl.  ist,  dass  das 
isl.  keckr  (offa,  gleba)  dasselbe  Wort  ist 
wie  das  obige  nd.  kinkel  (Fettivürfel  od. 
Fettklümpchen  etc.).  —  Sollte  übrigens  kink, 
kinke  in  der  Bedtg.:  Windung,  Krümmung, 

40  Drehung  etc.  niclit  mit  den  oben  angeführ- 
ten sonstigen  Wörtern  u.  kunkel  auf  einen 
Schallstamm  kink  (cf.  kinken  u.  kunkel)  zu- 
rückgehen ,  so  wäre  es  auch  möglich,  dass 
derselbe  aus  knik  (s.  d.)  versetzt  u.  mit  knik- 

45  ken  verwandt  wäre,  ivährenä  es  andererseits 
auch  möglich  sein  könnte,  dass  knik  aus 
kink  umgesetzt  ist  u.  kink  (cf  kille  = 
kwelle  etc.)  mit  icn.senn  kwink  (qink)  von 
Hause  aus  zusammoihinge.      Das   an.,   isl. 

50  kingr,  kengr  (curvatura  etc.),  kingi  (cervicem 
rotare  vel  curvarc  etc.)  ist  auch  mit  kinke, 
bz.  engl,  kink,  kinch,  kench  (s.  oben)  con- 
ne.r  u.  nach  Dicz  (II,  o~5j  das  Etymon 
von  franz.  quingois,  bz.  guingois  (Ungleich- 

65  heit,  Schiefheit).  Zu  isl.  kingr,  kengr  vergl. 
übrigens  auch  norw.  (Aasen)  k.jeghi  (spinde 
toug  med  vindehjul ;  snoc  eller  spinde  lang- 
somt),  Icjegla  (reb-vinde,  hjulredskab  til  at 
spinde  toug).  —  Wegen  einer  dazu  stimmen- 

<oQ  den  }/   vergl.    unter  kinkhörn   am  Schlüsse. 


KINKEL  217  KINKEN 

—  Bezüglich  des  ohif/en  engl  kincli  (eine  Schalhourzcl  idg.  kak  gehört  u.  als  Schall- 
klcine  Quantität  von  Etioas,  hz.  ein  Stilcl;-  wort  (wie  viele  andere)  nnverschoben  blieb, 
c?ien,  Fetzen,  Flitterchen,  od.  ein  /deiner  uhschon  es  auch  möglich  ist,  das.s  sowohl 
Brocken  etc.)  iL  nd.  kinkel  (Stückchen  zer-  kalccln,  Icäkeln  etc.,  als  auch  mehrere  der 
Meinerten  Specks  od.  Fetts  etc.),  sowie  kin-  5  nachfolgenden  Wörter  zu  der  Schalhourzcl 
ker  in  kinkerlitzchen  (Flitterkram,  Flitter-  gag  (cf.  Fick,  I,  35  u.  64  die  Wurzeln 
Staat  etc.)  etc.  vergl.  noch  engl,  chingle  (Kies  kalc  u.  gag)  gehören.  Vergl.  dieserhalb  aus- 
od.  Grus  =  Zerkleinertes),  to  chiiik  (sich  ser  dem  obigen  u.  vi  nid.,  mßäm.  (KU.)  kincken 
spalten,  sjjringen  etc.),  to  cMnk  (sjxdten,  auf-  (aiihclare  etc.)  auch  mnld.  kicheii  (anhelare, 
reissen,  aufspringen  ;  in  kleine  Stücke  schnei-  10  liippacare,  difficnltor  spirare ;  levitcr  atque  ina- 
den  etc.),  cliink  (Spalte,  Biss,  Ritze,  Sjjrung  niter  tussire,  singultire),  kicken  (hiscere,  rau- 
etc),  tcas  übrigens  in  der  Bedtg.:  Klang,  tiro,  emutire,  mussitare,  minimam  vocem  edere, 
bz.  in  der  von:  klingen,  klimpern  etc.  cf.  kikkeii),  sowie  kiicli  (tussis)  u.  kucheu 
u.  beim  Vergleich  von  graiul,  grind,  bz.  des  (anhelare,  gemero,  tussire) ;  nd.  (B  r.  Wb.) 
Verb,  grindan  in  der  urspr.  Bedtg.:  knir-  15  knclien,  kügeu,  bz.  (Schambaclt)  küchen, 
sehen,  rauschen,  tönen  elc.  auch  mit  unserm'  küchen  «.  (in  Hamburg)  kogen  (liusten,  kei- 
kinken  (s.  d.)  zusammenhängen  dürfte  (u.  chen  etc.),  köge  (der  Husten);  mnd.  kichen 
dann  selbstredend  mit  kunkel  als  Spinn-  (keichen) ;  mhd.  kichen,  keichen  (cf.  Weite- 
rocken unvertoandt  ist,  worüber  Weiteres  res  in  Grimm,  Wb.  V,  434,  6(J0,  661  un- 
noch  unter  kunkel,  kunkcln),  zu  dessen  Be-  20  ter  keichen,  kichern,  kicken  etc.) ;  engl,  chink 
dtg. :  stossen,  schlagen  etc.  auch  aengl.  (Strat-  (klingen,  tönen,  klimpern,  bz.  spalten,  reissen 
mann)  kiken  Qnuigere;  calcitrare)  ivohl  etc.,  s.  unter  kink  am  Schlüsse),  cXwidk  (das 
stimmt.  Weiteres  vergl.  übrigens  noch  un-  Glucken  einer  Henne;  schwaches  Geräusch 
ter  2  klinke  etc.,  was  ja  auch  (wie  knik  etc.,  cf.  kik  etc.),  to  chuck  (glucken,  lachen ; 
[Brucli,  bz.  Biegung,  Krümmung  etc.],  knik  25  sanft  unter  das  Kinn  schlagen  [einen  Kicks 
[Thon,  od.  liartes  u.  zfdies,  fest  aneinander  geben  ?],  tverfen  etc.),  cough ;  aengl.  coughen, 
haftendes  Etioas  etc.]  u.  knikken,  knakken  coghen  (htisten,  s.  oben  kuch,  küchen),  kick 
etc.  vom  Schallstamm  knik-knak)  sich  leicht  (stossen,  schlagen  etc.  mit  dem  Fusse,  cf. 
vom  Stamm  klik  (cf.  diesen  u.  daselbst  auch  hikken  etc.,  s.  oben  unser  kinken),  kink  (laut 
klik  =  Thon  etc.)  in-  der  Bedtg.:  Bruch  30  lachen;  keichen,  nach  Luft  schnappen);  aengl. 
etc.  ableiten  lässt  u.  wonach  man  dann  auch  kenchen  (cachinnare) ,  kiken  (pungere,  cal- 
annehmen  muss,  dass  auch  kinke  urspr.  die  citrare,  s.  oben  engl,  kick  u.  unser  kinken 
Bedtg.:  Bruch  hatte  u.  mit  k'mkQn  auf  den  u.  aengl.  kiviken  bei  Stratmann);  schott. 
Schallstamm  kik  zurückgeht  u.  dass  sich  chack  (to  clack,  to  make  a  clinking  noise), 
hieraus  (ausser  Biegung,  Krümmung  35  loobei  zu  bemerken  ist,  dass  J amies on  zu 
etc.  auch  Bruc h  od.  b r eche )i)  auch  wie-  seinem  2.  chack  (to  cut  or  bruise  any  part 
der  ähnliche  Begriffe  loeiter gebildet  haben,  of  the  body  by  a  sudden  stroke;  as  when 
wie  aus  klik,  kuik,  klip,  bz.  klak.  the  sasli  of  a  window   falls   on   the  fingers) 

kiukel,  s.  kink.  soivohl  mnld.  kacken  (cf.  kakken,  was  auch 

kinken  (knnk  [stcdt  cdteres  kank,  cf.  bund  40  ivohl  zur  Schallwurzel  kak  gehört),  cds  ke- 

stcdt  band,  —  rung  statt  rang  etc.],  kunken),  ken  (garrire,  blaterare,  jurgare,  increpare  = 

a)  klingen  od.  schnurre)!,  surr  Ol,  sausen  etc.;  engl,  checke,   cf.  KU.  u.  die  Identität  von 

—  dat  kinkd  (Idingt,  surret,  sauset  etc.)  od.  mfläm.  kekeu ,  bz.  kekelen  7nit  nd.  keken, 
kunk  (klang,  surrete  etc.)  mi  in  de  ören,  od.  bz.  unserm  kakeln  u.  kakeln  etc.  von  der 
de  ören  kinken  mi;  —  b)  beschwerlich  als  45  y  kak)  u.  engl,  chek  vergleicht,  looraus 
ob  man  sticken  soll,  husten,  keuchen  etc.  (cf.  dann  loeiter  erhellt,  dass  mit  diesen  Wör- 
kink-höst),  wofür  toir  indessen  auch  das  der-  lern  u.  schott.  chak  (to  gnash,  to  snatch  at 
selben  y  ivie  kinken  entstammende  küchen  an  objcct  with  the  chops  as  a  dog  does  etc. 
gebrauchen;  —  c)  schlagen,  stossen,  prcd-  etc.)  aucli  sein  chak  =  engl,  to  check,  bz. 
lenetc;  —  iosaimenkinken  (zusammen,  bz.  an-  50  das  engl,  check  in  edlen  (verbalen  od.  subst.) 
u.  auf  eina)uler  stossen  u.  prallen).  —  Nid.  Bedtgn.  u.  auch  schott.  chack  (a  slight  re- 
kinken  (stossen,  stechen,  bz.  mit  der  Spntze  past  etc.)  u.  chack,  check  (the  Wheat-ear, 
von  Etwas  auf  ein  anderes  Etioas  derartig  a  bird ,  cf.  stane-chacker)  zusammenhängt, 
schlagen,  dass  es  tönt,  klingt  od,  schrillt  etc.,  toährend  weiter  schott.  chick  (to  make  a 
od.  [cf.  V.  Dale]  so  hart  schlagen  auf  Et-  55  clicking  noise)  mit  unserm  kikken,  bz.  mnld. 
was,  dass  es  zurückprallt,  od.  fz.  B.  auf  ein  kicken  (niutire  etc.)  zusammenfidlt.  Weiter 
Ei],   dass  es  springt,  plcdzt  od.  kaput  geht).  cf.  schott.  kink    (to    labour    for    breath ;    to 

—  Es  ist  ein  von  dem  Schallstamm  kink  (cf.  laugli  immoderately ;  to  puke),  kink  (a  vio- 
)iink\id?,\)  weitergebildetes  Verb.,  was  mit  k\k-  lent  fit  of  coughing  etc.;  a  convulsive  fit  of 
ken,  kakeln  etc.,  soioie  auch  h\kkQxx  Qic.  zur  60  laughter),    ivoza  Jamieson   ein   ags.   ein- 


KINK-HORN 


218 


KIPE 


ciu;f  (cachiiuiatio)  (Oifithrt,  sodass  neben  ihm 
gleichfaUs  Itieher  gehörenden  ti.  mit  küchen 
ideni.  ceucian  (suchen,  hnrhen,  irürgen,  hz. 
schwer  schlucken),  accöcian  (suffocare)  auch 
schon  ein  ogs.  cincaii  od.  cincjan  bestanden 
haben  muss.  —  Im  AJtnord.  finde  ich  nichts 
dahin  gehörendes  belegt,  doch  findet  sich: 
isl.  käkla  (lente  pulsarc)  u.  kiaka  (tuiulero, 
cf.  kinktni  sab  c),  kiäiika  (arridore,  n<l.  [dän.l 
smile  ad),  kiank  (avium  vox,  crociUis)  otc. ; 
norw.  kauka  (juchzen,  si)igc)i,  laut  scJircien 
etc.,  schiced.  dialect.  kauka,  kaka) ,  kikja, 
kikna  (den  Athem  verlieren ,  deichen  etc.) 
=  schn-ed.  kikna.  <läii.  (kitfi")  nach  kiglioste 
(Keichhusten),  kji-kki  (zanken,  kcifoi  etc., 
cf.  käkoln)  etc. 

kink-hüi'u.  So  heisst  nicht  cdlein  das 
Wcllhorn,  sondern  auch  andere  grössere  ge- 
icundene  Schneckengehäuse,  ivelche ,  wenn 
man  sie  vors  Ohr  hält,  einen  singoiden,  bz. 
surrenden  Ton  hören  lassen,  teidirend  die 
kleineren  Seh neckengehäuse  der  cssbaren  (iar- 
tenschneckc ,  bz.  die  Gartensclmccke  selbst 
kinkhoruijcs  (meine  Mutter  hat  in  ihrer  Ju- 
gend viele  kinkliörntjes  auf  dem  Markte  ge- 
kauft u.  verzehrt)  heissen.  —  Nid.  kinklio- 
ren  (Fosaunenschnecke,  Wendeltreppe,  bz. 
ein  gewundenes  Jlorn  od.  lllasc-  Werkzeug 
[Weiland],  woraus  ein  scharfer  Tun  her- 
vorgepresst  [gewroimon])  wird;  mnld.  kiuck- 
horea  (tuibo,  piscis  turliiuatus,  concha,  corli- 
lea  marina  c^ua  ad  buccinanduin  utitur;  buc- 
cinuin,  bucciua,  concha  tortilis,  couclia  turbi- 
nata) ;  mjläm.  kincboorn  (poisson  qui  so  tieut 
cu  coquille  sabotco  coiiueluche) ;  hochd.  kink- 
liorn  (lilashorn  mit  hellem  Ton,  sonst  Zinke 
od.  Z i n  khor  n). —  Im  )dd.  (cf.  Weiland, 
van  Dalc)  kö)nmt  auch  die  Zusammen- 
setzung kiuk-klarocn  (lilashorn)  vor,  ivas  = 
„laut  u.  scharf  tönende  Zinke"  (klarocn  ist 
=  franz.  clairon),  od.  auch  vielleicht  „ge- 
toundcne  Zinke"  sein  kann.  Da  indessen 
(cf.  V.  Dale)  statt  kink-hoieutjo  auch  die 
Hedupl. :  kink-kank-horeuljo  vorkömmt  (cf. 
unser  kik-kak,  kik-kakkeu  u.  die  Identität 
der  Stämme  kik  u.  kiuk  unter  kinkon) ,  .so 
scheint  dies  kink  nicht  idcnt.  mit  kink  od. 
kinkc  (Drehung,  Verschli}igung ,  Windung 
etc.),  sondern  mit  kinkon  in  der  Bedtg. :  tö- 
nen, klingen  etc.  eonne.i'  zu  sein.  Vergleicht 
man  indessen  lat.  concha  u.  cochlua,  bz. 
griech.  kogchö,  kouchos,  skr.  rankhas  (Mu- 
schel), so  scheint  es,  als  ob  diese  Wörter 
nicht  allein  mit  kink  (als  Dreliung ,  Ver- 
schlingung, Kri'immang  etc.),  sondern  auch 
mit  skr.  kakara  (Wirbel  des  Halses),  kak  (cin- 
gerc),  bz.  lat.  cingcre  (es  bedeutet  .soviel  cds 
ein  Etwas  mit  einem  Kreise  od.  einer  ge- 
krümmten Linie  umgehen,  od.  ein  Etivas  um- 
gürten, cf.  Fick,  I,  .31!)  u.  ferner  auch  mit 


kuk,  kvak  (krümmen,  wölben)  zusammen- 
fallen, sondern  dass  auch  skr.  yak  u.  zend. 
^•ac  (geziemen,  passen,  bz.  fügen  =  sinnl. 
verbinden,  schliessen,  um-  u.  einschlicssen 
5  etc.)  (^aiikha  (]\[uschel,  cf.  Fick,  1,56),  sei 
es  als  (iehäuse ,  was  ein  anderes  loölbend 
umgiebt  od.  um-  u.  einschliesst  etc.,  od.  als 
(rckrümmtes  u.  Gewundenes  etc.,  nebst  den 
obigen  griech.  u.  lat.  Formen  icohl  einer  u. 

10  derselhen  }/  idg.  y  kak,  kank  angehören. 

kink-liöst ,    Keichhusten.   —    Nid.   kink- 

hoest ;    mnld.,    mjläm.    kiuk-,    kich-,    kick-, 

kieckhoest;  )kI.  kink-,  kuchhoost;  engl,  chin- 

cough,    bz.  kiukcüu.t,'li    u.  kinkhoust:   Schott. 

15  kinkhost ;   schwed.  kikhosta;    dän.  kighoste. 

—  cf.  kinkon. 

1.  kiiisel,  Gekeimtes,  Keime;  —  molt- 
kinsol,  Malzkeime.     Zu  1  km,   bz.  kinen. 

2.  kiiisel,  s.  2  kin. 
20      kinfje,  s.  5  kiu. 

1.  kip,  behauen,  behobelt,  beschnitten,  od. 
auch:  geschoren,  rasirt  etc.  u.  daher:  glatt, 
eben,  nicht  strupjiig  od.  rauh  etc.,  egal,  re- 
gelmässig, ordentlich,   nett,  hübsch,  reinlich, 

25  sauber  etc.;  —  de  l)alke  is  kip  un  kh'ir;  — 
dat  sügt  hir  all'  so  kip  uu  nütjes  iit,  dat  'n 
waren  lüst  is ,  um  't  to  seu ;  —  kipper  uu 
mujor  (schöner)  as  hir,  findst  du  't  nargends; 

—  't  is  all'  up  't  kipste  mäkd ;    —    to  kip 
30  (zu  glatt,  od.  zu  sauber  u.  nett)   kau  't  not 

makd  worden ;  —  he  schäfd  't  all'  so  kip 
un  glad,  dat  't  hei  uet  beter  kan.  —  Mit 
nid.  kip  (Kerbe,  Einschnitt,  Spalt  etc.,  hz. 
abgespcdtenes   Stück    Holz,    Kloben,  Scheit 

35  (Stück  Holz  am  l'fluge)  etc.;  mnld.,  mßäm. 
kip  (ictus) ;  engl,  chip  (Schnittchen,  Stück- 
chen, Schnitzel,  Abfall  etc.)  zu  kippen ('of?.  die- 
ses von  kip  [ictus  etc.],  cf.  kippen  a)n  Scldusse) 
in  derselben  Bedtg.  wie  kappen,   womit  es, 

40  u-ie  desgl.  auch  ivohl  mit  käpeu,  käpe  etc. 
u.  kaf,  kif  etc.  wurzelhaft  u.  begrifflich  zu- 
sammenhängt. 

2.  kip,  s.  kippe  etc. 

kipe,  Oll.  kipp,  kip,    a)   Kappe,    Hut    u. 

45  zwar  specieU  eine  tiefe,  nacli  oben  hin  et- 
was verjüngt  zulaufende,  für  Frauen  von 
Stroh,  Bohr  od.  dünnen  Holzspänen  gefloch- 
tene, Kopfbedeckung ;  —  he  sitt  l)it  an  de 
üreu  in  de  kipe ;  —  sott  de  kip  fan  de  kop, 

50  dat  man  diu  gesigt  ördendlik  sen  kan  ;  — 
se  hed  'u  kip  up  de  kop,  as  'n  immenkörf; 

—  b)  Korb,  Tragkorb  od.  Behälter  von  ge- 
flochtenem Stroh,  bz.  von  geflochtenen  Wei- 
den,  od.  von  durch  Quergcflechl  verbundenen 

55  Holzstähen ;  —  do  diu  kip  apcn  un  lat  sen, 
wat  (hl  d'r  in  liest ;  —  he  dragt  so  i-wär 
mit  sin  kipe,  dat  he  d'r  hast  uuder  heswigt. 

—  Compos. :  förkipe  (Futterkorb),  —  cier- 
kipe,  —  pipenkipe  (l'feifenkorb),  —  höner- 

(iO  kipe  (Hühnerkorb  u.  zwar  sowohl  ein  Korb, 


KIP-KAP-KOEGEL 


219 


KIPPE  KIPP 


loorin  sich  Hühner  befinden,  als  auch  ehi, 
Korb,  tvorin  die  Hühner  ihre  Eier  legen), 
—  stengödskiije  (Korb  od.  Behälter,  bz.  Bü- 
cken- od.  Tragkorb,  ivorin  Steinzeug  getra- 
gen II.  feil  geboten  wird),  —  törfkipe,  • — 
immenkipe  etc.  —  Nd.  (Schütze,  Scham- 
bach, Dann  eil)  kiope,  kiep,  kip,  kipe  «. 
(Br.  Wb.)  kiipo  n.  (im  Hildesh.)  keupo  (Ko- 
ber,  Korb  etc.);  mnd.  kipo  od.  kypo  (Korb); 
hess.  (Vilmar)  kippe,  kiejie,  koipo  (Tasche, 
Sack,  leinener  Behälter  etc.).  Weitere  For- 
men u.  Bedtgn.  in  deutschen  Dialecten  vergl. 
Grimm  (Wb.)  unter  Kiepe.  —  Ags.  cypo 
od.  cype  (Korb) ;  aengl.  (Str  a  t  m  a  n  n)  kipe, 
cüpe  (Korb) ;  engl.  (Berksh. ,  cf.  L  u  c  a  s) 
cipe  (grosser  Korb)  u.  kipe  (Weidenkorb, 
Fischreuse) ;  noriv.  (Ir.  Aasen)  kipa  (Wei- 
denkorb; kleines  Fach  od.  Gestell  in  der 
Ecke  eines  Hauses).  —  Es  ist  schwerlich 
wie  kupe  (Kufe  =  aengl.  ciif ;  ags.  cyi)  eine 
Entlehnung  aus  lat.  ci'ipa,  sondern  gehört 
wohl  eher  mit  kapen,  Icop,  kappe  etc.  zu 
einem  gerni.  Stammverb,  kipaii,  kap,  kupuu 
(greifen,  fassen,  halten,  tragen,  heben  etc., 
b2.  stützen,  schützen,  retten,  decken  etc.,  od. 
bergen,  bedecken,  verhüllen  etc.,  (f.  pa,  pi 
unter  fader  u.  die  ]/  var  unter  waren,  wil- 
len, wäleu ,  wulle  etc.),  was  selbst  indessen 
tvohl  mit  scliap,  schip  etc.  auf  eine  idg.  y 
skap  (cf.  kappe)  zurückgeht ,  die  übrigens 
urspr.  auch  die  Bedtg. :  hauen ,  schneiden, 
spalten  (cf.  kappen),  bz.  stechen,  graben  etc., 
od.  springen,  bersten,  sich  spulten,  klaffen, 
offen  stehen  u.  hohl  sei)i  etc.  gehabt  haben 
kann,  da  ja  sowohl  kipe,  kop  etc.,  als  auch 
schap,  schip  ursjir.  die  Bedtg.:  tiefes  od. 
hohles  Etwas  (cf  griech.  skaphos,  Gra- 
ben; Schiffsbauch,  Schiff  etc. ,  sowie  unser 
schap  M.  schip  etc.)  gehabt  haben  kann.  cf. 
auch  kübbe  u.  kii)pen  u.  lat.  capio ,  con- 
cipio  u.  cupio,  ioobei  zu  beachten  ist,  dass 
(cf.  Scheller,  lat.  Wb.)  das  lat.  capio 
mancherseits  sogar  von  griech.  chaö,  kaö, 
kapö  (klaffen  etc.,  cf.  gapen  etc.)  abgeleitet 
icird.     cf.  kipke  ?«.  unter  2  kippe. 

kip-kap-kögel,  eine  (cf  1  kippe  u.  kögel) 
einem  umgekehrten  Hute  ähnliche  mit  grü- 
nem feinzackigen,  od.  gefiedertem  Kraute  u. 
bunten  Bildern  beklebte,  um,  bz.  auf  einem 
dicken  Kohlstengel  od.  einem  Stock  befestigte 
u.  getragene  Fajyier- Laterne,  ivomit  die  klei- 
nen Mädchen  am  St.  Martins-Abend  umher- 
gehen, um  sich  Leckereien  u.  kleine  Geld- 
geschenke zu  erbetteln,  indem  sie  eins  der 
folgenden  Lieder  dazu  singen.  —  kip-kap- 
kögel ,  —  sünter  Martens  föjfel ,  —  sünter 
Märten  dikke  buk,  —  stokd  sin  närs  to  't 
fenster  lit.  —  repe  repe  berg(^,  —  dürd  sin 
fader  't  net  segge,  —  dürd  sin  moder  't  net 
klage,   —   krigt  'n  pukkel  ful  slage.  —  hir 


wand  de  rikc  man,  —  de  uns  wol  wat  gafeu 
kan,  —  föl  kan  he  gäfen,  —  lank  schal  he 
läfeu ;  —  wen  he  kumd  to  starfen,  —  schal 
he  de  licmmel  arfen.  —  God  schal  hum  lo- 
5  non,  —  mit  hunderddüsend  krönen,  —  mit 
liunderddiisend  klokjes  d'r  an ;  —  dar  kumd 
siint-Martin  bischup  an.  — 

Oder: 
siiiiner  Martens  f Ogel ,  —  kip-kap-kogel,  — 

10  wul'  so  wid  Hegen,  —  al  afer  de  rin  —  al 
ater  de  rin,  ~  heb'  ji  sunt  Martens  fögel 
6k  sin?  —  sünte  Martens  güse,  —  büut  uk 
al  to  böse,  —  biten  de  olde  wife,  —  de  tit- 
ten  fan  de  life,    —    braden  s'  up  de  röster, 

15  —  sniekken  as  en  körster.  —  d'r  flogen  twe 
rubintjes  na  't  papenhüs  to ,  —  dat  papeu- 
hus  was  d'r  ferslaten,  —  de  hemmel  stuu' 
sperwid  apen.  —  as  Josep  iit  de  schole  kwam, 

—  he  had'  d'r  gen  botter,   —    he   had'  d'r 
20  gen  brod,  —  he  legde  sin  kop  in  Mare  hör 

schOt.   —    Mare    de   had   d'r   en  gordel   an, 

—  d;\r  hangen  wol  düsend  klokjes  an,  —  de 
klokjes  fangen  an  to  piugeln,  —  lefe  En- 
gelkes   fungfu  an  to  singen :  —    fan  hir  an 

25  —  fan  dar  an,  — bäfen  wand  de  rike  mau, 

—  de  alle  minsken  gäfen  kan ;  —  rike  man 
to  perde,  —  unse  lefe  here ,  —  de  lett 
wassen,  —  göd  koren  un  god  flassen,  — 
göd  koren  un  göd  luisäd,  —   fröke!   is   dat 

30  gen  göd  hüsgeräd? 

kipke,  kipken,  die  kleine  kappenförmige 
Napf-  od.  Herz-3Iuschel,  welche  auf  den 
Sandbänken  im  Watt  massenhaft  gefunden 
u.    namentlich  zum  Brennen   des   Muschel- 

35  kalks  verivandt  wird.  —  Bimin.  von  kippe 
(leichte  Mütze  od.  Kappe)  ivie  kapke  von 
kappe.  Ln  wang.  (Ehr entraut,  I,  374) 
heisst  sie  käbi^ik,  was  wohl  für  kabuke  steht 
u.  da  sie  sonst  auch    (Ehr  entr  aut ,    II, 

40  39,  unten)  im  Jeverschen  u.  Ostfriesischen 
auch  kapke  od.  küpke  genannt  wird,  so 
wird  auch  kabük,  bz.  kabuke  dasselbe  wie 
kapke  sein. 

kipkeii,    es  ist  ein  Himin.  von  kippen  in 

45  der  Bedtg.  schlagen  etc.  u.  wird  toie  hikken, 
bikken,  pikken  etc.  namentlich  im  Sinn  von : 
,,leise  mit  der  Spntze  eines  Eies  auf  die 
Spitze  eines  Anderen  schlagen"  gebraucht. 
Das  kipken  geschieht  so  lange,  bis  die  Schede 

50  des  Eies  zerbricht  u.  heisst  von  diesem  kip- 
pen in  der  Bedtg.  „pickoi"  im  nid.  ein 
junges  Huhn  auch  „een  kip"  ,  ähnlich  wie 
auch  küken  von  Hause  aus  mit  kikkeu  zu- 
sammenhängt. 

55      1.  kippe,    kipp,   od.    kip,    kipse,   leichte 

Mütze,    Mannsmütze.    —    Nid.  kip    (Plur. 

kippen),    Kindermütze.    —    Nebenform  von 

kappe,  cf.  Grimm,  Wb.,  das  zweite  Kippe. 

2.  kippe,  kipp',  od.  kip,  Spitze,  scharfe 

60  Kcüde  etc.,  namentlich  in  Bezug  auf  Etwas, 


KIPPEN 


220 


KIPPEN 


2W/S  auf  die  Spitze  etc.  [lestclU  i^t  u.  daJur 
auch  leicht  umschlägt ;  —  de  kiip  (ocL  dat 
fiit,  de  säk  etc.)  steid  up  de  kipp'  un  sleid 
gllk  um;  —  de  balko  ligd  up  de  kippe  (mif 
der  scJiiiifoi  Kaute,  Lz.  so,  dass  derselbe 
nach  der  einen  od.  andern  Seite  hin  umzu- 
kippen drolU ,  od.  jede  Minute  nmlippen 
will  od.  muss):  —  he  stoid  n\)  de  kippe  (er 
steht  im  Bet/riß'  zu  stürzen  od.  zu  fallen^  bz. 
auf  dem  Sturz,  od.  auf  der  Wi])})c):  — 
de  hiidel  steid  in  de  kippe  (die  Sac/tr  steht 
im  Begriff  zu  kipiion  od.  umzuxc/dagen  etc.). 
—  Dieses  Wort  i-<t  ebenso  (cf.  auch  Grimm, 
}V1).,  1  u.  2  Kippe  u.  hei  Seh.  u.  L., 
mnd.  Wb.,  1  kip,  Zipfel  od.  Spitze  =  tip, 
timp,  top  etc.)  wie  1  kippe  eine  Ablautform 
von  kapjie  ///  der  Bedly. :  Oberstes  od.  Spitze, 
hz.  Decke  od.  Deckel  (od.  das  was  ein  an- 
deres icie  eine  Kappe  od.  JIiil.se  bedeckt  n. 
ein-  od.  umfasst  u.  ein.'schliesst,  cf.  kipo  ». 
kipke  etc.)  u.  wenn  auch  das  Verb,  kip- 
pen einestheils  eine  Nebenform  von  kappen 
ist,  so  erhellt  aus  kanten,  kauteln  (als  von 
kante  weitergebildet)  auch  tcieder,  dass  kip- 
pen in  der  Bedtg.:  umschlagen  od.  stür- 
zen (auf  die  Seite  legen  etc.)  sowohl,  sowie 
auch  aus  koppen  (kiipfen,  bz.  die  Spitzen 
abhauen  u.  abschneiden),  dass  kippen  in  der 
Bedtg. :  spitzen  od.  die  Sp itzen  u.  Z ip- 
feln  (cf.  auch  top  u.  toppen)  abschneiden 
od.  abhauen  u.  abschlagen  iviedcr  von  kippe 
in  der  Bedtg.:  Spitze  od.  Oberstes  ab- 
geleitet ist,  während  sich  andererseits  beim 
Vergleich  von  kiiip,  knippeu  etc.  (cf.  kuip, 
od.  kuippe,  knipp  u.  knipi)eu  u.  nid.  knip 
[Falle]  u.  unscrm  klap  od.  klappe)  zu  kip- 
pen nicht  verkennen  lässt ,  dass  die  Bedtg. 
M.  der  Gebrauch  dieses  kijjpe  sicli  zum  Theil 
icenigstens  auch  iviedcr  aus  dem  Verb,  kip- 
pen sub  e  herleitet,  wie  dies  z.  B.  auch  mit 
nhd.  Kippe  od.  Keppe  (Schaukel),  Kippe 
(Falle,  decipula  =  «W.  kip)  u.  Kiiipe  (Gold- 
wage; —  davon  Kippe  u.  Wippe,  sowie 
Kipper  etc.,  cf.  Grimm,  Wb.)  der  Fall 
ist,  während  von  kippen  sub  a  sich  mhd. 
Kippe  (Sichel,  sichelförmiges  Messer)  so- 
tcohl,  als  auch  nid.  kip  (Kerb,  Schnitt,  Stück 
od.  Streifen  Holz  etc.,  s.  unter  1  kip)  herleitet 
14.  auch  )üd.  kip  (junges  Huhn,  als  ein  Etwas 
was  aus  doii  Fi  bricht  etc.,  s.  unter  kipken  u. 
kippen  sub  d)  ebensowohl  davon  abstammt  als 
das  nid.  u.  nd. ,  mnd.  ki])i)e,  kip  (Bund, 
Bündel,  Backen  etc.,  cf.  Seh.  u.L.),  dessen 
Bedtg.  wohl  in  ähnlicher  Weise  von  kippen 
entstand,  tvie  unser  knip  (eine  Abtheilung 
od.  ein  Bündelchen  Garn,  cf.  2  knip)  von 
knippen,  wobei  noch  eriviüuit  sei,  dass  an., 
isl.  kippa  (fasciculus  etc.);  norw.  kippe  etc. 
mit  dän.  kuippe  sjnonim  ist. 
kippen,  a)  schneiden,  hauen,  kappen,  ker- 


ben etc. ;  —  he  hed  sük  de  liär  kippen 
(schneiden,  kürzen,  stutzen  etc.),  bz.  ofkip- 
pen  (abschneiden  etc.),  od.  wat  iitkippen  (aus- 
schneiden, ausdünnen)  laten ;  —  iitkippen 
5  (ausschneiden,  bz.  auskerben,  einen  Schnitt 
aus  Jüwas  Jieraus)iehmen  n.  so  auch  aus- 
tiefen etc.);  —  inkippen  (einschneiden,  ein- 
kürzen, einstutzen  etc.;  einkerben  etc.);  — 
I»)  mit  der  Spitze  von  Ftwas,  od.  einem  siiit- 

10  zen  Etwas  auf  ein  Anderes  schlagen  od. 
picken,  dass  es  bricht  od.  berstet,  bz.  bis 
dass  ein  Loch,  od.  eine  Vertiefung  in,  Et- 
was entsteht;  —  he  kipd  (od.  kipked)  d'r 
so  lank  up  herum,    dat  't   ei  kürt  geid  ;  — 

15  c)  stossen  etc.  od.  sondern  (von  schneiden, 
sjtalten ,  theilen ,  tretinen  etc.  ausgehend), 
scheiden  etc.,  daher:  iitkippen  (ausstossen, 
aussondern,  ausscheiden,  auswerfen,  ausle- 
sen, auswählen  etc.);  —  he  is  iitkipd  (er  ist 

2Ü  au.'ige.stossen  etc. ,  z.  B.  aus  einer  Gesell- 
schaft);  —  he  kipd  (stösst,  ivirft ,  sondert, 
merzt  etc.)  dat  siegte  d'r  iit ;  —  he  hed  dat 
beste  for  sük  d'r  iitkipd;  —  d)  keimen,  bre- 
chen, ausbrechen    (d.  h.   entweder:  spitzen, 

25  die  Spitzen  [cf.  2  kippe]  zeigen  etc.,  od. 
wahrscheinlicher:  .spalten  etc.,  cf.  kinen) :, 
—  de  garste  kipd  nüt  iifeu,  bz.  is  net  in  't 
kippen  begriipen,  od.  wil  net  göd  kippen ;  — 
de  lisken  kippen   (brechen,  schlüpfen)  üt  de 

30  kiitc;  —  e)  umschlagen ,  sich  auf  die  Seite 
legen,  od.  nach  unten  neigen,  stürzen,  fal- 
len (d.  h.  entweder:  schlagen  etc.,  od.  bre- 
chen u.  so:  stürzen  etc.);  —  de  wagen  (od. 
dat  schip,  de  stol,  de  sake  etc.)  is  in  't  kip- 

35  pen,  od.  wil  kippen ;  —  du  must  de  erdkare 
kijjpen  (das  hintere  Ende  neigen  od.  nach 
unten  fallen  lassen  od.  machen),  dat  de  erde 
d'r  ütfallen  kau;  —  he  kipd  dat  um;  — 
dat  wir  (Wetter)  kipd  um;  —   dat  fat  mut 

40  wat  kipd  worden,  den  löpd  't  beter  üt;  — 
de  wagen  (od.  de  budel  etc.)  kipd  (schlägt, 
stürzt  etc.)  um;  —  dat  kipd  (neigt  od. 
schlägt,  fällt,  stürzt  etc.)  för  afer;  —  auch 
diilkii)pen,  upkippen  etc.  —    Nd.  (Br.  Wb., 

45  .S' c h  ü tze  etc.)  kippen  (wie  sub  a,  c  u.  e) ; 
mnd.  (Seh.  u.  L.j  kippen  (ausbrüten,  bz. 
ausbrechen  machen  etc.,  von  Hiüuiern ,  in- 
dem sie,  od.  die  Küchlein  von  innen  heraus 
die  Eierschale  kippen) ;  nid.  kippen  (a.  grei- 

60  fen,  fassen,  fangen,  nehmen,  wählen,  wozu 
van  Dalc  auch  kapen  vergleicht;  —  b. 
schneiden,  kerben  etc.  =  käpen;  —  c.  das 
Durchpickcti  der  Eier,  utn  die  Brut  aus- 
kommen zu   lassen);   mnld.    (KU.)   kippen 

55  (cudere,  fcrire,  iccre,  insecarc;  —  capere, 
excipere,  eximere  etc.;  —  pullulare,  piillos 
edere,  excludere.  vel  excuderc  ova  etc.);  mjläm. 
kippen  (dasselbe) ;  engl,  cliip  (i)i  kleine  Stücke 
schneiden,  schnitzeln;   behauen;   durchbre- 

60  chen,  wie  das  Küchlein  das  Ei  etc.)  u.  chip 


KIPPER  221                                 KIS 

(abbröckeln,  abfipringen,  abbrechen,  bz.  sifirin-  lesen  thut)  etc.      Daher   auch   wohl   ncl.  u. 
gen,  sich  abspalten,  od.  spalten,  reissen  etc.) ;        hochd.  (cf.  Grimvi,  Wh.)    kipper,    Person 

aengl.  (Stratm  ann)  chippcn,    cf.  daselbst  icelche    die   Münzen   beschnitt;   dann  über- 

auch  kippin;   —    ags.   (cf.  L.  Ettinüller,  haupt:  Fabrikant  von  leichten  u.  schlechten 

pag.  383)  cippjan  (secare),  forcippjan  (prae-  5  Münzen,    Geldfälscher,    Fälscher,   Betrüger 

cidere).  —   Weiter  vergl.  Grimm,   Wb.  im-  etc.,  ivovon  die  Zusammenstellung :  Kipper 

ter  kippen,   loas   in  der  Bedtg.:  schneiden,  u.  Wipp  er. 

schlagen   etc.   ivohl   blosse   Ablautform   von  ki|)j)ke,  kippken,  s.  kipke  etc. 

kappen   ist.     Sodann  vergl.  auch   noch  an.  kip-wip ;  i.  q.  wip-wap  =  Schaukel,     cf. 

kippa  (rücken  [rucken,  zucken,  stossen,  bz.  10  küp-wüpke  u.  wippe. 

hin  u.  her  beivcgen  etc.],  ziehen,  richten,  he-  kivie, Kiefer.  Wohlauskihhe.,k\i\'crerderbt. 
hen  etc. ,  bz.  einen  Stoss,  Bück,  Zuck,  Zug  kis,  Wähler  ich  od.  wählend  u.  prüfend, 
etc.  machen) ;  isl.  kippa  (raptarc  etc.) ;  norw.  das  Auserlesenste  u.  Beste  liebend  u.  aus- 
(Iv.  Aas  en)'koQ^\)A,provinz.\ii\)T^A.  (kippen,  suchend,  delicat,  eigen,  ekel  etc.  a)  in  Be- 
stürzen  etc.)  u.  kippa  (rylvke  til  sig,  suappe,  15  zug  auf  das  Essen,  od.  die  Speise,  daher 
nappe;  traekke  fisk  med  stang;  samle  etc.  auch:  lecker,  leckerhaft  etc.;  —  he  is  so 
etc.),  was  L.  Ettmüller  (pag.  383)  zu  kis,  dat  he  hei  net  wet,  wat  hemagofäten 
einem  unbelegten  ags.  cippan,  capp,  cuppon,  Avil;  — •  he  is  föls  to  kis  (od.  kör)  up  't 
coppen  (levare  ?  secare  ?)  vergleicht.  Dass  äten ;  —  du  must  nig  so  kis  (od.  kür)  up 
übrigens  die  Bedtg. :  rücken  od.  rucken  u.  20  't  äten  wäsen,  den  wen  du  so  blifst,  den 
heben,  in  die  Höhe  beicegen  etc.  des  an.,  must  du  nog  grote  umwenst  begän,  wen  du 
norio.  kippa  sicJi  in  mancher  Beziehung  mit  üt  't  liüs  knmst  un  din  foten  under  ander- 
unserm  kippen  sub  e  berührt,  ist  zioeifellos,  raans  disk  steken  must;  —  b)  wählerisch  u. 
tveil  dieses  kippen  sich  ja  auch  mit  wippen  delicat  in  Bezug  auf  Beinheit  u.  Sauber- 
begrifflich sehr  nahe  berührt  u.  eigentlich  25  kcit,  sodass  aller  Schmutz  it..  jede  Befleckung 
so  viel  heisst  als :  einen  kip  od.  wip,  bz.  eine  (auch  in  moralischer  Beziehung)  ängstlich 
schnellende  Bewegtmg  (od.  überhaupt:  un-  vermieden  u.  verabscheut  tcird,  od.  auch  in 
vermuthete,  plötzliche  Betcegung  n.  Schwin-  Bezug  auf  Umgang  u.  Gesellschaft  etc.;  da- 
gung,  einen  Stoss,  Bück,  Schimmg  etc.  in  her  auch:  Ekel  u.  Scheu  vor  Jeder  unange- 
die  Höhe,  nach  seitwärts,  od.  nach  unten  30  nehmen  od.  befleckenden  Berührung ;  vor- 
hin, cf.  kip-wip  u.  küp-wübke)  machen  od.  sichtig,  zurückhaltend,  sittsam,  keusch  etc. ; 
bewirken  u.  thun,  toodurcli  es  sich  auch  ivie-  —  se  is  so  kis,  dat  hör  hast  gen  minsk  an- 
der  begrifflich  mit  kippen  in  der  Bedtg. :  rüreu  dürd ;  —  kis  in  worden,  gesinnungen 
stossen  od.  schlagest  (umkippen  i.'it  ja  un  daden.  —  Nid.  kiesch  (die  naauw  kiest, 
atich  =  umschlagen  u.  schlagen  ist  35  keurig,  naauwkeurig,  naauwgezet,  omzichtig, 
ja  auch  =  schioin g en,  cf.  hin  u.  her  belecfd,  net  etc.);  mnld.  kies  (curiosus,  de- 
schlagen  etc.)  berührt,  woraus  man  also  ab-  lectu  gaudens  etc.) ;  nifläm.  kies  (curieux  etc.). 
nehmen  muss,  dass  kippen  in  edlen  verschic-  —  Es  ist  ident.  mit  aengl.  chise,  chuse  (elc- 
denen  Bedtgn.  von  Hause  aus  von  dem  un-  gans,  amans) ;  ags.  cyse,  cüse  (fastidiosus  in 
ter  1  kip  erwähnten  cüten  nd. ,  bz.  mnld.,  40  edendo;  purus)  u.  gehört  mit  afries.  küsk; 
mfläm.  kip  (ictus)  iveitergcbildet  tvurde  u.  wfries.  kuwsch ;  nid.  kuisch ;  mnld.  kuysch 
dass  dieser  Stamm  kip  ebenso  ivie  kap  von  (castus,  pudicus,  continens,  intemeratus,  im- 
kappen  auf  die  bereits  unter  kappen  er-  maculatus,  mundus,  purus) ;  7nnd.  kusch,  küs ; 
wähnte  idg.  J/  skap ,  hauen,  stossen,  schla-  as.  küsko;  ags.  cüsc,  cüsce;  ahd.  chüsk, 
gen  etc.,  od.  hacken,  stechen,  graben  etc.,  45  chuisg,  chCiski,  chüschi,  küsgi,  chiuske ;  mhd. 
od.  auch  spalten,  schneiden  etc.  u.  auch  kiusch,  kiusche  (cüsc,  chuisg,  kiusch  etc.  ist 
beissen,  schnappen  etc.  (was  .sich  eigentlich  wohl  =  älteres  ags.  ceösig,  ahd.  kiosig,  bz. 
ja  Alles  gleich  bleibt ,  wenn  man  die  Wör-  kiosich  od.  =  cüsig  etc.,  also  mit  dem  Sof- 
ter: biten,  bikken,  pikken,  hikken,  hakken,  fix  ig  von  ceös,  od.  cüs,  cys,  bz.  von  dem 
grafen  etc.  vergleicht)  zurückgeht,  ivonach  50  obigen  cüse,  cyse  weitergebildet)  =  nhd. 
dann  kippen  mit  dessen  Präter.  kap  eigent-  k  eusch ,  sowie  auch  wohl  mit  afries.  kest 
lieh  das  Stammverb,  von  kappen  ist.  (Wahl,  Beliebung,  Küre,  bz.  das  Erwählte 
kipper,  Person  od.  Ding  etc.  die  od.  wel-  u.  Gekorene,  Auserwälte,  Beliebte  etc.)  = 
ches  das  kippen  thut.  Daher:  bömkipper  wfries.  kcst;  as.  kust;  ags.  cyst;  aengl.  custe; 
(a.  Etiler  der  die  Bäume  schneidet  od.  55  an.  kostr;  norw.  kost;  goth.  kustus;  ahd. 
scheert;  —  b.  Messer  od.  Scheere,  icomit  cust,  kust,  chust;  mhd.  kust  (Schätzung, 
die  Bäume  beschnitten  od.  geschoren  loer-  Prüfung,  Beurtheilung ;  Wahl;  Auserwählt- 
den) ;  —  härkipper  (Einer  der  die  Haare  hcit,  Erprobtheit,  Probehaltigkeit,  Vortreff- 
schneidet  od.  ausdünnt); —  ütkipper  ('JS'mer  lichkeit,  Tüchtigkeit,  Bravheit;  Beschaffen- 
der das  Auski2'>pen,  bz.  Ausiverfen  od.  Aus-  CO  heit,    Art   u.     Weise);    ags.    cystig;    aengl. 


KISE 


222 


KISEN 


(Stratinan)i)  custi.  kisti  (liberal,  munifi- 
ceiit) ;  ahd.  chustig;  mhd.  chustic,  küstic  (pro- 
Itus,  l)onns)  u.  ferner  mit  eiufl.  keisty  (lecker, 
wühlerisch)  zu  guth.  kiusiin  (cf.  kosen).  Doch 
ist  es,  dem  kurzen  Vocal  „u"  in  as.  kust, 
goth.  kustus  etc.  nach  zu  urtheilen ,  wahr- 
scheinliclier ,  class  dieses  Wort  ebenso  wie 
nhd.  Kost  u.  kosten  (schmecken,  prüfen 
etc.,  cf.  küSt)  nicht  direct  von  kiusan  abge- 
leitet ward,  sondern  mit  diesem  u.  dem  skr. 
jiishti ;  gricch.  geusis  (für  geustis),  lat.  gusto 
otc.  unmittelbar  auf  die  y  gus  =  skr.  jusli 
(Part.  Perf.  pass.  jushta)  zurückgeht. 

kise ;  i.  5.  küso  (Backenzahn,  dens  moli- 
naris)  ^=  iild.  (v.  Dale)  kies,  kiiis,  koes 
etc.;  mnld.  keese,  kiese,  kuyse,  kuse;  mfläm. 
keese,  kiese,  kuyse ;  nfries.,  satl.  kuse,  kese ; 
africs.  kese;  wang.  kfiz;  schwcd.  kis;  s.  «n- 
trr  2  kisen  u.   1 — 3  kuse. 

kise-bitor,  kisbiter,  einer  der  vor  Druck 
11.  Beschwerde,  od.  Wuth  u.  Zorn  etc.  die 
Zähne  hart  auf  einander  beisst  u.  damit 
knirscht,  bz.  mit  den  Zähnen  fletscht  u.  zu- 
gleich das  Gesicht  verzerrt  od.  grinst,  icie 
ein  (iriiiimiger  (od.  ein  Hund,  Raubthier) ; 
daher  aucli  überhaupt :  ein  ingrimmiger,  zor- 
niger, unfreundlicher  Mensch,  Wüther  ich 
rtc;  —  't  is  'n  regten  olden  kisbiter.  — 
Scherzh.  tcird  deshalb  auch  ein  sog.  Duca- 
tenscheisser  hier  „kisbitor,  —  scbäpschiter" 
genannt,  wobei  schäpscliiter  sich  auf  unsere 
schäp  genannte  alte  Münze  im  Wcrthe  von 
'10  ostfries.  Gulden  bezieht. 

1.  kisen,  wühlen;  s.  2  kesen. 

2.  kisen  (od.  kisen'?),  sich  spalten,  klaffen, 
auseinander  od.  offen  gehen  od.  stehen,  gäh- 
nen, gaffen,  zähnefletsclien  u.  grinsen,  die 
sichtbaren  Zähne  vor  Wutli  auf  einander 
beissen  etc.;  —  de  weste,  bz.  dat  kli-d  kisd 
to  wid ;  —  dat  kisd  so  wid  üt  'n  ander,  dat 
man  d'r  wol  hast  mit  'n  für  hei  (einem  Fu- 
der Heu)  dürfaren  kan;  —  de  plaiiken  ki- 
sen tan  'n  ander ;  -  wat  steist  du  mi  an  to 
kisen?  —  he  steid  alttd  to  kisen  un  to  ga- 
pon ;  —  he  kisde  fan  dülliglipid,  as  he  insag, 
dat  ht"  sin  will'  net  kieg.  —  Wang.  (Ehren- 
traut,  JI,  2()i))  kizje  (grinsen,  die  Zühne 
weisen,  Zühnefletschen).  —  Vergleicht  man 
die  y  bhid  (beissen,  spalten)  von  biten  (7/e/s- 
sen)  u.  beittd  (Meissel),  sowie  die  y  gap  od. 
gabh  (scltnappen,  beissen;  klaffen,  gäh}ten, 
tief  sein)  u.  ferner  die  idg.  y  skad,  skid 
(spalten,  trennen,  schneiden,  scheiden  etc., 
cf.  scheden  etc.),  worauf  skr.  skhad  (fuge, 
disppjlo,  scindo),  kshad  (frango,  disseco,  edo), 
k'hid,  (schneiden,  zerreisscn,  scheiden,  ver- 
nichten); zend.  ^cid  (zerbrechen,  cf.  Cur- 
t  i  u  s ,  246)  zurückgehen ,  so  liegt  es  sehr 
nahe,  um  unser  kisen  od.  kisen  zunächst 
mit  mnld.    u.  mfläm.   keesen  (mandcrc  etc., 


bz.  gnauwen,  knauwen,  cf.  gnauen)  zu  iden- 
tißciren  u.  also  anzunehmen,  dass  auch  hier 
die  Bedtg. :  spalten,  klaff'cn  etc.  aus  der  von 
kauen,  beissen,  zcrbeissen  etc.  hervorging. 
5  Da  nun  aber  mnld.,  mfläm.  kiesen  (wählen 
etc.)  auch  eine  Xebenform  keesen  hat  u.  die 
sinnl.  Bedtg.  von  kiusan ,  kiosan ,  bz.  nhd. 
kiesen  (wie  aus  dem  davon  abstammenden 
nhd.  K  ost  u.  kosten  [schmecken]  u.  auch 

10  aus  dem  derselben  ]/  entstammenden  lat. 
gustare  [essen,  geni essen  etc.]  hervorzugehen 
scheint)  icohl  eigentlich:  essen  od.  kauen, 
zerkauen,  zerkleinern,  zermalmen  etc.  ist, 
so    liegt   es   sehr    nahe,    um   sowohl  mnld., 

15  mfläm.  keesen  (mandere  etc.),  als  unser  2 
kisen  (■'^palten,  klaffen  etc.)  auf  kiusan  (ko- 
sten, schmecken,  prüfen)  in  der  sinnl.  Be- 
dtg.: essen,  kauen  etc.  zurückzuführen,  u-o- 
für   auch   der   Umstand  sjn-icht ,    dass  auch 

20  un.'ier  kise,  küso  (Backenzahn)  =  mnld., 
mfläm.  keese,  kiese,  kuyse  (auch  Hilde- 
brand  glaubt  an  den  Zusammenhang  die- 
ses Wortes  mit  kiusan,  cf.  Grimm,  Wb. 
V,  Spalte  692  suh  d)  formeil   (ebenso    icie 

25  kis  u.  ags.  eyse,  cüse)  ganz  genau  zu  kiu- 
san stimmt.  Vergleicht  man  nun  aber  wei- 
ter die  Bedtg.:  zühnefletschen,  grinsen  etc. 
unsers  2  kisen  u.  dass  unser  gnauen  (cf. 
diesc.s)    auch   die   Bedtg. :   schnauzen ,    hart 

30  anfahren  etc.  u.  das  damit  idcnt.  dän.  gnave 
auch  die  von:  keifen,  schelten,  brummen  etc. 
hat,  so  scheint  es  zweifellos,  dass  auch  dän. 
kyse  (verbleffen,  verblüffen,  schrecken)  sich 
von  unserm  kisen  (grinsen  etc.)  herleitet,  wie 

35  vielleicht  auch  isl.  kussa  (gestu  dedignari,  bz. 
aufgebracht  werden, pfui  sagen);  norto.  kuse, 
kyse  (Popanz  =  dän.  busemand,  bz.  Einer 
der  die  Leute  erschreckt  u  Furcht  einjagt), 
kuseleg    (fürchterlich,  furchtbar,   grässlich, 

40  garstig  etc.)  =;  schwed.  (dialect.)  Icuslig,  .w- 
wic  möglicherweise  auch  norw.  kisa  (plire, 
kiiibe  Oeinene  sainmen)  u.  da  nun  auch  engl. 
choose  (wählen)  eine  Nebenform  chuse  hat, 
so  wird    auch  das  veraltete  engl.    (Lucas) 

45  cbuse  (tadeln,  bz.  keifen,  schelten,  hart  an- 
fahren etc.)  enttvcder  mit  unserm  kisen,  od. 
(cf.  oben  unser  gnauen  u.  dän.  gnave)  gar 
unmittelbar  mit  kiusan  in  der  urspr.  sinnl. 
Bedtg.:  beissen,  kauen  etc.  zusammenhängen. 

50  —  Hat  aber  kinan  (keimen,  sjjrossen,  cf.  kin, 
kim  u.  kinen)  von  Hause  aus  die  Bedtg. : 
spalten  etc.,  so  ist  es  wohl  zweifellos,  dass 
ausser  nhd.  kesse,  nordfränk.  kess  u.  kest 
(."spalte,  cf.  Grimm,  Wb.),  auch  mnld.  (KU.) 

55  k'i'ebt  (nuclcus,  granum,  gönnen  ;  moduUa,  ma- 
tri.x  arboris),  keesten  (germinare,  pullulare 
etc.,  cf.  auch  mnld.  kippen  in  der  Bedtg.: 
pullulare  u.  kip  r=  junges  Huhn  etc.  unter 
kippen)  ;    mfläm.  keest  (pepin,  grain,  gerrae; 

60  la  moule  des  arbres;  lo  germe  d'oeuf),  keest- 


KISEN 


22.'{ 


KISEN 


hoen  (poulle  non  fecondc) ,  kecsten  (germov 
etc.);  Schweiz.  (Grimm,  Wb.)  koist,  bz: 
clicist,  cheiste  (Keim ;  Same  von  Mensch  u. 
Thieren) ,  keiston  (onaiiizari")  n.  vielleicht 
auch  das  östr.  (Grimm,  Wb.)  kcut,  semeii 
genitalo  (sofern  dies  für  älteres  kernst  steht 
u.,  loie  kaum  anzunehmen,  nicht  mit  unserm 
küt  ident.  ist)  mit  unserm  kisi  ii  (spalten  etc.) 
lt.  weiter  mit  mnld.,  mfläm.  keoseii  (kauen, 
zerkleinern,  zermalmen  etc.)  u.  kiusan ,  bz. 
ahd.  kiosan,  cheosan,  chiesi-u  etc.  (kosten, 
hz.  kauen  etc.)  zusammenhängt,  ivobei  noch 
wegen  der  Bedtg.:  nuclous  etc.  ».  Mark 
der  Bäume  als  Inneres  u.  Bestes  des 
mnld.,  mfläm.  keest  auf  das  mit  lut.  gra- 
num  etc.  zur  y  jar  od.  gar  (zerreiben  etc.) 
gehörende  ahd.  keruo  (cf.  1  kern,  sowiekwern, 
körn,  körrel)  verwiesen  wird.  Vergleicht  man 
nun  aber  ferner  noch  unser  grind,  grint, 
grant  (Kies,  Gries  etc.  od.  Zerkleinertes, 
Zerriebenes,  Zermalmtes)  u.  ags.  griiulan 
(frendere,  fremere;  molere,  conteri)  in  ihrem 
Ztisammenhange  mit  grim  u.  grineii  u.  der- 
seben  }/  gar,  wie  bei  kern  u.  kworn,  körn 
(y  gar,  gvar,  gur,  bz.  skr.  .jar.  jur,  vergl. 
auch  unter  kladden  die  y  gar  als  tirspr. 
Schallstamm) ,  so  lässt  sich  wohl  kaum  be- 
streiten, dass  auch  eine  lourzelhafte  u.^  be- 
griffliche Connexität  zwischen  unserm  kison, 
od.  kisen  (mag  dies  nun  mit  mnld.,  mfläm. 
koesen  [kauen,  od.  zermalmen,  zerkleinern 
etc.]  od.  goth.  kiusan  [kosten,  bz.  kauen,  zer- 
kauen etc.]  ident.  sein,  od.  nicht)  u.  dem 
nhd.  Kies  u.  Kiesel  besteht,  die  eben  auf 
dem  Grdbegriff:  knirschen  (bz.  soiiare,  s. 
unter  grind) ,  od.  reissen,  brechen ,  bersten, 
spalten,  beissen,  kauen,  zermalmen,  zerklei- 
nern, zerreiben  etc.  od.  auch  auf:  hauen, 
stechen,  stossen,  spalten  etc.  beruhen  kann, 
weil  alle  diese  Bcdtgn.  sich  leicht  eine  aus 
der  andern  entwickeln  können.  Will  man 
nun  (wie  es  ja  nicht  unbedingt  sicher  ist)  aber 
weder  mnld.,  mfläm.  keescn  (kauen,  nagen 
etc).  noch  unser  kisen  (spalten,  klaffen)  von 
goth.  kiusan  (kosten,  bz.  kauen  etc.)  ableiten, 
so  Hessen  sich  beide  ganz  ungesucht  von 
einem  alten  germ.  Stammverb. :  kisan,  kas, 
kusun  (auch  kise ,  kuse  [Backenzahn]  ge- 
höH  ja  nicht  zweifellos  zu  kiusan,  kosten 
etc.)  u.  von  einer  idg.  y  gas  (schlagen,  stos- 
sen,  stechen,  spalten,  beissen  etc.)  ableiten, 
die  auch  vielleicht  der  von  Fick  (I,  79) 
aufgestellten  y  glias  u.  (I,  74)  gas  (ausge- 
hen, erlöschen,  sterben  etc.)  zu  Grunde  liegt 
(cf.  bei  Ben  feg  auch  y  chasli  [to  kille; 
to  eat],  bz.  bei  Boppy  cas'  [occidere],  die 
er  zu  kas'  k'as',  cas',  gas',  g'as'  u.  giis'  ver- 
gleicht) u.  wozu  ausser  kisen  etc.  auch  nhd. 
Kies  u.  Kiesel  als  das  Zerklüftete, 
Zerspaltene,  Zerkleinerte  od.  Zer- 


m' ahnte  etc.  wie  Gries,  Grind,  Grütze  etc. 
(die  Formen  sind:  kis  [erst  mhd.]  kys,  kiss, 
kysz  für  nhd.  Kies  u.  ahd.  kisil,  cliisil, 
khisil ;  vdtd.  kiscl ;  mnld.,  mfläm.  keesel,  k(;y- 
f)  sei  [also  kees,  keys  für  K  i  e  s] ;  nid.  keizel; 
ags.  cisil,  cesel,  ceosel ;  aengl.  [Str  a  t  m  an  n] 
(iiisel  u.  [Halliw.J  chesel,  cliesill  =  nhd. 
Kiesel,  wobei  zu  bemerken,  dass  kisil  etc. 
früher  auch  die  Bedtg.:  gVdna, hatte)  gehören 

10  kann.  Hält  man  nun  die  Grdbdtg.:  spmlten, 
beissen,  kauen,  zermalmen,  zerkleinern  etc.  u. 
klaffen,  gähnen,  hohl  od.  tief  sein  etc.  für 
kisan,  kas,  kusun  fest,  so  erklärt  sich  aus 
der  letzten  Bedtg.  auch  leicht  das  goth.  kas 

15  (Gefäss,  Hohlgefäss  etc.,  cf.  2  kare),  wozu 
es  wenigstens  besser  stimmt,  als  zu  einer 
germ.  y  kas  (werfen),  ivozu  Fick  (III,  45) 
ausser  an.  küs  (congeries),  kasaadha  (begru' 
ben),  kesja  (Lanze);  engl,  cast  (werfen)  etc.; 

20  auch  ahd.  ches,  mhd.  küs  (fester  Boden,  fe- 
stes Erdreich),  bayr.  kes  (Gletscher)  u.  fer- 
ner auch  nhd.  Kies  u.  Kiesel  stellt  u. 
die  er  loeiter  auch  wieder  mit  (II ,  91)  gas 
(bringen,    tragen    etc.)   identificirt    und  am 

25  Schlüsse  sogar  mit  zend.  jah  aus  gvä,  gä, 
gam  (gehen ,  kommen  etc.)  zusammenstellt, 
tvas  doch  (dies  sehr  zweifelhaft  klingt  u.  tvo- 
bei  man  vielleicht  besser  annimmt,  dass  zu- 
nächst für   an.  küs    (kasar)    u.  kasa  entwe- 

30  der  an  einen  unmittelbaren  Zusammenhang 
mit  an.  kas  in  der  Bedtg. :  Stein-  od.  Thon- 
gefäss,  bz.  Urne  od.  Steinkiste,  bz.  über- 
haupt ein  hohler  Behälter  etc.  (cf.  auch 
Kiste)  zu  denken  ist   u.   dass  sich   hieraus 

3")  dann  iveiter  die  Bedtg.:  einsargen,  begra- 
ben, bestatten  etc.  entwickelt  hat,  od.  dass 
küs  u.  kasa  (als  Grab  u.  iiis  Grab  legen, 
begraben)  von  der  Grdbdtg.:  stechen,  spal- 
ten, graben  etc.  von  kisan,  kas  etc.  abzulei- 

40  ten  ist,  loährend  man  für  ahd.  cliüs  (fester 
Boden  etc.)  auch  ja  einen  unmittelbaren  Zu- 
sammenhang mit  kis,  bz.  Kies  u.  Kiesel 
(silex)  annehmen  kann ,  zumal  ivenn  man 
vergleicht,  dass  das  as.  griot  (s.  imter  gürte) 

45  ausser  Gries,  Kies  etc.  auch  die  Bedtg.: 
terra,  saxum  hat  u.  auch  das  Wort  Grund 
(solum,  terra  etc.)  zu  grindan  (spalten,  zer- 
malmen, meiere  etc.)  gehört,  cf.  auch kittelflint. 
Zum  Schlüsse  sei  noch  wegen  des  franz. 

50  ciseau  (Flur,  ciseaux,  Scheere),  span.  cincel, 
port.  ücel  (wovon  franz.  c\iQ\er,  ausmeisseln, 
ciseliren)  bemerkt,  dass  nach  Die z  (I,  128) 
die  Herleitung  desselben  aus  dem  lat.  un- 
sicher ist.   Vergleicht  man  nun  dessen  afranz. 

55  u.  alt-  u.  neuengl.  Formen  (St  rat  mann): 
chisel,  c\se\  (es  hat  atisser  Meissel,  Stech- 
stahl etc.  im  Engl,  auch  die  Bedtg.:  Stein- 
keil), so  Hesse  sich  bei  diesem  Worte  auch 
entweder  an  einen  unmittelbaren  Zusammen- 

60  hang  mit  chisel,  kiscl  (silex),  od.  mit  unserm 


KISTE 


224 


KITTIG 


kisen,  hz.  dem  obigen  Stammverb,  kisan  (ste- 
chen, graben,  spalten,  schneiden  etc.)  denken 
u.  zwar  ausser  mit  dem  Letzteren  u.  nhd. 
Kesse  (Spalte,  s.  oben)  auch  »i/i  cliisel  (si- 
Icx)  auch  itm  des]iaW,  weil  alle  JMeissel  u. 
Schneide-  od.  StecJt- Werkzeuge  urspr.  aus 
hartem  Gestein  bestanden,  bz.  aus  Kieseln 
od.  ähnlichen  Steinen  durch  Spalten  verfer- 
tigt icurden  u.  demnach  chisel,  kisel  (=:  gla- 
rea  u.  silox)  als  Gespaltenes  od.  Zerkleiner- 
tes, bz.  ein  durch  Spalten  etc.  erzeugtes  Et- 
was od.  als  Spalt-Ding  (chisel  braucht  nicht 
nothicendig  als  Dimin.  von  kis,  cliis  =  Kies 
aufgeführt  zu  werden  u.  ist  seiner  Bcdtg. 
nach  auch  gar  kein  Dimin.,  sondern  sowohl  in 
der  Jiedtg. :  glarea  als  silox  ein  gespaltenes 
od.  abgespaltenes  Etwas,  bz.  ein  Etwas,  tvas 
durch  Spalten,  Ber.'^tcn,  Theilen  etc.  od.  Zer- 
kleinern etc.  entstand)  lautlich  u.  begrifflich 
ganz  dasselbe  M^ort  sein  ka)in,  als  das  afranz. 
cliisol,  cisol  (Meissel),  weil  auch  dieses  Werk- 
zeug Ja  stets  ein  Spalt-D i ng  (cf.  unser 
lieitt'l  [Meissel]  von  Ititen  [beisscn  etc.],  bz. 
von  der  }'  bliid  [spalten,  beissen] ,  wovon 
auch  tat.  fiiuleie  otc.)  bleibt,  gleichviel,  ob 
man  es  als  ein  ttrspr.  aus  Stein  gespaltenes 
n.  geschnittenes  Etwas,  od.  als  ein  Etwas 
was  od.  womit  man  spaltet  n.  schneidet  (od. 
sticht,  gräbt  etc.)  auff<(.^st.  Vergleicht  man 
nun  aber  goth.  gais;  ahd.  gör  (Lanze,  Speer, 
Spiess)  von  der  }/  ghas  (stechen,  sto.s.sen,  s. 
unter  gäre) ,  so  tmirde  sich  auch  an.  kosja 
(Jjanze,  od.  Speer)  leicht  in  gleicher  Weise 
von  demselben  Stammverb,  ableiten  la-'isen. 
kiste,  Kiste,  Kasten,  Behidter,  Sarg  etc. ; 

—  'n  holten,  od.  isdcrn,  bz.  'n  stenen  kisto ; 

—  'n  gold-,  linnen-,  od.  doden-kist ;  —  de 
liko  kumd  fau  afend  in  de  kistc.  —  Nd., 
vid.  kiste,  kist;  ahd.  kistä;  chiste;  mhd. 
kisto;  ags.  eist,  cyst  (Kiste,  Sarg);  an.  kista. 

—  Aus  lat.  cista,  bz.  griech.  kiste  (Kiste, 
Kasten),  loas  wohl  mit  kistönia  (Cisternc, 
Wasserbehälter  etc.,  od.  urs2)r.  eine  Spalte, 
Vertiefung,  Höhle,  Grube  etc.)  u.  vielleicht 
auch  kis  (Kormourm);  lat.  cassus  (Holz- 
wurm) etc.,  sowie  weiter  mit  lit.  kasu,  kasti 
(graben,  stechen),  kassau  (klauen,  kratzen, 
.striegeln);  kslav.  cesa,  cesati  (scheeren,  krat- 
zen etc.) ;  skr.  kash,  kashati  (jucken,  kratzen 
etc.,  bz.  [cf.  BoppJ  ijulsare,  laedere,  occi- 
dere)  zu  einer  idg.  y  kas  (stossen,  stechen, 
graben,  bz.  spalten,  schneiden  etc.)  gehört. 

kist-dani ,  ein  länglicher  kistenartiger 
Damm  voti  Holz,  der  inwendig  mit  Erde 
ausgefüllt  ist. 

kist-hofd ,  ein  kisten-  od.  kastenartiges 
Vorwerk  an  einem  „liHtd",  icelches  inwen- 
dig mit  Steinen  ausgefüllt  ist. 

kist-maker,  Kisten  -  Macher ,  Schreiner, 
Tisehh  r  etc.,  cf.  Kasfmakor. 


kittel.  Kittel,  hemdartiger  leinener  Ueber- 
ivurf.  —  Xd.  kiddel,  kiel ;  md.  kidel,  kedel ; 
mjläm.  u.  mnld.  kodol,  keel  u.  kittel,  kettel ; 
nid.  keel,  kiel ;  mhd.  kittel ;  jifries.  kittel. 
5  Wegen  der  Formen  keel,  kiel  vergl.  übri- 
gens auch  1  kil.  —  Es  ist  vielleicht  ver- 
wandt mit,  od.  ein  Dimin.  von  Kutte,  da 
.statt  kittel  auch  die  Form  kiittel  vorkömmt. 
Oder  ist  es  ident.  )i)it  ags.  cyrtel ;  aeiigl.  cur- 

10  tel,  kurtol,  kertol;  engl,  kiitie;  an.  isl.kyr- 
till  (tiinica,  Oberkleid,  Bock  mit  Kapuze  u. 
Aermeln)  =  dän.  kjortel  etc. ,  ivoraus  es 
durch  Assimilation  Ja  sehr  leicht  entstehen 
ko)inte. 

15  kittel-llinte,  Kieselstein,  Kieselflinz.  — 
Nid.  (v.  Dalc)  kittelsteen.  Wang.  heisst 
der  Kiesel  od.  Kieselstein  „kicholstein"  von 
mnld.,  mfläm.  keghel  =  keyo  (silox,  s.  unter 
kegel)  lt.  dann  giebt  es  auch  ein  ital.  (Diez, 

20  //,  ;>())  ciotto,  ciüttolo  (Stein,  Kiesel),  aber 
woher i'  —  Steht  kitteltlint.  bz.  kittelsteen 
etwa  für  ki'ittelflint  ».  hängt  demnach  kittel 
n.  kiittel  f=  Kiesel),  bz.  dessen  Stamm  Icitte, 
kütte  in  der  Bedtg.:  Kies,  bz.  Griesats 

25  Zerklüfteltcs  od.  Zcrspaltcnes,  Zerkleinertes 
(auch  ital.  ciotte  würde  sich  aus  kütte  er- 
klären) mit  mnld.  kiUte  (Kerbe,  crena  in- 
cisiira) ;  engl,  cut  (Schnitt,  Hieb  etc. ;  Stück, 
Theil,  Stückchen,  Splitter  etc.);  aengl.'knilo. 

30  (crena),  cuttin  od.  kntten,  kitton,  ketten  (scin- 
dore,  socare,  (/.  Stratmann),  cut  (sors, 
IjOOS,  od.  7 heil,  AntJieil  etc.)  zu.mmmen,  wie 
ivahrscheinl.  auch  nhd.  Kies,  Kiesel  mit 
einem  alten  kisan    (spcüten,   beisscn  etc.,  cf. 

35  unter  2  kisen)  ?  —  Engl,  cut,  bz.  aengl.  cut- 
tin, kntten  etc.  (schneiden  etc.)  hängt  viel- 
leicht mit  mnd.  kuten  (schlachten,  tödten  etc.), 
kuter  (Schlächter,  Knoclienhauer  =  mnld., 
mfläm.  kuyter,  kuter) ;   an.,  isl.  kiiti  (cultel- 

40  lus),  kiita  (cnltellis  pungoro)  etc.  zusammen, 
worüber  Weiteres  unter  kuntc. 

kittei'ii,  kwittern,  tei.se  nd.  fein  n.  scharf 
schallen,  knistern  etc. ;  zwitschern  etc.  Schall- 
wort  wie  kattern,  kwattorn  etc.,    wovon  kit- 

45  teri),  sowie  2  kettern  u.  kwettern  (cf.  auch 
kwetter,  kotsen,  kwatsen  etc.)  eine  Ablaut- 
form ist. 

kittij2;,  flink,  behende,  gewandt,  nett,  or- 
dentlich, sauber,  reinlich  etc.;   —    'n    kittig 

50  wif,  war  elk  sük  atln-  freid ;  —  se  U  so  'n 
kittigen  deren ,  dat  elk  sük  d'r  in  ferlefd ; 
—  dat  sügd  dar  in  hüs  all'  so  kittig  nt, 
dat  d'r  ök  gen  smiktje  to  sen  is  un  d'r  gen 
stüktje    uj)    d'    ferkerde    stä'    steid;    —    dat 

55  kistje  kann'  hei  net  kittiger  niäkd  worden, 
so  m«ji  is  't.  —  Wang.  (Ehren  traut,  I, 
'.)ö)  kittig  (schnell);  nid.  kittig  (net,  puntig, 
afgericht,  vaardig,  vurig).  —  Das  mnld.  (KU), 
bz.  mfläm.  kittigh  in  kittigh  maecken  (notum 

CO  facere,  significore)  ist  vom  edtcn  mnld.,  mfläm. 


\ 


KIVE  KIVEN                         225  KLADDE 

kit  (kund,  bekannt,  bz.  wissend,  kennend,  —  Nd..,  nid.  kladde  (Entwurf,  Concept,  er- 
notus)  loeiter gebildet  u.  hat  aZso  kittig  nicht  ster  schriftlicher  Aufsatz,  Brouillon,  Ä'/ec^'S- 
allein  dieselbe  Bedtg.  ivie  nhd.  kundig  (es  buch);  mnld.,  mfläm.  kladde;  dän.,  schwed. 
heisst  so  viel,  als  dass  Einer  ein  tvissendes  kladde,  kladd  (dasselbe).  —  JEs  bedeutet  tvei- 
ti.  kennendes  Wesen  u.  Sein  hat,  bz.  dafis  5  tcr  nichts  als  ein  Schmutz-,  Schmier-  od. 
er  [ein  Etwas]  tveiss,  kennt  u.  versteht,  also  Sudel  -  Ding  u.  ist  dasselbe  Wort  wie  nd. 
auch  fertig  u.  geschickt  ist,  um  Etwas  zu  kladde;  nid.  klad ;  mnld.,  mfläm.  kladde 
machen  u.  zu  thun,  sodass  sich  aus:  wis-  (Schmutz,  Flecken,  Klecks  [d.  h.  kladd-e, 
send,  kennend,  verstehend  etc.,  bz.  könnend  od.  =  ein  Etwas ,  was  von  einem  an- 
[cf.  küudig]  etc.  zunächst  die  Bedtg. :  ge-  10  dem  Etwas  abspaltet,  od.  abfliegt,  abspringt 
schickt,  fertig  etc.  u.  dann  weiter  [cf.  ferdig,  etc. ,  bz.  durch :  spalten,  reissen,  bersten, 
bz.  paratus]  die  von:  gewandt,  behende,  or-  brechen  etc.  als  Flitter  od.  Bruchstück 
dentlich,  nett  etc.  loeiter  entwickelt  hat),  von  einem  Etioas  abschnellt],  Schmutzkloss 
sondern  es  ist  von  Hause  aus  auch  dasselbe  oder  Klunker  an  den  Kleidern;  Fetze, 
Wort,  weil  eben  das  alte  mnld.  kit  für  15  Luynpe;  [flg.]  unreinliches,  gemeines,  zer- 
älteres kut,  bz.  küth  (cf.  auch  nhd.  Kitt  lumptes  Weib  etc.  =  unserm  klatte  od. 
=  Kütt  M.  aengl.  kitten  =  cutten,  sowie  [cf.  KU]  macula,  litura,  menda,  mendum; 
neuengl.  kind  =  aengl.  cunde;  ags.  cynd  macula  lutosa,  lutura  vestibus  haerens,  nota 
unter  kind)  steht  u.  dies  dasselbe  Wort  ist,  caenosa;  puella  sordida,  lutosa,  luto  et 
wie  nhd.  kund  (cf.  kund),  jvie  dies  auch  20  sordibus  inquinata,  maculosa,  impura,  im- 
durch  die  von  Stratmann  unter  cüdhen  muuda),  worüber  Weiteres  unter  klatte  u. 
(notum   facere   =  künden,   künden)    aufge-  kladdea. 

führten  Formen  Iddhen,  kithen,   bz.  kidhe,  2.  kladde,  klarde,  klarre,  Klette,  lappa; 

kithe,  kidde,  kedde,  kid  etc.  bestätigt  wird.  sowohl  die  Pflanze  als  der  mit  hakenförmi- 

kive,  kiven  etc.,  s.  kife  etc.                       25  gen    Stacheln    besetzte    Samenkopf ,    xvovon 

1.  kiwit,  kivit,  Kiebitz.  —  Kinderreim:  auch  die  Pflanze  ihren  Namen  hat,  iveil 
kukük  —  kiwit,  sünter  Märten  david.  —  Ob  deren  Stacheln  sich  eben  mit  ihren  krummen 
dies  david  (od.  dafid)  sich  wohl  auf  den  Haken  an  Alles  anhängen  od.  ankleben  u. 
betäubenden  Lärm  u.  das  viele  Geschrei  auch  die  Samenköpfe  dadurch  überall  kle- 
(cf.  dafid)  des  St.  Martins-Festes  bezieht  ?  30  ben  u.  hängen  bleiben,  sobald  sie  mit  ihres- 
—  Der  Name  =  mnd.  kivit,  kiwit  =  nid.  gleichen,  od.  einem  andern  Etwas  in  Be- 
kievit  etc.  leitet  sich  jedenfalls  von  dem  Ge-  rührung  kommen.  —  dat  land  steid  ful  fan 
schrei  dieses  Vogels  her  u.  ist  demnach  wie  kladden,  bz.  klarren;  —  se  hangen  as  klad- 
kukük  eine  Onmnatopeue.  den  (od.  klarren)  mit  'n  ander  tosamen;  — 

2.  kiwit,  eine  Wasserschöpfmühle,  ohne  35  dat  haugd  all'  an  'n  ander  as  kladden,  bz. 
Gehäuse  od.  Umkleidung,  auch  bremster  od.  klarren.  —  Fig.  wird  es  auch  von  Personen 
hund  genannt.  (od.  Kindern)   gebraucht,    die   sich   überall 

klacht,  s.  klagt.  (bz.  an  die  Mutter)  anhängen  u.  nicht  von 
1.  kladde,  klarde,  klarre  (du  kanst  't  Jemand  (bz.  der  Mutter)  lassen  wollen ;  — 
man  erst  in  de  kladde  schrifon),  das  Buch,  40  't  is  so  'n  regten  olden  (od.  lütjen)  kladde 
bz.  der  Bogen  od.  das  Stück  Papier,  worin,  (od.  klarre) ;  man  kan  hast  gen  föt  fersetten, 
hz.  worauf  man  in  flüchtiger  schlechter  of  se  (he)  hangd  sük  an  en  ;  —  de  kladde  fan 
klecksiger  Handschrift  schreibt  od.  schmiert,  jung  hangd  altid  an  sin  moder  herum.  — 
sudelt  etc.  od.  wie  wir  sagen :  in  't  füle  (od.  Nid.,  mnld.,  nd.,  mnd.  mfläm.  kladde  od. 
wie  die  Holländer  sagen :  in  't  ruwe)  schreibt  45  klad ;  ahd.  klettä,  chlettä,  chleddä ;  mhd. 
u.  wovon  man  dann  später  eine  Bein-  klette  u.  ahd.  chletto,  cletto,  chleddo,  soivie 
Schrift  macht  u.  nimmt.  Als  Buch  ist  es  auch  kleta,  chleda;  ags.  clithe,  clidhe,  clate; 
daher  das  erste  Buch  od.  das  Grundbuch  aengl.  clithe,  clete,  clote,  claut,  bz.  (Strat- 
in den  kaufmännischen  Geschäften,  worin  mann)  clide;  neuengl.  clot  (in  clot-bur, 
alles  Benöthigte  flüchtig  hineingekritzelt  u.  50  grosse  Klette) ;  ferner  auch  nid.  klit,  klis ; 
hineingesudelt  wird,  ivährend  es  sonst  die  mnld.,  mfläm.  klitte,  klisse  etc.,  cf.  weitere 
Schtnutz-  od.  Roh-Schrift  von  Etwas  ist,  Formen  in  Grimm,  Wb.,  unter  Klette, 
loorin  ebenso  wie  in  dem  oben  bezeichneten  wobei  noch  zu  bemerken  ist,  dass  sich  von 
Grundbuch  selbstredend  auch  viele  Durch-  der  Bedtg.:  schmieren,  kleben  u.  so  auch: 
Streichungen  u.  Kleckse  vorkommen.  —  So-  55  haften  bleiben  etc.  auch  das  mit  dem  obi- 
dann  wird  auch  ein  solches  Buch,  loorin  gen  ags.  clatte  formell  ident.  nhd.  Klate 
in  schlechter  od.  klecksiger  Schrift  die  Ab-  (Kralle,  Klaue,  cf.  Grimm,  Wb.)  herleitet. 
Schrift,  od.  der  Abklatsch  von  Briefen  u.  Dieses  Wort  (d.  h.  unser  kladde  u.  ahd. 
sonstigen  Schriftstücken  gemacht  u.  nieder-  klettä,  kletto  etc.)  gehört  ebenso  wie  1  kladde 
gelegt  wird,  mehrerseits  eine  kladde  genannt.  60  zu  kladden  in  der  Bedtg. :  schmieren,  schmu- 

J.  tea  Doornkaat  Eoolman.    Wörterbuch.    II.  2,5 


KLADDE-BOK                       226  KLADDEN 

tzen  etc.  od.  mit  diesem  zu  demselben  Stamm  gingen,  deren  hellerer  od.  dumpferer  Vocal 

klad    u.   bedeutet   eigentlich   ein  schmieriges  sehr  oft  auch  nachahmend  auf  den  helleren 

u.  so  auch  klebrigem,    bz.  klebendes    u.   haf-  od.  dumpferen  Ton  des  betr.  nachgeahmten 

tendes   Etwas,    od.    ein   Etwas   loas  Einem  Geräusches  verwandt   wurde,   wie   dies   mit 

anklebt  u.  anhängt,    ähnlich  wie  klaildo  als     5  unserm  kluntern  etc.  der  Fall  ist.    Das  vom 

Klecks,   Fleck  od.    (s.    unter   1  kladile)  Schallstamm  klud  (der  selbstredend  als  Subst. 

in  der  Bedtg.:  Klunker  am  Kleide,  macula  auch  die  Bedtg. :    Geräusch,  Schall,  Klang, 

vestibus  haereus.    cf.  dieserhalb  klif,  klistor  Krach  etc.  hatte,  ebenso  wie  ahd.  klac,  klaz, 

u.  klautern  etc.  u.    Weiteres  unter  kladden,  klapf  etc.    u.    dem   eine   idg.  mit  d  od.  dh, 

sowie  klatten.                                                      10  od.  urspr.   da   od.   dha   [thun,   machen,  be- 

kladde  -  bök,     Klcckshuch,     Klitterbuch,  wirken]  aus  gar,  gr  erweiterte  Form   gard, 

Sträzze  etc.  —  Nd.  kladdbook;  nid.,  mnld.  grd,  of/.  gardh,  gx(\\x  entspricht,  cf.  skr.  g2>xd, 

vißäm.  kladboek  (adversaria  etc.).  cf.  1  kladde.  souare  etc.,    neben  garg,   clamare,    strepere, 

kladdo-bask,  klarrebiisk,  klarbusk,  Klet-  crepare,  increpare  etc.   als  Weiterbildungen 

tenbusch,  Klettenpjlanze.                                   15  der  |/  gar)   weiter  gebildete   Verb,   kladden 

kladden,    klecksen,  schmieren,  schmutzen,  (alt.  kladan  od.  besser  wohl  klad-jau,  cf.  mnd. 

sudeln  etc.;  bekladden,  beklecksen,  beschmie-  kladeren    unter  kladdern)    hatte   daher   zu- 

ren  etc.;  —  iitkladden,  ausklecksen  etc.; —  nächst  bloss  die  Bedtg.:  irgend  ein  Geräusch 

ofkladdeu,   abklecksen,   abschmieren,  abklat-  (bz.  einen  Ton,  Schall,  Laut,  Klang,  Lärm, 

schoi  etc.  —    Nd.  u.  (nach  myid.  kladeren,  20  Krach  etc.,   sonus,   clamor,   fragor,  crepitus, 

kladderen,  schmieren  etc.)  auch  and.  kladen  strepitus  etc.)  machen,   od.  erzeugen  u.  laut 

od.    kladden;    nid.,    mnld.    (KU.)    kladden  werden  lassen,  looraus  dann  weiter  in  erster 

(maculare,   faedare;   inepto   pingere  etc.)   u.  Linie  die  Bedtg.:  krachen,  bz.  platzen,  sjyrin- 

kladden,  kladderen,  ./.  afkladdou  (abstergere  gen,  sprengen,  brechen,  bersten,  reissen,  S2)al- 

sordes,    detergerc   lutum,    detergere    vestem  25  ten  od.  schlagen,  stossen  etc.  (cf.  den  Schall- 

peniculo,  stringere) ;  mjläm.  kladden  (crotter,  stamm  klap  u.  klip  von  klappen,  klaps,  klap- 

descrotter ;    maculer ,    deformer).    —    Wenn  son  u.   nhd.   klaffen  etc.    u.    ahd.    klac    als 

man   die  Stämme:  flik,  Hak,  fluk,  flek,  flok  Nachahmung  des  Schalles,   der  durch   bre- 

u.   die   davon  weitergebildeten  Wörter   ver-  chen,    bersten    etc.    entsteht,   woraus    dann 

gleicht,    sowie   ioeiter   unsere  mit  gna,  gni,  30  wieder   die   Bedtg. :   Brechen,   Bersten,   bz. 

gnu,  bz.  kna,  kni,  knu,  bz.  gnad,  gnid,  gnud  Biss,   Knack,    Krach ;    Fleck,    Klecks    etc. 

od.  gnat,  gnit,  gnut   —  knat,  knit,  kuut  —  hervorgingen)    etc.    entstanden.      Wie   nun 

od.  gnak,   gnik   etc.    —   knak,  knik  etc.  —  aber  beim  Reissen,  Bersten,  Platzen,  Sjrrin- 

gnag  od.  knag  etc.  anfangenden  Wörter,  so  gen.    Sprengen   etc.   die    Körper  in   kleine 

ist  es  klar,  dass  auch  die  mit  klad  od.  klat,  35  od.   grosse    Stücke   auseinander  reissen   u. 

klit,    klut,   bz.  klag  etc.,    klak,    klik,    kluk,  springen,  so  ging  die  Bedtg. :   Krach,  Biss, 

nasalirt  klang,  kling,  klnng,  od.  klank,  klink,  Sprung  od.  Bruch  etc.  auch  ebenso  ivie  bei 

klunk   etc.   anlautenden    Wörter   sämmtlich  klac  in  die  Bedtg. :   abgerissenes  od,   abge- 

trotz  ihrer  verschiedenen  Bedtgn.    mit   ein-  sprungenes  Stück  (bz.  ein  Etwas,   was  wo- 

ander  wurzelhaft  zusammenhängen  u.  dass  40  von  abspringt   u.   abfliegt   u.    einem  andern 

dies  alles  Wörter  sind,  loelche  ebenso,  loie  anfliegt  u.  daran  haften  bleibt)  über,   wor- 

viele  der  mit  gar,  gal  etc.,  od.  kar,  kal,  um-  aus  sich   dann  weiter  die  Bedtg.:   Klecks, 

gesetzt  gra,  gri,  od.  kra,  kri  anlautenden,  aus  Fleck  (cf.  flek  u.  unser  klak  =  mhd.  klac 

einer  Schallwurzel   gar,  gal,   umgesetzt  gra,  etc.,  Schall  vom  Eeissen  etc.;  Krach,  Bruch 

gla,  ablautend  gir,  gil   od.   gri,  gli  etc.,   od.  45  etc. ;   Klecks,   Fleck,   wovon  franz.    claque, 

Verhärtet  kar,  kri  —  kal,  kri  etc.  (cf.  z.  B.  Klapps  etc.  u.  cat.  claca,  Geschwätz  etc.  — 

galni,  galpen,  gilpen  etc. ;   grinen,  grind  etc.  u.   ferner    den   Stamm   klap    von    klappen, 

od.  kallen,  kraien,  kriten  etc.)  hervorgingen,  klappern  u.  klaffen  etc.  =   ahd.  claph,  loel- 

die  selbstredend  urspr.   auch  ghar   (cf.  gar)  eher  ausser:  Geräusch,  Krach,  Knall ;  lautes 

od.  skar  (s.  unter  klampen)   gelautet   haben  50  Gespräch,    Geschwätz ;    Sprung,    Biss    od. 

kann  u.  durch  aphaercsis   atich  wieder  zu  Spalte   etc.   auch   die  Bedtg.:    abgerissener 

har,  hri  (cf.  gold  etc.),  bz.  kar  tourde.  Fels  od.  abgesprungenes  Felsstück  etc.  hatte 

Was   nun  aber  zunädist  unsern   Stamm  u.  unser  klat  =  ahd.  klaz,  Fleck,  Schmutz 

klad  von  kladde,  kladden  etc.  betrifft,  so  ist  etc.,   wovon  ital.  chiazza,    Fleck  od.  Maal 

dieser  selbstredend  von  Hause  aus  ident.  od.  55  arif  der   Haut,    chiazzare,   sprenkeln   etc.), 

syn.  mit  unserm  klat   u.   oberd.   od.   hochd.  Schmutz,    anhaftendes    und    klebendes    od. 

klat  u.  klaz,    aus    denen   dann   wieder   die  klebriges   Etwas,    Klebestoff  etc.    (cf.    nhd. 

ableitenden  Stämme   klit,   kliz    —    klut  etc.  Kleib,   bz.  unser  klister  etc.)   u.   so  auch 

od.  (mit  Nasal)  klund,  klunt  (wie  vo?j  klap,  die  in  2  kladde,  bz.  nhd.  Klette  liegende 

klip,  klap  auch  klamp,  klimp,  klump)  hervor-  GO  Bedtg.:  Klebe-  od.  Haft-Ding,  od.  die 


KLADDERN  227  KLAFER 

in  hielten  liegende  Bedtg.:  Jcleben,  sich  hz.  (Schamhach)  kläwen,  klewcn;  7nnd., 
anhängen  etc.  entwickelte,  tvoraus  wieder  die  nid.,  mnld.,  mfläm.  kleven  ;  as.  clevön  ;  engl. 
Bedtg.  klettern  (cf.  klautern)  hervorging,  cleave;  norw.,  schwed.  klabl)a;  dän.  klacbe; 
während  andere  Bedtgn.  von  nhd.  kletten,  ahd.  kleben,  chlebeii,  chlepen;  amhd.  chle- 
tvie  die  von:  Wolle  zerfasern  od.  scr-  5  ben;  vihd.  kleben;  nhd.  (mdartl.)  kläben. 
zupfen  u.  schelten  od.  mit  Worten  —  JDafi  ahd.  kleben  hatte  urspr.  dieselbe 
strafen  etc.  auf  die  im  Stamm  klad,  ahd.  Bedtg.  xoie  kliban  (cf.  klifen  od.  klifen), 
klat,  klet,  hs.  unserm  klat  (von  klater,  klatte  während  das  vom  Prüter.  kleib  von  kliban 
etc.)  u.  ahd.  claz  liegende  Bedtg.  des  Bis-  gebildete  rt/ifZ.  kleibjan  od  kleiben  die  Bedtg.  : 
ses  od.  Eeissens,  Auseinander ge-  10  haften  machen,  heften,  festheften  etc.  hatte, 
hens ,  Zaserns  etc.  u.  des  G  er  ansehe  s  Als  Subst.  hatte  kleib  die  Bedtg.:  Leim, 
od.  Tönens,    Schallens,    bz.    Schrei-        Kleister. 

Maehens,    Schreiens    (cf.    oben    skr.  klafer,  kläfer,   klefer   od.    klaver   etc., 

gard,  ratischen,  tönen  etc.  u.  gargh,  schreien,  Klee.  —  Beim  Kartenspiel,  bz.  bei  der  Be- 
rufen, laut  sprechen  od.  schioatzen ;  u.  stre-  15  Zeichnung  der  Spielkarten  auch  =  Treff  od. 
pere,  crepare  etc.)  zurückgehen  u.  dann  Kreuz;  daher:  klafer-as  (Treff-As),  klafer- 
ferner  nhd.  Kletter  (Klecks,  Schmitz)  u.  bür  (Treff-Bube),  etc.  —  iVd  klaver,  klever, 
kletter  ig  (schmutzig  etc.)  loieder  auf  un-  kiewer,  kleber;  mnd.  klever  ;  md.  klabir; 
ser  1  kladde,  bz.  mnld.  kladde  (raacula)  zu-  nid.  klaver ;  mnld.,  mfläm.  klaver,  klever ; 
rückgeht,  dessen  Bedtg.  zum  Theil  auch  in  20  ivang.  (Ehrentraut  1,375)  klaiver;  ags. 
unserm  klater,  klaterig,  klatte,  klatterig etc. er-  cläf er,  cl^f er ;  aengl.  (S trat m ann)  claver, 
halten  blieb,  cf.klakkenu.  weiter  das  folgende:  clover;  nengl. ,  schott.  claver;  engl.  ciovQv; 
kladdern,  klatschen,  klatschern,  prasseln,  norw.  (Iv.  Aasen)  klöver,  klyver;  schwed. 
klatschend,  prasselnd  etc.  od.  mit  lautem  klöfver;  dän.  klever,  klöver.  —  Möglicher- 
Geräusch  niederschlagen  od.  fallen,  nament-  25  iveise  hängt  diese  ngerm,  Benennung  des 
lieh  vom  Hagel  u.  starken  od.  sog.  Platz-  Klee's  mit  unserm  klöfen  (spalten,  theilen 
regen ;  daher  auch  überhaupt :  stark  regnen  etc.)  zusammen,  sodass  dies  Wort  ein  ge- 
etc;  —  dat  ragend,  dat  't  so  kladderd  (od.  spaltenes  u.  zertheiltes  Etwas  bezeichnet  ti. 
pladderd  etc.) ;  —  dat  kladderd  ördendlik  up  demnach  die  gespaltenen  u.  zertheilten,  lap- 
't  dak,  so  ragend  (od.  hageld)  't ;  —  dat  30  pigen  Blätter  dieser  Pflanze  Veranlassung 
kladderd  de  hele  dag,  as  wen  't  mit  emmers  zur  Benennung  derselben  gaben.  Da  dieses 
fan  bäfen  herunder  gaten  word.  —  Dieses  Wort  indessen  formell  näher  zu  kläfen 
kladdern  ist  ein  Iterativ  von  kladden,  bz.  (kleben,  haften  etc.)  stimmt,  so  könnte  es 
dem  alten  kladan  od.  kladjan,  wie  klatern  auch  mit  diesem  zu  klifen  (Wurzel  fassen 
etc.  von  klatan  od.  klatjan  =  ahd.  klazan,  35  u.  greifen  etc.)  gehören  u.  diese  Pflanze 
bz,  klazjan  in  der  urspr.  Bedtg. :  Ton,  Schall,  deshalb  so  benannt  sein,  iveil  sie  in  jedem 
Geräusch,  Lärm  etc.  inachen,  während  nd.  Boden  haftet  u.  auch  auf  dürrem  m.  felsi- 
kladdern ;  mnd.  kladeren,  kladderen ;  mnld.,  gem  Erdreich  wächst,  od.  weil  sie  sich  so 
mfläm.  kladderen  (klecksen,  schmieren,  su-  leicht  bewurzelt  u.  bestockt  u.  über  dem  Bo- 
deln,  od.  unreinlich,  unordentlich,  schlecht  40  den  ausbreitet  u.  hinkriecht  u.  ihre  Wurzeln 
etc.  arbeiten  etc.)  ein  Iterat.  von  kladden  leicht  in  den  Boden  eindringen,  bz.  sie  als 
(klecksen  etc.)  ist  u.  deshalb  nd.,  mnld.  etc.  freistehende  Pflanze  dieselben  iveithin  aus- 
verkladdern  od.  verkladderen  ebenso  wie  breitet  u.  in  den  Boden  einheftet.  Mit  dem 
unser  ferkleien  ausser  verderben  etc.  auch  nhd.  Klee  =  ahd.  cl6o,  clewes  scheint  es 
die  Bedtg.:  in  nichtsnutziger  Weise  (sein  45  direci  nicht  verwandt.  Da  indessen  das 
Geld  etc.)  verthun  od.  vergeuden,  verschiven-  „o"  des  ahd.  cl6o  für  urspr.  w  steht,  so  ist 
den  etc.  hat.     cf.  klatern.  cleo   wohl   aus  einer   ältereti   Form   clewa, 

kladder-nat,  klatschnass,  so  durch  u.  bz.  cleiwa,  cliwa,  cliwe  entstanden,  tvofür 
durch  nass ,  dass  einem  die  Kleider  am  die  nd.  vorkommenden  Formen  klei  u.  klie 
Leibe  klatschen,  besonders  wenn  man  mit  50  sprechen.  Da  nun  aber  ferner  das  inlau- 
der  flachen  Hand  darauf  schlägt  u.  klatscht.        tende  „b"  u.  „f" -yon  kleben,  bz.  klefen 

kladder-rägen,  klatschender  Begen,  hef-  ebensowohl  wie  von  klafer  auch  zu  „w"  er- 
tiger  Platzregen.  weicht  wird,   so   wäre   es   diesemnach   doch 

klad-papir,  Lösch- Paxrier ;  s.  klakpapir.  sehr  gut  möglich,  dass  auch  ahd.  kleo  eben- 

kläfen,  klefen,  od.  kläven  etc.,  kleben,  55  soivohl  wie  unser  klafer  mit  kläfen,  bz.  kli- 
haften  u.  kleben  od.  haften  machen,  heften,  fen  zusammenhängt  u.  gleichfalls  als  ein 
bz.  fest  sitzen  u.  fest  machen   (tvoran)  etc.;        klebendes   od.   haftendes,    bz.   leicht  Wurzel 

—  dat  kläfd  net;   —   he   kläfd   dat  d'r  an.        greifendes    Etwas   aufgefasst   wäre,    wofür 

—  Compos. :   afer-,  an-,  be-,   fer-kläfen  etc.        auch  aengl.  cliver  (unguis  od.  Klaue,  Kralle) 

—  Nd.  kläven,  kleven  od.   kläwen,  klewen,  60  sowohl,  als  cliver   (tenax  od.  haltend,  zähe 

15* 


KLAFER-AS  228  KLAK 

etc.)  zu  sprechen  scheint.  Vergleicht  7nan  klage.  —  Die  Grdhdtg.  ist  Geschrei  od. 
indessen,  dass  auch  der  Waldmeister  u.  das  von  sich  geben  eines  Lautes,  c/.  klagen. 
mehrere  andere  ähnliche  Pjlamen  Klebe-  kla«;elik,  klagelk,  A7«^/?cA,yäm?HcrZicÄ  eic. 
od.  Kleber  -  Kr  aut  genannt  icerden,  so  klagen,  klagen,  d.  h.  durch  Töne,  Laute, 
kann  man  sowohl  bei  diesen,  als  auch  bei  5  od.  Worte  (mündlich  od.  schriftlich)  seine 
klafer  od.  nhd.  Klee  auf  die  Idee  kommen,  Noth  u.  sein  Elend,  seinen  Kümmern.  Ver- 
dass  sie  desluilb  so  benannt  sind,  iceil  ihre  tust,  bz.  Alles  ivas  Einen  drückt  u.  bedrückt, 
vielen  feinen  Stengel  so  sehr  icirr  u.  wild  od.  seine  empfundenen  Schmerzen  od.  er- 
durcheinander  wachsen  m.  sich  vollständig  fahrenen  schlechten  u.  ungerechten  Behand- 
ln einander  verfilzen,  bz.  loie  Kletten  (cf.  10  hingen,  Beeinträchtigungen  u.  Beschwerden 
2  kladile  u.  klatte,  bz.  klif)  an  einander  hän-  kund  geben,  daher:  jammern,  heiden,  icin- 
gen  u.  ohne  sie  zu  zerreissen  u.  zu  zerbre-  sein,  wimmern,  schreien,  wehklagen,  murren, 
chen  nicht  auseinander  zu  inachen  u.  zu  sich  beschioeren,  gerichtlich  klagen,  prozes- 
entwirren  sind.  Die  Grdbdtg.,  ob  haften  siren  etc.;  —  he  deid  niks  as  klagen  un 
od.  wurzeln  od.  spalten,  th  eilen  etc.,  15  sj  antern ;  —  klagen  un  jammern  helpd  net 
ist  aber  beim  Vergleich  von  k\\lQn  wohl  stets  mer;  wat  heu  is,  dat  is  hen;  —  de  hund 
dieselbe.  sitt  to  klagen ;  —  dat  folk  (Gesinde)  klägd 

kl afer-as  etc.,  Tre/'-^sefc.,  s.  «Mier  klafer.  afer  't  äteu;  —    dat  klägd  (schreit)  to  God, 

klafei'-fer,  ein  Kleeblatt  mit  4,  anstatt  so  siegt  as  du  't  mit  mi  mäkst;  —  se  kla- 
rer ^e«i'ü/t«?2CÄP«  5  A-?e/«e»  £Zä«e?'.  Früher  20  gen  un  dafen  as  heiden;  —  he  wul  glik 
sehr  gesucht,  weil  an  diesen  4  lappigen  Klee-  henlopen  to  klagen,  man  't  gerigt  wes  hum 
blättern,  nach  dem  Volksglauben,  das  Glück  of.  —  cf.  beklagen,  —  ferklagen,  —  inkla- 
haften  sollte,  zu  tvelchem  Ende  der  Finder  gen  etc.  —  Nd.,  nid.,  mnd,  klagen;  mnld., 
sie  in  seinen  Schuh  legte.  Inflam,    klaghen,    klaogheu;    afries.   klagia ; 

kläfei'ig,  kläfcrg,  klebrig.  25  wfries.  kleyen ;  satl.  klagia  ofZ.  klagje;  wang. 

\i.\M-\'di)\)Q,  Klebela2)2)en,  ein  lederner  Saug-  klagi;  helg.  klage;  isl,  norw.,  schived.  klaga; 

läppen  an  einem  Bindfaden,  um  damit  Steine  dün.  klage;    ahd.   clagon,    klagöu,    chlagön, 

aus  dem  Strassenpflaster  zu  ziehen.     Spiel-  klagen,  klagen ;   mhd.  klagen,    Brüter,  (con- 

zeug  für  Strassenbuben.  trah.)  kloite.  —  Der  Stamm   klag  geht   mit 

kläf-lfis,  Kleb-Laus,  Filz-Laus  {\w^Q\\go) .  30  skr.  garha   (vituperatio,  apprehensio,   objur- 

klägbar,    klagbar,    eine    Klage    od.    Be-  gatio)  auf  garh,  galh  (vituperare,  maledicere, 

schwerde  tragend  od.  führend,   bz.  beantra-  couviciari)    =  idg.  gargh   (cf.  Fick  1,  72) 

gend;  —  he  wurd'  klagbar  tagen  hum.  zurück,   die  urspr.  ebenso  wie  garg  =  skr. 

klage,  Klage,  d.  h.  die  durcfi  Töne,  Laute  garj  (schreien,  drohen  etc.,  bz.  [nachB  oppj 

(Heulen,  Schreien,  Lärmen,  Jammern,  Wei-  35  clamare,   strepere ,    crepare   etc.)    =    zend. 

nen.   Winseln  etc.)  od.  Worte  (sei  es  münd-  (Justi)   garez   (klagen.  Jammern,   weinen) 

lieh  od.  schriftlich)  kundgegebene  Unzufrie-  etc.    als  Weiterbildungen    von    gar   (sonare) 

denheit  u.  Beschwerde  über   empfundene  u.  bloss  die  Bedtg.:   Geräusch   od.   Lärm  ma- 

crfahroie  Schmerzen  u.  Verluste,  harte  Schick-  chen  etc.  hatte. 

salsschläge,  Beeinträchtigungen,  schlechte  40  klagcr,  a)  Klager,  Einer  der  klagt  u. 
Behandlung  etc.,  od.  icegen  Elend,  Noth  u.  jammert  etc.;  —  b)  Kläger,  Ankläger,  Be- 
sonstiger Leiden  edler  Art;  daher  überhaupt:  schuldiger  etc.  —  Sprichio. :  't  hart  wil  'n 
Heiden,  Weinen,  Jammern  etc.  od.  Geheule,  klager  hcbben ;  —  klagers  hebbcn  gen  frün- 
Gejammer,  Wehklage  etc.  u.  auch:  Ver-  den;  —  war  gen  klager  is,  dar  is  6k  gen 
klagung,    Beschiverde,    Beschwerdeführung,  45  richter. 

Beschwerdeschrift,   gerichtliche  Klage   etc. ;  klarere,  Klagerei,  Geklage,  Gejammer  etc. 

—  d'r    was   grote   klage    uudor  't   folk    fan  klag-led,   Klagelied,  Jammerlied  etc.;  — 

Israel ;   —    in  't  klagehüs   was   grote  klage  du  brCikst  mi  mit  gen  klägledern  kamen ;  — 

afer  de  död  fan  de  fader;  —  't  land  is  ful  he    hed   altid  so   föle  klägledern  bi  d'  enn', 

klage  un  gejaramer  afer  siegte  tideu;  —  de  50  dat  d'r  hei  gen  ütkamen  mit  hum  is. 

klage  sprekd  üt  sin  öge ;  —  he   förd   klage  klagte,  klagt,  Klage,  Beschwerde^  etc. ;  — 

afer  hum;   —   ik    hebb'  gen  klage  afer  gen  pass'  up,  dat  d'r  gen  klagten  afer  di  kamen, 

minsk;  —  he  hed  sin  klage  bi  't  gerigt  in-  — iVM.  klagt;  mnld.  klaghte;  nhd.  (Grimm, 

gäfen;   —   he   hed  'n   klage  tegen  hum  up-  Wb.)   klägde,    klagte,   klagde,  klagte,  klegt, 

setten  laten;  —  d'r  liggen  föle  klagen  bi  't  55  klagt, 

gerigt  etc.  —  Nd.,  mnd.  klage;  mnld.,mfläm.  klai,  klaieu,  s.  klei  etc. 

klaghe;  afries.  klagi,  klage;  wfries.  klegge;  klaimen,  s.  kleimen,  bz.  klemen. 

sc/to«.  clag,  clagg  (zweifelhaft);   isl.   klaga,  klak,  a)  Geräusch  etc.  wie  klsn)  etc.,  cf.klik- 

klagan;   norw.  klaga;    dün.   klage;   schived.  klak;  —    b)  Klecks,  Fleck,  Schmutzflecken, 

klagan;    ahd.   klaga,    chlaga,    klaka;    mhd.  GO  Schmutz,  Unreinlichkeit,  Gemeinheit,  Schlech- 


KLAK                              229  KLAKKEN 

tigJceü,  Fehler  etc. ;  —  d'r  is  fj^en  klak  iip  luti ;  crepitaculum  etc.) ;  viflüm.  klac  m.  klacke 
to  sen;  —  se  wullen  hum  'n  klak  aiismitcii  (dasselbe);  aeruß.  (St  rat  mann)  clak  (ma- 
od.  anliangcn  (sie  loollten  ihm  einen  Schmutz-  cula)  u.  clacke  (crepitaculum) ;  neuenrß.  clack 
flecken  anwerfen  od.  ihn  [moralisch]  be-  (das  Klappen,  Rasseln,  Vlappern,  Plaudern, 
schmutzen,  bz.  ihn  mit  Kolh  beiverfen,  od.  5  Geklatsche ;  Klappermühle  etc.)  mit  der  Ab- 
ihm  eine  Gemeinheit  anhängen);  —  d'r  is  lautform  (cf.  klik-klak,  klikken,  klikkern) 
gen  klak  an  't  perd  to  finden.  —  Besondere  klick  (Schlag  od.  Tick-Tack)  u.  klick  (ras- 
Redensart:  „d'r  is  gen  klak  of  smak  an",  sein,  Mappern; picken  etc.)  Qic.\  scÄoW.  clack, 
die  zunächst  von  einer  farblosen,  od.  ditnnen,  claik,  clake  ('s.  «n^er  klakken) ;  an.,  isl.'klak 
wässrigen  u.  faden  od.  kraft-  u.  geschmack-  10  (clangor  avium,  Vogelgeschrei,  od.  -Gekrühe, 
losen,  iveder  gepfefferten  noch  gesalzenen  -Gekrächze),  klakr  (rupes,  nubes  pyramida- 
Suppe  u.  Brühe,  bz.  einer  derartigen  Speise  tae ;  palus  vel  paxillus  clitellarum)  u.  klaki 
gebraucht,  dann  aber  fig.  auch  auf  fade  (terra  congelata);  «ori«.  klakk  ('»S'^üc/i;,  JJrwcÄ- 
Persönlichkeiten  u.  fades  Geschwätz  ange-  stück,  kleines  Stück,  Klumpen  etc.,  cf.  klatte, 
loandt  ivird.  —  Wahrscheinlich  ist  „klak"  15  2  flage  u.  flarre  etc.;  —  eine  Bank  od. 
in  dieser  Redensart  als  Schmiere  u.  so  Klippe  in  See,  Fischgrund),  kVäke  od.  Msikje, 
wieder  als  Schmalz,  Fett  (cf  fül  =  klaka,  klaakaa  (eiiie  leicht  od.  dünn  gefro- 
Schmutz,  Schmiere  etc.  u.  =  Rahm,  Sahne,  rene  Kruste  auf  der  Erde;  Eis- Flarre,  Eis- 
Fett  etc.  unter  2  u.  3  fül)  aufgefasst,  sodass  stück,  Eisscholle,  Eisklumpen),  klank  (das- 
dieselbe  soviel  bedeutet,  dass  die  Suppe  etc.  20  selbe);  dän.  klak  (Klecks ;  Placker ;  lüitter) ; 
weder  Schmalz  noch  Salz  hat  u.  somit  ma-  schived.  klake  (die  Rauhigkeit,  das  Unebene 
ger  u.  geschmacklos  ist.  Vergleicht  man  in-  eines  Weges  vom  Frost  durch  die  harten 
dessen  die  oft  syn.  gebrauchte  Redensart:  u.  aufstehenden  Erdklösse) ;  mhd.  klac  (der 
„d'r  is  gen  klör  of  gör  (bz.  g8r  of  klor)  an",  durch  Brechen,  Reissen  u.  Bersten  etc.  ver- 
so  könnte  sich  hier  klak  auch  auf  die  braune  25  ursachte  Schall  u.  dies  Brechen  etc.  selbst; 
od.  dunkle  (urspr.  schmutzige),  gesättigten.  Riss,  Krach,  Knack;  Fleck,  Klecks).  Da- 
kräftige  Farbe  der  Suppe  u.  Brühe  beziehen,  von  franz.  claque  (Klapjjs  mit  der  Hand; 
im  Gegensatz  zu  der  hellen  u.  blanken  einer  Klapphut  =  nid.  klak),  ciaquer  (klapjpsen, 
wässrigen  u.  dünnen  Suppe.  Vergleicht  klatschen)  etc.;  cat.  clacca  (Geschwätz); 
man  indessen  2  kladde  als  Klebendes  30  norm,  claqard  (plauderhaft)  etc.  Weiteres 
etc.,  so  könnte  auch  /wer  klak  möglicher-  s.  utiterklakkenu.nhd.  Klack  im  Grimm'- 
weise  als  das  (im  Munde  od.  am  Gaumen)  sehen  Wb. 

kleben  u.  haften  Bleibende,   od.  endlich  so-  klakken,  klapfen,  klappsend,  bz.  hart  u. 

gar  als  syn.  mit  smak  als  das  xvas  die  Ge-  mit    Geräusch    schlagen    od.    werfen    etc. ; 

schmacks-   u.    Geruchs  -  Nerven  prickelt   u.  35  flecken,  klecksen,  schmutzen,  schmieren,  kle- 

reizt,  im  Sinn  von  Reiz  genommen  u.  ge-  ben;  (trop.)  beschmutzen,  ei^ie  Gemeinheit  od. 

dacht  sein,  zumal  da  klak  (s.  unten)  urspr.  Schlechtigkeit  anhängen  etc;   —  dat  klakde 

sowohl   ein   Reissen    od.    Ritzen,    als   einen  ürdeudlik,   so  slog  de  ragen   (od.  hagel)  up 

Riss  od.   eine  Ritze  bezeichnet  u.  das  nhd.  de  pannen,  bz.  an  't  fenster;   —   he  klakde 

Reiz  auch  ja  urspr.  ein  Reissen  od.  Ritzen  40  de  budel  an  de  wand,   dat  't  kwakde  un  't 

von  Etioas  (cf.  auch  an.  klektun,  das  Rei-  all'  ftt  'n  ander  flog;  —  dat  papir  (od.    de 

zen.  An-  od.  Aufreizen,   Aufioiegeln,  Belei-  enked)    klakd   (fleckt,  kleckst   etc.)   dör;  — 

digen)   besagt  u.  von  Hause  aus  ganz  das-  he  klakd  de  hele  wand   ful;    —    he    klakde 

selbe  Wort  ist  wie   nhd.  Riss,    bz.   unser  dat  an  de  wand  fast;  —   de  wand  mit  kalk 

rat  u.   ret   (Riss,  Bruch,  Ritze,  Spalt  etc.)  45  (bz.  lern  etc.)    be-    od.   aferklakken;    —    he 

u.  ebenso  wie  dieses  zu  riten,  bz.  ahd.  rizan  hed   hum    en    anklakd    (er   hat   ihm    einen 

(reissen  etc.)  gehört,  in  welch  letzterem  Fall  Schmutzflecken    angehängt) ;    —    he    klakd 

dami  diese  Redensart  urspr.  soviel  bedeutet  hum  an   (er  schmutzt  od.  schicärzt  ihn  an, 

hätte,  dass  ein  Etioas  keinen  Reiz  u.  keinen  bezichtigt   ihn   einer    Gemeinheit    etc.,     od. 

Geschmack  hat,   bz.   loeder   ein  Reissen  od.  50  klagt  ihn  einer  Gemeinheit  u.  Schlechtigkeit 

Ritzen  (d.  i.  Reizen)    noch   ein   Schmecken  an) ;  —  he  mut  't  all'  anklakken  (a.  er  muss 

an  sich  hat  u.  empflnden  lässt.  —  Nd.  (Br.  Alles  anschmutzen  od.  anschwärzenu.  schlecht 

Wh.)    klak,    klaks    (eine   gewisse    Portion  machen;  —  b.  er  muss  Alles  an  die  grosse 

einer  dicken  u.  zähen  Materie,   die   kleben  Glocke  hängen  u.  verlautbaren  etc.).  —  Nd., 

u.  haften  bleibt,   bz.   tvomit  man  Etwas  be-  55  nid.  klakken ;  mnld.  klacken  (impingere  cum 

wirft;   ein  Flecken   od.   Schandflecken,    bz.  fragore,  findi  cum  fragore,  verberare  resono 

ein  Klecks  etc.);  nid.  klzk  (Fleck,  Schmutz-  ictu,  quatere;  maculare,  faedare,  inepte  pin- 

fleck  etc.);  mnld.  klack   (fissura,  fragor,  so-  gere  etc.)    u.   klecken   (agere   rimas,    hiare) 

nus  verberis,   ictus   resonans,   tax,   plausus,  von  kleck   (rimosus,   hiulcus,  pertusus),   bz. 

sonora  percussio)  u.  klacke  (scutica;  macula  GO  ivie  ahd.   klakjan,  klecken   (s.  unten)   von 


KLAKKEN  230  KLAKKEN 

mM.  klac  (Biss,  Spalt  etc.),   s.  tinter  klak;  stammt  u.  ruzze  od.  mhä.  Butze  mit  nhd. 

mfläm.  klacken  h.  kleckcn  (dasselbe);  aengl.  Bitze,   hz.  unsenn  ruts  (Biss)  zu  ahd.  ri- 

(Stratma)ni)  clackeu  (irarrirc)    u.    cleken  zau,  Oz.  unserm  riten  gehört.  —   Weiter  cf. 

(cxcludere,  b::.  ausbrüten  etc.),  icas  mit  dem  ahd.  kieken;    mhd.  klockeu,   klechen  ;    i^hd. 

gleichbedeutenden     schott.    deck;     ish,    an.  5  klec/ccn   aus  einem   von  dem  Stamm  klak 

klekja  (klakti) ;  «onc.  klekkja;  fW«.  klackke,  (Biss,  Bruch,  Spalt  etc.,   cf.  unter  klak)    u. 

udklaekke;    schiced.  klacka   «.   dem  schwed.  der  Endung  jan  gebildeten  idtcrem  klakjan, 

klacka    (schrecken,    erschrecken    etc.,    d.    h.  welches,   da  klak  ursi)r.  7itir  ein  Schallwort 

springen     od.    springen    machen    etc.)    von  n-ar  (er  geht  mit  dem  Stamm  krak  von  kra- 

Ilause  aus  dasselbe  Wort  ist  icic  ahd.  klak-  10  kon  auf  die  aus  gar   [sonare  etc.,   cf.  auch 

jan  etc.    (springen,  bersten,   spalten  etc.  od.  galm  etc.]  ericeiterte  idg.  y  garg,  galg,  um- 

Biss  etc.  machen,   s.   unten),   weil   es   eben  gesetzt  grag,  glag  [sonare,  clamare,  strepere, 

nichts  toeiter  besagt,   als   das  Ei  sjialtcn  cropare  etc.]  zurück,  od.  vielleicht  wie  klap 

(bz.  knacken  etc.)  od.  springen  machen,  etc.  auf  idg.  skar)  u.  also  zunächst  nur  ein 

bz.  es  auseinander  gehen  machen    u.  schla-  15  unarticulirtes  Geräusch,  bz.  ein  Getöse,  einen 

gen  od.  picken,   wie  ja  auch  kippen   (s.  d.)  Lärm  od.  ein  Geschrei,  einen  ScJiall,  Knall 

die  Bedtg.:  puUulare  etc.   hat.    —    Ferner:  etc.  bezeichnete,   in  erster  Linie  selbst  auch 

engl.  c\&ck  (klappern,  rasseln; plap>pern, plan-  die  Bedtg.:  irgend  ein  unarticulirtes 

dem,  bz.  klatschen  etc.)  u.  clack  (schneiden  od.  G e rä  u seh    od.    Getöse    (sonus,    clamor, 

ausschneiden,  aussondern  etc.  vom  Grdbegr.:  20  clangor,  crepitus,  strepitus)  machen  hatte, 

spalten,  trennen  etc.,  cf.  kippen,  wovon  sich  wie  solche  zum  Thcil  Ja  auch  noch  in  den 

auch  das  schott.  cVike,  claik  [Bremse,  Nasen-  obigen  vom  Stamm   klak  gebildeten   Verben 

knebel,   bz.   das  gespaltene  Stück   Holz   od.  erhalten  blieb.     Indem   man   nun  aber  aus 

der  Kloben,  welcJier  den  Pferden  etc.  auf  die  dem  Hören  eines  unarticulirten  Geräusches, 

Nase  etc.  geklemmt  wird]  herschreibt,  toäh-  25  od.  dessen,  jcas  das  Sehallwort  klak  bezeich- 

rend   schott.    clack    (the   clapper   of  a  mill)  nete,  auf  den   Vorgang   aufmerksam   wurde 

7nit  engl,   clack    (das  Klappern    u.  Bassein  u.  sich  nach  der  Ursache  desselben  umsah, 

etc.)  u.  tnnld.   klakke,   klakkebosse   (=  un-  bemerkte  das  Auge  sofort  auch  einen  Biss, 

serm   ballcr-  od.  knap-büsse)   auf  clack,   bz.  Bruch  od.  Spalt,   bz.  ein  gerissenes,  gebro- 

klakken  in  der  Bedtg.:  klappen,   klatschen,  30  chenes,  gespaltenes,  geborstenes  Etwas,  od. 

bz.  ein  lautes  Geräusch  machen  etc.  zurück-  auch  den  Fleck  u.  Klecks  etc.,  den  das  mit 

geht.  —  Weiter:  an.,  isl.  klaka  u.  kiek  (clan-  ciyiem   klak    od.    schallenden  Geräusch   etc. 

gere,    bz.  [dän.]   klinge,   skralde,    kladske) ;  abgesprengte   u.    auf  Ettcas   aufschlagende 

norw.  klekk  u.  klikk  (Knall,  Geräusch,  bz.  u.  niederfallende   Etwas   (gleichviel,   ob   ein 

crepitus,  cf.  klik),  klikka  (cf.  unser  kVikken,  35  Felsstück,    ein    Stein,     eine    Scherbe,     ein 

klikkern  etc.),  klakka   (klecksen,  beklecksen;  Tropfen  od.  ein  sonstiges  Etwas)  verursacht 

schlagen,    bz.    klappsen;   —   schneiden,  ka-  u.    gemacht   hatte,    woraus   sich   dann  von 

striren,  bz.  ausschneiden  etc.,   cf.    oben  das  selbst   erklärt,    dass   man    mit  dem    Schall- 

engl,   clack,    schneiden   etc.),    klekka,    kiek,  statnm   klak   auch  sofort   den  Begriff  eines 

klakk,    klokket    (1.    glippe,   slaae   klik;    —  40  Bisses  u.  Bruches  etc.,  eines  zerrissoien  u. 

2.  rystes,  gyse;    —    3.   forslaae,    blive  nok),  geborstenen    etc.    Etivas   (Stückes,   Fetzens, 

icovon   Iv.   Aasen   sagt,    dass    es   in    der  Bruchstückes  etc.,  od.  eines  Maales,  Fleckes, 

letzteren  Bedtg.   mit  nhd.  kl  ecken  zusam-  Kleckses  etc.)  verband,  wie   mit  dem   Verb, 

menfällt,  während,  wie  oben  schon  zu  schwed.  klakjan  od.  klecken,  bz.  klakan,  klakken  etc. 

klacka  bemerkt,  die  zweite  zunächst  mit  dem  45  auch  den  von  Biss   etc.  od.  Fleck   etc.   ma- 

Letztern  u.  weiter  auch  mit  nhd.  klecken,  chen,   bz.  den  von  reisse»,    bersten,   spalten 

bz.  ahd.  kieken   in   der  Grdbdtg.:    sprin-  etc.  od.  flecken  etc.     Dass  aber   dann   aus 

gen  etc.  zusammenfällt  u.  sich  hieraus,  bz.  dem  Begriff  des  Bauschens,    Tönens  etc.  u. 

aus:  reis  seil,  spalten,  abspalten,  trcn-  dem  des   damit  verbundenen   Begriffes   des 

nen  etc.,   od.  aus  der  subst.  Bedtg.:  abge-  50  Beissens,   Berstens   etc.    noch   wieder   viele 

rissen  es  Stück,   Stück  toas  icovon   ab-  andere   entstehen   konnten   u.    sich    ergeben 

gerissen   u.    abgerutscht    ist    (cf.    isl.   klakr  haben,   ersehen    loir   ausser  atis  den   oben 

[rupes]  u.  ahd.  claph  =:  Klapp  etc.  u.  =  ab-  schon    unter   klakken    angeführten    u.    den 

gerissener  Fels  od.  Felsabsturz  u.  die  sprach-  sonstigen   vielen  aus  Schalhvurzeln  hervor- 

liche  Connexität  von  klippe  mit  klappe)  auch  55  gegangenen  Wörtern  (cf.  dieserhalb  nur  die 

ivohl  die  Bedtg.:    glippen    od.  fehlschlagen,  Wörter    unter   klik,   kluk,    —    klank,  klink, 

verunglücken  etc.  entwickeln   konnte,   zumal  kluuk,  —    klang,  kling,  klung,   —    klad  od. 

Ja  auch  glippen  od.  dän.  glippe  die  Bedtg. :  klat,  klit,  klut,  —  klap,  klip  etc.  u.  klamp, 

gleiten   od.    rutschen   hat    u.    auch   nhd.  klimp  etc.,  —   knap  etc.,   —   knat   etc.   od. 

rutschen  von  ahd.  ruzze  (Felsabsturz etc.)  60  gnat,  guit,  gnut  etc.  etc.)  atich  noch  aus  dem 


KLAKKER  231  KL  AM 

schon  oben  angeführten  ahd.  (klakjan ,  kle-  gans  klara  (klehrig  u.  feucht,  hz.  nasskalt) 
ck&n)  kieken,  toelches  aus  cle7i  Bedtgn.:  Eiss,  autofaten.  —  Nd.  (Br.  Wh.  etc.)  klamm 
Bruch,  SjmU  etc.  machen,  hz.  reissen,  bre-  (dicht,  enge,  gedrängt;  klebrig  feucht  etc), 
chen,  bersten,  x>latzen,  spalten,  klaffen,  von-  od.  (l)ähnert)  klamm,  klaom,  klumm, 
u.  aus-einander  machen  u.  gehen,  öffnen  etc.  5  klummig  (sich  klemmend  od.  drang,  feucht- 
in ähnlicher  Weise  wie  flecken  (es  will  kalt,  kalt,  steif,  etc.),  (Schambach)  klam 
niclit  flecken  od.  von  Statten  gehen)  von  (dasselbe  u.  auch:  fest,  dicht,  gediegen,  rein 
Fleck  (s.  unter  flek,  flekken  etc.),  die  von  etc.,  z.  B.  de  klame  fels;  —  dat  klame  fet 
Platz  od.  Baum  machen  u.  schaffen  etc.);  mnd.  klam  (enge,  fest,  dicht  zusam- 
u.  so  freie  Beivegung  u.  ein  Gelin-  10  menhaltend,  nicht  dehnbar  od.  elastisch, 
gen  ermöglichen  etc.,  od,  aus  Bruch,  steif,  starr,  erstarrt,  verklommen ;  beengt, 
Spalt  u.  Trennung  machen  etc.,  die  von  muthlos,  verzagt;  klebrig  feucht  etc.);  nid. 
trennen  u.  entfernen  u.  von  dem  Platze  od.  klam  %i.  klem  (klebrig,  klehrig  feucht);  mnld. 
von  der  Stelle  bringen  u.  so  vorwärts  brin-  (KU.)  klam  ?«.  klamp  (teuax,  humidus,  len- 
gen,  fördern,  von  Statten  gehen,  Erfolg  ha-  15  tus,  viscosus,  uvidus) ;  nhd.  (Grimm,  Wb.) 
hen,  gelingen,  geniigen  etc.  entivickelte.  u.  hess.  (Vilmar)  etc.   klamm  (arctus,  an- 

Von   klakken,    bz.    ahd.    klakjau    in   der  gustus   etc.);    engl,    clammy    (klebrig,    zähe, 

urspr.  Bedtg. :  klappen,  klatschen  etc.  stammt  leimig,  kleisterig,  pappig) ;    aengl.   (Stra t- 

ausser  franz.  claqueur  auch  (cf.  Diez,  II,  mann)    clam  (glutinosus,  viscosus);    schott. 

60)  ital.  schiacciare  (knacken,  quetschen  etc.)  20  clam  (a.  clammy ;  —  b.  smooth)  etc.  —  Die- 

u.  schiaccia  (Falle)  =  unserm  klappe.  ses    Wort    ist    ivahrscheinlich    (wie    mnld. 

klakker,    Klecks ,    Fleck ,    Schmutzfleck  klamp  [s.  oben]  bezeugt)  ebenso  wie  kam  od. 

etc.,  bz.  ein  kleinerer  od.  grösserer  Tropfen  kämm    aus  kamp,  kamb  u.  Einser   kram  xi. 

einer  färbenden ,    schmutzenden    etc.    Flüs-  kramme  aus  kramp,   krampe  aus  klamp  od. 

sigkeit,    der    von    irgendtvo    abspritzt     od.  25  klamb  etc.  gekürzt   u.   gehört   mit    2  klam, 

ab-    u.    herunter  fällt    u.    irgendwo    auf-  klampe  etc.,  klemme  etc.,  klimpe  etc.,  klömen 

schlägt.  u.  klumpe  etc.    zu  ahd.   klimban   (klimmen) 

klakkern,    Iterat.    von   klakken   in   der  in   der  frühern  Bedtg.:   kleben,  festsitzen, 

Bedtg.   klecksen   od.  Schmutzflecke  machen;  haften  (worin  und  worauf  etc.),  sich  heften 

—  dat  papir  klakkerd  dör ;  —  he  klakkerd  30  (an  u.  auf  Ettvas),  es  festhalten,  packen  u. 
't  all'  ful;  —  du  must  net  so  klakkern  (od.  greifen  etc.  (cf.  klimmen),  von  dem  klam, 
slakkern),  d.  h.  du  musst  nicht  so  viele  bz.  klamb,  klamp  eigentlich  das  Präter.  ist, 
schmutzende  Tropfett  od.  Brocken  fallen  sodass  es  urspr.  einen  Zustand  od.  ein  Sein 
lassen.  bezeichnete,  wo  ein  Etwas  klebte,  haftete  u. 

klak-,  klakker-,  od.  klad-papir,  Lösch-  35  packte  (bereits  klebend,  haftend  «.  packend, 
Papier,  od.  eigentlich  Fleck-Papier,  weil  es  od.  klebrig  etc.  geworden  ist)  od.  gepackt  hatte 
die  klakken  od.  Flecken  in  sich  aufnimmt  u.  fest  sass  od.  fest  hielt  etc.  u.  nicht  los 
u.  aufsaugt  u.  selbst  dadurch  Flecken  he-  od.  von-  u.  aus-einander  ging  u.  also  auch 
kömmt,  die  durchschlagen  u.  an  beiden  Sei-  dicht  u.  fest  zusammenhielt,  od.  haltend 
ten  sichtbar  sind.  Daher  die  Eedensart:  lät  40  (haftend,  bindend  etc.),  unr eissbar,  zähe, 
dl  't  ofmalen  up  klakkerpapir,  den  liest  du  fest,  dicht  etc.  ivurde,  sich  zusammenhallte 
't  dübbeld.  zu  einem  dichten  u.  festen  Etwas  od.  eineyn 

klam  od.  klamm,  klamm ;  —  dat  hemd  Klumpen  etc.,  woraus  dann  auch  wieder  die 
sitt  mi  gans  klam  (ivie  geklemmt  od.  geklebt,  Bedtg.:  in  sich  verbunden  od.  dicht  u.  enge 
festgeklebt,  fest  u.  dicht  etc.)  up  de  hiid ;  45  zusammengepresst  etc.  etc.  hervorging.  Dass 
dat  deid  dat  starke  sweten  ;  —  de  dör  geid  aber  aus  klimban  in  der  jetzigen  Bedtg.  von 
so  klam  apen  (die  Thür  geht  so  schiver  [od.  klimmen  od.  klettern  für  dessen  Präter. 
drang]  auf ,  sie  klemmt  sich  etc.);  —  dat  klamb  auch  die  Bedtg.  (ich)  klomm,  bz.  habe 
is  hir  so  'n  klammen  (beklemmende,  beengende,  bereits  ge-  od.  erklommen  etc.  (d.  h.  loohl 
drückende  etc.,  od.  auch  neblige  u.  feucht-  50  eigentlich  soviel  als:  habe  bereits  Fass  u. 
kalte,  aber  zugleich  auch  beklommen  ma-  Haft  gemacht  od.  genommen  [an  Etwas], 
chende)  lücht,  dat  man  't  d'r  hei  net  in  üt-  od.  habe  gepackt,  gefasst  u.  halte  mich  fest 
holden  kau  un  gans  benaud  un  kold  word ;        etc.)  blieb  u.  dasselbe  auch  in  dieser  Bedtg. 

—  datt  sitt  d'r  all'  so  klam  (klemmend  u.  zur  Bildung  von  neuen  Wörtern  verwandt 
beengend,  od.  geklemmt,  beengt,  knapp,  enge  55  wurde  od.  wenigstens  verivandt  werden 
u.  dicht  etc.)  um  to,  dat  man  sük  d'r  hast  konnte,  ist  selbstredend  u.  ivird  dies  auch 
hei  net  in  rören  kan;  —  de  banden  sunt  durch  engl,  clamber  (klettern,  klimmen)  be- 
mi  gans  klam  (klebrig  u.  feucht)  fan  swet,  zeugt,  was  übrigens  von  Hause  aus  dasselbe 
so  dat  't  d'r  all'  an  sitten  blift,  wat  ik  d'r  Wort  ist  wie  nhd.  klammern  (ich  klam- 
mit  anfät' ;  —  dat  göd  (od.  de  waske)  is  nog  60  mere,   od.   klebe,  hefte,  fasse  etc.  mich  an 


KLAM 


232 


KLAMPE  KLAMP 


ihn  an)  =  tirspr.  klambercn  etc.,  dem  Iterat. 
von  klampcn. 

Sollte  indessen  neben  khvmp,  klamb  ein 
einfacher  Stamm  klam  für  die>:cs  u.  das  fol- 
gende klam,  klemmen  n.  klümeu  angenom- 
men icerden  müssen,  hz.  klam  nicht  überall 
aus  klamp  gekürzt  sein,  so  gehört  derselbe 
icohl  zu  einem  idteren  kliman  (kleben,  haften 
etc.)  worüber  Weiteres  unter  klemen. 

Zu  klam,  bz.  klampe,  klampen  u.  klimmen 
etc.  vergl.  übrigens  auch  noch  die  Wörter 
1  M.  2  klinke,  2  klinken  u.  klifcn  etc. 

2  klam  od.  klamm,  Fressung  etc.,  Druck 
etc.,  bz.  ein  Etwas  icas  eine  Fressung  od. 
einen  Drang,  Zwang,  Nöthigung,  Druck  etc. 
auf  Etwas  ausübt ;  —  ik  liobb'  hum  'n 
klam  au't  bart  gäfen,  dat  be  sin  bröer  hel- 
pen  scbuir.  —  Es  ist  sgn.  mit  klemm  in 
der  Bedtg. :  Druck,  zwingende  Kraft  etc. 
(s.  klemme)  u.  gehört  mit  ags.  clam  (Krampe 
od.  Klammer;  packende  u.  fassende  Hand, 
lUaue  etc.;  Fessel,  Band;  Beengung  od. 
Druck),  clom  (Beengung,  Beklemmung,  Be- 
klommenheit, Angst);  nengl.  clam  (Zange 
=  das  was,  od.  icomit  man  Etwas  festhält 
od.  tcas  packt  u.  greift,  bz.  ioas  klemmt  u. 
kneift  od.  zwickt  etc.);  schott.  (Flur.)  clams 
(starke  Greif-  od.  Kneifzange;  Griff  von 
Holz  etc.  um  Etwas  damit  festzuhalten; 
Schraubstock  etc.) ;  nhd.  Klamm;  w/u/.  klam 
(Beklemmung  od.  Beklommenheit,  bz.  das 
Beklemmen)  u.  ahd.  klamma;  »iÄrf.  klamme, 
klamm  (Beklemmung,  Klemme  etc.)  etc.  zu 
klimmen,  aus  dessen  Fräter.  klam  (=  nhd. 
klomm  u.  unserm  klumm,  bz.  klamb,  klamp 
die  obigen  Subst.  ebensoicohl  hervorgingen, 
icie  1  klam  u.  klampe  etc.,  bz.  nhd.  ge-  od. 
er- klommen  u.  be-klommen  etc. 

klam-liörig,  Jiart-  od.  schtver-hörig  etc.; 
cf.  1  klam. 

klampe,  klamp,  Klampe  od.  ein  Etwas 
was  od.  womit  man  einem  andern  Etwas 
Haft,  Halt  od.  Festigkeit,  Verbindung,  Zu- 
sammenhalt etc.  giebt,  bz.  toomit  man  Etwas 
ließet,  zusammenheftet,  verbindet,  zusammen- 
fügt od.  klemmt  u.  klammert,  od.  auch  ein 
Etwas  icas  Getrenntes  u.  Geschiedenes  mit 
einander  verbindet  u.  vereinigt  u.  so  zu  einem 
Ganzen  n.  in  sich  selbst  Zusammengeschlos- 
senen u.  Verbundenen  macht.  Daher  a) 
Brett  (Querholz,  Kloben,  Klotz,  liiegel, 
Leiste  etc.)  icas  quer  über  ein  anderes  Etwas, 
bz.  über  andere  Bretter  (od.  Balken  etc.) 
geschlagen  u.  befestigt  wird  u.  tvodurch  man 
denselben  Halt  u.  Festigkeit  giebt,  bz.  sie 
mit  einander  verbindet  etc. ,  damit  sie  zu- 
sammen halten  u.  nicht  aus  einander  gehen; 
—  du  mnst  d'r  'n  düKtitjen  klamp  afer  slän, 
dat  dat  n<"t  mör  üt  'n  ander  gcid;  —  de 
klampe  is  dik  un  fast  genug,   de  schal  luim 


wol  boldeu,  dat  de  budel  net  wer  ritt;  — 
d'r  matten  drö  klampcn  afer  de  dör  slagen 
worden,  dat  be  fast  genug  word  un  net  dör- 
sakkcn  kan;  —  b)  eine  über  einen  Graben 
5  (od.  ein  l'ief  etc.)  hingeschlagene  od.  gelegte 
Verbindungsbrücke,  bz.  ein  Steg  etc.;  — 
lät  'u  klamp  afer  de  slot  slän  (od.  leggeu 
etc.),  dat  wi  d'r  afer  faren  köneu.  —  Im 
Schiff'sbau    verstellt   imni    auch    hier    unter 

10  klampen  nicht  allein  die  Hölzer  sub  a,  son- 
dern auch  gezahnte  od.  mit  den  Enden  häm- 
merartig vor-  u.  aufstehende  kleinere  Hölzer, 
an  denen  die  'Taue  etc.  befestigt  werden, 
bz.  icelche  sie  halten   od.   ihnen  Halt  geben 

15  etc.,  während  es  in  der  Bedtg.  Klu  mp  en, 
od.  vielleicht  auch  Kloben,  Klotz  (cf. 
klobig,  klotzig  etc.)  als  ursjJr.  Gespalte- 
nes u.  Klaffendes  etc.  (('/.  klöfen,  klufe 
etc.  u.  klut,   killte   etc.,   soivie  ferner  auch 

20  klatte)  in  unserm  klamphauer  steckt.  —  Nd. 
(Br.  Wb.)  klamm  u.  klamp  (Klumpen; 
dithm.  auch  Steg  über  einem  Graben), 
(S  c  h  ü  t  z  e)  klamp  (Schober,  Heuhaufen, 
wozu  übrigens  auch  dessen   [cf.  pag.  265] 

25  klapp,  Bund,  Gebund,  Bündel  =  Verbun- 
denes u.  in  sich  Vereinigtes  etc.  zu  verglei- 
chen ist,  sofern  ich  Becht  habe,  dass  die 
Stämme:  klamp,  klimp,  klump  aus  klap,  klip 
klup  nasalirt  sind,  worüber  Weiteres  unter 

30  klampen  u.  klimmen),  mit  der  Nebenform 
(cf  Ehrentraut  II,  324  u.  325)  klanp 
=  ivang.  (Ehrentraut,  I,  375  u.  414) 
klamp;  klomp  (Steg);  nfries.  (Amruni) 
klämp     (Klumpen,     Haufe);     nid.     klamp 

35  (Klamjie,  Klammer;  Zapfen,  Band,  Absatz 
am  Holzschuh;  Klumpen,  Haufen);  mnld. 
klamme,  klampe  (uucus,  unguis;  barpago, 
retinaculum ;  compago,  compagcs ;  subscus, 
regula;    fibula);    mfläm.    klamp     (membrure 

40  d'uu  liuis  etc.  etc.);  engl,  clamp  (Klampe, 
Balken,  Latte,  Leiste  etc.,  bz.  Stück  Holz 
ivas  zur  Befestigung  u.  Verstärkung  dient ; 
eine  zum  Brennen  aufgestapelte  Schicht 
Backsteine ;  das  Spannhlecli ;  die  Tischhänge; 

45  die  Nietkluppe  etc.) ;  isl.  klampi  (tibula,  sub- 
scus etc.);  norw.  klsiUip  (Klotz,  Baumstumpf, 
Holzkloben,  Klampe  etc.);  schwed.  klamp 
u.  auch  klabb,  wie  auch  norw.  (Klotz,  dickes 
unförmliches  Stück  Holz,   Holzklumpen  etc. 

50  od.  Klumpen,  cf.  klampfot,  Klum2)fuss ; 
klampig,  unförmlich,  klotzig);  dän.  klampe 
(Mastscheibe,  Schcibengat).  —  Dazu  vergl. 
(Grimm,  Wb.)  nhd.  klamp  it.  klamm 
(Krampf),  klampe  (Klammer,  Krampe;   ver- 

55  bindendes  Holzstück  =  klampe  sub  a), 
klämpfe  (ein  Werkstück  im  Schiffsbau), 
klampe  (Klumpen,  grosses  Stück),  wozu  zu 
bemerken  ist,  dass  neben  klumpe  auch  ein 
schived.   klimp   mit   der  Bedtg.    Klumpen 

60  vorkömmt,  toozu  (cf.  Grimm,  Wb.  V,942) 


KLAMPEN 


233 


KLAMPEN 


midebrand  noch  hymr.  clamp,  clap 
(Klump  od.  Kloss  vom  Teig),  prov.  clap 
(Haufe,  Masse),  poln.  kli^b  (Klumpen, 
Knäuel),  aslav.  kl^ibo  (Knäuel),  böhm.  kloub, 
russ.  klub  (dasselbe)  anführt,  bei  welch  letz- 
teren beiden  Formen  indessen  auch  tvie  bei 
engl,  club  (Knüttel,  Keule,  Kloben  etc.;  ge- 
schlossene Gesellschaft)  an  eine  Connexität 
mit  nhd.  kleben  od.  kl i eben  (cf.  klifen  u. 
klöfen),  bs.  Kloben  u.  Klappe  etc.  ge- 
dacht werden  kann,  während  beim  Vergleich 
unsers  klatte  zum  Schallstamm  klat  etc. 
auch  die  Formen  clamp,  clap  sich  aus  dem 
Schallstamm  klip-klap,  bs.  dem  Verb,  klap- 
pen begrifflich  ableiten  lassen,  cf.  klampen 
etc.  u.  auch  1  u.  2  klam,  sowie  auch  unter 
klatte  das  nhd.  Klate  (Klaue  etc.)  ti.  engl. 
cleats  (die  Klampen)  etc. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  bemerkt,  dass  auch 
midebrand  (cf.  Grimm,  Wb.,  unter 
klump)  ein  starkes  Verb,  klimpan,  klamp, 
klumpun  mit  der  Grdbdtg.:  spalten  etc. 
voraussetzt,  tvie  auch  klos,  klöt,  klute  auf  die 
Bedtg.  spalten  zurückgehen.  Dass  aber  ne- 
ben sj} alte n  auch  die  Bedtg. :  a  n h  ange  n, 
kleben,  haften,  sich  verbinden  mit 
etc.  in  derselben  gelegen  haben  7nuss,  geht  aus 
1  M.  2  klam  sowohl  als  aus  klimmen  hervor 
u.  dass  diese  aus  der  Bedtg  macula  ent- 
stand, beweisst  unser  1  u.  2  kladde.  Die 
urspr.  jedoch  ist  die  aus  klap  hervorgehende, 
von  crepitare  od.  krachen  u.  so  auch  ber- 
sten etc.  Wegen  der  Grdbdtg.  crepitus  etc. 
des  Stammes  klamp,  bz.  klimp,  klump  vcrgl. 
ausser  den  unter  klampen  angeführten  Wör- 
tern, bz.  neben  klimpern  auch  mhd.  klum- 
pern (Klang  mit  musikalischen  Instrumen- 
ten machen). 

klampen,  nageln,  nieten,  heften,  schlagen, 
festschlagen,  zusammenschlagen,  klammern, 
verbinden  etc. ;  —  he  klampde  de  plauken 
(od.  dat  göd,  de  budel  etc.)  tosameu,  bz.  afer 
'n  ander  od.  up  'n  ander  fast;  —  dat  mut 
göd  mit  'u  ander  ferklampd  worden;  —  he 
klampd  (heftet,  klemmt,  klammert,  bz.  klettet 
od.  klebt,  greift  etc.)  sük  d'r  mit  sin  banden 
un  foten  an  fast;  —  de  weg  is  mit  dat  land 
dör  ^n  klampe  (od.  'n  tille)  ferklampd.  — 
Nid.  klampen  (kleben,  haften,  sich  heften 
an  etc. ;  —  de  sneeuw  klampt  aan  de  voe- 
ten;  —  in  Verhaft  nehmen  [Schulden  hal- 
ber]; —  festklammen,  anklammern;  ver- 
schalen od.  Klampen  [Verbindungs-  u.  Ver- 
stärkungsfelgen] anschlagen  [de  mästen  klam- 
pen; —  iemand  aan  boord  klampen,  Jeman- 
den mittelst  Enterhaken  an  Bord  festmachen, 
sein  Schiff  klammen,  festlegen,  entern] ;  — 
aufstapeln  etc.  [eilend  op  eilende  klampen ; 
~  David  klampte  op  overspel  verraet  en 
godvergeten  moort];  — fig.  auch:  Jemanden 


hart  bedrängen  od.  in  eine  Klemme  ver- 
setzen etc.) ;  mnld.  klampen  (harpagare,  har- 
pagiue  approheiidcre,  unco  detinere,  fibulare, 
rapcre,  figere,  affigere,  prehendere ;  compa- 
5  ginare,  conjungere);  wfries.  klampjen;  engl. 
clamp  (unternageln,  verschalen,  verzapifen, 
mit  Leisten  einfassen) ;  bayr.  klampfen 
(klammern  etc.).  —  Dieses  klampen  ist  zum 
Theil  wohl  von  klampe,    bz.    klamp   fortgc' 

10  bildet,  doch  scheint  die  Bedtg. :  kleben,  haf- 
ten od.  Haft  u.  Festigkeit  machen,  heften 
etc.  auch  darauf  hinzudeuten,  dass  es  an- 
der ntheils  auch  ebenso  wie  klampe  u.  mhd. 
(klampher,    klamber)    u.     nhd.    Klammer 

15  (auch  klamer,  clemer,  klamper,  klampher 
kommt  vor);  amlid.  klampheren;  mhd.  klem- 
bern  (klammern  etc.);  an.,  isl  klOmbr  (sub- 
scus),  bz.  Flur,  klümbrur  (Schraubstock  u. 
auch:  saxum  invium);  anorw.  klümbr('-S'c/trait&- 

20  stock,  od.  Klemm-Ding  etc.);  noriv.  klomber, 
klaambr  (Klammer,  Klemme,  Schraubstock 
etc.,  mit  abweichenden  Fortnen  auch :  klaam- 
ber,  klaamer,  klömber,  kiembar,  cf.  Ivar 
Aasen)  etc.  von  dem  ^i(  klimban  (klimmen, 

25  bz.  kleben,  haften,  sich  heften  an  etc.,  cf. 
klimmen)  gehörenden  Prüter.  klamb,  klamp, 
klam  etc.  (ich  klebte  bereits,  hatte  schon 
Fass  und  Halt,  klemmte  mich  schon  fest 
etc.)    loeiter  gebildet   wurde.    —    Vergleicht 

30  man  nun  aber  weiter  die  mit  dem  Schall- 
stamm flik  od.  fiak  (sie  sind  sgn.  mit  klik- 
klak,  klip-klap,  plik-plak  etc.)  zusammen- 
hängenden Wörter  flek,  flak,  2  flake,  flokke, 
flekicen  (Grdbdtg. :  schlagen  u.  auch  spalten 

35  etc.)  flikken  etc.  u.  ferner  engl,  clamp 
(schwerfällig  auftreten,  schwer  gehen,  tram- 
pfen  od.  trampeln),  norw.,  schwed.  klampa 
(schwer  u.  lärmend  gehen);  schott.  to  clamp 
up,  clamper   (to  patch,  to  make  or  mend  in 

40  clumsy  manner),  to  clamp,  clamper  (to  make 
a  noise  with  the  shoes  in  Walking),  clamp 
(a  heavy  footstep  or  tread)  zu  unsern  mit 
klunte  (Klumpen  etc.)  verwandten  Wörtern 
klunderii   u.   klunteru   (stolpern,  poltern)  u. 

45  kluutfot  (Klumpfuss),  so  wird  sich  sofort 
eine  Connexität  dafür  mit  nid.,  schwed.  etc. 
klamp  (dickes  Stück,  Klumpen  etc.)  ergeben. 
Hält  man  dazu  nun  aber  wieder  ahd.  chlobo, 
bz.  nh.  Kloben  u.  klobig,   bz.  Klotz  u. 

50  klotzig  etc.  u.  dass  sotoohl  Kloben  als 
Klotz  (cf.  imser  klöt,  klute  u.  klunte)  ein 
gespaltenes  Etwas  od.  ein  Spalt-Ding 
(Kloben,  bz.  ahd.  chlobo  hat  ausser  der 
Bedtg.:  dickes  Stück,  Keule  etc.;  greifender 

55  Haken:  Gebund  od.  Bund,  Bündel,  z.  B. 
Flachs  etc.  auch  die  Bedtg.:  Falle,  bz. 
muscipula,  decipula,  aucipula  u.  gehört  zu 
kWoh&n  [spalten  etc.],  tvie  unser  kMe [Klaue, 
bz.  Hand,  Fuss;  dickes  unförmliches  Stück] 

60  u.   md.    kluve   [Kolben,    Keule]   zu   klufen 


KLAMPEN  234  KLAMPEN 

[klauben]  u.  dies  wieder  zu  klöfen  =  ahd.  nach   klampe,   klampen  etc.,   nebst   klimban 

klioban)    bezeichneten,    so   ist   es  ztceifcUos,  (klimmen)    u.  alle  unter  diesen  angeführten 

duss  die  Wörter:  klamp,  klimp,  klumpe,  bz.  sonstigen  Wörtern    in   irgend  einer    Weise 

isl.  klumbr   in  der  Bedtg.:   Klumpen  od.  mit    unsern   Schallstämmen   klip,    klap   etc. 

Klotz  (s.  unter  kldimpc)  auch  auf  ein  Verb.  5  zusammenhängen,     die    mit    den    Stämmen 

mit  der  Bedtg. :   schlagen,    hauen,    kappen,  krib,  krab,    bz.  krip,   krap   etc.    od.    krimp, 

spalten ,    klaffen    etc.    zurückgehen    können,  kramp  etc.  selbstredend  auch   wieder    nahe 

ebenso  icie  isl.,  an.  klumba  (clava,  bz.  Kolbe,  verwandt  u.  wohl  eines  UrsjJrungs  sind,  wie 

Kolben,  Keule,  Schlägel),    bz.    wie    das   lat.  unter  diesen  iceitcr  zu  vergleichen  ist. 

clava  auf  die  y  kal  =  kar,  idg.  skar  (schla-  10       Was  nun  aber  zunächst   das  ahd.  klim- 

gen,  hauen,  spalten,  kapjjen,  schneiden  etc.).  bau,    klimpban,    klimpfan,    klimpan    (klamb, 

—  Alles  dieses  nun  aber  vorausgeschickt  u.  klamph,  klamp  —  klumbun  etc.)  betrifft,  so 

dazu   noch  die  schon   unter   klampe   ange-  ist   wohl    anzunehmen ,    dass    dessen  älteste 

führten    Formen    mit    den    Stämmen    klap,  Bedtg.  „kleben"  war  u.  dass  sich  hieraus, 

klab,  klub  etc.  —  (cf.  unsere  Wörter  unter  15  bz.  aus  haften  (cf.  klifen  etc.),   sich  heften 

klap,  klep,  Ivlip  etc.,  bz.  an.,  isl.  klipa  [tor-  an  etc.,   ebenso  wie   bei  klifern   die  jetzige 

quere],  klipa  [angustiae;  res  arctae;  particula  Bedtg.  von  klimmen,  sowie  auch  die  von 

rei  mollioris],  klippi  [massa,  Klumpen  eic],  Klammer   u.    klammern,    bz.    unseres 

klippa    [tondere;    secare],    klippur  [forfices],  1  m.  2  klam  etc.,    klampe   u.   klampen    etc. 

klipping    [tousura];    klappa    [scalpere;   tun-  20  entivickelt  hat.     Vergleicht  man  nun  weiter, 

(lere;  palpare]  etc.)  gehalten,  so  glaube  ich,  wie  unser  2  kladde,    bz.    nhd.   Klette   u. 

dass  die  Stämme  klamp,   klimp,  klump   aus  kletten   (u.    davon    tvieder   klettern  = 

älterem  klap,  klip,  klup  (vergleicht  man  un-  klimmen,  bz.  loiser  klautern)  mit  1  kladde 

ser  half,    bz.   7ihd.    halb   [d.   h.   gespalten,  u.  klatte,    bz.   dem   Schallstamm   klad,    klat 

zertheilt,    zerschnitten    etc.]    zu    skr.    kalp  25  (cf.   auch  kladdern,    klattern,    klittern   etc.) 

[spalten,  schneiden],  lat.  carpo  etc.,  bz.  scalpo,  zusammenhängen,  bz.  dass  deren  Bedtg.  auf 

Bculpo   etc.    u.    unser   scliarp  u.   schrap  etc.  „kleben"  zurückgeht,   od.    die  Bedtg.  von 

von  der  y  skarp,  skalp,  skrap  [hauen,  spcd-  Klette  als   haftendes  «.    klebendes 

ten,  schneiden  etc.]   als  Weiterbildung   von  Etioas  ausder  Crrdbdtg.:  Fleck, Schmutz 

skar,  skal  :=  kar,  kal  [schlagen  etc.,  s.  oben]  30  entstand,  so  ist  es  klar,  dass  aus  dem  Schall- 

u.  idg.  [Fick,  I,  S13]  skarbh,   skarp   [rau-  stamtn:  klip   od.   klap   ebenso   wie  aus  flik 

sehen,  tönen,  schreien  etc.]   als  y  von   lat.  od.  flak  u.  klik  od.  klak   ausser  klappen 

crabron  M.  crepare  etc.,  soivie  von  ««.  skrapa  od.  schlag oi    (cf.   flek,   flekken    u.    klak, 

[rauschen,  knarren  etc.],  skra.{  [Rede  etc.],  klakken)  neben  Sj) alt ,  Riss,  Bruch  etc. 

ahd.  harfa  [cf.  harpe],   skr.  calbb,    calbhate  35  (cf.    ahd.    claph    etc.    [Schlag,    Stoss    etc. ; 

[tönen,  prahlen  etc.],  lett.  krepsii  [räus2)ern],  Krach,  K)tall;    abgerissener  Fels],   bz.   un- 

lit.  skreplei  [Auswurf],  griech.  chremptomai  serm  klap,  klappe,  klippo,  klappern,  klippern 

[räuspere  mich]  von  aus  skar,  skra  [tönen,  etc.  zu  klak,  klakken,  klikken  etc.)  auch  die 

rauschen,  schreien,   cf.  schallen,  schel-  Bedtg.:    Fleck    od.    31  aal    (macula    etc.) 

len,  sehr  eien,  schrillen   etc.   m.  auch  40  hervorgehen  konnte  u.  ivahrschcinl.  auch  her- 

unser  kallen  etc.]  weitergebildeten  Stämmen  vorgegangen  ist,  weil  Ja  ein  k\a.p  od.  Schlag, 

u.  dazu  die  obigen  Bedtgn.   von   isl.   klippa  Stoss   etc.   od.  Auf  platz  e  n    auf  Etwas 

u.  klappa,  so  lässt  es  sich  nicht  verkennen,  auch    ein  31  aal   od.    einen    Fleck   (klak, 

dass   auch   skar   [schlagen,   hauen,  spalten,  Klecks  od.  kladde)   macht.     Hatte  sich  nun 

schneiden,  scheeren  etc.]  u.  skar  [tö7ien,rau-  45  aber  aus  klip  od.  klap,  nasalirt  klimp,  klamp, 

sehen    etc.],    soicie    skar    [reiben,    kratzen,  ebenso   wie   aus  klak,  klank  od.   klik,  klink 

scharren  etc.]  von  Hause  aus  mit  einander  (cf.  auch  2  klinke  u.  2  klinken  [nieten,  be- 

ident.  sind   u.  dass  beim   Vergleich  MH.srres  festigen,   festnageln    etc.]    u.    dass    klampe 

klakken,   bz.  des   dazu   bereits  Angeführten  auch   die   Bedtg.    unseres    2  klinke   hat   u. 

u.  Gesagten   auch   die   alten  germ.  Stämme  50  dass  klampen   auch  mit  unserm  klinken  be- 

klip,  klap  u.  klimp,  klamp  wahrscheinl.  mit  griff'lich    sehr    nahe   zusammenfällt)    aus.ser 

lat.  crepo  u.  carpo  etc.   auf  einen  aus  skar  Schlag,  Stoss  etc.  auch  die  Bedtg.:    Fleck 

erweiterten   idg.    Stamm   skarp    od.    skarbh,  u.  Schmutz  etc.    u.    so    auch   wieder    die 

skalp,    umgesetzt   skrap,   sklap  etc.    zurück-  vo)i :  klebendes  u.   haftendes  Etwas 

gehen,  obschon  es  selbstredend  auch  möglich  55  etc.  entwickelt  (man  kann  übrigens  auch  an- 

iM,   dass   die  Stämme  klap,   klamp  etc.  aus  nehmen,    dass    die   Bedtg. :    Schlag,    Stoss, 

einem  aus  idg.  gar   [tönen  etc.]   erweiterten  Prall,  Prell,  Anstoss  etc.  in  die  von :  Druck 

Stamm  garp  od.  garbh,  galbh  etc.,  umgesetzt  u.  Drang  etc.,  bz.  Kneifen  etc.    [cf.  kni- 

grabli,  gla])h  [s.  dieserhalb  auch  unter  klak-  pen]  überging),    so    ist   es   klar,    dass   sich 

ken]  entstanden) — nasalirt  sind  u.  dass  dem-  60  hieraus  für   klimban,  klimpfan   ebenso  wie 


I 


KLAMPEN  235  KLANDER 

für  hl  eitern  aus  Jcletten  (u.  dieses  aus  stelle,  die  auch  für  den  Stamm  krak  von 
Klette  =  unserm  2  kladde,  hz.  1  kladde)  kruken  pas^it.  Wegen  des  Themas  krap 
auch  die  Bedtg.  unseres  neuen  klimmen  so-  kramp  (für  kram,  krimpen  etc.)  s.  unter 
wohl,  als  die  von  1  u.  2  klam  «.  klampe,  klap  am  Schlüsse,  hs.  bei  Fick  (II,  347) 
klampen  ergehen  konnte.     Vergl.  dicserhalb     5  unter  garb,  gramb. 

auch  nhd.    (Grimm,  Wb.)    Klap  er    od.  klainp-hanei',  roher  ungeschickter  Arbeiter 

Kl  am  per  (Kralle,  Klaue)  zu  dem  gleich-  od.  Handwerker,  stümyerhafter  Zimmermann, 
bedeutenden  Klate,  Klatte  u.  Klater,  Pfuscher  etc.;  —  he  is  'n  regten  klamp- 
Klatter,  tvas  doch  (cf.  auch  klautorn  ?f.  liauer  (od.  rüghauer),  de  't  all'  ferdarfd, 
nd.  klätern,  klattern,  tiutcr  klatern)  entweder  10  wat  hc  iinder  de  banden  krigt.  —  Es  he- 
dasselbe  Wort  ist  wie  Klette  (cf.  2  kladde),  zeichnet  wohl  einen  Klumpen-,  Kloben- 
cd.  tvie  unser  klatte.  od.  Klotz- Hauer   u.   hängt  dieses   klamp 

Für  einen  Zusammenhang  der  Stämme  sicherlich  mit 'kXü.m])^  in  der  Bedtg.:  Klum- 
klamp,  klimp,  klump  etc.  mit  klap,  klip,  pen  etc.  (s.  unter  klampe)  zusammen. 
klup  (d.  h.  als  urspr.  Schallstamm)  etc.  15  klamüsern,  kalmiisern,  kalmäusern,  in 
sprechen  ausser  den  obigen  Belegen  auch  der  Stille  sinnen,  od.  ruhig  sinnen  u.  den- 
noch: nhd.  etc.  (cf.  Grimm,  Wb.  V,  ken,  bz.  grübeln,  brüten,  hecken,  mühsam 
1142  etc.)  klempen  u.  klempeln,  klempern,  studiren,  stöbern  etc.;  —  he  sitt  to  klamü- 
klampern,  klimpern  (einmal  od.  wiederholt  sern  (grübeln  etc.) ;  —  he  schal  't  wol  üt- 
einen  Schlag  od.  Stoss  etc.  [klap,  klip,  20  klamüsern,  wo  't  egendlik  hands  is;  —  he 
klimp  etc.]  od.  Schall,  Klang  etc.  [so-  klamüserd  alle  olde  büken  dör ;  —  he  wet 
üus,  fragor,  crepitus  etc.]  machen),  klcm-  't  all'  iittoklamüsern ;  —  wat  best  du  dar 
per  (Klapper) ,  klempner ,  klämpner ,  od.  nu  wer  för  bliksems  kram  ütklamüserd  (aus- 
klemperer,  klampferer,  klamperer  u.  klippe-  geheckt  etc.)?  —  Nd.  kal-,  kla-müsen,  kal- 
rer,  klimperer  (Blechschläger),  klampfe  (Zi-  25  müsern.  Es  hängt  loohl  jedenfalls  entweder 
ther,  cf.  Grimm,  Wb.  V,  Spalte  944  u.  mit  kalm  od.  mit  goth.  qal  (Buhe  etc.;  s. 
dazu  klippen  daselbst)  etc.,  schived.  klämta,  unter  kalm  u.  kwälen)  zusammen  u.  kann 
aschtved.  klämpta  u.  (dialect.)  kläppta,  kläppa  sehr  gut  aus  kal  u.  müsern  (dem  Iterat.  von 
(langsam  mit  dem  Klöppel  an  den  Band  müsen,  mausen,  bz.  wie  die  Katzen  still 
der  Glocke  schlagen,  bz.  b eiern)  etc.,  wozu  30  sitzen  u.  lauern)  entstanden  sein, 
wegen  der  Entstehung  der  Bedtg.  klettern  1.  klander,   Schallivort  (cf.  klats  etc.)  u. 

od.  klimmen  aus  dem  Schallstamm  klap  connex  mit  dem  Schallstamm  klad  von 
od.  klip    noch  zu  erwähnen  ist,   dass  auch        kladde  etc. 

vom    Stamm   kling   od.   klang   ein    schwed.  2.  klander,   klanner,    Appretur,   bz.    die 

klänga  u.  nhd.  klingen  (cf  Grimm,  ^Vb.  35  Glätte  u.  der  Glanz,  welcher  dem  Zeug  u. 
V,  1168)  mit  der  Bedtg.  „klettern"  ent-  der  Wäsche  mittelst  Glanz-Stärke  u.  Bollen 
stand  u.  ein  mhd.  klimpfen  (Schlag,  Stoss  (Mangeln,  Ziehen  durch  Walzen,  od.  Wal- 
od.  Druck  etc.,  Sturz  machen,  od.  durch  zendruck)  beigebracht  wird,  nebst  der  durch 
Stoss  u.  Druck  etc.  zusammendrücken,  zu-  die  Stärke  verursachten  Steifigkeit.  Daher 
sammenziehen  etc.)  loieder  unserm  klinken  40  überhaupt  auch :  a)  Glanzstärke ;  —  b)  Stei- 
entspricht,  welches  mit  klinke  zum  Schall-  figkeit,  Festigkeit,  Dichtigkeit,  Haltbarkeit 
stamm  klik-klak  etc.  gehört.  etc.;  —   wen   de  klander  d'r  erst  ütwusken 

Zum  Schlüsse  sei  dazu  noch  erwähnt,  dass  is,  den  word  dat  göd  (Zeug,  bz.  Kattun, 
auch  Fick  (III,  51)  ein  Thema  klap  u.  Leinwand)  slapper  un  weker;  —  du  must 
klamp  für  klap,  klip,  klappen,  klippen,  45  wat  miir  klander  d'r  in  don,  dat  dat  göd 
klampe,  klampen,  klimpe,  klimpern  etc.  auf-  (Zeug,  Wäsche,  insbesondere  die  feine,  cds 
stellt  u.  dieses  einerseits  zu  krap,  kramp  Oberhemde,  Kragen  etc.)  wat  glatter  un 
(zusammenziehen,  cf.  kram  etc.),  anderer-  stifer  word ;  —  dar  sitt  gen  klander  (Festig- 
seits  zu  lit.  globti  (umfassen  etc.),  })reuss.  keit,  Dichtigkeit  etc.)  in,  dat  ritt  glik.  — 
poglabu  (er  umarmte,  umfasste),  bz.  (II,  358)  50  Es  ist  dasselbe  Wort  wie  nhd.  Kalan- 
zu  einem  TJiema  glab  (umfassen  etc.)  ver-  der,  nd.  (Br.  Wb.  etc.)  klander  (Mangel, 
gleicht,  was  selbstredend  mit  (II,  566)  grab  Walze,  grosse  Bolle,  bz.  Glättmaschine  zum 
(greifen,  packen)  ident.  ist  u.  also  mit  der  Glätten  u.  Glanzgeben  der  Kattune  u. 
y  garbh,  grabh  (von  gripen)  ident.  sein  Wäsche),  bz.  nid.  kaiander  (a.  dasselbe;  — 
müsste.  Meiner  Ansicht  nach  passt  für  55  h.  Glanz,  Glätte);  engl,  csilender  etc.  u.  entlehnt 
klip,  klap  etc.  indessen  besser  eine  aus  skar  aus  franz.  calandre  (Glätttoalze  etc.),  wel- 
(sonare)  erweiterte  y  skarbh  od.  skarp  (so-  ches  selbst  aber  wieder  mit  calandrer  (pres- 
nare),  wie  ich  auch  lat.  clangor  etc.  (cf.  sen  u.  glätten  (zivischen  Bollen  u.  Walzen) 
klingen  etc.)  am  liebsten  zu  einer  aus  skar  =  nhd.  kaiander n,  bz.  kalandriren; 
erweiterten  y  skark   od.   skarg,   skrak  etc.  60  nid.  kalanderen ;  nd.  klandern,  glandern  etc. 


KLANDISJE 


236 


KLAP 


aus  (hm  ffriech.  ki'iliudros  (Walze,  Bolle) 
entstand. 

klandisje,  Kundschaft,  namentlich  im 
Ladengeschäft ;  —  he  hüril  to  min  klandisje ; 

—  dar  is  f51  kLmdisje  an  liiis;  —  Nid. 
kalandizie,  khuulizie;  mnld.,  mjlüm.  kallau- 
dyse,  aus  franz.  chalandise  von  chaland 
(Kunde);  s.  kalant. 

klang,  klank,  Klang,  Hall,  Schall,  hal- 
lender, schallender  Ton  etc. ;  —  de  sang 
(der  Gesang,  bz.  das  Lied,  od.  die  Melodie 
des  Liedes  etc.)  hed  geu  goden  klang ;  — 
man  kan  de  klanj;  fan  de  klok  hast  net 
hören ;  —  de  klang  is  nog  not  fan  de  klok 
of  (man  hört  noch  den  Klang  der  Glocke 
durch  die  Luft  schivirren).  —  Compos.:  an- 
klang, naklang  etc.  —  Kinderlied :  kling- 
klang-klubke!  gif  mi  wat  in  't  hüske.  — 
Ahd.  chlaucli ;  mhd.  klanc  (Klang,  Ton, 
Bauschen,  Biesein,  Plätschern;  Melodie). — 
Weiteres  s.  unter  klingen,  von  dessen  Fräter. 
klang,  klank  dieses  Subst.  entstand. 

klant,  N".  kalant. 

1.  klap,  a)  der  helle,  harte,  laut  Idingende 
(aber  kurz-  u.  nicht  nachhallende  etc.)  Schall 
od.  das  Geräusch  etc.,  welches  dadurch  ott- 
steht, wenn  zwei  Gegenstände  rasch  zu  einan- 
der hinbewegt  werden,  od.  zusammen  u.  an- 
einander schlagen  od.  stossen,  od.  ein  Etwas 
auf  ein  anderes  Etwas  plötzlich  u.  rasch 
aufschlägt,  od.  hart  aufstösst,  niederfällt, 
auftritt  etc.,  od.  auch  der  kurze  «.  harte 
Ton  u.  Schall,  der  dadurch  entsteht,  %venn 
durch  die  rasche  Bcwegu)tg  von  Etwas  in 
die  Luft  od.  den  Baum  hinaus  ein  leerer 
Baum  (ein  Spalt  in  der  Luft)  hervorgebracht 
wird  u.  dann  die  Luftwellen  plötzlich  ivie- 
der  zusammenschlagen,  wie  dies  durch  klap- 
pen =  nhd.  klatschen ,  bz.  unserm  bal- 
lern (dem  Klatschen  mit  der  Peitsche)  aus- 
gedrückt wird,  wo  denn  klap  or/.  Klatsch, 
bz.  der  Knall  od.  das  Geräusch  etc.  ja  auch 
nur  dadurch  entsteht,  dass  die  getrotntcn 
Luftschichten  rasch  zusammenschlagen,  wie 
dies  auch  beim  Knall  eines  Schusses  oder 
dem  Abfeuern  des  Gewehrs  (cf.  Grimm, 
Wb.  V,  957  unter  1  m.  2  kla])p  u.  dazu 
klaff,  klapf)  etc.  der  Fall  ist ;  —  klap !  bä  't, 
dar  lag  't ;  —  't  geid  altul  fan  klip-klap, 
wen  se  mit  hör  trippen  (Jlolzjiantoffeln)  dör 
't  hü8  löpd ;  —  klip-klap-kUmder,  fald  fan 
d'  bou  herunder;  —  b)  Schlag,  Klapps  etc.; 

—  he  gaf  hum  'n  klap  an  d'  oren,  bz.  för 
de  nars  etc. ;  —  he  hed  dar  'n  dügtigen 
klap  kragen  (einen  schweren  Schlag  bekom- 
men, bz.  einoi  harten  Verlust  od.  eine 
Schlappe  im  (reschäft  erlitten),  war  hnm  de 
rügge  fan  sör  deid.  —  cf.  achtorklap,  sowie 
klappe,  klappen  etc.  —  Nd.,  nid.,  mnld.  klap 
(sonus,  crepitus;  garrnlitas,   fabnla) ;   mflüm. 


klap  u.  (in  Zusammensetzungen  loie  auch 
nid.)  klab ;  nd,  klap;  mnd.,  and.,  as.  clap, 
in  clapunga  (Stridor,  cf.  Essener  Glossen 
von  Crecelius);  ags.  clap  od.  clapp  (in 
5  clappjan,  wie  afries.  klap  in  klappa  etc.,  cf. 
klappen);  acngl.  clap;  schott.  clap;  engl. 
clap;  an.  klap  (in  klappa);  schwed.  klapp; 
dän.  klap;  ahd.  claph,  chlaph;  mhd.  klaph, 
klapf,  klaff  (Schlag,  Stoss,  Prall  etc. ;  lautes 
10  Geräusch  od.  Gespräch,  Geschwätz ;  Krach, 
Knall ;  Klaff,  Biss,  5}ja7<.-  abgerissener  Fels). 

—  Compos. :  ahd.  anaclaph  (impetus).  — 
klap,  bz.  klip  (ablautend  klup,  klop,  klep; 
nasal,    klarap,   klimp  etc.)    ist   ein    iceitver- 

15  zweigter  (cf.  Grimm,  Wb.  V,  953  etc.) 
u.  reichentwickeltcr  Schallstamm,  der  nach 
seinem  Vorkommen  auch  in  den  lit.-slav.  u. 
keltischen  Sprachen  u.  nach  seinen  wech- 
selnden Auslauten:   b,  bh,  f,  pf,  ph,  p  (cf. 

20  die  Stämme  klab,  klaf  od.  klaft",  klapf,  klaph, 
klapp  u.  die  davon  xoeitergebildeten  Wörter 
in  Grimm' s  Wb.,  sowie  daselbst  auch  die 
Ablautformen:  klip,  klop,  klup,  bz.  klopf, 
klupf    etc.)     ioahrscheinl.     aus    einer    idg. 

25  Grdform  skarbh  od.  (mit  „1"/'"'  „r")skalbh, 
umgesetzt  skrabh  etc.  u.  sklabh  etc.,  aphär. 
krabh,  klabh  etc.  oitstand,  aus  ivelchen  ver- 
schiedenen alten  Formen  denn  auch  selbstre- 
dend wieder  germ.  Stämme  ivie:  schrab  (rect. 

30  shrab,  tvie  auch  unser  scharp  J«  richtiger  sharp 
lautet  u.  geschrieben  werden  müsste,  wie 
dies  im  Engl,  auch  geschieht),  schrap,  schraf 

—  od.  sklab  etc.,  schlab  etc.  (bz.  shlab), 
slab  (cf.  slafe  =  sklave,  —  sliten  =  sclizan, 

35  —  slageu  =  sclagan  etc.  u.  auch  Ililde- 
brand  im  Grimm' sehen  Wb.  unter  kla- 
tzen),  bz.  hrab  etc.,  hlab  etc.,  aphär,  rab 
etc.,  lab  etc.  neben  klab,  klap,  klamb  (ab- 
lautend klil),  klip,  klif,  klimb  etc.    u.   klub, 

40  klup,  klumb  etc.)  u.  krab,  kraj),  kramb  etc, 
(ablautend  krib,  krip,  krimb  etc.  u.  krub, 
krup,  krumb  etc.)  hervorgehen  konnten. 

.  Was    nun   aber   die   oben   erwähnte  für 
klap,  klanip  etc.  angesetzte  Stammform  skarp 

45  od.  idg.  skarbh  (cf.  Fick  I,  242  u.  II, 
269  etc.)  betrifft,  so  ist  darüber  schon  unter 
klampcn  verhandelt  und  bemerkt,  dass  sie 
eine  Weiterbildung  von  skar  (sonare,  crepi- 
tare  etc.,  cf.  die  mit  schar,  schra,  schri  etc., 

50  bz.  schal,  schil  etc.,  bz.  sla,  sli  etc.  anlau- 
tenden Wörter)  ist,  die  selbstredend  auch 
primitiv  unseren  Stämmen  klad,  klag,  klak, 
klat,  bz.  klik,  klit  od.  kluk,  klut,  nasal. 
klank,  klink  etc.  etc.   zu  Grunde   liegt,    od. 

55  liegen  kann,  da  es  auch  Ja  möglich  ist,  dass 
manche  dieser  Stämme  aus  der  y  gar  (s. 
am  Schlüsse)  od.  auch  ghar  (sonare  etc.) 
hervorgegangen  sind.  Vergleicht  man  aber 
bei  Popp  (Gloss.,  pag.  70)  die  Zusammen- 

GO  Stellung,   od.   den   Vergleich   von  karb  (ire) 


I 


KLAP                             237  KLAPPE  KLAP 

mit  kharb,  garb,  gharb,   charb   u.    car   od.  nannt.   —   Nid.  klepel ;  mnd.  kleppel.    Zu 

char,  so  kömmt  man  leicht  auf  den  Gcdan-  klapen  etc.,  bz.  kleppen. 

Tcen,  dass  deren  Anlaute  auch  atis  dem  hür-  klapen,  kliipen,  klepen,  schlagen,  klopfen, 

teren  u.  urspriXnglieheren   skar  (schar,  sgar  dreschen  etc.  —  Es  wird  hauptsächlich  vom 

etc.)  hervorgingen  u.  dass  die  Bedtg. ;    i  r  e,     5  vorläufigen  Klopfen  u.  Dreschen,   bz.   Aus- 

od.  gehen  u.   sich  entfernen,   od.  sieh  klopfen  des  Getreides  gebraucht,   um  rasch 

trennen    (von  Einem   od.  von  wo)   auch  Saat-Korn  Zugewinnen,  ist  jedoch  eins  mit 

aus  den  älteren  von:   reissen,    spalten,    bz.  kleppen. 

aus  crepitare,   clamare,  sonare)    erwuchsen,  klap-liingst,  ein  unvollkommen  castrirter 

bz.  dass  diesen  Stämmen  zunächst  die  Bedtg. :  10  Hengst,  dessen  eine  Hode,  weit  in  der  Bauch- 

sonus,  crepitus  etc.  zu  Grunde  lag  u.   sich  höhle  liegend,  nicht  hat  weggeschnitten  wer- 

hieraus  ebenso  toie  in  klak  u.  ahd.  klakjan  den  können.  —  Nid.  klap-,  klophengst  (das- 

(s.  unter  klakken)  die  Bedtg. :  sich  trennen  selbe  u.  auch  ein  Hengst,  dem  mittelst  eines 

u.  entfernen,  od.  gehen  wo  weg  u.  vorwärts  hölzernen  Schlägels   die  Hoden   zerquetscht 

gehen,  Baum  u.  Platz  machen  (ich  gehe  u.  \b  sind);   nd.  (Schambach)  klophengst   (ein 

mache  Platz  etc.)  entwickelt  hat.  Hengst  mit   nur   einem   Testikel,    ein   zum 

Zum   Schlüsse    sei   noch   erwähnt,    dass  Zeugen  unfähig  gemachter  Hengst).    —   Im 

Fick   (III,   51)    den  Stamm   klap,    klamp  mnld.   hat    kloppen    auch    die   Bedtg.    „ca- 

nieht  als  Schallstamm  auffasst,  sondern  ihn  strare"  u.  da  nun  das  Zerschlagen  od.  Zer- 

mit^vdi^,'k.vd.xa^  (zusammenziehen,  cf.'kvd^cht,  20  quetschen    der    Hoden    mittelst    klapsen 

krabbe,  krap,  kram,   krempe,   krimpen   etc.)  od.  klopfen  nicht  immer   vollkommen  ge- 

u.  weiter  mit  slav.-germ.  (II,  347)  garb,  gramb  lang,   so   erhielt    dadurch   die  Bezeichnung 

vergleicht.      Da   indessen   der    Schallstamm  klap-,  od.  klop-hengst  die  obige  Bedtg. 

klap  od.  klab,  klaph  etc.  (s.  oben)  auch  in  klap-hod,    Klapphut,  d.  i.    ein  Hut  zum 

den  lit.-kelt.  Sprachen   belegt   ist  (cf.   auch  25  Zusammenklappen,  bz.  der  zusammengeklappt 

kymr.  clamp,   clap,   aslav.  klabo  etc.,    unter  werden  kann. 

klampe),  so  dürfte  die  Ableitung  des  Stam-  klap-holt,  gespaltenes  eichenes  od.  buche- 
mes  klap,  klamp,  bz.  eines  vielleicht  urspr.  nes  Daubenholz,  was  namentlich  zur  An- 
bestandenen germ.  Verb,  klipan,  klap,  klu-  fertigung  der  Butter-Fässer  gebraucht  wird. 
pun,  bz.  kllmpan,  klamp  etc.  von  der  von  30  —  Nid.  klaphout  (Dauben-,  Fass-,  od.  Stab- 
mir  dafür  aufgestellten  idg.  Stammform  holz);  mnld.  klaphout  (tabulae  querneae  mi- 
skarp,  od.  skarbh  doch  wohl  vorzuziehen  uores) ;  mfläm.  klaphout  (bois  a  tonneliers 
sein,  wobei  es  jedoch  nicht  ausgeschlossen  pour  faire  les  douves) ;  nd.  klapholt  (kleinere 
ist,  dass  die  germ.  Stammform  krap,  kramp,  Stücke  gespaltenen  Eichenholzes  für  die 
od.  krab,  kramb,  —  kraph,  kramph  a;// eüie  35  Tonnenmacher,  Fassdaubenholz;  im  Plur. 
igd.  Stammform  garb,  grab,  od.  garbh,  grabh  versteht  man  unter  klapholter  die  aus  dem 
(fassen,  greifen,  umfassen,  einschliessen  etc.  Groben  gehaltenen  od.  geschnittenen  hölzer- 
u.  so  auch  zusammenfassen  od.  umschlies-  nen  Absätze,  loelche  die  Schuster  gebrau- 
sen,  einengen,  zwängen,  od.  umarmen,  zu-  chen) ;  mnd.  klapholt  (eichene  od.  buchene 
sammendrücken  u.  ziehen  etc.)  zurückgeht,  40  Planken  von  5 — 9  Zoll  Stärke  u.  mindestens 
während  andererseits  unser  Schallstamm  klap,  5  Fuss  Länge,  Abfall  des  Wagenschotts), 
sofern  er  nur  germ.  vorkäme,  dann  besser  —  klap  bezeichnet  hier  wohl  Biss,  Spalt 
nicht  mit  krap,  kramp,  bz.  slav.  garb,  gramb  (s.  unter  klap)  u.  ist  demnach  klap-holt  so- 
(zusammenziehen)  zu  vergleichen,  sondern  viel  als  Si)  alt  holz  u.  ist  es  demnach  syn. 
hesser  mit  unserm  galp,  galpen  zu  dem  aus  45  mit  klöf-holt. 

gar  (sonare  etc.)  erweiterten  Stamm  zu  stel-  klap-katte,  Klatsch-Katze,  falsche  Person 

len  wäre,   wozu  Fick   (I,  73)   ausser  skr.  die  Alles   verräth   u.   ausplaudert,   was  sie 

jalp  (murren,  reden)  auch  an.  klifa  (singen,  hört  u.   was  ihr   anvertraut   wird,    od.  die 

schallen),   u.  auch  ahd.  kliff-klaff  u.  kläffen  sich  überhaupt  mit  Klatschereien  u.  Ange- 

(bellen  etc.)  stellt.                                              50  bereicn  befasst.     cf.  flarkatte. 

2.  klap,  s.  klappe.  klap-mütse,   eine  mit  aufstehenden,  dicht 

klap-briigge ,    Ziehbrücke,     bz.    Brücke  anliegenden  Klappen  versehene  Mütze,  deren 

welche  mit  einer  Klappe  zum  Aufziehen  od.  Klappen  man   bei   kaltem  Wetter  über  die 

Oeffnen  versehen  ist,  od.  welche  zu-  u.  auf-  Ohren  klappt. 

geschlagen  (zu-  u.  aufgeklappt)  werden  kann,  55  klappe,  klap,  Klappe,  d.  i.  ein  Klapp- 
behufs des  Durchlasses  der  Schiffe.  od.  Schlag-Ding,  bz.  ein  Etwas  was  auf-  u. 

kläpel,  klepel,  Klöpfel,  Klöppel,  Klepfel,  niederklappt  od.  auf-  u.  zuklappt,   bz.  auf- 

Kleppel,  bz.  der  Schlägel  od.  Klopfer  (plec-  m.    über   ein   anderes    Etwas   geklappt    od. 

trum)  in  der  Glocke,   auch  knäpel   (cf.  die-  geschlagen   und   womit    also    auch    Etwas 

ses  u.  s.  wegen  Klöpfel  unter  klopper)  ge-  60  bedeckt,  geschlossen  u.  dicht  gemacht  wer- 


KLAPPEN  238  KLAPPEN 

den  kann ;  daher :  Deckel,  Verschluss,  Lade,  derddiisend  stükken  Sprung ;  —  he  klapde 
Falle  etc. ;  —  du  niust  de  klap  fau  de  bun  to  't  an  de  wand  fast ;  —  he  klapd  't  bök  to  ; 
maken;  —  Jung'!  mäk  diu  klap  (Hosen-  —  dat  klapd  na  buten;  —  dat  kau  up-  uu 
klappe)  to ;  —  ik  hebb'  drti  Urnings  (Spcr-  dal-,  bz.  heu-  uu  wer  klappen ;  —  dat  wil 
linyc)  in  de  klap  fangen.  —  Compos. :  bOu-,  5  uet  regt  klappen  (stimmen  od.  passen,  schlies- 
büksen-,  fenster-,  flogen-,  ögen-,  uren-,  müt-  sen  etc.) ;  —  de  budel  klapd  net  (die  Sache 
sen-,  dufen-,  liiuiugs-klappe  etc.  —  Nd.  stimmt  nicht,  ist  nicht  richtig  etc.)  —  to 'n 
klappe  (/.  nid.  klap,  klep  (dasselbe);  mnld.  klappen  kamen  (zum  Schlagen,  bz.  zur 
klappe,  kleppe,  klippe  (crepitaculum,  crota-  Schlacht  u.  zur  Entscheidung  kommen);  — 
lum)  u.  kleppe  (flagellum,  cf.  unser  klappen  10  as  to  'n  klappen  kamen  schul,  do  harr'  d'r 
etc.  u.  klappe  [Peitsche]  bei  Stiel  er,  so-  'u  ül'  säten;  —  man  mut  net  üt  de  schole 
wie  nd.  klap  [die  Schmitze  der  Peitsche]  klappen  (klatschen  od.  schwatzen) ;  —  he 
bei  Schambach),  kleppe,  klippe;  nid.  klapd  (schwatzt)  \  all'  üt;  —  he  klapd  't 
klip  (decipula)  etc. ;  s.  Weiteres  unter  kleppe,  all  na  (er  erzählt  alles  nach,  plappert  alles 
klippe  etc.  —  Die  nd.  Form  klappe,  kleppe  15  aus,  verräth  alles,  macht  alles  ruchbar  etc.) ; 
etc.  ist  auch  ins  Hochd.  (cf.  Grimm,  Wb.  — )i(^  \da,])il  wn'i  m\  (er  klagt  od.  schwärzt  uns 
V,  958  etc.)  eingedrungen,  ist  aber  ident.  an,  er  verräth  uns  etc.);  —  he  ferklapd 
mit  nhd.  klafte  (Spalt,  Kerbe;  klappsender  dat,  bz.  uns  (er  verräth  das,  bz.  uns)  etc.; 
od.  lauter  Schlag  etc.,  cf.  mnld.  kleppe  [rupes,  —  he  klapde  hum  dat  to  (er  schlug  ihm 
spelunca  etc.]  bei  KU.),  klaffe,  kleffe  (Ge-  20  das  zu,  gab  ihm  den  Zuschlag  durch  einen 
schnatter,  Geschwätz  =  nid.  klap ;  Klapper  Klajjps  in  die  Hand,  tvodurch  der  Kauf 
=  obigem  mnld.  kleppe  etc.) ;  kiapie  (Kla})-  besiegelt  loard).  —  Daher  Volkslied:  klap 
per);  Schweiz,  kläpfe,  klepfe  (kupferne  in  de  band,  —  ferköp  diu  laud,  —  ferküp 
Schelle;  Peitsche;  Schwätzerin),  ivährend  dm  ku,  —  dat  kalf  d'r  to;  —  de  kö  'n 
klaff  (Spalt  etc.)  u.  klapf  (Fels  etc.)  mit  ahd.  25  daler,  —  dat  kalf  'n  ort,  —  de  kop  geiil 
claph  etc.  (s.  unter  1  k\a,p)  ident.  sind.  Zu  fort  (fort).  —  Nd.,  mnd.  klappen,  klaffen; 
bemerken  ist  übrigens,  dass  ein  auslautendes  nid.,  mnld.,  mfläm.  klappen;  afries.  klappa; 
„f"  (cf.  klappen,  klippe  etc.)  auch  im  nd.,  wfries.  klapjeu ;  nfries.  klappe;  a^s.  clapj an 
bz.  ngerm.  erscheint,  loie  desgl.  auch  ein  o(/.  clappjan ;  aengl.  (St ratman  n)  clAppin; 
.,b"  ;  s.  unter  klap.  30  engl,  schott.  clap ;    an.,    isl,  norw.,  schwed. 

klappen  ('rt^/rt«ienrf  kleppen,  klippen, klop-  klappa;  da«,  klappe;  ahd.  claphön,  claföa, 
pen),  klappen,  klapf en,  klatschen,  schlagen  claffOn ;  mhd.  klaffen  (ein  lautes  Geräusch 
etc.,  d.  h.  das  thun  od.  machen,  erzeugen,  machen,  crepitare,  klappen,  klappern,  klat- 
bewirken  etc.,  icas  der  Stainm  klap  od.  sehen,  krachen;  schwatzen,  afterreden,  aus- 
klaph,  klapf,  klaf  besagt,  ivobei  indessen  zu  35  schwatzen,  hinterbringen;  schlagen,  sto.^.'ien; 
bemerken  ist,  dass  dieses  Verb,  bei  uns  u.  bersten,  reissen,  sich  spalten,  auseinander 
auch  sonst  nicht  überall  sämmtliche  Bedtgn.  gehen,  sich  öffnen  od.  auf  thun,  gähnen, 
erhalten  hat,  die  sich  schon  frühe  in  dem  klaffen,  offen  stehen  etc.).  —  Von  kl  äff  en, 
obigen  Statnm  entwickelt  hatten,  während  bz.  der  3.  Person  praes.  (er  od.  es)  klafft, 
dagegen  sonst  ivicder  andere  Bedtgn.  in  40  od.  dessen  Präter.  (er  od.  es)  klaffte  (spal- 
demselben  auftauchen,  die  entweder  schon  tete  sich,  ging  off'en,  öffnete  sich,  that  sich 
früher  im  Stamin  klap  zu  Tage  getreten  auf,  ging  auseinander  «.  spannte  od.  dehnte 
waren  od.  sich  sonstwie  aus  demselben  u.  sich  aus,  machte  Oeffnung  u.  Raum  [Spalt, 
in  seinen  Ablautstämmen  klip,  klup,  klep,  Kluft,  Höhle  etc]  in  der  sich  etwas  verber- 
Mop  entfalteten.  —  Vergl.  dieserhalh  zu  45  gen  u,  einschliessen  konnte,  bz.  wo  zioischen 
klap,  bz.  ahd.  claph  in  seiner  Bedtg. :  Krach,  zioei  Aussemoänden  etwas  eingeschlossen  od. 
Knall,  lautes  Geräusch  od,  Gespräch,  Ge-  toie  in  einer  Klappe  gefangen  wurde 
schwätz  od.  Klatsch;  Schlag,  Stoss,  Prall;  [klappen  involüirt  schon  den  Begriff  des 
Riss,  Borste,  Spalt  etc.  zunächst  unser  klap-  Zusammenschlagens,  toeil  eben  ein  klap  od. 
pen  im  Folgenden  als:  he  sleid  in  de  hau-  50  das  Geräusch,  was  wir  mit  klappen  bezeich- 
deu  (od.  de  hageis  slän  up  't  dak  —  de  rä-  nen,  nur  durch  das  Zusammenschlagen  u. 
gen  sleid  tegen  't  fenster  etc.),  dat  't  so  klapd  ;  Auf  einander  platzen  von  zweien  Etwas  ent- 
—  olde  forlüdc  hiU-eu  nog  gern  dat  klappen  stehen  kann]  u.  also  auch  eine  Einschlies- 
(od.  knallorn,  ballern  etc.)  fau  (od.  mit)  de  sung  u.  Umarmung  od.  Umklafterung  er- 
swiipe ;  —  he  klapde  hum  up  de  kop  (od.  55  litt)  ist  das  ahd.  (die  Bildung  des  Statnmcs 
up  de  fingers  —  in  de  band  etc.),  dat  hum  klaf t  ist  dieselbe  ivie  in  Kluft  u.  Kraft, 
hören  un  sen  fergung  (od.  dat  't  hum  pil-  bz.  wie  in  mhd.  klaft  [Geschwätz,  Geräusch] 
perde);  —  he  klapde  hum  tegen  de  wand  aus  ahd.  cldafföd  =  .:;.  Person  j)raes.  von 
an,  dat  't  so  kwakde;  —  he  klapde  de  ganse  chlaffön  in  der  Bedtg.  sonus  machen)  claf- 
budel  so  tegen  de  wand  an,   dat  't  in    hun-  GO  tara,  clafdra;  amhd.  claftere;   mhd.   klafter 


KLAPPER 


239 


KLAR 


(es  bezeichnet  ein  Etwas  was,  od.  einen  Zu- 
stand wo  Etwas  klafft  u.  demnach  über- 
haupt eine  gewisse  Klaffwng  od.  Auseinan- 
dertreten u.  Oeffnen  etc.  von  Etwas,  bz.  die 
Spannweite  u.  so  auch  das  Mass  u.  den 
Baum  der  Jdaftenden  od.  der  geöffneten 
u.  ausgebreiteten  Arme  u.  zugleich  des  Bau- 
mes den  diese  timschliessen  od.  abspannen 
konnten  [bz.  des  Baum-Inhaltes  u.  des 
Masses  von  6  FussJ)  u.  das  Verb,  k  l  af- 
tern  in  seiner  Bedtg.:  sich  öffnen  od.  aus- 
einander thun  u.  machen,  ausspannen  (es 
klafft  od.  klaftert  8  Fuss,  —  er  umklaftert  od. 
umspannt  es  etc.)  etc.  entstanden,  wie  ja  in 
k  l  äff  e  n  od.  spalt  e  n  von  selbst  die  Bedtg. : 
auseinandergehen,  sich  ausbreiten  od.  aus- 
dehnen (se  expandere)  u.  also  auch  die  von: 
spannen  etc.  liegt,  wobei  ich  dieserhalb 
auf  skr.  pliull  (se  expaudere,  florescere)  aus 
phuUa,  dem  Partie,  perf.  pass.  von  phal 
(findi,  dirumpi,  dissilire)  u.  das  zu  ahd. 
claphön,  mhd.  klaffen  gleichfalls  gehörende 
klaft  (Klunse,  Sprung,  Biss,  Spalt  od.  Aus- 
weitung etc.)  verweise,  sowie  loeitcr  auf  (L. 
Ettmüller,  391)  das  ags.  (von  clappet  = 
klappt  od.  klafft  weitergebildete)  clappetan 
(palpitare)  u.  clappetung  (pulsus).  Weiter 
vergl.  auch  in  Grimm  (Wb.)  Klaff  er 
neben  Klaff,  Klafter  od.  kläper  als 
Benennung  mehrerer  Pflanzen  von  klaf- 
fen od.  klappen  in  der  Bedtg.:  rasseln. 
Möglich  ist  es  indessen  auch,  dass  das  Wort 
Klafter  vom  Stamm  Klaff,  bz.  ahd. 
claf  iti  der  Bedtg.  Spalt  etc.  (cf.  nhd.,  bz. 
oberd.  klapf,  klopf,  klupf,  Fels,  rupes  etc., 
wie  ahd.  claph,  s.  unter  klap  u.  klippe)  mit- 
telst des  Suffixes  tara,  tar,  ter  (cf.  halter, 
bz.  ahd.  halftara)  weitergebildet  ist.  —  cf.  we- 
gen der  Grdbdtg.  von  Klafter  etc.  auch 
fäm,  fämen,  sowie  unter  klippen  sub  c. 

klapper,  Klapper,  bz.  ein  dünnes  flaches 
Holzbrettchen  als  Geräth  zum  Klappen  od. 
Klatschen,  was  zu  diesem  Behuf  wie  die 
Castagnetten  zu  zweien  zwischen  die  Finger 
gesteckt  wird.  —  Mnld.  klapper  u.  klab- 
baard  (crepitaculum,  crotalum),  klapper  u. 
klappaerd  (garrulus,  fabulator,  blatero  etc. 
u.  delator) ;  mhd.  klappe  u.  klepfer. 

klapper-,  klatter-,  kletter-,  klitter-mölen, 
eine  kleine  Mühle  mit  einem  längeren 
Schwanz  von  dünnem  Holz  od.  Metall  (sehr 
oft  wird  dazu  eine  alte  Handsäge  benutzt), 
an  welchen  beim  Drehen  der  Flügel  zwei 
od.  mehrere  an  der  Achse  befestigte,  beweg- 
liche Stücke  Holz  schlagen.  Diese  Mühlen 
werden  häufig  auf  langen  Stangen  in  den 
Gärten  aufgerichtet,  um  Sperlinge,  Staare 
u.  andere  Vögel,  die  den  Früchten  nach- 
stellen, durch  ihr  weithin  schallendes  Ge- 
rassel zu  verscheuchen. 


klappern,    klappern,    knattern,  prasseln 
etc. ;  —   wat   klapperd  dar   an  de  fensters  ? 

—  de  Störken  klappern ;  —  he  klajjperd  (od. 
snatterd)  mit  de  tanden ;   —  de  luken  klap- 

5  pern  all'  hen  un  wer.  —  Nd.  klappern ;  nid. 
klapperen,  klepperen  ;  mnld.  klapperen,  klep- 
peren  (crepitare  etc.)  ic.  klabbaerden  (crotu- 
lura  pulsare) ;  7nJt,d.  klapern,  klappern  (klap- 
pern;  schwatzen)  u.  kleffelu  (klappern). 

10  klapper-tanden,  klappertannen,  mit  den 
Zähnen  klappern;  Zähneklappern;  —  h6 
sitt  för  kolde  to  klappertannen ;  —  he  hed 
't  klappertannen  al  wer  under  de  laden.  — 
Nid.  klepper-,  klipper-tanden. 

15  klaps;  i.  q.  klap —  als  verstärkter  Stamm 
von  klap ;  —  he  gaf  hum  'n  klaps  an  de 
oren. 

klap-schöf  (Klapp' Schaub) ,  ein  eilig  auf- 
geraffter   u.     nur    lose    gebundener    Stroh- 

20  Schaub,  im  Gegensatz  zu  dem  sorgfältig 
aufgenommenen,  reinen  u.  fest  zugebundenen 
Langstroh. 

klär,  klar,  deutlich,  hell,  rein,  durchsich- 
tig, nicht  trübe,   unvermischt,    schier,   keine 

25  trüben  od.  sonstigen  fremden  Bestandtheile 
enthaltend  u.  daher  auch  abgeklärt,  abge- 
lagert od.  ausgegohren,  bz.  gegohren  u.  fer- 
tig zum  Genuss  od.  Gebrauch  u.  so  über- 
haupt auch:  gahr,  fertig,  bereit  etc.    —   de 

30  lücht  is  net  so  klar,  dat  d'r  gen  wulkje  an 
to  sen  is;  —  de  lücht  word  al  klärder  un 
hellerder ;    —   dat  water  is  so  klär  as  win  ; 

—  de  ögen  stän  hör  so  klär,  dat  't  'n  lüst 
is,  um  d'r  in  to  kiken;  —  ik  hebb'  di  't  je 

35  klär  un  düdelk  genug  mäkd  od.  segd ;  — 
he  hed  'u  klaren  kop  (od.  ferstand  etc) ;  — 
dat  is  je  klär  (od.  klärblikelk),  dat  dat  n6t 
geid  ;  —  mäk  hum  dat  äfen  klär,  dat  he  't 
sülfen  sucht,  wo  't  is;  —   dat  ligd  klär  ge- 

40  nug  för  de  ögen ;  —  he  drinkd  niks  as  klär 
(klares,  reines,  schieres  od.  bares  etc.)  wa- 
ter; —  dat  is  de  klare  bare  melk;  —  klare 
jenefer  (klarer,  barer,  unvermischter  Ge- 
never) ;  —  ik  drink  de  jenefer  lefer  klär,  as 

45  mit  bitter  (Bitterextrakt,  bitteren   Tropfen); 

—  schenk  mi  man  lefer  'u  klaren  (sc.  jenefer) 
in ;  —  dat  is  klare  (reiner  etc.  od.  nichts  als 
etc.)  messe;  —  he  ett  dat  klare  (reine,  un- 
beschmierte  etc.)  bröd,   od.   de   klare   botter 

50  etc.  man  so  weg;  —  de  geste  is  klär  (die 
Hefe  ist  ausgegohren  u.  abgelagert  u.  so 
fertig  zum  Verkauf) ;  —  dat  ber,  bz.  de  win 
etc.  is  klär  (fertig,  bereit),  um  ferköfd  un 
drunken  to  worden;  —  de  appels  sunt  klär 

55  (die  Aepfel  sind  fertig  u.  reif,  od.  auch 
fertig   u.   gahr   od.   zum  Essen  zubereitet); 

—  dat  hüs  (od.  de  büksen,  dat  kled  etc.)  is 
klär;  —  he  hed  't  all'  wer  klär  maken 
(fertig  machen)  laten ;  —  he  hed  dat  bedde 

60  för  'n  ander  klär  mäkd  ;  —  ik  sta  klär  um 


KLAR-BLIKELIK 


240 


KLATERN  KLATTERN 


mit  to  gän;  —  he  is  wer  klär  (er  ist  wie- 
der fertig,  hz.  fix,  geheilt,  gesund) ;  —  he 
is  'n  klaren  (fertiger,  fi^rer,  tüchtiger  etc.) 
kerel ;  —  lie  kan  mit  alles  klär  worden ;  — 
he  is  mit  hör  klär  (er  ist  mit  ihr  fertig  n. 
zum  AOschluss  gekommen,  hz.  mit  ihr  ein- 
verstanden, dass  sie  Um  heirathcn  will);  — 
se  sunt  linder  'n  ander  klär;  —  he  is  d'r 
klär  (fertig,  geschickt  etc.)  genug  to ;  —  he 
is  d'r  klär  für  (er  ist  fertig  u.  gerüstet  da- 
für;  od.  auch:  er  ist  fertig  u.  reif  dafür, 
z.  B.  um  ins  Zuchthaus  zu  kommen);  — 
he  schal  't  wol  klär  krigon;  —  he  kan  't 
net  klär  krigen  (a.  er  kann  es  nicht  klar 
bekommen  od.  nicht  begreifen,  keine  Ein- 
sicht davon  bekommen  etc.;  —  h.  er  kann 
es  nicht  fertig  kriegen).  —  Sprichwörtl. 
Keim :  spriik  wat  war  is,  —  drink  wat  klär 
(klar,  hell,  rein  etc.)  is,    —    ett    wat  gär  is. 

—  Vcrgl.  noch  die  Redensart:  klär  is  Kes, 
hz.  klär  is  Kesje  etc.  unter  Kes  u.  Kesjo, 
sowie  klaren  etc.,  kliiikerklär,  klip  un  klär 
etc.  —  Nd.  nid.  klaar;  mnd.  klär  (klar,  hell, 
strahlend,  herrlich,  schön;  rein,  bloss,  pur; 

—  rein,  durchaus,  bloss);  mnld.,  rnjUim. 
klacr  (clarus,  diUicidus,  lucidus,  non  obscurus, 
purus ;  inanis,  vacuus,  hz.  eitel,  leer  etc.) ; 
aengl.  der,  clicr;  engl,  clear;  an.,  isl.  klär; 
noric.  klaar ;  dän.,  schwed.,  klar  (clarus). 
Mit  franz.  clair,  älter  der;  itcd.  chiaro ; 
span.  claro  etc.,  aus  lat.  clarus,  was  ebenso 
wie  tinser  hei  (hallend,  tonend,  laut  etc., 
cf.  1  hei)  auf  eine  }/  kal  (mit  der  Bedtg. 
sonare  etc.  u.  so  auch:  schreien,  rufen  etc., 
cf.  kallon  u.  hallen),  hz.  kar  (cf.  Fick,  I, 
41)  zurückgeht,  indessen  auch  mit  griech. 
skleros  u.  lat.  calcrc  etc.  (cf.  Fick,  1,44) 
auf  eine  idg.  y  skar  (tönen,  lauten,  bz.  ein 
unarticulirtes  Geräusch  machen  etc.,  woraus 
sich  auch  die  Bedtg.:  singen  u.  sengen 
[brennen  etc.],  cf.  sengen)  zurückgehen  kann, 
loeil  sich  aus  crcpitare  od.  knistern  etc. 
sotvohl,  wie  aus  tönen  u.  singen  etc. 
auch  die  Bedtg.:  hrenyien,  sengen,  hz.  dör- 
ren etc.  od. :  hart,  rauh,  heiser  etc.  ent- 
loickeln  konnte. 

klär-blikelik,  klärblikelk,  klar  od.  deut- 
lich sichtlich,  kenntlich,  deutlich  etc.  —  Nid. 
klaarblijkelijk. 

klaren,  a)  klar  machen,  klären  etc. ;  — 
de  lücht  klärd  of  od.  up ;  —  dat  schal  sük 
nog  wol  iiader  upklaren ;  —  de  ögen  fer- 
klaren  Buk  d'r  fan  (die  Augen  verklären 
sich  etc.,  bz.  sie  werden  davon  hell  u.  strah- 
lend etc.);  —  b)  fertig  machen  od.  ivcrden 
etc.;  —  he  kan  od.  schal  't  wol  klaren;  — 
he  kan  göd  mit  hum  klaren  (kann  gut  mit 
ihm  fertig  werden,  bz.  sich  gut  mit  ihm 
verstandigen  etc.)  —  Nid.  klaren;  afries. 
klaria;  wang.  klör. 


klareren,  a)  clariren ;  —  'n  schip  ütkla- 
reren,  ein  Schiff  ausclariren  u.  abfertigen, 
bz.  dessen  Papiere  zur  Abfahrt  fertig  ma- 
chen u.  ins  Beine  bringen,  indem  man  die 
5  Abgaben  dafür  berichtigt;  —  b)  fertig  wer- 
den, sich  verständigen  etc. ;  —  he  kan  göd 
mit  hum  klareren. 

klarigheid,   Schierigkeit,  Richtigkeit  etc.; 

—  ik  mut  nog  äfeu  klarigheid  (od.  schirig- 
10  heid,  rigtigheid)  maken. 

klarre,  s.  2  kladde. 

Kids,  Klaus;  i.  q.  Nikläs.  —  Reim:  Kläs 
klunder,  fald  fan  d'  bön  herunder. 

klat,  s.  klats  u.  klatte. 

15      klater  (formell  ident.  mit  Klatzer,   bz. 

nhd.  Klatscher),   a)  Klapper,  Rassel  (crepi- 

taculum,  crotalum) ;  —  daher:   geklater,  ge- 

klatter,  Gekla}>per,  Gerassel,  Geprassel  etc. ; 

—  b)  Lumpe,  Fetze  etc.;  —  c)  Klunker,  Koth- 
20  klumpen  etc.;  —  de  klaters  slän  hum  na.  — 

cf.  klitter,  kloter  etc.  —  Nid.,  mnld.,  mjläm. 
klatcr  (crotalum,  cre])itacuhim,  sistrum);  nd. 
(Br.  Wh.)  klaterding  (dasselbe)  u.  kläter, 
Flur,   klätern    (Lumpen,    Lappen,    Fetzen, 

25  zerlumpte  Kleider),  sowie  (Schambach) 
kläter  (a.  Fetzen,  Lumpen,  zerrissenes  Klei- 
dungsstück; —  b.  der  angespritzte  Dreck, 
der  Drecksaum ;  —  c.  die  Mistklunkern  a)i 
den  Haaren  der  Schafe  u.  anderer  Thiere, 

30  cf.  daselbst  kläterhämel)  u.  (Danneil)  kläö- 
ter,  klat'r,  kladd'r  (Schmutz-  od.  Mistklun- 
kcr,  bz.  herunterhängender  Klunker  u.  auch 
Schmutzfleck) ;  engl.,  schott.  clatter  (Gerassel, 
Geklapper,    Gelöse   etc. ;    lautes    Geschwätz, 

35  Geplapper,  Geschnatter).  Zum  Schallstamm 
klat,  bz.  klit-klat  etc.,  s.  unter  klatern  etc. 
u.  cf.  klaterig,  klatte  etc. 

klater-büsse,   Klapper-  od.  Basseibüchse. 

—  Auch  nd.,  nid.  etc. 

40      kläter-,  klatter-,   klitter-,   klöter-gold, 

(auch  flitter-,    knittcr-    u.  knaster-gold   ge- 

nanid) ,    Rauschgold.    —    Nid.    klatcrgoud; 

mnld.  Idatergout;  mJläm.  klatcrgoudt. 

kläter  -  Jan  ,     Lumjjenkcrl,     abgerissener 

45  Mensch,  elender  Wicht  etc. 

klatern,  klattern  (ablautend  klittern,  klü- 
tern, klütern),  klappern,  rasseln,  prasseln, 
knattern  etc.,  crepitare,  strepere  etc.  Es 
loird  namentlich  vom  prasselnden  od.  klat- 

50  sehenden  Hagel  u.  Regen,  od.  vom  jn-asseln- 
den  od.  schmetternden  Donner  u.  ähnlichen 
sich  wiederholenden  starken  u.  lauten  Ge- 
räusch gebraucht.  —  Nid.,  mnld.,  mfläm. 
klatercn  (dasselbe);  nd.  (Br.   Wb.)  klätern 

55  (dasselbe  u.  auch:  zanken,  schelten,  aus- 
schelten, derbe  die  Wahrheit  sagen  etc.,  so- 
loie  auch  noch :  afterreden  etc.  od.  [D  ä  h- 
nert]  pdappern,  plaudern,  schwatzen  etc., 
loic  klappen  «.  ferner  [Danneil,    cf.  da- 

GO  selbst  kläOtern]  auch:  schmutzen,  flecken  etc., 


KLATERIG  KLATRIG 


241 


KLATS 


toie  kladdern  u.  klakkern) ;  aengl.  clateren ; 
engl,  clatter  (klappern,  klirren,  rasseln,  klat- 
schen, schivatzcn,  keifen,  zanken,  sieh  strei- 
ten) ;  Schott,  clattcr  (to  prattle,  to  act  as  a 
tell-tale ;  to  cliat,  to  talk  familiarly).  Wei- 
ter vergl.  noch  norw.  klatra  (bauke,  hamre 
etc.  ;  kliidre  etc.),  klatresam  (ubeliaendig  etc.), 
klatresmid  (fusker  etc.)  etc.  u.  isl.  klatra  (amit- 
tere,  abjicere) ,  was  beim  Vergleich  unsers 
klaterig  u.  klatterig,  bz.  klötern  u.  klütern 
etc.  mit  norw.  klatr  (daarligt  materiale;  fus- 
kerarbeide)  etc.  auch  zu  einem  mit  kladden 
sgn.  u.  für  klatern,  klattern  anznsetzenden 
verlornen  Vbm.  klaten,  klatten  (alt:  klatan 
od.  klatjan  =  ahd.  clazjan,  cf.  klacjan  mm- 
tcr  klakken)  gehört  u.  zwar  als  Weiterbil- 
dung eines  mit  klad  (cf.  kladden)  u.  ahd. 
claz ;  7nhd.  klaz  (Schmutz,  Fleck  etc. ,  od. 
urspr. :  Krach,  Knall  od.  crepitus ;  Bruch, 
Riss,  Spalt;  Spreng-  od.  Spritz-Bing ,  bz. 
abgespritztes  od.  abgesprengtes  Etwas  u.  so 
auch  abgerissener  Fels,  wie  klac  u.  klaph, 
cf.  klak  u.  klap)  ident.  vid.  klat  (ablautend 
klet  u.  klit,  cf.  norw.  klett  [knald],  kletta 
[give  eu  knald,  knitre  etc.]  u.  s.  unten  das 
an.  klettr  etc.),  wobei  es  sich  aus  2  kladde 
(Klette  =  haftendes  it.  klebendes,  od.  sich 
anhaftendes  Etwas)  u.  kletten,  bz.  ■unser)n 
klatte  etc.  atich  erklärt,  dass  nicht  allein 
nid.,  mnld.  kletteren  (fragorem  edere,  reso- 
nare,  concrepare,  cf.  klittern),  sondern  auch 
nhd.  klettern  u.  mnld.  kletteren  (scandere) 
=  nd.  (D ahne r t)  klattern,  (S chambac h) 
klätercn  etc.  (cf.  klautern)  formell  dasselbe 
Wort  u.  desselben  Ursprungs  ist,  wie  unser 
klatern,  klattern.  Wie  nun  aber  ahd.,  mhd. 
klaz  für  klats  od.  klatz  (ablautend  kletz, 
klitz),  bz.  urspr.  klat  steht  u.  von  klats  (cf. 
klats  u.  «nser burs)  auch loieder nhd.  Klatsch 
(ablautend  Kletsch,  Klitsch)  entstand  u.  urspr. 
neben  crepitus  fragor  etc.  auch  die  Bedtg. : 
Bruch,  Biss,  Spalt  od.  Spalt-Ding,  Spreng- 
stück, abgesprengtes  Etwas,  Klippe  (cf.  klatte, 
klats  u.  klippe)  hatte,  so  erklärt  sich  auch, 
dass  die  Wörter:  an.,  isl.  klettr  (scopulus, 
rupes,  saxum) ;  norw.  klett  u.  klitta  (bjerg- 
knold,  pynt,  klint),  soivie  klant  u.  dän.,  schwed. 
klint  etc.  mit  ahd.  klaz  (bz.  unserm  klat,  klit 
als  Stamm  von  klater,  klatern,  klatte,  klitter 
etc.)  von  Hause  aus  ident.  sind,  od.  unmit- 
telbar zusammenhängen ,  während  an. ,  isl. 
klid,  klidan  (garritus),  klidr  (garritus,  susur- 
rus  etc.) ,  klindr  (illinitus  maculatus) ,  klid 
(una  explicatio  telae,  demensum),  klida  (tae- 
diose  iterare  eadem)  etc.  sich  sofort  cds  nä- 
here Verwandte  des  Schallstaynmes  klad  (cf. 
kladden  etc.)  ergeben. 

klaterig,  klatrig,  klaterg,  ärmlich,  arm- 
selig, kläglich,  elend,  schlecht,  schlimm,  böse 
etc.;  —  dat  sügt  dar  in   hüs  man  regt  kla- 

J.  tea  Doornkaat  Koolman.    Wörterbuch.    II. 


trig  üt ;  —  't  geid  hum  man  regt  klatrig ;  — 
dat  is  'n  klatrigen  budel  (armselige  oder 
schlechte  Wirthschaft  od.  Sache);  —  dat 
geid  man  klatrig  (z.  B.  das  Hersagen  od. 
5  Predigen  etc.);  —  dat  sügt  regt  klatrig  mit 
(od.  för)  hum  üt.  —  Mit  nd.  (S  c  h  a  m  b  a  c  h) 
klaterig  (zerlumpt,  zerfetzt  etc. ;  kläglich  etc.) ; 
hess.  klaterig,  klatterig  (schmutzig,  kothig ; 
elend,   schlecht)    wohl   von   klater   (Lumpe, 

10  Fetze  od.  Schmutzfleck,  Schmutz,  Mistklunker 
etc.)  durch  Suffix  ig  weitergebildet  u.  da- 
her soviel  cds:  lumpig,  fetzig,  zerrissen  od. 
lumpenhaft,  od.  schmutzig  etc.  u.  so:  ärm- 
lich etc.),  doch  kann  es  auch  von  einem  mit 

15  klatte  (cf.  klatterigj  ident.  älterem  klate 
durch  Suffix  rig  (=^  rig,  nhd.  rieh)  weiter- 
gebildet sein,  falls  nicht  klaterig  u.  klatterig 
beide  von  klater,  klatter  in  der  urspr.  Be- 
dtg. :  Biss-,  Bruch-,  Spalt-,    od.    Spreng-  u, 

20  Spritz-Ding  etc.  weitergebildet  sind,  was 
sich  bz.  der  Bedtg.  ja  gleich  bleibt.  Im  os- 
nabr.  wird  statt  klaterig  die  zu  kladde,  od. 
kladder,  kladdern  gehörige  Form  kladderich 
nd.  kladderig  gehraucht,  loährend  engl,  clatty 

25  (schmutzig,  schmierig,  unordentlich,  schlurig, 

cf.  Lucas)  entweder  mit  clsit  (Kuhmist,  bz. 

Mist,  Koth,  Dreck)    od.   mit  unserm  klatte 

zusammenhängt. 

klatje   od.   klattje   (Dimin.   von  klatte), 

30  Flitterchen,  Fetzchen,  Stückchen,  dünnes 
u.  leichtes  Etwas,  Bröckchen  etc. 

klats  (gebildet  wie  klaps,  bats  u.  flits  etc.). 
Klatsch ;  —  a)  lauter  Schall  od.  Knall  etc., 
erzeugt  durch  den  Luftdruck  zusammenschla- 

85  gender  Körper;  —  b)  ein  klatschender  od. 
knallender  Schlag  mit  der  Hand  od.  Peitsche 
etc. ;  —  klits-klats  klander,  fan  d'  ene  bill' 
(Arschbacke)  up  d'  ander.  —  Nhd.  Klatsch 
(a.  Ausruf,  einen  klatschenden  Schall,  Fall, 

40  Schlag  etc.  zu  bezeichnen;  —  b.  klatschen- 
der Schall;    —    c.  klatschender   Schlag;   — 

d.  Fleck,  Schmutz,  feuchte  Nässe,  Koth  etc., 
auch  Schandfleck,  cf.  1  kladde  </.  klak ;  — 

e.  Geschwätz  etc.  =  klapp,  klaff  etc.,  cf.  1 
45  klap);  Klatsch,  Kletsch  (Schlag;  Ma- 
kel), s.  weiter  unter  klits  etc. ;  7id.  (S cham- 
bach)  klatsch  (der  flüssige,  beim  Gehen  tveit- 
hin  spritzende  Strassendreck  od.  Koth) ;  nid. 
klats  w.  klets ;  mnld.  kletse,  klets  (wie  nhd. 

50  Klatsch  sab  a.  b.  c.  u.  auch  Schuld  etc., 
Verbrechen  etc.  =  urspr.  Makel),  wobei 
mit  Ausstossung  des  „t"  ccucli  ein  klas,  kies, 
bz.  mnld.  klesse,  klisse ;  mfläm.  klisse  in  der 
Bedtg.  unsers  2  kladde   (Klette,    bz.  Kleb- 

55  kraut)  u.  unseres  klatte  vorkömmt  u.  auch 
klessen,  klissen  (affigere,  adhaerere  etc.),  was 
mit  nhd.  kletz en  u.  unserm  klatsen  von 
Hause  aus  ident.  ist.  Die  Grdform  von 
klats ,   bz.  hochd.   klatz    ist  nd.  od.  ngerm. 

60  klat,  ahd.,  mhd.  klaz,  die  als  Synomjm  von 

16 


KLATSEN  KLATSKEN       242         KLATTE  KLAT 

klak,  klap   dieselbe  Bedtg.  hatte,   wie   diese  'n  klat   fau  'ii   böm    (ein   dicker,   schwerer, 

Schallstämme,  bs.  aus  deren  Grdbdtg.  sonus,  klobiger  Baum) ;  —  'n  klat  har  (ein  Busch, 

crepitus,  fragor  auch  dieselben  u.  noch  wci-  od.  Büschel  Haare) ;  —  'n  klat  (iSY/kVi-j  luiul ; 

tere    Bedtgn.    entstehen    konnten,    wie    dies  —  In'"  lioe  (hauetc,  hieb,  schlug  etc.)   d'r  iu, 

schon  unter    1   u.  2  kladde,   kladden  w.  kla-  5  dat  hum   de   klatten    (Stücke,    Sprengstücke 

lern  etc.    nachgewiesen  ist,    bz.    noch    unter  etc.,  bz.  Sjjlitter,  Späne  etc.,    od.    auch   der 

klatte  weitere  Abkömmlinge   dieses  Stammes  Roth  u.  Dreck  etc.  d.  h.  die  spritzenden  od. 

)iachgewiesen  werden.  abgesprengten  Dreck-  u.  Koththeile,  die  zu- 

klatseii,  klatskeii,    klatschen,    klatschend  gleich  einen  Fleck  [cf.  flek  u.  »(/.klatsch 

schlagen  od.  niederfallen  u.  werfen  2>rasseln,  10  unter  klats]  machen,  od.  Etwas  besudeln  etc.) 

schmettern  etc. ;  —  he  klatsd  (od.  klatsked)  um  de  örea  flogen.    —    Soda)in  wird  klatte 

mit  de  pitske ;    —    dat  klatsd    tegen  de  feii-  als  zerris.'senes,  abgcri.'ssenes  Etwas,    bz.  als 

sters  an;  —  he  klatskode  dat  tegen  de  wand  Lumpe  etc.    auch  persönlich  gebraucht  in 

an,  dat  't  in  diisend  stükken  flog.    —    Nhd.  der  Bedtg.:    abgerissene    u.    zerlumpte,   od. 

klatschen  u.  (ablautend)   kletschen,  klitschen  15  lumpige  Person,    Schlumpe,    alte   Vettel  od. 

(dasselbe   «.  auch  schw(dzen  etc,    icie  klap-  in  der  von:  unreine  u.  mit  einem  Makel  (cf. 

pen  etc.);    mhd.  kletzen    in  bekletzen  (besu-  mhd.  claz,  Schmutz,  Koth,  Schmutzfleck,  ma- 

deln,    beflecken,   beschmieren   etc. ,    .s.    unter  cula  etc.   u.    unter  klats)    behaftete    J'crson, 

klats) ;  )dd.  klassen,  kletsen  (klatschen,  schal-  Hure  etc.  (ik  begripd  't  hei  net,  wo  sük  d'r 

Und    schlagen,    schivatzen    etc.);    mnld.    u.  20  'n  rainsk    an    so  'n    olden  klatte    [od.    so  'n 

mflüm.  kletsen  (resono  ictii  verberare)  etc.  klatte  fan  'n  wit]  fcrgripen  kan),  sowie  übcr- 

klatskorn,    klatschen    etc.;     .s".    kladdern.  haupt  in  der  von  Sclnnutz,   Unrath  etc.    (z. 

Daher  auch:  klatske-nat.  B.  auch  von  den   zusammengeklebten  u.  ver- 

klatte,  klat,  ein  Etwas  was  mit  od.  durch  härteten  Stückchen  od.  Klümpchcn  der  sog. 
einen  claz ,  bz.  durch  Bruch  od.  Bersten,  25  Augenbutter  in  den  Winkeln  u.  Wimpern. 
Spalten,  Beissen  u.  Springen  entsteht.  Da-  triefender  od.  eiternder  Augen  [du  must  di 
her  überhaupt:  Bruch  od.  Sprengstück,  Zer-  erst  de  klatten  iit  de  ügen  wasken])  u.  aucli 
rissenes,  Zerspaltenes  u.  Zerklüftetes  etc.,  od.  (cf.  klatcr)  in  der  von:  Schmutz-  od.  Koth- 
ein grosses  od.  kleines  Stück  (Fetzen,  Lappe,  Klu)ikcr  an  der  Wolle  der  Schafe  etc.,  cf. 
Brocke,  Klumpen  etc.,  od.  Theil,  Bruchtheil,  30  das  nachfolgende  Verb,  klatten.  Da  diese 
Sprengtheil,  Sprengtheilchen ,  Flitterchen,  auch  eine  zusammengeklebte  Haarmasse  bil- 
Bröckchen  etc)  von  irgend  einer  harten,  den  «.  den  Thieren  anhängen  u.  ankleben 
trocknen,    od.   weichen   u.  flüssigen  Masse;  u.  ja  aus  claz    (Schmutz,  Koth,  Lehm,  bz. 

—  't   is   all'  in  klatten  iit  'n  ander  flagen ;  Schmiere  od.  Schmutzfleck,   der   einem    Et- 

—  't  fald  (od.  't  springd,  't  ritt  etc.)  all'  in  35  toas  anhaftet)  sich  von  selbst  der  Begrifl' 
klatten  (Stücken,  Trüntmern,  Fetzen  etc.)  üt  des  Klebens  u.  Haftens,  bz.  des  A7i- 
'n  ander;  —  de  k]AXtQn  (Fetzen  etc.,  cf.  kla,-  u.  Z  usamme  n  kleb  ens  von  Etwas,  od. 
ter)  sliin  hör  um  de  benen,  od.  auch:  se  slä-  eines  in  sich  zusammengeklebten  u.  zusam- 
pen  hör  na;  —  se  hed  'n  kled  an,  wärfan  menhängcuden  u.  ineinander  verfilzten  ti. 
de  ene  klatte  de  andere  sleid;  —  as  de  knal  40  verwickelten  u.  fest  aneinander  hängenden 
fürb!  was,  do  fund  man  blOt  hir  un  dar  nog  Etwas  ergab,  so  hat  klatte  auch  ausser  den 
'n  klat  d'r  fan  wer ;  —  se  hebben  hum  so  obigen  noch  die  Bedtg. :  Verwickeltes,  schwer 
giseld,  dat  hum  dat  lel  in  klatten  bi  de  rügge  zu  trennendes  u.  zu  lösendes  Etwas  ti.  wei- 
däl  hung ;  —  de  kler  hangd  hum  in  klatten  ter  auch  die  von :  Verwicklung  u.  Verwir- 
bi  't  lif  dal;  —  't  sunt  emcr  klatten  (Fetzen,  45  rung  etc.  von  Etwas;  —  de  härklatten  (die 
IjCippen,  Lumpen  etc.),  wat  se  an  hed;  —  Weichselzöpfe)  mutton  d'r  ütsneden  worden, 
he  hed  sük  d'r  'u  klatte  bröd  otbraken  od.  den  üt  \\  ander  to  krigen  sunt  se  nich ;  — 
ofsneden ;  —  'n  klat  holt  (ein,  gleichviel  wie  de  här  sitt  so  in  de  klatte  (sitzt  so  in  ein- 
gestaltetes u.  toic  grosses,  Stück,  od.  abge-  andergeklebt,  verfilzt,  verwickelt,  verwirrt), 
spaltenes  Stück  Holz,  ein  Kloben  Holz,  Holz-  50  dat  se  hast  hei  net  wer  üt  'n  ander  to  kri- 
Klotz  etc.);  —  d'r  is  gen  klatte  (Fetzen,  bz.  gen  is;  —  de  budel  ( Wirthschaft,  Geschichte, 
Sprengstück,  Flitzen,  od.  Stück ,  Best  etc.)  Sache  etc.)  is  so  wid  in  de  klatte  kamen  (in 
fan  afcr  bläf'en ,  nog  fan  to  sen ;  —  dat  is  Verwickelung,  Verwirrung  u.  Unordnung 
drift  in  klatten  od.  tlarren  etc. ;  —  dar  steid  gekommen),  dat  man  sük  d'r  hei  net  dörfin- 
nog  'n  dügtigen  klat  (Stück,  Theil  od.  Klum-  55  den  un  se  hei  uet  wer  üt  'n  ander  krigen 
pen,  Haufen)  törf  bi  liüs;  —  dar  steid  'n  kan;  —  't  is  all'  in  de  klatte,  wat  d'r  man 
helen  klat  (od.  del,  hopen,  hüpcn)  minskeu  is.  —  Nd.  (Br.  Wb.  etc.)  klatte  (cf.  da- 
bi  'n  ander;  —  'n  klat  bottcr  od.  erde,  ste-  selbst  auch:  Elf-  u.  Mahr-klatte  =  Weich- 
nen  etc.  (ein  Klumpen  Butter  od.  Erde  etc.);  selzopf,  bz.  dem  Zopf,  od.  zusammengefloch- 

—  'n  klat  spek  as  'n  saugbök ;  —  dat  is  jo  60  tenen,  od.   zusammenklebenden   Mähn-Haa- 


KLATTE  KLAT 


243 


KLATTEN 


j&      reu   der  Pferde,   die  durcJi,   die   Elfen    od. 

y  Mahron  [cf.  mirje  od.  nagtmirje]  geßochten 
u.  als  Zaum  benutzt  toerden) ,  ivozu  noch 
bemerkt  loird,  daas  nd.  (Br.  Wh.)  klattjen- 
volk  (Ijiunpenpaclc  etc.)  u.  klattjen-,  od.  klat- 
ten-hochtied  (Bettlerschmaus)  =  Hochzeit 
od.  Fest  etc.  von  Lumpen  u.  Huren  (s.  oben 
klatte)  ist,  ivührend  klattea-kämmer  (spott- 
weise für  Periickenmacher)  sich  auf  klatte 
=  verwickelter  u.  verwirrter  Haarzopf  etc. 
(s.  oben)  bezieht,  ivie  desgl.  auch  klatter-kop 
(ein  ungekämmter  Kopf)  u.  klattern  (sich 
verfilzen,  verwirren  etc.)  etc.,  cf.  auch  klat- 
tong ;  mnd.  klatte,  Letzteres  nur  von  zusam- 
menhängendem Rotz  od.  Schleim  aus  der 
Nase  (also  woJil  als  leimiges,  schmie- 
r  i  g  es  etc.  od.  sc  h  m  utz  ig  es  Etwas,  Un- 
ralh  etc.)  gebraucht,  aber  sicher  auch  damals 
schon  in  weiterer  Bedtg.  im   Volke  lebend. 

Wie  schon  unter  1  u.  2  kladde,  bz.  klad- 
der bemerkt  u.  zu  ersehen,  sind  die  Stämme 
klad,  klat  u.  ahd.  klat,  klaz  formell  u.  be- 
grifflich eins  u.  nicht  von  einander  zu  schei- 
den u.  da  nun  unser  klatte  mit  1  u.  2  kladde 
sprachlich  u.  begrifflicli  eins  ist  u.  für  äl- 
teres klata  (d.  i.  klat-a  =  ahd.  claza,  nhd. 
Klatze,  Klatsche  u.  auch  =  ahd.  data,  ivie 
aus  nhd.  Klette  =  unserm  k]iidde  erhellt) 
steht,  so  sind  ausser  den  schon  unter  kladde 
etc.  u.  klater  etc.  erioähnten  Wörtern  noch 
formell  n.  begrifflich  mit  mhd.  claz  (Koth 
etc.)  u.  diesem  unserm  klatte  ident.,  bz.  con- 
nex  u.  unmittelbar  verwandt: 

a)  nhd.  (Grimm,  Wb.)  klate,  klatte, 
klatze  u.  klater,  klatter  (Klaue,  Kralle),  des- 
sen Bedtg.  tvohl  ebenso  loie  bei  Klette, 
kletten  u.  klettern  etc.  aus  der  die  von: 
schmutzen,  schmieren,  leimen,  kleben,  bz. 
heften  u.  haften  (u.  so  auch:  fassen  od. 
festhalten  etc.)  hervorging ,  ganz  wie  auch 
das  ags.  clidha  od.  cleodha  (Pflaster)  seine 
Bedtg.  davon  hat  u.  eigentlich  dasselbe  Wort 
ist  wie  clidhe  (Klette,  cf.  2  kladde)  u.  auch 
wieder  das  nhd.  Klette  in  seinen  verschie- 
denen Bedtgn.  (cf.  Grimm,  Wb.  V,  1151) 
weder  begrifflich  noch  formell  (d.  h.  wohl 
durch  sein  ablautendes  „e",  aber  sonst  nicht) 
von  unserm  klatte  verschieden  ist  u.  es  sich 
hieraus  auch  erklärt,  dass  das  mit  ags.  clidhe 
clithe,  clate  u.  nhd.  Klette  etc.  ident.  nid. 
klit  M.  klis  ("=  mnld.  klitte,  cf.  klats)  neben 
Klette  od.  Kleb  ekr  aut  auch  ebenso  ivie 
unser  klatte  die  Bedtg. :  liederliches  Frauen- 
zimmer, Schlumpe,  Hure  etc.  'u.  auch  nid. 
klits  (cf.  unser  klitske  u.  dazu  täfe  od.  tiffke) 
die  von :  Zaupe  od.  Hündin  u.  die  von  Hure 
etc.  hat,  sowie  ferner,  dass  das  nid.  klit  u. 
klis  auch  mit  unserm  klatte  in  der  Bedtg. : 
Verwickeltes,  bs.  verwickelter  u.  verwirrter 
Knäuel  od.  Knoten  etc.  u.  Verwicklung,  Ver- 


wirrung etc.  zusammentrifft,  wie  desgl.  auch 
in  der  von :  Klumpen  od.  Haufe  etc.  (cf. 
(„een  klit  van  driehoudert  man",  bei  Wei- 
land, bz.  Ho  oft),  ohschon  es  hier  auch 
5  die  Bedtg. :  Rotte,  ScJiaar  etc.  haben  kann 
u.  mit  nd.,  mnd.  klint  (rupes),  mnd.,  nhd. 
Rotte  (aus  lat.  rupta  von  rumpo)  selbst 
auf  die  Bedtg. :  rcissen,  sptaltcn  etc.  zurück- 
gehen kann,    wie   africs.  flinte  (cf.  2  flinte 

10  u.  unter  klit)  xvohl  auch. 

b)  engl,  clat  (Kuhmist,  bz.  Kotli,  Dreck); 
cleats,  gespr.'kXiii'i  (die  Klampe  n  od.  Ver- 
bindungs-,  Haft-Hölzer  etc.,  cf.  klampe  etc.) 
etc. 

15  c)  Schott,  clat  (Klumpe ,  Kloss  etc. ,  cf. 
klotte,  klöt  u.  killte,  sowie  oben  klatte  in 
derselben  Bedtg.),  clat,  claut  (to  rake  toge- 
thei"  dirt  or  mire),  clat,  claut  (an  Instrument 
for  raking  together  dirt  or  mire  etc.),  loozu 

20  zu  bemerken  ist,  dass  das  Verb,  clat  zu  klat 
=:  ahd.  claz  iti  der  Bedtg.  Koth,  Schmutz 
etc.  ebenso  gehört,  wie  engl,  to  clat  ^  un- 
serm klattpn  zu  klatte ,  Klunker  etc. ;  fer- 
ner:   Schott,  clatsch  (to  daub  with  lime;    to 

25  close  up  with  any  adhesive  substaace) ,  to 
clatt  (to  bedaub,  to  dirty)  etc. 

d)  isl.,  an.  klatr  (res  viles),  kletti  (scroti 
vel  clitoridis  pinguedo ;  massa  compacta,  cu- 
juscunque  pinguedinis),   sowie  auch  das  mit 

30  unserm  klappe,  bz.  büksen-klappe  (Hosen- 
klappe) syyi.  kiitti,  klittur  (media  pars  brac- 
carum,  quae  pudeuda  tegit),  da  dies  ebenso 
zum  Schallstamm  klat,  bz,  klit  gehört ,  wie 
klappe  zu  klap. 

35  e)  norio.  klatt  (hob,  slurap,  bz.  Stück,  Klum- 
pen, Brocken,  Ueberbleibsel  od.  Abfall  etc., 
s.  oben)  u.  klaata  (kugle,  rundagtig  klump 
ellor  klods) ,  was  mit  nd.  (Schambach) 
klät   (Kloss;    testiculus),    bz.  unserm  klote 

40  (Kugel),  klöte  (testiculus)  u.  klute  (Kloss), 
bz.  nhd.  Kloss  u.  Klotz  zu  einem  ver- 
lornen von  klat,  claz  (Bruch,  Spalt,  Riss, 
s.  oben)  gebildeten  Verb,  klatan ,  clazan, 
Präter.  kluot,  cluoz,   bz.  klöt,  kloz  (spalten 

45  etc.)  gehört,  bz.  mit  klitter,  klittern  zu  einem 
von  klit ,  cliz  gebildeten  alten  Verb,  klitan, 
clizau,  Präter.  klat,  claz  etc.  (reissen,  ber- 
sten, spalten ,  bz.  Schall  od.  Geräusch  ma- 
chen, crepere,  crepitare  etc.,  cf.  auch  1  kräte, 

50  kratsen,  kriten  etc.),  wobei  oben  auf  unser 
klatte  u.  nhd.  Kloben  von  clioban  (spal- 
ten, cf.  klüfen)  verwiesen  wird. 

klatten,  d.  h.  de  klat  (Schmutz,  Unrath 
etc.,  cf.  klatte)  od.  de  klatten  (die  schmutzi- 

55  gen  Stellen  u.  Klümpchen ,  die  Mistklunker 
u.  zusammengeklebten  Haarzotten  od.  Haar- 
büschel, Haarzöpfe,  Haarwickel  etc.)  aus 
der  rohen  Wolle  entfernen  u.  sie  davon  be- 
freien u.  reinigen   (durch  Aussuchen,  Aus- 

60  zupfen,  Ausscheiden  etc.)  u.  auch  die  Letz- 

16* 


KLATTER 


244 


KLAUE  KLAU 


teren  auseinander  zupfen  u.  entwirren,  hz. 
auskämmen ;  —  de  wull'  mut  erst  klatt'd 
(ofklatt'd,  ütklutt'd)  worden;  —  se  sunt  bi 
de  wuir  to  klatten.  —  Es  icird  auch  sahst. 
(dat  klatten)  gebraucht  u.  ist  wohl  dasselbe 
Wort  wie  nhd.  k leiten  (die  Wolle  zerfa- 
sern, um  da^  Unreine  auszuscheiden,  wovon 
Kletter  u.  Klcttcr in ,  die  dies  verrich- 
ten) u.  Jedenfalls  ident.  mit  engl,  clat  (die 
Klunkcrwollc  abscheeren). 

klatter;  i.  q.  klater. 

klattere,  Lumperei,  Lappalie,  Geringfü- 
gigkeit, Kleinigkeit,  ein  Bischen  od.  We)ii- 
ges,  Bestehen  etc. ,  cf.  klötere  etc.  —  wen 
du  net  mer  liest,  as  so  'n  klattere,  dat  kan 
mi  ök  net  helpen;  —  d'r  is  noch  so  'n  klat- 
tere äten  aferblafon,  dat  kaust  du  man  an 
de  böner  guten ;  —  best  du  nog  'n  klattere 
äten  (gold,  körn,  törf  etc.)  in  biis,  wat  du 
mi  aforlaton  kaust?  —  Es  ist  selbstredend 
mit  klatte  (cf.  unter  khitte  bei  Seh.  u.  L. 
das  daselbst  angeführte  nd.  klatterie)  un- 
mittelbar verwandt,  weil  klatte  u.  klater  ja 
beide  vom  Stam>n  klat  loeitergebildet  sind, 
bz.  zu  derselben  Schallwurzel  klat  (wovon 
klitan,  klat,  klutun  u.  klatan  od.  khitjaii, 
kluot  etc.)  gehören.  Weitergebildet  mit  dem 
Suffix  e,  bz.  ie,  ei  in  der  Bedtg. :  Sein,  Zu- 
stand, Wesen  etc.  ist  es  aber  von  klatter 
(=  klater  in  der  Bedtg. :  Lumpe,  Fetzen), 
wie  ja  nd.  (Br.  Wb.)  kläterije  (Geklapper, 
Gerassel,  klapperndes  od.  rasselndes  Werk- 
zeug) von  klater  in  der  Bedtg.  sub  a.  tvei- 
tergebildet  ist. 

iclatter-gold,  s.  klatergold. 

klatterig,  klatterg,  klattrig,  zerrissen, 
zerlumpt;  zerfetzt,  zerklüftet  etc.  —  klatte- 
rige  kler ;  —  de  lücbt  sügt  nog  fols  to  klat- 
terig  (von  zerrissenen,  schivercn  Wolken- 
massen, die  in  der  Luft  herumschwimmen) 
üt,  as  dat  wt  al  gau  up  bäter  wer  riiken 
könen. 

klatter-mSlPii ;   /.  (/•  klai)permölen. 

klattci'ii,  s.  klateru. 

klatter-nat ;  /.  (p  kladdcrnat. 

klatte-wiille,  klatwulle,  die  durch  das 
Aussuchen,  Auszupfen,  Ausschneide )i.  Aus- 
kämmen etc.  der  rohen  u.  noch  schmutzigen 
Schafwolle,  sowie  des  Auseinanderzupfen  u. 
Entwirren  der  daraus  ausgeschiedenen  Klun- 
ker, Knäuel  u.  Zotten,  bz.  durch  den  gan- 
zen Prozess  des  klattens  (cf.  klatten)  erhal- 
tene zweite  od.  mindere  Sorte  Wolle,  die 
nicht  allein  kürzer,  sondern  auch  gröber  ist, 
ivie  die  übrige.  —  Mnd.  (Seh.  u.  L.)  klat- 
wulle. 

klaae,  klau,  a)  Klaue,  Kralle;  auch  für 
I'atze,  l'fotc,  Hand;  —  wat  be  erst  in  do 
klauen  (od.  klüten)  hed ,  dat  lett  be  6k  so 
ligt  net  wer  lös;  —    b)  Schlag  mit  den  mit 


Klauen  od.  Krallen  bewehrten  Pfoten;  — 
de  katte  gaf  hum  'n  klau  mit  de  pot,  dat  't 
blüd  d'r  man  so  iitströk ;  —  c)  krummer 
eiserner  Haken  an  verschiedenen  Geriithcn 
5  zum  Eingreifen  od.  Fassen  u.  Halten  (de 
klauen  fan  de  takel,  de  diunkraclit,  de  köföt, 
de  ankers  etc.),  od.  an  einon  Balken,  einer 
Mauer,  um  Etwas  daran  aufzuhängen;  — 
d)  Krampe   od.  Klammer,   Klumpe  etc.;   — 

10  du  must  d'r  'n  pär  klauen  afcrslagcn ,  dat 
dat  net  wer  üt  'n  ander  geid ;  —  e)  das 
Eisen  vorne  am  Pfluge  mit  einem  Ochr,  od. 
Loch,  loorin  das  sog.  Silt  eingehakt  u.  be- 
festigt wird;  —  f)  Gartengerüth  mit  Zinken 

15  od.  Zähnen  zum  Güten  u.  Auflockern  des 
Bodens;  Spitzhacke  mit  krummen  Zinken; 
Bedien  od.  Harke.  — Nd.  klaue  u.  (Scham- 
bach) kläwe,  klöwe,  sowie  (D ähnert) 
klaujo;    mnd.    klouwc,    klauwo,    klawe,   kla; 

20  nhl.  klaauw;  mnld.  klauwe,  klouwe;  afries. 
kleve  od.  klewe;  wfries.  klauwe;  nfries.  kle, 
klä ;  toang.  klau ;  as.  klawa ;  a//.s'.  clavu,  cleO, 
cleä;  engl,  claw;  acngl.  (Str atmann)  clau, 
bz.  claw,  clew,    clea,    cle  ;    schott.    (Jamie- 

25  son)  claw  (rastrum)  ;  an.,  isl.  klo  (unguis, 
uiigula  multitida ;  ramus  fruticis ;  quidquid  nuil- 
tifidum  est);  norw.,  dän.,  schwcd.  klo;  ahd. 
ciäwa,  cbaläwa,  clöa,  chlöa;  amhd.  chlä; 
mhd.  clä,  klä,  chlö.   —   Dieses    Wort,    des- 

30  sen  sonst  noch  vorkommende  Formen  unter 
Klaue  in  Grimm  (Wb.)  zu  vergleichen 
sind,  tvird  mitunter  (cf.  Br.  Wb.  u.  v. 
Bichthof  en  unter  afries.  klava)  als  ein 
Sp  alt- Ding ,    bz.    ein   Etioas   was   selbst 

35  g e spalten  ist  u.  auch  spaltet  od.  re iss t, 
ritzt,  verwundet  (spalten  u.  reis- 
sen  [cf.  klak,  klakken  u.  klap,  klappen  etc.] 
sind  si/n.)  gedeutet  u.  deshalb  auch  oft  mit 
mnd.  (cf.  Seh.  u.  L.  unter  klouwo)  klauwe 

40  (Kluft),  bz.  klave,  klove;  nid.  klove  (cf. 
klöfe  u.  auch  kluie)  zu  ahd.  clioban  (cf. 
klOfen  etc.)  gestellt,  wozu  es  indessen  for- 
mell nicht  gehören  kann.  Vielmehr  ist  da- 
für eine  gcrm.  y   klu    od.    kru    anzusetzen, 

45  die  entweder  mit  lat.  glu  aus  idg.  gru,  gur 
od.  gar  entstand,  od.  müglichenveise  mit 
griech.  kroiiö  (klappen ,  klopfen ,  schlagen, 
stossen  etc.),  ki'ötos  (jedes  durch  Schlagen, 
Stampfen ,    Klatschen   etc.    entstandene    Ge- 

50  rausch),  krotöö  (klappern,  klatschen,  klop- 
fen etc.),  cbraö,  chraüö  (ritzen,  spalten,  ver- 
lounden  etc.)  etc.  aus  einer  idg.  y  skur, 
skru,  bz.  skar,  skra  hervorging ,  die  ebenso 
loie  die  j/  skar ,   skur   von   schar r en   «. 

55  schallen  od.  unserm  schurren,  schüren 
etc.,  bz.  die  unter  klap  erwähnte  y  skar  aus 
sonare  od.  crcpitare  etc.  auch  die  Bedtg.  : 
spalten,  reissen,  ritzen  etc.  entwickelte,  wäh- 
rend gur,  gru,  glu  entweder  eine  Ablautform 

60  von  gar  (sonare)  od.  aus  gu  (sonare,  cf.  un- 


KLAUEN 


245 


KLAVER 


ter  kauen  am  Schlüsse)  enveitert  ist  u.  aus 
dieser  Grdbdtg.  (auch  die  von:  serreibe», 
zerkleinern,  zerspalten,  zermalmen,  zerkauen, 
mahlen  etc.,  cf.  dieserhalb  unter  griiid  das 
ags.  grindan  in  der  Bedtg. :  frendere ,  fre- 
merc  u.  molere,  bz.  conteri  etc.  tt.  wonach 
es  also  sicher  ist,  dass  die  y  jar,  jur,  bz. 
gar,  gvar  [zerreiben  etc.]  von  gar  [sonare] 
nicht  verschieden  ist)  die  nämlichen  Bcdtgn. 
entwickelte  wie  die  Schallstämme  klak,  klap, 
klat  etc.,  zu  ivelchen  Letzteren  auch  unser 
klote  M.  klute  gehört.  Beim  Vergleich  der 
unter  klatte  angeführten  Wörter  (cf.  daselbst 
auch  klate,  Klaue,  Kralle)  gehören  aber  nicht 
allein  ahd.  chläwa  etc.  u.  afries.  klava  (Hacke), 
nid.  klaauw,  klouw  (Gäthacke  od.  Gäthaue 
u.  auch  Harke) ;  mnld.  klauwe,  klouwe  (ra- 
strum,  irpex);  ags.  cläva  (harpago,  cf.  klaue 
in  der  Bedtg.:  Haken  u.  Spitzhacke  etc.): 
sondern  auch  ahd.  cliuwa  etc.  (Knäuel,  Ku- 
gel etc.,  cf.  klön)  u.  lat.  glo-m-us,  glo-b-us, 
gle-b-a,  glu-b-o,  glu-raa  (cf.  schille,  schilleu), 
glu-s,  glu-t-en  u.  ferner  auch  loohl  griech. 
glia,  gloiä,  gline  (Leim,  bz.  urspr.  Schmutz, 
Schmiere  etc.  u.  so  auch:  Klebendes,  Haf- 
tendes etc.,  cf.  klei  u.  unter  1  kleien  u.  klö- 
men  avi  Schlüsse),  sowie  beim  Vergleich  un- 
seres mit  klik  u.  klak  ländlich  u.  begrifflich 
verwandten  klukken  (gluckot.;  schlucken; 
klopfen,  schlagen  etc.)  auch  glu-ti-o  (schlu- 
cken etc.)  u.  (vom  Begriff:  spalten  aus- 
gehend) auch  glu-t-us  (locker,  lose  etc.)  u. 
glu-t-us  (Schlund)  etc.  (mit  Klaue)  zu 
einer  u.  derselben  y. 

Mit  ahd.  cliläwa  etc.  ist  jedenfalls  auch 
derselben  y  entsprossen:  ahd.  crawil,  clira- 
wil,  crewil,  crowil,  creuwil ;  7nhd.  ki-öuwel, 
kreul  (dreizinkige  Gabel,  Kralle),  soivie  ahd. 
chrouwen,  chrowen  ;  mhd.  krouwen,  krauwen, 
crawen  (krauen,  kratzen;  jucken,  beissen). 
cf.  krauen. 

klauen,  a)  mit  den  Klauen  od.  der 
Klaue  schlagen,  od.  kratzen  u.  ritzen,  ver- 
wmiden  etc.;  —  de  katte  hed  luim  dügtig 
klaued  od.  'n  dügtigen  klau  gäfen ;  —  b) 
mit  der  Klaue  greifen  u.  fassen,  bz.  sie 
einschlagen  u.  einhaken  u.  so  sich  festha- 
ken u.  anklammern  etc. ;  —  he  klaued  sük 
d'r  in  (od.  an)  fast;  —  he  hed  sük  d'r  in 
ferklaued  (sich  worin  mit  seinen  Klauen  od. 
Krallen  verklammert  u.  verwickelt,  ivie  z.  B. 
ein  Vogel  mit  seinen  Krallen  in  den  Stäben 
seines  Käfigs);  —  c)  die  Klauen  od.  ge- 
spaltenen Hufe,  bz.  die  Tatzen  od.  Pfoten, 
Füsse  etc.  (s.  oben)  gebrauchen  u.  so  mit- 
telst der  Klauen  (od.  Hufe,  Tatzen,  Hände) 
sich  vorwärts  bewegen  u.  auch  sich  damit 
festhaltend  klimmen  od.  sich  in  die  Höhe 
bewegen;  —  he  harr'  wat  to  klauen,  dat  he 
wer  bi  kwam ;  —   he  klaued  d'r  hen,  as  'n 


oldcu  kö;  —  he  klauede  hum  gau  agternä; 

—  he  klaud  sük  up  't  dak  längs ,  bz.  bi  't 
tau  in  de  buchte.  —  Nd.  (Br.  Wb.)  klauen 
(hurtig  laufen,  sich  geschwinde  fortmacliot) 

5  u.    verklauen     (sicli    mit    den    Klauen    ver- 
wickeln u.  festgreifen);   mnd.  klouwen,  klo- 
wen,  klawcn  (kratzen,  krauen,  cf.  2  kleien) ; 
nid.  klaauwen,   klauwen,  klouwen   (kratzen, 
krauen  etc.;   gäten,    ausgäten  u.  auch    [cf. 
\Q  van   DaleJ   laufen,   von  Pferden);   mnld. 
klauwen,  klouwen    (inuncare,  unguibus  uncis 
attrahere  sive  rädere;    fricare,  scabere,  scal- 
pere) ;  mofries.  (Ca d.  Müller)  klawen  (har- 
ken, zusammenharken  od.  kratzen ;  ags.  (Ett- 
15  m  Uli  er)  clavjan  (scalpere) ;  aengl.  (Strat- 
mann)   clawin,    bz.   clawen,    clawe,    clowe; 
engl,  claw,  clow;    an.,  isl.  klä,    klu;    norw. 
klaa ,   klo ;    schwed.    klä ;    dän.    klöe ;    ahd. 
(kläwjan) ,    klawen    etc. ;    s.   Weiteres   unter 
20  klauen    in  Grimm,   Wb.   V,  1033  u.  cf. 
auch  klautern  u.  krauen. 
klaaen-sükte,  Klauenseuche. 
klauer,    ein  Thier   od.  Mensch ,   das   od. 
der  anstrengend  geht,  bz.  sich  mit  Anstren- 
25  gung  voraus-  od.  tvo  hinauf  beivegt.  —  Nd. 
(Br.   Wb.,  Dähnert  etc.)  \i\dMex  (ein  hur- 
tiges u.  auch  ein  grosses  Thier,  bz.  ein  hur- 
tiger Mensch  etc.). 
klanter,    Kletter.    —    Nur  in   geklauter, 
30  Gekielter. 

klauter-bükse,  Kletterer ;  —  he  is  'n  lüt- 
jen  klauterbüks. 

klautere,  Kletterei,  Gekletter. 
klauteren,  klimmen,  klettern,  bz.  sich  an- 
35  dauernd  in   der    Weise   an   u.   auf  Etwas 
herumbewegen,  od.  woran  hinauf-  u.  hinun- 
ter beivegcn,  dass  man  sich  mit  den  Klauen, 
bz.  den  Händen  u.  Füssen   an  dem  betref- 
fenden Gegenstand  festhält   u.  anklammert; 
40  —  he  kan  klautern  as  'n  katte ;  —  he  klau- 
terd  up  't  hiis  herum,  bz.  in  od.  up  de  bom 
etc.,  od.  bi  de  ledder  up  un  dal;  —  de  barg 
was  so  steil,  dat  ik  d'r  henup  klautern  muss. 

—  Nid.   klauteren.    —    Es   ist  wohl  durch 
45  Einschiebung   eines   „t"    aus   nd.    klauern ; 

nmd.  klouwern;  satl.  klauerje  (klimmen,  klet- 
tern) etc.,  als  dem  Iterativ  von  klauen,  ent- 
standen u.  nicht  aus  nd.  klattern  etc. ;  s. 
unter  klatern. 

50      kläven,  s.  kläfen. 
klaver,  s.  klafer. 

klaver  (Plur.  klaveren) ,  a)  ein  Haken, 
od.  hakenförmiger  Nagel,  der  zum  Unter- 
schied von  dem  gewöhnlichen  Haken  im  schar- 

55  fen  Winkel  (also  ein  richtiger  Winkelhaken) 
gebogen  ist  u.  namentlich  als  Wandhaken 
zum.  Aufhängen  von  Schlüsseln ,  Gemälden 
etc.  gebraucht  wird.  —  Nid.  klavier;  mnld. 
klouwier    (clavus  uncinatus;    clavus   qui  un- 

60  cum  loco  capitis  habet,  de  quo  panni  soleut 


KLAVER 


246 


KLED 


cependi) ;  mfläm.  klouwiere  (clou  ä  crochct) ; 
—  b)  das  Cl  a  vi  er  genannte  bekannte  Mii- 
siknu^tnimcnt,  franz.  clavecin  (/eheissen.  — 
Nil,  (Hin.  klaveer  ;  nUJ.  klavier;  schwed.  kla- 
rer; böhm.  klavir.  — .S^f/i  klavier  hat  van 
Dale  auch  die  Form  klauwier,  was  nach 
ihm  im  nhl.  nicht  allein  die  obigen  Bcdtgn. 
hat,  sondern  ausserdem  auch  noch  wie  mnld., 
mfläm.  klauwier  u.  franz.  clavier,  das  Ta- 
ste nbrett,  od.  die  Unterlage,  worauf 
die  Tasten  ruhen  u.  befestigt  sind  u.  auch 
die  ganze  Cl  aviatur  (klauwiereu  der  or- 
ghelen  =  franz.  clavicrs)  bezeichnet.  So- 
dann wird  nach  ihm  auch  der  Theil  des 
Spinnrades,  über  dessen  Haken  die  Fäden 
laufen  klauwier  od.  klavier  genannt,  icäh- 
rend  weiter  auch  die  hakenförmigen  Aus- 
wüchse der  Frbsen ,  Wemrebeii  n  anderer 
Kletterpflanzen  klauwiereu  hcissen.  —  Das 
franz.  clavier  Oezeichnet  übrigens  blos  den 
Schlüsselring,  od.  eigentlich  den  Schlüs- 
selhalter, od.  Schlüsselträger,  loie 
das  afranz.  clavier  namentlich  von  der  Per- 
son des  SchlüsseUtalters  od.  des  Schliesscrs 
gebraucht  wurde.  —  Das  von  clavis  (wie 
Hotelier  von  Hotel,  —  premier  von  primus 
etc.)  weitergebildete  clavier  bezeichnet  aber 
wörtlich  nur  ein  Ftwas  (persönliches  od. 
sachliches),  was  den  Schlüssel  hat,  besitzt  u. 
hält,  od.  ganz  allgemein  eineti  S chlüssel- 
Haber  u.  Halter  u.  kann  u.  wird  dieses 
Wort  daher  auch  ebensogut  von  einem  Schlüs- 
sel-Brett (Brett  mit  Haken,  zum  Hcdtcn  od. 
Aufhängen  der  Schlüssel)  u.  einem  Schlüs- 
sel-Haken, als  von  einem  Schlüssel-Iiing  u. 
einem  Schlüssel-Inhaber  gebraucht  sein.  Er- 
wägt man  aber  dazu  auch  noch ,  dass  cla- 
vis (es  gehört  mit  claudo  zur  y  klu,  schlies- 
sen  etc.)  auch  die  Bedtg.:  Schloss  u.  Rie- 
gel (Holzriegel  zum  Verschliessen)  hatte,  so 
erklärt  sich  aus  dem  Obigen  leicht,  wie  das 
davon  weitergcbildctc  clavier,  bz.  das  davon 
entlehnte  nid.  klauwier  ausser  einem  Schlüs- 
sel ring  u.  Schlüsselhalter  als  Per- 
son auch  sowohl  ein  Holzbrett  mit  Ha- 
k  e  n  (zum  Halten  u.  Tragen  der  Schlüssel 
u.  dann  auch  anderer  Gegenstände) ,  als 
auch  einen  Haken  (zum  halten  u.  Tra- 
gen od.  Auf/längen  u.  AnJirften  der  Schlüs- 
sel od.  sonstiger  Gegenstände)  od.  haken- 
förmiges Ettoas  bezeichnete  u.  ferner 
auch  noch  (von  der  Bedtg.  liiegel  ausgehend) 
ein  Holz  r  ieg  el -  D  i n  g,  od.  ein  Etwas  was 
loie  ein  Holzr ie g rl  ist  u.  einem  liiegel 
gleicht,  bezeichnen  konnte.  Da  nun  aber 
die  Tastenbretter  der  Orgeln  u.  ähnlicher 
Instrumente  auch  mit  Haken  versehene  Bret- 
ter icaren,  bz.  mittelst  der  an  ihnen  befind- 
lichen Ilaken  befe.<itigt  u.  eingehängt  lour- 
den,  so  erklärt  sich   auch  hieraus,   ivie  das 


franz.  clavier  zunächst  zur  Bedtg.:  „Ta- 
stenbrett" u.  dann  weiter  zu  der  von 
Cl  aviatur  tt.  endlich  (pars  pro  toto)  zur 
heutigen  Bedtg.  des  Wortes  Klavier   (als 

5  mit  einer  Claviatur  versehenes  Instrument) 
kam. 

klaveren  od.  klareren,   s.   of-  u.  üt-kla- 
veren. 
klawen  (Cad.  2Iüller),  s.  j<«(er  klauen. 

10  kled  (Plur.  klör,  statt  kleder  n.  kleden), 
Kleid,  Gewand,  Decke,  Behang  od.  Umhang 
etc.;  —  trek  din  kled  au;  —  ho  hed  sin 
kler  inpakd;  —  ik  hei)'  twe  klöden  in  't 
schap ;    —    hang  d'r  'n  kled  afor;  —    Com- 

1.5  2^os. :  klermaker  etc.;  —  mauskler,  fröenskler 
(sämmtliche  Bekleidungsstücke  od.  Gewän- 
der der  Mä)iner  u.  Frauen) ;  —  fröeuskleden 
(zwei  od.  mehrere  einzelne  Frauen  •  Ober- 
kleider);  —  altär-,  dräg-,  schörstein-,  wagen-, 

20  weg-kled  (Plur.  altär-  etc.  kleden)  etc.  — 
Redensart,  u.  SpricJnc:  dat  kumd  mi  nich 
an  de  kolde  kler  (das  kömmt  mir  nicht  an 
die  kalten  [od.  oberen,  äusseren,  im  Gegen- 
satz zu  den  unteren,   auf  dem  Leibe  getra- 

2.5  genen  u.  deshalb  warmen]  Kleider,  d.  h.  ich 
werde  nicht  davon  be-  u.  gerührt  od.  betrof- 
fen);  —  de  kinder  balcn  eu  de  noppon  faii 
de  kler  (d.  h.  man  muss  der  Kinder  loegen 
kahle    u.    abgeschabte    Kleider   tragen);    — 

30  dat  is  hum  net  in  de  kler  besittca  bläfen 
(d.  h.  das  ist  tiefer  gegangen  u.  eingedrun- 
gen als  blos  in  die  Kleider) ;  —  't  klrd 
mäkd  (od.  sird)  de  man ;  de  en  hed,  de  trek 
't  an.  —  Nd.,  nid.  kiced;  afries.  klatli,  klad, 

35  kleth;  wfrics.  klaed  (Plur.  klean);  nfries. 
kläid  (Plur.  klno) ;  i^atl.  kläth  (Plur.  klOder, 
od.  [cf.  V.  Richthofe n]  clathre);  loang. 
(Eh  r  e  n  t  r  a  u  t,  I,  :175)  klet  (Plur.  klöder) ; 
ags.    clädh    (vestinK  ntum ,    pannus) ;    aengl. 

40  (Stratmann)  cläilh,  clAth,  clödh,  clöth ; 
engl,  cloth  od.  clöth  (Wctnd,  Geioand,  Tuch, 
Zeug,  Decke  etc.);  an.  klaedhi ;  norw.,  dän. 
klaede ;  schived.  kläde;  mhd.  kleit. 

Vergleicht  man,  dass  Fick  (I,  818)  das 

45  ags.  scrüdh  (vestitus ,  vestimentum)  mit  an. 
scriidh  (Schmuck)  etc.  u.  an.  skrä  (Haut) 
etc.  mit  nhd.  schroten  etc.  zur  y  skru, 
sehneiden  od.  spcdtcn  etc.  stellt,  so  loürdc 
man  mit    demselben  Recht  auch   ags.   klädh 

50  od.  den  von  Fick  (III,  51)  dafür  ange- 
setzten Stamm  klaitba  von  ei>ter  y  skar 
(schneiden,  hauen,  spalten  etc.)  =  skr.  kar 
()oovon  auch  skur,  skru  [scheiden  etc.]  eine 
Nebenform  ist)  ableiten  können,  zumal  wenn 

55  ma>i  vergleicht ,  dass  auch  unsere  Stämme 
klak,  klap  u.  klat  etc.  wahrscheinl.  auf  eine 
idg.  y  slcar  zurückgehen  u.  dass  die  primi- 
tivste Bekleidung  der  Menschen  aus  Fellen 
bestand,  die  den   Thieren  abgerissen,  od.  (d)- 

60  gespalten,  abgeschnitten,  abgebrochen  etc.  tva- 


KLEDASJE 


247 


KLEI 


ren  u.  dass  ferner  auch  an.  skyrta  (Hemd) 
u.  unser  schürte  (Schürze,  Schurzfell)  mit 
ags.  skort  (kurz)  u.  unserm  schürten  (kür- 
zen), sowie  toahrscheinl.  auch  mit  kürt  (kurz, 
bz.  zerrissen  u.  zerspalten  etc.)  u.  iveiter  un- 
serm schüren  (reissen,  springen,  bersten,  spal- 
ten) zu  einer  aus  skar  (schneiden  etc.,  cf. 
schärte  u,  schären  etc.)  entstandenen  u.  mit 
der  obigen  y  skrn  ident.  y  skur  gehört. 

kledäsje  (statt  kledage),  Kleidung,  Gar- 
derobe etc. 

kleden  (kletle,  kledst,  kledt  etc. ;  —  kled'de 
[statt  kledede]  etc.;  —  heb'  od.  biin  kledt), 
kleiden.  —  cf.  an-,  be-,  fer-,  in-,  of-,  um- 
kleden. 

klee,  kleje  (selten  u.  meistens)  kleen,  kle- 
jen,  Kleie  (furfnr),  die  durch  die  Mühlsteine 
zerrissenen  od.  zerschrotenen  u.  durch  das 
Beuteln  von  dem  Mehl  abgesonderten  Bälge 
der  Getreidekörner,  bz.  die  ausgesiebten  Haut- 
spUtter  od.  häutigen  Flitter  des  gemahlenen 
Getreides.  —  Nd.  (Br.  Wb.,  s.  Nachtrag 
II,  147)  klije,  (Bahn  ert)  kli,  klij,  (Scham- 
bach) kleo,  klie,  (westf.)  kligge;  mnd.  klie, 
klige;  nid.  kleije,  kleijen;  7n)dd.  kleye,  klije; 
norw.,  schwed.  kli;  dän.  kli  u.  (collect.)  klid; 
ahd.  cliwa,  chliwa,  chliha,  clia,  chlTa;  amlid. 
cliwe,  chliwe;  mhd.  klic,  klije,  klige.  —  Es 
wird  nhd.  loie  fnrfur  auch  von  dem  Grind 
od.  Schorf,  Schuptpen  auf  der  Haut  u.  dem 
Kopfe  gebraucht,  sowie  auch  fig.  für  Grütze 
(cf.  gürte  u.  daselbst  auch  ags.  grytt,  Kleie 
etc.)  u.  im  bayr.  heissen  die  Sägespäne  „sag- 
kleiwen".  —  Nach  dem  inlautenden  ei  od. 
1  ist  es  schwerlich  mit  dem  zu  einer  germ. 
y  klub,  od.  kluf  gehörenden  ahd.  clioban, 
nhd.  kli  eben  (spalten  etc.,  cf.  klüfen)  di- 
rect  vericandt.  Vergleicht  man  indessen 
grand  od.  grant  (grobes  Mehl,  Kleie  etc.)  u. 
grind  von  grindan  (knirschen,  zerknirschen, 
zerreiben,  mahlen)  u.  das  ahd.  crusc,  chrusc ; 
Schweiz,  krüsch ,  grüsch ;  schiväb. ,  tyrol. 
grüsche  (Kleie,  ivovon  ital.  crusca;  chiv. 
crisca,  cf.  Diez,  II,  22),  bz.  dass  diese 
Wörter  mit  unserm  grüs ;  nid.  gruis  (Zer- 
kleinertes, Zermalmtes  etc.,  ivovon  wohl  franz. 
gruis ;  piem.  grus ,  Kleie)  u.  grusen  (knir- 
schen, knirschend  zerreiben  u.  zerkleinern) 
entweder  direct  od.  wurzelhaft  ztisammen- 
hängcn  (cf.  auch  unser  grütjeu,  schmieren 
etc.  von  griit  [faex] ,  xvas  mit  Grütze  u. 
Gries  u.  ags:  grytt  [furfur]  etc.,  bz.  unserm 
gürte  desselben  Ursprungs  ist),  so  ist  es  loohl 
zweifellos,  dass  ahd.  cliwa  (Kleie)  in  seinem 
Stamm  cli  mit  unserm  klei  u.  kleien  (schmie- 
ren etc.)  einer  u.  derselben  y  entstammt, 
worüber  Weiteres  unter  klei  zu  vergleichen  ist. 

klefen,  s.  kläfen. 

klei  od.  klai,  a)  die  fette  thonige  od.  leh- 
mige bindende  Erde  der  Marsch ;  daher  klei- 


bnr  (Marschbauer)  als  Gegensatz  von  sand- 
biir  (Sand-,  od.  Geestbauer) ;  —  he  wand  up 
de  klei.  ■ —  Sprichio. :  up  de  klei  böed  de 
früst ;  —  nat  plogon  is  feuin  für  de  klei  (od. 
5  kleigrund) ;  —  b)  Thon,  cf  potklei  (Töpfer- 
thon) ;  —  c)  Schlamm,  Schmutz  etc. ;  —  h§ 
is  en  stük  klei  (od.  mudder,  schtte  etc.) ;  — 
he  sitt  fnl  klei.  —  Nd.,  mnd.,  nid.  klei; 
mnld. ,    mfläm.  kleye ;    afries.    klai ;    wfries. 

10  klai,  klaey;  nfries.  klay;  wang.  klöi;  ags. 
claeg ;  acngl.  clai ,  clei ;  engl,  clay ;  norw. 
(Iv.  Aasen)  kli.  —  Das  ags.  claeg  ivird 
von  H.  Leo  (Spalte  287)  als  aus  claev  ent- 
standen angesehen   u.  von  ihm  mit  claemaa 

15  (cf.  klemen,  kleimen,  schmieren  etc.)  direct 
von  klifan  (cf.  kl!fen  u.  kläfen)  abgeleitet, 
wonach  denn  klei  mit  ahd.  cleib  (glutea, 
Leim,  Kleister)  urspyr.  nicht  allein  begrifflich, 
sondern   auch  formell   ident.   gewesen   sein 

20  müsste.  Was  mich  betrifft,  so  halte  ich 
dafür,  dass  das  „g"  des  ags.  claeg  ebenso 
loie  in  geong  (jung)  etc.  für  urspr.  „j"  od, 
„i"  u.  also  claeg  für  claej  od.  claei  steht  u. 
dass  demnacJt,  klei  od.  klai  (ebenso  wie  klei- 

25  men  aus  kliman  u.  kleiben  aus  kliban)  aus 
älterem  kli,  bz.  einem  Thema  klia  od.  klia 
hervorging,  ivas  mit  griech.  glia  (Leim)  wohl 
formell  u.  begrifflich  übereinstimmt,  tvie  das 
mnld.  (KU.)  kleyne  (argilla,  terra  argillacea, 

30  terra  tenax,  terra  glutinosa  etc.,  cf.  unter 
1  kleien  am  Schlüsse)  mit  dein  griech.  gline 
(Leim).  Die  Grdbdtg.  der  obigen  Wörter 
ist  ivohl:  zerriebenes,  z  er  malmt  es 
od.    zerklüftetes ,   zerborstenes   Et- 

35  toas  (sei  es  vom  Wasser  od.  der  Luft  od. 
durch  sonstige  Kraft)  u.  wenn  man  ver- 
gleicht, dass  auch  der  Sand  od.  Kies  (zer- 
riebene Felsentrümmer)  der  Flüsse  im  nortv. 
kli  heisst,  bz.  dass  das  engl,  clay  auclt  Erde, 

40  Staub,  Asche  etc.  bedeutet,  so  muss  ich  beim 
Vergleich  der  Wörter  gürte,  grand  (Kies  etc. 
u.  Kleie  etc.)  u.  grind  (Gries,  Kies,  grober 
Sand;  Grind,  Scabies  etc.),  sowie  von  karn, 
kern,  körn,  kürrel  etc.  als  sicher  annehmen, 

45  dass  nhd.  Kleie  (cf.  klee)  auch  mit  klei 
von  derselben  y  stammt,  zumal  dieses  Wort 
auch  mit  grind  in  der  Bedtg.  Scabies  od. 
Schorf  u.  mit  gürte  in  der  bildlichen  von 
G r ütze  zusammenfällt,  ganz  abgesehen  da- 

50  von,  dass  KU.  ein  zweites  kleye  mit  lutum 
paleatum  etc.  iviedergiebt.  Wie  unter  karn 
etc.  zu  ersehen,  gehört  dies  mit  kwern  u. 
körn  zu  der  y  gar  =  skr.  jar  (zerreiben, 
zerreissen,  zerkleinern  etc.),   aus  deren  Ne- 

55  benformen  gir,  gur  u.  gvar,  bz.  gr,  gri  etc. 
sich  die  Wörter  karn,  kern  u.  körn  sowohl, 
als  auch  unser  klei  u.  klee  nebst  griech.  glfa, 
gloia  u.  auch  die  Stammform  glu  V07i  lat. 
glus,  gluten  etc.,  bz.  gle  u.  glo  von  lat.  gleba, 

60  globus  etc.,  sowie  unser  klön  etc.  von  selbst 


KLEI-ACIITIG 


248 


KLEIEN 


ergeben,  sowie  nicht  minder  die  Wörter: 
griech.  kline  (s.  oben)  =  ynnld.  klcyne  u. 
das  Stamviverb.  kliman  od.  klimaii  von  kleim, 
klem  etc.,  cf.  kleraen.  SieJtt  man  bei  Bopp 
übrigens,  duss  derselbe  unser  kürt  (kurz)  mit 
Ecot.  gearr,  gairiJ  (brevis)  zur  y  gar,  jar 
(hiiiniliiis,  brevius  reddore)  stellt,  so  ist  es 
wohl  sicher,  dass  auch  ahd.  deini  (cf.  klcn) 
mit  klei  ».  7ihd.  Kleie  derselben  y  ent- 
stammt. Hält  man  zu  klei  in  der  Bedtg.: 
lutnm ,  od.  Schmutz,  Dreck  etc.  u.  klcien 
nun  aber  weiter,  auf  loelche  Weise  für  1 
M.  2  kladde,  bz.  klatte  aus  der  tirspr.  Be- 
dtg. :  crepitare  u.  sonare  etc.  die  von :  bre- 
chen, bersten,  sjmlten,  reissen,  kaput  fliegen, 
zertrümmern  etc.  u.  hieraus  wieder  die  von  : 
Fleck,  Schmutz,  Koth  etc.  u.  iceiter  auch  die 
von: Schmiere  od.  Klebendes u.  Haftendes, od. 
Fassendes  u.  Greifendes  etc.,  sowie  ferner 
auch  die  von:  Klumpen,  Kloss  etc.  (cf.  kkitte 
u.  klün,  klüt  etc.)  erwuchsen,  —  sowie  fer- 
ner, dass  grind  u.  griiulan  auch  mit  grinen 
etc.  zu  einer  Schallwurzel  ghar,  ghri  gehö- 
ren (cf.  auch  noeh  das  unter  klaue  Gesagte), 
so  ist  es  wohl  zweifellos,  dass  auch  die  y 
gar,  jar  (humilius,  brevius  reddere)  nebst  gar, 
jar  (conteri  etc.)  mit  den  von  Bopp  (Gloss. 
com}).,  148  seq.)  dazu  verglichenen  Formen 
gri,  giri,  gür  etc.  auf  die  urspr.  ]/  gar  (so- 
nare od.  crepitare),  ablautend  gir  (cf.  unser 
gireii)  zurückgehen.  —  cf.  zu  klei  auch  die 
Wörter:  marsk  (Marsch),  mare  (Sumpf  etc.), 
niör  (Moor),  sowie  malen,  mölen,  mal  etc., 
sowie  skr.  mard,  mrd,  (terra,  humus,  lutum, 
argilla)  aus  marda  von  der  y  mar  (zerrei- 
ben etc.),  wovon  es  sehr  leicht  möglich  ist, 
dass  sie  für  mare  (Meer)  in  der  urspr.  Be- 
dtg.: sonare  etc.  zu  nehmen  ist,  weil  das 
Meer  wohl  eher  als  das  E a  u s c h  e n  d e. 
Brausende,  Aufbrausende,  Bro- 
delnde u.  so  auch  als  das  Wallende, 
Kochende,  Wogende  n.  stark  Be- 
wegte (cf.  auch  se  u.  sele)  etc.  u.  nicht  cds 
das  Zerreibende   aufgefasst  ivorden  ist. 

klei-achtiß:.  kleiartig,  tcie  Klei  beschaf- 
fen etc.;  —  'ii  kleiachtigen  grund. 

1.  kielen  od.  klalen,  klecksen,  schmutzen, 
sudeln,  schmieren  (kleben,  kleistern),  im- 
Schmutz,  Koth  etc.,  bz.  Nasf-en  herumrüh- 
ren etc.,  manschen,  unreinlich  u.  unordent- 
lich arbeiten,  pfusclien  etc.;  —  he  kleid 
(kleckst,  schreibt  schlecht,  sudelt  etc.)  dat 
buk  ful ;  —  dat  kind  kleid  (od.  gremd,  klak- 
kerd ,  slakkerd  etc.)  nog  to  fol  bi  't  iiten  ; 
—  he  kleid  't  all'  ful,  war  lie  man  btkamen 
kan ;  —  he  kleid  d'r  al'  wat  in  herum ;  — 
he  bekleid  sük  (er  beschmutzt  sich);  —  du 
must  net  so  mit  't  water  kleien ;  —  he  kleid 
(manscht  od.  rührt  u.  icühlt  etc.)  in  't  wa- 
ter, od.  in  de  sclute  etc.  herum  ;  —  wat  liest 


du  dar  nu  wer  toregt  kleid?  dat  kau  je  gen 
minsk  äten,  bz.  briiken  etc.;  —  dat  körn 
Word  d'r  tan  de  liarfst  in  kleid  (das  Getreide 
wird  wegen  anhaltender  Nii-<se  in  den  Schmutz 
5  od.  den  nassen  Boden  gesäet,  der  desioegen 
)iicht  ordentlich  hat  gepflügt  u.  geegget  loer- 
dcn  können);  —  dat  fangd  al  wer  an  to 
kk'icn  (zu  schmutzen,  bz.  zu  nässen  od.  reg- 
nen); —  klei'  (schmiere,  streiche,  kleistere 
10  etc.)  d'r  man  'n  bitjo  1cm  afer,  dat  't  digt 
word;  —  he  hcd  de  wand  mit  lern  bekleid; 

—  lät  de  timmernian  de  afend  ilfen  digt 
klcien;  —  he  kleid  hum  an  (a.  er  schmiert 
ilni  an  od.  betrügt  ihn  etc. ;  —  b.  er  schwärzt 

15  ihn  an,  hängt  ihm  einen  Mal<el  an  od.  be- 
zichtigt iltn  eines  JSIakcls  od.  Fehlers  etc.); 

—  he  wul'  mi  b!  de  börgemester  ankleien 
(anschwärzen,  anschuldigen,  anklagen  etc.) ; 

—  he  hed  hum  en  (Einen,  seil  Flecken, 
20  Makel)  ankleid,  er  hat  ihm  Einen  (seil.  Ma- 
kel) angeklebt,  angehängt,  bz.  eine  Schuld 
angekreidet,  angeschrieben ;  —  he  ferkleid 
(verdirbt,  verpfuscht  etc.)  \  all'  wat  he  deid 
un  mäkd ;  —  he  ferkleid  (verbringt  unnütz, 

25  vertrödelt,  verschwendet  etc.)  all'  s'in  geld 
un  god  in  allerlei  unnütte  kram  ;  —  he  hed 
't  all'  wer  ferkleid,  wat  he  fan  sin  fader  arft 
hed.  —  Dieses  wie  engl,  clay  (mit  Lehm  od. 
Thon  bedecken  u.  überziehen,    düngen;   mit 

30  77(0»  reinigen  etc.)  von  klei  in  der  Bedtg.: 
lutum  etc.  gebildete  Verb,  toird  auch  noch 
in  der  von:  klei  od.  fette  Marscherde  über 
das  Land  bringen,  bz.  es  damit  düngen  (dat 
land  nuit  fan  't  harfst  ne's  [aufs  Neue]  afer- 

35  kleid  worden)  u.  ferner  auch  in  der  von : 
viele  u.  schwere,  od.  saure  Arbeit  haben 
(tvomit),  mühsam  u.  schiver  arbeiten,  quälen 
etc.  gebraucht  (he  harr'  wat  to  kleien ,  dat 
he  dat  wer  toregt  [od.  schön  etc.]  kreg)  wo- 

40  bei  man  (cf.  auch :  he  harr'  wat  to  krab- 
ben,  od.  to  riten  etc.,  dat  he  't  wer  toregt 
kreg),  ebenso  wie  beim  nd.  (cf  Br.  Wb. 
kleien  sub  5  u.  auch  bei  Schütze  etc.) 
kleien  (einen  Graben  ausbringen,  ihn  reini- 

45  gen  od.  ausgraben)  nicht  ganz  sicher  ist,  ob 
es  in  dieser  Bedtg.  von  klei  (lutum)  ab- 
stammt, od.  mit  dem  folgenden  kleien  (krat- 
zen) ident.  ist,  iveil  sich  auch  aus  kratzen 
(er  kratzt  das  ab    od.    aus   etc.)   solche  Be- 

50  dtgn.  entwickeln  konnten.  Wahrscheinlicher 
ist  es  indessen,  dass  es  auch  in  allen  letz- 
teren Bedtgn.  von  klei  als  zähe  fettige, 
l  e  h  m  ige ,  sich  übercdl  anhängende 
M a  rscherde,  bz.  als  Koth  u.  Schmutz 

55  etc.  weitergebildet  ist  u.  demnach  im  techn. 
Sinn  (cf.  auch  mnd.  kleien  bei  Seh.  ti.  L.) 
soviel  heisst  (ds  den  Klei,  bz.  die  Klei- 
Erde  od.  den  Dreck  etc.  heraus  holen 
od.  machen,  woraus  sieh  i^owohl  die  Bedtg. : 

60  reinigen    (cf.  unser  schummeln,  reinigen 


KLEIEN 


249 


KLEIS 


etc.  von  schummel,  Schmutz  etc.),  als  auch 
die  von :  seh tv  e r  u.  saue 7'  arbeiten  etc. 
von  selbst  erychcn  konnte.  Verlcennen  lässt 
sich  aber  nicht,  dass  üt-  u.  of-kleien  ebenso- 
gut mit  aus-  u.  ab-lcratzen,  od.  ausschärfen 
etc.  (cf.  auch  üt-  od.  of-sclirabben  ?«.  schrab- 
ber  u.  Schrubber  =  Beiniger,  scharfer  Be- 
sen etc.) ,  sowie  auch  aferkleien  mit  über- 
hratsen  (u.  so  auch :  bedecken,  cf. :  be  krabd 
dat  d'r  afer  od.  digt  etc.)  übersetzt  iverden 
kann  «.  dass  sich  demnach  dieses  1  kleien 
viit  dem  folgenden  2  kleien  im  Sprachbe- 
wusstsein  vielfach  mit  einander  vermischt  hat, 
wie  dies  auch  beim  Vergleich  von  1 — 5  kleien 
im  Br.  Wb.  u.  aus  den  sonstigen  nd.  Wör- 
terbüchern erhellt.  —  In  hochd.  Mundarten 
wird  dieses  unser  nd.  kleien  oft  mit  kläen, 
hlähen  od.kläj  en  (z.  B.  in  Halle)  od.  auch 
kleen  (z.  B.  im  Schanmb.)  ivieder  gegeben. 
Zum  Schlüsse  sei  noch  erwähnt,  dass  ahd. 
ein  Verb,  klenan,  chlenan ;  mhd.  kleneu;  an., 
I  norw.  klina;  dän.  kline  (schmieren,  kleben, 
?  bz.  oblinere  etc.)  vorkömmt,  tvas  noch  (auch 
in  der  Form :  klänen ,  klinen  ,  kleinen ,  (/. 
Grimm,  Wb.  unter  klenen  u.  Schmellcr, 
zweite  Ausgabe  von  Frommann,  I,  1331 
unter  klänen)  in  den  oberd.  Mundarten  weit 
verbreitet  ist  u.  mit  dem  unter  klei  erivähn- 
ten  mnld.  kleyne  (argilla  etc.),  bz.  dem  an., 
isl.  klina  (illinere;  inquinare)  etc.  u.  tveiter 
griech.  gline  (Leim)  u.  kymr.  glynu  (kleben) 
zusammenhängt  u.  eben  beweist,  dass  unser 
klei  etc.  mit  diesen  Wörtern  u.  auch  mit 
dem  für  klemen  anzusetzenden  Stammverb. 
kliman  etc.  zu  einer  unter  klei  erwähnten  y 
gar,  gr,  ablautend  gir  ic.  gur,  umgesetzt  gra, 
bz.  gla,  —  gri,  bz.  gli  etc.  od.  giu,  bz.  glu 
u.  glav  (zerreiben  etc.)  gehört.  Weiteres 
vergl.  unter  klemen. 

2.  kleien  od.  klaieu,  kratzen,  krauen, 
sanft  streicheln,  schmeicheln,  liebkosen,  tän- 
deln etc. ;  —  he  kleid  sük  de  kop,  bz.  sük 
achter  de  oren ;  —  se  kleide  hum  so  sot,  dat 
he  hör  tägenafer  net  de,  wat  se  man  wul' ; 
—  se  hed  hum  net  so  lank  kleid,  dat  he  sin 
geld  ütdokken  muss' ;  —  he  kleide  dat  wicht 
net  so  lank,  dat  se  hum  sin  wiU'  ande;  — 
he  kleid  gern  wat  mit  de  wichter  lierum ;  — 
Sprichw. :  mit  eien  un  kleien  kan  man  wol 
'n  bulle  melken ;  —  kleist  du  mi  de  nak,  so 
füll'  ik  di  de  sak.  —  Nd.,  mnd.  kleien  (krat- 
zen, krauen  etc.,  bz.  scalpere,  od.  mit  den 
Klanen  u.  Nägeln  kratzen) ;  mnld.  kleyen 
(unguibus  scalpere);  norw.  (Iv.  Aasen) 
kleia;  aschwed.  kleya,  tvomit  auch  schwed. 
klia  (jucken,  bz.  kratzen)  ident.  ist. 

Nach  den  neben  an.  klä,  klö  etc.  (cf. 
klauen)  vorkommenden  sonstigen  Formen, 
als  norw.  klaeja;  schwed.  (provinz.)  kläja 
etc. ,   sowie  nhd.  k l ä  u  e n  für  klauen   u. 


unser  freien  (freuen),  soivie  gleien,  gleuen, 
gloien,  glojen  (glühen)  etc.  ist  dieses  klcieu 
wühl  mit  klauen  von  Hause  aus  identisch. 
Bedenkt  man  indessen  die  öftere  Synony- 
5  mität  vo)i  schmieren  od.  färben  und 
streichen  (an  u.  über),  bz.  die  von  sanft 
str  eichen  od.  str  eich  ein  mit  k  r  a  u  e  n, 
so  ist  es  auch  denkbar,  dass  2  kleien  von 
Hause  aus  mit    1  kleien  ideut.  ist    it.  auch 

10  die  obigen  Wm'ter  von  klei  tveiter  gebildet 
sind,  bz.  dass  sich  die  Bedtg.:  krauen  od. 
streicheln  etc.  aus  der  von:  schmieren 
od.  str  eichen  (über),  bz.  (Etioas)  be- 
s  c  h  m  i  er  en    u.    bestreichen    etc.    ent- 

15  tüickelt  hat,  od.  dass  überhaupt  beide  For- 
tnett mit  agerm.  klinan  u.  kliman  (s.  unter 
klemen  sub  h)  etc.  auf  ein  älteres  klian  od. 
klian  (zerreiben,  bz.  reiben  od.  scharren, 
schaben,  kratzen  etc.)  zurückgeht. 

20  kleier,  Kleckser,  Schmierer,  Sudler,  Pfu- 
scher, schlechter  unordentlicher  Arbeiter,  bz. 
Wirth,  Geschäftsmann,  Hauslialter  etc. ;  — 
du  büst  'n  regten  olden  kleier,  de  't  all'  fer- 
darft  un  't  all  ferkamen  lett. 

25  kleiere,  Schmiererei,  Sudelei,  Pfuscherei 
etc. ;  —  wat  best  du  dar  nu  wer  för  kleiere 
mäkd ;  —  't  is  all'  kleiere,  wat  he  anfangd 
un  d'r  kumd  sin  läfend  uiks  ördendliks  bi 
hum  fan  herüt. 

30  kleierig,  kleierg,  schmutzig,  schmierig, 
dreckig,  kothig,  regnicht  etc. ;  —  kleierig  (od. 
kleierg)  wer ;  —  'n  kleiergon  weg.  —  Sprichw. : 
'n  kleierigen  föt  bürd  god !  fot  in  de  aske, 
niks  in  de  taske,    d.  h.    ein  Fuss    der    den 

35  Klei  od.  Dreck  nicht  scheut  u.  bei  jeder 
Witterung  seine  Wirthschaft  u.  seinen  Acker 
begeht,  der  wirthschaftet  (cf.  büren)  gut; 
aber  ein  Fuss  der  den  Schmutz  od.  die 
Nässe  u.  Kälte  fürchtet  u.  stets  in  der  Asche 

40  der  Herdplatte  sitzt,  dessen  Besitzer  hat 
nichts  in  der  Tasche. 

klei-grnnd,    Marsch-    od.  fettiger  Thon- 
Bodcn. 

kleiig,  klciig,   lehmig,  schmierig,  schmut- 

45  zig ;  —  kleiig  to  lopen ;  —  'n  kleiigen  weg. 
kleiken.     Dieses  von   Stbg.  falsch   ge- 
schriebene od.  falsch  gelesene  Wort  cf.  un- 
ter kleis. 

klei-ki'äm,  Schmier-,  Dreck-,  Schmutz-  od. 

50  Sudel-Kram  etc.;    —    mit  de  kleikräm    (od. 
schitkräm)  wil  'k  niks  to  dün  hebben. 
klei-laiid,  Klei-  od.  3Iarsch-Land. 
kleiinen,  s.  klemen. 
kleis  (Norderney  etc.),    Steinbutt  (Rhom- 

55  bus  od.  Pleuronectes  maximus).  —  Engl.  burt. 
—  Esist  dasselbe  Wort  wie  (Ostsee)  Kliesch, 
Kliesche,  nhd.  Klei  sehe  (Rhombus  od. 
Pleuronectes  limanda),  die  hier  scharre  u. 
sonst  auch  glarke  od.  Glalirke;    engl,  dab 

60  genannt   wird.     Das   Dimin.  kleisken,    bz. 


KLEISEL 


250 


KLEMEN  KLEIMEN 


mofries.  klaisken  übersetzt  Cad.  Müller 
(pag.  36)  blos  mit  ,,runde  Scholle"  u.  da 
auch  Lucas  das  deutsche  KlicscJie  mit 
dal),  burt  wiedersieht,  so  loird  unter  kleis 
od.  klis  wohl  früher  überhaupt  »ur  eine 
Bundschollc  verstanden  worden  sein.  Das 
Wort  kleis  od.  klis  wird  demnach  wahr- 
schein l.  ein  c  r  u  n  de  kl  u  m  pi  g  e  M  a  s  s  c 
od.  überhaupt  einen  Klumpen  bedeutet 
haben  u.  tcenn  man  unser  bleion  (blühen  = 
ahd.  pluoan,  ploan,  pliian  etc.)  freien  (freuen), 
greien  (ahd.  gnioan,  gröan) ,  2  kloieii  (= 
klauen,  klaweii)  etc. ,  bz.  den  Vocahvechsel 
von  klistir  etc.  vergleicht,  so  ist  kleis  od. 
klis  zweifellos  dasselbe  Wort,  wie  mnd.  clils 
(massa),  iiorw.  klysa  (Klumpen  von  einer 
dicken  feuchten  Masse  od.  weichen  Materie; 
Meduse  od.  Seethier,  was  einem  geleeartigen 
Klumpen  gleicht,  wie  die  Qualle)  etc.,  hz. 
tcie  unser  klos  u.  2  kluse.  Da  nun  aber 
norw.  klysa  ebenso  wie  an.,  isl.  klessa  (cf. 
bei  Iv.  Aasen  das  Subst.  klessa,  sowie 
klessen,  kleis,  kleisa  etc.)  auch  dieselbe  Be- 
dtg.  jvie  unser  klak  (cf.  auch  klater,  klatte 
etc.)  fiat  u.  sich  aus  Fleck,  Schmutz, 
S chmiere  etc.  die  von  :  dicke,  feuchte,  gal- 
lertartige, klebrige,  zusammenhängende  Masse 
u.  Klumpe  etc.  enticickelte ,  so  ist  wohl  an- 
zunehmen, dass  das  Wort  kleis  od.  klis,  klys 
als  Ben en n u ng  der  R u  n d seh  olle  sich 
nicht  allein  auf  die  k  l  u  m  pig  e  Ma  sse 
dieser  Thiere,  sondern  aucli  auf  ihre  feuchte, 
klebrige,  schleim  i g e  Jlaut,  od.  sogar 
darauf  bezog,  dass  diese  Thiere,  ebenso  tvie 
alle  Schollen  u.  Plattfische,  wie  an- 
geklebt auf  dem  Boden  des  Meeres  liegen 
u.  dem  n  ach  a  uch  rvirkliche  Kleb  thiere 
sind,  icobei  man  dann  annehmen  kann,  dass 
dm  Wort  kleis,  klis  od.  clüs,  klysa  überall 
urspr.  nur  ein  schmieriges  ».  kleben- 
des od.  adhärirendes  Etwas,  hz.  Kleh- 
Ding  od.  Kleb-Masse,  Kl  eh- Gegen- 
stand bedeutet  haben  wird,  gleichviel  ob 
eine  in  sich  zusammenhängende  u.  klumpige 
Masse.,  od.  ob  eine,  einem  andern  ankle- 
bende u.  anhängende,  schmierige  u.  klebrige 
Masse,  wie  dies  ja  auch  ein  Klecks  od.  klak 
ist.     cf.  klister,  klos,  2  kluse,  klOt,  kliite  etc. 

kleisel  (von  1  kleien  »  gebildet  wie  Ge- 
schreibsel), Schmiere,  Geschmier,  Schmie- 
rerei, Sudelei  etc.,  hz.  ein  Etwas,  ivas  un- 
sauber w.  unordentlich  gemacht  u.  zubereitet 
ist;  —  diu  kleisel  (od.  gckleis^l,  unsaubere 
Schrift,  unsaubere  Arbeit  etc.)  kan  je  gön 
minsk  liiseu  (of  bruken  etc.);  —  diu  kleisel 
(unsauber  u.  unappetitlich  bereitetes  u.  zu- 
sammengerührtes Essen,  bz.  Speise,  Kostete), 
wat  du  dar  fan  middag  wer  toregt  kleid  best, 
dat  mag  de  düfel  äten,  man  ik  nig. 

klem,  s.  klemm  u.  klemme. 


kl6men,  kleimen,  klaimen  (hier  xcohl  fast 
obs.),  mit  Lehm  bekleben  od.  verschmieren,  be- 
streichen etc.;  —  klaimde  wage  (Lehmwand, 
mit  Lehm  be-,  od.  i'erschmierte  u.  gedichtete 
5  Wand  etc.).  —  Wang.  (Ehren  traut,  I, 
71)  kleim;  satl.  kläme,  kleine;  nfries.  kle- 
men,  kliemen  (etwas  mit  Butter,  Tjehm  od. 
sonst,  klebr.  Sachen  besclimiercn) ;  wfries. 
kliemen  (schmieren,  beschmieren,  beschmutzen 

10  etc. ;  kleben  bleiben  [woran],  nicht  vom  Flecke 
kommen  [icomit] ,  langsam  arbeiten,  träge 
sein  etc.,  cf.  Vrije  Fries,  I,  176); 
mofries.  (Cad.  Müller,  pag.  52)  klai- 
meu  (kleben) ;    nd.    kleemtn,    klebmen,  klei- 

15  meu  (mit  Lehm  verstreichen  etc.);  mnld. 
kleemen  (incrustare  argilla) ;  ags.  claeman 
(illinere) ;  acngl.  claemen,  clemcn  (dasselbe) ; 
an.,  isl.  kleima  (laedere,  vulnerare,  illinere, 
maculare) ;    norw.     (Iv.    Aasen)     kleima; 

20  schwed.  (dialect.)  klema  (kleiben,  lehmcn, 
kleistern,  aufkleben  etc.);  ahd.  (kleimjau?); 
amhd.  kleinien,  chleimeu  (plasmare);  lihd. 
(Grimm,  Wh.)  kleimen. —  Wie  ahd.  kXaih- 
Jan,  kleiben,    (Etwas)    schmieren    u.    kleben 

25  (an  ein  anderes  Etwas),  befestigen ,  ver- 
schmieren etc.  vom  Sahst,  klcib  (Leim,  Klei- 
ster) u.  ahd.  klakjan  (cf.  klakken)  vom  Subst. 
klak,  so  ist  auch  dieses  V^erb.  von  einem 
Subst.  kleim,    klem,    klaem    od.    kleima   etc. 

30  loeitergebildct,  ivas  beim  Vergleich  von  amhd. 
clileimeii  zu  kleibjan  attch  im  ahd.  vorhan- 
den gewesen  sein  muss  u.  ident.  ist  mit  isl. 
kleima,  bz.  mnld.  kleem  in  der  urspr.  Be- 
dtg.:    klebendes    od.    schmieriges   u. 

35  haftendes  Eticas.  Vergleicht  man  nun 
aber  die  Stämme  klad  od.  klat  etc.  von  1 
u.  2  kladde,  kladdeu,  klater,  klatte  etc.,  bz. 
klak,  klakken  u.  die  Stämme  klit,  klik  etc., 
.so  ist  CS  zweifellos 

40  a)  dass  nuDi  für  an.,  isl.  kleima  (macula, 
bz.  en  plet,  en  klik;  vulnuscuhim,  plaga,  bz. 
en  skramme,  lidet  saar),  kleima  (laedere  etc.; 
illinere  etc.,  n.  oben); —  «o/vr.  kleima,  Klei- 
ster, Mehlkleister,  d.  i.  Schmiere  od.  Klebe- 

45  Stoff;  ein  klebriges  u.  sich  anhängendes 
Etwas ;  von  Personen :  1.  ein  langsamer, 
zaudernder  Arbeiter,  dem  das  Werk  an- 
klebt, bz.  an  den  Händen  kleben  bleibt; 
—  2.  ein  kjacler  od.  anhänglicher    u.  zärt- 

50  licher,  der  Mutter  od.  einer  sonst.  Person 
anhängender  Mensch  etc.,  od.  auch  ein  Zärt- 
ling, bz.  ein  weichlicher  od.  venoeichlichter 
Mensch,  der  dem  elterlichen  Hause  zu  stark 
anhängt  etc.   ('=  kleim-  od.  Kleb-  Person, 

55  ivoher  schwed.  "klem,  Verzärtelung  etc. ;  klema 
med  baru,  zärtlich  sein  mit  Kindern,  sie  ver- 
zärteln etc.;  —  klemer,  verzärtelter  Mensch, 
Weichling  etc. ;  —  kiemig,  zärtlich,  nachsich- 
tig etc.),  —  kleimra,  kleben  od.  hängen  an, — 

GO  kleimer  (Schleim,  klebrige  Feuchtigkeit  etc.) 


KLEMEN  KLEIMEN  251  KLEMIG  KLEMISK 

etc.  u.  dem  gleichfalls  hieher  gehörenden  ags.  nicht  verTcennen,  dass  die  alten  Stammvcrh. : 

cläm  (lutum,  plasma,  litura,  cf.  Ludzo.  Ett-  klian  od.  klian  für  klei,  kleien  etc.,  —  kli- 

m  Uli  er  u.  H.  Leo);  aengl.  cläm,  clöm  (lu-  n.ui  od.  klinaii  für  ahd.  klüuan  etc.  (s.  «h- 

tum) ;  engl,  clooni    (Kitt,  Cement),   to  cloom  tcr  1  kleien  am  Schlüsse)  u.  kliman  od.  kli- 

(zideimen ,   verkleben);   an.    kläm    (coiitume-  5  man  von  klemen  u.  den  obigen  dazu  gehör i- 

iiose  dicta,   od.  eigentlich  etwas  Schmutzt-  gen   Wörtern    (ivas   im  HaUingdal   in  Nor- 

ges  etc.,  wie  unser  klak  od.  lat.  macula  im  wegen  [cf.  klima,  Jdehen  etc.,  bei  Iv.  Aasen] 

fig.  Sinn);  isl.  kläm  (obscoenitas,  fescennia) ;  noch  lebt)    aus   einer  germ.  ]/  kli ,    bz.  kri, 

afries.*  kleem  (Riss  etc.)  u.  klaim  (lutum  od.  kir,  idg.  gir  etc.  od.  skar,  skir,  skri  hervor- 

macula  etc.,  bz.  obscoenitas  etc.);  nid.,  mnld.,  10  gegangen  sind,  zu  der  sich  dann  ahd  chläwa 

mflüm.  kleem    (Lehm,   argilla)    etc.    dieselbe  etc.  (cf.  klaue)  n.  viele  andere  Wörter  ebenso- 

Begriffsentwickelung    annehmen    nmss ,    toie  gut  stellen  lassen,  als  die  von  Fi ck  (I,  78) 

bei  klak,   bz.  dass   (cf.  ausser  den  Wörtern  für  griech.  chaos  u.  slavo-deutsch  ghava  etc. 

die  vom  Stamm  klak,    klik,  kluk,    od.  klad,  aufgestellte  Stammform  ghavas  etc.  von  der 

bz.  klat,  klit,  klut   u.  ihren  nasalirtcn  For-  15  y  ghä,  glii.    Weiteres  vergl.  unter  k\a.p,'k]ak, 

inen  klank,  klink,  od.  klant,  klint,  klunt  etc.  klaue,  klei  etc.,    sowie  auch  unter  lern,  t\m, 

weitergebildet  sind)  die  Bedtgn. :  Riss,  Bruch,  slim  etc.     Der  Form  iccgen   cf.    ahd.  hiwä, 

Spalt  etc.,    od.  Fleck,   Schmutz,  Dreck,  bz.  hiä  etc.  u.  hiwo,    hio  etc.    von   f  qi    unter 

Schmiere  u.  Klebestoff,  od.  klebendes  u.  haf-  liilk  u.  zur  f  gar,  jar,  gvar,  gur,  jur    (zer- 

tendes  Etivas  etc.    sich   ebenso  wie  bei  klak  20  reiben,  alt  u.  morsch  toerdcn  u.  machen,  se- 

etc.  uns  den  urspr.  von  crepitare  entivickelt  nescere  etc.    bei  Bopp    die   y    gri    (senes- 

haben.     Vergleicht  man  nun  dazu  aber:  cere,  od.  urspr.:^zerreiben  etc.),  hz.  bei  Ben- 

b)  ahd.  gien,  gijen  etc.,  —  giweu,  gewön  fey  2  jri  u.  jri,  axis  welch  Letztern  sich 
etc.  u.  ahd.  ginen,  kinen,  ginuu,  geinon  (gäh-  die  Stammform,  gli  od.  gli  der  obigen  Wör- 
nen  etc.),  was  mit  lat  hiare  u.  griech.  cbai-  25  ter  erklärt,  tvährend  die  unter  klaue  ange- 
nein,  chaos  etc.  (cf.  jänen  etc.)  von  einer  y  zogenen  Wörter  sich  aus  den  obigen  Wur- 
ghä,  gbi  stammt,  sowie  ferner  goth.  kian,  zehi  gar,Jar  u.  jur  ergeben. 
keian,  kinan  etc.,  bz.  unser  kinen  u.  kimen  klem-fögel.  Name  mehrerer  hies.  Raub- 
(keimen,  sprossen  etc.  od.  spalten?)  von  der  vögel  (Sperber,  Habicht)  mit  starken  Klaueji, 
y  gi,  ji  od.  ski  aus  ska,  so  lässt  es  sich  30  unter  ivelchen  mein  Gärtner  selbst  den  Ku- 
kük  mit  inbegreift.  —  Nd.  klamvogel,  klam- 

*Anm.     Dies  Wort  wird  von  Hettema  vagel ;    mnd.  klam-,    klem-vogel ;    nid.  klara- 

mit  rixa  übersetzt,  was  nach  den  betr.  Stel-  per,  klamp-,  klem-vogel ;  mnld.  klamp-,  klem- 

len  in  den  fries.  Gesetzen  richtig  sein  icird,  voghel  (accipiter);  wij^äw.  klampvogliel  ('Fa//je 

da  kleem    toie  isl.  kleima    (s.   oben)    u.    toie  35  od.  Sperber).    —    Nach    Seh.  u.  L.    (mnd. 

auch    ahd.   klac    tirspr.    die   sinnl.    Bedtg.:  Wb.  II,  471)   soll   es  =   klemmende    (d.  i. 

Riss,  Bruch,  Spalt,  Klaff  etc.  hatte  u.  dem-  klimmende)  vogel  od.  Klimm-  Vogel  sein, 

nach  (cf.  v.  Richthof en,  afries.   Gesetze,  toie  daselbst  auch  klamvotigh  mit  „versehen 

pag.  477,  erste  Spcdte,  Zeile  17) :  hwaso  ma-  mit  Füssen,  die  zum  Klimmen  od.  Klettern 

ket  aen  cleem   by  twiska  twem  iggen  toörtl.  40  tauglich  sind"  erklärt  wird.     Walirscheinli- 

heisst:   wer   da    (od.  iver ,    tvelcher)  machet  eher  jedoch  hat  die  Vor sglbc  kUm  od.  klami) 

Riss,  Bruch  etc.  (od.  Spaltung,   Uneinig-  mit  klimmen  in  der  Bedtg.  klettern  di- 

keit.  Streit  etc.)  zwischen  zweien  Partheien,  rect    nichts    zu    thun ,    ebensoioenig   als  mit 

bz.  Seiten,  od.  Kanten.  —  v.  Richthof  en  1  klam  in  der  Bedtg.:  klebend,  haftend  etc., 

dagegen  vergleicht  es  zu  an.,  isl.  kläm  (ob-  45  sondern    es    ist    entweder    das   Subst.  klam, 

scoenitas  etc.,  s.  oben),  dessen  Bedtg.,  sowie  klamp    in  der  Bedtg.:    Greifendes,    Fassen- 

auch  die  von:  lutum  u.  macula  orf.  Schmutz,  des,    bz.  Kralle,    Klaue  etc.,  od.  uncus,  un- 

Schmutziges,  Fleck,  Schmutzfleck,  Schand-  guis  etc.    (s.  unter   2  klam  «.^  klampe) ,    so- 

fleck  etc.  hier  aber  nicht  zutrifft,  wohl  aber  dass    es    loörtl.    soviel   als    Krallen-    od. 

zu  klaim  stimmt,  da  dieses  in  der  Stelle  (cf.  50  Klauen- Vogel  bedeutet,  od.  es  hängt  die 

V.  Richthof  en,  afries.  Gesetze,  pag.  484,  Vorsglbe  klam,  klamp  (was  am  wahrschein- 

erste   Spalte,   Zede   2):   het    ensie    dat    dat  lichsten)  entweder  direct  mit  klimmen  in  der 

Claim  in   dae    riuchte    openbcer    sie    (es   sei  Bedtg.:   greifen,  packen,    halten,  festhalten 

denn,,    dass  das   [einem  betreffenden  anhaf-  etc.  od.  mit  klampen   in  der  Bedtg.-  harpa- 

tende,  bz.  ihm  zur  Last  gelegte]  Schmutzige  55  gare,  appreliendere,  prebendere  etc.  (s.  unter 

[od.  Obscöne,  Seh ä  nde n  d e  u.  Seh ä n d-  klampen)  zusammen,  .sodass  es  buchst,  einen 

liehe,  bz.  der  31  ak  el  etc.]  in  dem  Gerichte  Raub-  od.   Greif -Vogel  bedeutet, 

offenbar  sei)  sowohl  zu  an.  kläm  als  zu  kleim  klera-hake,  s.  klemmhake. 

od.  klem,  klaim  in  der  sinnl.  Bedtg.  von  lu-  kleinig;,  klemisk,  klemsk,  kleimig  od.  klei- 

tum  od.  tinseres  klak  stimmt.  GO  sterig,   klebig,    bz.  nicht  ordentlich  gahr  ge- 


KLEM-ISDER 


252 


KLEMMEN 


backen,  teigig  u.  weichlich;  —  dat  mal  is 
klemig  od.  klemsk;  dat  kunid  d'r  fan,  dat 
de  weite  fan  't  jär  mit  all'  de  rügen  ni't 
dröge  to  biis  kamen  un  dels  iip  't  leid  üt- 
wu.-sen  is;  —  dat  bröd  (od.  de  klütjc,  de 
puffert,  de  stnto  etc.)  is  so  klemsk,  dat  't 
sük  all'  an  de  tanden  fast  settd.  —  iVW. 
kleemsch ;  irfries.  kliemsch. 

klem-isder,  s.  klemm-isder. 

klemm,  od.  klem,  feuchtweich,  pappig, 
schicammig  etc.;  —  dat  mor  is  nog  so  klemm, 
dat  man  d'r  nog  hei  net  up  klär  worden  kan 
un  all'  ugenblikken  bang  wesen  mut,  dat 
man  d'r  insakkd.  —  Es  ist  dassehe  tvie  klam 
in  der  Bedtg.:  klebrig  feucht,  od.  urspr. 
klebrig,    kleisterig,  pappig  etc. 

klemme,  klemm,  od.  klem,  Klemme;  d.  h. 
Zustand  od.  Sein,  Wese7i,  od.  auch 
Eigenschaft  von:  festsitzen,  haf- 
ten, halte  n,  fa  sse  n,  packen,  gr  e  i- 
fen  etc.;  daher  a)  Zustand  zoo  ein  Etwas 
(Wesen,  Ding  etc.)  irgend  ico  stoischen  od. 
überhaupt  fest  sitzt  u.  festg  erathen 
ist,  od.  so  zu  sagen:  sich  in  Haft  be- 
findet od.  in  Haft  kömmt  u.  festge- 
halten wird,  sei  es  durch  ein  körperli- 
ches Etivas,  od.  durch  sonstige  äussere  Um- 
stünde, die  das  betr.  Etwas  in  diesen  Fest- 
Sitz  -  Zustand  versetzen  u.  die  freie  Be- 
wegung desselben  hindern;  —  he  (od.  de 
wagen,  dat  tau  etc.)  is  so  in  de  klemm  räkd, 
dat  he  (od.  de  wagen  etc.)  gans  fast  sitt  un 
net  förgcls  of  rüggels  kan';  —  de  band  söt 
tüsken  dör  un  räm  in  de  klemm  (die  Hand 
sass  zwischen  Thitre  u.  Rahmen  in  der  Haft, 
od.  xoar  dazwischen  fcstgerathen  etc.);  —  he 
kwam  d'r  bi  in  de  klemm  (ka^n  dabei  zwi- 
schen zwei  Etivas  [z.  B.  ztvei  Blauem],  od. 
durch  ein  Etwas  [z.  B.  eine  Zange,  Kneife 
etc.]  fest,  bz.  ivurde  davon  gepackt  etc.)  un 
wus  (wusste)  sük  d'r  nich  wer  iit  to  helpen; 
—  b)  Eigenschaft  des  Haltens,  Packens  u. 
Greifens  etc.,  od.  die  Halt-,  Pack-  u.  Greif- 
Eigenschaft,  bz.  die  Klemm -Eigenschaft, 
Klemm- Kraft  etc.,  od.  das  Klemm-  Ver- 
mögen etc.  u.  so  auch  überhaupt:  Kraft, 
Macht,  zwingende  u.  druckende  Macht,  Nach- 
druck etc.;  —  de  klemm  is  ml  to  de  band 
ütgän  un  ik  kun  't  net  langer  holden;  — 
de  klemm  is  mi  ütgän  (d.  h.  ich  habe  nicht 
mehr  das  Vermögen,  um  Etwas  zu  halten 
od.  zu  greifen  u.  zu  packen  etc.) ;  —  du 
must  d'r  nog  'n  bitjed  klemm  agter  don  (od. 
gäfcn),  dat  't  bäter  fürgels  geid;  —  dar  sitt 
gen  klemm  genug  agter,  darum  fragt  he  d'r 
6k  niks  na,  of  du  wat  segst;  —  wen  du  d'r 
man  wat  klemm  an  dön  wult  (wuldst  =  woll- 
test), den  schult  wol  l)iiter  gän;  —  c)  ein 
haltendes,  packendes  od.  klemmendes  Etwas, 
Klemm- Ding,    K lemm-  Geräth,   Bremse 


etc.:  —  he  sett  hum  de  klemm  etc.  (od.  de 
knipe)  up  de  nöse ,  od.  de  dum  etc. ;  —  d) 
Zustand  des  Gebunden-  u.  Gcfcsselt-Seins, 
bz.  des  Fest-,  Steif-  n.  Starr-Seins  od.  der 
5  Eri-tarruiig  =  Starr-lvrampf,  Steifheit,  Läh- 
mung etc.;  —  he  kreg  de  klomm  so  in  de 
fingers,  dat  he  se  hei  net  roren  kun'.  Da- 
her auch  mülklcmmo  etc.  —  Ferner  bezeich- 
net das  Wort  klemm  beim  Torfgraben  auch 

10  nocJi  die  Tiefe  eines  Torfstichs,  od.  derje- 
nigen, etwa  einen  Fuss  Höhe  betragenden, 
Schicht,  welche  der  Länge  eines  'Torfes,  bz. 
eines  solchen  Stückes  Moorerde  entspricht, 
das  der  Torfgräber    mit  seinem  S^jaten  pa- 

15  ckcn,  greifen  od.  fassen  n.  halten  kann  u. 
gebraucht  man  das  Wort  klemm  in  dieser 
Bedtg.  auch  zur  Bestimmung  der  Mächtig- 
keit eines  Moores,  indem  man  sagt,  dass  es  z.B. 
5  klemm  (od.  fünf  'J'orflängen)   Torf  enthält. 

20  Es  ist  urspr.  aus  klamma  od.  vielleicht 
klam-ja  entstanden  u.  von  Hause  aus  idcnt. 
mit  2  klam  u.  gehört  mit  diesem  zu  klim- 
men in  der  urspr.  Bedtg. :  kleben,  festsitzen, 
haften  (woran)  etc.,  worüber  Weiteres  unter 

25  1  u.  2  klam  u.  in  Grimm  (Wb.)  unter 
Klemme  etc.  Zu  bemerken  ist  jedoch  hiezu, 
dass  einige  Bedtgn.  des  Subst.  Klemme  sich 
vielleicht  besser  aus  dem  Verb,  klemmen, 
als  aus  dem  Präter.  klam    voti  klimmen  cr- 

30  klären  lassen. 

klemmen,  klemmen;  d.  h.  festmachen,  fest- 
setzen, heften  etc.  od.  macheu,  dass  irgend 
ein  Etwas  an,  auf,  in  od.  zwischen  ein  an- 
deres Etwas  festsitzt   n.   haftet   od.  Halt  u. 

35  Haft  etc.  bekömmt  u.  hat,  sei  es,  dass  dies 
durch  Druck  u.  Stoss  od.  eine  sonst.  Kraft, 
od.  durch  greifende  u.  packende,  od.  schlies- 
scnde,  einschliessende,  umschliessende  it.  ein- 
engende Gegenstände    als  Klauen ,    Finger, 

40  Klammern,  od.  sonst.  Gcräthc  geschieht, 
woraus  sich  alle  jetzigen  u.  früheren  Bedtgn. 
von  klemmen  von  selbst  ergeben,  bz.  sich 
leicht  erklären  lassen.  Was  das  Wort  selbst 
betrifft,  so  ist  es  ein  Causat.  od.  Factit.  (wie 

45  schwemmen  von  schwimmen,  od.  setzen  von 
sitzen)  von  klimmen  in  der  urspr.  Bedtg. : 
kleben  od.  festsitzen  u.  haften  (an  od.  auf 
Etivas),  sodass  es  dazu  in  demselben  Ver- 
hältniss  steht    icir  heften  zu  haften.  — 

50  Vergl. :  he  klemmd  (macht  fest,  heftet,  drückt 
fest,  setzt  fest  auf  od.  kneift  u.  presst  fest 
etc.)  de  brilF  up  de  nöse,  wofür  man  auch 
sagen  kann:  he  klemmd  siik  de  brill'  up  de 
nfise,    od.  he  klemmd  hum  d'r  up  fast  etc. ; 

55  —  he  \i\(iinm([G  (heftete,  band,  fesselte,  klam- 
merte etc.)  dat  mit  tauen  un  spikers  (od. 
krammen  etc.)  so  fast  in  'n  ander  un  tosa- 
mcn,  dat  't  hei  net  wer  iit  'n  andiT  to  riten 
was;   —  stn  fingers  klenimdeden  (klemmeten 

60  od.  klammerten  etc.)  sük  d'r  so  fast  up  (od. 


KLEMM-HAKE 


253 


KLEN 


um  to,  an  fast  etc.),  dat  se  d'r  hei  net  wer 
fan  lös  to  breiigen  wassen  ;  —  he  klemmde  sük 
(klemmte  od.  drücJcte  u.  drang  od.  presste 
sich)  d'r  in  fast,  od.  d'r  in,  d'r  up,  d'r  tüs- 
ken ;  —  he  klemmde  (setzte  od.  heftete  u. 
drückte  etc.)  sük  in  de  stol  so  fast,  dat  he 
d'r  hei  net  wer  üt  to  luken  was ;  —  he  hed 
sük  d'r  tüskeu  klemmd  (fet^t  ein(jeschobe)i, 
eingeziüängt  etc.) ;  —  se  klemmen  (klemmen, 
zwacken,  k)ieipen,  drücken  etc.)  hum  fan  twe 
kauten ;   —    dat  isder  is  d'r  in  fastklemmd ; 

—  he  klemmd  de  sage  in  de  schrüfstok;  — 
he  hed  hum  dat  up  't  hart  klemmd,  dat  he 
sin  worden  net  fergäten  mus;  —  dat  mut 
bäter  anklemmd  (angezogen,  angedrückt,  zu- 
sammengezogen od.  zusammengedrückt  und 
gezwängt)  worden ;  —  he  hed  sük  de  finger 
tüsken  de  dör  un  räm  klemmd  od.  knäpen; 

—  he  sitt  d'r  tüsken  beklemmd  od.  beknä- 
pen;  —  he  is  od.  föld  sük  beklemmd  etc. 
etc.  —  Nd. ,  nid.,  mnd.,  mnld.  klemmen ; 
satl.  klamme;  mhd.  klemmen;  as.  klemmiau 
(fest  einschliessen  od.  fest  machen  in  od. 
zwischen  etwas;  einzwängen),  antklemmian 
(entklemmen,  aufzwängen,  von  einander  ma- 
chen od.  reissen,  aufreissen),  biklemmian 
(einschliessen,  in  feste  Haft  nehmen,  einker- 
kern etc.) ;  aengl.  clemmen  ;  an.,  isl.  klemraa ; 
norio.  klemma,  klemba;  schwed.  klämma;  dä)i. 
klemme.  —  Es  ist  Causat.  od.  Factit.  von 
klimmen  od.  climban  in  der  urspr.  Bedtg: 
kleb  en  od.  haften  u.  fest  sitze  n  u. 
bedeutet  es  daher  soviel  loie  Haft  od.  Kleih 
machen,  bz.  machen  dass  Etwas  fest  (od.  in 
Haft)  sitzt,  od.  zwischen  Zweien  eingeengt  ist 
u.  nicht  wieder  los  u.  frei  werden  kann.  Die 
Grdform  ist  aber  wohl  klam- ,  bz.  klamb-, 
od.  klamp-jan  mit  der  Bedtg. :  Eines  od.  Et- 
was machen  klam  od.  klamb ,  bz.  machen, 
dass  Eines  od.  Etioas  klebte,  haftete,  fest- 
sass  u.  nicht  los  kommen  kann,  weil  klam 
etc.  als  Präter.  von  klimmen  (kleben,  haften 
u.  festsitzen  wo,  bz.  an  ti.  auf  Etwas)  schon 
ein  vergangenes  u.  geschehenes,  od.  bewirk- 
tes u.  thatsächliches  Kleben,  Haften,  Festhal- 
ten od.  Festsitzen  bezeichnet  u.  sich  hieraus 
ja  gerade  erklärt,  dass  das  Verb,  klemmen 
ein  thatsächliches  Festmachen,  Festhalten  etc. 
od.  festen  u.  packen  etc.  anzeigt,  bz.  als 
Causat.  od.  Factit.  von  klimmen  eine  das 
Haften  u.  Festhalten  etc.  thatsächlich  bewir- 
kende Bedtg.  hat.  Alles  was  klemmt,  das 
hält  thatsächlich  fest  od.  bewirkt  thatsäch- 
lich ein  Festsitzen  u.  Festhalten  u.  beioirkt 
zugleich  auch  ein  Einengen  od.  Kneifen  u. 
Drücken,  weil  ein  wirkliches  Festhalten  ohne 
Einengen  u.  Druck  von  Aussen  her  nicht 
möglich  ist. 

klemni-hake,  Klemmhaken,  Haken  an  ei- 
nem Stiel,   womit   z.  B.    die   Böttcher   die 


schweren  eisernen  Bünder  über  den  Rand 
eines  Fasses  zwängen;  Haken  zum  Halten 
u.  Klemmen. 

klcmm-isder,  Klemmeisen.  —  Nid.  klem- 
5  ijzer. 

klemsk,  s.  klemig. 

klen  u.  (selten)  kleue  (flect.  kiener,  klenste), 
klein,  kaput,  in  Stucke,  zu  Grus;  fein,  zart, 
dünn,  mager,  gering  od.  nicht  gross  etc. ;  — 
10  he  haud  't  all'  kört  un  klen ;  —  holt,  törf,  ste- 
nen,  geld  etc.  klen  maken  ;  —  grof  un  klen  bak- 
ken  brod  (grob  u.  fein  gebackenes  Brod,  bz, 
grobes  «.  feines  Brod,  od.  Brod  von  grobem  u. 
feinem  Mehl);  —  he  kun  dat  net  klen  kri- 
15  gen  (a.  er  konnte  das  nicht  kaput  od.  fein 
u.  in  Stücke  kriegen,    es  nicht  zerkleinern; 

—  b.  [fig.J  er  konnte  es  nicht  verstehen,  od. 
begreifen,  bz.  nicht  mit  dem.  Geiste  od.  Ver- 
stände zerlegen    u.  Einsicht   bekommen  von 

20  dem  Zusammenhang) ;  —  dat  kind  is  od. 
blift  man  klen  (fein,  zart,  schwäcldich  etc.); 

—  dat  körn  is  to  klen  bläfen  (das  Getreide 
ist  zu  fein^  od.  schmächtig  geblieben,  steht 
Glicht  kräftig    od.  üppig    u.  geil  genug);  — 

25  de  frö  is  gröt  (od.  lauk  upschaten)  un  klen 
(die  Frau  ist  gross,  bz.  lang  u.  hoch  aufge- 
schossen u.  hager  od.  dünn  u.  schmächtig); 

—  de  kö  is  so  klen  (mager  etc.) ;  —  de 
minsk  word  so  klen  un  min   (magert  immer 

30  mehr  ab  etc.),  dat  mau  wol  sen  kan,  dat  he 
nich  gesund  is ;  —  'n  klenen  winst  (ein  klei- 
ner, geringer  Gewinn) ;  —  sük  klen  (gering 
etc.)  achten ;  —  dat  brod  is  ditmäl  wat  to 
klen  geraden ;  —  klene  lue  (geringe  unansehn- 

35  liehe  Leute).  Auch  subst. :  klen  un  gröt  (Klein 
u.  Gross),  all'  tosamen  kwammen  bi  'n  ander. 

—  Sp)richw. :  'n  hüsje  klen  un  dat  allen ;  — 
twe  harte  steue,  malen  seiden  klene.  —  Vergl. 
iveiter  die  nachfolg  endest  Composita.  —  Nd. 

40  kleen,  klein;  mnd.  klen,  klein  u.  klene, kleine; 
nid.  klein ;  mnld.,  mfläm.  kleen,  kleyn,  clene, 
kleyne ;  afries.  klen;  ivfries.  (Jaj} ix)  klien, 
klieue;  wang.  klein  (Alles  so  ziemlich  wie 
oben);    ags.  claene,    cläue,    clene   (L.   Ett- 

45  müller,  Bouterw e  k  etc. :  mundus,  castus, 
innoxius,  purus,  limpidus,  penitus) ;  aengl. 
cläne,  claene,  clene  u.  (cf.  Stratmann) 
diene;  engl,  clean  (rein,  reinlich,  sauber, 
glatt,  blank,  hell)  u.  clean  (rein,  unvermischt, 

50  nichts  als,  ausschliesslich,  ganz  u.  gar,  völ- 
lig, bz.  penitus,  cf.  1  bar,  2  emer,  blank,  rein 
etc.) ;  an  ,  isl.  klen  (parvus ,  teuer) ;  norw., 
schwed.  klen;  aschioed.,  dän.  klein  (klein, 
fein,  dünn,  zart,  schivach,  gering,  schlecht); 

55  ahd.  chleini ,  kleini ,  cleini ,  cleni ,  chleni, 
chleine,  kleine,  chleinc,  chlein ;  mhd.  kleine, 
klein  (fein,  zierlich  [von  Gegenständen] ;  fein 
[in  geist.  Beziehung],  subtilis,  acutus,  sagax, 
versutus ;    rein,  sauber,   nitens;  fein,   acht, 

60  unvermischt,  rein  (vom  Weine  etc.);  genau, 


KLEN 


254 


KLEN-KIND 


sorgfällig;  gracilis,  schlanl-,  schmächtig,  dütin, 
mager;  parvus,  cxiguus,  miiiutus,  Idcin,  ge- 
ring, unansehnlich,  wenig)  ».  ahd.  cleiuo, 
kleine,  clileino;  nihil,  kleine  (fein,  zierlich; 
genau,  sorgfältig;  Mein;  ivenig,  gering ;  gar 
nicht).  Weitere  mdartl.  Formen  als  klain, 
klin  etc.  vergl.  bei  U i Uleb  r  a  n  d  (G r i m m , 
TTT^.j  u.  hei  S ahm  eller. 

Wenn  man  mit  diesem  Worte  auf  germ. 
Boden  hleiht,  so  ist  es  nicht  anders  möglich, 
als  dass  man  dessen  Thema  klini  od.  kliiia, 
ebenso  wie  das  Sahst.:  ahd.  chlfiiii,  kleini, 
bz.  klini  (Feinheit,  Zierlichkeit  etc.  od.  Zu- 
stand, Sein,  Wesen  u.  Figenschaft  von  fein) 
von  einem  Verb,  kliuan  od.  klinan ,  urspr. 
kliau  etc.  ableitet,  was  allerdings  germ.  (s. 
unter  1  kloioii  u.  klöineu)  nur  in  der  Bedtg. 
illiuerc,  ininiinare  rorkömmt,  indessen  seine 
Bedtg.  wahrscheinl.  von  der  Grdhdtg.  zer- 
r  eibe n  od.  r  e  ib  en  k  ap  u  t  u.  fe i  n  etc. 
herleitet.  Will  man  nun  aber  die  Bedtg. : 
z  er  riebe  n,  z  er  kl  ei  n  ert,  z  e  r  s  palten, 
hz.  fein,  (u.  so  auch:  zart,  zierlich,  Itühsch, 
schön,  elegant  etc.  etc.)  als  die  ursjyr.  von 
klcini  nicht  gelten  lassen,  so  ist  es  klar,  dass 
sich  auch  aus  der  Bedtg.:  beschmieren 
u.  beschmutz  en ,  bz.  aus  schmierig 
(od.  fettig,  ölig  etc.)  u.  schmutzig  die 
Bedtg. :  gl  att,  glänz  end,hl  a  n  k  (cf.  z.  B. : 
't  is  so  glad  iin  smärig  to  lopen,  —  od.  se 
kikd  so  smärig  [gleissend,  freundlich  etc.] 
üt,  —  od.  unser  gierig,  glänzend,  freund- 
lich, glatt,  schmierig,  schmutzig  etc.)  u.  so 
ferner  auch  die  von  :  rei n,  sauber,  h ii  bsc h, 
fein  etc.  sehr  leicht  entwickeln  konnten, 
ganz  abgesehen  davon,  dass  auch  das  Verb, 
schmieren  mit  schmerzen  von  der  y 
sniar  (reiben,  zerreiben,  reihen  u.  streichen 
über  hin  etc.,  od.  kaput  reihen ,  verwunden 
etc.)  stammt  u.  ferner  reiben  auch  mit 
höhnen  od.  putze  )i  in  vieler  Hinsicht  syn. 
ist  u.  sich  auch  hieraus  leicht  die  Bedtg. : 
gerieben,  geputzt,  blank,  rein,  sau- 
ber, fein,  hübsch  etc.  ergehen  konnte. 
—  Will  man  das  ahd.  chloini  etc.,  bz.  ags. 
claeue  etc.  indessen  mit  Hildebran  d  (cf. 
G  r  i  m  m,  JVb.  V,  Spalte  1088)  mit  kymr.  glän ; 
gäl.  glaii  (rein,  lauter,  hell,  hz.  glänzend, 
od.  auch :  sittlich  rein,  schuldlos,  heilig  etc., 
u.  ferner  auch:  hübsch  etc.),  glaine  (Rein- 
heit), glain  (Edelstein,  Juwel)  identificiren, 
so  ist  es  klar,  dass  auch  diese  Bedtgn.  sich 
leicht  aus  reihen  od.  scharren,  scha- 
ben, hz.  putzen  M.  poliren  (s.  auch  un- 
ter file,  fil  dieserhalh)  etc.  ableiten  lassen, 
bz.  dass  auch  diese  Wörter  mit  klömen  u. 
an.  klinan  (cf.  1  kleieu  am  Schlüsse,  sowie 
klcmen  suh  h)  von  derselben  ]/  gar,  gri  cib- 
geleitet  werden  können,  wie  denn  auch  Hil- 
debr a n d  (cf.  G  r  i  m  m,  Wh.  V,  Spalte  1088 


suh  f)  bei  der  Bedtg.:  glänzend  u.  rein 
an  die  Bedtg.:  glatt  denkt  u.  hei  lat.  gla- 
ber  u.  griech.  giaphoros  a»  glaphö  (schaben 
etc.)  erinnert,  toelch  letztere  Wörter  ühri- 
5  gens  von  Fick  (II,  91)  mit  unserm  karfen 
von  derselben  y  abgeleitet  werden,  loic  griech. 
glüplio  mit  unserm  klöten,  hz.  ahd.  clioban 
(spalten  etc.)  zusammengestellt  ist.  Hatte 
ahd.  clileini  etc. ,    ags.  claene  etc.    übrigens 

10  urspr.  die  Bedtg:  glänzend  (u.  so  auch: 
blank  u.  glatt,  od.  rein  etc.),  so  loürde 
es  mit  ki/mr.,  gäl.  glan,  glan  (rein  etc.),  glain 
(Juwel),  griech.  glönos  (Schau-  od.  Pracht- 
stück), gltMU'  (Augenstern)  etc.  von  einer  u. 

15  derselben  y  abgeleitet  loerden  können,  die 
im  Skr.  zwar  jval  Of/.  jvar,  od.  früher  gtirv, 
gvar  lautet  (cf.  Fick,  I,  78  gvar,  garv, 
glühen,  hz.  Grassmann,  pag.  506,  jvar, 
fiebern,  od.  heiss  sein,  glülien  etc.),  indessen 

20  ebenso  wie  gvar  u.  jiir  (altern,  alt  n.  mürbe 
■werden;  alt  u.  hinfällig  machen,  mürbe  ma- 
chen,  cf.  Grassmann)  u.  jar  od.  gvar 
(zerreiben  u.  zerriehen  werden,  od.  zerfetzen, 
zerkleinern   u.  spalten  etc.)    auf  eine  ältere 

25  y  gar  zurückgeht,  die  urspr.  (cf.  klak  etc.) 
die  Bedtg. :  rausche  n  u.  k  tiist  e  r  n ,  hz. 
crepitare  etc.  hatte  u.  hieraus  sowohl  die 
Bedtg :  bre  n n e n  (cf.  sengen  von  singen) 
etc.,  ah  auch  die  von:  r ei sscn,  brechen, 

30  spalten,  zerbrechen  od.  zerkleinern  u. 
zerreiben  (cf.  grindan  unter  grind)  etc. 
entwickelte. 

klen-acliteii,  klein-  od.  geringachten  u. 
schätzen.  —  Gewöhnlicher  ist  min-achten. 

35  klen-achtig,  kleuaftig,  geringfügig,  ge- 
ring etc. 

kleii-Jicliting,  klenacliteu,  Geringschä- 
tzung, Missaclitung  etc. 

kleu-bi'öd,  Fcinbrod,  Weissbrod,  Brod  von 

40  feinem  Weizenmehl.  Daher:  klenbrOd-bak- 
ken"',   Fei)ibrod-Bäckerei. 

kleiie,  Kleine,  Geringe  etc. ;  —  de  't  klone 
uet  erd,  is  't  grote  net  werd;  —  dat  geid 
mit  luim  in  't  klone  od.  klonlike. 

45      kleuelk,  s.  klenlik. 

kK'iieii,  klenorn,  nur  in  ferklonen  etc. 
kleu-gold,  Kleingehl,  kleine  Münze,  Schei- 
demünze,   als    Gegensatz  von  grofgeld,    od. 
grobes  Silhergeld. 

50  klen-gelofig,  kleingläubig ;  —  klöngelo- 
f'iglu'it,  Kleingläubigkeit.  : 

kleii-gestig,    klcingeistig;    —    kleugestig-     m 
bcid,  Klr/iigcistigkeit. 

klüii-gml,  kleines  Zeug  od.  kleine  u.  feine 

55   Weiss- iVäsc/ic,   als:    Kragen,  Manschetten, 
Oberhemde  etc. 
klen-haudel,  Kleinhandel. 
kleiiigheid,    Kleinigkeit,  Geringfügigkeit 
etc. 

(30      klen-kind,  Enkelkind.  —  Nid.  klein-kind. 


KLENLIK  KLENELK 


255 


KLENSE 


klenlik,  klenelk,  klennelk,  kleinlich,  ge- 
ringfügig etc. 

klen-niäl,  Fein-Mehl,  feines  gebeuteltes 
Weizenmehl. 

klenne-liolden,  spektakeln,  toben,  lärmen, 
schioatzen  etc.,  od.  cigentlicli  wohl :  Klatsch- 
halten. —  klenne  gehört  zu  klinan,  s.  klö- 
nen. 

kleu-ud,  Kleinod,Juwel,  Schmuck, Schmuck- 
gut, Schmuckgegenstand  u,  zioar  namentlich 
solcher  Schmuck,  der  nicht  ausschliesslich 
aus  Gold  u.  Silber  besieht,  sondern  auch  mit 
Edelsteinen  verziert  ist;  —  ho  wil  all'  sin 
gold  un  sülfer  un  all'  klonödoii  ferkopen  la- 
ten;  —  dat  klenod  (der  Schmuck,  bz.  der 
Diamantring  od.  das  Collier  etc.)  was  lank 
to  söke;  —  'n  köstdk  klenod  (ein  köstlicher 
Schmuck  od.  Schatz,  köstliches  Jmvel  etc.). 
—  Nid.  kleinood ;  wfries.  klionoot ;  mnd. 
klen- ,  kleinode ,  kleiuade;  ahd.  kleinot, 
kleinät,  kleinet,  kleinote,  kieinoote,  kleinöde, 
kleinoede. 

Dieses  Wort  ist  zusammengesetzt  aus  klen, 
hz.  klein  u.  der  ein  Etwas  od.  ein  Ding, 
einen  Gegenstand,  od.  auch  ein  Sein, 
Wesen  od.  eine  Beschaffenheit  «. 
Eig  en  Schaft  od.  einen  Zustand  be- 
zeichnenden Endung  (urspr.  auch  ein  Subst., 
wie  heid  od.  skup,  skap  :=  nlid.  schuft 
in  Eigenschaft  etc.  u.  loie  wicht  etc.)  od  = 
ahd.  oti,  uoti  etc.,  as.  uodi,  odi  etc.,  die  auch 
in  Armuth,  Monat,  Heimath ,  Ein- 
öde (ahd.  ein-oti  ist  nicht  mit  öde,  ahd. 
6di  [leer]  zusammengesetzt,  sondern  mit  dem 
obigen  öti  etc.  w.  bezeichnet  wörtl.  das  Ein- 
od.  Allein-  u.  für  sich-  S  ein  von  Et- 
was, od.  einem  Zustand,  wo  etwas  allein, 
einsam  u.  verlassen  ist  von  allem  An- 
dern u.  hatte  früher  die  Bedtg. :  Einsamkeit 
od.  Verlassenheit  von  allem  Ander}i,  ausser 
dem  betr.  Einen)  etc.  steckt.  Das  Compos. 
kleinoti  od.  Kl  ein  od  bedeutet  daher  einer- 
seits ein  feines  zierliches,  schönes, 
blankes  u.  glänzendes  Etwas  (Gold- 
ger äth,  Goldschmuck,  od.  Schmuck,  Edel- 
stein, Juwel,  od.  Edelstein  u.  Schmuck,  od. 
überhaupt  ein  derartiges  Etivas) ,  anderer- 
seits aber  auch  ein  kleines  u.  geringes 
Etwas,  od.  eine  Kleinigkeit  od.  Klein- 
heit überhaupt,  wie  auch  diese  letzte  Bedtg. 
von  kleinoti  od.  Kleinod  (cf.  dieserhalb 
Grimm,  Wb.  unter  Kleinod  u.  bei  Seh. 
u.  L.  im  mnd.  Wb.,  soioie  auch  bei  KU. 
etc.)  vielfach  belegt  ist,  während  die  heutige 
besondere  u.  ausschliessliche  Bedtg.  dieses 
Wortes  mehr  künstlich  erhalten  blieb.  Ob 
nun  aber  die  auch  statt  Kleinod  etc.  vor- 
kommende Form:  Kleinheit  (auch  KU. 
hat  kleinheyd  neben  kleinood)  wirklich  ein 
Compos.  von  klein  u.  heit  ist,  od.  durch  Ein- 


schiebung  eines  unorg.  „h"  (wie  in  Eh  e  u. 
vielen  sonst.  Wörtern)  aus  der  obigen  Form 
kleinot  entstand,  ist  schwer  zu  entscheiden, 
doch  zu  bemerken,  dass  das  Wort  kleiuheit 
5  (cf.  heid)  an  u.  für  sich  von  Hause  aus  die- 
selbe Bedtg.  hat  wie  klein-6ti. 

Was  nun  aber  das  Suffix:  ahd.  öti,  ödi, 
iioti  etc.,  od.  as.  ödi,  uodi  etc.,  ags.  ädi,  od. 
eädi  etc.  (cf.  die   Wörter:    arniöd    u.    mänd 

10  u.  ahd.  einöti  u.  heiniöti,  soivie  heiinödil  = 
goth.  heiraöthli  bei  0.  Schade,  wonach 
die  letztere  Eiidung  odil  etc.  zweifellos  ident. 
ist  mit  ahd.  nodal,  odhil,  as.  nodhil,  Gut, 
Besitz,  Habe  etc. ,    t/.  U 1  e  r  k   od.  Ulrik  u. 

15  Ode)  betrifft,  so  ist  es  zweifellos,  dass  es 
entweder  ganz  dasselbe  Wort  ist  loie  as.  öd, 
ags.  eäd ;  an.  audhr,  ahd.  öt,  öd  (in  öt-ma- 
hali,  Beichthum ;  alaöt  etc.,  ganzer  Besitz, 
Allod ,  Allodium),  od.   uot;    goth.    (aud    od. 

20  auds,  auths),  Gut,  Besitz,  Habe,  Eigenthum 
etc.,  od.  doch  mit  diesem  (cf.  bei  För ste- 
in a n  n  die  Stämme  Aud,  0 1  h  a  1  u.  U d)  u. 
goth.  aud  od.  auds,  auths,  bz.  auda  etc.  in 
audahafts  (begütert,  od.  mit  G  u  t  od.  Besitz 

25  behaftet,  od.  Gut  habend  ti.  besitzend),  au- 
dags,  (reich,  glücklich)  etc.,  sowie  as.  ödan 
(bescheert,  verliehen,  od.  erzeugt ,  geboren, 
geschafften  etc)  von  einem  u.  demselben  vor- 
auszusetzenden germ.  Stammverb,  adan  (Prä- 

30  ter.  uod,  cf.  föden,  fögen  etc.,  bz.  die  Verba : 
vratan,  bacan,  batan,  bragan  etc.  etc.  bei  H. 
Leo  u.  Weiteres  beiKöne  im  H eliand, 
pag.  368  über  uodil ,  sowie  bei  mir  unter 
1  adel)  gehört,  welches  wohl  dieselbe  Bedtg. 

35  2üie  ahd.  scapön,  bz.  nhd.  schaffen  (cf. 
Schäften  u.  scheppen,  schepper  etc.,  sowie  das 
aus  einer  Grdform  scapa  entstandene  ahd. 
scaf  =  unserm  skup)  hat  u.  tvoraus  sich  dann 
auch  die  Synonymität   des  Suffixes  öti,  ödi 

40  in  klainöti  mit  nhd.  schaft,  bz.  unserm 
skup  leicht  erklärt,  bz.  sich  ergiebt,  dass  auch 
öti  etc.  als  Suffix  ein  urspr.  Subst.  ist  u. 
mit  öt  (Gut  od.  Geschaffenes,  Seiendes,  We- 
sen, bz.  ein  Etwas  was  existirt)  nicht  allein 

45  urspr.  ident.,  sondern  auch  aus  einer  vollen 
Form :  öta,  uota,  uoda  etc.  entstanden  ist. 
Wegen  der  Bedtgn.:  Etioas  od.  Seien- 
des, Ding,  Sache,  Gut,  Habe,  Besitz  etc. 
vergl.  auch  nhd.   Wesen,    bz.    ahd.  wesan 

50  u.  unser  1  u.  2  wäsen,  ivo  auch  We sen 
cds  Sein  u.  cds  Geschaffenes  u.  Exi- 
stirendes  sowohl  in  die  Bedtg. :  Eig  e  n- 
schaft  od.  An  gehör  ig  k  e  i  t,  als  auch  in 
die  von:  Eigenthum  u.  Besitz,  od.  Gut 

55  u.  Habe  etc.  übergeht. 

kleiis,  Kleines,  Geringes  etc. 
klense,    Seihe  od.  Geräth  zum  Durchsei- 
hen von  Wasser  u.  sonst.  Flüssigkeiten,  um 
dasselbe  zu  reinigen  (das  Dachrinnenwasser 

60  z.  B.  läuft  durch  eine  klense,    bevor  es  in 


KLENSEN 


256 


KLIF 


die  Cisterne  geht),  hz.  von  trüben  u.  dicken 
Substanzen  od.  Hülsen  zu  befreien,  ivie  dies 
z.  B.  mit  Haferschleim  u.  grünen  Erbsen 
geschieht;  —  du  kanst  de  haferwelleu  (od. 
de  arften)  wol  ilfcn  dör  de  kleiise  dün,  be- 
fören  se  upgiUVn  worden.  —  Nid.  klens, 
kleiiis,  klenser;  uDild.,  mßäm.  kleyiiser,  klen- 
ser ;  ags.  clacuscre  (purgator) ;  engl,  clean- 
scr.     Zu  klcnseu. 

kleiisen,  seihen,  durchseihen,  bz.  Wasser 
u.  sonst.  Flüssigkeiten  durch  eine  Seihe  ge- 
ben, lim  dasselbe  von  Schmutz,  Trebern,  Hül- 
sen etc.  zu  reinigen  u.  zu  befreien;  —  wi 
muttea  't  regenwater  all'  kleusen,  't  Ufd  tan 
waterluscn ;  —  dat  water  is  so  fül  un  dik, 
dat  't  erst  klousd  worden  mut,  vv  man  't  drin- 
kcn  kan.  —  Xld.  klenzen,  kloiuzon ;  mnld., 
mßäm.  klenseu,  kleyusen ;  wfries.  (Japi.c) 
klinsgjen  (klar  hell  u.  rein  machen,  säubern, 
reinigen);  ags.  claensjan,  claesnjan  (purifi- 
care,  mundare) ;  nengl.  claensien,  clensien, 
clensen ;  engl,  cleause. 

Das  ags.  claens-jan  heisst  entweder  wörtl.  : 
Beines  etc.,  od.  li  e  i  n  he  it  etc.  machen  etc. 
tt.  ist  der  Stamm  claens  daher  entweder 
ident.  mit  dem  subst.  Genitiv:  claenes 
(Beines  etc.)  von  claen  (rein  etc.,  cf.  klen) 
od.  er  ist  aus  dem  Subst. :  ags.  claennes 
(castitas ,  puritas  etc. ,  als  Weiterbildung 
von  claen,  icie  fiilnes  =  ahd.  fiilmissi,  nhd. 
Fäulniss  von  fül,  od.  Gleich  niss  von 
gleich)  =  engl,  cleanness  gekürzt. 

klen-smid,  Kleinschmidt,  Schlosser,  Schmidt 
der  nur  feine  Arbeiten  fertigt,  als  Gegen- 
satz von  grofsmid. 

klen-son,  Enkel,  Enkelsohn.  —  Xld.  klein- 
zoon. 

klentje,  Kleines;  —  föl  klcntjes  maken 
('■n  grüts. 

klcpel,   s.  kläpel. 

klepen,  s.  klapen. 

1.  kleppe,  Drücker  an  einer  Thüre,  wo- 
mit man  die  Klinke  od.  den  eisernen  Bie- 
get aus  dem  Klinkhaken  hebt  od.  so  zu  sa- 
gen aufklappt  u.  auch  wieder  in  denselben 
ein-  od.  niederklappen  lässt  u.  so  auch  schliesst 
toie  eine  klinke,  iveshalb  es  denn  auch  oft 
ganz  in  derselben  Bedtg.  loie  klinke  u.  auch 
klappe  ZH  der  Bedtg.:  Verschluss  gebraucht 
wird.  —  Die  Form  desselben  ist  die  einer 
Fliegenklatsche  im  Kleinen  u.  das  Wort  selbst 
ident.  mit  klappe,  ivie  aucJi  nid.  klep  diesel- 
ben Brdtgn.  hat  ivie  unser  klappe.  —  Nd., 
mnd.  kleppe,  klepo. 

2.  kloppo,  Bier-Mass  od.  Trinkgcfäss  mit 
einer  klappe  od.  einem  Deckel  zum  kleppeu. 
cf.  klippe. 

kloppen,  klappen,  od.  Geräusch  machen 
mittelst  klopfen  u.  schlagen,  aufschlagen,  dass 
es  ."ichallt  u.  klingt;  —    wel  steid  dar  al  bi 


10 


15 


de  dör  to  kleppeu?  —  kanst  du  dat  klep- 
peu net  hören '?  kik  dog  insen  to,  wat  d'r  is. 

—  Daher  auch:  die  Glocke  mit  dem  Klöp- 
pel anschlagen,  in  kurzem  Tone  läuten,  um 
damit  ein  Zeichen  zur  Zusammenkunft  der 
Gemeine  (in  Ob  crled.)  od.  der  Läuter  zum 
Leichengeläute    (in  Kriimmh.)    zu   geben. 

—  Xd.,  nid.,  mnd.  kleppen ;  a/V/es.  kleppa; 
wfries.  (Japi.c)  kleppen. 

klepper;  /.  </.  klapper  in  der  Bedtg.:  cro- 

talum  etc.  u.  ist  geklepper  auch  =  geklapper. 

klopper-man ;  /.  q.  rateler,  od.  Mann,  der 

die  kleppcr  führt  u.  rührt ,  bz.  damit  klep- 

perd. 

kleppern.  Berat,  von  kloppen.  —  de  stör- 
keii  klt'ppern;  —  he  klepperd  d'r  heu. 

kler,  Kleider;  s.  kled.  —  (Jompos.:  kler- 
bössol,  klcTklojjper,  klörschap  etc. 

kiese  od.  kiese,  eine  kleinere  festliegende 

20  Brücke,  die  so  hoch  liegt,  dass  die  mit  Torf, 
Heu  etc.  beladenen  Schiffe  bequem  drunter 
durchfahren  können. 

Es   ist  Jedenfalls  ein  uraltes  Wort,   loas 
sich  jedoch  in  dieser  Bedtg.,  .soviel  ich  weiss, 

25  sonst  nirgends  findet.  Die  Bedlg.  wird  wohl 
dieselbe  sein  wie  von  klampe  (s.  daselbst 
sub  b),  nämlich  die  von:  „verbindendes  Et- 
ivas"  od.  „Ding,  das  zwei  Ufer  mit  einan- 
der verbindet.^'    Ist  es  nun  aber  richtig,  dass 

30  klampe,  klampen,  nebst  klam  u.  klimmen,  mit 
dem  Schallstamm  klap  od.  klip  (cf.  auch  kli- 
fen)  zusammenhängen  u.  ebenso  wie  Klette 
u.  kletter  n  (cf.  1  u.  2  kladde  otc.  u.  klatte 
etc.)  auf  die  Bedtg.:  kleben,  haften,    bz. 

35  schmieren,  soicie  weiter  auf  die  von:  Fleck 
od.  Bruch,  Sprung,  Biss  etc.  (cf.  klak 
etc.)  zurückgehen  u.  sich  aus  Fleck  od. 
Bruch  etc.  die  von:  Schmutz,  Schmiere, 
klebendes  Etwas,  bz.  schmieren,  kleben,  haf- 

40  ten,  festsitzen  od.  Haft  u.  Verbindung  ma- 
chen etc.  weiter  entwickelten,  so  gehört  auch 
dieses  Wort  als  verbi  n  dende  s  Etwas 
wohl  mit  kleis  u.  klister,  2  kliise,  sowie  mit 
nhd.  Kleis e   (Teufelszwirn,    wie  Klebe, 

45  cf.  Grimm,  Wb.  V,  1133  unter  Kl  eise) 
zu  einer  u.  derselben  ]/  od.  einem  u.  dem- 
selben alt  Ol  Stammverbum. 

klesur,  glesor,  ein  Bruchstück  eines  Back- 
steins, der  dem  vierten  Theil  desselben  gleich 

50  kömmt.    Daher :  dre-klesör  =  ^U  eines  Back- 
steins. —  Dies  Wort  kömmt  nur  als  techni- 
scher Ausdruck  bei  den  hies.  Maurern  vor. 
kleven,  s.  kläfen  etc. 
klif,  a)  Klebekraut  (Galium  aparine);  — 

55  b)  Zweizahn  (Bidens),  dessen  Samenkörner 
sich  leicht  in  dm  Kleidern  festsetzen.  — 
Mit  nhd.  KU b e,  KU cbe  (Gummi),  Kl ibe, 
Klive  =  ahd.  chlibä,  chlipa;  ags.  clife, 
clif;    aengl.  clive ;    mnd.    ciive ;    nd.    klive, 

60  klicve,  kliwe  u.  mnld.  klyve,  kleve  (Klette, 


KUFEN 


257 


KLIFEN 


lappa) ;  nid.  klijf  (Epheu,  cf.  klTf-  od.  klim- 
up)  zu  klifon.  cf.  wany.  klT-hnsk,  h~.  kliv- 
Imsk,  Klette  od.  Klctlenbusch. 

klifen  od.  klifen  (klifo,  klit'st,  klift,  kli- 
fen  ;  —  klöf,  klöfst,  kh'-f  etc. ;  —  klilfeii,  ioie 
blilfen  von  blifoii),  kleiben,  od.  Tclehcn  an, 
haften,  anhangen,  Ideben  (od.  häncfen,  .s/^ 
zen)  bleiben,  festsitzen,  bz.  sitzen.,  sich  hef- 
ten od.  hängen  u.  festsetzen  (an)  u.  verbin- 
den (mit  Etioas)  etc.,  haorere,  adhacrosrere 
etc.,    cf.  2  l)akkpn    «.    pikken,    sitton   etc. ; 

—  war  man  mit  umgeid ,    dat    klift   eii  an ; 

—  klei,  pik,  smär,  tiir  etc.  klift;  —  de 
snei  klift  od.  bakd  an,  hangd  an  etc. ;  — 
dat  wil  net  klifen  od.  sitten,  faten  etc. ;  — 
de  plante  wil  net  klifen  (die  Pflanze  loill 
nicht  haften  od.  festsitzen  u.  Wurzel  fassen 
in  dem  Boden);  —  he  blef  dar  klifen  (er 
blieb  da  sitzen  od.  hängen,  stecken  etc);  — 
de  krankheid  od.  sükte  klift  (die  Krankheit 
od.  Seuche  haftet,  bz.  hängt  an,  hängt  sich 
an  od.  fasst,  setzt  sich  fest  an  einen 
Andern  od.  ist  ansteckend  etc.,  od.  ivie  der 
Holländer  sagt  „snietd" ,  d.  i.  ivörtl.  = 
seh m  u  tzt) ;  —  Redensart :  de  (od.  wat) 
klift,  —  de  (od.  dat)  blift;  —  schrift  — 
klift  (litera  scripta  manet).  —  Nd.  kliven, 
kliwen;  mnld.  klyven;  afries.  kliva  (Wur- 
zel fassen,  wachsen),  bikliva  (wachsen,  zu- 
nehmen etc. ,  Roem  bigonde  to  biclyM'en) ; 
wfries.  (Jap  ix)  klieuwen  (klimmen,  stei- 
gen, aufsteigen  etc.,  bz.  scandere;  flg.  zu- 
nehmen, cf.  klifern) ,  beklieiiwen  =  nid. 
beklijven  (vast  en  bestendig  zijn,  bestendig 
blijven,  voortduren,  wortel  vaten,  wassen 
etc.,  z.  Ex.  eene  plant  die  dikwijls  verzetd 
Word,  beklijft  niet) ;  7ifries.  kUeve  (steigen) ; 
satl.  klivje;  as.  klibön  (festhaften  an  Etioas, 
Wurzel  fassen,  wachsen) ,  bekliban  (fest- 
sitzen an  Ettvas,  Wurzel  fassen,  icachsen 
=  haften  auf  u.  an  Ettvas) ;  ags.  clifan, 
cleofian,  clifian  (haerere,  adhaerere) ;  aengl. 
cliven  «.  clevien  =  ags.  cleofian,  clifian ; 
an.  klifa  (steigen,  klimmen,  bz.  sielt  hef- 
ten od.  Haft  machen  an,  cf.  klimmen); 
«sZ. klifa  (transcendere;  iterare) ;  nono.  kliva; 
schtved.  klifva;  dän.  klyve  (klettern,  klim- 
men) ;  ahd.  kliban,  klipan,  cblipan ;  inhd. 
kliben  (festsitzen  an,  anhangen;  Wurzel 
fassen,  wachsen). 

Zunächst  sei  erwähnt,  dass  Fick  (III, 
52)  für  an.  klifa,  ahd.  kliban  etc.  einen 
Stamm  klib  (klimmen,  kleben)  ansetzt,  den 
er  mit  klimb  (dem  Stamm  von  ahd.  klimban, 
cf.  klimmen)  für  gleich  achtet,  tvie  er  denn 
auch  (ebenso  tvie  klamp  aus  klap)  zweifellos 
aus  klib  nasalirt  ist. 

Vergleicht  man  nun  loeiter,  wie  das  ahd. 
klettern  aus  kletten  u.  dieses  mit  Klette 
(cf.  klif)  =  unserm  kladde  cms  einem  Schall- 

J.  ten  Doornkaat  Koolman.    Wftrterlmcli.    II. 


.^tamm  klad,  klat,  klaz  (cf.  1  u.  2  kladde  u. 
klatcr,  klatte),  ablautend  küd,  klit,  kliz  (cf. 
klits,  klitter  etc.)  hervorging ,  der  mit  klak 
u.  kiik,  soivie  mit  khip  ».  klip  ursjtr.  völlig 
5  sgn.  u.  auch  wohl  desselben  Ursjtrungs  ist, 
so  glaube  ich,  dass  man  die  Stämme  klif 
od.  klib,  klij),  nasal,  klimf,  klimb  etc.  auch 
als  urspr.  Schallstämme  fassen  muss,  bz. 
dass  diese  eigentlich  dieselboi  Stämme  sind, 

10  tvie  klip  u.  klimp,  bz.  klap  u.  klamp.  Auf 
der  Bedtg. :  sonns ,  tonns ,  fragor ,  crepitns 
etc.  (s.  unter  klaj))  als  Erstes  beruhen  nun 
aber  an.  klifa  (schwatzen,  klatschen,  schtiat- 
tern);  norw.   klaffe  (Klatsch,  Geklatsch,  das 

15  Klatschen  od.  Knallen  etc.),  was  ja  ebenso- 
tvenig  wie  nhd.  Kliff-Klaff,  kläffen  etc.  von 
klappen,  bz.  dem  Schallstamm :  klip  u.  klap, 
od.  klamp,  klimp  (s.  unter  klampe,  klampen) 
zu  trennen  ist.     Wie  nun  aber  die  Stämme: 

20  klad  od.  klat  u.  klak  (cf.  kladde  etc.,  kla- 
ter,  klats,  klatte  u.  klak  etc.)  aus  sonus, 
fragor,  crepitns  etc.  neben  Brtich,  li  i s  s, 
Spalt  etc.  auch  die  Bedtg.:  Fleck  (cf. 
auch  üek  etc.    u.  flik-flak  etc.)    Schmutz, 

25  Schmier e,  K oth  etc.  entivickelte,  so  wird 
es  auch  mit  den  Stämmen :  klif  od.  klib, 
klip,  bz.  klimb,  klimpf,  klimp  u.  klamp  (cf 
1  u.  2  klara,  klampen,  klimmen)  der  Fall 
gewesen  sein,  sodass  auch  die  hievon  zveiter 

SO  gebildeten  Verba :  klifen  u.  klimmen  iJire 
Bedtg.:  kleben  od.  haften,  hangen,  festsitzen, 
od.  sitzen  etc.  (an  Etwas),  bz.  .sä'/j  hangen 
(an  Etwas),  od.  haerere  etc.  gleichfalls  aus 
der  von:  Fleck,  Schmutz,  Schmiere  etc.,  od. 

35  klei,  lem,  lim,  bz.  Kleib  oder  eiivas 
schmutzendes  u.  klebendes,  haften- 
des (Klebe-  od.  Haft-Materie,  Klebe-  od. 
Haft-Stoff)  machen  od.  setzen  (an  Etwas), 
od.  derartiges  empfangen  u.  bekommen  (von 

40  Etwas,  bz.  durch  irgend  einen  Vorgang, 
wie  z.  B.  durch  Sprengen  etc.,  sodass  man 
schmierig  u.  schmutzig  od.  klebrig  wird  u. 
überall  anklebt  u.  hängen  bleibt),  bz.  aus  der 
neutralen  Bedtg. :  flecke  n,  schmut  z  en, 

45  seh m iere n  (cf.  smetten,  schmutzen,  abfär- 
ben etc.  u.  auch  [wie  unser  klifen]  anstecken, 
od.  ansteckend  u.  haftend  sein  etc.,  von  smet, 
Schmutz  etc.)  entwickelten,  ganz  wie  dies 
auch  mit  kletten   der  Fall  ist,   wie   man 

oO  ja  nicht  vergessen  muss,  dass  auch  klifen 
ebenso  wie  s c h  m  i  er  en,  schmutz  e  n  u. 
viele  andere  Grdverba  (cf.  auch  mhd.  klet- 
zen  in  bekletzen,  von  klaz,  Fleck,  Schmutz) 
nur   eine  ganz  neutrale  Bedtg.    haben,    bz. 

55  dass  klifen  ein  Neutrum  ist.  —  Dass  nun 
aber  neben  Fleck  od.  Schmutz  etc.  auch 
die  Bedtg.:  Biss,  Bruch,  Spalt  etc.,  bz. 
gespaltenes  od.  abgespaltenes  Etwas  etc.  in 
dem  Stamm  klif  lag  u.  derselbe  auch  in  die- 

60  ser  Hinsicht  (cf.  auch  Icd.  rupes  von  rumpo) 

17 


KLIFERN 


258 


KLIK 


mit  klak  m.  klat  übereinstimmt,  wird  durch 
hess.  (Vihnar)  klibbor  (Sjtlitter),  klibbcrn 
(splittern,  zersplittern,  zcrreisseit  etc.)  u.  eis. 
klif  (Genit.  kliblies,  Dat.  klibhe),  «;/«.  clif; 
an.  klif  u.  kloif  etc.  (Klippe,  Fels,  rupes)  he- 
zeuqt,  da  difses  ebensowenig  wie  an.,  isl. 
kleyf  (tissiira  nipiutn)  auf  der  Bedtg. :  kleben 
od.  der  abgeleiteten  von  k  l  i  m  m  e  n  etc.  be- 
ruht, sondern  mit  ahd.  clapli,  mhd.  klaff 
(abgeris.<:ener  Fels,  s.  unter  klap)  ».  ahd. 
clüp,  Klippe  (ahd.  cli'p  hat  auch  die  Bedtg.  : 
gluten,  od.  urspr.  wohl  wie  klak  ».  ahd.  klaz 
die  r oh:  Fleck,  S c h m  u  t z,  S c h m  i e r  e 
etc.,  od.  Klebendes,  wie  auch  kloi  otc, 
cf.  dieserhalb  klak  etc.  od.  1  n.  2  kladilo 
etc.,  sowie  khittt\  klator  otc.)  u.  das  zu  dem 
Schaltstamm  klit  (nasal,  klint)  od.  klat  = 
ahd.  klaz  i)i  der  Bedtg.:  cropitiis  etc.  u.  zu 
Bruch,  Biss,  Spalt  etc.  gehörende  an.,  isl. 
klcttr  (sropulus,  riipos,  saxnm)  u.  arngl., 
dün  ,  schwed. ,  mnd.  klint  (lupes)  auf  die 
Bedtg.:  Biss,  Bruch  etc.  zurückgehen.  Denn 
dass  auch  kletta  u.  klint  zu  dem  Schall- 
stamm klit  u.  klat  gehören,  erhellt  daraus, 
dass  sie,  wie  noriv.  klitta,  hz.  klett  u. 
klant  (rupos  etc.)  i)i  der  Form  auch  tcieder 
mit  norw.  klett  (Knall,  crejjitus  etc.),  kletta 
(knallen  od.  kni.stern,  crepitare  etc.,  cf.  klit- 
tor,  klittern  u.  klatergold,  klatern  etc.)  zu- 
sammenfallen, ivährend  norw.  kletta  in  an- 
derer Bedtg.  (cf.  Ir.  Aasen)  wieder  mit 
klekka,  klakk  etc.  (cf.  Weiteres  unter  klak- 
keu  u.  klik  etc.)  syn.  ist.  Neben  dem  Schall- 
stamm kliji  u.  klap  vergl.  auch  noch  l  u.  2 
klaiTi,    sowie  klampe,    klanipen   m.    klimmen. 

—  Wegen  der  Bedtg. :  Sjjalt,  Bitze,  Bruch, 

—  Bruchstück ,  Klumpen,  —  abgespaltenes 
Etwas,  rupes  etc.  von  dem  SchaUstamm  klat, 
klit,  nasal,  klant,  klint  ■=  ahd.  klaz,  kliz, 
hz.  klanz,  klinz,  cf.  klatte,  klitte  etc.,  soivie  in 
Grimm,  ^]^b.,di<■  Wörter  klinze  u.  klint  etc. 

klit'ei'li  od.  klifern,  zunehmen,  loachsen, 
gedeihen,  emporkommen,  steigen,  klimmen, 
sich  bessern,  genesen  etc.;  —  de  dagi'n  kli- 
fern (die  Tage  nehmen  zu,  wachsen,  iverden 
länger  etc.) ;  —  de  bom  kliferd  god  (der 
Baum  wächst  u.  gedeiht  gut,  nimmt  gut  zu, 
geht  gut  in  die  Höhe  etc.) ;  —  he  klitVrd 
regt    (er   kömmt   recht  empor  od.  vorwärts, 

—  sein  Geschäft  gedeiht  gut  etc.) ;  —  he 
kliferd  wer  np  (er  kömmt  ivieder  empor,  bz. 
steigt  od.  klimmt  wieder  auf  od.  in  die  Höhe 
ti.  zwar  a)  icas  seine  Gesundheit  od.  Kräfte 
betrifft,  od.  auch  b)  was  seine  Geschäfte  u. 
seine  Verniögensrerhältnisse  betrifft)  ;  —  dat 
wi'r  kliferd  np  (das  Wetter  tics.tert  sich  auf, 
wird  besser  «.  schöner  etc.);  —  de  sünn' 
kliferd  (die  Sonne  kömmt  empor,  od.  steigt 
u.  klimvä  höher).  —  Auch  subst.:  dat  kli- 
fern  (das  Zunehmen,    Wachsen,    Gedeihen, 


Vorwärts-  od.  Emporkommen,  Steigen,  Klim- 
men etc.).  —  Bedensart  (iron.) :  he  is  in  't 
klifern  (od.  he  kliferd),  as  'u  biir,  de  't  hfis 
uj^brannd,  od.  de  pliuiderd  word.  —  Wang. 
5  kliverje  (klimmen,  klettern,  steigen).  Es  ist  1 
wohl  Iterat.  von  klifen ,  bz.  nfries.  kliva  u.  ' 
wfries.  klieuwen.  —  cf.  auch  nuild.  (Kil.) 
klavcren  u.  kleveren  (scandere  in  snbrectum, 
sursum  reptare,    ungnibus    fi.vis  conscendere 

10  feliuni  nmre)  ,  sowie  auch  unser  kliifern, 
welclte  gleichfalls  aus  klifen,  bz.  mnld.  kly- 
ven ,  kleven  hervorgingen ,  wie  dies  auch 
durch  mnld.  klever,  kleverboom  (Hedera, 
cf.  klinnip  de.)  bezeugt  tvird. 

IT)  klifsk,  klifsk,  anhängig,  haftend,  klei- 
bisch, haerens  etc.;  —  klifsk  göd  (Zeug 
was  sic/i  überall  (uihängt,  hz.  überall  an- 
haftet u.  sitzen  bleibt,  bz.  auch  schmierig 
n.  klebrig  ist).  —    M'^ang.  klivisk. 

20  klif-U|),  Epheu,  auch  klini-np  genannt.  — 
cf.  unter  klif  nid.  klijf  (Epheu). 

klik,  Schcdlieort  wie  klak  u.  bezeichnet 
es  als  solches  zunäclist  a)  ein  kurzes  hartes, 
dem    Tone    des     l'occds    „i"*    entsprechendes 

25  Geräusch  od.  auch  einen  Schlag  u.  Stoss,  den 
ein  solches  (fcräuch  macht;  —  klik!  sä'  't, 
do  Hög  d'r  'n  hagel  an  't  fenster ;  —  best 
du  de  klik  (den  betreffenden  'Ton,  od.  auch 
den  leisen  Stoss,  Schlag  etc.)    net  hörd?  — 

30  Daher  auch:  klik-klak  =^  klip-klap,  od.  flik- 
fiak,  —  knip-knap,  —  tik-tak  etc. ;  —  b) 
ein  kleiner  Fleck  od.  kleiner  dunkler  Schat- 
ten etc.;  —  d'r  sitt  'u  klik  (od.  klikker^  up 
de  man.  —  Ferner  heisst  in  der  Seemanns- 

35  Sprache  der  hinterste  od  äusserste  Theil  am 
Buder  u.  der  Absatz  am  Vorsteven,  ivie  auch 
nid.  klik,  schivcd.  klicken,  dän.  kliken,  %üäh- 
rend  im  nid.  aucJt  das  metallene  Unterstück 
am  Kolben  eines  Gewehrs  od.  überhaupt  die 

40  MetaJIplatte  an  einem  als  Schlägel  od.  Stös- 
sel  gebrauchten  Kolben  gleichfalls  klik  ge- 
nannt wird,  was  wohl  daher  rührt,  dass  ge- 
rade diese  Metallplattc  den  durch  klik  6c- 
zeichncten  Ton    beim  Aufschlagen   od.  Auf- 

45  stossen  des  Kolbens  erzeugt  u.  hören  lässt. 
Ferner  vgl.  nd.  (lir.  Wb.)  klik,  kliks  (ein 
Geringes,  Weniges,  Klümpchen  od.  Bruch- 
stückclien  etc.,  wie  klak  etc.),  klik  (ein  klei- 
neres, etwa  4 — 5  Zoll  langes  u.  3  Zoll  dickes 

50  Stückchen  Holz  unten  am  Spaten),  klik  (toll, 
närrisch,  unklug),  bz.  (D ahn  ert)  klitk, 
klikks  (ein  Klecks,  kleiner  klak,  cf.  klikkeu); 
mn<l.  klick  (toll,  närrisch  etc.),  klick  (Klecks, 
Fleck ;  Flitter,  Bröckchen,  Klümjichen),  klick 

55  (Thonrrde,  Lehm,  hz.  Klei,  argilla  etc.,  od. 
ursjir.  wohl  [aus  der  Bedtg.:  Fleck,  cf. 
khwldi'  u.  klater,  klatte j  Schmutz  etc.  «.  so 
auch  :  klebriges  u.  bündiges,  od.  schmieriges, 
lehmiges,    leimiges   u.    haftendes  Etwas,  cf. 

60  dieserhalb  mnd.  klicken,   argillare ,    bz.  ley- 


KLIK 


259 


KLIKKERN 


men,  kleibcn,  klicken  efto  lernen,  sowie 
lemen-klicker,  Lehmen-Schmierer,  nd.  klik- 
ker,  spotttv.  ein  Maurer   =   utiserm   kleier, 

—  kliksten,  Verläumder,  Ansckwärzer,  od. 
eigentlich  ein  Klei-,    Thon-    od.  Dreckstein, 

—  u.  ferner:  klickangel,  eine  Art  Fischer- 
angel,  od.  Angel,  looran  die  Fische  kleiben 
od.  haften  u.  hängen  bleiben) ;  mnld.,  mflam. 
klick  (verber,  ictus,  tax;  colaphus,  alapa), 
klick  (clava) ;  engl,  click  (Schlag,  Tick  etc.),  10 
bz.  click  -  clack    (loie  schott.)    =   Tick-  Tack 

u.  klick  (Schlag,  Streich,  Schmiss) ;  —  an., 
isl.  klickr  (macula) ;  norw.  klikk  (ein  schwa- 
cher Knall,  ein  schivacher  Laut;  ein  Fleck); 
dän.  klik;  schwed.  klick  (Fleck,  Klecks).  15 
Weiter  vergl.  nhd.  (Grimm,  Wb.)  Klick, 
Klicks,  Kl'ix  in  der  Bedtg.:  crepitus  etc., 
ictus  etc.  u.  macula  etc.  als  Ablautform  von 
klak,  obschon  man  auch  davon  ausgehen 
kann  (da  der  Stamm  klik  jedenfalls,  ivenn  20 
auch  nicht  schriftlich  belegt,  doch  wohl 
ebenso  alt  ist,  als  klak  u.  kiek),  dass  nrspr. 
ein  von  der  unter  klakker  erwähnten  y 
garg  etc.  abstammendes  germ.  Subst.  klik 
(crepitus  u.  so  auch :  Bruch ,  Spalt  etc.,  25 
Fleck  etc.,  wie  klak,  od.  klap,  klat  etc.), 
od.  Verb,  klikan,  klak,  klukun  (crepitare  u. 
so  auch:  brechen,  bersten,  springen  etc.)  be- 
stand, aus  dem.  auch  wieder  ein  Verb,  kla- 
kan,  kluok  etc.  (cf.  klök)  hervorging,  soivie  30 
weiter  die  nasal.  Stämme:  klink,  klank, 
klunk,  bz.  klenk  für  klinken,  klunker  etc., 
worüber   Weiteres  unter  diesen   Wörtern. 

Wie  franz.  claque,  ciaquer  von  klak,  bz. 
klakken,  so  von  klik,  bz.  klikken ,  franz.,  35 
jnc.  clique  (Klapps,  Klatsch),  cliquer  (klat- 
schen), cliquet,  cliquette  (Klapper).  Dass 
aber  auch  franz.  clique  in  der  Bedtg. :  Motte, 
od.  Schaar,  Haufe,  Menge,  Abtheilung  etc. 
in  irgend  einer  Weise  mit  dem  germ.  Stamm  40 
klik  als  Nebenform  von  klak  (dies  hatte  im 
ahd.  auch  die  Bedtg  :  Biss ,  Spalt,  Ritze, 
Bruch  etc.),  bz.  dem  mit  ahd.  klakjau  (Riss, 
Spalt,  Bruch  etc.  machen)  u.  unserm  klak- 
ken eigentl.  ident.  u.  syn.  Verb,  klikken  zu-  45 
sammenhängt  u.  daraus  gleicJi falls  hervor- 
ging, ist  wohl  zweifellos  u.  kann  man  dabei 
nur  an  das  aus  rupta,  bz.  ruptus  (von  runipo) 
entstandene  nhd.  Rotte,  od.  an  das  von: 
scheeren  in  der  Bedtg. :  s  chn  e  i  d  e  n,  50 
od.  sj) alten,  trennen,  theilen  etc.  ent- 
standene nhd.  Schaar  (Abtheilung,  Menge 
etc.)  denken.  Möglich  indessen  ist  es  auch, 
dass  man  unter  clique  od.  germ.  klikke, 
Klicke,  urspr.  eine  Klatsch- Gesell-  55 
Schaft,  bz.  ein  klatschendes  und 
schwatzendes  oder  verläumdendes 
Etwas  verstand  u.  dass  es  in  dieser  Be- 
dtg. zu  klik-klak  in  der  Bedtg.:  Klatsch 
od.  zu  klikken  gehört.  60 


klikken,  a)  durch  Schlagen,  Stossen,  Häm- 
mern etc.  ein  feines,  kurzes  u.  scharfes  Ge- 
räusch machen,  bz.  schlagest,  stossen  etc., 
ivie  p i c k en,  ticken  etc. ;  —  wel  dtid  dat 
klikken  (od.  klikkern)  mit  de  tass'?  —  de 
liagols  klikken  an  't  fenster  ;  —  b)  klatschen, 
plaudern,  heimlich  anschwärzen,  verläum- 
den,  verrathen  etc. ;  —  he  raut  alles  üt-,  od. 
ferklikken ;  —  he  klikkt  hum  an.  —  Nd. 
klikken  (mit  Lehm  od.  etwas  Klebendem  be- 
werfen, klecksen,  schmieren  ;  klecken  =  hin- 
reichen, genügen  etc.  =  ahd.  kieken;  s.  un- 
ter klakken),  verklikken  (a.  hinlänglich  sein, 
genügen  etc. ;  — •  b.  verrathen,  verläumden)  ; 
mnd.  klicken  (argillare,  .s.  unter  klik);  nid. 
klikken  (klatschen,  schivatzen,  über-  od.  aus- 
bringen etc. ,  wie  klappen) ;  mnld.  klicken 
(a.  crepitare;  —  b.  coryceum  agere,  insi- 
diari ;  deferre,  accusare) ;  engl,  click  (schla- 
gen, ticken,  ticktacken)  u.  klik  (rasseln,  klap- 
2)ern,  picken,  ticken)  u.  click  (wegschnap- 
pen, stehlen,  stibitzen) ;  an.,  isl.  klicka  (ma- 
culare) ;  norw.  klikka  (schlagen,  .stossen,  po- 
chen etc.  mit  einem  schwachen  Schall  od. 
Klang,  bz.  ticken,  picken  wie  eine  JJlir ; 
klatschen  ,  schwatzen  etc. ;  versagen ,  fehl- 
schlagen etc.  z.  B.  vom  Gewehr,  wenn  der 
Hahn  aufschlägt  u.  der  Schuss  versagt,  loO' 
bei  der  Hahn  eben  nur  den  klicksenden  Ton 
hörbar  macht);  dän.  klikke;  schwed.  klicka 
(versagen,  blind  schiessen);  nhd.  klicken 
(knicken,  knacken;  bersten,  sjmngen,  bre- 
chen etc.,  cf.  zerklicken,  zerbersten  etc.  = 
mhd.  zerklecken  u.  zerklucken ;  —  ferner 
auch:  klatschen,  knallen  etc.  etc.).  —  Zu 
klik ,  bz.  machen  od.  erzeugen  etc.  was 
der  Stamm  klak,  bz.  klik  od.  kluk  be- 
sagt, cf.  noch  bei  E.  Schulze  goth.  kli- 
kan, klak,  kiek  (incumbere  od.  brüten)  zu 
unserm  kluk-henne  etc.  u.  dazu  unter  kik- 
ken  u.  2  kippe,  bz.  küken  das  Weitere, 
wonach  auch  dieses  klikan  sich  aus  der 
Grdbdtg.:  picken  od.  spalten,  brechen  etc. 
erklärt. 

klikker,  a)  Fleck  etc.,  s.  unter  klik;  — 
b)  der  Sperrhaken  od.  Sperrkegel  an  den 
Zahnrädern  einer  Uhr  u.  namentlich  an 
dem  Zahnrad  des  Schlagwerkes  derselben, 
der  beim  jedesmaligen  Einfallen  od.  Ein- 
schlagen in  das  Zahnrad  einen  Klick  od. 
Tick  hören  lässt,  bz.  verursacht;  —  de 
klikker  fan  de  klok  hed  sük  hüren  laten, 
't  sal  wol  bold  slän.  —  cf.  auch:  geklikker 
(Geticker  od.  Geklitter,  Geklirre  etc.)  u.  fer- 
klikker  (Verräther,  Angeber  etc.). 

klikkere,  Klitterei,  Tickerei  etc. 

klikkern.  Iterativ  von  klikken;  —  wel 
(od.  wat)  klikkerd  an  't  fenster  ?  —  lät  dat 
klikkern  mit  de  tass'  (od.  de  kuikkers  etc.)  dog 
na ;  —  he  klikkerd  (klimpert  etc.)  mit  de  slötels. 

17* 


KLIMMEN 


260 


KLING-BÜEL 


kliiinnen  (kluni,  kUimmt-n),  klimvioi,  stei- 
gen, kletteru,  riDiken  etc. ;  —  hö  klininul  np 
't  hns,  hz.  up  de  böm,  od.  In  de  böm,  bs. 
In  dp  mür'  up;  —  de  bonen  klimnion  au  de 
stokkcn  in  de  liiigte;  —  de  prisen  f;in  't  fe 
kliinimn ;  —  de  papireu  klimmen;  —  de 
siiun'  kliiiimd  al  boger  iiu  boger;  —  he 
klnm  d'r  ater,  od  d'r  in ,  d'r  dür  etc. ;  — 
büst  du  d'r  up  kbunmeu ,  den  kanst  du  d'r 
6k  wer  berundir  klimmen.  —  Nd.  kliiuiiuii 
(Br.  Wh.),  klemperu  u.  (Schiit::e)  kb^ni- 
meru;  vi)id.  klemmen,  klimmen;  iild.  klim- 
men ;  muld.,  Dijläiii.  klimmen,  klemmen  ;  waucj. 
klimmen ;  ufries.  klemme,  klemre  ;  atjs.  (11. 
Leo,  L.  EtttDuller)  climban  n.  (cf. 
Grimm,  Wb.  V,  Spcdtc  1U>7,  sitb  IIJ) 
clymmian  ;  aenyl.  elemben  ,  eliniben  ;  engl. 
clamber,  climbt-r,  climb  ;  alid.  chlimbau  ;  )idid. 
klimmen. 

Aug.  Fick  (III,  r,2)  stellt  für  klifen 
u.  klimmen,  hz.  ogs.,  alid.  climban  ci»  Thema 
klib  (tuf  u.  )ii)nt)tt  n/so  mit  »lir  (s.  unter  1 
lt.  2  klam,  klami)e,  klanipen  it.  klifen  etc.) 
au,  dass  der  Stamm  klimi)  ans  klib  nasal. 
ist.  Dass  nun  aber  weiter  klimbau  od.  klim- 
men ebenso  ivie  klemmen  auf  der  Bedtg.  : 
kleben  od.  haften  (ivuran),  bz.  Haft  ?t. 
Fest h altung  machen  od.  nehmen  (woran), 
ein  Etwas  packen  u.  greifen  od.  fas- 
sen, hz.  sich  festmachen  u.  festhal- 
ten (woran  u.  woraitf)  etc.  beruht  (cf.  er 
k  1  e  m  m  t  sich ,  od.  ein  Ftwas  fest ,  od.  er 
klammert  sielt  woran  od.  an  Etwas  fest), 
geht  auch  aus  klifen  u.  klifern  hervor,  dass 
aber  der  Stamm  klib,  od.  klit,  klip  (nasal. 
klimj),  klimf,  klimpf,  klimp)  ro)i  klip,  als 
Ablautform  von  klai),  od.  klaph,  klati'  (cf. 
klap)  nicht  zu  trennen  ist,  ist  zweifellos, 
ebenso  tvie  auch,  dass  die  Bedtg.:  Fleck 
neben  crepitas  u.  Br  u ch  ,  li iss ,  Sp a  1 1, 
sowie  weiter  die  von :  Haft  machen  od.  pa- 
cken etc.  in  allen  solchen  SchaUwörtern  ganz 
von  selb.st  entstehen,  tcie  dies  ausser  dem 
schon  unter  klifen  angvfilhrten  alid.  clep 
(rupes,  cf.  rni)es  vo)i  rurapo)  u.  clep  (Klebe- 
stoff, od.  urspr.  macula  u.  so  Schmutz  etc.) 
auch  noch  durch  engl,  climp  bezeugt  wird,  was 
im  Stamm  mit  unserm  klimpern  zivar  zu- 
sammentrifft, indessen  aus  der  alten  Bedtg. : 
macula,  bz.  das  was  Einem  anhaftet  (s.  u)i- 
ter  kifen)  neben  stehlen  od.  Haft  machen 
(an  Etwas),  ein  Etwas  fassen,  packen  u. 
greifen  u.  an  sich  nehmen  (od.  sich  anhän- 
gen) etc.  auch  noch  die  Bedtg.:  Fleck  od. 
Schmutz  machen  (an  Etwas),  klecksen, 
.schmieren,  schmutzen,  od.  schmutzig  machen, 
besudeln  etc.  Iiehaltcn  hat.  Sollte  übrigens 
neben  climi)an  auch  noch  ein  iirspr.  klim- 
men (ohne  inlautendes  „b"^  bestanden  ha- 
ben,  aus   welchem    auch  klam    u.  klemmen 


hervorgingen,  so  müsste  dies  schon  aus  dem 
für  klemen  anzusetzenden  Verb,  kliman  her- 
vorgegangen sein ,  was  sicli  für  tlic  urspr. 
Bedtg.  von  klimmen  ganz  gleich  bleibt. 
5  Wegen  sonstiger  Formen  u.  Bedtgn.  von 
klimmen  ,s.  Weiteres  bei  Hildebrand  in 
Grimm,  M'b.,  unter  diesem  Artikel  u.  vergl. 
dazu  das  unter  klifen,  klumpe,  klamper  etc. 
Gesagte,    sowie  ferner  das  Zusammenfallen 

10  der  Bedtgn.:   kleben  u.  klimmen,  auch 

im  lit.  lipti  von  der  y  rip,  rirnji,  wovon  auch 

goth.  leiban  etc.  u.  nach   Fick  (I,  194)  das 

mit  bi  zusanimengesctztr  nlid.  bleiben. 

Ein  mhd.  klinipfen   (zu.'iammenziehen,  fest 

15  zusammendriicken)  spricht  auch  für  einen 
Stamm  klimp,  klimph,  klimb  aus  klip  u.  er- 
klärt sich  seine  Bedtg.  aus  klimban  /;/  der 
urspr.  Bedtg. :  kleben  od.  haften  u.  hän- 
gen   (an  Etwas),    ebenso    wie  bei  klemmen 

20  u.  klam. 

klimpe,  a)  eine  kleine  Brücke,  od.  ein 
Steg.  Nebenform  von  klampe  (s.  daselbst 
suh  b);  —  b)  Name  zweier  kleinerer  Ort- 
schaften  od.  ztveier  Bauernhöfe  im  Friede- 

25  burger  u.  Jemgumer  Amt.  Da  man  sagt: 
he  wand  up  de  klimj)e  (u.  nicht  in  od.  zu), 
so  wird  dieses  Wort  früher  vielleicht  eine 
Anhöhe,  od.  einen  Hügel  bezeichnet  ha- 
ben u.  mit  klimmen,  bz.  klimban  (scandere) 

30  zusammenhängen,  wie  mhd.  klimme  (Höhe), 
bz.  nd.  (Schambach)  klimpe  (kleine  fel- 
sige Anhöhe). 

klimpern,  klimpern,  Geräuch  od.  Lärm 
machen,  klirren,  klittern,  klingeln,  stümper- 

35  haft  spielen  etc.;  —  klimpern  liörd  to  't 
bandwark;  —  he  klimperd  mit  't  geld ;  — 
he  klimperd  d'r  wat  up  herum.  —  Davon : 
klimpere,  geklimper  etc.  Der  Stamm  klimp 
ist  nasal,    aus    dem    Schallstamm  klip,    wie 

40  klamp,  klemp  /;/  nd.  (Schambach)  klam- 

pern,  «Ar/,  klempern  ((/.  Hildebrand  in 

Grimm,    Wb.    u.   s.    unter   klampen)    aus 

klaj),  klep. 

klhn-up,    a)   Epheu  (Hedera) ;  —   b)  He- 

45  ckenwinde  (couvolvulus  sepium).  Auch  noch 
sonstige  kletternde  u.  rankende  Gewüchse 
werden  hierorts  so  benan)it.  cf.  kltfup,  bz. 
klif  u.  mnld.  klimop  neben  klever,  klever- 
u.  klemmer-boom  (Epjheu). 

50  kling,  klink,  Bezeichnung  eines  hell  tö- 
nenden Schalls,  der  indessen  länger  nach- 
halll,  als  der  durch  klik  bezeichnete.  \'on 
der  licdupl.  kling-kling  etc.  wurde  kling- 
ling,   z.  B.    klinge-linge-la!    wel    is    da?    — 

55  Bedupl.   kling-klang  .s.  unter  klang. 

kling-bul,  Klingbcutel,  mit  ivelchem  frü- 
her die  Kirchenvorsteher  in  der  Kirche 
während  der  Predigt  herumgingen,  um  eine 
Gabe  für  die  Armen  aufzuholen.      Es  war 

üO  ein  an  einer  Stange  befestigter   Beutel,    an 


KLINGEL 


2f)l 


KLINGEN  KLINKEN 


dem  unten  ein  Glöcklein  hing,  um  die  Kir- 
chenhesucher  schon  vorher  auf  das  Kommen 
des  Kirchenvorstchers  aufmerksam  sn  machen. 

klinge],  Klingel,  Glöckchcn,  Schelle  etc.; 
—  rit  äfeu  in  de  klingel ;  —  he  hed  de  klin- 
gel  bi  sük  st;in. 

kliiijjeln,  klingeln,  schellen  etc. 

1.  klingen,  klinken  (klung,  kluugon),  klin- 
gen; a)  hell  schallend  tönen,  schalten;  — 
wat  klingd  dar;  —  dat  kliugd  wid  lion ;  — 
sausen,  brausen  etc. ;  —  de  ören  klingen  mi ;  — 
klittern,  klirren;  —  de  glasen  klingen,  wen 
d'r  'u  wagen  up  de  strät'  färd;  —  de  fen- 
sters  klingen  ördendlik,  so  dönnerd  'l;  — 
b)  in  die  Glocke  ziehen,  rlass  es  klingt  od. 
hallt.  Schall  machen,  schellen  etc. ;  —  kling' 
Uten,  dat  de  meid  kumd,  od.  kling'  (statt 
rop')  äfeu  de  meid ;  —  d'r  is  klungen,  gä 
äfen  hen  un  süg  to,  wel  d'r  is;  —  c)  vom 
Anstosscn  mit  Gläsern  etc. ;  —  schör  w' 
äfen  mit  'n  ander  klinken  od.  anstöten  V  — 
lät  w'  äfen  mit  'n  ander  klinken  un  den  mit 
'n  ander  drinken.  —  Compos.:  an-,  in-,  na-, 
üt-klingen  etc.,  cf.  stenen  ütklingen,  d.  h. 
sich  durch  Klopfen  an  den  Steinen  davon 
überzeugen,  dass  sie  hell  klingen  u.  nicht 
rissig  sind,  ivobei  die  rissigen  ausgeivorfen 
iverden.  —  Nd.  klingen ;  nid.  klinken  ;  mnld. 
klincken,  klinghen ;  afries.  klinna;  ivfries. 
klinckjen,  klingjen;  ags.  (L.  Ettm  üller) 
clingau  ;  aengl.  (Str  a  t  m  a  n  n)  clinken  (klin- 
gen, schallen)  u.  clinken,  denken,  clenchen 
=  7n]ul.  klenken  (klingen  machen ,  läuten, 
schellen  etc.,  s.  klingen  sub  c) ;  engl,  clink 
(grell  klingen,  tönen,  rasseln,  klirren)  u. 
clink  (klingen  od.  rasseln  lassen);  an.,  isl. 
klingi,  bz.  klingia ;  norw.,  schived.  klinga; 
dän.  klinge  (klingen,  schallen  etc.) ;  ahd. 
cliiigan ,  clilingan,  klinkan;  mhd.  klingen 
(klingen,  tönen,  rauschen,  rieseln).  Davon  : 
ahd.  clingo,  klingo,  chlingo  u.  clilinga,  kliiika; 
mhd.  clinge  (Gebirgsbach,  rauschender  Berg- 
strom, torrens  ;  ThalscMucht,  in  der  Wasser 
rauscht  u.  fliesst) ;  nd.  (S c  h  a  m  b  a  c  h)  klinge 
(seichte  Stelle  im  Flusse,  ivo  über  Sand  u. 
Kiesel  das  Wasser  rasch  dahin  fliesst  od. 
rauscht,  eine  Furt)  etc.,  sowie  auch :  mhd. 
klinge;  mnd.  klinge;  nid.  kling;  mnld.  klin- 
ghe,  klinke  (Klinge,  lamina  gladii  od.  cultri), 
welche  entweder  ebenso  wie  klinge  (Gebirgs- 
bach etc.)  davon  so  benannt  ist,  weil  (es  be- 
zeichnete urspr.  blas  die  Klinge  eines  Schwer- 
tes) die  Klinge  beim  Schlagest  od.  Schwin- 
gen durch  die  Luft  einen  schwirrenden 
od.  sause  nd  en  Ton  hören  lässt,  od.  beim. 
Niederfallen  auf  den  Helm  u.  Panzer  selbst 
tönt  u.  kli)igt.  Die  Bedtg.  ist  demnach 
in  beiden  Fällen  (d.  h.  bei  klingo,  Gebirgs- 
bach etc.  u.  bei  klinge,  lamina,  gladii) :  Kling- 
od.  Rausch-,  Saus-Ding,    bz.  Ding  was  ein 


Klingen  macht  u.  verursacht,   cf.  awcÄ  klinke, 
klinken  etc.  u.  das  folgende  klingen. 

Ob  klingen  u.  klang  (was  ja  auch  subst. 
Brüter,  von  klingen,  klang  etc.  sein  kann) 
5  aus  lat.  claugere  u.  claugor  odlehnt  od.  ein 
gleichfalls  urspr.  germ.  Wort  ist,  bleibt  frag- 
lich, da  es  ebensogut  möglich  ist ,  dass  die 
für  klingen  etc.  anzusetzende  y  klag,  nasal. 
klang  mit  kelt ,  gäl.  gliong,  gleong  (klingen), 

10  gliong,  glang  (Klang)  auf  dieselbe  ]/  zurück- 
geht wie  klagen,  od.  dass  er  mit  dem  Schall- 
stamm klak  u.  unserm  kraken,  sowie  ferner 
mit  lat.  clangor  m.  griech.  klagge  (Ton, 
Schrei),  klazö,  eklagon  (tönen,  schreien)  etc. ; 

15  lit.  klegu  (lachen  etc.)  etc.  u.  griech.  kräzö, 
ekragon,  kekraga  (krächzen),  lat.  graculus, 
gracillare  u.  crocire  etc.  auf  eine  aus  skar 
(sonare  etc.,  s.  aucJt  unter  klap  etc.)  erwei- 
terte y  skark  od.  skarg  (skarg,  toozu  Fick 

20  [cf.  I,  242J  auch  skr.  kharj,  knarren,  krei- 
schen, sowie  an.  skrak,  bz.  skroekr,  Geschrei, 
Getöse,  Lärm  etc.  ■•stellt ,  passt  formell  am 
besten  zu  clangor  u.  auch  zu  engl,  cling  u. 
clag,  kleben  etc.,  s.  unter  klinke),  umgesetzt 

25  skrak  etc.,  aphär.  krak  etc.  zurückgeht,  da 
ja  überall  bei  Schallwörtern  das  Gesetz  der 
Lautverschiebung  nicht  so  streng  zur  An- 
wendung gebracht  toerden  darf,  als  bei  den 
sonstigen   Wörtern. 

30  Wegen  des  obigen  afries.  klinna  (klingen, 
tönen  etc.)  vergl.  übrigens  noch  klinstern  u. 
klönen. 

2.    klingen,    klinken,    dörren,   trocknen, 
schrumpfen,    sich   zusammenziehen,    kleiner 

35  od.  geringer  werden,  schivinden  etc. ;  —  bi 
de  grote  "liitte  klinkd  dat  all'  (z.  B.  Holz 
od  sonst.  Sachen)  nier  in  od.  tosamen ;  — 
wen  de  stenen  brannd  worden,  den  klingen 
se  dügtig  in ;  —   du  must  wat  mer  saud  man- 

40  ken  de  fette  klei  dön,  anders  klinken  de  ste- 
nen bi  't  drögen  un  braunen  to  dül  in ;  — 
de  roggebülte  klinkd  al  mer  un  mer  tosa- 
men ;  —  de  snebült'  klunk  tan  (od.  in)  de 
sünii'  gans  tosamen ;  —  dat  is  so  inklunken, 

45  dat  d'r  hast  niks  mer  fau  to  sen  io.  —  Von 
Neugeborenen,  die  ungewöhnlich  dick  und 
schicer  sind,  nach  einigen  Tagen  aber  ein- 
schrumpfen u.  dann  eine  runzlige,  welke, 
faltige  Haut    bekommen,    ivird    anstatt    des 

50  einfachen  klingen  meistens  das  Compos.  be- 
klingen  gebraucht.  —  Vergl.  2  inklingeu  etc. 
—  Nd.  (Br.  Wb.)  klinken,  klingen,  inklin- 
ken,  inkiingen  (trocknen,  schrumpfen ,  ein- 
trocknen   etc.    und    auch    [von   der  Bedtg.  : 

55  schrumpfen,  od.  Runzeln  u.  Falten  bekom- 
men, runzligt  werden],  Falten  machen,  falls 
dieses  Verb,  nicht  etwa  von  dem  zu  klinken 
[trocknen,  schrumpfen  etc.]  gehörenden  Subst. 
klinke  [Runzel,  Falte  etc.]  gebildet  ivurde) ; 

60  ags.    clingau    (duresccre,    marcescere    etc.), 


KLINGER 


262 


KLINKE  KLINK 


Co>npo.<. :  forclingan  (verdorren),  gcclinpau 
(contrahere) ;  aengl.  (S  t  rat  m  a  n  >i )  dingen 
(marcescere,  se  contrahere)  «.  clengen  (make 
to  cliug,  contraliere) ;  engl,  cliug  (trockneu, 
austrocknen,  ausdörren,  verzehren). 

iJass  dieses  klingen  etc.  formell  dasselbe 
Wort  ist  jcie  aps.  cringan  (cf.  krengen,  krin- 
kel  etc.)  u.  Jedenfalls  mit  enf/l.  cringe  (zusam- 
menziehen,  krummen)  u.  crinckle  (sich  win- 
den, sich  krümmen,  sich  zusammrnziehot  etc.) 
auch  bef/rifßich  zusammenfallt ,  ist  zweifel- 
los u.  darüber  unter  krank,  krinkel,  kren- 
gen,  kring  etc.   Weiteres  zu  vergleichen. 

Es  (lehört  auch  ivohl  das  mnd.  (Seh.  u. 
L.)  kiinksucht  (SchicindsucJit)  zu  diesem 
Verb,  in  der  Bedtg. :  s c h w i nd en  etc. 

Vergleicht  man  nun  die  aus  dörren, 
trocknen,  welken,  od.  verdorren,  ver- 
welken etc.  entstehende  Bedtg.:  schrum- 
pfen od.  se  contrahere  des  ««/.s.  clingan,  .^o 
ist  es  selbstverständlich,  dass  hieraus  .sofort 
auch  die  Bedtg.:  krümmoi  hervorging, 
die  vielleicht  dem  2.  klinke  zu  Grunde  liegt, 
obschon  dieses  Wort  wahrscheinl.  mit  ags. 
clingan  unverwandt  ist  u.  dessen  Stamm 
klink  wohl  aus  klik  nasal,  ist.  cf.  dieser- 
halb  2  klinke. 

klinger,  a)  Einer  der  klingt.  —  cf.  nt- 
kliuger,  ^lusklinger,  ein  früher  Magistrats- 
seitig  angestellter,  )nit  einer  Glocke  versehe- 
ner Beamter,  der  unter  Gassenklang  alle 
Bekanntmachungen  öffentlich  ausrief  od. 
verkündigte,  weshalb  derselbe  auch  wold  üt- 
röper  od.  iitkündiger  ((/.  auch  belman,  jj«^. 
142,  zweite  Spalte)  genannt  wurde;  —  h) 
ein  Etwas  was  od.  womit  man  klingt  od. 
schellt  =  klingel. 

klin^ere,  Klingerei,  Geklingel. 

klin^-pot,  ein  Topf  aus  Glockenmetall, 
wegen  des  grossen  Klangreichthums  so  ge- 
nannt. 

1.  klinke,  klink,  Klinke,  od.  der  (mei- 
stens eiserne)  Riegel  an  einer  Thüre,  der 
in  den  Klinkhaken  fallend  dir  Thüre  ver- 
schliesst  u.  mittelst  der  klcppe,  od.  auch 
mittelst  eines  Riemens  etc.  aufgehoben  wird, 
wenn  die  Thüre  geöff'nct  werden  soll.  —  Nd. 
klinke;  mnd.  klinke,  klenke  (^fA(.sse//;c;  auch 
Schlagbaum);  nid.  klink;  mnld.  kliiicke  (pes- 
sulus,  vectis) ;  mhd.  klinke;  engl.  cVmk;  an., 
isl.,  schiced.,  norio.,  klinka;  r/rni.  klinke.  — 
Davon  (nach  ])  i  c  z,  II,  2.Ö0)  :  franz.  rlinchc  ; 
norio.  clanchc;  champ.,  ivall.  diche;  afranz. 
clenque ;  pic.  cliquet.  —  Neben  klinke, 
klenke  kömmt  auch  die  Eorm  khiiike  (cf. 
Grimm,  Wb.  V,  Spalte  1V.).~)),  sowie  ferner 
neben  klingke  auch  kligke  vor,  während  an- 
dererseits engl,  dick  neben  Sjterrhaken  der 
in  das  Zahnrad  einfällt  (cf.  klikker  sab  2) 
auch  dialcct.  dieselbe  Bedtg.  tvie  klinke  hat. 


Zweifellos  ist  es  daher,  dass  es  schon  sehr 
frühe  aucJi  drei  aus  den  Schallstämmen:  klik, 
klak,  khik  (cf.  klamp,  klenip,  klimp,  klump  aus 
klap,  klip  etc.  unter  khimpen,  klimpern  etc.) 
5  nasal.  Schallstämme :  klink,  klank,  klunk  (cf. 
auch  klunkcr)  gab,  die  ebenso  wie  klik  u. 
klak  (cf.  diese)  od.  klit  u.  klat  (cf.  kladde 
etc.  u.  klater  etc.)  aus  der  iirspr.  Bedtg.: 
crepitus  od.  soniis  etc.  die  Bedtgn. :  Bruch, 

10  Riss,  Sjjalt,  Ritze  etc.,  od.  geborstenes  u. 
gesprengtes  od.  abgeborstenes,  abgesprunge- 
nes Etwas  etc.,  sotoie  ferner  auch  die  von 
macula  od.  Eleck,  Schmutz,  Schmiere,  Haf- 
tendes  u.  Klebendes    etc.,    bz.    die   Bedtg.: 

15  klappen,  klatschen,  schlagen,  stosscn  etc., 
od.  brechen,  spalten  etc.,  od.  schmieren,  kle- 
ben, anhangen,  ließen,  haften,  klimmen  etc. 
entwickelten,  od.  wenigstens  entwickeln  konn- 
ten, wie  dies  durch  klinke  u.  engl,  dick  (es 

20  bedeutet  urspr.  tvohl  ein  in  ein  anderes  Et- 
ivas  [den  Klinkhaken,  bz.  den  Haken  in 
dem  Pfosten  der  Thüre]  einfallendes  od. 
einklappendes,  einschlagendes  Ding,  bz.  ein 
Klapp-,    od.    Schlag  -  Ding,    tvie    auch    der 

25  Schlagba  um,  ein  Baum  od.  grosser  Rie- 
gel von  Holz  in  ein  anderes  mit  einem  Spalt 
versehenes  Holz  einschlägt  u.  auch  unser 
fensterslag  eine  Klappe  od.  ein  Fensterver- 
schluss  ist)  sowohl,  als  auch  durch  die  nach- 

30  folgenden  Wörter  bezeugt  wird.  Vergl.  die- 
serhalb  zu  klik  u.  klak  od.  klip  u.  klap, 
klit  M.  klat  etc.,  nebst  den  dazu  gehörenden 
Wörtern :  nid.  klink ;  mnld.  klincke  (alapa, 
colapluis,  pugnus,  verber,    tax)    u.   Weiteres 

35  u)iter  2  klinken  ; — «W.  klink;  ;««Z(^.  klincke 
(rima.  parva  ruptura,  fissura,  scissura  etc., 
cf.  klak,  bz.  ahd.  klac  =^  Riss,  Ritze,  S2)alt 
etc.);  —  engl,  clink  (Klang,  Geklirr,  Ge- 
rassel etc.;  Thürklopfer ;  Thürklinkc ;  sowie 

iO  ferner  auch:  Gcfängniss  od.  Haft,  s. 
unter  2  klinke),  clinch  (packen,  mit  der  Hand 
greifen,  umfassen,  umklammern),  clinch  (cf. 
2  klinke),  clincher  (Klampe,  Krampe,  Klam- 
mer), ding    (sich  festhalten,  anhangen,  sich 

45  anklammern,  kleben,  ankleben),  clingy  (kle- 
brig,  klebend),  cluiig  (klamm,  klebrig,  zähe 
etc.) ;  clnnch  (der  Schlag,  verhärteter  Tlion ; 
ungeschickter,  tölpelhafter  Mensch)  etc.,  cf. 
2  klaiiili',  klilVn,  klam,  klimmen,  klampe  etc., 

50  sowie  u)Uer  klik  das  mnd.  klick  (Thon, 
Lehm  etc.),  wobei  in  Seh.  u.  L.  (mnd.  Wb.) 
auf  Ziegel-  u.  Klingkenmühl ,  Zie- 
gel- M.  Klinkenmöller  verwiesen  wird 
u.  woraus  sich  also  auch  folgern  lässt,  dass 

55  klinken  in  der  Bedtg.:  schlagen  u.  in 
der  von :  schall  en  od.  k  l  i  ng  en  (cf. 
auch  in  Grimm,  Wb.  V,  Spalte  1106  un- 
ter klinke  sub  III,  c  u.  wegen  klinke  = 
mnd.  klick  daselbst  sub  V  u.  ferner  sub  IV 

GO  wegen  unser   2  klinke)    wenigstens    mit  auf 


KLINKE  KLINK 


263 


KLINKE  KLINK 


den  Schallstamm  klik  =^  klak  zurückgeht, 
der  ja  ebensowohl  ivie  ]/  Idag  (von  kla<j;oii) 
n.  ciaiig  (von  claiigor  u.  sonus,  ciei)itiis)  7nit 
skr.  kharj  od.  kharg  (khrag,  kliraiig)  auf 
die  unter  1  klingen  erwähnte  idg.  y  skarg 
(sonare,  crepitare)  Z)irückgehen  kann  u.  ja 
hieraus  ebenso  wie  klak  «.  klik  die  Bedtg.  : 
iHeck,  Schmutz,  Schmiere,  Lehm,  Klebestoff 
etc.,  bz.  die  von :  schmieren,  kleben,  haften 
etc.  entivickeln  konnte,  die  ausser  in  dem 
obigen  engl,  cling,  clung  etc.  auch  im  engl. 
clag  (kleben),  claggy  (klebig),  clag-locks  (Ktun- 
kerwoUe,  cf.  klater,  klatte),  .^ioivie  in  clency 
(kothig,  schmutzig)  zu  Tage  tritt,  ivic  auch  in 
norw.  klengja  (anhangen,  sich  heften  an  etc.), 
klingia  (Galium  aparine  etc.,  cf.  klif)  etc.  etc. 
Vergleicht  man  nun  aber  wieder  zu  die- 
sen Wörtern  den  obigen,  aus  klik  nasal. 
Stamm  klink,  so  kann  man  nicht  umhin, 
um  anzunehmen,  dass  der  Schallstamm  kling 
von  klingen  sich  zum  Theil  mit  klink  ge- 
mischt hat,  bz.  dass  sich  manche  der  obigen 
Wörter  statt  vom.  Schallstamm  klik,  klink 
geradezu  vom  Schallstamm  kling,  klang  von 
klingen  (clangere,  sonare)  ganz  in  derselben 
Weise  begrifflich  weitergebildet  haben,  wie 
dies  von  klik  u.  klak  etc.  geschehen  ist. 
Vergl.  übrigens  Weiteres  unter  2  klinke  u. 
2  klinken  am  Schlüsse. 

Es  giebt  ausser  nd.  klinke  (Falte,  od. 
Runzel,  s.  unter  2  klingen)  auch  noch  ein 
nd.  (cf.  Br.  Wb.,  Schütze  etc.)  klinke 
(winkliger  Schnitt,  od.  Biss ,  keilförmiger 
Einschnitt  od.  Spalte),  klinke  od.  klisch 
(eingesägtes  Querholz),  Verb.:  inklinken 
(einen  tcinkligen  oder  eckigen  Schnitt  in 
Ettvas  machen ,  od.  eckig  u.  zackig  ein- 
schneiden) ,  ütklinken  (ein  icinkliges  Stück 
od.  einen  Keil  herausschneiden),  tvo  klinke 
loohl  mit  dem  obigen  nid.  klincke  (rima  etc.) 
ident.  ist  u.  urspr.  einen  S2)alt  u.  Einschnitt 
etc.  bedeutete. 

2.  klinke,  klink,  Niet-Nagel,  Niet-Stift, 
Niet-Bolzen,  bz.  ein  metallener  Nagel,  Stift 
od.  Bolzen,  der  an  einem  Ende  einen  brei- 
ten od.  jdatten  Kopf  hat  u.  dessen  anderes 
Ende  od.  Spitze,  nachdem  er  durch  zwei 
od.  mehrere  Stücke  od.  Theile,  die  mit  ein- 
ander verbunden  od.  auf  einander  fest  ge- 
nietet od.  geschlagen  werden,  sollen ,  durch- 
getrieben ist,  dann  um-  od.  platt-  od.  breit- 
geschlagen (bz.  nach  allen  Seiten  hin  mit 
einem  Hammer  umgeschlagen  od.  umgenie- 
tet) wird,  damit  die  verbundenen  od.  zu- 
sammengefügten Theile  nicht  wieder  ausein- 
ander gehen ,  sondern  fest  auf  einander 
sitzenbleiben;  —  dat  miit  mit  'n  klinke  up 
'n  ander  fast  mäkd  worden;  —  du  must  d'r 
'u  klink  dörslän  laten  ,  de  hold  bäter  as  'n 
spiker.    —    Nid.  klink ;    engl,  cliuch ;    dän., 


schwed.  klink.  —  Obschon  wir  unter  die- 
sem klinke  (ebenso  wie  tinter  ned,  Niet)  den 
ganzen  zum  Fest-Nieten  gebrauchten  Bolzen 
od.  Nagel  etc.  mitsammt  der  umgenieteten 
5  Spitze  verstehen,  so  bezieht  sich  diese  Be- 
nennung doch  eigentlich  nur  (cf.  franz.  le 
rivet  d'une  cheville;  span.  la  pnnta  repatida 
de  un  pcrno  etc.  bei  Bobrik)  doch  eigent- 
lich nur  auf  die  umgenietete  od.  durch  Schla- 

10  gen  u.  Hammern  gekrümmte  od.  timge- 
k r ü m  m  t  e  Sp  itze  des  betr.  Nagels  etc., 
wodurch  eben  die  zwei  früher  getrennten 
Stücke  od.  Theile  fest  an  einander  geklam- 
mert   u.    mit    einander    verbunden    werden, 

15  wie  dies  auch  durch  eine  Klamp e,  Klam- 
mer geschieht,  woraus  sich  denn  auch  er- 
klärt, dass  engl,  cliuch  auch  die  Klam- 
m  e  r  (od.  den  Haken ,  die  krumme  Spitze 
zum  Festhalten  u.  Sich- anklammern  an  Et- 

20  ivas)  an  den  Füssen  der  Insecten  bezeich- 
net u.  das  davon  weitergebildete  cliiicher 
auch  die  Bedtg.:  Klanipe,  Krampe,  Klam- 
mer etc.  (cf.  auch  ncngl.  clinch ,  Klaue ; 
Schott,  clink,  packender  Griff',    das  Fassen, 

25  Umfassen  etc.)  hat.  Vergleicht  man  nun 
weiier ,  wie  die  Schallstämme  klik  u.  klak, 
od.  auch  klit  u.  klat,  klip  n.  klap  (cf.  1  u. 
2  kladde,  klater,  klatte  etc.)  aus  crepitare 
neben  Bruch,  Biss,  Spalt  etc.  auch  die  Be- 

30  dtg.:  Fleck,  Schmutz,  Schmiere  etc-,  bz. 
schmieren,  kleben,  fest  machen,  heften,  ver- 
binden (mit  Etwas  etc.)  entwickelten,  so  ist 
es  klar,  dass  sich  aus  den  von  klik  od.  klak 
nasal.  Stämmen  klink  u.  klank  auch  wieder 

35  (wie  schon  unter  1  klinke  bemerkt)  die  Be- 
dtg. :  kleben  an  u.  verbinden  mit  etc.,  od. 
Haft  (od.  Fass  u.  Griff  etc.)  machen  (an 
Etwas),  bz.  fassen,  halten,  greifen,  packen, 
klemmen  (cf.  engl,  clinch  etc.    unter  2  klin- 

40  ken)  etc.,  od,  die  von:  Klammer,  Klaue, 
Klampe  etc.  (od.  überhaupt  das  loas  ein 
betr.  Etwas  an  ein  anderes  Etwas  fest  macht 
u.  das  damit  verbindet,  bz.  es  greift,  packt 
u.   festhält,    cf.    klimmen ,    klemmen,    klam, 

45  klampe  etc.)  entwickeln  konnte  u.  dass  dem- 
nach von  den  aus  klik  tc.  klak  nasal.  Stäm- 
men klink  u.  klank  sowohl  1  u.  2  klinke, 
als  1  u.  2  klinken  in  der  Bedtg. :  Schcül  u. 
Geräusch  machen,  od.  auch :  schlagoi,  stos- 

50  sen  (cf.  klappen  etc.),  od.  auch  in  der  von : 
zusammenfügen  u.  verbinden  (mit  Etwas) 
abstammen.  Will  man  für  2  klinke  indes- 
sen nicht  die  Bedtg. :  haften  od.  packen, 
greifen,  festhalten,    bz.  fest  machen  u.  ver- 

55  binden  (mit)  etc.  zu  Grunde  legen,  sondern 
lieber  annehmen,  dass  man  urspjr.  ein  krnm- 
m e s  u.  g ebo g e n e s ,  bz.  ein  g e k r  ü m m- 
tes  u.  umgebogenes  (von  krumm  ma- 
chen, krümmen,  biegen  etc.,  od.  Krümmung, 

60  Biegung  etc.  ausgehend)    darunter  verstand 


KLINKE  KLINK 


264 


KLINKE  KLINK 


(s.  oben  u.  cf.  auch  engl,  the  clinch  of  a 
cable,  der  Ankerstich,  od.  der  Theil  eines 
Taues,  welcher  um  den  Ankerrintj  ijesteckt 
wird,  indem  man  dasselbe  durch  denselben 
steckt  od.  scJdinfft ,  wobei  man  clinch  aucli 
als  Schi i n g e  fassen  kann),  so  kann  man 
beim  Vergleich  der  Schallstdmme  kiiik  ?/. 
knak  m.  der  Verba  knikkcn,  kiiiikkcn,  sowie 
der  dazu  gcJiörendcn  ]\^örter  (kiiik  hat  bei 
uns  nicht  altein  die  Bedtg.:  Bruch  od.  Bie- 
gung, Krümmung  etc.,  sondern  auch  die  von  : 
zäher,  fester,  verhärteter  TJion  etc.,  eine  Be- 
dtg., welche  beweist,  dass  auch  knik  ebenso 
icie  klik  u.  klak  die  Bedtg.:  Fleck  u.  hier- 
aus die  von :  Klebendes,  od.  klebriges  zähes 
Ktwas  entwickelten,  wie  auch  engl,  cluncli 
[harter,  fester,  zäher  Thon,  s.  unter  1  klinke] 
sich  in  dieser  selben  Weise  neben  clunch  /// 
der  Bedtg.:  Schlag  etc.  aus  chlincli  [packen, 
od.  urspr.  kleben  und  haften  neben  so- 
narc  etc.]  entwickelte  u.  dies  auch  so  mit 
clunjr  u.  cling  [s.  unter  1  klinke]  aus  dem 
mit  klik  sgn.  Sehallstamm  kling  der  Fall 
gewesen  sein  wird)  auch  annehme)),  dass 
die  aus  klik  u.  klak  nasal.  Stämme  klink  u. 
klank  aus  der  alten  Bedtg.:  Bruch  (cf. 
knik  u.  knak)  die  von:  Biegung  oder 
Krümmung  (auch  biegen  u.  dessen  y 
billig  aus  bhag,  hhnw^  hat  die  Bedtg.:  bre- 
chen u.  entwickelte  hieraus  auch  wieder, 
wie  knakken  u.  knappen,  die  Bedtg.:  e.ssen, 
geniessen,  gebrauchen  etc.,  od.  ur.sjtr.  loohl 
mit  den  Zähnen  zerbrechen  u.  zermalmen, 
wie  auch  ja  bruken  u.  bräken  zweifellos 
mit  einander  zusammenhängen),  bz.  bre- 
chen u.  biege  n  od.  k  r  ü  m  m  e  n,  u  m  b  ie- 
gen  etc.  entwickelten,  die  ja  dem  nhd.  k\ank, 
klanke,  klenke,  klinke  (s.  Grimm,  Wb.  V, 
VöO  seq.)  zu  Grunde  liegt  u.  wobei  Hilde- 
brand nicht  allein  unser  obiges  Mmkc,  bz. 
nid.  klink;  engl,  clinch  u.  schott.  dank  (pa- 
ckender Griff),  sowie  nhd.  klangel  etc.  (cf. 
auch  engl,  cling  [haften,  kleben,  ettoas  pa- 
cken u.  sich  daran  festhalten  etc.] ,  sowie 
clung  [klamm,  kleberig  etc.]  etc.  unter  1 
klinke)  anführt,  sondern  auch  an  unser 
kinke  u.  weiter  an  ags.  klencan  (verdrehen 
etc.,  cf.  link  etc.),  die  Stämme  krank,  kräng 
(cf.  krengen,  kring,  kiinkel  etc.)  it.  nhd. 
Schlinge  (cf.  auch  slenke  etc.)  u.  ags. 
scrinkan  etc.  erinnert.  Dass  aber  kinke 
ebenso  wie  klinke  seine  Bedtg.:  Verschlin- 
gung od.  Drehung,  Biegung  etc.  (cf.  kinke 
am  Schlüsse)  auch  aus  der  Bedtg. :  Bruch, 
Brechung,  bz.  des  Brechens,  Knickcns  u. 
Biegens  erhielt  u.  mit  kinken  u.  kikkcii,  so- 
wie engl,  chick  (Küchlein) ,  chick  (keimen, 
sprossen ,  bz.  sich  spalten  u.  so  liercorbre- 
chen,  ausbrechen),  chink  (Spalte,  Biss  etc. 
=  mnld.  klincke),   chink   (spalten ,    reissen, 


bersten,  krachen;  klingen,  klimpern  etc.), 
chanker  (Kitze,  cf.  kid  od.  kidde,  von  goth. 
kian,  sjnilten,  keimen  etc.),  chunk  (Holzklo- 
ben, od.  Kloben  etc.,  cf.  Kloben  u.  klobig, 
5  von  clioban,  spalten,  reissen)  etc.  aus  dem 
Schallstamm  kik,  nasal,  kink  hervorging, 
ebenso  wie  1  u.  2  klinke  etc.  aus  klink,  bz. 
klik  =  klak  ist  zweifellos  u.  bedarf  es  da- 
her gar  nicht  der  Annalune,  dass  etwa  kink 

10  durch  Ausfall  eines  „1"  od.  „r"  aus  klink, 
bz.  krink  enststand.  —  Was  nun  aber  nhd. 
klanke,  klenke,  klinke  (Schlinge,  Verschlin- 
gung etc.  od.  Bänke,  bz.  ein  Etwas,  was 
sicJt  an  ein  Anderes  festhält  u.  anklammert, 

15  od.  ein  Etwas  parkt  u.  greift  u.  dara)i  hin- 
aufklettert, cf.  klif  =  Epheu  etc.)  anbetrifft, 
so  ist  ein  ahd.  klankjan,  chlankhan ,  klen- 
kan  (conserere,  bz.  knüpfen,  binden,  schlin- 
gen) belegt,    was    nicht    vom  Subst.   klanke, 

20  klenke  (Schlinge  od.  Bänke,  bz.  ein  Etwas 
was  Haft  u.  Greif  od.  Fass  macht,  od.  was 
sich  an  Etwas  anklammert  etc.,  cf.  klanken 
in  Grimm,  Wb.  V,  051)  weitergebildet  ist, 
sondern  entweder   vom   Fräter.  klank    eines 

25  auch  oberd.  urspr.  vorhandenen  u.  mit  u)i- 
serm  2  klinken  (mag  dies  nun  seine  Bedtg. : 
nieten,  nageln  u.  festmachen  u.  ver- 
binde n  m  i  t  etc.  aus :  schlagen  ,  klopfen, 
liämmern    etc.     u.    einem    davon   gebildeten 

30  Verb,  klikan,  od.  aus  der  von:  flecken, 
schmieren,  kleben,  haften  etc.  [cf.  klakke  ti. 
klikken  u.  2  klinken]  Jiervorgegangcn  sein) 
ident.  ahd.  klinkan  od.  klinkjan  gebildet 
wurde  u.  wonach  das  Präter.  klank  die  Bedtg. : 

35  klebte  od.  haftete,  sass  fest  etc.  hatte  (klank- 
jan :=  machen,  dass  Etwas  haftete  u.  fest 
•sass,  sich  verband  mit  Etwas),  od.  dass  der 
Stanwi  klank  einfach  von  klak  in  der  Be- 
dtg.: Fleck    (od.    Schmutz,    Schmiere)    u. 

40  Bruch  nasal,  ist  u.  klankjan  anstatt  Bruch 
od.  Spalt  mache n  ebenso  wie  unser  kl'Ak- 
ken  u.  nhd  kl ec k s e  n  blos  die  Bedtg. : 
schmieren,  kleben  etc.  hatte  u.  daraus  eben 
meder  die  Bedtg. :   haften ,   sich   haften  an 

45  M.  verbinden  mit  etc.  entwickelt  hat. 

Zum  Schlüsse  sei  übrigens  noch  wegen 
der  nahen  begrifflichen  Verwandtschaft  von 
klinke  u.  nhd.  klanke,  klenke,  bz .  des  Stam- 
mes klank  zu  krank,  kräng,   kring  etc.,    so- 

50  tvie  zu  agerm.  klank  etc.  u.  ferner  auch  zu 
slank  etc.  erwähnt,  dass  man  für  klik,  klink 
od.  klak,  klank  u.  krik,  krink  od.  krak, 
krank  u.  auch  krig,  krag  od.  kräng  sowohl 
eine  aus  gar  (sonare  od.  crepitare  etc.)    er- 

53  iveiterte  y  garg,  gargh  (umgesetzt  grag,  na- 
.ml.  grang  od.  [mit  „1"  für  „r"]  glag,  glang 
=  germ.  krak  u.  klak  od.  krag  ?/.  klag,  cf. 
klagen)  (f/,s  aucJi  eine  aus  skar  (als  Schall- 
wurzel) erweiterte  y  skarg   od.    (cf.   Fick, 

60  /,  242  u.  812)  skark    (umgesetzt   skrag  od. 


KLINKEN 


265 


KLINKEN 


skrak,  ablautend  skrik,  nasal,  skrang,  skraiik, 
skrink,  od.  [mit  „1"  statt  „r"]  skalg,  skulk 
=  sklag,  sklak,  sklank)  ansetzen  kann,  aus 
der  sich  sowohl  durch  Ajihacr.  od.  Ahfidl 
von  „s"  u.  Ausfall  von  ,,k"  u.  Erweichung 
des  „k"  zu  „h"  die  Stann» formen:  kark, 
krik,  ki-ak,  krank  od.  kräng  u.  kring  etc. 
od.  hrak,  hrank,  hiak,  hlank  (u.  lank)  —  od. 
statt  urspr.  skark  u.  skrak,  skrank  u.  sklak, 
sklank  auch  Stämme  wie  slak,  slik  (richti- 
ger shiak  etc.  durch  Erweichung  des  „k" 
zu  ,,h",  loie  in  hlank  statt  klank),  —  slank, 
sliuk,  od.  (statt  hlank  etc.)  lank,  link  erga- 
ben, u.  ivonach  es  also  gar  nicht  wundern 
darf,  dass  Wörter,  denen  solche  Themata 
od.  Wortstämme  zu  Grunde  liegen  (vergl. 
im  Folgenden  solche)  so  oft  in  ihrer  Bedtg. 
so  nahe  mit  einander  zusammenfallen. 

1.  klinken  (klunk,  klunken),  a)  gleich  1 
U.  2  klingen;  —  b)  zu  1  klinke,  Thurklinke ; 

—  wel  klinkd  dar  (an  de  dör')  ?  —  de  klinke 
is  net  inklinkd;  —  de  dör'  is  net  toklinkd ; 

—  dat  slöt  wil  net  inklinken.  —  Vergl. 
übrigens  auch  das  folgende  klinken  am 
Schlüsse. 

2.  klinken  (klunk,  klunken),  klinken  od. 
nieten,  bz.  fest  machen  od.  festschlagen  (ein 
Etwas  auf  ein  anderes  Etwas,  indem  man 
einen  Klinknagel  od.  Klinkbolzen  hindurch- 
treibt u.  denselben  umn  ietet),fest  verhin  den  m  it, 
aneinander  klammern  etc. ;  —  dat  schüpblad 
is  an  de  stäl  fast  klinkd ;  —  wen  dat  göd 
kliukd  is,  den  kan  dat  nöit  wer  lös  gän ;  — 
dat  is  up  'n  ander  ferklnnken.  —  Nd.,  nid. 
klinken;  schwed.  klinka;  dän.  klinke;  engl. 
Clinch ;  schott.  clink.  —  Da  engl,  clinch  aus- 
ser niete n  od.  k l i n k e n  im  obigen  Sinn 
auch  die  Bedtg. :  mit  der  Hand  fest  grei- 
fen, packen,  festhalten,  bz.  festmachen,  fest- 
stecken (ein  Tau  an-  od.  um  den  Ankerring 
binden  u.  schlingen  od.  knüpfen)  etc.  und 
oberd.,  soivie  auch  nd.  klinken  (cf.  Grimm, 
Wb.,  unter  2  klinken  sub  1  u.  3)  die  Be- 
dtg. :  sich  einhaken,  od.  anklammern  u.  fest- 
halten, fest  anschliessen ,  bz.  Etwas  irncken 
u.  greifen  etc.  hat,  so  ist  wohl  kaum,  anzu- 
nehmen, dass  auch  unser  klinken  vom  Subst. 
2  klinke  abzuleiten  ist,  sondern  vielmehr  an- 
zunehmen, dass  entweder  das  Subst.  klinke 
=  engl,  clinch  etc.  von  diesem  schon  gewiss 
alten  Verb,  klinken  in  der  Bedtg. :  kleben 
u.  haften  (an  Etwas),  haerere  (cf.  klifen), 
od.  kleben  u.  haften  machen  (an  Etwas)  od. 
fest  machen  u.  verbinden  mit  etc.  abstammt, 
od.  dass  sowohl  die  Subst.  1  u.  2  klinke 
u.  die  Verba  1  u.  2  klinken  von  einem  aus 
klik  nasal.  Stamm  klink  (cf.  klik  =  klak 
in  der  Bedtg.:  Fleck,  Schmutz,  Schmiere, 
Lehm  etc.  als  an  einem  Etwas  haftendes 
etc.,  sowie :  leimen,   kleiben   etc.   von  Leim, 


Kleib  etc.)  abstammen ,  wie  dies  schon  un- 
ter 2  klinke  ausgeführt  ist.  Zu  klikken  von 
klik-klak ,  bz.  mnd.  klicken  (argillare,  bz. 
leynicn,  kloiben,  klicken  efte  leinen,  s.  unter 
5  klik)  vergl.  auch  noch  aengl.  (S tratmann) 
clicchen  (haerero),  Bräter.  cliht(!  u.  clikzte 
od.  clikste ,  bz.  clizte  =  mnd.  klikte  (cf. 
clikzt  od.  clikst  [haesit]  u.  clighte,  soioie 
clucchcu  =    engl,  clutch  ,  greifen ,  packen, 

10  fassen,  ergreifen,  festhalten,  die  Hand  zu- 
machen, schliessen  etc.;  clutcb,  der  Griff; 
die  Klaue;  die  Kette  od.  Koppel  Rebhüh- 
ner ;  die  Koppjelung  etc.) ,  was  formell  u. 
begrifflich   mit  klikken    u.    klakken    in    der 

15  Bedtg.:  schmieren  u.  kleben,  od.  Schmier- 
u.  Klebestoff'  (Heftendes)  machen  (an  u. 
auf  Etwas),  bz.  es  auf  Etwas  od.  Eines  fest 
machen  u.  ihm  anhangen  u.  sitzen  machen 
(als  Act.)  u.  ihm  anhangen  u.  ankleben  (als 

20  Neutr.)  u.  so  auch  mit  klifen  u.  kläfen  u. 
ferner  mit  klimmen  u.  nhd.  klammern  etc. 
zusammenfällt  u.  wozu  auch  engl,  clinch 
als  Act.  u.  Subst.  gewiss  gehört  u.  also  auch 
hiedurch    bestätigt   ivird,    dass    der   Stamm 

25  klink  aus  klik  nasal,  ist,  bz.  dass  klikken 
u.  aengl.  clicchen  ebenso  wie  nhd.  klecken 
u.  unser  klakken  aus  klak-jan  {d.  h.  Klack 
od.  Fleck  u.  Schmutz  etc.  macheu  an  u.  auf 
Etwas,  es  Einem  anhängen  u.  anheften,  cf. 

30  ahd.  klakjan  =  S2)alt  machen  etc. ,  aber 
auch:  Fleck  machen,  cf.  flecken  =  klecken) 
aus  altem  klik-jau  hervorging  u.  dass  hier- 
aus wieder  klinken,  bz.  altes  klinkjan  in  der 
Bedtg.:  fest  od.  haften  machen  etc.  (an  Et- 

35  toas),  sich  Einem  anhängen  n.  so  auch: 
einem  Etivas  anhängen  ti.  fest  sitzen  auf  u. 
an  Etwas,  ihm  ankleben  etc.  (haerere  etc.) 
hervorging,  wie  wahrscheinl.  ahd.  klaukjan, 
mhd.  klenken  (haften  machen,  fest  machen, 

40  binden  etc.,  s.  unter  2  Iclinke)  aus  klakjan 
in  der  Bedtg.  m£(,culare  (od.  Fleck  u.  Schmutz 
od.  Schmiere  etc.  inachen  an  u.  auf  Etwas, 
bz.  dies  an  Einem  haften  machen ,  od.  es 
Einem  anheften)  nasal,    ist,  sofern   dessen 

45  Stamm  klank  nicht  schon  etwa  ein  Präter. 
des  alten  klinkjan  ocZ.  klinkan  ist,  wobei 
man  ja  überhaupt  nicht  vergessen  darf,  dass 
klik  u.  klak  (nasal,  klink  u.  klank)  in  der 
Bedtg.:    macula   überhaupt   .schon  ein  haf- 

50  tendes  u.  festsitzendes  Etwas  so- 
wohl, als  auch  ein  sich  Jemanden  anheften- 
des u.  anklammerndes  od.  Einem  anhaften- 
des u.  anklebendes  (Klebendes  od.  Klebe- 
stoff, bz.  ein  Etwas,   loas   haftet    u.    haften 

55  macht  u.  .so  auch  verbindet,  fest  macht  u. 
fest  hält  etc.)  Etwas  ist.  Ob  nun  aber  1 
klinke  nicht  auch  urspr.  als  ein  Etwas  was 
f  est  od.  d i cht  macht ,  bz.  als  ein  fe  st- 
u.  d ich t- mach- Ding   u.   Ver schluss 

ao  der    Thüre    aufgefasst  ist,    wie  ja    auch 


KLINKER 


KLIP 


2  klinke  u.  engl,  clinch  etc.  ein  Etivas  ist 
loas  fest  macht  u.  fest  hält  etc.,  ist 
sehr  fraglich,  zumal  auch  Ja  1  klinken  sub 
h,  wo  es  vom  Scliliessen  od.  Fassen  ii.  Ein- 
haken der  Thürklinke  soicohl.  als  auch  vom 
Einspringen  od.  Einfassen  der  Feder  od. 
des  Riegels  eines  Schlosses  gebraucht  wird, 
ebensowohl  hieraus  seine  liedtg.  herleiten 
kann  u.  man  (wofür  auch  die  engl.  Form 
clinch  sowohl,  als  unser  klinke  u.  klinken 
spricht)  demnach  1  u.  2  klinke.  1  klinken 
sub  b  u.  2  klinken  in  aller  Hinsicht  als 
ganz  dieselben  Wörter  auffassen  muss ,  de- 
nen blos  die  Bedtg. :  fest  machen  (bin- 
den, schliessen,  dicht  machen  etc.)  od.  fest 
halten  (packen ,  greifen ,  halten  etc.)  zu 
Grunde  liegt. 

klinker  (Flur,  klinkers),  Klinker,  od.  ein 
hart  gebrannter,  fester  u.  dauerhafter  Back- 
stein, od.  Thonziegcl.  Die  klinker  werden 
ihrer  grossen  Härte  icegen  hier  u.  überall 
in  den  norddeutschen  Küsten-Gegenden,  ivo 
sonstiges  Gestein  fehlt,  neuerdings  in  gros- 
sen 3Iasse)i  zum  Chaussee-Bau  verwandt  u. 
sind  diese  auch  meistens  grösser  wie  die 
früheren  gelben  holl.  Klinker,  dir  haupt- 
sächlich zur  Pflasterung  der  Trottoire  u. 
Ausmauerung  von  Cisternen  etc.  verwandt 
wurden.  Daher:  Klin  k  er  -  Chaussee. — 
Nd.  klinker  u.  auch  (Schütz e)  klinker- 
Bteen  u.  klinken;  hW.  klinkirt ;  ?h»W.  klinck- 
aerd  (later  excoctns  et  durus  imprimis) ; 
mfläm.  klinkaert  (hrique  dure  et  resonnante). 
—  Es  wird  meistens  noch  jetzt  wie  auch 
früher  angenommen,  dass  der  Xame  dieser 
Ziegel  daher  rührt,  iveil  sie  wegen  ihrer 
Härte  hell  klingen  u.  dass  es  demnach  das- 
selbe Wort  ist  wie  nid.  klinker  (Vocal)  u. 
mnld.  klinkaerd;  mnd.  klinkert  (nuraus  aurei 
genus),  sowie  der  K  l  i  n  g  s  t  e  i  n,  engl,  clink- 
stone  genannte  Fhonolith  als  klingendes 
u.  tönendes  Etivas.  Da  indessen  auch 
das  Knicker  (cf.  1  knikker)  genannte 
Thonkügelchen  sonst  auch  klinker,  klikker 
H.  klukker  heisst,  so  könnte  man  auch  an- 
nehmen, dass  es  überhaupt  ein  aus  Thon 
gefertigtes  Etivas  sei  u.  demnach  der  Stamm 
klink  mit  mnd.  klick  (Thon,  Lehm,  argilla, 
cf.  klik)  ident.  sei,  wie  Ja  auch  klingke-miihl 
etc.  (s.  unter  1  klinke)  wahrsrheinl.  zu  klik, 
klink  (Thon  etc.)  gehört.  Vergleicht  man 
übrigens  engl,  clung  (harter  Thon,  s.  unter 
1  klinke),  so  könnte  auch  klinker  als  har- 
ter Thon  Ziegel  zu  unserm  2  klingen,  od. 
klinken,  bz.  ags.  clingan  (dnresccre  etc.)  ge- 
hören, während  man  andererseits  beim  Ver- 
gleich von  lirikke  u.  schott.  clinckcr  (ge- 
brochenes Felsstück,  hartes  Steinstück,  Bruch- 
stein etc.),  norw.  klank,  klakje  (Eis.'icholle, 
od.  Scholle,   Bruchstück   von  Eis)  etc.    wie- 


der annehmen  könnte,  dass  klinker  auch 
ur!<pr.  die  Bedtg.:  Bruchstein  (u.  so 
auch:  ein  harter  klingender  Stein)  gehabt 
hat  u.  der  Stamm  kliik  ursjir.  einfach,  wie 
5  «»(7t  in  klinke,  klinken,  aus  klik  =i  klak  u. 
kliik  ((f.  auch  kliinkcr)  nasal,  ist. 

klinkei'n,  mit  Klinkern  od.  hart  gebrann- 
ten (gelben  od.  rothen)  Backsteinen  pflastern ; 

—  de  warf  (Hofplatz,   Trottoir),  od.  de  weg 
10  is  klinkerd. 

klinker-klär,  od.  auch  klink-klank-klär, 
hell  n.  klar,  ganz  unbczwcifelt  klar,  son- 
nenklar, so  klar  (lauter,  rein,  glänzend  etc.) 
wie  möglich;  —  dat  glas  (od.  de  win)  is  kliu- 

15  kerklär;  —  dat  is  je  klinker-  (od.  klink- 
klank-)  klär,  dat  lie  dat  dan  hed ;  —  dat  is 
de  klinkerkhire  wärlieid; —  t'ul  klinkerklare 
rosenrode  blödskrallen  (s.  unter  Larrelt).  — 
Xld.  klinkklaar;  nd.  klinklar  «.  ((«c/t  klink-     J 

20  schoon.    —    klinker    od.    klink    bezieht    sich    fl 
wohl    eigentlich    auf   den    hellen    u.    reinen 
Klang   von    Etwas    (von    klingen ,    klinken, 
tinnire),   z.  B.  des  Goldes,    Glases  etc.,    od. 
es  ist  wie  das  von  hallen  stammende  hell 

25  od.  heller  (tinnien';)  auch  in  die  Bedtg.  cla- 
rus  übergegangen. 

kiilistorii,  klimpern,  klingeln,  ein  klingen- 
dem od.  klirrendes ,  helltönendes  Geräusch 
machen  etc. ;   —    wat  kliusterd  dar ;   —    he 

30  kluisterd  mit  sin  geld.  —    Wang.  klinsterje. 

—  Es  ist  möglich,  dass  dieses  Wort  mit 
bagr.  klinsel  (Glöckchen),  klinseln  (klingeln, 
klirren);  östr.  klinsel,  klinseln;  kärntn.  klin- 
zelii  etc.    ((f.  Grimm,     Wb.    V,  IJ'JO)  aus 

35  dem  ahd.  klingison ;  amhd.  klingesen  (clan- 
gere)  //(  der  Weise  entstand,  dass  Letzteres 
zu  klingsen  u.  dann  zu  klinsen  contrahirt 
ivurdc.  Vielleicht  jedoch  hängt  unser  klin- 
stern  mit  afries.  klinna  (klingen,  cf.   1  klin- 

40  gen)  zusammen,  worüber  Weiteres  unter  klö- 
nen zu  vergleichen  ist. 

1.  kli|).  s.  klippe. 

2.  klip,  Schallstamm  für  feinere  u.  hel- 
lere  Töne  u.  Ablautform  von  klap,  aus  dem 

45  sich  selbstredend  auch  dieselben  Bedlgn.  ent- 
wickeln konnten  u.  zum  Theil  entwickelt  ha- 
ben, wie  aus  klap  (cf.  klaj)  u.  die  dazu  ge- 
hörenden Wörter,  sowie  die  nachfolgenden 
zu   klip    gehörenden    und    weiter    auch    die 

50  Stämme:  klamp,  klemp,  klimp,  klump  mit 
ihren  Ableitungen  od.  klak  u.  klat  od.  klik, 
klit,  knik  od.  knak,  —  knip  od.  knap,  — 
knit  od.  knaf,  od.  kip  etc.).  —  dat  geid  al 
tan  kliji-klap,  wen  se  mit  hör  holsken  di»r  't 

55  hiis  geid;  —  klip!  ^ä  't,  do  was  't  spriin- 
gen.  —  Engl,  clip  (Klapps,  Schlag,  Streich 
mit  der  flachen  Hand).  Dass  der  Stamm 
klip  übrigens  ebenso  alt  ist  wie  klap ,  geht 
aus  klippe,  klipi)eii  etc.  hervor. 

60      3.  klip.     Es  ist  mir  nicht  klar,  tvas  die- 


KLIP  267                        KLIPPE  KLIP 

ses  von  einem  Etwas  od.  einer  Sache,  einem  annehmen  konnte,   ist  ja  auch  möglich,   so- 

Geschäft  od.  einem  Handel,    einem    Verlob-  ivie  auch,    dass   die  hieraus  abr)cldtete  Be- 

niss  etc.,    wobei  Alles   genau    u.    (jrimdlich  dtg.:  ,.f  er  tig"  auch  für  \dA\)\)  mit  &e  mnwA 

durch-    od.  genau  u.  fest   ab -gesprochen  u.  soivohl,    als  für   cen   klappe   gast    od.    een 

stipulirt  ist,  bs.  ivo  bei  einer  Sache  etc.  AI-  5  klipp  niädken  stimmt. 

les  endgültig  abgemacht  u.  abgeschlossen  ist,  klip-klappen,  Klipp-Klajjp  od.  ein  der- 
od.  wenn  alle  Hemmnisse  aus  dem.  Wege  artiges  Geräusch  machen,  klappern,  kiep- 
geräumt sind,  od.  Alles  fertig  u.  geebnet  ist  pern  etc. 

u.  nichts  mehr  im  Wege  sieht  od.  hindert  klippe,  klip,  a)  eine  hölzerne,  zinnerne 
etc.  gebrauchte  Wort  eigentl.  bedeutet,  da  10  od.  blecherne  Kanne  (od.  Gefäss,  Behälter), 
man  es  sowohl  mit:  abgemacht ,  rollendet,  welche  mit  einer  Klappe  od.  mit  einem  auf- 
beendet,  abgeschlossen  etc.,  bz.  ganz  etc.,  u.  niederklappenden  Deckel  (bz.  einem  De- 
als mit:  bereit,  bereitet,  zubereitet,  gerüstet,  ekel,  tvomit  man  klip  -  klappen  [klappern, 
fertig  etc.  od.  auch  mit:  behauen,  behobelt,  klcppern,  klippern,  klimpern]  kann)  verse- 
beschnitten, zugeschnitten  etc.  u.  sonach:  15  hen  ist.  —  Compos.:  ber-,  ölje-,  träii-klipp<j 
fertig  etc. ,  od.  auch :  eben,  geebnet,  rein,  etc. ;  —  b)  eine  Klippe,  od.  eigentl.  ein  ris- 
glatt,  schier  etc.  übersetzen  kann,  wie  dies  siges  u.  geborstenes,  od.  abgespaltenes  Et- 
aus  der  nachstehenden  Anwendung  dessel-  was,  rissiges,  geborstenes,  zackiges  Gestein, 
ben  hervorgeht,  als:  't  is  nu  all'  klip^  un  zackiger  u.  spitzer,  steiler  Felsen  etc.  = 
klär  tüsken  uns  beiden  un  de  kop  is  hirmit  20  rupes  (von  rumpo)  od.  an.  sker  (von  skera, 
ofslaten;  —  de  bandel  is  kli])  un  klar;  —  reissen,  spalten,  schneiden,  cf.  an.  klippa 
dat  scliip  ligt  klip  un  klär,  um  to  ferseilen ;  u.  ivang.  klip  unter  klippen) ;  —  c)  ein  Fels- 

—  dat  is 'n  klippen-klareu  sako ; —  de  balke  stück,  ein  Granitblock,  ein  grosser  Flint- 
is  klip  un  klär,  um  brükd  to  worden ;  —  stein,  od.  statt  dessen  auch  eine  von  Stei- 
du  brükst  gans  net  to  sorgen,  't  is  (od.  ligt  25  nen  gemauerte  Unterlage,  worauf  die  Stän- 
etc.)  all'  klip  un  klär.  —  Im  nd.  (cf.  Däh-  der  od.  stehenden  Balken  eines  gebindts  od. 
nert,  Schütze,  Br.  Wb.  etc.)  kmimt  sonst.  Säulen  ti.  Tragebalken  ruhen,  damit 
neben  od.  statt  klipp  auch  klapp  in  der  Be-  sie  nicht  in  die  Erde  versinken;  —  dat  stük 
dewsrtr^.-  klapp  un  klaar  vor  u.  ivird  dort  sten  (oc/.  de  fliute)  is  göd  to 'u  klip  nader  de  kö- 
klapp  (od.  klipp)  mit:  rasch,  hurtig,  flink,  30  mgtAndesrösmölon;  —  ^])  eine  Falle  zum  Fan- 
fertig etc.  (cf.  klapp  in  [od.  mit]  de  niund ;  gen  von  Vögeln,  wie  klappe ;  Cowpos. :  fögcl- 

—  een  klappen  gast;  —  een  klipp  mädken  klippe  od.  -klappe.  —  Nd.  (Br.  Wb.,  Däh- 
[ivofür  wir  sagen  würden :  ene  knappe  meid,  nert  etc.)  klippe,  klipp  (Klippe,  rupes; 
od.  en  knap  wicht]  bei  den  obigen  Schrift-  Falle,  decipulum;  Deckel  od.  Klappe);  nid. 
stellern  u.  auch  bei  Dann  eil:  klipp  un  35  klip  (Klippe;  Falle);  mnld.  (KU.)  klippe, 
klaor  =  ganz,  od  rein  klar  etc. ;  mit  ämm  kleppe  (a.  crepitaculum,  crotalum ;  —  b.  de- 
is  't  klipp  un  klaor,  mit  ihm  ist  es  rein  cipulum,  transenna ;  —  c.  postomis ;  —  d.  ru- 
Alle,  er  besitzt  Nichts  mehr)  übersetzt.  —  pes,  petra,  cautes,  scopulus,  syrtes,  scylla; 
Vergl.  dazu :  ivang.  klip  u.  an.  klippa,  —  e)  antrum,  speluuca) ;  mofrics.  klipp  (höl- 
schneiden,  theilen,  spalten,  hauen,  schlage}/  40  zerne  Kanne);  ivfries.  klippe  (rujies);  nhd. 
etc.,  bz.  klap  =  ahd.  klapli  u.  nhd.  klaff  klippe  (a.  Klippe,  rupes;  —  h.  Klapper ; — 
(Schlag,  Stoss  etc.  u.  Spalt  od.  gespaltenes  c.  Wein-  od.  Bier-Kanne;  —  d.  Falle,  de- 
Etwas  etc.),    sowie  nid.  beschaaft    (behobelt  cipulum). 

etc.;  gebildet  u.  glatt  vom  Wesen  etc.),  od.  Duss  diese  Wörter  mit  an.,  isl.  klippi 
auch  unser  knap  in  der  Bedtg. :  nett,  zier-  45  (massa,  Klumpen,  s.  unter  klampc  u.  klatte), 
lieh,  fähig  etc. ,  wobei  noch  zu  envähnen,  bz.  unserm  klippen  «.  an.  klippa  (schnei- 
dass  das  Subst.  knap  ebenso  wie  klap  eigentl.  den,  bz.  spalten  etc.)  sämmtlich  zum  Schall- 
einen Knall  etc.  od.  ein  starkes  nicht  lange  stamm  klap,  klapli,  klaf,  klab  (cf.  1  klap), 
anhaltendes  u.  rasch  od.  unmittelbar  hörbar  bz.  dessen  Ablautformen  klep,  klip  etc.  ge- 
werdendes Geräusch  bedeutet.  Dass  man  50  hören  u.  dass  sich  hieraus  beim  Vergleich 
aber  bezügl.  des  Abschlusses  od.  der  Ab-  von  klak  u.  klik,  bz.  von  knap  u.  knip^  u. 
machung  eines  Handels  od.  Geschäfts  etc.  deren  Weiterbildungen  (e^f.  auch  an.  klipa, 
indessen  auch  daran  denken  könnte,  dass  klemmen,  kneifen  etc.,  kli|)a,  klemmen,  an- 
durch  einen  klap  od.  Handschlag  (s.  gustiae  etc.  zu  knap,  atigusta  etc.  it.  ^m  kni- 
klappen) Jemandem  der  Zuschlag  ertheilt  u.  55  pen ,  kneifen  etc. ,  sowie  unser  knippen, 
der  Kauf  dadurch  abgeschlossen  u.  abge-  .schneiden  etc.  zu  an.  klippa,  schneiden,  so- 
macht  wird  u.  somit  (weil  der  klap  den  Be-  wie  unserm,  knappen  in  ihren  verschiedenen 
griff  des  Abschlusses  des  Geschäfts  etc.  in-  Bedtgn.)  auch  die  Bedtg. :  Fleck,  Schmutz, 
volvirt)  dieses  Wort  als  Adj.  auch  die  Be-  Schmiere,  Klebestoff'  od.  Haftendes  etc.,  bz. 
dtg.:    abgeschlossen,    abgemacht,  fertig   etc.  60  die  von:   schmieren,    kleben,    haften,,    klim- 


KLIPPEN 


26S 


KLIPPERN 


men  etc.  enticickebi  konnten  u.  entwickelt 
haben  ist  unter  klimmen  u.  klifea  etc.  (an. 
klippi,  Kliiviprn  ctr.  kann  ebensowohl  wie 
klampe,  klirnj),  klumpe  in  derselben  Bedtcf., 
als  ein  aneinander  it.  zusammenklebendes 
Etwas  od.  auch,  wie  wahrscheinl.  un.'<er 
klattc,  dickes  Stück,  Brocken  etc. ,  als  ein 
gespaltenes  Eticas,  hz.  als  ein  Sjtrcnfjstück, 
abgespriDigenes  Etwas  etc.  anfgefasst  sein) 
bereits  genügend  erörtert.  Ob  nun  aber  das 
ahd.  cleji  (Promontorium  ».  rupos,  cf.  auch 
ahd.  Ciichlep,  rupcs  u.  haohchlep,  consisto- 
rium,  od  wörtl. :  Hochklippe,  hoher  Fels  etc.) 
u.  ags.  clif  (clivus,  rupes)  etc.  nicht  eher  mit 
ahd.  clep  u.  cleib,  cleip  (gluten)  zu  klifen 
=  ahd.  chlipan  etc.  in  der  Bedtg. :  haerere, 
adhaerescere  od.  hangen ,  haften  u.  kleben 
(an  Etwas,  wie  z.  B.  ein  Schwalbennest  an 
einer  Mauer  klebt  u.  hängt),  bz.  in  der  von  : 
sich  klammern  u.  festhalten  (an  Etwas)  u. 
so  auch :  k  l im  m  e n,  s teige n,  a nsteige n  etc. 
(cf.  dieserhalb  klimpe  u.  dazu  isl,  an.  klopp 
[pous,  scahellum  sive  gradus;  murex,  petru 
promiuens ;  limbus  etc.]  neben  klorabrur  [sub- 
scudes],  bz.  unser  klampe)  gehört,  od.  wirk- 
lich mit  ahd.  clilapb,  bz.  oherd.  (cf.  (irimm, 
Wb.)  Klapf,  Klopf,  Klupf  (rupe.s),  so- 
icie  auch  rupes  (cf.  auch  ital.  sclieggio, 
Splitter  u.  scbeggio,  steiler  Felsen,  von  sclii- 
diae,  bz.  griech.  scbidia,  nach  Diez)  selbst 
n.  unser  kVippo  (rupos)  auf  die  Bedtg.:  reis- 
sen,  spalten,  bz.  Bruch,  Riss  etc.  (cf.  unter 
klap)  zurückgeht,  bleibt  doch  zweifelhaft, 
weil  ja  beides  möglich  ist.  Vergl.  dieser- 
halb auch  das  Weitere  unter  Klippe  (ru- 
pes, scopulus)  in  G  r  i  m  m  s   Wb. 

klippoD,  durch  Schlagen,  Stossen  etc.  od. 
Zusammen-  u.  Aufeinandcrschlcigen  ein  klip- 
pendes  od.  klimperndes  Geräusch  machen, 
bz.  schlagen,    aufschlagen,    aufklingen    etc.; 

—  se  klippen  (od.  kleppen)  d'r  all'  up  berum  ; 

—  wen  du  liör  klippen  borst,  den  must  du 
bengän  un  kikeii  to,  of  se  ber  hebben  wil- 
len (wenn  du  sie  mit  dem  Bierglase  auf 
den  Tisch  schlagen  hörst,  od.  ivenn  sie  mit 
dem  Deckel  des  Bierglases  klippen  od.  klim- 
pern, aufklingen  etc.,  dann  musst  du  hin- 
gehen etc.).  —  Es  i.st  ein  vom  Srhallstamm 
klip  =  hoc.hd.  klif,  klipf  u.  V\\\)  (in  Klipp- 
Klapp)  gebildetes  u.  mit  klappen  u.  kleppen 
begrifflich  zusammenfallendes  Verbum,  was 
theils  nur  ein  feineres  u.  dem  Vocal  .,i" 
entsprechendes  Geräusch  wiedcrgiebt,  ande- 
rentheils  aber  auch  wegen  der  ursjir.  Iden- 
tität u.  Sguoni/mität  von  klij)  u.  klap  (cf. 
daselbst  die  Bedtgn.:  sonus,  crepitus  etc. 
neben  Schlag,  Stoss  etc.  u.  Bi.'iS,  Spalt  etc.) 
weitere  Bedtg.  hievon  entwickelt  hat.  —  Vergl. 
dieserhalb :  a)  afries.  klippa  oi/.  klejjpa  (klin- 
gen, aufklingen,  tionirc) ;  nd.  (Br.  Wb.,  Lah- 


ne rt  etc.)  klippen;  mnld.  klippen  (sonare, 
resonare) ;  nhd.  kliffen ;  ags.  clipjan,  cleop- 
jan  ,  clypjan  (clangere ,  chimare ,  vocare) ; 
aengl.  clipien,  clepien  (clamare  etc.);  engl. 
5  clepe  (rufen .  nennen) :  —  ferner  b)  vom 
Begriff:  Spalt,  Einschnitt,  Kerbe  etc.,  od. 
überhaupt  von  :  hauen,  schlagen  etc.,  bz.  vom 
Zusammenschlagen  od.  Zusammenklappen  der 
beiden  Klingen  der  Scheere  (cf.  knippen  «. 

10  kippen)  ausgehend:  nd.  f.Sc/uV  ^^  ej  klippen 
(scheeren,  schneiden) ;  wang.  klip  od.  klip- 
pen (flütk  aufklippen,  Flossen  abschneiden 
mit  der  Scheere):  nfrics.  klappe,  kleppe; 
aengl.  clippen  ;    engl,  clip  (scheeren,  schnei- 

15  den,  ab-  od.  beschneiden,  schroten,  kippen) ; 
an.,  isl.  klippa;  norw.  klippa,  klyppa,  Tm- 
perf.  klipte,  klitfte ,  klyfte;  schwed.  klippa 
(ausser  schneiden,  scheeren  etc.  hat  dies 
übrigens    auch    dieselbe   Bedtg.    wie    unser 

20  kuippen  od.  knipögen,  d.  h.  die  Augenlider 
auf  u.  zuschlagen,  bz.  damit  nicken);  dän. 
klippe ;  —  sodann  cf  c)  noch:  ags.  clyp- 
jian ;  aengl.  cleppen,  clippen,  cluppen;  engl. 
clip ;    Schott,  clip,    clyp    (umarmen,  umklam- 

25  mern ;  festhaken ,  entern) ;  afries.  kleppa 
(klammernd  umfassen  od.  umklammern,  um- 
armen, umgeben,  amplecti) ;  was  auch  Fick 
(II,  öl)  mit  den  obigen  Wörtern  zu  den 
Stcimmen    klap,    klip    u.    klam]),    klimp    (cf. 

HO  klap  u.  klam})en  am  Schlüsse)  stellt,  indem 
er  annimmt,  dass  sowohl  die  Bedtg. :  schnei- 
den ,  scheeren  etc.,  als  die  von :  umfassen, 
umarmen  etc.  aus  der  von:  zusammen- 
schlagen   od.  auf-   u.    in-einander  schla- 

35  gen  (od.  stossen,  drücken)  entstand,  wobei 
noch  bemerkt  sei,  dass  er  nhd.  klaiien  od. 
kläffen,  kliften,  bz.  klitf-klalf,  soivic  an.  klifa 
(singen,  tönen,  .schallen)  od.  dessen  Thema 
klat"  zu  skr.  jalp    (cf.  galpen  u.  gilpen  etc.) 

40  als  Weiterbildung  von  jar,  gar  (sonare)  stellt 
u.  es  also  vom  Schallstamm  klap  od.  klip 
trennt  u.  dann  ferner  für  klifen  «.  klim- 
men, bz.  nhd.  clipan  etc.  u.  climban  etc.  ein 
Thema  klib    (cf.  III,  5>)   aufstellt   u.    also 

45  annimmt,  dass  klampeu  u.  mlid.  klimpfeu 
(u.  demnach  auch  wohl  klam,  wie  gleichfalls 
nhd.,  Klamm  u.  klemme,  klemmen  etc.)  mit 
klit\'n  u.  klimmen  unverwandt  sind. 

klip-kaniiP,    Kanne    mit    einem  festen  u. 

50  beweglichen  Deckel;  i.  q.  klippe  sab  a,  od. 
es  ist  ein  Compos.  von  klippe  =  Klappe 
od.  Deckel  (cf.  nd.  klippe  unter  klii)pe)  u. 
kaune. 

kiip-kr«;?,  eine  kleine  Winkel-Schenke  od. 

55  ein  geringes  Wirthshaus.  —  Nd.  (Br.  Wb.) 
klippkroog ;  mnd.  klipkröch.  cf.  klipschole. 
Davon  : 

klip-kriij2;er,    der    Krüger    einer   solchen 
Schenke. 

üO       klipperii,  ci-epitare,  tintiunare  etc.    Iterat. 


KLIPS 


269 


KLIRE  KLIR 


von  klippen  etc.  --  he  klippcrd  mit  do  dek- 
sel  fan  't  IterkrAs ;  —  wat  klij)pord  dar  al  ? 

klips  od.  klip.  Wenn  eine  Sonnen-  u. 
Mond-Finsternias  ist  u.  Sonne  od.  Mond  zum 
Theit  od.  ganz  verdunkelt  u.  hedeckt  sind, 
so  heisst  es  hier:  d'r  is  (od.  sitt)  'n  klips 
(od.  klip)  np  de  siiiin',  bz.  de  man.  —  Üb 
dies  Wort  wirklich  aus  lat.  eclipsis  corrum- 
pirt  od.  mit  klippo  =;  Deckel  (cf.  klipkaiine) 
connex  ist?     cf.  auch  klik  sub  h. 

klip-schole,  Winkelschule,  od.  eine  kleine 
Privatschule ,  die  nicht  unter  Aufsicht  der 
Behörden  steht,  wie  es  früher  derer  sowohl 
in  hiesiger  Stadt,  als  auch  auf  dem  Lande 
überall  .solche  gab.  —  Auch  nd.  u.  mnd. 
klipschole  in  der  Bedtg. :  Winkel-  od.  Ne- 
benschule. —  Ob  hier  klip  nicht  mit  klippe, 
kleppe  in  der  Bedtg. :  Spalte,  od.  Spelunke 
(s.  unter  klippe  u.  auch  unter  klap)  etc.  zu- 
sammenhängt II.  sich  daher  auch  das  obige 
klipkrög  herschreibt  ? 

klip-selmldeu,  Schulden  für  allerlei  Klei- 
nigkeiten, kleine  Haushaltungsschulden  für 
Krämer-  u.  Bäckerwaaren  etc. ,  wie  kwik- 
od.  plikschulden.  —  Nd.  (Dann  eil)  V\\^i^- 
od.  klapper-schulden  ,  (S c h  u  m  bac h)  klip- 
perschulden. 

Fcüls  dies  auch  dasselbe  Wort  ist  wie 
mnd.  klip-,  klep-schulde ,  bz.  afries.  klep-, 
klipskelde  (klingende  Schuld,  bz.  Kling- 
schatzung ,  welche  die  Friesen  Karl  dem 
Grossen,  od.  den  dänischen  Königen  zahl- 
ten), so  dürfte  die  Vorsylbe  klip  als  Kür- 
zung von  klippe  od.  klipper  in  dem  heuti- 
gen klipschuld  doch  loohl  schwerlich  noch 
die  Bedtg.  tinnieus  haben,  sondern  vielmehr 
mit  klippen  (=  knippen)  in  der  Bedtg.  : 
schneiden  od.  spalten,  reissen,  springen  etc. 
(cf.  auch  die  Vorsylbe  klapper  zu  ahd.  claph 
[Bruch,  Spalt,  Riss  etc.],  bz.  zu  klappen  = 
ahd.  clapliön,  spalten  etc.)  zusammenhängen, 
wie  dies  auch  im  nd.  klippkram  (Kleinkram, 
Trödelkram  od.  Schnittkram) ,  klippkramer 
(Kleinkrämer,  Höker,  Trödler,  od.  Schnitt- 
krämer, Krämer  od.  Person,  welche  in  einer 
Bude  Klein-  u.  Schnittwaaren  verkauft)  der 
Fall  sein  wird.  Vergl.  dieserhalb  auch 
(G  r  i  m  m ,  Wb.)  Kl  itt  er  schuld  u.  das 
syn.  dän.  klatgjeld  (von  klat  =  Klitter  od. 
Flitter),  bz.  das  wohl  für  klatschuld  stehende 
nid.  kladschuld  (von  klatte,  Fetze,  Lumpe, 
bz.  Zerrissenes  etc.)  u.  kliekschuld,  ivas  (cf. 
nid.  kliekje,  Bröckchen,  Geringes,  Kleinig- 
keit) auch  mit  unserm  kwikschuld  (cf.  kwikke 
u.  kwakke  in  bikwikken  un  kwakken ,  bei 
Kleinigkeiten)  stimmt,  wobei  man  nicht  ver- 
gessen muss,  dass  Klitter  u.  Flitter  beide 
ja  auch  ebenso  wie  klatte  ein  Etwas  bezeich- 
nen, was  durch  Spalten,  Bersten,  Reissen, 
Springen  von  einem  andern  Etwas  abspringt 


od.  abfliegt  u.  abspritzt  etc.  u.  sich  hieratts 
sowohl  die  Bedtg. :  Fleck,  Schmutzfleck,  od. 
Spritz-Ding  (cf.  spütter,  sowie  klik  u.  klak 
etc.),  als  auch  die  von:  kleines  od.  dünnes, 
5  leichtes  Etwas,  Stückchen  etc.  (cf.  Hifje, 
2  flits,  flitter  etc.)  ergaben. 

klii'<',  klir,  Drüse,  Mandel;  —  de  kli- 
ren  sunt  huni  answullen.  —  Nid.  klier ;  mnld. 
kliere  (tonsilla,  glans,  glandula ;  Struma,  choe- 

10  ras,  toles,  scrofula);  mfläm.  kliere;  schalt. 
clyre  (dasselbe) ;  ndrhein.  clyren  (toles) ;  sie- 
benb.  klauren  (Halsdrüsengeschwulst).  —  Ver- 
gleicht man  dazu  mnld.  (KU.)  kliere  (bubo, 
hulcus  inguinarium)  u.  dass  er  dieses  kliere 

15  auch  mit  klap-oore  (bubo,  panns  inguinis, 
bubo  venereus,  panus  in  inguine,  od.  Ge- 
schwulst an  der  Scham  etc.)  zvieder  giebt, 
so  ist  es  klar,  dass  klier  mit  dem  von  Schmel- 
ler   (cf.   die  neueste  Ausgabe   von  From- 

20  mann)  Band  II,  Spcüte  .533  aufgeführte 
Schlier  (Schwäre  am  Leibe,  besonders  an 
den  Schamtlieilen  etc.)  ident.  ist  u.  demnach 
klire  als  Drüse,  od.  als  Kropf  eine  An- 
schivellung,  Geschwulst  od.  G e schwur  be- 

25  zeichnet.  Da  aber  die  kliere  od.  Schlier 
(cf.  auch  Hess.  [Vilmar]  Schlier  = 
Scrophel,  blindes  Geschwür,  Balggeschwulst 
u.  dergleichen)  benannte  obige  Krankheit 
(ebenso  tvie  bei  der  Diphteritis)    darin   be- 

30  steht,  dass  sich  kleine  Schwären  od.  Pusteln 
u.  weisse  Fleckchen  auf  der  Haut  bilden, 
die  später  stinkenden  Eiter  od.  Jauche  ab- 
sondern, so  dürfte  dem  Worte  klier  od. 
Schlier  wohl  überhaupt  die  Bedtg.:  Fleck, 

35  Schmutz,  Schmiere,  Unrath  od.  Unsauberes, 
Ekliges  etc.  zu  Grunde  liegen  u.  es  dasselbe 
Wort  sein  wie  das  von  Sc  hm  eil  er  ange- 
führte Schlier  =  Schlamm,  Dreck,  Schliek, 
Lehm,  Mergel,  od.  überhaupt:   zähe,  kleb- 

40  rige,   schlammige,   schmutzige   u.  schleimige 

Masse,   wie   auch  das    Verb,   schlieren, 

schmier en   etc.,    bz.   mit  unserm   kleien, 

klemen  u.  mnd.  klicken  (s.  w/((er  klik)  syn.  ist. 

Hält   man  nun  die  Bedtg. :    Schmutz  od. 

45  macula  als  die  urspr.  fest  u.  vergleicht  man 
nhd.  Klitter  =  Fleck  u.  klittern  = 
klirren  (cf.  klatern  u.  klatergold)  etc.,  soivie 
dass  überhaupt  die  Bedtg. :  Fleck,  Schmutz 
etc.  u.  die  von  Fetze,  Lappen  (cf.  ahd.  flec 

50  [Lappen,  Stück  etc.;  Fleck,  Beschmutzung 
etc.]  u.  dazu  1  kladde,  nebst  klater,  klatte, 
klak,  klik  u.  die  dazu  gehörenden  Wörter) 
etc.  aus  der  von  :  brechen,  bersten,  springen, 
spalten  etc.  hervorgeht,  so  liegt  es  sehr  nahe, 

55  um  das  nd.  kliere  u.  oberd.  Schlier  (diese 
Wörter  kommen  in  den  älteren  germ.  Spra- 
chen nirgends  vor)  vom  afranz.  esclier  (zer- 
splittern, zerspcüten,  auseinander  bersten  u. 
springen  etc.)   abzuleiten,   was   nach  Diez 

60  von  sliten  (schleissen)  =  urspr.  sclitan,  ahd. 


KLIS 


270 


KLISTER 


sclizan,  slizan  (scindero,  abscindere  etc.)  ab- 
stammt tt.  wozu  dann  mich  das  fränl-.  Klier 
(ein  uuvollkomineti  eiitniainäer  Hahn,  llalb- 
castrat,  cf.  iDiser  khiphingst)  sowohl,  als  ilas 
auch  von  H i l d e hr a  nd  (G r  i mm,  Wh.  V, 
1163)  unter  Klier  aufgeführte  ziceite  KU  er 
(ein  Frauken  lap)  begrifflich  stimmen  loürdc. 
klis,  ein  metallenes  Schustergeräth  zum 
Andrücken  u.  Dichten  od.  Schliessen  der 
Sohlenlanten.  —  Ist  dabei  an  griech.  kleis 
(Schlüssel)  von  kloiö  (schliessen,  y  klu  aus 
skia,  cf.  sluteu)  zu  denken:' 

1.  klispei',  die  steife  Schweinsborste,  zvelche 
auf  dem  J'echfaden  des  Schusters  befestigt 
i.<it  u.  die  Stelle  der  Nadel  am  Faden  beim 
Durchstecken  durch  die  mit  der  Ahle  i-!or- 
gebohrten  Löcher  im  Leder  vertritt.  —  Baijr. 
(S  c  h  mell  e  r)  kloisper  u.  tyrol.  (cf.  G  r  im  m, 
Wb.  V,  113:i  unter  2  kloisper)  kleisper, 
kleispo,  kloisto.  Da  in  altoi  Zeiten  Splitter 
von  hartem  Holze  od.  von  Knochen,  .<iowie 
auch  Dornen  zum  Durch-  u.  Feststecken 
der  Kleider  (bz.  nrsjir.  der,  anstatt  der  ge- 
webten Zeuge  getragenen  Thierfellc)  sowohl, 
als  auch  zum  Nähen  gebraucht  icurden ,  so 
wird  es  dasselbe  Wort  sein,  wie  oberd.  (cf. 
Schmeller,  bz.  Grimm,  Wb.)  kleisper, 
klisper,  kleispe  (Splitter,  Spreissel),  tvas  viel- 
leicht aus  kleipser,  klipser,  kleipse  (cf.  unter 
gaps  etc.  mnd.  gcspe,  souu'e  wespe  .s^rti<  wepse) 
versetzt  ist  u.  mit  kleibse  (cf.  Schmeller 
unter  kloisper)  u.  (cf.  Grimm,  Wb.  V, 
1210)  klipso,  klimpso,  kliinse  (Spalte,  Kitze) 
wohl  besser  zu  klippen  (schneiden,  spalten 
etc.,  cf.  auch  klippe  neben  ahd.  chlaph  [rii- 
pes]  unter  klippe)  gestellt  icird,  als  zu  ahd. 
kliobaii  (cf.  kloten),  obschon  allerdings  oberd. 
kleipsor  u.  kleihsc  besser  zu  dem  aus  ahd.  clio- 
ban  oitstandenen  klieboji  (spalten)  u.  dem  dazu 
gehörenden  kleibeu  (kneipen  ;  spalten)  stimmt. 
Die  neben  kleispe  auch  in  der  Bedtg.:  Split- 
ter vorkommende  Form  kloiste  kann  eben- 
sogut wie  klimse  aus  klimpse  durch  Aus- 
fall des  „p"  aus  kloii)Se  entstanden  sein,  ob- 
schon es  auch  möglich  ist,  dass  kleiste  aus 
klisto,  bz.  klizte  hervorging  u.  zu  der  Ab- 
lautform klit,  ahd.  kliz  (cf.  klits,  klittcr, 
klitleni)  von  klat,  ahd.  klaz  (cf.  klater,  klatte 
etc.)  gehört.      Vergl.  dazu  das  folgende  : 

2.  klisper,  scharf,  weise,  klug,  schlau 
etc. ;  —  he  is  so  klisper,  dat  hö  't  gras  was- 
sen  hören  kan ;  —  dar  bist  du  nog  not  klis- 
per genug  to,  dat  du  mi  anfufen  kaust.  — 
Schwed.  (nach  llietz,  cf.  Grimm,  Wb. 
V,  1133  unter  1  kleisper  sab  3)  khspr  (schlau). 
Dass  dieses  Wort  gleichfalls  aus  kjipsor  ver- 
setzt ist,  geht  aus  schwed.  (cf.  Möller,  Wb.) 
klipsk  (aus  klippisk,  wie  unser  siiipsk  (aus 
suippisk  =  nh(t.  schnippisch,  cf.  noch  glipsk 
VOM  glippen)  hervor,  ivas  gleichfalls  die  Be- 


dtg. :  schlau,  erfinderisch  etc.  hat  u.  jeden- 
falls mit  schwed.  klippt  (genau,  abgeicogen, 
zierlich)  zu  klippa  (schneiden,  beschneiden, 
scheeren)  gehört  u.  wonach  dann  klipsk  u. 
5  klispr  nrsjir.  ivohl  die  sinnl.  Bedtg.:  schnei- 
dig od.  schneidisch,  scharf  (u.  so:  scharf, 
eindringend  u.  fein  von  Verstand)  hatte, 
wobei  sicli  aus :  seh n  e i d i g  u.  s  cha rf 
einerseits   sowohl   die  Bedtgn.:  fein,    dünn, 

10  spitz,  stechend  etc.  od.  die  subst.  von:  schar- 
fes, feines,  dünnes,  spitzes,  stechendes  Et- 
was, bz.  die  von:  Scharf-  od.  Fein-,  Spitz-, 
Dünn-,  Stech -Ding  (die  für  klisper  als 
S  c  h  w  e  i  n  s  börste  sowohl ,    wie  a  uch  für 

15  die  Bedlg.:  Splitter  [ein  Splitter,  den 
man  sich  in  den  Finger  stösst,  ist  auch 
scharf  u.  spitz  od.  stechend  u.  vertoundend 
etc.]  passt),  als  andererseits  auch  die  von  : 
scharfer,    stechender  Zustand   (Zustand    wo 

20  Etwas  od.  ein  Jemand  scharf,  stechend  n. 
bitter  od.  gereizt  u.  böse  od.  empfituUich  ist, 
cf.  glipsk  als  Zustand  od.  als  Sein,  wo  man 
glipt  od.  gleitet),  bz.  empfindliches  Wesen  etc. 
entwickeln  konnte,  sodass  auch  nhd.  (Grimm, 

25  Wb.  V,  1133)  kleisper,  kleiszpar,  kleiszbar 
(heikel,  empfindlich  od.  leicht  gereizt  u.  ver- 
wundet) wahrscheinl.  mit  unserm  klisper 
vom  Verb,  klippen  (schneiden  od.  spalten, 
bz.   verwunden ,    ivund  machen)    abstammt, 

30  obschon  dieses  Wort  auch  ebenso  tvie  w  u  n  d- 
od.  V e r w u n  d -bar  von  iv  u  n  d  od.  Wu n de 
als  Schnitt  od.  Spalt  etc.  mit  dem  Suf- 
fi.v  par,  bar  weitergebildet  sein  u.  icörtl.  so- 
viel als:   ritz-,    od.  reiz -bar   (cf.    Reiz 

35  aus  riz  [Riss,  Spalt,  Wunde],  von  rizan  = 
nnserm  riten)  bedeutet  haben  kann,  wobei 
es  dann  aber  auch  möglich  ist,  dass  der 
Stamm  des  oberd.  kleizpar  zu  einem  alid. 
cliozan  od.  klizan   (cf.   klote   u.   klute   etc.) 

40  in  der  Bedtg. :  reissen  od.  spalten  (u.  so 
auch:  verwunden  etc.)  gehört. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  des  mit  klampe 
sgn.  nd.  (Br.  Wb.  II,  794,  D ahn  er t  etc.) 
klaspo  u.  klaspern    (klampeu    u.   klammern) 

45  gedacht,  toas  mit  (cf.  Grimm,  Wb.  V, 
1335)  Oldenburg. -nd.  klospe;  fläm.  clisp 
(Klampe,  Klammer),  sowie  engl,  clasp  (Ha- 
ken, Haspen,  Heftel;  Hakenblatt,  Haken- 
blech;   Schliesseisen ;    Presse   der   Spinner; 

50  Krampe,  Klammer;  Mantelhaken,  Schnalle 
etc.)  ;  aengl.  (S  trat  m  a  n  n)  claspe,  clospe 
(fibula)  gleich  ist  u.  auch  aus  klapse,  klipse, 
klopse  versetzt  ist  u.  mit  schott.  (Jamie- 
son)  clips  (grappling-irons,    used  in  a  sea- 

65  figlit,  bz.  Entcritaken ;  an  Instrument  for  lift- 
ing  a  i)ot  by  its  ears,  or  for  carrying  a 
iiarrel ;  liooks  for  catching  hold  of  fish)  zu 
schott.  clij»,  bz.  ags.  clyppan ;  afries.  kleppa 
(s.  unter  klijtiion)  gehört. 

GO       klister,   Kleister,   das  aus  feinem  Mehl, 


KLISTERN                           271  KLITS 

hz.  Stärkemehl  od.  reiner  Stärke  bereitete  (/leiehfalls  aits  flite  od.  flit  (verstärkt  flits, 
Klebemittel  —  Nd.,  mnd.  klistor;  idd.,  bz.  wie  klits,  klats,  klaps  etc.  aw.s-  klit,  klat, 
mitld.  (KU.)  klyster,  kliester,  klisLer;  (gln-  klap  etc.)  nasal,  zu  sein  scheinen  u.  1  tlinte 
teil,  colla);  mflihn.  kliester,  klistcr ;  svhott.  =  ahd.  flinz  (cf.  dazu  noch  noriv.  flindra 
claister;  ist.  klistr  (gluten,  liitum) ;  schived.,  5  u.  Unter,  sowie  flis  in  der  Bedtg.:  Splitter, 
dän.  klister.  —  Es  ist  fast  zweifellos,  dass  S^jan,  Sjialt  etc.  zu  dän.  klitter  u.  nnserni 
dieses  W^ort  mit  der  Endung  ster  (wie  bul-  flitter  u.  flits)  sowohl,  wie  auch  2  tlinte  (mag 
ster  etc.)  von  unserm  aus  einer  idteren  Form  dies  nun  die  Bedtg.:  Klumpen,  Haufe  etc. 
kli  entstandenen  klei  iceitergehildet  ist  u.  es  od.  Rotte,  Schaar  gehabt  haben,  cf.  klatte 
wie  dieses  ein  schmieriges,  klebriges  Etwas,  10  m.  nid.  klit  unter  klatte  sub  a)  von  Hause 
od.  vielmehr  ein  haftendes  u.  Haft  od.  aus  ebenso  wie  klint  u.  klaut,  bz.  isl.,  an. 
Kleben  machendes  Etivas  (die  En-  klettr  (rupes,  s.  unter  klatte  m.  klateru,  so- 
dung  Star  aus  sutar  [cf.  süster,  schöster,  loie  unter  klippe)  auf  die  Bedtg.:  Bruch, 
neister]  heisst  tcijrtl. :  Macher,  Erzeuger  etc.)  Riss,  Spalt  etc.,  bz.  brechen^  reissen,  .iprin- 
bedeutet.  Man  kann  indessen  dies  Wort  15  gen,  spalten  etc.  zurückgehen  u.  auch  1  tlinte 
auch  wohl  direct  vom  Verb.  1  kleien  =  od.  flint  (silex)  urspr.  ein  abgesprungenes 
urspr.  kli-aii  od.  kli-au  (s.  dieserhalb  unter  od.  abgesprengtes  Etwas  (Spreng-  od.  Bruch- 
klemen  sub  b)  ableiten,  da  dessen  2.  Pers.  stitck)  bedeutete,  tvie  dies  auch  mit  ahd. 
präs.  kleist  od.  urspr.  klist,  kliest  (Du,  Per-  clapli  (s.  unter  klap)  der  Fall  ist.  Sollte 
son  od.  Ding,  Sache  etc.  schmierst  od.  kle-  20  indessen  das  Wort  flint  =  ahd.  flinz  (silex 
best,  od.  eigentlich:  Du,  Person  od.  Sache  etc.)  urspr.  als  ein  Klumpen  od.  Knol- 
thust  u.  machst  schmieren  u.  kleben)  auch  len  (es  hatte  urspr.  auch  die  Bedtg.:  Me- 
dafiir  })asst  u.  klister  dann  mit  dem  Suffix  teorstein,  während  andererseits  die  Kiesel- 
er hievon  weitergebildet  sein  würde,  ganz  knollen  in  der  Kreide  gerade  hauptsächlich 
wie  auch  mhd.  klenster,  chlenster  (Schmiere,  25  flinten  heissen  u.  zu  den  Feuersteinen  der 
Kleister)  in  derselben  Weise  von  ahd.  kle-  Flinten  od.  Schiessgewehre  deshalb  vorzugs- 
nan  (schmieren,  kleben  etc.,  s.  unter  k\emen  loeise  benutzt  werden,  weil  sie  sich  so  gut 
sub  b)  gebildet  ist  u.  wozu  auch  die  Bedtg.  spalten  lassen),  bz.  dickes  u.  unfärmliches 
von  klister  als  klebendes  u.  haftendes  Et-  Stück  aufgefasst  sein ,  so  würde  sich  auch 
was  (klebriger  Stoff  od.  Klebestoff  etc.)  in  30  diese  Bedtg.  ebenso  une  bei  klatte  m.  klöt, 
der  Hinsicht  besser  stimmt,  als  dieses  Wort  klüte  wieder  aus  spalten,  reissen  etc. 
sonst  auch  (cf.  Grimm,  Wb.  V,  1134)  die  ergeben,  wie  dies  unter  diesen  Wörtern  zu 
Bedtg.:  Speichel,  Epheu  (cf.  Uli)  31  i-  ersehen  ist.  Zu  klit  u.  klat,  bz.  flit,  flint, 
siel  etc.  hat  u.  selbst  ein  an  den  Galgen  flitter  etc.  cf.  auch  die  Stämme  plat,  plet, 
gehängter  od.  hangender  haftender  Mensch  35  plit  u.  plant,  plent,  plint  etc. ,  wobei  noch 
ein  klfster  genannt  wird.  Vergl.  auch  mnld.  zu  bemerken  ist,  dass  manche  dieser  Stämme 
(KU.)  klyte,  klyt  (argilla);  engl,  clite  (Lehm,  sowohl  im  germ.,  als  griech.  etc.  aus  einer 
Schlamm),  was  beim  Vergleich  von  klei  auch  idg.  y  spar,  spal,  spri,  spli  (cf.  spolte,  spol- 
wohl  zu  1  kleien,  bz.  zu  dem  obigen  urspr.  den,  Splitter  u.  splitteu  etc.,  sowie  spredeu 
kli-an  od.  kli-an  gehört.  40  u.  nhd.  spreitzen,  spreissen  etc.)  in  der  Be- 

klistern,  kleistern,  kleben,  leimen  etc.,  od.  dtg.:  reissen,  spalten  (od.  urspr.  wohl:  cre- 

machen,   dass  Etwas  sitzt  u.   an   einander  pitare  etc.,  wie  bei  klap  u.  klak)  hervorgin- 

hängt;  —  he  klisterd  dat  d'r  an  (od.  up  'n  gen    u.    dass  griech.    plinthos    (Ziegel,   od. 

ander)    fast;   —   kanst   du   de   stükken   net  urspr.icohlBrtichste in,wieunserhvVske), 

äfen  wer  an  'n  ander  (od.  tosamen)  klistern?  45  böhm.  plita  (Sandstein)  etc.  demnach  ebenso 

—   dat  mut  äfen  afer-   od.  fer-klisterd  wor-  wie  unser  flinte  u.  plinte  u.  plante  etc.  auf 

den.   —   Nd.  klistern ;    mnd.   klisteren  ;   isl.  die  Grdbdtg. :  reissen,  spalten,  springen,  ber- 

klistra;  schwed.  klistra;  dän.  klistre.  steti  etc.  zurückgehen. 

}i.\\^\e:V\g.  kW^i^Vg^  kleisterig,  klebrig,  pap-  1.  klits,  s.  klitse. 

pig  etc.;  —    dat  bröd  is  so  kllsterg,  dat  en  50      2.  klits,    verstärkte   Form    aus    1  klit  m. 

't  all'  an  de  tandeu  fast  sitten  blift.  Ablautform   von  klats.      Daher:   klits-klats 

klit.  Wegen  dieser  Ablautform  von  klat  =  nhd.  Klitsch-  Klatsch  u.  nid.  klits-klats 
=  ahd.  klaz  vergl.  ausser  den  schon  unter  etc.  als  sgn.  mit  klip-klap  u.  klips-klaps  od. 
klater  u.  klatte  etc.  beigebrachten  noch  die  klik-klak  etc.  Es  bezeichnet  ein  feineres  Ge- 
nachfolgenden hieher  gehörigen  Wörter,  als:  55  rausch  wie  klats  u.  wie  dieses  auch  einen 
klits,  klitse,  klitske,  klitter  etc.,  xoobei  ich  Schlag  od.  Klapps;  —  he  gaf  hum  'n  klits 
noch  wegen  des  Seite  511  im  ersten  Bande  an  de  uren.  —  Nhd.  Klitsch  (klitschen- 
bereits  behandelte)/  1  u.  2  flinte  od.  flint  der  Schall  u.  Schlag  etc.;  Klümpchen  od. 
bemerken  will,  dass  mir  beide  Wörter  (ebenso  Klumpen,  Stück  etc. ;  Fleck,  Makel,  Schand- 
wie  klint  u.  klant  [rupes]   aus  klit   u.  klat)  GO  fleck;  klebriges  u.  teigiges  Etioas,  Teig  etc.. 


KLITSE  KLITS 


272 


KLOEFE 


<?/.  1  klailile,  kliiter,  klattn  etc.);  ioaticj. 
(Ehrentraut,  II,  35)  klots  (in  'n  klots 
=  in  einem  Sprunye  od.  auf  den  Schlag 
od.  Fleck  etc.,  cf.  1  flits  u.  klitscn);  nW., 
mnhl.  klets  (ictus  rcsoiians,  fragor,  tax),  cf. 
noch  enf/l.  clit-clat  (Klatscher,  Schwätzer) ; 
ist.  klid,  kliil.an,  klidr  (uarritns),  klitlr  (su- 
surnis)  u.  ]Vcitere,>i  unter  klater,  klattc, 
klailde  etc. 

klitso,  klits,  ein  .'<ch}nutzi(/e.<t,  unreines 
od.  leichtfertige.'^  u.  gemeine.'^  u.  la.^^terhaf'tes 
Weibsliild,  Hure,  hz.  eine  Uitndin  od.  Fetze, 
cf.  tiile.  —  Nid.  klits;  mnld  klitse  (Petze). 
Zu  klit,  hz.  ahd.  klaz  (Schmutz  etc.).  cf. 
klator   u.  klatto. 

klitseii,  a)  klatschen,  schallend  schlagen, 
od.  werfen.,  schmettern  etc.;  —  he  klitsd 
buin  au  de  oioii,  dat  't  brumd ;  —  he  klitst 
dat  au  de  waud,  dat  't  in  hunderd  diisend 
stükkeu  fliigt ;  —  h)  springen,  rnnnen,  eilen, 
rasch  laufen  etc.  =  llitsen ;  —  hr  klitst  d'r 
hiugs,  dat  't  so  'u  iird  hed.  —  Nid.  kletsen, 
klitseu  (klatschen,  schlagen  ;  schwatzen  ;  wer- 
fen ,  schmeissen ,  schmettern  etc.);  wang. 
(Ehrentraut,  I,  SO)  klets  (rennen  etc.); 
mnld.  klotsen  (resono  ictu  vorberare).  cf. 
nltd.  klitschen  in   (jriinm,   Wb. 

klitsig,  klitserig,  klitserg,  teigig,  klei- 
sterig, klebig,  schmierig,  schlüpfrig  etc.; 
z.  B.  vom  Brod  od.  sonstigen  Backwerk  (cf. 
klemsk),  od.  auch  von  einem  schmutzigen 
od.  schmierigen  u.  schlü])frigen  Weg  etc. 
cf.  nhd.  klitschig  u.  oben  unter  klit«  das 
nhd.  Klitsch  in  der  Bedtg.:  klebriges  Et- 
was,  Teig  etc. 

klitske,  Zofe  (cf.  kamerklitske),  od.  eigenil. 
wohl  ein  flatterhaftes,  leichtfertiges,  eitles, 
putzsüchtiges  Mädchen  (cf.  flirtje),  toonach 
es  aucli  mit  klitsen  in  der  Bedtg. :  rennen, 
umherrennen  etc.  connex  sein  kann,  falls 
es  nicht  etwa  zu  klitschen  in  der  Be- 
dtg. :  klatschen ,  schwatzen ,  plaudern  etc. 
gehört. 

1.  klitter  (Plural  klitteis),  dünnes  Blech-, 
od.  Metallscheibchen,  Metallflittcr.  —  Nhd. 
klitter  (Fleck,  macula),  cf.  klit  als  Ablaut 
von  klat  =:  ahd.  klaz  in  derselben  Bedtg. 
wie  klak. 

2.  klitter  in  geklitter,  Geklirre,  Gerassel  etc. 
klittere,  a)  Klimperei,  Rasselei,   Geklirre 

etc. ;  —  h)  /.  ({.  klattcre  u.  klOterö. 

klitter-gold,  s.  klatergold. 

klitter-kräm,  Flitterkram,  Klimperkram, 
Kram  od.  Zeug  von  geringem  M^erth  etc., 
cf.  klOtcrkräm. 

klittern,  klirren,  rasseln  etc.,  von  klin- 
genden Gläsern,  Metallstückcn,  an  das  Fen- 
ster schlagender  Hagel  etc.  cf.  klateru  «. 
klötoru. 

kliven,  kliveru,  s.  klifeu  etc. 


klöfe,  Sjialte,  Ritze,  Kerbe  etc.;  —  'n 
klöfe  in  't  holt ;  —  dat  sitt  (od.  ligt  etc.)  in 
(od.  tiiskou)  'u  klöt'e;  —  uiirsklöfe  (Arsch- 
kerbe) ;  —  härklüfc  (Uaar.^cheitcl,  hz.  Stelle 
5  wo  das  Haar  gespalten  od.  getheilt  u.  )iach 
zwei  ver.'fcJtiedenen  Seiten  hin  gestrichen  ist. 
—  Nd.  klüvo,  klovo,  klüwe;  mnd.  klöf",  klove, 
klave  (riiua,  tissura,  Spalte,  Ritze,  Hohle, 
Kluft,   gespaltener  Stock   zum    Vogelfangen 

10  =  ahd.  rloho,  s.  unten;  die  Spalte  in  der 
die  Zunge  der  Waagschale  geht;  ein  Bund, 
rooa  etc.,  s.  unten  hei  nhd.  Kloben);  nid. 
kldof  (Spalte,  Kluft,  Ritze,  Riss,  Schrunde) ; 
mnld.  klove  (liuia,  lissura,  scctura) ;    mfläm. 

1.5  klove;  afries.  klova,  clowa,  clanwa  (Kluft 
■==  Abtheilung,  od.  Bezirk,  cf.  kluft,  klüft) ; 
ags.  (H.  Leo)  cleäfa,  clyfa,  cküfa  (Spalte, 
Kluft,  Höhle,  Lager,  Vorrathskammer,  Kel- 
ler, Zelle) ;  aengl.  devc  (cella,  culiile) ;  engl. 

20  chfi' (Spalte, Kluft)  u.  dove (Kluft,  Schlucht); 
an.  kloti  (Thürklohen),  kleli,  klofi,  Plur.  kle- 
far,  klot'ar  (kleines  Seitengemach  zum  Auf- 
bewahren von  Speisen,  od.  Vorrathskammer 
etc.,  wie  ags.  cleäfa  etc.);  an.,  isl.  klauf  (ge- 

2r)  spaltener  Huf  eines  Thieres,  SpaJte,  Kluft 
etc.);  isl.  klof  (femoruui  intercapedo,  bz.  das- 
selbe loie  unser  schrid  sub  b,  bz.  d),  kloti 
(tissura;  furca;  trames,  incitae;  fores) ;  norw. 
klauv    (gespcdtener   Huf;    Spalte    od.    Ein- 

30  schnitt,  Kerbe  etc.  in  einem  Balken  od. 
Ständer,  Pfosten  etc.),  klov  (Spalte,  Kluft, 
Ritze  etc.),  klova  (Spalt,  Kluft,  Oeffnung  etc.), 
klove  (Kluft,  Winkel  od.  Spalte  in  den  Felsen 
=   an. ,    bz.    isl.   klofi) ,    klova   od.    klaava, 

35  klaavaa  (ein  gespcdtener  Stock,  bz.  ein  Klo- 
ben zum  Fangen,  Fassen  u.  Klemmen  etc., 
daher  auch :  Klemme,  Kluppe  etc. ,  od.  das- 
selbe wie  unser  knipe  (ds  Geräth  od.  Werk- 
zeug, womit  u.  wozwischen  man  Etwas  ein- 

40  klemmt,  cf.  unten  ahd.  chlobo  etc.),  kleve, 
klave,  klaava  (Felsspalte,  bz.  cella  od.  Höhle 
etc.,  benutzt  als  Vorrathskammer  etc.  =  an. 
kleti  u.  ags.  cleäfa  etc. ,  s.  oben) ;  schioed. 
klöf;    dän.  klov  (gespaltener  Huf,    an.,  isl. 

45  klauf,  s.  oben);  schwed.  klofva  (Kloben, 
Schraubstock,  Zwinge  etc. ,  cf.  oben  norw. 
klova);  <did.  (Schade)  clobo,  chlobo;  mhd. 
klobe  (gespaltener  Stock  zum  Vogeljangen, 
ancipula;    überhaupt:   Falle,  decipula,  mus- 

50  cipula;  Stock  in  den  man  Gefangene  legt; 
um  einen  Stock  geflochtenes  od.  daran  ge- 
hängtes Gebünde) ;  nhd.  Klobe,  Kloben 
(ein  an  dem  einen  Ende  wie  eine  Gabel 
gespaltenes  Holzstück  zum  Klemmen,  Fest- 

55  halten  etc.,  od.  ein  gespaltenes  u.  zweithei- 
liges Etwas,  zwischen  dem  Eins  od.  Etwas 
eingeklemmt  u.  festgemacht  tvird,  od.  was 
Einem  wie  eine  Klemme  aufgesetzt  wird, 
ganz  wie   loir   ein    gespaltenes   Stück   Holz 

GO  auch   eine  knipo  nennen,   wenn   wir  einem 


KLOEFEl^ 


27:5 


KLOEFEI? 


Hunde  ein  solches  auf  den  Schwans  od. 
einem  so)ist.  Thierc  auf  die  Nase  Idcmincn 
(cf.  dieserhalb  auch  bei  KU.  kl('i)])e,  klipi»o, 
idemnic,  kiiippo  [(locij)ulmn,  traiisoniuil  za 
klojjpo,  klippo  [poBtomis]  u.  zu  klijipo  |i-ti- 
])os]  unter  klipp(!  u.  dieses  zu  klji]ipo,  klainpo, 
klemme  etc.),  womit  auch  nd.  Idabcii  ((jros- 
ses  Scheit  Höh)  u.  mnd.  kluwcn  (cf.  hei. 
Seh.  u.  L.  unter  klof  etc.  u.  dazu  unser 
klufe)  tvohl  von  Hause  aus  ident.  ist,  da 
sich  alle  diese  Wörter,  ebenso  loie  auch  an. 
klyf  (die  zioei g eth. eilte,  auf  beiden  Sei- 
ten des  Pferdes  getheilte,  Last)  etc.  als  Ab- 
hömmlinge  des  Verb. :  ahd.  cliobau  etc.  (sjmü- 
ten,  reissen,  Idaffcn,  sich  öffnen,  auseinander- 
gehen ti.  stehen,  sich  trennen  u.  theilen  etc.) 
ergeben.  Vcrgl.  Weiteres  unter  Klobe  in 
Grimm  (Wb.  V,  121!)  seq.).  Wegen  clio- 
ban  s.   Weiteres  unter  klöfcn. 

klüfeii ,  spalten,  hauen,  schneiden,  auf- 
schlitzen, trennen  etc. ;  sich  spalten,  bersten, 
reissen,  springen,   von   einander  gehen  etc. ; 

—  he  klOfde  de  biuikou ;  —  he  klofd  d'r  'n 
stük  holt  (od.  flesk  etc.)  of;  —  dat  is,  od. 
hfd  sük  klOfd  (z.  B.  die  Erde  durch  Dürre 
od.  Hitze) ;  —  dat  klOfd  üt  '11  ander.  — 
Nd.  klöveii,  klöwen,  klöben;  mnd.  klofen; 
nid.,  mnld.,  mflüm.  kloven  ;  wfrics.  kleauwen; 
satl.  (E  hren  traut,  II,  197)  kleve  (statt 
klöve,  ivie  kele  statt  köle) ;  tvang.  klöv  (spal- 
ten, hndere  etc.  u.  sich  spalten,  reissen,  auf- 
springen etc.);  engl,  cleave;  an.  kjofiia  (sich 
klüften,  spalten)  ;  noriv.  klovna  (dasselbe) ; 
dän.  klüve    (spalten,   reissen,   aufschlitzen). 

—  Dieses  Verb,  ist  wie  klüfe  vom  Präter. 
klof  eines  von  einer  germ.  }/  klub,  kliif  (sjnil- 
ten,  reissen,  bersten,  springen  etc.)  abstam- 
menden Verbums  gebildet,  welches  as.  klio- 
ban  od.  kliobhan,  kluf,  klubhuii ;  ags.  cleö- 
fan,  cleäf,  clufun,  clofen;  afries.  (kliafa,  nach 
biada  u.  fliaga) ;  aengl.  cleoven,  c]iv(>ii ;  mnld. 
klieveii;  an.  kliiifa,  klauf,  klufun,  klofiiin; 
norw.  kljuva,  kluva;  ahd.  clioban,  chIioi)an, 
chliopau,  claub,  clöl)  etc. ;  amhd.  clilieben ; 
mhd.  klieben  lautete  u.  im  nid.  klicven;  engl. 
clive;  nhd.  klieben  (i^palten)  noch  lebt.  Von 
diesen  Stammverb.,  bz.  von  dessen  Wurzel 
klub,  klup,  kluf  stammen  ferner  aber  auch 
noch  ab  die  Wörter:  kluft,  kliicbt,  klufo, 
klufen  etc.,  soivie  an.  klyfja;  norw.  klyva; 
schived.  klyfva  (spalten);  nhd.  klauben 
(spalten  etc. ,  cf.  beugen  von  biegoi  u. 
Grimm,  Wb.  V,  llGl  sub  2,  c)  li  kleii- 
ben,  kleiben  (kneifen,  bz.  kneipen,  knaupeln, 
spalten,  cf.  daselbat  Spalte  1162,  .s»/v  8  u.  4), 
welch  letztere  Form  wohl  aus  amhd.  clilieben 
ebenso  entstand,  wie  kleiben  (kleben)  aus 
chlieban,  cf.  klifen ;  — ferner  (c f.  Grimm, 
Wb.):  nhd.  od.  oberd.  (mdartl.)  Klu  b  (Spalt, 
Sprung,  Biss  etc.),  Klub  (Zange,  Klemme, 

J.  teu  Doornkaat  Kooliuau.     VVöitorbucli.     II. 


Bremse,  postomis,  d.  h.  urspr.  ein  an  einem 
Ende  aufgespaltenes  Stück  Holz,  od.  über- 
haupt ein  gespaltenes  Etwas,  wie  ahd.  clilobo 
etc. ,  zwischen  dem  ein  Etivas  eingeklemmt 
T)  wird,  s.  unter  klüfe  u.  vergl.  unser  knijje); 
klupp  :=  klub  (Bremse,  postomis) ;  Schweiz. 
clilupp  (ein  Knipp ,  eine  Klemmung ;  ein 
Kniff,  cf.  unser  Icuäp),  Kluppe,  dessen 
verschiedene    Bedtgn.    sich   auch   leicht  wie 

10  bei  Kloben  od.  Klobe  u.  Klub  etc.  (s. 
unter  klof'e  u.  dazu  in  Grimm,  Wb.,  das 
Weitere  unter  Klobe  u.  Klu2)pe)  aus  der 
ältesten  Bedtg.:  gespaltenes  Stück  Holz 
zum  Klemmen,  Festhalten  u.  Kneifen  etc.  er- 

15  geben,  tvoher  auch  nhd.  Kluppe  u.  schwed. 

klofva   ihre  Bedtg.:   Schraubstock   etc., 

sowie  Klub  die  von  Zange  etc.  erhielten. 

Vergleicht  man  nun  aber  ferner,  dass  ahd. 

chlobo,    bz.  nhd.  Kloben   (cf.  auch  klobig 

20  u.  unser  knuffio;,  nebst  knnfe  von  knufen  u. 
dazu  auch  klufe)  auch  ein  a bg e sp alten  e s 
u.  nicht  blos  ein  ein g c spalte n  es  Ettvas, 
ein  S c h  e i t  od.  überhaupt  ein  Sp alt-D in g 
loar  u.  sich  dalier  auch  dessen  Bedtg.:  Stück, 

25  dickes  Stück,  Keule,  Knüttel  od.  wie  bei  un- 
serm  klatte  der  von  Klumpen,  Haufe  etc. 
herschreibt,  so  ist  es  tvohl  zweifellos,  dass 
neben  den  obigen,  zu  klioban  gestellten  Wör- 
tern wie  klub,  klup,  kluppe  u.  Kloben  etc. 

30  auch  an.  klubba;  norw.  klubba;  schived. 
klubba;  aengl.  clu]»be;  engl,  club  (Keule, 
Schlägel,  Knüppel,  Knüttel  etc. ;  fig.  plum- 
per Mensch,  Tölpel,  Grobian)  entiveder  di- 
rect  von  klioban,  klöf,  klubhun  (spalten  etc.) 

35  abstammen,  od.  doch  mit  diesen  zur  germ. 
y  klub,  kluf,  klup  gehören  u.  dass  sich  da- 
bei ebenso  ivie  bei  klöt  u.  klüte  (Kloss  od. 
Klumpen,  dickes  Stück)  u.  bei  klatte  (Klum- 
pen od.  Knäuel  u.  Haufe)  auch  wieder  die 

40  Bedtg.  des  engl,  chib  als  geschlossene  Ge- 
sellschaft (od.  Menschen- Klumpen,  Menschen- 
Knäuel  etc.)  herausgebildet  hat,  zumal  engl. 
club  in  cbib-foot  (Klump-Fuss),  club-hand 
(Klump-Hand)    etc.    sofort    klar  stellt,    dass 

45  der  Stamm  klub  derselbe  ist  wie  klumb,  bz. 
dass  an.  klubba  etc.  od.  richtiger  klub-a  das- 
selbe Wort  ist  wie  isl.  klumb-a  (Keule  etc.) 
n.  dass  demnach  auch  unser  klump  od. 
klumpe,  soivie  nhd.  Klumpen  od.  Klumpe 

50  mit  isl.  klumbr,  klumpr  (niassa,  globus)  aus 
urspr.  klup,  klul)  (d.  h.  seinem  Stamme  nach) 
nasiU.  ist.  Dass  man  hiebei  nun  aber  loie- 
der  auch  an  kiampe,  klimpe  in  derselben, 
Bedtg.  denken  muss  (cf.  auch  scJnoed.  klabb 

55  [Klotz],  norw.  klabb  [anhangoider  Klnm- 
poi]  zu.  klubb  u.  norw.  klainp  [Klotz]  u. 
vergl.  Weiteres  unter  klainpe,  klap,  klappe, 
klippe)  u.  Einem  hiebei  (auch  Hildebrand 
kömmt  bei  Kluppe  auf  eine  Verwandtschaft 

60  mit  Klappe  u.  Klippe)  der  Gedanke  auf- 

16 


KT.OEFER 


274 


KLOK 


stösst,  dass  die  sog.  y  kliib  von  klioban  nur 
eine  Ablautform  von  klap  ».  klip  (iiasnl. 
klanip,  klimi))  sei,  die  ebenso  wie  klap,  bz. 
ahd.  klaph  «.  klak  (</.  klak  u.  klap)  aus 
der  Bedti].:  ciopitus  etc.  die  von:  Bruch, 
Riss,  Sjkdt,  liitce,  Borste;  abgerissenes  od. 
ubgeborstines,  abgespaltenes  Etwas  (z.  B.  ein 
derartiges  Stück  l'^elscn)  entwickelte  u.  dass 
hielter  das  Verb,  kliobau  seine  Bedtg. :  .'^pal- 
ten, bersten,  reissen  etc.  hat.  Dass  dabei  das 
auslautende  „b"  von  klnb  /»!  Vergleich  zu 
klap  od.  klaph  etc.  keine  Bedenken  machen 
kann,  ist  Ja  sicher,  u.  will  ich  wegen  ahd. 
kluppa  (forceps)  noch  erwiih)ien,  dass  Fick 
auch  dieses  mit  klappe,  klippe,  bz.  klappen, 
klippen  u.  klamp,  kliinpe  etc.  (cf.  JI ,  .'^.W 
seq.)  zusammenstellt,  dagegen  aber  kliib,  bz. 
ahd.  kliolian  u.  klobo  etc.  mit  griech.  gh'i- 
phö  ?<.  lat.  glubo  von  einem  Stanim  gluph 
(ds  Ablaut  von  glapli  (u.  dies  aus  garph, 
graph,  kerben,  s.  II,  iU)  ableitet,  welch  letz- 
teres J'hema  indessen  auch  wieder  auf  idg. 
garbli  öd.  skarbh,  als  Weiterbildungen  von 
gar,  skar  (s.  tlieserhalb  unter  klap,  klam- 
pen)  zurückgeht,  wie  dies  nach  gripen  i'on 
garbh  (cf.  III,  111)  auch  mit  den  Themas 
klap,  klamp  der  Fall  sein  muss,  sofern  nicht 
diese  mit  lat.  scalpo  u.  sciilpo,  carpo  etc.  u. 
griech.  gläphO  (u.  dann  auch  klioban,  bz. 
klufen  u.  khifen,  sowie  lat.  glubo  u.  griech. 
glüphö)  sämmtlich  auf  idg.  skarbh  (s.  unter 
klap  M.  cf.  scharp  «.  schrabben,  schrubben 
etc.)  zurückgehen. 

klöfer,  Spalter,  Schneider  etc.  cf.  har- 
kli.fer. 

klof-lianier,  Spalt-Hammer,  bz.  ein  Ham- 
mer zum  Spalten  vqu  Holz,  Eisen  etc.  — 
Mnd.  klüflianier. 

klof-liolt,  gespaltenes  Holz  v.  zwar  a) 
Scheit-  od.  Klafterholz  zum  Brennen,  od. 
Brennholz;  —  b)  dasselbe  ivie  klaphoh.  cf. 
nhd.  Klaff  holz  in  Grimm' s  Wb. 

klok,  s.  klokke. 

kjök,  klug,  gcscheidt,  verständig,  iveise, 
fein,  scharf,  schlau,  geivitzt  etc. ;  —  du  büst 
je  wol  net  klök ,  dat  du  diu  dingen  so  an- 
geist; —  'n  klök  kind ;  —  du  worst  diu  lä- 
fend  net  klök;  —  he  is  hum  fols  to  klök 
(zu  fein,  gerieben,  schlau  etc.)  ;  —  'n  klöken 
gast  (ei)i  geriebener,  schlauer,  listiger,  schlim- 
mer Patron) ;  —  dat  kind  hetl  'n  pär  klöko 
ögen  in  de  kop ;  —  dar  harrst  du  6k  klöker 
an  dän,  wen  du  dat  laten  harrst;  —  dat 
schal  ik  wol  klöker  (od.  wiser)  weten ,  dat 
ik  dat  net  für  do  pris  forköp';  —  't  was  't 
klokste  wat  du  dön  kiiiist.  —  AV/.  klook  u. 
(Scham  bach)  klauk  ;  ?«*/r/.  klök  (bellende, 
flink,  gewandt,  kundig,  klug,  listig,  schlau); 
nid.  kloek ;  mnld.  kloeck  (callidus,  callens, 
peritus,    industrius,   solers,   alacri.s,   vigilans, 


sagax,  actuosus) ;  mfläm.  kloec  (industrieux, 
accort,  vaillant,  audacicux,  preux,  hardi); 
wfries.  kloeck;  wang.  klauk;  an.  klökr; 
norw.  klok ;  schiced.  klok ;  dän.  klog  (pru- 
5  dens,  callidus) ;  mhd.  kluoc  (fein,  schmuck, 
zierlich,  nett ;  geistig  fein,  klug,  gewandt; 
weichlich,  üppig). 

Was  die  Form  dieses   Wortes  betrifft,  so 
gehört  es  nach  fröd  von  fradan,  —  fög,  föge, 

10  fugen  von  fagan,  —  böte  von  hatau.  —  flilk 
von  flakan  etc.  zu  einem  von  klak  (crepitus, 
niacula  [bz.  ein  abgesprungenes  od.  abge- 
sprengtes Etwas,  cf.  klitter,  flitter,  Hitje  «. 
2  flits] ;  Bruch,  Ei.'^s,  Spalt  etc.)  weiter  ge- 
lb bildeten  Verb,  klakan,  was  mit  ahd.  klak- 
jan  (Bruch  od.  liiss  machen  etc.,  s.  unter 
klakken)  selbstredend  ident.  ist.  Wie  nun 
aber  goth.  froths  u.  frödei ,  bz.  ahd.  fruot, 
as.  fröd  (klug  etc.)  etc.  u.  ahd.  fruoti  (Klug- 

20  lieit  etc.)  vom  Fräter.  fröth,  fröd  von  fra- 
than,  bz,  goth.  fratlijau  (.s-.  unter  fröd)  ab- 
.ftammen  u.  weitergebildet  sind,  so  auch  klök, 
bz.  das  dafür  anzusetzende  Thema  kliioka, 
klöka    u.    das  für   mnd.  klök,    nhd.  klug, 

25  mhd.  kluge  (Klugheit)  anzusetzende  ahd.  kluok  i 
von  dem  Bräter.  kluok,  klök  von  klakan  od. 
klakjan,  wofür  man  selbstredend  nicht  hlos 
die  scliriftlich  belegte  Bedtg. :  B r  u c h,  Riss 
od.  Spalt    machen,    bz.    die  von:    brechen, 

30  bersten,  reissen,  spalten,  splittern,  zerspAit- 
tern,  zerschellen  etc.,  so)idern  auch  (wie  das 
davon  abstammende  ital.  schiaccare  m.  unser 
klakken  bezeugt)  auch  die  von :  crepitare  od. 
krachen,  knacken  etc.    soivohl,   als  die  von : 

35  maculare  od.  flecken,  schmutzen,  heflecken, 
beschmutzen,  besudeln  «.  (trop.)  beschimpfen, 
entehren,  Schandfleck  anhängen  etc.  mit  zu 
Grunde  legen  muss  u.  kann,  loenn  man  dir 
davon,    bz.  die  von  klalcan    od.  klakjan    ab- 

40  stammenden  Wörter  richtig  deuten  u.  ver- 
stehen will.  Vergleicht  ma)i  nun  aber  unser 
klisper  (Schweinsborste),  bz.  nhd.  Kl e is- 
per, Klisper  (Splitter,  Spreissel)  u.  klis- 
per (scharf,  fein,  klug  etc.),  sowie  (s.  unter 

45  2  klisper)  schwed.  klipsk  (schlau,  erfinderisch) 
u.  klippt  (zierlich,  fein  etc.)  von  klippen,  bz. 
schwed.  klippa  (spalten,  schneiden  etc.),  so 
ist  es  leicht  denkbar,  dass  aus  kluok,  klök 
(brach,  spaltete,  splitterte,  bz.  ist  bereits  ge- 

50  brochen,  gespalten  u.  zersplittert  etc.,  sich  auch 
elienso  wie  bei  klisper  einerseits  die  Bedtg. 
Splitter  od.  feines,  scharfes,  dünnes  Et- 
was u.  andererseits  die  von:  feiner,  schar- 
fer, dünner,    spitzer  Zustand   (Zustand   wo 

55  Etu-as  scharf  od.  fein  etc.  ist)  entwickelt  hat 
u.  so)nit  klöka  (klug)  ur.<<pr.  einen  schar- 
fen u.  feinen  Zustand  (sinnl.  u.  trop.) 
bedeutet  hat.  Vergleicht  man  aber,  dass 
das  von  kraken  (krachen)   abstammende  od. 

CO  doch  damit  conne.ve    (krak,  ablautend  krek, 


KLOIv 


275 


KLOKKE  KT/)K 


krik,  nasal,  krank,  krcnk,  krink  ist  y  der 
hiemit  anlautenden  Wörter)  Icrank,  aus  der 
Grälnltg. :  krachte  od.  knackte,  brach,  barst, 
bz.  ist g e k n ickt  u.  g eb rochen  (ef.  I)i'0stan 
=  bersten  etc.  u.  nhd.  Gebreste,  bresthafl 
etc.)  neben  der  Bedtg.:  krank  od.  schivacli 
etc.  auch  die  von:  dünn,  zart,  schlank  etc. 
entwickelte,  so  ist  es  klar,  dass  man  klök  in 
der  sinnl.  Bedtg.:  fein  auch  aus  der  von : 
crepitaro  od.  krachen,  knacken  etc.,  neben 
der  von:  brechen,  spalten,  splittern  etc.  her- 
leiten kann. 

Da  nun  aber  das  Wort  fiil  bei  uns  aus 
seh m utzi g  etc.  auch  die  Bedtg. :  gerieben, 
schlau ,  abgefeimt ,  ver s e h m itzt  etc.  ent- 
wickelte (cf.  auch  vdid.  smilze  =  Kla]ips, 
Streich,  Schlag  od.  Klatsch  etc.  «.  nhd. 
Schmitz e  =  Klatsch-ende  der  Feilsche 
od.  Klatsche  u.  dazu  mhd.  smizzen,  ahd. 
sniizzan  fa2fs  smizjan  od.  smiz-an  =  nd., 
nid.  smetteu,  s.  unter  klifen]  =  klappsen, 
streichen,  schlagen,  geissein ;  beflecken,  be- 
schimpfen, wo  der  Stamm  smit  od.  smiz 
selbstredend  auch  derselbe  ist  wie  in  unserm 
smiten  od.  smiten  =  nhd.  Schmeiss  in 
s  chmeissen  u.  in  Schmeiss- Fliege, 
als  Schmutz-  od.  Dreck- Fliege ,  od.  in 
Schmiss  =  Wurf,  od.  Spalt,  Schnitt, 
Wunde),  so  tväre  es  auch  denkbar,  dass  die 
Bedtgn.  des  Wortes  klök  (cf.  auch  oldklok 
u.  oldfül)  od.  mhd.  kluoc,  an.  klökr  etc.  sich 
aus  der  von :  niaculare ,  bz.  aus  der  von : 
faul  u.  schmutzig  (maculosus,  macula- 
tus)  entivickelten ,  worauf  namentlich  auch 
an.  kloeki  (nach  Fick,  III,  53  u.  Mö- 
bius,  233  aus  klökja)  in  der  Bedtg.:  flagi- 
tium,  ignavia  und  kloeki -ligr  (schmählich, 
schimpflich,  schandbar)  hinzudeuten  schei- 
nen ,  zumal  auch  die  Bedtg. :  ignavia  zu 
faul  in  der  Bedtg.  träge  stimmt.  —  Zu 
klakan,  bz.  klakjan  in  der  Bedtg.:  flecken, 
schmutzen,  schmieren,  bz.  Schmiere-  u.  Kle- 
bestojf  machen  an  Etwas  (cf.  klakkeu  u. 
2  kladde,  klarape,  sowie  unter  klatte  sub  a, 
nhd.  klate  ^=  Klaue,  Kralle)  u.  so  auch 
kleben  u.  haften  machen  etc.  gehört  wohl 
auch  aengl.  clöke,  clook,  cluke;  schalt,  clenck, 
clnke  (unguis,  Klaue,  Krcüle  u.  nach  J  a- 
mieson  auch  Hand,  wie  k\a.ue),  to  cleuck 
(greifen,  fassen)  ,  ohschon  es  auch  möglich 
ist,  dass  aengl.  clöke  (unguis)  urspr.  tvie 
klaue  selbst  ein  g  e  spalten  es  Etwas  be- 
deutete u.  wie  klök  selbst  auf  die  Bedtg. : 
spalten  etc.  von  klakan  od.  klakjan  zu- 
rückgeht, wovon  es  in  der  Bedtg. :  Fassen- 
des, Haltendes  u.  Klemmendes  etc.  aus  der 
Bedtg.:  G  espalten  es  etc.  insofern  ab- 
stammen kann,  wie  ahd.  clobo  und  nhd. 
Kluppe  (s.  unter  klöfe  u.  klöfen)  u.  wie 
auch  das  siebenb.  klucks   (Fangeisen)  tvohl 


dieselbe  Bedtg.  wie  ahd.  clobo  aus  der  Be- 
dtg.: spalten  etc.  erhielt  u.  mit  nhd. 
Kiuck  (rima)  als  Ablnufform  von  klak  (s. 
d.  u.  cf.  Grimm,  Wh.  V,  ];J5S)  zusam- 
5  menhängt,  ebenso  wie  mhd.  Iduc  (Bissen)  als 
abgebissenes  od.  abgespaltenes  Stück. 
kloker,  s.  klök. 

kloker,  Stocher,  spitzes  Geräth  zum.  sto- 
chern  od.  iviederholten  Stechen,   um    damit 

10  Schmutz  od.  Asche  etc.  auszuräumen.  — 
Nid.  kloker;  nd.  klakor.      Vergl.  weiter: 

kldkorn,  stochern,  bz.  öfters  u.  wiederholt 
mit  einem  spitzen  Geräth  in  einem.  Etwas 
herumstechen  od.  stosscn  u.  rühren,  um  TJn- 

15  rath,  Schmutz,  Asche  etc.  aus  demselben  aus- 
zuräumen, wobei  zugleich  auch  ein  Geräusch 
od.  Gerassel  hörbar  wird;  —  liö  klOkerd  de 
pip'  iit;  —  wat  klökerst  du  diir  al  in  de  kuse 
herum?  —    Wang.  (Ehrentraut,  I,  80) 

20  kloker. 

Die  Vocale  von  kloker  «.  nid.  kloker,  so- 
wie von  klökern  stimmen  zu  klötern,  bz.  klö- 
tcr,  bz.  mnld.  kleuteren,  kloteren  (pulsare 
crebro  ictu)  u.  tvie  klötern  eine  Ablauiform 

25  von  klatern  od.  klittern  ist,  muss  auch  klö- 
kern lüie  nd.  (Br.  Wb.,  pag.  781)  klakern 
(stochern,  rühren,  ausstochern  etc.)  (cf.  auch 
prökel,  geprökel,  prokeln  aus  prikken,  bz. 
von  prik,  Stich,  ivovon  auch  mnld.  prckel  = 

30  prikkel  [Stimulus  etc.]  u.  prikkeln)  mit  klak- 
ken,  klikken,  bz.  dem  Schallstamm:  klak  u. 
klik  zusammenhängcti  xi.  auf  die  Bedtg. : 
crepitus  od.  ictus  etc.  derselben  zurück- 
gehen. 

35      klok-geter,  Glockengiesser. 
klok-getere,  Glockengiesserei. 
klokheid,  Klugheit,  Weisheit,   Schlauheit 
etc.     Im  Flur,   ivird  es   oft  auch  iron.  im 
Sinn   (dat   sunt   sin  klokheiden)    von  After- 

40  Weisheit,  Thorheit  etc.  gebraucht. 

klok-liüske,   Kernhäuschen,   cf.  belhüske. 
klokje,  kloktje,  Glöckchen.  — Sprichw.: 
he  hed  'n  klokje  lüden  hörd,    man   he    wet 
nich  war  't  hangd. 

45      klokje-blöme,  Akelei  (aquilcgia). 

klokke,  klok,  Glocke,  ehernes  od.  metal- 
lenes Geräth  zum  Läuten,  Klingeln  od.  Schall 
u.  Lärm  machen.  Stundenschlagen  etc. ;  da- 
her auch:  Thurm-  u.  Wand-Uhr  mit  Stun- 

50  denschlag  u.  übertr. :  Zeit ,  Stunde ;  —  se 
lüden  mit  alle  klokken ;  —  wat  bedüdt  dat, 
dat  d'r  an  de  klok  slan  word ,  bz.  dat  de 
klokken  gän  !  is  d'r  wol  brand  ?  —  't  is  mid- 
dag ;   de   klok   hed  net  äfen  twalf  slän ;    — 

55  kik  insen  äfen  na  de  klok,  wo  lät  dat  't  wol 
is.  —  Cotnpos. :  bädklok  (Betglocke),  brand- 
klok  (Brandglocke),  törnidok  (Thurmglocke ; 
Thurmuhr) ,  dörklok  (Thürglocke ,  Thür- 
schelle) ;  kokenklok  (Küchenuhr)  ;  wandklok 

GO  (Wand-Uhr  mit  Schlag)  etc.;  —   't  is  klok 

18* 


KLOKKE  KLOK 


276 


KLOEMEN 


(Ire  wcst,  as  ik  wök ;  —  um  klok  för  stun' 
ik  klär.  —  Sprichw.:  hö  mut  't  altul  all' 
an  de  grote  klokk'  liaugen;  —  ua  tle  klok 
de  knäpol,  ua  de  pott  de  läpel;  —  dat  klin^d 
as  'n  katülsken  kiiai)ol  in  'n  lütterssen  klokk'.  5 
—  liätitsfl :  sin  tung  is  tan  isdcr,  sin  lij)i)on 
tan  nietal,  he  denkt  net  an  sin  düd  nn  ropt 
't  so  inennigniäl.  —  Xd.  klokke,  klokk,  klok  ; 
itnid.  klücke;  «/</.  klok;  iiiiild.  klocke;  ((/V/Vs. 
kloika,  klocke;  nys.  cliicue;  dciif/l.  klokke;  10 
i-uifl.  floek :  an.,  uonc.  klokka.  klukka;  schwcd. 
klocka;  dän.  klokke;  ahd.  cloecä,  gloceä, 
gloggä;  mhd.  glocke,  glogge;  mint,  olocra, 
cloca;  franz.  clochc;  prov.  cloca,  cloclia; 
piem.,  com.  cioca;  ir.  clog;  ki/nir.  doch.         1.^) 

])nss  die  ahd.  u.  an.  Fornioi  cloecä,  gloccä 
die  roll.ständiffiilen  n.  demnach  auch  die  äl- 
te.'iten  sind  u.  dieses  Wort  zuer.^t  eine  Kir- 
chen (/locke  od.  dasjenige  FAwus,  woran 
man  mit  einem  Schlägel  od.  Klöpfel  schln;/  20 
od.  klojiftr,  um  die  Gemeine  cur  Kirche,  hz. 
zur  Kcangelium-l'erkündit/ung  zu  berufen 
bezeichnete,  ist  wohl  zweifellos,  sowie  auch, 
dass  es  mit  ahd.  clochbön,  clockön  (kloj>fen, 
schlagen  etc.  od.  eigentlich  [wie  klappen,  klej)-  25 
pen  etc.  u.  an.  klaka,  cf.  klakken  etc.]  Schall, 
Klang,  od.  Cferäuch  u.  JJirm  machen,  cf. 
klukken)  zusammenhängt  u.  somit  cloecä  so- 
wohl ein  Klopf-,  als  auch  ein  Schall- 
od.  Lärm- Ding  etc.  bezeichnete.  Dass  30 
aber  die  ersten  Kirchenglocken  keine  gegos- 
senen wie  die  jetzigen  waren  u.  nicht  die- 
selben Formeyi  wie  diese  hatten,  ist  bekannt 
u.  wurden  vielmehr  in  der  ersten  christli- 
chen Zeit  zu  diesem  Behufe  auch  Metall-  35 
bleche  (od.,  tcenn  ich  nicht  irre,  sogar  Bret- 
ter von  hartem  Holze,  wie  z.  B.  in  Oester- 
reich  noch  jetzt  im  Berghau  eine  „Klopfe" 
genanntes  Brett,  ivorauf  man  mit  einem  Schlä- 
gel schlägt,  icie  auch  das  Gebäude,  wo  die  40 
Schicht  klopjfoid  od.  klingelnd  verkündet 
xvird  „Klopfe"  heisst) ,  ivorauf  man  mit 
einem  geeigneten  Etwas  klopfte,  gebraucht, 
da  die  gegossenen  Glocken  zuerst  im  11.  u. 
7.  Jahrhundert  unter  der  fränkischen  Herr-  45 
schuft  aufkommen  u.  mit  der  Ausbreitung 
des  Christenthums  auch  nach  Deutschland 
lt.  den  nördlichen  Ländern  kamen,  was  in- 
dessr)i  der  Ableitung  dieses  Wortes  von 
ahd.  clockön  (kUjjtfen  od.  Schidl  machen  etc.)  50 
um  deswillen  keinen  Abbruch  thun  kann, 
als  die  Kranken  ja  auch  zu  den  deutschen 
u.  deutsch  redenden  Völkern  gehörten  ti.  zu 
Ende  des  5.  Jahrhundeiis  in  Gallien  zur 
Herrschaft  gelangten  u.  dort  das  Franken-  55 
reich  (od.  Frankreich)  stifteten ,  von  dem 
auch  wieder  die  Glaubensboten  nacli  dem 
eigentlichen  Deutschland  .sowohl,  als  auch 
nach  England  u.  Irland  zogen  u.  dort  so- 
wohl  christliche  Gemeinden  errichteten,  als  60 


auch  sog.  Glocken  (od.  Geräthe,  worauf 
u.  woran  man  klopfte,  um  ein  lautes  Getöse 
zu  machen)  auf  dazu  geeigneten  Stellen 
od.  auf  besonderoi  (rcstellen  anbrachten, 
um  durch  Klopfen  auf  diese  Dinge  die 
Mitglieder  der  christlichen  Gemeinden  zur 
Kirche,  bz.  der  Verkündigung  des  Evan- 
geliums (ags.  godspel ,  (/.  karkspil  und 
spil ,  bz.  spellen)  od.  zur  ]'redigt  zu  be- 
rufen. 

kl(»kken-sla^,  kloksla^,  a)  Glockenschlag, 
Stundenschlag  etc.;  —  he  was  up  de  klok- 
keiislag  hir;  —  net  mit  de  klokslag  (Ire  was 
't  däii ;  —  b)  öffentliche  Bekanntmachung 
mittelst  des  Anschlagens  der  Glocke,  daher: 
klokslag  holden  —  Etwas  öffentlich  durch 
„Glockenschlag"'  bekannt  machen,  —  c) Kirch- 
spielsbezirk;  —  he  wand  in  de  Niirder  klok- 
kensiau';  —  dat  hörd  net  mer  to  d'  Nörder 
klokkenslag. 

klokkpii-spil,  a)  Glockenspiel;  —  b)  i.q. 
klokkeiislaii'  sub  c. 

klitk-kiiäiiel,  der  Klöppel  od.  Schlägel  in 
der  Glocke. 

klük-seliiter,  Klugscheisser,  superkluger, 
eingebildeter  I\Iensch . 

klük-sla^,  s.  klokkenslag. 

klok-tüni,   Glockenthurm. 

klöinen,  durch  Kälte  od.  Frost  ergriffen, 
erfasst  u.  befangen  werdoi,  Frost  od.  Kälte 
leiden  u.  empfinden,  kalt  werden,  frieren 
etc.;  —  he  klÖnul  ligt  (er  ivird  leicht  von 
Kälte  od.  Frost  erfasst  u.  befangen,  —  wird 
leicht  kalt,  friert  leicht  etc.)  ;  —  he  hed  klinud 
(er  hat  Kälte  gelitten,  bz.  gefroren) ;  —  he 
klomd  (er  leidet  Frost  u.  Kälte,  er  friert, 
bz.  wird  von  Frost  it.  Kälte  erfasst  etc.)  fan 
't  winter  so  föl ,  as  nog  sin  lät'end  net ;  — 
se  Sitten  all'  um  't  für  heu  to  klömeii  un 
kOnen  hei  net  warm  worden ;  —  wen  lütje 
kinder  löl  klomen  mutten,  den  köneu  se  net 
dejen  ;  —  ik  wet  net,  wo  de  förman  de  arme 
perde  so  lank  lür  dör  stän  laten  kan  to  klo- 
men ;  —  dat  iiten  steid  al  so  hink  up  de 
disk  to  klömen,  dat  't  al  hast  gans  kohl  wor- 
den is ;  —  ik  was  hast  dud  klÖmd ,  so  kold 
was  't  in  de  kark.  —  Daher:  l'erklömen, 
starr  od.  steif  u-erden  durch  gefasste  Kälte, 
ver-  od.  cr-kalten.  erfrieren  etc.;  —  mm  ban- 
den sunt  gans  terkh"5nid  un  so  stif,  dat  ik  se 
erst  wat  ujideien  mut,  er  ik  d'r  wat  mit  döu 
kan;  —  he  sag  so  l'erklonnl  (verfroren)  üt, 
dat  etc. ;  —  dat  äten  is  al  gans  ferklömd 
(ver-  od.  erkaltet,  bz.  kalt  geworden) ;  — 
man  mut  tau  't  winter  hast  ferklomen  nn 
fan  kolde  und<amon.  —  Nid.  kleumen,  ver- 
kleiinien;  mnld.  verklenmen,  verkloemen,  ver- 
klonii'ii  (rigere,  rigescere,  ohrigere  ex  frigore, 
obtorjiere  j)rae  frigore)  ;  nijläm.  verklenmen, 
verklumeu ;  wfries.  (Jitp  ix)  klonijen,  kluynjeu; 


KLOKMER  277                             KLOENEN 

nd.  (Br.  Wh.,  !>«/»«  er  <  eic.^  klanien,  klo-  ^1"  das  jetzt  gebräuchlichere    Knäuel    u. 

mcii,  klaomeu,    bz.  verklameii,   verkhininioii  Knaul   hervor,    ganz    ivie    auch    Knob- 

etc.  —  Dieses   Verb,    ist  mit   (cf.  Grimm,  lauch   aus  urspr.  klobelaiich    (cf.  kiiüflök) 

Wb.    V,   036  sub  -1,  a)    Schweiz,    klammern,  entstand.     Wegen  der  ]/  cf.  klaiu^  u.  ivegen 

klummcru  (stark  an  die  Finger  frieren,  wie  5  der  dort  zu  klaue  verglichenen   Wörter  mit 

z.  B.  wenn  man  bei  starkem  Frost  mit  nas-  der  Bcdtg. :   Schmiere,  Schmutz,    Schlamm, 

sen    Händen   Eisen   anfasst) ;   sächs.    klem-  Lehm,  Leim  od.  Klebestoff  auch  nid.    (pro- 

meni  (von  Frost  gelähmt   od.  steif  etc.    da-  cinz.  in  Geblerland)   kluuti,    kloen,    kleun, 

stehen);    nd.  (Br.   Wb.   etc.)  klamcrig  (von  kluin  (Schlammtorf,  gebaggerter  Torf),  was 

Kälte  erstarrt,    ohne  Empfindung,    cf.  kla-  10  in  Groningerland  (cf.  Weiland,  o07)  auch 

merige  potea   =   eiskalte  Hände)   etc.   von  der  Name  eines  leckern,  bz.  starken,  schwe- 

dem  Träter.  klara,  bz.  klom,  klum  vo)i  klim-  rcn,  dicken  od.  süssen   (u.  somit  auch  wohl 

men  in   der  urspr.  Bedtg.:   kleben  od.  han-  klebrigen)  Bieres  ist.  cf.  auch  nd.  (Schütze) 

gen,    haften,  fest   sitzen    (an    Etivas)    etc.,  klün  =   Torf. 

woraus  eben  1  ?f.  2  klam,  soto^'e  rt»c/i  klampe,  15  klöii6n,  a)  schwatzen,  langsam  n.  lang- 
klampen ,  klemme ,  klemmen  etc.  ihre  ver-  loeilig  sprechen,  langweiliges  uninteressantes 
schiedenen  Bedtgn.  herleiten.  Was  nun  spe-  Zeug  reden;  —  dar  sitteu  de  olde  wifen  all' 
ciell  unser  klümeu  etc.  betrifft,  so  scheint  es  bi  'n  ander  to  klonen ;  —  lie  klönde  mi  wol 
nach  wfries.  klomjen  aus  klam  od,,  klom,  'n  stünde  wat  för,  fan  allerhand  netiden  uu 
klum  mit  der  Endung  jen  od.  urspr.  jan  in  20  kinderkräm,  wat  niks  to  bedüdeu  harr' ;  — 
der  Bedtg.:  machen,  bewirken,  erzeugen  etc.  b)  klagen,  stöhnen,  jammern  etc.;  —  he  hed 
fortgebildet  zu  sein,  sodass  es  ivörtl.  nur  ein  altid  wat  to  klönen  un  to  jammern.  —  Nd. 
Machen,  Bewirken,  Erzeugen  etc.  von  dem  (Dähnert,  Schambach)  klönen  (das- 
besagt,  toas  klam  etc.  bedeutet,  das  ja  (cf.  selbe,  nach  dem  Br.  Wh.  aber:  schallen, 
1  klam^  at(ch  schon  die  Bedtg.:  kalt,  starr,  25  wiederschallen,  bz.  mit  durchdringender 
verklommcn  etc.  hat,  loobei  indessen  su  be-  Stimme  reden);  dithm.  klaenen  (wie  bei 
merken  ist,  dass  man  aus  der  Bedtg.:  kle-  Dähnert);  meklcnh.  anklaenen  (angeben, 
ben,  haften  (woran  u.  worauf),  bz.  fassen  c/.  anklappeu,  ferklappcn) ;  nfries.  (Outzen) 
od.  Fass  haben  etc.  (an  etc.)  von  klimmen,  klöne  (mit  jämmerlicher  Stimme  reden,  ängst- 
bz.  von  klam  (klebrig  od.  haftend  u.  fassend)  30  liehe  Klagetönc  von  sich  geben  ,  stöhnen)  ; 
ausgehend,  auch  annehmen  kann,  dass  \i\ijmcn  nid.  kleuueu;  mnld.  kleuuen,  klonen  (klop- 
zuerst  die  Bedtg.:  „von  Kälte  u.  Frost  ge-  fen,  schlagen,  stosscn);  vifläm.  klcuneii,  klo- 
fasst  u.  befangen  sein"  hatte,  icic  ja  auch  neu  (coiguer,  frapper,  buquer) ;  Schweiz,  (cf. 
Schweiz,  klammern,  kluramern  eigentlich  so-  Grimm,  Wb.  V,  1221)  klönen,  klänen 
loohl  formell  als  begrifflich  dasselbe  Wort  35  (jammern,  ächzen,  klagen).  —  Die  Grdbdtg. 
ist  tvie  nhd.  klammern  u.  sich  lediglich  ist  jedenfalls:  Ton,  Schall  od.  Geräusch 
auf  das  Klebenbleiben  od.  Festfrieren  der  u.  Lärm  machen,  woraus  sich  beim  Ver- 
Finger an  Eisen  etc.  bezieht.  gleich    von    klappen    u.     klagen    etc.    neben 

klömer,  auch  klOnidOd,  klouiliakke,  kldin-  schioatzen, klatschen,  angeben,  kla- 

\>.Sk\i^  i^ic,  ein  Mensch  den  leicht  friert  11.  dem  40  gen  etc.  auch  die  von:   klopfen,  schla- 

leiclit  kalt  wird,  bz.  ein  frostiger,  stets  über  gen  etc.  des  nid.  kleunen,    klonen  erklären 

Kälte  klagender  Mensch.  u.  ist  dieses  Wort  daher  wohl  ident.  mit  ags. 

kl8msk,  frostig ,  leicht  von  der  Kälte  er-  clynan    od.    clynan   (tönen,   schallen,  erklin- 

fasst  u.  befangen,    empfindlich  gegen  Kiüte  gen).     Ist    nun  das  afries.  klinna    (s.  unter 

u.  Nässe  etc.    u.    deshalb   stets   die    Wärme  45  klingen)  nicht  aus  klinga  verderbt,  so  tvürdc 

suchend;  —  he  is  so  klömsk,  dat  man  lium  ein  verlornes  germ.    Verb,   kliuan    od.  klin- 

häst  net  bi  de  warme  afend  wegslän  kan.  nan,  klan,  klunum,  klunnum  mit  der  Bedtg. : 

klön,  Knaul,  Knäuel  {it}om\x?i);  —  'i\\dc)n  sonare,    clangere  etc.    anzusetzen  sein,    aus 

gären.  —  Es  ist  loie  nd.  (S chavibach  etc.)  dem  nicht   allein    die    obigen   Wörter,   son- 

klün ,  klön;    mnd.    kluen,  klön;    nid.  kloen  50  dern   auch  unser  klenne-holden  u.  klinsteru 

aus  nd.  kluwcn,  klouwen ;  mnd.  kluwen,  klo-  (wegen  des  Stammes  klinst   von  klinnan    cf. 

wen;  nid.  kluwen;  vid.  klüwen  (globus,  glo-  nhd.  Gunst  u.  Kunst  etc.),  soivic  oherd.  klin- 

mus) ;  ags.  cliveu,  cleoven  (auch  schon  con-  sei  (Glöckchen,  Schelle),   kliuseln    (klingeln, 

trah.  ck'on,clyn)  contrah.,  toas  aengl.  cleowe;  klirren),  schles.  kliuseln  (winseln  etc.),  tgrol. 

engl.cUyf;  jyuiW.  klouwo,  kluwe ;  «/*(/.  diu wa,  55  klinstern,  klonstcrn   (klägehi)  ;    hochd.  klün- 

chliuwa,  cliliwa,    cliwa,    od.  chliuwi,    chliwe  sein    (schmeicheln  etc.,    cf.    Grimm,    Wb. 

(globus,  glomus)  lautet.     Aus  dem  Diminu-  unter  klönen  u.    klünseln)    etc.    hervorgehen 

tiv :    ahil.  cliuweli;    mhd.  chliwelin,  chliwel,  konnten    u.    von    dessen    Brüter,  klan    auch 

chlüelin  cleubliu,  kleule  ging\i\QiK\,  bz.  nhd.  mnd.  (Seh.  u.  L.)  klanuye  Cikfn/tc,  od.  rich- 

Kläuel   u.   durch  Eintritt  eines  „n"  statt  60  tiger  wohl:  Unruhe,  Lärm  etc.,  od.  vielleicht : 


KLOENER                            278  KLOER 

Klagen,  Jammern,  Stöhnen,  h~.  Gehlage,  Ge-  weten)  kloptl  liuni ;  —  klör  kloppen  (Klei- 
stöhne etc.)  u.  klaiit  (laut,  hell,  tönend,  bz.  der  klopfen,  l>c.  anslclopfen,  ausstauben)  ;  — 
das,  was  tönte  u.  schallte  od.  Schall  u.  Ge-  steuen  klopiieu  (Steine  schlaf/en,  bz.  zcrschla- 
sehrei  machte)  sich  gut  ableiten  Hessen,  iväh-  gen) :  —  eier  kloi>pcii  (Eier  schlagen,  bz. 
rend  beim  Vergleich  des  l'rätcr.  klum  ((/.  5  zerschlagen  zu  Schaum) ; —  klopp' 1mm  ät'eii 
kluincn)  «.  buiitl  von  kliniiiuMi  »r  biiulen  auch  up,  bz.  üt  't  bodde ;  —  wi  imitteii  inseu  bi 
aus  kbiii  eiu  Stamm  khmt  od.  kluud,  sowie  biiin  ankloppoii ,  wo  wid  hö  d'r  mit  is  etc. 
oberd.  kliiiiz  neben  kliiiit  herrorgehen  honnte,  etc.  ^iuch  subst.  dat  kloppen.  —  kbippen 
woriiber   Weiteres  unter  kliiiidcrn.  (od.  klukken)    in  de  kop;    - —    liart-kloi)pon 

Als    y  fiir  dieses  Stammeerb.  klinaii  od.  10  etc.  —  Nd.,  nid.,  bz.  mnd.  u.  mnld.  kloppen 

kliiinan  (soiiaie  etc.)    würde    nach  Analogie  (pulsaie,  ])nlsitare,  tundere,  foiire;   castrare, 

ran  kinan  aus  kian  (ef.  kiiien)    idg.  gir,  gr,  i««'.  unter  klaphingst) ;    ahd.  clophün,    clofoii  ; 

fe.  gar  (sonare)  anzusetzen  sein :  wovon  auch  amhd.  cblopiicn  ;  mhd.  klopbeii,  klojjfen.  — 

SÄT.  gir  (vox)  etc.;    während    von    den    aus  Us   hatte  friiher   auch    chenso  wie  klappen 

gar  weitergebildeten  Stämmen  garg  u.  gargb  15  (cf.  Grimm,   Wb.,  unter  klopfen)    die  lie- 

an.    kbika    (schreien,  jammern,    klagen)    u.  dtg.:  schlagen  od.  stossen,  dass  es  schallt, 

unser  klagen  hervorgingen.  wie  es  Ja  auch  mit  klajjpen,  kleppen,  klippa 

Vergl.  weiter  auch  krönen,    womit  klonen  von  Hause  aus   (s.  auch  unter  klopper  das 

formell    u.    bcgrifjUch   am  besten  stimmt    u.  mnld.  kloppel  etc.)  sgn.  ist. 

wobei   man    nach  Analogie    von  kinan    aus  20       klopper,  Klopfer  od.  Geräth  (z.  B.  auch 

kian  auch  annehmen  könnte,  dass  aus  einem  ein  Bing    an   der  Thür)    zum  Klopfen;    a) 

von  der  y  iSAV,  gra  (c/.  kraie  m.  kraien)  abge-  Schlägel,  Hammer  etc.;    —   'n    holten  klop- 

leitetes  germ.  kra-an,  kra-jan  (Schrei  od.  Ge-  per;  —  klerklopper;  —  dörkloppcr  etc.;  — 

schrei  machen)  auch  ein  altes  Verb,  kranan  b)  Person  die  klopft  =  Schläger,  pulsator; 

(kr6n),/v.r.  klanan  (klön),  «/<(/.  chranan  (chruon)  25  —   lie  is  'n  diigtigen  klopper.  —  Fig.  wird 

entstand,  tcovon  dann  sowohl  klonen  als  kro-  auch   das  Gewisse)i  klopper    od.    anklopper 

neu  (cf.  krönen  am  ScJilusse)  abzuleiten  sein  genannt,  was  an  klappen,  bz.  auklai)pen  {an- 

wiirde,  f(dls  sie  nicht  von  einem  Fräter.  k\un,  klagen  etc.)  erinnert,    obschon    wir  es  auch 

klon  =  kian  ((f.  klönien  von  klnm,  klom  =  so  nur  cds  den  Klopfer,  bz.  Anklopf  er 

klam    von    klimmen    od.   unser   band,    nid.  30  in  der  Bedtg. :    Erinnerer,  3Iahner  etc.  ge- 

bond  =  nJid.  band),  bz.  krun,  krön  =  kran  brauchen.  —  Nd.,  idd.,  bz.  mnd.,  mnld.  klop- 

eines  alten    Verb,  krinan,  klinan  als  Erwei-  per;  mhd.  klophaere,  klopfaere  (pnisator).  — 

terung  von  kri-an  (schreien  etc.),  was  auch  Es  ist  icegcn  steten  Wechsels  von  auslauten- 

das  Stammverb,  von  kraien,  kreien  etc    sein  dem  „r"  u.  „1"  formell   u.    begrifflich  auch 

könnte,  abzuleiten  sind.  35  eins  mit  mnld.  kloppel,  kluppel  (stii)es,  fustis, 

klönor,  langweiliger  Schwätzer,   bz.  Kla-  baculus,  baculum,  clava),    wofür  KU.  auch 

ger,  Stöhner  etc.  die  Formen:  kleppel    (cf.  klapcl  u.  knäpel) 

klüner^^gcklönei,  langweiliges  Geschwätze,  u.  klijjpel  hat  —  bz.  mit  nhd.  od.  oberd.  (cf. 

bz.  Geklage,  Gestöhne  etc.  Grimm,  Wb.  V,  12'^3)  Klopf  el  u.  Kl öp- 

klop  (auch  klops),   Schlag,   Fujf  etc.;  —  AO  pel  (wovon  klöppeln   =   unserm  knüppeln) 

he  gaf  hum  'n  klop  np  de  kop;  —  he  hed  u.  Knüppel  etc. 

kloppe    (od.  klopse)    krcgen.    —    Nd.  \do\i,  kloppere,   Klopf erei,   Hämmerei,    Schlä- 

klops,   bz.  klopi),   klopps ;    nid.,    mnld.   klop  gerei   etc. ;   —    wat  is  dat  dar   för  'n  klop- 

(ictns,  pnlsus).     Ablaut  von  kla]»,  klaps.  jjere  od.  gekloppe,  geklopper;  —  sehebben 

klup-hainer,  Klopfhammer,   Hammer  zum  45  'n  kloppere  mit  'n  ander  bad. 

Klopfen,  gewöhnlicher  klopper  genan)it.  kliir,  Couleur,  Farbe,  l{öthe,bz.  der  Schein 

kloppe,  klopp',    a)   Schlag-Ding,    Schlag-  od.  das  äussere  Ansehen   der  Dinge,  sowie 

geräth,    Schlägel,    Frügel  od.  Keule,  Knüp-  dasselbe  durch  den  lieflcc  der  Lichtstrahlen 

pel,  schwerer  Stock  etc.;  —  gif  bum  en  mit  dem  Auge  erkennbar  tcird;  —  de  klor  slög 

de  klopp'  up  de  kop;    —    he    sitt  under  de  50  hum  üt  un  in    (er   wechselte  die  Farbe  vor 

kloppe  (er  sitzt  unter  dem  Frügel  od.  Knüp-  Scham,  Schreck,  Bestürzung  etc.); —  se  kreg 

2)el,    bz.  unter  dem  Stock  od.  der  Fuchtel) ;  ürdendlik  'n  witten  klör,  so  ferfärde  so  sük ; 

—  b)  das  Klopfen  od.  Schlagen  u.  Frügeln  —  de  appels  sunt  (od.  dat  göd  etc.)  is  möi 
selbst;  —  se  hebben  hum  in  de  kloppe  had.  fan  klör;  —    sin  klör  is  gans  weg;    — •    dat 

—  Compos.  Hagel-klo]ip',  der  Schlägel  des  55  liod  sin  klör  liel  un  dal  ferlareu ;  —  d'r  is 
Dreschflegels.  —  Nhd.  Klopfe.  gin  klör  of  gör  an;    —    wen    't    ök   hed  en 

kloppen,  klopfen,  schlagen,  hämmern, pul-  klör,  lied  't  dog  net  en  gor;  —  he  hörd  iiet 

siren  etc.;   —    an   de  dör    (od.  tenster  etc.)  to  unsc  klör  (lig.  statt  Farthei).  —  iVf/.  klör, 

kloppen;  —   he  kIoj)d  bum  wat  dör;  —  he  klöre ;    nid.  kleur,    aus  franz.  couleur,    von 

klopd  hum  de  pels  üt;  —  't  hart  (od.  't  ge-  GO  lat.  color,  ivas  nach  Fick  mit  hehlen  u. 


KLOEKEN 


279 


KLOS 


Hölle  (cf.  2  häleu  etc.)  zur  y  kal,  kar 
(bedecken,  verhüllen  etc.)  gehören  soll  u. 
dann  als  ein  bedeckendes  (aufyestriche- 
nes  u.  aufgetragenes)  Etwas  (cf.  farfe  od. 
nhd.  Seh m i n k e)  aufgcfasst  ist.  Möglicher- 
weise indessen  gehört  es  in  der  Grdbdtg.  : 
Glanz,  Schein  etc.  mit  lat.  calere,  calor  etc. 
u.  clarus  etc.  (cf.  klar  u.  s.  Fick,  I,  44) 
zur  y  kar  od.  ^ar,  brennen,  flammen,  glü- 
hen etc. 

klören,  a)  von  Farbe  passen  u.  stimmen 
od.  überhaupt  stimmen  etc. ;  —  dat  klörd  net 
bi  'n  ander;  —  b)  färben,  sich  färben  od. 
Farbe  u.  Böthe  bekommen,  glühen,  Farbe 
od.  Höthe ,  Schein  u.  Glanz  haben  u.  von 
sich  geben,  farbig  u.  bunt  sein  etc. ;  —  de 
appels  fangen  au  to  klören ;  —  se  klörde 
(sie  färbte  sich,  bz.  sie  bekam  Böthe,  wurde 
roth,  glühete  etc.)  so,  dat  se  net  so  rod  was, 
as  'n  rose;  —  dat  wer  klörd  iip  (das  Wet- 
ter hellt  sich  ivieder  auf  od.  tvird  wieder 
klar  u.  schön) ;  —  dat  göd  fangd  au  to  fer- 
klören  (das  Zeug  fängt  an  sich  zu  ver-  od. 
entfärben);  —  daher:  klörd  (coloratus),  far- 
big, bunt  etc. ,  im  Gegensatz  zu  weiss  od. 
schioarz ;  —  de  en  was  swart,  de  ander  wit 
un  de  darde  klörd  gekledt ;  —  klörd  göd. 

klos,  Klotz,  grösseres  od.  kleineres,  aber 
stets  verhältnissmässig  dickes  (oft  auch  run- 
des) u.  kurzes  Stück  Holz ;  —  du  kaust  d'r 
'u  pär  klossen  tegen  leggen ,  dat  't  fat  uet 
wider  rulld ;  —  slag'  d'r  'u  klos  für,  dat  't 
fast  steid.  —  Davon :  Dimin.  kloske,  Klötz- 
chen, kleiner  Klotz,  bz.  auch  ein  rundes 
Hölzchen  od.  Röllchen ,  worauf  das  feine 
Näh-  od.  Maschinen- Garn  gewickelt  ist;  — 
du  kaust  mi  wol  äfeu  twe  kloskes  gäreu  üt 
de  Winkel  (Laden)  haleu.  —  Nid.  klos  (kur- 
zes dickes  Stück  Holz,  Kloben,  Knüppel, 
Klotz,  Ball  od.  Kugel,  Bolle  od.  ein  sonsti- 
ges Stück  Holz,  tvoruni-  u.  ivorauf  Garn, 
Spitzen,  Drath  etc.  gewunden  ivird) ;  mnld., 
mfläm.  klos  (globus,  sphaera,  coleus,  testis). 
—  Wie  aus  mnld.,  mfläm.  klotsen  neben. 
klossen  (ludere  sphaera,  bz.  jouer  ä  boule  ä 
travers  un  anneau  de  fer)  hervorgeht,  ist  klos 
aus  klots  =  mhd.  (Lex er)  kloz,  klotz 
(Klumpen,  Klotz),  od.  wie  dieses  aus  kloz, 
so  mnld.  od.  nd.,  mnd.  klos  u.  klots,  aus 
altem  nd.  klot  (gleba,  massa  od.  urspr.  ma- 
cula,  bz.  Fleck,  Schmutz,  Schmiere  etc.  als 
Klebestoff,  Anklebendes  etc.)  od.  klut  (nasal. 
klont,  klunt  u.  verstärkt  klots,  kluts)  her- 
vorgegangen, icomit  neben  midd.  klottc,  klonte 
(gleba,  massa),  klottercu  (coagulari),  kloter- 
boek  f=  nhd.  Klitterbuch,  bz.  unserin  2 
kladde)  u.  unserm  kluute,  kluntje  auch  wohl 
unser  klute,  klütje  zusammenhängen,  sofern 
klute  nicht  für  kiüte  stcJit  u.  mit  klot  etc. 
u.  nhd.  Klo  SS  od.  Klöss  zusammenhängt. 


Vergleicht  »udi  nun  weiter  die  Ablautformen 
klep,  klip,  klop,  klup  von  klap  (verstärkt 
klaps,  klips,  klops,  ivie  klats,  klits  von  klat 
etc.)  u.  hält  man  dazu  mnld.  (s.  bei  KU. 
5  pag.  302  unten  u.  oben)  klossen  u.  klotsen 
(pulsare,  pultare  etc. ,  cf.  1  klotsen),  sowie 
weiter  mnld.  (KU.)  klesse,  klisse  u.  klitte 
^=  Klette,  bz.  unserm  2  kladde ,  —  klesse 
(glomus :  tila,  capillamenta  vel  sirnilia  in  globi 

10  tiguram  convoluta  et  cohaerentia) ,  klessen, 
klisseu  (adliaereo,  adhaerescere,  affigere)  u. 
weiter  zu  klossen,  klotsen  (pulsare  etc.)  n)tld. 
klets,  ketse  (ictus  resonans,  fragor),  kletsen 
(rosono  ictu  verberare)   u.   klutseu   (quatere, 

15  concutere),  sowie  aucli  noch:  an.,  isl.  klessa 
(linere  etc.)  klessa  (litura) ;  norm,  kless 
(Klatsch),  klessa  (anhangen,  kleben ;  platzen  ; 
klatschen),  klessa  (sudeln,  klecksen),  klessa 
(Klumpen,  Masse)  etc.,  klussa,  klysa  (sudeln 

20  etc.),  klysa  (Klack ,  Klumpe  etc.) ,  so  muss 
jedenfalls  zwischen  mnld.  klos,  klot  od.  nhd. 
Klotz,  bz.7nj7ld.  klossen  (ludere  sphaera  etc.) 
u.  klossen  (pulsare)  od.  nhd.  klotzen  u. 
den  andern    obigen  Wörter ih  ein  naher  Zu- 

25  sammenhang  bestehen  u.  halte  ich  trotz  der 
Synonymität  von  mnd.  kloot  u.  klot,  bz.  nhd. 
Klo  SS  od.  Klöss  u.  Klotz  es  doch  für 
richtiger,  beide  Wörter  nicht  mit  einander 
zu  idcntificiren,  sondern  sie  vorerst  vollstän- 

30  dig  von  einander  zu  trennen  u.  beide  von 
verschiedenen  Stämmen  abzuleiten. 

Was  nämlich  mhd.  kloz ,  klotz  (gleba, 
massa),  bz.  mnld.  klot  ii.  klos  betrifft,  so 
gehe  ich  beim   Vergleich  von    mhd.  kletzen, 

35  bekletzeu  (besudeln,  beschmieren)  zu  unserm 
kladden,  sowie  beim  Vergleich  von  1  u.  2 
kladde  zu  nhd.  Klette  u.  weiter  zu  un- 
serm klatte  od.  dem  obigen  mnld.  klesse, 
klisse  (lappa)  davon  aus,  dass  der  für  Klotz 

40  nach  kletsen,  bz.  mnld.  klotte  (gleba,  massa, 
globus)  anzusetzende  Stamm :  ahd.  kloz,  a)id. 
klot  (nasal,  klouz,  klont ,  bz.  klunz,  kluut) 
ivie  klip,  klop,  klup  (nasal,  klimp,  klomp, 
klump)    eme    blosse    Ablautform    von    klaz 

45  (urspr. :  fragor  od.  crepitus  u.  so  auch :  ma- 
cula  lt.  ferner  auch :  Bruch,  Biss,  Spalt  etc., 
cf.  klak  u.  klap  mit  ihren  Ablauten  klik, 
kluk  etc.,  bz.  klip,  klop,  klup)  ist,  wobei  sich 
denn  einerseits  (cf.  auch  1  u.  2  klam,  neben 

50  klampe,  klampen,  klimpe,  klinnnen  etc.)  so- 
wohl aus  S c h m  u t z  od.  Kl  ebe- Materie, 
bz.  aus  adhacrere  etc.,  als  auch  andererseits 
aus :  Sp  a  1 1,  B  i  s  s,  od.  aus  spalten,  re  i  s- 
sen  etc.  (cf.  klatte  n.  klotte,  sowie  klöt  od. 

55  klunt,  klump  etc.)  die  Bedtg. :  gleba,  massa, 
globus  von  selbst  ergeben.  Wegen  des  Zu- 
sammenhangs mit  1  u.  2  kladde  u.  klatte, 
klotte  etc.  od.  dem  Schallstamm:  klad,  khit, 
ahd.  klat  u.  klaz ,    bz.    ablautend  klid,  klit, 

60  kliz    u.    klod ,   klot ,    kloz    vergl.    noch :    in 


KLOSKE  KLOESKE  280                       KLOETER-KRAM 

(rriinm  (Wh.   V,  1~}01)  kloiler  (macula  0(/.  dem  Dimin.  kloezel    von  klöz) ,    klözen    (ge- 

Fleck ;  Klumi>eii  SchUhii),  h:-.  schied::.  k\oi\,  icaltsain  rcisscn    od.  plat~cn  etc.),   sowie  im 

k\oi  (SchniKt; fleck,  Sch)>iut::klu)ikcr),  kloden,  f>0!/>'.,  östr.  (cf.  Grimm,  Wh.  unter  Klos s, 

klotcn  (■'iiidchi)  :u  klatcr,  bz.  »»serm  klatcu  ?).~.  Schmellcr)  klinizen,   kloizen    (spalten 

II.  klaildo,    sowie  ferner  (Grimm,    WO.    V,  5  etc.)  noch  erhalten  blieb.     Da  hiefür  indes- 

l:2ii<)  klottiTii,  klottt'ii  (klappern  =  iinserm  sen  eine  y  klut,    ahd.  kluz    anzusetzen  tst, 

klatorn  u.  klOtern) ;    aeiif/l.   (St  r at  ma  n  n)  so  steht  nichts  im  Wer/e,  um  solche  als  Ab- 

i-lot,  clod  (jilcba  etc.),  clote,  clate   (lappa  =  laut  von  klat,  klit,  afid.  klaz,    kliz    (fragor, 

12  kladde    od.    nhd.    Klette    od.    =    mnld.  crt'intus ;  inacula ;  rinia,  nipta,  fiactus,  frac- 

klcsse ,    klissc    aus    klctse    rom    verstärkten  10  tura  etc.)  anzusehen,  sodass  a)id.  klot,  ahd. 

Stamm  klats,    klets   =    ahd.  klaz,   Schmutz  kloz  (s.  unter  klos)  dircct  aus  klut,  kluz  her- 

od.  Klebendes  u.  Anhangendes),   so-  vorgingen,  dagegen  aber  and.  klöt,  klut,  or?. 

wie  clotte  (gleba)  =  mnd.  klotto,  bz.  klot  u.  richtiger    tvohl    dessen  Thema    klöta,    klutä, 

klont,  sowie  weiter  (com  Begriff  macula  [cf.  bz.  kliutä,  kliotü  etc.  od.  ahd.  klözä,  klüzä, 

1   klailde    u.    klak]    ausgehend)   auch   aengl.  15  bz.  kliozä,  kliuzä,  kliezä  in  der  Bedtg. :  ge- 

rlaiid,  cloiul  (^ii)jury)  etc.  —  Zu  klos  cf.  auch  spaltenes    od.  geborstenes  Etwas,    bz.    abge- 

H  kluso.  spaltenes  od.  abgesprungenes  Etwas  etc.  von 

kloskP.  klöske,  Ä'/ö<jc7je«.  —  i\7(/.  klosje ;  dem  von  k\\\\,'k\\\/.  abstammenden  Vcrb.kWu- 

mnlil.  kloskcn.     cf.  klos.  tan,  kliozan  abstammen.      Weiteres    s.  noch 

klos,sen,    mit  einem  Klotz   (cf.  klos)  fest  20  unter  klut  ctc, 

machen  od.  fest  legen;   —    du  nuist  dat  fat  klÖt,  klöte  (Plur.  klöten),  Hode;  s.  unter 

klossen,  bz.  fastklosson.     cf.  1  klotsen.  klüt. 

klüstcr,    Kloster,    abgeschlossenes   fe.<^tes  klote,  s.  klot  u.  klötstok. 

Jlaus,  worin  blanche  u.  Nonnen  abgeschie-  klüten,    Haufen  machen,    in  Haufen  od. 

den  von  der   Welt  leben.  —  Afries.  kläster,  25  Klumpen  setzen;  —   törf  klöten,    halblrock- 

klaester;  wfries.  kloostor,  klcastcr;  nd.,nld.  ncn  Torf  zum  ferneren  Trocknen  in  Hau- 

klooster;  /.s7.  klaustr.    Mit  as.  klüstar;  ngs.  fen  (s.  klüt  sub  d)  setzen. 

ilaustiM-,  clustr  (Schloss,  Jiirgcl,  Haft);  mnld.  klÖtei*,  a)  Hassel  (crotalum,  cf.  klatcr)  od. 

kluystcr  (oi)px),  sou-ic  auch  wohl  >iinld.  kluy-  Hing,  womit  man  Geräusch  od.  Lärm  macht; 

ster;    nid.  kluistcr    (conipes,    viiiculum)    aus  30  — h)  (persinü.)  Lärmmaclicr,  namentlich  ein 

tat.  claustruni    vo)i  claudo,    clausi,    clausuni,  kleines  Kind,  das  lärmt  u.  spectakelt  od.  un- 

claudere,  wovon  auch  1   kluse.    (/.  slös,  slöt  ruhig  ist,  bz.  toelches  sich  lärmend  u.  lustig 

u.  .'fluten  u-egen  der  J/  von  claudo.  spielend  umhertreibt ;  —  du  lütje  klBter,  wult 

klot.  N.  klottp.  du  wol  Stil  wesen,  od.  stil  sitton,  di  Stil  hol- 

kliil.  klote  (l'lur.  klölon),  a)  Kugel;  na-  35  den  etc.;  —  't  is  so  'n  regton  lütjen  klftter 

mentlich   diejenige   hblzerne    Kugel,    welche  (od.  kloterbüks) ,   man  kan  d'r  iiiks  mit  an- 

zum  sog.  klötschöten  (s.d.)  gebraucht  wird ;  fangen.  —  Nd.  (S  c  h  ü  t  z  e)  klvtvr  (Klapper 

—  h)  ein  dickrs  rundes  od.  halbrundes  Stück  etc.) ;  nid.  kleuter  (ein  artiges,  fröhliches 
Holz,  bz.  ein  Klotz,  ivrlcher  unten  am  sog.  Kindchen,  besonders  Mädchen,  auch  drib- 
klötstok  (s.  d.)  befestigt  ist;  —  c)  Hode,  40  belkousjc  genannt,  cf.  v.  Da  l e).  r/.  klotern. 
testis,  gewöhnlicher  klfit  od.  klöte  genannt;  klM^v-hnks  (Basseibüchse  od.  Basseihose), 

—  d)  ein  Klumjien  (cf.  kliit)  od.  Haufen,  fig.  kleiner  Lärmer  etc.,  cf.  klöter  sub  b. 
namentlich  von  Torf,  der  in  solchen  klöten  kloter-biissp,  Basscl-  od.  Klimperbüchse, 
genannten  Haufen  zum  Trocknen  aufgestellt  bz.  eine  blecherne  Büchse,  worin  u.  woran 
wird  H.  wovon  das  Verb,  klöten  (s.  d.)  wei-  -lö  sich  kleine  hohle  Metallkugeln ,  od.  kleine 
tergehildet  ist.  —  Nd.  (Schütze)  kloot  Glöckchen  liefinden,  um  damit  zu  klimpern 
(Haufe,  Klumpen,  Knolle,  Hode),  (Scham-  od.  ein  klingendes  Geräusch  zu  machen, 
buch)  k\i\i(Kloss,  Hode);  mnd.  klöt  (hloss,  klölei'e,  a)  geklotcr  (Gerassel  etc.) ;  —  b) 
Klumpen.  Kugel,  Ball,  Hode);  nid.,  mnld.,  Kleinigkeit  etc.;  —  'n  klöterö  geld;  —  mit 
mfläm.  klnot  (glnbus,  spbaera,  glaiis,  colcus,  50  de  kloterccn  kan  ik  mi  uicli  befaten ;  —  cf. 
testis);  vr/V/es.  kleat;  nfries.  klöt  (Klumpen,  kloterkräni :  klattere. 

Haufe,  Kugel);  an.,  ist.  klöt  (cai)ulus  ensis  klölor-j^oid,  kleine  klingende  Münze,    od. 

nd.  globiilus   capuli);    norw.,    schwed.    klot;  geringes,  dünnes,  klingendes  Geld,  Scheidc- 

dnn.  klod,  klode  (Kugel,  Jfode) ;   mhd.  klöz  münze.  —    Nid.  kleutcrgeld.    —    cf.  klater- 

(Klumpen,  Ball).  —    Es  ist  ident.  mit  klut  55  goJd   u.  kloterkräm. 

u.  wird  nach  ags.  clüt  (lamina  etc.)  wohl  zu  kloleri^.  klimjierig,  kleinlich  etc.;  —  dat 

einem  verlornen   germ.-goth.    Verb,  kliutau  ;  is  nii   lo  kliitcrig  «(^.  klotcrg.  — iVr/.  klotrig. 

as.  kliotan;  ags.  cleötan;  ahil.kVw/Ain  (spal-  klotcr-kraiii  ;    i.  q.    klimper-   od.    klitter- 

ten,  reissen,    springen,  bersten,  platzen  etc.)  kräni ;  —  mit  de  klötorkräm   kan  'k  ini  net 

gehören,    xoas    im    mhd.  kloezeu    od.    (nach  00  upholden  od.  bcfateu.  —  Nd.  klöterkram. 


KLOETERN 


281 


KLOT-STOK 


klötern,  a)  rasseln,  klappern,  klimpern 
etc.;  —  lie  klöterd  mit  't  geld  od.  mit  de 
sloteis  etc. ;  —  't  kiikea  klöterd  in  de  dop 
(das  Küken  rasselt  schon  im  Ei,  bz.  ist  zum 
Ausbrechen  aus  dem  Ei  reif),  was  scherzh. 
auch  auf  reife,  heirathslustige  Mädchen  an- 
gewandt wird,  loovon  man  auch  die  Redens- 
art gebraucht:  se  klöterd  al  in  de  doj),  od. 
auch :  se  hed  't  brüne  mal  al ,  wie  die  rei- 
fen Bohnen  in  der  Schote,  ico  auch  die  Letz- 
tere bald  aufspringt,  bz.  bald  von  den  reifen 
Bohnen  aufgesprengt  wird,  icie  das  Ei  vom 
Küken;  —  b)  eine  Sache  wie  Spielerei  od. 
Klimperei  etc.  betrachten  u.  behandeln,  sich 
nicht  ernstlich  womit  beschäftigen,  seine  Zeit 
spielend  vergeuden  etc. ;  —  he  klöterd  d'r 
wat  mit  herum;  —  he  klöterd  (od.  klüterd) 
wat  herum  ;  —  he  ferklötcrd  (od.  ferklüterd, 
ferloterd  etc.)  sin  tid.  —  Nd.  (Schütze 
etc.)  klötern  (kleppern,  rauschen  etc.);  nid. 
kleuteren ;  mnld.  kleuteren,  kloteren  (tndi- 
tare,  pultare,  pulsare  crebro  ictu).  (/.  kla- 
tern  u.  klittern  etc. 

klotje,  Dimin.  von  klot  od.  1  klotte  = 
klat  od.  klatte  in  der  Bedtg. :  Fetzen,  Lap- 
jjen,  Lumpen,  od.  dünnes,  leichtes  Etwas, 
Flitter  etc.,  bz.  in  der  von  Klumpen,  Haufe 
etc.;  daher:  a)  leichtes,  ärmliches,  dünnes 
Kleidungsstück ;  —  se  trekd  (od.  hangd)  en 
klotje  afer  't  ander,  dat  't  en  't  ander  dekt ; 
—  b)  lustiges  Gelage,  bz.  eine  Zusammen- 
kunft od.  Gesellschaft  lustiger  leichtlebiger 
od.  leichtfertiger  junger  Mädchen  od.  j im- 
ger Leute  beiderlei  Geschlechts ;  —  wi  wil- 
len bold  inseu  wer  'n  klotje  (od.  klotjedag) 
holden ;  —  de  wichter  hebben  morgen  afend 
'n  klotje  mit  'n  ander,  den  willen  se  dat  geld 
fertäreu,  wat  de  brugam  hör  gäfen  hed.  — 
Anstatt  klotje  od.  klotjedag  hört  man  häufig 
auch  die  Bezeichnung  klotje-hochtid,  -was  bei 
uns  indessen  eine  durchaus  pleonastische  Be- 
dtg. hat  u.  namentlich  ein  Fest  od.  Freuden- 
fest (cf.  hochtid),  verbunden  mit  Tanz  und 
lautem  Jubel,  bezeichnet.  Das  nd.  klattjen- 
hochtid  bezeichnet  nach  dem  Br.  W  b.  (II, 
797)  einen  Bettler-  od.  Lumpen-Schmaus, 
od.  nach  Schütze  (11,269)  ein  Fest,  loo- 
bei  viel  gespasset  u.  gealbert  ivird.  cf.  1  klotte. 

klotje,  eine  kleine  hölzerne  Kugel.  Di- 
min. von  klöt. 

klötjei),  s.  unter  klötstok. 

klots,  Klotz ;  —  fig. :  plumper,  dummer 
Mensch;  —  du  büst  'n  regten  klots.    cf.  klos. 

kldt-scheten,  Ktigclwerfen ,  bz.  das  Schics- 
sen  od.  Werfen  mit  der  klöt  genannten  Ku- 
gel. Dieses  in  den  letzten  Jahren  mehr  ver- 
nachlässigte Wintervergnügen  loar  früher 
hier  so  allgemein,  dass  manchnud  ganze 
Städte,  Aemter  od.  Gemeinden  etc.  sich  ge- 
genseitig herausforderten,   indem  dann  eine 


darin  besonders  geübte  l'erson  einen  klöt  in 
einem  Wirthshause  einer  andern  Stadt  etc. 
aufhing  u.,  wenn  derselbe  abgenommen  ivurde, 
gegen  die  von  der  andern  Stadt  od.  l'arthei 
5  dazu  erkor)ie  Person  mit  dem  klöt  werfen 
musste,  ivobei  dann  gegenseitig  (wie  beim 
Wettrennen  in  England  etc.)  von  beiden  Sei- 
ten ein  oft  bedeutender  u.  von  den  beider- 
seitigen Bekannten  zusammengebrachter  Geld- 
IQ  einsatz  verspielt  wurde  u.  auch  Wetten  auf  das 
Gewinnen  od.  Verlieren  der  sich  als  Gegner 
gegenüberstehenden  Kugelwerfer  (klötsche- 
ters)  gemacht  ivurden.  Am  Schluss  fand  dann 
ein  oft  grosses  Gelage  (klötscheterber)  .statt, 

15  wobei  es  dann  noch  oft  blutige  Köpife  setzte. 

1.  klotsen,  dasselbe  wie  klatscn,  aber  mit 

dumpfem,    dem    Vocal    „o"    entsprechenden 

Ton;  —  he  klotsd  dat  d'r  tagen  au,  bz.  up 

de  grund,    dat  't  drönde,    bz.  dat  't  in  hun- 

20  derddiisend  stiikken  flog.  —  Nid.  klotseu 
(tosend  schlagen  od.  anschlagen  etc.,  bz.  mit 
lautem  Gekrach  zerschellen ;  Hooft:  aan  't 
schuimend  zout,  dat  klotsende  op  eeu  klip 
etc.) ;  mnld.  klotsen  u.  klossen  (pulsare  etc., 

25  s.  unter  klos);  nhd.  (Grimm,  Wb.)  klo- 
tzen (a.  conglobare  etc. ,  cf.  klampen ;  — 
b)  rammen  od.  mit  einem  Klotz  einschlagen, 
eintreiben,  einkeilen  etc. ;  —  c)  einen  Stamm 
klotzen   od.    davon   das  ungleiche  Ende  ab- 

'60  sägen  u.  ihn  sozusagen  zu  einem  Klotz 
machen;  —  d)  plump  u.  klotzig  od.  mit  Ge- 
räusch auftreten,  trampeln  etc.,  cf.  engl,  clamp 
iinler  klampen,  bz.  unser  klumpen  etc.).  — 
Zu  klots,  bz.  klos. 

35  2.  klotsen,  blechen,  zahlen,  bezahlen,  büs- 
sen  etc.;  —  't  näste  mal,  wen  wi  wer  spö- 
leii,  den  willen  wi  hum  klotsen  laten ;  — 
dar  schal  he  wer  för  klotsen,  dat  he  mi  't 
geld  güstern  all'   so  ofwunnen    hed;    —    he 

40  iied  d'r  dügtig  för  klotsen  must,  dat  he  hum 
hauen  hed.  —  iV^r^.  (Danneil)  klotzen. — 
Bezieht  sich  dies  auf  mnld.  klotsen  od.  klos- 
sen (ludere  sphaera  etc.,  s.  unter  klos),  weil 
derjenige,    der  den  klots  od.  klos   (d.  h.  die 

15  Kugel)  ivirft,  oft  einen  Fudel  macht,  od.  im 
klotseu  genannten  Kugelspiel,  oft  verliert? 
Oder  heisst  es  soviel  als  den  Klotz  od.  (im 
fig.  Sinn)  den  Dumm  er  j  an  machen,  bz. 
der  Klotz  od.  Dummerjan   sein,  sodass 

50  „he  schal  klotseu"  soviel  heisst,  cds  er  soll  der 
D  u  m  m  e  u.  Betröge  n  e  sein,  den  der  Geg- 
ner im  Spiel  od.  auch  sonst  durch  Klugheit 
u.  List  sozusagen  zum  Klotz  macht  (od. 
jedenfcdls  machen  will)  u.  zum  Zahlen  zwingt  ? 

55  —  Wegen  der  Bedtg. :  „Etioas  od.  Eines  zu 
einem  Klotz  machen",  cf.  nhd.  klotzen 
unter  1  klotzen  in  Grimm,  Wb. 

klöt-stok,    einzeln   auch   blos   klöte  ge- 
nannt.    Es    ist   dies   ein  Stock,   woran  od. 

60  ivorauf   unten    ein   rundes    od.    halbrundes 


KLOTTE  KLOT 


282 


KLUFE 


Stück  Holz  (od.  klöt)  als  Kopf  befestigt  ist, 
damit  derselbe,  beim  Versenken  od.  Einstos- 
sen  in  das  Wasser,  nicht  zu  tief  in  den 
Schlamm  des  Bodens  eines  Grabens  od.  Ca- 
nals  eindringt.  Derselbe  ivird  als  Spring- 
stock  von  Landlenten  u.  Jägern  etc.,  sowie 
als  Schicbebatim  von  Schiffern  benutzt,  wo- 
her das  Schieben  der  Schiff'c  n.  Kähne  mit 
diesem  klötstok  od.  klote  bei  uns  klotjeu  u. 
bei  den  Niederländern  klot'tfn  genannt  loird. 

—  Nd.  (S chütze)  kloot,  klootstok  (Spring- 
stock);  nid.  kloet  (Schiffsbaum,  Kalkstösser) ; 
muld.  (KU.)  kloete,  kloetstok  (contus,  hasta 
iiautica  longa  et  robusta,  inferior  plerumque 
parte  obtusa  etc.). 

1.  klotte,  klüt,  Lumpe,  Hure,  gemeines 
Weib  etc.,  cf.  klatte,  wovon  es  eine  Ablnut- 

form  ist,  %cie  auch  das  für  klos  od.  klots 
angesetzte  nd.  klot. 

2.  klotte,  klot,  eine  ordinaire  eng  an- 
schliessende (gewöhnlich  schwarze)  Weiber- 
haube,  ohne  Besatz,  bz.  überhaupt  eine  Haube ; 

—  wat  liest  du  dar  für  'n  olden  klotte  up 
de  kopV  —  Aus  franz.  calotte. 

klövp,  klövcn,  s.  klüfe  etc. 

kliK-lit,  kliicht,  kliift,  Schwank,  Posse, 
possirliche  od.  scherzhafte  spassige,  vergnüg- 
liche, unterhaltende  Geschichte  etc.;  —  wet 
de  drumniel,  wat  de  malbrök  altid  für  kluch- 
ten  (Schwanke,  Fassen,  Spässe  od.  sjmssige 
u.  lustige  Geschichten  etc.)  bi  de  enn'  lied 
(od.  to  forteilen  wet  etc.) ;  —  he  sitt  ful  fan 
klüchten  un  knilpen ;  —  dat  was  jo  güster 
afend  'n  kliicht  (Spass  od.  possirlicher  u. 
lächerlicher  Auftritt,  spasshafte  Scene)  mit 
hura;  man  mns'  sük  hast  half  dod  lachen, 
wen  man  dat  mit  ansag ;  —  he  drift  od.  hed 
sin  klüchten  (Fassen  etc.)  d'r  wat  mit;  — 
wi  harren  güster  afend  up  de  hochtid  so  'u 
kliicht  (solch  einen  Spass  od.  solch  ein  Ver- 
gnügen od.  Plaisir) ,  as  wi  sin  läfend  hast 
nof,'  net  had  hebben.  —  Nid.  klucht  (Fosse, 
Schwank,  Fossenspiel  etc.);  mnld.  (KU), 
mjläm.  kluchte  (ludicrum,  res  ludicra,  res 
jocularis,  niimus;  fabula,  apologus,  ludicra 
uarratio  etc.);  dän.  klöj^^t  (Witz,  Scharf- 
sinn etc.).  —  Wenn  man  vergleicht,  dass 
mnld.  od.  fries.  kluyte  (cf.  KU.)  einerseits 
wie  klotte  (von  der  Grdhdtg. :  spalten,  od. 
kleben  ausgeliend ,  cf.  klos  neben  klatte  u. 
klute  od.  klöteetc.)  die  Bcdtg.:  gleba,  massa, 
globus  etc.  —  andrerseits  aber  auch  die  von  : 
Scholle  od.  Zerschelltes  u.  Zerspaitcnes, 
Zersplittertes,  Zersprungenes,  Abgespaltenes 
od.  Sprengstück,  fracta,  fractura  etc.,  Bruch- 
stück etc.,  toie  unser  flarrc,  Hage  etc.  —  u. 
zum  dritten  auch  die  von  ludicrum  etc.  = 
unser)n  klucht,  od.  kliift  hat,  so  muss  man 
ganz  ungcsuclit  darauf  kommen,  dass  auch 
dieses  klucht   od,  kliift,    bz.  mnld.   kluchte 


nicht  allein  dasselbe  Wort  ist  wie  kluft  (od. 
doch  jedenfalls  davon  abgeleitet  ist),  sondern 
auch  lüörtl.  ein  Ettvas  war,  od.  einen  Z  u- 
sta)id  od.  ein  Sein  u.  Wesen  bezeichnet, 
5  tvo  Kines  od.  Kticas  springt,  spaltet  u. 
sich  anfthut,  offen  ist  etc.,  od.  sich  in  einem 
Sprung-Zustand  befindet  u.  darin  verkehrt. 
Da  7iun  aber  spalten  gleich  sich  öff'nen,  of- 
fen sein  etc.  u.  springen  auch  ivieder  ^=^ 

10  hüpfen  u.  tanzen  ist,  so  ist  es  sehr  er- 
klärlich, dass  klucht,  kluft,  bz.  kluchte  in 
die  Bedtg. :  entweder  von  Zustand  tvo  Et- 
was od:  Jemand  offen  ist,  bz.  einen  offe- 
nen Kopf  hat  u.  klug,    witzig  u.  scharf  ist 

15  u.  so  in  die  von:  Witz  u.  Spass  (cf.  auch 
M«<er  klüchtig)  etc.  od.  in  die  von:  ludicrum 
od.  ergötzliches,  belustigendes  u.  erheitern- 
des Etwas,  bz.  in  die  von:  Schwank,  Fosse 
etc.  überging.  Bestätigt  wird  dies  auch  durch 

20  engl,  clyfty,  was  Ja  als  Weiterbildung  von 
clift,  clcft  (Kluft  od.  Sprung,  Biss,  Spalte 
etc.)  dasselbe  Wort  ist  wie  klüftig  od.  un- 
ser kluchtig,  klüftig  u.  einerseits  die  Bedtg. : 
zerklüftet,  gespalten,   zerbrochen,  zersprun- 

25  gen,  schroff,  jäh,  felsig  etc.,  andererseits 
aber  auch  die  von:  lebhaft,  munter,  behende, 
thätig  etc.  hat,  ivelch  Ixtztere  auch  doch 
wohl  auf  springen  zurück  geht.  Will 
man    indessen   diese   Deutung    nicht   gelten 

30  lassen,  so  kann  man  auch  davon  ausgehen, 
dass  alles  Gespaltene,  Gesprungene  u.  Zer- 
rissene (wie  auch  die  Klippen  u.  Eelsen)  etc. 
auffallend  od.  bizarr  u.  sonderbar  aussieht 
u.  dass    donnach    das  für    klufte    stehende 

35  mnld.  kluchte  ursjn:  ein  Flural  von  kluft 
(=  Klüfte)  war  u.  dann  als  Collectiv  für 
zerklüftete  u.  bizarre  Gegenstände  u.  Zu- 
stände aufgefasst  ivurde,  wie  ja  auch  kluch- 
tig die  Bedtg. :  bizarr  od.  sonderbar  hat  u. 

40  das  Bizarre  auch  ja  wieder  lächerlich  ist  u. 
zum  Lachoi  reizt. 

Wegen  der  Bedtg.:  B izarres  etc.  cf. 
auch  hess.  (V  il  m  a  r)  Kluft  chen^=  Frack 
od.  dünner  schlechter  Bock, 

45  klüchtiff,  klüftig,  lustig,  spasshaft,  pos- 
senhaft, plaisir  lieh,  od.  lächerlich,  wunder- 
lich, bizarr,  sonderbar,  auff'allend  etc. ;  — 
dat  sügt  je  klüchtig  üt  ;  —  dat  is  dog  to 
kluchtig,    so  as  hc  sük  klodt    un  dragt;  — 

50  'n  klüchtigercn  kerol  as  min  naber  heb  'k 
min  dage  noch  not  sen.  —  iV(^.  klüchtig  u. 
(S cha m b a c h)  klü ftig  (sin nreich,  erfinde- 
risch etc.):  nid.,  mnld.  kluchtig  (gestuosus; 
fcstivus,  facctus,  lepidus) ;  »/r/cs.  (Outzen) 

55  klüftig,  klügtig,  klögtig  (lustig  etc.) ;  dän. 
klOytig  (witzig,  sinnreich);  schwed.  klyftig 
(witzig  etc.):  engl,  clifty  (lustig,  lebhaft,  mun- 
ter, thätig,  behende  etc.). 

1.  klfii'o,    Klane,    bz.    die   greifende    u. 

üO  packende  Ffote   od.  Hand;   —    wat   ik   in 


KLUFE                               283  KLUEFER 

de  klüfen  hebb',  dat  lät  ik  6k  nich  so  ligt  Fleiss  sondern  u.  trennen,  mühsam  forschen 
wer  lös;  —  he  krigd  Imm  uiuler  de  kliifen.  0(/.  heraussuchen,  genau  untersuchen  etc.; 
—  Nid.  khiif;  mnld.  kluyve;  »d.  kluve  (cf.  —  ik  wil  hiim  'u  arbeid  gäfen,  war  lir  wat 
Schütze,  77,  293,  eeuen  in  de  kluve  krio-  mit  to  kliifeii  lied,  dat  he  d'r  mit  klär  word ; 
gt'n,  tooklnv e  Jedenfalls  die  Bedtff.  „Klaue"  5  —  he  harr'  d'r  so  fOl  mit  to  klüfeii,  er  he 
h(d) ;  nhd.  Klaube  u.  Klaub  er.  —  Es  up  de  gruiid  kwam ,  dat  he  d'r  hast  graue 
f/ehört  ebenso  ivie  das  folgende  klüfe  u.  klü-  här'  bi  kreg,  er  he  d'r  mit  klär  was;  —  dar 
feu  zum  as.  klioban  etc.  (cf.  klöfeii)  u.  ist  krigt  he  uog  wat  mit  to  klüfen ,  er  he  de 
von  Hause  aus  wohl  idcnt.  mit  nd.  (Schütze)  biidel  üt  'u  ander  un  wer  in  Order  krigt;  — 
kluve  (Kolbe,  Keule,  od.  cigentl.  wohl  Klo-  10  he  kluft  net  so  lank  iu  de  bokeu  herum,  bit 
ben  od.  Klotz  =  abgespaltenes  u.  gespalte-  dat  he  wet,  wo  de  säk'  egendlik  getakd  is, 
nes  Etwas),  zumal  da  ja  dithm.  (cf.  Schütze  od.  wo  sük  de  biulel  egeudlik  besäkd.  — ■ 
unter  kloot)  kluben  u.  nd.  (Br.  Wb.,  11,816)  Nd.,  mnd.  kluven ;  nid.,  mnld.,  mjläm.  kluy- 
k luvenstaken  mit  unserm  klötstok  od.  klöte  vcn  (rodcre,  arrodere,  arab-cdere);  wang. 
(cf.  auch  mnd.  kluve  bei  Seh.  u.  L.)  syn.  15  (Ehrentraut,  1,40)  klüv  (klauben,  Aeh- 
sind  u.  klöt  selbst  auch  ein  abgespaltenes  renlesen) ;  ahd.c\iLhön]mhd.k\ü.hen,(7ndartl.) 
Etwas  ist.  Da  nun  aber  mnd.  (cf.  Seh.  u.  klouben,  chlouben  (einzeln  od.  stückweise  ab- 
L.  unter  klöf  etc.)  kluweu  auch  wieder  mit  od.  auflesen,  abklauben,  aufklauben,  zer- 
nhd.  Kloben,  bz.  ahd.  chlobo  ident.  ist,  stückeln  [bz.  zerbrechen,  zerspalten,  zcrklei- 
so  wird  auch  dieses  1  klüfe  sowohl  ivie  2  20  nernj,  zerpflücken  [zerreissenj,  zerklnuben). 
klüfe  von  Hause  aus  mit  ahd.  chlobo  ident.  —  Es  ist  loohl  vom  Brüter,  klaub,  kloub, 
sein  u.  entweder  als  ein  gespaltenes  Etwas  contrah.  klüb  von  klioban  (spalten,  cf.  klö- 
die  Bedtg.  Klaue  (cf.  an.  klauf) ,  od.  als  fen)  loeiter gebildet  od.  direct  aus  klioban,  bz. 
ein  an  einem  Ende  aufgespaltenes  Stück  urspr.  kliuban,  ags.  cleöfan  u.  clüfau  ent- 
Holz die  von :  Fassendes  u.  Fangendes,  od.  25  standen.  Wenn  unser  bügen,  nid.  buigen, 
Fang-  u.  Halt-Ding  etc.  haben,  wie  ja  auch  nhd.  beugen  loirklich  vom  Bräter.:  goth. 
die  Bedtg.:  Klemme  u.  Kluppe  sich  in  baug  etc.  von  biugan  (biegen)  gebildet  ist, 
klove  etc.  (s.  «nier  klüfe)  hieraus  entwickelten.  so  wird  das  Erstere  das  Bichtige  sein  u.  ist 

2.  klüfe ,  ein  dickes  unförmliches  Stück  dann  klüfen  u.  klöfen  ebenso  wie  klüfe  u. 
od.  Brocken,  Klumpen,  Humpen  etc.,  wovon;  30  klüfe  weder  formell  noch  begrifflich  von,  ein- 

—  'ü  dügtigen  klüfe  (od.  knüfe)  bröd.  a)(der  zu  trennen,    klüfen  u.  klüfen  würden 

3.  klufe,  auch  klufer  (Dimin.  klüfeke,  dann  wohl  beide  ein  actives  od.  wirklich  ge- 
klüfke,  klüfken,  klüferke),  ein  Knochen  od.  schehenes  spalten  u.  r  eissen  (u.  so  auch: 
Bein,  looran  noch  etwas  Fleisch  zum  Klau-  pflücken  od.  trennen,  bz.  cdjpflücken,  abtren- 
ben  befindlich  ist ;  —  fader !  gif  mi  en  klüfke  35 .  nen,  absuchen  etc.)  ausdrücken ,  tvie  auch 
(od.  bentje)  fan,    ik  mag  so  gern  klüferkes.  beugen,    bz.    unser   bügen    ein   Biegen 

klüfen  (klüfe,  klufst,  kluft  etc.;   —    klöf,  machen  od.  actives  biegen  ausdrückt. 

klöfst  etc.;  —  kläfen),  klauben;  a)  beisscn,  1.  klüfer,  Dimin.  klüferke;   s.  8  klüfe. 

nagen   od.   zerbeissen  u.   cobnagen   etc.,    od.  2.  klufer,  Klauber,  Person  die  klaubt.  — 

auch :  an   u.   auf  Etwas   herumklauben   u.  40  Compos. :  bunken-,  wörden-klüfer  etc. 

saugen   etc.;   —    bunken    klüfen    (Knochen  1.  klüfer,  gewandt,  geschickt,  aufgeweckt, 

klauben,   d.  h.    die  Knochen    theils  mit  den  anstellig,  lebhaft,  munter,  behende  etc.  —  he 

Zähnen  spcdten  od.  zerbeissen,  um  das  Fett  is  so  klüfer  as  de  düfel  un  wet  sük  mit  al- 

od.  Mark  heraus  zu   bekommen,   od.   auch  lens  to  behelpen.    —    Es  steht   (cf.  klüferu 

blos  das  Fleisch  entweder  mit  den  Zähtien,  45  =  klifern)  tvohl  für  klifer  u.  ist  dann  gleich 

od.  den  Fingern,    einem  Messer  etc.    davon  mit  engl,  clever  (geschickt,  gewandt ;  kundig, 

abnagen  u.  einzeln  od.  stückweise  davon  ab-  tüchtig  etc.),    sowie   auch   ivohl    mit   aengl. 

trennen,  absuchen,  ablesen  etc.);  —  he  kluft  (St ratmann)  cliver,   tvas  nach  dem  dort 

(naget,   reisset,  pflücket,   suchet,   lieset   etc.)  beigebrachten  Beisjnel:  „de  devel  (Teufel) 

de  bunken  (od.  dat  flesk  fan  de  bunken)  so  50  is  cliver   on   siunes"   doch   wohl   schiverlich 

schön  of,  dat  d'r  gen  raband  an  sitten  blift;  die  dort    vermuthete   Bedtg.:    „tenax",   son- 

—  brodkürsten  od.  klumpkes  etc.  klüfen  dem  wohl  eJier  die  von:  sinnreich,  erfin- 
(Brodkrusten  od.  Gandiklumpen  etc.  klau-  clungsreich  od.  anstellig  u.  gewitzt,  klug  etc. 
ben,  bz.  sie  zerbeissen,  zerknacken,  zcr-  hat.  Vergleiclit  man  nun  aber,  dass  die 
kleinem  etc.) ;  —  up  de  füsten  od.  fingers  55  Wörter :  klök,  2  klisper  u.  das  unter  diesen 
klüfen  (auf  clen  Fäusten  od.  Fingern  klau-  angezogene  schwed.  klipsk  (schlau  etc.),  so- 
ften, od.  beissend  herumklauben  u.  saugen) ;  wie  auch  unser  klüchtig ,    bz.    dän.  klögtig, 

—  ären  klüfen  (Aehren  einzeln  abtrennen,  schwed.  klyftig  u.  engl,  clifty  sämmtlich  auf 
abpflücken,  bz.  sie  ab-  u.  auflesen);  —  b)  die  Grdbdtg.:  spalten,  schneiden  od.  schei- 
(fig.)  mühsam  u.  anstrengend  arbeiten,    mit  60  den,  trennen  (cf.  auch  an.  skilja,  scheiden, 


KLÜEFER 


284 


KLÜK 


trennen,  bz.  erkennen,  verstehen,  begreifen, 
d.  h.  skil  0(1.  Scheidung  machen  zwischen 
Eticas,  od.  Uins  von  dem  Andern  sondern 
etc.,  cf.  unser  sclnUen  od.  schillou,  ferschil 
etc.)  zurückgehen,  so  ist  auch  wohl  als  sicher 
anzunehmen ,  da.vs  dieses  klüfer  od.  klit'er 
(rect.  klifer  =  ags.  clyfer)  vitt  dem  Stamm- 
cerb.  kliiiban.  afries.  kliafa,  )dd.  klieven  = 
ags.  cleufaii  (s.  unter  klüfeu  u.  kliifeu)  zu- 
sammenhängt, wobei  man  selbstredend  aucJt, 
noch  annehmen  kann ,  dass  kliii'er  formell 
dasselbe  Wort  ist  wie  klüfer,  (ds  Person, 
die  Etwas  zu  klauben  od.  auszuklau- 
ben u.  auszuforschen  versteht,  indessoi  hier 
blas  einen  Klaub-  od.  Fors c h •  Zustand 
bezeichnet,  bz.  wo  ein  Jemand  sich  in  dem 
Zustand  befindet,  dass  er  klauben  «.  for- 
schen od.  scheiden  u.  trennen  kann  u.  des- 
halb klug  u.  geschickt  od.  schlau  u.  gewitzt, 
sinnreich,  ai' st  eil  ig  etc.  ist. 

2.  klüfer  (auch  klüftok  genannt),  das  vor- 
derste dreieckige  Stag-Scgel,  zu  dessen  Aus- 
spannung der  kliitVrbüm  dient.  —  Nid.  klui- 
ver;  norw.  klyvor,  klyvr;  dän.  klyvcr,  kly- 
vert ;  schwed.  klyfvare,  klyfvort.  —  Es  hat 
seinen  Xamen  wohl  von  seiner  dreieckigen 
od.  spitzwinkeligten  (es  bildet  ein  länglich- 
tes nach  oben  sjjitz  zulaufendes  Dreieck,  wie 
ein  Keil  od.  eine  gäre)  tt.  keilförmigen  Ge- 
stalt, sodass  das  ^^''ort  von  Hause  aus  mit 
mnld.  kliiyvcr  (rosor) ,  bz.  kliever,  klover 
(fissor  etc.)  u.  zwar  in  der  Bedtg. :  Keil 
zum  Spalten  ident.  ist,  wie  Ja  auch  norw. 
kliivar  diese  Bedtg.  hat. 

3.  klüfor.  jV«c/t  Stürenburg  soll  dies 
ein  Mühlenrad  sein ,  was  den  obern  Stein 
fa.'ist  u.  treibt,  während  mir  alle  Müller  n. 
selbst  unser  alter  u.  sehr  erfahrener  Mühlen- 
Baumeister  versichern,  dass  es  nirgends  hier 
in  der  Mühle  ein  Bad  gieht,  was  klüfer  od. 
klüver  heisst.  Bedenkt  man  nun  ferner, 
dass  es  kein  Rad  ist,  was  in  den  Stein  ein- 
fasst  u.  denselben  treibt,  sondern  dass  es  die 
unten  an  der  Spindel  befestigte  Gabel- 
Klaue  ist ,  tcelche  in  den  Stein  einfasst, 
bz.  den  mittelsten  Theil  des  sog.  rin's  (od. 
des  in  den  obern  Stein  eingelassenen  gekreuz- 
ten od.  vierarmigen  Eisens)  timfasst  u.  bei 
dem  Drehen  der  Spindel  den  obern  Stein  be- 
wegt, so  ist  es  zweifellos,  dass  dieses  klüfer 
ebenso  loic  )did.  Klaub  er  eine  Nebenform 
von  1  klüfe  ist,  wofür  auch  noch  der  Um- 
stand s}iricht,  dass  die  den  Stein  treibende 
Spindel  hier  auch  „klau-spi!"  heisst  u.  n)i- 
sere  Müller  hier  sagen :  .,(liit  klaiispil  fätil 
in  de  rlii  fan  de  steii  nn  mut  hum  drifcn." 

kliiler-höni ,  der  Baum  od.  die  Stange, 
womit  das  klüfer  (s.  oben  sub  2)  genannte 
Segel  ausgrspannt  wird. 

klüferke,  *.  3  klüfe. 


klüfeni ;  /.  q.  klifern. 
kluf-fükke.  klülTok,  kliifok;  /.  q.  2  klüfer. 
kh'ifke.  N.  3  klüfe. 

kluft,  klüft,  Kluft,  Spalt,  Biss,  Kitze, 
5  trennender  ZiciscJienraum,  od.  Stelle  die  — 
od.  wo  sich  Etwas  trennt  u.  ein  Etwas  in 
Abtheilungen,  EinseUheile  (die  wieder  in 
sich  fest  mit  einander  zusammenhängen  u. 
so  ein  geschlossenes  Ganzes,    von    dem    an- 

10  dem  abgespaltenes  u.  getrenntes  Etwas  [Stück, 
Klumpen,  Scheit  etc.]  bilden)  spaltet :  —  du 
must  dat  stük  nageliiolt  (od.  de  sclufe)  iiet 
in  de  kluft  dorsniden;  —  de  schife  (d.  h. 
die  von  der  Binds-Keule    des  Hinterviertcls 

15  unten  am  dicken  Ende  abgeschnittene  Scheibe 
Fleisch,  welche  gewöhnliclt  als  Sauerbraten 
zubereitet  wird)  hed  so  föl  klüften  (d.  h.  sie 
hat  einestheils  so  viele  S2)alte)i  od.  Bitzen, 
wo  die  einzelnen  Abtheilnngen  der  Fleisch- 

20  Scheibe  Mos  durch  Häute  u.  Fett  lose  mit 
einander  verbunden  sind;  andernthcils:  sie 
hat  so  viele  einzelne  Abtheilungen,  od.  be- 
steht aus  so  vielen  Einzeltheilen,  die  blas 
durch    Häute   etc.    mit  einander  verbunden 

25  sind  u.  sich  leicht  von  einander  trennen  las- 
sen),  od.  is  üt  so  föl  klüften  tosanionsetd, 
de  all'  uudor  'n  ander  fan  wekigheid  fer- 
scliillen  sunt;  —  man  kan  dat  stük  wol  in  tein 
klüften  spolden ;  —  du  must  d'r  erst  en  klüft 

30  ofsniden  etc.  —  Daher  auch :  Aht/ieilung 
einer  Stadt,  ein  Stadltlieil  od.  (Quartier,  wie 
z.  ß.  unsere  Stadt  Norden  in  vier  Klüfte 
(de  ostcr-,  südei'-,  wester-  un  uörder-kluft) 
od.   (Quartiere  (auch  rott  od.  rot  u.  in  Em- 

35  den  wik  genannt)  gctheilt  ist.  —  Nd..  mnd. 
kluft,  kluclit;  nid.  kluft;  mnld.,  mfläm.V\\\iW, 
kluchtc  (crypta,  spolunca,  specus,  antruni; 
pars,  factio  ;  multitudn,  tribus,  prosapia,  stirps, 
soboles,  genus,  progenies,  sors) ;  afries.  klefte 

40  ((Quartier,  Bezirk  etc.);  aengl.  cluft,  clift ; 
engl,  cleft,  clift;  schott.  clift;  7iorw.  kluft, 
klyft;  dän.  klüft;  schwed.  klyfta  (Kluft, 
Sjmlt,  (Jeffnnng,  Gang,  Höhle;  Stück  von 
einem  gespaltenen  Dinge  etc.)  u.  klyft  (eine 

45  Zange,  wie  mnd.  kluft) ;  ahd.  cluft,  chluft, 
chlupht,  chulupht;  mhd.  kluft  (Spalte,  Höhle, 
Höhlung,  Wölbung,  Gruft;  ahd.  auch  for- 
ceps). —  Wie  Bucht  zu  biegen,  bz.  ])h\- 
gan  etc.,    so  kluft  zu  kliefen,  bz.  kliuliau 

50  etc.  (spalten,  i'eissen.  springen  etc.),  cf.  klufen. 
klüft,  .s.  kluft  u.  klücht. 
klüften,  klüften,  spalten,  theilen,  in  Stü(  kc 
zerlegen  etc. ;  —  dat  stük  mut  dar  klüttd  od. 
dörklüftd  worden. 

55       klüft!;;.  s.  klüchtig. 

kluk  (ds  Stamm  der  nachfolgenden  Wör- 
ter ist  lautmalend  wir  kl;ik,  klik,  klok  od. 
klap,  klip,  klop  u.  ahmt  als  solcher  zunächst 
einen  dumjifen  stossenden  Ton  nach,  wie  z.  B. 

60      a)  den  dumpfen,   harten,  stossenden  Ton, 


i 


KLUK 


285 


KIJJKKEN 


den  eine  Henne  hören  lässt,  wenn  sie  brü- 
ten will  od.  bereits  Junge  (lusgcbrütet  hat 
u.  der  im  leisten  F(dl  mich  ein  Lockruf  ist, 
womit  sie  ihre  Küchlein  bei  eintretender 
Gefuhr  etc.  zu  sieh  ruft  u.  um  sielt  versam- 
melt u.  der  um  .so  heftiger  u.  häufiger  von 
ihr  ausgestossen  toird,  je  dringender  die 
Gefahr  ist ,  od.  je  grösser  die  Aufregung 
der  Henne  vor.,  während  u.  nach  dem  Brüten 
i.it,  von  woher  denn  eine  solche  Henne  den 
Namen  klukhenne  od.  sonst  auch  kliicke  etc. 
genannt  ivird; 

b)  den  Ton  des  SchlucJcens  od.  Ein-  u. 
Nieder schhtcliens  von  Speise  u.  Trank,  wes- 
halb denn  mhd.  kluc  die  Bedtg. :  Bissen 
(od.  auf  einmal  liinuntergeschluckle  Portion 
Speise)  hat,  dagegen  auch  nd.  kluk  «.  7Üd. 
klok  von  tins  zur  Bezeichnung  eines  Schlu- 
ckes Trinken  (od.  der  Fortion  Flüssigkeit, 
welche  man  auf  einmal  ein-  od.  hinunter 
schluckt)  gebraucht  wird  u.  deshalb  dasselbe 
bezeichnet  (in  6n  kluk  druuk  he  dat  iit;  ■ — 
gif  mi  en  kluk  driuken ;  —  he  hed  d'r  die 
kliikken  wTu  üt  drunken ;  —  d'r  was  gen 
kluk  in  bläfen)  tcie  sluk. 

c)  den  abgebrochenen  stossenden  dumpfen 
Ton  od.  das  Geräusch,  ivelches  man  hört, 
wenn  Flüssigkeiten  durch  die  enge  Oeffnnng 
eines  sonst  verschlossenen  Gefässes  laufen 
u.  der  dadurch  entsteht,  dass  von  oben  kein 
Luftzutritt  stattfindet,  bz.  dass  der  durch 
die  ausgelaufene  Flüssigkeit  entstandene  leere 
Raum  in  dem  betr.  Gefäss  sich  loieder  mit 
Tjuft  füllen  muss ,  die  gleichfalls  durch  die 
enge  Oeffnung ,  ivo  die  Flüssigkeit  heraus- 
strömt, von  utden  auf  eindringt  u.  so  den 
Lauf  der  Flüssigkeit  unterbricht. 

Der  Stamm  kluk  ist  gleich  mit  nhd.  kluc  k, 
kluch,  gluck,  gluc h  (cf.  Klucks ,  Klux 
[singultus]  u.  Mucksen ,  kluxen ,  glucksen, 
gluchsen,  gluxen  etc.);  nd.  kluk;  «/r7.  klok ; 
engl,  dock,  cluck ;  schioed.  klunk  etc. ;  lat. 
gloc  (in  glocire  u.  auch  wohl  in  gloctorare, 
vom  Klappern  od.  dem  Geräusch  ivelches 
der  Storch  mit  seinen  aufeinander  schla- 
genden Schnäbeln  macht)  u.  kann  auch  nicht 
von  klok  (in  klokke)  getrennt  tcerden ,  wie 
desgl.  auch  nicht  von  croc  (in  lat.  crocire), 
was  ja  auch  ein  Ablaut  von  krak  ist,  tvie 
der  Stamm  klok  in  klokke  von  klak,  klik; 
wie  denn  Fick  (I,  540  seq.)  einerseits  das 
lat.  cloctoro  mit  griech.  klagge  etc.  (cf.  klang, 
klingen),  klössö  u.  klözö,  klöksö  (glucken, 
glucksen,  tvie  die  Hühner  etc.)  etc.  zu  einem 
Stamm  klak  legt,  andererseits  aber  auch  lat. 
cloctoro  (I,  565)  mit  lat.  graculus  etc.  u. 
nhd.  krächzen  (vf.  auch  kvdkcti  w.  klunk- 
rafe)  zu  einem  Thema  grak  (krächzen,  ga- 
ckern) stellt,  ivas  ebenso  wie  die  y  klak  von 
an.  klaka  (s.  unter  klak,  klakken  u.  klagen), 


bz.  idg.  garg  (schreien)  eine  Weiterbildung 
von  gar,  gf  (sonare  etc.,  s.  unter  kolk)  ist, 
aus  deren  Nebenform  gal ,  erweitert  galp, 
nach  Fick  auch  ^did.  klif-klaf,  bz.  kläffen 
5  etc.  (s.  unter  klap,  klip,  klappen  etc.)  her- 
vorgingen M.  loelches  loohl  auch  die  y  tm- 
seres  galpen,  gilpen  etc.  ist. 

Weiteres  ver  gl.  unterk]u]ih('nn(i,k]nk]ieü  etc. 
kluk-lieiine,  kluklienn',  Gluckhenne,  Brut- 

10  Jicnne.  —  Nd.  klukhenne,  klukheen  u.  klucke ; 
mnd.  kluckhenne,  klucke;  7ild.  klokken;  midd. 
klockhinne;  engl,  cluck-,  cluckiiig-hen;  nhd. 
K l u c k e,  Glucke  u.  Gluck-  od.  Klu c k- 
henne;  rfän.  kluckhöne  ;  span.  cXnecA;  rhid. 

15  cluca ;  ital.  chioccia;  ival.  cloc^;  port.  chöca, 
cf.  Diez,  1,  125  unter  chiocciare  etc.,  bz. 
das  folgende: 

kliikkeii,  d.  h.  das  machen  od.  thun,  toas 
der  Stamm  kluk  besagt;  daher: 

20  a)  glocire ,  bz.  k l u cken  od.  g lucken 
etc.,  wie  eine  brütische  od.  die  Küchlein 
schon  ausgebrütet  habende  Henne;  —  de 
henn'  is  gewis  brödsk  (od.  kluksk),  den  se 
löpd  all  to  klukken;    —   de  henn'    löpd  all 

25  (immerzu)  to  klukken,  ga  insen  hen  un  se 
to,  of  d'r  wol  'n  häfke  of  'n  ulke  is,  de  up 
de  kiikens  lürd  un  se  faten  of  röfen  wil ;  — 
de  henn'  klukd  all  (immerzu,  in  einemweg, 
unaufhörlich  etc.)   an   un  d'r  is   gewis  wat 

30  nä  bi,  wat  hör  dwingd,  dat  se  altid  (alle 
Zeit  od.  immerzu  u.  in  Einem  fort)  klukd 
(od.  klukt) ;  —  wat  schul  dat  klukken  fan 
de  höner  wol  bedüden,  is  d'r  wol  'n  klem- 
fSgel  of  'n  häfke ,    of  anders  wat  in  't  sigt, 

ö5  wat  de  höiier  so  wild  mäkd,  dat  se  all'  lopen 
to  klukken  un  hör  kükens  na  sük  hento  röpen '? 

b)  schlucken,  hineinschlucken  od.  schlin- 
gen etc.,  namentlich  Flüssigkeiten  u.  so  auch 
trinken  etc. ;   —    he    klukd  net  so  lank,    as 

40  d'r  nog  'n  drüp  in  is;  —  wo  lank  hed  he 
nu  all  afer  dat  glas  ber  klukd,  wat  'n  ander 
dog  ligt  in  en  töge  ütdrinkd  ? 

c)  von  auslaufenden  Flüssigkeiten  aus  eng- 
halsigen  Flaschen    od.    aus   dem  Spundloch 

45  eines  Fasses,  tvo  durch  klukken  das  geräusch- 
volle ti.  stossiveise  erfolgende  Atislaufen  (cf. 
kluk  sub  c)  derselben  bezeichnet  loird;  — 
dat  fat  klukt  nog  all  au ,  man  't  schal  d'r 
dog  wol  hold  iitlopen  wesen ; 

50  d)  klopfen,  schlagen,  hämmern,  pulsiren 
etc.;  —  dat  hart  klukt  mi  d'r  nog  fan,  so 
hebb'  'k  im  forschrukken ;  —  man  kan  't 
ördendlik  fölen  (od.  hören,  sen),  dat  de  kop 
hum  klukt  un  dat  kumd  nargens  fan,  as  dat 

55  he  fan  middag  süks  rosig  äten  had  hed ;  — 
auch  .mbst. :  dat  klukken  z.  B.  in  de  kop, 
borst  od.  fingers,  swell',  bludfinn'  etc.  —  Nd. 
klukken ;  nid.  klokken  (wie  sub  a  u.  b) ; 
mnd.  kluckeu;   mnld.,    mfiäm.  klocken  (glo- 

60  cire,  singultire) ;  ags.  (L.  Ettmüller)  cloc- 


KLÜKKERN  280  KLÜEJ? 

cian;  aetigl.  clokkiii;  eugl.  clnck,  rlock  (ulo-  klnmpo,  kliimpf,  kluniph,  klumpfe.  —  Wegen 

cire);  ital.  (Diez,  I,  l'-''))  chiocciare,  croc-  der    Abstammioig ,    (irdlhUg.    etc.    s.    unter 

ciare;  .<7>(7H.  cloqiioar ;  «^ror.  cloiich:l;/;rtHr.  klaiiipo,  klainpen  u.  rergl.  dazu  klatte,  klöt, 

glousser;    «•(«/.  cloc^i    (dasselbe),     cf.    kliik,  klüt,   kliint   etc.,    wobei    noch   zu   bemerken 

sowie  nhd.  glucken,  glucksen,  gluchzen,  klu-  5  ist,    duss  klump    im   dän.  auch  die  Bedtg. : 

cken,  klucksen  etc.  u.  schwed.,  norw.khmka,  Klecks  hat. 

(schlucken )  etc.,  sowie  khmkor^khmkvAi'o  olc.  kliiiiipon.  klumix^ril,  a)  sich  zu  Klumpen 

klukkern.     Jterat.    con  klukkcn   u.  zn^ar  ballen  u.  formen,    klumpig   werden   etc.;  — 

zunächst  in  der  Bedtg.   sub  d  ;    —    do    kop  de  siie  kliiinpd  od.  kliinipt  sük  tosainen  ;  — 

klakkerd  nii.  —  Sodann  im  Zu.'iammenhang  10  de  nu-lk  khiinptrd ;    —    b)  poltern   od.    mit 

mit  klukkon  sub  a,  wovon  es  in  die  Bedtg. :  dumpf  polterndem    Geräusch,     bz.    plump, 

warm  halten,  liebend  od.  ."sorgfältig  hegen  u.  schwer    u.    laut   gehen  v.  auftreten  etc.;  — 

pflegen  od.  auch  in  die  von:  gross-  u.  auf-  wol  klumpt  dar  clür  de  iiang ;  —    he  klumpt 

ziehen    (eon  den  brütischen    od.    brütenden,  d'r  längs  dat  mau  lium,  'k  wet  net  war,  hü- 

bz.  schon  gebrütet  habenden  u.  die  Küchlein  15  ron  kau.  —  Engl,  clumj)  (wie  sub  It) ;  nhd. 

zärtlich  bewachenden    u.   unter  ihre  Flügel  klumpen,  klümpern  (wie  sub  a)  u.  klunipern 

nehmenden  Jlennen)    etc.    überging;    —   de  (wie  sah  h). 

henn'   hod   d'r  wal  mit  to  klukkern,   dat  se  klumpcrig,  klinnperg  u.  klnnipijs;,   voller 

de  kiikeus  iitl)rüdt  uu  gröt  krigt ;  —  mit  de  Klumpen  u.  Klasse,  klumpig,  klössig.  —  de- 

lutje  kinder    is  "u    luden    biilte  mit  to  kiuk-  20  bräuchlicher  ist  klüterig. 

kern,  dat  mau  liiu-  warm  hold  uu  grot  brengd;  kliini|t-f«t,  Klumpfuss. 

—  he  is  al  lank  uet  regt  god ,   man  nu  sin  kliiinpj«,  klumi»ke,    Klümpchen,   kleiner 

fro  d'r  man  wit  is,   de  schal  hum  wol  hold  Klumpen,  kleines  Stück;  speciell  ein  Stück- 

vfOr   toregt    klukkern    (durch    Warmhalten,  chen  Candi-Zucker,  wie  auch  kluntje;  —  'n 

Bähen,   sorgfältige  Pflege  etc.   genesen  ma-  25  göd  kopke  te  mit  'u  khunjike  d'r  in,  do  d'r 

cJien).   —  Compos. :  upklukkeru  (a.  auf-  od.  bafeu  ütkikd,  dat  is  wat  für  de  olih^  nifikes. 

gross  ziehen  ron  Küken  n.  Kindern; —  b)  kluiil])  -  makei',      Holzschuhmacher.     — 

genesen  machen,  autfrischen,  aufmuntern  etc.  Sprichw.:   't  geid   hum  as  de  klumpmakers, 

von  Schwachen,    Kranken    od.    auch  Math-  de  nuitten  't  liicht  tan  agtern  hehben,  od.  he 

losen  etc.).  —  Nd.  klukkern.  30  sitt  mit   de  närs  na  't  liicht ,   as   de  klump- 

kluksk,   gluckisch,    bz.  brütisch   od.    vom  makers. 

Trieb  zum  Brüten  besessen;  —  de  henn'  is  klüii.    Dieses    Wort    kommt   nur  in   der 

kluksk,  de  wil  broden ;  wen  du  't  aherst  net  Negation  unklun    vor   n.  muss  darnach  die 

liden  wilt,    dat  se  brüdt,    den  must  du  hur  Bedtg.:  geschickt,  anstellig,  klug,  bz.  fassig, 

'n  pär  mal  in  kold  water  dumpein,  den  fer-  35  greifig,  zum.  Fassen,  Greifen  u.  Halten  ge- 

geid  hör  't  bröden  wer.  eignet  u.  geschickt  etc.,   od.    die   von:  fein, 

kliiinj».  klumpe,  a)  Klumpen,  Stück,  Kloss,  zart  etc.   gehabt    haben  ,   da  uuklüu   sowohl 

Masse,  Haufe  etc. ;  —  'n  klump  is  (od.  hei,  von  plumpen,   unanstelligen,   ungeschickten, 

erde  etc.) ;  —    't  sitt  all'  in  eu  klump  tosa-  dummen,  plumpen  u.  tölpelhaften  Menschen, 

men;    —    b)  Holzschuh,   wohl   ivegen  ihrer  40  die  nichts   anzufassen   tvisscn    (he  od.  se  is 

Schicere  u.  plumpen  Form  u.  vielleicht  auch  so  unklun,  dat  se  niks  antüfaten  un  ördeud- 

mit  tvegen  des  Lärms,   den  sie  beim  Gehen  llk  to  maken  wet)   7/.    tiichts   ordentlich  zu 

verursachen,   so  benannt,   obschon  es  auch  thun  verstehen,  bz.  von  einem  ungeschickten 

möglich   ist,    dass   es   auch  hier  urspr.  nur  u.  plumpen  Gebühren    (se    kumd  d'r  so  un- 

ein  gespaltenes   Etwas   (abgespaltenes  Stück  45  klün  mit  an  ,  od.  herüt  etc.) ,    als  auch  von 

Höh  od.  Brett)  bedeutete,  loeil  klumpe   zu-  ungeschickten,    groben  u.  plumpen,  klobigen 

nächst  wohl   nur   eine  Holzsohle  bezeichnet  Händen    (so  'n  pär  unklüno   haudeu  as  dat 

hat;  —    klumpen   sunt  güd  in  drek  un  sne,  wicht  hed,    hebb'  'k  min  dage  uog  net  sen) 

man  se  hören  net  in  destiif;  —  trek  klum-  die   nichts    anzufassen    vermögen    u.    nichts 

pen  an,    den  krigst    du  gin    kohle  foten.  —  50  ordentlich  verrichten  können,  bz.  womit  man 

Redensart:    he  kumd  mit  klumpen  in  't  ge-  nichts  fein    u.   geschickt  etc.    machen  kann 

lag  (von  Jemandem,  der  plump  u.  grob  auf-  etc.,    sowie  ferner  auch  von  einem  plumpen 

tritt,  od.  plumj)  in  ein  Gespräch  dritter  Per-  groben,  klotzigen  u.  dicken  Stück  Holz,  od. 

sone.n  hineinfällt,  bz.  mit  der  Thür  ins  Haus  Baum,  Stein  etc.   ('n  unklun  stük  holt;    — 

fällt).  —  Kd.  klumpe,  klump;  mnd.  klumpe,  55  'n  unklüneu  büm,  tiiute  oic.)  gebraucht  wird. 

klompe;    nhl.  klnmp;   mnld.,  mflüm.  klompe  Jlöchst  wahrscheinl.  ist  daher  eine  von  spul- 

(massa,  gleba,  glohus;   calojjodium,  calo,  solea  ten  etc.  (cf.  klök,  2  klisi)cr  etc.)  ausgehende 

lignea);   engl,  clomp,  clump;    schott.  clump  ;  Bedtg.:  fe  i  n  etc.  als  Grdbdtg.  für  k\\u\  an- 

an.,    isl.    klumpr,    kliimbr;    schiced.,    dän.,  zunehmen,  loonach  denn  dieses  k\un  mit  k\Oi\ 

norw.  klump;  nhd.  (cf.  Grimm,  Wb.)k]mn]},  GO  (klein,  fein  etc.)  auf  ein  ursjn:  1>)7^  klinan 


KLTTEN  287                          KLUENGEL 

od.  klian,  klijan   (s.  unter  klen)   zurück  zu  hallt  u.   ein  weithin  hallendes  Poltern  ver- 
führen wäre.  ursacht. 

Klün  od.  Klain,    Geschlechtsnamc    —  ho  klunder-brf'i,  llumpiger  Mehlbrei,  od.  auch 

börd  to  Klüns  folk,   hz.  hö  stamd  fan  Klün  Mehl  in  kochender  Milch   zu  dickem  Brei 

of.  —  Dieser,  soviel  ich  weiss,  nur  auf  Nor-  5  gerührt. 

dcrney  vorhommende  Name  muss  jedenfalls  klunder  -  iiiPlk,    dicke    geronnene    Milch, 

schon  sehr  alt  sein.     Er   kömmt   hei   För-  Schlottermilch.   —   Nd.   klüntermelk ;   mnd. 

st e mann  nicht  vor   u.  ist  gewiss  mit  dem  klüntermelk. 

vorigen  klün  ident.,  hz.  davon  suhstantivirt.  klundern,  poltern,   ein  lautes,   dumpf  u. 

kiander.     Dieser  von  klund  =  klunt  (cf.  10  hohl  klingendes  Geräusch  machen,  mit  star- 

die  folgenden  Wörter)  weitergehildete  Stamm  kern  Geräusch  gehen,  fallen,  stürzen  etc. ;  — 

bezeichnet  einerseits  ein  dumpfes  polterndes  wat  khinderd  dar ;   —    wel   khinderd   dör  't 

Geräusch,  od.  ein  Etivas ,   ivas  poltert   (cf.  hös?  —  Nid.,  mtild.,  mfläm.  klanderen  (pul- 

geklimder,  Gepolter  etc.  u.  Kläs  kliinder  etc.)  sare  od.  tundere,  tiulitare,  als  Synonym  von 

u.  andererseits   einen   Klumpen,    od.  Kloss  15  kleunen,  klonen,  cf.  klonen);  nd.,  mnd.  klan- 

(klunders  od.  klunten,   klumpen,  klüten  etc.  dern ,    klunderen    (poltern ,    ein   hohles    od. 

in    de   brei,    melk  etc.),    eine  Masse,  einen  dumpfes  Geräusch  od.  Getöse  machen),    cf. 

Haufen  von  Etwas.    Wie  ivir  nun  aber  un-  kluntern. 

ter  klumpke  u.   kluntje  aiich   ohne  Zusatz  klnnders,  klanters,  Ä'fösse  efc,  s.  klunder. 

„ein  Stück  Candi"  verstehen,  so  auch  unter  20       kliingel,  ein  faides,  nachlässiges,  schlum- 

klunder  ohne  Zusatz  einen  klumpen  od.  einen  piges,  gemeines  u.  liederliches  Weibsbild,  das 

Haufen  glühender  Kohlen   (he   hed   ml  d'r  sich  gern  bei  der  Strasse  herumtreibt,  Alles 

'n  goden  klunder   [od.   kluse]    inpakd,    dar  verkommen  lässt  ti.  vertrödelt  u.  verschleu- 

kan  ik  mi  göd   up  bakern)   u.   da    mm  ein  dert,  bz.  Alles  verschleppt  u.  versetzt  u.  mit 

klunder  od.  ein  kluse  zunächst  in  eine  teste  25  ähnlichen  Schlumpen  u.  liederlichen  Perso- 

(irdenes  Kohlenbecken,  testa)  gelegt  ti.  dann  nen  verthtU  u.  überhaupt  nachlässig,  unor- 

mit  dieser   in  eine  Feuerkieke  gesetzt  loird,  deutlich   u.    liederlich   rvirtJischaftet  u.  lebt; 

so  hat  klunder  davon  (pars  pro  toto)  eines-  —  wo  de  kerel  dar  to  kamen  is,  dat  he  dar 

theilssoivohl  die  Bedtg.:  „Geschirr  (od.  tente)  so  'n  kliingel  fan  'n  wif  anslän  hed,  de  sük 

mit  sammt  dem  glühenden  Kohlen-Haufen",  30  altid  bi  de  strate  herumdrift ,   hör  budel  un 

als  andererseits  auch  die  von:  „Feuerkieke  kinder  gans  ferkamen  lett  un  't  all'  fersetd 

(stafe,  stofe    od.   das  Wärm- Stäbchen)  mit-  un  ferdeid   wat  he  hed,    dat    mag   de  düfel 

sammt  den  glühenden  «t.    ivärmenden  Koh-  weten ;  —    wat  erst  'n  kliingel  is,  dat  is  ök 

len"  erhalten.   —    Der  Stamm  klund  ist  =  hold    'n    hör.    —    Nid.    (v.  Dale)  klongel, 

klunt  (s.  d.)  u.  erklärt  sich  dessen  auslau-  35  klungel   (stratenloopster,  gemeen  vrouwsper- 

tendes  „d"   wie  in  kladde,  kladden  etc.  itn  soon,  vod,  lap,  lomp,  onbeduidend  en  niets- 

V er  gleich  zu   klatte  etc.,   hz.   wie  im  engl.  waardig  voorwerp). 

clod  u.  clot  (Klumpen,  Kloss,  cf.  klos,  klots  Vergleicht  man  die  Schallstämme  klat  od. 

u.  ist  es  darnach  fast  zweifellos,  dass  klod,  klad,  von  klater,  klatte,  kladde  etc.  od.  klak, 

klot,  bz.  klud,  klut  blosser  Ablaut  von  klad,  40  klik  etc.   u.  Alles  was  mit  diesen  Stämmen 

klat  (cf.  1  u.  2  kladde  u.  klater,  klatte)  ist  zusammenhängt,  so  ist  es  höchst  wahrschein- 

u.  daraus  ivieder   die  Stämme  klond,  klont,  lieh,  dass  auch  dieses  Wort  ebenso  wie  klun- 

bz.k\und,khmt  nasal,  sind,  wobei  sich  dann  ker   u.    auch   ahd.   chlunga,   clunga,   mhd. 

von   selbst    alle    Bedtgn.    der   von:   klund,  klunge,  mfläm.,  mnld.  klonghe  (glomus)  ent- 

klunt   weitergebildeten    Wörter   ganz   leicht  45  loeder  mit  einem  Schallstamm   klung,  klunk 

aus  klad,  klat  erklären  lassen.  (möglicherweise  nasal,  aus  klug,  kluk  =  mh- 

klnnder-böne,  eine  sog.  Emporkirche  (pri-  serm  klak),   od.  doch  mit  einem   Verb,  klia- 

chel),   welche  diese  volksthümliche  Bezeich-  gan,  klinkan    in  der  Bedtg.  sonare  od.  cre- 

nung  (wahrscheinl.  nämlich  soviel  als  Pol-  pitare,  fragorem  edere  etc.   zusammenhängt, 

ter -Boden)  tvohl  daher  hat,  dass  das  Be-  50  aus  dessen  Präter.  klung,  klunk  =  älterem 

treten  derselben  in  der  Kirche  leicht  ein  pol-  klang  (schcdlte,  rauschte,  krachte,   od.   habe 

terndes  od.  laut  hallendes  Geräusch  macht.  sonus  od.  crepitus,  fragor  etc.  gemacht)  das 

klunder-börg,    eine  grosse  u.   weitläufig  obige  Wort  dann  ganz  in  derselheyi  Weise 

gebaute  Burg  in  Emden,  deren  Name  auch  hervorging  wie  klater   (Mist-Klunker ,    od. 

wohl  mit  klundern  (poltern)   in   Verbindimg  55  Klunker  überhaupt) u.  kXdXie  (Bruchstück, 

steht;    entweder  tveil  es  nach  dem  früheren  Klumpen,  Brocken,  bz.  Theil,  Stück,  Fetzen, 

Volksglauben  dort  spukte  ti.  p)olterte,  od.  weil  Lappen,  Lumpen  etc. ;  fig.  LAimp,  Schlumpe, 

wegen  der  weitläufigen  Bauart  u.  vielen  lan-  alte    Vettel,    gemeine    Person,    Hure)   vom 

gen  Gänge  u.  Corridore  in  derselben  jedes  Schallstamm  klat  =  ahd.  klaz,   welches  als 

Geräusch  u.  jeder  Tritt  od.  Stoss  tätige  nach-  60  .sj/n.  mit  klak  u.  klap  eben  aus  crepitus  od. 


KLÜENGELE                         2.SS  KLÜNK-RAPE 

fragor    otc.     die    Bedicju.:    Fleck    (macula),  luir  golJ  im  trud  herum;  —    he  ferklüngekl 

Schmutc,  Schmiere,  Klebendes,  Klebestoß'  etc.  (cerwirthscliaftet   od.    verschleudert    ti.    ver- 

sowohl,  als  die  von:  Jiiss,  Bruch,  Spalt,  od.  schwendet    in    liederlicher    Weise    wie   eine 

Bruchstück,  Klumpen,  ab(/e.'^paltenes  od.  zer-  Scitlumpe  od.  ein  Lump)    siu    tid ,    od.  golJ 

spaltenes  Etwas,  Felsen,  Klippe    (riipcs,  cf.  fj  un  göd.    —    Kd.  khingelu ;    nid.    klongeleii, 

nd.  od.  ngerm.  klaut,  kliut,  b~.  unser  kluut  kkiiigelen. 

od.  klunte  als  si/n.  mit  khimpe  od.  kl;iiiii)e,  kluuker,  Klunker;  —  a)  zusammengehall- 
klimpc  u.  klos,  klüt,  kinto,  khiiite  otc  ,  wehhe  tes  Kothklümpchen  ,  icas  —  od.  Koth  v. 
Worter  auch  Ja  sämmtlich  auf  der  Bedttj.:  Schmutz,  der  sich  unten  an  dem  Saum  der 
sjjalten  etc.  beruhen,  bz.  auf  dieselbe  zu-  10  Kleider  u.  namentlich  in  den  etwa  zerfetz- 
riicki/ehen)  entu-ickelten  od.  wenif/stens  ent-  tot  Fnden  (od.  fVAnjes,  wie  wir  sa(/e)i)  der- 
wiekeln  konnte)).  Was  nun  aber  speciell  selben  sowohl,  als  auch  in  den  herunterhän- 
das  alul.  khiiiiia  etc.  (glonuis)  betrifft,  so  ist  genden  Haaren,  bz.  in  der  Wolle  der  Thiere 
dieses  mit  alul.  ohiiwa  (ghnmis,  gk>l)iis,  cf.  festsetzt  u.  die  Fnden  in  einander  verklebt 
klön)  sowohl,  als  auch  mit  klos,  kh')t,  kh"it  15  u.  verschmiert,  od.  verfilzt  etc.,  wobei  sie 
)i.  kUuniie,  khinte  etc.  si/n.  u.  i)n  Stamm  dann  aber  zugleich  auch  als  l'roddeln  od. 
klang  ga))z  ident.  mit  engl,  chiiig  (kla)n)n,  Zapfoi  davon  herunterhängen  u.  im  Ge- 
klebig, ziihe  od.  zu.'<a)nmenhängend  mit,  od.  hen  auch  bau))teln  od.  hin  h.  her  schlagen; 
(n(/i(J/(//<'N(/ [adhaerens]  an  Ft)ras),  was  übri-  —  h)  Troddel,  so  benannt,  weil  auch  diese 
gens  ausserdon  ((tus  der  Grdbdtg.  soiiitus  20  ei))erseits  einen  Klumpen  bilden,  od.  in  einon 
od.  crepitiis  hervorgehend)  ebenso  ivie  klap  od.  gloiims  etc.  Z)isammengeballt  sind  n.  zugleich 
klaps  auch  die  Bedtg.:  Schlag  od.   Ohr-  dabei  auch  baiuneln. 

feige  etc,  soivohl,  als  auch  ferner  die  von :  Dass  klunker  sowohl  wie  klüugol  sich  in 

zusamn)enhä))gender  u.  vcrhürteter  Thon  (zu-  mancher  Bezieliung  mit  klatte  begrifflich  be- 

sammenhängeude  Masse)  u.  ferner  auch  die  25  rührt,  ist  schon  unter  klüngel  bemerkt,  sowie 

von:     ungeschickter    u.    tölpelhafter   Hlensch  auch,    dass  beide  St(i)nme ,    nämlich    .sowohl 

(wie  unser  klimtc)  hat,  ivobei  es  sich  selbst-  kluiig  als  kliink  von  Hause  aus  Schallstiunme 

redend  ganz  gleich  bleibt,  ob  man  für  alid.  sind,    in    welchen    sich   in  ähnlicher    H'f/.st' 

clunga  die  Bedtg.:    kleben,  zusammenkle-  wie  in  klak,  klap,  klat    (cf.   1    u.    2    klatte, 

ben,  aneinander  hangen  etc.,    bz.  adhuerore  30  klater,  klatte)    u.    ihren  Ablautoi    tvie  klik, 

(cf.  klüii)    etc.    od.    die   von:    bersten    u.  klit  etc.    aus   fragor    ei))erseits    die   Bedtg.: 

spulten  (c/.  klatti',  klos,  klüte  etc.  u.  Wei-  Bruch,  Jhuchstück,   Theil,  Brockoi,  Klumpe 

teres  wegen  kling,    kluiig    od.  klunker    auch  etc.  u.  andererseits  die  von  macula  od.  Fleck, 

noch  unter  1  klinke)  zu  Grunde  legen  will.  Schmutz,  Sclimiere,  Klebestoff'  etc.  entwickel- 

Zu  klüngel  od.  ahd.  clunga  (glomus)  soivohl,  35  ten,  wie  denn  auch  alle  drei  Bedtgn.,  näm- 

als  zu   klunker,    Grimm  (Wb.     V,    1295  lieh  a)  sonus,  crepitus,    fragor,    clangor   od. 

bis  1299),   xvobei  jedenfalls  anzunehmen  ist,  Geräusch,    Lär)n  etc. ;    —    h)  Brocken    od. 

dass    der  Stamm  klunk  thcilweise  aus  kluk  Klumpen,  unf(>rmliche  Masse,  glomus,  gleha 

(als  Ablaut   von   klak,  klik   u.  Schalls(a))))n  etc.;  —   u.  c)    macula    od.  Fleck,    Schmutz 

wie  diese)  'nasal.  2vurde ,   wie   dies  ja  auch  40  etc.    sich  im  Stamm  klunk  zusa)n)nenfinden. 

mit    norw.,    schwed.    klunka    (schlucken    =  Was   nun   aber   den   StanDu  kliuik    speciell 

wnserm  kluk-ken)    u.  schott.    cluuk    =   un-  betrifft,    so   ist   er  ein  Ablaut  von  klank  u. 

serm  kluk  (Schluck)  der  Fall  ist.     cf.  auch  klink,  bz.  aus  dem  Ablaut  kluk  von  klak  u. 

khinkrafe.  klik  nasal.,  wie  dies  ja  aus  klunkeu  ^  kluk- 

kliiiigele,    schlechte,    gemeine,    nichtswür-  45  ken,  bz.  nhd.  glucken  (cf.  Grimm,   Wb. 

dige,  faule  Sache  od.  Handlung,  Geschichte  V,    1296   das   zweite  klunkeu    u.    dazu  alle 

etc.,  Sache  od.   GescJtichte,    die  heimlic/i  be-  Wörter  von  klunk    bis  khuikezen  in  Bezug 

trieben  wird,    weil  sie  faul  u.  schmutzig  ist  auf  das  oben  Gesagte)  deutlich  er/teilt.    Weil 

u.  das  Licht    der   Well    .scheut;   — ■    se    hcd  nun    aber   auch    die    Stiunme  klanip,  klinij), 

altiil  allerlei  klüngelren  hi  de  enu',  war  hör  50  klumj)  aus  klap,    klip,    klup  u.  klaut,  klint, 

man  net  fan  weten  dürd.  kliint   (cf.    klunte    etc.    neben    klunder    elc.) 

kliingel-kPiilil ,    fauler  Kram,  faule    Ge-  aus  klat,  klit,  klut  nasal,  sind,  so  ist  es  er- 

schichten  etc.;  —  mit  Jo  klüngelkräm  wil  'k  klärlich,  weshalb  die  davo)i  weitergebildrten 

niks  to  düu  hehbcn.  M'örtcr   mit   denen  zu  klak,  klik,  kluk,    bz. 

kliiii;i;elD,  sich  in  träger  u.  fauler  UV/sc,  55  klank,  klink,  klunk  geliörendcti  (cf.  (Trimm, 

od.  wir  eine  liederliche  l'erson  (eine  Schlumpe,  Wb.  )inler  klunker  etc.)  .so  oft  in  ihren  Be- 

ein  Lu)i)p  etc.)  umhertreiben,  od.   es  machen,  dtgn.  mit  einander  zusammentreff'en. 

treiben  u.  vurthsc/uiftot  tvie  ein  klüngel;  —  kliink-riit'e,  Kolkrabe,  <l.  i.  Krächz-Babc, 

h^  od.  se  klüngeld    wat  \n  de  sirut'  herum;  wie  atich  kolkrafe  dieselbe  Bedtg.  hat.     W'e- 

—  se  klungeld  (loirtlisi haftet  liederlich)  mit  (SO  gen  klunk    cf.    dän.    klunke  ,    norw.  klunka 


ICLUNT  KLUNTE 


28» 


KLÜSE 


(krächzen  od.  schreien  ivie  Buhen  u.  an- 
dere Vüycl),  wem  aber  auch  tvie  nhd.  klun- 
ken  (cf.  Grivivi,  Wb.),  nono.,  schwcd. 
kluuka  dieselbe  liedt(/.  wie  kliikken  (cf.  die- 
ses u.  s.  unter  kluk)  hat  u.  eben  auch  (cf. 
klunker)  aus  kliikke,  bz.  klukka  nasal,  ist. 
Auch  dithiii.  heisst  der  Kolkrabe  „kluiikrav". 
klunt,  klaute,  Klumpen,  Kloss ;  —  't  is 
emer  kel  an  khiiiU'  (es  ist  nichts  cds  Ge- 
ronnenes u.  Klumpen  od.  Klasse); —  Klotz, 
dickes  plumpes  unförmliches  Etwas  od.  Ding, 
Wesen  etc.;  daher  auch  fig.  (wie  Klotz): 
ein  klumpiger ,  plumper,  unbeholfener ,  bz. 
grober,  schioerer  u.  hart  od.  laut  auftreten- 
der Fuss,  od.  ein  plumper,  unbeholfener 
Mensch ;  —    he  t'ald  afer  sin  egen  klunten ; 

—  barg'  ilin  khuitcMi,  dat  man  d'r  net  afer 
fald  ;  —  he  haud  mit  sin  klunten  in  de  düle, 
as  wen  he  d'r  elkermäl  dörträden  wil ;  — 
he  is  'n  arbarndikeu  khinte  fan  'n  kerel;  — 
so  'n  klunte  fan  'n  wicht,  as  du  bist,  heb' 
'k  min  dage  nog  net  sen ;  du  smitst  't  nog 
all'  kört,    wat    du    uuder  de  banden  krigst ; 

—  wetst  du  klunte  den  niks  ördendlik  anto- 
faten  un  to  dön  ?  't  is  je  net,  as  wen  du  net 
äfen  erst  fan  de  bür  kumst.  —  Nd.  (Br. 
Wb.)    klunte,    (Dähnert)    klunte   (dickes, 

plumpes,  grobes  Weibsbild,  een  buurklunte) ; 
nid.  klont;  mnld.,  mfläm.  klonte,  kloater  (glo- 
bus,  gleba,  massa) ;  md.  (Grimm,  Wh.) 
klunte  (feinina  sordida  od.  foetida),  od.  klonte, 
klunte  (liederliche  Dirne,  od.  auch  plumpe 
grobe  Person  etc.,  cf.  daselbst  Bauer-,  Dreck- 
Klunte,  faiäe  Klunte). 

Der  Stamm  klunt  ist  einerseits  ident.  mit 
klund  (in  klunder  u.  den  dazu  gehörenden 
Wörtern),  wie  ja  auch  klad  in  kladde  etc. 
mit  klat  in  klater,  klatte,  klattern  etc.  ident. 
ist.  Wie  nun  aber  klat  u.  klit  mit  ahd. 
klaz  u.  kliz,  bz.  unserm  klats,  klils  u.  auch 
mit  klas,  kies,  klis  wenigstens  zwn  Theil 
ident.  sind,  bz.  der  Stamm  klas,  kies  etc.  so- 
wohl durch  Ausfall  des  inlautenden  „t"  aus 
klats  etc.,  als  aus  dem  aus  klak  verstärkten 
klaks  od.  klax  (cf.  auch  klaps)  entstehen 
konnte,  so  sind  auch  neben  klant,  klint,  klunt, 
bz.  klants  etc.  u.  hochd.  klanz,  kliuz,  kluuz 
(als  Nasalirungen  von  klaz,  kliz  etc.,  bz. 
ngenn.  klat,  klit  etc.)  die  in  Grimm  (Wb. 
V,  1299  seq.)  aufgeführten  Wörter  kluus 
bis  klunzfusz  im  Stamm  u.  Grdbgr.  nicht 
von  klunt  u.  dessen  Weiterbildungen  ver- 
schieden. Was  nun  aber  klunt  od.  klunte 
selbst  betrifft,  so  ist  dasselbe  in  seinem 
Stamm  klunt  tvahrscheinlicher  von  klut  = 
ahd.  kluz,  als  Ablaut  v^on  klat,  ahd.  klaz 
(s.  unter  klater,  klatte,  klittcr,  bz.  klats,  klits) 
nasal.,  als  dass  klunte  aus  klute,  bz.  kliite 
nasal,  ivurde,  was  allem  Anschein  nach  mit 
klöt,    klote    ganz    ident.    ist    u.   toie    dieses 

J.  ten  DooTukaat  Koolman.    Wörterbuch.    II. 


zu  einem  agerm.  Verb,  kliiitan,  ahd.  kliozan 
(spalten,  springen  etc.)  gehört. 

kjiiiiter;  i.  q.  klunte;  —  't  sunt  emer 
kliiiiters  Klumpen,  Klösse  =  kiunders);  — 
n  he  od.  se  is  'n  i'ogten  klunter. 

kluntei'i;:?,  kliinter«;^,  kliiutri;!;,  a)  klumpig, 
klössig ,    bz.  voll  von  Klumjjcn    u.    Klössen ; 

—  klunterige  brei  od,  melk  etc.,  cf.  kliinder- 
biei  etc.;    —    h)plnm2),    unbeholfen,    leicht 

10  stolpernd  u.  fallend,  od.  auch  ungeschickt 
i(.  leicht  etwas  fallen  lassend  etc.  —  he  is  so 
klunterg  as  'n  bar  up  't  gladde  is,  bz.  up 
schöfels;  —  he  word  old  un  klunterg;  — 
wo  kanst  du  wol   so  klunterg   wesen  un  la- 

15  ten  't  all'  fallen. 

klanterii,  poltern,  hart  u.  geräuschvoll 
gehen,  klotzig,  plump  u.  unbeholfen  auftre- 
ten od.  gehen,  stolpern,  straucheln  etc. ;  — 
he  klunterd  so,    dat  man  't  dör  't  hele  hus 

20  hören  kiin;  —  he  klunterd  de  strät'  längs, 
as  of  he  elker  trä'  fallen  schal.  —  Nid.  klon- 
teren ;  engl,  clutter. 

klnnt-tüt,  klnntslot ,  ein  klumpiger  od. 
klotziger,    pAumper ,    grober,     ungestalteter, 

25  schwer    auftretender  Fuss    etc. ;    cf.   klunte. 

—  Nd.  (Br.   Wb.  etc.)  klunts-,    kluns-foot. 
klunt-liakke,    Klotz-Ferse,    Klotz- Hacke, 

od.  (fig.)  Mensch  mit  klotzigen,  plumpen 
Hacken    u.  so  auch  ivie  klunte    od.  klunter 

30  in  der  Bedtg. :  plumper,  unbeholfener  Mensch 
od.  Stolperer  etc.  gebraucht. 

kluntje,  klantke  (Dimin.  von  klunte), 
Klümpchen,  Klösschen  etc. ;  hauptsächlich 
wie  klumpke   in  der  Bedtg. :    Stück   Candi- 

35  Zucker  gebraucht,  sowie  fig.  auch  im  Si)tn 
von:  kleine,  plumpe,  unbeholfene  Person. 

kluntsen,  kliinsen;  /.  q.  kluntern  in  der 
Bedtg. :  poltern,  od.  plump,  schwer  u.  ge- 
räuschvoll  auftretest,    wie   nd.    (Br.    Wh.) 

40  klunsen  od.  kluntsen,  wird  aber  auch  so  tvie 
duuspn  u.  klundern  in  der  Bedtg. :  dumpf 
schallen  od.  hallend  dröhnen  etc.  gebraucht. 

1.  kinse  od.  klüse,  Klause;  —  he  kumd 
in  gen  kark  of  kluse.    —    Nd.   kluse ;    nid. 

45  kluis;  mnld.,  mfläm.  kluyse;  ahd.  clüsa, 
chliisa;  mhd.  klüse,  klüs  (Klause,  einsame, 
abgeschlossene  klösterliche  Zelle,  Einsiedler - 
Wohnung,  abgeschlossene  Wohnung;  abge- 
schlossener  n.    abgedämmter   Behälter;    Ge- 

50  hirgspass,  Engpass).  Aus  gleichbedeuten- 
dem mlat.  clusa  vom  Partie,  pass.  clusum 
von  lat.  cludere,  wie  mhd.  klose,  klös  u  mlat. 
clausa  (Klause)  aus  clausum  von  claudere. 

2.  kluse  od.  kluse,  klüse  (Naut.,  cf.  Bo- 
55  brik),   das  kleine  enge  Loch  (auch  klüsgat 

genannt)  vorne  im  obern  Bande  od.  (bei 
grösseren)  im  Bug  des  ersten  Deckes  eines 
Schiffes,  ivodurch  das  Ankertau  schlüpft  od. 
hindurch  gezogen  wird  u.  loas  gewöhnlich 
60  mit  Blei  ausgefüttert  ist.  —  Nid.  kluis,  kluise, 

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KLÜSE  290  KLÜTEN-BRAEKER 

kluisgiit ;   schiced.  klysa,  klys,  klysgat ;  dän.  'n  kli'it  (eine  Geschwulst  etc.)  uj)  de  kop,  bz. 

klys,   klyds.    —    Es    ist   zweifellos   dasselbe  up  de  rügge  etc. ;  —  kluteu  od  nielkkluten 

Wort  icie  1  kluse  in  der  Bedtg.:  Etujpass,  in  de  hörst  od.  in  de  titton,  i:i  't  jidder  f>.  />. 

enger  Weg  od.  enger  Durchgang  etc.  hei  Wüchiicrinnoi,   od.  bei  den  Milchkühen 

3.  kluse  od.  kluse,  Klumpen,  Kloss  etc.,  5  etc.);  —  klnten  in  de  leske  (angrschicoJh'ne 

speciell  ein  Klumpen  od.  Jlaufen  glühender  Drüsen  in  der  Lcixtc)  etc.,    —    Jicdcn^art: 

Kohlen;  —  'u  dügtigeii  kluse  för/.  kl iit)  tur;  wer  up  de  kliiteii  kamen  {sich  icitder  empor 

—  se  hed  nii  dfir  'n  goden  kluse  in  'd  stuf  arbeiten,  od.  wir  klitern),  wo  klute  in  der 
(FeuerJiieke)  inltiitd.  — Hlnd.  (cf.  Grimm.  Bedtg.:  Anschwellung  etc.,  Erhöhung,  Jfö- 
Wb.  V,  l,ii't  unttrk\o^7.  subf)  clüs  (Klum-  10  eher  od.  Beule  gedacht  ist.  —  iV(/.,  mnd. 
pen) ;  norw.  klysa  (klak,  klump);  .<fchwcd.  klule,  klüt;  idd.  kluit ;  innld.  kluytc  (gleha, 
dialect.  klosa,  klysja;  ddn.  dialcct.  k\öai}.  —  ni:iss,a,  gioltus,  massa  glaciata,  Eisscholle); 
Es  ist  wohl  eine  Nebenform  mn  klute  od.  hcss.  (  Vilmar)  klüte,  kl;uit<\  —  Es  wird 
klftte  =  ahd.  kluze  od.  kliiza,  kliuza,  joo  wohl  mit  klöt  (s.  d.)  von  Hause  aus  idcnt. 
das  „s"  sich  ebenso  erklärt,  n-ie  bei  k\os  n.  15  sein.  Docli  ist  es  auch  möglich,  dass  es  mit 
bei  kliuse  (rima  etc.),  klunse  (Klumpen)  als  klos,  klots  direct  aus  einem  ablautenden  khit 
Nebenform  ron  kVwüv,  ahd.  kVin/o,  bz.kUudc,  =  ahd.  kinz,  nasid.  klunt,  kluuz  (cf.  kkuite) 
nhd.  khinze  od.  khiiiz;  cf.  kluntp.  u.  Sgnongm  von  klat  =  r//tf/.  klaz  (<•/.  klats, 

kliisen  (Naut.)  Wenn  bei  unruhiger  See  klatte,  bz.  klits,  klitler)  mit  dem  Sufji.r  a 
das  S(hilf'  vor  Anker  liegt  od.  segelt  u.  es  20  (Thema  klutä)  weitergebildet  wurde,  wobei 
dann  stark  ."itamjßl't  od.  heftig  auf  u.  nie-  sich  dann  das  „d"  in  kludi«,  kliider,  klender 
der  stösst,  so  dringt  das  gegen  den  Bug  an-  (cf.  Grimm,  \Vb.  ]',  ll.Yi'  unter  Klau- 
sehlagende  Seewasser  leicht  diir(h  die  kluse  der),  bs.  klüde  (ein  Gewicht  beim  Woll- 
od.  klüse  (s.  2  klus«-)  genannten  Ankertau-  ha)idel,  nrspr.  aber  wohl  idcnt.  mit  klute  ii. 
iöcher  ein  u.  nennt  der  Seemann  diesen  Vor-  25  blos  ein  Blei-  od.  Erz-Klumpen,  od.  Stein- 
gang kliisen.  Weil  nun  aber  dieses  Ein-  klotz.  Stein  etc.,  cf.  auch  Stein  als  Ge- 
dringen des  Seewassers  durch  diese  Löcher  wicht)  ebenso  erklärt  als  in  unserm  klathh^, 
eine  Folge  des  Stampfens  des  Schiffes  auf  kiunder  etc.,  bz.  wie  im  engl,  clod  =:  clot  (s. 
u)iruhiger  See,  bz.  des  Anprallens  u.  An-  unter  klos),  bz.  wie  im  ags.  (L.  Ettmiil- 
klatschens  (od.  des  heftigen  Anschlagens)  des  30  ler)  cliid  (rupes,  collis),  neben  clüt  (pitta- 
Seewassers  gegen  den  Bug  des  .'■^chiffcs  ist,  ciiim,  kimina),  welch  Letzteres  mit  nfries. 
so  hat  kliisen  (=  wang.  [Ehr ent rau t,  I,  dithm.  (O atzen)  klütf,  khit  (Flicken,  I^ap- 
409  unten]  kliizen;  nid.  kluisen;  schwed.  pen,  bz.  Fleck);  dän.  klud  ;  schwed.  clut; 
klysa;  dän.  klydsa)  daran  auch  einestheils  engl,  clout  etc.  auch  zu  einem  Verb,  kliu- 
die  Bedtg.:  st ampfen  od.  stossen  (wie  35  tan  (spalten  etc.)  gehört.  Wegen  der  Grd- 
das  ivang.  kliizen)  n.  andertiiheils  auch  die  bdtg.  von  klute  .sc/  aber  noch  bemerkt,  dass 
von:  klatschen  od.  schlagen  (wie  das  im  Stamm  klut  od.  kliit  (u^oltl  aus  k\n\t,  bz. 
nid.  kluisen,  cf.  v.  Dale)  etc.  angenommen,  kliulan,  dies  aber  ttuch  wieder  aus  germ.  |/ 
woher  die  klüzbalge  (wörtl.  Stampf-  od.  klut,  wie  biugan  aus  bug,  bz.  bliugh),  neben 
Klatsch-  Balge,  od.  Balge  wo  ein  Schiff'  40  Liruch,  Spalt,  Riss,  bz.  abgespaltenes 
stampft,  bz.  wo  das  Wasser  klatschet)  od.  abgesprengtes  etc.  Etwas,  od.  Zustand 
auf  Wangerooge  ihren  Namen  hat.  wo  Etwas  spaltet,  reisst  u.  bricht  etc.,  auch 

klfis-;:;;!!.  s.  2  kluse.  wie  in  klak   u.    ahd.    klaz    -=    unserm   klat 

kliiske,  kluske,  Dimin.  run   1  ?/.  3  kluse.         die   Bedtg.:    macida,    od.    Fleck,    Schmutz, 
klule  Oll.  klüte,  klüt,  a)  Brocken,  Brach,  45  Schmiere,    Klebestoff',    klebende  Mtderie,  öd. 
Bruchstiuk  etc.;  —    be  band  't  all'  in  klu-         schleimige,  klebrige  Masse,  Etwas  was  luWi-.ie- 
ten  od.  kleine  Stücke;  —  klutcn    (Brocken,         reiis  ist  etc.  liegt,    in    welclier  Bedtg.    auch 
Grus,  bz.   Torfbrocken)  stoken  o<7.  briiunen ;         kludderu,  kluttern,  nebst  klittern    i)i  derscl- 

—  b)  Klumpen,  Kloss,  od.  eine  in  sich  ver-  ben  Bedtg.  wie  unser  kladdcn,  klatldern  (näm- 
bundenc  od.  zusammenhängende  unförmliche  50  lieh  in  der  von :  klecksen,  schmieren,  schmu- 
harte od.  weiche  Masse,  bz.  eine  Gesehivulst  Izen  etc.,  cf.  Grimm,  Wb.  V,  l'il3  unter 
od.  Beule  (in  od.  auf  Etwas)  etc. ;  —  'n  klittern)  vom  Stamm  klut  (macula  =  ahd. 
klüt  i-rde,  kiel,  sukker,  bröd  etc. ;  —  kluteii         klaz)  rtn'kömmt. 

in  df  melk,  brei ;  —  miil-,  nudk-kluten  etc. ;  kluleu    od.  klüleii,    JvhoDjien    ml.    Kloss 

—  d;it  is  in  rn  klüt  tosaiiicnsmultcn  ;  — ik  55  (klute)  haichen  od.  werden,  sich  formen  u. 
heb'  dar  so  'n  klüt  (Fleisch- Geschwulst,  i/cstalten  zu  einem  Klumpen  od.  Klo-<s,  lial- 
Fleiscli-Beale  etc.)  \n  i\c  \\a\'A  %\i\.(iii,  de  schal  len,  coaguliren  etc.;  —  dat  klütd  siik  to- 
d'r  wol  ütsniiden  worden  mutten,  wen  bc  nich  sainfn. 

fan  Süllen    weggeid    ot   dorgeid ;    —   kliiten  kluleu-liriiker,  <///«  «/(»Wf  Walze,  tvomit 

(Beulen,  bz.  Frostbeulen)  up  de  banden; —  <.0  der    Lutidiriilh    die    Erd-    u.    Klei- Klösse, 


KLUETER?: 


201 


KNAEDEN  KNEDEN 


od.  festen  Erdklumpen  zerkleinert.  —  Nid. 
klnitenbreker. 

klütere,  kleine  geringfügige  Arheit,  Fli- 
ckerei, Lapperei  etc. ;  —  ho  hold  sük  't 
leiste  mit  allerhand  klüteröen  u]).  —  (f. 
klütern. 

kliiterer,  Einer  der  klüterd,  hz.  sich  mit 
klütereen  od.  klütorkräm  bcfasst. 

kluterig,  kluter'g,  kliitri^,  klumpig,  Mas- 
sig, bs.  reich  an,  od.  twtl  von  Klumpen  od. 
Klössen;  —  klnterige  brei;  —  de  melk  word 
kluterg  etc. ;  —  daher  auch  von  einem  Wege, 
auf  dem  viele  Erdklumpen  od.  verhärtete 
Kleiklüssc  liegen:  holpericht,  uneben, 
rauh  etc. ;  u.  .so  fig.  wieder :  abstossend,  un- 
freundlich, mürrisch,  verdriesslich  etc. ;  — 
de  weg  is  so  kluterg,  dat  de  diifel  't  hast  net 
ütholden  kan,  um  d'r  up  to  faren ;  —  he  is 
fan  dage  so  klnterig  un  ferdretelk,  dat  d'r 
hei  net  mit  hum  klär  to  worden  is;  —  he 
kek  so  kluterg  (unfremidlich,  mürrisch)  üt, 
dat    ik    man    glik    mok ,     dat    ik    wer    fürt 

.•;      kwam,  as  'k  hum  sen  liarr'. 

t  klütern,  klümpern,  kliimpig  u.  klössig  wer- 

den etc.  ,•  —  de  melk  kluterd ;  —  fig.  (cf. 
kluterig)  uneben,  rauh  u.  unfreundlich  sein, 
brummen,  murren  etc. ;  — ■  he  sitt  de  hele 
dag  hen  to  klütern. 

klütern,  in  dilettantisclier  u.  kleinlicher 
Weise  arbeiten  od.  sich  zum  Zeitvertreib  mit 
kleinen  u.  feinen  Arbeiten  heschäftigen,  fli- 
cken, läppen,  bz.  zusammenflicken  od.  zu- 
sammennageln u.  leimen,  eine  Flickerei  od. 
kleinliche  Arbeit  machen  etc. ;  —  he  mag 
niks  lefer,  as  klütern;  —  wen  d'r  wat  kört 
is,  he  kan  't  all'  wer  toregt  klütern ;  —  he 
klüterd  de  hele  dag  au.  —  Sprichw. :  an 
junge  fröen  un  olde  schäpen  is  altul  wat  to 
klütern.  —  Nd.  klütern.  —  cf.  zu  klütere  auch 
klötere  u.  ferner  zu  klütern  auch  mhd.  klü- 
terwort  (eitles,  unnützes  Wort,  bz.  geringes, 
nichtiges  Wort) ;  verklüteren  (durch  aller- 
hand Machinationen  verstricken,  verketten), 
lüobei  man  auch  aiuiehmen  kann,  dass  der 
Stamm  klüter  mit  dem  ags.  clüt  (lamina, 
pittacium),  nfries.  klütt  (Flicken,  Lappen, 
od.  urspr.  Sprengstück,  abgespaltenes  od.  ab- 
gesprengtes, abgerissenes  Etwas)  zusammen- 
hängt u.  beim  Vergleich  von  flik  u.  lap  ne- 
ben flek  u.  flekken  ein  klüterwort  entweder 
ein  nichtswürdiges  u.  schlechles  od.  schmutzi- 
ges,   od.  ein  nicJdiges  u.  geringes  Wort  be- 

i        zeichnet,  währetid  unser  klütern  sowohl,  als 

■  das  mhd.  klütern  in  verklütern  direct  mit 
dem  von  ags.  clüt  (lamina,  pittacium),  aengl. 
clüt,  engl,  clout  etc.  (s.  unier  klute)  loeiter 
gebildeten  (wie  tlikken  von  flik)  «^.s'.  clütian 
(consuere,  clavare)  ;  aengl.  (Stratmann) 
clütien ;  engl,  clout  (flicken,  ausflicken,  auf 
eine  plumpe  u.   ungeschickte  Art  verbinden 


u.  zusammenflicken)  zusammenhängen  kön- 
nen, zu  dem  unser  Iterat.  klüteren  ivenig- 
stens  sowohl  formell  als  begrifflich  besser 
stimmt,  als  zu  klOtern  u.  wo  man  bei  mhd. 
5  verklütern  in  der  Bedtg.  :  durch  Machina- 
tionen verstricken,  doch  auch  wohl  an  ein 
f  l i cken,  z u  s a m  m  e n  flic  k e n  ,  bz.  an 
ein.  V e r  b  i n  den  u.  v  e r  s t r  i cke  n  m it  Et- 
was denken  kann.     Das  „t"    im    mhd.    klü- 

10  tern  etc.  erklärt  sich  dcd>ei  ebenso  leicht  wie 
in  Klette  ^=  unserm  kladde,  bz.  wie  im 
ags.  clüd  neben  clüt,  od.  im  engl,  clod,  ne- 
ben clot  etc.,  .s.  unter  klos,  klot,  klute,  klun- 
dcr  =  klunter  etc.    Beim  Vergleich  von  flik 

1,5  ti.  flek,  soivie  klater  etc.  etc.  ist  jedenfalls 
klar,  dass  auch  mhd.  (M.  Lexer)  klüter 
(Fleck,  Schmutz)  etc.  soicohl  mit  ags.  clüt 
u.  unserm.  klute,  eds  auch  mit  nhd.,  dün. 
klitter   (macala)    u.    unserm  klitter  etc.    aus 

20  derselben  Quelle  stammt. 

klatje,  Klümpchen,  Klösschen  etc. ;  Di- 
min.  von  klute;  —  't  sunt  emer  klütjes  un 
brokjes. 

klutje,  klütken.  Dasselbe  toie  klütje,  aber 

25  speciell  nur  von  einem  kleineren  od.  grösse- 
ren Mehlkloss  gebraucht;  —  klfitjes  in  de 
soppe ;  —  wi  äten  fan  middag  pären  un 
klütje  (Mehlkloss,  Blehl- Pudding). —  Sprichw.: 
he  sügt  so  glad  üt  as  'u  oflikten  klütje ;  — 

30  de  jung  is  net  so  rund  un  pol  as  'n  rasen 
klütje. 

klütjen,  mit  kleinen  Klumpen,  Klössen 
(klütjes)  od.  Brocken  u.  Steincti,  Schneebäl- 
len etc.    werfen ;    —    he    mag    niks  lefer  as 

35  klütjen;  —  de  jungens  klütjen  sük.  —  Nd. 
(Schambach  etc.)  klütjen. 
klutij»;,  klntrig,  *\  kluterig. 
kinve,  k luven  etc.,  s.  klufe  etc. 
knabbeln,  s.  knibbeln  u.  gnabbeln. 

40  knäden,  kneden,  kneten,  a)  siossen,  drü- 
cken, od.  mittelst  der  stossenden  u.  drücken- 
den Hand,  od.  des  stampfenden  u.  drücken- 
den Fasses  eine  weiche  Blasse  (Teig,  Thon, 
Klei)    bearbeiten   u.  auch  drückend  formen 

45  u.  bilden;  —  de  deg  (od.  klei  etc.)  mut  uog 
i)äter  knädt  (od.  dürkuädtj  worden,  diit  se 
weker  un  leniiger  word;  —  he  knädt  d'r  bröd 
üt;  —  he  knädt  potten  üt  klei;  —  he  knädt 
(stösst,  knuft  etc.)  hum  dügtig  wat  dür ;  — 

50  he  knädt  't  all'  kört,  od.  in  'u  ander;  — 
1»)  treten,  waten  etc. ;  —  he  is  göd  to  klei 
knäden  (od.  träden,  pasen  etc.),  he  hed  brede 
loten ;  —  wat  brükst  du  dar  al  in  de  drek 
herumknäden.    —     Nd.,    nid.,    mnd.,    mnld. 

55  kneden  (depsere,  pinsere,  pistare,  pastare) ; 
ahd.  chnetan,  cnetan  ;  mhd.  kneten,  kuetten  ; 
ags.  cnedan ;  aengl.  cneden ;  engl,  kiiead ; 
dän.  knede;  ivang.  (Ehr  en  traut ,  I,  45) 
kuide,  kueid,  kaithin  (cf.  tride,  treid,  tridin, 

60  treten  =  unserm  träden,  treden).   Daneben: 

19* 


KNAEFEL  KNEFEL        292        KNAEFEL  KNRPEL 

((».  knoda;  ks7.  linoila;  »or«'.  kiioila,  knaada,  ^wei    Gegeustände    ffeschluufjeuefi    Tau    (bz. 
kiiüde,    knoa ,    kniia,    kiiaa;    sihivcd.    kn;1da  durcli  eiue  darum  gcsclilunfieiic  Kette)  steckt 
(kneten).  —  A's  gehört  zu  eineni  ursjjr.  germ.  u.  womit  man  dann  das   Tau  oil.  die  Kette 
Verb,  giiidan,  knidan  (ifiiid,  j;nad,  gmid,  gnii-  durch  Drehen    dc.<^  knäfols    i'^erkürzt    u.    die 
dun,  lic.  knid,  knad,  kund,  knudun)  ==  (dierd.  f)  beiden    betr.   Gegenfitände   zu.-<amme)isieht  ti. 
gnitan,  chuitan,  knitan  (gnit  otr.  etc.) ,    ?ro-  fc^t  mit  einander  verkuppelt,  —    od.  3)  ein 
von  unsere    ]'erba  :  guiden,  guidi  lu,  kuideln,  derartiges  Holz  od.  Eisen,  wtis  man  wo  quer 
gnüdjen,  kiuidjen,  knudel  ftc.  abstammen  u.  od.    der  Länge    nach    zwischen    steckt    und 
dessen  y  wohl  gha,  ghan,  gliua  gelautet  ha-  klemmt,    od.    wo   hineinzwängt,    um  Etwas 
ben  mii-ss,    weil  sich  hieraus  am  liesten  alle  10  aufzubrechen     od.    aufzuzwängen     u.     auf- 
Anlaute   (auch  isl.  „li"    in  hnoda ,    s.  oben)  zusperren,    bz.  auf   zu  machen   n.  oß'en  zu 
am    besten    erklären.     Wegen    des   Stammes  halten ,   wie  z.  B.  in  ilas  Maul  eines  Thic- 
gni  etc.    aus  gan ,    bz.    idg.  gban,    glia  otc,  res    etc.    (sliik    dat    iM-rd    'n    kniUel    iu    't 
umgesetzt  ghna,   vergl.    M'eiteres   unter  gni-  ninl,  wen  't  bek  uet  ajxMi  nuiken,    bz.  apeu 
don  u.  gnister  u.  knast  otc.    u.  wegen  kuad  Ifi  holdou  wil),    —   od.  4)  ein  mit  einem  Stock 
als  Thema  od.  }'  von  knädon    aucJt    Kick,  zugedrehtes  Tau  um  die  Oberliiipe  od.  Nase 
HI,  4S,    wobei  es  beim    Vergleich  von  gast  der  Pferde  etc.,    womit  ihnen  die  Nasenlö- 
zu  lat.  liostis    u.    kslav.  bostis    aus  einer  |/  eher  zugeschnürt ,     od.  zugeklemmt    werden, 
ghas  ganz  zweifellos  ist,    dass  auch  knädon  wenn  sie  Medicin  etc.    einnehmen  sollen    u. 
od.  das  Stammverb,  knithxn,  gnidan  mit  kslav.  20  nicht  schlucken  wollen,  ähnlich  wie  dies  auch 
gnetiji    (kneten,    drücken)    u.   preuss.    gnodo  mit  der  Bremse   od.  Klemme  (postomis, 
(Teigtrog,  cf.  Fick,  II,  555)  auf  eine  mit  hier    meistens  knip   genannt)   geschieht;   — 
„gb"  anlautende  ]/  zuriickzufithrcn  ist.    So-  b)  ein  dickes  od.  dichtes,  festes,   gedrunge- 
fern übrigens  zu  gniden,  knidan  (cf.  Pott,  nes  u.  starkes   od.    knotiges  Etwas,    bz.  ein 
Wurzelwb.  I,  zweite  Abth,pag.  677  seq.)  das  25  Etwas  (Ding,  Wesen,  Geschöpf,  Person  etc.) 
griech.  knetbö  etc.   u.  zu  nhd.  Knote,  bz.  w((s  in  sich  fest  u.  geschlossen    ist    u.   sich 
unserm  kniden  etc.    m.    knudfl ,    knütte  etc.  nicht  leicht  von  einander  lösen  lässt,   u.  wo 
das  (cf.  Fick,    I,   38)    skr.  kaiida   in  Be-  die  einzelnen   Theile  fest  mit  einander  ver- 
tracht  kommen  sollte,    so  würde  für  griech.  bu)iden  sind  etc.;    —    'n  kiiär»'!  tan  'n  jierd 
knaö  etc.    (cf.  Pott,   Wurzelwb.    1 ,   zweite  30  (ci)i  junges  starkes   ungcbändigtes  urkräfti- 
Äbth.,  pag.  673  seq.) ,    bz.    iinser  gnagen  u.  ges  u.  tvildes  Pferd);  —  'u  kiiät'el  lau  'n  böin 
gnaueu    etc.   ttls  Primit.    eine   idg.    y   ska,  (ein  stämmiger  od.  dicker,  starker,  urkräftiger 
skan,  u.  für  knad  als  germ.  y  von  knidan,  u.  harter  Baum);  —  de  kniifel  (sc.  1'an.jung 
knudel,    bz.   skr.  kanda  etc.    eine    von    ska,  od.  kerel)    de    wet    nargens    fan ,    de  is  net 
skan  enveitoie  |'' skad,  skand,  «;)/t(7^?'.  kand,  35  so  gesund    (od.  bart   nn   fast)    as  'n  öst;  — 
umgesetzt  knad  (aus  sknad)  anzusetzen  sein,  be    is  'n    dikken    tasten    kiiiifel    (ein    dicker 
worüber  bei  Fi c  k,  I,  235  bis  L'3S  das  Wei-  fester  starker   od.  stinnmigcr  knotiger  Par- 
iere zu  vergleichen  ist.    Wegen  ska  als  urspr.  sehe).  —  Sodann  wirdVwMA  c)  auch  scherzh. 
Schallwurzel,    icovon    auch    skar    u.   skarbii  in  der  Bedtg. :   Schelm,    durchtriebener  Ge- 
wohl  nur   secundäre   u.    tertiäre    Weiterbil-  40  seile,  od.  wilder  u.  schlimmer  Bursche,  Aus- 
dungen sind,  bz.  2vegen  Entstellung  der  ver-  bund  etc.   (be  is  'n  regten  UUjen  knafel ;  — 
schiedenen  Anlaute  „g",  „k",  „cb",  „b"  aus  de  lütje  knäfel  bed  't  dik  agter  de  oieu  ;  — 
urspr.  „sk"  vergl.  auch  noch  das  unter  khim-  de  lütje  knäfel  geid  gün  se  to  bog  etc.)    ge- 
pen  (/.   1   klap  licreits  Gesagte.  braucht,  wobei  jedoch  zu  bemerken  ist,  dass 
knüt'el,  linefei,    a)  Knebel  od.  ein  kurzes  45  wir   statt  kniitVl    in    der  Bedtg.   sub  h   u.  c 
festes,  ziemlich  starkes  od.  dickes  Stück  Holz,  auch  knofel  gebrauchen   u.  dass  wir  hiemit 
od.    kurzes  starkes  Endchen  Eisen,   bz.  ein  den  Begriff  des  Ge me inen    u.    Nied er- 
Etwas  zum    Festmachen,    Festschliessen   u.  trächtigen  etc.,    od.    auch  den   eines  r o- 
Festhalten    od.    Klemmen    von   Etwas,    wie  hen    u.    groben    Menschen   verbinden. 
z.  B.    1)   das    Quer-Eisen    am    Ende    einer  50  —   Nd.  (Seh  ü  t z e)  kni'vd  (Knöchel  an  den 
Kette   (Halfterkette,    od.  Halskette   für    die  Fingern;  Knebel,  Prügel,  Stück  Holz ;  nach 
Stiere  u.  Ochsen  etc.),  womit  man  diese  Ket-  dem  B  r.  ^\' b.  auch  ein  Scheltwort  für  einen 
ten   beim   Anziehen    schliesst    od.  fcdmacht,  loiderwärtigen  Menschen),    —    (Dähnert) 
indem  man  dasselbe  quer  durch  einen  daran  kniiwel    (ein   Knebel ,    bz.    ein  querlicgendes 
befindlichen    Ring    steckt,    wo    ibmn    dieses  55   llolzslück    an    u.    vor   allerlei   J)int/en    zum 
knätVl  gcnanide  Eisen    es    rerhinilert,    dass  Zuhalten,  Zusammenzwingen    od.  sonst.  Be- 
die  Kette  sich  wieder  öffnet    u.    wo  man  es  huf ;  ferner  auch:    Knöchel,    häufiger    aber 
demnach    auch    Seh  1  i  ess- Ei  se  n    nennen  noch  für   die  Finger   od.  J  lande  selbst  ge- 
könnte, —  2)  das  kurze  starke  Stück  Holz  braucht),  —  (Schambach)  kntnvel   (Kne- 
od.  Eisen,  welches  man  quer  durch  ein  um  iU)  bei);  mnd.  (Seh.   u.  L.)  knevel  (ein  kurzes 


KNAEFEL  KNEFEL 


293 


KNAEFEL-BARD 


dickes  (Querholz;  rjedreJitcr  Fliiyel  eines 
Schnurfbar(es);  nid.  knr-vel  (Si)annhaum,Knc- 
hel,  KncheJbnrt ;  fig.  ein  starker  Kerl,  hz. 
[nach  van  Dale]  Alles  loas  gross  u.  stark 
ist);  innld.  (KU.)  kncvel  (tiilcji,  stipes,  nial- 
Icolus,  üagclliim,  sunulus,  bacilliis;  —  iier- 
vus,  nervoiis  fuiiis,  lorum,  resegmcn  corij ; 
—  dentes  venaliiili ;  —  anientum ,  loriiin 
hastae  missilis,  haboiia,  ansa,  ansula,  corri- 
gia  lanccao,  vinculiim  jaculi,  nodus  apiul  si- 
liuin  et  Btatiiini,  lorum  rcviuctiim  in  hastfi 
media  circitcr,  qiiod  mamii  deiiule  et  primori- 
bus  digitis  illigabatur  levitcr;  in  emissu  cum 
imiietu  solveiidum)  ii.  kiievel,  knovid  (nodus); 
ahd.  clint'bil,  chenebil ;  inhd.  kn(_'I)el  (colum- 
bar,  vinculum,  bz.  Joch,  Kessel,  Halsband, 
Halseisen  etc.,  cf.  Grimm,  Wb.,  unter 
Knebel). 

knäfel,  bz.  ahd.  clincbil  ist  mit  nhd.  Knie- 
bel  u.  Knebel  (Knöchel,  od.  richtiger  Ge- 
lenkknoten [cf.  dieserhalb  auch  kn ö  ], 
d.  h.  V erb  in d u ngsstell c  eines  G e - 
lenks,  Stelle,  tvo  zivei  Gelenke  mit  einan- 
der verbunden  sind,  od.  der  runde  Gelenk- 
knochen [od.  Knorpel,  Knöchel]  des  einen 
Schenkels  od.  Gliedes,  der  durch  Sehnen  mit 
dem  hohlen  Gelenkknochen,  vjorin  er  sich  be- 
ive.ijt  u.  dreht,  verbunden,  ist)  wohl  dasselbe 
Wort  a.  loird  der  Stamm  kncb,  knii'b,  knob, 
bz.  knef,  knit',  knof  icohl  derselbe  sein  wie  ttn- 
ser  knüp  =  nhd.  knüpf  in  knappe,  knüp- 
pen  od.  knob  etc.  in  knobbc,  knubbe,  kuub- 
bel,  knoppc,  knop  etc.,  od.  doch  mit  diesen, 
von  demselben  (rrdverb.  ali.staminen,  da  ihnen 
sämmtlich  ivohl  die  iJedlg. :  winden  (umwin- 
den, drehen  etc.),  flechten,  binden,  stricken, 
hz.  festbinden,  fesseln,  festmachoi  etc.  zu 
Grande  liegt.  Was  nnn  cdjer  zunächst  knä- 
fel, knei'el,  bz.  ahd.  cbnebil  etc.  betrifft,  so 
selieint  mir  dies  am  nächsten  mit  an.,  /.s/. 
kuefa,  kiu'ifa  (arripcre,  appreliendere,  con- 
torquere  etc.,  bz.  greifen,  fassen,  ainfassen, 
nmschliessen,  einscliliessen  etc.  od.  halten, 
fest  machen  u.  fest  setzen,  fesseln,  binden 
etc. ,  cf.  tbad  Iiäri  siaii ,  contorquere  cri- 
nes  od.  binde  sit  liaar;  —  tbad  er  knefad, 
constitutum  est  od.  det  er  fastset,  fast  be- 
sluttet),  kiieti  (pugnus,  dichte  od.  zusammen- 
geballte u.  geschlossene  Hand),  kneif  (Angel, 
Haken,  Kischerhaken  von  grösstcm  Schlag) 
u.  weiter  auch  mit  an.  laiaefr  (forlis,  acer) 
verwandt,  womit  auch  norw.  (cf.  I v.  Aasen) 
knüyva  u.  knefta  (drücken,  klemmen,  zu- 
sammenziehen etc.)  anscheinend  zusammen- 
hängt u.  wobei  wegen  kncti  u.  kneif  zu  be- 
merken ist,  dass  daj'iir  auch  die  Formen 
hnefi  u.  hneif  vorkommen.  'Au  knefa  u.  na- 
nierdlich  zu  knaefr  (fortis  etc.)  würde  auch 
dithm.  (Br.  Wb.  II,  SM)  kuäve  (Stärke, 
Kraft),    kuävig    (stark,    cf.  nhd.  knotig), 


bz.  unser  knäfel  in  der  Bedtg.  sub  b  (cf. 
dazu  nhd.  Knote  in  der  ßg.  Bedtg.)  gut 
stimmen,  wo  beim  Vergleich  von  klemme  in 
der  Bedtg.  sub  b  (nämlich  in  der  von:  Ei- 
5  genschaft  des  Ilaltcns,  Packens,  Greifens 
od.  Kraft  um  Ktivas  packen,  klemmen  u. 
drücken  od.  zwingen  zu  können ,  bz.  über- 
haupt: Macht,  Kraft  etc.)  auch  dithm.  knäve 
dieselbe   urspr.   Bedtg.    wie    klemme   gehabt 

10  haben,  kaiui.  Dass  aber  alle  Bedtgn.  von 
knäfel  od.  ahd.  cbnebil  auf  die  Bedtg. :  fas- 
sen, halten,  klemmen,  festhalten,  festmachen, 
schliessen,  ein-  od.  nmschliessen  etc.  od.  fes- 
seln, binden  etc.  zurückgehen,  ist  loohl  zicei- 

15  fcllos  u.  i.st  die  Bedtg. :  stipes ,  malleolus, 
surculus  etc.  dahin  zu  erklären,  dass  in  äl- 
tester Zeit  fast  ausschliesslich  dünne  schlanke 
Zweige  od.  Ruthen  der  Weiden,  Haseln  etc. 
zum  Binden,  Fesseln,  Hängen  etc.  od.  Gar- 

2(»  rottiren  (Umbinden  des  Halses  mit  einer 
Gerte  od.  einem  Weidenzweig  u.  Zuschnü- 
ren des  Halses  damit  bis  zum  Ersticken) 
gebraucht  wurden  u.  dass  auch  die  Weide 
(salix)  ein  Etwas  zum  Binden  od.  Ver- 
gib binden,  Flechten  etc.  bezeichnet  u,  mit  goth. 
vidan  (binden,  fesseln  etc.)  zusammenhängt. 
Von  der  Bedtg.:  Gerte,  Zweig  etc.  gin- 
gen dann  aber  wieder  die  Bedtgn. :  Prügel, 
Geissei  etc.,    bz.  Ding  zum  Schlagen    (u.  so 

30  auch:  Stock,  Knüttel  etc.)  au.s,  ivährend  das 
Verb,  knebeln  (cf.  knäfelu)  von  Fessel 
od.  Bind-,  S  chnür  -  Ding  etc.  als  Grdbdtg. 
von  Knebel  die  urspr.  Bedtg.  noch  rein 
bewahrte. 

35  Was  nun  aber  weiter  das  an.  knefa,  bz. 
den  Stamm  knef  od.  kneb  von  knefa  od. 
Knebel  (als  knef-  od.  kneb-Z>/»^,  bz.  Ding 
od.  Etwas  was  bindet  od.  fesselt ,  od. 
fasst,  umfasst,  umschliesst,  einschliesst,  fest- 

40  macht,  d.  h.  Etwas  ivas,  od.  Zustand  ivo 
Etwas  macht  ivas  knef  od.  kueb  besagt)  be- 
trifft, so  scJteint  mir  derselbe  mit  kuipen 
(kneifen,  drücken,  klemmen  etc.)  in.  der  urspr. 
Bedtg. :  z usammenklapjien  od.  schlagen,  zwi- 

•15  sehen  sich  fassen  (u.  so  drücken,  klemmen, 
bz.  fassen,  erfassen,  um-  u.  einfassen  [cf. 
afries.  klippa,  kleppa,  umkhunmern,  umar- 
men, umfassen  etc.  u.  an.  klippa,  schneiden 
etc.  unter  klii)pen   u.    dazu   knippeu ,    sowie 

50  kneif  od.  lauf,  Messer]  einschliessen ,  fest- 
halten, packen  etc.)  von  derselben  y  abzu- 
stammen, worüber  das  Weitere  dort  zu  er- 
sehen ist;  —  cf.  auch  kuifeltonig. 

knäfel-  od.  kiiofel-bi'ird,  Knebelbart,  Zwi- 

55  ckelbart ,  bz.  ein  Schnarrbart,  dessen  zwei 
Spitzen  eine  (^uerlinie  bilden  od.  quer  ste- 
hen (cf.  knäfel  sub  a,  1),  od.  dessen  Spitzen 
gedreht  u.  gewunden  sind,  wie  eine  Riithe 
od.    Weide,  wenn  sie  als  Knebel  od.  Band, 

60  Tau  etc.  (lorum,  viuculura  etc.)  zum  Binden 


KNAEFELN  KNEFELN 


294 


KNAKE 


tt.  Fesseln  gehraitcht  inin(c.  Im  afries. 
heisst  clrr  Knebdharl  krni'i),  Uancp,  kuep,  was 
icolil  eine  i-crkürzlc  Furm  von  kiiepel,  hz. 
aluL  chenebil  (s.  oben  unter  kiiiitVl)  ist  u. 
loozu  noch  bemerkt  sei,  dass  ttuth  unser  knä- 
pel  im  ntl.  knäwi-1,  bz.  kiiuvol  lautet,  imlrs- 
sen  mit  kiiatVl,  kniiwcl  (Knebel)  u)iceru'((n(H 
ist,  wir  unter  kiiiipt'l  zu  ersehen. 

kliiiteln,  kiictVIii,  knebeln,  fest  u.  stark 
binden  od.  svlinuren,  zusdiiDuenschnüren, 
klemmen,  umfassend  zusammendrücken  u. 
jires.sen  etc. ;  —  hO  knäfVld  litiiii  tlügtiij.  — 
jNV/.  kniivelii,  kiiawoln ;  nid.,  mnid.  ]<nv\'f]vn 
(ligare,  uoilare;  mauiis  viiiculis  ilhuiucaiT, 
vinoulis  constrinireru  niaiius,  pollices  etc.; 
injicfie  niauicas,  occupaio  aliiiiRiu  luauicis; 
grassari,  latrocinari,  exlorqucre). 

kiiacen,  .s".  puatftn. 

kiia:;^e,  ku;«^',  dickes  unförnüiches  Stück 
(Oll.  Jiroiken,  Klumpen) ,  Knorren,  harter 
Ast  im  Holze,  Baumstumpf,  Wnrzelendc 
eines  Baumes;  —  'ii  knairgt!  Inöd  od.  Jiolt 
ptc. ;  —  ile  knajrgeii  utiiidcu  t'tc.  —  Nd., 
mnd.  kiiagge;  cnifl.  kuag  (Knorren,  Knoten, 
vl.si,  Knast,  Höcker);  aenifl.  (St  rat  mann) 
cuag;  schalt,  kiiag;  norw.  kiiaggo;  schwed. 
kiiagg  ;  dän.  kuag  (Knorren).  Weitere  Be- 
dtfjn.  als  Leiste ,  Zapfen ,  J'Jlock,  hölzerner 
Wirbel  etc.  s.  unter  Knagr/e  in  Grimm, 
Wb.  V,  1333.  We(/en  der  Abstammunr/  cf. 
giiagcn,  wonach  kungf^a  ebensowohl  wie  kuake, 
kiiast,  kuiist  etc.  auf  der  Bedtg. :  nagen 
in  der  urspr.  Bedtg.:  spalten  beruht,  wie 
dies  auch  mit  )ttnl.  Kloben,  bz.  mit  klos, 
klöt,  2  killte,  killte,  kliinte,  klarnpe  etc.  der 
Fall  ist. 

knak  (ablautend  kuik),  Schallwort  wie 
klak,  khip  od.  knap  etc.,  was  ans  crupitus 
gleichfalls  in  die  Bedtg. :  Brach,  Riss,  Spalt 
etc.  überging ,  aber  weder  formell  noch  be- 
grifflich so  reif  entwickelt  /.s<  wie  diese;  — 
kiiak  sä'  't,  do  was  't  (z.  B.  das  Glas,  der 
Topf,  der  Ofen  etc.)  kürt,  od.  bpiiiiigen,  bür- 
sten, raten  etc.;  —  dat  glas  hed  de  kiuik 
weg  (das  Glas  hat  den  Stoss  u.  den  da- 
durch verursachten  Bruch  etc.  weg,  bz.  ist 
gespru}igcn  etc.),  od.  hed  'n  knak  (Riss, 
Bruch  etc.)  kriigeu ;  —  lie  hed  de  knak  weg 
(er  ist  körperlich  gebrochen  u.  kaput ,  od. 
auch:  er  ist  gei^chäftlich  kaput  u.  bankerott) ; 
—  dal  bed  de  büni  (od.  luini,  liat  lii'is  etc.) 
de  knak  (den  Bruch,  Sturz,  Fall  etc.)  an- 
dän ;  —  he  hed  dar  'n  dii;.;ljgeii  kuak  (('on- 
tusion  mit  Bruch)  bt  wegluagen.  —  Nd., 
nid.  kuak  ;  aengl.  (S  trat  m  a  n  n)  cnak  ; 
.^chwed.  kuak;  dan.  kuag;  niid.  knack,  ver- 
stärkt knaks,  wie  k\a\)%  u.  khils  von  kbip  ;(. 
klat,  wobei  zu  erwähnen  ist,  dass  knack  ((f. 
Grimm,  Wb.  V,  J3:JS  unter  knack  sab  4 
M.  5)   auch   wie  nd.  kuik    w.    nhd.  Bruch 


a)  ein  niedriges  od.  geknicktes,  gebeugtes 
Gebüsch  (cf.  indessen  2  kuik)  bezeichnet,  od. 
die  Bedtg.:  Unterholz  hat  u.  ferner  h) 
auch  wie  brikke  od.  graud ,  grind  ein  zer- 
5  kleinerles  od.  in  Stücke  zerspaltcnes  Ftwas 
bedeutet  od.  die  Bedtg. :  Brocken,  Brock- 
steine,  Bruchsteine,  bz.  Stein-Bruch,  od. 
Stein-Brocken  (zerkleinerte  Steine  =  unserm 
grüs)  hat. 

10  Was  nun  diesen  Schallstamm  kuak  be- 
trifft, so  ist  er  auch  in  den  kelt.  u.  gdl. 
Sprachen  (ef.  krlt.,  gäl.  cnak  ;=  Krach, 
Knall,  reitschcnknall)  bezeugt  u.  demnach 
nicht  anzune/tmen ,    dass    derselbe  aus  kUik 

15  (wie  knilpel  ii.  kniii)pel  waJirscheinl.  aus  kbi- 
pel  u.  klüppel,  bz.  wie  Icniiilulc  aus  kliiHuk) 
odslanden  ist,  zumal  auch  neben  knak  die 
Form  gnak  (cf.  gnagcu,  kuagen  u.  knagge 
-=  guagge,    bz.  giiarreu  neben  knarren  etc  ) 

2t)  vor  körn  )nt.  kläglich  ist  es  daher  wohl,  dass 
kuak  au3  derselben.  Grdform  wie  guag  als 
Stamm  von  guageu  hervorging  u.  also  loie 
dies  auf  guagh  (schlagen,  hauen,  sjialten  etc., 
s.  unter  guageu)  zurückgeht,  wobei  man  dann 

25  allerdings  annehmen  müsste,  dass  die  Bedtg. : 
cre[)itns,  l'ragor  etc.  eben  aus  der  älteren 
von :  s  chla  g  e  n,  stos  s  e  n  ,  sp  alte  n  od. 
reissen,  brechen  etc.  hervorging ,  wie 
dies    vielleicht    auch    mit   fragor   selbst   der 

;-50  /•'((//  ist,  wozu  auch  an.  braka  (prasseln, 
krachen)  u.  brestr  (Gekrach)  noch  verglichen 
werden  mögen,  die  ja  zu  brikan  (cf.  briikeu) 
u.  brestan  (cf.  barsten)  im  selben  Verliidt- 
niss  stehen,  wie  fragor  zu  t'raugere.  —  Ver- 

35  gleiche  übrigens  noch  1 — i  knik  u.  W^eite- 
res  unter  kuikken. 

knake,  od.  knäkc,  knak,  Knochen,  d.  h. 
a)  das  harte  feste  Bein  des  menschlichen  od. 
thierischen  Körpers  im  Gegensatz  zu  Fleisch 

10  u.  Haut,  wofür  wir  meistens  das  Wort  blinke 
gebrauchen;  —  'n  Hesknake  (Fleisehknochen) ; 
—  niätje  wat  uienst  du  wol,  ik  wil  wedden, 
dat  ik  mit  diu  kuaken  uog  de  pären  tan  de 
börn  sunt'.  —  b)  (metaph.)  Nacken  od.  liuckel 

45  od.  auch  Glied  etc. ;  —  du  krigst  glik  wat 
up  de  kuaken,  wen  du  net  niakst,  dat  du 
fürt  kumst;  —  he  hüe  (hauete)  huin  de  kua- 
ken briiu  un  blau;  —  all'  min  kuaken  dön 
Uli  sdr;  —  ik  hebb'  't  so  iu  de  kuaken,  dat 

50  ik  Uli  Uiii^l  net  rureu  kau  ;  —  daher  SprichuK  : 
dat  rno  lienul  up  tie  kiiakeu,  dat  andere  up 
de  staken,  oil.  auch:  dat  ene  hemd  ujt  de 
buk,  dat  auilere  up  de  struk;  —  cf.  auch 
die  L'edensart:   he   fald   afer  sin  egen  kna- 

55  ken,  bz.  siu  egcii  khinten;  —  c)  ein  hartes 
dickes  unförmliches  Flwas,  Knat/ge,  Klum- 
pen, Knorren  etc. ;  —  'u  knak  holt ;  —  'n 
kiuik  brnd;  —  'n  knäk  fan  'u  Iiöm  od.  ke- 
rel  etc.    —    Nd.  kiuike    u.  (S chamb  ach) 

tjo  kuoke  ;  mnd.  kuake,  knoke  ;  nid.  kuok,  kuook  ; 


KNAKEDROEGE 


295 


KNAP 


vmhl.  kuoke,  knake  (os,  ossis),  kuoke  (nodus 
in  arhori!,  callus,  tiiber),  kuoke  (taltiK);  norw. 
kuok  u.  kuoka  (Knochen  u.  Kiukhel  etc.) 
etc.,  ver;)l.  Weiteres  in  G  r  i in  tu  (WO.)  un- 
ter Knochen  etc. 

Die  Bedtf/.  ist  von  Hause  (ins  wohl  die- 
selbe wie  Itei  2  kliitV;,  od.  loie  hei  kiiagge, 
kiiui'P,  kuast,  kiiiist,  kiuife  od.  Idiiti!  etc,  so- 
wie waJirschei>il.  iiucJi,  lici  him  u.  blinke  u.  ge- 
hört es  tvohl  mit  kiiokko,  kiiükkcl  zn  kiiak- 
ken  in  der  richtif/e)t  Form  kuakaii  od.  kiiak- 
jaii  00)1  dessen  Prätcr.  l<uii(ilv,  kuök  (I,  rächte, 
barst,  spaltete)  es  weitergebildet  sein  initss, 
wie  klök  von  klakaii,  bs.  Idalgan ,  sofern 
nämlich  das  „o"  in  knokc  nrspr.  lamj  war 
u.  aus  altem  „uo"  entstand.  Da  es  indes- 
sen auch  möglich  ist,  dass  das  „o"  urspr. 
nicht  lang  war  u.  ans  altem  „u"  entstanden. 
ist,  tvie  wohl  auch  in  knökkel,  so  kann  auch 
kiiako,  kuoke  mit  kiiokke  u.  knokkcl  wohl 
auf  ein  cdtes  knukau  od.  kuukjau  ."uriick- 
gehen,  ivoraber  Weiteres  unter  kuökkel.  Von 
der  Grdbdtg. :  s  palt  c  n  od.  sp  r  i  n  g  e  n, 
h e r s ten  etc.  ausgehend ,  darf  man,  daJter 
wohl  annehmen,  dass  es  einerseits  ein  ab- 
gespaltenes od.  abgenagtes  u.  vom 
Fleisch  enlblösstes  Etwas,  andererseits  aber 
auch  ein  a  b  g  e  sp  alte  n  e  s  n.  abg  espr  eng- 
te s  Etwas  (Splitter,  Bruchstiick ,  Brocken, 
Klumpen,  dickes  unförndiches  Stück  etc.)  be- 
deutet hat,  wie  dies  auch  mit  kiiaggc  u.  an. 
knakkr  (Pflock,  cf.  auch  kuokke  u.  uok)  der 
Fall  ist. 

küakodröRP,  kiiilkdi'ö;:;!^ ,  so  trocken  wie 
ein  ausgebleichter,  ausgedörrter  Knochen. 

kiKiki^,  knochig,  k>iorrig,  ästig  etc. ;  — 
'u  kuakig  sliik  flesk  ;  —  'n  kiiakig  stük  holt ; 

—  'n  knakigeu  hörn. 

knnkkcii  (rect.  kiuik-au ,  Präter.  kuuok, 
kuök),  knacken,  a)  ein  knackendes  Geräusch 
machen,  krachen,  cre])itare,  iragorem  edere 
etc. ;  —  de  lingers  kuakken  huni ;  —  he 
knakd  mit  de  lingers ;  —  de  büin  kuakd 
(kracht,    knarrt  etc.)    as    of   he  bräkeu  wil; 

—  b)  brechen,  bersten,  reissen,  springen,  etc., 
d.  i.  Bruch  etc.  bekommen  u.  Bruch  etc. 
■machen   od.  kapnt  gehen   u.  kaput  machen  ; 

—  de  boni  is  knakd;  — he  knakd  ü(?.  knikd 
de  böni  etc. ;  —  dat  knakd  all'  üt  'n  ander ; 

—  uöten  kuakken  (Nüsse  knacken  od.  solche 
aufmachen,  indem  man  sie  zwischen  zwei 
Etwas  [Zange ,  Eiliger ,  Zahne  ete.J  zer- 
drückt u.  kaput  macht)  ;  —  hv  fless'  win 
kuakken  (eine  Flasche  Wein  austrinken, 
hz.  sie  öffnen  od.  ihr  den  Hals  brechen  u. 
sie  dann  austrinken.  —  Nd.,  nid.,  innld., 
nhd.  knakkeu  od.  knacken ;  mnd.  knaken ; 
engl,  knack;  norw.,  sehwcd.  kuaka;  dän. 
knagc. 

knakkoi',  Knacker;   a)  Einer  der  knackt 


od.  zerbricht,  aufknackt  etc. ;  —    b)   Werk- 
zeug womit  man  knackt ;  — ■  ef.  note-knakker. 
klial,  Knall  od.  ein  lauter  heftiger  Schall, 
wie  er  namentlich  in  Folge  einer  Explosion 
5  od.  überhaupt  durch  das  plötzliche  Entstehen 
eines  luftleeren  Baumes   ti.  das  darauf  fol- 
gende Zusammenklappen  der  Luft,  od.  durch 
das  plötzliche  Eindringen    derselben  in  den 
luftleeren  Baum  entsteht.     Vergl.  weiter: 
10       knallen,  knallen,  a)  crepitare  etc. ;  —  wat 
knald  dar?  is  d'r  wat  bansten  of  siirungeuV 

—  b)  mit  der  Peitsche  schlagen  od.  mit  dem 
Gewehre  schiessen,  dass  es  knallt;  daher 
überhaupt  auch  schlagen  od.  schiessen,  feuern ; 

15  —  he  kiuiJd  d'r  en  mit  de  pitske  afer;  — 
he  kualde  d'r  tiiskeu ,  dat  't  all'  iit  'n  an- 
der stöf;  —  he  knald  de  fögels  all'  weg;  — 
c)  roden  u.  zwar  speciell  ,, Kartoffeln." ;  — • 
se  sunt  heu  to  kartuffels  knallen;  —  d)  (obsc.) 

'JO  cuitum  exercere,  coire  cum  alinua,  coire  pati ; 

—  he  kiuild  biir;  —  se  knallen  buk;  —  se 
lelt  siik  knallen. 

Her  Stamm  knal  ist  das  Präter.  vom.  al- 
ten knelleu  u.  zwar  zunächst  in  der  Bedtg. : 

25  schallen,  kiicllen  (s.  d),  hat  aber  auch 
die  Bedtg. :  kneifen,  od.  klemmen,  drücken 
etc.,  ivoraus  wohl  die  Bedtg.  sub  d)  entstand 
u.  eigentlich  ivie  bei  kla))pen,  klippen,  knip- 
pen ,    knipeu    darauf  beruht ,   ilass  zwei  zu- 

30  sammenschlagende  od.  zusammenklajipende 
Dinge  einen  Schall  'machen,  zugleich  aber 
auch  ein  Drittes  zwiscJien  sich  fassen  u.  es 
so  kneifen,  drücken,  pressen,  klemmen  etc., 
od.  fangen,  fassen  u.  halten  etc.,  es  abknei- 

35  fen  od.  abschneiden  etc.  etc. 

knaller-büsse,  od.  knap-biifSf^o,  eine  Knall- 
od.  Klatsch  -  Büchse  tds  Spielzeug  für  die 
Kinder.  —   Nid.  klakkebos. 

knallorn,  knallern.    Iterat.  von  kualleu  in 

40  allen  Bedtgn.,  mit  der  Erweiterung  jedoch, 
dass  die  Bedig.:  feuern  od.  schiessen  mit 
dem  Gewehr  etc.  in  die  allgemeine  Bedtg. 
feuern  od.  heizen,  einheizen  (he  kuallerd 
diigtig  in)    überging,    obschon  es  auch  mög- 

45  lieh  ist,  dass  es  diese  Bedtg.  vom  Prasseln, 
Knastern  od.  Knistern  eines  hell  brennen- 
den Holzfeuers  erhielt,  toie  wir  auch  von 
einem  solchen  Feuer  sagen:  dat  kuallerd 
(brennt   stark    od.    knistert   laut)    diigtig  u. 

50  anstatt:  „he  kuallerd  diigtig  in"  —  „he  kual- 
lerd hiim  (den  Ofen  etc.)  göd"  —  u.  auch  ein 
prasselndes  ii.  hellbrennendes  Feuer  „kual- 
lertje"  (kamt  juugeus,  wi  willen  'n  kuallerlje 
maken)  nennen. 

55  1.  knaj),  Sehallwort  wie  knak,  knal  etc. 
u.  auch  einerseits  zur  Bezeichnung  des  Schal- 
les eines  Bruches,  Spaltes  od.  Risses  etc. 
(kuap,  sä'  't,  do  was  't  kört),  andererseits 
aber  auch  des  Braches  etc.   selbst    (dat  hed 

(JO  'u  kuap  kragen)  gebraucht,  woher  dann  drit- 


KNAP                              296  KNAP 

teiia  dieses   Wort   (cf.  2  luiaj))    (ils   Ade.  v.  —    he  is  kiiap  an  uii  kiiap  of   (l-nrz  nnge- 

Adj.  wohl  die  Bedly.:   kürt  =    nhd.  knr;:  bntiden,    hz.  kurz  an  u.  kurz  ab,    z.  B.  im 

(d.  h.  urspr. :  ifebroihni,  ffesprnnffeii,  ije-  od.  Sprechen,    in  der  Bede,    im  Antworten,    im 

zcrsjialten,  tdKjespidien,   nbfßelrennt,  rietliciU,  l'assen  eines  Beschlusses  etc.);  — -  ho  piotd 

geri.'<sen  od.  kajnit)  u.  klein  h(d,  falls  es  in     5  (redet)  im  schrift  so  kiiap  (kurz  i(.  bündig, 

dieser  Bedig.  nicht  etwa  u-ie\iiiA\  ein  l'räter.  bestimmt  decidirt  etc.),  dat  d'r  goii  wörd  to 

ro»  kni|>ppii  ist,  od.  als  Kiirzunij  eines  (dtrrn  iol  scc;d  wonl,    oil.    {jen  bökstäfc    tn    fOl    in 

kiiaiipc  ,'»  knappen //r/iö//.    Vergl.  diescrhalb :  steid  un  't  dop  all'  pans  düdelk  un  kläris; 

■_'.  knap    (jlect.  knapj)or,    knapste),    kurz,  —  en,  de  knapi)er  (kürzer,   bündiger,  dent- 

klein,  gering  etc.    u.  zwar  sowohl  in  Bezug  10  licher,  besser  etc.)   spiekd    as  he,    kenn'    'k 

auf  Baum  u.  Zeit,  als  auch  auf  die  Masse  nt-t;  —  dat  geid  altid  up 't  knaiistc  (Kürzeste) 

u.  Menge  von  Etwas,  icobei  dann  die  Bedtg.  h\  luim  of ;    —     ho    wand    d'r  knap    (kurz, 

der  kurzen   u.  kleinen  Strecke  u.  Entfernung  dicht,  nahe,  unmittelbar  etc.)  an;  ■ —  de  hü- 

in  die  der  Nähe,  des  nalte  od.  dicht  bei  u.  sen  stän  gans  knap  (unmittelbar)  an  'n  an- 

an  Seins,  od.  die  des  kurzen  od.  kleinoi  u.  15  der;  —    dat  is  lo  knap    (zu  kurz,  zu  klein, 

geringen  Baumes    in    die  des  nahen,    engen  zu  beschränkt  etc.)    niäten,    od.  ofbateii,    of- 

u.  hcchränkteti  Baumes   (gleichricl    oh    der  snäden  etc. ;      -  de  köpman  is  d'r  iör  bekond, 

Länge   od.  der  Breite   od.  Höhe  nach),    —  dat  sin  mät  un  wicht  altid  to  knap  (zu  klein, 

die   der  kurzen    u.  kleinen  Zeit   in    die  der  zu  gering  etc.)   is;    —    he  liobl  sin  folk  to 

nahen  u.  unmittelbar    od.  dicht  darauf  fol-  20  knap   (zu  kurz,   od.  zu  karg,    i.sl  zu  geizig 

genden  Zeit    u.  die  der  kleinen  u.  geringen  u.  sparsam) ;    —    lie    gifd    sin    folk  (seinen 

Masse  in  die  der  wenigen  u.  fast  fehlenden  Dienstboten  etc.)  man  'n  knappen  (dürftigen, 

od.  beschränkten  ]\fasse  od.   Menge  u.  Zahl  unausreichenden  etc.)    Um;    —    he  hold  sin 

etc.,  od.  der  Begriff:  kurz,  klein,  gering,  bz.  si^n  so  knai»  (so  kurz),  dat  he  /jiii  j)ennink 

beschränkt,  enger  etc.  auch  in  die  von :  kaum  25  fiir  sni  fergiiopen  ittgafen  kan ;  —  man  mut 

u.  genau  etc.    überging,    die   aber   aus   der  de  perde  knap    (kurz    in    den    Zügeln,    od. 

Bedtg.:  enge  u.  dicht,  od.  wohl  aus  der  auch  kurz  im  Futter)  holden,  wen  se  en  net 

Grdbdtg.:   gespalteti   od.  kurz  u.  klein,   od.  ddrt^'än  sölen  ;    —    he  bitt,  o'l.  brckd,  band 

möglicherweise   auch  aus  der  von:  gestutzt,  etc.  dat  knap    (kurz,    nahe    am   Ende,    bz. 

abgeschnitten  ,   geschoren     ((f.    knippen    =  30  n((he  an  der   M'^urzel  etc.)    of ;    —    he  brök 

schneiden,  scheeren  etc.  u.  dazu  kip  von  kip-  dat  gosprok  knap  of  un  löt  siik  nargens  mer 

pen  =  kappen  0(^.  H«^^r  2  klisper  (/(«*•  .sr/t?'vv/.  uj)  in;    —    dat  word  uns  hir    to    knap    (zn 

kVn)sk  u.k]\i)\)\)aucJi.  wieder  die  fig.  Bedtgn. :  klein,    enge,    beschränkt) ;   —   so  wanen  dar 

glatt,  fein,  nett,  sauber,  hübsch,  gebildet,  fä-  so  knap,    dat  se  siik  sülfst  hast  not  bargen 

hig  etc.  entwickelten.      Vcrgl.  diesrrhalb  fol-  35  könen;  —  de  weg  is  so  knap  (schmal),  dat 

gende  Beispiele  als:  se  lepeu  so  knap  (nahe,  d'r  gen  twe    wagens    tagen  'n  ander   up  fa- 

dicht,    unmittelbar)    agtor    od.    np  'n  ander,  reu  kinien;  —    de  slöt  is  so  knap    (schmal, 

dat  se  sük  bi  elker  trii'   (Schritt,  Tritt)  an-  enge,  kurz    od.  klein  im  Durchsclmitt),    dat. 

stötden ;  —  dat  fulpd  to  knap  (zu  kurz,  zu  dat  watcr  d'r  hast  not  hen  kan ;  —  he  liod 

bald,  zn  schnell,  zu  naJie,  zu  dicht,  zu  hau-  40  nii  de  kler  fol's  to  knap  (kurz,  klein,  enge) 

fig,  bz.  zu  unmittelbar,  sodass  keine  Entfcr-  niäkd,    so  dat  ik  se  bei  net  drage»,    bz.  d'r 

nung,  od.  kein  Baum,  keine  Zeit  etc.  bleibt)  net  inkamen  kan;    —    ik    sitt   hir   so  knap 

uji  'n  ander;  —  dat  band,  od.  slcid,  dönnerd  (beschränkt,  enge,  eingeklemmt,  bz.  auf  einem 

etc.  al  so  knap  up  'n  ander,  dat  d'r  liel  gen  so  kleinen  u.  schnaden  Baume  etc.),  dat  ik 

hot  (Baum,  Zwist hrnraum  etc.  der  Zeit  nach)  45  d'r  knap  (kaum)    tüsken  kan;    —    ik    kann' 

tiisken  blift ;    —    knapper    (kürzer,  rascher,  d'r  knap   (nur  mit  Noth,    kaum)   wer  (itka- 

schnellcr,  unmittelbarer,    bz.  näher,  dichter,  men,  so  sat  ik  d'r  tüsken  beknäpen ;  —  dat 

enger  etc.)    as  knaj)    (kurz,  unmittelbar   od.  gung  man  knap    (nur  eben,    nur  mit  Noth, 

eng  etc.)  kan  't  net  kamen,  wäsen    od.  stän,  kaum  etc.)  od.  knaj),jes,  iifkes;  —    ik  kunn' 

Sitten  etc. ;  —  dat  ligt  d'r  to  knap  (za  dicht,  50  d'r  man  knap  (od.  man  iifon  od.  iifkes,  kftm 

zu  nahe  etc.)  an  od.  up  etc.;    —    he  tireide  etc.)  dör;   —    dat  geid  d'r  knap  tüsken;  — 

sük  so  knap    (kurz,    rasch,   schnell   od.  un-  dat  kan  d'r  knap  stän,  de  rumte  is  därto  to 

mittelbar  etc.)  um,    dat    ik   mi   hast  net  för  smal  od.  to  kiirt,  to  big  etc. ; --  dar  is  knap 

bum  wiken  kunn';  —  de  wagen  nani  de  drei'  so  fol  güd  an,    dat  d'r  'n  kied  üt  kau;    — 

to  knap    (zu  kurz,    in  zu  geringer  Distanz)  55  tüsken  hunilord  knap  en ;  —  't  is  knap  ^/m»/h, 

un  tul  in  de  sliit ;    —    de    wagen    dreide  so  eben,    bz.  kurz  vor  od.  nach  etc.)  twalf  lir ; 

knap    um    (so  kurz   um),    dat   bum    de  asso  —  't  kan  kna])  slän  bebbon  (es  kann  kaum, 

knapde  (brach  od.  /viy>«< ///»//^ ;    -  dat  gung  od.  eben  erst,  vor  ganz  kurzer  Zeit  etc.  ge- 

knap  (nahe,    unmittelbar  etc.)    an    do    kante  schlagen  haben);  —    ik  di'ir  (darf)  so  knap 

längs,  od.  an  't  störten,   an  de  död  etc.  of;  60  (kaum)   fan    dag    kamen,    so  as  'k  d'r  nog 


KNAP 


297 


KNAPE  KNAP 


ütse;  —  dat  äten  is  fan  middag  regt  kiiap 
(sehr  wenig  od.  gering,  in  sehr  geringem  od. 
kleinem  u.  beschränktem  Masse  vorhanden)  ; 

—  dat  gcld  od.  de  roggc  etc.  word  rrgt 
kiiap   (das  (ield   etc.    ivird  wenig   od.  rar); 

—  dat  geid  hiim  mau  regt  kuap  (dürftig, 
kümmerlich,  ärmlich) ;  —  dat  is  upstünds 
'n  knappen  tid  (dürftige,  kümmerliche,  ärm- 
liche, beschränkte,  drückende,  schlechte  Zeit, 
bz.  eine  Zeit,  tvo  man  mit  Allem  zu  kurz 
kömmt  u.  es  an  Allem  fehlt  n.  mangelt);  — 
dat  kunid  dar  in  hiis  man  kiiap  (spärlich 
etc.)  um  etc.  —  't  sitt  all'  (z.  B.  das  Haar, 
die  Kleider  etc.)  knap  (glatt,  nett,  schlicht, 
hübsch,  wohlgeordnet  etc.)  uii  sligt;  —  dat 
wicht  (Mädchen)  siigt  so  knap  un  (irdendiik 
üt,  dat  'n  waren  Itist  is ;  —  dat  is  dar  in 
lifts  all'  so  knap  (ivohl  geordnet  u.  sauber) 
in  Order,  dat  d'r  gen  en  stük  up  de  luiregte 
stä'  steid;  —  he  hed  sin  saken  all'  kuap 
(ßx  u.  gut)  in  örder ;  —  he  is  hei  kuap  (fix, 
tüchtig,  fähig  etc.)  in  sin  sakon  un  hed  düg- 
tig  wat  lerd ;  —  'n  knappe  meid  (eine  fixe, 
tüchtige,  fähige,  fertige,  flinke  Magd);  — 
he  is  'n  knappen  (fixer,  tüchtiger,  hübscher, 
od.  flinker,  adretter  etc.)  feut;  —  he  is  na 
alle  kauten  heu  knap  un  klär  etc.  —  cf. 
knappen  u.  die  Compos.  mit  knai).  -  Nd. 
kuapp  etc.,  cf.  Br.  Wb.  II,  BIS  seq.  (we- 
nig, sparsam,  nicht  viel,  kurz;  sparsam,  ge- 
nau, geisig ;  enge;  kurz  von.  Dauer,  eilfertig, 
gleich ;  kaum) ,  Dähnert,  Danneil , 
Schütze  (nicht  viel,  zu  wenig,  zu  leicht, 
zu  kurz,  zu  enge  nach  der  Masse;  genau; 
sparsam ;  kaum) ,  Seh  a  m  h  ach ,  knappe 
(knapp,  kurz,  zu  klein ;  kaum)  u.  (Sahst.) 
cf.  Br.  Wb.  11,819,  knai)p  (harte,  trockne 
Speise),  Schambach,  knap  (Stich  vom 
Bier,  dat  ber  het  all'  eu'n  kuap  od.  knaks, 
bz.  ist  sauer  u.  verdorben),  was  Alles  wie 
knapps  bei  Dähnert  auf  knap  als  Schal l- 
ivort  (s.  oben  1  kuap) ,  bz.  auf  kuap])en  (s. 
d.)  zurückgeht,  wie  desgl.  auch  nid.  knap  = 
knak  u.  =  Speise  etc.,  od.  das  was  man  knajit. 
Wang.  knap;  nid.  knap;  an..,  isl.  knappr; 
norio.,  schwed.  kuapp;    dein,    knap    (wie  bei 

i  uns,  nänüich  nicht  blos  in  der  Bedtg. :  arc- 
tus,  sondern  auch  in  der  von:  rasch,  be- 
hende etc.).  Kiiian  glossirt  knap  mit: 
alacer,  agilis,  celer,  gnavus,  während  mfläm. 
knap  gleich  ist  mit  dapper  {tapfer)  u.  dass 
man  dabei  knap  wohl  für  ein  passendes 
Thema  od.  Stammwort  für  Knabe  (cf. 
knape)  halten  könnte,  ist  doch  sicher  nicht 
zu  leugnen.  Dass  aber  der  Stamm  knap  im 
mfläm.  od.  mnld.  auch  als  Schallwort  be- 
kannt war,  ist  unter  knappen,  kuapkök  etc. 
zu  ersehen. 

Wie  unter  1  knap  ausgeführt,  wird  2  knap 
seine   verschiedenen   Bedtgn.    urspr.    wahr- 


scheinl.   aus  1  knap   in    der  Bedtg. :  k  u  r  z 
entwickelt  haben. 

Wenn  man  indessen  2  knap  als  das  Prä- 
ter.  von  kuippeu  nimmt  u.  bedenkt,  dass  die- 
5  ses  ebenso  loie  klippcu  eigentlich  soviel  heisst 
als  Zusammenschlagen  n.  so  zwi- 
schen zwei  Etioas  fassen  u.  dass 
hieraus  nicht  cdlein  die  Bedtg. :  sehne  i- 
den,   sondern    auch   die   von :    k n e ifen, 

10  klemmen,  zivängcn,  einengen,  drü- 
cken (cf.  knipen)  etc.  ungesucht  hervor- 
geht, so  kann  man  beim  Vergleich  von  arc- 
tus  von  arceo  selbstredend  auch  annehmen, 
dass    alle  Bedtgn.    von  knap    sich   aus   der 

\bvon:  gekniffen,  geklemmt,  eingeengt,  be- 
schränkt etc.  enttvickelt  haben,  ivobei  es  al- 
lerdings zweifelhaft  ist,  ob  sich  hieraus 
ebensogut  wie  aus  kurz  auch  die  Bedtgn. : 
rasch,  schnell,  flink  etc.    (cf.   oben  u.  mnld. 

20  knap)  entwickeln  konnten.  Da  übrigens 
knappen  u.  kuippeu  auch  wieder  gleich  sind, 
so  ist  es  an  u.  für  sich  gleichgültig,  ob  man 
1  u.  2  kuap  als  Fräter.  von  kuippeu  auf- 
fasst,  od.  nicht. 

25  Was  übrigens  die  Herkunft  u.  Verivandt- 
schaft  von  knap  u.  knip  (mag  man  sie  nun 
als  Schallwörtcr  nehmen  od.  nicht)  betrifft, 
so  sind  sie  mit  der  y  knip  von  knipen  so- 
ivohl,    als  auch  den  Stämmen   kuab,   kuib, 

30  gnab,  guib,  guit'  etc.  von  kuabbelu,  kuibbeln, 
gnabbelu,  guibbeln,  guitt'eln  etc.  urspr.  wohl 
aus  einem  u.  demselben  Grdwort  hervorge- 
gangen, was  auch  unser m  gnepeu  od.  gne- 
peu  etc.  zu  Grunde  liegt,     cf.  dieserhalb  zu 

35  knap,  bz.  mnld.  kuap  das  sgn.  nid.  guap; 
mnld.  gnap  (guavus) ;  mfläm.  gnap  (diligent, 
prompte  efc);  wfries.  (Jap  ix)  guep,  guap, 
kuap  (nett,  reinlich,  hübsch,  emsig,  flink  etc.) 
u.  wegen  der  Stämme  knap,  knip,    bz.  gnap 

40   Weiteres  unter  knappen,  knipen  etc. 

knap-blase,  Schwcinemastdarm,  der  von 
Kindern  aufgeblasen,  zugedreht  u.  zum  schal- 
lenden Aufjdatzen  losgcschnellt ,  od.  aufge- 
stossen  wird,  damit  er  platzt  u.  einen  knap 

■15  od.  Knall  macht. 

knap-bilsse;  i.  q.  knallerbüsse. 
kiinpe,    knap    (nur  noch  selten  gebraucht 
u.  fast  gänzlich  durch  jung',  bz.  junge  ver- 
drängt),   Knabe,   männliches  Kind,  junger 

50  Bursche  etc.  —  Afries.  kuapa,  knappa, 
kuoppa  (Knabe,  Junge,  unverheiratheter 
junger  Mann,  Knecht) ;  wfries.  knape ;  nid. 
kuaaj) ;  mnld.,  mfläm.  knape,  bz.  cnaepe, 
cnaep ;    nd.,   mnd.  kuapr;    as.    knapo;    ags. 

55  cnapa;  aengl.  cnape ;  an.,  i.s/.  kuapi,  knappi, 
knapr ;  norio.  knape,  knaape ;  schioed.  knape  ; 
ahd.  kuajjpo ;  amhd.  chuappe ;  )nhd.  knappe 
(Knabe,  Jüngling;  junger  Mann  der  sich 
zum  Bitter  bildet.  Knappe;   Diener)  u.  da- 

60  neben   amhd.  chuabe ;    mhd.   kuabe;    aengl. 


KN.\EPE  KNAEP  298                            KNAPPEN 

cnave;  cuf]!.  kuave    (Knabe,  JünrjUng,  Die-  knapjes,  kiiupkes,    Diminutic-Form    von 

ner) ;  schott.  kim-wo,  kwixy,-,  \iun'\c  (ein  männl.  2  knaj»,    iianientlich   in   der  Bedtg.   kaum, 

Kind  od.  Diener  i(c.)  n.  kiiaiie  {Diener  de).  wie  fitkes  ron  iifeii. 

Ks  (/ehört  rielleicht  mit  a/td.  chuivdux  ckjs.  kiiap-kökf,  Knitpiikuihen,  bz.  ein  hartf/e- 
cuävaii  (kennen,  wissen);  lat.  gnoscero  ii.  5  backener  ll<)ui(j-  od.  S!/nii)skuchen,  so  be- 
uosctTO,  sowie  kcuiien  u.  küuL'u  zu  dersel-  nannt,  weil  der-'^elbe  beim  Essen  knappt  od. 
hen  y  jaii,  gan,  giia  (:eu;/en  etc.),  wovon  ein  Knappen  hören  Idsst.  —  Nid.  Icnaj^koek. 
aueh  lat.  guatus,  iiatiis,  iiascor  (statt  gnascor),  kiiajipeii  ("/y'c/.knaii-aii  (>(?.kiia])-jaii,  Präter. 
geuus  etc.,  bz.  goth.  knoils  (goiius)  u.  viel-  kiiuoji,  knoi).  wie  kiiippi'H  eigt  ntlie/i  knipau, 
leicht  aueh  dän.  kiiüs  (Harsche)  ete.  u.  wozu  lü  \in;i\),kimi),k\ni[mn  lautet),  knaj)j)en,  d.  Ii.  ma- 
möglieherweise  auch  kuccht  gehört.  Oder  dien,  thun,  beirirken,  erzeuget'.,  hervorbringen 
ist  knape  vielleicJtt  von  kiiap  in  der  liedig.:  od.  bekommen  v.  erleiden  etc.,  was  1  a.  2  kiiap 
alaoer,  agilis,  celer,  giiavis,  bz.  in  der  von:  besagen.V^ergl.diescrJialb: diitk\\n\)tc(kn('.ektc, 
tapfer  is.  unter  '_'  kiiap)  weitergebildet,  so-  knallte  od.  sehallle)  so  linl,  dat  man  't  'k  wet 
dass  kuaj)a  eigentlich  ein  Jlinkes,  munteres,  15  iiich  war  (od.  wd  wid)  liurou  kuuu';  —  ik 
lebhaftes,  lebendiges,  bz.  rasches,  gewandtes,  hobb'  wat  luiajipcii  hünl ,  d'r  is  gowis  wat 
thätiges,  rüstiges  od.  tapferes  W'esen  bezeich-  biustcii  od.  spnnigeu;  —  't  is  beil  kiiapt  uii 
net,  was  zur  Bezeichnung  eines  Knaben  (btch  is  knapt  (das  Kis  hat  gck)iallt  u.  i-st  ge- 
gewiss viel  prägnanter  ist,  als  da.ss  man  ein  borsten  od.  gejdalzt,  gebrochen,  durchgebro- 
Mädchen  einfach  wiclit  (d.  h.  Wesen,  Ding,  2(»  dun  etc.);  —  wi'l  Iicil  de  tlosse  kiia])p<'n  la- 
l'Jtwas  etc.,  cf.  wicbt)  nennt.  IcnV    —    dv    liükscn    is    hiim  bi  de  nad  ot- 

knäpP,  knäp,  klU'p,  a)  Kniff  u.  zwar:  knapt;  —  de  band  (der  Keif)  od.  dat  band 
/.  sinnlich;  —  hi-  hed  d'r  'ii  kuiip  in  dän  (das  Band,  der  Bindfaden  etc.),  de  phitc,  de 
Oll.  makd  ^=  er  hat  ein  Etwas  geknijjen  Hesse  ete.  is  knajtt  (gesprungen,  gerissen,  gc- 
u.  gedrückt  od.  zusa)nmengekniffeu  u.  ein-  25  borsten,  geplatzt  etc.);  --  he  knapt  (briehl) 
gedrückt,  .wdass  dadurch  enttceder  ein  dv.  büm  ot',  od.  de  bOui  isotkiia])t;  —  nöten 
Bruch  od.  eine  Kalte  in  dem  betr.  Et-  knappen  (Nüsse  brechen  od.  anfmachen,  zcr- 
ivas  entstand,  od.  dass  man  die  Spur,  bz.  beisscn  u.  sie  dann  auch  zerkanen,  zermnl- 
den  Eindruck,  das  ßfaal  etc.  des  kneifen-  men  u.  essen;  —  he  mag  gern  niilen,  koken 
den  u.  drückenden  Kingers  od.  Nagels  sc-  30  un  allerhand  lekkereen  knappen  (beissen, 
hen  kann;  —  man  kan  de  kn;ip  nog  sen,  t'.s.sc«,  naschen  etc.);  —  wat  liest  du  dar  nu 
de  du  d'r  in  däu  od.  luäkd  best; —  ^.trop.  al  wer  to  knappen?  ik  iite  twebak  od.  Mnin- 
in  der  Bedtg.:  hcindichcr  listiger  Anschlag,  kes  etc.;  —  he  hed  altid  wat  in  de  tabUe 
unerlaubter  KunstgriJ) ,  Schlich,  loser  Streich  to  knappen;  —  he  knapt  (beisst  etc.)  d'r  so 
etc.,  um  Jemanden  anzuführen  od.  zu  über-  35  siit  in,  dat  man  wol  sen  kan,  dat  hnm  l 
vortheilen;  —  nim  di  in  acht,  he  hed  altid  lekker  smekd ;  —  'n  Hes  win  knappen  (eim 
allerlei  knäpen  bi  d'  enn' ;  —  dat  siiut  sin  Flasche  ]Vein  verzehren);  —  he  knapte  dar 
knapen,  dat  he  snk  so  dum  ansteld;  —  he  (er  brach  davon,  od.  spaltete,  biss,  ass  da- 
sitt  ful  tau  iiifeu  un  knäpen.  -—  (,'ompos. :  davon)  'n  stük  of;  —  wel  hed  'n  stidc  lau 
düfenknäp.  —  Sprichw.:  „dat  sunt  sin  knä-  40  de  kok  ofknaptV  —  he  hed  for  meniiigen 
pen,**  sä'  de  frö ,  as  hör  mau  In  't  starten  gülden  koke  un  andere  snüpereen  upiuiapt 
dat  gesigt  fertruk ;  —  fan  baten  besteudtg,  (aufgegessen,  verzehrt).  —  Wegen  2  knap 
kuäpeu  inwendig.  —  b)  Taille  eines  Kleides  =^  kurz,  bz.  knappen  =  brechen,  kapnt  u. 
od.  Rockes  etc.;  —  du  best  mi  de  knap  to  kurz  machen,  kürzen-  od.  schränken,  ein- 
eng' makd,  de  knipil  mi  so.  —  Nd.  kneep,  45  u.  beschränken  etc.  cf.  weiter:  he  knapt  hum 
knejie;  mnd.  kuepe  ;  nid.  kneep.  —  V\jm  'n  daler  tan  sin  löii  oi'  (er  bricht  od.  svlinei- 
Präter.  knep,  von  knipen.  det,  kneift,  kürzt  etc.  ihm  einen  Thaler  von 

kniipel,  kliepel,    Kli>/>jtel  od.  Schlägel  in  seinem  Lohn  ab);    --    he  wnl'  hum  sin  Ion 

der  Glocke.    —    Nid.  knepel,    knejipel;    ml.  Iieknajijten    (seinen  Lohn    beschneiden ,    od. 

knäpel ;  warnj.  kneppcl  etc.  —    Es  entstand  50  verkürzen    etc.);   —    he    beknapt   (bekürzet, 

aus  kläpel,  klepel  etc.,  itv'e  knünok  ««.s  klut-  hält  kurz,  beschränkt  etc.)   sin  lue,    od.  sin 

lök,  kiHippel  aus  kliippel  etc.  t'olk,  sin  kinder,  siu  son  etc.  up  alle  maueren  un 

kltiip-liandi;;,    r(ts(hhänilig,   Jlink    u.    ge-  tan  alle  kanten,  't  mag  wäsen  in  de  Ion,  of 

wandt  mit  der  Hand;  —  daher  überhaupt:  in  't  äten  ot  (trinken,  ot'  in  't  geld,  ot' in  dr 

rasch,    geschwind,    behende,   Jlink,    gewandt  55  tid,    ut'  in  't  spölen    nn    't    Ire    herunilopcn 

etc.  ,•    —    du    mnst    knaphandig  wer  kamen  ;  etc. ;  —  he  beknapt  sük  (er  bekürzt  od.  be- 

—  lie  mok  dal  knapliaudi'.'  ot;  —  he  is  d'r  regt  schränkt  sich,  bz.  schrankt  sich  ein  a.  sjxtrt, 

knapliandig  bi  don.  —  Nd.,  nid.  knajjhandig.  d<irbl  sich  ab  etc.)    so    iül    as    he   man  kan, 

kiiiip-liolt,   gelbe    Wiesenraute  (thalictrum  nm  dor  de  lid  to    kamen;     —    he    bcKiiaiit 

fiavum).  t)0  sük  od.  hum  so,  dat  he  hast  fan  de  buukeii 


KNAPPEN 


29» 


KNAP-SAK 


falil ;  —  h(''  will'  sin  perd  in  't  für  beknap- 
pen; —  ik  iiiiit  sen,  of  ik  il'r  nog  wiit  of- 
knappeu  (ud.  olkiiipen)  kau;  —  sc  knapt 
(kürst,  sp<irt,  darbt  etc.)  siik  in  '1  iitcn  un 
drinkeu  of,  wat  si;  für  stät  un  upwanil  t(j 
föl  iitgift;  —  ik  mnt  sen,  of  ilc  inoigen  'n 
stund'  tids  ofknappen  (uhhnchcn)  kau,  um 
bi  di  to  kamt'ii ;  —  ferner  zu  knap  in  der 
Bedlfj. :  hübsch,  sauber  etc.  od.  cüjentUch 
ivuhl:  (jeschoren,  beschnitten,,  f/eslutzt,  suf/e- 
stntzt,  Icurs  (fcmacht  etc. ;  —  t>a  lion  nu  knap 
(putze,  stutze  etc.)  dl  erst  wat  up,  er  du  um 
böskup  g(Mst;  —  knap  din  här  wat  up,  dat 
't  net  so  wild  herunihanfrd;  —  he  hed  sin 
tun  wat  u[)knai)pen  (seinen  Garten  was  auf- 
putzen ud.  in  Ordnung  hrin<jen  u.  sauber 
machen)  laten ;  —  wen  't  tilgen  ])inkster  geid, 
den  laten  alle  (irdondlike  lue  hör  hiis  faii 
binnen  un  fan  hüten  imn  U])kiiappeu  (auf- 
putzen,  od.  reinigen  u.  färben  etc.).  — •  Nd., 
nid.  knappen  (knaclccn ,  brechen,  bersten, 
beissen,  essen ;  kürzen,  etc.) ;  nuibl.  knappen 
(prehendere,  apprehendere ;  crepitare;  con- 
tVingere  ;  mandere,  dentilius  pinsere) ;  acngl. 
(S  t  r  a  t  m  a  n  n)  gnappen,  bz  cnappen  (mor- 
dere?);  engl,  knap  (knacken,  brechen,  ab- 
brechen, kurz  abbrechen ;  schlagen  ;  pressen, 
zusammendrücken,  kneipen;  stehlen)  a.  knap 
(knacken ,  knappten ;  einklappen  ;  greifen, 
schnappen);  schott.  (Jami  eso  n)  gnap  (to 
chirp ;  to  eat;  to  attempt)  u.  knap,  knop  (to 
speak  after  tlie  english  maniier),  to  knop 
suddrone  (to  speak  like  ihose  who  live  South 
from  S.),  knap  (to  clip  words  by  a  t'alse  pro- 
nunciation);  noriv.,  schwed.  kiiuppa.  —  Wie 
schon  unter  2  knap  bemerkt,  ist  der  Stamm 
knap,  ablautend  knip  u.  knup  od.  knop  mit 
knab ,  knib,  bz.  guab,  gnib  in  knahbelu, 
gnabbeln,  knibbeln  etc.,  —  knip  in  knipen, 
—  gnep  in  guepen,  —  gnif,  unnf,  gnub, 
gnup,  gnut,  knuf  <»  gnifteln,  gnull'clii,  gnubbe, 
guuppe,  ijnubbei),  knuÖ'en  von  Hause  aus 
gleich  od.  doch  mit  diesen  aus  einer  u,  der- 
selben Grdform  entstanden  u.  zuHvr  aus  einer 
idg.  Grdform  (cf.  Fick,  J,  (>!))  gabh  iuit 
der  Nebenform  gap,  nasal,  gambh,  ganii), 
bz.  ganhh,  ganp,  versetzt  gnabli,  gnap,  die 
Fi  c  k  (IJI,  48)  auch  für  kiiiijon  (cf.  die' 
ses)  II.  (III,  41)  für  kamb  (cf.  kam),  sowie 
für  gaffen  (cf.  gapeu  u.  auch  gabbeln  etc.) 
ansetzt.  Wie  nun  snap  u.  snip  (Stamm  von 
snappen,  snaj)«,  snippe  etc.)  Jedenfalls  aucJt 
Schallstiimme  sind,  so  loird  auch  gabh,  bz. 
skr.  jabh  (cf.  auch  jappen)  loohl  urspr.  ein 
Schallstamm  gcivesen  sei)i  od.  die  Bedtg. : 
Schall  od.  sonus,  crepitus  (cf.  fragor  u. 
frango)  t"o»  der  Bedtg.:  schnappen  (urspr. 
blos  =  Auf-  u.  Zu-Klappen)  u.  klaffen 
od.  spalten  sich  später  entwickelt  haben, 
obschon  ich   eher  glaube   (cf.  klap,  klappen 


=  nhd.  Klaf,  klaffen) ,  dass  die  Be- 
dtgn.:  schnappen,  beissen,  klaß'en,  gähnen 
od.  reissen,  aufreissen,  auf  tnac/ten  u.  offen 
stehen  etc.  aus  der  von:  Schall  od.  sonus, 
5  crepitus  (cf.  ««tV*  crepare,  wovon  auch  er e- 
piren  etc.)  hervorgingen.  Wie  nun  aber 
neben  an.  gaj)  (in  ginnunga-gap  =  gähnen- 
der Abgrund,  gähnende  Tiefe  etc.)  auch  (cf. 
Fick,  I,  09  unter  ga]))  an.  kaf  (hohe  See, 

10  Tiefe)  zu  dieser  J/  gehört ,  so  erklärt  sich 
auch  an.,  isl.  gnap  (mare,  acqiior;  syrtes, 
brevia)  als  ein  Abkömnding  derselben  y, 
wovon  knap  u.  gnap  (s.  auch  unter  2  knap) 
abstammen,    wie  desgl.  auch  an.,  isl.  guapa 

15  (intentus  intueri;  inhiaro;  caeli  saevitiae 
exponi)  sich  beim  Vergleich  von  gapen  so- 
fort  als  ein  Abkömmling  derselben  germ.  y 
gnap,  knap  od.  idg.  gabh,  gap,  nasal,  gambh, 
gamp  =  skr.  jabb,  janihh  (klaffen  od.  offen 

20  stehen,  gähnen,  bz.  sich  von  einander  thun, 
reissen,  spalten,  brechen,  springoi,  (cf.  klap 
u.  klak)  crgiebt.  Vergleicht  man  nun  aber 
unser  klöt,  klute  etc. ,  so  ist  es  klar,  dass 
auch  ags.  cnäp    ((jiipfel,    Höhe,    Bergjoch) ; 

25  aengl.  cnaji  (vertex) ;  tvetseh,  ir.,  gäl.  cnap 
(bulla,  colJis) ;  kniip  (globulus)  ;  an.,  isl. 
kiiappr  u.  hnappr  (globulus) ;  norw.  knapp, 
kneppe ;  schwed.  knapp;  dän.  knap  (Knopf, 
Knauf,  od.  ein  rundes  Etwas) ;  nd.  (Scham- 

30  bacJi)  knap  (Anhöhe,  Hügel)  etc.,  sowie  un- 
ser knoj),  knop  u.  knubbe,  knubbel  etc. 
sümmtUch  mit  knappen  in  der  Bedtg.:  spal- 
ten, reissen  (loie  klöt  u.  klute  von  kliutau 
od.  klatau,  kluot),    bz.  mit  knap  in  der  Be- 

35  dtg. :  Biss,  Bruch,  Spalt  etc.  zusammenhän- 
gen müssen,  worid>er  noch  Weiteres  unter 
knoi»  etc.  zu  vergleichen  ist. 

1 .  knapper,  knapper,  kurzer  etc. ;  s.  2  knap. 

2.  kniippei'j    Bimin.  knappei'tje,    Blasen- 
40  tung,    od.    eigentlich    die    daran   befindliche 

Blase,  od.  blasenförmige  Anschwellung,  die, 
ins  Feuer  gelegt,    mit  einem  Knall  platzt. 

knappem,  Iterat.  von  knappen ,  jedoch 
niclit  in,  der  Bedtg.    kürzen   etc. ;   —    wat 

45  knapperd  dar;  —  wat  hed  he  to  kuap- 
l)ern  V  etc. 

knap-sak,  Tasche,  Beise-Tasche,  Kamen, 
l^jiersack,  bz.  ein  über  den  Bücken  gehäng- 
ter Beutel  mit  einem  Band  od.  Kiemen,  auch 

50  Schnapp  sack  genannt,  wie  reisende  Hö- 
ker, Boten  u.  Bettler  solche  tragen,  um 
darin  allerlei  Waare  od.  erbettelte  Lebensmit- 
tel zu  tragen.  —  ik  hebb'  nog  wat  in  min 
knapsak ;  —  he  stekd  dat   (od.  hum)  in  sin 

55  knapsak.  —  Sprichtv. :  diu  will'  sitt  in  mo- 
dcrs  knapsak  od.  taske.  — ■  Nd.,  mnd.,  nid., 
mnld.  knapsak.  —  Fs  bezeichnet  einen  Sack, 
worin  man  Lebensmittel  zum  knappen  od. 
beissen,    essen  etc.    trug    u.    ist  es  wohl  von 

60  dem  Subst.  kuap  =  Sp  e  i  s  e  (s.  unter  2  knap 


KNAPSAK-DOK                       300  KNASTERN 

das  nid.  knap  ii.  nd.  koapp)  u.  sak  zufsam-  Bedtg. :  Bruch,  Spalt  od.  BruchstücJc,   Bro- 

mengesetzt,    wie    auch    KU.    knapsack    mit  ckcu,  Klumpen  de.  zurücligcht,  wie  dies  auch 

„pera  in  quam  cibum  (liuriium  rocoiulit  via-  mit  agst.  cnäp;    an.  kuappr    (s.   unter  kiiap- 

tor"  glossirt.  —  Davon  franz.  caiiapsa  (Kan-  j)eu  (im  Schlüsse),  hz.  unserm  kiiop,  knubhe 

2en).                                                                         5  etc.  der  Fall  i,st,    od.  auch  mit  klatto,  klöt, 

kna|tsak-(lük.   Ta.'tchoUuch.  kluto  etr,  etc.  cf.  kmirc,  knast  u.  unter  gnar- 

knapsak.s-kcrel,    Knirps,    od.  Kerl,    den  rcii  u.  kiiisen,  o'l.  giilscii   das   Weitere, 

man  in  die  J'asche  steckoi  kann.  knarren,  knarspii,  .s-.  uniarion,  giiaison 

knaj» -swarnitje,    Knallschwärmcr ,    oder  knast  (auch  kiiust,  knüst),    Knorren  etc., 

Schwärmer  (Rakete,  Kcucrwcrkskörpcr),  der  10  wie   knarrt';    ////.    ein    derber,    gedi  nngencr, 

beim  Abbrennen  knallt  od.  knappst.  starker,  abgehärteter  Men.^ch  etc.;  -     hr  is 

knari'e,  knar,    Knorren,    dickes    nnförm-  'ii  oliU'n  faxten  knast  od.  'n  korel  as  'n  (ke. 

liches  Stück,  unfiirndidier  Klumpen,  dickes  Auch  'n  rilvcn  knast  winl  gesagt.    —    A^d., 

Wurzclendc    eines  Baumes  od.  ein  unförm-  dän.,  scliwed.  knast.   —   Ks  gehört  wohl  mit 

liches    wirr    u.  ijucr  durcheinander  gewach-  15  norw.  knas  {Bruch,  Stuck,  Brocken),  giuisse 

senes    hartes    Stück    Holz,    was   sich    nicht  (ein  muthigcr,  man)ihaflcr,   derber,    starker, 

spalten  lasst  etc.;  ^ 'n  knar  holt  od.  linni,  harter  Kerl   wie   knat-sc    u.   Letzteres   wohl 

fles  etc. ;    —    de   knar  is  güil  to  'n  flösblok  dasselbe  wie  unser  kuaggo). 

(od.  hauMok),  de  goid  nicli  ligt  kürt ;  —  de  lieber  den  Urspru)ig  cf.  knarri-,  wobei  in- 

kuar  kan  man  hÄst  ikH    iit  'u  ander  hauen,  20  dessen  noch  zu  bemerken  ist,  d<iss  knast  mit 

so    as    de    (l()r  'n   ander   wussen  is.  —  i\'"(/.  engl,  gnasli,  bz.  unserm  gnastern,  gnister  etc. 

('iS'c Art  »i  6«  r/^  knarren  ;  nid.,  mnld.  (Was-  auch  zu  einer  unter  2  gnister  erwähnten  y 

senbe  rgh)  knarre  u.  knar  (Knorpel)  in  knar-  kas,  nasal,  kaus,  versetzt  knas  gehören  kann, 

been,    bz.    (KU.)    knarheenkcn    (cartihigo) ;  die  Fick   (cf.  I,   4!)   u.  5.^0  u.   ö'Jl)   zwar 

icfries.  (Jap ix,  s.  unter  knüri')  knarn;  (een  25  nur  mit:   kratzen,  stecken,  Jucken,  bz.  kra- 

knarre  brea,  ein  Klumpen  od.  Humpen  Brod,  tzen,    schaben    h.    mit:    spalten,    zerstcilien 

ein    hartes    Stück    Brod) ;    acngl.     (Strat-  übersetzt,  welche  (d/er  ebenso  ivie  unser  k\n\\) 

mann)  knarre  (nodus,  tuber,  vertex),  knarry  u.  knip,  bz.  kluk,  khip,  klat  (s.  unter  khitt') 

(nodosus) ;    engl,  knar,    gnar;    schott.   gnarr  etc.  zweifellos  urspr.  eine  Schallwurzel  war 

(Knorren,  Ast  im  Holze);  norw.  kuart  (Kno-  30  u.  sowohl   den  knirschenden  u.  knisternden 

ten  od  Verdickung  etc.).  —  Die  Form  knarre,  JaiuI  des  Kratzens  u.  Schid>cns  od.  Tiitzens 

gnarre  etc.  neben  knorre,  bz.  unsertn  knure.  etc.,  als  atich  den  des  Zermalmens  od.  lleis- 

knür   erklärt  sicli    von   selbst   aus   knarren,  scns,  Spaltens    u.  Brechens   etc.    naciiaiimte 

giiarren ,    neben   gnurcn    u.  knuren,    bz.  wie  u.  hieraus  auch  diese  Bedlgn.  selbst  wieder 

knap,  gnap  (s.  unter  knappen  am  Schlüsse),  85  (cf.  auch  unter  grand,  grinil  etc.  diescrhalb) 

neben  knop  u.  knubbe,  knubbel,  od.  wie  nn-  entwickelte.  Hieraus  erklärt  sich  denn  auch, 

ser  knast,  neben  knost,  knüst  etc.     Zweifel-  dass   knast,    knust    (cf.  Grimm,     Wb.     V, 

haß    bleibt    es  aber  dennoch,    welche  Form  1357  das  zweite  Knast)   auch  die  Bedtg.: 

(nämlich  mit  „a"    od.  „o",  „u")    die   ur.spr.  Scabies    (wie    Krätze    von    kratzen    u. 

u.  älteste  ist.      Vergleicht  man  indessen  die  40  Grind  von  griudau,   od.  grinan,  cf.  giind) 

Präterita:  nhd.    klomm   =    unserm  klum,  u.  kuas})el   (cf.  Grimm,    Wb.)    wieder   die 

statt  urspr.  klani    von  klimmen    (od.    ursj)r.  Bedtg.:    Knöchel   (cf.    diescrhalb    knake, 

klimb-an,    od.  klimb-jaii ,    od.  unserm  bund,  knökkel,    knubbel    und    unter  knappen    am 

nid.  bond ,    statt    band   von  binden  etc.  etc.,  Schlüsse   das   ags.   cnäi»  etc.)  hat,    während 

so  muss  man  wohl  annehmen,   dass  knoire,  45  bei  einer  ganzen  Reihe  anderer,  von   dieser 

bz.  unser  knure  auch  aus  knarre  verdampft  Schallwurzel  kas,  kans,  knas,  bz.  gcrm.  gnas 

wurden,  dass  dieses  für  urspr. \in&r-A,\!,\vAX-A  «.knas  iibslammenden  Wörter  (cf.  Grimm, 

steht,    ivoraus   auch   ein    verstärktes  knara,  Wb.,  von  k  naschein  bis  knast  er  n  etc., 

gnära  herrorgehcn  konnte.      Was    nun   aber  bz.  bei   mir   die    Wörter:   guastern,    gnisen, 

den  Stamm  knar,  gnar  betrifft,    so    ist   der-  50  gnister,  giiiisen,    gm'isen  i'lc.)    mwh   deutlich 

selbe  höclist  umhrscheinlich  aus  knas,    gnas  die  urspr.  Bedtg.:  sonare,  crepare,  crepitare 

(cf.  1  bar,  sou:ie  nhd.  Beere,  aus  golh.  basi,  *(/   j' ".'/''  tritt. 

an.  gier,  statt  gles,  cf.  glas)  entstanden,  so-  kniisler    od.    knaster    in  geknäster,    Ge- 

dass  knarre,   bz.  knara,    gnara,    knar,   gnar  knirsche  etc.    (gi'knäster  mit  de  tandcn);    s. 

für  älteres  knasa,  knas  etc.  steht  u.  mit  dem  55  unter  gnastern   ii.  kna,-.t. 

syn.  knast,    knöst,   knüst   zu  einem  u.  dem-  knasloP-bjil't,  od.  ein  mürrischer,  verdricss- 

selben    Verb,  knasen    od.  knisan,  gnisan  (cf.  lic/ur  Mensch;  —  't  is  'n  oldeii  kiiasterliart. 

gnisen,  knisen)    gehört  u.  ebenso  wie  2  gni-  —    Nd.    knasterbart.     cf.    guastern    etc.    u. 

ster  (Knorpel)  entweder  auf  die  Bedtg. :  cre-  knäster. 

pitare,   od.  auf  die  mit  crepitus  verbundene  60  knastern,  .y.  guastern. 


KKAETERIG 


30} 


KNE 


kiiätei'i^,  veräricsslicJi,  mürnsch  etc. ;  cf. 
gnaddpriff,  ffuälerifi,,  ffuittori^-  otc. 

kiLattcni,  kniiteni,  knetern,  a)  hnnüern, 
prossdii  etc.;  —  <lat  Iciiattonl  od.  kiiätord 
ördcndlik,  2.  B.  vom  Donner,  einer  Gewchr- 
salve, eiiieiH  prasselnden  Holzfeuer  etc.;  — 
b)  svhiiicttern,  sclimetternd  od.  laut,  anhal- 
tend u.  mit  harter  n.  dnrchdrinfjendcr  Stimme 
singen  etc.,  z.  B.  von  (.'anarienvöfieln  etc.  — 
cf.  gnäteni,  knittein,  gnittor-  od.  kiiitterslag 
etc.  n.  unter  giiid  etc.  das  Weitere,  wobei 
noch  zu  ertvähnen ,  dass  die  Stammformen 
kiiad,  gnad,  gnid  etc.  od.  knat,  gnat,  hnat 
«.  nat,  hz.  kiiit,  gnit,  hnit  n.  iiit  mit  knad 
u.  kuid  ///  griech.  kiiadallö  u.  kiiida  (cf. 
Fick,  II,  67)  etc.,  sowie  unser  knüt  in 
knütte  auf  eine  a^is  skad,  skand  (s.  unter 
knöp  am  Schlüsse)  hervorgegangene)!  y  kad, 
kand  (umgesetzt  kiiad)  zurückgehen  u.  dass 
sich  hieraus  auch  erklärt,  weshalb  unsere 
Stämme  schad,  schat,  hz.  schid,  schit,  od. 
schand  etc.  soivohl,  als  auch  snad,  siiid  od. 
snat,  snit  (aus  einer  älteren  germ.  Form. 
shnad  etc.)  so  vielfach  in  ihrer  Grdbdtg. 
mit  dem  Stamm :  kuad  etc.  etc.  zusammen 
treffen. 

knävol  etc.,  s.  kaäfel  etc. 

klie,  Knie;  a)  das  bekannte  knotige  u. 
knorpelige  Gelenk  zwischeu  dem  Schienhein 
u.  dem  Oberschenkel .1  tvas  daselbst  einerseits 
eine  Verdickung  od.  einen  K  note  n,  Kn  opf 
(kuop,  kiiiibbe,  kniibbel) ,  andrerseits  aber 
als  nach  vornhin  vorstehend  u.  an  der  hin- 
teren Seite  nach  Innen  eingebogen,  od.  über- 
haupt als  Stelle,  tvo  eine  Beugung  des  gan- 
zen Beines  sich  befindet  auch  eine  Biegung 
bildet;  daher  auch  b)  ein  gebogenes  u.  (im 
Winkel)  gekrümmtes  Etivas ,  wie  z.  B.  ein 
Krummholz  im  Schiffsbau  etc.,  od.  ein  loin- 
kelförmig  gekrümmtes  Bohr  od.  ein  Knie- 
rohr;  —  hebt  du  nig  nog  'n  kne  liggen,  wat 
wi  d'r  tüsken  satten  künen,  dat  wi  de  biigt 
lierüt  krigea  ?  —  dar  mut  '11  kne  tiisken 
setd  worden ;  —  ferner  c)  der  Knoten  od. 
knotige  Absatz  in  verschiedenen  Pflanzen- 
schossen, wie  z.  B.  im  Schilfrohr  od.  Bieth, 
too  kne  denn  auch  überhaupt  wieder  die 
Bedtg.  :  Absatz,  Knoten,  od.  Gelenk  u.  Glied 
etc.  (fan  en  kne  [od,  knubbel,  lid  etc.]  to  't 
ander)  hat,  wie  z.  B. :  „dar  sunt  (od.  bunt) 
dre  kneen  in"  sowohl  besagt,  dass  in  einem  Et- 
was drei  Absätze  od.  Knoten  (Verdickungoi, 
Ausivüchse  etc.),  als  auch  drei  Gelenkstellen 
od.  Krümmungen,  Biegungen  od.  auch  drei 
Gelenke  sind.  Wie  man  nun  aber  sagt, 
dass  ein  Jemand  im  ersten,  zweiten  od.  drit- 
ten Gliede  od.  Grade  mit  einem  andern  Je- 
mand verivandt  ist,  so  wurde  bei  uns  kne 
früher  (cf.  0.  L.  B.,  pag.  158  u.  bei  von 
Michthofen)    auch    in    derselben     Weise 


zur  Bezeichnung  des  Grades  der  Verwandt- 
schaft  (en  kne  nader)  gebraucht,  wie  äfen- 
kneed  (d.  h.  gleichgeknieet)  auch  die  Bedtg. : 
,,gleich  nahe  verwandt^'  hat.  —  Nd.  knee; 
5  mnd.  kne,  kny;  nid.  knie;  afries.  kniu,  kni, 
kne;  nfries.  kne,  knei ;  loang.  kni;  as.  knio, 
kneo ;  ags.  cneuv ;  aengl.  cneo ;  engl.,  schalt. 
knee ;  an.  kne ;  nonv.  kne ;  schwed.,  dän. 
knä;    ahd.  kniu,    cLniu ,  knio,  kneo,    cneo, 

10  chneo;  mhd.  chiiie,  knie;  md.  kne;  goth. 
kniu.  ~-  Die  Brechung  in  setzt  wie  in  biu- 
dan  ^^  nhd.  bieten  (cf.  beden)  eine  germ. 
Grdform  knu  voraus,  die  aber  mit  skr.  jriu 
(in  pra-jrin,    kruminbeinig,    bz.  mit  vorgebo- 

15  gcnem,  gekrümndem,  Knie  =  griech.  pro- 
cbnu),  zcnd.  zhuu  (Plur.  Acc.  zanva);  griech. 
gnu  (in  gnü-petos) ,  cbnu  (in  prö-chuu ,  s. 
oben),  bz.  skr.  jänu  (Knie) ;  griech.  gönu 
(Knie;    Absatz,    Knoten    an    den    Halmge- 

20  wachsen  u.  des  Rohrs);  lat.  geuu  auf  eine 
idg.  Grdform  ganu  zurückgeht,  ivelche  Fiele, 
(I,  556)  zur  y  ga,  bz.  gan,  gam  (gehen) 
stellt.  Dass  indessen  das  Knie  urspr.  als 
ein   gehendes    od.    schreite n  des   Et- 

25  was  aufgefasst  sei,  glaube  ich  schwerlich 
u.  wird  es  wohl  eher  auf  ga  in  der  eigentl. 
Bedtg. :  „sich  bewege n"  zurückgehen,  bz. 
als  ein  sich  beioegendes,  od.  ein  beioeg- 
liches,  gelenkiges,  bieg sa m e s  Etwas 

30  genommen  u.  verstanden  worden  sein,  sodass 
es  urspr.  blos  ein  Gelenk  bezeichnet  hat, 
tvas  für  alle  Bedtgn.  des  Wortes  ganu  od. 
Knie  jedenfalls  am  besten  passt.  Dass 
man  aber  Knie  auch  als  ein  Etivas  (chuiu 

35  hatte  auch  die  Bedtg. :  generatio  u.  ist  auch 
als  Absatz  od.  Gelenkknoten  ein  Etwas, 
ivo  ein  Zweites  seinen  Anfang  nimmt  od. 
entsteht,  bz.  ein  Etwas  ivoraus  ein  Zweites 
als   Verlängerung   eines  Ersten  entsteht  od. 

40  beginnt  u.  iceiter  wächst)  auffassen  kann, 
wo  eine  neue  u.  zweite  Generation  (od.  Ge- 
schlecht etc.)  anfängt  u.  ivoraus  sie  Ibervor- 
wächst  u.  entsteht,  ist  zweifellos  u.  ist  es 
deshalb    ebenso   leicht   möglich,    dass  ganu, 

45  genu  etc.  gar  nicht  mit  der  y  ga  (ge- 
hen) ,  sondern  vielmehr  mit  der  y  ga,  gan 
(zeugen,  erzeugen  etc.,  bz.  entstehen,  spros- 
sen heraus  od.  hervor,  wachsen  etc.)  zusam- 
menhängt u.    demnach  mit  skr.  janu    (Art, 

50  Geschlecht),  griech.  genos  ;  lat.  genus ;  germ. 
knö  in  kno-di,  knö-sla  (Geschlecht)  etc.  von 
einer  u.  derselben  y  (s.  unter  kennen,  bz. 
unter  könig  u.  kwäne)  abstammt,  die  übri- 
gens wahrscheinl.   von  Hause  aus  auch  die 

hh  Bedtg.:  bewegen  (vor  [cf.  kamen]  od. 
heraus  u.  hervor  [tprossen,  spriesscn,  wach- 
sen, entstehen  etc. ,  od.  entstehen  machen, 
zeugen  etc.])  hatte,  gleichviel,  ob  man  die 
Grdbdtg.:  bewegen,  regen  etc.    im  neu- 

60  traten,  od.  activen  (als  sich  od.  ein  Anderes 


KNE-BOESSELN 


m 


KNEPEL 


bewegen  etc.,  hz.  in  der  von :  selbst  sich  be- 
wegen ii.  gehen,  od.  ein  Anderes  bewegen  u. 
gehen  machen)  Sinn  auß'osst. 

kne-büsselii,  dem  lUndvich  das  ITorn  mit- 
telst eines  Stricks  an  ein  Knie  befestigen, 
bz.  ihm  Jlorn  u.  Knie  -u  dein  Ende  enge 
zusammensehntiren,  nm  das  Ausbrechen  n. 
Umherrennen  (schojeii,  srluimon)  desselben 
zu  verhindern. 

kn«'-liiiirt   I  Knie-hueht),  Kniekehle. 

kiH'-ltiikso,  Kiiiihose. 

kiiedit  ofl.  knc'fi^t,  Knecht;  —  a)  Mann, 
Junger  Mann,  dnnggeselle ;  —  lu"'  is  nog 
fröjo  knt'oht  (nr»  h  freier,  ungebundener,  un- 
verhciralheter  Mann);  —  1))  (rehülfe,  IJn- 
tergebe)ier ,  Diener  etc.,  im  Gegensatz  zu 
Herr.  —  Sprichw. :  siegt  is  ile  knocht,  do 
iiiks  (h'id  uiitiPSfgil;  —  's  lu-ron  gehod  is 's 
knechten  i)nlpr;  —  wilt  (willsl)  du  'n  tröon 
knecht  liel»l)r>n,  den  d<>  't  süllst;  —  lau  de 
knecht  sin  swet,  word  de  liur  nef  het;  — 
so  nienni'g  km^gt,  so  niennig  weg;  —  lecht- 
mes  lecht,  is  d'  l>iir  \\  knecht;  lechtmes 
dniiker,  is  d'  luir  'n  jiinker.  —  Nd.,  mnd. 
nid.  knocht;  afries.  kninclit,  knpcht;  tigs. 
cnyht,  cniht,  cneoht;  aeiigl.  cnilit;  engl. 
knight;  ahd.  kni-ht,  cni-lit,  knecht,  chni-ht, 
khueht,  chom-lit,  gni-ht,  gneclit ;  mhd.  knehl : 
md.  knecht  (Knabe,  diiiigling;  Junger  Krie- 
ger, Soldat,  streitbarer  Mann;  Held;  Die- 
ner, Knecht;  Lehrling,  dihigling,  der  sich 
zum  Bitter  bildet,  Knap}>e,  Handwerksge- 
selle);  dän.  knegt;    .<<cliwed.  knekt  (Knecht). 

kiiodeii,  \.  knäden. 

kiieeii,  knejoii,  kniecn,  das  Knie  beugen, 
niederknieen,  sich  mit  dem  gebogenen  Knie 
auf  Etwas  legen  od.  toerfen  etc. ;  —  lie 
kneide  för  hnm,  od.  up  hiini,  np  de  gruiid 
etc.  —  Afries.  knia,  kniaja  ist  blos  in  der 
Bedtg. :  „den  Grad  der  Verwandtschaft  (ge- 
neratio)  zählen,  rechnen  od.  angeben''  belegt, 
ioährend  das  ahd.  chninjan  od.  kniujan  da- 
gegen die  des  heutigen  knieen  (genu  Hec- 
tere)  hat. 

kneipe,  Kneipe,  kleines  Wirthshaus  od. 
kleine  Schnapsschenke  etc.,  meist  mit  der 
Bedtg. :  eine  schlechte,  elende  u.  abgelegene 
Schenke ;  s.    Weiteres  unter  knipo  u.  knipen. 

knei|>en,  in  eine  Kneipe  gehoi,  bz.  in 
derselben  sitzen  u.  zechen  od.  trinken  etc. ; 
—  he  geid  fols  to  101  ül  )<t  kneipen.  —  Da- 
von :  hekneipen  (s(ik ,  sich) ,  betrinken,  be- 
saufen ;  —  ferkneipen  (rertrinken,  verzechen). 

kiiellen,  von  zwei  od.  mehreren  Seiten  ein- 
od.  umfassen  u.  so:  kneifen,  zioicken,  klem- 
men, einengen,  drücken,  od.  fest  zusammen- 
ziehen u.  einschnüren,  knebeln,  fest  ein- 
schnüren etc.;  —  he  knehl  hnm  dügtig;  — 
knellende  handen ;  —  he  kneld  dat  pak  diig- 
tig  tosainen.  —  Nid.  (v.Dulc,   Weiland 


etc.)  kuellen  (von  allen  Seiten  einengen, 
klemmen,  drücken,  zwicken,  drängen,  pres- 
sen, quälen,  ä)igstigen  etc.);  —  Subst.:  knol 
(Zwicke,  Klemme;  Falle;  Klemmung,  Knei- 
b  fung) ;  knelling  (Beklemmung.  Beengung, 
Drückung  etc.).  —  Es  wird  von  Hause  aus 
dasselbe  Wort  sein,  toie  mhd.  knellen  (hal- 
len od.  knallen,  hz.  mit  einem  Knall  zer- 
springen  od.  platzen,  rei.'iseH  etc.,    was  aber 

10  in  zorknollen  nicht  allein  diese  Bedtg.,  son- 
der)! auch  die  von  :  zerdrücken,  zerquetschen 
etc.  u.  in  zerknüllen  die  von:  zerschlagen, 
zerbläuen  etc.  hat,  wie  dies  bei  M.  Lex  er 
zu  ersehen  ist)  u.  wie  knalliMi,  knillen,  knnl- 

in  ien,  knüllen  auf  den  Schallstainm  knil-knal 
etc.  zurückgehen,  sei  es  in.  der  aus  crei)itns 
entstandenen  Bedtg.:  Bruch,  Spalte,  Ritze 
etc.,  sodass  knol  od.  knalla,  knella  urspr. 
eine  Spalte  od.  Ritze   u.    so  auch  einen 

20  Engpass,  engen  Gang,  od.  ein  schmales  u. 
enges  Etwas  etc.,  od.  wie  alid.  chloho,  ein 
gespaltenes  Etwas,  ein  gespaltenes  Stück  od. 
Klotz  zum  Klemmen,  Kassen  u.  Fangen  (cf. 
unter  klüfe  das  ahd.  chloho  in  der  Bedtg. : 

25  decipnla  etc. ,  bz.  unter  knippe  die^erhalb) 
liedeutete,  od.  in  der  aus:  knallen,  wie  bei 
kliij)peu,  klippen,  knii)pen  etc.  abgeleiteten 
Betltg.:  zusammenschlagen  od.  zwei 
Etwas  auf  einander  zu  bewegen,  woraus  auch 

30  Ja  klippen  u.  knippon  ihre  liedtgn.:  schnei- 
den u.  kneifen,  etc.  (ef.  auch  knipe,  kni- 
pen etc.)  71.  klappe  die  von:  Falle,  Vo- 
gelschlag etc.  herleiten.  Weiter  vergl. 
auch  knillen  in  der  Bedtg. :  knittern  u.  drü- 

35  cken  etc.,  sowie  auch  knidien  ii.  dazu  knal- 
len am  Schlus-fe.  Desgl.  cf.  knellen  im 
Grimm' seilen  Wb.  als  Stammverb,  von 
knallen,  womit  auch  engl,  knell  (Glocken- 
sehlag,  Glockengeläute,  7'odtenglocke)  ;  aengl. 

40  cnul  ;  ags.  cnyll  (Zeichen  mit  der  (rlocke), 
cnyllan,  cnellan  (pnlsare,  canipanae  signnm 
dare)  zusammenhängen.  J)ass  demnach  aber 
die  y  knal,  bz.  das  Verb,  kniilan  im  Germ, 
schon  sehr  alt  ist  u.  frühe  bestanden  haben 

45  mu.^s,  ist  klar,  sowie  auch,  dass  der  Stamm 
knal  loahrscheinl.  mit  dem  von  gnarron,  knar- 
ren conne.f  ist.     cf.  knülle  etc. 

kneller,    ordinärer   schivercr   l'abak,    der 
im  Rauchen    Beklemmungen    u.  Jiesehwerde 

50  od.    Uebelkeit  erregt  n.  macht.     Zu  knellen. 

kiieniielik,   kiienlik,  knoiniolk,  kneniiel, 

fein,  schmid,    schmaehlig,    dünn,  mager;  — 

he    is   man    knenlik    od.  sügt  man  knennelk 

üt.  —    Nd.  knenlik;    mnd.  knenlik.    —    Es 

55  ist  dasselbe  Wort  wie  kleidik  n.  daraus  ent- 
stunden, wie  kn;ii)el  aus  kl;i])el. 
kne|».  .s.  kii.ipe. 

kiic-|iitniie.  kii«'"|tan  (Knie-Pfanne),  Knie- 
seheibe. 

60      kue]iel,  $.  knäpel. 


KIESEN 


30^ 


KNIK 


kiiftsoii ;  i.  q.  knisen,  gnison. 

knibliel,  ^nibbel,  Stückchen,  Jirückchen, 
f/crinf/c  Kleini(fkeit,  Ger  in  ff  sie  etc.;  —  Ik"' 
IkhI  (l'r  'n  knibhol    oflirakon    od.  of'knäpen ; 

—  he  kan  gen  kiiilibol    misten;    —    gif   mi 
(log  en  knibbel  lau. 

knlbbftln,  »iiibbcilii;  /.  q.  knaI)l)oln,  gnab- 
belii,  nibbeln;  —  he  knibbeld  (niitjt,  kneift 
wiederholt  elc.)  d'r  wat  of,  od.  wat  an  her- 
um. —  Davon:  geknibbel  ((fekneife,  Ge- 
nage  od.  Abbrechen  elc.  von  Hlücken  u. 
Brocken  etc.),  —  knilibele  (anhaltendes  od. 
wiederholtes  Ab-  od.  Benagen,  Ah-  od.  Be- 
kneifen  etc.);  —  knibheler  =  »Id.  knibbe- 
laar  (Einer  der  knibbelt)  etc.  —  NI<1.  knib- 
l)elen ;  inl.  knibbeln,  gnibboln.  —  Mit  nhd. 
knabbern  etc.  von  demselben  Stamin  wie 
knappen  n.  knippen,  bz.  kuipen,  näinlich  von 
knip  od.  knap,  bz.  gnap,   s.  unter  knajipon. 

—  Zu  knippon  etc.    cf.  noch  Pott,    War- 
zelwb.  I,   zweite  Abth.,  pay.  679. 

1.  knidel,  Knödel,  Kloss,  (jrobcs  rundes 
Wcissbrod  od.  Mehlgebäck ;  —  grandknidels 
(Klös,<ie  od.  Bröclchen  von  grobem  Mehl,  cf. 
grand).  —  Es  ist  mit  nhd.  Knödel  u.  im- 
serm  knndel,  knndjo  eines  Ursprungs.  M^enn 
indessen  Hildebrand  (cf.  Grimm,  Wb., 
unier  Knödel)  Knödel  direct  von  K n  o- 
ten  (cf.  kniitte)  ableitet,  so  kann  ich  ihm 
hierin  nicht  beipflichten,  da  ich  vielmelir  der 
Ansicht  bin.,  class  knidel,  knödel,  knndel  mit 
knidel,  knndel  in  geknidei,  geknudel  n.  kni- 
deln,  knudeln,  knndjen  od.  kuntjen  zu  dem- 
selben Stammverb,  gnidan  etc.  gehört,  wovon 
auch  knäden  (kneten  etc.)  abstammt  u.  class 
knidel ,  knödel  etc.  als  Mehl-Kloss  urspr. 
Mos  ein  geknetetes  Etwas  (ein  Etwas, 
ivas  durch  K n eten,  Dr ü cken  etc.  ge- 
formt n.  zusammengeballt  ist)  bezeichnete. 

2.  knidel  in  geknidei,  Geknete,  Gestosse, 
Gedrücke ,  drückendes  od.  stossendes  Ge- 
reibe,  Gekneife  etc.,  od.  das  knetende,  drü- 
ckende,  kneifende  Bearbeiten  der  Glieder 
od.  des  Bauches  mit  Fäusten  u.  Fingern, 
ivie  dies  Jemand  thut,  der  sich  sehr  lebhaft 
über  Etwas  freut,  od.  seine  Schadenfreude 
über  Etwas  kundgiebt,  bz.  einen  Kitzel  von 
Etioas  hat.  —  so  'n  geknidei  as  fan  hum, 
do  he  sag ,  dat  sin  makker  in  't  water  ful, 
hebb'  'k  lank  net  sen. 

kiiidelii,  giiidßln,  wiederholt  u.  anhaltend 
kneten  od.  drücken  u.  pressen ,  drückend 
reiben  etc. ;  —  daher :  a)  die  Wäsche  durch 
drückendes  Reiben  od.  durch  darauf  wie- 
derholt ausgeübten  Druck  glätten;  —  b) 
(sich)  wiederholt  n.  anludlcnd  kneten,  od. 
mit  der  Hand  etc.  drücken,  kneifen  u.  drü- 
ckend reihen  etc.;  —  he  knideld  sük  fan  la- 
chen od.  fan  freide;  —  c)  Kitzel  machen, 
freuen  etc.;   —   dat  schul'    (schulde,   sollte) 


hum  knideln,  wen  he  hörde,  dat  ik  min  man 
dar  so  ankamen  (dass  ich  dabei  so  schlecht 
angekommen)  hiin.  —  Es  ist  ein  Iterativ  von 
gniden,  bz.  gniden.  —  Zu  gnideii  cf.  noch 
5  Pott,  Wurzclwb.  I,  zweite  Abth.,  pag.  077. 
kllir,  kni|),  ein  Messer  u.  ztvar  speciell 
ein  starkes  Gartenmesser,  od.  auch  ein  klei- 
neres scharfes  Schustermesser.  —  Nd.  (cf. 
Br.  Wb.,  D ähnert  etc.)\(n'ui{,kn'nv ;  mnd. 

10  knif,  knip;  nid.  knijf;  jhhW.  knyf,  cnyf  (cnl- 
ter,  gladius) ;  nfries.  knüff  ».  (Sylt)  knyf; 
ags.,  aengl.  cnif ;  engl,  kuife;  schalt,  knyft'; 
an.  knifr;  ist.  knlfr,  hnifr;  schived.  knif; 
norw.  kniv,  niv ;  dän.  kniv ;  nhd.,  bz.  oberd. 

15  kneif,  kneip.  —  Davon:  franz.  canif  (Fe- 
dermesser), Dimin.  ganivet,  afra)iz.  cnivet, 
prov.  canivet.  —  Es  gehört  zweifellos  zu 
knipen  (kneifen)  in  der  Bedtg. :  ztvischen 
zwei  Etwas  fas.'^en    (wie  der  Krebs  mit  sei- 

20  tien  Scheeren  thut)  u.  so  zusammenllappend 

drücken  u.  zwicken,   looraus    bei  klippen  u. 

kni])pen  auch  die  Bedtg.:  schneiden,  scliee- 

ren  etc.  hervorging. 

kiiiM-tönd,   knifel-tond  u.  knifeltonig, 

25  mit  zusammengekniffenen  u.  einwärts 
gekrümmten  Zehen.  —  tönd  ist  =  gezeh et, 
wie  timpd  =  gezipfelt,  gespitzt,  während 
tönig  =:  Zell  ig  ist. 

kni^gen,  sich  zusammenziehen  od.  schrump- 

30  fen,  dörren,  trocknen  etc. ;  —  he  knigd  al 
Hier  in  'n  ander ;  —  he  (od.  de  appel  etc.) 
ferknigd    (verschrumpft,    verknurpelt)    gans; 

—  he  sügt  so  ferknigd  üt,  as  'u  drögten 
perdekötel.  —    Der  Stamm  kuig  od.  knigge 

35  wird  ivohl  Ablaut  von  knag,  knagge  sein  u. 

kniggen  demnach  soviel  heissen  als  zu  einem 

knag    od.    Knorren,    Knorpel,    Knorg    od. 

Knurg  (cf.  kuürt  =  Zwerg)  tverden. 

1.  kiiik,  Genick,  cervix;   —   he   hed  snk 
40  de  knik  ofstödt;    —   he    ful    fan  de  bön  un 

brök   de  knik.     —    Nd.    (D ähnert,    Br. 

Wb.)  knik,  gnik,  nik;  mnld.  (KU),  mfläm. 

ghenick  u.  nack,  neck,  nick;    mhd.  genicke. 

—  Dieses  knik,   gnik    ist  ztveifellos  aus  ge- 
45  nicke  =  ahd.    (gi-,  ki-,  ga-,  ka-nicko)    con- 

trahirt,  tvährend  das  Stammwort  nicke  nach 
mnld.  nack,  neck,  nick  (cervix)  zweifellos 
dasselbe  Wort  ist,  wie  das  aus  ahd.  hnach, 
od.  linacha  entstandene  mhd.  n&ckG  (Nacken), 

50  da,  ja  auch  das  mit  ahd.  linacho  ident.  ags. 
hnecca  (cf.  iiakke)  die  Bedtg.  cervix  u.  die- 
ses neben  Genick  auch  die  von:  Nacken 
u.  Hals  hat.  Dass  übrigens  dieses  knik, 
wie   gleichfalls    auch  anscheinend    das  fol- 

55  gende  Wort  als  ein  sich  biegendes  Et- 
was, Biege- Ding  auch  mit  3  knik  in 
der  Bedtg. :  Bruc h  od.  Biegung  etc.  zu- 
sammentrifft, bz.  dass  man  dabei  auch  einen 
unmittelbaren   Zusammenhang  mit  knikken 

60  für  möglich  halten  kann,  ist  deshalb  richtig, 


KNIK 


304 


KNIK 


weil  ja  mich  das  Genick  od.  knik  das 
sich  biegende  od.  knikkonde  Gelenk  ist  u. 
auch  nid.  u.  vißäin.  knik  dieselbe  Bedtg. 
wie  uik  ((/.  /(.  ei)ie  Beugung  mit  dem  Kopf 
nach  eorne,  womit  ma)i  Jcmundem  zu)iicfit  5 
od.  ihm  einen  Wink  giebt)  u.  das  franz. 
uique  hat  u.  also  auch  hier  kuik  ebensogut 
wie  auch  )ihd.  K  n  i .r  (od.  knicks)  cu  knik- 
keu  gehören  könnte,  falls  es  nicht  mit  nik- 
ken  ::usammenhängt,  od.  mit  nhd.  Genick  10 
auf  das  ahd.  gi-nicchen  (niederbeugen)  cu- 
riivkgeht.     cf.  weder: 

2.  knik,  Hecke  od.  lebendiger  Zaun.  — 
Nd.  knik ;  mnd.  knick.  —  Dieses  Wort  hatte 
übrigois  nach  Seh.  n.  L.  (cf.  daselbst  unter  15 
knick  sub  2)  nicht  allein  die  Bedtg.:  Hecke 
od.  hagc,  sondern  auch  von:  Urd wall,  od. 
Wall  zur  Befestigung,  Umwallung  einer 
Festung,  Landwehr  etc.  u.  kömmt  mnd.  (cf. 
Seh.  u.  L.,  II,  60)  auch  in  der  Form  gf'nick,  20 
genicke  vor,  sodass  man  aucJi  hier  vielleicht 
an  eine  Contraction  «.  Fntstehung  aus  ge- 
nicke (cf.  1  knik),  bz.  idid.  gi-,  ki-uicchi, 
kinichi  etc.  u.  zwar  in  der  urspr.  Bedtg. : 
gebogenes,  rundliches  Ftivas  den-  25 
ken  kann.  Vergleicht  man  nun  aber  das 
von  piokan,  golli.  Iiingau,  nhd.  biegen  ab- 
stammende ahd.  piiliil  (Bühel  od.  Iliigel, 
rundliehe  Erhaltung)  u.  auch  das  gleichfidls 
davon  abstammende  ahd.  püh ,  buh,  pi'icli  30 
(Bauch,  cf.  buk)  u.  mhd.  buckol  (cf.  hüv;iii'\ 
u.  pukkel),  sowie  das-;  mnd.  knick  (cf.  Seh. 
u.  L.)  auch  mit  buch  (Gebück,  —  auft"  dem 
buch  oder  knick  wohl  =  urspr.  auf  dem 
Bühel  od.  auf  einem  Hügel,  einem  Buckel,  35 
bz.  einer  rundlichen  Erhebung ,  od.  einer 
Anhöhe  etc.)  glossirt  ivird ,  so  erklärt  sich 
auch  wieder  leicht,  dass  knik  als  geboge- 
nes, rundliches  Etwas  einerseits  so- 
icohl  die  Bedtg. :  r  u  n  dl i che  Er  h e b u n g,  40 
Hügel,  Berg  etc.,  als  andererseits  auch 
die  von:  Etwas  od.  Ding,  7oas  ein  an- 
deres Etwas  in  einem  Bogen  od.  rund- 
lichen Biegung  (circunivallatio)  «w^tW*? 
u.  cinschliesst  (wie  ein  Wall  eine  Festung)  45 
haben  kann,  woraus  sich  dann  von  selbst 
wieder  die  Bedtg.:  Wall  etc.  sowohl,  als 
auch  die  von:  sichernde  ti.  schützende 
ü)n  Wallung  od.  Wehr,  Landwehr, 
Schutz  ding  etc.  ergab.  Was  nun  aber  50 
knik  selbst  betrifft,  so  vergleicht  W.  Ar- 
nold (cf.  dessen  A  n  s i edlung e n  u.  IT« n- 
der  ungen  de  u  tsche  r  S  t  ä  m  m  e ,  pag. 
467)  das  Wort  „knik"  (früher  auch  gnyg 
in  Gnyghugeu  =  Knickliageu)  zu  an.  hneiki  55 
in  der  Bedtg.  cliviis  od.  eher  vielleicht  in 
der  von :  sepes ,  obschon  er  sonst  (cf.  pag. 
530)  für  Knick  die  Bedtg. :  Berg,  Anhöhe, 
od.  Hügel  etc.  annimmt,  ivas  sich  indessen 
möglicherweise  beim    Vergleich   des    Obigen  60 


der  Abstammung  u.  Grdbdtg.  ivegen  ganz 
gleich  bleibt.  Vergleicht  man  nun  aber  ivei- 
ter  die  öftere  Synonymität  von  biegen  «. 
brechen,  bz.  dass  beide  Bedtgn.  auch  in 
knikkou  zusammen  treffen,  sowie  ferner  die 
wechselnden  Anlaute  „gn"  u.  „kn"  bei  uns, 
bz.  die  von  „gn",  „hu",  „kn"  in  den  nord. 
Sprachen,  so  ist  es  fast  zweifellos,  dass  das 
für  knik  anzusetzende  Thema  knika  von 
kuik  in  der  Bedtg.:  Bruch,  Biegung, 
K  r  ü  m  m  u  n  g  (cf.  4  knik)  weiter  gebildet  ist 
u.  dass  ilcmnach  auch  ein  nd.  guik  neben 
kuik  u.  ahd.  chnich  etc.  bestanden  haben 
kan)i,  wovon  durch  Dehnung  n.  Einschie- 
bung  eines  „e"  selbst  ein  genik  ebensogut 
entstehen  konnte,  als  franz.  canif  von  knif 
(s.  unter  kuif) ,  od.  ein  ahd.  cheneht  aus 
cncht,    cf.  knecht. 

Wegen  dieses  knik  u.  an.  hneiki  (clivus 
od.  sepes)  vgl.  Weiteres  unter  kuikken  u. 
kuokke  etc. 

3.  knik,  harter  bündiger  undurt  Müssen- 
der eisenschüssiger  unfruchtbarer  Thon,  der 
sich  manchmal  in  einer  zusammenhangen- 
den Schicht  unter  dem  fruchtbaren  Marsch- 
boden hinzieht  u.  der  Bonität  des  betr.  Lan- 
des namentlich  auch  dadurch  grossen  Ab- 
bruch thut,  f/rt.s.s  auf  solchem  Lande  das  sog. 
M'  ü  h  l  e  n   (d.  h.    das   tiefe  Ausgraben    der 

frischen  fruchtbaren  JJntergrutidserde  u.  das 
Ucberbreiten  der  (Jberjläche  mit  dieser)  nicht 
geschehen  kann;  —  dar  sitt  knik  nnder,  däi* 
kau  uns  't  wölen  not  helpen.  —  Wie  knä- 
pel  aus  kiäpel,  —  kiuitlök  aus  khlflok  u.  a. 
m.,  so  entstand  dieses  kuik  wahrscheinl.  aus 
klik,  sodass  es  dasselbe  Wort  ist  wie  mnd. 
klick  (Thon,  Thonerde  etc.)  ,    s.  unter  klik. 

4.  kuik;  i.  q.  kiiak  etc.  «.  daher:  a)  ein 
kurzer  Ton  od.  Schall  (crepitus  etc.),  wie 
solcher  durch  einoi  plötzlichen  Bruch  od. 
das  Brechen  von  Etwas  entsteht;  —  b)  Bruch, 
Sprung,  Riss  etc. ;  Bruch  od.  Riss  etc.  bis 
zur  Jfälfte  od.  mehr  etc.;  Bruclistelle,  ge- 
brochene Stelle,  Stelle  wo  ein  Etwas  gebro- 
chen od.  gebogen  u.  gekrümmt  ist;  Biegung, 
Krümmung  etc. ;  auch  fig.  Bruch  od.  Fall, 
Sturz,  Verderben,  Untergang,  Tod  etc. ;  — 
de  stok  (od.  stöl ,  böm ,  balke  etc.)  hed  'n 
kuik  kriigiMi  (h(d  einen  Knick  od.  Bruch 
bekommen,  ist  geknickt  od.  gebrochen);  — 
de  niür'  licd  'n  kuik  klagen  (a.  die  Mauer 
hat  einen  Bruch  od.  Riss  bekommen  ;  —  b. 
sie  hat  eine  Biegung  bekommen,  steht  nicht 
mehr  gerade  etc.);—  hv  hod  'n  kuik  (Bruch  j 
od.  scharfe  Biegung,  eine  Falte  etc )  in  de 
karte  niäkd  ;  —  de  last  gaf  de  balke  de  knik 
(die  Last  gab  od.  verursuchte  dem  Balken 
de)i  Bruch,  machte,  dass  er  knickte  u.  brach); 

—  de  wiiul  gat  de  böm  de  knik  (der  Wind 
gab    dem    Baum    den    Knick    od.    Bruch, 


KNIK-BENEN  KNIK-BENTJEN 


IJOr) 


KNIKKEN 


Sturz  etc.,  machte,  dass  der  Baum  hrach  od. 
stürzte  u.  fiel) ;  —  de  slag  mit  de  bil  gaf  de 
bötn  de  leste  kuik  (der  Schlag  mit  dem  Beil 
gab  dem  Baum,  den  letzten  Stoss  od.  Jiiss 
etc. ,  hz.  machte ,  dass  er  sofort  brach  od. 
stürzte  etc.);  —  dat  lied  liura  de  leste  kiiik 
gäfen  (i]im  den  letzten  Stoss  gegeben,  bz. 
ihn  sofort  zu  Vall  gebracht  od.  gestürzt, 
seinen  sofortigen  Fall,  Untergang  etc.  [im 
Geschäft  seinen  Bankerott ,  od.  in  Bezug 
auf  seine  Gesundheit  seinen  Tod]  verur- 
sacht %i.  herbeigeführt) ;  —  dat  hed  hiiin  de 
knik  andäii  (das  hat  ihm  den  Bruch  od.  das 
Zusammenbrechen,  den  Sturz,  Zusammen- 
sturz, Fcdl,  Bankerott,  bz.  den  Untergang, 
Tod  etc.)  andän;  —  dat  uuglük  (od.  de  fal, 
de  död  fan  sin  sön,  dat  bräken  faa  de  dik, 
de  bankrot  fan  sin  goschaftsfründ  etc.)  lied 
hum  de  knik  andän,  sodat  be  bold  d'r  na 
stüi'f  (od.  arm  wnrde  etc.  etc.) ;  —  dar  sitt 
'n  knik  (Biegung,  Krümmung  etc.)  in  de 
weg ;  —  du  mnst  bi  de  darde  knik  ofdreien ; 

—  de  böm  hed  to  fol  knikken  (od.  bugten), 
de  könen  wi  as  büsbalke  (od.  stender)  net 
bruken.  —  Nd. ,  mnd.  kuik  (Bruch);  nid. 
knik  (Bruch,  Fcdl,  Sturz,  Verderben,  Un- 
glück; Biegung,  Wendung;  einmaliges  Beu- 
gen od.  Nicken  mit  dem  Kopfe,  um  Jeman- 
dem einen  Wink  zu  geben) ;  engl,  knick 
(crepitus,  hz.  das  Knicken,  Knacken,  Knir- 
schen, Knarren);  dein,  knik,  knek,  knäk ; 
norw.  knekk;  schived.  knack  (Knick,  Brach, 
Spcdt,  Riss;  Schaden  etc.);  nhd.  Knick, 
Knicks,  Knix  (dasselbe  u.  auch  Knie- 
beugung (ds  weibl.  Compliment).  —  Wei- 
teres s.  unter  knikken. 

kuik-benen,  knik-bentjeu,  mit  den  Bei- 
nen ktticken,  mit  knickenden  Beinen  gehen, 
in  die  Knie  brechen;  —  he  löpd  to  kuik- 
benen,  so  swak  is  he ;  —  he  knikbentjed 
air  ogenbbk.  —  Nd.(S c h a m bac h)  knikeln. 

knikken,  knicken;  a)  ein  knickendes  od. 
knackendes  Geräusch  machen,  crepitare  etc., 
^t'^e  knakken  etc. ;  —  ik  höre  dar  so  'u 
knikken ;  brekd  d'r  wol  wat  ?  —  b)  brechen, 
so  brechen  od.  bersten  u.  reissen,  dass  noch 
ein  Zusammenhang  bleibt  etc.;  —  de  wind 
hed  't  all'  knikd  (geknickt,  gebrochen  u.  ge- 
stürzt), war  he  dörgan  is ;  —  de  balke  (stok, 
bom  etc.)  is  kuikd;  —  de  stöl  is  in  de  lene 
knikd ;  —  de  benen  sunt  hum  in  de  schtin- 
bunk  kuikd ;  —  wen  du  net  mäkst  dat  du 
fiirt  kumst,    den  knik  ik  di  glik  de  beneu ; 

—  he  knikde  (machte  eine  rasche  od.  plötz- 
liche Biegung  od.  Bewegung  etc.)  mit  de 
benen;  —  stu  kneen  knikken  hum  elkermäl 
wen  he  totredt ;  —  dat  knikd  (bricht,  fällt, 
stürzt  etc.)  in  'n  ander,  as  'n  old  sepenfat ; 

—  de  bom  is  ofknikd ;  —  he  knikd  dat  in  ; 

—  dat  is  man  ilfen  inknikd;  —   he  hed  de 

J.  ten  Doornkaat  Koülmau.    Wörterbuch.     II. 


karte  iukuikd  (eine  Biegung  od.  einen  Bruch, 
eine  Falte  in  die  Karte  gemacht) ;  —  dat 
knikd  tosameii.  —  Nd.  kuikken;  humZ.  kni- 
cken (brecJie)i,  halb  brechen);  nid.  knikken 
5  (einen  Biss  od.  Bruch  bekommen;  mit  dem 
Kopfe  nicken,  bz.  den  Kopf  beugen  u.  Ei- 
nem zunicken,  um  Htm  einen  Wink  zu  ge- 
ben); innld.  knicken  (nuere,  nutare,  nictare) ; 
engl,  knick    (k)iicken,    knacken,    knirschen, 

10  knirren,  schnarren,  p>feifen,  knarren) ;  nhd. 
knicken  (dasselbe  uiie  oben,  aber  auch  wie 
knakken,  knappen  u.  knippen  vom,  Aufbeis- 
sen  der  Nüsse  etc.,  Zerspringen  vom  Glas, 
Zerdrückoi  der  Läuse  etc.  etc.,  cf.  Grimm, 

15  Wb.,  unter  knicken);  schived.  knokn  (aus 
Schwäche  mit  den  Beizten  knicken,  od.  in  die 
Beine  si)>ken)  u.  knäkka;  dän.  kniikka;  nonv. 
knekka,  knakk  (brechen,  bersten,  entzwei 
gehen)  u.  knekkja    (knacken,    knicken,  bre- 

20  chen ;  schwächen,  niederbeugen,  überwinden). 

Wenn  man  1  u.  2  kuik  u.  mnld.,  mfläm. 

knicken  (nuere,    bz.  niqueter)  vergleicht,   so 

ist  es  sehr  fraglich,  ob  nicht  dieses  mit  nd. 

u.  hochd.  knicken    auch   eine  Contract.  von 

25  ge-nikkeu  =  ahd.  gi-,  ki-,  ge-,  ke-,  ga-,  ka- 
nicchen,  giuichen  (niederbeugen,  ineurvare, 
conterere,  adterere,  projicere)  ist,  wobei  es 
dann  aber  auch  wieder  sehr  leicht  möglich 
iväre,    dass  sich  mit  diesem  aus  ahd.  kinic- 

30  chan,  bz.  knicchan  hervorgegangenen  knik- 
ken ein  mit  knakken  aus  derselben  Quelle 
herstammendes  zweites  nd.  knikken  vermischt 
hätte,  weil  eben  beide  begrifflich  so  nahe 
verwandt  sind  u.  sogar  knikken  u.  knakken 

35  etc.  (die  Wörter  knik,  knak ,  bz.  knikken, 
knakken  sind  in  dieser  Form  sowohl  im  nd. 
als  hochd.  anscheinoul  noch  gar  nie!  t  sehr 
alt)  mit  nikken  sehr  leicht  aus  derselben  y 
hervorgega)igen  sein  können,  zumal  es  ja  auch 

40  sehr  zweifelhaft  ist,  ob  nicht  auch  lat,  nico, 
nicto  beim  Vergleich  von  natus,  nodus,  no- 
men  etc.  aus  guatus,  gnodus,  gnomen  etc. 
aus  älterem  guico,  gnicto  entstanden  sind. 
Mit  einem  älteren  guico  od.  gnicare    ivürde 

45  das  ahd.,  as.  hnigan,  nigan  (sich  neigen  od. 
beugen  etc  ,  cf.  nigen)  formell  u.  begrifflich 
ganz  übereinstimmen,  loie  auch  nicare  u. 
ahd.  nichen  (nicken)  nicht  von  einander  zu 
scheiden  sind.    Wie  nun  aber  knab,  gnab  od. 

50  knap  etc.  als  Thema  von  knap,  knip,  knipen, 
gnabbeln,  kuihbeln  etc.  aus  gabh,  gambh, 
gnabh  (cf.  auch  knütte  =  nhd.  Kno  t  en,  lat. 
nodus  [statt  gnodus],  skr.  ganda  etc.  von  y 
gadh) ,   so  ging   aus   der  Schallwurzel  kak, 

55  kank,  knak  neben  kakeln  u.  nhd.  gackern 
etc.  auch  ein  germ.  Stammverb,  knikan, 
knak,  knuk,  kuukuu  mit  den  Nebenformen 
gnikan  ti.  hnikan  sowohl,  als  auch  knigau, 
gnigau,  hnigan  u.  aus  dessen  Präter.  knak 
GO  wieder  knakan,  knuok,  knOk  (cf.  kuake  etc.) 

20 


IvNIKKEN  306  KNIKKEE 

neben  gnakaii,   bn;\kau    it.   knagan,  gnagau,  Iciic,  kuiic   (sich  Jirümmcn   u.  zusammenzie- 

Imagan    (cf.    knagge,   gnagon    etc.)   hervor,  he»),  kuncita  (zusammengezogen,   kraus,  gc- 

ZH  welehem  sich  ausser  Icnikkeu,  kiuikkoii,  ringelt),    kiu'a   (weihliche  Brust,    als  Uilgel, 

kuukkeu  H.  H«scn// kiiiicheu  <<.(/«/(.  giieggja,  od.  rundlich  GcwüKdrs) ;  lit.  kankaras  (i/«- 

lineggja;    ags.   hnaogan;   engl,   neigli    (liin-  5  gel,  liiicJcel.  llüclcer) :  kaknd  ((ripfel.  Kuiipe); 

nire) ;     nd.    (Schambach)    guickorii    (Id-  red.  k{i\im\  (.Mundhöhle,  (räumen,  Wölbung); 

ehern,  heimlich  lachen  etc.),   sowie  iiikkcn,  slcr.  cakra   (Rad,    Kreis,   Rundung,    Kriim- 

uigen  ».  f/e«  ITör^cr«.- guagcu,  uagiMi,kiiaggo,  mung,    bz.  ein  Etwas   was  ein  anderes  Et- 

kiiiggon  ud.  kiiake,  knnkke,  iiokko,  nakkc  xoas   wie   ein  Ring    umgiebt    u.  einschliesst) 

etc.  etc.  auch  wohlan,  (cf.  3Iöbius)\nn'i\<y.\,  10  etc.  zurückgehen. 

kneikja   (beugen,  Icrümmen,    neigen,    nieder-  Vergleicht  man  nun  aber  unter  klöfe  das 

drücketi) ,    kueikja    od.    kneykja,     kuekkja  ahd.  chlobo  von  kliuhan    (spaltoi,    brechen) 

(stossen  etc.),  kiiykkja  (reissen,  abreissen  od.  u.    wie    in    den  Schallstämmen:   klak,  klap, 

mit  Gewalt  ziehen),  bz.  ist.  hnyckja  (uiicaie),  kuap  etc.  überall  die  Bcdtg.:  Bruch,  Spalt, 

huokiim  (rernuus,  pionus,  vorne  übergeneigt  15  Riss  etc.,  bz.  Bruchstück,  Brocken,  Gering- 

etc.) ,    hnocki    (uuciuus),    giiaka    (knacken  stes  od.  kleines  Etwas  (ef.  auch  klute,  klos, 

etc.)  etc.;  norw.  (Aasen)  kiiaka  (dasselbe),  klumpe  etc.,  od.  knagge,  knake  eto.)  aus  der 

kueggja,   neggja    (hinnire,   .v.  oben),    kueik  von  rrepitus   hervorging ,   so   kann   man  zu 

(Krümmung,    Biegung    =    knik) ,    knekka,  dicker  Schallwurzel  kak    auch  wohl  die  von 

knekkja  (knicken),   gniksa   (knirren ,   knar-  20  Fick  (I,  37)    aufgestellten  Themata  kakva 

ren ,    kreischen    etc.),    kneka,    gnika,    nika,  (klein,   gering)    u.    kaksta    (Holzstück,    bz. 

gnigga,  nigla  (reissen,  kratzen,  schaben,  rei-  Kloben,    Knüppel  etc.)  stellen.      Wie  kläpel 

ben),   gnikar    (Knicker,   Knauser,  Geizhals,  als  Schlagding  zu  klapcii,    kliipen,   kloiipen, 

cf.  2  knikker),    kiickjen,    gnikeii,    kiiikjen,  bz.  klappen  gehört  u.  klai)pen,  sowie  das  zu 

nikjeu ,    uekjen    (knickerig)  etc.    etc.    stellen  25  klakken  od.  klak   gehörende  franz.    cldqu^r 

lassen,  S(Hvie  desgl.  auch  ags.  ciuicjan,  cnoc-  auch  die  Bedtg.:   klatschen  etc.    hat,    so 

jun ;  aengl.  cnokjeu  (tundere,  pulsare,  s<ossf//,  wird  auch  ved.  (G  rassm  ann  ,  3Q0)   käyä 

klopfen,  schlagen,  pulsiren  etc.)  u.  ags.  cneo-  (Peitsche)   icohl  zu  dieser  Schallwurzcl  kak 

cau    (knacken:   stampfen,   treten,  pressen,  gehören    u.  als  Klatsche   od.   Ding   zum 

drücken)  etc.  etc.  30  klatschen  od.  .schlagen,  bz.  zum  kuallern  etc. 

Zur  Bedtg. :  rauschen,  lärmen,  schreien,  aufzufassen  sein. 
od.  einen  Schall  machen  etc.  der  y  kik  (cf.  1.  knikkei",  Thonkugcl ,  Thonkügelchen, 
ka.ke\ncic.),  gehört  noch  skr.  kukk&ia,  kslav.  womit  die  Knaben  spielen,  nhd.  auch 
kokotii  (Hahn)  =  engl,  cock  etc.,  ivobei  Schnell-  od.  Knipp-  Kugel  u.  nd.  kh- 
noch  zu  bemerken  ist,  dass  Fick  zu  kak  35  cker  genannt.  Fig.  auch  ein  kleines  od.  ge- 
i)i  dieser  Bedtg.  auch  skr.  käkalaka  (Hals-  ringcs  Etwas,  cf.  SprichuK  od.  Redensart : 
Wirbel,  Kehlkopf),  lit.  kaklas  (Hcds)  stellt,  dat  is  net  so  toi,  as  of  man  emand  'n  knik- 
icobei  man  indessen,  wie  bei  1  knik,  bz.  ker  in  de  band  stopd,  bz.  as  'u  kuikker  in 
bnecca  (cervix)  wohl  eher  an  die  aus  so-  Antjemßs  uärs.  —  Nd. ,  nid.  knicker  od. 
nare,  crepitare  hervorgegcuigene  Bedtg.:  hre-  40  knikker.  —  Es  ist  sehr  leicht  möglich,  dass 
chen,  biegen,  krümmen  etc.  zu  denken  hcU,  es  wie  knäpel  aus  kläpel,  bz.  ivie  unser  3 
welche  dann  xvieder  in  die  von:  ivinden,  knik  aus  klik  aus  einem  anscheinend  älte- 
umwinden,  umgürten,  mit  einem  Gurt,  Gür-  ren  kiikker  (s.  unter  klinker)  entstand.  Das 
tel  od.  einem  sonstigen  Etwas  (Wall,  Band,  nhd.  Schnell-,  od.  Kn  i pp-  Kugel  hängt 
Fessel  etc.)  umgeben,  bz.  um-  u.  einschlics-  45  u'oJd  mit  kni])pcn  in  der  Bedtg.:  Schnei- 
sen etc.,  od.  in  die  von:  flechten  (cf.  Hec-  len,  fo  rt schnellen  zusammen. 
tere)  u.  binden  etc.  (cf.  2  knik  u.  knikkon)  2.  knikker,  Knicker,  Knauser,  Geizhals, 
überging,  auf  ivelche  verschiedene  Bedlgn.  —  Xd.  knicker,  giiicker ;  norw.  (Aasen) 
ja  skr.  kac,  kanc  (binden,  gürten,  umgür-  gnikar  u.  auch:  gnik,  gnoek,  knik.  —  Wie 
len),  kaca  (Band),  känci  (Gürtel);  gricch.  50  K  n  a  u  s  e  r  mit  unsermknnson,  gnimou  u.  un- 
käkalon  (Ringmauer) ,  kigklis  (Schranke) ;  .scr  gniser,  kniser  mit  gnisen,  knisen  (wo- 
lat.  Cancer,  cancellus,  cingere,  cinctus,  ein-  von  auch  knüsen  ,  gniisen  ,  gnösen  etc.),  so 
gulum  etc.;  lit.  kinkau  (gürten,  ansjian-  hängt  dieses  knikker,  gnicker  etc.  w/i  knik- 
nen,  z.  B.  die  Pferde),  sowie  das  mit  2  knik  ken,  bz.  dem  alten  kiiikan,  ki)ikjan  =  norw. 
sgn.  ahd.  liag  soioohl,  als  auch  skr.  kaca  55  (Aasen)  gnika,  gncka,  gnikka,  abiocichend 
(Band,  Haupthaar),  kAk>\ni  (Gurt ;  Achsel) ;  knika,  kneka,  nika,  neke  n.  gnigga,  nigla 
tat.  coxa  (Hüfte  etc.);  ahd.  balisa  (Hüfte,  (s.  unter  knikken)  zusammen,  woraus  sich 
Kniegelenk  der  Pferde);  lat.  voxhn  (hockend,  auch  die  Formen:  engl,  niggard  ;  /,s7.  nang- 
kauernd,  gekrümmt,  od.  mit  geknickten,  ge-  gur,  niugr  (cf.  B  r.  Wh.  II,  pag.  SXi.'i  un- 
bogenen   Beinen    od.    Knien    sitzend);    s/.;-.  CO  ter  knicker)  wohl  erklären,   weil  eben  neben 


KNIKKERIG 


307 


KNlPE  KNIP 


knikau,  gnikan  auch  ein  altes  linikan  u.  gni- 
gan,  Imigan  mit  der  Bedt(j. :  brechen,  hieben, 
beuf/en,  hrünmien  etc.  besta)iilen  Jutt,  woraus 
auch  uigen  n.  nikken  entstanden  sein  können. 
Wegen  norw.  gnikasf/  nocli  bemerkt,  dass  dies 
aus  der  Grdbdtg. :  k  n  ir  s  c  h  e  n  od.  crei^itare, 
bz.  ans  dem  scJiarfen  Laute  den  das  liei- 
ben,  Zerreiben  od.  Kratzen  u.  Kritzeln  macht, 
neben:  guide,  strygo,  skubbe  (cf.  diescrhalb 
auch  grindau  von  griiian  unter  grind  u. 
grand)  auch  die  Bedtg. :  kuuse,  male  (knuse 
hat  neben  knirschen  [cf.  gnüsen,  kniiseii] 
auch  die  Bedtg. :  knirscliend  zermahnen,  zer- 
kleinern, zertrümmern,  quetschen,  zerdrücken, 
pochen  etc.  u.  so  gnika,  knika  noch  die  von  : 
zerbrechen,  schroten,  mahlen  etc.)  hat  u.  da>in 
aber  loohl  loieder  aus  brechen  od.  abbrechen, 
verkürzen  od.  klein  machen  (cf.  auch  knap 
=.  karg,  beschränkt  etc.  u.  knappen  =  kür- 
zen etc.,  ofknappen  =  abbrecJien,  abkürzen, 
vom  Lohn  abzieJien  etc.)  auch  icieder  die 
von  :  kargen,  sparsam  sein  etc.  (=  dem,  gnie) 
entioickelt,  loobei  noch  zu  erwähnen ,  dass 
auch  dän.  gnic  (kargen,  geizen),  guier  {Knau- 
ser, Knicker)  mit  unserm  gülden  od.  gnideu 
u.  norw.  gnidaetc.  n.  vielleicht  auch  mit  gui- 
sen,  guüsen,  kniisen  (u.  so  auch  mit  Knau- 
ser) aus  einer  u.  derselben  Quelle  stammt, 
worüber   Weiteres  unter  gniden. 

1.  knikkerig,  knikkerg,  bestehend  aus  har- 
tem, bündigem,  undurchlassendem  Thon,  bz. 
so  beschaffen  tvie  3  knik.  —  dat  is  so  'n 
knikkerg  stük  land ,  dat  man  't  net  wagen 
dürd  um  't  to  \vülen,  of  dep  to  plögen. 

2.  knikkei'ig,  knikkerg,  knickerig,  knau- 
serig, karg,  geizig  etc. ;  —  he  is  so  knik- 
kerg, dat  he  gen  ürlje  misten  kan. 

1.  knikkeni,  auf  Knicker  od.  um  Knicker 
u.  mit  Knickern  (Thon-  od.  Schnellkügel- 
chen)  werfen  u.  spielen;  —  wi  willen  fan 
namiddag  mit  'n  ander  knikkeru. 

2.  knikkeni,  knickern,  knausern,  dingen, 
feilschen  etc.;  —  he  kuikkerd  um  'n  8rtje; 
—  he  wil  hum  'n  peunink  ofknikkern. 

kuillen  (Ablaut  von  knallen  i)i  der  Bedtg. : 
crepitare)  a)  knistern ,  knisternd  brennen, 
heftig  brennen  etc.,  wie  z.  B.  ein  grosses 
Holz-  od.  Steinkohlen-Feuer  thut ;  —  b)  knit- 
tern, zerknittern,  kraus  xi.  faltig  machen, 
unordentlich  zusammendrücken  etc. ;  —  du 
must  dat  göd  net  so  knillen ;  —  he  knild 
de  papiren  tosamen.  —  cf.  knellen  u.  kuüllen. 

1.  knip,  Ablaut  von  knap  u.  tvie  dieses 
a)  zur  Bezeichnung  eines  kurzen,  scharfen 
Schalls  (Jedoch  feiner  (ds  bei  knap)  ge- 
braucht, der  durch  plötzliches  Bersten,  Sprin- 
gen, Reissen  etc.  soioohl,  als  auch  durch  das 
Zu-  u.  Aufschlagen,  bz.  das  Zusammenschla- 
gen od.  Zusammenldappen  einer  schneiden- 
den Scheere  od.  das  Zudrücken  von  Etwas, 


od.  überhaupt  durch  das  plötzliche  Ausein- 
djidergehen  u.  das  rasche  Zusammenbewe- 
gen luni  zwei  Etwas  hörbar  ivird;  —  knip!  sä' 
't,  do  was  't  kort,  od.  do  was  't  d'r  of,  bz.  dör- 
5  snäden  ;  —  knip !  Sil'  de  schär',  do  was  't  d'r  of ; 

—  knip !  sä'  't  mest  (das  Messer),  do  slog  't 
to ;  —  knip !  sä'  't,  do  was  de  lüs  död ;  — 
ferner  b)  auch  loie  knap  in  der  von:  Sprung, 
Biss,  Spcdt,  Schnitt  etc. ;  —  d'r  sitt  'n  knip 

10  in  't  glas;  —  dat  glas  hed  'n  knip  kragen; 

—  wel  hed  dar  'n  kuip  (Schnitt,  Einschnitt) 
in  dat  linnen  dän?  —  c)  ein  knippsender 
Schlag  od.  Stoss,  ein  Schneller,  Nasenstüber 
etc. ;  —    he  gaf  hum  'n  knip  mit  de  finger. 

15  —  Nd.  kuip;  nid.,  mnld.  knip,  bei  KU. 
übrigens  nur  in  der  Bedtg.:  talitrum,  cre- 
pitus  digiti,  recurvi  digiti  impressio,  wäh- 
rend  es  sonst  im  nid.  auch  wie  bei  uns  die 
Bedtg. :  Ha c k  od.  S c h n i 1 1,  Ker  b  etc.  hat. 

20      2.  kuip,  s.  küippe. 

knip,  Ä'.  kn'if  u.  kuipe. 
knip-def,  ein  Lieb  der  sich  mit  dem  Steh- 
len von  allerhand  Kleinigkeiten  befasst.   Da- 
her:    knipdefen,    Kleinigkeäen    stehlen;    — 

25  knipdcfere,  Stehlerei  von  Kleinigkeiten,  kleine 

Lieberei;  —  't  hed  fan  't  winter  nog  al  göd 

west  mit  't  stälen ;  't  sunt  all'  mau  so  kuip- 

deferecn  west,  de  d'r  förkamen  sunt. 

knipe,  knip,   a)  Kneife,   Klemme,  Enge; 

30  —  he  sitt  so  in  de  knipe  (sinnl.  u.fig.)  dat 
he  fan  alle  kanten  fast  sitt;  —  he  hed  de 
dum  ttisken  de  dür  un  de  räm  in  de  knipe  had; 

—  b)  Klemmholz,  Klemmeisen,  bz.  ein  Klemm- 
ding od.  ein  Etwas  loomit  geklemmt  xi.  geknif- 

35  fen  od.  hart  zusammengedrückt  tvird;  —  he 
sett'  de  hund  de  knip  ('bremse,  postomis)_up 
de  Stert;  —  sett'  dat  perd  'n  kufp  up  de  nöse; 

—  wen  he  de  knip  up  de  dum  krigd,  den 
schal  he  wol  bekennen ;  —  c)  Falle,  Fang- 

40  eiseti  etc.;  —  du  must  de  knip  upsetten  (od. 
upstellen),  of  du  de  rotte  (od.  ulke)  net  fan- 
gen kaust.  —  Compos. :  röttenknip,  —  ülke- 
kuip.  —  Nd.  knipe ;  nid.  knijp  (Klemme) ; 
mnd.  knipe;  mnld.  knype  (Fcdle,  Fangeisen, 

45  docipuhim  etc.) ;  norw.  knipa  (Kneife, 
Klemme  etc.;  eine  tiefe  u.  enge  od.  schmale 
Mulde);  schwed.  kuip  (Kneife,  Klemme  etc.) 
u.  knipa  (Kneif ding,  Kneifzange) ;  dän.'kmhQ 
(Klemme).  —  Zu  knipen. 

50  Zu  kuipe  sei  noch  bemerkt,  dass  davon 
auch  wohl  kneipe  in  der  Bedtg. :  kleines 
Wirthshaus  od.  kleine  Schnappsschenke  etc. 
herstammt,  od.  dass  es  doch  mit  kneipen  zu 
knipen  gehört,  loozu  die  Formen  cdlein  stim- 

55  men.  im  ersten  Fall  könnte  es  mit  knipe 
in  der  Bedtg.:  Falle  (od.  Etwas,  worin 
man  geräth  od.  kommt  u.  festsitzt  od.  sitzen 
bleibt,  bz.  ivorin  man  gelockt  u.  gefangen 
wird,   um  vom  Wirth   od.  von  Huren  aus- 

60  gepAündcrt  zu  iverden ,    cf.    bei  Seh.  u.  L. 

20* 


KXIPEN  308                            KNIPEN 

tmter  knipe  die  Sätze:  a)  wo  it  mit  knypfn  angeführten  Beispielen  zu  ersehen.  —  ik 
untle  Valien  mochte  sirypen ;  —  u  namcnt-  heb'  mi  so  kniipen  etc.  dat  't  blöd  d'r  üt 
lieh  b)  locken  in  dyiier  kuypen  hol  =  lochen  lep  ;  —  he  knep  (Inüff,  zwickte  etc.)  hör  in 
in  deiner  Fallen  Jlöhlc;  od.  auch  die  Re-  de  wange,  hz.  in  de  uärs,  in  de  billcn  etc.; 
densart:  se  hebben  hum  in  de  fall'  krüLren  5  —  he  knep  d'r  'n  stük  of;  —  he  knipd  de 
uu  dügtig  her  had ,  od.  rein  iitplünderd)  spiker  mit  de  kniptange  in  tween ;  —  du 
ident.  u.  dann  im  fig.  Sinn  für  ein  geniei-  must  nog  wat  sukker  knipen ;  —  dat  knipd 
nes  Haus  ud.  eine  Schnajjps-  n.  Huren-  up  de  diun  (%.  ==  das  brennt  auf  den  Na- 
Höhle.  Bordell  etc.  gehraucht  sein ,  wie  ja  gel) ;  —  he  knipd  (kneift,  zwickt,  zwackt, 
auch  stille  knippe  bei  uns  ein  Bordell  he-  10  2^>'csst,  drückt  etc.)  hör  bit  up  't  blöd ,  od. 
zeichnet.  Ha  wir  aber  knipen  auch  im  net  so  lank,  bit  se  't  leste  örtje  iitdokken ; 
Sinn  von:  heimlich  Etwax  thun  u.  sogar  für  —  he  knep  siik  l'an  lachen,  od.  t'ör  freide 
heimlich  trinken  od.  schnappscn  fc/.  knipen)  etc.;  —  wen  he  de  karten  sügt,  den  is  't 
gebrauchen  u.  auch  im  icfnl.  knipen  (cf.  net,  of  wen  hö  knäpon  word,  um  to  spölen ; 
Grimm,  Wb.,  unter  Kneipe  sub  3,  f)  die  15  —  wen  't  knipd  (wenn  es  kneift  u.  Noth 
Bedtg.:  schnapi)sen  od.  trinken  hat,  thut,  bz.  icenn  es  absolut  sein  muss  u.  nicht 
so  kann  kneipe  (ds  Schenke,  bz.  kneipen  in  anders  kann,  od.  wenn  es  darauf  ankömmt 
der  Bedtg. :  trinken,  zechen  etc.  auch  in  die-  etc.),  den  kan  'k  net  so  göd  dat  of  dat  dön, 
ser  Beziehu)i<f  jh/<  knipen  zusammenhängen.  as  du;  ^  wen  't  knipd  un  wer  knipd  (im 
Wegen  des  Zusammenhanges  mit  knipe  in  20  äussersten  Nothfall) ;  —  he  wil  sin  folk  al- 
der  Bedtg.:  Falle,  od.  Etwas,  worin  man  fid  wat  fan  hör  lön  ofknipen  (abkneifen, 
gefangen  wird  etc.  vergl.  auch  dän. :  kippe  abzwacken,  abziehen,  abkürzen  etc.) :  —  dat 
(Kneipe,  Kneipschenke,  Bordell),  horekippo  knipd  (kneift,  zwickt,  zwackt,  druckt  etc.)  miso 
(Hurenkneipe),  was  zweifellos  mit  mnld.  mWii  (im  Leibe,  im  Bauche),  OfZ.  ik  heb' so 
kip  (decipulum  etc.),  kippen  (capero  etc.,  s.  25  'n  kiiipen  (Kneifen,  Zwicken,  Grimmen  etc.) 
unter  kippen)  zusammenhängt  u.  wobei  noeJt  in  't  lif;  —  he  knep  (kniff,  floh,  lief,  rannte 
zu  erwähnen  ist,  dass  auch  unser  knipiie  etc.)  gau  in  hiis  od.  gau  üt,  as  he  mi  anka- 
nn der  Bedtg.  Bordell  wieder  dasselbe  men  sag;  —  he  knc])  gau  äfen  bi  de  sid  üt, 
Wort  ist,  wie  mnld.  knippe  (decipulum),  um  sük  en  (d.  h.  einen  Schnapps)  to  ko- 
worüber  Weiteres  unter  knippe.  Desgl.  sei  30  pen ;  —  he  knep  (floh,  rannte)  d'r  längs, 
noch  erwähnt,  dass  nach  T>  i ez  (II,  32Q)  auch  od.  d'r  üt,  dat  hum  gin  minsk  wer  inhaleu 
das  franz.  gnenippe  (liederliches,  schmutziges  kun'.  —  Die  Bedensart:  he  knipd  de  kalte 
Weibsbild ,  Vettel),  dauph.  ganippa  von  in  düstern  od.  im  stillen  u.  he  knijul  men- 
m)dd.  knyj)e  (Falle)  Jterstammen  soll,  ico  nigmäl  en  im  stillen  iverden  nur  im  ßg. 
es  dann  aber  Jedenfalls  besser  zu  knippe  35  Sinn  gebraucht  u.  zwar  Erstere  zunächst 
in  derselben  Bedtg.  (nämlich  in  der  von:  in  der  Bedtg.  des  heimlichen  u.  nnerlaub- 
decipula)  od.  besser  noch  zu  der  unsrigen  ten  unzüchtigen  Kneifens  u.  Drückens  weib- 
von  Bordell  od  Ilurenhaus  stimmt.  licher  Personen  etc.,  dann  aber  beide  über- 
kniptMl  (kiii])e  od.  knip,  knipst,  knipd  od.  haupt  auch  in  der  des  heimlichen  u.  uner- 
kuipt  etc. ;  —  knepe  od.  knep,  knepst,  knep  40  laubten  Betreibens  von  Unzucht,  Hurerei  u. 
etc. ;  —  knäpen)  kneifen,  d.  h.  anfangs  vor  sonstigen  Lastern,  loie  z.  B.  auch  des  heim- 
dem  Beginn  des  Kneifens  offen  stehen  od.  liehen  Trinkens  von  Spirituosen  etc.  —  Nd., 
klafl'en  etc.  od.  zuerst  sich  öffnen,  sich  von  mnd.  knipen ;  nid.,  mnld.  knijpen  ;  wfries. 
«.  sich  auseinander  bewegen  (gleichviel  ob  knypjen;  srt//.  knippe;  an.,isl.  kiiijia;  norw. 
man  dies  durch  knap,  knip  od.  klap,  klip,  45  knipa  (kneifen,  klemmen,  drücken;  greifen, 
bz.  klaf,  klif  etc.  machen  u.  erzeugen  etc.  liaschen ,  schnappen;  geizen,  kargen,  sjm- 
bezrichnet)  u.  dann  wieder  sich  zusammen  ren) ;  scJiwed.  kuipa;  dän.  knihe.  —  Das 
bewegen,  od.  zusammenschlagen,  zusammen  von  Fick  (IIJ,4S)  dafür  angesetzte  Thema 
stossen,  hart  od.  nahe  an  einander  kommen,  kiiib  gcliört  mit  den  Stämmen  gnab ,  knab, 
sich  .<ichliessen  etc.,  tvodurch  dann  erst  das  50  gnib,  knil)  (von  gnal)b(']ii,  gnii)beln),  knap, 
entsteht,  toas  wir  „kneifen"  nennen  u.  knip  (von  knapi)en,  knipi)en)  etc.  zu  der  un- 
tcodurch  dann  beim  Zusammenlegen  od.  Zu-  tcr  knappen  bereits  erwähnten  }/  gabh  r^ 
sammendrücken  eines  scliarfen  Gegenstandes  skr.  jabh,  zend.  jab  mit  der  Neboifonn  gaj) 
auf  ein  zweites  stumpfes  od.  scheirfes  Fl-  :=r  send,  jap  n.  /.af  etc.,  tvozu  Fick  auch 
was  selbstredend  auch  eine  Trennung  erfolgt  5")  ///.  znypiu  (kneifen,  beissen ,  das  Lieht 
od.  erfolgen  kann,  wie  dies  auch  bei  den  putzen),  znypte  (Zange,  Lichtputzscheere, 
von  derselben  y  abstammenden  Wörtern  knap-  Nussknacker)  u.  ( 1 1,.':!5 1 )  guyhui  (kneifen)  etc. 
pen  u.  knippen  der  Fall  ist.  Dass  daneben  stellt  u.  tvozu  auch  wohl  unser  nipen,  nepeu 
knipen  auch  noch  in  verschiedenen  bildlichen  (aus  älterem  hiiijmn)  u.  an.,  isl.  hnefa  (adunca 
Bedtgn.  gebraucht  wird,   ist  unten  aus  den  GO  manu   prehendeie) ,    hnefi ,    kneti    (pugnus). 


KNIPER 


309 


KNIPPE  KNIF 


hncpi^a  (ciu'vare,  premere)  etc.  gehören  können, 
worüber  wegen  des  tvechselnden  Anlautes  un- 
ter knikkeii,  knap,  knif  etc.  das  Weitere  zu  ver- 
gleiehen  ist  u.  toobei  bezüglich  des  an.  hnefi, 
kiiefi  noch  bemerkt  sei,  dass  Fick  (JJI, 
82)  dieses  zu  griecJi.  knaraptö ,  giiani])tö, 
gamptö,  kamptö  (biegen,  beugen,  krümme)i, 
bz.  drücken,  zusammendrücken  etc.  od.  bre- 
chen etc ,  cf.  knikkt'ii)  vergleicht,  loo  es  je- 
doch klar  auf  der  Hand  liegt,  dass  auch 
griech.  knamp,  gnamp  eine  blosse  Nasalation 
von  kamp,  ganip  od.  dem  daraus  versetzten 
knap,  giiap  ist  u.  diese  Wörter  gleichfalls 
loic  auch  griech.  kiiaptö  ,  gnaptö  (reissen,  zer- 
reissen,  zerfleischen,  verwunden,  od.  kratzen, 
zerkratzen  etc.)  derselben  J/  entstammen, 
loie  unsere  Stämme  knap,  gnap  als  The- 
mata von  knippen,  knappen,  knibbelu,  kuab- 
beln,  guabbein  etc.  etc.  —  Vergleicht  man 
übrigens  griech,  knipos  u.  sknipos  (knicke- 
rig, knauserig  etc.),  sknijjtö  (kneifen,  zwicken, 
zwacken,  knausern  etc.),  kulpöo  (knickern 
etc.),  so  sollte  man  eher  glauben,  dass  knipa 
etc.  mit  diesen  Wörtern  nicht  von  einer 
y  gabh,  gap  etc.,  sondern  mit  snippeln,  snap- 
pen ,  snabeln  etc.  von  einer  ]/  skap  od. 
skabli  (cf.  Schafen,  scbabbig),  skanip,  sknap 
etc.  abstammt,  ivoraus  sich  auch  der  Anlaut 
„lin"  besser  erklärt. 

kiiiper,  Kneifer,  Person  die,  od.  Etwas 
ivas  kneift,  klemmt,  drückt  etc. ;  —  daher 
a)  Bedrücker,  Ztvacker,  Knauser  etc. ;  — 
he  is  'u  regten  oklen  kniper  (Einer  der  die 
Leute  kneift  u.  drückt,  zwackt  etc. ,  od.  ih- 
nen am  Preise  od.  Lohn  etc.  etwas  abkneift 
etc.,  bz,  ein  Knauser,  Geizhals  etc.) ;  —  b) 
Scheere  eines  Krebses;  —  flu  must  de  krabbe 
sin  knipers  ofbräken,  rlat  he  (od.  se)  ili  net 
knipd;  —  c)  ein  Kneiper  im  Leibe,  bz.  bei 
kreisenden  Frauen  eine  Wehe,  Geburtswehe ; 

—  dar  kumd  wiir  so  'u  kuiper  an ;  —  d) 
ein  dicker,  fester,  fetter,  unverdaulicher 
Pfannkuchen,  der  Verdauungsbeschwerden 
macht;  —  'n  buk  weiten  kuiper. 

knip-hiisoii,  scherzhaft  von  ci)iem  Knau- 
ser;  —  he  is  fan  kniphüsen  uu  holt'ast. 

kiiipisk,  knipsk,  kneifisch;  von  einem  Zu- 
stand wo  Etwas,  —    od.  einem  Etwas   das, 

—  od.  einer  Person  die  kneift  etc.;  — 
he  hed  mi  de  rok  fols  to  knipsk  (zu  enge, 
zu  klein,  bz.  so,  dass  er  mich  kneift  u.  be- 
engt etc.)  mäkd;  —  de  büksen  sitt  mi  so 
knipsk,  dat  ik  nii  d'r  hast  liel  net  in  rüren 
kan  un  bang'  wäscn  niut,  dat  he  glik  kuapd, 
wen  ik  mi  d'r  mit  bukken  mut ;  —  he  sügt 
so  knipsk  (beengt  u.  zusammengedrückt  u. 
so  auch:  dünn,  klein  etc.)  in  de  rok  i'it,  as 
of  he  föl  minder  un  kiener  is  as  anders ;  -  - 
ik  mag  hei  net  gern  dingen  uu  minder  be- 
den  as  de  lue  fördern ,    dat  sügt  mi  f Ols  to 


knipsk  (engherzig,  knauserig,  schäbig  etc.) 
üt;  —  'n  knipsken  kerel  (ein  engherziger, 
Iniauseriger,  hartherziger  Mensch). 

kiiipke,   Dimin,.    von  kni|)pe  u.  zwar  na- 
5  mentlich  in  der  Bedtg.  sab  1». 

knipkeii,  knippsen,  schnellen  mit  den  Fin- 
gern; —  he  knipked  hum  mit  liitje  bröd- 
kugels;  —  he  kan  so  'n  appelkörrel  'k  wet 
uig  wo  wid  hen  knipken.  —  Mnd.  kuipken, 

10  cf.  knippen  etc. 

knip-mest,  ein  Einschlage- Messer,  bz.  ein 
Messer,  welches  man  zuknippen  kann. 

kiiip-ögen,  mit  den  Augen  knippen  od. 
zivinkern  u.  nicken;  —    he  sitt  al  to  knip- 

15  ögen  ;  —  he  knipogd  mi  to,  dat  ik  dat  mau 
dön  schal. 

knippe,  knip'  (Subst.  zu  knippeu),  a)  ein 
beweglicher  Stift  od.  Schieber,  od.  ein  Rie- 
gel mit  einer  Feder   zum  Ein-  od.  Zuknipj- 

20  pen,  bz.  zum  Verschlicssen  von  Etwas,  da- 
her überhaupt  Verschluss-  od.  Schliessding 
etc.;  —  hest  du  de  knip  6k  up  de  dör  däu, 
dat  uns  nüms  in  hiis  löpd?  —  he  hold  de 
knip  up  de  bül  (er  hält  das  Schloss  od.  den 

25  Damnen  auf  dem  Beutel,  ivill  seinen  Beu- 
tel nicht  aufthun  od.  ziehen,  ist  schwer  zu 
Ausgaben  za  beivegen  etc.) ;  —  b)  etn  Beu- 
tel od.  eine  Tasche  mit  verschliessbarer  me- 
tallener Einfassung,  bz.  ein  Bügel,  der  mit 

30  einer  einspringenden  u.  schliessenden  Feder 
versehen  ist,  ivie  z.  B.  kleinere  Sammt-,  Le- 
der- od.  Geldtaschen  etc.  (cf.  nd.  kuipptasch 
bei  Schütz e,  II,  SOG),  wie  die  ehrsamen 
Bürgerfrauen   sie  früher  an,  silbernen  Ket- 

35  ten  an  der  Seite  trugen ,  tvo  dann  selbstre- 
dend die  Einfassung  od.  der  Bügel  auch 
von  Silber  war ;  —  min  grötmodcr  drög  al- 
tid  'u  sülfern  knip'  up  de  sid,  wen  se  iit- 
gung    of  na  de  kark  gung   un  in  hiis  harr' 

40  se  hör  geld  in  sülfern  knipke  (Dimin.  von 
knippe);  —  c)  ein  gemeines  WirtJtshaus  od. 
ein  Bordell  ('n  stille  knippe,  ein  heimliches 
Bordell,  ivelches  nicht  unter  polizeilicher 
Aufsicht   steht),   wo   knippe   übrigens,    wie 

45  auch  nid.  (s.  unten)  die  Bedtg. :  decipulum 
od.  Falle  etc.  (s.  auch  unter  knipe  am 
Schlüsse  wegen  kneipe)  hatte;  ■ —  d)  ein 
Bund,  Bündel,  od.  eine  gewisse  Quantität, 
die  durch  Schneiden  od.  Scheiden  u.  Tren- 

50  nen,  (Spalten  etc.)  entsteht;  —  'n  knip  gä- 
ren, ein  geivisses  Mass  (od.  Bund,  Stück, 
Theil  etc.)  Gar)i,  von  GOmaliger  Länge  des 
Umfangs  eines  Garnhaspels,  welcher  so  ein- 
gerichtet  ist,    dass    nach   GOmaliger   Umdre- 

55  hang  desselben  durch  einen  Mechanismus 
eine  hölzerne  Feder  (sonst  nd.  auch  kuipp 
[cf.  Schütze,  II,  pag.  100  unter  haspel] 
genannt)  an  denselben  aufschlägt  u.  einer- 
seits   einen    knip p senden    Ton    liörbar 

00  macht  u.  dadurch  das  Zeichen  giebt ,    dass 


IvNIPPEN                            310  KNIRD  KNIRT 

eine   ßOmaJige    Vmdrehunci   Statt  [fefinulen  od.  de  fallo ,    de  dörc  etc.)    knipt  to    od.  is 

hat,  andrerseits  aber  auch  durch  einen  kiiip  tokiiipt.  —  A'^d.,    mnd.,    nid.    mnld.,   mjläm. 

(od.    lUss,    Bruch,    od.   eine  Trennung  der  kiiippen,  dasselbe.  Jedoch  )iicht  in  alten  obi- 

Fäden    od.    des    Gespin)istcs   anzeigt,    dass  gen  liedtgn.    belegt   u.  gebraucht,    ivie   dies 

das  betr.  3/(j.ss  od.  die  betr.  3Ia.sse    (Thcil,  5  auch    mit    dem    nhd.    od.  oberd.  knippen 

Stück,    Bund  etc.)   gesponnen    (ik    hob'    tau  od.  knii)psen    nicht   der   Fall   ist.      Wei- 

dage  tein  kiiip  gären  spunnen)    u.    ahgehas-  tcrcs  s.  unter  knappen. 

})elt  ist.     cf.  hiezu  an.,    isl.   hncppi,  hnippi,  knippor.    Nur  in  lüsenknipper,  cf.  knip- 

knij)pi;  schiced.  knippa;  dän.  knippc  (Ilinid,  pen  suh  c. 

Bündel),    wobei    man    beim     Vergleich    von  10       kiiipperi^,  kilipperg,  mit  kleinen  Bissen, 

norw.  knippa  (bjergkuold,  fjoldtop)  vielleicht  Borsten,  Spalten,  Ritzen  etc.  behaftet,  knit- 

an   eine  ähnliche   Begriffsoitwickelung   ivic  tcrig,  zerknittert  etc.;   —    dat    glas    (od.  de 

bei  knop  denken  muss,  da  Ja  norw.  knippa  telior  etc.)    is    so  knip])evg ,    dat  man  't  hei 

dieselbe  Bcdtg.    wie  das  ags.    cniip    etc.  etc.  (od.  hum)  net  niür  hinken  an  upsetten  diird ; 

($.  u)iter  knappen  am  Schlüsse)  hat.     Wegen  15  —  knipperg  h'r  (Lcder,  welches  viele  Sprünge 

knippe    (Bund,    Bündel)    sei  bemerkt,    dass  u.  Bisse  hat,  namentlich  in  dem  Lack);  — 

Diez  (II,:M4)  davon  das  franz.  mpi>c  (wo-  knipperige    banden   (zerborstene,   zerrissene, 

von  auchü\i)i)vs,bz.  unser  Nippsache)  ableitet.  zerknitterte ,    od.    aufgesprungene ,     rissige, 

knipppn,    knippen,    kn ipp.se n ;   —    a)    ein  ranhc  Hände,    ivic   z.  B.  im    Winter  durch 

durch   knip  bezeichnetes  Geräusch    maclicn,  20  Kälte,  Frost).  —  Zu  knippen. 

crepitare  etc.;  —  ik  heb'  wat  knippen    (od.  knippcrn,  a)  knistern  etc.;   —    wat  knip- 

knippern)   höid;    —    he  knipt    (od.  kni[)ket,  perd    dar?     —     dat    lacht    (lAcht,    Kerze, 

knipst)    mit    de    tingers,    d.    h.    macht    ein  Flamme  der  Kerze)  knipperd;  —  b)  sjyrin- 

knickcndes  od.  knackendes  Geräusch  mit  den  gen,  bersten  etc. ;  —  dat  knii)perd  iit  'u  ander. 

Fingern,    indem    er    entweder    die    Finger  2')       knip-scliäre,   Knippscheere,   Haarscheerc 

rasch  von  einander  schnellen  lässt,    od.  sie  od.  auch  kleine  Scheere  {^ov^c\\\di)  zum  Aus- 

auf  einander  schlägt,    od.   damit   schnalzt;  sehneiden  (ütkiiippen)  von  feinen  Sachen. 

—  dat  niest  knipt,  wen  't  tosleid;  —  bj  kni|t-s(hul(lPii ;/.'/.  kliiischalden.  6;>r/c7tw..- 
springen,    reissen,  platzen,    spalten  etc.;  —  stofregen  un  knipscluilden  dringen  dör. 

dat  glas  (od.  de  Hesse)  is  knipt;  —  du  mast  30       knipsk,  s.  knipisk. 

mi  de  tellers  net  knippen  laten  ;  —  c)  sjnin-  kni\)-!^\i\f^.,  ])lötzlicher,  unerwarteter  Schlag, 

gen    od.  platzen   machen,   zersprengen,   zer-  Schneller,  Nasenstüber  etc.;  —  hc  gaf  luim 

drücken,  z.  B.   Oelsamen  zwischen  den  Nu-  'n  knipslag  in  't  gcsigt    od.  an  de  iiösc  etc. 

geln   der   beiden  Daumen ,   Läuse   mit  dem  knip-tange,    Kneifzange.      Scherzh.  auch 

Daumennagel,   woher  der  Daumen  auch  lii-  35  eine  eng  anschliessende  Kniehose. 

senknipper  heisst ;  —  d)  schneiden,  stutzen,  knii'd,    knii't    od.    knird,    kiiirt,    Druck, 

kürzen;  —   här,    nageis,    bladeii,    papir  etc.  Drang,  dringende  od.  zwingende  Kraft,  Ge- 

knippen,   od.  ofknippen,  inkniitpen  etc.;  —  walt ;  fig.  Trieb,  Antrieb,  Eifer  etc. ; —  dar 

e)  knicken,  krausen,  fälteln  etc.,  z.  B.  Krau-  sitt  gen  knird  (nichts  was  drückt  od.  presst 

scn,   Kragen,   Spitzen  etc.    mit   der   Knipp-  40  ti.  treibt,   bz.  einen  Stoss,  Anstoss,  Antrieb 

maschine:    —    f)    blinzeln,    zwinkern    od.  etc.  giebt)  agter,  dat  wil  net  förgels;  —  \vi 

nicken  mit  den  Augenlidern  ;  —  du  niii^t  nig  niiitteu  d'r  insen  wat  nier    knird   agter   set- 

altid  Sitten  mit  de  ögen  to  knippen;   —   he  ten,  of  't  den  net  bater   furüt   geid;    —    da 

knipt  (od.  knipogd)  mi  to ;  —   g)  knippsen,  niust  d'r  mür  knird  andon  (melir  Kraft  od. 

schnellen.  Etwas  ivcgschnellen,  einen  Schnei-  45  Gewalt    od.    mehr   Anstrengung,    Eifer    it. 

ler   versetzen;  —  he  knipt  ('or/.  knipket)  dat  Fteiss  daran  wenden),  den  kumst  du  Ok  bä- 

weg,   z.  B.    kleine   Kügclchen    od.    Kärner,  ter  föriit;  — d'r  sitt  gen  knird  ("/V/t'ft,  7!/'//c/', 

Kerne  etc.,  indem  er  diese  auf  den  Daumen  File  etc.,  od.  nichts  uns  iliii  drängt  u.  treibt 

legt   u.   sie    mit   dem  Finger   jilötzli<h  weg-  etc.)    in  hum    un  darum  blift  he  ük  so  wid 

schnellt;  —  h»;  knipt  (od.  knipket)  hum  an  50  tagen  sin    makkers    torüg.    —    Dieses   son.st 

de  nßsc  (giebt  ihm  einen  kleinen  Schlag  an  anscheinend  unbekannte  Wort  wird  wohl  mit 

die  Nase,    bz.    einen  Nasenstüber    mit  dem  ags.  cnyrd,  cneord    (eifrig,  ßeissig ,    cf.  H. 

rasch  vom  Daumen  abgeschnellten  Finger);  Leo)   unmittelbar   verwandt   sein,  falls   es 

—  h)  springen    od.  schlagen,   klappen   etc. ;  richtig  ist,   dass  ags.  cnyrd  aucJi,  tvie  unser 

—  de  fär  fan  't  slöt  is  in-,  bz.  tokn]\)t  (die  55  knird  auf  die  sinnl.  Bedtg.:  drücken, 
Feder  des  Schlosses  ist  ein-,  hz.  zugesprun-  drängen  (drängen  od.  treiben  an  u.  vor- 
gen  u.  somit  das  Schloss  auch  gesclilossen ;  icärts,    antreiben)   zurückgeht    u.  ursjtr.  die 

—  da  mast  de  bögel  fan  't  knipke  (cf.  knippe  Bedtg. :  gedrängt  od.  getrieben  (von  Etiras) 
sub  b)  toknij)pen  (zuschlagen  od.  dicht  schla-  hatte.  Wcts  nun  aber  ags.  cnyrd,  cneord 
gen,  zudrücken,  schliessen  etc.);  —  dat  mcst  GO  betrifft,   so  setzt  es  ebenso  loic  unser  knird 


KNIREN 


311 


KNOJEN 


ein  altes  germ.  Vcrh.  kiiiran  od.  knirjan 
voraus,  was  mit  knireii,  gnircu  (Invirren, 
knirschen),  hz.  ags.  gnyrran  (stridere)  etc. 
ident.  ivar  u.  dann  aus  der  Bedtg.  knir- 
schen loieder  die  Bedtg. :  drücken,  pressen, 
quetsc]ie)i,  kneifen  etc.  entwickelte,  tveil  eben 
das  Knirschen  in  Folge  eines  starken 
Drucks  (z.  B.  heim  Schnee)  od.  durch  das 
Z&rdrücken  von  Etioas  entsteht  u.  auch  ja 
das  mit  gniren  od.  gniren  sgn.  gnlseii  die 
Bedtg.:  drücken  od.  stark  zusammenpressen, 
kneifen  etc.  hat,  hz.  man  hei  knird  (es  kirir- 
ret  od.  knirscht,  hz.  es  hat  geknirret  etc.) 
auch  unwillkürlich  an  einen  starken  Druck, 
tcodurch  das  Knirschen  entsteht,  denkt. 

knire,  knir;  ^.  q.  klire  u.  tvohl  daraus 
entstanden,  loie  knäpel  aus  kläpel,  kiuiflök 
aus  klüflök  etc.  Oder  ist  es  mit  kuarre, 
knüre  connex,  sodass  es  urspr.  nur  einen 
Klumpen  od.  eine  Verdickung,  Knoten,  An- 
Schwellung  (nodiis,  tuber  etc. ,  cf.  knarre) 
bezeichnete,  ivie  auch  das  Wort  Niere 
wohl  selbst,  was  früher  Ja  auch  wie  unser 
klote  od.  klöte  die  Bedtg.  Hodc  hatte? 

kiiiren,  s.  gniren. 

knisen,  s.  gnisen. 

kniser,  knisor,  .<;.  gmser. 

knittei'-gold,i?«H.sc/i5fo?f?.  cf.  klatergold  etc, 

knitterig,  s.  gnitterig. 

knitter-kop,  Blurrkopf,  Mensch  der  knit- 
terig od.  gnitterig  (murr ich ,  verdriesslich 
etc.)  ist. 

kilittei'-kopd,  murrköpfig,  mürrisch  etc. 

knittern,  s.  gnittern. 

knitter-slag,  s.  gnitterslag. 

knofe,  s.  knufe  etc. 

knöfel ;  i.  q.  knäfel  in  der  Bedtg.  suh  b ; 

—  'n  knöfel  tan  'u  jung,  od.  fan  'n  böm  etc. 
knojen  od.  knöien,    a)  mühsam,  hart  an- 
strengend  u.    schwer   (mit  od.  unter  Druck 
etc.)  arbeiten,   sich   mühen   u.   quälen  etc.; 

—  't  geid  en  net  as  de  slafen,  man  kan  kno- 
jen so  lank  as  man  läfd  un  kumd  dog  net 
förüt;  —  'k  wul  man,  dat  ik  död  was,  den 
dat  knojen  fangd  des  morgens  an  iin  hold 
des  afends  wer  up  (von  Frauen  mitunter 
im  Missmuth  gesagt,  die  sich  fortwährend 
in  ihrem  Haushalt  viiihen  u.  abquälen  müs- 
sen u.  keinen  Augenblick  haben,  loo  sie  frei 
sind  u.  sich  erholen  können  etc.) ;  ■ —  man 
raut  sük  hast  dod  knojen,  so  as  man  hir  ar- 
heiden  mut ;  —  he  knoid  (mühet,  plaget  etc.) 
sük  hast  cf  un  kan  dog  hast  net  so  föl  fer- 
denen,    dat   he  't    bröd    für  sin  kinder  hed ; 

—  dat  knojen  (das  mühsame  Arbeiten  u. 
Quälen  etc.,  hz.  das  sich  Mühen  u.  Quälen, 
Abarbeiten  etc.)  hold  erder  net  up,  as  bit 
man  dod  is;  —  h)  drücken,  kneten,  inein- 
ander u.  durcheinander  drücken  u.  kneten, 
hz.  mit  Druck  (sinnl.)  wirken   u.  arbeiten, 


unordentlich  wirken  u.  arbeiten,  pfuschen 
etc.  etc.;  —  se  knöid  (od.  kiu'idjcd)  dat  god 
man  so  tosamen ;  —  knoi'  (knete,  drücke  od. 
loirke,  arbeite  etc.)  dat  dog  net  all'  dör  'n 
.5  ander ;  —  se  knoid  (wirkt,  arbeitet  etc.,  od. 
drückt,  knetet  etc.)  dat  äten  all'  dor  'n  an- 
der un  so  mal  (schlecht)  un  unördendlik  to- 
regt,  dat  't  gans  gen  ansen  hed  un  't  hast 
gen  minsk  äten  kan ;  —  he  kncMd  (od.  grerad 

10  etc.)  d'r  wat  mit  herum ;  —  wat  knoist  (wir- 
kest, arbeitest  od.  pfuschest  etc.)  du  dar  nü 
wer  toregt  (od.  in  'n  ander)?  —  he  ferknoid 
(od.  fergremd,  ferkleid  etc.  vcrwirthschaftet, 
verarbeitet  u.  verpfuschet  etc.)    sin    geld  un 

15  god;  —  he  hed  dat  ganse  schouerlike  stük 
holt  wer  ferknoid  (in  einer  Weise  he-  od. 
verarbeitet,  dass  nichts  Gutes  mehr  daraus 
gemacht  iverden  kann  u.  es  ganz  verdorben 
ist  etc.) ;  —    de   stäfels   sunt   gans  ferknoid 

20  (verpfuschet)  un  ferdürfcn.  —  Davon:  knö- 
jer,  a)  Einer  der  hart  u.  schwer  arbeiten 
muss ;  —  b)  ein  Pfuscher,  scldechter  Arbei- 
ter etc. ;  —  knöjere,  a)  Quälerei,  Plackerei 
etc.;  —  ik  heb'  fan  't  ganse  läfend  niks  as 

25  knöjere  had  un  nu  kan  'k  up  rain  olde  da- 
gen  nog  bädeln  gän;  —  b)  Pfuscherei,  Pfu- 
scherarbeit etc.;  —  't  is  all'  knöjere,  wat 
he  mäkd  un  wat  man  fan  lium  sügt.  —  Nid. 
knoeijen  od.  knoeien,  nachlässig  u.  schlecht 

30  arbeiten  od.  bearbeiten,  pjfuschen  etc.;  fer- 
ner (provinz.,  cf.  v.  Dal e) :  stossen,  schla- 
gen, drücken,  quälen,  misshandeln  etc.,  wie 
auch  ivfries.  (Jap  ix)  knoeyen.  —  Die  ei- 
gentliche Bedtg.  wird  toohl :  stossen,  drücken, 

35  quälen  (u.  so  auch :  sich  quälen  u.  mühen, 
schwer  arbeiten  etc.)  etc.  sein  u.  toürde  es 
beim  Vergleich  von  bleien,  bloien  =  nid. 
bloeijen  od.  bloeien,  engl,  blow,  ahd.  pluoan 
etc.   mit   Schott,  know    (to  press  down  with 

40  the  fists  etc.)  ident.  sein  können,  tcas  J a- 
m ieso n  zu  einem  schwed.  knoga  (pugnis 
genibusque  eniti)  vergleicht  u.  wohl  auch 
dasselbe  Wort  ist  wie  dän.  knuge  (drücken, 
klemmen)    u.  noriv.  knua   (mit   den  Finger- 

45  knöcheln  drücken)  u.  gnugga  (drücken),  was 
mit  Schott,  know,  knowe  (kleiner  Hügel  od. 
Haufe) ;  isl.  hnüa  (tuber) ;  an.  kni'ii ;  norw. 
knue  (knuv,  knu,  gnue,  nue,  knoe) ;  schwed. 
knoge;    dän    knoe,  kno    (Knöchel,    Knöbel), 

50  soioie  ferner  auch  loohl  an.  knyja,  kuiidha 
(stossen  ,  schlagen)  ,  gnyja ,  gnüdha  (tosen, 
rauschen)  etc.  wohl  auf  ein  altes  germ.  Verb. 
gniuan ,  kniuan  =  an.  gnya ,  guiia  u.  auf 
eine  y  gnu  od.  ghnu  etc.  zurückgeht ,  wor- 

55  über  unter  gnauen,  gniden,  knäden  etc.  das 
Weitere  zu  vergleichen  ist  u.  toozu  auch 
ivahrscheinlich  unser  knüdjen  u.  knüdel  etc. 
gehört.  Vergleicht  man  übrigens  schröjen 
=    nid.    schroejen    aus    schroden    =    nid. 

60  schroeden  (schroten),   so  inuss  knojen   un- 


KNOJER 


312 


KNOP 


mittelbar  mit  unserm  kuüdjon,  guiuljen  «. 
knüdeln  etc.  verwandt  sciu ,  was  iinhsseii 
(cf.  scliroden  od.  schröjcn,  schroten  von  y 
skru,  skiir)  auch  mit  kniidon  ».  an.  knoila 
auf  eine  ]'  gnu,  ghiiu  od.  knu  zuriul^ijeht, 
wozu  auch  griech.  chnaiiö,  knauü,  kui'iö, 
knäö  (schaben ,  kratzen ,  reiben  etc.)  u. 
ausser  gnauei\  etc.  auch  wohl  gnageu  ge- 
hört. 

knojor,  s.  unter  knöjen. 

knojere.  s.  unter  kuöjen. 

knokke,  knok,  a)  eine  Kaute  (od.  ein 
Bündel,  Bund  etc.)  gehechelten  u.  zusam- 
mengedrehten Flachses  in  kolbiger  Form, 
von  einer  bestimmten  Menge.  —  Nd.,  vtnd. 
knocke,  knucke ;  —  b)  der  südliche  od.  süd- 
^cestliche  befestigte  Vorsjirung  (Spitze,  Land- 
zunge, krumme  od.  rundlich  gebogene  vor- 
stehende Kcke  etc.)  des  Amtes  Emden  an 
der  Oster  Ems;  —  he  hed  't  schij)  bi  do 
knok  anlegd.  —  Es  ist  dasselbe  Wort  wie 
knake  (Knochen),  bz.  wie  knoke  in  der  Be- 
dtg.  nodus,  tuber  od.  oherd.  knocke  (Knö- 
chel, vorspringende  Spitze  des  gekrümmten 
Fingers  etc.,  od.  rundlicher  Höcker  etc.,  cf. 
kniikkcl)  u.  aengl.  (St  r  a  t  m  a  n  n)  knucclie, 
knoclie  (Bündel  etc.),  wozu  auch  engl,  knitch 
(Holzbündel),  schott.  knilch  (Bündel)  fl«.s' 
aengl.  (cf  St  rat  mann)  kniccho  begrifflich 
stimmt  u.  woraus  auch  weiter  erhellt,  dass 
knako,  knoke,  knokkel  ttc,  bz.  knokke  etc.  «. 
aengl.  knicclio,  knnccho  etc.  sänuntlich  mit 
kuakken  (knakan,  knakjau),  knikken,  knukkeu 
(s.  unter  knake  u.  knökkel) ,  bz.  den  Schall- 
stämmen knak,  knik  etc.  u.  zwar  einesthcils 
in  der  Bedtg.:  Bruch  od.  Knick  als  Bie- 
gung, Krümmung  (u.  so  cds  Gebogenes, 
Gekrümmtes,  rundlich  Gebogenes  u.  Vorste- 
hendes, Vorspringendes,  Erhöhung,  Höcker) 
od.  als  ein  sich  biegendes  u.  k  r  ü  m  m  e  n- 
des  Gelenk,  biegsames  Etwas  etc.,  andern- 
theils  aber  auch  in  der  Bedtg. :  Bruch  od. 
Bruchstück,  Brocken,  Klumpen,  Humjicn, 
Knorren  etc.  (cf.  knarre,  knast  etc.)  zusam- 
menhängen. —  Zu  knokke  vergl.  auch  nokke 
u.  dann  dazu  auch  ivieder  an.,  isl.  Imocki 
(uncinus),  hnokinn  (cernuus,  pronns)  loegcn 
der  schon  unter  knikken  erwähnten  An- 
laute kn,  hn  u.  n. 

knükkel,  Knöchel  (talus),  rundlich  vor- 
stehender Gelenkknochen,  bz.  rundliche  Er- 
höhung od.  Höcker,  gebildet  durch  die  ver- 
dickten Enden  der  Gelenkknochcn  der  Hände, 
Arme  u.  Fü.sse  etc. ;  —  ile  knükkels  dön  ini 
all'  80  ser,  as  wen  'k  de  jiclit  d'r  in  heb'. 
—  Afries.  knokele,  knokle ;  wfries.  kneu- 
kel ;  Jiclg.  knückel ;  nid.  kneukel,  knckel, 
knokel,  knokkel;  mnld.,  »»//«/».  knokel ;  nd. 
knukkel  ;/.  ('/^a/t »  r /-^^  kniicliel ;  «(»r7.  kno- 
kel ;  ags.  cnucl ;  aengl.  kuokil ;  engl,  knuckle ; 


norw.  knukia;  dän.  knokkel;  schived.  knjo- 
kel,  knokkel,  s.  Weiteres  unter  Knöchel 
in   Grimm,    Wb. 

Die  Grdbdtg.  ist  vielleicht  „kleiner  Hö- 
5  cAer"  od.  „kleine  ^^erdickung'',  als  Dimin. 
von  knoke  (Knochen,  cf.  knake)  od.  knocke 
(nodus,  tnber,  s.  unter  knokke).  Da  indes- 
sen die  Endung  el  in  der  Begel  ebenso  ivie 
„er"    od.  „e"  etc.    nur   ein   Etwas  (Gegen- 

10  stand,  Ding,  Zustand  etc.)  bezeichnet,  so  ist 
es  icahrscheinlicher,  dass  knokel,  cnncl  etc. 
ursijr.  dieselbe  Bedtg.  wie  knoke,  bz.  knake 
u.  knokke  hatte  «.  mit  diesen  Wörtern  di- 
rect  von  einem  alten  knukan,  knukjau  (von 

15  einem  Stamm  kunk  (ds  Ablaut  von  knik  od. 
knak,  od.  von  knuk  aus  altem  knikan,  knak, 
knuk,  cf.  knikken)  abstammt,  was  gleich  ist 
mit  ags.  cuocjan,  cnucjan  (pulsare)  u.  mit 
cnoocan,  cnucan    (knacken,  j^ressen  etc.,    cf. 

20  //.  Leo,  pag.  358),  bz.  aengl.  cnokien  (pul- 
sare); norw.  knoka  (pressen,  drücken,  klem- 
men etc )  etc.  u.  einestheils  wie  knakkeu  u. 
knikken  die  Bedtg.:  crepitare  etc.,  andern- 
theils   auch  die  aus  crepitare   od.  Geräusch 

2.5  u.  Lärm  machen  etc.  hervorgegangene  Be- 
dtg. :  stossen,  schlagsn,  drücken,  treten,  stam- 
pfen  etc.  (cf.  kloppen  von  klappen)  hat. 

knop,  a)  Knauf;  —  knop  up  de  stöl  etc.; 
—  dar  sitt  gen  knop  up  't  deksel,  war  mau 

30  't  bi  antaten  kan ;  —  b)  Knospe,  Bßanzen- 
auge,  Blüthenknospc ;  —  de  knoppen  fau  de 
bomen  worden  al  reut  dik  nn  wen  de  sünne 
nog  iuiige  dagen  so  varm  schind,  den  brii- 
keu  be  bold  üt,  bz.  apen ; —  C'öhijjos.  .•  blöni- 

35  knoppen,  rosienkuoppen  etc. ,  —  c)  Frucht- 
od.  Samen-Knoten ;  —  de  knop^ien  fau  't 
Has  (od.  't  linsät)  si\nt  nog  net  np.  —  Nd. 
(D ähner t)  knop  (ivie  b  u.  c);  mnd.  knop 
(cf.  Seh.  u.  L.  unter  knop,  wo  es  mit  kü()[) 

40  als  ident.  angesehen  ivird,  indessen  in  den 
Bedtgn. :  Knauf  [vom  Degen]  u.  Knoten 
[von  Gewächsen,  Früchten]  mit  knop  eins 
u.  ebenso  wie  unser  knop,  trotz  der  Sg- 
nongmität,  von  knop  zu  scheiden  ist);    nid. 

45  knop  (wie  sab  a,  b  u.  c) ;  mnld.  knoppe 
(nodus,  nexus;  globulus,  bulla,  tibularia,  ehi- 
vns;  gemnia,  ocnlus  arboruin,  tlorum  etc.; 
calix  etc.);  afries.  knop,  knap  (Knoten,  bz. 
dasselbe   wie  unser  knubbe,  kuubbel,    z.  B. 

50  am  Halse,  od.  hinten  am  Steiss) ;  wang., 
hclg.  knop  (Knauf,  Knopf);  aengl.  (St  rat- 
mann) knop;  engl,  knop  (Knospe  etc.); 
all  iL  chnoph,  cnopt',  chnopf;  mhd.  knoph, 
knoiif   (Knoten;   Knopf,    Knauf;    Knospe), 

55  s.    Weiteres  unter  knop. 

kiiöp,  a)  Knopf  zum  Zuknöpfen;  —  de 
knöpen  tan  de  rok  sunt  ofrätcu ;  —  b)  Knauf 
zum  Anfassen,  z.  B.  auf  einem  Stock  etc.; 
r)  Knoten    (nodus)    der   geknüpft    wird;   — 

00  'n  knup  in  (od.  für)  de  dräd  niaken  od.  slän. 


KNOP 


313 


KNOETTE 


—  Bedensart. :  de  knop  iip  de  bül  holden 
(den  Beutel  dicht  halten);  —  dat  is  'ii  tau 
Sünder  knopen  (ein  Tau  loas  weder  zum 
Festhalten  noch  zum  Schlagen  dienlich  n. 
brauchbar  ist) ;  —  dar  kamen  altid  nog  so 
föl  kiiOpen  im  kamelsgärn  (Znthatcn  za 
Kleidern,  die  der  Schneider  speciell  auf 
Bechnung  stellt)  bi,  dat  't  en  altid  nt  de 
haud  fald,  wen  de  räken  kumd.  —  Nd., 
mnd.,  nid.,  mnld.  knöp  od.  knoop ;  wfäl. 
knaup;  götting.  (Schambach)  knäp  (das- 
selbe). —  Fs  ist  formell  n.  auch  begrifßich 
(d.  h.  in  der  Grdbdtg.,  s.  unten)  gleich  mit 
nhd.  Knauf,  bz.  mhd.  knouf,  was  soivohl 
(cf.  M.  Lex  er)  dieselbe  Bcdtg.  ivie  unser 
knop  II.  noppe  (Flachshnoten,  od.  überhaupt 
ein  dickes,  rundliches  Etivas),  als  auch  die 
von:  globus,  globulus,  od.  die  von:  Knopf 
u.  Kopf,  bz.  unseres  knubbu  ii.  knubbel 
hat.  —  Was  nun  knop  =  ahd.  chnoph  etc. 
betrifft,  so  ist  auch  dieses  aus  knup,  bz. 
einem  Thema  knupa,  bz.  knnba,  kiiubha, 
knupha,  knupfa  etc.  (s.  unter  knüppen)  od. 
kuup-ä  hervorgegangen,  dessen  Stamm  kaup 
eine  Ablautform  von  kuip ,  bz.  knap  ist  u. 
also  auch  mit  dem  unter  knappen  (s.  am 
Schlüsse)  schon  angeführten  ir.,  gäl.  cnap 
(bulla,  collis)  etc.  in  der  Grdbdtg.  zusam- 
menfällt, ganz  wie  dies  auch  mit  dem  for- 
mell anscheinend  von  knop  verschiedenen 
knöp  der  Fall  ist,  toas  ich  am  liebsten  cds 
ein  aus  dem  Brüter,  knuop,  knöp  von  einem 
für  knappen  anzunehmenden  alteren  knapan 
hervorgegangenes  Subst.  anseJien  möchte.  We- 
got  der  schon  unter  knappen  erwähnten 
Grdbdtg.  von  ir.,  gäl.  cnap ,  bz.  unseres 
knop,  knöp,  knubbe  etc.  (iiämlich  dass  diese 
Wörter  urspr.  ebenso  ivie  klatte,  klotc,  klute 
etc.  die  Bcdtg.:  Bruchstück,  Klumpen  etc. 
hatten)  sei  noch  erwähnt,  dass  auch  Fiele 
(I,  38)  die  für  knütte,  bz.  nhd.  Knoten 
etc.  angesetzte  Stammform  kanda  (Knolle, 
Zivicbel,  Gelenkknoten  etc.)  zu  kand,  b3.  kad 
od.  skad  (beissen,  d.  h.  spalten,  brechen  etc. 
u.  dies  aus  crepitare  od.  sonare  als  urspr. 
Bedtg.  wie  auch  bei  grindan  [s.  unter  grind 
u.  grand]  u.  knakken,  knikken,  knappen  etc.) 
stellt  u.  dass  hieraus  auch  also  erhellt,  loie 
u.  in  welcher  Weise  unser  knalle  mit  knal- 
len, knillen,  knüllen  u.  knarre,  kuure  etc. 
mit  knarren,  bz.  gnarren  zusammenhängen. 
Zum  Schlüsse  sei  noch  bemerkt,  dass  das 
erst  spät  mhd.  erscheinende  knospe  ivahr- 
scheinlich  ebenso  ivie  wespe  aus  wepse  u. 
gaspe  aus  gapse  (cf.  gapse  u.  wepse)  etc.  aus 
knopse  versetzt  ist,  ivie  Ja  die  erst  spät  auf- 
tauchenden Wörter  knasper,  knisper,  knus- 
pcr  (s.  in  G  r  i  m  m  ,  Wb.)  ebensogut  aus 
knapser,  knipser,  knupser,  bz.  knapsel  etc. 
versetzt  u.  entstanden  sein   u.  mit  knappen. 


knippen  etc.  zusammenhängen  können ,  als 
mit  einem  aus  einem  ahd.  knaz  =  unserm 
knat,  gnat  (cf.  gnattern,  kuatlern,  gnittern 
etc.)  entstandenen  knatsen,  knassen  etc.,  od. 
5  mit  unserm  gnisen,  kiiiseu,  ivovon  auch  un- 
ser gnüsen,  knüsen  u.  mhd.  knusen,  knüssen 
(kneten,  stossen,  schlagen  etc.)  etc.  Vergl. 
dieserhalb  auch  mnld.  knopsel  u.  die  so)ist 
auch   in    Grimm    (Wb.)    unter    Knospe 

10  angeführten  deutschen  Formen  knopsel,  bz. 
unser  knüpsel. 

knupeu,  a)  knöpfen ;  —  de  rok  apen  (od. 
to)  knöpen;  —  b)  knüpyfen;  —  früudskup 
anknöpen  mit  emand.  —  Nid.  knopen.    Zu 

15  knöp. 

knoppen  (fast  obs.)  knospen.  —  Nd.  (Br. 
W b.)  knobben.     Zu  knop. 
knösen,  s.  gnösen. 
knost ;  /.  q.  knüst,  bz.  knast. 

20      knöt,  s.  knütte. 

knötel,  grob,  stolz,  störrisch,  ividcrspen- 
stig  etc.  —  Im  nid.  ist  knoet  ein  grober 
Kerl,  plumper  roher  Geselle  etc.  u.  .somit 
wohl  dasselbe  ivie  nhd.  Knote   od.  Kno- 

25  ten  in  der  fig.  Bedtg.,  wie  ja  auch  nhd. 
knotig  eine  ähnliche  fig.,  bz.  dieselbe  Be- 
dtg. wie  nid.  knoetig  (grob,  bäurisch,  roh, 
plump  etc.)  hat,  wonach  denn  auch  knotel 
(nid.  kneutel,  knotel)  ivohl  mit  Knote,  bz. 

30  uüserm  knütte    u.  knütte  conncx  sein  wird. 
1.  knoter,   geil,   üppig  etc.;    vom   viännl. 
Geschlecht.     Wahrsclieinl.    mit    knötel    des- 
selben  Ursprungs  u.  urspr.  wohl  =  roh,  un- 
zart, obscön  etc.     cf.  weiter: 

35  2.  knöter,  kleiner  Knirps,  kleines  dickes 
Kind,  bz.  ein  kleines  dickes  knotiges  Etwas ; 
—  'n  lütjen  knöter;  —  'n  dikken  knoter 
fan  'n  jung.  —  Wohl  auch  desselben  Ur- 
sprungs   ivie   knötel    etc.      Vergl.    indessen 

iO  auch  nid.  (v.Dale)  knoetel,  knoedel  = 
nhd.  Knödel,  was  übrigens  auch  wieder 
mit  unserm  knudel,  knudeln,  knüdje  etc.  so- 
ivohl, als  mit  knütte,  knütte,  bz.  nhd.  Kno- 
ten etc.  zusammenhängt,  wie  ja  auch  mfläm. 

45  knoet  die  Bedtg.  „Kloss",  bz.  unsers  klute  hat. 

knOtern,  stossweise  od.  in  Absätzen  einen 

Schall  hören  lassen    od.  hören  machen,   sei 

es  dass  dieses  sprccliend  od.  singend,  bz.  in 

heiteren  u.  lustigen,    od.   in   mürrischen  u. 

50  verdriesslichen  Tönen  geschieht,  daher:  a) 
stockend  sprechen,  im  Sprechen  anstossen, 
stottern  etc. ;  —  b)  schmetternd  singen  (von 
Vögeln);  —  c)  mürrisch  u.verdriesslieh  Je- 
mand unfcüiren,  murren  etc.  —  Nid.  kneu- 

55  teren,  kuoteren  etc.  —  Mit  gnattern,  knat- 
tern ,  od.  knätern  etc.  u.  gnittern ,  knit- 
tern, —  gnattern,  knuttern  eines  Ur- 
sptrungs. 

kiiötte,    Knote,    Samenknote,    Samenkopf 

60  od.  Samenknopf ;  —   de  knötten  fan  't  flas. 


KNOETTEN 


314 


KNÜFE 


—  Compos. :  flas-,  Itn-knütten.  —  Nd.  knutte; 
)üd.  kiiot ;  s.   Weiteres  unter  knütte. 

kliötteii,  die  Samcukiiotcn  od.  Sa)iici>kö}>fe 
alistrcifen  od.  ahriijifen  etc. ;  —  't  tias  kau 
bulil  kiiütd  wonk'ii.  —  j\7(/.  knotteii. 

knötteri^,  s.  knütterig. 

knöve,  s.  knufe. 

kniibbo ,  Knorren,  dickes  tinfürmlichcs 
Stück,  Knoten,  Höcker,  Beule  etc. ;  —  'ii 
godon  knublu-  holt  od.  Itiöd  etc. ;  —  dar 
Sitten  all'  sükke  (solcJic)  kimbl)eu  (Knorren, 
unförmliche ,  dicke  Auswüchse  etc.)  iip;  — 
kmihlieii  (Knorren  od.  Aesie  etc.,  cf.  knast, 
kiuirri'  etc.)  an  de  bünieii,  bz.  in  't  holt;  — 
kimblten  (od.  kimbbols)  uj)  de  liiid;  —  'n 
kniibbe  tan  'n  kerel  (ein  dicker,  unförmli- 
cher, hz.  grober,  plumper  roher  Kerl).  — 
Nd.  knobbe,  kniibbe;  nid.  knobbe ;  mnld., 
mnd.  knobbe,  kniibbe  (Knorren,  Erhöhung, 
Höcker,  Beule  etc.);  acngl.  cnobbc;  engl. 
knob  (Knopf,  Knorren,  Knoten,  Ast  im 
Hohe  etc.);  schwed. ,  norm,  knuhb;  dün. 
kniib  etc.,  (/.  Weiteres  unter  Knobbe, 
Knubbe  in  Grimm,  \Vb.  —  Es  ist  das- 
selbe u'ie  knop  m.  knüppe  etc.  u.  geht  wie 
diese  auf  eine  gcrm.  Grdform  knupa  zurück. 

knHbl)e-;2:arsio,  eine  Art  Sommergerste, 
deren  Aehren  in  der  Beife  die  Grannen 
verlieren  u.  viel  dicker  u.  kürzer  (bz.  kol- 
biger  etc.)  sind  als  bei  der  gewöhnlichen 
Gerste,  ivas  auch  mit  davon  herrührt,  dass 
die  einzelnen  Körner  viel  dicker,  runder  u. 
schwerer  sind  eds  die  von  der  sonstigen 
Sommer-  u.    Winter- Gerste. 

kniibbel  (von  knubbe).  —  hc  hed  dar 
sükke  (solche)  knubbels  (od.  bülen,  biilten) 
Sitten  ;  —  knubbels  (Knöchel)  up  de  band  ; 

—  de  böm  sitt  t'ul  fan  knubbels  (Knorren, 
knotigen  Auswüchsen  etc.);  —  de  stok  hed 
so  fT)l  knubl)els.  —  ^Y/(/.  knobbel  (dasselbe); 
amhd.  chiiubil;  ndid.  kiiübel;  md.  knubel; 
mnd.,  mnld.  knovel  (Knöchel)  etc.;  s.  M^ei- 
teres  unter  Kn  öbel  und  Knübel  in 
Grimm,   Wb. 

kniibboli^,  kiiubbol^.  knorrig,  höckerig 
etc.,  bz.  mit  knubbeii  od.  knui)bels  behaftet, 
voll  von  Knoten,  Höckern,  Beulen,  knorri- 
gen Auswüchsen  etc.;  —  knubbclige  ban- 
den; —  'n  knubbeligen  böm;  —  'u  knub- 
belg  (knorriges,  ästiges  etc.)  stük  holt. 

kniichei],  linsten,  hüsteln,  hustend  an- 
stossen  od.  stossweise  u.  mit  Athembesr.hwerde 
husten;  —  lie  kuüclit  de  hole  dag  an.  — 
Auch  subst. :  dat  kniichen  hold  bi  hum  hei 
n«'t  up;  de  am  geid  luun  d'r  hast  bi  iit;  — 
davon:  gcknüche    (Gehuste,    Gehüslcl   etc.); 

—  dat  is  je  'n  old  geknüche  mit  dl.  —  Wohl 
mit  nhd.  knncken  (cf.  nd.  knuk  ?<.  knuk- 
ken  im  Br.  Wb.,  II,  830)  zu  knikken  u. 
knakken  als  Schalhvort.      cf.   auch  küchen. 


knudel   od.  kufulel,   Knäuel,   Klumpen, 

verworrener  dichtgedrängter  Haufen  etc. ;  — 

he  (od.  de  hund  etc.)    sniitt    sfik    dar    in  'n 

knudel  hcn ;    —    dat  göd    ligt   in  'n   knudel 

5  (Knäuel,  Klumpen,    Bündel  etc.)    tosamen ; 

—  se  stän   all'    in    en    knudel   bi  'n    ander; 

—  I'Js  ist  formell  u.  begrifjlich  ivohl  eins 
mit  nhd.  Knödel,  bz.  nid.  knoedel,  knoe- 
tcl ;  jläm.  knoedel ,    knoddel ,    knuddel  etc., 

10  dessen  verschiedoie  Bedtgn.  (cf.  Grimm, 
Wb.  unter  Knödel)  sich  sämmtlich  von 
ahd.  knodo  (s.  unter  knütte  u.  knö/te)  her- 
leiten. Vergleicht  man  fibrigens  gnüd  etc., 
soioie  gnüdjc,  knüdje,  bz.  knudeln,  knüdjeu 

15  etc.,  so  kann  auch  (s.  knudel)  ein  directer 
Zusammenhang  mit  gniden,  kntdeln  u.  knä- 
den  angenommen  werden. 

kniideii;::;,  knudel^',  kiifidlig,  kiiiwijeri^, 
kliudJiU'^,    unordentlich,   zerknittert,  fallig, 

20  kraus  etc. ;    —    du  must  mi  dat  güd  uet  so 

knudelg  tosamen  pakken  od.  loggen,  bz.  not 

so  kinuielg  maUcn  ;    — ■    dat  is  so  kuüdjerig 

tosanieiipakd,  dat  't  all'  krüs  uii  t'ul  fohlen  is. 

knudeln  od.  knüdeln,   einen   knudel    od. 

25  Knäuel  von  Etwas  machen.  Etwas  unor- 
dentlich u.  ohne  Bücksicht  darauf,  ob  es 
kraus  wird,  zusammenpacken  od.  zusammcn- 
u.  ineinanderdrücken  etc.,  bz.  id>erhaupt 
(freq.)  drücken  etc. ;  —  he  knudeld  dat  god 

30  (Zeug,  WäscJie  etc.)  all'  in  'n  ander;  — 
du  must  dat  göd  uet  so  knudeln,  den  mäkst 
du  mi  't  air  krüs ;  —  se  knudeld  (drückt 
wiederholt  etc.)  dat  kind  tTils  to  l'öl.  —  j\7(/. 
knuidelen,  knocdelcn.    cf.  knideln  u.  knudjen. 

35  knfidje;  i.  q.  knudel;  —  dat  sitt  in  "n 
knüdje  (Knäuel,  KUDupen  etc.)  tosamen;  — 
he  sitt  in  "n  knüdje  (ganz  zusammengeduckt 
od.  zusammengekauert,  bz.  so,  dass  er  fast 
einen  runden  Klumpen  bildet)   up  de  stöl. 

40  knüdjen,  fjnfidjen,  drücken,  kneten,  pres- 
sen etc.  mit  der  Nebe)d)dtg.,  dass  dadurch 
eine  wirre  krause  Masse  (od.  Haufe,  Klum- 
pen) entsteht,  bz.  dass  es  in  unordenllicher 
Weise  geschieht ;   —    he    knüdjcd    dat   man 

45  all'  so  in  'n  ander  un  d<>r  'n  ander ;  —  hö 
knüdjed  (od.  gremd,  knöid  etc.)  d'r  wat  mit 
herum;  —  du  must  dat  göd  (Zeug,  Wäsche 
etc.)  net  so  knüdjeu  un  krüs  makcn.  cf. 
knudel  etc. 

50       knmlli^  etc.,  .s.  knudelig. 

kniif,  Knuff,  d.  i.  Stoss,  Schlag  etc.,  na- 
menüicli.  mit  der  gebeulten  Jland  od.  der 
Faust;  —  he  gaf  hum  'n  knuf  (od.  knup, 
kiuips,  gnup  etc.,    cf.  gnubbe  etc.),    dat  lie 

55  afer  de  ko|)  flog.  —  Nid.  Knuf  etc.;  s.  Wei- 
teres unter  knuffen  u.  giuip  etc. 

knufe  od.  kuüfe,  kniife,  knöfe,  unförm- 
liches dickes  Stück,  J lumpen,  Klumpm, 
Knorren,    Kloben,    Klotz  etc.;   —    'n    knüf 

60  bröd,  od.  holt  etc.;  —  de  jung'  krigtjo  alle 


KNUFEN 


315 


KNÜLLE  KNUL 


morgen  'n  piir  knüfcn  brod  in  de  miclicl, 
dat  man  hast  net  begript,  wo  he  't  fcrkiiu- 
scn  kan.  —  Es  loircl  wie  kniif  in  kniiflök 
aus  khife  (cf.  2  klufe)  versetzt  sein,  loic 
auch  (las  folgende: 

kmif«n  od.  knilfeii;  i.  q.  kh'ifeu;  —  he 
hed  d'r  wat  mit  to  knnfen,  dat  he  't  kört 
krigt;  —  he  knuft  d'r  'n  stük  of.  —  Nid. 
knuiven  (rodere  etc ). 

knall'elii,  kiiüffeln   (Iterat.   von  knnffen) ; 

—  he  knuffekl  hum  dügtig  wat  dor.  —  Nid. 
knuffelen,  knoffeleu. 

knuffels,  Knüffe,  Püffe,  Fanststösse  etc.; 

—  he  hed  ördendlik  knuflfels  had. 
kniifl'eil,  stossen,  schlagen,  drücken,  kne- 
ten, bz.  imff'en,  mit  der  Faust  od.  den  Knö- 
cheln bearbeiten  u.  durchiveichen  etc.;  — 
he  knulfde  hum  so,  dat  hum  de  am  d'r  hast 
fan  iitgung.  —  Nd.  (Schütze  etc.)  knuf- 
fen; engl,  knuble  etc.,  cf.  Weiteres  unter 
knuffen  in  Grimm,  Wb.  u.  dazu  nd.  (Br. 
Wb.)  knuffen,  gnuffen  ;  nid.  knuffen  (grun- 
zen), soivie  tveiter  unser  gnubbe  etc.  u.  knup, 
kuups  =  knuf,  bz.  unser  gnubben,  gnuft'en, 
nubben  etc. 

knutfiiE;,  s.  gnuffig. 

knüf-lök,  Knoblauch.  Nd.  knuflök,  knuf- 
läk,  knofläk;  mnd.  knuflök,  knuftlök;  nid. 
knoflook,  knooplook,  knoplook ;  mnld.,  mfläm. 
knoeflook ,  knooplook ;  mhd.  knobelouch, 
chnovelouch  etc.,  was  (cf.  kuäpel  aus  kUl- 
pel,  —  nhd.  Knäuel  aus  Kläuel  etc.)  aus 
ahd.  klobelouh,  klohilouch,  chlobilouh,  chlo- 
valouhc,  chlovolouc,  clofohxuh,  chlofolauh ; 
mhd.  chlobelouch;  mnd.  kluflök  entstand, 
dessoi  erste  Sylbe  klobe  etc.  ebenso  loie  ahd. 
chlobo  (Kloben,  s.  hinter  klöfe)  ii.  khift  zu 
klioban  (spalten  etc.,  cf.  klöfen)  gehört  u. 
urspr.  entweder  ein  dickes  Etivas ,  einen 
Klumpen,  od.  einen  Kloss,  eine  Knolle  (cf. 
kUite,  knülle)  etc.  od.  ivahrscheinlicher  noch 
ein  g  e  Spalt  en  es  od.  sich  sp  alt  cndes 
M.  th  eilend  es  Etwas  bezeichnet,  iveil  der 
Knoblauch  ebenso  ivie  die  Lilien  einen  in  sog. 
Zehen  ges  palten  en  Wurzelknollen  hat. 

knul,  s.  knülle. 

knül,  betrunken,  besoff'en  etc. ;  —  de  ke- 
rel  was  gans  kniil  (vollständig  voll,  vollstän- 
dig betrunken) ,  od.  (wie  loir  auch  sagen) 
gans  dik  nn  düii,  —  gans  knüppeldik.  — 
Nd.  (S chamb  ach,  Dann  eil  etc.)  knül. 
Davon  knüllen  in :  sük  beknüllen  (sich  voll 
saufen,  sich  betrinken),  tvofür  wir  auch  sa- 
gen: sük  bekuüppeln  u.  wonach  dann  auch 
knül  in  der  Bedtg.:  dick,  voll  etc.  u.  be- 
kuüllen  von  knülle,  knul  entlehnt  sein  wird. 
Vergleicht  man  iihrigens  bei  KU.  mnld. 
knol  (ebrius  cerevisia) ,  knol,  kuolle  (genus 
cerevisiae),  knollen  (ingurgitare  se  potu,  cu- 
mulate  et  confertim  ingerere  cerevisiam),  so 


kann  man  knül  mit  mnld.  knol  auch  von 
knüllen  (in  beknüllen)  =  mnld.  knollen  ab- 
leiten u.  dieses  so  deuten,  dass  es  urspr.  so 
viel  hiess,  cds  sich  zu  einem  Knollen  ma- 
5  chen,  bz.  sich  dick  u.  voll  saufen  wie  eine 
Knolle  etc.  Zu  knüllen  (saufen  etc.);  cf. 
auch  knüppeln. 

knülle,    knul,    Knolle;   —   a)    Klumpen, 
Humpen,  Knorren,  Höcker,  rundliche    Ver- 

10  dickung  od.  rundlicher  unförmlicher  Aus- 
ivuchs  etc. ;  —  'n  knul  bröd  (ein  dickes  un- 
förmliches Stück,  od.  ein  Klum})en,  Knor- 
ren Brod);  —  dar  sitten  all'  sükkc  (sülke, 
solche)  knüllen  (Auswüchse,  Höcker  etc.)  an 

15  de  kartuffels,  dat  se  sük  hol  net  göd  schu- 
len laten;  —  b)  rundlicher  Auswuchs  an  den 
Wurzeln  verschiedener  Fßa7izen  (under  de  rö- 
fen  un  de  kartuffels  sitten  fan  't  jar  gode  knül- 
len under ;  —   Compos.  knulleugewas)  u.  na- 

20  mentlich  speciell:  die  tvcisse  od.  gelbe  Rübe, 
die  namentlich  als  Futtcrgeioächs  für  Mensch 
u.  Vieh  vielfach  gebaut  loird ;  —  daher 
Sprichio. :  de  knüllen  eidt  (egget),  mut  net 
umkiken;  —  de  knülle  is  de  moder  fan  de 

25  mesfolt  un  de  mesfolt  is  de  fader  fan  de 
hele  bürdere ;  —  c)  fig.  ein  dicker,  klobiger, 
klotziger,  ungeschlachter  u.  roher  Mensch; 
—  'n  knul  fan  'n  kerel ;  —  't  is  so  'n  reg- 
ten knul.    —    Nd.    knülle,   knüll    (Knorren 

30  im  Holz ;  dickes  unförmliches  Stück  Brod ; 
grosse  Beule  od.  harte  Geschwulst  am  Leibe ; 
fig.  grober  unschicklicher  Kerl) ;  nid.  knol ; 
mnld.  knolle  (glomus,  globus;  rapa) ;  ags. 
cnol  od.  cnoll  (coUis,  cacumen,  Hügel,  Gip- 

35  fei,  Anhöhe,  Spitze) ;  aengl.  cnol  (collis) ; 
engl,  knol  (kleiner  Hügel;  Spitze  eines  Hü- 
gels; eine  grosse  Rübenart);  norw.  knoll  «. 
"knolte,  knolt  (Gipfel,  Spitze,  Berggipfel, 
Kulm) ;  dün.  knold  (dasselbe  u.  auch  :  Knolle, 

40  Wurzelknolle) ;  schwed.  knöl  (Knollen,  Knor- 
ren, rundliche  Hervorragung ,  Knöchel, 
Höcker,  Puckel  u.  dialect.  auch:  Berggipfel, 
Bergspitze  etc.)  ;  mhd.  knolle  (Klumpen,  Erd- 
klumpen,   Erdscholle;  fig.   grober,  plumper 

45  Mensch  etc.).  —  Das  Wort:  ags.  cnol,  od. 
cnoll,  bz.  unser  knülle  etc.  gehört  mit  knül- 
len, knüllen  zu  knellen,  bz.  dem  alten  knil- 
lao,  knal,  knul,  knulun  (s.  unter  knellen, 
knallen,  knillen),  wobei  man  wegen  der  ver- 

50  schiedenen  Bedtgn.  von  knolle  (s.  dieserhalb 
in  Grimm,  Wb.,  unter  Knolle)  ebensowe- 
nig ioie  bei  nhd.  Scholle  von  schellen  od. 
klippe  von  klippen  etc.  u.  Iclattc  vom  Schall- 
stamm klat  (cf.  auch  klak  etc.)    daran  den- 

55  ken  muss,  dass  diese  verschiedenen  Bedtgn. 
von  knolle  od.  cnol  auf  die  Grdbdtg.:  Schall 
od.  Geräusch  (wie  z.  B.  engl,  knoll  [läuten ; 
wie  Geläute  klingen]  u.  das  bereits  unter 
knellen    erwähnte    engl,  knell ,    aengl.  cnul ; 

60  ags.  cnyll  etc.),    bz.  crepitus  etc.   zurückge- 


KNÜLLEN  KNÜELLEN 


316 


KNÜEPPEN 


hen,  sondern  vielmehr  (wie  hei  klute,  knubbe, 
knnp,  knop,  kuast,  kniist,  kniireetc.)  darauf 
beruhen  ,  dass  das  Stamiiivhi».  knillau  aus 
crepitaie  etc.,  bz.  der  Stamm,  knil,  knal, 
kniil  aus  cre|)itu-;  etc.  die  Bedtg. :  reisse», 
sjjalten,  brechen,  bersten  etc.,  &^.  die  von : 
Bruch,  Eiss,  liitce,  Sjtalte  etc.  od.  die  von: 
Bruehstiiek,  Brocken,  Klumpen  etc.,  od.  die 
von:  abfferi.ssener  u.  einzeln  stellender  Fels 
(u.  so  auch:  ein  einzeln  hervorragendes  u. 
für  sich  allein  stehende.^  J'Jtir((s,  eine  Siiitze, 
od.  ein  Grat  etc.,  s.  unter  klak,  klaj),  klippe, 
klatte  etc.)  entwickelten,  ganz  wie  dies  auch 
bei  klute,  kliimpo,  klos,  knast,  kiuire  etc. 
der  l'hll  ist,  ivo  auch  die  Bedtg. :  brechen, 
reissen,  bersten,  si)alten  etc.  aus  der  urs])r. 
von  crepitus  od.  crepitare  Jiervorging  u.  man 
beim  Vergleich  von  kiiik  (Biegung,  Krüm- 
mung) ».  knikkcn  (brechen,  biegen  etc.)  auch 
noch  annehmen  kann,  dass  die  Bedtg.:  Buckel 
od.  Höcker,  Hügel  etc.  sich  aus  der  von: 
breche  n  in  der  Bedtg. :  biege  n,  k  r  ü  m- 
men  u.  nicht  in  der  von:  reissen,  sj) al- 
ten hervorging,  tvie  dies  ja  auch  mit  lat. 
cacumcn  etc.  u.  unser m  liög,  honte,  Iiuke  etc. 
(cf.  Fick,  1,36  u.  III,  76  seq.)  ivahrschein- 
lich  der  Fall  i.st.  Dass  übrigens  kuollo, 
kmille  od.  kiiille  auch  im  Deutschen  in  der 
Bedtg.:  ciilinen,  collis,  vortcx  vorkam  u. 
schon  alt  ist,  geht  aus  dem  von  W.  Ar- 
nold (j>ag.  311)  augefithrtcn  Ortsnamen: 
KiiilltVld,  Kiiillwich^i'ii,  ilkcskmil,  Kiiülclieii, 
Kiiiill,  Waldkiiiill  etc.  hervor.  —  Dass  nach 
dem  ivechselnden  Anlaute  gii,  hn,  kii  ««.  u 
(s.  tinter  1  u.  2  kiiik,  knikken,  kiiap,  knap- 
pen, kiii])en  etc.)  übrigens  auch  das  ags..  ahd. 
liiiol,  nol,  nollo  (Sj)ilze,  Gipfel,  Scheitel,  Hü- 
gel), soicie  das  ghnchhedentende  huel,  ne),  iiclla 
schwerlich  vunAiwoWa  zu  trennen  u.  mit  die- 
sem desselben  Ursjirungs  sind,  ist  ivohl 
ebenso  sicher,  als  der  Zusammenhang  von 
norw.,  schwed.  irnella,  iiolla  (kreischen,  knir- 
schen etc.),  giiell,  giioll  etc.  mit  knellcn  in 
der  Bedtg. :  Schall  od.  Ton,  Geräusch  etc. 
machen  etc. 

1.  kiiulloii,  knüllen .  laut  reden  od. 
schwatzen,  prahlen,  aufschneiden,  flunkern 
etc. ;  —  he  Kinilld  iiil  wat  for; —  de  kerel  hed 
dar  siiteii  to  knulK-ii  für  tfewald.  Didier 
ferknuUen  statt  forkiiulleii  (vorjlunkern,  vor- 
lügen) ,  was  dort  fälschlich  mit  ferkuulleu 
(zerknüllen)  als  gleich  aufgeführt  ist.  — 
Die  Grdbdtg.  ist:  schallen,  bz.  lärmen, 
schreien  etc.  u.  gehört  es  mit  dem  folgenden 
kiiiillen   ZK   kiielleii. 

2.  knüllen,  knüllen,  knüllen,  knillen,  knit- 
tern, in  Falten  od.  kraus  drücken,  bz.  über- 
haupt drücken  etc.;  —  he  kiüilld  dat  all' 
man  so  tosamen;  —  warum  tokniillst  (zer- 
drückst, zerknitterst  etc.)  du  ml  dat  so  V  — 


Daher  ferknulleu ,  ferkuüllen  (zerdrücken 
etc.).  —  Xd.  knüllen,  knüllen  etc.,  «.  Wei- 
teres in  Grimm  (Wb.)  unter  knüllen. 
3Ian  kann  es  wie  bei  knittern  direct 
5  von  knellcn  in  der  Bedtg. :  Geräusch  ma- 
chen etc.,  od.  auch  in  der  von:  drücken, 
s  1 0  s  s  e  )i  etc.  ableiten,  wo  die  Bedtg. :  tun- 
dere  i)idessen  wie  bei  mJid.  knüllen  (stossen, 
sehlagen  etc.)  auch  wieder  aus  der  von  G  e- 

10  rausch  machen  etc.  hervorging. 

knüllen,  in  heknüllen  (lietrinken,  besau- 
fen), s.  unter  knül. 

knnnsoln ;  /.  7.  Uiuiseln. 

knni»,  knnps:  /.  7.  knuf,  gnup,  ^-~.  gnubbe. 

15  knü|i|)e.  knüp,  Knoten;  —  'n  knüp  in  de 
dOk;  —  Sprichw. :  'n  knüp  für  de  dräd  is 
'n  goden  räd,  od.  auch:  'n  knüp  für  de  dräd, 
is  Ülenspegels  räd;  —  Fs  ist  dasselbe  Wort 
wie  knop,    bz.  knoppe,    knuppe,   knubbe    (s. 

20  unter  knop  u.  knubbe),    wird  indessen  aus- 

schliesslicJi,,    wie    auch  knütte,    nur    in  der 

Bedtg.:  uodus,  bz.  eines  geknüpften  od. 

g  e  s  e  h  l  u  n  g  e  n  e  n.  K  n  oten  s  gebraucht. 

knüppel,    a)    Knüppel,    Knüttel,    Prügel, 

25  Kloben,  Knorren  etc.;  auch.  ßg.  von  einem 
dicken,  starken  (reschöpf  od.  Menschen;  — 
Bedensart:  de  knüjipel  ligt  bi  de  huud,  od. 
de  kiiüppel  is  an  de  hnnd  bunden;  — ■  'n 
eken    knü2)|)cl     (ein    eichener    Knüttel    od. 

30  Stock);  —  'n  knüi)pel  (ScJieit,  Kloben)  holt; 
—  'n  knü|tpel  (Knorren,  dickes  starkes  Kt- 
was)  fan  'n  böni ;  —  'n  knüppel  fan  '11  perd 
od.  kerel,  junge,  kind;  —  b)  Ortscheit  am 
sog.  silt,  looran  die  Stränge  der  Pferde  bc- 

35  festigt  (od.  geknüpft)  werden;  —  de  stren- 
gen an  de  knüppeis  släu;  —  c)  Klöppel  zum 
Klöppeln  (knüppeln)  von  Spitzen  od.  geklöp- 
jiclten  S(h)iüren  etc.  —  Nd.  knüppel;  vuid. 
knui)ptl ;    nid.    knüppel.    —    Fs    ist    wahr- 

10  scheint,  in  allen  Bedtgn.  (wie  kniipel  ans 
kläi)el  etc.)  aus  klup])el,  bz.  kloppel  (.s.  un- 
ter 1  kloppor)  entstanden,  doch  kann  es  zum 
Tlu'il  auch  mit  knüllen  od.  knoj),  knubbu, 
knubbel  u.  namentlich  in  der  Bedtg.  subh  auch 

45  mit  kniipiH'  od.  knüpj)en  zusammenliängen. 
kniip|>el-(lik,  kniippel-dün,  vollständig  od. 
schwer   betnuikcn. 

knii|>iiol-k(iko,  knüppelkök ,  ein  fester, 
fetter,  sriurerer    Kuchoi,    der  aus  kleineren 

50  harten  u.  dichten  Klassen  zusammengesetzt  ist. 
knüppeln,  a)  klöppeln ;    —    b)  mit  einem 
Knüpjiel  od.  Knüttel  schlagen;  —  he  knüp- 
])eld  luun  dügtig  dör;  ■ —   c)  unmässig  trin- 
ken od.  saufen;  daher :  sük  beknüppeln  {sicli, 

55  besaufen). 

knappen  (nicht  so  gebräuchlich  wie  kniit- 
len),  knüpfen,  uectere;  —  anknüppen,  t'ast- 
kuüppen  etc.  —  Nd.,  vrnd.  knappen ;  ahd. 
chnuplijan,     clinui)han ,    kniitVen ,     knüpfen, 

GO  chnupfen;  awi/u/.  chuuppheu ;  *«/;(/.  knüpfen. 


KNUPPERN 


317 


KNUETTERIG 


knuppern,  hiuppcm ,  hmspcrn  etc.  — 
Ahlautform  von  knappem. 

kuure  od.  knfire,  knfir,  Knorren  etc.; 
cf.  gniir«!  «.  knarre.  —  Nd.  knurre ;  nid. 
knorre ;  mhd.  knurre,  kuorre ;  cnril.  kuur, 
knor  etc.  Im  Wunij.  Jieisst  die  Hüfte  (cf. 
Ehrentrant,  I,  376)  kuur,  ivährend  das 
engl,  knur,  knor  auch  ehien  Knirps  od. 
Zioerg  (wie  unser  knurt)  bedeutet. 

knnren  od.  knüren,   s.  gnürcn. 

knur-hän,  Knurrhahn  (Trigla  liirundo). 
So  benannt,  loeil  dieser  Fisch  loie  edle  See- 
hähnc  einen  kmirr enden  od.  grunzenden  Laut 
von  sich  giebt,  ivenn,  er  aus  dem  Wasser 
genommen  ioird. 

knurt,  ein  kurzes  dickes  gedrmigenes,  bz. 
nicht  ausgewachsenes  u.  verkrüppeltes  Et- 
was, Knirps,  Zwerg  etc. ;  —  'n  knurt  fan 
'n  boni  od.  der,  kerel,  junge  etc.  —  Engl. 
knor,  knur. 

knurtje  (Dimin.  von  knure  u.  knurt) ;  — 
'n  knurtje  (kleiner  Knorren  od.  kleiner  Hum- 
pen etc.)  brod ;  —  'n  knurtje  fan  'u  kind  etc. 

knuseln ;  i.  q.  kniidjeu,  kuudela  etc.  «. 
ist  Iterat.  von  knusen. 

knusen  od.  knüsou,   s.  gnüsen. 

knust,  s.  kaast  etc.;  —  'n  knüst  hrüd 
od.  holt  etc.;  —  'n  knüst  fau  'n  böm  od. 
kerel  etc.  —  Sprichio. :  de  to  'n  knüst  (har- 
ter, schtver  zu  beissender  unverdaulicher, 
Klumpen  od.  Knorren  etc.)  bakken  is,  word 
sin  läfen  giu  brod. 

knustig,  knorrig,  knotig,  plump,  grob, 
dick,  schwer,  fest,  hart  etc. ;  —  'n  knüstigen 
böm  od.  kerel;  —  'n  knüstig  stük  holt;  — 
dat  is  IUI  to  knüslig  (zu  knorrig,  knotig, 
klobig,  grob  etc. ,  od.  zu  fest,  hart,  unver- 
daulich etc.);  —  'n  knüstig  stük  wark  od. 
arbeid  (ein  hartes,  schioeres,  saures  Stück 
Werk  od.  Arbeit). 

knütje ;  ^.  q.  knüdje  etc. 

kniitje,  kleiner  Knoten  etc. 

knutje,  s.  karnütje. 

kniit-sädel  (Knotzettel),  susammcngckno- 
tetes  od.  in  Form  eines  Knotens  zusammen- 
gefaltetes Billet. 

kniitsel,  Knoten,   Verschlingung. 

knütte,  knüt,  Knote,  Knoten  (nodus,  no- 
xus),  speciell  ein  geknüpfter  od.  geschlun- 
gener Knoten,  eine  Verschlingung  od.  ein 
in  einander  ge-  u.  verschlungenes,  schwer 
zu  entwirrendes  u.  zu  lösendes  Etivas ;  — 
du  must  d'r  'n  knüt  in  slän ;  —  d'r  hed 
sük  'n  knüt  in  't  gären  (od.  tau  etc.)  slän  ; 
—  't  sitt  all'  in  d'  knütte  (es  sitzt  alles  in- 
od.  durcheinander  geknotet  u.  verschlun- 
gen u.  ist  gar  nicht  zu  entwirren) ;  —  dat 
gären  sitt  so  in  d'  knüt  (so  in-  u.  durch- 
einander verschlungen  u.  verivickelt,  bz.  so 
in  Verwirrung,    Verwicklung   etc.) ,    dat    't 


hast  hei  net  wer  üt  'n  ander  to  krigen  is ; 
—  du  must  uppassen,  dat  de  budel  (die 
Sache,  die  Geschichte  etc.)  net  iu  de  knütte 
(nicJit  in  Verwicklung  od.  Verwirrung)  kumd. 
5  —  Nd.  knütte,  knütte;  mnd.  knütte  (Kno- 
ten, Flachsknoten  od.  Flachsknopif ;  erste 
Anlage  zum  Stricken,  cf.  Dähnert  u.  s. 
unter  knütten) ;  nid.  kiiot,  knut  (Flachskno- 
ten, cf.  knötte ;   Bündel,   Büschel)  u.   knod 

10  (Knote,  Knauf,  Knopf,  Höcker  =  knop  u. 
kniibbel) ;  ninld.  knod  (Knöchel,  condylus), 
knodde  (nodus,  nexus  u.  auch  dasselbe  wie 
imser  knubbel)  u.  knütte  (nodus),  kuuttel 
(tuber,    tuberculum,    i)anus ;    fustis) ;    wang. 

15  knot  (Knoten);  ags.  cnot  (Knoten),  cnotta 
(Knoten;  Gebinde,  Kranz);  aengl.  cnotte 
od.  knotle ;  engl,  knot  (Knoten;  Knorren; 
Auge,  Knospe;  Knopf);  an.  knütr;  ist. 
knütr,  huütr;  norw.  kuiit  (in  verschiedetien 

20  Bcdtgn.,  cf.  Iv.  Aasen) ; schioed.  knut ;  dän. 
knud  ■ ;  ahd.  chnodo,  kinotho,  kiuoto ;  mlid. 
knode,  knod,  knote  (Knoten,  durch  feste 
Verschlingung  entstandener  Knopjf  an  einem 
Faden,   Strick   n.  dergl. ;    harter  Auswuchs 

25  an  Pfla)izen ;  Flachsknoten ;  Auge  an  Bäu- 
men; Knöchel;  lorum,  Riemen,  verschlun- 
gener Lederstreifen ;  verschlungener  Zeug- 
streifen). —  Es  loird  von  Fick  (III,  49, 
bz.  I,  561)  mit  lat.  nodus  für  guodus;  skr. 

30  gauda  (Knoten,  Knolle,  Knäuel)  aus  einer 
zu  gan  gehörenden  Stammform  gandha  ab- 
geleitet, loährend  er  an.,  isl.  hnütr  (s.  oben) 
u.  hnüta  (Gelenk,  Knöchel)  mit  griech.  kon- 
dos   (Würfelknochen),   kondülos   (Knochen- 

35  gelenk  am  Finger,  Knöchel),  lat.  condylus 
(s.  oben  knod  etc.)  mit  skr.  kanda  (Knolle, 
Zwiebel,  Gelenkkoten)  von  der  ]/  kad,  skad, 
kand,  skand  (bcissen,  bz.  spalten  od.  bre- 
chen etc.,  cf.  I,  38  u.  805  u.  s.  unter  knäden) 

40  ableitet.  Dass  aber  unser  knütte  etc.  (cf. 
knop ,  knarre ,  knast  etc.)  besser  zu  den 
Schallstämmen  knit,  knat,  knut  in  der  Be- 
dtg. :  crepitus  u.  in  der  von :  Spalt,  Bruch 
etc.,    bz.  zu  einem.   Verb,  knitan,  knit,  knat, 

45  knut,  knutum  (crepitare  etc.  ,  cf.  knittern, 
knattern,  bz.  guittern,  gnattern,  gnuttern) 
stimmt  u.  aus  einer  Schallwurzel  skad  so- 
icohl  die  Anlaute  „g",  als  „k"  u.  „h"  etc. 
hervorgehen  können    (Fick    stellt   z.  B.    I, 

50  60,9  auch  griech.  knephas  u.  knöphos  zu  4 
skap)  ist  auch  unter  knap  u.  knappen  etc. 
zu  ersehen. 

kniittol-dök,   Knüpftuch,    Tuch  was  man 
u)n  den  Hals  etc.    knüpft,    bz.    ivorin   man 

55  Etwas  beknüpft.  —   Wang.  knotteldauk. 

knütten,  knoten,  knüpfen,  stricken  (z.  B. 
Netze  etc.). 

knütterig,    knötterig,   knütterg,   voller 
Knoten,  Auswüchse,  Höcker  etc.    Zu  knütte, 

60  knötte. 


KNUTTERIG  IvNUTTERG  318                        KOGGE  KOG 

knntterig,  knutterg,  s.  gnutterig  etc.  ags.  doppa  (mergus,  tr.  Taucher)  von  deö- 
knutterii,  s.  gnuttern.  pan  vergleicht,    so  loürde  coppa  zu  ceöpan 
kniive,  A".  kiiufe.  zu  stellen  sein.    Da   nun   aber   die  kobbeu 
kö  (Flur.  kOjen),  Knh.  —    Sprichw. :  be-  wie  alle  Möven   gierige   Fresser   u.    Vcr- 
drög  (Uli  kö  Uli  se  bodrügt  dt  wer;  —  wcidt  5  schlinger  sind   (ef.    auch  engl.  guU    [Möve] 
'i\  kü  up  Stoppel  of  bi'iile,   so    ferU'sd  jl  de  n.  unser  2  gul  =  l^abliaa  etc.),   so  würde 
melk  Uli  messe  alle  beide; —  de  kö  mut  dür  coppa,  hz.  kobbe  vielleicht  einen   Nehmen- 
de bek  niulken  worden;   —   de    kö    ett    mit  od.  Greifer  etc.  fr/,  accipiter  ro»  accipio) 
fif  nniiulen ;    —    he  hed  uöt  so  fßl  beniil  as  bezeichnen,  eine  Deutung,  die  Woeste  (cf. 
'n  kö;  —  de  kö  sett  de  tafel  to;    —  de  kö  10  Zeitschr.  für  deutsche  Philologie  von  Hijpf- 
hör  tit,  de  geid  d'r  mit;    —    de  kö  is  shin-  ncr,  III,    ■^56  seq.)    auch  für    ags.  coppa 
ker  as  de  katte;  —  borgen  is  göil,  man  en-  anninnnt. 

dt'lk    wil    de   bür   de   kö  betäld  hebben  ;  —  kö-h^st,  ein  Kuh-Rind  od.  tveibliches  Rind, 

net  trder  fan  de  kö,    as   't   kalf  d'r  is ;  —  cf.  böst  =  Rind. 

d'r   het   gtn    kö  blär,    oi'   se    lied   ök  'n  wit  15       kodscil,  s.  kotscn  (vomere). 

liär;    —    de  köjen  in  'n  pläts  fan  ossen  für  kolfe,  kütje,    Kaffee.  —  f'^pricliw. :  de  iiii 

de  i)lög   (od.  wagen)    spaud,    mag  sin  perde  bejägen  wil  up  't  beste,    de    gilf  mi  fan  de 

melken;   —   de  de  kö   slagt,   geid   de  melk  kofje  't  örste  un  fan  de  te  't  leste.   —  Das 

kwit;  —  de  de  kö  liörd,    lät   se    bi  de  ho-  Wort  Kaffee  stammt  aus  dem  arah.  qah- 

rens;  —   wat  help  't,   wen  de  kö  'u  emnicr  20  vah,  was  auch  einen  aus  Beeren  gekochten 

ful  melk  gift  un  smit  hum  wer  um;  —  mit  Trank  bezeichnet. 

ferlöf  steld  man  dv  bür  de  kö;  —  he  is  so  kofjoi-dik,    der  dicke  u.  trübe  Kaffee-Bo- 

ful  kumpelmenten,    as  de  ko  ful  muskateu ;  densatz.  —  Daher  die  ironische  Redensart : 

—  fruger  het  't    „pleif    nig   um  "n  kö ,    gif  dat  is  so  klär  as  kotjedik. 

lefer  eu  to",    mau   nu  het  't    „pleit   not  um  25       kö-füt,  Kuhfuss.    Speciell:  eine  unten  mit 

'n  kö,  gif  lefer  twe  to"  ;  —  de  hed  gen  kö-  einem    gespaltenen    Kuss,    od.    einer   Klaue 

Jen,  hed  ök  giu  mojen    (Mühen) ;    —    he  is  versehene  Brechstange  =  nhd.  Gcissfuss. 

so  försigtig   as  de  köster   sin  kö,    de   gung  1.  kögel  ?  —    ^Vie    im    Hochd.    die   Re- 

dre  dage  für  de  ragen  na  hiis  un  kreg  dog  densart   mit   Kind  ti.   Kegel  soviel  he- 

de  Stert  nat;  —  he  stürd  d'r  up  lös,  as  de  30  deutet,  als:    mit    Allem   u.    Jeglichem, 

kö  uj)  't  ferkerde  kalf;  —  d'r  is  gin  frö  so  od.  mit  dem  ganzen  Haushalt  u.Be- 

rik,  of  se  geid  mit  de.  kö  glik ;  —  he  nimd  sitz,  so  gebrauchen  wir  dafür  die  Redens- 

sük  'n  kö  mit  'n  kalf  d'r  to;  —    de  grotte  art:  mit  kap  un  kögel. 

deid  uöt,  süust  kwem   de  kö  den  hasen  für;  2.  kSgcl,  a)  eine  hohe  Frauen-Mütze ;  — 

—  Rüthsel:  tweben  sitt  up  drehen  under  35  b)  eine  hutähidichc  Papierlaternc  (cf.  kip- 
ferben.  —  Nd.  koh,  bz.  ko;  mnd.  ko,  ku,  kap-kögel),  welche  die  Kinder  zum  St.  Mar- 
koe;  nlcl.  koe ;  afries.,  ivang.,  satl.  kii;  tinsfeste  tragen.  —  Fs  ist  dasselbe  Wort 
lefries.  kuw ;  helg.  kü;  nfries.  kü,  kii;  as.  loie  nd.  (Br.  Wb.  etc.)  kagel ;  mnd.  kogel, 
kö,  kü;  ags.  cü ;  acngl.  kü ;  engl,  cow ;  an.  koggel,  kagel;  nid.  kogel;  ahd.  cuculä,  cu- 
kyr;  norw.  ku,  kyr;  schwed.,  dein,  ko ;  aiid.  40  gulä,  cugelä;  mhd.  kugele,  kugel,  gugele, 
chuo,  chua,  chö;  amhd.  ehuo ;  mhd.  kuo.  gugel,  kogel  (Kaputze,  Kappe  über  den 
Mit  skr.  gö;  zend.  gäo;  hzv.  gö ;  2^(^^^-i  Kopf  zu  ziehen  etc.)  u.  mit  mlat.  cuculla 
npers.  gäv;  buchar.  gäo  etc.  (Rind,  Stier,  aus  lat.  cucuUus  (Kaputze,  Kappe)  ent- 
Kuh)  von  der  Schallwurzel   gu    (cf.  Fick,  standen. 

I,  70)  u.  sonach  nach  dem  Brummen  od.  45  1.  kogge,  kog ;  /.  q.  kobbe. 
Bridlen,  loie  auch  unser  (danach  jetzt  al-  2.  kogge,  kog  (obs.),  altfriesisches  See- 
lerdings pleonastisch)  bükö  u.  mükö ,  be-  schiff  von  breiter  u.  plumper  Bauart,  vorne 
nannt.  Bei  unserm  bükö,  bz.  der  Onoma-  u.  hinten  rund  n.  stumpf  zulaufend.  Die 
topöie  bü  denkt  man  aucli  unwillkürlich  an  koggen  waren  sowohl  Handels-  als  Kriegs- 
griech.  boüs  u.  /rtY.  bos,  bz.  air.  bö;  cambr.  50  schiff'e  u.  werden  sie  in  der  fries.  Geschichte 
buch  (Kuh),  ivas  doch  schtvcrlich  aus  gö,  zur  Zeit  der  Kreuzzüge  oft  erwähnt,  da  die 
bz.  gau  entstand.  Friesen  in  diesen  Schiffen  die  Fahrt  nach 
kobbe,  se-kobI»e,  Silbermöve,  Härings-  Palästina  machten,  ivie  dies  z.  B.  noch  im 
möve  (Larus  fiiscus). —  Helg.  kobb;  nfries.  Jahre  1:200  (cf.  Klopp,  ostfries.  Gesch.  T, 
kub ;  nid.  kobbe,  kob  (dasselbe);  engl,  cob  55  130  seq.)  der  Fall  war.  Dieses  afries.,  nid. 
(Möve),  seacob  (Seemöve).  —  Nach  engl.  kog,  kogge;  mnld. ,  anld.  kogghe;  mnd. 
cob  =  kop  u.  coi)  (Spinne)  =  ags.  coppa  kogge;  ahd.  kocho ;  mhil.  kocke;  an.,  isl. 
in  attorcoppa  (araneae) ,  mnld.  (KU.)  koj)  kuggi,  kuggr;  schwed.  kogg  ist  mit  franz. 
in  kopweblte  (tela  araneae)  etc.  steht  auch  coche ;  afra)iz.  coipie ;  ital.  cocca ;  sjmh. 
kobbe  wohl  für  ursjjr.  koppa  u.  wenn  man  60  coca;    ki/mr.  cwch   (cf.  Diez,   I,  131)   aus 


KO-HOEDER 


rno 


KOEL 


dem  lat.  conclia  hervorgegangen,  was  mit 
dem  gleichhcdeute)iden  griech.  kogclie  u.  skr. 
^ariklia  (Muachel)  ivahrsclieiidich  auf  eine 
Basis  kak  od.  kak  (greifen,  fassen,  umfas- 
sen, -insichfasseii,  um-  u.  cinscldiessen  etc ,  5 
cf.  liangeii,  liago,  hageii)  zuriiclcgeht. 

kö-llö(ler,  Kuhhider,  Kahhirte.  SpricJuv.  : 
„ik  legg'  de  denst  dal,"  sil'  de  köhöder,  as 
he  markde,  dat  se  lium  wegjagen  wulJen. 

koje,   köi ,    ein  Icleiner  enger  Brettervcr-  10 
schlag  od.  abgezimmerter  Baum,  der  nament- 
lich   auf  Schiffen    u.    auch    überhaupt    als 
Schlafstätte    dient,    dann   aber  ferner  auch 
wie  ein  Käfig  od.  Kasten  etc.  dazu  gebraucht 
wird,   um  Jemanden    od.  Ettvas   darin  ein-  15 
zusperren  u.   wegzuschliessen ;    —    he   ligd 
nog  in  stn  koi  (in  seiner  Schlafstätte,  bz.  in 
seinem  Bett) ;  —  to  koi  gfiu  (zu  Bett  gelten, 
schlafen  gehen) ;    —   he    sitt   iu   de  koi    (er 
sitzt  im  Kasten  od.  im  Gefängniss  etc.).  —  20 
Nd.,  mnd.  koje;  nid.  kooi ;  mnld.  koje  (ca- 
vea,  septum,  cors  od.  chors,  stabuluni,  hara 
etc.).  —  Es  entstand  wahrscheinlich  aus  äl- 
terem kouwe   od.   kauwe   u.   ist   dann   eine 
Nebenfm'm  von,  bz.  urspr.  dasselbe  loie  kau  25 
od.  kaue.      Vergl.    dieserhalb   oje    (Mutter- 
schaf) von  ahd.  ouwi  etc.  (s.  unter  2  ei)  u. 
nid.  hooi  von  houwe  (s.  unter  heu)  etc. 

koit,  s.  keut. 

kok,  Koch.  —  Sprichio. :   't  sunt  all'  gm  30 
koks    (Köche),    de    lauge    mesten    (Messer) 
drageu;  —   „God  ferdübbel  min  traktenient 
(Gehalt),""  sä'  de  kok,  do  wulde  he  sük  fer- 
flöken. 

kök,  s.  gök.  35 

kö-kalf,  kö-kalf,  kSikalf,  Kuh-Kalb,  iveib- 
liches  Kalb. 

koke  (Dimin.  von  kö),  Kuhchen,  kleine 
Kuh. 

koke,  kok,  Kuchen.  —  Compos.:  ask-,  40 
duf-,  sak-,  honuig-,  syrops-,  pan-,  ölje-,  räp-, 
lin-kok  etc. ;  —  kökbakker,  kökdeg  etc.  — 
Nd.  koke ;  nid.  koek ;  aengl.  u.  engl,  cake ; 
schott.  caik ;  an.,  isl.  kaka ;  norio.  kake,  koke  ; 
schwed.  kake;  dä7i.  kage;  vfries.  (Outzcn)  45 
kaag',  kaak' ;  wang.  kauk ;  ahd.  kuocho, 
chuocho ;  mhd.  kuoche.  —  Die  xirspr.  Be- 
dtg.  ist  wohl :  g eback enes  Etto a s ,  od. 
Backgegenstand,  Back  ding  etc.  u. 
stammen  die  germ.  Formen :  koke ,  koek,  50 
kuocho  etc.  aus  dem  vom.,  bz.  mit  cat.  coca; 
chw.  cocca ;  occit.  coco ;  jje'c.  couque ;  ital. 
cucca  (Kuchen  od.  Gebackenes)  von  lat.  co- 
quere  (kochen,  backen).  Wie  es  sich  in- 
dessen mit  dem  aengl.  cake  u.  isl.,  an.  kaka  55 
etc.  verhält,  bz.  ob  diese  Formen  aus  einem 
alten  rom.  coca  od.  coco  entstanden  u.  ent- 
lehnt sind,  ist  ziveifelhaft,  ebenso  loie  es  ja 
auch  zweifelhaft  ist,  ob  nicht  kochen  od. 
coquere  (cf.  1  kaken)  eher  zu  einer  y  kak  60 


od.  skak  in  der  Grdbdtg. :  sonare  (od.  brau- 
sen, sausen  etc.)  gehört  als  zu  einer  y  pak. 

kökele,  kökeln,  s.  gokele,  gökein  etc. 

koken  ;  i.  q.  1  kaken. 

kilkeii,  Küche. 

kokje,  köktjo,  kleiner  Kuchen. 

kokinje  (IHur.  kokinjes),  ein  aus  gekoch- 
tem Zucker,  od.  gekochtem  u.  eingedicktem 
Sgrup  gefertigter  kleiner  Kuchen,  loelcher 
als  Naschwerk  für  Kinder  häufig  auf  Jahr- 
märkten od.  auch   sonst  ausgeboten  wird. 

Dieses  Wort  hängt  zioeifellos  mit  koke 
(Kuchen)  zusammen  u.  kann  möglicherioeise 
ein  Dimin.  davon  sein,  sodass  es  aus  ko- 
ken-je  (d.  i.  Kuchen-chen,  cf.  Diminidiv- 
endung  je)  entstand. 

koker;  i.  q.  kakcr. 

kok-ineid,  Kochmagd,  Köchin. 

koksereii,  kochen,  mit  dem  Nebenbegriff 
des  leckerhaften  u.  häufigen. 

kökske,  Köchin. 

koks-iiiät,  Kochsmaat,  Gehülfe  eines 
Schiff'skochs. 

koi',  s.  kolde. 

köl,  Kohl,  —  Fig. :  dummes  Zeug  etc. ; 
—  köl  maken  od.  proten.  cf.  kölen.  — 
Sprrichio. :  bäter  'n  lüs  in  de  köl,  as  gans 
gen  fet,  —  od.  bäter  'n  Strunk  io  de  köl, 
as  gans  gen  wurst.  —  Nd.,  nid.  kool ;  ahd., 
mhd.  chöl,  köl  etc.  —  Wort  u.  Sache  von 
den  Körnern  entnommen,  wie  die  meisten  Ge- 
müse —  u.  Gemüse-Namen  u.  zioar  aus  lat.  cau- 
lis  od.  colis,  ivelches  urspr.  loie  griech.  kaulos 
blos  den  Strunk  od.  Stengel,  Stiel,  Schaft 
etc.  verschiedener  Gewächse  bezeichnete  u. 
nach  Fi  c  k  (II,  48)  mit  lit.  kaulas  (Knochen) ; 
lett.  kaulas  (Knochen;  Stengel)  ident.  ist. 
G.  (Jurtius  (cf.  pag.  156  sub  Nr.  79) 
glaubt,  dass  diese  Wörter  urspr.  ein  hoh- 
les Etwas,  bz.  eine  hohle  Bohre  bezeichne- 
ten u.  mit  griech.  koilos  m.  unser m  hol  auf 
eine  y  ku  (fassen,  schwanger  sein  etc.,  cf. 
Fick,  I,  59  etc.  die  y  ku,  schivellen  etc.) 
zurückgehen ,  loobei  indessen  zu  bemerken 
ist,  dass  Fick  unser  hol  mit  helan  (cf.  2 
hälen)  etc.  von  einer  ti.  derselben  y  ableitet. 

kOl,  kühl,  kalt,  frisch  etc.;  —  k8l  water 
(kühles  Wasser);  —  'n  kölen  wind;  —  'n 
kölen  drunk  etc.  —  Nd.  k8l  u.  (Scham- 
bach) koil ;  nid.  koel  (gespr.  kül) ;  ags.  cöl, 
cele  (cyle) ;  aengl.  cöl ;  engl,  cool ;  norw. 
kjölen;  ahd.  chuoli,  chuole;  mlul.  küele.  — 
Es  setzt  (cf.  föl,  fög,  fögen  etc.)  ein  urspr. 
Verb. :  kalan,  kuol,  köl  (kalt  sein  u.  iver- 
den)  voraus,  loas  nur  im  an.  kala,  köl  (frie- 
ren, kcdt  sein,  kalt  werden.  Kälte  empiinden 
u.  leiden)  belegt  ist  u.  ivovon  ausser  kalt. 
Kälte  (cf.  kold  etc.)  etc.  auch  norw.  kale 
(Kälte,  Frost),  kalen  (erfroren  etc.)  etc.  ab- 
stammt.    Fick  (I,  73)  führt  an.  kala  mit 


KOEL-BAKKE  320  KOLDE  FÜEft 

lat.  gclüre  ii.  skr.  jala  (kalt,  starr,  stumpf)  iu  nd.  kulbaars ,  »ind.  kiilbars  etc. ,  bs.  in 
unter  derselben  y  gar  a»/,  loozu  er  auch  nhd.  Kaulbar  seh  u.  Kaulqtiapp  e  das- 
quellen  u.  Qual  stellt.  Vergleicht  man  selbe  Wort  ist,  wie  uDild.  kul,  mud.  kule 
nun  aber  unter  kellen  das  entjl.  cliill  u.  nid.  (Ilode  etc.)  u.  dass  sich  dieses  Wort  dann 
killen,  so  ist  es  wohl  :: weifellos,  dass  diese  5  (cf.  '^  Kaule  in  Grimm,  Wb.  u.  auch 
mit  an.  kala  m.  lat.  ireläre  su  derselben  y  mnd.  2  kule  bei  Hch.  u.  L.)  ferner  auch 
gar  gehören  u.  dass  man  für  diese  Wörter  mit  dem  aus  kugele  (t/.  kugol)  contraliirtcn 
vielleicht  die  Bedtg.:  starr  (hart,  trocken,  nid.  knie  vermischt  hat,  währoid  dann  wei- 
steif,  unbeweglich,  still  etc.)  od.  fodt  wer-  ter  auch  unser  1  ».  2  kiilo  sowohl,  als  auch 
den,  bz.  starr  u.  todt  etc.  machen  zu  10  unser  knie  od.  külo  einerseits  mit  lat.  coh's, 
Grunde  legen  7nuss,  die  nebst  quäl e  ))  (mar-  caulis  u.  andererseits  »;/<  colous  zusammen- 
tern,  Scherz  machen)  u.  quellen  tvohl  aus:  hängen  können,  worüber  Weiteres  unter  die- 
brennen, dörren  etc.  hervorgehen  konn-  sen  Wörtern  (cf.  auch  kolswin)  zu  verglei- 
ten,  wie  Ja  hU.  frigo  «.  frigeo  wahrsclieitd.  chcn  ist. 

derselben    y    entstammen    u.     die    Wörter:  15        Was  nun    aber  weiter   den  zweiten    Theil 

Bach,  Born  od.  Brunnen  mit  backen  des  obigen  kolbür  etc.  betrifft,  so  könnte  es 

n.  brennen,  bz.  unser  süil  (Brunnen)  mit  von    Hause   aus    ivohl   mit    3  bure    (Feuer, 

sOden   (sieden)   zusammenhängt.       Wie    nun  Brand,  od.   Gluth,  Hitze)  ident.  sein,   tvcnn 

aber  sengen   aus  singen  in  der  Bedtg.:  es  nicht  etwa  mit  buren   =   ahd.  puren    in 

tönen,    sausen,   rauschen   od.    k  n  i-  20  der  Bedtg.:  heben,  erheben,  herausheben  etc. 

Stern  hervorging,  so  kann  auch  die  Bedtg.:  connex  ist. 

brennen   neben   quellen   u.  fliessen,  kohl    (ßcct.    kolder,    kolltr;    —    koldste, 

strömen  etc.  aus  der  urspr.  Bedtg.:  rau-  kollste),  kalt;  —  'n  kolden  lüclit;    —    koUl 

sehen,    tönen  etc.    der    y   gar    hervorge-  water;  —  be  bed  kold  blöd;  —  old  un  kold 

gangen  sein,    ganz  wie  auch  Ja  ahd.  clingo  25  etc.  =  Nd.  kold,    koohl,  kool ;    mnd.  kold; 

(Gebirgsbach,    rauschender   Bergstrom)   von  nid.  kouil ;   midd.  kold,  koud ;    afries.  kald ; 

tlingan  (klingen,  rauschen,    rieseln  etc.,    cf.  %ofries.  (Japi.v)  käd ;    nfries.  kuld,    kould ; 

1   klingen)    stammt    u.    dann   auch   tmser  2  sali,  köld;    xoang.  kol;    helg.  kül ;    as.  kald; 

klingen  (dörren,  trocknen)  wieder  nicht  von  ags.  ceald,  cald ;    aengl.    cald,    cbald;    engl. 

1   klingen  zu  trennen  ist.  30  cold;  an.  kaldr;    norw.  kald;   schwcd.  kall ; 

kol-bakke,   Kühlbacke,  Backe  od.  Behäl-  dän.  kold;  goth.  kalds;  ahd.  caU,  kalt,  ehalt; 

ter  zum  Abkühlen  von  Flüssigkeiten.  mhd.  kalt.  —  Wie  gelitl-us  von  geläre  u.  kold 

köl-biu',  Kohlbauer,  Gemüsebauer.  (gekühlt,  abgekühlt)  aus  koled  etc.  von  kölen, 

kol-bür  0(1.  kol-biire  (obsc),  sperma  vir.  so  kald  ((».skaled  etc.  rou  kalan;  s.  nnter  k^\. 

ejac.  —    JJer  erste  Theil  dieses  Wortes  hat  35       kold-lilödifj,  kaltblütig. 

entioeder   die   Bedtg.  Ho  de   od.   männli-  koldblödi^'beid,  Kaltblütigkeit. 

ches  Zeugtingsglied   u.    ist  ident.  mit  1.    kohle,    koUe,     Kalte;    —    dat   kolde 

nhl,  mnld.,  mud.kal,  tvas  sowohl  (cf.  KU.  lat   d'r  erst   oflopen ;    —    fan  't    kolde  in  't 

u.  auch  Seh.  u.  L.    unter  kule   sub  3)   die  hete  etc. 

Bedtg.  tobticulus  als  penis  hat  u.  diese  volle  40       2.  kolde,  kolle,  a)  Kälte,  Frost;  — be  bed 

Form  kule    od.  kule,    kulle   in   der   Bedtg.  so  lank  in  de  kolde  stau;  —  dat  was  fan  't 

penis    (od.  coles,   colis ,    nieutula,    veretrum)  winter  'n  groten  kolde ;    —    fan  de  kolde  in 

jedenfalls  aus  lat.  coles  od.  cöles,  cölis,  cau-  de  bitte ;    —    he    bed    de    kolde    (od.  kolle, 

lis  (dieses  hatte  nicht  allein  die  Bedtg.  Sten-  koll')    in  de  banden  uu   föteu ;    —    b)  kcdte 

gel,  Schaft  etc.  [cf.  kol],    sondern  auch  die  45  Fieber,   Wechsel ßeber ;    —    se    bed  d'  kolde 

von  penis  od.  mentula    u.  ferner   auch    die  (od.  kolle,  koll')  under  de  laden;  —  se  bed 

von  Kiel  od.  hohler  Stengel  einer  Feder,  wol  al  'n  jär  lank^an  d'  koll'  lüden  un  kau 

Federkiel)  entstand,    ivährend  kal  od.  kule  se  hei  net  wer  kwit  worden;     -  se  bed  de 

in  der  Bedtg.  Ho  de  od.  \eaucn\ns  zunächst  anderdagse    kolde    od.   anderdägskoll'    (das 

aus  älterem  franz.  eouillon  od.  coil  (rf.  bei  50  um  den  zweiten  Tag  wiederkehrende  Wech- 

Kil.  sein  zweites  kn],  was  er  mit  nid.  klo.s,  seljleber).  —   Sprichw. :  inbilden  is  slininier, 

klosken    fcf.  klos  «.  klot  etc.] ,    bz.  mit  co-  as  de  dardedägse  kolde. 

U'n<,  h-isüa  etc.  übersetzt),    bz.  prov.,  franz.  kolde  braiid  ,    kolle    brand ,    koli-braiid, 

coillon  etc.  entlehnt  lourde  u.  mit  ital.  cog-  kalte  Brand  od.  Kalibrand  ;  —  df  K(dil)rand 

liune  etc.  (cf.l)iez,  I,  Vl'J)  aus  lat.  coleus  65  (gangraena)  is  d'r  bi  kamen  un  do  was 't  i'it 

(Hode)   hervorging.      Wie   nun   aber   unser  mit  hum ;  —  de  kollbrand  sitt  in  de  wunde, 

klüt  soivohl  die  Bedtg.:  Kugel  als  Hode,  kohle  feber,  kolle  l'eber,    od.  koll-febei', 

bz.  rundliches    u.    dickes   Ftwas    hat,  kedte  Fieber  od.  Kaltjieber. 

so  erklärt  sich  auch  hieraus,  dass  mnd.  ka\v  kolde  fi'ir,  kolle  lul',    (nl.  kollfur    (kalte 

(Kaidquappe) ,    bz.  kül,  kul    u.  nhd.  Kaul  GO  Feuer  od.  Kaltfcuer)  ;  i.  q.  kolde  brandete. 


KOLDE  FUST 


321 


KOLKE 


kohle  fast,  kolle  l'iist,  od.  kollfust  (kalte 
Faust  od.  Kaltfaust),   s.  das  folgende: 
kolde   haiul,   kollo  liand,   od.   kollliaiid 

(kalte  Hand  od.  Kalthand).  Speciell  wird 
hierunter,  soioie  auch  unter  kolde  fust  ein 
eiserner,  am  Herde  hängender  Handgriff  ver- 
standen, mit  loelcJtem  man  die  heissen  Töpfe 
od.  den  Kessel  vom  Feuer  hebt. 

kolde  kler  (kalte  Kleider),  die  äusseren 
od.  oberen  Kleider  im  Gegensatz  zu  den  di- 
rect  auf  dem  Leibe  getragenen  u.  deshalb 
stets  warmen  Unterkleidern.  —  Redensart: 
dat  kunul  niT  nich  an  mm  kolde  kler,  das 
kommt  mir  nicht  an  meine  kalten  Kleider 
(u.  viel  iveniger  noch  an  die  warmen),  bz. 
das  rührt  od.  berührt  mich  nicht  im  Ge- 
ringsten, —  das  lässt  mich  ganz  kalt  etc. 

kolden,  kollen,  a)  kalten,  kalttverden  etc.; 

—  dat  koldt  all'  mer  of;  —  b)  kälten;  cf. 
ferkolden. 

kolde  pisse,  kolle  pisse,  koll-pisse  ßalte 
Pisse  od.  Kaltpisse),  Entzündung  der  Harn- 
röhre, Harnzwang  (stranguria) ,  eine,  das 
Uriniren  behindernde  Krankheit. 

kole,  kOle,  kSl,  s.  kalc. 

kölen,  kohlen  (von  köl  in  der  Bedtg.: 
dummes  Zeug!),  dummes  Zeug  maeheu  od. 
schwatzen,  faseln  etc. ;  —  lie  köld ;  —  wat 
kolst  du  dar  nu  wer  toregt. 

kolen,    kühlen,    kühl  machen  od.  werden; 

—  dat  niut  kBld  worden ;  —  he  kfild  sük 
of ;  —  de  wind  kold  (kühlt,  stillt  etc.)  of  etc. 

kol-fat,   Kühlfass. 

kolfe,  kolf,  Kolbe;  s.  unter  kalf  u.  kulp. 

kolig,  kühlig,  kühl  etc. ;  —  kölig  wer  (küh- 
les Wetter);  —  'n  kÖlig  fertrek  (ein  kühles 
Zimmer)  etc. 

kolk  (Flur,  kolken)  ein  Loch  od.  eine 
Vertiefung  in  der  Erde,  ivelches  beim  Durch- 
bruch od.  Biss  eines  Deiches  durch  das  mit 
Gewalt  einströmende  u.  die  Erde  heraus- 
wühlende Seewasser  odsteht  (loie  z.  B.  1825 
bei  der  grossen  Sturmßuth  der  über  hundert 
Fuss  tiefe  kolk  bei  dem  Dorfe  Larrelt,  od. 
der  Larrelter  kolk ,  loobei  das  Seewasser 
Haus-grosse  Stücke  darg  aus  der  Erde  her- 
ausspüUe  u.  iveithin  über  die  Marschlande 
hintrieb),  od.  auch  ein  Loch  (Vertiefung, 
Grube  etc.),  tooraus  die  Erde  mittelst  des 
Spatens  ausgegraben  od.  herau.sgewühlt  loird. 

—  Nd.,  mnd.  kolk,  kulk;  nid.  kolk  (Loch, 
Herdloch,  Grube,  Tiefe,  Schlund,  Wirbel, 
Strudel  etc.);  mnld.  kolck  (vertex,  vorago, 
gurges,  eluvics) ;  africs.  kolk  (Grube,  Ver- 
tiefung, Augenhöhle) ;  wfries.  kolcke ;  ivang. 
kolk;  nfries.  (cf.  Outzen  unter  kii])  kolok 
(Grube);  dän.  kulk  (Gurgel,  Schlund).  Wie 
nd.  draai-kolk  (Wasser wirbel,  Schlund,  Ab- 
grund; Charybdis)  eigentlich  eine  drehende 
trichterförmige    Vertiefung  im    Wasser  ist, 

J.  ten  üoorukaat  Koolman.    Wörterbuch.    II. 


toelche  loie  der  Mahlstrom  durch  die  %oir- 
helndc  Bewegung  des  strömenden  sowohl,  als 
auch  des  in  od.  durch  ein  Loch  hinurder- 
laufenden  Wassers  entsteht,  wobei  man  zu- 
5  gleich  ein  gurgelndes  u.  schluckendes  Ge- 
räusch (wenn  man  in  einen  auf  ein  Fass 
gesetzten  grossen  Trichter  eine  Flüssigkeit 
giesst  u.  diese  durch  das  Loch  desselben  in 
das  Fass  hinunterläuft,  so  entsteht  über  dem 

10  Loch  in  der  Flüssigkeit  eine  wirbelnde  Ver- 
tiefung, wobei  zugleich  ein  immer  stärker 
werdendes  gurgelndes  Ger  auch  hörbar  wird) 
vernimmt  u.  eben  das  lat.  gurges  u.  gurgu- 
lio,  bz.  nhd.   Gur  g  cl  nach  diesem  gurgeln- 

15  den  u.  schluckenden  Geräusch  so  benannt 
ist,  so  ist  es  zioeifellos,  dass  das  aus  kolka, 
kulka  (d.  i.  urspr.  kurka)  gekürzte  obige 
kolk,  kulk  (vertex,  vorago,  gurges  etc.)  zu- 
nächst mit  ahd.  querca  u.  querecliela;    an., 

20  norw.  kverk  (Gurgel,  Schlund,  Kehle,  Hals) 
u.  weiter  mit  lat.  gurges  u.  gurgulio;  gricch. 
gergoros  (Kehle,  Schlund  etc.),  skr.  gargara 
(Schlund,  Strudel,  Wasserwirbel)  von  der- 
selben y  gar  (sonare,  mussare  etc.)  stammt, 

25  die  aus  sonare  etc.  (cf.  auch  kluk,  klukken 
u.  sink,  sinke,  sinken  etc.)  auch  die  Bedtg.  : 
schlucken,  schlingen  etc.  enttvickelte  u.  aus 
deren  reduplicirter  Form  (od.  deren  Liten- 
siv)  gargar  neben  skr.  gargara,   griech.  g6r- 

30  geros  ti.  lat.  gurgulio  (s.  oben)  auch  griech. 
gargarizö  (gurgeln)  u.  gorgi'ire  (Schlingloch, 
Cloake  etc.)  hervorging,  während  skr.  gala ; 
lat.  gula ;  ags.  ceole,  bz.  nhd.  Kehle  (cf. 
käle  etc.)    auf  die  einfache  y  gar    (a.  rau- 

35  sehen  etc.  u.  b.  schlucken)  zurückgeht.  Was 
nun  aber  iveiter  unser  kolk  in  der  urspr. 
Bedtg.  gurges,  bz.  Letzteres  selbst  betrifft, 
so  gehört  es  wahrscheinlich  mit  unserm  kluk 
(als  Schallstamm  sowohl ,   wie  auch   in  der 

40  Bedtg.  Schluck)  zu  der  aus  gar  enveiter- 
ten  y  garg  (sonare,  bz.  ein  unarticulirtes 
Geräusch  machen  u.  so  auch:  schreien, 
krächzen  etc.,  od.  klagen  etc.,  cf.  klagen), 
die  übrigens  auch  eine  blosse  Kürzung  der 

45  reduplicirten  Stammform  gargar  (s.  oben) 
sein  kann  u.  aus  deren  germ.  Form  kark, 
umgesetzt  krak ,  nicht  allein  unser  kraken 
u.  klak,  sowie  nhd.  krächzen  u.  k rähe n 
loahnscheinlich    hervorgingen,    sondern    be- 

50  stimmt  auch  (cf.  kamen,  kwam ,  bz.  goth. 
qiman  etc.  von  y  gam)  neben  einer  Stamm- 
form kwark  (für  obiges  ahd.  querca  u.  an. 
kverk,  Gurgel  etc.)  auch  ein  Schallstamm 
kurk  u.  kulk,  der  cüs  kurk  in  unserm  kurk- 

55  halsen  (s.  d.)  u.  als  kulk  od.  kolk  ausser  in 
kolk  u.  kolken  auch  in  kolke  u.  kolkrafe 
.steckt. 

kolke  od.  kolk-äntc,   schwarze   Taucher- 
Ente.  —  Der  Name  loird  sich  loie  bei  kolk- 

GO  rafe  wohl  auch  auf  das  laute  Kreischen 

21 


KOLKEN 


3^2 


KOELLE  KOELLEN 


od.  scharfe  Schreien  dieses  Vogels  be- 
ziehen u.  sonach  kolke  soviel  toie  Krei- 
scher etc.  sein  u.  da  alle  Taucher  laut  u. 
scharf  kreischen  od.  schreien,  so  wird  auch 
der  Eidertaucher,  hz.  die  Eideryans 
od.  E  i  d  erente  im  seh  ott.  (J  a  m  ieson) 
davon  den  Namen  colk  haben.  Wegen  der 
y  s.  unter  kolk. 

külke,  bz.  köleke,  Bimin.  von  kölo,  bz. 
kale  (Kohle);    —    'n  kolke  (Kohlchen)  für. 

kolken,  a)  einen  Kolk  od.  eine  Vertiefung, 
Loch  etc.  in  die  Erde  machen  od.  ivühlcn, 
graben  etc. ;  —  daher :  iitkolkcn  (austiefen, 
ausgraben,  hcrausiciihlen  etc.);  —  b)  kollern, 
od.  ein  dumpfes  rollendes  od.  gurgelndes  Ge- 
räusch machen,  icie  z.  B.  die  Blähungen  im 
Bauche  od.  in  den  Gedärmen  (was  wir  auch 
mit  riininicln  bezeichnen)  od.  wenn  der  kla- 
gen leer  ist,  wo  man  sagt,  dass  der  Magen 
knurrt  od.  grunzt  etc.;  —  dat  kolkt  ml 
in  't  lif.  —  Xld.  kolken  (wirbeln,  strudeln  ; 
kollern,  rumoren);  mnld,  kolckon  (ingiirgi- 
tare;  mjläm.  kolckon  (enszloutir,  avaller) ;  nd. 
(Dälmert)  \i(A\\iQü,  (Danneil)  kolks'n, 
külks'n;  hess.  (V ilmar ,  pag.  198)  kolken 
(sich  erbrechen)  etc.  —  cf.  Weiteres  in 
Grimm  (Wb.)  unter  kolken,  welches  auch 
die  Bedtg. :  r  ü  Ipse  n  hat  u.  in  tvelchcm  sich 
die  Grilbdtg.  sonare  der  l^garg  noch  ausgepräg- 
ter erhalten  hat,  wie  in  dem  Sahst,  \io\k  selbst. 

kolk-rafp,  Kolkrabe  (corax  nobilis).  Er 
hat  seinen  Xamen  von  seinem  Geschrei  u. 
da  dieses  Wort  sonach  dieselbe  Bedtg.  wie 
klnnkrafo  (d.  i.  Krächz-Eabe)  hat,  so  muss 
man  fast  annehmen,  dass  es  urspr.  sogar 
ein  von  der  ]/  garg  (sonare ,  clamarc  etc., 
s.  hinter  kolk)  abstammendes  altes  ngerm.  Verb. 
kolkan  od.  kiilkan,  kiirkan  gab,  von  welcJtrm 
eben  die  Wörter:  kolk,  kulk,  kolke,  kolken, 
bz.  kurk  in  knrkhalsen  etc.  abstammen. 

kölle,  köU,  tvci.sser  Stirn-Fleck,  od.  loeis- 
ses  Abzeichen  (blesse)  vor  dem  Kopf  der 
Pferde  %i.  Rinder.  —  Nid.  kol ;  nd.,  mnd. 
kolle,  kol  (dasselbe  u.  auch  Kopf,  od.  auch 
[cf.  Danneil,  11:1]  küll'),  der  oberste  Theil 
einer  Bjlanze,  bz.  die  Spitze  der  Bäume,  wo- 
von das  Verb,  köll'n  od.  kiillen,  köpfen,  den 
Kopf  od.  den  Wipfel,  die  Spitze  abhauen); 
nfries.  (Outzen)  kol  (Kopf);  hochd.  (cf. 
Grimm,  Wb.)  kol  (Scheitel,  vertex,  omi- 
ncnlior  pars  capitis)  u.  kolle  (Federbusch  od. 
Zopf  [cf.  top]  auf  dem  Kojif  der  Vögel); 
an.  kollr  (Kopf) ;  isl.  kollr  (Haupt,  llirn- 
schäilcl,  Kopf,  Spitze  etc.) ;  norw.  (Iv.  A  a- 
sen)  koll  n.  kull  (Haupt,  Kopf,  Spitze, 
Scheitel,  Federbusch  od.  Jfaarzopf;  Bcrg- 
spitze,  steile  Anhöhe  etc.) ;  schwed.  knll  (das 
Oberste  od.  die  Spitze  von  Etwas)  u.  kulle 
(Gipfel,  Spitze,  Bergspitze,  Scheitel,  ^]'irbel 
auf  dem  Kopf  eines  Hutes).     Es  soll  auch 


ein  ags.  colla  (vertex)  geben,  was  jedoch  un- 
belegt ist,  doch  durfte  das  von  H.  Leo 
(Spalte  572,  Zeile  26)  aufgeführte  ags.  col 
(a.  Helm ;  —  b.  'Terrainbezeichnung  einer 
5  steilen  Höhe)  wohl  da.'iselbc  Wort  sein  wie 
an.  kollr  u.  dieses  auch  in  ags.  collcnferdh 
(hochsinnig)  stecken,  wie  aengl.  (cf.  Grimm, 
M''b.,  unter  kol)  chol  (hcad)  auch  mit  an. 
kollr  ident.  ist. 

10  Wegen  des  Vergleichs  mit  ajn-euss.  gallü, 
glawo;  lit.  galva  (Kopf)  etc.  cf.  Fick,  II, 
552,  sowie  iceiter  auch  I,  76  das  skr.  gola 
(rundes  Gefäss),  welche  Bedtg.  sowohl  zu 
unserm   kop    stimmt    als    auch   zu  a)i.,    isl. 

15  kollr  (cranium,  caput  etc.).  —  Gehört  es  in- 
dessen nicht  eher  als  das  Hohe,  Erhabene, 
Hochragende  etc.  zu  der  }''  (cf.  Bopp, 
Gloss.)  gur  (tollere,  sublevare),  loelche  (cf. 
Grassmann)  eine   Verdampfung  von  gir, 

20  bz.  älterem  gar  u.  von  der  (cf.  Bopp,  Gloss.) 
giirv  eine  Nebenform  ist?  —  Vergl.  dieser- 
halb  auch  skr.  giri;  zcnd.  gairi;  hzv.  gar; 
kslav.  gora  (Berg)  etc.,  was  Fick  (I,  73) 
mit  garii,    bz.  skr.  guru  etc.    zur  }/  gar  = 

25  skr.  gal  (fallen ,  bz.  quellen)  stellt ,  wovon 
man  beim  Vergleich  von  klak  od.  klat  (cf. 
kladilo,  klatte  etc.)  indessen  viel  eher  an- 
nehmen muss,  dass  die  y  gar  aus  der  Grd- 
bdtg.:  sonare  od.  crepitare  etc.  zunächst  die 

30  Bedtg.:  Eiss,  Bruch,  Sjndt  etc.,  bz.  die  von: 
reissen,  bersten,  spalten,  auseinandergehen 
etc.  u.  so  tveiter  die  von:  sich  ausdehnen, 
schwellen,  dick,  gross  u.  stark  teer  den,  sich 
erheben  etc.  (cf.  y  pbal,  spalten  etc.  n.  phull, 

35  sich  ausdelinen  etc.)  entwickelt  hat  u.  also 
gar  od.  gur  (sich  erheben  od.  schwellen  etc.) 
eine  blosse  Nebenform  von  der  |/  gar  (so- 
nare etc.,  cf.  unter  kolk)  /.s<.  Zu  der  Bedtg.: 
sich  ausdehnen,  sich    aufblähen ,   schwellen, 

40  dick,  gross  u.  stark  werden,  sich  erheben  etc. 
stimmt  jedenfalls  ausser  giri,  gora  (Berg) 
auch  skr.  garta  (hoher  Stuld,  Thron,  erhöh- 
ter Platz  etc.)  u.  garva  (Hochmuth,  Stolz, 
Dünkel)  tf.  vielleicht  auch  garn,  guru  (schwer 

45  etc.,  cf.  Grassmann)  besser,  als  zu  einer 

anderen  u.  namentlich  besser,  als  zu  der  von 

fa II en  etc.,  woraus  Fi c k  (I,  73)  die  Bedtg. 

der  obigen  Wörter  ableitet. 

kölIc,  köllon,  kölii,  Pfefferkraut  od.  Boh- 

50  nenkraut  (satureja  hortensis).  —  Nd.  kolle, 
kolln,  kolln,  köU ;  idd.,  mnld.  keulc ;  mjlüm. 
kenlt'ii. 

Wahrscheinlich  icie  die  meisten  Gemüse- 
u.  Küchenkräuter-Namen   aus   dem   Lat.  u. 

55  dann  wohl  ebenso  wie  das  nid.  (van  Dale)       ||| 
gleicJibcdeutende  kuuu,    kenne    (cf.  küuneko) 
aus  conila,  cnmhi,  griech.  konile,  einer  Pjlanze 
aus  der  (rdttung  Origaiium  ,    zumal   da   die 
Blüthenkrone  von  Origaniiin  vulgare   n.   sa- 

Üü  turpja  hortensis  ganz  gleich  ist  u.  auch  beide 


KOLLE 


ä2S 


KOMMA 


Pflamenarten  zu  den  stark  duftenden  u. 
würzig  schmcclcendcn  Kräutern,  gehören. 

kollo  etc.,  s.  kolde  etc. 

köUij?,  hochfahrend,  auffahrend,  zornig, 
toll,  verrückt,  hz.  so  loie  Jemand  „de  de  kop 
upstekd"  od.  „koppig"  ist.  —  Zu  kölle,  bz. 
knlle  in  der  Bedtg.:  Kojjf. 

kolpcii,  kölpen,  külpeii,  külpseii,  Blä- 
hungen aufstossen,  ridpscn.  —  Nd.  kolpen ; 
haijr.  kolpern  u.  kolpezen;  nass.  kolbern. 
—  Wie  kolken  auch  in  der  Bedtg. :  kollern, 
sich  erbrechen,  aufstossen,  rülj^sen  etc.  doch 
auf  kolk  in  der  Bedtg.  gurgos  zurückgeht, 
so  auch  kolpen  als  Nebenform  von  gulpen, 
bz.  mnld.  golpen  (ingurgitare)  auf  golpe  (gur- 
ges),  worüber  Weiteres  unter  gulf.  cf.  auch 
schived.  kulp  (hörbarer  Schluck)  zu  gulp  u. 
nhd.  kolpern  in  Grimm,  Wb. 

kol-pisse,  s.  kolde  pisse. 


sind  u.  oft  mit  einander  identificirt  werden, 
so  glaube  ich  eher,  dass  die  erste  Si/lbe  kol, 
köl,  kjül  etc.  in  kolswiu,  od.  kjülsvill  2irspr. 
dasselbe  Wort  ist  loie  ags.  ceol ;  an.  kjöU ; 
5  isl.  kiöll  (Schiff,  Schiffsboden)  u.  demnach 
das  ivahrscheiniich  aus  kolswil ,  bz.  an. 
kjöllsvill,  isl.  kiüllsvill,  nonv.  kjüllsvill  etc. 
verderbte  kolswin  od.  kolswin  etc.  urspr. 
tvirklich   die   Bedtg.    „SchiffschweUe" 

10  hatte  und  somit  die  Schwelle  od.  den 
G r u  nd-  u.  Tragebalkcn  des  Schiffs 
bezeichnete.  Dass  dieses  Wort  jedenfalls 
schon  sehr  (dt  ist  u.  die  Formen  mit  aus- 
lautendem   „1"    sicJo   nicht   blos    zufällig  im 

15  Wang.  u.  Norw.  erhcdten  haben,  sondern 
auf  cütnord.  od.  ags.-fries.  Ursprungs  zu- 
rückgehen, ist  ganz  zweifellos,  da  die  Be- 
wohner von  Norivegen  soivohl,  als  auch  die 
Angelsachsen  u.  Friesen   schon  von  uralter 


köl-pot,  Kohltopf.  —  Sprichw. :  dat  passt  20  Zeit  her  tüchtige  Seefahrer  waren   u.  gros 
as  de  liaspel  up  de  kolpot,  sere  Schiffe  mit  Masten  u.  Segeln  hatten  it. 

kol-swin    (Naut.) ,    Kielschwein    od.        sonach  der  Schiff s-Grundbalken,ioelcher  jetzt 
dei'  über  den   Bauch-    u.    Piekstücken    der        den  obigen  Namen  führt,   auch  im  ScJiiffs- 
Spanten  liegende  schivere Balken  (aucJi  Saat-        bau  von  ihnen  angewandt  u.  mit  einem  ptas- 
holz  od.    Gegenkiel  genannt),    tvelcher  25  senden  Namen  genannt  loorden  ist. 
diese  auf  den  Kiel  des  Schiffes  niederdrückt  kolte,    Kühle,    Kühlte,    kühler,  frischer 

u.  in  welchem  auch  die  Spuren  für  die  Ma-  Wind  etc.;  —  's  morgens  in  de  költe;  — 
sten  eingekappt  sind,  sodass  derselbe  auch  dar  kumd  'n  költe  up.  —  Nd.  (Br.  Wb.) 
zugleich  Träger  der  Masten  ist.  —  Nid.  költe,  kölde ;  nid.  koelte;  icang.'keWi;  ahd. 
kolzwijn,  kolsem;  engl,  keelson,  kelson;  dän.  30  chuolida,  cliuolitha;  md.  kuolde,  kulde;  mhä. 
kjülsviin ;  schived.  kölsvin.  —  Da  im  nd.  (küelde)-  Zu  kölen  =  ahd.  cliuoljan,  chuo- 
dieser  Balken  auch  kiclswien,  kielschwin,  lan  etc.  u.  von  cliuolid,  chuolith  (kühlet, 
kielscliwinne ,  kielschwinge  hcisst,  so  wird 
der  erste  Theil  (nämlich  kol)  icohl  auch  mit 
2  kil  ident.  u.  ebenso  wie  das  loang.  kiöl  35 
od.  kiöl  (Kiel)  aus  dem  an.  kjolr  od.  besser 


vielleicht,  ivie  engl,  keel  aus  dem  ags.  ciol, 
ceol  od.  ciöl,  ceöl  entstanden  sein.  —  Was 
jedoch  den  zweiten  Theil  (nämlich  swtn  od. 


kühlt,  bz.  gekühlt)  tvcitergebildet. 

költje ;  i.  rp  kolke,  bz.  kalke. 

köl-tün,  Kohl-  od.  Gemüse-  Garten.  — 
Redensart:  he  löpt  gen  biir  in  de  költiiu. 

köl-water,  Kühhvasser. 

köl-wedei",  Kohl-,  Gemüse-Gäter,  bz.  eine 
Hacke  od.  Karst  zum  Hacken  u.  Güten  von 


swin)  betriff't,  so  halte  ich  dafür,    dass  die-  40  Gemüse. 

ser  aus  swil  verderbt  ist,  iveil  dieser  Balken  koiii-,  kam-l)üse,  Schiffsküche  etc. ;  s.  un- 

im    wang.    (Ehrentraut.,    I,    575)    noch  ier  kabüs. 

kiölswil    od.  kiölswil    heisst    u.    diese  Form  kö-me!ker  (Kuhmelker,  od.  Kuhmilcher), 

auch  noch  im  norw.   (Iv.  Aasen)  kjölsvill  Einer  der  eine  Milchwirthschaft  hat  u.  diese 

erhalten  ist.    Vergleicht  man  nun  aber  wei-  45  als  Geioerbe  betreibt. 

ter,    dass  svill    die    norw.   Form   von   nhd.  kö-melkere  (Kuhmelkerei  od.  KuhmilcJie- 

S chic  eile   ist   u.   dieses    Wort   auch   den  rei),   kleine  Milchwirthschaft  zum  Verkauf 

Grundbalken  (od.  eigentlich  die  Stütze  von  Milch  tt.  daraus  gewonnener  Butter  u. 

od.  der  Tr ag ebalken  von  Etwas)  bezeich-  Buttermilch  etc. ;    —    he  hed  'u   kOmelkere 

net   u.    dazu  unter   2  kil ,    dass  ahd.  kiol ;  50  anfangen. 

ags.    ciol    od.    ciöl  etc.    urspr.    die  Bedtg. :  konieii,  s.  kamen. 

Schiff  hatte  u.  dieses  Wort  im   an.  kjöll  kö-niesse,  köiiies,  Kuhmist. 

lautet,    bz.    dass  das  hiemit   ident.  isl.  kiöll  koiniiia,    Komma,    der   Strich   od.    Theil- 

ausser :   Schiff,    Schiffsboden,    Un-  strich  (,)  wodurch  man  einen  Satz  in  Glie- 

t  er  st  es  vom  Schiff  auch  ebenso  toie  an.  55  der  theilt  od.  das  Glied  eines  Satzes  bildet, 

kjölr  u.  isl.  kiölr  etc.  die  Bedtg.  Kiel  hat  bz.  den  man  hinter  einem  Worte  od.  Satze 

u.  überhaupt  beide  urspr.  ganz  verschiedene        macht,  um  diese  von  den  nachfolgenden  Wor- 

Wörter  sich  begrifflich    u.   lautlich  so  nahe  ten  zu  trennen.    Mit  lat.  comma  aus  griech. 

liegen,  dass  sie   (cf.  z.  B.  0.  Schade  un-  körama,  was  zunächst  die  Bedtg.:  Schlag 

ter  ahd.  kiol)   kaum  auseinander  zu  halten  GO  od.  Ha  u  etc.   hatte  u.  dann  auch  das  G  e- 

21* 


KOMMODE  324  KOENINK  KOENIG 

schlag  enc     ol.    Gehauene,     Eingc-  können  (scire,  nosse,  posse) ;    rt/nes.  kunna, 

hauenc  etc.  (Gepräge  einer  Müme,  einge-  konna  ;  «'//•/<■«.  kiin  neu;  S(J?/.  könne ;  as.  knn- 

schlagenes  Zeichen;    Kerb,    Einschnitt   etc.)  nan;  rt//.s\  cunnan;  ae n gl.  cxmnon;  an,norw., 

beseichnete  u.  ferner  aus  schlagen,  hauen,  schwcd.  kunna;  (hin.  kunne;  goth.  knnnan ; 

zerhauen,  thcilcn,    spalten  etc.  auch  5  ahd.  kimnan,  chunnan;    mhd.  kiuincn,  küii- 

(lievon:  Theil,  Abschnitt,  Glied  eines  Satzes  neu  (u-isscn,  verstehen,   Verständniss  haben, 

etc.  entwickelte.  —  Nach  G.  Curtins  (cf.  umzugehen  wissen  mit,  Bescheid  wissen  mit, 

pag.  i>~*  unter  GS  b)  hängt  es  mit  griech.  sich  verstehen  auf,    Etwas   möglich  zu  ina- 

küptö  (ich  haue)  zusammen,  was  von  Fick  chen  icissen,  können).  —   Die  erste  Person 

(I,  23S)    zur   y   skap    (hauen  etc.)   gestellt  10  praes.  „kau"    ist    urspr.    das  l^rätcr.    eines 

wird.  älteren  verlornen  Stammverb,  kinnan,  bz.  ki- 

koDlinode,  s.  kemode.  nan,    über  dessen  y    n.  liegriß'scnt wickln ng 

kiin  (obs.'O  Backe,  Wange.  —  Kid.  koon ;  das  Weitere  unter  koniieu  zu  vergleichen  ist. 

viofries.  (Cad.  31  ü  11  er)   kohn   (dasselbe);  köniiik,  köni^,  König.  —   Die  Form  kü- 

mnld.  koon    (gena,  mala).    —    Gekürzt   aus  15  nink  ist  hauj>tsächlich  nur  noch  in  der  lie- 

älttrem  kone  u.  mit  kelt.  gana;  lat.  gena  etc.  densart:  kru})ol  of  küniuk  (Krüpjjcl  od.  Kö- 

(s.  Weiteres  unter  km)  desselben   Urs2)rungs.  nig)  gebräuchlich,    die   sehr   oft    auf  irage- 

kön,  kühn,  dreist,  unverzagt  etc.  — Nid.,  halsige.  Alles jtuf  eine  Karte  setzende  Men- 

mnld.,  mjläm.  koen,  bz.  koene;    mnd.  köne,  sehen    (he  spüld    kropel  of  kuuink;    —    ilat 

kocne;    ags.    cOno,    cyne;    aengl.    fS^rni-  20  geldt  kiüpel  of  könink  etc.)  rj«r/c«.'rt»r/<  ?<?m/, 

»;«  «  »j  kene;  c»i//.  keen;  <(7i(Z.  kuoni,  cluioni,  tcührend  sonst ,    mit    einzelnen  Ausnahmen, 

chuone,  kuani,  cliöni,  clionni;    mhd.  küene;  auch    hier    schon   fast    allgemein    die    nhd. 

md.  küne.  —    Wie  kfll  (kühl)   auf  altes  ka-  Form   künig    (Flur,  künigen)  im    Gebrauch 

lau  (knol,    kül  etc.),    so  geht  kfiu  etc.    icohl  ist  u.  nicht  allein  wie    im  Nhd.  den  König 

auf  ein  altes  verlornes  kanan   (kuon,   kön)  2.5  als  Herrscher   u.  Inhaber  der  obersten  Be- 

zurück,    dessen    germ.    y    kau  dieselbe  wie  gierungsgewalt,  bz.  als  König  in  verschiede- 

von  kennen  u.  können  ist  u.  ^vahrscheinlich  nen  Spielen  etc.  bezeichnet,  sundern  auch  Be- 

dicselbe   Bedtg.    wie   können    (cf.    könen)  nennung  der  aufrecht  stehenden  Ilauptwellc 

hatte,  wonach  dann  das  von  kuon  etc.    ivei-  in  einer  Mühle  ist.  —  Nd.  kOuig  u.  (Däh- 

tergebildcte  knoüi  etc.  einen  Zustand  bezeich-  30  ncrt)  konning ;    mnd.  koning,  konink,  kou- 

ncte,  ICO  ein  Jemand  bereits  wusste,  verstand  nink,    küning,    kuning;    »/(/.koning;    mnld. 

u.  konnte  etc.,  bz.  bereits  Wissen,  Kenntniss  koniiigh,  koniack,  bz.  coninc ;  mfläm.  koninc; 

(od.   Verstand,  Klugheit,  Erfahrung  etc.)  u.  afries.  kiniug,   kiiiig,  keuing,  kenig,  keneng. 

Können  (od.    Vermögen,  Geschick  u.  Macht  keueg,  koning,    konig;    wfries.  koning,   keu- 

elc.)  hatte  u.  demnach  sowohl  klug  u.  erfah-  35  ning;  nfries.  konning;  sali,  koning  o(/.  keu- 

ren  etc.,    als    auch  geschickt,    vermögend  u.  ning;  wang.  kr.ning,  helg.  könneng;  as.  kn- 

mächtig   war    n.    deshalb    auch  das  Gefühl  ning,  kunig;  ags.  cyning,  cynig,  cyng;  engl, 

dieser  Eigenschaften    in  dem  Masse  besass,  king;    an.    kouuugr,    kongr;     norw.    kong; 

dass   er   mit  Selbstvertrauen  Andern  gegen-  schwed.  konung,    kong,    kung;    dän.  konge; 

über  auftrat  u.  wo  es  galt  ein  selbstoertrau-  40  ahd.  cnning,  kuning,  cliuning,    knniuc,  kliu- 

cndes,  kühnes,  unverzagtes  Wesen  zeigte.   Ist  ninc,  cluining,  cunig,  chnnig,    kunic;    amhd. 

dieses  nun  richtig,  so  ist  mit  ahd.  knoni  etc.  cliunich ;    mhd.  kiinic,    küncc,  künc.  —    Es 

das  an.  koenu    (erfahren,  kundig,  klug,  ge-  wird   gewöhnlich  angenommen,    dass   dieses 

schickt);  isl.  kaenu  (poritus,  solers);    norw.  Wort   mit  dem  Batrongmicum  ing    (cf.  ing, 

kjön  (klug,  geschickt,  kundig;  keck,  miithig,  45  bz.  ig  od.  ig)  von  goth.   kuni;  as.  kunni  etc. 

munter;  stolz  etc.)  etc.  von  Hause  aus  iden-  (>f.  2  kiinni)  zusammengesetzt,    bz.  mit  ing 

tisch,   dessen    Vocal  beim   Vergleich  von  isl.  davon  weitergebildet  sei  u.  eigentlich  ,,einen 

kiieki  (kühlen)  etc.  zu  ahd.  chnoli   (kühl)  u.  Abkömmling  od.  Angehörigen    eines    (edeln) 

cliuoljan   (kühlen)   auch   zu  ahd.  knoni  etc.  Geschlechts"  bezeichnet  habe.     Da  indessen 

stinniit.  50  die   an.  Form   konungr    nicht    zu    an.    kyn 

küneu  od.  kfineii  (kan,  kanst,  kan,  könen ;  (Geschlecht  etc.)   stimmt,    so    sind   dagegen 

—    kuu'    od.  kunn'    statt   künde,    kunst  od.  mancherseits    Bedenken     erhoben,    worüber 

kannst   .^tatt   kündest,   kun'    od.  kunn    statt  Weiteres  bei  Ilild cbrand   (cf.  Grimm, 

künde,    knnnen  statt  künden)  können,    d.  i.  Wb.,  unter  König),  sowie  bei  Ma.c  M ül- 

kennen,  verstehen  etc.;—  ik  kan  (ich  kenne,  55  ler(Vorles.  über  die  Wissensch.  der  Sprache, 

wei.^s  etc.)    min  leks  fan  buten;   —    ik   kau  II,  555,  Note  23)  u.  Bopp  (vergl.  Gramm. 

breiden  (ich  kann  stricken,  bz.  ich  kenne  u.  III,   i'^^)  etc.  zu  ersehen  ist. 

verstehe   od.    vermag   zu  stricken)    etc.;    cf.  Bemerkt  sei  hiezu  weiter    noch:    a)    dass 

kannen.  —  Nd.  könen;    mnd.  knnnen,  kon-  auch  Fick  (III,  39)   die   Stammform  ko- 

uen,    konen;   nid.   kunuen ;    mnld.    kunnon,  GO  umga.  gleichfalls  als  eine  Weiterbildung  von 


KONREBBERSWEG 


325 


KOP 


konja  (GeschlecJd)  ansieht,  hei  koniuga  in- 
dessen für  konj.i  die  Bcdtg.:  „der  Ad- 
liche"  SU  Grunde  legt  u.  b)  dass  auch 
das  (cf.  H.  Leo,  Spalte  176  seq.)  a(js.  ein- 
fache cyne  schon  einen  Adliclien  od.  Häupt- 
ling etc.  hezcichncte  u.  dieses  Wort  i)i  mehr- 
fachen Zusaunncnsetzungen  selbst  die  Bedtg.: 
„König"-  hatte,  ivonacli  dann  koninga  od. 
ags.  cyning  auch  zunächst  einen  Königs- 
Verwandten,  od.  Angehörigen  (Sohn  etc.) 
eines  Edlen  od.  Königs  bedeutet  haben  Jcann 
ti.  dann  selbst  auch  wieder  in  die  Bedtg. :  „Ed- 
ler", od.  „Häuptling"  u.  „König"  überging. 

Zum  Schlüsse  sei  übrigens  noch  bemerkt, 
dass  unser  germ.  kuniiig,  od.  konung  (Thema: 
koninga)  möglicherweise  schon  ebenso  urspr. 
ist,  IV ie  das  mit  skr.  janu,  lat.  genu-s  etc. 
ident.  goth.  kuni,  od.  das  mit  skr.  gna,  zend. 
ghena  ident.  goth.  qino ;  ahd.  quinä ;  aii.  kona 
etc.  u.  ags.  cveu ,  engl,  qiieen  (cf.  kwäne) 
etc.  u.  dann  direct  aus  der  von  der  ]/  gaii 
(gignere  etc.)  mit  a  -+-  ka  iceitergebildeten 
urspr.  idg.  Form  ganaka  =  skr.  jilnaka 
(ivegen  der  germ.  Formen:  qim  od.  kam, 
kwam,  kom,  kiim  etc.  aus  gam,  cf.  kamen) 
entstand,  icelches  Letztere  als  Adj.  die  Be- 
dtg. :  generalis  u.  als  Subst.  die  von  genitor, 
pater  hatte  u.  hieraus  ganz  naturgemäss 
nach  altpatriarchalischer  Anschauung  u.  Sitte 
in  die  Bedtg.  S  t  a  m  m  es-  Oberhaupt  od. 
G eschlechtshcrr  u.  König   überging. 

konrebbersvveg,  s.  kunrebbersweg. 

ko|)  (Flur,  koppen),  Kopf;  —  a)  der 
Kopf  od.  der  oberste  u.  vorderste  Tlieil  le- 
bender Geschöpfe  u.  so  als  Gefüss  des  Ge- 
hirns u.  Sitz  des  Verstandes  n.  Denkvermö- 
gens etc.,  fig.  atich  im  Sinn  von  Verstand, 
Wille,  Eigemoille,  Selbstständigkeit  etc.  ge- 
braucht; —  Bedensart.  u.  Sprichw.:  he  hed 
(od.  krigt)  'n  kop  as  'n  puter ;  —  war  man 
sülfst  net  kumd ,  dar  word  eu  de  kop  net 
wusken  ;  —  de  up  de  kop  steid,  word  dwilsk  ; 
—  menst  du,  dat  ik  mi  tan  di  up  de  kop 
schiten  lät?  —  se  hebben  hum  'n  kop  liit- 
jeder  mäkd.  —  wat  man  net  in  de  kop  hed, 
dat  mut  man  in  de  foten  hebben ;  —  emand 
för  de  kop  stöten;  —  he  wil  altid  mit  de 
kop  dör  de  wand ;  —  he  stekd  de  kop  up 
(er  wird  böse  etc.);  —  he  hed  de  kop  ful 
spinnewäfen  (od.  spinnewebbeu);  —  up  siu 
kop  bestän  od.  sin  kop  wärup  settcu  (z.  B. 
dass  dasjenige  geschieht,  loas  der  Betreffende 
will) ;  —  sin  kop  tönen  (seinen  Kopf  od.  seinen 
Eigemvillen  zeigen,  eigenwillig  u.  halsstar- 
rig sein  etc.) ;  —  't  is  hum  ia  de  kop  sla- 
gen  (er  ist  irrsinnig  geworden) ;  —  dar  sitt 
so  'n  kop  up  de  junge,  dat  he  hei  net  to 
sturen  is;  —  he  is  (od.  he  hed)  'u  goden 
kop ;  —  he  hed  'u  ferslagcn  (verschmitzten) 
kop  as  'n  ambolt  (ironisch) ;  —  b)  der  oberste 


od.  vorderste  TJieil  lebloser  Dinge;  —  de 
ko])pou  fall  bomen ,  slengen ,  blömeu  etc. 
(blumkoppen  =  BHUhoiköpfe  od.  Blumen- 
knospen, —  mim\iO\)\)G\\  =:  Moh)ikö[)fe  etc.) ; 
5  —  c)  Schröpf  köpf ;  —  he  hed  siik  die';  Jvop- 
pen  setton  laten;  —  d)  Hohlgefäss  wie  z.  B. 
Tasse,  rundliches  Trinkglas,  Schale,  Napf 
etc. ;  —  'n  koj)  (od.  kopke)  kofte ;  —  Com- 
pos.  kesekop,    brandewinskop    etc. ;    —    Be- 

10  densart :  för  kop  uu  schöttel  in  't  gasthüs 
kamen  (mit  dem  Anrecht  auf  Trank  ti. 
Speise  ins  Armenhaus  kommen).  —  Nd., 
nid.,  afries.  kop ;  ags.  copp ,  cu])pa ;  engl. 
cup;  an.  koppr;  norw.,  scJiwed.  kopp;  dän. 

15  kop ;  ahd.  chupli,  c]in])f,  choph,  chol',  copf, 
cliopf,  cbopph ;  amhd.  chopph ;  mhd.  koph, 
köpf;  md.  kof  (Trinkschale,  Becher,  Hirn- 
schale, Kopf,  Kehlkopf).  —  Es  ivird  ge- 
wöhnlich   angenommen,    dass    es    mit    ital. 

20  (D  i  e  z,  I,  139)  coppa ;  franz.  coupe ;  loal. 
cofe  (Becher)  u.  ital.  coppo  (Trinkgcfäss) 
etc.  aus  ??i?((<.  cuppa,  bz.  (().  Schade)  vdat. 
copa  (Fass)  u.  weiter  aus  lat.  cüpa  (cf.  kupe) 
entsand,  doch  werden  andererseits  (s.  unter 

25  Kopf  in  Grimm,  Wb.  V,  Spalte  1746 
seq.)  hiegcgen  Bedenken  erhoben,  wie  es  ja 
bei  der  weiten  Verbreitung  dieses  Wortes 
auch  sehr  leicht  möglich  ist,  dass  es  mit  einer 
ganzen  Gruppe  verwandter  Wörter  (cf.  auch 

30  griech.  küpe  [Vertiefung  etc.],  kuphe,  kube, 
kiimbt?  [Kopf]  kumbos  [Gefäss,  Becher]  etc.) 
gar  nicht  auf  (Fick,  I,  536)  eine  y  kup 
(ivallcn  etc.),  sondern  mit  nhd.  Schopf, 
bz.  unser m  schap,  schip  etc.   auf  eine   idg. 

35  y  skap  (hauen,  spalten,  klaff'en  etc.,  bz. 
stossen,  stechen,  graben,  schneiden  etc.)  zu- 
rückgeht, loozu  Fick  (I,  807  seq.)  ausser 
verschiedenen  Formell  mit  cap  od.  kap  auch 
das  begrifflich  ident.  griech.  skäphos  «.  skü- 

40  phos  (Becher  etc.)  stellt.  —  Vergl.  dieserhalb 
auch  noch  Weiteres  unter  nappe. 

köj),  Kauf,  Handel  etc.;  —  he  hed  dar 
'n  goden  kup  dän ;  —  de  köp  (Kauf,  Han- 
del, Kaufgeschäft  etc.)  is  klär;   —   de  köp 

45  (Kauf,  Verkauf  etc.)  is  dörgän;  —  dat  hiis 
(od.  hmd  etc.)  is  (od.  steid)  to  köp  (ist  [od. 
steht]  zu  kaufen,  —  ist  feil,  loird  zum  Kauf 
ausgehoten,  bz.  steht  zum  Verkauf);  — dar 
is  net  föl  kop    (Gewinn,    Vortheil  etc.)   an ; 

50  —  wat  to  köp  hebben,  etwas  feilbieten,  aus- 
bieten, od.  öffentlich  ausrufen ;  (fig.)  seine 
Meinung  od.  Ansicht  aussprechen  od.  laut 
loerden  lassen,  drein  reden,  vorlaut  u.  nase- 
weis sein  etc. ;   —    wat    best    du  nu  wer  to 

55  köp  ?  bunt  dat  diu  saken,  dat  du  d'r  mit  iu- 
protcn  must?  —  kinder  mutten  net  altid  so 
föl  to  köp  hebben,  de  mutten  swigen.  —  Nd., 
nid.  koop ;  afries.  k;\p  ;  lofries.  keap ;  nfries. 
köp,  kup ;   sali,  helg.,  wang.  köp ;  as.  köp ; 

60  ags.  ceäp ;  engl,  cheap ;  an.,  isl.  kaup ;  norio. 


KO-PAD  326                         KOPEN-SKÜP 

kaup,  kjöp;    schwed.  küp;    dän.  kjöb;    aM.  ferner  auch,   dass   dieses  kaup   ebenso  wie 

kouf,  cliouf,  cauf;   mhd.   kouf.  —    Es  wird  der  Stamm  kaup  ro/f  kaupon    (kaufen)   auf 

oft  (cf.  z.  B.   0.  Schade,  ahd.  Wh.  unter  eine  urspr.  Stammform  kiip  zurückgeht,  die 

kouf)  angenommen,    dass    dieses    Wort    zu-  für    kaupat-jau,    hz.    dem    dafür    vorauszu- 

nächst  von  ahd.   koufo    od.   clioulo    (Kauf-  5     setzenden  älteren  ]^erb.  kaui)au  (schlagen  od. 

Person,    Handelsmann    etc.)    u.    weiter    mit  kla2)i)sen  etc.)   formell  dieselbe  ist,    ivic  für 

diesem    aus    lat.    caujjo    entstand,    währnid  kaupon  od.  afries.  käpia  u.  ags.  ccäpicn  etc. 

dieses  andererseits  (cf.  z.B.  Grimm,  Wb.,  in  der  Bedtg.:  kaufen  od.  einen  II  and  el 

unter  k au fe n,  bz.  Weig an  d  unter  Kauf  abschliessen.      Vergleicht  man  nun  aber  fer- 

u.  ferner  IL  Leo,  Spalte  350)    in  Zweifel  10  ner,  dass  nicht  allein  früher,  sondern  auch 

od.  Abrede  gestellt  wird,  worüber  noch  Wei-  noch  jetzt  im  geicöhnlichoi  Leben  ein  Ilan- 

teres  unter  köpou.  del  od.  Kauf  auf  den  Märkten  sowohl,  wie 

k«')-|)ad  od.  kö-pat,  a)  Knhpfad,  Pfad  od.  auch  sonst  dadurcJi  abgeschlossen  u.  i^erfect 

M'^eg  einer  Kuh  od.  Kuhheerde,  ausgetrete-  tvird,  dass  Käufer  u.  Verkaufer  sich  gegen- 

ner,  gewohnter  u.  bekan)iter  Pfad,  Gewohn-  15  seitig  in  die  Hand  schlagen,  bz.  sich  einen 

heitspfad :  —  he  geid  altid  siu  oldc  köpad ;  Kla]>ps  geben    u.    dass  wir  noch  jetzt  sa- 

—  b)  Milchstrasse,   auch  molkpad  genannt.  gen:  he  hed  hum  de  ko  ofklaj)!  od.  ofsh'in, 
köppll  od.  kopon    (küp',    küfst,    küfd    od.  leenn  der  Käufer  vom  Verkäufer  eine  Kuh 

köt't,  kopen  ;  —  k(ifde,  küfdst,  küfd,  küfdeu  ;  zu  einem  bestimmten  Preise  acceptirt  u.  kauft 

—  küfd  od.  küft,  gekauft),  kaufen,  einen  20  (cergl.  auch  das  Kinderlied :  klapp'  iu  de 
Kauf  machen  od.  abschliessen,  durch  Kauf  liaiid,  ferköp'  diu  laiid,  ferkup'  din  kO  etc.), 
erwerben  etc.;  —  Sprichic:  köp'  't  in  tid  so  muss  man  fast  7nit  Bestimmtheit  glauben, 
un  biiik'  't  in  nod;  —  de  köfd  wat  afeiflö-  dass  der  Stamm  kaup  von  kaupon  od.  bes- 
dig  is,  ferküfd  bold  wat  he  nödig  is;  —  kö-  ser  tcohl  kaupjau  von  dem  für  goth.  kaupat- 
j)en  un  biifen  sündcr  nöd,  stehl  (stiehlt)  de  25  jau,  bz.  dem  dafür  anzusetzenden  älteren 
l)otter  fan  't  brüd ;  —  godköp  kopen,  deid  kaupan  od.  kaupjan  nicht  verschieden  ist  n. 
de  budcl  ferlöjien. —  Auch  subst.  (das)  Kau-  derselbe  ursjjr.  lediglich  die  Bedtg. :  Schlag 
fen;  —  Sprichw.:  do  't  kopen  upkanieu  is,  od.  Klapps  hatte.  Ich  thue  od.  mache 
is  't  gäfen  ofkanien,  —  JS'd.,  tdd.  kopen  od.  kaup  würde  dann  einerseits  bedeuten:  ich 
koopen:  afries.  käpia;  wrstfries.  keapjen;  30  thue  od.  mache  Schlag  od.  Klapp  u.  an- 
satl.  köpje;  as.  köpon,  kopan  u.  kopiau  (in  dererseits  als  Besiegelung  eines  abgeschlos- 
for-küpian) ;  ags.  ceäpian:  ((engl,  clieapien;  sencn  Handels:  ich  thue  od.  mache  Kauf, 
engl,  cheapeu ;  an.,  norw.  kaupa ;  schwed.  ivährend  kaupan  od.  kaupjan  zunächst  die 
köpa;  dän.  kjöbe;  goth.  kaupon;  ahd.  kou-  sinnl.  Bedtg.:  S chlag  od.  Klapp  machen, 
fön,  coufön,  choufon  u.  couffan,  koufen,  35  bz.  geben  (schlagen,  klajijiscn)  gehabt  haben 
choufcn,  chaufan,  chaufen,  caufen;  H(7i(/.  kou-  u.  hieraus  von  selbst  auch  die  von:  Kauf 
fen,  keufen.  —  Es  giebt  ein  goth.  ]ia.\.\i>Sitja.n  od.  Handel  abschliessen,  kaufen  etc. 
(schlagen,  bz.  klappsen,  ohrfeigen,  einen  entstanden  sein  müsste.  —  he  sleid  (Of?.  klapt) 
Klapps  geben),  dessen  Stamm  ka,i\i)&t  formell  hum  de  ko  of,  od.  he  küft  hum  de  ko  of 
u.  begrifflich  mit  slagt  od.  shiclit,  bz.  ahd.  40  ist  auch  ja  jetzt  noch  für  uns  sgnongm  n. 
slaht  als  Stamm  von  aJid.  shxhta.  (das  Schla-  wenn  man  an  die  Bedtg.  von:  Zuschlag 
gen  od.  Erschlagen,  die  Schlachtung,  die  ti.  zuschlagen  beim  Kauf  od.  beim  kau- 
Schlacht  etc.)  u.  slagten  =  cdtd.  slahtön  etc.  fen  denkt,  so  erhellt  auch  hieraus,  dass  in 
zusammenfällt  u.  demnach  dieselbe  Bedtg.  diesen  Wörtern  gleichfalls  die  Bedtg.:  Ab- 
tvie  dieses  aus  slahat  (d.  i.  geschlagel)  con-  45  schluss  eines  Kaufes,  od.  Kauf  ab- 
trahirte  slaht  od.  slagt  haben  muss  u.  tvo-  schliessen  aus  der  sinnl.  von  Schlag,  od. 
nach  dann  auch  kaupat-jan  wörtlich  soviel  s  c  hl  ag  e  n  (zuod.gegen  Einen  hin)  entstand, 
hcisst  als  g eschla g et  machen,  looraus  dann  Was  die  ]/  kup  von  kaupatjan  od.  kau- 
von  selbst  auch  wieder  die  Bedtg.  von:  Je-  pen  in  der  Bedtg.  klappen  od.  schlagen  be- 
m  andern  e  in  en  Schi  ag  versetzen  (bz.  50  trifft,  so  icird  sie  eine  Ablautform  von  kap 
ihn  effectiv  schlagen  od.  klappsen,  ohrfeigen  u.  kip  in  derselben  Bedtg.  wie  klap  etc.  sein, 
etc.)  hervorging.  Dass  nun  aber  dieses  goth.  wie  es  ja  auch  kuppen  u.  küiipen  in  der- 
kaupat  nach  der  Analogie  von  slahat  od.  selben  Bedtg.  wie  kappen  u.  kippen  (cf. 
slaht  von  slagen  od.  slahan  auch  wieder  ein  G  r  i  m  m,    Wb.,  diescrhalb)  giebt. 

urspr.  goth.  Verb,  kaupan  mit  der  Bedtg. :  55  kopoii-skiip,  a)  Kaufgeschäft,  Kaufhan- 
schlag en  od.  klappsen,  ohrfeigen  del,  Handel  etc.;  —  he  wil  'n  kopenskup 
(einen  kaup  od.  Klapps,  Schlag  etc.  vcr-  anfangen;  —  he  geid  up  de  kopenskup  üt; 
setzen)  u.  dieses  dann  ferner  einen  goth.  —  b)  Kauf-  od.  Handelswaare ;  —  lie  Kipd 
Stamm  kaup  mit  der  Bedtg.:  Klapps  od.  mit,  koi)Cuskup  dör  de  marsk.  —  Afries. 
Schlag  etc.    voraussetzt,    ist   klar,    sowie  60  käpcuskip;  isl.  kaupskapr  (niercatura). 


KÖPER 


327 


KOP-SUENE  KOPSUEN 


koper  od.  koper,  Käufer ;  —  Sprichw.  : 
alle  kopers  sunt  giu  kcimcrs. 

kopoi',  s.  kaper. 

kop-fast  (hopffest,  festen  u.  dnriccn  Kop- 
fes), a)  nicht  leicht  schivindelig,  toofilr  ivir 
auch  sagen:  he  is  fast  iu  de  kop;  —  b) 
stark  von  Gedüchtniss. 

kop-handel,  Kaufhandel. 

kopje,  kopke,  Jjimin.  von  kop  in  allen 
Bedeutungen. 

kop-lüs,  kopflos,  des  Kopfes  berauht,  ohne 
Kopf;  —  koplose  liäriiigs  (Häringe  ohne 
Kopjf,  hz.  im  Gegensatz  zu  {\\\\vÄv\\v;i,?>\  auch 
überhaupt:  verstümmelte  od.  defecte  Häringe) ; 

—  kopflos,  besinnungslos,  bestürzt  etc. 
köp-maii  (Hur.  köp-lüde,  kop-lüe),  Kauf- 
mann. —  Sprichio.:  'n  köpman  Sünder  geld 
is  'n  Stümper  in  de  weit;  —   lie  is  'n  köp- 
man in  iilfellen  (flg.  ein  Kleinigkeitskrämer) ; 

—  koplüde  bunt  löplüde ;  —  wen  dnmme 
lüde  to  markt  kamen,  den  fcrdeneu  de  köp- 
lüde  geld. 

köpinans-göd,  Kaufman  nsgut,  Kaufmanns- 
vermögen etc. ;  —  Sprichw. :  köpmansgöd  hold 
ebb'  un  flöd. 

koppel,  Koppel,  Kupjpel;  —  a)  Riemen, 
Leine,  Strick  etc.,  tvomit  man  Etioas  bindet 
u.  fest  macht,    bz.    mit   eiiiander  verbindet; 

—  be  lied  de  liund  an  de  koppel  legd;  — 
Compos. :  dägenkoppel ;  —  b)  Kette  od.  eine 
mit  einander  zusammenhängende  u.  unter 
sich  verbundene  Schaar,  Haufe,  Menge  etc. ; 

—  'n  koppel  hüner  od.  änten  etc.  (eine  Kette 
od.  eine  Schaar  Hühner  od.  Enten  etc.);  — 
se  stän  all'  in  en  koppel  bi  'n  ander ;  —  'n 
helen  koppel  minsken  etc.  —  Nd.,  nid.  kop- 
pel;  mnld.  koppele;  afries.  kepi)cl;  mhd. 
kupel,  kuppel ;  schived.  koppel ;  engl.  couidIc 
etc.  aus  lat.  copula,  tvelches  Letztere  aus 
co-apula  zusammengesetzt  u.  contrahirt  ist. 

—  Das  Subst.  ü'puldi  gehurt  mit  ipio,  bz.  epio 
(aus  apio)  in  co-epio  (coepio)  zur  y  ap  (er- 
reichen, erlangen,  ergreifen,  fassen,  halten, 
fesseln,  binden,  knüpfen  etc.) ;   s.  unter  äp. 

koppel-jagd,  koppehvclde,  Mitjagd,  Mit- 
weiderecht.     cf.  Stbg.,  ostfries.   Wb. 

koppel-kneclit,  Koppelknecht,  bz.  Knecht 
eines  Pferdehändlers,  der  die  gekoppelten 
Ff  erde  führt. 

koppeln,  koppeln,  kuppeln,  binden,  knüp- 
fen, verbinden,  zusammenbinden,  vereinigen, 
schaaren  etc. ;  —  he  koppeld  dat  an  'n  an- 
der fast ;  —  de  ossen  matten  koppeld  (zu 
Ziceien  mit  einander  verbunden)  worden;  — 
se  koppeln  (verbinden,  vereinigen,  scJiaaren 
etc.)  sük  tosameu  (od.  b'l  'n  ander)  etc.  — 
Nid.  koppeleu;  afries.  kepla;  amhd.  chupc- 
len ;  mhd.  kuppeln,  koppeln  etc. ,  aus  lat. 
copulare  (copuliren)  u.  dies  von  copula;  s. 
unter  koppel. 


ko|)pel-stok,  KoppcMock,  bz.  der  Stock 
(auch  lonn  od.  lönn  genannt),  womit  zwei 
Stück   Vieh    an  einander  gekoppelt  werden. 

koppeii,  köpfen;  —    a)  den  Kopf  od.  die 
5  Spitze  ahscJdagen  etc. ;  —  b)  zu  Kopfe  stei- 
gen, berauschen  etc;   —    dat   her   is   rai  to 
swär,  dat  kopd  to  dül. 

koi»|)ei*,  s.  kaper,  koper  (Kupfer). 

kojtper-siiüte  (Kupferschnauze),  ein  Pferd 
10  (gewöhnlich    von    schwarzer  Farbe),    dessen 
Schnauze   (bz.  Nase   u.   Lippen)  fahl-    od. 
ItcUbraun  gefärbt  ist. 

koppi;£;,    köpfig,   einen  Kopf  habend,   mit 
einem  Kop>f  versehen  (dik-,  liard-,  stif-koppig 
15  etc.) ;    eigemoiliig ,    eigensinnig,    halsstarrig, 
hochmüthig,   stolz,   auffahrend,  gereizt,  zor- 
nig etc. 

kop-pin,  Kopfpein,  Kojjfschmerzen. 

kO])-settcil,  Schröpf kopf-setzen ,  schröjifen 
20  etc. ;  —  he  wil  hen  un  laten  sük  kopsetten  etc. 

kopsk,  köpfisch  (stifkopsk);  eigensinnig, 
halsstarrig,  stolz,  auff\üirend  etc. ;  s.  kop^ng. 

kopskheid,    Köpfischkeit,    Eigensinn    etc. 
—  Mnd.  koppischeit. 
25      kop-slager,  kopper-slager;   i.  q.  kaper- 
slager. 

kop-sten,  Kopfstein.  Die  Strassenpflasterer 
nennen  die  grösseren  Kieselsteine,  welche 
sie  an  den  Ecken  einer  Keihe  setzen  „kop- 
30  stenen",  während  sie  diejenigen,  ioelche  sie 
an  den  Seiten  der  Strasse  od.  Chaussee  als 
Einfassung  liinsetzen  „bördstenen"  heissen, 
u.  bei  den  Maurern  tvird  derjenige  Mauer- 
stein kopsten  genannt,  ivelcher  quer  durch 
35  die  3Iauer  liegt  u.  dessen  schmale  Seite  vorne 
zu  sehen  ist,  während  ein  der  Länge  nach 
in  der  Mauer  liegender  «.  seiner  Längsseite 
nach  mit  der  Mauer  gleichlaufender  3Iauer- 
stein  „streksten"  heisst. 
40  kop-stolterii,  kopfüberstürzen,  einen  Pur- 
zelbaum schlagen;  —  he  kopstolterd  d'r  hen; 
s.  stoltern. 

kop-stübber,  ein  „stübber"  (Staubbesen, 
Stäuber)  von  langen  Schweinshaaren ,  der 
45  kopfförmig  gestaltet  u.  an  einem  langen  Stiel 
befestigt  ist,  um  damit  die  Decken  u.  Wände 
der  Zimmer  abzustäuben  u.  von  Spinngewe- 
ben zu  reinigen  u.  der  namottlich  auch  zum 
Peinigen  u.  Abwaschen  der  Aussenseiten  der 
50  Fenster  gebraucht  tvird.  —  Scherzhaft  tvird 
auch  ein  Kopf  mit  langem  starrendem  Haar, 
bz.  der  Besitzer  eines  solchen  Kop)fes,  kop- 
stübber  genannt. 

koit-stük,  Kopfstück;  speciell  ein  Gemälde 
55  od.  Bild,  loorauf  Mos  der  Kopf  zu  sehen  ist. 

köp-siine,  köpsün,    zum  Kauf,   bz.  Ein- 
kauf einladend,  od.  lockend,  leicht  verkauf- 
bar, verkäuflich  (vendibilis) ;  —   dat  is   gin 
köpsüne  wäre.  —  Nd.  (B  r.  W  b.)  koopsünig ; 
60  mnd.   (Seh.  u,  L.)   koopsune.    —   süne  od. 


KOP-SUENIG  328                          KOER-BOM 

sune  ist  elenso  loie  süiug  von  sün  weiterge-  hzv.  karp;  arm.  kerp  etc.  zu  derselben  y  wie 

bildet  M.  da  suii  (cf.  dieses)  ausser  Gesicht  alid.  href  (Leib,  cf.  2  rif)  gehört, 

etc.  früher  auch  die  Bedfg.:    Schauen  u.  ö.  k«r,  s.  kürdo. 

Ansehen  hatte,    so  heittst  süuo    od.   sünig  1.  kör  od.  k'^v,  wählerisch,  delikat,  lecker- 

auch  soviel   als   sc  hau  ig   od.    auch   soviel  5  haß,  eigen  etc.,    bz.   stets  nach  dem  Besten 

als    mit  Ansehen  behaftet,  Ansehen  suchend  od.  das  Beste  wählend  etc.;  —  k6r 

habend  u.  besit ce nd  etc.,  tconach  dann  up  ilc  bottor  od.  up  't  iitcii,    up  de  wiclitcr 

kupsüne  etc.  tcörtl.  soviel  hcisstals:  Kauf-  etc.    —    Nid.  keur;    vfr ies.   kicr  etc.      Mit 

sc  hau  ig,  ud.  besser  noch:  mit  Kauf-  od.  dem  folgenden  kür  etc.  u.  kis  zu  kesen. 

Ei  n  lauf -Ansehen    behaftet,    Ansehen  10       2.  kör    od.    kOl',    küre,    KUhr,  prüfende 

zum    Kauf   habend    etc.,    woraus    sich  Wald,  Beurthedung,  Belieben,  Auswahl,  das 

dann  von  selbst  die  von:  zum  Kauf  rci-  Auserlesenste  u.  Beste  etc.;  —   dat  stoid  in 

zend  u.l  eckend,  leicht  verkauf  bar  sin  kör,  of  he  't  don  wil  of  uet ; — ^lie  hod 

etc.  ergab,     cf.  iceiter :  'n  goden  kür  dän;    —    du    kanst   hir  in  de 

köp-siini^,    xcörtl:   Kauf-sparsam,  Kauf-  15  kür  gun,  d'r  is  fan  allcns  genug;  —  de  kfir 

selten,  Kauf-rar  etc.  u.  daher:  sparsam,  od.  is  d'r_  üt ;  wat  d'r  nog  aferbläfcn  is,  dat  dögt 

wenig,  selten,   rar  etc.  zu  Kauf  u.  so  über-  uet  föl  mür.  —  Compos.:   wilknr  (Willkür), 

haupt  rar  u.  theuer  etc.;  —  de  rogge  is  so  —  güdkOr    (Gutheissung,    bz.    Gutbeliebung 

küpsünig,  dat  d'r  für  gcld  liast  uiks  niür  to  etc.)  etc.  —  Nd.  kör ;   nind.  kör,  köre,  Ivur, 

hel)l)en  is.  —  cf.  sünig  in  der  Bcdtg.:  spar-  20  kure;    nid.  keur;    mnld.  keur,  keure,  köre; 

sam  etc.  ahd.  cluiri,  chure  ;  vdid.  küre,  kür  ;  vid.  köre, 

koptein,    Capitain,   Befehlshaber,  Schiffs-  ki)ro  (J'rüfung,  Ucbcrlegung,  prüfende  Wald; 

capitain.  — liedensart:  de  is  göd  to  'n  kop-  auf  reijticher  Uebcrlcgung  gegründeter  Ent- 

tein ;  de  lied  göde  scluuiken.  ^  Aus  franz.  schluss;    Wahl,   WaJdact;   Zahl  der  Ausgc- 

cajjitaine ;  ital.  capitäno  von  lat.  caput;    cf.  25  ividdten;    Auswahl,    Sorte,    Beschaffenheit, 

Jifitd  H.  hfifdling.  ^Ir;    u.   Weise);   afries.   kere    (Kühre,    Bc- 

koptein-scllili),  (\qntainschaft,  Befehlsha-  Hebung,  Festsetzung,  Gesetz,   Wahl);  wang. 

ber.$chaft  etc. ;  —  mit  sin  kopteinschup  is 't  üt.  kiri ;    satl.  keur  od.  kör;    ags.  cyre;    aengl. 

köp-tel,    ein    durch  Kauf  erstandenes  u.  eure;  norw.  kor;  dän.  kaar.  —  Bemerkt  sei 

so  wieder  verkaufbares  „tel",  im   Gegensatz  30  hiezu ,    dass    die    obigen  Formen  sämmtlich 

SU  arftel ;  s.  unter  tel.  auf  einen  Stamm  kor,    bz.  kur  zurückgehen 

1.  kor,  a)  der  Chor,  als  Vereinigung  von  u.  dass  dieser  für  urspr.  kos,  bz.  kus  steht, 
Personen,  um  einen  Gesang  od.  Tanz  auf-  sowie  ferner,  dass  dieses  kus  ebenso  wie 
zuführen  u.  vorzutragen ;  —  b)  das  Chor  goth.  kaus  =  unserm  kös  (mit  ,,r"  statt  „s" 
in  der  Kirche,  worin  sich  der  Altar  befindet  35  =  kör)  ein  cdtes  Präter.  von  goth.  kiusan 
u.xeelches  oft  durch  ein  Gilter  von  dem  Schiff'  in  der  sinrd.  Bedtg.:  sehnt  ecken  (od.  mit 
getrennt  ist.  —  Nd.,  nid.  koor;  ahd.  chör;  der  Zange  i)rüfcn  etc.,  cf.  kesen  etc.)  ist, 
amhd.,  mhd.  cbör,  kör  (Chor,  Abtheilung,  ivonach  dann  das  aus  kus  etc.  entstandene 
Schaar;  Ilinterthcil  in  der  Kirche  cds  Ort  kur,  kor  urspr.  die  Bedtg.  (ich)  schmeckte 
für  die  singenden  Geistlichen).  —  Aus  lat.  40  (od.  prüfte  etc.)  od.  (ich  habe  bereits)  ge- 
chorus,  bz.  gricch.  diorös  (Chortanz,  Beigen,  schmeckt  (od.  geprüft,  gekostet,  probirt 
mit  Gesang  verbundener  Tanz;  TanzpUdz),  etc.)  hatte  u.  demnach  das  für  kust  od.  kosi 
was  einerseds  ein  ge-  od.  aneinander  stehende  Subst.  kuri  etc.  wörtlich  einen  Zu- 
geschlossenes u.  andererseits  ein  v  m-  stand  bezeichnete,  wo  man  Etwas  schmeckte 
u.  abgeschlossenes  Etivas  bezeichnete  45  (od.  prüfte  etc.),  bz.  bereits  geschmeckt 
u.  ivahrscheinlieh  mit  griech.  cheir  (Hand),  (od.  gekostet,  geprüft,  probirt  etc.)  hatte  u. 
cliöris  (((ussen,  bz.  aus-  u.  abgeschlossen  von)  dieses  Etwas  (weil  man  Geschmack  daran 
zur  y  ghar  (greifen,  fassen,  umfassen,  um-  fand  u.  es  Jür  geschmackvoll  erkannte)  auch 
schliessen  etc.,  cf.  3  gären)  gehört.  wieder  auserlas  u.  wählte  (od.  liebte,  beliebte), 

2.  kdr,  Haufe,  Ablhciluug,  Schaar  etc.;  50  woraus  dann  von  selbst  auch  wieder  die  Be- 
—  'n  kör  dikers.  —  Obgleich  das  ahd.  chör  dtg.  von  Z ustand  woEtwas  ein  Schmecken 
(s.  1  kör)  auch  die  Bedtg.  Abtheil  nng  u.  u.  Prüfen  vorgenommen  hatte  od.  vornahm 
Schaar  hatte,  so  ist  dieses  2  kör  doch  locdir-  sowohl,  als  a  uch  die  von  Zu  st  an  d,  wo  man 
scJieinlich  das  in  der  Ausspraclic  damit  Etwas  für  gut  erkannte  u.  ivählte  (od. 
übereinstimmende  u.  aus  dem  franz.  entlehnte  55  liebte,  beliebte)  od.  eine  Wahl,  Ausu:  ahl 
Corps,  was  eigentlich  eine  G esammtheit,  (von  Per.wnen  od.  Gegenstänilcn),  bz.  Be- 
bz.  ein  in  sich  verbundenes  unge-  liebung,  Entscheidung  etc.  traf  od. 
t  heilt  es  Ganze ,  od.  ein  Ganzes  be-  bereits  getroffen  hatte  etc.  hervorging,  cf. 
zeichnet   u.   aus  lat.  corpus    entstand  u.  mit  1  kören,  köring,  körmester  etc. 

dem  gleichbedeutenden   zend.  kchrp,    kercf;  <J0      kOr-liom,    der  Kührbaum  od.  ausgesuchte 


KORD 


329 


KOREN-MAKLER 


u.  beste  Baum,  als  Gegensatz  zu  fiilbom, 
dem  faulen  u.  stinkenden  Baum.  —  Spr/chiv. 
in  Bezug  auf  wählerische  Freier  od.  Freie- 
rinnen:  de  kOrböm  söcht,   de  fülhora  ruult. 

—  JVc^.  köi'boom ;  ?»/((?.  korbom;  davon  Verb. 
(Seh.  u.  L.)  korbomcn  (wählerisch  sein), 
ivie  von  fiilböm  auch  ein  Verb,  fiilbomeu 
gebildet  ist. 

Kord,  ml.  Name  =  nhd.  Kurt;  —  Ge- 
scMn.  Kordes, 

kor-dans,  a)  Chortanz,  lieihentanz;  — 
b)  Seiltanz;  s.  kurde. 

kör-dansen,  Seiltanzen. 

koi'-danser,  Seiltänzer.  —  Nid.  koordc- 
daiisor,  koordauser. 

kördp,  küre,  kör,    gedrehte  Schnur,  Seil. 

—  Nid.  koord,  koorde;  mnld.  koorde  (fu- 
nis,  restis,  nerviis,  chorda  etc.)  aus  franz. 
cordc  u.  mit  diesem  u.  ital.  corda;  span. 
kordel,  cordon  etc.  von  lat.  chorda  als  Ent- 
lehnung des  griech.  chorde  (Darm,  Darm- 
saite),  was  wahrscheinlich  mit  an.  garnir 
(Eingeweide,  Gedärme) ;  ahd.  garni  in  mitti- 
garni  (arvina)  etc.  zu  derselben  y  toie  3  gä- 
reu  (Garn)  gehört. 

köre,  küre,  s.  2  kör. 

1.  kören  od.  kören,  küren,  prüfen,  küh- 
ren,  prüfend  wählen,  er-  od.  auswählen,  neh- 
men, belieben  etc.;  —  perde  od.  hingsten 
kören  (Pferde  od.  Hengste  p)rüfen  auf  ihre 
Tauglichkeit  u.  sie  nach  bestandener  Probe 
M.  Gutbefund  öffentlich  als  tauglich  ansehen 
u.  als  auserlesen  [elegaus]  anerkennen) ;  — 
he  is  d'r  to  körd  (geprüft  u.  auserwählt,  bz. 
gekühret  etc.) ;  —  he  k8rd  sük  dat  beste  d'r 
lit ;  —  de  körmesters  kördeu  (prüften  u. 
ivühUen)  dat  j^erd  an,  bz.  of;  —  he  körde 
(kiihrte,  beliebte,  hiess  etc.)  dat  göd.  —  Auch 
subst.:  dat  kören.  —  Africs.  (Hettema) 
kera;  wfries.  (Jap  ix)  kerren ;  satl.  köre; 
nid.  keuren ;  mnld.  keuren,  koren,  karen 
(gustare,  tentare,  eligere ,  deligere) ;  anld. 
kieren  ;  schwed.  kora ;  dän.  kaare.  —  Zu 
kor,  bz.  köre.  —  Compos. :  bekören,  aukö- 
ren,  ofkören,  gödkören  (gutheissen,  billigen, 
genehmigen,  bz.  für  gut  ansehen  od.  aner- 
kennen etc.),  ütköreu  etc.  —  Vergl.  auch 
3  küren  etc.  u.  Weiteres  unter  kesen,  soivie 
in  Grimm  (Wb.)  unter  koren,  kören  u. 
küren. 

2.  kören  od.  koren  und  auch  küren, 
schwatzen,  p)laudern,  sich  vertraulich  unter- 
halten etc. ;  —  se  sitten  dar  bi  'n  ander  to 
kören ;  —  wat  hei  ji  dar  mit  'n  ander  to 
küren?  —  Nd.  (Br.  Wb.)  kören,  käreu, 
k üren,  (S cha m bac h)  kören,  (D a n  n  e i l) 
käürn  ;  mnd.  koren.  —  Beim  Vergleich  von 
nhd.  kor  (in  erkor)  aus  kos  (in  erkos), 
bz.  unserm  karen,  koren  aus  kosen  von  ke- 
sen liegt  es  sehr  nahe,  dieses  Wort  mit  kö- 


seln  als  aus  ahd.  chösön,  köson  (kosen, 
sprechen,  plaudern)  entstanden  anzusehen, 
worüber  Weiteres  unter  kOsehi.  —  Vergleicht 
man  indessen  mhd.  kurn ,  kürn  etc.  aus 
5  quem,  bz.  goth.  qairiuis  (cf.  kwern  u.  karn), 
so  ist  es  auch  sehr  leicht  möglich,  dass  die- 
ses küren  beim  Vergleich  von  nhd.  Klatsch 
u.  klatschen  (cf.  klats  etc.)  urspr.  blas 
ein  Ger  ä u s c h  m  ache n  bezeichnet  u.  mit 

10  unserm  kurrehi  sotvohl,  als  nd.  (Dähnert) 
klirren  (murren) ;  an.  kura  (Klage  etc.) ; 
mnld.  (KU.)  koereii,  koerien,  karien  (gur- 
ren loie  die  Tauben;  seufzen  aus  Herzens- 
angst); ahd.  qucrau  (geniere  etc.)  u.  unserm 

15  kwarreu  etc.  zusammodiängt,  bz.  mit  diesen 
Wörtern  aus  derselben  y  hervorging,  loic 
karig,  wozu  beim  Vergleich  von  kotsen  auch 
o  kören  wohl  gehört. 

3.  kören   od.   kören,    brechen,    erbrechen 

20  etc.;  —  he  k8rd  sük  d'r  fan  (er  erbricht 
sich  davon,  od.  es  icird  ihm  übel  u.  ekel 
davon).  —  Nid.  koren;  mnld.  koren,  karen, 
kereu ;  mfläm.  karen ,  koren ;  nd.  kören ; 
mnd.  (Seh.  u.  L.)  koren,  koeren.  —  Wenn 

25  man  das  gleichbedeutende  hess.  kolken  un- 
ter kolken  sub  b  vergleicht,  so  ist  es  klar 
(cf.  auch  kotsen),  dass  dieses  Wort  jeden- 
falls mit  mnld.  koeren  etc.  u.  den  tvcitern 
unter  2  kören  angezogenen  Wörtern  co)inex 

30  ist  u.  urspr.  Mos  ein  unarticxdirtes  Geräusch 
bezeichnet  hat. 

koren,  körn,  Korn ;  —  a)  einzelnes  Korn 
u.  bildl.  das  Kleinste  od.  eine  Kleinigkeit 
etc.  mit  dem  Dimin.  koi'entje  od.  körnlje  u. 

35  dem  von  körrel  entleluden  Plural  körrels, 
anstatt  des  nhd.  Körner;  —  he  kau  gen 
körn  (od.  körntje)  misten;  —  he  gifd  ml 
gm  koren  (od.  korentje)  fan ;  —  heb'  ji  nich 
'n  korentje  äten:    —    Sprichto.:    „dat   is  'n 

40  ander  körn  as  'n  roggekörrel,"  sä'  de  mül- 
1er,  do  bet  he  up  'n  müskötel;  —  b)  Ge- 
treide od.  die  Körnerfrüchte  als  Weizen, 
Bocken,  Gerste  u.  Hafer;  —  he  is  mit  ko- 
ren na  't  markt  faren :  —  't  koren  steid  all' 

45  göd  un  wen  't  göd  arnt  worden  mag,  den 
könen  wi  fan  't  jär  'n  göd  gewas  ferwach- 
ten  wäsen.  —  Sprichw.:  he  geid  dör  gras 
un  koru;  —  steid  't  körn  digt  un  stak,  gifd 
föl  in  de  schür  un  min  in  de  sak.    —   Nd., 

50  mnd.,  nid.,  mnld.  koren,  koorn  ;  afries.  körn  ; 
as.  körn,  korni,  kurni;  ags.,  engl,  corn;  an., 
schived.,  dän.  körn;  norw.  körn  u.  (abioei- 
chend)  koorn,  kaarn ;  goth.  kaum,  kaurnö ; 
ahd.  corn,  körn,  cliorn,  choron,  choren,  cho- 

55  rin ;  mhd.  körn.    —    Wegen  der  Verivandt- 
schaft  n.  ]/  cf.  1  kern. 
koren-bön,  Kornboden. 
koren-börse,  Kornbörse. 
koren-koper,  Kornkäufer,  Getreidehändler. 

60      koren-niäkler,  Getreidemäkler. 


KOREN-MARKT  330  KOERSTE  KOERST 

koren-niarkt,   GetreidemarJct.  kleinen  harten  Körpern  hestehend,  von  grütz- 

koren-jn'is,  Korn-,  Getreidepreis.  artiger  Beschaffenheit. 

koren-scliale,  koreusclidl,  Getreidewaage ;  körrelkp,   körlke   u.  körrelfje,   körltje, 

unmentlich  ilie  kleine   Handwaage    zur  Kr-  Diuiin.  nni  kürnl. 

mittelting  des  Börsengewichtes.  5      köi'i'pl-küte,  körrelkut,  körlküte,  Rogen- 

koren-schiippp,  Korn-,  Getreideschippe.  od.  Fischcier-Behidter ,   der  junge  Fischro- 

kiirl'  I  l'lur.  killten).  Korb. —  Bedensart:  gen  od.  der  noch  zu  einem  Ganzen  verbun- 

'n    küif   krigeii    od.    'i\    kiirf   frafon    (einem  dene  weibliche  Saamoi  der  Fische  vor  dem 

Freier);  —  dOr  de  kürf  fallen  (im  Kramen  Ausscidiijifcn.     Gegensatz  von  niclkküto. 

durchfallen,    bz.    nicht   bestehen).    —    iW(/.  10       1.  kcirs,  Kurs,  Strich  etc.;  --  hö  kan  c^ön 

korv  etc.  aus  lat.  corbis  u.  dies  nach  F ick  körs  lioUlon ;    —    hö  is  net  god  bi  körs  (er 

(IT,  74)  mit  unscrm  warf,  warfen  von  einem  ist  nicht  gut  bei  Kurs  etc.;  fig.:  er  ist  nicht 

Thema  kvarp  (drehen,  winden,  flechten  etc.).  gut  zu  JSIuthe,  ist  unwohl  etc.,  od.  auch:  er 

kiirfeil,  durchfallen  lassen  im  Kxamen.  ist  etwas  benebelt).  —  Bäthscl:  wi  seilen  mit 

kiirin^,  kören,  Köhrung,    Briifung,  prü-  15  de    uordewiud,    flak    für   de   wind;    norden 

finde  V)dersuvhung  etc.,  verbunden  mit  Brä-  was  de  körs  im  norden  lag  et  an.     räd,  wo 

mienvertheilung.  was  de  wind? 

kiirisk,  korsk,  wählerisch,  lecker  etc.   —  2.  körs  u.  körts  (Blur.  körtsen),  Fieber; 

iS''(/.  körsch  ;  nfries.hävBch;  hess.  (V ilmar)  —  galkürs  (Gallenfiebrr),   Wechselfieber;  — 

koerisch,  koersch.  20  dredägse  körs.    —    Nid.  koorts;    mnld.,  bz. 

kork,  kurk,   Kork,  Korkholz,    bz.  Kork-  ««/(/.  kortse;  mnd.  (Seh.  u.  L.)  kdvtSjCortzv, 

rinde,  Bfropfen    od.  Stöjjscl  von  Korkholz;  koerts.  —  Dieses  hier  nur  einzeln  u.  haupt- 

—  dat  snukd ,  bz.  dat  is  so  drüge  as  kork  sächlich  an  der  holt.  Grenze  gehörte,  allge- 
(od.  kiirk).  —  In  der  Bedtg.  Bfropfoi  mein  aber  in  Holland  gebräuchliche  Wort 
lautet  der  Blur.  korken  od.  ki'irken.  —  Nid.,  25  haben  unsere  alten  Vorfahren  direct  mit 
mnld.,  mnd.  kork  «.  dies  aus  (Diez,  II,  aus  ihrer  indischen  Heimath  gebracht,  da 
115)  span.  coi'clio,  von  lat.  cortex.  es  mit  skr.  (Bopp,  Gloss.  comp.,  pag.   154, 

kOriik,  körelk,  ausgesucht,  j^rächtig,  her r-  zweite  Spalte)  jürti  (febris)  zweifellos  ideid. 

lieh  etc.;  —  kürelk  niöi.    —    Nid.  kcurlijk.  ist,    sowie  ferner  auch  mit  hib.  gurt    (pain, 

Zu  kör.  30  trouble,  fiereeness)    u.  jedenfalls  mit  diesen 

kör-mester,    der   Meister    od.  Leiter   des  Wörtern  u.  mit  skr.  jvara  (nach  Be  nfei/  : 

Köhrungsgeschäfts.  fever;    sorrow;    —  nach  Bopp:  aegritndo, 

körn,  s.  koren.  molestia,    difficultas    etc.;    —    nach    Fick: 

körnen,  körnen,  bz.  das  gedroschene  Korn  Gluth)  u.  jvalä  (flngrans,  tlammans;  llanima) 

od.   Getreide  durch  Treten    od.    sonst  ange-  35  etc.  zur  y  skr.  .jvar,  jval,  bz.  idg.  gvar  (glü- 

■wandte  Mittel  von  den  Hidscn  u.  Grannen  hen,  fiebern  etc.,  bz.  nach  Bopp:  aegrotare; 

befreien,    damit  die  einzelnen  Körner  recht  febiire,    llamraaro    etc.)    gehört.      Diese    y 

glatt  u.  rundlich  loerden ;    —    de   garste   is  jvar  od.  gvar   ist  indessen  ebenso  wie  jnrv, 

net  god  körnd.  bz.  (Fick,  I,  78)  garv  aus  gur,  bz.  gar  (cf, 

körntjo,  n.  unter  koren.  40  Grass  mann,   479,    3  jar)    entstanden   ii. 

körrel.  körl,  karrel,  kurl,  kennel  (Blur.  demnach  auch  ta-sjn'.  dieselbe,    wie   die  für 

kürrels),  A'or«,    Kern;    Krümel,    Geringste,  Qualu.  quäle n  anzusetzende  y  gur,  wor- 

Klcinigkeit  etc. ;  —  appelkörrel,  roggekörrel,  über   Weiteres  unter  kwäl  u.  köl,  kellen  etc. 

sädkörrel,  brödkürrel  etc. ;  —  'n  körrel  brod  ;  zu  vergleichen  ist. 

—  he  kau  gen  körrel  misten;  —  is  d'r  net  45      \i.»Fs-iu-\\ü^,  fieberJiaftig,  fieberhaft. 

'n  körrel  ätcn  för  mi  afer  bliifen?  —  hei  'n  korset,  Schnürleib,  Leibchen.  —  Nach 

körrel  drinken  för  mi?  —  Beim:  körl,  körl,  Diez  (II,  250)  ist  dieses  franz.   Wort  von 

kriidigam,  war  wand  nun  brüdifram?  na  Osten,  dan  aus  lat.  corpus  (Körper,  Leib)  contrah. 

na  Westen  ;    spring  to  min  allcrliesten.     Die  franz.  eors  weitergebildet,  wie  das  gleichbc- 

jungen    Mädchen    nehmen    beim    Apfelessen  50  deutende  ital.  corpetto  von  corpus. 

die  Kerne  zwischen  Daumen  u.  Finger,  wo-  körsk,  s.  körisk. 

bei   sie   vorstellenden   Beim    hersagen.     Die  körste,  körst,  kost,  Kruste,  harte  Binde 

Bichtung,  7iach  welcher  der  Kern  hinspringt,  od.  Decke  etc.;   —    kinsten  fan  't  bröd;  — 

bezeichnet  die  Gegend,    wo    der   zukünftige  du    must    dat   Hes  'n  bitjc  fei  braden  laten, 

Bräutigam  loohnt.  —  Nid.  körrel.  —  Wohl  55  dat  d'r  'n  mojen  brünen    körst   afer    kumd; 

von  körn  mit  el  tceitergebildet   u.  dann  für  —  d'r  hed  sük  'n  körst  afer  setd  (z.  B.  über 

urspr.  kornel  stehend,  wie  kennel  für  kcrnel  eine  Wunde,    ein  Geschnür,  über    weichem 

u.  engl,  kernel  von  kern.  Dreck  etc.).    —    Nd.  körsto,    koste,    korste, 

körrelig,    körrelg,    körlifj,    körnig,    wie  koste;  mnd.  korste,  kost;  «W.  korste.  —  JKs 

Körner  beschaffen,  aus  kleinen  Körnern,  bz.  60  ist  versetzt   aus  and.  croste,    was   mit  ahd. 


KOERSTEN 


331 


KOESELN  KOESKEN 


krustä,  mhd.  kruste  aus  lat.  crusta  entlehnt 
ist.  Dieses  selbst  aber  stammt  von  einem 
aus  kru  weitergebildctcn  Tlicma  Icrus  (rauh 
u.  hart  sein  etc.) ,  worüber  Weiteres  unter 
kros  u.  ros,  hs.  unter  rufe,  rofc. 

köi'steii,  Icrusten,  eine  Kruste  od.  Binde 
etc.  belxommen  od.  ansetzen.  Davon:  be- 
körsten,  bekrusten,  vernarben  etc. ;  —  dat 
bröd  (od.  de  swello,  wunde,  (^rde,  mudder, 
dat  land  etc.)  bekörstd,  bz.  is  bekörstd,  lied 
siik  bekörstd  etc. 

körster,  köster,  Backwerk  od.  Gebratenes 
mit  einer  harten  braunen,  knuspernden 
Kruste ;  (fig.)  leckerer  Braten.  —  In  einem 
unserer  ISt.  Martins- Lieder  hcisst  es  bezüg- 
lich der  gebratenen  Gänse:  bradeii  np  'n 
röster,  smaken  s'  as  'ii  köster  etc. 

kört  (flect.  körter,  körtste,  körtst),  kurz, 
nicht  lang,  klein,  gering,  unzureichend  etc.; 
klein,  kaput,  in  Stücke  etc.;  —  kört  uu  dik, 
dat  bed  gm  schik ;  —  'u  körten  büksen  (a. 
eine  kurze,  bz.  nicht  lange  Hose;  —  b.  eine 
kaputte,  zerrissene  Hose) ;  —  'n  körten  stok 
(a.  ein  kurzer,  bz.  nicht  langer  Stock;  — 
b.  ein  kaputter  od.  zerbrochener  Stock) ;  — 
de  stok  (od.  de  planke,  balke  etc.)  is  'n  fot 
to  kört;  —  be  is  bi  't  delen  to  kört  ka- 
men ;  —  lie  hokl  bum  kört ;  —  sin  wcten 
(od.  krackt,  magt  etc.)  is  to  kört;  —  kört 
fau  dür ;  —  'n  körten  tid ;  —  kört  an ;  — 
kört  of ;  —  kört  un  göd ;  —  kört  fan  be- 
grip ;  —  kört  fan  resoliitje  etc. ;  —  be  haud 
't  all'  kört  un  klen ;  —  't  fald  kört ;  —  kört 
as  rausterd  (kapiit,  zerkleinert,  zerrieben  od. 
fein  ivie  Senf) ;  —  kört  malen  (kaput  od. 
klein  mahlen,  zermahlen,  zerschroten) ;  — 
wurtels  kört  suiden  (od.  stöten,  bakkeu  etc.) 
etc.  cf.  körten,  körtför  etc.  —  Nd.,  mnd., 
nid.,  mnld.  kort;  afries.  kort,  kurt;  ivang. 
kort;  soi/.  kurt,  küt;  lielg.  kmt;  ivfries.  kirt; 
as.  kurt ;  isl.  kortr ;  norw.,  dein,  kort ;  schwed. 
kärt,  kort ;  ahd.  kurt,  cburt  «.  kurz,  churz ; 
mhd.  kurz ;  md.  kurt  u.  korz.  —  Zunächst 
loohl  entlehnt  aus  lat.  curtus,  ivas  selbst  viel- 
leicht mit  dem  gleichbedeutenden  ahd.  skurz; 
ags.  sceort,  scert,  scort ;  acngl.  scbort ;  engl. 
Short  etc.,  sowie  weiter  mit  unserm  schüren 
(reissen,  spalten  etc.)  u.  schären  (sclieren, 
sehneiden  etc.)  etc.  zu  der  idg.  y  skar 
(schneiden  etc.)  gehört,  obschon  es  auch  mög- 
lich ist,  dass  das  lat.  curtus  mit  ahd.  scurz 
zunächst  unverioandt  ist  u.  vielmehr  mit  kslav. 
kratükü  (kurz)  ;  crita  (schneiden) ;  lit.  kertu, 
kirsti  (schneiden,  mähen) ;  lett.  zertu,  zirst 
(hauen)  etc.,  soivie  iveiter  mit  griech.  krötos, 
kroteö ;  skr.  kart  (schneiden)  etc.  auf  eine 
aus  kar  erweiterte  ]/  kart  zurückgeht,  loo- 
bei  kar  indessen  auch  aus  idg.  skar  (cf. 
schär,  schären  etc.)  hervorging. 

körte,  Kürze ;  —  de  körte  fan  de  tid  lett 


dat  net  to ;  —  in  de  körte  fan  de  dagen  (in 
der  Kürze  od.  der  Kleinheit  der  Tage,    bz. 
in  der  Zeit,  wo  die  Tage  kurz  od.  klein  sind, 
=  in  den  kurzen  Tagen,  od.  zur   Winters- 
5  zeit);  —  in  't  körte  kam  ik  bi  di.  —  Nid., 
mnd.  körte;    ahd.    kurti,    churti    u.    kurzl, 
churzi,  chui'za. 
köi'te-jaii,  Zaunkönig. 
körtelik,  körtelk,  kürzlich. 
10      körten,    kürzen,  kurz  inachen,  schneiden, 
stutzen  etc. ;  —  he  körtd  de  stok ;  —  de  här 
körten  laten ;    —    de    häge    körten    etc. ;  — 
kurz  iverden;  —  de  dagen  kürten.  —  Com- 
pos.:  ofkörten,  bekörten,  ferkörten,  inkörteii, 
15  npkörten  etc.    —    Nid.,   mnd.   körten;    nd. 
körten  ;    afries.    korta ,    kerta ,    kirta ;    ahd. 
(kurzjan),  kurzen  ;  amhd.  churzen  ;  mhd.  kur- 
zen, kürzen ;  md.  kürten. 
körteiis,  körts,  kürzlich,  vor  od.  seit  Kur- 
20  zem  etc. ;  —  be  is  d'r  körtens  erst  west.  — 
Nd.,  nid.  korteus. 

kört-för  (Kurz-Futter),  Kle in- Futter ,  bz. 
Futter  ivas   aus    kleinen    od.    zerkleinerten 
Körpern  (Stücken,  Theilen)   als  Hafer,  Ge- 
25  treide-Schrot,  Mehl,  Häcksel,  bz.  Brodschnit- 
ten od.  zerbrocktem  Brod  besteht.    Der  Ge- 
gensatz von  körtför  ist  rügför  (Rauh- Futter) 
als  Heu,  Stroh  etc. ;  —   du  kanst  de  perde 
nog  wol  erst  wat  körtför  gäfen. 
30      kört-kop  (Kurz-Kopf),    ein  Mensch,  der 
kurz    angebunden,    bz.  nicht  langmüthig  u. 
geduldig  ist  «.  leicht  aufbraust   u.  in  Zorn 
geräth,  ein  Hitzkopf,  Brausekopf  etc. ;  ■ —  uira 
dl  in  acht,  he  is  'n  körtkoj),  de  sük  net  föl  seg- 
35  gen  un  andun  lett.  —  Nd.  (Br.  Wb.)  kortkopp. 
kört-koppij;,  körtko])sk,  körtkopd,  leicht 
reizbar  od.  leicht  gereizt  u.  zornig,  kurz  an- 
gebunden etc. ;   —    he   is    so    ferdömd  kört- 
kopsk,  dat  mau  hast  niks  seggen  dürd,  of  't 
40  is  in  't  wilde.  —  Nd.  (Br.  Wb.,  Dähnert 
etc.)  kortkoppisch,  kortköppscb. 
körts,  s.  körtens. 
kört«,  s.  2  körs. 

kört-str«,  Kurzstroh.  Gegensatz  von  lang- 
45  strö. 

kört-wil,  Kurzioeil;  —  kört-wileu,  kurz- 
tceilen. 

kose,   Wahl,  Ausivahl  etc. ;  —    he  bed  'n 
goden  kose  dän.  —  Nid.  keuze,  keus ;  mnld. 
50  keuse,  koose  etc.  —  Zu  kesen,  cf.  2  kör. 
küsele,    kSskere,    geköske,    Plauderei, 
Schwätzerei,  Geschwätze,  leichte  freundschaft- 
liche Zwiesprach  etc.  — •  Die  erste  Form  kö- 
sele  gehört  mit  nd.  (S chambach)  käselie 
55  (Albernheit,  Dummheit  etc.)    zu  kösebi  etc., 
ivährend  köskere  n.  geköske  zu  dem  mit  kö- 
seln  sgnongmen  köskcn  gehört,  worüber  Wei- 
teres unter  dem  folgenden: 

kü.seln,  köskeii,  schwatzen.,  plaudern,   in 
60  leichter  freundschaftlicher   u.  vertraulicher 


KOESKE 


332 


KOESTER 


Weise    sich    mit    einander  unterhalten  etc. ; 

—  se  Sitten  in  dunkern  wat  mit  'n  ander 
to  kosein.  —  Die  -iceite  Fort»  kosken,  hz. 
köseken  ist  ein  Dimin.  vom  ungihrüHclili- 
chen  kosen  od.  richtiger  eine  Weitcrbildiiii;/ 
von  kSske ,  als  dem  Dimin.  vo)i  einem  mit 
ahd.  kösi  (s.  unten)  idcnt.  unr/ehräuchh'choi 
köse,  während  kuseln  =  nd.  (Scham buch) 
käsein  (Albernheiten  s2)rcchcn  etc.);  nid.  keu- 
zcleu  (.^tatt  kozelen)  ein  Iterativ  von  nid. 
kozen  (in  liefkozen)  =:  mnd.  kosen;  ahd. 
chösön,  kösün,  cösän ;  amhd.  chöseu ;  mhd. 
kosen  (reden,  sprechen,  plaudern,  kosen 
etc.)  ist.  Dieses  ahd.  oliösön  etc.  (wovon 
vielleicht  das  franz.  coser,  plaudern  etc.) 
stammt  mit  Hai.  cusare  (behaupten) ;  prov. 
chausar;  afranz.  choser  (zanken,  streiten) 
von  lat.  causari,  während  ahd.  kösi,  cliusi, 
köse;  amhd.  cliöse;  mhd.  köse,  koese  (Gc- 
sjmich,  liedc,  Geschwätz)  mit  ahd.  kösa, 
chösa;  mhd.  köse  (liechts/iandel ;  Gespräch); 
ital.,  s2)an.,  2>'>rt.,  prov.  (Diez,  I,  141)  cosa; 
franz.  chose  (Sache,  Ding)  etc.  von  lat.  causa 
entstand,  woraus  auch  icohl  das  afries.  kaso 
od.  käse  (Streit,  Ztvist,  Gefecht);  ags.  ceäs 
(lis)  hervorging,  wie  sich  auch  dieselben  Be- 
dtgn.  in  sake  (ef.  dieses)  finden. 

küske ,  kleine,  freundschaftliche  Zwie- 
sprach  ^  kleine  l'lauderei  etc.;  —  'n  liitjet 
köske  liolden.  —  Dimin.  von  kose  =  ahd. 
kö?i  etc.,  .s'.   unter  kosein. 

kriskeii.  koskere,  s.  kosele  u.  köseln. 

1.  kiist,  .s'.  kiirste. 

'2.  kost,  Kost,  Nahrung,  Speise  u.  Trank 
zum  Unterhalt,  bz.  Siicisung,  Beköstigung  etc. ; 

—  s\vartl)röd  is  'ii  gesuntle  kost ;  —  für  'n 
meid  räkene  ik  de  kost  up  hundcrd  daler 
in  't  jär ;  —  bö  kunul  ligt  an  de  (od.  bi  de) 
kost;  —  in  küst  un  lön.  — Sprich w.:  bäter 
de  hiik  barsten,  as  de  kost  ferdarfen.  — 
Uebertragen:  Mahl,  Schmaus,  Festmahl, 
Hoehzeitsschmaus ;  —  kost  uu  kiiidelber  to 
giiker  tld  beiden.  —  Nd.  kost,  kost  (I.etz- 
teres  auch  in  der  Bedtg. :  Festmahl  od. 
Schmaus,  cf.  Danncil,  pag.  HS);  mnd., 
nid.,  afries.,  tvfries.  kost ;  nfries.  käst,  kost ; 
an.  kostr;  schwed.,  dün.,  norw.  kost;  mhd. 
koste,  kost.  Davon  entlehnt:  slov.  kösta ; 
tcend.  khöst.  —  Fs  bezeichnet  wohl  zunächst 
dasjenige  tvas  man  kostet  od.  prüft  u. 
schmeckt  u.  obschon  es  der  Lautrerschie- 
bung nach  ebenso  wie  ahd.  kust,  chust  etc. 
u.  goth.  kustus  (Prüfung  etc.),  sowie  ags. 
cyst  (auscrwählte  Figenschaft  etc.);  an.  kostr 
(Wahl,  Lage,  Beschaffenheit  etc.);  norw. 
kost  (dasselbe)  etc.,  sowie  ahd.  cliost  (arbi- 
trium)  zu  lat.  gustus  stimmt,  so  stammt  es 
doch  wohl  mit  den  obigen  germ.  Wörtern 
direct  von  goth.  kiusan ;  ahd.  kiosan  etc.  (cf. 
kesen)  ab,  icic  ja  auch  ahd.  chostön,  kostön ; 


as.  kostöu  (kosten,  prüfen  etc.)  von  einem 
zu  kiusan,  kiosan  etc.  gehörenden  Stamm 
cbost,  kost,  bz.  von  dem  ahd.  cbost  (arbi- 
triuni)  weitergebildet  ist.  Nach  Ililde- 
5  brand  (ef.  Grimm,  Wb.  V,  Spalte  JS46) 
kömmt  kost  (Schweiz,  kust,  cbust)  übrigens 
auch  in  derselben  Bedtg.  wie  lat.  gustus 
(nämlich  in  der  von  :  G  e  s  c  h  m  a  c  k)  im  nhd. 
vor.    Weiteres  vergl.  übriffcns  unter  :i  Kost 

10  in  Grimm,  Wb.  (V,  Sjialtc  181!)),  reo  H 11- 
debrand  es  mit  dem  folgenden  kost,  koste 
//(  der  Bedtg. :  A  ufw  a  n  d  für  Ftwas  etc. 
identificirt,  loorüber  Weiteres  unter  dem  fol- 
genden: 

15  kost,  koste,  kosten,  Kost,  Kosten,  Aus- 
gabe u.  Aufwand  für  Ftwas  od.  für  den 
Frwerb  einer  Sache,  bz.  das  worauf  ein  Ft- 
was Jemandem  zu  stehen  kömmt  etc.;  — 
dar  kau   ik  net   ffil    an   to   kost  leggen ;  — 

20  dat  mäkd  mi  to  ful  kosten;  —  he  bcd  d'r 
föl  kosten  fan  bad  (bz.  an  dän),  dat  be  dat 
biis  wer  niöi  kragen  bcd.  —  Nd.,  mnd.  kost, 
koste;  nid.  kost;  ahd.  cbosta;  mhd.  koste, 
kost  (Wcrth,  Breis  einer  Waare,  Aus(j((ben, 

25  Aufwand :  ferner  auch  fef.  Oscar  Schade, 
ahd.  Wb.] :  Lebensunterhalt,  Zchrung,  Speise). 
—  Dieses  Wort  ist  aus  ital.  eosto;  span. 
Costa  (Breis,  Werth,  Geldausgabe  wofür  etc.) 
entlehnt   u.  stammt    mit   span.  costar;    ital. 

30  eostare ;  afranz.  conster;  nf ranz.  c.ouXav  von 
lat.  constare.  Wegen  der  Bedtg.:  Lebens- 
unterhalt, Zehrung,  Speise  etc.  dieses  Wor- 
tes,  bz.  der  Identificirung  desselben  mit  2 
kost  (s.  am  Schlüsse  desselben)  sei  noch  be- 

35  merkt,  dass  das  an.  kostr  (cf.  Grimm,  Wb. 
V,  Spalte  18J6,  unter  2  Kost)  auch  .schon 
die  Bedtg. :  Speise,  Speisung  etc.,  sowie  fer- 
ner, dass  auch  lat.  gustus  neben  Kosten, 
Prüfen,  Geschmack  etc.   die  von:  Ge- 

40  »«SS,  Vorgericht,  Trunk  hatte  u. 
dass  dieses  icohl  dafür  spricht,  dass  2  kost 
etc.  eher  mit  ahd.  cbost  u.  cbostön  zu  kiu- 
san etc.  gehört,  als  da.ss  es  dasselbe  Wort 
ist,   wie   das  aus  dem  rom.    entlehnte   obige 

45  ahd.  cbosta. 

köstelik,  koste] k,  köstlich. 

kosten,  kosten,  zu  stehen  kommen  etc. 

1.  köster,  s.  kiirster. 

2.  köster,  Küster.    —   Sprichw.:    kösters 
50  kö  weidt  up  't  karkliof;    —    „wen    't   hart 

man  swai-t  is,"  sä'  de  köster,  do  drög  be  'u 
roden  weste  up  't  trostclber;  —  .„ärd  lett 
net  fan  ärd,"  s;i'  de  köster ,  as  sin  dogter 
dre  kinder  up  'n  mal  krög,    „mi  gung  in  't 

55  erst  just  so";  —  't  is  buiii  entgliidcu,  as  de 
köster  't  ei ;  —  net  all'  in  päps  niirs ;  köster- 
öm  ök  wat;  —  kösteröm  un  pastör  gedra- 
gen  sük  fäk  as  'n  dör;  —  kösteröm  un  pa- 
stör ferdrägd  jo  as  spek    un  köl  to  för ;  — ■■ 

60  „wat  ik  net  wet,    wct  raiu   köster,"    sä'    del 


KOESTERE 


333 


KOTE  KOT 


pastor;  —  „rigt  jo,"  sä'  de  köstcr,  do  harr' 
he  e  n  junge  för  de  düde ;  —  de  klok  geid 
as  de  küster  de  kop  steid;  —  he  hangd  siik 
up,  as  de  küster  an  de  klokke;  —  „ei  is  'n 
ei,"  sä'  de  küster,  do  langde  he  na  't  gösoi ; 

—  „wat  fedder,  wat  fri'ind,"  segd  de  küster, 
„jung'  trek  de  hüksen  of;"  —  „fol  kinder, 
föl  segeu,"  sa'  de  küster,  do  stak  he  de  dilp- 
schilliiig  in  de  taske;  —  „alle  handwarken 
sunt  smerig,"  sa'  't  küsters  wif,  do  kreg  se 
'n  endje  kers  üt  de  karke.  —  Beim:  bum, 
hani,  beier,  de  küster  mag  gen  eier,  wat 
mag  he  den  ?  'n  stük  spek  in  d'  paun,  — 
fi  wat  'n  ollen  lekkerman  (od.  dar  word  d' 
küster  lekker  fan).  —  Nd.  küster;  )dd.  ko- 
ster; mnd.,  mnld.  koster,  küster;  afries. 
küster;  ahd.  custor,  gustor;  mhd.  küster, 
guster  etc.  —  Mit  kustjus  (s.  dieses)  aus 
lat,  custos  u.  urspr.  der  Wächter,  Aufseher 
od.  Hüter  der  Kirchcnlclcinodien  u.  heiligen 
Gefässe.  ^ 

1.  köstere,  Küsterei. 

2.  köstere,  s.  küstern. 

kösterii,  schulme ister )i,  Jiofmeisiern,  Je- 
mandes Thun  u.  Lassen  in  anmassender 
Weise  tadelnd  besprechen,  tadeln,  schelten 
etc. ;  —  he  hed  altid  afer  alles  an  elk  un 
6n  wat  to  küstern;  —  du  must  di  dat  kü- 
stern wat  ofwennen  nn  net  altid  afer  alle 
lue  wat  to  seggen  hebben.  —  Daher:  be- 
küstern,  behofmeistern  (se  wil  't  altid  all'  be- 
küstern  wat  'n  ander  segd  un  deid).  —  Subst. : 
küstere  od.  geküster,  Hofmeister  ei  od.  Gc- 
hofmeister  etc.  (ik  wil  mi  din  küstere  od. 
geküster  net  altid  gefallen  laten,  ik  wet  net 
so  göd  as  du,  wat  ik  to  dön  un  to  laten 
heb') ;  —  dat  geküster  (Gehofmcister,  Ge- 
sclmlmeister,  Getadel,  Gescheite  etc.)  mut  en- 
delk  'n  ende  hebben,  dat  is  je  gans  net 
mer  iittoholden ;  —  dat  is  je  'n  old  geküster 
mit  dl;  hold'  dog  dm  rand.  —  küstern  ». 
küsteren  heisst  ivijrtl.  soviel  als  den  Küster 
machen  od.  spielen,  wie  ja  die  Küster 
früher  zugleich  oft  auch  den  Schulmei- 
ster -Die  n  s  t  versahen. 

köst-j2;anger,  Kostgänger;  —  Redensart: 
unse  lefe  hergod  hed  wunderlike  küstgangers. 

köst-hüs,  Kosthaus,  Haus  loo  Jemand  die 
Kost  u.  Speisung  hat. 

kostuni,  kestüni,  Costüm;  —  a)  Gewohn- 
heit, Brauch,  Gehrauch,  Sitte  etc.;  —  na 
de  olde  kostüraen  un  wetten,  nach  den  al- 
ten Getvohnheiten  (od.  Gebräuchen  etc.)  u. 
Gesetzen;  —  b)  Kleidung,  Tracht,  äusser- 
licher  Aufputz,  bz.  Erscheinung,  Gestalt  etc.; 

—  'n  wunderlik  kestüm.  —  Aus  mlat.,  ital., 
prov.  costuma,  bz.  ital,  port.,  frans,  costume 
etc.  u.  dies  (cf.  Die z,  1,  143)  aus  lat.  coii- 
suetudo  von  consuesco,  bz.  consueo,  dessen 
Stammverb,  suesco,  bz.  sueo  eigentlich  „ich 


eigene^'  od.  „ich  mache  (mir)  eigen"  etc.  be- 
deutet u.  mit  se,  sibi,  suus  von  derselben  }/ 
abstammt  wie  unser  sin  (sein,  sein  eigen  etc.) 
u.  siik  (sich)  etc. 
5  köt,  Koth,  stcrcus,  merda.  Es  ist  urspr. 
dasselbe  Wort  wie  kwäd  (s.  d.) ,  wird  hier 
aber  fast  nie  gebraucht  u.  kömmt  es  haupt- 
sächlich  nur  in  dem  Compos.  1  kötslän  auf 
dem  Lande  vor ,    was   vielleicht   darauf  bc- 

10  ruht,  dass  das  Subst.  kwäd,  bz.  quaad 
(ebenso  zoic  nid.  quaet,  quat  u.  kaet,  keet) 
früher  auch  hier  (cf.  O.  Ij.  R.,  pag.  777) 
in  der  Bedtg.  stercus  od.  Unflath  ge- 
braucht wurde,   wie  auch  nfries.   (Johan- 

15  sen,pag.  105)  kuad,  kiat  (Schmutz)  das- 
selbe Wort  wie  Koth  ist. 

kote,  köt,  Knöchel  (talus),  besonders  der 
Knöchel  od.  Gelenkknochen  im  Fussgelenk 
der  Pferde,  sodann  aber  auch  die  Fessel  od. 

20  das  Fesselgelenk  selbst;  ferner  (übertragen)  : 
der  Huf  u.  die  Klaue  div.  Thiere  m.  ganz 
allgemein  auch  (selbst  von  Menschen)  der 
Fuss,  meist  mit  dem  Nebenbegriff  des  Plum- 
pen etc. ;  —  fast  uji  sin  koten  stän ;  —  barg 

25  din  koten,  dat  man  d'r  nich  afer  fald ;  — 
he  haut  d'r  mit  sin  koten  in,  dat  de  schite 
huni  afer  de  kop  flügt.  —  Mnd.  kote,  kute 
(Huf,  Klaue;  Fessel;  Knöchel);  nid.  koot; 
mnJd.  kote  (talus) ;    afries.  kate,    kaet    (Ge- 

30  lenk,  Gelenkknochen,  Knöchel)  ;  lofries.  keate 
(dasselbe,  wie  z.  B.  das  Gelenk  od.  Glied 
einer  Kette  nach  Ja 2^  ix  auch  durch  ke&te 
bezeichnet  icird)  ;  schott.  (Jamieson)  coot, 
cute,  queet  (talus);    norto.    kaatra    (dasselbe 

35  tt.  nach  Iv.  Aasen  ident.  mit  an.  kvatra, 
bz.  isl.  kotra);  schwed.  kota  (Gelenk,  Wir- 
bel am  Knochen) ;  dän.  koda  (Fessel,  unter- 
stes Gelenk  am  Pferdefuss);  nhd.  Köt  he 
(dasselbe).     Weitere   Formen   cf.   bei   Hil- 

40  debra  n  d  in  G  r  i  m  m  '  s  Wb.  V,  Spalte 
1885  seq.  —  kote  als  Gelenk  u.  Gelenkknochen 
bezeichnet  ein  biegsames  od.  sich  bie- 
g  e  n  des  Etwas  u.  falls  es  gleichfalls  wie  kate 
ei)i  der  Lautverschiebung  entgangenes  Wort 

45  ist,  so  gehört  es  mit  ved.  (Grassman)i, 
Spalte  332)  küta  (Stirnhein,  Hörn),  sowie 
wahrscheinlich  auch  mit  nono.  kyta  (bügle, 
fremstaaende  fold  eller  rynke)  u.  mnld.  (KU.) 
kote,  kot  (luxata  membra,  articuli  loco  moti 

50  etc.)  etc.  zu  derselben  y  kut  od.  kut  (bie- 
gen, krümmen,  ivölben) ,  ivozu  bereits  auch 
kate  gestellt  lourde. 

Vergleicht  man  1  l)uchel  (Beule,  Höcker 
etc.)  von  bügen  (biegen  etc.),   so  würde  zu 

55  dem  obigen  noriv.  kyta  (bügle,  bz.  Beule  etc.) 
auch  das  von  H i  1  debra  n  d  (G  r  i m  m , 
Wb.  V,  Spalte  1886)  aufgeführte  nhd.  küte 
(Geschtoür,  Geschwulst),  bz.  das  von  Die- 
fenbach   aufgeführte    chot,    chüt    (bulla), 

GO  sowie  ndrhein.  küt  (Blüthchen   od.  Finnen 


KOETEL  334         KRABBE  KRAB 

im  Gesicht),    nd.  (Dann eil)  küt  (weiches  loic  xoir  z.  B.  von  Jemandem,  der  heim  Kc- 

Geschwür),  sowie  möglicherweise  auch  unser  gelspielcn  die  Ku(jel  nicht   ordentlich  wirft 

ki'ite  od.  küt  (Wade,  cf.  1  küto)  zu  verglei-  od.  loerfen  will  u.  kann,  sagen:   he  köljod, 

chen  sein.  od.  he  kiltjed  wat  herum. 

kdtel,    Küthel,    ein    einzelnes   comjiactes  5      kotiii«;,  s.  kwating. 
rundliches   Klümpchen   (od.  Klumpen)    Ex-  kd-tittP,  Kuh-Zitze, 
crcment,   welches  bei  Pferden   auch  Apfel  krab-aiikcr  (Hausbau),   ein  eiserner  An- 
genannt  wird.    —    Compos.:    müs-,    perde-,  leer  )nit   gekrümmter  Spitze   od.  Klaue  zum 
schäp-kOtel    etc.    —     Spricliw.:    du    schast  FestJudten  von  ]\Iauerplatten  u.  Bcüken. 
(schalst,  sollst)  nog  lütje  kotels  schiten.  —  10      kotsPii    od.  kodseii,   speien,   brechen,   er- 
Kd.  kütel ;    mnd.  kotcl ;   nid.  koutel ;  vinld.,  brechen,   vomiren    etc.;    —    he   kotsd  't  alT 
mflnm.  kotel,  keutel ;  hess.  (V ilmar)  k'dic},  wer  üt;   —    he  kotsd  sük  d'r  fan.    —    Nd. 
kdttel,  kiittel,  kittel  «/.  koctel. —  Wohl  Wei-  kotsen;    nid.,    mnld.,   mjläm.    kidsen,    kitscu 
tcrbildung  von  kot  ti.  soviel  als:  Koth-  od.  etc.     Da   dieses   auch   mit    andern    Vocalcn 
Dr  eck -Ding,    zumal  (ef.  Grimm,  Wb.  15  (cf.  kotz  c  n  in  G  r  imm,  Wb.)  erscheinende 
iiider  kütliol)    dafür  auch  die  Form  quättel  Wort  auch  die  Bedtg. :  husten,  räuspern  etc. 
in  der  Bedtg.  Kuhfladen  vorkömmt.  hat,   so   ist   es  zweifellos   ein  Schallwort  u. 

kötoln ,    a)    Küthels   od.   Dreckklümpchen  vielleicht  mit  kwatscn  eines  Ursprungs, 

machen  od.  fallen  lassen;  —  dat  schäp  kö-  1.  köt-üUin,  Kothschlagcn ;  i.  q.scharnsVXn. 

tokl ; —  h)  (fig.)  in  abgerissenen  Sätzen  reden.  20      2.  kot-sluu  ,    ein    Knabenspiel   auf   dem. 

1.  kßtor,  Köther,  Köthner,  kleiner  Bauer  Jjande,  zvas  darin  besteht,  dass  die  Ivncdioi 
od.  Betcohner  u.  Besitzer  einer  Kothe  (s.  mit  krummen  Stöcken  nach  einem  kotcn 
kAtv)  mit  geringem  Landbesitz  u.  daher  über-  (Klaue  einer  Kuh,  bz.  einem  Binds-Fuss- 
haupl  ei)i  3Tensch  od.  3[ann  von  geringer  knöchel)  schlagen  u.  diesen  in  ein  in  der 
(reitung  u.  geringem  Ansehen,  od.  geringer  25  3Iitte  ihres  Kreises  befindliches  Loch  trei- 
Macht  etc. ,    woraus  dann  wieder  die  allge-  ben  müssen. 

meine  Bedtg. :  Geringer,  Kleiner,  Gemeiner  kovo,  kleines  Gemach  od.  Gelass.  —  Wohl 

od.  Machtloser  etc.  hervorging ;  —  wat  wult         dasselbe  «o/e  kouwc  etc.,  bz.xinserkn.\x  ?f.  koje. 
du  kOtcr   (od.  du  Hitje  köter)  wol?    —  Nd.  1.  krabbo,  krab,   a)  Krebs;  hier  allein i- 

kütor,  käter;  mnd.  kotor,  koterer,  kotenere;  30  ger  Name  aller  Arten  Krebse,  gleichviel  oJ> 
nid.  (provinz.)  kater,  koter  etc.  gross  od.  klein  u.  ob  mit  od.  ohne  Schccren ; 

2.  köter,  Köter  od.  ein  kleiner  Hund,  —  Sprichio. :  wcu  d'r  anders  \\\k%  is,  den  is 
urspr.  aber  (wie  nd.  köter;  mnd.  koter  u.  de  krahbe  uk  'n  fisk;  —  b)  ein  kleiner 
koterliuud  etc.)  ein  Bauern-Hund  von  ge-  schwarzbrauner  Rüsselkäfer,  dessen  braune 
meiner  Art  (nach  Dähncrt  ein  Bauer-  u.  35  od.  schwarze  Ixirve  (Kornbohrer ,  Kortt- 
Scliäferhund)  od.  richtiger  lüohl  „Hund  eines  krebs,  brauner  od.  scJuvarzer  Korn  wurm, 
Köthners  od.  kleinen  Bauern"  u.  so  auch  cahmdra  grauaria)  sich  in  das  Korn  hinein- 
(da  ein  solcher  keinen  grossen  angeketteten  bohrt  u.  das  Mehl  auffrisst;  —  c)  (in  ilher- 
Jlofhund  halten  kann  u.  braucht)  überhaupt  tragener  Bedtg.  u.  theUs  mit  Bezug  auf 
ein  kleinerer  Hund  von  gemeiner  llace,  wie  40  krabbeln  u.  krabben  etc.),  ein  kleines  Kind. 
auch  mnd.  koter  im  Gegensatz  zu  rekel  welches  ivie  ein  Krebs  auf  allen  Vieren,  b:. 
(grosser  Hofhund)  .steht.  mit  Händen  u.  Füssen  auf  dem  Boden  her- 

kütei'-bür,   Köther-Bauer,   kleiner  od.  ge-  umkrahhelt  u.  kriecht,    bz.   was   noch  nicht 

ringer    Bauer.    —     Nid.    (provinz.)    koter-,  gehen,  sondern  erst  kriechen  kann  (de  lütje 

keuterboer.  45  krabbon  krabbeln  un  krupcui  en  all'  um  de 

kütje  (Dimin.  von  kote),  a)  kleiner  Knö-  fotcn  herum)  od.  auch  eine  kleine  kratzende, 

chel   od.  kleiner  Gelenkknochen,    womit  die  lebhafte  u.  streitsüchtige  Person  ('t  is  so  'n 

Kinder  (wie  mit  bikkels)  spielen;  —  b)  klei-  regten  lütjen  krabbe,  cf.  krabkater«.  kribbe), 

ncr  Huf  od.  kleiner  Fuss  eines  mit  Hufen  sowie  auch  ein   widerstrebender    od.    wider- 

M.  Klauen  bewehrten  Thicres,  wie  z.  B.  eines  50  haariger  u.  unwilliger  Mensch  (der  störrisch 

Lammes  od.  Ferkels.  ist,   loie  ein  Krebs,    bz.  sich  wie  ein  Krebs 

k»tje;  i.  q.  1  koter  in  der  Bedtg.:  Klei-  überall  an  feslklammt   od.   rückwärts   geht, 

ner.  Geringer,  Machtloser,  loenig  od.  nichts  loenn  er  voraus  soll),   von   dem  wir  sagen: 

vermögender  Mensch;  —    du  biist  'u  regten  he  is  'n  regten  krabbe,    war  niks  mit  anto- 

kßfje;    du    kanst    je    niks.    —    Daher  auch  55  fangen  is.  —  iV(/.  krabbe,  krawwe  ;  nid.,  mnld. 

kftfjobiir  =  köterbür.  krab,    krabbe;    ags.  crabba;    aengl.  crabbe ; 

kotjen,    in   kleinlicher  Weise,   od.   in  ge-  engl,  crab;  an.,  isl.  krabbi  ;  norio.,   schwcd. , 

ringem    IJmfange    Etwas    beireiben,    bz.    so  krabba;  dän.  krabbe.  —  Davon  weitergebil- 

handeln  u.  tJtun,  tvie  ein  kleiner,  schwacher,  dct  (aus  der  Grdform  krabaii  od.  kraba,  bz. 

machtloser  u.   nichts  vermögender   Mensch,  60  einem  ahd.  crapo) :  ahd.  chrepazo  (and.  kra- 


KtlABBE  KRAB 


335 


KRABBEN 


bata?),  crebiz ;  mliä.  krebeze,  chrebze,  krc- 
bez,  krcbz;  mnd.  krevet,  kroft;  nd.  krcved, 
krewet,  krecvd;  dithm.  (Schütze,  11,337) 
kraut  (aus  krawet  :=  krabet);  nid.  krecft; 
7mild.  krevet,  kreft  (auch  Harnisch,  bz.  tho-  5 
rax,  scutum  etc.) ,  wovon  afranz.  escrevissc 
(a,uch  Harnisch) ;  franz.  ecrcvissc ;  nprov. 
escrabissa,  escrevici ;  tvall.  gravcse,  gravase, 
graviche  (Krebs),  während  aus  afranz.  es- 
crevissc etc.  neben  dem  altern  engl,  crcvis,  10 
crevishe  (cf.  K  i  l.  tmter  krevisso)  auch  tvoJd 
mnld.  krevisse,  krcvitse  hervorging/.  —  krabbc, 
bz.  kraban  ivird  von  Fi c  k  (III,  50)  ebenso 
wie  krabbeln  etc.  zur  germ.  y  karb  (ker- 
ben, cf.  karten)  gestellt,  wonach  dann  die  15 
krabben  od.  Krebse  urspr.  cntiveder  als 
Kerbthier e  od.  Kerfe  (wie  die  Insec- 
ten)  od.  als  Bitz-  od.  Kr atzthier e  (cf. 
krabben)  aufgefasst  sind. 

2.  krabbe,    krab,    eine  kleine  Hacke  od.  20 
Karst  mit  im  Winkel  gebogenen  Zinken  zum 
Aufkratzen  u.  Lockern  des  Erdreichs.     Zu 
krabben. 

krabbele  od.  gekrabbel,  Krabbelei,  Kraize- 
lei  etc.  od.  Gckrabbel,  Gekratzcl,  Gekrieche  etc.  25 

krabbeler,  Einer,  der  ivorauf  herum-krab- 
belt  w.  herum-kriecht. 

krabbeln  (Iterativ  von  krabben),  krabbeln, 
kratzein,  krauein,  kritzeln,  ritzein,  bz.  die 
mit  kratzenden,  ritzenden  u.  haken-  30 
d  e  n  hornigen  Spitzen  (Nägeln,  Klauen  etc.) 
beioehrten  Extremitäten  wiederholt  tastend 
an,  auf  od.  in  Etwas  herumbewegen,  od.  da- 
mit an  u.  auf  Etwas  herumkriechen  etc., 
toodurch  dann  zugleich  vom  häufigen  u.  wie-  35 
derholten  Bewegen  des  betr.  Gliedes  aucli 
ein  toimmclndes  Geivoge  (cf.  auch  kribbehi) 
entsteht;  —  be  krabbeld  (kratzclt,  krauelt, 
bz.  kratzt  sich  loiederholt)    sük    up  de  kop ; 

—  wat  krabbeld   (kratzelt  etc. ,   kratzt  loie-  40 
derholt  n.  fortgesetzt,  ivodurch  zugleich  auch 
ein  kratzendes  GeräuscJt  entsteht)  dar  an  de 
dör?  dat  is  gewis  'n  miis  of  'n  lütjed  kind; 

—  dar  krabbeld  (kratzelt  u.  kriechclt  od. 
kribbelt  etc.,  in  Verbindung  mit  einem  jucken-  45 
den  Gefühl)  nn  al  so  wat  in  de  nak  berum; 
kik'  insen  to,  wat  dat  für  'n  der  is ;  —  de 
liitje  kinder  krabbeln  up  de  däle  (od.  in  't 
sand  etc.)  berum ;  —  de  niiisen  krabbeln 
(kratzein  und  rascheln  od.  bewegen  sich  50 
kralzelnd  u.  raschelnd)  in  't  strö  berum ;  — 
wat  krabbeld  un  krupt  dar  in  't  sand  berum  ? 
dat  sunt  cmer  migbamels ;  —  be  krabbelde 
sük  d'r  gau  wer  üt  (z.  B.  aus  einem  Loch 
od.  Graben,  indem  er  mit  Händen  u.  Fiis-  55 
sen  sich  an  die  Kante  anklammerte  u.  so 
daran  emporklomm  u.  aus  dem  Loche  etc. 
herauskroch) ;  —  be  krabbeld  sük  gau  wer 
up  etc.  —  Nd.  kral)beln,  krawwcln ;  mnd. 
krabbeln  (krabbeln,  herumkriechen  etc.) ;  nid.,  60 


mnld.  krabbelen  (unguibus  arare ,  rädere ; 
inepte  pingere,  scribere  sive  exarare) ;  engl. 
crawl  (krabbeln,  kriechen  etc.) ;  an.  krafla ; 
isl.  krabla;  schwed.  krafla;  norw.  kravla; 
dän.  krafle ;  nlid.  krabbeln,  krabeln,  krap- 
pein etc.,  cf.  Grimm.,  Wb.  V,  Sandte  1911 
u.  weiter  auch  kribbeln. 

krabbe)!,  kratzen,  krauen,  ritzen,  scha- 
ben, scharren  etc. ;  —  all'  wat  scbarp,  spits 
of  rüg  is,  dat  krabd ;  —  be  krabd  sük  de 
kop ;  —  be  krabde  (od.  kleide)  sük  üt  fer- 
liigcnbcid  agter  de  ören ;  —  de  katto  bed 
mi  krabd,  dat  't  blöd  d'r  ütlöpd  ;  —  de  bök- 
stafon  fitkrabben ;  —  an  de  müre  krabben  ; 
— ■  de  müre  ofkrabben ;  —  de  füligbeid  d'r 
ofkrabben;  —  lic  krabd  (scharrt,  gräbt  mit 
den  Händen,  bz.  den  Nägeln  etc.)  sük  'n 
gat  in  de  erde ;  —  he  krabd  (scharrt,  wühlt 
etc.)  de  kertuffels  in  de  erde;  —  be  krabd 
d'r  sand  afer ;  —  be  krabd  in  't  strö  herum ; 
—  he  bekrabd  sük  d'r  mit  od.  in  ;  — •  he 
krabd  (scharrt,  begräbt,  loühlt  etc.)  sük  in 
't  strö,  od.  in  't  bedde;  —  he  krabd  sük 
d'r  wer  üt;  —  he  krabde  sük  gau  üt  't 
bedde;  —  he  krabd  (rafft)  sük  up ;  —  he 
krabd  (scharrt,  schrappt,  rafft  etc.)  föl  geld 
tosamen ;  —  he  krabd  (rafft,  reisst  etc)  't 
all'  na  sük;  —  he  krabd  (schreibt,  ritzt  mit 
dem  Griff^el  od.  der  Feder,  bz.  schreibt 
schlecht,  kritzelt,  kleckst  etc.)  dar  wat  hen 
(od.  toregt) ,  wat  hast  gen  minsk  läsen  kan 
etc.  —  Bezüglich  der  Bedensart:  lie  bed 
d'r  wat  mit  to  krabben,  dat  he  de  budel  in 
Order  hold,  od.  he  hed  d'r  wat  mit  to  krab- 
ben had,  dat  he  't  klär  kreg  (vergl.  auch 
Danneil,  pag.  168  unter  rack'n,  kratzen, 
reinigen  etc)  sei  noch  bemerkt,  dass  krab- 
ben hier  meiner  Ansicht  nach  nicht  gerade 
die  Bedtg. :  t  h  u  n,  arbeiten  od.  besch äf- 
tigt  sein  etc.,  sondern  zunächst  die  von: 
reinigen  od.  abkratzen,  schaben 
etc.  (ab s  chaben,  glätten,  hob  ein  etc. 
u.  so  auch  putzen,  blank  machen)  hat,  2oo- 
bci  noch  bemerkt  sei,  dass  ivir  schummeln 
(reinigen,  sätibern  etc.)  auch  rejle.v.  in  der 
Bedtg. :  sich  anstrengen,  beeifern,  wehren, 
stark  bemühen  (he  schummeld  sük  d'r  ta- 
gen ;  —  du  must  di  d'r  tagen  schummeln 
[od.  sotten,  weren  etc.],  dat  du  klär  worst 
etc.)  gebrauchen  u.  dass  auch  Dann  eil 
an  der  obigen  Stelle  ja  gerade  krabben  in 
der  Bedensart:  „ick  heff  so  väöl  to  krabben 
hat"  mit  rakken  (kratzen,  reinigen  etc.)  für 
syn.  erklärt.  —  Nd.,  nid.,  mnld.  krabben 
(scalpere,  scabere,  rädere,  arare,  fodere,  la- 
cerare  unguibus) ;  wfries,  kraebjen;  an.  krafsa, 
krapsa  (nach  Fick  einem  ahd.  chrapisun 
entsprechend)  ;  norio.  krafsa,  kravsa  ;  schtved. 
krafsa  (kratzen,  scharren)  u.  daneben  auch 
norw.  krabba  (krabbeln ;  grappsen^  raffen  etc.) ; 


KRABBEN-PLOG         336         KRACHT  KRAFT 

schiceä.  krabba  ßrahbcht,  kricbeJn  etc.) ;  nhcl,  Auflcratzen  od.  Anfreissen  u.  Aufloclcern  des 

oberd.    krähen    (krabbeln    ctv.)    und    kräboii  Erdteichs,  bz.  zum  Anscliarren  u.  Anerdcn 

(kratzen,  krauen).  —    Zunächst  mit  krabbe  der  Kartoffeln  u.  sonstiger  Gemüsepjianzcn ; 

u.  karfeu    von    einer   germ.    y    karb,    krab  —  d)  Person  die  kratzt  ii.  ritzt,    z.  B.  mit 

(kratzen,  ritzen  etc.),  die  aber  nac]t  schrab-  5  den  Nägeln;  —  du  lütje  krabbei'  od.  krab- 

ben    (wie  dies   auch  schon  unter  karfen  er-  kattc  etc.;  —  e)  Person  die  kratzt  u.  scharrt 

wähnt)   auf  eine    idg.  y  skarp    od.   skarbh  =  Schar rcr.  Geiziger,  filziger  Mensch  etc.; 

(als  Erweiterung  von  skar)  zurückgeht.  Falls  —  f)  Einer  der  Ritze  od.  Striche  ohne  Plan 

nicht    aus    dem   Dcutschett    entlehnt,   würde  auf  dem  Eise   od.    dem  Papier  macht ;   ein 

sich  daher  auch  lit.  (Schleicher,  Chrest.,  10  schlechter  Scldittsthuhläufer ,    ein  schlechter 

310)   kribzdii,  krobzdii    (kribbeln,   krabbeln,  Schreiber,  ein  Kritzeier  etc. 

wimmeln)  u.  krapztau  (kratzen)  mit  unserm  krabbi^,   kratzig,   streit-  u.   zanksüchtig, 

krabbon  etc.  hiezu  stellen  lassen.  widerharig,  iciderstebend  etc.,  cf  kiibbii^-. 

krabben-plög,     Wörtl.:   ein   Krabben-  krab-kator  od.  krab-kalte,   Kratz-Kater 

od.  Krebsen-Pflug,  bz.  ein  mit  Krcb-  15  od.  Kratz-Kcdze,   hauptsächlich   als   Schelt- 

sen  bespannter  u.  c())i  Kr cb sen  gezogener  wort    auf   kratzende  Kinder    od.    Personen 

Pflug,    od.  auch   (cf.  plö":  in  der  Bedtg.:  angewandt.  —  AVHrZovr/wi ;  krabkater  spriing 

Gespann,    Kopijjcl,    Verbindung,  Rotte  etc.):  in  't  watcr,  wul  tiskon  fantfou,  blcf  in  't  not 

einKrabben-  od.  Kr  ebsen-  Gespann,  bcliangon. 

bz.  ein  Gespann  od.  eine  Genossen-  20  krahsel ;  i.  q.  sclirabscl  oc?.  scliäfscl,  «äw- 
schaft  etc.  von  Krebsen.  Daher  (von  lieh  das  mit  einem  kiabbcr  od.  sonstigen 
der  Wesenheit  u.  dem  Gebühren  der  Krebse  scharfen  Etwas  (Nagel  od.  Geräth)  Abge- 
abgelcit)  fig.:  a)  (masc.)  ein  Etwas  (Ding,  kratzte  (rasura)  od.  Abgeschrappte  (Ab- 
Gegenstand, Sache  etc.)  icomit  man  nicht  schabsei  etc.),  bz.  der  Abfall  der  durch  od. 
vorwärts  ko)nmen  kann,  od.  was  nicht  vor-  25  beim  Kratzen  entsteht,  wie  nhd.  Kratze, 
tcärts  geht,  weil  Krebse  davor  gespannt  sind;  Krätze,  Kretze,  cf.  Grimm,   Wb.   V,  ii072 

—  dat  is  je  'n  kral)benplög,  de  bndol  wii  je  seq.  Kratze  n.  Krätze  sub  2. 

nicb  tiPigeis;   —    b)  (neutr.) ,   eine    Vereini-  kracht,  kral't   (Plur.  kiacbten  u.  kräften 

gung  od.  Rotte  etc.  von  Menschen  die,   wie  od.  kvviU'u),  Kraft,  Vermngrn,  Stärke,  Macht, 

ein    Krebsen  -  Gespann  ,    entweder   langsam  30  Geuudt  etc.;  —  de  kracht  is  d'r  i'it;  — dar 

kriechen    u.  nicht  vorwärts  kommen  ti.  wol-  sitt  gin  kracht    (od.  kraft)    achter ;    —    mit 

len,  od.  bald  vorwärts  %i.  bald  rückwärts  ge-  f nUe  krachten ;  —    sin  krefton  hobben  bum 

hen,  bz.  nach  verschiedenen  Seiten  hinziehen  ferlaten.    —    Nd.,  mnd.  kraclit,   kraft;   nUl. 

u.  zerren,    nicht    nach    einem   u.  demselben  kracht;  mnld.  kracht,  kraft;  afries.,  ufries. 

Ziel  hinstreben  etc.,  od.  die,  loie  die  Krebse,  35  kreft;    satl.  kraft;    wang.  kräft;    as.   kraft; 

retograde  Beicegungen   machen   u.   mit  dem  ags.    cräft    od.    cracft;    acngl.    craeft;    engl. 

Zeitgeist  nicht  fortgehen,  Reactionäre,  Duck-  craft ;    an.    kraptr    u.  krapti;    norw. ,    dän., 

mäusern.  Finsterlinge  etc.  sind;  —  mit  dat  scJtwed.    kraft;     ahd.    craft,    kraft,    cbraft, 

krabbeu])h"ig  kan  man  je  nicli  forgels  kamen;  chrapht,  khraft,  craf,  chraf;  mhd.  kraft. 

—  mit  dat  krabbcnplüg  fan  folk  wil  'k  niks  40  Bemerkt  sei  zunächst,  dass  das  ags.  cräft 
to  dün  hol)ben,  de  willen  altid  rüggels;  —  od.  craeft  neben  vis,  robur,  potentia,  facul- 
c)  Vereinigung  od.  Knäuel  von  Krtisen  cds  tas  etc.  auch  in  der  Bedtg.:  ars,  artificium 
Bild  einer  sich  wirr  durcheinander  bewegen-  etc.  gebraucht  ivurde  u.  dass  liicvon  das 
den  u.  durcheinander  wirbelnden  Masse  u.  engl,  craft  die  von  dem  deutschen  Kraft 
so  fig.  auch  einer  wirren  u.  verwirrten  Sache  45  (dnceichende  Bedtg.:  Kunst,  Fertigkeit, 
«.  Angelegenheit  od.  grossen  Verwirrung  (r  e schick  lieh  k eit,  List  etc.  sowohl, 
überhaupt;  —  dat  krabboiiplog  sitt  je  all'  als  auch  die  von:  Handwerk,  Gewerbe 
dür  'n  ander  beiidör;  —  dat  is  so  'n  krab-  etc.  hat,  während  wieder  andererseits  das 
benplög,  dat  't  hei  net  wer  üt  'n  ander  to  Wort  kraft  im  as.  n.  ahd.  aus  Macht  od. 
krigen  is.                                                                50  V  er  mag  en.  Stärke  etc.  auch  in  die  von: 

krabber,  Kratzer,  bz.  Kratz-Ding  u.  Kratz-  Heeres  m  a  c  h  t,  M  an  n  seh  aft,  Sc  h  a  a  r, 

Wesen.     Daher:   a)    Nagel   od.  Kralle    von  Menge,  Fülle  etc.  überging,  welche  Be- 

Men.'ich  u.  Thier ;   —   ik   mut   di   din  lütje  dtgn.   sich   indessen   später  toieder  verloren 

krabbers  hold  insen  wat  ofsniden,  se  worden  haben. 

wat  to  lank;  —  b)  Krcdzwerkzeug,  bz.  eiser-  55       Fick  (cf.  III,  49)  meint,  dass  das  Thema 

nes  Geräth   tvomit    man    Mauern,    Wände,  krafti     eigentlich    Zusammenz ichung , 

Bäume  etc.  abkratzt  u.  reinigt  od.  Ding  u.  Anspannung  bedeutet    u.   stellt  es  daher 

Vorrichtung,    ivorauf  man   die  Sohlen   des  mit  nhd.  J\ram}>f,  Kramjic,  kr i mpfen 

Schuhwerks  abkratzt;  —  c)  eine  Hacke  od.  etc.  (cf.  kram  etc.  u.  ]ir\m\)Cü)  zu  einer  germ. 

Karst  mit  kleineren  u.  grösseren  Zinken  zum  GO  y  krap,  kramp  (zusammenziehen),   ivozu  er 


KRACHT  KRAFT 


sa? 


KRAEFEN 


auch  (III,  51)  klap,  klamp  (cf.  klap,  klap- 
pen,   bz.  klam,   klainpc,  klampoii  etc.)    ver- 
gleicht   ti.    bei   Letztere»!    wieder    auf  lit. 
ap-glebiu,  ap-glebti  (mit  den  Armen  umfas- 
sen etc.,  cf.  III,  51  u.  II,  352  unter  glab) 
etc.  verweist,  dessen  Thema  gliib  mit  slav.  (II, 
347)   garb,  gramb  eins  sei)i  kann  u.  jeden- 
falls auch  formell  u.  begrifflich  zu  slav.  (II, 
556)    grab    (greifen,  fassen,   timfassen   etc.) 
stimmt.     Gehört  mm  aber  lett.  griba  (Wille, 
Verlangen  etc.)  mit  lit.  greübiii,  grebti   (er- 
greifen etc.)    u.  lett.  gräbju,    gräbt   (greifen 
etc.)  zu  slav.  grab,  bz.  skr.  grabh,  idg.  garbh, 
grbh,  greifen,   fassen,   timfassen  etc.    (wozu 
Fick  ausser  gripen    aucJi,  kalf,    nebst   lat. 
galba  etc.  stellt),  so  dürfte  das  ags.  crafjan 
(loolten,  verlangen,  fordern  etc.,  cf.  IL  Leo, 
40)  =  aengl.  craven,  engl,  crave,  an.  krefja, 
nortv.  krevja,    dän.  kraeve ,    schtved.  krätja 
od.  krilfva  mit  isl,  cm.  krafa,  schtved.  kraf, 
norio.,    dän.  krav    (Forderung,    Verlangen 
etc.)    wohl   auch  mit  dem  obigen  lett.  griba 
(Wille,  Verlangen  etc.)  zu  diesem  idg.  garbh, 
grabh  (greifen   u.    langen   toonach   etc.)   zu 
stellen  u.  demnach  das  für  kraf-jan  etc.  auf- 
zustellende germ.  Thema  kraf  mit  idg.  garbh 
tdent.    sein.      Da    nun    aber    im  germ.  das 
Präter.  in  der  Regel  dem  urspr.  Thema  ent- 
spricht,  so  ist  tüohl  anzunehmen,    dass   (cf. 
grabbeln,  grappeu,  grabbeln  etc.  von  gripen) 
urspr.  neben,  gripan   aucJi    ein  germ.    Verb. 
krifan  (od.  auch  kripau,  kriphan  etc.),  kraf, 
kruf,  krufun   mit  derselbeii  Bcdtg.    toie   gri- 
pau  bestand  u.  dass  von  dessen  Präter.  kraf 
(od.  krap,  kraph,  krapf,  chraph  etc.)  in  der 
Bedlg. :  (ich  od.  es)  g  r  iff  etc.  eben  das  ags. 
craf-jan  mit  der  Grdbdtg.:  Griff  machen 
od.  greifen  u.    langest  tvonacJt,    (bz.  die 
greifende   Hand    nach   Etwas   ausstrecken, 
um  es  zu  erlangen  ti.  zu  bekommen.,   Etwas 
greifen  u.  haben   ivollen ,   Etwas   verlangen 
u.  fordern   od.  begehren  etc.)   loeitergebildet 
wurde.     Dass  nun  aber  neben  krafjau  auch 
von,  kraf  ein   Verb,  krafan  (kruof,  krof)  mit 
der  Bcdtg. :    Griff  machen,    od.  greifen  etc. 
bestanden  haben  kann,  ist  klar,  sowie  auch, 
dass  beim    Vergleich   unsers  kräfd  od.  kraft 
vo)i  kräfen,  bz.  karfd  od.  karft  (gekerbt)  von 
karfen,    sowohl   von   einem   ags.  crafan   als 
crafjan  (cf.  H.  Leo,  pag.  40,  der  für  craf- 
jan u.  cräft   ein,  Primitiv   crafan   [arriperc] 
aufstellt  u.  crafjan  zunächst  mit:   erzwin- 
gen, an  sich  reissen  übersetzt,  während 
er  für   cräft    [Kraft,    Kunst,    Wissenschaft 
etc.]    die    Bedlg.:    Fähigkeit    des    An- 
sichr eissens  etc.  zu  Grunde  legt),  auch 
ein  Stamm  craft  od.  cräft  (als  3.  Pers.  praes., 
od.  als  Pcrfectum   =  ge-craft   od.   ge-kräft 
mit  der  Bedtg. :  packet,  greifet,  fasst,  hält 
etc.  od.  [hat]  gegriffen,  gepackt,  ge- 

J.  teu  Doorukaat  Koolman.    Wörterbuch.    II. 


fasst  etc.)  bestand  u.  tvenn  man  nun  ver- 
gleicht, Wie  klemme  aus  der  Bedtg.:  Klemm- 
Eig e  nschaft   (cf.  klemme  sub  b)   in  die 
von:   Klemm- Vermöge n  etc.   u.   weiter 
5  die  von:    Kraft,    Maclit,   zwingende 
Macht  etc.  überging,  so  ist  es  aucJi  eben- 
sogut denkbar,   dass  von  einem,  agerm.  kra- 
fan (cf.  magt  von  magan)  od.  krafjan  (grei- 
fen od.  Griff  machen)  auch  ein  Subst.  krai't 
10  (Thema  krafti)    entstand,    was   ähnlich   toie 
klemme  zunächst  „einen  Zustand  od.  eine 
Eig  e  nschaft    wo    Jemand    od.    Etwas 
packt  od.  greift  u.  fasst  etc.   u.  eines 
Dinges   mächtig  ivird,    bz.  wo  Jemand    od. 
15  Etwas  bereits  gegriffen  u.  g epackt  od. 
gefasst  hat"  bezeichnete  u.  dann  hieraus 
die  von:   Macht  od.   Vermögen  sowohl, 
als  auch  die  von:    Kunst,    Kenntnis s, 
Wi ssenschaft   (als   das   geistig  Gegrif- 
20  fene  u.  Gefasste)  etc.  hervorging.    Für  einen 
urspr.  Stamm  kraf  für  krafti,  bz.  für  einen 
Zusammenhang  des  Subst.  Kraft  mit  ags. 
crafjan,  an.  krefja,  isl.  krafa  (erlangen,  od. 
greifen  toonach)  od.  einem  alten  krafan  (grei- 
25  fen,  fassen,    halten  etc.)    sjjricht  auch  wohl 
das  an.,  isl.  kraefr  (fortis,  robustus)  =  norio. 
kraev,   was  (cf.  H.  Leo,  40   unter  crafan) 
möglicherweise  für  kroefr  od.  kröfr  (cf.  an. 
klaek,  kloek  =  klök,  bz.  klökr    in  Ziisam- 
30  mensetzungen)  steht  u.  dann  aus  einem  Prä- 
ter. kruf  von  krafa  hervorging. 

kracht-(lä(l,    Kraftthat,   Machtthat,   kräf- 
tige, mächtige  Thai,  Ileldenthat  etc. ;  —  dör 
sin  krachtdaden  is  de  slagt  wunnen. 
35      ki'aclit-diulig,  kraftthätig,  Kraft  u.  Blaclit 
zeigend  u.  ausübend,  mächtig,  gewaltig  etc., 
bz.  mit  Kraft,  Macht  od.  Energie  etc.  han- 
delnd u.  wirkend,  sehr  thatkräftig  od.  ener- 
gisch etc. ;    —    'n  krachtdädigen  kerel    (od. 
40  wind  etc.) ;  —    dat  weid    (od.  störmd)   gans 
krachtdädig. 
kraciitelös,  kracht-los,  kräftelos,  kraftlos. 
krachten,  kräftcn,  stärken  etc.    Davon  Com- 
pos. :  ferkrachten  (verkraften,  verstärken  etc.) ; 
45  —  untkrachtcn  (entkräften  etc.) ;  —  bekrach- 
ten (bekräften,  bestärken,  bekräftiget  etc.). 

kraclitig,  kräftig,  mächtig,  stark  etc.,  bz. 
Kraft  u.  Macht  etc.  habend  u.  besitzend  etc. 
kraclltigon,    kräftigen,    stärken    etc. ;    — 
50  dat  krachtigd  lium.  —  cf.  bekrachtigen  (be- 
kräftigen, bestärken  etc.). 

ki'aclit-lo.iiglieit,  Kraftlosigkeit. 
ki'aclit-wörd,  Kraft-,  Machtwort  etc.;   — 
'n  kraciitwort  spräken. 
55       kräfd  od.  kl'iil't,  gekerbt  etc. ;   s.  kräfen. 
kräfo  od.  ki'äve,  Kerbe,  Kerb,  Einschnitt, 
Vertiefung,  Falte,  Runzel  etc.;  —   'n  kräfe 
in  't  holt;  —  kräfen  in  de  hud  etc.    —    cf. 
karfe  u.  schräfe. 
CO       kl'äfeii,  kerben,  einschneiden,  ritzen,  Ein- 

22 


KRAFT 


3^8 


KRAIEN  KREIEN 


schnitte  «.  Vertiefungen  machen  etc. ;  cf. 
karfen. 

kraft,  .».  kracht. 

ki'äf:-bunk,  s.  kragebunke. 

kra^p,  Kragen;  —  u)  Hals,  Gurgel, 
Schlund;  —  't  imit  all'  dür  de  krage  in  de 
mage;  —  h)  Hals,  Genick,  Xacken ;  —  hö 
füt  hum  1)1  de  krage  uii  sinet  laim  baten  do 
döro ;  —  ik  kreg  hum  bi  de  krage  un  walkde 


kregel  (muthig,  stark,  kräftig):  »md.  (Seh. 
u.  Tj.)  kregel,  krighel ;  nid.  kregel,  krijgel, 
kriege! ;  mnld.  krjghel  (pertinax,  obstinatns, 
praefractus,  durae  cervicis) ;  mßäm.  kryghel 
5  (dasselbe);  ahd.  kregil,  bz.  cregil,  chriegil, 
gregil  in  widarcregil  etc.  (obstinatns);  mhd. 
(M.  Lc.ver)  kriege,  kriegel  (widerstrebend, 
störrig,  streitbar).  —  ])ass  dieses  Wort  in  der 
Bedtg. :  j)Crtinax,  obstinatns  etc.,    bz.  wider- 


hnm  dügtig  dOr;  —  c)  ein  Etwas,  was  imui   10  strebend  etc.  ebenso  wie   mhd.  kriegio,  krie- 


um  den  Hals  legt  od.  trägt,  bz.  eine  Ein- 
fassung u.  Bekleidung  des  Halses  (coUare), 
sei  CS  lose  für  sieh  od.  auf  ein  Kleidungs- 
stück aufgenäht;  —  du  ninst  mi  'n  krage 
umdön ;  —  Conipos.:  siiitseukrage ;  —  rok-, 
henuls-krage  etc.;  —  d)  der  einfassende  u. 
vorstehende  Hand  od.  der  Kandbesatz  eines 
Bohrs  od.  einer  Pumpe  etc. ;  —  up  dat  rfir 
inut  'ii  neen  krage  (Flantsche)  upsettd  wor- 
den, de  olde  is  dorfriiten.  —  Xd.  kragen ; 
mnil.  krage;  nid.  kraag;  nudd.,  vijläm.  kraeghe 
od.  craeglie ;  ivfries.  kreage ;  engl,  crag ;  schott. 
(Jamieson)  crag,  crage,  craig  (wie  sab  a 
u.  b) ;  isl.  kragi ;  norw.,  schwed.  krage;  dän. 


15 


20 


giscli  u.  kriec,  bz.  krieg  (widerstrebend,  wi- 
dersetzlich ,  kriegerisch  ,  cf.  S c h m  eller , 
zweite  Aujl.  von  Fr  omma  nn,  I,  ISCS) 
von  krieg  (das  Streben  nacli  u.  gegen  Et- 
2oas,  ]\"iderstreben  etc.,  cf.  krig)  loeitergebil- 
dct  ist  bz.  zu  krigen  (kreg,  kragen)  in  der 
urspr.  Bedtg.  gehört,  ist  klar  u.  hat  also 
kriegel,  kryghel  ursjir.  einen  Zustand  vo)i 
Wi de r  str  eh  en  od.  Wide r s tan  d  ii. 
Widersetzlichkeit,  bz.  des  sich  A uf- 
richtens  u.  Aufbau  mens  (gegen  Et- 
7oas)  bezeichnet,  ivoraus  sich  dann  (im  nid. 
ist  die  Form  kregel  Jetzt  auch  die  gebräuch- 
lichste) die  Bedlgn. :  hartnäckig,  unnachgie- 


krave  (Kragen,  Halskragen);   ahd.  clirago;  25  big,  unbeugsam,  trotzig,  ungebeugt  u.  gerade 


amhd.  cbrage ;  mhd.  krage  (Hals,  Schlund) 
—  Wahrscheinlich  mit  tat.  gnrges  u.  alid. 
qnerea  (Kehle,  Schlund)  etc.  zu  einem  igd. 
Thema  garg,  grag  =  skr.  garj  (cf.  Bnpp, 
Gloss.  comp.,  ll.'i,  erste  Spalte)  als  Erwei-  30 
terung  der  y  gar  (cf.  kille),  od.  (cf.  Fick, 
I,  .56o)  zu  garg  als  Verkürzung  von  gargar 
als  Intensiv,  von  gar,  falls  es  nicht  etwa  mit 
krigen,  bz.  mhd.  krieg  u.  afries.  kriga  (Ver- 
drehung,  Verrenkung?,  s.  unter  krigen  am  35 
Schlüsse)  zu  dcrtielben  y  gargh,  gragh,  grangh 
(drehen  etc.  od.  krümmen  beugen-etc.)  geliört, 
da  der  Hals  auch  als  ein  sich  biegendes 
u.  drehendes,  od.  als  ein  biegsames, 
g elenk i g e s  Etwas  gefasst  sein  kann. 

kragen-bunkp ,  ki-ägliuiik,  Halsknochen, 
Schlüsselbein,  Genick;  —  he  hed  siik  de 
krägbunk  ofstödt. 

krä^el,  kre<;el,   trotzig,   stolz,  kühn,  mu- 


auf gerichtet,  stolz,  kühn,  mutliig,  fest,  kraft- 
voll, kräftig  etc.  weiter  fortgebildet  haben. 
Vcrgl.  VVeitcres  unter  krig  u.  krigen  n.  cf. 
das  folgende : 

ki'ägcl-,  kiTjijelkop,  Steifkopf,  Trotzkopf 
etc.,  bz.  ein  steif köpßger,  trotziger,  unbeug- 
samer, stolzer,  ividcrharigcr  u.  leicht  gereiz- 
ter, streitsüchtiger  Mensch;  —  he  is  so  'n 
regten  liitjen  kriigelkoi),    war  man  niks  mit 

35  anfangen  kan  nn  de  glik  de  kop  upstekd, 
wen  hum  wat  net  na  't  sin  is. 

kraie.  krui,  krcie,  krel,  Krähe.  —  Sprichw.: 
en  krai  hakd  de  andere  gen  ügi>n  üt ;  —  „de 
tiden  worden    alle    dageu   slerhter,"    sä'    de 

40  kreie,  as  se  sag  dat  de  galge  ofbrakeu  wurr'; 
—  he  wet  d'r  net  so  toi  fan,  as  de  Icrei'  tan 
de  söndag.  —  Nd.  kraie,  kreie;  mnd.  krä, 
'  räe,  krage,  kreie,  kreige  ;  idd.  kraai,  kraij  ; 


mnld.  kraeye;  wfries.  krie;  as.  kräe;  ags. 
thig,  ungebeugt,  kraftvoll,  kräftig,  stark,  45  crave;  aengl.  cräwe,  crüwe ;  engl,  cvow  (dia- 
frisch (körperlich  u.  geistig),  lebhaft,  mun-  lect.) ,  craw,  cra,  crag;  an.  kräka;  norw. 
ter,  gesund  etc.;  —  he  löpd  d'r  noi'  net  so  kraaka;  schwed.  knlka ;  dän.  krage;  ahd. 
kragel  hen ,  as  'n  junge  kerel  in  sin  beste  chräa,  cräa,  cräja,  kräja,  chräja,  cräwa,  crä, 
Jaren;  —  'n  kriigeln  (gerader  starker  kräf-  chrä;  inhd.  krä,  kraeje,  krege,  kreige,  kreie. 
liger)  bom ;  —  d:it  körn  steid  all'  so  krägel  50  —  An.  kräka  gehört  wolil  mit  lat.  graculus 


un  lik  np  as  't  mau  kan  ;  —  he  was  so  krä- 
gel (frisch  u.  munter  etc.)  as  'n  lisk ; —  he 
hed  all'  siilkc  krägele  (kräftige,  gesunde, 
frische  etc.)  kinder,  dat  'n  lüst  is  um  se  to 
sen;  —  he  is  nu  wer  nüt  so  krägel  un  ge- 
sund (od.  he  sügt  nu  wer  net  so  krägel  un 
gesund  üt),  aa  früger  fiir  sin  krankheid.  — 
Sprichw.:  bäter  lüljed  un  krägel,  den  gröt 
un  'n  flägel.  —  Nd.  kregel;  hess.  (V ilmar) 
kreirel,  krel  (kräftig,  frisch,  munter) ;  wfries. 


60 


u.  gracillare  zu  der  ans  gar  (sonare,  cf. 
kraicn)  erweiterten  Stammform  grak  (krä- 
h'ju,  kräclizen  etc.),  loährcnd  kraie,  bz.  ahd. 
chräja  etc.  direet  von  kraieii  abgeleitet  ist. 
kraieii,  ki'(Meu  od.  kraijen,  kroijen,  krä- 
hen (speciell  vom  Hahn  ;  kreischen,  laut  u. 
scharf  schreien  u.  lachen  (von  Säuglingen, 
od.  kleineu  Kindern,  Jungen  Mädchen  etc.)  ; 
laut  sprechen,  prahlen  etc. ;  —  Sjirichw. : 
dar  kraiil  gen   hiuid    (rrd.   Huhn'?)    of  hau 


KRAIER  KREIER 


339 


KRAKELN 


na;  —  wur  'a  go^^eü  han  is,  diir  kreid  gen 
honn'.  —  Nd.  kraicn,  kreien ;  mnd.  kreicu, 
kregeu,  kreigeu;  tild.  kraaijeu;  mnld.,injläm. 
kracijen ;  satl.  krioe ;  loang.  Jvfö :  as.  kräan 
(auch  kriul,  das  Krähen  im  Compos.  ha- 
iiokrad,  cf.  Heliand  von  M.  Heyne);  ags. 
oi'ävaii,  cracvan ;  aeugl.  (Stratmann)cv{\- 
wcn ;  engl,  crow;  alul.  cliiäjan,  khrajan,  crä- 
wan,  cräen,  kräen,  krähen;  ainJtd.  cräjen, 
cräeu;  mhd.  kraejen ;  md.  kriswcu.  —  Nach 
Fiele  (II,  346  u.  III)  43)  mit  ahd.  cliräja 
(cf.  kraie  etc.),  sowie  kslav.  graja,  grajati 
(krächsen) ,  graj  (Lied,  Bede);  lit.  grojii, 
groti  (krächzen,  schmähen)  etc.  von  der  ]/ 
gar  (souare  etc.),  s.  unter  klagen. 

kraior,  kreier,  Kräher,  Schreier  etc.;  — 
't  is  so  'n  regten  liitjen  kreier. 

kraite,  s.  kreite. 

krak  od.  kräk,  Krach,  krachendes  Ge- 
räusch etc. ;  —  't  hed  kräk  segd ;  pass  up, 
glik  brekd  't.  —  Nid.  kraak ;  mnld.  crac, 
krack,  kraeck  (fragor,  strepitus) ;  ahd.  chrac ; 
mhd.  krac,  krach  (Miss,  Sprung,  Scharte;  Ge- 
räusch,  Krach,  z.  B.  vom  Schall  der  Po- 
sauen, vom  Zusammenstoss  im  Turnier,  vom 
Brechen  eines  Glases  od.  einer  Lanze  etc., 
vom  Knistern  des  Feuers,  vom  Krachen  od. 
ScJiall  u.  Getöse  des  Donners,  Donnerkrach 
etc.);  dän.  krak;  engl,  crack.  Davon  gäl. 
crac;  franz.  crac  u.  craqner.  —  Mit  klak, 
hz.  ahd.  ckxc,  mhd.  klac  u.  klakken  von  der- 
selben y  garg  od.  grag,  als  Bezeichnung  ir- 
gend eines  unhestimmten  Geräusches  od. 
Schalls.  Vergl.  dieserhalb  das  auch  dazu 
gehörende  kymr.  greg  (gackern  etc.)  etc. ;  an. 
klaka  (schreien,  klagen  etc.);  skr.  garj,  gar- 
jati  (clamare,  strcpere,  crepare  etc.) ;  zend. 
garez  (klagen  etc.)  etc.  u.  iveiter  das  fol- 
gende krake  etc.,  sowie  krakeln,  kraken  etc. 

krake  od.  krfik  in  gekrake,  gokrak,  Ge- 
hrache, Geknarre,  bz.  cmhalteiidcs  Krachen 
etc.,  was  wir  auch  in  der  Bedtg. :  Geklage, 
Gestöhne,  Geächze,  Gewimmer,  Geschrei  etc. 
(von  hochschwangern  od.  kreisenden  Frauen, 
kranken  u.  schwachen  Personen,  bz.  von 
Kindern  u.  Säuglingen)  gebrauchen,  sowie 
ferner  auch  vom  Zustand,  bz.  dem  anhaltenden 
Kränkeln  schwacher  Personen,     cf.  kraken. 

krakel,  Krakeel,  icüstes  Geschrei,  Lärm, 
etc.;  —  de  kinder  niaken  so  'n  krakel;  — 
he  mut  altid  krakel  maken ,  bz.  anfangen ; 
—  lärmender  Zwist,  Zank,  Streit,  Hader 
etc.;  —  hei'  (habt  ihr)  al  wer  krakel  mit 
'n  ander?  kün'  j'  den  hei  gen  frilc  mer  mit 
'n  ander  holden  ?  —  Nd.,  nid.,  ivfries.  kra- 
keel ;  mnld.  krackeel  (litigium,  rixa,  alter- 
catio,  controversia,  calnmnia);  vuid.  krakele 
(Geschrei,  Lärm ;  lauter  Zank  u.  Streit) ; 
dän.  krakeel ;  schived.  krakel.  Weitere  ober- 
deutsche   u.    cüuUre    Formen  als:   krachel, 


grachel,  kragel,  krageil,  kregell,  gregell,  gra- 
göl,  gragel,  graköl  etc.  6'.  in  Grimm  (Wü. 
V,  l'J7S)  unter  krakeel.  ■ —  Es  ist  loahr- 
scheinl.  ein  and.  od.  anld.  Wort  u.  vielleicht 
5  aus  der  vollen  Form  krakel ie  (Krackelei, 
Krachelei)  gekürzt,  wobei  der  früher  auf 
der  F)idung  ie  (ei)  liegende  Ton  leicht  auf 
das  e  in  el,  bz.  mnd.  ele  übergehen  konnte. 
Vergleicht  man  nämlich  kakele    u.    gekakel 

10  zu  kakeln,  bz.  kakele  u.  gekäkcl  zu  käkelti 
u.  dass  das  mnd.  (Seh.  u.  L.)  krakele  od. 
krakcMe  auch  vom  Geschrei  u.  Lärm  der  Vögel 
gebraucht  ivird,  so  ist  es  zweifellos  einer- 
seits,   dass  es  auch  ein  mit  krakeln  ti.  kra- 

15  ken  zusammenhängendes  and.  od.  anld.  kra- 
kelie  gegeben  haben  wird  u.  andererseits, 
dass  auch  krakel  u.  krakelen  sich  begrifflich 
zu  nahe  mit  krakeln  (s.  d.)  berührt,  cds  dass 
es  damit  nicht   auch  formell  znsammenhän- 

20  gen  sollte. 

krakele,  Krachelei,  gelindes  od.  anhalten- 
des Krachen  u.  Knarren  etc.;   cf.  krakeln. 
krakelen,  krakelen,  laut  schreien,  lärmen, 
lärmend  streiten  u.  zanken  etc. ;  —  de  hlik- 

25  semse  junge  krakeld  de  hele  dag  an  un 
mäkd  niks  as  enier  spectakel  un  ferdret ;  — 
se  krakelen  mit  'n  ander. 

krakeler,  Krakclcr,  Schreier,  Lärmer, 
Spektakelmacher,  streitsüchtiger  Mensch,  Zän- 

30  ker  etc. ;  —  he  is  'n  regten  lütjen  krakeler. 
krakelere,  Krakclerei,  das  Treiben  eines 
Krakelers. 

krakelerig,  krakelig,  krakclerig,  zänkisch, 
streitsüclitig  etc.    —    Nid.   krakeelig,   krak- 

35  keelig. 

krakeliug,  kräkliiig,  hart  gcbackene 
Bretzel  od.  Kringel,  so  benannt,  weil  sie  im 
Zerbeissen  krachen,  bz.  mit  einem  Krach 
zerbrechen.  —  Nid.  kraakeling;    mnld.  cra- 

40  kelinc,  kraeckeling;  wfäl.  kräkeling;  da- 
von: franz.  craquclin  etc.,  cf.  in  Grimm 
(Wb.)  Kr  ach  eiche  n. 

krakel -maker,  Krakel-,  Lärm-,  Zank- 
Macher. 

45  krakeln  (verkleinertes  kraken),  krachein, 
bz.  gelinde  od.  leicht  krachen  od.  knarren, 
mit  gelinder  knarrender  od.  krähender  u. 
kreischender  Stimme  schreien,  gackern  etc. ; 
—  dat  kind  fangd  so  'n  hitje  an  to  krakeln; 

50  —  he  krakeld  d'r  al  tilgen  au ;  —  de  huner 
krakeln.  —  Nd.  (Br.  Wb.,  Schambach, 
Danneil  etc.)  krakeln,  krakeln,  krakeln 
(freq.  krachen  u.  knarren ;  krächzen ,  krä- 
hen, schreien  od.  gackern  etc.  wie  die  Doh- 

55  len,  Hühner  etc.;  unverständliche  Laute  ma- 
chen od.  lallen  loie  kleine  Kinder;  unzufrie- 
den murren  u.  ioidersprechen ,  zänkeln  u. 
sfreiteln,  bz.  in  gelinder  Weise  zanken  ^(. 
hadern  etc.) ;  mnd.  krakelen  (lautes  Geschrei 

GO  einleben,  gackern);   engl,  crackle,  knackern, 

22* 


KRAKEN 


340 


KRAKKE 


Jcnastern,  knistern,  knittern,  krachen,  mit 
krachendem  Tone  platzen  etc.);  sckwed. 
krilckla  (zanken,  unzeitig  u.  7niirrisch  ta- 
deln etc.);  nhd.,  oberd.  etc.  (cf.  Grimm, 
Wb.)  kvachelii,  krächeln,  krackolii,  kriickclii, 
kräu'pln,  kraffcln,  kretroln,  krakeln,  krakeln  etc. 
krakeii  (krako,  kräkst,  kräkd  od.  kräkt 
etc. ;  —  kräkde  od.  kraktc  statt  älteren  u. 
2irsi)r.  krük,  irie  wuk  von  waken ;  —  is  od. 
hed  kräkd  od.  kräkt) ;  —  a)  krachen,  knacken, 
knarren  etc.:  't  kräkd  all'  wat  d"r  is;  — 
dat  hele  hiis  liräkdc  d'r  fan,  so  diwinerd  't ; 

—  de  düre  kräkd  (knarrt  od.  kreischt)  so; 
du  must  de  hengcn  ins  wat  snieren,  dat  so 
>yat  ligtcr  lüpd ;  —  b)  krachend  brechoi  od. 
zerbrechen  u.  zerbeissen  etc. ;  —  he  kräkt 
't  all'  kört  an  klen ;  —  c)  (von  kleinen  Kin- 
dern) mit  knarrender  od.  krähender  Stimme 
schreien  u.  toeinen  od.  derartige  Töne  von 
sich  geben;  —  't  kind  is  in  't  kamen,  't 
kräkd  al;  —  wen  't  kind  anfangd  to  kra- 
ken,  den  nim  't  man  üt  de  wege  un  gif  mi 
't  her,  den  wil  'k  de  borst  gäfeii ;  —  d)  (ro)i 
hochschwangeren  od.  kreisenden  Frauen  od 
von  schwachen  stets  kränkelndoi  Personen) 
stöhnen,  klagen,  bz.  kreisen,  od.  schwach  tver- 
den,  kränkeln  etc.;  —  min  fro  kräkd  al  sul 
langer  tid,  se  geid  np  't  leste;  —  min  frö 
ligd  to  kraken ;  —  min  fro  word  oUl  nn 
swak  un  kräkd  al  lank  wat  herum.  ~ 
Sprichw.  (fig.  von  stöhnenden,  schiväch li- 
ehen Personen):  krakende  wagens  lopen 
lank.  —  Nd.,  mnd.,  nid.  kraken  (krachen, 
knacken  etc.)  u.  krakken  (einen  Knacks  be- 
kommen, schwach  werden);  mnld.  kracken, 
kraecken ;  satl.  krakje ;  ags.  cearcian  (crea- 
ciaii  od.  cracien) ;  aengl.  (S  tratma  n  n) 
crakien  u.  charkin,  clierkin;  engl,  crack  n. 
dial.  chark  (woher  cliark,  lUlze,  Spalt  etc.) ; 
Schott,  crack,  crak ;  ahd.  clirachön,  clirah- 
hön ;  mhd.  krachen  ;  nhd.  krachen  u.  kracken. 

—  Zu  krak,  kräk  u.  mit  klakkeu  von  der- 
selben y  garg,  falls  man  nicht  überhaupt 
die  Stämme  krik,  krak,  kruk  u.  klik,  khik 
etc.  anstatt  zu  garg,  skr.  garj  lieher  mit 
skr.  kharj  (knarren  etc.),  ((n.  skark  (fic- 
räusch) ;  griecJi.  kerchue  (Thurmfalke)  etc. 
zu  der  von  skar  (sonare  etc )  erweiterten  ]/ 
skark,  skarg  (kreischen,  kratzen  etc.,  cf. 
Fick,  I,  f<l'i)  stellen  will,  loorüber  Wei- 
teres auch  unter  kreke,  kriko,  krikke  (anas 
crecca)  zu  vergleichen  ist  u.  wozu  noch  be- 
merkt tverdcn  mag,  dass  die  skr.  y  kaik 
(tönen,  krächzen  etc.,  cf.  Fick,  1,42)  eben- 
sowohl ivie  k.ir  (tönen)  u.  kar  (machen)  auf 
skar  (erweitert  skark  etc.)  zurückgeht.  — 

Wegen  nhd.  krächzen  (vergl.  ächzen 
von  ach,  bz.  einem  Verb,  achen)  sei  noch 
erwähnt,  dass  dies  ein  Intensiv  von  krachen 
ist  u.  ahd.  krachizaii  voraussetzt,  was  indes- 


sen nicht  belegt  ist,  während  ein  diesem  for- 
mell u.  begrifflich  entsprechendes  ags.  cra- 
cetan,  bz.  ereacetan,  cearcetan  (stridere,  cro- 
citare)  bestand. 
5  1.  krakke,  a)  altes  scJtwaches  abgetriebenes 
]'ferd;  —  he  hed  so  'n  pär  oldc  krakken 
für  de  wagen,  dat  se  huin  d'r  hast  für  um- 
fallen;  —  h)  altes  baufälliges  Haus;  —  c) 
(titcr  elender    schwacher    abgelebter  Mensch, 

10  Stü))ijier.  —  Xd.  (Schamb  a  ch)  krake 
(schlechtes,  abqetriebenes  u.  auch  phnnpes, 
starkknochiges  Pferd),  (Tir.  Wh.  de.;  krak ke 
(wie  sub  a  u.  h);  nid.  krak  (ein  altes  bau- 
fälliges Haus);    mnld.  (KU.)   kraecke    (do- 

15  mus  ruinosa ;  jumcntum  coriaginosnm) ;  mfläm. 
krake,  kraecke  (maison  presto  ätomber;  nn 
cheval  qui  a  le  dos  rompu  de  coups) ;  nfries. 
krack  (elenden  Pferd);  norw.  (Iv.  Aasen) 
krake,  krakje  (ein  sieches,  schiväehliches  od. 

20  sehr  ansgemagertes  Thier)  =  schwed.  krako 
(om  Hoste);  dän.  krak,  krakke  (ein  gerin- 
ges, elendes  Pferd).  —  Dass  unser  )id.  Jcrakke 
mit  kraken,  krakken,  bz.  mit  kräk  od  krak 
(Krach  etc.,    bz.  Jiiss,    Bruch    etc.)    connex 

25  ist,  .scheint  zweifellos,  wie  desgl.  auch,  dass 
das  scJiwed.  krak  (Plunder,  Ausschuss  od. 
(rerümpel  etc.)  n.  nd.-pomm.  (Dähnert) 
kraak  (schlechtes  nichtswürdiges  Ding,  Aus- 
ivurf  etc.    u.  persönl.    als   Scheltwort  =  du 

30  L  u  mp  u.  schlechter  Kerl  etc.)  etc.  sich  da- 
von ableitet,  zumal  wenn  ma)t  vergleicht,  dass 
das  schwed.  krak  sich  begrifflich  so  nahe 
mit  unserm  wrak  berührt  u.  das  mnd.  (Seh. 
n.  L.)   krack    (Unterholz,    od.    ttrsjir.    wohl 

P.5  Krüppelholz,  od.  dasselbe  wie  Bruch 
od.  wie  2  knik)  doch  auch  wohl  mit  krak 
u.  kraken  zusammoiJiängt,  woher  denn  krick 
als  Ablaut  von  krak,  bz.  <lessen  Plur.  krickon 
im    mflilm.    auch    die   Bedtg.  charbonnettes, 

40  menn  ciiarbon  hatte.  —  Erwägt  man  nun 
ferner,  dass  ebenso  wie  bei  klik  u.  klak  od. 
knik  u.  knak  etc.  neben  krak  auch  die  Ab- 
lautform  krik  vorkommt,  bz.  neben  kraken, 
Icrarcken    auch  midd.  krekon    ».  kricken  u. 

45  dass  man  für  die  Stämme  krak,  kruk,  so- 
loie  krek,  krok  (cf.  auch  krükke  u.  krok, 
kroken  etc.)  etc.  überhaupt  ein  alles  germ. 
]'erb.  krikan,  krak,  kruk  mit  der  Bedtg.: 
crepare  etc.    u.    so    auch:    brechen,    biegen, 

50  krümmoi  (<f.  knikkeii)  etc.,  bz.  springen, 
bersten,  rcissen,  spalten  etc.  (cf.  auch  die 
mit  klik  (f.  klak  etc.  od.  klip  u.  klap  etc., 
bz.  mit  kiiip  u.  knap  etc.  zusammenhängen- 
den   Wörter)  zu  Grunde  legen  muss,    tvobei 

55  von  krakan  wieder  ein  Prät.  kruok,  krök 
entstand,  ivnvon  sich  eben  die  auf  der  Grd- 
bdtg.:  brechen,  biegen,  krümmen,  bz.  knicken 
etc.  beruhrnilen  Wörter  herleiten,  sofern  sie 
nicht    direct    mit   den   Stämmen  krik,  krak, 

GO  kruk    in  beiden  Bedtgn.    (näinlicJi :   brechen 


KRAKKE  341         KRALLE  KRAL 

etc.   u.  sprinfien    etc.)   zusammenhängen.^    so  knak  u.  krak  (nämlich  zuerst  cropitus,  fra- 

erklären  sich  hieraus  auch  die  von  IUI  de-  gor  u.  dann  auch  Bruch  etc.  u.  dass  sich 

hrand  (Grimm,   Wh.    V,   1927  seq.)  un-  dann   wieder    aus  Bruch  od.  Knick  die 

ier  kracke  beigebrachten  verschiedenen  For-  Bedtg. :     Biegung,     Krümmung     oder 

men  nicht  (dlein,  sondern  auch  die  verschie-     5  Krummes  von  selbst  ergab, 

denen  ahtveichenden  Bedtgn.  derselben  leicht.  2.  krakko    (obs.,    cf.  Sthg.:  krakk),    ein 

Vergleicht   man  nun  aber  tveiter  die  urspr.  Hohlziegel,   hohler  Dachziegel.     So  genannt 

Gleichheit  der  Stämme:  klap,  klip  od.  krap,  von  der  gehriunmten  Form.    ■ —   Zu  krikan, 

krip  clc.  M.  klamp,  klimp  od.  kramp,  krimp  krak,  kriik  (brechen,  knicken,  biegen,  krüm- 

(die    Bedtg.:    krümmen,    u.   zusammenziehen  10  men  etc.),   loie   nfries.  krick   (Winkel  etc.); 

etc.   geht    aus    der  früheren    von:    breclien,  dän.  krig  (Winkel;   Leiste,   Weiche)  etc.  u. 

biegen    etc.    hervor),    hz.    von   klik,  klak   u.  wie   unser  krok  etc.    zu   krakeii,    krök  etc. ; 

\i\\\\k,\&A\\\<i  (^ic,  so  geliören  auch  die  Stämme:  s.   Weiteres  unter  1  krekke  u.  krükke. 

krink,  krank,  krnnk    sicherlich   von   Hause  ki'äk-stöl,    a)   Krachstuhl,    Stuhl    der    in 

aus   zu   der   aus  idg.  garg,  grag    entstände-  15  allen  Fugen  kracht   w.    knarrt,    wenn   man 

neu  germ.  y  krak    (sonare,    crepitare    etc.),  sich  darauf  setzt,    tcie    dies  gewöhnlieh  ein 

ivoriiber  Weiteres  unter  den  von  den  nasa-  lange  gebrauchter,  altersschwacher  od.  über- 

lirten  Stämmen  krank,  krink  etc.  gebildeten  haupt  ein  schivachcr  u.  schlecht  zusammen- 

Wörtern  zu  vergleichen  ist.  gefügter  Stuhl  fhut;    —    dat    is  so  'a  olden 

Zum  Schlüsse  sei  übrigens  noch  bemerkt,  20  kräkstöl,  dar  mag  de  düfel  up  sitten,  de  kuu 

dass  Hildebrand  zu  unserm  nd.  krakko  w/)l  tosamonbräkeii ;    —    L)  bequemer  Lehn- 

manches  heranzieht,  ivas  nicht  direct  damit  stuhl,    Grossvaterstulü ,    Krankenstuhl,    bz. 

zusammenhängt    u.    keinenfalls    von   Hause  Stuhl  für    alte,    schivache,    ächzende,   stöh- 

aus  dasselbe   Wort  ist  wie  Kr acke    (d.  h.  nende,  klagende,  bz.  schwache  u.  kränkelnde 

Krach-Ding,    od.  Ding,  Gegenstand,  Etioas  25  (krakende)  Leide;  —  min  olde  hed  al  jarcu 

etc.,  was  kracht  u.  bricht  u.  dem  der  Sturz  lank  in  de  kräkstOl   säten    um    dat  he  altid 

od.  Ein.sturz  etc.  droht),  sondern  dass  manche  so  swak  im  kriinkelk  was. 

der  von  ihm  verglichenen   Wörter  eben  nur  kl'jik-wa,c;en,  Krachwagen  od.  Wagen  der 

formell  u.  begrifflich  mit  dem  oben  enoähn-  in  edlen  Fugen   kracJä,   knarrt,    ächzt  etc. ; 

ten  krikan,  krak  etc.,  bz.  kraken,  krök  etc.  30  — flg.  auch  ein  scJtwacher,  ächzender  Mensch ; 

zusammenhängen   u.    derselben  y   krak  ent-  —   dalier   Sprichw. :    kräkwagens   gäu    (od. 

stammen.  läfen)  lank ,   loas  in  Bezug  auf  solche  Per- 

Endlich  sei  noch  wegen  des  auch  von  sonen  gebraucht  loird,  welche  trotz  ihres  vie- 
Hildebrand  angezogenen  an.  kraki  od.  Icn  Aechzens  u.  Klagens,  od.  trotz  ihrer 
krakr  (cf.  Möbius)  erwähnt,  dass  auch  35  schwachen  Constitution,  bz.  trotz  ihres  ste- 
dieses  zum  Stamm  krak  gehörende  Wort  ten  Kränkeins  doch  ein  höheres  Alter  er- 
uri^pr.  wohl  ein  B r  uch-  od.  Br  ech-  Ding  reichen  cds  man  von  ihnen  erwartet  hätte, 
od.  besser  noch  ein  Knick -Ding,  hz.  einen  1.  kralle,  kräl,  Kralle,  Klaue,  gekrümm- 
geknickten od.  knickende  n  Gegen-  ter  od.  hakenförmiger  scharfer  Nagel  der 
stand  bezeichnete  u.  dass  sich  hieraus  die  40  Bauhthierc  etc.;  übertr.  auch:  Tatze,  Pfote 
Bedtg. :  leicht  brechendes  od.  schwa-  etc. ;  —  de  krallen  d'r  in  slän ;  —  wat  lie 
ches,  dünnes,  schwankes,  sc  hl  an-  t-rst  in  sin  krallen  hed,  dat  let  he  6k  nich 
kes,  schmächtig  es  Etwas  sowohl,  als  so  ligt  wijr  lös,  —  In  der  obigen  Form 
auch  die  von:  gebr echliches,  hinken-  kömmt  dieses  Wort  erst  im  18.  Jahrhundert 
des,  lahmes  Etwas  entwickelte,  ivie  ja  die-  45  vor,  während  es  im  16.  (cf.  Grimm,  Wb., 
ses  Wort  in  den  nord.  Sprachen  einerseits  unter  Kralle)  krale  od.  kräle ,  krahle, 
soivohl  eine  dünne,  schwanke,  schlanke  krähle  etc.,  od.  kräl,  kräl,  krel  geschrieben 
Stange,  hz.  eine  Stange  von,  einem  dünnen,  wurde.  Dass  nun  diese  letzteren  Formen 
schwanken-,  schmächtigen  Baum,  als  auch  als  aus  ahd.  crawil ,  chrawil ,  crewil ,  rrowil, 
Beiname  des  Königs  Hrölfr  entweder  ein  50  chrowil ,  crouwil;  mhd.  kröuwel,  kreuwcl, 
schwaches,  schlankes  u.  sehmäch-  krewel,  kriul,  krüul,  kreul  (Kralle;  dreizin- 
tiges  etc.,  od.  ein  g ebr echliches  Iah-  kige  gekrümmte  Gabel  etc.  od.  Gabel  mit  ha- 
rnendes Wesen  bezeichnet  zu  haben  scheint,  kenförmigen  Spitzen,  fuscina,  tridens,  un- 
Vei-gl.  dieserhalb  auch  Iv.  Aasen  unter  gula)  =  nhd.  (Grimm,  Wb.)  kräucl;  mnd. 
krake  u.  dazu  schwed.  krake,  wozu  noch  bc-  55  krauwcl,  krouwel,  kriiwel,  krawel ;  nid.  kraa- 
merkt  sei,  dass  die  von  Iv.  Aasen  ange-  wel,  kraauwel ;  mnld.  krauwel ;  afries.  kra- 
gebene  Bedtg.:  Haken  od.  Ge krümm-  \\e\,  kraul  etc.  entstanden,  bz.  aas  kravfil  etc. 
tes.  Krummes  sich  auch  leicht  erklärt,  od.  dessen  Stammform  kr&mla,  krauwila  etc. 
tvenn  man  erwägt  (s.  auch  unter  krank),  (dem  Dimin.  eines  mit  klawa,  klauwa  [Klaue, 
dass  auch  knik  begrifflich  dasselbe  ist,   wie  60  Kralle]  ident.  altern  u.  urspr.  krawa,  krauwa 


KRALLE  KKAL 


342 


KRALLE  KRAL' 


contraJiirt  sind,  scheint  fast  ziveifeUos.  Was 
nun  aber  dieses  krauwila  o<l.  das  alte  Sahst. 
krauwa  betriff,  so  f/ehürt  dieses  mit  aiiihd. 
chromvcn;  mhd.  krauwen,  crawen  ßratzen; 
jucken,  beissen)  =  nhd.  krauen  zu  ei)iem 
altern  kriuwaii  etc.,  bz.  einer  tjerm.  ]'  lim, 
2Corid)er  Weiteres  unter  klaue  u.  krauen  etc. 
Zu  kralle  sei  noch  erwähnt,  dass  man, 
nach  nnserni  krille,  krillen  u.  krullo,  kral- 
len etc.  zu  rechnen,  fast  mit  Sicherheit  das 
frühere  Bestehen  eines  urspr.  germ.  Verb. 
krilan  od.  krillan,  kral,  krul  (zusammenzie- 
hen, krümmen,  biegen  etc.,  bs.  Biegungen, 
Krümmungen  od.  Ringel  u.  Locken  etc. 
machen)  annehtnen  kann,  ivovon  dann  auch 
kral le  als  k r  u m  m  es  od.  g ebog enes 
Etipas  allerdings  besser  abzuleiten  wäre, 
als  dass  man  es  als  aus  ahd.  chrawila  ent- 
standen ansieht,  nie  denn  neben  Andern 
auch  Hildebrand  (s.  G  r  i  m  m,  Wb.  un- 
ter Kralle  u.  k r all c n,  kralle n)  dieses 
anzunehmen  geneigt  ist  u.  sich  dabei  vntcr 
k r  alt e 7i  (kratzen)  aitf  scJt ived.  krälla  (krie- 
chen, icimmcln)  n.  krilla  (Jucken,  kribbeln) 
beruft.  Vergleicht  man  nun  aber,  dass  das 
schived.  kräka ;  norw.  krcka ;  isl.  kreika  = 
mnld.  krieken,  nhd.  kriechen,  ahd.  chri- 
ochan  etc.  ist,  so  ist  es  zoohl  zweifellos,  dass 
schwed.  (Möller)  kriila,  krälla  (kriechen; 
ivimmeln,  kriebeln)  u.  krälla  (sich  kriechend 
u.  windend  bewegen,  sich  tvtnden  u.  krüm- 
men als  ein  Wtirm) ;  norw.  kraala  (kriebeln, 
icimmcln)  u.  krella  (schaudern,  sich  ekeln 
etc.,  s.  unten  das  mnd.  krcveln) ;  isl.  kriäla 
u.  dän.  krille  (kitzeln,  kriebeln,  jucken  etc.) 
mit  dem  nid.  krielen  (kriebeln,  kribbeln, 
wimmeln,  voll  sein  etc.);  mnld ,  mfläm.  krie- 
len ident.  sind,  ivie  auch  nid.,  mnld.  kriel 
M.  kril  ganz  dieselben  Wörter  sind  u.  als 
Subst.  nicht  allein  das  Kr  iebeln  (Kratzein, 
Jucken  etc.  u.  Wimmeln,  Krimmein)  od.  den 
Krieh  el- Zustan  d,  sondern,  auch  das 
kr  iechelnde,  kriebelnde,  krabbelnde, 
k  r  i m m  e In  d e,  iv i m m ein  de  Zeug  (aller- 
hand kriechelndes  Gewürm  u.  krimmclndes, 
loimmelndes  Gethier,  kleines  Zeug,  kleine 
Ameisen  etc.)  bezeichnen,  ganz  tvie  das  mit 
schtvcd.  kräka  (kriechen  etc.)  connexe  schwed. 
kräk.  Da  nun  aber  nid.  statt  kriel,  kril 
auch  noch  krevel  (das  Kriebeln  od.  Krib- 
beln, Krätzcln,  Jucken  etc.)  hat,  bz.  krielen 
mit  kiTvclcn  (kriebeln,  bz.  leviter  tVirarc  aut 
mnliiJitarc,  prurire,  niotitarc,  mobilitari,  sal- 
titarc)  ident.  u.  nid.  krovelkruid  =  nlid. 
Kriebelkraut  ist,  so  ist  es  klar,  dass 
die  nid.  u.  mnld.  Stämme  kriel  u.  kril  Con- 
tractc  von  kriovcl ,  krevel  sind  u.  wahr- 
scheinlich auch  nhd.  kriebeln  nicht  aus 
mit  kvahhcw  C(>n)ie.iem  kribben  entstand,  son- 
dern   vielmehr    ;=    älteres   krieweln   (durch 


Verhärtung  des  inlautenden  „w"  zu  „b")  ist. 
Was  )>un  aber  dieses  krieweln  u.  mnld.  kre- 
velcn,  bz.  mnd.  (Seh.  a.  Ij.)  kreveln  (krib- 
beln, schaudern)  betrifft,  so  sind  diese  ein 
5  freq.  u.  verkleinerndes  Kratzen  u.  Jucken 
u.  auch  zugleich,  wie  krabbeln  u.  kribbeln, 
ein  freq.  Kriechen  od.  Wimmeln  etc.  be- 
zeichnenden Vcrba  entweder  beim  Vergleich 
von  ahd.  crewil   od.  nhd.  Kreuel  ==  ahd. 

10  crawil  od.  krauwil  etc.  (s.  oben)  als  Neben- 
form von  nhd.  kr  au  ein  (vgl.  in  Grimm, 
Wb.,  unter  krauein  die  Formen:  krailen, 
krälen,  krelen,  krölen  etc.  u.  auch  Krele 
od.  Krehle  =  Kralle   u.   die  nid.  For- 

15  men  unter  krauein)  anzusehen  u.  direct  mit 
krauen  connex,  od.  sie  stammen  mit  krauen, 
kr  au  ein  u.  ahd.  crawil,  crewil  od.  crawila 
etc.  (u.  so  auch  die  älteren  hochd.  Formen 
kräle,    krälc,   krele  etc.    statt  kralle)    direct 

20  von  dem  betr.  Stammverb,  chriuwan  (kratzen, 

jucken),  ivovon  ja  auch  ein  mit  kral)l)eln  ». 

kribbeln    synonymes    rhriuwelen ,    chriwelen 

(kratzein,    kriebeln    etc.)    entstehen    konnte. 

Wie  nun  aber  nid.  kriel  od.  kriele  zu  kril, 

25  krille  ii.  schwed.  kräla  zu  krälla  od.  krella 
(krall,  krullid,  wovon  krallgäns,  wurmför- 
mige  Bewegung  od.  das  sich  krümmende 
Gedärme  etc.  u.  krollliöna,  ein  Huhn  mit 
umgekehrt   od.  zurückgebogenen  Federn)  n. 

30  krilla  (vcrgl.  auch  in  Grimm,  Wb. ,  die 
Form  krelen  statt  krallen  od.  krcllen,  welche 
mit  nid.  krielen  od.  kreelcn  stimmt)  tourdc, 
so  ging  auch  aus  crawil,  crewil,  bz.  crawila, 
crewila  u.  dessen  Contraction  kräl,  kröl,  bz. 

35  kräle,  krele  die  neuere  Form  kralle,  krolle 
hervor,  loährend  aus  einem  von  crawil,  cre- 
wil tveitergebildeten  crawilon,  crewilon  zu- 
nächst ein  Contractum  krälen,  krelen  u. 
dann  zveiter  die  neuere  Form  krallen,  kräl- 

40  len,  krellen  (mit  der  Kralle  packen,  fas- 
sen, halten  u.  umklammern  etc.,  bz.  mit 
der  Kralle  kratzen,  ritzen  etc.)  entstand, 
tcovon  .statt  von  krauein  od.  von  clirin- 
wan  (s.  oben)  auch  mnd.  od.  midd.  kreveln 

iö  (kratzein ,  kriebeln,  jucken,  wimmeln  etc.) 
entstehen  konnte,  während  die  Bedtg.  krüm- 
men, sich  winden  etc.  unsers  krillen  entwe- 
der aus  der  Bedtg.:  krummer  Haken 
od.  k  r  u  mmg  ebog  euer  Nagel  des  ahd. 

50  crawil  (s.  oben)  hervorging,  od.  wie  beim 
•schwed.  krälla  (s.  oben)  aus  der  von:  krie- 
chen, sich  i n  K r ü m  m  u ng  e  n  bewe- 
gen, sich  Windol  etc.  loie  ein  Wurm. 
Weiteres  vrrgl.  noch  unter  krillen. 

55  2.  kralle,  krsU',  Coralle.  Hier  gebraucht 
man  dies  Wort  nur  von  einer  runden  Ku- 
gel, ivelchr  mit  andern  auf  eine  Schnur  ge- 
reiht u.  als  Schmuck  um  den  Hals  getragen 
ivird  u.  da  hiezu  sUdt  der  frühem  aus  ro- 

GO  then    Corallen  gedrehten    Kugeln    (zu   den 


I 


KRAL-OGD 


343 


KRAM 


Paternoster-  k.  liosenJcränzen  in  erster  Statt 
gehraucht  u.  dann  sjiäter  auch  auf  Bänder 
(fereiht  cds  HalsschnnicJc  f/etraf/en)  schon,  seit 
langen  Zeiten  hier  meistentheils  Bernstei)i- 
Kugeln  od.  Granaten  u.  Ferien  verwandt 
wurden,  so  versteht  man  im  Volke  unter 
diesem  Worte  auch  nur  derartige  kostbarere 
Kugeln,  tvelche  aus  obigen  Stoffen  bestehen 
11.  aufgereiht  als  Halsschmuck  getragen  wer- 
den. Fig.  tüird  daher  ein  solcher  kräl  (Di- 
min.  krälke)  genannter  Schmuckgegenstand 
überhaupt  auch  von  seltenen  u.  theuren  Ge- 
genständen od.  ausgezeichneten  u.  geliebten 
Personen  gebraucht,  tvie  z.  B. :  't  is  'n  kräl 
(Perle,  Edelstein  etc.)  fan  'n  wicht  od.  fau 
'n  kiiul ;  —  min  kräl  (mein  Schatz,  od.  Lieb- 
chen etc.);  —  kum  her,  mtn  krälke,  sett  di 
wat  1)1  mi  etc.  —  Nid.  koraal,  kraal;  midd. 
korael,  krael ;  mnd.  koralle,  kralle,  krale  «. 
(umgesetzt)  karle  etc.  —  Aus  lat.  corallum, 
corallinum  u.  dies  aus  griech.  korällion  od. 
korälion,  kourälion,  worunter  hauptsächlich 
die  rothe  Coralle  verstanden  wurde  u.  was 
anscheinend  ein  Dimin.  von  köre  (Mädchen ; 
Nymplte;  Pappe  von  Wachs  od.  Thon  etc.) 
ist,  lüo  denn  korällion  iirspr.  ein  Püpp- 
chen  od.  eine  kleine  puppenartige 
Figur  bezeichnete ,  tvomit  die  Enden  der- 
selben ivohl  Aehnlichkeit  haben. 

kral-ögd,  mit  krälogen  od.  glänzenden, 
strahlenden,  lachenden  etc.  Augen  begabt; 
— -  dat  wicht  (od.  kind)  sügt  so  krälögd  üt, 
dat  't  'n  pleser  is,  um  't  to  sen. 

kräl-oge,  kriilOjS;',  Glanz-  od.  Strahl-Auge, 
bz.  eine  Person  (Kind,  Mädchen  etc.)  was 
glänzende  u.  strahlende  od.  lebhafte,  mun- 
tere Augen  hat;  —  dat  kind  (od.  wicht)  hed 
jo  'n  pär  möje  krälogen  in  de  kop ;  —  't  is 
'u  krälög'  fan  'n  kind  etc.  —  Es  ist  ivie 
nd.  kralloge  vielleicht  ident.  mit  grel-  od. 
grall-oge,  doch  wird  es  bei  itns  durch  An- 
lehnung an  2  kralle  in  der  Bcdtg. :  Perle 
od.  glänzende  Kugel  etc.  nicht  ganz  in 
derselben  Bedtg.  ivie  grel-öge  gehraucht  u. 
loenn  es  urspr.  blos  ein  lebhaftes  munteres 
Auge  bezeichnete,  so  icird  die  erste  Sglbe 
kral  dasselbe  Wort  sein,  wie  nd.  krall  (leb- 
haft etc.),  worüber  das  Weitere  unter  kril- 
len  zu  vergleichen  ist. 

kriiiii,  Kram;  —  a)  Leinenzelt,  bz.  Bude 
od.  Verschlag  von  Holz,  mit  leinenem  Wet- 
terdach, toorin  auf  Jahrmärkten  od.  bei  son- 
stigen Gelegenheiten,  wo  sich  viel  Volk  sam- 
melt, allerhand  Waaren  zum  Verkauf  feil 
geboten  iverden;  —  d'r  stän  fan  't  jär  so 
f6l  kramen  up  't  marked,  as  d'r  in  jaren  net 
west  sunt;  —  b)  (collect.)  Kramwaare  od. 
idlerhand  Zeug,  das  in  einer  solchen  Bude 
verkauft  od.  womit  überliaupt  gehandeUivird ; 
daher  auch  ganz  allgemein:  Zeug,  Gut,  Be- 


sitz, Habe,  Sache  etc. ,  —  smit  de  (od.  dat) 
kräm  weg;  —  he  lett  sin  hele  kram  ferkö- 
pen ;  —  mit  de  kräm  wil  'k  niks  to  dön  heb- 
ben;  —  he  hed  sin  kräm  göd  in  ürder;  — 
5  dat  ))ast  mi  net  in  min  kräm ;  —  ('ompos. : 
kiiider-,  klOter-,  pujjpen-,  schit-kräm  etc. ;  — 
c)  dasselbe  ivie  Wochen  (se  is  in  de  kräm 
od.  wäken  kam(>n ;  —  se  hed  'n  goden  kräm 
od.  wäken  holden)    in   der   Bedtg.   als   Zeit 

10  od.  hier  vielmehr  als  Stand  od.  Baum  u. 
Ort  der  Niederkunft  (daher  auch  oft  = 
Wochenbett,  z.  B.  se  ligd  in  de  kräm  etc.), 
da  kräm  auch  liier  urspr.  in  den  Zeiten, 
100  die  Familien   noch    keine  festen   Wohn- 

15  sitze  hatten,  od.  loo  die  Familie  noch  in 
einem  u.  demselben  Räume  zusammen  ivohnte 
u.  schlief,  odweder  nur  ein  von  Leinen  auf- 
geschlagenes Zelt  od.  ein  Zelt-  n.  Schutz- 
dach  bezeichnete,    ivelches   speciell  für   die 

20  Wöclüierin  bestimmt  ivar  u.  wo  die  Nieder- 
kunft Statt  fand,  od.  die  Bedtg.  eines  durch 
ausgespanntes  Leinen  od.  vorgesetzte  Schirme 
von  Leinen  od.  Brettern  (bz.  durch  einen 
Vorhang    od.    eine   Gardine  etc.)    von    dem 

25  allgemeinen  Wohnraum  abgesonderten  Ver- 
schlages  (bz.  einer  Koje  od.  kleinen  Bude, 
eines  Alkovens  etc.)  hatte,  toorin  die  Wöch- 
nerin getrennt  von  der  sonstigen  Familie, 
ihre  Niederkunft  auf  einem  besonderen  La- 

30  ger  od.  Bette  erwartete,  sodass  die  Redens- 
art: „min  frö  kumd  hold  in  de  kräm"  od. 
„is  in  de  kräm  kamen"  eigentlich  so  viel 
heisst  als:  „meine  Frau  kömmt  bald  in  das 
Gezelt   (bz.   in  den  Verschlag  etc.),   wo  sie 

35  ihre  Niederkunft  hält",  od.  „sie  ist  in  das 
Gezelt  (bz.  in  den  Verschlag  etc.)  gekom- 
men, wo  die  Niederkunft  vor  sich  geht,  od. 
vor  sich  ging"'.  Wie  bei  Seh.  u.  L.  unter 
krame  sub  4.  zu  ersehen,  waren  solche  Räume, 

40  ii]o  die  Wöchnerinnen  lagen,  auch  unter  den 
besonderen  Schutz  des  Gesetzes  gestellt,  ganz 
wie  dies  früher  auch  mit  den  Kirchen  u. 
Friedhöfen  der  L\dl  ivar.  —  Besondere  Re- 
densart:   in    de    kräm    (a.  Krambude   u.  b. 

45  Wochenbett)  is  föl  to  köp ;  —  he  kumd  d'r 
mit  in  de  kräm  (er  kömmt  damit  in  das 
Wochenbettzimmer,  d.  h.  dahin,  ivo  es 
nicht  hingehört  u.  somit  an  den  unpassen- 
den u.  ungelegenen   Ort  etc.).    —    Nd. ,  nid. 

50  kraam  ;  mnd.,  mnld.  krame,  kraeme  od.  kräm, 
kraem ;  afries.  kräm ;  satl.  kräm ;  tvang. 
krom;  wfries.  kream;  ahd.  chräm,  cräm; 
mhd.  kräm,  krame,  kraeme,  kreme.  Auch 
an.,  isl.  kram,  norw.  kram,  kraam ;  schwed., 

55  (län.  kram.  Letztere  nur  in  der  Bedtg. : 
merx  od.  Kramwaare  u.  daher  wohl  aus 
don  nd.  z.  Z.  der  Hanse  entlehnt,  ivie  auch 
poln.  kram  ;  böhm.  kräm ;  illyr.  krama ;  ivend. 
klamy  (Plur.) ;   lit.  krömas  durch  den  Ein- 

60  fluss  deutscher  Kaufleute   nach    dem  Osten. 


KKA:M  344  KRAMME 

Die  äUefite  Bedtg.  ist  wohl  Zelt  od  Zelt-  kräni-ltcddo,   Woclicnhett :  —  min  fro  ligd 

dach,    Zeltdccl-e,     SchutzdncJi    od.         in  *t  kramboiUle. 

ausffexpnuutcs  Tuch  etc.  siim  Schtdz  od.  ::itm  kränioii  (von  Icram  suh  b),  kramen,  han- 

VerhüUcn  u.  Verbergen  etc.  n.  kan)i  die  da-  dein,  Geschäft  machen,  fertig  tccrden,  scliaf- 
für  anzusetzende  Grdform  ki-ama  od.  krama  5  fen ;  ha)ithicren,  ordnen,  packen,  legen  etc. ; 
vielleicht  mit  aslav.  (cf.  IUI  de  br  and  in  —  il'r  is  siegt  mit  hnm  to  knimen  un  mit 
Grimm,  ^^1).,  unter  kram)  gramü  u.  gro-  hum  handclsi'ns  im  klär  to  worden;  —  ik 
minica  (canpona)  direct  vericandt  sein,  da  kan  mit  hum  uöt  krämcu;  —  he  hed  d'r 
auch  dies  ursjyr.  wohl  nur  ein  Zelt  od.  wat  mit  to  kramen,  dat  he  klär  word;  — 
Schutzdach  etc.,  od.  einen  abgeschiitzten  10  wat  hest  du  dar  all' to  kramen  ? — he  krämd 
Bretterverschlag  bezeichnete.  Formell  würde  d'r  wat  mit  (od.  in)  herum;  —  he  krämd 
nun  dazu  auch  skr.  grama  od.  gräma  (pa-  sin  hudel  iit  (od.  in,  up,  weg  etc.).  —  Nd. 
gus,  vicus,  bz.  Dorf,  Dorfschaft,  Gemeinde;  kramen  (dasselbe  u.  auch  [wie  nid.  kramen]: 
Schaar,  Haufe  etc.,  bz.  Verein,  Dorfschaft  ein  Wochcnhrtt  hcdtcn) ;  vudd.  kviicmQn  {mor- 
etc.)  u.  slav.  gramnta  (Haufe  etc.)  stimmen,  15  cari,  nundinari,  mcrces  exponere);  mhd.  krä- 
was  Fick  (1,  347)  zur  ]/  gar  (kehren,  icen-  men  (Kramhandel  treiben,  handeln  ;  kaufen, 
den ;  zusammenkommen)  =  skr.  jar  (sich  einkaufen  etc.). 
nahen,  herbeikommen  etc.,  od.  7irs}^r.  icohl:  krämer.  s.  kremer. 

gehen   zu,    kommen  zu,   sich   vereinigen    u.  kramere,    Kramerei,    Hanthiererei ,    Ge- 

verbinden etc.)  stellt,  während  Bopp  (Gloss.  20  krame;  —  se  hed  altid  so  föl  kramere  In 
comp.,  1^3)  es  als  wahrschei)d.  aus  grähma  de  ende;  —  Hanthierung,  Handel,  Wirtlt- 
entstanden  ansieht  u.  zur  y  garh,  grah,  bz.  schaft,  Sache  etc.;  —  mit  de  krämere  wil 
garbh,  grab  (caperc,  sumere,  accipere  etc.)  'k  niks  to  dun  hebl)en.  —  Son.<ft  cf.  kremere. 
stellt.      Hicvon    nun    abgesehen,    so   sei   zu  krain-frd,    Kindbctterin ,    Wöchnerin.    — 

grama  bemerkt,  dass  die  Grdbdtg.  desselben,  25  Nid.  kraamvrouw. 

nämlich:   Vereinigung,   Verbindung  krain-hw'.   Mann   einer  Kindbetterin.  — 

etc.,    hz.  die  von :   vereinigen,    zusammoifü-         Nid.  kraamheer. 
gen,  verbinden,  vor-  od.  aneinander-knilpfen,  krämi^,  s.  kremmig. 

etc.  auch  wohl  für  ein  aus  Stangen  u.  Fei-  kraiii-kaiiier  od.  kraiii-stüfc,  Wochenstube 

Jen  od.  (in  iceiter  vorgeschrittener  Zeit)  Tu-  30  od.  Kammer,  too  die  Wöchnerin  liegt  n.  sich 
ehern  u.  Leinen  gefertigtes  Gezelt ,  od.  für  die  Zeit  über  aufhidt,  bis  sie  sich  wieder 
ein  aus  Stöcken  u.  Brettern  zusammenge-  nach  dem  mit  ihrem  Manne  abgcstaitcten 
fügtes  Etwas  (Vereinigung  od.  Gefüge  von  Kirchengange  öffentlich  zeigt,  welches  ge- 
Stangen u.  Fellen,  bz.  Brettern)  ebensogut  wöhtdich  nach  Ablauf  von  4  od.  6  Wochoi 
für  unser  kräm    ?«.   aslav.    gramü    (canpona  35  geschieht. 

od.  =  griech.  kaprleion)  passt,  wie  für  skr.  kramker,  ein  Krambudenhaltcr,  bz.  Einer 

grama  in  der  Bedtg.  pagus  etc.,  welch  letzte-         der    mit    der  Krambude   zu  Markt  zieht  n. 
res  mit  pango,  pago  etc.  n.  mit  pax,  pactum         Kramwaarcn  feil  bietet. 
etc.  n.  griech.  pegma    (gefügtes  Eticas,  od.  krum-iiiarkod,    kramniarkd,    Krammarkt, 

Gefüge,  Gestell  etc.)  zur  y  pac  (fassen,  hal-  40  Markt,  worauf  od.  an  toelchem  Krambuden 
ten,  festmachen,  fesseln,  binden  etc.)  gehört.         errichtet  u.  Kramwaaren  ziun  Verkauf  auf - 

1.  kram  od.V.TSiV\v\  (ohne  l'lur.),  Krampf,  gestellt  werden.  Gegensatz  zu  femarked. 
mit  Schmerz  verbundenes  krankhaftes  Zu-  kramiiio,  kvaiiiiii,  kram  u.  (selten)  krampe, 
sammenziehcn  der  Muskeln;  —  kram  in  't  kramp,  Krampe,  Klammer,  Haken  etc.,  bz. 
lif  od.  in  de  foten  etc. ;  —  \\v  hed  de  kram  45  ein  gekrümmtes  od.  zusammengebogenes  Et- 
krägen.  —  iNT«?.  kramm,  kramj) ;  )«»f/.  krampe;  was  zum  Klammern,  Festhaken  od.  Klem- 
nld.  kramp;  mnid.  krampe;  a.s.  kramp;  ags.  men  u.  Festhalten  etc.  von  Etwas,  sei  es,  dass 
cramp  cromp;  acngl.  crampe ;  engl,  cramp;  es  toie  ein  Buchhaken  mit  einer  gekrümmten 
schwed.  kram]);  rfa«.  krampe ;  cf/jr/.  crainjiho  ;  u.  krailenförmigen  Spitze  über  u.  in  ein  an- 
mhd.  kramj)f,  cramph  h.  kram,  kramme.  —  50  derex  Etwas  einhakt,  od.  dass  es  bogen-  od. 
Die  Formen  mit  „!>",  woraus  auch  unser  tvinkclfönnig  gekrümmt  mit  seinen  zwei 
kram  gekürzt  ist,  gehören  zu  krimpen  (cf.  Spitzen  über  ein  anderes  Etwas  hinfasst  u. 
dieses)  etc.,  von  dessen  älterem  Prät.  Icramp  in  Holz  etc.  eingetrieben,  dieses  Etwas  ein- 
ctc.  es  mit  ahd.  chrampli,  chramf  (gekrümmt  u.  festklemmt ,  od.  mit  aus  dem  Holz,  od. 
etc.)  u.  nhd.  Krampe  (if.  kramme)  gebil-  55  der  Mauer  vorstehender  rundlicher  Oeffnung 
det  ist.  Das  mhd.  kram  dagegen  gehört  zu  eine  Oese  bildet,  in  welcher  ein  Haken  etc. 
ahd.  chrimman,  krimman  (kratzen,  kneipen,  ei)ifasst,  od.  durch  welche  ein  Tau  etc.  ge- 
drücken,  klemmen  etc.),  worüber  Weiteres  steckt  wird,  um  Etwas  daran  aufzuhängen 
unter  krimmein  u.  kremmo.                                     od.  fe-'^tzu machen  etc.;  —   du  must  de  kram 

2.  kram,  .s\  kramme.  60  fan  't  buk  digt  maken  ;  —  shV  d'r  'n  kram 


KRAMMEN 


345 


KRANK 


■■lier,  (lat  't  ankor  god  fast  sitt ;  —  däi-  sitt 
'n  goden  kram  in  de  balkc,  war  du  de  kct- 
tonliake  inliakoii  kaust,  hz.  war  wol  'ii  osse 
anhangen  kan;  —  slä'  'n  kram  in  de  müre 
un  liang'  't  d'r  an  up ;  —  stilk  'n  tau  dör 
de  kram  un  bind'  't  d'r  an  fast.  —  NcL, 
mnd.  krampe;  nlä.  kram  (Krnvrpc ,  KJam- 
nier,  Klampc,  Haken,  Hie(jel,  Schlicsshalcen) ; 
mnJd.  krampe;  loang.  kramp;  aenr/l.  cranip; 
eiiyl.  kramp  (gcwöhnJ.  cramp-iron) ;  iioriv., 
dün.  krampe;  schivcd.  krampa;  nhd.,  oherd. 
(cf.  Grimm,  Wb.)  krammc,  krampe,  kramjjf 
u.  ulid.  chrami)h,  chrnmpho.  Danehen  aucJi 
ahd.  crapho,  clirapho,  crapo,  chrapfo,  chraffo  ; 
mhd.  chrape,  chrapfe,  krapfc  (Haken,  Klam- 
mer), toovon  ital.  (Diez,  I,  224)  grappa; 
span.,  port.  grapa  (Klammer,  Kralle) ;  ital. 
grappa  (das  Zugreifen)  ;  prov.  gi-aps  (manus 
curva) ;  span.  grapon  (dasselbe) ;  franz.  grap- 
pin  (Anker);  venet.  grapeia  (Klette);  ital. 
grai)pare,  aggrappare ;  norm,  grapper ;  pric. 
agraper  (packen),  wie  desgl.  auch  ital.  grappo, 
grappolo ;  franz.  grappe ;  afranz.,  pic,  champ. 
crape  (Traubenkamm ,  Traube  etc.);  vld. 
grappe,  krappe ;  engl,  grape  (Traube  etc.), 
ivährend  ital.  grampa  (Kralle),  aggrampare 
(häkeln)  ;  franz.  crarape  (Krampf),  crampon 
(Klammer) ;  bürg,  se  crampir  (sich  anklam- 
mern);  afranz.  craiipi  (zusammengekrümmt) 
nach  Diez  (I,  223)  von  ahd.  cramph  (ge- 
krümmt) stammt,  obschon  es  loalirscheinli- 
cher  ist,  dass  sie  thcils  auf  mnld.  krampe 
od.  ahd.  crampho  (Krampe,  Haken)  u.  theils 
auf  mnld  krampe  etc.  (Krampf)  zurückge- 
hen u.  nur  afranz.  cranpi  von  ahd.  cramph 
(gekrümmt)  stammt. 

Da.ss  kramme  od.  krampe  vom  Präter. 
kramp  von  krimpen  gebildet  wurde  (cf.  auch 
krempe),  ist  wohl  sicher,  soioie  auch,  dass 
sich  kramme  od.  krampe  formell  u.  begriff- 
lich mit  klampc  so  nahe  berührt,  dass  beide 
Wörter  (cf.  auch  kremme  zu  klemme)  tvahr- 
scheinlich  von  Hause  aus  ident.  waren,  od. 
doch  derselben  ]/  angehören  u.  ist  dieser- 
halb  unter  klampe  u.  klampen  das  Weitere 
zu  vergleichen. 

krammen,  krampen,  klammern,  verbinden, 
aneinander  fest  machen,  od  feststecken,  nä- 
hen etc. ;  —  du  kaust  de  schöttel  (od.  pot 
etc.)  wol  äfen  wer  krammen,  dat  he  net  üt 
'n  ander  fall;  —  de  l)iiksen  (od.  dat  klcd 
etc.)  mut  wat  kramd  worden,  de  uäd  is  up- 
lopen ;  —  de  dik  mut  nog  Icramd  worden, 
d.  h.,  das  auf  dem  Deich  vorgestreute  lose 
Stroh  muss  noch  mit  quer  darüber  hinge- 
legten u.  mitteltst  einer  grossen  Nadel  (stik- 
natel  genannt)  in  etwa  sechszölligen  Abstän- 
den in  die  Erde  hineingetriebenen  Stroh- 
streifen auf  dem  Deich  festgesteckt  icerden. 
cf.  krampen  im  Br.   Wb.,  II,  pag.  864  u. 


dann  weiter  auch  nid.  krammen,  sowie  klam- 
jien  etc. 

kruiu-iiior,  Hebamme,     cf.  fromor. 
kraiu-potje,  Laus,  Kopflaus,  pcdiculus.  — 
5    WörtlicJi   tvohl   K  r  allen-    od.    K  l  a  u  e  n- 
Füsschen,    von   kramme    od.  krampe    in 
der  liedtg. :   Kralle,    Klaue,   Haken  etc.,   s. 
in  Grimm.  (Wb.)  unter  2  Krampe. 
krains-to^el,  .s'.  kransfOgel. 

10  krjun-stikken  (Kram-  od.  Budenpflöcke?), 
geringfügige  Sachen  od.  Kleinigkeiten. 

kraiii-telt,  Kramzelt,  mit  Leinen  gedeckte 
grössere  Bude. 

krain-waren,    die    WocJioistube   od.    das 

15  Wochenbett  loahren  u.  hüten ,  bz.  Wärter- 
dienste bei  der  Wöchnerin  thun  u.  Alles  was 
im  Wochenbett  od.  hei  einer  Wöchnerin  (in 
de  kram)  vorkömmt  u.  zu  besorgen  ist,  ver- 
richten. —   se  geid  üt  to  krämwaren,  od.  se 

20  deid  't  kramwaren. 

kräm-wäi'ster,  Wochenbett  -  Hüterin  od. 
Wärterin  bei  einer  Wöchnerin.  —  Nid. 
kraamhewaarster. 

kran,    a)  Krahn    od.    Geräth   mit  langer, 

25  beweglicher,  loeithin  reichender  Stange  zum 
Heben  von  Lasten,  bz.  zum  Aufwinden  der 
Anker,  zur  Entlöschung  od.  Beladung  der 
Schife  u.  Wagen  etc. ;  —  dat  schip  iigd 
under  de  kran,  um  to  lössen;    —   b)  Hahn 

30  zum  Verzapfen  von  Flüssigkeiten;  —  släg' 
de  krau  in  't  fat  un  tapp'  her.  —  In  bei- 
den Bedtgn.  haben  diese  Geräthe  ihren  Na- 
men von  ihrer,  einem.  Kr anich  ähnelnder, 
Gestalt  (wie  auch  das  „Hahn"'  genannte  Ab- 

35  znpfrohr  von  Hahn)  u.  ist  kran,  bz.  nid. 
kraan  ident.  mit  ags.  cran  od.  crane;  aoigl. 
crane ;  and.  od.  anld.  crane,  craene ;  mnd. 
(Seh.  u.  L.)  kran,  krön  (Kranich),  was  mit 
ahd.  cranuh,  cran  oh,  cranih  etc.  (der  Stamm- 

40  form  von  nhd.  Kranich)  u.  griech.  gera- 
nos ;  cornio.  garan  (Kranich) ;  lit.  garnys 
(Storch,  Beiher)  etc.  von  derselben  ]/  gar 
ab.Htammt,  loie  unser  kraie  u.  kniieu. 

ki'än-l)alke,    der    bewegliche  Balken    (od.. 

45  Baum,  Stange  etc)  des  Krahns,  worin  od. 
tvoran  auf  Schiffen  der  Anker  hängt  u.  auf- 
gewunden lüird. 

krank,  krank,  ungesund,  schwach,  elend, 
schlecht,  verdorben  etc. ;  —  'n  krank  minsk, 

50  perd  etc. ;  —  'n  kranken  böm ;  —  krank 
löf:  —  kranke  kartuÖVls;  —  krank  her  od. 
kranke  geste  (Hefen) ;  —  krank  fan  older- 
dum ;  —  he  hed  'n  kranken  kop  (er  hat 
ein.en  kranken   od.  ivehen  Kopf;   od.  auch: 

55  er  hat  einen  Katzenjammer ;  od.  auch:  er 
hat  einen  fkörperlich  u.  geistig]  schwachen 
Kopf) ;  —  krank  in  de  kop  (körperlich  u. 
geistig  krank  od.  schwach  im  Kopf,  cf.  krank- 
sinnig) :  —  krank  um.  od.  na  't  v^'ichi  (krank 

GO  um,  od.   nach  dem  Mädchen,   vor  heftigem 


KRANK  346                       KRAN-MESTER 

Verlmiffcn  od.  Sehnsucht  etc.) :  —  Sjjrichw.:  Jcnicktcs  l'Jtwas  etc.,  Alles  Bedtgn.,  wie  sie 
diit  It'tt  siik  denken,  thit  kranke  Ifie  nich  güd  soicohl  im  (ujs.  crinsjan,  crincaii  (cranc,  ge- 
to  färd  sunt;  —  d'r  is  niks  ungesunder,  as  cranc,  —  crangen,  crancen) ,  (ds  auch  in 
krank  -wäseii.  —  Nid.,  nd.,  m)dd.,  vnid.  krank  ((/leichviel  ob  ursj))-.  cj ehr oehen, 
krank,  crank ;  afries.,  iifries.,  ,<iatl.,  wanij.  5  r/  c  k  n  i  cht,  g  est  ü  r  zt  etc.,  od.  ob:  brechend, 
kronk; /ic/^.  krank ;  ((^6\  cranc;  sc/io<^.  crank;  fallend  etc.,  od.  ge-  u.  zer-brechlich,  liinfäl- 
an.  krankr;  norw.,  scluved.  krank;  mhd.  lig  etc.,  da  es  überall  nur  einen  g ebr oche- 
crank,  krank.  —  Im  ags.  hatte  es  die  Bedtg. :  ii e n  u.  geh n ickten,  gebe u gtcn  etc.  Zu- 
gebrechlich, hinfällig,  schwach  etc.,  währoid  stand  etc.  od.  einen  Bruch-  u.  Knick-Zu- 
es  mhd.  die  von:  schwach,  dann,  schvu'ich-  10  sta>id  bezeichnet)  etc.  zu  Tage  treten  u.  wor- 
tig,  schlank,  armselig,  schlecht,  gering;  über  Weiteres  auch  noch  unter  2  klingen, 
schicach,  leidend,  krank  od.  siech  etc.  u.  krengen,  kringen,  kriukel  etc.  etc.  zu  ver- 
mnd.  u.  mnld.  die  von:  schwach,  gering,  gleichen  ist.  cf.  sek  etc. 
schlecht  elend  (infirnuis,  dehilis  etc.)  u.  dan)i  kränke,  krenke,  Kränke,  Krankheit,  Ge- 
auch  die  von:  siech  od.  krank  im  heutigen  15  brecldicJikeit  od.  s(»istiges  böses  körperliclics 
Sinn  (morbidus  etc.)  hatte.  —  Die  volle  Gebrechen  ?f.  Leiden  etc.;  fig.  Schwerenoth 
Form  kranka  od.  kranki  (welche  auch  für  etc.;  —  dat  du  de  kränke  kregst,  od.  dat 
vdid.  krank  od.  kranc  [Schwachheit,  Fehler,  di  de  kränke  kreg,  dat  wul  'k.  —  Mnld. 
Makel,  Gebrechen;  Abbruch,  Schaden]  an-  krencke  (dehilitas,  morbus,  vitium);  mhd. 
zusetzen  ist)  würde  sich  beim  Vergleich  von  20  krenke  (Geringheit,  Mangel;  schwacher  od. 
Gebreste  u.  bresthaft  von  brestan  (ber-  scJilanker  u.  dünner  TJteil  des  menschlichen 
sten,  brechen,  spaUen,  spri}igrn,  reissen  etc.)  Leibes  .zwisclioi  Brustkasten  n.  llüfle,  Taille). 
ganz  ungesucht  als  aus  kraka  etc.  nasalirt  kriinkel»"?,  krenkele,  Kränkelei,  (rckrän- 
u.  demnach  als  eine  Weiterbildung  von  krak  kel,  anhaltendes  krank-  u.  schwachsein. 
(Bruch,  Biss,  Si)alt  etc.  od.  [rgl.  auch  knak  25  kl'jinkelik,  kroukelik,  kriinkclk  etc., 
a<.  knik,  knikken  etc.]  n»c/j.'  Biegung,  Knick,  kränklich,  schwächlich  etc. 
Krümmung  etc.)  nehmen  u.  fassen  lassen,  kriinklikheicl,  krenklikheid,  kränkolk- 
sodass    es   mit  kraken  u.  krakke  direct  zu-  heid,  Kränklichkeit. 

samm engehören  könnte  u.  dann  kranka  etc.  kränkeln,  krenkeln,  krä)ikeln.  —  Iterat. 

ebenso  wie  kraka  etc.  tirspr.  einen  Krach  30  u.  Dimin.  von  kranken. 

=  Bruch  od.  =  Knick-Zustand  bedeutet  kranken,  kranken,  krank  u.  leidend  sein ; 

hätte,  woraus  sich  die^  Bedtgn. :  gebrech-  —  lie  krankd  al  lank  ;  —  de  böni  etc.  krankd. 

lieh  etc.  od.  schwach  etc.    von  selbst  er-  kränken,  krenken,  kränken,  d.  h.  krank, 

gaben.     VergleicJtt  man  indessen,    dass  sich  leidend   u.  schwach  machen,  schwächen,  er- 

„g"  u.  „k"  sowohl  an-  u.  in-,  (ds  auch  aus-  35  niedrigen,  heruntersetzen,  Leid,  Schaden  u. 

lautend  so  sehr  oft  vertreten,  so  ist  es  klar,  Nachtheil   zufügen,    beleidigen,    schädigen, 

dass  man   das  Thema  kranka  auch  als  von  vermindern,  Abbruch  tliun  etc.;   —    he  hcd 

einem  Stamm  kräng,  kranch,  krank  als  Prä-  nii  bister  krankd;  —  dat  krankd  mi  in  min 

ter.  eines   Verb,  kringan,  krinchan,  krinkan  äre;  —  dat  krankd  min  rop,  ori  min  aftaren 

(kräng,  krank  —  krungcn,  kranken)  ansehen  40  etc.  —  I\''/tZ.  krenken;  mnld.  krencken;  vfrics. 

kann,    ivas   mit  unserm  2  klingen,    klinken  krinkjen;    nd.,    mnd.,  mhd.  krenken    (krank 

sowohl,    als    auch    mit  krengen,  kringen    u.  machen,  schwach  machen,  schicächen,  schmä- 

dem  für    krinkel,    krunkel,    ki-unken    anzu-  lern,  mindern,    erniedrigen,    herabsetzen,  zu 

setzenden  obs.  krluki'n  von  Hause  aus  ident.  nichtc  machen);   ahd.   (chranc-jan).     Davon 

ist  u.  aus  dessoi  Grdbdtg.:  brechen  sich  45  das    mit    kränke     sgnon.     mnd.    krenkede, 

leicht  (die  in  diesen  Wörtern  zu  Tage  Ire-  krenkte,  bz.  (Seh.  u.  L.)  krankede,  krankte ; 

tenden     verschiedenen     Bedtgn.     entwickeln  mnld.  kranckte,  krenckte. 

konnten.     Die   dafür  anzusetzende  y  garg,  kranken-ltedde,  Krankenbett. 

grag    ist    dieselbe    toie    von   kraken    u.    ent-  kraiikeii-stö],  Krankenstuhl, 

loickelle  dann  (vergl.  auch  die  von:  klap  ?<.  50      krän  -  kette  ,    Krahnkette ,    Zugkette   am 

klip,    (jd.  klak    u.    klik  etc  ,    bz.    klamp    u.  Krahn. 

klimp  —  klank  u.  klink  etc.  abstammende)!  krankheid,  Krankheit,  Kranksein,   kran- 

Wörter)    ebenso  ivie  bei  knikken  u.  kraken  ker  Zustand  etc.;  — •  an  wat  für  krankheid 

etc.    aus  crepitns,    crepitare    etc.    die    von:  is  he  starten  V 

Bruch,  brechen  u.  hieraus  wieder :  Sturz,  55       krank-sinnig,  scJtwachsinnig,  schwach  von 

Fall,   bz.  stürzen,  fallen,  niedersinken  etc.,  Sinnen,  nicht  zurechnungsfäJtig,  blödsinnig, 

od.  auch  (cf.  knikken  vom  Schallstamm  knik  verrückt  etc.  —  Nid.  krankzinnig. 

od.  knak)    die  von:   biegen,  krümmen    (sich  ]ivan\i-Hii\n\g;\iQiu\,Schioachsinnigkeit,Blöd- 

zusammenziehen  u.  verkürzen,  einschrumpfen  sinni;/keit  etc. 

etc.)  knicken,  zusammenklappen  wie  ein  gc-  GO       krän-mester,  od.  krän-bäs,  Krdhnmeister, 


KRANS 


347 


KRANT 


hz.  der  heim  Kr  ahn  angestellte  Meister  u. 
Aufseher. 

kraus,  Kranz;  —  kraus  um  de  kop;  — 
kransen  un  krönen ;  —  se  stän  d'r  in  'n 
krans  um  herum.  —  Nd,  nid.  krans;  iniild. 
krants ;  nfries.  krans ;  älter  engl,  crants ; 
aschott.  crance ;  isl.,  schivcd.,  norm,  krans ; 
dän.  krauds;  an.  kränz;  esthn.  krauts  etc., 
Alles  wohl  Entlehnung  des  hochd.  Krans, 
bs.  des  ahd.  chranz,  cranz ;  mhd.  kränz  (reif- 
förmiges  Ziergejlecht,  besonders  von  Blumen, 
als  Kopfschmucl;  corona,  diadema,  vitta), 
dem  selbst  aber  wieder  (cf.  Fi  c  k,  III,  4!)) 
eine  ältere  Form  kranta  od.  kranti  zu  Grunde 
liegt,  die  Fiele  (II,  352)  mit  lit.  grandis 
(Bing,  Armhand,  lieif  eines  Bades)  ver- 
gleicht. Begrifflich  am  nächsten  berührt  es 
sich  als  GescJilungenes ,  Gewundenes ,  IJm- 
loundenes  od.  Gebundoies  etc.,  od.  auch  als 
Geflochtenes,  bz.  als  rundlich  Gebogenes, 
Bundes,  Gekrümmtes  etc.  (cf.  Windung  = 
Krümmung  etc.  u.  winden  =  binden,  flech- 
ten etc.  u.  =  krümmen  etc.  od.  rund  um 
Etwas  herumdrehen  etc. ,  bz.  Knoten  = 
Schlinge,  Verschlingung  u.  auch  =  Win- 
dung od.  was  sich  rund  um  Etwas  legt  u. 
es  einfasst  od.  umfasst)  mit  skr.  granthi 
(Knoten,  Verschlingung  etc.) ,  grantliin  (gc- 
od.  verschlungen ,  zusammen  geschlungen), 
grantha  (über,  codex ;  conjunctio),  bz.  gratli, 
grantli ,  tvas  Bopp  (Gloss.  comp.)  sowohl 
mit  incurvatuni,  inflexum  esse,  als  jüngere, 
nectere,  serere,  componere  glossirt.  Ob  je- 
doch dessen  th  zum  lit.  „d"  u.  germ.  t  od. 
z  von  graudis  u.  kranta,  bz.  kränz  stimmt, 
lasse  ich  dahin  gestellt  sein  u.  ivill  ich  nur 
bemerken,  dass  beim  Vergleich  der  E)it- 
stehiing  der  Bedtg. :  brechen  ,  biege n, 
krümmen  etc.,  bz.  Bruch,  Knick,  Krüm- 
mung etc.  in  den  Wörtern  knikkcn  n.  knik 
od.  kraken,  kräk  u.  krinken,  krank,  kran- 
ken, bz.  krank  etc.  aiis  der  von  Geräusch 
od.  Schall  etc.  u.  aus  Bruch  etc.  man 
auf  germ.  Gebiete  zu  dem  aus  kraz  nasalir- 
ten  kränz  attch  das  aus  kraz  (es  ist  auch 
der  Stamm  von  nhd.  kratzen,  kritzeln  etc., 
cf.  kratsen  etc.,  ivas  jedenfalls  auch  ivohl 
zunächst  lautmalende  Wörter  waren  wie  un- 
ser kritea  ti.  erhellt  die  Identität  von  klat 
u.  ki-at  auch  aus  dem  unter  klatte  angezo- 
genen klate,  klatte  in  der  Bedtg. :  Kralle, 
Klaue  etc.)  entstandenen  mhd.  klaz  (crcpi- 
tus,  fragor),  bz.  der  Stcunm.  klat  unseres  Ida- 
ter,  klatte,  klitter  etc.  heranholen  könnte  'un- 
ter der  Annahme,  dass  aucJt,  hier  tvieder  aus 
Schall  od.  Ger ä u s c h  etc.  sich  die  Be- 
dtg.: Bruch,  Knack,  Knick  etc.  od.  brechen, 
biegen,  knicken,  krümmen  etc.  entivickelte  u. 
dass  demnach  das  von  krat,  krant  weiterge- 
bildete kranta   (Kranz  od.  Beif,  Bing  etc.) 


hieraus    die    Bedtg.   g  e h  o g  enes   od.    g e- 
k  r  ü  m  m  t  e  s  Etwas  erhielt. 

Wegen  einer  Entstellung  mit  grieeh.  ko- 
röne ;    lat.  corona    (cf.  kröne)    von    einer   y 

5  skar,  erioeitert  skard,  s.  unter  kroite  am 
Schlüsse. 

kraus-,  krams-io^el,  Krammetsvogel.  — 
Nid.,  bz.  mnld.,  mjläm.  krammct-,  kramet-, 
krams-vogkcl ;  fZ«/;.  kramsfugel ;  norw.,schwed. 

10  kramsfogcl.  —  Er  hat  den  Namen  vom  obcrd., 
haj/r.,  östr.  kramniet  (Wacholder) ,  loeil  er 
gern  die  Wacholderbeeren  (daher  atich 
schiveiz.  reckholdervogel  =  Wacholdervogel) 
frisst  u.  ist  kramraet   aus  ahd.  chranawitu ; 

1.5  mhd.  chrannewitc,  clirambid,  später  hochd. 
kranwet;  bagr.  kranewctt  (Wacholder)  ent- 
standen, tvie  auch  statt  krammetvogel  die 
Form :  kranwit-,  kranwid-,  kranbit-vogel  vor- 
kömmt.    Die  Endung  witu  in  ahd.  chrana- 

20  witu  ist  das  ahd.  witu  (Holz),  ivas  ivahr- 
scheinlich  mit  Wette  (cf.  wedde),  von  ahd. 
wetan ;  goth.  vidan  (binden,  knüpfen  etc.) 
abstammt.  Ob  nun  aber  der  erste  Theil 
clirana  mit  chrana  (Kranich,  cf.  krän)  ident. 

25  ist  u.  der  W  aciiold  er  Strauch  sowohl,  als  auch 
die  kran-bere  (cf.  Sc  hm.,  II,  387)  genannte 
Wacholderbeere  (vgl.  auch  krönsbeje)  davon 
den  Namen  hat,  ist  schwer  zu  entscheiden, 
zumal  die  schon  cdte  Form  granwiden  auch 

30  die  Möglichkeit  zulässt,  dass  clirana,  krana 
mit  ahd.  grana,  craua  (stachligtes  Haar  od. 
überhaupt  ein  spitzes,  scharfes,  stachligtes 
u.  stechendes  Etioas),  bz.  norio.  gran  (Fichte, 
od.  Nadelbaum  etc.,  s.  unter  grau)    ident. 

35  ist  u.  also  in  diesem  Fall  das  ahd.  chrana- 
witu gleichfalls  wörtlich  ein  Nadelholz 
od.  überhaupt  ein  mit  Nadeln  od.  Sta- 
cheln beivehrtes  Holz  bezeichnet  haben 
kann.      Für    diese   Beutung    spricht   auch, 

40  dass  der  Ginster  od.  das  Pfriemen- 
kraut gleichfalls  grauwide  (Stachel-,  od. 
mit  Stacheln  u.  Pfriemen  bewehrtes  Holz  ?) 
genannt  loird  u.  dass  neben  chranawitu  auch 
chranapoum   in   derselben  Bedtg.  vorkömmt, 

45  loas  denn  auch  =  Nadel-  od.  Fichten- 
baum etc.  iväre. 

Zum  Schlüsse  sei  hiezu  übrigens  noch  er- 
wähn t ,  dass  A.  Holtzm.  a  n  n  (deutsche 
Mi/th.,  pag.  78  seq.)    ein   auch    im   Namen 

50  Aquisgrani  der  Stadt  Aachen  vorkom- 
mendes grani  mit  ahd.  chrana  etc.  zu  dem 
(gcdl.  kelt.)  Namen  Grannus  des  Gottes 
Apollo  vergleicht  u.  meint,  dass  chrana- 
witu   das    liolz    od.    der  Baum    des  Gottes 

55  Grannus  (als  des  Beschützers  u.  Herstel- 
lers der  Gesundheit)  bedeute. 

krans  -  oge  (Krähen  -  Auge) ,  Brechnuss 
(strychnou,  nux  vomica).  —  Nid.  kraanoog; 
mnld.  kraeyenoge. 

60      kraut,    Zeitung;   —    6k    wat   ueis   in  de 


KRAPEN 


348 


KRAETE  KRETE 


krantc  ?  —  i\7(/.  kraut.  Aus  franz.  cou- 
rant. 

krapeiK  .s.  krupen, 

krapjie,  iskrappe,  Kis-<i)oni,  hz.  eine  breite 
Klammer  od.  Krampe,  deren  beide  umgebo- 
genen od.  winkelförmig  gehrümmte  Enden 
um  den  Kuss  fassen  ,  u-äJirend  der  mittlere 
flache,  unter  der  Sohle  des  Fasses  liegende 
Theil  mit  eisernen  Spitzen  od.  Eisnägcln 
besetzt  ist.  ]\[an  schnallt  diese  krappcn  bei 
Glaiteis  od.  wenn  man  auf  dem  Eise  gehen 
will,  unter  die  Küsse,  um  nicht  zu  gleiten  u. 
zu  fallen.  —  Es  ist  dasselbe  Wort  tvie  hess.- 
nd.  (Vilmar)  krappe;  nhd.  Krapfen; 
ahd.  craplio  etc.  (Haken  etc.);  s.  unter 
kramme. 

ki'äs.  kratzend  od.  krat-zig,  scharf,  rauh, 
hart,  laut,  heftig,  grob,  stark  etc.;  —  'n  kras- 
sen täl  (eine  kratzende,  knarrende,  rauhe, 
scharfe,  harte,  schrille,  das  Ohr  beleidigende 
od.  auch  laute  u.  grobe,  polternde  Stim)ne 
od.  Sprache:  —  dat  kumd  il'r  bi  lium  all' 
so  kräs  (scharf,  rauh,  hart,  heftig,  laut,  grob 
etc.,  bz.  veru-undend  u.  beleidigend  etc.)  iit ; 

—  he  fürd  'n  krassen  täl  (er  füJirt  eine 
scharfe,  heftige,  abstossende  u.  beleidigende 
Sprache);  —  'n  kiäs  w6rd  hold  'n  kerel 
tan  't  lif  (ein  scharfes,  hartes,  starkes,  lau- 
tes, kräftiges,  bz.  grobes  Wort  hält  einen 
Kerl  vom  Leibe);  —  kräs  (bitter,  beleidi- 
gend, verwundend,  abstossend  etc.)  in  sin  iit- 
dri'ikkou;  —  dat  sniekd  so  kräs  (kratzend 
u.  den  Hals  rauh  machend,  bz.  scharf,  bit- 
ter, unangenehm) ;  —  dat  is  ml  to  kräs,  um 
dat  to  drinken ;  —  dat  is  to  kräs  (rauh,  ivi- 
derwärtig,  unangenehm,  arg,  stark  etc.),  um 
dat  to  hören  od.  to  löfen ;  —  ferner  auch: 
stark,  robust,  kräftig,  rüstig  etc.  in  Bezug 
auf  die  Constitution  eines  Menschen ;  —  he 
is,    od.  hold  sük    nog  al   kräs  na  sin  older ; 

—  he  Jüpd  d'r  nog  net  so  Icräs  hen,  as  'n 
junge  kerel.  —  Nid.  kras  (a.  Onomafopuic 
eines  kratzenden,  krächzenden,  kreischenden 
od.  scharfen,  rauhen,  harten  u.  knarrenden 
Lautes,  icie  z.  B.,  wenn  man  mit  dem  Ka- 
gel  od.  einem  sonstigen  scharfen  u.  spitzen 
Geräth  auf  einer  Schiefertafel  kratzt,  od. 
auch  vom  Krächzen  der  Haben,  vom  Ge- 
räusch einer  Säge  od.  einer  knarrenden  1'hür 
etc. ;  —  b.  (als  Subst.)  ein  Kratz  od.  eine 
Schramme,  liitz  etc.  mit  einer  Kralle,  einem 
Nagel  od.  .'sonstigen  spitzen  Etwas;  —  c. 
(als  Adj.)  arg,  grob,  stark  (dat  is  kras); 
stark,  kräftig,  rüstig  (een  krasse  kerel;  — 
een  kras  wijt'  etc.).  —  Es  scheint  mir,  dass 
sich  in  ttnserm  kräs  zwei  ursjtr.  ganz  ver- 
schiedene Wörter  mit  einander  grmischt  ha- 
ben u.  zwar  einerseits  das  mit  mhd.  kraz 
(einmaliges  Kratzen  u.  davon  entstehende 
Schramme  od.  Kitze,  Wunde  etc.)  ident.  nid. 


kras  sub  a  u.  h  u.  a)idcrerseifs  das  aus  franz. 
crasse  (dick,  grob,  stark,  kräftig)  entlehnte 
nid.  kras  sub  c,  wobei  auch  grob,  stark 
etc.  in  die  Bedtg. :  unangenehm,  beleidigend 
5  etc.  od.  laut,  heftig  etc.  (in  Bezug  auf  Stimme, 
Sprache  u.  Wesen)  überging.  ITrts  nun  zu- 
nächst das  letztere  nid.  kras,  bz.  das  frans. 
crasse  betrifft,  so  stammt  es  mit  mhd.  pras- 
sus,  bz.  ital.  (Diez,  I,  2ii4)  gvniso;  franz. 

10  ijras  (dick,  fett  etc.)  von  lat.  crassus,  was 
Fick  (I,  47,  bz.  525)  unter  kart  (flechten 
etc.)  als  aus  crattus  entstanden  ansieht  u. 
wobei  erwähnt  werden  mag,  dass  zu  dieser 
y  kart  auch  lat.  crates  (Flechtwerk,  Gefloch- 

\'i  tenrs)  gehört,  ivovou  das  ahd.  cratto  etc. 
ivalirschcinlich  entstand,  worüber  Weiteres 
unter  kreite. 

Wegen  kräs,    bz.  nid.  kras  =  mhd.  kraz 
s.   Weiteres  unter  kratsen. 

20  1.  kritt,  kret,  lauter  Schrei  od.  lautes 
Schreien,  Geschrei,  Gejammer  etc.  —  Sprichio.: 
fOrbesihed  mäkd  agtenui  gen  kret.  —  Nid. 
kroct ;  nuild.  krijt  (lauter  Schrei  etc.);  nd. 
krcet,  kreit ;    mnd.  krrt,  kreit,  krit    (Zank, 

25  Streit,  Hader) ;  md.  krit  (Knack,  Krach  etc.). 

—  Zu  kriten  wie  blt  u.  bfit  (Biss)  zu  biton, 
von  y  bhid. 

2.  ki'iit,    s.  1   u.  2  kräte,  krete. 

1.  kräte,  krcte,  krat,  kret,  Runzel,  Furche, 

30  Falte,  Kerbe,  Kitze  etc. :  —  kräten  in  de  luid, 

bz.  für  de  kop,  in  de  lianden    od.  in  de  fo- 

ten,  in  "t  lif;  —  kräten  in  de  stok  od.  müre; 

—  kräten  in    (od.  up)    de   horens.    —    Nd. 
(Br.   Wb.,   Schütze)   kräte,  krote,  kreet; 

3ö  mnd.  krete;  ivang.  (Ehrentraut ,  fries. 
Archiv,  I,  3t7)  krittel.  —  Es  ist,  tvie  kräte 
=  karte  (Kerbe),  zweifellos  eins  mit  mfläm., 
mnld.  kerte  (crena,  incisura  etc.) ,  doch  ist 
es  beim    Vergleich  von  bersten    aus   bre- 

40  sten  (cf.  barsten)  «.  mnld.  bernen  aus  bren- 
nen (cf.  bariien  xi.  brannen)  sehr  fraglich, 
ob  nicht  gerade  die  Form  krete  die  ursjyr. 
ist  u.  ob  diese  nicht  mit  nhd.  kratzen  u. 
k ritzen    (ritzen,    reissen,   verwunden)   zu- 

45  sammenhängt  u.  ebenso  tvie  dieses  selbst  auf 
den  Stamm  kraz,  a)id.  krat  (urs))r.  loie  mhd. 
klaz  ivohlblos  Schallnachahmung  irgend  eines 
unartikulirten  Geräusches,  od.  in  der  Bedtg. 
crepitus  etc.  u.  daraus  wie  klak  u.  klaz,  bz. 

50  unser  klat  die  Bedtg.:  Bruch,  Eiss,  Sjialt, 
Kitze,  Sclirammc,  Wunde  etc.  entwickelnd, 
welche  mhd.  kraz  u.  nid.  kras  [s.  unter  kräs] 
ja  hat,  die  auch  zugleich  die  Grdform  von 
klaz  ist)   zurückgeht,    od.  von  dem  für  die- 

55  ses  kraz,  krat  u.  klaz,  klat  (s.  unter  klatte 
am  Schlüsse)  anzusetzende  ursjyr.  Verb,  kri- 
zan,  kritan  in  der  Bedtg.:  brechen,  knicken, 
bersten,  spalten,  reissen,  ritzen  etc.  abstammt, 
wobei  wegen  der  Identität  von  krat  u.  klat, 

60  bz.    ahd.    chraz    «.    chlaz    in    der    Bedtg. : 


KRAETE  KRETE 


349 


KRATSEN 


Bruch ,  Kniclc  etc. ,  auch  nd.  (S  c  h  ü  t  .:■  c) 
krat,  krattbusch ;  dein,  krat,  kratskov  (Bruch, 
od.  Knick,  Unterholz,  niedriges  Gestrüpp  od. 
Gebüsch  etc.)  zu  vergleichen  ist.  Wie  nun 
aber  karfeii  u.  scharten  od.  sclirabben  u. 
schraft'elii,  bz.  kräfe  %i.  scliriife  sich  begriff- 
lich u.  formell  zu  nahe  berühren,  als  dass 
sie  nicht  von  Hause  aus  einer  j/  angehören 
sollten,  so  stimmt  zu  kräte,  krcto  auch  un- 
ser släte,  siete,  bz.  zu  einem  and.  kritaa  od. 
kriteu  auch  wieder  unser  sliten ,  was  ei)ier 
y  skard,  skrad ,  skraiul  (als  Erweiterung 
von  skar)  angehört,  indem  eben  sliten  für 
altes  sklitan,  skritan  (sknit)  steht  u.  es  nach 
don  Vorherigen  sowohl,  ivie  auch  nach  dem 
■unter  klampen  bereits  Gesagten  sehr  leicht 
möglich  ist ,  dass  kräte  u.  mhd.  kraz,  ahd. 
chrazzon  (cf.  kratzen),  soivie  möglicheriveise 
auch  unser  kriten  (s.  d.)  derselben  y  eid- 
stammen   wie  goth.  skreitan  u.  unser  sliteu. 

2.  kräte,  ki'ete,  krät,  kret,  eine  Meine 
Birne;  wahrscheinlich  dieselbe,  wie  so)ist 
auch  Kötel-  od.  Kütel-Birne  genannte  pyrus 
pyraster.  — •  Ob  urs2)r.  ein  runzligtes  od. 
verschrumpftes,  unvollkommenes  od.  klein  ge- 
bliebenes Etioas  u,  dann  mit  1  kräte  als 
Runzel  connex? 

kräten,  s.  kriten. 

krats ;  i.  q.  nid.  kras  =  mhd.  kraz,  als 
NachaJtmung  eines  Geräusches  (Tones,  Lau- 
tes etc.),  was  durch  Kratzen  etc.  entsteht, 
bz.  dabei  hörbar  wird.  Der  Ablaut  krits 
bezeicJuiet  ein  feineres  Kratzen  od.  einen 
kritzelnden  Ton  u.  tvird  beides  gewöhnlich 
zusammen  durch  krits-krats  (nid.  kris-kras) 
bezeichnet,  cf.  dazu  auch  klik-klak,  —  klip- 
klap  etc. 

kratse,  Geräth  zum  Kratzen  od.  Krüm- 
pein der  Wolle  u.  Heede  etc. ;  auch  krempel 
(s.  d.)  genannt. 

kratsen,  kratzen.  —  Es  wird  hier  ausser 
im  Sinn  von  Krumpeln  od.  Kratzen  der  Wolle 
etc.  (wnlle  kratsen)  nicht  so  selir  loie  unser 
krabben  im  Sinn  von  scabcre,  rädere  etc., 
als  vielmehr  wie  reissen,  in  der  von:  sich 
schnell  entfernen,  eilen  etc.  gebraucht;  — 
he  kratst  d'r  dör  (od.  i'it),  dat  't  so  'n  ärd 
hed.  —  Nd.  kratsen,  kratzen,  krasclien,  krä- 
schen  ;  mnd.  kratzen,  krassen  ;  nid.  krassen  ; 
mnld.,  mfläm.  kratsen,  kretsen  ;  wang.  kratsjo; 
schwed.  kratsa;  rf««.  kradse ;  ahd.  chrazzon, 
chrazöu,  crazon  -^rnhd.  crazen,  kratzen,  kretzen 
(ahd.  chrazjan ,  chrezzan).  Davon  (Diez, 
I,  224) :  ital.  grattare ;  span.,  prov.  gratar ; 
franz.  gratter  (kratzen)  etc. 

Wie  schon  unter  1  kräte  bemerkt,  sind 
die  Stämme  kraz,  klaz,  soivie  kriz,  kHz,  bz. 
krat,  klat  u.  krit,  klit  (s.  auch  unter  klatte 
am  Schlüsse,  sowie  unter  klits,  klitseu,  klit- 
ton  etc.)  von  Hause  aus  ident.  u.  kann  kraz 


od.  krat  ebensogut  wie  klak,  klap  u.  klaz  od. 
klat  (die  auch  als  klad  in  kladde,  kladden, 
kladdern  etc.  erscheint)  urspr.  ein  blosser 
Schallstamm  gewesen  sein,  der  entweder  aus 
5  crepitns  die  Bedtg.:  Bruch,  Biss ,  Spalt, 
Ritze,  Wunde  etc.  entwickelte,  od.  blos  das 
kratzende,  kreischende,  kritzelnde  od.  schar- 
rende Geräusch  (wie  klak  u.  klaz  dasjenige 
eines    Bruches    od.    Risses  etc.)    nachahmte, 

10  ivas  dadurch  entsteht,  loenn  mit  einem  schar- 
fen u.  spitzen  Etwas  auf  ein  entsprechendes 
anderes  Etwas  ein  Kratz  od.  Ritz  gemacht 
wurde,  loie  ja  die  Interjection  krits-krats, 
nid.   kris  -  kras  für   einen   solchen   scharfen 

15  kritzelnden  u.  kratzelnden  Ton  gebraucht 
wird  u.  wir  auch  den  Ton  des  Reissens  von 
Etwas  auch  durch  rits-rats-ruts  bezeichnen 
u.  ruts  auch  zugleich  ein  Riss  etc.  ist. 
Sind  nun    aber   die  Stämme  kraz    od.  krat, 

20  bz.  kriz  od.  krit  u.  deren  Nebenformen  (wie 
klad  von  klat)  krad  u.  krid  urs^jr.  blosse 
Schallwörter  [cf.  dieserhalb  auch  amhd.  chra- 
ken,  kratzen,  kratzend  klauben  etc.,  ivas  doch 
zweifellos   von    ahd.    chrac ,    Krach,    Riss, 

25  Sprung,  Ritze,  Scharte  etc.  weitergebildet 
ist),  die  irgend  ein  unarticulirtes  Geräusch 
(gleichviel  von  wem  od.  durch  ivas  dasselbe 
ausgeht  od.  wodurch  dasselbe  entsteht)  be- 
zeichneten, so  ergicbt  sich  doch  ungesucht  ein 

30  nicht  blos  formeller,  .sondern  auch  begriff- 
licher Zusammenhang  zwischen  den  Stäm- 
men krat,  krit  od.  kraz  von  and.  (kratau)  od. 
(kratjan),  bz.  (kritan,  krat)  =  ahd.  chrazan, 
chrazjan,  bz.  krizan  (nhd.  kritzeln  ist  ^= 

35  älteres  krizeln,  als  Iterat.  von  krizan)  u.  den 
gleichfalls  auf  eine  von  agerm.  kva.t  ablautende 
y  krit  (sonas,  crepitus,  fragor,  clamor  etc.) 
zurückgehoiden  Wörtern:  md.  krit  (Knack, 
ICrach) ;  mnld.  crit  (Schrei)   u.  kriten;  nid. 

40  kreet  (lauter  Schrei  od.  Ruf,  cf.  krät);  nd. 
(Br.  Wh.)  kreet  (Zank,  'Hader,  Streit), 
worüber  Weiteres  unter  kriten  u.  kriddeln 
etc.  zu  vergleichen  ist  u.  wozu  schon  hier 
bemerkt  werden  mag,    dass  M.  Lex  er  ne- 

45  ben  krizen  (schreien,  kreischen  etc.)  auch 
ein  zweites  krizen  (einen  Kreis  machen,  krei- 
sen ;  gähren,  schäumen  ,  gischen ,  zischen ; 
kratzen)  aufführt,  was  Alles  sich  nur  er- 
klären lässt,    loenn  man  annimmt,    dass  die 

50  dafür  anzusetzende  germ.  ]/  krit  (cf.  biten, 
beissen  etc.,  von  ]/  bhid,  germ.  bit)  urspr. 
eine  Schallwurzel  ioar,  die  für  germ.  kratan 
ti.  kritan  sowohl  die  aus  gar  (rauschen, 
schnattern,  rufen,  schreien,   lärmen  etc.)  er- 

55  iveiterte  y  gard,  grd  (sonare  etc.,  cf.  Bopp, 
Benfeg  etc.),  als  auch  die  aus  skar  (tö- 
nen,  rauschen,  kreischen,  lärmen,  springen 
etc.)  erweiterte  y  skard,  skrd  (die  auch  ja 
für  n hd.  seh r eissen  u.  schlei sse n  [s. 

60  unter  1  kräte]  anzusetzen  ist)  sein  kann  u. 


KRAUELN  350                      KKEITE  KREI-f 

icovoti  griech.  krizö    (kreischen    etc.)    auch  Bezirk,  Gau).  —  Die  nä.,  nid.  Formen  mit 

vielleicht  abstammt.  auslautendem  s,    ts   sind  zweifellos  auf  das 

kraueln,   krauein,   krabbeln  etc.;  —  Nd.  ahd.  creiz  zurückzuführen,   während  dieses 

krancln;  ivfries.  kreauweljen;  nid.  krieuwe-  selbst  mit  wild,  kiiet  or?.  krit  m.  mnd.  kreit, 

len,   krevelen ,   krioelen,   krielcn  .(krabbeln,  5  kret  ebenso  wie   nhd.   reissen    auf  r'izen, 

kricbeln,  wimmeln  etc.).  ritan,  bz.  writau  (cf.  riten),   auf  eine  ältere 

krauen,    krauen,   kratzen,   reiben  etc.;  —  Form  ahd.  ki'iz,  kriz;    and.  krlt,   krit ,    bz. 

hö  kraml  sük  up  de  kop,  bz.  aittor  de  örcn ;  auf  ein   Verb,  knzau   (cf.    bei  Lex  er   das 

—  be  krauile  (od.  krabde,  klaudo)  sük  wer  mhd.  krizcn,  eine  Kreislinie  machen ;  kratzen 

uji.  —  Xtd.  kraanwen,  krauwen ;  nd.  krauen ;  10  od.  kritzen  =  ritzen  etc.) ,    bz.    and.  kritan 

mnd.  kraweii ;   afries.  krawa;  (did.  cbrowöu  (urspr.  wohl  kritau,  krat,  krutuu),    zurück- 

(elirawön) ;  amhd.  chrouweii,  cbroweii ;  mhd.  [/eht,  was  mit  riteii,  as.  writau,  goth.  vreitau 

krouweu,  krauwou,  cräwcn  (kratzen ;  jucken,  sowohl,    ivie    auch    mit    nhd.    kratzen   n. 

beissen).     cf.   klaueu    ».   s.    unter  kralle    u.  kritzen  dieselbe  Bcdtg.    (nämlich:  ritzen, 

klaue    ]Veiteres.  15  reissen,   Hitze   od.  Bisse  etc.  machen)  hatte 

ki'ävo  etc.,  s.  kräfe.  u.  ebenso   wie  ahd.  crazau   von  einer  gcrm. 

krawiil,    Krawall,    Aufruhr,    Sjyektakel,  y  krut  u.  ablautend  krit  abstammt,  die  ursjjr. 

Lärm  etc.;  —    so  willen  krawäl  makeu;  —  ebenso  wie  k]i\k,  krak  etc.  eine  Hchalhcurzel 

wat  is  dat  dar  för  'u  krawäl.  —  Wegen  der  war  u.   worüber   Weiteres  unter  kratzeu   u. 

Entstehung  dieses  Wortes  aus  franz.  cliari-  20  kriteu  zu  cergleichen  ist.  Dass  demnac/i  ahd. 

vari    cf.   Grimm,   Wb.   V,    212G,    od.    aus  ereiz    etc.,    bz.  and.  krit  etc.    urspr.    nichts 

Ge-Bebelle,   Vilmar,  hess.  Idiot.,  224.  anderes  als  eine  B  itze  od.  einen  Biss  (od. 

krawoi,  s.  karwci.  Spalt,   Vertiefung,    Kerbe,   Einschnitt  u.  so 

kre^t'l,  .s.  krägel.  auch  ein   Etwas,  was  scheidet  u.  trennt  od. 

kreie.  kreicii  etc.,  .s\  kraie  etc.  _  25  ein    Etwas   abschliesst    u.    einschliesst   etc., 

krcip,  kreier,  kreuer,  kroier,  krojer,  eine  z.  B.,  wie  eine  Grenze  od.  ein  Graben  etc.) 

Art  Sclilitten  ,    icehhc  nur  auf  den    Watten  bezeichnete,   ist  klar   «.  ist  dieserhalb   auch 

an  der  JMündung  der  Ems,  bz.  des  Dollarts  1  kräte  zu  vergleichen. 

gebraucht   werden  ,    um    damit    die   Fische,  Für  die  Annahme,  dass  die  Stämme  krit, 

ähnlich  wie  mit  dem  but-äk  (s.  d.),  aus  den  30  krat  nrspr.  die  Bedtg. :  sonus,  crepitus,  cla- 

Beusen    zu    holen.      Das    Wort    bezeichnet  nior  hatten,   spricht   nicht  allein  die  Ident. 

wörtl.    ein    Schieb -Ding    od.    Geräth  nnscrs  kriteu  (schreien)  mit  kritau  od.  kri- 

toas  Einer  schiebt  etc.  tt.  gehört  dies  Wort  zau  (ritzen  etc.),  sondern  auch,  dass  es  nc- 

zu  kröjeu  (=  älteres  krodeu,    nid.  kruijeu),  ben  kreiz    (Kreis,    Umkreis,    od.  Bitz-Ding, 

bewegen,    schieben   etc.     Des    Vocalwechsels  35  geritztes   Etwas)    auch   ein   mhd.  creiz   mit 

ivegen  cf.  bleieu,  grcieu  etc.  der  Bedtg.:  Schrei,  Lärm  etc.  gab. 

krei-,   kreu-jafjer,    ein   Mann,   der  den  kreite,  kreit  od.  kratte  etc.,   a)  das  aus 

kreie  od.   Wattschlitten  jagt    od.  treibt,    bz.  leichten  Latten   u.  Sparren  gezimmerte  Sei- 

damit    auf   das   Watt    hinausjagt,    tun    die  tenheck  eines  Wagens,    deren   zioei  zusam- 

Fische  aus  den  Beusen  zu  holen.    Fig.  loird  40  men   mit   dem    Vorder-  u.  Hinter-Heck  den 

auch  ein  schlechter  Schlittschuhläufer  so  ge-  sog.  Wagenkorb  bilden.     Diese  kreiteu  sind 

nannt,  was  wohl  daher  kömmt,  weil  ein  krei-  mehr  als  doppelt  so  hoch,    wie   die  gewöhn- 

jager    nur   mit   einem  Beine   od.  Fusse  ar-  liehen   Wagenleitern  u.  sind  die  damit  ver- 

beitet,    bz.    mit    einem    Fusse    in    der  kreie  scheuen    Wagen  früher   hauptsächlich   zum- 

stehend,  denselben  mit  dem  andern  auf  dem  \!j  lleufahrcn  gehraucht,  während  sie  jetzt  ttach 

glatten  Schliek  vorwärts  treibt.  u.  nach  mehr  ausser  Gebrauch  kommen;  — 

kreierii,  kreuern  etc.,  den  kreier  genann-  b)  ein  leichter  aus  Latten  od,  Stäben  ge- 
ten  Schlitten  mit  dem  einen  Fusse  fortbc-  zimmerter  mit  Handhaben  zum  Tragen  ver- 
wegen, sehener  ziemlich  grosser  Kasten  zum  Trans- 

krcis,    kreits,    Kreis.    —    Als   einfaches  50  j^ort  von  Torf,    Gras  etc.    bestimmt;    —  du 

Wort  selten  vorkommend;   dagegen   ist   das  uuist  d'r  für  sürgeu  ,    dat  d'r  'u  pär  kreiteu 

f'omjios.  mnkre\s  od.  umkrcits  desto  gebrauch-  ful  tiu-f  bi  de  kätel  hrogt  wordcu,  wi  wiHeu 

licher.  —  Nid.  kreits,  krits    (Kreis,  Zirkel,  ninrgeu  brüeii ;  —    häl  'u  kreit  ful  gras  uu 

Bezirk,  Landschaft ;  Laufbahn)  u.  krijt  (cir-  sett  iium  iu  de  stal,  den  kaust  du  de  i)erdc 

cus,  eingehegter  Kampfplatz) ;  mnld.  (KU.)  55  d'r  für  uu  na  wat   fau    iu    de   rOpse   gäfeu. 

kriet,    kryt,    kreyt,    kries;    nd.    (Br.   Wb.)  —    Dieses    Wort   ist   zweifellos    ident.    mit 

kreit;  mnd.  (Seh.  u.  L.)  kreis,  kreit,  kret;  mnfries.  (('ad.  Müller)  krait  (Wagen)  n. 

Schott,  cvo'itch -.aschwed.kn'ys,  kr i^yts;schwe(l.  w/dd  aus  kreie,  krate  entstanden,  sodass  es 

krets ;  r/ä».  kreds  ;  ahd.,  amhd.  creiz,  clireiz;  demnach  auch   eins  ist   mit  nid.  (o.  Dale) 

vdid.   kreiz    (Kreis,    Umkreis,    Kauipfphdz ;  CO  krat,  kret  (loses  Ilinterheck  eines   Wagens; 


I 


KREK 


351 


KREKE 


[provinz.J  Vorderbank  desselben);  krat  (f/c- 
flochtener  Weidenkorb,  worin  Erde  verfah- 
ren loird) ;  mnld.  krat  (capsus  rliedae,  od. 
tvohl  der  sog.  Korb  des  War/eiis ,  bz.  der 
meist  aus  Weiden  (jcjlochtenc  u.  früher  häu- 
fig mit  Leinen  überspannte,  auf  den  Hadern 
aufliegende,  obere  Theil  einer  Kutsche) ,\\.väXie 
(corbis,  liscella,  fiscina),  kretse  (corbis  vimine 
textus)  II.  kretse  (aviarium,  saginariuni) ;  ahd. 
cratto;  mhd.  kratte,  gratto  u.  ahd.  crozzo ; 
amhd.  cbrezzc ;  mhd.  kretzc;  kreze  (Korb, 
Tragkorb,  Trage);  Schweiz,  chracza  (ge- 
schlossener geflochtener  Tragi: orb  etc.);  bayr. 
kritzcn  (Gitter  stall  für  Hüh)ter),  kratteii  (zwei- 
rädriger Karren);  ags.  erat  (Wagen,  Korb 
des  Wagens);  aengl.  (S tratmann)  crete 
(Korb) ;  engl,  crate  (grosser  grober  Korb) 
u.  cratsh  (Krippe ;  Packkorb,  Tragkorb)  etc., 
von  dessen  Dimin.  ahd.  crettili  das  ital.  gre- 
tola  (Stäbchen  des  Käfigs,  cf.  D  i  c  z,  II,  35) 
loahrscheitüich  entstand,  tväJirend  das  ahd. 
cratto  (crato,  cbrato)  toohl  mit  ital.  (Diez, 
I,  322)  grada;  span.,  xiort.  grade  (Gitter); 
ital.  gradella  (geflochtener  Fischbehälter)  etc. 
aus  lat.  crates  (Flechiwerk ,  s.  hinter  kräs) 
hervorging.  Da  indessen  neben  ahd.  crozzo, 
mhd.  kretze  auch  amhd.  chrenze ;  mhd. 
krenze,  krinze  u.  eine  neuere  Form  krcinze, 
sowie  (cf.  Grimm,  Wb.  V,  2073  seq.  un- 
ter Krätze  sab  II,  d)  auch  ahd.  creito 
(Korb)  vorkömmt,  so  bezweifelt  IUI  de - 
h  r  a  n  d  (s.  unter  K ratte,  in  G  r  i m  m, 
Wb.)  für  alid.  chratto  ii.  amhd.  chrenze  etc. 
eine  F)Ulehnung  aus  lat.  crates  u.  meint, 
dass  sie  beide  wohl  mit  kränz  (cf.  kraus) 
zusammenhängen,  währoul  0.  Schade  ahd. 
cratto  u.  crezzo  (nlid.  Kratte  u.  Krätze) 
beide  als  aus  lat,  crates  entstanden  ansieht 
u.  nur  amhd.  cbrenze  etc.  zu  ki-anz  stellt. 
Vergleicht  man  nun  aber  loieder  unter 
Kratte,  Krätze  (Korb)  Alles  von  Hil- 
debrand dazu  Verglichene,  sowie  dass 
Fick  (I,  810)  das  gricch.  korönos  (ge- 
krümmt, gebogen)  mit  koröne  (Krone)  u. 
koröuis  (a.  gewundener  u.  verschlungener 
Federzug,  Schnörkel;  —  b.  Kranz;  —  c. 
Verzierung  am  Capital  der  Säuleti.)  zu  einer 
y  skar  (erweitert  skard)  stellt,  so  würde  man 
(von  der  Bedtg. :  drehen,  runden,  wenden, 
winden  etc.  ausgehend)  auch  für  ahd.  crauz 
soivohl,  tvie  für  cratto  u.  dessen.  Nebenfor- 
men u.  ausserdeutschen  Verivandten  viel- 
leicht dieselbe  |/  skar,  skard,  skrd  ansetzen 
dürfen ,  wie  ich  eine  formelle  gleiche  auch 
für  krate  u.  kratsen  etc.  für  möglich  hielt. 
krek,  gerade,  recht,  richtig,  just,  recht, 
nett,  ordentlich  etc.;  —  't  is  krek  twalf;  — 
't  bed  krek  twalf  slän ;  —  't  is  all'  krek 
lik,  es  ist  Alles  gerade  (od.  vollkommen, 
ganz  etc.)  gleich;  —  be  sügt  krek  (geradeso 


od.  ebenso,  ganz  so  etc.)  iit,  as  sin  fader;  — 
't  is  nii  krek  (ganz,  vollkommen)  en,  of  du 
't  deist  of  net;  —  't  is  krek  (od.  net  etc.), 
as  wen  't  diu  is ;  —  krekker  (gerader,  gc- 
5  rechter,  richtiger,  correcter,  besser  etc.)  as 
krek  kan  't  net;  —  't  is  up 't  krekste  mäkd 
Oll.  ütfttrd ;  —  he  is  'n  krekken  (netter,  or- 
dentlicher etc.)  kerel ;  —  'n  krekken  meid 
etc.  —  Nid.  krek,  krekt.  —  Wohl  aus  franz. 

10  correct,  bz.  lat.  correctus,  obschon  möglicher- 
xveise  beide  Formoi.  auch  aus  ahd.  gerebt, 
kireht,  careht,  greht,  creiit  (gerecht,  gerade, 
richtig,  recht,  passend,  geschickt,  bereit  etc.), 
bz.  ahd.  gerecho,  grecbo  ;  7nhd.  gereche  (or- 

15  dentlich,  recht,  richtig,  genau),  od.  ahd.  ge- 
rech,  kerecb,  grecb  (ordnungsmässig,  wohl- 
geordnet, recht,  geschickt,  bereit);  mnld. 
gherekc  (ornatus,  apparatus,  instructus)  u. 
gberekt  (dasselbe)  entstanden  sein  könnten. 

20  1.  kreke  od.  kreke,  krek,  krike,  krik, 
kleiner  sich  schlängelnder  Fluss  od.  Bach, 
bz.  ein  Geioässer,  das  sich  in  Krümmungen 
durch  die  Wiese  windet.  —  Nid.  kreek  (das- 
selbe u.    auch:   Bucht,    kleiner   Meerbusen, 

25  Schlupf hafen ;  grösseres  Binnenwasser,  loel- 
ches  sich  von  früheren  Sturmjluthen  etc. 
durch  Deichbrüchc  verursachte  Ueberschwem- 
mungen  herscJt reibt)  ;  mnld.  kreke  (vorago  in- 
curva,  fossa  verticosa ;  crepido);  engl,  creek, 

30  älter  (cf.  KU.)  creke  (Bucht,  Bai,  kleine 
Landzunge,  kleiner  Meerbusen,  Schlupfha- 
fen; kleine  krumme  Gasse;  Erhöhu)ig  an 
einer  sich  toindenden  Küste ;  kleiner  Fluss). 
—  Es  ist  entweder  von  einem  Stamm,  krek, 

35  krik  als  Ablaut  von  krak  weitergebildet  od. 
geht  beim  Vergleich  von  nid.  beke,  beek  = 
nhd.  Bach  direct  auf  kraken  (vergl.  ahd. 
chrachon  zu  ahd.  pacban,  backen)  zurück, 
falls  es  nicht  etwa  (cf.  beden  =  nhd.  bie- 

40  ten,  nid.  bieden,  goth.  biiulan,  od.  seden  = 
nhd.  sied  en  etc.)  für  älteres  krieke  steht 
u.  dann  mit  nhd.  kriechen  direct  zusam- 
menhängt. Für  die  letztere  Annahme  spricht 
nämlich  der   Umstand,  dass  das  aengl.  creke 

45  (sporta,  od.  Korb)  soivohl  ivurzelhaft  als  be- 
grifflich (die  Bedtg. :  flechten  etc.  ist  wohl 
aus  biegen,  kr ü m m e n ,  lo i n den  etc. 
hervorgegangen,  cf.  krans  u.  unter  kreite) 
mit   kreke   zusammenhängen   dürfte,    sowie 

50  dass  kreke  od.  kreke  die  Bedtg. :  Krüm- 
mung, Biegung,  Bucht  etc.  od.  krummes,  ge- 
bogenes,  bz.  sich  krümmendes  u.  biegendes 
Etwas  ]iat  u.  dass  das  nhd.  k  riechen  = 
ahd.  chriochan  etc.    (die  andern  alten  For- 

55  men  würden  sein:  goth.  krinkau  ;  an.  krji'ika, 
krjöka ;  as.  kriokan ;  ags.  creökan ;  aengl. 
creoken,  creken ;  afries.  kriaka,  krieka  etc., 
wovon  sich  isl.  kreika  [lente  progredi],  kreik 
[lentus  gradus] ;  norw.  kreka ;  schwed.  kräka 

60  [kriechen],  kräk  [kriechendes  Etwas,  Wurmj 


KREKE 


352 


KREKE 


Gewürm]  etc.  soicohl,  wie  auch  unser  kr8k, 
krök  etc.  tcohl  noch  herschreiht)  urspr.  auch 
die  Beätg.:  sich  krummen,  biegen  u.  2ci>i- 
(Icn  etc.,  hz.  Irumme,  gebogene,  schlangcn- 
förmige  Bewegungen  machen  (od.  überluiupt 
Curvcn  ziehen  u.  machen  u.  so  auch:  sich 
hei  jeder  Krümmung  zusammenziehen)  hatte 
u.  also  dessen  'Thema  kriik  ur.'npr.  die  Bc- 
dtg.:  Biegung,  Krümmung,  Windung  etc., 
bz.  biegen  etc.  gehabt  haben  muss.  Ver- 
gleicht man  nun  aber  tvie  bei  knak  u.  knik 
ans  fragor,  crepitus  etc.  dieBedtg.:  Bruch, 
Knick  etc.,  bz.  Brechung,  Biegung,  Kriim- 
iHung  etc.  hervorgeht,  so  ist  es  fast  zweifel- 
los, da.^s  die  für  ahd.  clirioclian,  chraucli 
etc.  anzusetzende  y  kruk  von  Hause  aus 
eine  Ablautform  von  kivik  (cf.  kräk  u.  kra- 
kon)  ist  u.  aus  der  Bedtg. :  Bruch  od. 
Knick  die  von:  Biegung,  Krümmung, 
Windung  etc.  (od.  auch:  Zusammen.:iehung, 
Ki)iziehung,  Zusammenschrumpfung,  Falte, 
Bunzel  etc.,  weil  Ja  durch  Biegen  u.  Krii.n- 
men  etc.  eine  Verkürzung  der  Linie  und 
durch  Brechung  u.  Knick  auch  eine  Falte 
etc.  in  Etwas  entsteht  u.  überhaupt  ein 
Knick  in  Kttoas  nicht  allein  ein  Durchbie- 
gen u.  Krümmen  u.  dadurch  ein  Verkürzen 
u.  Zusammenziehen  verursacht,  sondern  aucli 
ein  voller  Knick  wieder  einen  vollen  Winkel 
nach  Innen  u.  einen  spitzen  Vorsprung 
[Ecke,  Spitze,  Erhöhung  etc.,  cf.  auch  liög, 
högle,  hük,  buk  etc.  von  der  y  kuc,  biegen, 
krümmen,  wölben]  nach  Aussen  hin  bildet, 
wie  ja  auch  kreke  die  Bedtg. :  Vorsprung 
etc.  hat)  schon  in  sehr  früher  Zeit  entwickelt 
hat. 

Wegen  der  Bedtg.:  Knick,  Bruch  od. 
Biegung,  Krümmung,  Knickung ,  Nickung, 
Neigung,  Duckung,  Bückung  etc.  im  Stamm 
krik,  bz.  der  von :  geknicktes,  niedergeboge- 
nes u.  somit  aucli  niedriges  u.  kleines  J^Jt- 
was  etc.,  cf.  mnd.  (Seh.  u.  L.)  kricko 
(Knickerbsen?),  mecklenb.  krick-arften  (nie- 
drig wachsende  Erbsen) ,  mnd.  krickolmore 
(kleine  runzligte  Kilben),  nid.  (v.  Dale) 
krik  (Buschkohl),  engl,  crickle  (sich  bücken, 
stell  krümmen,  sich  krumm  halten,  krumm 
u.  gebückt  gehen)  etc.  u.  cf.  dicscrhalb  auch  un- 
ter 1  n.  2  krakke  das   Weitere. 

Schliesslich  .sc/'  zu  den  Stämmen  krak,  krik 
etc.  bemerkt,  dass  von  krikaii  od.  krikjan 
auch  ein  Bräter.  u.  Stamm  krak,  ablautend 
krek  (cf.  nhd.  klacken  =  (dul.  klac-jan 
unter  klakkon) ,  —  von  krakan  od.  Icrak- 
jan  ein  Brüter,  u.  Stamm  krnok  ,  krök  (cf. 
klok)  n.  von  krukan,  kriiikan  ein  l'rüler. 
krank,  krök,  bz.  auch  sonstige  Stämme,  wie 
z.  B.  kriik  (cf.  buk  =  nhd.  Bauch  u. 
bog  =  nhd.  Bug)  eidstehen  konnte,  worauf 
hier  nur  wegen  der  nachfolgenden    Wörter: 


kreke,  kreken  etc  etc.,  krök,  krök  etc.,  kruke 
etc.  aufmerksam  gemacht  wird. 

2.  kreke  od.  kriko,  kleine,  blaue  Pflaume, 
nh  d.  Kr  iec  h  e  (kleine  IIa  f er pfla  ume,Schleh  en- 

.5  pflaume,  Ilundspflaumc,  Frucht  von  pniims 
iiisititia).  —  JW.  krccko,  kroiko;  j«»rZ.  kreke, 
kreyke  ;  sclnved.  krikon  ;  dän.  krägo,  crequc. 
Bretagn.  grcgou  (wilde  Pflaume  od.  Schlehe)  ; 
mhd.    krieche    (Pflaumen-Schlehe).   —    Fer- 

10  )ier :  nid.  kriek  (Vogelkirsche,  kleine  rothe 
Kirsche  mit  einem  langen  Stiel);  vndd. 
kriccke  (cerasum),  swarte  kriecke  (Morelle, 
Sauerkirsche,  cerasum  actium) ,  S})aensche 
kriecke  (cerasum  duraciuum,  sjxDiische  Knor- 

15  pelkirschc),  roodc  kriecke  (cerasum  Apronia- 
nium,  wilde  Kirsche);  mfläm.  kriecke  (das- 
selbe) ;  ahd.  (cbriehbe)  nach  chrielipoum  (ci- 
nus,  carasus,  d.  i.  cerasus).  —  Sollte  dieses 
Wort  in  seiner  anscheinend  ältesten  u.  urspr. 

20  Bedtg.  „Kirsche"  nicht  aus  ital.  ciriegia 
(contrah.  criegia?)  entstanden  u.  dann  spä- 
ter (ds  das  aus  lat.  cerasus  entstandene 
kirsa  cdlgcmcincr  wurde,  in  Deutschland  auf 
die   kleinen   Schlehen- Pflaumoi   u.    in  IIol- 

25  land  auf  die  Vogelkirsche  übergegangen  sein  ? 
—  Ital.  ciriegia  etc.  betr.,  so  entstand  sol- 
ches nach  Diez  (1, 129)  mit  ciriegio  (Kirsch- 
baum) aus  einem  Adject.  ceraseus. 

Zu   ahd.   chrieli-poum   sei   übrigens  noch 

30  bemerkt,  dass  clirieh  od.  cbricch  formell  mit 
ahd.  Chriecb  (Grieche)  vollständig  gleich  ist 
u.  demnach  cliriech  -  poum  möglicherweise 
auch  soviel  als  Griechen-Baum,  von 
Griechen     erhcdtencm    od.    eingeführtem 

35  Baum  sein  könnte  u.  dann  davon  nachher 
die  Frucht  desselben  cbricche  genannt  sei, 
od.  dass  iiberhaupt  darunter  früher  eine 
griechische  Fr ucht  od,  ein  gr iech i- 
sches    Erzeugniss   verstanden   ivorden 

40  ist.  Vergl.  dieserhalb  auch  G  r  i  m  m,  Wb., 
unter  Krieche  am  Schlüsse. 

3.  ki'cke  od.  krike,  krikke  od.  krik-äute, 
kleine  wilde  Ente,  Krickente,  anas  crecca.  — 
Nd.  krikke;  nid.  (p,ovinz.,  cf.  v.  Dale)  krik 

45  (wiuter-taling  od.  toling,  eine  kleine  Art  Ente 
=  oigl.  tcal  od.  Krickente) ;  mnld.,  mfläm. 
kricke  (qucrquedula ,  auas  parva);  schwed. 
(dialect.)  kräcka;  dän.  krikand.  —  Der 
Name  bezieht  sich  wohl  ebenso  wie  bei  der 

50  auch  wohl  Icrikke  genannten  K n  ä  c  k -Ente 
(anas  qaerquedula,  circia),  od.  der  Krühe 
(cf.  kraie  etc.)  u.  andern  Vögeln  auf  das 
Geschrei  dieser  Ente  u.  ist  krik  (cf.  krik 
etc.)  u.  krikken,  soivic  nid.  kriekcn  eine  Ne- 

55  benform  von  krak  u.  kraken ,  wobei  toegen 
schwed.  kräcka  auch  kräckia  (kreischen,  zan- 
ken) verglichen  iverden  mag.  Weiter  vergl. 
noch  nid.  Krekcl  u.  kriek  (Grille,  Heim- 
chen), kreken    (zirpen,    schrillen),    ivas   sich 

üO  auch  jedenfalls  auf  das  krickende  Geschrei 


KREKEN  KRIKEN 


353 


KREMME  KREMM 


dieses  Thierchens  besieht  u.  demnach  auch 
mit  krekeu,  kricken  als  Ablaut  von  krakcn 
zusammenhänyt,  obschon  es  auch  möglich  ist, 
dass  dieses  Wort  mit  dem  (/leichbedeutenden 
(Diez,  II,  259)  norm.  cv'u{iivt,  nproo.  cri- 
cot,  engl,  crickct,  pic.  croquuillon,  crinchoii, 
Icymr.  ci'iccll,  loenn  nicht  mit  franz.  criqucr 
auch  krikkeu  direct  auf  g riech,  krikein,  kri- 
zeia  (zirpen,  schrillen)  zurückgeht,  -was  auch 
wohl  mit  klazö,  kiMzö  zu  einer  SchaUwurzel 
krak,  kark,  idg.  skaric,  skarg  (s.  unter  kra- 
keu  am  Schlüsse,  bz.  bei  Fiele  //,  41  seq.] 
kar,  kai'kara  u.  kaik,  bz.  europ.  krik  [schreien] 
u.  dazu  [I,  812]  skar,  skark  u.  die  dazu  ge- 
stellten WiJrter,  ivozu  auch  unser  klak,  klik 
etc.  als  Schallstamni  stimmt)  gehört,  loomit 
beim  Vergleich  von  klappen  u.  kloppen  etc. 
auch  wohl  griech.  krekö  (schlagen)  zusam- 
menhängt, ebensogut  als  das  von  Fick  dazu 
gestellte  kercline  (Thurmfalke)  u.  kerchö  (hei- 
ser, rauh  u.  trocken  machen  od.  sein)  etc. 

Zum  Schlüsse  sei  zu  kreke,  krike  etc. 
(anas  querquedula)  noch  erwähnt,  dass  nach 
Diez  (1,  123)  das  gleichbedeutende  itcd. 
cerceta,  span.  port.  zarzeta,  prov.  sercela, 
franz.  cercelle,  sircelle,  cat.  masc.  xerxet  u. 
mlat.  cricella  aus  lat.  querqucdnla  entstan- 
den sein  soll,  dessen  erster  Theil  querqne 
wohl  jedenfcdls  auch  auf  eine  aus  kar  od. 
skav  erweiterte  y  kark  od.  skark  {tönen, 
krächzen)  zurückgeht ,  da  der  Name  doch 
auch  vom  Geschrei  desselben   entlehnt  ist. 

kreken,  krikeii  od.  krikeii,  das  Kommen, 
hz.  der  Anbruch  od.  das  Anbrechen  (des 
Tages),  die  Zeit  der  ersten  Morgendämme- 
rung od.  die  Zeit,  loo  die  Sonne  sich  dem 
Bande  des  Horisonts  nähert  u.  allmälig 
zum  Vorschein  kommt,  sodass  der  Schein 
der  Morgenröthe  den  Himmel  erhellt  u.  die 
Dunkelheit  der  Nacht  anfängt  der  Helle  des 
Tages  zu  weichen.  —  de  dag  is  in  't  kreken 
od.  kriken  (od.  iu  't  kamen,  in  't  anbräken) ; 
—  bi  't  kriken  fan  de  dag  upstän  od.  np 
de  reise  gän;  —  he  is  för  't  kriken  fan  de 
dag  na  sin  wark  gän.  —  Nd.  (Br.  Wb.) 
krik  (Schein,  Glanz,  bz.  Anbruch  etc.,  de 
Krik  vani  Dage) ;  mfläm.  kriecken,  kriecke- 
len  (resplendir,  relniro),  't  kriecken  des  daecbs 
(l'aube  ou  point  du  jour) ;  mnld.  kriecke, 
krieekelinglie;  scliott.  (J amies on)  creek  ; 
engl,  screek,  scrcik  (aurora  nitilans,  primuin 
diluculum,  matutinus  splendor,  crepusculiim) ; 
mnld.  kriecken,  krieckulcn  (rutilare);  nid. 
(W  eil  and)  krieki.n  (bet  doorbreken  der 
eerste  stralen  van  liet  morgenlicbt,  aan  den 
gezigteinder) ;  Belegst,  daselbst:  't  krieken 
van  den  allerschoonsten  dagb ;  —  zoo  hvng 
de  dag  zal  krieken ;  —  van  daar  de  dagen 
krieken ;  —  de  daagraad  (Morgenröthe,  Däm- 
merung etc.)  kriekt ;  —  het  kriekeude  oosten 

J,  ten  Doornkaat  Koolman.     Wörterbuch.    II. 


pronkt  met  koele  roozekransen.  —  Da  nach 
W  e  i  l  a  n  d  statt  krieken  auch  kraken  in  der- 
selben liedtg.  gebraucht  sein  soll,  so  muss 
man  fast  a>mehmen ,  dass  dieses  Wort  auf 
5  der  sinnl.  Bedtg. :  knacken,  brechen,  spalten 
etc  od.  aufknacken,  aufbrechen  (offen  machen, 
öffnen,  eröß'nen,  aufthun)  etc.  beruht  u.  das 
Subst.  krik,  kricke  od.  kriecke  wörtl.  die 
Bedtg. :  Bruch,  Aufbruch,  Eröffnung,  Auf- 

10  machung  etc.  od.  Anbruch  etc.  hat.  Mit 
nhd.  kriechen,  bz.  ist.  kreike  (lente  pro- 
gredi,  s.  unter  1  kreke)  ivürde  es  dann  gänz- 
lich u)uier wandt  sein,  obschon  es  an  u.  für 
sich  auch  denkbar  wäre,  dass  dieses  kreken 

15  od.  kriken  sicii  urspr.  auf  das  langsame  u. 
cdlmälige  Hervorkriechen  u.  Aufsteigen  der 
Sonne  (cf.  aus  dem  Wasser  od.  aus  dem 
Bette  kriechen)  bezogen  hätte,  od.  überhaupt 
ein    langsames   u.   allmäliges   Kommen  von 

20  Etwas  (hier  des  Lichtes,  od.  des  Tages  etc.) 
bezeichnet  hätte. 

Die  Form  nid.  krieken  (es  bezeichnet  ein 
feineres  crepitare  als  kraken,  sowie  auch  zir- 
pen u.  schrillen  etc.)   ist   entweder   aus 

25  dem  vom  Stamm  krik  tveitergebildeten  kri- 
ken, krikken  (urspr.  wohl  krikjan,  od.  den 
Laut  krik  machen  u.  hören  lassen),  od.  aus 
kreken  als  Ablaut  von  kraken  entstanden, 
lole  sowohl  nid.,  mnld.,  nd.  kreken /«/•  kra- 

30  ken  vorkömmt  u.  auch  mhd.  kracken  (mit 
Schall  zerplatzen,  knacken,  krachen),  sowie 
ahd.  chregen,  chrcken,  kreken  (crepitare,  re- 
sonare)  beim  Vergleich  von  ahd.  kieken  (s. 
unter  klakken)  auch  wohl  für  urspr.  chrach- 

35  Jan  steht. 

kreni,  s.  kremnie. 

kremer  od.  kremer  u.  (selten)  kranier, 
Krämer,  Händler,  Ladenhalter  od.  Einer 
der  Waaren  feil  hält.     Unter  k  r  e  m  e  r  al- 

40  lein  tvird  der  Detaillist  in  Colonial-  u.  Spe- 
ccrei- Waaren  verstanden,  während  der  De- 
taillist in  Eisemvaaren  isder-,  od.  iser-,  isen- 
kremer  heisst.  —  Nd.,  nid.  kremer,  kramer, 
kraemer ;  ahd.  krämari ;  mhd.  krämaere,  krä- 

45  mer,  kraemer,  kremer  (institor,  tabernarius). 
Zu  kräni. 

kremere  od,  kreniere,  Kramerei,  Jjaden- 
gescliäft ,  Kleinhandel  mit  Colonialwaaren  ; 
—  be  hed  'n  kremere  anfangen. 

50       kremerii  od  kremoni,  krämern,  handeln, 

feilschen,  markten  etc. ;   — ■    he  kreinerd  d'r 

mit  herum ;    —    he  kreraerd    mi    d'r  föls  to 

lank  afer. 

kreninie,  kremin',    krem,    Greif-,   Pack-, 

55  Halt- Eigenschaf t  (od.  Vermögen,  Kraft),  bz. 
Greif-,  Pack-,  Halt-Znstand  u.  so  überhaupt 
(cf.  klemme  sub  b) :  Kraft,  Stärke  etc.,  bz. 
Kräftigkeit,  Festigkeit,  Hcdtbarkeit  etc. ;  — 
he  hed  nog  kremm'  iu  de  füsten ;  —  dar  sitt 

GO  uog  kremm'  genug   in  de  kerel,  wen  he  6k 

23 


KREMMIG  KRAEMIG  354  KREMPEL 

al  wat  old  is;  —  dar  sitt  gen  kremm'  in  dat  scharf,  durcJulringend ;  (von    Pferden   etc.) 

laken,    dat   is  fSls  to  lös  wfifd;  —   d;'ir  sitt  kräftig,    »luthie/,    feurig,    lebhaft,    munter; 

gen  kremm'  (Kraft,  Nachdruck  etc.)  genug  (Dann  eil)  krimig  (ron  Geschmack  u.  Gc- 

agter,    dat    hoipt   so   niks;   —    wen    d'r  gen  ruch),  stark,  kräftig,  scharf  etc. ;  (Br.  Wb.) 

kremm'    (Kraft,    Gehalt  etc.)   in  't  ber    (od.  5  krimig  (von  Bier,  Wein  etc.),  kriiftig,  stark, 

in    de   ho])i)e  etc.)  sitt,    den  dögt    (taugt)  't  scharf  etc.;  (con  Temperament)  muthig, hitzig, 

niks ;  —  de  kremm'  is  d'r  üt,  z.  B.  aus  dem  leicht  aufgebracht  etc. 

Fleische,  dem  Biere,  dem  Hopfen  etc.,  wenn  Anstatt   dass  ich  dieses  kremmig,   krimig 

es  Kraft,    Gehalt,    Saft   od.   Würzkraft  etc.  als  von  kremmc  in  der  Bcdtg. :  Kraft,  Stärke 

verloren  hat,  bz.  nicht  kräftig,  .^^tark  od.  ge-  10  etc.  abgeleitet  ansehe,  scheint  llildcbrand 

würzig  mehr   i.st   od.  schmeckt  u.  riecht.  —  (cf.   Grimm,    Wb.     V,    X!309    unier    2,    c) 

Es   ist   dasselbe  Wort  wie  nd.   (Br.   W b.)  eher   geneigt,    die   Bedtg.    scharf  als  die 

kriem ;    mnd.    krime,     was    dort    zwar    mit  ursj)r.  anzusehen  u.  krimig   direct   von  kri- 

Schärfe  wiedergegeben  wird,  indessen  ei-  men,  krimmen  in  der  Bedtg.   kratzen  ab- 

gentlich    den    kräftigen    (cf.  kremmig)    Gc-  15  zuleiten ,    was   ich   indessen    beim    Vergleich 

schmück   «.    Geruch   sowohl,    als   auch   die  von  kremme  </.  mnd.  krime  zu  klemme  für 

Kraft  u.  den  Gehalt  des  Bieres  etc.  bezcich-  unrichtig  lialle. 

net,  wie  auch  die  im  m)id.  Wb.  angezogene  Zu  kremmig,  kriimig  sei  ferner  noch  be- 
Belegstelle „setlie  im  hoppen  nene  kryme,  wat  merkt,  dass  bayr.  (Sc hm.,  I,  Spalte  13GS) 
dochten  de  blade  dennt-"  ganz  deutlich  beim  20  kriuiimig  von  kramm  (Krampf,  cf.  1  kram) 
Vergleich  der  obigen  Beispiele  dies  zeigt,  in-  weitergebildet  ist  u.  neben  krampfig,  zusam- 
dem  eben  das  „süsse  im  Hopfen  keine  kryme,  mengezogen,  steif,  krumm  etc.  auclt  die  Bc- 
was  taugten  die  Blätter  denn''  sich  auf  den  dtg. :  zusammengeschrumpft,  eingeschrumpft, 
Gehalt  u.  die  Würzkraft  des  Hopfens  bezieht.  dürr,  mager,  schwächlich,  kränklicli  etc.  hat. 

Die  Herkunft  betr.  (vcrgl.  auch  kremmig),  25  krempo,  Krampe,  bz.  der  auf-  um-  od. 
so  ergiebt  sich  beim  Vergleich  mit  klemme  zurück- gebogene  Rand  von  Etwas  u.  zwar 
sofort,  dass  es  (wie  dieses  mit  klam  u.  klein-  spcciell  des  Hutes.  —  Nd.  krenipe,  krempel, 
men  zu  klimmen)  mit  kram  zu  krimmen  in  krem|)igl  (der  umgeschlagene  Band  vom  Hut 
der  Bedtg. :  klemmen,  packen,  drücken,  kiiei-  ol.  am  Aermel  des  Bocks  etc.).  —  Es  be- 
pen  etc.  gehört  (es  stellt  für  urs2)r.  kraiiux  30  zeichnet  eine  Krümmung  od.  Um-  u.  Zu- 
od.  krima,  wie  krimmen  für  kriman,  falls  es  rückbiegung,  bz.  ein  gekrümmtes  od.  um-  n. 
nicht  aus  krimban  entstand  u.  loürde  dann  zurückgcbogoies  Etwas  u.  steht  wie  kärntJin. 
das  vom  Präter.  kram  ivj«  kriman,  krimman  (cf.  Gr  imm,  Wb.  V,  ^007  unter  1  Krampe 
gebildete  krama  zu  kramma,  kremme  od.  das  sab  4)  krempe  (Bug,  Krümmung)  für  älte- 
alte  krima  zu  krime,  krimme  u.  Letzteres  35  res  krampe,  icie  dies  auch  durch  idd.  kramp- 
wieder  zu  kremme  geworden  sein),  was  auch  lioed  (Krämp-Hut,  Jlut  mit  ei)ier  Krampe) 
durch  die  Synongmität  von  ndid.  krimvogel,  bezeugt  wird  u.  gehört  es  demnach  mit  krampe 
bz.  mnld.  krimmende  vogbel  (accipiter)  mit  (cf.  kramine)  zu  krimpen. 
klem-  od.  klemmende  vogel  (cf.  klemfOgel)  1.  ki'ciupel,  Wollkamm,  Kraisgeräth  zum 
bezeugt  icird ,  wofür  übrigens  auch  krem-  40  Wullkämmen,  bz.  )nit  Häkchen  od.  mit  rück- 
mende  u.  krümmende  vogel  vorkommt,  was  ivärts  gebogenen  Drathstiften  versehenes  Ge- 
eben das  Piirt.  präs.  von  mnd.  kremmen  (a.  räth  zum  Kämmen  u.  Kratzen  der  \Volle. 
mit  gekrwiimter  Klaue  packen;  —  b.  sik  —  Wohl  zu  \\vc\n'[)C,  Haken  etc.  (cj.^vsanmo); 
kremmen,  sich  in  die  Brust  werfen,  sich  eine  s.  weiter : 

stolze  Haltung  geben,  indem  man  den  Kopf  45       2.  krenipol,    Krempel;    —    a)  Haufe  von 

zurück  biegt  u.  Leib    u.   Brust  vorbiegt,  so-  cdlcrhand  schlechten,  geringen  od.  tcerthlosen 

rZfj.s.9    der  Körper    nach    aussen   hin  krumm  Dingen,  schlechtes  wcrthloses  Zeug  od.  der- 

gebogen  ist,    cf.  schwcd.  kronia,  kräma)  ist.  artige  Sachen,    derartiger  Kram  etc.,    iiber- 

Wegen  krimmen    s.    Weiteres  unter  krim-  hanpt :    Trödel,    Plunder    etc.;    —    nim    de 

mein,  womit  es,  loie  die  obigen  Wörter  wohl  50  krempel  man  mit,  ik  icann  d'r  dog  niks  fan 

zu  kram  (drücken,  kneipen,  Fick,  III,  50)  bruken ;  —  he  smitt  de  ganse  krempel  in  't 

gehört.                    ^  für,    bz.  to  't  fenster  heriit    od.  up  de  mes- 

kremniiff,  kriimig,    kräftig,  stark,  gehalt-  folt  etc. ;    —    b)   überhaupt:   Kram,    Sache, 

voll  etc.;  —  dat  is  'n  krcmmigen  kerel  (oil.  od.  auch:   Streit,    Streitsache,    Handel  etc.; 

böm);  —    dat    ber    (od.    de   Hoppe,    dat  hei  55  —  he  b.'d  sin  ganse  krempel  ferköpen  laten  ; 

etc.)  smekd  (od.  rukt)  regt  kremmig;  —  de  —  ik  wil  fan  de  ganse  krempel  niks  mür  we- 

jenüfer  od.  ätik  etc.  is  mi  to  kremmig  (kräf-  ten  (od.  hören);  —  hilf  mi  mit  de  krempel 

tig,  .stark,  scharf  od.  sauer  etc.),   as  dat  ik  fan  de  hals ;  —  dilr  geid  de  kri'm])el  lös  etc. ; 

se  drinken  kan.  —  Nd.  (Sehambach)  kv\-  —    Compos.    krempel  -  kräm    (Plunderkram, 

inig    (von    Geschmack    u.    Geruch)    kräftig,  60  Trödelkram,  schlechter  Kram  etc.);   —   mit 


KREMPELN 


355 


KRENGEN 


de  krempelkram  gäf  'k  mi  net  gern  of.  — 
Nhd,  (cf.  Grimm,  Wb.  V,  2007)  krilrapcl, 
grempel;  schwcd.  krämpel. 

Es  toird  mit  dem  vorigen  kromi)el  (Woll- 
kamm  od.  Krats-Geräth;  T)i)uj  od.  Gerälh, 
was  mit  krummen  Haken  od.  Klauen  zum 
Kratzen  der  Wolle  versehen  ist  [also  =  Ha- 
ken-Ding,  Haken-Gerüth],  od.  überhaupt: 
gekrümmtes  u.  hakenförmiges  i?^M'asj  krampe 
(gekrümmtes  u.  zusammengebogenes  Etwas, 
cf.  krammo)  u.  krempe,  krempon  etc.  auch 
tvohl  zu  krimpen  gehören,  da  es  möglicher- 
xoeise  urspr.  auch  ja  ein  gekrümmtes,  zu- 
sammengebogenes, od.  zusammengedrücktes 
u.  zerknittertes  etc.,  od.  auch  ein  krauses, 
wirres  Etwas  (eine  zusammengedrückte  u. 
zerknitterte,  faltige,  krause  u.  tvirre  Masse, 
cf.  knüdje,  knüdjon,  kuudel,  kniuleln)  be- 
deutet ha,  loie  ja  hieraus  die  collectivische 
Bedtg.  von  krempel  sehr  leicht  hervorgehen 
konnte.  Die  sonst,  in  Grimm,  Wb.,  unter 
dem  ersten  Kr  ä  mp  e  l  u.  dem  ersten  k  r  ä  m- 
2) ein  (trödeln,  hökern,  mit  geringen  u.  klei- 
nen Sachen  handeln  etc.)  erwähnten  Bedtgn. 
würden  sich  dann  aus  den  verschiedenen  von 
Trödel  etc.  ergeben,  während  die  andern 
sich  wieder  aus  dem  krempel  genannten 
Geräth  (cf.  kramp  ein  =  Wolle  kratzen  etc. 
od.  auch  überhaupt:  kratzen,  hacken  etc.) 
ableiten  lassen, 

1.  krempeln,  s.  krempen,  ioozu  es  ein 
Iterativum  ist. 

2.  krempeln,  krumpeln,  kämmen,  kratzen 
etc.,  bz.  Wolle  etc.  mit  dem  Krämpel  (s.  1 
k^vem\)Q\)  genannten  Kratz-Gcräth  bearbeiten 
u.  verfeinern,  damit  sie  sich  besser  spinnen 
lässt;  —  de  walle  (od.  hede)  mut  god  krem- 
peld  worden  ,  dat  se  regt  fin  uu  wek  word 
im  d'r  bi  't  spinnen  gen  dotten  in  't  gärn 
kamen. 

krempen  u.  krempeln,  krampen,  kräm- 
peln,  biegen,  krümmen,  bz.  eine  Krampe  (cf. 
krempe)  machen  au  Etwas,  —  he  krempd 
de  höd  (od.  de  büksen)  up ;  —  de  mauen 
umkrempen  (umbiegen,  umschlagen  etc.).  — 
Nd.  krempen. 

krengen  (krung,  statt  älteres  kräng;  — 
krungen) ,  a)  einen  Druck  anivenden  u.  da- 
durch Etwas  niederdrücken  u.  auf  die  Seite 
legen,  auf  die  Seite  fallen  machen,  od.  einen 
Druck  empfangen  u.  erleiden  u.  dadurch 
sich  auf  die  Seite  neigen  od.  legen,  wie  z.  B. 
dies  bei  Schiffen  dadurch  geschieht,  loenn 
die  Ladung  überschiesst  u.  das  Geioicht  der- 
selben das  Schiff  an  der  betr.  Seite  nieder- 
drückt u.  auf  die  Seite  legt ;  —  dat  schip 
miit  erst  krengd  (nieder-  od.  auf  die  Seite 
gelegt)  worden,  anders  könen  wi  In  de  un- 
dere  kante  net  blkamen,  nra  't  to  kalfatern ;  — 
dat  schip  krengd  to  stark  (legt  sich  auf  die  od. 


liegt  so  sehr  auf  der  Seite) ;  —  b)  (von  einer 
Mühle)  sich  in  sich  selbst,  bz.  im  Getriebe 
dreJten  u.  winden,  ivenn  sie  drang  u.  schwer 
geht;  —  de  niolen  fangd  an  to  krengen  (od. 
5  wringen),  du  must  wol  hast  en  sten  ofset- 
ton;  —  de  mölen  krengd  sük,  du  must  nich 
to  lol  in  fallen  laten.  —  Nid.  (v.  Dale) 
krengen,  einen  Dreh  od.  eine  Wendung, 
Biegung,  Krümmung  etc.  machen,  abdrehen, 

10  zur  Seite  drehen  (im  Beiten  od.  Fahren); 
auf  die  Seite  legen  (ein  Schiff,  um  es  zu  kal- 
fatern), auf  die  Seite  legen  od.  fallen,  bz. 
sich  auf  die  Seite  legen  (im  Segeln)  ;  genau 
dingen  od.  stark  bedingen,  feilschen  etc.,  bz. 

15  im  Handel  den  Preis  drücken  od.  denselben 
durch  starkes  Dingen  u.  Feilschen  herunter- 
drücken,  wofür  anstatt  krengen  auch  kren- 
gelen  gebraucht  tvird ;  nd.  krengen;  schwed. 
-    kränga  (nur  von  Schiffen,  die  auf  der  Seite 

20  liegen  od.  auf  die  Seite  fallen,  sich  auf  die 
Seite  legen  u.  tverfen  etc.);  dän.  kraenge 
(dasselbe  u.  auch :  schinden  ,  streifen,  ab- 
streifen, abziehen) ;  nfries.  (Outzen)krenge, 
krönge  (pressen,  kneifen,  drücken,  zwacken 

25  ctc;  zum  Fallen  od.  Umfallen  bringen,  stür- 
zen etc.). 

Vergleicht  man  der  Form  wegen  brengen 
(bringen),  so  ist  es  klar,  dass  krengen  für 
kringen   steht   u.   wenn  man    erioägt ,    dass 

30  wir  es  von  Mühlen  in  derselben  Bedtg.  wie 
wringen  (nämlich  drang  od.  gedrang  u. 
schwer  drehen  u.  gehen  in  Folge  starken 
Druckes  od.  starker  Zusammendrückung  u. 
Pressung)  gebrauchen   u.  unser  kringen   (s. 

35  d.)  auch  sonst  dieselbe  Bedtg.  wie  wringen 
(nämlich:  drehen,  krümmen,  20inden,  ringen 
etc.)  hat,  so  tvird  kringen  von  Hause  aus 
auch  icohlmit  wringen,  wrung  (urspr.  wrang), 
wrungen,  bz.  mnld.  wringhen,  wrough,  wron- 

40  ghen  {torquere,  contorquere,  urgere,  premere, 
constringere)  begrifflich  eins  sein,  od.  sich 
ivenigstens  vielfach  damit  identificiren  lassen, 
wie  unten  tveiter  zu  vergleichen  ist. 

Was  nun  aber  das  für  kringen   stehende 

45  krengen  betriff't,  so  ist  es  sowohl  eins  mit 
unserm  kringen  sub  b,  als  namentlich  auch 
eins  mit  ivfries.  (cf.  Jap  ix  und  dazu 
Outzen  unter  krenge)  kringjen  (dringen, 
drängen,    drücken,  pressen,   bz.  Drang  od. 

50  Drang  machen,  einengen,  zusammendrücken 
etc.  od.  premere,  coarctare  etc.),  soioie  auch 
tvohl  mit  ags.  cringan  (occumbere,  mori,  bz. 
collabi,  mori,  perire),  wofür  Fi ck  (II,  .352) 
wegen  krank  (s.  d.)  eine  Form  crincan,  cranc 

55  etc.  ansetzt  u.  wovon  sich  das  mnld.  krenge ; 
nid.  kreng  (Cadaver,  Aas,  bz.  Todtes  od. 
Gefallenes,  Gestürztes  etc.),  sotvic  auch  das 
wang.  (Ehrentraut,  11,35  unten)  kreng 
(Cadaver,    todter   Körper)   in   siiich-kreng 

60  (Seehunds  -  Körper ,    od.    Seehunds  -  Leiche, 

23* 


KRENGEN                          356  KRENGEN 

Seehunds-Aas,  so  genannt,  nachdem  die  Haut  a)  an.  (Edda  Sa  c  m  u  n  d  i  1, 606)  kränga 
abgezogen  ist)  noch  herschreiht  u.  also  he-  (drang  od.  schwer  u.  mit  Muhe  gehen  etc., 
weist,  dass  ein  mit  ags.  cringan  (stürzen,  fal-  cf.  I v.  Aasen  unter  krauglog,  bescJiwrrlicJi, 
len,  sterben  etc.,  bz.  urspr.  brechen  od.  drang  etc.  u.  oben  nfrics.  krenge,  drücJicn, 
knicken  etc.)  sgnoni/mes  kringAn  od.  krcii-  5  klemmen  etc.,  bz.  unser  kreiigiMi  =  wringon 
gan  auch  im  as.  ii.  afries.  besta>iden  haben  von  Miütlen) ;  —  kräiigr  (olfliquns,  scacvus, 
viuss,  obschon  das  afries.  kringa  (cf.  v.  piMviis  etc.,  (/.  kreiigeii  =  seitwärts  abdrehen 
Eichthofen)  allerdings  nicht  zu  dem  ar/.w  etc.):  —  kräiigaligr  (strigosiim);  —  /*7.  kriinga- 
criiigan  in  der  obigen  Bcdtg.  stimmt.  We-  legr  (teuer,  gracilis)  u.  krangi  (colliim  avis 
gen  des  nun  für  krongeii  etc.  anzusetzen-  10  lougiiiii  et  teiieruiu) ,  wobei  man  wieder  a)i 
den  'Themas  kraiig  od.  krank  (.s-.  unten  we-  dieselbe  Bcdtg.  von  ahd.  chrauc  (nändich: 
gen  kriiigaa  u.  kriiikau)  sei  zundchst  auf  scJuvacIi,  dünn  etc.)  od.  von  mhd.  kreuke 
das  bereits  unter  krank  u.  l  «.  2  klinke  et^-.  (Taille,  od.  schwacJier,  dünner,  stfibDiker 
Gesagte  i-erwiesen,  wo  nachgewiesen  wurde,  Theil  des  menschlichen  Körpers)  erinnert 
dass  aus  einem  zu  einer  y  garg,  grag  ge-  15  wird,  obschon  diese  Bedtg.  von  kn'ingaligr 
hiJrendcn  Schallstamin  krik-krak,  nas(d.  etc.  beim  Vergleich  von  norw.  krangaleg 
krink-krank  neben  sonns,  cropitus  zunächst  sich  toohl  eher  aus  der  Bedtg. :  pressen,  zu- 
die  Bedtg.:  Br  uch,  Kn  i  ck  od.:  brechen,  sanimenpressen  u.  drücken,  drängen  n.  be- 
knicken etc.  hervorging  u.  dass  dann  hier-  engen,  eng  u.  schmid  machen  etc.,  bz.  zusain- 
aus  einerseits  wohl  die  für  ags.  cringan  od.  20  mendrehoi  u.  einsch)rüre)i  etc.  herschreibt, 
crincan  (s.  auch  unter  krinkel  n.  krinkeln,  da  das  norw.  (I v.  Aasen)  krangaleg  u. 
krinkeu  etc.)  belegte  Bcdtg. :  stürzen,  fallen,  krangliitt  od.  (proeinz.)  kranglct  auch  die 
niedersinken  etc.  od.  zusammenbrechen,  in  Bedtg.:  drang  etc.  hat;  —  schwcd.  krSiigel 
die  Kniee  sinken  etc.  entstand,  während  an-  (Krickelei,  krumme  od.  Winkelzüge  etc.,  auch 
dererseits  brechen  u.  knicken  etc.  wie-  2.5  im  fig.  Sinn),  kih\<i]a  (dlerhand  Krümmun- 
der  in  die  von:  biegen,  krümmen,  sich  zu-  gen  od.  Wendungen  u.  J)rehu>igcn  machen, 
sammenziehen  etc.  (als  die  für  kring,  krin-  abdrehen,  Curven  Itin  u.  her  machoi,  Win- 
sen, krinkel,  krnnkel,  ki'inkelu  etc.  erfor-  kclzüge  machrn  etc.),  kriing\avc  (Krickeler,  od. 
derliche  Bedtg.)  überging  u.  dann  ferner  Einer  der  Winkelzüge  macht  u.  ausweicht 
aus  kr  ütn  me  n  od.  biegen  von  selbst  auch  30  ctc.),kr^ag\ig(krickclig,  Winkelzüge  machend 
wieder  die  Bedtgn.:  winden,  drehen,  Jlech-  etc.);  —  norw.  kranghi  (eine  Sache  durch  un- 
ten, schlingen  (Krümmungen,  Windu)igcn,  nölhige  Einwendungen  od.  Winkelzüge  ver- 
Drehungen,  Schlingungen,  U)nschlingungen  wickeln ,  Streit  machoi  etc.) ,  krangi  od. 
etc.  machen)  etc.,  od.  auch  die  von:  zusam-  krangling  (Winkelzug ,  ungegründetc  Ein- 
menbiegcnu.  krümmen,  od.  zusammendrücken,  35  wendung  od.  Widerspruch  etc.)  u.  an.,  isl. 
enge  u.  gedrang  maclien,  pressen  etc.  entstan-  kri'uigr,  krumm-  od.  Puckcl-rücket,  pucklig, 
den,  wie  sie  zum  Theil  auch  Ja  in  den  obi-  bz.  gibber,  gibba  etc.,  von  krengen,  krung 
gen  Wörtern  u.  in  unserm  kriiigen  (nament-  otc.  in  der  Bedtg. :  krümmen,  biegot.  etc.), 
lieh  auch  im  Vergleich  derselben  mit  wrin-  wovon  sich  auch  norw.  krnngla  (ein  gekrümm- 
gen)  zu  Tage  treten  u.  wozu  noch  erwähnt  40  ttr  u.  höckeriger,  knotiger,  knorriger  Baum 
sei,  dassL.Ettmüller  neben  cringan  (oc-  od.  Stamm)  u.  knmg\ntt  (krumm,  gekrümmt, 
cumbere  etc.)  auch  ein  crincan  (tiectero,  knorrig  etc.)  herschreibt. 
te.xero)  aufstellt,  von  welch  Letzterem  er  (u.  b)  aengl.  cranke,  engl,  crank  (girgillus, 
nicht  wie  die  Andern  von  cringan,  occnni-  Kurbel,  Krummzapfen,  Wirbel,  Schwengel 
bere  etc.)  neben  cranc  (textnra)  ,  crancsläf  45  etc. ;  krummer  (rang,  Windung,  Krümmung, 
(instrnmentnm  textoris),  croncostre  (textrix)  Verdrehung ,  Winkelzug  etc.),  engl,  crauk 
auch  das  Adj.  cranc  (debilis,  niorihumlub)  (in  Zacken  od.  Ecken  u.  Winkeln  etc.  zer- 
ableitet, indem  er  dafür  die  GrdbJlg.  tloxus  brechen  =  knicken  etc),  crank  (sich  von 
annimmt,  was  insofern  ivohl  verwerjlich  ist,  einer  Seite  auf  die  andere  biegend  od.  nei- 
als  auch  aus  der  Bedtg.:  gekrümmt,  gebu-  50  gend,  rank,  beweglicli,  lustig,  munter,  keck, 
gen,  gebeugt  etc.  die  von  schwach  etc.  frisrh,  gesund  etc.,  f/.  rank  «.  riukel),  crank 
(vergl.  dieserhcd/i  meine  Scldussbemerkung  (sich  schlängeln  od.  in  Krümmungen  bewc- 
zu  krank)  leicht  hervorgehen  konnte.  Vergl.  wegen  u.  fliessen,  sicii  schlangcnförmig  win- 
Weileres  dach  ««/er  kriiik  1,  2  klingen,  kiiii-  den),  crankle  (dasselbe,  bz.  im  Zickzack  lau- 
ken,  1  u.  2  klinke  etc.  otc.  u.  zu  klingen  55  fen),  crankle  (umschlängetn),  crankle  (Krüm- 
(sich  zusammenzielien  etc.)  u.  den  obigen  mung,  Biegung,  Drehung,  Windung,  schlan- 
Wörtern,  der  Bedtg.  ivegen,  auch  krimpen.  genförmige  liewegung) ,  crincnm  -  crancnm 
Als  wohl  mit  krengen  etc.,  bz.  ags.  crin-  (Krikel-Krakel,  schlechte  Schreiberei  etc.,  cf. 
gan,  crincan  i)i  deren  verschiedenen  Bedtgn.  oben  schwed.  kräiigel  etc.)  etc.,  von  cringan, 
zusammenhängend,  sei  hier  noch  angeführt:  GO  crincan   (cf  kringen    u.   krinkeln,   krunkeln 


KRENIG 


357 


KRENSSELN 


etc.),  flcctere,  hz.  krümmen,  biegen  etc.,  wo- 
von auch  wohl  aengl.  (S trat m a n n)  cren- 
chen  u.  crenclon. 

c)  nid.  (provinz.,  Geldern)  krani,'  (ver- 
dreht, verkehrt)  n.  nhd.  ((rrimm,  Wb.) 
kränge  (anguiätiae,  Bcdrä)igniss,  Noth  etc.  'f), 
cf.  krt'iigcn  (pressen,  drücken,  drängen,  be- 
drängen etc.);  —  kränge  (eingejlochtcnes 
Etwas,  Ring,  Kranz  etc.  etc.)  von  krengcn 
(biegen,  krümmen,  flectere  etc.);  —  kraiigol 
( Verseil! in gung ,  Verschränkung ,  Verivick- 
lung,  Krümmung  etc. ;  —  Bedrängung  od. 
Bedrängniss,  Noth,  Armuth  etc. ;  —  Kricke- 
lei, Streit,  Zank  etc.,  cf.  oben  schwed.  krän- 
gel  etc.  n.  norw.  kraugla  etc.) ;  —  1  2«.  2 
krangoln  (ringeln,  kräuseln,  versehlingen  etc., 
bz.  sich  drehen  u.  wenden  etc.  etc.,  cf.  oben 
krengen,  einen  Dreh,  od.  eine  Windung  tt. 
Krümmung  machen);  —  krangcln,  krengeln 
(quälen,  ärgern  etc.,  bz.  Winkelzüge  machen, 
Streit  u.  Zank  machen  od.  erregen)  ;  —  krän- 
gen (feilschen,  markten,  handeln  etc.,  bz.  Je- 
manden im  Handel  drücken,  od.  ihm  den 
Breis  bckneifen,  bz.  ihn  kneifen  n.  zwacken, 
damit  er  die  Waare  billig  lässt  etc.),  cf.  oben 
nid.  krengen  u.  krengelen  u.  Weiteres  unter 
kring,  krink  etc.  etc. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  bemerkt,  dass  Fick 
(II,  352  u.  555  seq.)  ags.  cringan  od.  crin- 
can  (occnmbere  etc.)  u.  cranc  (krank)  mit 
lit.  grimzdzin ,  grimsti  (versinken) ;  kslav. 
gryzg,  gr^zeti,  gr^zna  etc.  (sinken  etc.)  etc. 
zu  einem,  'Thema  grag,  grang,  bz.  garg  (s. 
unter  kraken  u.  krank)  stellt,  loas  ja  gerade 
die  Schalhourzcl  garg  ist,  die  eben  aus  so- 
nare,  cropitare  die  Bedtg. :  brechen,  stürzen, 
fallen  etc.  enttoickelte.  Dagegen  stellt  er  für 
kring  u.  demnach  auch  fiir  krengen  in  der 
Bedtg.:  drehen  etc.,  sowie  für  lit.  gryzu 
(drehen,  tvendcn  etc.),  gri,\z5'ti  (kehren,  wen- 
den etc.)  ein  Thema  grangh,  bz.  gragli,  gargh 
auf,  das  indessen  ebenso  tvie  garg  eine  Wei- 
terbildung von  gar  ist  u.  ivobei  zu  bemer- 
ken sein  möchte,  dass  unser  krengen  n.  ags. 
cringan  od.  crincan,  soivie  unser  krinkel  u. 
auch  lit.  gr^^zn  ?<.  gri^izai  (Kehr  etc.)  ebenso- 
gut zu  einem  Thema  grang  stimmt,  loie  ags. 
cringan  (occuml)ere  etc.). 

kreni^.  Dieses  nur  in  Compos. :  sär- 
krenig  (weh-  od.  sehmerz  -  wiinmerig ,  od. 
durch  Weh  u.  Schmerz  leicht  zum  Aeehzen, 
Stöhnen,  Klagen  od.  Weinen  gebracht  u. 
so:  weh-gefühlig,  tveich-  od.  schwachherzig, 
sehr  empfindlicli  etc.)  vorkommende  Wort, 
scheint  mir  für  krönig  zu  stehen  u.  demnach 
mit  krönen  in  der  Bedtg. :  ächzen,  stöhnen 
etc.  connex  zu  sein.  —  he  is  so  sarkrenig, 
dat  he  al  aufangd  to  blarren ,  wen  he  sük 
man  mit  'n  spelde  in  de  finger  stekd. 

krenke,  s.  unter  kränke  etc. 


krenkole,  s.  unter  kränke  etc. 
krenken  etc.,  s.  unter  kränke  etc. 
krcMissoJn,   Korn  mittelst  der   Wanne  od. 
Futter schiv in ge   von  Aehrcnstücken ,    Gran- 
5  nen    u.  sonstigem  leichten   Unrath  reinigen. 

—  Wang.  (Ehrentrant,  JI,  210)  kräns- 
selje ;  nid.  krensolen  u.  krinsen ,  krijnsen; 
mnld.,  mfläm.  krinsen;  mnd.  (Seh.  u.  L.) 
kriiizen,    crieiizen    (purgare   frnmeutum).  — 

10  Subst.  mnd.  krinse  (purgamentnni  frumenti) ; 
vxnld.  krinse,  kritse  (acus  [-eris],  i)urgamen- 
tum  frumenti,  bz.  acus,  palea,  festuca); 
mfläm.  krinse,  kritse  (paille,  bz.  Kaff,  Spreu 
etc.).    —    SoUtc   etwa  das  Subst.  krinse  für 

15  krintse  stehen  u.  dieses  aus  kritse  nasalirt 
u.  dann  weiter  das  Verb,  krinsi'n  (loie  z.  B. 
M-atern  von  water)  vom  Subst.  krinse  in  der 
Bedtg.  Kaff,  Sp  r  e  u  etc.  furtgebildet  sein  ? 

—  kritse    in   der  Bedtg.    palea  od.  Kaff, 
20  Spreu  betr.,    so  gicbt  es  nämlich  mnld.  u. 

mfläm.  noch  ein  zioeites  kritse  mit  der  Be- 
dtg. minutissima  mica,  atomus,  ^vas  beim 
Vergleich  von  kaf  (Zerkleinertes,  Zermalm- 
tes, Zerriebenes  etc.)    od.    von   dust    (Spreu, 

25  Staub  etc.)  zweifellos  mit  kritse  (palea  etc.) 
identisch  ist  u.  mit  diesem,  loahrscheinlich  zu 
kritsen  (kratzen  etc.)  gehört,  od.  aus  kretse, 
kratse  (Abgekratztes,  Abgeschabtes  etc.)  ent- 
stand  u.  dann  dasselbe   Wort   ist   wie  nhd. 

30  Kratze,  Krätze  (Boden-  od.  Topf  scharre 
etc.,  bz.  rameiitum  etc.,  cf.  krahsel  u.  schäfe), 
ivomit  auch  nd.  kretse,  kritse  (cf.  Br.  Wb., 
II,  870  etc.  die  Redensart  in  de  kretse  gaan 
u.  dazu  Grimm,   Wb.    V,  2072   «.    2073 

ST)  unter  Kr  atze  u.  Krätze  sab  2)  ident.  ist. 

Der  Form    wegen   vergl.    auch   die  statt 

Krätze,   Kr  et  ze  od.  nid.  kretse   (Korb, 

Tragreff  etc.,    cf   G  r  i  m  m,    Wb.    V,    2074 

sub  2)   vorkommende  Form   krenze  =  nid. 

40  krentze  u.  krense,  die  auch  dafür  spricht, 
dass  auch  obiges  krinse  aus  kritse  nasalirt 
u.  eben  krinse  (purgamentum  frumenti)  loahr- 
scheinlich  mit  kritse  (palea  etc.)  u.  kritse 
(minutissima  mica  etc.)  synonym  ist  u.  ebenso 

45  wie  nhd.  Kratse,  Krätze  (abgekratztes 
od.  ahgeschrapptes ,  abgeschabtes  Etwas, 
Abfall,  ramentum)  von  Hause  aus  ein  Etwas 
bedeutet  haben  loird,  was  durch  Kratzen  u. 
Schcdjen   od.    Reiben    etc.    entsteht.    —    Zu 

50  krensi'ln  vergl.  auch  rinseln,  ob  dies  viel- 
leicht aus  rintseln,  bz.  ritsehi  (von  ritsen, 
bz.  rits,  rats,  ruts  =  ahd.  rizan,  riz  etc.) 
entstand,  soivie  nd.  (Danneil)  krinzehi 
(kratzein,    kritzeln,  kribbeln,  kriebeln,  freq. 

55  jucken  u.  stechen),  ivofür  ivir  das  Iterat. 
kribbeln  gebrauchen. 

Zum  Schlüsse  sei  übrigens  zu  krensein, 
bz.  krinsen,  krynsen  od.  krinzen,  crienzen 
noch  bemerkt,    dass  diese  mit  wannen    (von 

GO  wanne  =  a)  geflochtener  breiter,  rundlicher 


KREP  358  KRESSE 

Korb  zum  Beinigen  von  Getreide  durch  nhd.  Kr  epp  (die  lodere,  Irause  Verfihung 
Schütteln  u.  Schuingeu  :  —  h)  Behälter  etc.,  der  Haare),  sowie  (bz.  von  crispare)  franz. 
cf.  Bade-M'anne)  f/anz  si/no)ii/inen  Verba  sich  crepor,  älter  cresper  tt.  nd.,  nid.  kreppen; 
auch  ungesucht  von  den  aus  dem  obigen  nhd.  mnld.  kerspeu ;  )did.  Jrreppen;  engl,  crape 
Krätze,  Kretze,  bz.  »//iW.  kretse  (Korb  5  (kraus  machen,  kräuseln,  fälteln  etc.).  Das 
od.  Weidengeßccht,  cf.  kreitc)  odstatidcncn  lat.  crispus  stellt  Fick  (T,  5:^0  seq.)  mit 
Formen  kreiuze,  krenze  (cf.  Grimm,  Wb.  carpcri'  etc.  ?<.  o/trf.  hraspüu  «  hiiinfau,  rini- 
V,  Q144  V.  ^'168)  od.  krinze  (in  der  Bedtg.  plian,  riini)fan  zu  kaip,  krasp  (raffen,  rupfen 
'iVanne  od.  Kornsieb  etc.  ableiten  las-  etc.),  worüber  Weiteres  «H^^r  raspeii,  rispen, 
sen),  zumal  da  die  mnld.  u.  mnd.  Formen  10  riiii])ol  etc. 
vollständig  zu  den  unter  nhd.  Krenze  er-  krPi»|tt'ii,  s.  unter  kiep. 
wähnten  oberd.  Verben  kiinzeu  ,  kreinzcn,  kl'oseii,  Kröse,  Gergel  od.  Girgel,  bz.  die 
od.  krinczen,  kreiuzen  (mit  dem  Kornsiebe  inwendige  Kerbe  od.  schmale  Fuge  in  einem 
od.  der  M'anne  reinigen)  .'Stimmen  ?<.  tvohl  Fasse,  ivorin  der  Boden  eingelassen  wird, 
zweifellos  damit  ident.  sind.  Was  dann  15  —  Nd.  kröse,  krösen ;  nid.  kreus,  kroos  (a. 
aber  das  mnld.,  mjläm.  kriiise,  kritse  (i)alea  dasselbe;  —  b.  der  aussen  über  dem  Boden 
od.  Kaff,  Dust)  u.  kritse  (minutissima  niica,  des  Fasses  vorstehende  Band ,  loie  auch 
atoinus)  bctrff't,  so  könnte  dies  Hubst.  na-  kimme  dieselbe  Doppelbedtg.  hat;  —  c.  das 
mentlich  in  der  letzten  Bedtg.  allerdings  wohl  Geräth  ,  tvomit  diese  Fuge  im  Fass  einge- 
mit  dem  nhd.  Krätze,  )id.  krcfse,  kritse  in  20  ritzt  zvird) ;  waldeck,  krasen.  —  Fs  muss 
der  Bedtg.  (ranientum  etc.,  s.  oben)  ident.  tcohl  soviel  als  Bitz-Ding  sein  u.  in  der 
sein,  aber  andererseits  auch  ebensogut  (wie  Bedtg. :  Fuge,  Spalte,  Bitzc,  Kerbe  ein  Et- 
dieses  Krätze  etc.  von  kratzen)  von  was  bezeichnen,  tvas  durch  Bi tz en  entsteht, 
krinzen,  kreinzeii,  kreuzen  (wannen  od.  mit  während  es  in  der  Bedtg.  sab  c  das  Ding 
dem  Kornsieb  reinigen)  abstammen,  zumal  25  od.  Etwas  ist,  toas  ritzt  od.  tvomit  Einer 
da  neben  krinzen  etc.  von  krenze,  krinze  ritzt,  bz.  tvas  Bitzen  etc.  macht.  Hält 
(Wanne  od.  Korbgejlecht)  von  der  altern  man  nun  aber  die  Bedtg.  Bitz- D ing  fest. 
Form  kratze  od.  kretze,  kretse  aucli  ein  so  mu.ss  der  Stamm  kros  (nach  nnserm  kre- 
Verb.  krotzcn  in  derselben,  Bedtg.  (nämlich  seu  u.  waldeck,  krasen  ist  das  nid.  kroos 
in  der  von  wannen  od.  mit  der  Kretze  30  aus  krose  gekürzt  u.  das  „o"'  deshalb  urspr. 
reinigen)  entstehen  konnte  u.  wahrscheinlich  kurz  u.  tvahrscheinlich  aus  älterem  „a"  ent- 
auch  bestanden  hat  (ein  von  Krätze  in  standen,  icie  auch  im  nid.  nens,  engl,  nose, 
der  Bedtg.:  Korb,  Tragereff  von  Weidenge-  nhd.  Nase  etc.)  schon  selbst  die  Bedtg.: 
jlecht  etc.  abgeleitetes  Verb,  kratzen  [auf  Biss,  Bitz  (ahd.  riz)  od.  Spalt  gehabt 
dem  Bücken  tragen]  ist  ja  auch  belegt),  wo  35  haben  ti.  toenn  ?««»  nun  weiter  vergleicht, 
dann  mnd.  krinse  (/.  mnld.,  mfläm.  kriiise,  dass  die  Stämme  klak,  klaz,  knak,  krak, 
kritse  (purgamentum  frunienti,  od.  der  durch  krap  etc.  (cf.  die  vom  Stamm  klak,  klik, 
krinsen  ausgeschiedene  Unrath,  wozu,  ausser  kluk  stammenden  Wörter)  aus  cre])itus  etc. 
den  Aehren-,  Grannen-,  Strohtheilchen,  auch  die  Bedtg.:  Bruch,  Biss,  Bitze,  Spalt  etc. 
ja  der  Staub  u.  sonstiger  Unrcdh  gehört)  40  entwickelten ,  so  wird  der  Stamm  kros  od. 
sowohl,  als  auch  kritse  (minntissinui  mica,  kres,  kras  j;oh  kresen,  krose  etc.  «/s  Ji  e  / s.s- 
aiomus)  eben  das  durch 'krinscwykreüi^cn  od.  od.  Bitz-Ding  wahrscheinlich  derselbe 
kretsen  (wannen,  sieben,  reinigen  etc.)  ent-  sein,  tcic  von  (cf.  Grimm,  Wb.  V,  2409) 
standene  Etwas,  od.  der  dadurch  ausgeschie-  kr o sen  (knirschen,  knistern,  knirschend 
dene  Unrath  (das  Ausgewannte  od.  Ausge-  45  zerbrechen  u.  zermalmen  etc.),  worüber  Wei- 
siebte  etc.,  cf.  siifsel  von  säten,  sieben,  aus-  tcrcs  unter  kros,  krös  u.  wovon  sich  auch 
sieben,  reinigen  etc.)  allerlei  Art  bezeichnet  der  Name  des  krösel  od.  kresel ,  kressel 
haben  tcürde,  der  ja  eben  aus  allerlei  klei-  ((rrimm,  Wb.  V,  2408)  genannten  Gläser- 
nen u.  kleinsten  Theilchen  von  Stroh  etc.  u.  geräths  (sonst  auch  F'uge eisen  genannt) 
Erde  besteht.  50  herschreibt,  weil  dies  auch  ein  Werkzeug  ist, 
krep,  Krepp,  Flor,  schwarzes  wollenes  tvomit  man  die  kleinen  vorstehenden  Eck- 
lockeres  y>eug,  das  eticas  kraus  aussieht,  bz.  chen  an  den  Seiten  der  Glasscheiben  unter 
leicht  kraus  icird,  od.  sich  leicht  kräuselt.  knirschendem  Geräusch  abkneift  od.  ab- 
—  Nd.  krep,  krip;  in)dd.  (KU.)  krespe  u.  bricht,  bz.  diese  knirschend  zermalmt. 
kerspe  (iiebula  linea,  vestis  coa,  byssns) ;  55  kresse,  Kresse,  Brunnenkresse  (nastur- 
sc/joW.  crisp,  crispe ; /rcfH..-.  crepe,  äWer  Crespo ;  tium),  ein  Kraut  mit  frisch  od.  erfrischend 
ttal.  Crespo  von  lat.  (pannus)  crispus,  wie  bilterm  (rcschmack.  —  Ags.  cresse ,  cärse ; 
von  crispus  auch  franz.  (cf.  KU.  unter  aengl.  (Stratmann)  cresse,  kerse;  engl. 
kersp)  crespu  (kraus),  »*//«)«.  kcrsp,  k<'rspel  cress,  kers;  schott.  kerssc  (gern  im  Blur. 
(kraus,  gekrollt  etc.),  nid.  krep  (Kraushaar),  60  kersses,  wie  auch  engl,  cresses) ;  as.  cressa; 


KRET 


359 


KRIDDELN 


and.  cressa,  crasse ;  mnd.  kerse,  karsc ;  md. 
kirsc ;  nd.  (Schamhach)  kasso,  (Br.  Wh.) 
kassen  (im  Flur.);  mnld.  kcrsso ;  nid.  kors, 
kors  ;  dnn.  karse  ;  norw.  kars  ;  fschwcd.  krasse, 
krässa ;  cdid.  cliresso,  criisso,  creisso,  krijsso 
II.  crüssa;  iiihd.  clirüsse ,  krijsse.  Ob  das 
gleichbedeutende  ital.  crescione;  franz.  cres- 
8011 ;  iiprov.  crcissouii ;  cat.  crexeii  (offenbar 
mit  Anlehnung  an  lat.  cresceri'  u.  dann 
tüohl  ivegcn  seines  raschen  Wachsthums  so 
benannt),  die  ur.'^pr.  u.  älteste  Benennung 
dieses  Krautes  u.  davon  das  gerni.  cressa, 
cresso  etc.  entlehnt  ist,  od.  die  roman.  Wör- 
ter (vielleicht  mit  Ausnahme  des  frans,  cres- 
son  lt.  nprov.  creissoun,  übrigens  doch  ge- 
tviss  mit  Anlehnung  an  crescere)  mit  russ. 
kres ;  lett.  krasse  ;  estn.  kärsid  aus  dem  germ. 
übernommen  sind,  darüber  vergl.  Dies  (I, 
145), sowie  Hild  cbr  and  (in  G r  i m  m,  Wb. 
V,  2171)  u.  Wcigand,  welch  Letzterer  es 
mit  ahd.  cresso,  chresso  (aus  cresjo,  crasjo ; 
goth.  krasja);  mltd.  chresse,  kresse;  and. 
grasse  ;  ndrhein.  crasse  ;  mnd.  krasse  (Kresse, 
Krcssling,  Gründling)  von  ahd.  crijsan,  kre- 
san,  chresan,  cliresen ;  mhd.  crüseii ,  kresen 
(Jivicchen,  serpere,  rejjere)  ableitet,  indem 
der  G r  ü n  dli n g  ein  auf  dem  Boden  k r  i  e- 
ch  ender  u.  schleichender  KiscJi  ist  u.  dem- 
nach auch  die  Kresse  od.  Brunnenhrcsse 
(nasturtium)  nach  seinen  kriechenden 
Stengeln  davon  so  benannt  sein  soll. 

kret,  s.  krät. 

1.  u.  2.  kretc,  s.  1  u.  2  kräte. 

3.  kreto,  kleine  Pflaume,  kleine  Mira- 
belle ;  —  grüne  kreten.  —  Wohl  dasselbe 
tvie  kreke  u.  dann  daraus  verderbt.  Vergl. 
übrigens  auch  2  kräte. 

krctiiP,  Kreatur,  grosses  Biest;  —  wat  is 
(lat  i'ör  'n  mal  kretür;  —  so  'ii  kretür  faa 
^n  osse  heb'  'k  raiii  dage  iiog  iiet  sen.  — 
Uas  lat.  creatura  gehört  mit  creator  «.  cre- 
atio  SU  creo,  ivas  nach  Kick  für  ccro  ste- 
hen soll  u.  zur  y  kar,  skar  (machen,  schaf- 
fen etc.  od.  urspr.  schlagen,  spaltoi,  schnei- 
den etc.)  gehört. 

krowel,  s.  kcrwel. 

kfibbe,  krib,  ein  leicht  gereister,  sänki- 
scher,  .streitsüchtiger,  unfriedfertiger  Mensch ; 
—  he  (od.  se)  is  so  'ii  kribbc ,  dat  he  hei 
gen  frä'  mit  'u  ander  rainsk  holden  kan.  — 
Nid.  krib  (dasselbe,  indessen  nur  von  einer 
tveibl.  Person).  Zu  kribben,  loovon  auch 
gekribbe,  (Gesä)ike  etc.),  kribbig  etc. 

ki'ibbe-,  krib-kop  ;  i.  q.  kribbe ;  —  davon  : 
krib-kop  1  (leicht  gereist,  bösköpfig). 

kribbele,  Kribbelei,  Beizelei,  Gejucke, 
Prickelei  etc. ;  —  kribbele  in  de  hals  od.  up 
de  kop. 

kribbelig,  kribbelg,  krittlich,  verdriess- 
lich ,     leicht     gereizt,      kratzig,     ärgerlich 


etc. ;    —    he    is  ferdömd    kribbelg   od.  krib- 
belkopd. 

kribbel-k(»)>,    Ph'ner   der  sehr  krittlich  u. 
leicht  verdriesslich  od.  leicht  gereizt  ti.  jäh- 
5  zornig  ist.  —    Nid.  kribbelkop.  —    Davon: 
kribbelkopd  (leicht  gereizt  etc.). 

kribbeln  (ablautendes  krabbeln  u.  soviel 
als  wiederholt  kratzen  od.  kritzen,  bz.  ritzen, 
reizen,  verwunden  [flg.]  ärgern,  zornigmachen 

10  etc.),  kribbeln,  kritseln,  krcdjbcln  (kratseln, 
Jucken,  prickeln),  kriebeln,  krimmein,  wim- 
meln etc.,  od.  auch  subst. :  Krihtieln  etc. ;  — 
be  kribbeld  (kritselt,  macht  Crekrilsel,  schreibt 
schlecht  u.  nnleserlich  etc.)   d'r  man  so  wat 

15  hen,  wat  hast  gen  miusk  läsen  kan;  —  dat 
kribbekl  (kratselt,  kritselt,  ritselt,  pjrickelt 
od.  macht  ein  kratsendes  zum  Husten  rei- 
sendes Gefühl)  ml  al  so  in  de  hals,  dat  ik 
hast  heltid  an  hosten  mut;    —    ik  f8l  so  'n 

20  kribbeln  (kratzein  u.  anhcdtendes  Jucken 
etc.)  up  de  kop  od.  in  de  nöse  etc. ;  —  ik 
heb'  so  'n  kribbeln  (anhaltendes  Jucken  od. 
juckendes  Schmerzgefühl ,  Prickeln  etc.)  in 
de  banden   (od.  de  laden ,   de  kop  etc.) ;  — 

2-5  dat  kribbelde  mi  in  de  kop  (kritzelte  od. 
ritseltc  mir  in  dem  Kopf  u.  ntachte  mich 
gereizt  u.  aufgebracht  od.  ärgerlich  u.  ver- 
driesslich), as  ik  dat  sag,  dat  he  dat  kind 
so  gemen  un  siegt  behandelde;  —  dat  krib- 

30  beld  un  wibbeld  fan  allerlei  lütje  deren.  — 
Nd.  (Br.  Wb.,  Dähnert  etc.)  kribbeln; 
nid.  kribbeleu.  —  Davon:  gekribbel  (Ge- 
kritzel; Gekrabbel,  Gekratsel;  Gewimmel)  u. 
kribbele  (s.  d.). 

3.5  kribben,  hadern,  zanken,  streiten  etc., 
auch  subst. ;  —  se  mutten  altid  mit  'n  an- 
der kribben ;  —  hold  dat  kribben  tüsken  jo 
beiden  den  hei  net  up?  —  Nid.  kribben 
(zanken  etc.);  nd.  kribben  (reizen,  ärgern). 

40  —  Als  ablautendes  krabben  bedeutet  es  von 
Hause  aus  wohl  soviel  als :  kratzen,  kritzen, 
ritzen  etc.  u.  so  auch  (fig.)  verivunden,  rei- 
zen, ärgern  etc.,  loie  ja  auch  reizen  u. 
Beiz  ^=  sinnlich  ritzen  u.  Kitz  ist. 

45  kribbig,  kratzig,  zänkisch,  streitsüchtig, 
leicht  gereizt  u.  zornig  od.  ärgerlich  etc.  — 
Nid.  kribbig;  nd.  kribbisch,  kribsch. 

kriddele,  Krittelei,  Mäkelei,  Zänkerei.  — 
Nd.  (B  r.  Wb. ,  S  c  h  a  m  bach,   D  a  n  n  c  i  l 

50  etc.)  kriddelije,  krittelte,  kreiteli. 

ki'iddeler,  Kritteler,  Zänker,  Haderer,  Mä- 
keier, tadelsüchtiger,  verdriesslicher  3Iensch 
etc.  —  Nd.  (Br.  Wb.,  Danneil)  kridde- 
1er,  kreitler. 

65  kriddeln ,  a)  ein  wiederholtes  Kratzen, 
Kritzen,  Ritzen  od.  Reizen  (Kribbeln  od. 
Kriebeln,  Kritzeln  etc.)  empfinden  od.  haben 
u.  davon  empfindlich  berührt  u.  gereizt,  är- 
gerlich, ungeduldig   od.  krittlich  tverden  od. 

60  sein ;  —  dat  kriddelde  (od.  kribbelde,  s.  krib- 


KRIDDELN 


3fiO 


KRIDDELN 


beln)  mi  iu  ilc  kop,  do  ik  dat  liuidc,  tlat  lu"' 
sin  olde  moder  hast  forhungern  im  iu  ("'loml 
umkamcu  K't ;  --  b)  krittr}»,  schelten,  titdeln, 
mäkeln  etc.;  —  hv  hed  altid  wat  to  krid- 
deln  im  is  nargcns  mit  tofraden  iin  iufci- 
stän.  —  X'.L  (Br.  Wh.)  kriddoln  (zanlcen, 
hadern  etc. ;  äü'Ä  ärgern ,  verdriesstich  u. 
unzufrieden  seiti),  (Schdmbach)  kiittidn 
(sich  leicht  ii.  anhaltend  ärgern,  h~.  anJial- 
tend  gereist  u.  ärgerlich  sein  etc.),  (Dan- 
neil) kreitelii  (kritteln,  zanken.  Streit  an- 
fangen etc.\  (Däh  n  ert)  kritteln  (mit  klei- 
nen Fe}ilern  unzufrieden  sein,  murren,  schel- 
ten, zänkeln,  mäkeln  etc.):  nhd.  kritteln 
(kleinlieh  mäkelnd  urtheilen,  bemäkeln,  be- 
mängeln, tadeln,  schelten  etc.)  u.  früher  auch 
gritteln  h.  sonst  auch  krcteln,  kiocteln  etc., 
cf.  Grimm,   Wh.,  unter  kritteln. 

Die  i'crschiedoien  Farmen  stimmen  dem 
Vocal  nach  durchaus  mit  kiddoln  (kitzeln, 
d.  h.  Kitzel  od.  lieiz  =  si)inl.  Ritz,  bz. 
riz  [von  rizan,  ritzen,  rcisscn,  reizen,  ver- 
wunden, stechen  etc.]  machen  ii.  verursachen 
feinem  Andern  n.  sich  selbstj  n.  so  auch 
Heiz  u.  Kitzel  cmpfmdett)  u.  wie  dies  von 
einem  Stamm  kitol,  ahd.  cizcl  (ah  Weiter- 
bildung v'>n  einem  Thema  kit ,  kiz  od.  ciz, 
s.  tmter  kiddcln)  fortgebildet,  so  i.'<t  krid- 
deln  od.  kriddclcn,  krittelon  von  einem  Stamm 
kritcl,  aJid.  chrizcd  od.  krizcl  (u.  dies  von 
einem  Thema  krit,  ahd.  chriz,  kriz)  iveiter- 
gebildrt,  der  mit  unser m  Adv.  kritel  (s.  d.) 
smcohl ,  als  auch  mit  nhd.  Kritzel  ident. 
ist.  Vergleicht  ma)>  nun  aber  —  a)  dass  das 
Thema  krit  als  Ablaut  von  krat,  ahd.  cliraz 
(s.  unter  kratzrn)  7(rs2}r.  ein  Schall-^ftamm 
war  u.  aus  der  Bcdtg. :  sonus,  clamor,  fra- 
gor,  crepitus  etc.  ebenso  vie  mhd.  klac  (s. 
unter  klak  u.  klakkcn,  bz.  klik  u.  klikkon) 
auch  die  Brdtg. :  Bruch,  Biss,  Bitz,  Bitze, 
Spalt  etc.  entwickelte  u.  dass  die  Wörter  : 
nhd.  Kratz  n.  Kritz  in  der  Bedtg.:  Biss, 
Bitz,  Bitze,  Schramme,  Wunde  etc.  sich  ja 
hierin  mit  mhd.  clac  begegnen,  u.  dass  es 
sich  hieraus  auch  blas  erklärt,  weshalb  un- 
ser kriten  =  mhd.  krizon  od.  krizen  einer- 
seits die  Bedtg.:  schreien,  kreischen  etc.  hat, 
während  andererseits  das  nach  tinserm 
kriite,  krotc  od.  krat,  krct  (Kerbe,  Bitze 
etc.)  auch  nd.  bestandene  kriten  u.  mhd. 
krizen  (cf.  Lex  er)  neben  ritzen,  reissen 
(einen  Kreis  od.  eine  Bitze  machen  od. 
ziehen)  u.  kratzen  od.  k ritzen  auch  die 
Bedtg. :  gähren,  brodeln,  zischen,  schäumen, 
etc.,  bz.  ur.spr.  ein  brausendes  od.  zischendes 
Geräusch  machen  etc.  hat  —  u.  h)  bei 
kiikeln,  kifken  etc.  loie  die  Bedtgn.:  zanken, 
streiten  etc.  auch  aus  der  von:  ein  G c- 
r  ä  u  s  c  h  machen  od.  aus  s  ehr  ei  c  n  etc. 
hervorgehen    können,    bz.    dass    auch    nhd. 


k  r  i c k l i c h,  K r  i ck  e  l e i,  k r  i ekeln,  k r a- 
keln  etc.  zu  einem  Schallst((mm  Kr  ick,  bz. 
Krack  od.  krak  gehören,  so  /.s'i  es  sehr 
leicht  denkbar,  dass  auch  dem  Verb,  krid- 
5  dein,  kritteln  etc.  =  wspr.  kritelii  n.  ahd., 
mhd.  krizeln,  bz.  dessen  Stamm  krit(d,  kii- 
zel  =  krittel,  krizzel,  kritzel  (nach  kiddeln 
etc.  von  kitel,  kittel)  sowohl  ein  Stamm  krit, 
kriz    in    der  Bedtg.  sonus,    clamor  etc.,    als 

10  auch  ein  Stamm  krit  etc.  in  der  Bedtg.: 
Bruch,  Biss,  Bitz,  Bitze,  Spalte,  Wunde, 
Schramme  etc.  zu  Grunde  liegt  u.  dass  dem- 
nach kriddcln,  kritteln  in  seinen  verschie- 
denen   Bedtgn.    einerseits    sowohl   mit    mhd. 

15  krizeln  (u-icderltolt  od.  atihaltend  u.  hiftig 
schreien,  kreischen  etc.  u.  so  auch:  schelten, 
tadeln,  zanken,  hadern  etc.),  als  dem  Bercd. 
■von  krtzeu  (kreischen  etc.),  wie  andererseits 
auch  mit  krizeln  in  der  Bedtg.  kritzeln  od. 

20  ritzein,  kratzein  etc.  od.  toiederholt  u.  an- 
hfdtend  kritzen  od.  kratzen,  ritzen  u.  ver- 
wiDidcn  u.  so  auch:  reizen,  stacheln  etc. 
als  dem  Iterat.  von  krizen  (ritzen  od  kritzen, 
kratzen  etc.)    von  Hause    aus   ident.  ist.  — 

25  Da^s  indessen  ein  zu  krit,  kriz  in  der  Be- 
dtg.: Biss,  Bitz,  Schramme  etc.,  bz.  zum 
Verb,  krifan ,  krizan  od.  kritan  (reissen, 
ritzen,  schrammen  etc.)  gehörender  Stamm 
kritel,  krizel  (^  Kratz-,    Kritz-   od.    Bitz- 

30  Zustand  etc.  u.  =  Kratz-,  Kritz-  od.  Bit.:- 
Gegenstand  od.  Bitz-Ding  u.  so  auch:  Bitze, 
Schramme,  Wunde  etc.)  indessen  vollständig 
ausreicht  (auch  ivang.  [Eh  r  e  n  traut  I, 
S77J  krittel,  Bunzel,  Falte  etc.  u.  kritteli.ir, 

35  runzligt,  faltig  etc.,  beim   Vergleich  »».srjvs 
kräte,  Kerb,  Falte  etc.),  um  sämmtliche  Bv- 
dtgn.    von   un.serm    kriddeln    (dies   ist  ganz 
sicherlich    soviel    als:    wiederholt     kratzen,      \ 
kritzen,    ritzen    v.    dann    ident.    mit    nhd. 

40  kritzeln),  bz.  dem  nd.  kriddeln,  kritteln, 
kreiteln,  kretcln  etc.  zu  erklären,  ist  zwei- 
fellos u.  braucht  man  sich  dabei  nur  zu  ver- 
gcgotwärt/gen,  dass  kritteln  wörtl.  soviel 
hei-'fst  als  kritel,    krittel    od.    krizel,    kritzel 

45  (d.  h.  ivie  kribhel  ein  Kratzen  od.  Kritzoi, 
Bitzen,  Beizen  etc.)  machen  od.  verur.iachen 
(einem  Andern  od.  sich  selbst)  u.  dass  man 
dadurch  nicht  edlein  einem  Andern  das 
macht    od.  antliut,    verur.mcht    u.    zur  Fm- 

50  jißndung  bringt,  was  kritel  (vergl.  dazu  der 
Form  u.  Bedtg.  wegen  eitel  n.  Kitzel 
zu  nnserm  kritel  u.  nhd.  Kritzel,  bz.  Ge- 
kritzel) besagt,  sondern  dass  man  dies  auch 
sich  selber  macht,    anthut   od.  verursacht  n. 

55  empfinden  lässt,  tvoraus  von  selbst  die  Br- 
dtg. :  einen  Andern  od.  sich  selbst  ritzen, 
verwunden,  reizen,  ärgern  etc.  od.  ärgerlieh, 
unzufrieden,  tadelsüchtig  u.  scheltend  machen 
u.  ärgerlich,  etc.  sein  Jievorgehen  musste.    We- 

TiO  ge)i    der    C'onncxität   mit   kriten    (kreischen, 


KRroDELIG  KRIDLIG 


361 


KRIGEN 


lärmen,  schelten,  toben  etc.)  od.  mit  kritcii 
(Icratzen,  kritzen,  ritzen,  verwunden,  reizen 
etc.)  vgl.  noch  nd,.,  bz.  innd.  kret,  ki'eit, 
krt'itl,  krit  =  ahd.  creiz,  cnz  (Zank,  Streit, 
Hader,  l'crdrus.s  etc.),  krolek'  (kleine  Ritze 
etc.),  kretfii,  kritou  (zattken,  streiten,  keifen 
etc.),  kreton,  kriten,  kryteu  (provocare  etc.), 
kretten  (reizen,  quälen,  belästigen,  necken, 
foppen,  ve.viren) ,  krcyten,  knieten  (provo- 
care, irritare,  exasperare),  sik  kretten  od.  kre- 
ten  (sicJt,  streiten  u.  sanken  etc.),  kreter 
(Zänker,  Streuer,  Hader  er,  besonders  der 
den  Streit  eines  Andern  vor  Gericht  führt, 
procurator  etc.)  etc. ,  ivas  Alles  ebensoioohl 
zu  kriten  (kreischen,  schreien,  lärmen,  schel- 
ten, keifen  etc.),  als  zu  kriten  =  ahd.  cri- 
zan  (kritzen,  kratzen,  ritzen,  reizen,  ärgern, 
böse  machen,  aufreizen,  erregt  it.  zornig 
machen  etc.)  gehören  kann ,  obschon  diese 
Wörter  augenscheinlich  näher  zu  kritrn 
(kreischen  etc.)  als  zu  kriten  (kritzen, 
kratzen,  ritzen  etc.)  liegen  u.  demnach  auch 
das  für  kriteln  stehende  kritteln  =  älter 
hochd.  krizeln  sehr  leicht  dasselbe  Wort  sein 
kann,  tvie  mhd.  krizeln  =  mnd.  kriteln  (an- 
haltend od.  iviederholt  kreischen  u.  schreien 
etc.)  als  dem  Itcrat.  von  krizcn  =  unscrm 
kriten. 

kriddclig:,  kridlig,  kriddclg  u.  kriddig, 
krittlig,  kricklig,  empfindlich,  verdriesslich, 
gereizt,  ärgerlich,  zänkisch,  haderig,  streit- 
süchtig, zum  Tadeln,  Schelten,  Mäkeln  od. 
Widersprechen  etc.  geneigt  etc.  —  Nd.  (Br. 
Wb.,  Scha m  bach  etc.)  kriflclelig,  krittelig. 

krig,  Krieg,  Kampf,  Zwist,  Zwietracht, 
Streit,  Zank  etc. ;  —  he  is  in  de  krig  nm- 
kamen;  —  de  Franzosen  un  de  Dütsers  heb- 
ben  krig  mit  'n  ander ;  —  se  kregcn  d'r  krTg 
um,  wel  't  meste  krigcn  scliull',  bz.  wel  de 
stärkste  was;  —  nmtt  ji  bliksems  jungens 
den  altid  krig  mit  'n  ander  hebben?  —  de 
man  un  fro  läfen  in  krig  mit  'n  ander ;  — 
de  fögels  hebben  krig  mit  'n  ander.  —  Nd. 
krieg  od.  krig;  mnd.  krich,  krfgh,  criec; 
tdd.  krijg;  mnld.  krygh ,  kriegh ;  mhd. 
(Lex er)  kriec,  krieg  (Anstrengung,  Stre- 
ben nach  Etwas,  Streben  gegen  Etwas,  das 
Widerstreben  od.  Widersetzen  gegen  Etwas, 
der  Widerstand  etc.;  Anfechtung;  Streit, 
Kampf  mit  Worten,  Wettstreit,  JRechtsstreit, 
Zwist,  Zwietracht,  handgreiflicher  Streit, 
Kampf  zwischen  Zweien,  Streit  mit  Waffen, 
Kampif,  Krieg).  —  Vergleicht  man  ahd. 
winnä  (Anstrengung,  Mühe,  Arbeit,  Kampf, 
Streit)^  winnan  (sich  anstrengen,  mühen, 
kämpfen,  streiten  etc.,  bz.  streben  nach  Et- 
was u.  so  auch  erlangen,  erreichen,  gewin- 
nen, bekommen  etc.),  gawin  (Anstrengung 
etc.,  labor,  ccrtamen,  conflictus,  Erioerb,  Ge- 
winn  etc.),   gewinnan    (durch  Anstrengung, 


Mühe,  Kampf  etc.  crreicJten,  erlangen  ;  über- 
haupt erlangen,  erhalten,  erwerben,  gewin- 
nen etc.),  dän.  krig  (Wille  od.  das  Streben 
u.  Trachten  nach  Etwas),  so  ist  es  zweifel- 
5  los,  dass  auch  das  obige  Subst.  krig  mit 
krigen  (s.  d.)  in  der  urspr.  Bedtg.  zusam- 
mcuhängt  u.  davon  (ebenso  wie  winna  etc. 
von  winnan)  mit  mhd.  krige,  Icrigel  (loider- 
strebend  etc.,   cf.  krilgel)    cdtgeleitet   werden 

10  muss.  Was  die  Eorm  (dier  betrifft,  so  ist 
dflfür  (auch  ahd.  gawin  ist  wohl  Kürzung 
von  gawinnä.  od  gawinni)  ei)ie  vollere  Form 
kriga  od.  krigi  anzusetzen,  die  einen  Zu- 
sta  n d  vo)i  Anstre  n g u n g  od.  von  S tre- 
ib ben  (irgend  wohin  od.  gegen  irgend  Ettvas 
an)  bezeichnet  haben  tvird ,  ivoraus  dann 
später  die  andern  Bedtgn.  des  nicht  allein 
as.  u.  ahd.  schon  sicher  bekannten,  sondern 
nach  dän.  krig  (Wille  od.  Streben)  auch  in 

20  den  nord.  Sprachen  früher  gewiss  lebenden 
obigen  Suhstantivums  hervorgegangen  sind. 
Wegen  der  Ableitung  dieses  Subst.  krig  vom 
Verb,  krigen  sei  noch  erwähnt,  dass  es  noch 
ein    zweites    kriec,    krieg    (cf.    Lexer    u. 

25  Grimm,  Wb.  V,  2211)  gab  od.  giebt,  ivel- 
chcs  im  mhd.  mit:  grosses  He  be-  G  eräth, 
Winde,  Haspel  id)er setzt  wird,tvas  eine 
Kürzung  einer  älteren  Eorm  krigä  od.  krigi 
zu  sein    u.    in  seiner  Bedtg.   Wi nde-  G  e- 

30  r  ä  t  h  od.  W  i  n  de- Ding ,  Dr  eh-  D  i  n  g 
etc.  darauf  hinzudeuten  scheint,  dass  das 
Verb,  krigen  iirspr.  die  Bedtg.:  drehen, 
■w  i  n  d  e  n  etc.  hatte  n.  dass  sich  hieraus  die 
im  ;»/(rf.  kriegen  auftauchende  Bedtg.:  rin- 

35  gen  (cf.  ringen  aus  wringen,  tvovon  auch 
Bing  kämpf)  u.  so  loeiter  die  von:  (sich) 
a  n strengen  u.  strebe n  etc.  enttcickelte, 
liwrüber  das  Weitere  unter  krigen  zu  ver- 
gleichen ist. 

40  1.  krigen  od.  krigen,  kriegen,  streiten, 
Zwisten  etc.;  —  se  krigen  mit  'n  ander;  — 
se  hebben  krigd.  —  Dieses  icenig  gebrauchte 
Verb,  ist  von  Hause  aus  eins  mit  dem  fol- 
genden krigen   u.    dort   das  Weitere  zu  er- 

45  sehen. 

2.  krigen  od.  krigen  (krige,  krigst,  krigd 
od.  krigt  etc. ;  —  kreg  etc. ;  —  kragen), 
kriegen,  bekommen,  erlangen,  erreichen,  er- 
halten, nehmen,  fassen  etc.;  —  ik  krig  hun- 

50  derd  daler  für  dat  perd;  —  ik  kan  dat  net 
to  faten  krigen  (nicht  zu  fassen  bekommen) ; 
—  he  kreg  'n  pukkel  ful  slage  ;  —  dat  is 
net  to  krigen  (nicht  zu  bekommen,  nicht  zu 
haben  etc.);   —   wi   krigen    fan    dage  gcwis 

55  nog  Rwärwer;  de  lacht  is  föls  to  swöl ;  — 
he  krigt  d'r  niks  fan ;  —  krig'  di  'n  appel 
nt  de  körf;  —  he  kreg  (nahm,  fasste  etc.) 
luim  bi  de  krage  un  sniet  hum  butcn  de 
döre;    —    lic   kan  de   perde  net  herum  kri- 

GO  gen ;    —    he  krigt  hura  d'r  göd  für ;    —    ik 


KRIGEN  362  KRILLE  KRIL 

kan  dat  iiet  wer  torept  krigen ;  — lii"  krigd  zweifellos  ein  Geräth  tvar ,  ivas  gedreht 
(bekömmt  od.  nimmt,  bs.  spannt)  austat  sia  icnrde  it.  womit  schwere  Ger/cnstände  auf- 
pürd  siii  cioto  hund  för  de  wagen.—  Com-  ff cw linden  u.  in  die  Höhe  gehoben  tcitr- 
pos. :  t'erkrigen  (bekommen,  erlangen  etc.),  den,  um  anderswohin  versetzt  zu  icerdcn, 
unikrigcn  etc.  —  Bäthsel :  wen  man  für  'n  5  bz.  zur  Vernichtung  der  Feinde  od.  zur 
puiul  hotter  sritVu  groskeu  krigt,  wat  krigt  Zerstörung  ihrer  Schutzdächer  bei  Bela- 
mau  den  für  'n  för  liei  (ein  Fuder  Heu)?  gerungen  etc.  auf  dieselben  niedergestürzt 
Antu: :  twe  perde.  —  Xd.  kriegen  od.  kri-  od.  herumgeschleudert  zu  werden,  womit 
geii;  mnd.  krigen;  nid.  krijgeu ;  innld.  kry-  auch  dtts  stimmt,  dass  dieses  krieg  ausser 
glien  ;  afries.  kriga;  lofries.  kryeu;  satl.  10  mit  Winde  etc.  auclt  mit  hallistj.  glossirt  wird. 
kriga    (bekommen,    erlangen,    erreichen,    er-  Wegen  der  urspr.  Bcdtg.:  drehe  n,  xoen- 

halten  etc.)  u.  nid.  krijgen ;  )nnld.  kryghcii,  den  etc.  von  krigen  vergl.  auch  das  afries. 
krieglieu;  mnd.  krigen  (bellare,  pugnare,  al-  lialskriga,  was  in  den  Gesetzen  (c.  Bicht- 
tercari,  eertare  etc.);  mhd.  (Lex er)  krie-  hofen,  afries.  Gesetze,  pag.  220,  Zeile  5 
gen  (sich  an.'<trengen,  ringen,  streben,  trach-  15  u.  335,  24)  mit  einer  Busse  von  15  Schii- 
ten [körperlich  u.  geistig] ;  mit  Worten  strei-  lingen  od.  15  Mark  belegt  xcar  u.  von  Hei- 
ten,  zanken,  disputircn,  behaupten;  hand-  tema  (230)  mit  coWi  dolociiüo  glossirt  rvird, 
greiflich  streiten,  kämpfen,  Fehde  od.  Krieg  zweifellos  aber  nichts  anderes  als  eine  ge- 
führen;  bekämpfen  od.  auch  fü.  Schade] :  tcaUsamc  Hals-  Verdrehung  od.  Hals- 
widerstrcben ;  kämpfen  etc.).  Weiter  vergl.  20  Verrenkung  ist  u.  also  auch  bestätigt, 
Hildebrand  (Grimm,  Wb.  V,  2223)  dass  das  Verb,  krigan  urspr.  die  Bedtg. 
unterkriegen  (niti,  pugnare,  capere,  ac-  dr  ehe  n,  wenden  etc.  hatte,  die  aber  selbst- 
cipere).  redend  wieder   aus   brechen,    knicken. 

Wie  schon  unter  krig  am  Schlüsse  ange-        biegen,  krümmen  etc.  (s.  unter  krengen 
deutet,  ist  loohl  anzunehmen,  dass  das  mhd.  25  u.  kring  etc.)    hervorgegangen  sein  kann. 
kriegen  zunächst  die  Bedtg.  ringen  (ganz  Wegen  des  urspr.  kurzen    Vocals    „i"    in 

abstract  für  sich  u.  ahne  Beziehung  auf  ein  krigen,  ef.  klifan  vom  Thema  klib  n.  xcegen 
Anderes  u.  dann  auch  mit  Beziehung  auf  der  Verwandtschaft  mit  dem  Verb,  kringau, 
ein  Anderes,  mit  der  Xebenbedtg,:  nach  od.  bz.  des  Themas  krig  mit  kring  u.  kräng  (s. 
um  Etwas  etc.)  hatte  u.  dass  daraus  dann  30  unter  krengen)  vergl.  auch  die  Zusammen- 
iceiler  die  Bedtgn. :  sich  anstrengen  u.  be-  Stellung  (Fick,  III,  52)  von  klib  »f/Y  klimb 
mühen  (um  Etwas)  od.  kämpfen  u.  streiten  u.  klamb  (s.  unter  klimmen  //.  klani  etc.) ; 
etc.,  bz.  die  von  :  streben  u.  trachten  (nach  s.  ^Veiteres  auch  nocli  unter  krig. 
Etwas)  etc.  u.  so  iceiter  die  andern  Bedtgn.  1.  kriger    od.    kl'lger,    Krieger,    Soldat, 

von  selbst  entwickelt  haben,  indem  aus  rin-  35  Kämpfer,   Tapferer  etc.;  —  he  hörd  nog  to 
gen  u.  streben    (nach   Etwas    u.    icohin)         de  olde  krigers  tan  anno  dartein;  —  'n  ol- 
ocl.  aus  streben  u.  trachten    (nach  Et-         den  kriger  lett  siik  niks  ierdreten. 
tcas)  auch  wieder  die  Bedtg.  langen  (nach  2.  kriger    od.    kriger,    das    Krirge-    od. 

Etwas)  u.  greifen,  fassen  etc.    od.  aus        Hasche-Spiel  der  Kinder ; —  känid  juugeus, 
trachten  (wohin)  die  von  kommen  (zu),  40  liit'  uns  kriger  spSlen.  —  Zi«  krigen  in  der 
erreichen,  erlangen,  bekommen,  fas-         Bedtg.  fassen,  greifen  etc. 
sen  etc.    hervorging.      Vergleichen   wir  nun  krik,  in  krik-krak,    bz.  gekrik-krak,    Ge- 

aber  tveitcr,  dass  das  nhd.  ringen  mit  nn-  krache  etc.  —  Xcbenform  od.  Ablaut  von  krak. 
serm  wringen   von  Hause  aus   ident.  ist   n.  krik  (ohs.)  od.  (mofries.,  (' ad.  Müller, 

dieses  in  der  Bedtg.  dr ehen,  winden  etc.  45  33)  krieck,  ein  Schilderhäuschen.  —  Wohl 
auch  icicder  mit  krengen  od.  klingen  stimnd,  dasselbe  wie  nfries.  (Outzen),  dithm.  krik 
so  halte  ich  dafür,  dass  es  urspr.  ein  as.,  (Winkel,  Ecke);  an.,  isl.  kryki  (angulus, 
ahd.  Feri;.  krigan  od.  doch  ein  germ.  Thema  sccessus;  inguina  etc.);  norw.  krik  (Haken, 
krig  mit  der  Bedtg.:  drehen,  wenden,  win-  Gekrümmtes ;  ^Vinkel,  Ecke),  krike  (Haken 
den,  ringen  etc.  gegeben  haben  muss,  rvas  50  od.  Krümmung ,  Beugung;  Winkel  etc.); 
mit  kring  u.  krengen  (s.  daselbst  am  Schlüsse)  dän.  kY\g  (Winkel,  Ecke;  Weiche,  Leiste, 
zu  derselben  }/  gargh  od.  gragh  ,  nasal.  Schambiig  etc.)  etc.;  s.  Weiteres  unter  Ikrcke. 
grangh    gehört,    die  Fick    (II,  352)    auch  krik-finte,  *■.  3  krckc. 

//(;•  lit.  gr^,'zu  (drehen,  wenden,  kehren,  win-  krike  od.  krike,  s.  1,  2  u.  3  kreke. 

den)  etc.  aufstellt   u.    wovon   ausser   krigen  55       kriken,  .s.  kreken. 

(ringen,    sich    anstrengen ,    sich    wenden    u.  krille,    kril ,    a)    Biegung,    Krümmung, 

kehren  gegen  Etwas  od.  Jemanden,  streben  Drehung,  Verdrehung,  Verschlingung,  fal- 
ete.),  tt.  krieg  (Anstrengung,  Bingen,  Stre-  scher  Knoten,  bz.  einen  Hinget,  od.  ein  rund- 
ben)  auch  mhd.  krieg  (Winde,  Haspcl,  He-  lichcs  Etwas,  was  durch  Birgen,  Krümmen 
begcräth)  abstammt,   da  dies  Letztere  doch  60  od.    Zusammendrehen    entsteht;    —    'n   kril 


KRILLEN 


363 


KRIMPE 


(Ringel)  in  de  stert  (Schwanz);  —  'u  kril 
(Ringel,  Verschlingu ng,  Zummmendrehiing, 
Knoten  etc ,  cf,  kriukel  u.  drull^r)  in  de 
driid;  —  'n  kiil  (od.  draller,  kitik)  in  't 
tun;  —  b)  ein  umgebogener  u.  mit  Fäden 
heschlängeltcr  od.  mnschlungener  Saum  an 
leinenen  Sachen.  —  Redensart:  de  kril  iu 
de  Stert  heblieu  od.  krigen  (verdreht  u.  ei- 
gensinnig od.  widerspenstig  sein  od.  werden.) 
—  Zu  krillen. 

krilleii,  a)  biegen,  krümmen,  drehen,  rin- 
geln, schlingen,  toinden,  bz.  drückend  zu- 
sammendrehen etc. ;  —  dat  'isder  krilld  (biegt, 
krümmt)  sük;  —  dat  swin  kriWd  (ringelt  etc.) 
mi  Stert ;  —  dat  tau  (od.  de  dräd  etc.)  krilld 
sük  (dreht  sich  um  sich  selbst ,  bz.  es  ent- 
steht eine  Drehung  od.  Verschlingung  etc. 
in  dem  Tau  etc.) ;  —  dat  krilld  sük  (dreht 
u.  loindet  sich)  um  de  stok ;  —  de  slange 
krilld  (ringelt)  sük  tosamen ;  —  he  krilld 
(krümmt,  windet  etc.)  sük  fan  pin;  —  he 
krilld  sük  (krallt  sich  mit  gekrümmten  Fin- 
gern, bz.  klemmt  sich  etc.)  d'r  an  fast ;  — 
lie  krilld  (krümmt  od.  biegt  etc.)  sin  band 
fast  tosamen ;  —  he  krilld  (windet  od.  schlingt 
etc.)  sük  d'r  In  up ;  —  he  krilld  (toickelt 
etc.)  dat  up;  —  dat  krilld  sük  um  etc.;  — 
h)  einen  Saum  machen,  säumen,  umnähen, 
bz.  mit  einem  Faden  umschlingen  u.  fest- 
nähen. —  Nfries.  (Outzen)  krele,  krellen, 
krillen  (drehen,  umdrehen,  verdrehen,  kräu- 
seln,  ringeln);  nd.  (Br.  Wb.,  Schütze) 
krillen  (kraus  machen;  am  Leineng  er  äthe 
einen  kleinen  mit  Fäden  beschlängelten  Saum 
machen),  uiikrillen;  —  krellen  (drehen),  ver- 
krellen  (verdrehen)  ;  —  krall  (toas  sich  leicht 
dreht,  od.  tcas  fest  zusammengedreht  ist,  cf. 
se  spinnt  so  krall ,  od.  loie  wir  sagen  ivür- 
den:  so  drall);  krellen  (kraus  od.  schrumpf- 
lich machen;  cf.  sleen  krellen,  heisses  Was- 
ser auf  Schlehen  giessen,  dass  sie  kraus 
werden).  Dazu  vergl.  nd.  (Dann  eil)  "kvAl 
(munter,  lebendig,  lebhaft,  gesund  etc.), 
(Schambach)  krall  (lebhaft  etc.,  nur  von 
den  Augen),  was  im  Br.  Wb.  zu  grall  od. 
grell  (cf.  grel)  verglichen  tcird ,  nach  krall 
bei  Schütze  (s.  oben)  indessen  nichts  an- 
deres bedeutet  als  a)  gedreht,  bz.  fest  zusam- 
mengedreht etc.  (wie  unser  dral,  da  ein  kral 
wicht  bei  uns  ein  dral  wicht  hcisst  u.  dies 
auch  ein  dickes,  starkes,  gesundes  Mädchen 
bezeichnet) ,  od.  b)  drehend  od.  drehig,  als 
das  was  sich  leicht  u.  schnell  dreht,  woraus 
auch  wieder  die  Bedtgn. :  rasch,  flink,  mun- 
ter, beweglich  etc.  entstehen  konnten  u.  zwar 
sowohl  in  Bezug  auf  die  Bewegungen  der 
Glieder  als  auch  der  Augen,  tvonach  dann 
krall  auch  in  Bezug  auf  lebhafte  Augen 
nichts  mit  unserm  grel  gemein  hat,  sondern 
sich  aus  krillen    (drehen,    drehend    u.    tan- 


zend bewegen  etc.)   von   selbst   erklärt,   wie 
unser  dral  u.  draller  von  drillen. 

Es  wird  tvie  mhd.  krellen  (kratzen)  loohl 
mit  ahd.  chravvila,    bz.  einem  Itcrat.    chriu- 

5  weleii,  chriwelen  (kndzeln,  kriebeln  etc.)  con- 
ne.r.  sein,  worüber  Weiteres  unter  1  kralle. 
Sofern  dies  indessen  niclit  der  Fall  sein 
.sollte,  so  möchte  ein  altes  gcrm.  Verb.:  kri- 
lan,    kral,    krul,    krulum    (biegen,  krümmen, 

10  bcugoi,  ivinden  etc.)  angenommen  werden, 
ivovon  dann  auch  1  kralle  u.  unser  kruUe, 
krullen  etc.  abzuleiten  ist.  Da  indessen 
ausser  den  schon  unter  1  kralle  angeführ- 
ten  Wörtern   u.  einem    aengl.  krallen    (was 

15  Str atniann  zu  einem  germ.  krallen  [tor- 
quere, crispare  ?]  vergleicht) ,  sowie  aengl. 
krelle  (geflochtener  Korb,  .si)orta)  in  den  al- 
tern germ.  Sprachen  kein  Wort  vorkömmt, 
ivas  das  fridierc  Bestehen  eines  agerm.   Verb. 

20  krilan  etc.  in  der  Bedtg.  flectere  etc.  gera- 
dezu nöthig  macht,  so  dürfte  der  tinter  1 
kralle  nachgewiesene  Ursprung  der  Wörter 
kralle,  krillen  etc.  ivohl  richtig  sein.  —  Vergl. 
übrigens  auch  noch  krul  u.  2  krulle. 

25  ki'immeln,  krimmein,  kribbeln,  wimmeln 
etc. ;  —  dat  krimmeld  un  wimmeld  fan  mins- 
ken.  —  Davon:  gekrimmcl  (Gewimmel).  — 
Nd.,  md.  krimmein  n.  nd.  (Br.  Wb.)  kre- 
mein.   —    Es   ist   ztveifellos  ein  Iterat.  von 

30  krimmen,  bz.  ahd.  chrimman ,  krimman 
(drücken  [zusammendrücken  u.  biegen,  krüm- 
men etc.],  pressen,  klemmen,  kneipen,  mit 
Klauen  kratzen  etc.),  s.  Weiteres  unter 
kremrae  u.  kröme  etc.  —    Wegen  der  jetzi- 

35  gen  Bedtg.  „tvimmeln"  vergl.  krabbeln  u. 
kribbeln  u.  Weiteres  in  Grimm  (Wb.  V, 
2304)  tmter  k r i m m ein. 

krimpe,  a)  die  Biegungs-  od.  Krümmungs- 
stelle, wo  zwei  od.  mehrere  Dächer  in  einen 

40  Winkel  zusammenstossen ,  bz.  die  Stelle  tvo 
zwei  Dächer  schräg  zusammenlaufen  ti.  sich 
der  Zwischenrcnim  zwischen  denselben  all- 
mälig  mehr  u.  mehr  verengt  u.  auf  ein  mi- 
nimum  zusammenzieht  u.  einschrumpft,  sonst 

45  auch  Dachkehle  genannt;  —  dat  dak 
lekd  in  de  krimpe;  —  he  set  in  de  krimpe 
fan  't  dak;  —  b)  eine  Falte  od.  Runzel, 
icodurch  zugleich  an  der  betreffenden  Stelle 
auch  eine  Zusammen  Ziehung  u.  oft  auch  eine 

50  Krümmung  des  betreffenden  Etwas  entsteht; 
—  dar  sitt  'n  krimp  in  de  hüd  (od.  in  de 
darm ,  pause  etc.) ;  —  c)  der  Frozess,  wo- 
durch das  Tuch  sich  zusammenzieht  u.  ein- 
schrumpft od.  decatirt  wird,   die  Decatissage 

55  od.  Krampe;  —  dat  laken  mut  erst  'n 
pär  dagen  in  de  krimpe  setd  worden,  dat  't 
naderhand  net  mer  krimpd,  wen  du  rok  klär 
is;  —  d)  Enge  etc.;  Abnahme,  Schwinden 
etc.     —     Redensart:    in    de    krimpe    sitten 

60  (1.  in  der  Enge  od.  Kneife  sitzen ;  —  2.  in 


KRIMPEN                            364  KRIMPEN 

Noth    II.   Mangel   sitzen    od.  sich   befinde ii) ;  v)>id.,  nid.,  nnihl.  kv'un-pen;  wf ries.  krimpjen; 

—  't  geld  geid  to  krimpe  (das  Geld  wird  ahd.  (clinniiihan),  krinifaii;  ainhd,  clirim- 
knapj)  od.  nimmt  id>,  schwindet  ctc  ).  —  JNV/.  phcu :  mhd.  kviniiiheii,  kriin2)foii.  —  Dass 
krimpt'  (dm^  Kinschninijifcn,  die  Ahnahme:  dieses  Verb,  aucfi  as.,  ci<js.,  afries.  u.  viel- 
M<ui(/el  etc.);  )dd.  krimp  (ManoeJ,  Xoth) ;  5  leicht  auch  in  den  nord.  Sprachen  bestan- 
ninld.  krimpe  (spasmus;  aqiiarium,  lavatriiia,  den  hat,  geht  ausser  den  unter  1  kram  (/. 
lorus  aiiLru-tns  inter  iiarietes).  kramme    aufgeführten    Wörtern,    sowie   aus 

krimpen  (kriimp,  krumppn),  ^"/-»wjwfH,  ir//(-  der   Vertn-eitu)ig    des   Wortes   krumm    (cf. 

den,    ein-  od.  zusammenziehen,  scJirumiifen,  krum)  aurJi  aus  aengl.  crompcu  (to  coiitract, 

knapp,  enge,  kurzer,  minder  ctc.  werden  etc.;  1"  rcstrain,  cf.  krompcii),  crimjiil  (rufra),crimpliii 

—  he  krimpil  sük  fan  kolde  od.  fan  pin  etc.  (rugare) ;  engl,  crimp  (ringeln,  kräuseln,  cf. 
(er  krümmt  u.  windet  sich  etc.  von  Kidtc  krillen),  crimpk'  (zusammenziehen,  krimjifen, 
od.  vor  Schmerzen,  zieht  sich  vor  Kalte  od.  zerknittern  etc.);  schott.  (J am  i es on)  crim'p; 
Schmerzen  zusammen  etc.);  —  hö  krumpd  sehwed.  krympa  ctc.  hervor,  l^asa  aber  die 
sük  as  'ii  wurm;  —  hv  krimpd  (krümmt  15  germ.  Stämme  krap  u.  krainj)  ebenso  wie 
sich,  zieht  sich  zusammen,  od.  .^tchaudert,  auch  wohl  klaj)  u.  klamp  (cf.  khimpe,  klam- 
friert  etc.)  fan  kolde ;  —  hc  sitt  bi  't  für  jicii  etc.)  von  llausc  aus  ident.  sind,  wird 
to  krimpen  (zu  frieren  od.  zu  schaudern  ausser  durch  ahd.  craplio  etc.  (s.  unter 
vor  Kälte);  —  ik  hchh'' ]irnm\>cn  (gefroren)  kramme)  auch  durch  o??., /s7.  krcp[)a,  kreppi 
as  'n  sinder;  —  dat  lakeii  is  krumiten  (das  20  (incurvare,  coarctarc) ,  krcpi)a  (coarctatio ; 
Tuch  ist  durch  Nässe  zusammcngeschrumjift  aiignstiae)  etc.  etc.  bezeugt  u.  wird  die  germ. 
u.  zwar  entweder  von  selbst,  od.  absichtlieh  y  krap,  kramp  von  Fick,  IT,  41)  u.  öO) 
durch  das  sog.  Decatiren) ;  —  de  büksen  zu  slar.  garb,  grab,  gramb  (ef.  Fick,  II, 
is  so  krnmpen  (zusammengezogen,  einge-  .'>47)  verglichen,  die  aber  nach  kslav.  grah]yA 
schrumpft  7t.  von  allen  Seiten  kleiner  u.  en-  25  grai)iti  (greifen,  fassen,  packen  etc.)  nicht 
ger  geworden),  dat  he  mi  fols  to  liifjed  im  von  der  ]/  garbb,  grabli  (greifen,  cf.  gripeii) 
to  knap  worden  is  un  ik  d'r  liel  net  mer  in-  verschieden  sein  kann  u.  ivo  man  dann 
kamen  kan;  —  dat  krimpd  gans  in  'n  anib'r  auch  annehmen  kihvde,  dass  das  ahd.  crim- 
(das  schrumpft  ganz  in  einander,  od.  ganz  ])luin  nrspr.  die  IJedtg.:  mit  gekrümm- 
zusammen) ;  — •  lie  krimpd  gans  tosamen  (er  30  toi  Fingern  od.  Klauen  packen  od. 
schrumpft  ganz  zusammen,  wird  immer  klei-  umgreifen  hatte  u.  dass  sich  dann  daraus 
ner  od.  magerer,  nimmt  an  Grv-^se  v.  Um-  die  liedig.:  umfassen,  f  est  Ji  alten  ii. 
fang  immer  mehr  ab);  —  de  wind  krimpd  zusammenziehen,  einziehen,  krumm 
(der  Wi)id  ist  rückläufig,  dreht  sich  der  zusammenbiegen  ctc.  entwickelt  hat,  so- 
Sonne  entgegen,  kürzt  sich  so  zu  sagen  vom  35  wie  ferner  auch  die  von:  mit  Fingern  od. 
Stande  der  Sonne  aus  betrachtet  ein,  cds  Ge-  Klauen  packen,  sie  einhaken  od.  fest- 
gensatz  von:  de  wind  schütt  iit) ;  —  krim-  haken  in  Etwas,  bz.  sie  ins  Fleisch  haken 
pende  winden  (rückläufige  Winde)  gäfen  sei-  «.  so  auch:  kratzen  etc.,  wie  Ja  auch  kral)- 
den  fast  wer  (Wetter).  —  Davon:  bekrum-  ben  einer  gleichen  y  garbh,  grabli  angchb- 
pen  (s.  d.)  icozu  hier  noch  einige  Beispiele,  40  renmuss.  Die  Bedtg.:  greifen  u.  packen 
als:  dat  kumd  dar  man  bekrumpen  (be-  ka)tn  aber  auch  in  die  von:  zusammen- 
schränkt,  knapp,   ärmlich  etc.)    um  in  hiis ;  drücken  u.  so  auch  wieder  in  drücken 

—  't  sügt  dar  in  hns    man   bekrumpen  iit;  od.  kneipen  u.  kr  atze  n  etc.  od.  auch  in 

—  de  antwörd  kumd  dY  man  bekrumpen  krümmen  u.  zusammenziehen  etc. 
(a.  beschränkt,  kurz,  unvollständig  etc.  u.  b.  45  übergegangen  sein  u.  ivenn  man  die  Wör- 
beklommen,  ängstlich,  gedrückt,  unsicher  etc.)  ter  klampc  u.  kb  mme,  klemmen,  sowie  krampe, 
üt;  —  he  sügt  so  bekrumpen  (beklommen,  krammen,  krcmme  etc.  u.  weiter  das  unter 
beklemmt,  gedrückt,  ängstlich,  traurig,  be-  kracht  Gesagte  vergleicht,  so  kann  man  sehr 
kümmert  etc.)  iit  etc.  —  Compos.:  ferkrim-  gut  begreifen,  wie  die  y  garlih.  grabli  (grei- 
pcn  (rerschrumjifen  etc.), —  ferkrumpen  (ver-  50  fcn  od.  Etwas  mit  gekrümmten  Fingern  um- 
schrumpft, verknorpelt  etc.);  —  inkrimpen  greifen  ii.  .<^o  festhalten  u.  zusammendrücken, 
(einschrumpfen,  sieh  in  sich  zusammenziehen  pressen  etc.)  in  den  verschiedenen  dazu  for- 
II.  kürzer  od.  kleiner  icerden  etc.);  —  um-  mell  stimmenden  Wörtern  auch  in  allerhand 
krimpen  (umkrümmen,  umbiegen,  umivenden  sonstige  Bedtgn.  übergi)ig,  ganz  abgese- 
etc.);  — de  wind  krimjtd  um; —  upkrimpen  55  hen  davon,  elass  die  Bedtg  :  greifen  od. 
(auf-  od.  zusammenschrumpfen,  rückwärts  j^rtr/tc«,  umkrümmen,  mnsclilicssen  gar  keine 
od.  gegen  die  Sonne  sich  einziehen  etc.) ;  —  ur.'<2tr.  gewesen  sein  toird  u.  diese  schon  wie- 
dat  krimpd  up  od.  tosamen;  —  de  wind  der  voraussetzt,  dass  ein  Etwas  (Hand, 
krimpd  up  (ilcr  Wind  kürzt  sich  ein,  zieht  Tatze,  Finger  etc.)  sich  um  ein  anderes  Et- 
sich  ein,   tvird   rückläufig  etc.)  etc.  —  Nd.,  GO  tvas  rund  herumbiegt  u.  krümmt,  um  es  zu 


KRIMPER  KRIMPERD 


365 


KRINKELN 


umschliessen  u.  zu  packen  u.  dass  also  auch 
biegen  ii.  k  r  ü  m  m  e  n  die  iirspr.  BcdUj.  der 
y  garbb,  grabh  gewesen  sein  kann. 

krimpei',  kriiuperd,  a)  Wehe,  GehurLs- 
loehe  (cf.  kniper  sab  c),  bs.  kramjtfhaftes 
Zusammenziehen  od.  krampfhafter  Schmerz 
im  Leibe;  —  b)  rückläufiger  Wind;  —  c) 
ein  frostiger  od.  leicht  frierender  Menscli, 
auch  krimphakke,  kriiupkattc  (od.  klöiiKi-, 
klönibakkc,  kl8iukatte  etc.)   genannt. 

kring,  Kring,  Kreis,  Ring  (der  zugleich 
auch  etwas  ein-  u.  uinschliesst),  geschlosse- 
ner Kreis  von  Menschen  od.  Thieren,  ge- 
schlossene Gesellschaft,  ganz  od.  auch  nur 
halb  od.  iheilweise  um  Etwas  JierumgeJien- 
der  Kerb  od.  Ei)ischititt,  Rinne  etc.;  — 
kring  um  de  man  od.  süuu';  —  blaue  krin- 
gen  uui  de  ögen;  —  klingen  in  't  water, 
de  uutstäii,  wen  man  d'r  'n  st(*n  inplumpsen 
lett ;  —  wi  willen  d'r  'n  kring  um  to  ma- 
lten od.  trekken ;  —  lie  steid  miJden  in  de 
kring;  —  de  kring  sluten  od.  'n  kring  slu- 
ten ;  —  is  d'r  nüms  in  dissen  kriiig,  de  ik 
kan  baleu  ?  —  in  de  kring  fau  min  bekaut- 
skup ;  —  in  unse  kringen  lett  lie  sük  net 
sen ;  —  he  hed  kringen  in  de  öuger  od.  in 
de  hals  etc. ;  —  kringen  in  de  büm  od.  up 
de  horus  etc.  —  Nd.,  mnd ,  nid.,  mnld., 
nfries.,  dithm.  kring,  krink ;  an.,  isl.  kringr ; 
7iorw.  kring,  —  Es  gehört  zu  krengeu,  krin- 
gr n  in  der  Bedtg.:  drehen,  krümmen,  eine 
Curve  machen  od.  ziehen  etc.,  od.  in  der 
von:  drücken, pressen,  zusammendrücken,  zu- 
sammenbiegen etc. ;  s.  unter  krengen  u.  kringen. 

kringel,  a)  Ringel,  Kring;  —  b)  Krin- 
gel od.  Bretzel,  meistens  aus  einem  IJoppel- 
ring  bestehend.  —  Sprichw. :  „hed  de  diifel 
all'  sin  dage  al  so  'n  krum  bröd  sen",  sä' 
de  junge,  do  et  he  kringeis.  —  Nd.,  nid. 
kringel  ti.  sonst  nd.  auch  krengel. 

kringeln,  ringeln;  —  dat  kringeld  sük 
d'r  um  to ;  —  cf.  krinkeln. 

kringen,  a)  einen  Kring  od.  Kreis  bil- 
den;  —  se  kringen  sük;  —  b)  sich  krüm- 
men, lüinden  od.  wringen,  ringen  vor  Schmerz ; 
—  he  kringd  sük  für  piii  as  'n  wurm.  — 
Zu  der  Bedlg.  sub  b  cf.  krengeu  k.  das  dort 
Beigebrachte,  wozu  hier  noch  engl,  cringe 
(zusammenziehen ,  krümmen ,  cf.  krimpen ; 
das  Gesicht  verziehen  od.  verzerren  vor 
Schmerz),  cringe  (sich  tief  beugen  od.  nei- 
gen, sich  krümmen,  kriechen,  schmeicheln 
etc.)  hinzugefügt  tvird  u.  dann  Weiteres  auch 
noch  unter  2  klingen ,  krinkel  etc.  zu  ver- 
gleichen ist. 

kring -wurm,  Ilautauschlag  od.  Haut- 
krankheit, welche  sich  in  ringförmiger  Ge- 
stalt, kriechend  loie  ein  Wurm ,  über  die 
betr.  Stelle  verbeitet ,  sonst  auch  Flechte 
od.  Salzfluss  (herpes)  genannt. 


krinkol  (cf.  kringel),  Krümmung,  Ringel, 
Verschlingung,  falscher  Knoten  etc.;  —  'u 
krinkel  in  't  tau.  —  Nid.  krinkel  (Krüm- 
mung,  Bucht);    engl,  crinkle    (Falte,    Win- 

5  dang,  Bug,  bogenförmige  Krümmung,  krum- 
mer Gang)  etc.  cf.  engl,  crenkles,  crengles 
(Flur.)  =  cringk'S  als  Flur,  von  crinkle  u. 
von  cringle  (Weidenruthe  zum  Umschlingen 
u.  Befestigen  von  Etwas ;  Stücke  von  'Tauen, 

10  welche  an  einander  gesplisst  werden,  sodass 
sie  einen  Ring  od.  einen  Ringel  bilden), 
sodann  unser  krinkeln,  krunkel  und  nd. 
(Schütz e)  krökel,  krükkel  (Falte,  Bruch, 
Ru)izel,  gebrochene  od.  geknickte  Blätter  im 

1.5  Buche  etc.),  ivoraus  aucli,  wieder  hervorgeht, 
dass  die  Stämme  krik,  krak,  kruk,  —  krink, 
krank,  krunk,  —  krig,  krag  etc.,  —  kring, 
kräng,  kriiug  etc.  i'on  Hause  aus  mit  ein- 
ander   verwandt    sitid    u.    dann    auch    die 

20  Stämme  klik,  klak  etc.,  —  klink,  klank  etc., 

—  klig,  klag  etc.,  —  kling,  klang  (s.  unter 
kraken,  kreken,  kröken  etc.,  —    krank  etc., 

—  krengeu,    kringen,    kring  etc.,  —    krigen 
etc.,  —  klik,  klak  etc.,  —  klink,  klank  etc., 

25  —  kling,  klang  clc.  u.  deren  Weiterbildun- 
gen) mit  denselben  von  einer  idg.  Grdforin 
garg,  grag,  grang  od.  gargh;  gragh,  grangh 
als  Weiterbildungen  von  gar  (sonare,  crepi- 
tarc,  clamare  etc.)    herstammen    u.  dass  die 

30  von  diesen  Stämmen  tveitergebildeten  Wör- 
ter dieserhalb  zum  Theil  nocli  die  Bedtg. 
sonare,  clamare,  crepitare  etc.  behalten  ha- 
ben, andererseits  aber  aus  breclien,  knicken 
etc.  die  Bedtg. :  biegen,  krümmen,  sich  dre- 

35  hen  und  winden,  sich  zusammen  ziehen, 
schrumpfen  etc.  od.  stürzen,  fallen  etc.  od. 
aus  Spalte,  Riss,  Ritze  etc.,  bz.  spalten, 
reissen,  ritzen  etc.  auch  die  Bedtg. :  kratzen 
etc.  u.  noch  viele  andere  Bedtgn.  entwickelt 

40  haben  od.  entlvickebi  konnten,  zvie  dies  unter 
den  mit  den  oben  encähnten  Stämmen  zu- 
sammenhängenden Wörtern  weiter  zu  ersehen 
ist.  —  Zu  krinken  als  Nebenform  von  kringen 
u.  krengen   in   der  urspr.  Bedtg. :  brechen, 

4,5  biegen  etc.  cf.  dazu  aucli  unter  kröken  das 
nd.  krükel,  krükelu  =  krnnkel,  krnnkeln. 

krinkel»  (cf.  kringeln),  ringeln,  schlän- 
geln, mehrfach  verschlingen  u.  krümmen  etc., 
od.  auch  mehrfach  schlingen  u.  wiiiden  (um 

50  sich  od.  ein  anderes  Etivas  herum);  —  de 
bund  krinkeld  siu  stert;  —  dat  tau  kria- 
keld  sük;  —  he  krinkeld  dat  tosamen ;  — 
dat  krinkeld  sük  tosamen  od.  um  sük  herum, 

—  sük  d'r  umto  etc.  —  Nid.  krinkelen,  kriu- 
55  gelen  (ik  kriukelde,  heb  en  ben  gekrinkeld), 

ringeln,  schlängeln,  icinden,  ranlcen,  etc. ; 
knittern  etc. ,  cf.  krunkeln ;  engl,  crinkle 
(schiveifen,  ausschweifen,  ausbiegen ;  uneben 
u.  kraus  machen,  falten,  zerknittern),  crinkle 
60  (sich  winden,  sich  schlängeln,  Krümmungen 


KRINKEN  366                            KRITEL 

machen,  sich  ausbuchten  etc.),  loozu  St  rat-  was  fasst  u.  hält,  sodass  es  darnach  auch 

mann   auch   aengh  crenclcn   vergleicht    u.  dasselbe    Wort    ist,     wie    nd.    (Dann  eil) 

was  also  beweiset,    dass  neben  ags.  crintjan,  kripps,  giipps,  FassungsJcraß,  Verstand  od. 

crincan  (orcumbcre  etc.,    s.  unter  krcngon)  B e gr  i ff  etc.,  als  das  greifende  u.  fassende 

auch  ein  gleiches  Verb,  mit  der  Bedtg. :  hie-  5  Etwas. 

gen,  Tcrihnmen,  flcctcre  etc.)    bestanden  hat,  kl'iselke,  kriseltjo,  Krümmelchen,  Körn- 

bz.    da.^s   criugan,    criiicau    aus    brechen,  chen.    Geringstes  etc.    —     Wohl    ident.    mit 

knicken  etc.    einerseits   die  Bedtg.:   stür-  nid.  grizeltjo  von  griseln  =  nhd.  g rieseln 

zen,  fallen,  zusammenbrechen ,    in   die  Knie  in  der  Bedtg. :  zermalmen,  zerreiben  etc.  od. 

fallen,  niedersinken  etc.  u.  andererseits  auch  10  nochmaliges   Dimin.   von    einem    dem    mhd. 

die  von:  knicken,  biegen,  krümmen  od.  zu-  griuzel    (Körnchen  etc.)    entsprechenden   nd. 

sammenknicken  etc.    entwickelt   haben    mu.ts  grisel,  knse],  .s.  unter  gnselen. 

u.  dass   eben   die   letztere  Bedtg.   nur  nicht  krissPH,  Lakritzen;   krisseiisaft   (od.  sap- 

.schriftlich  belegt  ist.  kok),    Lakritzensaft,    eingedickter    Saft    des 

krinken,    brechen,   biegen,   krümmen,  zu-  15  Süssholzbaumes,  bz.  der  Wurzeln  desselben, 

sammenbrechen,  falten  etc.  —  Nur  noch  in  Das  spätmhd.   lakerize,  lokritzo  enlsand  aus 

dem  Partie,  kruuken    (gebrochen,   geknickt,  mlat.  liquiricia,  liqiiiritia  u.  dies  aus  griech. 

gekrümmt,  zusammengeknickt,  zerknickt,  zer-  lat.  glycir-rhiza,  griech.  glykyr-rhiza  (Siiss- 

knittert  od.  faltig,  runzlig  u.  kraus  gemacht)  tüurzcl)   von    griech.    glykys    (süss)    u.   riza 

gebrüuchlicli  u.  von  Hause  aus  dasselbe  ivic  20  (Wurzel). 

krengcn,  kringen  u.  «//s.  cringan  etc.  f.s.  ««-  kl'ite  od.  ki'ite,    Kreide;    —    rorlo    krito 

^er  kreiigiMi)    u.    zunächst   das    Stammverb.  (liöthel) ;  — ^watIo  lu-itc  (Zeichen-Schiefer), 

von  krank,  krinkel  u.  krunkel  etc.  —  Bedensart:  in  de  krite  stän  (angekreidet 

Krhio  od.  Kryiio,  nd.  Name.  stehen,  Schulden  haben);  —  lie  steid  bi  liuni 

kl'inte,  Corinthe;  ron  der  Stadt  Corinth  25  in  de  krite.  —   Nd.  krite;  nid.  krijt;  mnld. 

benannt.  kryte ;    ahd.  crida;    vdid.   kride.      Mit   ital. 

krinte-  od.  krinteii-bfird,  (scher zh.),  Aus-  CYHA;s2)an.,port.(frQ\\si\ franz.  cvA\c(Kreide)> 

schlag  um  den  Mund,  wobei  die  bekrusteten  craynn  (Stück  Kreide)  aus  lat.  creta,  Krdc 

Pusteln  den  Corinthen  ähnlich  sehen  u.  da-  von   der  Insel  Kreta,   welche   die   Römer 

mit  verglichen  werden.  30  zum   Weissen   der  Kleider   u.  zum  Schmin- 

ki'inte  -  kakkpi'     (Corinthen  -  Scheisscr),  ken  gebrauchten.    Die  Insel  Kr eta  (griech. 

(scherzh.),  kleinlicher,  ängstlicher,  cngherzi-  krete)  heisst  jetzt  Candia    u.    wird  dieser 

ger  Mensch,  Kleinigkeitskrämer,    Geizhals.  Name  wohl  mit  cando,  candeo,  candidns  zu- 

kriiitcn-inuskPn,    kleines    Weissbrod  mit  sammenhängen ,    sodass   sie    diesen    Namen 

Corinthen.  —  Zu  müskeii,    cf.  möskc  (Zc)'-  35  von    der    loeissen    Farbe    ihrer    Kreidefel- 

Ideincrtcs,  Schuft  etc.).  sen   hat.     Möglicherweise   kann    der   Name 

kriiit-imffert,  Mchlpudding  mit  Corinthen.  Candia  (d)er  auch,  ebenso  wie  kandi  mit  der 

kriiit-stiito,    Corinthcnstollen.  ]/  kliand,  khad    (brechen,  bersten,  springen, 

ki'iiileii ;  /.  q.   das  zweite  karjolon.  spalten,    reissen    etc.)    zusam)nenhängen    u. 

kripse?    —    Bedensart:    en  bi  de  kripse  40  diese  Insel  davon  so  benan)d  sein,  weil  sie 

(od.  krage,  wikkel,  slalitje,  nal(ke,  kantslia-  ein  stark  zerklüftetes  Gestade  hat,  od.  viel- 

ken  etc.)  krigen  (Einen  bei  dem  Kragen  etc.  fach    zerklüftet    u.  zerrissen    ist.      Ist    dies 

fassen).  —  TJ7c  kans-,  od.  kantshaken  (d.  i.  Letztere  tvirklich  der  Kall,    so  würde  auch 

kantes-,  od.  Seiten- Ifaken),  fig.  im  Sinne  von  der  Name  Kreta  sich  vielleicht  mit  griech. 

Arme  als  die  greifenden  u.  fassenden  Sei-  45  (ef.    Fick,    I,  239,  Sil  u.  812  etc.)  kritos 

ten-Ectr emitäten  gebraucht  wird   u.    „en  bi  (ausgeschieden,    getrennt   von    etc.),    krites 

de  kansliaken  krigen"  .'ioriel  heisst  als  „Ei-  (Scheider,   Entscheider),   krisis    (Trennung, 

neu  bei  den  Armen  od.  Scitcn-E.ctrcmitäten  Scheidung  etc.),     krinö    (scheiden,    trennen, 

fassen",   so  tvird  für  kripse  demnach  auch  aus-  u.  entscheiden  etc.)  etc.    u.    lat.    cerno, 

wohl   eine   ähnliche  Bedtg.,    wie  für    kans-  50  certus,  cretus  etc.  von  der  }/  skar   (spalten, 

haken,  anzunehmen  sein.  Das  nach  Scham-  schneiden,   scheiden,   trennen,   reissen   etc.) 

hach    (vcrgl.    daselbst   pag.  GS:    en  'n  bin  cd/leiten    lassen,    wovon    neben    Scheerc, 

gripse   krigen)   für    gripse    stehende    kripse  scheeren  etc.  auch  das  an.  sker  (Klippe, 

gehört  daher  mit  gripsen   (rasch  zugreifen),  Klippen-Insel)  stammt,    bz.  die  Scheeren 

sowie  unser  grajjs  (Griff;  greifende  Hand)  55  genannten   schwcd.  Felseninseln    ihren   Na- 

u.  grapsen  (cf.  grappen)  zu  gripen  (greifen,  men  haben. 

fassen)    u.    bezeichnet  kripse,    gripse    einer-  kl'ilel,  krittlich,  gereizt,  empfindlich,  streit- 

seits  ein  greifendes  n.  fassendes  Et-  süchtig  etc.;  —  be  is  so  foi'dAmd  kritel,  dat 

tvas,  andererseits  aber  auch  ein  Etwas   (cf  man  liäst  gön  wörd    scggen  diird ,    of    't    is 

Griff  -=  Handhabe  etc.),  woran  man  Et-  00  ferkerd ;  s.  vnter  kriddeln  das    Weitere. 


KRiTEN 


U1 


KROBDE 


1.  ki'iten,  h-ciden;  —  lie  krttd  hum  au; 
—  lie  liod  hum  ankntd.  —  Zu  krite. 

2.  ki'itcu  od.  kl'ifen  (kritc  od.  krit,  krittst, 
kritt  etc. ;  —  kret,  kretst,  krrt  etc. ;  —  kril- 
ten),  schreien,  heulen,  krciscJieii,  laut  wei- 
nen, jammern,  Iclagen  etc. ;  —  he  kritt  für 
])iu;  —  he  kritt  um  sin  fader;  —  he  kret 
as  'n  kind;  —  dat  kind  sügt  to  bekriUeii 
(vermeint)  iit.  —  Sprichw. :  kriten  holpt  net, 
de  büksen  mut  of;  —  liid  gokrilten,  is  bold 
fergäten.  —  Nd.  (Br.  Wh.)  kriten  u. 
(S c h amh a e h)  kreiten  (sanken);  mnd.  kri- 
ten; nid.  krijten ;  mnld.,  mfläni.  criten,  kri- 
ten, kryten ;  mhd.  krizen  (scharf  schreien, 
kreischen,  stöhnen).  —  Es  ist  dasselbe  Wort 
wie  mhd.  (Lexe  r)  krizen  (ritzen,  eine  Kreis- 
linie machen;  kratzen)  u.  der  Stamm  krit, 
ahd.  kriz,  ebenso  tvie  krat,  ahd.  kraz  nrspr.  ein 
Schallstamm,  worüber  Weiteres  unter  krat- 
sen  (cf.  auch  1  kräte,  kreis,  kriddeln  etc.) 
zu  vcrfjleichen  ist.  —  Von  kritan,  ahd.  kri- 
zan  (sonare ,  crcpitare ,  clamare)  stammen 
ausser  nhd.  K reis  auch  nhd.  k r eise n 
od.  kr  ei  SS  en  (in  Geburtswehen  stöhnen  n. 
schreien)  u.  k  r  eis  che  n,  Gekreisch  etc., 
soivie  loeiter  auch  kritzeln  (mhd.  krizehi) 
u.  Gekritzel  etc.  loelch  letztere  Wörter 
sich  von  Hause  ans  blos  auf  das  scharfe 
Geräusch  beziehen,  tvelches  durch  das  Kratzen 
mit  einem  spitzen  Etwas  (Griffel,  Nagel  etc.) 
auf  einer  Schiefertafel  od.  einem  ähnlichen 
harten   Gegenstand  entsteht. 

krits,  Ablaut  von  krats.  Buher:  krits- 
krats  od.  nid.  kris-kras ;  nhd.  Kritz-Kralz. 
Davon  : 

krits  -  kratsen,  kratzend  kritzeln  oder 
kritzelnd  kratzen,  kratzend  u.  kreischend 
gleiten ,  — ■  de  kinder  kritskratsen  mit  hör 
schöfels  up  't  IS  herum ;  —  dat  kritskratsd 
all'  dör  'n  ander  un  um  'n  ander  lierum.  — 
Nid.  kris-krassen. 

ki'it-,  krite-süp,  scharf  od.  beissend  sauer, 
herbsauer,  so  sauer  dass  es  den  Mund  zu- 
sammenzieht, wie  z.  B.  sehr  starker  Essig, 
unreife  Pflaumen  etc.  —  Stbg.  denkt  da- 
bei an  kriten  (loeinen).  Es  hcit  aber  dieses 
Compos.  ivahrscheinl.  tveder  mit  kriten  (wei- 
nen etc.) ,  noch  mit  kriten  =  mhd.  krizen 
(ritzen,  kratzen)  etwas  gemein,  da  es  ivohl 
eher  ein  von  krit-siir,  idd.  krijt-zuur,  nhd. 
Kreide-  od.  Kreiden-Säure  (Kohlensäure 
aus  Kreide  gewonnen)  gehildetes  Adj.  ist, 
zumal  da  unser  sür  u.  nid.  zuur  sowohl  die 
Bedtg.  „Säure"  als  „sauer"  hat. 

1.  krodde  od.  (seltener)  kriidde,  a)  eine 
Art  Hederich  u.  dasselbe  wie  krök  u.  kid- 
dik  sub  b ;  —  b)  Spikgel ;  —  c)  die  von 
den  Grashalmen  abgelösten  Aehrentheile  od. 
Blüthenköpfe  des  getrockneten  Heues,  nebst 
den   darin   enthaltenen   Samenkörnern    der 


betr.  Gräser,  auch  heukrodde  genannt.  — 
krodde  steht  für  älteres  krode,  krude  u.  ist 
loahrscheinl.  Weiterbildung  von  krüd  (Kraut, 
Grü)ies) ,  tüonach  krode ,  krodde  soviel  als 
5  Kraut-Zeug  (od.  Etwas  loas  zum  Kr aut 
gehört  u.  von  Kraut  ist  u.  stammt)  od. 
Grünzeug,  Gras  zeug  etc.  bedeutet.  — 
Nid.  krodde  (dasselbe  tvie  sub  a,  cf.  van 
D  a  le,   W  e  i  l  a  n  d  etc.) ;  nach  Anderen  aber 

10  auch  Bart-  od.  Bauh- Hafer.  Der 
Form  ivegen  vergl.  auch  das  von  nd.  krüd, 
nhd.  Krut  (Kraut,  cf.  Grimm,  Wb.)  ab- 
stammende nd.  (Dähnert)  krude  (gestickte 
Blumen     u.    Kräuterioerk    auf   Kleidungs- 

15  stücken)  u.  krüde  (ausgekochter  Saft  aus 
Früchten,  Gewürz)  u.  dann  weiter  auch 
2  krodde  etc.  Sodann  sei  noch  wegen  des 
von  Stbg.  zu  diesem  krodde  angezogenen 
nid.  kroot  bemerkt,  dass  dieses  Wort  in  den 

20  verschiedenen  Wörterbüchern  (v.Dale)  mit 
beetwortel  od.  „rothe  Rübe"  übersetzt  tvird 
u.  )iach  Weiland  lediglich  ein  Contract. 
von  karoot  (Carotte)  ist,  also  mit  krodde 
nichts  gemein  hat. 

25  Zum  Schlüsse  sei  übrigens  noch  bemerkt, 
dass  dieses  krodde  als  allgemeine  Bezeich- 
nung für  das  lästige  u.  schwer  zu  vertil- 
gende Unkraut  (wie  das  krodde  od.  kiddik 
genannte  Unkraut  bekanntlich  ist)  auch  mit 

30  nhd.  Krot  (Belästigung  etc.)  zu  krodeu  in 
der  ursjjr.  Bedtg.  gehören  kann,  ivorüber 
Weiteres  unter  kroden  zu  vergleichen  ist. 

2.  krodde    u.  (seltener)    kroddig,    hübsch 
frisirt  u.  ge.'itriegelt,  hübsch  geschmückt,  ge- 

35  2^11't^i  (^if^-  od.  auch:  schmuck,  elegant,  hübsch, 
schön,  zierlich;  geziert,  stutzerhaft  etc.  u. 
subst.  (d.  h.  krodde)  auch:  Elegant,  Stutzer 
etc.;  —  sin  här  steid  so  krodde  (hübsch 
frisirt    od.    gekräuselt    u.    lockig,     hübsch 

40  gekämmt  u.  schmuck  etc.) ;  —  krod'  här 
(Jiübsches,  lockiges,  krauses,  tcolligtes  od. 
schmuckes  Haar)  ;  —  'n  krodden  höd  od. 
rok  etc.  (ein  hübscher  glatt  gebürsteter,  schö- 
ner Hut  etc.) ;  —  he  is  fan  dage  so  krodde 

45  (gestriegelt,  geschmückt  u.  geputzt  etc.,  bz. 
schmuck,  hübsch  u.  elegant  gekleidet  xi.  fri- 
sirt etc.),  as  wen  he  up  freersfoten  geid,  od. 
as  wen  't  sin  geburtsdag  is ;  —  he  is  'n  krod- 
den   (schmucker,  hübscher,  eleganter,  zierli- 

50  eher  etc.)  fent  od.  kerel ;  —  'n  krod'  wicht 
(ein  schmuckes,  hübsches  etc.  Mädchen);  — 
de  höd  sitt  hum  so  krod'  (elegant,  stutzer- 
haft etc.)  up  de  kop ;  —  he  dragt  un  kledt 
sük  so  krod',   as  en ,  de  anders  niks   in   de 

55  weit  to  dön  hed ,  as  sük  möi  to  maken  un 
bl  de  strate  herum  to  giingeln ;  —  he  word 
wo  older,  wo  krodder;  —  wo  krodder,  wo 
krüser ;  —  hö  löpd  d'r  uog  so  krod'  (ele- 
gant IL  stutzerhaft ,   bz.  selbstbewusst,  stolz, 

60  gerade  aufgerichtet,  muthig  etc.)  hen,   as  'n 


KRODDIG  KROEDDIG 


368 


KRODEN  KRÜDEN 


jungen  fent  fan  twintig  jaren ;  —  he  is  'n 
lütjeii  kroiUle  od.  'u  rcjiten  Jan-krodde  (Jo- 
liann-SlHt:er,  Johann- Eleyant).  —  Da  auch 
kiiUli^'  (kräuti(j,  (icwiirzi()  etc.)  ii.  das  zweite 
kriidig  wohl  dieselben  }Vörtcr  sind,  so  könnte 
auch  dieses  krodde  od.  kroddig  mit  knul 
(Kraut,  (Ti-iines,  Gewürz  etc.)  connex  sein 
od.  dies  für  krude  (cf.  Itei  Dähncrt  krude, 
(jestickte  JUuine  u.  Kräuterwerk)  stehende 
kiodde  vielleicht  mit  dem  Verb,  kriideu  in 
der  ßcdtg. :  Kraut  n.  Grünes  holen  od. 
machen  woran,  sich  schmücken  mit  Kr((ut 
od.  Grün  wie  ein  Geburtstagskind  (cf.  nhd. 
krauten  in  der  Bedtg.  Kraut  holen 
etc.  u.  in  der  von  würzen  =  Kraut  od. 
Gewürz  machen  xcoran,  schmackhaft  u. 
lecker  machen)  zusammenhängen. 

Sollte  dieses  krodde  iibrigens  nicht  mit 
krüd  od.  kriidiMi  c())inc.r  seilt ,  .so  würde  es 
gleichfalls  ebenso  wie  1  krodde  mit  ki'oden 
t'tc.  zusammenliängen  können  u.  ist  darüber 
noch  Weiteres  unter  krodeu  zu  vergleichen. 

1.  ki'oddi^',  kröddi;,',  mit  Hederich  od. 
Sjiörgel  (s.  1  krodde  sab  a  u.  h)  verunrei- 
nigt, bz.  behaftet  od.  be-  u.  durchstunden 
mit  diesem  Unkraut;  —  'n  kroddig  stiik 
land;  —  'n  kroddig  stiik  haf^'r. 

2.  ki'oddi^.  s.  2  krodde. 

krödeii,  kriideu  u.  ((f.  röjrii,  schröien  etr.) 
krilieii,  ki-üljeii,  kriiijen,  schieben,  weg- 
schieben, verschieben,  nach  dem  Winde  dre- 
hen u.  richten,  drehen,  umdrehen,  versetzen 
etc.;  —  törf  na  't  sehip  lien  krüden;  —  lie 
krödt  (od.  krOid)  de  törf  mit  de  kroikare 
(Schubkarren)  in  't  scliip;  —  krßie  dat  fat 
iifen  na  de  Sil  heu,  man  du  must  't  up  de 
michelkarc  (grosse  Karre)  leggeii,  den  de 
andere  kare  is  d'r  to  swak  un  min  to,  um 
d'r  so  'n  swär  fat  mit  wog  to  brengen;  — 
de  niolen  kroien  (die  Mühle  mittelst  der 
krui-asse  verschieben  o  l.  drehen  u.  nach  dem 
Winde  richten);  —  de  mölen  krPiid  (die 
Mühle  verschiebt  sieh  od.  dreht  sich  etc.); 
—  de  wind  fangd  an  to  krßien  od.  kroid 
sük  (der  Wind  fängt  an  sich  zu  drehen, 
od.  zu  versetzen,  verschieben  etc.,  bz.  er  dreltt 
II.  verschiebt  sich) ;  —  krOio  (schiebe)  de 
wagen  äfun  iit,  dat  d'r  wat  bot  in  de  schür 
kumd.  —  Compos.:  ferkröden,  ferkrAien,  um- 
krHien  etc.  —  Nid.  kruien,  kruljon  (krooi, 
hfl)  gekrooijeu  od.  krood,  heb  gekroden), 
karren,  im  Schubkarren  schieben  od.  fort- 
führen u.  toegbringcn,  treiben,  aufeinander 
schieben,  forttreiben,  sich  fortbewegen,  in 
Fluss  od.  in  Bewegung  kommen  (vom  Eise, 
wenn  es  im  Frühling  aufbricht) ;  mnld.  kro- 
den  (cf.  krodewaghen  =:  kruywaghen  bei 
KU.)  od.  croden,  cruden,  später  kruij  n, 
kruyden  (trudere,  protrudere,  pellere,  pro- 
pellere)    u.   krdyen   (protrudere   cnrriculimi, 


vectare,  subvectare) ;  wfries.  (Jap  ix)  kroad- 
jen  (sjouwen  [d.  i.  schwer  tragen  od.  ziehen 
u.  schleppen  etc.,  cf.  sj.uien],  voeren ,  vcr- 
voeren,  overvoeren ;  op  zieh  nemen,  zieh  be- 
5  Insten  waarmede,  dragen) ;  nfrics.  (()  atzen, 
s.  unter  krage)  krocii»,  krodje,  kroje,  kraaje, 
krage;  süddän.  kraade  (drängen,  antreiben, 
nidhigcn) ;  ags.  creödaii,  cröod,  crodun,  cru- 
den (pelli,  pellere ;  promi,  premere,  od.  nach 

10  IL  Leo:  concurrere,  condensare);  aengl. 
(•rüden  (pellere,  trudere);  engl,  ciowd  (drän- 
gen, pressen,  zusammendrängen,  vollmachen, 
voll  stopfen,  anfüllen,  überfüllen)  u.  crowd 
(sich  drängeti  u.  slossen ;  sich  in  Bienge  ver- 

15  sammeln,  wimmeln  od.  voll  sein  etc.);  mnd. 
kroden ;  kruden,  croeden,  Druck,  Last  od. 
Beschwerde  machen  (sich  od.  einem  Andern), 
belästigen  (Jemanden),  zu  sciiaffcn  machen, 
hindern;  sich  belasten  u.  beschweren  od.  be- 

20  fa.^sen  womit,  sich  kümmern  ii.  sorgen  iim  ; 
eine  Person  od.  Sache  in  Ansj)ruch  nehmen, 
bz.  sie  womit  belasten  u.  beauftragen  od.  be- 
helligen, Anspruch  u.  Klage  erheben  etc.; 
nd.  (Br.   W b.)    sik  kriiden,  krüen,  bekrüen 

25  (.s/c7t  bemühen  womit  u.  worum,  sich  eines 
annehmen  etc.);  mhd.  (L e .v  e r)  kroti^n,  krO- 
ten,  kruden  (einem  Etwas  od.  Jemandem 
Druck  u.  Last  machen,  belästigen,  bedrän- 
gen,    hindern;    sich    selbst   Druck    u.    ImsI 

30  machen  u.  auflegen,  sich  womit  belasten  u. 
bebürden,  sich  einer  Sache  annehmen,  sich 
bekümmern  um  Etwas,  Sorge  tragen  um  u. 
für  Etwas).  Weitere  Formen  als  krotteu, 
krütteu,    krudden    u.    (mit  i  für  ü)    kritten, 

35  kridden  (cf.  auch  wfries.  kritsjen  7teben  kro- 
adjen  =  nid.   kruyen,    bz.   älteres  kruyden, 
kroden,  kruden  bei  Jap  ix),  s.  bei  Hilde- 
brand (Grimm,  Wb.)  unter  kroten. 
Hildebrand   (cf.    G  r  i m  m  ,    Wb.    V, 

40  241^  unter  Krot)  nimmt  an,  dass  unser 
kroden,  kruion  soviel  als  „angestrengt  schie- 
ben" bedeute,  obgleich  es  ganz  klar  ist,  dass 
die  Bedtg  n . :  s  chi  ebe  n  od.  fortbewe- 
g  e n ,  bz.  b e  weg e  n    u.  d r  e h c n  ol.  ric h- 

•15  ten  wohin  etc.  sich  ebenso  wie  beim  mnld. 
kruyen ,  kruyden  aus  der  nrsjn'.  Bedtg.  : 
d  r  äuge  n ,  d  r  ü  c  k  e  n  u.  stos  s  e  n  ent- 
wickelte, bz.  dass  die  Bedtg.  trudere  u.  pel- 
lere or/.  protrudere  etc.  aus  drängen  (wozu 

50  od.  icohin,  fort  etc. ,  cf.  er  drängt  od.  nö- 
ihigt  u.  treibt  ihn  dazu)  entstand,  während 
an dererseits  die  Bedtg.  d r  ä  n  g  e  n,  d  r  ü cken, 
pressen  etc.  xvieder  in  die  von:  Drang, 
Druck    u.  Jjast   od.  Noth   it.  Mühe  machen 

55  (einem  Etwas  od.  Jemandem,  bz.  sich  selbst) 
etc.  überging  u.  dann  hieraus  wieder  die 
von:  (Jemanden  od.  sich)  belästigen  u.  Last 
machen,  (Einen  od.  sich)  belasten  od  bebür- 
den  n.    beauftragen    (womit)   etc.    etc.   ent- 

GO  stand.     Dass  nun  aber  das  zu  diesem  Verb.: 


KRÖDER  KROETER 


B69 


KROG 


ags.  creödan,  as.  (kriidan),  alul.  (chrütan, 
chrötan  etc.)  gehörende  Subst.:  agn.  crod, 
croda,  mnd,  krodde,  kriuldo  od.  krod,  krud, 
mild,  krot  etc.  sowohl  die  Bedtg. :  Gedränge, 
Gewimmel  etc.  od.  Zusammengedrängtes 
(Hanfe,  Menge,  Schaar  etc.),  als  auch  die 
von:  Drang,  Drucl-,  Pressung,  Bedrängung, 
Belästigung,  Schädigung  etc.,  od. :  Bedräng- 
niss,  Sorge,  Kummer,  Noth,  Verdruss,  Aer- 
ger  etc.  hat,  ist  nicht  befremdend  u.  da 
drängen  u.  drücken  ja  id)erhaupt  auch.  =  be- 
lästigen etc.  ist,  so  kann  auch  unser  1  krodde, 
da  es  ein  so  lästiges  u.  schiver  zu  vertilgen- 
des, sehr  scliädliches  Unkraut  ist,  sehr  gut 
mit  dem  md.  krodde  cu  creödan,  od.  krüdan 
etc.  in  der  Bedtg. :  Besehwerde,  Last  u.  JSfofh 
machen,  belästigen  etc.  gehören.  Vergleicht 
man  nun  aber  weiter,  dass  drängen  od. 
drücken,  pressen ,  bz.  z  u  s  a  m  m  en- 
d r  ä ngen  u.  dr ü cken  auch  wieder  in  die 
von:  beengen,  einengen  od.  klemmen  etc. 
übergeht  u.  dass  das  Adj.  drang  mit  enge, 
beengt  od.  knapp  si/n.  ist,  so  würde  sich 
beim  Vergleich  unsers  knap  in  der  Bedtg. : 
hübsch,  nett,  sauber,  tvohlgeordnet  n.  auch 
unser  2  krodde  u.  kroddiij',  sowie  vielleicht 
auch  2  krüdig  besser  zu  diesem  alten  krü- 
den  stellen  lassen  cds  zu  krfid  (Kraut)  od. 
krüden  (krauten) ,  worüber  noch  Weiteres 
unter  2  krüdig  verglichen  iverdcn  mag. 

Wegen  der  }/  krud  von  ags.  creödan,  bz. 
knidan  sei  bemerkt,  dass  dafür  ein  idg. 
Thema  gurdh,  grudli  als  Ablaut  von  gardh, 
gradh,  grandh  anzusetzen  ist,  das  jedenfalls 
formell  hiezu  besser  stimmt,  als  zu  nhd. 
G  u  r  t,  Gürtel,  gürten  (cf.  görde,  gürden)  etc. 
dessen  Bedtg. :  tvmgeben,  nm-  u.  einscltlics- 
sen,  umfassen  etc.  leicht  in  die  von :  zusani- 
menfassen,  zusammendrücken,  ptr essen  etc. 
übergehen  konnte. 

krod  er,  kroier,  kröijer,  Schieber,  Kärr- 
ner; —  törfkroder,  Person  die  den  Torf 
schiebt  od.  ins  Schiff  karret. 

krög,  Krug,  d.  i.  kleines  Wirthshaus  od. 
Schenke  auf  dem  Lande;  —  he  sitt  alle 
afend  bit  in  de  nagt  lienin  in  de  krog;  — 
grote-,  liitje-,  lutsliörger-krög  (div.  Schenken 
in  hiesiger  Umgegend).—  Nd.kvoog,kra\g; 
mnd.  kroch ,  krfich ,  krögh ;  nid.  kroeg 
(Schenke);  mnld.  kroegh,  krogh  (soria,  se- 
riola,  amphora,  dolinm  iictile ;  taberna  cere- 
visiaria  aiit  vinaria),  kroegh  (Topf  od.  Ge- 
fäss  für  gedämpfte  od.  gelöschte  Kohlen) ; 
mfläm.  kroech  (irdener  Buttertopf) ;  afries. 
krocha,  crocha  (irdenes  Kohlengefäss,  Koh- 
lentopf);  nfries.  krog,  kraag;  wanq.  (Ehren- 
traut, I,  377  H.  198)  krog  (Hafen,  Topf) 
u.  krauch  ;  satl.  krüg,  kruche  (Schenke,  klei- 
nes Wirthshaus) ;  ahd.  kruog,  cruag,  kruag, 
chruag,  chruac,  crög,  croc ;  mhd.  krnoc  (Krug, 

J.  ten  Doornkaat  Koolman.    Wörterbnch,    II, 


higena,  amphora).  —  Ich  stelle  hier  die  obi- 
gen beiden  begrifflich  v  er  seh  i  ede- 
nen  Wörter  zusammot  u.  füge  ihnen  auch 
'noch  das  ditlim.  (Schütze,  II,  35H)  krnog 
f)  (mit  einem  Wall,  Graben  od.  Zaun  umge- 
benes Stück  Land)  ;  mnd.  (Seh.  u.  L.)  kroch 
(Stück  Land)  hinzu,  da  alle  drei  Wörter 
wahrscheinlich  einerlei  Ursjjrungs  sind.  Ver- 
gleicht man  nämlich  tinserhdk  u.  hürn  (Ecke, 

10  Winkel;  Gegend,  Landstrich  etc.),  buk  (klei- 
ner Verschlag,  kleines  Gelass,  abgepferchter 
Stall  etc.),  winke!  (Winkel,  Ecke,  Verschlag, 
Laden  zum  Verkauf,  Kramladen,  Schank- 
laden  etc.)    u.   höker   (Kleinkrämer  =^  nid. 

15  winkelier)  «.  äke  (kleines  Stück  Land  od. 
wahrscheinlich  eine  Ecke  Land)  u.  dazu 
weiter  isl.  krö  (Hütte;  Ecke,  Winkel;  Ge- 
häge,  Koben  etc.;  Beule  od.  rundliche  An- 
scliwellung,  Höcker  etc.;   Verschlag  od.  La- 

20  den  zum  Verkauf  u.  Ausschank  von  Geträn- 
ken od.  Schenke  etc.,  caupona),  krä  (Haus- 
ecke, Ecke  in  einem  Hause);  norw.  kraa, 
krö  (dasselbe);  dän.  kro  (Schenke,  Krug, 
Herberge),    so    lassen   sich   alle  drei  obigen 

25  Wörter  leicht  zusammen  von  einem  urspr. 
Verb,  kragan,  kruog,  krög,  krugun  mit  der 
Bedtg.:  brechen,  knicken,  biegen,  krümmen, 
wölben,  icinden,  drehen,  flechten,  wickeln  (bz. 
umivinden,  'umwickeln,  umgürten,  krümmend 

30  u.  biegend  umgeben  u.  umschliessen,  cingere 
etc.)  ableiten,  da  tvohl  auch  Krug  als  ir- 
denes Gefäss  auf  die  Bedtg. :  krümmen,  biegen, 
wölben,  ausbauchen,  rundlich  gebogen,  formen 
etc.  zurückgeht  n.  entweder  ein  rundlich 

B5  gebog  en  es,  b  a  u  c  h  ig  e  s,  r  u  n  dl  ich  g  e- 
formtes  Gefäss,  od.  ein  Gefäss  mit  rund- 
lich gebogenem  Bauche  u.  Halse  (cf.  auch 
krdkc) bezeichnet,  währendkrog  als  Schenke 
ebenso   tote   isl.  u.  dän.  krö  od.  kro  in  der 

40  Bedtg.  Schenke  etc.  urspr.  die  Bedtg.: 
Ecke,  Winkel,  od.  Biegung,  Krümmung, 
Knick  n.  so  auch  Hausecke  od.  Verschlag 
etc.  (cf.  unser  huk  u.  hök,  nebst  nhd.  Höcker 
von  der  J/  kuk ,    biegen,    krümmen,   wölben 

45  etc.  als  Nebenform  von  kak,  cingere  od. 
zcrspr.  biegen,  krümmen,  rundlich  formen 
u.  umziehen  etc.,  wovon  auch  kakud  f Gipfel, 
Kuppe]  u.  kakra  fRad,  Kreis  etc.]  u.  lat. 
cingere  etc.)  hatte,  ebenso  tvie  unser  winkel 

50  in  der  Bedtg.  Verkaufsladen  etc.  u. 
endlich  das  mnd.  kroch  (Stück  Land)  u. 
dithm.  krög  (mit  einem  Wall,  Graben  od. 
Zaun  umgebenes  Stück  Land)  entweder  urspr. 
wie  unser  bök,  hiU'n  u.  örd  eine  Gegend  od. 

55  einen  Landstrich,  od.  eine  Landerke,  Ecke 
od.  Stück  Land  bezeichnet,  od.  als  einge- 
friedigtes Stück  Land  auf  die  aus  biegen, 
krümmen,  rundlich  umgeben  u.  umziehen 
entstandene   Bedtg.    cingere   od.    circumein- 

60  gere  zurückgeht.     Ob   nun   aber  isl,  norw. 

24 


kilOG  3^0                             KROElv 

krö,  kra  u.  dän.  krö  für  älteres  krog  steht  kroßer,  kl'll^er,   Krüger,    Krugwirth.  — 

tt.  auch  isl.  krOa    (circnmcingere,  circimisf-  krogerske,  Krugwirthin. 

piie,  incliuloro)   aus   urspr.  kiOga  entstand,  kröscr-döl'us ,    Schenlstube    eines   Krug- 

n-as  nach  ist.  krügi  (infans  fasciis  involutus,  ivirths. 

Wickel-    od.   Windel-Kind,    od.    Kind    was  5       ki'oien,  ki'oicr,  s.  krodon,  kroder. 

itocfi   in  Bündeln  eingewickelt  ist)  fast  an-  kl'oi-kare,  Schieb-  od.  Schubkarre, 

zunehmen  ist,  lasse  ich  dahingestellt  sein  u.  kl'i)i-\va^eii,  Schiebwagen,  JLindwagen  od. 
will  ich  )nir  noch  bemerken,    dass  ein  altes        grösserer    Handkarren     zum     Wegbringen 

Verb,  kragau,  kruog,  krug  (brechen,  biegen,  schtoererer  Sachen  etc.    —    Nid.    kniiwageu 

krümmen)  ebenso  wie  ein  altes  kvigiin,  krag  10  (Handkarren);    mnld.    krodc-,    kruywagheu 

».  kringan,  kräng    mit  krcngcn,  kringon    ».  (vchiculnm  trusatilo);  holst.  (S ch  üt z e,  II, 

krigon   etc.    (s.    unter    diesen    \Vörtcr)i    am  :):ii>)  krüwagcu  (grosser  Schiebkarren). 

Schlüsse)   von  einer  t(.  derselben  y  abgelei-  krök ;  /.  q.  Iciodde  sub  a  u.  kiddik  sub  h. 

tet  werden  muss  u.   dass  zu  kreiigoii,  krin-  —    Das   nid.   Icrok    (schnadblättrige  Wicke, 

gou    in   der  Bedtg.:    biegen,    krümmen    etc.  15  kleine    Wicke,    rauhe  Wicke),    mnld.  krock 

auch  isl.  kriingr,  norw.  krugg  (gibbor,  gibba,  (aractis,  vitium  fnunonti)  ist  wie  nhd.  Kracke 

Puckel,    Höcker  etc.;   kruminrückig   od.  gc-  (Vogelwickc)  das  entlehnte  lat.  cracca  u.  hat 

bogen    im   lUicken,    krumm,   puckelig   etc.)  unser  livdk  damit  nichts  gemein,  sofern  nicht 

gehört.  krok  auch  cds  vitium  fninienti  aufgcfasst  ist 

Zum  Schlüsse  sei  zu  nhd.  Krug  (urceus,  20  u.  dann  krök  für  krok  steht,  in  ivelch  lelz- 
amphora  etc.)  «wc/<  bemerkt,  dass  0.  Schade        ierem  Fall  es  aber  auch  mit  krök   (Mayigel 

das   alid.    kniog    etc.     mit    afries.    krocha,  od.  Nachtheil  etc.)  ident.  sein  kann,  da  die- 

nfries.  krog;  mjUim.  kroecli  etc.   u.  unscrm  ses  für  älteres  ki'ok    od.  kroke  steht   ti.   zu 

kriikc,  sowie  franz.  cruclie,  alt  cruyc ;  gase.  krökoii  gehört. 

criiga ,  prov.  criigO  etc.  von  kelt.,  kgmr.  crwc  25      krök,  Mangel,   Entbehrung,    Noth,  Jlun- 

(Eimer)  ableitet,   was  Diez  (II,  ^GO)   als  ger   u.  Kummer   etc.;   Nachtheil,    Schaden, 
ein    gerundetes    Gefäss   bezeichnet   u.  2vobei         Verlust  etc. ;  Bruch,  Knick,  Zusammenbruch, 

er  bemerkt,    dass   das   ahd.    criioc,    crög    u.  Sturz,    Fall   etc.;    —    ht;   hcd  al  lauk  krök 

((fries.  kroclia,  ags.  crocca  (s.  unter  kruke)  (od.  gobrek  etc.)    lüden ,    darum  siigt  he  ök 

u.  churw.  cruog,  hruog  weiter  davon  absteht  30  so  elend  un  krank  iit;  —    he  nuit  nog  erst 

u.    wozu    hier    noch    bemerkt    sei,    dass    O.  krök  liden,  er  he  sin  stolte  kop  bugen  lerd ; 

Schade   unter    cdul.  kruog    auch    ein   an.  —  de  kmder  liden  krök,   si"  kiigen  's  niid- 

krOkr    u.    dän.  krog    mit   aufführt,    als    ob  dägs  uiks  ördendliks  in  de  michel  (Magen); 

dies  dieselben   Wörter  sind  ivie  cüid.  kruog.  —  he  licd  krök    (Schaden,  Nachtheil,    Ver- 

Da  nun  aber  an.  krökr   von  Mob  ins  mit  35  lud  etc.)  bi  hum  laden;  —  dat  deid  hum  de 

Win  k el.  Ecke  etc.  übersetzt  wird  u.  auch  krök  (ad.  knik  etc.)  an,   dat  he  so  dül  spe- 

dün.    krog    nebe7i     Wi)ikel,    Ecke    (od.  kulei'd  hed ;    —    hö  hed  hum  de  krök    (od. 

Knick,   Biegung,  Krümmung  etc)  die  Be-  knik)  andän  (er  hat  ihn  geschäftlich  gestürzt 

dtg. :  Haken,  Kröpfe,  Krampe  od.  gekrümm-  u.  ruinirt  od.  zu  Grunde  gerichtet);  —  he 

tes   u.  gebogenes  Etwas  hat   ».  mit  unserm  40  hed  sük  anders  nog  al  tak  holden,   man  de 

krök  M.  kröken  (womit  auch  kruke  zweifei-  död  fan    sin  öntsigste   sön   de   hed  hum  de 

los  conncx  ist)   zusamme)ihängt,   so  müsste,  krök  audän  (hat  ihn  geknickt  t«.  gebrochen 

falls  an.  krökr  etc.   wirklich   auch  dieselbe  od.  ihn  getödtet,  ihm  den  letzten  Best  gege- 

liedtg.    wie    das    ahd.    kruog    angenommen  ben).  —  Es  gehört  su  krÖken  (brechen  etc.) 

hätte,   diese  Bedtg.    sich   auch  aus  der  von  45  «•   ergeben   sich  die  verschiedenen   Bedtgn. 

krummes  u.  gebogenes  Ettvas  etc.  entwickelt  von  selbst  aus    brechen,    gebrochen  etc.    od. 

haben.     Das  kgmr.  crwc    (Eimer)  betr.,    so  aus    Bruch,   Knick   etc.      Wie   kröken  für 

tvird   dies    wohl  zweifellos    auch    ein   bau-  kroken,    so   steht   auch  krök  ^=    nid.  kreuk 

chigtes  od.  rundliches  Etwas  bezeich-  (Knick,    Falte,   Runzel,   Fehler,  Gebrechen, 

net  haben  u.  demnach  auch  auf  die  Bedtg.:  50  Schandfleck)  für  krook  u.  ist  demnach  un- 

Itrechen  od.  biegen,  krümmen  etc.  zurückge-  ser  krOk    von  Hause   aus   mit  mnld.  kroke, 

hen    u.    da  es  jedenfalls  nicht  älter  ist,    als  krooke  (fle.xus,  Hexura,  curvatura,  plicatiira, 

das  germ.,   ahd.  cruoz  od.   das  ags.  crocca  ruga ;    ciucinnus);    mnd.  kroke,  krake,   (Di- 

ctc,  so  ka)in  man  es  ivohl  unbedenklich  mit  min.)  krokcle,  krakele;    nd.  krökel,  krükel 

kruke  als  aus  derselben  Grdform  hervorgc-  55  (Falte,  Bruch,  liunzel  etc.),    Adj.    krükelig, 

gangen    ansehoi.    —     Wegen    der    Bedtg.:  krukelig,  kriikklig  (faltig,  runzlig,  knitterig 

krummes  od.  gebogenes  u.  so  auch  geioölbtes,  etc.);     ndrhein.    Kröchet    (ruga);     aengl. 

rundliches  u.  hohles  Etwas   vergl.  auch  lat.  kroke,  kiöke  (cincinnus),  sowie  lociter  auch 

cavus  u.  cavea,  sowie  auch  unser  2  kiif  am  mit  aengl.  crük  (unciis ;  pedum  ;  falx;  frans); 

Schlüsse,  00  engl,   crook   (Krümmung ;  jedes  gekrümmte 


KROEKEN  371  KROJEME  KROEM 

WerJczeitg ;  Haken,  Sehürhaken;  Jlirtcttstah;  hriimmeii,  gehofjen  u.  krumm  sein);  scliott. 
Galgen;  Kunstgriff;  Teufel);  scJiott.  crook  (Jamieson)  crook  (einen  JImiveg  od.  eine 
(a  halt  =  Halt  oder  richtiger:  Umweg,  Abschweifung  u.  einen  Aufenthalt  im  Gehen 
Aufenthalt  etc.,  s.  icnlen  das  isl.  krökr  u.  od.  auf  einem  Spaziergang  machen);  an., 
schott.  crook  unter  kiöken);  ((n.  krökr  5  isl.  kroka  od.  kröka  (krümmen,  beugen  etc.) 
(Krümmung  etc.  od.  Knick,  Biegung  etc.,  u.  krokna  od.  krökna  (sich  krümmen  u.  zu- 
Winkel, Ecke  etc.;  Haken  etc.,  cf.  kroka-  sammenziehen,  kr  impfen  etc.);  an.  kroekja 
spjot,  Hakenspiess ;  kröksvida,  Stange  od.  (krümmen,  krumm  machen,  umkrümmen,  ha- 
Stock  mit  einem  Haken);  isl.  krOkr  (iincus,  ken,  einhaken,  umhaken  etc.);  norm,  kroka 
unciniis;  angulus;  diverticiiliim  viac,  itineris  10  (einen  krummen  Gang  gehen,  viele  Wen- 
flectio  =  Abweg,  Umweg  od.  dän.  la-iagel-  düngen  u.  Drehungen  machen;  eine  Sache 
krog  (ansa;  flexio,  flexura);  norio.,  schwed.  krümmen  u.  verdrehen,  einen  Haken  setzen 
krok ;  dän.  krog  (Haken,  Angel;  Kr  um-  auf);  kroka  (sich  zusammenbiegen  u.  krüm- 
mung,  Biegung,  Umweg;  Stockpjlug ,  od.  men,  den  Bücken  krümmen  etc.;  provinz. 
Hakenjiflug  ?) ;  kymr.  crög;  franz.,  prov.,  15  dttc/t  krokeu,  krokna,  kriika) ;  ,sc7iwef7.  kroka 
chw.  croc  (Haken,  cf.  Diez,  11,259)  wohl  (einen  Umiveg  machen  od.  gehen;  Umschiveife 
ein  u.  dasselbe  Wort,  da  hiefür  wohl  ein  zu  machen),  kröka  (krümmen,  krumm  biegen ; 
kroken  od.  krökca  (cf.  krökeii)  gehörendes  abbiegen  od.  Abdrehen  vom  Wege) ;  dän. 
Thema  kroka  od.  kröka  (Bruch,  Knick,  kroge  (krümmen,  krumm  machen)  u.  kröge 
Biegung,  Krümmung  etc.  etc.)  anzusetzen  20  (krümmen,  biegen).  —  Anstatt  dieses  Verb, 
ist.  cf.  auch  krükke,  kriikkeln  etc.  mit  dem  von  M.  Kr  am  er  aufgeführten 
krökeii  (fig.) ,  brechen ,  knicken ,  biegen,  k  r  öchen  (ein  tvenig  zerbrechen  od.  zer- 
krümmen, beugen,  drücken,  unterdrücken,  stossen)  von  einem  Stamm  krok  od.  kruk 
Unrecht  thun,  kränken  etc.;  —  he  krökd  (Bruch,  Miss,  Spalt  od.  urspr.  crepitus,  fra- 
(beugt  u.  krümmt)  dat  regt;  —  he  krökd  25  gor  etc.)  als  Ablaut  von  krik  u.  krak  (cf. 
de  armen  (er  beugt  od.  drückt,  unterdrückt,  dieses  bei  Hildebrand  in  Grimm,  Wb. 
od.  schädigt  benachtheiligt  die  Armen,  er  unter  kröchen  u.  dem  zweiten  Krock) 
thut  ihnen  Unrecht  etc.  an);  —  dat  krökd  abzuleiten,  glaube  ich  eher,  dass  man  es  mit 
hum  (das  knickt  ihn,  od.  das  beugt  u.  drückt  den  unter  krök  angeführten  Wörtern  wegen 
ihn  nieder,  od.  auch:  das  kränkt  ihn  etc.);  30  des  anscheinend  urspr.  langen  ö  besser  von 
—  dat  kan  mi  net  kröken  (niederbeugen,  einem  Stamm  krök,  ahd.  cruoch,  als  dem 
den  Muth  verlieren  machen  etc. ,  od.  auch :  Präter.  von  krakan  (krachen  etc.,  cf.  kraken) 
nicht  kränken  u.  keinen  Kummer  machen  ableitet,  ivobei  dann  ebenso  ivie  bei  knik  u. 
etc.).  —  Nid.  kreuken,  (mdartl.  u.  fläm.)  koak  od.  knikken  die  Bedtg.  des  schon  ge- 
kroken  (brechen,  knicken,  beugen,  knittern,  35  schehenen  u.  vollendeten  Brtiches  od.  Knickes 
zerknittern,  zerknüllen,  Brüche,  Falten  u.  in  die  von:  Bruch  u.  Knick  machen 
Bunzeln  machen  worin ;  fig. :  knicken,  krüm-  od.  die  active  Bedtg. :  brechen ,  knicken, 
men,  beugen  etc.;  sich  unterwerfen,  ergeben  krümmen,  biegen  etc.  od.  knittern,  zer- 
etc.) ;  —  het  gekreukte  od.  gekrookte  riet  knittern,  kraus  machen  etc.,  bz.  falten, 
(das  geknickte  od.  gebrochene  Bohr  od.  40  runzeln  etc.  überging  u.  davon  auch  das 
Biet) ;  —  het  regt  kreuken ;  —  zijn  mood  für  krök  u.  die  dazu  angeführten  Wörter 
is  gekreukt  (sein  Muth  ist  gebrochen,  od.  angenommene  Thema  kröka  die  Bedtg. : 
geknickt  etc.) ;  —  zijne  eer  is  gekreukt  ^mne  Bruch-,  Knick-  od.  Winkel- Zustand  od. 
Elire  ist  geschädigt  od.  beschmutzt,  in  den  Gegenstand  erhielt,  od.  ein  Etwas  bezeichnete, 
Staub  getreten  etc.,  bz.  gekränkt  u.  beleidigt  45  ivas  bereits  g  ebrochen  ,  ge k n  ickt,  g  e- 
etc);  —  met  gekrcukter  knie  (mit  gcboge-  beugt,  g ekrümmt,  gebogen  etc.  war 
nem  od.  geknicktem  Knie);  —  zij  krenkten  u.  also  sowohl  einen  vollendeten  u.  bereits 
(beugten  od.  unterwarfen  u.  ergaben  sich)  gemachtenBruch  od.  Knick  (Biegung,  Krüm- 
op  de  eerste  opeisch ;  —  de  rauts  is  gekreukt  mung,  Falte,  Runzel  etc.)  od.  auch  ein  ge- 
(die  Mütze  od.  Haube  ist  zerknittert  etc.)  ;  —  50  bogenes  u.  gekrümmtes  Etwas  (einen  Haken, 
mnld.,  mfläm.  kroken,  verkroken  (quassare,  od.  eine  Ecke,  Winkel,  Umiveg)  etc.  be- 
rumpere,  frangere),  kroken  (plicare,  curvare,  zeichnen  konnte. 
flectere,  rugare,  striare);  w?»f?.  kroken  (run-  krol,  s.  krul. 

zeln),   daher  nd.  (Br.   Wb.)  krüke],  krökel  kröme,   kröm   (Dimin.   krBmke)    Krume, 

(Falte,  Bunzel  =  krunkel),  krükelig  (runz-  55  Brocken,  Kleinigkeit,  Geringstes;  —   d'r  is 

lig,   knitterig,    kraus  etc.),  kriikeln  =  krün-  gen  kr8m  aferbläfen;  —    hei   nich  'n   krßm 

kein    etc.;     acngl.     (Stratmann)    crökin,  äten  (of  'n  kröm  drinken,  'n  kr8m  her  etc.) 

später  (cf.  KU.)  cvok(t\\\  engl,  crook  (krüm-  för  mi?  —  gen  kröm  kan  de  olde  gitserd 
men,  krumm  biegen,  beugen,  schweifen ;  vom  misten.  —  Sp)richw. :  krömen  (od.  krömkes) 
rechten  Wege   ableiten  etc.)    u.   crook    (sich  00  raaken  broden.    —    Kd.  (Br.  Wb.)   kröme, 

24* 


KROEMEN 


37^ 


KRONS-BEJE 


(Schambach)  kraumc;  mnd.  krome;  nid 
kriiim;  vmld.  kruyine  (medulla  panis,  mica); 
md.  krunio  ;  ags.  crnnic;  (wnf/l.  cninio,  rrniiio; 
etiffl.  cruin,  cruinl».  —  J'Js  bczeicluict  ei»  ccr- 
dniektrs,  zerquctschtis,  ccrmolintcs  Etwas,  5 
Itz.  das  was  durch  IJriicIcoi,  Zusammen- 
dritcl-oi,  J'nssoi  etc.  entsteht  u.  gehört  es 
denuiach  mit  kroimiio  ».  krimmoln  otc.  c» 
kriminan,  kriman ,  kram,  kriini .  kninuii 
(drücken,  zusanuuendrücke))  etc.),  10 

kröiiioii,  Irinuen,  brocken,  zerreiben  etc. ; 

—  Sjirichw,:  lu"-  hed  wat  (od.  uiks)  in  tlo 
molk  to  kroiiUMi.  —  Nd.  knimon ;  innd.  kro- 
mon;  idd.  kriiimoii ;  tnnid.  knijmon;  sali. 
kriliiijo;  engl,  oruiii.     Zu  kröme.  IH 

ki'iiniko,  .s.  kriimc. 

ki'iiiiimi'l    (l)inüu.  kiümmolke),    Krümel; 

—  In"'  mäkil    ömer  krömmols  fan  sin  stiito; 

—  hl-  kau    göii    kröinmelke    misten ;  —  go- 
kröTüiuv]  ((rckrinnel). —  A"/t/.  kniimcl ;  mnid.  20 
krnymol. 

kröiinnele,  Krümelei,    Gekrümel.  —    Nd. 
(Sc  li  d  m  b  a  c b)  kroimclie. 

kröiiniK'ln,  krümeln;  —  kr  kn)ninK'l(l  dat 
killt  od.  wog  otc.  —  iVc/.  krümeln,  kniinioln;  25 
nbl.  kminiplcii ;  acngl.  cnimolon ;  engl,  crumlilo. 

kroiu',  krön,  Krone,  in  allen  Bedtgn., 
z.  li.  auch  in  der  von  Schädel  od.  Kopf 
als  Spitze,  Oberstes  etc.;  —  Compos.:  aus- 
ser andern  auch :  gärcnkrono  ((Jarntcinde,  ?.0 
tcelche  auf  einer  aufrecht  stehenden  Stange 
läuft).  —  Kedensart :  liö  hod  wat  in  de  knni 
(er  hat  ivas  im  Kopf,  ist  berauscht);  —  dat 
stekd  linm  in  de  krön  (das  pikirt  ihn  etc.). 

—  J\7c/.  kroon,  krnin ;  mnld.  krono,  krnyno  35 
etc.  etc.  —  Aus  lat.  coroiia  u.  dirs  mit 
griech.  korönös  (krumm,  gekrümmt,  gebogen), 
koröne  (alles  Gebogene  n.  Gekrümmte,  Ring, 
Kranz,  Krone  etc.)  u.  lat.  ciirvns  etc.  zn 
einer  y  knr,  kvar,  kar,  die  xvohl  auch  für  40 
lat.  cornii  etc.  (cf.  hörn  u.  liörn)  anzusetzen 

ist  u.  wobei  dann  wieder  die  Hcdtg. :  biegen, 
krümmen  etc.  aus  brechen,  knicken  (ef.  krök, 
kroken  u.  knik  etc.)  eiUstanden  sein  kön)de, 
da  die  skr.  y  (-av,  verletzen  (cf.  Kick,  I,  45 
oT  «.  58)  ivohl  aus  idg.  skar  (brechen,  .sjyal- 
ten,  schneiden,  ritzen,  renounden,  kratzen, 
scharren  etc.)  entstand,  obschon  man  auch 
annehmen  kann,  dass  aus  skar  (sonare,  cla- 
mare,  crei)itare)  auch  wieder  die  Brdig.  50 
brechen,  reissen,  springen  etc.,  bz.  knicken, 
biegen,  krümmen,  drehen,  wenden  etc.  (cf. 
knik,  knikken,  bz.  kraken  u.  kröken)  ?'. 
dan)i  weiter  aus:  .'springen,  reissen,  spidten 
etc.  auch  die  von:  ritzen,  schecren,  schnri-  55 
den  rte.  hervorging ,  da  die  von  Fick  (I, 
HJß  bis  HVi)  aufgrführtrn  skar  iirb.ft  sjcai, 
.sojü/c  auch  (I,  iS7.s;)  skru  =  sknr  wohl  \'er- 
anlassung  zu  dieser  Annahme  geben  u.  sich 
auch   urspr.   aus   einer    Schallwureel   wohl  60 


ähnliche  Bedtgn.  entuu'ckelt  haben  werden, 
ivie  dies  aus  den  Schallstämmen  klat,  klap, 
kiuik,  knap,  krak  etc.  u.  ihren  Ablautfor- 
men  geschah. 

kninpii,  krönen ;  —    bekroueu,  bekrönen. 

kriUicii,  weineti  u.  ächzen  etc.  machen, 
rühren,  gerührt  machen,  Kummer  machen, 
nahe  gehen,  wehe  thun,  schmerzen,  härmen, 
grämen  etc.;  —  dat  kiTind  (rührt,  macht 
Kummer  u.  Verdruss,  bekümmert,  kümmert 
etc.)  mi  net ,  dat  he  fan  de  pläts  nuit ;  — 
he  krdnd  siik  d'r  net  nm,  of  't  'n  ander 
minsk  göd  geid  of  siegt ;  —  dat  krOnd 
(macht  ihn  klagen  u.  stöhnen,  betrübt  u. 
schmerzt  ihn  etc.)    linm  so  lank  as  he  läfd ; 

—  lie  krilnd  siik  afer  de  död  fan  sin  frö ;  — 
Nid.  krennen  (ächzen,  seufzen,  ivimmern ; 
kümmern,  bekümmern,  sich  woran  kehren 
etc.);  mnld.  krönen,  krennen  (gemere,  ge- 
niiscere,  conqneri);  mjläm.  krönen,  krnenen, 
krennen;  nd.  (B  r.  Wb.:  Dimin.)  krönken 
(wimmern)  u.  (Dähnert)  krönniken  {lal- 
len, undeutlich  od.  unverständlich  sj)reeJien 
etc.  wie  Betru)ikenc) ,  (Schambach)  krö- 
nen (rühren,  bewegen  etc.);  mnd.  krönen, 
croonen  (brummen,  murren,  schelten,  zan- 
ken; klagen,  gerichtlidi  klagen,  Widerspruch 
erheben,  od.  eigentlich  „Geschrei  u.  Länn 
machen"  wegen  einer  Sache) ;  ahd.  (O. 
Sc  h  a  d e)  (chrönjan) ,  chrönnan  ,  chrönan, 
krönen  (garrire,  plaudern,  schwatzen,  im 
Scherze  reden ;  jactare ,  prahlen) ;  mhd. 
(Le.xcr)  kroenen  (schwatzen,  lallen,  brum- 
men, schelten).  Mit  ahd.  (chrön  od.  chröni), 
mhd.  krön  (Gezwitscher  der  Vögel),  ahd. 
chrön,  crön  (garrulus)  den  Vocalen  nach 
(cf.  z.  B.  ahd.  cröni,  gruoni  etc. ;  nid.  groen 
etc.  =  nhd.  grün,  —  mnd.  grone,  nid. 
groene ,  alid.  gruoni,  Grünheit,  das  Grüne ; 

—  mnd.  gronen  ;  )dd.  groenen.  grünen)  wohl 
von  einem  Stamm  chrnon,  chrön,  krön  (cf. 
klök,  fröd  etc.)  als  l'räter.  eines  nrsjir.  Verb. 
kranan  (krnon,  krön)  mit  der  urspr.  Bedtg.: 
sonare,  claniare  etc.,  was  mit  and.  crane  etc. 
(Kranich,  cf.  kran)  zur  y  gar,  gra  (rau- 
schen, schnattern  etc.)  zu  stellen  .s'c/h  dürfte. 

Dass  übrigens  krönen  auch  mit  mnld. 
gronen  etc.  (gemere  etc.)  von  Hause  aus 
ident.  sein  kann  ?f.  dc.^gl.  auch  mit  kUlnen 
formell  it.  begrifflich  stimnd,  ist  nnter  2  grö- 
men  u.  klonen  (s.  dasselbe  u.  dazu  die 
Schlussbemerkung)  zu  vergleichen. 

kr(Mis-lM''je,  Krons-,  Preissei-,  Moos-  od. 
Sumpf-Beere  (vaccininm  vitis  Idaea).  —  Nd. 
krön-  od.  kiönes-,  kröns-herc,  kröns-hiir; 
engl,  croneherry;  nhd.  Kranichbeere  n. 
K  r  a  )i  b  c  e  r  e ;  engl,  cranherry,  Sie  hat  die- 
sen Nctmen  daher,  weil  der  Kr  a  n  /  r  h  (krane, 
cran,  krän,  krön  etc.,  s.  unter  krän)  sie  liebt. 
Aus  dem  nd.  kranebere,  engl,  cranberry  od. 


KRONTJE 


373 


KROP 


dem  entsprechenden  anld.  cranebesie,  crane- 
besse  entstand  vielleicht  das  (ßeichbedeiitendc 
frans,  canueberge ;  prov.  canabcrge ,  (/. 
Hildebrd n d ,  hz.  G r i m m ,  WO.,  unter 
Kraniclibec  rc. 

1.  krönt  je  (Dcmin.  vunkronc),  Krönchen, 
kleine  Krone.  Fig. :  das  od.  der  Beste, 
Schönste,  Werthvollstc  etc.;  —  he  hcd  't 
kröntje  d'r  dt  söcht ;  —  dat  is  de  kröntje 
tau  de  hele  budel ;  —  lie  is  de  kröiitje  faii 
Norden. 

2.  kröntje,  Säbelschnabler  (Reciirvirostra). 
—  I)a  dieser  Vogel  seinem  Bau  u.  .seinem 
Gange  nach  sehr  viel  Aehnlichkeit  mit  einem 
Kr  a  n  i  c  h  hat  u.  mit  seinen  langen  Stelz- 
fiissen  ebenso  loie  dieser  iw,  Wasser  ivatet, 
um  seine  Nahrung  aus  demselben  aufzufischen, 
so  wird  dieses  Wort  wohl  ein  JÜemin.  von 
krön,  kräii  (Kranich,  cf.  kräii)  sein. 

kr(ip,  Kropf;  a)  rundliche  Geschwulst  od. 
Fettwulst,  Verdickung,  Auswuchs  etc.  an  der 
Kehle  od  am  Halse ;  —  he  hed  dar  so  'ü 
krop  silteu ;  —  b)  Vormagen  der  Vögel  od. 
auch :  Magen,  Wanst,  Bauch  etc.,  bz.  Hals, 
Gurgel  etc.  od.  Hers,  Brust,  iveibl.  Brust 
(mamilla,  raamma),  Kopf ;  —  de  dufen  hebbeii 
de  krop  ful  boneu ;  —  he  frett  sük  de  krop 
ful ;  —  't  mut  all'  dör  de  krop  ;  —  he  jagt  't 
all'  dör  de  krop ;  —  wat  best  du  iu  de  krop  V 
(was  hast  du  in  dem  Herzen  od.  in  der 
Brust  für  Gedanken?) ;  —  wat  stekd  di  m 
de  kropV  (was  steckt  dir  in  der  Brust  od. 
im  Kopf?);  —  he  stekd  de  krop  (od.  kop) 
up  ;  —  dat  wicht  hed  jo  'u  pär  kroppeu  (od. 
borsten)  ;  —  de  slät  (Salat)  sett  uog  geu 
kroppeu ;  —  kropsalät  (Kopfsalat),  —  slät- 
kroppen  (Salatköpfe),  —  kölkroppeu  (kleine 
krause  Kohlköpfe  u.  zwar  namentlich  vom 
Bosenkohl)  etc. ;  —  du  must  blöt  de  kroppeu 
i'au  de  brünkol  (die  krausen  Köpfe  des 
Braunkohls)  nämen  uu  toregt  makeu ;  — 
c)  Kojif  od.  Zopf  eines  Sackes,  auch 
grude  od.  top  genannt;  —  de  krop  fan  de 
sak  is  uet  dik  uu  lank  geuug,  dat  tau  strfipd 
d'r  to  ligt  of,  bz.  mau  kau  de  sak  d'r  luist 
uet  bi  faten ;  —  d)  Zojif  od.  Federbusch 
auf  dem  Kopfe  der  Vögel;  —  'ii  krop  up 
de  koj);  —  e)  das  Vorder-  od.  Hauptstück 
des  Fßugeisens.  —  Nd.  (Br.  Wb.  etc.)  kropp 
(Auswuchs  an  der  Kehle ;  Doppelkinn,  Uider- 
kinn ;  Kroj)f  der  Vögel);  vy/ufl  krop  (struma, 
tuber ;  brauca,  guttur  pulli,  Kropf  am  Halse 
der  Vögel  u.  anderer  Thiere ,  sowie  der 
Menschen ;  —  ruma,  Schlund,  Kehle  etc.) ; 
nid.  krop  (Krojif,  verhärtete  Geschwulst; 
Kropf  od.  Vormagen  der  Vögel;  Hals,  Kehle; 
Magen,  Brust,  Kopf  vom  Salat  etc.);  mnld. 
krop,  kroppe  (ingluvies,  vesicula  gutturis, 
ruma,  rumeu  ;  jugiilus,  jugulum,  guttur;  sto- 
machus,  bilis,  indiguatio,  pertiuacia ;  struma, 


Bcrofula) ;  ufrics.  (Jap  ix)  kroppe  (Kropf, 
ruma  etc.;  fig.:  das  Gemüth,  Herz  etc.); 
ags.  cvo\)])  (Krojif  der  Vögel,  gutturis  vesica  ; 
Spitze  od.  Kopf,  Wipfel  [cf.  toj)  =  Zojif, 
5  ids  Spitze,  Wipfel  etc.  u.  auch  als  den 
Kopf  krönender  Federbusch  der  Vögel 
=  unser m  krop]  etc.  der  Bäume  od.  des 
Halms  u.  so  auch  Aehr  e ,  spica ;  Traube, 
cinia,    corymbus);     aengl.    crop    (dasselbe); 

10  engl,  crop  (Krojif  der  Vögel;  Kopf  od.  Spitze, 
Gipfel,  Sprosse,  Arhre) ;  ahd.  clu'oph,  crof, 
cliropf,  kropli ;  mhd.  kröpf  (Kropf  am  Halse, 
Struma,  verächtlich  auch:  Hals  etc.;  Kropf 
od.    Vornuigen  der   Vögel,   iibertr.  auch  auf 

15  den  Menschen) ;  kijmr.  croi)a  (Kropf).  — 
Daneben  aber  auch:  an.,  z'.s/.  kroppr  (corpus, 
cuticula ;  truucus  corporis,  od.  der  Bumpf 
ohne  Kopf  od.  Spitze  etc.) ;  norw.,  schwed. 
kropp  (Körper,  Leib ;  Leichnam)  ;  dän.  krop 

20  (dasselbe);  nfries.  (Outzcn)  \ii-o\)  (Körper, 
das  Ganze),  womit  auch  engl,  crop  (das  Ab- 
geschnittene,  Abgekürzte,  (restutzte ,  Stutz, 
Stumpf,  truucus;  das  abgeschnittene,  kurz 
geschorene   Haar,    Stutzkopf,   Stutzschwanz 

25  etc.)  ident.  ist. 

Vergleicht  man  nun  gripen,  grap  etc.  von 
der  y  garbli,  so  würde  krop,  bz.  das  Thenm 
krop-a,  kroppa  formell  zu  idg.,  skr.  garbh-a 
(gremium,  Uterus)  stimmen,  tvomit  Fick  (I, 

30  568)  unter  andern  auch  tat.,  galt,  galba 
(Schmeer-,  Dick-Bauch)  stellt.  Sieht  man 
nun  aber  weiter  ags.  hrif;  ahd.  href  (veuter, 
Uterus)  rt7.s'  ident.  (Fick  I,  48)  mit  zend. 
keref,    kehrp    (Körper,    Fleisch   etc.),    lat. 

35  corpus  etc.,  soivie  dass  unser  Leib  sowohl 
den  ganzen  Körper  od.  das  fleischliche  Kleid 
der  Seele,  den  Leichnam  od.  die  Leiche,  als 
auch  den  Bauch  ohne  Glieder  u.  den  Mutter- 
leib bezeichnet,  so  ist  es  fast  zweifellos,  dass 

40  das  an.  kroppr  od.  dessen  Thema  kroppa  mit 
dem  skr.  garbha  urspr.  ident.  ist  u.  sich  die 
Bedtg. :  veuter ,  gremium ,  uterus  des  skr. 
garbha  beim  an.  kroppr  etc.  einerseits  in  die 
des  ganzen  Körpers    und  Leibes  erweiterte, 

45  dann  aber  als  truncus  corporis  entweder  den 
Leib  od.  Bauch,  ohne  Kopf  und  Glieder  etc., 
bz.  den  L^eib  od.  Bauch  für  sich  allein,  od. 
lüie  norio.  kropp  bloss  den  todten  Leib  od. 
den  Leichnam  ,    die  Leiche    etc.    bezeichnet 

50  hat,  da  die  Bedtg.  des  skr.  garblia  ebensogut 
in  die  von  corpus  idiergchen  konnte,  loie  um- 
gekehrt die  von  corpus  in  die  von  gremium, 
veuter,  uterus  etc.  des  ahd.  href  etc.  (s.  oben 
u.  cf.    2  rif)    u.  ags.   lirif  etc.      Vergleichen 

55  wir  nun  aber  ferner,  dass  das  skr.  garljha 
zur  y  garbh,  grabh  (greifen,  fassen,  halten, 
nehmen  etc.,  bz.  um-  u.  begreifen,  umfassen, 
einfassen,  tim-  u.  einschliessen,  in  sich  be- 
fassen etc.)  gehört  und  demnach  garbha  als 

CO  gremium,   uterus,   veuter  etc.  ein  Fkvas  bc- 


KROP-DUFE  374                      KROEPEL  BÜSK 

zeiclmd,  was  ein  andereti Etwas  fasst  u.  in  to  'n  krOpel  schateu:  —  de  oltlo  kiopel  (od. 

sich  aufnimmt  etc.    od.  in  sich  beßisst,  ein-  stakkonl,  stumnu'l,  stüniper  etc.)  kumd  hast 

M.  timsihtiesst  (cf.  slr.  iirhhi,  in  sich  fassend  uct  iit  ile  stii'.  —  S]>richu\  :  „dat  was  inis," 

etc.,  gr'ia,  f>c.  grbha,  ILuis,  als  das  in  .s/c/t  sä'    do    kröpcl,    do    l)öt    de  liimd  lium  in  't 

fassende   od.  in  sich  aufnehmende,    in  s^ich  5  holten    hi'ü ;    —    eii    tau    beiden,    kiopel  of 

schliessende ,     den    aufnehmenden     u.     nm-  künijj  (aut  Caesar  aut    nihil),    od.  auch:  he 

schliessenden  Haum  etc.,  was  B  02^  P  iibrifjens  spold  kröpcl    of  köui?;,  —  't  geid  kröpel  of 

als  das  Innere,  hz.  das   Umschlossene,  Ein-  könig.  —  Nd.  kröpel,  kräöpel ;  mnd.  krepel, 

gefriediffte  etc.  deutet),  so  wi'trdr  sich  dacon  kröpel,  kreppcl,  kroppel;  «W.  kreupol;  mnld. 

auch  das  «<7^s.  cropp,  ahd.  chroph  (Kropf  k.  10  krcuiicljkropel,  krepel ;  »»//ä;».  kröpel,  kruepel, 

Vormagen    der    Vögel)    leicht    als    das    die  kreiipel;  afries.  kreppel ;  nfrics.  (Outzen) 

Speise  in  sich  aufnehmende    u.    in   sich  he-  krahel,  krebcl;    ags.  crvple,    crypel ;    arngl. 

schliessende,  bz.  als  ein  fasse  n  d  es   u.  in  creptl,  cripel,  crnpel ;  f»/y/.  crceple,  cripple; 

sich    aufnehmendes    Etwas    leicht    er-  an.  (Möbius)kryi)\\\  (gebrechlicher  Mensch); 

kkiren  lassen,  od.  auch  als  das  (den  Samen)  15  norw.'kvy\)v\  (seh  wache, gebrechliche  Person)  : 

empfangende,  iti  sich  au  f  nehm  ende  amhd.  (O.  Schade)  cruppel ;    md.  knippel 

u.  (die  Frucht)  u  m  schl icssende  Etwas  {eontn\c\us,  Krüppel) ;  mhd.  (Le.v er) krüpv], 

mit  skr.  garbha   begrifflich   stimmen.     Sieht  krüppel  (dasselbe)  u.  daneben  an.,  isl.  kryp- 

man  nun    aber  weiter,   dass   garbha   ausser  lingr,  kripplingr ;  »or»-.  krypling;  f7«H.  kröli- 

uterus,  floruni  calix,    pars  interior  auch  die  20  ling;    schwed.    krymi)ling    {Krüppel).  —  Es 

Bedtg.:    t'octus,    proles,    natus    (cf.    Bopp,  gehört  schwerlich  zu  kinyicn  (kriechen),  too- 

Gloss.   comp.    u.    dazu   unter   krojipen   das  zu    Fick    (III,  51)    u.    Andere  es  stellen, 

zweite  engl,    crop)    od.    (cf.    Grass manyi)  sondern  ivahrschcinlicher  zu  einem  mit 'kr'im- 

ungeborne  Leibesfrucht,  Leibesfrucht,  Brut,  pen,  kramp,  kruinp,  krunipeii  sgn.  u.  gleich- 

Frucht, Fruchtkeim,  neugehornesKind,  Kind,  2b  fidls    zu     krap,     kramp    (zusammenziehen, 

Junges  od.  idterhaupt  die  von  Spross  hat,  krümmen, schrumpfen  etc.,  wozu  Fick  auch 

so  lassen  sich  damit  auch  wieder  die  Bedtg.:  kslav.  grübü  [Bücken;  Berg]  stellt)  gehören- 

Spross    u.    Zweig    (cf.    II  ildebran  d,  den  alten    Verb,  kripan,  krap,  krup,  krupun, 

bz.  Grimm,  M'b.  V,  2390  sub  S^,  u.  oben  wozu  eben  auch  krniivn  gehört  u.  wovon  auch 

das  engl.  cio\)  in  der  Bedtg. :  Spro  sse  etc.)  30  ahd.  crapho  ete.    (s.  unter  kramine)    u.  an., 

sowohl  als  auch  Wipfel,  Spitz  e,  Aehr  e,  isl.  kreppa  (iucurvare,  coarctare,  contrahcrc). 

Oberstes,  Kopf  gut  vereinigen,  ivährend  kreppa  (coarctatio  etc  ),    krepping    (contrac- 

die  Bedtg.:  Herz,  Brust,  Gemüth    (s.  oben)  tura),    kreptr    (contractus    etc.),    krippa    od. 

sich  leicht  mit  der  Bedtg.:  pars  interior  (s.  kryppa    (gibbus,     curvamen    etc.),    kryppil 

oben    bei    Bopp)     über  ein    bringen    lassen  35  (gibbosus    etc.)    abstammen,      cf.    die   Com- 

würden.     Was  nun  aber  weiter  die  Bedtg. :  posita. 

Geschwulst  od.  Fettgeschtculst,  Fettwulst,  2.  krOpel,  verwachsen,  verknurzelt,  ver- 
Auswuchs etc.  von  Kr  opf  betrifft,  so  könnte  krüppelt  od.  krüppelhaft,  gebrechlich,  con- 
man  diese  zu  l(d.  ga,]ha.  (Fettwanst,  Schmeer-  tract,  steif,  lahm,  hinkend,  milde  u.  ah  etc.; 
bauch  etc.,  s.  oben)  vergleichen,  od.  als  Aus-  40  —  'ü  kröpel  kiudjc;  —  'n  kröpeln  böm ;  — 
wuchs  etc.  von  der  Bedtg.:  Spross  etc.  he  hed  hum  kröpel  un  lam  hauen;  —  dat 
ableiten,  od.  auch  annehmen,  dass  die  rund-  pi'rd  is  kröpcl,  dat  kan  net  gän ;  —  ik  süQ 
liehe  u.  vorstehende  Form  des  Kropfes  der  net  so  kröjjcl  as  'n  hund.  —  Nd.  kröpel ; 
Vögel  Veranlassung  zu  dieser  Bedtg.  von  nid.  kreu})el ;  ndrhein.  (im  Tcuth.)  cropel ; 
Kropf  gegeben  hat,  zu  welchen  verschie-  45  (/ä«.  kröbbcl ;  engl.  cripi)lc  etc. 
denen  Annahmen  auch  unser  krop  in  der  krilpel-aclifiii;,  krüiqulhaftig,  krüppelhaft, 
Bedtg.:  Brust,  weibliche  Brust,  mamma,  etc.  gebrechlich  etc.  —  Nid.  kreupelachtig. 
zu  vergleichen  ist,  sofern  nicht  Brust  kvÖ\H'\-hask, -.x)  (collect.)  kleines,  niedriges, 
ebenso  wie  Herz  zuerst  als  i)ars  interior  verknurzeltes,  krumm  u.  schief  durcheinander 
auch  gefasst  ist  u.  dann  auch  auf  die  ausser-  50  gewachsenes  Gebüsch  od.  auch:  krüppelhaftes, 
liehe  Brust  bezoge)i  wurde.  im  Wüchse  zurückgebliebenes,  verkümmertes 

krop-diife,    Kropftaube    (columba   guttu-  Gebüsch,    Krüppelgebüsch,    kleines,    elendes 

rosa).  Gestrüpp  etc.;  —  't  i?  niks  as  emer  kröpcl- 

1.  kv{)\ie\,  Krü}>pel,  ein  elendes,  schwaches,  bnsk,    wat    dar    wast;     —     dat    kröpelbusk 

gebrechliches,  krüppliches,  rrrkrüppelles,  ver-  55  (kleine,    elende  Gestrüpp  etc.)    rüde  man  üt 

wachsenes,  verschrumpftes,  verknurzeltes  Et-  un  lät  't  man  kört  hauen  nn  upbranden,    't 

was  (od.  Ding,  Wesen,  Person  etc.);  —  'n  kröpel  is    anders    dog    net    to    brnken  ;    —    b)  ein 

fan  'n  böm  od.  fan  'n  hüs,  perd,  kind  ete. ;  krüjipliches,  verkümmertes  Gewächs  (Staude, 

—  kropels  fan  appels;  —  't  is 'n  ollen  kröpel,  Strauch  etc) ;  —  't  bunt  emer  kröpelbusken, 

he  hed  hast  gen  arm  of  bcn  mür ;  —  he  is  GO  de  dar  stan. 


KROEPELE  375                            KRÖPFEN 

kropele,  Krüi)pel('i,  kriippJichcn  od.  IcrüiJ-  dör  de,  tid;           h«  kropeld  siik  d'r  mit  of; 

peJhaftei),    lahmes,     hinffsmnes ,     mühseliges  —    he    kropeld    (arheücl    sich    hmr/sam    u. 

Gehen  od.  Fortkommen,  Arbeiten  etc.,  Arbeit  mühselig)  siik  d'r  In  up  ;  -  -  h("'  kropeld  sük 

womit  es  nicht  fort  will,  mühselige,  schioere  wer  up  ;  —  c)  lirüppel  od.  gebrechlich,    lahm, 

Arbeit,    3IühseligPeit ,    Mühe   etc.;   —   't  is  5  hinkend,    bz.  alt,    elend,    krank  etc.  werdm 

so  'ii    kropele    mit    liuni,   he    kumd    hei  nct  etc. ;    —    he  fangd  an  to  kropelu,    he  word 

(od.  d'r  hei  net   mit)    förgels    un    forut ;  —  cid  im  swak ;  —  de  böm  fangd  an  to  kropeln 

't  is  so  'n  kropele  mit  hum,    dat  he  dör  de  (krüpjjel  zu  irerden,    abzusterben    etc.) ;    — 

tid  kiimd ;    —    't    is    so  'n    kropele   mit    de  daher:     ferkropeln ,    verkrüppeln,    contract 

perde,  mau  kumd  d'r  hei  net  mit  förgels; —  10  werden,  verschrumpfen,  zusainmenschrumpfen 

—  't  is  so  'n  kropele  mit  de  raölen,  dat  he  etc.;  —  dat  kind  fo(?.  de  böm  etc.)  ferkropeld 
uet  ördeutlik  gäu  wil;  —  ik  hebb'  d'r  föl  gans  od.  is  gans  ferkropeld  etc.  —  Nd. 
kropele  mit  had,  dat  ik 't  klär  kreg ;  —  dat  kröpeln ;  nhl.  la-eupelen;  engl,  cripple;  satl. 
(od.  he)  mäkd  mi  so  fol  kropele  (Mühe,  krepelje,  ferkrepelje  etc. 
Beschwerlichkeit  u.  Kopfzerbrechen),  dat  ik  15  kröpels-kracht  (eines  Krüppels  od.  Gc- 
hel  net  wet,  wo  ik  d'r  mit  (od.  mit  hum)  an  brcchlichen  etc.  Kraft).  Dieses  Wort  wird 
sal ;  —  't  gift  altid  allerhand  kropeleen  hier  in  dem  Sinne  von  sehr  laut,  bz.  aus 
(Sachen  od.  Arbeiten,  die  lahm  u.  gebrech-  voller  Kraft  gebraucht  u.  bedeutet  viel- 
lich  gehen,  nicht  von  Statten  kommen,  viel  leicht  soviel  als  aus  co  ntrahirter  u.  z  u- 
3'lnhe  u.  Arbeit  etc.  machen  etc.)  in  de  weit  20  sammeng ez og euer  Kraft;  —  he  rard 
(od.  mau  hed  altid  allerhand  kropeleen),  war  kröpclskracht,  od.  üt  kröpelskracht. 

mau  sük  mit  ofslafen    (ahsclaven,    abmühen,  kröpel-tüg,    Kriqjjjclzeug ,    verkrüppeltes, 

abquälen)  un  herumslan  mut.  —  Nd.    (Br.  verknurzeltes ,      verschrumpftes    Zeug;     — 

Wb.,  Scham  ba  eh  etc.)  kröpeleije,  kröpe-  kröpeltug  fan  api>els  etc. 

lie.  —  Zu  kröpeln.  25       kröpel-wai'k ,    Krüppelwerk,    krüppliche, 

kröpeler,  kröpler,    Krüppeler,  Einer  der  gebrechliche,  schlechte,  p)fusch.crhafte  Arbeit ; 

krüppclt  od.  Einer  der  krüppel,  gebrechlich,  —  't  is  emer  kröpelwark  wat  he  mäkd. 

hinkend   u.    lahm    ist    u.    geht  =  Krüppel-  kröpel-wer  ?    —    Nur  in  der  Bcdensart : 

Person  od.  Gebrechlicher,    Gelähmter,  Lah-  „he   spöld   (spielt)    kröpelwer",    ivelche   die 

mender,  Hinkender  etc.;   —    he  is  'n  olden  30  Bedtg.:  er  spielt  ein  gewagtes  Spiel, 

kröpeler,  de  hei  net  förixt  kan  un  kumd.  od.   setzt  alles  auf  eine  Karte,   bz. 

ki'öpel-göd ;  i.  q.  kröpeltug.  tcagt  es  auf  das  Aeusser  ste   hat  u. 

kröpel-gras,  Krüppelgras,  kleines,  niedrig  ivahrscheinl.  soviel  bedeutet  als:   er  lässt  es 

gebliebenes,  verkümmertes,   elendes  Gras.  —  darauf  ankommen  od.  wagt  es  darauf,  dass 

Nid.  kreupelgras.  35  od.  ober  schlechtes ,  widerwärtiges 

kröpelig,  kroplig,  krüpplich,  gebrechlich,  Wetter  (cf.  wer  =  nid.  weer,  weder,  nlid. 

lahm,  hinkend,  langsam,  schlecht  etc.;  —  he  Wetter)  trifft  od.  er  riskirt  es  auf  schlecht  es 

is  kropllg;  —  dat  geid  so  kröplig  etc.  Wetter.   Vergl.  übrigens  auch -wi'V  =  icider, 

kröpel-kräiii ,    Krüppelkram,    Kram,  der  gegen  od.  loiederum,    wiederholt  etc.,    ivobci 

krüppel    ist,    gebrechlicher,    alter,    elender,  iO  man  dann  auch  annehmen  könnte,  dass  diese 

schlechter  Kram,  od.  Zeug,  Sache  etc.;    —  Bedensart  urspr. :  he  spöld  kröpel  wer  kröpel 

de    olde    kröpelkräm    kanst    man    ferkopen  gelautet,  dann  das  zweite  kröpel  nachher  in 

laten,    de  is  dog  net  föl  mer  werd ;  —  't  is  der  Bede  tvcggclassen  hätte    u.    damit   hätte 

all'    kröpelkräm    (elender  Kram,    Pfuscher-  sagen  wollen  :  er  spielt  Kr  üppel  gegen 

arbeit  etc.)  wat  he  mäkd;  —  mit  all'  sükse  45  (od.  um)  Krüppel. 

kröpelkräm  (Kram,  der  od.  Zeug,  das,  Sache,  kroppen  od.  (Iterat.)  krüi»perii,  kröpfen, 

die  krüppel  od.  fehlerhaft  u.  verkommen,  ver-  einen  Kroj^f  machen  etc. ;  —  a)  (sich)  brüsten, 

dorben   etc.    ist)    dar  gäf  'k  ml  nct  mit  of;  aufblähen,  stolz  u.  aufgeblasen  thun  etc.;  — 

—  mit  de  kröpelkräm,    dar  hold  ik  ml  nct  de  dnlfert    (Tauber)    kroppt    (od.  kroppert) 
mit  up.  50  sük;    —    Sprichiv.:    he    kroppt    sük    as    'u 

kropelu  ,  Z:r((j>7)t'Z/« ;    a)    krüppel   od.    ge-  dübbeltjes  klukhenne; —  kropp  di,  m"'"  doch- 

brechlich,  lahm,  hinkend,  langsam,  schlecht,  ter,  d'r  kumd 'n  landpastör;  —  b)  kröpfen, 

schwer,  mühsam  etc.  gehen  u.  vorwärts  kam-  den  Kropf  od.  Mage)i  vollstopfen  u.  füllen, 

men,  hinken  etc.;  ~  he  kropeld  d'r  hen; —  schlucken,    fressen    etc.;    —    jußgc    äuteu 

nu!  wo  geid  'tV  a!  dat  kropeld  d'r  nog  wat  55  ki-oppen;  —  he  kroppt  sük  f  ul ;   —   daher: 

hen;  —  de  perde  focZ.  de  wagen,  möleu  etc.)  ferkroppen,   verschlucken,    verfressen,   ver- 

kropeld  d'r  so  wat  hen ;  —    b)  (sich)  lang-  kauen,  verdauen  od.  hinunterschlucken  etc. ; 

sam  u.   mühsam   etc.   vorivärts   bringen  od.  —  de    lütje    fogels   könen    gen    bonen    fer- 

durcharbeiten,   schtver  u.  mühsam  arbeiten,  kroppen; — f^.^  he  kan  dat  nich  ferkroppen ; 

quälen  etc. ;  —  he  kropeld  sük  so  langsam  60  —  he  hed  al  fSl  arger  un  ferdret  in  (od.  bi) 


KROPPER                            376  KROS  KROES 

sük  ferkroppeu  niust ;  —  c)  enge  od.  beengt,  sttiniin  =  uihd.  klaz,  s.  unter  kladde,  klater, 

beklemmt  etc.  machen,    ihitckcn,   .•schmerzen,  klatte,    klitter,    klöter    i'tc.)    «.    dem    iirspr. 

leid  thitn  etc.-,    dalicr:  bekroppcii,  /leengcn,  Stamm    ruii    nhd.    kratzen    (cf.    kratseii, 

bedrücken  etc.    (cf.  übrigens  auch  liekiüpi'U  kritskratseu    etc.)    ist.      Da    nun    aber    ein 

u.Wtitcrc.'i  unter  V.vi\\)Cü)\  —  dat  bckroppde  5  Stamm  krot  etc.    od.    mlid.    kroz  i'tc.  neben 

ini  Bo,  as    k  liiim  dar  so  uär  liggcu  sag,  dat  krots,  kros,  b~.  krosz,  krotz  auch  durch  un- 

ik    fall    beiuuidlieid    weglopou    imis;  —   dat  gehängtes  cli  zu    krosch,  krotsch    (cf.  z.  IL 

kau    eu    n'gt    bekroppt'ii,    wtu   so  'ii  arineu  nJid.  Klatsch  =  (thd.  klaz   otc.    od.  Burscli 

miiisk    so    liden    uii    luiugorii    iniit.  —  Nd.  aus  Burs  etc.)    wird,    so  stammen    von  dem 

(Dähnert,    l)a)ineil)    kri>i)p'ii,    köpfen,  10  für  unser  kros    anzusct.toiden    Schiülstamm 

den   Wipfel  od.  die  Zweige  nehmen,  stutzen  krot  u.  kroz,  bz.  urspr.  krat,  kraz  od.  krut, 

etc.  (s.  unter  krop  die  Bedtg.  Kopf,   Wijifel  kriiz  (crepitus,    fragor,    souus,    dainor  etc. ; 

etc.,    od.    auch    an.    kroppr    in    der   Bedtg.  Bruch,    Biss ,    Spalt,   Borste,    Bitzc  etc.  u. 

truncus),    (B  r.   Wh.)  kroppi-n,   sik  kroppeu  Bruchf<lück,  Splitter  etc.,  cf.  nhd.  Biss,  Bitze 

(ein   Unterkinn    od.    einen  Kropf   machen),  15  u.  Beiz  aus  urspr.  riz  u.  riz,  bz.  von  rizan, 

iiikroppen  (cinschlucken,  hineinfressen),  ver-  tvie  Biss  und  Beize,    beizen  etc.  von  hizaii, 

kroi)i)(.'ii  (verdauen,  vertragen,  verschmerzen  od.  u)iscrm  bit,    bat    u.    bit  etc.    von    biteii) 

etc.);  mnd.  kro]tpeu  (sich  den  Kropf  füllen,  ivohl  zweifellos  ab: 

fressen  etc.);  nid.  »inld.  kroppen  (sagiiiare,  a)  mnd.  kros,  welches  Wort  zwar  vuir 
iugluviem  avium  farcire  etc.;  vorare,  dcvo-  20  Dr.  Lübben  (cf.  vind.  Wb.  von  Seh.  u. 
ran-,  glutire  etc.);  hess.  krüpfeu  (leid  thun,  L.)  mit  spitz  übersetzt  wird,  indessen  ivahr- 
ärgcrn  etc.,  s.  oben  sab  c) ;  engl,  crop  (ab-  scheinlicher  die  Bedtg.:  zerbrochen,  zer- 
schneiden, beschneiden,  abhauen,  stutzen,  ab-  spalten,  zersplittert  etc.  hat,  da  das 
brechen,  abjijtücken,  abfressen)  a.  crop  (Er-  Gehen  auf  dem  betr.  BerijC  im  Vergleich  zu 
trag  od.  Ernte,  Frucht  etc.  geben,  eintragen;  25  dem  Gehen  auf  kros(Mi  f^cherWvlcn  sich  ivohl 
Frucht  bekommen,  schwanger  werden  etc.,  darauf  bezieht,  dass  der  Berg  mit  Steingeröll 
cf.  unter  krop  die  Bedtg.  Aehre  etc.  des  u.  Trümmerstücken  von  Granit  od.  sonstigen 
engl,  crop  u.  noch  besser  die  von  foetus  etc.  Felsarten  übersäet  war  ?(.  dass  unter  dem 
des  dazu  verglichenen  skr.  garbhaj ;  schott.  kroseu  schertVelcn  demnach  auch  zunächst 
crop  (to  kcep  etc.)  etc.;  vergl.  weiter  in  30  wohl  zertrümmerte  od.  zcrsp  altcnc 
Grimm,   Wb.,  kröpfen,  kröpfen.  u.  zersplitterte  Scherben  (die  selbst- 

krojippr,  Kröpfer,  Kropftaube.  redend    aber    auch    kantig,    eckig,    spitz   n. 

krO|)-slät.  Kropf-,  Kopf-Salat.  scharf  sind  u.  die  Schuhe  zerreissen,  bz.  die 

kros,  kros,  was  hart  u.  mürbe,  bz.  leicht  Füsse    verwunden    u.    das    Gehen    sehr    be- 

zu  brechen   u.  zu  beissen  ist  od.    was  leicht  35  schwerlich  machen)  von  Steinen,  Töpfen  od. 

zerbricht  u.  dabei  zugleich  auch  ein  krachen-  Glas  etc.  zu  verstehen   sind.     Vergl.  dicscr- 

des,    knusperndes    Geräusch    macht;  —    de  halb  auch  das  von  llildebrand  (Grimm, 

twebak  is  recht  kros  (7<rtri  ?<. /««ric^  bakkeu,  Wb.     V,     :2i()S)    als    Splitter    gedeutete 

de  lett  sük  licht  biteu  ; —  dat  ties  is  so  recht  krose; 

kros  (liart  u.  knusperig  od.  mit  harter  40  b)  älter  hochd.  (Gri)nm,  Wb.)  kros,  krüs 
brauner  Kruste,  die  im  Schneiden  u.  Kauen  (ein  geröstetes,  hartes  u.  knusperitdes  Ge- 
kracht) bradeu,  du  kaust  in!  wol  wat  f\ui  de  back,  wie  der  Krapfen  od.  unser  kräk- 
butcrste  kaute  ofsuideu,  dat  snickd  up  't  ling)  ».  (Grimm.  Wb.  V,  2108)  wohl  eins 
lekkerste;  —  dat  brod  hed 'u  krosseu  kiirste;  mit  kros  in  krosei,  wie  auch  begrifflich  mit 
—  Nd.  (Br.  Wb.,  Schütze,  Schambach  45  dem  vielleicht  damit  zusatnmenhänficnden 
etc.)  kross  od.  kros,  krosch  (dasselbe).  c)    nid.    (cf.    v.    Dnic)    krostel    (leichtes 

Es  ist  ein   Wort,  was  sich  sowohl  auf  das  Kuchen-    od,  Bastetengebäck,    was    hart    u. 

Geräusch    od.    Krachen    (crepitus,    fragor),  .'<ehr  leicht  gebrechlich    u.  zugleich  hohl  ist, 

welches  beim  Brechen,  Spalten,  Beissen,  Zer-  ivie  unser  wind  [c.Dale  übersetzt  es  auch 

splittern  etc.    von  Etwas    hörbar  wird,    wie  50  mit  windbolj    genanntes  Zuckergebäck,    was 

auch  auf  das  Brechen,  Bersten  etc.  des  betr.  aus    zu    Schauju    geschlagenem    Eiwciss    u. 

Etwas  selbst  bezieht  u.  also  ein  Schallstamm  weissem  Zucker  gebacken  wird),  da  dies  auch 

wie  ahd.  chraz,    chriz,    cliruz  =  and.  krat,  ivohl    ein  Etwas,  was   krost    od.    kracht,  u. 

krit,  krut,  verstärkt  krats,    krits,   kruts,    er-  leicht  bricht  (s.  sab  e),  bezeichnet; 

weicht    kras,    kris,    krus,    bz.  kres    m.  kros,  55       d)    mnd.  krose,    kruse,    krosele,    kriisele; 

wie    denn    unser    kros    nach    klos    =   ahd.  nhd.    ((rrimm,    Wb.)    kroscl,    sowie   auch 

fhloz,  kloz;  mhd.  kloz,  klotz  (s.  unter  khs)  icahrscheinl.  (s.  unten'/)  nhd.  krosi)el,  knis- 

auch  für  urspr.  a/t(/.  chroz,  kroz  ;  and.kroi  pel,  kruspcl  etc. ;  »(/u/.  krospel  etc.  (Knorpel) 

(verstärkt  krots  etc.)  steht  u.  demnach  auch  (ds    das    beim    Zermalmen     od.    Zerbeisscn 

ein  Ablaut  von  ahd.  chv&z  (als  ursjjr.  Schall-  60  knirschende  etc.  Etwas,  s.  weiter: 


KROS  KROES                         377  KROS 

e)  nhd.  (Grimm,  Wb.)  kroseu  m.  krust'ii  auch  dieselben  Bedtyn.  wie  diese  hat,  so 
(knirschen,  knistern,  rauschen,  crcpert'  slri-  könnte  man  auch  annehmen ,  dass  solche 
dere  etc.;  knirscliend  zermalmen,  zer-  aus  essen  ad.  packen  mit  den  Zäh- 
quetschen, zersjdittern,  zerbrechen  etc.)  mnd.  n  e  n  auch  die  Bedlij. :  beissen,  spalten  od. 
(Seh.  II.  L.)  krosseu  (zerbrechen,  zersplittern  5  zcrbcissen,  zerbrechen,  zermalmen,  zerreiben, 
etc.)  etc. ;  schived.,  norw.  kras  (zerkleinert,  zerkleinern  (mit  knirschendem  Geräusch  etc.) 
zersplittert  etc.),  krasd  (in  Stücke zerschlage)i  od.  auch  die  von:  zerfleischen,  zerreissen, 
od.  zerdrücken ,  zerquetschen  etc. ;  schwcd.  vcnvunden,  ritzen  u.  kratzen  etc.  entwickelt 
krossa  (dasselbe)  etc. ;  aoajl.  craseii  (cre-  hätte,  ivo  diese  y  ^ras  dann,  ebensogut  für 
pare,  fraugere) ;  engl,  crasli  (zerbrechen,  zer-  10  unser  kros  u.  dm  sub  a  bis  li  aufgeführten 
schmettern,  zermalmen,  zerknirschen  etc.;  Wörtern,  cds  auch  für  an.,  isl.  kiass  (crebra 
krachen,  knarren;  lärmen,  lustig  u.  laut  decussatio,  dilaceratio)  vr.  Icrassa  (pertVicare, 
sei)i)  u.  crush  (zer quetsche )i,  zerdrücken,  dilaceraro)  zu  Grunde  gelegt  werden  kann, 
zermalmen  etc.)  etc.  u.  unser  kro.ssen.  Dann  zumal  da  diesen  Wörtern  doch  schwerlich 
aber  vergl.  auch  ^ry^/t.  krotoii,  gakrotoii  (-jcr-  15  eine  andere  y  zu  Grunde  liegt,  wie  dem  an. 
malmen),  ivas  ein  ahd.  chrozon  n.  eine  y  kräs,  kros  (Mahlzeit  od.  leckere  Speise); 
gard,  grad  voraussetzt  u.  wovon  auch  idd.  skr.  gnisa  (Mundcoll ,  Happen;  Futter, 
krot(Zerm(dmtes,  Zerkleinertes,  Schmutz  etc.),  Vorrath,  Speise),  grasati  (essen,  beissen, 
mnld.  krotte  (lutiim  vestibus  liaereus)  wohl  nagen)  etc. 
herstammt;  20       1.  kl'ös,  Krug,  Kanne,  hölzernes  od.  me- 

t)    nhd.  (Grimm,  Wb.)  kröscheii  (krei-  tallenes    (meist  von  Zinn)  Uohlgefäss,    hier 

sehen  ;  prasseln  u.  knistern  etc.);  mnd.  kvn-  aber  ausschliesslich  cds  Gemäss  in  der  Grösse 

sclieu  (kreischen)  etc. ;  des    deutschen   Kannen-    od.   Krug  -  Masses 

g)  ahd.   (Graff  4,  616)   chrose  (frixiini,  ('n  krös  ber  od.  kartuffels,    —  30  krös  gäii 

Geröstetes  u.  sonach  auch  hart  u.  knusperig  25  up  'ii  ferp  ber,    —    27  up  'ii  aiiker  janäfer 

etc.);   mhd.  krusp  (hart  geröstet,    knusperig  etc.  —  uii  141  up  'n  tüime  rogge   etc.)    ge- 

etc.),    loas   übrigens    auch    der  Stamm    von  braucht,    da    wir  für    das   nhd.  Krug   als 

krospel,    kruspel    (Knorpel,   s.  sub  d)   sein  einfaches  Hohlgefäss    unser  kruke   u.  piUle 

kann ;  verwenden.  —  Nd.  kroos  a.  (S c h a  in  bac h) 

h)  ahd.  crusc  od.  crusb,  crusch;  Schweiz.  30  krau.s,  kriis;    mnd.  krös,  krüs;    nid.  kroes ; 

krnach.( Kleie,  i'uTh\v)^=  Zermalmtes, Zerriebe-  mnld.  kroes  u.    (nach  kroesen,    kroseu  [po- 

nes  etc.  (s.  imtcr  kleeu  etc.)  u.  andere  mehr.  tare  etc.]  zu  rechnen)  auch  ivold  krös  (cya- 

Wegen  des    „s"    aus   urs2}r.    „t"    u.    „z"  thus,  calix,  acetabuluni,  scyplms,  carcbestuiu), 

vergl.  auch  grüs  u.  grusen  sub  2,  sowie  auch  sowie   kruyse    (vas  potorium) ;    loang.  krüs  ; 

gruseu    u.    grusig   loegen    der   begrifflichen  35  nfries.    (Outzen)    kruas ,    kröss;    tvfries. 

Verwandtschaft    mit    den    obigen    Wörtern,  kroes ;    aengl.    cruse ;    engl,    cruse ,    cruise ; 

wobei   noch   weiter   bemerkt    sei,    dass   die  schott.  (Jamicson)  Dimin.  cruiskcu;    an. 

obigen    Wörter   mit  goth.    klismo    (Schelle,  isl.  krüs;  nonv.,  schwed.  krus ;  cZö«.  kraus; 

Klingel)    wenigstens   zum  Theil  auch  dircct  mhd.  krüse ;    nhd.    Kratise;    hess.    (Vil- 

zur  y  gars,  grs  (souare  etc.)  gehören  können,  40  mar)  krüs,  kraus,   krause;   schwäb.,  bayr., 

die  eine  Weiterbildung  von  y  gar    (souare,  Schweiz,  kraus  etc. 

crepare  etc.),   welche  die  y  von  ags.  cearu,  Es  liegt  formell  so  nahe  zu  krüs  (kraus, 

as.  kara   (Leid,    Wehklagen  etc.,   cf.  karig)  zerknittert,  faltig  etc.,  bz.  geknickt,  gebogen, 

u.  ags.  crau  (Kranich,  cf.  krau)  ist    u.  für  rundlich   gebogen,    lockig),    dass   man  beim 

die  urspr.  der  Stamm  kras,    kros  jedenfalls  45   Vergleich   von   krög  u.  kruke    auch  loiedcr 

am  besten  stimmt,  dann  aber  auch  für  an.,  daran  denken  könnte,  dass  es  urs^jr.  ebenso 

isl.  krassa  (perfricare ,   dilacerare  ,  krcdzen,  loie  diese  (vergl.  auch  unter  kuf  am  Schlüsse 

ritzen   etc.,    s.    unter   kratsen    auch   mrdd.  wegen  der  Bedtg.    krumm   u.   rundlich   ge- 

krasseu)  angesetzt  werden  kann,  da  dieselbe  bogen,  gewölbt    u.  so  auch    hohl    etc.)    ein 

beim   Vergleich  von  mhd.  krizen  (a.  kritzen,  50  rundlich  gebogenes  od.  g  eb  au  cht  es 

ritzen  etc. ;  —  b.  kreischen,  schreien  etc.,  s.  Etwas  bezeichnete    u.    demnach  ivie   krüse, 

unter  kriteu,  kriddelu  etc.)    auch  für  dieses  krüse,   bz.    nhd.  Krause  (Kalte  etc.)  von 

ohne  Bedenken  angesetzt  icerden  kann.  krüs  weitergebildet  sei. 

Vergleicht  man  übrigens  an.    (Fiele  II,  Eine    Entlehnung    aus    griech.    krössös 

34.5)  kras,  kros  (Mahlzeit,  bz.  leckere  Speise,  55  (Eimer,  Krug)    ist  jedenfalls  abzuiveisen  u. 

mattea,   pulpanientum)   von  der  y  gras,  die  eine    Entstehung     u.    Verstümmelung    aus 

als  Weiterbildung  von  skr.,  zend.  gar  (schiin-  mied,  crucibulus ,   später  crusibulus    (Becher 

gen,   .schlucken,    verschlingen,    verschlucken,  in  Kreuzesform,  cf.  Wcigand)  bei  der 

verzehren,  essen,  trinken ;  greifen,  ergreifen,  weiten  Vevbreitung  dieses  doch  gewiss  schon 

packen  mit  dem  Munde  od.  den  Zähnen  etc.)  60  sehr  alten  germ.   Wortes  kaum  denkbar. 


KROS 


378 


KROST 


2.  kros,  a)  Wasserlinse,  Entengrün  (Lem- 
ua);  —  1>)  Tcinff ,  Seetany.  —  Nhl.  kroos, 
kroost;  mnhl..  vißüin.  kroos,  kroost,  kroi's, 
kroest.  —  lläiujt  auch  dieses  Wort  wie 
vielleicht  1  kros  u.  kröse  mit  kn'is,  nid. 
kroes  ßraus  etc.)  zusammen  ii.  haben  diese 
Gewiiehse  daher  ihren  Namen,  iveil  sie  so 
l'raus  «.  ioirr  durcheinander  waclisen  ii.  so 
kraus  u.  knoikelig  aussehen  ?     cf.  krösc. 

kröse,  ^ekröso,  Gekröse,  Gedärme  u.  son- 
stiges, was  aus  der  Hauehhijhle  heim  Schlachten 
n.  Ueffnen  des  BaucJtes  herausgenommen  wird, 
intestina.  —  Nid.  kroos;  j««W.  kroos,  kroes, 
kroost,  kroest ;  m]id.  kroese,  kroes,  gekroose. 

—  is  hat  den  Namen  u-ohl  daher,  weil  es 
kraus  u.  krunkelig  (r.  Dalc  übersetzt  kroos 
mit  kronkeligc  inuewanilcii)  ist  u.  gehört  da- 
her auch  dieses  Wort  wohl  zu  kriis  od. 
kruscu  (ky'aus,  krunkelig  u.  faltig  od.  runzlig 
machen)  etc.,  was  auch  dadurch  wahrscheinl. 
2vird,  dass  nhd.  Kröse  od.  Krös  auch 
dieselbe  Bedtg.  wie  Krause  (gefalteter 
Kragen)  hat  u.  dass  nid.  kroos  u.  kroost 
(cf.  Weiland)  unter  andern  auch  ron  den 
Gesichts- Zügen  od.  den  vertief  toi  Linioi, 
Falten  od.  liunzcln  des  Gesichts  (de  gehiats- 
trekkeu  etc.,  cf.  unser  krüse)  gebraucht  wird, 
worüber  noch  Weiteres  unter  krost  ver- 
glichen icerden  mag.  Daher  auch  wohl  ge- 
kröse  (Gewimmel  kleiner  Wesen  od.  Zeug, 
welches  kraus  u.  wirr  durcheinander  ivogt ; 

—  dat  liitje  gekröse  (od.  kiudergekröse) 
löpd  en  al  um  de  foten  (od.  tüsken  de 
benen)  lieriim ;  —  dat  is  jo  hlr  'n  gekröse, 
dat  man  hast  gen  föt  selten  kan,  of  man 
tredt  d'r  up. 

kröse-.  kros-ki'äni,  krauser  od.  krunkeliger, 
loirrer,  verwirrter  Kram,  icirrer,  unordent- 
licher Haufe  von  allerlei  Sachen,  unordent- 
licher, schmutziger  Kram  od.  Sache  etc., 
Schmierkram  etc.;  —  de  kröskräm  sitt  so 
dör  'n  ander,  dat  se  hast  liel  net  wer  iit  'n 
ander  to  krigen  is;  —  de  oldo  kröskräm 
kaust  du  liohlen,  dar  kan  ik  niks  tau  bruken; 

—  mit  de  kröskräm  (od.  smerbudel  etc.) 
mag  'k  niks  to  dön  hebben;  —  de  krHskram 
mag  "k  uet,  de  kanst  du  siilt'st  fräten. 

ki'ossen  .  )nit  den  Knöcheln  od.  Fäusicn 
stüssen,  kneten,  drücken  etc.  u.  auch  reiben 
zugleich,  dass  es  weh  thut;  —  de  beiden 
krossen   siik    od.    lieliben  sük  diigtig  krosd. 

—  cf.  unter  kros  sub  c  das  mnd.  krosseii 
od.  engl,  crush  in  der  Bedtg. :  (luctsrhcn, 
zerquetschen  etc.,  da  unser  krosscn  auch 
icohl  eigentlich  ein  Quetschen  od.  starkes 
Drücken  der  Glieder  bezeichnet. 

krÖ8t  f7to//.  Grenze),  das  Erzeugte  od.  Er- 
zielte u.  so  auch  die  gc-  od.  erzeugten  Kinder 
n.  Kindeskinder ,  od.  die  Nachkommen  u. 
Nachkommenschaft,  bz.  der  Same   als  die 


Frucht  etc.  der  Begattung  u.  der  Blumen 
etc.;  daher:  uakröst  (Nachkommen ,  Ge- 
schlecht etc.);  —  min  krost  (od.  nakröst) 
sal  uet  fergän.  —  Nid.  kroost  (Nachkommen, 
5  Kinder,  Brut,  Gezücht  etc. ;  het  kroost  van 
Abraham,  die  Kinder  od.  der  Same  Abra- 
hams; —  gijAdderukroost, /Vir  iV«Werf/e^McA< 
od.  Natterbrut). 

Wie  schon  unter  kröse  bemerkt,    hat  das 

10  nid.  kroos ,  kroost  auch  die  collect.  Bedtg. 
„trekken  (od.  Züge,  Linien,  Furchen,  Falten, 
liunzcln)  van  liet  gezicht  of  het  antlaat" 
u.  bedeutet  kroost  -  künde  soviel  (ds  die 
Kunde  od.  Kenntniss  u.  Wissenschaft,  um 

15  aus  den  Zügen  u.  Linien  des  Gesichts  (bz. 
der  Physiognomie)  doi  Charakter  eines 
Menschen  zu  erschliesscn,  loie  doin  auch 
kroostkuiule  mit  gelaatskunde  (Antlitz-  od. 
Gesichts-Kunde,  bz.  Bhgsiognomik)  si/n.  ist. 

20  Von  diesem  kroos,  kroost  (ivas  Jedenfalls 
mit  unserm  krüse ,  I'\ilte  etc.,  krüsen  u. 
krüsen,  kraus  u.  fallig  machen  etc.  [he 
krüst  od.  kriist,  mnld.  kroest  etc.,  bz.  dat 
is  krfist  od.  krüst,   gekrauset,  gefaltet,   gc- 

25  furchet  etc.j  n.  ivciter  mit  krüs,  nid.  kroes 
etc.  zusammenhängt  u.  einesthcils  das  Kraus  e 
M.  ander)itheils  das  Gekräuselte,  Ge- 
krauste, od.  mit  Linien  u.  Furchen 
etc.  durchzogene  Etwas   ti.  collect,  die    Ge- 

30  sichtsz üge  od.  trekken  des  Gesichts  be- 
zeichnet) nun  ausgehend,  toollen  (cf.  Wei- 
land etc.)  nid.  Sprachgelehrte  darthun,  dass 
sich  daher  auch  die  obige  Bedtg.  von  kroos 
od.  kroost  herschreibt,  während  es  sehr  viel 

35  wahrscheinlicher  ist,  dass  kroos  od.  kroost 
in  der  Bedtg. :  Erzieltes  od.  Frucht,  Ertrag, 
Same,  Kinder,  Nachkommenschaft  etc. 
dasselbe  Wort  /.si  loie  nhl.  kroos  (Wachs- 
thum,  Ertrag,  Einkommen,  Rente),  bz.  mnld. 

40  (r.  Dale,  s.  unter  dem  letzten  kroos)  croys, 
od.  (KU.)  kroos  (incrementum ,  hierum, 
foeuus) ;  mfläm.  kroos  (augmeutatiou,  usure, 
gaing  etc.,  bz.  Gewinn,  Ertrug  etc.).  Da 
nun    aber   incrementum    das   inwendig    Ge- 

45  wachsene  etc.  u.  auch  der  Same  sowohl 
als  das  Korn,  das  inwendig  in  einem  Et- 
was Gewachsene  u.  Geu^ordenc  u.  weiter  cds 
Korn  u.  Kern  auch  das  in  den  Schoten, 
der   Jfüise   u.    Schale    Eingeschlossene   od. 

50  überhaupt  das  Inwendige  ist,  so  ist  es 
sehr  leicht  denkbar,  dass  dieses  kroos  od. 
Icroost  von  Hause  aus  dasselbe  Wort,  wie 
nudd.,  mßäm.  kroo/,  kroes,  kroost,  kroest 
(Gekröse,  intestina)  u.  als  die  inneren  Thcile 

55  der  Bauchhöhle  od.  das  dieselbe  füllende 
Etwas  sowohl  in  die  Bedtg. :  incrementum 
als  in  die  von  X e  i  b  e sfr  u  cht  u.  so  weiter 
in  die  von:  Samen,  Frucht,  Getragenes, 
Ertrag,    Kind,   Nachkommenschaft  etc.  od. 

60  überhaupt  in  die  von  erzeugtes  od.  erzieltes 


KROETE 


379 


KRUD 


Etwas  übergimf.  Venjl.  übrigens  auch  noch 
gros  u.  das  unter  grüni  Gesagte. 

kröte,  kröt,  Kröte,  hier  jedoch  nur  biUlL 
von  einer  kleinen  lebhaften  od.  übermüthigen 
kecken  Person  od.  überhaupt  von  kleinen 
Kindern  od.  Knirpsen  ,  kleinen  Dingen  u. 
sonstigem  kleinen  Zeug  (auch  kleines  Geld) 
gebraucht,  da  tcir  die  Kröte  selbst  pudde, 
purre  nennen;  —  du  lütje  kröte,  wat  wult 
du?  wult  du  wol  makeii,  dat  du  wog  kunist; 

—  't  is  so  'n  regten  lütjeu  krot,  man  mut 
hör  göd  uppasseu  ;  —  de  kroteu  (die  Knirpse) 
fau  kinder  lopen  en  al  tiisken  de  beneii 
herum ;  —  kröten  fan  appels  od.  kartuffels ; 

—  he  sed  sin  leste  kroteu  d'r  an  wiigd.  — 
Nd.  kröte  «.  (D  a  n  n  e  i  l)  kräöt ;  mnd.  krodc ; 
mnld.,  mfläm.  krodde ;  alid.  krota,  chrota; 
mild,  krote,  krotte,  krot  u.  ahd.  creta,  chreta ; 
md.  krete;  ndrhein.  crüdc  (Kröte);  siebenb. 
krode  (Frosch);  schtved.  groda  (dasselbe); 
norio.  gro  (Kröte).  —  Das  schwcd.,  norw. 
groda,  gro  wird  wohl  in  der  Zeit  der  Hansa 
dahin  gekommen  u.  demnach  nicht  urspr. 
nord. ,  sondern  aus  nd.  krode  übernommen 
u.  entstanden  sein,  wo  dann  auch  ein  Zu- 
sammenhang (cf.  unter  K röte  in  G r i m m, 
Wb.  sub  1,  h)  des  and.  krode,  ohd.  chrota 
mit  goth.  grudja  in  usgrudja  (trüge ,  lass, 
müde)  u.  grids  (Schritt)  kaum  anzunehmen 
ist.  Vielleicht  liegt  eine  Venvandtschaft 
vor  mit  ahd.  (clirot,  crot) ;  mhd.  krot,  krut 
(Belästigung,  Bedrängniss ,  Kummer,  Be- 
schwerde), krudc  (Bedrängniss,  Geivaltthat, 
Grausamkeit),  Verb.  mhd.  kröten ,  kroten, 
kruden  (belästigen,  bedrängen,  hindern, 
hemmen  etc.),  da  ja  die  Kröte  urspr. 
sehr  leicht  als  ein  lästiges  u.  belästigendes 
Ungeziefer  gefasst  sein  kann,  bekanntlich 
auch  für  boshaft  u.  ihr  Saft  für  giftig  (cf. 
auch  franz.  crapaud  ivegen  der  Dopjicl- 
bedeutung)  gilt  u.  mit  Schlangen  u.  ähn- 
lichem Ungeziefer  auf  eine  Linie  gestellt 
wird.  Wegen  krot  (Belästigung  etc.)  cf. 
krodde  u.  s.  Weiteres  unter  kroden. 

kl'öter ;    i.  q.  kröte   in    der  bildl.  Bedtg. ; 

—  't  is  so  '_n  regten  lütjeu  kröter;  —  du 
ferdamde  kröter. 

krnbbe  (Borkum),  Kellerassel ,  sonst  all- 
gemein sten-  od.  mur-tike  genannt.  Ob  viel- 
leicht das  dän.  kryb  (kriechendes  Gethicr), 
was  zu  krybe,  norw.  (mmidartl.,  Jacdercn) 
kroba  (kriechen  etc.,  cf.  krupen)  gehört  ?  — 
Oder  bezeichnet  es  ein  Kruste n thie r, 
sodass  es  mit  engl,  crub  (Kruste,  Rinde)  zu- 
sammenhängt? —  Vergl.  übrigens  auch 
krabbe  als  Kerbthier ,  mit  dem  es 
dann  zu  kerben  (cf.  karten,  kräfe  etc.) 
gehören  könnte. 

kriibbe,  a)  Krippe,  praesepe;  —  b)  ein 
mit  Hölzstäben  gitterartig  eingefasstes Kinder- 


bett. —  Nd.  krübbe,  krubbc ;  mnd.  krubbe, 
kribbf ;  nid.  krib,  krcl) ;  mnld.  kribbe,  kn^bbc; 
africs.  kribbe;  wfrirs.  kriblic ;  satl.  krebli ; 
tvang.  krüb;  as.  kribbia;  ags.  crybbe,  cribb ; 
5  aengl.  cribbe ;  engl,  crib ;  norw.,  schwed. 
krubI)C;  dän.  krybbe;  ahd.  cripi)ea,  crippa, 
krippha ,  chripha ;  mhd.  krij)pe ,  kripfe.  — 
Davon-  (D  i  c  z  I,  3:25) :  Ual.  grci))iia,  (mdarll. 
crojipia) ;    prov.    crepia ,    crejjcha ;     afranz. 

10  crebc,  grechc;  franz.  creclie  u.  fwj»  krubbe) 
prov.  crupia ;  piem.,  ven.  grupia ;  gen. 
groejjpia ;  romagn.  gropia.  —  Nach  as. 
kribbia  u.  dem  ital.  grei)pia  etc.  zu  schliessen 
ist    dafür    ein    and.    Thema    kribja,     ahd. 

15  krib-ja  anzusetzen,  dessen  gcrm.  Stainm  krib, 
krip  ivohl  heim  Vergleich  von  goth.  kalbon 
(junge  Kuh);  ahd.  calp  (Kalb)  zu  skr. 
garbka  (s.  unter  kalf  u.  krop),  ebenso  toie 
gripen ,    zu    der   J/  garbb ,    grabh    (greifen, 

20  fassen,  halten,  um-  u.  ein-  od.  in  sich  fassen 
u.  schliessen  etc.)  gehört,  da  die  Krippe 
doch  ein  Futter  -  Behälter  etc.  od. 
doch  jedenfalls  ein  e  i  n-  u.  u  m  schliesse  n- 
des  Etwas  is.      Vertoandt  damit  sind  (d.  h. 

25  entiveder  direct  mit  kriibbe  als  Behälter, 
Gefäss ,  Fassendes  etc.  od.  cds  ein  Etivas 
in  sich  b efa ssendcs  od.  e i n-  u.  u  m- 
schli e s s e n  des  Ettvas  od.  von  derselben 
y  garljh    abstammend)   auch  tvohl   an.,   isl. 

30  krubba  (ampulla),  krubbufat  (mazonomum, 
ein  tiefes  Gefäss  od.  Schale  etc.);  an. 
krubba  (lectus  vilis) ;  schott.  (J  a m  ieso  n) 
cruban  (a  wooden  paunier  fixed  on  a  horse's 
back)  etc.,  crufe  (Schiceinekoben)  etc.     Vergl. 

35  auch  engl,  crib  (Hütte,  Häuschen,  Haus; 
Wiege ;  eine  Art  Schober  zum  Aufbewahren 
von  Mais;  ledernes  Bchältniss  unter  dem 
Kutschensitz ;  Hürde ,  Korb  etc.)  u.  crib 
(ein schliessen,  einsperren ;  stehlen)  u.  weiter  die 

40  von  Hi  Idcbra  n  d  unter  Kr  ipp  e  (Gr  imm, 
Wb.  V,  2332)  erwähnten  sonstigen  Bedtgn., 
die  doch  auch  sämmtlich  zu  der  Bedtg.  : 
greifen,  fassen  etc.  od.  Gefäss,  Behälter,  bz. 
Fassendes,  Haltendes  etc.  od.  ein  Ettvas  in 

45  sich  befassendes  u.  ein-  u.  nnischliessendes 
Ettvas  stimmen,     cf.  auch  krübbe-stöl. 

ki'iibben-biter,  Krippenbeisser,  ein  Pferd, 
das  die  üble  Gewohnheit  hat,  in  die  Krippe 
zu  beisscn,  bz.  diese  zu  zerbcissen. 

50  kriibbe-,  ki-üb-stöl,  ein  Stuhl,  der  rund 
timher  od.  zum  Theil  mit  Sprossen  od.  Latten 
eingefriedigt  t(.  umscJilosscn  ist.  Es  g lebt  hier 
sotvohl  krübstoleu//o-  kleine  Kinder,  als  auch 
einzelne,    lose  stehende  derartige   Stühle  in 

55  der  Kirche,  die  gelegentlich  weggenommen 
tverden  können. 

ki'üd ,  Kraut;  im  allertveitesten  Sinne 
Alles ,  ivas  in,  Blättern  aus  dem  Boden 
spriesst.     Sodann  vorzugsivcise  jedes   nütz- 

60  liehe  u.  brauchbare  Kraut  (od.  heilkräftige, 


KRUEDELN 


380 


KRÜEDER-PUET 


woher  das  andere  Unkraut  heisst)  it. 
namentlich  das  in  der  Küche  ::iitn  Witr::en 
der  Speisen  fjebrauchtc  Kraut,  sowie  allerlei 
Heilkraut  (vf.  2  knulen),  weshalb  denn  auch 
der  Garten,  worin  diese  Art  Kräuter  u.  die 
gewiirxig  riechenden  Blumen  ijezogen  werden 
im  Gegensatz;  zu  dem  eigentlichen  Gcmiisc- 
u.  Küchengarten  bei  uns  kriultiui  heisst. 
Von  dem  frischen  Gewürzkraut  ging  nun 
aber  diese  Bedtg.  auf  alles  u.  jedes  Gewürz 
u.  SU  iceiter  wieder  auf  das  gestossene,  zer- 
kleinerte u.  jJ'dverisirte  Gewürz  (s.  indessen 
um  Schlüsse)  über,  woher  es  denn  auch 
kommt,  dass  dieses  M''ort  auch  die  Bedtg. 
Pulver  (rötti'nknul,  l{attcn2)uU'er,  Arsenik; 

—  Iiüskiüd,  nid.  Imskniiil  ,  Buchscniiulvcr, 
Schiessjiulvcr  ;  —  knulhöni,  Pulrerhorn;  — 
kriul  uu  luil,  Pulver  n.  Blei)  erhielt.  Auch 
wird  kriul  .//V/.  im  Sinne  von  Mensch  od. 
Geschöpf  ('t  is  jo  'n  wuudorlik  kriul)  gc- 
brrucht.  —  Sprichw. :  't  sitt  (od.  ^tvn\, 
ligd  etc.)    dör  'n  iiudcr,    as  kriid  im  röten; 

—  lu-  hed  all'  sin  krüd  terschati-n.  —  Nd. 
kiuud ;  mnd.  krüd,  kn'it ;  nid.  kriiid ;  mnld. 
kryd  ;  afries.  kriul ;  wfries.  krinvd  ;  nfries. 
krüdd  ;  wang.  kriith;  .•^atl.,  hclg.  knid ;  as. 
krüd;  ohd.  chrüt,  crüt,  krüt;  mhd.  krüt. — 
Davon  entlehnt  ivohl :  an.,  isl.  krydd  ;  norw., 
schwed.  kryddd  (Kraut,  Gewürz,  gewürzige 
Kräuter),  Plnr.  krydder,  dün.  krydor  (Kräu- 
ter, Gewürzkräuter,  Speccreien  etc.)  u.  norw., 
schwed.  laut  (Pulver,  Schicsspulvcr),  da 
kryd  od.  krud  in  der  Bedtg.  Kraut  als 
aus  dem  Boden  sjiriesscndcs  Blattgewächs 
den  nord.  Sprachen  abgeht.  —  Sollte  dieses 
Wort  nicht  urspr.  eine  dichte,  ge- 
d r ängte  31  asse  od.  ein  Etwas  was 
dicht  u.  gedrängt  steht  (tcic  das  Gras 
u.  das  Kraut  auf  dem  Felde,  od.  das  Haar 
auf  dem  Haupte)  u.  masse  nhaft  wächst 
bezeichnet  haben  tt.  demnach  von  Hause  aus 
dasselbe  Wort  sein  icic  aengl.  crüd,  engl. 
crowd  (Masse,  Haufe,  Menge,  Gedränge,  bz. 
das  tcas  nahe  zusammengedrängt  ist  u.  steht), 
was  zu  ags.  crcödau  (i)ellrre,  prcniere,  tru- 
dcre)  gehört.  Nid.  kruijd  stimmt  auch  zu 
nid.  kruijdon  etc.  (s.  unter  krüdeu)  u.  wäre 
es  dann  sogar  auch  möglich,  dass  die  Bedtg.  : 
Pulver  von  krüd  gar  nicht  aus  der  von 
Gewürz  entstanden  wäre,  sondern  dass 
eben  auch  diese  schon  von  Jeher  im  Worte 
Kraut  gelegen  hcdte  u.  demnach  in  der 
Bedtg. :  Zerstossenes,  Z  er  dr  ü  ckte  s, 
Zerquetschtes  aus  der  Bedtg.  ])elk're, 
t rudere  von  creödan  (ahd.  cliriotan,  cbriutau, 
chi'ütan)  licrrorgegangen  wäre. 

krüdeln,  sich  verlauten  od.  hören  u.  ver- 
nehmen lassoi ,  ein  Lebenszeichen  durch 
Töne  von  sich  geben,  pfeifen,  zwitschern  etc. ; 

—  de  kükcus  krüdeln    (od.    klötern)    al    in 


de  dop;  —  he  krudeld  nog,  he  is  iiog  n^t 
doli ;  —  he  krudelde  6k  nog  od.  harr'  ök 
nog  wat  to  krudeln  (er  Hess  sich  auch  noch 
vernehmen  ,    hatte  auch  noch   was  zu  sagen 

5     od.  zu  krähen  etc.);  —  lie  krudeld  sük  (er 

verlautet  sich,   lässt  sich  verlauten,   schreit 

tt.   spricht   od.    kridit   so,    thut   so   laut    u. 

wichtig,  brüstet  sich  etc.)  as  'a  jungen  liän. 

-   Sprichw.:    so    as   de   olden    sungen ,    so 

10  krüdeln  de  jungen.  —  Ob  dies  nicht  ein 
Iterat.  von  einem  obs.  krüdeu ,  kruden  in 
der  Bedtg.  stossen  etc.  (cf  ags.  creödan, 
aengl.  crüdeu  in  der  Bedtg. :  pellere ,  tru- 
dere  ete.)  u.  demnach  ein  verklenirrlcs  krü- 

l^)  den  ist,  welches  urs2>r.  ein  häufiges  u.  wieder- 
holtes leichtes  u.  leises  Stossen  u. 
Klopfen  od.  Ticken,  Picken  etc.  an- 
zeigt u.  demnach  mit  klötern  sgn.  ist  ?  Die 
Bedtg. :  tönen,  lauten,  bz.  sich  verlauten  u. 

20  hören  lassen  etc.  ergäbe  sich  daraus  von 
selbst. 

1.  kriiden  od.  kriicn,  kriiijoii,  .s\  krödeu. 

2.  kl'iidcii  (I'lur.  von  kvml),  Kräuter,  Ge- 
würzkräuter ,     Heilkräuter ,     hauptsächlich 

25  Camillen,  Fliedern  u.  ähnliche  Heilkräuter 
im  getrockneten  Zustande ;  —  du  niiist  'u 
bitje  krüdeu  fau  de  aptek  haleu  lateu  uu  de 
trekken  laten  im  den  dat  nat  d'r  tan  driuken  ; 
—  du  inusf  wat  krüdeu    in  'u    linueu  pütje 

30  dön  un  se  den  u])  't  6ge  leggeu,  dat  dat  de 
liitse  d'r  üttrekd. 

knideii,  krüden,  krauten,  a)  Kraut  sam- 
meln u.  ausreissen,  )ianu'ntlich  das  als  Un- 
kraut im  Getreide  wachsende   Kraut;  —  b) 

35  Kraut  od.  Gewürz  machen  an  od.  in  Etwas, 
loürzen;  —  dat  niet  (gehackte  Fleisch  zu 
Wurst)  is  nog  net  krüdt.  —  Nd.  kruden, 
krüdeu  ;  nid.  kruideu;  mnd.  kruden  (krauten, 
gätrn ,    würzen    etc.);     isl.,    norw.,  schwed. 

40  krydda  (würzen). 

kvMenh',  Gewürzkrämer,  Specereihändtcr, 
Coloinalwaarcnhändler.  —  A7(Z  kruideiiicr ; 
nd.  kruudkramer;  mud.  krudeuere  (Gewürz-, 
Specerei-Hündler,  Apotheker  etc.). 

45  kriideiiers-wareii,  Specer ci-  u.  (.'oloniul- 
Waaren. 

kriideiiei's-wiiikel,  Laden  eines  Gcwürs- 
krämers  od.  ( 'olonialwaarenhändlers. 

krüdere,  allerhand  Kräuter  u.  Würze  od. 

50  Heilkräuter  etc. ;  —  ik  hebb'  nog'  allerhand 

krüdere  (od.  krüdereen)  stau;  —  he  hed  de 

bön  l'ul  krüdereen  litrgen.  —  Nd.  krüderije. 

kriidori,!;,  kriider^,   kräuterig ,  gewürzig 

etc.  —  dat  binekd  od.  rukd  so  krüderg. 

55  krii(ler-|)üt,  püt  od.  Beutel,  Sückchen  etc., 
worin  sich  würzige  od.  heilende  Kräuter 
befinden  «.  was  zur  Linderung  der  Schmerzen 
od.  zur  Heilung  u.  Vertreibung  der  Ge- 
schwulst  etc.    auf  den  Leib    od.    das  Auge 

60  etc.  gelegt  wird;  —  wen  du  lifpin  best,  dcu 


KRTTF,T)ER-TE 


381 


KRTTEKKE  KRTTEK 


must  (In  'n  krüderpüt  nemeii  un  de  so  bot 
up  't  lif  leggen,  as  du  't  fitholdcn  kaust ;  — 
loggo  'n  krüderpüt  iip  't  ogo,  dat  do  swiilst 
d'r  fit  geid  un  de  hitte  sük  wat  fortrckd. 

krü(lei'-te,  Kräiiterthec,  Thec  iion  Gc- 
würzkräutern  u.  namentlich  von  ('amillcn  n. 
Fliedern  etc. 

kriidje,  Kraut chen ,  kleines  Kraut;  — 
krudje  rßr  mi  iiig  (mimosa  jiudica  od.  noli 
nie  tangere.  —  Nid.  kruidoken  roort  mij 
niet.  ~  Redensart:  he  is  'n  krudje  rör  nit 
nig  (er  ist  ein  .^ehr  empfindlicher  n.  leicht 
gereizter  Mensch,  den  man  niclit  rühren  od. 
anriiliren  darf). 

1.  krfidi^  (kräutig),  würzig,  gewürzig, 
lecker,  schmackhaft,  kräftig  etc.;  —  dat 
rukd  hir  so  krüdig ;  —  'n  krüdigon  appel 
od.  kese  etc. ;  —  dat  lied  'n  krfuligen  smak  ; 
dar  kan  man  nog  wat  fan  priifon.  —  Nid. 
kruidig  (gewürzig  etc.);  nd.  krüdich,  kriiich 
H.  älter  nd.  crudig ;  mhd.  krutec ,  später 
krntig,  krütig ;  nhd.  krautig,  kräutig  (herba- 
ceus,  berbidus). 

2.  ki'üdlg  (krautig  ?) ;  —  be  is  nog  regt 
krüdig  (a.  kräftig  od.  frisch,  lebhaft,  munter, 
üppig,  stolz,  voll  Selbstgefühl  etc.  —  od.  auch : 
b.  elegant,  schön  geputzt,  stutzerhaft  etc.) 
na  sin  jaren ;  —  he  löpd  d'r  nog  so  krüdig 
(frisch,  munter,  lustig  etc.,  bz.  kräftig  etc. 
od.  mutliig ,  keck  u.  stolz  etc.,  hz.  geziert, 
stutzerhaft  u.  voll  Selbstgefühl,  wichtig  etc.) 
lien  as  'u  jungen  kerel;  —  be  geid  d'r  so 
krüdig  hen ,  as  wen  he  up  freijers  foten 
geid.  —  Nid.  kruidig  (a.  keck,  übermüthig, 
hochmüthig,  aufgeblasen,  stolz,  wichtig  etc.: 
—  b.  herrlich,  prächtig,  niedlich,  nett  ge- 
putzt, geziert,  stutzerhaft).  —  Da  die  Form 
mit  1  krüdig  eins  ist  u.  auch  oherd.  k  r  a  u- 
tig,  Schweiz,  krutig  die  Becltg. :  tvichtig  etc., 
daneben  schioeiz.  krutig,  krautig  if.  chrutig 
aucJt  die  von  :  munter,  gesund  etc.  od.  kraus, 
hunt ,  mulhwillig  etc.  hat,  so  wird  auch 
unser  krüdig  in  den  obigen  verschiedenen 
Bedtgn.  wohl  mit  schioeiz.  krutig  etc.  n. 
oberd.  krautig  von  krüd,  bz.  kriit,  kraut 
mittelst  der  Endung  Tg  weitergebildet  sein 
u.  soviel  heissen  als:  „loie  Kraut  be- 
s  chaffcn"  (od.  ihm  gleich  u.  ähnlich)  etc., 
tine  Kraut  so  frisch  u.  grün  (schön  glänzend 
od.  bunt  u.  kraus  cts.)  od.  so  frisch,  fröh- 
lich u.  lustig  anzuschauen  etc.,  od.  loie 
Kraut  so  üppig,  kräftig  u.  geil  beschaffen 
u.  geioachsen  etc.,  woraus  sich  alle  obigen 
Bedtgn.  sehr  leicht  entwickeln  konnten,  ganz 
abgesehen  davon,  dass  sich  andere  Bedtgn. 
von  krüdig  od.  krautig  auch  ivieder  von  der 
Bedtg.  II e  i l-  u.  G  e tv ü r zkra  u t,  Gewürz, 
Specerci  etc.,  od.  auch  von  der  von  Pulver 
enttvickelt  haben  können,  da  krüdig  ja  nur 
soviel  heisst  als :  icie  krüd  beschaffen  u.  die 


Eigenschaften  desselben  habend  u.  sich  also 
krüdig  auch  mit  auf  die  Eigenschaften  des 
Gewürzes  u.  Pulvers  beziehen  kann.  Vergl. 
auch  nonv.  (provinz.)  krydig  (frisch,  lustig, 
5  frech,  geil,  üp}>ig  etc.),  was  zwar  von  Jv. 
Aasen  zu  kry,  .schwcd.  kry  (lebhaft,  ge- 
sund, munter,  frisch)  gestellt  u.  (ds  mit 
kryug  ident.  angesehen  ivird,  indesseti  eben- 
soioohl    auch  mit  unserm  krüdig,    bz.    and. 

10  krüdig  urspr.  eins  gewesen  n.  durch  nd. 
Schiffer  u.  Kaufleute  in  der  Ilansezeit  dahin 
gekommen  sein  kann. 

krüd-kese,  Gewürzkäse,  bz.  Käse,  der 
mit    römischem    Kümmel     u.    Curcumä   ge- 

If)  ioürst  ist. 

ki'iid-tün,  a)  Kraut-  od.  Küchengarten  im 
Gegensatz  zu  koltftu ;  —  b)  Blumengarten 
im  Gegensatz  zum  Gemüsegarten  u.  Obst- 
garten. 

20  "    kr-ük,  s.  krükkc. 

kruke,  kpuk,  Kruke,  irdenes  Gefäss  (od. 
Behälter  etc.)  für  Flüssigkeiten.  —  Sprichw.: 
de  kruke  geid  so  lank  to  water,  bit  dat  be 
brekd.  —    Nd.,   mnd.    kruke;    )dd.    kruik; 

25  mnM.,mfläm.kvuycko.\  ic/j-ics. kruwck ;  nfries. 
krück ;  helg.  kriik;  as.  kruka;  ags.  (Ett- 
m  ü Her)  croce  (urceus,  lagena  etc.),  crocca 
(oUa)  «.  cruce  (olla,  urceus  etc.)  od.  (H. 
Leo)  croc  (cacabus),   cröca  (Krug);   aengl. 

30  (Str  a  t  m  a  n  n)  crocke,  crouke ;  engl,  crock ; 
an.,  isl.  krucka;  norto.  krukka;  schwed. 
kruka;  fZä».  krukke.  Mit  norw.  kruk,  krok 
(Krümmung,  Gclcrümmtes  etc.);  aengl.  crok 
(uncus  etc.);    schott.  cruke    (Cirkel ,    Kreis, 

35  Umfang  etc.)  etc.,  soioie  ags.  cruc  (cf.  krükke) 
wohl  zu  kröken ,  kroken  (breciien ,  biegen, 
krümmen)  od.  dem  auch  toohl  hierfür  an- 
zusetzenden Stammverb,  krikan,  krak,  kruk, 
krukun    (cf.  1  kreke),   da  kruke  doch  wohl 

40  ein  r  und  lieh  gebogenes,  ba  n  c  h  i  c  h- 
tes  Etwas  bezeichnet,  cf.  krog,  krus  u. 
auch  unter  2  kuf  am  Schlüsse. 

krük-füt  (Krück-Fuss),  Glasschmalz  (sa- 
bcornia    herbacea),    dessen   dicke  fleischige 

45  Stengel  wie  Krückenarme  abstehen  u.  mehr- 
fach gegliedert  (gekniet,  gebogen,  geknickt, 
gekrümmt  etc.)  u.  sehr  verästelt  sind.  Oder 
ist  krük  mit  nd.  (S  cha  m  bac  h)  krik 
(Zweig ,    Glied ,    Extremität   etc.,   s.    unter 

50  krükke)  ident.,   sodass  krükföt  =  Zweig- 

od.    Glied- Fuss   ist ,    weil   der  Fuss   od. 

Stamm  so  vielfach  gegliedert  u.  verästelt  ist  ? 

krükke,   krük,   Krücke;  —  a)  ein  Stock. 

od.  Stab,  welcher  oben  mit  einem  g  e  k  r  ü  m  m- 

55  ten  od.  in  einem  Winkel  stehenden  Haken 
versehen  ist,  od.  tvorauf  oben  ein  nach  zwei 
Seiten  aufstehendes  mit  den  Spitzen  nach 
oben  gerichtetes  k  r  u  m  m  e  s  Stück  Holz  be- 
festigt ist,    worin   der  Arm    od.  die  Hand 

60  ruht  u.   worauf  sich  der  schwache   u.   ge- 


KRUEKKE  KRUEK 


3$^ 


KRTTL  KRÖL 


hrechliche  Mensch  im  Gehen  stützt;  —  he 
löpd  mit  'n  kriik,  od.  up  twe  kiiikkon,  um 
dat  hü  so  swak  an  f;elprokkelk  is ;  —  h) 
ein  aus  Höh  od.  Metall  grferti(jter  (rriff 
cum  Aufdrehen  od.  Oeffnen  eines  Thiir- 
Schlosses,  auf  dessen  gerade  stehendem  kurzen 
Ende  oben  ein  entweder  nach  einer  od.  auch 
nach  beiden  Seiten  hinstihendes  (^hlt'rhol: 
od.  (^luerstiicfc  befestigt  ist,  icelchcs  zu  dem 
hleineren  u.  dickeren  Stücke  einen  od.  zwei 
Winkel  bildet,  wie  ein  Knie  od.  Doppelknic 
eines  Rohrs;  —  du  inust  de  krük  l'an  de 
dörc  not  mit  smi-rigc  haiuloii  aufutou,  ik 
liolib'  hum  iit'on  örst  ofwiskot  un  schon  mäkd  ; 
—  de  krük  is  d'r  oftallen,  du  must  hum  d'r 
t-rst  wei'  up  fast  makon,  anders  kanst  du  de 
döre  nrt  ajien  krigcn  ;  —  ik  hehb'  all'  swarte 
holten  dörkrükken  an  min  düren  makeii 
latfn,  mit  de  mesken  (messingenen)  is  alto- 
tlil  to  putsen ;  —  c)  eine  mehrfach  gekniete 
od.  winkelförmig  gebogene  starke  eiserne 
Welle  in  den  Säge-  «.  Wassermühlen, 
woran  die  Sägen  u.  Pumpen  etc.  befestigt 
sind  u.  wodurch  der  Hub  derselben  bewerk- 
stelligt wird;  —  d)  der  Kurbel  od.  Dreher 
eines  Schleifsteins ;  —  e)  ßg.:  Krüptprl, 
Stümper;  —  'a  kriik  fan  'n  kerel  od.  böm 
etc.  —  Nd.  krükke,  krnkke  (Krücke;  Wir- 
bel od.  Griff  an  einer  Geige  zum  Drehen  n. 
Anspannen  der  Saiten  n.  so  wohl  dasselbe 
icie  oben  sub  h;  fig.:  ein  Krüppel);  mnd. 
kracke,  krocke,  cruk  (Krücke,  Krückstock; 
gekrümmtes  od.  mit  einem  Haken  versehenes 
Werkzeug,  um  ctivas  zi(sammen  zu  scharren 
od.  zu  schüren,  rutabulum,  traba,  arpagio, 
trartula) ;  nid.  kruk;  mnld.  kracke  u.  krick, 
kriccke  (scipio,  baculus,  fulcimentum  etc.) ; 
ntßäm.  krick ,  kricke ,  kracke  (baston  il 
s'appuyer  ,  qainette,  potence) ;  ags.  (Ett- 
VI  ül le r)  cryce,  crice  u.  (H.  Leo)  cruc 
(crace);  aengl.  (Stratmann)  cruoche,  croke; 
engl,  cratch ;  nengl.  crech  ;  noriv.  krykkja ; 
schwed.  krycka;  aschwed.  krykkia;  dcui. 
krykke  ;  ahd.  chruckja ,  kracka  ,  chrucha  ; 
vihd.  kracke,  knicke,  kriike,  krache.  — 
Der  Stamm  krak  ist  eine  Ablautform  von 
krik  u.  krak  in  der  Bedtg. :  Bruch  od. 
Knick  (cf.  knik,  knak  u.  krik,  krak)  n. 
ist  es  ganz  gleichgültig,  ob  man  das  Thema 
krukja  als  eine  directr  Weiterbildung  von 
diesem  Stamm  ansieht  od.  von  einem  Verb. 
krakjan,  krukan,  krukkan  (Bruch  od.  Knick 
machen  [cf.  ahd.  klacjan ,  nlid.  kl  ecken 
etc.  unter  klakken]  brechen,  knicken,  biegen, 
krümmen  etc)  ableitet,  weil  kriikke  sowohl 
als  ein  Knick- Ding  (Ding  was  Knicken 
od.  irinkelförmige  Biegungen  u.  Krümmun- 
gen hat)  od.  auch  als  ein  geknicktes, 
gebogenes,  gekrümmtes  Etwas  (Krumm- 
siockj  Hakenstock,  Krummstah ,  Hirtenstab 


etc.)  aufgefasst  icerden  kann.  Ob  nicht 
auch  ital.  (Diez  I,  HG)  croccia,  graccia 
(Krücke),  craccia  (Grabscheit);  aspan.  croza; 
prov.  crossa;  franz.  Crosse  (Krummstab, 
5  Krücke,  Feuerhaken);  soicie  ital.  crocco, 
franz.  croc  (Haken);  mlat.  crocia,  crocca, 
croca  (Krückstock)  besser  von  diesem  agerm. 
krukja,  als  von  lat.  crax  od.  einem  Adj. 
cracea  herzuleiten  ist?  —    Vergl.  auch  krake 

10  u.  kröken  etc.  u.  weiter  zu  kriu'ke  nd. 
(Schambach)  krick  (Zweig,  Glied),  sojt'/e 
krikel,  krekel  (a.  Griff,  womit  IVtüroi  auf- 
u.  zugedreht  werden ;  —  b)  Griff'  od.  wohl 
eher  „Kurbel'\    womit  die  Kornreinigungs- 

15  maschine  in  Bewegung  gesetzt  icird;  —  c. 
Haken ,  ioomit  der  Fensterladen  an  der 
Wand  befestigt  wird);  krak  (Griff,  womit 
die  Fenster  auf-  u.  zu-gemacht  werden),  tcas 
doch  jedenfalls   zu    krak    n.   krik   (Bruch, 

20  Knick,  Biegung,  Winkel,  Krümmung  etc.) 
gestellt  werden  muss,  da  diese  Bedtgn.  ja 
dieselben  sind,  %oie  die  von  kriikke  sub  b) 
t(.  d).  —  Weiteres  s.  auch  bei  Hildebrand 
in  G  rimm,   Wb.,  unter  Krücke. 

25  krükkeln,  gehen  wie  Jemand  der  auf 
Kr  ü  c  k  e  n  geht;  langsam,  mühsam,  gebrech- 
lich u.  elend  gehest ;  —  dat  (he,  de  wagen  etc.) 
kriikkcld  d'r  so  wat  hen.  —  Iterat.  von  hier 
ungebräuchlicherem  krükken  n.  nid.  krukken, 

30  auf  Krücken  gehen.  —  Daher:  gekrükkel  u. 
krükkele,  langsames,  mühseliges,  gebrechliches 
Gehen,  schlechter,  elender  Fortgang. 

krul ,    krol ,     kraus ,    lockig    od.    wollig 
gekräuselt   u.   geringelt,  gerollt  etc.;   —  de 

35  här  steid  so  krul  od.  sitt  so  kraller  di 
kral;  — fig.:  kraus,  prunkend,  dickthuig, 
üppig,  anmassend ,  frech,  keck  etc.;  — 
he  word  so  kral.  —  Wfries.  krol  (das- 
selbe  sowohl   sinnl.    als  ßg.,    cf.  das  fries. 

40  Schiboleth  [0.  L.  B.,  pag.  791  unten  in  der 
Note] :  dyr  is  nin  klyrk  [clericusj  so  krol, 
als  klyrkamster  [klarekampster ,  bz.  der 
vom  Kloster  klarekamp J  krolherede  klyrck ; 
aller  klyrcken  is  hij  to  krol) ;  mnld.,  mfläm. 

45  krol,  krul  (fastaosus,  arrogans,  aadacalas) ; 
vihd.  krol;  md.  krul;  aengl.  cral  ,  crolle, 
crulle  (kraus,  lockig ,  crispus).  Dieses  zu 
krillon  gehörende  Wort  macht  es  (nament- 
lich auch  beim  Vergleich  von  2  kridle)  doc?i 

50  7vo)tl  fast  nöthig ,  das  frühere  Bestellen 
eines  alten  germ.  Stammverb,  krilan  od. 
kriljan,  krillan,  kral,  krul,  krulun  (knicken, 
biegen,  krümmen,  carvare  etc.,  od.  brechen, 
knicken,  falten,  runzeln,  kräuseln  od.  knit- 

55  terig,  faltig,  runzlig  u.  kraus  machen,  cris- 
parc  etc.)  anzunehmen,  weil  die  iveite  Ver- 
breitung u.  das  jedenfalls  hohe  Alter  der 
auf  ein  solches  Verb,  zurückweisenden ,  bz. 
zu  dem  Stamm   kril,  krcl,  kral    gehörenden 

CO  Wörter   sich    sonst     kaum     erklären     lässt. 


KRTTEL  38S  KRüM 

Vergleicht  man  nun  die  Wörter  vom  Stamm  hcrfithalen,  dat  diit  für  mer  lacht  krigt  un 
gral,  grel,  gril,  grol,  grul  als  tvohl  sh  der  biltcr  braiiuen  kaun.  — 
y  ghar  od.  gar  etc.  (jchörcnd,  sowie  auch  Ks  ist  dasselbe  Wort  ivie  nid.  krol  (khü- 
skr.  ^.rila ,  ?rira  von  der  \/  (,;ri,  .so  tcürde  nes ,  elendes  Uduschen,  Hätte,  Spelunlce : 
auch  für  krille»  eine  y  gar  (soiiaro,  crc-  5  kleines  Gelass ,  kleines  Zimmer  etc.,  toovon 
pitare  etc.),  hz.  ein  Thema  grara,  grala,  krollig,  mit  kleinen  engen  Gelassen  [od. 
germ.  krala  («onus,  crepitiis),  gekürzt  kral,  kleinen  Räumlichkeiten,  kleinen  Zimmern 
anzusetzen  sein,  wovon  krillaii  in  der  Bedtg.  etc.]  versehen,  —  een  krollig  huis  od.  hiüsje), 
sonare,  cropitare  od.  crepittis ,  Krach  u.  was  sonst  auch  mit  Vvoi  (enge  elende  Woh- 
ßruch  (Knick,  Biegung,  Krümmung)  machen,  10  nung.  Loch,  Spelunke,  Hurenhaus)  als  syn. 
hz.  brechen,  knicken  etc.  abzuleiten  wäre  u.  erklärt  loird.  Sodann  ist  es  auch  loohl  das- 
ivozu  dann  auch  2  krullo  in  der  nrspr.  selbe  icie  wang.  (Ehreniraut  II,  377) 
Bedtg. :  Spalt,  Kitze,  Riss,  Loch,  Oeffnung,  krul  (Behälter  von  Lehm,  tvorin  Feuer  ge- 
Schlund, Höhle,  Spelunke  etc.  sich  begrifflich  legt  wird),  tvozu  der  Form  wegen  nd.  kriuil 
gilt  stellen  lüsst.  l-f")  (s.  Grimm,    Wb.    V,  2352,    unter  kroll  V>) 

kl'ül,  .s.  krülle.  u.  mnld.  (KU.)  kriiyllen  statt  krollen   ver- 

krul-hake,  Haken  od.  Harke,  Kratzer  etc.,  glichen  iverden  mag. 

womit  die  Asche   aus   dem  Aschenloch   (cf.  Die   eigentliche  Bedtg.   ist:   Spelunke  od. 

2  krullc)   gezogen   u.    herausgekratzt  wird ;  Höhle,    Loch    (cf.    gat)    od.   Spalt    etc.;   s. 

—  gif  mi  de  krulhäk  äfeii  her.  —  cf.  auch  20  Weiteres  unter  krul  am  Schlüsse. 
helhake.  krülle,  kriill-bän,  männl.  Glied,  penis.  — 

krul-häi',    lockiges,    krauses   Haar,    bz.  Wohl   zu   krillen     (sich   um-,    od.    auf-   u. 

Jemand  der  solches  Haar  hat,  Kremskopf ;  zurückbiegen,   rücküber   legen  etc.),   od.  zu 

—  he  is  'n  krulhär.  krul  in  der  Bedtg. :  iq^pig,  geil  etc. 
krnl-liärd ,     lockig    od.    kraus   gehaaret,  25  krulleke,  krullke,  Krollehen,  Ringelchen, 

ringet- od.  kraushaarig,  krausköpfig;  —  he  iMckehen,  kleiner  krummer  Zug  od.  Schnör- 

is  krulhärd  fan  ärd  uu  fau  sin.  kel   etc.;    —    krullkes    in    't    har.    —    Nd. 

krnlke,  s.  krulleke.  (Schambach)  krülke,  krulke. 

1.  krülle,  krull,  krul,  ein  gekrümmtes  u.  krallen,  krollen,  ringeln,  kräuseln  etc.,  cf. 
gebogenes  od.  krummes  u.  krauses  Etwas,  30  krillen;^ —  dat  krulld  sük  tosamen;  —  he 
Ringel ,  fjocke ,  krummer  od.  krauser  Zug  krulld  sin  här.  —  Nd.,  mnd.  krulUjn  ;  nid. 
mit  der  Schreibfeder,  Schnörkel  etc.;  —  mnld.,  mfiäm.  krollen;  mhd.  krüllen;  aengl. 
kriillen  fofi.  krillen)  in  de  Stert;  —  krullen  crullon ;  engl.cwvX  ('s.  inj^cr  1  krülle) ;  schott. 
m  't  här;  —  he  häld 'n  krul  under  sin  näni  (Jamieson)  crulge  (to  conti'act,  to  draw 
od.  um  sin  näm  herum  ;  —  bökstafen  (od.  35  together),  tvovon  wohl  crulge  (a  confused 
letters)  mit  krullen;  —  du  mäkst  föls  to  föl  coalition  or  conjunction,  cf.  isl.  krull  unter 
krullen  (od,  krullers)  an  de  bökstafen;  —  1  krülle  «.  das  folgende) ;  isl.  krulla  (con- 
Sprichw.:  Märt  (März,  Märzmonat)  hcd  'n  fundere;  calamistrare,  crispare) ;  «orw.  krulla 
krul  in  de  stärt.  —  Nid.  krul  (geringelter  (krollen,  kräuseln;  sich  krümmen,  biegen, 
Span,  Haarlocke,  Ringel,  Schnecke,  Schnör-  40  ringeln  etc. ;  sich  zusammenhäufen  etc.,  s. 
kel  etc.;  fig.  auch:  Grille,  Ijaune) ;  mnld.  unter!  krülle);  schwed.  krulla;  dän.  kröUe. 
krol,  krolle  (crispus  capillus,  crobylus) ;  nd.,  kriiUer;  i.  q.  1  kruUe;  —  krullers  in  't 
mnd.  krülle;  mhd.  krolle,  krülle,  krol;  nhd.  här;  —  krullers  up  't  paptr  (od.  up  't  is) 
krolle,  kroll,  kröll ;  hess.  (Vilmar)  krülle;  halen. 

an.,  isl.  krull  (confusio,  d.h.toohl:  krauser,  45      kruUerig,  krnllerg,  voll  von  Krollen  od. 

wirrer  Zustand,    s.    7veiter   unter  krullen);  Locken,  Kräuseln;  —  krnllerg  här. 

norw.   krull   (Ringel,   Ijocke;   Kreis,    Ver-  krullerii ;  /.  q.  krullen. 

Sammlung,  kleiner  Haufe  etc.,  cf.  kring)  u.  kriil-lilje  (Kroll- Lilie),   Türkenbund  (Li- 

(mit   umgesprungenem   r)    kurle,   wie   engl.  lium  martagon).     So  genannt,  iveil  die  Blu- 

curl ;  schwed.  (dialect.)  kruller ;   dän.  krolle  50  menblätter  .sich  aufrollen  od.  ringeln. 

etc.,  cf.  krullen.  kriim    (krummer,    krumste),    krumm,    ge- 

2.  kralle,  krull,  krul,  Heerd-  u.  Aschen-  bogen,  gebückt,  schief;  —  h6  word  old  un 
Loch  od.  Vertiefung,  Grube,  Jjoch  etc.  vor  krum;  —  he  löpd  so  krum;  —  he  hed  'n 
einem  Brenn-  od.  Braukessel,  od.  auch  unter  krummen  rügge;  —  he  hed  nu  dat  krum 
demselben  als  das  Ascheiüoch,  od.  die  Grube,  55  namen;  —  he  föt  dat  krum  up.  —  Nd., 
lüorin  die  Asche  fidlt  u.  sich  sammelt;  —  mnd.  krum;  idd.  krom;  afries.,  as.  krumb; 
he  steid  in  de  krul,  un  smit  törf  under  de  ags.,  aengl.  crumb ;  engl.  (L  u  cas)  crump ; 
ketel;  —  du  muss  gen  türf  in  de  krul  liggen  ahd.  crumb,  krumb,  chrumb,  crump,  chrump  ; 
laten,  dat  kumd  dar  to  ligt  in  de  brand ;  —  mhd.  krump,  krumm,  krum.  —  Wenn  auch 
du  must  de  aske  mit  de  krulhäk  fit  de  krul  GO  begrifflich,    so   lässt   es   sich  formell    doch 


KRTTM-HOK                          384  tCRtIP 

nicht  äireci  von  krimpen  ahleiteu  ,    ohftcho)i  tüto),   VoUsnamr  des    Zunge    oci.    tunge 

es  uifspr.  damit  ebenso  zusaviincnJinngt,  icic  (jenanntcn    Plattßsches   (solea   vulgaris),   so 

(ui.   kliimlu-a  (Fiel-,    III,   51)   etc.;    ahd.  lieiiavnt,  weil  derselbe  ein  Iriimnies  od.  schiefes 

clilaiiiplicrou  ;    mhd.  klomhern  otc.    mit  dem  Maul  hat. 

mit  krinippii,    )iihd.  krinipfoii    urs}))'.    ident.     5  ]<.Vünk?],Knick,iJinbief/ini(/,  Falte,  liiin^el, 

nihil.  kliniptVn  (cusatinuencielieii,  kriimmen).  Krause  etc.;    —    du  niust  nu  gvn  krunkt>ls 

ki'inii-liök,  >\  kriimmc-hök.  in  't  papir  (od.  kltVl  etc.)  luaken;  —  sin  ge- 

knniiiiio.  Krumme,  krumme-^  Etwas,    das  sigt    sitt    fnl    kninkols    nn    knisoii.  —  Nd. 

krumme  od.  gebogene  Fndc   od.  Stück,    b::.  knnikcl;    )dd.  kronkol  (Fidle,  liunzel  etc.); 

der  krumme  Theil  von  Etwas;  —  du  must   10  m)ild  ,    injläm.  kroiirkol  (crispiis,    intortiis); 

dat  krumme  d'r    tüsken    wegsniilcn    od.    d'r  mud.  krunke    (Falte,    Kanzel,    Krause).  — 

ofsniden.  Es  ist  entweder  Ablaut  von  krinkol,  od.  von 

krniinne-hök,  krmn-li»k.  krum-houk,  od.  einem  zu   krinken,   krank,    krunk,   krunken 

kruuiuio-liiirn,    kriiin-llörii.    Name    des  frü-  als  dem  Stammrcrb.  von  krinkoln  gehörenden 

here»  (j  re  e  t.-^  i  e  l e  r  A  m  t  es  (mit  dem  A)nts-  15  Stanim  krunk  )iiit  o\  weitergehildet.      Vergt. 

sitz  zu    I'eicsum,    alt  Paweshom)    od.  die  auch  unter  krüken  das    nd.  kriikol,    kriikol 

nordwestliehe  Ecke  von  (htfriesland.    Seinen  als  Beweis   dafür,    dass   die   Stämme  krik, 

Namen  krunilink  od.  krumlitirn  (d.  h.  krumme  krak,    kruk  u.  krink,    krank,    krunk  urspr. 

Ecke)  hat  es  daher,  weil  die  Küste  de.<^selben,  gleich  sind  u.  wohl  ursjyr.  sämmtlicli  Schall- 

hz.  der  diesen  fruchtbaren   u.   sehr  Dörfer-  20  .stamme  wie  kiak  u.  klank,  klik  «.  klink  etc. 

reichen  Land.<itrich    umgebende   Deich    sehr  (cf  krak,  krank  otc.  etc.)  waren,  zu  denen 

viele    Krümmungen    hat    u.    weil   auch    die  unter   Andern    auch    engl,    crunk,    crunkle 

dasselbe  früher  durchschneidenden  Wege  v\it  (wie  ein  Kranich  schreien),    nhd.    krunken 

Ausnahme     des     Konrebberswcges     (König  (■stöhnen,    ächzen  etc.),    kröclion ,    kriicholn 

Radhorls-Weges)  ungemein  viele  Krümmun-  2.')  otc.  (cf.  Grimm,  Wb.)  gehören. 

gen  hatten.  —  Sprichw.:  w  un  Jawal,  soggou  ki'unkeleii ,     ki'itiikeln  ,     knittern,    zer- 

de  krumhoukstors  all'.  knittern,     mehrfach     knicken     u.     brechen, 

krummen,  krumm  machen,  krümmen;  —  knitterig,   kraus,  faltig    u.  runzlig   machen 

ilat    krunnl    sük ;      -    Iw.   schal    dl  gf-n  lu'ir  etc.;  —  ho  kruukold  datpapir;  —  dat  klt^d 

kruninifu.                                                               30  is  gans  tokrunkold  un  krüs,  sodat  ik  't  hol 

krump,  krumpen,  s.  krimpen.  not  mi-r  dragon  kau;    —    he   krunikeld  dat 

krumpol ;  /.  </.  krunkol,  rimpel,  schrumpol.  god  man  all' tosamcn.  —  Sprichzo. :  krnnkel 

—  Zu  knunp,  Ik-.  krimpen.  nu  de  krage  not !  ik  l)ün  t'an  Jovor.  —  Nd. 
kVüm\)e\n,  sich  mehrfach  zusammenziehen,  kruiikeln  ;    nid.  kronkolen  (knittern,  falten; 

schrumjifeln ;     —     dat    krunipold;     is    fer-  3h  sich  falten, roll  Falten  werden;  sich  krümmefi 

krnmpeld.  u.  biegen,  schlängeln  etc.)  ;  mnld.  krouckelen 

kriim-sti'i't   (Krummschwanz),    eine    alte  (crispare,  intorquere,  siuuaro,  Hcctoro). 

Silbermünze  im  ^\^erthc  des  sechsten  Theiles  ki'iiiikeli^,  krmikli^,  kriinkcl^,  knitterig, 

eines  leichten  ostfries.  Guldens    (also  unge-  voller  Knicke,  Brüche  u.  Falten  etc.,  kraus, 

fähr  ]8\'2  Pfennige).     Auf  dem  Avers   (().  40  faltig,  runzlig  etc.;  —  't  is  all' krunklig  un 

L.  B.,  .jö)  befand  sich  ein  aufrechtstchender  krus  worden. 

Löive  mit   einem    krummen,    stark   zurück-  kriinkel-pud,  krnnkel-we^,  f/H /.»•(/wmer, 

gebogenen     Schtcanze ,     dem     Abdena' sehen  vielfach  gewundener    u.    verschlungener    u. 

Wappen.     Es  gab  übrigens  auch  in  Olden-  krauser    Pfad    od.    Weg,    hz.    ein  Pfad  od. 

bürg    (Seh.  u.  L.)    u.    in    Holland  friüier  45  Weg,  der  viele  Biegungen  od.  Krümmungen 

solche   kleine  Silbermünzen,    die    krumstort  u.  Knicke  hat ;  daher  auch --  Wirrweg,  Irr- 

o'l.  kroiiistoort  Jiiessen.  toegctc; —  de  krunkoliiaden  tan 't  niinskelke 

ki-iiiii-stok,  der  krumme  Stock,  woran  die  läfen.  —  Nid.  kronkelpad,  kronkol  wog. 

geschlachteten  Schweine  etc.  mit  den  Hinter-  kl'up,  Croup,    häutige  Bräune,  Kehlkopf- 

fassen  an  der  Leiter  hängen.  —  Sprichw. :  50  u.    Luftröhren  -  Entzündung.     Durch    zeitig 

liö  is  so  lik  as  'n  krumsfok.  angewandte  Brechpulver  wird  in  der  Regel 

krümle,     die    Krümme    od.    Krümmung,  die  (ieftdir  dieser  tückischen  Krankheit  be- 

Biigung  etc.;  —  'n  krumfo  in  de   weg  etc.;  seitigt.  —  Ob  dieses   Wort  nicht  uri^pr.  aus 

—  in  de  krumto  tan  de  dik.  —  Nid.  kronite.  dem  and.,  bz.  anld.  stammt  u.  mit  unserm 
Aus  ki'ummeto,  krnnimoto  =  ahd.  (crumhida,  55  krupoii  in  derBedtg.:  sich  zusammenziehen 
crumpida),  mhd.  (krumhodo),  von  krunihid  u.  verengen,  zusammenschnüren  etc.  zu- 
=  krümmet ,  krümmt  (gekrümmt)  -\-  a  sitnnnenhängt,  sodass  krüp,  nid.  kroep  otc. 
=  Etwas  was  gekrünnnt  n.  gebogen  od.  urspr.  eine  Z  usammen  z  i  ehun  g  od. 
krumm  ist.  Zusammensehnürung  u.  Verengung  der  Kehle 

krnm-tüte  (Krumm-  od.  Schief-Maul,  cf.  GO  od.    des    Halses    bezeichnete ,    die    den    Er- 


KRÜP-AFER-SID 


385 


KRUPKE  KRUPJE 


sticlcungstod  herbeifüJirt  ?  —  krup  könnte 
übrigens  auch  das  kriechende  u.  sclt.1  ei- 
chende Ettoas  sein  u.  der  Name  daher 
stammen,  weil  es  eine  so  schleichende  u. 
heimlich  kommende  heimtückische  Krank- 
heit ist. 

krfip  -  al'er  -  sid  (Kriech  -  über  -  Seite,  od. 
Kric  ch-bei- Seite) ,  Verstecke-Spiel  der  Kinder; 

—  kämdjungens!  l;it' uns  kriipafersld  spölen. 
krup-ai'l'te,  Kriech-Krbse,  Zwerg-Erbse,  u. 
kri'ip-büiio,  Kricch-Bohne  od.  Zwerg-Viets- 

Bohne ,  so  benannt  wegen  ihres  niedrigen 
zwerghaften  Wuchses,  bz.  weil  die  Stengel 
sich  kriechend  über  dem  Boden  atisbreiten. 

—  cf.  kriipen,  krCipke  etc. 

kr ilp-d ö r- (1  e-t un  (Kriech-durch-den-Zaun 
od.  den  Garten),  Geissfuss  (aegopodium), 
auch  hers  etc.  genannt. 

krupeii  (krüpe  od.  krüp,  krupst,  krupd 
od.  krupt  etc. ;  —  krop,  kropst  etc. ;  —  kra- 
pen),  kriechen  (repere,  serpere),  Zusammen- 
ziehungen, Krümmungen  v.  Biegungen  ma- 
chen, od.  sich  in  Krümmungen  u.  Windungen 
beioegen  u.  so  auch  langsam,  leise  u.  unver- 
merkt vorwärts  gehen  u.  kommen,  schleichen 
etc.,  bz.  (von  Mensch  u.  Thier)  nicht  auf- 
recht, sondern  in  gebückter  Stellung  od.  auf 
der  Erde  liegend  über  den  Boden  hingehen 
u.  rutschen,  sich  ein-  u.  zusammenziehen  u. 
krümmen,  sich  klein  machen  u.  ducken,  sich 
bücken  u.  erniedrigen  etc. ;  —  up  de  grund 
längs  (od.  bi  de  mür,    de  böm  up)  krüpen; 

—  dat  kind  (od.  de  wurm  etc.)  krupt;  — 
he  kau  man  äfen  krupen  (langsam  u.  mit 
Mühe  gehen  etc.)  ;  —  dat  water  krupt  d'r 
lien ;  —  he  hed  hör  bekrapen  (beschlichen 
etc.,  cf.  bekriipen) ;  —  he  krupt  dör  de  häge 
(er  kriecht  durch  die  Hecke,  d.  h.  er  duckt, 
krümmt  u.  bückt  sich  erst  u.  windet  sich  dann 
durch  die  Hecke) ;  —  he  kröp  för  hum  as 
'n  hund ;  —  wen  de  Uie  för  elk  un  en  krüpen, 
den  dögen  se  net  föl  un  den  is  hör  net  to 
troen ;  —  he  krupt  elk  un  en  iu  de  ners 
(er  kriecht  Jedermann  in  den  Arsch,  bz.  er 
erniedrigt  u.  entwürdigt  sich  vor  Jedermann). 

—  Daher  Eedensart:  ,,krüp  in  min  ners, 
krüp  üt  min  ners"  in  Bezug  auf  Jemanden, 
der  ein  Kriecher,  Schmeichler  ti.  Heuchler 
etc.  ist.  —  Sprichw. :  büst  du  warm,  krüp 
in  'n  darm;    büst  du  kold,  krüp  in  't  liolt. 

—  Auch  subst. :  dat  krüpen.  —  mennig  en 
is  mit  krüpen  wider  kamen,  as  mit  löpen  un 
rennen  tosamen.  —  Compos. :  be-,  fer-,  in-, 
of-,  under-,  up-,  üt-krüpen.  —  Nd.,  mnd. 
krupen ;  nid.,  mnld.  kruipen ;  afries.  kriapa ; 
wfrics.  (Japix)  krippen ;  nfries.  krepen; 
loang.  kriup ;  satl.  kriope  ;  helg.  krepe;  as. 
criopan;  ags.  creopan;  aengl.  creopen ;  engl. 
creep;  an.  krjüpa;  iicrw.  krjupa;  schwed. 
krypa;  däyx.  krybe;  md.  krüfen;  hcss.  (Vil- 

J.  ten  Doorakaat  Koolman.    Wörterbuch.    II. 


mar)  krufen  (kraufen,  kroffen,  kröffen)  u. 
krupen;  oberd.  kriefen.  —  Wenn  die  für 
krüjien  anzusetzende  y  krup  die  Bedtg.  : 
sich  zusammenziehen  u.  krümmen  etc.  hat, 
D  WAS  durch  schott.  (J a m ieso n)  to  creep  in 
(to  shrink),  kruppen  in  (shrivelled)  sowohl, 
als  auch  durch  unser  bekrüpen  (be-engen 
etc.)  auch  loahr scheinlich  gemacht  uurd,  so 
V)ürde  auch  unser  kroppen  in  bekroppen  (s. 

10  d.)  tvohl  von  derselben  y  krup  abgeleitet  werden 
müssen,  die  ja  auch  doch  für  kröpel,  sowie  für 
den  mit  krimpen  syn.  an.,  isl.  kroppna  (ri- 
gescere,stupescere,  cf.  Jamieson  unter  creep 
=  isl.  kroppna)  u.  für  isl.  kropning  (genuflectio 

15  etc.)  angesetzt  tverden  muss,  falls  nicht  isl. 
kroppna  u.  kropning  mit  an.  kroppin  geradezu 
mit  krjüpa  (kryp,  kraup,  krupum,  kropinn) 
zusammenhängt,  was  nach  Biörn  Halder- 
sonja  vom   Beugen   der  Knie  gebraucht 

20  wird,  ebenso  wie  auch  afries.  kriopa  die  Be- 
dtg. :  knien,  niederknien  od.  knien  u.  sich 
beugen  (vor  Jemandem  od.  Etwas)  hat. 

Davon  wohl  (Diez  II,  258) :  franz. 
crapaud ;  jjrot».  crapaut,  grapaut;  cai.  gripau; 

25  lim.  gropal  (Kröte),  wie  engl,  creeper  (Un- 
geziefer od.  kriechendes  Gewürm)  von  creep 
u.  wie  nd.,  mnd.  krüp,  krop  (Vieh)  von 
krüpen,  ivo  krüp  im  Gegensatz  einerseits  zu 
den  aufrecht  gehenden  Menschen  u.  andrer- 

30  seits  zu  den  Vögeln  (cf.  Alles  was  da  kreucht 
u.  fleugt)  steht  u.  eben  nur  das  gebückt  u. 
geduckt,  bz.  auf  allen  Vieren  gehende  Ge- 
thier,  od.  überhaupt  das  Gebückte  u.  vorn 
über g eben gt  Gehende  bezeichnet. 

35  Wegen  der  Abstammung  s.  Weiteres  unter 
1  kröpel. 

krüper,  Kriecher;  a)  ein  Wesen,  was 
kriecht  od.  auf  allen  Vieren  geht;  —  he  is 
nog  so  'n  lütjen  krüper;—  b)  Mensch,  der 

40  vor  Jedem,  sich  bückt  u.  im  Staube  kriecht 
u.  eine  niedrige  gemeine  Denkungsart  be- 
sitzt; —  he  is  'n  krüper  (od.  'n  regt  krüp-äs) 
un  'n  gemenen  kerel.  —  Nd.  krüper ;  nid. 
kruiper ;  engl,  creeper  (Kriecher,  kriechendes 

45  Thier;    kriechendes    Gethier ,     Ungeziefer; 

kriechende  Pflanze,  Schlingpflanze  etc.). 

krupere,  gekriipe,  Kriecherei,  Gekrieche. 

kruperke,  kleiner  Kriecher,  kleines  Kind, 

toas  noch  nicht  gehen  kann.   Besonders  auch 

50  der  Zaunkönig ,  toeil  er  sich  gewöhnlich 
niedrig  an  der  Erde  hält  u.  durch  Hecken 
u.  Gesträuch  schlüpft  u.  kriecht. 

krupke,  krüpje,  krüptje,  a)  kleines  krie- 
chendes Wesen,   kleines   Wesen,  Zwerg;  — 

55  't  is  nog  so  'n  krüpke  fan  'n  kind;  —  't  is 
un  't  blift  all'  sin  Ulfen  so  'n  krüpke;  he 
word  hei  niks  groter ;  —  b)  das  Zioerghuhn.  — 
Es  ist  Dimin.  von  einem  ungebräuchlicheren 
krüpe,   krüp   (kriechendes  Etwas)  =  norw, 

60  krjup,  kryp  (Kriecher). 

25 


KRUESS 


386 


KRUESEL 


krüs,  s.  kruss. 

kriis  (sin)il.  u.  bildl),  kraus,  vielfach  ge- 
kniclt  u.  gefurcht  od.  gekrümwt  etc.,  knitte- 
rig, faltig,  gefältelt^,  runzlig,  wollig,  lockig 
etc.;  —  du  niiist  mi  dat  göd  net  krüs  makcn; 
—  dat  watcr  steid  so  krüs  ;  —  hö  dragt  'u 
krüs  (gekräuseltes,  hiibsch  gefaltete.*!)  afer- 
htiiul :  —  liö  lied  krüs  här  od.  'n  krüsen  kop 
(.■<innl.  u.  hildi);  —  de  köl  is  so  krüs;  — 
hö  trekd  'n  krüsen  nösc ;  —  he  mök  'n  krüs 
gesigt ;  —  he  mäkd  't  alte  krüs  (kraus,  bunt, 
toll  etc.) ;  —  de  sake  is  mi  to  krüs,  (hir  kan 
ik  1111  iii>t  dörfiiiden;  —  he  iiiäkd  iiii  gaiis 
krüs  un  wikl,  —  he  is  faii  dage  so  krüs  iu 
de  kop,  dat  man  hei  niks  mit  hiim  anfangen 
kan ;  —  de  rogge  steid  so  krüs  (roll,  reich, 
üppig)  as  't  man  kan  ;  —  he  word  so  krüs 
(üppig,  mächtig  u.  reich),  dat  lie  döii  kan, 
wat  he  wil;  —  dat  steid  d'r  in  hüs  regt 
krüs  (i'ippig  u.  reich  etc.)  to;  —  Sprichw.: 
d'r  is  gen  Junker  so  krüs  (üppig,  reich, 
übermüthig,  stolz),  of  he  hed  ök  nog  wol  'n 
lüs;  —  he  sügt  so  krüs  üt,  as  de  sehüppen- 
hür  (der  beste  Bauer  im  Kartenspiel)  ;  — 
krüs  här!  krüs  sin!  —  krüse  här  un  krüse 
sin,  dar  sitt  de  dütel  dremäl  in.  —  Nd., 
mnd.  krüs ;  nid.,  mnld.,  mfläm.  kroes,  kruys. 
kraus;  ufries.  kroes;  wang.  krüs;  mhd.  krüs; 
aengl.  (St  ratm  a  nn)  crüs,  crous;  schwed., 
dän.  krus. 

Ob  dieses  Wort  nicht  von  einem  verlornen 
Verb. :  goth.  kriusan ;  ags.  creösan ;  ahd. 
cliriosan  etc.  abstammt,  was  iirsjir.  die  Bedtg. : 
crepare,  crepitare,  sonare  etc.  hatte  u.  dann 
hieraus  wieder  die  Bedtg. :  bersten,  brechen, 
knicken,  krümmen,  biegen,  falten,  runzeln, 
furchen  etc.  (cf.  kruse  etc.)  entwickelte?  — 
Ein  altes  kriusan  ist  Jedenfalls  auch  für  den 
Stamm  kriust  von  goth.  krinstan  (knirschen 
etc.)  anzusetzen  u.  ist  die  y  krus  dann  die- 
selbe, welche  für  kros  m.  krosen  (knirschen 
etc.,  s.  unter  kros)  anzusetzen  ist.  krus 
selbst  ist  aber  wohl  nur  tvicder  eine  Ablaut- 
form von  kris  u.  kras,  wovon  (cf.  kras, 
kratsen,  kresen  etc.)  soivohl  nhd.  krasen 
(kratzen,  krempeln,  kämmen,  cf.  Grimm, 
Wb.),  kräscheln  (knistern,  rascheln),  kräsen 
(schreien  etc.)  etc.  abgeleitet  icerden  müssen. 
Vergl.  die  folgenden  Weiterbildungen  von 
krüs,  iconach  das  Wort  auch  noch  weiter  ver- 
breitet gewesen  sein  muss,  als  oben  das  em- 
fachclirus  schriftlich  belegt  nachgewiesen  ist. 

krüs-afei'henul,  Ueberhcmd  od.  Vorhemd 
mit  einer  schön  gefältelten  Krause,  die  vorne 
aus  der  zum  Theil  offen  stehenden  Weste 
stark  gebauscht  vorstand  u.  nur  von  vor- 
nehmen Leuten  u.  bei  festlichen  Gelegen- 
heiten getragen  wurde. 

kruse,  Krause,  krauses  od.  gekraustes, 
gefaltetes  Etwas. 


krüse,  Krause,  Falte,  Runzel,  Furche  etc. ; 
—  de  krüsen  fan  't  aferhenid  sunt  regt  fin 
un  egal  mäkd ;  —  krüsen  in  't  kled,  od. 
iu  't  gosigt,  för  de  kop  etc. 
5  krüse-,  krüs-beje ,  (rauhe)  Stachelbeere, 
Grossclbccrc  (uvacrispa,  grossuhiria).  —  Nid., 
mnld.  kroes-,  kruyshezie,  kroesilhezie,  kruys 
hezie,  kroesbai^ye ;  dan.,  schwed.  krusbiir. 

krüsebejen-brei ,  Stachelbeerenbrei,    wozu 
10  nur  kleine  unreife  Beeren  verwandt  werden. 

1.  krüsel,  Krauset,  kleine  Falte  etc.  — 
Kd.  krrtsel ;  Schweiz,  chruseli,  chrusla ; 
vorarlb.  krüsele.  —  Zu  krüs,  bz.  krüse. 

2.  krüscl,  leichter  Rausch  etc.;  —  he  hed 
15  'ii  lütjon  krüsel  in  de  kop;  —    he  hed  sük 

'u  krüsel  andruiiken.  —  Es  hat  wohl  eigent- 
lich die  Bedtg.:  Taumel  od.  Zustand,  too 
man  taumelt,  od.  taumelnd  u.  unsicher 
Jiin-  u.  herschioankt  u.  wobei  sich  Alles  mit 

20  Einem  im  Kreise  dreht  od.  wo  man  wirbe- 
lig im  Kopfe  ist,  u.  ist  es  demnach  zweifel- 
los dasselbe  Wort  ivie  nhd.  (Grimm,  Wb. 
V,  S09C))  Krauset  od.  kreusel,  krausei 
(turbo,  iroclius,  Kreisel;   Drehtanz,    Wirbel 

25  etc.);  ostpreuss.  krüsel,  kriesel  (Taumel); 
nd.  (Br.  Wb)  krüsel  (Kreisel,  fig.  auch 
ein  kleines  drolliges,  sich  viel  hin-  u.  her- 
bewegendes, od.  sich  rasch  tummelndes  Mäd- 
chen,   cf.  Schütze  IJ,  S61);    md.    krüsel 

30  (wahrscheinl.  Knicker  od.  Schusser,  bz  kleine 
Kugel,  cf.  dicscrhalb  unter  Krauset,  trochus 
u.  dazu  unter  küselwind  das  mnld.  keusel), 
krausei  (gemma)  etc.  —  Wenn  man  keusol 
(s.    unter    küselwind)    in   der   Bedtg. :    topf, 

35  toupie,  bz.  Haarkräusel  od.  gekräuselter,  ge- 
drehter Zopf  od.  Schopf  vergleicht  u.  dass 
dieses  Wort  auch  die  Bedtg.  Kreisel  (turho) 
hat, so  iM  es  höchst  wahrscheinlich,  dass  auch 
dieses  krüsel  wie  1  krüsel  zu  krüs  od.  krüse 

40  gehört  u.  zunächst  entweder  die  Bedtg. : 
krauses  wirres  Etwas  (Krausei,  Wirrcl)  od. 
geringeltes  Etioas,  geringelte  Haarlocke  od. 
Ringet  (cf.  krüs  :=  lockig  od.  gelockt,  ge- 
ringelt) gehabt  hat  u.  dass  sich  hieraus  die 

45  Bedtg. :  wirrelndes  od.  ivirbelndes  Etwas,  od. 
rundliches  u.  rundlich  gedrehtes  Etwas,  bz. 
Etwas,  was  durch  Drehen  entsteht  u.  erzeugt 
wird,  (u.  so  auch  Wirbel,  Kreisel,  kleine 
Kugel,  Knicker  etc.  od.  Schwindel,  Taumel 

50  etc.)  iveiter  entwickelte. 

3.  krüsel,  eine  von  geringen  Leuten  ge- 
brauchte kleine  Lampe  von  Eisenblech,  mit 
einer  kleinen,  aufwärtsgerichteten  Tute,ivorin 
der  in  der  Lampe  liegende  Docht  ausmündet. 

55  Diese  kleinen  Lampen  hingen  entweder  mit 
einer  Kette  am  Boden,  od.  sie  wurden  auf 
den  sog.  schürsteinshossem  gesetzt.  Der 
Docht  war  entweder  der  gewöhnliche  baum- 
wollene od.  früher  auch  ein  Binsendocht  u. 

60  das  gewöhnliche  Brennmaterial  Thran,  wes- 


KRUSELN 


387 


KRUWEL-KRUM 


halb  sie  auch  gewöhnlich  trän-krusel  heissen. 
—  Nd.  krüsel,  krösc'l,  kreusel ;  mnd.  krusel, 
krusele,  crusele  (Lampe,  Lichttiegel) ;  nid., 
mnld.  kruysel,  krosel  (lychnuchus  od.  lampas 
pensilis);  franz.  (cf.  Br.  Wb.,  II,  888) 
croissol ;  aspan.  crisuelo ;  baslc.  criselua,  cru- 
selua,  criselu,  cruslu  (Lampe).  —  Wohl  mit 
span.  crisol  (Schmclztiegel);  bask.  crisuela 
(unteres  Gefäss  einer  Lampe) ;  mittelrhein. 
crusel  (obba);  md.  krüsel;  oberd.  krausei 
(Napf,  Tiegel,  Topf)  dasselbe  tvie  nhd. 
(Grimm,  Wb.)  Krausei,  Kr  du  sei, 
oberd.,  bayr.,  schwüb.  krussel,  krusel  (Kanne, 
Bier-,  Milch-Kanne)  ;  schioeiz.  krusle,  krusel 
(Beckelkrug) ;  appcnz.  chrosla,  krusla  (irde- 
ner Becher),  dem  urspr.  Dimin.  von  mhd. 
krüse  (cf.  1  kros),  sodass  es  urspr.  überhaupt 
nur  ein  kleines  Gefäss  od.  Thongeschirr  be- 
zeichnete u.  wobei  dann  span.  crisol ;  aspan. 
crisuelo  ;  bask.  criselua,  cruselua  etc.  aus  dem. 
germ.  entlehnt  sind  ti.  auf  ein  ahd.  clirüselin, 
mhd.  kruseliu,  nd.,  and.  krüsele  zurückgehen, 
was  entweder  in  den  Zeiten  der  Völker- 
wanderung nach  Spanien  etc.  kam,  od.  durch 
unsere  die  dortige  Küste  besuchenden  Schiffe 
dort  bekannt  wurde. 

krüseln,  krausein,  kraus,  faltig,  knitterig 
etc.  machen,  unordentlich  zusammen  nehmen 
etc.  —  du  kriiselst  dat  göd  je  so,  dat  't 
nargens  mer  na  likt. 

ki'üse  -  münte ,  Krause  -  Münze ,  Krause- 
Minze. 

krüsen,  krausen,  kraus,  faltig  u.  knitte- 
rig machen;  —  dat  göd  is  all'  tokrüsd.  — 
Nd.,  mnd.  krusen  ;  nid.,  mnld.  kroesen,  kruy- 
sen ;  an.,  isl.  kriisa  etc. 

krüsen,  in  Krausen  od.  Falten  machen 
u.  legen;  —  'n  kled  od.  mütse  (Haube)  etc. 
krüsen. 

krüske,  s.  krüsske. 

ki'üsken,  krüsling,  Karausche.  —  Nd. 
kruuske;  mnd.  karuske,  karusse;  dän.  ka- 
ruse  etc.,  s.  weitere  Formen  in  Grimm 
( Wb.)  unter  Karausche,  die  sämm tlich 
auf  lat.  coracinus  (griech.  korakinos)  zu- 
rückgehen. 

krfis  -  kop  ,  Krauskopf ;  —  a)  Mensch, 
der   einen    Kopf  mit  krausem   Haar   hat; 

—  b)  Mensch,  der  einen  krausen,  wunder- 
lichen, leicht  erregten  Sinti  hat  u.  leicht 
böse  wird. 

ki'üss,  krüs,  krüts  (Dimin.  krüsske,  krüske, 
krütske),  Kreuz,  in  allen  Bedtgn.  (sinnl.  u. 
bildl.)  wie  im  Hochdeutschen ;  —  unse  lefe 
heiland  is  för  uns  an  't  krüts  stürfen ;  — 
dat  hüs  (od.  de  mölen  etc.)  steid  in  't  krüts  ; 

—  't  krüss  (Brett  in  Kreuzesform)  fan  de 
karnpuls ;  —  he  dragt  'n  krüts  up  de  borst ; 

—  he  mäkd  (od.  trekd)  'n  krüts  (Zeichen 
des  Kreuzes);  —  ik  hebb'  't  so  in  't  krüss 


fan  de  ri'igge ;  —  elk  mut  stn  krüts  dragen ; 
—  he  hed  föl  krüss  uu  elend  in  hüs ;  — 
krüts  (adv.)  un  kwer.  —  Sprichio. :  de  't 
krüss  hed,  sägend  sük  sülfen  toerst;  —  elk 
5  hed  sin  krüts,  man  de  müller  hed  dat  grotste 
(die  gekreuzten  Flügel  der  Windmühle) ;  — 
elk  hüskcn  hed  sin  krüsken.  —  Nd.  krüts ; 
mnd.  kriize,  kruce,  kruse;  nid.  kruis;  mnld. 
kruys;  afries.  crioce,  kriose,  krüs;  wfries. 
10  krjues;  nfries.  krütz,  krötz,  kross,  korss; 
toang.  krüs;  helg.  krüts;  satl.  krjus;  as. 
kruci ;  aengl.  cros ,  cruche ;  engl,  cross, 
crouch;  an.,  isl.  kross;  norw.  kross,  kors: 
schwed.,  dän.  kors ;  ahd.  crüci,  crüzi,  krüci , 
15  krüzi,  chrüci,  chrüce,  chrüze,  chriuce,  chriuze  ; 
amhd.  crüce,  krüce,  kriuce ;  mhd.  kriuze ; 
kriutze,  kriuz  etc.  aus  lat.  crux,  crucis,  tvas 
Fick  (1,813)  mit  kslav.  kroze  (quer  durch) 
u.  nhd.  sehr äg e  etc.  zu  einer  y  skark 
20  (verschränken,  schräg  gehen)  stellt,  ivorüber 
Weiteres  unter  schräg,  schräge  etc. 

krüssel  -  brade ,   krüselbrä',  Braten  aus 
dem   sog.  Kreuz   (dem   oberen  Bückentheil) 
des  Rindes.  —  Nd.,  mnd.  krüsel-,  kruselbrade, 
25  krusebrade.  —  Zu  krüss  u.  nicht  zu  3  krüsel, 
ioie  im  Br.  Wb.  angegeben  ist.     Wegen  der 
Form  vergl.  mnd.  kruse  (Kreuz)  unter  krüss, 
sowie  das  folgende; 
krüssel-wai'k,  krüsswark,  ein  ins  Kreuz 
30  od.  in  Kreuzesform  gearbeitetes  u.   verlau- 
fendes   od.    kreuzförmig   zusammengestelltes 
Werk,  wie  z.  B.  a)  ein  Gebäude  in  Kreuzes- 
form  od.   mit  gekreuztem  Dach;  —   b)  das 
obere  Holzgestell  einer  Windmühle,  icelches 
35  kreuzförmig  zusammengestellt  u.  in  der  Kreuz 
u.  Quere  durch  Streben   mit   einander   ver- 
bunden  ist,  weil  innerhalb  desselben  sich  das 
ganze  Triebwerk  befindet;  —  wen  't^krüssel- 
wark  man  erst  steid,  den  hebben  wi  't  bold 
40  wunneu ;    —    c)    die   durch  das  sog.  Kreuz 
des  Bückgrates  bedingte  Bückenbildung  eines 
Thieres ;  —  dat  der  hed  'n  göd  krüssel-  od. 
krüss-wark. 
krüsske,   krüske   (Dimin.,  s.  krüss),   ein 
45  kleines  Weissbrod  in  Kreuzesform. 
krüss-wark,  s.  krüsselwark. 
krüss-wurtel,    Kreuzkraut,    Kreuzwurzel 
(Senecio  vulgaris). 
krütsen,  kreuzen;  —  a)  das  Zeichen  des 
50  Kreuzes  machen ;  —  he  krütst  (od.  bekrütst) 
sük;    —    b)    sich   kreuzweise  schneiden  od. 
vorbeigehen  u.  begegnen  ;  —  de  wägen  krüt- 
sen sük  hir;  —    wi  hebben  uns  krütst;  — 
c)    hin-   u.    herfahren;    —   dat   schip    mut 
55  krütsen. 

krüts- ,    krüss- ,    krüs  -  strate ,    Kreuz- 
strasse  od.    die   Stelle,    wo   zwei   Strassen 
sich  kreuzen. 
krnwel-kram,  stark  gekrümmt,  sehr  krumm 
60  etc.    —    Afries.    krawelkrumb,   kraulkrum 

25* 


KSJU 


388 


KÜCHELN 


ßruwm  icie  ein  Haien),  cf.  afries.  krawcl 
etc.  unter  1  kiallc. 

ksjü;  /.  q.  sjü. 

kübbe,  küb,  eine  ans  Weiden  gefloehlene 
Fischreuse.  —  NUL  kub  (Fischreuse).  — 
Da  scncohl  koboii  als  kobor  in  der  Bedtg. 
„Fangvorrichtunff  für  Fische"  od.  „Eeuse" 
(cf.  Grimm,  MIk  unter  Koben  sub  :J^, 
u.  Kober  sub  2)  vorkömmt,  ,so  toird  es 
(cf.  auch  kübbiug)  von  Hause  aus  wohl 
da.^sclbe  Wort  se<«  wie  mhd.  kobe  (Stall 
od.  Behälter). 

kiibbiii^,  kübben  (gewöhnlicher  iitkübbing 
od.  iitküblien  genannt),  ein  abgeldeideter 
Raum  an  der  niedrigen  Seite  einer  Scheune, 
seitwärts  von  der  Dreschdiele,  worin  sou-ohl 
das  Kleinvieh  (Kälber,  Schafe,  Gänse  etc.), 
als  auch  der  Torf  u.  andere  Sachen  auf- 
bewahrt iverden.  —  NW.  kubbiiiff;  mnld. 
kiibbingh  (aiipeiulix  tugurii);  ?u/.  kübbting 
(cf.  mnd.  kiibben -droiipe  bei  Seh.  n.  L.). 
Mit  nd.  (Dimin.,  cf  Br.  Wb.,  II,  890) 
kubjo  von  kübbe  -^  mhd.  kobe  (Stall,  Be- 
hälter,  Koben);  tf.  Grimm,  Wb.,  tinter 
Koben  sub  .ܰ,  n.  Weiteres  unter  kau 
M.  2  kuf. 

kucbel  (Fem.  u.  Keutr.),  gemeine  Person, 
die  allerhand  Heimlichkeiten  hat  u.  allerlei 
Heimlichkeiten,  Schlechtigkeiten  u.  schmutzi- 
ge Geschichten  treibt,  sich  bei  der  Strasse 
herumtreibt  u.  ihre  Wirthschaft  vernach- 
lässigt, hinter  dem  Bücken  ihres  3Iannes 
ihm  seine  Sachen  verschleppt  u.  verkauft  od. 
heimliche  Schulden  macht  u.  das  Geld  mit 
guten  Freundinnen  verprasst  od.  mit  einem 
heimlichen  Liebhaber  verthut,  liederliche  Per- 
son, Hure  etc. ;  —  't  is  so  'ii  regten  olden 
(od.  regt  cid)  kucliel  fau  wif,  de  hör  man 
up  alle  kanten  bedrügt  un  altid  allerband 
kucheleen  mäkd.  —  Nid.  (v.  D  a  l  e)  kochel, 
(W  eil  and)  koghel  (Hurentoirth,  Person 
die  Huren  hält  od.  eine  Hurenirirthschaft 
hat,  od.  überhaupt  ein  heimliches,  gemeines, 
schlechtes  u.  schmutsiges  Gewerbe  treibt).  — 
Da  die  Endung  „el"  übcrhatipt  nur  ein 
Etwas  (gleichviel  ob  Ding,  Sache  od.  Wesen, 
Geschöpf,  Person)  bezeichnet,  so  muss  im 
Sta))im  kucb,  nid.  koch  überhaupt  der  Be- 
griff des  H  e  i  m  liehen  u.  Verborge  n  c  n 
etc.,  od.  des  Schmutzigen,  Gemeinen 
u.  Schlechte n  etc.  liegen,  tvorüber  Wei- 
teres unter  kücheln,  cf.  auch  kinken,  kunkel 
etc.  II.  xoeiter : 

kucliple,  heimliche,  lichtscheuende,  be- 
trügerische, od.  faule,  schmutzige,  .■schmie- 
rige ,  gemeine  Geschichte  od.  Steche  etc. ; 
—  mit  so  'n  kuchelß  mag  'k  niks  to  dön 
bebbcn  etc. 

kiicheler,  kncliler,  Einer,  der  sich  mit 
gemeinen,   schmutzigen,   anrüchigen  u.  ver- 


botenen Dingen  befasst  od.  dergl.  Geschäfte 
betreibt  u.  vermittelt;  daher  auch :  gemeiner 
Wucherer,  Hehler,  Betrüger,  Kuppler  etc. 
kuchelprskp.  kiiclilorskc ,  (Dimin.  von 
5  kucbi'l<M),  M'eib  od.  Mädchoi,  die  dasselbe 
thut  wie  ein  kiicheler. 

kucliol-hacbai'iEjo,  gemeine  Herberge  od. 
Kneipe,  wo  gemeines  Pack  logirt  u.  aller- 
hand gemeine,    betrügerische   ?<.    schmutzige 

10  Geschichten  betrieben  tverden,  die  das  Licht 
scheuen. 

kiit'liPl-hfis,  gemeines  Haus,  worin  Strolche, 
Diebe,  Huren  etc.  Aufnahme  finden  od.  ver- 
kehren u.  ihr   Wesen  treiben,  od.  worin  Je- 

15  mand  wohnt,  der  lichtscheue  Geschäfte  mit 
solchem  Gesindel  macht.  —  Nid.  kochel-, 
koghclluüs,  Hurenhaus  etc. 

kucliol -kraiii ,  gemeiner,  betrügerischer, 
lichtscheuer ,    schmutziger  Kram,    Schmutz- 

20  kram,  Hurenkram. 

kiicholn ,  a)  faule,  schmutzige,  schlechte, 
betrügerische,  heimliche  Geschichten  machen 
od.  betreiben,  heimlich  verkaufen,  u.  ver- 
tauschen  od.    verschleppen    u.    wegbringen ; 

25  —  se  mag  niks  Icfi-r  as  kücheln  od.  küchele, 
kuchclkräm  maken;  —  se  ferkucheld  hör 
mans  güd;  —  b)  schmutzen,  schmieren, 
mantschen  etc.;  —  se  kucheld  d'r  wat  mit 
herum ;   —  se  kucheld  't  alP  dör  'n  ander ; 

30  —  sc  kucheld  wat  toregt  etc.  —  Vergleicht 
man  unser  klatte  (schmutziges,  gemeines 
Weib)  vom  Schallstamm  klat,  —  klüngel 
=  kuchel  (s.  oben)  u.  klüngcln  vom  Präter. 
klung,  von  klingen  (sonare  etc.),  —  kunkel, 

35  kunkeln  vom  Präter.  kunk,  von  kinken,  so- 
tcie  iveiter,  dass  die  Stämme  kik,  kich  — 
kiuk,  kinch  —  kucb,  kunk  als  Schallstamm 
ebenso  wie  klat  «.  klak  neben  sonus,  crepi- 
tus ,    fragor   etc.    od.    Geräusch ,    Krach   u. 

40  Bruch  etc.  auch  die  Bedtg.  macula ,  Fleck, 
ScJimittz  etc.  entwickeln  konnten,  so  ist  es 
beim  Vergleich  von  kunkeln,  von  kinken, 
kunk  etc.,  sowie  von  kink  in  kink  -  host 
(Keuchhusten)  zu  kuclien  (keuchen,   husten 

45  etc.,  cf.  kuchen)  fast  zweifellos,  dass  sich 
auch  von  diesem  Sehallstamm  kuch  =  aengl. 
cough,  cogh  (s.  unter  kinken),  nid.  kuch, 
koch  od.  kugh,  kogh  auch  loieder  die  Bedtg. : 
macula  schon  früher  entwickelt  hat  u.  dass 

50  demnach  kuchel  (s.  oben)  xirspr.  dieselbe 
Bedtg.  wie  klatte,  klüngel,  klunker,  kunkel 
etc.  hatte.  Bestätigt  wird  dies  auch  durch 
das  mit  dem  Stamm  kuch,  kugh  od.  kug 
formell  ident.    engl.  (Lucas)    cauch    (ekel- 

55  hafte  Mischung) ,  was  ur.^ipr.  wohl  die 
Bedtg.:  macula,  bz.  Fleck,  Schmutz,  Unrath, 
Koth  etc.  (cf.  klak  u.  klatte,  kladde  etc.) 
hatte,  lüobei  beim  Vergleich  von  nid.  smet 
(Klecks,  Schmutz,  anhaftender  Schmutz  od. 

60  Stoff),  smetstof  (Schmutzstoff,  Anstcckungs- 


KUCHEN  KUECHEN 


389 


KUEDDE 


Stoff  etc.),  smetten  (flecken,  besudeln  etc. ; 
anstecken  mit  einer  Seuche  etc.)  mich  ivohl 
das  mnld.  koghe ;  mnd.  kogo  (coiitagium, 
Seuche,  ansteckende  Krankheit),  koge,  koege 
(behaftet  mit,  od.  anr/esteckt  von  einer  Seuche 
etc,  cf.  nid.  besmetd,  beschmutzt,  angesteckt 
von  einer  Krankheit)  mit  engl,  coucli  (ekel- 
haftes Etwas)  auf  einen  Stamm  kiig,  kuch, 
kog,  kogli  etc.  in  der  Bedtg. :  Schmutz  etc. 
zurückgehen,  zumal  dieses  koge  od.  kog 
(Grimm,  Wb.  V,  1577)  in  den  oberd. 
Mundarten  die  Bedtg. :  Aas  (Verb.kögo^cn, 
nach  Aas  riechen,  stinken  etc.)  hat  u.  auch 
Schimpf  wort  in  der  Bedtg.:  Schelm,  Schuft 
etc.  ist. 

Zum  ScJilusse  sei  übrigens  noch  er- 
7oähnt,  dass  kücheln  sich  auch  sehr  nahe 
mit  mnd.  (Seh.  u.  L.)  kochclen,  gaukeln, 
Gaukelei  u.  Betrügerei  treiben,  cf.  coeclilen 
(joculari,  ftircinare),  cocclilor  (varonde  man, 
uettelboeve)  berührt  n.  demnaclt,  auch  leicht 
mit  diesem  ident.  u.  also  ein  Iterativ  von 
dem  unter  gökeln  etc.  bereits  angeführten 
kochen  sein  könnte. 

klldieii ,  küclieii  (com  kurzen ,  harten 
trockenen  Husten),  husten,  hüsteln,  hustend 
anstossen  od.  stossiveise  u.  mit  Athembß- 
schwerde  husten.  —  Auch  subst. :  dat  knchen 
od.  küchen.  —  Nd.  kuchen,  küclien,  kücheln 
(dasselbe  u.  auch:  keuchen,  kurzathmig  sein) ; 
nid.  kuch  (trockner  Husten;  Lungenseuche), 
kuchen  od.  kugcheu  (husten,  hüsteln;  keu- 
chen) 11.  kuichen  (keuchen),  soivie  kuk- 
lialzen  (schluchzen);  ioang.  kugje;  aengl. 
cough  od.  coughe,  coghe  (tussis),  coughen, 
coghen  (tussire) ;  engl,  cough  (trockner  Hu- 
sten), cough  (husten).  Wie  kinken,  kakeln, 
kikken  u.  higen,  hikken  u.  mhd.  lachen 
(keichen,  keuchen  etc.)  etc.  zu  einem  Scliall- 
stamm  kik  od.  kak ,  so  gehört  kuchen  mit 
mhd.  küchen  u.  buchen  (hauchen)  zu  einer 
Schcdlivurzel  kuk,  die  ebenso  loie  unser 
Schallstamm :  klak,  knak,  krak  etc.  aus  der 
Bedtg. :  sonus,  fragor,  crepitiis  auch  toieder 
die  von:  Bruch,  Knick,  Biegung,  Krümmung, 
od.  Bruch,  Spalt,  Riss  etc.  erzeugte  «.  laut- 
verschoben die  y  von  hokke,  büke,  hok, 
buk ,  hog ,  hugen  «.  nhd.  h a u  ehe n  (s. 
unter  den  obigen  Wörtern  u.  unter  higen, 
hikken  etc.),  dann  aber  unverschoben  auch 
die  y  von  kuchen  u.  nhd.  kauclien  (hauchen) 
u.  kauchen  (kauern  od.  hocken,  sich  knicken 
od.  biegen,  od.  krümmen,  zusammenziehen 
etc.,  sich  ducken)  ist  u.  auch  in  ausser- 
deutschen  Wörtern  theils  verschoben,  theils 
unverschoben  fortlebt,  wie  dies  in  G  r  i  m  m 
(Wb.  V,  305  etc.)  unter  1  ti.  2  kauchen  zu 
ersehen  ist.  Vergleicht  man  nun  aber  weiter 
das  unter  higen  Gesagte,  so  ist  es  klar,  dass 
auch  das   ags.   ceöcjan   (mag   es   nun   [cf. 


E 1 1  m  ü  1 1  e  rj  die  Bedtg. :  ruminaro,  consi- 
derarc  od.  [cf.  H.  L  e  o]  die  von :  loürgen, 
brechen  etc.  haben)  u.  an.,  ist.  kykja  u. 
koka  (deglutire),  kok  (gula,  fauces  etc.)  wohl 

5  auch  zu  derselben  Schallwurzel  kuk  od.  kug 
(sonare,  tonare,  clamare  etc.,  cf.  Fick  I, 
49  u.  50)  gehören,  da  .ja  auch  die  y  gar 
(schlucken,  schlingen  etc.)  von  gar  (rauschen, 
tönen)  nicht  verschieden  ist  u.  die  davon  er- 

10  loeiterte  y  garg  nicht  allein  die  y  von  Int. 
gurges  etc.,  sondern  auch  die  von.  an.  klaka 
etc.  (s.  unter  krak)  ist. 

kiidde,    Haufe,    Koppel,    JIcerde  etc. ;  — 
'n  küdde  schapen ,   gosen ,   patrisen   etc.  — 

1.5  Nid.,  mnld.,  mnd.  kuddo ;  afries.  keddo; 
nfries.  ked ;  ahd.  cutti ,  chutti ;  bagr., 
Schweiz,  kütt ;  oberd.  u.  nhd.  Kü tte,  Kitte, 
Kette  etc.  —  Sollte  dieses  Wort  in  ähn- 
licher Weise  loie    engl,    chib    (geschlossene 

20  Gesellschaft,  Vereinigung  etc.)  mit  club 
(Keule,  Knüttel  od.  Kloben,  dickes  Stück 
Holz  :=  urspr. :  gespaltenes  od.  abgcspcdtenes 
Etivas  u.  so  auch:  Stück,  Theil  etc.,  bz. 
Abtheilung,  Schaar  etc.  [von  clioban,  kliuban, 

25  klub  etc.],  spalten  etc.,  cf.  kliifcn  u.  Iduft,  kliift) 
vielleicht  mit  mnld.  kodde,  kuddo  od.  kodsp, 
kudse  (clava  nodosa,  stipcs  nodosus) ;  schott. 
(Jamieson)  cud  (a  strong  staf;  a  club); 
engl,  cudgel  (Knüppel,  Brügel  etc.)  verwa)tdt 

30  sein?  — •  Nach  der  ivahrscheinlichen  Ver- 
toandtschnft  von  engl,  club  mit  clioban  (cf. 
kluft  ti.  klöfeu)  od.  mit  Kiifen  od.  klimmen, 
klampe  u.  klumpe  (s.  unter  klampe,  klimpe, 
klnmpe  u.  cf.  auch  klatte  loegen  der  Bedtg. : 

35  dickes  Stück,  Klumpen,  Haufe  etc.)  loürde 
man  nämlich  davon  ausgehen  können,  dass 
die  Bedtg. :  Klumpe,  Haufe,  Knäuel,  Schaar, 
Heerde  etc.  entweder  auf  die  Grdbdtg. : 
spalten,   trennen,   scheiden  (cf.  schär,    von 

40  scheren)  etc.,  od.:  kleben,  zusammenkleben, 
sich  zusammenballen  etc.,  od.  überhaupt  auf 
die  von:  fassen,  haften,  halten  etc.,  od. 
binden ,  verbinden ,  vereinigen  etc.  zurück- 
geht, in  icelch  ersterem  Fall  man  annehmen 

45  müsste,  dass  es  ursp)r.  ein  germ.  Verb,  kidan, 
kad,  kud,  kudun  gegeben  hätte,  dem  zunächst 
(cf.  klatte,  klak,  krak,  knak)  ein  Schallstamm 
kad  (cf.  skr.  gad,  dicere,  loqui,  bz.  urspr. : 
Geräusch  machen,   einen   Schall   od.   Laut 

50  hörbar  machen  u.  von  sich  geben  etc.  u.  mit 
gad,  gand,  tonare  od.  sonare  urspr.  eins)  in 
der  Bedtg.:  sonus,  crepitus,  fragor  etc.  zu 
Grunde  lag  u.  dann  hieraus  ebenso  wie 
knak,    krak  etc.   die  Bedtg. :    Bruch,    Riss, 

55  Spcdte  od.  ivie  klak  «.  klat  (cf.  kladde  etc.) 
die  von  Fleck  (macula),  Schmutz,  Schmiere 
entivickelte ,  eine  Bedtg.,  die  soivohl  (da 
Schmiere  auch  klebt  od.  ein  Klebestoff  ist) 
für  nhd.  Kitt  (urspr.  kütt  od.  ahd.  chutta) 

60  ?t,  kitten,   wie  auch  für  nhd.  Koth  = 


KüDDEL-MUPDEL 


390 


KÜDER-WALSK  KÜTERWALSK 


iüiserm  kwäd  (dies  erfordert  Alles  eine 
germ.  Grdform  kutla,  ahd.  cliuta,  chutta, 
gekürzt  kiul  u.  dies  =  kwail,  cf.  kwäd) 
pusst ,  icegen  deren  lathrscheinlichen  un- 
mitteiharen  Verwandtschaft  dieser  Wörter 
in  G  r  i  ?h  tn  (IVb.)  nachzusehen  sind.  Wäre 
die  Bedtg. :  Haufe  etc.  aber  nicht  aus  der 
von :  zusammen  od.  aneinander  klebendes 
Eticas  hervorgegangen,  so  könnte  man  an- 
statt von  Fleck,  Schmutz  etc.  (als  der 
Bedtg.  des  Schallstamms  kad  od.  kid,  kud) 
auch  von  der  Bedtg. :  Bruch,  Sjtalt,  od. 
breche  n  etc.  ausgehen  u.  kudde  als  Bruch- 
theil,  Stück,  Theil  (als  abgebrochenes  od. 
abgespaltenes  od.  abgescJinittcnes  Etioas) 
«.  so  wieder  als  Ahthcilung  od.  Schaar 
etc.  von  diesem  Stammverb,  ableiten ,  zvas 
sich  der  Sache  nach  auch  ja  ganz  gleich 
bleibt  n.  ivobei  dann  Ja  auch  das  schon 
oben  erwähnte  mnld.  kodde  etc.  mit  küddc 
sich  ganz  ungesucht  von  derselben  j/  ab- 
leiten lässt. 

Zum  Schluss  sei  übrigens  noch  enoähnt, 
dass  die  y  gadh,  gandb,  von  gaden  (fassen, 
halten,  festhalten,  binden,  verbinden,  ver- 
einigen etc.)  auch  für  ein  für  K  i  tt  u.  ahd. 
cutti  anzunehmendes  Verb,  kidan  (kad,  kud) 
in  der  Bedtg. :  binden,  verbinden,  vereinigen 
etc.  nicht  allein  begrifflich,  sondern  auch 
formell  ganz  genau  stimmt,  icährend  die  |/ 
gadh  (verderben,  vernichten  etc.  od.  urspr. 
loohl:  brechen,  knicken  etc.  od.  spalten,  zer- 
kleinern, zermcdmen,  zersplittern  etc.)  auch 
wieder  für  unser  kwäd  ii.  nlid.  Koth  so- 
wohl, als  auch  für  Kitt  (vergl.  die  Bedtg. : 
lutura ,  argilla  etc.  od.  =  lapidam  frag- 
menta  etc.  unter  Kitt  sub  3^,  in  Grimm, 
M^b.)  2)asst.  Da  nun  aber  die  Bedtg. : 
quellen  enttcedcr  auf  der  Bedtg.:  rau- 
schen (cf.  kakcn  u.  wellen,  kwellen)  od. 
hr echen ,  hervorbreche n  etc.  beruht, 
so  würde  sich  auch  das  von  Hildebrand 
(cf  Grimm,  Wb.)  erwähnte  Kett,  sofern 
dies  wirklich  die  Bedtg.  :  Quelle  hatte, 
auch  zu  der  obigen  Wortgruppe  stellen  lassen, 
obschon  es  wahrscheinlicher  ist,  dass  dieses 
Kett  ebenso  wie  ahd.  ketti  (cf.  0.  Scha  de) 
die  Bedtg. :  Grube,  Grab  etc.  (d.  h.  urspr. 
Spalt,  Kluft,  Höhle  od.  Bruch,  Ritze,  Loch) 
hatte  u.  demnach  in  der  Bedtg.:  Bruch  etc. 
zu  der  obigen  ]/  gehört,  cf.  auch  kiinte  etc. 
in  der  Bedtg.  Spalt. 

knddel  -  mnrtdel ,  ivirres  Durcheinander, 
Lumpenpack ,  Lumpenkram  ,  Schmutzkram, 
Schmierkram  etc.;  —  't  is  all'  en  kiuldcl- 
rauddel.  —  Wie  muddel  tvohl  mit  niuddor 
u.  nhd.  Moder  zusammenhängt,  so  dürfte 
kuddel  irohl  =  kudel  (Lumpen,  Fetzen 
etc.?  od.  wirres  Durcheinander,  L^oden, 
wirre  Haare)  od.  =  koder  (Fetzen,  Lappen, 


Lumpen  etc.)  sein.  —  Vergl.  diese  Wörter 
in  Grimm,  Wb.,  ?/.  s.  icegen  der  Ent- 
stehung des  Begriffs  LMppe,  Fetze  etc.  u. 
Schmutz   etc.    aus    einem    Schallstamm    das 

5  Weitere  unter  kladde  u.  klatlc ,  wonach 
dann  auch  dieses  kuddol  od.  kudcl ,  koder 
wohl  zur  Schallwurzel  kiit  (s.  unter  kiuler- 
wälsk,  kautcr,  kütjcu  u.  dem  vorigen  küdde) 
gehört.  m 

10      kudcr-wrilsk,  knterwälsk,   kauderioelsch,       ^ 
fremdlän  discli ,  fron  da  ri  ig ,    u  n  verstau  dlich, 
wunderlich,    sonderbar,    verdreht    etc.;    — 
lie  prötd    (redet)    so  knderwälsk    (od.  he  is 
so  'n    kuderwälskcn  iirotor),  dat    man    hum 

15  hast  hc'l  nOt  forstän  kan;  —  't  is  so  'n  fer- 
droidon  kuterwälskcn  kcrel,  dat  man  hei  net 
wet,  wo  man  mit  hum  d'r  an  is ;   —  dat  is        ■ 
so  'n  kuterwälslcen  kiäm  (od.  sügt  so  kuter-      ■ 
wälsk  üt),  dat  ik  d'r  niks  fan  begr'ip ;  —  he 

20  sag  so  knterwälsk  üt,  as  of  he  net  regt 
dägc  was.  —  Kid.  koeterwaalsch;  mnd. 
kuderwalisch ;  Schweiz,  küderwelsh.  —  Das 
nid.  koeterwaalsch  ist  unmittelbar  von  (cf. 
Weiland,    v.    Dale     etc.)     koeterwaal 

25  (kauderwelsch)  u.  koctcrwaleu  (kauder- 
ivclschen,  kauderwelsch  reden),  koet(>rwaal 
(Kaudenvelschcr,  od.  ein  Wa  1  e,  Wa Hon e, 
Franzose  od.  Roma n c,  der  das  Nieder- 
ländische radebricht  od.  fremdartig   u.  un- 

30  verständlich  spricht)  weiter  gebildet,  während 
die  Vorsglbe  koeter  (bz.  kiiter,  kiider,  Kau- 
dcr,  Kauter)  entweder  einen  unverständlich 
redenden  Menschen  od.  Schivätzer  etc.  be- 
zeichnet, od.  dieselbe  Bedtg.  tvie  Klatsch 

35  u.  Schwatz  in  Klatsch-  od.  Schwatz- Maul, 
od.  eine  ähnliche  Bedtg.  (cf.  unter  kauter) 
wie  P läpp  er  in  Plapper-Maul  u.  Ge- 
plapper hat,  da  dieses  koeter  das  Stamm- 
2vort  von   nid.   koeteren    (radebrechen,  ge- 

40  brechlich  u.  unverständlich  reden,  od.  plap- 
pern u.  lallen  etc.  wie  die  Kinder  etc.)  ist. 
Was  nun  aber  koeter  (wegen  waal,  waalsk 
etc.  s.  unten)  u.  koeteren  (kudern,  kutern, 
kaudern,  kautern)   betrifft,   so   liegt   diesem 

45  entweder  ein  Verb,  kuten,  kauten  (schwatzen, 
lärmen,  unver ständlieh  reden  etc.)  zu  Grunde, 
od.  der  Stamm  kuter,  kuder  ist  in  ähnlicher 
Weise  wie  Klapper,  Klatscher,  Flapper  etc. 
n.  ebenso  wie  kuten,  kauten  direct  von  einem 

50  Schallstamm  kut  (urspr.  germ.  kut  od.  kuth, 
bz.  kwat  od.  kwath,  kat,  kath  od.  kwit, 
kwith,  kit,  kith)  iveiter  gebildet,  der  selbst- 
redend als  Schallwort  auch  im  germ  nn- 
ver schoben  geblieben  sein  u.  sowohl  idg.  kat 

55  als  (wenn  verschoben)  gat  gelautet  haben 
kann  ,  u.  sowohl  unserm  kattcrn  (lärmen, 
plaudern,  schnattern  ;  knattern)  als  kwatjen, 
kwatteln,  kwäteln  u.  vielleicht  auch  2  kettern 
zu  Grunde    liegt.     Erwägt   man    nun   aber 

GO  ferner ,    dass  alle    Verba   mit   der  Bedtg.: 


KUDER-WALSK  KUTERWALSK 


391 


KUF 


sjj r ec h en,  reden,  s  i ii  ff  e n  etc.  a iif 
Schttlhvnrscln  zur ilcJc gehen ,  so  ist  es  auch 
höchst  wcJirscheinlicli,  dass  die  idy.  ]/  Icat 
(cf.  lat.  (jua  u.  CO  aus  i(Uj.  k;i),  Jünnoi, 
schwatzen,  schelten,  xnahlen,  riihmcn  etc. 
(od.  urspr. :  rauschen  u.  schallen ,  soiiare, 
tonare,  crepitare  etc.)  ausser  für  die  ohiffcn 
Wörter  auch  für  ffoth.  qithan,  qat,  qut ;  as. 
quethan ;  africs.  (luctlia  (sprechen,  safjen)  n. 
mnd.  kideren ;  VHinq.  quidderoii  (schwatzen, 
s.  u.  kwattelu,  kwiiteln),  sowie  ferner  für 
das  obige  nid.  koetcron  u.  oherd.  kauderii, 
kauteru  (schreien,  Jcollern  loie  der  loelsche 
Hahn)  u.  Alles  loas  IUI  d  ehr  and  unter 
dem  3.  hau  dem  beibringt  anzusetzen  ist. 
Weiter  vergl.  noch:  mhd.  knie;  mnld.  kuter, 
kuyter  (columbns),  so  benannt  nach  dem 
Girren,  Gurren  od.  Grollen  etc.,  icas  der 
Tauber  hören  lässt,  —  vmld.  kout(colloqniuni, 
fabula,  migac),  loas  KU.  geradezu  durch 
nid.  klap  (sijn.  mit  nhd.  Kl  at  seh)  erklärt 
u.  tvovon  kouteii  (fabulari ,  nngari ,  sermo- 
cinari),  kouter  (fabulator)  etc.  loeitergcbildet 
sind,  was  ja  zweifellos  mit  mnd.  (Sc  h.  u. 
L.)  kuten,  kueteu  (sirrechen,  schwatzen)  u. 
mhd.  kiuten  (dasselbe)  ident.  ist ,  od.  doch 
demselben  Schallstamm  kut,  kwat  atigehört. 
Diesemnach  nun  ivürde  nid.  koeter-  od. 
kouter- waal  wörtl.  soviel  als  Fl  au  der-, 
P  l  app  er-  Wale ,  bz.  ein  pl  app  e  r  n  d  c  r 
Fr  an  z  ose  od.  lio  m  a  n  e  sein,  der  selbst- 
redend ja  auch  für  den  Niederländer 
u.  Deutschen  fremdartig  u.  unverständlich 
spricht  u.  überhaupt  das  ist,  was  man  2üohl 
von  jeher  unter  kaudertuelsch  verstanden 
hat.  Sollte  übrigens  der  1379  in  Bagern 
schon  vorkommende  Name  „khawderwalch" 
(walch  ist  ganz  dasselbe  wie  nid.  waal ,  da 
beide  Formen  auf  v  e  a  1  li  als  Bezeichnung 
eines  Fremden  u.  besonders  eines  Franzosen 
od.  Italieners  zurückgehen,  loie  unter  walsk 
zu  ersehen)  urspr.  einen  welschen  Krämer 
od.  Händler  bezeichnet  haben  u.  das  Wort 
wie  Handel-  od.  Schacher-Jude  von  Kauder 
u.  Walch  zusammengesetzt  sein  (s.  darüber 
Gri m m,  Wb.,  unter  Katcderiv elsch  am 
Schlüsse) ,  so  dürfte  auch  das  nid.  koeter- 
■waal  urspr.  die  gleiche  Bedtg.  gehabt  haben 
u.  erst  später  die  Vorsylhe  koeter  mit 
koeteren  (auch  dies  scheint  ein  aus  dem 
deutschen  kutern,  kudern,  od.  kautern,  kau- 
dern  entlehntes  Wort,  fcdls  es  nicht  wie  mhd. 
kutern,  kuttern  von  kute,  von  mnld.  kuyter, 
kuter  [Tauber,  columbus]  zveiter gebildet  u. 
mit  diesem  auf  ein  altes  kuten  als  Schall- 
verb, vom  Schallstamm  kut  —  kwat  zurück- 
geht) in  der  Bedtg. :  l  ollen  od.  ein  lallen- 
des, gurrendes  Geräusch  machen  u.  so  auch 
undeutlich  reden  etc.,  zusammen  gestellt  u. 
in  Verbindung  gebracht  sein.     Wegen  kuter 


od.  kauter,  kauder  in  der  Bedtg.:  Händ- 
ler od.  Krämer  sei  dann  noch  bemerkt, 
dass  dieses  Wort  urspr.  loohl  einen  Mann 
bezeich}icte,  der  Tausch-  od.  Zwischen- 
5  Handel  trieb,  da  dieses  Wort  zweifellos  mit 
nhd.  kut  (Tausch),  bz.  unserm  kütjen  (s.  d.) 
zusammenhängt. 

1.  kill',  ein  Schwein,  meistens  aber  als 
Lockwort  für   das   Schwein   (kuf!    kuf!  — 

10  kum  kuf!)  gebraucht  u.  dann  auch  wieder 
iu,  Verbindung  mit  swin  (kut'swiii),  statt  kuf 
od.  swiu  allein.  —  Nd.  (Br.  Wb.)  kuf 
(Lockwort  für  Schiveine),  ivovon  auch  die 
Compos. :  kui'swien  u.  kufvarkoii  für  Scliioein 

15  u.  Ferkel. 

Fs  ist  ein  ScJudl-  od.  ein  Ton-malendes 
Wort  u.  zunächst  icohl  Ablaut  von  kif  in 
kifon,  kifken,  was  aber  loegcn  des  dumpfen 
u-Lautes   auf  den    kurzen   grunzenden 

20  Ton  des  ScJnvcins  bezogen  ivurde  u.  dann 
cds  Benennung  auf  das  Schivein  selbst 
überging,  tvie  dies  bekanntlich  bei  so  vielen 
Thier-Namen  der  Fall  ist.  Als  Schallstamm 
steckt  es  daher  auch  (cf.  kloppen  zu  klippeu 

25  n.  klappen)  loohl  im  nd.  (D  ä  h  n  ert)  kuffen 
(mit  gebcdlten  Fäusten  schlagen  od.  stossen, 
puffen,  knuff'en),  (Schütze)  kuffeu  (ohr- 
feigen); nhd.  (Grimm,  Wb.)  Kuffen 
(Prügel,    Schläge);    sächs.    kuffen    (prügeln 

30  etc.)  ;  schwed.  kuffa  (stossen,  schlagen)  ;  engl. 
cuff  (Faustschlag,  Schlag  mit  den  Klauen 
etc.),  cuft"  (mit  Fäusten  schlagen,  durch- 
ivalken,  knuffen,  mit  den  Flügeln  od.  Klauen 
schlagen,  mit  den  Knien  aneinander  schla- 

35  gen,  die  Hände  um  die  Brust  schlagen,  um 
sicJi,  zu  erwärmen),  cuff  (sich  schlagen,  sich 
balgen),  tvobei  sich  beim  Vergleich  des  mit 
kuffen,  engl,  cuff  etc.  ganz  syn.  knuffen, 
gnuffen,    gnubben    (s.    d.)   auch   das  Merk- 

40  loürdige  ergiebt,  dass  knuffen  im  nid.  loieder 
die  Bedtg. :  y  r  u n z e  n  (od.  wie  v.  Laie 
sagt:  knorren  als  varkens)  hat  u.  das  Subst. 
knuf  (cf.  V.  Dale)  nicht  cdlein  einen  ein- 
maligen grunzenden  Ton,  sondern  auch  ein 

45  Etwas  od.  Wesen  das,  od.  Person,  die 
grunzt,  bz.  ein  grunzendes  u.  knurrendes 
Etwas,  od.  einen  Grunz  er  (Grunz-Wesen, 
Grunz-Person)  bezeichnet  u.  sich  dadurch 
auch  ivieder  unser  kuf  einestheils  cds  Ono- 

50  matopöie  eines  dumpfen  grunzenden  Tons 
■u.  ander ntheils  als  Benennung  des  S chw  e i- 
nes  als  grunzendes  Wesen  u.  drittens 
auch  (ebenso  loie  der  Schallstamm  knuf, 
gnuf)  von  knuffen  wieder  cds  den  Stamm  von 

55  kuffen  u.  engl,  cuff  bestätigt.  Vergleicht 
man  nun  aber  wieder  den  wechselnden  An- 
laut von  knuffen,  gnuffen,  so  liegt  der  Stamm 
guf  von  guffel  (alberner  thörichter  Mensch, 
Narr)  u.  unserm  guffeln   (dumpf  u.  albern 

60  lachen),  engl,  schott.,  bayr.  guff,  goff  (Dumm- 


KÜF 


392 


KÜF  KUF-SCHIP 


Tcopf,  Thor,  Narr)  lautlich  u.  begrifflich  so 
nahe  zu  kuf,  rfas*-  die  urspr.  Gleichheit 
beider  Schallstämme  kaum  abzuweisen  ist, 
ti.  icenn  7noit  nun  oben  unser  guttel  u.  schalt. 
guff,  goff  (S.  unter  guffeln)  zu  schott.  chuf 
(clown),  cufe  (a  simpletou)  u.  coof,  cufe  (a 
silly  dastiU'illy  fellow)  venjleivht  (Ja  m  i es  o  n 
sagt  von  cliuf :  evideutly  tlie  sanie  with  cufe), 
so  dürfte  auch  dies  u.  beim  Vergleich  von 
knuffig  ('ii  knuffigen  kerel,  ein  ungeschlachter, 
grober  Kerl)  zu  knuffen  aucJi  vielleicht  das 
aengl.  (St  rat  man  n)  cliuffo,  choffe  (rusti- 
cus),  engl,  cbuft'  (Grobian,  Lümmel,  Bauer, 
Dummkopf  etc.)  mit  den  obigen  Wörtern  zu- 
sammenhängen. Ob  nun  aber  das  engl,  cuff 
(Mann  od.  Person  etc.;  an  old  ouff)  u. 
aengl.  cuffe,  engl,  cuff  (Manschette,  Iland- 
krause,  Aermelumschlag  od.  Aufschlag  am 
Ende  des  Aermels)  auch  mit  engl,  cuff' 
(Schlag  od.  sich  schlagen  etc.),  od.  nicht  viel- 
mehr mit  an.,  isl.  kuti  (persona,  larva;  cu- 
cullus),  bz.  mit  unscrm  küfke  u.  2  kuf,  od. 
überhaupt  mit  dem  u-citverbreitetcn  Stamm 
„kuf"  als  Bezeichnung  dessen,  was  Etwas 
ein-,  um-  od.  in  sich  fasst,  od.  icas  ein 
anderes  Etwas  bedeckt  etc.  (cf.  kappe  u. 
kop  etc.,  sowie  auch,  dass  unser  dop  [u. 
auch  wohl  dobbe]  formell  u.  begrifflich  das- 
selbe wie  nhd.  Topf  u.  dagegen  unser  top 
[isl.  ki'ifr  ist  auch  =  dän.  top]  wieder  for- 
mell dasselbe  wie  nhd.  Zopf  ist)  u.  auch 
die  Spitze  etc.  von  Etwas  ist,  zusammen- 
hängt, icage  ich  nicJit  zu  entscheiden.  Ver- 
gleicht man  indessen,  dass  stülpe  ei)i  Sturz- 
Ding  bezeichnet  u.  stülpen  auch  die  Bedtg. : 
stürzen  etc.  Juit,  bz.  dass  das  Stammverb. 
stilpau  (hemmen,  aufhalten)  icahrscheinl. 
urspr.  die  Bedtg. :  Stoss,  Fall  od.  Sturz  etc. 
machen  (ein  Stoss  od.  Prall  hemmt  auch 
den  Fortgang  von  Etwas)  od.  stossen,  nieder- 
stossen,  stürzen,  Fall  machen,  bz.  schlagen, 
puffen,  niederschlagen  u.  stürzen  hatte,  so 
tcürde  sich  auch  von  kuffen  od.  dem  Schall- 
stamm „kuf"  als  Bezeichnung  eines  Schlages, 
od.  Stosses,  Pralls  u.  Falls  od.  Sturzes  etc. 
auch  das  engl,  cuff'  (Manschette  od.  Aermel- 
Aufschlag,  bz.  dasselbe  wie  Stulpe  =  Sturz- 
Ding)  icohl  von  kuffen  (schlagen,  puffen, 
einen  Stoss  od.  Puff  geben  u.  einen  Puff'  od. 
Sturz,  Fall  [auf  Etwas]  machen  od.  einen 
Prall  [u.  so  auch  eine  Hemmung]  geben, 
wodurch  ein  Etwas  eine  Zurückbewegung 
macht  M.  über  ein  anderes  Etwas  Jiin über- 
stürzt u.  sich  darüber  hinlegt)  ableiten  lassen, 
da  ein  Aermelumschlag  ja  auch  ein 
zurückschlagendes  od.  zurückprallendes  Et- 
was ist  u.  auch  eine  Manschette  ein  Um- 
schlag (um  Etwas  herum)  ist,  wie  Ja  auch 
u  m  s  1  a  g  die  Bedtg. :  Hülse  od.  Tute 
etc.  u.  Schutzding  etc.  hat. 


2.  knf,  od.  kuf-schip,  Seeschiff  von  breiter 
plumper  Bauart,  mit  zwei  Masten  u.  rundem 
Spiegel.  Sie  icerden  wohl  nur  hier  an  der 
Küste  u.  in  Holland  gebaut;  iind  den 
5  Schmacken  ähnlich ,  doch  meistens  grösser, 
u.  untersclieiden  sich  von  diesen  hauptsäch- 
lich dadurch,  dass  der  Besahnmast  nicht 
wie  auf  den  Sehmacken  niedergelegt  werden 
kann,  sondern  feststeht.  —  Sprichw. :  kuffen 

10  un  smakken  sunt  wareibakken.  —  Xld.  kof. 
kuf.  —  Da  die  Bedtg. :  Behälter  od.  Gefäss 
etc.,  Boot  od.  Kahn,  Kasten,  Schiff  u.  Hütte, 
kleines  Haus  etc.  sich  öfters  in  ein  u.  dem- 
.<ielben  Worte,  od.  doch  sehr  nahe  verwandten 

15  Wörtern  vereinigt  finden  (cf.  z.  B.  1  bot, 
od.  2  kare,  od.  scbap  u.  scbip  etc.,  sowie 
u)Uer  kupe,  bz.  nhd.  Kufe  in  Grimm, 
Wb.)  so  ist  wohl  anzunehmen,  dass  dieses 
Wort  von  nid.  kof,  kuf;  mnd.  kuffe,  küffe, 

20  kift'e;  nd.  (Br.  Wb.,  Schambach  etc.) 
kitfe,  küöe ;  schwed.  kyffe  (Haus,  Hütte, 
gemeines,  schlechtes  Haus,  Kneipe,  Bordell, 
Spelunke  etc.),  wobei  (vergleiche  auch  bei 
Seh.  u.  L.    im    mnd.    Wb.    die  unter  kuffe 

25  etc.  angefahrten  Stellen,  wonach  zwischen 
kuft'e  u.  kifte  anscheinend  ein  Unterschied 
besta)id,  da  dort  Ja  küfeuer,  cosathe  u. 
kiftner  auch  anscheinend  Dorfbewohner  ver- 
schiedenen   Standes    sind)    kiöe    tcohl    mit 

30  dän.  kippe;  schott.  kip  (Kneipe,  kleine 
Schenke,  gemeines  Haus,  Bordell)  ident. 
u.  woJil  mit  Kiepe  (cf.  kipe  u.  s.  Wei- 
teres unter  Kiepe  u.  Kiffe  in  Grimm, 
Wb.)  eines    Ursprungs   ist,    während   kuffe 

35  lautlich  u.  begrifflich  zu  an.,  isl.  koti  (tu- 
gurium)  etc.  stimmt  u.  dann  von  Hause  aus 
auch  wieder  daS'^elbc  Wort  wie  ags.  cofa 
od.  icohl  auf  alle  Fälle  desselben  Stammes 
wie  dieses   u.    ags.  cufie  etc.    sein    tcird  u. 

40  dann  vielleicht  mit  diesem  zu  einer  }/  gup 
(s.  unter  kau)  gehört,  wobei  noch  zu  be- 
merken, dass  nhd.  Koben  (s.  unter  kubbe 
u.  kübbing)  u.  Kober  beide  auch  mit  ags. 
cofa  unmittelbar  zusammenhängen  od.  doch 

45  auch  derselben  y  angehören. 

Vergleicht  man  nun  aber  iveiter  die  schon 
unter  1  ku(  angezitgenen  Wörter:  an.  kuti 
(persona,  larva;  cucullus),  ki'ifr  (convexitas 
od.  dän.    top),    tialla-küfr    (nebula  moutium 

50  apices  tegens)  zu  den  verschiedenen  Bedtgn. 
von  hüfe,  kappe  u.  kop  «.  den  dazu  ange- 
zogenen Wörtern,  sowie  auch  (Fick  I, 
536  seq.)  die  zur  }'  kup  u.  kubli  gestellten 
Wörter:    grieeh.    kiii)to    (bücken),    küphos 

55  (Buckel,  Krümmung,  Wölbung),  knhos  (Wür- 
fel), kübiton,  kübölon  (Ellenbogen),  küpe 
(Vertiefung),  kupbe,  kube,  künibö  (Kopf), 
kumbos  (Gefäss,  Becher),  kumbö  (dasselbe 
u.    auch   Kahn    od.    Boot,    kleines    Schiff), 

GO  kübas  (Urne,  Aschenkrug)  etc. ;   lat.  cumbo 


KUFFER  393  KUGEL 

ßiegen,  cf.  dazu  auch  ags.  cofo,  Lager,  (ahruudeu,  ahstunqyfen;  aufhäufen  etc.)  ver- 
Bett etc.),  ciihhum  (EUcnboc/cn),  cn\)a  (Grab-  %vandt  ist,  da  das  deutsche  Kuppe  od. 
nische,  hs.Fass,  Tonne,  cf.  kupe) ;  skr.  urspr.  ku[^a  od.  ku]^]\a  genau  einejn  an.  kufa, 
kupa  (WagebaRen),  küpa  (Grube,  Höhle,  entspricht.  Weiteres  vergl  unter  kop  u. 
Brunnen),  knmba  (Kopf,  dicJies  Ende  eines  5  2  kiif  etc.,  bz.  unter  kau,  sowie  H.  Leo 
Holzes,  weiblicher  Kopfpidz),  kumbha  (Kopf,  (pag.  355),  der  neben  ags.  cofa  auch  ein 
Krug,  Urne,  Ascheulcrug),  kakubh  (Kuppe,  ags.  cufRe  (Haube,  KopfbedecTcung  etc.)  an- 
Gipfel etc.,  cf.  an.  kufr,  ^Top  od.  Gipfel  etc.,  führt,  ivas  für  ital.  cuffia  formell  am  besten 
bz.  convexitas)  etc.;  lit.  kumpis  (krumm),  stimmt.  Weiter  vergl.  auch  aengl.  cuffe, 
kupstas  (Hügel),  kiipra  (Höc/rcr),  knpeta  10  engl,  cuff  (Manschette,  Handkrause,  Aermel- 
(Heuhaufen)^kiiph(Haufe)i),kM\\)as(Haufe)  Umschlag),  was  vielleicht  besser  hierher  zu 
etc, ;  ahd.  hovar  (Buckel),  hubil  (Hügel),  ziehen  ist,  cds  zu  den  unier  1  «.  2  kuf  er- 
hüfo  (Haufe,    cf.  B  höp    u.  zu  der  Bedtg. :        wähnten  Wörtern. 

krümmen  u.toölben etc. auch2hoi^)eic., so  mu.'is  ku^e],  Kugel.  —  Die  Composita  meist  wie 

man  beim  Vergleich  des  von  Fick  (1,537)  15  im  Hochdeutschen.  —  Nid.  kogel ;  miild., 
atifgestellten  1  kumbha  (cf.  dazu  kumme),  mfläm.  koghcl,  keuche],  kughel,  koeghel ;  7id. 
kubha  (Kopf,  Kuppe,  Haube,  cf.  unser  hüfe  kugcl  it.  (S  chamb  ach)  koüe;  mhd.  kugele; 
u.  küfke)  auch  1  kuf  u.  an.  kofi,  sowie  auch  md.  kugele  m.  (contrah.)  knie,  ivie  auch 
an.  kufl  u.  kufr  (s.  oben)  als  unmittelbar  schwed.  kula,  /.s7.  kula  (globus,  tumor,  tuber) 
mit  einander  verwandt  ansehen  u.  auch  20  u.  norw.  kula  (wegen  kiila  s.  übrigens  unter 
fast  annehmen,  dass  ihnen  .mmmtlich  eine  2  kullern);  an.  kogla  (nach  kogla,  kugeln, 
y  mit  der  Bedtg.:  krümmen,  biegen,  icöl-  zu  schliessen) ;  dän.  kugle;  mlat.  cogilnm  u. 
ben  etc.  (mag  s'ie  nun  urspr.  gup,  gubh,  (cf.  KU.)  ital.  cogula.  —  Es  bezeichnet  ein 
gumbh,  od.  kup,  kubh,  kumbh  gelandet  haben)  rundes  od.  rundliches  Etwas  (gleichviel  ob 
zu  Grunde  liegt.  Ha^^s  übrigens  manchem  25  völlig  rund,  od.  ob  länglich-  od.  flachrund 
dieser  Wörter  auch  eine  y  gabh,  gap,  ab-  u.  halbrund  etc.,  bz.  eine  Erhabenheit  od. 
lautend  guhh,  gup  mit  der  Bedtg. :  gaffen  eine  Verdickitng  etc.)  wie:  Knauf,  Knopf, 
od.  klaffen  (cf.  gapen ,  jappeu  etc.),  bz.  Knäuel,  kugelförmiges  Ende  od.  die  End- 
spalten etc.  zu  Grunde  liegen  kann  u.  selbst  verdickung  des  Arm-  od.  Schenkelbeins, 
die  Wurzeln  kap,  kup  aus  idg.  skap,  skup  30  Knauf  des  SchweHes,  Beule,  Geschioür  etc. 
entstanden  sein  können,  darüber  vergl.  auch  (cf.  das  zweite  Kugel  in  Grimm,  Wb.) 
kop,  soivie  scbip  u.  schap  etc.  u.  ist  demnach  auch  mfläm.  kogbel  (manche 

kuffer  (nimin.knfiorije),Koffer  od.  Kiste,  de  l'espee  ou  glaive) ,  mnld.  (KU.)  koghel 
Truhe  etc.,  huuptsächlich  zur  Benutzung  auf  (ensis,  pila  cajmlaris),  bz.  koghe  (capulus 
Eeisen.  —  Bekanntlich  aus  franz.  cofre  (an-  35  gladii  od.  cogilum,  in  legibus  ripuar.  Fran- 
geblich  aus  lat.  cophinus,  (/.  Diez  I,  133)  corum,  cf.  KU,  pag.  310),  soioie  ausser 
od.  nach  Andern  vielleicht  aus  dem  deutschen  norio.  (Jv.  Aasen)  kjogla,  kula  (kugel- 
Kober  in  nd.  Lautstufe  kovQv  0(7.  kofer  förmiger  Ausiouchs  eines  Baumes)  auch  wohl 
=  ags.  ceoie],ceoü  (Korb),  ivnr über  Weiteres  norw.  kogla  (mit  den  Nebenformen:  kugla, 
bei  Hildebrand  (Grimm,  Wb.)  unter  40  kogoll,  kokla,  kokul,  kjuka,  kongla,  cf  Jv. 
Kober  u.  Koffer  zu  ersehen.  Aasen),  dän.  kogle  (Fichtenapfel,  Tannen- 

küfeke,  kufke,  Häubchen  od.  auch  ein  zapfen),  isl.  könguU  od.  köugull  (strobilus 
Hütchen  was  oben  auf  dem  Kojjfe  sitzt  u.  sive  semen  pinuum  abietum  etc.)  urspr.  das- 
demselben  keinen  od.  doch  nur  geringen  selbe  wie  kugel  u.  in  seiner  allgemeinen 
Schutz  gewährt;  —  se  hed  'n  küfke  up  de  45  Bedtg.  nicht  davon  verschieden.  Zu  norw. 
kop ;  —  sett'  dat  küfke  dog  of  un  sett'  'n  kogla  u.  den  Nebenformen  kogoll,  kongla  «. 
ördendliken  hod  up,  dat  ding  sügt  je  ferriikt  kokla,  kokul  vergleicht  Jv.  Aasen  isl. 
üt.  —  Wie  hüfke  od.  hüfeke  von  hüfe,  so  köggull,  lods  einerseits  wie  isl.  köckull  die 
ist  küieke  ein  Dimin.  von  einem  ^mgebräuch-  Bedtg.:  Klumpe,  Kloss  etc.,  bz.  gleba,  gru- 
lichen  küfe,  kufe  =  7nnd.  kofe,  koyfe ;  nid.  50  raus  pultis,  andrerseits  aber  auch  die  von: 
kuif  (Haube,  Kopfzeug,  Kappe,  frisirter  Knöchel  (articulus  digitorum)  hat  u.  damit 
Haarbusch,  Haube  od.  Federbusch  der  'i'^ögel),  auch  zu  kugel  in  der  Bedtg.:  Endverdickung 
Bimin.  kuifje  (Häubchen  etc.),  tvas  zunächst  des  Arm-  od.  Schenkelbeins,  od.  kugelför- 
loohl  mit  mnld.  koyife  od.  coifie  (cf.  Diez  miges  Haupt  desselben  od.  auch  =  Kothe 
I,  149  u.  Weiteres  unter  hüfo)  aus  franz.  55  im  Fesselgelenk  der  Pferde  (cf.  Grimm, 
coiffe  od.  ital.  cuffia  entlehnt  ist,  jedoch  auch  Wb.,  unter  Kugel  sub  5<^)  stimmt,  während 
soivohl  mit  an.,  isl.  kufl  (cucullus  etc.)  als  die  Bedtg. :  rundliches,  dickes,  klumpiges 
küfr  (convexitas  od.  Kuppe,  Gipfel,  Scheitel  Etwas  von  isl.  köngull  od.  köngull  auch 
etc.  =  dän.  top);  norw.  kuv  (rundlicher  toohl  durch  das  Compos.  köngul-lö  (aranea, 
Gipfel,  runde  Erhöhung,  Buckel  etc.),  kuva  60  cf.  das  zweite  kongla  =  Spinne  u.  Weiteres 


KUGELN  KUEGELN 


394 


KUKELÜREN 


unter  kougur-vaava  =  ish  küngul-vofa,  so- 
icie  auch  kongiil  l'raubc  Ot.L  Haufe,  Klum- 
2)en  von  Beeren  od  ähnlichen  Früchten,  bei 
Jv.  Aase  n)  bestätigt  icircl,  da  dieses  kün- 
gull  (sei  es  nun  in  den  Vompos.  kougul-lö 
u.  köngul-vofa,  od.  i)i  dem  einfachen  norio. 
kongla  =  kogla  etc.,  s.  oben)  sich  doch  auch 
nur  wie  im  dän.  edderkop  (wörtl.  Eiter- 
kopf,  da  die  edder  dasselbe  wie  unser  atter 
ist)  auf  den  rundlichen  od.  dicken  geschwolle- 
nen Leih  der  Sjiinne  bezieht,  währoid  das 
isl.  16  in  küugul-lö  dasselbe  Wort  wie  norw. 
lö  (gjoedsel,  moeg,  Dreck,  3[ist,  Jauche  etc., 
cf.  2  adel  u.  atter)  ist  u.  demnach  auch  das 
('o7npos.  küngul-lü  (aranea)  icörtl.  wohl  so- 
viel als  einen  mit  Eiter  gefällten,  giftge- 
schwollenen rundlichen  Kör2n'r  od.  einen 
Eiterklumpen,  Jauche-Klumpen  etc.  bezeich- 
net. Vergleicht  man  idirigcns  Alles,  was 
Fick  (I,  568)  zu  2  gal  stellt,  nämlich  einer- 
seits die  redupl.  Form  gagala  für  Kegel 
u.  Kugel  n.  andrerseits  die  aus  galva  um- 
gesetzte Form  gläva  =  ahd.  cliuwa  (cf. 
klein  etc.),  sowie  weiter,  dass  er  zu  galandi 
(Eichel)  auch  skr.  gula  ».  glans  (penis),  bz. 
guli  (Pille,  Kugel)  stellt,  so  würde  dazu 
auch  unser  ki'il  in  kiilliars  u.  kul  in  külliän 
(penis)  stimmen,  loorüber  Weiteres  auch 
unter  Kaule  in  Grimm,  Wb.,  zu  ver- 
gleichen ist.  —  Vergleicht  man  nun  aber 
zu  kugel  u.  isl.  kongull,  köggull,  köckuU 
etc.  icieder  unser  klöt  u.  klute,  bz.  dass 
klöt  neben  den  sonstigen  mit  kugel  etc. 
übereinstimmenden  Bedign.  auch  die  Bedtg. : 
Hode  (testis,  testiculum)  hat,  so  ist  es 
fast  zweifellos,  dass  kugel  nur  eine  ver- 
dumpfte  Form  von  ags.  cigel  (testis)  ist 
u.  mit  diesem  u.  nhd.  Kegel  auf  eine 
u.  dieselbe  alte  Grdfonn  zurückgeht,  wor- 
über Weiteres  unter  kegel  (vergl.  auch 
Kegel  u.  Kugel  in  Grimm,  Wb.)  ver- 
glichen IC  er  den  mag. 

kabeln,  kugeln,  kugeln,  ballen,  rollen, 
tvälzen,  schiessen,  iverfen  etc. ;  —  he  kugeld 
sük  tosamen;  —  he  kugeld  sük  rundum;  — 
he  kugeld  dat  kind  up  de  däle  herum;  — 
he  kugeld  (od.  kugeld)  up  de  fogels  (od. 
appels  etc.) ;  —  se  kugeln  (od.  kugeln)  sük 
mit  stenen  (od.  kluten,  sneballcn  etc.).  — 
Auch  subst.:  de  jungens  könen  dat  kugeln 
(od.  klütjen  etc.)  net  laten.  —  Kd.  kugeln, 
kiieln;  nid.  kogelen ;  rnnld.  kughelen ;  an. 
(M  ö  b  i  u  s)  kogla. 

kngel-rund ,  kugelrund,  rund  ivie  eine 
Kugel. 

kiijön,  Cujon,  Schurke,  nichtswürdiger 
Kerl  etc.  —  Aus  franz.  coyon,  coion  (Bären- 
häuter, Memme)  u.  dies  mit  ital.  (D  iez  1, 
133)  coglione  (auch  Schimpfwort  =  Memme, 
Schuft   etc.),   mdartl.    cojon;   span.    cojon; 


prov.,  franz.  coillon  (tcsticulus,  wovon  auch 
engl,  culliou,  Schurke,  Hundsfott,  Lump) 
etc.  aus  lat.  coleus,  was  neben  Sack, 
Schlauch  auch  die  Bedtg.  Hode  hat  u. 
5  mit  culeus  (Sack,  Hodensack)  wohl  urspr. 
eins  ist.  Wegen  culeus  cf.  bei  Fick  II, 
67  das  Thema  koleyo  (Behälter)  u.  Weiteres 
unter  1  kal  (I,  5.27),  sowie  unter  2  liälen 
M.  hülle  etc. 

10  knjoiiei'der,  Cujonirer,  Mensch  der  Jeder- 
ma)in  cujonirt. 

kiijüiu'i'on,  cujoniren,  schimpflich  od. 
schnöde  u.  schlecht  behandeln,  hudeln,  quälen 
etc. ;  —  he  kujonerd  en  net,  war  hv  man  kan  ; 

15  —  Auch  subst. :  dat  kujonereu  geid  de  hole 
dag  an. 

kiikelüren,  t'o»  einem  Versteck  aus  wonach 
kucken  u.  spähe)>  od.  wie  ein  abgeschlossen 
lebender  u.  unbeschäftigter  Mensch  schauen 

20  u.  lauern,  od.  ausguckoi  wonach,  die  Zeit  mit 
Auskucken  hinbringen,  worauf  warten  etc. ;  — 
he  sitt  de  ganso  dag  to  kukelüren,  of  d'r  nig 
wat  kumd,  of  förbi  geid;  —  se  sitt  achter  't 
gardintje  to  kukelüren.  —    Nd.  (B  r.   Wb.) 

25  kukelüren ;  nid.  koekeluren.  —  Dieses  Wort 
wird  gewöhnlich  im  ersten  Theil  kuku  (rf 
B r.  Wb.  u.  v.Dale  etc.)  mit  nhd.  kucken, 
gucken  (cf.  kiken)  in  Verbindung  gebracht 
n.  iveiter  angenommen,  dass  der  zweite  Theil 

30  mit  lüren  (lauern)  ident.  sei.  Da  aber  nach 
Weiland  das  nid.  koekeloeren  zunächst 
die  Bedtg. :  einsam  leben,  zu  Hause  bleiben 
u.  ferner  ivie  auch  dän.  kulvi  Iure  die  von  : 
faulenzen,    unthätig   sei)i   etc.    hat  u.   auch 

35  f?rts  Br.  Wb.  neben:  verborgen  lauern, 
lange  u.  vergeblich  warten  etc.  dieses  Wort 
mit:  eingesperrt  sein,  im  Gefängniss  warten 
u.  lauern  etc.  erklärt,  so  dürfte  die  Connexi- 
tät  u.  Identificirung  mit   kucken  u.  lau- 

40  e  r  n  doch  ivohl  sehr  fraglich  sein.  K  ilian 
hat  nämlich  ein  Subst.  kokerol,  loas  nach 
ihm  die  Bedtg.  Schnecke  hat  u.  fig.  auch 
einen  Menschen,  der  icie  eine  Schnecke  lebt 
u.  ein  Schneckenleben  führt,  bezeichnet  u.  zu 

45  tvclchem  er  ein  sjmn.  cacarol  anführt.  Zu 
diesem  kokerol  stellt  er  eine  zweite  Form 
kokeloer,  was  mit  norw.  kukkelur,  isl.  kuke- 
lur  (Schnecke)  ident.  ist  u.  wonach  dann  die 
Endung  lur  loohl  aus  rul,   rol  als  Endung 

50  von  kokerol  =  span.  cacarol  umgesetzt  ist. 
Von  diesem  m)dd.  kokerol  ».  kokeloer  ist 
nun  ein  Verb,  kokerolien  u.  kokeloeren  mit 
der  Bedtg.  (KU.):  leben  wie  eine  Schnecke 
od.   ein   Schneckenleben  führen,    im  Hause 

55  versteckt  leben  od.  sich  versteckt  halten  etc. 
weiter  gebildet,  woraus  sich  nach  dem  Obigen 
ganz  zweifellos  (u.  zwar  in  volksthümlicher 
Weise  gerade  mit  Anlehnung  an  das  deut- 
sche  kucken    u.  unser  lüren)    die  jetzige 

60  Bedtg.  von  kukelüreo  entwickelt  hat.    Läge 


KUEK                             395  KUEKEN 

min  aber  neben  kokeloor  nicht  die  Form  (Kiiss)  dann  eine  Kürzung  sein  Mnnte.  Vergl. 
kokerol  od.  span.  cacarol  vor,  so  loürde  man  übrigens  Weiteres  unter  küs. 
vielleicht  annehmen  können,  dass  koko  ent-  kiikel-liän,  GocJcelhahn.  Dimin.  kükel- 
weder  aus  lat.  Cochlea  od.  besser  wohl  noch  liäntje.  —  kükcl  u.  Gockel  sind  Schall- 
aus concha  entstanden  u.  eben  das  span.  5  tvörter ,  die  ein  Geschrei  bezeichnen,  cf. 
coca   =   Muschelschale    od.    Seeschnecken-  weiter: 

gehäuse  sei  (auch  an.,   isl.  kongr,  konkr  in  kiikelii-kü,    od.   kükerüku ,    kikeriki.    — 

fiörukongr,  bz.  fiörukonkr  [troclius,    Cochlea  Es    bezeichnet    das  Geschrei  des  Hahns  u. 

minima]  =  kuknlur  [cf.  Biörn  Hai  der-  ist   mit   kakeln    od.    gackern    (cf.    auch 

son]  ist  aus  lat.  concha  etc.  entlehnt,  wor-  10  küken)    wohl    eines    Ursprungs.     —     Dazu 

über  Weiteres  unter  kogga)  u.  dann  an  dieses  das    Kinderlied    bz.    Verwunderungs-Lied: 

koko  als  Muschelschale  od.  Schneckengehäuse  kükelükü !    de  rode  hän,   truk  sin  fergüldte 

ein    nid.    leere    od.    nd.    Iure  =  mhd.  Iure  sporen    an.     Wo    wid    wult    du   den  riden  ? 

(schlauer,  hinterlistiger  Mensch,  od.  Mensch  fau  hir  na  Lammerdiden.     Do  he  to  Lammer- 

der  auf  der  Lauer  od.  im  Hinterhalt  liegt,  15  dideu    kwam,    do    sat    de    ku    bi  't    für  un 

ein  Laurer  od.  lauerndes  Etioas,  gleichviel  spnnn,  dat  kalt"  lap;  in  de  weg'  un  sung,   de 

ob    Thier   od.    Mensch)    angehängt   sei    u.  hund  de  kemmde  d'  botter,   de   katte  wusk 

kokeloer  somit  wirklich  einen  Jjaurer  in  de  schütteis,  de  fleddermüs,  de  fägde 't  hils, 

einem  Sehne  cken  gehäuse  bezeichnet  de  swälfkes  drogen  d'  drek  d'r  ut,  mit  hör 

habe,  eine  Bezeichnung,  die  ja  für  eine  im  20  fergüldte  flögeis,  sunt  dat  not  dikke  lögens  ? 

Schneckenhause  versteckt  liegende  Schnecke  Dar  achter   de   grote   schürdör,    dar  satten 

sehr   gut  passt.     Was   nun   aber   das  nid.  dre  kapuueu  für,  dar  bakden  se,  dar  hröedeu 

kokerol  u.  das  von  KU.    dazu  gestellte  ca-  se,    dat  ber  wul'  hör  fersüren,    do  repen  se 

carol  betrifft,    so   ist  es  auch  bei  Letzterem  de   büreu;    de    bCiren  wurden    drunken,    do 

sehr  leicht  denkbar,   dass  es  urspr.  für  co-  25  dansden  se  up  klumpen ;  de  klumpen  gungen 

carol  steht  u.  überhaupt  (nach  nid.  kokerol  in  stükken,  do  dansden  se  up  krükken,    de 

sollte  man   das  fast   glauben)  für   cocarol  krükken  gungen  of,  do  dansden  se  in  't  hof ; 

verschrieben  ist  u.  ivenn  man  nun  vergleicht,  dat  hof,    dat  was    so   glat,    do    laggen    alle 

dass  das  span.  rollo,    rol    ivie  das  deutsche  büren  plat. 

Bolle  od.  franz.  röle  (aus  rotula,  bz.  ro-  30  küken,  Küken;  a)  Junges  von  Hühnern, 
tulus,  cf.  rulle)  ein  zusammengewickeltes  Enten,  Gänsen  etc.;  —  höner-,  änt-küken 
Etwas,  bz.  einen  runden  od.  länglich  runden  etc. ;  —  Bedensart.  u.  Sprichxv. :  he  hed  gen 
walzenförmigen  Gegenstand  bezeichnet,  so  kind  of  küken;  —  he  is  'n  mal  (od.  wild) 
toürde  man  auch  annehmen  dürfen,  dass  küken  (ein  tvunderlicher,  verdrehter,  bz.  lu- 
cocarol  od.  nid.  kokerol  ein  Compos.  von  35  stiger,  ausgelassener,  liederlicher  Mensch); 
coca  (3Iuschel,  Muschelschale,  Gehäuse  etc.)  —  he  is  't  lefe  küken  (od.  nüstküken) ;  — 
u.  rol  (Bolle,  Walze  od.  ein  ähnlicher  rundl.  dat  is  'n  slumpslag,  twalf  eier  un  dartein 
Körper)  sei  u.  demnach  cocarol  urspr.  wirk-  kükens ;  —  eier  in  de  pann',  dat  gifd  wol 
lieh  eine  Muschel- Walze  od.  walzen-  koken,  man  gen  kükens;  —  b)  der  Eiter- 
förmige  rundl.  Muschel  bezeichnet  40  stock  od.  Eiterpfropf  in  einem  bösen  Ge- 
habe, ganz  wie  auch  lat.  trochus,  turbo  etc.  schivür,  bz.  das  härtliche  u.  dicke  Stück 
zur  Bezeichnung  ähnlich  gestalteter  Muscheln  Eiter,  welches  einerseits  immer  ivieder  er- 
verwandt sind.  neute  Eiterung  erzeugt  u.  andererseits  auch 
kük  (Dimin.  kükje,  küktje),  Kuss;  —  das  Klopfen,  Pulsiren  od.  Jucken  u.  Stechen 
gif  mi  'n  kük.  —  Nid.  (provinz.,  cf.  v.  45  in  einem  Geschtoür  verursacht ;  —  so  lank 
Dale)  kuk;  goth.  kuk  (in  kukja,n,  küssen).  as  't  küken  d'r  net  üt  is,  fangd 't  altid  fan 
—  Vergleicht  man  lat.  osculum  (Mündchen,  neisen  an  to  swellen ;  —  du  must  bäter 
Mäulchen;  Kuss)  u.  unser  tütje  (Kuss),  drükken,  dat  't  küken  d'r  6k  üt  kumd, 
tütjen  (küssen)  von  tute,  tüte,  tut  etc.  (Mund,  anders  kan  de  swell'  net  helen.  —  Nd. 
Oeffnung,  Ausgussrohr),  so  dürfte  auch  knk,  50  küken;  mnd.  kuken ;  nid.  kieken,  kuiken; 
kuk  urspr.  dasselbe  Wort  sein  tvie  an.,  isl.  mnld.  kiecken,  kuycken,  kuecken  u.  (älter) 
kok,  quok ;  norw.  kok  (os,  gula,  faux  od.  cuken ;  ags.  ciken,  cyken ;  aengl.  chiken ; 
fauces)  =  kuk  (in  loang.  kuker,  3Iund)  sevi,  engl,  chicken;  mrhein.  cuy cken;  7?id  kuchin, 
fcdls  man  nicht  etwa  annehmen,  muss,  dass  kuchen.  —  Das  Wort  küken,  ags.  cycen 
goth.  kuk  od.  kuka  ursjir.  auch  die  Bedtg.  55  (T/ie^/m  kukina,  ahd.k\ich.ma,u.dies  Weiter- 
Mund  u.  demnach  knk-jan  die  von:  Mund  bildung  od.  vielleicht  Dimin.  von  älterem 
machen,  bz.  den  Mund  spitzen  etc.,  od.  den  kuka,  s.  unten)  loird  von  Einigen,  cf.  0. 
Mund  geben  u.  darreichen  etc.  hatte  u.  dann  Schade,  ahd.  Wb.  u.  Weiteres  in  Grimm, 
davon  ein  Subst.  kuk-ja  mit  der  Bedtg.  Wb.,  unter  Küchlein)  als  Weiterbildung 
Kuss   abgeleitet   wurde,   wovon   kük,    kuk  GO  von  quec  (lebend,   lebendig  etc.,   cf.  kek  u. 


KUEKEN 


396 


KULE  KÜL 


kwik)  angesehen.  Wahrscheinlicher  ist  es 
jedoch,  dass  es  mit  einem  für  kiichel  u. 
küchlcin  (s.  hinter  Küchlein  in  Grimm, 
Wb.)  vnraiissusetzenden  ahd.  kucliili  od. 
kucliclin,  soicie  dem  a».  kjuklinjir;  nonc. 
kjukling;  schiccd.  kykliiig ;  dein,  kylling 
(Küchlein,  Hühnchen)  von  einem  älteren 
Siihst.  kuka  (mit  den  Nebenformen  koka, 
kyka,  kika),  ahd.  kiicha  od.  kuclii,  gclcürzt 
kuk  (kok,  kyk,  kik),  ahd.  kuch  (cf.  Spott, 
Tliema  spotta ;  Wind,  lliema  ventha,  vcnda 
etc.  etc.)  abstammt,  was  selbst  jedoch  von 
einem  Schallstamm  kuk  (vielleicht  Ablaut 
von  kak  in  kakelu,  gackern  u.  daher  auch 
gleich  mit  gak  von  gackern,  soicie  von 
kik,  cf.  kik  tt.  kikken  etc.,  od.  direct  von 
der  y  kuk  od.  kug  [schreien,  kreischen, 
tönen,  zcinseln,  piepen  etc.,  cf.  Fick  I, 
49  seil.])  weitergebildet  ist  u.  demnach  über- 
h a upt n u r  ein  schreiende s,  k r ä h e n d e s, 
g  ackerndes,  od.  qii  i  e  k  e  nd  es,  p  i  c- 
p c n des  Eticas  bezeichn et.  Selbstverständ- 
lich ist  CS  daher  auch  gleich,  ob  dieses  kuk-a, 
od.  kuch-a  (kuk,  kok,  kyk  etc.  od.  kuch  etc.) 
nrsj^r.  die  Bedtg.:  Hahn  od.  Huhn,  od. 
j  u  ng  es  H u  Jt  n  od.  alle  drei Bcdtgn.  zugleich 
hatte.  Dieses  einfache  Subst.  ist  nun  aber 
vertreten  durch  ags.  (cf.  H ilde b r  a n  d  in 
G  r  i m  m,  Wb.,  unter  K ü chlei n  sub  5'' etc.) 
coc;  aengl.  cock  u.  (cf.  KU.)  cooke ;  an. 
kokr ;  schived.,  dän.  (dialect.)  kokk,  kok ; 
mnld.  kocke;  franz.  (Diez,  II,  2.')S)  coq 
(gallus) ;  ags.  coce  (pullus)  =  engl,  cock 
(in  nestcock,  Kest-Kükcn) ;  dithm.  kuk  (in 
ncstkuk) ;  ndrhein.  kack  (in  nestokack) ;  nd. 
kuke,  oberd.  keuch  (in  kcuchdicb,  Küken- 
Dieb) ;  engl,  (dialect.)  chuk  (Henne)  =  nord- 
ital.  coca  etc.,  tvobei  es  beim  Vergleich  von 
kükelhän,  kükehikü  u.  von  gök,  kök  (Gauch) 
od.  gukdn,  kOkeln ;  kukiik  etc.  auch  ganz 
zweifellos  ist,  dass  auch  der  Stamm :  hochd., 
oberd.  gock ,  guck ,  giick ,  guc ,  gogk  (in 
Gockel  od.  Gockel,  cf.  Gri m m  ,  Wb. 
u.  Weigand)  derselbe  Schallstamm  wie 
kuk  (kyk,  kuch,  kok  etc.)  ist.  Wie  kik  u. 
kwik,  so  ist  auch  kuk  u.  kak  (oberd.  gack, 
cf.  kakeln)  von  kwak  nicht  verschieden,  loie 
unter  kwak  etc.  weiter  zu  ersehen.  Ob  man 
nun  aticr  diese  germ.  Stämme  zu  idg.  kak 
(kik,  kuk,  kvak,  cf.  bei  Fick,  I,  35,  kak 
«.  kakafa,  kvakata,  skr.  kukkuta;  kslav. 
kokuta  [Hahn]  u.  weiter  I,  .515  y  kak  als 
Kürzung  von  kaka,  der  liedupL  von  ka, 
kan,  als  der  y  von  lat.  canore  u.  nhd. 
Hahn,  cf.  hän)  od.  gag,  gagh  (als 
Weiterbildung  von  ga ,  schallen,  tönen, 
rauschen  etc.,  wie  kuk  von  ku,  cf.  kukük) 
.stellt,  bleibt  sich  gleich,  zumal  da  liei  Schall- 
wörtern die  Lautverschiebung  am  öftersten 
fehlt. 


kiiken-ei,  kük-ei,  Küken-Ei,  kleines  Ei. 
Fig.  ein  kleines,  ungebildetes,  unreifes  Ding ; 
—  kinder  uu  kükenoior  (od,  kfikeier),  de 
inuttou  not  aferall  mit  inproten  etc. 
5  kiiker  (wang.),  Mund;  s.  unter  kük. 
kiikkoii,  küssen.  —  Goth.  kukjan ;  s. 
unter  kük. 

kukük,  Kukuk  u.  Kukuks-Buf.   Euphem.  : 
Schelm,  Teufel  etc.  —  Redensart,  u.  Sprichio. : 

10  de  kukük  up  de  tünpäl  sat,  do  fung  't  au  't 
regen  (od.  do  kwem  d'r  'n  schür  regen)  un  he 
wurd  uat;  —  luil'  mi  de  kukük,  wen  'tuet 
war  is;  —  di  schal  de  kukük  haleii,  wen 
du  lügst  (od.  wen  du  dat  önraäl  wer  deist) ; 

15  —  dat  is  je  'n  kuküks-junge  (od.  drummols-, 
düfels-junge) ;  —  du  kukükskind ;  —  kukük  ! 
breihük !  röpt  siu  egon  näm  üt ;  — •  kukük! 
eiordef;  —  he  sclial  do  kukük  wol  not  raör 
hören.  —  iY(/.  kukuk;  mnd.  kukuk,  kuckuk, 

20  kuckut;  nid.  koekoek;  mnld.  kockock, 
kuyckuyck,  kuyckkuyck  ;  mhd.  kukuk,  kukuc, 
kukuch ;  md.  kukuk  (weitere  deutsche  For- 
men vergl.  in  Grimm,  Wb.,  unter  Kukuk); 
aengl,    cuccu,    coccau ;    engl,    cuckoo ;    üal. 

25  (mdartl.,  cf.  Diez,  I,  HS)  cucco,  cuco, 
cocch ;  port.  cuco ;  franz.  cocu,  coucou  (zu 
der  Bedtg.:  Hahnrei  tvie  cocu  etc.  vergl. 
auch  an.,  isl.  kockal),  was  aber  wohl  eher 
von  kokr  [Halm]  weitergebildet,  (ds  aus  lat. 

30  cuculus  entstand);  lat.  cucus  u.  cucuhis ; 
griech.  kükku  (der  Kukuks-Buf),  kokkuks 
(Kukuk);  skr.  kokila  (der  ind.  Kukuk  m. 
icohl  formell  ident.  mit  lat.  cuculus)  etc. 
Dass  das  einfache  ku  u.  rcdupl.  kuku,   ge- 

35  kürzt  kuk  (s.  auch  unter  küken  u.  gok) 
nicht  allein  als  Onomatapöie  für  den  Ruf 
u.  die  Benennung  des  Kukuks,  sondern 
auch  anderer  Vögel  u.  Thiere  gebraucht  ist, 
dafür  cf  Fick,  1,  49  seq.  unter,  ku,  kuk, 

40  kuku  etc.  etc. 

kukiiks-blöiiio,  a)  Kukuksblume  (Lychnis 
flos  cuculi;  —  h)  breitblättriges  Knabenkraut 
(Orchis  latit'olia). 
kuk  üks-spei  (Kukuksspeichel),  der  an  vielen 

45  grünen    BJlanzen,    namentlich    am  Wiesen- 
schaumkraut befindliche  Schaum  der  Schaum- 
cicade  (cicada  spumaria)  od.  Schaumzirpe. 
kül,  .S'.  kule. 
kul,  s.  külo. 

50      kul-härs,   Kaulbarsch.    —    NUl.  kulbars. 
Der  Name  bezieht   sich  ivie  bei  der  Kaul- 
quappe auf  den  dicken  kugelförmigen  Kopf 
(s.  unter  ;5  küle  am  Schlüsse)  desselben. 
kulc,  ki'il,    Vertiefung,  Einsenkung,  Jföh- 

55  hing.  Loch,  Grube,  Grab  etc. ;  —  dat  ligd  in 
so  'n  kule;  —  he  hed  dar  'n  kül  in  niäkd 
(od.  grafen  etc.) ;  —  kartuffels  in  knien 
maken,  dat  so  net  fcrfresen.  —  Comjtos.  : 
fill-,  lern-,  törf-kule  etc.  —  Auch  die  Kehle 

60  od.  Einsenkung  u.  Höhlung  hinter  der  Knie- 


KÜELE  KUEL 


397 


KUELE  KUEL 


Scheibe  heisst  kule.  Daher  kneknie  (Knie- 
kehle);  —  in  de  knien  gän  (hinken).  — 
Nd.,  mnd.,  md.  kule  ;  nid.  kuil ;  mnld,  mfläm. 
kuyl;  nhd.  Kaule  (s.  Grimm,  Wb.,  348 
das  zioeitc  Kaule);  scJnved.  kula.  —  Da 
das  Wort  Kehle  auch  die  Bcdlg. :  hohle 
Kinne,  Hohles,  Höhlung  etc.  hat  u.  unser 
knekiile  dasselbe  ivie  nhd.  Kniekehle  ist, 
auch  kule  (lautverschoben  ganz  genau  zu 
lat.  gnla  (Kehle,  Schlund,  Gurgel)  stimmt, 
so  dürfte  es  hiemit  ivohl  urspr.  eins  sein; 
u.  ztvar  um  so  mehr,  als  kuil  im  nid.  auch 
die  Bedtg. :  Mahlstrom,  Strudel  (gurges)  hat. 
Vergl.  dicserhalb  kille,  kele  u.  dazu  auch 
göle,  soivie  zu  kule  auch  an.  kyll;  isl.  kyll 
(rivus ;  media  pars  braccarum  ;  gurges ;  nter, 
mantica) ;  ahd.  cliiulla,  ciulla,  kiulla  (TascJie, 
Kanzen,  Reisesack) ;  )ihd.  K  a  u  l  (cf.  G  r  im  m, 
Wb.,  Kaul  sub  3);  ags.  cyll  (Schlauch); 
lit.  kullys  (Sack  am  Fischernetz)  etc.,  ivas 
auch  vielleicht  damit  zusammenhängt.  Dass 
aber  kule  auch  mit  griech  koilos  (hohl),  to 
koilon  (Vertiefung,  Höhlung,  Bucht,  Augen- 
höhle), ta  koila  (die  Weichen)  etc. ;  lat. 
caula  (Höhlung)  etc.  zusammenhängt  n.  da- 
von entlehnt  sein  kann,  ist  möglich  (wegen 
koilos  etc.  cf.  Fi  c  k,  II,  62,  y  ku,  ivozu 
er  auch  lat.  cavns  etc.  stellt)  u.  loenn  man 
andererseits  wieder  (Fick,  II,  67)  griech. 
kouleön,  koleön  (Scheide),  kouleös  (Scheide, 
Behälter);  lat.  cüleus  (Schlauch,  Sack, 
Hodensack)  u.  coleus,  sowie  lit.  kulys  u. 
kule  (Sack,  Schlauch,  Hodensack)  zu  an. 
kyll,  ahd.  chiulla  etc.  u.  unser  2  küle  od. 
kül,  nid.  kuil  (s.  oben)  vergleicht,  so  ist  es 
auch  möglich,  dass  dieses  Wort  eine  Ent- 
lehnung von  lat.  ciilcus  ist.  Wegen  der  y 
von  lat.  cüleus  etc.  vergl.  unter  hülle  u. 
2  hälen  u.  ferner  wegen  der  möglichen  Ver- 
wandtschaft von  kule  u.  2  küle  als  Hohles 
etc.  auch  an.  kjöll  etc.  (Schiff)  u.  griech. 
gaülos,  skr.  gola  (rundes  bauchichtes  Gefäss 
etc.)  unter  2  kil  a7n  Schlüsse,  ico  Fick  für 
an.  kjöll  etc.  ein  germ.  keula  (s.  oben  nhd. 
Kaul)  ansetzt,  sowie  für  an.  kjil  etc.  ein 
Thema  keulja,  was  er  (cf.  111,46)  zu  griech. 
gülios  (Tor niste)')  vergleicht,  ivorüber  Wei- 
teres bei  Fick,  II,  96  zu  ersehen  ist. 

1.  küle,  od.  kül ;  i.  q.  kule.  Dimin.  külke; 
—  killken  (Grübchen)  in  de  wangen. 

2.  küle,  od.  kül,  beiitelförmiger  Anhang, 
hz.  ein  Etwas,  was  tvie  ein  Beutel  an  Etwas 
herunterhängt  od.  den  Beutel  (od.  Schlauch, 
Sack  etc.)  von  Etwas  bildet,  ivie  denn  z.  B. 
nicht  das  ganze  Stellnetz  (cf.  kühl  sub  3  bei 
Stbg.)  küle  od.  kül,  sondern  fnke  od.  fük 
(s.  d.)  heisst  u.  die  küle  od.  der  kül  nur 
der  mittlere  sack-,  bz.  scldauch-  od.  beutei- 
förmige Theil  desselben  ist,  welcher  gleich 
hinter   den    beiden    ausgespannten   Seiten- 


flügeln des  Stellnetzes  seinen  Anfang  nimmt 
u.  sich  allmälig  verengend  mit  dem  da- 
hinter gebundenen  sog.  kikebüs  (s.  d.)  ah- 
schliesst  u.  zum  Fang  kleinerer  Fische  oft 
5  auch  für  sich  allein  ausgestellt  wird.  — 
Nid.  knil  (Saclc  od.  Beutel  eines  Netzes). 
cf.  an.  kyll,  ahd.  chiulla  etc.  (Sack,  Tasche 
etc.)  unter  kule  u.  dazu  toegen  germ.  keula 
(für  an.  kjöll    u.    ags.  ceol  etc.)  =  griech. 

10  gaulös  u.  skr.  gola  unter  2  kil  am  Schlüsse, 
ivas  ja  auch  für  nhd.  Keul  u.  ahd.  chi- 
ulla etc.  ivohl  stimmt,  sowie  auch  zu  mnd. 
kule  (urceus)  als  bauchiges  Gefäss.  Sodann 
ferner  nJid.  (Grimm,   Wb.    V,  6i)5)  Keu- 

15  tel,  ivas  nach  Beutel  einem  nd.  küdel 
od.  kudel  entspjricht  u.  loooon  dieses  kül 
ebensogut  contrah.  sein  kann,  wie  unser  bül 
(Beutel)  von  biUlel  =  mhd.  biutel,  mnld. 
buydel,  afries.  budel  etc.  —   Nhd.  Keutel 

20  (Sack  in  der  Mitte  der  Wnte,  in  welchem 
sich  die  Fische  fangen  ;  dicker  sackförmiger 
Darm ;  herabhängende  Wamme,  od.  beutei- 
förmiger Anhang  am  Unterknie  etc.);  nd. 
kudel  betr.,    so    wird    dies   ivohl    eins    sein 

25  einerseits  mit  mnd.  (Seh.  u.  L.)  kudel  (Be- 
hälter); md.  (Grimm,  Wb.)  kudel  (Fisch- 
reuse, Fischbehälter,  Fischkasten),  sowie 
andererseits  auch  mit  mhd.  (Lex  er)  kutel, 
nhd.  Kütt  el  (Darm,  Gedärme),  ivelch  Letz- 

30  teres  aber  auch  wieder  mit  unserm  küte, 
küt  «.  kutte,  kut  zusammen  zu  hängen 
scheint,  ivonach  dann  kutel,  kuttel  mit 
kudel  (Behälter;  Fischreuse  etc.)  wohl  un- 
verioandt  ist. 

35  Zum  Schlüsse  sei  noch  zu  kule  sowolil, 
als  zu  dem  obigen  küle  u.  griech.  gaulos  etc. 
verglichen:  griech.  güalos  (Becher),  güalon 
(Höhlung,  Wölbung;  Schlucht  etc.),  goleös 
(Schlupfwinkel,  Lager,  bz.  Höhle  etc.)    etc. 

40  3.  küle  od.  kül.  Es  giebt  hier  ein  Ball- 
spiel, wobei  an  einen  in  der  Mitte  eines 
Kreises  von  Knaben  stehenden  Mitspieler 
von  einem  der  Umstehenden,  der  einen  Ball 
in  der  Hand  hat,  die  Frage  gerichtet  ivird  : 

45  kül  m'  kül !  in  wel  sin  bül  ?  —  Antw. :  in 
m'in  egen  bül  (Beutel) !  —  Die  zweite  Frage 
ist:  kül  m'  kül!  iu  wel  sin  band?  —  Aiitw.: 
in  min  egen  band !  —  Auf  diese  Antwort 
hin  tvird  ihm  nun  der  Ball  zugeivorfen,  den 

50  er  statt  in  einem  Beutel  in  einer  aufgehal- 
tenen Mütze  auffängt  u.  nachdem  er  den- 
selben daraus  mit  der  Hand  herausgenommen 
hat,  mit  dem  Ball  auf  einen  der  umstehen- 
den Mitspieler  toirft.     Trifft  er  nun  keinen 

55  derselbeti,  so  fallen  diese  sämmtlich  über 
ihn  her  u.  nachdem  sie  ihn  unter  dem  Kufe 
mit  fingertjes  (Fingerchen),  —  mit  dumetjes 
(Däumchen) ,  —  mit  füstjes  (Fäustchen) 
zuerst  mit  ihren  Fingern,  dann  mit  ihren 

60  Daumen  u.  zuletzt  mit  ihren  Fäusten  tüch- 


KUELE  KUEL 


398 


KÜELLEN 


iig  bearbeitet  u.  geknufft  haben,  fängt  das 
Spiel  wieder  von  vorne  an,  indem  ein  zwei- 
ter (u.  so  sjiäter  die  andern  der  Mitspieler 
der  Bcihe  nach)  Knabe  an  seine  Stelle  in 
die  Mitte  des  Kreises  tritt. 

Der  Form  nach  ist  dieses  küle  od.  kül 
dasselbe  tvie  2  küle  in  der  Bedtg.  Beutel 
od.  Sack.  Dem  Sinne  nach  kann  es  aber 
auch  die  Bedtg.  Ball  haben,  da  es  sicfi  bei 
der  Krage  anscheinend  auf  den  Ball  be- 
sieht, den  der  Fragende  in  der  Hand  hält 
u.  da  es  auch  wie  nid.  kuil  für  dlteres  knie 
stehen  kann,  so  würde  es  im  letztere)!  Fall 
mit  nlid.  Kaule  (knie),  Kugel,  Ball  etc. 
(vergl.  das  dritte  Kaule  in  Grimm,  Wb., 
sub  1)  ident.  sein,  worüber  M^eiteres  loitcr 
kiigel  am  Schlüsse. 

4.  kiilo,  kfil  (Dimin.  kulke),  Keule  u. 
zwar  hier  nur  noch  ausschliesslich  in  der 
Bedtg.:  oberes  (dickes  rundliches)  Lenden- 
stück von  Kälber)!  u.  Geflügel  etc.,  wozu 
idirigens  zu  bonerken  ist,  dass  die  Ki)ids- 
keule  hier  „nagelholt"  heisst.  —  ik  wil  de 
kül  wol  half  hebben ;  de  ganse  is  ml  to 
swär;  —  he  hed  de  benbunkc  au  de  kül 
Sitten  laten.  —  Compos.:  lies-,  kalt's-küle 
etc.  —  Nd.  küle  (Keule,  Kolbe ,  Ilinter- 
schenkel);  mnd  kule  ;  w/tf/.  kiule;  Hi(7.  kuile. 

—  Vergl.  Weiteres  unter  3  kil,  sowie  die 
hinter  kule  od.  kiiile  wahrschei)ilich  liegende 
Grdform  gula  =  skr.  gula  od.  guli ;  s.  unter 
kugel  a)n  Schlüsse. 

kulou,  graben,  eingraben,  einscharroi,  bz. 
in  eine  Grube   (kule)    )uachen  od.  bringen ; 

—  he  küld  's  winters  all'  siu  kartnffels  in. 

—  Nid.  kuileu. 

knien  - /^rafer,  Grubengräber,  Todten- 
gräber. 

kuler,  Truthahn,  Puter.  —  Nd.  (Dan- 
neil) kullerhaon.  —  Der  Name  bezieht  sich 
auf  das  kollernde  Geschrei  dieses  Thieres, 
cf.  dieserhalb  1  kullern. 

kul-falster,  knlfalstei'd,  ei)ie  Berson,  die 
plumpe  od.  grosse  platte  Füsse  hat  u.  des- 
halb leicht  kopfüber  stürzt  u.  i))i)ner  strau- 
chelt. Hauptsächlich  Sc}ii)npf wort  für  einoi 
Menschen,  der  überall  pliDnp  hineinfällt  u. 
sich  ohne  IJeberlegung  kopfüber  in  Etwas 
hineinstürzt  od.  der  stolpernd  u.  mit  Gewalt 
in  Etwas  hineinphonpst;  —  he  (od.  se)  is  'n 
regten  kulfalster.  —  kul  ist  hier  entweder 
eins  tnit  schwed.  kull  (Kopf  etc.)  od.  kull 
(kopfüber  etc.),  s.  unter  2  kullern,  währoid 
fulster  wohl  eine  fallende  Poson  (ge- 
bildet xvie  schoster,  scliuster,  od.  wie  wäfster, 
webende  Person)  bezeichnet. 

kiil-hän,  )nännliche  Ruthe,  penis.  —  Nid., 
mnld.  kul. 

Da  Kill  an  wie  kul  (franz.  couille)  in 
der  Bedtg.    penis   u.  ein  zweites   kul    (ital. 


coglione;  f)-a)iz.  couillon,  jetzt  coillon)  in 
der  Bedtg.  testis,  testiculus  hat,  so  werdoi 
beide  wohl  urspr.  dieselben  Wörter  u.  aus 
lat.  coleus  od.  culeus  entsta)tdcn  sein,  falls 
5  nicht  etwa  das  )nnld.  kul  (testiculus),  bz. 
das  dafür  vorauszusetzende  ältere  cuUe  (cf. 
auch  kuUe  etc.  in  Gri)n)n,  Wb.)  direct 
aus  <le)n  älteren  franz.  couillon  (cf.  auch 
engl.  cuUion  utüer  kujon)  entlehnt  u.  gekürzt 

10  ist.      Vergl.  auch  1  küllen. 

külke.  külko,  Grübchen:  s.  kule  u.  1  küle. 
külke,  kleine  Keule,  z.  B.  vom  Geflügel; 
s.  4  küle. 

kulk-halsen,  s.  kurkhalsen. 

15  kiiile,  kiill,  kiiiler,  Vexirer,  Fopper,  bz. 
Perso)!,  die  andere  J^eidc  zu)n  Besten  hat, 
sie  a)) führt  u.  hi)iters  Licht  fühi't  u.  betrügt 
etc.,  bz.  sie  quält  u.  narrt  etc.;  —  he  is  'n 
regten  Jan  küll  od.  külier.  —  cf.  weiter: 

20  1.  ]>.\\\\cn,  quälen,  ve.riren,  narre)i,foppe)i, 
zu)n  Bcstoi  haben,  anführoi  etc.;  —  he 
mag  niks  let'er,  as  'n  ander  külleii  un  brüden; 
—  he  kiiUd  hum  wat.  —  Auch  subst. :  dat 
küllen ,    das    Vexi)-en    etc.    —    Nid.    kullen 

25  (cexiren  etc.) ;  engl,  cully  (betrügen,  hinter- 
gehen, zu)n  Besten  haben,  foppoi).  —  Ist 
es  richtig,  dass  das  nid.,  mnld.  kul  o^.  culle 
(testiculus,  s.  unter  knWiiin)  eine  E>älchnung 
aj/s  franz.  couillon,  coillon  ist,  so  kann  auch 

30  unser  obiges  Subst.  külle  mit  engl,  cullion 
(Schu)-ke,  I^onp,  Hundsfott  etc.),  cull  (ge- 
meiner Ke)-l,  Schehn,  Pinsel,  Tropf)  u.  cully 
(Narr,  Tropf,  Pinsel,  bz.  der  Betrogene, 
Gefoppte  etc.)  aus  franz.  couillon,  bz.  span. 

35  Collen,  ital.  coglione  (Monme,  Schuft  etc.) 
cntsta)tde)i  u.  oitlehnt  sei)i  v.  urs2)r.  dieselbe 
Bedtg.  wie  kujön  (s.  d.)  gehabt  haben,  zu- 
mal da  auch  küllen  u.  kujoueren  sich  be- 
grifflich sehr  nahe  berühren,  —  Dass  aber 

40  das  Verb,  küllen  in  der  Bedtg. :  quälen, 
vexiren  etc.  auch  vielleicht  direct  ivie  kellen 
(kul,  kullen)  u.  aengl.  cullen  (s.  unter  kellen) 
mit  kwillen  (quälen,  plagen,  martern)  zu- 
sa)n)nenhä))gen    u.    vielleicht    dasselbe   Wo)-t 

45  wie  and)d.  chollen  (quäle)i,  )nartern,  peini- 
gen, plage)i)  sei)i  kan)i  od.  möglicherweise 
küllen,  bz.  kullen  direct  vom  Präter.  kul 
vo))  kellen  ((^ual  u.  Sch)nerz  machen  od. 
■verursachen)  xveiter  gebildet  ist,  ist  sehr  leicht 

50  möglich,    da    aus   quälen    die  Bedtg.   ve- 
xiren u.  hieraus  wieder  die  loeiteren  Bedtgn. 
von  küllen  sehr  leicht  oitstehen  ko)mten.     cf. 
das  folgende: 
2.    küllen ,     )nit    Knöcheln   od.    Fäusten 

55  schlagen  u.  stossen  od.  bea)-beiten  od.  durch- 
bläuen. —  Auch  subst. :  dat  küllen.  —  Wen)i 
bci))i  Ballspiel  ein  Knabe  mit  don  Ball  auf 
einen  (tnder)i  ivi)ft  n.  ih)i  nicht  trifft,  so 
wird  er  dafür  zur  Strafe   von  den  andern 

60  Mitspielei-n  külld   od.  wie  oben  gesagt:  ge- 


KUELLER 


399 


KULLERN  KUELLERN 


stosscn  u.  durchgehläut  etc. ,  toährend  andern- 
falls der  Getroffene  diese  Strafe  über  sich 
ergehen  lassen  miiss  u.  dann  nachher  an 
die  Stelle  des  crstereii  Knaben  tritt  u.  so  das 
Spiel  dann  loeiter  geht,  ivohcr  denn  auch  dieses 
Ballspiel  selbst  den  Namen  küllen  (solon  wi 
küUen  od.  küllen  spölcn?)  /Vi/trt.  —  Ob  auch 
dieses  küllen  nicht  mit  1  küllen  in  der  Be- 
dtg. :  quälen,  martern,  plagen,  peinigen  etc. 
SU  kellen  gehört?  —  Auf  alle  Fälle  liegt 
diesem  Verb,  doch  die Bedtg. :  m isshandeln 
etc.  (vexare)  su  Grunde. 

kiiller,  s.  külle. 

kullere  od.  gekülle,  Vexirerei,  Fopperei 
etc.,  od.  Gefoppe. 

kuUer  (von  Menschen,  Bindern,  Schafen 
etc.,  selten  von  Pferden),  Koller,  Zorn, 
Zornausbruch,  Anfall  von  Wuth,  Tobsucht 
od.  Verrücktheit  etc.;  —  he  lied  'n  kuller 
(er  ist  zornig,  wüthig,  tobsüchtig,  verrückt 
etc.);  —  he  (od.  dat  der)  hed  de  kuller  in 
de  kop.  —  Nd.  (Br.  Wb.)  kuller  (Koller, 
von  Pferden),  (Dähnert)  koller,  kuller 
(dasselbe  u.  auch  Wuth,  von  Menschen), 
(Schambach)  kolder,  koller  (Geistes- 
schwäche, Verrücktheit :  Koller  der  Pferde) ; 
nid.  kolder  (Koller,  von  Pf  er  denn.  Menschen) ; 
dän.  koller,  kuller;  schwed.  koller  (dasselbe) ; 
mhd.  kolre,  später  koller  (ausbrechende  od. 
stille  Wuth).  Wollt  mit  mnd.  kolre  (Aus- 
bruch der  Galle  u.  die  ausgebrochene  Galle 
selbst,  was  wahrscheinl.  auch  schon  fig.  von 
einem  Menschen  im  Sinn  von  Zornausbruch, 
bs.  Zorn,  Wuth  etc.,  wie  ja  auch  Galle 
selbst,  gebraucht  ist);  engl,  choler  (Galle; 
Zorn);  franz.  colere;  ital.  collara ;  sj^an. 
colera  (Zorn);  sowie  ferner:  ahd.  choloro, 
cholaro  (dolores  ventris),  cholere  (Byssen- 
terie) ;  Schweiz,  koler,  koller  (Darmgicht) 
von  lat.  Cholera  (Galle,  Gallsucht),  bz.  griech. 
Cholera  (eine  KrankJieit,  loobei  die  Feuch- 
tigkeiten durch  Erbrechen  od.  Stuhlgang  mit 
Geivalt  abgehen,  bz.  eine  Krankheit,  die  der 
Galle  zugeschrieben  od.  damit  in  Verbin- 
dung gebracht  wurde,  indem  damit  vielleicht 
ein  Ausbrechen  von  Galle,  wie  beim  Gallen- 
fieber, Statt  fand).  Demnach  cholera  lüohl 
von  griech.  chole,  cholos,  cf.  galle. 

1.  kallern,  rumoren,  poltern,  ein  sich 
loiederholendes  u.  einige  Zeit  anhaltendes 
dumpfes  od.  rollendes  Geräusch  machen  od. 
hören  lassen,  wie  dies  z.  B.  wenn  der  Magen 
leer  ist  u.  knurrt,  od.  ivie  solches  dnrch 
Blähungen  im  Leibe  verursacht  wird  od.  bei 
Kolik  auch  der  Fall  ist  (dat  kullerd  [od. 
rummelt,  rumoret]  m!  in  't  lif;  —  ik  hebb' 
air  so  'n  kullern  [od.  rummeln ,  Bumoren] 
in  't  lif;  ik  mut  ins  'n  bittern  nämen,  of  't 
den  net  wat  bäter  word),  indem  eben  diese 
mit  die  Ursache  von  Kolik  od.  Leibschmerzen 


sind  u.  durch  diese  auch  die  Gedärme  sich 
wringen.  Ferner  loird  kullern  auch  vom 
kollernden  Geschrei  (kuler-rulor-ruler)  eines 
zornigen  Puters,  soivie  vom  dumpfen  Geräusch 
5  eines  rollenden  Gegenstandes  gebraucht  u. 
obschon  dieses  Verb,  anscheinend  bloss  ono- 
matop.  ist,  so  ist  es  formell  doch  gleich  mit 
dem  von  Koller  (s.  kuller)  abgeleiteten 
nhd.  kollern ,  schwed.  kollra  (den  Koller 

10  haben,  toll  sein,  wüthen,  toben),  toährend 
sich  beide  auch  wieder  mit  2  kullern  (rollen) 
mischen,  ganz  wie  man  ja  auch  von  einem 
rollenden  Donner  spricht,  indem  man  das 
Getöse  desselben  mit  dem  Getöse  einer  rollen- 

15  den  Kugel  vergleicht.  —  Nd.  kullern. 

2.  kullern,  auch  kullern,  kugeln,  rollen, 
wälzen  etc.;  —  he  kullerde  bi  de  trappen 
hendäl;  —  he  kullerd  dut  d'r  hen;  —  se 
kullern  sük  in  't    gras   herum.    —    Schles., 

20  Sachs.,  thür.,  hess.  kullern ;  nhd.  kollern ; 
schwed.  kullra. 

Es  ist  ivohl  Itcrat.  eines  älteren  einfachen 
küllen  {rollen,  loalzen  etc),  was  einzeln  (s. 
G  r  i  m  m,   Wb.   V,  1619  unter   kollern   c) 

25  noch  vorkömmt  u.  wohl  nicht  von  nhd. 
Kaule  (s.  Grimm,  Wb.),  bz.  mhd.  küle  (s. 
unter  kugel)  weitergebildet  ist,  sondern  auf 
ein,  dem.  skr.  (Fick  I,  76)  gula  (Ballen, 
Bundes),  guli  (Kugel,  Pille)  entsprechendes 

30  germ.  kula  zurückgeht,  ivas  Fick  in  dem 
an.,  isl.  kula  (Ballen,  Geschwulst)  finden 
will.  Da  dies  indessen  dasselbe  Wort  wie 
das  schon  unter  kugel  aufgeführte  isl.  küla 
ist,  so  ist  es  soioohl  möglich,  dass  Letzteres 

35  ebenso  wie  mhd.  küle  ein  Contract.  von  kugel 
ist,  als  auch,  dass  sowohl  mhd.  küle,  als 
isl.  küla  beide  auf  skr.  gula  od.  guli  zurück- 
gehen u.  dann  auch  nhd.  Kaule  (s.  in 
Grimm,    Wb.),     ebenso    wie    mhd.    küle 

40  etc.,  mit  kugel  formell  nichts  gemein  hätten. 
Dass  nun  aber  ein  dem  isl.  küla,  norw., 
schwed.  kula  etc.  entsprechendes  alt.  deutsch. 
küla  einerseits  sowohl  zu  kulla  als  anderer- 
seits aucli  im  nhd.  zu  kaule  (cf.  auch  3  küle, 

45  bz.  das  dritte  Kaule  in  Grimm,  Wb.) 
teer  den  konnte,  ist  zweifellos  u.  würde  dann 
küllen  ti.  kullern  eben  von  diesem  aus  küla 
(=  skr.  gula  etc.)  entstandenen  kulla  od. 
kuUe  loeitergebildet  sein,  was  ja  auch  hess. 

50  u.  schles.  (hier  auch :  Rolle ,  Walze ,  cf. 
Gri m m,  Wb.,  kollern  sub  c)  besteht.  Dass 
nun  aber  dieses  deutsche  kulle  (Kugel)  in 
diesem  Fall  nicht  mit  schwed.  kuU  (Gipfel 
etc.),   bz.  kulle    (Kopf,    Gipfel,    Spitze  etc.) 

55  zusammenhängen  kann,  ist  klar,  da  dieses 
dasselbe  Wort  ist  ivie  an.  kollr  (Kopf)  ; 
isl.  kollr  (cranium,  caput ;  apex),  bz.  unser 
kölle  (weisser  Stirnfleck),  was  ja  auch  urspr. 
mit  skr.  gola  (rundes  Gefäss,  s.  unter  külle, 

60  köll)  zusammenhängen  kann,  tvie  auch  kop 


KULM  KULMER  400  KULTER 

dieselbe  Bedtg.  hat.     Zu   schwed.   kull   etc.         Keule  od.  ein  Klobeti  etc.],   od.    ein  dickes 
gehört  jedenfalls  auch  kull    (kopfüber,  über         unförmliches  Stück  feinen  Klumpen  od.  ein 
den  Haufen),    kullig  (rundlich  etc.),    kuller         klumpiges  Etwas])  bezeichnet  hat. 
(ein  rundliches  Etwas,    1)2.   ein  Etwas   was  kulpeii,  kiilpen,  glotzen,  bz.  mit  grossen, 

rundlich  zusammengewickelt  od.  gedreht  ist,     5  weitaufgerissenen  Augen  wonach  starren.  Zu 
eine  aufgewickelte  Bolle)  n.  wie  nun  rol-         knlpe  -^  kulpüge,  s.  unter  kiilpe. 
len  von  Holle  u.  .<!chwcd.  koUra  von  koWcr  kiilpen,  s.  knlpcn. 

(s.    1  kullern),   so   ist   auch   scliwcd.  kuUra  kiilpi^,  dick,  plump,  unförmlich,  klumpig, 

(rollen,  wälzen  etc.)  wohl  von  diesem  kullor  bz.  dick  ti.  unförmlich  gestaltet  u.  aufge- 
weiter gebildet,  tcährend  das  deutsche  kuWorn  10  trieben  od.  dick  aufgeschwollen  ii.  aufge- 
wohl  ein  Iterat.  von  kn\\Qn(s.  oben)  i.-^t  u.  dem-  quollen  etc.;  ■ —  kulpige  liaiulcn  od.  foten 
nach  mit  kullen  zu  kullo  (Kugel)  gehört,  (dicke  plumpe  klumpige  klotzige  klobige  un- 
von  dem  es  allerdings  zweifelhaft  bleibt,  ob  förmliche  missgcstaltete  Hände  od.  Füsse)  ;  — 
es  mit  kolle  u.  an.  kollr  (Kopf)  u.  scidiess-  'n  kulpigon  uoso  (eine  dicke  unförmliche 
lieh  mit  skr.  gola  (s.  oben)  von  Hause  15  etc.  Xa.'<e) ;  —  kiilpigo  iigeii  (grosse  dick 
aus  eins  ist,  od.  aus  mhd.  kiilc  (Kugel)  aufgequollene  u.  ivcit  vortretende  Augen)  ; 
entstand.  —  kulpigo    apjiols  (grosse   stark   getriebene 

kulin,  kulnier,  eine  dicke  Thonkugcl.  —  u.  dick  aufgeschwollene  Acpfel ,  od.  auch 
Wohl  von  kullo  (Kugel,  s.  unter  2  kiill(M"n)  unförnüiche  missgcstaltete  Acpfel),  cf.  sächs. 
od.  wahr.scheinlicher  noch  aus  kulfcu  (Kol-  20  knlpp  (I'Jlaumcntasche,  verkommene  grün 
hen)  od.  knlpen,  knlpn  (".s.  kulpo)  entstanden,  gebliebene  l'Jlaume)  u.  nd.  (Dähnert) 
wie  wir  statt  sülfeu  (selbst,  selber)  auch  kiilpen  (unreifes  Obst).  —  Nd.  (Scham- 
ja  sühn  sagen  u.  wie  auch  bayr.  kolm  aus  buch)  kulpig  (von  Pflanzen,  z.  B.  von 
kolbn  (s.  unter  Kolhe  in  Grimm,  Wb.)  Jiunkelrühcn,  die  in  der  Mitte  dick  aufge- 
geworden  ist.  25  schwollen,  oben  aber  dünn  sind  u.  unten  in 

kiil|)e,  kiilp.  a)  eine  dicke  Thonkugcl  wie        eine  lange,  dünne  Spitze  auslaufen)  ;  thür., 
kulm  etc.;  —    b)  ein  dickes  rundliche.'^  klo-        sächs.    kulpig,    kulpich,    kulpicht    (rundlich 
biges   grobes    ungescldachtes   od.    knolligtcs,         stumpf  od.  dick).  —  Zu  kulpe. 
klumpiges  Etwas  etc. ;  —    he  lied  'n  goden  kulp-öge,  Glotz-Auge,  bz.  ein  Auge,    das 

kulp  für  de  kop  (er  hat  eine  sehr  dicke,  un-  30  gross  u.  dick  aufgequollen  ist  u.  zoeit  aus 
geschlachte  u.  unförmliche  Na.se,  bz.  eine  der  Augenhöhle  herausliegt.  —  Nd.  (Br. 
gute  Knolle  od.  einen  guten  Klumpen  vor  Wb.)  kolp-oge,  (Schambach)  kulpäge, 
dem  Kopfe.  —  Nd.  (S  chamb  ach)  kulpe,  kulpoge,  ('Z^rt  h  ^te^7)  kulisöge,  (Dähnert) 
a)  Klumpe  od.  Klümpchen,  im  Auge  der  külpoge. 
Schafe;  —  b)  ein  dickes  aufgetriebenes  od.  35  kulp-o^on ;  /.  q.  kulpcn. 
grosses   rundlich  aus   dem  Gesicht   hervor-  kniskcii,   kiilsken,    a)  poltern,   rumoren 

tretendes  Auge,  bz.  ein  Auge,  das  weit  aus  etc.;  —  dat  kulsked  ml  al  in  't  lif  herum, 
der  Augenhöhle  herausliegt,  ein  Glotzauge  as  wen  sük  't  d'r  all'  in  iimkörd ;  —  b) 
tüie  nd.  kulpe  u.  kulpoge  (s.  Letzteres)  od.  in  Wasser  od.  sonstigen  Flüssigkeiten  her- 
auch  (Danneil)  kulfsög'.  —  Dass  dieses  40  umstossen ,  bz.  diese  so  stai-k  rühren  u. 
Wort  mit  nhd.  Kolbe,  )/d  kolve,  knlf,  kulf  schwenken  od.  so  damit  herumgiessen,  dass 
urspr.  eins  ist,  wird  durch  das  in  G rimm,  man  die  Bewegung  des  Wassers  hört,  bz. 
Wb.  (V,  2.587)  aufgeführte  nd.  Kulpe  be-  dadurch  ein  dumpfes  Geräusch  entsteht; 
stätigt,  sowie  auch  durch  das  AdJ.  kulpig  —  he  kulsked  in  't  water  herum;  —  he 
(s.  d.).  Ausser  kuljiögo,  bz.  kulf^oge  vergl.  45  kulsked  (schwenkt  mit  Geräusch)  d'r  wat 
auch  nd.(Br.  W b.)  knU-ioot  (Klump- Fuss,  mit  herum;  —  se  kulsked  (rührt  od.  giesst 
krummer  ungestalteter  Fuss)  u.  kulffotig  mit  Geräusch)  'i  all'  dür 'u  ander.  —  Schall- 
(klumpfüssig)  =  engl,  club-footed.  zcort  wie  1  kullern. 

Als  dickes  rundliches  aufgetriebenes  Et-  kultor,    Stolper-,  Strauchel-,   od.    Sturz-, 

was  tcürde  es  sich  ivohl  mit  lat.  galhn  (Dick-  50  Boll-,  od.  Fall-Bahn ;  —  daher  die  Bedens- 
bauch)  u.  g\oh\\%  etc.  vergleichen  lassen,  ob-  art:  he  kumd  d'r  mit  up  de  kultcr  (er 
schon  die  sonstigen  Bedtgn.  von  Kolbe  (s.  kömmt  damit  auf  die  Stolper-  etc.  Bahn, 
darüber  Weiteres  unter  kalf)  ebenso  icie  bei  od.  damit  ins  Stolpern  etc.),  welche  auch 
nhd.  Kloben  (cf.  1  u.  2  kliife)  u.  engl.  Jig.  von  Jemandem  gebraucht  wird,  der  mit 
club  (cf.  auch  klump  etc.)  eher  darauf  hin-  55  seiner  Rede,  bz.  mit  dem  Betrieb  von  Et- 
zuweisen  scheinen,  dass  es  7(rs])r.  bloss  ein  7cas  od.  mit  seinem  Geschäft  auf  eine  solche 
abgespaltenes  Etwas  (gleichviel,  ob  ein  Bahn  gcrathen  ist  u.  der  daher  nur  noch 
langer  dünner  scharfer  Sjdittcr  [vergl.  auch  .stolpernd  u.  strauchelnd  vorioärts  kommt, 
die  Bedtg. :  Bf  eil,  Spiess,  Wurfspiess  etc.  des  od.  mit  dem  es  in  Bezug  auf  sein  Geschäft 
an.  k6\{r],  od.  ein  längeres  dickes  Stück  [eine  GO  od.  seine  Unternehmungen  schlecht  geht   u. 


KÜLTERN 


401 


KTTM 


gefahrlich  steht.  —  Es  ist  Subst.  zu  kultern, 
scheint  aber  formell  zu  kuUen  (rollen  mit 
Geräusch,  bz.  absatzweise  springen  u.  hüpfen 
wie  dies  rollende  Kugeln  auch  thun  etc.,  s. 
iinter  2  kullern)  zu  gehören,  von  dessen 
Partie,  kullet  (contrah.  kullt,  kult  =  rollt, 
hat  gerollt  u.  ist  absatzweise  niedergestürzt 
M.  ivieder  aufgesprungen  u.  weiter  gerollt) 
es  toohl  tociter gebildet  ist,  wo  dann  kult-er 
ivohl  würtl.  einen  Zusta  nd  wo  Etwaa  rollt 
u.  absatzweise  niederfällt  u.  wieder  auf- 
springt u.  weiter  stürzt  etc.  bezeichnen  dürfte. 
Da  aber  kulter  in  gekulter  (Gestolper,  Ge- 
strauchel,  bz.  Gerolle,  Gestürze  etc.)  auch 
begrifflich  dasselbe  tvie  Koller  in  Gekoller 
sowohl  II.  wie  auch  pulter  (Folter)  in  ge- 
pulter  (Gepolter,  Gestolper  etc.)  ist,  so  kann 
das  inlautende  „t"  auch  selbstredend  für  „1" 
durch  eine  härtere  Aussprache  von  kuller 
eingetreten  sein.    Vergl.  iveiter: 

kaltem,  stolpern,  straucheln,  absatzweise 
mit  polterndem  Geräusch  rollen,  fallen,  stür- 
zen etc. ;  —  he  kulterd ;  —  dat  kulterd  un 
pulterd  all'  dör  'n  ander;  —  auch  subst.: 
dat  kumd  in  't  kultern ;  —  he  kumd  d'r  mit 
in  't  kultern  etc.  —  Wenn  man  vergleicht, 
dass  wir  pultern  (poltern)  hauptsächlich  in 
der  Bedtg. :  stolpern,  fallen,  stürzen  etc.  ge- 
hrauchen, so  ist  klütern  jedenfalls  ident.  mit 
hayr.  (Sc hm.)  koltern ,  koldern  (zanken, 
lärmen,  poltern,  ungestüm  sein  u.  thun)  u. 
demnach  dasselbe  wie  kullern  sowohl  in  der 
Bedtg. :  poltern  etc.  als  in  der  von :  r  o  l- 
len  od.  absatzweise  über  Etioas  hin,  od. 
von  Etwas  herunter  rollen  u.  springen  od. 
fallen. 

1.  kam,  komm;  s.  kamen. 

2.  kam,  s.  kunime. 

kam,  kaum,  beinahe  nicht,  mit  Mühe  ii. 
Noth,  nur  so  eben  etc. ;  —  dat  geid  küm ; 
—  dat  kan  d'r  kiim  heu ;  —  ik  kun  küm 
mer  lopen,  so  m8i  was  'k  etc.  —  Nd.  kaum; 
nind.  kume ;  nid.  (We  i  l  a  n  d,  provinz.)  kuim ; 
mnld.  kuym,  kume  (aegre,  vix,  difficulter) 
od.  (Melis  Stoke  II,  186)  cume ;  alid. 
chümo,  cümo,  kümo ;  mhd.  küme,  koume 
(mit  Noth  u.  Mühe,  schwerlich,  beinahe 
nicht  etc.)  —  Dass  dieses  chümo  von  Hause 
aus  kein  anderes  Wort  ist  wie  ahd.  cliüma 
od.  (nach  Fick,  III,  38)  rliümo  (Klage), 
bz.  dass  beide  Wörter  unmittelbar  mit  ein- 
ander, sowie  mit  mhd.  küme  (Thalschlucht, 
Klinge  od.  Rauschbach  etc.,  s.  weiter  unten), 
küme,  küm  (diinn,  schwach,  gebrechlich  etc., 
s.  ioeiter  unten)  u.  kamen  (trauern,  iveh- 
klagen,  s.  weiter  unten)  zusammenhängen, 
wird  durch  die  Formen  derselben  sowohl 
als  auch  beim  Vergleich  von  aegre  zu  aeger 
höchst  10 ahr scheinlich  gemacht.  Was  näm- 
lich das  ahd.  chüma  od.  chümo   betrifft,   so 

J.  ten  Doornkaat  Koolman.    Wörterbuch,    II. 


ist  dies  ein  Schall-  od.  Klang-Wort,  das 
nach  Fick  (III,  38)  mit  ahd.  ge-kewen 
(nennen,  heissen,  rufen),  lit.  gauju  (heulen 
etc.)  etc.  auf  die  Schallwurzel  gu  zurück- 
5  geht.  Anscheinend  hatte  das  Adv.  chümo 
(beschwerlich,  mit  Mühe  u.  Noth)  daher  zu- 
nächst die  Bedtg. :  klagig  od.  klaghaft,  in- 
dem es  im  Vergleich  zu  ahd.  chüma  (Klage, 
f|uerimonia)    einen    Klage-Zustand    od.    ein 

10  Sein  bezeichnete,  wo  Jemand  schreit,  heult, 
jammert,  klagt  u.  murrt,  bz.  klagig  od.  klag- 
haft, klagend,  mürrisch  u.  verdriesslich  od. 
verdrossen  (cf.  aeger  u.  aegre,  beide  auch 
in  der  Bedtg. :  verdriesslich,  verdrossen  etc.) 

15  ist.  Da  nun  aber  jeder  kranke,  schwache, 
elende,  matte  od.  arme  Mensch  auch  klagt, 
jammert  n.  seufzt  od.  klagig  u.  klaghaft  etc. 
ist,  bz.  das  Klagen,  Seufzen  u.  Stöhnen  etc. 
gerade    dadurch   verursacht   tvird,    so    ent- 

20  wickelte  sich  aus  klag i g  von  selbst  die 
Bedtg. :  kläglich,  jämmerlich,  schlecht,  elend, 
krank,  schwach,  müde,  matt  etc.  sowohl,  als 
auch  die  von :  verdriesslich,  verdrossen,  un- 
willig,   ungern    etc.,    wobei   es  .stc/i  dann  in 

25  Bezug  auf  ahd.  chüma  od.  chümo  als  Subst. 
ganz  klar  ist,  dass  dies  als  Schallwort  so- 
wohl ein  Tönen,  Rauschen,  Klingen,  Lärmen, 
Schreien,  Jammern,  Heulen,  Klagen  etc.  od. 
einen  Zustand  u.   ein    Sein    wo    dies   Statt 

30  findet  u.  hörbar  wird,  als  auch  ein  tönendes 
u.  rauschendes,  klingendes  etc.  Etwas  be- 
zeichnen konnte  ti.  dass  hieraus  sich  sowohl 
die  Bedtg.  querinionia  des  ahd.  chüma,  als 
auch    die    von    Klinge     od.    Klingbach, 

35  Rauschbach,  rauschender  Giessbach,  od.  Thal- 
schlucht, toorin  ein  Bach  rauscht  etc.  (cf. 
klinge  unter  1  klingen)  des  mhd.  küme  (cf. 
Lexe r)  ergiebt.  Was  nun  aber  ahd.  chümo, 
mnld.  cume  (kaum,  schwerlich,  schlecht,  bz. 

40  mit  Klagen,  Seufzen,  Aechzen  u.  Stöhnen, 
mit  Beschwerde,  mit  Mühe  u.  Noth  etc.)  be- 
trifft, so  hat  sich  die  urspr.  Bedtg.:  klag  ig 
od.  klaghaft,  klagend,  stöhnend^  ächzend, 
seufzend  etc.    (von   ahd.  chüma,  Klage  etc., 

45  ausgehend)  neben  der  daraus  abgeleiteten 
von:  kläglich,  jämmerlich,  elend,  schlecht, 
krank,  schwach  etc.  noch  erhalten  im  nd. 
(Br.  Wb.,  Schütze,  Schambach,  D äh- 
ner t)   küm,    kuem,    küme    u.    mnd.    kume 

50  (schivach  von  Alter,  stöhnend,  krank,  leidend, 
kränklich,  hinfällig  etc.,  bz.  elend,  kümmer- 
lich, ärmlich,  knapp  etc.,  cf.  dieserhalb  auch 
krakeu  ti.  krank  etc.) ;  mhd.  (Lexe  r)  küme, 
küm  (dünn,  schwach,  gebrechlich),  sotoie  in 

55  ahd.  chümig,  kümig,  cümig  (schivach,  kraft- 
los, gebrechlich)  etc.  u.  cümida  (infirmitas, 
aegrotatio)  etc.,  während  das  schived.  (land- 
schaftl.)  kaum  (Jammer)  mit  dem  Verb,  kau- 
raa  (jammern),  nid.  kuimen ;  mnld.  kuymen 

60  od.    cümen   (gemere  etc.);    ndrhein.   kümme 

26 


KTJMBITESE 


402 


KUM^nsR 


(ächzc)},  wehlJagen) ;  as.  ciimjau,  cümjon ; 
ahd.  chiiman,  künieu  (klagen,  sich  beklagen); 
mhd.  kämen  (klagen,  wehklagen,  trauern ; 
.•^ich  ü)igstlich  bemühen)  etc.  auf  ahil.  cluima 
((liuninioiiia)  zurückgeht  u.  dies  wieder  mit 
mhd.  käme  (Klinge,  s.  oben)  mittelst  dem 
Sufß.c  ma  von  der  ]/  ku  =  idg.  gu  (tönen, 
klingen,  rauschen,  lärmen,  bz.  schreien, 
brüllen,  rufen,  klagen,  Jammern  etc.,  cf.  auch 
kr»)  weiter  gebildet  wurde. 

Dasselbe  Wort  wie  küin  (schwach  etc.)  ist 
auch  wohl  das  von  Danneil  u.  Outzen 
aufgeführte  kuin  (lecker  im  IJssen,  zimper- 
lich etc.),  ila  es  sich  wohl  zuerst  auf  Jeman- 
den bezog,  der  schwach  im  Jessen  war,  bz. 
wenig  ass. 

kiiubüse,  Kombüse,  SchiffskUche.  —  Nid. 
kombuis;  schwed.  kabysa;  dän.  kabyse,  cf. 
kabüse. 

kniiitür,  Feuerbecken,  bz.  ein  Becken  toorin 
man  glühende  Kohlen  legt,  daher  oft  auch 
fürkiimför  genannt.  —  Nid.  komfoor.  — 
Wohl  mit  mßäm.,  7nnld.  (KU.)  kaftbor, 
kauftbor  (fooiibis  etc.,  bz.  recalt'actorium  =; 
franz.  rooliaiirtbii)  aus  franz.  chauffoir  u. 
dies  mit  franz.  (Dicz  II,  :245)  chauftcr  u. 
pchanfter  etc.  (heizen,  erhitzen,  echaufßrcn) 
au^  Int.  calofacero. 

kuiu-her  (Komm-her)  in  der  Redensart: 
„dat  is  'n  gans  ander  knmbt'r",  %oo  es  sich 
auf  das  Herkommen,  bz.  die  Herkunft  u. 
Abstammung  u.  den  l'rsprung  von  Etwas 
bezieht. 

knmke.  kninpko,  Dimin.  von  kummc. 

kiiinkiiiniiicr,  (rurkc.  —  Nid.  konikoninior; 
engl,  cucnmlior  aus  franz.  conconibre;  ital. 
coconicra  otc.  u.  dies  aus  lat.  cncnmer,  cu- 
cumis. 

kämme,  kam,  a)  tiefe  Schüssel,  Hecken, 
Schale,  Najjf  od.  überhaupt  ein  Ilohlgcfäss ; 
—  Compos.:  bröi-,  spül-,  ätens-kum  etc.;  — 
]i)  eine  mit  Wasser  gefüllte  ]'ertiefung  od. 
Grube  in  einem  Lande;  —  c)  das  Becken 
einer  Kastenschleuse,  worin  die  Schiß'e  erst 
hineinlegen,  wenn  sie  die  betr.  Schleuse  pas- 
siren  wollen.  —  Nd.,  mnd.  kuni,  kuinni, 
kump;  nid.,  mnld.  kom  (vas,  alvous,  concha; 
arca;  catiniis,  catinum,  patoUa  profundior 
etc.);  mhd.  knnipf  etc.,  s.  Weiteres  unter 
Kummc  u.  Kumpf  in  Grimm,  Wb.  — 
I'Jnllehnt  aus,  od.  ohne  Lautverschiebung 
dasselbe  wie  skr.  kumbha  (Topf,  Krug,  Urne, 
Aschenkrug) ;  zend.  khnmba  (Topf);  griech. 
kiimbos  (liecher,  Gefäss  etc.),  ki'unbe  (das- 
selbe  u.  auch  Kahn),  ivozu  noch  weiter 
kell.,  ir.  cwmm,  cwmml)  (Thal,  Niederung) 
tcegen  engl,  ("iimberland  bei  Ober müller 
(I,  oCy  verglichen  loerden  mag,  sowie  auch 
bei  Diez  (I,  L'i.'j)  das  .yian.  c.ombo,  prov. 
comb  (gekrümmt) ;  span.  coniba  (Krümmung), 


afranz.  combc  (tiefes  Thal,  Schlucht)  etc., 
dessen  wahrscheinlicher  Zusammenhang  mit 
griech.  kürabos  etc.  unter  2  kut'  zu  ersehen 
ist.  —  Dass  aber  kumme  als  tiefes  n. 
5  hohles  Ktwas  auch  mit  kimme  u.  kämm  zu 
einem  von  der  }'  gabh,  gambb  (schnappen, 
beissen;  klaffen,  tief  sein)  abstammenden 
Verb,  kimban,  kamb,  kumb,  kumban  gehören 
könnte  ist  zweifellos  u.  darüber  unter  kimme 

10  das  Weitere  zu  ersehen. 

küinnicl,  Kümmel,  s.  2  kamin.  Auch  das 
Destillat  von  Kümmel,  woher  das  Verb,  küm- 
mehi  (trinken,  saufen) ;  —  bö  kümmebl  to 
fül,  od.  be  bed  siik  bokümmeld. 

15  klimmer,  Kummer:  —  dat  kind  mäkd  bum 
fdl  kummor  (Sorge,  Gram,  Trauer,  Last 
etc.);  —  be  bed  niks  as  kummor  un  iordret; 

—  lio  mut  kummor  (Noth,  Mangel,  Ent- 
behrung etc.)  lidon;  —  bö  kumd  to  knmmer 

20  (er  kömmt  zu  ]\Iangel  u.  Entbehrung,  bz. 
kömmt  zu  kurz,  reicht  nicht  aus,  hat  od. 
leidet  Mangel  etc.) ;  —  ik  bin  not  ön  Brtje 
(od.  ön  gülden,  en  daler  etc.)  to  kummor 
kamen.    —    Volksreim:    in   Hage  is  niks  as 

25  kummor  nn  plage;  de  gen  geld  bod  un  kan 
niks  krigen,    de   mut  möi  to  Ilage  titblifen. 

—  Nd.,  mnd.  kummor;  nid.  kommor;  mnld. 
kommor,  kombor;  afries.  kommer;  wfries. 
kommer;  mhd.  kuml)er,  kumnuu'  (Last,  Ge- 

30  müthslast,  Bedrängniss,  3Iühsal,  Mühe  u. 
Noth;  Betrübniss;  gerichtliche  Haft,  Arrest, 
Beschlagnahme);  dän.  kummor.  —  Die Bedtg. : 
iMSt  od.  Bedrängniss  etc.  des  Wortes  kum- 
mor entstand  tvohl  aus  der  von:    Beschlag- 

35  nähme,  Arrest  etc.  u.  diese  tvohl  wieder  aus 
der  von:  Hinderniss,  Hemmniss  od.  ein 
Etwas,  was  das  Vorwärtsgehen  u.  Weiter- 
kommen liindert,  hemmt  u.  beschwert  od.  be- 
schwerlich   macht,  falls   nicht  etwa,  toie  es 

40  scheint  (vergl.  darüber  0.  Schade  unter 
kumber,  wonach  die  Bedtg. :  gerichtliche 
Haft  etc.  erst  im  15.  Jahrhundert,  dagegen 
die  von:  Last  etc.  scJion  im  Ausgange  des 
12.  Jahrh.  belegt  ist)  die  Bedtg. :  Beschlag- 

45  nähme  od.  Arrest  etc.  aus  der  von:  Be- 
drängniss etc.  u.  diese  icieder  aus :  Hinder- 
niss u.  Hemmniss  entstand.  —  Nhd.,  nd.  u. 
mnd.,  nid.  hat  kummor,  kumber,  kombor  etc. 
auch  die  Bedtg.:  Schutt,  Bauschutt,  Schutt- 

50  häufe,  kumbor,  kombor  selbst  stammt  an- 
geblich (cf.  (>.  Schade  u.  Diez  J,  TU 
unter  colmo)  ans  dem  vornan.,  nämlich  dem 
aus  lat.  culmon  u.  curaulus  entstandenen 
ital.,  S2}an.    colmo;   franz.    comble    (Haufe, 

55  (ripfel  etc.),  bz.  span.  cumbrc ;  port.  cume 
(Gipfel) ;  port.  comoro,  combro ;  mlat.  com- 
brus  (Erilhnufe),  wovon  prov.,  franz.  en- 
coiiil)ro;  it(d.  ingoiiil)ro  (Hinderniss)  ;  franz. 
decombres  (Schutt),  ivonach  dann  die  Bedtg. : 

CO  Hinderniss  jedenfalls  aus  Erdhaufe 


tajMMER-DOENTJE 


403 


KÜMPAS 


entstand  u.  aus  Hinderniss  od.  H e  m  m- 
n iss,  hemmendes  Etwas  etc.  loiedcr 
die  spätere  von :  Bes c hlag n  a li m e  u. 
Arrest  des  deutschen  Kummer  herxior- 
geganyen  sein  miiss.  Vergleicht  man  übri- 
gens Alles  von  Hilde br and,  in  Grimm, 
Wb.,  über  Kummer  (cf.  namentlich  am 
Schlu.^sc)  Beigebrachte  u.  namentlich  auch 
das  an.  kiimlil,  kuml  (Grabhügel  od.  tumulus, 
bz.  ein  Erd-  od.  Steinhaufen,  der  zum  An- 
denken eines  Verstorbenen  errichtet  ist),  so 
ist  es  doch  sehr  zweifelhaft,  ob  das  deutsche 
kumber,  kummer  eine  Entlehnung  aus  dem 
roman.  ist,  da  kumber  u.  kiimbel  (cf.  auch 
kummel  [heidn.  Grabhügel]  u.  ahd.  cbumpal ; 
ags.  cumbol  in  Grimm,  Wb.)  beide  auch 
mit  kirame  u.  kämm  (cf.  auch  die  Bedtg.  : 
cohibere  etc.  unter  kimme  am  Schlüsse),  so- 
tvie  mit  kiimme  engl,  cumber  (in  Ciiml)erlantl, 
niedriges  Land,  Thalland,  tiefes  Land)  sehr 
gut  auf  ein  agerm.  kiraban,  kamb,  kumb, 
knmbun  (von  der  y  gabh,  garabh,  schncippen, 
beissen  etc.,  bz.  klaffen,  offen  stehen,  hohl 
u.  tief  sein  etc.,  toobei  aus  schnappen  wo- 
nach auch  die  Bedtg. :  haschen  u.  greifen 
xoonach,  od.  erhaschen  etc.,  zu  sich  nehmen, 
fassen  etc.  herrorgehen  konnte,  cf.  unter 
kimme)  zurückgehen  können.  Vergleicht  man 
nun  aber,  dass  die  heidn.  Grabhügel  od.  tu- 
muli  ebenso  wie  die  Erd-  u,  Steinhaufen 
überall  u.  auch  die  Pyramiden  in  Aegyptcn 
zxim  Andenken  der  Verstorbenen  errichtet 
wurden  u.  dass  sie  desto  höher  u.  grösser 
gemacht  xourden,  je  grösser  die  Trauer  u. 
der  Gram  um  den  Verstorbenen  toar  (auch 
zwischen  ahd.  hreuwa  ;  ags.  hreov  [Reue  od. 
Trauer,  raoeror]  m.  ahd.  hreu,  hreo ;  goth. 
hraiva  etc.  [Leiche;  Begräbniss,  Grab]  scheint 
ein  ähnlicher  Zusammenhang  zu  bestehen, 
cf.  raii  =  Reue  etc.),  bz.  dass  Jeder  der 
vorbei  ging,  auch  verpflichtet  loar,  einen  Stein 
auf  den  Grabhügel  als  Zeichen  der  Trauer 
etc.  zu  werfen,  so  scheint  es  mir,  dass  die 
Bedtg. :  moeror  etc.  des  cüten  kumber  od. 
kumbar  gerade  aus  der  urspr.  Bedtg.  von: 
tumulus  hervorgegangen  ist,  während  die 
anderen  Bedtgn.  von  kumber,  komber  etc. 
(s.  Grimm,  Wb.,  Spalte  2601,  suh  3  etc.) 
sich  von  selbst  aus  dem  Stammverb,  kimbau 
in  der  Bedtg. :  greifen,  fassen,  zusammen- 
fassen,verbinden,  fügen  od.  zusammen  machen, 
häufen  etc.  ergeben,  ebenso  rvie  auch  die 
von:  hemmen,  hindern  etc.  od.  Hinderniss, 
Hemmimg  etc.  aus  der  von  cohibere  (s.  unter 
kimme),  die  ja  auch  aus :  binden,  festmachen, 
fesseln,  bz.  greifen,  fassen,  halten,  hemmen 
etc.  sich  von  selbst  ergiebt,  ebenso  wie  die 
von:  Arrest,  Haft,  Beschlagnahme  etc.  des 
deutschen  kummer. 
kaininer«dlintje,   Kummer  -  Liedchen,    ein 


leise  gesummtes  lAedchen  (dOntje),  das  man 
anhebt,  wenn  das  Gemüth  beschwert  u.  be- 
lastet ist,  bz.  wenn  man  Kummer  u.  Sorge 
hat;  —  dat  is  wol  'n  kummerdöntje,  wat  du 
5  dar  singst. 

küminei'-lik,  kümmerlich,  elend,  schlecht, 
armselig,  knapp,  mit  Mühe  u.  Noth  etc. ;  — 
dat  geid  hum  man  kiimmerlik ;  —  dat  kan 
d'r  kümmerlik  (knapp,    mit  Mühe  u.  Noth, 

10  katim  etc.)  heu  od.  dör. 

kümmern,  a)  kümmern,  sorgen,  Kummer, 
Sorge  u.  Last  machen;  —  he  kümmerd  sük 
um  niks,  he  let  't  all'  gän  as  't  geid ;  — 
künimer   du   di  um  din  egen  saken;  —  dat 

15  kümmerd  hum  net,  oft  hum  naderhand  göd 
geid  of  siegt ;  —  de  dod  fan  sin  fader  küm- 
merd hnm  net;  —  dat  kümmerd  dl  dog  net, 
of  ik  Spektakel  mäk  of  net,  bz.  of  dat  schip 
undergeid,  od.  of  dat  weg  is  etc. ;  —  b)  Kum- 

20  mer  od.  Mangel  u.  Noth  leiden,  Mangel  an 
Nahrung  etc.  leiden,  darben,  wegzehren,  ver- 
gehen u.  schwinden  etc. ;  —  dat  göd  (Vieh, 
Geivächse  etc.)  steid  to  kümmern  un  kan 
hei  net  greien ;  —  dat  kümmerd  (schwindet, 

25  zehrt  etc.)   gans   weg.  —  Compos. :   ferküm- 

mern  (he  ferküramerd  hum  dat ;  —  he  fer- 

kümmerd  dar  gans;  —  dat  ferkümmerd  all' 

etc.),  bekümmern. 

kumpän,  Kumpan,  Genosse,  Kamerad  etc.; 

30  —  du  büst  mi  ök  'n  mojen  kumpän ;  —  he 
is  mit  sin  kumpänen  ütgän  etc.  —  Mnd. 
kumpän,  knmpen;  älter  hess.  (Vilmar) 
kompe.  Nacli  Diez  (I,  136)  mit  ital.  com- 
pagno ;  span.  compano ;  prov.,  afranz.  com- 

35  paing  (Compagnon,  Gefährte  etc.,  woher: 
compagnia ;  compagnare,  accompagnare,  be- 
gleiten etc.)  ;  mlat.  com-panium  (Gesellschaft), 
aus  cora-panis  (Brotgenosse),  gebildet  wie 
ahd.    ga-hleipo,    ga-hleibo ;    goüi.   ga-hlaiba 

40  (sodalis,  socius),  ivas  urspr.  eine  Person  be- 
zeichnet, die  mit  Jemandem  von  einem  u. 
demselben  Brode  isst. 

kampas,  Compass,  die  Magnetnadel  mit 
ihrer  Einfassung    als    Geräth,    welches   die 

45  Weltgegend  anzeigt.  Aus  ital.  compasso ; 
span.,  franz.  compas  (Zirkel,  Werkzeug  od. 
Instrument  zum  Messen,  bz.  Mass,  Tact, 
Versmass),  looraus  erst  später  die  jetzige 
Bedtg.    dieses   nautischen  Instruments   ent- 

50  stand.  Nach  l)iez  (I,  137)  mit  afranz. 
compas  (Mitschritt,  gleicher  Schritt),  cora- 
jiassar  (gleichen  Schritt  halten,  im  gleichen 
Schritt  u.  Tact  gehen)  von  con  «.  passus, 
wie  von  passus  (Schritt,    bz.  Mass  von  der 

55  Länge  eines  Schrittes,  Mass  zum  Abmessen 
der  Länge  etc.,  cf.  auch  tra)  auch  unser 
pas  «.  passen,  sowie  auch  unser  passer, 
paster,  pasder  (Zirkel  od.  Messinstrument) 
u.  wo  man  bei  compassus    od.   compas   also 

60  auch  annehmen  kann,  dass  dies  selbst  auch 

26* 


KimPFJ.MENT 


404 


KÜENDE  KTTENNE  KÜEN' 


schon  die  Bedtg.:  Gleich-Mass  u.  com- 
passo  fZ/c  ro»  Gle ich- Messer,  od.  Mes- 
ser (Mess-Biny,  Messf/eräth  etc.),  womit 
man  Etwas  in  gleiche  Theile  abmisst 
u.  rinthcilt,  gehabt  haben  kann,  da  ja  auch 
passus  od.  Schritt,  ebenso  loie  Fuss, 
Daumen,  Elle  u.  pal  m  etc.  ein  Mass  von 
bestimmter  Länge  od.  Grösse  bezeichnete  u. 
auch  der  passus  od.  Schritt  ebenso  wie  der 
Euss  od.  Daumen  selbst  als  31a ss  ?<. 
Messer  (od.  Mess-Ding)  zur  Ermittlumj 
der  Länge,  bz.  zum  Messen  von  Etwas  be- 
nuf:t  wurde. 

kuuipplnient,  Compliment;  a)  Gruss,  Ver- 
beugung etc.;  —  kumpelment  tan  unse  frö; 

—  iiö  inäkd  hör  sin  kumpolnient ;  —  b)  Wort- 
kram, Weitläußgkeit  etc.  ;  —  lu'  niäkd  mi 
fols  to  l'Öl  kumpelmonton ;  —  du  nuist  nct 
so  fni  kumpclmontcn  raakcn,  wen  du  wat 
dön  wilt.  —  Das  franz.  conii)liment  aus 
com-plior  u.  plier  aus  lat.  plico  =  griech. 
plokü  (Jlechten  u.  biegen  etc.),  loovon  auch 
plecto,  .s\  unter  kurapleks. 

kuiiipleks,  Complex,  bz.  ein  in  sich  zu- 
sammetihängcndcs  Etwas,  eine  in  sich  zu- 
sammenhängende Fläche  etc.;  —  dat  ligd 
all'  in  ("'n  kumpleks  bi  'n  ander ;  —  'n  hei 
kunipleks  land.  —  Aus  lat.  complexus  von 
compl'H-tor,  bz.  com-plecto,  während  complex 
(Comjilice)  zu  complico  od.  conplico  gehört. 

kumplet,  complet,  vollständig,  ganz;  voll- 
zählig, vollendet,  fertig  etc.;  — •  't  is  kum- 
plet diil  un  mal ;  —  't  gesellskup  is  kum- 
plet; — ■  't  is  all'  kumplet,  um  to  reisen;  — 
stcid  all'  kumplet  un  klär.  —  Aus  lat.  com- 
plet us  u.  dies  mit  complementum  od.  com- 
jilement  von  compleo. 

kuniplot,  Komplott,  Verbindung  etc.;  — 
a)    GesellscJxifl,    J-totte,    Bande,  Haufe  etc.; 

—  't  is  all'  en  kumplot ;  dat  ferdümde  güdje; 

—  diir  stunden  'n  hrl  kumplot  minskeii  In  'n 
ander;  —  se  stunden  all'  in  en  kumplot 
(Haufe,  Knäuel)  l»i  'n  ander;  —  1»)  Bund, 
Geheimbund,  Einverständniss  etc. ;  —  so 
hebben  'n  kumplot  mit  'n  ander  mäkd ;  — 
se  sunt  mit  'n  ander  in  't  kumplot.  —  Ob 
das  franz.  complot  aus  com  ».  pelote  (Knäuel 
etc.,  cf.  ital.  pillotta  etc.,  Ball,  Knäuel  etc. 
von  lat.  pila  bei  D iez  I,  320,  ivoron  auch 
franz.  peloton,  J laufe.  Rotte)  od.  complicitnm 
(cf.  kumpleks)  entstand,  dariü)er  vergl.  Diez, 
IT,  2r,2. 

knmpost,  Compost,  ein  Gemenge  von  dün- 
gendrn  Erden  u.  allerhand  sonstigen  dün- 
genden Stoffen,  als  Abfälle  von  Pflanzen  u. 
Thieren  etc.  —  Aus  lat.  compositum  von 
romponeiT  (zusammensetzen ,  componiren). 

k um s u III sj 0,  a)  Genossensch aft, Gesellschaft, 
Haufe;    Genossenschaft,  Gemeinschaft  etc.; 

—  't  is  all'  mit  'n  ander  en  kumsumsje;  se 


dögen  all'  mit  'n  ander  glike  £51 ;  —  sc 
hüren  all'  to  en  kumsumsje;  —  wi  willen  't 
mit  'n  ander  in  kumsumsje  (in  Gemeinschaft, 
grmeinschafllicli)  dün ;  —  wT  willen  't  mit 
5  'n  ander  in  kumsumsje  (Gemeinschaft  od.  in 
einen  gemei)ischaftlichen  Beutel  od.  Topf, 
bz.  in  einen  Haufen  zusa)nmen)  smiten ;  — 
b)  Aufwand,  Gepränge,  JAirm,Wortgepränge, 
Weitläufigkeiten,  Umstände  etc. ;  —  hö  mäkcl 

10  nu  fÖls  to  fol  kumsumsje,  as  dat  dat  güd 
gän  kan,  od.  as  dat  ik  dat  mit  maken,  bz. 
mit  ausC'n  un  anhören  kan.  —  hi  der  letzten 
Bedtg.  ist  es  zweifellos  das  lat.  consumtio 
(von    consumo),    ('onsu)ntion    od.    Aufwand, 

15    Verzehrung  etc.,    während  es  in  der  Bedtg. 
sub  a  besser  zu  lat.  cousnmmatio,  Zusammen- 
rechnung, Su)nmirung,  Vereinigung  etc.  (von 
consummo,  cf.  summe,  summen)  stimmt. 
kumst,  Kamst,  Kunft,  bz.  das  Kommen; 

20  —  bi  sin  kumst;  —  he  wagt  up  sin  kumst; 

—  ankuinst,  Ankumst,  Ankunft;  —  uj)kumst, 
Aufkommen;  —  tokumst,  Zukunft;  —  of- 
kumst,  Abkunft,  Abstammung  etc.;  —  her- 
kumst,  Herkunft;  —  inkumst,   Einkommen, 

25  Einkunft;  —  inkuinsten,  Einkünfte,  Erträge, 
Zinsen  etc.;  —  ho\inmst  (das  Bekommen  etc.) 

—  Nd.  kumst;  mnd.  kumst,  komst;  nid. 
komst ;  ahd.  quumt't,  cumft,  chniiift,  cunft, 
kunft,  chunft  ;  ndid.  kumft,  kunft  etc.  —  Zu 

30  kamen  =  goth.  qiman  etc.,  toozu  kumst  sich 
verhält  loie  Brunst  zu  brinnan,  kunst  zu 
kennen  od.  könen  etc.  u.  iconach  dann  auch 
das  „f"  in  Kunft  ebenso  unorganisch  ist, 
loie  in  Vernunft  u.  vernehmen. 

35  knmstiji:;,  künftig,  kumft  ig,  kommig,  kom- 
mejid,  stammend  etc. ;  —  kumstig  jär,  künf- 
tiges od.  kommendes  Jahr;  —  tokumstig, 
zukünftig;  —  ofkumstig,  abkunftig,  abstam- 
mend etc. ;  —  hcrkumstig,  herkommend,  her- 

40  kömmlich   etc. 

knn,  kannte,  s.  kennen. 

kiiu",  konnte,  vermochte ;  s.  könen. 

kiiii',  .s.  künde. 

kiln",  >s.  künde  u.  künne. 

45  klliul,  kund,  bekannt,  wissend  etc.;  — 
kund  maken ;  —  kund  dön.  —  Nd.,  mnd. 
kund;  nid.  kond,  kund;  mnld.  kond,  älter 
auch  cont ;  as.  ciith,  ciidh  ;  ags.  cCidli ;  afries. 
küd,  küth ;  ahd.  kund,  chund ;  goth.  kunths 

50  etc. ;  an.  kunnr  etc.  —  Zu  könen,   bz,  kun- 

nan  (wissen,  verstehen  etc.),  mit  dessen  Präter. 

kund  (könnt,  gekonnt  etc.  —  ik  hebb'  kund) 

es  urspr.  eins  ist. 

künde,  kiin",  Kunde,  Bekannter,  Geschäfts- 

55  freund.    Errund,    Genosse  etc. ;  —  he  is  'n 
goden  künde  lau  mi;  —  du    bist    mi    ök  'n 
möjen  kun',    dat  du  m'i  dilr  so  fergäfs  wag- 
ten letst.  —  Ahd.  kundo,  chundo  etc. 
künde,    künne,    kün',    Kunde,   Bekannt- 

CO  schaß,    Wissen,    Wissenschaft,    Kenntniss, 


KUENDEN  KUENNEN 


405 


KUNKEL 


Verständniss,    Verstand,    Bewusslsein    etc. ; 

—  ik  hebb'  uuderwägens  küu'  mit  hum  mäkd  ; 

—  dat  is  net  to  min  künde  kamen;  —  de 
kinder  wassen  en  hast  iit  de  kiiuiie  (sie 
ivachneii.  so,  dass  man  sie  nicht  mehr  kennt, 
bz.  nicht  mehr  weiss,  wer  sie  sind  u.  tote 
sie  heissen) ;  —  ik  hebb'  gen  kiin'  an  hum; 

—  ik  kreg  dat  (od.  auch  lium)  gau  under 
de  küii';  —  ik  hebb'  in  Jeverland  giu  kün' 
(Personenbekanntschaft,  bz.  Localkenntniss) ; 

—  he  hcd  d'r  hei  gen  kün'  fan,  wo  dat 
mäkd  word ;  —  he  hed  sin  kün'  net ;  —  he 
was  net  regt  bi  kün'.  —  cf.  unkünde,  uu- 
kün'  (Unkomtniss,  Unverstand  etc.);  —  he 
hed  dat  in  unkün'  däu.  —  Nd.,  mnd.  künde, 
kuune ;  nid.  konde,  künde ;  mhd.  künde  ;  ac/s. 
cüdhe  etc. 

kiinden,  kiinncn,  künden,  kund  od.  be- 
kannt u.  tvissend  machen  etc. ;  —  ik  künn' 
dl  dät  hirmit  an,  dat  etc. ;  —  he  ferküudt 
dat.  —  Nid.  konden ,  verkonden ;  afries. 
ketha,  keda ;  ags.  cydan ;  as.  cüdhian ;  ahd. 
(kundjan),  kundan,  chundun;  mlid.  künden, 
künden  etc. 

kandje  (Dimin.  von  künde).  Hauptsäch- 
lich ironisch  im  Sinn  von :  Freundchen, 
Schelm,  Bube  etc. 

kündig,  kundig;  —  ik  kun'  dat  net  kün- 
dig (wissend  etc.)  worden,  wo  dat  was;  — 
he  is  d'r  kündig  (wissoul,  iveise,  klug,  ver- 
ständig, erfahren,  geschickt  etc.)  genug  to, 
um  raester  to  worden ;  —  he  is  en  fan  de 
kündigste  (weisesten,  erfahrensten,  geschick- 
testen etc.)  mannen  de  ik  kenn' ;  —  dat  is 
hum  net  kündig  (bewusst,  bekannt  etc.);  — 
wi  wurden  'n  ander  gau  kündig  (ivir  wur- 
den einander,  bz.  einer  dem  andern  bald 
bekannt  u.  vertraut);  —  Sprichiv.:  't  geid 
hum  as  de  joden;  de  fragen  altid  na  't 
kündig  päd.  —  Mnd.,  nd.  kundich,  kundig, 
kunnig,  kündig,  künnig  ;  nid.  kondig,  kundig ; 
mnld.  kondich;  afries.  kundich,  koudich  u. 
kethich,  kettig ;  ags.  cydig ;  ahd.  chundig, 
cundig;  amhd.  chundich;  mhd.  kündic,  kün- 
dec ;  an.  kunnigr;  norm,  kunnug;  schwed. 
kunnig,  kyudig ;  dän.  kyndig. 

kündigen,  kündigen,  kundig  od.  wissend 
etc.  machen,  kundthun,  aufkündigen,  auf- 
sagen etc. ;  —  ik  kündige  dl  dat  geld ;  — 
he  hed  hum  dat  geld  küiidigd ;  —  he  kün- 
digde  ml  dat  an ;  —  ofkündigen  (proclamiren 
etc.);  —  upkündigen  (aufkündigen,  aufsagen 
etc.) ;  —  ferküudigen.  —  Nid.  kündigen ; 
afries.  kundegia;  wfries.  kundigjen  etc. 

kunfüs,  confus,  bestürzt,  verwirrt  etc. ;  — 
ik  bün  d'r  nog  hei  kunfüs  fan.  —  Aus  lat. 
confusus,  von  confundere. 

kunfüsje,  Confusion;  —  't  is  all'  in  kun- 
füsje. 

kanje,   a)  ein  kleiner  Keil  od.  keilförmi- 


ger Holzkloben,  womit  man  Etwas  feststeckt 
od.  festlegt,  wie  z.  B.  die  Fässer,  dass  sie 
nicht  weiter  rollen ;  —  stak  d'r  kunje  under 
od.  leg'  d'r  'n  kunji!  tagen,  dat  't  fat  göd 
5  fast  ligt  un  net  wider  rulld  ;  —  b)  ein  doppelt- 
kegelförmiges  od.  nach  beiden  Seiten  hin 
conisch  zugespitztes  Stückchen  Holz,  was 
die  Knaben  beim  sog.  rösken  od.  rüs-kuuje- 
Spiel  gebrauchen.  Es  ist  zweifellos  ein  Dimin. 

10  von  franz.  cone,  aus  lat.  conus  od.  von  cuneus. 

kuukel,  Schmutzlappen,  Schlumpe,  Vettel, 

gemeines  Weib,   gemeine   lüderliche  Person, 

altes  Schwatz-  od.  Klatsch-Maul  etc. ;  —  se 

is  'n  regten  kunkel;  —  't  is  so  'n  regt  cid 

15  kunkel  fan  'n  wif.  —  Nid.  konkel  (Fetze, 
Lumpe,  Lappe,  Wischlappen;  Schlampe,  fau- 
les lüderliches  unreines  Weibsbild ;  Kaffee- 
schwester od.  Klatsche,  Klätschcrin)  u.  (cf. 
V.  Dale)  konkel  (Schlag,  Klapps,  Klatsch, 

20  Ohrfeige).  —  Vergleicht  man  klatte,  klater 
u.  }üid.  Klats  ch.  Klatsche,  klatschen 
etc.  vom  Schallstamm  klat,  ahd.  klaz ;  — 
klits,  klitse,  klitsen,  klitter  von  klit;  — 
klüngel  u.  klunker  von  klingen,  klinken ;  — 

25  kuchel,  kücheln  etc.  von  kuchen  etc.  etc., 
so  ist  es  ganz  klar,  dass  kunkel  vom  Prater. 
kunk,  von  kinken,  sowie  mit  dem  Suffix  el 
(Etwas,  Wesen,  Ding,  Zustand,  Sein  etc.) 
tveitergebildet  wurde  u.  dass  kunk  demnach 

30  ein  zu  kinken  gehörendes  Schallwort  ist, 
tvas  ausser  denselben  Bedtgn.  ivie  kinken  u. 
die  damit  verwandten  WöHer  auch  wieder 
dieselben  Bedtgn.  tvic  klap,  klat,  knap,  kuak, 
krak  etc.  u.  deren  Ablautformen  entwickeln 

35  (also  neben  Klang,  Klingen,  Bauschen,  Sau- 
sen, Surren,  Schnurren,  Schwirren  etc.,  od. 
Husten  etc.,  od.  Schlag,  Klapps,  Klatsch, 
Stoss,  bz.  Schlagen  etc.  auch  die  von  Bruch, 
Riss  etc.,   od.  Fleck,  Schmutz  etc.,   od.  Gc- 

40  schwätz,  Schwatz,  Klatsch  etc.  u.  viele  an- 
dere, ivic  sich  solche  auch  in  kladde,  klatte, 
klater,  klats  od.  klak  etc.  finden)  konnten 
II.  zum  Theil  entwickelt  haben.  Ausser  un- 
serm  kunkel  u.  nid.  konkel  1  u.  2  (s.  oben) 

45  sowie  nd.  (Br.  Wb.,  Dähncrt  etc.)  kun- 
kel in  run-kunkel  (gemeine  Vettel  etc.  od. 
vielleicht  raunende,  flüsternde  kunkel  od. 
Klätscherin  etc.,  da  run  loohl  zu  runeu, 
raunen,  flüstern,  murmeln  etc.  gehören  kann), 

50  gehörte  zu  diesem  Schallstamm  kunk  daher 
auch  ganz  zweifellos  das  mnld.,  bz.  flandr. 
(KU.)  konckel  (vortex,  gurges,  locus  in 
flumine  profundus,  in  quo  aquae  vertuntur, 
cf.  1  kunkel  in  Grimm,  Wb.),  wobei  man 

55  zunächst  wohl  ebenso  wie  bei  lat.  gurges  u. 
gurgula;  griech.  gargarizö  (gurgeln);  skr. 
gargara  (Strudel,  Schlund  etc.),  gargana 
(strepitus,  fragor  etc.)  u.  griech.  gargalizo 
(kratzen,  kitzeln  etc.  im  Halse)  von  der  aus 

60  gar,   redupl,    gargar   (sonare,   mussare  etc.), 


KUNKELE 


406 


KUNKEL-FUSE 


entstandenen  j/  garg  (sonare,  clamare,  stre- 
pere,  crepere  etc.,  100211  Bopp  sowohl  die 
Wörter  gnarren,  gellen,  girren,  krachen  etc. 
ah  auch :  Kragen,  Kehle  etc.  stellt)  an  das 
s  u  r  r  e  n  d  e,  s  c  h  n  iir  r  e  n  d  e  od.  s  ans  ende 
Geräusch,  bz.  an  das  Ran  s che  n  u.  Tö )i e  n 
(s.  oben,  bz.  kinkeii  u.  cf.  klukliorn,  kiuk- 
höst  etc.)  eines  solchen  Strudels  im  Wasser 
denken  muss.  Wie  nun  aber  in  den  Schall- 
stämmen:  knik  —  knak,  —  krik  —  krak,  — 
klik  —  klak,  —  knip  —  kuap  etc.  aus  der 
Bedtg. :  soiius,  crepitus  etc.  die  Bcdtg. :  Bruch, 
Riss  etc.  entstand,  so  entwickelte  sich  wohl 
aus  der  urspr.  Bedtg.:  raus  die  n  d  es  od. 
s ur  r  e n  des,  schnurrende s,  seh  w i r- 
rendes  Etwas  i'on  vortex,  gurges  etc.  tvie- 
der  die  von :  wirbelndes  od.  sich  d  r  c- 
hendes  Etwas,  wonach  denn  a«c/4  kuukel, 
Sp  i  nnroc  kc  n  (mag  es  urspr.  blos  einen 
Wirbel  od.  ein  Rad,  Geräth  mit  einem 
Rnd  etc.  [cf.  unser  wel  =  nid.  wiel,  Rad, 
Spinnrad,  Strudel,  Wirbel,  bz.  draaikolk, 
gurges  etc.]  bezeichnet  haben)  sehr  leicht 
mit  nid.  kouckel  (draaikolk,  wiel,  bz.  gurges 
etc.)  eins  sein  u.  mit  diesem  zum  Schall- 
stamm kunk,  bz.  zu  kiukeu  gehören  kann. 
Dass  es  aber  auch  noch  in  anderer  Weise 
mit  dem  Schallstamm  kunk,  bz.  kiuk  u.  kin- 
ken  zusammenhängen  kann  u.  man  nicht 
anzunehmen  braucht,  dass  das  alid.  kuiichela 
aus  mlat.  couucula  lu.  dies  aus  colucula  als 
Dimin.  colus  ».  nicht  umgekehrt  mlat.  conu- 
cula  etc.  aus  ahd.  kunchula)  entstanden  sei, 
darüber  vergl.  das  Weitere  unter  kiuko  u. 
unter  Kunkel  (Spinnrocken)  inGrimm,  Wb. 

Wegen  der  Bedtg. :  wirbeln,  drehen,  krei- 
sen etc.  aus  der  von :  rauschen.,  sausen,  surroi, 
lärmen,  tönen,  klingen  etc.,  s.  auch  mnld. 
konckeleu  unter  kuukelu  u.  vergl.  dazu  auch 
den  Zusammenhang  von  turbo  (Wirbel, 
Strudel,  Kreisel,  ^Virbel,  Haspel  etc.  etc.) 
mit  turba  u.  turbare,  ico  die  Bedtg. :  Wirbel 
od.  wirbeln  etc.  auch  zweifellos  aus  der  von: 
Lärm,  Getöse  etc.,  bz.  lärmen,  toben,  brau- 
sen, stürmen  etc.  hervorging.  Weiter  vergl. 
zu  kunkel  als  Drehendes,  od.  Gedrehtes,  od. 
sich  krümmendes  od.  krummes,  radähnliches, 
od.  rundes  u.  kreisförmiges  Etwas  auch 
mnld.  koiikerpijpe,  nd.-dithm.  kuiikclpipe, 
Mastdarm,  Kaidaunen,  bz.  Wur.'<t  aus  roher 
Hafergrütze,  Zwiebeln  u.  anderem  Gewürz 
(cf  Schütze  u.  Br.  Wb.);  mnld.  (KU.) 
konckerpijpe  (botulus,  botellus  hordeo  farc- 
tus) ;  mfUim.  konckerpijpe  (bodin,  audouillc), 
soivie  in  n<l.  (Danneil)  kunkeldick  (Blut- 
wurst). 

knnkeie,  heimliche,  verstohlene  Plauderei, 
leise,  murmelnde  Sprecherei,  geheimeFlüsterei, 
Munkelei,  Geheimthuerei,  Intrigue,  geheime 
verbotene,  schlechte,  betrügliche  Geschichte,  ge- 


heimer Handel,  namentlich  einer  Frau,  ohne 
Vorwissen  des  Mannes  etc.,  cf.  klüngele ;  — 
wat  hei  ji  beiden  dar  uu  wer  för  kuukeb' 
mit  'u  ander,  wat  '11  ander  not  hören  dürd  ; 
5  —  se  hed  altid  allerhand  kunkeleen  um 
handeu;  —  wat  mäkd  dat  wif  dog  altid  für 
kuukeleeu  un  fusereen.  —  Xd.  (Scham- 
bach) kungelie,  kuukelie.  —  Es  ist  Subst. 
zu  koukeln  od.  mit  der  Endung  ei  (als  eine 

10  Handlung   od.    ein  Thun    bezeichnend)  von 
kuukcl  weitergebildet,  indem  es  dasjenige  be- 
zeichnet, was  eine  kunkel  thut,  macht  u.  treibt. 
kunkelcr,    kunkelerske,   Mann   der,   od. 
Weib  das  kniikeld  od.  kunkeleeu  macht.  — 

15  Xd.  (S eJt  ambac]i)  kuugelaer. 

kuiikel-füse,  gemeine,  schlechte,  lüderliche, 
betrügliche,  faule  Geschichte,  schlcchterStreich 
etc.,  bz.  eine  derartige  That,  Handlung,  Ver- 
richtung etc.,  od.  eine  Betrügerei,  Schelmerei, 

20  Intrigue;  —  du  must  mi  gen  kuukelfüseu 
maken,  od.  mi  mit  gen  kunkelfüseu  kamen; 

—  se  hed  altid  allerhand  kiinkeltusen  (od. 
kunkelfüsereeu)  bi  de  ende,  od.  um  de  band. 

—  Ausser  den  in  Grimm,  Wb.,  beigebrach- 
25  tcn    Belägen    hat    auch    v.    Dale    ein   nid. 

konkelfoes,  indessen  leider  ohne  weitere  Er- 
klärung. Da  er  es  indessen  als  Masc.  be- 
zeichnet (obiges  kunkelfiise  ist  ein  Femin.), 
so    dürfte   es    wohl   dasselbe    bedeuten,    wie 

30  unser  kunkelfiiser.  —  Was  den  ersten  Theil 
dieses  Wortes  betrifft,  so  ist  es  entweder  ident. 
mit  dem  Subst.  kunkel  (s.  oben)  od.  es  ge- 
hört mit  gekunkel  «.  kunkele  zu  kunkeln, 
während  der  zweite  Theil  füse  höchst  wahr- 

35  scheinlich  entweder  ein  von  ags.,  as.  füs; 
aengl.  füs,  fcuis,  vous  (paratus,  promptns  etc., 
s.  unter  funsein  u.  füsel)  tveiter  gebildetes, 
od.  ein  zu  ags.  fvsan  ;  as.  füsian ;  aengl.  füsen 
(parare  etc.  od.  bereit  u.  fertig  machen,  be- 

40  reiten,  fertigen  etc.)  gehörendes  Subst.  ist, 
da  kunkel- füse  ganz  zweifellos  wohl  ein 
Etwas  (gleichviel,  ob  Zustand  od.  Gegenstand, 
bz.  Sein,  Wesen  od.  Ding)  bezeichnet,  das 
eine  kunkel  bereitet  u.  fertigt  od.  macht,  od. 

45  ioas  von  einer  kunkel  (einer  gemeinen,  fau- 
len, schlechten  Ferson,  od.  einem  Lump  od. 
Luder)  bereitet  od.  gefertigt  u.  gemacht  ist 
u.  wird.  Dass  füse  nämlich  die  Bedtg. : 
Bereitetes    od.    Gemachtes    (Fabricirtes,  od. 

50  Fabrikat  etc.)  hat,  wird  auch  dadurch  be- 
stätigt (s.  unter  kunkelfüseu  in  Gr  i m  m,Wb. 
sub  ^,  c),  dass  das  gemachte  (unechte  od. 
falsche  u.  werthlose)  Gold  od.  Metall  schon 
im    Anfange    des    15.    Jahrhunderts    auch 

55  kuukelföys  hiess  und  also  hier  im  Gegensatz 
zum  echten  (nicht  gemachten,  sondern  na- 
türlichen)  Gold  od.  Metall  stand  u.  wo  das 
vorgesetzte  kunkel  wohl  nicht  eine  gemeine 
Person  bezeichnete,  sondern  wahrscheinlicher 

60  die  Bedtg. :  Flitter,  Lappen,  Fetze,  Lumpe, 


KUNKEL-FUSEN 


407 


KUNKELN 


od.  gemeines  Etwas  (cf.  kuukel)  hatte  u. 
kiiukelfoys  demnach  ivörtl.  ein  Flitter-  od. 
Lumpen  -  Fabrikat  ((jemeincs  u.  .schlechtes 
Gemache)  bezeichnet  haben  rvird.  Dass  nun 
aber  fiisc  od.  oherd.  fausc  auch  für  sich 
allein  eine  ähnliche  Bedttj.  hatte  (s.  dieser- 
halb  in  Grimm,  Wb.  unter  kimkelfusen, 
sab  2,  a),  erklärt  sich  daraus,  dass  tvir  mit 
(1  e  m  acht  auch  die  Bcdtg. :  ti  n  ä  cht, 
falsch  etc.  verbinden  u.  es  eben  hier  auch 
loiedcr  im  Gegensatz  zu  natürlich  od. 
ü cht  (cf.  gemachter  Kram, gemachtes  Wesen, 
etc.)  steht,  also  fause  als  gemachtes  u.  nicht 
natürliches  Etwas  auch  ein  imitirtes  u.  fal- 
sches Etivas  sein  kann.  Vergl.  übrigens 
dieserhalb  noch  toeiter  : 

kunkel-lusen,  es  toic  eine  Schlumpe  (kun- 
kel)  od.  ein  Lump,  Luder,  gemeine  u.  schlechte 
Person  machen  u.  ircibcn,  bz.  so  handeln  u. 
arbeiten,  toie  eine  solche  Person  etc.;  daher 
a)  gemein,  schlecht  u.  betrügerisch  handeln, 
gemeine  Geschichtchen  machen,  eine  Sache 
in  lügnerischer  u.  betrügerischer  Weise  u. 
Absicht  verdunkeln  u.  verwirren  etc. ;  —  se 
mag  iiiks  lefer  as  kuakelfüsen  un  klüiigeln ; 
—  b)  schlecht  arbeiten,  pfuschen  etc. ;  — 
he  kunkelfüsd  d'r  wat  in  herum.  —  Nid. 
(V.  Dale)  konkelfoezen  u.  koukelfoezeleii 
(alles  door  malkander  mengen,  eene  onaan- 
gename  hutspot  maken ;  bedrieglijk,  arglistig, 
hedektelijk  haudelen;  met  draaierijen  om- 
gaan;  zieh  met  eenauder  verstaan,  om  cen 
ander  te  bedriegen);  fläm.  konkelfoezen, 
konkelfuizen  (von  heimlichem  u.  betrügeri- 
schem Treiben ;  auch  pfuschen).  —  JDass 
dies  verbale  füsen  =  oberd.  fausen,  nid., 
fläm.  foezen,  fuizen  etc.  dasselbe  Verb,  loie 
ags.  fysan ;  as.  füsian ;  aengl.  füsen  (parare, 
properare  etc.)  ist  u.  man  das  Subst.  kunkel- 
tYise  u.  die  folgenden  Wörter  auch  hievon 
direct  von  kunkelfiisen  ableiten  kann,  ist 
beim  Vergleich  von  funsein  u.  1  u.  2  frskcn 
zweifellos.  Man  loilrde  hier  füsen  dann 
eben  in  der  Bedtg. :  eilig  u.  geschäftig  sein, 
eilig  zurecht  machen  u.  so  auch :  pfusclicn, 
schlecht  arbeiten,  etwas  Schlechtes  u.  Un- 
nützes machen  etc.  zu  nehmen  haben,  kun- 
kelfüsen  aber  würde  dann  blos  ein  durch 
kuukel  verstärktes  füsen  sein  u.  sich  hieraus 
auch  leicht  erklären  lassen,  warum  das  ein- 
fache füse  od.  fause,  bz.  dessen  Plur.  füsen 
od.  fausen  auch  schon  die  Bedtg.:  schlechte 
Geschichten,  Bänke,  Streiche,  Flausen  etc. 
hatte,  loie  dies  unter  kunkclfusen  2,  a  in 
Grimm,   Wb.,  erwähnt  ist. 

kunkel-fuser,  kiinkelfuserd,  Person  die 
kuukelfüsen  macht.  —  Nd.  kunkelfusert. 

kunkel-tüsere ;  i.  q.  kunkelfüse,  bz.  kuu- 
kcle  etc.  —  Nd.  (Br.  Wb.)  kunkelfuserie. 

kunkel-hiis,  Uaus,worin  dieKlätscherinnen 


u.  Ijästcrzungen,  bz.  die  gemeinen  Frauen- 
zimmer (cf.  kunkel)  heimlich  zusammen 
kommen  u.  verkehren,  bz.  worin  gekunkelt 
wird  od.  Kunkeleioi  stattfinden.  — •  Nid. 
5  (v.Dale)  konkelhuis  (huis,  warin  men  in 't 
geheim  koffij  drinkt;  huis,  warin  men  in  't 
geheim  plannen  smeedt,  bz.  Haus,  ivorin  die 
Klatschen  od.  Kaffecschwestern  zusammen- 
kommen, um  zu  kunkeln).   Vergl.  auch  oherd. 

10  Gung gelhaus  unter  Kunkelhaus  in 
Grimm,  Wb.,  wo  die  Form  gungel,  gunkel, 
ebenso  toie  g  unk  ein  (baumeln,  s.  unter 
kunkeln  in  G  r  i  m  m,  Wb.,  Nr.  3)  auch  stark 
an  unser  güiigel  ti.  güngeln   (bummeln   etc., 

15  cf.  bummeln)  erinnert. 

kunkel-krjun,  kiinkelkraiiiere,  schlechter, 
gemeiner,  verstohlener,  heimlicher,  betrüg- 
licher  Kram  od.  Handel,  schlechte  etc.  Ge- 
schichte etc. ;  —  mit    de  kunkelkräm  wil  'k 

20  niks  to  dön  hebben. 

kunkeln,  schwatzen,  plaudern,  klatschen, 
heimlich  u.  vertraulich  mit  einander  sprechen, 
flüstern,  munkeln,  sich  heimlich  mit  einander 
besprechen  u.  über  Etwas  (namentlich  wegen 

25  schlechter  Geschichten  od.  Betrügereien  etc.) 
verabreden,  heimliche  Bänke  u.  Pläne  schmie- 
den, betrügen  u.  lügen,  schlechte  u.  faule 
Geschichten  machen  u.  treiben,  pfuschen, 
Schmutzkram  machen  u.  zurecht  brauen  od. 

30  mischen,  rühren,  schmieren,    manschen  etc. ; 

—  dat   kunkeld   un  prötd  all'  dör  'n  ander 
hcndör,  so  dat  man  d'r  niks  fan  ferstän  kau  ; 

—  se   Sitten   bi  'n  ander  to  kunkeln;  —  in 
dunkeln  is  göd  kunkeln ;  —  wat  hei  ji  dar 

35  nu  wer  mit  'n  ander  to  kunkeln  (heimlich 
mit  einander  sprechen  od.  zu  besprechen,  zu 
verhandeln  etc.)?  —  wat  hei  ji  dar  nu  wer 
mit  'n  ander  toregt  kunkeld  (was  habt  ihr 
da  nun  zvieder  für  schlechte  Geschichten  od. 

40  Bänke  etc.  mit  einander  zurecht  geredet  od. 
zurecht  geschivatzt,  zurecht  geschmiedet  u. 
gebraut)?  —  dat  wif  mag  niks  lefer  as  kun- 
keln (Jieimlicher  Handel  ohncVorioissen  ihres 
3Iannes  treiben,  bz.  heimliche  trügliche  Ge- 

•15  schichtoi  machen,  Bänke  schmieden  od.  über- 
haupt Heimlichkeiten  u.  Sachen  treiben,  die 
das  Licht  scheuen) ;  —  wat  kunkelst  (was 
für  faule  Sachen  od.  toelchcn  Schmutzkram, 
welch    schlechtes    Zeug    brauest,    mischest, 

50  manschest,  schmierst  od.  pfuschest  etc.)  du 
dar  toregt  ?  —  he  kunkeld  (schmiert,  manscht, 
rührt,  giesst  etc.)  't  all'  dör  'n  ander;  — 
se  kunkeld  (schmiert,  manscht  od.  pfuschet 
etc.)   d'r   wat  mit  herum.  —  Nd.  (Scham- 

55  buch)  kungeln,  kimkeln  (heimlicher  Handel 
ohne  Vorwissen  des  Mannes  treiben,  heim- 
lich u.  unerlaubter  Weise  verkaufen  u.  ver- 
tauschen), (Danneil)  kunkeln  (betrügen, 
heimlich   etwas  verkaufen) ;    nid.  konkelen, 

60  Bänke  spielen,   auf  verstohlene  Weise   sein 


KUNKEL-POT 


408 


KÜENST 


Wesen  treiben,  od.  nach  v.  Dalc  slnrdig 
werkeu,  kuoejeu  (cf.  knöjen)  kuoeierijeu  Le- 
drijveu  eu  plt'5:eu,  iutrigcreu  etc.  —  cf.  dazu 
mnid.  (KU.)  konckeleu  (contoiquere,  rotart-, 
vibrare)  ii.  unser  kinke  etc.  ii.  sudanii  auch 
Weiteres  unter  kimkelo  i)i  Gritinii,  Wb., 
u.  bei  mir  unter  kuiikel,  wovon  kuukelu 
zweifellos  tceitergebildct  ist.  Duss  sich  dieses 
Verb,  auch  mit  kiiclielu,  klüugclu  begrifflich 
so  nahe  berührt  u.  berühren  muss,  ist  des- 
halb klar,  u-eil  knebeln  zu  kucben  u.  klün- 
pelu  mit  klüugel  zu  klingen  r/ehört.  Ihiss 
das  oberd.  gunkeln  (baumeln  od.  bammeln) 
nichts  anderes  als  unser  giiugeln  (bummeln, 
umherstrolchen,  schlendern  etc.)  ist,  ist  ivohl 
zweifellos. 

kunkel-pot,  Schwatz-  od.  Klatsch -Topf, 
bz.  der  To}>f  einer  Klatsche  od.  Kaffee- 
schwester, od.  auch  der  Topf,  wobei  (jeklatseht, 
geplaudert  wird  od.  heimliche  u.  trauliche 
Unterhaltung  stattfindet;  daher  fig.  auch: 
a)  der  Thee-  od.  Kaffeetopf;  —  sittd  j'i  oklc 
■wifeu  uog  bi  de  kuukelpot?  —  wen  de 
kunkelwifen  so  regt  warm  up  't  stüfke  bi 
de  kunkelpot  sittcn  un  mit  'n  ander  kunkeln 
kOneu,  den  sunt  se  so  regt  up  hör  drätV;  — 
bi  de  kunkelpot  word  allerlei  toregt  knnkeld 
un  toregt  bröed ;  —  b)  ein  Schwatz-  od. 
Klatschmaul,  eine  Klütscherin ;  —  't  is  so 
'ü  regt  old  kunkelpot.  —  Xld.  konkelpot. 

kunkel-Avif,  Weib  das  knnkeld  oJ.  schwatzt, 
plaudert  etc.,  od.  das  liänke  u.  sonstige  heim- 
liche u.  faule  Geschichten  (namentlich  hinter 
dem  Rücken  ihres  Mannes  auch  Sachen  ver- 
kauft) macht.  A uch  rhein.:  Weib  das k  u  )i  kelt. 

1.  künne,  s.  künde. 

2.  künne,  kiin',  od.  künde,  Familie,  Ver- 
wandtschaft, Geschlecht,  Verwandter,  Ange- 
höriger etc. ;  —  he  hörd  to  allemans  künne 
(er  gehört  u.  rechnet  sich  zu  Jedermanns 
Familie  od.  Verwandtschaft,  Geschlecht  etc. ; 
bz.  gerirt  sich  als  ob  er  mit  aller  Welt  ver- 
wandt i.st) ;  —  Sprichw. :  allemans  künde, 
sunt  allemans  fründe,  od.  all'mans  küu'  sunt 
all'mans  frün'.  —  Xd.  (Bäh n  ert  etc.)  künne; 
mnd.  (Seh.  u.  L.)  kunne,  künde;  nid.  kuune; 
afries.  ken,  kin,  kon ;  nfries.  kinn,  kenn ; 
as.  kunni  od.  cunni ;  ags.  cyn,  eynn,  cinn ; 
engl,  kin,  kind ;  an.  kyn;  norw.  kyn,  kjün ; 
.schwed.  kön;  dän.  kjün;  goth.  kuni ;  ahd. 
cuni,  kunni,  cliunni,  khunni;  <i»!/;c/.  cbunne ; 
mhd.  künne;  md.  kunne  (Geschlecht,  Vcr- 
ivandtschaft ;  Verwandter,  Verwandte ;  Art). 
Mit  lat.  genu  (nur  in  genuinns) ;  skr.  janu 
(Art,  Geschlecht)  etc.,  sowie  skr.  guä  (Götter- 
weib) u.  jäni ;  zend.  ghena;  griech.  gune; 
goth.  qino  (Weib,  cf.  kwäue)  /(.  skr.  Janas; 
griech.  genos;  lat.  genus  (Geschlecht),  gens 
(Volk)  etc.  zur  y  gan ;  skr.  jan  (zeugen; 
werden,  entstehen  etc.)  gehört. 


kiiiineke,  Bohnenkraut.  Es  ist  Dimin. 
von  kmuie  aus  küue  =  nid.  kuun,  kenne, 
N.  unter  kölle. 
klui-rebbers-weg  od.  kourebberswe^.  Es 
5  giebt  hier  in  Ostfriesland  mehrere  Wege, 
welche  der  Sage  nach  von  don  alten  frie- 
sischen Könige  Radbod  (im  Volksmunde 
Rabbold,  Rebbold  u.  Jetzt  auch  noch  Robo- 
lius  [aus  Radbodius]  genannt)  angelegt  sein 

lü  sollen  u.  daher  wie  oben,  od.  einfach  auch 
Rabbels-  od.  Rebbelsweg  genannt  werden. 
So  z.  Ii.  ausser  sonstigen  (im  Amte  Stick- 
hausen u.  Friedeburg  etc.,  auf  dem  Bernmer- 
fehn  etc.)  auch  einen  Weg,    der  früher  an- 

15  geblich  von  Stavoren  in  Friesland  durclt, 
Groningerland,  Bheiderland  über  die  bei 
Emden  liegende  Insel  Ncssc  (es  war  früher 
ein  Dorf,  das  im  14.  od.  15.  Jahrhundert 
durch  Deichbrüche    von    lihciderland  abgc- 

20  trennt  ivurde)  durch  die  Krumhörn  etc.  nach 
der  Insel  Fosteland  (wahrsehcinl.  ivuhl  Bor- 
kuni,  da  liadbod  der  Sage  nach  in  dem  auf 
Borkum  belegenen  Baut  friVier  ein  Castell 
od.  eine  Burg  hatte  od.  vielleicht  auch  llelgo- 

25  laud,  wo  er  angeblich  die  Taufe  verweigerte) 
ging  u.  wovon  noch  jetzt  (cf.  Bertram, 
Geogr.  von  üstfriesl.  pag.  147  u.  172  wegen 
dieses  Weges  u.  sonst  auch  pag.  193 ;  ferner  : 
Ostfries.  Volksbote  von  1S32,  pag.  182  den 

30  Aufsatz  von  Fr.  Arends  über  die  alten 
Wege)  grössere  Theile  erhalten  sind.  Der 
Name  von  Eadbod  ist  auch  anscheinend 
erhalten  in  Rabbelsberg,  icas  icahrscheinl. 
(cf.  Arends   Erdbeschr.    von  Osffriesl.   u. 

35  Harrlingerland)  ein  edtes  Grabdenkmal  ist 
u.  wohl  im  Volksmunde  aus  Radbods-berg 
verderbt  ist,  iveil  derselbe  dem  Könige  Radbod 
zugeschrieben  ivurde. 

kiiiist,  Kunst;  —  he  is  in  allerlei  küusten 

40  un  wetenschuppen  erfaren;  —  dat  is  hei 
gen  künst,  um  dat  to  dön ;  —  he  kend  de 
künst,  um  wat  to  maken ;  —  wen  man  de 
künst  kend,  den  is  't  ligt  to  dön ;  —  lat 
din  künsten  (Fertigkeiten,  Geschicklichkeiten 

15  etc.)  insen  sen  un  wis  insen,  wat  du  kaust; 

—  dar  hed  he  sin  künst    (sein    Können   u. 
Wissen,  seine  Geschicklichkeit)  au  bewesen; 

—  he    wil    hum    de   künst  oÜeren ;  —  wat 
sunt  dat  nu  wer  für  künsten  (was  sind  das 

50  nun  tvieder  für  Listen,  od.  Streiche,  liänke, 
faule  Geschichten,  Gaukeleien  eic.j.^--wat 
solen  de  künsten  beten  V  —  du  must  mi  gen 
künsten  (Ränke,  faule  Geschichten,  Umtriebe, 
Gaukeleien,  dumme  Sj)ässe  etc.)  maken ;  dat 

55  wil  'k  dl  raden  hebben;  —  he  hed  altid 
allerband  künsten  (Listen  etc.)  bi  de  ende, 
um  en  to  bedregen  un  antofören ;  —  dat 
Hüllt  air  man  malle  künsten  fan  dl.  —  Sprichio. : 
hebben  is  hebben ;   man  krigen  is  'u  künst ; 

60  —  de  künst  stigt  immer  höger,  uns'  köBter 


KUENSTELE  409  KUNTE  KUNT 

Word  'u  kröger.  —  yl/r «es. ,  uW.  kirnst,  koust;  (creua  ;  cuiiuus) ;  cityl.  cut  (Schnitt,  Ein- 
ml.,  mhd.  kunst;  ahd.  chuust,  kuiist  (das  tichnilt,  Kerb,  Höhlun;/,  Rinne,  Strich,  Linie 
Kennen  u.  Wisnen,  Verstehen,  bz.  das  Sich-  etc. ;  Stück,  Theil,  Antheil,  Laos  etc.,  cf. 
verstehen  auf  Etwas  etc.)  —  Zu  kuuiian  acngl.  cut  [Theil,  Jjjos  etc.,  cuttin ;  encß. 
(t/.  köiien)  u.  gebildet  wie  Gunst  von  yönncn,  5  cut,  scindere,  secare,  sclmeiden,  hauen,  ab- 
Brunst von  brennen  etc.  hauen ;    aufschneiden ,    schlitzen  ,     spalten ; 

künstele,  Künstelei.  schnitzen;  zerschneiden,  durchschneiden,  thei- 

kiinstelk,  s.  künstlik.  len  etc.]   u.   cunt    [a)    vulva,  cuunus ;  —  b) 

kiiustelii,    künsteln;   —    he    küustold   d'r  Furche  etc.  j  in  cuntVines,  die  Furchen ,  llöh- 

wat  an  herum.  10  langen  od.  Binnen,   ivclche   die  Leinen   od. 

künstig   (von  Jemandem    od.  Etwas  dem  Taue    auf   der    Oberfläche    einer    Kardele 

Kunst   eigen   ist),    Kunst   od.    Geschick  u.  zwischen   sich   lassen);    an.,    isl.    u.   norw. 

F'ertigkeit  etc.  habend  u.  zeigend,  mit  Kunst  (dialect.)  kunta;  .schtved.  (dialect.)  künuta.  u. 

begabt,  geschickt,  künstlich  etc.;  —  dat  is 'u  kuta,  kutta;  dän.  (dialect.)  kunte,  kunt  (cun- 

küustig  mau,  de  dar   (d.  h.   mit  einem  Eis-  15  aus,  vulva);  mferf.,  »(rf.  kuiite,  kuut  (veretrum), 

zapfen)  göd  mit  timmeru  kan  ;  —  dat  is  'n  weibl.  Schamglied,  womit  auch  vielleicht  Jiorw. 

künstigen  arbeid.  —  iVW.  konstig, kunstig  etc.  (Jv.  Aasen)  kunt;   schwcd.,    dialect.   kunt 

künstler,  Künstler;  —  ironisch:  du  büst  (tn    skraeppc    eller    liöi    og   smal    kurv    af 

mi  6k  'n  möjen  künstler.  flettede  spaaner)  von  Hause  aus  zusammen- 

künstlik,  künstlich,  der  Kunst  gleich  od.  2U  hängt,  —  Dass  die  Wörter  kunte  u.  kutte 
entsprechend,  mit  Kunst,  viel  Kunst  cnt-  nicht  wie  wahrscheinl.  das  nd.  (Scham- 
haltend, geschickt  etc.;  —  dat  is  'n  künstclk  bach)  kunue  u.  mhd.  künne  (cunnus  etc.) 
stük  arbeid;  —  he  is  'u  künstelk  mau;  —  aus  lat.  cunnus  entstanden  sind,  ist  sicher, 
dat  is  künstelk  mäkd  un  net  natürlik  togän  etc.  soivie   auch,    dass   nach   allem    Obigen   die 

kanstapel,  Constabel  (fast  obs.  u.  haupt-  25  Bedtg. :   cunuus    od.   vulva    aus  der  altern 

sächlich   noch  als  Name  vorkommend,   wie  von:  Spalt,  Riss,  Schlitz,  Kerb,  Einschnitt, 

Backer   etc.),   Person  die  das  Geschütz  be-  od.  Oeffnung,  Loch  etc.  hervorging,  bz.  dass 

dient  u.  den  Kanonieren   helfend  zur  Seite  der  Stamm  kut,  nasal,  kunt  urspr.  die  Bedtg. : 

steht  u.  auf  Schiffen  die  Aufsicht  über  die  Bruch,  Riss,  Spalt  etc.  (u.  so  auch:  Schlitz, 

Munition  hat.  —  Nid.  konstapel,  konstabel ;  30  Schnitt,  Kerb,  Einschnitt  etc.,  od.  Oeffnung, 

mnd.  kunstavel  etc.  —  Wegen  der  verschie-  Loch,  Grube,  Höhle,  Vertiefung,  Rinne  etc.) 

denen  Formen    u.  Bedtgn.    vergl.    Grimm  hatte.     Vergleicht  man  nun  dazu  die  Schall- 

(Wb.)  u.  Seh.  IC.  L.  (mnd.  Wb.)  Wegender  stamme:  klak,  klap,  klat,  knak,  knap,  krak 

Herkunft  des  ital.  contestabile,  connestabile ;  etc.  ynit  ihren  Ablauten   klik,  kluk  etc.  etc. 

Span,     condestable;    franz.    connetable    (in  35  und  die  davon  gebildeten  Wörter,    bz.  dass 

erster  Bedtg. :    Oberstallmeister)    aus   comes  dieselben  aus  sonus,  crepitus  etc.  die  Bedtg. : 

Stabuli  cf.  Diez  I,  138.  Bruch,    Riss,    Spalt,    Ritze,    Kluft  etc.  ent- 

kunte,    kunt    u.    kutte,    kut   etc.,    loeibl,  wickelten,  so  ist  es  wohl  zweifellos,  dass  auch 

Scham,    weibl.    Schamglied,    iveibl.    Scheide,  der  Stumm  kut   ein  urspr.  Schallstamm  ist, 

rect.  Einschnitt  od.  Loch,  Spalt,  Kerb,  Schlitz  40  der   als   kit,    kat,    bz.   kwit,    kwat  auch  in 

etc.    im    Unterleib,    sonst   hier  auch  püt  u.  kittern,    kwittern ,    bz.    katteru,    kwattern, 

snede,  snäde,  snä'  (de  wichter  hebben  'n  snä',  kwatjo,  kwatjen,   kwattel  etc.  etc.    steckt   u. 

de  jungens   hebben  'n  kapittelstok  et'-..)   ge-  entweder   unverschoben    mit    idg.  kat,  kant, 

nannt,   ivobei  wegen  püt  od.  pute  noch  be-  bz.  kad,  kand   (cf.  auch  gnattern,  knattern, 

merkt  sei,  dass  dieses  Wort  wahrscheinl.  mit  45  gnittern,  knittern,    guiden,   liuäden  etc.  etc.) 

püte  u.  pütte  aus  lat.  puteus  stammt  u.  auch  od.    lautverschoben   mit   gat,   gaut,    bz.  gad, 

in  pütäl  steckt;  —  piut  (penis)  un  kunt  od.  gand  (wegen  der  Formen  kom,  kum,  kwam, 

pit  un  kut.  —  Sprichw.:  grote  mund!  grote  goth.  qim,  qum  etc.,  aus  gam,  vergl.  kamen, 

kunt!  —  d'rför   is    net   so   göd  as  d'rin,  sä  kumst  etc.)  ident.  ist  u.  demnach  sowohl  mit 

de  pastör. — Nd.  (Br.  Wb.,  D ahne rt  etc.)  50  skr.    katth    (Geräusch    u.    Lärm     machen, 

kuüte,  kutte,  kutt ;   mnd.  kunte,  cutte  (cun-  schreien,  schwatzen,   sprechen,  schelten  etc., 

nus,    vulva);    nid.   kont   (Arschloch,  Arsch-  cf.  bei  Fick  I,  37   ]/  kat,    lärmen  etc.    u. 

kerbe,  Arsch,  cf.  gdX),  kut  (snijde,  insnijding;  I,  38  y  kani,  schlagen,  stossen,  stechen  etc., 

vrauwclijk  schaamdeel  it.  kute  (kuiltje,  putje);  toozu    er   auch   skr.    kunta,   griech.  köntos, 

mnld.  kutte  (creua,  incisura ;  cunnus)  u.  kute  55  Stange,  Stecken  etc.  u.  kanta,  Lappen,  Lum- 

(scrobibulus)  ;  afries.  kunte,  kunthe,  cuntte;  ^;e/t  etc.,   skr.  kantbä,  geflicktes  Kleid;   lat. 

nfries.  kunte   (cunnus,   vulva);    hess.  (Vil-  centon  etc.  stellt)  als  auch  mit  kad  =  skad, 

mar)  kaute,  k\xiiQ,kMii  (Vertiefung,  Grube,  skand,   beissen,    bz.  spalten  od.  brechen  etc. 

Loch  etc.   u.    im    Fuldaisch,    auch    vulva) ;  (cf.  biten,  knappen,  knakken  etc.)  u.  knicken, 

aengl.  cunte,  cuntte,  counte  (vulva)  u.  kutte  60  biegen   (cf.  knik,  knikken  etc.,    cf.    daselbst 


KüNTE  KUNT 


410 


KUNTE  KUNT 


])ag.  38)  ident.  sein  kann,  zu  tvchh  Letz- 
terem wahrscheinl.  auch  skr.  kumlola  it. 
griech.  kanclia,  Korb,  Hohrkorb,  grosser  Korb 
etc.  gehört,  da  diesem  Worte  entweder  die 
von:  sjialten,  khiß'rn  ete.  ausgehende  Bedtg.: 
Hohles,  hohles  J-^tivas  etc.,  od.  die  von  : 
brechen,  knicken,  biegen,  krümmen,  Hechten 
etc.  ausgehende  liedtg. :  rundlich  gebogenes 
u.  geformtes  etc.  od.  geflochtenes  Eticas  etc. 
zu  Grunde  liegt.  Weiter  vergl.  bei  Jiopp 
y  kantli,  kath  (dolore,  Imkere,  nioererc),  die 
tcahrscheinl.  urs2)r.  die  Bedtg.:  schreien, 
weinen,  klagen,  seufzen  etc.  hatte  u.  also 
auch  eine  Schallwurzel  ist;  —  kaud,  kad 
a)  findero  etc.,  s.  oben  kad;  —  h)  sorvaro, 
od.  urspr.  rielleicht:  klagen,  sich  grämen, 
sorgen,  besorgt  sein  etc.  u.  so  auch:  achten 
worauf;  —  katth  (laudaro,  cxtolloro,  jilo- 
riari  etc.,  bz.  schreien,  rahmen,  prahlen  etc.); 

—  kath  (dicere,  loiiui,  nicmorare,  uarrarc), 
wozu  er  goth.  quatli  (quitlia  etc.,  cf.  kwil- 
teln,  kwatje  etc.)  stellt;  —  kad  (commovcri, 
perturbari ,  terreri  etc.,  od.  urspr.  wohl: 
GeräuscJt,  machen,  schreien,  lärmen,  toben, 
schelten  etc.),  wie  kand,  kad  (vocare,  cla- 
niare,  flere),  wozu  in  der  Bedtg. :  souare  etc. 
70ohl  kandalä  (souus  lenis)  ti.  in  der  aus 
somis,  crepitus  (cf.  klak  etc.)  entstandenen 
Bedtg.:  brechen,  reissen,  spalten,  klaffen  etc. 
H.  aucli  springen,  aufsiiringen,  sich  S2)alten 
n.  öffnen,  entspringen  (cf.  y  sprant  u.  sprut 
bei  F ick  III,  336,  bz.  unter  spriiten,  sprüt- 
seu,  sotcie  nhd.  Sp  rosse  etc.)  etc.  auch 
kaiulara  ».  kandara  (caverna,  specus,  bz. 
Spcdt,  Höhle  etc.),  kandala  u.  kandalä  (calix, 
gemma  ;  germen,  surculus)  gehört; — ferner 
cf.  khat  (dosidorare,  od.  urspr.  ioohl:  schreien 
nach  Etwas);  —  kliad,  khand  (a.  findcrc, 
frangere,  ruinpere,  dividcrc  etc. ;  —  b.  de- 
serere,  rclinquerc),  wovon  klianda  (pars, 
l)ortio,  Sectio,  fragmentnin,  fnistum ;  tomus) ; 

—  khad  (occidere)  mit  der  Nebenform  klnid, 
khiuid,  bz.  kuüt,  kut  u.  kund,  kuil,  ivozti 
wegen  kuntc,  knttc,  kute  (s.  oben)  in  der 
Bedtg.:  Spalt,  Loch,  Höhle  etc.  od.  holdes, 
bauchigtes  Etwas  auch  skr.  kunda  (urceus, 
urna,  liydria;  caverna  in  terra  facta  ad  ser- 
vanduni  igneni  sacruni ;  piiteus  etc.)  zu  ver- 
gleichen ist;  —  ici'iter  vergl.  )ioc/i  bei  Bopp 
diey gdd  (tonare)  M.gad(dicore,  loqui^f?.  ?frsj;r. 
sonare,  rlamarc),  ivoza  noch  goth.  ([iman, 
bz.  unser  kamen  etc.  selbstredend  auch  kat- 
tern,  kwattern,  kwäteln,  kwattel  etc.  grhörrn 
kann  u.  loas  selbstredend  auch  ein  urspr. 
Schallstamm  ist  v.  tvozn  auch  noch  andere 
skr.  H.  sonstigr  Wurzeln  in  ähnlicher  Weise 
wie  zu  kad,  kand  hinzugrfiigt  werden  könn- 
ten. Ist  nun  aber  der  Stamm  kut,  kunt 
(von  kutte,  kunte)  ein  Schallstamm,  der  von 
der    Grdbedtg.:    Geräusch    die    Bedtg.: 


Bruch,  Biss,  Spalt  etc.  od.  wie  klap  auch 
die  von:  Schlag,  Stoss  etc.  entwickelt  hat, 
so  gehört  zu  derselben  ausser  dm  oben  schon 
angeführten  Wörtern  (cf.  auch  kotsen,  kwat- 
5  sen,  sowie  auch  kate  u.  kotc  von  einer  y 
kut,  knicken,  biegen,  krümmen,  wölben,  die 
wie  knik  selbstredend  auch  eine  Schallwurzel 
ist  u.  Weiteres  auch  unter  kuderwälsk)  auch 
(cf.   kladde   wegen    des  „d"    statt  „t")    wohl 

10  kiulde  in  einer  andern  Begriffsentwickelung, 
während  an.  kuta  (cultellis  pungcre),  kuti 
(cultellus)  etc.  mit  engl,  cut  (,s'.  oben)  conne.v 
ist  u.  im  noric.  kyta  (schelten  ,  aushunzen ; 
schreien,   prahlen),     kyta    (Geschrei)    noch 

15  die  Grdbedtg.  sonus,  clanior  erhalten  ist.  — 
Norw.  kyta  (Beule,  Knollen,  bz.  vorstehende 
Falte,  Runzel  etc.)  crgiebt  sich  leicht  aus 
der  Bedtg. :  schlagen,  stossen,  bz.  brechen, 
knicken  etc.,  wie  Ja  beide  Bedtgn.  (cf.  klap 

20  u.  kiiik  etc.)  sich  ja  ungesucht  aus  solchen 
Schallstämmoi  entwickeln.  iJass  die  Formen 
kint  u.  »juint  (s.  unter  kunte  in  Grimm, 
Wb.),  sowie  auch  der  Stamm  qith  von  goth. 
qithus    sich   leicht   von   einer  der  obigen  y 

25  kat  od.  gat  ableiten  lassen  u.  selbst  auch 
(pthus  (Bauch)  als  Hohles,  Höhle  (es  tvird 
wohl  eigentlich  die  B  a  u  c  h  h  ö  h  l  e  bedeuten) 
in  seinem  Stamm  kwith  mit  kut  formell  u. 
begrifflich  zusammen  fällt,  ist  nach  den  obi- 

30  gen  Ausführungen  leicht  einzusehen. 

Zum  Schlüsse  sei  zu  kunte,  kutte  noch 
bemerkt,  dass  nach  den  obigen  Ausführungen 
u.  beim  Vergleich  von  klatte  (gemeines  Weib, 
Hure  etc.;    Fetze,    Lumpen   etc.;    Klunker, 

35  Zotte  etc.)  u.  kladde  von  klat,  ahd.  klaz 
(nhd.  Klatsch)  ausser  den  in  G  r  i  )n  m,  Wb. 
erwähnten  Schall-  od.  Schall  nachahmenden 
Wörternkoiz  (Interjection  =  Potz)  n.  kotz 
(.\ustvurf,   od.  was  mati  mit  Geräusch  aus- 

40  bricht  etc.,  cf.  kotsen  u.  kwatsen,  welch 
Letzteres  auch  loie :  klatsch e n  n.  klap- 
p  e  n  die  Bedtg. :  schallend  schlagen  od. 
werfen  etc.  ti.  die  von:  schwatzen  etc.  hat) 
sowohl  Kotz  (Augenbutter    etc.,    cf.    klatte 

'15  auch  in  dieser  Bedtg.)  als  Kotze;  mnd. 
cute ;  engl.,  dialect.  cut  (nieretrix,  Hure,  ge- 
meines Weib)  u.  Kotze  (Husten)  zu  diesem 
Schallstamm  gehören.  Vergleicht  man  nun 
weiter  aber  noch  klatte  in  der  Bedtg. :  Lap- 

50  pen,  Fetzen  etc.  u.  zottiges  wirres  Etwas, 
Weiehselzopf,  bz.  Verwirrung  etc.,  so  lä.sst 
sich  auch  Kotze  (Kleid,  Decke  od.  Stück 
zottiges,  grobes  Wollcnzeug  etc.,  bz.  zottiges, 
wirres  Ifaar  etc.,  vergl.  (die  die  verschiede- 

55  neu  Bedtgn.  des  4ten  Kotze  in  (rrimm, 
Wb.),  mit  engl,  cot  (Wollabfall),  cotted  (wirr, 
verwirrt,  zottig),  sowie  Kotz  (iulus,  bz.  die 
Wolle  an  etlichen  Bäumen  od.  eigentlich 
die  auch  Kätzchen  genannten  weiblichen 

GO  Blüthen,    welche    wie   Zotten    an   Hasel- 


KONTERBANDE 


411 


KUR 


Stauden  etc.  herunterhangen  u.  schwäb.  kutze- 
mulle  u.  sonst  oberd.  auch  kauz  [älter  wohl 
kuzi]  heissen)  leicht  ebensogut  von  diesem 
Schallstamm  kut,  nhd.  ciiz,  cliiiz,  kuz  ab- 
leiten, während  Kotze  (ruiico,  Jät-Messer) 
wohl  dasselbe  wie  an.,  ist.  kuti  (cultellus, 
s.  oben)  ist.  Vergleicht  man  uiin  aber 
(Grimm,  Wb.  V,  'iVOS)  Kötze  (Bücken- 
korb,  od.  Korb,  bz.  ein  hohles  rundliches 
Etwas  u.  daher  auch  Bauch,  s.  unter 
Kötze  2),  so  lüird  dies  wohl  auch  mit  dem 
schon  oben  angeführten  noric.  kunt  (hoher 
u.  schmaler  Korb  von  geflochtenen  Spähnen), 
sowie  mit  goth.  qithiis  (Bauch  etc.,  s.  oben) 
von  derselben  germ.  ]/  kut,  kwat  =  idg. 
gad  od.  (unverschoben)  kat  zusammenhängen, 
falls  es  nicht  etioa  mit  kate  (Hütte)  auf  die 
aus  kut  als  Schallwurzel  entstandene  Bedtg.  : 
Spalt  od.  Höhle,  Felskluft  (caverna,  spe- 
lunca  etc.)  zurückgeht,  ivobei  man  dann  an- 
nehmen muss,  dass  kut  ebenso  wie  kuk  eine 
Weiterbildung  der  Schallwurzel  ku  (cf.  kukük 
u.  küken  etc.)  ist,  loozu  dann  auch  nhd. 
Kauz  (Eule  etc.)  ebenso  zu  stellen  wäre, 
loie  kukük  u.  küken  zu  kuk  od.  kak.  Vergl. 
dieserhalb  auch  noch  das  zweite  Kaute  in 
Grimm,  Wb.,  sowie  auch  das  unter  kote 
Gesagte.  Sodann  vergl.  ferner  auch  kauter, 
kuder-  od.  kuterwälsk  u.  (Grimm,Wb.  V, 
2882)  kuteu  (sausen),  chuteu  (tönen,  ertönen, 
stridere  etc.),  chuta  (zanken,  streiten)  etc. 

kunterbande,  Contrebande,  verbotener  od. 
unerlaubter  Handel,  gcsetzividrig  od.  auf 
Schleichioegen  eingeschmuggelte  Waare  etc.; 

—  dat  is  kunterbande  wat  du  dar  mäkst 
od.  best.  —  Wegen  Abstammung  des  ziveiten 
Theils  bando  von  ban  (Befehl,  Gebot  etc., 
cf.  bau)  vergl.  Diez  1,  50. 

kunter-bant,   kunterbunt,   sehr  bunt  etc.; 

—  dat  (od.  de  budel  etc.)  is  ml  to  kunter- 
bunt; —  dat  geid  all'  kunterbunt  dür  'n 
ander  hendör.  —  Die  Vorsylbe  kunter  ist 
tvahrscheinl.  ident.  mit  franz.  coutre  aus 
lat.  contra,  worüber  Weiteres  in  Grimm, 
Wb.,  unter  k  u  n  t  e  r  b  u  n  t  zu  vergleichen  ist. 

kuntrai,  kuntrei  (sehr  gebräuchlich),  Ge- 
gend, Umgegend ;  —  dat  mut  dar  so  wat  in 
de  kuntrei  liggen.  —  Nid.  kuntreije.  —  Es 
ist  das  engl,  country  (Jjund,  Landstrich, 
Landschaft,  Gegend  etc.) ;  aengl.  coutre ; 
afranz.  coutree,  cuntree;  franz.  contree; 
aital.  contrata;  ital.  contrada,  was  ebenso 
von  contra  loeitergebildet  ist,  loie  Gegend 
von  gegen. 

kup-band  (Flur,  küpbanden).  Band  (od. 
Eeif,  Ring)  zu  einer  Kufe,  bz.  welches  um 
eine  Kufe  gelegt  loird,  um  die  Stäbe  zu- 
sammen zu  halten. 

kupe,  küp,  Kufe,  Bottich.  —  Nid.  kuip 
etc.   —  Wegen   der  Entlehnung   od.  Nicht- 


eidlehnung  aus  lat.  cui)a  vergl.  unter  Kufe 
in  Grimm,  Wb.,  u.  cf.  kop. 

klipen,  a)  Fässer  binden  od.  machen, 
Böttcherei  treiben;  —  b)  in  Fässer  fassen 
5  od.  machen;  —  't  lür  (Leder)  inkupen;  — 
'■)  (i^O-)  durch  Umhergehen,  öffentlich  od. 
heimlich  um  Stimmen  betteln  u.  werben,  bz. 
Stimmen  bei  Wahlen  sammeln  u.  erschleichen 
od.   sich   heimlich   u.  durch  Bestechung  um 

10  ein  Amt  bewerben,  Stimmen  kaufen  etc., 
wobei  man  bei  den  Bürgern  herutngeht,  wie 
der  Böttcher  um  ein  Fass  (d.  h.  nach  der 
Erklärung  Stnrenburg^s).  Sollte  es  indessen 
ivie  nfries.  kupe  (kaufen)    in  dieser  Bedtg. 

15  niclit  eher  wie  nid.  kuipen  (bestechen,  durch 
Bestechung  od.  Geld  Stimmen  kaufen  u. 
werben,  heimlich  sich  um  ein  Amt  bewerben 
etc.)  eine  Nebenform  von  kopen  sein  ?  — 
Nid.  kuipen  in  derselben  Bedtg.  wie  sub  a 

20  u.  c.     Vergl.  iveiter: 

kuper,  Böttcher,  Küfer,  Küfner;  — 
Sprichiv. :  be  geid  d'r  um  to  (od.  d'r  um 
lierum),  as  de  kuper  um  't  fat  (od.  um  de 
tünn');  —  Kinderreim:    dat  kuperswif!  dat 

25  kuperswif!  fret  all'  de  süre  kol  in  't  lif;  — 
kuper!  kuper!  rund  um  't  fat,  baud  sin  wif 
mit  de  slür  för  't  gat  (der  Hintere  od.  Hin- 
terster, cf.  gat).  —  Nid.  kuiper  (a.  Böttcher, 
Küfer  etc. ;  —  b.  [flg.]  Einer  der  durch  Be- 

30  siechung  sich  heimlich  um  Stimmen  od.  um 
ein  Amt  bewirbt,  Amtschleicher). 

kupei'-beitel,  Küfer-,  Böttcher-Meisscl. 
kuper-düssel,  Küfer-D iessel;  cf.  düssel. 
knpere,  Küferei,  Böttcherei,  Böttcheramt, 

35  Böttchergeiverbe.  —  Nid.  kuipcrij  (a.  das- 
selbe ;  —  b.  heimliche  Betverbung  u.  Be- 
stechung, AmtschleicJierei  clc.) 

kupei'n,  küfern,  böttchern,  Ktifcn  od.Fässer 
machen   u.    binden,    Fässer  mit  Reifen  be- 

40  schlagen  etc. ;  —  be  kuperd  dat  fat  wer 
toregt;  —  inkupern  (in  Fässer  einbinden 
od.  einschlagen) ;  —  be  lett  dat  Hes  inkupern ; 
—  tokupern  (Fässer  zubinden  od.  zuschlagen, 
dicht  machen  etc.) ;  —  du  must  dat  fat  etc. 

45  tokupern.  —  Auch  subst. :  dat  kuperu  (das 
Küfern,  das  Küfergewerbe  etc.) ;  —  be  is 
bi  't  kupern;  —  be  bed  't  kuperu  b^rd. 

kup-holt,  Kufenholz,  Holz  zu  den  Dauben 
u.  Böden  der  Kufen. 

50  küp-wiipke  od.  ki|)wipke,  a)  kleines  zwei- 
rädriges Fuhrwerk  (od.  kleiner  Karren  etc.), 
welches  zum  Kippen  eingerichtet  ist,  bz. 
was  an  dem  Bestimmungsort  umkipijt,  um 
den  Lnhalt  (z.  B.  Erde,  Steine  etc.)  heraus- 

55  fallen  zu  lassen.  —  wüpke  od.  wipke  ist 
Dimin.  von  wüppe,  wippe ;  —  b)  dasselbe 
wie  wüp-,  od.  wip-wap  (Schaukel)  als  Ding, 
was  auf  u.  nieder  kippt  u.  wippt. 

1.  kur,  Cur,    d.  h.  Behandlung  u.  Pflege 

60  (namentlich  ärztliche),  um  Jemanden  heil  zu 


KUR 


412 


KUERE  KUER 


machen  od.  zu  heilen ;  (titch  Ileilcersuch, 
Heilprozess,  sowie  auch:  Heilung,  Gcsu)i- 
dung  etc.;  —  he  heil  liuni  in  de  kiir;  — 
de  kür  is  net  anslau ;  —  he  hcd  'u  soilc" 
kür  dininäkd;  — ■  dat  deiid  to  sin  kür;  — 
dat  hüllt  wunderlike  kureu  (Heilversuche, 
Heilungen  etc.)  —  Nid.  kuur;  mnld.  kuere, 
kure  etc.  —  Mit  franz.  eure  etc.  aus  lat. 
cura  in  der  Bedtg.:  Sorgfalt,  sorgsame  Be- 
mühung um  J^ttcas,  od.  sorgsame  Behand- 
lung von  Etwas  etc. 

2.  kür,  Genever  od.  Branntwein  aus  Korn 
od.  Getreide  od.  Schnaj^s;  —  lie  drinkt  am 
lefsten  klare  kür;  —  Sprichw. :  „ik  miit 
hülpe  hebbeii,"  sä'  de  bäs;  Jung'  gä  hin 
im  häl  mi  'n  ort  kür."  —  Da  nuoi  auch 
Korn  für  Kornhraiintwein  od.  das  Destillat 
aus  Korn  gehraucht,  so  wäre  es  sehr  gut 
denkbar,  dass  kür  aus  as.  kurni,  kurn ; 
nfries.  kurn  etc.  (cf.  koren)  gekürzt  sei  u. 
demnach  dasselbe  wie  Korn  im  Sinn  von 
Korndestillat  bezeichnete,  wie  auch  Ja  kür- 
drank  (Branntwein-Schlempe)  die  Bedtg.: 
Korn- Schlempe  u.  kür-stoker  (Brannt- 
weinbrenner) die  von:  Korn- Brenn  er 
haben  kann.  Da  indessen  ein  solches  Spi- 
ritus-Destillat auch  aqua  vitac  genannt  wird, 
so  könnte  es  auch  mit  1  kür  in  der  Bedtg. : 
Heilung  od.  Heil  zusammenhängen  u. 
hier  ja  kür  auch  als  Heilt  ra  nk  od.  über- 
haupt als  ein  gesund  u.  heilmachendes,  neu 
belebendes,  stärkendes  ti.  erfrischendes  Etwas 
gefasst  sein,  wie  ja  auch  eine  Cur,  die  man 
gebraucht  od.  nimmt,  auch  zur  Heilung  etc. 
dienen  soll  od.  Einen  ivieder  gesundet  u. 
heilt  u.  also  selbst  auch  ein  gesund  u.  kräf- 
tig machendes,  od.  stärkendes  Etwas  ist. 
Vergleicht  man  indessen  ferner,  dass  der 
kür  (od.  Genever,  Branntwein,  Schnaps)  ein 
so  sehr  beliebtes  u.  vorzugsweise  ein  gewähl- 
tes Getränk  vieler  Leute  ist,  so  wäre  es 
auch  denkbar,  dass  es  mit  kür  (Wahl,  Be- 
hebung etc.,  od.  wörtlich  das  Gewählte  u. 
Beliebte  etc.,  bz.  das  ivas  man  liebt,  tcählt 
u.  aussucht  od.  [sinnl.J  das  tvas  schmeckt 
etc.)  =  ahd.  chüri,  as.  küri  etc.  (cf.  1  w.  2 
kor,  soioie  kesen  etc.)  von  Hause  aus  eins 
wäre  u.  eben  nur  ein  beliebtes,  gesuchtes  u. 
vorzugsweise  gewähltes  Etivas  (od.  Getränk) 
bezeichnet  hätte. 

3.  kür,  Cour,  Hof;  —  he  mäkd  hör 
de  kür;  —  lie  is  'u  kürmakcr  (Cour- 
macher). —  Das  franz.  cour  ans  court  od. 
courte  =  ital.  cortc,  ical.  curte  etc.  von 
lat.  chors,  chortis  (Viehhof),  betr.  cf.  Diez 
I,  lil. 

4.  kür,  s.  kure. 
kür,  s.  küro. 

kuräsje,  Courage;  —  he  lud  he!  gen 
kuräsje.  — Das  franz.  courage;  jia/.  coraggio ; 


Span,  corage  (Herzhaftigkeit,  alter  auch  Ge- 
müth)  von  lat.  cor  (Herz). 

kiirass,    Kürass,    Brustjninzer.    —    Das 

franz.    euirasse    u.    dies   mit    ital.  corazza; 

5  span.    coraza;   prov.    coirassa  {Panzer)   von 

lat.  lorium ;  gleichsam  coriacea,  Lederwerk. 

kui'der.  s.  kurer. 

kür-drank,  s.  2  kür. 

kure,  kür,  od.  klirre,  ein  in  einem  Bahm 

10  eingisjxinntcs  Schieb-  od.  Schlepp-Netz,  wel- 
ches die  Insulaner  etc.  zum  Strand-  und 
Grundfischen  gebrauchen,  indem  sie  es  theils 
mittelst  einer  darüber  hin  befestigten  Stange 
vor    sich    herschieben,    theils    mittelst    einer 

15  Zugleine  hinter  sich  od.  dem  Schiff  herziehen 
u.  schleppen ;  —  se  sunt  mit  de  kür  heu  to 
tisken,  um  wat  butt  etc.  to  haleu.  —  ^4»* 
Strande  werden  damit  Butt,  Garneelen  etc. 
u.    im   tiefen   Wasser   Kochen,  Steinbutt  u. 

20  Austern  etc.  gefischt.  —  Nd.  od.  nfries. 
(Schleswigsche  Küste  u.  Inseln)  korre ;  nid. 
korrc  ;  Compos.  kornci  (dasselbe)  ;  oesterkor 
(Austern-Schleppnetz  od.  Austern-Netz),  kor- 
oester  (Schleppnetz- Auster),  kortijd  (Zeit  wo 

25  die  Austern  mit  dem  Schleppnetz  gefangen 
loerden) ;  afries.  koer  (Netz)  in  raemkoer 
(s.  bei  V.  Kichthofe n  unter  i'amkor), 
worin  die  Vorsißbc  raem  wahrscheinl.  mit 
unscrm  räm  (Rahm,   Rahmen,    Einfassung) 

30  ident.    ist    u.    dann   raemkoer    auch   ein  in 

einem  Rahmen  gespanntes  Netz   bezeichnet, 

wie  dies  auch  bei  unserm  kure  der  Fcdl  ist. 

Das  Wort  kure,    afries.    koer    betreffend, 

so  ist  wohl  anzunehmen,  dass  es  ursjjr.  blos 

35  ein  Wcidengeßeclit  bezeichnete,  od.  doch  ein 
rundlich  bauchigtes,  halbrundes  u.  korbähn- 
liches Geflecht  von  Weiden  war  u.  demnach 
auch  in  seinem  Aussehen  einem  grossen 
Korbe  ähnelte,  icie  es  ja  zweifellos  ist,  dass 

•10  unsere  Voreltern  neben  den  Reusen  auch 
grosse  von  Weiden  geflochtene  Körbe  od.  korb- 
ähnliche Behidter  zum  Fischfange  u.  als 
Fischbehidter  benutzt  haben.  Diesemnach 
ist  dann   auch   das  obige  afries.  koer  wohl 

45  dasselbe  Wort  wie  das  jetzige  wfries.  koer 
(Korb),  ganz  wie  auch  beide  Bedtgn.  sich 
in  Korb  selbst  zusammen  finden.  Ist  dies 
aber  richtig,  so  muss  unser  obiges  kure,  bz. 
das  afries.  koer    (in   raemkoer)    a«t7t    wohl 

50  dasselbe  Wort  wie  as.  kar  (Korb  od.  Be- 
hälter) in  bi-kar  (Bienenkorb),  bz.  tcie  unser 
2  kare  sein.     cf.  auch  2  kureii. 

1.  küre,  kur,  s.  köre,  bz.  2  kör. 

2.  küre,  kür    (meist   im   Flur.),   lounder- 
55  licher   od.    sonderbarer,   närrischer  Einfall, 

Laune,  Grille,  Bosse,  Scherz,  Spa.%s,  loser 
Streich,  Finesse  etc. ;  —  dat  is  blöt  'n  kür  fan 
dl,  dat  du  net  mit  geist;  —  wat  sunt  mi 
dat  för  ferdömdc  küren  (wunderliche  Ein- 
60  fälle,  Grillen,  Launen  etc.)  dat  du  net  äten 


KTIRRE  KtTER  41 H  KüEREN 

wilt?  —  dat  sunt  all'  man  küren  (Dumm-  von  Cur  selbst  die  obige  Bedtr/.  hervorging, 
heilen,  Grillen,  Flausen  etc.),  du  kanst  dat  zumal  die  Cur  ja  auch  die  Bedtg.:  einer- 
regt  god,  wen  du  man  wult ;  —  he  hed  do  seits  von  Heilung  u.  Heilmethode  etc.,  an- 
kop  ful  kiircn  od.  Iw.  hed  altid  siikse  blik-  dererseits  aber  auch  die  einer  unverständ- 
sems  küren  in  de  kop ;  —  lät  de  malle  5  liehen  ii.  tounderlichen  Behandlung  od.  einer 
küren  (schlechten  Spässe  u.  unnützen  Ge-  wunderbaren  u.  unbegreiflichen  Handlung 
schichten  etc.)  blifen ;  —  wat  best  du  dar  «.  That  selbst  in  sich  begreift  ii.  jedenfalls 
nu  wi'r  für  küren  (Possen,  Sjiässe,  Fratzen  eine  Cur  (sowohl  an  u.  für  sich  wie  auch 
etc.)  In  de  ende?  —  wat  raäkst  du  mi  dar  als  Methode  od.  als  Versuch  zur  Heilung 
f('»r  küren  (ivunderliche  od.  närrische  Ein-  10  eines  Kranken)  in  den  Augen  der  meisten 
fülle,  Possen,  dumme  Geschichten,  Streiche,  Menschen  ein  icunderbares,  unbegreifliches 
Finessen  etc.)?  —  dat  sunt  sin  küren  u.  unver.ständlicJies  u.  oft  auch  selir  unge- 
(Streiche,  Flausen,  Finessen,  Schlauheiten,  wisses  u.  launenhaftes  Ftivas  i.st.  Ausser- 
Schwänke ,  Spiegelfechtereien,  od.  Listen,  dem  aber  ist  jede  Cur  auch  iyi  gewisser  Hin- 
Künste  etc.);  —  he  stold  wunderlike  küren  15  sieht  eine  Kunst,  die,  wenn  sie  gelingen 
(Künste,  Versuche  etc.  od.  GescJiichten)  mit  soll,  viel  Klugheit  u.  Finesse  erfordert  u. 
hum  an.  —  cf.  kür-  od.  küren-maker.  —  kann  ja  die  Cur  selbst  auch  ah  Kunst 
Nd.  küre,  kür  (cf.  Br.  Wb.,  das  zioeite  gefasst  sein,  sodass  küren  hieraus  die  Bedtg. 
küven;  u.  bei  Schütze  II,  336) ;  nld.kaiw,  Künste  erhielt.  Tolle,  ivunderliche,  ver- 
Plur.  kuren  (Laune,  Grille ;  Lust,  Fröhlich-  20  drehte  Curen  sind  ganz  getoiss  auch  tolle 
keit  etc.);  nfries.  (Johansen,  pag.  105,  etc.  Künste  u.  Finessen  u.  ivem  das  ü  un- 
erste  Spalte)  küür,  gewöhnlich  Flur,  küren  seres  küre  noch  Bedenken  macht,  der  muss 
(wunderliche  Anschlüge,  Albernheiten);  mfläm.  nicht  vergessen,  dass  auch  fZrt.s  „u"  in  franz. 
kuere,  nacli  dem  Dimin.  kuerken  (finesse  eure  u.  mnld.  kure  od.  kuere  (Cur)  wie  „ü" 
ou    tromperie)    ^r^    tmserm   kürke.      Ferner  25  gesprochen  ward. 

auch    schwüb.,    ndrhein.,    bz.    in    Posen   n.  kuren  od.  kurren,   mit    dem    Schleppnetz 

Waldeck  (cf.  Grimm,  Wb.  V,  Spalte 2802        (kure)    fischen,    od.    das   Fischen   mit   dem 
unter  kuren   etc.)    im  Plur.   kuren   (lustige        Schleppnets;  —  se  hebben  kürd;  —  se  sunt 
Einfälle,  Spüsse,  Streiche,  unnütze  Umstände,        henwest  to  kuren,  man  se  hebben  niks  gen 
tolle   Streiche,   Flausen,   Possen,  Schwanke  30  fisk  fangen.  —  Nid.  korren. 
etc.)    KU.  übersetzt  knve,  kuere  mit:  gestus,  1.  küren;  i.  q.  1  u.  2  kören, 

mos  od.  modus   agendi,   gesticulatio,   factio,  2.  küren,  Plur.  von  2  küre, 

opera,  doch  nur  tadelnd  nach  den  Beispie-  3.  küren,  sehen,  blicken,  spähen,  spähend 

len:  dit  zi'n  van  uwe  knren  =  unserm :  dat  ausschauen,  sorgfältig  u.  scharf  nach  Etivas 
sunt  fan  din  küren  (od.  Listen,  Ränke,  Schlau-  35  sehen  u.  auskucken,  lauern,  Etwas  aufs 
heiten,  Finessen,  Flausen  etc.  od.  Geste  n  Korn  nehmen  u.  zielen  etc.  u.  tveil  man 
etc.,  ivomit  M.  wodurch  man  Jemanden  tüu-  dabei  die  Augen  gewöhnlich  mehr  od.  tveni- 
sehen,  betrügen  u.  hinters  Licht  führen  will)  ;  ger  zukneift,  um  desto  schärfer  sehen  zu 
—  vreemde  kuren  bedi'ijven  (mira  machinari,  können,  auch:  blinzeln  etc.,  c/.  kürögen;  — 
miris  modis  ludere,  enorraia  patrare)  etc.  40  ik  hebb'  al  so  lank  stän  to  küren,  man  ik 
Falls  dieses  küre  nicht  etwa  dasselbe  Wort  kan  't  schip  nig  in  't  ogsun  krigen;  —  wen 
wie  1  küre  in  der  Bedtg.:  Beliebun  g  od.  du  d'r  to  lank  na  kürst,  den  kanst  du  't 
gusto  (he  hed  allerhand  küren  in  de  kop,  tolest  hei  net  miir  finden ;  —  he  kürde 
kann  auch  so  viel  heissen,  cüs  dass  er  aller-  (zielte)  to  lank ;  darum  schöt  he  ök  gewis 
hand  Beliebungen  u.  Eigenwilligkeiten  im  45  mis ;  —  he  kürd  sük  hast  blind ;  —  war 
Kopfe  hat,  bz.  dass  er  das  thut,  tvas  ihm  kürst  du  so  na  ?  og !  ik  mende,  dat  dar  nog 
.'schmeckt  u.  gefüllt,  od.  was  ihm  beliebt)  ist  'n  appel  sat.  —  3Ind.  kuren  (speculari,  cir- 
(cf.  auch  kör,  loühlerisch,  eigen  etc.)  u.  er-  cumspicere,  namentlich  auch  ein  technischer 
loägt  man,  dass  jede  küre  od.  Laune  etc.  Ausdruck  in  der  Jägerei,  der  soviel  als 
eine  Eig enheit  u.  Sonderbar k eit  etc.  50  Achtung  geben  [cf.  Seh.  u,  L.J  bedeu- 
ist,  so  wäre  es  auch  vielleicht  denkbar,  dass  tet,  dann  überhaupt :  dem  Wilde  aufpassen 
dieses  Wort  ganz  dasselbe  ist  ivie  das  aus  u.  auflauern  od.  nachstellen)  ;nd.  (D ahn  er t) 
franz.  eure  (soin,  souci ;  traitement,  guerison  kuren  (dem  Wilde  nachstellen,  jagen) ;  mnld. 
de  qe  maladie  ou  blessure)  entlehnte  nid.  (KU.)  koeren,  älter  coeren,  eueren  (specu- 
kuur ;  mnld.  kure,  kuere  (cura,  curatio  etc.)  55  lari,  e  specula  prospicere,  observare) ;  nid. 
u.  dass  sich  dabei  aus  Sorge  zunächst  die  kuren  (gluren,  knipogen,  bz.  scharf  wonach 
Bedtg.  Grille  (weg  mit  den  Grillen  u.  sehen,  lauern,  blinzeln  etc.);  satl.  kürje 
Sorgen)  u.  hieraus  ivieder  die  andern  als  (zielen).  —  Es  ist  urspr.  dasselbe  Wort  wie 
Laune,  Posse  etc.  weiter  entwickelt  haben.  küren,  kören,  tvählen,  ausioählen,  etwas  aus- 
Möglich  ist  es  aber  auch,  dass  aus  der  Bedtg.  60  lesen  od.  aussuchen  etc.,  bz.  mit  den  Augen 


KÜREN-MAKER                     414  KURRELN 

})riifeH  u.  nach  guten  Kennzeichen  od.  Feh-  ijehraucht.    —    Nach    Diez   (II,  115)   aus 

lern  suchen  u.  sehen,  prüfend  wonach  sehen  sjian.  corcho  u.  dies  aus  lat.  cortex. 

».   schauen   od.    ausschauen,   üb  auch  Alles  kurklialsen,    knlkhalscii ,    mit    Geräusch 

so  ist,  wie  es  sein  tnuss,  um  für  gut  erklärt  od.  J lasten  iciirgen  u.  sich  quälen,  dass  man 

zu  werden,  sorgfältig  hcsehcn  od.  beschauen,  5  Etwas  aus  dem  Halse   od.  der  Gurgel  her- 

beacMen ,    wahrnehmen    (die    Eigenschaften  ansschafft,    wie   z.  B.    beim  Erbrechen,   od. 

od.    son.'it    Etwas),    wie    auch    kiesen    (s.  wenn  Einem  Etwas  in  der  Kehle  od.  Inift- 

unter  ki'sou  u.  cf.  kuren,  kilieii  in  Grimm,  röhre   steckt;  —  lie    sat    al    to    kurklialsen, 

Wb.    V,    2S03,    bz.    kioscn   sub  ^,  c,   sowie  dat  hO  l)nni  im  blau  um  de  kop  wurde,  un 

kesen,    koiseu    bei  Seh.  u.  L.)   ■■selbst  schon  10  kun  't  dog  not  fit  d'  hals  schaiVen,    dat   he 

die  Bedtg.:    wahrnehmen,   .st7<f»    etc.   hatte.  lücht    kreg.  —  Nd.    (Schütze)   quurkhal- 

—   Vom    Verb,    koeren,  oueren,  kuren  (spä-  sen.  —  Die  Vorsylbe   kiirk   setzt  ein   Verh. 

hen,  Aus- od.  Umschau  halten  etc.)  stammen  :  kurken  (mit  Geräusch  würgen)  voraus,  was 

mnld.,  mßäm.  koer  (speeula,  Warte,  Ort  od.  mit  tmserm  kolkea,  bz.  nd.  kolken  (rülpsen) 

Höhe,  Gebäude,  Thurm,  von  wo  man  späht  15  nalie   verwandt    ist    u.    sic]i    auch  zunächst 

u.  Au.'i-  od.  Umschau  hält),  koo.rtoovn  (Wart-  auf  das  Geräusch  bezieht,  was  beim  kurken 

tliurm),  koorer  u.  koerwachter  (spcculator);  od.  kurklialsen    hörbar  tvird.     Soda)in  aber 

nid.  (v.  Dale)  koer    (l'hurmwärter) ;   mnd.  ist  der  Stamm  kurk,  kulk  auch  mit  kolk  in 

kür    od.   kuer    (Späher,   Wächter   auf  dem  der  Weise    verwandt,    dass    es    ein    urspr. 

Thurme,    Thuvmbläser),    kiirhiis,    cuerliues  20  Schallstamm  =  idg.  garg   (s.  unter  kolk  i(. 

(Wächterhaus),  ki"ir\V(^rliter  (Wartniwächter,  kolken)    ist    u.    dass    davon   auch  das  ahd. 

Thurmwächter ,    Thuvmbläser),    sowie    auch  (jucrca    (Gurgel);    an.    kverkr    (Hals   etc.); 

das  jetzt  nocli.  gebrauchliche  (s.  Seh.  u.  L.  mnd.  querke,  quarke  (Gurgel)    u.    querken  ; 

((»^fj-  kiirwechtor)  kiir-waken  od.  (Br.Wb.)  africs.    kwerka ,    querka,    (juerdza;    nfries. 

kurr-waken    (des  Nachts   vor   Sorgen    nicht  25  querke;  wang.  quärk  (erdrosseln,  erwürgen, 

sclilafen    können,    schlecht    u.    unruhig    od.  die  Kehle  zuschnüren  od.  zudrücken,  sticken) 

sorgenroll  schlafen,  mit  Sorgen  sc]tlafen  etc.),  stammt,   wie   desgl.    das  lat.  gurges  u.  giir- 

was  urspir.  wohl  das  kür-  od.  ^Varte-,  Thurm-  giilo  von  der  y  garg.  —  Im  nid.  heisst  dieses 

wachen,  od.  das  Wachen  auf  der  Warte  Würgen  kuk-  od.  kik-,  kok-halsen,  vowkikken 

etc.    bedeutete    u.    somit    ein   Wachen  mit  30  (quacken,  quieken  etc.),  cf.  kwakken. 

Sorge  u.   Unruhe   etc.   war.     Man  sagt  Dass    übrigens    unsere    Vorsylben    kurk, 

ja   auch:    ho    deid   't  törn-waken  od.  torn-  kulk,   wie   nd.    quurk,    auch   mit    quarken, 

blasen  etc.  <iuerken  (würgen,  sticken)  direct  zusammen- 

knren  -  maker,   kfirniaker,  kürkemaker,  /««»(/ch  «.  kurkhalsen  soviel  tvie  würg hal- 

Einer  der  allerhand  lustige  u.  unterhaltende  35  sen  sein  kann,  ist  zweifellos;  doch  liegt  die 

Spässe,  Possen  u.  Künste  etc.  (s.  2  küre  «.  Form  kulk  jedenfalls  näher  zu  kolken, 

kfirke)  macht.  kür-ögen;    i.    q.    3  küren;  —  ho  kürügd 

knrer,    kurroj*,    karder,    Eiyier   der  mit  na  de  appels  od.  wichter ;  —  he  sit  to  kür- 

dem  Schleppnetz  (kure)  fischt.  ugen  (blinzeln,  zwinkern  etc.)  —  Daher  kür- 

kiirig,  sonderbar,  wunderlich,  lächerlich,  40  ögd,  halbgeschlossenen  od.  ettoas  zugekniffe- 
drollig, launig,  spassig,  lustig,  schelmisch,  nen  Auges,  mit  .wichen  Augen  od,  in  sol- 
listig, verschmitzt  etc.;  —  söt !  wat  let  dat  eher  Weise  sehend  u.  lauernd,  lauernd  n. 
kürig ;  —  wat  sügt  dat  je  kiirig  üt ;  —  ho  listig  aussehend  etc. ;  —  he  sitt  dar  so  kür- 
is  je  'n  kürigen  jung',  dat  hö  de  lekkere  ogd  hen;  —  he  kikd  mi  so  kürügd  üt,  as 
appels  not  mag;  —  hö  mök  d'r  so  'n  kürig  45  ol'  hö  wat  in  't  fermik  hed. 
(schelmisches,  listiges  etc.)  gesiebt  bi,  net  as  karre,  n.  kure. 

of    hö    ön    anforen    wul' ;    —  hö  kök  mi  so  kurrelll,  gurrcln,  gurgeln,  kollern  etc.,  bz. 

kiirig  an,  dat  ik  't  lachen  d'r  nig  fan  laten  ein  wiederholtes  dumpfes  Geräusch  machen, 

kun'.  —  Nd.  (Br.  Wb.)  kürig  (seltsam,  wun-  loie  z.  B.  die  Tauben  od.  gurgelnde  Flüssig- 

derlich  etc.)    Zu  2  küre   u.   von  nd.  kurrig  50  keiten,  od.  der  knurrende  u.  murrende  Magen 

(s.  unter  kurreln)  verschieden.  etc.;  —  kurrein  un  murrelu;  —    cf.  1  kul- 

kurk,  Kork;  a)  Rinde  der  Korkeiche  (so  lern.  —  Nd.  (Br.  Wb.,  D ähner t)  kurreln 

drogc   as    kurk) ;    —    b)    daraus  gefertigter  (sich  wälzen,  rollen,    ein  Geräusch  wie  rol- 

Stöpsel.  —  Davon   kurken,    korken;   a)  von  lende  Dinge  machen,    kollern,  rappeln,  rap- 

Kork  (kurken  salen  etc.) ;    b)    korken,  stöp-  55  pelig  od.  toll  sein    etc.,    bz.    toben,    schelten, 

sein,   Flaschen  mit  einem  Korkstöpsel  dicht  murren  etc.,  cf.  kurrel-kojisk  von  Jemandem, 

machen  etc.  (to-  od.  ai)eii-kurken).  dem    der   Kopf   nicht    recht   steht,  der  übel 

Bern.     Statt    kurk    in   der  Bedtg.  Stöp-  gelaunt    od.    mürrisch    u.  verdries.flich  ist); 

sei  wird  auch  kork  od.  korke   «.  dem  ent-  nhd.  kurreln,  kurrlen  (Grimm,  Wb.)  —  Es 

sprechend  für  daf!  Verb,  kurken  auch  kiirken  HO  ist  Iterat.  von  nd..  mnd.  (Dähnert.  ScJi. 


KÜRREN 


41!) 


KTJESEL-WIND 


u.  L.  etc.)  kurreii  (brummen,  murren,  knur- 
ren, unzufrieden  sein) ;  nid.  korreii  (fjurrcn, 
wie  Turteltauben);  mnld.  (KU.)  kooreii, 
koericn  (gemero  instar  turturis  aut  coliunbac; 
gemere  prae  aiiinii  angiistia) ;  mli,d.,  nlul.  (cf. 
Grimm,  W6.J  kiuTcn  (stridere  etc.);  schalt. 
curr  (gurren  od.  girren,  wie  die  Tauben) ; 
an.,  ist.  kurra  (dasselbe  u.  auch:  murren, 
brummen,  knurren,  sausen  etc.)  etc.  —  Mit 
kwarren  u.  nid.,  nhd.  kirren  etc.,  soioie  ahd. 
charön  etc.  (s.  unter  karig)  von  derselben 
y  gar  (sonare,  clamarc  etc.)  —  Von  knrrcn 
stammt  auch  nd.  (Schütze,  Dähnert) 
kurrig  (knurrig,  brummig,  murrig,  mürrisch, 
verdriesslich,  störrisch),  loas  sich  bei  Scliam- 
bach,  Danne i l  u.  Andern  (cf.  auch  kurrig 
in  Grimm,  Wb.)  anscheinend  begrifflich 
mit  unser m  kürig  gemischt  hat.  Da  Dan- 
neil indessen  bei  kurrig  (munter,  keck)  be- 
merkt, dass  es  nur  von  Menschen  gebraucht 
wird,  die  leicht  erzürnt  od.  leicht  heftig, 
zornig  u.  aufgeregt  sind  u.  ein  kurrigor 
od.  knurriger,  ver dri esslicher ,  störrischer 
Mensch  nicht  allein  viel  schilt  u.  tobt  etc. 
u.  oft  böse  od.  zornig  u.  heftig  etc.,  sondern 
auch  eigen,  launig  u.  sonderbar  etc.  od.  eigen- 
sinnig u.  launenhaft  u.  ivunderlich  etc.  ist, 
so  ist  es  höchst  loalirscheinlich,  dass  eines- 
theils  aus  zornig,  heftig,  laut  etc.  od.  leicht 
erzürnt  u.  aufgeregt,  leicht  erregt,  reizbar 
etc.  u.  anderentheils  aus  eigen,  launenhaft, 
wunderlich  etc.  die  von  Dan  n e i l,  S c h a m- 
bach.  Seh  ü  tz  e  etc.  angegebenen  Bedtgn. : 
munter  u.  keck,  od.  regsam,  munter,  lebhaft, 
lustig ;  sonderbar,  launig,  drollig,  albern  (cf. 
auch  kurrisch,  albern  od.  wunderlich,  ver- 
rückt, toll  etc.  bei  Schambach)  etc.  her- 
vorgingen u.  dass  sich  in  dieser  Weise  ge- 
rade kurrig  mit  unserm  formell  nahe  liegen- 
den kürig  begrifflich  gemischt  hat.  Vcrgl. 
dieserhalb  auch  dül  =  nhd.  toll  u.  das 
Verb,  tollen,  sowie  tmser  mal. 

Zu  kurren,  Stridore,  bz.  brummen,  nid. 
korren  (knurren  etc.)  gehört  auch  wohl 
(Grimm,  Wb.)  kurre  (Truthahn),  wie  un- 
ser kuler  zu  kullern;  —  ferner  nd.  kurre 
(Spinnrad)  als  klirrendes,  surrendes 
Etwas;  —  mnld.  (KU.)  korre  (canis  villa- 
ticus  seu  domesticus,  bz.  das  Thier  loas  knurrt 
u.  böse  od.  knurrig  u.  beissig  ist) ;  engl. 
cur,  älter  curre  (Iliind,  Bauernhund,  der 
knurrige,  böse,  beissige  Hund,  Köter;  Murr- 
kopf, mürrischer,  brummiger  Mensch  etc.), 
loie  auch  engl,  currisli  (hündisch,  brummig, 
mürrisch,  knurrig,  beissig,  unfreundlich  etc.) 
formell  dasselbe  Wort  wie  das  obige  nd. 
kurrisch  ist. 

klirren,  s.  kuren. 

karrer,  .s.  kurer. 

kurre-wageu,  kleiner  Wagen  mit  dichten 


niedrigen   Leitern,  —  Nid.   kordewagen  u. 

(provinz.)  korrewagen  ;  mnld.,  mfläm.  koorde- 

wagheii,  kordowaghcn  (sarracuni,  veliiculum 

trusatile,  veliiculum  bajulorum  etc.),  loas  aus 

5  krodewaghen   (s.   unter  kr8i-wagen)  versetzt 

sein  soll. 

kur-stoker,  s.  unter  2  kftr. 

kiis,  Kuss.  —  Nd.,  mnd.  kus;   nid.  kus; 

afries.  kos ;    as.   kus,  coss ;    ags.  coss,  cyss ; 

10  aengl.  cos,  cus ;  engl,  kiss ;  an.  koss ;  norm., 
schwcd.  kyss  ;  diin.  kys;  ahd.  cus,  chus;  mhd. 
kus.  —  Fick  stellt  es  zu  kus  (kiesen,  cf. 
kosen)  =  idg.  gus  u.  nimmt  an,  dass  es 
aus    kus-ta    (nach    lat.   gustulum)  entstand. 

15  Vergleicht  man  indessen  die  von  Hilde- 
brand (cf.  Grimm,  Wb.  unter  Kuss  I, 
2)  angefülirte  auswärtige  Verivandtschaft  im 
kelt,  kymr.  etc.,  so  sollte  man  eher  glauben, 
dass  dieses  Wort  im  Anlaut  „k"  unverscho- 

20  ben  blieb.  Ist  dies  nun  aber  wirklich  der 
Fall,  so  'Würden  beide  Formen,  nämlich 
unser  kük  mit  goth.  kukjan  sowohl,  als  auch 
Kuss,  ahd.  cluis  etc.  sich  sehr  leicht  von  der 
y  kug,  kus  (amplecti)  ableiten  lassen,  wozu 

25  (cf.  G.  Curtius,  pag.  158)  auch  vielleicht 
griech.  kuneö  (küsse)  gehört,  falls  es  tvirk- 
lich  für  älteres  kusneö  steht. 

1.  kiise,  kiis,   Backenzahn ;  —  ik   hebb' 
air  nun  tanden  (od.  tannen)   un  küsen  nog; 

30  —  Redensart :  't  agter  de  küsen  steken ;  — 
en  up  de  küsen  fölen.  —  Compos. :  küs- 
kelling  etc.  —  Nd.  kuse;  s.  kise  it.  vergl. 
weiter  : 

2.  kiise,  kus',  Kloben,  Klotz,   dickes  un- 
35  förmliches  Stück,  od.  Brocken,  Klumpen  etc. ; 

— •  'n  dügtigen  küs'  holt ;  —  he  hed  sük  d'r 
'n  goden  küs'  bröd  ütbraken.  —  Nid.  (v. 
Dale  etc.)  kuis,  koes  (een  knods  od.  knots) ; 
mnld.  kuijsc  (clava  nodosa) ;  »m^i.  kuse,  kuese 

40  (clava,  instram.  defendendi,  Keule,  Kolbe). 
—  Es  gehört  jedenfalls  mit  1  küse  zu  dem- 
selben Stammverb.  u.  wird,  wie  küse  als 
Zahn  wohl  ein  spaltendes,  od.  zermal- 
mendes Etwas  ist,  dieses  küse  wohl  ein  g  e- 

45  od.  abg  esp  alten  es  Etwas  sein  u.  (wie 
das  nhd.  Kloben  auf  clioban)  auf  kisen 
in  der  Bedtg.:  klaffen,  spalten  etc.  (cf.  2 
kisen)  zurückgehen. 

3.  küse  (wohl  dasselbe  wie  1  küse  in  fig. 
50  Bedtg.);  — ■  Redensart:    he   is  jo   'n  fasten 

küse  (od.  'n  küse  tan  'n  kerel) ;  he  kau  alles 
ferdragen  un  ferstan. 

kUsel-vviiid,  Wirbelwind.   —  Nd.   küsel-, 
nhd.  keuselwind,  von  nd.  (Br.  Wb.  II,  763) 

55  küsel  (Wirbel  od.  Strudel  im  Strom),  kesel, 
kisel,  küsel  (Kreisel,  turbo,  trochus),  Scham- 
bac h)  küsel  (Taumel,  Wirbelwind,  Wasser- 
wirbel, Kreisel);  md.,  mnd.  kesel,  kusel, 
cusel,  cussel  (Kreisel) ;  oberd.  (Grimm,Wb.) 

60  keusel  (topf,  toupie,  bz.  Haarkräusel  od.  ge- 


KtTES.TE 


416 


KÜSTERN 


Iräuselter  Schopf  od.  Zopf  auf  dem  Kopf) ; 
mßäm.  kousol  (tonpio;  sabot),  was  (s.  weiter 
nnten)  das.^elbe  M'^ort  ist  wie  muld.  (KU), 
vijläm.  keiisol,  kuysel,  kosel  (globulus,  sphae- 
rula,  pilula);  nid.  (v.Dale)  kuis  (Knicker,  5 
Schusser),  da  küsel,  kesel  sowohl  einen  Dreh- 
Zuatand  als  ein  Breit  -  Ding  u.  (jedrehtes 
Ding  bezeichnet,  b:.  küsol  etc.  überhaupt 
nur  ein  Etwas  ist,  was  durch  drehen,  krei- 
sen, wirbeln  etc.  erzeugt  wird  od.  entsteht,  10 
gleichviel,  ob  dies  ein  Wirbel,  Taumel,  Ifaar- 
kräusel  od.  eine  kleine  Kugel,  Sihusser, 
J'ille  etc.  ist,  da  Alles  dies  ja  gerade  durch 
das  Drehen  u.  Gedrehtwrrdcn  entsteht.  — 
J)avon  Verb.:  nd.  (Er.  Wb.)  kcseln  (tau-  15 
mein,  rund  herum  laufen),  (J)ähncrt, 
Schambach  etc.)  küsolii  (im  Kreise  dre- 
hen, wirbchi,  taumeln,  tummeln,  wälzen  etc.) ; 
mnd.  kuselii  (dasselbe);  oberd.  (Grimm, Wb.) 
kcuselii  (kreiseln,  kräuseln);  nid.  (v.  Dale  20 
etc.)  konzolcn  (knikkoreii,  koten)  ;  mnld. 
koiisoloii,  kuyscloii,  knselcu  (ludoro  globiilis, 
pilis,  nncibns  ot  similibus ;  ("lava  globulos 
propelliTC;  liulore  clava);  mßäm.  kcusolcn 
etc.  (dasselbe).  —  Obschon  kiisol,  keusel  etc.  25 
od.  kesel,  koiisel,  küsel  in  allen  Brdtgn.  zu 
kniscl,  kreusel  etc.  (s.  unter  2  krüsel)  stimmt, 
so  glaube  ich  doch  schwerlich,  dass  es  durch 
Ausstossung  od.  Ausfall  des  „r"  aus  krüsel 
ent.'itand  u.  mit  krüs  (kraus,  wirr  etc.)  zu-  30 
s(tmmcnhängt.  Vergegenivärtigt  man  sich 
nämlich  wie  der  Kies  (Kiessand,  Strand- 
sand, Dünensand)  com  Winde  bewegt  über 
den  Strand  wirbelt  u.  kollert,  bz.  ron  den 
Dünen  bei  der  leisesten  Bewegung  herunter  35 
kollert  u.  rollt  u.  so  auch  ein  loirbelndes, 
kollerndes,  rollendes  Etwas  ist,  od.  wie  die 
Kiesel  am  Strande  u.  im  Bach  durch  da~^ 
eioige  Hin-  u.  Her  rollen  zu  kleinen  rund- 
lichen Steinchen  od.  kleinen  Kugeln  abgc-  40 
schliß'en  werden  u.  auch  rollende  Körper 
sind,  so  ist  es  höchst  loahrschrinlich,  dass 
dieses  kosel,  kisel,  küsel,  od.  kesel,  kisel, 
kyssel,  kuscl  entweder  von  Hause  aus  das- 
selbe Wort  ist  wie  Kiesel  =  mnld.  keesel,  45 
keysei ;  ags.  ceosel,  cesel,  od.  dass  der  viel- 
leicht für  kesel,  kensei,  küsel  richtiger  an- 
zunclimende  Stamm  kius,  kios,  kies,  kys, 
küs  etc.  ebenso  loie  küse,  kise  (Zahn,  Backen- 
zahn) zu  denselben  alten  Verb,  wie  dieses  50 
selbst  (cf.  unter  2  kisen)  gehört  u.  ebenso 
ioie  Kies  die  Bedtg. :  Zerriebenes,  Zer- 
malmtes od.  kleine  rundliche  Körner  etc. 
hatte  u.  davon  wieder  kesel,  kiisel  od.  kesel, 
küsel  als  wirbelndes,  rollendes  u.  kugel-  55 
förmiges  Etwas  iceitergebildet  ist. 

1.  küsje,  Küsschen.     Dimin.  von  küs. 

2.  küsje,  s.  küsseutje. 
kusjes,  s.  kustjiis. 

kÜ8-kuss,  ein  durcheinander  gerührtes  u.  CO 


zu  Mus  zerstampftes  od.  zerdrücktes  Etwas, 
ein  zerquetschtes  od.  zerhacktes  Gemenge, 
7ia)iientlic}i  ro)i  Sjieisen  od.  Fleisch  etc. ;  — 
wat  best  du  dar  nu  wer  für  küskass  toregt 
rönl  ?  sük  küskass  mag  ik  net.  —  Nid.  koes- 
koes  (dasselbe).  Nach  r.  Dale  .so/Z  koes- 
koes  eigentlich  der  Name  des  Nationalgerichts 
der  Marokkaner  od.  Maurer  u.  Berber  sein. 
kfis-kasseii,  küskass  machen,  bz.  allerhand 
Speisen  zu  Mus  od.  breiartigem  Gemenge 
zerstampfen  od.  zerhacken,  zerquetschen  etc. ; 

—  he  hüskasst  't  all'  dOr  'a  ander. 
kus-kellin^,  kfiskellen,  kiispiii,   Backen- 
zahn-Schmerzen, unterschieden  von  kellen  od. 
jnn  in  de  tanden,  od.  tanu-piii,   locis  speciell 
die  Vorderzähne  betrifft. 

kus-j)i'r>kel,  Zahnstocher. 

1.  küssen,  küssen.  —  Nd.  küssen  ;  mnd. 
küssen;  nid.  küssen;  africs.  kessa;  as.  kns- 
sian ;  ags.  cyssan  ;  aengl.  cusseu ;  engl,  kiss  ; 
an.,  isl.,  norw.,  schwed.  kyssa ;  dän.  kysso ; 
ahd.  cussan,  kussan,  cbussan,  küssen,  cbns- 
.sen ;  mhd.  küssen. 

2.  küssen  (Flur,  küssens),  Kissen,  Küssen, 
Bolster;  —  bed-,    stül-,    wagen -küssen   etc. 

—  Ahd.  (ussin  etc.  rtM.9  franz.  coussin  n. 
dies  mit  ital.  coltrice  etc.  (cf.  Biez,  1,135) 
aus  lat.  culcita. 

küssen-büre,  küssenbur,  .s.  büre. 

küssentje,  a)  kleines  Kissen;  —  b)  ein 
grober  Bonbon,  der  in  der  Form  einem 
kleinen  Kissen  od.  Polster  gleicht ,  auch 
küske,  küsje  genannt. 

kustern  od.  kustern ,  wärmen ,  bähen, 
nähren,  hegen,  pflegen,  liebkosen,  schmeicheln 
etc.;  —  he  küsterd  sük  bi  't  für;  —  kinder 
kustern ;  —  he  küsterd  (nährt,  hegt  etc.) 
siechte  gedanken ;  —  he  küsterde  (schmei- 
chelte) sük  d'r  mit,  dat  etc.  —  Nid.  koesteren  ; 
midd.,  mfläm.  koesteren  (fovere,  focillare, 
nutrirc  delicato).  —  Nach  Weiland  viel- 
leicht von  mnld.  (KU.),  mfläm.  koeste  (nup- 
tiae,  nnptiale  convivium)  u.  dies  versetzt 
aus  koetse  (sponda,  lectus),  cf  kütse.  Da 
indessen  KU.  neben  koeste  auch  koste  (nup- 
tiae  etc.)  hat,  so  kann  dies  in  der  Bedtg.: 
Hochzeitsschmaus  od.  Festmahl  etc.  auch 
dasselbe  Wort  wie  das  von  kost  (cibus  etc.) 
abgeleitete  Koste  (Speise,  Ausgabe,  Auf- 
wand etc.)  sein  u.  dann  auch  koesteren 
einerseits  sowohl  für  kosteren  als  anderer- 
seits auch  für  kosteren  stehen.  Stellt  nun 
aber  koesteren  für  kosteren,  so  licise  es  sich 
begrifflich  ivohl  von  koster  (cnstos)  ableiten, 
da  es  ja  sehr  gut  die  Bedtg.:  den  Custos 
(Aufseher,  Wächter,  Wärter)  inachen,  od. 
die  von :  schützen,  bewahren,  warten  etc. 
(custodire)  gehabt  haben  kann.  Steht  es 
indessen  für  kosteren,  .so  könnte  der  Stamm 
kijst  auch  von  kosen  in  der  Bedtg. :  schmei- 


KUSTJÜS  KUSJES 


417 


KUETE  KUET 


cheln,  streicheln,  zärtlich  behandeln  etc.  (cf. : 
liosest  du  den  Knaben  etc. ;  —  er  hat  die 
Kinder  gekoset  od.  gekos't,  bz.  das  mnld. 
[KU.]  kooscn,  loas  ausser  blandiri,  adnlari 
etc.  auch  schon  die  Bedtcj. :  f'ornicari  hat  u. 
tvovon  sich  dann  auch  vielleicJit  mnld.  koste, 
koeste  [nuptiae]  ebenso  gut  ableiten  Hesse, 
als  aus  koetsc,  Lager,  Bett  etc.)  abstammen. 
Wegen  kost,  von  kosen,  cf.  auch  kust,  kost, 
von  kiusan,  tvozu  auch  das  oben  schon  er- 
wähnte koste  (Speise,  Aufwand  etc.,  s.  unter 
2  kost  u.  vergl.  dazu  wegen  des  möglichen 
Zusammenhangs  von  koste  [nuptiae  etc.] 
hiemit  auch  die  Bedtg. :  Gelage,  Schmaus, 
Festschmaiis  etc.,  unser  ber  zu  2  kost  in 
der  Bedtg. :  Speise  u.  Tranlc,  Unterhalt) 
gehört. 

kustjas,  kusjes,  Schulgehülfe.  —  Aus  lat. 
custos;  *'.  2  küster. 

kut,  s.  kutte,  kirnte. 

1.  küte,  küt,  Wade,  das  Dickfleisch  am 
Unterbein,  bz.  die  rundliche  Fleisch-Aus- 
bauchung od.  fleischige  Erhöhung  zioischen 
Kniekehle  u.  Ferse ;  —  se  lied  'n  pär  küten, 
de  sük  seil  laten  düren;  —  de  gen  küten 
in  de  beneu  hed,  mut  giii  knebüksen  dragen. 
—  Mofries.  (Cad.  Müller)  kühte  (Wade); 
nid.  kuit ;  mfläm.,  mnld.  kuyt,  kyte,  kiete 
(sura;  pulpa) ;  nd.  (Br.  Wb.  II,  002)  küt, 
küte  u.  (cf.  Schütze  II,  36S  unter  küte) 
kütt  (Wade);  mnd.  (cf.  Seh.  u.  L.  unter 
küt  u.  wegen  der  Bedtg. :  Bogen,  Fischrogen 
etc.  s.  unser  2  küte)  kuyt  (pulpa) ;  wang. 
(Ehrentraut  I,  375)  kit  (Wade).  — 
Wegen  der  urspr.  Ident.  mit  2  küte  vergl. 
daselbst  das  Weitere,  sowie  ferner  auch  an. 
kjöt;  isl.  (Biörn  Haldorscn,  pag.  473, 
zweite  Spalte)  köt,  kiöt,  ket;  nonv.  kjöt, 
dän.  kjöd ;  schwed.  kött  (Fleisch),  was  nach 
der  Bedtg. :  pulpa  zweifellos  dasselbe  Wort 
wie  küte  ist,  da-  nach  kjör  (Kur,  Kür,  von 
kiusan ,  kiesen)  dies  auch  für  altes  kut 
(Thema  kuta)  stehen  kann,  falls  es  nicht 
nach  kjölr  (Kiel,  cf.  2  Idl)  =  keula  od. 
kiula,  küla,  kyla,  keut  od.  kiut  (Thema 
keuta  od.  kiuta)  etc.  steht,  ivas  sich  aber 
insofern  ganz  gleich  bleibt,  da  auch  zu 
keuta  od.  kiuta,  küta,  kyta  die  obigen  nd. 
Formen  stimmen. 

2.  küte,  küt,  Same,  Bogen,  Laich,  Eier 
der  Fische  od.  richtiger:  der  mit  diesen 
Körperchen  gefüllte  Schlauch  zusammen  mit 
diesem,  od.  die  ganze  in  einem  Schlauch 
eingefasste,  bz.  von  einem  dünnen  Fellchen 
umgebene  u.  zusammengehaltene  Masse  der 
Samenkörperchen  u.  Eier  derselben  h.  na- 
mentlich der  Häringe,  wie  man  sie  beim 
Aufschneiden  des  Bauches  mit  dem  sonstigen 
Eingeiceide  aus  dem  Innern  desselben  her- 
ausnehmen kann.     Man  bezeichnet  hier  den 

J.  ten  Doornkaat  Koolmau,    Wörterbuch,    II, 


männlichen  milchigen  Samen  mit  melk- 
Ivüt  u.  den  iveiblichen  Bogen  loegeu  seiner 
körnigen  Beschaffenheit  mit  körrcl-  od.  görte- 
küt.  —  Mofries.  (Cad.  Müller)  kuht ; 
5  mnd.  (Seh.  u.  L.,  s.  unter  küt)  cute  (poly- 
graniuiu);  nid.  kuit,  kijt;  mnld.  kuyto,  kiele 
(Bogen,  Samen,  Laich  der  Fische). 

Was   nun   zunächst   dieses   küte  betrifft, 
so  ist  dies  jedenfalls  eins  mit  nd.  (Br.  Wb., 

10  D  ahn  er  t.  Schütz  e,  Danneil  etc.)  küte, 
küt  (a.  Eingeweide,  Gedärme,  insonderheit 
von  kleinen  Thicren,  Fischen,  Vögeln,  In- 
sekten etc. ;  —  b.  die  Unreinigkeiten  in  den- 
selben; —  c.  Alles  tvas  die  Weiche  der  Ge- 
lb därnie  hat,  z.  B.  weiche  Geschwüre);  mnd. 
küt  (das  Weiche,  Knochenlose  im  Thier- 
körper,  Eingeweide),  toobei  dann  die  Bedtg.  : 
intestina  ivohl  ebenso  wie  bei  kroost  in  die 
von  Samen  überging. 

20  Dasselbe  loie  2  küte  ist  wohl  (cf.  küter- 
büs  u.  1  kütjen)  schott.  kite,  kyte  (Bauch, 
Magen) ;  goth.  qitluis  (uterus,  matrix,  venter) ; 
an.  quidlir ;  schioed.  kwed ;  ags.  evid ;  engl. 
gut,  guts  (Darm,  Eingeweide,  Bauch,  Magen 

25  etc.);  ahd.  qhuiti  od.  quiti  (vuIva)  etc.,  so- 
icie  auch  vielleicht  nhd.  Kotz  (Eingeweide), 
cf.  Grimm,  Wb.,  Kottfleisch  am  Schlüsse 
u.  unter  Kuttel  n. 

Ist  nun  aber  1  küte  ursp)r.  dasselbe  Wort 

30  wie  2  küte,  so  würde  man  annehmen  müs- 
sen, dass  entweder  die  Bedtg. :  Weiches, 
Knochenloses  im  Thierkörper  in  die  von  : 
weiches  knochenloses  Fleisch  n.  so  überhaupt 
in    Fleisch   (cf    an.   kjöt   unter   1    küte) 

35  übergegangen  iväre.  Da  indessen  das  an. 
kjöt  zu  goth.  qitlius;  a».  quidhr;  schott.  kjte 
(Bauch  etc.)  weder  formell  noch  begrifflich 
stimmt,  so  bleibt  es  sehr  fraglich,  ob  nicht 
küte  (Wade)  blos  formell  u.  wurzelhaft  mit 

40  2  küte  verwandt  ist  u.  nicht  eher  mit  kate, 
kote  zu  einer  |/  kut  (krümmen,  biegen, 
toölhen,  rundlich  formen  etc.)  gehört,  die 
vielleicht  als  urspr.  Schallstamm  mit  der  J/ 
von  kunte,  kutto  ident.  ist  u.  dann  zunächst 

45  die  Bedtg. :  sonare,  rauschen,  tönen,  schallen, 
gellen  etc.  hatte,  woraus  sich  für  goth.  qitliau 
(cf.  kuderwälsk  u.  kauter  etc.)  die  von: 
spreche  n,  rede  n  etc.  ergab,  ivährend  sich 
aus :    brechen ,    knicken    die    von :    biegen, 

50  krümmen  etc.  entwickelte,  woraus  (theils  aus : 
brechen,  spalten,  reissen  etc.  u.  theils  aus: 
krümmen,  ivölben  etc.)  sich  sowohl  die  Bedtg. : 
Höhle,  Bauchhöhle,  od.  rundlich  gebogenes 
Etwas,   Höcker  etc.   (s.  unter   kate  u.  kote 

55  u.  unter  kunte  etc.)  von  selbst  ergab,  wie 
ja  auch  goth.  qitlius  (Bauch  etc.)  formell 
derselben  y  angehört,  loie  qitlian  (sprechen 
etc.).  Eine  germ.  }/  kut,  kvat  stimmt  so- 
wohl  für  die  obigen  wie  auch  für    die    in 

60  Grimm  (Wb.)  aufgeführten  Wörter  kaut, 

27 


KUETER-BUES 


418 


KUTSE  KUTS 


kaute  etc.,  —  kauz  (=  kiitz,  mnld  kuyt  = 
wl); — kott,  kotz  etc.,  —  kutt,  kuttel,  kutz 
etc.,  sofern  sie  nicht  etwa  aus  andern 
Sprachen  entlehnt  sind. 

kiiter-büs,  den  Bauch  entlang  bis  zur 
Tasche,  die  links  in  der  Hose  sitzt,  von 
küte  (Bauch;   s.  2  küte)    ij.    büs  (Tasche); 

—  kütorlifis  smiten,  i.  q.  lifkon. 
kutPr-\v;Usk.  s.  kiulerwälsk. 
kutjc.  kiitjo,  Dimin.  von  kutte. 
kütje-biiten,  s.  2  kütjeu. 
kütje-biiter,  Tauscher,  Einer  der  Einem 

das  Sei>ii(/e  gegen  Anderes  vertauschen  will 
od.  das  Tauschen  gewerbsmässig  betreibt.  — 
Ntd.  ruilebuiter.  —  cf.  2  kutjen. 

kutje-bütere,  Tauscherei,  Vertauscherei. 

1.  kütjcn,  ausweiden,  das  Eingeweide  (cf. 
2  kiite)  herausnehmen,  die  Kaidaunen  rei- 
nigen u.  das  Fett  davon  schneiden.  —  Xd. 
küten;  engl.  gut.  —  Das  mnd.  kuten  (schlach- 
ten, tüdten)  etc.  kann  wohl  dasselbe  Wort 
sein,  indessen  aucJi  mit  engl,  cut ;  an.,  isL 
kuta  (cultellis  piuigore)  etc.  connex  sein, 
icorüber  Weiteres  xinter  kunte  etc. 

2.  kutjen,  tauschen,  wechseln  etc.;  daher: 
kütje-büten,  ver- od.  umtauschen,  hin-  u.  her- 
tauschen   od.   gegenseitig    austauscJtcn   etc.; 

—  hO  kütjeJ  altid;  —  he  mag  niks  lefer 
as  kutjen  etc. ;  —  Kinderreim,  um  den 
Tausch  od.  Umtausch  von  Etwas  zu  besie- 
geln, dass  er  nicht  mehr  rückgängig  gemacht 
teer  den  kann :  kütje  butje  snel,  di-eraäl  dör 
de  hei'  (Hölle);  du  krigst  diu  geld  uu  göd 
net  wer;  —  od.:  't  kütjen-butjen  is  gedän, 
drenuil  dör  de  helle  gän ;  tik  tak  toll,  wat 
ik  hebb'  dat  ik  hoU'.  —  Xld.  kuitjebuiten  ; 
nd.  kütjebüten,  kiitebütcn,  küten,  kütkcn; 
mnd.  kuten;  mhd.,bz.  md.  (Lex er)  kiuten, 
kuten,  kuden ;  mnd.  kauten  etc.  vom  Subst. : 
mnd.,  md.  kiit  (Tausch,  Wechsel  etc.),  cf. 
Grimm,  Wb.  V,  36:2.  —  Der  Stamm  kaut, 
küt,  kiut  ist  formell  mit  (Grimm,  Wb.  V, 
363)  kaut,  kiit,  7nhd.  kiiz  (macula,  bz.  das- 
jenige, icas  durch  Bersten  od.  Stossen  etc. 
von  Etwas  abspringt  od.  abspritzt),  sowie 
auch  mit  dem  von  kaute  (Spalte,  Loch, 
Grube) ,  kauten ,  md.  kiuten  (schwatzen), 
kuten  (gurren  wie  der  Tauber)  etc.  (s.  Wei- 
teres unter  kauter,  kuderwälsk,  kate,  kote, 
kunte  etc.  etc.)  eins  u.  wenn  es  nun  richtig 
ist,  dass  das  Wort  hüten  (tauschen)  mit 
goth.  baülita  (Kauf  etc.),  1  bugjan  (kaufen, 
an  sich  bringen)  zusammenhängt  u.  dass 
ferner  bugjan  soviel  hcisst  als  (sinnl.)  Bug 
od.  Biegung  (Krümmung ,  Ausbiegung, 
Seitwärtsbewegung  etc.)  machen,  ausbiegen, 
ausweichen,  bei  Seite  gehen,  entweichen, 
Standort  u.  Stelle  verlassen  od.  verändern, 
wechseln  u.  vertauschen  u.  dass  dies  dann 
später  auch  auf  das  Wechseln,   Verändern 


des  Besitzes  von  Etwas  od.  das  Tauschen 
von  Gegenständen  u.  Sachen  angewandt 
icurde  (cf.  auch  Wechsel,  was  wohl  mit 
Woche  zu  weichen,  ausweicJien,  Standort 
5  icechseln  etc.  gehört,  sowie  die  verscliicdenen 
Bedtgn.  von  Wechsel,  z.  B.  als  Papier- 
od.  Geldwechsel,  od.  Stelle,  tco  das  Wild 
wechselt,  od.  beim  WecJiseln  od.  Tauschen 
von   Geld   etc.,  —  sowie  ferner    auch    nid., 

10  mnld.  ruylen,  reulen  [commutare,  permu- 
tare]  icegen  des  mit  kütje-büten  syn.  nid. 
ruilebuiteu),  so  halte  ich  dafür,  dass  wir  es 
auch  hier  wieder  mit  einem  auch  für  kunte, 
kutte    angenommenen    Schallstamm    kut   zu 

15  thun  haben,  der  ebenso  wie  klak  etc.  aus 
strepitus,  sonus,  crepitus  etc.  die  Bedtg. : 
macula  od.  Fleck  (d.  h.  ein  Etwas,  tcas 
icovon  abspringt  u.  einen  Andern  bespritzt 
u.  beschmutzt)  u.  Bruch,  Biss,  Spalt,  Sprung 

20  etc.  entwickelt  hat  u.  dass  clarnach  das  für 
kuten  od.  unser  kutjen  anzusetzende  kutjan, 
kutan  ebenso  wie  kleckcn  =  ahd.  klakjan 
(s.  unter  klakken)  urspr.  die  Bedtg. :  Bruch, 
Riss  od.  Sprung  etc.    machen    (u.   so  Baum 

25  u.  Platz  machen,  von  der  Stelle  bringen, 
wegbewegen,  entfernen,  weichen  etc.)  hatte 
u.  dass  dann  hieraus  auch  die  Bedtg. : 
Stand  od.  Standort  n.  Stelle  ändern  u.  wech- 
seln etc.,  bz.  wie  bei  ruilen   die   von:   com- 

30  od.  permutare  hervorging. 

kütjenblik,   ^ütjenblik,  Wachtel.  —  Nd. 
kütjeublik,  kutjeblik  etc.  —  Onomatop.  wie 
kwattel. 
kütjer,  Tauscher. 

35       kütjere.  Tauscherei. 

kütje-wif,  a)  ein  Weib,  tcelches  das  Ein- 
geweide des  Schlachtviehs  reinigt;  —  b)  ein 
Weib,  welches  gern  Tausch  treibt.  —  Zu 
1  u.  2  kutjen. 

40  kuts  (Zuruf  a)i  Hunde),  kusch;  s.  kütsen. 
—  Nid.  koes,  koest. 

1.  kfitse,  küts  (südl.  Ostfriesland,  Ober- 
ledinger-Land  etc.),  Butze  od.  Bettstelle  im 
Hinterhause.  —    Nid.    koets;    mnld.    koetse 

45  (sponda, fulcrum,cubile,lectus);  nd. (Schütze) 
kuus,  kiiuz  in  kuus-,  kuuz-bedde  (Butzen- 
Bett,  Wandschlafstelle  etc.) ;  nid.  koets,  (Beet, 
cf.  bedde);  oberd.  kutsche,  gutsche  (Pflanzen- 
beet) etc. ;  engl,  coucli  (Bett).  —  Wie  kütsen 

50  (cf.  dieses)  aus  franz.  coucher,  so  dies  aus 
franz.  couche  (Lager  etc.) 

2.  kütse,  kiits,  kiitswagen,  Kutsche, 
Kutschwagen,  bedeckter  Reisewagen,  Staats- 
wagen; —  se    wurden    mit    de    küts   na  de 

65  kark  brogt.  —  Nd.  kutze,  kutsche ;  nid. 
koets;  mnld.  (KU.)  koetse,  koetsie,  kotsie, 
koetswagben  (lectica,  acera ,  gestatorium, 
peusilo  vehiculum,  petoritum,  cisium,  rheda  ; 
vehiculum   levius   quo  nobiliores  gestantur); 

60  engl,  coach;  franz.  coche;  S2^aH.  coche;  ital. 


KUTSEN 


419 


KWABBE  KWAB 


cocclaio.  Wahrscheinlich  (cf.  Weigernd  u. 
s.  Grimm,  Wb.  unter  Kutsche)  aus  dem 
ungarischen  kocsi  (sprich  kotsclii),  loonach 
also  die  von  Diez  (I,  131  seq.)  begründete 
Herleitung  des  ital.  cocchio,  franz.  coche  etc. 
aus  dem  ital.  cocca  (Fahrzeug,  cf.  kogge) 
abzmveisen  ist. 

kütsen,  kuschen,  sich  niederlegen  od. 
ducken  u.  hinstrecken  etc.;  fig.:  sich  demüthi- 
gen  etc.;  —  he  mut  för  mi  kütsea;  —  küts 
dl!  ik  segg'  di  't ;  —  ik  wil  iiet  för  hiim 
kütsen.  —  Nid.  koesen,  koetsen;  nd.  kuschen; 
schived.  kusa;  engl,  couch  etc.,  aus  franz. 
coucher  (statt  couloher,  colcher),  loas  mit 
ital.  (Diez  I,  136)  colcare,  corcare,  cori- 
care ;  ival.  culca ;  jirov.  colgar  (niederlegen 
etc.),  aus  lat.  collocare  (Etwas  an  seilten 
Ort  od.  auf  seine  Stelle  setzen,  stellen,  legen 
etc.,  von  con  ii.  locare  u.  letzteres  von  locus, 
cf.  log)  entstand. 

kütser,  Kutscher;  —  kutseren,  kutschiren. 

kutte,  s.  kunte. 

kw.  Der  Anlaut  kw  =  nhd.  qu ;  goth. 
q ;  ags.  co  etc.  entstand  meistens  (cf.  kamen, 
kwäue  etc.  etc.)  aus  idg.  „g",  sowie  anschei- 
nend auch  mitunter  aus  „k",  loie  z.  B.  auch 
lat.  qua,  qui  etc.  aus  idg.  ka  entstand, 
woraus  es  sich  denn  auch  erklärt,  dass 
manche  der  folgenden  Wörter  (cf.  z.  B. 
kwabbeln,  kwattel  etc.)  mit  denen,  welche 
mit  „w"  ajäauten,  urspr.  ident.  sind,  tvas 
wohl  daher  rührt,  dass  das  anlautende  k 
od.  kw  im  Germ,  theils  zu  hw  (cf.  dieser- 
halb  aengl.  qua  =  hva  etc.,  qvanne=  hvanne 
=  nhd.  wann  etc.)  erweichte  u.  dann  wie 
bei  warf,  wel,  wo  etc.  das  „h''  abgeworfen 
u.  anderntheils  das  anlautende  „k"  behielten. 
Sodann  entstand  das  anlautende  kw  od.  qu 
auch  mitunter  aus  anlautendem  dw,  tliw,  tw, 
wie  dies  z.  B.  bei  kwer,  kwalm  etc.  u.  nhd. 
Quehle  =  unserm  dweil  der  Fall  ist.  Wei- 
teres über  den  Anlaut  qu  vergl.  bei  We  i- 
gand.  Seh.  u.  L.  (mnd.  Wh.)  u.  Anderen, 
sowie  unter  den  folgenden  mit  „kw"  anlau- 
tenden Wörtern. 

kwab  od.  kwap ;  Schallstamm  wie  kwak 
etc.,  cf.  kwabben. 

1.  kwabbe,  kwab  od.  kwab-äl,  Quappe, 
Quapp-Aal,  Aalquappe,  Aalraupe  etc.  — 
Nid.  kwab,  kwabaal ;  mnJd.  (KU.)  quabbe, 
quappe  (Holothuria,  piscis  genus),  quabbe 
(rubeta ,  bufo ,  rana) ,  quabbe ,  aelquabbe 
(mustela  fluviatilis),  quabbe,  quappe  (gobio 
capitatus,  capito) ;  nd.  (Br.  Wb.)  quappe; 
mnd.  quappe,  quabbe;  and.,  ahd.  quappa; 
engl,  quab ;  dän.  quabbe  (Aalraupe) ;  schwed. 
quabba  (Froschfisch,  Seeteufel).  —  Nach 
Weigand  u.  lat.  capito  (wegen  des  dicken 
Kopfes),  mlat.  auch  cappedo  (Döbel  od.  Gross- 
^op/j,   von   Caput.     Nach   Fick   aber   mit 


kslav.  zaba  (Frosch),  russ.  zaba  (Kröte)  von 
der  y  jal)h,  gabh  (den  Mund  aufsperren, 
gähnen,  schnappen  etc.),  cf.  gapen  u.  jappen. 
—  Sollte  indessen  diese  Benennung  der  Aal- 
5  raupe  u.  sonstigen  Thiere  sich  nicht  eher 
darauf  beziehen,  dass  alle  aufgequollene 
Köpfe  od.  dicke  Bäuche  haben  u.  ihr  Kör- 
per so  weich  u.  quabbig  od.  iveich,  schleimig 
u.  schlüpferig  anzufühlen  ist  (die  Aalraupe 

10  gehört  zu  den  Schleimfischen  u.  hat  einen 
weichen  aufgetriebenen  Bauch,  iveshalb  sie 
bei  tins  auch  Y)iüa,l ;  nid.  puitäl ;  m)dd.  ])uyte, 
aelpuyt,  puytael  heisst  u.  ausserdem  auch 
puyt  od.  puit   im   nid.    nicht   allein  die  Be- 

15  nennung  des  Frosches,  sondern  auch  [cf. 
V.  DaleJ  eines  kabliauartigen  Fisches  ist, 
loas  Alles  sich  wahrschcinl.  auf  den  aufge- 
triebenen Bauch  dieser  Thiere  bezieht,  da 
pCit  «.  nid.  puit  urspr.  dieselben  Wörter  wie 

20  unser  put,  Beutel,  Sack,  Schlauch  etc.  sind), 
sodass  dieses  kwabbe  urspr.  dasselbe  Wort 
loie  2  kwabbe  ist?  —  Vergl.  dieserhalb  auch 
nd.  (Br.  Wb.  III,  395)  quapp  (Beutel, 
Schlauch,   hängender  Bauch,   eine  Beugung 

25  od.  Falte  in  den  Kleidern,  die  sich  als  ein 
Schlauch  aufwirft)  u.  Weiteres  unter  dem 
folgenden  : 

2.  kwal)be,   kwab    bezeichnet  Alles,   was 
aufgequollen  u.  iveich,  elastisch  u.  nachgiebig 

30  ist  u.  durch  Berührung  leicht  in  eine  zit- 
ternde Bewegung  geräth;  daher:  a)  Qualle, 
Schleim-Molluske;  —  b)  Wamme,  Wange, 
weicher  Fett-  od.  Fleischwulst,  weicher 
Klumpen  etc.,  namentlich  unter  dem  Halse, 

35  paleare;  —  de   kö   is  gewis  fet ;    se  hed  'n 

goden   kwab   under  de  hals  hangen;  —  dat 

hangd  dar  as  'n  kwab  herunder ;  —  dar  sitt 

'   'n    dügtigen    kwab    fet;    —   c)    eine  weiche 

sumpfige  od.  morastige  Stelle  im  Lande,  wo 

40  man  entiveder  leicht  einsinkt,  od.  diese  in 
eine  zitternde  Bewegung  geräth,  wenn  in 
der  Nähe  ein  Druck  od.  Stoss  etc.  statt- 
findet; —  dar  sitt  'n  kwab  (nasse,  sumpfige 
Stelle,  auch  Ackcrgalle  genannt)  in  't  land; 

45  —  he  tred  in  'n  kwabbe.  —  Nd.,  mnd. 
quabbe,  quebbe,  quobbe ;  nid.  kwab ;  mnld. 
quabbe  (dasselbe) ;  nfries.  quab,  quob ;  ags. 
cvabbe  (Sumpf,  Morast);  engl,  quabbe  u. 
quob;  schott.  (J amies on)  quhawe  (Sumpf, 

50  Moor,  31arsch,  Sumpfboden) ;  isl.  quap  (pin- 
guedo  mollis  et  laxa) ;  norw.  kvabb  (Schlamm, 
loeiche  Erde  od.  weiches,  unfestes,  mooriges, 
schlaynmiges  Erdreich)  u.  kvap  (eine  tveiche 
od.  feuchte  Masse,  z.  B.  um  das  geschivollene 

55  Fleisch  in  einer  Wunde;  Erhöhung  od.  Er- 
habenheit im  Fleisch  etc.)  Daneben:  engl. 
squab  (dicke  fette  Person,  bes.  die  quabbe- 
lige quatschelige  Frau;  der  junge  ungefie- 
derte Vogel;   die  junge    Taube,    das  Küch- 

60  lein ;  das  weiche  Kissen,  Wollkissen,  Polster 

27* 


KW  ABBE  KW  AB 


420 


KWABBEL 


etc.),  sqiiiib,  squabby  (quabbig  etc.)  etc.  etc.; 
s.  unter  kwabbcl,  k\vabl)eii,  kwabbig  etc. 

Obschon  es  ja  unbestreitbar  ist,  dass  das 
nid.  kwab,  nmhl.  quabbe  (rubeta,  biifo,  rana) 
der  Kegel  der  Lautverschiebung  nach  zu 
kslav.  zaba  (s.  unter  1  kwabb.')  stimmt  u. 
für  Letzteres  formell  eine  }/  srabh,  skr.  jabb 
anzusetzen  ist,  so  scheint  es  mir  beim  Ver- 
gleich von  kwa'üben,  kwappea  u.  engl,  qiiob 
(schlagen,  klopfen,  pulsiren;  sich  regen  oi. 
durch  Stösse  bemerkbar  machen,  z.  B.  wie 
ein  Kind  im  Mutterleibe),  squab  (schioapps 
etc.),  squab  (hinschlagen,  hinplumpsen;  derb 
darchpriigeln,  abklopfen  etc.)  zu  kwakken 
(a.  schreien  wie  die  Frösche;  —  b.  mit  Ge- 
räusch od.  lautem  Schall  schlagen  u.  werfen 
etc.)  u.  den  dazu  gehörenden  Wörter nkwakkeh 
kwakkelu,  kwakkellg  etc.,  sowie  ferner  von 
kwatsen,  kwetseii  etc.,  dass  der  germ.  Stanun 
kwab,  kwap  urspr.  mit  kip  u.  kap  (cf.  nhd. 
kirren  =  ahd.  queraa  u.  unserm  kwarron, 
sowie  norw.  kveppa  =  unserm  kippen)  idcnt. 
u.  ein  Schallstamm  wie  kik  (cf.  nid.  kikker, 
Frosch  u.  kikvorsch,  Quack-Frosch)  u.  kwak 
etc.  ist.  Ist  dies  nun  aber  richtig,  so  würde 
auch  die  Benennung  des  Frosches  mit  dem 
Namen  quabbe  blos  eine  Schallnachahmung 
sein  können,  da  kwab  od.  kwap  lautlich  nur 
wenig  von  kwak  (cf.  dazu  auch  engl,  quag 
u.  quugmire,  Bruch,  Moor,  Sumpf  etc.  u. 
quaggy,  loeich,  moorig  etc.)  verschieden  ist. 
Ist  dem  nun  aber  auch  nicht  so  u.  beruhen 
alle  Bedtgn.  von  kwabbe  darauf,  dass  es 
überhaupt  ein  w  e  i  ches  od.  tv  eichlich  es, 
schwammiges  u.  un festes,  jedem  Druck 
nachgebendes  u.  gleich  in  Bewegung  gera- 
thendes  u.  keinen  Widerstand  leistendes  Et- 
tvas  kwabbel,  cf.  kwabbig  u.  kwakkol,  sotvie 
engl,  quapp,  zittern,  beben,  hin  u.  her  od. 
auf  u.  nieder  wogen  etc.)  bezeichnet,  so  sind 
es  ja  die  Stämme  kwab,  kwap  u.  kwak  (<f. 
kwabben,  kwappen  zu  kwakken  u.  kwakkelu 
zu  kraken)  ebensogut  ivic  klak,  krak,  klap 
etc.  aus  soaus,  crej)itus  etc.  auch  die Bedtg.: 
Bruch,  Spalt  etc.  od.  Schlag,  Stoss  etc.  ent- 
icickeln  konnten  u.  da><s  aus  Bruch  etc.  od. 
ge-  u.  zerbrochenes,  zertrümmertes,  zerspal- 
tenes,  zerkleinertes,  zermalmtes  Etwas,  — 
bz.  aus  Bruch  etc.  od.  gebrochener  Zustand 
die  Bedtg.:  unfest,  mürbe,  lose,  locker, 
schwammig,  iveich  etc.  entstand,  fcdls  niclit 
etwa  kwab  etc.  ebenso  wie  klak  u.  klat  (cf. 
kladcJe,  kh\tte)  aus  Fleck  die  Bedtg.  (cf. 
unter  kwabbel  das  mnd.  quabel) :  Schmutz, 
Koth,  Dreck,  Schmiere,  Fett  etc.  u.  hieraus 
ivieder  die  von:  weiches,  schmieriges,  feuch- 
tes, schlüpfriges,  mooriges,  sumpfiges,  schlam- 
miges Etwas  entwickelte,  während  anderer- 
seits loie  bei  kuik,  als  Ablaut  von  kuak, 
aus  Bruch  u.  Knick  auch  wieder  die  Bedtg.: 


Biegung,  Krümmung,  Beugung  entstehen  u. 
so  auch  das  nd.  quapp  (Beutel,  Schlauch, 
Bauch,  Beugung  od.  Falte  etc.,  s.  unter 
kwabbe  am  Schlüsse)  dazu  gehören  könnte. 
5  Vergleicht  man  goth.  qiman,  qam,  bz.  unser 
kamen,  kwam,  von  der  j/  gam,  bz.  kik  u. 
kwak,  od.  kek  u.  kwik,  kwarren  etc.,  so 
würde  auch  kwab  mit  kwabbelu,  kabbeln, 
kibbeln  von  derselben  y  abstammen  können, 

10  wozu  in  der  Bedtg.:  zanken,  streiten  etc. 
auch  engl,  squabble  (zanken,  streiten  etc.) 
stimmt,  was  ja  auch  auf  die  Bedtg.:  Ge- 
räusch, Lärm,  Geschrei  etc.  der  j/  dieses 
Wortes    hindeutet,    ebenso    wie    ist.    quabb 

15  (nugao),  ([uabba  (nugari  etc.),  worüber  Wei- 
teres unter  kwabben  etc. 

Zum  Schlüsse  sei  übrigens  wegen  kwabbe 
in  der  Bedtg. :  Moor,  Sumpf,  od.  loeiches, 
feuchtes,    schlammiges   Erdreich   etc.,    sowie 

20  auch  wegen  der  Bedtg.  von  kwablieln  auf 
unser  giibbe  etc.  u.  gubl)oln  verwiesen,  dessen 
y  wahrscheinlich  auch  eine  Schallwurzel  ist 
u.  worüber  auch  Weiteres  unter  kwabbel  zu 
ersehen  ist.     Sodann  aber  sei  icegen  der  in 

25  kwabbe  etc.  liegenden  Bedtg.  der  vibr  ir  en- 
den Bewegung  auch  noch  der  y  kap,  kamp 
(vibriren,  unduliren,  hin-  u.  her-,  od.  auf- 
u.  niedergehen  od.  wogen  etc.)  gedacht,  ivozu 
Fick   auch   skr.    kapanä    (Baupe,   Wurm) 

30  stellt  u.  welche  auch  für  kwabbe,  kwabbeln 
M.  engl,  quapp  (zittern  etc.)  stimmt,  falls 
keine  Lautverschiebung  Statt  fand.  Da  der 
Wurm  nun  aber  ein  sich  biegendes  u.  krüm- 
mendes   Thier    ist   u.    auch   griech.    kanipö 

35  (beugen,  biegen,  krümmen,  wölben  etc.),  kampe 
(Krünunung,  Bug),  kamiic  (Spannrau2)e)  etc. 
zu  dieser  y  gehört,  so  Hesse  sich  auch  das 
nd.  quapp  (Beutel,  Schlauch,  hängender 
Bauch,  eine  Beugung  od.  Falte  in  den  Klei- 

40  (lern  etc.,  s.  unter  1  kwabbe  am  Schlüsse) 
leicht  davon  ableiten,  da  ja  auch  buk  (Bauch) 
wohl  ebenso  wie  bog  (Bug)  u.  buk,  bukken 
etc.  zu  biigen  (biegen  etc.)  gehört,  cf.  weiter 
auch  noch  das  mit  kwabbel  sgn.  wabljel  (in 

45  gewabbel  =  gekwabbel),  sowie  wabbeln,  icas 
auch  leicht  aus  altem  kwabbeln  (cf.  wann, 
bz.  tcan>ie  aus  hwanue  ^  aengl.  qvanne  u. 
Weiteres  unter  dem  Anlaut  kw)  ti.  dies  aus 
kvabbeln,  kabbeln  von  der  y  kap  entstanden 

50  sein  kann. 

kwabbel,  a)  dasselbe  wie  2  kwabbe  sub  b; 
—  b)  eine  Person,  die  sehr  dick,  feist,  schwer- 
fällig u.  unbchüljlich  ist  (Schmerbauch,  Fett- 
wanst  etc.)    u.    an    der  Alles   kwaltbeld  (od. 

55  swabbekl,  wabbeld,  dwaggelcl,  wakkeld,  kwub- 
beld  etc.),  wenn  sie  sich  bewegt;  —  't  is  'n 
old  kwabbel  tan  'n  wif.  —  Ausser  schwed. 
(juabbel  (Uebelkeit  aus  dem  Magen,  od.  der 
Zustund,   den  wir  mit  kwabbelig  u.  kwellig 

60  bezeichnen)  u.  engl,  pquab  (s.  unter  2  kwabbe) 


KWABBEL-DIK 


421 


KWABBKN  KWAPPEN 


venjl.  auch  mnd.  (Seh.  u.  L.)  quabel,  quali- 
bel  (dicke,  schlammige  Flilssir/keit,  od.  Dreck, 
Schlamm  =  gubel,  raudder  etc.),  was  dort 
einerseits  zu  gubbel,  hi.  unserm  gubsl  u.  zu 
(luobbe  u.  andererseits  zu  africs.  wapcl  (s.  5 
daselbst  unter  quabeldrank  u.  cf.  Outzen 
unter  quab,  quob  u.  s.  Weiteres  unter  kwab- 
bea  am  Schlüsse)  verglichen  wird.  Vergleicht 
man  nun  einerseits  knrren  =  gurren  u. 
kwarren  u.  dass  die  Anlaute  gn  u.  kn  über-  10 
all  gleich  sind,  so  loäre  es  auch  sehr  leicht 
möglich,  dnss  kwabbe  als  weiches  Etwas 
urspr.  dasselbe  Wort  ist  wie  unser  gubbe, 
zumal  da  auch  kwabboln  sich  im  Wesent- 
lichen mit  gubbeln  deckt.  Vergleicht  man  15 
aber  andererseits,  dass  kwer  (quer)  mit  nhd. 
ztver  (in  Ziverg  u.  zioerch)  aus  unserm 
dwer  u.  auch  kwalm  u.  nhd.  Walm  (cf. 
Weigand)  aus  dwalm  entstand,  sowie  fer- 
ner, dass  kwabboln  ((.  wabbeln  u.  kwabbelig,  20 
wabbelig  mit  schott.  dwable,  dwe])le  (s.  unter 
dwaggeln  =  waggeln  ti.  nhd.  wackeln)  eor- 
respondiren,  so  kümite  man  auch  annehmen, 
dass  der  Stamm  von  kwabbe ,  kwabben, 
kwabbel  gleichfalls  aus  urspr.  dwal),  dwap,  25 
bz.  dul),  diip  entstanden  sei,  wobei  man  hei 
kwabbe  denn  auch  ivieder  an  eine  urspr. 
Verwayidtschaft  mit  dobbe  (cf.  auch  dolen 
=  dwalen  etc.)  denken  müsste,  dessen  wahr- 
scheinl.  ]/  tubb,  tupb  (pulsare  od.  klopfen,  30 
stossen,  schlagen  etc.)  ja  auch  zu  kwabben 
«.  engl,  quob  (schlagen,  pulsiren,  aufstossen 
etc.)  stimmt,  ebensogut  wie  zu  dubbe,  dubb'M 
u.  ivovon  dann  auch  kwab  od.  kwap  die 
Bedtg. :  Schlag,  Stoss,  Schwapp  etc.  (cf.  auch  35 
engl,  squab,  schwapps  etc.  u.  squab,  hin- 
schlagen etc.  unter  2  kwabbe  u.  kwabben) 
haben  könnte. 

kvvabbel-dik,   so   dick,   dass  Alles  daran 
quabbelt  etc. ;  —  (lat    wif  word   kwabbeldik  40 
un  kan  hast  hei  net  nier  üt  de  stä'  kamen. 

kwabbel-fet,  so  dick  u.  fett,  dass  Alles 
daran  quabbelt;  —  de  kö  is  kwabbelfet. 

kwabbelig,  kwabbelg,  kwablig,  kvvabbig, 
loeich,  weichlich,  schwammig ,  schlammig,  45 
dreckig,  morastig  etc.  u.  voll  von  Feuchtig- 
keit, aufgequollen  etc.  u.  dabei  auf-  u-  nieder- 
od.  hin-  u.  hergehend ;  —  dat  fies  is  to 
kwabbelig  (od.  kwab  big  etc.) ;  ik  mag  't  lefer, 
wen  't  'n  bitjet  faster  un  stlifiger  is ;  —  dat  50 
äten  is  mi  to  kwabbelig  (zu  unfest,  zu  toeich- 
lich  od.  flüssig  etc.);  —  't  is  so  kwabbig 
(dreckig,  bz.  so  iveich,  dass  man  einsinkt) 
to  lopen;  —  de  grund  is  so  kwabbig  od. 
kwabbelig,  dat  d'r  hast  gen  minsk  up  lopen  55 
kan;  —  ik  bim  so  kwabbelig  (od.  kwabbig) 
in  't  lif  (z.  B.  loenn  man  sich  von  flüssiger 
Speise  [Supipe,  Brei  etc.]  den  Bauch  voll 
geschlagen  hat  ti.  derselbe  einerseits  davon 
aufgequollen    u.   zum   Erbrechen    voll    [cf.  60 


kwellig  u.  nhd.  loalgig]  ist  u.  andererseits 
solche  Speisen  sich  im  Bauche  fühlbar  od. 
hörbar  beioegen  u.  hin-  u.  herschwappen) 
dat  ik  d'r  hast  mal  fan  to  mode  bün.  — 
Nd.,mnd.  (cf.  Br.Wb.,  Danneil,  Schütze, 
Seh.  u.  L.)  quabbelig,  quabbelicb,  quablig, 
(luabbig,  quobbich,  qnebbicli  m.  (Scham- 
b ach  etc.)  quappig ;  engl. squabbiscli,  squabby  ; 
isl.  quapalegr;  scJiwed.  quabbig,  quabblig  etc. 
u.  nid.  (v.  Dale)  kwapsch  etc. 

kwabbeln,  kwobbeln,  vibriren,  unduliren, 
zittern,  sich  auf-  u.  nieder-  od.  hin-  u.  licr- 
beioegen  u.  wogen,  hin-  u.  herstossen  u. 
schlagen  etc. ;  —  de  grund  kwabbeld  ordend- 
llk,  so  nat  un  wek  is  se;  —  dat  wif  (de 
kerel,  dat  der  etc.)  kwabbeld  un  wabbeld 
(od.  kwubbeld  un  wnbbeld)  fan  fet ;  —  dat 
kwabbeld  all'  wat  d'r  an  is ;  —  dat  fet 
kwabbeld  od.  kwubbeld  (quillt,  träufelt  ete. 
od.  drängt  sich  durch  Ueberfüllc)  d'r  iit; 
—  dat  kwabbeld  (vom.  Genuss  vieler  Flüssig- 
keiten, od.  vnfester  Speisen)  mi  in  't  lif;  — 
dat  water  kwabbeld  (beivegt  .sich,  wogt  od. 
schlägt  hin  u.  her  od.  auf  u.  nieder,  vibrirt, 
unduUrt  etc.)  d'r  fan,  wen  d'r  'n  dikkon 
sten  in  plumpst;  —  dat  water  kwablield 
(schlägt  wiederholt  od.  kabbeld,  swabbeld  etc.) 
tegen  de  balkcn  an;  —  dat  watcr  kwabbeld 
(schlägt  wiederholt,  scliwapptt  etc.)  d'r  afer 
hen.  —  Subst. :  gekwabbel  u.  kwabbele  vom 
Vibriren  od.  Hin-  u.  Her-Bewegen  u.  Wogen 
etc.  weicher  u.  flüssiger  Sachen.  —  Ausser 
nd.  (Br.  Wb.  etc.)  quabbeln  u.  dän.  quabbre, 
cf.  engl,  quapp  (zittern,  beben),  quob  (schla- 
gen, klopfen,  pulsiren ;  sich  regelt  u.  bewegen 
od.  aufstossen  loie  das  Kind  im  Mutterleibe) 
u.  squabble  (hin-  u.  herbewegen  od.  rücken, 
verrücken,  verschieben  etc.);  isl.  quapi  (laxa 
pinguedine  tremere) ;  norw.  kvapa  (weich 
od.  feucht  sein,  Feuchtigkeit  absondern)  u. 
Weiteres  unter  kwabben  etc. 

kwabben,  kwaj)])on,  a)  laut  schallen  od. 
einen  Schall  od.  ein  Geräusch  machen,  der 
od.  das  wie  kwab,  kwap  od.  so  ähnlich  (loie 
z.  B.  kwak  od.  swab,  swap  etc.)  lautet  u. 
der  z.  B.  dadurch  entsteht,  ivenn  man  mit 
den  Füssen  auf  etwas  Weiches  u.  Schtvam- 
miges  tritt  u.  durch  den  Druck  plötzlich  die 
Ltift  heraustreibt,  bz.  dies  dann  p)latzt  od. 
auseinander  springt,  od.  wenn,  mein  mit  den 
Füssen  auf  od.  in  einen  nassen  u.  schlam- 
migen Boden  tritt  u.  diese  dann  rasch  ivie- 
der davon  abhebt  od.  sie  daraus  wieder 
herauszieht,  od.  ivenn  man  bei  regnigtem 
Wetter  mit  lecken  Stiefeln  geht  od.  sonst 
Wasser  in  die  Stiefel  gedrtmgen  ist,  od. 
auch  dadurch,  wenn  man  Jemandem  rasch 
einen  Schlag  (od.  Klapps,  Sclmapps  etc.) 
versetzt,  od.  ivenn  man  Etwas  mit  Vehemenz 
an  die  Wand  od.  auf  den  Boden  ivirft  od. 


KWABBEN  KWAPPEN 


422 


KWABBEN  KWAPPEN 


schiäfft  etc. ;  —  dat  kwalnle  ürdendlik,  as  ik 
d'r  up  trad  (2.  JB.  auf  einen  Froscli  etc.,  od. 
auf  eine  Wasscrgaile  im  Acker  n.  AeJtn- 
liches) ;  —  de  gnind  is  so  »at  un  smerig, 
dat  BÖ  kwapd,  wen  mnu  d'r  up  lupd :  —  de 
foteu  kwablicu  in  de  stäfols,  so  fiil  wator 
sunt  so  mi  lopen ;  —  de  strüinpen  sunt  so 
nat,  dat  sO  nii  in  de  schöeu  k\val)ben ;  — 
daher  b)  mit  Vehemenz  u.  dadurch  erzeugten 
lauten  Schall  schlagen  od.  werfen  etc.  = 
klappen,  swappen  etc. ;  —  he  kwapd  hura 
en  an  de  oreu,  dat  't  klapd;  —  he  kwab'de 
dat  an  de  wand,  dat  't  kwakde  un  't  all'  in 
diisend  stükken  üt  'n  ander  flog;  —  he 
kwapd  dat  up  de  grund,  dat  't  ballerd;  — 
he  kwapd  dat  water  up  de  diile;  —  dat 
water  kwapd  (schlägt  schallend  od.  mit  Ge- 
räusch u.  Vehemenz)  d'r  tegen  an.  —  Dass 
dies  Verb,  ein  mit  klappen,  kwakken  ii. 
swappen  etc.  sgn.  Wort  u.  demnach  auch 
dem  Stamm  kwab  od.  kwap  tnit  klap,  kwak, 
swap  etc.  an  u.  für  sich  gleich  ist,  hz.  auch 
wie  diese  u.  deren  Weiterbildungen  allerlei 
sonstige  Begriffe  entivickeln  konnten  u.  muss' 
ten,  ist  klar  tt.  seien  deshalb  zunächst  die 
folgenden  zum  Theil  schon  unter  2  kwabbe 
erwähnten  Wörter  nochmals  hier  loieder  an- 
geführt, wie  z.B.  nd.  (Schütze  III,  258) 
quapsen  (klatschen,  quatschen,  z.  B.  von  der 
Peitsche),  (S chambac h)  quappen (klatschen 
od.  den  Schall  machen,  wenn  ein  fetter, 
weicher  Körper  niederfällt) ;  engl,  quob,  quop 
(schlagen,  klopfen,  inäsiren,  stossen,  z.  B. 
wie  der  Puls,  das  Herz,  die  Schläfe  etc., 
cf.  kloppen  etc. ;  sich  hin-  u.  her-  od.  auf- 
u.  niederbewegen,  sich  regen  u.  rühren,  wie 
das  sich  bewegende  u.  tvälzende  Kind  im 
Mutterleibc),  quapp  (zittern,  beben) ;  aengl. 
quappen  (palpitarc) ;  engl,  squab ,  squob 
(schwapp,  Schwapps,  plumps),  squab  (hin- 
schlagen, hinplumpsen,  niederstürzen;  derb 
durchprügeln,  od.  knuffen,  durchweichen,  zu 
Mus  od.  breiweich  schlagen),  S(|uabl»lo  (keifen, 
zanken,  hadern,  streiten,  Händel  suchen, 
sich  raufen  etc.,  cf.  kablieln,  kakeln  etc.); 
isl.  quabb  (a.  crebra  rogatio,  od.  dän.  paa- 
haengen,  idelige  bönner;  —  b.  nugae  od.  dän. 
sladder),  quabba  (a.  rogitare,  rogitando  mo- 
lestus  esse,  petescere,  od.  dän.  ovorhaenge, 
falde  besvaerlig  ved  idelige  bünner ;  —  b. 
nugari,  od.  dän.  fladdre)  etc. 

Dass  die  obigen  Wörter  ebenso  wie  kwab- 
ben,  k Wappen  von  einem  Schallstamm  od. 
einer  Schallwurzel  kwab,  kwap  abstammen, 
ist  wohl  zweifellos  u.  wenn  man  erwägt, 
dass  Jeder  Schall  u.  jeder  Schlag  od.  Stoss 
eine  vibrirende  od.  zitternde  Bewegung  der 
Luft  od.  des  Bodens  hervorbringt  (ff.  z.  B. 
drönen,  dräno  etc.  od.  bumsen,  —  duns, 
dunscii),  so  ist  es  leicht  bcgrcijlich,  dass  die 


Bedtg.  zittern  etc.  des  engl,  quapp  ?<. 
aengl.  quappen  sich  eben  so  leicht  vom  Schall- 
stamm kwap  od.  quap  erklären  lässt,  wie 
die  von  schlagen  od.  klajipsen,  klatschen, 
5  klopfen  etc.  des  engl,  quab,  quob.  Vergleicht 
man  indessen  nid.  (KU.)  quack  (ardeao 
genus),  quack  (suporllnum ,  reliquum ,  ex- 
stantia;  frivolum,  res  frivolaj,  quack  (pulpa), 
quack  (torus),  quack  (floccus,  flocculus)  etc., 

10  bz.  unser  kwak  u.  kwik  etc.,  die  doch  Jeden- 
falls mit  dem  Imitlich  u.  begrifflich  so  nahe 
zu  kwabben  liegenden  kwakken  zum  Schall- 
stamm kwak  gehören,  so  ist  es  auch  sehr 
wahrscheinl,    dass    der    SchaUstamm   kwab, 

15  kwap  ebenso  ivie  kwak  tt.  klak,  klat  aus 
der  Bedtg. :  sonus,  crepitus  einerseits  die  von 
macula  u.  andererseits  die  von :  Bruch, 
Sprung,  Borste,  liiss  etc.,  bz.  Bruchstück, 
Brocken,   Sprengstück,   Flitter,  Splitter  etc. 

20  entwickelt  hat  u.  dass  dann  aus  macula  (cf. 
kladde,  klatte,  klak  etc.)  die  Bedtg. :  Schmutz, 
Dreck,  Schlamm,  Schmiere  etc.  entstand. 
Da  nun  aber  der  Schmutz  od.  Dreck,  Schlamm 
etc.  weich    u.    mehr  od.  loeniger  flüss  ig 

25  ist,  bz.  durchaus  unfest  ist,  so  ist  es  klar, 
dass  ein  von  kwab  etc.  in  der  Bedtg.  macula 
etc.  wcitergebildetes  Subst.  kwaba  od.  kwapa 
(quaba,  quabl)a  od.  quapa,  quappa)  hieraus 
die  Bedtg. :  iv eich  es  od.  u  nfes t  c s,  leicht 

30  in  zitternde  Bewegung  gerathendes  Etwas 
erhielt  u.  dass  sich  hierauf  nicht  allein  die 
Bedtg.:  Moor,  Sumpf,  Schlamm,  Qualle, 
Wamme  von  2  kwabbe  bezieht,  sondern  auch 
die  von:   Frosch,  Aalraupe  u.  anderer  loei- 

35  chen  u.  schmierigen,  schlüpfrigen,  schleimigen 
Tliiere.  Dass  man  daneben  den  Frosch  aber 
auch  onomatop.,  seines  Geschreies  wegen, 
ebensogut  kwabbe  als  kwakke,  bz.  ivie  nid. 
kikker  11.  kikvorsch,  nach  dem  Schallstamm 

40  kik  (cf.  kik  u.  kikken  n.  unter  küken,  wegen 
kwak),  .so  hier  nach  dem  SchaUstamm  kwab 
etc.  benannt  haben  kann,  bleibt  dadurch 
nicht  ausgeschlossen,  ebenso  wenig  als  die 
Möglichkeit,    dass    die   kwabben   genannten 

45  Frösche  u.  diverser  Fische  urspr.  so  be- 
nannter Thiere  deshalb  so  genannt  wurden, 
iveil  sie  in  Sümpfen  n.  Lachen  wohnen,  bz. 
Sumpf-Thiere  od.  Sumpf-  Wesen  (quab-a)  sind. 
Wie   nun   aber   nhd.  kirren,  karren  u. 

50  iinser  k  w  a  r  r  e  n  n.  kik,  kuk  u.  kwak  urspr. 
ein  u.  dasselbe  sind,  so  deckt  sich  der  Stamm 
kwab  H.  kwap  auch  loieder  mit  kip,  kap  od. 
kup  (cf.  norw.  kveppa  =  unserm  kij)pen), 
die    mit    engl,    squap    u.    loahrscheinl.  auch 

55  den  germ.  Stämmen  swab  u.  swap  (cf.  kwap- 
pen  =  swappen)  für  älteres  skwab,  sliwab 
etc.  aus  idg.  skabli,  skap  (sonare,  crepitare, 
bz.  rauschen,  tönen  etc.,  stossen,  schlagen, 
hauen,  sjxdlen,  quetschen,  zer(/uelschen  etc.) 

GO  entstanden  sind,  sii  welchen  Fiele  (I,  810) 


KWABBIG 


42.') 


KWAD 


einestheils  griecli.  keplien  (Drohne,  Hummel), 
skr.  gibliate  u.  cibhate  (lärmen  etc.)  u.  aii- 
derentheils  (I,  S07)  gricch.  koptö  (hauen, 
quetscJien,  zerquetschen  etc.),  tat.  capus,  capo 
(>tc.,  h::.  (J,  800)  sln\  kshapanya  (Beleidi- 
fjung,  Verhöhnung),  griech.  sköptö  (spotten, 
höhnen)  u.  unser  schimpeu  (die  dafür  an- 
gesetzte y  skap,  skip  ist  urspr.  ebensoioohl 
eine  Schallwurzel  wie  die  y  kak  od.  knk 
von  unserm  hon  u.  skr.  kukkuta,  Hahn) 
stellt.  Aus  idg.  skabh ,  skap  loi'irde  sich 
dann  auch  kabbeln,  kibbeln  u.  wabbeln, 
wibbeln  neben  kwabben  u.  kwablieln,  hz. 
swabbeln  u.  swappen  ableiten  lassen,  da  ja 
wabbeln  für  älteres  bwabbelu  als  Erweichung 
von  kwabbeln  stehen  kann,  loorüber  das 
zum  Anlaute  kw  bereits  Bemerkte  verglichen 
werden  mag  u.  wobei  es  denn  auch  wahr- 
scheinl.  ist,  dass  das  afries.  wapcl  (s.  unter 
kwabbel)  auch  mit  kwabbcl  aus  derselben 
Grdform  entstand. 

kwabbig,  s.  kwabbelig. 

1.  kwäd  (kwader,  kwädste),  böse,  zornig, 
schlecht,  schlimm  etc. ;  —  ik  ward  so  kwäd 
up  hum,  dat  ik  hum  wol  hast  fermören  kund 
liarr ;  —  kwäde  gedanken ;  —  kwäde  (od. 
kwaje)  jungens  (böse  od.  schlimme,  allerlei 
Schabernack  ausübende  Knaben) ;  —  't  is 'n 
kwäden  kcrel  (ein  böser,  schlimmer,  schlauer, 
betrügerischer  Kerl) ;  —  mit  1mm  is  kwäd 
klär  to  worden;  —  he  hed  'n  kwäden  kop 
(a.  einen  bösen  zornigen  Kopf;  —  b.  einen 
bösen,  sehr  kranken  u.  mit  Geschivüren  be- 
hafteten Kopf;  —  he  stekd  in  'n  kwäden 
hiid ;  —  de  kwäde  hörn  (die  böse  Ecke  od. 
Gegend  etc.);  —  'n  kwäd  oge  (a.  ein  böses 
od.  falsches  Auge ;  —  b.  ein  schlimmes,  sehr 
krankes  Auge) ;  —  dat  sügt  d'r  kwäd  (böse, 
schlecht,  schlimm,  gefährlich,  drohend  etc.) 
üt;  —  dat  was  sa  kwäd  net  gemend;  — 
dat  is  hum  kwäd  bekamen ;  —  't  is  kwäd 
to  löpen ;  —  kwäde  mät  (schlechtes,  zu  ge- 
ringes, betrügerisches  Mass);  —  kwäd  wer 
(böses  etc.  Wetter);  —  dar  is  kwäd  bi  to 
kamen ;  —  dat  is  kwäd  kopeu,  wen  man 
gen  geld  hed ;  —  kwäde  tiden  (böse  Zeiten)  ; 

—  man  kan  hir  kwäd  (schlecht)  sea ;  —  'n 
kwäden  lügt  (eine  böse,  schlechte  Luft) ;  — 
kwäde  (od.  kwaje)  dampen   (böse  Dämpfe); 

—  kwäd  geld  (a.  schlechtes  od.  falsches 
Geld;  —  b.  unredlich  erworbenes  Geld;  — 
c.  in  unredlicher  od.  unbilliger  Weise  zuviel 
gefordertes  Geld).  —  Sprichio.:  kwäde  räd! 
siegte  däd;  —  beter  'n  kwäden  16p,  as  'n 
kwäden  kop;  —  beter  god  geblefen,  as  kwäd 
gegän.  —  Nd.  quaad;  mnd.  quäd,  quät; 
nid.  kwaad;  mnld.,  Inflam,  quaed,  quaet; 
afries.  kwäd,  quäd ;  wfrics.  quae ;  nfries. 
quaad;  loang.,  satl.  qubä;  eur/Z.  quad;  schott. 
quaid.  —  Vergl.  iveiter: 


2.  kwäd,  a)  Böses,  Schlechtes,  Schlimmes, 
Ueblcs  etc. ;  —  kwäd  don  (Böses  thun) ;  — 
ho  dcid  mi  kwäd  an;  —  quäd  spreken  fan 
emand  (Böses  od.  Uebles  sprechen  von  Je- 
5  mandem) ;  —  he  kan  fan  'n  andern  geu 
kwäd  sen ;  —  he  kan  kwäd  (Böses,  Unheil, 
Schlimmes  etc.,  bz.  Spuk,  Vorgesichte  etc.) 
sen ;  —  de  cnmäl  kwäd  (Böses,  Uebles  etc.) 
deid,  de  dcid  't  wol  mer ;  —  he  ligd  an  'n  kwäd 

10  (einem  bösen  Uebcl,  einer  bösen  Krankheit 
etc.) ;  —  he  bald  wat  für  't  kwäd  (er  holt  Etwas 
für  [gegen]  eine  böse  Krankheit,  od.  ein 
Uebel  etc.,  bz.  zur  Abivehr  des  Zaubers  od. 
der  Hexerei).  —  Redensart:  he  wet  fan  God 

15  gen  kwäd  (er  weiss  od.  kennt  von  Gott  kein 
Böses,  od.  er  loeiss  nicht,  dass  Gott  neben 
dem  Guten  auch  das  Böse  geschaffen  hat, 
bz.  auch  das  Böse  zu-  od.  gescheiten  lässt ; 
daher:   er  ist  über  die  Massen  imschiddig 

20  u.  harmlos,  bz.  ganz  ohne  Arg) ;  —  he  sügt 
net  üt,  as  wen  he  fan  God  gen  kwäd  wet 
(er  sieht  gerade  so  aus,  als  ob  er  ganz  un- 
schtddig  u.  harmlos  ist,  bz.  von  keinem 
Bösen  loeiss) ;  —  Spricluc:  för  't  kwäd  gift 

25  't  gen  beter  räd,  as  ferstandspillen  un  fer- 
nunftsäd ;  —  b)  Koth,  Schmutz,  Dreck,  Un- 
jlath  etc.  (cf.  O.  L.-li.,  pag.  777  u.  s.  unter 
köt) ;  —  hc  ligd  in  sin  egen  kwäd.  —  Nd. 
quaad ;    mnd.  quäd,  quät    (Böses,   Uebel)   u. 

30  quäd,  quät,  quaed,  quaet  (Koth,  Dreck,  Un- 
flath) ;  nid.  kwaad ;  mnld.  quaed ,  quaet 
(malum,  res  mala,  infortunium)  u.  quaed, 
quaet,  quat,  kat,  kaet,  keet  (eluvies,  limus, 
lutum ,    squallor ,    stercus ,    merda,    sordes) ; 

35  afries.  kwäd,  quäd ;  icfrics.  quae  (malum) ; 
ags.  cvead  (stercus);  aengl.  cwi-Ajquad  (das- 
selbe) ;  engl,  quad  (malum) ;  mhd.  quät,  quöt, 
kwöt,  kät,  köt;  hess.  quat  (Schmutz,  Koth, 
Dreck,  Schlämm).    Dazu  cf.  aengl.  (Strat- 

40  mann)  code  (pix) ;  an.,  isl.  quoda,  köd 
(resina,  gluten) ;  norw.  kvaada  (klebriger  Saft 
von  Nadelhölzern,  Harz  etc.),  kvaede  (Saft 
od.  Gummi,  eine  Art  Kitt),  koda  (a.  Harz; 
—  h.   die   erste    Milch    einer   Kuh,    loelche 

45  sehr  dick  u.  fett  u.  eiterartig  gelb  ist,  cf. 
2  best) ;  schioed.  käda  (ungereinigtes  Harz), 
was  beim  Vergleich  von  klei,  klemen,  klister 
etc.  urs^jr.  wohl  dasselbe  Wort  ist  wie  ags. 
cread  etc.  —  Desgl.  cf.  zu  kwäd  (malus)  u. 

50  kwäd  (malum)  auch  ags.  cödh  (aegrotus), 
cödh  (morbus),  cvydele  (inflammatio),  was 
durch  an.,  isl.  quodna  (a.  in  gelatinam  con- 
crescere;  —  b.  marcescere)  u.  ködna  (mar- 
cescere),  als  mit  isl.  quoda,  küd  urspr.  connex, 

55  toohl  vermittelt  wird.  —  Vergleicht  man  kot- 
sen,  kwatsen,  kwäteln  u.  goth.  qithan,  qath, 
bz.  quithan,  quath  etc.  von  der  y  gad  od. 
kad,  kat  (sonare,  clamare  etc.),  so  gehören 
die  obigen  Wörter  auch  wohl  zu  einer  y  gad 

60  od.   gadh,    bz.   kad    od.   kat   (cf.   kwatsen), 


KWAD 


424 


KWAJE 


wobei  man  einerseits  annehmen  Tcann,  dass 
aus  gad  (germ.  kwad  od.  kwatli,  kwat,  kud, 
kuth,  kut)  (■/(  der  Bedtg. :  sonare  etc.  ebenso 
wie  bei  klap,  klat,  klak  etc.  auch  die  Bedtg.  : 
Geschwätz  etc.,  sowie  mAcu\A  u.  Bruch  etc. 
(cf.  dieserhalb  kwabben  u.  kwak,  kwakken 
etc.  u.  Weiteres  unter  1  kweddor  od.  wie 
hei  klap,  klat  etc.  auch  die  von:  Schlag 
etc.  entstand,  tvobei  denn  aus  niacula  (sinnl. 
u.  bildl.)  sich  leicht  die  Bedtg. :  Koth, 
Schmutz  etc.,  hz.  Schlechtes,  Gemeines,  Böses 
etc.  entwickeln  konnte,  ,^owie  weiter  auch 
die  von  Kitt  od.  Klebestoff  etc.  (cf. 
oben  das  isL  quoda,  köd  zu  unser m  klei  etc. 
u.  Weiteres  unter  kiidde,  sowie  unter  Kitt 
in  Grimm,  Wb.)  —  Da  indessen  anschei- 
nend besser  eine  y  gadh,  giulli,  gvadh  fi'tr 
küdde  u.  kwäd  anzusetzen  ist,  so  könnte 
man  kwäd  «.  ags.  cödli  (aegrotns)  vielleicht 
besser  zur  y  gadh  (verderben,  vernichten, 
verletzen.  Jemanden  ein  Böses  etc.  zufügen, 
ihn  verivunden  etc.,  bz.  urspr.:  schlagen, 
stossoi,  hauen,  spalten  etc.  u.  die  aus:  so- 
nai'e,  crepitare  etc.)  stellen,  sofern  nämlich 
kwäd  etc  urspr.  die  Bedtg.:  Böses,  Un- 
heil, Ueb  cl  etc.  hatte  u.  hieraus  die  Bedtg. : 
Koth,  Dreck  etc.  als  Schlechtes  od. 
Gemeines  etc.  entstanden  ist.  Da  aber 
küdde  icohl  am  besten  zur  y  gadh  (fassen, 
festhalten,  binden,  verbinden,  cf.  gadeii  etc.) 
zu  stellen  ist,  so  könnte  man  auch  davon 
ausgehen,  dass  ausser  kiidde  u.  skr.  gaiula 
(Knoten,  Knolle,  Knaul)  u.  ahd.  quadilla, 
nhd.  quaddol  (pustula,  papula)  etc.  (cf.  Fick 

I,  69)    auch    das    nhd.    Kitt   (ahd.  chutti) 

II.  isl.  quoda,  kod  (glutcn),  norw.  kwaada  etc. 
(s.  oben)  zu  der  y  gadh  (fassen,  haften, 
halten)  etc.  gehört  u.  dass  dann  aus  der 
Bedtg.  gluten,  liraus  etc.  tcieder  die  Bedtg. : 
Schmutz,  Dreck,  Lehm  etc.  entstand 
«.  dass  dann  auch,  falls  nach  ags.  cvead 
(Koth  etc.)  dies  die  urs2)r.  sinnl.  Bedtg.  von 
kwäd  ist,  hieraus  wieder  die  von:  Schlechtes, 
Böses  etc.  im  moralischen  Sinn  (wie  bei 
macula)  hervorgegangen  ist,  zumal  da  es 
sowohl  formell  als  begrifflich  nahe  liegt,  um 
das  ags.  coydcle  (inflammatio,  Entzündung 
der  Haut,  bz.  böses,  eiterndes,  giftiges  Ge- 
schwür) u.  aengl.  quiter  (sanies  etc.,  cf.  2 
kwedder  u.  2  kwattor,  fauler,  .stinkender 
Schleim,  Eotz  etc.)  für  dasselbe  Wort  zu 
halten,  wie  das  obige  ahd.  ([luulilla,  icas  ja 
auch  ein  Dimin.  eines  älteren  qiiada  (koda, 
kuda  etc.)  ist  u.  dann  auch  dies  für  quadilla 
anzusetzende  Stammverb,  quada  wohl  wieder 
dasselbe  Wort  zvie  ags.  cödlia  (morbus)  .sei« 
dürfte.  Zu  einem  für  (luadilla  voraus  zu 
setzenden  ahd.  (juada,  quata  (Beule,  Kitcr- 
beule,  böses  Geschicür ,  EnLündung,  od. 
entzündetes   eiterndes  Jauche  absonderndes 


Etwas  etc.)  gehört  nun  Jedenfalls  auch  unser 
aus  quatera  (cf.  klater,  klatter)  entstandenes 
kwattcr,  cds  das  sicJi  aus  einem  quada,  quata 
abs()]idernde  Etwas    (Eiter,    Jauche,    gelber 
5  fauliger  stinkender  Schleim),  falls   es   nicht 
etwa  (wie  mnd.  quaden  von  quad)  zu  einem 
obs.,  von  quada  weitergebildetcn,  Verb,  (luadan 
(schwären,  eitern,  jauchen  etc.)  gehört,  tvozu 
sich  dann  auch  qiiäd  in   der  Bedtg.  :    böse, 
10  giftig,  entzündet  (in  sinnl.  u.  übertragen  in 
bildl.  Bedtg.),    sowie   quäd   als   Böses  etc. 
u.  als  J a  u che.  Seh m  u Iz,  Dreck,  Sti n- 
kcndes    etc.   stellen    Hesse,    ebensogut   als 
das   obige   isl.   quoda,   kod;    norw.  kwaada, 
15  kvaedc,  koda,  als    das,    was   sich    absondert 
u    herausquillt    etc.    u.    auch    als  die  eiter- 
artige,  gelbe    dicke    u.    oft    blutige   3Iasse, 
Biest  genannte  Milch  einer  kalbenden  Kuh 
etc.    Weiteres  s.  unter  1  u.  2  kwedder. 
20      kWiMl-urdig,  bösartig,  boshaft  etc. 
kwiid-ai'di^heid,  Bösartigkeit. 
kwiul-dadig,  übelthätig  etc.,  maleficus;  — 
'u  kwaddadig  miusk. 
kwiul-denkeiid,  Böses  od.  Arges  denkend, 
25  schlecht,  übel  od.  arg  denkend. 

kwfid-döiul,  Böses  etc.  thuend;  —  he  is 
'n  kwäddöudou  kcrel. 

kwad-döner,  Böse.-ithuer,  Vebelthäter  etc. ; 
—  he  is  'u  regten  liitjen  kwäddöner. 
30       kwade,  Böse,  lieble  etc.;    —    dat   kwadc 
word    al    mür   mester   afer  't  godc ;    —    de 
kwade  (der  Böse,   od.  Arge,  Schlimme  etc. ; 
der  Teufel,  der  Missethäter  etc.);  —  wel  is 
dar  wer  de  kwade  wost? 
35      kwadelik,  kwadelk,    kwadlik,   kwalik, 
kwalk,  böslich,  übelig,  bz.  böse,  übel,  schlecht 
etc. ;  —  dat  kau  ik  kwadelk  döu  od.  kwalik 
lulcn  etc.;  —  dat  kumd  mi  kwadelk  iit;  — 
he    hed    sin    frö  un  kinder  kwadelikcr  wise 
40  ferlaten;  —    ik    biin    kwälk    (schlecht,    übel 
krank,  zum  Erbrechen  etc.)  to  mode;  —  du 
inust  nn  dat  net   kwalik   nemen.  —  Afries. 
kwadelik,  quadelik,  qualik;  lofries.  quaelik  etc, 
kwadder,  «.  2  kwatter. 
45      kwäder,  s.  kwedder. 

kwad-heid,  Bosheit,  Zorn  etc. ;  —  he  wet 
fan  kwädheid  net,  wat  he  hum  wol  andön 
schal. 

kwad-silr,    Erbgrind,    Kopfgrind,    böser, 
50  grindiger  Ausschlag  auf  dem  Kopfe  etc. ;  — 
kwädsilrig,  erbgrindig;  —  he  hcd  'n  kwäd- 
särigen  kop.  —  Nid.  kwaadzeer,  kwaadgrond. 
kwad-spi'ak,   böse,  vcrläumderische  Hede, 
Lästerung  etc. 
55      kwad-sjuHken,  kwadsproken,  Böses  od. 
Ucblcs  reden,  verläumdcn,  lästern  etc. 
kwad-sprilker,   Verläumder,  Lästerer  etc. 
kwäd-willig,  böswillig,  unwillig  etc. 
k \\ ä(l \\il li^hcid,  Böswilligkeit. 
GO      kwaje,  s.  kwäd. 


KWAIKEN  425  KWAK 

kwaiken  (ohs.);  mofries.  (Cacl.  Müller)  Quackfrosch)  «.  kuk  (cf.  kükcii  u.  ferner 
quayken,  rauchen,  schmauchen.  —  Naclh  arjs.  cvacjau  unter  kwakken,  sowie  unser 
dein  von  Cad.  Müller  danchen  gesetzten  kwakke,  kwakkel  etc.)  entstand,  ivie  goth. 
smaykcn  (schmauchen)  tvürde  es  ein  nd.  qim,  (jani  od.  kwim,  kwum,  kum,  kwam  (cf. 
quokeii  u.  Sahat.  quok  (Schmauch,  Hauch,  5  kamen  etc.)  aus  kirn,  kam,  bz.  idg.  j^am. 
Ihinst  etc.)  voraussetzen,  ivas  aber  nirgends  Da  nun  aber  die  Schallwörtcr  zum  Theil 
existirt.  der  Lautverschiebung  unterlagen,  zum  Theil 

kwak,  a)  Schallwort  zur  Bezeichnung  des  aber  auch  unverschoben  blieben,  so  ist  es 
Geschreis  der  Frösche,  Enten  etc.,  soioie  klar,  dass  ein  germ.  Stamm  kak,  ablautend 
auch  des  Geräusches  von  Etwas  (namentlich  10  kik,  kuk,  kwak,  einerseits  (cf.  kakeln,  gackern) 
loeiche  u.  nasse  Gegenstände),  das  nieder-  sowohl  aus  idg.  g-ag  (schreien,  lachen  etc., 
schlägt  od.  welches  man  mit  Vehemenz  auf  cf.  gök  etc.)  als  Weiterbildung  von  ga  (so- 
den  Boden  od.  an  die  Wand  wirft  n.  schlägt,  nare  etc.,  cf.  kwätela  etc.),  als  aus  idg.  k&k, 
od.  des  Schalls,  der  dadurch  entsteht,  loenn  kuk,  kvak  (cf.  küken,  kukuk  u.  s.  auch 
weiche  Thiere  od.  weiche  u.  elastische  Kör-  15  tmtcr  kwabben  am  Schlüsse)  entstanden  sein 
per  getreten,  gestossen,  gedrückt  od.  gequetscht  kann,  loie  ja  auch  unser  kwak  u.  kwik  u. 
werden,  od.  dadurch,  ivenn  man  in  nassen  nid.  kwak  od.  quack  (s.  oben)  als  Brocken, 
Stiefeln  od.  auf  zähem  eingeweichten  Boden  Bruchstück  od.  Geringes,  kleines  Etwas  etc. 
gebt  etc.,  ähnlich  ivie  kwab,  kwap,  bz.  nhd.  sich  begrifflich  sehr  nahe  mit  skr.  kaqn 
Klatsch  u.  Quatsch  etc.;  —  man  kan  wol  20  (klein,  gering),  kak-sta  od.  kasbtha  (Holz- 
en poggc  so  lank  treden,  dat  se  kwak  segd;  stück,  abgebrochenes  od.  abgespaltenes  Stück 
—  kwak !  sä  't,  diir  lag  't ;  —  dat  sä'  ördend-  Holz ,  Holzkloben ,  abgebrochener  Baum, 
lik  fan  kwak,  as  'k  d'r  up  (od.  in)  trad;  —  Stumpf  etc.,  cf.  Fick  T,  37)  berührt  u.  auch 
he  hoe  (od.  smet,  speide  etc.)  dat  mit  'n  dies  ja  auf  eine  ]/  mit  der  Bedtg. :  brechen, 
kwak  up  de  grund  od.  an  de  milr  etc. ;  —  25  reissen,  spalten  etc.  zurückgeht.  Vergleicht 
b)  Brocken,  Bruchstück,  Kleinigkeit,  Ge-  man  nun  aber  wie  bei  klak,  klap,  knak, 
ringste,  kleines  geringes  werthloses  Etivas  krak  (cf.  klak,  kladde,  klatte,  soivie  auch 
u.  zwar  meist  in  Verbindung  mit  kwik  ge-  kwabbe,  kwabben,  kwabbeln  etc.)  aus  sonus, 
braucht;  —  dat  is  niks  as  kwik  un  kwak  crepitus  etc.  soicohl  die  Bedtg.:  macula,  bz. 
od.  (Flur.)  dat  sunt  kwikken  un  kwakken;  30  Fleck,  Schmutz  etc.  als  die  von:  Bruch  od. 
cf.  Weiteres  unter  1  kwik.  —  Nid.  (v.  Dale  gebrochenes,  geborstenes,  zerspaltenes  Etwas 
etc.)  kwak  (Nachtreiher,  Schildreiher,  Nacht-  etc.  hervorging,  bz.  dass  ein  solcher  Schall- 
rabc;  Schall  od.  Gerassel  von  Etwas,  loas  siamm  auch  stets  zur  Bezeichnung  u.  Be- 
niederfällt; Speichel  od.  kwalster  den  man  nennung  dessen  verwandt  wurde,  wodurch 
auswirft;  Best  od.  Bodensatz  in  eineyn  Glase  35  das  damit  onomatop.  bezeichnete  Geräusch 
od.  einer  Tasse;  Bruch,  Krümel,  Brocken  od.  der  betr.  Schall  etc.  entstand,  bz.  loas 
od.  Mull,  Kehricht  von  Holz,  Torf  etc. ;  ein  solches  od.  ein  ähnlich  lautendes  od. 
Anfangs  -  Schüler  od.  Abc-  Schütz;  Posse,  überhaupt  ein  Geräusch  machte,  so  ist  es 
Schwank,  Scherz,  Erzählung  etc.);  mnld.  leicht  erklärlich,  in  ivelcher  Weise  die  obigen 
quack  (ardeae  geiuis),  quack  (superfluum,  40  Bedtgn.  von  kwak  od.  quak  sich  aus  der 
reliquum,  exstantia;  frivolum,  res  frivola),  Grdbedtg.  sonus  entivickelten.  So  ist  z.  B. 
quack  od.  quick  (pulpa),  quack  (torus),  quack  kwak  od.  quack  i^n  nid.  als  Nachtreiher  etc. 
(floccus,  flocculus),  quack  van  vleesch  (tuber,  der  schreiende  od.  krächzende  Vogel,  bz.  der 
excrescentia ;  callosa  et  superflua  caro  in  Schreier  od.  Krächzer, -während  es  engl,  als 
corpore).  45  Schreier  od.  Lärmer  etc.  die  Bedtg. :  Prahler, 

her  Stamm  kwak  stimmt  als  Nachahmung  Grosssprecher,  Marktschreier,  Quacksalber, 
od.  Bezeichnung  des  Schreis  des  Frosches  Pfuscher,  Stümper  etc.  hat,  tooraus  sich  auch 
ztveifellos  mit  griech.  koak-s,  lat.  coak-s,  die  Bedtg. :  Anfangsschüler  od.  Abc-Schütz 
quak-s  in  coaxare,  quaxare  (cf.  kwakken)  des  nid.  kwak  (s.  oben)  erklärt,  da  dies 
überein.  Nach  den  andern  Bedtgn.  von  50  auch  loohl  nur  einen  Stümper  im  Lesen  u. 
kwak  u.  kwakken,  soioie  von  nhd.  Nest-  Lernen  bezeichnet.  Ferner  entstand  dann 
Quak  (Nest -Küken,  cf.  Weigand),  bz.  ivieder  aus  sonus,  crepitus  tcie  bei  klak, 
nd.  quak  (schreiendes  od.  quiekendes  Kind,  klat,  klap  etc.  die  Bedtg.  macula  od.  Fleck, 
cf.  Br.  Wb.  III,  392  unter  quakkebrook)  Schmutzfleck,  Schmutz,  Dreck,  Schlechtes  etc. 
ist  es  aber  auch  nicht  zu  verkennen,  dass  55  (cf.  klak,  klakken  etc.  u.  kladde,  klatte  etc.) 
er  sowohl  wie  auch  das  ablautende  kwek,  etc.  od.  die  von :  Bruch,  Sprung,  Spalt,  Riss 
kvfik  (s.  oben  u.  cf.  nid.  [KU]  queck,  quick  etc.,  Bruchstück,  Brocken,  Kleijies,  Geringes, 
u.  nhd.  quäken,  quieken)  zum  Theil  auch  Splitter,  Flitter,  Klitter  etc.,  od.  auch  die 
aus  kak  (cf.  kakeln  etc.),  kik  (cf.  dieses  u.  von:  gespaltenes,  zertrümmertes,  zermalmtes 
kikken,  some  nZd  kikker,  kikvorsch,  ^M«/i;er,  60  Etwas,    woraus    sich    sowohl    die   Bedtg.: 


KWAEK  KWEK 


426 


KWAEKEN  KWEKEN 


Brocken,  Mull,  Kehricht  etc.  unsers  kwak 
II.  kwik  u.  des  nid.  kwak  erklärt,  während 
dieBedtg.:  Weiches,  Feuchtes,  wie  z.B.  in 
unserm  kwakke,  kwakkel  etc.  od.  im  nid. 
quack  in  der  Bedtg. :  pulpa  etc.  soicohl  aus 
der  Bedtg. :  Schmutc,  Drrck,  Schtnicre,  Fett 
etc.  als  aus  der  von  Zerkleinertes,  Zerrie- 
benes, Zermalmtes  etc.  od.  auch  aus  der 
Bedtg.:  Geschrei  etc.,  od.  schreien  etc.  (cf. 
kwakkeii  m.  nJtd.  quieken)  entstanden  sein 
kann  u.  die  Bedtg. :  res  frivola  auch  viel- 
leicht auf  Schmutz  t>f/.  macula  etc.  ^Hrf/c/:- 
geht.  Vergleicht  man  nun  al/cr  iveitcr  nJid. 
Klatsch  in  der  Bedtg.:  Geschwätz  od. 
Geplauder,  dummes  Gerede  etc.,  so  ergieht 
sich  daraus  auch  die  Bedtg. :  Posse,  Schwank, 
Erzählung  etc.  od.  nngae,  naiTatio  etc.  von 
selb.st,  falls  die  Bedtg.:  Posse  etc.  nicht 
etwa  wie  mnld.  quack  (frivolum,  res  frivola) 
aus  der  Bedtg.:  Schmutz  etc.  entstand,  cf. 
iceiter :  kwakke,  kwakkcn,  kwakkela  etc.  u. 
zu  kwak,  quak  als  Schallstamm  noch  an., 
isl.  quak  (minuritio ;  suspirium)  etc. 

kwäk,  kwek,  Quecke,  (^ueckengras  (Tri- 
ticum  rep.)  —  iV^rf.  queke;  «W.  kweek;  ags. 
coice ;  engl,  quicken ,  quick-,  quitcli-gras ; 
norw.  kvika  etc.  von  kwik,  bz.  quik,  quek 
(lebendig,  beweglich  etc.),  weil  es  eine  so 
zähe  Lebenskraft  hat,  seiner  loeithin  krie- 
chenden Wurzeln  ivegen  sehr  schwer  auszu- 
rotten i.st  u.  deshalb  fast  stets  wieder  an 
andern  Stellen  uufsprosst,  wenn  man  glaubt, 
dass  es  vollständig  ausgerottet  ist. 

kwäk-,  kwek-lieje,  Vogelbeere  od.  Beere 
der  Eberesche  (sorbus  aucujjaria),  eiiie  Art 
in  Trauben  wachsender ,  lebendig  rother 
Beeren,  denen  die  Vögel  u.  namentlich  die 
Drosseln  u.  Krammetsvögel  sehr  stark  nach- 
stellen, weshalb  sie  auch  als  Köder  zum 
Fang  derselben  verwandt  werden  u.  aus 
diesem  Grunde  hier  auch  kransfügel-bejen 
heissen.  —  Nd.  (Br.  Wb.  etc.)  queekbere,  (luek- 
bere,  quitsen-,  quitscheu-,  quetsen-,  quetsken-, 
quitsea-beer,  quits-bere.  —  Der  Baum  od. 
Strauch  heisst  hier: 

kwäk-,  k\vek-b«m  od.  kwJik-,  kwek- 
bask;  —  7id.  quetseu-,  quetsken,  quetsen- 
boom,  (D  ahn  er  t,  Schambach)  quitscbe, 
quitschere,  quitzere;  engl.  quickbeam,(iuickeii- 
tree,  wicken,  wickentree,  witcb,  witcbtree; 
aengl.  wicbe;  ags.  vice;  nhd.,  bz.  md.  (Wei- 
gand  etc.)  ([uitsche,  quitze.  —  Wie  engl. 
witch  aus  wice,  so  entstand  nd.,  md.  quitsclie, 
quitze  wahrsclieinl.  auch  aus  quicke,  quike 
«.  da  Wacholder  auch  in  der  Form 
queckholder,  mhd,.  queckoltcr  vorkömmt  u. 
wie  ahd.  wt-cholter,  wüchalter  (d.  i.  wecbal- 
tre,  wil'clial-triu  od.  \\('z\\d\-Baum)  von  einem 
mit  wüchal  syn.  (luöekal  u.  ter,  trc,  triu 
zusammengesetzt  ist,  so  wird  auch  ags.  vice 


mit  quicke,  quecke,  quike  nrspr.  si/n.  sein. 
I.ft  es  nun  aber  weiter  richtig,  da^s  das  lat. 
vivus  (cf.  nomen  aus  gnomen,  uoscere  aus 
gnostcre,  natus  aus  gnatus  etc.)  für  gvivus 
5  ((f.  kwiver)  steht,  so  wird  auch  wOibal  (in 
wrchalter)  wohl  für  älteres  ([uechal,  quöckal 
u.  ags.  vice  für  älteres  cvice  stehen,  sodass 
alle  obigen  Benennungen  desVogelbeerbaumes 
sich  von    quick  (lebendig  etc.)   od.   (juicken, 

10  quücken  (lebendig  u.  frisch  machen  od.  wer- 
den, cf.  kwäken  u.  kwikkon)  ableiten,  bz. 
darauf  sich  beziehen.  Da  nun  aber  dieser 
Baum  tvegen  seiner  lebhaft  rollten  Beeren 
einerseits  ein  sehr  lebendiges  u.  frisches  Aus- 

15  sehen  hat,  andererseits  seine  Beeren  auch 
zur  Er<[uickung  od.  Ernährung  u.  Er- 
frischung vieler  Vögel  (urspr.  auch  vielleicht 
der  Menschen)  dienen,  so  2oird  dieser  ags. 
vice  od.  engl,  quickbeam,  quickentre    u.  bei 

20  uns  kwiik-böm  etc.  genannte  Baum  auch 
wohl  daher  so  benannt  sein  u.  soviel  icie 
einen  lebendigen  frischen  etc.  od.  belebenden, 
crfriscltenden,  nährenden  Baum  bezeichnen. 
—    Vergl.  dieserhalb  auch  nid.  kweekdoorn, 

25  Sauerdorn  od.  Berberitze,  welche  gleichfalls 
rothe  Beeren  trägt  u.  deren  Beeren  auch 
eine  angenehme,  erquickende,  erfrischende 
Säure  haben,  weshalb  diese  Staude  sonst 
auch  Weinlig  etc.  u.  im  franz.  epiue  vinette 

30  heis.'^t. 

kwak-dole,  s.  kwakkedOle. 
kwükcii,  kweken,  züchten,  ziehen,  an-  u. 
aufziehen,  gross  ziehen,  bauen,  fortpflanzen, 
od.    überhaupt   Etwas   lebendig   od.    lebend 

35  machen,  ins  Dasein  rufen,  sein  Dasein  u. 
Leben  geben  etc.;  —  bomcn  od.  fe  kwäken 
(Bäume  od.  Vieh  etc.  züchten  od.  ziehen, 
anziehen  etc.,  od.  auch  Bäume  etc.  bauen 
u.  ins  Leben  rufen,  indem  man  den  Samen 

40  auslegt  u.  sie  später  an-  u.  aufzieht  etc.)  — 
Compos. :  an-kwäken  (anziehen,  anzüchten, 
anbauen,  aufziehen  etc.) ;  upkwäken  (auf- 
ziehen, durch  Pflege  u.  Sorgfalt  gross  zie- 
hen,   od.    eigentlich    aufleben    machen,    ins 

45  Leben  rufen  etc.)  —  Nid.  kweekeu  (züchten, 
auf-  u.  erziehen;  pflegen,  nähren;  bauen, 
anbauen;  ziehen  etc.);  mnld.  queecken, 
quecken,  quicken  (nutrire,  educare,  alere), 
queyckcn  (nutrire,  fovere;  vivere),  queecken, 

50  quicken  (dasselbe);  nd.  (B  r.  Wb.),  mnd. 
queken;  wfries.  quickjen;  ags.  cvicjan;  aengl. 
(St  r  a  t  m  a  n  n)  cwikjen  ;  engl,  quickeu  ;  ahd. 
((piicjaii),  ([buichan,  cliwicban,  (juiblian,  qui- 
cken, (luigkfii,    cbicclien,    cluicchen ;    amhd. 

55  cbukeu,  chucben ;  mhd.  (luicken,  kucken  (le- 
bendmachen, lebendig  machen,  frisch  machen, 
erfrischen,  erquicken,  ermuntern,  erregen  etc.) 
Mit  Jan,  an,  on  (machen  etc.)  von  kwik, 
kwek,  bz.  quic,  quec  (lebend,  lebendig,  frisch, 

6Ü  munter  etc.)  fortgebildet. 


KWAEKER  KWEKER  427  KWAKKELEN  KWAKKELN 

kvväker,  kweker,  Züchter  etc.;  —  bum-  Scheidemünze),  hei  KU.  quackelgeldekeu 
kwäker,  Baimzüchter.  —  Nid.  kweker.  (pecuniae  minutae  etc.) ;  isZ.  quakl  (minuritio ; 

kwäkere,  kvvekere,  Züchterei  etc.;  —  inanis  sonandi  nisus) ;  nortv.  kvakl  (Ver- 
bomkwäkerö,  Baum-Zücliterci.  wirrung,   Unordnung  etc.);  schwed.  quackel 

kwakke,  kwnk,  ein  unfester,  weichlicher,  6  (Gequackel,  leichtsinnige  u.  unbeständige 
schivächiicher,  oft  kränkelnder  Mensch,  hz.  Art  zu  handeln).  —  cf.  Weiteres  unter 
ein  Mensch,   der  leicht  schreit  u.  loeint   od.         kwakkeln. 

ächzt,   stöhnt   u.    klagt   etc.     cf.  nid.  quack  kwakkel-dokter,  ein  Doctor  od.  Arzt,  der 

(pulpa)  n.  engl,  quack  in  der  Bedtg. :  Schreier  an  od.  mit  seinen  Patienten  herumquackelt 
etc.,  sowie  isl.  quak  in  der  Bedtg.:  suspirium  10  od.  herumquacksalbert,  bz.  der  sie  quackelig 
unter  kwak  u.  cf.  auch  krakke  von  kraken,  behandelt,  od.  der  sie  nicht  ordentlich  u. 
sowie  ferner  kwakkel,  kwakkeln  etc.  u.  nd.  strenge  anfasst,  sondern  zu  weichlich  ist  u. 
(Br.  Wb.  III,  39:2)  quakkebrook  f^'m  M;eic/i-  sie  zu  weich  u.  zart  anfasst,  bz.  sie  ver- 
licher  kränklicher  Mensch,  der  gleich  bei  quackelt,  verzäHclt  u.  verweichlicht. 
den  ersten  Schmerzen  ächzt  u.  schreit)  u.  15  kwakkele,  a)  Kränkelei;  —  he  harr'  al 
unser  gekwakke,  gekwak ;  nid.  gekwak  (Ge-  lank  so  'n  kwakkele  under  de  leden  had,  er 
quäke  od.  Geschrei  der  Frösche;  Getöse  he  't  nerfenfeber  kreg;  —  b)  «nöesiändt^fer, 
eines  fallenden  od.  niederschlagenden  Kör-  iveicher,  regnigter  Zustand;  —  't  hed  de 
2}ers  etc.)  hele  harfst  so  'n  kwakkele  mit  't  wer  west ; 

kwakke-,  kwak-döle ;  i.  (Z- kwakke  M.  ^rzi-  20  —  c)  halber  Kram,  imhaltbarer  Kram, 
sammengesetzt  vonkwakke  u.  dö\e  (Eidotter),  schlechte  stümperhafte  Arbeit,  Tändelei, 
icas  tcörtl.  ivohl  soviel  als  „weicher  Dotter"  Pfuscherei  etc.;  —  't  is  un  blift  kwakkele 
Jieisst.  mit  hum,  all'  wat  he  anfangd  ua  mäkd;  — 

kwakkel  (kwak- TFesenJ,  a)  Plaudertasche,  d)  unfestes,  unstetes,  zu  zärtliches  u.  weich- 
Schwätzer  etc. ;  — yva.t  hed  de  kwakkel  altid  25  liches  Behandeln  od.  Verhalten  u.  Verfahren, 
to  rüteln;  —  b)  schivache,  kränkliche  od.  Zärtlichthuerei  etc. ; — mit  höre  kwakkeleen 
iceichliche,  unfeste  Person  od.  eine  stöhnende  fertrekken  un  ferdarfen  se  de  kinder  gans. 
«.  ächzende  Person,  die  (wie  wir  sagen)  viel  —  Nd^  (Schütze)  quackelee  (Unbeständig- 
pipt  od.  piperig  ist;  —  't  is 'n  regten  olden  keii,  dnzuverlässigkeit  etc.),  (Schambach) 
kwakkel.  Davon  od.  als  Weiterbildung  von  30  quackelie  (a.  das  Wesen  eines  unfesten,  un- 
kwak  in  anderer  Bedtg.,  bz.  als  Subst.  zu  selbstständigen  od.  unbeständigen,  loankel- 
kwakkeln:  gekwakkel ;  a)  Gekränkel,  an-  müthigen  Menschen;  —  b.  ein  leichtsinnig 
haltendes  od.  wiederholtes  Siechsein ;  —  h  begonnenes  u.  ebenso  leichtsinnig  toieder  auf- 
is  'n  old  gekwakkel  mit  hum,  dat  he  hei  gegebenes  Unternehmen ;  —  c.  Tändelei).  — 
net  wer  beter  worden  kan;  —  b)  Gezärtel  35  Mnd.  (Seh.  u.  L.)  quackelie  (unnützeste- 
od.  loeichliches,  unsinniges,  verkehrtes  Ge-  schwätz,  bz.  visevase,  struntsaghe,  floccificium, 
thue,    z.  B.    in  Bezug   auf  Kinder,  indem        frascilegium). 

man  entweder  siisslich  u.  zärtlich  mit  ihnen  kwakkelen,  kwakkeln,   unbeständig,  un- 

schwätzt  u.  redet,  od.  sie  tveich,  nachgiebig  stetig,  unfest  u.  weich  od.  weichlich  sein  u. 
u.  zärtlich,  unfest  u.  unstet  behandelt  u.  zu  40  loerden;  daher  a)  schwach  werden,  kränkeln, 
nachgiebig  u.  weichherzig  gegen  sie  ist  od.  siechen  etc. ;  —  he  harr'  al  lank  kwakkeld 
sie  iveich  u.  unfest  macht;  —  he  mäkd  od.  (od.  sükeld  etc.),  er  he  'n  dokter  halen  let 
hed  föls  to  föl  gekwakkel  mit  sin  kinder;  un  as  de  kwam,  do  was  d'r  niks  mer  an  to 
—  c)  von  unfestem  unbeständigem  Wetter,  helpen;  —  he  word  old  un  swak  un  faugd 
das  immer  umschlägt  u.  loo  es  loieder  reg-  45  an  to  kwakkeln;  —  he  hed  al  lank  wat 
nigt  wird;  daher:  Geschmutze,  Geregen  od.  herum-kwakkeld  un  sükeld;  —  b)  fortwäh- 
anhaltendes  Erweichen,  Weichmachen  u.  rend  unbeständiges  weiches  nasses  regnigtes 
Weichwerden  des  Erdreichs ;  —  't  is  'n  old  schmutziges  od.  Thauwetter  sein,  häufig 
gekwakkel  mit  dat  wer,  dat  regend  un  smudt  od.  fast  ununterbrochen  regnen,  nässen  u. 
(regnet  u.  schmutzt  etc.)  fan  't  harfst  altid  50  schmutzen  etc.;  —  dat  kwakkelde  al  de  hele 
an.  —  Vergl  kwak  od.  quack  cds  Geschrei  sömmer  un  nu  de  harfst  kumd,  nu  kwakkeld 
etc.  od.  als  Bruch  u.  Zerkleinertes,  Bruch-  't  ok  nog  altid  ftirt;  —  't  sal  wol  net  so 
stück  etc.  u.  als  Weiches  (pulpa  etc.),  sowie  lank  hen  kwakkeln  bit  dat  't  früst;  —  't 
die  von  kwakkel  loeitergebildeten  od.  damit  h8ft  en  net  wundern,  dat  't  all'  ful  water 
zusammengesetzten  Wörter  u.  zu  kwak  od.  55  steid^un  de  grund  en  brei  un  mess'  is,  wen 
quak  in  dessen  verschiedenen  Bedtgn.  auch:  't  altid  un  ewig  niks  deid  as  kwakkeln;  — 
nid.  kwakkel  (Wachtel,  cf.kvf3iUe\),(v.  Dal e)  dat  hed  nu  al  dr6  winters  agter  'n  ander 
kwakkel  (Lump,  dummer  Mensch  od.  wohl :  kwakkeld  (od.  kwakkelwer  west),  un  nu 
Person  die  od.  Wesen  das  geistig  schwach  •  kwakkeld  dat  wer  (Wetter)  disse  winter  ök 
ist),    kwakkelgeld    (kleines    geringes    Geld,  GO  nog  altid  wer  (wieder)  an;  —   c)  tveichlich 


KWAKKELEN  KWAKKELN 


428 


EWAKKEL-SÜEKTE 


od.  zärtlich  behandeln,  zärtehi.  tceichlichen 
etc.;  —  ht'  kwakkeld  to  föl  mit  tiiii  kiiuler 
herum,  bz.  he  ferkwakkcld  sin  kiiulor  gans 
un  dal ;  —  d)  unfest  k.  schlecht  etc.  od. 
unstetig  it.  spielend  arl)eiten,  tändeln,  pfu- 
schen, ßickcn,  Flick-  U.Heil-  Versuche  machen 
etc.;  —  liö  kwakkeld  d'r  not  so  lank  mit 
od.  an  hpriim,  dat  't  hei  kört,  bz.  hei  uet 
mer  to  maken  un  to  helen  is;  —  e)  trödeln 
od.  leichtsinnig/  handeln,  in  Kleinirilceiten 
unnütz  verthun,  verspielen;  —  he  kwakkeld 
wat  mit  't  göd  herum,  bz.  he  hed  sin  geld 
un  göd  ferkwakkeld.  —  Nd.  (Schambach) 
quackeln  (eine  Sache  ohne  Ucberlcfjunrj  an- 
fangen, sie  ohne  rechten  Ernst  betreiben  u. 
leichtfertig  iviedcr  aufgeben,  unbeständig  od. 
unfest  u.  wetterwendisch  sein;  tändeln, 
Possen  treiben,  faseln,  schicätzeln),  (Däh- 
nert)  quackeln  (tändeln,  leichtsinnig  han- 
deln), {D an  n  eil)  quackeln  (unvorsichtig 
u.  leichtsinnig  reden),  verquackcln  (sei)i 
Geld  für  Kleinigkeiten  unnütz  verthun),  sick 
verquakkeln  (leichtsinnig  u.  unüberlegt  ein 
Eheversprechen  eingehen),  (Br.  Wb.)  (juak- 
kcln  (unbedachtsame  Worte  reden,  die  man 
nicht  halten  kann),  verkwakkeln  (durch  Un- 
beständigkeit verthun,  durch  Wankelmuth 
verderben,  sich  durch  übereilte  u.  unbedacht- 
same  Worte  zu  Etwas  verbinden),  (Schütze) 
quakkeln  (unbeständig  sein) ;  mnd.  (Seh. u.  L.) 
quackelen  (schivatzen,  krächzen)  od.  quacke- 
len  (vysevasen,  floccifioare,  frasciligere) ;  7ild. 
kwakkelen  (a.  schreien  od.  schlagen  loie  die 
Wachteln;  —  b.  unbeständig  sein,  nicht 
anhalten,  kränkeln;  schwatzen) ;  mnld.  (KU.) 
quackelen  (aucupari  coturnices)  u.  quackelen 
(dissipare,  profundere,  prodigere  tanquam 
rem  superfluam  et  frivolam) ;  satl.  quackelje 
(hinsiechen);  nfries.  (juackeln,  quakkeln 
(unbeständig,  wetterwendisch  sein) ;  isl.  quakla 
(minuricare,  suspirare) ;  norw.  kvakla  (pfu- 
schen, unglückliche  Versuche  u.  Veränderun- 
gen machen  u.  dadurch  Dinge  in  Unordnung 
bringen);  schwed.  quakla  (leichtsinnig  u. 
unbeständig  in  seinen  Handlungen  sein,  von 
Einem  aufs  Andere  fallen,  quacksalbern 
etc.) ;  dän.  quakle  (pfuschen). 

Das  Verb,  kwakkeln  etc.  u.  die  dazu  an- 
geführten Iterative  in  den  andern  Wörtern 
hingen  meistens  mit  dem  ags.  cvacjan  (zit- 
tern od.  schwanken,  wanken,  nicht  fest  u. 
unbewegt  sein)  zusammen,  worüber  noch 
Weiteres  unter  kwakken.  Ander nthcils  ge- 
hören sie  auch  eben  ivieder  mit  kwakkel  m. 
den  dazu  gestellten  Wörtern  zum  Theil  zu 
kwakken  als  Schallverb.,  bz.  zum  Sehall- 
stamm  kwak  u.  den  davon  entstandenen 
Bedtgn.,  sofern  nämlich  die  Bedtgn.  des 
nid.  quack  (s.  unter  kwak)  auf  diejenige 
Weise  aus  dem  Schallstamm  kwak  od.  quak 


entstanden  sind,  wie  dort  angegeben  wurde 
u.  z.  B.  auch  die  Bedtg. :  piili)a  (cf.  auch 
kwal)be  etc.)  daraus  hervorging,  woraus  sich 
als  weiches  Etwas  auch  die  Bedtgn.  von 
5  kwakkc  u.  kwakkel  zum  T/ieil  erklären, 
f'(dls  denselben  nicht  etwa  die  Bedtg. :  quie- 
ken, quäken  (cf.  kwakkon),  winseln,  klagen, 
stöhnen  etc.,  wie  bei  kraken  zu  Grunde 
liegt.    Die  Bedtg. :  iveich,  unfest,  nachgiebig, 

10  veränderlich,  unstet  etc.  tritt  aber  anschei- 
nend als  Haupt-  u.  Grdbedtg.  der  Wörter 
kwakke  bis  kwakkelwinter  am  meisten  auf 
u.  /.s<  darüber  unter  kwak  u.  kwakken  Wei- 
teres zu  vergleichen,  wobei  es  Ja  auch  mög- 

15  lieh  ist,  dass  die  Bedtg.:  iveich,  unfest, 
loeichlich  etc.  sich  aus  pulpa  od.  aus  der 
von:  Brocke,  Zerriebenes  etc.  nnsers  k^wAk 
u.  kwik,  bz.  der  von:  Bruch  als  gebrochener 
Zustand  u.  als  gebrocJirnes  Etwas  entwickelte. 

20  ku'akkeler,  a)  ein  schwächlicher,  tveich- 
II eher  kränklicher  Mensch;  —  b)  ein  Mensch, 
der  unbeständig  ii.  loetterwendisch  ist  u. 
der  nichts  ordentlich  zu  Stande  bringt  od. 
von  Einem  aufs  Andere  fällt,  mit  nichts  zu 

25  Stande  od.  vorwärts  kömmt,  halben  Kram 
u.  schlechte  Arbeit  macht,  Nichts  ordentlich 
anzufas.'^en  u.  anzugreifen  versteht  etc.,  Tänd- 
ler,  Pfuscher  etc.  —  Nd.  (Br.  Wb.,  Schütze) 
qu ackel er    (un bestän digcr ,    u nzu verlässiger, 

30  leichtsinniger  Mensch),  (Scha  m  bach)  qua- 

ckelaer     (a.     dasselbe;    —     b.     Faselhans, 

Schwätzer  etc.);  nid.  kwakkelaar  (Schioätzer, 

babbelaar,  snapper). 

kwakkelig,  kwakkelg,  kwaklij?,  a)  un- 

35  beständig,  regnerisch,  od.  iveich,  aufgeweicht, 
schmutzig  etc.;  —  dat  wer  is  un  blift  kwak- 
kelig;  —  'n  kwakkeligen  wiutor  (ein  unbe- 
ständiger regnerischer  Wi)Uer,  bz.  ein  Winter, 
wo  das  Wetter  keinen  Bestand  hat  u.  wo  es 

40  abwechselnd  friert,  schneit,  regnet,  stürmt 
etc.  od.  vorwiegend  weiches  u.  regnerisches 
Wetter  ist);  —  de  grund  is  so  kwakkelk  un 
wek,  dat  man  d'r  alle  ögenblik  insakd  un 
in  fast  Sitten  blift  un  dat  't  ördendlik  kwakt, 

45  wen  man  d'r  intredt  un  de  loten  d'r  wer 
üthäld;  —  b)  unbeständig  od.  unfest  in  der 
Gesundheit,  weichlich,  kränklich  etc. ;  —  he 
Word  old  un  kwakkelig ;  —  he  mfikd  de 
kinder    so    kwakkelig    un   wek,  dat  se  hast 

50  niks  mer  ferdragen  könen  un  altid  un  ewig 
ferkold  un  half  krank  sunt ;  —  c)  unfest, 
unbeständig,  wankelmüthig, nachgiebig,  weich, 
zärtlich  etc. ;  —  he  is  föls  to  kwaklig  mit 
(od.  tegen)  sin  kinder,   so    dat  he    se    gans 

55  fortrekd  un  ferwennd ;  —  he  geid  fuls  to 
kwaklig  mit  stn  kinder  um  od.  lie  bchandeld 
se  fuls  tn  kwaklig,  as  dat  d'r  wat  regts  un 
wat  (bigs  üt  worden  kan. 

kwakkcl-kcam ;  /.  q.  kwakkelr. 

60      kwakkel-siikte,    eine   auf-  u.  abgehende 


KWAKKEL-WER                     429  KWAKKEN 

Krankheit,  die  lange  anhält   it.  loelchc  sich  im  Fallen ;  quahtern,  speien ;  mit  Geräusch 

nicht  zum  Bessern  neigen  iviJl,    ein  auf-  u.  loerfen,  schmeissen  etc.) ;  mnd.  qnacken  etc. 

abgehendes  langwieriges  Siechthum  od.  Siech-  (coaxarc,    gingriro ,    redderc    soiium    instar 

sein,  tvie  z.  B.    das  dreitägige  kalte  Fieber  aiiseiis    et   coturnicis) ;    nhd.  quaken ;    engl, 

od.  eine  langwierige  Erkältung  mit  Hasten,     5  quack    (quäken,   schreien,   krächzen  wie  ein 

die    Schwindsucht    etc.;    —    kwakkolsüktea  Babe,  eine  Ente  od.   eine    Gans;   quaeksal- 

si'uit    mesttid    slimmer    to   kureren  as  regtu  bern;    den  Marktschreier  machen,   prahlen, 

sükten;    —   ik    licbb'    let'er    'n    ördeiidliktn  gross  sprechen,  ei)i  grosses  Geschrei  machen, 

krankheid,  as  so   'n   kwakkelsükte,    war    de  lärmen,  poltern) ;  an.,  ts/.  qiiaka  (miaurizare  ; 

dokter  niks  regts  legen  dön  kan  uu  altid  an  10  suspirare).     Daneben  ablautend:  mnld.  que- 

herum  dokterd  uu  herum  kwaksalferd.  ken    (coaxarc;    tetrinire;    gingrire,    garrire; 

kwakkel  -  wer,    unbeständiges    veränder-  strepere,  obstrepere  ;  clangere  instar  anseris) ; 

liches,  regnerisches  schmutziges  Wetter.  nd.  (Schambach,  Br.Wb.)  ({ue]ien,qmken 

kwakkel-winter,   ein   unsteter  od.  mibe-  (laut  lachen  u.  schreien   in  Folge   der  Lust 

ständiger  Winter,  wo  es  meistens  regnet  etc.  15  od.    des    Kitzels;    schreien    wie  ein    Thier, 

u.  nur  einzeln  auf  kurze  Zeit  friert.  z.  B.   wie    ein    Schwein,    ein    Frosch,   eine 

kwakken,  den  durch  den  Schallstamm  Kröte  etc.  —  nhd.  quäken,  quiken)  etc. 
kwak  od.  quak  bezeichneten  Schall  machen  Dass  dieses  Schall  nachahmende  Verb.  u. 
u.  verursachen  etc.;  —  daher  a)  schreien  der  Schallstamm  kwak  abgesehen  vom  Ge- 
wie  die  Frösche,  Enten  etc. ;  —  de  poggen  20  schrei  der  Frösche,  E)den  etc.  sich  sonst 
kwakken  so  lud,  dat  man  't,  God  wet  war,  begrifflich  vielfach  mit  kwabben,  kwappeu 
hören  kan ;  —  he  kwakd  as  'n  pogge  od.  u.  den  Schallstämmen  kwab ,  kwap  od. 
'n  ütse  (Kröte);  —  man  kan  'n  stummen  schioappen,  quatschen  (cf.  kwatsen) 
ütse  so  lange  treden,  dat  se  kwakd  (schreit  berührt,  ist  heim  Vergleich  dieser  Wörter  zu 
od.  quäkt,  quiekt  etc.,  od.  auch,  dass  sie  25  ersehen.  Dass  aber  auch  die  Bedtg, :  Brocke 
mit  einem  Knall  platzt  u.  auseinander  od.  Geringstes,  sowie  die  sonstigen  Bedtgn. 
springt) ;  —  b)  überhaupt  laut  schreien ;  —  des  «'fZ.,  mnld.  kwak  od.  quack  (s.  unter 
he  kwakd  d'r  al  legen  an ;  —  c)  den  Schall  kwak)  sich  ganz  ungesucht  aus  kwak  als 
ti.  das  Geräusch  machen,  der  hochd.  auch  Schallstamm  entwickeln  konnten  u.  dass  auch 
durch  klatsch  od.  quatsc  h  etc.  u.  durch  30  das  nfrics.  (J  ohansen,  pag.  47)  quäkin 
uns  auch  durch  kwab,  kwap  (cf.  kwabben  (inhaltsleere  Gespräche  führen,  schwatzen 
etc.)  od.  knap  etc.  bezeichnet  wird  u.  der  etc.)  dasselbe  ist  wie  kwakken  od.  quaken, 
entsteht,  ivenn  man  in  od.  auf  Nasses  u.  ist  beim  Vergleich  von  nhd.  Klatsch  in 
Klebriges  tritt  u.  geht  u.  die  Fasse  ivieder  der  Bedtg. :  Fleck,  Schmutz,  Koth,  feuchte 
herauszieht  od.  davon  abhebt,  od.  ivenn  man  35  Nässe  etc. ;  Geschwätz  etc.,  s.  unter  klats) 
in  od.  auf  Nasses  schlügt  etc. ;  —  de  grund  u.  klak  etc.  etc.  leicht  einzusehen  u.  loird 
kwakd  ördendlik,  so  iiat  is  se;  —  de  släfels  «oe^e«  kwak  =  kwab  auch  noch  auf  kwabbe 
kwakken  fan  natttgheid ;  —  dat  kwakd  wen  in  der  Bedtg. :  weiches  zitteriges  feuchtes, 
man  d'r  uptredt,  so  smerig  un  klemsk  is  de  mooriges  sumpfiges  Etwas  (cf.  z.  B.  auch  nid. 
klei; —  d)  Körper  ^{namentlich  nasse,  weiche,  40  quack  in  der  Bedtg.:  pulpa  etc.,  od.  quak 
elastische)  mit  Vehemenz  an  u.  auf  Etwas  als  Junges,  od.  Küchlein  etc.  zu  engl,  squab, 
(z.  B.  den  Boden  od.  die  Wand  etc.)  schla-  junge  Taube,  Küchlein  etc.,  ferner  tcnser 
gen,  werfen,  spucken  etc.,  dass  ein  solcher  kwakke  als  weichliche  Person  od.  Weichling 
od.  ähnlicher  lauter  Schcdl  entsteht  od-  auch  od.  kwabbelig  zu  kwakkelig,  bz.  das  eigent- 
diese  mit  mehr  od.  iveniger  lautem  Schall  45  lieh  ein  Hin-  u.  Herbeivegen  od.  wackeln 
springen,  bersten,  platzen,  zerschellen  u.  in  etc.  u.  Auf-  u.  Niedergehende  etc.  bezeich- 
lauter  kleine  Bruchstücke  zerspringen ;  —  nende  kwakkeln  zu  kwabbcln)  u.  des  Wei- 
he kwakd  hum  (od.  dat)  an  de  wand,  dat  't  terti  daselbst  u.  unter  kwabben  Enoähnte 
kwakd;  —  he   hed   de  blutter  up  de  grund  verwiesen. 

kwakd,    dat   't   purtje    d'r    iit   flog ;   —   he  50  Ausser  unserm  obigen  Schallverb,  kwakken 

kwakkede  hum  en  an  de  oreu,   dat  hum  de  bestand  ein  ags.  cvacjan  (tremere),  bz.  aengl. 

kop  brumrade ;  —  he   kwakkede   dat  up  de  quakin,  engl,  quake  (zittern,  beben),   tvovon 

däle,   dat  't  in   diisend  sf  ükken  flog ;  —  he  das  engl,  quaker  (Quäker,  d.  h.  Zitterer  etc.) 

kwakd   't   all'   kört   un  klen ;  —  he  hed  'n  stammt  u.  wovon  gewöhnlich  auch  kwakkel, 

kwalsler   up    de    däle    kwakd    etc.    —   Nd.  55  kwakkeln,   kwakkelig   etc.    direct   abgeleitet 

(Br.  W b.)  qüSikkon  (dasselbe  u.  auch:  ächzen,  werden,  trotzdem  es  klar  ist,  dass  die  diesen 

stöhnen  etc.  wie  ein  Kranker) ;  mnd.  quaken,  Wörtern    anscheinend   zu  Grunde   liegende 

q\idi,cken(quacken,schreien,schwatzen, reden);  Bedtg.:  weich,  unfest  etc.    (cf.  unter  kwak- 

nld.    kwakken   (schreien    wie    ein    Frosch ;  kelen  am  Schlüsse)  sich  auch  aus  nid.  quack 

schlagen  wie  eine  Wachtel ;  Geräusch  machen  60  (pulpa)   ergeben  u.    die  Bedtg.:    floccificare 


KWAKKEN 


430 


KW  AKREN 


des  mnd.  (in&cke\en  deutlich  auf  tnnld.  quack 
(floccus,  s.  unter  kwak)  zurückweist.  Dass 
nun  aber  dieses  cvacjan  zunächst  mit  kwak- 
kcn  IM  der  Bedtg. :  schreien  wie  ein  Frosch, 
eine  Ente  etc.  nichts  gemein  hat,  i.st  klar. 
Da  indessen  das  ags.  cvacjan  ebenso  wie 
unser  schüdJen,  ahd.  srutjan,  nhd.  schüt- 
ten kein  Frequeutativ  ist  u.  wahrscheinl. 
blas  die  Bedtg.:  Stoss  machen  od.  Bewe- 
gung machen  hatte,  bz.  mit  jan  (thun,  be- 
wirken, erzeugen  etc.)  von  einem  Stamm 
cvac  od.  kwak  (Stoss,  Prall  etc.  od.  eine 
einmalige  Bewegung  durch  einen  Stoss  od. 
einen  Wurf  etc.)  weitergebildet  ist,  so  ist  es 
auch  sehr  leicht  möglich,  dass  dieses  cvacjan 
(cf.  auch  klakkon  =  urspr.  klakjan)  mit 
unserm  kwakken  in  der  Bedtg. :  schlagen 
od.  werfen  etc.  an  Etwas,  od.  wohin  u. 
woran,  worauf  etc.,  dass  es  kracht  od.  einen 
lauten  Schall  macht  u.  dröhnt  etc.  urspr. 
ident.  ist  u.  demnach  das  ags.  cvacjan  eigent- 
lich u.  wörtl.  die  Bedtg.:  Stoss,  Puff  od. 
Wurf  u.  Sturz  machen  hatte,  ganz  wie 
auch  schüddeu  =  ahd.  scutjan  dieselbe  Bedtg. 
gehabt  haben  icird  u.  sich  hieraus  auch  so- 
wohl die  Bedtg  :  schütteln  u.  erschüt- 
tern als  auch  die  von:  schütten  (od. 
werfen,  stürzen,  fallen  machen)  erklärt  u. 
auch  das  Subst.  scut,  md.  sehnt  (Erschütte- 
rung) ganz  geiciss  urspr.  die  Bedtg. :  Stoss, 
Puff,  Prall  etc.  (ein  Erdbeben  ist  auch  ein 
Stossen  u.  Zucken  der  Erde)  hatte.  Ver- 
gleicht man  indessen  fragor  von  frango,  an. 
brestr  (Gekrach)  von  bresta  (bersten)  u. 
braka  (prasseln,  krachen,  knattern  etc.),  vom 
Prät.  brak  von  brikan  (brechen),  so  ist  es 
auch  denkbar,  dass  der  Stamm  cvac  von 
ags.  cvacjan  (cf.  knal  von  knellen,  knillen, 
drücken,  quetschen,  zusammendrücken  od. 
pressen,  zerdrücken,  platzeyi  machen  mit 
lautem  Geräusch  od.  einem  Knall)  sowohl, 
tcie  auch  besonders  kwak  ein  Präter.  von 
einem  Verb,  quekkan,  quikkan  (goth.  qikkan 
od.  qik-jan  ?)  ist,  was  ebenso  wie  norw. 
kveppa  aus  kippa  (cf.  kippen)  aus  kikkan 
od.  kikjan  (cf.  kikken  u.  dazu  nhd.  quäken 
u.  quieken,  bz.  nd.  qneken,  quiken  [s.  oben] 
u.  Weiteres  unter  kwak)  entstanden  sein 
kann.  Ist  dies  nun  aber  der  Fall,  so  konn- 
ten die  Stämme  quak  «.  quik  (od.  goth.  qak 
u.  qik,  nach  qiman,  qam)  ebenso  wie  kak  u. 
kik  (cf.  kik  u.  kikken  etc.)  einerseits  sowohl 
als  reine  Schallwörter  od.  Schallnachahmun- 
gen verwandt  werden  u.  im  Gebrauch  blei- 
ben, andererseits  aber  auch  wie  klak,  knak, 
knap,  klap  etc.  etc.  sich  begrifflich  weiter 
entwickeln  u.  demnach  quak  sowohl  in  die 
Bedtg. :  Stoss,  Schlag  etc.  als  in  die  von : 
Bruch,  Spalt,  Riss  etc.  u.  noch  viele  andere 
übergehen,   wie   dies   unter  klak,  knak  etc. 


u.  kwak  zu  ersehen  u.  nachgewiesen  ist  u. 
wie  z.  B.  das  ahd.  klakjan  (cf.  klakken) 
aus  Bruch,  Spalt,  Sprung  od.  Biss  machen 
auch  die  Bedtg. :  Baum  machen,  von  der 
5  Stelle  bringen,  voricärts  bewegen,  von  Statten 
gehen  etc.  entwickelt  hat.  Sofern  nun  also 
das  ags.  cvac-jan  nicht  etwa  die  Bedtg.: 
Stoss  machen  od.  stossen  hatte,  so 
könnte  man  auch  annehmen,  dass  es  urspr. 

10  die  Bedtg.:  Sprung  machen  od.  spr in- 
g en  hatte  u.  dass  hieraus  die  Bedtg. :  hüpfen, 
tanzen,  auf-  u.  nieder-  od.  hin-  u.  herbewe- 
gen, oscilliren,  beben,  zittern  entwickelt  hat, 
falls    nicht   etwa   der   Stamm   kwak  ebenso 

15  wie  kwab,  kwap  aus  a.ci\\A  die  Bedtg. :  Dreck, 
Schlamm,  Moor,  Weiches  etc.  (cf.  nid  quack 
in  der  Bedtg. :  pulpa  u.  dazu  kwabbo,  kwab- 
belig,  kwabbeln  zu  kwakko,  kwakkelu,  kwak- 
kelig  etc.)  entwickelte  u.  demnach  auch  das 

20  ags.  cvac-jan  ur^-ijir.  die  Bedtg. :  Weiches 
machen.  Etwas  weich  od.  weichlich  machen 
od.  erweichen  etc.,  bz.  Etwas  od.  Jemanden 
unhart,  unfest,  unstet,  unbeständig,  nach- 
giebig, icankend  u.  schwankend,  unstandhaft 

25  machen  etc.  hatte;  Bedeutungen,  die  für  die 
Wörter  kwakke  bis  kwakkelwinter  jeden- 
falls am  besten  stimmen,  sofern  die  dar- 
unter mit  aufgeführten  Wörter,  wie  z.  B. 
nid.  kwakkel    (Wachtel,    cf.    auch   kwattel) 

30  od.  mnld.  quackeln  (schwatzen,  krächzen) 
etc.  nicht  etwa  mit  unserm  kwakken  blos 
zum  Schallstamm  kwak  od.  quack  gehören 
u.  wobei  denn  aus:  Jemanden  od.  Etwas 
weich,  iveichlich  od.  unfest  etc.  machen,  bz. 

35  bei  u.  in  Jemandem  od.  in  Etwas  eine 
Weichheit  u.  Unfestigkeit  erzeugen  etc.  wie- 
der die  von  :  schwankend  u.  wankend  machen, 
ins  Schwanken  bringen,  hin-  u.  herbewegen 
(gleichviel   ob   ein  Anderes    od.   sich  selbst), 

40  schütteln  (die  Erde  ist  unfest  od.  schwan- 
kend gemacht,  bewegt  sich  hin  u.  her,  schüt- 
telt sich  od.  zittert,  erzittert,  bebt  etc.)  u. 
so  die  von :  zittern,  beben,  motitare,  treniere 
(cf.  engl,    quake,    zittern,    beben)    u.    quake 

45  (zittern  u.  beben  machen,  in  Furcht  Jagen, 
erschrecken,  bange  od.  furchtsam  u.  feige 
machen  etc.)  entstehen  konnte. 

Zum    Schlüsse   sei  zu   kwakken    u.    ags. 
cvacjan  noch  bemerkt: 

50  1)  Ja^srtMS.ser /»HfZ.  quackelen  (floccificarc, 
frasciligcre)  von  mnld.  quack  (floccus)  KU. 
ausser  quackelen  (s.  unter  kwakkelen)  auch 
ein  einfaches  quacken  (dissipare,  profundere, 
prodigere    tanquam    rem    superfluam   et  fri- 

55  volam)  von  quack  (superfluum  etc.,  bz.  fri- 
volum,  res  frivola  etc.,  s.  unter  kwak)  auf- 
führt, sowie 

2)  dass  L.  EttmüUer  neben  ags.  cvac- 
jan (tremere)   ein  cveccan  (movere,  quatere, 

60  vibrare)  hat,  was  er  zu  cvic  (vivax  etc.)  ver- 


KWAL  431  KWAELEN  KWELEN 

gleicht  u.  jedenfalls  ident.  ist  mit  mfläm.,  du  küspiu,  of  kwfild  di  de  magc?  —  man 
mnld.  quicken,  ([ueckcn  (vibrare,  librare,  inut  sük  kwälcn  as  'u  liund ;  —  he  kwäld 
trutinare,  manibus  examiiiare,  agitarc,  mo-  sük  hast  död;  —  't  is  'n  kwälend  (quälen- 
vere,  mobilitare),  sowie  mit  quicken,  quccken  des,  gepUujtes,  beschwerliches,  mühevolles  etc.) 
(vivere  et  movere)  u.  demnach  auch  mit  5  läfen,  wat  'n  frö  hcd ;  —  he  kwälde  sük  d'r 
diesem  von  quik  (lebend,  lebendig,  beweg-  mit  of,  of  he  wol  regt  dän  harr';  —  h6 
lieh  etc.,  cf.  1  kwik  u.  kek)  abgeleitet  ist.  kwäld  sük  dar  mit  de  kinder  of ;  —  he  hüll' 
Dass  nun  aus  einem  Frälcr.  quak  dieses  hei  net  up  to  kwälen,  dat  ik  mit  lium  gän, 
quicken,  quecken  in  der  Bedtg.:  lebendig,  bz.  hum  dat  gäfen  schuU';  —  he  kwälde 
lebhaft,  beioeglich  etc.  sein  auch  ags.  10  (marterte,  peinigte,  plagte,  ärgerte,  vexirte 
cvacjan  in  der  Bedtg. :  tremere  etc.  weiter-  etc.)  hum  d'r  mit,  dat  he  so  dum  west  was 
gebildet  sein  kann,  ist  zweifellos  u.  wenn  un  liarr'  dat  dän;  —  he  wul  mi  dat  göd 
man  erwägt,  dass  das  ags.  cvacjan  auch  ankwälen  (mit  Gewalt  aufdrängen) ;  — 
vom  Klappern  (od.  wie  loir  sagen  suatteni)  Sprichw.  in  Bezug  auf  unfruchtbare  kinder- 
mit  den  Zähnen  u.  vielleicht  auch  vom  15  lose  Frauen:  de  net  teld,  de  fol  kweld,  od. 
Klappern  der  Störche  gebraucht  u.  dann  auch  in  Bezug  auf  beide  kinderlose  Ehe- 
hiemit  auch  ein  rasselndes  Geräusch  bezeich-  leutc:  de  net  teld,  de  word  kweld.  — Auch 
net  wurde,  so  Hesse  es  sich  auch  sehr  gut  subst.:  dat  kwälen;  —  wat  is  't  minsken 
denken ,  dass  der  Stamm  cvac  od.  quak  läfen  ?  't  is  niks  as  arbeiden  un  kwälen.  — 
auch  sonst  noch  in  ähnlicher  Bedtg.  wie  20  Nd.  quälen,  quelen ;  mnd.  quälen ;  nid.  kwel- 
klap  etc.  zur  Bezeichnung  anderer  gleich-  len ;  mnld.  quellen  (molestare,  afflictare,  ia- 
klingender  Töne  venoandt  loorden  ist,  ebenso  festare,  cruciare,  vexare,  urere,  urgere,  la- 
wie  das  Präter.  brak  (brach)  von  brikan  in  cessere,  exagitare) ;  wang.  quel  (quälen);  as. 
an.  braka  (prasseln),  wo  dasselbe  ja  auch  qwelljau  (cruciare ,  necare) ;  ags.  cveljan, 
lediglich  noch  als  Schallstamm  od.  Schall-  25  cvellan  (tödtcn,  necare,  trucidare,  mactare 
Wurzel  erscheint  tt.  dass  so  der  Stamm  qnak  etc.);  «en^^.  cwellan  ;  engl,  quell  (uinbringen, 
od.  kwak  u.  das  Verb,  quacken  od.  kwakken  vernichten,  tödten)  ;  an.  kvelja  (quälen,  mar- 
seine urspr.  Bedtg.  beioeglich  u.  beweg-  tern,  peinigen)  ;  «sZ.  quel  (cruciare,  torquere) ; 
lieh  sein  nach  u.  nach  ganz  verlor  u.  zu  norw.  kvelja;  schiocd.  quälja;  dän.  quaele 
einem  blossen  Schallwort  herabsank,  was  ^Q  (quälen) ;  ahd.  quellan,  cwellan,  quellen, 
selbstredend  dann  nachher  auch  ivicder  chellen,  chelen ;  amhd.  chwellen,  chollen ; 
ebenso  toie  klap,  klak  etc.  andere  Bedtgn.  mhd.  quellen,  quelen,  queln,  kolu  ;  md.  quellin 
entioickeln  konnte.  (quälen,  martern,  plagen,  in  Banden  legen, 

kwäl  (masc),    Qual,   Plage,   Beschwerde,  tödten). 

Last,  Schmerz,  Marter,  Leiden,   Krankheit  35      Dieses  Verb,  queljan  od.  Qual  machen  u. 

etc.;  —  he  hed  sin  kwäl  dik  genug;  —  dat  erzeugen  ist  wohl  mit  jan  von  ahd.  queli, 

was  'n  groten   kwäl   för   hum,    dat^  he    dat  quel  (Qual,  s.  unter  kwäl)  fortgebildet,  wäh- 

liden  mit  an  sen  mus;  —  wat  is  sin  kwäl?  rend  dieses  Subst.  selbst  ebenso  toie  Qual, 

od.  wat  hed  he  för  'n  kwäl  ?    he  lid  an  de  bz.  as.,  ahd.  quäla  u.  quala   (Letzteres   mit 

fallende  sekte;  —  he^lid  an  'n  bösen  kwäl;  40  „a"  vom  Präter.  quäl,  s  unten),  sowie  auch 

—  dat  is  nog  en  fan  sin  olde  kwälen  (Krank-  cvealm,  qualm  (s.  unter  kwäl)  wohl  zu  ahd. 

heilen,  Uebehi  etc.),  war  he  so  lank  an  laden  quelan,  chelen;  amhd.  quelen,  cholen;  mhd. 

hed.  —  Sprichw. :   de   de   wäl  hed,  hed  6k  queln  (Schmerzen  leiden,  cruciari) ;  as.  quelan 

de  kwäl.  —  Nid.  kwaal ;  mnld.  quaele ;  nd.  (gewaltsam  sterben,  den  Martertod  erleiden) ; 

quaal;  as.  quäla,  quäle;  a/irZ.  quäla,  chwäla,  45  ags.  cvelan  (pati,  mori);  ae^f/Z.  cwelen ;  engl. 

chäla,  käla;  amhd.  ch(')le,  kole;  mhd.  quäle,  qwell  (sterben,  langsam  hinsterben  etc.) ;  mnd. 

käle;    an.   kvöl;    isl.    quöl;    schioed.    quäl;  quelen,    quellen,    quälen    (Schmerz   u.   Qual 

dän.  qu&l.     Daneben  auch  nid.  kwel ;    ahd.  erleiden,   gequält  werden)    etc.    gehört,    was 

(quell),  cheli ;  mhd.  quele,  cfuel,  quelle,  kele  loahrscheinl.  (ebenso  loie  quek  =  quik)  urspr. 

(Qual,    Marter);    engl,    quell    (Mord,    das  50  quilan,   goth.    qilan  (quäl,  qal,  —  quul,  qul, 

Tödten,  die  Tödtung)   u.  ags.   cvalu,  cvale;  —  quulun,   qulun)    lautete   u.    woraus  wohl 

aengl.  cwale;  as.  quala  (nex,  mors),  —  ags.  auch  unser  kellen    (s.  d.   u.  vergl.  kek  aus 

cvealm,   cvelm,   cvylm   (Thema  qual-ma  od.  quek,  quik)    u.    das   engl,   kill   (tödten  etc.) 

quala-ma) ;   aengl.  cvalm ;    as.  qualm,  quelra  etc.  hervorgingen. 

(in  quelm-jan);  o/tcZ.  qualm,  quhalm,  chwalm ;  55       Was  die  Herkunft  u.  Verwandtschaft  be- 

mhd.   qualm    (nex,    exitium,   pernicies)    etc.,  trifft,  so  vergleicht  Fick   (II,  .348)    Qual 

s.  weiter:          ^  u.  quälen  (cf.  auch  Pott,  Wurzelwb.  II, 

kwälen,  kwelen,  quälen,  martern,  plagen  258,  Nr.  434)  zu  lit.  gela  (Schmerz),  preuss. 

etc. ;  —  deren  un   minsken    kwälen,^  dat    is  gallan    (Tod),    lit.    gelu,    gelti   (schmerzen), 

sin  grotste  pleser;  —  wat  kwäld  dl?    hest  60  kslav.   zilja   (quälen),   womit  unser  kellen, 


kwaelp:n  kwelen 


432 


KWALM 


sofern  es  nicht  aus  dem  obigen  quelaii  od. 
queljan  entstand,  Jedenfalls  auch  r»  der- 
selben y  gal,  gar  (schmerzen  etc.)  gehört, 
während  das  unter  kellen  erwähnte  nid. 
killeu  (kälten  etc.)  dann  icohl  mit  an.  kala 
(frieren)  u.  tat.  gelu,  skr.  jala  (kalt,  starr 
etc.)  zu  gab  (kalt  sein)  zu  stellen  ist,  wor- 
über Weiteres  unter  köl  u.  kokl  rergliclien 
werden  kann,  sowie  auch  bei  Pott,  Wurzel wb. 
II,  ^öV  unter  Nr.  436. 

Zum  Schlüsse  sei  zu  kwäl  u.  kwülen  übri- 
gens noch  bemerkt,  dass  diese  Wörter  mit- 
unter (cf.  z.B.  Weigand)  auch  mit  goth. 
(jal  (Ruhe,  Stille)  in  Verbindung  gebracht 
xverden ,  was  aus  dem  I'räter.  qal  eines 
alten  Verb,  qilaa,  quilan  (s.  oben)  entstand, 
das  die  Bedtg. :  ruhen,  still  sein,  schweigen, 
verstummen  etc.  od.  ruhen,  schlafen  od.  un- 
bewegt starr,  steif  u.  still  sein  u.  liegen  etc. 
gehabt  haben  muss.  Vergleicht  man  nun 
aber,  wie  sowohl  kalt  machen  als  stumm 
machen  auch  in  der  Bedtg. :  tödten,  sterben 
machen  etc.  u.  k  a  1 1  od.  s  t  u  m  m  sein  od. 
toerden  auch  in  der  von :  todt  sein  u.  wer- 
den, hz.  langsam  absterben  etc.  gebraucht 
werden  (cf.  z.  B.  auch :  düd  u.  döf  von 
nicht  lebendigen  od.  erkalteten,  nicht  glühen- 
den Kohlen,  sowie  von  erkalteten,  erstarrten 
Fingern  u.  dann  ferner  auch:  üodeu  u. 
dofen  in  ihren  verschiedenen  Bedtgn.),  so 
lässt  es  sich  nicht  verkennen,  dass  leicht 
eine  nahe  begriffliche  Verwandtschaft  zwi- 
schen dem  goth.  qal  (Ruhe  etc.),  bz.  dessen 
Stammverb,  qilaii  u.  den  Worten  Qual  it. 
quälen  etc.,  bz.  dem  ags.  quelan  (sterboi) 
bestanden  haben  kann.  Ist  dies  nun  aber 
tcirklich  der  Fall,  so  müssen  aucli  (die  unter 
keilen  (gleichviel  ob  dies  überhaupt  die  Bedtg. : 
quälen,  schmerzen  etc.  od.  die  von  :  von  Kälte 
schmerzen  lud)  angeführtenWörter  mit  goth. 
qal  u.  qiian  u.  den  unter  kwäl  u.  kwalen 
angeführten  Wörtern  mit  skr.  jala  (kalt,  starr, 
steif,  regungslos,  unbeiveglich,  unbewegt, 
apathisch,  empfindungslos,  leblos,  betäubt ; 
stumpf,  dumm,  einfältig  ctc ,  cf.  auch  stuni 
u.  stimip)  von  einer  u.  derselben  y  gal  od. 
gar  (cf.  kellen,  kAl,  kold  etc.)  abstammen, 
wozu  auch  engl,  (juell  (umbringen,  tödten, 
vernichten;  unterdrücken,  bezwingen,  be- 
zähmen, zähmen;  dämpfen,  löschen,  stillen, 
beruhigen),  sowie  quell  (sterben,  langsam 
hinsterben,  absterben,  abstillen,  abnehmen, 
sich  vermindern,  nachlassen)  in  den  mit 
quäl 6  71  «.  gequält  werden  nicht  stim- 
menden sonstigen  Bedtgn.  verglichen  werden 
mag  u.  wobei  sich  danti  auch  das  an.  kveld, 
isl.  quelld,  quülld  (Abend)  sehr  leicht  als 
ein  Abkömmling  von  kwella,  isl.  quclla  (ster- 
ben, still  u.  ruhig  werden,  ruhen  etc.,  bz. 
Sterben  machen,  tödten,  still  u.  ruhig  machen 


etc.)  erklärt,  iceil  der  Abend  die  Zeit  der 
Ruhe  ist,  od.  die  Zeit,  wo  Alles  ruhig  tcird 
u.  zur  Ruhe  geht  u.  wo  auch  die  Sonne 
ze  reste,  ze  weste  (cf.  west)  od.  zu  Bette 
5  geht  u.  das  Licht  erstirbt  u.  erlischt.  Das- 
selbe Wort  wie  an.  kveld  (Abend,  od.  Ruhe 
u.  Feierzeit)  ist  auch  das  Schweiz.,  alemann. 
kilt,  älter  chwilt,  cf.  darüber  unter  kilt  in 
Grimm,  Wb.,  sowie  auch  unter  kalni,  was 

10  (ef.  nJtd.  kam  aus  quam,  goth.  qam)  dann 
dasselbe  Wort  ist,  wie  as.  qualm  in  der 
urspr.  Bedtg.:  Ruhe-  od.  Stille- Zustand 
u.  woraus  sich  dann  auch  ergiebt,  dass  die 
Bedtg.:    Tod    etc.    aus    der    von:    Buhe, 

15  Scldaf  etc.  entstanden  ist,  bz.  dass  das  goth. 
qal  (Ruhe  etc.)   auch  der  Stamm  von  quala 
(Tod,  Marter  etc.)  ist. 
ku'iiler,  kwcler,  (Quäler. 
kwJilere,  kwelere,  Quälerei. 

20      kwäl^est,  Quälgeist. 
kwiilik,  s.  kwadelik. 
kwalle,  kwal,    Qualle,  Schleim-Molluske, 
Meduse,  ein  gallert-  od.  geleeartiges  Seethier, 
daher  auch  franz.  gelee  genannt.    Weiteres 

25  s.  bei  Brehm,  Thierlcben,  VI,  DSD  seq. — 
Das  Wort  kwalle  od.  qualle  gehört  wahr- 
scheinl.  zu  kwellcn  in  der  Bedtg. :  ßiessen 
etc.  u.  schwellen,  aufschwellen,  loeil  der 
Körper  dieser  Thiere  aus  einer  aufgequollc- 

30  ncn  schleimigen  lockern,  Jtalbwrgs  zerßies- 
senden  u.  zerrinnenden  3Iasse  besteht.  Als 
gallert-  u.  schleimartigc  Blasse  könnte  es 
indessen  auch  mit  dem  aus  quaghel  contrah. 
quäl  (s.  unter  keleii)  connex  sein. 

35  1.  kwalm,  Qualm,  dicker  dichter  schioerer 
Rauch  od.  schwerer  erstickender  Dampf;  — 
d'r  kumd  so  'u  kwalm  üt  de  schörsteiii;  he 
is  je  wol  in  de  brand;  —  de  kwalm  truk 
mi   so   up    de   borst,   od.  d'r  truk  mi  so  'n     M 

40  kwalm    up    de    borst,    dat    ik   d'r  hast   fan     % 
stikkde;  —  dat  is  hir  so  'n  kwalm,  dat  d'r 
wol  'n  bolthamer  in  drifen  kan,  —  Fs  ent- 
stand aus  dwalm  (s.  d.)  wie  kwer  aus  dwer 
ti.    Quehle   aus   Zwehlc,    T wehte ,    bz.    ahd. 

45  dwahilla,  cf.  dweil. 

2.  kwalm,  a)  zusammengedrängte  toirre 
Masse  od.  Menge,  wirrer  Haufe,  Kram  ctc.  ^ 
—  dar  stunden  'n  helen  kwalm  niinskou  bi 
'n  ander;  —  he  smet  hum  de  ganse  kwalm 

50  för  de  foten  ;  —  h)  lauter  betäubender  Lärm, 
Spcctakel,  Geschrei  ctc. ;  —  he  mäkd  föl 
kwalm  (er  macht  viel  Lärm  u.  Spcctakel, 
erregt  viel  Aufsehen,  ist  ein  Grosssprecher 
u.  Brahlhans,  macht  sich  sehr  wichtig,  thut 

55  sehr  dicke  etc.);  —  he  fOrd  so  'n  kwalm 
(führt  solch  ein  geräuschvolles,  verschwen- 
derisches üppiges  Leben),  as  of  hum  't  up 
cnige  düsend  liel  net  ankumd.  —  In  beiden 
Bedtgn.   wird  dieses   kwalm    wohl    dasselbe 

GO  Wort  sein  ivic  1  kwalm  m.   zwar   einerseits 


KWALMEN                          433  KWAENE  KWENE 

als  drehendes  u.  wirbelndes  Etwas   (cf.  lat.  u.  der  (jclblichen  od.  gelbgrünen  Farbe  des 

turbo,  a)  Kreisel  od.  was  sich  dreht  u.  loas  kwalster  genannten  Schleims  u.   des    so   be- 

ivirbelt:  —  b)    ivirrer  Hanfe,    Menge    etc.),  nannten  Thieres  fast  annehmen   sollte,  dass 

wirbelnde   Bauch-    od.    Staubwolken  etc.   «.  es   dieselben  Wörter  seien.     Vergleicht  man 

andererseits   als    betäubendes  Etwas  (qualm  5  indessen    die  Wörter  külstern,  kölsteni,  kil- 

hatte  früher    auch    die  Bcdtg.:    Betäubung,  stevü  u.  dass  diese  neben,  stossend  /tusten 

Mansch   etc.    u,  Opium   als  betäubendes  be-  od.  hüsteln,  ivie  Brustkranke  u.  alte  Leute 

rauschendes  Etwas),    wie    man    auch    sagt :  thun,  auch  dieselbe  Bedtg.    wie  kolstern    u. 

er  macht  viel  Staub,  od.  regt  viel  Staub  auf,  qualstern    (hustend    u.    hüstelnd   den  sähen 

hz.    er   macht   viel    Dampf,    ist    ein    Hans-  10  gelben,  qualster  u.  kolster  genannten  Schleim 

Dampf   etc.    —    Vergl.    auch   Danneil  u.  auswerfen,    cf.    auch    kotsen,    kwatsen    als 

Br.  W b.  tvegen  quüLhü  in  der  Bedtg.:  dumme  schallmalende    Wörter,     ivie     auch    hosten 

unwahre  Reden,  arge   Uebertreibungen,  viel  selbst)    haben,    so    scheint   es   doch,    als   ob 

Lärm    um   Nichts,    bz.   Unlust,  Misstrauen,  qualster   od.    kolster    urspr.    eigentlich    blos 

Verwirrung  etc.,  sowie  dän.  qualm  (Qualm,  15  das  ausgehustete  Ettvas   od.   das  durch  den 

Dunst,  Lärm)  etc.  Husten  entstandene  u.  erzeugte  Product  be- 

kwalmen,    qualmen,    dick    u.  schwer  ran-  zeichnet  u.  der  Stamm  quälst  od.  kolst,  kilst, 

chen,  dampfen  etc. ;  —  de    schörsten   fange!  kulst    dieselbe    Bedtg.    tvie    unser   host  hat, 

an  to  kwalmen;  —  he  kwalmd  mi  't  all'  ful;  tvie  dies  anscheinend  auch  durch  das  Verb. 

—  bekwalmen,  mit  Qualm  überziehen ;  —  20  kolster  (s.  in  Grimm,  Wb.)  bestätigt  wird. 
dat  glas  etc.  is  so  bekwalmd,  dat  't  gans  Vergleicht  man  nun  die  verschiedenen  For- 
blau  un  blind  is.  men    von    kwälen    aus   tirspr.   quilan,   qilau 

kwalmer,  Qualmer,  Einer  der  qucdmt.  {}/  gal,  gar),  od.  von  kamen,  kwam  «ms 
kvvalmig,  qualmig ;  —  dat  is,  bz.  dat  rukd  goth.  qiman  (]/  gam),  so  ist  es  fast  zweifel- 
hlr  so  kwalmig,  dat  man  hast  üt  de  ögeu  25  los,  dass  der  Stamm  kilst,  kolst,  quälst  (ge- 
riet sen,  bz.  dat  d'r  hast  gen  miiisk  in  düren  bildet  ivie  Schwulst  von  schivellen,  urspr. 
kau.  swillan,  swal,  swul)  zu  einem  altern  quellan, 
kwäl-page  (icörtl.  ein  page  od.  altes  Pferd  quillan,  urspr.  quelan,  quilan,  qilan  (souare, 
[alter  Gaul],  das  viel  gequält  wird  od.  sich  clamare  etc.  od.  überhaupt  ein  unarticulirtes 
viel  quält),  a)  Jemand  der  viel  gequält  ivird  30  Geräusch  machen)  gehört,  was  mit  gellen 
od.  sich  viel  quält,  plagt  u.  abmüht,  um  galm  etc.,  sowie  auch  ahd.  queran  (gemere 
sein  tägliches  Brod  zu  verdienen;  —  he  is  etc.),  challön  (schwatzen),  kerran  (schreien, 
un  blift  'n  släfe  un  kwälpage,  so  lauk  as  grunzen,  wiehern,  rauschen,  knarren  etc.), 
he  läfd;  —  b)  Jemand  der  Andere  quält  bz.  unserm  kallen,  kwarrcn,  kurrein  etc.  (cf. 
II.  plagt;  —  he  is  'n  regten  kwälpage;  he  35  fl«<c/i  k  wellen,  rou  cmer  ]/ gar)  vo»  der  y  gar 
kan  enmäl  dat  kwälen  un  plagen    net  lat(^n.  (rausclien,  tönen,  schreien  etc.)  abstammt  u. 

—  Nd.  (Br.Wb.  111,383)  quÄ\-\rdge  (Karren-  im  schwed.  quilla  (pfeifen  tvie  junge  Vögel ; 
Gaul,  ein  Pferd,  das  schivcre  Arbeit  ver-  ächzen,  stöhnen,  seufzen)  noclt,  lebt  u.  loovon 
richten  muss  etc.).  sich    auch  das  von  KU.  angeführte  quelen 

kwalster,    Qualster,    dicker    zäher   gelb-  40  (gArr[re),qne\en (gemere)vielleicht?ierschreibt. 

licher  od.  auch  grüngelblicher  Schleim,  der  Wegen  der  Bedtg.:  husten  fu(s  sonare  etc. 

sich  in  Folge  von  Erkältung   od.    auch  des  cf.  höst  u.  lit.  kosu,  von  y  ku  (tönen,  seuf- 

übermässigen    Genusses   fetter    Speisen    im  zen  etc.),    lat.  tussis,  von  ]/  tus  (tönen  etc.) 

Schlünde  od.  in  der  lAinge  etc.  bildet,  sich  u.  ferner  nhd.  (G  r  i mm,  TFö.^  kelzen,  kelsen, 

beim  starken  Husten  u.  Räuspern  los  giebt  45  kolzen    u.    deren    Verwandte   in   ihren  ver- 

u.  mit  Geräusch  atisgehustet   od.  ausgeivor-  schiedenen  Bedtgn. 

fen  u.  ausgespuckt  tvird.  —  Nid.  kwalster ;  Zum  Schlüsse  sei  noch  bemerkt,  dass  dieses 

mnld.,    nd.,    mnd.    qualster;    älter  ndrhein.  Wort  auch,  sofern  seine  Bildung  nicht  sehr 

quälst;    nhd.    qualster,    kolster.    —  Im    nd.  alt  ist,  mit  mnd.  quälen,  zerrinnen  (s.  unter 

(cf.  Schambach)    hat  qualster  ausserdem  50  kelen)  zusammenhangen  od.    von   dem   dort 

auch  die  Bedtg. :  a)  Mensch  mit  dickem  auf-  erwähnten  quäl  weitergebildet  sein  könnte, 

getriebenem  Bauch  u.h)  Blattlaus,  bz.  (D  a  n-  kvvalsterig,    voll    von    kwalster    od.    viel 

neil)  Baumwanze  (cimex),  welche  stinkt  u.  zähen  gelben  Schleim   (kwakter)    aufgebend 

gelblichgrün  aussieht,  loie  auch  die  Blattlaus  u.  auswerfend  etc.;  —  he    is  so  kwalsterig, 

u.  bei  Schottet  die  vo«  bruchus  venenosus  55  dat  he  altid  kwalstern  mut. 

od.  stinkender  Käfer.  —  Dieses  Wort  klingt  kwalstern,  qualstern,   Qualster  aushusten 

formell  so  nahe  an  galster,    soivie   auch  an  u.  auswerfen;  —  he  sitt  in  geu  goden  hüd, 

das   mit   galle  u.  gäl  formell   u.    begrifflich  he  kwalsterd  nii  to  föl. 

verwandte  ags.   geeister   (sanies,  virus)   an,  kwam,  kam;  s.  kamen. 

dass  man  bei  dem  öftern  Wechsel  zu  g  u.  k  GO      kwäiie,  kwene,   kwän,    kwen,    eine  von 

J.  ten  Doornkaat  Eoolmaa.     Wörterbuch.    II.  28 


KWANT  434                      KWARRE  KW  AR 

Natur  od.  durch  Castration  unfruchtbare  figcr  geriebener  Patron,  Schelm,  Schalk, 
Kuh.  —  Xd.  (lUäne  (junge  Kuh,  die  noch  Spassvogcl  etc.;  —  hö  is  'n  regten  lütjen 
nicht  gekalbt  hat,  od.  zum  er.<itrn  Male  kal-  kwant;  hö  mag  niks  lefer,  as  aiulore  lue  Ha- 
bet), mnd.  (luone  (alte.'t  Weib);  nid.  kween  fiiren  un  wat  für  de  narr  brnken ;  —  wat 
(unfruchtbare  Kuh  od.  Frau):  »inld.  qncnc  5  hebbea  d»^  lütjc  kwanten  nu  wt'r  för  schclm- 
(vacra  tanra,  vacca  sterilis;  mulier  vana,  sträkon  in  't  sin?  —  't  sunt  sükkc  regte 
meretrix);  wfries.  (Vrijc  Fries  X,  S6)  kwanten,  de  ferdomde  jnngons,  se  weten  sük 
ijuene  (altes  Weib) ;  wang.  ([uän  (junge  Kuh,  at'eral  dörtolegen  un  wer  üttohelpen.  —  Nid. 
die  noch  nicht  gekalbt  hat) ;  as.qnÄw  (Weib,  kwant  (siiaak,  schalk,  guit,  vroolijke  gast); 
Frau)  u.  quena  (Weib,  Ehefrau);  ags.  cven;  10  mnld.  quant  (scitus  homo);  mßäni.  quant  (un 
aengl.  cvtMi  (Weib,  Ehefrau,  Königin) ;  engl.  honnne  de  t'aii;t,  gallant,  rustre);  nd.  (ß r.  Wb.) 
queen  {Königin)  u.  ags.  (L.  Ettmüller)  (luint  (listiger,  schlauer  Vogel;  lustiger 
cvene  (mulier,  meretrix),  cvine,  cvyne  (niulier) ;  j)ossirlichcr  3[cnsch  od.  Schalk,  Schelm  etc.)  ; 
engl,  (juean  {Metzc,  Vettel,  liederliches  Miid-  vind.  quant  (  Windbeutel,  Schalk,  Schelm, 
chen,  Hure) ;  n?j.  kvän,  kvaen  ( IFc/V^,  femina)  15  Fant  etc.)  etc.  —  Wohl  zu  1  kwant,  vergl. 
u.  kona,  Plur.  kvenna  (Weib,  Frau,  Ehe-  indessen  Weiteres  unter  kwenteln. 
frau,  mulier);  isl.  quan,  (luen,  (luon  (mulier,  kwantje  (Dimin.  von  2  kwant),  kleiner 
marita,  uxor)  «.  kona  (mulier,  tVmina) ;  norw.  loser  Schchn  etc.;  —  he  is  jo  'n  kwantje. 
kvinna  u.  kona;  schwed.  ([uinna  n.  kona;  kwant-,  kwants- wise,  schalkhafter  u. 
dän.  (luiiul,  quinde  u.  kone  (im  ddn.  ist  20  scherzhafter  od,  loser,  fichlauer  u.  pfiffiger 
kone  die  Gattin  od.  Ehefrau,  wdhrend  Weise,  nur  zum  Spa.'^s  od.  Schein  etc.,  nicht 
(|uind,  quindo  i>i  mehr  verächtlichem  Sinn  im  Ernst,  um  die  Leute  zu  belustigen  od. 
das  Weib  bezeichnet,  gerade  umgekehrt  wie  zu  foppen  n.  hinters  Licht  zu  führen  etc.; 
im  schn-ed.,  wo  kona  die  Bedtg.:  gemeines  —  he  dcid  dat  man  kwant wise,  dat  he  siik 
Weib,  Hure  etc.  hat);  goth.  qen-s,  qeiu-s  25  so  all)ern  un  dum  anstcld  ;  —  he  de  (that) 
od.  qeni-s  (uxor)  ii.  qinü  (f'emina) ;  ahd.  quinä,  kwantwise,  as  of  he  dat  lilfde,  wat  se  hum 
quenä,  chwenä,  chenä  ;  amhd.  chone;  mhd.  lertelden ;  —  hi>  gaf  kwantwise  für,  dat  he 
kone,  kon ;  md.  kune,  später  mhd.,  östr.  diin  west  was  un  d'r  niks  tan  hürd  un  sen 
kau,  chan  (mulier,  uxor,  cnnjux).  Mit  .<ikr.,  harr'.  —  A^*^/.  quants-,  (juans-wts ;  »;«(/.  quant- 
ved.  jäni  (Weib,  Frau,  Ehefrau);  griech.  30  wise;  nid.  kwaiiswijs;  mnld.  iiuantswys  (eol- 
gune  (Weib,  Ehefrau);  apreuss.  ganna;  lusorie,  illusorie);  r/«;i.  quanswis;  ?j/ir/.,  oft^/v^ 
kslav.  /ena  (Weib);  skr.  gnä  (Götter- Frau),  quantsweise.  —  Compos.  von  2  kwant  (Schalk 
zend.  ghena,'^en&  (Weib) ;  pars.,  npers.  7.a.\i;  etc.)  u.  wise,  also  nach  der  Weise  u.  Art 
buchar.,  kurd.  zen;  baiisch  zhon ;  gäl.  zlaö;  eines  Schalks  od.  kwants;  od.  Compos.  von 
afgh.  ']\n\\  ^-«rm.  zhin ;  arm.  kxw  (Weib)  etc.  35  1  kwant  (gewandt,  schlau,  pfiffig,  schalk- 
ron  der  y  gan,  jan;  zend.  zan  (zeugen,  ge-  haß  etc.)  u.  wise. 
baren  etc.,  s.  unter  kennen  u.  könink)  u.  knappen,  .s.  kwabhen. 
demnach  urspr.  die  Erzeugende,  Gebärende,  kuappij!;;  /.  q.  kwabbig,  cf.  kwabbelig. 
Hervorbringende  etc.  kwar;  s.  kwarre. 

1.  kwant,  gewandt,  fein,  gerieben,  schlau,  40  kwark,  eine  wirre  Masse  od.  wirrer  Hau- 
schliiiim,  arg  etc. :  —  he  is  ini  tTds  to  kwant,  fen  von  allerhand  (Uten  Sachen,  nnbrauch- 
as  dat  ik  hum  begBsken  kan;  —  he  is  'n  bares,  uinüitzes  uierthloses  Zeug,  Plunder,- 
liVfixntcn  (feiner,  geriebener,  gewandter)  ient\  Drrck  etc.;  —  dar  ligd  so  'n  lielen  kwark 
—  dat  is  den  dog  to  kwant  (zu  schlimm,  i'an  allerlei  oldo  pliinnen  in  de  hiirn,  de 
arg,  toll,  bz.  zu  gelungen,  scherzhaft,  spass-  45  kanst  du  man  upbrannen  of  up  de  mesfohl 
haß  etc.);  —  he  is  de  kwantste  (Gewand-  brengen,  de  sunt  dog  net  mer  to  bruken ; 
teste,  Schlauestr,  Schlimmste,  Geriebenste  etc.)  —  dar  best  du  de  hele  kwark;  wat  do  ik 
fan  alle  jungens.  —  Es  i.st  wahrscheinl.,  dass  mit  so  'n  kwark  nog  langer  upbargen.  — 
dieses  Wort  aus  geioandt,  ahd.  ka-,  ki-,  Nd.  i{\\\vk  (werthlosc  Sache,  Plunder,  Dreck, 
gi-,  ge-want,  als  dem  l\äter.  von  ka-,  ki-,  50  Koth) ;  nhd.  qiiArk  (weicher  Käse,  KiUicmatte ; 
gi-,  ge-wintan  (winden,  drehen,  sich  wenden  Koth,  Sache  ohne  Werlh) ;  ?«/«'/.  twarc,  twarg, 
etc.)  entstand,  ivie  auch  bei  Seh  m.  (cf.  Neue  quark  (weicher  Käse,  Käsequark).  —  Es 
Ausgabe  II,  04.3  nnter  g'wandt  t(.  !J44,  94.5  bezeichnet  das  Weiche,  Zerriebene  etc.  od. 
unter  wenden)  die  Jesuiten  die  Quantesten  durch  einander  Gewirbelte  etc.  u.  ist  formell 
hei.ssen  u.  das  V^erb.  ver(iuenten  als  aus  vor-  55  ilasftellie  Wort  wie  darg. 

gwentlen  entstanden  angesehen  wird.    Vergl.  kwarken ;    /.    q.    kurkhalsen,    .s.    daselbst 

daselbst  (I,  VV.)'))  auch  (luenten,  verquanten,  <las  Weitere. 

soicie  bei  Vilmar  (308)   quanzen    «.    Wei-  kwari'o.    kwar,    ein    kleines   schreiendes 

teres  unter  kwenteln.  Kind.  —  Das  Sjjrichw. :    „örst  'n  parre  un 

2.  kwant  od.  kwantje,   ein  schhtuer  pfif-  GO  den  'n  kwarre"  soll  eine  Warnung  vor  ver- 


KWARREN 


435 


KWAST 


f  ruhten  ehelichen  Freuden  sein.  —  Nd.  quarre. 

—  Zu  dem  folgenden  : 

kwarreii,  laut  schreien  od.  weinen,  seine 
Unzufriedenheit  durch  lautes  Schreien  etc. 
äussern,  murren,  mit  Anstrengung  räuspern, 
od.  eigentlich  einen  knarrenden  Ton  hören 
lassen,  wie  unser  gnarrcn.  —  Nd.,  mnd. 
quarren ;  ahd.  qneran  etc.,  s.  unter  kurrein 
u.  karig. 

kvväse,  kwese,  a)  Meines  Blutgeschwür, 
Eiterheule  etc. ;  —  b)  eine  durch  Quetschung 
entstandene  Blase  in  der  Haut,  die  mit 
unterlaufenem  Blut  gefüllt  ist,  so)ist  auch 
blodbladder  genannt;  —  c)  Blasenicurm 
(coenurus)  im  Gehirn  der  Schafe,  ivodurch, 
die  sog.  Drehkrankheit  erzeugt  wird.  —  Nd. 
(Schambach)  quese  (dasselbe),  (Dähnert) 
quese  (Eiterbeule),  (Br.  Wb.)  quese,  ein 
Bläschen,  ivelches  durch  Drücken,  Kneipen 
od.  Klemmen  entsteht;  mnd.  quese  u.  quase- 
worm  (Blasenwurm,  coenurus  cerebralis).  — 
Zu  quesen ,  quessen  (quetschen ,  stossen, 
drücken,  verletzen),  bz.  mnld.  quassen  (quas- 
sare;  motare,  raobilitare;  quatefacere,  con- 
cutere) ;  engl,  quash  etc.,  aus  tat.  quassare, 
falls  es  nicht  etwa  mit  mnd.  quasen  (s.  unter 
kv/ast  am  Schlüsse)  od.  unserm  kwetsen  otc. 
einem,  agerm.  Verb,  quisan  angehört. 

kwSs-kop,  Querkopf,  verrückter  Kerl.  — 
Hier  kwäs  wohl  aus  dwäs,  wie  kwer  aus 
dwer. 

kwast,  a.  Quaste,  Büschel,  Troddel;  — 
de  kwasten  an  't  behangsei ;  —  de  kwast 
tan  de  bedlicbter;  —  b.  dicker  Pinsel  od. 
Stange  mit  dickem  Kopf  von  Schweinsborsten 
(die  mit  einem  eisernen  Hinge  zu  einem 
Büschel    vereinigt    sind)    zum   Anstreichen; 

—  Compos. :  wittel-kwast,  ter-kwast  etc. ;  — 
c.  Ast,  liarle  Aststelle  im  Holze,  Knorren 
=  Ost;  —  d.  (fig.  wie  ösl),  ein  fester,  kern- 
gesunder, starker,  od.  auch  ein  harter,  hart- 
köpfiger, eigenwilliger,  bz.  knorriger,  krauser 
u.  wunderlicher  Mensch ;  —  be  is  'n  barden 
kwast ;  —  he  is  'n  kwast  fan  'a  kerel ;  — 
he  is  'n  wunderlikeu  kwast  od.  'n  hauskwast 
(od.  ist  kwast  hier  =  dicker  Pinsel  u.  so 
=  Schafskopf,  Narr?).  Sprichio.:  därna 
gast,  därna  kwast  (je  nachdem  der  Gast  vor- 
nehm od.  gering  ist,  darnach  auch  die 
Speisung,  Bewirthung  od.  überhaupt  die  Be- 
handlung u.  Aufnahme);  —  därna  man, 
därna  kwast  (a.  dasselbe;  —  od.  b.  je  nach- 
dem der  Mann  klein  od.  gross  u.  stark  ist, 
darnach  auch  das  Stück  Fleisch,  Speck  od. 
Brod,  das  er  bekömmt;  —  od.  c.  darnach 
auch  der  Anstrich,  Pinsel  od.  überhaupt 
das  Arbeitsgerälh).  —  Wie  aus  dem  Fol- 
genden hervorgeht,  so  ist  die  erste  Bedtg. 
von  kwast  die  von:  Zweig  od.  Ast,  gleich- 
viel ob  belaubt  od.  nicht.     Ans  dem  belaub- 


ten Ztoeig  entstand  dann  die  von :  Busch 
od.  Büschel  im  Allgemeinen  u.  hieraus  (weil 
das  Kopfende  eines  belaubten  Zweiges  dicker 
ist,  wie  das  untere  Ende  u.  sich  rundlich 
f)  od.  breit  u.  fächerartig  ausdehnt)  wieder 
die  andere,  gleichviel  ob  der  Busch  od. 
Büschel  aus  Blättern ,  Federn ,  Haaren, 
Borsten  od.  sonstigem  Material  bestand. 
Bezügl.    des    Sprichw. :    därna    gast,    därna 

10  kwast  vergl.  indessen  noch  unten  das  Wei- 
tere. —  Nd.  (D  ä  h  n  e  rt,  S  c  h  ü  tze  etc.) 
quast  (a.  zusammengebunden,  zu  einem  Büschel 
vereinigte  Binsen,  Haare,  Borsten  etc. ;  — 
b.  wunderlicher  Mensch,  Narr) ;  mnd.  quast 

15  (Ast,  Astknoten  =  unserm  ost,  s.  oben)  u. 
quast,  quest  (Laub-,  Zweig-Bündel,  nament- 
lich die  die  Scham  verhüllende  Laubschürze)  ; 
nid.  kwast  (Ast  od.  Knorren  im  Holz ; 
Quast,  Wedel,  Troddel;  Bürste,  Pinsel;  fig. 

20  Narr);  mnld.  quast  (peiiicellus;  flabellum ; 
nodus  arboris,  tuber,  centrum,  bz.  ast,  oest) ; 
ahd.  questa ;  mhd.  queste,  koste,  caste,  quast, 
chwast  (Büschel,  Federbüscliel ;  die  Scham 
bedeckende    Schürze    urspr.    aus    belaubten 

25  Zweigen  od.  einem  Laubbüschel  bestehend, 
Badeschürze,  Badehose,  perizoma,  lumbare, 
femorale  quo  genitalia  teguntur);  norw. 
kvast,  kvost,  kost;  dän.  kvast,  kost;  schived. 
quast  (Büschel,  Besen).  —  Die  Form  quast 

30  entstand  aus  älterem  quest,  queste  «.  dies 
geht  (cf.  quek  u.  kek  etc.  aus  quik)  auf  ein 
altes  Thema  quista  zurück,  ivovon  an.  kvistr 
(Zweig) ;  norw.  kvist ;  schwed.,  dän.  qnist 
(Zweig,  kleiner  Ztoeig,    Gerte,   JRuthe ;    Ast, 

35  Knorren,  Stelle  im  Baum,  wo  der  Ast  her- 
ausgewachsen ist).  —  Der  Stamm  quist  von 
quist-a  gehört  aber  wieder  (auch  das  von 
zwei  weitergebildete  Ziveig  [cf.  twig]  be- 
ruht auf  der  Bedtg.:  Zweitheilung,  Gabelung 

40  etc.,  bz.  darauf,  dass  sich  der  Baum  in 
Zweien  theilt  od.  eine  Theilung  macht  u. 
eingeht,  sich  von  einander  trennt  etc.)  mit 
an.  kvisl  (kvisel,  Thema  kvis-ala);  isL  quisl 
(ramus  arboris,    flnmiuis,    prosapiae ;    furca; 

45  rostrum  vel  bipalium) ;  norw.  kvisl  (kloeft ; 
elvekloeft,  green  eller  arm  af  on  vandstroem 
etc. ;  green  af  en  slaogt  etc.)  etc.  zu  einem 
verlornen  germ.  Verb,  quisan,  quas,  quus, 
quusun  ;    goth.  qisan,  qas,  qus,  qiisun  (s2jal- 

50  ten,  theilen,  zerthcilen,  tretmcn  etc.),  loas 
vielleicJd  (vergl.  Weiteres  u)der  kwispelii  u. 
kwisten)  mit  ags.  cvissan  od.  auch  mit  un- 
serm kisen  (sich  .'ipalten,  klaffen  etc.)  etc.  zu 
einer  idg.  y  gas  (cf.  goth.  qiman,  qam  von  der 

55  y  gam)  od.  besser  vielleicht  mit  kesen,  goth. 
kiusan  zu  der  y  gus,  gvas  in  der  urspr. 
Bedtg. :  spalten,  beissen,  kauen,  essen  etc. 
(s.  unter  keson,  kisen  u.  küse  u.  cf.  auch 
kwisten)  gehört,  da  norw.  kvast,  kost  formell 

60  dasselbe  wie  nhd.  kost  (Speise,  Nahrung  etc., 

28* 


KW  ASTIG  4S6  KWAETELN  KWETELN 

bz.    das   zcas   gegessen   tvird)    u.  ahä.  kust,  Kerl);  —  'ii  kwastig  stük  brod   (ein  derbes 

chust  (Prüfung,  Schmeckung  =  sinnl.  zer-  festes   od.    dickes   grosses   Stück   Brod);  — 

beissen    mit    den    Zähnen,     um    etwas    zu  'n  kwastig  stük  arhenl  (ein  derbes  od.  schive- 

schmecken  u.  zu  prüfen)  ist.  Zu  der  Bedtg. :  res,    bz.  schwer   zu  verrichtendes  Stück  Ar- 

beissen,  kauen,  essen  etc.,  bz.  Etwas  mit  den  5  heit) ;  —  'u  kwastigon  sake  (ci)ie  schioer  zu 

Zähnen  zerspalten,  zerbeissen,  zerkauen,  zer-  oti wirrende,  verwickelte  Sac]ic) ;  —  dat  äteii 

kleinern,  zermalmen,  zerdrücken, zerquetschen  is    mt   to    kwastig    (derbe,  krdftig,  fett)  ;  — 

etc.    u.   so  Etwas  veressen  od.  fressen  eines  dat  is  im  to  kwastig  (zu  schwer,  bz.  zu  kraus 

alten  Verb,  qiüsaii,  qiias,  tiuiis,    qiinsun,   bz.  u.  verwickelt);  —  dat  kiuiid  mi  wat  kwastig 

kwisaii,  kwas,  kwus,    kwiisuu   geltören    dem-  10  (kraus,    verwickelt)    för.    —    Xld.    kwastig; 

nach    wohl   auch:    mnd.    qiiäs,    quaos,  qiias  mnd.  (iiiestig  (astig,  knorrig  etc.). 

(a.  Fre.-i.'ien  od.  das  jvas  gefressen  wird,  die  kwätelii ,     kwetolil,     viel    sprechen    od. 

Speise,  der  Fra.'<s;  —  b.  Fres^serei,  Schwel-  schundzen,    langweilig    u.    albern    sprechen, 

r/OT/,  Sc//)«rt».s<';7'/),  qiiasen,  qiiasseii,  qiiatson  dummes,    albernes,    ki)idisches   Zeug   reden; 

(fressen,    schivelgcn    etc.),    qiiascr    (Fresser,  15  in  kindischer  od.  süsslicher,  kosender  u.  zärt- 

Schlemmcr    etc.);     nd.    (B r.    Wb.)    qiiaseii  liciier  Weise  sprechen  od.  plaudern,  wie  dies 

(Fressen,  übermässig  essen,  hineinwürgen,  wo:  z.  B.  oft  Kindermädchen,  Ammen  u.  Gross- 

„daar  kan   hö   in   qiiaseii"   dasselbe  besagt,  matter  zu   u.  mit  kleineren  Kindern   thun ; 

als  wie  unser:    „hc    kan    d'r  in  gröseii,  od.  — sc  kwäteld  ni't  as  'n  old  wif;  —  du  mnst 

geräuschroll  u.  rauschend  essen"),  (Schütze  20  not    altid   so    fBl    mit  de  kinder  kwätolu  uii 

etc.)    quosen    (langsam    kauend    u.    mit  den  köseln  ;  du  kanst  je  ürdriidlik  mit  hör  proton. 

Ziihnen  zermalmend  essen),  qiwson  (siclähar  —  Auch    sahst.:    ik    kan    dat    kwätehi    net 

zermalmen),    (Scham  bach)  quiisen  (gern,  langer  mit  anhören.  —  Daher:  kwiltel,  kwetel 

od.  unmässig  essen,  fressen  etc.),  falls  diese  (alte   schwatzhajte  Person,    Per.'<on  die  viel 

Wörter  nicht  etwa  mit  mhd.  qnäzen  (schlem-  25  dummes,    albernes,   kindisches  Zeug    od.    in 

men,  pra<isen),  quäz  (Prasserei,  ScJdemmerei,  kindischer  Weise  spricht)  ;        kwiiteler,  kwe- 

Gasterei,  Gastmahl)    einer  ganz  anderen  y  teler  (alberner  Schwätzer) ;  —  gekwätel  od. 

angehören    (etwa    derselben    J/  wie  kwatsen  kwatole    (kindisches,   cdbernes  Gerede  etc.)  ; 

u.  kotsen  od.  Jcwctsen  V)    (/.  sich  urspr.  blas  —  kwätelig  (schwatzhaft,  plauderhaft,  red- 

auf  das  laute  Geräusch   (vielleicht  auf  das  30  selig  etc.).  — Nid.  (v.Bale)  kwetehni  (das- 

Schmatzen  eines  gierigen  u.  leekerhaften  selbe  od.  auch  vom  Geschrei  od.  Gezwitscher 

Fressers)    bezogen,   welches  durch  das  Zer-  der  Schwalben) ;  m nid.  qnodo]on  {gurvivo,  mo- 

kauen,  Zermalmen,  Zerdrücken  etc.  (cf.  auch  duiari ;  niinutizare;  vernare  giitture;  (jueri,  in 

unser  1  u.  2  grösen,  .^owie  gröslg  etc.)  der  Bezug     auf    die    Vögel) ;     mnd.     (lucdclon 

Speisen    entsteht.     Ferner   vergl.    auch    nd.  35  (schwatzen). —  Wohl  Jt erat,  von  mnd.  qm'dea; 

(Br.    W  b.)     quasoii ,     qnassen     (plaudern,  rt.s.  quethan,  quedhan,  quedan  ;  «(/.'?.  cvedlian  ; 

schwatzen   etc.  =  unserm    küselii),    ivas   so-  aengl.  cvedhen  (wovon  engl.  quotU);  afries. 
wohl  mit  kosen    ident.    sein    als  auch  auf         kwetha,    bz.   quetha,  queda ;    nfrics.  quedon 

einen  Sch(ülsta)nm  qwdt,  ahd.  qua-/.,  idg.  kud,  (cf.     auch    Ehren  traut    I,    J^iSO    nfries. 

kand  zurückgehe)/  kann.  40  quatliin   vom    langweiligen  Gespräch) ;    sali. 

Zum  Sehluss  sei  übrigens  noch  wegen  des  quede;  wang.  quider  (sagen,  sprechen);  an. 

zu  kwASl  angeführten  Sprichw.:  „diirna  man,  kvedha;  «o/-«'.  kveda;  dän.  qaaeAe;  schwed. 

därna  kwast",  od.  „därnagast,  därua  kwast"  quaeda   (sagen,   sprechen,  aussagen,  verkün- 

bemerkt,    dass    solches   tvohl    zuerst    in  den  den,  dichten,  singen) ;  goth.  qilhim,  qiith  etc. ; 

Barbier-Stuben  entstanden  ist,  wo  je    nach  45  ahd.    qiiedan,    qhucdau,    quhedan,    chwedan, 

dem  Range  der  Gäste  bessere  od.  geringere  quethan,  chwtthan,  qiieden  ;    amhd.  (juedcn, 

Quaste  zum  Einseifen  gebraucht  wurden  u.  chedeii,  qnoden,  choden  ;  Wtr/.  queden,  chedeu 

dass  es  dann  später  auch  auf  andere   Ver-  (sagen,  sprechen,  nennen,  meinen,  bedeuten, 

hältnisse  übertragen  ist.  d.  h.  urspr.  lauten.   Laut  od.   Ton    machen, 

kwastig ;  /.  q.  knüstig,  cf.  kwast  sub  c  50  cf.  lüden),  von  des.'^en  Präter.  qnatb,  (juadh 
u.  dann  auch  die  fig.  Bedtg.  von  kwast,  die  etc.  (bis  ahd.  (([iiatlijaii,  qiietjan),  cliwettaii, 
sich  auch  hier  in  kwustig  wieder  findet;  —  quetten,  clietten,  choten  ;  «r/s.  (ineddjan  ;  an. 
'n  kwastigen  böm  (eiyi  ästiger,  knorriger,  bz.  kvedhja  (ansprechen,  anreden,  grüsscn,  be- 
dicker, klotziger,  klobiger  Baum);  —  'n  grü.i.^en ;  segnen)  etc.  toeitergebildet  ist  u. 
kwastig  stiik  holt  (ein  knorriges  kraus  ge-  55  toozu  auch  an.  kvadha  (petitio,  actio  debiti), 
wachsenes,  .schwer  zu  spaltendes  u.  zu  be-  kvaedi  (Gedicht,  Lied),  kvidba  (Gesang, 
arbeitendes  od.  auch  ci)i  derbes  u.  schweres  Lied,  Gedicht,  Erzählung,  Sage)  etc.  etc. 
Stück  Holz);  —  'n  kwastigen  kerel  (a.  ein  gehören.  —  Nach  Fick  von  der  idg.  Y  g»., 
dicker,  fester,  derber,  gesunder,  kräftiger  skr.  gä,  gäyati  (schallen,  lauten,  tönen,  sin- 
etc.  Kerl ;  —  b.    ein    krauser    wunderlicher  00  gen)    wie   stath    von    sta.     Da   indessen  die 


KWATJE 


437 


KWATSKN 


gerni.  y  quath  ebenso  wie  ^n  od.  ^k  selbst 
auch  ein  Schallwort  ist  u.  Schallstämme 
sehr  oft  unverschobeii  bleiboi,  so  kann  man 
für  qithan  (surfen  etc.)  auch  ebensogut  die 
y  kat  (souare,  clainaro  etc.,  bz.  Geräusch 
u.  Lärm  machen,  lärmen,  .schwatzen,  schel- 
ten) =  skr.  katth  u.  kath  (laudaro,  extollcre, 
gloriari,  se  jactare  od.  laut  schreie)t,  prah- 
len, rühmen  etc.,  s.  unter  galm  wegen  galan 
u.  cf.  galp,  galpen  etc.)  u.  kath  (diccro, 
loqui,  memorare,  iiarrare)  ansetzen,  wozu 
ausser  unserm  kwattol,  kwatteln,  kwiddern 
etc.  auch  wohl  an.  kvidlia  (bekümmert  sein, 
sorgen,  klagen,  Jammern  etc);  sckwed.  quida 
(stöhnen,  wimmern,  loinseln,  wehklagen)  ge- 
hören könnte.  Sonst  vergl.  auch  noch  die 
am  Schlüsse  von  kwatsen  erwähnte  ]/  gad, 
die  aber  ivieder  im  Auslaut  nicht  zu  germ. 
quath  stimmt. 

kvvatje,  alberne,  thörichte  Person.  Das- 
selbe wie  dwatje  n.  ivie  kwer  aus  dwer,  so 
aucJi  hieraus  entstanden. 

kvvatjen,  albern  sein,  sich  albern  u.  thö- 
richt  geberden,  albern  u.  dumm  sprechen 
etc.  —  Zu  kwatje.  cf.  indessen  auch  kwat- 
tehi  u.  kattern,  kwatsen  etc. 

kvvating,  koting,  ein  grobes,  dickes,  rau- 
hes Wollenzcug,  hauptsächlich  zu  Röcken 
gebraucht.  —  T^ngl.  coating  u.  mit  ing  weiter- 
gebildet von  engl,  coat  (Rock,  Ueberrock, 
Frauenrock,  Decke,  Bedeckung,  Fell,  Pelz, 
Haut,  Rinde,  Ueberzug  etc.),  was  dasselbe 
Wort  ist  wie  aengl.  cote  ;  ahd.  cozo,  cozzo; 
mhd.  kotze,  bz.  ahd.  choz,  koz,  chozza  u. 
ahd.  cuzi,  cuzin;  mhd.  kutze,  kutz  (grobes, 
zottiges  Wollenzeug ;  Decke,  Mantel,  Kleid). 
Weiteres  vergl.  in  Grimm,  Wb.,  unter  dem 
4ten  Kotze  u.  cf.  kate,  kote  etc. 

kwatsen,  ein  schallnachahmendes  Verb, 
wie  klatsen  (klatsthcn),  gebraucht  in  der 
Bedtg. :  a)  schioatzen,  plaudern,  ausschivatzen, 
an  die  grosse  Glocke  hängen,  verrathen; 
—  b)  mit  lautem  Geräusch  od.  krachend  ti. 
schmetternd  schlagen,  werfen  etc. ;  —  he 
kwatst  dat  an  de  wand  od.  up  de  grund, 
dat  't  in  düsend  stükken  flügt;  —  he  kwatst 
hura   an    de   ören,  dat  liiim  de  kop  brumd ; 

-  c)  brechen,  ausbrechen,  vomiren  =  kotsen  ; 

—  he  kwatst  't  all'  wer  üt,  wat  he  in  de 
mage  hed.  —  Wie  klatsen  u.  nhd.  klatschen 
eins  ist  u.  für  ursjrr.  klatan  u.  klazan  steht, 
bz.  einem  Stamm  nd.  klat,  ahd.  klaz  ange- 
hört, so  ist  auch  kwatsen  u.  nd.,  nhd.  quat- 
schen (cf.  kwatsk  etc.  u.  der  Form  wegen 
klatskern)  urspr.  eins  u.  von  einem  Schall- 
stamm nd.  kwat,  ahd.  kwaz  weitergebildet, 
der  mit  kat  in  kattern  etc.  u.  kwat  in 
kwattel  etc.  von  Hause  aus  wohl  ident.  ist 
u.  beim  Vergleich  von  klatsch  zu  unserm 
klat,  oberd.  klaz  auch  der  Stamm  von  nhd.. 


oberd.  (cf.  Grimm,  Wb.)  kätsch,  kctsch 
(breiartig  weich  etc.)  u.  katschen  (mandu- 
cando  sonum  ederc)  ist,  wobei  sich  die  sonst 
zu  kätsch  u.  katschen  angeführten  Bedtgn. 
5  von  selbst  aus  unserm  klatte  ergeben. 

Was  nun  aber  den  Stamm  kat,  kwat  be- 
trifft, so  kann  man  dafür  sowohl  idg.  kad 
(ds  gad  atisetzen.  Die  erster e  (cf.  kand,  kad) 
giebt  Popp  mit    vocare,    clamare,    flero    u. 

10  (cf.  kad)  mit  commoveri,  ijcrturliari,  terrcri, 
während  er  1  gad  mit  diccre,  loqui  (cf.  zcnd. 
jad,  flehen,  bitten,  bz.  fragen)  u.  2  gad  mit 
tonare  übersetzt,  ivobei  zu  bemerken  ist,  dass 
Ben  feg  zu  gad  (to  recite ;  to  speak)  ge- 
lb rade  goth.  qithan  etc.  (s.  unter  kwäteln) 
stellt,  ivährend  Popp  es  von  skr.  kath 
(dicere,  loqui,  memorare,  narrare)  ableitet, 
die  mit  katth  (laudare  etc.)  auf  idg.  kat  (s. 
unter  kwäteln  am  Schlüsse)  zurückgeht. 

20  Zu  kwatsen,  bz.  urspr.  quatau  od.  quatjan, 
ahd.  quazjan  (nach  klakjan,  von  klak),  bz. 
dem  Stamm  kwat,  aJid.  (inaz,  verstärkt  kwats, 
nhd.  quatsch  vergl.  ausser  kwetsen  (quet- 
schen), kwatteln,  kwatteru,  kwettern  etc.  ii. 

25  den  oben  schon  angeführten  Wörtern  nhd. 
kätsch,  katschen  (cf.  Schm.,  Adelung, 
Weigand  etc.  wegen  der  Wortgruppe 
quatschen,  quetschen,  quitschen  etc.  u.  bei 
ScJtm.  auch  quittein,  quiteln,  vom  Ruf  od. 

30  Geschrei  der  Gans,  des  Hahns  etc.)  auch 
engl,  quash  (zerschlagen,  zermalmen,  zer- 
drücken, quetscheti,  zerquetschen,  breiiocich 
machen)  u.  quatsh  (verrathen,  ausplaudern 
od.  klatschen  etc.,  s.  oben  sub  a),  wobei  man 

35  heim  Vergleich  von  engl,  quash  (schüttern, 
erschüttert  tverden,  einen  Stoss  bekommen, 
schioanken)  auch  an  einen  Zusammenhang 
von  quash  (zerschlagen  etc.)  mit  lat.  quasso 
u.    quatio    denken    könnte,    ivelche    Wörter 

40  Fick  mit  unserm  sclnulden  zu  idg.  (1,818) 
skut  stellt.  Da  aber  der  Zusammenhang  von 
lat.  quatio  etc.  mit  skut  doch  ziveifelhaft 
ist,  so  ist  es  auch  sehr  leicht  möglich,  dass 
aucJi    quatio,    quasso    etc.    zu    einer   y  kat 

45  (i^onare,  crepitare,  bz.  tonare,  clamare,  canere 
etc.)  gehören,  tvoraus  die  Bedtg. :  Stoss  od. 
1^  '^ff  (^f-  pif-paf-puf  als  Schallstämme)  sich 
von  selbst  ergiebt  u.  wobei  noch  zu  bemerken 
ist,  dass  Fick  zu  y  kat  (lärmen, schivatzen, 

50  schelten  etc.,  s.  unter  kwäteln  am  Schlüsse) 
auch  griech.  kötilos  (geschwätzig),  kötillö 
(schwatzen,  plaudern)  stellt  u.  loozu  ausser 
griech.  kötiläs  (Schwalbe,  cf.  unter  kwäteln 
auch  das  nid.  kwetelen  vom  Zwitschern  od. 

55  lärmenden  Geschrei  der  Schwedben,  sotvie 
bei  Schm.  quitschen,  quitschern  =  zwit- 
schern), kötalos  (eine  besondere  Art  von 
Gesängen)  dann  auch  griech.  kötalis  (Stoss- 
keule,    bz.    Ding,    womit    man   stösst, 

60  schlägt  etc.)  gehören  könnte. 


K^YATSK  KWATSCII 


43S 


KWATTEL  KWARTEL 


kwatsk,  kwatsdl,  quatsch;  n)  laß',  albern, 
dumm,  iDisifniiij,  verdreht,  tviderliaari;/  etc. : 

—  be  is  to  kwutsk,  as  ilat  man  ürdemllik 
mit  hum  protcii  kau;  —  'ii  Uwatsken  (laffen, 
albernen,  bz.  unsinni(jen  verdrehten  etc )  5 
fent;  —  kwatsk  tilg  jiroteii  (laffrs  albernes 
etc.  Zeug  reden);  —  he  is  so  kwatsk  uu 
ferdreid,  dat  d'r  iiiks  mit  hum  ui)tost(lleii 
is;  —  b)  mürbe,  weich,  scJunutci;/,  dreckig, 
breiweich,    bz.   zerquetsciU,   zerstampft   etc. ;  10 

—  dat  is  so  kwatsk,  dat  man  d'r  hol  nrt 
up  kauon  bi^ft;  —  't  is  so  kwatsk  to  U")pen, 
dat  man  d'r  bit  an  de  onkols  insakd ;  — 
c)  wie  zerquetscht  od.  zerdrückt,  zerschlagen 
etc.,  bz.  mürbe,  elend  etc.;  —  ik  Min  so  15 
kwatsk  un  ök-nd  to  mode,  dat  ik  navgends 
gen  liist  an  hcbb'.  —  Nd.  (Danneil) 
quatsli  (unsin n ig ,  albrrn)  ,  (I) a  n  n  eil , 
Scha m  b a  c h  etc.)  (juatsch  (Matsch,  Patsch, 
bz.  eine  durch  Druck,  Stoss  od.  Zerquetschung  20 
od.  auf  sonstige  Weise  entstandene  weiche, 
breiartige,  kothige  u.  halbßüssigc  3[asse, 
aufthauender  Schnee,  Roth,  Schlamm,  cf. 
bei  Scham  bach  auch  Klatsch  in  der- 
selben liedtg.).  —  Sofern  dieses  Wort  nicht  25 
etwa  theilweisc  mit  kwäd  (schlecht  etc.,  cf. 
bei  Schambach  quadsch,  übel)  u.  quat 
(Koth,  Dreck  etc.)  zusammenhängt,  ist  der 
Stamm  kwatsk  od.  quatsch  zugleich  Schnll- 
stamm  u.  urs}>r.  Stamm  von  quetschen.  30 
(cf.  kwetsen)  u.  (wie  nhd.  klatsch  od. 
Klatsch  aus  «(Z.  khit,  ahd.  klaz)  wohl  aus 
nd.  quat,  ahd.  quaz  entstanden,  ivie  unter 
kwatseu  das  Weitere  zu  vergleichen  ist. 
Davon  Verb.:  nd.  (Br.  Wb.',  Schütze,  35 
S  c  h  a  m  b  a  c  h,  D  ä  h  n  crt,  D a  n  )i  e  i l)  quats- 
ken,  quatschen,  bz.  quaskcn,  (|uassen,  nhd. 
(We  igand.  Ad elung,  Schm.  etc.)  (juat- 
schen  (im  Quatsch  gehen  od.  hantieren; 
kothig  sein,  bz.  einen  ähnlich  wie  quatsch  40 
od.  klatsch  etc.  lautenden  Ton  u.  Schall 
dadurch  hervorbringen,  wenn  man  in  einer 
feuchten,  weichen  klebrigen  Masse  mit  Hän- 
den u.  Füssen  arbeitet  od.  indem  man  die- 
selbe drückt,  knetet  u.  tritt,  bz.  wenn  man  -15 
einen  weichen  elastischen  Körper  mit  Gewalt 
woran  u.  icorauf  schmettert)  u.  das  Ädj. 
quatschig  (schlüpfrig,  kothig,  dreckig  etc.) 
etc.,  sowie  auch  wohl  nd.  (Scham bach) 
quadschen  (unsinnig,  verkehrt  etc.  od.  un-  50 
verständlich  sjjrechen).  —  Die  verschiedenen 
Bedtgn.  von  quatsch  als  Adj.  u.  Subst.  er- 
klären sich  Wühl  daraus,  dass  dasselbe  in 
ähnlicher  Weise  wie  khik  u.  klat  (cf.  kladde, 
klattc,  klits,  klats  etc.)  od.  wie  matsch  u.  55 
patsch  aus  sonus  etc.  auch  dir  liedtg.: 
macula  etc.  u.  Bruch  etc.,  bz.  wie  klap  auch 
die  von :  schallender  Schlag  od.  Stoss  ent- 
toickelte,  während  aus  Stoss  u.  stossen  dann 
wieder    die    Bedtg. :    Quetsch    u.    quetschen  GO 


hervorgegangen  sein  ioird.  Erklären  lassen 
sich  die  Bedtgn.  von  quatsch,  matsch  (f. 
patsch  als  weicher,  breiiger  Zustand  u.  wei- 
ches breiiges  Etuuts  {s.  oben)  aber  auch 
daraus,  dass  man  beim  Hären  eines  durch 
diese  Wörter  bezeichneten  Schalles  einestheils 
an  die  Ursache  od.  den  Vorgang  (nämlich 
den  Stoss,  Druck  od.  Schlag  etc.,  bz.  das 
Stossen  etc.),  wodurch  er  erzeugt  icurdc  od. 
entstand  u.  anderentheils  auch  zugleich  an 
den  Zustand  d  er  je  n  igen  Körper  dachte, 
worin  diese  durch  einen  mit  quat.  verstärkt 
((uatsh  (od.  Klatsch,  ahd.  khiz)  bezeich- 
neten Stoss  od.  Schlag  etc.  versetzt  wurden 
od.  an  dasjenige,  loas  mit  denselben  durch 
einen  «luatsch  (od.  Klatsch  etc.)  geschah. 

Bezüglich  des  nd.  (Br.  Wb.)  quaddern 
(quatschen,  manischen,  kneten)  sei  noch  be- 
merkt, dass  das  inlautende  „d"  statt  „t", 
vom  Stamm  quat  (cf.  kwatseu),  sich  beim 
Vergleich  von  kladde  u.  klatte,  vom  Stainm 
klat,  leicht  u.  tingesucht  erklärt  u.  dass 
also  auch  dieses  quaddern  mit  k watter u  zum 
Stamm  quat,  kat  gehört,  der  Ja  auch  auf 
älteres  (|uad,  kad  (idg.  gad)  zurückgeht  od. 
zurückgehen  kann  u.  auch  wohl  uiiserm 
1  u.  2  kwäd  (älter  ((uadä  «.  quadi),  kwadder, 
kwildcr,  kwedder,  kwatter,  kwctter  etc.  zu 
(r runde  lief/t. 

kwiittel,  kwartel,  Wachtel.  —  Xld.  kwat- 
tel,  kwartel;    innd.    ((uattele ;    ahd.  quatala. 

—  Daneben  auch:  nid.  kwakkel;  mnld., 
mnd.  quattele,  tvovon  wohl  (Diez  I,  ."^36) 
ital.  quaglia;  aspan.  coalla;  prov.  callia; 
afranz.  quaille  ;  franz.  caille  ;  aengl.  (luailc; 
engl,  quail ;    chw.    quacra;    miat.  quaquilla. 

—  kwakkel  od.  quackele  etc.  gehört  zu 
kwakkeu,  bz.  dem  Schallstamm  kwak  u. 
kwattel;  ahd.  quatala  ist  tvahrscheinl.  (s. 
indessen  unten)  entweder  mit  kwäteln  u.  ahd. 
quethan  (quatli,  (|uat)  od.  mit  kwattelii  con- 
nex,  wie  1  kwatter  mit  1  kwatteru  u.  kwit- 
tern,  bz.  dem  Schall.'<tamm  kwat  (cf.  kwatsen), 
da  auch  diese  Benennungen  der  Wachtel 
ebenso  tvic  kütjenblik  onomat.  sind  u.  sich 
auf  das  Geschrei  od.  den  Buf  derselben 
beziehen.  Das  ahd.  wahtala  (wovon  nhd. 
Wachtel  tt.  cat.  guatila  od.  guatela ;  wal. 
gnala)  betr.,  so  kann  dies  )iur  dann  mit 
quatala  aus  einer  u.  derselben  Grdform  ent- 
standen sein,  wenn  Letzteres  für  älteres 
qualitaia  stellt  u.  dies  mit  dem  Suffi.r  ala 
von  einem  zu  quaken  (reddere  sonuni  instar 
anseris  et  coturnicis  etc.,  s.  unter  kwakkcn) 
geliörenden  Stamm  quaket,  (juakt  (hat  gc- 
q  nackt)  tveitergebildet  wurde,  wie  Ja  ahd. 
„ii",  nhd.  „ch"  (cf.  schwed.  wnktt^l  =  Wachtel, 
sowie  \\Ak.cn=w  ach  en)  für  altes  nd.  ,.,k^steht. 
Wegen  des  Anlauts  „w"  aus  „hw"  u.  dies 
aus  „k\v"  cf.  das  beim  Anlaut  „kw"  Gesagte.      J 


KWATTELN 


439 


KWEDDER  KWAEDER 


kvvatteln,  viel  u.  laut  sprechen,  schwatze», 
plaudern,  plappern,  bz.  ein  lautes  Geräusch 
machen  etc.  Davon  Subst. :  gekwattel,  kwat- 
telle  (Geplauder ,  Geplapper ,  Plauderei), 
kwattolmärs  (schwatzhafte  od.  plaaderhafte 
FersoH,  Vlappermaul  etc.).  —  Nd.  (D ah- 
ne rt)  kaddeln  u.  (cf.  Seh.  u.  L.  unter 
quackelie)  quattelen.  cf.  1  kwattern,  kwatjeii, 
kwatseu  «f.  kwätelu,  mit  welcli  Letzterem  es 
beim  Vergleich  von  hess.  (Vilmar)  quattclii 
(Schallwort  vom  Geräusch  kochender  od. 
brodelnder  Sachen,  namentlich  des  Breis, 
der  Sujipe),  sowie  unserm  prötjcn,  pröttelu 
u.  proteii  auch  zu  quetbau,  bz.  quitlian, 
quath  (sprechen  etc.,  urspr.  lauten)  gehören 
kann. 

1.  kwatter,  Staar.  —  Zu  l  kwnitovu,  wie 
bliitter  zu  blutterii.  —  cf.  auch  hess.  (Vil- 
mar) qiiatter  (kleiner  unruhiger,  queck- 
silberiger, bz,  lärmender  Mensch). 

2.  kwatter,  kwettor  u.  auch  kwaddor, 
thierischer  faider  stinkender  Schlei)»,  Jauche 
etc. ;  —  de  kwatter  flügt  d'r  man  so  üt.  — 
Es  ist  ivohl  dasselbe  Wort  wie  nd.  (Scham- 
bach) qiiader  (hervortröpfelnde  schmutzige 
Flüssigkeit);  mnd.  (Seh.  u.  L.)  koder 
(flegma,  pituita) ;  nhd.  (Grimm,  Wb.  V, 
1.569)  koder,  köclcr  (pituita,  zäher  Schleim, 
Ausicurf),  was  beim  Vergleich  von  köt  u. 
kwäd,  bz.  an.,  ist.  quoda,  kod  (s.  unter  kwäd) 
vielleicht  mit  quäd  ti.  köt  zusammenhängt, 
falls  es  nicht  mit  ahd.  quadilla  (pustula  etc., 
s.  unter  kwäd  u.  cf.  2  kwedder)  zu  einem 
mit  skr.  gaudha  (Knoten,  Knolle,  Knäuel) 
zu  einem  von  der  y  gadb  (urspr. :  sonare, 
crepitare  u.  dann  auch  schlagen,  stossen, 
puffen,  quetschen,  verletzen  etc.,  s.  unter 
kwäd)  stammenden  ahd.  quada,  quata  (Beule, 
Kiterbeule)  gehört,  od.  mit  an.,  isl.  quoda, 
kod  (eiterartige,  (Ucke,  gelbe  Masse,  s.  unter 
kwäd)  zusammenhängt.  —  Desgl.  cf.  auch 
aengl.  (St r atman  n)  quiter, quetter  (sanies), 
was  dort  auch  zu  germ.  kwater,  kwader, 
koder  verglichen  wird  u.  dazu  auch  unser 
2  kwetter  etc.,  sow/e  Weiteres  anter  1  u.  2 
kwedder. 

1.  kwattern,  schwatzen,  Schwätzern,  plau- 
dern, zwitschern,  od.  blättern,  wie  z.  B. 
auch  der  Staar.  —  cf.  kwatteln  u.  nid. 
kwetteren,  welches  v.  Dale  mit  praten, 
snappen,  kakelen  erklärt,  sowie  hess.  (Vil- 
mar) quatteru  (strudeln,  bz.  rauschen,  gur- 
geln etc.).  Ferner  cf.  koddehi  u.  köddern 
■in  Grimm,  Wb.,  soivie  mnd.  (Seh.  u.  L.) 
köderen,  kodderea  mit  den  Nebenformen: 
nd.  köddern,  and.  cotren,  coddern,  ky deren 
u.  wang.  quiddern,  was  dort  von  Dr.  Lübben 
zu  quedan  (cf.  kwäteln)  gestellt  wird,  nach 
nid.  koeteren  aber  mit  koeten  (s.  unter 
kuderwälsk)    connex  sein   kann,    wie  desgl. 


auch  mit  unserm,  kwiddern  od.  kwittern, 
kittern,  kattern  vom  Schallstamm  kat,  kit, 
kwat,  s.  u)iter  kwatsen,  kwatsk  ii.  kwcttern  etc. 
2.  kwattern,  thierischen  faulen  Schleim 
5  etc.  ab.'iondern,  im  Schleim  od.  ähnlichen 
Schmutz  hantieren.  Zu  2  kwatter  wie  nd. 
(Br.  Wb.)  quaddern  (manschen  etc.),  Scham- 
bach) quadcru  (a.  in  zahlreichen  Troptfeu 
hervorkommen,    hervortröpfeln ,    z.    B.    vom 

10  Eiter  etc.,  wenn  eine  Eiterbeule  gedrückt 
ivird,  od.  loenn  das  Wasser  tropfenweise 
aus  dem  Boden  quillt  etc. ;  —  b  im  Wasser 
hantieren)  zu  dem  daselbst  angeführten  nd. 
quader. 

15  kwedder,  kvväder,  Randbesatz,  Saum- 
besatz, Bandeinfassung,  borten-  od.  gurten- 
artiger  Saum,  od.  eigentlich  ein  Streifen 
Zeugs,  der  auf  die  Kante  eines  Kleidungs- 
stücks gesetzt  tvird.  —  Wang.  quitber  (Saum 

20  od.  Besatz);  nd.  (Br.  Wb.,  D ähner  t) 
quadder,  quarder,  (D  a  n  n  e  i  l)  quärl  (d.  i. 
die  Einfassung  eines  Kleidungsstückes  au 
den  Stellest,  "'O  es  dicht  um  den  Leib  od. 
ein    Glied    schliesst    u.    mittelst   Knopf   od. 

25  Haken  festgemacht  10  er  den  soll) ;  mtid.  (S  eh. 
u.  L.)  querder ,  querdel ,  quarder ,  korder 
(dasselbe  u.  auch  ein  schmaler  Streifen  Sohl- 
leder, der  in  die  Kappe  eingestochen  wiril, 
intercutus;  pictaciura,  dicitur  modicum  corio- 

30  lum,  läppe,  vel  dicitur  illa  pars  corei,  dum 
insuta  est  et  solet  repedari ;  liripipium ;  id 
quod  sutor  ponit  iuter  soleam  vel  cooper- 
torium  calcei) ;  mnld.  (KU.)  quardel,  querdel, 
(segnien  corij ;  ligamentum  calcei  rüde ;  lorum 

35  duriusculum  ;  rudis  ora  calcei) ;  mfläm.  quer- 
del (Heu  rüde  de  souliers).  Davon  Verb.  : 
nd.  (Dähnert)  quardern  (Leineivand  od, 
anderes  Zeug  mittelst  kleiner  Falten  an 
einem  Bande  ins  Enge  nähen,    dass  es  um 

40  den  Leib,  Hals  od.  die  Hände  passt  u. 
fest  geknüpjft  u.  gehakt  iverden  kann)  ;  mnld. 
(KU.)  querdelen  (dura  et  nodosa  fila  nere) ; 
mfläm.  querdelen  (coudre  les  semelles  des 
souliers);  Subst.:  mnd.  (Seh.  u.  L.)  querde- 

45  linge;  mnld.  (KU.),  mfläm.  querdelingheu 
(coupons  ou  tacons  de  cuir) ,  sowie  das 
Compos. :  mnld.,  mfläm.  querdelsnyder  f/row.  ; 
Schuhmacher,  Schuhflicker,  bz.  Flickschnei- 
der). —  Die  Bedtg.  dieses  Wortes  als  Zeug- 

50  streifen  u.  als  Jjederstreifen  ist  zweifellos 
die  von  :  Fleck,  Flick  od.  Lappen,  Lumpen, 
Fetzen  etc.  u.  sei  über  die  Entstehung  u. 
Verwandtschaft  dieses  Wortes  das  Folgende 
bemerkt: 

55  Da  nur  blos  von  nhd.  Köder  (esca)  die 
Entstehung  aus  ahd.  querdar  (amhd.  chor- 
der, cbordir ;  mhd.  querder,  körder,  korder, 
cliörder)  als  ivahrscheinlich  (s.  indessen  Wei- 
teres   unten)    angenommen   werden   kann  u. 

60  neben    quardel,    querdel    od.    querder    auch 


KWEDDER  KWAEDER 


440 


KWEDDER  KWAEDER 


schon  früh  die  aus  qiu\der,  qut'der  entstan- 
denen Formen  koder  (cf.  bei  Lex  er  auch 
mhd.  köder,  FUcklapycn  von  Leder  od.  Tuch), 
so  iM  es  jedenfalls  sehr  fraglich,  ob  (nuir- 
der,  querder,  qiicrdel  nicht  aus  eiiier  urspr. 
Fort»  qiiadiira,  6^.  qiiadala  entstand  u.  dem- 
selben ein  einfaches  Thema  (niuda,  quoda, 
koda  ».  eine  y  qiiad,  qiiod,  kod  lursjir. 
genn.  kad,  i:ad  u.  diese  ausidg.  jjadh,  ;;;nK]li 
icie  kamen,  kwani  von  gam)  ^»  (irunde  laij, 
welche  ebenso  wie  klak,  klap  od.  klat  etc. 
(s.  unter  kwatsen,  kwetseu  etc.)  eine  Schall- 
wurzel  icar  u.  aus  sonare,  clamarc,  cantaro, 
crepitarc,  bz.  sonus,  clamor,  cautiis,  cropitus 
etc.)  die Bcdtgn.:  Schlag,  Stoss  etc.;  Bruch, 
Riss,  Spalt  etc.  od.  Wunde  etc.,  durch 
Schlag  od.  Stoss  etc.  entstandene  Beule,  blut- 
unterlaufene Stelle,  eiterndes  Geschwirr  etc., 
od.  durch  einen  Schlag  od.  eine  Quetschung 
entstandene  Blutblase  (cf.  kwiisc),  sowie  fer- 
ner die  Bedtg. :  Fleck  od.  macula  etc.  etc. 
entwickelte,  ganz  zoie  dies  auch  neben  vielen 
anderen  Bcdtgn.  bei:  flok,  flik,  flekkea, 
flikken,  flikkL'rn  otc.  von  der  y  flak  u.  plak 
=  plajr,  planu;  (cf.  flek  etc.)  od.  bei  den  zu 
klak  od.  klat  gchdrenden  WiJrtern  (cf.  klak, 
klakken,  kiik,  klikkoii  etc.  od.  kladde  Ptc, 
klatte,  klator  etc.  od.  klittor  etc.)  u.  andern 
von  Schallstämmen  abgeleiteten  Wörtern  der 
Fall  war. 

Dieses  vorausgeschickt,  so  halte  ich  dafür, 
dass  beim  Vergleich  von  flek,  flik  etc  ,  sowie 
klak,  klattc  etc.  zu  einem  germ.  Stamm  kad 
od.  quad  (Nebenform :  kid,  qtiid,  —  ked, 
qued,  —  kod,  kud,  quod)  zunächst  als  Schall- 
stamm od.  Schallwurzel  =  idg.  gad  or/.  gadli 
(s.  unter  kwäd  u.  cf.  auch  mtid.  köderen, 
kodderen,  schwatzen,  klatschen,  klappen  etc. 
unten  am  Schlüsse)  als  SchallbezcicJinnng  u. 
als  Bezeichnung  dessen,  toas  bei  einem  damit 
bezeichneten  Geräusch  (sonus,  crepitus)  vor- 
geht u.  entsteht,  gehören : 

a)  das  (cf.  bei  Schütze:  qiiarl  a».s  (juar- 
del  u.  dies  aus  quaddel,  —  scharre,  scharde 
aus  schadde,  schade,  ahd,  scata  —  od.  harr' 
aus  hadde)  tvahrscheinl.  «w.s  quad;ira  ?/.  ([ua- 
dala  entstandene  obige  (juader,  quadder, 
quadel,  quaddel,  (juardcr,  koder  in  der  liedtg.: 
Flicken,  Lappen,  bz.  Fleck,  Flick,  Fetze  etc. 
als  Weiterbildung  eines  alten  Subst.  quada, 
koda,  was  auch  dem  mnd.  (Seh.  u.  L.) 
koddeu  (flicken,  ausbessern,repariren),  kodde-, 
kod-wcrk  (Flickwerk,  Ausbesserung,  Repa- 
ratur) ;  nd.  (Dähnert)  kodder  in  oldkodder 
(Ältflicker,  von  Schneidern  u.  Schustern)  zu 
Grunde  liegt,  wobei  aus  dem  in  Grimm, 
Wb.,  aufgeführten  Köder  (Schusterwort), 
sowie  dem  Ortsnamen  Köder s d o rf  etc. 
erhellt,  dass  das  Schusterwort  Köder  od. 
quader,    queder    nicht   von   diesem    Koder 


(Läppten,  Fetzen,  bz.  Fleck,  Flick  etc.)  ver- 
schieden sein  kann  u.  dass  unser  kwedder, 
k wilder  als  Itandbesatz  urspr.  auch  die 
Bedtg.:  „Lappen,  der  auf  Etwas  gesetzt 
5  od.  genäht  wird",  hatte; 

It)  <las  gleichfalls  aus  einem  Subst.  quada, 
koda  hervorgcganffcne  ahd.  quadilla,  nhd. 
quaddel  (pustula,  papula,  (/.  2  kwedder)  u. 
nd.  {Schambach)  quadel    (eine  unschein- 

10  bare  entzündete  Anschwellung  der  Haut), 
(Schütze)  quarl,  bz.  quaddel  (rothe  ent- 
zündete Liculc  von  Mückenstichen,  Nessel- 
brennen etc.),  ivas  wohl  urspr.  die  Bedtg.: 
Beule  od.  Blatter  (cf.  bule,  kwiisc  etc.)  hatte 

15  u.  dann  ein  durch  qund,  kod  in  der  Bedtg.: 
Schlag,  Stoss,  Druck,  Quetschung  (cf.  auch 
2  kwetter)  entstandenes  Etwas  bezeichnete, 
falls  es  nicht  etwa  mit  2  kw-atter  od.  kwad- 
der;    nd.,  mnd.  koder  (Ausivurf,   Qualster); 

20  tnnld.  koder  (saliva,  phlegma,  pituita) ;  nhd. 
koder  (pituita  od.  fauler  stinkender  Schleim, 
bz.  Botz  od.  gelbe  eiterartige  Masse,  cf. 
kwalster)  auf  ein  zu  quad,  kod  (cf.  klak  u. 
ahd.  klaz  »H^er  kladde,  klatte)  in  der  Bedtg. : 

25  macula  etc.,  bz.  Schmutz,  Schmiere,  Dreck, 
weiche  schmutzige  od.  klebige  Masse  gehö- 
rendes Subst.  quada,  koda  in  der  Bedtg. : 
schmutzige  Flüssigkeit,  bz.  Jauche  od.  Eiter 
etc.    zurückgeht    u.    etwa    ein    eiterndes, 

30  J auch  e  ab s o n  d e r  n  d c s  Etwas  bedeutet, 
was  ja  auch  dasselbe  Wort  sein  kann,  tvie 
unser  wohl  aus  quada  gekürztes  Subst.  kwäd, 
od.  wie  an.,  isl.  quoda,  kod  (gluten)  u.  das 
norw.  kwaada,   koda    (Harz    u.  Biestmilch), 

35  s.  unter  2  kwäd. 

Vergleicht  man  nun  aber  weiter  das  nd. 
(S cha m  h  a c h)  kodeu  ( Wamme  od.  Wampe ; 
Unterkinn  od.  Kropf)  u.  das  damit  ident. 
nd.  kotel  bei  Scham  bach  (s.  pag.  110,b), 

•40  bz.  (Dähnert)  kader  (das  hangende  weiche 
Fleisch  unter  dem  Unterkinn),  (Danneil) 
kaoder,  kiiöder  (Unterkinn,  Doppelkinn), 
(Br.  Wb.)  kodder;  mnd.  (Seh.  u.  L.)  koder, 
kader,  kodder;  nhd.  (Grimm,Wb.  V,  L56'J) 

45  koder  (Unterkinn ,  Kropf)  zu  2  kwabbe 
(Wamme,  Fettwulst  etc.),  so  kann  auch  dies 
ur.'ijtr.  ebensogut  tcie  kwabbe  im  Allgemeinen 
ein  weiches  Etwas  bedeutet  liabeti  u.  sich 
wieder  durch  die  Bedtg. :  Schlamm,  Sumpf, 

50  Moor  etc.  (cf.  2  kwabbe  etc.)  mit  Koder 
(Schleim,  Motz,  od.  unreine  .'stinkende  Flüs- 
sigkeit etc.,  cf.  2  kwedder,  bz.  das  oben 
unter  b)  Bemerkte,  sowie  auch  kwabbe  = 
Qualle,  od.  Schleimthier  u.  zu  kwalle    auch 

55  wieder  kwalster)  zusammen  stellen  lassen, 
da  dieses  knden  od.  koder  ja  auch  ebenso 
wie  die  andern  koder  auf  einen  Stamm 
quad,  quod,  kad,  kod  zurückgeht.  Hatte 
nun  aber  das  nhd.  Köder,  bz.  ahd.  querdar 

60  (cf.  Grimm,  Wb.,  unter  Köder,  esca)  etc. 


KWEDDER  KWAEDER                  441  KWELLEN 

vjirklich  urspr.  die  Bcdttj.  Wurm,  so  kann  kvvelftli,  s.  kwälcn. 

auch  diese  Bedtg.  daher  rühren,  dass  der  kwelle,  kwel,  Quelle,  Born,  Spring, 
Wurm  ein  weiches  knochenloses  u.  Sprudel  etc.  —  Nd.  quol;  nid.  kwel;  mnld. 
zugleich  mit  Schleim,  überzogenes  u.  ([uelle;  ahd.  quella ;  mhd.  quelle  etc.  —  Zu 
Schleim  absonderndes  Thier,  bs.  ein  wei-  5  k wellen.  In  der  Bedtg.:  Born  od.  Ader, 
ches  schleimiges  Etwas  ist  u.  als  icoraus  Wasser  hervorsprudelt  u.  emporsteigt 
Weich-  od.  Schle im-  Thier  avfgefasst  sind  hier  welle  u.  söd  gebräuchlicher. 
wurde.  Dass  aber  die  ahd.  Form  querdar  kwelle«  (kwiil,  kwullen),  quellen,  sprin- 
auch  ebensogut  ans  urspr.  quedar,  quadar  gen,  .sprudeln,  steigen,  .sich  erheben,  sich 
(neben  Köder,  Köder  kommen  dafür  \0  heraus  drängen,  schwellen,  dick  werden,  sich 
auch:  keder,  queder,  quedder  vor)  od.  qua-  ausdehnen  etc.;  —  dat  water  (od.  blöd  etc.) 
dara  entstehen  konnte,  wie  nd.  quarl  aus  kwiil  d'r  üt;  —  de  darmcns  un  all'  wat  iu 
quaddel  u.  loie  unser  scharre  aus  schadde  't  lif  sat,  kwnl  d'r  i'it;  —  wen  d'r  fül  fles 
od.  schade  =  ahd.  scato,  bz.  wie  kircher  in  'n  swel  kumd,  den  kwcld  dat  d'r  üt  un 
aus  kicher  (s.  unter  Köder  in  Grimm,  15  up;  —  de  wanguu  (od.  handen  etc.)  sunt 
Wb.)  ist  nicht  zu  bestreiten  (was  später  ge-  hum  kwullen  ;  —  de  arften  sunt  göd  up- 
schah,  geschah  auch  schon  früher  vor  der  kwullen.  —  Nd  quWlea  u.nd.,mnd.  queWen; 
Fixirung  der  Wörter  durch  die  Schrift)  u.  ahd.  quellan  ;  mhd.  quellen  (quellen,  scaturire, 
würden  sich  dann  beim  Vergleich  von  flek,  schtoellen).  —  Es  loird  von  Fick  u.  An- 
flik  od.  von  klak,  klatte,  klats,  bz.  nhd.  20  dem  von  der  ]/  gal  (träufeln,  tropfen,  her- 
Kletz,  kletzen  etc.  sowohl  quader,  queder,  abträufeln,  abfallen)  =  send,  gar  (herab- 
Voilev  in  der  Bedtg.:  Fetzen,  Lappen,  Flicken,  fallen;  schw^'  sein)  etc.  abgeleitet,  wozu 
Tuch- od.  Leder-Lappen  etc.,  als  in  der  von:  Fick  auch  griech.  bällein  (luerfen  etc.)  u. 
Schmutz,  Dreck,  Schlamm,  Schleim  etc.,  so-  lit.  galas  (Ende)  etc.,  sowie  auch  skr.  jala 
wie  ferner  in  der  von:  Wamme,  Fettwulst,  25  (Wasser)  stellt.  Sollte  indessen  das  Stamm- 
Kropf  (als  weiches  od.  quabbiges  Etwas)  u.  verb.  quillan,  quäl,  goth.  qillan,  qal,  bz.  urspr. 
in  der  von  Wurm  (od.  Weich-,  Schleim-  quilan,  qilan  (cf.  auch  kwil)  nicht  eher  zu 
Thier)  leicht  mit  einander  vereinigen  lassen.  der  y  gar  (rauschen,  tönen,  singen,  knistern, 
Vergl.  auch  noch  die  zu  koder,  köder  bz.  murmeln,  sonare,  mussare  etc.)  gehören, 
(Rotz,  Schleim,  Unflath  etc.,  bz.  Lumpen,  30  sodass  quil-an  ursjjr.  die  Bedtg. :  Geräusch 
Lappen,  Fetzen,  kleines  abgerissenes  od.  machen,  bz.  rauschen,  singen,  knistern,  mur- 
abgespaltenes,  abgeschnittenes  Stück,  Abfall,  mein  etc.  hatte  u.  dann  wegen  des  Geräu- 
Schnitzel,  Flitter  etc.)  gehörenden  Wörter  sches  od.  des  Murmeins,  welches  das  aus 
in  Grimm,  Wb.,  als:  koderei  (Botz,  Un-  der  Erde  od.  einem  Spalt  hervorkommende 
flath) ,  koderei  (Lumperei  etc.) ,  koderer  35  od.  herausquellende  Wasser  macht,  auf  das 
(sputator,  screator),  ködern  (Schleim  aus-  (Quellen  selbst  u.  auf  die  rauschende  u. 
werfen,  husten  =  kwalstern)  etc.,  soivie  murmelnde  Quelle  übertragen  wurde,  ganz 
weiter  mnd.  (s.  oben)  köderen,  kodderen  tvie  Ja  auch  Klinge  (Gie.ssbach,  Rinnsal, 
(schwatzen,  klatschen  etc.)  loegen  des  für  die  Schlucht,  seichte  Flussstelle  etc.)  zu  kl  in- 
obigen Wörter  artzusetzenden  Schallstammes  40  gen  gehört  u.  Mos  ein  klingendes  od. 
quad,  kod  aus  idg.  gad  od  gadh  (sonare,  rauschendes  Etwas  bezeichnet.  Vergleicht 
crepitare  etc.),  bz.  in  derselben  Bedtg.  une  man  aber,  dass  sengen  aus  ahd.  sangjan 
klat  od.  klap,  bz.  nhd.  Klatsch  u.  Khipps.  entstand  u.  dass  dies  vom  Präter.  sung 
2.  kvvedder,  kwäder,  Hitzblatter,  Fastet,  (sang,  tönte,  rauschte,  knisterte),  von  singau 
Eiterbläschen  etc.  —  cf  ahd.  quadilla,  chwa-  15  (singen),  fortgebildet  ivurde,  sowie  ferner, 
dilla,  quedilla,  qhuedilla,  chwedilla  (cicatrix,  dass  wir  singen  auch  von  Klingen,  Rau- 
pustula,  papula) ;  nd.  (Br.  Wb.)  quaddel  sehen,  Summen  od.  dem  leisen  Tönen  einer 
(Blatter,  Nesselbrand),  (Schambach)  ([UA-  Kerzenflamme  soioohl ,  als  vom  Geräusch 
del  (entzündete  Anschwellung  der  Haut,  des  kochenden  Wassers  im  Theekessel  ge- 
\}Ova\)\\n%eic.),(Danneil)q\\i\M\,  (Schütze)  50  brauchen,  so  ist  es  begreiflich,  dass  das  alte 
quarl  (rothes  Auffahren  der  Haut  von  inner-  sangjan  anstatt  in  die  jetzige  Bedtg.  von 
licher  Hitze,  Wanzen  od.  Mückenstichen  sengen  auch  in  die  von :  flammen,  glühen 
etc.),  quaddel ;  dithm.  quiddel  (eine  am  Leibe  etc.  od.  in  die  von :  brodeln,  toallen,  kochen 
aufgegangene  kleine  Erhöhung  od.  Beide),  etc.  hatte  übergehen  können,  sodass  dann 
sowie  ags.  cvidhele  od.  cvydhele  (varix)  u.  55  auch  quellen,  bz.  quil-an  aus  rauschen 
Weiteres  unter  1  kwedder  sub  b,  sowie  od.  knistern  sowohl  die  Bedtg.:  sengen, 
unter  kwäd.  brennen  etc.,  od.  flammen,  glühen  etc.,  od. 
kwek,  s.  2  kwik.  kochen,  brodeln,  tvallen,  aufwallen  etc.  hätte 
kweken,  s.  kwäken.  entwickeln  können,  ivie  ja  icahrscheinl.  die 
kwelder,  s.  kweller.  60  y  ghar  (brennen,  leuchten,  flammen,  funkeln 


KWELLER  KWELDER  442                          KWENGELN 

etc.)    von    Hause    aus    dieselbe    }/   ist,    wie  de    schlick    undo    ordo    iiiuiiu'    samlet    uiule 

ghar    (soiiare,    crepitare    etc.),    ivozu   Ralau,  settet  dorcli  den  dachlichcn  tho-  und  affloop 

gellen,  bs.  utiser  galm  (s.  d.)   n.    atich   sk-r.  des  nieeres"  gut  2n1s.il. 

gharphaia  (Gelächter;  Geknister),  ghura,  kwelipi'-^l'iis,  das  auf  einem  kweller  od. 
ghiiraja  (j^rasseln ,  grunzen  etc.)  geJiüren,  5  licller  irachsende  od.  (jewachsene  Gras, 
worüber  noch  Weiteres  unter  gar  u.  gold  kweller-hei,  das  auf  einem  kweller  od. 
in  meinem  Wb.  verglichen  werden  mag.  heller  grwoiiiuiie  Heu. 
Vergleicht  man  nun  aber  weiter  die  Wörter :  kweili";,  kwelsk,  quellig,  quellisch;  — 
Born  u.  Brunnen  von  brennen  (d.  h.  a)  aufgequollen,  diel:,  voll  etc.  u.  in  Folge 
nicht  in  der  Jeteigen  Bedtg.,  sondern  in  der  10  davon  unlustig,  unbequem  etc.,  wie  z.  B. 
von:  in  Hitze  gerathen,  aufwallen,  kochen,  vom  Geiiuss  dünner  od.  blähender  Speisen 
sieden),  bz.  söd  (Brunnen  od.  Quelle)  von  od.  vielen  Theetrinkcns;  —  ik  bin  so  kwellig 
seden  (sieden,  kochen,  wallen),  sowie  ferner  fau  't  föle  tedrinken;  gif  mi  insen  'n  lütjeu 
un.<<er  vfcUv  ((Juelle,  Brunnen)  u.  nhd.  Welle  ofsctter  (Schnaps  zum  Abtreiben)  her,  of 't 
(Woge  od.  Wasser schwall,  icie  mnd.  quäl,  15  den  net  wat  beter  word;  —  b)  voll  Wasser 
aufgestautes  Wasser,  bz.  Wasser  -  Schwall  n.  in  Folge  dessen  sumpfig,  iveich,  schioam- 
fcf.  Schwall  von  schwellen]  von  quel-  inig  u.  zerflicsscnd  u.  zerrinnend;  —  de 
leu)  von  wellen  (sieden,  kochen),  bz.  ahd.  ixnmd  is  so  kwelliLr,  dat  man  d'r  hei  net 
wallaii,  wial,  wiel  (wallen,  auftvallen,  in  in  klär  worden  kan ;  —  dat  saud  is  kwelsk ; 
Hitze  gerathen,  sieden,  sjirudeln,  wogen),  120  dat  lö])d  all'  üt  "n  ander. 
so  würde  (Quelle  auch  hier  aus  quellen  kwel-saiid,  Triebsand,  Sand  der  im  nassen 
in  der  Bedtg.:  sieden,  toallen,  sprudeln  etc.  Zustand  nach  allen  Seiten  hin  auseinander 
entstanden  sein.  Will  man  nun  aber  von  flies.st  u.  rinnt,  daher  auch  löpsaud  genannt. 
gar  (sonare)  als  ]/  von  quellen,  absehen,  so  kwem ;  /.  q.  kwam,  cf.  kamen. 
Hesse  sich  für  Quelle,  quellen  u.  skr.  jala  'J5  kwendel ,  kwennel.  Hier  u.  auf  den 
(Wasser  =  quellendes  od.  =  wallendes,  wo-  In.<:eln  dasselbe  loiekrnkiötu.  1  pekken,  saba, 
gendes  Etwas':")  auch  vielleicht  die  y  jar,  nämlich  Glasschmalz  (salicornia  herbacea). 
jur,  gvar  (aegrotare,  febrire,  bz.  urspr.  heiss  cf.  nd.  (Br.  Wb.)  queudel,  quindcl  (eine 
sein ,  glühen ,  wallen)  u.  jval  (flaramare,  Pflanze,  die  auf  dem  Schlick  zuerst  auf- 
flagrare,  cf.  bei  Bopp  ]/ gar  ».  gval  u.  bei  30  wächst;  Satureg,  Hühnerkohl,  cunila,  cuni- 
G  rassmann  die  Wurzeln  jdv  1  u.  ö,  jur,  lago.  (j>»e«(/e/ (Thymus  serpillum)  «(?.  ^j>»c»- 
jürr  u.  jvar)  heranziehen,  zu  dem  übrigens  nel  entstand  aus  cdid.  quenala ,  quenula, 
zu  bemerken  ist,  dass  ihre  eigentliche  u.  urspr.  chenila,  conela  etc.  u.  dies  entweder  aus 
Bedtg.  sich  schwer  feststellen  laust.  lat.  cunila,  griech.  konile,  s.  unter  kölle  etc. 
kweller,  kwelder,  a)  der  Meeres- Anwuchs  35  kwen;2;eln,  im  winselnden  iveincrlichen 
od.  das  Aussende ichsland,  was  sich  durch  od.  schmeichelnden  u.  kosenden  Tone  drän- 
den  Niedcrscldag  des  Schlickes  allmälig  er-  giin  u.  a)ihaltend  bitten,  um  Etwas  zu  er- 
höht u.  aus  dem  Meere  emporliebt;  —  h)  das  halten,  bz.  Jemanden  auf  diese  Weise  dr än- 
auchkwdlcvgvd^  genanide,  auf  diesem  ^[eeres-  gen  u.  quälen,  um  ihm  ein  Begehrtes  zu, 
Anwuchs  (gewöhnlich  heller  od.  helder  ge-  40  geben  u.  ihm  zu  Willen  zu  sein  etc.;  daher 
nannt)  wachsende  feine  salzhaltige  Gras,  überhaupt  auch:  winseln,  weinerlich  thun 
Süssgras  (Glyeeria  maritima  u.  distans).  —  u.  reden  etc.,  od.  schmeicheln,  süsslich  thun, 
hn  nid.  hat  kwelder  ausschliesslich  die  süsslich,  liebkosend  u.  zärtlich  sprechen  etc. ; 
Bedtg.  sub  n,  während  wang.  (Ehr entr  aut  —  de  kinder  stau  all'  bi  do  moder  to  kwen- 
I,  342  u.  3S6)  u.  mnd.  (Sch.u.L.)  queller  -15  geln,  dat  se  hör  'n  stük  kok  gefen  schal; 
wieder  ausschliesslich  die  Benennung  der  ■ —  junge!  hol'  uj)  to  kwengeln  (winseln  od. 
Pflanzen  od.  der  Wurzel  ist,  welche  sich  schmeicheln,  bz.  klagoid  u.  bittend  etc.  drän- 
zuerst  auf  dem  Schlick  zeigt  u.  erhebt.  —  ll'dn) ;  du  krigst  dog  niks;  —  de  huiul  steid 
Dass  dieses  Wort  von  kweudel  ganz  ver-  bi  en  to  kwengeln  (winseln)  un  liird  up  'u 
schieden  u.  nicht  daraus  entstanden  ist,  ist  50  stük  bröd ;  —  du  must  net  so  föl  mit  de 
wohl  zweifellos  u.  dürfte  es  wühl  eher  mit  kinder  kwengeln  (schmeichelnd  u.  zärtlich 
k wellen  in  der  Bedtg.:  springen  heraus,  od.  weibisch  u.  sie  verzärtelnd  etc.  reden 
sich  erheben  etc.  zusammenhängen,  da  es  etc.).  —  Da  wir  auch  dwingen  (de  kinder 
in  beiden  Bedtgn.  ein  dem  Meere  od.  dem  stau  bi  en  to  dwingen,  bz.  se  dwingen  um 
Boden  entsprungenes,  oitsprossenes  od.  ent-  55  'n  stük  bröd  etc.)  in  der  Bedtg. :  dringend 
stiegenes,  entquollenes,  bz.  ein  sich  daraus  bitten,  od.  fordern  etc.  gebrauchen,  so  ist 
erhebendes  Etwas  ist,  tooranf  auch  die  Be-  es  ivohl  zweifellos,  dass  kwengeln  urspr.  die 
Schreibung  (mnd.) :  „(jueiler  is  de  wortel,  so  Bedtg.:  drängeln  hatte  u.  dass  demnach 
(bz.  das  Etwas,  was)  sick  allererst  up  dem  Weigand  auch  Eecht  hat,  wenn  er  quen- 
schlicke    erhevet    unde    dar   sick  uhagerade  60  geln  als  ein  Iterativ   von  dem  aus  dwiugan 


KWENGELN  KWENKELN  443  KWENTELN 

0(7.  ahd.  twingau  (nhd.  s  loi  iif/en),  mhd.  teil  (tauschen,  certauschen,  verbergen  etc.), 
quingeu  ansieht  u.  dass  demnach  dicBedtg.:  was  mit  dem  hess.  (Vilmar)  quanzeii  (han- 
kleinlich, unzufrieden,  unaufhörlich  anders  dein,  schachern,  zumal  im  Kleinen  u.  Klein- 
wollen als  Ändere,  hz.  unzufrieden  sein  (cf.  sten,  namentlich  von  den  Kindern,  wenn 
bei  Scham  bach:  quengelen,  queiigelaer  5  diese  unter  sich  gegenseitig  ihre  Sachen  aus- 
etc),  murren,  klagen  etc.  ivieder  aus  der  u.  vertauschen) ,  —  verquauzeii  (unrecht- 
sjjcitern  u.  aus  drängeln  abgeleiteten  Bedtg.:  massig  od.  heimlich  od.  mit  Schaden  etwas 
winseln  etc.  hervorgegangen  ist.  Kleines  verschachern)  eins  ist  u.  wovon  das 

kwengeln,  kweukeln,  ein  Gefäss  mit  mnld.  (KU.)  qwantseleu  (commutare,  per- 
Wasser  od.  .sonstigen  Flüssigkeiten  hin  u.  10  niutare,  cf.  2  kutjeu  u.  das  daselbst  ange- 
her schwenken,  od.  immer  hin  u.  her  be-  führte  nid.  riiilen) ;  mfläm.  quautseleii  (tro- 
loegen  u.  dadurch  das  Wasser  etc.  aus-  od.  qupr,  permuter ,  chauger,  eschanger)  ein 
verschütten;  —  he  kweugekl  od.  kwenkelJ  Iterativ  u.  wobei  noch  zu  bemerken,  dass 
(schwenkt,  schwenkelt,  bewegt  hin  u.  her  od.  das  nid.  kwaiitselen  (cf.  Weiland)  od. 
sliugerd  etc.)  so  mit  Ae  cmmer  (Eimer),  dat  15  (v.  Dale)  kwanssolen  ausser:  tauschen, 
't  water  d'r  all'  ütüügt  im  afer  de  raud  hen  Tausch-  od.  Kleinhandel  treiben,  den  Mäkler 
löpd.  —  Daher  überhaupt:  aus-  od.  ver-  machen  etc.  auch  die Bedtg.:  roeren,  morsen, 
schütten,  wegschütten,  ivegiverfen,  bz.  .schien-  bz.  manschen,  od.  kleieu,  gremen  etc.  (s.  oben 
dem,  verschwenden  etc. ;  he  kwengeld  (od.  kwentelu  in  der  Bedtg.  sub  b)  hat,  sodass 
kwenkeld)  't  all'  weg;  —  he  kwengeld  20  man  also  annehme^',  muss,  dass  quanien  (cf. 
(schleudert)  wat  mit  sin  göd  herum;  —  he  AdeUmg  unter  quantsweise  u.  Weiland 
ferkwengeld  sin  geld  un  göd.  —  Nid.  kwen-  unter  kwaut)  urspr.  die  Bedtg. :  hin-  u.  her- 
geleu  (Wasser  aus-  od.  verschütten  durch  beioegen,  bz.  von  einer  Stelle  auf  die  andere 
fortwährendes  Hin-  n.  Herschwenken  eines  bewegen,  Stelle  wechseln  etc.  od.  vherhaupt 
Zubers  etc.).  —  Es  bezeichnet  lediglich  ein  25  die  von:  wechseln,  changiren  etc.  hatte  u. 
Hin-  u.  Her-Bewegen  od.  Hin-  u.  Her-  dass  demnach  das  Subst.  quant  (Tausch, 
Schtoingen  etc.  von  Etwas  u.  wie  das  vorige  Wechsel)  als  Person  auch  dieBedtg.:  Mensch, 
kweugeln  von  quingen,  so  ist  dies  ein  Itera-  der  seine  Stelle  toechselt  od.  von  einer  Stelle 
tiv  von  kwinken,  icas  dieselbe  Bedtg.  loie  zur  andern  springt  od.  von  Einem  zum  An- 
schiv  i  n g  e  n  u.  tv  i n  k e n  (cf.  wenk,  weuken  30  dem  übergeht  etc.  od.  die  von  :  beweglicher 
od.  wink,  winken  u.  das  davon  abstammende  u.  flinker,  gewandter  Mensch  etc.  u.  dem- 
wanken,  wankein  etc.  u.  \i\\\k-G\  =  Biegung,  nach  quant  als  Adj.  u.  Adv.  die  von:  be- 
Seitwärtsbeicegung,  Krümmung)  hat.  Vergl.  tvcglich,  gewandt  etc.  hatte.  Aus  der  von: 
dieserhalb  mnld.  quiucken  (micare,  motitare  Stelle  od.  Flat^  wechseln  ist  dann  quanten 
etc.)  n.  das  Weitere  unter  kwink  u.  kwinken.  35  in  die  von :    Güter   od.    Besitz    wechseln  ti. 

kwenteln,  a)  sorglos   u.  leichtsinnig  han-  tauschen.  Tausch-    u.  Kleinhandel  betreiben 

dein   u.    mit   Etwas    umgehen,  tändeln  etc.;  u.  hieraus  wohl  in  die  von:  zum  Schein  u. 

—  he  kwenteld  to  dül  (liandclt  od.  geht  zu  heindich  od.  unerlaubter  Weise  handeln,  be- 
leichtsinnig, od.  schleudert  zu  toll)  mit  sin  trügerisch  u.  täuschend  handeln,  täuschen 
geld  herum;  dat'kan  so  net  bestän;  —  he  40  etc.,  bz.  in  die  von:  kleinlich  od.  leicht- 
fierkwenteld  (verhandelt,  verschleudert  etc.)  sinnig  handeln,  nicht  im  Ernst  handeln, 
sin  geld;  —  h)  Etwas  aus-  od.  verschütten  wenig  ausrichten  (cf.  nd.  quänteln, quäntern, 
u.  überall  Flecke  machen  od.  Alles  be-  zum  Schein  thun  od.  handeln,  nicht  im 
schmutzen,  indem  man  leichtsinnig  u.  sorg-  Ernst  handeln,  wenig  ausrichten  etc.  u. 
los  damit  umgeht,  od.  indem  man  es  sorglos  45  verquantelii,  verschleudern,  vergeuden  etc., 
u.  unachtsam  trägt  u.  hält,  zu  rasch  damit  besonders  beim  Kaufen  u.  Verkaufen  etc.), 
geht,  od.  das  betr.  Gefäss  hin-  u.  herbewegt  pfuschen,  sudeln  etc.  übergegangen,  ivenn 
u.  schwenkt  etc.;  daher  überhaupt  auch:  nicht  etwa  die  Bedtgn.  unsers  kwentelu  aus 
schütten  etc.  u.  klecksen,  schmutzen  etc.,  bz.  der  sinnl.  Bedtg. :  ein  Anderes  od.  sich  viel 
dasselbe  wie  1  kleieu  u.  gremen  etc.;  — du  50  u.  öfter  hin-  u.  herbewegen,  schlendern,  bum- 
must  net  so  kwenteln ;  du  mäkst  je  aferal  mein,  leichtsinnig  u.  sorglos  leben  u.  han- 
flekken  up  de  däle;  —  wel  hed  dar  nu  wer  dein  etc.  direct  hervorgegangen  sind.  Ver- 
mit  de  melk  kwenteld?  de  hele  gang  längs  gleicht  man  übrigens  das  mfläm.,  mnld. 
bit  hen  na  de  keller  ligd  't  je  ful  drüppen;  quantseler  =  kansseler  (sodalis),  bz.  dasselbe 

—  kwentel  (giesse,  schütte  od.  kleckse  etc.)  55  wie  quant  (sodalis,  socius,  socius  ludi,  col- 
mi  't  kled  net  ful;  —  he  kwenteld  dat  d'r  lusor;  commercia  oxercens  cum  aliquo,  per- 
üt;  —  he  kwenteld  (schmutzt,  schmiert,  mutator),  so  ist  das  Verb,  quanten,  quanzen 
sudelt  etc.,  od.  auch  pfuscht  etc.)  d'r  wat  u.  quantseien  (permutare  etc.)  von  quant 
mit  herum.  —  Schm.  (s.  unter  1  kwant)  (sodalis  etc.)  weitergebildet  u.  kann  imser 
hat  ein  Verb,  quenten,  verquanten,  verquen-  60  kwenteln  u.  nd.  quänteln  dann   auch   soviel 


KWER                                444  KWETTER 

hcissen  (ih:    handeln   ivie   ein  Quant  —  Nhl  kwetseii;    wiihl.  qiiotsoii    (quassare, 

0(1.  Windbeutel,   Schalk   etc.    (cf.    2  kwaut),  comiuassaie, rumi>ore,liviloiT,oüViultTe,nialiiin 

icor(iu.'>  sich  die  Beiltff. :  leichtsinnig  sein  u.  iiifono,    vulneraro,    laedere,    sauciaic) ;    )id. 

handeln    etc.    auch    run   selbst   en/iebt.     Ist  quetseu ;    nind.    qiicssen,    quetscn,    kwettcu; 

nun    aber    qiiant    urspr.    ein   socius  liuli  w.  5  bayr.  (Schm.)  quetzeu :  w/u^.  qiictzcn,  quet- 

ninld.  (juautsplor    etwa   aus    kansselcr    (dies  sehen.  —  Nach   ahd.    quäz,  qiiaz  (luimmus, 

wird  miläm.  mit  compagnoii  de  tavcrnc  glos-  deiiarius,    bz.    eine  geschlagene  od.  geprägte 

sirt    u.    ist   jedenfalls  von  kansso  =  franz.  Münze),    bz.    dessen  icaltrsclieinliclie  vollere 

chanco  entstanden),  so  wird  beim    Vergleich  Form  quazä,  quazzä,    sowie   nach    Glatze 

von    mnd.    kansc,    kanze    u.    mhd.    sclianze  10  aus  glazä,  glazzä  von  dem  Prätcr.  glaz  von 

((Tlücksfall,  Crlückswech.'<cl,    bz.  aloa,  jactus  glizan,    as.    glitan    etc.    (glcissen ,    glänzen) 

aleae,  sors,  fortuna,  casus,  eventus  etc.,    cf.  sollte  man  fast  annehmen,    dass  früher  ein 

kansl    auch    das    Verb,    quanzoii,    quantzcn,  ahd.  Verb,    quizau,   quaz    etc.,    and.  qnitau, 

(luanten    u.    nid.    quantseleii    (])erniutarc  od.  quat  etc.  mit  der  Bedtg. :   schlagen,   stossen 

wechseln,  verändern  etc.)  aus  franz.  chincor  15  etc.,    bz.    von  zwei  Seiten  hin  auf  einander 

{umkehren,     veränder)t    etc.    od.    eigentlich  schlagen  u.  stossen  etc.,  wie  bei  khiT^i^cix)  bc- 

wohl :  straucJieln,  tcanken,  taumeln,  schwan-  standen  hätte,  von  dessen  Prätcr.  quaz,  quat, 

ken,   sich   hin   u.  her  bewegen,  wie  nfranz.  verstärkt    quatz,    quats,    quatsch   (cf.    klats, 

chanceler,  fallen   wollen,    wanken,   taumeln,  klatsch    von    klaz,    klat)    sowohl  die  quaz 

straucheln    etc.,   was  ebenso  wie  chauce  von  20  od.  qiiAzX  genannte  Münze,  als  auch  ein  für 

lat.  caderc  stammt)  entstanden  sein  u.  dann  quetzeu    etc.     anzusetzendes    ahd.    quazjau, 

auch   mnld.    quant    (socius  ludi,  sodalis)  in  and.  ([uatjau    (cf.    nhd.    kletsen    aus  ahd. 

irgend  einer  Weise  mit   chance    (aleac)    zu-  klazjau  unter  kladdeu,  sowie  kl  ecken  aus 

sammenhängen  u.  seine  verschiedenen  Bcdtgn.  rt/jf/.  klakjau  von  klak)  hervorgegangen  sein 

hievon    u.    vielleicht    auch    mit   von  älterem  25  könnte,  zu  ivelchem  quizan,  ([uaz,  bz.  quitau, 

franz.  chancer,  verändern,  wechseln,  tauschen  quat  aus  älterem  kitan,  kat    eben    auch  un- 

od.  schwanken,  taumeln  (ein  (lunnt  od.  lusti-  scre    Verba:    kwatsen,    kwettern,    kwittern, 

ger  Bruder  etc.  kann  ursprünglich  auch  ein  kattern,  kittern  zu   stellen   sein    würden    u. 

taumelnder  u.  aiigrtrunkener  Mensch  bcdeu-  angenommen  werden  müs^te,  dass  auch  die- 

tet  haben)  etc.,  od.  dem  daraus  entstandenen  30  sem  cdtcn  quizan,  quaz  ein  ähnlicher  Schall- 

qi\iiutsen,(iuiuizcn  (wanken  etc.  od.  verändern,  stamm   toie   klap,    khik,    knap,    knip  etc.  .?« 

loechseln  etc )    erhalten  haben,  zvo  dann  die  Grunde  läge,  worüber  bereits  unter  kwatsen 

Entstehung  von  qnant  aus  gewandt  (s.  unter  verhandelt  ist.     Da  indessen  das  ahd.  qua- 

1   u.  2  kwant)  abzuweisen  ist.  schiure,  quatschiure,  quatschier;  mnld.  quet- 

kwer,  quer.     Aus  twer,  dwer,  cf.  dwar.  35  sure;    tdd.    kwetzuur     (Quetschung ,    laesio, 

kwern,  eine  Jetzt  nur  noch  hie  u.  da  auf  vuhius)  jedenfalls   mit  quetsen  od.  quessen, 

dem  Lande  gefundene  Handmühle   zur  Be-  (luescheu,  quetschen  zusammenhängt  u.  eines 

reitung   von  Hafer-    u.  Buchweizen-Grütze;  Ursjjrungs  ist,  seine  Form  indessen  nach  dem 

daher    auch    gört -kwern    genannt.    —    Nd.  aus  adveutura   entstandenen    ahd.  aventiure 

quem ;    mnd.  quernc ;    nid.  kwcern,   kwern  ;  40  (cf.  äventur)  ei7ie  Entlehnung  aus  dem  rom., 

mnld.,  mflüm.  i\nevne;  af ries.  quvnic;  nfries.  bz.  eine  Entstehung  aus  einem  /«<.  quassura 

quem  ;  toa».'/.  quen  ;  .srt</.  tzerne;  as.  querna;  (u.    dies    von    quassus,    icie    adventura    von 

ags.    cveorn,    cv  yrn ;     aengl.    cwerue ;     engl.  adveiitus)    verräth ,    so    dürfte    auch     wohl 

quem;  an.,  /s7.  quem,  quörn;  norw.  kveru,  kwetsen,    bz.    mnd.    quessen,    quetsen,    mhd. 

*/m/ec^  kveiin,  kvedn;  kvann;  sc/i«'«/.  quam ;  45  (juitzen    mit   engl,   quash  ;    aengl.  qiiaschin, 

dän.    quaern ;    goth.    (lairnus;    ahd.    quirn,  franz.  quasser    aus  lat.  quassare  u.  quatere 

churn,  chwirna,  churni ;  rn;(/tr/.  churne;  ndtd.  entstanden  sein  u.  dann  auch  vielleicht  unser 

kurn,    kürne,    kürn  (Mühle,    Mühlstein  zum  kwatsen,  bz.  mnd.  ([uetten  /(.  unser  kwettern 

Zerreiben  u.  Zerkleinern  der  Kurner);    lit.  gleichfalls  a»/ quassare  u.  (juatere    zurück- 

girna.  —  Mit  koren    u.    kern    zu   derselben  50  gehen. 

y  gar.  Wegen    des    ahd.    quaz ,    quaz    (luininnis, 

kwer-.sak,    a)    Quersack;    —    h)    ein    an  denarius)   sei    übrigens    noch    bemerkt,  dass 

beiden  Enden  bewohntes  quer  stehendes  Ar-  dieses  Wort  auch  mit  ital.  qwdiio  (zusammen- 

beiterhaus.  gedrückt,    gepresst)   zusammenhängen  kann, 

kweteln.  s.  kwäteln.  55  was    Diez   mit    ital.    (in    Brescia)    quat 

kweUen,  quetschen,  drücken,  stossen,  schla-  (Alp,  bz.  ein  Etwas  was  drückt),  .sard.  cat- 

gen    etc.,    bz.    durch   Druck,    Sloss,    Schlag        tare  (platt  drücken)  etc.  als  aus  lat.  coactus 

zerdrücken,    beschädigen,   verwunden,  iveich        entstanden  ansieht. 

machen  etc.;  —  he    kwetst  dat  kört;  —  ik  1.  kwetter,  .v.  2  kwatter. 

heb'  min  fiuger  kwetst;  —  de  apjiel  is  kwetst.  60      2.  kwetter,  ein  durch  Schlag,  Stoss,  Druck, 


KWETTERN 


445 


KWIK 


Fall,  Sturz,  hs.  dadurch,  dass  zwei  harte 
Körper  aufeinander  schlagen  u.  prallen,  od. 
dass  ein  Etwas  von  zwei  Seiten  her  stark 
gedrückt  od,  gequetscht  wird,  entstehendes 
od.  entstandenes  Etwas,  too z.B.  eine  Quetsch- 
wunde, Quetschstelle  od.  ein  ge-  od.  zer- 
quetschtes tveiches,  breiiges  Etwas   entsteht; 

—  de  appel  was  so  wek  (od.  büksek,  röt- 
terig) ,  dat  't  emer  kwetter  (eine  weiche 
breiige  unförmliche  Masse)  was,  as  he  up 
de  grund  ful ;  —  dat  (od.  he  etc.)  is  to 
kwetter  toslagen,  das  (od.  Er  etc.)  ist  zu 
Brei  etc.  zerschlagen.  In  gekwetter  (Ge- 
schmetter, Geprassel,  Geknatter  etc.)  drückt 
kwetter  (cf.  kwetteru)  auch  das  durch  solche 
Vorgänge  entstehende  Geräusch  (soniis,  cre- 

pitns)  aus.  Wegen  derBedtg. :  weiche,  breiige, 
bz.  schmierige  schmutzige  Masse  etc.  cf.  auch 
kwatter  u.  iveiter  das  unter  1  kwedder  nach 
b  Ausgeführte. 

kwettern,  a)  crepitare,  schmettern,  pras- 
seln, knattern,  knittern  etc. ;  —  dat  kwetterd 
ördendlik ;  —  b)  zerschlagen,  zersrhmettern, 
zerquetschen  etc. ;  —  dat  is  to  gnis  kwetterd 
(durch  Quetschen,  Schlagen,  Stossen,  Drücken 
od.  Werfen  etc.  zu  Grauss  od.  in  Atome 
zerquetscht  od.  zerschlagen,  zerschmettert  etc.) ; 

—  de  appel  is  gans  kwetterd  od.  tokwettcrd 
(der  Apfel  ist  ganz  u.  gar  zerquetscht  od. 
zerschmettert,  zerschellt,  zersprungen,  ge- 
borsten etc.,  bz.  er  hat  überall  gequetschte 
II.  iveiche  Stellen);  —  he  is  gans  tokwetterd 
(er  ist  körperlich  ganz  zerschlagen  u.  zer- 
quetscht, bz.  überall  gequetscht  u.  hat  über- 
all Quetschiounden  u.  blaue  Flecke  etc.,  od. 
auch  fig.  vom  Gemüthe :  er  ist  ganz  zer- 
malmt u.  zerknirscht) ;  —  dat  god  is  all' 
tokwetterd  (das  Zeug  ist  alle  zerknittert,  bz. 
durch  vielfaches  Drücken  zerknüllt  u.  kraus 
geworden).  —  Nid.'  kwettern  (quetschen,  zer- 
drücken, bz.  drukkon,  kneuzen,  blutzen,  be- 
schädigen od.  kuetteren,  knitteren,  cf.  v.  Dale 
u.  Weila  n  d)  ;  nd.  (S cha m bac h)  quet- 
tern  (Einen  mit  Geivalt  schieben  u.  drücken, 
dass  er  gequetscht  ivird,  quetsclien,  pressen), 
(D ahne r t)  quettern  (ungeschickt schneiden, 
d.  h.  das  Messer  durch  Etwas  hindurch 
quetschen  u.  drücken,  wodurch  das  Geschnit- 
tene zugleich  etwas  zerquetscht  wird,  (Br.  Wb.) 
quettern  (den  Saft  ausdrücken.  Etwas  aus- 
quetschen). —  Es  ist  ein  Iterat.  von  nd., 
mnd.  quetten,  osnabr.  quedden  (quetschen, 
d.  h.  durch  Schlag,  Stoss,  Druck,  Fall, 
Sturz  etc.  od.  dass  ein  Etwas  von  zicei  Seiten 
stark  zusammengedrückt  loird,  beschädigen 
od.  zerdrücken,  zusamtnenpresseyi  etc.),  ivobei 
es  aber  fraglich  ist,  ob  dieses  quetten  mit 
kwetsen  aus  lat.  quassare  od.  quatere  ent- 
stand u.  nicht  vielmehr  mit  nid,  kwettereu 
(s.  unter  1  k wattern)  u.  mnld.  quetten,  (^uet- 


teren  (garrire,  iueptc  loqui,  strepere,  obstre- 
pere),  unserm  kwattern  u.  kwittern  u.  satl. 
(Ell  r  c  n  t  r  a  u  t,  II,  21G)  quitterje  (knattern 
etc.  vom  Donner)  zu  einem  germ.  Schall- 
5  stamm  quat,  quit  od.  kat,  kit  (cf.  kwatsen, 
kwittern  etc.)  gehört,  der  in  äliidicher  Weise 
ivie  klak,  klap  etc.  die  Bedtg.  sonus,  cre- 
pitus  etc.  u.  Bruch,  Riss,  Schlag,  Stoss  etc. 
od.    brechen,    bersten,    springen,  zerschellen 

10  etc.  entwickelte,  toie  ja  auch  in  schinet- 
ter n  u.  schellen  sich  ähnliche  Bedtgn.  zu- 
sammenfinden u.  ja  auch  das  Subst.  Scholle 
in  seinen  verschiedenen  Bedtgn.  zu  schellen 
gehört. 

15  k Widdern,  schwatzen,  plaudern  etc. ;  zwit- 
schern etc.  cf.  kwittern  u.  kwäteln,  kwat- 
teln,  1  kwattern  etc. 

kwifer    od.    kwiver,    lebendig,    lebhaft, 
munter,   frisch,   gesund    etc. ;  —  he    is   nog 

20  regt  kwifer;  —  he  word  wer  kwifer.  — 
Wang.  (E  h  reut  r  a  u  t  1, 100  u.  386)  qui  ver 
(kräftig,  vom  Genesenden),  quiver  (Kraft), 
quiverig  (kräftig) ;  engl,  quiver  (lebhaft, 
munter,  hurtig,  rüstig).  —  Davon,    bz.    von 

25  unserm  kwifern  (quiveren) :  afranz.  (D  i  e  z 
II,  392)  quivrer  (wecken,  ermuntern).  Die z 
erwähnt  daselbst  eines  ags.  cviferlike  (un- 
ruhig, beweglich),  ivas  ich  indessen  nirgends 
belegt  finde   u.  auch  S trat m, a n n  (cf.  da- 

30  selbst  pag.  IM,  zweite  Spalte)  setzt  zu  cvifer 
ei7i  ags.  cvifer  mit  Fragezeichen.  —  Was 
das  Wort  selbst  betrifft,  so  gehört  es  mit 
goth.  qius  (Genit.  qivis),  lat.  vivus  u.  vivere 
(vixi,  victum)  =  urspr.  guivus,  guivere  (cf. 

35  noscere  aus  guoscere,  nomen  aus  gnomen  etc.), 
lit.  gaivinu  (erquicken ,  beleben) ,  gyvenü 
(leben),  skr.  givas  etc.  zu  derselben  y  wie 
2  kwik  etc. 

kvviferu  od.  kwiverii,  leben,  aufleben,  le- 

40  bendig  werden  u.  machen,  munter  u.  frisch 
toerden  od.  machen,  muntern,  frischen  etc. ; 

—  ht!  kwiferd  wer  (lebt  wieder  auf,  loird 
ivieder  frisch,  kräftig,  gesund  etc.) ;  —  he 
kwiferd  wer    up ;  —  he    kwiferd    hum    wer 

45  up.  —  Auch  subst. :  he  is  wer  in  't  kwifern 
(Aufleben,  Gesunden  etc.) 

1.  kwik,    Plunder    od.    kleines   geringes 
Etwas,  Kleinigkeit,  Brocken,  Restchen  etc. ; 

—  he    betäld   bi   kwikken  un  kwakken.  — 
50  Cumpos. :   kwik-schuld,    kleine  unbedeutende 

Schuld;  Plur.  kwikschulden,  Haushaltungs- 
schulden beim  Bäcker,  Krämer  etc.,  im 
Gegensatz  zu  den  Geschäfts-  u.  sonstigen 
Schulden.  —  Nid.  kwik  (Lapperei,  Narr- 
55  heit,  Posse  etc.) ;  mnld.,  mfläm.  quick  (pulpa), 
wofür  im  nnld.  u.  mnld.  etc.  auch  die  For- 
men kwak  od.  quack  gebraucht  werden,  ivie 
des  Weitern   unter  kwak  zu  ersehen  ist. 

2.  kwik  od.  kwek,    lebendig,  lebhaft,  be- 
60  weglich,  frisch,  munter,  unruhig  etc.;  —  h6 


KWIK  446               KWINKEN  KWINKOGEN 

is  wer  kwik  an  munter;  —  do  kindcr  sunt  hen  es  verlauf en  lässt,  Sicker-QueUe)  u.wird 

föls  to  kwik.  —  jNVt/.  kwik;  mnld.,  n(l.,))ind.  die  Grdform  (juil-a    demnach  auch  »lit  dem 

quick,    queck;    afries.  qnik;    tvfries.  quick;  für  kv/eUen  anzusetzenden  Stammverb.  qm]i\.n 

nfries.   quick,   queck;    n.s.  quic,  quik;    ags.  zusammenhängen,  falls  nicht  etwa  das  Subst. 

cvic,  cvyc,  i'VHC,  cuc ;  aemil.  cvic  ;  engl,  quick  ;  5  quil    od.    quiia    mit    hib.    gil    u.    skr.   jala 

an.    kvikr;    ahd.   quec  etc.  —  Subst.:    nd.,  (Wasser   od.   loas   tropfenweise    aus   Etwas 

mnd.,  mnld.  quick;  afries.  quik;  mJid.qnvk  hervorkömmt,    s.    unter   kwolleu)    direct  von 

(lebendiges  Thier,  Vieh).    Mit  goth.  qius  etc.  der  y  jal,  gal,  gar,  gvar  etc.  abstammt, 

(cf.  kwil'er)    von  der  y  gi,  giv,  gvi ;   skr.  ji  kuil-l»ak.  s.  kwil-dop. 

(leben,  beleben,  erquicken  etc.,    cf.    Grass-  10       kwil-l»iii'(l ,    Einer,    dem    der    kwil    (od. 

mann,   4S8    u.  Andere),    tcobei  sich  das  k  Speichel,  Geifer,  pituita  oris)  über  den  Bart 

von  quik  aus  lat.  vik-si  von  vivere    erklärt.  fliesst,  bz.  Person,  die  kwild. 

3.    kwik,    Quecksilber,    .so    benannt,    tveil  kAvil-dop    od.    kwil-Itak,    Pfeifen abguss, 

dieses  Metall  so  lebendig    u.    beweglich   ist;  bz.   Topf  od.  Behälter,  Gefäss  (cf.  doppo  «. 

—  d'r    sitt    geu    kwik    nier    up   't    glas,  wi  1,'j  2  bak),  worin  der  kwil  od.  die  Tabaksjauche 

niutteii  't    heusti'iren,    dat  't    neis    ferkwikd  abjliesst  u.  sich  sammelt. 

wonl.  —  Xld.  kwik  etc.  kwilan,  den  sdilcimigen  Speichel  od.  Geifer 

kwik-liake,    kwikkel-liake,    ein    Haken  aus  dem  ALoide  Jlicssen  lassen,  geifern  etc. ; 

zum  kwikk.ii  od.  tuikkeu  (zwicken,  zupfen  —  dat  kiud  kwiJd  so;    't    krigd   gewis  l>old 

etc.)  des  Heues,     cf.  H  kwikken.  20  tanden.  —  Wang.  ([uilc;  dithm.,  nfries.  quie- 

1.  kwikken,  ferkwikken,  quicken,  er-  len;  nid.  kwijlen;  mnbl.  quyleu,  quieieu ; 
quicken,  erfrischen,  beleben,  frisch  machen  nd.,mnd.  (Schottel)  qnidon;  bagr.  (Schin.) 
etc.;  —  he  kwikd  luim  wer  up;  —  dat  (od.  queilen.  —  Davon  auch  die  Subst.:  kwiler 
he)  t'crkwikd  lunu.  —  Zu  2  kwik.  (Person  die  kwild),  sowie  gcky/lle  u.  kwilere 

2.  kwikkcii.  fei'kuikken.  mit  Quecksilber  25  (Gegeifer  u.  Geiferei  etc.). 

belegen  etc. ;  —  de    spegid    inut    neis  kwikd  kwinen,  schwinden,  ivelkcn,  langsam  loeg- 

(od.  ferkwikd)  worden.  zehren,    od.   hinsiechen    ohne   Aussicht   auf 

3.  kwikkoii ;  /.  q.  twikken  (zwicken)  u.  Besserung  od.  Herstellung,  kränkeln  etc.;  — 
daraus  mlstanden  wie  kwer  aus  twer  etc.  he  kwiiui  so  weg;    dar   is    niks    mer  an    to 

kwik-liuii's,  c/n  sehr  beweglicher,  unruhi-  ?,0  hel])en;  —  dat  gnd  (Vieh  od.  Gewächse  etc.) 

ger  Mensch,  Einer  der  kein  Sitzfleisch  hat.  steid   all'    hen   to    kwinen  un  word  l'an  dag 

kwik-sand,    beweglicher    unfester    Sand  to  dag  minder;     -  he    hed   al    lank  kwind ; 

etc.,  bz.  dasselbe  wie  kwel-  od.  lop-sand.  —  —  kwinondo    sukte    (auszehrende    od.    weg- 

Nd.,  nid.  ((uicksand.  zehrende  Krankheit,   Schivindsucht  etc.).  — 

kwik-sti-rt  od.    kwip-,    wi|)-.sti*l't,  Bach-  35  Sprichw.:  beter  schinon  as  kwinen.  —  Nd., 

stelze;  so  benannt,  tveil   sie   ihren  Schwanz  mnd.  quTncn;    nid.  kwynen ;    mnld.  quynen; 

immerfort  auf  u.  nieder  beivegt; — fig.  auch  nfries.  quiue;  wfries.  quijnjcn  ;  mhd.  (juinen. 

dasselbe  wie  kwik-märs.  —  Es    ist    dasselbe    wie   dwinen   u.  daraus 

kwik  -  stüi'teii    od.    kwip  -  sterten,    wip-  entstanden  wie  kwer   aus  dwer,  bs.  kwalm 

«(»•rten ,    den    Schwanz    immerfort    auf-    u.  40  aus  dwalm  etc. 

nieder-  od.  hin-  u.  herbewegen,  schwänzeln,  kwiiiei'e,  ^ckwiiie,  langsames  Wegzehren 

viel  herumliüpfen  etc. ;  —  lio    deid    niks   as  n.  Hinsiechen,  tutheilbare  Kränkelei  etc. 

kwikstertjen  ;  —  he  kwikstc'rtjet al  wat  Iierum.  kwiiikcleren,  zwitschern,  mit  tremulirender 

kwil,    a)    der    aus    dem    Munde    heraus-  Stimme  laut  u.  lustig  singen  od.  schmettern 

quellende    u.    langsam    am    Kinn    herunter  45  wie  die  Vögel.  —  Nd.  quinckelereu  u.  quin- 

ßiessende  schleimige  Speichel  od.  Geifer; —  kein;  nid.  k winkeleeren  «o«  »»«/rZ.  quincken, 

dat  kind  schreft  snöt  un  kwil;  —  he  wurd  qninckeien,    quinckeren    (crebro   et   solerter 

so  itVig,  dat  huni  de  kwil  bi    de    mund    dül  modiilari),  was  vielleicht  ('<■/.  kittern  =  kwit- 

lep; —  b)  die  aus  dem  'J'abak  beim  Jiauchen  tern  etc.)  aus  unserm  k'mkon  hervorgegangen 

sich  absondernde  u.  abßiesscndenicotinhaltige  ^0  sein    könnte,    wahrscheinlicher    aber   in  der 

Flüssigkeit  od.  Jauche;  —    taliaks-kwil.   —  Bedtg. :  trillern  od.  trällern  (von  den  Lerchen 

Nfries.,    wang.,    dithni.    (cf.    kwilen),    mnd.  etc.)   mit   dem  folgenden   nid.  kwinkeu    un- 

qull :  nid.  kwyl;  mnld.,  mjlä)n.,  wfries.  iiny],  mittelbar  zusammenhängt. 

•piiel ;    oberd.,    bai/r.    (jneiie    (nach   queilen,  kwillken,  kwinkogen,  zivinken,  zwinkern, 

cf.    kwilen).    —  Sofern    es    nicht    etwa    mit  55  'las  Augenlid  rasch  auf  u.  nieder  bewegen, 

unserm    kelen    zusammenhängt,    ist   es   viel-  blinzeln,    einen   Wink  mit  dem  Auge  geben, 

leicht    dasselbe   wie   hess.  (Vilmar)  ipiiele  winken,  etc.;  —  he  steid  al  to  kwinken  ol. 

(Quelle  im  tveichen  morastigen  Bodin,  welche  kwinkugen ;  —  he  kwinkt  mi  to,  dat  ik  dat 

ihr   Wasser   nicht   über   die  Oberfläche   des  net  düu  scliulde.  —  Sali,  quinkje  m.  quink- 

Bodens  heraustreibt,  sondern  unter  demsel-  60  ögje;  wang.  quink  (blinzeln,  mit  den  Augen 


KWINK-OGEN 


447 


KWISPEL-DOETJE 


zwinJcern).  —  Da  beim  kwinken  (zwinJcen, 
zwinkern  od.  blinzeln)  die  Augenlider  rasche 
unsichere  u.  zitternde  Bewegungen  machen, 
so  ist  kwinken  dasselbe  Wort  tvie  nid.  kwin- 
ken (rasch  hin  u.  her  bewegen,  beben,  zit- 
tern, bz.  trillen,  d.  h.  kleine  u.  rasche  Be- 
loegungen  machen,  fortwährend  hin  u.  her 
fahren) ;  mnld.  qiiincken  (micarc,  motitare ; 
dubio  et  tremulo  motu  forri),  wie  dies  auch 
durch  mflärn.  qniucken  (ostinceler,  cligner) 
bezeugt  toird.  Vergleicht  man  nun  weiter 
nfries.  (Outzen)  qu'mk,  flatternd,  was  sich 
hin  u.  her  bewegt,  quink-,  quog-,  quek-, 
quag-jacht,  Irrlicht  u.  jütl.  qnink-sijert,  Ohr- 
ivurm  (Alles  imn  der  raschen,  lebhaften  od. 
zitternden,  hin  u.  her  fahrenden,  flatternden 
Bewegung  u.  Letzteres  begrifflich  dasselbe 
tvie  unser  kwiksterl),  so  scheint  es  fast,  als 
ob  der  Stamm  kwink  od.  quink  von  kwinken 
etc.  eine  blosse  Nasalation  von  kwilv  (leben- 
dig, beweglich,  unruhig,  unstet  etc.)  ist  u. 
demnach  kwinken  urspr.  zunächst  die  }iedtg.  : 
beweglich,  u n r u h i g,  u nstet  etc.  s e i n 
hatte  u.  dass  dann  daraus  die  Bedtg. :  sich 
rasch  od.  unruhig  u.  iinstet  bewegen,  flat- 
tern, hin  u.  her  bewegen,  bz.  motitare,  mi- 
care  etc.  entstand,  loie  auch  ja  engl,  quinch, 
quich  (sich  regen,  sich  rühren,  sich  bewegen, 
zurückfahren,  loeichen ;  sich  mucksen)  in 
der  Form  quick  belegt  ist  u.  tvohl  zweifellos 
mit  engl,  quicken  (lebendig  -nierden;  sich 
rasch  bewegen,  zucken)  zu  quick  gehört. 

Was  das  afries.  kwinka  (schwinden,  ver- 
gehen etc.) ;  ags.  cvincan  (extingui,  evanes- 
cere)  u.  cvencan;  aengl.  cvenchen  (extingucre) ; 
engl,  quencli  (auslöschen,  dämpfen,  stillen 
etc.)  etc.  betrifft,  so  hat  das  obige  kwinken 
damit  schwerlich  Etioas  gemein. 

kvvink-Ogeii,  .9.  kwinken. 

kwink-slag,  Finte,  Kniff'  etc. ;  —  dat  sunt 
all'  man  kwiukslagen.  —  Nid.  kwinkslag; 
nd.  quinkslag.  —  Wohl  zu  kwinken  in  der 
Bedtg. :  rasch  hin  n.  her  bewegen  etc.,  so- 
dass kwinkslag  soviel  ist  als  ein  rascher 
unvermutheter,  od.  rasch  u.  unvermtithet  ver- 
setzter Schlag. 

kwiiite,  s.  fibelkwinte. 

kwipstert,  kvvinsterten,   ,9.  kwikstert  etc. 

kvvirel,  kwirrel,  kwirl,  Quirl,  Rührstab, 
den  man  mit  beiden  Händen  rasch  hin  «. 
her  dreht  od.  tvirbelt.  —  Es  entstand  aus 
twirel,  dwirel  u.  gehört  mit  diesem  zu  dwireln 
u.  hat  gekwirel  auch  ebenso  ivie  gedwiiel 
die  Bedtg. :  Gewirbel  od.  rasches  Gedrehe 
etc.  u.  kwireln  od.  kwirreln  dieselbe  loie 
unser  dwireln. 

kvvirt,  was  sich  rasch  dreht,  ivendet  u. 
nach  allen  Seiten  hin  beioegt;  daher:  wir- 
belig, dreherig,  beweglich,  unruhig,  rasch, 
flink,  behende  etc.;  —  he    is    not   so    kwirt 


as  'n  tireltop  (Kreisel).  —  Es  gehört  zu 
einem  aus  älterem  dwiran ,  twiran  (dem 
Stammverb,  von  dwären,  dwereu  etc.)  ent- 
standenen obs.  quiran  (drehen,  wirbeln)  m. 
5  steht  demnach  für  kwiret  od.  quiret  (drehet, 
dreht  etc.).  Vergl.  dieserhalb  unser  knird 
u.  das  daselbst  angeführte   ags.   cneord  etc. 

1.  kwirtjen,  sich  rasch,  lebhaft  u.  behende 
drehen,  wenden  u.  beivegen,  sehr  beweglich, 

10  wirbelig  u.  unruhig  sein,  mit  Lachen  erre- 
gendem Eifer  umher  od.  hin  u.  her  rennen, 
sich  unnütz  abmühen  etc. ;  —  he  kwirtjet 
herum  as  'n  tireltop,  od.  as  so  'n  lütjet 
liundje  etc. ;  —  he  kwirtjet   all'  wat  herum 

15  un  rigt  dog  niks  üt. 

2.  kwirtjen,  in  Folge  von  starkem  Druck 
etc.  mit  knirr endem  od.  zischendem 
'Tone  100  heraustreten  od.  herausfliessen, 
heraussprützen  etc. ;  —  dat    sap   (od.    blöd, 

20  water  etc.)  kwirtjed  d'r  man  so  üt.  —  Es 
ist  ein  schallnachahmendes  Wort  zoie  snirtjen 
u.  gehört  ebenso  wie  das  vorige  kwirtjen  zu 
einem  Stammverb,  quiran,  was  urspr.  viel- 
leicht mit  kwarren  od.  aJid.  queran    in    der 

25  Bedtg. :  k  n  arre  n  connex  ist  u.  dann  ebenso 
wie  knirr en  von  knarren  ein  Ablaut- 
verb, von  kwarren  (knarren)  ivar.  Vergl. 
dieserhalb  auch  bayr.  k  n  i  r  r  e  n  in  der 
Bedtg.:   kneipen  od.  drücken,  zusammen- 

30  drücken,  etc.  unter  knirr  en  sub  4  in 
G  r  i  m  m,  Wb.,  sowie  auch  k  n  ir  sehen  sub  4 
in  der  von :  knirschend  zermalmen ,  zer- 
drücken, zerstossen  etc.  u.  ferner  unter  grind 
das   Verb,    grindau,    wobei   man  dann  auch 

35  annehmen  kann,  dass  die  für  kern,  körn, 
kwern  etc.  anzusetzende  y  gar  (zerreiben  etc.) 
mit  gar  (sonare)  urspr.  ident.  loar  u.  davon 
ein  altes  germ.  Verb,  quiran,  quar,  goth. 
qiran ,    qar ,    qair    in    doppelter    Bedtg.    loie 

40  grindan  (frendere,  fremere;  molere  od.  con- 
teri)  entstand,  was  dann  soivohl  dem  goth. 
qairnus  (cf.  kwern  ?f.  cf.  auch  mhd.  quirn- 
stein  =  quernestein,  Mühlstein,  bz.  Stein 
zum  Zerreiben  u.  Zerquetschen)  als  imserm 

45  kwarren  u.  ahd.  queran  (gemere  etc.),  sotvie 
(nach  nhd.  k  i  rre  =  goth.  qairrus,  nd.  quir) 
auch  dem  spät-mhd.  kirren ,  mhd.  kerren 
(einen  grellen  Ton  von  sich  geben,  kreischen, 
schreien ;   loiehern,  grunzen,   knarren,  rau- 

50  sehen  etc.)  zu  Grunde  liegen  kann. 

kwispel,  betveglich,  unruhig,  quecksilberig 
etc. ;  —  he  is  so  kwispel  as  'n  äftaske  (Ei- 
dechse). —  Es  gehört  mit  kwispelig  zu  kwis- 
pelu,  od.  doch   zu   demselben  Stammverb.  u. 

55  ist,  da  kwispeltürig  dasselbe  ist  wie  wispel- 
tiirig,  auch  dasselbe  tvie  wispel.  Vergl.  Wei- 
teres unter  kwispeln. 

kvvispel-dörtje,  Spmcktöpfchen,  gewöhnlich 
von  Porzellan   od.  Fayence,   welches  fries.- 

60  holt.    Reinlichkeit    zur   Bequemlichkeit  für 


KWISPELIG  448                               KWISf 

sich   u.   die   Gäste  auf  den  Tisch  stellt.  —  so  ist  es  wohl  zweifellos,  dass  unser  kwispel 

Dimin.    vom    nid.    kwispe-    od.  kwispeltloor  u.  ahd.    kvispel    Sjiäter   gerin.    wispel    (statt 

u.  dies  entstellt  ««.•<•  si>an.  escupidor  od.  es-  hvispel)  auf  eine  mit  urspr.  „k"  anlautende 

cupidoro    von    span.,    port,    prov.,    afranz.  idg.   }/   ~urück(jehen.     Gehört  nun  aber  (cf. 

escupir,   escopir;    ital.  escupir;    wal.  scuipa  5  Fick  III,  94)    ahd.    hwispalön,    ags.   hvis- 

(.fpeien,  spucken,  au-:speien).  priim    (ivispeln,    wispern)    mit   ags.  hveosau 

kwisjtelis^,    beweglich,    tinruhig,    quecksil-  u.  an.,  isl.  hvisla  (ins  Ohr  ßiistcrn),   hvissa 

herig,  uetterwendisch  etc.;    —  lii-    is  mi  föls  (sausen    etc.)    etc.    zu    einem    agcrm.    Verb. 

to  kwispolig,    as    dat    ik   lii  hiiin  düien  kan  hvisan,    hvas    (unverschoben    kwisaii,    kwas 

Uli  wat  mit  lium  to  döa  hebben  iiiaü;.  U)  von  einer  Schallwurzel  kvas,  kas,  </.  dieser- 

kwis|iel-iimfS,    ein    unruhiger  quecksilbe-  halb  an.  kvisa,  icispern),  so  ist  für  kwispel 

riger  Mmscli,    der    kein    Sitzfleisch   hat    u.  etc.    auch   ein    altes  einfaches  kvisaa  anzu- 

7nit  dem  Arsch  immer  hin  u.  her  rückt.  setzen,  dessen  Anlaut  kv  in  kwispel  unver- 

kwispeln,  sich  rasch  u.  unruhig  hin-  u.  schoben  blieb,  indem  für  mnld.  wispeleu 
her  bewegen  od.  in  steter  rascher  Bewegung  15  (vacillare  etc.)  u.  wis])el-duerigh  (cf.  kwispel- 
scin ;  hin  u.  her  rennen,  flattern,  schweifen,  tüng)  anzusetzende)!  alten  hwispalöa  aber 
wedeln  etc.;  —  he  kwispeld  herum  as  'n  der  Lautverschiebung  unterlag. 
lütjet  liuudje;  —  dat  kwispeUi  (schweift,  Was  nun  aber  weiter  das  mnd.  (luispel 
flattert  etc )  all'  hen  unher;  —  mit  de  steit  (belaubter  Zweig  od.  Laubbüschel,  Quast, 
(Schtvanz,  Schweif)  kwispeln  (wedeln,  hin  20  Wedel  etc.)  betrifft,  so  ist  es  klar,  dass  dessen 
u.  her  schlagen  etc.).  —  Xld.  kwispelen  (mit  oben  erwähntes  Stammverb,  kvisa  od.  quisan, 
einem  Wedel  od.  einer  Quaste  besprengen  (juas  auch  das  Stammverb,  von  kwast,  soiuie 
u.  überstreichen;  geissein,  peitschen ;  wedeln).  an.  kwistr  u.  kwisl  (s.  unter  kwast«.  1 
—  Das  nid.  kwispelen  ist  lediglich  von  kwister)  sein  muss,  sofern  der  Anlaut  dieser 
kwispel,  bz.  mnld.  quispel  (a.  cauda;  —  b.  25  Wörter,  sowie  auch  unseres  kwisten  der 
aspergiilum,  aspersoriura  etc.;  —  c.  peui-  Lautverschiebung  entzogen  ist  u.  sie  auch  an- 
cillus);  nd.,  mnd.  quispel,  quespel  (Quast,  .statt  zu  einer  y  gas,  gvas,  zu  einer  ]/  kas, 
Wedel,  bz.  ein  Zweig  mit  Laub,  Laubbüschel  kvas  gehören,  die  ich  mit  dem  von  Bopp 
etc.)  weitergebildet,  ebenso  wie  wedeln  von  aufgestellten  kas  (pulsare,  laedere,  occidere ; 
Wedel,  während  unser  kwispehi  anschei-  30  sonare)  für  (cf.  kwisten)  ident.  halte  u. 
nend  noch  mit  auf  das  Adv.k\v\spi'\  (s.  oben)  wozu  Bopp  auch  kas',  öas',  gas'  etc.  ver- 
zurückgeht, was  formell  u.  begrifflich  ebenso  gleicht.  Ausser  der  für  an.  kvisl  (s.  unter 
zu  quispel  (cauda  otc.)  steht,  wie  alil.  wadal,  kwast)  etc.,  bz.  dessen  Stammverb,  kvisa  an- 
wathal  (schweifend,  unstät,  unruhig  etc.)  zu  genommenen  Bedlg.:  spalten  etc.  (die  dann 
wadal,  wathal  (a.  Wedel,  tlabellum,  Büschel  35  selbstredend  auch  für  quispel  in  der  urspr. 
von  Haaren,  Federn,  Zweigen  etc.  zum  Bedtg.:  Zwe ig  etc.  anzunehmen  wäre,  falls 
Sprengen,  zum  Streichen,  Geissein  od.  Scilla-  mau  nicht  etwa  hierfür  die  Grdbedtg.  : 
gen  im  Bade  etc. ;  Laub-  od.  Feder-Büschel  schlagen,  streichen  etc.  od.  schwingen  etc. 
als  Fächer  od.  Schmuck;  buschiger  Schweif  ansetzen  müsste)  würde  sich  die  Bedtg.  so- 
von  Thieren ;  —  b.  Schweifen,  Schwanken,  40  uare  od.  rauschen,  sausen,  surren  etc.  dieser 
Wanderschaft  etc.;  —  c.  Phasen  des  ab-  u.  y  dann  auch  für  an.  kvisa  (wispern)  heran- 
zunehmenden Mondes  etc.),  wie  ja  auch  ziehen  u.  dann  in  gleicher  Weise  auch  ahd. 
unser  kwispeln  sich  begrifflich  mehr  mit  hwispalön  u.  hwispriau,  bz.  isl.  hvisla  u. 
ahd.  wadalön  (schweifen,  schwanken,  flattern  ags.  hveosan  (s.  oben)  davon  ableiten  lassen, 
etc.;  mit  einem  Wedel  streichen  od.  schla-  45  wofür  auch  der  Umstand  S2)richt,  dass  auch 
gen  etc.)  deckt,  als  das  nid.  kwispelen.  der  Anlaut  „k"  in  aengl.  (juanue  etc.  unver- 

Was  nu)i  aber  weiter  das   Wort    kwispel  schobcnblieb,  während  er  in  ahd.  h\Aime  (nhd. 

als  Adv.  betrifft,  so  ist  dies  auch  (wie  oben  wann)  etc.   der  Lautverschiebung  unterlag, 

unter    kwispel    bereits    bemerkt)    ident.    mit  kwispcl-sti-rtjen,  schwanzwedeln,  mit  dem 

wispel  in  wis])eltüng  (s.  d.),  wie   dies   auch  50  Schwänze   hin  u.  her  schlagen  etc.  —  Nid. 

durch  das  mit  unserm  kviispela  u.  zum  Theil  kwispelstaarten;   »(///</.   (KU.)  quispel-,  wis- 

auch  mit  ahd.  wadalön  (s.  oben)  sgn.  mnld.  pelstaarten. 

wispelen  (vacillare,  vagari)  u.  dem  mit  ahd.  kwispel-,  wispel-türig,  tvankelmüthig,  un- 

wadalari  (umherschweifender  Mensch,  Vaga-  beständig,   flatterhaft    etc.    —    Nid.    wispel- 

liund)  sgn.  mnld.  wispeler  (vagus,  vagal)un-  55  turig;    mnld.  wispelduerigh,    also    tiirig   aus 

diis)  bestätigt  wird.      Vergleicht    man   hiezu  dimg  u.  dies  von  diircn  (dauern),  r/".  kwispel. 

tiun  aber  weiter,  ivie  dem  alten  urspr.  harten  kwist,  k\\\st,  Schaden,  Nachtheil,  Verlust, 

Laut  „k"'  (lautverscJioben  =  germ.  „\\")  auch  Verderben,    nutzlose    Verwendung    etc.    — 

im    aengl.    quauae    =    ahd.    hvauue    (nhd.  Sprichw.:  twist  (Streit,  Prozess  etc.)  is  (od. 

wann,   cf.    wen   od.   wenn)    erhalten   blieb,  CO  brengd,    mäkd)    kwist.  —  Nd.,  mnld.  quist; 


KWISTEN  449                             KWITEN 

7nn(l.  quist  ncl.  (jinst  (Schadrn,  Nachtheil,  ahgerichcn  u.  gereinigt  werden.  —  Ea  ist 
VerluM) ;  ahd.  (iuist  (Vcrnichtitng,  Veräcr-  Weiterhildung  von  kwist  =—  kwest,  kwast 
Iien)  etc.  Vergl.  weiter  :  (Büschel  etc.),  cf.  kwast  u.  an.  kwistr,  .^owie 
kwiHtei\},k\\isten.,gewöhnlichl'cv-k\\iHtcM,  auch  mnld.  quispel  (Quast,  Wedel  etc.),  iror- 
verderJien,  zu  Grunde  riclden,  verwüsten,  5  aus  sich  auch  erklärt,  dass  2  kwistern  wie- 
vernichten, sinnlos  u.  nutzlos  vergeuden  od.  der  dieselbe  Bcdtg.  wie  kwispclii  hat. 
durchbringen,  verschwenden  etc.;  — he  hed  2.  kwister,  Person,  die  das  kwisU' n  thut ; 
sin    hele   hiulel    ferkwistd    un   to  not  mäkd;  —  ho  is  'n  kwister  od.  forkwister  (Vergeu- 

—  wut  word  dar  unniit  föl  geld  mit  for-  der,  Verschwender,  Verderber,  Verzehrer  etc.) 
kwistd  od.  icvs^xWd  (versplittert  etc.);  — he  10  3.  kmfi,\<>^v.,k.\\mi^v  (Brookmerl.od.nürdl. 
ferkwistede  un  fertärdo  all'  sin  geld  un  god.  Theil   des   Amtes  Aurich),    ein.  Hafergrütz- 

—  Sprichiv. :  twisten  (streiten,  prozcssiren)  midier,  hz.  ein  Jemand,  der  auf  einer  Hand- 
ele, is  od.  mäkd  kwiston,  od. :  mit  twisten  miihle  (kwern)  Grütze  macht.  -  Dass  dieses 
un  kwisten  ferbrengd  man  sin  göd.  —  Nid.  Wort  mit  2  kwister  formell  u.  begrifflich 
kwisten,  verkwisten;  mnld.  quisteu  (terere,  15  eins  ist,  scheint  zweifellos  u.  ivird  auch 
conterere,  atterere,  friare,  dissipare,  inutiliter  hierdurch  wieder  bestätigt,  dass  kwisten  (s. 
eifnndere,  profundere,  dilapidare,  prodigere);  daselbst  am  Schlüsse)  von  Hause  aus  eine 
«?_/?«»(.  quisten;  j/ri.  quisten,  verquisten;  mnd.  ähnliche  Bedtg.  tvie  grindan  od.  wie  mah- 
quisten  od.  quisten  (nach  dem  Subst.  quist) ;  len  u.  schroten  gehabt  haben  wird, 
tbfries.  quistgjen ;  nfries.  qniste ;  ahd.  qui-  20  1.  knistern,  kwistern  od.  ferkwistern, 
stan,  chwistan  (in  ar-,  fir-quistan) ;  goth.  unnütz  verthun  etc.  —  Iterat.  von  kwisten. 
qistjan  (verderben,  zu  Grunde  richten).  —  2.  kwistern,  kwistern,  schweifwedeln, 
Wie  ahd.  klacjan,  nhd.  kl  ecken  von  klac  wedeln,  schwänzeln  etc.  —  Zu  1  kwister 
(Bruch,  Riss,  Spalt  etc.),  so  ist  kwisten,  bz.  loie  kwispeln  (wedeln)  zu  kwispel.  —  cf.  auch 
goth.  qist-jan  u.  qist-nan  (verderben,  zu  rifi  bayr.  (Sc hm.)  questern  (hin  u.  her  laufen 
Grunde  gehen,  zu  nichte  tverden)  von  einem  od.  rennen)  zu  kwispeln. 

Stamm  quist,  qist  fortgebildet,  der  tvohl  mit  kwit,  quitt,  frei,  ledig,  los,  verlustig  etc. ; 
ahd.  quist  etc.  (cf.  kwist)  ident.  ist,  sofern  —  kw'it  scheiden  (frei  schelten  od.  sprechen, 
dieses  nicht  ettoa  ans  quista  od.  qiiistä  ge-  für  frei  od.  ivovon  befreit  u.  ledig  erklären)  ; 
kürzt  ist  u.  ebenso  tvie  quist-  od.  qist-jan  30  —  he  is  fan  de  schuld  kwit  schulden  (er 
von  einem  Stamm  quist  od.  qist  weitergehil-  ist  von  der  Schidd  frei  gesprochen) ;  —  he 
det  ist.  Sei  dem  nun  aber  wie  es  sei,  so  is  de  kolde  (das  kalte  Fieber)  glükkelk  wer 
ist  es  wohl  zweifellos,  dass  dieser  Stamm,  kwit;  —  he  is  't  all'  kwit  räkd;  —  ik 
od.  das  Subst.  quist  formell  dasselbe  Woi't  künde  niks  an  hum  kwit  worden.  —  Redens- 
ist toie  an.  kvistr  (Zweig)  u.  demnach  auch  35  arten  u.  Sprichw. :  kwit  of  ins  so  wid  (quitte 
ebenso  tvie  dieses  (cf.  der  Form  tvegen  auch  ou  double) ;  —  de  nich  kumd  to  regier  tid, 
Gift  von  geben,  bz.  giban  etc.  od.  Gischt  de  is  sm  mältid  kwit;  —  lank  bürgen  is 
von.  gischeii  etc.)  u.  an.  kvis.\  (s.  unter  kwAHt)  nog  gen  kwit  scheiden.  —  Nd.,  mnd.  qiiit ; 
auf  ein  verlornes  Stammverb,  quissan,  quas  nid.  kwijt ;  7nnld.  quyt ;  mhd.  quit,  queit; 
od.  urspr.  quisan,  quas,  goth.  qisan,  qas  40  afries.  quit,  quijt ;  sali,  quit;  nfries.  quijt ; 
zurückgeht,  ivas  loahrscheinl.  mit  ags.  (L.  nfries.  quitt,  quid;  isl.  qiiittr;  norw.  kvitt ; 
Ettmüll er)  cvissan  od.  cvisan  (terere)  schwed.  quitt;  dän.  quit;  aengl.  qvite;  engl. 
forevissan  (conquassare) ,  tocvissan  (concu-  quit;  afranz.  cuite,  quite ;  franz.  quitte; 
tere,  od.  nach  H.  Leo:  knicken,  zerknicken,  mlat.  quitus,  quittus,  quietus  (frei,  ledig, 
zerquetschen,  vernichten)  ident.  ist  u.  mit  4.')  los).  Mit  (Diez  1,124)  ital.  clieto ;  span., 
lat.  vastare  (aus  guastare  od.  gvastare,  loie  pmrt.  quedo;  afranz.  coit,  coi  (ruhig)  aus 
vivus  aus  gvivus,  s.  unter  kwifer  u.  2  kwik)  lat.  quietus  von  quiesco  n.  dies  von  quies 
auf  die    y   gas,   skr.  jas   od.  gas  (laedere,  (Ruhe). 

occidere,  spernere,  cf.  Bopp,  Gloss.  comp.,  kwiteii  (kwct,  kwilten),  frei,  los  n.  ledig 
pag.  150,  b)  zurückgeht  u.  auch  für  kwast  50  machen,  befreien,  lösen,  entledigen  etc. ;  frei 
u.  kwispeln  (cf.  auch  1  kwister  u.  Wei-  geben,  erlassen  etc.,  oft  pleon.  mit  beigesetz- 
teres tinter  kiseu)  aufgestellt  wurde.  Die  tem  fre  (frei),  tvo  es  dann  die  Bedtg. :  machen 
Grdbedtg.  toird  ivohl:  schlagen,  hatien,  spal-  od.  sprechen  etc.  hat;  —  kwit'  di,  of  gäf 
ten,  brechen,  verletzen,  verwunden,  zerschla-  dt !  (mache  dich  frei  von,  od.  entledige  dich 
gen,  zertrümmern,  zerkleinern  etc.  sein,  da  55  deiner  Verpflichtung  u.  Schuld,  beweise  dass 
das  goth.  qist-jan  od.  qist  machen  doch  du  deiner  Verpflichtung  nachgekommen  od. 
icohl  soviel  als:  Bruch,  Brocken,  Trümmer  deine  Schuld  entrichtet  hast  u.  sonst  ergehe 
etc.  machen  (cf.  auch  3  kwister)  heisst.  dich  n.  zahle  etc.);  —  he  wul  siik  d'r  fan 
\.k\\'\H\«,v,k\\\HW\\I[aarquast od. Borsten-  kwtten  (frei  machen)  od.  fre  fan  kwiten 
quaste,   womit   das  Rindvieh   u.  die  Pferde  60  (frei   von    machen,   frei   von   sprechen);  — 

J.  ten  Doorukaat  Koolman.    Wörterbuch.    II.  29 


KWITEREN 


450 


LABBE-KAK 


sin  sclmUl  is  hiim  kwätcii  (erlassen  etc.);  — 
liö  kwi't  luim  d'r  faii  (er  machte,  ihn  frei 
davon,  entliess  ihn  davon,  galt  od.  sprach 
ihn  frei  davon)  od.  hö  kwöt  hum  d'r  faii 
fre  (sjirach  ihn  davon  frei)  etc.  —  iV(/. 
quitPii ;  nind.  quiteii,  (luitteii ;  tild.  kwijtoii ; 
mnid.  qnytcn;  enifl.  quit;  franc.  <niitoi-, 
qnitter  etc. 

kwitr'iM'D,  quiltircn,  der  Schuld  für  ledig 
erklär cn  de.  -  Aus  franz.  qiiiter  etc.,  cf. 
kvvitoii 

kwitlern  ;  /.  ([.  kittorn,  öfters  einen  leisen 
od.  feinen  u.  scharfen  Ton  od.  Schall  hören 
la.-iscn,  Jniixlern,  knittern,  zwitschern  etc.  — 
SiUl.  (Ehrcntrant  II,  '21C>)  ([uittcrjo 
(knittern,  knattern,  z.  B.  vom  Donner,  cf. 
knittern  u.  knitterslag).  —  Dasselhc  Wort 
ist  auch  nd.  (Schani  buch)  qniltern  (von 
der  zitternden  Bewegung  der  LichtstraJtlcn  : 
glilzen,  funkeln);  hess.  (Vilniar)  qnittern 
(glä)izen,  leuchten),  da  dies  ebenso  wie  sen- 
gen aus  der  Bcdtg.:  knistern,  hz.  hier 
aus  knisternd  sprühen  u.  hin-  u.  herfahren 


(von  Funken  od.  leuchtenden  glänzenden 
Sprcngstückchoi,  die  knisternd  u.  sprühend 
durch  die  Luft  fahren)  etc.  /i  er  vorging,  ganz 
wie  dies  auch  mit  dem  nhl.  schitterou  (cf. 
5  sehittorn)  der  F(dl  ist.  Weiter  vergl.  auch 
nd.  (Br.  M''h.)  ((nittern  (spitzläeheln  od. 
eigentlich  kichern,  hz.  fein  u.  leise  tönend 
lächeln),  sowie  hagr.  (Sc hm.)  ([nitteln,  qni- 
teln  (von  der  Gans,  dem  Hahn  u.  sonstigen 

10  Vögeln  v.  deren  zwitschernden  u.  schmeliern- 
den  Singen  etc.),  was  übrigens  dasselbe  Wort 
ist,  wie  ahd.  (initilün  (murmeln,  Etums  leise 
klagend  besprechen)  u.  dem  ebenso  wie  un- 
serm  kittern  u.  kwittern,  sowie  dem  as.  (jni- 

15  thean  (hunentari)  u.  goth.  (lithan  (sprechen 
etc.,  cf.  kwiUeln  u.  auch  kwalteln  etc.l  ein 
Schallstamm  qnit,  qiiat  od.  kit,  kat  ('<;/'.  kat- 
tern ,  k\v(>ttern  ete.  u.  auch  kwatsen)  zu 
Grunde  liegt. 

20  kwitliu;;',  Quittung,  Schein,  dass  die  Schuld 
bezahlt  od.  erledigt  ist. 

kwivei',  kwivei'ii,  .s.  kwilcr 
kwiibltelii;  /.  q.  kwaldiein. 


L. 


1,  als  Anlaut,  steht  oft  für  agcriu.  hl  aus 
kl  od.  kr.  Sodann  wechselt  1  auch  unge- 
mein häufig  mit  r,  wie  in  den  meisten  FiUlen 
1  aus  nr.'^pr.  r  entstand.  Ferner  tritt  für  1 
aucli,  oft  n  ein,  wie  z.  ]>.  in  kimi'c  .slntt  khü'o 
od.  in  kniiHAk  statt  klüflok  etc.  Wegoi  11 
für  Id  vergl.  füllen,  kollen  cte.  statt  fohlen, 
kohlen  etc.,  ivic  umgekehrt  11  auch  ivictler 
in  Id  (z.  B.  in  solder  etc.)  übergeht. 

1.  la  od.  lil  cds  Inlerjection  od.  Ruf-  n. 
Schall- Wort,  b~.  als  urspr.  SchaUioiirzel,  ivie 
in  eala,  helä,  hohl  etc.,  ist  ident.  mit  der 
von  Fick  (I,  187)  für  skr.  rä,  räyati 
(bellen),  ran  (tönen,  klingen  etc.),  re;  ags, 
iä;  engl,  lo  (Inlerjection  des  Rufens)  etc. 
angesetzten  idg.  Grdform  ra  (sonarc),  aus 
deren  reduplic.  Form  rara,  bz.  lala  wieder 
skr.  lalalla  (vom  Laut  eines  Lallenden) ; 
griech.  hilos  (lallend,  schwatzend),  laleö 
(schwatzen),  lällei  (murmelnde  Bachkiesel) ; 
lat.  lalhis,  Jallnm  (das  Lcdlcn)  etc.  u.  nhd. 
lall  Ol  hervorgi)igen,  während  andererseits 
die  Wurzeln  raji,  bz.  lap  (tönen,  klagen, 
jammern,  schwatzen,  murmeln,  flüstern),  rai)h, 
ramhh,  bz.  labh,  lamhli  (ertönen,  schallen), 
rai>,  raml),  bz.  Iah,  lainh  (sonare  etc.,  bz. 
claniare  od.  schreien,  blocken,  brüllen  etc., 
cf.  lani,  b:.  lanilt,  Lamm),  ras  (sonare,  bz. 
brüllen,  wichern,  heulen,  schreien,  dröhnen 
etc.,  cf.  raren,  rasen  etc.)  etc.  davon  weiter- 
gebildet sind. 

2.  la  od.  la.  s.  hide. 


1.  lab    als   ur.^jn'.  Schallstamm,    ist  ident. 
30  mit  laf,  lap  u.  erklären    sich   diese  Formen 

beim  Vergleich  der  Stämme  darb,  darf,  darj) 
(cf.  2  hedarfen)  aus  tarj)  von  selb.st,  sodass 
sie  sowohl  unmittelbar  auf  rap  (sonare),  ids 
zum  Theil  auch  mit  auf  rahli  od.  ral»,  <ds 
35  Weiterbildung  von  ra  (s.  unter  1  la  u.  vergl. 
dieBemerkung  zn\ai)pon)  zurückr/ehen  können . 

2.  lab,  s.  libhih. 

labail  (Schimpfwort),  ein  grosser  langer, 
hz.  grober  ungeschlachter  Mensch  od.  Lüm- 

40  mcl;  —  't  is  jo  'n  labaii  fan  'n  kcrel ;  — 
wat  dcid  de  laban  dar  mit  sin  lange  knaken 
stän ;  —  dn  grote  (od.  lange)  laban  (du 
grosser  Lümmel).  —  Nd.  (Dähnert  u. 
Schütze,   s.    letzteren   unter    lüsig)    laban 

45  (Scheltwort  auf  einen  trägen  od.  kindischen 
Menschen).  —  Wohl  ident.  mit  dem  bibli- 
schen Lab  an,  der  sich  von  Jakob  über- 
listen Hess  u.  schiverlich  mit  mhd.  lape, 
lappc    (nhd.    Laffe,    cf.    laf  n.   labbekak, 

50  lal)l>er(l  (!tc.)   verwandt. 

labbe-kak,  ein  dummer  alberner  fauler 
Schivätzer,  verächtlicher  Mensch  etc. ;  —  'I 
is  'n  regten  labbekak.  —  Nid.  labbekak 
(babbclaar, kwaadspreker  etc.);  davon:  hibbe- 

55  kakken  (i)abbelen,  kwaadsprekon  etc.),  Iabl)e- 
kakker  (I.  (f.  labbekak),  labbekaknter  ( ll>//( 
das  labbekakt),  labbekakkerij  (babbelarij  etc.). 
— ■  Die  erste  Sglbe  labbe  gehört  zu  nid., 
mnld.  labben,  loas  KU.   mit   klai)pen  (klat- 

GO  sehen,    .•schwatzen,    aftrrreden    etc.    -^    ahd. 


LABBE-KAK 


451 


LABBERE 


claphon  etc.,  cf.  klappen)  loieäcrgieht  u. 
wovon,  nid.  labbo,  lal)l)ei  od.  la,hho\\o  (Plnudcr- 
tuHche,  Svhivät.tcrin.,  Klätschcrin  od.  Khit^ch- 
muiil  etc.  od.  dasselbe  wie  mnld.  klappcyc 
[garrula  etc.]  iion  klai)pen),  labhoion  (klappen, 
snappen,  babbolcn),  lal)ber  (klappcr,  snapper, 
babl)elaar) ,  labberen  (anlndtoid  od.  viel 
schwatzen,  bz.  nach  KU.:  vaiia  loqni,  blate- 
rare)  etc.,  wälirend  kdk  dasselbe  Wort  wie 
unser  n.  nid.  kak  (Unrath,  Koth,  Dreck 
etc)  ist,  sodass  labbekak  (od.  uispr.  tvohl 
labbor-kak,  7vie  labbe-lot  statt  labbor-lot) 
tvörtl.  soviel  ivie  D r eck- Schwätzer  od. 
Person,  die  Icak  (Unrath  od.  Gemeines, 
Schlechtes,  Unnützes  od.  Böses  etc.,  cf.  kwäd 
=  Böses  etc.  u.  =  Koth)  schwatzt  u.  after- 
redet etc.  bezeichnet,  wie  ja  auch  v.  Dale 
das  Wort  labbekak  mit  unnützer  Schicätzer 
od.  babbelaar  u.  mit  kwaadspreeker  od. 
Bösessprecher,  Afterreder  etc.  erklärt. 

Vergleicht  man  unser  flabben,  flobben, 
flappen  in  clerBedtg.:  schmatz  en,  bz.  so 
küssen,  dass  es  laut  schallt,  od.  in  der  von: 
schlecken  od.  unmässig  u.  lüstern  küssen, 
sowie  weiter  in  der  von:  laut  seh  allen 
od.  klatschen,  klappen  abgeleitet:  plau- 
dern etc.  u.  laut  schallend  küssen 
etc.  (cf.  flappen  u.  Alles  dazu  Angeführte), 
so  i'it  es  klar,  dass  obiges  labben  einerseits 
mit  läppen  u.  (cf.  die  Bern,  zu  läppen)  an- 
dererseits auch  mit  nid.,  mnld.  lahben  (lara- 
bere,  lingere);  ahd.  laftan ;  mhd.  laifen ; 
aß'S- lapjan;  «».  lapja;  d««.  labe;  mnd.lii]}on 
(lecken,  schlürfen,  schlecken  etc.);  nd.  labben 
otc.  (cf.  liblabben)  von  Hause  aus  miteinander 
ident.  ti.  auch  mit  flappen  u.  klappen  sgn. 
sind  u.  auf  eine  aus  rap  od.  rab,  rabh 
(nasal,  ramp,  ramb,  i'ambh)  entstandene  ]/ 
lab,  lap  (auch  laf),  nasal,  lamb,  lamp,  kmf 
od.  lamph  (s.  unter  1  la,  bz.  lali)  etc.  zurück- 
gehen, deren  Grdbedtg.:  rauschen,  tönen, 
schallen,  bz.  Schall  u.  Ton  machen  in  labben 
(klatschen,  plaudern,  schwatzen  etc.)  u.  in 
läppen  (klatschend  schlagen,  od.  klatschen, 
klappen  etc.)  crhcüten  blieb,  loährend  die 
ßedtg. :  schlürfen,  lecken  etc.  in  dem  mit 
lat.  lambere  von  derselben  y  abstammenden 
labben  od.  ags.  labjan  etc.  ebenso  ivie  bei 
flabben  u.  nhd.  schmutzen  aiisder  Grdbedtg. : 
sonare,  crepitare  etc.  in  der  Weise  hervor- 
ging, dass  eben  das  G e r aus c h,  ivas  das 
Schlecken,  Schlürfen  (cf.  sUilibern)  von  Flüs- 
sigkeiten macht,  auch  Vercmlassung  zu  die- 
ser Bedtg.  gab.  Vergleicht  man  nun.  aber 
flabben  u.  flappen  (klatschend  schlagen  od. 
flattern  etc.  z.  B.  von  ivehcnden  Fahnen  u. 
Gewändern  od.  nasson  Zeuge  etc.),  so  er- 
klärt sich  auch  leicht  d((s  nid.  labberen, 
flattern,  sclilappern,  ivap)pcrn  od.  loedeln, 
fächeln,  sanft  ivehen,  labber,  schlaff  od.  weich, 


sanft,  .'schwach  etc.  od.  eigentlich  wohl: 
flatterig,  toclk  etc.,  nicht  straß'  u.  fest  etc., 
falls  es  nicht  einen  Zustand  hezeicJtnet,  wo 
ein.  Ftwas  wappert  od.  fächelt,  da  eine 
5  labbere  koeltc  einen  sanft  weitenden  od. 
fache  In  de  )i.  Wind  bezeichnet,  bei  dem 
auch  die  Segel  im  Winde  flattern  u.  schlafl' 
niederhängen  u.  nur  stossweise  mit  klat- 
schendem  Geräusch  an  die  Masten  schlagen. 

10  labbo-lot,  eine  flatterhafte  leichtsinnige 
alberne  Person,  die  sowohl  in  ihrem  Thun 
als  in  ihren  Itcden  sehr  leichtfertig  ist ;  — 
be  (od,  se)  is  'n  regten  labbelot.  —  Nid. 
labl)erlot  (stratenschender,  licbtmis,  zwierbol, 

15  ploert).  —  Wohl  von  labber  (Klatscher  etc., 
s.  oben  unter  labbekak)  od.  labber  (flatterig 
etc.  /"Jö.  loas  flattert  u.  klatscht)  u.  lot  zu- 
sammengesetzt, loelch  Letzteres  wohl  eine 
Kürzung  von  lote  od.  loter  ist,  dem  Stamm 

20  von  mnld.  lotcren  (labcfacere,  vacillare  etc.), 
cf.  lütern. 

labben,  lecken,  schlecken  =  slabben.  — 
Nd.,  nid.  labben;  ahd.  laftan  etc.,  s.  Wei- 
teres unter  labbekak. 

25  labberd,  labbert;  /.  q.  labbekak,  von  lab- 
beren (s.  daselbst),  wovon  auch  belabberd. 

labberdän  od.  laberdän,  eingesalzener  od. 
eingepökelter  Kabliau  od.  Stockfisch.  —  Nd. 
labberdän;  nid.  labberdaan, abberdaan  ;  mnld. 

30  abberdaen ;  mfläm.  laberdeau,  aberdean  (molue, 
morue) ;  engl,  haberdine,  älter  babberdyne ; 
älter  franz.  (cf.  KU.)  abordean.  —  Wahr- 
scheinl.  ist  aus  dem  Letzteren  durch  Vor- 
setzung des  Artikels  le  od.  V  (also  l'abordean) 

35  das  mfläm.  laberdeau,  bz.  unser  laberdän, 
sowie  durch  Vorsetzung  eines  b  das  engl. 
baberdine  (cf.  z.  B.  babade  aus  abide  od. 
afries.  hacbt  statt  acbt  etc.)  entstanden, 
loährend  abordean  selbst  vielleicht  mit  abord 

40  (Bord),  abord  (Anlande,  bz.  An-Bord  od. 
Bord-ami.  so  auch  unmittelbar  an)  od. 
aborder  (anborden,  landen,  ans  Land  legen 
od.  kommen,  an  Bord  od.  Bordan  legen, 
entern  etc.)  zusammenhängt   u.    das   ange- 

45  bordete  od.  an  u.  auf  Bord  gelegte  u. 
gebrachte,  od.  mit  Haken  geenterte  Etwas, 
bz.  den  an  Bord  od.  auf  das  Schißt  ge- 
brachten od.  den  mit  Haken  geenterten  Fisch 
(den  Fang   od.   die  Beute)   bezeichnet   hat, 

50  der  dann  selbstredend,  um  ihn  zu  conser- 
viren,  auch  gleich  eingesalzen  iverden  musste 
u.  20obei  es  demnach  ganz  erklärlich  ist, 
dass  in  der  Regel  nur  der  eingesalzene 
Kabliau  mit  diesem  Namen  belegt  wird. 

55  labbere,  a)  Schleckerei,  Küsserei  etc. ;  — 
b)  Schleckerei,  Schlürferei,  Etwas  das  ge- 
schleckt od.  geschlürft  wird;  daher:  süss- 
liches  od.  auch  dünnes,  wässeriges,  fades, 
kraftloses   Zeug   u.    zwar    sowohl  in  Bezug 

60  auf  das,  was  Jemand  geniesst,  als  auf  das, 

29* 


LABET 


452 


LADE  LAE  LA 


wfifi  Jemand  ftpricht.  —  N'd.  (Schavihnch) 
labberii-,  <?n.s'  ~u  luiujitje  Kiisaeu ;  im  tadeln- 
den Sinn.  —  Zu  lablion  otc,  .s".  unter  labbo- 
kak  n.  cf.  lib-lal),  lib-labbcrö  etc.,  soivic  nd. 
(Scliamlidch)  labberii;  (fade,  schlaff,  un- 
kräftifi,  n-fich  etc.). 

labet,  Icrank,  Orcsthnft,  knpnt;  —  br  is 
lallet;  bt'  iniit  lau  d'  dokter  brukon  ;  —  ht"' 
is  labet  gäii  (er  ist  kuput  (jeciumien,  bz.  ge- 
storben od.  rninirt  etc.).  —  Es  ist  das  frcinz. 
böte  (cf.  1  best)  mit  vorgesetztem  Artikel  la 
u.  aus  la  böte  contrahirt. 

hib-liattis  od.  hil>-atti<;,  lab-achtig,  fade, 
u)ikr(tftiii,  laffartitj,  alhcrn  c^f.;  —  dat  snickd 
(od.  is.)  so  labbat'tiji-  otc. ;  —  lir  is  ((>'/.  jirötd) 
so  labliatüii.  —  Zu  labboii  otc,  cf.  labbo- 
kak.  latibcrö,  laf,  liblab  etc. 

la-l)i'äk(Mi,  >;.  lädc-bräken. 

lacll  Oll.  la^ll,  das  Lachen,  od.  cigentticli 
d((s  einmalicje  freundliche  Verziehen  der  Lach- 
muskeln, od.  auch  ein  einmaliger  1'o)i  der 
Freude  etc. ;  —  d'r  kiimd  gen  lacii  ot'  od. 
be  let  gen  lach  hüron.  —  Nid.  lach,  cf.  läclion. 

lachen  od.  läglien,  lachen,  sei  es  still- 
rergnügt  u.  ohne  hörbaren  iMut,  durch 
blosses  freundliches  Verziehen  der  Gesichts- 
muskcln  od.  hörbar  aus  Freude  n.  Lust, 
vom  Kitzeln  etc.  od.  um  Jemanden  zu  ver- 
spotten «.  zu  verhöhnen; — dat  kindjc  fangd 
al  an  to  lachen ;  —  he  läcbdo,  dat  bum 
trauen  afor  de  wangen  ruldcn;  —  mau  kan 
sin  läclicn,  (Jod  wet  war,  Iniren  ;  —  du  k;inst 
wol  lachen  od.  du  liest  göd  h'icbeu  (du  kaiuist 
wohl  lachen,  bz.  gut  jubeln,  dicli  freuen  etc., 
od.  du  hast  gut  lachen,  bz.  gut  jubeln,  dich 
freuen  etc.);  —  he  lacht  huiu  wat  fit  od. 
hü  ferlächt  huiu  (er  lacht  od.  höhnt,  spottet 
Hin  was  aus  od.  er  verhöhnt  u.  verspottet 
ihn);  —  ik  hol)b'  min  lachen  d'r  tan  od.  ik 
lache  dl  wat  iit,  um  dat  to  dön;  —  he  lacht 
in  sin  füst.  —  Nd.,  mnd.,  nid.  mnld.  lachen ; 
afries.  hlaka  od.  hlakja;  wfries.  laeckjen; 
satl.  h'igJG;  ns.  hlahan  (hlög  etc.);  ags.  (hlali- 
jan),  hleahhan,  hiebhau,  hlihhan,  blyhhan 
(hlöh,  hlöhgou) ;  nc«^/.  hiahhcn  ;  engl.\M\g\i\ 
an.  hlaeja  (h^"^');  "O''"'-  'aeja  (log);  scluvcd. 
le  (Ing);  f/ft».  lee;  </o</t.  hlabjan  (hlöh) ;  ahd. 
lilahliau  (hlöch, /;~.  hluocli).  lahhan;  larhaii, 
lachen ;  mlul.  lachen.  —  Der  Stamm  bläh, 
blach  od.  afries.  blak  entstand  aus  urspr. 
kralc,  kark,  tvas  ähnlich  tvie  garg  (cf.  kla- 
gen etc.)  aus  dem  Intensiv  karkar,  od.  der 
liedupl.  der  y  kar  (sonare,  clamare  etc.,  cf. 
halcn)  gekürzt  u.  demnach  ein  Schallwort 
lüie  klak,  krak  etc.  /,s^.  —  Ausser  goth. 
hlab-.jan  (d.  h.  einen  lachenden  Laut,  od. 
übi  rhaupt  einen  Schidl  od.  Laut  machen  n. 
von  sich  geben)  gehören  dazu:  an.  hlacka 
(cbingere;  exsultare),  hark  (stroiiitus) ;  ags. 
liraka  (tussis);    cütil.  (bracho),  racho ;    mhd. 


räche  (fanx,  Schlund,  Gurgel,  Rachen)  — 
skr.  krka  (Kehlkopf,  Schlund) ;  kslar.  krükü 
(Hals,  bz.  Kehle,  Gurgel),  sowie  wahrscheinl. 
unser  rächen  (afterreden  od.  klatschen  etc.) 
5  n.  räch  (s.  d.)  etc.  etc.) ;  ferner  skr.  kark, 
karkati;  Iit.  klegu,  klegeti  (lachen);  .skr. 
ki'akscb  (brausen,  tosen);  griech..  krägr-tes 
(Schreier),  kragön  (laut  schreiend),  kräzö 
(schreien,  kreischen),  kreko  (klappsen,  schla- 

10  gen,  klopfen,  od.  klatschen,  cf.  klappen  etc.) 
etc.;  —  lat.  clangor,  claugere  etc.  fr/',  klang, 
klingen  etc.)  u.  cröcire  etc. ;  —  Iit.  krakiii, 
krakti  (brausen,  tosen  etc.,  von  der  See), 
krankiu,  krankti  (krächzen) ;   kstav.  krakati 

15  (krähen)   etc.  etc. 

laddft,  Hasen-Decke  od.  eine  aus  Pßanzen 
gebildete  Jilzartige  Decke  über  einen  Sumpf. 
—  Gleichviel  ob  dies  Wort  überhaupt  die 
Bedtg. :  Decke  od.  die  von  rauhe,  filz- 

20  artige,  zottige  Decke,  bz.  die  von 
lockeres,  r atihes,  zottiges  Etwas  hat , 
so  ist  es  iDohl  zweifellos  ur.y)r.  ilasselbe 
Wort  wie  an.  lodh ;  isl.  lod,  lad  (iiirsiities, 
von  Pflanzen,  bz.  villositas  terrae,  od.  üher- 

25  haupt  ein  rauhes  zottiges  Etwas),  lod  (bir- 
sutics,  villositas);  norw.  lode,  laadaa;  dän. 
laad  (Haar,  Wolle,  linuf wolle);  an.  lodhi 
(Pelz,  rauhes,  zottiges  Ueberkleid)  ;  ags.  lodha 
(eine  Art  Mantel);    ahd.    ludo,  lodo ;    mhd. 

30  iode  (grobes,  zottiges  Wollenzeug ,  grobes 
Tuch;  Ucberwurf  od.  Mantel  daraus)  ;  nhd. 
Jjoden,  woraus  es  ebenso  oitstand,  wie  nhd. 
Jjatte  (in  Sommer-Ljatte)  aus  Ijote,  nd., 
wnd.    lade    aus   Iode  (Spross,  cf.  1  Iode)  u. 

35  dessen  Stammform  hitha  (Zotte,  zottig)  nach 
Fick  (III,  27:'))  mit  lös  u.  lesen  (in  fer- 
lesen)  von  derselben  y  lu  abstammen  soll. 
Vergl.   Weiteres  unter  2  Iode  etc. 

Wie   schwed.   Indd    (Filz,    das  Bauhe  od. 

40  Wollige  am  Tuch),  huldig  (zottig,  filzig,  in 
einander  gewachsen  u.  verschlungen),  luden 
(rauh,  filzig,  haarig  etc.)  =  an.  lodinii  ;/. 
schwed.  lödja  (die  schlechteste,  kurze,  hunde- 
haarige Schafwolle)  etc.  it.  ahd.  Indara  (11''/«- 

45  dcl,  cuuao  etc.,  cf.  3  Iure)  etc.  gehört  auch 
wohl  schivcd.  löder;  an.,  isl.  lödr  (Schaum, 
spuina)  entweder  zu  demselben  Stamm  od.  zu 
derselben  y,  da  auch  diesem  Worte  wohl 
die  liedtg.:  lose,  locker  etc.  zu  Grunde  liegt. 

50       laddor,  ,s\  leddor. 

1 .  lade,  la«,  la,  Lade,  d. h.  ein  Etwas  (Ding, 
Gcrälh,  kistcn-  od.  kastenartiger  Behälter, 
Brett,  Stange,  Balken,  od.  Platz,  Raum  etc.) 
worin  od.  toorauf  man  ladet  od.  legt,  aus- 

55  legt  etc.,  od.  loorin  u.  worauf  ein  Etwas 
gelegt  od.  geladen,  bz.  ab-  od.  aufgeladen  it. 
attfgcschichtet  wird,  od.  das  Etwas  trägt  u. 
hält,  also  überhaupt  ein  Lade- Ding,  od. 
ein  Trage-  «.  Hctlt- Ding,  sei  es  tvas  od. 

fiO  wie  CS  sei.     Daher:  a)  schfitlade,  Schublade 


i 


LADE  LAE  LA 


453 


LAEDE-BRAEKEN 


od.  Lade  in  einem  Tisch  od.  Schrank  2uia 
Sergen  von  allerlei  Sachen,  auch  disk-  od. 
schaps-U'i  (jenannt ;  —  b)  buuk-hulc  od.  bauk- 
la,  die  kästen-  od.  kistenartige  Bank,  welche 
zugleich  zum  Sitzoi  u.  als  Behälter  od.  Kiste 
dient;  —  c)  pipen-lade,  hölzerner  Kasten, 
worin  die  Thotipfeifen  gelegt  -werden  od. 
liegen  u.  aufgehoben  werden;  —  d)  smd- 
lade,  Lade  od.  länglicher  Kasten,  worin  das 
zu  schneidende  Material  (Tabak,  Stroh  etc) 
gelegt  od.  geladen  wird;  —  e)  heft-lade, 
Brett  od.  Bort,  mit  zwei  Schrauben  u.  einem 
(Querbalken  zum  Einspannoi  der  Heftfäden, 
tüorauf  die  Bücher  geheftet  werden,  bz.  tvel- 
ches  die  Bücher  trägt  od.  loorauf  sie  liegen 
etc. ;  —  f)  wefers-lä,  ein  viereckiger  Rahmen, 
der  den  Kamm  hält,  womit  die  Einschlags- 
fäden an  das  bis  so  weit  fertige  Gewebe 
festgcschlagen  werden;  —  g)  doden-lade, 
Todtenlade,  urspr.  der  Todten-Schrein,  od. 
die  Kiste,  der  Sarg  etc.,  tvorin  die  Leiche 
geladen  od.  gelegt  wird,  jetzt  hier  aber  bei 
den  Zünften  die  Kiste  od.  der  Kasten,  zu 
loelcher  u.  worin  die  Gelder  zur  Bestreitung 
der  Leichenbestattungskosten  der  Zunftgenos- 
sen eingehoben  u.  eingeschlossen  u.  deponirt 
werden  u.  in  welche  als  Genossenschaft  sich 
auch  Nicht-Zunftgenossen  einkaufen  können; 

—  h)  kin-lade,  der  Knochen,  worin  die 
Zähne  geladen  od.  eingelassen  u.  befestigt 
sind;  —  ferner  kennt  man  im  Deutschen 
ausserdem  noch:  \)  beim  Bergbau,  Grund- 
Lade,  d.  i.  die  Bohle  od.  der  Balken, 
worin  die  Thürpfosten  eingeladen  od.  ein- 
gelassen  sind,   bz.    der   diese  trägt  u.  hält; 

—  k)  in  Ilüttemverken,  Laden  od.  Hölzer, 
worin  die  Bochstempel  gehen  u.  ivovon  an 
Jedem  Pochwerke  zwei  sind,  die  durch  Riegel 
mit  einander  verbunden  tverden;  u.  ir.i  Ge- 
schützwesen hiessen  1)  früher  die  Laffetten, 
worauf  die  Geschütze  geladen  tverden,  bz. 
welche  diese  tragen,  auch  Laden;  —  so- 
dann ist  ra)  der  Laden  od.  das  Brett,  der 
Tisch  etc. ,  worauf  der  Verkäufer  seine 
Waaren  ladet  od.  legt,  auslegt  etc.  auch 
dasselbe  Wort  wie  lade,  wie  desgl.  auch 
n)  Laden  in  Fenster-Laden,  bz.  das  Brett, 
womit  das  Fenster  geschlossen  wird.  —  Nd. 
ladp,  läe,  lä;  mnd.  lade;  nid.  lade,  la;  mnld. 
lade,  laede ;  wfrics.  laede;  vfries.  laae,  lae, 
laade ;  mhd.  lade  (Lade,  Kasten,  Behidter, 
Sarg)  u.  lade,  laden  (Brett,  Bohle,  Fenster- 
laden, Kauf-,  bz.  Krämer-,  Tuch-,  Bäcker- 
Laden).  —  Wie  schon  oben  bemerkt,  bezeich- 
net das  von  laden  abstammende  od.  mit  die- 
sem von  derselben  gcrm.  ]/  Uaid.  fortgebildete, 
aus  urspr.  hlada  od.  bladä  entstandene  Wort 
lade  ein  Lade- Ding  od.  ein  I^a d- Ge- 
ra th,  bz.  ein  Etwas,  was  u.  lOorauf  od. 
wohin  hinein  man  Allerlei  ladet  od.  legt  etc. 


u.  könnte  es  in  dieser  allgemeinen  Bedtg» 
selbstredend  auch  einen  Wagen  od.  Karren, 
der,  od.  ein  Schiff,  das  ladet  (od.  worauf 
u.  tvorin  man  Eltvas  ladet  u.  legt  etc.),  bz. 
5  eine  Scheuer,  einen  Boden  od.  sonstigen 
Raum  u.  Platz,  toohin  man  Etwas  ladet  u. 
legt  od.  auch  ein  Etwas  od.  ein  Geräth  zum 
Ljaden  (Ladestock)  etc.  u.  selbst  auch  eine 
Person,    die    ladet    (ein    Lader)    od.    legt, 

10  schiclitet  etc.  bezeicJmen,  da  die  Endung  od. 
das  Suffix  „a"  od.  „ä"  überhaupt  nur  ein 
Etwas  od.  ein  Seiendes  (gleichviel  ob  Ding, 
Sache,  Geräth  etc.  od.  Geschöpf,  Thicr, 
Mensch)  bezeichnet,  was  an  u.  für  sich  erst 

15  durch  das  vorgesetzte  lad  od.  blad  seine 
Bedtg.  erhält.  Lm  an.  hat  das  mit  lade 
ident.  bladha  (als  L^ade-  od.  L^eg-Ding,  bz. 
als  Lade-Raum  etc.)  daher  a)  die  Bedtg.  : 
Scheune  od.  Scheuer,  bz.  geschlossener  Raum 

20  etc.,  toohinein  man  Getreide,  Futter  etc.  (cf. 
bygg-hladba,  Gerstenscheune,  —  bey-bladba, 
Heu-Scheune,  —  korii-hladba,  Korn-Scheuer 
etc.)  ladet,  legt  u.  scliichtet  od.  aufschichtet 
etc. ;  —  b)    Raum,  tvohinein  man  Schlachl- 

25  fleisch  ladet  etc.,  tvährend  das  aus  bladha 
od.  bladbi  gekürzte  bladb  a)  einen  offenen 
Raum  od.  Platz  vor  dem  Hause  zum  Laden 
od.  Abladen  von  allerlei  Sachen  (einen  Lade- 
Platz)  bezeichnet  u.  b)  als  Lade-  od.  L^ege- 

30  Ding,  od.  Geräth  zum  Laden  od.  Liegen  auf 
Etwas  wieder  die  Bedtg.:  mit  Metallzierrathen 
versehenes  Band  als  Kopfschmuck  sowohl, 
als  aucJt  die  von  Borde  od.  Randbesatz 
auf  od.    um    ein  Kleid   hat  u.  dann  ferner 

35  das  gleichfalls  zu  bladban  (laden ,  legen, 
schichten  etc.)  gehörende  bladbi  (als  gelegtes 
u.  geschichtetes,  od.  aufgelegtes  ti.  aufge- 
schichtetes Etwas)  wieder  die  von  Ha  ufe 
(strues)  lud.  -^  cf.  noch  ags.  (L.  Ettmüller) 

40  liUld   (agger,    onus) ;    aengl.   (S  trat  m  a  n  n) 

blad  u.  bladbe  etc.  u.  Weiteres  unter  1  laden. 

2.  lade,  läe,  lä,    ein  Fisch-Netz,   welches 

Je  nacli  den  Gewässern,    die    damit   befischt 

tverden,    eine  ganz  verschiedene  Grösse  (es 

45  ist  zur  Befischung  grösserer  Gewässer  4 — 6" 
Fuss  hoch  u.  20—10  Fuss  u.  darüber  lang, 
zur  Befischung  kleinerer  Gewässer,  ivie  z.  B. 
die  slot-lade  od.  slöt-läe  etc.,  auch  tvieder 
entsprechend    niedrig    u.    kurz)   hat    u.  ent- 

50  weder  bei  grösseren  seitlich  von  zwei  Stücken 
r  ahmen  artig  od.  bei  kleineren  vorne  von 
einem  Reifen  ring  artig  eingefasst  ist.  — 
Mag  dieses  Wort  nun  wie  die  Lade  der 
Weber  od.  die  Lade  zum  Heften  ein  rah- 

55  menartiges  (von  zwei  oder  mehreren  Seiten 
eingefassles)  Etwas,  od.  überhaupt  ein.  Be- 
hälter (Kiste,  Kasten,  Bunge,  Fischbehälter 
etc.)  sein,  so  ist  es  wohl  zweifellos  als  Wort 
ident.  mit  1  lade. 

60      läde-bräken  od.  läe-,  läbräken,  Glied-  od. 


LADEN  454                              LADEN 

GUederbiccheii.Glicd-erlirccJie)!. —  Spiichw.:  ouerare;  haurire),  iihliulau  (uvehere,  exhau- 

spinnen  is  giii  liiln'akt'ii.  —  Kid.  ledc-,  lec-  riro),  gehladau  (oxstnicre,  oiR'rart',  haurire), 

lirekcii.     if.  litl,  Glied.  oflilailau  (exhaurire),  cf.  L.  EttmüUer,  od. 

1.  laden  (lailo.    lädst,    ladt    ctf.;    —    lud,  oiuTaro,    congererc,    cxstruero,    haurire,    cf. 

liulst  etc. ;  —  laden),  laden,  legen,  schichten  5  Bouterwek;  aengl.  hladen  (onerare,  hau- 

elc,  b::.  heben,  halten,  fassen  (in  sich  fassen,  rire);   engl,  lade  (laden,  beladen,  befrachten 

einnc/iinen  etc.),   tragen,   bürden,  lasten,  be-  etc. ;  schöpfen). 

bürden,  belasten,  beschweren  etc.;  —  cf.  be-  Wie  aus  dem  Obigen  hervorgeht,  involvirt 
laden,  belegen,  belasten,  befrachten,  beschivc-  ladeu  od.  goth.  hlathan  etc.  sowohl  ein  vor- 
ren,  bcbürden  etc.;  —  t'erladen,  von  einem  10  hergehendes  Gr ei fen,  Fassen,  Nehmen 
Hatim  in  einen  od.  nach  einem  a)idern  legen,  etc.  od.  Ergreifen  etc.  (von  Etioas),  als 
tragen  od.  bringen,  fahren,  transportiren  ein  Heben,  Alt f heben,  in  die  Höhe 
etc.;  —  inladen,  einladen,  einlegen  etc.  od.  heben  n.  richten  etc.  (von  Etwas),  so- 
einnehmen  etc. ;  —  ofladen,  abladen,  ablegen,  wie  ferner  auch  ein  Legen  od.  Stellen 
abheben,  abtasten,  entlasten,  od.  verladen,  15  u.  Setzen  (worauf  u.  tvor in)  od.  Nieder- 
versenden etc.;  —  nntladen,  entladen,  cid-  legen.  Niedersetzen  etc.  (von  Etwas) 
lasten,  entleeren  etc.;  —  ütladeu,  ausladen,  u.  ein  Belasten  (womit),  loohei  denn  aus 
auslasten  etc.  —  he  ladt  (ladet,  legt,  hebt  Heben  (wo  loeg  od.  tvo  heraus)  od.  in  die 
etc.)  dat  up  de  wagen  od.  in  't  sehij)  etc.;  Höhe  heben  etc.  wieder  die  Bedtg.:  in 
—  he  löd  hum  dat  up  de  schulder  (erlegte  20  die  Höhe  winden  u.  schöpfen  od. 
od.  hob,  bürdete  etc.  Htm  das  auf  die  Schul-  ausschöpf  c  n  (haurire,  exhaurire)  das  ags. 
ter) ;  —  de  ladt  siik  dar  ök  wat  up  (der  hladan  entstand,  während  aus  Legen  od. 
legt  od.  bürdet  sich  da  auch  was  auf):  —  Auflegen  neben  Belasten,  Bcschwe- 
dat  schip  kumd  heriu,  um  liir  to  ladeu  (>tm  rcn  etc.  auch  die  Bedtg. :  .schichten  des  an. 
hier  Fracht  od.  Gider  einzunehmen);  —  25  hladha  hervorging.  Da  nun  -aber  kslav. 
he  hcd  to  t'Ol  od.  to  swär  ladeu  (er  hat  zu  k]Ai\ä.,k\dSt\  {iwncre)  i)n  Auslaut  nicht  stimmt, 
viel  u.  zu  schwer  geladen  od.  zu  viel  u.  zu  sondern  für  goth.  lilatli,  bz.  and.,  ahd.  hladh 
schwer  eingenommen);  —  dat  is  to  swar  od.  hiad  ein  idg.  Thona  krath,  karth  od. 
laden  (das  ist  zu  schwer  gc-  od.  beladen,  bz.  krath,  karth  anzusetzen  ist,  so  ist  die  Vcr- 
belegt,  bcJnirdet,  belastet  etc.);  —  dat  schip  30  gleichung  mit  Jcslav.  klady  wohl  nicht  zu- 
ladt  50  last  (das  Schiff  ladet  od.  fasst,  )iimmt  lässig  u.  sind  demnach  auch  wold  andere 
ein,  trägt  öO  Last) ;  —  dat  gewer  is  hideii  Vergleichungcn  mit  sonstigen  idg.  Sprachen 
(das  Gewehr  ist  geladen,  hat  seine  Ladung  völlig  gegenstandslos  u.  ohne  Erfolg,  sodass 
bekommen,  bz.  ist  mit  der  benöthigten  Menge  man  bei  diesem  Wort  lediglich  auf  das 
Pulver  u.  Blei  beschwert)  etc.  —  Nd.,  mnd.,  35  Germanische  angewiesen  ist.  Gehört  nun 
nid.,  mnld.  ladeu;  afries.  hlada;  wfrics.  aber  germ.  (Fiele  III,  85  u.  I,  41)  hntfha 
laedeu ;  nfries.  läe,  lüde;  wang.  (Ehren-  (Ruhm)  mit  griech.  (Cur  t  ins,  138)  kleter 
traut  I,  30^)  lithe;  an.  hladha;  norw.  etc.  u.  ahd.  halön  (cf.hahü)  ^h>- y  kar,  kal 
lada;  schwed.  ladda;  dän.  lade  (laden,  be-  (rufen),  so  könnte  auch  goth.  hlathan  vicl- 
ladcn  etc.)  ».«?(.  hladha;  «orw.  lada;  schwed.  40  leicht  zu  der  y  kar,  kal  (heben,  bz.  tragen, 
lada  (legen,  schichten,  auflegen,  aufstapeln,  halten,  schützen,  bergen,  bedecken,  belegen 
lagenweise  legen  etc.,  struere);  (/o^/t.  hlathan  etc.)  gehören,  von  deren  germ.  y  hal,  hla 
in  aflilathan  (beladen,  bz.  abladen  od.  ab-  auch  ja  eine  germ.  y  halth,  hlath  ebensogut 
legen,  eine  Last  auf  Etwas);  as.  hladan  weitergebildet  sein  kann,  wie  dies  mit  kart 
(aufnehmen  u.  legen  7vohin);  (üid.  hladan,  45  u.  skart  aus  kar  «.  skar  der  Fall  ist. 
ladan;  mhd.  laden  (laden,  aufladen,  beladen,  2.  laden  (lade,  lädst,  ladt  etc.;  —  lud, 
belasten);  ags.  hladan  (haurire,  snrsum  tra-  lödst,  löd  etc.;  —  laden),  laden,  beruf en,  vor- 
here,  exantlare,  onerare,  bz.  in  die  Höhe  od.  laden  etc.;  —  he  ladt  lunn  in;  —  he  ladt  hum 
ans  Etwas  heraus  liehen  od.  winden,  z.  B.  to  sük;  —  he  let  hum  i'or  gerigt  laden.  —  Nd., 
eine  Last  od.  einen  Eimer  mit  Wasser  u.  50  nid.,  mnd.,  wH7fZ.  laden;  »//vo.  lathia,  ladia, 
so  auch:  schöpfen  etc.;  auf-  od.  zusammen  laia;  rts.  lathian,  ladoian  ;  «(/.s.  ladhian  ;  «r»///. 
legen,  schichten,  aufschichten,  lagenioeisc  ladhieu  ;  </h.  ladlia;  r/of/t.  lathon;  a/tf/.  ladön, 
legen  u.  aufbauen,  aufrichten  etc.,  z.B.  einen  ladhün,  lathon,  laden;  mhd.  laden.  —  For- 
Scheitcrhaufen  von  lagenweise  auf  einander  mell  entspricht  der  goth.  y  lath  ein  idg. 
gelegten  Scheiten),  to-hladan  (ge-  od.  zer-  55  Thema  lath  od.  rath,  was  indessen  ebrnso- 
schichten,  zerlegen,  aiiseinander  legen,  ab-  wenig  loie  das  für  1  laden  anzusetzende 
tragen,  zerstören),  up-hladan  (aufheben,  auf-  Thema  krath  od.  krath  in.  den  sonstigen 
tvinden),  gc-hladan  (aufladen,  auflegen,  auf-  idg.  Sprachen  vorkömmt,  sodass  man  auch 
schichten,  aufbauen  in  seinem  Geiste,  od-  hier  wieder  die  germ.  y  lath  als  eine  Er- 
wickeln,  cf.  H.  L  e  o,  od.  struere,  exstruere,  60  Weiterung  von  der  Schallwurzel  la,  ra  (cf.  1  la) 


LAEDEN                              455  LAF 

ansetzen  muss,  da  es  doch  schwerlich  anzu-  schivachherzifj,    klclnmuthig,   niuthJos,  feif/c, 

nehmen    ist,    dass    dieses    laden   mit  (jriecli.  furchtsam,    blöde).    —    Ks    ist    iDuhrscheinl. 

kleteiiö  (ich  lade  vor)    u.   unserm   luileu    «.  (cf.  darüber  anch  noch  die  Schlasshemerkung) 

ballen  von  derselben  |/  kar,  kal,  kla  (sonarc,  idenl.  mit  afries.,  as.,  ags.  lel'  od.  löi'  (matt, 

clamare)  abstammt.  5  schivach,  hinfällig,  krank,    bz.  infirmus,  de- 

1.  lauen  0(Z.  ledeu,  Glieder.  IHur.  vonWCi.  bilis  etc.),  loofür  Grimm  die  Form  K'f  an- 

2.  lüden  od.  leden,  gelitten.  Partie,  von  setzt,  'während  H.  Leo  u.  J.  IL  Köne 
lideu.  dafür  lef,  bz.  \ei  ansetzen  u.  Sc  hm  eil  er, 

3.  laden  od.  leA^n,  verßossen,  vorbei,  ver-  Ettmüller,  Heyne,  Sehade  etc.  es  lef 
gangen,  bz.  gegangen,  passirt  etc.;  —  't  is  10  schreiben  (Heyne  schreibt  übrigens  ags.  \\i 
wol  al 'n  jär  lüden,  dat  hc  hir  was. — Daher:  u.  lef)  u.  dieserhalb  v.  Bichthofen  u. 
ferläden,  vergangen  etc.;  —  he  was  ferläden  Andere  es  auch  mit  unserm  lep  (s.  d.)  iden- 
{vergangencs    od.    voriges)   jär   altid  up  so;  tißciren,  dessen  Auslaut  „p*^  allerdings  keine 

—  dt,iüv\ii([(ii\(übergcgangen, hinübergegangen,  Schwierigkeit  macht,  da  die  Stämme  lab,  laf, 
gestorben  etc.);  —  he  is  for  dre  dagcu  afer-  15  lap  (s.  unter  lab)  von  Hause  aus  urspr. 
laden.  —  Nid.  leden    in  ver-  »..  over-leden.  eins    sind   od.  jedenfalls    im  Germanischen 

—  Es  ist  das  Partie,  von  anld.  lyden;  and.  nicht  aus  einander  zu  halten  sind.  Da  nun 
liden ;  as.  lithan  (gehen,  vorübergehen,  pas-  aber  lociter  unser  Inf  (schlaff,  matt,  müde, 
siren,  vergehen  etc.),  von  dessen  Präter.  led,  träge,  bz.  iveich  etc.  od.  lau,  flau  etc.),  nid. 
bz.  hochd.  leit  eben  •unser  leden,  leiten  etc.  20  lof,  loof  (müde,  matt,  schlaff,  iveich  etc.); 
abstammt  u.  wozu  auch  unser  lid  (Glied)  mnld.  loof  (cf.  KU.)  loahrscheinl.  auch  mit 
gehört  n.  ivorüber  Weiteres  unter  leden,  lid  laf  u.  afries.,  as.,  ags.  lef  od.  lef  idrnt.  sind, 
u.  liden  zu  vergleichen  ist.  so  scheint  es  mir,  als  ob  allen  diesen  Wör- 

läde-pin,  lä-pin,  Gliederschmerzen,   Glie-  tern  eine   ähnliche  Form  zu  Grunde   liegt, 

derreissen.  —  cf.  lädebräken.  25  tvie  unserm  lef  (lieb)    od.    tvie    lof   in    nid. 

lader,  Person,  die  das  Laden  (cf.  1  u.  2  verlof  (Urlaub),  bz.  wie  löf  od.  lofe  m  ge- 
laden) thut.  löf,  gelöfe  (Glaube)  u.  dass  das  afries.,  ags., 

ladung,  lading,  laden,  Ladung;  von  1  u.  as.  lef  od.  lef   zunächst    aus   leaf,   leof  od. 

2  laden.  leäf,  leöf  (Schade  führt  unter  \ei  auch  ein 

läe-bi'äken,  s.  läde-bräken.  30  aengl.  lave   mit   derselben   Bedtg.    an,    ivas 

1.  laf,  schlaff',  matt,  schwach,  flau,  fade,  ich  bei  Stratmann    nicht   finde)    entstanden 

süsslich,  schal  etc. ;  —  laf  fan  smäk  (schlaff)  sei  u.  soioie  auch  lef  (lieb)   u.  lof  in  verlof 

schwach,  matt,  flau,  fade  etc.  von  Geschmack,  (Urlaub),  löf  m  gelöf  etc.    auf  eine  urspr. 

ohne    Kraft    u.    Geschmack,    ohne   Salz   u.  Form  hifa,  luba,  gekürzt  lüf,  lüf  u.  eine  y 

Gewürz  etc.);  —  ik  bin  so  laf  (schlaff',  matt,  35  Inf,  lub  zurückgehen,  woraus  auch  die  Form: 

müde,  schwach,  flau  etc.),  ik  mut    erst   wat  )dd.  laf  u.  lof,  loof  in  ähnlicher  Weise  ent- 

to    äteu    hebben,    anders   fal    'k   um;  —  ik  stehen  konnte,  wie  unser  ladde  u.  an.  lodh, 

heb  so  'n  latfen  (faden,  schalen)  smäk  in  de  isl.  lod,  lad,  aus  lutha  od.  lade,  nhd.  Latte, 

mund;    ik    raut    inseu    'n   härink  äten,  oft  aus   lode    od.  lote,  bz.  dem.  Stamm  lud,  lut 

den  wat  bäter  word ;  —  dat  smekd  so  to  laf  40  von  liudan  (crescere),  cf.  lode  u.  lüde. 

(matt,  fade  etc.);   du   must   d'r    erst  nog  'n  Vergleicht  man  nun  toeiter  unser  u.  auch 

bitje  solt  un  peper  andön,    dat  d'r  wat  mer  as.  lef  (lieb)    aus  Huf,  liub,  bz.  lub,   od.  zu 

smäk    an    kumd;  —   dat   hed    so   'n   laffen  ags.  \eöi  den  Stamm  heög  u.\mg  von  heö^^w, 

matten,  flauen,  faden  etc.)  smäk;  —    dat  is  bugan  (cf.  bugen),  so  ist  unser  laf,  bz.  nid. 

laffe  pröt  (fades,  schales,  leeres,  gehaltloses,  45  laf,  lof,  loof  (s.  oben),   sowie    das   aus    ags. 

dummes,    albernes    Geschwätz) ;  —  he  is  'n  leaf,  leof  od.  leäf,  leöf  entstandene  lef  nicht 

laffen  (fader  etc.)  kerel.  —  Davon :  laf-bek  allein    ident.    mit   unserm    luf  (matt,  träge, 

od.  laf-snüt  (Eitler,  der  ein  fades  Maul  hat,  schlaff  etc.),  sondern  ivahrscheinl.  auch  syn. 

bz.  fades    Zeug    schwatzt);  —    lafheid    od.  mit  demnhd.lass  (träge,  matt,  faul, lässig), 

laftlgheid  (Fadigkcit,   Schalheit,  Geschmack-  50  bz.    unserm    lät    (spät),    dessen    eigentliche 

losigkeit,    Albernheit   etc.);   —    lafferd    (ein  Bedtg.    tcohl:    klebend,    haftend,    bleibend, 

laff'er,  fader,  geistloser,  alberner  Mensch,  bz.  zurückbleibend  od.  ruhend,  liegend,  sich  nicht 

ein    Laffe,    cf.    nid.    lafaard) ;    —    lafhartig  rührend,  bz.  ruhig,  still,  unbewegt  (cf.  Wei- 

matt-  od.  flau-herzig  etc.,  cf.  nid.  lafhartig,  teres    unter    lät    u.    laten)    ist,    wie  ja  slap 

matt-  od.  feig-herzig,  blöde,  blödsinnig  etc.).  55  (schlaf   etc.)    u.    sluf    (cf.  auch  suf)    loahr- 

—  Nd.,  nid.,  mnld.  laf,  lef  (flaccidus,  lau-  scheint,  mit  slapen  (schlafen)  connex  sind 
guidulus,  tepidus,  segnis,  imbecillis ;  fatuus,  u.  hii  auch  die  Bedtg.:  still  etc.  hat.  Da 
ii)sij)idns) ;  mfläm.  laf,  lef  (lau,- flau,  .schwach,  nun  aber  ags.  leaf,  leof  od.  leäf,  leöf,  bz. 
fade  etc.);  wfries.  (J apix,  Epkema)  laf,  engl,  leave  (permissio,  Erlaubniss ,  Frei- 
lei,   laef   (flau,    matt,  flau-    od,    matt-    od.  GO  gebang,  Zulassung  etc.)  im  Stamm  mit  engl. 


LAF  456  LAFEN 

leave  (lassen,  verlassen  etc.)  eins  ist  u.  beide  fest.  —  Nd.  (Br.  Wh.)  lövel-,  lavel-beer; 
nach  ubiijer  Ansführumj  auf  ein  Thema  icamj.  (Ehrentraut,  1,370)  libelbior.  — 
leöfii  ud.  lufa,  (joth.  luba,  b:.  eine  ]/  Inf,  liil)  Zu  lafcu,  lofcn  (loben,  geloben,  angeloben, 
zurückgehen,  die  auch  die  y  von  löfeu  zusagen  etc.),  cf.  2  lafou. 
(glauben,  trauen)  u.  löten  (lieben)  etc.  ist  5  1.  lat'en  od.  luven,  laben,  erquicken,  stär- 
u.  wahrscheinl.  (cf.  letVii,  latVii,  lofoii)  die  ken ;  —  he  mut  sük  erst  wat  lafeii ;  —  ho 
Bedtg. :  greifen,  fassen,  halten  (halten  u.  läfil  sük  d'r  in ;  —  wi  matten  hum  man  'n 
bleiben  wo),  festhalten,  haften,  kleben  etc.  Hesse  win  heustüreu,  dat  he  sük  wat  lafen 
hatte,  so  würde  sich  auch  die  Bedtg.:  träge,  kan.  —  Nd.,  mnd.,  }dd.  laveu ;  ninld.  hiven, 
matt,  müde  etc.  leicht  aus  der  von  haften,  10  laeven;  wfrien.  (Jap ix)  lauwjfjen;  aJid. 
bleiben  ii.  ruhen  (od.  liegen  u.  schlafen)  ab-  laben,  labün,  labön,  lapön;  wÄrf.  laben;  ags. 
leiten  lassen  u.  demnach  auch  ags.,  as.  lef,  (H.Lco,  Ettm  üller)  ]aÜAn,\df]an. — Wohl 
bz.  unser  laf  u.  Inf  auch  ebensogut  zu  dieser  von  ahd.  laba;  mhd.  labe,  lap  (Labe,  Labung), 
y  Inf,  Inb  gehören  können  als  die  Wörter  ivas  wahrscheinl.  (äs  dasjenige,  toas  via)i 
lef,  lof,  löf  etc.  15  schlürft  od.  trinkt,  od.  das  was  man  zu  sich 
Wegen  der  Bedtg. :  linquere  od.  relintineie  nimmt  (als  Sjjeise,  Trank,  NaJirung  etc., 
vcrgl.  auch  as.  lebha,  ags.  läf  (das  Uebrig-  cf.  |'  pa,  pi,  fassen,  nehmen,  halten  etc.,  bz. 
gelassene  etc.),  tvas  mit  as.  lebhjan  ;  ahd.  zu  sich  nehmen,  trinken,  schlürfen  etc.,  cf. 
leiban ;  ags.  laet'an ;  afries.  lava;  mnd.  leven,  ber  ic.  imme)  mit  ahd.  latt'an,  lafan,  bz.  an. 
loveu  etc.  (übrig  od.  zurücklassen)  u.  as.  20  lepja;  ags.  lapjan  (lecken,  schlürfen);  lat. 
lebhon  (bleiben  etc.)  zu  derselben  ]/  wie  lambo;  ^/•«'c/<.  laptö  (lecken,  schlürfen,  sau- 
Leben  u.  Leib  (cf.  läfen  etc.)  gehört.  fen,  trinken  etc.)  u.  labe  (Griff,  Handhabe) 
Zum  Schlüsse  sei  übrigens  noch  die  Frage  etc.,  sowie  mit  lapel  (Löffel),  lippe  etc.  etc. 
aufgeworfen,  ob  unser  laf  u.  luf,  bz.  nid.  zu  der  y  labh,  bz.  rabli  (greifen,  fassen, 
lat  u.  lof  in  der  Bedtg.:  tlaccidus  etc.  wohl  25  nehmen,  halten,  packen)  gehört,  falls  es  nicht 
überhaupt  dasselbe  Wort  icie  as.,  ags.  lef  etwa  direct  mit  ahd.  latfau ;  ags.  lai)ian, 
od.  lef  ist  u.  sich  nicht  eben  durch  die  lajyaii  (schlürfen,  einschlürfen)  von  einem 
mnld.  Form  lef  u.  durch  die  Bedtg. :  lau,  dafür  anzusetzenden  alten  lafan,  laban,  lapan 
flau,  matt  etc.  mit  dem  as.,  ags.  lef  od.  lef  (schlürfen,  trinken  etc.)  od.  ies.scr  )ioch  vom 
(debilis,  infirmus)  gemischt  u.  verwirrt  hat.  30  Fräter.  lab,  laf,  lap,  von  dem  auch  das  für 
Vergleicht  man  nämlich  an.  lata,  norw.  lava  lieber  anzusetzende  alte  Verb,  liban,  lifan, 
(hängen,  schleppen,  lose  herunterhängen,  lipan,  lab  etc.  (greifen,  fassen,  halten  [er- 
schlottern etc.),  an.,  isl.  laf  (ala  pallii,  bz.  od.  unterhalten,  ernähren],  nehmen,  ein-  od. 
Zipfel,  Schooss,  Busen  etc.,  cf.  engl,  lap),  zu  sich  nehmen  etc.,  s.  unter  läfer)  abge- 
lafadufe  (peuiculamentum),  lafeyrdr  (flaccus,  35  leitet  ist  u.  also  ahd.  laba  dasjenige  bezeich- 
tlaccis  auribus),  lafhraeddr  (formidine  flaccus  net,  loas  Einer  schlürft,  trinkt  (Trunk 
et  peudens),  lafhaogr  (facillimus),  lati  (pen-  od.  Nahrung,  bz.  das,  was  od.  womit  man 
dere,  tlaccescere),  lafmödr  (valde  anhelus)  etc.,  sich  labt  u.  erquickt)  od.  zu  sich  nimtnt, 
so  scheint  es  mir  bei  der  Verwandtschaft  wie  ja  jeder  Trunk  eine  Labe,  Lab ung 
von  slap  u.  sluf  mit  slapeu,  sowie  mit  slepen  40  od.  ein  Labsal  etc.  ist. 
(schleppen  u.  .schleifen),  bz.  einem  alten  2.  lafen  ofZ.  laven,  se/icHcr  lüfen  orf.  luven, 
slipan  od.  slifan  (slaf,  sluf,  slufun)  doch  loben,  preisen,  rühmen,  bz.  seinen  Beifall 
loahrscheinlichcr,  dass  unser  laf  u.  luf  eher  od.  seine  Zustimmung  u.  Genehmigung  zu  er- 
mit  diesen  an.  Wörtern  zusammenhängt,  als  kennen  geben.  Etwas  genehmigen  u.  erlauben, 
ilass  es  mit  dem  as.,  ags.  lef  od.  lef,  bz.  45  Einem  zustimmen  u.  ihm  Etwas  bejahen, 
unserm  lej)  ein.'<  ist  u.  dass  es  dann  mit  Ja  sagen  zu  Etwas,  zusagen,  zusjn-echcn, 
lobbe  u.  an.  lafa  zu  der  y  rab,  ramb  od.  geloben,  versprechen  etc.  etc.  ;  —  elker  (jcg- 
lamb  (niederhangen,  gleiten,  fallen)  gehört,  licher,  jeder)  bür  läfd  sin  botter;  —  wat 
wozu  Fick  (I,  102)  auch  lat.  labor,  laj)sus  läfd  he  dar  für  üt?  (was  sagt  od.  lobet,  ge- 
hum,  labi,  —  labare,  —  linibus  etc.  stellt  u.  50  lobet  er  dafür  aus)  ;  —  he  hed  mi  't  beiafd 
wozu  ausser  unserm  lobbe  auch  wohl  lipe,  (zugesagt,  versprochen,  versichert) ;  —  ik  wil 
lijjeu  etc.  gehören.  ili  't  lafen  wesen  (ich  loill  es  dir  gesagt 
2.  laf,  der  Zunge  genannte  Plattjisch  ud.  zugesagt,  versichert,  versprochen  sein 
(solea  vulgaris).  —  Auch  mufries.  latf  bei  lassen);  —  wo  hog  läfst  (preisest,  schätzest) 
Cad.  Müller.  55  du  dat  perd?  —  cf.  aferlafen  (über  od.  zu 
läfa  od.  liiva  (afries.),  s.  unter  liifen.  hoch  loben,  Überpreisen,  überscliätzen,  über- 
laf-bek.  lafTerd.  lafheid  etc.,  *•.  unter  l  laf.  fordern,  den  Preis  zu  hoch  stellen):  —  be- 
lüfel-i»«'!',  r/n  ber  (Gasterei,  Schmaus,  Gc-  lafen  (be-  od.  geloben,  zusagen,  versprechen 
läge  etc.)  zur  Feier  der  Verlobung  od.  des  etc.);  —  o^-diiiiw  (abgeloben)  ;  —  ütlafen  fa««- 
Verlöbnisses,    Vcrspruchcs  etc.,   Verlobungs-  üO  loben,   aus^n-eiscn,  ausrufen,  ausbieten,  aus- 


i 


LAEFEN  LEFEN 


457 


LAEFEN  LEFEN 


geloben  etc.).  —  Nd.,  miul.  lavcii,  luven ; 
nid.  loven ;  afries.  lovia;  ivfrics.  (JapiJ') 
lauwjt'U  u.  (Ep k c III a) loven ;  nfrics. (() utz c n) 
lowe;  loang.  lovjo;  as.  lobön,  lobhöu;  a//.s. 
loHaii  od.  lofjau ;  aengl.  lovcu ;  an.  lofa ; 
Horio.  lova ;  dän.  lovc ;  ahd.  lobön,  lopün, 
loben ;  mhd.  loben.  —  Wohl  con  lof  (Ijoh) 
locitergebildct,  wo  das  Weitere  zu  vergleichen 
ist. 

läfen,  lefen  od.  luven,  leveii,  leben,  exi- 
stiren,  sein,  Sein  od.  Dasein  haben,  wohnen 
etc. ;  —  be  Iflfd  nog  (er  lebt  noch,  ist  noch 
da,  ist  noch  lebendig  etc.) ;  —  so  lank  as  'k 
lät'e  (so  lange  ivie  ich  lebe,  od.  existire,  da 
bin,  Sein  habe  etc.);  —  be  läfd  (lebt,  exi- 
stirt,  erhält  sich,  nährt  sich)  fan  bröd  un 
will;  —  be  läfd  (er  wohnt,  d.  h.  er  bleibt, 
hält  sich  auf,  ist  sesshaft,  verioeilt  etc.)  in 
England ;  —  Compos. :  beläfeu  (erleben),  — 
ferläfcn  (verleben),  ofläfen  etc.  etc.  —  Redens- 
arten u.  Sprichw. :  man  mut  läfen  un  läfen 
lateii;  —  be  hed  to  min  um  to  läfen  un  to 
fol  um  to  starfen ;  —  wult  du  läfen  lank  un 
sund,  frett  as  de  katt'  un  drink  as  de  huud ; 
—  de  wil  läfen  an  pin,  de  hüde  sük  für 
stefkiuder  un  winters win'.  —  Nd.,  nid.  leven; 
afries.  leva,  liva,  libba;  ivfries.  (Ja}) ix) 
lobjen,  libjan ;  nfries.  läwe ;  helg.  lewwe ; 
satl.  liwja;  wang.  lib;  as.  libbjan,  libbean, 
libbjen,  libbaii,  lebbjön,  lebbön ;  libön ;  ags. 
litjau,  libbean,  leofjan;  aengl.  livien,  leovien, 
luvien,  libbeii ;  engl,  live ;  an.  lifa ;  iiorw. 
liva;  schwed.  lefva;  dän.  leve;  ahd.  libjau, 
lijjjau,  liban,  liben,  leben,  lepen;  mhd.  leben; 
goth.  liban. 

Nach  den  afries.,  as.  u.  ags.  Formen 
muss  man  entweder  annehmen,  dass  auch 
goth.  liban  für  älteres  libjan  steht,  od.  dass 
neben  afries.,  as.,  ags.,  ahd.  libjan,  litjan 
früher  in  diesen  Sprachen  gleichfalls  wie  im 
an.,  goth.  u.  ahd.  (cf.  Fick,  III,  271,  ivo 
er  an.  lifa  [übrig  sein]  mit  goth.  leiban 
[s.  unten]  u.  ahd.  liban  in  piliban  [bleiben] 
zusammenstellt,  während  er  an.  lifa  u.  goth. 
liban  [leben]  mit  as.  libbjan,  ags.  lifjau  etc. 
für  ident.  hält)  ein  Verb,  liban,  lifan  bestand, 
die  nur  insofern  von  einander  verschieden 
sind,  cds  lib-jan  sich  auf  die  Gegemoart,  — 
lifan,  liban  dagegen  (sofern  es  nicht  für 
libjau  steht)  sich  auf  die  Vergangenheit  be- 
zieht. Was  die  y  lif,  lib  =  idg.  rip,  ribb  be- 
trifft, so  liegt  dieser  nämlich  wahrscheinl.  die 
Bedtg. :  greifen,  fassen,  halten,  festhalten  etc. 
od.  haften,  kleben,  festsitzen  etc.,  bz.  die 
subst.  von:  Griff,  Fass,  Halt  (Aufenthalt, 
Verbleib,  Buhe,  Bast  etc.),  od.  Haft,  Kleb 
etc.  zu  Grunde,  sodass  libjan  ei)i  der  jeder- 
zeitigen Gegenwart  angehöriges  actives  Fas- 
sen-, Halten-,  Haften-,  Kleben-,  bz.  ein 
Griff-,  Fass-,  Halt-,  Haft-,  Kleb  -  m  achen 


(thun,  erzeugen,  bewirken  etc.),  —  liban 
dagegen  ein  der  jederzeitigen  Vergangenheit 
angehörendes  u.  sozusagen  schon  geschehe- 
nes :  Greifen,  Fassen,  H<dten  od.  Ilaften  u. 
5  Kleben  etc.,  bz.  das  Haben  von,  Halten  u. 
Haften,  ein  bereits  Gegriffenhaben  od.  ein 
jiarates  Fest-,  Halt-,  H<(ft-,  Kleb  -haben 
bezeichnet,  loas  sich  insofern  indessen  gleich 
bleibt,    als   sich   aus   Halt   u.  Haft  machen 

10  u.  aus  Halt  u.  Haft  haben  (wo)  von  selbst 
die  Bedtg. :  bleiben,  rasten,  sitzen,  ruJten, 
ivohnen  od.  leben  u.  sich  aufhalten  (wo) 
ergiebt  «.  danii  tveiter  aus:  bleiben  u.  Halt 
machen  od.  halten  (wo),    bz.    sich  halten  u. 

15  aufhalten  (wo)  auch  von  selbst  wieder  die 
von  (loo  u.  loovon)  zurückbleiben,  übrig 
bleiben  (cf.  restare,  ivomit  ausser  li  e  s  t  auch 
nhd.  Bast  u.  rasten,  bz.  unser  rüst  u.  rüsten 
zusammenhangen),  gespart  u.  geschont  iver- 

20  den  etc.,  bz.  die  von:  verlassen  iverden, 
allein  bleiben,  verlassen  bleiben  u.  sein  etc., 
od.  die  von:  nachbleiben,  zu  spät  kommen 
etc.  etc.  entstand,  loie  ja  an.  lifa  ausser 
leben   auch   die  Bedtg. :    übrig  bleiben  etc. 

25  hat  u.  das  Stammverb,  von  bleiben,  näm- 
lich ahd.  hlTban,  liban  (cf.  blifen)  ausser 
haften,  halten  od.  bleiben  (wo),  nicht 
fortgehen  etc.  aus  der  aus  bleiben  resul- 
tirenden  Bedtg. :  geschont  loer  de  n,  auch 

30  die  von  schonen,  erhalten  etc.  (od. 
wahrscheinlicher  ivohl  aus  halten  die  von 
unterhalten,  ernähren,  bz.  erhalten  etc.  u. 
hieraus  loieder  die  von:  schonen  sowohl, 
als  auch  aus  halten  od.  Halt  machen  [wo] 

35  die  von  bleiben)  entivickelte. 

Zu  läfen  (irgendwo  haften,  kleben  od. 
irgendivo  bleiben,  ivohnen,  zurückbleiben  etc.) 
sei  noch  bemerkt,  dass  ausser  lif  (s.  d.) 
afries.  lävä;    ags.  läf;    as.    lebba   od.   leba; 

40  aJid.  leiba,  leipa ;  mhd.  leibe ;  goth.  laiba 
(Ueberbleibsel,  bz.  das  was  übrig-  od.  nach- 
bleibt,  Hinterlassenschaft,  Nachlass  etc.) 
waJirscheiid,  auch  das  Wort  leben  als  En- 
dung vieler  Ortsnamen  im  Magdeburg ische}i 

45  etc.  (z.  B.  in  Ascher  s- Leb  e n ,  S a  n- 
ders-  Leb  e  n  etc.)  u.  zwar  in  der  Bedtg. : 
Verbleib,  Wohnort,  Wohnsitz  etc.  zum  obi- 
gen lifan,  liban  (cf.  dazu  auch  klifeu)  ge- 
hört, während  es  von  goth.  leiban  (linquere, 

50  relinquere,  bz.  übrig  lassen,  schonen,  frei 
lassen  od.  geben)  u.  ahd.  liban  (schonen, 
übrig  lassen,  bz.  geschont  werden,  bleiben,) 
als  dem  Stammverb,  von  blifen  (s.  d.)  zweifel- 
haft ist,  ob  diese   Wörter   aus  älterem  hlei- 

55  bau,  liliban  entstanden  n.  demnach  mit  goth. 
lileibjan,  ahd.  lippan,  lipan,  aii.  lilifa  (scho- 
nen, schützen,  helfen  etc.)  u.  ags.  hleov  (cf. 
leite)  etc.  zu  einem  agerm.  Verb,  lilibau,  bleib 
etc.,    goth.    bleibau,    hiaib,    blibum    etc.    ge- 

60  hören,    dessen   germ.  ]/  hlib,   idg.  krip   od. 


LAEFEN  LEFEN 


J5S 


LÄEFER  LEFER 


kribh,  bz.  krp,  karp,  krap  (cf.  liflpeu)  etc. 
icuhl  iiuch  ebenso  wie  die  y  i'on  dem  obifßeii 
liltaii,  loiltaii  die  Bedtcf.:  ipcifen,  fasaeii, 
halten  (ni)terhaltcii,  er/ndteti,  ernähren,  bs. 
tragen,  helfen,  sihidzcn  etc.,  cf.  die  Wurzeln 
pa  ud.  pi,  l)har  n.  dliar  tintcr  liodareii), 
festhalten  etc.  hatte,  da  auch  Ja  ;/<)th.  hhixhs, 
hiaifs;  ahd.  lilaiba,  lailta,  loili,  leip;  mhd. 
leib;  ar/s.  hiät"  (wovon  hläfonl,  engl.  Lord, 
d.  h.  Brodherr  etc.  u.  hläldiue,  engl. 
La  dg,  d.  h.  Brod-Sjjcnderin  etc.);  engl. 
loaf;  an.  hlcitV.  leifV  (Laib,  Brod,  Speise, 
bz.  Unterhalt,  Xahrung)  gnnc  gewiss  ebenso 
gut  zu  diesem  lilil)aii,  hleiltan  gehört,  wie 
ahd.  Ii'ilia,  leipa,  guth.  laiba  etc.  (s.  oben) 
zu  lilian,  leibaii. 

Zu  der  ]  lib,  lit"  eon  libau  etc.  cf.  skr. 
lip,  linip,  ved.  vi\^,  loelchc  Fick  (1,  754) 
mit:  schmieren,  salben,  kleben  etc.,  —  Grass- 
mann  mit:  schmieren  an,  kleben  an,  bz. 
anschmieren,  betrügen  etc.,  —  Bopp  mit: 
unjxeie,  oltlinere,  coiitaniinare,  jtolluerc  etc. 
übersetzt  u.  wobei  ich  heim  Vergleich  von 
klak  u.  ahd.  klaz  (cf.  kladde  etc.  u.  klatte 
etc.)  nicht  umhin  kann  anzunehmen,  dass 
auch  lip  u.  rip  ursjtr.  die  Bedtg.:  so- 
iiare,  crepitare,  bz.  sonus,  crepitus  (cf.  auch 
klifeii)  hatten  u.  demnach  urspr.  auch  Schall- 
irurzeln  od.  Schallwörter  ivaren  u.  Ablaute 
von  lap,  idg.  rap  (souare  etc.,  cf.  1  lab) 
sind,  die  in  gleicher  Weise  wie  klak  etc.  aus 
sonare,  crepitare  die  Bedtgn. :  bersten,  brechen, 
rei.ssen,  spulten,  springen,  sprengen  etc.,  bz. 
die  von  :  Bruch,  Biss  etc.,  od.  Bruchstück, 
Sprengstück,  abgesprungenes  od.  abgespreng- 
tes Etwas,  Fleck,  macula,  Schmutz,  Schmiere, 
od.  besprengen,  beschmutzen,  beschmieren, 
besudeln  etc.  entwickelten ,  wie  ja  unser 
rabbeln  u.  ribeln  (laut  u.  viel  schwatzen  u. 
laut  lachen)  ebenso  wie  rappeln  (rasseln, 
klappern,  viel  u.  dumm  schicatzen  etc.)  mit 
griech.  rabax  (lärmen),  rabassö  (lärmen, 
stampfen  etc.),  skr.  lambh,  lambhate  (tönen) 
u.  ribh  (knarren,  kni.^tern  etc.),  ripli  (glo- 
riari,  ]mgnare  etc.),  ramb  (briUlen  etc.),  lett. 
rillet  (dröhnen,  poltern  etc.),  lat.  lipire  (kräch- 
zen etc),  ßowic  ivahrscheinl.  auch  goth.  lamba 
(Lamm,  als  Thicr,  was  meckert  od.  blockt 
etc.,  cf.  1  lam)  etc.  sämmllich  zu  diesen  aus 
ra  (tönen)  wcitergebildeten  Schallwurzehi  (cf. 
1  lab  u.  laijpen  etc.)  u.  )nan  auch  annehmen 
muss,  da.'^s  die  y  lap  (leuchten,  glänzen,  od. 
urspr.  wohl  brenne n,  flammen)  von  Hause 
aus  mit  lap  od.  rap  (tönen,  klingen.  Jam- 
mern, bz.  schivatzen,  klatschei))  ident.  ist  u. 
eben  ihre  Bedtg. :  brennen,  flammen  etc.  aus: 
knistern  od.  singen,  rauschen  etc.  entwickelte, 
wie  Ja  auch  sengen  aus  singen  entstand 
u.  auch  mit  ved.  rilih  (rauschen,  vom  Feuer 
'I.  Sijma;  singen,  lobsingen,  loben,  preisen) 


u.  raj)  (sprechen,  preisen;  laut  rauschen  etc.) 
u.  rap,  raph  (brechen,  spalten,  reissen,  be- 
schädigen, verletzen  etc.)  als  Wurzeln  von 
rumpere  u.  rapere,  ripere  etc.  von  Hause 
5  aus  ident.  sind,  da  auch  diese  Bedtgn.  aus 
der  älteren  von  crepitare  od.  sonare  hervor- 
gegangen sind. 

läfen,  läfend  od.  lei'en  de,  Leben ;  a)  Da- 
sein etc.;  —  he  lied  hum 't  liifen  scluiiiken ; 
10  —  uus  läfeu  is  bogst  unseker;  —  d'r  sitt  liel 
gen  lafen  (kein  Leben,  keine  Beweglichkeit, 
keine  Biüirigkeit  etc.)  in  lium;  —  b)  Leib, 
Körper;  —  he  ked  so  'n  jökte  up  't  liifen ; 

—  he  kreg  't  scbrefen  np  't  liifen;  —  wen 
15  he    't    siipen    np   't  läfen   (Leben,  Leib  etc.) 

hed,  den  is  he  6k  altid  dnn;  —  ik  heb'  so 
'n  bit  (Jucken,  Brickel)  np  't  läfen  (auf  dem 
Leibe,  bz.  dem  Körper)  etc. ;  —  c)  Bewe- 
gung, Rührigkeit,  Lärm,  Geräusch,  Sjiek- 
20  takel  etc. ;  —  d'r  is  hei  gen  lät'en  in  de  stad  ; 

—  de    kindcr   maken   so  'n  läfen,  dal  man 
sin  egen  gelCul  net  höri'n  kan. 

liif'endig,  lel'eiidig,  \Ä\em\ig,  lebendif/;  — 
he  is  nog  läfendig ;  —  dat  is  liir  regt  läfen- 

25  dig  etc. 

liifendi^heid  etc.,  Lebendigkeit. 
lafer  od.  laver,   Lober,    Breiscr   etc. ;  — 
elk  is  'n  lafer  fan  sin  wäre.  —  Zu  2  lafen. 
läfer,    lefer.    Leber.    —  Nd.,  nid.  lever ; 

30  afries.  livere;  wang.  liver;  nfries.  libber, 
liwwer,  lewwer;  ags.  liiere,  lifre;  aengl. 
livere,  livre;  an.,  isl.  lifr,  lifnr;  norw.  livr, 
liver;  schwed.  lefver ;  dän.  lever;  ahd.  libara, 
Icbara ;  lebera,  lepcra;  mhd.  lebere. 

35  Fick  (III,  271)  glaubt,  dass  dieses  Wort 
von  liban  =  lip,  kleben  (cf.  läfen)  abstammt 
u.  demnach  ein  klehr  ig  es  Ettvas  bezeich- 
net, während  IL  Leo  (Spalte  32',))  Ufer  von 
lifau,  bz.  lifian  in  der  Bedtg.:    leben   ab- 

•10  leitet  u.  es  als  den  Sitz  des  Lebens  deutet. 
Da  indessen  die  alten  Nordgermanen  unter 
Leber  -  M  e  e  r  ein  g  e  r  o  n  n  e  n  e  s  ^f  e  er, 
bz.  ein  Meer  verstanden,  worin  die  Schifl'- 
fahrt  wegen  des  dicklichen   od.   geronnenen 

45  «.  leicht  gefrierenden  Zustandes  nicht  mehr 
möglich  ti.  höchst  beschwerlich  u.  gefährlich 
war,  so  ist  es  wohl  zweifellos,  dass  das 
Wort  Leber  mit  nhd.  Lab;  nd.  lalf; 
mnd.,    mnid.    laf   u.    lip,    libbe ;    an.,  isl.  lif 

50  (coagnluin  od.  ein  Etwas,  tvas  selbst  geron- 
nen ist  u.  (ds  Mittel  zum  Gerinnenmachen 
der  Milch  gebraucht  wird),  bz.  unserm  u. 
nd.,  nid.  lebbc  (s.  d.),  .'<owie  mit  arngl. 
(Stratm ann)  liveren ;  nd.  (Br.  Wb.)  leveni ; 

55  mnd.  levercn;  <did.  liberön  (in  gilibcrun), 
später  liberen,  leberen  ('*'«  belibercn,  i)eleberen, 
gerinnen,  coagnliren,  gerinnen  machen,  dick 
machen)  zu  einem  agerm.  Verb,  liban,  lifan, 
lipan  (lab,  laf,  lap,  —  Inb,  Inf,  Inji,  —  Inbnn 

60  etc.)  gehört,  ivas  nicht  wie  goth.  leiban,  ahd. 


LAEFER  LEFER 


459 


LAEG  LEG 


liban  (cf.  lilfeii  u.  s.  oben)  von  einer  y  lip 
=  rip,  sondern  (cf.  auch  1  lafeu)  voii  einer 
y  lab,  laf,  laj)  =^  idg.  rap,  ramp  od.  rabli, 
rambh  abstammt,  ivelche  mit  sJcr.  rabh,  ranibh, 
bz.  ]al)h,  lanibh  ((/reifen,  fassen,  packen, 
nehmen,  halten  etc.)  ident.  u.  tvovon  auch 
rap  von  lat.  rapere  wohl  eine  Nebenform  ist. 
Aus  der  Grdbedtg. :  fassen,  packen,  halten 
etc.  entstanden  nun  sowohl  die  Bedtgn. : 
fesseln,  festmachen,  binden,  schliessen  etc. 
als:  haften,  kleben,  festsitzen,  bz.  die  von: 
sich  verbinden  u.  vereinigen  (mit  Etwas  od. 
mit  einander),  sich  zusammenziehen  u.  ver- 
dichten, dicht  u.  dick  werden,  od.  gerinnen 
(cf.  coagulum  u.  coagulare,  von  cogo)  etc., 
ivonach  dann  die  Leber  urspr.  wohl  als 
ein  geronnenes  Etwas  (auch  lab  u.  lebbe, 
libbe  bezeichnen  urspr.  die  im  Magen  säu- 
gender Thiere  geronn e n e  Milch  u.  sodann 
auch  den  Magen  solcher  Thiere  selbst  u. 
wird  sowohl  diese  geronnene  Milch  als  auch 
der  Magen  dieser  Thiere  als  Mittel  zum 
Gerinnenmachen  der  Milch  benutzt,  wie  ja 
der  Kälbermagen  auch  bei  ti)is  deshalb  leljbe 
heisst  u.  Hasenlab  die  geronnene  Milch 
od.  der  Magen  eines  jungen  Hasen  ist) 
aufgefasst  ist,  wobei  man  loegen  ihrer  dun- 
keln rothbraunen  Farbe  sogar  wohl  an  einen 
geronnenen  Blutklumpen  gedacht  u.  sie 
daher  mit  einem  geronnenen  Klumpen  Blutes 
verglichen  od.  sie  danach  benannt  haben 
kann.  Da  nun  aber  Alles,  was  geronnen 
ist  u.  namentlich  geronnenes  Blut  auch 
klebrig  od.  haftend  ist,  so  gehört  auch 
unser  libbe,  libber,  libberig  (s.  d.)  u.  weiter 
unser  lobbig  (dicklich  od.  wie  loir  auch  sagen : 
gcbuiuleii)  zu  diesem  alten  obs.  liban,  lab,  lub, 
liibun,  .^ci  es  in  der  Bedtg.:  haften,  kle- 
ben etc.  od.  in  der  von:  gerinnen  (Wei- 
g  a  n  d  nimmt  für  liban  die  Bedtg. :  sich 
verdichtend  verc i  n  ige n  an,  cf.  dieser- 
halb  bei  ihm  unter  Lab,  Lebd  n,  gel i c- 
fcrn)  od.  in  der  von:  sich  vereinigen 
u.  verh  inden  etc. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  loegen  des  obigen 
vorausgesetzten,  von  der  ]/  rabh  (greifen, 
fassen,  packen,  halten,  heben,  tragen,  bz. 
fesseln,  binden,  verbinden,  vereinigen,  zu- 
sammen- od.  ganz  u.  dicht  machen  u.  so 
auch;  schliessen,  heilen  etc)  abstammenden 
agerm.  liban,  lipan,  lifan  (lab,  lap,  laf,  — 
lub,  lup,  Inf,  —  liibun  etc.,  cf.  binden,  band, 
bund  etc.)  bemerkt,  dass  ausser  nhd.  Labe, 
laben  (s.  unter  1  lafen)  beim  Vergleich  von 
hei  u.  lat.  sanus,  Salus  (s.  unter  hei)  dann 
auch  das  an.,  isl.  lif  od.  lyf  (medicamenta, 
Arznei,  Heilmittel  od.  Heiltrank,  bz.  urspr. 
dasjenige,  was  Wunden  heilt  od.  schliesst 
od.  den  Körper  wieder  heil  u.  ganz  macht) 
u.  isl.  lifja  (sanare)  zu  diesem   liban,    lifan 


in  der  Bedtg. :  binden,  verbinden,  schliessen 
etc.  gehören  könnte,  gleichviel  ob  dies  an., 
isl.  lif  od.  lyf  mit  goth.  lubi  (Gift,  Dosis, 
bz.  Zaubermittel  etc.)  in  lubjaleisei  (Gift- 
5  künde,  Zauberei) ;  ahd.  luppi ;  )nhd.  liippc ; 
nhd.  Luppe,  Liippe,  Lippe  urspr.  for- 
mell eins  ist  od.  nicht,  bz.  ob  der  Stamm: 
an.,  isl.  lif  od.  lyf  des  'Themas  lifa  od.  lyfa 
(medicamenta)    derselbe    ist    wie    von    ahd. 

10  luppön ;  mhd.  Hippen,  kippen  (vergiften,  hei- 
len, sanare,  medicare),  da  ja  alle  diese  For- 
men sich  von  selbst  aus  einem  präsumirten 
agerm.  liban,  lab,  lub  ergeben  u.  die  Bedtg. : 
Gift    von   goth.    lubi    u.    alul.    luppi  ganz 

15  gewiss  aus  der  von:  Heil- Mittel  od. 
Arznei  entstanden  ist,  wie  ähnlich  das 
deutsche  Gift  aus  der  von:  Dosis  od. 
Gabe.  —  Da  nun  iveiter  liban,  lipan,  lifan 
aber  auch  die  Bedtg. :  hebe n,  tragen  etc. 

20  aus  der  von:  fassen  u.  halten  etc.  ent- 
wickelte, so  ist  es  loohl  zweifellos,  dass  so- 
ivohl  das  an.  lypta  (heben,  aufheben,  in 
die  Höhe  heben');  dän.  lüfte;  nhd.  lüften 
sowohl,  wie  auch  das  Subst.:  an.  lopt;  nhd. 

25  Luft  (cf.  lücht,  lüchten) ,  als  das  Ge- 
hobene, Obere,  bz.  das  in  der  Höhe  über 
uns  schwebende  Etwas  u.  ferner  auch  das 
mhd.  lupfen,  lüpfen  (in  die  Höhe  heben  etc.) 
auch  zu  diesem  alten  Verb,  liban,  lifan,  lipan 

30  (lab  etc.,  lub,  luf,  lup,  —  lupun)  gehört, 
indem  zunächst  von  luf-  od.  lup-jan,  in  der 
Bedtg. :  Hub  od.  Hebung  machen,  ein  Partie. 
Fräter.  luft,  lupt  u.  hievon  sowohl  das  Subst. 
luft   als    das  Verb,  luft-jan  (lüften,  licJUen) 

35  entstand.  Möglicherweise  gehört  nun  aber 
auch  luf  (Wind)  cds  das  loas  sich  erhebt 
(der  Wind  erhebt  sich  od.  macht  sich 
auf)  u.  aufmacht  gleichfalls  (cf.  Inf) 
hierher. 

40  läfeni,  lefern  od.  lävern,  liefern,  aus 
seiner  Gewalt  frei  geben  od.  lassen  u.  einem 
Andern  zu  Händen  geben.  —  Aus  franz. 
livrer ;  rom.,  aital.  liverare  ;  mlat.  liberare, 
bz.  lat.  liberare  von  liber  (frei,  los,  ledig  etc.). 

45      lafferd,  laffert,  leflFerd,  s.  unter  1  laf. 
lag  od.  leg,  lag;  Fräter.  von  liggen. 
lag,  niedrig  (cf.  1  lag) ;    flg. :  gemein  (cf. 
läghart  lg). 

1.    lag,    leg,    niedrig,    niedrig    od.   flach 

50  liegend  etc. ;  —  lag  water  (niedriges  Wasser 
od.  Ebbe,  als  Gegensatz  von  högwater) ;  — 
lag  land  (niedriges,  flaches,  ebenes  Land) ; 
—  'n  lägen  stol  (ein  niedriger  Stuhl) ;  — 
dat  geid  al  lilgcr  (das  geht  stets  niedriger); 

55  —  dat  is  u]>  't  lägste  (das  ist  aufs  Nie- 
drigste). —  Nd.  leeg ;  mnd.  lech,  lege ;  afries. 
legii ;  nfrics.  leeg,  lüg ;  nid.  laag ;  mnld. 
laegh,  leegh  (niedrig;  flg. :  gemein,  schlecht)  ; 
mhd.    laege    (niedrig,  flach)   etc.  —  Es  be- 

60  zeichnet  urspr.  einen  liegenden  Zustand  von 


LAEG  LEG 


460 


LAEG-LOPEN 


Etwas  n.  ist  es  mit  lajii'  com  Priiter.  Ia>i 
Oll.  leg  (laij,  war  od.  hatte  platt  od.  flach 
niedergeleiß  ud.  war  bereits  liegend  etc.) 
weitergeliildct. 

"2.  1,1g,  leg,  leer,  frei  von  Last  od.  Ladung, 
(hd  etc.;  —  't  scliip  is  lilg;  —  Iie  färil  mit 
"t  1;1^'  schip  üt;  —  he  is  Tilg  iitgäu  (er  ist 
her  ausgegangen) ;  —  lag  gäii  od.  lug  herum 
\o\nn\  (iedig  od.  massig  gehen,  ledig  od. 
massig  herumlanfen) ;  —  liig  makou,  leer 
machen,  ausräumen  etc.  —  Xd.,  nid.  lecg.  — 
L's  ist  ein  Contract.  eon  leiklig,  ledig  =  midd. 
ledig  (liber,  solutus;  inanis,  vacuus,  cassus ; 
utinsus,  tVriatub;,deses,sui)inus);  afries.  lethog; 
u'iing.  liithug;  S(Ul.  ledüg;  /tc/r/.  leddig;  wfrics. 
lediir,  luidig;  nd.  Icddig;  mnd.  ledicli,  led- 
dicli,  laddigh  (dasselbe);  nihil,  ledec,  ledic, 
liilic,  lidig  (ledig,  frei,  unbehindert,  uncer- 
heirathet);  «f».  lidhugr;  norw.WtXvxg;  schwcd. 
ledig;  dän.  ledig.  —  Das  an.,  isl.  lidugr 
wird  von  Biürn  llaldor scn  auch  mit 
facilis  u.  dexter,  bz.  dän.  let  (leicht,  bequem 
etc.)  u.  behaeudig  (bellende,  auf  eine  ge- 
schickte Art,  geschwind)  erklärt.  Da  in- 
dessen Je.  Aasen  das  norw.  \\i\uii,  (Neben- 
form: liug,  leug  u.  lidig,  sowie  lidall.  Hall, 
ieall)  ad  1  mit  dän.  smidig  (schneidig,  ge- 
schneidig etc.),  böielig  (biegsam,  gelenksam, 
gelenkig,  beweglich)  od.  som  bevaeger  sig 
meget  let  (das  was  sich  sehr  leicht  bewegt) 
erklärt  a.  auch  schwecl.  ledig  ausser  ledig, 
unbesetzt,  frei  von  Arbeit  od.  Beschwerde 
etc.  die  Bedtg. :  icas  sich  leicht  rühren  u. 
bewegen  kann,  geschmeidig  od.  leicht  bewegt, 
beweglich  etc.  hat,  so  ist  es  wohl  zweifellos, 
ilass  sich  die  Bedtg. :  facilis  etc.  des  an., 
isl.  lidugr  auch  auf  die  leichte  Bewegung 
od.  Beweglichkeit  u.  Gelenkigkeit  von  Etwas 
bezieht  u.  demnach  einfach  als  Compos.  von 
lid  (Gelenk,  Gelenkknoten,  Stelle  wo  die 
Beine  u.  Arme  od.  sonstige  Sachen  sich  biegen 
H.  bewegen,  als  Knie,  Ellenbogen,  Scharnier 
einer  Thiir  etc.)  u.  der  Endu)ig  ig  (od.  ag, 
eg,  ug)  die  Bedtg. :  gelenkig  (bz.  biegsam, 
geschmeidig,  beweglich,  flink,  rührig,  behende 
etc.)  hat,  od.  einen  Zustand  bezeichnet,  wo 
ein  Etwas  sich  biegt  u.  bewegt,  ttz.  sich  frei 
u.  ungehindert  nach  allen  Seiten  hin  biegen, 
wenden,  bewegen  u.  rühren  kann.  Da  nun 
aber  nur  derjenige  der,  od.  dasjenige  was 
frei  u.  ungefesselt  od.  ungebunden  ist,  in 
einem  solchen  Zustand  verkehrt  u.  Alles, 
was  ihm  (od.  demselben)  anhängt,  od.  was 
ihn  (od.  es)  belastet  u.  beschwert,  die  Ge- 
lenkigkeit u.  Beweglichkeit  desselben  hindert, 
so  ist  es  klar,  dass  die  Bedtg.:  gelenkig 
(od.  beweglich,  rührig,  ßink  etc.)  auih  Iciclit 
in  die  von  frei  u.  ungefesselt,  unbehindert, 
unbeschwert,  unbelastet  etc.  od.  von  ledig 
im  Jetzigen    Sinn    übergehen,   sowie   auch. 


dass  sowohl  hieraus  die  von:  müssig,  unbe- 
schäftigt etc.  entstehen,  als  auch  aus  der 
von:  beweglich,  rührig  in  der  Weise  hervor- 
gehen konnte,  als  ein  Jemand,  der  sehr  be- 
5  weg  lieh  ist,  auch  flatterhaft  u.  unbeständig, 
od.  unruhig  etc.  ist  u.  viel  umhergeht,  kein 
Sitzfleisch  hat  u.  sich  gern  müssig  umher- 
treibt. Da  nun  aber  weiter  das  Wort  lid 
(cf.  1  lid)    auch   die  Bedtg. :    Stück,    Thcil, 

10  od.  abgetrenntes,  abgeschnittenes  Etwas  hat 
od.  hatte  u.  das  an.  lidlia  (trennen,  tlicilen, 
sich  in  zwei  Theile  od.  Schichten  theilen  od. 
spalten,  zerlegen  etc.)  entweder  mit  ahd.  lidön 
(secare  etc.)  von  lid  =  an.  lidh  (Theil,  Stück 

15  etc.)  weitergebildet  ist,  od.  doch  mit  ahd. 
lidun  (secare,  caedere,  in  Stücke  schneiden 
etc.)  von  derselben  Y:  gcrm.  lid,  idg.  rit  od. 
ritli  (s.  Weiteres  unter  1  lid)  abstammt,  so 
kann  selbstredend  das  Wort  ledig,  lidig,  an. 

20  lidbugr  auch  entweder  von  lid  als  Stück, 
'Theil,  od.  abgetrenntes  Etwas  etc.  mit  ig 
weiter  gebildet  sein  od.  von  lida  (trennen 
etc.),  lidön  (i>i  Stücke  schneiden  od.  theilen, 
zertheilen,  abtrennen  von  Etwas)  abstammen 

25  od.  überhaupt  mit  diesen  Wörtern  zu  der 
ein  Gehen,  Entfernen  u.  Trennen  etc.  be- 
zeichnenden germ.  y  lid  etc.  gehören  u. 
demnach  ledig  (Thema  lith-aga)  urspr.  einen 
Zustand  od.  ein  Sein  etc.  bezeichnet,  tvo  ein 

30  Etwas  von  allem  Uebrigen  getrennt  u. 
abgesondert  ist  u.  lebt  u.  kein  anderes 
Etwas  ihm  anhängt  od.  mit  ihm  verbunden 
ist,  icie  dies  Ja  bei  einer  ledigen  Person 
auch  der  Eall  ist. 

35  läge,  Lage.  In  allen  Bedtg n.  wie  im 
Hochdeutschen.  —  Es  ist  vom  Präter.  lag 
von  liggeu  weitergebildet  u.  bezeichnet  einen 
Zustand  od.  ein  Sein  des  bereits  geschehenen 
Liegens  od.  wo  ein  Etwas  schon  liegt. 

•10       lagen  od.  lägen,  s.  ferlageii  etc. 

lagen  od.  lägen,  logen,  gelogen ;  s.  legeu 
u.  ferlägen. 

lägen,  niedrig  machen;    s.   terlilgen,    ver- 
od.  erniedrigen. 

45  lager,  läger,  leger,  Lager.  In  allen  Bedtg n. 
wie  im  Hochdeutschen. 

läger,  niedriger  etc.;  s.  1  liig. 

lagern,  lagern;  wie  hochd. 

lägern,  niedriger  machen  etc. ;  s.  ferlägeni 

50  unter  tV'rlagen. 

lager-stä',  Lagerstätte. 
läger-ual.  ein  Ufer  od.  eine  Küste,  welche 
an  der  Leeseite  des  Schiffes  liegt    u.  loovon 
dasselbe     durch    Laviren    entjernt    werden 

55  muss,  damit  nicht  Wind  u.  Strömung  es 
darauf  hintreiben  u.  zum  Stranden  bringen. 
—  Nd.  legerwall ;  nid.  iagerwal;  schwed., 
dän.,  norw.  liigcrvall. 

läg-lopen,   a)  ledig  od.  müssig  gehen ;  — 

ÜO  Redensart :  meuuig  cu  kumd  6k  mit  laglopeu 


/ 


LAEG-LOPER  461  LAK 

dör    (lo    weit;  —  b)   leerlaufen,   auslaufen;  an,    hz.    dass   klak  als  y  von  ahcl.  klakjan 

—  (lat  fat  is  lag  lopen.  etc.  sowohl  ein  llrechen,  Heissen,  Bersten, 
lälg-loper,  Müssifigünger.  Springen,  Spalten  etc.,  als  auch  ein  Flecken 
lilg-nior,  niedriges  Moor,   niedriges  sum-  etc.  bezeichnet,   hz.    dass   das  aus  dem  ahd. 

pfiges  Land,  niedriges  Weideland;  Gegensatz  5  klacjan  entstandene  klecke n  dieselbe  Bedtg. 
zu  hüg-mör.  toie  flecken    hat,    soioie  ferner,  dass  der 

läg;te,  das,  was  niedrig  od.  tief  ist  n.  Stamm  lak  ebenso  wie  klak  urspr.  wahr- 
liegt, Niederung  etc. ;  —  dat  geid  na  de  scheint,  ein  Schallstamm,  ist  u.  demnach  auch 
lägte  (in  die  Tiefe,  nach  unten)  heu ;  —  dar  loie  dieser  die  Bedtg. :  soims,  clainor,  claugor 
sunt  föl  lägten  (niedrige  Stellen,  Vertiefun-  10  od.  crepitus  etc.,  bz.  sonare,  claniare,  clan- 
gen  etc.)  in  't  land.  —  Nid.  laagte ;  mnd.  gere  od.  crepare,  crepitare  etc.  hatte,  so 
legede.  —  Zu  lägen,  nid.  lagen.  würde  sich  für  ein  von  lak  ioeitergebildetes 

lai,  laien,  s.  lei,  leien  etc.  Thema    lak-a  —  a)    die    Bedtg. :    Geschrei, 

1.  lak  (de  u.  dat),  Lack,  Firniss,  Siegel-  Lärm,  Klage,  Klatsch  etc.  od.  Schelte,  Tadel 
lack.  —  Nid.  lak  (Gummi-,  Siegellack);  15  etc.,  —  b)  macula  (sinnl.  u.  fig.)  od.  Flecken, 
mnld.  lacke  (iacca  arab.,  cancamen).  —  Mit  Fehler  etc.  —  u.  c)  wie  bei  ahd.  bresta 
franz.  laque;  ital.  Iacca;  spa7i.,  prov.  laca  (Fehler,  Mangel,  Gebrechen  etc.)  u.  gebrest, 
von  2)ers.  lak  (o.^t indischer  Harzsaft)  ti.  dies  gebrist  (Mangel,  Fehlen,  defectus  etc.,  Ge- 
aus  skr.  läkshä  (genus  pigmenti  rubri),  was  brechen  etc.)  von  brestan  (bersten,  brechen 
wahrscheinl.  mit  rakta  (rnber),  y  skr.  raj  20  etc.)  auch  die  von:  Gebrechen,  Fehlen,  Man- 
(sich  färben,  sich  rüthen,  roth  sein)  auf  eine  gel  etc.  ganz  tmgesucht  ergeben,  während 
aus  arg  (glühen,  glänzen  etc.)  umgesetzte  ein  von  lak  fortgebildetes  Verb,  lakan  u. 
idg.  y  rag  (färben)  zurückgeht,  wie  z.  B.  lakjan  soivohl  die  Bedtg. :  a)  schreien,  lär- 
auch  bhaksb  aus  bhag  entstand.  men ,    klagen,    klatschen    etc.    od.    schelten, 

2.  lak  H.  lak,  a)  Flecken,  Makel,  Fehler  25  tadeln  etc.,  —  als  b)  flecken,  beflecken,  be- 
etc,  od.  Tadel,  Schimpf,  Beschuldigung  etc. ;        sudeln  od.  maculare  etc.  —  u.  c)  auch  die- 

—  he  hed  'n  lak  up  dat  wicht  smeten,  bz.  seihe  loie  ahd.  brestan  (brechen,  bersten,  ge- 
hnr  'n  lak  ansmeten  od.  anliangen  ;  —  b)  brechen,  fehloi,  mangeln)  od.  hrGchAn,\n'echsi.n 
falsche  Besclmldigung,  Verläumdung,  TJige  (brechen  od.  entztvei  gehen,  zerbrechen,  ge- 
etc,  od.  urspr.  ivohl  eine  Schmähung  od.  30  brechen  etc.,  bz.  Brech  haben  od.  Bruch 
Beschmutzung  etc.,  bz.  sinnl.  dasselbe  wie  machen  etc.)  haben  kann.  Hält  »«a»  nun 
Schmutz  u.  Dreck;  —  dat  is  niks  as  lak,  diese  Bedtgn.  fest  u.  erwägt  man  ferner, 
wat  he  dar  fan  hum  segd ;  —  dat  is  f'mer  dass  die  Bedtg. :  bersten,  brechen,  spalten, 
lak  (nichts  als  Umoahrheit  od.  Lüge,  falsche  reissen  etc.  auch  leicht  in  die  von:  schnei- 
An gaben  etc.,  bz.  nichts  als  Dreck  od.  35  den,  wunden,  verwunden  od.  ritzen  etc.,  bz. 
Nichts  u.  Nichtssagendes,  Nichtsbeweisen-  die  von  Spalte,  Bitze,  Borste  etc.  leicht  in 
de.=t)   wat   he    dar   protd   od.  förbrengd  etc.        die  von:    Wunde  etc.   übergeht,   soivie  dass 

—  Nd.  (Br.  Wb.),  mnd.,  nid.  lak  (Fehler,  Schallstämme  zum  Theil  unverschoben  blei- 
Mangel,  Gebrechen),  soioie  nid.  lak  (falsche  ben,  zum  Theil  aber  regelrecht  lautverschoben 
Beschuldigung  etc.)  u.  laak  (blaara,  afkeuring,  40  erscheinen,  so  ist  ivohl  anzunehmen,  dass 
bz.  Tadel,  Schimpf  etc.,  cf.  v.  Dale  etc.);  der  obige  Stamm  lak  mit  der  y  lak  u.  rak 
mnld.  lack,  lacke,  laecke  (defectus,  vitium,  (souare ,  clamare  etc.)  von  griech.  lakeö, 
vituperium,  probrum,  ignoniinia,  detractio) ;  lakazö  (rufen,  schreien),  laskö  od.  lekeö 
n/r/e.s.  lek ;  ivfries.\cc\i\  satl.\c\i  (Gebrechen,  (tönen,  krachen;  singen,  schreien  etc.),  lat. 
Fehler,  Schande,  Schimpf  etc.);  aengl.  45  loquor  etc.,  lit.  rekiu  (schreien  etc.),  lat. 
(Stratmann)  lac  (Fehler,  Mangel);  engl.  raucare,  rsLCcare  (bridlen)  etc.  von  Hause  aus 
lack  (der  Mangel  od.  das  Fehlen  u.  Ge-  ident.  ist  u.  auch  in  sonstigen  germ.  Sprachen 
brechen  von  Etwas,  das  Bedürfniss ,  die  als  Iah  erscheint,  da  das  as.  la-han  ivohl 
Noth).  Davon  vielleicht  (Diez,  LI,  142):  zweifellos  mit  unserm  1  lakeu  (s.  d.)  ident. 
.^pan.  lacra  (Narbe,  Mangel,  Gebrechen),  50  ist.  Dass  nun  aber  die  ]/  rak,  lak  ebenso 
lacrar  (schaden  etc.).  wie  klak  aus  der  Bedtg. :   sonare,  crepitare 

Wen7i   man  sich  die   obigen   Sätze  ad  1  etc.  auch  wirklich  die  Bedtg.:  brechen,  ber- 

soivohl,  wie  auch  die  im  mnd.   Wörterbuche  sten,  reissen,  spalten,  klaffen  etc.,  bz.  ritzen, 

genau  u.  oJine  Vorurtheil  ansieht,   so  m\iss  verwunden  etc.  od.  hauen,  stechen,  schneiden 

man   doch  wohl   bekennen,  dass  die  Bedtg.  55  etc.  etc.,   bz.  aus  sonus,  crepitus  etc,   neben 

Makel  od.  Fleck  (im  moralischen  Sinn)  macula  od.  Fleck  etc.   auch  die  von  Bruch, 

vollkommen  für  lak  ausreicht  u.  dass  dem-  Riss,  Spalt,  Ritze  etc.,  bz.  Bruchstück,  Fetzen, 

nach  lak  «.  klak  (macula)  anscheinend  voll-  Ijappen,    od.    abgerissenes,    abgesprungenes, 

kommen    syn.    sind.      Sieht   man    sich    nun  abgeborstenes  Etwas    etc.    entwickelte,    loird 

aber  weiter  klak  in  der  Bedtg. :  Bruch  etc.  60  dadurch  bewiesen,  dass  sowohl  griech.  räkos 


Laken 


462 


Laken 


(zerri.tftene.f  zerfetztCft  Kind,  Lumpe,  Fetzen, 
Lappen  etc. ;  Btimcl,  Furche  od.  Ehnie, 
Vertiefung,  Ritze,  Spalte),  rükoö  (zerrei.^sen, 
zerfetzen,  lumpig  u.  schlumpig  machen;  run- 
zeln, runzlig  machen),  raktös  (abgerissen, 
nhschussig,Jäh,  Hchrnff),  raktös  (abgerissener 
abschüssiger  Fels,  Hügel,  Felsenklufl,  schroffe 
Gegend  etc.,  cf.  kli[)i)0  u.  unter  klap  das 
n/<(/.  cluph  in  der  Bedtg.:  abgcris.-iener  Fels) 
etc.  als  lakis  (Fetzen,  Lappen  etc.),  lakizö 
(zerreissen,  zerfetzen),  läkkos  (Vertiefung, 
Loch,  Grube,  bz.  Sp(dte,  Kluft,  Höhle. 
Cisterne,  Keller  etc.);  lat.  lacor,  lacero,  la- 
finia,  latus  otr.,  sowie  iceiter  auch  laxns 
(iveit,  geräumig  etc.  od.  gespalten,  klaffend) 
mit  unserm  lok  (L.och,  Grube  etc.)  auf  die 
Bedtg. :  reissen,  bersten,  .ipaltoi,  klaffen  etc. 
zurückgehen,  während  griech.  lakki/.ö  (gra- 
ben, stechen)  u.  laktizö  (mit  der  Ferse 
stossen,  mit  dem  Fasse  stossen  etc.  od.  über- 
Itaupt :  stossen,  schlagen,  klopfen,  pulsiren 
etc.)  entweder  auf  die  Bedtg. :  spalten  etc. 
od.  wie  kloppen  u.  klappen  auf  die  Bedtg.: 
lärmen,  lautes  Geräusch  machen  etc.  zurück- 
gehen. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  der  skr.-y  rac 
(verfertigen,  bilden,  bereiten,  bewirken,  thun, 
machen  etc.)  gedacht,  die  mit  kar  (machen, 
bewirken  etc.)  .ign.  ist  u.  meiner  Ansicht 
nach  ebenso  auf  eine  idg.  }'  rak  (spalten, 
hauen,  schneiden  etc.,  bz.  behauen  etc.)  zu- 
rückgeht, wie  kar  auf  ^Vav  (schneiden,  spal- 
ten, scheeren  etc.)  tt.  diese  auf  skar  (sonaro, 
crepitare,  clamaro  etc.)  n.  wegen  welcher 
idg.  y  rak  unter  rak,  rok,  rik,  ruk  etc. 
M'eitrres  zu  vergleichen  ist.  Vergleicht  man 
nu)i  abrr  wieder  die  Stämme  knik  ii.  knak 
u.  knikkcn  {brechen,  biegen,  fidten  etc.),  so 
wird  auch  ivohl  die  |/  rik  (reissen,  ritzen, 
brechen,  spalten,  schroten,  mahlen  etc.,  cf. 
Fick  I,  742)  ei)i  Ablaut  von  rak  sein  u. 
die  Bedtg. :  biegen,  beugen,  krümmen  (cf. 
Fick  I,  748,  wo  derselbe  unter  Andern 
auch  das  obige  griech.  lakkös  u.  lat.  lacus 
<'tc.  ilazu  stellt)  etc.  wie  hei  knik  m.  knikken 
:unäch.Ht  auf  die  Bedtg.:  brechen  etc.  u. 
weiter  auf  die  von:  sonare,  crepitare  etc.  r/er 
y  lak,  rak  zurückgehen. 

1.  laken,  tadeln,  schmähen,  schimpfen, 
lästern,  schlecht  machen,  verachten  etc.;  — 
hf'lakcn,  einen  Tadel  od.  eine  Schmähung 
etc.  werfen  auf,  beschmähen,  beschimpfen, 
eines  Fehlers  od.  Gebrechens  zeihen  etc.  — 
Redensart  (in  Bezug  auf  Mädchen,  die  einen 
Freier  erst  verachten  u.  schlecht  machen, 
bz.  zuerst  einen  Tadel  etc.  od.  lak  auf  ihn 
werfen,  ihn  be-  od.  tierlästern  etc.  u.  ihn 
nachher  doch  nehmen) :  do  liipcl  mnt  erst 
lieläkd  wordon,  6r  d'r  mit  äton  word.  — 
Afries.    lakia   (anfechten,    nach   v.  Richt- 


hof en)  od.  lackia  (contomnere,  puniro,  nach 

de    Haan    Hettema);    wfries.   (Japi.v) 

leckjen  (s.  unter  2  leck  =  lak);  satl.  lakia; 

nd.,  mnd.  lakcn  (verachten,  tadeln  etc.) ;  nid. 
5  lakon  ;  mjläm.,  mnld.  laeckon,  lakcn  (rainncre, 

dcminiierc,    attcnnare,    oxtenuaro    etc.;    bz. 

vituperaro  ,    perstringcre    aliqiiom) ;      aengl. 

lakcn;  as.,  ahd.  lahan ;  ags.\ci\.\vA\\,  cotdralt. 

loan    (vituporare,  cxprobrare,  prohihoro).  — 
10  Des  inlautenden  „k"  =  as.,  ags.,  ahd.  „h" 

wegen    vergl.    afries.    hlaka    unter  lachen  u. 

s.  Weiteres  unter  2  lak,  wonach  lakcn  u.  ahd. 

lahan  wohl  soviel  als  (sinnl.  u.  trop.)    ber- 

s  t  e  n  od.  b  rec  h  e  n,  bz.  B  r  u  c  h  u.  M  ak  el 
15  od.  Fehl  machen  (an  Ftwas)  heisst. 

2.  lakoii,  Laken,  Tuch,  Gewebe  von  Wolle 

od.  Lriu,  Hanf  etc.  —   Compos.:  lakonkoi)or 

(Tuchhä)idlcr),  —  lakcnwinkol  (Tuchladen), 

—  liedlaken  (Betttuch),  —  disklakcn  (Tisch- 
20  tuch),    —    dodcnlaken    (Todten-    od.    Bahr- 

Tuch)  etc.  —  Redensart  u.  Sprichw. :  dar 
siigt  man,  wo  't  laken  scharen  (geschoren) 
word;  —  he  wet  't  laken  to  scheren,  dat 
d'r  gen  wiill'  up  blift;  —  dat  ritt  altodül 
25  in  't  laken  (nimmt  gar  zu  viel  Tuch  od. 
Jjcinen  weg,   fig.:   das   kostet  gar  zu  viel): 

—  he  hed  't  gud  für  't  laken  (er  hat  den 
Wind  im  Segel,  bz.  er  hat  günstigen  Wind, 
kömmt  gut  vorwärts  etc.).  —  Nd.,  nid.,  mnd. 

30  laken ;  nndd.  laecken,  lakon ;  afries.  leken, 
letsen;  wfries.  lecken;  wang.  likin;  as.  lakan; 
aengl.  lako;  ahd.  lahhan,  lahan,  lachan ; 
lachen,  lacliin  ;  mhd.  lachen  (TuchvonT^einen, 
Wolle  od.  Seide,  Decke,  T^aken,  Obergewand). 

85  Bczciclmet  es  urspr.  eine  Decke,  bz.  ein 
deckendes  u.  schützendes  Etwas,  so  könnte 
es  mit  griech.  lex  in  a-lexö  (schützen,  ab- 
wehren, schirmen,  hüten  etc.),  bz.  lok  in 
a-lokö  (abwehren  etc.)   n.  skr.  raksh  (hüten 

40  etc.)  von  der  y  rak  =  ark  (in  arceo,  cf.  Fick 
I,  189)  abstammen  u.  dann  auch  zuerst  die 
Bedtg. :  cutis,  Haut  (cf.  hüd,  hud,  hüden) 
gehabt  hcd)en.  Möglich  indessen,  dass  es 
urspr.  blos  die  Bedtg.:    Lappen    hatte   u. 

45  mit  griech.  räkos  (s.  unter  2  lak)  von  der- 
selben y  rak,  lak  (reissen,  brechen  etc.)  ab- 
stammt, wobei  weiter  auch  beim  Vergleich 
von  klöd  u.  schürt  (Schurz,  Schürze)  auch 
die  Möglichkeit  vorliegt,    dass   lakon  zuerst 

50  ein  abgebrochenes  od.  abgerissenes  Etwas, 
bz.  eine  einem  Thier  abgebrochene  od.  ab- 
gezogene Haut  bezeichnete,  die  sowohl  als 
Kleid,  Mantel  od.  Decke,  Schutzdecke  od. 
auch    als    Bekleidung   der   Zelte  u.    Wände 

55  diente.  Weiter  aber  ist  es  auch  möglich, 
dass  das  Wort  lakcn  mit  der  y  rak  (machen, 
thun,  verfertigen,  bereiten  etc.,  s.  unter  2  lak) 
zusammenhängt  u.  entweder  ein  bereitetes 
u.  gegerbtes  Fell  od.  überhaupt  ein  bereite- 

00  tes  od.  gelochtes  Etwas  bezeichnet  hat.     Da 


LAKEN 


m 


LAM 


indessen  die  y  von  lakon  ancJt  lag,  rag  ge- 
lautet haben  kann,  so  wäre  es  aucli  möglich, 
dass  es  mit  lat.  ligare  etc.  zur  y  lag  (haften, 
anliangen,  adhacrere  etc.)  gehörte  u.  ein 
Etwas  bedeutet  hätte,  was  einem  Etivas  an- 
hängt od.  was  man,  an,  auf  od.  um  Etioas 
hängt  (ein  Um-  od.  Behang),  falls  man 
nicht  etwa  anzunehmen  hat,  dass  aus  der 
Bedtg. :  haften,  halte»,  festhalten  etc.  wieder 
die  Bedtg. :  Jielfen,  abwehren,  schützen  etc. 
hervorging  u.  hieraus  für  lakeii  wieder  die 
Bedtg. :  schützendes  u.  deckendes  Etwas, 
Schutzdecke  etc.  entstand. 

8.  lakeil  statt  loken  (gezogen)  von  liikeii. 

laken-kopei'  etc.,  s.  unter  2  laken. 

laks,  Lachs,  Salm. — Mnld.  (KU.)  lack, 
lacks,  lasch  ;  mncl,  nd.  lass  ;  ags.  leax ;  aengl., 
an.,  dän.  lax ;  norio.  laks ;  ahd.,  mhd.  lahs. 
—  Ob  das  ital.  lasca  (ein  Fisch,  Barbe) 
nicht  eher  aus  dem  an.  lax  etc.  hervorging, 
als  (cf.  Diez  II,  39)  aus  dem  griech. 
leukiskos  (Weissfisch,  bz.  Glanz-  od.  Leucht- 
fisch, glänzender  Fisch  etc.  von  leukos,  licht, 
leuchtend,  glänzend,  hell  etc.)  entstand,  ist 
mir  zweifelhaft.  Dass  aber  der  Lachs 
(lit.  laszis,  lasziszas;  lett.  lassis ;  pre»ss.  la- 
lasso ;  poln.,  russ.  losos  etc.)  seinen  Nameu 
auch  entweder  wie  der  leukiskos  von  dem 
Glanz  u.  der  Farbe  seiner  Schuppen,  od. 
vielleicht  noch  eher  von  seinem  rothen  Fleische 
hat  u.  das  Wort  laks  somit  mit  1  lak  u. 
.ikr.  laksay  (kennzeichnen  etc.,  cf.  Pott, 
Wnrzehvb.  III,  266)  auf  die  ]/  rag  (färben) 
-^  skr.  raj  (sich  färben,  sich  röthen,  rotli 
sein)  zurückgeht  (cf.  auch  goth.  reiks  u.  tat. 
rcx,  rego  etc.  von  der  y  rag  =  arg)  zurück- 
geht, ist  höchst  icahrscheinlich.  Zu  der  ]/ 
lagh,  langh,  bz.  ragli,  rangh  (springen  etc., 
s.  unter  lang)  stimmen  die  obigen  Formen 
ivohl  kaum,  obschon  man  sonst  beim  Ver- 
gleich von.  salma  u.  salar  von  der  y  sal,  sar 
(.'springen,  hüpfen)  loegen  der  Eigenschaft 
der  Lachse,  dass  sie  über  die  Wehre  sprin- 
gen, loohl  daran  denken  könnte,  dass  sie 
daher  ebenso  wie  lat.  salmo  etc.  ihren  Namen 
hätten. 

lak-scliauen,  mit  tadelsüchtigem  Auge  od. 
missbilligend  auf  Etwas  schauen,  Etioas  als 
tadelnsioerth  n.  schimpflich  od.  schlecht  be- 
schauen u.  ansehen  etc.,  cf.  2  lak  etc.  u. 
1  laken. 

la-lefer,  s.  lefer-lä. 

1.  lam,  Lamm  (agnus) ;  —  dat  schäp  hed 
dre  lamnier  kregen.  —  Redensart :  so  främ 
(fromm)  as  'n  lam.  —  Nd.  lamna;  nid.  lam; 
mnld.  lam,  lamh;  wfries.  laem;  wfries.  (Cad. 
Mü  Her)  laum ;  ivang.  laum  ;  as.,  ags.,  aengl. 
engl.,  goth.,  an.,  norw.]amh;  schwcd.  \nmm; 
dän.  lam ;  ahd.  lamb ,  lamp ;  mhd.  lamp 
(Lamm,  Schaf).  —  Das  Thona  lamb-a  gehört 


mehr  zur  y  labli,  lamltli,  bz.  rahh,  rambh 
(sonare,  clamare  etc.),  s.  unter  Ulfen  am 
Schlüsse. 
2.  lam  (lammer,  lamer;  —  lamste),  lahm, 
5  steif  od.  gebrechlich,  schlaff  etc.,  bz.  durch 
Steifheit  od.  Schioüche  gehemmt  u.  behindert, 
um  sich  zu  bewegen  od.  zu  gehen  etc.  ;  — 
he  od.  dat  ben  is  gaus  stif  un  lam;  —  de 
fer  od.  dat  slöt  is  lam  (die  Feder    od.    das 

10  Schloss  ist  lahm,  will  nicht  mehr  einsprin- 
gen, loeil  die  Feder  schlaff  ist  u.  keine  Feder- 
kraft mehr  hat)  ;  —  dat  geld  ligt  lam  (das 
Geld  liegt  lahm  u.  unthätig  od.  unrentabel, 
thut    keine    Zinsen ;    —    he  is  lam  legd  (er 

15  ist  lahm  gelegt,  bz.  in  seinen  Bewegungen 
od.  seiner  Thätigkeit  gehemmt  etc.).  —  Nid., 
mnld.,  mnd.  lam ;  nd.  laam ;  afries.  lam,  lom ; 
tvfries.  laem,  loam;  nfries.  lom,  laam;  satl. 
lam    od.    (cf.    Ehrentraut  I,  196)   lom; 

20  wang.  lom ;  heJg.  lara ;  as.,  ags.  lam  od.  lama ; 
aengl ,  engl,  lame  ;  an.  lama  od.  lami ;  norw. 
lamen ;  schwed.,  dän.  lam ;  ahd.,  mhd.  lam 
(clandus,  debilis  etc.).  Davon :  prov.  lam 
(hinkend);  jnem.  lam  (schlaff). 

25  Vergleicht  man  lat.  clandus,  claudo,  clau- 
dico  zu  lit.  klausti  ßitidern,  hemmen,  bz. 
halten  auf,  halten  loovon  ab,  halten  fest), 
klauda  (Hinderniss ,  Gebrechen)  u.  dass 
dieses   tvahrscheinl.   mit   claudo   (schliessen, 

30  sich  verbinden  mit,  od.  sich  fügen  an  Etwas 
etc.)  u.  lit.  kludau  (hängen  bleiben  an,  bz. 
haften,  kleben  od.  festsitzen  an  Etioas), 
kliuvu  (kleben  od.  fassen  u.  haken  an  Etwas, 
festsitzen  u.  hangen  bleiben),   kliaute  (Hin- 

35  derniss,  Hemmniss,  Aufenthalt  etc.)  zu  einer 
y  mit  der  Bedtg. :  fassen  od.  halten  (fest- 
halten, haften,  kleben,  festsitzen,  halten  od. 
bleiben  wo,  sich  od.  ein  Anderes  too  halten 
od.  too  aufhalten,  bleiben  od.  ruhen  wo  etc.) 

40  gehört,  so  glaube  ich,  dass  man  für  lam 
(Thema  lama,  laman)  u.  den  damit  verwand- 
ten Wörtern  auch  eine  y  lam  od.  ram  mit 
ähnlicher  Bedtg.  ansetzen  muss,  die  meines 
Erachtens   in  ra,   ran,   ram  vorliegt,  loofür 

45  Fick  (111,246)  die  Bedtg.:  weilen,  ruhen, 
gern  bleiben,  sich  behagen,  bz.  ruhen,  auf- 
hören etc.  ansetzt,  die  aber  beim  Vergleich 
von  läfen  u.  skr.  ram,  ramati  (anhalten, 
stillstehen    machen,    Jemanden    verweilen), 

50  ramate  (verweilen,  rasten,  ruhen),  od.  nach 
Grassmann:  Etioas  sich  Bewegendes  zum 
Stillstand  bringen ;  ruhen  lassen  von  ;  fest- 
stellen, befestigen  od.  festmachen  ;  still  stehen, 
rasten  (wo  od.  wobei);  weilen,  gerne  toeilen 

55  (bei)  etc.  ganz  zweifellos  die  Bedtg. :  fassen, 
haften,  bz.  greifen,  packen,  halten  (ich  halte 
selbst,  bz.  bleibe  .stehen,  gehe  nicht  weiter, 
hemme  meine  Schritte  etc.,  —  ich  halte  Je- 
manden od.  Etwas,    bringe   ihn  od.  es  zum 

GO  Stehen    od.   zum    Stillstand,    hemme   dessen 


LAM  464  LAMEN  LAMMEN 

Gnng  etc.)  etc.  hatte  u.  wahr^icheinl  auf  ar  des    Brntatnlcs    eiues    frühem   Verh.  liman, 

(rersetct   ra)    iu    die   Bcdt(j.:    sieh    bewegen,  \dim,\\\n\\\\m\\\\  s.  auch  Weiteres  unter  \m\\ei\ 

gehen  (wohin  od.  ~u  Einem),  konnnen  (cu),  n.  liiinniel  ii.  sodiuni  ef.  auch  lommor  otc. 
Jemanden  nd.  Etwas  erreichen  u.  fassen  etc.  LaiiilxM'tiis,  ml.  Name.    cf.  Ijaniboit,  Lam- 

zurüekgeht.    —    Ans    der    Bedtg.:    halten     ä  port,  Lamliroclit  ft/.  Wolltertr,  Wolbregt,  fc. 

(ein  Etwas  od.  wo)  ergelten  sieh  die  Bedtgn. :  Wolbergs,  Wolhrechts)  n.  Lanbort,  Lanport, 

ruhen    machen,   aufhalten,   hemmen  etc.    so-  Jjiint\wrtfic.  bei  Eö  r  st  em  a  n  )i  unter^jAml, 

wohl  (ds  auch  die  ron :   ruhen,  rasten,  blei-  wobei  man  übrigens  auch  nicht  daraus  klug 

hen,  verweilen,  verharren  etc.    von  selb.^t    u.  wird,   ob   die   Endung  bort,  port  :u  poran, 

kann  ron  der  y  rani,  lam   sowohl  ein  altes  10  bpran  (tragen)  gehört  u.  also  das  aus  Land 

(fcrm.   Verb,    rinian,    rani,   nun,    riunnn,    bs.  u.    bort   od.   brockt  zusammengesetzte   Wort 

liman,  lani,  liim,  \nmnu,  od.  auch  ein  starkes  einen  Mann  bezeichnet,  der  etwa  Land  zu 

raman,  röni,  rnoni,  bz.  lanian,  16m,  luom  (cf.  Lehn  trägt,  od    ob   überhaupt   die  Vorsylbe 

b")ni,  lömon  etc.,  welche  Jedenfalls  ein  starkes  Lam    aus   land    entstand   u     dann   dies  mit 

laman  voraussetzen,  ebenso  wie  füg  ein  star-  \h  beraht,    poraht    (glänzend,    roll    (rlanz,    bz. 

kes  fagan)  otc.  mit  der  Bcdtg. :  hiüten,  hem-  hochangeschen  etc.)  zusammengesetzt  ist,  wo 

men,   hindern,   zurücklndten   etc.    bestanden  dann  das  wohl  aus  landn-lioraht  entstandene 

haben,    in    welch   erstcrem  Eidl  das   Thema  Wort  einen  demand  bezeichnen  könnte,  der 

lama,  laman  (lahm,  od.  in  seiner  Beiveguiig  überall    im    lM))de    sich   durch   Glanz  aus- 

gehemmt  u.  behindert  etc.,  s.  oben  wegen  lat.  20  zeichnet  od.  im  Lande  liochangesehen  ist. 
claiulus    otc.)    von    dem    Präter.    lam  (hielt,  lame,  laniliiP,  Lahme,  lahmer  Mensch ;  — 

hemmte,  hinderte,  d.  h.  machte  bereits  einem  do    lamon    lui    di'    blindon.  —  As.   lamn.  — 

Etwas  Halt  u.  Hemmung  etc.)  weitergebildet  Sprichw.:  dat  uuit  'k  dng  sön,  wo  'n  lammen 

ist    u.    einen    Zustand    bezeichnet ,    wo    ein  (Lahmer)  danson  kan,  sä'  do  blinde. 
Etwas  od.  .Jemand  bereits  gehalten,  gehemmt  25       lailielse  ((>.  Jj.-B.,  pag.   710),    LAihmung. 

V.  behindert  ist  u.  sich  nicht  mehr  bewegen  —   Afries.    lemolsa,    lamolsa;    mnd.  lamolso, 

kann.     Hat  aber  kein  altes  liman,  lam  etc.,  loniolso,  linioslo.  —  iro/t/ ?h/7  lamto  2'»  lamon, 

sondern    ein    starkes   laman,    luom    otc.    be-  1,'nion  (lähmen);  cf.  weiter: 
standen,  so  würde   sowohl   dieses    als    auch  lamon,    lamnien,    lahmen,    hinken,    lahm, 

lama    (lahm)    u.  lamo    (Ljuhme)    als    directc  HO  gebrechlich,  steif  od.  schwach  u.  ungangbar 

Weiterbildungen    ron    der    ^    lam    (Indien,  sein :    lahm  etc.   jverden    od.  eigentlich  wohl 

hemmen  etc.  od.  subst.  auch:  Halt,  Hemmung,  in  seinen  Bewegungen  gehemmt  u.  behindert 

Aufenthalt,  Hinderniss  etc.)  anzusetzen  sein,  .s/?/h  od.  werden;  —  bö  lamd  mit  beide  t'öton; 

was  mir  indessen  für  die  Bedtg.   von   lama  — he  is  gans  ferlamd  un  stif;  —  hö  forlamd 

(lahm)  sowenig  als  für  die  vonVxmo  (Lahme)  ?,^^  for?.  vorlamd)  al  mör  nn  mt-r  {n.  er  verlahmt 

nicht  so  gut  zu  jxtssen  .scheint,  als  die  An-  immer   mehr   u.    mehr,    uu'rd  immer  lahmer 

nähme  eines  agerm.  liman,  lam,  lam  in  der  u.  .steifer  etc. ;  —  b.  er  erlahmt  od.  ermattet 

Bedtg.:   /laltcn,  festhalten,  hemmen  etc.,  wo  n.  ermüdet  immer  meJtr  u.  mehr)  ;  —  ihitsU'tt 

denn    das    ]'erb.    lahmen,    bz.    laman    od.  isgans  for]i\un\  (will  nicht  gehen  od.  eini^prin- 

lamön,    lamAn    früher    allerdings    stark   ge-  40  gen,   weil   die  Feder   lahm   ist  od.  lahm  ge- 

ivesen  u.  ein  Präter.  luom,  löm  gehabt  haben  worden   ist).    —  Ahd.  laniön  ;    mhd.  lamon  ; 

inuss,  icoron  unser  lüm  otc.  sich  herschreibt.  hagr.  (Sc  Jim.)  lamen  ;  rt,s.  lamnn  f/;/ bilamun, 

Wegen  der  Grdbedtg.  von  lam  otc,  bz.  der  lahm  werden,  erlahmen,  ermrdten,  erschlaffen, 

y  s.  indessen  noch  Weiteres  unter  lamon.  scliwach  od.  gebrechlich  werden,   dobilitari). 

Zu)n  Schlüsse  sei  noch  ivegen  einer  germ.  45  —    Dieses   Verb,    ist   toohl   ebenso   von  lam 

y    lam    (urspr.    ram)    mit    der    Grdbedtg.:  (lahm)  fortgebildet,  wie  das  aus  \äm-}An  ent- 

fassen,    halten    etc.    bemerkt,    dass  KU.  ein  standcne    ahd.   lomjan;    ndul.    lernen    (lahm 

mnld.  lamon    mit    der   Bedtg.  tuori  etc.  hat  machen,    lähmen,    hemmen,    hindern  od.  ge- 

(ef.    mfläm.    lamen,    dofendre,    garder   etc.),  brechlich  u.  schwach  machen,  dol)ilitare)  := 

dessoi  Bedtg.  auch  doch  wohl  aus  li alten  50  rtr/.s\  lomjan ;  aengl.  \Amm;  engl.Vxmc;  afries. 

(behallcn,    erhalten,   bewahren   etc.)  od.  aus  lema,  lama  (rcct.  lamja,    lamia  otc.) ;    ofries. 

halten    ab    etc.    (cf.  y  dliar   unter  bedaron,  lammen  (s.  2  lammen);  mnd.  lamon,  lomon; 

bz.  bei  Bopp  in  der  Bedtg.:  teuere,  ferre;  mnld.    lanu'u,    laemon    (dimiuuoro,    minuere, 

detiuore;    sustentare,    sorvare;     oouservaro  oxtouuaro,  nuitilaro,  dobilitare) ;  a»., /.s/.  lama 

etc.)  etc.  hervorging.     Sodann  vergl.  dilhm.  55  (dobilitare,  t'rangero,  bz.  schwächen,  knicken, 

(Schütze,  Br.Wi).)  VMnm  (Hamen  od.  Netz  beschädigen). 

mit  einem  dreieckigen    Jiahmen),    u-as   auch  Unter  2  lam  ist  für   dessen   Thema  lama 

ipohl  urspr.  dieBedtg.:  Behäl ter,  (r  efäss  otc.  eine  y  lam    od.    ram    mit    der    Bedtg.: 

etc.  hidte,  od.  mit  lam  (ram)  in  der  Bedtg. :  halten    (he)nmen ,    hindern    etc.)    aufgestellt. 

fassen,  fangen  etc.  zusammenhängt.    Wegen  CO  Vergleicht    man    indessen    an.,    isl.    lam  (a. 


LAMEN  LAMMEN 


465 


LAM-HANDIG 


fractura,  bz.  Knack,  Kniclc,  Bruch;  —  b. 
debilitatio,  Schwächioiff,  JjäJimunf/),  lania 
(mombris  fractus  vol  viribus),  lanii  (fractus, 
geknackt  od.  geknickt,  geschwächt  etc.),  so 
scheint  CS  fast,  als  ob  lahm  urspr.  die 
Bedtg. :  geknickt,  gebrochen  etc.  hatte  od. 
einen  Zustand  bezeichnete,  ivo  ein  Etivas 
einen  Knick  od.  Bruch,  Knacks  etc.  hat  u. 
somit  dcbilis  otc.  ist.  Ist  dies  loirklich  der 
Fall,  so  ist  für  lahm,  lahmen  etc.,  bs. 
lama,  laman  od.  lamcii,  lamjan,  lemjan  etc. 
ivohl  eine  mit  kiiak  k.  knilt  od.  klak,  klik, 
—  klat,  klit  (s.  unter  kladde  u.  klatte, 
klittcr  etc.),  —  klap,  klip  etc.  syn.  Schall- 
tourzcl  anzusetzen,  die  in  ähnlicher  Weise 
wie  diese  aus  der  Grdbedtg. :  soniis,  clamor, 
cropitus  etc.  auch  dieselbe  Bedtg.  entwickelte, 
od.  loenigstens  entwickeln  konnte.  Ist  nun 
aber  die  unter  2  lam  angesetzte  y  lani  od. 
ram  aus  la,  bz.  ra  entstanden,  so  würde  auch 
lain  od.  ram  (cf.  skr.  od.  zend.  ram  [schla- 
gen] u.  ram  [so  delcctaro,  ludere])  cUs  Schcdl- 
tüurzel  aus  la  od.  ra  erweitert  sein  können, 
wie  auch  ja  skr.  ran  (s.  unter  1  la),  tönen, 
klagen  etc.  eine  blosse  Erweiterung  von  ra 
sein  wird.  Zu  der  Bedtg. :  Schall,  Lärm, 
Geräusch,  bz.  Geschrei  (Klage,  Heulen  etc. 
od.  Jubel,  Sang;  lustiges  Gejauchze  etc., 
Muthtvillen  etc.)  etc.  der  y  la,  lam,  cf.  nd. 
(B  r.  Wb.,  Schütze  etc.),  mnd.\?im\u.lat. 
lamentum  etc.,  sowie  bei  Sc  hm.  (neue  Ausg. 
I,  1471)  lemmen  (Muthioillen  etc.),  sofern 
dies  nicht  etwa  mit  (cf.  daselbst  1473)  lira- 
mcn,  lammen  (brummen,  knurren)  u.  lam 
(loie  ein  Eberschwein  er  lam)  auf  das  mit 
lat.  clamo  u.  ahd.  liram,  ram  (Rabe)  ivurzel- 
verwandte  ahd.  hlimman  (knirschen,  knurren, 
heulen),  ags.  hlimman  (klingen,  rauschen, 
brausen  etc),  ahd.  Uamm  (Falle  od.  Klappe, 
vom  geräuschvollen  Zuschlage))  od.  Zuklap- 
pen), ags.  liläm,  hlem  (fragor,  ictus),  as., 
ahcl.  hlamon  (brause))),  ags.  hlemman,  an. 
hlemraa  (stossen,  mit  Geräusch  schlagen)  etc. 
zusa)))))ie))Jiängt,  wobei  sich  auch  für  unser 
ramme  (Stossblock,  Ram),  ram  (Schafbock, 
Widder),  rammen  etc.  u.  rummeln  etc.  der 
Zusa)nmenhang  mit  der  aus  ra  erweiterten 
Schallivurzel  ram  ergiebt. 

Vergleicht  man  aber  obiges  ahd.  hlamm, 
ags.  hläm,  hlem  etc.,  soioie  die  Schallstämme : 
knak,  knik  od.  klap,  klak  etc.  etc.,  bz.  dass 
sich  cnis  sonus,  crepitus,  fragor  sowohl  die 
Bedtg. :  Stoss  als  Schlag  neboi  Brucli,  Spcdt, 
Riss  etc.,  soioie  weiter  auch  die  von  macula 
od.  Fleck  (cf.  fiek,  flekken,  flik  etc.)  u. 
Sprengstück  od.  abgesprengtes  Etivas,  Bruch- 
stück, Flitter,  kleines  od.  dünnes  leichtes 
Etwas  (cf.  flitter,  klitter)  etc.  entwickelte, 
so  ist  es  zweifellos,  da.ss  au.'iser  an.,  isl.  lam 
(fractura  od.  Knack,  Knick,  Bnich  etc.)  etc. 

J.  ten  Doornkaat  Koolman.    Wörterbuch.    II. 


auch  an.,  isl.  lemja   (sehlagen,   zerschlagen, 
pochen,  klopfen  etc.,  bz.  vcrbcrare,  percutere), 
isl.  iemstr  (Stoss,  Sclilag,  Wunde,    contu^io, 
plaga),  norw.  lemja  (scldagen,klopfen, pochen, 
.')  hämmern ;    poltern ,    donnern    etc.)    etc.    zu 
dieser  y  lam,   ram    (sonare,    crepitare    etc.) 
gehört.     Sodami  sei  noch  des  an.  limr  (Glied, 
Ast,  Z)veig),  Plur.  limar  (Bau)nziveige,  Aeste) 
gedacht,  dessen  Thona  lemu  Fick(III,2G7) 
10  gleichfalls  mit  an.  lemja  (schlagen,  zerschla- 
ge))   etc.),    ags.    lemjan    (brechen)    u.    lama 
(laJun    etc.)    etc.   zu   lam    (brechen)   stellt  u. 
dessoi  Grdbedtg.    als   Abgetrenntes   od.  Ab- 
ge.'ipcdtoies,  bz.  als  Stück,  Theil,  Bruchstück 
15  etc.  auch  durch  an.  lidh  (Stück  etc.)  u.  ahd. 
lidon  (secare  etc.,  ,s.  hinter  2  lag  u.  cf.  1  lid) 
bestätigt  wird.     Da  nun  aber  die  von  Fiek 
für   lat.   liuquere   etc.    angesetzte  y  lik  mit 
skr.  ric    (räH)nen,    leeren   etc.,   bz.  Raum  m. 
20  Fhttz  machen),    od.    wie    klacjan    [s.   unter 
klakken  od.  klak]  urspr. :    Riss,  Bruch  od. 
Spalt  machen  idoit.  ist  u.  mit  skr.,  ved.  rikh, 
likh    (reissen,   ritzen,    schlitzen,    aufreissen) 
u.  ri^  (abreissen,  abrupfen ;   abweiden ;  zer- 
25  brechen,    verrenken)    auf    eine    idg.    y    rik 
(hrechoi,    bersten,    spcdten,    reissen,    ritzen, 
verwunden  etc.)  zurückgeht,  die  loahrscheinl. 
loie  rip  von  rap  (cf.  ripere  u.  rapere,  sowie 
die  y  rip,  reissen,  od.  brechen  etc.   zu   rap 
30  u.  rabh,  tönen,   kna)-ren,    kuiistern,    sonare, 
crepitare)  ein  Ablaut  von  rak  (tönen,  singen, 
brülle))  etc.)  ist,  so  ivird  auch  das   mit   lat. 
linquere   syn.    schwed.    lemna   (lassen,   ver- 
lassen, zurücklassen,  überlassoi,   übergeben, 
35  überliefern),    lemning    (Ueberbleibsel,    Rest, 
bz.  das  tvas  zurück  bleibt  od.  was  man  zurück 
lässt)  wohl  auch  zu  der  ]/  lam,  ram  (brechen, 
spalten,  reissen,   bz.  tre))ne)i  u.  spalten  von 
Et)vas  ah)  gehöre)),  während  man  beim  Ver- 
40  gleich  vo)i  schwed.  lommig,  lummig  (buschig, 
laubig,  kraus  von  Zweigen  u.  Blättern)  als 
mit  limr  (Ast,  Zweig);    isl.  lim    (Blätter  u. 
Zweige    der   Bäume,    bz.   deren  Laubkrone 
od.  Büschel  etc.)    zusamnienhängend  sowohl 
45  für  lemu  (Glied,  Zweig  etc.)    als   auch   für 
lam,  lamen  u.  lamjan    (brechen    etc.)    ivahr- 
scheinl.    ein    agenn.    Verb,    liman,  lam,  lum 
etc.,  brechen  etc.  od.  urspr.  sonare,  crepitare 
etc.    anz)isetzen    hat,    wozu   in   der  Bedtg. : 
50  sonare    auch   schwed.  lomma  (wiederhallen, 
ioiederschallen)  etc.  gehören  kann,  ivie  loahr- 
scheinl.   auch    lümmel  (s.  d.)  u.  lummer  (s. 
bei   Weigand)    auf   ein   altes  liman,  lam, 
Inm ,    luman    (brechen ,    knicken ,    knacken, 
55  schwächen,  unfest  machen  etc.)    zurückgeht. 
lam-  od.  liim-fütig,  lam-,  läm-föted,  lam-, 
läm-lotd,    lah)))füssig,    an    den    Füssen   ge- 
lähmt, fusslahm. 
lam-iiandi;^,   lam-handt,    lahmhändig,   an 
60  den  Händen  gelähmt. 

30 


LAMIIEII)  LAMMIGHEID 


466 


LANE  LAis^ 


lauilieid.  laiinniiclieid,  Lahmheit,  Gelähmt- 
heit itc. :  —   huiiinight'iil  iu  de  toten  otr. 

luillkc,  I.dinttichfn. 

lum-lendi^,  lahmlctulig,  hiuh'uhthm,  lahme 
Lemltii  hahend. 

1.  lamineu,  s.  lamen. 

2.  lautineu.  lähmen,  lahm  machen  etc.;  — 
he  lauul  hiiiii,  bz.  heil  hiim  lauid.  —  Ahd. 
lauijan  etc.  s.  unter  lamen. 

3.  lammen,  Lämmer  (jebären  od.  werfen  : 

—  dal  siliap  lied  himd. 

lammerdiilen,  Lombardei.  —  In  dem  Ver- 
vninderi(nt)sliede :  kükoliikii  du  rode  hiin  etc.. 
s.  da.ielljst. 

lammei'-stiM't,  lammerke-stürt,  LMmmer- 
ud.  Lammerchen-ScIiuHinc.  —  Fi(f.  «/s'  JSild 
ateter  Hin-  u.  Jlerlieu'rf/itnff  n.  auch  spott- 
weise zur  Bezeichnunfi  eines  VracJcs  mit 
lanc/en  hin-  n.  herschlayenden  od.  stets  we- 
delnden Schössen,  sowie  auch  eines  sehr  bc- 
iveylichen  u.  immer  hin  u.  her  rennenden 
Menschen  c/ebraucht. 

Lammert,  ml.  Name;  Geschlechtsname: 
Lammerts,  Lamniers.  —  Aus  Lambert,  bz. 
Lami)ertus,  s.  daselbst.  —  Ob  auch  der  Name 
Lampe  (s.  bei  Wcigand)  hieraus  gekürzt 
ist  u.  dan7i  (cf.  Renke  als  Name  des  Fuchses) 
auch  zur  Benennunf/  des  Hasen  Veraidassung 
gab  ?  —  Oder  entstand  Lampe  als  Benennung 
des  Hasen  aus  franz.  lapin,  ivie  nid.  lam- 
preel  (junges  Kaninchen)  aus  lapereau,  zu- 
mal da  das  franz.  \A\n\\  vielleicht  auf  ein 
zu  lep  gekürztes  primit.  lepor  od.  lepiis  zu- 
rückgeht. 

lampe,  lamp,  Lampe.  —  Redensart  (scherz- 
haft) :  en  up  de  lamp  geten  od.  nemen,  einen 
Schnaps  trinken.  —  Entlehnt  aus  griech., 
lat.  länipas  (Leuchte,  Fackel)  von  griech. 
lämpeiu  (leuchten,  glänzen),  y  rap,  ramp, 
od.  lap,  lamp,  die  ihre  Bedtg.:  glänzen  od. 
flammen,  brennen  wohl  aus  der  von :  tonen, 
singen  od.  knistern  (wie  sengen  von  singen), 
rauschen  etc.  entwickelte  u.  demnach  mit 
rap  (tönen  etc.)  von  Hause  aus  ident.  ist. 

lampen-deeht,  Lampendocht. 

jamte,  Lälimung,  Gelähmtheit,  Zustand, 
wo  Jemand  od.  Etwas  gelähmt  ist;  —  de 
lamte  in  de  lienen  wil  hei  net  wiken.  — 
Afries.  lamethe,  lemitlie,  lemethe,  lanithe; 
tid.  (Br.  \Vb.)  lämde,  lemede  ;  mnd.  lemede. 

—  Zu  afries.  lema,  lama,  bz.  ahd.  lanijan 
(lähmen),  s.  unter  lamen. 

land,  Land;  —  't  schal  ml  nei  dön,  war 
hS  insen  wer  to  lande  sleid.  —  Sprichw.  : 
bäten  in  't  iand,  gift  't  ök  beide   nn    sand ; 

—  landswise,  lanils  are.  —  Bern. :  Die  hies. 
Insulaner  verstehen  tinter  Land  gewöhn- 
lich nur  ihre  eigene  hiscl,  während  sie  das 
Festland  „taste  wal"  nennen;  —  he  is  tau 
"t  Iand  na  de  faste  wal  trukken.  —  Nd.,  nid. 


Iand ;  afries.  lond,  Iand ;  wfries.  lan ;  nfries. 
Ion.  Itin  ;  helg.  hin ;  satl.  lond ;  wang.  laun ; 
gotlt.,  as.,  ags.  Iand;  aengl.  Iand;  engl,  lond; 
an.  Iand;  ahd.  laut;  mhd.  hxni  (Land,  festes 
5  Land,  LJrde,  Boden.  Acker,  Gebiet,  Hei- 
math, Land,  Einwohnerschaft).  —  Fick 
(III,  3G5)  meint,  dass  es  mit  preuss.  liuda 
(Thal);  kslav.  Ivdina  (wüstes  Land);  an. 
ledja  (lutiim);  ahd.  h'tto  (letjo),  letdo  ;  amd. 

10  leddo ;  mhd.  lette  (argilla,  Thon,  Thonerde, 
Letten)  wohl  zu  lau  (loeichen,  nachgeben, 
zurückweichen)  geliöroi  könnte  n.  demnach 
ein  weiches  nachgiebiges  Etwas  (bz.  als 
2veiche,  baubnre  Erde  im  Gegensatz  zu  dem 

15  festen  u.  steinigen  Erdboden  od.  als  Gegen- 
satz von  Stein  n.  Fels,  od.  dem  harten  Sand  ?) 
bezeichnen.  Da  übrigens  goth.  linnan  (wei- 
chen etc.,  cf.  lind  etc.)  aus  altem  linan  (lan, 
hin,  Innum)  entstand,  ,s'o  würde  es  auch  vom 

20  I'räter.  lan  (ich  lan,  du  laust,  er  od.  es  Iand) 
entstanden  sein  können,  %oie  auch  ja  brand 
x^om  Präter.  bran,  von  brinnaii,  bz.  brinan 
(brennen)   entstanden  sein  dürfte. 

landen,  landen,  an  od.  ins  Land  kommen 

25  od.  bringen.  —  Nach  St  hg.  wurde  es  früher 
nur  in  der  Bedtg.:  ivieder  ins  LMnd  od.  in 
die  Ileimcäh  aufnehmen  (von  Verbannten  u. 
Landßüchtigen)  gebraucht,  sodass  wedderum 
g(?landet  worden  .sotvV/  hiess,  als:  wiederum 

30  ins  I^and  aufgenommen  worden. 

landfast,  landfest;  ix)  am  Lande  befestigt ; 

—  't  schip  is  od.  ligt  landfast ;  —  b)  fest 
wie  Land  od.  grundfest,  erdfest  etc. ;  — 
hir  is  't   wer   landfast ;    hir    konen    wi    wer 

35  fasten  föt  taten. 

land-laste,  landfast,  Landfeste,  d.  h.  ein 
Tau,  womit  ein  Schiff  an  das  Land  be- 
festigt wird. 

land-lior,    Landherr,    Herr    od.    Eigen- 
40  thümer  eines  Grundstücks  od.  Gutes,  Eigner 
des.^elben  dem  Pächter  gegenüber. 

land-kiindi^,  landkundig,  landbekannt  etc. 
land-loper,  Landläufer.  —  Speciell  wer- 
den beim  liappsaatdreschen  unter  laudlopers 
45  diejenigen  Personen  verstanden,  welche  über 
das  Land  od.  Feld  gelten,  um  das  Happsaat 
ins  Segel  zum  Dreschen  zu  tragen. 

lane,  lone,  lan,  Ion  (Dimin.  liintje,  löntje), 

Lohne,  Durchgang,    Durchfahrt,    Gasse  od. 

50  (rang.  Weg;  —  dar    is  gtMi  lone  bt  't  hös  ; 

—  hir  geid  gen  Ion  lien  od.  dör.  —  Compos. : 
grote-,  liitje-,  acbterlone  etc.  —  Afries.  laua, 
lona;  wfries.  lean;  nfries.  lana,  lona ;  nid. 
laan;    innld.    laen ;    ags.  lane,  lone;    aengl. 

55  laue,  lone;  engl.  laue.  —  Vielleicht  zu  einer 
y  ran,  ra  (aus  ar),  sich  bewegen,  gehen  (als 
Weg,  Gang),  ivozu  auch  rennen  u.  rinnen 
etc.  gehören. 

lane,  iän,  Schoss,  Schössling,  junger  ein- 

60  jähriger  Trieb  od.  Zweig. 


hd- 


.% 

LAENE  LENE         467  LANG  LANK 

läne,   liiiie,   lUn,    l^n,   Lehne,    Gitter  od.  föt  lank;  —  'n    lanfion    stok;  —    afer    kört 

Geländer,  woran  od.  worauf  man  sich  lehnt  of  lang  otc.  —  Ecdensart:   't   is  all'  not  bo 

u.  stützt,  od.  looran  man  sich  hält  etc.;  —  lirrd    as    't    lank    is.  —  Afries.,   ags.    lang, 

de  stöl  hed  gh\  läno ;  —  d'r  is  gon  lan  an  long;  engl,  long;  as.,  ahd.  lang;  an.  langr, 

de    trap,    war    man  sük  an  holden  kan ;  —  5  Itnig ;  goth.  laggs.  —  Bas   Thema  lauga  ge- 

dii  must  d'r  'n  lan  umto  makon    laten,    dat  hört  -wohl  mit  tat.  longus  zu  derselben  y  lagh, 

't  kind  d'r  net  fitfald ;  —  he  hed    uog   gen  langh,  idg.  ragh,  rangh,  wozu   auch   lingen 

läne  (LeJine,  Stütze  etc.)    nüdig,    he   is   nog  (gelingen)   gehört  u.   bezeichnet  langa  einen 

JLiuk  un  krägel  genug.  —  Mnld.  lene,  loyne  Zustand   von    Ausdehnung   od.    Dehnen,  in 

(fulcrum,    sustentaculum    etc.) ;    ahd.    hlinä,  10  die  Länge  ziehen  (strecken,  ausstreclen  etc., 

linä,  lena;  w/u/.  üne,  lin,  lene ;  </m'c/i.  kline ;  cf.  langen,  länge,  längen    od.    lenge,    lengen 

s.  weiter:  etc.),   wobei  man  bei  der  ]/  lagh,  langh  od. 

länen,   leiien,   ISnon,    lehnen,    sich   nach  ragh,  rangh  (springen  etc.)  wohl  an  sprin- 

irgend   einer   Seite   hin   neigen   od.  biegen,  gen  in  der  Bedtg. :  bersten,  reissen,  spalten 

senken  etc.,   sich  looran    od.  worauf  senken  15  etc.  od.  mit  einem  plötzlichen  Ruck  ansein- 

u.    legen    od.    an    u.    auf  Etioas   sinken  u.  (bnder  gehen  od.  fliegen  (es  springt  od.  ber- 

liegen   u.   zivar   speciell  um  einen  Stütz-  u.  stet,  fliegt    etc.   auseinander)   denken  muss, 

Ruhepunkt  zu  finden ;  —  du  must   nich    so  obschon  man  beim  Vergleich  der  y  sar,  sal 

up  mi  länen  od.  ISneu    (du   musst   nicht   so  (gehen,    eilen,   sich   rasch  bewegen,  von  lat. 

auf  mich   lehnen   od.    liegen,  dich  nicht  so  20  salio  n.  saltus)  auch  annehmen  kann,    dass 

auf  mich   lehnen  od.  legen,  neigen,  stützen  die  y  lagh,  langh,    bz.  ragh,  rangh    (sprin- 

etc),   du   büst   mi  to  swär;  —  he  lönde  up  gen   od.   sich  rasch   bcioegen,   eilen,  fliegen 

(od.  sük  up)  mt;  —  de  ene   böm   lönd    sük  etc.)  dieselbe  tvie  rsigh.  (gehen,  fortgehen,  von 

(legt  od.  neigt,  stützt  sich)   up    de    andere;  einer  Stelle   od.  Stätte    iveggehen,    vorwärts 

—  he  länd  sük  (legt  od.  neigt  sich)  agter-  25  gehen,  von  Statten  gehen,  sich  trennen  u. 
afer ;  —  he  länd  dat  (od.  sük)  an  de  wand ;  entfernen  von  Etwas,  cf.  lingen  etc.)  ist,  ivo 

—  he  länd  (od.  lönd)  all'  wat  herum  (er  dann  aus:  gehen,  fortgehen,  sich  entfernen 
liegt  [od.  legt  sich  behufs  einer  Stütze]  alle  u.  trenne))  (von  Etwas)  etc.  die  Bedtg. : 
[od.  in  einem  fort]  toas  herum) ;  't  schind  Trennung  od.  Raum,  Zivischenraum  machen 
wol,  dat  he  fermOid  is,  of  dat  hum  wat  30  (zwischen  sich  u.  einem  Andern)  etc.  u. 
schätd;  —  he  länd  dat  (od.  sük)  tagen  de  hieraus  auch  wieder  die  von :  sich  bis  loohin 
wand  an  (er  lehnt  od.  stellt  das  schräg  gegen  ausdehnen  u.  erstrecken  (cf.  der  Weg  geht 
die  Wand  an) ;  —  he  länd  sük  tagen  hum  bis  zu  etc.  od.  erstreckt  n.  dehnt  sich  aus 
up  etc.  —  Nkl.  leuoen ;  mnld.  lenen,  leynen ;  bis  zu  etc.)  entstanden  iväre  u.  das  Wort 
afries.  (hlena,  nach  hlenbed,  Lehnbett,  cli-  35  lang  nur  eine  geivisse  Erstreckung  od.  Aus- 
nidium),  lena;  os.  hlinön;  oÄrf.  hlinen,  linen;  dehnung,  od.  eigentlich  den  Rautn  od.  die 
amhd.  linen ;  mhd.  lenen ;  ags.  hliujan,  hleon-  Entfernung  ztvisc?ien  zivei  Punkten  (dem 
Jan ;  aengl.  hleonjen,  leonjen.  —  Mit  ahd.  Ausgangs-  u.  dem  End- Punkt  von  Etioas) 
(hleinjan),  leinan,  leinen;  mhd.  leinen;  ags.  bezeichnet  hätte,  wie  ja  der  Begriff  der 
hlaenan;  engl,  lean  (Irans,  u.  intr.  lehnen);  40  Länge  od.  Ausdehnung  von  Etwas  nur  aus 
goth.  hlains  (collis)  zu  einem  obs.  ahd.  hlinan,  dem  Auseinanderweichen  od.  Auseinander- 
goth.  hleinan,  was  mit  lat.  clinare  (neigen,  rücken  zioeier  Endpunkte  hervorgehen  kann 
senken),  griech.  klinein  (biegen,  beugen ;  ein  u.  jede  Entfernung  od.  jeder  Zwischenraum 
Etwas  in  eine  schräge  Richtung  bringen,  auch  den  Begriff'  der  Ausdehnung  od.  einer 
anlehnen,  anstützen  etc.)  etc.,  soivie  ferner  45  gewissen  Strecke  u.  Länge  (im  Raum  u.  in 
mit  ags.,  an.  hlidh  (latus  montis),  ahd.  lita;  der  Zeit)  in  sich  befasst.  Vergl.  dieserhalb 
mhd.  lite ;  nhd.  Leite  (Bergabhang,  Berg-  auch  die  aus  phal  (tindi,  dirumpi,  dissilire) 
leite)  etc.  u.  mit  nhd.  Leiter  (cf.  ledder)  entstandene  y  phull  (se  expandere  etc.) 
zu  der  y  skr.  ^ri  (lehnen;  legen  an,  auf  unter  blad ,  blöme  etc.,  tvonach  es  wohl 
etc. ;  anbringen  an,  bringen  zu,  ruhen  lassen  50  zweifellos  ist,  dass  lang  als  Bezeichnung 
auf,  stützen  auf  etc.,  cf.  Fick  I,  552)  ge-  eines  gedehnten,  od.  ausgedehnten  u.  in  die 
hört,  xvelche  indessen  urspr.  wohl  nur  die  Länge  gezogenen  Zustandes  auch  auf  die 
Bedtg. :  gehen  od.  sich  u.  ein  Anderes  be-  Bedtg. :  gehen  wohin  od.  wo  iveg,  sich  be- 
wegen u.  richten  (nachod.zuu.  auf  Etioashin)  iocgeti  100  iveg,  sich  von  'wo  od.  von  einem 
hatte,ivie  auch  Bop2i  sie  mit  \re,ai(\ire  etc.  (cf.  55  Etioas  entfernen  u.  trennen,  aus-  od.  von- 
auch  Fick  u.  Ferd.  Justi  wegen  der  Bedtg.:  einander  gelten  etc.  beruht,  die  sich  soioohl 
gehen  der  skr.  u.  zend.  y  ^ri)  übersetzt.  aus  der  Bedtg.:   springen,   als  auch  aus 

lang,  lank  (langer,  längste),  lang,  in  die  der  von:  gehen  der  y  ragh,  rangh,  bz. 
Länge  gereckt,  gestreckt,  gedehnt ,  sowohl  lagh,  langh  entwickeln  konnte,  loie  ja  auch 
dem  Räume  als  der  Zeit  nach ;  —  't  is  dre  60  lingen  od.  geli n gen  nichts  anderes  heisst 

30* 


LANG-  LANK-DRADERKl 


468 


LANG-SCHON-ROGGEN 


als:  gehen  od.  sich  bewegen  (wo  weg  od. 
vorwärt/i),  sich  fortbewegen,  sich  bewegen  in 
den  Baum  liinnns  etc.,  gleichviel  ob  dies 
tangsiun  od.  rasch,  sjirung-  od.  ruclivcisc, 
od.  Hilf  irgend  eine  sonsligr  W'cisc  gcscliivht. 

iiiiig-,  lank-draderi^,  l:iii,2;(h'a(l(ir^,  huig- 
dräthig,  langfdsrrig ;  (fig-) :  weitschweifig  im 
lieden   n.  Schreiben. 

laii^»\  lange,  lange  Zeit,  bei  weitem  etc. : 

—  ile  laiigo  liöm ;  —  de  Irfc  lange  ttil  ;  — 
dat  rekd  (reicht  etc.)  lange  nirli  nt ;  —  dat 
du  ik  lange  nich  etc.  otc. 

lan^jpii.  langen,  reichen  etc.  etc.;  —  \w 
langd  nu  do  liand  (er  langt,  od.  reicht  u. 
giebt  mir  die  Hand,  dehnt  od.  .'itrecfct  seine 
Hand  aus  bis  zu  mir,  dass  ich  sie  ergreifen 
kann  od.  soll);  —  he  kan  net  so  wid  lan- 
gen od.  rckken ;  —  ho  langd  na  't  bröd  (er 
langt  od.  greift,  bz.  streckt  seine  Hand  aus 
nach  dem  Brudc  etc.,  od.  auch:  er  verlangt 
nach  dem  lirode) ;  —  he  langde  in  de  kninmo 
nn  hol  sük  d'r  'n  stiik  spek  fit;  —  he  laiigd 
sük  (holt  sich)  'n  bök  fan  do  i)or(l ;  —  ik 
kan  d'r  net  an  langen  (ich  kann  da  nicht 
an  od.  hinan  reichen,  den  Arm  od.  ein  son- 
stiges Utwas  nicIU  so  lang  machen  od.  aus- 
dehnen u.  aus.'itrecken  od.  vorstrecken  etc., 
dass  ich  an  den  betr.  Gegenstand  reiche, 
bz.  denselben  mit  der  Hand  erreiche  n.  be- 
rühre etc.) ;  —  dat  langd  nich  (das  langt 
od.  reicht  nicht,  ist  nicht  so  lang,  dass  es 
die  betr.  Entfernung  in  Kaum  u.  Zeit  aus- 
füllt,  streckt  u.  dehnt  sich  nicht  .so  locit  ans 
wie  erforderlich  etc.) ;  —  du  kanst  dat  i)ak 
wol  äfen  hi  1mm  anlangen  (verabreiclioi, 
abgeben  etc.),  wen  du  sin    liüs    fiirbi    geist; 

—  he  is  net  anlangt!  (er  ist  nicht  angelangt 
od.  angckominen,  hat  den  betr.  Ort  od.  die 
Stelle  nicht  erreicht);  —  ik  kan  dat  net  be- 
langen (ich  kann  das  nicht  belangen  od.  er- 
reichen, bz.  nicht  erlangen  u.  bekommen  etc.) 
etc. ;  —  lang'  nii  dat  to  (strecke  ti.  dehne 
deine  Hand  etc.  aus  n.  reiche  mir  das  zu, 
gieb  mir  das  lier  etc.) ;  —  ik  kan  dat  net 
otlangen  (ich  kann  das  nicht  ablangen  od. 
meinen  Arm  nicht  so  lang  machen  u.  aus- 
strecken n.  ausdehnen,  dass  ich  den  betr. 
Funkt,  od.  das  betr.  J'Jtwas  mit  meiner  Hand 
etc.  erreiche) ;  —  du  kanst  de  bref  wol  ilfen 
bi  hum  oflangen  (du  kannst  den  Brief  wohl 
eben  bei  tlim  ablangen  od.  verabreichen,  ab- 
geben etc ) ;  —  he  ferlangd  na  huni  (er  ver- 
langt u.  sehnt  sich  nach  ihm,  macht  ■'<ich 
lang  od.  streckt  u.  dehnt  sich  nach  Htm  aus 
u.  hin,  um  zu  ihm  zu  kommen  etc.);  —  he 
ferlangd  dat  fan  hum  (er  verlangt  od.  for- 
dert das  von  ihm)  ;  —  du  kanst  dat  In  hum 
inlangen  (einlangen  u.  abgehen  etc.) ;  —  U|i- 
langen  (auf-  od.  hinaujlangen,  hinaufreichen 
etc.);    —    ütlangen    (auslangen,  ausreichen, 


hinausreichen,  ausgeben  etc.);  —  dat  langd 
net  üt  od.  hen ;  —  he  langd  dat  üt;  —  he 
langd  (langt,  holt,  nimmt  etc.)  sük  d'r  'n 
stük  \\i;  —  he  langd  dat  hen;  —  lie  langd 
5  d'r  hen  etc.  etc.  —  Nd.,  nid.,  mnld.,  mnd. 
langen  (langen,  reichen,  erlangen,  erreichen 
etc.);  as.  Jangön  (langen  od.  verlangen  nach 
Etwas,  gelüsten);  ags.  Jangian ,  longian ; 
ac//_r//.  langen,  longen  or/.  longien  ;  engl,  long; 

10  an.  langa  (dasselbe);  ahd.  langen;  mhd. 
langen  (lang  werden;  lang  dünken;  verlan- 
gen ;  sich  lang  ausslrecken  nach  Etwas,  nach 
Etwas  langen  n.  greifen,  Etivas  erreichen 
V.  fassen,  holen,  herholen,  herlangen,  reichen, 

15  darreichen  etc.). 

Da  die  Bedtg. :  vcrl a  n g  e n  (nach  Ettvas) 
nur  aus  der  von:  langen  od.  strecken  u. 
dehnen  aus  (die  Hand  nach  Etwas)  n.  so 
auch:   greifen  u.  /'«.s.sr«    (nach  Etwas)  ent- 

20  stehen  konnte,  so  ist  es  klar,  da.'^s  das  ahd. 
langen  n.  as.  langün  etc.  ebenso  wie  ags. 
langian  auch  die  Bedtg.:  lang  machen 
(od.  Etwas  ausdehnen  u.  strecken  etc.)  neben 
lang  werden   u.    lang   sein  (das  langt 

25  od.  reicht  nicht  aus  beruht  doch  sicherlieh 
auf  der  Bedtg. :  lang  sein  od.  Länge  u.  Aus- 
dehnung etc.  haben  u.  nicht  auf  der  von : 
lang  werden)  gehabt  haben  muss.  Vergegen- 
wärtigt man  sich  nun  aber  langen  in  sei- 

30  ner  eigentl.  v.  sinnl.  Bedtg.,  so  ist  auch 
leicht  zu  begreifen,  wie  das  sinnl.  Langen 
od.  das  Ausdehnen  n.  Ausstrecken  des  mit 
der  greifenden  Hand  bewaffneten  Armes 
einestheils  in  die  Bedtg. :  greifen  od.  nehmen, 

35  holen  etc.  u.  andercntheils  auch  in  die  von :  ver- 
langen n.  begehren  od.  habe»  wollen,  lüstern 
sein  nach  etc.  überging,  weil  eben  das  Ver- 
langen od.  Hid>en wollen  von  Etwas  durch  das 
Jjangen  mit  der  Hand   od.  durch  das  Aus- 

40  strecken  der  Hand  )iach  Etwas  bekundet  wird. 
längen,  s.  lengen. 
iaii^^er,  länger. 
län^-lisk,  .s.  lenglisk. 
iaii^s,  sich  wohin   od.  wo  vorbei  ziehend, 

45  dehnend  u.  streckend,  entlang,  vorbei,  hin 
etc.;  —  längs  de  weg  (od.  de  sträk  etc.); 
—  du  must  do  weg  längs  lopen ;  —  ho  löpd 
In  nn  längs ;  —  de  weg  geid  bi  dat  hüs 
längs ;  —  dat  geid  d'r  längs,  dat  't  so  'n  ärd  hed. 

50  langsam,  langsam,  sieh  in  die  Länge  zie- 
hend, lange  dauernd,  nicht  rasch,  säumiij 
etc.;  —  de  tid  geid  so  langsam  hen;  —  he  kumd 
langsam  aciiteran;  —  du  must  wat  langsamer 
lopen ;  —  du  must  not  so  langsam  wesen. 

55  lailg-schiir,  eine  aus  langströ  gefertigte 
od.  gebundene  darbe,  bz.  eine  lange  Stroh- 
garbe od.  langes  Slrohbund. 

lan<;-schön-rnpn;on,  ein  Brod  od.  eine  sog. 
Stute  (längliches    Weiss-   od.  Graubrod)  von 

60  gebeuteltem  Boggenmehl. 


A 


LÄNGSTE 


469 


LAP-DOESE 


längste,  längste. 

lang-sti'O,  Langstroh,  langes  Stroh.  Gegen- 
satz vo)t  körtströ. 

längte,  s.  leiigde,  lengtc. 

l;ing-WHgen,  der  Veröiiulungsstock  zwi- 
schen dein  Vorder-  u.  Hintertheil  eines  Wagens, 
wodurch  derselbe  lang  od.  länger  gonaeht 
wird,  nhd.  Langioiede  genannt;  —  wen 
ji  Uli  't  holt  gän,  um  de  liöincu  tu  lialcii, 
den  mut  ji  'u  langwageu  iu  de  wageu  stillcen, 
anders  is  lie  to  kOrt  uu  den  swiipcu  de  bonien 
to  fül. 

hing-warpig,  in  die  Länge  gedehnt,  mehr 
lang  als  breit,  länglich,  oval.  —  Nid.  laug- 
werpig;  ninld.  laughworpigh  (oblougiis). 

lang-,  liink-wilig,  langiveilig. 

liinig  od.  lenig,  schlank,  biegsam,  schmieg- 
sam, geschmeidig,  nachgiebig,  tveich  etc. ;  — 
'n  läuigeu  stok  (ein  schlanker,  biegsamer, 
schmiegsamer,  geschmeidiger  stok,  b,2.  ein 
Stock  od.  eine  Gerte,  der  od.  die  sehr  schlank 
II.  biegsam  ist  u.  sich  leicht  an  u.  am  Etwas 
schmiegt) ;  —  dat  1er  (Leder)  od.  flas  (Flachs), 
tau,  band  etc.  is  regt  läuig  (od.  smüdig)  uu 
wek ;  —  läuig  isder  (biegsames,  zähes  u. 
weiches  Eisen) ;  —  dat  1er  (Leder)  mut  erst 
wat  lauiger  uu  smüdiger  mäkd  worden,  dat 
is  so  to  stif  uu  liard.  —  Nid.  lenig  (biegsam, 
geschmeidig ,  nachgiebig,  lenksam,  weich, 
sanft  etc.);  nfries.  (J ohanscn,  pag.  154) 
lennagh.  —  Es  gehört  entioeder  zu  lauen, 
leuen  (lehnen,  neigen,  biegen,  bz.  sich  an 
Etwas  lehnen  od.  neigen  u.  schmiegen  etc.), 
sodass  läuig  einen  Zustand  von  Etwas  be- 
zeichnet, wo  ein  Etivas  sich  leicht  an  u.  um 
Etwas  neigt  u.  schmiegt  etc.  od.  neig  ig 
u.  schmiegig  ist,  od.  es  ist  vielleicht  von 
einetn  aus  lau  od.  liu  entstandenen  Icu,  cf. 
an.  linr,  weich,  nachgiebig  etc.  von  liunan, 
weichen,  nachgeben  etc.  (s.  unter  leude)  etc. 
mit  ig  fortgebildet,  sodass  es  dieselbe  Bedtg. 
wie  lind  hat.  Vielleicht  aber  ist  es  dasselbe 
Wort  wie  ags.  laenig  (macer,  debilis)  von 
laene ;  aengl.  laene ;  engl,  lean  (macer,  vilis, 
exilis),  wobei  sich  dann  aus :  mager,  schivach, 
zart,  dünn  etc.  die  Bedtgn. :  schlank,  bieg- 
sam etc.  entwickelt  haben  loürden.  Ob  aber 
dieses  ags.  laene  wirklich  mit  as.  lelini  (un- 
sicher, unbeständig,  vergänglich)  ident.  u. 
mit  diesem  u.  dem  Subst.  ags.  laen  =  ahd. 
lehan  (s.  unter  len)  zu  lihau  (leihen)  geJiört, 
wage  ich  nicht  zu  entscheiden. 

iünigen,  lenigen,  mildern,  lindern,  besänf- 
tigen etc. ;  —  dat  länigd  de  pin  wat.  —  Nid. 
lenigen. 

länigheid,  lenigheld,  Biegsamkeit,  Schmieg- 
samkeit etc. ;  —  d'r  sitt  to  min  länigheid  in 
dat  1er  od.  tau  etc. 

lansse,  lans,  Lanze.  —  Nid.  lausse;  ndi,d. 
lanze    von    dem  franz.   lance,  was  mit  ital. 


lancia;  span.  lanza;  2'>'oo.  lansa;  tval.  lance 
aus  lat.  lancea  entstand,  ivas  selbst  aber 
auch  wieder  ein  Ljchnwort  (nach  Varro 
bei  G  ein  US  ein  spanisches,  nach  Andern 
5  ein  gallisches  od.  germ.)  ist.  Davon  lat. 
lanceare ;  ital.  lanciare  (die  Lanze  schwin- 
gen) ;  it(d.  lancio ;  span.  lance ;  port.  lan^o ; 
prov.  lans  (Schwung,  Sprung) ;  ital.  slan- 
ciare;  prov.  eslansar;  franz.  elancer  (schwin- 
10  gen) ;  franz.  elan  für  elans  (Sprung,  Satz). 

—  I)as  Wort  Lanz-  od.  L a n d s kn  echt 
(wovon  ital.  lanzichenecco,  abgekürzt  lanzo, 
span.  lasquenet,  deutscher  Soldat  zu  Fuss) 
hat  mit  dem  obigen  Wort  nichts  gemein,  son- 

15  dem  bezeichnet  einen  Knecht  (junger 
Krieger,  Soldat  etc.,  cf.  knecht)  im  Dienst 
des  Landes  od.  der  Heimath. 

län-stül,  len-!<(töl,  Lehnstuhl,  Stuhl  mit 
einer  Lehne,  od.  Stuhl,    in    dem    man    sich 

20  mit  dem  Rücken  anlehnen  kann.  —  Nid. 
lene-,  leu-stoel  (solium,   sella  reclinatoria). 

lanteren,  Laterne.  —  Sprichic. :  he  is  'u 
grote  lanteren  süuder  lücht ;  —  man  schal 
d'r    uog    mit    lauterens   na    sökeu.  ■ —  Mhd. 

25  laterne,  latern,  lanterne.     Aus   lat.   laterna, 
lanterna  u.  dies  aus  griech.  lampter  (Leuch- 
ter, Fackel)  von  lampeiu,  cf.  lampe. 
lap,  s.  läppe. 
lap-diJse,    a)   i.  q.  lappen-düse,   Dose  od. 

30  Schachtel,  worin  alte  Lappen  od.  Tuch-  u. 
Zeugreste  aufbeioahrt  werden;  —  b)  Flick- 
Dose,  Dose,  Schachtel  od.  Kasten  etc.,  worin 
alle  diejenigen  Gegenstände  aufbewahrt  iver- 
den    u.    sich    befinden,   ivelcJie  zum  Flicken 

35  od.  Heilmachcn,  Ausbessern  u.  Wiederher- 
stellen von  allerlei  zerrissenen  od.  zerschlis- 
senen u.  kaputen  Haushaltungsgegenständen 
sowohl  (Kleider,  Zeuge,  Schuhe,  Geräthe 
etc.)  als  auch  von  kaputen  Gliedern,  bz.  von 

40  Wunden  u.  Gebresten  der  Thiere  u.  Men- 
schen dienen  u.  gebraucht  werden,  also  im 
weitesten  Sinn  die  ScJuichtel  etc.,  welche 
Alles  enthält,  was  zum  läppen  (s.  d.)  od. 
flikken  (s.  d.),  bz.  zum  büssen  (od.  wieder 

45  heil,  ganz  u.  besser  machen,  zur  Wieder- 
herstellung u.  Genesung  etc.)  dient.  Daher  : 
a)  (iin  Hause)  Dose  od.  Schachtel,  ivelche 
die  Tuch-  u.  sonst.  Zeugreste  (Lappen)  so- 
wohl, als  auch  Garn,  Nadel,  Scheere  u.  alles 

50  sonst.  Geräth  enthält,  was  zum  Flicken  im 
weitesten  Sinn  (auch  zum-  Verbinden  od.  zum 
Bepflastern   von   Wunden)  gebraucht  wird ; 

—  b)  (auf  Sclufen)  der  Heil-  u.  Medicin- 
Kasten,    bz.    der    Kasten,    der  die  Pflaster, 

55  Salben  u,  Heilmittel  sowohl,  als  auch  die 
chirurgischen  u.  medicinischen  Instrumente 
enthält,  welche  der  Schiffsarzt  gebraucht.  — 
Das  nid.  lapdoos  (cf.  auch  lappenkiste, 
lappeukörf  etc.)   scheint  auch  in  der  Bedtg. 

60  sub  a  gebraucht  zu  werden,  wo  lap  für  läppe, 


L 


LAEPEL  LEPEL         470  LAPPE  LAP 

lape  (Lappen)  steht,  wie  z.  B.  auch  in  1er-  Fetzen,  Stück  etc.)  of;  —  't  sunt  emer  lap- 

lap  etc.    u.    aho    lap-dösc   ein  Covijws.  von  pcn  im  15reii  (es  sind   nichts  als  Fetzen  u. 

dem  Sitbst.  läppe  od.  lap  ».  doic  (Schachtel)  kleinere    Stücke    od    Restchen    etc.):   —  de 

i.^t,  wahrend  lap  in  lap-duse  sab  h  zum  Verb.  läppen  (Haut-  u.  Flcischfetzen)  hungen  d'r 

läppen  in  der  Bcdtg.  flicken  (sarcire  etc.)     5  lil    dal,    so    hebben    se  hum  sträken;  —  de 

gehört,  ebenso   wie  lap  /»  lap-schüster,  lap-  läppen  (Fetzen,  Stücke,  Späne,  Splitter  etc.) 

snider   u.    vielleicht   auch  in  lap-salfen  etc.,  flogen    hum    um    de   ören,    so   hüe   (haueie, 

bz.  tcie  Flick    in   Flickschneider  etc.    zum  hieb  etc.)  he  d'r  in;  —  de    läppen  (Fetzen, 

Vtrb.  fl i ck e n.  Lumpen  od.  zerrissene  Kanten  der  Kleider) 

läpel,  lepel,  Löffel.  —  Sprichw. :    he  ett  in  slän  hör  um  de  benen ;  —  he  hed  't  all'  in 

tan    middag   mit    de    grote    liipel  (er  ist  zu  läppen  torätcn  od.  tosnilden  etc.  (//»  Fetzen 

einem    grossen    Gastmahl    eingeladen ,    bz.  od.  kleinere  od.  grössere  Stücke  zerrissen  od. 

nimmt  an  einem  Festmahl   Thcil);    -   he  is  zerschnitten    etc.);  —  'n    lap    1er,   od.    dok, 

so  slank  as  'n  sak    tul   livpels  un  slefen  ;  —  linnen,  flesk  etc.  (ein  Lappen  od.  ein  grösseres 

he  schept  dat  d'r  bi  lapels   ful    in.  —  Nd.,  15  od.    kleinere,'<    Stück    Leder    [daher    auch: 

nid.  lepel;    a)i.,  isl.  lepill ;    ahd.  leftil,  letil.  Sohle  od.  Stück  Leder,  welches  man  unter 

lephil,  leptil;  mhd.  letlel.  —  Als  Geräth  od.  die  Füsse  bindet,  woher  die  Redensart:  frö 

Ftwas,  womit  man  flüssige  Speisen  schlürft  up    de    läppen    wesen,   früh   auf    die  Sohle 

od.    zu    sich    nimmt,   gehört  es  zunächst  zu  sein,   sich  früh   aufmachen  etc.]    od.   Tuch, 

ahd.  lepphen  (in  gilepidien,  schlürfen,  trin-  '20  Leinen,  Fleisch  etc.) ;  —  'n  lap  is  (ein  Stück 

ken);  mhd.  letfeu    u.    mit    diesem    weiter  zu  od.    eine    Scholle    Eis)-,    —    islappen    (Eis- 

latfau;  ags.  lapjan ;  a«.  lepja;  mnld.  läppen,  schollen);  —    'n    lap    Isder    od.    kaper   (ein 

lapen    (lanibere,   lingere),    worüber   Weiteres  lAippen    od.    ein    dünnes    Stück    Eisen    od. 

unter  labbekak  n.  lib-labiu'n.  Kupfer,    eine  Platte  Eisen  od.  Kupfer  von 

läpelke,  le|)elkc,/>(;//'t'/c7;e».  7'/»/-. lapelkes.  25  unbe.'^timmter    Grösse   u.    Form);  —  'n  lap 

läpelkes, ///r<c»<äsc/te/A/((»<(capsellabnr8a  holt  (ein  Stück  Holz) ;  —  'n  groten  laj)  land 

pastoris).      Von    der    löffeiförmigen    Gestalt  (ein   grosses    Stück    od.    eine  grosse  Fläche 

der  Schutchen  .'io  benannt.  Land);  —  'n  groten  läppen  sät  (ein  grosses 

Ijipel-köst  Oll.  lä|ielspise,    Löff'elkost    od.  Stück  Ra2>psaat);  —  't   ligt    in    en    lap  (in 

Löffelspeise,    Kost   od.  Speise,   die   mit  dem  oO  einem  Stück  od.  in  einer  ungetheilten  Fläche) 

Löffel  gegessen  wird.  bi  "n  ander;  —  he  hed  wat    uj)    de    läppen 

läl»el-sukte,  Löffelseuche  od.  Löffelkrank-  (Tuchlappen,  bz.  die  Lappen,    die  er  an  u. 

heit,    (scherzh.) :    Seuche   od.  Krankheit   in  um   sich   trägt)  kregen  (er   hat  eine  Tracht 

Folge  von  Nahrungsmangel.  Frügel  bekommen) ;  —  he   kreg    hum  bi  de 

lapke.  lapje,    JAppchen,  kleiner  Lappen,  35  läppen  un  wamsde    hum  dügtig  dür ;  —  dat 

Stückchen,  Restchen  etc.  —    Sprichw.:    mit  kled  (od.  de  rok,  de  schö  etc.)    is    kört,   lät 

klene  lap.jes  It'rd  de  hund  1er  (Leder)  äten.  dl  d'r  'n  lap  (einen  Lappen,  ein  Stück,  od. 

—  Die  Redensart:  en  fiir  't  lapke  hebben  einen  Flicken)  in  (od.  up)  setten ;  —  ik  heb' 
(Jemanden  zum  Besten  od.  zum  Narren  mi  in  de  fingcr  sneden,  gif  mi  äfen  gau  'n 
haben,  seinen  Spott  mit  Einem  treiben,  ihn  10  lap  her,  dat  ik  de  d'r  um  binde,  anders 
vexiren  etc.)  o'l  he  hed  luiin  wat  tor 't  lapke  blotd  dat  to  lank.  —  Fig.  auch:  Lump, 
(er  hat  ihn  was  zum  Besten,  narrt  u.  vexirt  schlechter  nichtsnutziger  Mensch  etc.;  — 
ihn  Etwas,  macht  ihn  lächerlich,  treibt  .sei-  Jan-lap  un  sin  mät;  —  cf.  auch  laps  m. 
nen  Spott  od.  sein  Spiel  mit  ihm  etc.)  heisst  zwar  a)  in  der  Bedtg.  slaps  u.  b)  in  der 
wörtl.  soviel  als  „Einen  (od.  einen  gewissen  15  von  Klapps;  —  Compos. :  ör-,  liT-,  flesk-, 
Jemand)  vor  dem  Läppchen  (od.  einen  klei-  kaper-,  linnen-lappe  etc.  —  Sprichw. :  beter 
nen  Lappen)  haben",  od.  „er  hat  ihn  was  'n  lap  as  'u  gat.  —  Nid.  lap  (Lappen, 
(etwas,  eine  Zeitlang)  vor  dem  Läppchen",  Fetzen,  herabhängendes  Ende,  Zipfel ;  Stück 
wobei  es  allerdings  schwer  zu  sagen  <.s<,  wie  od.  Theil  von  Etwas;  Schlag,  Klajip  [twee 
daraus  die  obige  Bedtg.  der  betr.  Redensart  50  vliegcn  met  eenen  lap] ;  fig. :  Lump,  Thunicht- 
hervorging.  —  Nid.  lajije ;  wang.  lapnk.  gut,    unredlicher    Mensch,    Säufer);    mnld. 

läppe,    lap,    Lappen,    d.    h.    ein    Etwas  lap  (scgmcn,  scgmentum,  frustum,  pars  abs- 

(Fetzen   od.    Stück,    Theil  etc.),    was  durch  cissa  panni,  telae,  corii,  aeris  etc.  ;  immissiira, 

Reissen,  Springen,  Bersten,  Brechen,  Spalten,  assnmeutum,  commissura,    panniculiis) ;    nd., 

Hauen,  Schneiden  etc.  od.  Zcrreissen  u.  Zer-  55  mnd.  lap})e  (ein  Lajipen  od.  Flicken,  Lumpen 

theilen  etc.  entstand  u.  zwar  überall  mit  der  von    Zeugen    od.    Kleidungen ;    ein    dünnes 

Nehenbedtg.,    dass    ein    solches    Bruchstück  weiches  Stück  Fleisch    od.  Fell  rtc.) ;    mnd. 

von    Etwas    mehr    dünn    u.  flach  (u.  daher  \a\^\h'  ;  afries.  lappa  (Lappen,  Fetzen,  Stück 

auch  schlaff  u.  niederhängend)  als  dick  ist ;  od.  Thcil  des  menschlichen  Körpers)  ;  wfrics. 

—  rit'  od.  suid  dl  d'r  man  'n  laj)  (Lappen,  60  lape,  laepc;    wang.  lap;    ags.  lappa,  laeppa 


T.APPEN 


471 


LAPPEN 


(lacinia,  fimbria,  pars) ;  aengl.  läppe ;  engl. 
Jap  (Zipfel  od.  Schooss  eines  Rockes  od. 
Kleides;  Lappen  od.  Läppchen  [z.  B.  vom 
Ohr]);  an.,  isl.  lappi  u.  leppr  (assumentum, 
bz.  en  klud  [Hader,  Lumpen,  Fetzen],  laj), 
boedeklud) ;  norio.  läppe  (Sohle;  lAiiipen, 
Fetzen  etc.) ;  schived.  läpp ;  dän.  lap  (Lappen, 
Hader,  Lumpen,  Fetzen  etc.) ;  ahd.  lappa ; 
mhd.  läppe  (Lappen,  Fetzen,  Stück,  Flicken 
etc.).  —  Vergl.  weiter: 

läppen,  a)  klatsclien,  klopfen,  schlagen, 
hauen,  prügeln  etc.,  bz.  einen  Klapps  od. 
Schlag,  eine  Ohrfeige  etc.  geben  od.  versetzen ; 

—  he  lapde  hum  en  an  de  oren,  dat  he  net 
wiisde,  war  he  biet',  bz.  dat  he  afer  de  kop 
stöf;  —  he  lapd  (er  klopft,  haut,  prägell, 
bläuet  etc.)  hum  dügtig  dür;  —  he  lapde 
d'r  up,  dat  de  läppen  d'r  of  stofen;  —  b) 
Etwas  in  Lappen  od.  Fetzen,,  Stucke  etc. 
machen  od.  schlagen ,  zerschlagen ,  kaput 
machen  od.  werfen  etc.,  zerbrechen,  zer- 
trümmern, zerstossen  etc. ;  —  wel  hed  dat 
fenster  lapd  V  (wer  hat  das  Fenster  kaput 
gemacht  od.  zertrümmert,  zerbrochen  etc.  ?)  ; 

—  c)  schlagen  od.  stossen,  stopfen,  treiben, 
jagen  od.  vielleicht  flicken  u.  setzen  (in  L£t- 
was  hinein),  ein  Loch  dicht  machen  u.  füllen 
od.  stopfen,  den  Bauch  od.  Magen  füllen 
u.  vollstopfen  u.  so  auch  (cf.  indessen  unten 
das  nid.  läppen  in  der  Bedtg.:  stossen,  Jagen, 
rennen  u.  s.  w.)  essen,  trinken  etc. ;  —  he 
lapd  d'r  fan  middag  dügtig  wat  in  (er  schlägt 
od.  stopft  diesen  Mittag  tüchtig  was  hinein, 
schlägt  od.  isst  u.  trinkt  sich  den  Bauch 
tüchtig  voll) ;  —  d)  jagen  etc. ;  —  he  lapd 
't  d'r  all'  dör,  od.  he  lapd  't  all'  dör  de 
käle  (er  jagt  Alles  durch  die  Gurgel,  verisst 
u.  vertrinkt ,  bz.  verthut  u.  verschwendet 
Alles) ;  —  e)  —  he  lapd  hum  fan  middag 
dügtig,  er  isst  u.  trinkt  diesen  Mittag  tüch- 
tig, od.  eigentl.  wohl  (da  das  hum  od.  ihn 
sich  lediglich  auf  den  mit  Speise  besetzten 
Tisch,  od.  ein  betr.  Stück  Fleisch,  einen 
Braten  bezieht):  er  besieht  ihn  (den  Tisch 
od.  den  Braten  etc.)  diesen  Mittag  tüchtig, 
er  schneidet  od.  beschneidet  ihn  diesen  Mittag 
tüchtig,  macht  ihn  klein  od.  zu  einem  Flicken, 
Stück  od.  Fetzen,  Bestehen  etc.,  bz.  so  dass 
nur  noch  Flicken  u.  Beste  etc.  übrig  blei- 
ben, sodass  läppen  hier  wieder  die  Bedtg. : 
einen  Flick  od.  Best  machen  (von  Etwas) 
hat,  tvie  auch  die  Bedtg.  sub  b  sich  aus 
lap  od.  läppe  als  Fetze  od.  Bruchstück, 
Bruch  etc.  ergiebt  u.  ferhippen  (lie  lied  all' 
sjn  geld  un  göd  ferlapd  od.  ferspild,  d.  h. 
in  unsinniger  u.  nutzloser  Weise  verschwen- 
det u.  zersplittert  od.  vergeudet)  auch  ja  so- 
viel heisst  als :  Etwas  zu  Lappen  u.  Lumpen 
od.  Fetzen  etc.  machen;  —  f)  flicken,  einen 
Flicken  od.  Lappen,  bz.  ein  Stück    in,    an 


od.  auf  Etwas  fest  machen  od.  .setzen,  heften, 
nähen  etc. ;  bessern ,  dicht ,  ganz  u.  heil 
machen,  gesund  machen  etc. ;  —  de  biiksen 
od.  de  rok  etc.  is  lapd  od.  mut  lapd  worden  ; 
5  —  he  lapd  (flickt  od.  .schlägt,  nagelt,  heftet, 
nähet  etc.)  (lat  d'r  up  fast ;  —  he  lapd  dat 
up  'n  ander  etc. ;  —  de  briigge  od.  dat  hüs 
mut  bold  wat  lapd  (od.  ütlapd)  worden ;  — 
he    lapd    d'r  'n  stük  holt  an ;  —  de  dokter 

10  (Arzt)  sal  hum  wol  bold  wer  läppen  od.  wer 
toregt  lapjien ;  —  he  hed  hum  wer  uplapd 
(aufgebessert,  hergestellt  etc.) ;  —  ütlappen 
(ausflicken,  ausbessern  etc.)  etc.  —  Nd.,  mnd. 
läppen,  flicken,  ausbessern  etc. ;  nid.  läppen, 

15  a)  dasselbe;  —  b)  stossen,  treiben,  jagen, 
rennen,  z.  B. :  hij  lapt  hcm  de  pijke  door 
het  lijf  (er  stösst  od.  jagt,  rennt  etc.  ihm 
den  Speer  durch  den  Leib) ;  —  iemand  den 
degen  in  het  lijf  läppen;  —  c)  stossen?  od. 

20  klappen,  klatschen,  schwatzen  ?  —  z.  B. : 
hij  lapt  er  maar  alles  uit  (er  stösst  nur 
Alles  aus,  —  od.  er  pdatzt  immer  mit  Allem 
heraus,  er  plappjert  immer  Alles  aus),  wat 
hem  op  de  tung  komt ;  —  d)  trinken,  schlür- 

25  fen  etc.  od.  lecken,  schlappen?  —  alles  in 
zijn  gat  (od.  keelgat)  läppen  (Alles  auf-  od. 
vertrinken  u.  versaufen) ;  —  iets  in  den 
kraag  (Kragen,  Hals)  läppen  (Etwas  aus- 
trinken   od.    ausschlürfen)    etc. ;    —    mnld. 

30  läppen  (pangere,  tigere,  jüngere;  —  impin- 
gere,  impellere,  illidere,  quatere;  —  abligurire, 
heluari ;  —  consuere  frusta,  sarcinare ;  con- 
sarcinare,  assuere,  coagmentare,  sarcire,  re- 
sarcire,    reconcinnare,    reticere,    interpolare, 

35  resuere) ;  mfläm.  läppen  (faire  impulsion, 
frapper  par  force ;  —  consumer  etc. ;  — 
radouber  etc.);  wfries.  laepjen  (läppen,  aan- 
vullen) ;  wang.  lap  (läppen,  flicken) ;  aengl. 
läppen    (involvere) ;    engl,    lap    (umschlagen, 

•40  wickeln,  umwickeln) ;  an.,  isl.  lappa  (läppen, 

flicken,  ausbessern  etc.) ;  norw.  lappa  (läppen, 

flicken,  versolüen  etc.) ;  schwed.  lappa ;  dän. 

läppe;  mhd.  läppen  (läppen,  flicken  etc.). 

Wenn  man  die  verschiedenen  Bedtgn.  von 

45  läppe  u.  lap[)eu,  sowie  auch  die  der  weiter 
noch  zum  Stamme  lap  (s.  unten)  gehörenden 
Wörter  zu  flek,  flik  u.  flik-flak  etc.,  sowie 
weiter  zu  klatte  vergleicht,  so  scheint  es  fast, 
als  ob  der  Stamm  lap  ein  alter  Schallstamm 

50  ist,  der  in  ähnlicher  Weise  wie  die  Stämme 
klat,  klap  m.  andere  Schallstämme  aus  der 
Bedtg. :  sonus,  crepitus  etc.  (od.  sonare  etc.) 
soiüohl  die  Bedtg. :  Schlag,  Stoss  etc.,  als 
auch  die  von :  Bruch,  Riss  etc.  (od.  schlagen, 

55  stossen  etc.,  brechen,  reissen  etc.)  u.  Bruch- 
stück od.  Theil  von  Etwas  entwickelte.  Was 
sei)ie  Grdform  betrifft,  so  kann  diese  sowohl 
rap  als  rab  od.  rabh  gewesen  sein  (s.  unter 
1  la  M.  1  lab  u.  cf.  Fick  1, 188 u.  741  etc.) 

60  u.  wie  nun  klip  u.  klup  blosse  Ablaute  von 


LAPPEN                             472  LAP-SALFEN 

klap    sind,    so   sind   auch   rip,  rup  od.  rib,  lainUx  (Geschwätz,  Gerede  etc.),  lAimnafMiaid, 

ruh,  —  ribh,  ruhh  wieder  als  blosse  Ablaute  als  schwatzendes  u.  rcdoides  Etwas),   lapiii 

von  rap  ctr.  anzusehen,     ^lus  rap,  rip,  rup,  (sprechend,  verkündend,  J((mnicrnd,  klagend, 

bz.  ral»,  rabli  etc.    ent.'^tanden    dann    später  schreiend  etc.);    hih.  lalibraim  (ich  saije  od. 

wilder  die  Formen:    lap,    lip,    liip   od.  lab,  5  spreche,  rufe  etc.),  ]dhhi\u\\\  (Gespräch,  Bede, 

labh  etc.  u.  die  na.'ial.  Stämme :  ramp,  rimp,  Discurs) ;  W.  li'pju  (jubeo)  otc,  sowie  weiter 

riiinp  od.  raiiil),  raiiil)h  etc.  mit  den  A'eben-  unsere  zur  y  rabh  od.  rap  gehörenden  Wör- 

formcn :    lanip,  liinp,  lump  od.  lanib,  lambh  tcr    rabbclu    u.    rappolu    etc.,    sowie  gricch. 

t'tc,    wie    dies    bei    Fick    an    den    obigen  arabos    (Gerassel)    etc.    u.    lat.    rabula  etc., 

Stellen   sowohl,    als   auch   I,   l'J2,  407,  414,  10  sowie  auch  rabere  (wiUhcn,  toben,  rasen  etc.) 

741,  750  seq.  zu  ersehen  ist.  etc.,  was  auch  wohl  zur  |/  rabh,  rab  (tönen. 

Ausser  läppe,  laiipen  u.  unsern  nachstehen-  rauschen,    ertönen,   schallen,    bz.  Schall  od. 

den  unmittelbar  damit  verwandten   Wörtern  Geräusch  u.  Lärm  machen  etc.)  gehört, 

vergl.  das  unter  labl)ekak  wegen  nbl.  labbeu  Weiteres    hier  noch  anzufahren,  verbietet 

u.  ahd.  latlan,  ags.  lapjan  (laiubere  =  griech.  15  der    Raum    n.    die    Zeit,    zumal   da  ferner 

lajiteiu,  ital.  lajjpare,  franz.  laper,  prov.  lepar  unter  dem  Bachstaben  „1"   scnvohl,  als  auch 

etc.,  cf.Diez  I,  2 }■'>),  sowie  auch  das  unter  unter    „r"    noch    rielc    Wörter    vorkommen 

1  laf  Bemerkte,  soioie  werden,  die  gleichfalls  zu  der  älteren  Schall- 

a)  bei  Dies  (I,'245)  einerseits  ivcgen  der  würzet  rap  od.  ral)li  etc.  a.  deren  Ablauten 
Bedtg. :    Schlag    od.    Klapps    (cf.    nid.    lap  20  gehören. 

unter  läppe,  bz.  läppen  u.  laps)  u.  anderer-  l.ipi»oii-(lag    od.    auch  lanke-,  lapjo-dag, 

seits  wegen    der  Bedtg. :    Lumpe   od.    Fetze  Lag,    an    welchem    die    Manufacturhändler 

von  läppe,  sowie  auch  wegen  der  ßg.  Bedtg.  allerhand  Tuch-  u.  Zeugreste  verkaufen.  — 

von  Ijumpe    u.    sonstiger    Bedtgn. :    span.  Nid.  lappendajr. 

lapo  (Schlag  mit  der  flachen  Klinge),  comask.  25       \ii\)\}Cii-i\\\so,Lappciidose, Lappenschachtel, 
iapiua  (Ohrfeige),  franz.  (in  Berri/)  lapifine  bz.  Schachtel,  worin  man  Lappen  od.  Tuch- 
( Lumpen),    lapeau    (träger    Mensch),    chw.  u.  Zeugreste   aufbewahrt,    loie  dies  auch  in 
lapi    (Wicht,    Pinsei),    wonach    dann    auch  einer  \-A\^\)(n\-\i\iiv  (Ijappcnki.^te) ,  lappcn-laile 
)nhd.  lape,  läppe  =  nhd.  Laffe   (einfälti-  (Lap2jenlade)od.ineinem\A\)[>cnköri(Lappen- 
ger  Mensch,  Pinsel,  Lumpenkerl,  schlechter  30  korb,  wfries.  lapekoer)  geschieht. 
od.   gemei)ier  Mensch,  Bösewicht)    desselben  lapper,    Flicker.    —    Compos.:    ()l(llai)per 
Ursprungs  wie  lai)pc  (Lappen,  Lumpen  od.  (Altjlicker,  Altbüsser),  —  scliülap[)er  (Schuh- 
Lump)  ist,  während  .s^jan.  solapar  (das  Kleid  flicker), 
umschlagen)  durch  aoigl.  lapjien  (iuvolvere)  lappei'd  ;  i.  q.  lumperd. 
u.  engl,  lap    (umschlagen,    wickeln)    als  mit  35       lappei'e.  a)  Flickerei;  —  oldlapperc  (Alt- 
lappe    (Lap))en ,    Lumpen    etc. ,    als    etwas  flickerei) ;  —  b)  Flickioerk,  Pfuscherei  etc. ; 
Schlaffes   od.    als   Etwas  [cf.   sluutej,    was  —  c)  Lapperei,  Lumperei,  Lappcdie,  geringe 
man  um  Etwas    wickelt   od.    was    man  zum  Kleinigkeit. 

Einwickeln  gebraucht)   verwandt   vermittelt  lapperi^,  lappprg,  lapper  ig,  fetzer  ig,  lum- 

wird;  40  pcrig  etc.,    bz.   zerrissen,   zerfetzt,   zerlumpt 

b)  toegen  der  Bedtg.:  brechen,  reissen,  etc.  od.  überhaupt  auch:  was  mit  vielen 
spalten  u.  schneiden  od.  hauen,  klopfen  etc.  Lappen  a.  Flicken  besetzt  ist,  viel  gelappt 
der  y  lap  (von  läppe  cds  Zerrissenes  od.  u.  geflickt  ist  od.  aus  vielen  Lappen  u. 
Kaputes  etc.,  od.  von  nid.  lap  ^  Schlag,  Fetzen  besteht  etc. ;  —  de  bükseu  is  so  lap- 
Klnpps  etc.  u.  läppen  =:  schlagen  etc.)  ausser  45  perig ;  —  he  hed  so  'n  lappergen  rok  au ; 
port.  lapa  (Höhle  od.  Spalt,  Vertiefung,  —  dat  sügt  so  lapjierg  (zerrissen,  zerlumpt 
Kluft  etc.)  auch  hess.  lepper  (Wallach),  od.  /jtwj^/r;  <'<c.j  iit;  —  'n  la])perg  stük  ilesk ; 
verlepj)ern  (verschneiden),  wozu  Vilmnr  —  'n  \Ai)\)Grgen  kcrel  (ein  abgerissener,  lum- 
(i'47)  bemerkt,  dass  lappe  einen  ('astraten  piger  Kerl);  —  'n  lapperigen  sake  etc. 
bezeichnet  u.  loas  demnach  wohl  eher  mit  50  la|i|)i^,  lappig,  zerrissen,  gcs}>alten  etc.; 
läppen  in  der  Bedtg.:  schlagen  etc.  (cf.  wie  ein  Lappen  beschaffen,  schlaff,  hängend. 
klaphiugst)  als  mit  unserm  lüblien  (s.  d.)  laps,  a)  Sehlag,  Klapps  etc. ;  —  he  hed 
zusammenhängt,  zumal  da  das  Verb,  lejjpern  lapse  had  od.  kregeu ;  —  b)  ein  schlaff'er, 
od.  lappern  (in  kleinen  Zügen  trinken)  doch  manierloser,  nichtsnutziger  Mensch,  ein 
auch    von    läppen  :=  ags.    lapjan    (lauihere)  55  Schlajips  od.  Lump  etc. 

abstammt ;  lap-sak,    zahlungsunfähiger  Lnmp,    arm- 

c)  ivegen  der  Bedtg. :   sonare  od.  clamare  seliger  Wuht,   kleinlicher  alberner  Mensch, 
etc.,  bz.  ein  unarticulirtcs  Geräusch  machen  Dummkojf  etc. 

etc.:    skr.  lap,  lüpati  (schwatzen,   klatschen,  lap-sallVn,  quacksalben,  quacksalbern.  — 

plaudern,    schreien,  jammern,    klagen   etc.),  60  Nid.  hipzalven. 


LAP-SALFER  473  LASKE  LASK 

lap-salfer,  Quacksalber.  —  Nid,  lapzalver.        w.  würde  man  dann  annehmen  können,  dass 
lär,  s.  ler.  es   im    Gegensatz   zu  unsern  vielen  Wolden 

liiren,  s.  lereii.  od.  Wald- 0  er  lern  eine  Klärung,  Scho- 

larni,  Lärm.  —  cf.  allarm.  nitng    od.    Lichtung    etc.,   bz.  ungefähr 

lärmen,  lärmen.  5  dasselbe,    wie    liode    od.  Eodung    (d.  h. 

Larrelt,  ein  grosses  Kirchdorf  in  der  Nähe  eine  Stelle  od.  Stätte,  wo  der  Wald  ausge- 
von  Eviden.  —  Sprichw. :  Larrelt  ligt  inid-  rodet  od.  gelicldct  ist,  od.  überhaupt  eine 
deu  in  de  warreld ;  —  de  Larrelter  karke  waldfreie  Stätte)  bezeichnet  hätte,  wo  es 
haugd  fiil  krallen,  fiil  kliiikcrklare  rosenrode  dann  begrifflich  auch  wieder  nahe  zu  ahd., 
Idödskrallen.  —  Früher  (cf.  Friedlaender,  10  as.  läri  (leer  od.  wo  schon  gelesen  od.  auf- 
Ostfries.  Urkundenb.)  Lerletlie,  Lherlete,  u.  weggenommen  ist,  leere  u.  schon  vom  Ge- 
Hlerit,  Illerlete  u.  (cf.  Ind.  bon.  Monast.  sträuch  u.  Wald  befreite  Stätte)  stände,  ivomit 
Wrrd.  etc.,  ed.  Willi.  Cr  e cd  ins,  pag.33)  ja  eben  (od.  mit  dem  Subst.:  ahd.  h'iri  od. 
Illarfliata.  Die  Vorsj/lbe  lUa.v  betr.,  so  steckt  lara  =  nhd.  Leere)  Förstemann  u. 
sie  auch  in  dem  Jetzt  unbekannten  u.  wohl  15  Andere  (s.  oben)  das  in  so  vielen  Ortsnamen 
ebenso  loie  viele  andere  Ortschaften  vom  vorkommende  alte  lär  identificiren. 
^[eercverschlungene)ill]d.rcs-hem(s. daselbst),  Vergl.    übrigens  wegen  des  mehr  im  süd- 

sowie  wahr  scheint,  auch  in  Leer  (alt:  ]1\gt\,  westlichen  Deutschland  od.  am  Rhein  vor- 
Hlere  u.  Lhare,  Lare,  Liiere  etc.)  an  der  kommenden  lar,  lari  od.  lar,  läri  auch  noch 
Leda  (bz.  Ems),  sowie  wahrscheinl.  auch  in  20  das  lat.  Lär,  Flur.  Lares  (eine  Art  Schutz- 
Leer  hafe  (im  Amte  Wittmund)  u.  obschon  gitter  der  Städte  etc.)  u.  das  davon  abge- 
es  möglich  ist,  dass  dieses  Illara  od.  Hlari,  leitete  lar  od.  lares  (Wohnung,  Wohnstätte, 
Illeri  (bz.  Hläri,  Illeri)  dasselbe  Wort  ist,  Haus  etc.),  womit  das  alte  lar  od.  lär  etc. 
wie  das  vielfach  als  Ortsname  vorkommende  ja  begrifflich  u.  formell  vollständig  überein 
Wort  (cf.  Ar  nold,  Ansiedl.  deutsch.  Stämme,  25  kömmt,  sodass  es  dabei  einer  Angleichung 
137)  lar,  läri,  leri  (locus,  maiisio?,  cf.  ahd.  an  läri  (leer)  ja  gar  nicht  bedarf. 
gi-läri,   Wohnung,  Gemach  etc.   u.   Weiteres  las,  las,  hat  gelesen  etc.;  s.  läsen,  i*-.  lesen. 

darüber  bei  Förstemann,  Ortsna^nen,  903,  läse,  läsen  etc.,  s.  lese,  lesen. 

wo   derselbe  lari   od.  läri   zu  aJid.,  as.  läri,  laske,  lask,  Lasche,  d.  h.  ein  Stück  (Holz 

amhd.  laere,  md.  lere,  nhd.  leer  stellt  u.  30  od.  Zeug,  Leder  etc.),  was  man  an  Etwas 
es  in  der  Bedtg.:  Leere,  (Jede,  Wüste  od.  setzt,  um  es  zu  verlängern  od.  zwischen  u. 
Haide  etc.  nimmt)  u.  dass  demnach  die  in  Etwas  setzt,  um  es  weiter  od.  breiter  u. 
Formen  Hlar,  Illeri  (wie  Arnold  meint)  länger  zu  machen,  od.  um  einen  Riss  od. 
nur  eine  verschiedene  Schreibung  von  Lar,  ein  Loch  auszufüllen;  daher  auch:  Ansatz- 
Leri  tväre,  so  wäre  es  andererseits  auch  35  od.  Einsatz- Stück,  Verbindungsstück  u.  als 
möglich,  dass  die  Vorsglbe  Hlär  od.  Hier  Zwischen- Stück  zugleich  auch  die  Verbin- 
dasselbe Wort  ist  wie  das  an.  Hier,  was  dungsstelle ;  —  de  i)äl  is  to  kürt,  d'r  mut  'n 
ebenso  wie  Oegir  etc.  (cf.  die  Bern,  zu  eide)  lask  ansetd  worden,  dat  he  wat  langer  wordt ; 
sowohl  (cf.  Hol tz mann,  deutsche  Mgth.,  —  du  must  d'r  'n  lask  in  ("orZ.  tiisken)  selten, 
173  u.  Edda  Saemundar,  III,  433 unter  40  dat  dat  kled  wat  wider  (bz.  dat  dat  tau  wat 
Hlebardr  )/.  Hlcsey)  die  Bedtg.:  Meer  od.  lauger)  wordt;  —  dar  sitt  'n  lask  in  't  tau 
Wass  er  als  Meer  es- od.  Wasser-Gott  of  't  isder  etc.  (Stelle,  wo  das  Tau  od.  das 
(urspr. :  finstere  Tiefe  od.  finstere  Wasser-  Eisen  etc.  zusammengesetzt  ist).  —  Nd.  laske, 
tiefe  u.  auch  Gott  der  finsteren  Tiefe,  cf.  lasche ;  mnd.  las,  lasch,  Streifen  etc.  (z.  B. 
Rochholz,  deutscher  Glaube  u.  Brauch,  45  auch:  GaVäS  vures,  ein  Feuerstreifen),  Zeug- 
1,85)  hat,  in  welchem  Fall  dann  Hlar-fliata  streifen,  Zwickel,  Keil  od.  Stück,  toas  worin, 
(das  Larrelter  Tief  mündete  früher  direct  ivorauf,  woran  od.  wo  zwischen  (namentlich 
in  die  Ems  u.  durch  den  Syhl  desselben  Kleidungsstücken)  gesetzt  wird;  nid.  lasch 
loässert  ein  grosser  Theil  von  krumhörn  ab)  (eingesetztes  Stück :  Fuge,  Naht,  Leiste ; 
soviel  als  Was  ser- Fleeth  (cf.  flet  =  50  Kerbe;  Scherbe;  Fügung,  Verbindung, 
Fluss,  Bach  etc.  od.  fiiessendes  Etwas),  bz.  Verbindungshölzer;  Flick-  od.  Deckstück; 
Wasser  fluss,  Wasser  aus  fluss  (cf.  Löthung,  Löthstelle ;  Windruthe,  Schamseite ; 
Yjxn^i.e.'a.  =^  alt :  Y.m\\ih2(,,  Wassermündung  od.  Weiche;  fig.:  Anhängsel,  Einschiebsel); 
Wassermund,bz.  Wasser- od. Flussmündungs-  mnld.  lassche  (iminissura  panni  aut  vestis  ; 
Ort)  od.  W  ass  er  fluss-  Ort  sein  könnte,  55  pars  assuta) ;  mfläm.hDi^che  (dasselbe) ;  mhd. 
während  das  cdte  verschwundene lllsires-ham  (Lex er)  od.  md.  (Schade)  lasche  (Lappen, 
-—  Was  ser -Heim  u.  Illeri  od.  das  jetzige  Fetzen,  Streifen);  norw.,  schwed.  lask,  laske 
Leer  ^=  Wasser  -  Ort  wäre.  ImUebrigen  (Lasche,  an-  od.  eingesetztes  Stück,  Ein- 
stimmt unser  altes  Illara  od.  Hlari  lautver-  schnitt,  Fuge  etc.). 
schoben  gut  zu  lat.  clarus  (klar,  hell,  licht)  60      Die  Grdbedtg.  dieses  Wortes  wird  dieselbe 


LASKE  LASK 


474 


LAST 


wie  von  läppe  u.  klatte  sein,  nämlich  Stück 
od.  Etwas,  was  durch  Beissen,  Brechen, 
Spalten  etc.  entsteht  od.  entstunden  ist,  wozu 
ausser  Stiicfc  od.  Lappen,  Flicken,  an-  od. 
einge.-yetztes  Flickstiick,  namentlich  auch  die 
Bedtg. :  Kerbe  od.  Einschnitt,  bz.  Sjialt  (cf. 
auch  splisse  u.  dann  wieder  splissen  zu  las- 
keii,  soicie  bei  Bobrik  auch  ScJterbe  in 
derselben  Bedtg.  wie  L  a  s  c  h  e),  Bresche  (cf. 
hei  Ho  oft:  de  spaujaards  vertoonen  /ich 
voor  de  lasch)  i^timmt.  Es  gehört  daher 
zunächst  zu  an.,  isl.  laska  (laedore,  divcllere, 
bz.  beschädigen,  ruinircn  etc.),  wovon  auch 
an.,  i,sl.  laskadr  (beschädigt,  verletzt,  ver- 
icundet ;  gaffend,  klaffend  od.  gespalten), 
laski  (maser-  od.  flammenartige  Streifen  in 
Tannen  u.  Fichten;  das  Rauhe  od.  Zer- 
faserte an  einem  Handschuh ;  qiiadrans  pilei). 
—  Zu  laske  als  Stück  od.  Bruch-,  Spalt- 
Stück,  bz.  abgespaltenes  od.  abgeschnittenes 
Etwas  etc.  stimmt  auch  span.  lasca  (Platte, 
dünner,  flacher  Stein,  Fliese  [cf.  1  brik], 
Lederstreifen),  port.  hxsca  (Schnitte),  was 
Diez  (II,  143)  zwar  als  aus  lat.  laxus, 
laxa  umgestellt  u.  entstanden  ansieht,  mir 
indessen  eher  eine  Entlehnung  aus  dem  and. 
od.  an.  zu  sein  scheint,  da  es  zu  laxus  auch 
in  der  Bedtg. :  schlaff  etc.  begrifflich  doch 
loenig  stimmt.  Was  nun  aber  icciter  den 
Stamm  lask  od.  lasch  von  an ,  isl.  laska,  bz. 
laschi!  betrifft,  so  stimmt  derselbe  bezüglich 
des  ableitenden  k  od.  ch,  ahd.  h  zu  den 
Wörtern  flesk,  frisk  od.  fürsk,  lesk  in  fors- 
keu  u.  Itskcii  u.  wenn  derselbe  nicht  viel- 
leicht mit  dem  Letzteren  zusammenhängt  u. 
urspr.  mit  dessen  alten  I'räter.  hisk  von 
Hause  aus  eins  ist,  so  gehört  derselbe  viel- 
leicht mit  isl.  lasiia  (laccrari,  fatisccre),  lasiiin 
(lacer;  invalidiis,  dchilis)  vXc.  zu  einem  alten 
Stamm  las  (cf.  bei  Fick  flaiska  von  flais 
=  plus),  der  möglicherweise  mit  ags.  liis; 
as.  les  (minder,  geringer,  kleiner,  tvcniger, 
schwächer  etc. ,  cf.  min)  u.  las  in  goth. 
lasivosts  =  ags.  läsest  (minirnus,  od.  iiifir- 
missimus)  von  Hause  aus  nahe  vertoandt  isl 
tt.  auf  dasselbe  Stamm verb.  od.  dieselbe  y  las 
zurückgeht,  wozu  auch  lesen  u.  lesken  ge- 
hören u.  worüber  Weiteres  u)itcr  diesen 
Wörtern  zu  vergleichen  ist. 

Zum  Schlüsse  .sei  noch  ((f.  Stratmann) 
des  acngl.  lasclie  (lif(ula)  erwähnt,  was  urspr. 
auch  die  Bedtg. :  S  t  r  c  ifc  n  (Lcder  od.  Zeug) 
hatte  u.  demnach  wie  engl,  lash  (Riemen  u. 
sodann  auch:  Geissei,  Ruthe ;  Schlinge; 
Schmitze  an  der  Peitsche  etc.)  dasselbe  Wort 
ist,  wie  das  germ.  Ij  a  s  c  h  e.  Vergleicht  man 
nun  aber  weiter,  wie  das  ahd.  flccclio  (s. 
unter  flek)  neben  Flicken  od.  Stück, 
Bruchstück  etc.  auch  die  Bedtg. :  Sc  hl  ag 
H.  das  mhd.  vlecken  (s.  unter  flekken)  auch 


die  Bedtg. :  schlagen  etc.  hatte,  so  erklären 
sich  auch  acngl.  laschin  (vcrberarc)  u.  engl. 
lash  (schlagen,  hauen,  jieitschen  etc.)  u.  lash 
(Schlag  od.  Hieb  etc.)  wieder  leicht  als  Ver- 
5  wandte  von  lasche.  Stammen  nun  aber  flek 
M.  flekken  in  der  Grdbedtg. :  Schlag  od. 
Klapi)s,  bz.  in  der  von :  schlagen  od.  klat- 
schen etc.  (cf.  auch  flik-flak  etc.)  mit  lat. 
plaga  u.  i)lango  vo)i  derselben  y,   so  würde 

10  auch  hische  beim  Vergleich  von  lapi»e  (sofern 
dies  nämlich  auf  eine  Schallwurzel  raj)  od. 
rabh  etc.  zurückgeht)  mit  an.,  isl.  lasna 
(lacerari  etc.,  s.  oben)  auf  die  Schallwurzel 
ras    (souare,    strepcre,    crepare,    crepitare, 

15  fragorem  edere  alc,  cf.  Bopj),  Gloss.  comp., 
310  u.  dazu  rasitä  in  der  Bedtg. :  t'ragor, 
sowie  weiter  die  Stämme:  aM.  klac  ».  klaph 
unter  klak  m.  klap)  zurückgehen  können,  wo 
denn  auch  hier  loieder  die  Bedtg. :    sonare, 

20  crepitare  etc.  in  die  von :  brechen,  sjyattcn, 
reissen  etc.  od.  stos.sen,  schlagen  etc.  id)er- 
gegangen  sein  würde. 

lasken,    laschen,   od.    läppen,  flicken,  bz. 
ein    Stück    etc.    an,    in  od.  zwischen  Etwas 

25  fügen,  setzen  od.  befestigen,  gleichviel  ivie 
od.  auf  welche  Weise  dies  geschieht;  —  he 
lasked  d'r  'n  stük  (od.  'i\  ende)  holt  an  od. 
tüsken ;  —  de  sniid  lasked  d'r  'n  ende  isder 
au;  —  de  ring  (od.  dat  tau  etc.)  is  braken; 

30  stür'  hum  hen,  dat  de  sniid  huni  äfen  wer 
an  'n  ander  lasked;  —  de  stefels  (Stiefel) 
mutten  anlaskd  worden  (durch  eine  Lasche 
od.  ein  angclapptes  Stück  verlängert  werden) 
etc.  —   Nd.    lasken,    laschen ;    nid.    lasschen 

35  (laschen,  mit  Laschen  zusammenfügen,  an- 
einander setzen  od.  reihen,  zusammenschn  üren, 
fügen ,  schcrben ,  verscherben  etc.) ;  mnld. 
lasschen  (immittere  sive  insuere  partem  panni ; 
interjicere,  intcxere,  assuere  j>artem);    dän. 

40  laske ;  schwed.  laska  etc.  —  Zu  laske  etc. 
lask-isder,    Lasch-Eisen,    Hefteisen ,    bz. 
ein  spitzes  Eisen  (cf.  splis-isder),    was  man 
gebraucht,    um    Taue    etc.    aneinander    zu 
laschen  od.  mit  einander  zu  verbinden. 

■15  last,  Last,  d.  h.  dasjenige  Etwas,  was 
ein  Etwas  od.  Jemand  ladet  od.  trägt  u. 
hält,  od.  was  in  od.  auf  Etwas  etc.  geladen 
isl  u.  wird,  sowie  ferner  auch  eine  bestimmte 
Quantität   von    Dingen   etc.,   die  ein  Etwas 

50  laden  od.  halten,  fassen  u.  tragen  kann; 
daher  a)  Fracht,  Ladung,  Tracht,  Bürde  etc.  ; 
—  dat  scliip  hed  sin  last  in  un  ligt  kh'ir  to 
ferseiien;  —  de  bon  iied  sin  last  tip  (d.  h. 
es    isl   soviel   auf  dem   Boden  geladen,  wie 

55  derselbe  trägt  od.  tragen  kann  ;  —  dat  i»erd 
hed  sJii  last,  um  hum  to  dragen  ;  —  b)  eine 
Last  von  40  (Jentner  Schwere,  od.  urspr. 
wohl  soviel  u'ic  ein  Wagen  mit  zwei  Pferden 
tragen  u.  verfahren  kann;  —  c)  (trop.)  Last, 

60  Bürde,   Mühe,   Beschwerde  etc.;  —  he  hed 


LASTEN 


475 


LAT 


sin  last  dik  un  wet  hast  net  i'it  of  in ;  — 
wi  hebben  föl  last  tau  müsen  un  allerlei 
iingod ;  —  de  dik  hed  (ud.  iidt)  uog  gm 
last  (Druck  u.  Gefahr  um  zu  brechen);  — 
de  sake  (od.  dat  kiud  etc.)  mäkd  hum  föl 
last  un  ferdret;  —  d)  Auftrag,  Botschaft, 
Befehl  etc. ;  —  ik  heb  hum  last  gäfeu,  um 
dat  to  döu;  —  ik  heb  hum  de  last  mit  gät'cu, 
hum  intoladen.  —  Sprichw. :  de  swarste  last 
is  de  achterlast.  —  Nd.,  nid.  last;  afries. 
hlest;  wfries.  lest;  ags.  hlaest;  aengl  blast; 
an.  hlass ;  nonv.  lass ;  dän.  laes ;  schwed. 
lass;  ahd.  blast,  last;  ndid.  last.  Davon: 
ital.  lasto ;  franz.  laste,  lest.  —  Es  gehört 
zweifelsohne  zu  1  laden,  bz.  goth.  blathan 
u.  wird  enttoeder  aus  hlathet  od.  hlatbest 
(ladet  od.  ladest)  entstanden  sein,  tvie  lest 
=:  nhd.  letzt  aus  latist,  latest  =  ahd.  lazist, 
lezist. 

lasten,  lasten,  drücken,  liegen,  ruhen; 
laden,  bürden  od.  auflegen,  belasten,  beauf- 
tragen etc. ;  —  d'r  last  tols  to  föl  up ;  — ■ 
he  lastede  hum  dat  up;  —  he  hed  dat  schip 
(od.  hum  etc.)  to  swär  belastd;  —  he  hed 
hum  d'r  mit  belastd,  dat  he  dar  hen  gan 
schulde  etc. 

laster,  Laster,  Schmach  etc.,  bz.  das  was 
Einem  Schmach  u.  Schande  macht  u.  bringt 
u.  demnach  auch  selbst  ein  böses  od.  schlech- 
tes u.  strafbares  Etwas  ist ;  daher  auch  : 
Schlechtigkeit,  schlechte  od.  böse  Gewohnheit 
od.  Neigung  etc. ;  —  't  spil  is  'n  laster ;  — 
dat  is  'u  laster  fan  hum  (od.  sin  laster), 
dat  he  ligt  to  fol  drinkt  etc.  —  Nd.,  nid., 
mnd.  laster  (Spott,  Hohn,  Tadel,  Lästerung, 
Schmähung,  Vorwurf  etc.);  afries.  laster 
(Verletzung,  Beschädigung) ;  as.  lastar,  laster 
(Strafbares,  Sünde,  Schuld;  Schmähung, 
Spott,  Hohn);  an.  last  (Schmähung,  Tadel) 
u.  löster  (Fehler,  Gebrechen,  Verletzung) ; 
ahd.  lastar,  lastir,  laster  u.  lahster ;  mhd. 
laster  (was  die  Ehre  kränkt  od.  verletzt, 
Schmähung,  Schmach,  Schimpf  etc.  Mit  ags. 
leahtor,  leahter,  lehter,  lähter  (vitium,  crimeu, 
flagitium;  convicium,  bz.  Tadelnswürdiges, 
Sünde,  Frevel;  Schmähung,  Tadel,  Vorwurf) 
zu  ags.  leahau  (vituporare  etc.),  ahd.,  as. 
lahan  etc.,  s.  Weiteres  unter  1  laken. 

lasterer,  Lästerer. 

lastering,  Lästerung. 

lästern,  lästern,  schmähen  etc. 

lästig  (lastiger,  lastigste),  lästig,  beschwer- 
lich etc.;  — davon:  lastigheid  u.  belästigen. 

lät,  spät,  zurück,  nach  etc. ;  —  Compar. 
later  (später,  mehr  nach,  nachher),  Superl. 
lätste  (späteste  etc.) ;  —  du  briikst  hei  net 
bang'  wesen,  dat  du  to  lät  kumst;  —  de  ür 
geid  to  lät;  —  wo  lät  is  de  klok;  —  lät 
in  't  jär;  —  in  sin  late  dageii  (in  seinen 
späten    od.    alten    Tagen).  —  Sprichw. :    'u 


bitje  to  lät,  is  föls  to  lät ;  —  late  hafer  geid 
6k  up ;  —  bäter  lät,  as  hei  net ;  —  wo  later 
up  de  dag,  wo  möjer  lue.  Bern. :  aus  dem  alten 
Superl.  latisto  (jetzt  lätste)  =  ahd.  lazisto 
5  entstand  unser  heutiges  lest  u.  leste  =  nhd. 
letzt  u.  Letzte.  —  Nd.,  nid.  laat  (spät); 
mnd.  lat,  late  (lässig,  träge,  spät);  mnld., 
mjläm.  laet  (serus,  tardus,  bz.  sero,  tarde) ; 
afries.  let  (träge,  faul,  schlecht  u.  nach  dem 

10  Compar.  u.  Superl.  leter  [später],  letast 
[spätest,  letzt]  auch :  spät  etc.) ;  wfries.  let ; 
wang.  litti ;  satl.  late ;  helg.  let  (spät) ;  as. 
lat ;  ags.  lät  (matt,  faul,  saumselig,  langsam, 
spät);    aengl.    lat   (tardus);    engl.  \?ii  (lang- 

15  sam  etc.)  ii.  late  (spät)  etc.;  an.  latr  (lass, 
faul,  träge,  langsam) ;  norw.,  schwed.  lat ; 
dän.  lad  (dasselbe) ;  goth.  lats  (träge,  faul) ; 
ahd.,  mhd.  laz  (lass,  träge,  matt;  spät)  u. 
ahd.  lazo,  lazzo  (langsam,  .spät). 

20  Fick  stellt  (III,  263)  das  Thema  lata 
von  goth.  lats,  bz.  lat-a-s  etc.  zu  laten,  hz. 
läton,  let  (lassen),  wozu  indessen  das  kurze 
a  von  hits  formell  nicht  stimmt.  Grimm 
u.  Weigand  nehmen  deshalb  an,  tZ«ss  lats, 

25  ahd.  laz  auf  das  Fräter.  lat  eines  agerm. 
Verb,  litan,  ahd.  lizan  od.  lezau  etc.  (lat, 
laz  u.  lut,  luz,  lutun,  wie  brak  u.  bruk  etc. 
od.  brach  u.  Bruch  etc.  von  brikan,  ahd. 
precban,  nhd.  brechen)  zurückgeht  u.  dessen 

30  ]/  lat  auf  eine  ]/  lad,  idg.  y  rad  zurück- 
geht, ivozu  auch  loohl  laten  od.  läten  (lassen) 
u.  nach  Fick  (1,750)  auch  Zrii.  lassus  (für 
lad-tus)  u.  lit.  leidmi  (lassen)  gehört.  Was 
nun    aber   die   für   lad  anzusetzende  urspr. 

35  y  rad  betrifft,  so  wird  sie  übersetzt  von: 

a)  Bop)p  mit:  lindere,  fodere ; 

b)  Ben  feg  mit:  to  split,  to  divide,  to  dig  ; 

c)  Fick  mit:  kratzen,  ritzen,  hacken, 
nagen,  u.  von 

40  d)  Grassmann  mit:  Vertief ungen machen, 
sei  es  durch  beissen,  hacken,  ritzen,  spalten, 
graben  etc.,  insbesondere  Wege  bahnen  (den 
Strömen  etc.),  od.  (diese)  durch  Bahnbrechen 
frei  machen;    (Jemandem)    Güter    eröffnen, 

45  sie  (ihm)  mittheilen ; 

cdso :  1)  beissen,  nagen  an ;  2)  Etwas  zer- 
beissen,  zermalmen,  zerkleinern,  klein  machen 
etc. ;  3)  Jemandem  Wege  eröffnen,  bahnen 
etc. ;  4)  Wege  eröffnen,  bahnen  zu ;  5)  Ströme 

50  eröffnen,  ihnen  freie  Bahn  machen  od.  Raum 
schaff'en;  6)  Jemandem  Gaben  od.  Güter  er- 
öffnen, mittheilen. 

Sieht  man  sich  nun  die  y  bhid  (spalten 
etc.)  von  lat.  üudere,  bz.  unser  biten  (beissen, 

55  spalten,  zerspalten,  zerbeissen,  kaput  od.  klein 
u.  in  Stücke  machen  od.  theilen,  zermalmen, 
zerkleinern  etc.),  sowie  ferner  die  Wörter: 
bän  (Bahn,  Baum,  Weg),  bauen  (bahnen, 
Bahn  od.  Baum  schaff'en  u.  machen);  franz. 

60  route  (Weg  od.  Bahn  etc.)  von  lat.  rupta  etc., 


LAT 


476 


LAIEN 


bz.  franz.  brisee  (Bahn,  Weg  etc.)  von  bris 
(Bruch,  SjHilt,  liiss  etc.),  bz.  briser  (brechen, 
bersten,  iypalten ,  reiasen  etc.,  .s-.  Weiteres 
unter  ban)  u.  an.  brautar  od.  braut  (Weg, 
d.  i.  [via]  rupla  od.  fracta  etc.)  etc.;  ags. 
brytniaii  (spenden,  theilen,  aus-  od.  sutheilcn 
etc.,  s.  Weiteres  unter  bret  etc.),  sowie  ahd. 
klakjau  (Biss  od.  Bruch  machen,  Baum 
schaffen,  von  einander  trennen,  eins  von 
dem  andern  trennen  u.  wo  anders  hin  brin- 
gen, von  der  Stelle  bringen  ».  vorwärts 
bringen  etc.,  cf.  klakken  u.  tiekken  etc.)  an, 
so  ist  es  wohl  zireifellos,  dass  sich  alle 
Bedtgn.  der  y  raJ  aus  der  von :  tiiukTe  von 
selbst  ergeben. 

Da  nun  auch  nach  Fick  (III,  269)  lat 
(idg.  rad)  die  Basis  von  lit  u.  hit  ist  u.  es 
sich  auch  überhaujd  gleich  bleibt,  ob  man 
die  Stämme  lit  u.  lut  als  Ablaute  von  lat 
ansieht,  od.  von  einem  Stammverb,  litau,  lat, 
lut,  lutan,  spalten  etc.  ableitet,  so  sei  hier 
nur  bezüglich  der  eigentl.  Bedtg.  von  hit, 
bz.  goth.  läts  etc.  darauf  hingewiesen,  dass 
die  y  lat,  bz.  das  Verb,  litau  aus  der  Grd- 
bedtg.  spalten  neben  andern  (s.  oben)  so- 
wohl die  von :  theilen  od.  abtrennen,  trennen 
(von),  entfernen,  sondern  etc.,  als  auch  die 
von:  offen  machen,  Bahn,  Blatz  u.  Baum 
machen,  räumen,  frei  machen  etc.  entwickelte 
u.  dass  demnach  das  von  der  y  lat  fort- 
gebildete Thema  lat-a  od.  lata  =  skr.,  ved. 
rada  m.  räda  (s.  bei  Grass  mann  unter 
rad,  bz.  bei  B enfey  etc.  rada,  (a.  splittiuc 
etc.;  —  lt.  tooth  u.  dass  er  auch  der  An- 
sicht ist,  dass  ausser  lat.  rädere  u.  rödere 
vielleicht  auch  das  goth.  letau  u.  ags.  laetan 
dazu  gehört)  einen  Znstand  od.  ein  Sein 
bezeichnet,  wo  ein  Etwas  (od.  ein  Jemand) 
von  einem  andern  Etwas  getrennt  wird  od. 
bereits  getrennt  ist  u.  demnach  von  diesem 
verlassen  od.  zurück  gelassen  wird  od.  ist, 
während  sich  dieses  zweite  Etwas  von  ihm 
trennt  u.  entfernt.  Aus  der  Bedtg. :  getrennt 
od.  entfernt  u.  verlassen  (von)  ergab  sich 
nun  aber  weiter  von  selbst  die  Bedtg. :  zu- 
rückgeblieben, od.  zurück,  hinten,  nach  (cf. 
auch  achter,  hinter,  zurück  etc.  als  Weiter- 
bildung von  apa,  ab,  von,  getrennt  von  etc.), 
sowie  aus:  zurückgeblieben  od.  zurückbleibend, 
bz.  nicht  mitgekommen  od.  nicht  mitkommend 
etc.  auch  icieder  die  von:  saumselig,  träge 
etc.  Was  nun  aber  ferner  lateu  od.  läteu 
(lassen)  betrifft,  .so  ist  darüber  unter  diesem 
selbst  wegen  des  Zusammmhangs  mit  der 
y  lat  (spalten  etc.)  das  Weitere  zu  ersehen 
u.  .Sri  hier  nur  noch  wegen  der  Stämme  lit 
u.  lut  von  littel  u.  liittei  etc.  (cf.  lüt.jo  od. 
lüttik  etc.)  bemerkt,  da.ss  die  Bedtgn. :  klein, 
gering,  kurz  etc.  sich  von  selbst  aus  der 
y  lat  :=  rad,  bz.  einem  Verb,  litau  mit  der 


Bedtg. :  spalten,  beissen  =  zerspalten,  ser- 
beissen,  zerkleinern,  zermalmen,  zerreiben, 
klein  u.  kitput  machen  etc.  (s.  oben),  od.  aus 
spalten  =  abspalten,  abtrennen,  abhauen 
5  (ein  Stück  von  einem  Etwas  u.  so  dieses 
kleiner  machen  u.  verkürzen  od.  verstümmeln 
etc.)  etc.  von  selbst  ergeben.  Zu  der  Bedtg. : 
spalten,  zersj)alten,  bz.  bersten,  brechen  etc. 
vergl.  auch  isl.  hit  (t'raijjilitas  vel  Hexibilitas). 
10       1.  laten  od.  lätoii    (iäf,    letsl,    lett    etc.; 

—  let,  lotst,  let  etc. ;  —  laten),  lassen ;  — 
lät'  dat  (lasse  od.  unterlasse  daj^,  lasse  es 
sein  od.  bleiben,  thue  es  nicht,  rühre  u.  fasse 
es  nicht  an,  befasse  dich  nicht  damit,  halte 

15  dich  fern  davon  etc.);  —  lie  lett  dat   uicli ; 

—  he  kan  't  uet  lateu;  he  mut  't  dön;  — 
lät  lium  (lasse  ihn,  halte  ihn  niclit,  gicb  ihn 
frei  etc.);  —  liär  laten  (Haar  bissen,  Haar 
geben  etc.);    —  water  laten  (Wasser  lassen 

20  od.  von  sich  lassen,  bz.  Wasser  /leraaslassen 
od.  geben  etc.);  —  he  hed  water  laten  (er 
hat  Wasser  gelassen  od.  gegeben,  ausgeschie- 
den etc.);  —  God  let  uns  net  (Gott  lässt  od. 
vcrlässt  uns  nicht,  trennt  sich  nicht  von  uns, 

25  lässt  ttns  nicht  los  od.  frei  etc.) ;  —  he  let 
sin  läfen  (er  lässt  sein  Leben,  trennt  od. 
scheidet  sich  von  seinem  Leben,  giebt  es  hin 
etc.);  —  lät  mi  dat  (lasse  od.  überlasse  mir 
das,  gieb  od.  gebe  u.  gewähre  mir  das,  lasse 

30  »«V  das  zukommen,  trenne  od.  scheide  dich 
davon,  spende  mir  das,  räume  mir  das  ein 
etc.);  —  he  hed  hum  dat  laten  (er  hat  ihm 
das  gelassen  od.  zurückgelassen,  überbtssen, 
zukommen  lassen  etc.) ;  —  he  let  dat  liv^geu 

35  (er  Hess  das  liegen,  nahm  es  nicht  auf  etc.)  ; 

—  war  schal  'k  't  laten  V  (wo  soll  ich  es 
lassen  od.  hingeben,  hinstellen':'  etc.)  etc.  u. 
ferner  icie  im  Hochdeutschen ;  —  Sprichw. : 
laten  (das  Unterlassen  od.  Bleibenlassen  von 

40  Etwas,  bz.  das  Belassen  u.  nicht  Stehlen 
etc.)  is  f?6d  tegen  't  (wider  das)  hanffeu.  — 
Compos.:  afer-,  an-,  bc-,  t'er-,  in-,  up-,  of- 
lateu  etc.  —  Nd.,  nid.  laten;  mnld.  bieten; 
afries.  leta ;    wang.  leit;    satl.  letc ;    nfries. 

15  lete ;    wfries.  litten,  letton ;    as.  lätau ;    ags. 

laetan;    aengl.  laeten;    engl,  let;    an.  lata; 

norw.  lata ;    schwed.    hita,  lata ;    dän.  lade  ; 

goth.  letau;  ahd.  läzan,  läzeu;  mhd.  läzen. 

Wie  schon  unter  lät  bemerkt,  stanunt  das 

50  obige  Verb,  entweder  mit  diesem  von  einem 
altern  germ.  litan  (cf.  auch  liter  u.  lütje) 
od.  mit  lät  etc.  von  einer  u.  derselben  y  lat 
=  idg.,  skr.  rad  (Hndore)  ab,  wovon  sich 
die    Bedtgn.:    (sich    od.    ein    Anderes)    von 

55  einander  trennen  u.  (Etwas)  weit,  offen  u. 
frei  machen,  PbUz,  Raum  od.  freie  Bahn 
machen  u.  schaffen,  sowie  weiter  auch: 
trennen,  scheiden  (weggehen,  ver-  od.  zurück- 
lassen),   theilen,    abtheilen,    spenden,   geben, 

(JÜ  hingeben  (be-  od.  überlassen),  zugeben,  ge- 


LATEN 


477 


LATEN 


statten,  freigehen,  gewähren,  frei  lassen, 
nicht  halten  etc.  von  selbst  ergehen.  Wei- 
teres s.  auch  noch  unter  2  latnn. 

2.  lateii  od.  laten,  aussehen,  scheinen, 
Aussehen  od.  Ansehen,  Farbe  u.  Schein 
haben  etc. ;  —  dat  lott  not  god  (das  sieht 
nicht  gut  aus,  hat  keine  hübsche  Farbe  etc.); 

—  dat  schal  wol  nioi  lateii  (das  soll  ivohl 
schön  aussehen  etc.) ;  —  dat  lott  röd  (das 
sieht  roth   aus,   hat  eine  rothc  Farbe  etc.); 

—  de  sünne  löt  not  as  für  (die  Sonne  sah 
gerade  so  aus  une  Feuer,  scliien  od.  glänzte 
gerade  uric  Feuer,  hatte  eine  Farbe,  bz.  einen 
Schein  od.  Glanz  loic  Feuer);  —  du  Icttst 
jn  net  so  wit,   as  dp  kalk  an  do  wand  otc.  ; 

—  dat  letl  not  6n  as  't  andor  (das  Eine 
sieht  gerade  so  aus  loie  das  Andere,  das 
sieht  sich  Einer  dem  Andern  gleich,  ist  nicht 
von,  einander  su  unterscheiden  etc.) ;  —  he 
lett  siik  nich  m'i'V  lik  (er  sieht  sich  nicht 
mehr  gleich  etc.) ;  —  wo  mag  dat  wol  laten 
(ausgesehen  etc.)  hebhon;  —  Sprichio.:  in 
dunkern  laten  alle  katten  grau.  —  Nd.,  nind. 
laten. 

Da  das  ahd.  läzan  (lassen)  auch  die  Bedtg. : 
sich  benehmen  od.  geberden  od.  sich  anstellen 
V.  sich  den  Schein  geben  (als  ob,  od.  -wie) 
hatte  (sie  entsprang  wohl  aus  der  Bedtg.  : 
sich  gehen  lassen,  sicli  frei  u.  ungebunden 
bewegen  u.  diese  wieder  aus:  sich  trennen 
u.  frei  machen  von  Etwas),  so  ist  es  sehr 
leicht  möglich,  dass  dieses  laton,  sowie  mnld. 
laeten  (se  gorere,  apparoro,  videri)  urspr. 
dasselbe  Wort  ist  wie  1  laten.  IJa  aber 
unser  antlät  dieselbe  Bedtg.  ivie  das  ahd. 
antluzi  u.  antlitze  (urspr.  ant-lizi,  bz.  ant- 
wlizi)  hat,  so  ist  es  auch  sehr  leicht  mög- 
lich, dass  dieses  laten  od.  richtiger  laten 
aus  lät  in  antlät  (Antlitz),  ebenso  wie  ahd. 
luzi  u.  litzc  etc.,  sowie  as.  wliti  (splendor, 
Visus,  facies  etc.)  etc.  auf  das  as.  wlitan ; 
ags.  vlitan  (Präter.  vlät  =  goth.  vlait) ;  an. 
lita  (glänzen,  scheinen,  blicken.,  schauen, 
sehen,  aussehen,  .'spähen)  zurückgeht  u.  dem- 
nach dieses  laten,  mnld.  laeten  (ebenso  tvie 
an.  lita  aus  vlita,  bz.  litz  aus  wlitz  od.  wliz) 
aus  urspr.  vlätan  od.  vlätjan  entstand  u. 
demnach  mit  ags.  vlätjan  (intueri)  u.  goth. 
vlaiton  (aussehen  wonach,  spähen  etc.)  auf 
das  Fräter.  vlät,  goth.  vlait  zurückgeht.  Da 
indessen  das  alul.  gi-läz  (Bildung,  Gestalt, 
Geberde,  Benehmen)  ztveifellos  dasselbe  Wort 
ist  tvie  unser  golät,  nid.  gelaat,  mnld.  ghe- 
laet  (gestus,  hahitus,  vultus,  ^  pparitio,  ostensio ; 
Status,  species)  u.  auch  mnd.,  mnld.  in  der 
einfachen  Form,  lät,  laet  mit  derselben  Bedtg. 
(nämlich  äusserliches  Aussehen,  Geberde, 
Benehmen  etc.  od.  gestus  etc.)  vorkömmt  u. 
diese  Form  zum  Präter.  ags.  vlät,  goth. 
vlait,  as.,  afries,  wlet  od.  let,  nord.  leit  etc. 


von  vl'itan,  vlaitan  etc.  nicht  stimmen  u.  das 
ahd.  giläz  in  der  Bedtg.:  Erlassung  u.  auch 
in  der  von :  nhd.  Gelass  (d.  h.  ein  Etwas, 
worin  man  Etwas  ein-  od.  hincinlässt  u. 
f)  giebt)  jedenfalls  mit  giläzan,  bz.  läzan  (lassen, 
cf.  1  hxten)  conne.r  ist,  so  rvird  auch  ivoJil 
unser  lät  u.  nid.  laat,  m^ild.  laet  in  antlät 
(Antlitz)  dasselbe  Wort  loie  das  obige  mnd. 
lät    (gestus    etc.)    u.    demnach    auch    unser 

10  2  laten  od.  läten  in  der  Bedtg.:  aussehen 
(wie)  od.  Aussehen  haben  (als)  von  Hause 
aus  dasselbe  Wort  wie  1  laten  etc.  sein. 
Zweifelhaft  ist  es  mir  indessen  dabei,  ob 
man  aber  nicht  bei  dem  Subst.  lät,  ahd.  läz 

15  u.  qiläz  in  der  Bedtg.:  gestus,  hahitus, 
vultus,  apparatio  etc.,  bz.  Bildung,  Gestalt, 
Geberde  etc.)  u.  dem.  Verb,  laten  (aussehen 
tvie),  mnld.  laeten  (se  gorere,  apparoro,  vi- 
deri), aJid.  läzan  (sich  benehmen  u.  sich,  ge- 

20  berden,  sich  zeigen  od.  aussehen,  Gestalt, 
Form  od.  Aussehen  haben,  gestaltet  u.  ge- 
bildet sein  etc.)  davon  ausgehen  muss,  dass 
die  für  1  laten  n.  das  präsunrirte  cdtc  Verb. 
litan,   lat,    lut  etc.    angesetzte  y  lat  =  idg. 

25  rad  urspr.  die  Bedtg. :  fiudere,  lodere  etc., 
bz.  spalten,  scheiden,  schneiden,  liauen,  steclien. 
etc.  hat  u.  demnach  mit  den  Wurzeln  tak, 
taks  (hauen,  zurecht  hauen,  behauen,  bilden, 
formen,  gestalten,  machen,  loirken,  erzeugen 

30  etc.)  u.  der  aus  skar  (spalten,  scheiden, 
schneiden,  scheeren  etc.,  cf.  an.,  isl.  skurdr, 
(a.  vulnus ;  —  b.  mactatio ;  —  c.  sculptura 
etc.  n.  skurgod,  Götzenbild,  idolum,  soulp- 
tile  etc.)  entstandenen  y  kar  (spcdien,  thei- 

.35  len,  schneiden,  verwunden  etc.,  bz.  bilden, 
fertigen,  fertig  machen  od.  überhaupt :  Etwas 
machen,  thun,  schaffen  etc.)  von  Hause  aus 
syn.  ist  u.  demnach  auch  ebensotoolil  wie 
diese  in  die  Bedtg. :   bilden,  formen,  gestal- 

40  ten  etc.  cds  in  die  von :  weg-  u.  forlnchmen, 
Baum  u.  Platz  schaffen  für  Etwas,  Weg 
u.  freie  Bahn  machen  etc.  od.  in  die  von  : 
trennen  u.  theilen  etc.  (s.  unter  1  laten) 
übergehen  konnte.  Ist  dies  nicht  zu  bestrei- 
ch ten,  so  ist  auch  die  Annahme  gestattet,  dass 
das  loohl  aus  einem  Thema  lata  od.  lata  = 
skr.,  ved.  rada  od.  räda  (cf.  G r  a  ss  m  a  n  n 
u.  s.  Weiteres  unter  lät)  in  der  Bedtg. : 
Spaltung,  Theilung,  bz.  das  Spalten,  Beissen, 

50  Theilen,  od.  gespaltener  Zustand  ii.  gespal- 
tenes Etioas,  soivie  auch:  spaltendes  u.  thei- 
lendes  Etwas  etc.  (d.  h.  überhaupt  ein  Spalt- 
Ding  od.  gespaltener  u.  spaltender  Gegen- 
stand, ge-  u.  zerspaltenes  od.  spaltendes  F^ioas) 

55  entstandene  Subst.  lät  =  ahd.  läz,  mnld. 
laet  etc.  urspr.  auch  ein  Etwas  bezeichnete, 
loas  durch  spalten,  theilen,  scheiden,  trennen, 
bz.  schneiden,  hauen,  behauen  etc.  entstand 
u.  gebildet  lourde  u.  demnach  dieselbe  Bedtg. 

60  wie  bild  (cf.  dieses)   u.  griech.  tüpos   hatte. 


LATEK 


478 


LAUKEN 


Hält  uian  diese  Beiltg.  als  die  urspr.  ro?j 
lät,  idid.  liiz,  bc.  gelilt,  nudd.  gholaet,  ahd. 
gilfiz  etc.  fest,  so  erklärt  sich  leicht,  wie  das 
Wort  SU  derBedtg.:  gostiis,  hahitiis,  viiltiis, 
apparitio,  ostonsio,  Status,  h~.  Bdduiuj,  (fe- 
stalt, (reUrde  etc.  kam  ii.  dass  auch  unser 
antlät  soviel  als  (fegen-  od.  Wider-Bild,  Bild 
od.  (festalt,  das  od.  die  einem  gegenüber 
steht  od.  tritt  etc.  bedeutet,  .'^owie  fer)ier  auch 
warum  n.  loie  das  ahd.  gi-,  ki-,  ka-h\/.  die 
Bedtg.:  exitus  hat,  bz.  zu  dieser  Bedtg.  kam, 
da  sich  diese  von  selbst  aus  der  von  Spalt 
od  Üeß'nung,  Loch  (Durch-  od.  Ausgang  u. 
auch  Eingang,  Stelle,  wo  ein  Etwas  in  ein 
anderes  Etwas  einmündet,  bz.  wo  zwei  Wege 
eusammentreß'en,  od.  auch  dasselbe  tcic  Aus-, 
Ein-  u.  Durch-Lass,  od.  auch  die  Stelle, 
richtiger  die  Sjndte  u.  Fuge,  wo  man  ein 
Anderes  hineinlässt  ad.  hineinmacht  «.  zwei 
Theile  mit  einander  verbindet,  daher  ahd. 
gih\z  auch  -^  conjiincturao,  niciubra)  ergieht. 
I)a  nun  aber  das  ahd.  liz,  and.  lät  als 
Subst.  schwerlich  von  läzan,  lataii  abstammt, 
sonder)t  wie  schon  oben  bemerkt,  urspr.  das- 
selbe Wort  ist  wie  das  .'skr.  rada  od.  räda 
(gespalte)ies  Etwas),  so  i.ft  es  vielleicht  rich- 
tiger, um  das  Verb,  läzaii,  as.  lätan  etc.  als 
eine  M'^eiterbildung  von  dem  Subst.  läz,  as. 
lät  etc.  a)izusehen,  als  dass  man  das  Subst. 
läz,  lät  von  dem  Verb,  läzau  otc.  ableitet, 
sowie  ferner  auch,  dass  man  das  Subst.  läz, 
and.  lät,  nhd.  Lass  itberhaupt  nur  m  der 
Bedtg. :  Spalt-Ding  u.  Spalt-Zustand,  d.  h. 
als  gespaltenes  od.  durch  Spalten  etc.  ent- 
standenes Etivas  u.  so  auch  als  geöffnetes 
od.  offenes  u.  freies  Ding  (od.  Etioas)  od. 
als :  offener  u .  freier ,  tc n  beh i n  derte r 
Zustand  etc.  auß'asst,  ivonach  dann  das 
WoH  Gelass  als  Raum  zum  Bergen  von 
Etwas  auch  soviel  als :  Spalte,  Hohle,  offener 
Baum  etc.  od.  überhaupt:  Baum,  Platz  etc. 
ist. 

läter,  später;  s.  lät. 

lätei'D,  spätem ;  s.  ferlätorn ;  —  ho  lor- 
läteril  od.  tVrachterd  sük. 

lat-ferdi^,  lat-ferig,  iat-lardig.  lat-faddi^. 
lassfertig,  lässig,  saumselig,  träge. 

lati^,  lässig.  —  Nur  in  iia-latig,  nach- 
lässig, wovon :  nalatiglu'id  «.  fernalatigon. 

latiil,  letin.  Latein;  —  dat  is  kromor- 
latiu !  dar  forstä  'k  uiks  fau.  —  Sprichtc.  : 
„dat  l)indt,"  sä'  Riindo,  do  sottde  hti  für 
'ii  litthalf  (:J'i  Pfennig)   latin  in  do  scbrift. 

latinsk,  letinsk,  lateinisch;  fig.,  bz.  iron.: 
gelehrt;  —  ho  is  'n  latinskon  l)fir. 

lätste.  späteste ;  s,  lät. 

latte,  lat,  Latte,  schmaler  aus  Dielen  od. 
Bohlen  geschnittener  Holzstreifen  od.  Holz- 
stange. Im  J'lur.  auch  Gitter  od.  Gitter- 
werk, Schranke,  Umzäunung  etc. ;  —  daher 


die  Bedensart:  he  geid  mi  dör  de  latteu  orf. 
't  goid  all'  diu-  de  latton.  —  Nd.,  ntnd.  latte  ; 
nid.  lat ;  ags.  lätta ;  aengl.  latt ;  engl  lath  ; 
ahd.  lata,  latta;  mhd.  lato,  latte,  lat.  — 
5  Davon  (nach  D i ez)  :  ital.  latta:  span.,prov. 
lata  ;  franz.  latte.  — 

Es  würde  sich  (ds  geschnittenes  od.  ge- 
spaltenes Etwas  begrifflich  gut  von  der  ]/  rad 
(spalten,  theilcn  etc.)  ableiten  lassen,  sofern 

10  angenommen  werden  könnte,  dass  das  „t" 
im  ahd.  lata  etc.  unverschoben  blieb  u.  nicht 
wie  bei  läz,  läzan  (cf.  lät,  laten  etc.)  in  „z" 
überging. 

latteu,  latten,  mit  Latt  e  n  beschlagen  od. 

15  versehen  etc.;  —  dat  dak  (od.  hüs,  bäge  etc.) 
niut  neis  (aufs  neue)  lattd  (od.  bc-,  fer-lattd) 
worden. 

lattoil-liailger,  Lattenhänger,  Einer  der 
an  od.  auf  einer  Ijotte  od.  dünnen  n.  leicht 

20  zerbrechlichen  Holzstange  hängt  u.  sich  daher 
in  einer  gefährlichen,  bald  mit  dem  Fall 
drohenden  Lage  befindet ;  daher :  Person, 
die  dem  Bankerott  nahe  u.  zahlungsunfähig 
ist;  —  dat  is  'n  lattenhanger  (od.  en  de  an 

25  de  latton  haagd),  das  ist  ein  Insolventer  od. 
Mensch,  dem  man  vichts  borgen  darf;  — 
wel  wiiir  so  'n  lattenhanger  sin  liörge  wol 
weson  ;  de  körol  hod  je  siilfst  niks  in  de  melk 
to  brokken. 

30       lau,  s.  3  Ic. 

lauken  (löken,  cf.  hauk  =  hok),  lugen, 
(nach  Etwas)  schauen,  blicken,  sehen,  spähen 
etc.  —  Wang.  (Ehrentraut  1,62)  lank ; 
Compos.  bilaiik  (besehen),  wovon  wohl  mofries. 

35  (Cnd.  Müller,  pag.  50)  blanken,  bz.  bi- 
laukeu,  sehen  od.  auf  Etwas  sehen  u.  schauen, 
sehen  u.  schauen  auf  Etwas,  sich  Etwas  be- 
od.  ansehen  etc.,  wieble  iben  von  bi-leiben 
■u.  blök  aus  bi-lok,  —  Onlank  (ansehen),  — 

40  tolauk  (zusehen)  etc. ;  nfries.  (0  utzen) 
loke,  lucke  ;  wfries.  (J  ap  ix)  loackjon ;  anld. 
lüken ;  ags.  löcjan  od.  locian ;  aengl.  lökien ; 
engl,  look;  ahd.  Inogen,  luagon,  Inaken, 
lögen,   luken;    mhd.    luogen.  —   Der  Form 

45  nach  muss  der  Stamm  ags.  lue,  ahd.  Inog 
etc.  beim  Vergleich  von  fög,  ahd.  fuog,  fuag, 
föc  etc.  (^^  nhd.  Fug  u.  zugleich  als  Stamm 
von  [fuogjan],  fuogan  etc.)  von  fagan  u.  des 
Stammes  sluog  otc.  von  slahan,  slagan  (schla- 

50  gen),  as.,  ahd.  lahan,  lagan,  ags.  leahau, 
lahan  sci)i,  was  allerdings  nur  in  der  Bedtg. 
vituporaro,  e.\]trobaro,  prohibero,  bz.  cnlpare, 
roprehondero  (cf.  1  laken)  belegt  ist.  Da 
dieses  Verb,    indessen  mit  dem  Subst.  2  lak 

55  von  derselben  y  stammt  u.  dieses  ivahr- 
.•icheinl.  mit  2  laken,  bz.  as.,  ahd.  lahan  auf 
die  sinnl.  Bedtg. :  bersten,  brechen,  bz.  Bruch, 
Biss  od.  Fehler  u.  Mangel  machen  u.  haben, 
mangelhaft  sein  zurückgeht  (cf.  ahd.  pröchan 

60  auch    in    der  Bedtg. :   mangeln,  fehlen,  bz. 


LAVA  LA  WA 


479 


LE 


Mangel,  Gebrechen  ii.  Fehl  od.  Fehler  hohen 
etc.,  sotoie  auch  briistau,  bersten,  brechen ; 
mangeln,  fehlen,  gebrechen  etc.  u.  ferner 
auch :  fehlen  u.  Fehler  in  ihrer  trop. 
Bedtg.),  so  würde  um»  annehmen  A'ö)i)ien 
u.  dürfen,  dass  vom  Prät.  liiog,  liiag,  liiac 
etc.  von  lahan  (bersten,  brechen,  spulten, 
reissen  etc.)  zuerst  ein  Subst.  mit  der  Bedtg.: 
Spalte,  Bruch,  Riss,  bz.  Kluft  etc.  entstund, 
was  mit  ahd.  luog,  liiag,  liiak,  löc;  nihd. 
luoch,  luoc  u.  ahd.  luoga  (cubile,  spoous. 
Lagerhöhle,  Höhle,  Loch,  bz.  Spalt,  Ver- 
steck etc.)  ident.  u.  demnach  auch  mit  un- 
serm  glüpe  od.  glüp  (cf.  1  glupe)  syn.  ist. 
Vergleicht  man  nun  weiter  unser  gliipon, 
so  erklärt  sich  sofort,  wie  das  entiveder  vom 
Prüter.  luog  od.  dem  Subst.  luog,  luoga  etc. 
fortgebildete  luogen  zu  der  Bedtg.,  entweder: 
heimlich  aus  eitlem  Versteck  hervorsehen,  od. 
überhaupt :  gaffen,  schauen,  sehen  etc.  kam 
u.  dass  auch  das  aengl.  lok  (visus),  engl. 
look  (Blick,  Ansehen  etc. ;  Aussicht;  Warte; 
Lauer,  Wache  etc.)  theils  mit  nnserm  2  u. 
3  glüpe  u.  theils  mit  dem  ahd.  chapf  (spe- 
cula,  cacumen),  bz.  mit  dem  von  specus  fort- 
gebitdeten  lat.  specula  sgn.  ist. 

läva,  läwa  (obs.),  Nachlass,  Nachlassen- 
schaft etc.  —  Afries.  läva  etc.,  s.  Weiteres 
unter  läfeu  (leben). 

lavel-ber,  s.  lafelber. 

laveu,  läven,  läver,  s.  lafen,  läfen,  läfer  etc. 

lavereD,  laviren,  gegen  den  Wind  kreuzen, 
hin  u.  her  segeln  u.  sich  so  langsam  gegen 
den  Wind  weiter  arbeiten ;  daher  auch  fig. : 
sich  langsam  u.  vorsichtig  weiter  od.  durch 
Etwas  hin  arbeiten  etc.;  —  wi  mutten  la- 
veren ;  de  wind  is  uns  tegen ;  —  du  must 
sen,  wo  du  di  d'r  am  besten  dörlaverst  (hin- 
durch arbeitest,  hindurch  windest  etc.).  — 
Nid.,  nd.  laveren ;  mnld.  u.  mfl.  laveren  u. 
loeveren;  engl,  laveer ;  schived.  lavera;  dän. 
laveren.  —  Aus  franz.  louvoyer  u.  dies  nach 
Diez  (II,  350)  von  franz.  lof  (die  gegen 
den  Wind,  liegende  Seite  des  Schiffes)  von 
nid.  \oei  (Windseite) ;  cf.  2  löf  etc.  —  Sollte 
das  franz.  louvoyei*  indessen  nicht  eher 
direct  aus  mnld.,  mfläm.  loeveren  (s.  oben) 
entlehnt  ti.  dies  ein  Iterat.  von  mnld.,  mfläm. 
loeven  (deflectere  sive  declinare  navigio; 
cedere)  sein  ?  — •  Vergl.  dieserhalb  lofen,  lüfen 
u.  löfern. 

läwa,  s.  läva. 

lawei,  rect.  lavei,  a)  das  Aufgeben  h.  Ver- 
lassen der  Arbeit  od.  das  sich  frei  machen 
u.  befreien  von  der  Arbeit  od.  überhaupt 
von  Etioas;  daher:  Feierabend,  Feier-  od, 
Muhezeit,  Arbeitseinstellung,  Urlaub  etc. ;  — 
lawei  maken  (Feierabend  machen,  die  Arbeit 
einstellen  etc.) ;  —  to  lawei  löpea  (zu  Feier- 
abend etc.  gehen,  bz.  zur  Buhe  gehen,  feiern 


gehen,  müssig  gehen,  umherschlendern  etc.); 

—  lawoi  nemen  (Feierabend  od.  Buhezeit 
nehmen,  Urlaub  nehmen  etc.) ;  —  b)  das 
Zeichen    zur   Arbeitseinstellung,  gewöhnlich 

5  aus  einer  Fahne  od.  einem  sonstigen  Lappen, 
der  an  einer  Stange  befestigt  od.  aufgehisst 
wird,  bestehend ;  —  't  lawei  ujistäken  (das 
Zeichen  zur  Arbeitseinstellung   aufstecken) ; 

—  c)    (abgeleitet    davon,    weil   die   Arbeiter 
10  beim  lawoi  niakon  od.  't  lawei  upstäken  ge- 

wöhnlich  laut  lärmen  u.  singen  etc.)  Lärm, 
Geschrei,  Spectakel  etc.;  —  de  arbeiders 
maken  (od.  hebben)  so  'n  lawei,  dat  mau 
hör,  God  wet  war,  hören  (od.  raren  un  siu- 

15  gen  liüreu)  kan.  —  Nid.,  wfn'es.  lavei  (Ar- 
beitseinstellung, Feierabend,  Feier-  od.  Buhe- 
zeit, Freisein,  Urlaub;  Zeichen  zur  Arbeits- 
einstellung).    S.  weiter: 
lavveien,    rect.    laveien,    Feierabend   od. 

20  Arbeits-Pause,  Feier-  od.  Buhezeit  machen, 
die  Arbeit  einstellen,  müssig  u.  frei  umher- 
schtveifen  etc.;  —  de  arbeiders  laweien;  — 
he  löpt  to  laweien;  —  se  laweien  (gehen 
müssig,  schlendern  etc.)  wat  herum  ;  —  laweien 

25  gän  (schlendern  gehen,  müssig  gehen,  sich 
müssig  od.  faul  umhertreiben  etc.).  —  Nd. 
(Br.  Wb.)  laveien;  nid.  laveien;  mfläm., 
mnld.  laveyen  (vagari  otiose ,  otia  agere, 
errare,  palari ;  pascere  errando  sive  palando ; 

30  —  otiari  sive  pascere  et  errare  quatuor  sta- 
tutis  diei  horis).  —  Kilian  vergleicht  das 
Verb,  laveyeu  mit  engl,  leave  (desinere, 
quiescere,  requiescere,  remittere,  bz.  lassen, 
verlassen,    aufgeben,    sich    od.    ein    anderes 

35  Etwas  wohin  lassen  u.  frei  geben  etc.),  ivas 
nach  leave  (Erlaubniss,  Bewilligung,  Frei- 
gebung, Er-  od.  Entlassung  etc.,  bz.  Urlaub, 
nid.  verlof)  dasselbe  Wort  wie  amhd.  loubeu 
(erlauben,  zugestehen,  zulassen)  u.  nid.,  mnld. 

40  loven  (in  ver-  u.  oor-loven,  er-  u.  be-urlauben) 
ist.  Da  aber  hiezu  laveyen  (cf.  lüfen) 
formell  nicht  stimmt,  so  halte  ich  dafür, 
dass  das  Verb,  laveyen  vom  Subst.  lavei 
loeiter   gebildet   ist    tt.    dieses   vielleicht   mit 

45  afries.  lava,  lawa  (Nachlass,  od.  das,  ivas 
man  nach-,  rück-,  zurück-  u.  hinterlässt), 
od.  dem  Verb,  lavia  (nach-  od.  zurücklassen 
etc.,  s.  unter  läfen)  connex  ist  u.  soviel  als 
das  Nach-  od.  Bleib en-lassen.  Zurücklassen 

50  etc.  der  Arbeit  bezeichnet. 

layde  (mofries.,    Cad.  Müller),   Blitz; 
s.  1  leien. 

1.  16,  grössere  Sichel  od.  Sense.  —  Mofries. 
(Cad.  Müller)   lee ;    nfries.    (B endsen, 

55  2^fiff-  37)  lä;  (Outzen,  pag.  181)  lee,  lee; 
uHing.  16;  nd.  (Br.  Wb.)  lehe;  nmd.  le  u. 
lebe;  mnld.  (KU.)  leen  (falx foenaria) ;  engl. 
(Yorksh.)  lea;  an.  Ija-r,  le ;  norw.  Ijaa; 
schived.  lia,  lie ;  dän.  lee  (Sichel,  Sense).  — 

60  Mit  griech.  laion,   dor.  leeon  (Sichel;  Saat- 


LE                                  480  LE-BANO 

fehl,  hz.  Ernte-  od.  Mäh-Feld),  sl-r.  lavi  u.  kslav.  kolija  (colla)  etc.  ot  einer  von  kar 
(eisernes  Infdrunient  zum  Schneiden  h.  Spal-  (bedecken)  ahstaiiimenden  Ordform  karaya. 
ten  etc.),  lavitra  (Sichel),  lava  (rnistilliun,  Wegen  der  Umstellung  von  hlo  aus  hol 
partiriila,  res  ininuta  etc.),  lava  (cutting,  (al'i  r/(j.s  ?/.  als  der  Bedcclccnde,  Schatten 
j)luckiiig,  smallnoss  etc.,  o/.  i?  (■»/<■  v^,  lavaka  ;">  u.  Dunkel  machende  u.  selbst  auch  ivicder 
u.  laväiiaka  (Sichel)  etc.  von  der  ]/  lü,  idg.  Dunkle  ?(.  Finstere  fcf.  auch  2—5  schür], 
ni  od.  rii  (timlore,  ahsciiulero,  desecaro,  bz.  auch  der  Gott  od.  die  Göttin  der  Finf^ter- 
cvi'Wpio,  bz.  sptdten,reissen,  bersten,  brechen,  niss  od.  ftn.'<tcrn  Tiefe)  cf.  Bochholz, 
hauen,  schneidoi,  trennen,  zer.<ij)alten,  zer-  deutscher  Glaube  n.  Brauch  I,  S5  sr(i.,  wor- 
reissen,  zerbrechen,  zersttiren,  zertrümmern,  10  nach  HIT'  ids  Gott  der  jinatern  Tiefe  dieselbe 
zerschlagen,  zerschmettern  etc.),  wobei  Fiel:  Bedtg.  ?ü/c  IIcl,  als  Göttin  der  finster»  Tiefe, 
(111,37:^)  für  die  obigen  gcrm.  Formen  ein  bz.  der  Hölle  (od.  wie  wir  sagen  hello)  u. 
Thema  lovaii  ansetzt,  wonach  lo  fi\r  idteres  als  Todes-Güttin  etc.  hat  u.  leo  weiter  auch 
l»">w  od.  lowe  (Genit.  Iowos)  steht  ti.  wohl  von  Iflee-Meercn  u.  Lee-Brücken,  bz.  Lee- 
auf skr.  lavaua  (outtiinr)  als  Weiterbildung  15  blind  (Letzteres  hatte  ivohl  dieselbe  Bedtg. 
von  lava  (Spaltung,  Theilung ;  Theil  etc.,  wie  an.  lielbliiidi,  toas  auch  Name  eines 
bz.  gespaltener  Xustaml  u.  gesjtaltencs  u.  Bruders  von  Loki  u.  zugleich  Beiname  von 
zertheiltes  Etwas)  zurückgehl,  während,  das  Odin  od.  Wodan  toar,  cf.  Grimm,  Mi/th., 
für  lavion  stehende  griech.  \Aion  eine  Weiter-  pag.  225  u.  weiter  pag.  2S8  wegen  Hol)  ge- 
bildung von  lavi  (s.  oben)    i.st.     Wegen  der  20  handelt  wird. 

y  hl  (hxva,  lavi  etc.),  bz.  rii  (rava,  ravis  otc.)  3.  Ii',  lau  n.  auch  lu,  lau,  warm,  mild, 
vergl.  noch  Weiteres  unter  2  loi  (Schiefer),  weder  kalt  noch  heiss,  toiiido,  tejiidus  etc. ; 
los  u.  lös.  —  't  wator  is  man  ilfeii  lo  (das  Wafiser  i.it 
2.  le,  Zustand  od.  Stelle,  wo  ein  Schiff  nur  eben  lau  od.  warm):  —  lo-warm  (lati- 
vom  Winde  nicht  getroffen  wird,  od.  unter  25  od.  mild-ivarm) :  —  lo  water  (laues  od.  lau- 
dem  Winde  liegt;  daher  auch  id)erhaupt  die  warmes  Wasser).  —  Fast  ebenso  gcbräuch- 
A^  i  cht -Wi  nd  se  ite  ah  (rcgensatz  von  Ifif  lieh  u.  in  mancher  Hinsicht  noch,  gebrauch - 
od.  löf,  Windseite;  —  dat  schip  ligt  in  lö,  lieber  ist  lau,  da  wir  nicht  allein  neben 
d.  h.  so  od.  da,  dass  od.  wo  es  Glicht  vom  lowarni  auch  lauwarm  sagen,  sondern  lau 
M^inde  getroffen  wird,  od.  auch  so,  dass  es  30  auch  ebenso  wie  das  nhd.  lau  in  sonstiger 
nach  der  Nichtwi)idseite  hin  abtreibt;  —  dat  Bedtg.  gebrauchen,  wie  z.  B. :  't  is  so  'n 
scliip  lald  in  lo,  das  Sc/iiff füllt  in  die  Nicht-  lauon  lücht  (es  ist  eine  so  mildwarmc,  wciclie. 
Windseite,  bz.  es  treibt  vor  dem  Winde  ab  linde  Luft) ;  —  lau  wi-r  (laues,  mildwarmes, 
od.  dahin,  wo  kein  Wind,  sondern  Stille  u.  lindes,  bz.  stilles,  warmes  u.  schwüles  Wetter)  ; 
Buhe  od.  Seestille  u.  kein  Seegang  herrscht.  35  —  de  wind  weid  so  lau  (so  lau  od.  mild- 
—  Nd.  lee;  mnd.  le,  lohe;  nid.  lij;  engl.  icarm,  bz.  so  flau  rt.  schivach  etc.):  —  hö 
lee ;  7iorw.  le ;  schwed.,  dän.  lä,  dasselbe  u.  word  so  lau  (er  wird  so  kühl  n.  zurück- 
eins  mit,  bz.  entstanden  aus:  afries.  hli  haltend  etc.).  —  Wang.  (Ehr  ent  raut  T,06) 
(Schulz,  bz.  Ort  u.  Stelle,  wo  ei)i  Etwas  ge-  li.  —  Die  Formen  lo  j<.  lau,  Ifi  verhalten 
schützt  ist  u.  liegt  =  schul) ;  us.  hleo  (Schirm,  40  .sich  wohl  so  zu  einander,  dass  le  u.  li\  eine 
Obdach,  Decke) ;  ags.  hleö,  hloov  (Schutz  od.  mehr  urspr.  fries.  u.  die  ziocitc  die  oberd. 
Schutzdach  gegen  Wind  n.  Wetter  od.  die  ist.  Die  erste  u.  dritte  mihern  sich  dem- 
Sontienslrahlen  etc.,  bz.  Bedeckendes  u.  nach  mehr  r^c/»  a»., /.s/.  hlac-r  «.  hlyr  ;  norw. 
Schützendes;  daher  auch:  Schatten, cf.^c\\\\Y)\  lao,  ly  etc.,  während  die  zweite  mit  nhd. 
aengl.  hloou ;  engl,  low  (der  vordem  Winde  45  lau,  nd.  lau;  mnd.  \aii\\;  «W.  laauw;  mnld. 
geschützte  Ort);  an.,  isl.  hlif  (umbra ;  iuter-  lauw,  lonw  auf  ahd.  läo  (//.  läwer):  mhd. 
missio);  dän.]y,  lä  (Schutz,  Schauer) ;  mhd.  lA,  law  zurückgeht.  Für  beide  Formen  uurd 
lie  u.  liewo;  goth.  hlija  (Zelt,  Hütte).  —  von  Fick  (11 1,  87  seq.)  ein  Thema  hlava 
Bopp  (Gloss.  comp.,  395)  stellt  es  mit  goth.  aufgestellt,  was  nach  hh'iva  (blau)  eine  germ. 
bloi-tlua  (Zelt,  Hütte);  slav.  klo-tl  (colla)  zu  50  y  hlu,  urspr.  kru  od.  (;ru,  bz.  krü  od.  qrn 
derselben  y  (;ri,  wozu  auch  lat.  clivus  u.  ahd.  voraussetzt,  welch  Letzlere  indessen  in  enl- 
liliujan  otc.  (cf.  länen)  gehört,  indem  er  an-  sprechender  Bedtg.  nicht  belegt  ist.  Zur 
nimmt,  dass  lilija  otc.  ein  Etwas  bedeutet,  germ.  ]/  hhi  (etwa:  warm  sein,  glühen. 
wo  man  hineingeht  (von  der  Bedtg. :  ire,  scheinen  etc.  ?  cf.  taji  von  topidus)  gehört 
adiro,  iniro  etc.  der  ]/  <;r\),  wobei  er  sich  55  auch  wohl  an.  hly  (Wärme)  u.  vielleicht 
auf  skr.  vof;a,  griech.  oikos,  lat.  vicus  (Haus,  auch  schived.  IJum  (lau),  während  an.  hläna 
M"oh)iung  etc.)  von  der  y  vir  (intrare)  be-  (lau  loerden)  von  hlao-r,  bz.  hlä-r  weiter  ge- 
zieht. Fick  dagegen  stellt  hUJA  (1,45)  mit  bildet  ist.  cf.  auch  luke  (lau  etc.) 
goth.  halja  (cf.  2  hei)  u.  skr.  kuläya  (Ge-  4.  le,  s'.  1  lei. 
flecht,  Nest,  Gehäuse),  griech.  kaliüs  (Hütte)  60  le-band,  s.  lödbaud. 


LEBBE  LEB  481                 LECIITMIB  LECIITMES 

1.  lebbe,  leb,  a)  dklcc  loulstartige  über-  de  kese  smekd  so  lebbig  un  sur,  dat  man 
hängende   Lippe,   Lefze   etc. ;  —  bö  lett  de  se  hei  not  äteu  kan. 

lebbe    (od.    lipe)    bangen;  —  b)   ein   dicker  1.    lecht,    Licht,    TIelligkcit,   IJchtschein, 

rveicher   hängender  Fleischwidst   od.  weiche  Glanz,    Schein    etc.;  —  't    Iccbt   sclund  ml 

hängende  Fleischmasse,  Wamme;  —  he  bed  5  in  de  ogen;  —  ik  kan  't  lecht  fan  de  sänne 

dar   so   'n   lebbe  (od.  lobbe)  sitten;  —  dar  net  in  de  ogen  ferdragen ; — wen  dat  insen 

bangd  so  'n  lebbe  an.  —  cf.  nid.  (v.  Dalc)  an  't  lecht  kwam,    wat  he  wol  al  dän  bed; 

leb  (slappe  bnikzijde  van  cenen  visch  nadat  —  dat  diird  (darf)  gen  lecht  sen  (od.  liden) ; 

het  ingewand   er   is    nitgenomcn).    —    Wohl  —  he  dürd  d'r  net  mit  für  't  lecht  kamen  ; 

mit   let's,    leps    «.    ahd.    leffiir;    dän.  laebe  ;  10  —  hwovAQvlecXxi  (das  Nor dlichl).  —  liedens- 

cngl.  labbe  etc.;  as.  lepor  «.  lippe,  lipe,  bz.  arten:    he   steid   sük  süli'en  in  't  lecht;  — 

lat.  labinm   u.   lambere    etc.    von    derselben  he    is   hum  't  lecht  in  de  ogen  net  günnen. 

]/  lab,  lap,  älter  rab,  rap  od.  rabli  (lecken.  Daneben    auch    lücht   für    das    künstliche 

schlürfen)    od.    mit    lat.   lal)or,   lapsus  sum,  (angezündete  flammende)   Licht  (brennende 

labi   von    der   ]/   lamb,   lab,    bz.  ramb,  rab  15  Lampe  od.  Kerze,  Gaslicht  etc.),   was   aber 

(niederhangen ,   fallen,    cf.    lobbe),    loelche  auch   loieder  in   derselben  Bedtg.  wie  lecht 

Wurzeln  beim  Vergleich  von  beffe  aucli,  mit  (cf.  1  lücht)   gebraucht  wird.  —  Nd.  lecht, 

den  Schallwurzeln  rabh  od  rab,  rap  (s.  «n^er  lacht;   mnd.  licht,  lecht,  lucht;    nid.,  mnld. 

1  lab  u.  labbekak  etc.)  urspr.  ident.  sind.  licht;  afries.  liacht;  ivfries.  Ijoacht,  Ijuecbt ; 

2.  lobbe,  leb,  Kälbermagen,  als  Mittel  20  «s.  Höht,  leoht,  Habt;  «//s.  leoht,  licht;  aengl. 
zur  Bereitung  des  Labs  fo^Z.  so^r.  stremsels),  leoht;  engl,  light;  an.  Ijös  ;  norw.  Ijos,  lys ; 
bz.  als  Mittel  zum  Gerinnenmachen  der  schwed.  Ijns;  dän.  lys;  ahd.  lioht,  leoht, 
Milch.  —  Wie  unter  läfer  (Ijcber)  des  Wei-  lieht;  mhd.  lieht;  md.  liht,  licht;  goth. 
teren  zu  ersehen,  ist  es  soivohl  urspr.  das  liuhath,  linhad  u.  liuhadei.  —  Mit  Ausnahme 
Geri n n ende  od.  Geronnene  (die saure  25  des  an.  Ijös  (was  vielleicht  für  altes  linhsa 
geronnene  Milch),  als  das  Gerinnen-  steht)  gehen  sämmtliche  Lhrmen  auf  das 
machende  nd.  (Br.Wb.  etc.)  lebbe,  laff,  Partie.  Perf.  liuhath,  bz.  ahd.  liohat  (mit 
laf;  mnd.  (Seh.  u.  L.)  laf,  lip  (Lab);  nid.  der  Bedtg.:  [er  od.  es  hat]  geleuchtet  od. 
(v.  Dalc  etc.)  leb  (a.  vierde  maag  van  her-  geflammt  etc.)  eines  verlornen  Verb.  goth. 
kauwende  dieren,  lebmaag;  —  b.  zuur  ge-  30  liuhan,  a/wZ.  liohan,  a^s.  leohan,  a/nes.  li aha 
wordene  melk,  die  gebruikt  word  om  melk  etc.  (loas  nach  beden  ti.  bngen  bei  uns  so- 
lo stremmen) ;  mnld.  (KU.)  laf,  lebbe,  libbe  tvohl  die  Form  lehen  als  lühen  haben  könnte) 
(stomachus  vitulinus  nnde  conficitur  coagulum ;  mit  der  Bedtg. :  leuchten,  bz.  flammen,  blitzen, 
coagulum  etc.) ;  spät-mhd.  lab,  lob ;  schwed.  glänzen,  scheinen  etc.  zurück  (wobei  viel- 
lüpe ;  dän.  lobe.  —  Weiter  vergl.  auch  hess.  35  leicht  von  liuhatli  etc.  7nit  dem  Suffix  a  od. 
(Vilmar)  luber-milch  (geronnene  Milch)  i  ein  goth.  liuhatha,  liuhada  od.  liuhadi 
von  lab,  lupp  (ahd.  luppa  in  chesi-luppa)  als  das  für  liiiliath  u.  liuhadei  anzusetzende 
u.  bei  Schm.  die  od.  das  lupp,  lüpp  (Lab,  Thema  weitergebildet  wurde),  was  mit  lat. 
od.  die  Milch  gerinnen  machender  Saft),  lux,  lucere  etc.  u.  griech.  luchnos  (T^euchte), 
loonach  es  ivolil  ziceifellos  ist,  dass  diese  40  goth.  lauhmuni  (Blitz)  etc.  zu  einer  y  luk, 
Wörter  sämmtlich  mit  Leber  (cf.  läfer  etc.)  bz.  ruk  (leuchten,  glänzen)  gehört. 

zu  einem  alten  u.  abgestorbenen  Verb.:  liban,  2.  lecht,  licJit,  hell,  sclieinend  etc.;  —  't 

lab,   lub,   lubun   (u.  mit  Wechsel  von  b  mit  is  al  lecht ;  —  bi   hellerlechten  dag ;  —  wi 

f  u.  p  etc.  %oie  in  darfen,  cf.  2  bedarfen  etc.,  hebben   bold   wer   lechte   man  (scheinenden 

also    auch   lifan,    laf,    luf,    lufun,  od.  lipan,  45  Mond,  Mondschein);  —    dat    is    'n    lochten 

lap,  lup,  lupun,    od.    ahd.   auch  liphan  etc.,  klör  (eine  helle  Farbe), 

cf.  klap  etc.)  gehören,  ivorübcr  das  Weitere  lechten  u.  lichten,    lichten,   licht  od.  hell 

unter  läfer  (Leber)  nachzusehen  ist.  u.    klar   machen,    hellen,  klären  etc. ;  —  de 

lebbig  (cf.   l  u.  2  lebbe),  a)  schlaff,  matt,  sake  Icclitd  sük  up ;  —  nu  se    ik    erst,    wo 

kraftlos,  ausgemergelt,  abgelebt,  od.  matt  u.  50  de  sake  hauds  is,  nu  mi  dat  uplechtd  is ;  — 

geschmacklos,   fade,    unkräftig    etc. ;  —   de  i'itlichten  (auslichten,  z.  B.  einen  Wald  etc.). 

rainske  (Mensch)  sügt  (sieht)  so  lebbig   üt;  cf.   1  lachten. 

—  dat  smekd  (od.  smäkd)  so  lebbig,  dat  leclitmis,  lechtmes,  Lichtmiss,  der  zweite 
man   d'r   niks   fan  pröfen  (schmecken)  kan ;  Februar  als  Tag  der  Reinigung  Maria.  — 

—  b)  abgeschmackt,  cdbern  etc. ;  —  dat  is  55  Sprichiv.  etc. :  na  lechtmes  tröed  de  fos  't  is 
so  'n  lebbigen  (od.  laffen,  cf.  1  laf)  fent  net  mer ;  —  na  lechtmes  sunt  de  hunden  un 
(Fent),  dat  man  d'r  hei  gen  lüst  an  hed,  wäfers  bürgen ;  —  na  lechtmes  kakeln  de 
um  sük  mit  hum  oftogäfen  un  sük  mit  hum  hüner  un  blarren  de  kalfer;  —  wen  de 
to  underholden;  —  c)  vom  Käse,  ivenn  dazu  leferkos  für  lechtmes  singen,  mutten  se  na 
zuviel  Lab  (cf.  2  lebbe)   verwandt  ist;  —  60  lechtmes  pipon ;  —  lechtmis  lecht,  is  de  bür 

J,  ten  Doornkaat  Koolman,    Wörteibucb,    II,  31 


LED 


4S2 


LEDDER  LADDER 


'n  kaecht;  leclitrais  dunker,  is  de  bür  'ii 
Junker;  —  lei'htmis  heller  un  klar,  gift  'n 
göd  immen-  un  flas-j;\r  (od.  roggejär). 

1.  leil,  a)  Leid,  Trühsid,  Schmerz,  Uebles, 
Bösen  etc.;  —  kummer  un  led ;  —  dat  makd 
nu  101  led  un  ferdret;  —  he  hed  lium  'n 
grüt  led  andän ;  —  ik  heb  to  nun  led  (od. 
ledwäscu)  hürd,  dat  etc.;  —  led  dragen 
(Leid  tragen  u.  haben,  bz.  empfinden,  Trüb- 
sal u.  Reue  tragen  über  etc.);  —  led  hebbcn 
(Leid,  Schmers  u.  Heue  etc.  haben);  — 
hartled  (Herzeleid) ;  —  b)  leid,  unlieb,  ver- 
hakst, zuwider;  betrübend,  schmerzlich,  wehe 
etc.;  —  dat  is  mi  led;  —  dat  deid  ml  led 
etc. ;  cf.  leiden,  leider,  leidig  etc.  —  Nd., 
nid.  leed;  afries.  leth,  led;  icfries.  leed ; 
as.  leth,  ledli,  led ;  ags.  lädh  ;  aengl.  lädh  ; 
engl,  loath;  schott.  laitli ;  an.  leidlir,  leid, 
leitt ;  norw.  leid ;  schwed.,  dän.  led ;  ahd. 
leid;  mhd.  leit  (betriüiend,  leid;  böse;  un- 
lieb, widerwärtig,  rerhasst  etc.;  —  fjcid, 
Böses  etc.).  —  Davon  (Diez  I,  3i2) :  ital, 
aspan.,  aport.  Iaido ;  proc.  lait ;  franz.  laid 
(hässlich  etc.) ;  afranz.  lait ;  chio.  laid  (T^cid). 
—  Das  dafür  anzusetzende  Thema  leda,  bz. 
afries.  letha  etc.,  goth.  (laitha)  ist  ebenso 
loie  ags.  lädh  (via,  iter;  annona,  victus,  ali- 
mouium) ;  an.  leidh  etc.  (Weg,  Richtung, 
Weise)  etc.  u.  unser  leden  (leiten)  etc.  vom 
Fräter.  led;  afries.  leth;  as.  ledh  od.  leth; 
ags.  lädh ;  ahd.  leid  etc. ;  goth.  laith  elc. 
von  ahd.  lidan,  goth.  leithan  etc.  abgeleitet, 
bz.  fortgebildet.  Ob  es  darnach  übrigens 
als  Subst.,  ein  Etwas,  was  Einer  erfuhr, 
od.  litt,  duldete,  trug  etc.  u.  als  Adj.  od. 
Adv.  (neben  ahd.  leid  als  Subst.  u.  Adj. 
bestand  auch  ein  Subst.  leida  etc.  u.  Adv. 
Icido  etc.  mit  der  Bedtg. :  T^ei d  u.  leid e, 
le i d)  einen  Zustand  od.  Sein,  wo  Einer 
Etwas  erfuhr  od.  litt  etc.  bezeichnete,  ist 
mir  nicht  ganz  klar  u.  ist  darüber  noch 
Weiteres  unter  liden  zu  vergleichen. 

2.  led  (Flur,  leden  u.  leder),  Lied,  Ge- 
dicht, Gesang  etc.;  —  he  mut  'n  led  her- 
seggeu ;  —  he  wet  d'r  6k  'n  Idü  (od.  ledjc, 
Jjiedchcn)  fan  to  singen ;  —  Redensart,  u. 
Sprichw. :  dat  was  't  ende  fan  't  led ;  — 
man  mut  net  alle  leden  iitsingen,  de  man 
wet.  —  Nd.  led;  nid.  lied;  wang.  (Ehren- 
traut I,  37'J)  leit;  ahd.  liod,  leod,  lioth, 
l('Oth,  lied ;  mhd.  liet  (carmen,  zum  Singen 
bestimmtes  strophisches  Gedicht,  Lied;  ein- 
zelne Liedstrophe ;  unstrophisches  erzählen- 
des Ljclirgedicht) ;  ags.  leödh,  liödh ;  aengl. 
leodh  ;  an.  liodh  od.  Ijödh  (stiopha,  Carmen) ; 
fränlc,  lat.  leudos.  —  Mit  goth.  lind  u. 
liudön  in  avi-liud  (Dank,  Freis,  Lob)  u. 
avi-lindön  (danken  etc.),  sowie  lat.  laus 
(laudi.s,  hiudare)  vielleicht  von  derselben  y 
hulh,  bz.  rudh  (uxichsen,  sich  erheben,  empor- 


steigen zu ,  ersteigen ;  besteigen  etc. ;  — 
wachsen  od.  emporsteigen  machen  etc.),  die 
auch  die  }'  von  goth.  liudan  (uHichsen),  ahd. 
liuti  (Leute,  cf.  lue)  etc.  ist.  wobei  man  denn 
5  davon  ausgehen  müsste,  dass  das  goth.  liud 
u.  lat.  laus  ebenso  wie  das  ahd.  liod  etc. 
urspr.  ein  Etwas,  was  sich  erhebt  od.  empor- 
steigt (zu  Gott)  od.  übcriiaupt  eine  Erhebung 
od.  ein  Erlicben-  u.  IIocIiDiachen  (oon  Etwas) 

10  bezeichnet  hätte. 

Leda  od.  Leda,  Name  des  Nebenflusses 
der  Ems,  woran  die  Stadt  Leer  liegt.  Da 
dieser  beim  alten  Rittergut  iMthe  im  Münster- 
lande entspringende  Fluss  bis  zu  seiner  Ver- 

15  einigu)ig  mit  der  Soeste  ebenso  wie  auch 
die  letztere  (die  Soeste  entspringt  beim. 
Dürfe  E m  s  t  ä c k  [Ems-Ecke':']  im  Münster- 
lande) gemeiniglicJi,  den  Namen  Ems  führt 
u.    der    Name    Leda    sich    eigentlich    nur 

20  auf  diejenige  Strecke  bezieht,  ivo  die  zuerst 
noch  durch  das  vom  Aamermeer  kom- 
mende Aper  tief  verstärkte  Barsselcr 
Ems  (od.  Soeste)  sich  mit  der  Sa g elt er 
Em  s  (od.  Tj  e  d  a)  bei  W i  l  s  h  a  u  s  e  n  in  der 

25  Nähe  oon  Stic k h a  u scn  vereinigt ,  so 
scheint  es  wohl  zweifellos,  dass  das  Wort 
L  e  d  a  oil.  Led  ä  ein  Compos.  von  led  (TjcH) 
u.  ä  (Wasser,  Eluss)  ist  xi.  deshalb  den 
Namen    Led-ä    od.    Jjeit- Eluss  führt, 

30  loeil  sie  die  vereinigten  Gewässer  der  Sagei- 
ter Ems,  der  Barsseler  Ems  «.  des  Aper- 
tiefes  in  die  alte  u.  grosse  Ems  (cf.  äms) 
leitet  u.  bei  Leerorth  in  dieselbe  hinein- 
führt. 

35  led-,  leid-,  le-,  lei-band,  Tjeitband,  Gängel- 
band; a)  Band  od.  Riemen  zum  Leiten  u. 
Führen  von  kleinen  Kindern,  die  noch  nicht 
allein  gehen  können  u.  welches  denselben  zu 
dem  Ende  umgeschnallt  tvird,  um  sie   beim 

40  Gehenlerncn  daran  zu  halten  u.  so  damit 
zu  stützen,  dass  sie  nicht  fallen ;  —  b)  ein 
Band  od.  Riemen,  tvoran  man  die  Hunde 
führt  u.  festhält,  dass  sie  nicht  weglaufen. 
Die  Redensart :  „he.  mut  iiog  mit  'n  leband 

45  lopen"  od.  „he  hed  nog  'n  leband  nödig" 
heisst  daher  soviel,  als:  er  kann  noch  nicht 
allein  gehen,  bz.  ist  noch  zu  klein  u.  schwach 
(auch  fig.)  um  allein  zugehen,  od.  auch: 
er    hat    es    noch   nöthig,    dass  er  geleitet  u. 

50  geführt  etc.  loird,  kann.  u.  darf  noch  nicht 
allein  gehen,  u.  sich  noch  nicht  allein  über- 
lassen  werden. 

ledder,  ladder,  Leiter;  a)  ein  mit  Quer- 
Sprossen   od.    Staffeln    (die   seitlich    in    die 

55  sog.  Leiterbäume  eingelassen  sind)  versehe- 
nes Gerälh  zum.  Steigen  od.  Klimmen,  bz. 
zum  Ersteigen  od.  Erklimmen  von  Etwas, 
od.  auch  um  die  geschlachteten  Schweine 
aufzuhängen,  indem  dieselben  mit  den  beiden 

(iO  Hinterbeinen  an  eine  oben  daran  befestigte 


LEDDER-BOM 


483 


LEEN  LEIEN  LEJEN 


i 


Querstange  befestigt  u.  aufgehängt  werden, 
worauf  wohl  die  flg.  von  Jemandem,  der  in 
seinem  Geschäfte  festsitzt  od.  bankrott  ist, 
gebrauchte  Redensart :  he  liaiigd  an  de  ledder 
sich  bezieht.  —  Compos. :  brand-,  hüs-,  dak-, 
bun-,  trap-ledder;  —  b)  ein  von  aufrecht 
stehenden  Latten  (die  unten  u.  oben  in  die 
sog.  Leiterbäume  eingelassen  sind)  u.  durch 
darüber  hinlaufende  Querlatten  gebildetes 
II.  mit  einander  verbundenes  u.  befestigtes 
Gitterwerk  von  verschiedener  HöJie  u.  Jjänge, 
toelches  beide  Seiten  eines  Wagens  einfasst 
u.  gegen  die  sog.  rangen  aufgestellt  od.  an- 
gelehnt wird  u.  dazu  dient,  dass  die  auf 
dem  Wagen  befindlichen  Gegenstände  nicht 
von  demselben  herunter  fallen  od.  gleiten  u. 
welches  unten  zu  diesem  Behuf  meistens 
auch  noch  mit  einer  Planke  beschlagen  od. 
oft  auch  blos  mit  Stroh  etc.  durchfochten 
loird.  —  Compos.:  wagen-,  kreit-Iedder  etc. 
ti.  ledder- wagen  als  Gegensatz  von  körfwagen, 
stülwagen  etc.  —  Nd.  ledder;  nid.  ladder; 
mnld.  ladder,  leeder,  leer;  afries.  hladder, 
bieder  m.  (cf.  Wiarda,  afries.  Wb.,  190) 
hleerda ;  lofries.  learde ;  nfries.  ladder ;  wang. 
lader;  satl.  läddere;  helg.  ladder;  ags.  lilae- 
der,  lilaedder;  rtc^t^rL  hladdre.  laddre,  leddre; 
engl,  ladder ;  ahd.  hleitar,  hleitara,  hleitra, 
leitera,  leitra;  mhd.  leiter.  —  Da  einerseits 
eine  Leiter  zum  Steigen  od.  Klimmen  eine 
Tjchne  od.  Stütze  für  die  Füsse  bildet  u. 
xiherhaupt  dem  Klimmenden  Stütze  u.  Halt 
giebt  u.  andererseits  eine  Wagenleiter  auch 
geiv  isser  müssen  eine  Wagenl  ehne,  bz.  ein 
Etwas  ist,  woran  u.  worauf  sich  ein  ande- 
res Etwas  lehnt  u.  stützt  u.  obendrein  beide 
Gerätlie  auch  wieder  schräg  in  feststehende 
Gegenstände  lehnen,  od.  gelehnt  werden,  wenn 
sie  ihrem  Ziceck  entspreclicn  sollen,  so  ivird 
das  aJtd.  hleitara  etc.  (goth.  hlaidara  ?)  lüohl 
mit  Recht  von  Fick  (I,  553)  zu  der  y  kri, 
kli  (lehnen)  gestellt. 

ledder-LüiH,  Leiterbaum,  der  Baum  od. 
die  starke  Llolsstange,  worin  die  Sprossen 
u.  Jjutten  der  Leitern  eingelassen  u.  be- 
festigt werden. 

ledder-wagen,  s.  ledder  sub  b. 

leddig,  ledig;  s.  das  hier  gebräuchlichere 
2  lag. 

ledekant,  ledkant,  letkaiit,  ein  freistehen- 
des, von  allen  Seiten  offenes  Bett.  —  Aus 
franz.  lit  de  camp,  d.  h.  L'eldbett,  da  das 
franz.  lit  aus  lat.  lectus  entstand, 

leden  od.  jeden,  s.  1,  2  u.  3  laden. 

1.  lAdeii  (Lieder),  s.  2  led. 

2.  leden  (lede,  ledst,  ledt  etc.;  —  ledde, 
leddest  etc. ;  —  bin  od.  heb  ledt),  leiten, 
führen,  lenken  etc. ;  —  lütje  kinder  mutten 
erst  ledt  worden,  wen  se  anfangen  to  löpen ; 
—  de  weg  ledt  na  Hage,  bz.  na  de  hemmel, 


na  de  helle  etc. ;  —  he  ledt  hum  an  de  band 
(od.  'n  band  etc.) ;  —  he  ledt  dat  water  na 
de  strate  hcn ;  —  du  kanst  't  olde  miiisk 
wol  äfen  na  hus  Irden ;  —  he  ledt  de  [)erdo 
5  (od.  de  wagen,  't  schip  etc ) ;  —  de  trap 
ledt  na  bäfen  (od.  up  't  dak,  in  de  kcller 
etc.) ;  —  de  bri'igge  ledt  afer  't  dep ;  —  he 
ledt  sin  kinder  god  an  (od.  up) ;  —  de  kö 
is  nog  net  ledt  (die  Kult,  ist  noch  nicht  [zum. 

10  Stier]  geleitet  u.  daher  noch  jungfräulich, 
bz.  eine  Färse) ;  —  de  kö  is  für  dre  jär 
to  'n  ersten  mal  ledt.  —  Neben  leden  wird 
auch  die  Form  leiden  mitunter  gehraucht, 
wovon  der  Subst.  geleide  (Geleite)  u.  leider 

15  (Leiter)  des  Compos.  geleiden,  loährend  die 
Form  leden  in  den  Compos. :  an-,  fcr-,  in-, 
up-leden  ivieder  die  vorherrschende  ist.  — 
Nd.  leiden,  leden  u.  (D  ä  h  n  e  r  t)  ledden  ; 
mnd.  leiden,  leden ;  nid.  leiden ;  afries.  leda, 

20  bz.  ledia  od.  ledja;  lofries.  Heden,  liedjen; 
helg.  lid ;  satl.  lade;  as.  ledian,  bz.  ledjan, 
ledien,  ledean;  ags.  laedan ;  aengl.  laeden; 
engl,  lead ;  an.  leidha;  >?o>'«'.  leida ,  schioed. 
leda;  dün.  lede;  ahd.  (leitjan)  leittan,  leitten, 

25  leitan,  leiten;  mlid.  leiten.  —  Es  ist  vom 
Fräter.  led,  bz.  as.  ledh,  goth.  laitli,  ahd. 
leid,  leit  etc.  ijou  lidcn,  6^.  rts.  lidhan,  lithan, 
goth.  leithan  etc.  in  der  urspr.  Bedtg. :  sich 
beioegen,   gehen    etc.    mit   der  Endung   jan 

30  (thun,  machen,  bewirken  etc.)  fortgebildet  u. 
heisst  daher  urspr.  soviel  als :  sich  bewegen 
od.  gehen  machen  etc.,  bz.  machen  u.  betoir- 
ken,  dass  Jemand  od.  Etwas  sich  toohin 
bewegt  od.  toohin  geht  u.  einen  Weg  od.  eine 

35  Richtung  wohin  nimmt  etc.,  tooraus  sich  die 
heutige  Bedtg.  von  leden   von  selbst  ergiebt. 
leder,  LÄeder,  s.  2  led. 
ledlik,  Icdolk,  s.  lelk. 
led-suni,    leitsam,  lenksam,  gehorsam,  etc., 

40  bz.  leicht  zu  leiten  od.  lenken  etc. ;  —  'n 
ledsäm  kind. 

leen,  leien,  lejen,  bekennen,  gestehen,  an- 
geben, aussagen,  off'enbaren,  verrathen,  aus- 
pdaudern  etc. ;  —  he   wall   net  leen,  dat  he 

45  de  appels  stalen  (gestohlen)  harr' ;  —  se  hed 
mi  't  leid  (bekannt,  gestanden,  offenbart  etc.) ; 

—  de  meid  is  so  digt,  dat  se  niks  leien  (be- 
kennen od.  verrathen,  ausplaudern  etc.)  wil ; 

—  WC  dat  wicht  hir  wer  kumd,    den  must 
50  du    sen,    of   du   hur   nig   an  't  leien  krtgen 

kanst  un  dat  se  di  't  ferteld,  wat  dar  in 
hüs  förfallen  is;  —  he  hed  leid  (er  hat  ge- 
plaudert, bz.  eine  Heimlichkeit  od.  ein  heim- 
liches Vergehen  offenbart   u.  verrathen).  — 

55  Afries.  hlia,  lia ;  mnd.  lien ;  —  Compos.  : 
afries.  bi-hlTa,  be-hlia,  be-lia;  m,nd.  be-lien 
(bekennen.,  aussagen,  zugestehen);  Subst.: 
afries.  hliene,  hligene,  hlinga  (Bekenntniss, 
Aussage,  Ausspruch,  Erkenntniss).  —  Wegen 

GO  unsers  beliden  (cf.  1  beliden),  nid.  belijden 

81* 


LEER 


4S4 


LEFER-LADE  LEFERLA' 


(beloed)  sei  hier  bemerkt,  dass  dieses  doch 
vielleicht  icohl  eher  aus  dem  n/V/e<.  bililui 
(s.  oben)  entstand,  als  dass  das  Stammverb. 
liden,  nid.  lijdeii;  mnld.  lydoa  (fatori,  con- 
fitori)  mit  lidon  (leiden,  zulassen  etc.,  cf.  5 
lulen)  ident.  ist,  wozu  allerdings  die  Form 
(auch  namentlich  des  Präter.  bcKnl)  ganz 
genau  .<itimmt,  wobei  jedoch  auch  wieder  zu 
bemcrlen  ist,  dass  auch  mnld.  die  Form 
vryden  neben  vrycn  (freien,  bs.  amare  etc.,  10 
s.  unter  2  frecn)  belegt  ist  u.  also  auch 
lyden  (fateri  etc.)  aus  africs.  hlia  (s.  weiter 
unten  wegen  der  Vocalc  von  lilia  u.  fria) 
entstehen  konnte. 

Was   nun   aber  weiter  das   obige  africs.  15 
hlia  etc.  betrifft,  so  stimmt  es  in  den  Vocalen 
ganz  zu  fria,  bz.  unscrm  frccn  etc.  (freien), 
weshalb  man  denn  auch  für  das  africs.  Iilia 
ein  as.  hliean  od.  liliohau  etc.,  ags.  hloöhaii, 
hleöan;  gotlt.  hlijön,  hliön  etc.  voraussetzen  20 
müs.^tc.      Vergleicht    man    nun   tceitcr   freen 
in   bofreen    ron   iVe,  frei  (frei)   od.  2  freen 
von  goth.  frija  (lieb  etc.,  cf.  Fick  III,  190 
seq.),    so    tcilrde  für   africs.    hlia,  bz.   hlija 
auch  vielleicht  ein  Adj.  od.  Sabst.  lili  (Thema  25 
lilija,  7iach  frija)  u.  eine  y  lili  (idg.  kri  od. 
kri)  anzusetzen  sein,    die   indessen  in  eiiicr 
für  hlia  j^asscndcn  Bedtg.   nicht  vorkömmt. 

Leer,    Stadt    an    der    Leda;    s.    unter 
Larrelt.  30 

lef,  lieb,  angenehm,  werth  etc.,  bz.  den 
Gefühlen  u.  Wünschen  entsprechend  ii.  zu- 
sagend;  —  dat  is  nii  hol  iiet  lef;  —  'n  lef 
kiüd  (ein  liebes  freundliches  angenehmes 
nettes  schönes  Kind);  —  lef  wer  (angench-  35 
mes  mildes  ruhiges  schönes  Wetter);  —  'n 
lefen  regen  (ein  milder  xoarmcr  fruchtbarer 
sehr  erwünschter  Hegen) ;  —  'n  lefen  tid 
(eine  liebe  angenehme  erwünschte  Zeit)  ;  — 
'n  lef  stiik  körn  (ein  schönes  vielversprechendes  40 
Stück  Getreide);  —  dar  steid  jo  'n  lefen 
bülte  gras  in  't  land ;  —  he  lied  sin  frö  im 
kinder  lef  (Jiat  sie  lieb,  liebt  u.  schätzt  sie 
sehr  etc.);  —  he  geid  so  lef  (angenehm, 
nett,  sanft  etc.)  mit  de  kinder  um  etc.  —  45 
Sprichw. :  lefe  kiuder  liebben  föle  namen.  — 
Nd.  Icev;  mnd.  lef;  nid.  lief;  afries.  liaf, 
lief;  wfries.  Ijeaf;  nfries.  lief;  satl.  Ijaw; 
helg.  lif;  loang.  liiif;  as.  liof,  leof,  lief,  b'f; 
ags.  leof;  aengl.  leof;  an.  Ijüfr;  norw.  Ijuv  50 
(in  Ijuvleg) ;  schwed.  Ijuf;  ahd.  Hup,  Hub, 
Hob,  leop,  Hab,  lieb;  awj/tf/.  Hup,  liep ;  mhd. 
liep;  goth.  Hubs;  poln.  luby;  wend.  luba; 
kslav.  Ijubü.  —  Mit  lat.  lui)et,  libet,  lubens, 
libnns,  libido  etc.  von  einer  ]/  lul)h  (cupere,  55 
desiderare),  die  wohl  (cf.  cupio  zu  capio) 
eine  Ablaulform  von  lahh  (greifen,  packen, 
fassen,  ergreifen  etc.)  =  ur.spr.  rabh  (fassen 
etc.,  cf.  Grassmann,  Bopp  etc.  wegen  labh, 
sowie  auch  unter  1  lafen,  labbekak  etc.)  ist.  60 


lefde,  Liebe;  —  de  lefde  trekd,  sä'  de 
kerel,  do  liol  he  sin  wif  bi  d'  bär  afer  de 
tun,  bz.  afer  do  dill.  —  Xld.  Hefde;  mnd. 
levede,  lüfte;  afries.  Hafte;  wfries.  Ijeafde. 

1.  lefe,  liebe,  lieber;  —  lefe  frö,  —  man, 

—  kinder  etc. ;  —  all'  de  lefe  arftcn  rullen 
afer  de  diilc. 

2.  lefe,  Liebe,  lAcbcr,  liebe  od.  geliebte 
Person;  —  man  min  lefe,  war  knmst  du  her? 

lefelik,  leflik.  lefelk,  lieblich;  —  dat  is 
je  lefelk;  —  lefelk  wer  (liebliches  Wetter)  etc. 

lefen,  s.  läfen. 

lefen,  lieben,  werthschätzen,  hoch  halten, 
gern  liaben,  lieb  u.  angenehm  sein,  gefallen 
etc. ;  —  he  löfd  sin  fro  bäfen  alles ;  —  lefd 
(od.  bel("'fd,  blefd,  bleft)  jö  't,  um  to  kamen. 

—  Xd.  leven ;  nid.  Heven ;  afries.  liavia, 
luvia,  levia;  nfries.  Ijeafjen;  ags.  lufjan, 
leofjan ;  aengl.  leovien ;  engl,  love  (lieben, 
amare);  alid.  Hupen,  Hnbrn;  amhd.  liuben  ; 
mhd.  lieben  (lieb  sein,  gefallen),  linpan, 
Hupen,  liuben ;  mhd.  lieben  (lieb  machen, 
Liebe  erweisen,  lieb  haben  etc.)  u.  ahd. 
Huin'iu,  Hubüu,  lieben,  amare. 

li"'f-eiip;elke,  Lieb- Engelchen;  a)  Kosewort 
=  Licb-Kindchcn,  Liebchen  etc. ;  —  min 
lef  engelke  fan  kindje;  —  b)  der  Sonnen- 
käfer etc. 

lefer,  s.  läfer. 

lefer,  lieber,  angenehmer,  erfreulicher  etc. ; 

—  dat  od.  he  is  mi  lefer;  —  b)  lieber, 
gerner,  williger  etc. ;  —  dat  dö  ik  lefer ;  — 
c)  IJeber,  Geliebter  etc.,  der  Liebere  u.  Wer- 
there,  Geschätztere  etc. ;  —  Sjtrichw. :  wen 
lefer  kumd,  mut  leider  (der  Schlechtere,  min- 
der Geschätzte  etc.)  gan. 

leferke,  s.  leverke. 

lefei'-lade,  leferla'  u.  umgesetztauch:  l.i'- 
K'fer,  sanften  bequemen  Ganges  od.  Schrittes, 
sanfter  u.  gemässigter  Weise,  so  nach  u. 
nach  u.  ohne  Stoss  n.  Hast,  langsamer  Hand, 
allmälig,  mit  der  Zeit  etc. ;  —  dat  glid  d'r 
so  mit  leferla  of;  —  mit  leferlä  kumd  't 
al  wat  nader  ;  —  mit  leferla  (od.  lälefer)  is 
beter,  as  wen  't  to  hastig  geid ;  —  all'  so 
leferlä  (od.  so  sagtjes  weg) ;  —  mit  leferlä 
kwammen  se  all'  wer  to  hüs.  —  Nid.  liever- 
lede.  —  Bei  Weiland  findet  man  die  An- 
sicht ausgesprochen,  dass  lieverlede  aus  ledo 
(contrah.  le)  voor  lede  (Schritt  für  Schritt) 
entstand  u.  verdorben  ist.  Da  indessen  un- 
ser lefer  u.  nid.  liever  der  Vocale  icegen 
diese  Deutung  schwerlich  gestatten  u.  lefer 
od.  liever  zweifelsohne  mit  nhd.  lieber 
(von  lieb)  ident.  sind,  .so  ist  es  wohl  rich- 
tiger, dieses  Wort  als  ein  Compos.  von  lefer 
(lieber)  u.  lade,  bz.  liever  u.  lede  od.  lede 
aufzufassen  u.  lade  od.  nid.  lede,  lede  mit 
3  lüden  =  nid.  leden  (gangen,  gegangen , 
vergangen,  passirt  etc.)  von  ahd.  lidan,  nid. 


LEFERN  485                          LEF-TALIJG 

lijden  (leed,  geleden),  goth.  Icitliau  etc.  (ychen        Endung  tallig  von  luftallif?  aus  tirspr.  talig 

etc.,  cf.  li(leii)  abzuleiten,  hz.  mit  dem  ags.  (cf.  unser  tallig  in  drrtallig  =  dreizahlig 
lädii,  lad  (Gang,  Weg,  Heise  etc),  gcläd  etc.)  od.  tälig  entstanden,  weshalb  auch 
(Weg)    zu    identißciren,    wobei    ich    wegen         Weiland   die  Wörter  lici'tallig  u.  lieftalig 

unserer  l^'ortn  lade  od.  lade  auf  das  gleich-  5  mit   einander    i,dentißcirt    u.    beide  mit  lief- 

falls   zu    lldau  etc.    geJuiroide    afries.    lade,  waardig,    lief  eii    waard    übersetzt,  ohne  in- 

lede  (Leite,  Beweisführung  etc.,  cf.  v.  liicht-  dessen  sich  darüber  zu  äussern,  ob  die  En- 
hof  en,  2)ag.  887,  b)  verweise  u.  noch  dazu        düng  talig,  tallig   von   dem  Snbst.  tale,  taal 

bemerke,    dass    das   mit   ags.    lad,    lädu  (u.  (SpracJtc,  Bede  etc.)  abgeleitet  ist  od.  nicht, 

formell   auch  mit  afries.    lade,  lede)  ident.  10  ivie   dies    bei   M.    Kr  am  er    bei   lieftaalig 

an.   leidh,   leidhi    ausser  Weg,    Strasse,  (cf.  daselbst:  lief-taalig,    lieblich  redend,  it. 

Bichtung  etc.    auch  die  Bedtg.:    Weise  geliebt,  von  zoetsprekeiid  etc.)   tc.  auch  von 

(modus)  hat.     Ist  nun  meine  Auffassung  die  van  Dale  bei  dem  von  liet'tallig  (bevallig, 

richtige,   so  heisst  lefer-Iäde  od.  nid.  liever-  aangenaam,   inuemend   etc.)  getrennten  lief- 

lede  wörtlich  so  viel  als:  lieber  (od.  ange-  15  talig  (lief,  ter  tale,  liefsprokeiid,  liebsüss  od. 

nehmer,  sanfter,  allmälig er)  Weise  od.  (da  wohlredend  etc.)  geschieht.     Vergleicht  man 

das  Wort  lade,  leüc  ja  überhauxjt  ein  Gehen  nun  (Scli.  u.  L.)  mnd.  leftalich  (a.  beliebt, 

od.  ein  Bewegen  od.  einen  Gang  etc.  wohin  angenehm ;  —  b.  der  sich  liebenswürdig  be- 

hezeichnet)  in  od.  mit  lieber  Bewegung  etc.,  vtmi»«^;  ('Ä'i/.j  jH»/fZ.  lief-gbe-tal,  lief-ghe-tael, 

woraus  sich  die   obigen  Bedtgn.  von  selbst  20  lief-ge-talligb  u.  lief-talligh  (acceptus,  gratus, 

ergeben.  amabilis,  peramabilis  ;  comis,  gratiosus,  gratia 

lefern,  s.  läferu.  valeus,  gratia  polleus),   so  ist   es  Jdar,  dass 

l^tes,  Liebes,  Angenehmes  etc. ;  —  he  wull'  die    Endung    tal,    tael    in   lief-ghe-tal    mit 

hör   gern   wat   lefes   bewisen.  —   Sprichw.:  taligh    od.    taeligh ,    talligh    sgn.     u.    viel- 

de  wat  lefes  hed,  de  geid   d'r   na;    de  wat  25  leicht   eine   aus   einem  Adj.   tale,  taele  ge- 

seres  (Sehres,  Wundes  etc.)  hed,  de  fttld  d'r  na.  kürzte  Form  ist.    Vergleicht  man  nun  aber 

left'ei'd,  leö'ert,  s.  lafterd.  weiter,   dass   die   älteren  mnd.  Formen  lef- 

lel'ke,  Liebchen.  taldig  neben  leftalig  od.  leftalligh  öfters  vor- 

let'kes  (Kinderspr.)  u.  Jetzt  mitunter  auch  kommen  u.  auch  das  mnld.,  mfläm.  liefghetal 

in   der   nhd.    entsprechenden    Form    libkes  30  (cf.  mfläm.:  hy  is  liefghetal  overal  =  11  est 

gesprochen,    lieb,    nett,    artig    etc. ;   —  wen  aime  et  cheri  par  tout)  beim  Vergleich  un- 

du  regt  lefkes  bist,  den  brengd  papa  di  6k  sers    bol    statt   bold    od.    kol   u.   kolle  statt 

wat  mit.  kolde   etc.   auch   sehr  gut  aus  idterem  lief- 

lef-tallig,  liebevoll,  liebreich,  zärtlich,  stets  getald   entstanden   sein  kann,  so  dürfte  für 

Liebe   u.    Zärtlichkeit    beiveisend,   sehr  an-  35  tald  u.  taldich  (u.  einem  daraus  assimilirten 

hänglich,  der  Mutter,  Braut  od.  Frau  stets  tallich)  tvohl  zunächst  die  Bedtg. :  geschätzt, 

lieb   u.    angenehm    begegnend,   ihnen  gerne  geehrt  etc.  zu  Grunde  zu  legen  u.  anzuneh- 

lÄebe  etc.  bezeigend,   ihnen  gerne   um    den  men  sein,  dass  tald  von  Hause  aus  dieselbe 

Hcds  fallend   u.   sie  gerne  küssen  wollend,  Form  wie  unser  aus  urspr.  tald  entstandenes 

liebkosend   u.    schmeichelnd,   lieb   od.   süss-  40  teld  (zählt,  rechnet,  schätzet  etc.,  bz.  gezählt, 

redig,   süss  u.  angenehm  sprechend  etc  ;  —  gerechnet,   geschätzt    etc.,  —   z.  B.    he  teld 

'n   leftallig   kind    (ein    Kind,    welches   der  hum    für   niks,    bz.    für   hcl    wat   dllges   un 

Mutter  immer   lieh,   süss   u.   angenehm  zu-  huges  etc.,  —   od.   he   word   für   niks   teld, 

redet  od.   schön  u.  zärtlich  mit  ihr  thut  u.  d.  h.  für  Nichts  gerechnet  u.  geschätzt,  bz. 

spricht,  ihr  sehr  ergeben  tc.  anhänglich   ist,  45  er  ist  ein  Lump  etc.)  ist  u.  demnach  mit  dem 

stets  mit   ihr  koset  u.  ihr  gern  viele  lAebe  as.  talda  (cf.  telde  von  teilen  u.  fertelde  von 

erzeigt,  sie  viel  küsst  etc.) ;  —  he  is  so  lef-  fertellen)  u.  gitald  (gerechnet,  geschätzt,  ge- 

tallig  un  mal  mit  sin  moder  (od.  frö,  brüd),  achtet,  au.jjsehen,  geehrt  etc.)  zu  as.  telliau, 

dat  he  hei  net  wet,   wat  he  hör  wol  all'  to  ahd.  zaljan,  zeljan  (zählen,  rechnen,  schätzen, 

lefde  dön  schal ;  —  he  word,  wo  older,  wo  50  achten,   ansehen  etc.)  gehört.     Ist  dies  aber 

leftalliger  (er  ivird,  je  älter,  je  anhänglicher,  loirklich  der  Fall,  so  erklärt  sich  die  Bedtg. : 

liebkosiger   u.   zärtlicher,    bz.    verliebter   u.  aime  et  cheri,    bz.  gratus,  amabilis  etc.    von 

liebedürstiger  etc);  —  he  is  mi  föls  to  lef-  mfläm.,  mnld.  liefghetal,  liefghetallig  tf.  lief- 

tallig    (er   ist   mir  viel  zu   zärtlich  u.  lieb-  tallig,  bz.  mnd.  lef-,  Icif-tallich  od.  lef-taldich 

thuig,  bz.  viel  zu  süsslich  u.  schmeichlerisch  55  ganz   von    selbst    u.    ist   es  jedenfalls   tvohl 

redend   od.   zu  zärtlich,  küsserig  u.  verliebt  zweifellos,  dass  mnld.,  mfläm.  getal  u.  tallig, 

etc.),   as    dat    ik   hum   regt   ütstän   kau  un  taligh  etc.  in  getallig    mit    dem    aus   taljan 

liden  mag.  —  Da  unser  tale  od.  täl  (Sprache,  entstandenen    as.    teljan    (cf.  teilen)    in   der 

Bede    etc.)    u.   falle,   tal  (Zahl)   von.  Hause  Bedtg. :  schätzen  etc.  zusammenhängt,  zumal 

aus  dieselben  Wörter  sind,  so  ist  auch  die  60  da  auch  ja  schon  in  sehr  früher  Zeit  ein 


LEF-TALLIGHEID  486  LEGEN 

Compos.  llt'ftelU'u  mit  der  Bcdtg.:  beuhach-  n'isscn,thciJe)i  JreiDien,  ooneinamJer  machen, 

ten,  licbacJiätcen,  für  lieb  u.  (ini/cnchin  an-  lösen  etc.)  zurnd^geheu    u.    dass    wenigstens 

sehen  u.  halten  etc.    bestanden  haben  kann.  ::w(schcn    ruk    u.    rüg    als   Wcitcrbildnngeii 

Was  nun  aber  weiter  das   tieuere   nid.  lief-  von  rii  (wie  rüg,  briUlcn  od.  ein  lautes  Ge- 

talig    (wohlberedt,    wohlrcdcnd,    bc.    lieblich  5  rausch  machen  etc.   u.  riul,  heulen  etc.    von 

redend  u.  sprechend)    bctrijj't,   so    wird    die  rii,  tönen,  scliallen,  rauschen,  lärmen,  brüllen, 

Kndnng  talig  wohl  von  taal  {Rede  etc.)  ab-  schreien    etc.,    cf.    dieserhalb  J,  pag.   714  u. 

geleitet   sein,   sofern    es   überhaupt  nicht  in  liUi)    weder    ein  bcgriß'lichcr  noch  formeller 

missverstandnier    Weise     aus    dem    älteren  rnterschied  besieht.     Da  es  nun  aber  beim 

lieftalicli  (ainabilis,   gratiis  etc.)    umgedeutet  10    Vergleich  von  skr.  hhu}  (brechen,  biegen  etc.) 

u.    nicht   allein   auf  eine   lieb  zu  achtende,  eu  ruj  (brechen,  biegen  etc.)  wohl  ganz  gleich 

liebwerthe,   liebgeschätzte,    liebenswürdige  u.  ist,  ob  man  für  die  Letztere  eine  idg.  Form 

sich  liebenswürdig  betragende,  sondern  auch  rüg  od.  rugli  aufstellt  u.  es  Jedenfalls  zwei- 

auf  eine   liebenswürdig    u.  bestechend  spre-  fcllos    ist,    dass  auch  die  von  Fick  aufge- 

chende  Person  angewa)nlt  wurde.  15  stellte  y  iugh  (lügen)  eine  älinliche  Wciter- 

I«'t'-talIi,i;boi(l,    Zärtlichkeit    etc.;    —    lie  hildung    von    In    od.    rii    ist,  wie  die  obigen 

wt't  für  leftalligheid  uich,  wat  lie  sin  motler  Wurzeln    ruk,  rüg  etc.,    so   gehe    ich    auch 

wol  to  gefallen  düii  schal.  bei   der  für   lügen  aufzustellenden  ]/  lug 

leg,  s.  lag.  od.  Iugh,  idg.  rüg  od.  rugh  davon  aus,  dass 

lej?,  lag,  s.  liggou.  20  sie  als  Weiterbildung  von  ru  ebenso  wie  skr. 

legen    (lege,    lügst,    lügt,    legen;    —    lüg,  ruj    die   Bedtg. :    brechen,    bersten,    spalten, 

lögst,  log,  logen;  —  heil  od.  is  lagen,  logen),  reissen,    trennen,    lösen    etc.,     bz.    brechen, 

lügen.  —  Redensart:  he  lügt,  dat  he  swart  knicken,   biegen,   krümmen,  loinden  etc.  (cf. 

Word,  &^.  as  wen 't  drükt  is. — Nd.  (Schütze  griech.  lugizö,    biegen,  winden,  drehen  etc.; 

etc.)  leegen,  (Br.  Wb.)  lögen;    mnd.  legen,  25  lugismös,    das   Biegen,  Winden,    Krümmen 

Icigen ;    nid.    liegen;    afries.    liaga,    liatza;  etc.;  Ingos,  der  junge,  biegsame  Zweig  zum 

tofries.  liegen;  satl.  Viöge;  helg.  logge;  wang.  Winden  u.  Flechten  etc.),   bz.    die  substan- 

ling;  as.  liogan,  liagan  ;  ags.  leogan;  aengl.  tivische Bedtg.:  Bruch, Riss,  Spalt, 'Trennung, 

leogen;  engl.  lie;  an.  Ijüga;  norw.,  schwed.  Lösung   etc.    od.    Bruch,    Knick,    Biegung, 

Ijuga ;  dän.  lyve;  goth.  liugan;  «/(rZ.  liugan,  30  Krü)nmung,  Windung, Drehung,  Abweichung, 

liukau,    liogan,  leogan,  liagan,  liegen;    mhd.  Wendung  etc.  hatte.     Geht  nun  die  Bedtg.: 

liegen ;    kslav.    lü/^i,  lügati.    —    Nach    bug,  betrügen,    täuschen    etc.    des  lat.  fallere  auf 

lat.  fug,  skr.  bhuj,  \)h\\g  als  der  1/  von  goth.  die  sinnl.  Bedtg.:   fallen   machen,   zu    Fall 

Liugan,    ags.    beögau,    ahd.    biugau  (biegen,  bringen,    stürzen    etc.    zurück   u.  stammt  es 

brechen)  muss  auch  für  liugan   eine  ]/  lug,  35  mit  fal  (Fall,    Sturz   etc.)   u.    fallen  (fallen, 

skr.   ruj,   rüg,   idg.   rüg  od.  rugh   angesetzt  stürzen    etc.)    von   der   y  spal,   spar,  fallen 

werden,    die   im  Skr.  allerdings  nur  in  der  machen,  stürzen  (urspr.  wohl :  brechen,  spal- 

Bedtg. :  brechen,  verletzen  etc.,  bz.  frangere,  ten  [sie  ist  auch   die  y  von :    sp  alte  n   u. 

ferire,  laedere,  occidere    belegt   ist   u.   wozu  auch  die  skr.    y  phal    entstand  aus  urspr. 

Bopp  auch  lit.  hinzu  (frango)  a.  lat.  lügeo,  iO  spal]  etc.,  weil  der  Wind,  wenn  er  die  Bäume 

griech.  lugros  (traurig,  elend.  Jammervoll  etc.),  bricht,  sie  fällt  u.  stürzt,  b:.  zu  Fall  bringt) 

ori'issö,  oriechö  (graben,  stechen,  eingraben),  etc ,  so  kann  man  auch  annehmen,  dass  das 

orüche  (Graben),   orukte,  orugma    (das  Ge-  von  Iugh  fortgebildete  goth.  liugan  urspr.  die 

grabene  etc.)  etc.  vergleicht,  loährend  Fick  Bedtg.:  brechen^  bz.  brechen  u.  fallen  machen 

(I,  744)  für  griech.  orüssö  etc.   eine  ]/  ruk  -45  etc.  hatte  ii.    sich  hieraus  auch  die  Bedtg. : 

(graben)   u.  für   das  goth.  liugan  etc.  eine  täuschen,  lügen,  betrügen  etc.  entwickelt  hat. 

slav. -deutsche  y  Iugh    (idg.    rugh)    aufstellt,  Dass    man   aber   bei    lügen  u.  dem  Subst. 

ebenso  tvie  für   goth.  biugan  m.  lat.  fugcre,  Lug   aucli   an  das  Brechen  u.  Nichthalten 

bz.    skr.    bhuj    (biegen)   eine  idg.  y  bhugh.  seines   Wortes    etc.,    bz.    an   Wort-    u.    Vcr- 

Vergleicht  man  nun  aber  weiter   bei  Fick  50  trauens- Bruch    etc.    od.    an   das   Brechen, 

(I,  198)  die  Wurzeln  rüg,  runk,  rup  u.  (I,  Knicken,   Biegen   u.  Krümmen  des  Rechtes 

744)  ruk,  runk  u.  auch   rüg  (brülloi;   sich  u.    der   Wahrheit   etc.    denken   ti.  die  sinnl. 

erbrechen  etc.),  soivie  Alles,  tcas  er  za  diesen  Bedtg.  von  liugan  sich  auch  hierauf  beziehen 

Wurzeln  stellt  (cf.  I,   7-57  auch  lug),  so  ist  kann,  ist  klar,  sowie  ferner  auch,  dass  Viugan 

es  einerseits  klar,   dass   alle   diese   Wurzeln  55  ((/.  h.  thun  od.  machen,  was  der  Stamm  liug 

axtf  die    einfache  y  ru,    lu    (zerschmettern,  besagt)    anstatt    brechen    od.  Bruch  machen 

zerschlagen    etc.    [cf.    I  le   «.    bei  Fick  I,  etc.  tirsjw.  auch   die   sinnl.  Bedtg.:    biegen, 

lOG   seq.    u.    weiter  pag.   412,  743.  7'}~)  die  drehen,    verdrehen    etc.,    kehren,    verkehren 

Wurzeln  ru,  In,  sowie  ferner  III,  272  seq.  (Etwas,   bz.    die   Wahrheit,    das   Recht  etc.) 

die  y   lu,   Ins   etc.],    bz.    brechen,    spalten,  60  od.   Biegung,    Krümmung,  Windung,   Wen- 


LEGEN 


487 


LEI 


düng,  Drehung,  Abweichung  viachen,  (db- 
iveichen  von  dem  geraden  Wege,  od.  der 
Wahrheit  etc.  od.  ausioeichen,  Aiisßüchte 
suchen  etc.,  krumme  od.Winlccl-Zi'igc  machen 
etc.)  gehabt  haben  kann,  weil  auch  ja  hier- 
aus die  jetzige  Bcdtg.  von  I ü gen  leicht 
eidstehen  konnte. 

Zum  Schlüsse  sei  zu  legen,  bz.  goth.  liugaii 
(lügen)  noch  bemerkt,  dass  es  noch  ein  ztvei- 
tes  goth.  liugan  mit  der  Bedtg. :  ein  Weib 
nehmen,  heirathcn  (vom  Manne) ;  sich  ver- 
heirathen  od.  verheirathet  iverden  (von  der 
Frau)  giebt,  wovon  Weigand  u.  Andere 
annehmen,  dass  es  urspr.  die  sinnl.  Bedtg.  : 
verbergen,  verhüllen,  bedecken  etc.  hatte, 
tveil  nach  agerm.  Sitte  das  Haupt  der  Braut 
verdeckt,  bz.  verschleiert  u.verhüllt  (daher  auch 
noch  der  Brautschleier)  tvurde  u.  looraus  der- 
selbe dann  iveiter  schliesst,  dass  auch  liugan 
(lügen)  sich  auf  das  Verhehlen  od.  Verhüllen 
od.  Verbergen  der  Wahrheit  bezöge,  bz. 
gleichfalls  die  Grdbedtg. :  hehlen  od.  hüllen 
etc.  habe.  Da  nun  aber  einerseits  das  goth. 
liugan  (heirathen  etc.)  u.  das  gleichbedeutende 
afries.  logia  dasselbe  Wort  ist  ivie  das  an. 
löga  (preisgeben,  hingeben,  abhanden  kom- 
men lassen  od.  los  u.  frei  geben)  u.  es  agerm. 
Brauch  war,  dass  der  Vater  von  dem  Bräu- 
tigam für  die  Hingabe  seiner  Tochter  u.  die 
Entlassung  derselben  aus  der  väterlichen 
Gewalt  ein  bestimmtes  Lösegeld  forderte  u. 
erhielt,  durch  dessen  Entrichtung  der  Ehe- 
bund als  geschlossen  betrachtet  u.  bei  dessen 
Einzahlung  die  Tochter  dem  Manne  über- 
geben wurde,  so  scheint  es  fast,  als  ob  dies 
letztere  goth.  liugan,  afries.  logia  ur.'^jjr.  wie 
das  an.  löga  überall  nur  die  Bedtg. :  hin- 
geben, übergeben,  sich  Eines  entäussern  u. 
es  aus  seiner  Geioalt  geben  (z.  B.  durch 
Kauf  od.  Contract  etc.),  alienare  etc.  hatte 
u.  dass  hieraus  die  Bedtg. :  in  matrimonium 
dare  od.  überhaupt  die  von :  eine  Ehe  schlies- 
sen,  ein  Weib  nehmen  u.  erhalten,  heirathen 
od.  sich  verheirathen  etc.  des  goth.  liugan 
u.  afries.  logia  entstand.  Vergleicht  man 
nun  weiter  das  ags.  bryttnian  u.  brytnian 
(theilen,  aus-  od.  mittheilen,  spenden,  geben, 
hingeben)  von  breötan  (frangere  etc.),  .so 
würde  sich  auch  dieses  goth.  liugan  in  der 
Bedtg. :  hingeben,  etc.  begrifflich  gut  von  der 
skr.  y  ruj  (frangere  etc.)  ableiten  lassen  u. 
zwar  um  so  mehr,  als  das  an.,  isl.  liga  nach 
Biörn  Haldorsen  neben  alienare  auch 
die  Bedtg. :  consumere  hat  u.  es  hierin  loieder 
mit  dem  urspr.  würzet-  u.  begriff sverioandten 
goth.  liusan  (cf.  lesen,  bs.  fcrlesen)  zusammen- 
trifft, was  ja  mit  los,  lose,  lösen  etc.  (cf. 
lös,  los)  zu  einer  y  lus  gehört,  die  ebenso 
wie  skr.  ruj  (frangere  etc.)  aus  idg.  ru  (zer- 
schmettern, zerbrechen  etc.)  hervorgegangen  ist. 


leger,  Lüger,  Person  die  lügt;  —  legers 
un  hedregers  de  kamen  in  de  helle.  —  Nid. 
lieger  etc. 

logpi',  legeni,  s.  Ulger  etc. 
5  leggP,  l^ffi  fi)  cüjc  Lage  od.  Schicht  Ge- 
treide zum  Dreschen,  bz.  das  Quantum, 
ivelches  auf  einmal  zum  bequemen  u.  voll- 
ständigen Atisdreschen  auf  der  Dreschtenne 
liegen  kann  u.  ausgelegt  tvird ; — ■  se  dörskcn 

10  fan  't  jär  üt  de  legge  wol  'n  darden  del 
minner  as  in  andere  jaren,  so  siegt  is  de 
gefen ;  —  Sprichw. :  he  kumd  up  de  slag, 
as  Jan  Wübben  bi  de  leste  legge ;  —  b)  der 
Eierstock  der  Hühner  etc.  —  Nid.  leg. 

\h  leggen,  legen,  liegen  machen,  Lage  u. 
Stelle  geben  etc. ;  —  he  legde  (gekürzt  lä) 
dat  dar  hen  od.  up,  in,  afer  etc.  —  Nd., 
nid.  leggen ;  afries.  lega,  leia,  ledsa,  lidsia ; 
wfries.  lizzen;  satl.  ledsa;  as.  leggjan,  legg- 

20  Jen;  ags.  lecgan,  legan;  aengl.  leggen;  engl. 
lay;  an.,  norw.  leggja;  schwed.  lägga ;  dän. 
laegge;  ahd.  leggan,  leggen,  lekken,  lecken, 
lecgen,  legen;  amhd.  lecken;  mhd.  legen 
(legte,  leite,  Iahte) ;  goth.  lagjau  vom  Präter. 

25  lag,  von  liggen. 

leg-lopen  etc.,  s.  läg-lopen  etc. 
leg-loper,  s.  läg-loper. 
leg-niör,  s.  läg-mör. 
legte,  s.  lägte. 

30  1.  lei  od.  le,  Endung  u.  Endwort  von 
ener-,  tweer-,  gener-  (keiner-),  aller-,  men- 
niger-lei  etc.  —  Nd.,  nid.  lei;  mnd.  lei,  leie, 
leige;  afries.  leie;  mhd.  leie,  leige,  lei.  — 
Dieses  früher   stets   von   den   vorstehenden 

35  Wörtern:  einer,  zweier,  mancher,  aller  etc. 
getrennt  geschriebene  (KU.  übersetzt  mnld. 
ley  mit  via,  qualitas,  modus,  forma,  species, 
wobei  indessen  zu  bemerken,  dass  es  in  der 
Bedtg.:    Weg   wohl   mit  as.  leia  ident.  ist, 

40  worüber  Weiteres  unter  2  lei)  Wort  ist  nach 
Grimm  (cf.  Weigand  etc.)  entlehnt  aus 
afranz.,  prov.  ley  (Art  u.  Weise),  welches 
dasselbe  wie  n franz.  loi;  span.  ley  (Gesetz) 
ist   u.    aus    lat.    lex    (Gesetz,    Herkommen, 

45  Begcl,  vorgeschriebene  Art,  Art  u.  Weise 
etc.)  entstand  (s.  übrigens  darüber  auch  noch 
unter  2  lei)  u.  demnach  verschieden  ist  von 
(Diez  II,  U3)  span.  laya  (Art,  Beschaffen- 
heit), ivas  eigentlich,  wie  auch  im  baskischen, 

50  ein  Ackeriverkzeug  bezeichnet,  mit  ivelchem 
immer  mehrere  nebeneinanderstehende  Men- 
schen arbeiten,  ivoher  die  Redensart:  son 
de  la  misma  laya,  sie  sind  eines  Gelichters 
od.    alle    dasselbe    Volk,    bz.    alle   gleichen 

55  Schlages  od.  gleicher  Art  etc.  Vergleicht  man 
nun,  dass  wir  das  Wort  p  1  o  g  nicht  allein 
in  der  Bedtg.  Pflug  od.  Ackeriverkzeug 
zum  Pflügen  od.  Auf-  u.  Umreissen  der 
Erde  gebrauchen,  sondern  auch  in  der  von : 

60  Koppel,  Potte,  Sehaar,    Haufe,   bz.    Schaar 


LEI 


488 


LEI 


von  Männern,  die  an  einem  Werke  mitein- 
ander arbeiten  od.  sich  zu  einer  betr.  Arbeit 
ZHsammenthun  it.  sich  mit  einander  verbin- 
den etc.,  od.  auch  in  der  von:  Schlaf/,  Art, 
Gelichter,  (rcsindcl  (so  liüron  all'  to  eii  plog, 
a)  sie  gehören  Alle  zu  einem,  l^ßtir/e,  bz.  zu 
einem  Gespann  od.  zu  einer  u.  derselben 
Arbeit  u.  Rotte  etc. ;  —  b)  sie  gehören  Alle 
zu  einander  u.  sind  Alle  gleich,  bz.  Alle 
gleicher  Art  etc. ;  —  dar  steid  'n  hol  pl6j^ 
tblks  bj  'u  ander ;  —  sc  sunt  all'  on  plöjx, 
sie  sind  Alle  eines  Schlages,  Volkes  od.  eines 
Gelichters  etc.)  u.  dass  die  letztere  Bedtg. 
uohl  daher  rührt,  dass  in  der  Urzeit  anstatt 
der  Pferde  u.  Ochsen  die  Hörigen  u.  Sclaven 
u.  auch  wohl  das  ganze  Hausgesinde  sich 
an  den  Fjlug  s-2)annte  u.  mit  vereinten  Kräf- 
ten damit  arbeitete.,  so  lässt  sich  daraus 
wohl  erklären,  wie  sowohl  d(ts  span.  laya 
als  u)iser  plüg  als  Inbegriff  der  ganzen  die 
Erde  aufreissenden  ^Maschinerie  (d.  h.  des 
Pfluges,  incl.  der  denselben  ziehenden  u. 
damit  arbeitenden  u.  als  Ffluggespann  be- 
trachteten MenschcnscJtaar)  in  die  Bedtg. : 
Gespann,  zusammengehörender  Haufe  etc. 
od.  gleiche  Schaar,  dieselbe  Schaar,  eine  u. 
dieselbe  Art  od.  dasselbe  Gelichter  etc.  über- 
gehen konnte.  Hier  lässt  sich  nicn  aber 
auch  weiter  die  Frage  anknüpfen,  ob  das 
span.,  bask.  laya  niclit  auch  etwa  eine  Art 
Pflug  od.  ein  Werkzeug  zum  Aufreissen  u. 
Lockern  der  Erde  ist  u.  vielleicht  mit  lat. 
laxo  u.  laxus  (weit,  off'en,  klaffend,  gespalten, 
von  einander  stehend,  von  einander  getrennt, 
lose,  locker  etc.)  zusammoihängt,  ivas  nach 
afranz.  ley  von  lex  möglicherweise  denkbar 
wäre,  zumal  da  laxo,  laxus  doch  wohl  besser 
zu  der  für  rictus  etc.  von  Fick  aufgestell- 
ten y  rag  (klaffen,  iveit  offenstehen  etc.) 
stimmt,  als  zu  einer  y  lag  (languere),  ivozu 
Fick  auch  das  an.  Icka,  lak  (lecken,  Wasser 
durchlassen)  vergleicht,  trotzdem  dieses  Wort 
(cf.  lekken)  doch  auch  ivohl  auf  die  Grdbedtg.: 
klaff'en,  gespalten  sein,  einen  Miss  haben  etc. 
zurückgeht  ii.  tvobei  man  das  span.,  bask. 
laya  auch  vielleicht  besser  direct  von  dieser 
y  rag,  lag  (sie  hat  subst.  auch  noch  die 
Bedtg.:  Klaff',  Spalte,  Orff'nung,  liiss  etc.) 
ableitet,  als  von  lat.  laxus  etc. 

2.  lei,  Schiefer,  Schieferplatte,  Schiefer- 
tafel, Eechetitafel ;  —  dat  liiis  is  mit  lei 
dekt ;  —  he  sclirift  nog  up  'n  lei  un  nog 
uich  up  'u  asscl  (Papierbogen) ;  —  du  must 
't  lei  äfcn  licrkrigeu  uu  äfen  ütrfikncn  wo 
fol  dat  't  is.  —  licdensart :  'i  lei  uphangcu, 
d.  h.  ivörtlich:  die  liechentafel,  od.  die 
Schiefer  platte  od.  Schiefertafel,  worauf  die 
ausstehenden  Forderungen  u.  die  Schulden 
vermerkt  u.  eingetragen  sind,  aufhängen,  es 
(bz.  das  Debet-  u.  Credit-Buch)  nicht  mehr 


herabnehmen  u.  nichts  mehr  darauf  ver- 
merken etc.,  flg.  od.  hildl.  aber:  sein  Ge- 
schäft aufgeben,  li(piidiren  wollen,  bz.  sich 
in  Cuncurs  begeben  u.  erklären,  sich  bankerott 
5  erklären  etc. ;  —  he  hed  't  lei  uphaiigou  um 
siii  büdel  slatcu  uu  siii  bökeu  ua  't  gcrigt 
brogt.  —  Nd.  (Br.  Wb.  III,  l'J)  leiden 
(Schiefer);  mnd.  leie ,  leide,  leige  (Fels, 
Stein,  besonders  Schiefer)  ;  nid.  lei  (Schiefer, 

10  Schieferstein,  Schiefertafel,  Bechnentafel) ; 
mnld.,  mfläm.  leyde,  leye  (Schiefer  od.  Schiefer- 
platte  zum  Decken  der  Häuser) ;  md.,  mrhein., 
klev.  leye  (Schieferstein,  Schief  erplatte).  — 
DiesesWortwirdmancherseits (cf.  0. Schade, 

15  Weigand  etc.)  mit  and.  leye  od.  leie; 
mnld.  (KU.)  ley  (via.,  Weg,  Richtung)  iden- 
tificirt,  tüomit  Kil.  u.  Andere  (cf.  auch  0. 
Schade)  auch  1  lei,  bz.  mhd.  leie  etc.  (Art 
u.  Weise)  identiflciren  u.  (cf.  auch  skr.,  ved. 

20  riti  (Strom,  Lauf,  Weg,  Strich,  Linie;  Art, 
Weise  etc.),  wozu  hier  noch  bemerkt  sei, 
dass  das  zweifellos  zu  dem  alten  lidan  (gehen 
etc.)  gehörende  an.  leidlir  neben  M^eg,  Rich- 
tung  etc.    auch   die  Bedtg. :    Weise  etc.  hat 

25  u.  dass  das  nid.  ley  (via)  auch  icohl  wie 
franz.  laie  aus  urspr.  leide  od.  leid  =  ags. 
lad  (via,  iter,  annona  etc.)  entstand.  Da 
indessen  lei,  leie  (Schiefer,  bz.  Schieferplatte) 
im  Theuton.,  bz.  bei  Kil.  etc.   (cf.  Seh. 

30  u.  L.  u.  auch  31  el.  Stoke  von  Huyde- 
koper  III,  20d)  mit  lamina,  scaudula,  sec- 
tilis  e  saxo  lamina,  tegula  übersetzt  wird, 
so  ist  es  höchst  wahrscheinlich,  dass  dieses 
Wort,  sowie  auch  as.  leia,  od.  nach  Andern 

85  (cf.  31.  Heyne,  Helia)ul,  u.  Seh.  u.  L.) 
leia  (Fels,  Stein,  bz.  Fels-,  Stein- Platte)  u. 
hlea,  hleo  urspr.  nur  ein  Etwas  bezeichuete, 
was  man  als  Decke  auf  Etwas  legte,  od. 
tvomit    man    ein    Etwas   deckte,    um  Etwas 

40  (ein  Haus,  Grab  etc.)  damit  zu  schützen  od. 
dicht  zu  machen  u.  zu  schl/cssen.  Ist  dies 
nun  aber  richtig,  so  ist  leia  od.  leia  (hlea, 
hleo)  nicht  verschieden  von  dem  goth.  hlija, 
afries.  hli,  ags.  hleö,  as.  hleo  (Decke,  Dach, 

45  Obdach,  Schutzdach,  Schutz,  cf.  2  le),  bz. 
von  dem  gleichbedeutenden  as.  hlea,  mhd. 
lie,  liewe  (cf.  leife,  leiwe)  u.  verstand  man 
unter  leia  etc.  urspr.  blos  einen  Deckstein, 
bz.  ein  Stein-  od.  Fels-Stück,  bz.  eine  Stein- 

50  od.  Fels-Platte  zum  Decken  u.  Verschliessen 
von  Etwas  (eines  Grabes,  Hauses)  od.  über- 
haupt ein  Etwas,  tvas  man  als  Schutz  gegen 
Raub  od.  Wind  u.  Wetter  etc.  auf  Etwas 
legte.     Dass  aber  hier  die  Bedtg.:  Decke  od. 

55  deckendes  u.  schützendes  Etwas  in  die  von 
Stein-  od.  Fels- Platte,  Schiefer- Platte,  bz. 
Fels,  Stein  od.  Schiefer  überging,  bz.  hlea 
neben  Decke  etc.,  Schutz  etc.  auch  eine 
Stein-   od.    Schiefer- Platte    etc.    bezeichnete, 

60  hat  ja  auch  gar  nichts  Befremdendes,  loeil 


LEI 


489 


LEIDEN 


bekanntlich  auch  das  Wort  lUik  (s.  d.)  neben 
Dach,  Decke,  Schutz,  Schirm  etc.  auch  die 
liedtij. :  Stroh,  Schilf,  Schilfrohr  od.  liied 
hat.  Die  IileiUificiruny  u.  Verwechslung  mit 
iHuld.  loy,  We(j,  via  etc.  (u.  auch  vielleicht 
mit  einem  schon  as.  u.  afries.  vorlcommendoi 
Icia  in  derselben  licdtg.,  cf.  dicscrhalb  3  loi) 
rührt  deshalb  loohl  daher,  dass  das  yoth. 
lilija,  as,  hlea  etc.  durch  Aphärcsis  sn  lija, 
lea,  leia  etc.  verstümmelt  ivurde.  Will  man 
indessen  die  Entstehung  von  leia  (Stein, 
Schiefer  od.  Steinplatte  etc.)  ans  hlea  etc. 
nicfit  als  richtig  zugeben  u.  ist  die  dafür 
auch  vorkommende  Form  hlea  od.  hlea  ei)i, 
Schreibfehler  für  lea,  leia,  so  loürde  die 
mischeinend:  neben  leie  schon  sehr  früh  vor- 
kommende Form  leige  (lige,  lege,  bz.  liage, 
leage  etc.)  vielleicht  auf  eine  Identität  mit 
hjmr.  lech,  gael.  leac  (Stein),  corniv.  leh, 
ivallis.  Iccli  (Steinplxdte,  cf.  cromleh,  crom- 
lecli),  air.  (Schleiche  r,  Chrest.,  251)  lia, 
Gcnit.  liacc  (Stein)  schliessen  lassen. 

Zum  Schluss  sei  übrigens  noch  bemerkt, 
dass  für  dieses  lei  od.  leia  (sei  es  in  der 
Bedtg. :  S  chiefe  r,  S  c  h  i  ef  er  platt  e  od. 
Weg  =  via  lupta,  cf.  bän)  auch  ebensogut 
die  y  lii  (lösen,  spalten,  trennen,  frei  machen 
etc.)  aufstellen  kan)t ,  zumal  da  ja  der 
Schiefer  ein  Stein  ist,  der  sich  abspal- 
tet od.  abblättert  u.  das  Wort  Schiefer 
selbst  auf  die  Grdbedtg. :  spalten,  abspalten, 
blättern  etc.  (cf.  schäfe  ii.  schifern  etc.)  zu- 
rückgeht. 

3.  Lei  od.  Lej,  Benennung  des  Norder 
Fahrwassers  vom  Siel  od.  dem  Hafenbassin 
ab  bis  zum  Ausflusse  in  die  Nordsee  (ilat 
.schip  ligd  in  de  Ley  —  is  de  Ley  ütgan  od. 
binnenlöpen),  luovon  das  Legsand  (Leysander 
Polder,  Legsander  Siel)  u.  die  zwischen 
Norden  u.  dem  Greetsieler  Amte,  bz.  einem 
Theile  der  sog.  Kr  umhörn  belegene  Leybucht 
ihren  Namen  haben.  Da  die  Leg  nicht 
allein  das  Fa/irwasser  der  Stadt  Norden 
ist,  sondern  auch  das  Binnenwasser  des 
Norder  Amtes  (es  münden  darin  mehrere 
kleine  Llüsse  aus)  in  die  See  abführt  u. 
leitet,  so  ist  die  allgemeine  (u.  auch  ivohl 
richtige)  Ansicht  die,  dass  dieses  Wort  aus 
leide  entstanden  sei  u.  ein  Etwas,  welches 
ein  anderes  Etwas  ivohin  leitet  u.  führt 
od.  überhaupt  ein  Weg  von  u.  für  Etwas 
ist,  bedeute,  in  welchem  Fall  es  dann  mit 
mnld.  ley  (Weg  etc.),  nfries.  lei,  leid  (Weg, 
Fahrt,  Strich,  Grenze);  an.  leidhr  (Weg, 
Richtung  etc.,  s.  unter  2  lei)  etc.  u.  mnd. 
leide,  leydo.  Weg,  Gang,  Lauf  (cf.  bei  Seh. 
u.  L.  II,  656  [bekümmere  dich  nicht  zu  sehr 
um]  des  liemmcls  hoghe,  der  werkle  breyde, 
des  nieres  dupe,  des  waters  leyde),  bz.  unser 
1  leide,   mnld.   leyde,   leye  (ductus,  tractus. 


nieatus)  etc.   zu    as.  lidhan,  lithan  (s.  unter 
liden)  gehört. 

4,  lei  od.  loi,  IiMi,  sich  nicht  rührend  u. 
regend,  träge,  faul,  unlustig  zur  Arbeit  od. 
5  um  sich  zu  bewegen,  malt,  flau  etc. ;  —  de 
kerel  is  uet  so  lei  as  'a  lliiite,  bz.  he  is 
Hiiit-lei  (der  Kerl  ist  eben  so  faul  wie  ein 
Kieselstein,  bz,  er  rührt  u.  regt  sich  ebenso 
loenig  wie  ein  Kieselstein,  liegt  fest  wie  ein 

10  grosser  Kiesel  etc.) ;  —  't  is  all'  sin  läfen 
'u  leien  kerel  west,  de  sin  läfen  niks  anders 
dän  hed  as  slapen  iin  bummeln ;  —  lie  word 
wo  older  wo  leier;  —  he  is  de  leiste  fan 
allen;  —  ik  wet  liel  net  wo  't  is,  ik  bin  fan 

15  dage  so  lei  (träge,  unlustig,  matt,jlau  etc.)  ;  — 
dat  warme  wer  (Wetter)  mäkd  eii  lei ;  —  't  is 
fan  dage  regt  lei  wer  (laues,  stilles,  müde 
u.  matt  machendes,  ermattendes  Wetter)  ;  — 
de  wind  weid  so  lei  (der  Wind  weht  so  träge 

20  u.  matt  etc.,  od.  so  lau  u.  warm  etc.);  — 
bi  so  'n  leien  (trägen  etc.)  wind  kan  d'r  hei 
gen  molen  gän.  —  Nd.  (B  r.  W  b.)  loi ;  mnd. 
loi,  loey,  leu,  loye ;  nid.  lui;  mnld.  (KU.) 
luy,  loy,  ley    (piger,  desidiosus,  vappa,  mur- 

25  cidus,  ignavus,  segnis,  fugitans  laborem) ; 
nfries.  löi ;  ivfries.  loy,  loay ;  wang.  leu.  — 
Die  Vocale  stimmen  zu  bleien,  bloien,  nhd. 
blühen,  ahd.  pluoan  etc.,  bz.  zu  mnd.  loien, 
as.  hluojan  (brüllen  etc.),   tvonach   es  dann 

30  in  der  Bedtg. :  träge,  od.  ermattet,  matt  etc. 
zweifellos  mit  an.  lyja,  lüdha  (zerstossen, 
stossen;  ermatten;  entkräften,  schwächen), 
lüi  (Ermattung),  liiinn  (gebrochen,  ermattet, 
matt  gemacht  u.  geworden  etc.),  ist.  ]<fa,  (fati- 

35  gare),  lii,  liÜ  (lassitudo) ,  lüinn  (defessus, 
defatigatus),  nonv.  lu  (abgemattet,  entkräftet, 
erschöpft,  matt  etc.)  etc.  zu  der  y  lu,  idg. 
ru  (cf.  Fick  III,  272)  gehört,  welche  auch 
für  1  le  etc.  aufgestellt  ist. 

40  lei-,  leii-äi'd,  leierd,  leuerd,  träger  Mensch, 
Fatdenzer,  Faulpelz,  Lungerer  etc.  —  Nid. 
luiaard;  mnld.  luyaerd,  loyaerd,  leyaerd ;  mnd. 
loiard.  —  Davon  mnld.  luyaerden  (dare  se 
pigritiae,  pigrescere  etc.). 

45      lei-,  leu-bank,  Faulbank,   Lotterhett   etc. 
(cf.  4  lei) ;  —  he  mag   niks  lefcr  as  up  de 
leibank  liggen  un  sük  wat  räkeln. 
lei-dak,  Schieferdach. 

1.  leide,    Leitung,    Wasserleitung,    aqua 
50  ductus.  —  Zu   leden,    bz.    dem   alten  lidau, 

cf.  liden. 

2.  leide  od.  laide,  layde,  Blitz.  — Wang. 
leide  (in  leidslag,  Blitzschlag);  nfries.  (J o- 
hansen)  laid ;   nd.  (Schütze)  lei  (Blitz). 

55   Wohl  ident.  mit  mnld.  (KU.)  laeyc  (flamma), 
s.  Weiteres  unter  1  leien. 
] ei-dekker,  Schieferdecker. 
1.  leiden,  Leiden,  Kummer,  Verdruss  etc. ; 
—  dat   is   't   leiden  je  man,  dat  ik  d'r  niks 
60  an  dön  un  helpen  kan. 


LEIDEN  LEIEN  490                     LEI-  LEU-WAGEN 

2.  leiden,  leien,  leiten,  führen  etc.,  s.  leilen.  lei»»reii  od.  leuern  (Iterat.  von  3  leien  etc.), 

1.  leider,  Iriiler;  --  ik  mut  leider  fru  faulenzen  etc.;  —  he  leiertl  ilo  jjanse  dag 
meinem  Leidwesen    ud.   Verdruss   etc.)    gäii.  wat  herum.  —  Nid.  hiioren ;  )«»/(/.  luyeieii, 

—  l'^s  ist  cifjendivh  der  Compar.  run  li'id,  faulenzen,  hissig  sein,  sich  aufluütcii,  rer- 
hz.    löd    u.    icird  es  eoii  uns  auch  sul/st.  in  5  zögern,  zaudern,  cf.  3[.  Kr  inner. 

der  Bcdtt/.:  der  ,':lchlechlere,  minder  Gc-  leife,  loiife,  loife,  Wetterdach,  Schirm- 
schätzte, Unliebere  etc.  (s.  unter  li-tVr)  ge-  dach,  Schulzdach,  bedachter  Vorbau  vor  der 
braucht.  Thitr   eines   Hauses,    worunter    man   gegen 

2.  leider,  a)  Leiter,  Führer  etc. :  —  up-  Sonne  u.  Regen  geschützt  sitzt  u.  unter 
\v'\dcr  (Au Heiter,  Erzieher) ;  —  rorleidcrfKcr-  10  ivelchcm  früher  in  meiner  Jugendzeit  auch 
hiter,  Verführer);  —  b)  ein  Leitrohr,  bz.  die  Waaren  zum  Verkauf  ausgelegt  wurden; 
ein  liohr  od.  eine  liinne  (ductus),  welche  —  frügor  wurd'  d'r  's  afciuls  'ii  nabcrprütjo 
das  Wasser  vom  Dach  ableitet;  —  de  leider  uiider  de  leif  holden.  —  Nid.  luit',  Inifel; 
geid  afcral  kört  im  nuit  bold  foriieid  worden.  mnld.  loove,  luyti'e,  liiyve,  hieve  (nmbracuhini, 

leidig,  verführerisch,  trügerisch,  gleiss-  15  t'rondinm,  prnjectiira,  comphivium,snggruiida, 
nerisch,  glatt  in  Worten  u.  Wesen  etc.:  —  podiuni  etc.);  nd.  (B r.  Wb.)  löve;  mnd, 
dat  wif,  dat  is  ,jo  'n  leidigen  dünner,  dar  lovene,  love ;  ahd.  loubä,  laupä;  mhd.  loiibe 
mut  man  sük  bliksems  für  in  aclit  nenien,  (Laube,  bedeckte  Galleric  eines  obern  Stock- 
dat  se  en  nicli  ferffird;  —  he  kan  so  möi  werks  eines  Hauses,  Gerichtslauhe  etc.).  — 
döu  un  hed  so  'n  leidigen  tunge,  dat  lie  20  Davon  mlat.  laubia;  chw.  laupia;  lomb., 
hast  elk  begAsken  kan;  —  se  kikt  mi  fols  piem.  lobia;  ital.  loggia;  port.  loja;  franz. 
to  h'idig  ifrcundlich  u.  gleissnerisch  etc.)  iit,  löge  (Hütte,  Zelt,  Gallcric).  —  Zu  löt'  u. 
as  dat  ik  hur  tröe.  —  Es  ist  soviel  als  urspr.  wohl  ein  mit  L.aub  od.  BUittern  be- 
te it  ig  u.  gehört  zu  leiden,  leden  (leiten,  dccktes  FAwa^. 
führen).  25      lei-,  leuheid  u.  leiigbeid,  leuigheid,  Faul- 

1.  leien  od.  laien,  blitzen,  wetterleuchten,  hcit,  Triigheit  etc.  —  Nid.  luihcid;  mnld., 
hell  aufflammen;  —  dat   leied   in  't   siiden.  mfläm.  luyheyd.     cf.  4  lei  etc. 

—  Nd.  (Schütze)  leien;  dithm.  leihn ;  lei-,  leu-lokker-Iand.  .SV/t/ara/^eH/rtHr/, /y^. 
mofries.  (Cad.  Müller)\di-^i\%n\  helg.\o\i[Q\  das  geträumte  Paradies,  wo  man  ohne  zu 
satl.  leie;  nfries.  (J ohansen,  pag.  167)  30  arbeiten  od.  unthätig  (cf.  4  lei)  u.  lecker 
läid,  läidagiu ;  toang.  leith.  cf  mnld.,  mfläm.  lebt.  —  Nid.,  mnld.  luilekkerland. 
]iiQ\en{ÜSLmmsLre,ÜAgrave),  ivas  Japi.r(pag.  lei-,  Icnlenseii  ».  lei-.  leulentern,  fuulen- 
261)  mit  wfries.  leagjen,  hiegjen,  dem  nhd.  sen  etc.;  —  leilenscr,  leuh^nser,  leih>nter, 
lohen  von  goth.  liuhan,  lauh  etc.  (s.  unter  Faulenzer.  —  Ob  die  verb.  Endung  kMissen 
1  lecht)  idcntificirt  u.  loonach  dann  nid.  35  u.  lentern  mit  enzen  im  nhd.  faulenzen 
laeyen,  bz.  lajen  od.  lajen  (cf.  lafen,  lät  etc.)  od.  mit  2  leussen,  lentern  ident.  ist,  ist  mir 
für  lojen  (cf  2  lafen  =:  lovcn),  bz.  hijen,  zweifelhaft.  Da  wir  indessen  auch  fiiUentcr, 
lögen  (cf.  löjen  =  nhd.  lohen,  gerben  etc.  bz.  fülenter  =  nhd.  Faulenzer  gebrau- 
u.  löjen  =  nhd.  laugen)  steht,  woraus  dann  chen  u.  manchmal  auch  faull enz en  statt 
7ielg.  hien  u.  unser  leien  (der  Vocalwandlung  iO  faulenzen  geschrieben  wird,  so  kann 
wegen  vergl.  auch  gloicn,  gloien,  gU"»jen  =  auch  der  Volksmnnd  beim  Denken  an  nhd. 
nhd.  glühen  u.  bleien  etc.  =  nhd.  blühen)  faulenzen  n.  bei  der  Si/nongmität  von 
sicJi  formell  leicht  erklärt.  Bestätigt  wird  lei  u.  fiil  von  dem  Ersteren  statt  lei-ensen 
dies  auch  durch  nid.  (v.  Dale  etc.)  laai  davon  ein  lei-lensen  gebildet  haben.  —  cf. 
(Lohe,  Flamme)  u.  laaien  (lohen).  15   Weiteres  unter  2  lenseu  u.  lentern.  —  Auch 

2.  leien,  von  lei  od.  Schiefer,  s.  2  lei;—  nfries.  (J ohansen,  pag.  4r>)  luilontiu,  lui- 
'n  leien  dak.  louti,  faulenzen. 

3.  leien  od.  leuen,  träge,  faul,  unlustig,  Leitnant,  Lieutnant.  —  Sprichw. :  de  'n 
bz.  matt,  flau  etc.  fc/.  4  lei)  sein  od.  werden;  bitje  ferdreij  is,  de  mut  Leitnant  worden. 
daher  a)  faulenzen,  lungern,  unthätig,  be-  50  —  Das  fraWz.  lieutenant  ist  gebildet  von 
schäftigungslos  umhergehen,  unthätig  n.  still  lieu  (Stelle,  Platz  etc.)  u.  tenant  (von  tenir, 
liegen  etc.;  —  he  leied  (od.  leid)  de  ganse  halten)  u.  bezeichnet  demnach  dieses  ]Vort 
lefe  dag,  bz.  he  leied  (leid)  wat  herum;  —  ur.'nn:  einen  Platz-  od.  Statt- Halter  u.  Stell- 
he  mag  niks  lefer  as  leien  od.  leilensen ;  —  Vertreter  des  Königs  od.  des  Hauptmanns  etc. 
h)  flauen,  matten,  stillen  etc.;  —  de  wind  55  lei-,  leu-wagen,  a)  eine  querstehende, 
leied  (od.  leid)  al  iner  of  (der  Wind  flauet,  grosse  u.  si((rke,  hölzerne  Scheuerbürste  mit 
mattet  u.  stillt  immer  mehr  ab,  loird  immer  einem  langen  schrägstehenden  Stiel  zum 
flauer,  matter,  träger  u.  stiller  etc.).  Scheuern    u.    Waschen   des  Fussbodens ;  — 

leien,  s.  leen.  b)   (Naut.,    cf.   Bobrik,  pag.   467,  a)    ein 

loierd  etc.,  .s.  lei-,  leuärd.  60  etwas  gekrümmtes,  unter  dem  zioeiten  Deck 


LEI-  LEU- WAMS 


491 


LEKKEN 


befestigtes,  quer  licf/endes  Stiicic  Hob  (itlä. 
eea  dwarshout  waurover  de  roorpen  loopt, 
cf.  V.  Dalc),  ivclchcs  das  Gewicht  der  Itnder- 
piiuie  od.  des  Helms  trägt  n.  ivoranf  sich 
der  TrUjicr  od.  die  Uuderpinne  selbst  hin 
u.  her  bewegt,  ivenn  gesteuert  wird,  zu  ivcl- 
chein  Jichufc  die  obere  Flüche  des  Leuwagens 
mit  einer  eisernen  Platte  belegt  ist ;  —  c) 
(Naut.),  eine  aber  das  SchiJJ'sdeck  hingehende, 
auf  beiden  Bordseiten  befestigte  runde  u. 
ctivas  geJcriimmte  Quer-Stange,  toorauf  der 
an  den  Scgclschoten  befestigte  Hing  sich  hin 
u.  her  beiocgt,  wenn  das  Schiff  loendet  u. 
die  Segel  anders  gestellt  toerden  müssen.  — 
Nid.  luiwageu   (dasselbe   in   allen  Bedtgn.). 

—  Dacon  entlehnt:  nd.  (Br.  Wb.,  111,  56, 
Schütze)  leuwagen  (dasselbe  wie  a);  schiveä., 
dün.  (cf.Bobrik  H«ier  leiiwagen)  lewagen, 
levagen  (dasselbe  loie  sub  b  u.  c).  —  Es  ist 
anscheinend  ein  Compos.  von  lei,  leu  {träge, 
faul,  malt,  sich  nicht  regend  u.  rührend)  u. 
wagen  u.  muss  demnach  dieses  Wort  einen 
sicli  selbst  niclit  regenden,  trägen  u.  müssi- 
gen, bs.  einen  unbeweglichen,  ruhenden  u. 
liegenden  Wagen,  od.  (cf.  das  Compos.  Faul- 
Bett  od.  unser  leibank)  einoi  Ruhe-Wagen 
(Wagen,  loorauf  etwas  ruht  u.  liegt,  bz. 
worauf  sich  Etwas  lehnt  u.  stützt)  bezeich- 
nen, obschon  allerdings  diese  Bedtg.  kaum 
für  das  nbige  Wort  passt. 

lei-,  leu-wams,  Faidpelz. 

\.  lek,  a)  Tropfen,  fig.  das  Geringste;  — 
dat  fat  is  so  digt,  dat  d'r  gen  lek  dör  kiimd 
un  ütdrüpt;  —  dat  fat  is  gaus  lös;  d'r  is 
gen  lek  mer  in ;  —  he  hed  dat  glas  so  schön 
ütdrunken,  dat  d'r  gen  lek  inbläfen  is;  — 
't  is  al  wer  dröge  un  d'r  fald  gen  lek  mer 
tan  de  bömen ;  —  bit  up  de  leste  lek ;  — 
he  gaf  nii  gen  lek  (keinen  Tropfen,  bz.  nicht 
das  Geringste)  fan ;  —  d'r  ful  gen  lek  für 
nii  of;  he  kun  't  all'  up ;  —  he  hed  gen 
lek  drinken  für  'u  ander  minsk  afer;  —  en 
lek  win  od.  ber,  water  etc. ;  —  dar  falld  mi 
^n  lek  up  de  kop  ;  —  he  hed  'n  lek  an  de 
nöse  (Nase)  hangen ;  —  b)  Traufe,  Dach- 
traufe, Tropfenfall:  —  he  steid  under  de 
lek ;  —  he  kumd  fan  de  regen  under  de  lek. 

—  Nur  wang.  lek  in  der  Bedtg.  sub  h  u. 
sonst  soviel  ich  weiss  in  derselben  Bedtg. 
ivie  ahd.  tropho  (nämlich  in  der  von  gutta 
u.  stillicidium)  nirgends  belegt  u.  vorkom- 
mend, was  um  so  bemerke nsiverther  ist,  cüs 
man  beim  Vergleich  des  Umstandes ,  dass 
das  Verb,  tropfen  doch  auch  von  Tropfe 
weiter  gebildet  ist,  aucli  annehmen  muss, 
dass  das  Verb,  lekken  auch  von  diesem  lek  ab- 
stammt, loorüber  noch  Weiteres  unter  lekken. 

2.  lek.  leck,  undicJU,  Wasser  u.  sonstige 
Flüssigkeiten  durchlassend  durch  eine  Bitze, 
Spalte  od.  ein  Loch  etc.;   daher  auch:  zer- 


rissen, kaput  etc.;  —  dat  fat  (od.  dat  schip, 
de  stäfel  etc.)  is  lek  un  rnut  digt  niäkd  (od. 
ütbäterd,  fiikt)  worden.  —  Nd.,  nid.  lek; 
mnld.  leck  (manans,  flucns,  stillans,  perfluens, 
5  rimosus);  an.,  ist.  lekr  etc. 

3.  lek,  eine  undichte,  Wasser  od.  sonstige 
Flüssigkeiten  durchlassende  Stelle  od.  Hitze, 
Spalte  etc. ;  — ■  dat  fat  (od.  dat  schip,  de 
stäfel  etc.)  hed  'n  lek.  —  Nd.,  nid.  Ick  etc. 

10  leki'isje,  Leckage,  das  Auslecken  u.  der 
Schaden,  den  man  durch  das  Auslecken  an 
nassen  Waaren  erleidet.  —  Nid.  lekkagie; 
engl,  leakage  etc.,  von  2  lek  mit  franz. 
Endung. 

15  lek-l)ßr,  Tropfbier,  aus-  od.  abgetropftes 
Bier,  Bier,  das  sich  tropfeniveise  in  ein 
unter  dem  Hahn  stehendes  Gefdss  gesammelt 
hat  u.  in  Folge  dessen  verschlagen  od.  ver- 
dorben u.  schal  geworden  ist. 

20  lek  -  fat,  Fass  od.  Gefäss ,  worin  ab- 
tröpfelnde Flüssigkeiten  sich  sammeln. 

lek-gat,  Tropfloch,  Loch,  Spalte  od.  Kitze, 
wodurch  Wasser  od.  eine  sonstige  Flüssig- 
keit hindurch  sickert  od.  hindurch  dringt. 

25       lekje,  lektje  (Dimin.  von   1  lek,  sub  a), 

kleiner  Tropfen,  Tropf  eichen,  geringste  Spur 

von  Feuchtigkeit  etc. ;  —  dat  fat  is  so  digt, 

dat  d'r  gen  lekje  dördringt,  bz.  an  to  finden  is. 

lekken  (lekde,  lekte  —  het  lekt),  lecken, 

30  tropfen,  tröpfeln,  sickern,  Wasser  od.  son- 
stig eFlüssigkeiten  durchlassen,  Wasser  ziehen, 
durchschlagen,  undicht  sein,  einen  Leck  od. 
eine  Spalte,  Bitze  etc.  haben  etc. ;  —  dat 
water  lekt  fan  't  hüs  herunder ;   —  dat  lekt 

35  fan  de  bömen  of;  —  de  nöse  lekt  hum;  — 
dat  lekt  dör  de  böne ;  —  de  pannen  lekken 
(die  Dachziegel  sind  undicht,  lassen  Feuch- 
tigkeit durch  od.  schlagen  durch  etc.);  — 
dat  fat  (od.  dat  schip,  de  emmer  etc.)  lekt; 

40  —  dar  is  nog  niks  fan  ütlekt  (a.  davon  ist 
noch  kein  Tropfen  heraus  gesickert  u.  zum 
Vorschein  gekommen,  bz.  herausgedrungen ; 
—  b.  davon  ist  noch  nicht  das  Geringste 
sichtbar    od.    ruchbar    geworden).    —    Nd. 

45  lekken ;  mnd.  lecken ;  nid.  leken,  lekken ; 
ivang.  lek;  aengl.  leken;  engl,  leak;  an., 
norw.  leka ;  schwed.  läcka ;  dän.  läkke  (Alles 
ivie  oben);  ags.  leccan ;  ahd.  lechen,  leken; 
mhd.  lecken  (rigare,  irrigare,  bewässern,  be- 

50  netzen,  berieseln  etc.)  u.  mhd.  lecken  fTFasser 
durchlassen,  lecken).  —  Wie  kl  ecken  für 
urspr.  klacjan,  so  steht  auch  lecken  für 
lekjan,  bz.  urspr.  lakjan  ?t.  wteklac  ('s.  klak) 
ein   Schallstamm   od.    Schallwort   ist,    so  ist 

55  aucJt,  die  für  1  lek,  bz.  lekken  anzusetzende 
y  lak  ein  Schallwort,  bz.  dieselbe  }/  lak, 
rak,  welche  schon  unter  2  lak  bespjrochen 
ist.  Erwägt  man  nun,  dass  die  Bedtg. : 
macula  etc.  von  üek,  klak  u.  lak  (cf.  2  lak) 

60  anscheinend  aus  der  Bedtg. :  brechen,  reissen, 


LEKKER  492  LEM 

spalten   etc.,  bz.   aus  der  von  Bruch,  Riss,  mhd.  lecker  (Lecker,  Schmarotzer,  sittenloser 

Spalte,  Hitze  etc.  hcrcoryiiifi,  so  köitnte  man  Mensch   etc.,   hz.    Einer,   der  gern   leckt  u. 

auch  annehmen,  </<(*»•  man  bei  Ick  «.  Ickkeii,  schleckt)  zu  ahd.  leccon  etc.,  (/.  likki-ii. 

hz.    dieser    \'  lak    von    der    \'urs(elliinii    od.  Ickkcrö,    Leckerei,    Triqifelei   etc. ;  —  wi 

dem  Gedanken  aits(iini/,  das->  die  M'olkc  ein  5  hcblicii    K'kkerc    iip    de    böuo  ;   dat  dak  niut 

mit  Wasser  ijcfidller  Sehlauch  od.  Sack  ist,  iiisen  nast'u  wordoii. 

der  durch  injend   einen    Umstand  reissl  od.  lokkoi'-muiicl,  -snüto,  -taiid.    J. eckermaul, 

bricht   od.    einen   liiss   od.  Urach   bekömmt  Schlemmer,  Schlecker  etc. 

u.  somit  leck  wird  u.  zu  lecken  anfängt,  lckkevn{\einleckeres,süsses,fcinschmecken- 

Wassertropfen  fallen    lässt    u.    auch   selbst  lU  des  Ltwas,    Leckerei,    Näscherei,  SUssigkcit 

ein    träufelndes    L'twas   (od.    ein    'Trief-    u.  etc. ;  —  lie  mag  gern  lekkeriieoa. 

Tropf-Ding,  tropfender  Gegenstand  etc.)  ist,  Ifkkers,    Leckeres,    Elivas   loas   lecker  u. 

aus  welch  letzterer  Bedtg.  Ja  auch  von  selbst  angenehm  schmeckt,  AngcneJimes  etc.;  —  hü 

die  Bedtg.:  Tropfe  u.   Traufe  von  1  lek  mag  gern  wat  Ickkers;  —  lie  lied  bum  wat 

hervorgehen  konnte.     Da  nun   aber   eine  J'  15  Ickkeis    braden    od.    käkt,  bakt  etc.;  —  be 

lak  in  der  Bedtg.   des   obigen    V^erb.  lekkeu  hod    bum    wat    lokkors    (iron.)  toregt  broed 

sonst    anscheinend    nirgends    vorkommt,    so  od.  inbrokt. 

liegt  die  Sache  tcahrseheinl.  so,  dass  durch  Ickse,  Icks,  a)  Lection,  Aufgabe  zum  Aus- 
den  Schallstamm  lak  zuerst  der  Schall  od.  wendiglernen  etc. ;  —  be  hed  sin  loks  göd 
das  Geräusch  nachgeahmt  u.  bezeichnet  20  kund,  bz.  göd  fan  hüten  leid ;  —  h)  Lese- 
wurde (auch  durclt  klik  wird  der  Schall  od.  zeichen,  Zeichen,  das  man  in  ein  Buch  legt 
das  Geräusch  nachgeahmt  u.  bezeichnet,  was  od.  macht,  um  sich  die  Stelle  zu  merken,  bis 
ein  a)is  Fenster  od.  einen  sonstigen  harten  wohin  man  mit  dem  Lesen  desselben  gekom- 
Gegenstand  anschlagemtes  Hagelkorn  od.  men  ist.  —  ^-l^.s  lat.  lectio,  von  lego. 
ein  Liegentropfen  macht  u.  sodann  auch  die  25  lelk,  böse,  boshaft,  unartig,  hässlich,  an- 
stelle od.  den  Lleck  selbst,  der  dadurch  auf  leidlieh,  unausstehlich,  schlecht  etc.;  —  dat 
dem  betr.  Gegenstand  entsteht  u.  zurückbleibt,  is  lelk  tan  di,  dat  du  din  brßer  niks  günnen 
ganz  icie  auch  ja  klak  hiervon  seine  Bedtg. :  bist;  —  he  is  altid  so  lelk  un  bister  tcgen 
macula  herhaben  kann  u.  wie  flek  möglicher-  sin  folk,  bz.  tcgen  sin  t'rö  un  kiudor,  dat  't 
weise  ein  Etwas  ist,  tvas  durch  einen  Schlag  30  hast  hei  net  to  begnpen  is,  wo  so  'n  niinsk 
od.  Klatsch  auf  Etwas  entsteht  u.  zurück-  so  wescn  kan ;  —  be  mok  so  'n  lelk  gesigt, 
bleibt),  den  ein  auf  Etwas  niederschlagender  dat  elk  bang  für  lunn  wurd';  —  dat  past 
Wassertropfen  (sei  es,  dass  der  Tropfen  mi  lelk ;  —  lelk  wer  (böses,  bz.  schlechtes, 
aus  der  Wolke  od.  von  einem  Dach  etc.  unleidliches  Wetter) ;  —  dat  smük  lelk.  — 
herunterfällt  u.  an  od.  auf  Etwas  nieder-  35  Satl.,  )dd.  (mdartl.),  nd.  lelk.  Es  ist  das 
platzt)  verursacht  u.  dann  in  ähnlicher  Weise  contrah.  (cf.  elk)  afries.  letlilik,  ledlik  ;  as. 
auch  wieder  der  niederklatschende  Tropfe  lethlik,  lediilic  ;  mnd.  ledelik,  letlik,  leitlik ; 
sowohl,  als  auch  die  ein  kbdschendes  Ge-  mnld.  leedelik;  idd.  leelyk ,  lalyk;  aJid. 
rausch  verursachende  Traufe  mit  dem  iirsjir.  leidlih;  mhd.  leidelich,  leitlich  (widerwärtig, 
Schallwort  lak  benannt  ivurde  u.  hieraus  40  hässlich,  abscheulich,  schmerzvoll,  schmerz- 
eben unser  1  lek  i)i  der  Bedtg.:  Tropfe  Hell),  das  Compos.  von  1  led  u.  lik. 
«.  1' raufe  hervorging,  wovon  dann  in  lelker,  böser;  —  lolksto,  böseste  etc.; 
gleicher  Weise  wie  tropfen  von  'Tropfe  Compar.  u.  Superl.  von  lelk. 
(cf.  drüppe  u.  drüi)pen)  das  Verb.  Ickjan  jplkci'd,  Böser,  Bösewicht  etc.;  —  be  is 
('Tropfe  machen,  tropfen  lassen  etc.),  bz.  das  45  'n  regten  lelkerd  tan  'n  kerel. 
obige  lekken  in  allen  seinen  verschiedenen  lern,  Lehm,  iceisslieh  grauer  od.  auch  gclb- 
Bedtgn.  iceitergebildet  wurde.  licher,  etwas  sandiger  'Thon,  der  früher  noch 

1.  lekker,  Compar.  von  2  lok.                •  mehr  als  Jetzt   im  Hausbau   zum   Verkleben 

2.  lekker,  lecker,  gewürzig  u.  schön  u.  Bestreichen  der  Wände  u.  als  Mörtel  an- 
schmeckend, angenehm,  dem  Geschmack,  Ge-  50  statt  des  Kalkes  benutzt  lourdc.  —  Xd.,  nid., 
ruch  u.  Gefühl  zusagend,  fein  schmeckend,  mnld.  leem  (argilla,  terra  argillacea,  leuta, 
wählerisch  etc.;  —  'n  lekkern  bit ;  —  'n  tena.x ;  lutum ;  limus) ;  ivfries.  liem;  nfries. 
lekker  stük  tles;  —  dat  sinekd  od.  rukd  (Johansen)  liam;  njütl.  (Outzen)  liim; 
lekker;  —  't  is  bir  lekker  waiin;  —  he  hed  wang.\Q\m;  «.s.  lemo,  leimo ;  ags.XÄm;  acngl. 
'n  lekkern  (eine  leckere,  feinschmeckende,  55  läm;  engl.  ]o;xm\  rt/u/.  leim,  loimo ;  mhd.  leim, 
genau  prüfende,  widderische)  tungc  ;  —  be  lein  (Lehm,  l'Jrde,  Schlamm).  —  Es  ist  for- 
is  ferdörad  lekker  (widderisch)  up  't  iiten ;  mell  u.  begrifflich  eins  mit  lim  (Leim  etc.) 
—  be  is  mi  ()k  'u  lekkern  f/n^/i.j  kuude; —  u.  lat.  limus  u.  ist  das  2'hema  lima,  laima 
Sprichw.:  lekker  is  man  'n  tiiiger  lank.  —  mittelst  des  Suffurs  ma  von  derselben  }'  li 
Mild,  lecker  etc.  u.  mit  ahd.  leccbari,  lekhari ;  GO  weitergebildet,  loozu  auch  lat.  lino,  lini,  litum, 


LEMD 


493 


LENEN 


linere  u.  linio,  linire  (schmieren,  beschmieren, 
tünchen  etc.)  etc.  gehört.  Die  ältere  Form  von 
der  y  li  ist  aber  ri  (cf.  zend.  ri,  beschmutzen, 
beflecken  etc.)  u.  ist  über  die  ]/  li  etc.  das 
Weitere  bei  Fick  (I,  702  seq.  u.  111,267 
seq.)  zu  vergleichen. 

leiutl,  gcJehmt,  mit  Lehm  beschmiert  u. 
verstrichen  etc. ;  —  lOmdc  wanden  etc. 

leinen,  Lolenien,  mit  Lehm  beschmieren 
od.  be-  u.  verstreichen,  bz.  be-  od.  verkleiben ; 

—  de  Walters  sunt  noi^  net  lemd  etc. 

lernen,  von  Lehm ;  —  'u  lernen  -wand. 

lenimer,  Hinderniss,  Hemmung,  Aufent- 
halt, Verzögerung  etc. ;  —  he  hed  d'r  gin 
lemmer  fan  had.  —  Mnld.  (KU.)  lemmer, 
lammer  (impedimentum ,  nocumentum ,  mo- 
lestia).  —  Subst.  zu  dem  folgenden  lemmern 
od.  mit  diesem  von  2  lammen  =  afries.  lema, 
lania  =  alid.  lemjan  etc.,  s.  unter  lamen. 

lemmern;  i.  q.  belemmern,  hindern, 
hemmen,  aufhalten  etc.;  —  he  lemmerd  mi. 

—  Nd.  (Er.  Wh.)  lemmern. 

lemt,  lemmt,  lempt,  lemm.  lemp,  die 
Klinge  (eines  Messers);  —  't  lemt  fan  't  mest 
is  ofliraken.  —  Nd.  liimmel,  lemmel ;  mnd. 
(lemel,  lomel,  lamen)  Icmmele;  n?rf.  lemmer; 
mhd.  lämel,  lumel ;  hess.  lommel  etc.  Mit 
afranz.  lemele  (Platte,  Klinge)  aus  lat.  la- 
mella,  welches  mit  ital.,  prov.  lama;  franz. 
lame  (Platte,  Klinge) ;  afranz.  lame  (Grab- 
stein, bz.  Steinplatte)  aus  lat.  lamina  ent- 
stand. 

len.  Lehn,  Lehen,  d.  h.  ein  ge-  od.  ver- 
liehenes Etwas;  daher  a)  ein  Amt  od.  Dienst 
(u.  besonders  ein  Pfarr-  od.  Schul-Amt,  bz. 
Pfarr-  etc.  Dienst),  das  od.  der  einem  Be- 
treffenden ge-  od.  verliehen  ivird ;  —  dat  len 
is  nog  nich  wer  besetd;  de  gemente  mut  nog 
erst  'n  pastör  (od.  'n  mester)  beröpen ;  — 
b)  Darlehn,  od.  ein  Etwas,  icelches  man 
geliehen  u.  geborgt  bekömmt,  od.  leiht  u. 
borgt,  bz.  auf  Leihe  u.  Borg  erhält  u.  nimmt, 
um  es  nach  kürzerer  od.  längerer  Zeit  zu- 
rückzugeben ;  —  ik  hebb'  hum  hunderd  daler 
to  (od.  as)  len  gäfen ;  —  ik  wuU'  gern  'n 
bök  fan  di  to  len  hebben ;  —  he  kan  dar 
niks  mer  to  (od.  as)  len  krigen.  —  Afries. 
len  (a.  Darlehn ;  —  b.  feudum  etc.) ;  nfries. 
leen ;  nd.  leen ;  mnd.  len  ;  as.  lehn  ;  ags.  laen ; 
aengl.  laen;  engl,  loau;  an.  län  (mutuum, 
comodatum),  len  (feudum  censuale) ;  norw. 
laan,  len;  schiced.  län;  ahd.  lehan,  lehin; 
7)ihd.  leben  (Lehn,  Lehngut,  geliehenes  Gut). 

—  Es  gehört  zu  nhd.  leihen  (lieh),  bz. 
ahd.  lihan  (leh  etc.) ;  as ,  ags.  lihan ;  afries. 
iia ;  an.  Ijä;  goth.  leihvan  (leihen,  auf  Borg 
geben,  zu  Lehn  geben,  verleihen,  geben)  u. 
ist  das  Subst.  ahd.  lehan  (contrah.  lehn,  len) 
vom  Präter.  leh  (nhd.  lieh)  mit  dem  SuffLc 
an    (od.   vollständiger  vielleicht  ana)  fortge- 


bildet. —  Nach  Fick  mit  lit.  leku,  likau, 
likti  (lassen);  kslav.  lekü  (Rest);  lat.  linquo 
etc.  zu  einer  ]/  lik,  urspr.  rik  (frei  lassen, 
überlassen,  hingeben  etc.),  worüber  bei  dem- 
5  seihen  1,  194  das  Weitere  zu  vergleichen  ist. 
lende,  lenne,  lenn,  Lende,  Oberschenkel, 
lumbus.  —  Nd.  lende,  lenne ;  7ild.  lende ; 
afries.  lende ;  .satl.  lande ;  as.  lendi ;  ngs. 
lenden  ;  aengl.  lende  ;  engl,  lend  ;   an.  lend  ; 

10  ahd.  lenti,  lendi ;  mhd.  lende  (ren,  femur, 
lumbus).  —  Wahrscheinl.  mit  kslav.  ledvya 
(Lende)  zu  derselben  ]/  lan,  bz.  zu  demselben 
goth.  Verb,  linnan,  lan,  lun,  lunnun  (weichen, 
entweichen,    nachlassen,    aufhören    etc.,    bz. 

15  weichen,  nacligeben,  zurückweichen,  iceggehen 
etc.),  wozu  auch  land  u.  lind,  sowie  auch 
das  mnd.  (Seh.  u.  L)  lenden  (nachlassen, 
aufhören,  schivinden,  enden)  gehören,  zumal 
da  unter  lende  urspr.  sowohl  diejenige  Körper- 

20  stelle,  wo  der  Hüftknochen  zurückweicht  u. 
zurücktritt  (die  liedensart :  er  gürtete  seine 
L^enden  u.  das  Compos.  Lenden-Gürtel  wei- 
sen ja  auf  die  Vertiefung  über  u.  hinter 
dem  Hüftknochen   hin),    als   auch  diejenige 

25  Stelle,  wo  der  eigentliche  Rumpf  des  Körpers 
aufhört  od.  endet  u.  schwindet  u.  das  Bein 
anfängt,  verstanden  worden  sein  kann.  Ver- 
gleicht man  indessen  die  Wörter  land  «.  lind 
(weich,  zart,  nachgiebig,   nicht  strenge  etc.), 

30  sowie  das  ahd.  lunde  (Speck,  Fett,  cf.  Wei- 
gand  unter  Lende),  so  würde  man  auch 
vielleicht  annehmen  können,  dass  unter  lende 
urspr.  enticeder  derselbe  Körp er th eil  zwischen 
Rippen    u.  L^enden    verstanden    wurde,    der 

35  auch  Weiche  genannt  wird,  od.  dass  der 
Oberschenkel  deshalb  lende  heisst,  weil  er 
mit  dickem  weichen  Fleische  belegt  ist,  ivor- 
auf  ja  anscheinend  das  ahd.  lentipräto,  ags. 
lendenbraeda  (Lenden-   od.    Nieren-Braten, 

40  Lenden-  od.  Nieren-Stück)  hinweist.  Das 
Thema  von  lendi  ist  wohl  landi  u.  stimmt 
dies  zu  linnan,  lan,  lun  etc.  (cf.  lind,  linde 
etc.),  wie  brand  u.  brunst  zu  brinnan  (bren- 
nen) u.  gehören  ausser  lende  u.  ahd.  lunde 

45  (Speck,  Fett)  auch  ags.  lynd  (Nierenfett), 
gelynde  (die  die  Nieren  timgebenden  Leibes- 
theile),  lund  (Niere) ;  an.  lundir  (pancreas 
vel  ductus  pancreaticus)  auch  wohl  an.  lund 
(animi  indoles),  lyndi  (indoles)  etc.  dazu. 

50      lendern,  s.  lentern. 

lene,  lenen  etc.,  s.  läne,  länen  etc. 
leneu    (lene,    lenst,    lend    etc. ;  —   lende, 
lendest  oL  lendst  etc. ;  —  is  od.  heb'  lend), 
leihen,  darleihen,    borgen   etc. ;  —  kanst  du 

55  mi  nich  wat  geld  lenen  ?  ik  breng  di  't  afer- 
mörgen  wer;  —  dat  is  man  lend  un  net 
schunken ;  —  he  hed  dat  fan  mi  lend  (ge- 
liehen, geborgt,  entliehen,  entlehnt  etc.).  — 
Afries.    lena ,    lenia ;    wfries.    lienen ;    satl. 

60  lena;  nfries.  (Johansen,  pag.  174)  lianan; 


LENERD  LENERT        494  LEXSEN  LENTSEX  LENSSEN 

nid.,  nd.  loenen;  «jHf7.  leueu,  löhcncn,  leinou ;  halb  ausser  2  lens  (troclcen,   leer,  erschöpft 

a(/s.  laenan;    au.,  isl.    lena;    ahd.    löhanün  ;  etc.)  bei  Schilt se  (III,  26)  auch  das  Sttbst. 

iiihd.  löhoncn,  It'iiea  (!"»  od.  als  Lehoi  gebebt,  Lenz,  Lens  in  derBcdtr/.:  träge  od.  schlaß' 

leihen;    belehnen;    entlehnen,    borgen).     Zu  machende  Kraft,    b::.   Etwas,   das   träge    u. 

len,  b-.  ahd.  li'han  etc.  5  malt  od.  schlajf  macht. 

lenenl.  h'-nort,  Leiher,  Borger,  Entleiher,  1.  lenspii  od.  lentsen,  Icnssen,  vollständig 

Verleiher,  Durlrihcr  etc.;  —  he  is  'n  olden  leer  u.  troclcen  machen  etc.,  den  Inhalt  eines 

It'-uoril,    de   altiil    trebrek    fan    gold    lied;  —  Fasses   od.    einer  Cisterne,  eines  Brunnois, 

Sjtrivhw.:  he  löpt  fan  K"'neit  na  bürgert.  einer  Flasche  etc.  bis  auf  den  let::ten  Tropfen 

l»"!!^,  s.  lengti>k.  10  ersdiüpfen,  od.  überhau2)t:  leer  machen,  den 

lUn^de,  s.  lengte.  Inhalt  erschöpfen  etc. ;  —   't    schip    etc.    is 

lönge,  Länge;  —  he  trekt  dat  in  de  lenge.  lenst;  —  se    lensden    lium    bit   up    de  h^stp 

Gebräuchlicher  ist  lengte.  driip;  —  se  hebben    hum   lenst    (sie    haben 

lenken,    lang    od.   länger  machen  u.  ivcr-  iJtn  vollständig  leer  gemacht,  ihn  i^ollständig 

den,  verlängern,  ausdehnen,  sich  verlängern,  15  ausgesogen  od.  ausgezogen  u.  ausgeplündert 

sich  ausdehnen  etc.;  —  he  ferlcngd  dat  od.  etc.,   z.  B.  heim  Spiel).  —  Nid.  lenzen.     S. 

sük.  —  Sprichw  :   wen   de   dagen  anfangen  weiter : 

to   leugen,   fangd   de  winter  an  to  strengen  2.   Iciisen   od.   Icntspn,   lensscn  (Naut.), 

(.strenge  od.  strenger  cu  werden).  ein  Schiß'  bei  heftigem  Sturm  od.  wen)i  das 

leilgern,  längern.  —  Nur  in    l'crlengern,  20  Steuerruder  gebrochen  ist  unter  einem  Idei- 

verlüngcrn.  nen  Vordersegel  od.  dem  dichtgerefften  Mars- 

li'n;£:-ttsk,  od.  (selten)  li'llj?,  Uinge,  Lang-  .'icgel    vor    dem     Winde    treiben    od.    laufen 

fisch  (Gadns  od.  Lota  niolva).  —  Nd.,  nid.,  lassen,  bz.  (cf.  Bobr  il)  bei  schwerem  Winde 

wang.  leng;  schwcd.  läng,  längfisk.  —  ITö/J  od.  Sturm  vor  dem    Winde   laufen.  —  Nd., 

wegen    seiner   zu   seiner   Dicke    verhältniss-  25  mnd.    (Seh.  u.  L.)    Icnsen    (glatt    vor    dem 

massig  grossen  Länge  so  benannt.  Winde  segeln,  das  Schiff'  ganz  in  der  Bich- 

li'ii^jte,  li'ii^tlo.  Länge;  —  he  wast  (wächst)  tung  des  Windes  laufen  lasf<cn) ;  nid.  (Wci- 

od.  deid  (ge(h'iht)  nier  in  de  lengte  as  in  de  land)  lenzen,    vor  einem  kleinen  Focksegel 

bredte.  —  Nd.,  nid.   lengte;    mnd.  lengede,  segeln,   od.   (v.  Dale)   bei  Sturmwetter  mit 

lengde;  an.  lengdh ;  engl,  length.  30  wenig  Segel   od.    auch    ohne  Segel   vor  dem 

lenig  etc.,  s.  limig  etc.  Winde  weglaufen,  loofür  der  Engländer  den 

lens  od.  leiit.s,  lenss,  trocken,  keine  Feudi-  Ausdruck  to  send  (laufen,  eilen  etc.,  fliehen) 
tigkeit  od.  überhaupt  Nichts  mehr  enthaltend,  gebraucht.  —  Dieses  lensen  ist  ebenso  icic 
erschöpft,  leer  etc.;  —  de  pumpe  geid  lens  das  vorige  Wort  auch  in  die  nord.  Sprachen 
(die  Pumpe  geht  trocken,  hat  u.  giebt  kein  35  (schwed.  länsa,  dän.  lense)  übergegangen  u. 
Wasser  mehr) ;  —  de  bakke  od.  piitte  etc.  loenn  man  erwägt,  dass  beim  lenssen  alle 
is  lens  (die  Cisterne  od.  der  Brunnen,  die  od.  beinahe  alle  Segel  eingezogen  u.  loeg- 
Pumpe  etc.  ist  trocken  u.  leer,  bz.  ist  voll-  geräumt,  bz.  alle  Masten  it.  Stangen  etc.  leer 
ständig  erschöpft  u.  kann  kein  Wasser  mehr  gemacht  werden,  so  könnte  man  sehr  gut 
geben) ;  —  se  hebben  hnm  lens  drunken  (sie  40  annehmen,  dass  es  gleichfalls  von  lens  in 
haben  Um  trocken  getrunken,  bz.  seinen  der  Bedtg.:  leer  etc.  weitergebildet  sein. 
Wein  bis  zu  Ende  ausgetrunken ,  seinen  demnach  eigentlich  die  Bedtg.  :  leer  machen, 
Weinvorrath  vollständig  erschöpft);  —  se  entleeren  etc.  od.  auch  die  von  leer  u.  ohne 
hebben  hum  lens  mäkd  (sie  haben  ihn  voll-  Segel  gehen  u.  laufen,  leer  od.  ledig  u.  müssig 
ständig  leer  u.  kahl  gemacht,  ih)i  ganz  aus-  45  gehen  etc.  hatte,  wo  denn  auch  unser  lei- 
gebeutet,  z.B.  beim  Kartenspiel);  —  Sekunden  lensen  ein  Compos.  von  loi  (faul,  träge  etc.) 
dat  schip  net  lens  (trocken  u.  leer  od.  loasser-  u.  diesem  lensen  (leer  gehen  etc.)  sein  könnte 
frei)  pumpen,  bz.  mit  pumpen  net  lens  hol-  u.  loörtl.  soviel  cds  faul  u.  leer  gehen,  faul 
den.  —  Nd.,  nid.,  nfries.  lens.  Davon  ent-  u.  ledig  umhergehen  etc.  wäre.  Da  übrigens 
lehnt:  schwed.  liins;  dän,  norw.  lens  (das-  50  ein  Schiff,  tvas  leust,  durch  die  Wogen  lang- 
selbe,  .jedoch  nur  von  Schiffen  u.  Pumpen).  sam,  träge  u.  schwer  vor  dem  Winde  treibt, 
—  Die  ältere  Bedtg.  ist  wahrscheinl. :  matt,  bz.  durch  die  Wogen  hinschlenderl  u.  einen 
schlaff,  hinfällig  (mit  der  Kraft  zu  Ende  schlaffen,  unsteten  n.  schwankenden,  schlot- 
n.  so:  erschöpft,  kraft-  u.  saftlos,  trocken  terigen  Gang  hat,  .so  kann  dieses  Verb, 
etc.),  sodass  es  mit  m)dd.  Icnls,  lyns,  lins  55  selbstredend  auch  von  dem  unter  lens  er- 
(lentns,  laxus;  lentu-;,  mitis,  lenis,  platidus,  wähnten  mnld.,  mftäm.  lents,  lyns,  lins  in 
snbmis-iiis);  mfläm.  lents,  lyns,  lins  (tardif,  der  Bedtg.:  lentus,  laxus  etc.  fortgebildet 
fade;  leut,  mnl,  donx,  beiiing,  mansuet)  ident.  sein  u.  lensen  überhaupt  die  Bedtg.:  schien- 
ist II.  mit  diesen  M'örtern,  bz.  franz.  lente  dem  haben,  wo  es  denn  mit  \eniera  (s.  d.) 
aus  lat.  lentus  entst-tnd.     Vergleiche  dieser-  GO  von  Hause  aus  sijn.  wäre,  wie  ja  auch  unser 


LEN-STOL 


495 


LEP 


lei-lensen  u.  lei-lentern  spi.  ist  u.  ja  auch 
das  mnld.  lents  (s.  unter  lens)  aus  lente  od. 
lentus  entstand.  KU.  hat  leasson,  Icutsnii 
nur  in  der  Bedtg. :  solvere,  d.  h.  in  der 
Bedtg. :  zahlen,  bezahlen,  biissen,  gut  machen 
etc.,  wie  die.s  durch  mfläm.  lenssen,  lentseii 
(payer,  satisfaire)  hestätigt  toird.  Die  Grd- 
hedtg.  von  diesem  leiitsen  wird  aber  wo]il 
mildern,  lindern  etc.  -s'c/»,  da  sich  aus 
lindern  etc.  die  Bedtg.:  gut  machen  etc. 
sehr  leicht  entivicJceln  konnte.  Die  Bedtg.: 
mild,  mildern  etc.  ergiebt  sich  von  selbst  aus 
dem  tinter  lens  envähnten  mnld.,  mjläm. 
lents,  hz.  aus  tat.  lentus  u.  lentare  u.  könnte 
man  demnach  auch  annehmen,  dass  das 
obige  Verb.  Icnsen  urspr.  die  Bedtg. :  m  i  l- 
dern  od.  b  e  quem  er  ii.  leichte  r  machen 
hatte  u.  das  lensen  eines  Schiffes  sich  blos 
auf  das  Er  leichter  n  seines  Ganges  bezog. 

len-stül,  ,s.  länstol. 

leute  (holl.  Grenze,  bz.  loestl.  Ostfriesland), 
Lenz,  Frühling,  Frühlingszeit.  —  Nkl,  mnld. 
lente;  mM(^.  lente,  Icnten,  linte  ;  ags.  lencten, 
lengten ;  aengl.  leinten  (Lenz,  Frühling) ; 
engl,  lent  (Fasten,  Fastenzeit) ;  ahd.  leuzo ; 
mhd.  lenze  u.  ahd.  lenzin,  zusammengezogen 
aus  lengiziu  (in  lengiziumanöth,  Lenzmonat, 
März) ;  amhd.  auch  langiz,  langez,  langeze 
(Lenz,  Frühling).  —  Es  gehört  ivohl  zweifel- 
los zu  ahd.  langen  (la7ig  werden)  u.  ist  der 
mit  dem  21.  März  beginnende  Frühling  des- 
halb so  benannt,  weil  von  da  an,  bz.  den 
ganzen  Lenz  hindurch  bis  zum  Sommer- 
anfange hin,  die  Tage  lang  u.  länger  loer- 
den.  Da  indessen  -dieses  Wort  schon  viel 
idter  ist,  als  es  in  Handschriften  vorkömmt, 
so  ist  es  auch  sehr  gut  möglich,  dass  langiz, 
hz.  langizi,  langizin  selbst  noch  eine  ver- 
stümmelte Form  ist  u.  möglicherweise  aus 
langiziti  (lange  Zeit,  lange  Jahreszeit,  cf. 
ahd.  ziti  =  Zeit,  Jahreszeit)  entstand. 

lentez',  a)  das  hier  meist  „beste  biir"  ge- 
nannte Kartenspiel;  —  schöl'  w'  'n  lenter 
maken  ?  —  b)  die  Eeihenfolge  der  fünf  höch- 
sten Trümpfe  in  diesem  Spiel.  —  Nid.  lan- 
terlu ;  franz.  lauturlu  (welch  Letzteres  auch 
die  Bedtg. :  Larifari  od.  lirumlaruni  u. 
Gassenhauer,  Gassenlied  hat);  engl,  lauterloo. 

lentern,  lendern,  schlendern,  langsam  u. 
müssig  umhergehen,  langsam  u.  träge  han- 
deln u.  arbeiten,  etwas  in  die  Länge  ziehen, 
zaudern  etc.;  —  he  lenterd  wat  herum;  — 
du  must  net  so  lenteru;  —  he  lenterd  d'r 
lo  föl  mit.  —  Nid.  lauteren,  leuderen,  hin- 
deren ,  lunteren ;  mnld.  lentereu  (lente  et 
ignave  agere,  cunctari)  u.  lunderen  (cunctari, 
cunctanter  agere,  morari  etc.) ;  mhd.  lendern 
(langsam  gehen,  schlendern).  —  Ob  das 
franz.  lanterner  (zaudern,  zögern,  trändeln), 
sowie  ferner  (D  i  e  z  II,  346)  franz.  leudore 


(träge  Schlafmütze),  norm,  lendorer  (träge 
sein,  faulenzen),  bret.  laudar  (träge),  lafidrea 
(träge  sein),  landreaiit  (Faulenzer)  etc.  u. 
(Diez  I,  244)  ital.  landra,  slandra  (Metze, 
f)  feile  umherstreifende  Strassendirne),  dattph. 
laodra  (dasselbe),  nprov.  landrin,  landraire 
(Tagedieb),  com.  slandron  (Landstreicher), 
ven.  s\Andr ona  (3Ietze),  nproo.  YArnlva,  (Pjlaster 
treten)  etc.  aus  unserm  lenteru,  lendern  oit- 

10  stand  od.  unser  lentern  von  franz.  lanteruor 
u.  mit  diesem  von  lat.  lentus,  lento  u.  dann 
ferner  ivieder  franz.  landore  etc.  u.  ital. 
landra  etc.  von  unserm  leutern,  lendern,  lasse 
ich  dahin  gestellt  sein. 

15       1.  lep,  lief;  Präter.  von  löpen. 

2.  lAj),  böse,  arg,  schlecht,  schlimm;  —  he 
is  'n  lepen  (böser,  arger,  schlimmer,  schlauer) 
kerel  od.  bedreger,  schujcr  etc. ;  —  lep  wer 
(böses,  arges,  schlimmes,  schlechtes  Wetter) ; 

20  —  dat  sägt  man  lep  (böse,  schlimm,  bcdenli- 
lich  etc.)  mit  lium,  bz.  mit  sin  biulel  üt,  dat 
geid  so  net  lank  mer  mit  hum  (wenn  Jemand 
schlimm  erkranld  ist  od.  sieh  in  zerrütteten 
Vermögensverhältnissen    befindet) ;    —    lepe 

25  ogen  (böse,  kranke,  entzündete,  eiterige  Augen  ; 
od*  auch  im  moralischen  Sinn:  böse,  scldimme, 
scheelscltcndc  Augen);  —  'n  lep  wark  (eine 
böse  od.  missliche  Arbeit  etc.) ;  —  't  geid 
hum  mau  lep  (schlecht,  elend,  misslich,  arm- 

30  selig  etc.);  —  he  steid  sük  mau  lep  (er 
steht  sich  nur  schlecht  od.  schwach  etc.).  — 
Nid.  leep  (triefäugig,  eiterig ;  schlimm,  schlau, 
listig,  verschmitzt ;  schief,  scheel)  ;  mnld.  leep 
(lippus,  gramiosus ;  callidus,  versutus,  vafer, 

35  subdolus  etc.) ;  mfläm.  leep  (dasselbe) ;  lofries. 
(Jap  ix)  Ijeap  (schlau,  listig  etc.) ;  nd.(Br. 
Wb.  III,  53)  leep  (elend,  schlecht,  mager, 
verkommen);  satl.  Subst.  lepe  (Ohnmacht, 
Schwäche)  etc.,  cf.  Weiteres  unter  1  laf. 

40  3.  lep,  lep,  Kibitz.  —  Mofries.  (Cad. 
Müller,  pag.  35)  leep;  tvfries.  (Jap  ix) 
Ijiap  ;  nfries.  (0  utze n)  liep ;  ags.  (H.  Leo) 
hleäf-vinge  ;  engl,  lapwing.  —  Da  S  tr  a t- 
m  a  n  n  das  aengl.  Ihapwinche ;    ags.  hleape- 

45  viuce ,  bz.  spätere  engl,  lap-,  leep  -  winke 
(upupa,  Wiedehopf)  mit  dem  engl,  lapwing 
identificirt,  so  wird  dies  auch  dasselbe  Wort 
sein  u.  II.  Leo  wohl  Recht  haben,  wenn 
er  die  Vorsglbe  lileäf  od.  hleape  von  hleäpan 

50  (laufen,  springen  etc.)  ableitet,  bz.  hleäf  od. 
hleäp-viuge  cds  ein  Compos.  von  hleäp  (Lauf, 
Sprung,  cursus,  saltus)  u.  vinge  (Flügel, 
Schwinge  etc.)  ansieht  u.  hleäf-vinge  (cf. 
ags.    vinge,    engl,    wing,    Flügel,    Schwinge, 

55  Fittich)  als  ein  Lauf-  od.  Spyring-,  Schwinge- 
Thier,  bz.  als  ein  mit  Schioingen  versehenes 
Lauf-  od.  Spring-,  Hüpf-Thier  deutet.  Vergl. 
dieserhalb  auch  norw.,  schwed.  wipa,  dän. 
vibe  (Kibitz),   ivas   auch   wohl   von   tmserm 

60  wip  (Hupf,  Sprung  etc.),    bz.    ahd.   wipph ; 


LEP-EIER                           496  LEREN  LAEREN 

mhfl  wipf  (Schwung,  rasche  Bewegung)  ab-  lithara  anzusetzende  Tliema  litlia,  urspr.  rita 

geleitet  u.  mit  wippen  (cf.  auch  nhd.  Wiede-  zu  der  }'  ri  (lostrennen  etc.)  gehört  u.  eben 

hopf,  upiipa  u.  unserin  wipstürt,  Bachstehe)  auf  das  wolil  aus  rita  gekürzte   verbale   rit 

coniiex  /■</.  ^'^''  V  ">  i"'  (lostrennen  von  Etwas  etc.,  cf. 

lr>p-,  K'i»-pipi'.  Kibitzcier.  5  Grassmann,   1163  seq.)  zurilckzuführen 

It'iuM.  N".  liipol.  ^'^^  worüber  noch  Weiteres   unter  Vn\,  lit  u. 

lopsk,  löpsk,  ir»|»sk  (laufi.'^ch),  zum  Laufen  lidcn  zu  vergleichen  ist. 

od.  Davonlaufen  u.  Äusrei.'isen  geneigt,  leicht  li'i'-,  lili'-bcredoi',    Lederbereiter,   Gerber, 

durchgehend':  —  dat  pürd  is  lepsk.  lör-,  lär-liiu's.  VOv-,  läi'-Iius,  Ljchrbur.'^che. 

Icitsk-löper,    ein   scheues,    leicht    durch-  10      li're,    Iure,    li^r,    lilr,    Ljchre,    Unterricht, 

gehendes  Pferd.  Unterrichtung,  Betehrung  etc.;  —  lu'*  is  nog, 

1er  od.  lär,  Leder,  zubereitete  Haut,  Fell  bz.    jieid    nog   in    de   lere,  —  dat  hit  di  'n 

gfc, ;  —    Redensart. :    fan    It-r    trekkon  ;    —  li-ro  wcson,  bz.  to  'n  U-rc  denen.  —  As.,  ahd. 

ItT  um  Kt,  od.  lür  um  Icr,  sloist  du  mt,  slä  lerä;  ags.  lir;  vmd.  lere,  lare;  afries.  liire ; 

ik  dl  wer;  —  üt  andermans  Icr  is  göd  römen  15  ?r//-ies.  leere ;  Srtf/.  lare;  icrt/j.^.  1er  etc.    Vergl. 

sniden.  —  Kid.,   mnld.    leder,    leer,    wovon  leren,  toonach  lere  (urspr.  lesa,   goth.  laisa) 

mnld.,  mnd.  Iccrse  (ledernes  Beinkleid,  Bein-  wohl  einen  Zustand  od.  ein  Geschehen,  einen 

schiene,    ocrea    etc.),    —    Dimin.    leersken  Vorgang  etc.,    wo  od.  ivodurch  man  allerlei 

(cothurnus,  soccus),  «W.  laarsse  ("SY/c/e/)  rif. ,-  erfährt  u.  kennen  lernt,  bz.  einen  Zustand, 

nd.  ledder,  leder,  leer;  rt/r/rs.  letlier,  leither,  20  ivo  man  bereits  erfahren  hat  u.  wi.'<send  i.st 

leder,  lider,  leer;  ags.  ledher,  letlun-;  aengl.  od.  weiss  etc.  —  od.    richtiger   noch  —  ein 

ledher;  engl,  leatlier;  an.,  isl.  ledhr  ;  norw.  Etwas,  ivas  man  durch  Fahren  od.  yl?/.s- 

leder,  1er,  "hier,  leir  etc. ;  .5t7i(o<?r/.,  (/ä/(.  lädt>r;  fahren   erwirbt   od.   bereits   erworben  hat 

nhd.,  mhd.  leder ;  goth.  lithr.  —    Vergleicht  —  bezeichnet. 

man  (F  ick  J,til8  seq.)  lat.  scvotnm  (Hoden-  25  leren  in  fcrleren,  verlieren;  s.  lesen. 
.lack),  scrautum  (Ledersack,  Ranzen)  etc.;  1.  li'rcn,  liii'Oii,  ledern,  von  Leder;  — 
qriech.  cliroä;  an.  skrä  aus  skrava  (Haut)  leren  schö;  —  'u  leren  büksen  etc. 
von  der  }'  skrn  od.  skur  (spalten,  schneiden,  2.  lören,  Itircn,  lehren,  ntiterrichten,  bei- 
scheiden, abtrennen  etc.)  u.  dass  auch  lit.  bringen  etc.;  —  hv  K-vd  (lehrt,  belehrt,  unter- 
skura  (Fell);  griech.  chörion;  lat.  coriura;  30  richtet)  hum;  —  wel  hed  di  dat  lerd;  —  ik 
kslav.  skora  (Haut,  Rinde)  u.  lat.  scortum,  wil  di  leren,  dat  du  gehorsam  bist;  —  de 
cortex  etc.,  soioie  nhd.  Schale,  bz.  unser  mester  lerd  (lehrt,  unterrichtet  etc.)  (xciä; — 
schule  etc.  wahrscheinl.  mit  an.  skur  in  1er'  mi  dat  net  erst  kennen.  —  Nid.  leeren ; 
skur-godli  (gehauenes  od.  geschnitztes  Bild)  nd.  leren;  afries.  lera;  as.  lerian,  lerean, 
u.skor  (Einschnitt  etc.)  entweder  mit  Scheere  35  leran  ;  o/irZ.  lerran,  leran,  leren;  mhd.  leren; 
etc.  zu  der  ]'  skar,  bz.  zum  Theil  auch  goth.  laisjan  (erfahren  od.  weise  u.  wi.i.<iend, 
vielleicht  zu  der  obigen  ]/  skur  (spalten,  klug  u.  gescheidt  machen,  lehren,  belehren 
schneiden,  scheiden,  abtrennen,  lösen  etc.)  etc.).  —  Vergl.  tveiter: 
gehören,  so  wird  auch  für  das  Wort  Leder,  3.  leren,  läreii,  erfahren,  lernen  etc.;  — 
bz.  dessen  Thema  lithara,  lithra  eine  germ.  40  wen  du  't  net  bäter  wefst,  den  must  du  't 
y  lith,  urspr.  rit  mit  der  Bedtg. :  scheiden,  leren;  —  he  hed  't  uet  bäter  lerd;  —  he 
lostrennen,  lösen  etc.,  bz.  ein  Tliema  litha,  wil  niks  leren;  —  he  lerd  (er  erfährt  etc. 
urspr.  rita  anzusetzen  sein  u.  auch  das  Wort  od.  lernt  etc.)  dar  niks  as  kwäd ;  —  wat 
Leder  ursjjr.  blos  die  Bedtg.:  abgeschie-  man  nich  lerd,  dat  fersteid  man  ük  uich ;  — 
denes  u.  vom  Körper  losgetrenntes  Etwas,  45  he  wil  't  smiiden  leren.  —  Xld.  leeren;  nd. 
bz.  ein  vom  Körper  abgetrenntes  lediges  leren;  afries.  lerna,  lirna ;  h/V /es.  Haren; 
Fell  bezeichnet  haben.  Vergleicht  man  nun  as.  linön  (statt  lirnon  od.  lisnön);  ag.s.  leor- 
lat.  rite,  ritas  etc.  von  der' y  ni,  ri  (fügen),  nian;  ahd.  Urnen,  lirnän,  li'rnen,  lernön  ; 
bz.  kslav.  oriti  (lösen  etc.),  lit.  retas  (locker)  mhd.  lernen.  —  Vergleicht  man  ahd.  leisanjan 
von  der  ]/  ar,  r,  bz.  ir,  ri,  wovon  auch  (cf.  50  (imitari)  von  leisa  (Geleis,  Spur) ;  ahd.  rega- 
Fick  1,20)  lit.  yru,  ri-ti,  sich  trennen,  n.  nön,  goth.  rignjan  (regnen)  von  regan  od. 
dass  das  lat.  rete  (Netz),  lit.  retas  (Bastsieb,  rign,  bz.  rigan  u.  ahd.  seganön  (.segnen)  von 
Sieb,  Netzbeutel)  beim  Vergleich  von  nhd.  segan,  so  wird  auch  das  obige  Verb,  liriien 
Beutel  u.  beuteln  (Mehl  beuteln  od.  od.  lisnen  tvohl  aus  urspr.  lisanjan  od.  lisa- 
sicben  etc.,  cf.  bül,  l)iden  etc.)  auch  wahr-  55  Jan  entstanden  sein  u.  einem  goth.  leisanjan 
scheinl.  tirspr.  die  Bedtg.:  Beutel,  Sack,  entsprechen,  loas  ivahrscheinl.  von  einem 
Ledersack,  Balg  elc  hatte  u.  mit  retas  alten  verlornen  Subst.:  goth.  leisa,  ahd.  lisa 
(locker,  lose  etc.)  zur  ]/  ra,  ri  (lostrennen,  mit  der  Bedtg.:  Erfahrung  etc.  (leisanjan, 
lösen  etc.)  gehört,  so  ist  es  sehr  gut  denk-  also  soviel  als :  Erfahrung  machen,  kun- 
bar,  dass  auch  die  germ.  y  lith,  bz.  das  für  60  dig  werden,  lernen  etc.)  abgeleitet  ist  u.  mit 


LiEß-GELD 


407 


LKSEN  LAESEN 


goth.  leisan,  lais,  lisum,  lisans  (erfahren, 
lernen  etc.),  Träter.  lais  (ich  erfuhr,  lernte, 
weiss  etc.)  u.  so  weiter  mit  \(\ve  u.  2  li'-rcii 
auf  eine  y  lis  zuriiclcgclit.  Diese  ]/  lis  be- 
treffend, so  wird  sie  wohl  die  simd.  Bedtg.: 
gehen,  wandern,  fahren,  gehen  u.  fahren 
weg  od.  aus  u.  ivohin  (cf.  ahd.  arfai'aii,  lüid. 
erfahren  =  ausgehen,  ausfaliren  u.  loohin 
kommen,  sich  umsehen  in  der  Welt,  sie  be- 
sehen u.  erforschen  od.  kennen  lernen), 
kommen  ivohin,  erreichen  etc.  (auch  ahd. 
arfaran  hat  die  Bedtg. :  erreichen  etc.)  haben 
u.  in  ihrer  Grdform  ris  eine  Weiterbildung 
von  der  y  ri,  n  (urspr.  ar,  r),  bewegen, 
laufen,  rennen,  rinnen,  strömen,  bz.  bewegen 
weg,  erdfernen,  trennen  etc.  sein,  wie  auch 
die  y  lus  von  lesen,  bz.  ferlesen  (verlieren) 
u.  lös  etc.  eine  Fortbildung  von  In  (lösen, 
trennen  etc.)  ist.  Aus  der  Bedtg. :  sich  od. 
ein  Anderes  bewegen  (von  Ort  u.  Stelle)  er- 
geben sich  von  selbst  die  Bedtgn. :  gehen, 
laufen  etc.,  gehen  iveg  u.  davon  od.  ab,  sich 
entfernen  u.  trennen,  bz.  Etwas  bewegen 
weg  u.  entfernen  od.  trennen  u.  theilen  etc., 
wonach  dann  das  formell  mit  ahd.  Icisa  od. 
urspr.  lisa  (Geleise,  Spur)  vielleicht  ident. 
preuss.  lyso  (Ackerbeet),  lit.  lyse  (Beet, 
Gartenbeet),  kslav.  lecha  (Ackerbeet),  lat. 
lii'a  (Furche)  wohl  eher  auf  der  Bedtg.  : 
tr  ennen  etc.  als  auf  der  von  gehen  be- 
ruht, während  es  von  leisa  (Geleise,  Spur) 
zweifelhaft  ist,  ob  dieses  Wort  auch  auf  der 
Bedtg. :  trennen  etc.  od.  nicht  vielmehr  auf 
der  Bedtg. :  gehen,  fahren  (cf.  auch  nhd. 
Fährte,  von  fahren)  der  y  lis  beruht, 
tvozu  ausser  lere,  leren  etc.  u.  list  auch 
2  leste  etc.  gehört. 

ler-geld,  Lehrgeld,  Geld  für  die  Lehre 
od.  die  Unterrichtung  eines  Ijehrlings ;  — 
lie  is  up  (Ire  jär  bi  mi  in  de  lere  im  mnt 
liundcrd  daler  lergeld  gäfen.  —  Sodann  trop. 
auch  das,  toas  man  zahlt  od.  cinbüsst,  wenn 
man  ohne  genügende  Kenntniss  u.  Erfah- 
rung ein  Geschäft  anfängt  od.  Etwas  nnter- 
iiimmt,  loovon  man  nichts  Ordentliches  ver- 
steht, od.  auch  die  Strafe,  die  Jemand  er- 
hält, loenn  er  Böses  u.  Unrechtes  thut;  — 
he  mnt  nog  erst  lergeld  gäfen,  er  he  kluk 
word ;  —  he  hed  nu  al  twemäl  lergeld  had 
un  he  wägd  't  (od.  deid  't)  altid  nog  wer ; 
—  ofschön  he  nu  al  mennigmäl  lergeld  gilfen 
un  elkermäl  sin  strafe  d'r  för  kregen  hed, 
so  kan  he  't  nifken  dog  nog  net  laten. 

ler-kamer,  Jjehrstube,  besonders  die  Stube, 
too  die  Confirmanden  unterrichtet  toerden. 

Icr-lappe,  ler-lap,  Lederlappen;  a)  ein 
loeicher  lederner  Wischlap)pen ,  besonders 
zum  Abwischen  u.  Reinigen  von  Glasscheiben 
u.  sonstigen  glatten  u.  polirten  Sachen;  — 
ferner  fig. :   b)  ein  Wisch-  od.  Waschlappen 

J.  ten  Doorukaat  Koolman.    Wörterbuch.    II. 


od.  ein  läppischer,  alberner,  unbedeutender 
Mensch,  Schlapps ;  —  c)  ein  frischer  weicher 
zäher  Käse  od.  Lederkäse. 

li?r-ir»jor,  Lederloher,  Jjedergerber. 
5       li'l'-IöjciT,  Jjedergerberei. 
los,  s.  k'ssc,  less. 

lese,  läse,  Xese;  —  nalese,  Nachlese;  — 
lesetid,  Lesezeit  etc. 
li'sen,    läsen   (lese,   lest   statt  lesest,  lest 

10  statt  leset  etc. ;  —  las  od.  les ;  —  lesen), 
a)  (simd.)  lesen,  sammeln,  aufnelimen,  suchen, 
Sortiren  etc.;  —  Compos.:  uplesen,  ütlesen 
etc. ;  —  b)  (trop.)  lesen,  die  Buchstaben  od. 
Worte   einer   Schrift   mit   den  Augen    sam- 

15  mein  u.  den  Inhalt  eines  Buches  etc.  ent- 
weder blos  in  sich  aufnehmen  od.  auch  laut 
hersagen  od.  vortragen,  einen  Vortrag  od. 
eine  Bede  halten  etc. ;  —  Oompos. :  förlesen, 
nalesen,    aferlesen    etc.  —  Nd.,   nid.    lesen; 

20  afries.  lesa;  tvfrics.  (Japix)  lezzen ;  tvang. 
lize;  satl.  leze  od.  laze ;  helg.  lese;  nfries. 
(J oh  anse  n)  leeshen  ;  as.  lesan ;  ags.,  aengl. 
lesan ;  engl,  lease ;  an.  lesa ;  goth.  lisan ; 
ahd.  lesan;  mlid.  lesen.  —  Nach  Fick  (II, 

25  453)  mit  lit.  lesu,  lesti  (mit  dem  Schnabel 
picken,  Körner  auflesen),  lesalas  (Aufgepick- 
tes, Vogelfrass),  aplasyti  (herauspicken,  son- 
dern, auslesen,  wühlen),  aplasimas  (Sonde- 
rung, Auswahl,  Lese)  zu  einer  y  las  (lesen, 

30  sammeln,  aufnehmen),  die  wahrscheinl.  mit 
skr.  (Bopp)  las  (amplecti),  bz.  (Fick  L, 
753)  las  (begehren,  verlangen,  trachten  u. 
langen  wonach)  u.  skr.  (B  opp)  ras  (gustare, 
amare)  verwandt  ist  u.  wie  viele  andere  (cf. 

35  z.  B.  ras,  las  u.  rabh,  rap  =  tönen,  von  ra, 
la  od.  rä,  lä,  —  od.  lus,  lösen,  trennen  etc. 
von  lu,  bz.  ru)  eine  secundäre  y  od.  eine 
Weiterbildung  von  ra  =  ar,  sich  bewegen 
loohin    u.   wozu,    gehen    u.    kommen  tvohin, 

40  gehend  od.  fahrend  einholen,  erreichen,  be- 
kommen, gewinnen,  erlangen,  ergreifen,  fas- 
se)i,  nehmen,  aufnehmen,  bz.  sich  bewegen 
wollin,  um  Etwas  zu  erreichen  u.  zu  be- 
kommen,   streben,    langen,    trachten  wonach, 

45  begehren,  haben  wollen,  verlangen   etc.  ist. 
Zum  Schlüsse  sei  zu  lesen  (sammeln,  auf- 
nehmen etc.)  noch  bemerkt,  dass  G.  Curtius 
(Grundzilgc  der  griech.  Etgmol.  pag.  366)  der 
Ansicht  ist,  dass  dieses  Wort  mit  lit.  lesu,  lesti 

50  etc.  (s.  oben)  auf  einen  durch  ^s"  erweiterten 
Stamm,  laks  zurückgeführt  loerden  müsse,  für 
den  dann  aber  beim  Vergleich  von  goth.  basi, 
lat.  bacca  (cf.  beje)  ciellcicht  be.sser  eine  aus  lag 
(cf.  bhakhs  für  bhags  aus  bhag,  wonach  dann 

55  auch  skr.  bhas,  essen  etc.  tvohl  aus  bhakhs, 
bz.  bhags  als  Erweiterung  von  bhag  entstand), 
bz.  urspr.  rag  entstandene  Form  lakhs,  bz. 
rakhs  für  die  deutschen  u.  lit.  Wörter  anzu- 
setzen ist.     Was  nun  aber  weiter  die  y  lag  u. 

60  griech.  legein,  lat.  legere  (lesen,  sammeln  etc.) 

32 


LESEN 


498 


LESKEN  LESCHEN 


anbetrifft,  so  vergleiche  Fick  (II,  227  ii. 
III,  249)  zu  goth.  rak  von  rikan  (sammeln 
etc.),  icorüher  Weiteres  unter  1  rökeu  zu  ver- 
gleichen ist. 

lesen,  in  forlcscn ;  s.  dieses  u.  vergl.  auch 
l(iS   u.   lüs. 

le-seil.  Lce-Scgel,  Segel,  welcltes  nur  bei 
ruhigim  Winde  od.  stillem  Wetter  neben  den 
eigentlichen  linasegeln  beigesetzt  wird.  Wörtl. 
tvofil  Stille-Segel,  cf.  2  le. 

le-sid,  Lee-Seite,  die  vom  Winde  ahge- 
keltrte  Seite,  bz.  die  Seite  unter  dem  Winde, 
wo  das   Wasser  still  u.  ruhig  ist. 

leske  od.  lesk,  Weiche,  Leiste,  Schambug 
od.  die  Ausweichung  u.  Vertiefung  zwischen 
Unterleib  u.  Lende,  bz.  die  Falte,  Furche 
etc.  od.  die  Biegung,  der  Knick  zwischen 
Hüfte  u.  Scham,  die  auch  hier  sowohl  leste 
als  leske  hcisst:  —  pin  in  de  lösko;  —  de 
drüsen  sunt  mi  in  de  lt''sko  answullen.  — 
Es  ist  vielleicht  eins  u.  dasselbe  Wort  loie 
nd.  (Br.  Wb.)  Iccskc ;  mnd.  leesche;  afries. 
lesoka,  loseka.  leska;  njries.  (Outzen)  leeske 
od.  (Johansen)  loesh,  Runzel,  Furche, 
Falte,  Vertiefung,  Kerbe  etc.  Dieses  afries. 
Icseka  etc.  (es  bezeichnet  dasselbe  wie  afries. 
wirsene  u.  unser  krilte  u.  rimpel  it.  ist  das 
Durchschneiden  dieser  Furchen  od,  Kerben, 
Falten,  Vertiefungen  etc.,  z.  B.  vor  der 
Stirne,  bz.  zwischen  Stirne  u.  Nase,  od.  in 
der  Hand  u.  dem  Fasse,  bz.  zicischcn  den 
einzelnen  Finger-,  Hand-  u.  Fussgelenken 
in  den  afries.  Gesetzen,  je  nach  der  Lage, 
mit  einer  niedrigeren  od.  höheren  Geldstrafe 
belegt)  ist  entweder  eine  Diminutiv-  od.  eine 
Weiterbildung  von  mnld.  leese  (sulcus,  orbita), 
nhd.  Itisa  (Geleise,  Furche  etc.)  od.  von  ahd. 
lesä  (niga),  weJch  Letzteres  auch  tvohl  für 
lesä  od.  älteres  lisa  steht  u.  möglicherweise 
mit  leisa  etc.  u.  preuss.  lysa  etc.  (cf.  Fick 
III,  272)  zur  y  lis  gehört.  Da  indessen 
unser  leske  speciell  7iur  von  der  Weiche 
od.  der  Leiste  des  Unterleibs  od.  zicischen 
Unterleib  u.  Lende  gehraucht  wird,  so  ist 
es  doch  wohl  eher  idcnt.  mit  mnld.  liesche 
etc.  (inguen ,  membrana) ;  vifldm.  liesche, 
Flur,  lii'schcn  (les  eines  etc.) ;  nnld.  lies 
(Leiste,  Schamleiste,  Schamhug) ;  mnd.  leesche, 
liesche  (das  Gemachte),  tvie  auch  Outzen 
das  nfrics.  leeske,  mohr.-fries.  laaske  (er 
giebt  dabei  auch  die  Bedlgn. :  junctura  u. 
utriculus  an)  mit  dem  dän.  lyske  (Scham- 
hug, Weiche,  Leiste)  für  ident.  hält.  Dieses 
dän.  lyske  ist  aber  wieder  gleich  mit  an., 
isl.  liöski  (pecten ,  pulier  et  locus  pubis, 
sylva;  vagina  uteri),  toas  nach  lios,  bz.  an. 
Ijos,  dän.  lys  (Licht,  aus  einer  Grdform 
liuhsa,  von  y  luh,  cf.  lecht  u.  liicht)  auf 
eine  y  lus  zurückgehl,  toobei  ich  wegen  der 
Vocale  e  od.  )tld.  ie  in  leske  u.  mnld.  liesche 


auf  unser  lesen  =  nid.  liesen  od.  nhd. 
l  i  e  r  e  n  in  ferlesen  etc.  verweise.  Von  dieser 
y  lus  in  der  Bedtg. :  trennen,  los  machen, 
bz.  lösen,  auflösen,  zertheilen,  erweichen  etc., 
5  —  od.  lose,  locker  m.  weich  machen  etc.  ent- 
stand nun  zunächst  neben  goth.  liusaii,  engl. 
leese,  nid.  lieseu  etc.  (in  fraliusan,  nid.  Ver- 
liesen od.  verliezen  etc.,  cf.  ferlesen)  etc. 
ein  Thema  liusä    mit   der   Bedtg. :    loses  u. 

10  lockeres,  bz.  aufgelöstes,  erweichtes  od.  wei- 
ches Etwas,  wovon  das  mnld.  (KU.)  liese 
(iliapliragma,  disseptuin,  septum  transversum  ; 
adeps,  abdonien,  membrana  pinguis  ex  ventre 
porcorum),    liese    (membrana,   peius  interior 

15  tenuis)  w.  dessen  Dimin.  lieskon  (membra- 
nula  etc.)  sowohl,  als  auch  das  mnld.  liesche 
(inguen,  membrana),  an.,  isl.  liöski  (s.  oben) 
u.  somit  auch  unser  leske  (Weiche,  Leiste, 
Schamhug  etc.)  abslammen,  loährend  es  mir 

20  zweifelhaft  bleibt,  ob  das  afries.  lesoka,  le- 
seka  etc.  (Runzel,  Falte  etc.)  auf  lese  = 
ahd.  leisa  (Geleise,  Spur,  Furche)  od.  auf 
ahd.  lesä  (ruga)  zurückgeht  u.  ich  auch  nicht 
bestimmt   zu   sagen    wage,   ob  das  ahd.  lesä 

25  (ruga)  mit  leisa  zu  der  y  lis,  od.  nicht  viel- 
mehr zu  der  y  las,  bz.  zu  goth.  lisan  in 
der  Bedtg. :  coliigere,  bz.  griech.  sullegeiu, 
sunäzein  gehört,  da  sich  aus  lisan  in  der 
Bedtg.:   coliigere  od.  zusammenbringen,  zu- 

30  sammen  nehmen,  zusammen  fassen,  zusam- 
menziehen, zusammenraffen  etc.  tvohl  die 
Bedtg. :  Falte  od.  Runzel  ergeben  könnte, 
da  ja  eben  durch  das  Zusammenziehen  der 
Haut  die  Runzeln  in  derselben  entstehen. 

35  l^sken,  liLsken  (Dimin.  von  lesen),  sam- 
meln, suclicn,  picken,  Nachlese  halten,  zu- 
sammensuchen etc. ;  —  se,  bz.  de  hüner 
lasken  elker  kürrel  up ;  —  wen  ik  ük  alle 
brokken    tosamenläske,    so   kan  ik  dog  nog 

40  uet  so  föl  bi  'n  ander  brengeu,  dat  ik  jo 
sat  gäfe. 

leskftii,  loschen,  löschen,  auslöschen,  aus- 
od.  aufhören  machen,  tilgen,  stillot,  erster- 
ben od.  todt  machen  etc. ;  —  he  lesked  dat 

45  für,  —  de  braud,  —  de  dürst  etc. ;  —  't  für, 
—  't  lücht,  —  de  flamme  iitlesken;  —  kalk 
lesken  (Kalk  löschen,  bz.  mit  Wasser  be- 
giessen  u.  sättigen,  damit  er  durch  die  sich 
dabei  entwickelnde  Hitze  ausbrennt  u.  gahr, 

50  lose  u.  locker  wird)  ;  —  stenen  lesken  (trockne 
Mauersteine  mit  Wasser  begiessen  od.  ins 
Wasser  setzen,  bz.  sie  damit  sättigen,  damit 
sie  nachher,  wenn  sie  vermauert  werden,  das 
Wasser  nicht  zu  rasch  aus  dem  Mörtel  auf- 

55  saugen  u.  verzehren).  —  Wegen  nhd.  löschen 
in  Bezug  auf  das  Leermachen  od.  Ent- 
löschen eines  Schiffes,  bz.  der  Ladung  des- 
selben cf.  lössen.  —  Nid.,  mnld.,  mnd.  leschen ; 
as.    leskjan ;    ahd.    lescan,   leskan,    leschan, 

60  lesken;  mhd.  loschen  (löschen, auslöschen  etc.). 


LESSE  LESS  LES  490  LEStE  LEST 

—  Caus.  SU  as.  leskan ;  ahd.  lescan,  lesgan ;  —  ho  hed  liiim  de  los  läsen  (er  hat  ihm 
mhä.  leschen;  mnd.  loschen,  was  wir  nur  den  Text  c/elesen,  ihn  abgekanzelt  u.  ermahnt 
noch  in  utlesken  (dat  losket  ut)  haben  n.  etc.) ;  —  liö  hed  bum  gode  lessen  (Lectionen 
nhd.  auch  fast  nur  noch  iu  den  Compos.:  od.  mündliche  Vorschriften  u.  Ermahnungen 
aus-,  er-,  verlöschen  lebt  ti.  ahd.  auch  nur  5  od.  Belehrungen  etc.)  mit  up  de  weg  gäfen, 
in  ar-,  ir-löscan  vorkömmt.  Nach  ahd.  li'san  as  he  up  de  reise  gung  un  ofschöd  fan  hum 
etc.  =  goth.  lisan  steht  dies  as.,  ahd.  leskan,  nain ;  —  dat  lät  di  'n  los  (Lection  od.  Lehre, 
lescan  für  urspr.  liskan,  von  dessen  Präter.  Belehrung,  Warnung  etc.)  wc'sen  od.  to  'n 
lask  wieder  das  für  urspr.  laskjan  stehende  les  denen.  —  Mit  nid.  los  ;  mnld.  lesse  (lectio, 
as.  leskjan,  ahd.  Ifscan  (s.  oben)  gebildet  10  lectio  litterarum;  doctrina,  praeceptuni,  ad- 
wurde.  —  Dieses  starke  Verb,  liskan,  leskan  monitio)  wohl  aus  franz.  loQon,  bz.  lat.  lectio 
ist  ivohl  jedenfalls  keine  ähnliche  Bildung  (cf.  Icks)  n.  demnach  mit  lesen  unverwandt, 
wie:  frischen,  forschen  etc.,  d.  h.  nicht  tvie  lest,    letzt;  —  lest    insen    (letzt    mal    od. 

diese  von  einem  Adj.  od.  Suhst.  (hier  liski  letzt  einmal)  hürde  ik,  dat  etc. ;  —  s.  unter 
od.  liska)  fortgebildet,  sondern  tvahrscheinl.  15  lät. 

von   einer  aus  laks  (ursjjr.  raks  od.  rakhs)  leste,  letzte.  Letzte ;  —  up 't  loste  do  wiird' 

versetzten  germ.  y  lask  (cf.  rispen,  mhd.  ik  so  nidig,  dat  ik  hum  wol  hast  ferniören 
respen,  aus  repson,  repfsen,  refsan,  —  wespe  kunt  harr'.  —  Bedensarten  u.  Sprichw. :  't 
aus  wepse  etc.)  hervorgegangen,  tvo  es  dann  leste  is  't  beste;  —  de  leste  is  de  beste;  — 
mit  sJcr.  rakhsas  (Beschädigen,  Beschädigung,  20  de  leste  krigt  't  beste ;  —  „'t  leste  is  't 
Verletzung,  Tödtung)  zu  der  mit  (cf.  Grass-  beste,"  sä'  de  junge,  do  fret  he  't  bransel 
m  a  n  n,    Spalte  1131)    arg   u.  rig    (verletzen        üt  de  pot. 

etc.,  bz.  abreissen  etc.,  zerbrechen  etc.)   ver-  1.  leste,  lest,  Leiste,  Weiche,  Biegung  in 

ivandten  y  rakhs  od.  raks  (cf.  auch  zend.  der  Schamgegend,  Schambug  etc.;  —  ik  hebb' 
rakh^,  beschädigen ,  verletzen?)  gehören  25  dar  so  'n  klüte  in  de  leste  sitten;  't  schal 
könnte.  Vergleicht  man  indessen,  dass  das  wol  'n  drüse  wesen,  de  ml  answullen  is.  — 
ahd.  \'(iic-An  neben  zu  tönen  aufhören  haupt-  Dieses  loeder  ahd.,  noch  mhd.  belegte  Wort, 
sächlich  die  Bedtg.:  zu  flammen,  zu  das  im  Hess,  als  laste  vorkömmt,  ist  wohl 
brennen,  zu  leuchten  aufhören,  bz.  dasselbe  tvie  mnld.  lyst  (diaphragma  etc.), 
finster  od.  dunkel  rverden  (die  Begriffe:  klar  30  da  dies  nach  KU.  mit  mnld.  liose  (diaphragma 
u.  hell,  bz.  trübe,  dunkel,  düster  u.  dumpf  etc.,  s.  unter  leske)  syn.  ist  u.  auch  mfläm. 
etc.  gehen  ja  stets  in  einander  über,  trotz-  liese  u.  lyst  in  derselben  Bedtg.  zusammen- 
dem  hell  von  hallen  in  der  Bedtg.:  tönen,  stehen.  Es  stimmt  formell  mit  dem  fol- 
klingen  etc.  stammt)  hatte  u.  auch  leskjan  genden  leste  u.  ist  weder  mit  leske  (bz.  mnld. 
die  Bedtg.:  finster  od.  dunkel  machen  etc.,  35  liesche  u.  liese)  noch  mit  liste  verwandt,  da 
bz.  auslöschen,  verdunkeln  etc.  hat,  so  ist  es,  tvie  das  folgende  leste,  tvohl  auf  eine 
es  beim  Vergleich  von  griech.  laskö  (krachen,  ahd.  Form  leisa,  gotfi.  laisa  zurückgeht,  loo- 
lärmen  etc.)  von  der  }/  lak,  bz.  rak  od.  ark  nach  es  dann  ivohl  mit  dem  in  der  lex  salica, 
(cf.  Fick  I,  22  die  y  ark  in  der  Bedtg.:  46  (cf.  Weigand)  vorkommenden  latinisir- 
einen  Schall  od  ein  lautes  Geräusch  machen),  40  ten  afränk.  laisus,  lesus,  auch  laisa  (Schoss, 
od.  von  air.  loscad  (bromen  etc.)  von  der  Mutterschoss,  gremium)  zusammenhängt  u. 
y  ark  (cf.  Fick  I,  die  y  2  ark)  auch  entweder  dieselbe  Bedtg.  wie  dieses  laisus 
ebensogut  möglich,  dass  das  obige  liskan,  hat,  od.  einen  Theil  des  Mutterschosses,  bz. 
lask  etc.  zu  derselben  ]/  rag  gehört,  tvozu  ein  Etwas,  loas  sielt  am  Schosse  befindet  u. 
ausser  (cf.  Grassmann,  Spalte  1134)  ved.  45  7mt  demselben  zusammenhängt,  bezeichnet. 
rajani  (Nacht  od.  das  Dunkle),  räjas  (dunk-  2.  leste,  lest,  Leisten  od.  dem  Fasse  nach- 

ler  Raum)  auch  goth.  riqisa  (Finsterniss  etc.,  gebildete  hölzerne  Form,  tvonach  u.  worüber 
cf.  Fick  I,  738  das  Thema  ragas,  Dust,  der  Schulimacher  die  Schuhe  u.  Stiefel  ar- 
Dunkel,  bz.  das  Dunkle  etc.  u.  III,  253  das  leitet,  od.  auch  Form,  ^vorüber  die  Strümpfe 
Thema  rekvisa)  etc.  gehört  u.  dass  darnach  50  gesogen  tverden  u.  überhaupt :  Form,  Muster 
liskan  od.  leskan  urspr.  die  Bedtg.:  Nacht  etc.  —  Bedensarten  u.  Sprichw.:  he  haud  't 
od.  dunkel  u.  finster  werden  od.  Nacht,  all'  afer  en  lest;  —  he  settd  de  buk  up  de 
Dunkelheit  u.  Finsterniss  erzeugen  hatte.  lest  (schlägt  sich  den  Bauch  so  voll,  dass 
Die  Form  ragas  würde  eine  germ.  Form  er  gespannt  ist) ;  —  schomaker  blif  bi  de 
lakas,  contrah.  laks,  ergeben,  welche  leicht  55  lest.  —  Nd.  lesten ;  jhhcZ.  leste;  nid.,  mnld., 
zu  lask  umgesetzt  werden  könnte.  mfläm.  lest ;  nfries.  (To  hans  e  n)  least ;  ahd., 

lesse  od.  less,  les,  Lection,  Aufgabe,  Text,        mhd.  leist  (Leisten,  calopodium)  ;  ags.  laest, 
Vorschrift,  mündliche  Lesung  od.  Bede  als        last,  least  (Fussspur,  Fussstajjfc,    Schuster- 
Büge  od.  zur  Ermahnung,  Warnung  u.  Be-        leisten  od.  nach  Fick  111,272:  Wegspur, 
lehrung  etc.;  —  he  hed  sin  lesse  net  kunt;  GO  Spur,  Gang);  aengl.\a.e?,i;engl.\Ast (Schuster- 
ei* 


LESTEN  LEISTEN  500                            LETTER 

leisten):    goth.  laists  ('5/)Mr,  vestigium) ;  an.  V  i  e  r  t  e  J  s  -  Bauernhof.    —    Formell    gleich 

leistr   (solea,    crepida) ;     isl.    leystr    (solea,  mit  l  \et  wird  es  wohl  zu  \Aten  in  der  Bedfg. : 

soccus) ;  Horjo.  leist;  schwed.  Mist;  </rt«.  laest  über-  od.  übrig  lassen,   als  Best   lassen  etc. 

(Leisten).  —  Es  bezeichnet  urs2}r.  die  Spur  gehören,    so   dass   es    urspr.   einen  Best  od. 

od.  den  Eindruck  u.  Abdruck  (u.    so   auch  5   Theil  eines  Ganzen  bedeutete.  —  Was  Stb g. 

die  Form),    den    der   gehende    Fuss  macht,  dazu  anführt,  stimmt  formell  durchaus  nicht 

od.  überhaupt  eine  Spur  od.  Fährte,  die  dazu.     Ob  dies  Wort  in  dieser  Bedtg.  sonst 

ein  Etwas   im  Gehen   od.  Fahren  macht  u.  noch  vorkömmt? 

zurücklässt  u.  gehört  mit  ahd.  leisa  (Geleise,  iPtiil,  ,s".  laiiii. 

Furche,Wagrnsi)ur  etc.)  zu  demselben  Stamm-  10       letse,  letscl,    dlinderniss,    Nachtheil  etc. ; 

verb.   goth.    leisan,    lais    etc.,    worüber    das  —  ik  liebb'  d'r  gea  letsol  fan.  —  Nid.,  mnld., 

Weitere  unter  3  loreii  zu  vergleichen  ist.  mnd.    letsel    (impeilinientuni,     nocmiiontum, 

leslen,  leisten,    leisten,  jiriistiren,  gewäh-  ilamimm  etc.).  —  Zu  letten,  cf.  k't. 

ren  etc.;  —  hö    kan    net    t'Öl   lesten;  —  hö  lettoii,    a)    aufhalten,    abhalten,    zurück- 

kan  't  wol  loisteii,  dat    he    föl    gold    ütgift ;  15  hallen,    hemmen,    hindern    etc.;   —  wen  du 

—  folge  od.  gohorsäin,  —  densten  (Dienste),  um    biiskui»    goist,    deu    must   du  di  under- 

—  hüipc  etc.  lesteu;  —  he  lestd  (od.  leistd)  wegens  nargends  Jetten; —  dat  lettd  mi  nich, 
1111  goselskup.  —  3Ind.  lesten,  leisten ;  mnld.,  um  dat  to  d(m ;  —  b)  sich  aufhalten,  stehen 
mjläm.  leysten,  leesten ;  afries.  lesta,  lästa  ;  bleiben,  zurückbleiben,  ivarten,  stehen  bleiben 
nfries.  (Öutzen)  laste,  lesta,  lasta;  dithm.  20  ».  warten  in  u.  mit  der  Absicht,  um  Etwas 
lesten;  wang.  lestje;  ags.  laestan  (observare,  zu  sehen  od.  zu  hören,  zu  vernehmen,  einem 
sequi,  praestaie  etc.);  aengl.  laesten ;  engl.  Etwas  zu  lauschen  etc,  sich  betrachtend 
last  (aber  mit  verschiedener,  theils  aus  dem  wobei  aufhalten ,  betrachtend  warten  auf 
ags.  schon  sich  herleitender  Bedtg.,  wie  z.  B.:  Eticas,  merken,  hören,  lauschen,  achten  auf 
dauern,  anhalten  etc.) ;  as.  lestjan  (sequi,  25  Etwas  etc. ;  —  lett'  afen  'n  ogeublik  (bleib 
e.xsequi) ;  ahtl.,  mhd.  leisten  (leisten,  voll-  eben  einen  Augenblick  stehen,  ivarte  eben 
ziehen); goth.  \Aistyä,n  (folgen,  verfolgen,  nach-  einen  Augenblick),  wat  dat  wol  is,  od.  wat 
gehen,  nachtreten).  —  Zu  ahd.  leist,  goth.  dar  wol  kumd,  —  wat  se  wol  don  etc. ;  — 
laists  etc.  (,s\  unter  2  leste)  u.  urspr.  soviel  he  lettd  (wartet  od.  auch:  hi'>rt,  lauscht, 
als:  dieselbe  Spur  machen,  bz.  ein  schon  vor-  .SO  achtet,  merket  etc.)  d'r  up,  wat  ik  hum  to 
handenes  Geleise,  od.  eine  schon  vorhandene  seggen  hebb';  —  he  wil  net  up  min  worden 
Spur  noch  einmal  machen  od.  in  dieselbe  letteu  (er  loill  nicht  auf  meine  Worte  hören 
Spur  etc.  treten  u.  darin  toeiter  gehen,  eines  od.  achten  etc.);  —  daher:  uplettend  (auf- 
Jemandes  Spur  betreten  ti.  folgen  (ihm  fol-  wartend,  aufmerkend,  aufmerksam  etc.)  etc. 
gen  od.  Folge  leisten,  ihm  gehorsamen  u.  35  —  Compos.:  beletteu  (behindern  etc.);  — 
seinem  Willen  u.  seinen  Wünschen  ent-  ferletten  (verspäten,  versäumen,  aufhalten 
sprechen  etc.)  etc.,  wie  in  ähnlicher  Weise  etc.).  —  Nid.  letteu  (aufhalten,  zögern,  war- 
auch  ahd.  spurjan  als  Fortbildung  von  spur  ten ;  gegenhalten,  hindern  ;  schädigen,  ver- 
(Spur  od.  Fährte)  aus  der  sinnl.  Bedtg.:  letzen  etc.;  achtgeben,  aufmerken);  mnld., 
der  Spur  od.  Fährte  nachgehen  u.  sie  ver-  40  nd.,  mnd.  letten ;  afries.,  satl.  letta ;  wfries., 
folgen  etc.  die  Jetzigen  Bedtgn.  des  davon  nfries.  letten  (theils  in  derselben  u.  theils 
abstammenden  nhd.  sj)üren  (cf.  spören)  nur  in  einzelnen  der  obigen  Bedtgn.);  as. 
entwickelte.  lottjan;  ags.  lettan ;  aengl.  letten;  engl.  let; 

lesten,    letzten,  Letzten;  —  lestens,  letz-  an.  letja;  norw.  letja;    schwed.  lätjas;  ahd. 

tens,  letzthin  etc.;  —   he  kwam  lestens  (od.  45  lezjan,  lezzan,  lezzen ;    mhd.    lezzen,   letzen, 

anderlestens)    insen    un    frög   mi,  cf  ik  hum  hemmen,  aufhalten,  verhindern,  hintertreiben, 

mit  wat  geld  lielpon  kunu'.  zurückbleibend  machen,  endigen;  schädigen, 

let  od.  lett,  Aufenthalt,  Säumniss,  Zöge-  beschädigen,  verletzen;  zurück  od.  wieder, 
rung,  Behinderung,  Störung  etc.;  —  daher  wiederum  etc.  (re)  machen  u.  thun  od.  geben, 
sagt  man  von  einem  lästigen  u.  zehrenden  50  erwidern,  vergelten ;  im  guten  Sinn  vergelten 
Gaste:  't  git't  man  letten  (Säumnisse  od.  u.  gut  machen  od.  gut  tliun,  sich  od.  einem 
Versäumnisse,  Behinderungen  u.  Störungen  Andern  gut  u.  gütlich  thun,  sich  od.  einen 
etc.)  uu  setten  (Aufsetzen  von  Speisen  m.  Andern  letzen,  bz.  erfreuen,  laben  u.  er- 
Getränken od.  Poniren,  Tractiren  etc.)  un  quicken  etc.  —  letjan  od.  lezjan  steht  für 
anders  niks.  —  Daher  holet,  ferlet  etc.  —  55  urspr.  lat-  od.  lazjau  (cf.  nhd.  kleck en  = 
Zu  letten;  —  cf.  nid.,  mnld.  let,  lette  (im-  ah'l.  klacjau  unter  klakken)  u.  ist  ident, 
pcdimentum  etc.);  engl,  let,  letgame  etc.  u.  mit  goth.  latjan  (lass  machen,  tardare,  re- 
Letze  bei  Weigand.  tardare  etc.)  als  Weiterbildung  von  Isit,  ahd. 

1.  let,  lie.'is ;  cf.  laten.  laz,  afries.  let  etc.,  cf.  lät. 

2.  let,  ein  Drei-  od.  auch  icohl  ein  Ein-  GO      letter,    iMter,   Buchstabe,    Schriftzeichen 


LETTER-DOK 


501 


LEVERKE 


etc. ;  —  he  kend  nog  gen  letters ;  —  he  kan 
nog  gen  letter  sclirifen ;  —  he  Ict  gen  letter 
fan  sük  hören  of  sen.  —  Aus  lat.  litera, 
von  liuo,  livi,  litum,  linere  (schöneren,  be- 
schmieren, bestreichen,  überziehen  etc.),  cf. 
lern,  lim,  linje  etc. 

letter-dök,  Tuch  od.  Lappen,  ivorin  An- 
fängerinnen im  lettern  zuerst  die  letters  od. 
Buchstaben  hineinsticlcen ,  bz.  tcoran  sie 
ihre  Versuche  zum  Erlernen  der  Buchstaben- 
Stickerei  machen  u.  icas  sonach  für  sie  eine 
Art  kladde  ist. 

lettere,  Aufhalterei  od.  Aufenthalt,  Ver- 
sögerung  etc. ;  —  Avi  hebben  dar  in  't  holt 
bi  't  iipladen  fan  de  bomen  wat  föl  lettere 
had,  darum  kamen  avi  wat  later  to  hüs,  as 
wi  dogt  hebben. 

lettern,  Lettern  od.  Buchstaben  zeichnen 
ti.  sticken,  mit  Lettern  bezeichnen  u.  merken 
etc. ;  —  de  hemde  od.  taskendoken  etc.  sunt 
ua  de  neister  hen,   um   letterd    to    worden ; 

—  de  neie  sakken  rautten  erst  letterd  wor- 
den, er  se  in  gebrük  namen  worden. 

len,  s.  4  lel. 

leuwagen,  s.  leiwagen. 

levelk,  s.  leflik,  lefelk. 

leven,  s.  läfen  u.  s.  lefen. 

lever,  s.  lefer. 

1.  leverke,  lewerke  (Neutr.),  Lerche.  — 
Sprichiv. :  de  junge  is  ferdwalen,  as  de  le- 
verkes  in  de  beide ;  —  dat  geid  d'r  mit  as 
mit  de  leverkes ;    in  en  nagt  fet  un  mager ; 

—  stigt  't  leverke  bog  in  de  lücht  un  singd 
't  dar  lank,  den  gift  moi  un  fast  wer ;  — 
wen  't  leverke  för  lechtmes  singt,  mut  't  na 
lechtmes  pipen.  —  Nd.  (Br.  Wb.)  leverke, 
lewerk,  (D ahne r t)  lewark,  (Seh a m bach) 
lerke,  lereke ;  mnd.  lewerike,  lewerke ;  nid. 
leeuwerik,  leeuwrik,  leeuwerk,  leeurik ;  mnld. 
(KU.)  leeuwercke,  leewerick,  lewerick,  lau- 
werick,  lewerck,  lereke;  wfries.  (Jap ix) 
Ij  uerck ;  nfries.  (J  oh  an  sen,  138)  läsk, 
lörki ;  mofries.  (C a d.  31  ü Her)  letzke ;  ags. 
läverce,  läerce ;  aengl.  laveroc,  larke ;  engl. 
lark ;  norm,  lerka ;  schwed.  lärka ;  dein,  lärke ; 
ahd.  lerahhä ,  lerachä ,  lerehhä ,  lerihhä, 
lerichä,  lerchä ;  omÄc?.  lewerch;  m/td  leriche, 
lerche.  —  Nach  ags.  läverce  ist  die  Vorsglbe 
ahd.  1er  od.  lera  des  ahd.  ler-abha  ans 
lewer,  leiwer  od.  lewara,  leiwara  (goth.  laivar 
od.  laivari)  contrah.  u.  lewer  od.  lewara 
selbst  eine  ähnliche  Fortbildung  eines  ein- 
fachen Stammes  lew  (goth.  laiv)  loie  ahd. 
lewari,  leiri;  amhd.  lewer  (agger,  tumulus) 
von  ahd.  hl6o,  leo,  goth.  hlaiv,  ags.  hlaev, 
hläv  (Grabhügel,  Grabdenkmal,  tumulus  etc.), 
sodass  man  für  ahd.  lerahhä  eine  volle  äl- 
tere Form  lewarahhä  (goth.  laivarahä  od. 
laivaraka,  ags.  läveraca  od.  läveroca  [cf. 
aengl.    laveroc],    as.    leveraka)    anzusetzen 


haben  ivird.  Wie  für  ahd.  lewari  von  hleo, 
so  würde  für  lewar  od.  lewara  in  lewarahhä 
zunächst  ein  ahd.  Thema  h'-o,  goth.  laiv  etc. 
u.  nach  dem  von  Fick  für  goth.  hlaiv  etc. 
5  angesetzten  Thema  hleivo,  soivic  dem  für 
lat.  levis  (glatt)  angesetzten  Thema  leivo 
gleichfalls  (cf.  II,  221)  ein  Thema  leivo  od. 
leiva  u.  demnach  eine  y  li,  urspr.  ri  od.  ri 
anzusetzen  sein.    Da   nun  aber  die  Lerche 

10  einerseits  beim  Aufsteigen  in  die  Jjüfte  in 
steter  unruhig  er  Beivegung  ist  u.  fort- 
loährend  die  Flügel  m.  den  Körper  heftig 
hin  u.  her  bewegt,  bz.  auffallend  starke 
zitternde   Beioegungen    macht,    an derer- 

15  seits  aber  auch  fortioälirend  trillernd 
singt,  so  ist  es  höchst  loahr scheint.,  dass 
dies  für  lewar  od.  lewara  anzusetzende  pri- 
mitive Subst. :  ahd.  leo,  goth.  laiv  etc.,  bz. 
dessen  Thema  leivo  mit  lat.  libräre  (schwin- 

20  gen,  schwanken,  fliegen  etc.),  goth.  reiran 
(zittern,  beben,  tremere),  reiro  (Zittern, 
Beben,  Erdbeben),  skr.  leläya,  leliya  (schivan- 
ken,  schaukeln,  zittern),  Iclayä  (schwank,  in 
unruhiger  Beivegung  etc.)  zu  der  (cf.  Fick 

25  I,  742)  y  ri,  li  (schivanken,  hin  u.  her 
gehen,  sich  hin  u.  her  bewegen,  schwingen, 
schaukeln  etc.)  gehört.  Ist  dieses  richtig, 
so  würde  der  vom  Thema  leo,  hz.  nrspr. 
leivo  od.  leiva  fortgebildete  Stamm  lewer  od. 

30  lewari,  lewara  von  dem  aus  lewerahhä  con- 
trah. ahd.  lerahhä  urspr.  entioeder  die  Bedtg.  : 
beberig,  zitterig,  trillerig,  bz.  bebend,  zit- 
ternd, trillernd,  od.  die  von:  Zitterer, 
Triller  er   (soicohl  in  Bezug  auf  die  un- 

35  ruhigen  u.  zitternden  Beioegungen,  als  auch 
in  Bezug  auf  das  zitternde  u.  trillernde 
Singen  der  Lerche)  etc.  gehabt  haben  können 
u.  demnach  das  Wort  lerahhä  (lewer-ahhä) 
wörtl.    ein   Zitier-    od.    Triller -Wesen, 

40  od.  einen  zitternden  u.  trillern  den 
Vogel  bezeichnen.  Eine  ähnliche  Bildung 
ist  auch  hliuninga  (Sperling  od.  Wesen  was 
piej^t,  zwitschert  etc.)  von  der  y  hlu,  bz.  Qru 
(hören   u.  hören   lassen),   worüber  Weiteres 

45  unter  lünink. 

Zum  Schlüsse  sei  wegen  des  für  ahd.  1er, 
bz.  lewer,  goth.  laiver,  ags.  läver  etc.  ange- 
setzten Themas:  leo,  goth.  laiv,  ags.  läv, 
bz.  urspr.  leivo    noch   bemerkt,    dass   hiezu 

50  auch  das  wallon.  livi,  lauwi,  in.  cok-livi, 
cok-louwi,  franz.  cochevis  (Hauben-Lerche) 
stimmt,  da  das  livi  ebenso  wie  livi  in  lat. 
liuo  (livi,  litum,  linere)  auf  eine  ]/  li,  ri 
zurückweist,    bz.    selbst   aus    dem  für   leo, 

55  lewer  angesetzten  Thema  leivo  ident.  sein 
kann. 

2.  leverke  (scherzh.  mit  Anlehnung  an 
lef,  bz.  lever,  lieber  u.  subst.  Lieber),  eine 
kleine  plattrunde  Flasche   od.  ein  Taschen- 

60  Buddel,    den   man   in    die    Tasche  od.  den 


LKVER-LA 


502 


LICHT 


Busen  steckt,  um  denselben  mit -Branntwein 
od.  Liqucur  gefüllt  auf  Fusstouren  u.  licisen 
zu  gebrauchen;  —  kri^''  "t  li-vcrko  man 
iifeii  üt  de  taske  mi  lät  uns  inscn  en  ilrinkcn. 

—  Es  cntsj)ric}U  einem  nhd.  Li eber che», 
1)3.  einem  Ktwas,  was  man  lieber  hat  od. 
ein  Liebchen  /•>/,  wie  ja  der  Taschcn- 
Buddcl  od.  die  Schnajis- Flasche  leider  in 
den  nieder n  Klassen  des  Volkes  ein  sehr 
beliebter  u.  begehrter  Gegenstand  ist. 

levcr-lä,  s.  löfer-lädc. 

levos,  Liebes;  s.  löfcs. 

li,  lind,  sanft,  sachte,  milde,  leise,  unver- 
merkt  od.  unbemerkbar,  un spürbar  etc.;  — 
hl'  kau  so  li  (sanft  od.  lind  u.  .schön)  dön, 
as  'n  kalte ;  —  he  is  d'r  so  li  (sachte  od. 
leise  .schleichend  u.  schlau,  unmerkbar)  bi 
dön,  dat  d'r  gin  minsk  wat  fan  hörd,  spörd, 
of  markd ;  —  dat  is  man  gans  li-lütjet  od. 
li'-li-lütjot  (das  ist  ganz  besonders  unspürbar 
klein,  od.  so  klein,  dass  man  nur  mit  grosser 
Mühe  Etwas  davon  merken  od.  spüren  kann). 

—  Es  ist  wahrschcinl.  aus  as.  lidhi,  lithi 
(lind,  sanft  etc.,  cf.  lind,  linde)  gekürzt,  wie 
lä  aus  lade,  lü  od.  lue  aus  lüde  etc.,  cf. 
auch  lir-lütjo. 

libhe,  libber,  libbcrig,  libsk,  fade,  ge- 
schmacklos, widerlich,  übermässig  unange- 
nehm, ekelhaft,  schmierig,  klebrig  etc.:  — 
dat  is  od.  sraekd  so  lii)borig  (fade,  flau, 
nicht  kräftig,  süsslich,  weichlich  etc.,  bz.  so, 
dass  es  Einem  widersteht  u.  widerlich  ist 
etc.) ;  —  libsk  äten  (eine  fade  geschmacklose 
xoiderliche  Speise);  —  libb-söt  (widerlich  u. 
übermässig  süss,  unangenehm  süss,  schmierig 
u.  klebrig  süss,  z.  B.  von  Syrup,  Honig 
etc.) ;  —  dat  is  so  'n  lil)berigen  kräni  (fader 
süsslicher,  abgestandener  widerlicher  Kram, 
bz.  fades  süssliches  etc.  Zeug).  —  Nd.  (D ah- 
ne rt)  libberig  (widerlich  süss),  (Br.  Wb. 
in,  39;  Schütze  III,  30)  libberig,  libber 
(klebrig,  iciderlich  zu  gemessen,  klebrig  süss, 
süss  u.  tviderlich) ;  libberhaftig,  libbersöte 
(eben  dasselbe).  —  cf.  bei  Dähnert  u. 
Dan  n  eil  labberig  (loeichlich ,  unkräftig, 
fade,  kraftlos,  widerlich),  sowie  (las  folgende. ■ 

lib-lab,  lib-labbere  od.  lif-laf,  lif-laffere, 
fades,  mattes  schlaffes  unkräftiges,  geschmack- 
loses, süssliches  widerliches  Zeug  überhaupt, 
z.  B.  fades  geschmackloses,  schlaffes,  weich- 
liches, süssliches  od.  dünnes  wässriges  Essen ; 

—  süssliche  unkräftige  Näscherei  für  Kin- 
der; —  fades,  leeres  od.  süssliches  Geschwätz 
etc.  —  Nid.  Wüwf  (unschmackhaft,  geschmack- 
los, schal,  fade;  fades  geschmackloses  od. 
abgeschmacktes  dummes  albernes  Zeug,  Mär- 
chen, Narrheiten,  Possen;  fade  geschmack- 
lose Spci.se);  —  liflaffen  (auf  fade  alberne 
närrische   od.   widerliche  Weise   liebkosen) ; 

—  liflafferij    (fade    schale    unschmackhafte 


Sjieise;  fades  schales  albernes  leeres  Gerede; 
fade  Liebkosungen  etc.).  —  lib  u.  lif  sind 
Ablaute  von  lab  u.  laf  u.  ist  das  Weitere 
unter  labbckak  u.  laf  zu  vergleichen. 
5  lii-ham,  liclipiu  (dat),  Leichnam,  d.h.  der 
Körper  (gleichviel  ob  lebend  od.  todt)  od. 
ganze  Leib,  im  Gegensatz  zur  Seele  od.  zum 
Geiste,  bestehend  aus  dem  seine  Gestalt  od. 
Figur  bildenden  u.  bedingenden  Knochen- 
IQ  gerüste  u.  seinem  fleischlichen  Kleide  od. 
seiner  aus  Fleisch  m.  Haut  bestehenden 
Knochenbedeckung ;  —  min  licliäm  deid  mi 
fan  alle  kanten  so  ser,  dat  ik  bei  net  wet, 
wo    ik    wol   li.u^gen    schal ;  —  ik    hebb'   dat 

15  ganse  licbäm  ful  bülen  un  drillen;  —  he  is 
afer  sin  ganze  licluun  bunt ;  —  min  licliäm 
word  swak,  he  schal  wol  net  lank  inür  mit- 
gän ;  —  as  se  sin  liebem  dar  funden,  do 
was  't  lilfen  d'r  al  üt;  —  stark  fan  lichäm, 

20  man  swak  fan  gest.  —  Nid.  ligchaam ;  mnld. 
lichaem  (Körper  im  weitesten  u.  allgemeinsten 
Sinn);  nd.  licham ;  ynnd.  licham,  likam,  lich- 
nam  ;  afries.  likkoma,  lichama,  likma ;  tvfries. 
(J api.v)  liebem,  licheme;  as.  likhamo;  ags. 

25  lichoma,  lichama ;  aengl.  lichame ,  licame, 
licome,  lichome;  an.  likami,  likamr;  norw. 
likam;  schwed.  lekamen ;  dän.  legeme;  aJid. 
lihhamo,  licliamo ;  »(/jf^.  lichame,  licham  u. 
ahd.    lichinamo,    lihnamo;    ynhd.    lichname, 

30  liclinam.  —  Es  ist  zusammengesetzt  aus  as. 
lik;  ags.  Iic;  afries.  lik;  gotfi.lelk;  ahd.  \ih 
(KiJrper,  Leib,  Fleisch,  Leiche,  od.  eigentl. 
die  äussere  sichtbare  u.  wahrnehmbare  Ge- 
stalt u.  Form  von  Etwas,  bz.  dasjenige,  ivas 

35  aussieht  loic  ein  Etwas  u.  dem  Auge  gegen- 
ständlich ist  od.  in  die  Erscheinung  tritt 
etc.,  cf.  liko)  u.  dem  alten  hämo  (Kleid, 
Hülle,  Decke,  Haut  etc.,  s.  unter  2  ham), 
.sof/as.s  lik-hamo  loörtl.  das  Fleisch-Kleid 

40  od.  das  Kleid  u.  die  Hülle  des  Leibes,  bz. 
das  Kleid  der  sichtbaren  Gestalt  u.  Form 
von  Etwas  (das  fleischliche  Kleid  der  Seele 
od.  die  sichtbare  fleischliche  Hülle,  im  Gegen- 
satz zur  unsichtbaren  Seele  od.  zum  Geiste) 

45  bezeichnet. 

1.  licht,  licht;  —  s.  das  gebräuchlichere 
lecht  u.  für  das  Subst.  Licht  gebrauchte 
lücht. 

2.  licht  od.  li^t  (lichter,  ligter;  lichteste, 
50  ligteste,  lichtste  etc.),    leicht,    nicht    schwer, 

unschiver  etc. ;  leicht  od.  leichtfertig  etc. ; 
—  he  is  so  licht  as  'n  fere  (Feder) ;  —  he 
lüpt  ligt;  —  foren  un  dünen  sunt  licht 
(Federn  «.  Daunen   sind  leicht,  wiegen  od. 

55  drücken  loenig  od.  gar  nicht  etc);  —  dat 
brod  is  to  ligt;  —  dat  kan  'k  licht  (un- 
schwer, ohne  grosse  Mühe  od.  Kraftanstren- 
gung etc.)  dön ;  —  ligt  äten  (leicht  verdau- 
liche Speise);  —  he  denkt  d'r  wat  licht  afer, 

GO  bz.  he  gi>id  d'r  wat  licht  afer  weg ;  —  licht 


LICHT  503  LICHTEN 

d'r  an  uu  licht  d'r  fan ;  —  dat  ferdarft  net  die  Luft  Erhehcnde  soioohl  als:  flüchtig, 
ligt ;  —  h(j  geid  d'r  ligt  (od.  mit  'n  ligtcn  fliegend,  od.  sich  leicht  hebend,  leicht  in  die 
mod)  up  an ;  —  he  is  all'  sin  liifen  wat  ligt  Luft  schnellend  etc.,  ivie  als  leicht  od.  leicht 
(leichtlebig,  leichtsinnig,  leicJitfertig  etc.)  west,  wiegend,  unschwer  etc.  bezeichnet. 
darnm  wundert  mi  't  6k  net,  dat  ho  sük  nu  5  lichten,  licht  od.  hell  machen;  —  cf.  in- 
up  't  older  nog  so  siegt  gedragt  un  so  'n  lichten  etc.  —  Zu  licht,  bz.  lecht. 
ligt  liifen  f8rd.  — Nd.,mnd.  licht;  nid.  ligt:,  1.  lichten  od.  listen,    leicht   machen,   er- 

mnld.  (KU.)  licht,  leycht  (levis,  facilis) ;  leichtern,  Last  u.  Bürde  nehmen,  entlasten 
afries.  licht,  liucht ;  ufries.  licht;  ags.  leoht,  etc.;  —  dat  schip  mut  lichtd  worden  (theil- 
leht,  liht;  aengl.  lihte;  engl,  light;  ahd.  10  tveise  entlöscht  u.  erleichtert  werden,  damit 
lihti,  liht  u.  liehte ;  mhd.  lihte ;  goth.  leihts ;  es  nicht  so  tief  im  Wasser  liegt) ;  't  geid  to 
an.  lettr ;  norw.  lett,  litt,  Ijett ;  schtved.  lätt ;  dep,  as  dat  't  hir  so  binnen  kamen  kan  ;  — 
dän.  let.  —  Nach  Fiele  (III,  264)  steht  min  dogter  ligtd  mi  in  de  hüsholding  al 
lihti  für  linhti  od.  linhta  (cf.  as.  iTdhi,  lithi  'n  hele  büdel  of  (nimmt  mir  schon  viele 
für  lindhi,  von  linnan,  lan,  cf.  lind)  u.  ge-  15  Arbeit  ab  u.  macht  es  mir  dadurch  leichter). 
hört  es  mit  lang  u.  ags.  Inngre  (rasch  etc.,  —  Sprichw. :  man  mut  to  lichten  un  to 
cf.  lunge  etc.)  zu  germ.  lang  (springen,  vor-  swaren  weten  (den  Umständen  Bechnung  zu 
wärts  kommen,  gelingen),  loie  lit.  lengvas,  tragen  wissen).  —  Nd.  lichten ;  nid.  ligten ; 
/ts/aw.  ligükü  etc.,  sZ-t.  laghu  (leicht)  zu  skr.  ahd.  lihtjan,  lihtan.  lihten;  afries.  lichta; 
langh,  lagh  (springen,  eilen  etc.),  deren  20  ligta ;  ags.  leohten;  an.  letta  etc. 
ältere    Form   raügh,    ragh    (skr.   ranh,   he-  2.  lichten  od.  ligten,  heben,  in  die  Höhe 

schleunigen,  beeilen,  bz.  eilen,  dahinschiessen,  heben  etc. ;  —  bomen  iit  de  gruud  lichten ; 
rasch  laufen  od.  fliessen,  wovon  raghu,  rasch  —  he  lichtd  sük  up ;  —  he  lichtd  hura  to 
u.  schnell  dahinschiessend,  leicht  beiveglich,  't  bedde  hernt;  —  't  anker  lichten;  —  't 
eilend,  fliegend  etc.)  eine  Versetzung  der  aus  25  rör  lichten  (das  Buder  heben,  bz.  ausheben, 
ar  (sich  bewegen,  sich  regen,  sich  erheben,  aushängen  etc.).  —  Nd.  (Dähnert)  lichten 
gehen,  laufen,  rennen,  eilen  etc.,  cf.  arend,  Jt.  lüchten  (cf.  daselbst  auch:  lichter,  lüchter 
är,  Aar,  Adler)  erweiterten  }/  argh  (sich  =  unserm  2  lichter) ;  mnd.  luchten  u.  lichten  ; 
stark  od.  rasch  u.  heftig  bewegen,  dahin  nid.  ligten ;  mnld.  lichten.  —  Comp)os. :  up- 
schiessen  od.  fliegen  etc.)  ist  u.  wobei  ich  30  lichten,  ütlichten,  oflichten,  aferlichten  etc. 
für  das  von  Fi  c  k  für  ahd.  lihti  etc.  ange-  —  Dieses  lichten  (u.  fälschlich  auch  hier 
setzte  Thema  lenhta  lieber  eine  Grdform  wie  nid.  ligten  geschrieben  u.  auch  oft  damit 
ranghita,  raghita  (später  langhita,  laghita,  vermengt,  bz.  oft  gar  nicht  davon  zu  unter- 
verdumpft  lenghita,  leghita,  contrah.  lenghta,  scheiden,  tvelches  um  so  erklärbarer  ist,  als 
leghta  od.  leghta,  leighta  [goth.  leihti,  ahd.  35  atich  levare  von  levh  neben  leicht  machen 
lihti  für  leighti,  lighti],  dessen  urspr.  „t"  die  von  heben  hat)  hat  mit  dem  ersten 
sich  ebensogut  erhalten  konnte,  wie  in  vielen  lichten  u.  mit  licht  (leicht)  nichts  gemein, 
sonstigen  goth.  -  germ.  Wörtern)  ansetzen  sondern  ist  mit  Uebergang  von  f  in  ch  (xvie 
möchte,  du  sich  hieraus  (die  Form  u.  die  bei  lücht,  Luft  —  kracht,  Kraft  etc.)  aus 
Bedtg.  von  goth.  leihts,  ahd.  lihti  etc.  lassen  40  liften  etc.  entstanden  (cf.  diescrhalb  auch 
sich  doch  nur  schiver  direct  von  dem  Stamm-  das  im  Br.  nd.  Wb.  III,  62  angeführte, 
verb.  lingan,  von  gilingan,  nhd.  gelingen  aus  lufta,  luchta  gekürzte  u.  jedenfalls  zu 
ableiten)  die  germ.  Formen  von  nhd.  l  eicht  luftan,  luchtan,  heben,  tragen,  halten  etc. 
sehr  gut  ergeben  konnten.  Was  nun  aber  gehörende  lucht,  luft)  u.  eins  mit  engl,  lift; 
die  Grdbedtg.  von  unserm  leicht  soivohl  45  schwed.,  norio.  lyf ta ;  an.  lypta,  lyfta ;  dän. 
als  von  skr.  laghu  u.  dem  daraus  entstan-  löfte ;  nhd.  lüften;  mhd.  lüften,  lüften  (in 
denen  lit.  lengvas  (leicht)  etc.  betrifft,  so  die  Luft  heben,  vom  Boden  in  die  Höhe 
glaube  ich,  dass  diese  auf  der  Bedtg.:  sich  heben)  als  Weiterbildung  von  Luft  (cf. 
rasch,  eilig  u.  leicht  bewegen,  fliegen  etc.  1  lücht)  u.  heisst  ivörtl.  soviel  als  Luft  od. 
od.  zum  Theil  auch  auf  die  urspr.  von:  50  Baum  etc.  machen  zivischen  einem  Etwas 
sich  erheben  etc.  der  ]/  rangh,  ragh,  bz.  u.  dem  Boden.  Wegen  Uebergang  des  u  od. 
langh,  lagh  beruht,  da  man  beim  Fliegen  ü  in  i  vergl.  nhd.  Licht  =  unserm  2  lücht 
von  Etwas    soivohl  als   beim  sich  Erheben        u.  das  folgende : 

von   Etwas  in    die  Luft  unwillkürlich   an  3.  lichten  (auch  fälschlich  Wgteu  geschrie- 

die   Eigenschaft    leicht    desjenigen,    was  55  ben  od.  gesprochen);  jiur  in  inUchten,  Licht 
fliegt  u.  sich  in   die  Lüfte   erhebt  (Federn,        machen   od.    Licht   u.    Klarheit    in   Etwas 
Daunen,   Vögel   etc.  fliegen  u.  erheben  sich        bringen  etc.  (von  licht  =  lecht  u.  2  lücht). 
vom  Boden  in  die  Luft,  iveil  sie  sehr  leicht         Vergl.  indessen  das  folgende : 
od.  verhältnissmässig   leicht   sind)   denkt  u.  4.     lichten    (gleichfalls    auch    fälschlich 

somit  das  Fliegende  u.  sich  vom  Boden  in  60  ligten  ?) ;  —  't  flas  (Flachs)   ütlichten   (den 


LICHTER 


504 


LID 


Flachs,  hz.  die  jungen  Flachspflanzen  durch 
theilweises  Ausroden  od.  Ausrujifen  etwas 
ausdünnen,  um  den  andern  Vflanzen  mehr 
Licht  u.  JAift  zu  geben,  damit  sie  besser 
icachfen  können);  —  de  plunton  nuittou  wat 
ütlichtil  (ausgedünnt  od.  ausgezupft)  wonloii, 
ilivt  s("'  wut  diinnor  to  stüii  kamen  un  lu'ti'r 
wasseii  un  di-jon  kuneii ;  —  de  bönii'H  mutton 
wat  iitlichtd  (ausgedünnt,  d.  h.  die  zu  dicht 
stehenden  theihveise  loeggenommen  u.  heraus- 
gehoben u.  ausgerodet  —  od.  die  zu  dicht 
gewachsenen  u.  zu  viel  Zweige  u.  Holz  ha- 
benden durch  Aus-  od.  Wegschneiden  der 
Zweige  ausgelüftet  etc )  worden,  dat  so  wat 
dünner  to  stän  kamen,  bz.  wat  mer  lacht 
(Licht  u.  Luft,  bz.  Baum  etc.)  krigen.  — 
Woher  dieses  Wort  u.  ivomit  ident.,  ist 
schwer  zu  entscheiden,  da  es  sowohl  mit 
2  lichten  in  der  Bedtg. :  heben  (herausheben, 
herausnehmen),  bz.  mit  lüften  (Luft  machen), 
als  mit  3  lichten  (Licht  machen ,  bz.  so 
machen,  dass  Licht  u.  Sonne  dazwischen 
scheinoi  kann),  so  tvie  ferner  auch  mit  dem 
von  We  ig  a  n  d  aufgestellten  4tcn  lichten 
(rupfen,  zupfen),  auslicliten  (ausrupfen,  z.  B. 
Flachs)  ident.  sein  u.  wie  dieses  aus  Hech- 
ten, älter  lühten  (abstammend  von  lieclien, 
liuchcn  etc.,  cf  li'iken)  entstanden  sein  kann. 

1.  licliter  od.  Vi^tev  (Compar.),  leichter. 

2.  lichter  od.  li^ter,  Leichter;  —  a)  ein 
kleines  Schiff  zum  lichten  (cf.  2  lichten)  od. 
theilweisen  J'Jntlöschen  od.  Erleichtern  eines 
Seeschiffes,  Leichter-Schiff' ;  —  de  lichter  is 
na  hüten  hon,  um  'u  del  fan  de  ladunü;  üt 
't  scliip  to  halen;  —  b)  eine  zum  Lichten 
od.  Heben  fc/.  2  lichten)  dienende  Bettquaste. 

lieht-,  licht-ferdig  (leichtfertig) ,  leicht, 
mit  leichter  Mühe;  —  dat  kind  löpt  regt 
ligtferdig;  —  dat  kan  'k  ligtferdig  dön. 

lichtjes  od.  ligtjes,  sehr  leicht,  durchaus 
nicht  schwer,  mit  sehr  geringer  Mühe.  — 
Dimin.  von  licht  wie  lösjes  von  lös,  — 
sachtjes  von  sachte  etc. 

Hellt-,  li^t-löfi^,  leichtgläubig. 

\.  lid  od.  lit,  lith  (Flur,  lüden  0(7.  laden), 
Glied,  Mitglied,  Theil,  Gelenk  etc. ;  —  dat 
forste  (erste,  vorderste)  lid  (Glied,  Gelenk 
od.  Stück,  Theil,  Ende  etc.)  fan   de   finger; 

—  elke  finger  besteid  üt  dre  laden ;  —  all' 
min  lüden  dön  mi  siir ;  —  he  snid  sük  in  't 
lid  (in  das  Gelenk,  od.  die  Bewegungs-,  bz. 
Verbindungsstelle   zwischen    zwei    Glieder) ; 

—  de  arm  is  üt  't  lid  (der  Arm  ist  aus 
dem  Gelenk,  bz.  aus  dem  Gelenkknochen  der 
Schulter) ;  —  de  arm  is  net  in  't  lid  (im 
Gelenk  zwischen  Hand  u.  Arm,  bz.  zwischen 
dem  Unter-  u.  Ober-Arm  etc.)  braken ;  — 
fan  lid  to  lid  (von  Glied  als  Einzeltheil  des 
Armes,  Beines,  Fingers  etc.  zu  Glied,  bz. 
von   Mitglied   eines  Vereins   etc,   zu   einem 


andern  Mitglied);  —  dat  lernt  fan  't  mest 
is  in  't  lid  ofbrakou  (die  Klinge  des  Messers 
ist  im  Gelenk,  bz.  i)i  der  Stelle,  ico  die 
Klinge  in  dem  Griff'  befestigt  ist  u.  ivo  die 
5  Bcwegungsstellc  der  in  den  Griff'  od.  dem 
Heft  des  3Iessers  einschlagenden  Klinge  sich 
befindet,  gebrochen) ;  —  de  kette  hed  man 
fine  lüden  (die  Kette  hat  nur  feine  Glieder, 
besteht    nur    aus  feinen   Gliedern  od.  inein- 

10  ander  gebogenen  od.  zusammengcsclimiedeten 
Bingen) ;  —  he  is  gön  lid  fan  unse  gemente 
etc.  —  Die  Compos.  s.  weiter  unten.  — 
Nid.  lid;  mnld.  lid,  led  h.  lit,  Ict  (membrum, 
artus ;  articulus,  commissura,  com])ago,  junc- 

15  tura,  nodus);  nd.  lid,  led;  mnd.  lit,  let,  lid, 
led;  afries.  lith,  lid,  leth,  led:  ivfries.  (Plur. 
von  lid,  bz.  led,  cf.Japi.r)  Ijea,  Ij can  s^a/< 
Ijeada,  Ijeadan,  wie  auch  unser  lüden  od.  lüden 
«.  nid.  leden  auf  die  Form  led  zurückgehen  ; 

20  nfries.  leth,  led  u.  lass  od.  (nach  J oha  n  s e  n) 
las;  satl.  lid;  wang.  lith;  hclg.  lit;  as.  lith, 
lidli,  lid;  ags.  lidh,  litii;  aoigl.  lidh,  lith; 
engl,  lith;  an.  lidhr  (dasselbe  n.  auch: 
Wa  r  z  e  aus  der  Bedtg. :  nodus  fd.  i.  gnodus, 

25  von  godh,  cf.  gaden],  bz.  in  der  von  Knoten 
od.  von  Knöchel  als  Gelenkknochen,  als  der 
Verbindungsstelle  zwischen  zwei  Glieden  od. 
Gliedern,  weil  da  auch  immer  Knoten  od. 
Verdickungen,  bz.  Knöchel  si)id) :  norw.\\i\.; 

30  schwed.,  dän.  led;  ahd.  lid,  lith,  lidh;  mhd. 
lit  (Glied,  Gelenk;  Theil,  Stück);  goth. 
lithus  (mombrum).  —  Es  bezeichnet  einer- 
seits ein  g ehendcs  «.  bewegliches  Etwas 
u.  andererseits  ein  von  einem  andern  Etwas 

35  sich  entfernendes  u.  abtrennendes 
(od.  abgetrenntes,  für  sich  allein  seiendes, 
privates,  einzelnes)  Etwas  u.  gehört  daher 
dieses  Wort  mit  ahd.  lidan  (gelten,  weggehen, 
sich  entfernen  u.  trennen  von  einander  etc., 

40  cf.  liden)  wohl  nur  zu  demselben  Thema  od. 
derselben  Wurzel,  da  es  formell  sich  von 
diesem  nicht  ableiten  lässt. 

2.    lid    od.   lit,    litli,   Deckel,  Verschluss, 
Thür ;  —  't  lid  fan  'n  kan,  pot  etc.  od.  fan 

45  't  öge ;  —  't  lid  fan  de  äfend  (der  Ver.schluss 
od.  die  Thür  des  Ofens);  —  Compos.:  pot-, 
kros-,  ogenlid  etc.  (Topf-,  Krug-,  Augen- 
Deckel  od.  das,  ivomit  man  den  Topf,  Krug 
od.  das  Auge   zudeckt    u.    verschliesst).    — 

50  Flur,  lüden,  lüden ;  —  Compos. :  ögen-läden 
(Augen-Lider).  —  Sprichw.:  de  de  leste 
clrüp  üt  de  kannc  hebben  wil,  krigt  't  lid 
(od.  de  deksel)  up  de  nose.  —  Nd.  lid ; 
mnd.  lit,    let,  lid,  led;  nid.  lid;  afries.  hlid, 

55  lid  ;  ags.  lid  ;  aengl.  hlid,  lid  (Deckel,  Thür)  ; 
engl,  lid  (Deckel);  an.  hlidh  (Oeffnung, 
Zwischenraum,  Thor,  Gatterthor);  norw. 
lid;  dän.  led  (Zaunthür);  ahd.  lid,  litli,  lit 
(Deckel,  ojicrculum) ;    nhd.  lied,    lid   (kleine 

60  Thür  am  Ofen;    Deckel,   cf.   Augen-Lied, 


LIDEN 


505 


LIDERLIK 


Plur.  Lider).  —  Es  ist  zweifellos  mit  as. 
lilulan,  lilC'd,  hlidun  in  den  Compos.:  ii-hlidan 
(sich  mifdecken,  sich  tvec/heben,  sich  ent- 
fernen), —  ant-hlidan  (sich  aufthiin,  sich 
öß'nen  od.  aufschliesscn),  —  bi-h!idaii  (be- 
decken, überdecken,  be-  od.  ein-sclüiessen) ; 
rt/7,s'  hlidan,  hläd,  hlidoii  (bedecken,  einschlies- 
sen),  Compos. :  behlidau  (bedecken),  —  on- 
hlidan  (aufmachen,  öffnen),  —  tolilidan  (zer- 
springen,  bersten,  auseinandergehen,  gähnen, 
klaffen,  spalten) ;  aengl.  liliden  (bedecken, 
schliesscn) ;  afries.  hlidia  (schliessen,  zu- 
schliessen)  unmittelbar  verwandt,  loobeiioegen 
der  Bedtg. :  Oeff'nung  etc.  des  a)i.  hlid  daran 
erinnert  sei,  dass  auch  Thüren  u.  Fenster 
zugleich  Verschlüsse  u.  Oeffnungen  sind  u. 
dass  auch  unser  lok  (Loch)  urspr.  die  Bedtg. : 
Verschluss  etc.  hat,  bz.  dass  dies  mit  unserm 
lüke  (Verschluss,  Klappe  etc.  u.  Oeff'nung 
im  Boden)  zu  einem  u.  demselben  alten 
Verb,  gehört.  —  Nach  Fick  (III,  88)  ge- 
hört es  mit  lehnen.  Lehne  etc.  (cf.  liinen) 
zu  derselben  gerin.  y  hli,  wonach  mcm  denn 
toohl  annehmen  muss,  dass  die  davon  er- 
weiterte y  hlid  (decken,  schliessen)  urspr. 
die  Bedtg.  (ein  Etwas,  z.  B.  ein  Brett) 
lehne  n  (od.  stellen  u.  setzen)  an  u.  auf 
od.  vor  Etwas,  um  es  zu  bedecken  ti.  zu 
schliessen  hatte. 

1.  lideii  (lide,  lidst,  lidt  etc. ;  —  led,  Icdst, 
löd  etc. ;  —  lüden),  leiden,  erfahren,  erleben, 
erdulden,  ertragen,  aushalten,  ausstehen, 
dulden,  zugeben,  gestatten  etc. ;  —  lie  licd 
al  föl  ungemak  laden  (er  hat  schon  viel  Un- 
gemach gelitten  od.  erfahren,  ausgestanden, 
erduldet,  ertragen  etc.,  bz.  ihm  ist  schon 
viel  Ungemach  begegnet  u.  passirt  etc.) ;  — 
de  unschuldige  mut  föl  Tiden ;  —  he  lidt  föl 
pui ;  —  he  mut  d'r  altid  ander  liden ;  — 
he  kan  't  hast  net  Iklen,  dat  de  sünne  in 
't  water  sclund;  —  äten  wat  man  mag  un 
liden  wat  man  kan ;  —  wat  brükst  du  dat 
liden,  dat  he  dat  wegnimd?  —  dat  kan  ik 
gern  liden,  dat  he  mit  uns  färd;  —  dat 
harr'  net  fol  mer  liden  kunt,  of  \yi  harren 
in  't  dep  lägen ;  —  dat  kan  gen  pralen  mit 
hum  liden;  —  dat  kan  't  fan  middag  wol 
liden,  dat  wi  'n  glas  win  drinken;  —  min 
geldbül  wil  't  net  liden,  dat  ik  alle  afend 
hengä  to  her  drinken ;  —  't  wer  hed  't  net 
laden,  dat  wi  kwemen ;  —  de  wagen  kan  't 
net  liden,  dat  d'r  mer  as  dre  last  upladen 
word ;  —  ik  kan  od.  mag  hum  hei  net  liden; 
—  dat  göd  mag  'k  net  liden,  dat  is  mt  to 
bunt;  —  ik  kun  't  wicht  wol  hast  upfräten, 
so  gern  ma^g  ik  hör  Tiden.  —  Die  jetzige 
Bedtg.  von  liden,  nhd.  leiden  entstand  aus 
erfahren,  erleben  u.  bezeichnet  Lei- 
den das  Erfahr ene  od.  Erlebte,  bz. 
das  was  man  auf  dem  Lebenswege  od.  auf 


der  irdischen  Wanderschaft  erfährt  od.  was 
Einem  auf  demselben  begegnet  u.  widerfährt. 
Die  urspr.  Bedtg.  von  liden  ist  aber:  sich 
bewegen,  gehen  etc.  u.  ist  dasselbe  ident.  mit 
6  golh.  leitiian,  laith,  lithura,  lithans  (gehen, 
fahren,  wandern) ;  as.  lithan,  lidhan,  leth 
etc.  (gehen,  fahren,  wandern,  einen  Weg 
begehen,  od.  befahren ;  ^  ausgehen,  weggehen, 
vergehen) ;  ahd.  lidan,  liden,  lidin;  mhd.  liden, 

10  Präter.  leid,  leit  etc.  (gehen,  fahren,  iveg- 
gehen,  vergehen,  dahinschwinden,  verderben; 
erfahren,  erleben;  Widerstand  u.  Trübsal 
etc.  erfahren,  leiden ;  erdulden,  ertragen  etc.) ; 
ags.  lidhan,  ladh  etc.  (gehen,  fallen,   wan- 

15  dem,  reisen) ;  aengl.  lidhen;  an.  Tidha,  Präter. 
leidh  (gehen,  tveggehen,  vergehen,  verlaufen, 
dahinschiüinden) ;  norw.  lida,  lia,  lie  ;  schwed. 
lida;  dän.  lide;  afries.  litha,  lida;  %vfries. 
lyen,  lye  (leiden);  anld.  lydeu  (gehen,  fahren; 

20  leiden) ;  nid.  lijden  (leiden,  dulden  etc.) ;  mnd. 
liden  (gehen,  vorübergehen,  vergehen)  u. 
liden,  leiden  (leiden,  erdulden,  ertragen,  aus- 
halten, ausstehen,  dulden,  zugeben,  gestatten 
etc.);  nd.  liden  (leiden  etc.).  —  Die  j/  lith, 

25  lidh,  lid  (Grdform  rith,  rit),  wozu  auch  1  lid 
gehört,  ist  von  Hause  aus  dieselbe  wie  die 
allgemeine  Bewegungsiourzel  rit,  von  riden, 
rc eiche  wohl  (cf.  Bopp,  Gloss.  comp,  21,  h) 
mit  art,  rt,  rit  (ire  etc.)  ident.  ist  u.  ebenso  wie 

30  ardh,  rdh,  ridh  (prosperiren,  fördern,  ge- 
deihen) auf  die  ~y  ar,  ri  zurückgeht  ti.  viel- 
leicht aus  arti,  rti,  riti  (Gang,  Bewegung, 
Weg)  od.  aus  arta,  rta  ((lern  Partie,  von  ar 
u.  hier  in  der  Bedtg. :  bewegend,  gehend  etc.) 

35  entstand,  wie  auch  arth  (cf.  Bopp,  Benfey 
etc.)  ein  Denomin.  von  artlia  (ar-tha,  ri-tha) 
ist. 

2.  liden,  Leiden,  bz.  das,  was  Einer  (na- 
mentlich   an  Ungemach   u.  Schmerzen   etc.) 

40  zu  leiden  od.  zu  erfahren,  auszustehen,  zu 
erdulden  u.  zu  tragen  hat  od.  was  Einer 
leidet  u.  aussteht  etc.;  —  he  hed  'n  lank 
liden  had ;  —  't  is  jo  'n  liden  mit  hum ;  man 
kan  't  hei  net  langer  mit  ansen. 

45  lider,  Leider,  Person,  die  leidet  od.  viel 
Ungemach  u.  Schmerzen  etc.  erfährt  od. 
aussteht  etc.,  ein  Elender,  Unglücklicher, 
Kranker,  Leidender  etc. ;  —  't  is  'n  arbarm- 
likeu  olden  armen  lider. 

50  lidei'lik,  liederlich,  elend,  schlecht,  schlimm, 
böse,  abscheulich,  fürchterlich,  gemein,  lüder- 
lich,  verschwenderisch,  bz.  verkommen,  ab- 
gerissen, zerlumpt  etc. ;  —  he  geid  liderlik 
(gemein  u.  schlecht,  bz.  abscheulich  etc.)  mit 

55  sin  kinder  um  od.  he  behandelt  sin  kinder 
liderlik ;  —  't  is  fan  dage  liderlik  (od.  lelk) 
wer  (Wetter) ;  —  dat  störmde  fan  nagt  nu 
gans  liderlik  (schlimm  od.  fürchterlich) ;  — 
'n  liderliken  kram  (ein  elender  od.  schlechter 

60  Kram   od.    eine   elende,   schlechte,  gemeine. 


LIDERT,IK 


506 


LIDERLIK 


armselige,  bz.  schlechte,  schmidziije,  ahschcn- 
liche  Geschichte) ;  —  bi'  giin.u  trans  liJorlik 
to  kör  0(1.  tu"'  iiiök  'ii  liilorliken  spcktakel ; 
—  he  geid  lidorlik  (schlccJit  oil.  unordentlich 
lt.  leicht fiinnif/)  mit  siii  göd  um;  —  liö  sügt 
gaiis  lidcrlik  (liederlich  od.  elend,  verkommen, 
abgerissen,  zerlumpt)  üt ;  —  dat  göd  sägt 
all'  so  iJdorlik  (verwahrlost,  verdorben,  zer- 
lumpt tt.  schmutzig)  üt,  dat  man  't  hast  hO\ 
nt"'t  aiifaton  mag;  —  't  sügt  d'r  gans  lidor- 
lik in  hiis  üt.  —  Xld.  (v.  Dale)  liederlijk 
(arm,  cllrndig,  achteloos,  slordig,  ougoregold, 
vcrkwistcnd).  —  ^[.  Lc.rer  hat  (sjn'it-mhd.) 
liedorlich  (leicht  u.  zierlich  in  Wuchs  u. 
Beivegung ;  leicht,  geringfügig ;  leichtfertig, 
liederlich)  u.  liederliche  (auf  leichte  an- 
muthige  Art  u.  Iff/.sc;  leicht;  leichthin, 
unachtsam,  vberlegungslos,  leichtfertig)  u. 
bei  Seh.  n.  L.  findet  sich  mnd.  JiJerlik  in 
der  Bedtg. :  leidlich,  erträglich,  annehmbar 
etc.,  welch  Letzteres  beim  Vergleich  von 
1  ächerli ch  statt  lachet i ch  (mnd.  u. 
mnld.  lachelyk)  u.  mnd.  schcdderlik  statt 
schedelik  (schädlich),  woiderlik  statt  weidelik 
(jagdlich,  weidlich)  etc.,  loie  dort  auch  be- 
merkt ist,  für  Iiilelik  steht.  Abgesehen  nun 
davon,  ob  mhd.  liederlich  (leicht  etc.)  u.  mnd. 
liderlik  (leidlich)  urspr.  dieselben  Wörter 
sind  od.  nicht,  so  ist  es  Jedenfalls  zweifellos, 
dass  auch  spät-mhd.  liederlich  u.  liederliche 
für  licdclich  u.  liedeliche  stehen.  Vergleicht 
man  nun  nhd.  Lid  (in  Augenlid)  =  mhd., 
ahd.  lid,  litli,  mhd.  lit  (cf.  2  lid)  od.  nhd. 
Glied  =  ge-lid  (cf.  glid  u.  1  lid),  so  i.st 
es  wohl  sicher,  dass  auch  das  für  lieder- 
lich etc.  vorausgesetzte  licdelich  etc.  aus 
früherm  lidelich  ent.stand.  Ein  mhd.  lide- 
]k\\e  findet  sich  aber  nur  (cf.  M.  Le.rer) 
als  Verstiimmlung  von  lidcc-,  bz.  ledecliche 
(lediglich,  bz.  ledig,  frei,  unbehindert  od. 
ohne  Hinderniss,  ohne  Anderes),  icoraus 
sehr  gut  die  Bedtgn. :  frei,  leicht  u.  zierlich 
in  Bewegung  od.  im  Gang  u.  Benehmen, 
frei  u.  leicht  beweglich,  frei  u.  leicht  Etwas 
thuend,  frei  u.  leicht  od.  ohne  viel  Sorge  u 
Nachdenken  handelnd,  sorglos,  unachtsam, 
leichtfertig  etc.,  bz.  alle  Brdtgn.  des  obigen 
spät-mhd.  liederlich  entstehen  konnten.  Da 
nun  aber  neben  dem  von  Tiden,  bz.  mnd.  u. 
mhd.  liden  (leiden,  dulden,  ertragen)  ab- 
stammenden u.  für  lidelich  stehenden  mnd. 
llderlich  (leidlich,  geduldig,  erträglich  rtc ) 
auch  ein  mhd.  lidelich  u.  lulcclich  (von  lidec 
=  nhd.  leidig)  in  derselben  Bedtg.  (näm- 
lich: geduldig,  nachsichtig,  erträglich  etc.) 
sich  findet,  so  ist  es  ziveifellos,  dass  auch  hier- 
aus das  spätere  mhd.  hcdcrWch  formell  sehr 
gut  entstehen  konnte  wie  das  mnd.  lidcrlich 
aus  lidelich  (s.  oben),  während  es  allerdings 
schwer  hält,   um  die  Bedtgn.  des  spät-mhd. 


liederlich  ah  aus  denen  des  mhd.  lidelich 
(leidlich,  erträglich,  nachsichtig  etc.)  ent- 
standen zu  erklären,  obschon  es  Ja  allerdings 
denkbar  wäre,  dass  sie  aus:  geduldig  od.  cr- 
0  träglich,  nachsichtig  u.  so  weiter:  milde,  sanft, 
bz.  mildlich,  mihlthätig,  freigebig  etc.  zum 
Theil  hervorgehen  konnten,  zumal  da  liederlich 
^5.  unten  am  Schlüsse)  auch  die  Bedtg.: 
m  i  1  d  ig  od.  vi  il  dt  hat  ig  etc.    hatte.     Er- 

10  wägt  man  nun  aber,  dass  liden,  bz.  das  ahd. 
lidan  ur.'^pr.  ausser:  erfahren,  erdulden  etc. 
(cf.  liden)  die  Bedtg.:  sich  bewegen,  gehen, 
fahren,  wandern  etc.  hatte,  so  ist  es  auch 
sehr  gut  denkbar,  dass  dem    davon    abstam- 

15  mendcn  mJtd.  lidelich  (leidlich,  erträglich  etc.) 
ein  ahd.  Hdelicho  od.  lidilichi  vorherging, 
woraus  später  das  mhd.  lidelich  mit  seilten 
eingeschränkleren  Bedtgn.  nachblieb  u.  dass 
dieses  ahd.  lidilicho  etc.  neben:  leidlich,  er- 

20  träglich  etc.  früher  auch  die  Bedtg. :  beweg- 
lich, gehelich,  wandcriich  etc.  hatte,  aus  der 
sich  dann  sehr  gut  die  Bedtgn. :  behende, 
rasch,  leicht  u.  anmuthig  in  Gang  u.  Be- 
ivegung,   leicht füssig    u.    so    weiter   die  von 

25  Sjiät-mhd.  liederlich  entwickeln  konnten.  Da 
aber  die  Stammsgibe  lied  von  Sjml-mhd. 
liederlich  am  besten  zu  nhd.  lied  in  Glied 
=  ahd.  gi-lid  etc.  stimmt  u.  dies  den  Plur. 
lieder  od.  lider  hat,  so  würde  liederlich  od. 

30  urs))r.  lidcrlich  am  richtigsten  von  lied,  bz. 
1  lid  (Glied,  Gelenk,  Abtheilung,  Theil, 
Stück  etc )  abzuleiten  sein,  wie  auch  ahd. 
lidilicho  (mimitatim,  stückchenweisc,  Stück 
für  Stück,   in   kleinen  Stücken  od.  Theilen, 

35  Abtheilen,  Abtheilungen  etc.,  nach  u.  nach, 
allmälig)  von  lid  (Glied  etc.)  mit  lichi  ge- 
bildet ist.  Da  es  nun  aber  begrifflich  gleich 
bleibt,  ob  man  liederlich  od.  urspr.  liderlich, 
ähnlich    tvic    das    obige    mnd.    liderlich,  als 

40  o«s  lidelich  entstanden  ansieht,  od.  annimmt, 
da.ss  es  vom  Flur,  lider  (Glieder,  Gelenke, 
Abtheilungen  od.  Abtheile,  Theilc,  Stücke  etc.) 
mit  lieh  od.  lichi  fortgebildet  ist,  so  könnte 
man    vielleicht    davon    ausgehen,   da.ss  lide- 

45  od.  liler-lich  ursjyr.  die  Bedtg.:  Gelenke- 
lich  n.  Theilelich  od.  gelenklich  u. 
tlie  ilelich,  abtheil el ich  etc.  zugleich 
hatte,  wo  denn  aus  gelenkelich  od.  ge- 
lenklich sich  leicht  die  Bedtg.:   gelenkig, 

50  beweglich,  bz.  schlank  od.  zierlich  u.  an- 
muthig in  Wuchs,  Bewegung  u  Benehmen 
etc.  sowohl,  als  aus  abtheilclich  etc.  die  von: 
freigebig,  mihlthätig  etc.  od.  zum  Abtheilcn 
u.  Geben  geneigt   etc.    ergeben    konnte,    wie 

hb  Ja  nach  Schmelle  r  icf.Weigand  unter 
liederlich)  auch  schon  1439  das  Sub.'>t.  lieder- 
lichait  in  der  Bedtg.:  miltikait  (Freigebig- 
keit, Mildthätigkeit  etc.)  vorkömmt.  Wäre 
übrigens   das   spät-mhd.  liederlich   aus  dem 

60  mnd.  od.  and.  entlehnt,  so  würde  man  viel- 


LID-  LIT-HANDSKE 


507 


LIF-BOETER 


leicht  hesser  annehmen  Jcönnen,  dass  lieder 
od.  lltler  der  Compar.  von  as.  lulhi  =  ahd. 
lindi  (linde)  sei  u.  liderlik  =;  nhd.  linder- 
lich  iväre,  was  also  für  liderlik  die  liedtgn. 
(cf.  lind) :  gelinderlich,  nachßieberlich,  sanf- 
terlich,  vUlderUch,  zürterlich,  anfjenchmer- 
lich,  leichterlich  etc.  etc.  ergäbe. 

lid-,  lit-handske,  Glied- Handschuh,  Puls- 
ivärmer. 

lid-,  iit-mäl,  ein  Maal  od.  Zeichen,Wund- 
seichen,  Narbe  etc.  an  einem  Gliede;  cf. 
lidteken. 

lid-,  lit-mät,  a)  Glicdmass,  Glied;  —  b) 
Mitglied.  —  Es  ist  Compos.  von  lid  (Glied) 
u.  mät  (Mass)  in  der  Bedtg.  Länge  etc.,  cf. 
W  eig  and. 

lid-,  lit-rüske  (Gliedbinse),  Schachtelhalm 
(equisetum).  —  Auch  papenpint  m.  unet  ge- 
nannt. 

lid-säni,  leidsam,  duldsam,  ertragsam  u. 
vertragsam,  erträglich  ii.  verträglich,  fried- 
lich, gelassen,  ruhig,  milde  etc. ;  —  he  is  'n 
regt  lidsära  minske,  war  elk  im  en  siik  mit 
fergän  (od.  ferdragen)  un  god  mit  umgän 
kan ;  —  't  is  fan  dage  regt  lidsam  wer 
(Wetter)  un  lang  net  so  windig  un  kold  as 
't  körtens  altid  west  is.  —  Nid.  lijdzaam. 

lid-,  lit-teken ;  i.  q.  lidmäl.  —  Auch  nid. 
u.  nd.  (cf.  Br.  Wb.)  lidteeken. 

lid-,  lit-water,  GUedivasser. 

lie,  s.  li. 

lif  (dat),  Leib,  Leben,  Körper,  Theil  des 
Körpers  von  der  Brust  bis  zu  den  Lenden 
mit  Ausschluss  des  Rückens,  bz.  der  Theil, 
worin  die  Eingetveide  eingeschlossen  sind, 
Bauch,  Mutterleib,  Gebärmutter  etc. ;  —  he 
is    afer    sin    ganse   Iif  (od.  Jäfen)  schunden; 

—  he  hed  't  dafen  (od.  scheiden)  up  't  lif 
(od.  't  läfon),  er  hat  das  Toben  (od.  Schelten) 
auf  dem  Leibe  (od.  Leben),  ist  vom  Toben 
(od.  Schelten)  besessen;  —  he  is  'n  minske 
up  sin  Jifs-beste,  er  ist  ein  Mensch  auf  sei- 
nes Lehens-  (od.  Körpers-)  Beste,  befindet 
sich  noch  im  besten  (od.  kräftigsten  etc.) 
Lehensalter  etc.;  —  se  hed  'n  dik  lif,  sie 
hat  einen  dicken  Leih,  bz.  sie  ist  schwanger ; 

—  he  hed  't  lif  (od.  de  buk)  fulslän  (sich 
den   Leih   vollgeschlagen    od.    vollgefressen); 

—  lifpin    (Leibschmerzen,  Bauchgrimmen) ; 

—  hc  hed  lank  gen  apen  lif  (keinen  offenen 
Leih,  bz.  keinen  Stuhlgang)  had ;  —  de  ko 
hed  't  lif  iit  (die  Kuh  hat  den  Leih  od.  die 
Gebärmutter  aus).  —  Redensart,  u.  Sprichio. : 
he  mut  't  lif  (od.  de  buk)  altid  up  de  leste 
(den  Leisten)  hebben  ;  —  he  hed  gen  apen 
lif  (fig.  auch  von  Jemandem,  der  den  Beutel 
nicht  öffnet  od.  nicht  öffnen  will,  bz.  der 
nicht  mit  dem  Gelde  herausrücken  will,  hart 
im  Aiisthun  od.  Geben  ist);  —  bäter  wat 
in  't  lif,  as  um  't  lif;  —  äton   un   drinken 


hold  lif  un  sele  tosameu.  —  cf.  die  Compos.: 
lifallen,  lifbötcr  etc.  u.  hartlifig,  dünlifig 
etc.  etc.  —  Nd.,  mnd.  lief,  lif;  nid.  lijf; 
afries.  lif ;  wfries.  ly vc,  ly v ;  nfries.  (J  o- 
5  h(insc}i)]\i;  toajig.hi;  satl.  \\uw  (dasselbe) ; 
as.  lif,  libh ;  ags.,  aengl.  lif;  engl,  life  (Lehen); 
an.  lif;  schwed.  lif;  norw.,  dän.  liv;  ahd. 
lib,  lip  ;  mhd.  lip ;  md.  liph,  lif  (Leben ;  Leih, 
Körper;    Person,    Persönlichkeit).    —    Das 

10  dafür  anzusetzende  Thema  liba  gehört  mit 
läfen  (leben)  zu  demselben  Verb,  liban  (blei- 
ben od.  haften  u.  sich  aufhalten  wo ;  übrig- 
bleiben etc.)  lt.  bezeichnet  lif,  lib  etc.  einer- 
seits als  Leben  (vita)   einen    bleibenden  u. 

15  haftenden  Zustand,  od.  das  Bleiben,  Haften 
u.  Sichaufhalten  too,  den  Aufenthalt  wo  etc. 
u.  als  Körper  od.  Leih  ein  bleibendes 
od.  zurückbleibendes  Etwas,  bz.  einen  hlei- 
henden     od.     zurückbleibenden    restirenden 

20  Gegenstand,  od.  dasjenige,  ivelches  als  7na- 
terieller  u.  substantieller  Theil  von  Etwas 
nach  od.  übrig  bleibt,  die  bleibende  Substanz 
od.  der  Körper  (die  bleibende  u.  sichtbare 
Gestalt   u.    Form,    cf.   lichäm   u.  like)   von 

25  Etwas,  gleichviel  ob  beseelt  u.  lebendig  od. 
oh  unbeseelt  u.  leblos.  Die  Bedtg. :  Person, 
Persönlichkeit  des  ahd.  lib  ergieht  sich  aber 
von  selbst  aus  wo  haftendes  u.  bleibendes 
od.  wo  toohnendes,    wo  sich  aufhaltendes  u. 

30  100  lebendes  Etwas,  wie  auch  Wesen  nebst 
seiender  u.  bleibender  Zustatid  ein  seiendes 
u.  bleibendes  etc.  Etwas  (cf.  1  u.  2  wäsen) 
bezeichnet. 

lif-achtig,  s.  lifhaftig. 

35  lif-allen,  lif-allenig,  bz.  lif-all-en  etc., 
ganz  allein,  mutterseelen  allein,  die  Person 
od.  Persönlichkeit  eines  Jemand  allein 
für  sich ;  —  he  blef  lif-allen  to  hüs ;  —  ik 
gung  gans  lifallenig  des  nagts  (od.  's  nagts) 

40  afer  't  karkhof.  —  cf.  lif,  bz.  ahd.  lib  in 
der  Bedtg. :  Person,  Persönlichkeit. 

lif-arfe,    Leib-   od.    Leibes-Erhe;   —   he 
hed  gen  lifarfen  nalaten.  —  Mnd.  liferve. 
lif-bai'ging,    lif-bargen ,    Lebensbergung, 

45  LebenssicJierung,  L^ebenserhaltung,  Lebens- 
od.  Leihesunterhalt,  Leihesnahrung,  bz.  das, 
loas  das  Theben  sichert  u.  den  Leih  od.  Kör- 
per erhält;  daher  überhaupt:  Lehens-  od. 
Leibes-  Versorgung,  Leibespflege  etc. ;  —  dat 

50  kind  hed  fan  junk  up  an  sin  lifbargen  net 
ördendlik  had,  darum  kund  't  6k  net  greien 
un  dejen;  —  'n  göden  bür  sörgd  d'r  för, 
dat  sin  folk  (Gesinde)  bi  hum  hör  lifbargen 
ördendlik  findt.  —  Nd.  (Br.  Wb.  III,  66) 

55  livesbargung,  livesbarje;  mnd.  (Seh.  u.  L.) 
lifberginge. 

lif-böter  od.  lif-för-böter,  eine  Kuh,  die 
loährend  der  Schwangerschaft  an  Mutter- 
od.  Scheiden-  Vorfall  leidet,     cf.  förböter,  hz. 

60  1  böten. 


LIFE 


508 


LIK 


life  od.  life  (auf  den  Inseln),  der  Austern- 
Vofjel  (Ilacmatopus  ostrealis). 

lit'-e^en.  Icihciiien. 

lif-hiifti^,  liC-aclitis,  lcibhofli(i,mU  einem 
Leib  od.  Körper  behaftet,  leiblich,  körper- 
lich etc.;  —  ik  heb  liiiin  llfliat'tij^  sen;  — 
ik  se  dat  nojr  lifhaftig  for  nn  stän. 

lifke,  J.eibchen,  kleiner  Leib;  —  't  lilke 
(leid  't  kindje  ser. 

lif-keii,  quer  dem  Treibe  vorbei  werfen  od. 
schnrllen  mit  einem  Stein  od.  Ihdl  etc. 

lif-Iaf,  s.  lib-lal). 

lif-närig:,  auf  die  F.rnäliriincj  des  Leibes 
od.  Körpers  bedacht,  bz.  eifriij  dafür  be- 
sorgt od.  sorcfe)id,  gierig  nach  Speise,  fress- 
gierig, gef rassig ;  —  \w  is  iiotr  al  re.ixt  lif- 
närijr;  —  du  must  net  alto  llfnäns  weseii ; 
't  süct  anders  iit,  as  of  du  siu  liilVnd  gt-n 
satt  äten  krigst. 

lif-näi'iD^jlif-näreu,  Lebens-  od. Leibesnah- 
ruiirj,  Lebensunterhalt  etc.  —  ]\Ind.  lifneriuge. 

lii-tocht,  lif-tucht,  lif-tiiclit,  Leibzucht, 
Lebens-  od.  Leibeserndlnung,  Lebensunter- 
halt, lebenslängliche  Nutznicssung,  M'ilthum 
etc. ;  —  he  hed  für  siu  frü  iu  de  fal  fan 
sin  ferstarf  dat  geuiiik  tan  20  dimt  land  as 
liftocht  ütsetd.  —  Africs.  (cf.  v.  liicht- 
hofen  unter  tocht)  liftocht;  nid.  lijftocht; 
mnd.  liftuclit ;  mhd.  lipzuht. 

li^^en  (ligge,  liggost  od.  ligst,  liggcd  od. 
ligd,'  ligt;  —  kg  u.  leg;  —  lägen,  logen), 
liegen,  nicht  stehen ,  hingestreckt  sein  od. 
sich  hinstrecken  u.  legen  (auf  Ktwas)  etc.; 
—  de  böm  ligt ;  —  he  gung  liggen ;  —  he 
lag  för  düd  heu ;  —  de  ürd  ligt  (liegt,  ist 
be-  od.  gelegen,  hat  Fiats  od.  Stelle  etc.)  in 
Holland ;  —  to  liggen  kamen  (a.  fallen, 
stürzen;  —  b.  sich  legen,  sich  niederlegen 
aufs  Bett,  z.  B.  von  Kranken  od.  Kind- 
betterinnen etc.) ;  —  liggen  laten  (liegen  od. 
ruhen  lassen,  nicht  aufnehmen  etc.); —  wat 
ligt,  dat  ligt  (icas  liegt,  das  liegt,  bz.  ioas 
gefallen  ist,  ist  gefallen).  —  Xd.,  nid.  liggen ; 
afries.  liga  (ligja),  lidzja,  lidsa;  ivfries.  liz- 
zen ;  wang.  lidz;  as.  liggjan,  liggean,  liggen; 
ags.  licgan,  licgoau,  li,i;gan;  aengl.  liggen; 
engl,  lie ;  an.,  norw.  liggja;  schwed.  ligga; 
dän.  liggo;  rt)^fZ.  liggan,  likkan,  liccan,  lickaii, 
liggen,  licken,  ligan,  ligen  ;  mhd.  ligen  ;  goth. 
ligan.  —  Mit  kslav.  H'g;).  losti  (sich  legen), 
leii.1  lezati  (liegen);  air.  lige ;  griech.  Icxos; 
lat.  lectus  (Bett)  etc.  etc.  (cf.  Fick  I,  74.8) 
zu  einer  ]/  lagh. 

lig^er,  lAeger ;  a)  der  unterste  rührende 
Mühlenstein ;  —  b)  der  unterste  Theil  des 
Spants,  der  quer  auf  dem  Kiel  ruht,  auch 
Bauchstück  (engl,  floortimber)  genannt;  — 
c)  Lagerbalken  einer  Brücke  etc. 

ligger»*,  Liegerei,  anhaltendes  Liegen  etc. 
=  geligge. 


li^t  (dat),  Nachgeburt  (aucJi  godje,  fiilsel, 
tilg  goHuuit)  od.  die  häutige  Masse,  welche 
der  Mutter  nach  der  Geburt  abgeht.  —  Nid. 
ligt.  —  Wohl  mit  ligt,  leicht  (cf  2  licht) 
5  ident.  od.  aus  lichte  (das  Ljcichte)  gekürzt 
u.  so  benannt,  tveil  diese  Masse  so  leicht  ist. 

lifft,  listen  etc.,  .s'.  licht,  lichten  etc. 

lik  (Subst.  zu  likkeii),  die  kleine  Quan- 
tität, welche  man  auf  ein)nal  mit  der  Zunge 
10  auflecken  kann;  fig.  ein  Tröpfchen,  die  ge- 
ringste Kleinigkeit,  das  Geringste;  —  man 
krigt  d'r  gen  lik  fan;  —  he  lett  d'r  gen 
lik  in. 

1.  lik  (//ed.  liker,  likste),  s\)  gleich,  gerade 

15  so,  ähnlich  od.  ebenso  gestaltet,   geformt  m. 

aussehend,   bz.   so  geschaffen,  beschaffen  u. 

geartet   wie    ein   Anderes;   —   he  sucht  lik 

iit  as  sin  fader  od.  he  sticht  sin    fader   lik; 

—  dat  sucht  hum  lik ;  —  de  ene  büm  is  de 
20  andere  lik ;  —  lie  is  'n  liken   fader,   er   ist 

ebenso  gestaltet  od.  beschaffen  u.  geartet 
wie  der  Vater,  ist  u.  sieht  dem  Vater  gleich, 
hat  dieselbe  Gestalt  u.  dasselbe  Wesen  etc. 
tüie  der  Vater,  macht  es  u.  thut  «.  handelt 

25  ebenso  wie  der  Vater ;  —  b)  gerade  im  eigent- 
lichen u.  trop.  Sinn;  —  dat  is 'n  liken  böm, 
das  ist  ein  gerader  Baum,  bz.  ein  Baum 
ohne  Krümmungen  etc.;  —  dat  is  'n  lik 
stük  holt ;  —  dat  hüs  steid  lik ;  —  de  weg 

30  förd  d'r  lik  up  an;  —  he  lüpt  d'r  lik  iip 
an;  —  he   hed    hum   lik  iu  't  hart  truffeu; 

—  dat  geid  d'r  lik  dür  hen;  —  likiit  gän 
(sinnl.  M.  trop.)  gerade  ausgehen;  —  likup 
löpen,  a)  gerade  aufgehen;  —  b)  gerade  od. 

35  in  gerader  Bichtnng  hinaufgehen,  z.B.  einen 
Weg  etc. ;  —  he  steid  d'r  lik  up ;  —  he 
steid  likup;  —  lik  to,  gerade  zu;  —  dat 
is  likföl  (gleichviel);  —  liküt  wesen,  gerade 
aus   sein,  geraden,   offenen,  ehrlichen,  auf- 

40  richtigen  Sinnes,  Wesens  u.  Charakters  sein 
etc.,  seine  Meinung  gerade  tt.  ehrlich  her- 
aussagen etc.;  daher  auch  subst.  he  is  'n 
regten  liküt  =  ein  Mann,  der  seine  Mei- 
nung gerade  u.  ehrlich  od.  offen  ausspricht, 

45  bz.  der  geraden  u.  ehrlichen  Sinnes  u.  Cha- 
rakters ist,  nicht  hinter  dem  Berge  luüt  etc.; 

—  man  mut  lik  dörgän  un  elk  lik  un  regt 
dön ;  —  wi  sunt  nu  wer  lik,  wir  sind  nun 
loieder  gerade  od.  gleich,    quitt  etc. ;  —  dat 

50  geid  lik  um  lik,  das  geht  gleich  um  gleich, 
bz.  so,  dass  es   sich   gegenseitig   ausgleicht; 

—  't  is  all'  lik  un  etfen,  a)  (sinnl.)  es  ist 
Alles  gerade  u.  eben ;  —  b)  (trop.)  es  ist 
Alles  ausgeglichen  u.  geebnet;  —   't   is    ml 

55  all'  lik  un  regt,  wat  ji  seggen  un  dön;  — 
Sprichw.:  't  geid  wat  stum  is,  mäkt  lik  wat 
krum  is;  —  „likup,  as  ik"  sä'  de  scliefe 
dansmester ;  —  c)  als  Endung  vieler  Wörter, 
als:   mannelik  (männlich,  bz.  einem  Manne 

60  gleich   od.    so   wie   ein  Mann);  —  fadcrlik 


LtK 


500 


LTKE-DELEH 


(väterlich,  einem  Vater  gleich  od.  so  wie  ein 
Vater,  toas  mich  subst.  gebraucht  wird:  he 
is  'n  faderlik,  d.  h.  eine  Person  wie  der 
Vater)  ;  —  änlik,  wimderlik  etc.  —  Nd.  liek  ; 
Wiwrf.  lik;  nid.  lijk ;  nfries.\\k;  wfries.  \yck; 
nfries.,  helg.  lik ;  sali.,  ivang.  lik ;  as.  lik ; 
ags.  lic;  aengl.  lic;  engl,  licli  u.  like;  an. 
likr;  norio.,  scliived.  lik;  dän.  lüg,  Hg;  ahd. 
lih ;  mhd.  lieh,  lieh ;  golh.  leiks  (as.,  ags., 
ahd.  n.  goth.  nur  in  Zusammensetzungen 
wie:  gilik,  gilic,  gilih,  galeiks,  cf.  glik  u.  in 
mannolih  etc.,  s.  oben).  —  Es  ist  2vohl  mit 
lit.  lygus  (gleich,  eben),  j^reuss.  ligu  in  poligii 
(gleich)  direct  aus  der  ]/  hcrrorgegangen  u. 
nicht  von  dem  folgenden  lik  abgeleitet,  wo 
am  Schlüsse  desselben  das  Weitere  zu  er- 
sehen ist. 

2.  lik  (dat,  —  Plur.  de  liUen),  todter 
Körper,  Leiche,  Körper,  Fleisch  etc. ;  —  se 
hebbea  't  lik  to  't  hiis  lieriit  dragen  uu  be- 
grafen;  —  se  hebben  hum  't  mest  in  't  lik 
(in  den  Körper,  bz.  ins  Fleisch,  in  den 
Leib  etc.)  stötd  ;  —  C'ompos. :  lik-döni  (Leich- 
od.  Fleisch-Dom,  Born  im  Fleische,  Hühner- 
auge), —  lik-biir  (Leichenhaus)  etc.  —  Nd. 
liek;  mnd.  lik;  nid.  lijk;  nfries.  lik;  wfries. 
lyk ;  as.  lik  ;  ags.,  aengl.  lic ;  oigl.  lieh ;  an. 
lik,  norio.,  schwed.  lik;  dän.  lüg;  ahd.  lih; 
mhd.  lieh,  lieh ;  goth.  leik.  —  Das  Thema 
lika,  liha,  licha  bezeichnet  von  Hause  aus 
einen  Riss  od.  Äbriss  von  Etwas  (cf.  Riss 
von  einem  Hause),  bz.  ein  geritztes,  gerisse- 
nes, abgerissenes  Etwas  od.  ein  durch  in 
Etwas  eingeritzte  Striche  od.  Linien  um- 
schriebenes u.  gekennzeichnetes,  dem  Auge 
sichtbar  gemachtes  Bild,  (eine  Radirung  od. 
eine  bildliche  Darstellung  von  Etwas,  durch 
mit  einem  .spitzen  Gegenstand  gezogene  u. 
eingeritzte  Striche),  ivoraus  sich  dann  von 
selbst  die  Bedtg. :  ein  Bild  das  od.  eine 
Figur,  die  dem  durch  die  eingeritzten  Striche 
dargestellten,  körperlichen  Gegenstande  (dem 
Baum,  Thier,  Menschen  etc.)  gleich  u.  ähn- 
lich ist,  od.  ebenso  gebildet,  geformt  u.  ge- 
staltet ist,  ebenso  aussieht  (das  Aeussere  im 
Gegensatz  zum  hinern,  das  todte  Bild  od. 
die  todte  Form  u.  Gestalt  von  Etwas,  im 
Gegensatz  zu  dem  abconterfeiten  lebenden 
Gegenstande  etc.  od.  überhaupt  die  blosse 
Figur  von  Etwas)  ergab,  sodass  man  lik-a 
anstatt:  Ritz-,  Riss-,  Radir-Ding,  Radir- 
Bild  etc.  auch  mit  Gleich-Ding,  Gleich-Bild, 
Gleich- Gestalt,  Gleich-Form  etc.  übersetzen 
könnte,  während  das  für  1  lik  anzusetzende 
liki,  lihi  hieraus  die  Bedtg. :  Gleich- Zustand 
od.  gleichgestaltig,  gleichförmig,  ebenso  toie 
etc.  erhielt.  Was  nun  die  ]/  betrifft,  so  ist 
zunächst  (Bopp)  skr.  liüg,  lig  (pingere)  u. 
dessen  Nebenform  likh  (sacrificare,  leviter 
incidere ,   rädere ,  scalpere  ;   scribere ;   deli- 


neare, pingere)  u.  das  ältere  (Grassmann) 
rikh  (ritzen,  aufreissen,  aufschlitzen  etc.)  u. 
riQ  (abreissen,  abrupfen,  abspalten,  zerbrechen) 
etc.  zu  vergleichen,  tvobei  zu  dem  Subst.  lika 
5  statt  liaka  (durch  geritzte  Striche  od.  lAnien 
gemachtes  Bild  von  Elioas)  skr.  liiiga  (Sig- 
num, indicium)  u.  zu  liki  (gleich  etc.)  statt 
linki  od.  urspr.  vielleicht  linkin  wohl  das 
skr.  üügin  (liaving  marks,  eharakterised)  zu 

10  vergleichen  wäre.  Zu  liiig  od.  lig,  likh  u. 
rikh  (s.  oben)  vergl.  loeiter  (Fick  II,  454) 
lit.  lygns  (gleich,  eben),  lygei  lyg  (gleich, 
gerade) ;  preuss.  ligan  (Rechtsspruch,  Urtheil, 
Gericht),    ligintwei    (richten,   recht    macJten, 

15  ausgleichen  etc.),  poligii  (gleich) ;  kslav.  lice 
(Gesicht,  Antlitz),  liku  in  kolikü  (qiiantus), 
tolikii  (tantus) ;  griech.  ll'kos  in  pellkos  (ivie 
gross,  wie  stark),  telfkos  (so  gross  etc.), 
eilkos  (so  gross  wie),    bz.    die  Endung    von 

20  einlif  etc.  (cf.  elf)  etc.,  soivie  weiter  (Fi  c  k 
II,  446)  unter  rik,  griech.  ereikö,  erikon  etc. 
t(.  Weiteres  unter  unserm  rigen,  rige  m.  röen, 
rejen  etc. 

3    lik,    das  Tau   od.  Saum-Tau,   welches 

25  in  die  Kanten  der  Mühlen-  u.  Schiffs-Segel 
eingenäht  ivird,  bz.  loomit  diese  eingefasst 
werden,  damit  sie  nicht  reissen ;  verlwch- 
deutscht  auch  Leik  u.  engl,  boltrope,  franz. 
ralingue;  ital.  ralioga;  Span,  relinga,  genannt. 

30  —  Nd.  liek;  nid.  lijk;  norw.,  schwed.  lik; 
dän.  lüg.  —  Da  dies  Tau  den  corpus  od. 
den  innern  festen  Theil  des  Saumes  bildet, 
so  ivird  es  ivohl  dasselbe  Wort  loie  2  lik 
sein.  —  Nach  Diez  (II,  394)  soll  das  franz. 

35  ralingue  etc.  aus  raa-lik  (Saumtau  des  Raa- 
Segels)  entstanden  sein  u.  demnach  für 
ra-ligue  stehen. 

lik-bür,  Leichenhaus.  cf.  2  bür  =  Woh- 
nung etc. 

40  lik-dörn,  s.  unter  2  lik.  —  Sprichw. :  lei 
Eibe  hed  'n  likdörn  under  de  fot,  wen  de 
hum  stekd  gift  't  watersnod.  —  Wenn  die 
Hühneraugen  stechen  u.  schmerzen,  giebt  es 
in  der  Regel  Regen  u.  Sturm. 

45  lik-dradig,  likdraderig,  likdraderg,  ge- 
rade ans  verlaufende  Drähte  od.  Fasern 
habend,  geradedrähtig,  geradefaserig,  z.  B. 
von  Holz,  dessen  Fasern  in  gerader  Rich- 
tung verlaufen   u.    welches  sich  deshcdb  gut 

50  u.  schön  spalten  lässt.  Der  Gegensatz  davon 
ist  dwars-dradig  etc. 

1.  like,  Leiche. 

2.  like,  (das)  Gleiche,  Gerade,  Rechte  etc. ; 
—  wi  matten  sen,  dat  wi  dat  wer  ia  't  like 

55  brengen. 

like-deler,  Gleichtheiler ;  —  a)  ein  Mass 
(gewöhnlich  ein  zinnerner  Becher),  tvomit 
die  zu  eitlem  plög  (zu  einem  Verein,  einer 
Rotte   od.   Verbindung  etc.)  gehörenden  Ar- 

60  heiter  das  Getränk  etc.  gleichmässig  vertheilen ; 


LÜtE-FOEL  510                           LIK-LAWA 

—  b)  ein  Communist;  —  c)  ein  Seeräuber  sieht,  einen  schönen  u.  angenehmen  Eindruck, 
od.  Freibeuter  </<■.>'  14.  u.  15.  Jahrhunderts,  gefiel  ihm  etc.);  —  dat  likt  'ii  moi  wicht  to 
der  zu  der  Verbindung  der  Victualienbrüder  wesen  (das  scheint  ein  scliönes  Mädchen  .-» 
gehörte;  —  KlTis  Stürtebekcr  un  Göilcko  sein,  macht  u.  erzeugt  mir  ein  schönes  Bild 
Mifliaol  de  gän  mit  'n  ander  to  liker  dt'l.  5  od.    einen    scliönen    Eindruck   etc.);  —  diit 

like-föl,   gleichviel,  einerlei,  ganz  gleich,  pol  likt  niks  niOi  (das  Zeug   scheint  nichts 

ganz  gleichgültig  etc.;  —  't    is    all'    likeföl,  hübsch,  giebt  gar  keinen  schönen  Schein  von 

of  du  't  so  of  anders  mäkst;  —  't  is  mi  all'  sich,   sieht  gar   nichts  hübsch  aus);  —  dat 

likefÖI,  ot"  du  't  deist  of  nich.  li'-k  lium  lik   (a.  das  schien  ihm  gleich,  sah 

1.  likeu  (lek,  Ulken  o(7.  leken),  a)  gleichen,  10  ihm  gleich  aus;  —  b.    das   sah   ihm  gleich 

gleich  sein,  ebenso  sein,  ähnlich  sein,  gleiclt,  od.    machte    dasselbe   Bild   etc.    wie  er);  — 

sehen;   gleiche   Gestalt,    Form,  Aussehen  u.  Itkt  di  't  wat '?    (scheint  es  dir   was':'    sieht 

Wesen  haben  (wie),   aussehen   (wie);  —  he  es  dir  nach  was  aus?   gefällt   es    dir?)   ja, 

likd  sin  fader  gans  (er  gleicht  seinem  Vater,  dat    likt    mi    nog   al    wat    to.  —  Nd.,  mnd, 

ist    u.    sieht    seinem    Vater   gleich   etc.,   hat  15  likcn ;  idd.  lijken;  afries.  likia  (gleich,  eben 

dasselbe   Aussehen    u.    Wesen,    od.    dasselbe  machen;   gleich   od.  ähnlich  sein;   gefallen. 

Ansehen  u.  Gesicht  etc.  wie  sein  Vater); —  genehm  sein);  wfrics.  lyckjan  ;  satl.  lica ;  as. 

h6  llkd  up  sin  fader;  —  dat  likd  nargonds  iicuii  od.  likon ;  ags.  licjan ;    aengl.  liken  = 

na    (das  gleicht   nirgends   nach,   ist  keinem  ahd.    liehon    u.  liken  =  (tgs.    licjan  ;    engl. 

Etwas   ähnlich,   sieht   nirgends   nach  aus);  20  like  (o.  ac.t.  u.  neutr.);   an.,  norw.,  sehwed. 

—  dat  llkd  je  nargends  na  (das  sieht  ja  lika;  ahd.  liehen,  lihhen  u.  lichaii,  lihhan; 
nirgends  nach  aus,  das  ist  ja  keinem  Etwas  mhd.  liehen  (gleich  sein,  angemessen  sein, 
gleich  od.  äh)ilich,  das  ist  ja  ganz  fremd-  gefallen)  u.  ahd.  jichun ;  mhd.  liehen  ;  md. 
artig  od.  wunderbar,  sonderbar  u.  unerhört  liehen  (gleich  gerade,  eben  u.  glatt  machoi, 
etc.);  —  dat  likd  je  nargends  na,  so  as  de  25  Erhöhungen  u.  liauhigkeitcn  wegnehmen, 
junge  sin  dingen  angeid  (das  ist  ja  ganz  glätten,  poliren  etc.,  cf.  2  liken) ,  gckh.  leikaii 
ungesehen  u.  unerhört,  so  wie  der  Junge  =:  ahd.  liehen  etc.  —  Die  obigen  Vcrba  ge- 
seine  Dinge  od.  Sachen  angeht,  bz.  ihnen  hören  sowohl  zum  Subst.  als  zum  Adj.  iik. 
begegnet  od.  mit  ihnen  umgeht  etc.); —  dat  2.  liken  (Subst.),  Gleichen;  —  dat  (oil. 
hed  hum  läken  (das  hat  ihm   geglichen   od.  30  he)  hed  sins  likcn  net. 

gleich    gesehen,    sah   u,   war  ihm  gleich  od.  likoil-steii,  Leichenstein, 

ähnlich  etc.);  —  b)  gleichen  od.  gleich,  ge-  lik-holt,  Leichen-Sarg  (cf.  2  lik  u.  holt), 

rade,    eben,    glatt   etc.    machen,  eine  gerade  auch  likenkiste  (cf.  dodenholt  etc.)  genannt. 

Richtung  od.  Kante  geben,  Kriunmungen  n.  likken,  lecken,  schlecken,  unanständig  u. 

Höcker   icegnehmen,    ebnen  etc.;  —  de  weg  35  viel  küssen  u.  liebeln  etc.;  —  de  katte  likkt 

od.  de  böm,  de  balk  etc.  nmt  wat  likd  wor-  de  snhöttels  i'it.  —  Redensarten  tt.  Sprichw.: 

den;  —  de    balk    ete.    beiiken  (den  Balken  hr  likkt  de  fingers  d'r  na  (weil  es  so  schön 

begleichen,  bz.  den  Balken  mittelst  der  A.ct  schmeckt   od.    so  lecker  ist  u.  zum  Genüsse 

behauen,    dass   er   von   allen  Seiten  gerade,  reizt)  ;  —  erst  likken  iin  slabben,  den  hauen 

ebene  u.  glatte  Kanten  hat);  —  siik  gägen-  40  un  kral)ben    (von   gar   zu   verliebten  Braut- 

sidig  beiiken  (sich  gegenseitig  begleichen  od.  Icuten   u.    deren    spätem    ehelichen    Leben), 

vergleichen,  die  Differenz  od.  den  Streit  aus-  —  Nd.,  nbl.  liK'ken ;    mnld.    licken,    lecken, 

gleichen  etc.);  c)  (einem  Jemand  von  einem  lacken;    'fv.    likköii,    lekkön  ;    ags.    lic<jan  ; 

Etwas  od.  wovon)    Gestalt,    Form,  Bild  od.  aengl.  licken ;    alid.  li-cctni,  h'chün,  lecchün ; 

Aussehen,  äusseres  Ansehen  U.Gesicht  machen  45  mhd.  \vckim;  goih  laigön;  A*/.  lingere;  griech. 

u.  gehen  od.  erzeugen,  so  dass  er  das  Bild  leichein.     Mit    skr.    lili,    vcd.    rih    (lecken; 

davon    mit   dem   Auge   auffängt   u.  es  sieht  liebkosen,    küssen)    etc.    aus    einer    älteren 

od.  das  Gesicht  u.  den  Abschein  od.  Schein  Grdform  righ. 

davon    erhält,    bz.    dass   es    in   sein    Auge  likk-iiiundjen,    likk-miindjen,    den  Mund 

hereinscheint  u.  leuchtet,  ihm  sichtbar  wird  50  od.  die  IJpprn  vor  Appetit  lecken,   begierig 

u.  zuscheint  od.  Schein  etc.  von   sich  giebt  sein. 

etc.;  dalier  überhaupt:  Schein  machen,  schei-  lik-lawa  (St  hg.),  Merknud  einer  Wunde, 

nen,  aussehen  etc.;  —  dat    likd    iiii    nog  al  —  Mofries.  (0.  L.-R.,  pag.  718)  licklauwe; 

wat  to  (das  scheint  mir  noch  schon  was  zu,  mnd.    liklawe,    liklave,    liklauwe;    ahd.  lih- 

sieht  mir  noch  schon  wonach  aus,  ist  schon  55  lawi,    lihlüi  (cicatri.x,    ohductio,    stigma).  — 

noch  begehrenswerth  od,  annehmbar,  gefällt  KU.    verweist    bei   seinem  lyck-klauwe  (un- 

mir  etc.),  mi  dünkt,  dat  wJ  dat  wol  dön  (od.  guium    vestigium,    signum    unguium,    vil(!x) 

annämen,  köpen  etc.)  könen ;  —  dat  lik  hum  auf  dds  obige  mofries.  lycklauwe  u.  Woeste 

möi  (das  schien  ihm  schön,  sah    ihm   ."ichön  (cf.  Seh.  u.  L.  unter  lik-lawe)  meint,    dass 

aus,   machte  ihm  ein   schönes  Bild  od.  Ge-  CO  es   aus   älterem   Itk-klawc   entstanden   u.  es 


LIK-MATIG  511                               LILJE 

ein  Compos.  von  lik  (Fleisch,   cf.  2  lik)   u.  Da  indessen  das  Sahst,  lik  (cf.  2  Iik)  iirspr. 

klawa  (Riss)  sei  u.  also  ein  Fleischriss,  od.  die  Bedtg. :  Riss,  Abriss,  Abbild  etc.  (od. 
Riss  im  Fleische  bezeichne.     Das   ahd.  lih-         ein  Etwas,  tvelches  mit  einem  stechenden  od 

lawi,  -loi  iviirde  dann  für  itli-c.hlavi  od.  lih-  scharfen ,  spitzen  I)istruineid  [urspr.  auf 
clovi    stehen,   wie   nind.   lik-Iauwe  od.  -lawc     5  Holz  u.  Knochen  etc.]  auf  Etwas  eingeritzt 

für  lik-klavo,  -klove,  u.  chlavi  otc.  od.  klavo,  od.  eingravirt  ist)  hatte,    so    tväre    es    auch 

klove  dasselbe  Wort   wie  mnd.  klavc,  klove  denkbar,    dass  das  für  mhd.  iTch-zeichen  u. 

(Spalte,  rima)   sein   u.    zu   ahd.  cliol)an  (cf.  mnd.    lik-tekcn    tvohl   vorauszusetzende   lih- 

klüfen)    gehören,    toovon    aucJi    ahd.  chlolti,  zaihan,    as.    lili-töcaii    otc.    urspr.    entweder 

chlova,  chlovo,  klohe  etc.  in  ('hlol)iloiih  (cf.  10  die  sin nl.  Bedtg.:  Riss-od.Wund-Zeichen, 

knüflök)  abstammt.  od.  (cf.  die  aus  Riss  entstandene  trop.  Bedtg.  : 

lik-niatig,  gleich-  od.  ebenmässig.  Bild,    Abbild,    Abbildung,    Abzeichnung  od. 

lik-rede,  Leichenrede,  Parenfation.  Zeichnung,  Figur,  Gestalt,  ähnliche  od.  gleiche 

lik-tekcn,  Merkzeichen,  Merkmal ;  —  man  Gestalt   %i.    Form    etc.    von   2   lik)    die  von 

kan  de  Iiktekens  dar  nog  fan  son,  man  kann  15  Bild-Zeichen,    Abbild-,    Figur-Zeichen    etc., 

die  Merkmale,  Wundzeiclien,  Schlag  zeichen,  —  od.  Bild-Maal,  Abbild-,  Figur-Maal  etc. 

Eindrücke,  Vertiefungen,  Spuren  etc.  (z.  B.  hatte   u.   ivenn   man  dabei  gar  nicht  an  lik 

eines  mit  einem  scharfen  od.  schwerem  In-  in  der  Bedtg. :    Körper,    Fleisch,    Leib    od. 

Strumente,  als  Beil,  Axt,  Hammer,  Schlägel  Leiche  zu  denken  hat,  sondern   nur  an  die 

etc.  geführten  Schlages)  davon  (bz.  auf  dem  20  Bedtg.:  Bild,  Form  od.   Gestalt,  od.  Abbild 

betr.  Körper   od.    Gegenstand)    noch   sehen.  etc.  von  Etwas,  wie  Ja   auch   die   Iiktekens 

—  Mofries.  (0.  L.-R ,  pag.  236)  licktecken;  nur   Abbild- Zeichen    od.    durch    Schlagen, 

—  so  men  ein  secker  vermoedent  up  oenie  Hauen,  Stechen,  Stossen  etc.  entstandenen 
(dem  Mordbrennen)  helft  dorch  liclctecken,  Abbilde  von  Etwas  sind  u.  eben  dadurch 
de  etc. ;  —  tid.,  mnd.  likteken  (MerkmaJ,  25  (weil  sie  die  Form  u.  Gestalt  des  betr.  In- 
Narbe einer  Wunde,  Kennzeichen) ;  mnld.  struments  u.  die  Art  u.  Weise  der  Verwun- 
lijckteecken  (Wundzeichen,  cicatrix,  viilneris  düng  od.  Tödtung  kennzeichnen  u.  verrathen) 
porsauati  signura  in  corpore  haerens)  u.  auch  wieder  zu  Beweismitteln  od.  Indicien 
lijckteecken,  iickteecken  (signum,  indicium,  der  Verivundung  od.  Tödtung  od.  überhaupt 
argumentum,  vestigium) ;  mhd.  liclizeichen  30  eines  Verbrechens  dienen  u.  stets  einer  ge- 
(Zeichen  als  Beiveis  einer  Tödtung).  —  Wenn  nauen  u.  vergleichenden  Untersuchung  unter- 
man  vergleicht,  dass  KU.  auch  lijck-stede  worfen  tcerden.  Dass  man  aber  hiebei  auch 
in  derselben  Bedtg.  loie  lijck-teecken  hat,  wieder  die  Vorsylbe  lik  in  der  Bedtg.  gleich, 
so  ist^  es  kaum  anzunehmen,  dass  hier  lijck  ebenso  wie,  ähnlich,  od.  so  aussehend  loie 
od.  lik  dasselbe  Wort  wie  2  lik  (Körper,  35  (ein  Anderes)  nehmen  u.  sie  also  mit  1  lik 
Fleisch,  Leiche)  ist  ti.  demnach  lijckstede  für  ident.  halten  kann,  ist  selbstredend,  weil 
u.  lijckteecken  od.  lik-stede  u.  lik-teken  ja  eben  ein  Gleich- Zeichen  auch  ein 
wörtl.  mit  Körper-  od.  Fleisch  -  Stelle  u.  Aehnlichkeits  -  Zeichen  u.  somit  auch  ein 
Körper-  od.  Fleisch- Zeichen  zu  übersetzen  Abbild- Zeichen  von  Etwas  ist.  —  cf.  lik- 
sind.     Wahrscheinlicher  ist  es  daher,  dass  40  tekenen. 

beide  Wörter  mit  1  iTk  (gleich  ähnlich,  ebenso  lik-tekenen  od.  beliktekenen,    mit  einem 

wie  etc.)  zusammengesetzt  sind  u.  also  urspr.  Kennzeichen  (likteken)  versehen  u.  bezeich- 

die  Bedtg.:    Gleich -Stelle   u.  Gleich-  nen,  od.  ein  likteken  machen  (einschneiden, 

Zeichen  od.  Stelle  u.  Zeichen,  die  od.  das  einritzen    etc.)    auf   od.    in    Etwas;   —    de 

einem  andern  Etwas  gleich  ist  od.  gleicht  45  balke  is  mit  de  bökstafen  K  H  I  liktekened 

M.  ebenso  ist  tvie  sie  od.  das  etc.   hatte,  od.  (od.  liktokend) ;  —  de  kö  is  as  de  mine  mit 

dass   die    Vorsylbe  lik   in  ähnlicher  Weise  nun  hüsmarke  iTktekend,  bz.  mit  min  namens- 

loie    Merk   in   Merk-Maal,    Merk-Zeichen  bökstafen   H  G    (od.  Jan,  Peter,  Paul  etc.) 

etc.    zu   merken,    od.  Stimm  in   Stimm,-  beliktekend. —  liktekenen  heisst  hier  soviel 

Gabel  zu  stimmen  etc.  etc.,   so  hier  zum  50  cds  .seine   Haus-Marke    od.    seinen   Namen 

Verb,  liken  (gleichen,  ähnlich  sein,  aussehen  (Namenszug,  Anfangsbuchstaben  seines  Na- 

wie,   stimmen   od.  passen  wozu  etc.)  gehört,  mens)  auf,  od.  in  Etwas  hinein   ritzen   od. 

u.    also   lijckstede   u.  lijckteecken  hiernach  schneiden,  bz.  den  betr.  Gegenstand  mit  der 

auch   wieder   die   Bedtg.:    Gleich  -  Stelle  u.  Hausmarke   od.   dem   Namen   od.  Namens- 

Gleich-Zeichen    od.    Stelle,   die   dem  betr.  55  Zuge  versehen  u.  kennzeichnen. 

Gegenstande,   der  die  Vertiefung,  Spur  od.  lilje    (Plur.    liljes),    Lilie.   —  Nid.  lelie ; 

Wunde  machte,  gleich  ist  u.  ebenso  aussieht  ahd.  lilja,  liljo;  mhd.  lilje,  lilge,  gilge,  gilige, 

od.  dazu   stimmt  u.  passt  —  ic.  Zeichen,  gilg;  Schweiz,  jilge,  ilge ;  ital.  giglio;  span., 

welches  demselben  gleich  ist  u.  ebenso  aus-  port.  lirio ;  prov.  lili,  liri,  lis,  lir ;  franz.  lis ; 

sieht   od.   dazu  stimmt  u.  passt  etc.    hatte.  60  piem.,   mail.  liri ;    sard.  lillu ;    aspan.  lilio ; 


LlLOF  &12                        LIND  LINDE! 

chw.  gilgia.     Aus  lat.  liliuui,  b2.  griecli.  lei-  Klebe-  u.  Binde-Mittel,  od.  urspr.  aufgelöste, 

rion  (Lilie).  erweichte,    schmutzige    u.    so    auch   klebrige 

lilöf,  s.  ilüf.  Erde,  od.  schmutzendes,  schmieriges,  lieben- 

li-lütjt't,  s.  unter  li.  des,  haftendes  Etwas  überhaupt,  cf.  löin)  zu 

lim.   Leim.  —  Nid.  lijm ;  ahd.,  mhd.  lim.  5  einer  ]/  li  gehört,  so  k-ann  man  auch  davon 

—  Mit  lern  eines  Ursjtrungs.  ausgehen,  dass  sich  aus:  regnen,  crweicJicn, 
limtMi,  leimen.  aujlösen  etc.  die  Bedtg. :  weiches  biegsames 
limig,    leimig,   klebig,  gebunden,  dicklich  Etwas    etc.    od.    klebendes    u.    verbindendes 

etc. ;  —  limige  bröi.  Etwas  (cf.  oben  liiia,  adjuiictus,  ailliacrons) 

liiupp,  linip,  Glimpf,  sanfte  od.  müde  Art  10  entwickelte  u.  dass  liiui  od.  lin;i  (Lein)  urspr. 

u.    Weise,    Gelindigkeit,    hüjliches,   verbind-  als  Binde-Mittel   od.    als   ein  Etwas,  womit 

liches,  freundliches   od.    scheinhiißicJies  etc.  man    Etwas    verbindet    u.    befestigt    od.    an 

Ijächeln,  eine  höfliche  Redensart,  die  tveitcr  Etwas   anschliesst   od.  haften  macht,  aufge- 

Nichts    zu    bedeuten    hat ;  —  lit'   kweiii  d'r  fasst  sei.  —  cf.  auch  an.  linr  (weich,  nach- 

iiiit  'n  limp  of;  —  he  Ict  hum  mit   'n    limp  1.5  gicbig  etc.)  u.  Weiteres  unter  liiul  etc. 

löpen    (er  Hess  ihn  mit  einem  verbindlichen  lind,  s.  lint. 

etc.  lÄicheln  etc.  gehen,  ohne  ihm  zu  helfen).  lind,  liiido,    lind,   gelind,    gelinde,    nach- 

—  Nd.    (Br.   Wb.),    mnd.  liinpo  otc.  —  S.  giebig,  mild,  sachte,  sanft  etc.;  —   lind  wcir 
Weiteres  unter  glinip.  (lindes  od.  gelindes,  sanftes,  inildes,  weiches, 

lini-pot,  Ljeim-Topf.  — Redensart:  mit  de  20  angenehmes  Wetter);  —    'n    linden    od.    gc- 

limpot  lupen  =  7nüssig  gehen.  linden    iiicht    (Luft)    od.    wind    ote) ;  —  du 

lin,    LjCin,    Elachs.   —    Compos.:    litiülje,  mnst  wat  linder  (milder,  nachgiebiger,  nach- 

linkoke,  linsäd  etc.  —  Nid.  lijn;  nd.,  mnd.  sichtiger,   sanfter   etc.)   wesen.  —  Nd.  (Br. 

lien,  lin ;  as.,  ahd.,  mhd.  lin  (Lein,  L'laclts ;  jr/>.)  lind;    mnld.  lind;    nijläm.  lindt;  alid. 

leinoies  Gewand);  goth.  \cm;  an.  \\ü(JJnnen,  2.5  lind,  lindi,  linthi ;    mhd.  linde   (weich,  zart, 

Leinwand) ;  lat.  linum  (Lein,  Elachs,  sowie  dünn,    nachgiebig,    sanft);    as.    lithi,    lidlii, 

ferner  Alles,   was   man   daraus  macht,  als:  litlie;   ags.  lldhe;  aengl.  lidlie;    engl,  litlie; 

Faden,  Schnur;    leinenes  Tuch,    L^einwand,  an.  linr  (/»/•  lindhr?  ?(?/e  wahrscheinl.  auch 

Irinnen;  Segel;  Seil,  Tau,  Netz,  Zuggarn) ;  an.,  ist.  linni,    Schlange,    serpens,    tnit   ahd. 

griech.  linon ;  lit.  linai ;  Ä's/ac.  linu;  air.  lin  30  lint,    Schlan(/e   [cf.    lind-,    lint-wiirm]    ident. 

(Lein,    Flachs).  —  Nach    Fick    (IL,  221)  ist);  norw.  l'inn.  —  Nach  Eick  (II J,  2(11) 

von  einer  y  li  (biegen),   ivozu    er  auch  lat.  aus    lentha,    lenthja    von    lan,    lennan    etc. 

lenis  stellt  u.  wonach  lin  also  als  das  Bieg-  (weichen,  aufhören),  cf.  goth.  (afjlinnan.  lan, 

same ,    Schmiegsame    etc.    aufgcfasst    wäre.  hmnum  (weichen,  fortgehen) ;  ahd.  \\n)\hmnn; 

Eine  y  li  in  der  Bedtg.:  biegen  etc.  (sie  ist  35  «r/x.    linnan,    (ge)linnan,    (l))linnan    (sich  be- 

eine    von    Fick    willkürlich   angenommene,  ruhigen,   nachlassen,    ablassen);    an.    linna, 

bz.  eine  blos  hypothetische)  i.-it  aber  nirgends  \\\\\a  (aufhören,  ruhen  etc.)  etc.  u.  s.  iveiter 

belegt  n.  da  sie  ebenso  wie  die  y  (Bopp)  li  (II,  21S)  lan,  len  (weichen),  wozu  er  ausser 

(liquefacere,  solvcre,    ivovon    lina ,    solutus,  lat.    leutus    etc.    auch  griech.  elini'iö  (ruhen, 

dirutus    etc.,    lit.    lyti,    pluere   etc.)  —  n.  11  40  zögern),  ferner  (I,  750)  auch  lat.  lenis  ;  lett. 

(adhaerere,  inliaerere  etc.,   wovon:  lina,  ad-  lenas  (gelind)  etc.    stellt,    indessen  fragt,  ob 

junctus,  adhaerens  etc.)  auf  eine  ältere  aus  lana  niclü  =  laina   ist  u.  zu  li  (linore)  gc- 

ar,  r,  ri  entstandene  y  ri  od.  n  zurückgeht,  hört,    dessen  Bedtg.  jedenfalls   doch  uu'eder 

so  könnte  man  a^lch  annehmen,  dass  die  für  auf:    regnen    od.   giessen,    strömen,  flicssen 

lina  (Lein,  Flachs,  Linnen  etc.)  aufgestellte  45  etc.  u.  so  auch:   schmutzen,    den  Boden  er- 

y  li    mit   li,  linäti    (sicli   anschmiegen,   sich  weichen,  iveich  machen  etc.  (cf.  auch  Pott, 

andrücken  etc.)  u.  weiter  mit  ri,  rinäti  (Vos-  Wurzel wh.  HI,  262  wegen  ]oinns  aus  ]vmtns, 

lassen,  laufen,  flicssen  la.ssen,  regnen,  giessen;  da    derselbe    auch    die    Frage   auf  wirft,  ob 

sich  auflösen;  fliessen,    cf.  Fick  I,  l'J.H  u.  ]ontus  nicJit  die  Bedtg.:  zäh,  klebrig  etc.  hat), 

Grassmann,  Spalte  1103)  urspr.  ident.  sei  50  schmutzig  u.  klebrig  werden,  hitftoi  od.  kleben 

u.    dass    man   den    Flachs  deshalb  lina  od.  an  Etwas   etc.    zurückgeht,    wobei   indessen, 

linä    (urspr.   rinä    od.  rinä)    genannt    hatte,  toegen  der  y  lan  zu  bemerken  ist,  dass  diese 

weil  er  sich  bei  der  Bearbeitung  in  einzelne  aus   urspr.   ran   u.   ra    als  Umstellung   von 

Stränge  u.  Fäden   auflöst   u.    trennt,   ganz  ar,  r,  ri  entstand,  die  auch  die  y  von  germ. 

abgesehen  davon,  dass  man  beim  Ij  ein  od.  55  rinnan,    ran,    runnum    (linnan,    lan,    lunnum 

Flachs    ebenso    toie   bei   lenis    auch   an  die  entstand  auch  aus  rinnan  etc.,  bz.  von  einer 

Bedtg. :    weich   etc.    denken    kann,   die   sich  y  ran)  ist  m.  wobei  man  dann  auch  wieder 

aus:  regnen,  schmutzen,  den  Boden  auflösen  annehmen    muss,   dass  die  Bedtg.:    weichen 

u.    weich   machen    etc.    auch   leicht    ergicbt.  (sei   es   nun  in  der  Bedtg.  :    sich  entfernen 

Da   nun   aber   die    Wörter  lim  u.  lem  (als  CO  od.   gehen   weg,  fliehen,    od.   in  der  von: 


LINDE 


513 


LINT  LIND 


weich  machen,  erweichen,  sich  auflösen  u. 
von  einander  trennen  etc.,  cf,  unter  lin) 
sich  von  selbst  arts  der  Bedtg. :  rennen  od. 
sich  bewegen,  rasch  laufen  etc.  od.  aus: 
rinnen,  strömen,  flicssen,  regnen,  od.  laufen 
aus  Etwas  heraus,  laufen  von  einem  Ort 
weg  etc.  ergiebt. 

linde,  Linde,  tilia.  —  Der  allen  germ. 
Sprachen  eigene  Name  dieses  Baumes  rührt 
daher,  weil  sowohl  sein  BlattwerJc  als  sein 
Holz  so  lind  od.  toeich,  nachgiebig  u. 
zart  ist. 

linden,  linden  od.  von  der  Linde;  — 
linden  bast,  linden  holt  etc. 

linder,  linder,  gelinder  etc.,  s.  lind. 

lindern,  lindern,  mildern;  besänftigen,  be- 
ruhigen,   mindern  etc. ;   —    de  pin  lindern ; 

—  de  wind  linderd  sük. 
lind-wurin,  s.  lintwurm. 

line,  lin,  Leine,  dünnes  Tau,  Seil,  Lenk- 
seil, Band,  Schnur  etc.;  —  Redensart,  ii. 
Sprichw. :  de  beiden  sunt  ens,  se  trekkon 
mit  'n  ander  an  ene  iTue ;  —  he  hed  hum 
in  de  line,  od.  an  de  line  —  an  't  lintje  — 
in  od.  an  't  tau  —  in  't  sleptau  etc.  —  Zu 
lin.  bz.  mit  diesem  aus  lat.  linum. 

lingeu  od.  gelingen,  gelingen  od.  gehen, 
vorwärts  gelten,  vorwärts  kommen,  von  Statten 
gehen,  glücken,  Erfolg  haben  etc. ;  —  dat 
wul  net  lingen  (od.  dat  wul  hum  net  lingen 

—  dat  lung  hum  net  —  is  hum  net  hingen), 
dat  he  sük  dörbrök  (od.  dat  he  sin  hüs  etc. 
göd  ferköfde).  —  Mhd.,  mnd.  liügen  (vor- 
ivärts  gehen,  von  Statten  od.  vom  Flecke 
gehen,  gelingen).  —  Es  gehört  zur  y  langh, 
springen,  eilen,  vorwärts  kommen  etc.,  cf.  laug. 

link,  linke,  links,  linker,  link,  linke, 
linker,  links;  Gegensatz  von  recht,  rechte, 
rechts;  —  de  linke  od.  linker  band;  —  du 
must  links  ofdreien.  —  Ahd.  line,  ling,  lene ; 
nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  link.  —  Dieses  Wort 
wird  entweder  als  Gegensatz  von  regt  (ge- 
rade) die  Bedtg. :  von  der  geraden  Richtung 
abweichend,  gekrümmt,  gebogen,  verkehrt, 
verdreht  etc.  oder  die  von :  biegsam,  schlank, 
dünn,  schwach  etc.  haben  u.  ivird  es  daher 
wohl  mit  ahd.  hlanca,  lanca,  lanka,  lancba; 
mhd.  lanke,  lanche  (Hüfte,  Seite,  Lende, 
Weiche);  —  ags.  hlence  od.  hlenca;  an. 
hleckr;  dän.  länke  (Kette);  norw.  lekk 
(Glied,  Gelenk  od.  Bing  in  einer  Kette; 
Kette);  engl,  link;  nhd.  (Ge-)\Qn\i.;  —  ags. 
blink  (Hügel,  cf.  bog,  hök  etc.  von  der  y 
kuk),  engl.  Hoch  (Hügel,  Grenzhügel  etc.), 
an.  hlickr  (obliquitas,  curvamen)  etc. ;  — 
ags.  hlanc;  engl,  lank  dünn,  mager,  schmal, 
schmächtig,  schlank,  biegsam),  mhd.  lenke 
(biegsam)^  lenken  (biegen,  falten,  wenden, 
richten;  sich  biegen,  sich  krümmen,  sich 
wenden  od.  richten)  zu  einer  u.  derselben  ]/ 

J.  ten  Doornkaat  Koolman.    Wörterbuch.    II. 


blank  (idg.  kräng  od.  kranc,  krag,  karg  u. 
dies  vielleicht  eine  Scliallwurzel  ivie  krak  etc., 
die  tote  knak  ti.  knik  aus  sonus,  crei)itus 
auch  die  Bedtg. :  brechen,  knicken,  biegen 
5  etc.  entwickelte  ?)  od.  zu  einem  u.  demselben 
Stammverb,  blincan  (knicken, biegen,  krümmen 
etc.,  s.  imter  lunke)  gehören.  Andererseits 
kömmt  aber  auch  noch  in  Frage  das  ahd. 
slinc;    nid.  slink    (link),   sliiikcn    (dünn  od. 

10  schwach  loerden),  wovon  wallon.  blincbe 
(link),  afranz.  esclenque,  esclenche  (linke 
Hand)  u.  was  angeblich  mit  vorgesetztem 
s  aus  line  (link)  entstanden  sein  soll,  obschon 
ich  eher  glaube,    dass  es  mit   slank,    slenke 

15  etc.  connex  ist,  toorüber  Weiteres  unter 
diesen  Wörtern,  sowie  unter  slinken,  slinksk 
zu  vergleichen. 

linjäl,  Lineal.     Werkzeug  um  Striche  od. 
Linien  ihm  entlang  zu  ziehen.  —  Zu  linje. 

20  linje,  Linie,  gezogener  Strich  etc. ;  —  he 
Schrift  up  linjes,  anders  makt  he  alle  rigen 
schef.  —  Aus  lat.  linea  u.  dies  von  linum, 
cf.  lin.  —  Die  Bedtg.  Strich  entstand  aus 
Leine  od.  Schnur  dadurch,   dass  sehr  viele 

25  Arbeiten  nach  der  Schnur  gemacht  wurden, 
um  ihnen  enttoeder  eine  gerade  od.  über- 
haupt die  vorgeschriebene  Richtung  zu  geben, 
ganz  wie  man  auch  Linien  od.  Striche  zieht, 
um  die  Schriftzeilen   gerade  zu  halten    od. 

30  einem    Etioas     die     beabsichtigte    Richtung 
zu  geben. 
linjeron,  liniren.  Striche  ziehen. 
linnen,  a)  leinen,  von  Leinen  od.  Flachs ; 

—  linnen  gärn,  —  linnen  göd  od.  linnengöd, 
35  —  linnen  hemden,   —    linnen  büksens  etc. ; 

—  b)  Leinen,  Leinwand;  —  'n  dügtigen  lap 
linnen.  —  Aus  as.  linin  (leinen  u.  auch 
subst. :  Leinen)  von  lin. 

lin-ölje,  Leinöl. 

40      lin-siul  od.  linsät,  Leinsamen. 

1.  lint  od.  lind  (dat),  dünnes  plattes  Band 
od.  ein  Bandstreifen  von  sehr  verschiedener 
Breite  u.  aus  verschiedenen  Stoffen  (Lein, 
Wolle,  Baumwolle,  Seide)  gefertigt.    Es  icird 

45  gebraucht  zum  Besatz  der  Ränder  von 
Kleidern,  Schuhen,  bz.  icie  auch  eine  kante 
od.  Spitze  u.  sträk  genannter  Randbesatz 
zum  Schmuck  der  Kleider  u.  Hüte  u.  auch 
zum  Binden  u.   Umivickeln,  bz.  als  Windel, 

50  Wickelband,  Haarband  (taenia  etc.).  —  Nd. 
(Br.  Wb.)  lind,  lint;  nid.,  mnd.  mnld.  lint 
(fascia,  funiculus,  taenia,  vitta,  fasciola.  — 
Entweder  mit  an.  lindi  (Gürtel),  isl.  lindi 
(cingulum,  zona),    norw.  linde  (Wickelband, 

55  Gürtel),  schived.  linda  (Band,  Wickelband, 
Windel),  norw.  linda  (umgürten,  umioickeln, 
umbinden),  schwed.  linda  (binden,  winden, 
wickeln,  tvindeln),  nhd.  (Weig and)  lind 
(Baumbast,  Flachsbast)   od.  lindt,  lint,  lynt 

60  (Bast  zum  Binden)  von  linde  (tilia)  od.  als 

33 


LINt 


514 


LINT-WÜRM  LINDWURM 


tceiches,  biegsames,  zähes,  festes  u.  schmieg- 
sames iJtwa^  mit  lind  u.  linde  die  red.  rom 
Verb,  linnan,  lan,  lununi  (weichen,  abbiegen, 
nacftgebcn  etc.),  od.  vielleicht  auch  mit  aengl. 
lint  (tiieuiii,  linca;  linamcntuni) ;  engl,  lint 
(Flachs,  zubereiteter  Flachs,  (harpie,  ge- 
zupfte Leinwand,  Wundfäden)  icohl  aus  tat. 
linti'iiiii  od.  lintea  (von  linuni,  cf.  iJn),  wovon 
auch  (J)icz  1,  '^4S)  ital.  Icuza  (Binde  von 
Leinwand)  etc. 

2.  Hut  in  der  (scherzh.  ?)  Redensart: 
blaue  lint  od.  blau  lint  für  blaue,  dünne, 
abgerahmte,  wässerige  Milch.  —  Ist  hier 
lint  dasselbe  Wort  wie  1  lint  in  der  Bedtg.: 
Leinetist reifen  od.  wie  engl,  lint  in  der  von: 
Leinen-Fasern  od.  Fasern  überhaupt,  so  dass 
die  dünne  abgerahmte  Milch  dc-ihalb  so  ge- 
nannt wird,  weil  sie  blauslreifig  od.  blau- 
aderig, blaufaserig  etc.  ist,  od.  ist  es  mit 
lind  (lind,  milde,  sanft,  süss  etc.)  connex, 
sodass  es  als  Subst.  ein  lindes,  mildes,  süsses 
od.  linderndes  Fticas  (einen  linden  od. 
lindernden  Trank  u.  so  auch  Milch)  be- 
zeichnet ?  —  Oder  hat  es  die  Bedtg. : 
schwaches  od.  dünnes,  jcässeriges  Etwas, 
sodass  es  in  dieser  Bedtg.  mit  lind,  lint, 
lintb  (cf.  lind  etc.  auch  in  der  Bedtg. : 
schwach,  zart,  dünn,  nicht  stark  etc.) 
conne.r  ist? 

Lilite],  Name  eines  nördlich  von  der  Stadt 
Norden  von  Ost  nach  West  sich  hinziehenden 
Sandrückens  od.  Sandstriches,  jetzt  in  zwei 
kleine  Gemeinden  Ost-  u.  Westli)itel  gelheilt. 
Da  derselbe  auch  jetzt  mit  Ausnahme  von 
Ekel  (cf.  dieses  u.  s.  weiter  unten)  noch 
mehr  mit  Gehölz  bestanden  ist,  wie  die  son- 
stige näclistc  Umgebung  der  Stadt  u.  in  alten 
Zeiten  wohl  ganz  mit  Wald  bestanden  war, 
so  ist  die  Endung  1  od.  cl  wohl  ebenso  wie 
in  Ekel  (s.  d.)  u.  Etzol  (fries.  tz  aus  urspr. 
k,  cf.  z.  B.  tzerke  statt  kerke  [Kirche], 
tziasa  statt  kiasa  etc.  etc.),  Bökel  etc.  (s. 
Weiteres  unter  lo  bei  Seh.  u.  L.  II,  709 
u.  Amol  d,  Wander.  der  Stämme,  pag.  117, 
bz.  unserm  1  loje)  aus  lo,  loh  (lucns)  ent- 
standen, sodass  Lintei  für  älteres  Linte-lo 
od.  Lint-lo  (wie  Ekel  ».  Etzel  für  Eke-lo, 
Eichwald,  Eichen-Gehölz)  steht,  wobei  es 
dann  allerdings  noch  fraglich  ist,  ob  der 
erste  2'heit,  nämlich  Linto,  dasselbe  Wort 
(die  Form  ist  i}i  der  ngerm.  Sprache  überall 
linde  u.  nicht  linthc)  ist  ivie  linde  (tilia) 
n.  Lintcd  od.  Lintelo  demnach  urspr.  die 
Bedtg.  L  i  n  den-  W ald  od.  ein  L i n d e  n- 
(rehölz  hatte,  od.  ob  ilie  Vorsilbe  lint 
nicht  mit  1  lint  in  der  Bedtg.:  schmaler 
Bandstreifen  od.  Streifen  der  als  Randbesatz 
an  Etwas  befestigt  wird,  bz.  sich  an  den 
Saum  von  Etwas  hinzieht  od.  auch  selbst 
den  Saum  von  Etwas  (eines  Kleides,   eines 


Hutes,  eines  Schuhes  etc.  zu  deren  Rand- 
Einfassung  das  lint  genannte  Band  ja  auch 
stets  verwandt  wird)  bildet,  ident.  ist,  so 
dass  Lintei  od.  Lintelo  urspr.  ein  Saum- 
5  Wald,  od.  einen  Wald  (ein  Gehölz  etc),  der 
sich  wie  ein  Band  od.  Bandstreifen,  Streifen, 
Strich  etc.  an  dem  Rande  von  Etwas  hin- 
zieht, bezeichnete.  Für  die  Bedtg. :  Band- 
streifen etc.    od.  Randbesatz,  Saum  etc.  der 

10  Vorsilbe  Lint  spricht  jedenfalls  auch  der 
Umstand,  dass  der  Lintei  genannte  Land- 
strich sich  in  geringer  Breite  wie  ein  Band- 
streifen von  Ost  nach  West  hinzieht  u.  zu- 
gleich  auch   der  Saum   od.  Saumslrich  der 

15  nördlich  davon  liegenden  Marsch  ist,  deren 
Rand  er  ebenso  ein-  u.  umsäumt  u.  deren 
Rand-  u.  Saum-Strich  derselbe  ebenso  bildet 
wie  das  lint  genannte  Band  dies  bei  einem 
Kleide  etc.  thut. 

20  lintje,  kleine  Leine,  kleines  od.  dünnes 
Seil;  kleine  Schnur,  Schnürchen;  —  Dimin. 
von  line.  —  Redensart:  he  hed  dat  (od. 
hum)  an  't  liiitjo  (am  Schnürchen). 

liiit-wunii,  liiidwiirni,  Bandwurm  (Taenia 

25  L.)  —  Nid.  lintworm  (dasselbe).  —  Dieses 
Wort  enthält  im  ersten  Theil  lint  etc. 
zweifellos  u)tser  1  lint  (Band),  wie  ja  auch 
die  tat.  Benennung  Taenia  sich  von  taenia 
(Band  etc.)  herschreibt.     Ob  nun  aber  auch 

30  lind,  lint  im  mnld.  lindworm  (jaculus,  croco- 
dilus  Niliacns,  fuchus ;  vermis  niloticus  etc.); 
ahd.  lintwurm;  nd.,  mnd.  lindwurm  (Lind- 
wurm, geflügeltes,  schlangenartiges  Unge- 
heuer) sowie  im  dän.,  norw.,  schwed.  liudorm 

35  (zum  Theil  dasselbe  wie  nhd.  Lindwurm, 
sodann  aber  speciell  auch  die  R i  n gel- 
schlang e)  u.  im  mhd.  lintdrache,  lint- 
raclie,  lintiacke  (fabelhaftes  Ungeheuer,  halb 
Schlange,  halb  Drache  od.  auch  dasselbe  tvie 

40  lintwurm)  überall  dasselbe  Wort  ist  toie  in 
unserm  lintwurm  od.  nicht  zum  Theil  mit 
ahd.  lint  (Schlange)  u.  an.,  isl.  linni  (coluher, 
serpens,  Schlange,  Viper,  Eidechse  etc.; 
servus,    Sclave,    Leibeigner)    ident.    ist,    ist 

45  nicht  sicher  zu  sagen.  Dass  aber  die  Vor- 
silbe lind,  lint  //(  den  obigen  Wörtern,  sowie 
auch  das  ahd.  Subst.  lint  u.  an.  linni  wahr- 
scheinl.  ebenso  icie  lind  (lind,  gelinde,  nach- 
giebig etc.)  u.  unser  lint,  nebst  an.,  isl.  lindi 

50  etc.  (s.  oben  unter  lind,  linde  u.  1  lint)  zum 
Verb,  linnan  (weichen,  abweichen,  nachgeben) 
gehören  u.  diese  Wörter  überall  ein  weiches, 
nachgiebiges ,  biegsames ,  schla)ikes ,  zähes 
Etwas  od.  ein  dergl.   Wesen  bezeichnen,  ist 

56  wohl  kaum  zu  bezweifeln,  zumal  da  ja  eine 
solche  Bedtg.  für  die  obigen  Thicre  sowohl 
wie  für  unser  1  lint  m.  an.  lindi  (Gürtel, 
od.  ursjir.  ein  schlanker  dünner  Weidenzweig, 
bz.  ein  von  Baumbast  gedrehtes  Tau)  sehr 
60  gut  stimmt. 


LIt>E  LlP                          515  LISPELN 

lipe,   lip,   Lefze,    Unterlippe,   dicke  hän-  weniger  als  Idein,   sehr  od.   ganz  besonders 

gende  Unterlippe,  Maul,   schiefes  Maid;  —  Mein.  —  Nd.  (Br.  Wb.  III,  107)  lierlütjet; 

he  let   de  lipe  hangen,   er  mault,   lässt   die  nfrics.  (Jvhansen,  pag.  150,  a)  liiri-letj ; 

Unterlippe  od.  das  Maul  hängen,  macht  ein  holst.    (Schütze  III,   62)    lürlütj ;    dithm. 

saures,  unzufriedenes,   loeinerlichcs  Gesicht,  5  luer-    od.    lücr-U'itjet.   —   Dieselbe    Vorsilbe 

wird  muthlos  etc. ;   —    ho  makt    (od.  trekt)  ist  auch  lier  in  nid,  mnld.,  mfläm.  Her-  od. 

'n  lip,    dat  mau   d'r  hast   bang    für  worden  liere-lauw    (tepiduhis,    bz.    un  peu  tiedo)    u. 

schul.  —   Nd.,   mnd.,   nfries.  lipe ;    schwed.  lier-  od.  liere-lauwen   (tepidiilam  sive  subte- 

lip  etc.     Nebenform  von  lippe,  bz.  mit  ahd.  pidam  reddcre,  bz.  ein  wetiig  lauer  machen, 

lefs  (Lefze)  etc.    ti.   norio.  lepe ;   dän.  laebe  10  od.  loeniger  u.  geringer  lau  machen,  abflauen, 

(Lippe,  Lefze,  cf.  lipen)  etc.  aus  einer  and.  abkühlen).  —  Was  die  Herkunft  dieses  einen 

Form  lepa  CJ/jem«  lepja?,  s.  Weiteres  unter  geringern  Grad   od.    eine  Abminderung    u. 

lippe)  entstanden.  Milderung,   Abschioächung  etc.   von   Ettoas 

lipen,  eine  lipe  od.  eine  dicke  Lefze,  hän-  anzeigenden    lir   od.    lier,    liir    betrifft,    so 

gende    Unterlippe   machen,    die   Lefze   od.  15  scheint   es  mir   ein  ähnliches  Contract.  wie 

dicke  Unterlippe  auf  werfen  od.  hängen  lassen,  ter  =   teder    (zart)    od.    1er    (Leder).,    wer 

durch    Aufwerfen     od.    Hängenlassen    der  (Wetter),  ter  (Feder)   etc.   zu  sein,   sodass 

Unterlippe    u.     Verziehung    seines    Mauls  man  dafür  eine  urspr.  Form  lider  od.  lither 

seinen  Unwillen  w.    Verdruss  zu   erkennen  anzusetzen  hat.   Dieses  lider  aber  kann  nichts 

geben,  misslaunig  sein   od.  werden,    maulen  20  anderes   als   der  Comparativ  von  as.  lidhi, 

etc.;  —  he  löpt   to  lipen;  —  du  brükst  net  lithi ;  ags.  lidhi  (weich,  nachgiebig,  schwach, 

glik  lipen,  wen  du  din  wille   net  krigst.  —  zart,   dünn,    bz.  linde,  gelinde,  sanft,  milde 

Nd.,   mnd.  lipen;   nfries.  lipe;   wang.  lipje;  etc.,   cf.   lind)    sein,    looraus   sich  für    das 

schwed.  lipa  etc.  —  Zu  lipe.  wahrscheinl.  daraus  contrahirte  lir  od.  lier 

lippe,    lip,    Lippe,    Lefze.    —    Nid.    lip ;  25  die   Bedtg. :    linder ,    gelinder ,    schwächer, 

mnld.,  nd.,  mnd.,  md.  lippe;    afries.   lippa;  milder,   weniger,   geringer   etc.    von    selbst 

wfries.  lippe,  lip ;  satl.  lip ;  ags.  lippa ;  aengl.  ergab. 

lippe;  engl,  lip;  norw.  lepe  u.  lippa;  schwed.  li-sam,   sanft,  milde,  sachte,  leise,  unver- 

läpp  u.  lip ;  dän.  labe  u.  lippe ;   ahd.,  mhd.  merkt,  ruhig,  angenehm,  bequem,  gemächlich 

]eh,\erps  (Lippe,  Lefze)  u.  ahd.  \effiir,\eÜ'urä,;  30  etc.;  —  lisäm  wer  (sanftes,  ruhiges,  mildes, 

as.  leporä   (Plur.  labia).  —  Mit  lat.  labea,  angenehmes  Wetter);  —  he  sprekt  so  iTsam 

labia,   labium   u.    labrum   etc.,    sowie   läpel  (milde   u.  ruhig  etc.,    bz.   nicht   hart,   rauh 

(Löffel)    u.  labben  etc.    zu  der  y  lap,    lab,  od.  laut) ;  —  dat  geid  all'  sin  lisameu  gang ; 

lamb  (lambere) ;  s.  Weiteres  unter  labbekak.  —  de  wagen  färd  regt  lisäm  (sanft,  bequem 

1.  lire  od.  lire,  ein  gedrehtes  Band  (od.  35  etc.);  —  he  is  d'r  so  regt  lisam  (so  recht 
eine  gedrehte  Schnur),  tvelches  hier  früher  ruhig  u.  gemächlich,  ohne  Spektakel  od.  Hast 
von  den  Posamentirern  gefertigt  u.  zum  Be-  etc.)  bi  dön ;  —  lisäm  uptreden  (milde  u. 
satz  der  Kleider  gebraucht  wurde.  —  Es  ruhig,  bz.  sachte  u.  leise  auftreten) ;  —  dat 
ist  wohl  Subst.  zu  liren  in  der  abgeleiteten  bot  glidt  d'r  lisäm  längs  etc.  —  cf  li,  wo- 
Bedtg.:  drehen.  40  von    es   mit   säm   zusammengesetzt  ist.     Es 

2.  lire  od.  lire,  a)  Leier,  Leierkasten,  kann  darnach  aber  auch  schon  für  ein  altes 
Drehorgel;  —  b)  Melodie,  besonders  eine  verlornes  as.  lidhi-samo  =  ahd.  lindi-samo 
langweilige  u.  eintönige;  —   't  geid  all'  na  stehen. 

en  lire ;   —   c)    eine   mit    einem  Kurbel  gc-  lispeln ,     lispeln ,     mit     leise    säuselndem 

drehte  Drehwinde   od.   kleine   Schiffswinde.  45  Tone  reden,    bz.   beim  Sprechen  einen  leise 

—  Es  ist  loie  auch   nhd.  Leier    (Kurbel,  zischenden    Ton   hören   lassen   u.    dadurch 

cf.  bei  Weigand   das  zweite  Leier)   in  undeutlich  sprechen,    was   dadurch  entsteht, 

beiden  Bedtgn.    ein  u.  dasselbe    (aus  franz.  dass  man  den  Mund  nicht  loeit  genug  öffnet 

lire,  ital.  lira,  bz.  griech.,  lat.  lyra ;   griech,  u.  mit  vorne  zwischen  den  Zähnen  od.  Lippen 

lyra  entlehnte)  Wort.  50  liegender  Zunge    durch    die  Lippen  spricht 

liren  od.  liren,    a)  leiern,  auf  der  Leier  od.  dass  die  Zunge  zu  lang  ist  u.  stets  vorne 

od.  dem  Leierkasten  spielen,  eintönig  singen  an  die  Zähne,  bz.  an  die  Lippenränder  an- 

etc.   —   b)   drehen   u.  in  dieser  Bedtg.  von  stösst  u.  somit  dem  Hauche   od.   dem  Tone 

der  ersten  (d.  h.  von  dem  Drehen  des  Leier-  den   freien    Ausgang    versperrt.    —    Nid., 

kastens)  entlehnt.  55  mnld.  lispelen.  —  Es  ist  Iterativ  von  mnld. 

liren-  od.  liren-dreier,  a)  ein  Leierkasten-  lispen   (balbutire,   titubare) ;    ahd.   (lispjan), 

od.  Drehorgel-Dreher,  Drehorgelspieler;  —  lispan,  lispen;  mhd.  lispen;  aengl.  lispin ; 
b)   ein  Verfertiger  des  sub  1  lire  gedrehten        engl,  lispe  u.  wird  (auch  aengl.  lipsed  neben 

Bandes.  lisped   lässt   ein    %irspr.    lipsan    vermuthen) 

lir-lütje,  lirliitjet,  winzig  klein  od.  noch  60  dieses  von  0.  Schade  u.  M.  Lexer  von 

33* 


LIST 


hl6 


LITER 


dem  aus  lepse,  lefse  od.  leps,  lefs  (s.  unter 
lippe)  versetzten  mhd.  lespe  (cf.  auch  wespe 
aMS  wepse  etc.)  abgeleitet  u.  mit  durch  die 
lespc  od.  Lippen  spr ecli  en  gedeutet. 
Da  indesse)t  auch  ags.  ein  AdJ.\\[s\)  (lilaesiis, 
balbus,  sibilans)  belegt  ist,  was  auch  ahd. 
in  der  Form  lisp  (0.  Schade  führt 
übrigens  kein  ahd.  lisp  auf)  vorkommen 
soll,  so  loinl  von  Andern  (cf.  Weigand) 
das  ahd.  (lispjaii),  li«pan  etc.,  wieder  von 
diesem  Adj.  ags.  vlisp,  ahd.  lisp  abgeleitet 
u.  also  die  Ableitung  von  lespe,  bz.  lepse 
(Lefze,  Lippe)  verwarfen. 

list,  Ljist,  ränkevolle  Klugheit,  Schlauheit, 
Verschlageiilieit,  bz.  Kunst  etc. ;  —  dat  siiut 
siu  ferilOuulo  listen  od.  künsten.  —  Sprichw.  : 
mit  list  nn  gediiUl  fangd  mau  6k  de  tos.  — 
Nd.,  mnd.,  nid,  mnld.,  mjläm.  list;  afries. 
list,  lest  •,  satl.,  wfries.  list  ;  as.,  ahd.,  mhd., 
vid.  list  (Klugheit,  Weisheit,  Wissoischaft, 
Kunst,  Zauberkunst,  List,  Schlauheit)  ;  an. 
list  (Kunst,Kunftferligkeit,  Geschicklichkeit) ; 
norw.,  schwed.,  dän.  list  (List);  goth.  lists 
(scioütia,  ars ;  dolus).  —  Zu  goth.  leisan,  lais ; 
]\sum,V\sins  (erfahren, lernen, wissend  wer  den), 
bz.  ahd.  lisnün  etc.,  s.  Weiteres  unter  ö  leren. 

liste,  list,  Leiste,  Streifen,  Holzstreifen 
etc.,  bz.  erliöhte  od.  vorstellende  Borte,  Ein- 
fassung, Eand  etc.  namentlich  von  JIulz;  — 
dat  schap  is  mit  listen  belegd ;  —  de  disk  is 
mit  listen  int'ädt;  —  dat  is  mit  goldlisten 
infädt  etc.  —  Xd.,  mnd.  liste;  }dd.  lijst:  mnld. 
lyst,  list  (limbus,  timbria,  ora,  extreniitas, 
labruni,  margo) ;  ahd.  lista ;  ndul.  liste ;  ags.  list ; 
aengl.  liste ;  an.  lista;  engl,  list ;  norw.,  schwed., 
dän.  list.  —  Davon  ital.,  span.,  prov.  lista; 
port.  lista,  listra;  franz.  liste  (Streif),  abgel. 
franz.  lisiere  fiir  listicre  (Saum,  Kante).  — 
Ks  gehört  gleichfalls  zu  einon,  dem  goth. 
leisan  (s.  unter  list  u.  2  leste)  entsprechenden 
ahd.,  as.  lisan  u.  zwar  wühl  nicht  wie  Fick 
(cf.  II J,  272)  in  der  Bedtg.:  abire,  sondern 
ivold  eher  in  der  von:  gehen,  fahren  etc., 
sodass  es  wie  nhd.  Geleise  urs^^r.  einen 
durch  Druck  entstandenen  Streifen  od.  iiber- 
haupt  eine  Vertiefung  etc.  (cf.  auch  1  leste 
((.  leske)  bezeichnete,  loobei  man,  wie  bei 
einem  Geleise,  auch  erwägen  muss,  dass 
Jede  durch  Druck  entstandene  Spur  od.  Ver- 
tiefung auch  ivieder  vor.-itehende  u.  gegen 
die   Umgebung  abstechende  Bänder  hat. 

2.  liste,  list,  Liste,  Verzeichniss  od.  eigent- 
lich ein  Streifen  Papier,  worauf  Namen  etc. 
verzeichnet  sind;  —  ik  liebb'  dat  net  mit 
iip  de  list;  —  sin  n;ini  steid  net  mit  up  de 
list.  —  Entweder  dasselbe  ivic  1  liste  od.  aus 
dem  franz.  liitc  u.  dies  aus  l  liste  entlehnt. 

listen,  leisten,  mit  einer  Leiste  od.  meJirercn 
Leisten  beschlagen  od.  verzieren;  —  be- 
listen,  beieisten. 


listig,    a)  listig,   schlau,  verschlagen  etc. ) 
—  b)  fremdartig,  sonderbar,  komisch  etc. 
lit,  s.  lid. 

liter,  ein  kleiner  hohlgeschichteter  pgra- 
')  midenförmiger  Haufe  u.  zwar  speciell  von 
Torf;  —  de  tört'  in  liters  setten  um  to 
drögen.  —  Dieses  hier  nur  in  der  Torf- 
gräberci  bekannte  u.  gebrauchte,  auch  sonst 
anscJieinend    )iirgends    vorkommende    Wort 

10  hat  selbstredend  mit  dem  erst  durch  die 
neuere  deutsche  Gesetzgebung  eingeführten 
franz.  liter  od.  litre  nichts  gemein,  sondern 
ist  wollt  mit  der  Ableitungssilbe  er  von  lit 
in  der  Bedtg. :  Stück,  Thcil  (cf.  1  lid)  weiter- 

15  gebildet,  tved  aber  der  frisch  gegrabene  Torf 
zuerst  auf  recht  stehend  in  sog.  Tagwerken 
zusammengestellt  tvird  u.  dann,  wenn  er 
etwas  consistent  geworden  ist,  behufs  des 
völligen  Austrocknens    in    liter    (od.    kleine 

20  Theile,  kleine  Haufen  etc.)  zerlegt  u.  kreuz- 
weise über  einander  liegend  aufgestellt  wird, 
so  könnte  es  auch  mit  litik  u.  littel  (klein) 
vom  Stamm  lit  fortgebildet  sein.  Da  aber 
litik    u.    littel    (klein,    cf.    auch   engl,    lite, 

2")  klei)i,  wenig  etc.  u.  lite,  ein  kleiner  Theil, 
ein  Weniges  etc.)  auch  Weiterbildungen 
eines  Stammes  lit  (wie  liitje  u.  liitjet  von 
lüt)  sind  (de  Haan  Hettema  liat  in 
seinem  fries.  Idioticon  auch  einen  Compar. 

30  litter),  so  wäre  es  auch  möglich,  dass  von 
dessen  Compar.  liter  (kleiner)  zuerst  das 
folgende  Verb,  liter n  (s.  d.)  gebildet  u.  dann 
wieder  liter  das  Subst.  iväre.  Sodann 
ist  es  ferner  aber  auch  möglich,  dass  neben 

35  ahd.  lidün  (theilen,  in  Stücke  schneiden) 
u.  an.  lidlia  od.  lida  (articulatim  dividere 
etc.)  als  Weiterbildung  von  lid  (Glied, 
Stück,  Theil,  Abtheilung)  auch  ein  as. 
lidliön,    lithön;    afries.  lidha,  litha  mit  der- 

40  selben  Bedtg.  bestanden  hat,  u.  dass  eben 
das  obige  liter  (od.  urspr.  lither)  nebst  dem 
nachfolgenden  Verb,  litern  (ursj)r.  lithern)  zu 
diesem  Verb,  gehört,  wo  dan  n  litern  als  Iterativ 
von    afries.    litha   =    ahd.    lidön    einerseits 

45  die  Bedtg. :  in  Theile  oder  Abtheilungen  zer- 
legen u.  aufstellen,  andererseits  aber  auch 
wieder  dieselbe  Bedtg.  wie  das  nhd.  gliedern 
(cf.  auch  die  Compos.  :  ent-  u.  zer-gliedern) 
haben  könnte. 

50  Zum  Schlüsse  sei  noch  loegen  der  Stämme 
lit  vo)i  afries.  litik  etc.  u.  lüt  von  unserm 
lütje  etc.  (ef  dieses)  bemerkt,  dass  man  hier- 
für wahrscheinl.  ein  altes  germ.  Verb,  litan, 
lat,  lut,  hitum,  lutans  (trennen,  spalten  etc.) 

55  anzusetzen  iiat,  von  dessen  Präter.  lat  auch 
möglicherweise  unser  laten  (lassen,  ver- 
lassen, sich  trennen  von  etc.)  abstammt  u. 
wovon  sich  dann  auch  das  obige  liter  u. 
das  folgende  litern  bei  uns  auf  den  Mooren 

CO  erhalten  haben  könnte. 


LITERN 


517 


LOBBE  LOB 


litern,  den  gegrabenen  u.  zuerst  in  sog. 
Tagwerke  (utigefähr  2  Last)  aufrecht  neben 
einander  aufgestellten  Torf  in  kleine  Haufen 
von  etwa  10  Soden  eintheilcn  u.  krcu-jweise 
über  einander  gelegt  aufschicMen,  damit  die 
einzelnen  Torfsoden  an  der  Lnft  trocknen 
u.  hart  loerden;  —  de  türf  is  bohl  so  wid, 
dat  he  literd  worden  kan.  —  Zu  liter  od. 
dieses  das  Subst.  zu  litern,  s.  das  Weitere 
unter  liter. 

lit-gröing  (0.  L.  B.,pag.  767,  litgrowinge), 
Glied-  od.  Gelenk- jbickwerdung,  bz.  das 
Dickwerden,  Anschioellen  eines  Gliedes  od. 
Gelenkes  in  Folge  eines  Schlages  od.  Stosses 
etc.  —  gröing,  bz.  growing  gehört  zu  groien, 
cf.  greien  etc. 

lit-handske,  s.  lidhandske. 

lit-niul,  s.  lidmäl. 

lit-mät,  s.  lidmät. 

lit-rüske,  s.  lidrüske. 

litse,  lits,  dünne  runde  Schnur,  od.  Schnur, 
Band  etc.  als  Bandbesatz  an  Kleidern  od. 
an  Kleidungsstücken,  um  sie  damit  auf  einen 
Pflock  od.  Nagel  aufzuhängen.  —  Mhd. 
litze.  —  Aus  ^ranz.  lice  u.  dies  aus  lat. 
licium,  dessen  erste  Bedtg.  Trumm  (cf. 
drömel  u.  daselbst  das  nhd.  Trumm  etc.) 
lüohl  auf  einen  Zusammenhang  mit  der  y  lak 
(zertrennen,  zerreissen  etc.,  cf.  lat.  lacer, 
lacerare  u.  griech.  läkos,  Fetzen  etc.)  od. 
mit  der  ]/  rik  (reissen,  ritzen,  zerreissen  etc., 
cf.  griech.  ereikö,  zerreissen,  zerbrechen,  zer- 
spalten, theilen,  trennen  etc.)  schliessen  lässt. 

lit-snialilig  (0.  L.  B.,  pag.  731  u.  735) ; 
mnd.  litsmalinge ;  afries.  litlismelinge,  Glied- 
Schmälung,  Schmal-  od.  Dünn  -  Werdung 
eines  Gliedes,  Gliedverdünnung,  Glied- 
schwindung,  Gliedeinschrumpfung  de. 

lit-teken,  s.  lidteken. 

litterig,  litti'ig,  gliederig  od.  was  viele 
Glieder,  Gelenke,  Absätze  od.  Gelenkknoten 
u.  Verdickungen  hat,  wie  z.  B.  von  Stöcken, 
Zweigen,  Aestcn  od.  viel-  u.  kurzgliedrigem 
Biet  etc.;  ferner  auch:  vielfach  gegliedert 
od.  in  viele  einzelne  Glieder  zertheilt  u. 
zerspalten,  wie  z.  B.  von  vielästigen  Bäumen 
u.  namentlich  solchen,  die  gleich  unten  sich 
vielfach  theilen  u.  nicht  in  einem  Stamm  in 
die  Höhe  schiessen. 

16,  s.  loh. 

lobbe,  lob,  a)  eine  weiche  schwammige  od. 
schlaff  niederhängende,  dick  aufgeschwollene 
Fleisch-  od.  Fett-Masse  od.  ein  Etwas  ivelches 
weich  u.  schlaff,  od.  dick  aufgeschwollen  u. 
lose,  locker  od.  schivammig  etc.  zugleich  ist; 

—  daher  auch  sgn.  mit  nhd.  Wamme,  Wange 
u.  unserm  2  kwabbe;  —  he  hed  dar  so  'n 
lobbe  under  't  kin   od.   au  de  hals  hangen ; 

—  se  krigt  ördentlik  lobben  (Wammen) 
undert  't  kin,  so  fet  word  se ;  —  de  lobbeu 


(tceiche  schioammige  Lappen  od.  Klumpen, 
Stücke  etc.)  fet  mut  ji  mi  net  an  't  Hcs 
Sitten  laten;  —  b)  eine  geronnene  dickliche 
breiige  od.  weichklumpige  Flüssigkeit;  — 
5  't  is  emer  lobbe,  z.  Li.  die  Suppe,  der  Brei, 
die  Jauche  etc.,  cf.  lobbig ;  —  c)  Klunker 
od.  Schmutzklumpen,  die  unten  am  Bande 
der  Kleider  hängen  u.  Einem  baumelnd  um 
die   Füsse  schlagen;  —  de   lobben   bangen 

10  d'r  bi  dal  un  slän  hör  um  de  benen.  — 
Vergl.dazu:  lob,  lub  (v.Dale  etc.),  nieder- 
hängender Halskragen,  ivulstige  Hals-  od. 
Handkrause,  krause  Manschette;  Wamme, 
Wambe;  —    lobbe,    Lumpe,    Lümmel;    — 

15  lobbenloos,  sonder  od.  ohne  lobben;  — 
lobberen,  kwabbeln  od.  tvackeln  von  Fett 
etc.;  im  Wasser  plantschen  od.  ivaten;  — 
lobbig,  schlaff'  u.  weit  hängend;  —  loboor, 
Hund   od.  Schwein  mit  schlaff  hängenden 

20  Ohren ;  fig.  ein  Lump,  Lümmel  etc. ;  — 
loboorig,  mit  schlaff'  niederhängenden  Ohren 
versehen ;  fig. :  dumm,  einfältig  etc. ;  — 
mnld.  lobbe  (fibra ;  patagium ,  ornamenti 
genus   crispum   et   sinuatum   in  extremitate 

25  colli  aut  brachii),  lobbe ,  lobbeken  (canis 
villosus);  —  nd.  (Br.  Wb.)  lobbe;  mnd. 
(Seh.  u.  L.)  lobbe,  lubbe  (Manschette,  dicke 
Hand-  od.  Halskrause;  dicke  hang  ende  Lippe ; 
der  dicke  unförmliche  Vordertheil  eines  Stock- 

30  od.  Bundfisches ;  im  osnabr.  auch  ein  grosser 
Hund  od.  Muffel) ;  —  engl,  lob  (Lümmel, 
Flegel,  Grobian;  eine  dicke  Masse,  Klumpen; 
der  TJieil  des  Baumstammes,  wo  die  ersten 
Ziveige  sich  ausbreiten ;  eine  grosse  Schneu- 
ze kugel;  ein  Begeniourm ,  auch  lob-worm 
genannt),  lob  (schlaff  od.  träge  hängen  lassen, 
z.  B.  den  Kopf,  die  Ohren  etc.),  lobcock 
(lA'immel,  Flegel,  bäurischer  Mensch);  lobe 
(Jjungen-     od.     Leberflügel;      Ohrläppchen, 

40  Samenlappcn,  Ljäppchen),  lob-like  (plump, 
grob)  etc.,  lubber  u.  Inbby  (dicker  faider 
Schlingel,  Lümmel,  Tölpel,  Grobian),  lubbard 
(Bärenhäuter,  Faulpelz) ;  —  aengl.  lobbe 
(canis  villosus),  lober  u.  lobi  (lÄtmmel,  fauler 

45  Schlingel)  ;  —  schalt.  (Orkn.,  cf.  Jamieson) 
lubba  (a  coarse  grass  of  any  kind) ;  — ■  an., 
isl.  lubbi  (liirsiitus,  flaccus  [canis] ;  sorvus 
ignavus  =  engl,  lubber)  etc. ;  —  nono.  lubb, 
lubba    (eine  rundliche  dicke  beleibte  Figur, 

50  meist  am  Thier ;  auch  eine  Benennung  der 
Schafe;  abweichend  libb,  libba),  lubbefisk, 
lubbetorsk  (Fisch  mit  einer  dicken  stumpfen 
abgerundeten  Figur),  lubben,  schwed.  dialect. 
lubbig  (dick  stumpf  rundlich  beleibt)  etc.  — 

55  Zu  lobbe  etc.  kommt  zunächst  das  zur  y 
lab  (niederhängen,  baumeln,  bummeln  etc.) 
gehörende  griech.  löbos  (der  unterste  her- 
unterhängende Theil  des  Ohres,  Ohrläppchen ; 
L.eberlappen,   Leberflügel  etc.)    in  Betracht, 

60  tcoraus  es  tvahrscheinl.  entlehnt  ist  u.  tvoraus 


LOBBIG  LOBBERIG  518  LOD 

sich  dann  auch  wohl  die  sonst.  Bedtf/)i.  der  —  Nd.,  mnd.,  uld.,  mnid.  lood  od.  lod,  16t; 
obigen  (zweifellos  sämmtlich  verwandten)  afries.  lad;  wfries.  lead ;  nfries.  luad,  liid; 
M'örter  weiter  entwickelt  halten.  Wegen  der  wang  ,  xatl.  lod  ;  helg.  leadd ;  ags.  leäd ; 
7  lab,  wozu  Fivk  auch  inhd.  lape  (Laffe)  aengl.,  engl  lead;  an.,  ist.  lod;  norw.  lodd ; 
u.  unser  lajipe  etc.  stellt,  cf.  Fick  II,  ^l'J  5  dän.,  schwed.  lod;  nilid.  \ol  (Blei,  giesshares 
u.   Weiteres  unter  ]aj)i)eu.  Metall,  Metallgemisch  zum  Lüthen,  Senkblei, 

lobbi^.  lübbei'i^.  a)  schlaff'  u.  weich,  welk,  aus  Metall  gegossenes  Gewicht,  Gewicht).  — 
schwammig,  lucker  (z.  B.  von  Hüben,  Kohl-  Fs  stimmt  formell  wohl  zu  h'it  in  lüto, 
rabi,  Carotten  etc.):  —  b)  gallertartig,  dick-  li'into,  lelüta  von  griech.  li'iö  (lösen,  auflosen, 
lieh,  dickflüssig  etc.  (z.  B.  von  Milchspeisen,  10  trennen,  scheiden),  bz.  lut  in  griech.  luter 
Suppen  etc.).  —  J\7(^  lobbig  (schlaff  etc.),  (Löser,  Fntschcider,  Schiedsrichter),  luterios 
s.  unter  lobbe  u.  cf.  kwabbig,  kwabbelig  (lösend)  etc.  —  lat.  lüt  in  so-lütum,  so-lütus 
von  kwabbe.  von  solvo  (so-luo),    sowie  ferner  zu  lut  in 

löehem,  Lohe,  Flamme,  Flämmchen;  —  lat.  lutum  (Dreck,  Schmutz),  die  wohl  mit 
de  lüibem  sleid  d'r  üt.  —  Mnld.  od.  fries.  15  air.  lotli  (Schmutz),  lit.  liitynas,  lutyne 
(cf.  KU.,  pag.  :255b)  lochene;  mnd.  (Seh.  (Sumpf,  Pfuhl,  Lehmpfütze)  zu  der  ]/ lu 
M.  L.)  loclieiie,  logene ;  as.  logiia;  nd.-  (trennen,  spalten,  lösen,  auflösen,  aufthauen, 
meklenb.  \a\xc)ici\  od.  nd.-pomm.  (Dühnert)  erweichen  od.  weich  werden  etc.),  bz.  urspr. 
loechen,  leuchcn;  anld.  (cf.  Weiland  ru  (cf.  ruto  bei  Fick  II,  210)  gehören  «. 
unter  loog,  Flamme)  logcliem.  —  Zu  anld.  20  wenn  Fick  (III,  273)  zu  dieser  y  auch 
loogh ;  mhd.  lohe;  ahd.  loiic,  lauch  etc.  fo»i  an.  lodh  (hirsuties,  bz.  Zottel),  lodhiiiu 
Brüter,  laue,  lauh,  löli  etc.  von  goth.\\\\\\Ai\  (zottig);  ags.  lodba  (Mantel);  ahd.  lade, 
etc.,  cf.  lecht  u.  lücht  (Licht).  \oAo;  mhd.  lode  (grobes  Tuch,  Mantel  daraus) 

löehenen,  löchnen,  lochen,  leugnen,  in  etc.  stellt,  so  ist  wohl  kaum  zu  bezweifeln, 
Abrede  stellen.  —  Satl.  löcheiije ;  nd.  lüguen,  25  dass  auch  obiges  löd  (Blei)  derselben  y  an- 
löchnen ,  lochen ;  7nnd.  lochenen ,  lochen,  gehört  u.  ziour  entweder  in  der  Bedtg.  : 
loken ;  nid.  loochenen ;  as.  lögnian  ;  ags.  auflösen,  weich  werden  od.  weich  u.  flüssig 
legnjan,  lygiijau,  lyguiiu ;  goth.  laugujau;  machen  etc.  od.  in  der  von  lösen,  trennen, 
ahd.  lougauen,  lougenen,  lougnan,  lougueu,  sondern,  scheiden  etc.,  sodass  löd  ursjjr. 
laucneu ;  amhd.  lougenen,  lougenün;  mhd.  30  entweder  als  ein  lösiges,  weiches,  leicht 
lougenen,  lougen,  louken.  —  Weiterbildung  flüssiges  etc.  Etwas,  od.  ah  ein  Etwas  was 
von  lougan  (cf.  logen)  mit  jan  u.  demnach  sich  leicht  löset  u.  trennt  od.  leicht  scheidet, 
wohl  soviel  als  Lügen  (od.  eine  Lüge)  abscheidet  etc.  aufgefasst  ist,  zu  welch 
machen  od.  anfertigen,  erfinden  etc.  letzterer  Auffassung  ja  auch   die  leichte  u. 

löchener,  löcliner,  Lügner.  S.  tveitcr  das  35  mühelose  Art  der  Gewinnung  des  Bleis 
gebräuchlichere  lögner.  Veranlassung  gegeben   haben   kann.      Wie 

1.  löd,  a)  Loth,  Blei,  plurabum;  —  b)  ein  steht  es  nun  aber  mit  dem  lat.  plumbum  m. 
Gewichtsstück  od.  Gewicht,  icovon  hier  griech.  mölubos,  mölubdos  (Blei),  wozu 
früher  32  (bz.  2  auf  eine  Unze),  sjmter  30  Pott  auch  ein  hindost,  mulwa  in  derselben 
u.  Jetzt  10  (Neu-Loth  genannt)  auf  ein  40  Bedtg.  anführt  u.  verschiedenerseits  (cf. 
Pfund  gingen;  —  c)  Senkblei  der  Schiffer  z.  B.  G.  Curtius,  Grundzüge  der  griech. 
u.  Maurer;  —  't  löd  smiten  od.  ütsmiten ;  Eiymol ,  pag.  373)  eine  Stammform  mluva 
—  't  löd  bi  de  mür  od.  de  pal  holden  (das  postulirt  wird? —  Geht  diese  nicht  vielleicht 
Senkblei  bei  der  Mauer  od.  dem  Pfahl  halten,  mit  ahd.  maro,  marawer  (mürbe,  weich  etc.) 
bz.  es  dabei  an  einer  Schnur  herunter  gleiten  45  etc.  u.  griech.  mölus  (mürbe),  amblüs  für 
lassen,  um  zu  sehen,  ob  dieselbe  od.  der  amlus  etc.  (cf.  Fick  I,  718)  auf  das  Thema 
Pfahl  auch  gerade  od.  lothrecht  steht,  tvoher  niarva,  malva  (weich,  mürbe  etc),  bz.  mrava, 
auch  2  löd  in  der  Bedtg :  senkrecht  etc.;—  mlava  als  Weiterbildung  von  der  y  mar, 
d)  Blei  od.  Bleikugeln,  Bleikörner,  Schrot,  mal,  bz.  mra,  mla  (sterben,  sich  auflösen, 
Hagel;  —  krüd  un  löd;  —  e)  Gewicht,  50  vergehen  etc.,  bz.  zerreiben,  aufreiben  etc.  etc.) 
Schioere  etc. ;  —  he  hed  löd  in  de  billen  zurück,  ivozu  auch  unser  mölen,  malen,  mär, 
(er  hat  Gewicht  etc.  in  den  Arschbacken,  mer,  mör,  mSr,  mol,  molt,  mullen  etc.  ge- 
d.  h.  a)  er  ist  od.  iviegt  schwer,  bz.  er  hat  hört,  soda.ss  auch  plumbum,  mölubos  u. 
Gewicht  u.  Schwere  etc.  —  «.  b)  er  t^t  hindost,  nnüwa,  ein  weiches  od.  sich  leicht 
schwer  od.  corpulent  ?<.  somit  schiverfällig  55  auflösendes  Etwas  bezeichnet?  —  Das 
u.  träge,  bz.  langsam  u.  faul);  —  he  hed  Blei  i.^t  ja  das  weichste,  leicht  lösigste 
't  löd  in  de  billen  (er  hat  das  Gewicht,  die  od.  leicht  schmelzbarste,  leicht  flüssigste  u. 
Schioere,  die  drückende  Last  etc.  in  den  leicht  giessbarste  von  allen  Metallen  u.  ist 
Arsch-,  bz.  den  Lenden-Backen  od.  Ober-  meiner  Ansicht  nach  die  Zusammenstellung 
Schenkeln)  un  kan  darum  ök  net  mitkamen.  60  von   löd    (Blei)    mit  goth.  lamla,    mhd.  löte 


LOD 


519 


LOD-REGT 


(beschaffen)  u.  aho  die  Ableiluny  (cf.Fick 
III,  276  unter  lud)  von  der  y  lud  (cf. 
lode)  2U  verwerfen.  Will  man  indessen  die 
Ableitung  unsers  lod  etc.  von  der  ]/  lu 
(trennen,  lösen,  auflösen,  schmelzen,  thauen, 
tveichen  etc.)  nicht  gelten  lassen,  so  tvürde 
für  lod  als  das  leicht  flüssigste  od.  das  am 
leichtesten  fliessende  u.  giessbarste 
Metall  auch  die  y  rudh,  ruh;  zend.  (F. 
Justi)  rud  (ßicssen,  strömen,  giessen)  an- 
gesetzt werden  können,  wie  auch  ja  lode 
von  der  aus  rudh  entstandenen  germ.  y 
lud  abstammt  u.  wozu  ausser  an.  rodhra 
(Blut,  urspr.  als  das  flies  sende  u.  später 
als  das  Bothe,  roth  färbende,  Böthliche 
aufgefasst,  cf.  rod)  auch  skr.  loha  (Eisen, 
Metall  etc.  u.  nach  B enf  ey  auch  B l u t), 
kslav.  ruda  (Metall)  etc.  gehört,  was  Fick 
allerdings  als  Roth-Erz  deutet,  toovon  es 
aber  doch  nicht  sicher  ist,  ob  es  urspr.  nicht 
ebenso  wie  löd  als  ein  flicssendes  od.  giess- 
bares  u.  schmelzbares  Erz,  bz.  als  ein  Etwas, 
loas  im  Feuer  in  Fluss  geräth  od.  flüs- 
sig wird,  aufgefasst  ist.  Angenommen  aber 
auch,  dass  die  für  skr.  loha,  bz.  roha  (cf. 
lohita  =  rohita),  kslav.  ruda  wirklich  urspr. 
die  Bedtg.:  roth  es  Erz  od.  Roth -Erz 
gehabt  hat  u.  dann  später  in  die  Bedtg.  : 
Eisen,  Kupfer  od.  Erz  u.  Metall  überhaupt 
überging,  so  wäre  es  auch  %vieder  möglich, 
dass  auch  unser  lod  urspr.  blos  die  Bedtg.  : 
Metall  od.  Erz  hatte  u.  später  in  die 
spec.  Bedtg.:  Blei  überging,  bz.  dass  es 
von  Hause  aus  dasselbe  Wort  wäre  wie  das 
kslav.  ruda  od.  dass  es  mit  diesem  u.  skr. 
loha  auch  auf  das  dafür  angesetzte  Thema 
raudha  zurückginge. 

2.  lod,  Loth,  lothrecht;  —  de  mür  steid 
net  lod.     S.  unter  1  löd. 

1.  lode,  lud  od.  lote,  16t,  Latte  od.  Lode, 
Lote,  (einjähriger  junger)  Schoss,  Spröss- 
ling  od.  Spross,  Trieb  etc. ;  —  de  junge 
loden  (od.  loten)  fan  de  albejen  mutten 
elker  förjär  bit  up  darde  öge  torügsneden 
worden,  wen  de  busken  frügtbar  un  de  bejen 
gröt  un  dik  blifen  schölen ;  —  de  water- 
loden  (die  Wasser- Schosse  od.  die  wilden 
Triebe  eines  Fruchtbaums)  mutten  alle  för- 
jär  wegsneden  worden.  —  Nid.  loot ;  mnld. 
lote;  nd.  (Br.  Wb.)  lade,  late  u.  (Scham- 
bach) lode,  löe;  mnd.  lode,  lade;  ahd.  Iota, 
lata,  latta ;  mhd.  late  in  sumar-lota  (Sommer- 
Schoss,  einjähriger  Schössling). 

Es  wird  gewöhnlich  mit  lüde,  lue  (Leute, 
s.  d.)  von  as.  liodan,  ahd.  liotan ;  goth. 
liudan  (wachsen)  abgeleitet,  doch  ist  es 
wohl  wahrscheinlicher,  dass  es  mit  diesen 
u.  mit  as.  lud  (crescentia)  direct  von 
der  y  lud  =:  idg.  rudh  (wachsen  etc.) 
entstand. 


2.  lode,  lod  od.  lodte,  lodt,  lotlie,  lote 
u.  liitft  (auch  slötliaue,  d.  i.  Graben- J laue 
od.  Graben-Hacke  genannt),  eine  eiserne, 
an  einem  langen  Stiel  befestigte,  nach  unten 
5  einwärts  gebogene  Schaufel  od.  Schippe,  die 
dazu  gebraucht  wird,  um  den  Schlamm  u. 
alle  daselbst  wachsende  Wasserpflanzen  aus 
den  Gräben  u.  Wasserleitungen  zu  ziehen. 
Das  dazu  gehörende   Verb,   wird  hier  meist 

10  (hart)  lüdten  u.  seltener  loden  od.  lothcn 
gesprochen.  —  Nd.  (Br.  Wb.)  lote,  lootse, 
late  (dasselbe).  Weiter  vergl.:  mnd.  (Seh. 
u.  L.)  lote  (Rechen,  Harke,  tractula) ;  nid. 
(v.    Dale)    loet    (ovenkrabber ;     spaansche 

15  bezem,  bz.  een  werktuig  waarmcde  een  schip 
onder  water  geschrobd  werd,  also  dasselbe 
wie  unser  krabber  [Kratzer  od.  Scharrer, 
Kratz-  od.  Scharr-Eisen  etc.,  Werkzeug, 
worauf   man    die    Füsse    abkratzt    od.    die 

20  Strassen  reinigt  u.  den  Dreck  damit  ab- 
zieht u.  zusammenscharrt]  od.  sclirabber  u. 
Schrubber  od.  Werkzeug  zum  Abkratzen, 
Abschaben,  Abscharren,  Abreiben  od.  Rei- 
nigen od.   Wegnehmen  von  Schmidz  u.   Un- 

25  rath) ;  mnld.  (KU.)  loete,  loedte  u.  gloedte 
(d.  i.  ge-loedte),  ein  Scharr-  od.  Schür-Eisen, 
rutabulum) ;  mfläni.  loet ,  loete ,  loedte, 
gloedte  (rable,  rouable).  —  Ob  mit  ladde 
etc.  zu  der  y  lu    (trennen,    lösen,    reissen, 

30  scharren  etc.)  ? 

1.  loden  (zu  1  löd)  bleiern,  von  Blei;  — 
'n  loden  dak;  —  loden  kugeis  etc. 

2.  loden,  lüden,  a)  löthen,  mit  Blei  od. 
Schlagloth,  Zinn  etc. fest-  od.  zusammenlöthen. 

35  3.  loden  (cf.  1  löd  sub  c)  lothen.  Ettvas 
in  Bezug  auf  seine  senkrechte  Richtung  od. 
in  Bezug  auf  die  Tiefe  messen;^ —  du  niust 
de  mür  äfen  loden,  cf  se  ök  lik  steid ;  — 
du  must  't  löd  äfen  ütsmiten   un   de    düpte 

40  fan  't  water  äfen  loden  od.  peilen. 

4.  loden  od.  lödten,  lothen,  loten,  mit 
dem  lode  (s.  2  lode)  genannten  Instrument 
arbeiten,  bz.  damit  Gräben  reinigen  von 
Schlamm.  —  Comjios. :  üt-loden  od.  iitlödten ; 

45  —  de  slöt  mut  ütlödt  worden,  dat  't  water 
wat  beter  oftogt  krigt. 

lodig  (Adj.  zu  1  löd),  a)  löthig ;  —  twalf- 
od.  sestein-lodig;  —  b)  schwer,  gewichtig, 
schwer    wiegend;     —     dat    kind    word    so 

50  lodig,  dat  en  de  arms  d'r  möi  (müde)  fan 
worden ,  wen  man  't  'n  setje  hold ;  — 
lodige  kinder. 

lodigheid.  Schwere,  Geioichtigkeit ;  —  fan 
lodigheid  kurod  de  junge   na  sin  older  hast 

55  gen  lik. 

löd-line,  Loth-Leine;  a)  Senkschnur  zum 
Lothen  od.  Blessen  der  Tiefe;  —  b)  Perpen- 
dikel, Senklinie. 

lod-regt,    lothrecht,   senkrecht,   der  Blei- 

60  schnür  od.  dem  niederhängenden  Loth  gemäss. 


LODSE  LOTSE  B20  LOF 

lodse,  lotse,  löds,  lots,  ioo<sf,  rfe5(7rHHf?es  (das  Lootsen,  die  Lootsenlioist,  die  Steuer- 

«.  des   Weges  kundiger  Führer  od.  Geleits-  )na»ns-  od.  Schiß'faJirtsJa(nde,(f.  englmsLüAgc 

mann,  yiamentUeh  auf  Schiffen,  sodann  aber  =  Handhabung,  Führung,  Regierung,  Len- 

auch    auf   den   Watten    u.   sonstigen    unbe-  kung,    Aufsicht    etc.),    load-    od.    lodo-star 

kannten    u.    gefährlichen    Wegen,    in   welch  5  (Leitstern,  Polarstern),  load-  od.  lode-stone 

letzterem  Fall    er    den    betr.    Personen    od.  (Leitstein,    Magnetstein)    u.    lodesman    (der 

Wagen  zu  Fasse  vorangeht    od.  zu  Pferde  Ganghauer,  JSlinenganghauer  od.  Mann,  der 

voranreitet ;  —  wi  matten  'u  lödsc  an  bord  die  Gänge  haut  etc.),  ivelches  letztere   Wort 

neraeii,    de   uns    na    baten  hen  ludst;  —  •wi  allerdings  nicht    icie  aengl.  lodesman    einen 

hebben  'n  goden  iüds  (od.  lödsman)  bi  uns,  10  L.eits-     od.     Geleits  mann     bezeichnet, 

de   schal   uns   d'r   wol   seker   heu  geleiden.  sondern  ivohl  von  engl,  lode  in  der  Bedtg. : 

—  Xd.,  nid.  loods,  loots;  Ja«,  lods;  schwed.  Gang,    Jlinengang,    Erzader  abzuleiten  ist, 

lots.     Statt  dessen  aber  auch :  löi.h-,\(>tsmAn;  was  auch  dasselbe   Wort  ist,    wie  ags.  liidu 

nd.,  nid.  loods-,    lootsman;    noid.    (Seh.  u.  etc.,    aengl.  lade,    lode   etc.    in   der  Bedtg: 

L.)  lötsman  od.  loetsman ;    midd.  lootsman;  15  iter,  ductus,  bz.  Reise,   Weg,    Gang,   Lauf, 

Inflam,    lootman ;     engl,    loadsman ;     aengl.  L^eitung  etc. 

lode-,  \odes-n\a.n  od.  (cf.  Str  atman  n  unter  Bass  übrigens  das  aus  ital.  piloto  u. 
lad)  lödesmon,  lodesman  ».  lüdcrman.  —  pilota,  franz.  pilote  entlehnte  Pilot,  nid. 
Da  in  den  altern  Wörterbüchern  das  ein-  iiijloot  tceder  mit  lödse  u.  lödsman  noch  mit 
fache  lödse  od.  lotse  nirgends  verzeichnet  20  peilen  u.  löden  etwas  zu  schaffen  hat  ti. 
ist,  so  ist  tcohl  anziaxehmen,  dass  dieses  ivahrscheinl.  auch  im  rom.  ein  Fremdwort 
neuere  Wort  aus  dem  jedenfalls  alten  löos-  ist,  sei  hier  noch  beiläufig  erwähnt, 
od.  lötsman  gekürzt  ist,  zumal  da  man  bei  Iddsen,  lootsen,  leiten,  geleiten,  führen; 
diesem  wohl  zunächst  an  einen  Zusammen-  —  he  lödst  dat  schip  in  de  hafen;  —  he 
hang  mit  löd  in  der  Bedtg.:  Senkblei  25  schal  uns  wol  iifen  na  hüs  lödsen. 
(cf.  1  löd  sub  c)  od.  mit  löden  (lothcn,  das  lödsman,  lötsman,  s.  unter  lödsc. 
Senkblei  auswerfen  od.  fallen  lassen,  iim  lol",  Lob,  Preis,  Ruhm,  Ehre  etc. ;  —  he 
die  Tiefe  des  Wassers  zu  peilen,  cf.  2  loden)  hed  gen  lof  (lobende  Anerkennung  etc.) 
gedacht  hat.  Was  nun  aber  das  mnld.,  kregen ;  —  he  hed  d'r  gen  lof  fan  häld; 
mnd.  lootsman  u.  mfläm.  lootman  betrifft,  30  —  dat  hed  hum  gen  lof  makd;  —  God  lof 
so  ist  dies  zweifellos  mit  dem  neuen  engl.  (Gottlob,  Gott  sei  gelobt).  —  Sprichw. : 
loadsman  aus  dem  aengl.  lodesman  u.  lode-  egen  lof  stinkd.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld., 
man  od.  lödes-,  lödermau  (s.  oben)  entstanden,  afries.,  ivfries.,  as.,  ags.,  an.,  schwed.  lof; 
bz.  entlehnt  u.  da  nun  Stratmann  unter  noriv.,  dün.  lov ;  ahd.,  mhd.  lob,  lop.  —  Die 
lad  auch  ein  aengl.  laedesmon  in  derselben  35  urspr.  Bedtg.  ist  tvohl:  LJebe,  Geneigtheit, 
Bedtg.  hat,  so  ist  es  beim  Vergleich  der  Gunst,  Wohlwollen,  geneigte,  günstige,  wohl- 
aengl.  (cf.  Stratmann)  Formen  \öd  für  wollende  Gesinnung  u.  so  iveiter :  Aeusserung 
lad,  bz.  löde  für  lade  =  ags.  lädh,  lädhu,  derselben  durch  Zeichen  u.  Worte,  günstiges 
laedhe;  encjl.  load,  lode,  lade,  and.  lede,  beifälliges  Urtheil,  Zustimmung  u.  Beifall 
leide;  o/«/.  leita  ete.  (iter,  ductus,  cf.  1  leide  40  durch  lautes  Geschrei  od.  Zujauchzen,  Hände- 
u.  3  Lei),  —  laedeu  =  ags.  laedan  od.  klatschen  etc.,  um  dadurch  zu  erkennen  zu 
lädan,  engl,  lead,  cdid.  leitan  (ducere,  cf.  geben,  dass  das  Gesagte  od.  Gethane  Einem 
leden),  —  lädh  =  ags.  lädh,  engl,  loath,  lieb,  gut  u.  genehm  sei,  bz.  dass  man  es  für 
ahd.  leid  (cf.  l  led)  etc.  ivohl  zweifellos,  gut  u.  lobenswerth  n,  preiswürdig  halte, 
dass  der  erste  Theil  des  aengl.  laedes-  od.  45  ivoraus  sich  dann  weiter  die  Bedtg.:  Lieifall, 
\()de&mon,\ödc- od.  lödermau  dieselben  Wörter  Zustimmung,  Genehmigung,  Erlaubniss  etc., 
wie  nhd.  Leites,  bz.  Jje ite  =  ags.  ]a,dhu,  bz.  Lob,  Preis  etc.,  od.  lobende  u.  ehrende 
laedhe  (iter,  via,  ductus,  s.  oben)  u.  L^eiter,  Anerkennung  etc.  von  selbst  ergab  u.  ivozu 
(Führer,  ductor)  sind  u.  dass  demnach  das  noch  bemerkt  sei,  dass  das  Wort  lof  im  an. 
aus  dem  aengl.  entlehnte  «(Z.  lödsman  ebenso  50  au.'iser  Ljob  od.  Preis,  Ehr  etc.  auch  die 
wie  das  aengl.  läedes-  od.  lödesmon  \cortL  Bedtg.:  G enehmi gung ,  Erlaubniss 
einen  L^eites-  od.  Jj  eitsm  ann,  bz.  G e-  etc.  u.  im  ags.  die  von:  Ehrenzeichen, 
leitsmann  od.  einen  Mann  bezeichnet,  Kranz  od.  dergl.  hatte, 
der  Etwas  (einen  Zug,  eine  Fahrt,  ein  Die  Herkunft  dieses  Wortes  betr.,  so  ge- 
Schiff etc.)  leitet  od.  führt.  Bestätigt  55  hört  es  mit  lef  etc.  zur  y  lubh  (cu])ere, 
toird    dies    auch    durch    das    ags.    lädmau  desidcrare). 

(Führer,  Geleitim-inn),   tvelches  gerade  wohl  1.    löf,     Laub,     Blattwerk    der    Bäume, 

dem    aengl.    löd-    od.    löderaan    n.    mfläm.  Sträucher,    Bohnen,    Rüben,    Carotten  etc.; 

lootman    (s.  oben)    zu  Grunde    liegt,    soivie  —    de  liöm    mäkd  gen  löf ;   —    't  löf  brekt 

ferner  durch  die  engl.  Compos. :  load-manage  60  üt ;    —    dat    sitt   in  't    löf  bisid;    —    't  löf 


LOF  LUF                          5^1  LOF  LÜP 

word  gäl;    —   't  16f  fald  of   etc.    —    Nd.,  führt  S  trat  mann  ein  aenglAbi  auf,  was 

mnd.,  nid.,    ntnld.  loof  od.  löf;    afries.  läf;  er  mit  hall,  loef,    schwed.  löf   n.    engl,  loof 

tvfries.    leaf,    loaf;    nfrics.    Inf,    lof;    wanff.  idcntijicirt.    Vergleicht  man  indesaen  die  von 

löf;    as.  Jöbli,  löf;    ags.  leäf;    aengl.,    engl.  ihm    angeführten    Stellen    od.    Citate:    hco 

leaf;  (in.  lauf ;  «or«?.  lauv;  dän.V(i\ ,  schived.     5  scuven  üt  hcore  löf,   —   lie  peiit  tliene  löf, 

löf;  ahd.  lonb,  laub,  loup,  laup;  mhd.  loup  —  her  loof  and  her  windäs,  —  heo  wenden 

u.  ahd.  auch  lob ;  goth.  laufs;  Flur,  laubös  heore  löfcs  (löves)    &  lidhen   töward  londe, 

(Laub,  Blatt).  —  so  ist  es  klar,  dass  es  in  diesen  Stellen 

Fiele  (cf.  II,  451  u.  III,  261)  stellt  es  jedenfalls  in  einer  ganz  anderen  Bedtg.  ge- 
mit  lit.  lapa  (Blatt);  Jcslav.  lepeni  (Blatt,  10  braucht  ist  wie  das  nnld.  loef  u.  nengl. 
Laub)  zu  einer  y  lap  (schälen)  u.  venoeist  loof,  bz.  unser  löf,  lüf  u.  vielmehr  an- 
dabei  ivegen  der  goth.- deutschen  Form  auf  scheinend  die  sinnl.  Bedtg.  von  liuderstange, 
goth.  haubith  (cf.  höfd)  =  lat.  caput.  Dass  Buderbaiim,  lluderpinne  od.  Ruder  hat.  Da 
es  aber  von  einer  y  mit  der  Bedtg.  schälen  nun  aber  das  Wort  löf  auch  hier  in  den 
abstammen  soll,  kann  ich  kaum  glauben  u.  15  angeführten  Stellen  überall  nur  als  naut. 
möchte  ich  es  beim  Vergleich  des  griech.  Wort  od.  als  naut.  Bezeichnung  von  Etivas 
phüllon  von  der  y  phull  (se  expandere,  bz.  steht,  so  ist  es  wohl  ziveifellos,  dass  es  von 
sich  spalten  etc.  u.  so:  sich  öffnen  od.  sich  Hause  aus  sowohl  mit  dem  mnld.,  mfläm. 
ausdehnen,  ausbreiten,  entfalten  etc.)  u.  loef,  loeve  (scalmus  etc.,  s.  oben)  als  auch 
diese  von  phal  (findi,  dirumpi,  dissilire)  20  mit  loef,  loof,  lüf  in  der  heutigen  Bedtg. 
lieber  von  der  y  rap,  rup,  rump,  später  von :  n  ach  dem  Winde  hing  er  ichtete 
lap,  lup,  lump  (Andere,  rumpere,  destruere)  Seite  des  Schiffs  ident.  ist  u.  sich  dem- 
direct  ableiten,  die  selbstredend  auch  die  y  nach  die  frühere  simü.  Bedtg.  desselben  in 
von  lit.  lupu,  lupti  (schälen,  schinden)  u.  die  heutige  trop.  verwandelt  hat.  Vergleicht 
griech.  lepein  (schälen),  ahd.  louft,  loft  2.5  man  aber  tveiter  die  naut.  Ausdrücke  u. 
(äussere  Nussschale)  ist,  da  eben  die  Bedtg. :  Compos.:  Ijxiv -halten  (Wind-halten,  bz. 
schälen,  schinden  etc.  auch  aus  der  von  nicht  abtreiben,  gut  beim  Winde  segeln  = 
ändere,  rumpere  etc.  (cf.  dieserhalb  schilleu,  franz.  tenir  le  lof  ou  le  vent  etc  ),  —  Luv- 
schille  etc.)  entstand.  Ljaub  ist  doch  das,  Bäume,  nid.  loef  boomen,  en^?.  looftimbers 
ivas  in  Folge  des  Spaltens  u.  Klaffens  od.  30  (Bäume  od.  Stangen,  ivelche  durch  die 
Eeissens,  Berstens,  Brechens  od.  Springens  Seite  des  Schiffs  gesteckt  werden  u.  7  bis  8 
od.  sich  Oeffnens  der  Knospen  entsteht  u.  Fuss  aus  dem  Schiffe  ragen  u.  dazu  dienen, 
sich  dann  weiter  ausdehnt  u.  entfaltet  od.  tun  ein  auf  die  Seite  gelegtes  Schiff'  zu 
ausbreitet  zu  einem  breiten  u.  flachen  Etwas  stützen,  wenn  es  kalfatert  werden  soll),  nid. 
u.  stimmt  zu  dieser  Bedtg.  auch  das  kslav.  35  loefhout  (Buderholz,  Buderpinne,  Buder- 
lapa  (planta  ursi)  «.  goth.  löfa;  an.  löfi;  pflock),  —  Luv- Spante,  nid.  loefspant, 
ags.  löf  etc.,  sowie  ahd.  lafa,  laft'a  (flache,  engl,  loof-frame  etc.  (Balancir-Spante  etc.), 
bz.  die  offene,  offen  stehende,  klaff'ende  etc.  so  ist  es  klar,  dass  auch  Luv  etc.  hier 
od.  geöffnete,  ausgebreitete,  entfaltete  Hand,  nicht  überall  (cf.  auch  löfeu,  lüfen  u.  löfern) 
die  Handfläche,  s.  weitere  Formen  unter  40  die  Bedtg.  Windseite  od.  gegen  den 
2  löf  nach  dem  Schlüsse  hin)  besser  als  zu  Wind  gekehrte  Seite  etc.  hat  u.  na- 
der für  löf  von  Fick  angenommenen  Bedtg.  mentlich  im  nid.  loefhout  (Buderholz  etc., 
schälen  der  y  lap.  s.    oben),    sowie    auch    in    Luv-Bäume, 

2.    lüf  od.  liif,    Luv,    die   Seite   ivo    der  noch   mit    dem   obigen   mnld.,    mfläm.   loef 

Wind  herkömmt    od.    die   Windseite,   gegen  45  (scalmus  etc.)  synonym  ist.     Vergleicht  man 

den  Wind   gekehrte  Seite   eines  Schiffs   u.  nun   aber   iveiter,    dass   das  Wort   löf   od. 

somit   Gegensatz  von   Lee  als   der  Nicht-  Laub  (cf.  1  löf  am  Schlüsse)  toahrscheinl. 

toindseite  od.  der  Seite  wo  Seestille  od.  Buhe  urspr.  ein   entfaltetes  u.   ausgebrei- 

u.  Stille  etc  (cf.2  le)  herrscht.  —  Nid.  loef;  tetes   od.   breites   u.  flaches  Etivas 

mnd.  (Seh.  u.  L.)    lof   od.  loff;    engl,  loof  50  bezeichnete    u.    auch    das    ags.    löf;    aengl. 

u.  luff;    schwed.  löf;    dän.,    norw.    luv.    —  löve,    loove,    lüfe;    engl,    hilf;    schott.    lufe, 

Davon  afranz.  lof,  c/.  laveren.  —  Im  mnld.  luif,    luffe,   loof;    an.,  isl.  löfi;    noriv.  love; 

u.  mfläm.  hat  loef,    loeve   nur   die  Bedtg. :  schwed.  dicdect.  love  ;  goth.  löfa  etc.  (flache 

scalmus  od.    la  cheville  de  l'aviron  (Ruder-  ausgebreitete  geöffnete  Hand,   off'ene  Hand, 

holz,  Ruderpflock,   Holz   od.  Pflock,    loorin  55  Handfläche  etc.,  bz.  vola  od.    the    palm   of 

od.  worauf  das  Ruder  sich  bewegt  u.  dreht  the  band  etc.)  dieselbe  Bedtg.  (cf.  auch  unser 

od.  hin  u.  her    bewegt   u.  dreht   od.  hin  u.  luffe)  hat,  so  scheint  es  mir,  dass  auch  das 

her  bewegt  u.  gedreht  wird),  während  es  in  aengl.  löf  u.  anld.  loef  etc.    urspr.  dasselbe 

der  jetzigen  Bedtg.  von  Windseite  od.  gegen  Wort  ist  wie  das  ags.  löf  in  der  Grdbedtg.  : 

den    Wind  gekehrte   Seite  fehlt.      Sodann  60  flaches,  breites  Etivas  u.  dass  demnach 


LOF-  LUF-BOMEN 


522 


LOEFEN  LOEVEN 


auch  das  aettgl  lüf  in  seiner  anscheinend 
durch  die  obigen  Stellen  gesicJtertcn  Bedtg.: 
Kuder  (od.  flaches  u.  breites  Stück 
Hol::,  tcomit  u.  uodurch  man  ein  Boot  od. 
Schiff  im  M'asser  iceiter  schiebt  u.  gegen 
den  Wind  vorwärt.'<  beu-egt,  bz.  wotnit  n. 
wodurch  ynan  den  Lauf  eines  Schiß'cs  diri- 
girt  u.  et:  beim  Winde  hält  u.  auch  das 
Laviren  ermöglicht,  indem  man  mit  dienen 
jilatten  od.  flachen  IlohstiJckcn  das  Schiß' 
gegen  den  Wind  od.  nach  der  Windseite 
hindrängt  u.  so  in  L  u  v  hält)  von  Hau.'^e 
aus  kein  anderes  Wort  ist,  wie  das  ags. 
]öf  od.  lüfa,  flache  Hand,  od.  flaches  u. 
breites  ICtwas.  Zu  der  Entstehung  der 
Bedtg.  U  ud  er  od.  Buderbrett,  bz. 
Stange,  die  unten  am  Ende  breit  u.  platt 
ist,  vergl.  man,  dass  ja  ur.'ijjr.  die  Menschen 
sowoJd  beim  Schicimmen  als  beim  Budern 
eines  primitiven  Bootes  ihre  Fl a  chh  ä  )i  de 
benutzten  u.  dass  auch  die  Schwimmfüsse  od. 
Schwimmhände  der  verschiedenen  Thiere 
aus  flachen  u.  ausgebreiteten  Lappen  be- 
stehen u.  ihnen  Buder  u.  Werkzeuge  zum 
Fortbewegen  u.  zum  Drehen  u.  Schicenkeyi 
od.  zum  Lenken  u.  Steuern  sind.  Bezeich- 
net nun  aber  das  Wort  lüf  od.  löfa  von 
Hause  aus  nicht  blos  speciell  die  flache 
ausgebreitete  geöffnete  od  offen  e 
Hand,  sondern  überhaupt  nur  ein  flach  es 
tt.  breites  Eticas  (gleichviel,  ob  eine  offene 
u.  flache  u.  breite  Hand  od.  ein  flaches  u. 
breites  Stück  Holz),  so  ist  es  nicht  zu  be- 
streiten, dass  sich  hieraus  ohne  Schicierig- 
keit  die  Bedtg. :  Buder  sowohl  als  B  ude  r- 
stange  od.  Buder -Werk  z  eug  (gleich- 
viel ob  in  der  Bedtg.  von  Etwas,  womit  man 
ein  Fahrzeug  weiter  schiebt  u.  stösst  od.  in 
der  von  Etwas,  icomit  u.  wodurch  man  den 
Lauf  u.  die  Bichtung  eines  Fahrzeugs  diri- 
girt  u.  ändert  und  wodurch  man  das  Schiff 
ztcingt,  tnnzuicenden  u.  zu  drehen  u.  Wind 
zu  halten,  bz.  wotnit  ynan  es  gegen  den  Wind 
drängt  u.  gegen  den  Wind  od.  nach  der 
Windseite  hin  vorwärts  bewegt)  entwickeln 
konnte  u.  dass  demnach  auch  der  technische 
Ausdruck  Luv  -halt  en  urspr.  blos  die 
Bedtg.:  das  Buder  od.  die  Buder  Stange, 
die  Bude  rp  i  n  n  e  halten  (u.  so  das  Schiff 
nach  der  Windseite  hindrängen  od.  beim 
Winde  halten)  hatte. 

löf-,  Jfif-bomen,  LAiv-Bäume.  S.  unter 
2  löf. 

1.  lofen  od.  lovon,  lohen.     S.  2  lafen. 

2.  lofpn  orZ.  lufen,  luven,  d.  h.  das  Steuer- 
ruder u.  mittelst  desselben  das  Schiff  tcenden 
u.  drehen,  um  dem  Letzteren  eine  andere 
Bichtung,  nach  dem  von  der  Seite  od.  von 
vorne  kommenden  Winde  hin  zu  geben ;  — 
wi    mutten   nog    'n    bitje    lofen    od.    lufen 


(wenden,  drehen),  dat  wi  wat  hardcr  bi  de 
wind  upfaren ;  —  liifd  wat  höizor  up  (drehet 
das  Steuer  etwas  höher  auf,  od.  drehet  u. 
wendet  das  Schiß'  so,  dass  es  noch  etwas 
5  .'Steiler  in  den  iVind  od.  bei  dem  Winde 
hinaufsegcU  u.  nicht  so  stark  abfällt.  — 
Compos. :  anlofen  od.  aiilufen  (das  Steuer 
od.  das  Schiff  an  den  Wind  drehen  od.  so 
drehen,  dass  der  Wind  etwas  von  vorne 
10  kommt) ;  —  ofliifcn  (das  Steuer  od.  das 
Schiß'  vom   Witide  abdrehen    od.  abhalten) ; 

—  uplufen  (das  Steuer  od.  das  Schiff  in 
den  Wind  hinaufdrehen).  —  Xld.  loeven; 
engl,  loof  u.  luff;  schwed.  lofva ;  dän.  luve; 

15  norw.  luva,  luffa  (luven,  ein  Schiff  an  den 
Wind  drehen  etc.).  —  Dass  dieses  Verb. 
dasselbe  ist  wie  mnld.  locvcn  (deflcctere  sive 
docliiiare  navi<i;io ;  cedere)  u.  mfläm.  loeveii 
(floclür  et  docliner  avec  la  navire),  ist  wohl 

20  zweifellos  u.  bestätigt  auch  dieses  wohl  die 
Annahme,  dass  das  Subst.  löf  od.  lüf  urspr. 
die  Bedtg.  :  Buderstange ,  Buder,  Steuer- 
ruder od.  Stange  womit  man  die  Bewegung 
eines  Schiffes  lenkt  u.  dessen  Bichtung  ändert, 

25  (cf.  2  löf  etc.)  hatte,     cf.  auch  lofern. 

löten  od.  löven,  glauben,  für  wahr  ati- 
nehmcn  od.  halten,  trauen,  vertrauen;  — 
he  li'ifd  an  gin  God,  nog  an  sin  gebod ;  — 
lie  liifde  hum  in    gin    en    ding;^ —   warum 

30  kanst  du  dat  net  löfen  wat  ik  di  segge  ?  — 
l»f  net,  dat  dat  war  is.  —  Sprichw.:  elk 
lofd  dat  sin  iiscl  bäter  is  as  ander  lues  perd. 

—  Nd.  loven,  luven ;  mnd.  loven ;  afries. 
leva,  liuva,  liova ;  wfries.  leauwjen ;    nfries. 

35  (J oha n  se  n  ,  pag  174,  a)  liawan  ;  as. 
gi-Iöbjan,  -löbean,  -löbjen,  -löban,  -löfjan; 
ags.  ge-leäfan,  -lefan,  -lyfan  ;  aengl.  be-,  ge- 
Icven  ;  engl,  be-lieve ;  ahd.  gi-louban,  -louben, 
ge-louben,    -loiben,    cbi-lauban,    ga-lauben, 

40  -laupan  etc.;  mhd.  ge-louben;  goth.  laubjan 
u.  ga-laubjan.  —  Der  Stamm  goth.  laub, 
ahd.  loub,  loup;  as.  lob,  löf;  ags.  leäf  etc. 
ist  das  Bräter.  eines  unbelegten  goth.  Verb. 
liuban  =  ahd.    lioban,    as.    lioban,    liofan ; 

45  ags.  leofan  etc.,  icas  mit  lef  u.  lefen,  lof, 
läfen  od.  lofon  (loben)  etc.  zu  derselben  }/ 
lubh  gehört.  Die  Grdbedtg.  von  laub  als 
altes  Präter.  von  einem  vorhergegangenen 
liuban  betr.,    so  ist  diese  wohl    nach  der  y 

50  lubli  (cupero,  desiderare),  bz.  nach  liub  (Heb, 
begehrenswerth,  angenehm,  werth,  theuer,  zu- 
sagend, genehm  etc.)  u.  liuben  (lieben,  be- 
gehren, gern  haben,  werthschätzcn,  hoch- 
hidten    etc.,    cf.   lef   «.   lefen)    zu  urtheilen 

55  wohl  mit:  liebte,  schätzte,  hielt  hoch  u. 
theuer,  lohte,  gab  Beifall  u.  Zustimmung 
od.  stimmte  zu,  genehmigte,  gestattete  etc., 
wieder  zu  geben,  weil  ja  auch  laub  etc.  der 
Stamm  von  Urlaub  u.  erlauben  etc.  (s. 

60  weiter  unten)  ist.     Von  diesem  Präter.  laub 


LOFERN  LOVERN                   523  LOG 

wurde   nun   loahrscheinl.  zuerst   ein  Subst.  schwüle  od.  bedeckte   trübe  Wetter  frischet 

lauba  gebildet,  das  urspr.  einen  Zustand  etc.  und  klärt  sich  etwas  auf) ;  —  lio  loferd  up 

bezeichnete,  wo  man  begehrte,  liebte,  schätzte,  (er  wird  frischer,  lebendiger,  lebhafter,  ruh- 

hoch  u.  theuer  hielt,    lobte,    Beifall   u.  Zu-  rigcr,   bz.   gesunder,   besser   etc.   od.   auch: 

Stimmung  gab,   genehmigte  od.  genehm  hielt  5  seine  geschäftlichen   u.   V ermögen s-Verhält- 

u.  gestattete,  woraus  sich  für  das  für  mnd.lo've  nisse  bessern  sich) ;  —  't  loferd  wat  up  (es 

(Glaube),    bz.  ahd.  gi-louba   (cf.  gelofe)   so-  wird  frischer,  lebendiger,  rühriger,  lebhafter, 

wohl  wie  für  ahd.  loub,  as.  löf  (in  urloub,  cf.  auch  z.  B.  im  Geschäft) ;  he  is  in  't  lofern 

ferlöf)  M.  goth.  galaubs  (schätzbar,  tverthvoll,  od.  in  't  bätern,  in  't  winneu,  in  't  klimmen 

kostbar  etc.)  anzusetzende  Thema  lauba  von  10  etc.  —  Formell  stimmt  nach  löf  =  nid.  loef 

selbst  die  Bedtg. :   Liebhabung,    Schätzung,  nur  mnld.,  mfläm.  loeveren,  welches  dieselbe 

Hochhaltung,  Verehritng  od.  ausgesprochenes  Bedtg.  wie  laviren  hat  u.  von  KU.  auch 

Lob,  ausgesprochener  u.  gespendeter  Beifall,  für  dasselbe  Wort  gehalten  wird,   obschon 

Zustimmung,     Genehmigung,     Gestattung,  ich  eher  glaube,    dass  loeveren  eiti  Iterativ 

Freigebung,    Erlaubniss  etc.    entwickelte  u.  15  von  mnld.,  mfläm.  loeven   ist    u.    laviren 

wovon  dann  einerseits  das  einfache  (od.  mit  dagegen  aus  franz.  louvoyer  (s.  unter  lofen, 

der    Vorsilbe  ge   od.    be  zusammengesetzte)  lufen ,    luven ,    die   Richtung   ändern   etc.) 

laubjan  etc.  (glauben)  sowohl,  wie  auch  das  entstand    u.     entlehnt    wurde.       Ob     nun 

einfache   (nach   Fick  für  laufja  stehende)  aber    unser   lofern    auch   dasselbe    od.    ein 

an.  leyfa    (gestatten,  freigeben,    Erlaubniss  20  Iterat.  von   2   lofen    od.    lufen    ist,   ist  mir 

ertheilen)  u.  goth.  laubjan  in  uslaubjan  (er-  nicht  klar. 

lauben,  cf.  ferlöfen)   wieder   weiter  gebildet  lofert,    lovert,    luvwärts,   windwärts;   — 

ist.     Was   nun   aber   mnd.    love,    bz.    ahd.  subst.    auch   die  Luvseite;   —    dat    ligt    to 

louba  etc.   in  gilouba  (Glaube,  Glauben)  n.  lofert.  —  Nid.  loevert,  loever  u.  loefwaart, 

laubjan  (glauben)  betrifft,  so  ist  wohl  anzu-  25  loefwaarts ;  schwed.  lofvart ;  dän.  luvart. 

nehmen,  dass  lauba  od.  gi-louba,  mnd.  love  löf-god    (cf.    Stbg.),    das ,   nach   Abgang 

etc.  urspr.  die  Bedtg.  :Liebhabung,  Schätzung,  früherer    Ausstattungen     u.     Abfindungen, 

Hochhaltung,  Verehrung  etc.  u.  laubjan  od.  Uebrigbleibende,  den  Nachlass  bildende  Ver- 

gilouban  (glauben)  die  von:  lieb  haben,  od.  mögen.  —  Ist  diese  Erklärung  wohl  richtig 

Liebe,  Zuneigung  u.  Verehrung  bezeigen  u.  30  u.  ist  es   nicht  vielmehr   das  Gelöbniss-Gut 

spenden  etc.  hatte,  da  der  Glaube  doch  wohl  od.  das  Gut,  welches  der  Frau  bei  der  Ver- 

nur  aus    der  Liebe   zu   u.   Verehrung   von  lobung  od.   beim  Eheversprechen    (cf.   mnd. 

Jemanden  entspringt.    Dass  aber  die  jetzige  love,  Gelöbniss,  Versprechen  etc.)  im  Tod  es- 

Bedeutung  von  glauben  auch  aus  der  von :  fall  ihres  Mannes  als  ihr  Eigenthum  zuge- 

genehmigen,  zustimmen,  gestatten  35  sichert  od.  ausgelobt  ist? 

(cf.  oben  das  an.  leyfa)  hervorgehen  konnte  lof-side,  Luv-Seite. 

u.  Jemandem  glauben   auch  soviel  als  lofsknp  od.  loffensknp,  Verlobung. 

Jemandem  zustimmen  u.  beipflichten,  lofte  (meist  helaiie),  Zusage,  Versprechen, 

das  was  er  sagt  u.  behauptet  für  wahr  u.  Gelübde,    Gelöbniss  etc.;    —    he   deit   altid 

r echt   annehmen   u.    es   nicht   in   Abrede  40  gode  loften  od.  beloften.  —  Zu  lafen,  lofen, 

stellen  etc.  sein  kann,   ist  klar  u.   ist   dies  geloben. 

wahrscheinl.    wohl   die    richtige  Bedtg.  des  1.    log,   Lug;   —    't  is  niks  as  emer  log 

von  lofa  od.  lauba  (Liebe,  Geneigtheit,  Ehr-  un  drog,    bz.  bedrog.    —    Nid.,   mnld.    log, 

erbietung,  Schätzung,   Verehrung,  Lob,  Zu-  logh ;  ahd.  lug,  lue ;  mhd.  lue.  —  Zu  legen, 

Stimmung,    Genehmigung,    Gestattung,    Er-  45  bz.  liugan,  ivie  bug  zu  biugan. 

laubniss  etc.)  abstammenden  löfen  od.  lofen,  2.  log,  Log,  Lock,  ein  flaches  dreieckiges, 

laubjan,  gel6fen:=^o</i.  galaubjan  (glauben).  unten  mit  Blei  beschwertes  Brett,   welches, 

lofern   od.   lofern,    lovern,  frischer,   be-  an  einer  Leine    (Logleine)    befestigt,    in 

wegter,  lebendiger  od.  lebhafter  werden?  —  See  geworfen  wird,  um  die  Geschwindigkeit 

od.  vielleicht  hin   u.   her  belegen,  flattern,  50  der  Fahrt   des  Schiffes   zu   messen;    daher 

wappern ?   —    od.   was  sonst ?    —    Vergl. :  Verb. :   loggen    (das  Log   werfen,    um   die 

de  wind   fangt   an   to   lofern    od.    de   wind  Geschwindigkeit  der  Fahrt  eines  Schiffes  zu 

loferd  up,  was  gesagt  wird,  wenn  der  Wind  messen)  u.  Compos. :  logbok,   logtafel,    log- 

frischer  icird  od.  auffrischt  u.  ein  in  Wind-  holt,   logline  etc.    —    Nid.  log ;    engl,  log ; 

stille  u.  mit  schlaffen  niederhängenden  Segeln  55  schwed.  logg ;  dän.  log ;  franz.  loch  u.  (cf. 

liegendes  Schiff'  durch  den  sich  erhebenden  Bobrik,  474,  b)  loc,  lock;   ital.  16,  loche. 

Witid  in  Beioegung   geräth    u.    zuerst   die  —  Da  das  engl,  log  auch  die  Bedtg. :  Klotz, 

Segel  anfangen   zu  flattern  od.  zu  wappern  Holzklotz,  Block  etc.  hat,  so  ivar  auch  das 

u.    dann   später  sich  füllen  u.  aufblähen ;  naut.  log  wohl  urspr.  nichts  anderes  als  ein 

—  dat  wer  loferd  wat  up  (das  früher  laue  stille  60  Holzklotz  od.  Holzkloben,   welchen  man  'an 


LOG 


524 


LOGE  LOJE 


einer  Leine  befestigt,  in  See  warf.  Ver- 
gleicht man  nun  aber  weiter,  tcie  das  Wort 
biok  (urspr.  bi-Iok,  bilocli)  aus  der  Bcdtg.  : 
Verschluss  (cl;uisur;i)  in  die  von  :  llohricgel 
od.  Stuck  Holz  zum  Verschluss,  od.  Ver- 
schluss bewirkendes  Stück  eines Baumsta)nmes 
u.  so  weiter  in  die  von  :  Klotz,  dickes  Brett, 
Bohle  etc.  überging  (also  umgekehrt  wie  bei 
Bieget,  cf.  rogel)  u.  dass,  xvic  aus  blök 
das  franz.  blOr  (Klotz,  Haufe,  cf.  auch 
tinser  blok  /«  der  Bedtg.:  Haufe,  grosser 
Klumpen  von  zusammengelegtem  Heu,  Stroh 
etc.),  so  aus  lok  auch  das  franz.  loc  (Schloss, 
Verscliluss)  entlehnt  wurde,  so  ist  es  höchst 
wahrscheinl.  u.  wenigstens  sehr  leicht  mög- 
lich, dass  auch  das  anschei)tend  in  der  Be- 
dtg. :  Verschluss  etc.  schon  veraltete  franz. 
loc  (M oz  i n  -  Fe s  c  h  i c  r  führt  es  wenigstens 
in  dieser  Bedtg.  nicht  mehr  auf)  eben.^o  wie 
das  (j//ebi-lok,  bi-loch,  bi-loh  (Block)  in  die 
Bedtg :  Bicgcl,  Holzriegel,  Klotz  od.  Schliess- 
holz,  Schlicssbrett  u.  so  weiter  in  die  von  : 
Kloben,  Scheit,  Klotz  etc.  überging  u.  dass 
dann  wieder  hieraus  die  Bedtg.  des  naut. 
«.  mit  engl,  log  ident.  franz.  loc,  loch,  lock 
(s.  oben)  hervorging,  wonach  dann  das  in 
den  älteren  Wörterbüclicrn  noch  nicht  auf- 
geführte naut.  log  vielleicht  wieder  aus  dem 
franz.  loc,  loch,  lock  ins  holt.  u.  engl,  über- 
gegangen u.  somit  eine  Entlehnung  des  franz. 
loch,  loc  etc.  sein  könnte.  Vergleicht  man 
nun  aber  weiter  das  mfldm.  loch  =:  franz. 
od.  älter  franz.  loc  in  der  Bedtg.:  Loch 
=  unserm  lok,  bz.  dass  das  mjlüm.  loch  od. 
eigentlich  logh  dasselbe  Wort  ist  wie  das 
Wort  lok  od.  ahd.  loh,  loch  in  biloh  od. 
blok,  so  ist  es  auch  sehr  gut  denkbar,  dass 
das  obige  naut.  log  für  logh  od.  loch  st^ht 
u.  von  Haicse  aus  dasselbe  Wort  ist  tcie 
nhd.  Loch  (cf.  lok),  zumal  da  auch  das 
mfläm.  loghen  u.  mnld.  (KU.)  loghen  (coni- 
ponere,  cf.  hey  loghen  =  componoro  foriium 
in  mctam)  ein  von  locli  od.  logli  in  der 
Bedtg.:  Häuf,  od.  ein  Etwas,  das  mit  ein- 
ander verbunden  od.  zusammengeschlossen 
ist,  ein  geschlossenes  Etivas,  (cf.  block  ?f. 
engl,  lock  in  der  Bedtg. :  Bündel,  Bund  od. 
zusammengeschlossenes  u.  mit  einander  ver- 
bundenes Etwas)  fortgebildetcs  Verb,  ist  ii. 
demnach  auch  ein  anld.  loch  od.  logh  = 
lok  od.  nhd.  Loch,  ahd.  loh,  mhd.  loch  etc. 
voraussetzt,  woraus  dann  auch  wieder  das 
obige  naut.  log  od.  logh,  loch  in  der  Bedtg.: 
Holzriegel,  Holzkloben  od.  Holzbrett  etc. 
hervorgegangen  sein  könnte. 

1.  log.  s.  legen. 

2.  lüg  (dat),  Dorf,  Ort,  Stätte,  Ortschaft, 
Wohnstätte,  Wohnsitz  etc. ;  —  de  ncgon 
logen  bi  Auerk ;  —  in  de  krumhurn  liggen 
'u  hele  budel  logen.   —   Cotnpos. :  kark-lög 


(Kirchdorf);  —  heksen-lög  (cf.  Bis  um), 
lögs-t'olk  (Dorfs-  Volk),  16gs-lüe  (Dorfs-Leute) 
etc.  —  Jfrics.  loch,  loech,  lüg ;  satl.  log ; 
tcang.  lauch  ;  Jeverl.  u.  butjadingerl.  loch 
5  od.  liig;  nid.  (Provinz  Groningen,  Drenthe 
etc.)  loeg ;  mnld.,  mfläm.  loogh ;  mnd.  loch, 
log;  ags.  loh  (locus,  sedes) ;  aengl.  St  rat- 
mann, 370,  b)  lüg  0(/.  logh.  —  Wie  aengl. 
logh,    loiigh,    louh ;    engl,    loch ;    gäl.    loch ; 

10  Schott,  loch,  loiu'h  (See,  JAind.'iee)  wohl  das- 
.^clbe  ist  wie  hd.  lacus,  so  ist  log  od.  16gh 
(afries.  auch  Gerichtsstätte)  tcohl  ident.  mit 
lat.  locus  (ob  entleltnt  od.  nicht  ist  zweifel- 
haft;  dass   aber  die  fries.    u.    nid.  Stämme 

15  mit  diesem  Worte  bekannt  traren  n.  wenn 
sie  es  noch  nicJit  hatten,  es  von  den  Bömern 
entlehnen  u.  in  ihre  Sprache  aufnehmen 
mussten,  ist  bei  dem  langen  Verweilen  der 
Bömer   in    den  fries.  u.  nid.  Landen  ganz 

20  unzweifelhaft),  was  (cf.  lat.  lis  ans  stlis, 
stris  von  der  y  Star,  stri,  cf.  Stern,  strö, 
strei  etc.)  für  älteres  stlocus  steht  u.  wovon 
auch,  bz.  von  loco  (LJiez,  I,  254)  aital. 
loco    (Zeitadv.),    span.    luego ;    2)ort.    logo; 

25  prov.  luec,  luecx ;  afranz.  luec,  kies;  wal. 
loc  (Zeitadv.  statim). 

Die  Zusammenstellung  u.  Identiücirung 
unseres  lüg  od.  logh,  loch  mit  dem  ahd.  (cf. 
Grimm,   Bechts-Alterth.,  055)    luog,    luoc, 

30  luac,  lok ;  mhd.  luoch  w.  ahd.  auch  luoga 
(spocus,  cubile.  Höhle,  Ljagerhöhle,  Loch, 
Spalte,  Kluft,  s.  unter  lauken)  ist  jedenfalls 
abzuweisen,  ebenso  tcie  die  mit  alid.  löh ; 
mhd.  loch  (Wahl,  Holz,  Gebüsch,   Waldort) 

35  =  lat.  Incus,  cf.  unter  Lintcl  u.  3  löje. 

löge,  lOje,  Lauge,  mit  Soda  u.  Pott-  od. 
Pjlanzenasche,  od.  einem  Auszug  daraus, 
getränktes  scharfes  u.  beizendes  Wasser  zum 
Bein  igen  u.  Ausziehen  der  WäscJie  u.  zum 

40  Bleichen  des  Ljcinens,  sowie  auch  der  Fässer 
etc. ;  —  't  göd  (die  Wäsche  od.  das  Ljeinen- 
zi'ug)  mut  tan  afond  nog  in  de  löge  setd 
worden,  dat  't  erst  göd  üttrokd  er  't  wusken 
word.  —  Bcdensurt:  üt  de  lüge  biirseln  (aus 

45  dem  ff  reinigen  od.  bürsten).  —  Nd.  löge; 
vind.  löge,  logge;  nid.  loog;  mnld.,  mfläm. 
looghe  (lixivium,  canstica  spuma);  aengl. 
leaghe  ;  c»r//.  leach  ;  ahd.  lauga,  longa;  mhd. 
louge.  —  Es  ist  urspr.  toohl  eins  mit  an.  lang 

50  (Bad,  Waschung, Beinigung,  lavacrum)  od.  ein 
von  demselben  Stamm  laug  abgeleitetes  Wort 
mit  der  Bedtg. :  Bade-  od.  Wasch-,  Beinigungs- 
M^asser,  wovon  auch  an.  langa(lavare,abluere), 
langan  (lavatio),  ivic  von  laug  (Bad  etc.,  Plur. 

55  laugar,  Bäder,  warme  Bäder,  thermae)  das 
r'o??J2^os.  laugar-dagr(diessaturnivellavationis) 
u.  laugartrog  (Badetrog,  Badewanne).  — 
Wohl  von  einer  aus  In,  lav  (cf.  lat.  luere  m. 
iavare  u.  griech.  locö,  loüö)  erweiterten  germ. 

60  y  lug  (reinigen,  waschen  etc.). 


LOGEN  LOJEN 


52?) 


LOJE  LOl 


lügen,  lojeii,  laugen;  —  iitlugen,  aus- 
laugen, durch  Lauge  od.  scharfes  ätzendes 
Wasser  ausziehen  u.  reinigen  etc.,  wie  z.  B. 
Leinen  etc.  od.  Fässer  etc. 

lögen,  Lügen,  Unwahrheit;  —  dat  sunt 
(od.  biint)  niks  as  emer  logeiis.  —  Nid. 
leugeu,  logen;  as.  lugina;  ahd.  lugina;  mlid. 
lugene,  lugen,  lügen,  cf.  legen. 

lögener,  lognei*,  lÄigner. 

lögen  -  fat ,  (Lügenfass ,  Liigengefüss), 
Schimpfwort  in  der  Bedtg. :  lügenhafter, 
verlogener  Mensch  od.  Mensch  der  voller 
Lügen  ist. 

lögner,  s.  lögener. 

lügs-folk,  lögs-lüe,  cf.  2  log. 

1.  loje,  .s.  löge. 

2.  löje,  löi,  Ljohe,  die  gemahlene  od.  zu- 
bereitete Baumrinde  zum  Gerben  u.  Beizen 
des  Leders,  sodann  auch  der  Gerb-  od. 
Beizstoff  selber,  tvie  desgl.  auch  ein  Absud 
od.  ein  von  der  Gerberlohe  durch  Auskochen 
desselben  gewonnener  Extract  zum  sog.  tanen 
(s.  d.)  der  Fischnetze,  um  diese  haltbarer 
zu  machen.  —  Nid.  looi ;  mnld.  (KU.) 
loye,  loe,  loewe,  louwe  u.  loeye  (in  loeyer, 
Gerber,  cf.  löjer);  mfläm.  loye  (nur  in 
loyen  gerben)  u.  loeye  (in  loeyer  Gerber); 
nd.  (Dähnert,  283,  a)  loo  ;  mnd.  (Seh. 
u.  L.)  lo,  loo  M.  loy  oz.  loye  u.  loe,  nach 
dem  Genit.  loys  u.  loes ;  mhd.  16  (Genit. 
löwes)  u.  später  loe,  lohe.  —  Nach  Arnold 
(Ansiedl.  u.  Wander.  deutsch.  Stämme,  pag. 
117  u.  504)  ist  es  dasselbe  Wort  wie  ahd. 
loh;  mhd.  loch,  16  (Gehölz,  kleines  od.  nie- 
driges Holz,  Gebüsch);  mnd.  (Seh.  u.  L.) 
lo,  loh,  loch,  löge,  läge,  loy  (Gehölz,  Ge- 
büsch, Busch),  das  mit  lat.  lüciis,  alt  loucos 
(Hain,  Gebüsch  etc.)  u.  lit.  laukas  (das  Fehl, 
der  Acker,  bz.  das  Freie,  im  Gegensatz 
zum  Hause  etc.);  skr.  loka  (heller  unbe- 
schatteter  Baum  od.  Stelle,  Ort,  Licldung, 
freier  Baum,  das  Freie,  Baum,  Ort,  Platz, 
Stelle;  später  auch:  Welt,  Leute,  Weltlauf, 
Leben  etc.)  zu  derselben  ]/  wie  lat.  lux  u. 
lücus  (Licht),  bz.  unser  lücht  u.  lecht 
(Licht)  gehört  u.  zu  dessen  urspr.  u.  älterer 
Bedtg.  als  das  Freie  od.  das  freie  Feld 
auch  stimmt,  dass  das  altdeutsche  16h  od. 
16  u.  mnd.  lo  od.  16  etc.  (cf.  Arnold  u. 
Seh.  u.  L.)  ebenso  wie  das  h't.  laukas  auch 
die  Bedtg. :  Feld,  Wiese,  grüner  Platz,  Aue 
etc.  u.  so  weiter  auch  die  von:  niedriger, 
sumpfiger  Ort  etc.,  sowie  ferner  auch  (cf. 
hei  Schütze,  III,  46  das  zweite  lo)  die 
von  Tenne  od.  Dr  esehdi  ele  (urspr. 
wohl  soviel  als  der  grosse  freie  Platz  od. 
Baum  im  Hause,  im  Gegensatz  zu  den  Stall- 
u.  Wohnräumen)  hatte  u.  hat.  Vergleicht 
man  nun  wie  bark  (Borke)  in  die  specielle 
Bedtg. :  gemahlene  Binde  mm  Gerben   od. 


Gerberlohe  überging,  so  ist  auch  denkbai^, 
dass  das  alte  16h,  16  (Gehölz,  niedriges  Ge- 
hölz, Unterholz,  Gestrüpp  od.  Holz)  in  die 
Bedtg. :  Holz  od.  Holzstoff,  Material,  Zeug 
5  etc.  überging  od.  dass  von  161i,  16  (Gehölz, 
Jfoh)  ein  ahd  16ha  in  der  Bedtg. :  Holz- 
Stoff,  bz.  Etioas,  das  vom  Gehölz  od.  Holz 
kommt  u.  abstammt  fortgebildet  wurde  (das 
w  im  mnld.  loe\v(!  etc.  u.  im  Genit.  des  mhd. 

10  16  erklärt  sich  ebenso  im  aoigl.  lowe  u.  mnd. 
lo,  lowe  =  Lohe  in  der  Bedtg.  Flamme; 
cf.  auch  1  löjen  u.  lö.jer  u.  so  in  die  speci- 
elle Bedtg.:  Lohe  zum  Gerben  überging. 
Ist  aber  das  w  in  mnld.  loewe,  louwe  u.  im 

15  Genit.  löwes  des  mhd.  16  lourzelecht  u.  das 
„h"  i)i  Lohe  unorganisch,  so  wäre  es  auch 
denkbar,  dass  das  Wort  16  od.  mnld.  louwe 
etc.  urspr.  die  Bedtg. :  abgelösete  od.  losge- 
löscle,  abgerissene  Binde   od.  überhaupt  die 

20  von :  lose  Binde  od.  Schale,  loses  Etwas  etc. 
gehabt  hätte  u.  in  gleicher  Weise  wie  das 
mnd.  louwen,  löweii,  löwen  u.  afries.  levin, 
lioven  (Becken,  Schale,  od.  Waschbecken  ? 
etc.,  cf.  auch  mnd.  lovenbecken,    löfbecken, 

25  loef hecken,  louebecken,  louenbecken  =  Wasch- 
becken? od.  =  flaches  Becken?)  auf  eine 
y  lu,  lav  zurückgeht,  die  für  16  od.  louwe 
(lose  Binde  od.  Schale,  losgelöstes  Etwas 
etc.)  jedenfalls  die  ]/  lu  (lösen,  trennen  etc., 

30  cf.  1  le  u.  lös,  lös  etc.)  sein  würde,  loährend 
es  bei  dem  afries.  levin  etc.  u.  mnd.  louwen 
in  der  Bedtg. :  Becken,  Schale,  od.  Wasch- 
becken etc.  zweifelhaft  ist,  ob  dieses  Wort 
zur  y  lu  (lösen,  trennen,  abreissen  etc.)  od. 

35  zur  y  lu  (reinigen,  waschen,  cf.  lat.  luere 
u.  lavare  etc.  unter  löge)  gehört.  Dass  nun 
aber  aus  lö  od.  low,  louw  od.  löwe,  louwe 
(lose  II.  abgelöste  Binde  od.  Schale,  cf. 
schille  u.  schulen,    soicie  schäl,    schäl   etc.) 

40  ebenso  wie  aus  bark  (Barke)  auch  die  Bedtg. : 

Lohe   od.  Binde  zum  Gerben,  od.  Gerb- 

Material,  Gerbstoff  etc.  entstehen  konnte,  ist 

ja  zweifellos  u.  deshalb  die  Abstammung  des 

Wortes   lö    od.    lohe   von   der  y  lu    (lösen) 

45  ebensowohl  denkbar,  als  dass  dieses  Wort 
von  dem  ahd.  löh  (Gehölz  etc.)  abstammt. 
Wegen  der  Bedtg. :  Binde,  Schale,  Hülse 
etc.  von  einer  y  mit  der  Bedtg.:  brechen, 
reissen,  spalten  etc.  vergl.  auch  kslav.  luska 

50  (Hülse)  etc.  von  luz  =  skr.  ruj  od.  urspr. 
rüg  olIs  Weiterbildung  von  ru ,  später  lu 
(reissen,  lösen,  trennen,  spalten  etc.)  bei 
Fick,  II,  655. 

3.  loje,  löi   ti.    auch  löLsel,    a)    Graphit; 

55  —  b)  eine  bläuliche  od.  blaugraue  Farbe 
od.  Färbung  als  das  was  zum  löjen  (cf. 
3  löjen)  gebraucht  tvird  u.  dient  od.  auch 
dasjenige,  ivas  löid  od.  eine  bläuliche  Farbe 
verursacht;   —    du   must   nog   wat   löi    od. 

60  löisel  anrören  un  striken  de  äfen  d'r  mit  an ; 


LOJEN 


526 


LOK  LOKKE 


—  d'r  sitt  nog  to  f31  lOi  od.  löisel  in  de 
pot;  't  ätcn  word  d'r  all'  blau  fan.  —  Der 
Graphit  od.  das  lie  issble  i  heisst  h  ier 
auch  potlöd  Off.  potlüt  (wörti  Topf  öl  ei), 
welche  Benennung  wohl  daher  rührt,  dass 
der  Graphit  auch  zur  Anfertigung  feuer- 
fester Töpfe  gebraucht  wird  od.  möglicher- 
weise auch  davon,  dass  die  Gusseisenwaaren 
(als  Oefen,  Kochherde,  eiserne  Töpfe  etc.) 
mit  Graphit  od.  Reissblei  angestrichen  werden, 
um  ihnen  eine  glänzend  blaue  od.  stahlgraue 
Eisenfarbe  zu  geben  u.  sie  vor  Rost  zu 
schützen,  od.  besser  vielleicht  noch  daher, 
weil  hier  die  eisernen  Kochtöpfe  vor  dem 
Gebrauch  inwendig  mit  Graphit  angestrichen 
u.  dann  ausgeglüht  werden,  damit  die  Speisen 
später  keine  löje  od.  bläuliche  bleiähnliche 
Farbe  mehr  annehmen,  wie  dies  manche  in 
neuen  eisernen  Töpfen  gekochte  Speisen  be- 
kanntlich thun.  —  Was  nun  dieses  loje  be- 
trifft, so  ist  es  zweifellos,  (cf  m8i  od.  niftje 
=  müde,  —  scliröjen  =  schröden  etc.)  aus 
lode  od.  löde  entstanden  u.  bezeichnet  es 
demnach  ein  Etwas  was  aus  16  d  od.  Blei 
gemacht  ist  u.  entstand  od.  davon  herrührt, 
bz.  ein  Bleimaterial  od.  einen  Bleistoß',  Blei- 
farbe u.  so  auch  eine  bläuliche  od.  graublaue 
Farbe  etc.  Bestätigt  wird  dies  auch  durch 
mnd.  (Seh.  u.  L.)  löie  od.  loye,  Icie  (der 
bleierne  Stempel  od.  die  Plombe),  loien 
od.  loyen  (mit  der  Bleimarke  od.  der  Plombe 
versehen  etc.),  wie  auch  mfläm.  neben  looten 
(plomher,  soulder)  die  Form  loyen  (cf.  auch : 
looten  oft  loyen  kloot  =  une  plombee  etc., 

—  gheloot,  verloyt  =  plombe)  vorkömmt. 

1.  Idjen,  s.  logen. 

2.  löjen,  lohen,  gerben  etc.  —  Nid.  loojen  ; 
mnld.  loyen,  locwen,  louwen ;  mfläm.  loyen; 
mnd.  löen;  mhd.  löwen.  —  Zu  1  löje  cf. 
auch  löjer  etc. 

3.  löjen,  a)  mit  Graphit  od.  einem  daraus 
bereiteten  flüssigen  od.  breiartigen  Gemenge 
an-  od.  bestreichen  u.  bläulich  od.  blaugrau, 
stahlgrau  etc.  färben;  —  de  afend  (Ofen) 
mut  noch  beter  loid  worden;  —  b)  eine  bläu- 
liche od.  blaugraue  Farbe  ablassen,  bz.  .so 
färben  od.  abfärben ;  —  de  pot  löid  nog ; 
't  äten  word  d'r  all'  blau  in.  —  Compos.  : 
oflüjen,  blau  od.  bläulich  abfärben;  —  de 
afend  (Ofen)  od.  de  pot  löid  of;  —  de 
kassen,  l)rummelbeen   un   bikbr-on  lüjon  of; 

—  ütlöjen  (den  in  einem  eisernen  Kochtopf 
befindlichen  Graphit- Ueberzug  durch  Aus- 
glühen entfernen).  —  Zu  2  löje,  wie  auch 
das  nd.  (im  Br.  Wb.  III,  82)  von  den  die 
Lippen  etc.  blau  färbenden  Kirschen  ge- 
brauchte lohen  wohl  dasselbe  ist  u.  nicht 
wie  unser  1  löjen  von  löje  od.  lohe  (Gerber- 
rinde) abstammt. 

löjer,    Loher,    Loh- G erbe r ;    —    ler-löjer, 


Lederlöher,  Lohgerber.  —  Nid.  loojer;  mnld. 
loeyer,  loyer,  loewer ;  mfläm.  loeyer,  loyer ; 
mnd.  loer,  lower,  lorer,  mhd.  löwer. 

löjere,  Loherei,  Gerberei,  Lohgerberei; 
5  —  lerlöjere,  Lederloherei,  Ledergerberei.  — 
Nid.  looijerij. 

lüigär,  lohgahr. 

luike,  ein  kleiner  Wagen,  od.  ein  kleiner 

Schlitten  mit  einem  oben  offenen  Kasten  od. 

10  einem    Fass   zum    Transport    trockener    u, 

flüssiger  Gegenstände ;  —  du  kanst  wol  äfen 

mit  't  löike  henfaren  un  halen  'n  lutjestcnen; 

—  du  kanst  wat  messe  (Mist)  mit  't  löike 
na  de  tun    (Garten)    brengen.  —    Compos. : 

1.5  drauk-,  mes-löike  etc. 

lui-kupe,  Lohkufe;    de  hüden  sittcn  nog 
in  de  löikupe.  —  Nid.  looikuip. 
lüisol,  s.  3  löje. 

1.  lük  (Plur.  lokken,  lökker),  Loch,  Spalt, 
20  Riss,   Wunde;   Vertiefung,  Grube;  Gefäng- 

niss;  —  he  krupt  in  (od.  dür)  't  lok ;  — 
'u  lok  in  de  kop  od.  de  dik,  in  de  mür  etc. ; 

—  lok  in  't  klöd ;  —  timmermans  lok  (Zim- 
mermanns Loch,  bz.  die  Thüre) ;  —  he  sitt 

25  in  't  lok  (Gefängniss)  ;  du  kumst  in  't  lok. 

—  Redensart:  ik  se  di  d'r  nog  'n  lok  mit 
in  de  kop  (ich  sehe  dir  daraus  noch  viele 
Schwierigkeiten  erwachsen ,  weissage  dir 
nichts  Gutes,  wenn  du    dich    damit  befasst 

30  etc.).  —  Nid.  loch,  lok;  mnld.,  mfläm.  loch, 
lock ;  nd.  lok  (Loch ,  foramen) ;  afries., 
mofries.  lok  (Schluss,  Verschluss,  Riegel) ; 
ags.  loc  (repagulum ,  septum ,  claustrum), 
loca    (dausura,    carcer) ;    aengl.    loc,    lok; 

35  engl,  lock  (Schluss,  Verschluss,  Schleuse, 
Wehr,  Schlussbrett;  das  Um-  u.  Einschliessen 
etc.) ;  an.  lok  (Schluss,  Beschluss,  Ende ; 
Verschluss,  Deckel),  loka  (Verschluss,  Rie- 
gel) ;    norw.  lok ;    schwed.    lock ;    dän.   laag 

40  (Verschluss,  Deckel);  ahd.  loh,  loch  (Plur. 
loh  M.  locher,  auch  luhhir,  lucher);  mhd. 
loch  (Verschluss ;  Versteck;  Höhle,  Grube, 
S[)alt,  Oeffnung,  Loch).  —  Davon  afranz. 
loc,  abgeleitet  nfranz.  loquet,  Hai.  lucchetto 

45  (Schloss,  Vorlegeschloss).  Mit  goth.  luks  in 
usluks  (reclusio,  Oeffnung  od.  eigentl.  toohl 
Er  schluss,  Erschliessung,  Auf- 
schluss,  Aufschliessung)  zu  lukan 
od.  lükan  =  ahd.   lulihan  (schliessen),    icie 

50  ahd.  biloli,  bloh,  bloch  (cf.  blök)  zu  biluhhan, 
^vorüber   Weiteres  unter  luke  u.  luken. 

2.  lok  od.  lokke  (Plur.  lokken).  Locke, 
Haarlocke.  —  Nid.  lok;  mnld.  locke;  afries. 
lok ;    icfries.   lock ;    as.    lock,    Plur.    locka 

55  (capillos);  ags.  loce,  loc;  aengl.  loc;  engl. 
lock;  an.  lokkr;  norw.  lokk;  schwed.  lock; 
dän.  lok;  ahd.  loc,  loch  ;  mhd.  loc  (cincinnus, 
capillus,  cirrus,  Hoccus).  —  Es  bedeutete 
urspr.  wohl  nur  einen  Büschel,    Busch    od. 

GO  einen    Bündel,    Haarbündel    etc.    u.    gehört 


LOK  527                           LOKKER 

dieses  Wort  vielleicht   ebenso  wie  1  lok  zu  gleicht  man  das  Verb,  froh  -locken  u.  dass 

lukaa    (schliessen,    zusammenschliessen    od.  locken   hier  die  Bedtg.:  rufen  od.  jubeln, 

susammenmachen,  dicht  machen,  fest  machen,  singen  od.   Töne  u.  Laute  machen  hat  u. 

verbinden,    vereinigen,    sodass    es    ei)ie   ge-  dass  das  Locken  auch  darin  besteht,  dass  ein 

schlossene   od.   in   sich   verbundene  Anzahl  5  Thier  od.  Mensch    laute   u.  frohe    od.  lieb- 

od.  einen  Bündel  u.  Büschel  (cf.  engl,  lock  liehe    u.    schmeichlerische    Töne    von    sich 

auch  in  der  Bedtg. :  Heubündel,  Fliess,  Busch,  giebt    od.    laut  werden  lässt  u.  ausstösst    u. 

Schopf  etc.,  neben  der  von  Locke)  von  einer  dadurch  Anderes  zu  sich  heranlockt   (man 

Anzahl  von  Haaren    bezeichnete,   wie    aucli  lockt    die    Hunde    auch    durch    Flöten    od. 

ja  eine  Flocke   eine  kleinere  od.  grössere  10  Hufen  etc.),    sowie  ferner  auch,    dass   das 

Menge     eines    zusammengeballten     leichten  Verb,  holen  auch  urspr.  die  Bedtg.:  rufen, 

Stoffes    ist.      Bemerkt    sei    indessen ,    dass  nennen  etc.  (cf.  halen)  hatte,  so  ist  es  wohl 

Fick  (111,374)  es  zu  lukaa  in  der  Bedtg.:  zweifellos,    dass   die  für  lokken   od.  urspr. 

biegen,  krümmen,  zusammenbiegen  etc.  stellt,  wohl  lok-jau,    lukjaii  anzusetzende  germ.  y 

woraus  sichnachihm  dieBedtg.:  schliessen  15  luk  von  Hause  aus  ein  Schallwort  od.  eine 

etc.  entwickelt  haben  soll.  Schallwurzel  ist,  die  idg.  rüg  lautete  u.  eine 

1.  lok,  Brüter,  von  luken.  Weiterbildung  von  ru  (sonare,  clamare,  cre- 

2.  lok,  Lauch.  =  Compos.:  knüf-,  liüs-,  pitare  etc.,  cf.  skr.  ruta,  Gebrüll,  Geschrei, 
snidt-lök.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  look  Gesang  etc. ;  rava,  Gebrüll,  Gedröhn,  Ge- 
(allium,  poiTum,  porrum  capitatum,  arici-  20  schrei,  Gesumme,  Gesang,  Laut  od.  Ton 
nuin);  wfries.  losLcke;  nfries.  (Out zeti)  luk;  überhaupt  etc.,  sowie  weiter  auch  singen 
ags. lQi,c\  ae«</Z.  leac;  engl,  leok;  an.  laiikr;  in  der  Bedtg.:  knistern  od.  rauschen, 
norw.  lauk;  schwed.  lok;  dän.  log;  ahd.  sausen  etc.  von  der  Flamme,  dem  kochenden 
louh,  lauh,  louch ;  jHÄd  louch  (porrum,  cepa).  Wasser)    ist.     Zu   der  j/  lug    stellt    Fick 

—  'Nach  Fick  (III,  260)  soll  dieses  Wort  25  (11.  655)  ausser  aas.  loccjau,  ahd.  lochöu 
auf  die  Bedtg.:  biegen,  krümmen  etc.  der  etc.  (fordern,  locken,  schmeicheln,  ergötzen) 
y  luk  (s.  unter  2  lok)  zurückgehen  u.  also  auch  lett.  lugt  (bitten  od.  auffordern),  wüh- 
etwas  Gebogenes  od.  Gekrümmtes  rend  er  dabei  zugleich  auf  lit.  lugnas  (bieg- 
bezeichnen. Wahrscheinlicher  ist  es  indessen,  sam)  verweist,  welches  indessen  ebenso  tvie 
dass  dieses  Wort  nicht  direct  von  der  y  30  lok  (Loch)  u.  lok  (Locke)  zu  der  y  lug, 
luk,  sondern  vielmehr  vom  Präter.  louh,  rüg  in  der  Bedtg. :  brechen,  knicken,  biegen 
lök des  Verb.lühha,ü,luch3iü,lükaa (schliessen,  etc.  (s.  Weiteres  unter  2  luken)  gehört, 
zusammenschliessen  etc.,  cf.  1  lok)  fortge-  Wegen  der  Schallwurzel  lug  aus  rüg  vergl. 
bildet  ist  u.  in  der  urspr.  Bedtg. :  Ztoiebel  nun  aber  weiter  Alles,  was  Fick  in  I,  744 
od.  Ztviebel- Gewächs  ein  geschlossenes  35  unter  rüg,  bz.  II,  211  unter  1  u.  2  rüg  zu 
od.  zusammengeschlossenes  Etwas  dieser  aus  vn  erweiterten  Schallwurzel  stellt, 
bezeichnet.  loobei  ich  mich  beim   Vergleich   des  Schall- 

loken,    laken,    part.  praet.   von   luken,  Stammes   knak   od.  knik   nicht   der  Ansicht 

ziehen,  reissen  etc.  enthalten  kann,  dass  die  alte  y  ru  aus  der 

\.  lok.k&n,lochen,  ein  Loch  worein  schlagen  40  Bedtg.:   sonare,    crepitare    aucfi    die    von: 

od.  bohren.  —  Zu  1  lok.  reissen,  spalten,  brechen,  knicken,  krümmen 

2.  lokken,    locken;    —    he    lokt   hum   't  etc.  entwickelte  u.  dass  auch  die  y  skr.  riij 

geld  üt  de  taske;  —  de  klukhenne  lokt  hör  od.  rüg  (brechen,  spalten  etc.,  cf.  bei  Bopp 

kiikens ;    —    he  lokt  de  hund    mit  sük    od.  in  seinem  Gloss.  com}).,  pag.  323  die  y  rüg 

na  sük  to ;  —  he  hed  hum  d'r  henlokt ;  —  45  «.  dazu  Weiteres  unter  2  luken)  eine  blosse 

in  't  net  od.  in  de  falle  lokken  ;  —  he  lokde  Weiterbildung    von   ru    (sonare ,    crepitare, 

dat  d'r  üt    (z.  B.   ein  Geheimniss) ;    —    ik  strepere,  clamare  etc.)  ist,  bz.  dass  die  y  ru, 

wil  sen,   of  ik  hum  net  ütlokken  (ausholen,  lu  (spalten,  trennen,  lösen,  cf.  lös  etc.)  die- 

aushören   u.    seines    Geheimnisses    habhaft  selbe  ist,  wie  ru,  lu  (sonare  etc.) 

werden)  kan;  —  ferlokken  (verführen,  ver-  50       1.  lokker,    Locker,    Person  die  lockt;  — 

leiten  etc.) ;  —  anlokken  (an  sich  holen  od.  ferlokker.  Verlocker,  Verleiter,  Verführer  etc. 

ziehen  etc.).  —  Davon:   lok-änt,  —  lok-äs,  2.  lokker,    locker,    lose,    unfest,   undicht, 

—  lok-  od.  lokkel-bröd,  —  lok-fink,  —  lok-  porös  etc. ;  —  he  lett  net  lokker ;  —  lokker 
fSgel,  —  lok-düfe  etc.,  —  lokking,  —  fer-  läfen.  —  Nd.  Schambach,  Dähnert 
lokking  etc.  —  Nd.,  nid.,  mnld.,  mfläm.  65  etc.)  lucker  od.  lukker,  lokker  (locker,  un- 
lokken  od.  locken ;  wfries.  lockjen ;  ags.  fest ,  porös ,  schwammicht  etc.) ;  Schweiz. 
loccjan ;  an.,  isl.,  norw.  lokka ;  schwed.  lucker  (lax,  milde,  zu  lind,  fahrlässig  etc.). 
locka ;  dän.  lokke ;  ahd.  lokon,  lochon,  Es  ist  Weiterbildung  von  einem  älteren 
locchön,  lokken,  locchen;  mhd.  locken  u.  mnZ^Z.  ('Ä'tl.^  lack  (laxus,  flaccidus,  fungosna); 
ahd.  lucchen;  mhd.  Kicken,  lücken.  —    Ver-  60  md.,  mhd.  lücke,  lück,  lugge,  luck  etc.,  was 


LOEKS 


LOMIG 


nach  muhl.  luggherigh  (cf.  KU.)  dasselbe 
Wort  icie  unser  lug  (s.  d.)  zu  sein  scheint. 
WahrscJie in! icher     indessen    gehört    es    mit 

1  lok  (/.  nhd.  Ijiicke  (s.  unter  luke)  zu 
der  l    luk,  b:.  liik  (frangere  etc.),    *•.  unter 

2  Ulken. 

lüks,  ein  langer  schloffer  unbeholfener 
trüger  3Icnsch,  grosser  Tölpel,  fauler  Hekel, 
Schlapps  etc. ;  —  barg'  iltii  beneii  du  lOks, 
dat  man  d'r  net  afer  fald ;  —  't  is  so  'n  regten 
langen  ITtks  fan  'n  fent.  —  Nd.  (Scham- 
bach) lOks  (Faulenzer,  Tagedieb).  —  Es 
gehört  wohl  mit  nd.  (Schambach)  loken 
(aus  Trägheit  langsam  u.  schwerfällig  gehen, 
hinken,  humpeln)  zu  einem  Adv.  luk  (matt, 
schlaff,  träge,  müde  etc.),  tvas  mit  )dd.  lenk 
(matt,  jlau,  schwach,  lau,  gleichgültig  etc.) 
ident.  ist  u.  nach  der  von  v.  Dale  neben 
leuks  angeführten  Form  lukcs,  bz.  nach 
unserm  rOk,  nid.  renk  =  nhd.  ruch  (in 
Geruch)  ein  ahd.,  mhd.  lurh  voraussetzt. 
Dieses  lach  selbst  könnte  )iun  aber  wohl 
wieder  dasselbe  ]Vort  sein,  wie  das  unter 
2  lokker  erwähnte  mnld.  liick  u.  das  auch 
wohl  aus  lui'h  entstandene  mhd.  Ings^e,  Uick 
(laxus,  flaccidus  etc.)  wonach  dann  auch 
löks  ebensowohl  wie  2  lokker  mit  unserm 
lug  conne.v  sein  dürfte,  falls  es  in  der 
Bedtg.:  debilis  etc.  nicht  etwa  zur  y  luk, 
lug  (frangere  etc.,  s.  unter  2  luken)  gehört. 
Vergl.  tndc.<>sen   Weiteres  unter  3  liik. 

Lokuard  od.  Lö([uur(l,  ein  grösseres  Kirch- 
dorf (k-Arklög)  in  der  krumhörn,  nordwestlich 
von  Emden.  Früher  hiess  es  (cf.  ostfr. 
Urkundenb.  von  Dr.  Fr iedlaender,  Nr. 
153)  Lachwerth  u.  (cf.  Index  bonorum  etc. 
Monast.  Werdin.  von  W.  ('r  eceiius) 
Lacuurdh,  dessen  erster  Theil  tvohl  dasselbe 
Wort  %vie  nhd.  Lache;  and.  laca;  ags. 
lac;  lat.VACWi  (cf.  Wcigand)  ist,  während 
uurdh,  l)Z.  wurdli  dasselbe  Wort  wie  afries. 
•wurth  in  wurtli-saten  (jetzt  Name  des  Landes 
Wtirsten)  ist,  loorüber  Weiteres  unter 
wirde,  wörde.  Die  Bedtg.  von  Lac-uurdli 
od.  Lökward  ist  demnach  wohl  See-  od. 
Sumpf- Lisel,  bz.  Anhöhe  od.  Werder  am 
od.  im  See  od.  Sumpf  u.  so  später  auch 
See-  od.  Sumpf-Dorf,  See-Ansiedlung  etc., 
weil  eben  diese  Anhöhen  od.  wurthen,  wirden, 
■worden  hier  überall  die  Ansicdlungs-  u. 
Wohnstätten  unserer  noch  nicht  durch 
Deiche  von  den  Meeresüberschwemmungen 
geschützten   Vorfahren  waren. 

loUeu,  laut  sumsen  od.  ein  unarticulirtes 
dumpflönendes  lärmendes  Geschrei  machen, 
ohne  Worte  od.  unverständlich  od.  schlecht 
u.  unangenelim  si)igcn,  heulen,  schreiend 
weinen  etc. ;  —  he  Jöpt  de  ganse  dag  dort 
't  hüs  to  lollen ;  —  loll'  dog  net  so,  du 
bliksems  junge.  —  Nid.  lollen,  lullen  (grollen, 


krollen,  niaauwen  als  de  katten ;  onregel- 
matig  schreeuwen);  mnld.,  mfläm.,  mnd. 
lollen,  lullen  (mnssare,  nuissitare,  niutire, 
nunieros  non  verba  ranere,  sonum  iniltari) ; 
5  aengl.  S  trat  mann)  lollen  ti.  lullin;  engl. 
lull;  nhd.  lullen  (leise  tönen  od.  singen, 
z.  B.  um  Kinder  einzuschläfern).  Von 
einem  Stamm  mnld.  lol,  hil  (ratio  harmo- 
iiica,  numeros  carmiuis,  teuor,  bz.  Ton,  Klang, 

10  Schall  etc.),  der  tvold  auf  eine  ron  der  y 
hl,  urspr.  ru  (schreien,  brüllen,  sumsen  etc., 
cf.  Fick  I,  742)  gebildete  redupl.  Grdform 
lu-hi,  bz.  ru-ru  zurückgeht,  wie  auch  .s/iT. 
riiru  (capreae  genus)    u.  das  Intrans.  roru, 

15  roniya  (heftig  bridlen  etc.)  durch  liedupl. 
der  y  ru  gebildet  ist.  Dass  aber  lollen, 
lullen  auch  ebenso  wie  mnld.  lellen  (lallare) 
ein  blosses  ablautendes  lallen  (cf.  loeqen 
lallare  etc.    bei   Fick  IT,  214    unter  2'la) 

20  sein  kann,  ivie  auch  ru  u.  hi  blosse  Ablaute 
von  ra  u.  la  sind,  sei  hier  noch  beiläufig 
erwälint.  —  Zu  lollen  etc.  gehört  das  mnd. 
lolle-  od.  hiUe-broder,  bz.  das  mhd.  (Le.cer) 
od.  md.  lolhart,  lollhard  etc. 

25  löui,  gelähmt,  steif,  hinkend,  gebrechlich, 
ermüdet,  matt,  müde,  flau,  ermattend,  er- 
schlaffend, lähmend  etc. ;  —  dat  i)erd  is  löm 
(gelähmt  u.  steif  etc.)  un  kan  hast  net  iner 
gän;  —  ik  biin  net  so  löm    (matt,  müde  u. 

30  schwer  in  den  Beinen)  as  'n  hiind;  —  ik 
bün  so  löm  in  de  beuen,  dat  ik  hast  net 
gän  of  stän  kan ;  —  dat  perd  lüpt  so  löm 
(müde,  langsam,  träge,  schwerfidlig  etc), 
dat  man  d'r  hei  net  mit  fiirgels  kamen  kan ; 

35  —  't  is  fau  dage  sük  löm  wör  (schwüles, 
müde  u.  matt  machendes,  erschlaffendes  od. 
flaues  slilkcarmes  Wetter),  dat  man  hei  gen 
last  bed  um  wat  to  dön.  —  Nid.  looni ; 
mnld.  lome;  norw.  laam;  schwcd.  lomig.  — 

40  Wohl  aus  dem  Prätcr.  löm,  luoni  von  as. 
lamöu,  b:.  ahd.  laman  (cf.  lamen)  entstanden, 
wie  auch  unser  lömen  u.  schwed.  loma  (die 
Beine  schleppen  etc);  mhd.  luomen  (er- 
schlaffen, ermatten)  etc.  u.  ahd.  luomi  (sehlaff, 

45  nachgiebig  etc.,  cf.  bei  Weigand  etc. 

lome,  Innimc,  lum,  Lohme ,  Folaroüe, 
Ententaucher  (colymbiis  arcticus  od.  septen- 
trionalis).  —  iVW.  lom;  engl,  loom;  schwed. 
lomm ;    norw.  lom ;    an.  lömr.  —  Da  dieser 

50  Vogel  zu  einem  gewöhnlichen  Gange  u.  sogar 
zum  Stehen  unfähig  ist  u.  nur  rutschen 
kann  (cf.  Brehm,  Thierleben,  IV,  '.)45)  so 
hat  derselbe  wohl  seinen  Namen  daher,  weil 
er  löm  ist  u.  geht. 

55  lomen,  gelähmt  sein,  steif  sein,  hinken, 
gebrechlich  u.  matt  etc.  gehen  etc. ;  —  dat 
jicrd  lömd  ;  —  he  fangd  an  to  lömen  (zu 
hi)iken  od.  gebrechlich  u.  matt  zu  gehen  etc.). 
—  Zu  löm. 

60      lümig,  müdig,  matt,  schwerfidlig  etc.,  s.  löm. 


LOMIGHEID  529  LOERE  LOER 

lumigheid,  Müdigkeit,  Mattigkeit  etc.  faren,   as  junk  faren  un  old  löpen;  —  wat 

Ion,  s.  lonne.  man  net  holden  kan,  mut  man  löpen  laten ; 

Ion,  Lohn,  Vergeltung  nach  Verdienst  od.  —   lät  de  budel  löpeu,   od.   riten   etc.    — 

das  was  ein  Jemand  verdient,  Entschädigung  Compos. :  an-,  of-,  bc-,  fer-,  in-,  um-  u.  up- 

od.  Gabe,   Geldentschädigung  für  eine  Lei-  5  löpen  u.  zwar  Letzteres  hauptsächlich  in  der 

stung  od.  Arbeit  etc.  —  Davon  Dimin.  löntje  Bedtg. :   an-  od.  aufschiveUen,    dick  werden 

im  Sprichw. :  böntje  krigt  stn  löntje.  —  Nd.,  etc.,  sowie  auch   in    der   von :   aufbrausen, 

nid.,  mnld.,  mfläin.,  mnd.,  as.  loon  od.  lön;  heftig  od.  zornig  werden  etc.  —  Nd.,  mnd., 

afries.  län ;  wfries.  lean ;  nfries.,  helg.  luan  ;  nid.,  mnld.  loopen  od.  löpen ,   afries.  hläpa, 

satl.  Ion;  ags.  leän;  aengl.  lean;    an.  laun;  10  läpa,  hliapa   (blep,    hliop) ;   wfries.  Ijeappe; 

norw.,  schwed.,  dän.  lön ;   goth.  laun  ;    ahd.  nfries.   lüpe ;   satl.   löpe ;    loang.   löp ;    helg. 

Ion,  laon  ;  mhd.  lön.  —  Es  gehört  mit  1  le  löpe;  rts.  hlöpan;  a^s.  bleapan;  aew^/Z.  hleapen, 

u.  lös  etc.  zu  der  y  lu,  urspr.  ru  (spalten,  leapen;  engl,  leap;  an.  hlaupa;  nono.  laupa; 

reissen,  trennen,  theilen,  abgeben  etc.)  u.be-  sc/iwecZ.  löpa ;  da«,  lobe;  ^oi/i.  hlaupan;  ahd. 

deutet  urspr.  soviel  als  Theil  od.  Antheil  15  hlaufan,    laufan,    loufan,    loufeu    (liuf,    Hof, 

von  Etwas,  bz.  Theil,  Stück  od.  Gabe,  das  liaf,  lief) ;   mhd.  loufen.  —   Wegen  des  Zu- 

od.  die  man  Jemandem  zutheilt  u.   abgiebt,  sammenhanges   mit   griech.    krap,    karp    in 

bz.  Stück  u.  Beute  od.  Antheil  der  Jemandem  karp-alimos    u.  kraipnös   (schnell)    u.  kalpe 

zufällt  u.  zukommt.  (Trab)  etc.,    cf.  G.  Curtius,  143,  Nr.  41, 

lone,  s.  lane.  20  tvobei  zu  erwähnen  ist,  dass  karp  wohl  durch 

löne,  15n,  Lehne,  Stütze;  s.  läne.  p  von  kar,   später  kur    (sich  bewegen    etc.) 

lÖnen,  lehnen,  stützen  etc.  —  Nid.  leunen.  als  der  y  von  gall,    lat.   carrus   u.  currus, 

—  Davon:  gelöne,  Gelehne,  Gestütze  etc.  currere  etc.  fortgebildet  lourde. 

Ionen,   lohnen;  —   he  lönd  sin  folk  man  loper,    Lauf  er,    Läufer,  Benner,    bz.  ein 

siegt ;  —  dat  lönt  sük  de  meite  (Mühe)  net;  25  Etivas  (Mensch,  Thier,  Ding  etc.)  tvas  läuft 

—  dat  wil  net  regt  Ionen  (nicht  Bechtes  ab-  od.  sich  betvegt,  geht,  rennt  etc. ;  —  Compos.  : 
loerfen  od.  austhun  etc.).  hard-löper    (Schnell-Läufer ,     Schnelltraber 

lonne,  lönne,  Ion,  lön,   Koppel,   Koppel-  etc.) ;  —  swerd-löper  (Schwertläufer,  bz.  das 

stock,  Stock  od.  Stange  womit  das  Vieh  an-  zum   sog.   Schwert    des    Schiffes   gehörende 

einander  gekoppelt  od.  verbunden  wird.    —  30  Tauwerk,   worin   dasselbe  läuft,    bz.  womit 

S.  tveiter :  dasselbe   auf-    u.  niedergelassen   wird);   — 

lonnen,  lünnen,  koppeln,  zusammenkoppeln  löper  in  einer  Mühle  ist  a)  das  grosse  Bad, 

od.  zusammenketten.  —  Stammt  es  vielleicht  ^üelches   um  den  sog.  könig  sitzt  u.    b)  das 

(cf.  fries.  lond  =:  land,  —  mon  =  man  etc.)  kleine  Bad  oben  um  das  sog.  spil,  wodurch 

von  mhd.  \a.üne,\an  (Kette,  auch  als  Schmuck);  35  der  Mahlstein  vermittelst  des  grossen  löpers 

mnd.  (Seh.  u.  L.)  lanne   (Kette  od.  Gürtel  in  Bewegung  gesetzt  wird. 

aus   einzelnen   Stäbchen    od.    Gliedern  ge-  löpj«,  lopke,  löpken,  scherzh. :  Erzählung, 

macht   od.    aus   Metallblech   getrieben,    od.  Märchen, Erdichtung, dichterischeErfindung, 

urspr.:  Stange  od.  Blatt  von  Metall,  lamina)?  Lüge  etc.;  —  d'r  gän  allerhand  löpjes  (od. 

lönstol,  Lehnstuhl.  —  Nid.  leunstoel.  40  löpkes  etc.)   dör   de  weit ;   —    dat  sunt  all' 

löp,   Lauf,  Gang,  Bewegung  etc. ;    Gang,  man  löpkes,  wärfan  man  net  wet  of  se  war 

Weg  etc.;  —  lie  nam  'n  löp  (od.  tolöp)  un  sunt  ofnet;  —  he  wet  altid  allerhand  löpjes 

Sprung  d'r  afer ;  —  he  is  up  de  löp ;  —  he  to  fertellen.  —    Es  ist  das  Dimin.  von  löp 

hed  dar  sin  löp ;  —  't  is  all'  in  (od.  up)  de  (Lauf,  Gang,  Beivegung  etc.)  u.  also  loörtl. 

löp;  —  't  geid  all'  in  d'  löp    (es  geht  alles  45  soviel  als  Läuf  chen  od.  ein  Etivas  welches 

weg  od.   verloren) ;   —   he  hed  'n  dügtigen  sich  loohin  beivegt   od.  zieht,    bz.  durch  die 

löp   mäkt ;   —   de   löp   fan   't   water   etc. ;  Welt   hinbeioegt   od.   unter   den   Menschen 

—  de  löp   fan  't  gewer.    —    Ferner  auch:  umläuft  od.  umgeht  u.  erzählt  loird. 
Diarrhöe,  Durchfall,    Buhr ;  —  he  hed  de  löpTg,   in   för-    od.    wid-löpig,    vor-   od. 
löp ;  —  de  rode  löp  (rothe  Buhr) ;  —  Nd.,  50  weitläufig. 

nid.  loop;    afries.  hlep;   wfries.  Ijeap;   ags.  löpsk,  löpsk,  zum  Laufen  u.  Bennen  od. 

hlyp ;  an.  hlaup ;  dän.  lob ;  ahd.  louf,  louph ;  Fortlaufen,  Durchgehen  geneigt,  bz.  läufisch, 

mhd.  louf  (Lauf,  Sprung  etc.).  —  cf.  weiter :  rennisch  od.  rennerisch,  flüchtig,  tvild  etc. ; 

löpen  (lope,  löpst,  löpt  etc. ;  —  lep,  lepst  —  dat  wicht  (Mädchen)  is  mi  föls  to  löpsk ; 
etc. ;  —  löpen),  laufen,  rennen,  rinnen  etc.  55  —  löpske  wichter   un   perde   sunt  kwäd  to 

—  Bedensart.   u.  Sprichw.:  he   löpt  as   'n  holden;   —  fig.  auch:   brünstig   z.  B.  von 
hase;    —   he  wet  d'r  up  to  löpen;  —    löp'  Hunden. 

an  de  pumpe   od.    an  de  man   etc. ;    —    he  18re  od.  lör,  ein  abgetrenntes,  abgespaltenes, 

löpt  as  wen  he  up  eier  geid ;  —  junk  faren,  abgerissenes    od.   zertrenntes  u.   zertheiltes, 

old  löpen,  od.  auch :  beter  junk  löpen  un  old  60  zerrissenes,  zerfetztes  Etwas ;  Fetze,  Lumpe 

J.  ten  Doornkaat  Eoolman.    Wörterbuch.    II.  34. 


LOERE  LOER 


530 


LOEREN 


od.  Abfall,  kleines  Stück  etc.,  Brocke  etc. 
od.  ein  kleines  nichtiges  icerthloses  gering- 
fügiges Etwas,  ein  Nichts  etc.;  —  he  lied 
niks  as  läppen  im  lören  (Lappen  u.  Fetzen) 
in  de  käste;  —  de  jBde  brogde  mi  niks  as 
emer  lappeu  im  ISrcn  (Lappen  u.  Abfälle 
od.  kleine  Stücke),  war  gen  en  god  stük  flcs 
manken  was.  —  Daher:  to  lür  (od.  15re) 
maken  (zu  Abfall  od.  Brocken,  bz.  zu  Nichts 
machen  etc.  «.  so  auch:  fig.  zu  Nichte 
machen,  zu  Schanden  machen,  verderben 
etc.) ;  —  he  mok  dat  to  15r  (er  machte  das 
zu  Nichte,  bz.  zu  einem  Nichts  od.  einem 
nichtigen  n.  verfehlten  Etwas,  machte  dass 
Nichts  davon  heraus  kam,  verdarb  ii.  ver- 
hinderte das,  z.  B.  einen  Plan  od.  einen 
Anschlag,  ein  Unternehmen,  eine  Speculation 
etc.);  —  to  lör  (od.  lOre)  stellen  (in  den 
Erwartungen  u.  Hoffnungen  täuschen,  sie 
zu  Nichts  od.  zu  Nichte  machen  etc.,  od. 
wörtl.  wohl  Etwas  zu  od.  in  u.  auf  das 
Niveau  von  Nichts  stellen  u.  setzen  od. 
bringen  etc.);  —  lie  steld  min  ferwachtingen 
gans  to  l(^r  (er  stellt  od.  setzt  meine  Er- 
tcartungen  auf  Nichts  herunter,  reducirt  sie 
auf  ein  Nichts,  macht  sie  zu  Nichte  od.  zu 
Schanden,  täuscht  od.  betrügt  mich  sehr  in 
meinen  Erwartungen  u.  Hoffnungen  etc.); 
—  he  is  gans  to  lör  steld  (er  ist  ganz  ti. 
vollständig  in  seinen  Erwartungen  «.  Hoff- 
nungen betrogen,  bz.  alle  .seine  Erwartungen 
u.  Hoffnungen  sind  zu  Nichte  gemacht  n. 
zu  Schanden  geivorden) ;  —  to  lOr  gän  (zu 
Nichte  gehen,  kaput  gehen,  verloren  gehen, 
verderben,  verkommen  etc.);  —  de  hele  budel 
is  to  lör  gän ;  —  't  gcid  all'  to  lör,  wat  he 
deid  un  undernimd.  —  Nid.  (cf.  bei  v. 
Dale  2  u.  3  leur  ?/.  loor)  leur  (lomp,  vod, 
prul ;  beuzeling,  nietigheid)  u.  Iciir,  loor 
(te  lour  of  te  loor  stellen ;  —  te  leur  of  te 
loor  komen  ;  —  te  leur  of  te  loor  gaan)  etc. 
Ki  lian  nimmt  an,  dass  das  mfläm.  Icure, 
leuren  (ravauderie;  chose  de  petite  valeur), 
lore,  leure  in  der  Bedtg. :  res  parvi  valoris, 
merx  frivola;  tricae,  res  frivolae,  res  uihili, 
nugae  dasselbe  Wort  sei,  wie  das  aus  lat. 
lora  entstandene  u.  entlehnte  mnld.,  mfläm. 
lore,  leure;  ahd.  Iura;  mhd.  Iure;  nhd. 
Lauer  (Nach-  od.  Tresterwein  etc.)  u.  also 
hievon  in  die  obige  Bedtg. :  res  parvi  va- 
Inris  etc.  übergegangen  sei.  Dagegen  stellt 
er  die  Bedensart:  te  lore  od.  te  leure  stellen 
(er  übersetzt  sie  mit:  illicerc,  inescare  et 
frustrare,  decipere)  zu  lore,  leure,  bz.  loeyer, 
luder  od.  anld.  loedcr  (illecei)ra,  redamato- 
rium,  revocatorium  accipitrum  ;  instrumentum 
quo  accipitres  ad  escam  propositam  invi- 
tantur  et  alliciuntur,  illecebra  escae  etc.), 
deren  Formen  lore,  leure  wohl  mit  mnld. 
leren,  leuren  u.  franz.  leurer  (anlocken,  ver- 


führen, betrügen)  auf  das  mit  ital.  (cf. 
Diez,  I,  255)  logoro ,  a franz.  loitre  aus 
7nhd.  luoder  od.  ahd.  luodara  (cf.  luder) 
entstandene  franz.  leurre,  j^fov.  loire,  engl. 
5  Iure  (Stück  I.,eder,  um  den  Falken  damit 
zurückzulocken)  zurückgehen,  während  die 
mnld.  Form  loeyer  aus  der  mit  mhd.  luoder 
u.  nhd.  Luder  ident.  Form  loeder  (cf.  nid. 
moeijen  =  nJid.  müden,    bz.    unser   mBje 

10  =  müde  u.  tinscr  meicn,  raoien)  erweicJit  ist 
u.  entstand.  Ob  nun  aber  mnld.  lore,  leure 
in  der  Bedtg. :  res  parvi  valoris  etc.  wirk- 
lich dasselbe  Wort  ist  wie  das  aus  lat.  lora 
entstandene  lore,   leure    (Nachwci)t  etc.,   s. 

15  oben)  u.  in  der  Redensart:  te  leur  stellen 
(cf.  oben  auch  die  Redensart :  te  leur  komen, 

—  te  leur  gaan  etc.,  bz.  bei  uns  auch  die 
von:  to  lor  maken)  wieder  mit  lore,  leure 
(illecebra  etc.),   bz.  nhd.  Jjuder    (cf.  Iftder 

20  auch  in  der  Bedtg. :  schlechter  gemeiner 
Kerl,  Ljumpenkerl  etc.)  ident.  ist,  ist  doch 
sehr  fraglich,  zumal  da  die  Bedtg. :  Fetzen 
etc.  sich  auch  aus  der  von  :  Streifen,  Wickel, 
Windel,  Stück  Band  od.  Tuch,  Lappen  ent- 

25  joickeln  konnte  u.  demnach  18re  in  der  Be- 
dtg. :  Fetzen,  lAimpen  etc.  auch  ebensowohl 
wie  unser  liire,  lür  (Windel)  ein  Contract. 
tjon  ahd.  ludara  (cunae,  cunabula  involu- 
mentum)    sein   kann,    worauf  auch  die  für 

30  älteres  loeder,  luder  stehenden  mnld.  Wörter 
loeyer,  luyer  (lorum,  loramentum,  vinculum 
etc.)  u.  loeyer,  luyer  (vodde,  flets,  bz.  linteum 
tritum  panniculus)  zurückgehen  u.  ivoraus 
auch   das  franz.  lodier   (wollene  Bettdecke) 

35  entstand,  falls  es  nicht  etwa  ebenso  ivie  lu- 
dara (cf.  3  löre)  selbst  auf  das  einfache 
ludo  (loses  grobes  Tuch  etc.)  zurückgeht, 
loobei  es  denn  für  afranz.  lodier  (Tauge- 
nichts) ivieder  zweifelhaft  ist,    ob   dies    aus 

40  ahd.  ludara  (lorum,  vinculum  etc.)  od.  atts 
ahd.  luodara,  mhd.  luoder,  nhd.  Luder  ent- 
stand. Ausser  Iure,  Iftr  in  allen  Bedtgn., 
soioie  2  lüder,  cf.  I  m.  2  ISren,  lötern,  ludder 
etc.  u.  liiren. 

45  1.  lüren,  a)  abfallen,  Abfälle  od.  Fetzen, 
iMppen,  Stücke,  Brocken,  Reste  zurücklassen 
od.  geben;  —  dar  lOrd  niks  fau  (da  fällt 
nichts  von  ab,  od.  giebt  es  keine  Reste,  da- 
von   bleibt    nichts    übrig    etc.,    z.  B.    Tuch, 

50  Lappen  für  den  Schneider  in  seine  Hölle, 
od.  Fleisch- I'etzen  %i.  Fleisch-  od.  Speisen- 
Reste  od.  sonst.  Brocken  od.  Gaben  für 
einen  Dienst,  einen  Armen  od.  einen  Bettler, 
einen  Hund   etc.);   —    is  d'r  6k  wat  lörd  ? 

55  (ist  da  auch  toas  abgefallen  od.  zurückge- 
blieben .^  —  hat  es  da  auch  was  für  dich 
abgegeben,  hast  du  auch  loas  erhalten  tc.  ist 
dabei  auch  was  für  dich  herausgekommen':')  ; 

—  wat  schal  dar  fan  so  'n  budel  wol  lörcn? 
60  (was  soll  da  von  einem  solchen  Handel  od. 


LOEREN 


5B1 


LOES-BANDIG 


einer  solchen  Geschichte  wohl  übrig  bleiben 
od.  herauskommen  ?) ;  —  b)  mit  Brocken  od. 
Kleinigkeiten ,  nichtsnutzigen  Sachen  u. 
Bedensartcn  abspeisen  u.  hinhalten,  Jemanden 
foppen,  narren  u.  täuschen,  ihn  betrügen  in 
seinen  Erwartungen  u.  Hoffnungen  etc. ;  — 
he  lörd  hum  wat.  —  cf.  nid.  (v.  Dale  etc.) 
leuren  (einen  Klein-  od.  Höker- Handel 
od.  auch  einen  Schleich-Handel  betreiben), 
lorren  (betrügen,  anführen),  lorrendraaijen 
(schmuggeln,  verstohlen  od.  heimlich  ein- 
schleichen etc.),  leiir-  od.  lorren  -  kramer 
(Lumpen- Kr ätner  od.  Lumpen- Händler)  etc. 
u.  Weiteres  unter  löre  «.  vergl.  auch  unser 
lüren  u.  lurrendreier. 

2.  lören ;  i.  q.  lötern ;  —  he  lörd  od. 
löterd  wat  herum. 

ISrere,  Kleinigkeit  etc.  =  klattere,  lum- 
pere  etc. ;  —  'n  ISrere  geld ;  —  mit  sükse 
lörereen  kan  'k  mi  net  ofgefen  im  upholden. 

—  Nid.  leurery.  —  Zu  löre. 

lörer,  laurer,  Lorbeer;  —  Phcr.  löreren, 
laureren  (Lorbeeren) ;  —  lorer-  od.  laurer- 
bladen;  —  lörer-  od.  laurer-krans  (Lorbeer- 
Kranz).  —  cf.  ahd.  lör  (in  lörperi,  lörbere, 
lörber  u.  lorpaum,  lorboum  etc.)  aus  lat. 
laurus. 

lork,  lörk,  Schelm,  Schuft,  Schurke, 
schlimmer  durchtriebener  Geselle  etc.;  — 
wat  deist  du  lork  dar  in  min  tun  ?  wilt  du 
dönner  wol  maken  dat  du  fürt  kumst?  — 
't  is  jo  'n  lork  fan  kerel.  —  Nd.  (Br.  Wb.) 
lork,  (Schütze)  lork,  lurk;  hess.  (Vilmar) 
lorcli,  lork,  Kröte;  hauptsächlich  aber  als 
Schim2'>fwoi't  gebraucht,  loie  auch  schwed. 
lurk,  tvelch  Letzteres  indessen  wohl  mit  an. 
lurkr,  lurks  (Prügel,  Knüppel),  norw.  lurk 
ident.  ist,  während  das  nd.  lork  (Kröte) 
wohl  dasselbe  Wort  wie  nhd.  Jjurch  od. 
Lurche  (kriechendes  od.  schleichendes 
krötenartiges  Thier)  ist.     cf.  lurken. 

lös,  Laos;  s.  lot. 

lös,  lös  (flect:  lösser,  loser;  —  lösseste, 
loseste),  los,  lose,  abgeschieden  od.  abgetrennt, 
nicht  fest,  ungebunden,  locker,  fr  ei,  ledig,  leer 
etc.;  —  't  sitt  al  lös;  lät  't  man,  du  brftkst  't 
net  mer  dörhauen ;  —  du  must  dat  lös  laten ; 

—  de  hud  sitt  d'r  lös  up  od.  umto ;  —  he 
is  lös  spraken ;  —  de  regen  sitt  so  lös,  dat 
't  al  regend  wen  d'r  man  'n  wulkje  an  de 
lücht  sitt;  —  lös  wer  (loses  od.  unfestes, 
unbeständiges ,  unzuverlässiges ,  regnichtes 
Wetter) ;  —  he  is  lös  kamen ;  —  he  löpt 
lös  (a.  frei  u.  unbehindert  etc.;  - —  b.  un- 
belastet u.  unbebürdet  etc.)  herum;  —  he 
geid  lös  herum;  —  he  hed  hum  lös  bunden; 

—  de  bom  steid  lös  in  de  grund ;  —  de 
appels  Sitten  so  lös  an  de  bom,  dat  se  man 
so  herundcr  fallen ,  wen  man  d'r  man  äfen 
anstödt ;  —  'n  lössen  (a,  loser,  lockerer,  leicht 


auseinander  fallender  etc.  u.  b.  ein  leerer, 
nichts  enthaltender  etc.)  grund  ;  —  he  is  sin 
geld  etc.  lös  od.  kwtt ;  —  lös  holt  (loses, 
lockeres,  poröses,  zveicJies,  leichtes  Holz) ;  — • 
5  'n  lös  schip  (a.  ein  Schiff,  welches  nicht  an- 
gebunden ist,  bz.  fest  sitzt  od.  fest  liegt;  — 
b.  ein  Schiff,  das  unbelastet  u.  leer  ist) ;  — 
't  hüs  steid  lös  (leer) ;  —  dat  fat  is  lös 
lopen;    —    mit  'n  lös  lif  is  kwäd  arbeiden; 

10  mit  lösse  banden  is  kwäd  häfkes  fangen;  — 
lösse  faten  dansen  am  mesten;  —  lösse 
Wagens  rummeln  am  dülsten;  —  wat  is  dar 
wol  lös  od.  lös?  dar  stän  je  so  'n  budel 
minsken  bi  'n  ander ;  —  nü  is  de  düfel  hei 

15  lös ;  —  he  fßrd  'n  lös  (loses,  lockeres,  leicht- 
fertiges) läfen ;  —  he  is  mi  föls  to  lös 
(schlimm,  listig,  schlau,  pfiffig,  gerieben) ;  — 
he  is  so  lös  as  'n  fos ;  —  he  is  'n  losen 
gut.  —  Sprichu). :  't  gifd  gen  loser  gödje  as 

20  minsken ,  man  kan  d'r  apen  (Affen)  mit 
fangen ;  —  ligt  land,  lose  lue ;  sware  klei, 
gräfe  ossen.  —  Bäthsel:  't  tüntje  (das 
Tönnchen,  bz.  das  Ei)  lag  up  de  bank,  — 
't  tüntje  ful   (fiel)   fan  de  bank;    d'r  is  gen 

25  so  'n  losen  (pfiffiger,  schlauer)  timmerman, 
de  dat  tüntje  wer  maken  kan.  —  Nd.  lös, 
los,  lös;  mnd.  lös,  los;  nid.,  mnld.  los,  loos; 
afries.  las ;  lofries.  leaz,  los ;  nfries.  Ins, 
luas ;    satl.    lös    od.    löz ;   wang.    lös ;    helg. 

30  los;  as.  lös  (los,  frei  etc.);  ags.  leäs  (liber, 
solutus,  vacuus,  expers,  fallax,  falsus,  men- 
dax);  aengl.  leas;  an.  lauss ;  norw.  laus; 
schiced.,  dän.  lös ;  ahd.,  mhd.  lös  (los,  nicht 
fest  etc.,  frei;  beraubt;  freigesprochen;  zueht- 

35  los;  harmlos;  fröhlich);  goth.  laus  (solutus, 
inanis,  vanus,  leer,  vergeblich,  nichtig).  — 
Das  dafür  anzusetzende  TJiema  lausa  ist 
vom  Präter.  laus,  lös,  leäs  von  goth.  liusan; 
as.,  ahd.  liosan;    ags.   leösan    etc.    als   dem 

40  Stammverb,  von  fraliusan  etc.  (verlieren,  cf. 
ferlesen)  fortgebildet  u.  da  dieses  die  sinnl. 
Bedtg. :  spaltete,  trennte  od.  hieb  u.  schlug 
ab  etc.  hat,  so  bezeichnet  lausa  od.  lös  dem- 
nach einen  Zustand,   wo  ein  Etioas  bereits 

45  getrennt  od.  gespalten,  bz.  von  einem  andern 
Etwas  abgetrennt  od.  abgespalten,  abgehauen, 
abgeschnitten  etc.  ist  u.  sonach  nicht  mehr 
fest  ist  od.  fest  sitzt,  wo  denn  aus  nicht 
mehr  fest  od.  unfest  neben  ungebunden,  un- 

50  gefesselt,  frei,  befreit  von,  leer  etc.  auch  die 
Bedtg. :  unzuverlässig,  falsch,  treulos,  be- 
trügerisch, listig,  schlau  etc.  hervorgingen. 

Bern.  Von  den  Compos.  mit  lös  u.  lös 
werden  hier   nur   die    bemerkenswerthesten 

55  aufgeführt: 

lös-bandig,  los  od.  frei  von  Banden  u. 
Fesseln,  bz.  kein  Band  habend,  nicht  mit 
einem  Band  od.  einer  Fessel  behaftet  etc., 
frei,  ungefesselt,  zügellos,  frei  u.  ungebunden, 

60  ungehemmt,  unbehindert  etc.;  —  de  hund 

34* 


LOES-BANDIGHEID 


532 


LOESJES 


löpt  lösbandig  herum  ;  —  lösbandige  (zügel- 
lose, freche  etc.)  jungens  ;  —  he  förd  'n  lös- 
bandig   (a.    zügellOftcs   ausf^chweifendes  etc.; 

—  b.  freies  eheloses)  lafen ;  —  he  liit'd  lös- 
bandig (frei  von  Ehebanden,  ehelos,  allein 
etc.)  för  sükhen;  —  datsteid  dar  lösbandig 
(unbefestigt,  nicht  fest  gebunden,  lose  etc.) 
hen ;  —  he  kwam  lösbandig  (ungehemmt,  bz. 
frei  H.  ohne  Last  od.  Bürde,  bz.  allein  etc.) 
wer  um;  —  ik  biiu  gans  löslvandig  (unbe- 
hindert, unbehelligt,  unbclästigt,  ungefährdet 
etc.)  nn  allön  na  luis  heu  kamen.  —  Nid. 
losbandig;  nd.  lösbandig. 

lüs-baiuligheid,  Zügellosigkeit ,  Zuclit- 
losigkeit. 

löse ,  Lose ,  loser  od.  lockerer  Zustand, 
Lockerheit,  Lockerung,  Freiheit,  freier  Be- 
wegungsraum, Raum,  Spielraum  etc.  —  d'r 
sitt  gen  löse  genug  in ;  —  du  nuist  dat  tau 
mer  löse  gefen;  —  du  must  de  junge  (od. 
de  perde)  mer  löse  laten,  anders  haud  he 
(bz.  hauen  se)  ligt  afer  de  strenge. 

löse,    Losungswort,   Losung,    Signal  etc. ; 

—  he  gaf  hum  de  löse;  —  geld  is  de  löse; 
Redensart. :  't  is  man  för  de  löse,  es  ist  nur 
für  die  Weise,  od.  für  den  Anstand,  für 
den  Schein  etc.,  bz.  um  die  Weise  od.  die 
Gewohnheit,  den  Gebrauch  (usus)  zu  begehen 
K.  zu  beachten,  der  Weise  od.  Gewohnheit 
des  Gebrauchs  od.  Anstandes  u.  Scheines 
halber;  —  he  deit  dat  mau  för  de  löse,  er 
thut  das  nur  für  den  Schein,  bz.  des  Ge- 
brauchs, Anstandes  u.  Scheines  halber;  — 
he  fragt  man  för  de  löse  od.  um  de  löse  to 
begän,  er  fragt  nur  für  den  ScJiein  od.  des 
Gebrauchs,  Anstandes  u.  Scheines  halber, 
bz.  tim  die  Gewohnheit  u.  den  Gebrauch  etc. 
zu  begehen.  —  Nid.   leus    (geld  is  de  leus; 

—  Redensart :  voor  de  leus,  Gewohnheits-, 
Gebrauchs-,  Anstands-,  Scheines-,  Scherzes- 
halber); mnld.  lose,  leuse ;  mnd.  lose  (I^o- 
sung,  Signal,  Losungswort,  Wort  tvelches 
als  Losung  gegeben  wird  od.  dient,  tessera, 
tessera  militaris,  symboluni,  bellicum  sym- 
bolum).  —  Es  gehört  mit  dem  aus  ahd. 
hlosunga  entstandenen  nhd.  Losung  (mili- 
tairischer  Erkennungsruf  etc.,  tessera  etc.) 
zum  ahd.  blosen,  losöu  ?/.  losön  (zuhören, 
hören,  horchen,  lauschen,  aufmerken),  welches 
mit  dem  gleichbedeutenden  ags.  hlosnian  ro» 
einer  aus  lilu  erweiterten  y  hlus  (wovon  as. 
hlust.  Gehör,  Gehörorgan;  Hören,  Aufhor- 
chen, Aufmerksamkeit  etc.)  stammt,  während 
die  y  hlu  sowohl  im  nhd.  J^eumund  (urspr. 
hliumunt  etc..  Ruf  etc.)  als  in  unscrm  lünink 
(s.  d.),  sowie  ferner  auch  in  lud  (laut), 
luden  u.  luden  (s.  d.)  steckt. 

1.  lösen,  losen,  das  Loos  ziehen  etc.;  s. 
lotten. 

2.  lösen,    los  u.  locker  machen,   Lose  u. 


Lockerung  geben,  lockern,  Raum  od.  Spiel- 
raum geben  etc. ;  —  du  must  dat  schip  wat 
lösen  ;  —  löse  dat  tau  wat  etc.  —  (/.  weiter 
das  folgende  lösen,  toomit  es  urspr.  tdent. 
5  ist,  sowie  auch  lössen. 

lösen,  lösen  od.  los  machen  etc.,  bz.  machen, 
dass  ein  Etwas  in  einen  abgespaltenen  od. 
getrennten  Zustand  (cf.  lös  am  Schlüsse) 
kijmmt  u.  gerätli  u.  die   Verbindung   u.  der 

10  Zusammenhang  von  Etivas  aufgehoben  wird ; 
daher  überhaupt:  spalten,  trennen,  sondern, 
auflösen,  zerlegen,  zcrtheilen  etc. ;  auf  u.  offen 
machen,  die  Verbindung  u.  den  Zusammen- 
hang aufheben    u.   so  auch  (ein  Etwas)  los 

15  od.  frei  machen,  entbinden,  entfesseln,  be- 
freien etc.;  —  de  liiul  lösd  (trennt,  scheidet, 
spaltet  etc.)  siik  d'r  of;  —  de  schille  wil 
siik  net  lösen  (trennen  od.  abtrennen,  ab- 
scheiden   etc.)    od.    siik  net  löseu    (trennen, 

20  scheiden,  abscheiden,  entfernen  etc.)  laten ; 
—  stenen  lösen  (Steine  losmachen  od.  los- 
brechen, herausbrechen  etc.);  —  dat  wil  sük 
net  in  water  lösen  od.  nplösen  ;  —  dat  tau 
I8sd  sük ;  —  löse  dat  band  d'r  of  (schneide  od. 

2.5  trenne,  scheide  das  Band  davon  ab)  ;  —  he 
I8sd  sin  banden  (er  trennt  seine  Hände  von- 
einander od.  auseinander,  bz.  er  macht  seine 
Hände  von  einander  frei,  od.  auch:  er 
macht  seine  Hände  frei) ;  —  ketten  un  banden 

30  lösen  (Ketten  u.  Banden  aufbrechen  od. 
offen  machen,  von  einander  machen,  spren- 
gen) ;  —  hum  iit  ketten  un  banden  lösen 
(frei  machen,  befreien,  erlösen,  lösen,  los- 
kaufen etc.);  —  de  körrcls  d'r  üt  lösen  (die 

35  Kerne  da  heraus  lösen  od.  herausstechen, 
aus  entfernen  etc.);  —  fragen,  upgafen, 
rädsels  etc.  lösen  od.  uplösen  (Fragen  etc. 
öffnen  od.  aufschliessen) ;  ■ —  geld  lösen 
(Geld  lä-icn  od.  los  u.  frei  machen  durch  u. 

40  aus  dem  Verkauf  von  Gütern  etc.);  —  he 
hed  hum  d'r  fan  erlösd  od.  ferlösst.  — 
Weiter  vergl.  2  lösen  u.  lössen.  —  Nd. 
lösen;  JH«f/.  losen;  «/(/.lössen;  ?««/(/.  looseu, 
losen,    lössen    (solvere,    liberare,    vacuare, 

45  laxare,  exonerare  etc.);  afries.  lesa;  tcfries. 
(J  api.v)  leazjen  «.  lossjen;  loang.  (Ehren- 
traut 1,71)  leiz  ;  as.  lösjan,  lösean  «.  lösön; 
ags.  lesan,  lysan ;  aengl.  lesan ;  engl,  loose; 
an.  leysa  (statt  lausja) ;   schwed.  lösa ;    dän. 

50  löse ;  ahd,  lösjan,  laosjan,  lössan,  lösan,  lösen 
u.  lüsön ;  amlid.  lösen ;  mhd.  loesen  (los 
machen,  lösen,  frei  machen,  auslösen,  er- 
lösen);  goth.  lausjan  (los  machen,  lösen,  frei 
machen,  befreien,    erlösen;    nichtig  machen, 

55  zu  nichte  machen,  vereiteln  etc.).    Zu  lös,  lös. 
löslieid ;  /.  q.  lössighcid.  —  Nid.  losheid. 
löslioid,   Schlauheit,   Pfiffigkeit  etc.  —  S. 
lös,  lös  u.  lösigbeid. 

lösjes,    lose,  locker,  leicht,  nicht  steif  od. 

CO  stark  etc. ;  —  du  must  dat  gaus  lusjes  binden ; 


LOSIGHEID  533                               LOT 

—  lösjes  anbinden;  —  lat  wat  lösjes;  —  wfries.,  wang.  lot;  nfries.  lod;  as.  hlot; 
lösjes  un  saclitjes ;  —  lösjes  un  ligtjes  C/oc/icr  ags.  hlot  od.  hlöt;  acngl  hlot;  engl,  lot; 
u.  leicht,  auch  vom  Charakter)  ; —  de  grund  norw.  lot;  schwed.  lott ;  dän.  lod  ;  goth. 
is  hei  lösjes;  —  du  raust  man  lösjes  anriten.  lilauts ;   ahd.  hlöz,  löz;   mhd.  löz.     Davon: 

—  Nid.  lösjes.  5  ital.  lotto    (Glückstopf);  port.    loto    (Sorte, 
lösigheid,    a)    Losigkeit,    Lockerheit;    —  Anzahl);  franz.  lot  (Antheil).    Abgel :  loterie 

lösigheid  od.  lössigheid  (s.  d.)  in  't  tau  od.  (Glücksspiel).    —    Mit  ags.  hlyt;    an.  hlutr 

in  de  grund  etc.;    —   b)  Schlauheit,  Pfiffig-  (Loos,  Antheil,   Landesantheil) ;   norw.  lut; 

keit  etc. ;  —  dat  was  de  fosse  sin  lösigheid.  ahd.  hluz,  luz  (dasselbe)  «.  an.  hluti  (Theil) 

lössen,   a)  lösen,  los  %i.  frei  machen  etc.;  10  u.  an.  hleyti    od.    urspr.   hlautja   (dasselbe) 

—  he  lösst  hum  üt;  —  ferlössen,  erlösen  zu  as.  hliotan,  hleotan ;  «^.s.  hleötan ;  aengl. 
etc. ;  —  b)  frei  od.  leer  machen,  löschen,  hleoten ;  an.  hljöta  (hlaut ,  hlyt) ;  norw. 
entlöschen,  entladen;  —  stenen,  törf,  kalen,  Ijota;  aschived.  Ijuta;  goth.  (hliutan,  hlaut) ; 
rogge  etc.  lössen;  —  'n  gewer  od.  'n  büsse,  ahd.  hliozan,  hleozan,  liozan,  liazan,  leozan; 
kanone  lössen;  —  dat  schip  mut  morgen  15  jnhd.liezen  {sorüri,  loosen,  das  Loos  werfen, 
lösst  worden.  —  Auch  subst. :  wi  sunt  bi  't  icahrsagen,  zaubern ;  erloosen,  erlangen),  od. 
lössen  od.  mit  't  lössen  anfangen.  —  Nid.  Alles  (nämlich  hlot  od.  hlöt  u.  hliutan, 
lössen.  —  cf.  lös  u.  lösen,  womit  es  urspr.  hliotan  u.  ags.  hlyt,  an.  hlutr,  ahd.  hluz 
ident.  ist.  etc.)  vielleicht  besser  von  der  germ.  y  hlut, 

1.  lösser,  a)  loser,  lockerer  etc.  —  b)  20  die  loohl  in  ähnlicher  Weise  wie  die  für 
leerer  etc.,  cf.  lös.  goth.  hlutrs  (cf.  liiter)  anzusetzende  y  hlut, 

2.  lösser,  Löser.  —  Nur  in  ferlösser  (Er-  bz.  klud  od.  klud  auf  eine  aus  kru  od.  kru 
löser)  =  nid.  verlosser.  —  Ahd.  lösari,  (sjiäter  klu,  klu,  cf.  hinter  lud,  lünink  etc.) 
lösare ;  mhd.  lösaere,  loeser  (Löser,  Erlöser,  enveiterte  f  krud  od.  krud  zurückgeht,  ganz 
Befreier,  Erretter).  25  ivie  dies  auch  mit  der  aus  skru  eriveiterten 

lössig,  lockerig;  —  up 'n  lössigen  (locke-  y  skvud  von  schvöden,  schröjen  (schroten)  der 

rigen    od.    lockern ,    nicht   gebundenen   od.  Fall  ist.     Was  nun  aber  die  Grdbdtg.  dieser 

steifen)  grund  seien ;    —    ^n    lössigern   sand  germ.  y  hlut  betrifft,  so  ist  ivohl  mit  Sicher- 

(einen  lockeren,  losern,  bz.  leichter  stäubenden  heit  anzunehmen,  dass  sie  die  Bedtg. :  spalten, 

u.  leichteren  Sand)   as  de   dröge  dünensand  30  hauen,  stossen,  stechen,  graben,  ritzen,  reissen, 

gift  't  wol  net.  bz.  brechen,    bersten,   reissen,    auseinander- 

lössigheid,  Lockerigkeit,  Lockerheit,   Un-  gehen    etc.,    od.  hauen,  schneiden,  theilen, 

gebundenheit  etc. ;  —  d'r  is  od.  sitt  nog  gen  trennen  etc.  hatte,  da  doch  überall  die  Bedtg. : 

lössigheid  od.  lösigheid   (s.  d.)   genug  in  de  Theil,   Antheil,   Stück  etc.,    bz.  theilen,    ab- 

grund,    de  is   nog   föls   to   fast   un   stif.  —  35  theilen,  zutheilen  etc.  in  den  obigen  Wörtern 

Nid.  lössigheid.  auftritt  u.  einestheils  ein  Loos  ja  stets  nur 

lössiDg,  lössen,  Lösung,  Erlösung,  Frei-  ein  Theil  eines  Ganzen  ist,  andererseits  aber 

machung,  Befreiung;  Löschimg,  Entleerung  das  Loosen    od.  Loostoerfen  in   alteti 

etc. ;  —   he  kan  d'r  gen  lössen    (Erlösung,  Zeiten  auch  ja   mit  Stückchen  Reisern    od. 

Befreiung,    Freilassung,    Dispens  etc.)    fan  40  Stöckchen,  kleinen  Holzstäbchen  etc.  geschah. 

krigen;  —  ferlössing  (Erlösung);  —  he  hed  —    Vergleicht  man  nun  aber  die  y  kru  von 

'n  blödlössing  od.  blodlössen  (Blutentleerung,  1  u.  2  rau  etc.,    sowie  von  griech.  kroainö 

Blutsturz,    Aderlass)  had;  —    waterlössing,  ?<.  kroüö  (schlagen,  klopfen,  stossen,  stampfen 

yfa,teT\ö?,&en  (Wasser-Entleerung  etc.);  —  in  etc.)  zend.  khvn  (verletzeti,  venvunden,  furcht- 

lössing   od.   lössen   (Löschung,    Entladung)  45  bar  sein)  etc.  u.  lat.  crudelis  u.  crudus  etc., 

liggen.    —    cf.  nid.  lossing,    verlossing,    in-  so   dürfte  daraus   auch  wohl   unsere  germ. 

lossing  etc.  u.  ahd.  lösunga;   mhd.  lösunge,  ]/  hlut  in  der  Bedtg.:    stechen,  ritzen,  ver- 

loesunge  (Lösung,  Erlösung,  Loslassung  etc.)  lounden,   reissen,    bz.  schlagen,   abschlagen, 

u.  inlössing  unter  inlös.  hauen,  spalten,  scheiden  etc.  eriveitert  u.  dem- 

lösnng,  lösing,  lösen,  Lösung  etc.,  wie  im  50  nach  lautlich  dieselbe  sein  wie  von  lat.  crudus 

hochd.  —  Sonst  cf.  lössing.  etc.     Zu  zend.  khru    (verletzen   etc.)  vergl. 

lot  (zum  Theil  schon  verdrängt  durch  das  übrigens  auch  noch  skr.  khur  (Andere,  bz.  to 

nhd.  Loos,   toie  auch  lotten,   loten   durch  kut,  to  break),  die  Ben  feg  (pag.  240)  zu 

das  nhd.  loosen),  Loos;—  't  lot  smiten;  kshur  (to  cut,  to  Scratch,  to  make  furrows)  ver- 

—  he  hed  't  grote  lot  wunnen;  —  he  spold  55  gleicht  u.  wahrscheinl.  aus  urspr.  skur,  skru 
(spielt)  'n  half  lot ;  —  't  was  sin  lot  (Loos,  (spalten,  schneiden,  theilen,  schroten  etc.)  als 
Bestimmung,  Schicksal  etc.),  dat  he  schipper  Ablaut  von  skar  (spalten,  schneiden,  trennen, 
worden  is  ;  —  he  hed  'n  trürig  lot  (Schicksal)  theilen  etc.,  cf.  schären,  schulen  etc.)  ent- 
had ;  —  Compos. :  nödlot.  —  Nd.,  mnd.,  stand,  wie  auch  kar  u.  kard  auf  älteres 
nid.   lott   od,    lot;    afries.    hlot    od.    hlöt;  60  skar  u.  skard  zurückgehen   u,    andererseits 


LOT  534  LUECHT  LUCHT 

auch  wieder  nach  Fick   (cf.  I,  810)  das  ein  Grdverh.:  lilan,  lat,  lut,  lutuni,  lutans, 

skr.   kürd   ans   kard,   bs.    skard   hervorge-  zurückgeht. 

gangen  ifi.  lOter-kräm,  Trändcl-  od.  Tändel-  u.  Trödel' 

Wegen    der   Bcdtg.:   schlagen,    spalten.  kram  etc.  ^ 

bersten,    brechen,   reissen   etc.    der  für  hlot     5  lotse,  lots,  s.  lödse. 

od.  hlot,  lilut  etc.  anzusetzenden  f,  cf.  auch  lotsen,  s.  lodscn. 

griech.  kloros  (als  Zeichen  des  Looses  n.  als  lütten,  losen,  das  Loos  ziehen  od.  icerfen 

das  Gc-  od.   Verlooste ,    bz.    Tlieil,   Äniheil  etc.;  —  se  lottcn  d'r  um,  wel 't  hebbeu  schal. 

etc.),  was  vielleicht  7nit  klaö  (schlagen,  spal-  —Nid.,    nd.,   mnd.    loten;    afries.    hlotia; 

ten,  brechen  etc.)  zusammenhängt.                   10  satl.  lotje.  —  Zu  lot. 

lüt,  s.  1  lode.  lottere,  Lotterie,  Glücksspiel ;  —  he  lied 

lote,  s,  2  lode.  wat  in  de  lottere  wunnen;  —  he  spöld  in  de 

loten,  's.  4  lodcn.  lottere;   —    dat  is  'n  lottere,  of  d'r  wat  bl 

15ter,    gelöter,    Gezauder,    Gezöger,    Ge-  wunnen  of  bi  ferloren  word.  —  S.  unter  lot. 

trödel,    bz.    das  Sichaufhalten    wo    od.    das  15  loven,  s.  lafen. 

Hinhalten  von  Eticas,  das  Sichbeschäftigen  loven,  s.  lüfen. 

mit  allerhand  Kleinigkeiten  u.  nichtsnutzigen  loven,  s.  lüfen.^ 

Bingen  etc.;  daher  auch:  Getändel  etc.; —  lu,  lau:  s.  3  le. 

't  is  je  'n  old  gelötcr  mit  hum,  hC-  kumd  je  lü ;  s.  lue,  lüde. 

hei  net  wer  afer,  od.  he  kumd  d'r  je  hei  net  20  lübben,  a)  verschneiden,  castriren ;  —  b) 

mit  afer,    —    he  word  je  hei  net  klar   etc.  schinden,   schädigen,   betrügen;  —    c)   die 

cf.  lötercn.  Mutterbrust   stark   ziehen,   ihr   viel   Milch 

löter -büksen,     ein    Zauderer,    Zögerer,  entziehen,  bz.  die  Mutterbrust  od.  die  Mutter 

Trändelcr,    Tändcler   etc.;    —   't   is   so    'n  stark  mitnehmen  etc. ;  —  dat  kind  liibd  hum 

regten  olden  löterbüksen.                                  25  (d.  h.  die  Mutterbrust)  od.  hör  (die  Mutter) 

lÖtere,    Zauderei,   Zögerei,    Aufhalterei,  dügtig.  —  Nd.,    mnd.,    nid.,   mnld.   lubben, 

Trödelei,  Trändelei  etc.,  cf.  lettere.  castriren  etc.  u.  nnld.  auch:  betrügen.    Da 

löteren,    lötern,    lässig    od.    nachlässig  es  im  mnd.    auch  die  Bedtg.:   vergiften  u. 

sein,   zaudern,   zögern,   trödeln,   trändeln,  zaubern,  bezaubern  etc.  hat,   so  ist   es  mit 

tändeln  etc. ;  —  hO  IBterd  wer  so  lank,  dat  30  ahd.  luppön ;  mhd.  luppen,  lüppen  (vergiften, 

't  gewis  wer  to  lät  word,    er  he  kumd;  —  heilen);   an.  lyfja  (lieilen,   curiren) ;   norio. 

h6  löterd  d'r   so   lank  mit,    dat  't  hei   net  (Aasen)  lyvja  (heilen;  lindern,  stillen,  z.  B. 

wer  afer  kumd;  —  he  löterd  al  wat  herum;  die  Schmerzen)  ident.  u.  gehört  es  mit  diesen 

—  wet  de  düfel  war  he  nu  wer  herumloterd;  zu  goth.   lubja    in   lubja-lcisei    (Giftkunde, 

—  he  lOterd  d'r  wat  mit  herum  uu  krigt  d'r  35  Giftlehre,  Zauberei) ;  a/jr/.  luppi;  m/jrf.  lüppe, 
niks  ürdentliks  fan  toregt;  —  he  ferlöterd  luppe  ((^ift,  Vergiftung,  Zauberei;  mhd. 
(vertrödelt,  vertändelt  etc.)  sin  tid;  —  he  auch:  Salbe,  zusammenziehender  Saft);  an. 
ierloterd  (vernachläs.sigt  etc.)  smhelehndel.  \\]i  (Arznei,    Heilmittel);   norw.    lyv    (Lin- 

—  Nid.   leutcren;    mnld.   loteren;   leuteren        deriing,  Linderungsmittel,  Heilmittel)  etc. 
(cunctari,  morari,  differre,  negligenter  agere ;  40      Labbert,   ml.   Name.     Davon:    Geschln. 
fallere,  decipere)  u.  loteren  (labefacere,  labe-        Lübberts,  Lübbers. 

factare,  vacillare) ;   mfläm.  loteren,  leuteren  Lübbo,   ml.   Name;    Geschln.  Lübben   u. 

(fatrouiller ,  tasser  son  temps  inutilement,  Lübbena.  Davon:  Dimin.  Lübke,  Geschln. 
t&rÄer,  t&rkiveT  etc.)]  aengl.  (Stratmann)  Lübkes,  wie  von  Lüppo  auch  Lüpke, 
loitren ;  engl,  loiter  (zaudern,  zögern,  trän-  45  Geschln.  Lüpkes. 

dein,  trödeln).  —   Wegen  oi  im  engl,  loitren,  lübstik,i«>ös<öc^-c?(Ligusticum]evi8ticum), 

loiter  cf.  engl,  cloister  (Kloster),  sowie  das  Das  Decoct  des  Samens  dieser  Pflanze 
mit  un.serm  beistern,  beustern,  büstern  ver-  tcird  hier  als  Mittel  gebraucht,  um  Kühen 
7vandte  engl,  hoistcrous,  —  engl .  doit  =  nid.  die  Nachgeburt  abzutreiben.  —  il/?i(/.  lubbc- 
deut  (cf.  deit)  etc.,  wonach  der  Grundvocal  50  stok,  lubestickel;  ahd.  lubistechal,  lubistikel 
lüohl  „o"  od.  richtiger  „u"  ist.  Vergleicht  u.  lubistecco  etc. ;  mlat.  lubisticum.  Nach 
man  nun  aber  wieder  klßteren  od.  klötern  Weigand  aus  lat.  ligusticum,  wahrschein- 
=  nid.  kleuiercn  als  Ablautform  von  khitci-i^n,  licher  (cf.  Seh.  u.  L.)  aber  wohl  aus  levi- 
klatern,  od.  tökeln  als  Ablautform  von  takeln        sticum  entstanden. 

etc.,  so  ist  wohl  anzunehmen,  dass  auch  bb  1.  liiclit,  lucht,  !/»/<; —  de  hiebt  is  heller 
löteren,  lotern  eine  Ahlautform  von  lateren  unklar;—  deXnchi  (Luft,  Himmel,  Wolken- 
od.  latern  (spätem)  ist  u.  demnach  auch  decke  etc.)  is  gans  rod,  bz.  en  für  un  flamme  ; 
istern  mit  lat,  bz.  nhd.  lass  u.  lässig  u.  —  de  lücht  is  gans  swart ;  —  d'r  haugd  so  'n 
unserm  letten  zusammenhängt,  bz.  (cf.  swaren  lücht  bafen  uns,  dat 't  wol  hold  swär- 
Weiteres  unter  lät)  mit  diesen  Wörtern  auf  ^0  wer   (Gewitter)  giftj   —   de  lücht  sitt  ful 


LUECHT  LUCHT 


535 


LUECHTEN  LUCHTEN 


sterrens ;  —  he  was  net  as  wen  he  üt  de 
lücht  ful ;  —  de  f5gels  flegen  dör  de  lücht ; 

—  dat  stigt  in  de  lücht  up;  —  't  is  net  as 
wen  d'r  is  üt  de  lücht  fald ;  —  de  lücht  is 
dik  fan  rok ;  —  'n  rügen  od.  frisken,  kolden, 
heten ,  warmen ,  dikken  ,  dünnen  ,  swaren, 
ligten,  mallen,  godeu,  stinkergen  etc.  lücht ; 

—  he  kan  gen  lücht  krigen  (er  ka)in  keine 
Luft  bekommen,  leidet  an  Luftmangel  od. 
Äthemnoth  etc.) ;  —  lücht  amen  od.  halen, 
scheppen  etc.  (Luft  athmen  od.  Luft  u. 
Atliem  holen,  schöpfen) ;  —  du  must  wat  in 
de  lücht  (in  die  Luft,  hz.  ins  Freie  etc.) 
gäa  un  dl  wat  ferfrisken;  —  he  kumd  net 
genug  in  de  lücht;  —  d'r  dürd  hum  hast 
gen  lücht  od.  lüchtje  (Wind,  Zug  etc.  od. 
Windchen  etc.)  anweien  of  he  is  al  ferkold ; 

—  pas  up  dat  d'r  gen  lücht  an-  od.  hikumd, 
anders  ferdarft  't  ligt ;  —  dat  hed  gen  lücht 
(Luft  od.  üamn,  freien  Baum  etc.)  genug; 

—  du  must  hum  lücht  (Baum)  maken,  dat 
he  mer  bot  krigt  etc.  —  Sprichio.:  friske 
lücht  deid  net  so  nöd,  as  rein  water  un  ge- 
sund bröd.  —  Nd.  luft,  lucht;  mnd.  lucht; 
nid.  lucht;  mnd.  lucht,  locht,  loft;  wfries. 
lofte,  loft ;  nfries.  loft,  locht ;  wang.  lucht ; 
satl.  liucht ;  as.,  ahd.,  mhd.  luft ;  goth.  luftus ; 
ags.  lyft ;  aengl.  lift,  luft ;  e7igl.,  schott.  lift ; 
an.  lopt ;  norw.  loft ;  schwed.,  dän.  luft. 

Das  Wort  luft  bezeichnet  im  mnd.,  ags., 
engl.,  an.,  norw.  etc.  ausser  dem  Baum  über 
uns  od.  über  der  Erde,  bz.  dem  oberen  freien 
Baum  im  Allgemeinen,  auch  noch  speciell 
ein  über  dem  Baum  zu  ebener  Erde  liegendes 
Gelass  od.  den  oberen  Baum  in  einem  Ge- 
bäude (oberes  Stockioerk,  Obergemach,  Ober- 
saal). Die  eigentliche  u.  urspr.  Bedtg.  des- 
selben ist  aber  wohl:  freier  unbeschränkter 
tveiter  offener  Baum  od.  trennender  Baum, 
Baum  der  Himmel  u.  Erde  trennt  u.  scheidet, 
Himmelsraum  od.  Baum  u.  Weite  überhaupt 
u.  ist  die  für  luft  anzusetzende  gertn.  y  luf 
daher  wohl  ident.  mit  der  alten  u.  weitver- 
breiteten y  lup,  lump,  bz.  rup,  rump  (reissen, 
spalten,  scheiden,  trennen,  bersten,  brechen, 
knicken  etc.),  wozu  ausser  luft  als  Spalte  od. 
Kluft  zwischen  Himmel  u.  Erde,  od.  weiter, 
freier,  offener  Baum  u.  Platz  über  der  Erde 
etc.  auch  ahd.  luf  (Spalte ,  Kluft ,  Höhle, 
Loch,  Abgrund),  skr.  ropa,  an.  rauf  (das- 
selbe);  skr.  lopa  (Abfall,  Schwund,  Verlust, 
Einbusse;  das  Entreissen,  Berauben,  Ent- 
wenden etc.,  cf.  rofen,  ruffen  etc.);  lat.  rumpo, 
rupes,  rupta  etc.  tc.  auch  wohl  unser  luf  etc. 
u.  2  lüchter  (linker)  gehören  u.  für  Letzteres 
sowohl  als  für  luft  loohl  den  frühem  Be- 
stand eines  alten,  obsolet  gewordenen  germ. 
Verbums  lufan  od.  liufan  (cf.  unter  harl 
dieserhalb  des  Weiteren  u.  sodann  auch 
kluft   von  klöfen)   vermuthen  lassen,   falls 


nicht  etica  beide  Wörter  auf  das  Partie, 
perf.  pass.  rupta,  lupta  (gebrochen,  zer- 
brochen, unterbrochen,  gespalten,  getrennt 
etc.,  cf.  Fick  I,  746)  der  y  rup,  lup  su- 
5  rückgehen  u.  daraus  entstanden  sind. 

2.  lücht,  lucht,  Licht;  —  he  steid  ml  in 
de  lücht  od.  auch :  he  steid  mt  in  't  lücht ; 

—  he  hed  sük  sülfen  in  't  lücht  stän ;  — 
he  ferböed  hum  't  lücht ;  —  du  must  mi  üt 

10  de  lücht  gän;  —  dar  geid  mi  'n  lücht  up ; 

—  ik  wil  hum  'n  lücht  (ein  Licht  od.  eine 
Leuchte)  up-  od.  anstäken,  dat  man  sin  daden 
sen  kan;  —  dat  dürd  gen  lücht  sen  (das 
darf  kein  Licht  sehen,    bz.   nicht  von   der 

1.5  Sonne  beschienen  werden);  —  dat  dürd  gen 
lücht  liden  (das  darf  kein  Licht  leiden,  bz. 
erfahren  etc.,  darf  nicht  sichtbar  iverden  od. 
an  den  Tag  kommen  etc.) ;  —  stak  't  lücht 
(das  Licht,    bz.  die  Kerze,  Lampe  etc.)  an, 

20  't  Word  düster ;  —  't  lücht  (das  Licht,  die 
Kerze,  Lampe  etc.)  wil  net  brannen,  de 
decht  is  gewis  nat,  bz.  d'r  is  gewis  gen  ölje 
mer  up;  —  du  kanst  't  lücht  (od.  de 
lüchten)  man  ütmaken  od.  ütpüsten.  —  Be- 

25  densart.  u.  Sprichw. :  't  lücht  brand  hum  up 
de  Stert  (das  Licht  brennt  ihm  auf  dem 
Schwänze,  bz.  brennt  ihm  schon  von  hinten, 
od.  fig. :  es  kann  nichts  mehr  mit  ihm  leiden, 
er  befindet  sich  in   einer  sehr  gefährlichen 

30  «.  bedenklichen  Lage,  schwebt  in  grosser 
Gefahr,  dass  er  sich  bei  einer  Sache  brennt 
od.  verbrennt  u.  dabei  zu  Schaden  kommt 
etc.);  —  dat  lücht  brand  as  wen  d'r  'n 
wäfer  um  't  hüs  löpt  un  freid  na  de  meid. 

35  —  Weiteres  s.  unter  1  lacht. 

1.  lachten,  lachten,  leuchten,  Licht,  Glanz 
u.  Helligkeit  etc.  machen  u.  geben,  Licht  u. 
Glanz  verbreiten  u.  ausstrahlen,  glänzen, 
blitzen  etc.;   —   du   must  mi   äfen   lüchten, 

40  ik  kan  anders  net  sen;  —  lücht'  dar  äfen 
hen,  of  't  dar  wol  hentrulld  is;  —  dat 
schinfat  (die  Laterne)  lüchtd  man  siegt ;  — 
he  hed  hum  henlüchtd  od.  to  hüs  lüchtd  (er 
hat  ihm  hin-  od.   zu  Hause,   heim-  etc.  ge- 

45  leuchtet  etc. ;  auch  fig.) ;  —  dat  lüchtd  hum 
net  in  od.  wul  hum  net  inlüchten,  dat  etc.; 

—  dat  kan  hum  lüchten  od.  schinen  (auch 
fig.);  —  werlüchten  (wetterleuchten);  —  de 
ogen    lüchten    (leuchten,   glänzen,     blitzen, 

50  strahlen  etc.)  hör  in  de  kop ;  —  dat  lüchtd 

as    'n    demant.    —    Nd.    lüchten,    lüchten; 

mnd.,  mnld.,  mfläm.  lüchten,  lochten ;  wfries. 

Ijuechten,    Ijuechtjen ;    tvang.     liucht;    as. 

liohtjan,  liuhtjan,  liohtean,  leohtan;  ags. 
55  leohtan,  lyhtan;  aen^ri.  leohten ;  aM  liuhtan, 

liuhten,  luihtan;  mhd.  liuhten;  md.  lühten; 

goth.  liuhtjan.  —  Mit  lechten;  nid.  lichten; 

mnd.    lichten,    lechten;     engl,    light;     ahd. 

liebten;  mhd.  liebten  (hell  werden  od.  sein, 
60  leuchten  etc.)  zu  einem  u.  demselben  urspr. 


LUECHTEN  LUCHTEN 


536 


LUDDER 


Suhst.:  as.  Höht  etc.,  wovon  sowohl  1  lecht 
als  2  lücht. 

2.  liichten,  luchten,  lüften,  Luft  machen 
u.  geben ,  der  Luft  aussetzen  u.  erfrischen 
etc. ;  —  dat  hiis  is  lauk  iiOt  lüchtd  od.  üt- 
lüchtd ;  —  lücht'  de  kamer  god,  dat  d'r  fau 
afend  'n  godcn  lücht  in  is,  wen  wi  to  hcdde 
gän ;  —  dat  bcdde  mut  insen  wer  lüchtd 
worden,  't  is  lank  net  na  hüten  west;  —  he 
lüchtd  sük  wat  üt  (er  lüftet  sich  etwas  aus, 
setzt  sich  eine  Zeitlang  der  Luft  atts,  ist  in 
od.  an  die  Luft  gegangen ,  um  sich  etwas 
zu  erfrischen  etc.);  —  sük  ferlüchten  od. 
ferlüchtern  (sich  in  der  Luft  erfrischen  u. 
erholen,  frische  Luft  schöpfen);  —  hörnen 
ütlücliten  (Bäume  auslüften  od.  ausputzen, 
ausschneiden,  ihnen  mehr  Luft  u.  LAcht 
gehen  etc.).  —  Nd.  luchten,  lachten ;  satl. 
lügtje;  nid.  luchten  etc.  —  Das  mhd.  lüften 
hat  wie  zum  Theil  auch  noch  das  nhd. 
lüften  nur  dieBedtg.:  in  die  Luft  heben, 
in  icclcher  Bedtg.  es  mit  an.  lypta,  lyfta; 
schiced.,  norw.  lyfta ;  dein,  löfte ;  engl,  lift 
etc.  zusammenfällt  u.  ivoraus  auch  unser 
2  lichten  entstand. 

1.  lüchter,  Leuchter,  Gestell  icorauf  das 
Licht  steht. 

2.  lüchter  (nur  noch  selten  gebraucht  u. 
fast  ganz  durch  linke  u.  linker  verdrängt), 
linker;  —  an  de  lüchter  od.  lüchtere  sid. 
-  Nd.  (Schütze,  III,  56.  Br.Wb.  III, 
06)  lugt,  lucht,  lugter,  lugts  (linl;  linker, 
links);  mnd.  lucht,  locht, geivöhnlicher  lüchter, 
lochtcr;  7nnld.  (Eil.)  locht,  luft  (sinister, 
laevus) ;  ivfries.  (Hindel.)  loaft;  aengl. 
luft,  leoft,  left,  lift ;  engl.  left.  —  Die  eigent- 
liche Bedtg.  dieses  Wortes  ist  loohh  debilis, 
gebrechlich,  mangelhaft,  schlaff,  schioach, 
matt,  dünn,  kraftlos  etc.  (cf.  link)  ?<.  dürfte 
es  demnach  tvohl  mit  1  lüclit  gleicher  Ab- 
stammung sein,  bz.  mit  luf  (matt,  schlaff), 
sowie  ferner  auch  mit  an.  lufa  (hirsuties, 
coma  incomta ,  bz.  vir  hirsutus ;  hirsutia, 
villositas)  zu  derselben  y  rup  (brechen, 
knicken ,  zerbrechen ,  reissen,  spalten  etc.) 
gehören,  tvobei  wegen  des  an.  lüfa  auf  das 
zur  y  lu,  urspr.  ru  (siossen,  brechen,  reissen, 
spalten,  scheiden,  lösen  etc.)  gehörende  an. 
lodli  (hirsuties)  etc.  ic.  nhd.  loddern  etc. 
(cf.  3  h'ir  u.  luddern)  verwiesen  loird. 

1.  lücht  je,  Lüftchen. 

2.  lüohtje,  Lichtchen,  kleines  Licht. 
nichtig,   a)  luftig,  frisch,   kühl,   windig, 

zugig  etc. ;  —  'n  lüchtig  fcrtrek  (ein  luftiges 
Zimmer) ;  —  'n  lüchtigen  keller  (ein  luftiger, 
frischer,  kühler  Keller);  —  't  is  hüten  regt 
lüchtig  (frisch,  kühl,  toindig) ;  —  lüchtig 
wer  (frisches  kühles  Wetter);  —  't  is  mi 
hir  butea  to  lüchtig  to  stän ;  lät  w'  na  binnen 
gän,  er  w'  uns  ferkolden ;  —  b)  luftig,  leicht 


etc.;  —  se  is  to  lüchtig  kledt  (sie  ist  zu 
luftig  u.  leicht,  bz.  zu  kühl  gekleidet);  — 
(fig.)  windig,  leicht,  leichtfertig,  leichtsinnig 
etc. ;  —  he  is  'u  lüchtigen  patrön  od.  'n 
5  lüchtig  hachje  (er  ist  ein  windiger,  leichter 
Patron  etc.). 

lücht-snüter,  Lichtschneuze,  Lichtputze, 
Lichtscheere. 

1.  lud,  Ifit,  (lüder,  lüler;  Iftdste,  lütste), 
10  laut,  vernehmlich,  deutlich,  gut  hörbar,  ge- 
räuschvoll etc. ;  —  he  röpt  so  lud  as  he  kan  ; 
—  du  must  wat  lüder  pröten,  anders  kan  ik 
dl  net  ferstan ;  —  ik  hebb'  di  't  dog  lud 
genug  toropen  od.  segd  etc. ;  —  't  is  mi  hir 

15  föls  to  lud;  —  de  kinder  sunt  so  lud,  dat 
man  siu  egen  gclüd  net  hören  kan.  —  Nd. 
lud;  7nnd.  lud,  h'it,  lüde;  7ild.  luid ;  mnld. 
luyde;  afries.  hlüd;  tvfries.  luwd;  tvang., 
satl.  lud ;  as.  hlud ;  ags.  hlüd ;  aengl.  hlüd ; 

20  lud ;  engl,  loud ;  ahd.  hlüt,  hlüd,  lüt ;  mhd. 
lüt.  —  3Iit  dem  folgenden: 

2.  lud,  Ifit  u.  gelüd,  Laut,  Ton,  Schall, 
bz.  das  ivas  man  hört  a<.  vernimmt  (he  gift 
gen  lud  fan  sük ;    —    d'r  lett  sük   gen  lud 

25  hören)  =  ahd.  hlüta,  lüta  etc.  u.  goth. 
hliutha,  hliuth  (Gehör,  aufmerksames  Hören 
od.  Lauschen,  Aufmerken,  Stillschiveigen) ; 
an.  hliodh  (dasselbe  u.  auch  Gehör);  ahd. 
hliumunt,    nhd.    Leumund   (Buf,    Gerücht, 

30  guter  Buf,  Bulim) ;  goth.  hliuma  (Gehör) 
etc. ;  griech.  klüö  (ich  höre),  kk'itos  (be- 
rühint;  laut,  vernehmlich,  lärmend)  etc.; 
lat.  clueo  (ich  heisse,  xoerde  gerufen  od.  ge- 
nannt),   inclutus    (bekannt,    berühmt)    etc.; 

35  skr.  ^ruta,  (^'rüta  (gehört,  berühmt),  gravas 
(Buhm)  etc. ;  zend.  qriita,  (gehört,  berühmt), 
rravaüh  (Wort,  Gebet),  ^raoman  (Gehör); 
ved.  ^romata  (guter  Buf,  Berühmtheit) ; 
air.    clü    (rumor) ;     cambr.    clyw    (auditus), 

40  clywet  (Jiören)  etc.  zur  y  ^ru  (hören,  ver- 
nehmen, zuhören  ,  horchen ,  lauschen  etc. ; 
[pass.]  gehört  werden ;  berühmt  sein ;  fcaus.j 
hörend  machen,  Stimme  hören  lassen  etc.), 
Partie. perf. pass.  gruta,  FerftaZ^rut,  clienach 

45  G r a  ssm a  n n  auch  die  subst.  Bedtg. :  Wort, 
Buf,  Scliall  etc.  hatte  u.  zu  der  mit  s  er- 
weiterten Form  9rus,  ^lus  (hören  etc.)  das 
ahd.  hlosen;  ags.  hlosnian  etc.  (lauschen); 
as.  hlust  (Gehör,  Gehörorgan,  Ohr;  Hören, 

50  Außiorchen,  Lauschen);  ags.  hlyst  (auditus, 

auditio.  auscultatio) ;  an.  hlust  (auris)  u.  ahd. 

hlüstren,  mhd.  lüstern  (cf.  lüstern)  gehören. 

Vergl.  auch  lüning. 

ludder  in  geludder,    Gelotter  etc.   —  Es 

55  ist  dasselbe  Wort  wie  ahd.  lotar,  loter,  lotter; 
mhd.  lotcr,  lotter  (lockeres,  leichtfertiges 
Wesen,  Nichtsnutzigkeit,  Gaukelei),  welches 
mit  ahd.  lotar ;  mhd.  loter,  lotter  (locker, 
leicht,  leichtfertig,  nichtsnutzig,  gauklerisch)  ; 

60  mhd.    loter,    lotter    (lockerer   leichtfertiger 


LÜDDER-BANK 


537 


LUDEN  LUEDEN 


Mensch ,  Taugenichts) ;  ags.  loddere ;  an. 
loddari  (LumpenJcerl ,  Dummkopf,  Flegel, 
Lümmel) ;  nid.  lodder  (LumpenJcerl,  Flegel, 
fauler  Schlingel,  Lotterbube,  liederlicher 
Mensch ,  Wollüstling  etc.) ;  mnld.  lodder 
(scurra ;  homo  venereus  luxuriosus,  scortator) ; 
mnd.  lodder,  loder,  lader  (lockerer  Mensch, 
Taugenichts,  Possenreisser,  Gaukler,  Bettler 
etc.)  u.  dem  davon  entlehnten  afrans.  lodier, 
laudier  (Faulenzer,  Tagedieb,  Taugenichts). 
—  Es  ist  trotz  des  nhd.  loddern,  ver- 
lud dem  (cf.  Fick,  III,  273  unter  lutha) 
u.  trotzdem,  dass  auch  das  an.  lodli  (hir- 
suties  etc.)  ein  locker  es  loses  Etwas 
bezeichnet,  schwerlich  mit  dem  Letzteren  (s. 
unter  ladde  u.  3  Iure)  direct  verwandt  u. 
ebensowenig  mit  dem  begrifflich  gleichfalls 
sehr  nahe  liegenden  nhd.  Luder  (cf.  luder 
it.  ludern,  ferludern),  sondern  es  muss  wohl 
angenommen  iverden ,  dass  es  aus  einem 
älteren  ngerm.  lodi,  ahd.  loti  od.  loda,  Iota, 
bz.  ludi,  luti  od.  luda,  luta  (cf.  ahd.  ludara  u. 
lodara  =  unserm  3  Iure)  mit  dem  Suffix  ara, 
a,r  weitergebildet  ist,  was  gleichfalls  schon  einen 
lockern  losen,  nicht  zusammen- 
hängenden od.  nicht  dichten  u. 
festen  od.  g  eschlossenen  Zustand,  bz. 
ein  solches  Etioas  od.  Wesen  (gleichviel  ob 
sachlich  od.  persönlich)  bezeichnete  u.  dessen 
inlautendes  d  m.  t  ebensowohl  aus  älterem 
dh  als  th  entstehen  konnte.  Falls  nun  aber 
die  für  an.  lodh  (hirsuties)  etc.  angesetzte 
Stammform  lutha  wirklich  zu  der  y  lu 
(lösen,  lockern,  lose  u.  locker  machen  etc.)  ge- 
hört, so  ist  es  auch  zweifellos,  dass  das  obige 
ahd.  lotar  etc.  entweder  gleichfalls  von  dieser 
Stammform  lutha  fortgebildet  ist  od.  dass  es 
mit  ags.  (cf.  H.  Leo,  663)  leödh  (nichtsivür- 
diger  Mensch),  lydda  (homo  nequam),  lydher 
(nichtswürdig),  leädhr  (tiichtsivürdiger  od. 
loser  listiger  betrüglicher  Streich),  lydhre 
(Hure,  leichte  lockere  Person)  zu  einer  aus  lu 
(lösen,  lockern)  fortgebildeten  y  ludh  gehört. 

luüder-baiik,  Lotterbank,  Faulenzer-Bank. 

ludder-bedde,  Lotterbett. 

luddere,  Lotterei,  Gelotter,  Gefaulenze  etc. 

Indderen,  luddern,  lottern,  faiüenzen,  faul 
u.  träge  liegen  od.  umherliegen  u,  umher- 
gehen, seine  Zeit  mit  Nichtsthun  od.  ynit 
Liegen  u.  Schlafen,  Träumen  etc.  verbringen, 
nachlässig  u.  liederlich  wirthschaften  etc.; 
—  he  ludderd  de  ganse  dag  wat  herum;  — 
he  is  flintelei  un  deid  niks  as  luddern;  — 
he  ferludderd  sin  tid  od.  sin  geld  un  god 
etc.  —  Nid.  lodderen  (aus  Faulheit  im  Bett 
liegen  u.  schlafen ;  locker  u.  liederlich  leben). 

ludderi^,  ladderg,  lotterig,  zum  Faulenzen 
od.  Schlafen  u.  Liegen  geneigt,  faul,  träge, 
unordentlich,  verkommen  etc. ;  —  he  is  so 
ludderg,   dat   he   sin  knaken  hei  net  rörd, 


wen  he  nig  dör  de  nöd  dräfen  word;  —  'n 
ludderig  wif  is  hast  slimmer  as  'n  höre ;  — 
dat  sügt  dar  in  hfis  all'  so  ludderig  un  fer- 
kamen  öt,  dat  man  hast  bange  wesen  mut, 
5  um  d'r  hen  to  gan.  —  Nid.  lodderig. 

ludder-peik,  lotterige  schlotterige  un- 
ordentliche verkommene  Person,  Schlumpe 
etc.  —  peik  ist  syn.  mit  püt  (Sack,  Beutel, 
Tasche)    u.    demnach    ludderpeik    sgn.    mit 

10  sludderpüt.    —   cf.   engl,   lutter-putcb    (der 

unordentliche,  schmutzige,  schlurige  Mensch). 

lüde,  lue,  lü'  u.  lüden,   liien,    Leute, 

Menschen,   Volk,  Dienstherrschaft,  Familie 

etc.;   —    dar  wanen  'n   hele  budel  lü    (od. 

15  lüden)  in  dat  land ;  —  de^  lue  stunnen  all' 
up  de  strate;  —  he  is  bi  ander  lü'  (od. 
lüden)  afer  dal ;  —  he  mut  't  all'  under  de 
lü  brengen ;  —  lütje  lü'  (a.  kleine  Leute  od. 
Menschen;  —    b.  geringe  arme  Leute  etc.); 

20  —  ji  lü'  od.  lüden!  wat  raen'  ji  wol?  — 
unse  lü'  sunt  ütfaren;  —  bi  unse  lü'  hebben 
de  knegten  un  meiden  't  god ;  —  enige  lüden 
weten  hei  net  wat  se  willen  of  mutten.  — 
Sprichio.:  man  mut  de  lue  proten  laten  un 

25  sük  nargends  an  keren ;  —  man  mut  de  lue 
spreken  laten,  de  gösen  könen  't  net;  — 
junge  lue,  dumme  lue;  olde  lue,  kolde  lue. 

—  Nd.  lüde,  lue;  nid.  lieden,  luiden,  lui; 
mnld.,  mfläm.  lieden,  luden,  luyden ;   afries. 

30  Kode,  liude;  xvfries.  (Jap ix)  lie,  Ijue,  Ijoe; 
wang.  liud,  liuden;  satl.  Ijüde;  nfries  (Jo- 
hansen)  lidj;  as.  liudi;  ags.  leöde ;  ahd. 
liuti,  liudhi ;  mhd.  Hute.  —  Es  ist  der 
Plur.  von  as.  liud;    afries.  liod ;    ags.  leod, 

35  liod;  aengl.  leod;  engl,  leod;  an.  lydhr ; 
narw.  1yd ;  ahd.  liut,  liuth,  liud,  luit ;  amhd., 
östr.  lout;  mhd.  liut;  md.  Kit,  luit  (Volk, 
Stamm,  Geschlecht  etc.;  einzelner  Mensch), 
ivas  mit  1  lode  u.  ags.  lud  (crescentia,  vigor) 

40  zu  goth.  liudan ;  as.  liodan ;  ags.  leödan  ;  ahd. 
liotan,  leotan  (ivachsen  etc.),  bz.  mit  diesem 
u.  preuss.  ludis  (Mensch) ;  lett.  laudis ;  kslav. 
Ijudü  (Volk)  etc.;  zend.  raodha  (Wuchs, 
Ansehn,  Gesicht)  etc.  zur  y  rudh,  ruh  (sich 

45  erheben,  wachsen,  spriessen)  gehört. 

lüden,  lüden,  lauten.  Laute  machen,  einen 
Laut  od.  Laute,  Töne,  Worte  etc.  von  sich 
geben,  rufen,  sprechen,  klingen,  schallen  etc. ; 

—  he  kan  hast  net  lüden,  so  hesterg  is  he ; 
50  —  dat  ludt  od.  lüdt   (lautet,  klingt  etc.)   je 

sünderbar,  bz.  net  god  etc.;  —  dar  lüd'de 
(lautete)  niks  fan  üt;  —  de  bref  ludt  (od. 
lüdt)  net  so,  as  ik  di  segd  hebb';  —  dar 
hed  nog  niks  fan  ludt ;  —  de  leste  narigten 

55  luden  (od.  lüden)  man  siegt;  —  Compos.: 
ferlüden,  ferlüden,  a)  verlauten  etc.;  —  he 
lett  niks  fan  sük  ferlüden  (verlauten,  ver- 
nehmen, hören) ;  —  d'r  ferludt  (od.  ferlüdt) 
niks  fan  (da  verlautet  nichts  von,  wird  nichts 

60  von  gesprochen  od,  erwähnt,  bz,  nichts  von 


LUEDEN 


538 


LUDOWIG  LUDEWIG  LUDWIG 


gehört  od.  laut  u.  ruchbar);  —  d'r  hed  nog 
gen  starfensworil  fan  ferlüdt,  dat  etc. ;  — 
b)  we(jlauten ,  verklingen,  verschallen,  ver- 
hallen etc. ;  daher :  ferlüdt,  verschollen,  weg, 
todt,  verstorben  u.  verdorben,  verloren  etc. ; 

—  he  is  gans  ferlüdt  (er  ist  ganz  verschollen 
u.  weg  etc.,  bz.  es  ist  gar  nichts  wieder  von 
ihm  gehört  ivorden  etc.) ;  —  uü  is  he  erst 
regt  ferlüdt  (weg  u.  verloren);  —  de  hele 
biidel  is  ferlüdt  (die  ganze  Wirthschaft  od. 
Familie  etc.  ist  verstorben  u.  verdorben  od. 
zu  Grunde  gegangen).  —  Nd.  luden,  lüeu; 
innd.  luden;  nid.  luiden ;  mnld.  luyden ; 
afries.  hlnda  ;  xvang.  lud  ;  as.  hlüdan,  hlüdön, 
lüdön  (laut  sein  od.  werden,  einen  Laut 
von  sich  geben)  u.  hlüdjan  (laut  machen, 
ertönen  lasse)i ,  lund  thun) ;  ags.  hlydan ; 
acngl.  hluden  (sonare,  clamare) ;  an.  hljödha 
(lauten,  sonare  etc.);  norio.  Ijoda;  schiced. 
Ijuda;  dän.  lyde  (dasselbe);  ahd.  hinten, 
Inten;  mhd.  liuten  (laut  sein,  lauten,  tönen, 
klingen  etc.)  u.  hlütjan,  hlüttan,  lüttan,  lüten, 
liuten;  mhd.  lüten;  md.  lüden  (einen  Laut 
od.  Ton  machen  u.  erzeugen,  einen  Laut  etc. 
von  sich  geben;  laut  od.  tönend  machen, 
ertönen  lassen,  läuten),  cf.  2  lüden. 

1.  lüden,  s.  lüden. 

2.  lüden,  läuten.  Schall  mit  der  Glocke 
machen,  schellen,  klingeln;  —  de  lüders 
sunt  an  't  lüden,  d'r  word  gewis  'n  döde  be- 
grafen;  —  d'r  is  nog  net  to  de  karke  lüdt; 

—  d'r  is  fan  nagt  so  in  unse  klokk'  lüdt, 
dat  wi  hei  net  wussen  (wussten)  wat  d'r 
was.  —  Auch  subst. :  dat  lüden.  —  Nd. 
luden,  lüden  ;  mnd.  lüden  ;  nid.  luiden  ;  wfries. 
(Jap ix)  lieden;  ahd.  hlütjan  etc.,  s.  unter 
lüden.  —  Compos. :  belüden,  inlüden  etc. 

3.  lüden,  s.  lüde. 

1.  lüder,  lauter;  s.  1  lud. 

2.  lüder  od.  lader,  Luder  od.  a)  das 
übermässig  Fette  od.  die  übermässige  Fülle 
an  u.  namentlich  das  dicke  iveiche  Fett  od. 
weiche  fettige  Fleisch  auf  den  Hippen  eines 
Thieres ;  —  de  katte  hed  ördentlik  lüder  up 
de  ribben,  so  dik  un  fet  is  dat  der ;  —  man 
kan  för  emer  lüder   hast  gen   ribben  fölen ; 

—  wen  d'r  man  lüder  genug  up  de  ribben 
sitt,  den  sitt  d'r  6k  mesttid  fet  genug  fan 
binnen  in;  —  b)  Fleisch  od.  Aas  von  ge- 
fallenen Thieren ;  —  c)  Schimpfwort  für 
unordentliches  gemeines  liederliches  Volk  u. 
namentlich  Huren.  —  Nd.  (D ahn  er t) 
luder;  nhd.  luder  (Lockspeise,  Lockaas; 
Fleischfülle  an  Säugethieren;  Aas  von  ge- 
fallenen Thieren;  lockere  leichte  od.  ver- 
führerische, durchtriebene  Weibsperson; 
lockeres,  wüstes  Leben,  Schlemmerei) ;  mhd. 
luoder;  tnd.  lüder  (Lockspeise ;  Lockfalle,  ver- 
führerisches, lockeres  Leben;  Schlemmerei), 
wovon  afranz.  loitre;  franz.   leurre;  prov. 


loire;  ital.  logoro  etc.,  s.  unter  18re.  — 
Der  Form  nach  scheint  das  mhd.  luoder 
von  einem  Prät.  luod  eines  Verb,  ladan  mit 
dem  Suffix  er  fortgebildet  u.  da  nun  das 
5  aus  hladen  entstandene  1  laden  (laden,  be- 
laden etc.)  begrifflich  nicht  zu  lüder  passt, 
so  muss  man  im  Fall  der  Abstammung  von 
einem  Verb,  ladan  wohl  annehmen,  dass  der 
Stamm    luod   von   luoder   7nit   dem  Präter. 

10  luod  =  nhd.  lud  von  ahd.  ladan  (rufen, 
berufen,  auffordern,  einladen,  bz.  anrufen, 
anholcn,  zu  sicli  rufen  etc.,  cf  2  laden) 
ident.  ist  ?(.  demnach  iirspr.  die  Bedtg.: 
rief  hatte  u.   dann  weiter  in  die  Bedtg.: 

15  lockte  überging,  was  insofern  sehr  gut 
denkbar  ist,  als  man  bei  ladan  (laden,  rufen, 
auffordern  etc.)  ja  gar  nicht  anzunehmen 
braucht,  dass  das  Laden  od.  Einladen,  Be- 
rufen  durch  gesprochene  Worte  geschieht, 

20  sondern  dass  dies  auch  überhaupt  durch 
unarticidirte  Laute  geschehen  kann,  wie 
z.  B.  die  Männchen  der  Vögel  etc.  dies 
durch  allerlei  Jjocktöne  thun,  wenn  sie  ihre 
Weibchen  einladen  um  zu  ihnen  zu  kommen. 

25  Ist  das  mhd.  luoder  nun  aber  wirklich  vom 
Präter.  luod  voyi  ]ada.n  fortgebildet,  so  ivürde 
es  urspr.  blos  ein  Etwas,  tvodurch  u.  womit 
Einer  einlud  u.  lockte  od.  ein  einladendes 
n.  verlockendes  Eticas  bezeichnet   haben   u. 

30  so  in  die  Bedtg. :  Lockspeise  u.  Lockfcdle 
etc.  übergegangen  sein. 

lüder ,  Läuter ,  Einer  der  die  Glocke 
läutet;  —  de  lüders  sunt  al  up  de  toren, 
um  de  klokken  to  lüden. 

35  ludere,  Läuterei,  anhaltendes  u.  viel- 
faches Läuten;  —  wat  is  dat  fan  dage  für 
'n  ludere  in  de  stad  ? 

lüderig,  lüderg,  luderig,  liederlich,  ge- 
mein,  unordentlich,   verkommen  etc. ;  —  he 

40  is  al   to  lüderfg  worden,    as    dat   man    hast 

nog  d'r  an  lüfen  kan,    dat  he  sük  nog  wer 

beterd ;    —    't  is  so  'n  lüderigen  kram    od. 

budel  etc.,  dat  d'r  niks  mer  an  to  helpen  is. 

lüdern,    ludern,    ein   lockeres   sorgloses 

45  müssiges  Leben  führen,  müssig  gehen,  lungern 
etc. ;  —  he  lüderd  wat  herum.  --  ferlüdern 
(verschlemmen,  verprassen,  vergeuden,  ver- 
derben, verkommen  etc.) ;  —  he  fcrlüderd 
sin  geld  un  göd,    bz.  sin  hele  budel ;  —  he 

50  ferlüderd  gans  od.  is  hei  un  dal  ferlüderd 
un  ferkamen.  —  Mhd.  luodcren,  luodern ; 
j«(Z.  lüdern  (schlemmen, prassen;  ein  lockeres 
Leben  führen,  Possen  treiben ;  reizen,  ver- 
locken, verführen). 

55      Lüdowig,  Lüdewig,   Ludwig,   ml.  Name. 

—  Geschln.  Lüdowigs,  Lüdewigs,   Ludwigs. 

—  Die  frühere  galt.,  f rank.  Form  Chlodowich 
=  germ.  Illuodowig  od.  Hlüdowig,  Ludwig 
lässt  wohl   auf  eine  Zusammensetzung  von 

60  wig  (Kampf  etc.)  mit  hlüdo  (laut,  mit  ver- 


LUD-RUEFTIG  LUD-RUECHTIG         539 


LUG 


nehmlicher  Stimme,  heftig,  stark)  schliessen, 
sodass  dieser  Name  soviel  als:  laut  od. 
heftig  u.  stark  im  Kampf  bezeichnet. 
—  Wegen  Lüdo  in  Lüclowig  cf.  auch  Luke 
u.  Lüth. 

Iful-rüftig,  lud-rüclitig,  a)  laut  rufig  od. 
laut  schreiig,  laut  rufend  od.  laut  schreiend, 
laut  lärmend  etc. ;  —  de  kinder  sunt  so 
lüdrüftig,  dat  man  sin  egen  gelüd  net  hören 
kan;  —  b)  laut  klingend,  laut  od.  weit 
schallend,  laut  od.  allgemein  ruchtbar  u.  be- 
kannt; —  de  säk'  is  al  to  lüdrüftig  worden. 
=  Nid.  luidrüchtig.  —  rüfttg,  rüchtig  ist 
von  einem  mit  nhd.  rucht  in  ruchtbar,  bz. 
r  ü  cht  in  Gerücht  ident.  Stamm  ruft,  rücht 
mit  ig  fortgebildet  u.  dieses  ruft,  rüclit,  rucht 
mit  dem  zu  ahd.  hröfan  (cf.  röpen)  ge- 
hörenden ahd.  hröft,  hruoft,  ruoft,  ruaft; 
mhd.  ruoft  (Buf,  Geschrei;  Feldgeschrei; 
Gerücht,  Ruf,  Leumund,  Nachrede  etc.,  cf. 
Lex  er),  bz.  hruofti;  mhd.  ruofte,  ruefte; 
md.  rufte  in  ahd.  gehruafti  etc.  (Rufen,  Ge- 
schrei, Lärm;  Geschrei  um  Hülfe,  Hidfs- 
geschrei  etc.)  urspr.  eins,  dessen  „f"  in 
ähnlicher  Weise  wie  in  sacht,  klücht,  kracht, 
1  lücht  etc.  in  Gerücht  u.  ruchtbar,  bz.  im 
mnd.  ruchte  etc.  (s.  unten)  in  „ch"  über- 
ging. Demi  dass  rücht  u.  rucht  im  nhd. 
Gerücht  u.  ruchtbar,  bz.  mnd.,  mnld.  (cf. 
Seh.  u.  L.  u.  KU.  etc.)  geruchte, gerechte 
(das  Rufen,  der  Lärm ;  Geschrei  um  Hülfe, 
Hülferuf;  Ruf,  Gerücht),  ruchte ,  rochte 
(Rufen,  Geschrei,  Ruf,  Gerücht),  ruchtich, 
rochtich  (ruchtbar)  mit  Uebergang  von  „f" 
in  „ch"  aus  dem  mhd.  ruofte,  rüefte,  ruoft; 
md.  (s.  oben)  rufte  entstanden  sind,  geht  aus 
der  gleichen  Bedtg.  der  obigen  ahd.  ii.  mhd. 
ti.  mnd.  Wörtern  wohl  genügend  hervor,  u. 
kann  ich  wenigstens  dtirchaus  nicht  glauben, 
dass  die  Form  rücht  od.  rucht  in  Gerücht 
u.  ruchtba r ,  bz.  ruft,  rücht  in  unserm 
lüdrüftig  in  irgend  einer  Weise  (cf.  dieser- 
halb  Weigand)  mit  den  Wörtern  Ge- 
ruch u.  riechen,  bz.  mit  unserm  rök, 
nid.  reuk  etc.  u.  ruken  zusammenhängen. 

lue,  s.  lüde,  lü. 

1.  Inf,  schlaff,  matt,  müde,  träge,  still,  un- 
beioegt  etc. ;  —  de  seils  hangen  luf  hen  (die 
Segel  hangen  so  schlaff,  träge,  still  u.  unbe- 
wegt hin,  sind  in  Folge  der  Windstille  nicht 
steif  u.  mit  Wind  gefüllt) ;  —  ik  bün  fan 
dage  so  luf  (schlaff  u.  schwach  od.  matt  u. 
müde  etc.)  in  de  benen,  dat  ik  hast  gen  ben 
rören  un  gön  en  föt  för  de  andere  selten 
kan;  —  de  bladen  hangen  för  bitte  un 
windstilte  luf  (schlaff  u.  wie  welk  etc.)  an 
de  bomen;  luf  wer  (träges  stilles  unbewegtes 
etc.,  bz.  träge  matt  u.  schlaff  machendes 
schwüles  Wetter);  —  'n  luffen  lücht  (eine 
schlaffe  weiche  warme  od.  schivüle  u.  matt 


machende  Luft).  —  Nid.  lof,  loof  (schlaff, 
loeich,  müde,  matt,  ermüdet,  feige  etc.;  — 
een  love  ziel,  ein  mattherziger,  feiger  Wicht). 
—  Es  ist  wohl  Ablautform  von   laf  u.   da- 

5  selbst  das  Weitere  zu  vergleichen,  doch  kann 
es  auch  mit  aengl.  luft,  leoft  etc.  (s.  unter 
2  lüchter)  zu  lüfa  gehören,  da  für  dasselbe 
auch  das  frühere  Bestehen  eines  as.  u.  ags. 
lüfan  angenommen  werden  muss. 

10      2.  luf,  s.  lufFe. 
luf,  s.  2  lof. 

lune,  luf,  ein  weiches  lockeres,  ziemlich 
grosses  u.  flaches  Weizenbrod,  wozu  in  der 
Regel  ein  etwas  gröberes  Mehl   als  zu   den 

15  Semmeln  gebraucht  wird  u.  jetzt  fast  nur 
noch  zu  den  Viehmärkten  für  die  ländliche 
Bevölkerung  gebacken  wird,  die  sehr  oft 
einen  Häring  zu  ihrem  luflfe  verzehren;  — 
ga   hen    un    kop    dl   'n   pär   luffen,    de    du 

20  underwegens  upeten  kanst,  den  brükst  du 
dl  anders  niks  kopen.  —  Nd.  (Br.  Wb.) 
luffe.  —  Ob  es  urspr.  dasselbe  Wort  ist, 
wie  nfries.  (Johansen,  pag.  11)  liaf,  od. 
(Outze n)  lif,  lef  (Brod),  leflfe  (ein  grosses 

25  dünnes  flaches  Brod);  nhd.  Laib;  ahd. 
hleip,  hlaib ;  mhd.  hlip  u.  ahd.  hlaiba,  leiba ; 
goth.  hlaifs,  hlaibs  (Brod,  Speise)  ;  ags.  hlaef, 
hläf  (loovon  das  ags.  hläford,  engl,  contrah. 
Lord   u.    hlaefdige,    contrah.    engl.    Lady); 

30  aengl.  hläf;  engl  hläf,  loaf ;  an.  hleifr  etc. 
=  lit.  klepas;  lett.  klaips  (Brod)  etc.  ist 
mir  zweifelhaft,  da  es  ebensowohl  urspr. 
ein  flaches,  breites  Etioas  bezeichnet 
haben  u.  dann  vielleicht   mit   engl,   luff  etc. 

35  (s.  unter  1  u.  2  lof)  connex  sein  kann. 
Als  loeiches  lockeres  od.  schlaffes  Etwas 
könnte  es  aber  auch  mit  1  luf,  bz.  lüfan  etc. 
zusammenhängen  wie  auch  sluflfe  mit  sluf 
connex  ist. 

40  lug,  faul,  träge,  matt,  müde,  schleppend, 
schicer  etc. ;  —  lug  wer  (faules  träges  unbe- 
ivegtes  stilles  etc.,  bz.  laues  schtvüles  matt 
M.  träge  machendes  Wetter)  ;  —  he  is  so 
lug  (faul  M.  träge  od.  langsam  etc.),  dat  he 

45  hast  gen  finger  of  föt  rören  mag ;  —  lug  in 
de  benen  (inatt  u.  schwer  od.  schwerfällig 
in  den  Beinen);  —  lug  in  't  lopen  (faul  u. 
träge  etc.  od.  langsam  u.  schiverfällig  od. 
zurückbleibend  im  Gehen) ;  —  dat  geid  d'r  so 

50  lug  (so  träge  u.  schwerfällig  od.  unlustig  u. 
langsam  etc.)  hen,  dat  he  hei  net  förüt  kumd  ; 

—  't  geid  all'  lugger  un  lugger  (es  geht 
Alles  od.  in  Einem  iveg,  immer,  stets  fauler, 
langsamer   u.    schleppender,    schwerfälliger 

55  etc.);  —  he  ligd  d'r  lug  (faul,  träge  u.  un- 
thätig  etc.)  hen.  —  Nid.  log  (langzaam, 
traag;  onbewegelijk  liggend,  zwaar  etc.) ; — 
een  log  mensch,  ein  fauler  träger  Mensch; 

—  een  log  schip,    ein  faules  träges  unbe- 
60  weglich  liegendes  Schiff;  —   het  logge  lijf, 


LUEG  540  LUEK 

der  träge  od.  sclncere  Leib;   —   met  logge  od.  herauszieht,  herausnimmt  etc.  (sitinl.  u. 

mokers   kneuzen,    mit   schioeren    Hämmern  trop.)  bezeichnet  hätte  u.  so  in  die  Bedtg.: 

zerschmettern) ;  u-fries.  (Jap ix)  log,  logge.  Laos  (sors)  u.  Schicksal,  Geschick  etc.  über- 

—  Kur  Matth.  Kr  am  er  (ISl)  hat  noch  \og  gegangen  wäre.  Vergleicht  man  indessen, 
(schwer,  dick,  unbeholfen),  zvährend  ich  sonst  5  dass  das  mhd.  gclücke  auch  die  Bedtg. : 
nur  die  folgenden  Ableitungen  davon  finde,  Beruf  hat,  so  könnte  luck-a  auch  die  blosse 
als  mnd.  (Seh.  ti.  L.)  Ing^icli  (tardus,  piger,  Bedtg.:  Zug  od.  das  Ziehen,  die  Ziehung, 
bz.  träge,  schläfrig  etc.),  luggicheit  (Trag-  bz.  die  von:  Zieh-  od.  Zug-Zustand,  Zustand 
heit  etc.)  :  nd.  (B  r.  Wb.)  luggern  (aus  Faid-  wo  man  einen  Zug  od.  ein  Ziehen  wohin  hat 
hciiim  Bett  liegen),  XnggQVQT  (fauler  Mensch),  10  u.  fühlt  etc.  gehabt  haben  u.  demnach  sich 
higgerhuuk  (Faulbank,  Faulbett),  higgerstool  hieraus  die  Bedtg.:  Lust,  Neigung,  Incli- 
(Stuhl  um  darin  die  Mittagsruhe  zuhalten) ;  nation,  Beruf,  Geschick  etc.  cntivickelt  hätte, 
mnld.,  bz.  fries.  (KU.)  luggheu  (ignave  et  zumal  ja  die  Bedtg.:  Lust  neben  Beruf 
scgniter  agei'e),  luggherigh  (ignavus,  segnis);  auch  in  die  von  Freude  u.  Glück  übergehen 
engl,  lug  (sich  langsam  u.  schioerfällig  be-  15  konnte.  Gehört  es  nun  aber  zu  lokken,  bz. 
wegen), higeons(sch2ver,><chwerfällig),\üggnT(i  ahd.  Incchen  (locken,  rufen  etc.),  so  würde 
(fauler,  träger  Mensch,  Faidenzer),  Ingge  luck-a  ein  Etwas  tcas  lockt  u.  ruft  u.  womit 
(Zauderer,  Faulenzer),  lug-loaf  (ein  unbe-  u.  wodurch  ein  Etwas  od.  Jemand  lockt  u. 
holfener  schwerfälliger  träger  Mensch)  etc.  —  ruft  sein,  bz.  einen  Jjock-  od.  liuf-Zustand 
Ob  es  mit  liggen,  lag  (cf.  unser  bund  statt  20  bezeichnen  u.  soviel  als  lockendes  od.  rufendes 
b  a  n  d  von  binden,  —  klum  von  klimmen,  —  Etwas,  bz.  Lockung  od.  Bufung,  Verlockung 
sund==  nid.  zond  =  nhd.  sandte  von  senden  od.  Berufung  etc.  bedeuten,  loie  ja  auch  das 
u.  dies  aiis  sandjan  von  sindan)  connex  ist?  Glück  einerseits  ein  lockendes  Eticas  od.  ver- 

lüg,  dl)  Lüge ; —  Compos.:  lugfat  (X%e«-  lockendes,  verführerisches  Etwas  ist  u.   die 

fass,  cf.  lögenfat);    —    b)  Lügner  od.  Lüg-  25  Bedtg.:  Beruf  sich  ja  andererseits  auch  aus 

Person;  —  Compos.:  Ilans-lüg;  Lür-lüg.  dem  von  Buf- Zustand  od.  dem  von  Ruf  (ich 

Inggen,  Inggern  etc.,  s.  mnld.  lugghen  u.  habe  u.  fühle  keinen  Buf  od.  Beruf  u.  Ge- 

nd.  luggern  unter  lug.  schick  dazu)   wieder  von  selbst  ergiebt.     cf. 

Lüitje,  ml.  Name.  —  Geschln.  Luitjens.  auch  lükken    wegen    der   Möglichkeit,    dass 

lük,  Geschick,  Schicksal,  Glück,  Heil,  Er-  30  eben  lük  zu  lükken  (gelingen  etc.)  gehört  u. 

folg.  Gelingen  etc. ;  —  't  lük  hed  't  so  wuld,  nicht  lükken  von  lük  weiter  gebildet  ist. 
dat  ik  all'  min  läfen  'n  armen  slukkerd  blef;  1.  Ifik,  Zug,  Ruck  od.  ein  einmaliges  An- 

—  föl  lük  un  sogen  in  't  neje  jär  (viel  Glück  ziehen.  Aufziehen,  Anreissen  od.  Zerren  etc. ; 
od.  viel  Erfolg  u.  Gelingen  im  neuen  Jahr);  —  mit  en  lük  truk  be  wol  tein  stige  äl  up; 

—  dar  hed  he  gen  lük  mit  had.  —  Compos. :  35  —  mit  ea  lük  truk  (od.  16k,  cf.  1  luken)  he 
mislük  (Missgeschick,  Misserfolg  etc.);  —  de  band  so  fast  d'r  um  to,  dat  't  hei  net 
wanlük  (böses  Geschick,  Unglück,  Missge-  wer  lös  to  krigen  was;  —  mit  en  lük  was 
schick  etc.)  etc.  —  Nd.  (Br.  Wb.)  luk,  't  lös  od.  truk  he  de  böm  d'r  üt.  —  Afries. 
(Schambach)  lücke ;  mnd.  lucke ;  nid.,  lük  od.  luuc  in  mes-lük ,  mesluuc  (das 
mnld.,  mfläm.  luck ,  lucke ;  afries.  luk ;  40  Mcsserziehen) ;  westergoisch  luuc. 
mofries.  (C  ad.  31  Uli  er)  \ukk,  lokk;  ivfries.  2.  Ifik,  s.  luke. 

luk;  aeyigl.  lukke ;    engl.,  schott.  luck;    an.,  3.  lük  od.   luke,    lau,   ivarm,  flau,   still, 

isl.  lucka  ;  norw.  lukka,  lykka  ;  schioed.  lycka  ;  ruhig,  unbewegt,  bz.  lau,   kühl,   gleichgültig 

dän. \ykke.  —  Davon:  glük  =  jhM.  gelücke  ;  etc.;  —   lük  wer    (laues  od.  toarmes  stilles, 

md.  gelnckc (Glück ;  Geschick ;  Beruf).  — Es  45  bz.  flamvarmes   schwüles  Wetter;    —    he  is 

muss  entweder  mit  afries.  luk  (Zug  od.  das  lük  (er  ist  lau  od.  gleichgültig,   bz.   still  u. 

Ziehen,  Herausziehen,  Herausreissen  etc.)  in  tinbekümmert,  sagt   nichts   u.  kümmert  sich 

mesluk  od.  mes-luuc  (das  Messerziehen)  zu  um   Nichts).    —    Nid.    leuk,  leuks,   «.    (cf. 

luka  (ziehen,   reissen  etc.,    cf.  luken)  ;    ags.  v.Dale)  lukes;  nfries.  (Outzen)  lunk;  in 

lyccan;  ahd.  liuhhan  (evellere,  aus-  od.her-  50  Angeln  aber  laege,  lyge  ic.  in  Hader sl. 

au^reissen;   auch  trop.:   herausreissen,    er-  lyked;  e??///. luke fc/.  lukewarm, lukeness etc.); 

retten,  befreien  etc.)  gehören  od.  mit  lokken  schott.   luik    (wann)    in   luik-hartit    (loarm- 

(locken,  rufen  etc.)  zusammenhängen,  dazu  herzig);      acngl.     (Str atmann)     hleuke, 

dessen  weiteren  Formen  :  ahd.  lucchen  ;  7nhd.  lüke  (tepidus).    —   Ist   das   „h"    im   aengl. 

lucken,  lücken  (cf.  lokken)  die  mhd.  Formen  65  hleuke   organisch  u.    urspr.,    so   würde   es 

von  gelücke   auch   sehr  gut  stimmen.     Ge-  nicht    mit    unserm    loks    zu    einer    gcrm. 

hört  es  nun  mit  afries.   luk   zu   luka,    ahd.  ]/   luk    gehören    können,    sondern    andern 

liuhhan    (ziehen   etc.),    so   würde   man   an-  Ursprungs  sein. 

nehmen    müssen,     dass    luck-a    urspr.     ein  h{\)s.^  contrah.  ausljixh  eck,  dessen  frühere 

Zieh- Bing  od.  ein  Etivas  was  man  zieht  60  Blüthe  u.  grosser  Reichthum  ivohl  zu  unserm 


LUKE  LUK 


541 


LUKEN 


Sprichwort :  „lie  kan  Lük  un  Hamburg  up" 
Veranlassung  gab. 

Inke,  lük,  Luke;  —  a)  Klappe,  Fallthüre, 
Deckel,  Laden  etc.  zum  Schliessen  eines 
Ein-  od.  Durchlasses  od.  einer  Luftöffnung, 
eines  Fensters;  —  mäk  't  Iftk  digt;  —  du 
must  de  bönlukon  apcn  sotten ;  —  sett  de 
luken  d'r  for  etc. ;  —  Cornpos. :  bBnluke 
(Boden-Luke),  —  kellerluke,  —  dakluke,  — 
schipshike  etc. ;  —  b)  Diirchlass,  Ocffnung, 
gefertigtes  Loch  im  Boden  od.  in  einer 
Mauer  etc.,  wo  Einer  hindurch  geht  od. 
Sachen  hindurch  lässt  u.  gieht  etc.  od.  wo 
hindurch  Licht  u.  Luft  kömmt ;  —  dat  koru 
mut  bi  't  forste  lük  uptrukkeu  worden ;  — 
de  wagen  steid  al  uuder  't  lük ;  —  du  must 
alle  luken  un  fensters  digt  maken ;  —  he  is 
dör  't  lük  od.  tö  't  lük  herüt  fallen;  —  c) 
Riss  od.  Loch  in  einem  Kleide  etc.;  —  'n 
lük  in  't  kled,  in  de  schude,  in  de  schö  etc. 
—  Nd.  luke  (wie  sub  a  u.  b) ;  ynnd.  luke ; 
nid.  luik ;  mnld.,  mfläm.  luycke  (wie  sub  a; 
jedoch  nach  v.  Dale  nid.  luik  auch  ein 
Loch,  wodurch  das  Wasser  auf  ein  Mühlen- 
rad fällt,  tvährend  das  nid.  luikgat  auch  die 
Bedtg.:  Zug -Loch  hat  u.  hier  luik  mit 
unserm  1  lük  ident.  ist);  isl.  lüka  (Deckel 
od.  Klappe,  Verschluss  eines  Pultes  u.  auch 
wie  an.  lüka,  hohle  Hand,  das  Hohle  od. 
die  Höhlung  der  Hand,  vola  manus) ;  norto. 
luka  (Deckel,  Klappe,  Fallthüre,  Fensterladen ; 
Loch,  Luke,  Oeffnung  etc.  in  einer  Wand; 
die  hohle  Hand) ;  schwed.  lucka  (Luke,  Fall- 
thüre, Deckel,  Laden,  Schliessventil ;  Lücke 
od.  Oeffnung,  Spalt  etc.);  dän.  luge  (Luke, 
Fallthüre,  Deckel  etc.)  u.  lukke  (Ver- 
schliessung,  Verschluss) ;  ahd.  luchä,  luccbä, 
luckä,  lukka;  mhd.  hiebe,  lücke  (Lücke  od. 
Loch,  Oeffiiung,  Riss,  Spalte  etc.).  —  Die 
Bedtgn. :  Verschluss  od.  schliessendes  Etwas 
einerseits,  sowie  andererseits  von :  Oeffnung 
u.  Lücke  od.  Lochding,  Loch  etc.  treffen  in 
den  obigen  Wörtern  wieder  ebenso  zusammen 
wie  in  dem  Worte  lok,  hz.  ahd.  loh,  loch 
u.  ergiebt  sich  die  Bedtg. :  Höhlung  der 
Hand  od.  vola  manus  von  selbst  aus  der 
von  Höhle  od.  hohles  Etwas,  cf.  lok  u.  s. 
Weiteres  unter  2  luken. 

Luke,  ml.  Name;  Geschln.  Luken.  — 
Wohl  Contract.  von  Lüdeke,  Ludeke,  Liudeke 
als  Dimin.  von  Ludo,  Liudo  etc.,  cf.  Lüth 
u.  Ludowig.  —  Redensart:  Luke  läfd  nog. 

1.  lükeii  od.  luken  (luke  od.  lük,  lukst, 
lukd  od.  lukt  etc. ;  —  16k,  lökst,  16k  etc.  ; 
loken  od.  laken),  reissen,  pflücken,  zupjfen, 
zerren,  ziehen,  melken  od.  saugen  etc.;  — 
he  lukt  hüm  de  här  üt  de  kop ;  —  he  16k 
net  so  lank,  dat  't  tau  ret;  —  de  perde 
willen  net  luken  od.  anluken;  —  de  perde 
koncn  de  wagen  d'r  hast  net  wer  üt  luken, 


so  fast  sitt  he ;  —  spikers  üt  't  holt  luken ; 

—  he  harr  hum  de  6ren  bold  fan  de  kop 
laken;  —  he  16k  sük  de  benen  hast  of;  — 
b6men    od.  wurtels  etc.  üt  de  grund  luken ; 

5  —  du  must  net   so  stif  od.   hard   anluken ; 

—  't  is  so  früchtbar,  dat  ^t  net  is  as  of  't 
gras  üt  de  grund  laken  word ;  —  de  kuse 
satt  so  fast  un  ik  harr  d'r  so  'n  jnn  an,  dat 
't  net  was,   as  of  ik  uplaken   (in   die  Höhe 

10  gerissen  od.  gezogen,  gehoben  etc.)  wurr';  — 
dat  kind  lukt  hum  g6d  (das  Kind  zieht  od. 
saugt  ihn,  bz.  die  Zitze  od.  die  Mutterbrust 
gut  od.  tüchtig);  —  't  kind  lukt  de  borst 
net  so  lank,    as  d'r  nog   'n   drüp   in  is;  — 

15  an  'n  ander  luken  (aneinander  reissen  od. 
ziehen,  zusammenziehen   od.  schnüren  etc.); 

—  tosamen  luken  (zusammenziehen  etc.) ;  — 
fast  od.  digt  luken  (fest  od.  dicht  ziehen  u. 
schnüren);    —    üt  'n  ander  luken  (aus  ein- 

20  ander  ziehen  od.  zerren,  reissen,  zerdehnen, 
in  die  Länge  zielten  etc.);  —  'n  belaken 
lücht  (eine  bezogene,  verdeckte  Luft);  — 
wel  ferlukt  mi  de  disk  nu  war?  (wer  ver- 
reisst   od.    verzieht,   verrückt   etc.   mir   den 

25  Tisch  nun  tvieder?).  —  cf.  anluken,  beluken 
(s.  dieses  wegen  aber  auch  unter  2  luken), 
ofluken,  upluken,  ütluken.  —  Nd.,  mnd. 
luken;  afries.  luka  od.  lüka;  wfries.  (Japix) 
luwcken,   luwckjen    iL  früher  auch   luken, 

30  soivie  awc/i  loecken  od.  (cf.v.  Rieht hofen 
u.  Ehrentraut,  I,  201)  loecke ;  nfries. 
lucke  od.  (nach  Outzen)  luke;  satl.  lüke; 
tvang.  lük;  ags.  (L.  Ettmüller)  lyccan, 
luccan,  lucjan,  locjan ;  aengl.  lucchen  (vellere, 

35  evellere);  ahd.  liuhhan,  lauch ,  lauchum, 
lochan  (vellere).  —  S.  Weiteres  unter 
folgendem  : 

2.  luken  od.  luken,  dicht  machen,  schliessen 
etc.;  —  'n  schip  luken  od.  ferluken,  toluken 

40  —  dat  schip  is  net  g6d  ferlükd  (mit  Laden 
Klappen  od.  Luken  u.  sog.  Presennings  ge 
deckt  u.  dicht  gemacht  od.  geschlossen)  od 
tolükd  west,  anders  harr'  de  ladung  fan 
bäfen  net  nat  worden  kund.  —  Nid.  luiken 

45  mnld.,  mfläm.  luycken,  loken;  afries.  luka 
satl.  luka;  nfries.  (Outzen)  locke,  loke, 
lacke,  locke  u.  luka,  laka  od.  (nach  Jo 
hansen,  pag.  17i,  b)  lükkan;  as.  lükan 
ags.  lücan ;  aengl.  lüken ;  engl,  lock ;  schott 

50  louk  ti.  lucken,  luken;  an.  lüka;  norw 
luka;  schived.  lycka;  dän.  lukke;  goth 
lukan;  ahd.  lühhan  od.  nach  Andern  (cf. 
L.  Ettmüller ,  pag.  193  unter  lücan  u. 
E.  Schulze,  193, a  unter  uslukan)  liohhan 

55  liochan;  mhd.  lüchen,  louchen. 

Vergleicht  man  die  Cornpos. :  goth.  uslukan 
=  a)  griech.  änoigein,  dianoigein  (öffnen, 
offen   machen,    auf  schliessen,    erschliessen) ; 

—  b)  änaptüssein  (entfalten,  entwickeln,  aus- 
60  einandersetzen ,    erklären);    —    c)    elkein, 


LUKEN  542                         LUEKKEN 

spasthein  (ziehen,  aus-  od.  herausziehen  etc.,  rcissen  etc.)  gehört  u.  dass  diese  urspr.  Be- 

z.  B.  das  Schwert);    —    mhd.  erlüchea    (a.  dtg.  auch  soioohlin  Wok  als  in  luke  u.  nhd. 

erschliessen,  aufschliessen,  öffnen  etc.;  —  b.  Lücke  ('s.  unter  luke)  zu  Tage  tritt  u.  er- 

auslecreii) ;  —  goth.  galukan  ;  mhd.  gelüchen  halten  blieb. 

(schliessen ,   zusclilicssen ,   vcrschliessen ,   be-  5       Wegen  der  y  rüg,  lug  ßrechen  etc.)    als 

schUessen,   einschliessen  ,  fangen);  —   östr.  Weiterbildung, icie auch  n\nk (raufen, rupfen, 

gelouchen ;    africs.   bi-  beluka;    wfrics.    be-  ausraufen    etc)    u.   rup    (brechen,    reissen, 

lucken ;   as.  biliikan ;    mnd.  boluken  ;    mnld.  rauben,  raufen,  rupfen  etc.)    von  der  y  ru, 

boluycken;  »W.  beluiken;  «<7.s.  bolücan;  ac«;?/.  lu   (cf.  1  le,  lös,  lösen  etc.)    cf.    Fiele,   I, 

biliiken,  bilouken  (einschliessen,  umschliessen,  10  198  u.  757,    sowie  II,   226   u.   457),    sowie 

abschliessen ,    verschlicssen,    schliessen,    zu-  bei  G.  Curtius  die  Nummer  148  u.  149  u. 

machen,  umschliessen, umfassen, enthalten  etc.,  sodann  wegen  der  wahrscheinl.  urspr.  Identität 

icomit  beim  Vergleich  der  Bcdtg.  :  fan  gen  mit  x\\  n.  rüg  in  der  Grdbedtg.:  sonare  od.  als 

von  galukan  [s.  oben]  auch  wohl  unser  be-  Schallwurzcln  u.  ru,  rüg    (brechen,    bersten, 

\uken  [erfangen,  erfassen,  ergreifen,  erreichen  15  reissen  etc.)  des  Weiteren  unter   2   lokkcn, 

etc.]  icohl  urspr.  idcnt.  ist,  sodass  es  gar  kein  wobei  ich  ausser  auf  die  Schal l stamm e :  knik, 

Compos.  von  be  u.  lukeu  [ziehen  etc.,  s.    1  knak  auch  noch  auf  die  Schallstämme:  klak, 

luken]  ist);  —  as.  antliikan;  ahd.  ant-,  int-,  klat,  knap,  krak  u.  deren  Ablaufformen  ver- 

in-lüchan;    mhd.   entlücben  ;    nid.    ontluiken  weise,  bz.  darauf  aufmerksam  mache,  dass  die 

(er.'ichliessen,  aufschliessen,  öffnen,  aufthun,  20  Bcdtg.:  Geräusch  etc.  n.  Bruch  etc.  sich 

eröffnen,  offenbaren);  ags.  un-,  oü-]ncan  (auf-  in  denselben  stets  zusammen  findet    u.    dass 

schliessen,  öffnen),  —  tnlücan ;  aengl.  tolfiken  demnach  ivahrscheinl.  auch  die  ]/  ru,  lu,  er- 

(evellere,divel]ere),  —  alücan(ejicere,evellere),  weitert   rüg,    lug    aiis   sonare,    crepitus   od. 

so  ist  namentlich  beim  Vergleich  von  afries.  sonus  crepitus  etc.  die  Bedfg. :   brechen  etc. 

mesluk  od.  (cf.  Altfries.  Gesetze,  pag.  558,  25  n.  Bruch  etc.  entwickelte,  worauf  ausser  lug 

zweite  Spalte,  Zeile  8)  mes-luuc  (das  Messer-  (bitten  od.  rufen,  cf.  2  lokken)  auch  die  y 

ziehen    im   Streite    etc.)    zu   goth.    us-lukan  rüg  (rülpsen,  vomiren,    sich  brechen  od.  er- 

(elkein  etc.,  s.  oben)  wohl  anzunehmen,  dass  brechen  etc.,  cf.  Fick,  II,  211)  hindeuten 

luken  (schliessen)   u.  luken  (ziehen,  reissen,  dürfte.     Wegen  der  Bedtg.:  biegen,  krümmen 

zupfen  etc.)  entweder  urspr.  dieselben  Wörter  30  od.     zusammenbiegen    «.     zusammenziehen, 

od.  doch  beide  von  einem  u.  demselben  Stamm  contrahere  etc.  in  afries.  biluka  vergl.  auch, 

luk  fortgebildet  sind.     Vergleicht  man  nun,  dass  das  in  den  afries.  Gesetzen  (v.  Rieht- 

dass  sowohl  Fick   (III,  274)  als  H.  Leo  hofen,  pag.  91,    Zeile  16)   vorkommende: 

(pag.    415)    die   gcrm.    ]/    luk    von    liikan  thriu  bilekeue  lithe  od.  thriu  bilekena  lithi 

(schliessen)  etc.  mit  der  idg.  y  rüg,  skr.  ruj  35  im.   lat.   Texte    (cf.    v.    Richthof  cn,    640 

od.  rüg,  europ.  h\g  (brechen)  für  ident.  halten  unter  biluka)    mit  tribus  contractis  membris 

n.  dass  Fick   annimmt,    dass   die  Bedtg.:  erklärt  wird. 

brechen  in  die  von:  biegen  u.  so  iveiter  Ifik-gat,    Oefnung   od.  Loch    im   Boden, 

in  die  von:   zusammenbiegen   n.   schliessen  Schiffsdeck  od.  in  einer  Mauer,  Wand  etc., 

etc.  (besser  wohl:   brechen,  knicken,  biegen,  40  welche  mit  einer  Luke  od.  Klappe  (cf.Xwkc) 

krümmen  etc.,  bz.  brechen,  abbrechen,  beenden,  geschlossen  loird,  od.  überhaupt  ein  sehliess- 

Ende  u.  Sehluss  machen,  schliessen  etc.,  od.  od.  verschliessbares  Loch,   da   die   Vorsilbe 

auch:  durch  Zusammendrücken  ziveier  Enden  luk   auch   ebensogut  mit   luken    (schliessen) 

od.  Seiten  irgend  eines  Etwas  einen  Bruch  als    mit    luke    conne.v    sein   kann.    —    Nid. 

od.  Knick,  eine  Biegung  od.  Krümmung  etc.  45  luikgat  (dasselbe,  aber  auch  [s.  unter  1  luken] 

erzeugen  u.  so  überhaupt:  zusammendrücken  ein  Zugloch);  cf.  1  liik. 

u.  biegen,  aneinander  drücken  od.  klemmen  Liikko,  wbl.  Name.  —  Koseform  wie  Luke. 

etc.,  fest    drücken,     dicht    drücken,     dicht  liikkelik,  lükkelk;  /.  q.  glükkolik. 

machen,   schliessen   etc.)    übergegangen   sei,  liikkeii ,    vorwärts  od.  von  Statten  gehen, 

so  ist  es  beim   Vergleich   der  y  rup,    runip,  50  Erfolg  haben.,    gelingen,    glücken    etc.;   — 

bz.    lup,    lump    (brechen,    reissen,   rauben,  wen  't  Jükken  wil,  den  geid  't  all'  göd  wat 

raufen,   rupfen   etc.)   zu  lug,    bz.    skr.    (cf.  man  angript  un  deid;  —  wat  lükken  schal, 

Bopp)  rüg  (frangere;    ferire,  laedere,  occi-  dat  lükt  6k;  —  dat  wul  net  lükken;  —  dat 

dere  u.  subst. :   morbus,   aegritudo)    od.  (cf.  is  lium  net  lükt,  dat  he  't  tau  to  faten  kreg ; 

Graxsynann)  ruj  (durchbrechen,  zerbrechen,  55  —  dat  mislükte  hum   etc.    —   Nd.   lükken, 

zertrümmern,   zerschmettern,   vernichten,  er-  lükken;    mnd.    lucken;    nid.  lükken;    mnld. 

brechen,  aufbrechen,  eröffnen)  wohl  zwei  fei-  lucken;  wfries.  locken;  nfries  (Johansen) 

los,    dass  unser    1  luken,    bz.    afries.    luka,  lokkin  ;  sn</.lukje;  io«»«;.  luk;  aew///. lükken  ; 

ahd.  liuhhan    (vellere,    evellere  etc.)   gleich-  schott.    luck;     isl.    luckaz;     norio.    lukkast, 

falls    zu    dieser  y   lug    (brechen,    spalten,  GO  lykkast;   dän.    lykkes;   schtved.   lyckas.    — 


LÜEKKEN           543  LUELLE  LUEL 

Das  isl.  Inckaz ;  norw.  lukkast  etc.  steht  im  fortgebildet  ist,   wie  1  lokken  von  lok)    das 

selben  Verhältniss   zu   einem  an.  lucka  wie  Subst.  lük  (Geschick  etc.  od.  Erfolg,  Gelingen, 

andast ;  isl.  andaz  (aushauchen,  verhauchen.  Glück)    od.   mnd.   lucke   etc.    (cf.  lük)    aus 

sterben)    £u   anda    (athmen,    hauchen),    —  diesem  Verb,  lükkcn  entstanden  sein  müsste 

amast   (lästig   od.   beschtverlich  werden)   zu     5  u.  nicht  lükken  (gelingen,  glücken  etc.)  von 

ama   (belästigen),    —    heitast    (drohen  ,    be-  lük  etc.  weiter  gebildet  sein  kann, 

drohen  etc.)  zu  heita  (heisscn ,   verheissen),  Luks,  ml.  Name  =  Lucas.  —  Sprichw. : 

—  hnippast  zic  hnippa   (stossen),   —    norw.  hau  in,  Liiks ;  't  is  schäpbotter ;  —  dat  is  en 

knappast    (knapp    toerden,    abknappen)    zu  (seil.  Lügen)  üt  Lüks-öm  sin  bül. 

knappa  (knappen,  beknappen  etc.)  etc.  m.  ist  10  Inks,  Luchs.  —  Nd.  luks  od.  lukks;  nid. 

demnach    dafür    auch    icohl    ein    mit    and.  lochs;  and.  lohs;  ags.  lox;  ahd.,mhd.  \i\\i^; 

lucken,   aengl.  lukken  etc.   ident.  lucka  an-  lat.  lynx;   griech.  lugks;    lit.  luszis.   —    Ob 

zusetzen.     Vergleicht  man  nun   flekken    als  ivegen  der  scharfen  leuchtenden  Äugen   mit 

Weiterbildung  von  flek  (Platz,  Baum,  Stelle  ags.  lioxan  (leuchten)  zur  y  luk  ?     cf.  locht, 

etc.  od.  urspr.:  Riss,  Bruch,  Spalte;  Lücke,  15  lücht,  lüchten. 

offener  u.  freier  Platz  etc.)  u.  nhd.  klecken  luksen,  heimlich  wegnehmen,  stehlen,  rau- 

=  ahd.   klacjan    (Biss   od.    Bruch,    Spalte,  ben,  plündern  etc. ;  —  he  lukst  hum  de  dök 

Lücke,    od.    offenen    u.    freien   Baum    etc.  üt  de  taske ;  —  he  lukst  hum  't  geld  under 

machen,    von  Statten  gehen,   Erfolg  u.  Ge-  de  handen  weg;  —  he  hed  hum  all'  sin  geld 

lingen   haben    etc.,  icovon   ital.    schiaccare,  20  oflukst  (z.  B.  auch  im  Spiel) ;  —   he  lukst 

knacken,  quetschen  etc.,  cf.  klak  u.  klakken)  hum  net  so  lank,  as  he  nog  'n  deit  hod ;  — 

als  Weiterbildung  von  ahd.  klac  (Riss,  Bruch,  he  hed  hum   göd  belukst.    —    Nd.   luksen  ; 

Spalte  etc.)  u.  dass  flecken  m.  klecken  nhd.  luchsen.     Wohl   zu   luks,    wie   musen 

somit  aus  der  sinnl.  Bedtg. :  Riss,  Bruch  etc.  zu  müs. 

od.  Raum  etc.  machen  etc.  in  die  trop.  von :  25  lülle,  lül,  a)  eine  aus  starkem  Leinen  od. 

von  Statten  gehen,   vorwärtsgehen,    Erfolg  Segeltuch  gemachte  Röhre,bz.  eine  Mamierung 

u.  Gelingen  haben,   gelingen   etc.    iiberging,  od.  ein  um  das  Ende  eines  Hahns  od.  eines 

so  könnte  man   auch   annehmen,    dass  das  sonstigen  Abflussrohres  gewickelter   Lappen 

weder  as.,  ags.  noch  ahd.   belegte   einfache  von  starkem  Leinen,  der  auf  diese  Art  auch 

Verb,  lukken  od.  lücken  urspr.  eine  ähnliche  30  einen  Schlauch  od.  eine  schlaffe  Röhre  bildet 

sinnl.  Bedtg.  wie  flecken  u.  klecken  hatte  u.  u.  zu  dem  Ende  darum  gebunden  wird,  dass 

gleichfalls  eine  Weiterbildung  von  der  ]/  luk  die  ausfliessende  Flüssigkeit  nicht  zu   weit 

(brechen,  reissen,   spalten,    bz.   subst.:    das  umJierspritzt   od.   in   das  richtige  Loch  etc. 

Reissen   od.   Bersten   u.   Brechen,    bz.   der  hineingeleitet  tverden  kann; —  jT  mutten  'n 

Riss,  Bruch  od.  Spalt  =  ahd.,   mhd.   klac)  35  nejen  liil  an  de  krän  maken,  de  olde  is  kört 

sei   u.    demnach   entweder    von   Hause  aus  un  of ;  —  leg'  de  lül  regt  in  de  göte,  anders 

dasselbe  Verb,  wie  1  u.  2  luken  (a.  reissen,  flügt  't  water  all'  bi  de  sTd  üt ;  —  b)  männ- 

abreissen,   ausreissen   od.   abtrennen  etc.  —  liches  Glied, ipenh  (Röhre,  Abflussröhre  etc.?); 

II.    b.    schliessen  etc.    od.    urspr. :    brechen,  —    c)    ein  Fetzen,   Lappen,    bz.  schlechtes, 

biegen  etc.)  gewesen  ist,  od.  als  Weiterbildung  40  werthloses,  unnützes  Etwas  etc. ;  —  niks  as 

von  luk   in   der   subst.  Bedtg. :    Bruch   etc.  eraer  lüUen  un  prüllen ;  —  d)  ein  Schwätzer, 

(ähnlich   wie  klecken   od.   ahd.  klacjan   von  Lügner,  Faseler,  Hansiourst,  Zauderer  etc.; 

klac)  aus  einem,  alten  u.  verloren  gegangenen  —  Jan  lül  un  sin  mät.  —  Dass  es  in  allen 

lukjan     entstand.      Dass    indessen    lukken,  Bedtgn.    od.   überhaupt   mit   den  folgenden 

lükken,  (ge)lükken   (Erfolg  haben,  gelingen  45  Wörtern   als:    nd.    (Dähnert)    lull    (eine 

etc.)    statt   direct   von   der  y  luk    (s.  unter  Röhre  od.  Saugröhre  etc.),   nur  flg.   in  der 

2  luken)    aber   auch    ebenso  gut   von    ahd.  Redensart:    he  wet  nich  van  lüU  noch  tüll, 

lucka,    lucchä,    luchä;    mhd.    luche,    lücke  wo  es  also  etwas  ähnliches  wie  eine  Tülle 

(Lücke,  Spalte,  freier  u.  offener  Raum  etc.)  bezeichnet,  —   (Br.  Wb.)    lull  od.  lullpipe 

weitergebildet  sein  kann,  ist  klar  u.   zwar  50  (Röhre,    lederne  Schlauchröhre   od.    Leder- 

um  so  mehr,  als  ja  dieses  ebenso  wie  1  lok,  schlauch) ;    nid.   lul    (Saughorn   od.    Saug- 

ahd.  loh,  loch,  luhh  ('Pfer.  locher  m.  luhhir)  schlauch,  Ludet,  Lutsche ;  Röhrkanne ;  Röhre 

etc.    gleichfalls    auf    eine    Grdform    luka  einer  Pumpe  od.  Feuerspritze ;  männl.  Glied; 

(Bruch- Zustand  od.   Bruch-Ding,    bz.   Zu-  Vorstagsegel  od.  urspr.  wohlblos  ein  Lappen, 

sammendrückungs-   od.   Zusammenbiegungs-  55  s.  unter  lülle  sub  c),  —  lul-laadje  (Fopperei, 

Zustand,      zusammendrückendes     u.     ver-  Betrug;   albernes  Geschwätz  etc.,   cf.  unser 

schliessendes  Etwas  etc.)  zurückgeht.  Bemerkt  lülle  od.  lül  sub  d  u.  unser  lüUere),  —  lulle- 

sei  indessen,  dass  in  diesem  Fall  (d.  h.  wenn  man  (Spritzenmann  od.  Mann  der  die  Aus- 

lükken,   gelingen  etc.   von  luk,   brechen   od.  lauf-  od.  Spritz-Röhre   der  Spritze   hält   u. 

Bruch  etc.   od.  von  lucka  =  nhd.  Lücke  60  führt ;  Schwätzer  etc.),    —   lullepeis  (Narr^ 


LÜELLE  LUEL 


544 


LtJEMMEL 


Buimikopf,  Tropf  etc.),  —  luUepijp  (Seidel ; 
Saug-,  Lutsch-  od.  Ludel-Röhrchen ;  Dudel- 
sack, Sackpfeife),  —  luUcr  (Lutscher,  Lu- 
deier; Schwätzer;  Tölpel,  Narr  etc.);  mnld. 
lulle  (sipanim,  velum  quo  juvatur  cnrsus 
navis),  lul-  od.  lolle-,  lullc-pype  (ruisch-pype 
od.  sack-pype,  tibia  utricularis),  lullc-peyre 
(pyrum  fracidnin) ;  mnd.  (Seh. «.  L.)  lolliken- 
pipe,  bz.  mlat.  lullela  (Sackpfeife,  Schlauch- 
pfeife od.  Dudelsack);  nhd.  Lull  (liölire 
zum  Ablaufen  einer  Flüssigkeit),  sowie  ferner 
mit  dem  schon  bei  Keiscrsberg  (f  1510) 
vorkommenden  nhd.  lullen  (ludein,  luischen, 
saugen),  luller  (Sauglappcn,  Lutschbeutel, 
cf.  bei  Weigand  Lull  u.  1  lullen)  sowie 
ferner  aucJi  mit  unserm  lullen  zu  lol,  lul, 
bz.  lollen  (s.  d.)  etc.  gehört,  ist  mir  sehr 
ziveifelhaft,  obschon  es  ja  allerdings  denkbar 
ist,  dass  aus  einem  altern  lu-lu  od.  lu-la, 
(als  Eedupl.  der  Schallwurzel  lu,  od.  einer 
Zusammensetzung  der  Schallwurzeln  lu  u. 
la,  cf.  1  la)  mit  der  Bedtg.:  Ton,  Klang, 
Schall,  Geräusch  od.  das  Rauschen  etc. 
neben  lol,  lul  od.  lollen,  lullen  u.  lolle  od. 
lulle  in  lolle-pype  (ruisch-pype  od.  Dudelsack, 
Sackpfeife)  in  ähnlicher  Weise  wie  das  zu 
pipen  (pfeifen  etc.)  gehörende  pipe  (Pfeife, 
Möhre  etc.  od.  urspr.  ein  Etwas  zum  Pfeifen 
od.  ein  Pfeif-Ding  etc.)  auch  ein  lolle  od. 
lulle  mit  derselben  Bedtg.  wie  pipe  hervor- 
ging u.  dann  ebenso  wie  nnld.  lulle-pijp  (s. 
oben)  cms  der  allgemeinen  Bedtg. :  Bohre  u. 
Schlauch,  Ausflussrohr  etc.  in  die  Bedtg. : 
Saug-,  Lutsch-  od.  Lud el- Röhre ,  bz.  ein 
Etwas  woran  u.  ^vorauf  man  saugt,  bz.  loomit 
man  saugt  u.  trinkt  od.  schlürft  etc.  od. 
überhaup)t  in  die  von  Ludel  überging  (cf.  bei 
We  ig  a  n  d  JaicM  auchin  der  Bedtg. :  Tabacks- 
pfeife  wie  pipe  u.  ludel n  nicht  allein  in 
der  Bedtg. :  saugen,  sondern  auch  in  der  von 
Tabackrauchen,  schmauchen  etc.  wie  unser 
pipken)  M.  dass  dann  tvieder  aus  der  Bedtg.  : 
Ludel  als  Saugrohr,  Sauggtfäss,  Saug-  od. 
Jjutsch-Ding  u.  so  auch  wohl  ein  Saug-  od. 
lAitsch-Jjappen  etc.  wieder  die  Bedtg. :  Lappen, 
schlaffer,  weicher  Jjappen,  schlaffes  u.  weiches 
Etivas  (cf.  oben  mnld.  lullc-peyre,  pyrum 
fracidum)  entstand.  Da  es  nun  aber  nicht 
wahrscheinlich  ist,  dass  das  nhd.  Tjudel 
durch  Einschiebung  eines  d  (cf.  Weiga7id 
unter  Ludel)  aus  dem  nid.  lul  od.  lulle 
(Röhre  od.  Röhrkanne  etc.)  entstand,  so  kann 
man  beim  Vergleich  von  3  liir  od.  Iure,  lurre 
aus  ludere  od.  ahd.  ludara  auch  für  denkbar 
halten,  dass  das  gleichfalls  zu  ahd.  ludo,  lodo 
ßockeres  grobes  Tuch  od.  Zeug  etc.,  womit 
auch  mnd.  lode,  Lappen,  Fetzen  etc.  wohl 
ident.  ist)  gehörende  ahd.  ludilo  (Art  Zeug 
od.  Tuch,  genus  vestimenti  od.  Tuch,  Lappen, 
Mantel,  den  man  vor  od.   um  Etivas  hängt 


u.  wickelt  od.  tvorin  man  sich  od.  Etwas 
wickelt  u.  was  man  um  sich  hängt  u.  schlägt 
u.  so  auch  ivie  ludara  od.  Iure  ein  Wickel- 
Ding,  eine  Windel  etc.)  einerseits  zuJjudel 
5  gekürzt  u.  andererseits  zu  lulle  contraliirt 
wurde,  u.  so  neben  Zeug,  Tuch  od.  Tuch- 
lappen, Lappen,  Fetzen  etc.  u.  kleines  Segel, 
siparum,  od.  siparium,  velum  etc.,  bz.  Stag- 
segel  etc.    (s.  oben    mnld.  lulle)  auch  ebenso 

10  wie  ludara  (Windel  etc.,  cf.  3  lür)  einen 
Streifen  Zeug  od.  Ljappen  bezeichnete,  der 
(cf.  lüUe  in  der  Bedtg.  sub  a)  um  Etwas 
gewickelt  wird  u.  eben  dadurch,  dass  er  um 
das   Ende   eines  Au.s:flussrohrs    behufs    des 

15  besseren  Zusammenhaltens  des  ausfliessenden 
Wassers  gewickelt  wurde,  selbst  auch  wieder 
einen  hohlen  Schlauch  od.  eine  Röhre  von 
Leinen  bildet  u.  auch  zugleich  zum  Ausfluss- 
od.  Aus-  u.  Ablauf -Rohr  (Tiille  etc.)  wird. 

20  Dass  nun  aber  ein  aus  ahd.  ludilo  (Zcug- 
lappen  od.  Stück  Zeug,  ivelches  man  zur  Be- 
kleidung, Umkleidung  od.  als  Vorhang,  Um- 
hang etc.  gebraucht)  entstandenes  mhd.  ludele 
od.  ludel,  nhd.  Ludel   u.   ein  daraus  con- 

25  trahirtes  liilo,  lullo,  lulle  etc.  leicht  u.  un- 
gesucht in  die  Bedtg.  Lappen,  den  man  zu- 
sammenwickelt u.  befeuchtet,  um  demselben 
nachher  von  einem  Säugling  toieder  aus- 
saugen zu  lassen,  od.  auch  als  ein  Wickel- 

30  Ding  od.  ein  Etwas,  das  um  Etwas  od.  sich 
selbst  gewickelt  ivird  u.  somit  auch  einen 
Schlauch  od.  eine  Röhre  bildet  (gleichviel 
also,  ob  Saug-  od.  Lutsch- Lappen,  Jjutsch- 
Beutel,  Saug-  od.  Lutsch-Röhre  etc.)   u.   in 

35  alle  .sonst.  Bedtgn.  von  unserm  liille  über- 
gehen konnte,  ist  nach  den  obigen  Aus- 
führungen wohl  nicht  zu  bestreiten. 

iiilleii,    a)   schwatzen,  faseln,   lügen  etc.; 

—  he  lülld  nn  wat  für;  —   b)  beschtvatzen, 
40  hinters  Licht  führen,   zum   Besten   haben, 

vcviren  etc.;  —  ho  wuU'  mt  lullen;  —  c) 
seine  Zeit  mit  Faseleien  u.  sonstigen  Dumm- 
heiten od.  Narrheiten  verbringen,  tändeln, 
trändeln;  —  he  lülld  wat  herum;  —  he  fer- 
45  lülld  sin  tid;  —  Nid.  lullen. 

lüllor,     Schwätzer,     Faseler,    lÄigner, 
Fopper  etc. 

lullere,  Schwätzerei,  Faselei,   Vcvirerei. 

lül-propliet,  Lügenprophet. 
50  lümmel,  Lümmel;  —  a)  ein  dickes  unge- 
schlachtes schweres  Etwas  od.  ein  dicker 
ungeschlachter  grober  Mensch,  Grobian, 
Flegel  etc. ;  —  dat  ia  jo  'u  dikkcn  lümmel 
fan  'n  böm  od.  pi'rd,  junge  etc. ;  —  he  is  'n 
55  regten  lümmel;  —  Sprichw.:  gif  de  her 
pastör  de  hand  un  segg'  göndag  (Guten- 
Tag),  du  lümmel;  —  h)männl.  Glied,  ■pcms. 

—  Nid.  lummt'l    (Flegel,  Grobian,  Lümmel 
etc.  u.  in  Groningen  auch  ein  dichter  süsser 

60  Kuchen);  nd.   (Br.  Wb.,   Dähnert   etc.) 


LUMMERKE-BAN 


545 


LUMPE  LUMP 


s.  1  lüiiseu. 


liimmel,  liiramel  (Weichling,  fauler  Schlingel ; 
unbeholfener  feister  träger  Junge  od.  Mensch). 

—  Da  früher  für  lümmel  (cf.  Weigand) 
die  Formen  lemmel  ii.  linimcl  vorJcamen,  so 
liinnte  es  vielleicht  mit  mnld.  Icmmor,  lammer 
(cf.  lommer)  od.  den  von  Weigand  ange- 
führten Wörtern  lamm  (locker,  schlotterig, 
weich),  luramer  (unfest,  undicht .1  schlaff, 
schlotterig  etc.)  u.  mnld.  (KU.)  lemmcr, 
lemmerstuk  (pulpamentum;  pars  carnis  deli- 
catioris  in  bove)  «.  mnd.  luinmel  (abdomen) 
etc.  zu  dem  Stammverh.  liman ,  lam ,  lum, 
luman  von  lam  ?(.  lamen,  Inm  etc.  gehören, 
falls  nicht  etwa  auch  mnld.  lemmer  (piilpa- 
montnm  etc.)  aus  lummer,  bz.  ahd.  lumbal 
etc.  (s.  tmter  lummerstük  ti.  vergl.  auch  bei 
Schm  eil  er  unter  Lende  die  Formen: 
Lemmer-  u.  Lammer-Braten)  aus  liimmcr, 
lommer  entstanden  ist. 

lummerke-])än, 

lumiiieni, 

lumiiier-stiik,  Lendenstück,  Keulenstüclc, 
hz.  das  Stück  Fleisch  od.  der  Braten  von 
dem  iveichen  Dick-Fleisch  des  Oberschenkels 
vom  Hinterviertel  eines  geschlachteten  Ochsen. 

—  Es  gehört  wohl  ebenso  tvie  das  hess. 
(Vilviar)  lummer  u.  lummerbraten  zu 
lumme ,  bz.  hess.  lumbe;  mhd.  (Lex er) 
lumbe,  lumpe  (Ljcnde,  Weiche),  loclches  mit 
ahd.  lumbal;  mhd.  lumbel,  lumbele  (Theil 
der  Eingeiveide) ;  mnd.  lummelen,  bayr. 
(Schm.)  lumbel  (Eingeiveide  der  Thiere, 
Ljunge  u.  Leber)  aus  lat.  lumbus  hervorging 
u.  tooraus  sich  (d.  h.  aus  lumbe  in  der 
Bedtg.:  Weiche  od.  Weichtheile ,  tveiches, 
schlotteriges,  schlaffes  Etwas,  Geschlinge  od. 
unc  wir  sagen :  geslüns)  aucli  tvold  das  nd. 
(Br.  Wb.)  lummel  (Weichling,  fauler 
Schlingel,  s.  unter  lümmel)  u.  das  bei  Frisch 
vorkommende  lummlea  (schlaff  herunter  hän- 
gen), luml  (weich  etc.)  u.  hess.  (Vilmar), 
bz.  nhd.  (Weig and)  lumm,  bayr.  \nmmor 
(weich  locker  unfest  etc.)  hersclireibt. 

lummert,   Lombard,  Leihhank,  Leihhaus. 

—  Bedensart. :  dat  geid  na  de  lummert,  das 
geht  nach  der  Leihbank,  bz.  zum-  Teufel 
od.  verloren ;  —  lat  de  hele  düfele  na  de 
lummert  gän. 

lummersk,  luramertsk,  lomhardisch;  — 
lummerske  liöner  (lombardische  od.  welsche 
Hühner,  eine  Art,  die  bedeutend  grösser  u. 
schwerer  ist,  tvie  die  hiesige);  lummerske 
nöten,  ei^ie  grössere  Art  Haselnüsse,  rvelche 
gewöhnlich  Tjamherts-Nüsse,  von  vielen  (cf. 
Adelung  unter  Lambertsnuss)  aber  auch 
Jjomhard-Nüsse  genannt  toerden. 

lamp,  lump,  lumpig,  plump,  dick,  unförm- 
lich, bz.  unbehülflich,  dumm,  klotzig,  unan- 
ständig, grob,  unbehobelt,  ungesittet ;  schlecht, 
genau,  schäbig,  nichtswürdig,  iverthlos  etc. ; 

J.  ten  Doornkaat  Koolman.    Wörterbuch.    II, 


—  he  snidt  d'r  so  'n  lump  (plumpes  dickes 
etc.)  stük  flesk  of;  —  dat  sügt  al  to  lump 
(od.  lumpen,  lumpig)  üt;  —  he  löpt  d'r  so 
lump    (nachlässig,   schleppend,    unanständig 

5  etc.)  hen ;  —  he  kumd  d'r  so  lump  (plump 
od.  ungesittet  etc.)  mit  fan  dag ;  —  he  is 
d'r  so  lump  (unbehülßich,  nachlässig,  dumm, 
klotzig  etc.)  bi  dön ;  —  he  fätd  dat  all'  so 
lump  an  (er  weiss  nichts  ordentlich  u.  ge- 
id bührlich  anzufassen)  ;  —  dat  lumpen  gödje 
(schäbige  nichtsnutzige  gemeine  Volk),  wat 
deid  dat  all'  h!r  stau  to  kiken  ;  —  de  lumpe 
flpgel  fan  kerel ;  —  dat  is  je  'n  lumpen  kerel 
od.  wif,  perd  etc ;  —  um  so  'n  lumjien  (od. 
15  lumpig)  stük  holt,  dar  wult  du  krakel  um 
maken?  —  dat  was  nog  lumper  as  lump, 
wen  ik  mi  fan  so  'n  arbarmliken  kerel  lumpen 
laten  wul;  —  'n  lumpen  kerel  as  he  is,  heb 
'k  min  dage  nog  net  sen ;  —  he  hed  siik  fan 
20  de  hele  geselskup  up  't   allerlumpste    mäkt. 

—  Nid.  lomp  (schwer,  grob,  roh,  plump, 
unbehauen,  nicht  nett;  gross,  schwerfällig; 
ungehobelt,  ungesittet,  unmanierlich  etc.). 
Vergl.  iveiter  : 

25  lumpe,  lump,  Lumpe,  Tjump;  —  a)  Lum- 
pen, Lappen,  Fetzen  etc.;  —  'n  lumpe  od. 
lump  fan  'n  schötteldök;  —  de  lumpen  (od. 
fudden,  klatten)  flegen  hör  na  od.  hauen 
hör   um    de    benen ;   —   se  geid  in  lumpen ; 

30  —  se  hed  niks  as  emer  lumpen  an;  —  b) 
armer  von  allem  entblösster  Wicht,  gemeiner 
Kerl  od.  roher  plumper  unbeholfener  Ge- 
selle, Flegel  etc. ;  —  he  is  'n  regten  lump 
od.  lumps,  de  niks  hed;  —  wat  deist  du  mit 

35  de  lump  to  löpen ;  —  sükse  lumpen  fan 
kerels  sunt  mi  den   dog  nog   net  förkamen. 

—  Nd.  lump  (mir  persönl.  als  Schimpfwort)  ; 
mnd.  nur  in  (cf.  Seh.  u.  Ij.)  lumpechtich 
(lumpig,  pannosus) ;  nid.  lomp  (in  allen  Be- 

40  dtgn.  wie  nhd.  lAimp,  LAimpe  u.  Jjumpen) ; 
mnld.  (KU.)  lompe  (a.  frustum,  frustulum, 
massa ;  —  b.  manualis  fasciculus  lini  aut 
lanae; —  c.  panniculus,  assumentum ;  —  d. 
linteolum,    liuamontum,   linteura  attributura ; 

45  vestis  lacera  cujus  partes  quaedam  pendulae; 
e.  fomes  igniarius,  funis  bombardicus  od. 
Lunte,  Ijappcn  od.  Fetzen  zum  Anzünden 
des  Pulvers  auf  der  Pfanne  eines  Geschosses ; 

—  f.    holothuria,    mustela   flnviatilis    etc.) ; 
50  aengl.  lompe,    lumpe    (frustum);    engl,  lump 

(Klumpen,  Masse,  dickes  unförmliches  Stück, 
Bruchstück,  eine  Masse  unordentlich  unter- 
einander geworfener  u.  gemischter  Dinge), 
lump  od.  lumpiish,  lumpsucker  der  gemeine 

55  Bauchsauger,  Klumpjlsch,  Seehase)  u.  lomp 
(der  Kugelfisch) ;  isl.  mir  in  lumpinn  (stupidus, 
ignavus),  lumprar  (plumpe  grobe  Matrosen- 
Handschuhe),  lumpruvcrk  (opusinconcinnum, 
Tjumpenwerk,    Lumpenarbeit);   noric.   lump 

GO  (knub,  klods,  tyk  stump  =  engl,  lump),  cf. 

35 


LUMPE  LUMP 


546 


LUNDERN 


auch :  lumpe  (et  tykt  fladbrud,  et  slags  kage) 
u.  lumpen  (tyk,  but  rundagti-i:);  schwed. 
lump,  im  Plur.  lunipor  (Lumpen)  u.  lumpen 
(lumpiclit,  verächüich),  lumpsamlare  (Lum- 
pensammler) :  (Hin.  lump  im  Verb,  lumpe  5 
(lumpe»),  lumpon  (lumpen,  lutnpicJit),  lumpcn- 
karl  (IjUmpenkerl),  lumpensukker  (Lumpen- 
zuclcer),  lumperi  (Lumperei) ;  mhd.  lumpe 
(Ijumpen,  Fetzen). 

Da  das  nd.  lumpen  in  der  Bedtg. :  ein  10 
icenig  hinken  od.  hinkend  n.  schleppend  (u. 
so  auch:  nachlässig,  langsam  u.  träge)  gehen, 
im  Gehen  den  Fuss  nachziehen  etc.  ebenso 
icie  ahd.  gilumplih  (angemessen,  jjassend), 
nd.  (Br.  Wb.,  III,  98)  lumpe  =  limpe  15 
(Glimpf,  cf.  limp  etc.)  jedenfalls  zu  einem 
and.  Verb,  limpan,  lamp,  lump,  lumpun  ge- 
hört  u.  dieses  einerseits  mit  ahd.  limphan, 
limpf'au,  limfan,  lirafen  (convenire,  oportere), 
ags.  (Ettmüll er)  limpan,  lamp,  lumpon,  20 
lumpen  (evenirc,  accidere,  pertinerc) ;  an.,  isl. 
lempa  (moderari,  tomperare,  accommodaro) 
etc.  ti.  andererseits  mit  ahd.  limphan  ;  amhd. 
limplien,  limpbin  (Jiinken,  lahmen,  gebrech- 
lich sein  etc.),  and.  u.  ags.  limpan  (cf.  das  25 
von  L.  Ettmüll  er  unter  limpan  aufge- 
führte lempbealt,  lahmen,  hinkend,  claudus) 
ident.  ist,  so  glaube  ich,  dass  auch  der  Stamm 
lump  von  lumpe  (Lappen,  Fetzen  etc.)  zu 
einem  dieser  beiden  Verba  gehört.  Gehört  30 
nun  ahd.  limphan  (liinken  etc.)  ebenso  tvie 
limphan  (convenire  etc.)  zu  einer  y  lamb, 
ramb  (schlaff  herabhängen,  od.  niederhangen 
etc.),  so  ist  tcohl  anzunehmen,  dass  limphan 
(flinken  etc.)  urspr.  die  Bedtg. :  schlaff,  35 
schwach,  matt  u.  gebrechlich  sein,  debilem 
esse  etc.  hatte  «.  dass  demnach  lumi^c  übcr- 
haupt  ein  schlaffes  od.  schlaff  nieder- 
hangendes Etwas  bedeutet,  was  dann  loeiter 
in  clic  Bedtg.:  schlaffer  Lappen,  Lumpen  40 
etc.  (sinnl.  u.  fig.)  überging.  Vergleicht 
man  übrigens,  dass  lumpe  (s.  bei  We  iga n  d 
unter  Lumpe)  auch  die  Bedtg.:  weib- 
liche Scham  hat  u.  dass  auch  das  tat. 
lumbus  in  derselben  Bedtg.  gebraucht  wurde,  45 
.so  könnte  auch  lumpe  als  urspr.  schlaffes, 
hangendes,  schlotteriges  Etwas,  bz.  als  Lappen 
etc.  u.  als  Schimpfwort  ebensogut  mit  ahd. 
lumbal  etc.  u.  mhd.  lumbe,  lumpe  (Lende, 
Weiche  etc.)  u.  nhd.  lumm  etc.  (s.  unter  50 
liimmel  u.  lummorstük)  aus  lat.  lumbus  her- 
vorgegangen u.  urspr.  dasselbe  Wort  sein, 
wie  mnd.  lumbe,  lumpe  (Lende,  Weiche, 
Schambug  etc.).  Ging  nun  aber  iceiter  auch 
lumm  (schlaff  etc.)  aus  lumbe,  lumpe  od.  55 
himmele,  lumml  (s.  unter  lummcrstück)  her- 
vor.,  so  würde  auch  nd.  (Br.  Wb.)  lumpfiu 
(hinken,  mit  dem  Beine  ziehen  od.  schleppen, 
schlaffe  u.  schicache  Beine  haben  etc.)  wieder 
gleichfalls   mit   ]umj)e,    als    urspr.    xoeiches,  GO 


schlaffes  unfe.'ites  Etwas,  b~.  mit  lumm  u. 
luml  (weich,  schlaff,  unfest  etc.)  zu.^ammen- 
hängen  können. 

1.  lumpen:  /.  q.  lump,  lumpig;  —  dat 
sucht  so  lumpen  üt ;  —  lumponer  (lumpi- 
ger) ;  —  'u  lumpenerer  fent  as  lu*  is,  gift 
't  wol  net ;  —  lumpenste;  —  he  is  de  lum- 
penste  fan  allen. 

2.  lumpen  (nur  mit  dem  Ilülfsverb.  laten), 
lumpen;  —  ik  wil  mi  nicli  fan  buni  lumiien 
laten  (zu  einem  Lump  machen  od.  ivie  ein 
LAimp  behandeln  lassen);  —  he  bed  fan 
middag  dügtig  trakterd  un  sük  uargonds  in 
lumpen  laten. 

lumperd,  lumpsak,  ein  Mensch  der  lump 
ist  u.  sich  überall  lumpig  bezeigt. 

lumpig,  lumpig;  —  'n  lumpigen  kerel ;  — 
'n  lumpigen  daler  etc. 

lun,  s.  lime. 

Lunden,  Lnnnen,  London ;  —  he  färd  up 
Lunden.  —  Ags.  Luuden,  Lenden ;  aengl. 
Lunden,  Luudone,  Lunde,  Ijondene. 

luuder,  Brand,  jlammcndes,  lichterloh 
brennendes,  hell  «..  stark  brennendes  od.  lo- 
derndes Feuer  etc.;  —  so  as  de  bliksem  dV 
in  slög,  stund  't  ganse  hüs  glik  in  de  huuler. 

—  cf.  lundertjo  ?/.  das  folgende: 
lundern,  a)  lodern,  intensiv  od.  hell  bren- 
nen, hell  u.  flackernd  od.  stark  flammen  etc.; 

—  dat  für  iunderd  dügtig;  —  du  must  de 
afend  (Ofen)  net  so  lundorn  laten,  de  schür- 
stein kunn'  anders  wol  in  de  brand  kamen ; 

—  de  sponen  lundern  glik  up,  wen  se  in 
brand  kamen  ;  —  b)  intensiv  u.  stark  brennen 
machen,  heizen  etc.;  —  he  Iunderd  luim  (z. 
B.  den  Ofen)  dügtig ;  —  he  hed  dügtig 
inlunderd.  —  Es  ist  anscheinend  wohl 
ein  Lterativ  des  mhd.  (cf.  LjC.ver  u.  s.  b. 
Weigand  unter  Jjunte)  lunden,  hinten 
(brennen,  glimmen),  od.  von  unserm  luntjen 
etc.,  doch  kommt  beim  Vergleich  des  nd. 
(Schambach)  luntern,  mnld.,  vifläm.  hin- 
deren, londeren  =  nhd.  loddern  auch  das 
nhd.  lodern  od.  früher  (cf.  Ltither, 
Joel2,5)  l  od  dem  in  Betracht,  welches  viel- 
leicht mit  dem  an.  lodhr  (das  Feuer  od.  das 
Lodernde,  Flammende  etc.)  u.  Lüdbr  od. 
(cf.  Edda  Saemundar  hins  Froda,  III,  49(j) 
Lödburr,  Lödhur,  Tjothr  (der  Gott  des  Feuers, 
der  ■■^onst  auch  Logi  u.  Loki  heisst)  zu- 
sammenliängt  u.  mit  diesen  möglicherweise 
zur  selben  }/  rudh  gehört ,  wovon  ausser 
roth  (cf.  rod)  u.  an.  riodha  (röthcn)  etc. 
auch  skr.  rudhira  (a.  roth,  blutig;  —  b.  der 
blutrothe  Planet  Mars ;  —  c.  Blut),  rodhra, 
lodhra  (Baum,  ans  dessen  Binde  ein  rothcs 
Pulver  bereitet  wird)  etc.  abstammt,  da 
der  begriffliche  Uebergang  von  roth  zu 
glänzend,  scheinend  u.  flammend  etc.  od. 
Röthe   zu    Uitzc,    Entzündung   etc.   sehr 


LUNDERTJE  547  LUNGE  LUNG 

nahe  liegt  u,  man  den  Eost  im  Getreide  punld,  Stunde,  gewisse  Zeit  od.  Stunde); 
(robigo)  auch  ja  Brand  nennt  u.  umgekehrt  dän.  lune  (Laune,  Grille  etc.).  —  Mit  engl, 
das  Wort  Brand  auch  von  Hitze  u.  Röthe  luna  (Mond)  u.  lune  (Halbmond);  kslav. 
im  Gesicht  gebraucht  ivird.  luna   od.   (cf.   Pott,   Wurzelwh.  III,  250) 

Wegen  des  an.  lodhr  u.  Lodhr  cf.  übri-  5  louna;  gael.  luan  (Mond),  sowie  auch  franz. 
gens  auch  das  nach  Grassmann  (1174)  lunette  (Augenglas,  Brille;  Fensterchen  od. 
zu  einer  y  rud  (glänzen)  gehörende  vcd.  Luftloch  in  Thurmhauben,  Lunette  eines 
rudra,  glänzend  etc.,  a)  cds  Beiwort  ver-  Festungswalls  etc) ;  itcd.  lunctta  (Lichtöff- 
schiedener  Götter;  —  b)  siihst.  Name  eines  nung  in  einem  Gewölbe),  aus  u.  von  lat.lwna, 
Gottes,  der  als  Vater  der  Maruts  od.  Ge-  10  welches  wieder  für  urspr.  lucna  od.  lucina 
witter  u.  untergeordneteren  Gewittergötter  steht  u.  mit  lux  u.  luccre  etc.  zu  der  y  luk, 
als  Geivittergott  u.  Erzeuger  der  Gewitter  urspr.  ruk  (cf.  lecht)  gehört.  Auch  das  nid. 
den  Blitz  im  Arm  hat  u.  in  seiner  äusseren  luim  (Laune  etc.)  steht  ivohl  für  älteres  luin 
Erscheinung  als  röthlich  u.  mit  glänzendem  od.  nd.  lün  u.  wenn  man  hei  Jap  ix  (pag. 
Goldschmuck  geziert  dargestellt  ivird  u.  loo-  15  275)  das  unter  ivfries.  Ijueutjcn  Beigebrachte 
mit  möglicherweise  auch  der  an.  Lodhr  vergleicht  (cf.  daselbst:  het  luint  od.  loent 
urspr.  ident.  geiuesen  sein  kann.  VergleicJit  ray  niet  u.  luinig  etc.,  soivie  Weiteres  unter 
man  indessen,  dass  (cf.  Grimm,  BIgth.,  221)  luuen,  limsk),  so  muss  früher  neben  luin 
von  dem  an.  Lodhr  (als  loderndes  Feuer)  auch  die  Form  loen  (gespr.  lün)  od.  loene 
Blut  u.  Farbe  ausging  u.  er  also  nicht  den  20  im  nid.  bestanden  haben,  wie  wfries.  ein 
Blitz  erzeugte,  so  ist  bei  seinem  Namen  tvohl  gleichbedeutendes  Ijoene. 
eher  an  einen  Zusammenhang   mit   rudhira  luiien,  launen,  Laune  haben,  gestimmt  sein 

(roth,  blutig  etc.,  bz.  Mars)  zu  denken.  od.    bei  Laune   sein    etc.;   von   Launen    u. 

lundertje  (Dimin.  von  lunder),  ein  kleines  Grillen  besessen  sein,  launisch  u.  verdriess- 
hell  brennendes  flammendes  flackerndes  Feuer,  25  lieh  od.  mürrisch  sein,  Grillen  fangen,  od. 
wie  es  z.  B.  die  Kinder  oft  -im  Herbste  beim  schlechter  n.  böser  Laune  sein ,  schmollen 
Kartoffelroden  aus  Stroh,  Reisig,  trockenem  etc. ;  der  Laune  od.  Stimmung  zusagen  u. 
Laub  etc.  machen,  um  Kartoffeln  darin  zu  entsprechen,  gefallen,  gelüsten  etc. ;  —  he 
braten;  —  kämd  mit  jungens,  uns  folk  is  is  net  god  lüud;  —  be  lüud  od.  sitt  to 
na  't  land  to  kertuffelrtiden,  den  willen  wi  30  lünen  un  segt  gin  minsk  gin  god  wörd ;  — 
'n  lundertje  maken  un  uns  kertuftels  braden.        dat  lünde  bum  net,  um  dar  ben  to  gän ;  — 

lariAsk,  lunsk,  englisch  od.  eigentlich:  wat  bum  net  lüud,  dat  deid  he  6k  net  un 
Londisch,  von  London  (cf.  Lunden) ;  —  wen  ji  jo  6k  up  de  kop  stellen.  —  Nd. 
lundske  ker tuffeis,  eine  dicke,  grobe,  mehlige  (Schütze  III,  63;  Br.  Wb.,  D ahne  rt 
Kartoffel,  die  hier  früher  von  England,  bz.  35  etc.  lunen  od.  luunen  «.  bei  Danneil  lün 
London  eingeführt  ist.  —  cf.  Seh.  u.  L.  (launen,  launisch  u.  verdriesslich  sein,  auf 
unter  lundisch.  u.  gegen  Jemand  sich  verdriesslich  beiueisen, 

\üu&  od.  \nne,\nn,  Laune,  zeitweilige  leicht  böser  Laune  sein,  sauer  sehen  etc.,  cf.  auch 
dem  Wechsel  unterworfene  Stimmung  od.  mnd.  lunekater,  launischer  Kater  etc.  u. 
Beschaffenheit  u.  Verfassung  des  Gemüths  40  lunewinkel ,  Schmollwinkel) ;  nid.  (cf.  bei 
od.  eines  sonst.  Etiuas,  od.  überhaupt  auch:  v.  Dale  das  zweite  luimen)  luimen,  luinen, 
Stimmung,  wechselnde  od.  veränderliche  loenen;  tcfries.  (cf.  Ja 2) ix  ?m<er  Ijuentjen) 
Stimmung,  Wechsel,  Abwechselung,  Phase  Ijoeuen  (gefallen,  gelüsten,  bz.  der  Laune 
etc.;  —  be  is  net  göd  bi  lune  (bei  Laune,  zusagen  u.  entsprechen);  loang.  (Ehren- 
Stimmung  od.  Humor  etc.);  —  he  bed  up-  45  traut  I,  72)  lün  (schlechter  Laune  sein, 
stünds  nog  al  'n  goden  lune  od.  flage  etc.;  schmollen  etc.);  mhd.  lünen;  nhd.  launen, 
—  he  bed  altid  sükke  bliksems  lunen ('/ja««e??,  s.  Weiteres  unter  launen  in  G r im  vi,  Wb. 
Grillen,  sonderbare  od.  loechselnde  Einfälle  lange,  lung',  Lunge.  —  Nd.,  mnd.  hinge ; 

etc.),  dat  man  bei  net  wet,  wo  mau  mit  bum  nid.  long;  midd.  longhe,  longber;  afries. 
d'r  au  is ;  —  elker  minsk  bed  sTu  Innen;  —  50  lungcne,  lungeii,  longen ;  ivfries.  longe,  long; 
dat  pörd  bed  ml  to  föl  lunen ;  —  't  wtr  ags.  hingen ;  aengl.  hinge,  longe ,  engl,  hing  ; 
(Wetter)  bed  sin  lunen;  —  de  lunen  fan  't  isL,  norio.,  schwed.  lunga;  da»,  lunge  ;  alid. 
glük  sunt  unberekenbär.  —  Nd.,  mnd.lima;  lungä;  mlid.  lunge  «6.  rt/ic?.  lungina,  lunginna, 
mhd.  \i\nQ  (Mond,  Mondphase,  Constellation;  luugunna;  mhd.  lungeue  «.  Isngele,  lungel. 
Zeit  des  Mondwechsels  od.  Neumondes ;  55  —  Da  die  Lunge  sehr  schwammig  locker  u. 
Zeitpunkt  od.  eine  gewisse  u.  bestimmte  Zeit  porös  u.  so  leicht  ist,  dass  sie  im  Wasser 
U.Stunde  überhaupt;  Veränderlichkeit,  Laune  schwimmt  (cf.  lat.  pulmon,  versetzt  fms_  plumeu 
des  Glücks;  tvechselnde  Gemüthsstimmung,  =  griech.  pleumön,  später  pneumön  [ivie 
Laune,  Neigung,  Gesinnung);  norio.  luna  unser  knüfl6k  aus  klüfl6k]  von  der  ]/  plu, 
u.  lona  (Laune j  Stimmung,   Humor;  Zeit-  60  schwimmen),  so  nimmt  Fick  (cf.  III,  265) 

35* 


LUNGEN-SUEKTE  548                       LUNKE  LüNK 

an,   dass  sie   icie  das  uuild.  lichte  (Lunge)  luni^,   Innisk,   lunsk,    launig,   launisch, 

u.  engl,  lights  (Lunge  der  Thiere)  von  litht  nnbcstüiidig,   loettenocndisch,   grillig,  eigen- 

od.  liglit  (leicht)  auch  wegen  ihrer  I^eichtig-  sinnig,  wuiiderUch,  ecrdriesslich ;    —    he  is 

keit  od.  geringen  ScJtwere  so  benannt  sei  u.  so  fordümd  huiig  od.  huisk,  cl;it  d'r  hei  uet 

vergleicht   er   deshalb   das  Wort   hinge    mit  5  up    hum    to    reken    uii  hast  hei  gen  umgan 

ags.  luugre  in  der  Bcdtg.  leicht.     Da  in-  mit  luim  is;  —  luiilg  0'7.  h'nisk  wer.  —  JWl. 

dessen  das   ags.  liingre    ebenso   icie   lungor,  Innig,  luunsch,   lüniseh,   lünsch ;    nid.  luimig 

as.  lungar;  a/ai  lungar,  luukai";  hi/k?.  luuger  u.  (cf.  J ap  ix  ««^cr  Ijuentjen)  luinig;  mhd. 

nur  in  der  Bedtg.:   rasch,   schnell,  hurtig,  liunic. 

eilends,   ßugs ,   plötzlich,    heftig    etc.,    bz.  10      luiije,    Schenkel,  Keule,  Lendenstüch ;  — 

eeler,  confestim,  illieo,  subito,  cito,  strenuc,  kalferlunje,  Kalbskeule  od.  Lendenstück  von 

acriter,  fortiter  gebraucht  icird  u.  möglicher-  einem  Kalbe.  —    Mit  mnld.,  mfläm.  longie, 

xoeise   zu    lingen    in    der    Bedtg.:    vorwärts  aengl.    loine,    engl.   loiu    aus  franz.    longo, 

gehen,  von  Statten  gehen  od.  urspr. :  springen,  afranz.,  wall,  logne  (I^endenstück),  was  nach 

eilen  etc.  gehört,  so  ist  ein  directer  Vergleich  15  Diez    (II,    351)    mit    span.    lonja    (Stück 

od.  eine  directe  Zusammenstellung  des  Wortes  Schinken),  aus  mlat.  Adj.  lumbea  von  luiiibns 

Lunge  mit  ags.  lungor  u.  luugre  doch  icohl  (Lende)  entstand. 

kaum  zulässig  u.  wohl  eher  anzunehmen,  dass  luniiij2^.  lünilik,    lünonk    (Flur.:   luuings, 

dasselbe  aus  einem  älteroi,  gleichfalls  zu  der  lüneiis;  Dimin.:  Iflntje);  Sperling:  —  Com- 

y  lagh,  langh   od.    ragh,  rangh   gehörenden  20  pos.;  henip-lüning  od.  hcmji-lünenk.  —  Be- 

Worie  entstanden  ist.     Vergleicht  man  nun  densart.  u.  Spricliio.:    hv.    is  so    wif    as    'n 

aber    (cf.  Fott,   Wurzelwb.  III,    713)    das  lüuink  up  de  agterdür ;  —  se  parcn  siik  as 

russ.  legkü,  legök  (leicht,  nicht  schwer;  be-  luninks;  —  't  is  lünings  (scherzJi.  für  kleine 

hende,  flink,  gewandt  etc.)  u.  legkoe  woisko  Kinder)  tid  to  hedde.  —  Kd.  lüning,  liink, 

(die  leichten  Truppen),  .sojü/c  legkoe  (pulmo,  25  lüncke ;    mnd.    luningh,    luninck,    luningk; 

Lunge)  n.  dass  diese  Wörter  auf  skr.  ]ag\m  satl.   liinege;    wang.    lüning.    —    Nach   den 

(a.  rasch,  schnell,  behende  etc,;  —  b.  leicht,  von  Dr.  Crecelius  herausgegebenen  Essener 

nicht  schiver  etc.,   s.  iinter  2  liclit)   zurück-  Glossen  7cird  Matth.  10  das  lat.  asseres  mit 

gehen,   so  ist  es  sehr  xoahr scheinlich,    dass  \\\\üi\\i\g'x?,  glossirt,  sodass  die  urspr.  as.  od. 

sowohl  das   ags.  lungor  u.  lungre   als   auch  30  and.  Korm    hliuninga   lautete.     Diese  Form 

d<is    Subst.    hingen    od.    lungä  u.   lungunna  ist  aber  wie  Nanuinga  von  Nanno,  Manninga 

(s.  oben)  mit  Vcrdumpfung  des  tirspr.  Vocals  von    Manuo  etc.    mit    dem    Fatronym.    inga 

a  zu  0  u.  u  (cf.  z.  B.  unser  bus  in  büsdür  von    einem    alten    Sahst,    hliuua    od.    hliuni 

M.  lunke)  ans  skr.  langliu    entstanden   sind  fortgebildet,  welches  eboiso  wie  goth.  hliuma 

u.  sich  hieraus  für  ags.  lungor,  lungre   die  35  (Gehör  etc.)    u.    ahd.    hlinimiut    (Leumund, 

Bedtg. :   celer  etc.  u.  für  hingen    od.  hinge  Buf   etc.)    in    seinem   A)daut   hliu    zu    der 

die   von    leichtes    Etwas  etc.    ergaben  u.  unter  h'ul  erwähnten  ]/  ^tu,  crunoti  gehört, 

demnach    auch    das    ags.  lungre   keinen  di-  aus  deren  causat.  Bedtg. :  Jemandem  Etwas 

reden  Zusammoihang  mit  lingen  hat.  hörend  machen  od.  hören  lassen,  eben  auch 

lunöjen-sukte,  Lungenseuche.  40  die  Bedtg.:  Stimme  erheben,  laut  sein,  rufen, 

Iuii;;c-  od.  luii^-pipe,  Lungenröhre.  schreien    etc.    hervorging    v.    wonach    dann 

1.  lungern,  lungern,  gierig  u.  lüstern  sein,  der  hliuninga  genannte  Sperling  wohl  von 
nach  Etwas  verlangend,  nach  Etwas  trachten,  seinem  lauten  Geschrei  diesen  Namen  hat. 
mit  lüsternen,  auf  das  Begehrte  hingerich-  lilukc,  liink,  Lende,  Oberschenkel,  Dick- 
teten Augen  still  liegend  ivarten  etc.;  —  he  45  bein,  Bein  überhaupt;  Bein-,  Schenkel-  od. 
Inngerd  na   (od.  up)    'n  stük   fan  de  brade;  Schinkenknochen   etc.;    —    he    hed    'u    par 

—  li(j  lungcrd  up  't  ilten ;  —  hc*  ligd  to  gode  hinken  (Lenden);  —  mit  sin  lange 
hingern,    of  d'r  iiig  'n  stük  für  hum  offald.  hinken  (Beinen)  sitt  ho  en  altid  in  de  woge; 

—  Nd.  (Br.  Wb.)  lungern.  —  Ob  dieses  —  he  smitt  sin  lange  hinken  so  wid  fiirüt, 
Wort  zu  as.,  ahd.  lungar  (s.  hinter  lunge  «.  50  dat  man  d'r  hast  afer  fahl ;  —  hö  rot  hum 
cf.  Weigand  wegen  lungern)  in  der  de  hinken  üt;  —  he  rot  hum  d'r 'n  hink  of 
Bedtg.:  schnell,  schnell  bereit  etc,  gehört  od.  (z.  B.  von  einem  gebratenen  Geflügel)  un 
zu  lung  von  lingen?  smöt  hum  se  to;   —   he   smöt  de   huiid    de 

2.  lungern,  faulenzen,  müssig  ii.  träge  hink  to.  —  Nfries.  (Outzen)  hink  (Ilüft- 
gehen  od.  liegen  etc. ;  —  he  lungerd  wat  55  bein,  Ilüftknochen,  Oberschenkel,  Lende).  — 
herum.  —  Nd.  (Dähnert  etc.)  lungern,  Es  ist  (cf.  nfries.  lunn,  afries.  lond  =  land 
lunkern.  Davon  langcrd  =  mnd.  (Seh.  n.  od.  unscrmhun(l  =  band,  —  fund  =/rtnr? etc.) 
L.)  hmgerie  u.  gelunger,  sowie  nd.  (Däh-  von  Hause  aus  dasselbe  Wort  loie  nd.  (Br. 
ncrt)  lungerbiink  (Faulbett).  —  Wohl  aus  Wb.,  Schambach)  lanke  (Seite  zwischen 
luggern  nasalirt.  GO  Hippen  u.  Lenden,  Weiche)  od.  (Schütze) 


LUNKEN           549  LUENSE  LüENS 

lank  (Schenkel,  Keule,  Lenäenstüelc) ;  mnd.  —  liö  Imikd  d'r  langsam  lien.  —  Wohl  mi 

lauke    (Weiche    od.    Flanke ,     Seite) ;    nid.  schived.  luiika  (einen  schleppenden,  latschigen 

(v.  Dale)  lank;  mnld.  (KU.)  lancke ;  ahd.  Gang  gehen);  «or;«;.  lunka  (gaae  sagte,  nden 

lilanca,  lanca,   lanka,   lancha;   »ihd.  lanclie,  nogen  hast),  Innkra  (gaae  tungt  cller  seent) 

lanke  (Rufte,  Weiche,  Seite,  Lende) ;  aengl.  5  u.  sclnvcd.  linka  (hinken),  norw.  linka  (gjoere 

fiS'ir  rti  j«a«  j(j  lanke,  lonke  (lumbus) ;  engl.  slaeng   eller  boeininger   med   kroppen)    ent- 

lank  (Weiche,  Leiste;  Schamhug,  Schamseite)  weder  zu  dem   unter  lunke    envähnten   ver- 

u.  lonk    (die   Biegung    der    Hüfte   od.    das  Jörnen  hlinkan    od.    von  einem  ablautenden 

Hüftgelenk ;   die  Vertiefung   od.    das  kleine  lunke,  linke   iii   derselben  Bedtg.   loie   ahd. 

Thal),    tvelches    loahrscheinl.    vom    Brüter.  10  hlanka     (nämlich     in     der    urspr.    Bedtg.: 

hlank  eines  verlornen  Verb,  hlinkan,  hlank,  Biegung,  Krümmung   etc.    od.   gebogenes  u. 

hliink ,    hlunkun ,    ahd.    hlinchan    (knicken,  gekrümmtes    Etwas)     fortgebildet.       Vergl. 

biegen,    krümmen,  zusammenbiegen,    rund-  iveiter: 

lieh    biegen    od.  rundlich   gebogen  machen,  2.  lunkeii  od.  lunk-oren,  lauschen,  lauern, 

wölben)  abstammt   u.  zu  welchem  auch  ags.  15  horchen,  hinhorchen  od.  zuhören  etc.  —  he 

hlanc    (biegsam ,   schlank ,    dünn ,    scJnvach,  sitt  still  hen  to  limken  od.  to  lunkören  ;  — 

mager,   bz.  gracilis,  tenuis)  =  aengl.  hlanc,  he  lunkd    od.   hinkörd  d'r  net   na,   wat   d'r 

lank,   lonk;   engl,   lank  etc.   ti.   mhd.    lenke  segd  word.    —    Nd.  (Br.  Wb.)    lunk-ören. 

(biegsam),  —  ags.  hlenkan,  aengl.  hlenchen  —  Man  muss  diese  Verba  buchstäblich  mit 

(torquere),  sowie  auch  nhd.  Gelenk,   g  e-  20  Seiten   od.    eine  Biegung  u.  Neigung  zur 

lenk  ig  etc.  u.  lenke^i  gehören,  loie  desgl.  Seite  hin  machen,   den  Kopf  auf  die  Seite 

auch  a/7s.  hlenca,  hlence  ;  an.  hlekkr;  norio.  legen  u.   S eit-  ohren   etc.   übersetzen,   da 

lekk  u.  lekkja,    lenkja ;    dän.  laenke ;    engl.  sie  von  dem  mit   ahd.  hlanka   urspr.   ident. 

link  (Kette,  Glied  einer  Kette  etc.)  etc. ;  —  lunke,  jedoch  hier  in  der  Bedtg. :   Biegung 

ags.  hlinc ;  engl,  linch  (Hügel  etc.)  ;  —  an.  25  u.    Seite,   fortgebildet    sind.      In   äJinlicher 

hlikkr  (obliquitas,  curvamen  etc.)  etc.     Was  Weise  gehört  auch  mnld.   lonck    (adspectus 

nun  aber  die  y  dieses  alten  verlornen  hlinkan,  limus),  loncken    (limis  ohtueri,   leviter  obli- 

hlank  etc.  betrifft,  so  stimmt  sie  lautlich  zu  quare  oculos,    retortis    oculis   tueri),    mnld. 

lat.    claug     (Fick    veriveist    III,    90    bei  lonkcn  (schielen,  liebäugeln  etc.),  lonk  (ver- 

hlankja,  Kette,  Gelenk  etc.,  auf  lat.  clingere  30  stohlener,  heimlicher  Blick  etc.)  hieher. 

als  Nebenform  von  cingere,  ivorüber  Weiteres  luiiker,  liiokerd,    Hinkender,  bz.  Person 

bei  ihm  I,  52  unter  kragh,   tvo   er  zugleich  die  hinkt   od.   hinkend   u.    schleppend  geht, 

bemerkt,    dass  wohl  besser   eine  Grundform  —  Zu  1  lunken. 

krak,  krank  dafür  anzusetzen  sei,  loährend  lunk-läm,  Lendenlahm.  —  Zu  kmke. 
er  ags.  hlank,  schlank,  dünn  etc.,  I,  52  zu  35  lunk-öreu,  s.  2  lunken. 
krak,  bz.  skr.  kar^,  abmagern  etc.  stellt)  liins,  .:?.  llinse. 
von  clangere,  welches  mit  ags.  hringan  lüiis-bän,  s.  1  lünsen. 
(sonare)  etc.  von  Fick  (cf.  1,42)  zu  einer  lüiiso,  Mins,  Lünse,  Achsnagel,  Lannagel; 
von  kar  erioeiterten  y  kark,  krak  (sonare  —  de  lüns  is  d'r  för  weg,  't  rad  lüpt  iit. 
od.  überhaupt  ein  unarticulirtes  Geräusch  40  —  Ob  unsere  Bedensart :  mit  de  lünse  lopen 
machen,  cf.  lachen  etc.)  gestellt  ivird.  Ver-  =  müssig  gehen,  faulenzen  etc.  sich  auf 
gleicht  man  nun  aber  die  Schallstämme:  dieses  lünse  bezieht  od.  mit  2  lünsen  zu- 
knak,  knik  od.  klak,  klik,  —  krak,  krik,  sammenhängt?  —  Nd.  lünse,  lüns;  mnd. 
—  knap,  knip  etc.,  so  scheint  es  ivieder,  als  lunse,  luns,  lusse ;  nid.  luns,  lens ;  nnild. 
ob  die  für  hlanka  od.  hlinkan,  hlank,  hlunk,  45  lonse,  lunse  u.  londse,  lundse  ;  nfries.  (Jo- 
hlunkun  anzusetzende  y  hlank  dieselbe  y  hansen)  lans;  and.,  bz.  as.  lunisa;  ags. 
kark  od.  krak  (cf.  auch  krank  u.  kraken,  lynis;  aengl.  lins.  —  Es  ist  mit  dem  gleich- 
kriken  etc.)  ist,  ivozu  Fick  das  lat.  cli\n-  bedeutenden  ahd.  Urning;  mhd.  lüninc  aus 
gere  etc.  stellt  u.  dass  demnach  auch  hier  dem  ahd.,  mhd.  hin ;  md.  Ion,  löne,  lau 
ivieder  ebenso  loic  bei  kuak  u.  knik,  knikken  50  (obes,  paxillus)  «»  ähnlicher  Weise  fortge- 
etc.  aus  der  urspr.  Bedtg. :  sonare,  crepi-  bildet  tvie  ahd.  segansa  (Sense,  cf.  seise) 
tare  etc.  die  Bedtg. :  knicken  ,  biegen,  von  saga,  sega  (Säge)  od.  von  seche  (Pflug- 
brechen etc.,  bz.  krümmen  etc.  hervorgegangen  messer,  bz.  Schneide- Werkzeug).  Das  ein- 
ist, lüo  dann  die  für  lat.  clangere  lautlich  fache  ahd.  lun  aber  betr.,  so  ist  dieses  ivohl 
stimmende  y  kark,  krak,  krank  auch  die  y  55  aus  einem  zu  der  y  lu,  ru  (brechen,  reissen 
von  hlinkan  od.  hlanka  etc.  sowohl  als  von  spalten,  theilen,  schneiden  etc.,  cf.  1  le  u. 
as.,  ahd.  bring,  nhd.  Bing  sein  könnte.  lös  etc )  gehörenden  Thema  luna  (nach  Vil- 
1.  lunken,  hinken,  in  die  Knie  od.  in  die  mar,  s.  unter  Lunn,  soll  in  den  Glossen 
Seite  fallen,  lahmen,  lahm  u.  schleppend  neben  lun  auch  die  Form  luna  vorkommen) 
gehen  etc. ;  —  he  lunkd  mit  beide  benen ;  60  od.  luni  (cf.  ags.  rynan,  ryn,  tönen,  brüllen 


LUENSEN  LUENSSEN       550  LUR  LURE 

etc.   von   der  Schalbcurzel  ru)   gekürzt,   da  lüusd  wat  herum  (er  liegt  icas  herum,   er 

der  lun  genannte  Pflock  od.  hölzerne  Nagel  schlendert  od.  geht  müssig,  frei,  lose  u.  un- 

urspr.  entweder  hlos    ein  abgeschnittener  u.  behindert  etwas  herum).    —    üb    mit   hcss.; 

gekürzter  kleiner  Zweig    od.    ein  von  einem  bai/r.  (cf.  Vilmar,  Schm.)  lunzen,  luutzen, 

grösseren  lloUklohen  abgespaltenes  u.  zugc-     5  \m\c7.Q\i  (leicht  schlummern,  halbschlummernd 

spitztes  Stückclien  Holz  tvar,  welches  vor  das  im  Bette  liegen);  mhd.  luuzen  (leicht  schlum- 

l\ad  des  Wagens  gesteckt  wurde.  mern);  nd.  (Schambach,  Schütze  etc.) 

1.  liinsen  ot/.  liinssen,  (/t'5^?.  a»c/i  lönsken  luntjen,  lunschon  (den  Kopf  zum  Schlafen 
u.  litniineni,  gefärbte  Uster-Eier  von  einer  anlehnen,  ein  Mittagsscldäfchen  halten,  leise 
erhöhten  u.  schräg  ablaufenden  od.  geneigten  10  schlummern,  halb  luach  im  Bette  liegen  etc.) 
Fläche,  bz.  einem  schräg  gestellten  Dach-  eins  od.  mit  schwed.  Iiins  (ein  schwerfidliger, 
Ziegel  in  eine  rundliche  Sandbahn  herunter-  träger  Mensch),  lunsa  (ein  schleppendes 
rollen  lassen,  lüie  dies  die  Kinder  am  zweiten  Weibsbild,  Schlampe,  Schlumpe),  lunsig 
Osterfeicrtagc  mit  ihren  gefärbten  Oster-  (schwerfcdlig,  schleppend,  träge)  connex?  — 
Eiern  thun  od.  thaten,  da  diese  uralte  Sitte  15  Zu  luuzen  cf.  auch  nfrics.  lontin  in  lui- 
Ja  auch  hier  leider  immer  mehr  aus  der  lontin  tt.  unser  lensen  =  satl.  (Ehren- 
Mode  kömnd  u.  tvie  so  viel  Alterthümliches  traut  II,  211)  lonsje  (faid  herumlungern) 
stets  mehr  in  Vergessenheit  gcräth.  Die  u.  lentern  in  lei-lcuson  u.  lei-lcntorn.  — 
kreisförmige,  mit  einem  kleinen  Wall  einge-  Zu  vüid.  luuzen  u.  nfrics.  lontin  cf.  auch 
friedigte  Sandbahn,  worin  die  Eier  hinunter-  20  dän.  lunte  (zaudern,  zögern,  langsam  fort- 
rollen, heisst  davonKms-jlimsk- od. hunmcrke-  kommen.  Von  nhd.  hm/.cn  ?(.  luuz  (Schläf- 
hau. Da  nun  bei  dem  lünscu  (lüuskeu  od.  rigkeit),  bayr.  lunzet  (schläfrig)  stammt  viel- 
lünschcn  ist  ivohl  eine  blosse  Nebenform  leicht  (cf.  Diez  II,  10)  das  ital.  lonzo 
davon)  od.  lummcrn    mit   den    Oster-Eiern,  (schlaff). 

bz.  bei  diesem  liiusen  od.  lummern  genannten  25  lunsk,  s.  Innig. 

Eierspiel   einerseits   viel  Lärm   n.  Geschrei  lunte,    Lunte,    Zündstrick,    Zündlappcn; 

von  den  betheiligten  Kindern  gemacht  icird,  —  \w  is  kapabel    un   smit    de   lunte   in    't 

es  sich  aber  andrerseits  dabei  auch  um  den  pulfcrfat.  —  Bedensart:  lunte  rukcn,  Lunte 

Gewinn  der  Eier  handelt   (wessen  Ei  näm-  riechen,  Gefalir  loittcrn. —  Nd.,  mnd.  XnwiQ  ; 

lieh    von    dem   hcruntcrrollenden   Ei    eines  30  nid.  lont;    mnld.,  mßäm.  lonte;    engl,  lunt; 

andern  Mitspielers  getroffen  wird,   der  ver-  norw.,  schwed.  \m\\^\  (/««.lunte. —  Daneben 

liert    es   an    diesen),    so   könnte   das  Wort  lunte  früher  auch   die  Form   londe   (s.    bei 

lummern  im  ersten  Fcdl  urspr.  blos  die  Be-  Weigand)    bestand,    so    ist    es  ivohl  mit 

dtg.  :  Lärm  n.  Spektakel  machen  etc.  gehabt  mhd.  liinden,  lunten   u.    unserm  luudern   (s. 

haben   u.   dann  xirspr.   dasselbe  Wort   sein  35  d.)  connex. 

wie  mnd.   (Seh.  u.  L.)   lommcren   (lärmen,  luntjen  od.  lundjon,   das   dürre  Gras    u. 

brausen,  sausen),  tcovon  gelommer,  gelummc  Gestrüpp  auf  u.  an  den  Kanten  der  Wälle 

u.  \ommQvuv^\\Q:  (Lärm,  Tumult),  welches  mit  anzünden   od.   in  Flammen   setzen,   bz.   sie 

n/u/,  hlimmun,  limman;  rt//s.  hlimman,  lilanim,  abbrennen  od.  absengen;    —    se    sunt   an  't 

hlummon  (elangerc,  rugire,  souare,  fragorem  40  luntjen;    —    se  hebben   de    wall    ofluutjed. 

edere    etc.)     lilemm    (fragor    etc.)    etc.    zu-  —   Wohl  nicht  von  lunte,  sondern  icohl  eher 

sammenhängt.     Bezieht   sich   indessen    das  mit  hindern  von  luudeu,  lunten  (zünden  etc.). 

lummern    mit   den   Eiern   auf  den  Gewinn  Lüppo,    ml.    Name.    —  Wohl  Nebenform 

od.  das  Gewinnen  derselben,  so  icürde  dabei  von  Lübbo. 

a»    eine    Entstehung   aus    nid.    lommerdcn  45  1.  lup  od.  Iure,  Lauer,  Spähe  etc.,   d.  h. 

(wuchern)  zu  denken  sein,  was  von  lommerd  Zustand   od.   Thätigkeit,   Handlung  etc.   too 

(s.  lummert)  fortgebildet  ist.     Was  nun  aber  gelauert  od.  heimlich  gespähet  u.  gehorchet, 

ferner  das   Wort  Jansen  (mit  de  eier  limsen,  bz.  verlangend  ausgesehen  u.   gewartet  tvird 

od.  se  lüusen  laten)  betrifft,  su  ist  dies  viel-  u.  auch  Ort,  Stelle  od.  Versteck,  Hinterhalt 

leicht   ursjn'.    dasselbe  Wort   wie   2   lünscn,  50  etc.,   von  %oo  aus  das  Lauern  od.   heimliche 

weil   eben   die   Bedtg.:   rollen   od.   loie  wir  Spähen   u.  Horchen,    bz.    das   verlangende 

sagen :    trullen,    trülien    (wir  sagen   vom  2.  Auskucken  nach  u.   Warten  auf  Etwas  ge- 

Ostersonntag,  wo  das  liinsen  stattfindet:  de  Schicht;  —  de  katte   sitt    up  de  lür,    of  se 

eier  triillen  mändag)  ein  freies  Gehenlassen  de  miis  net  belCiren  un  fangen  kan ;   —   he 

od.  ein  freies  n.  loses  Hin-  u.  Hergehen  u.  55  steid   up   de   lür,    um   to   sen   un   to  hören 

Bewegen  in  sich  befasst.  wat   d'r   förgeid,    od.   um   to  sen   of  he  net 

2.  lün.sen  od.  lün.sscn,  milssig  liegen,  wat  fangen  kan;  —  he  legd  sük  up  de  Iure 
lungern,  faulenzen,  müssig  gehen  od.  liegen,  auf  die  Spähe,  od.  auf  das  Spähen  u. 
.fehlendem  etc. ;  —  dat  od.  he  lünsd  d'r  so  Warten  etc.)  um  to  wagten ;  —  ik  wil  mi 
wat  hen ;  —  he  deid  niks  as  lünseu ;  —  he  60  erst  lefer  nog  wat  up   de  lür  leggcu,   den 


LUR  LURE 


551 


LURD  LURT 


kau  'k  naderliaml  altul  srn,  wat  't  beste  is ; 

—  ho  legd  de  sake  up  de  liir,  um  to  sOu 
wo  se  iitfald.  —  Nd.  luur ;  nid.  loer  ;  mhd. 
Iure,  lür  (Lauer,  lUnterhalt).  —  Wohl 
Subst.  SU  u.  von  lüren,  doch  sei  hie)'  zugleich 
bemerkt,  dass  das  obige  lür  od.  nid.  loer 
loeder  mnld.  noch  mfläm.  belegt  id  u.  das 
bei  KU.  vorkommende  loer,  loere,  loeyer, 
lore  (revocatorium),  bz.  loeyer  (revocatorium, 
illecebra)  tc.  lore,  leure,  loeyer,  luder  (ille- 
cebra,  reclamatorium,  revocatorium  acci- 
pitrum ;  instrumentum  quo  accipitres  ad  escam 
propositam  invitantur  etc.)  dieselben  Wörter 
sind  u.  demnach  aus  loeyer,  bz.  loeder  = 
mhd.  luoder,  md.  liider  (Lockspeise  u.  Lock- 
falle od.  ein  Etwas  toas  lockt,  verlockt,  ver- 
führt u.  betrügt  etc.)  zu  loer  od.  lür  contrah. 
ist,  ebenso  wie  auch  unser  3  lür  od.  Iure 
aus  lüder,  bz.  ahd.  ludara  zusammengezogen 
ivurde.     Vergl.  iveiter   2  m.  4  lür  u.  lüren. 

2.  lür  od.  Iure,  Laurer,  schlauer  hinter- 
listiger  Mensch,    Verlocker,   Betrüger   etc. ; 

—  de  kerel  is  'n  regten  lür.  —  liedensart: 
de  bür  is  'n  lür  un  blift  altid  'n  scholm  fan 
natür.  —  3Did.  Iure,  mnd.  lür  (heimtückischer, 
schlauer,  hinterlistiger  Mensch);  mnld.  loer 
(insidiator,  speculator,  captator) ;  mfläm.  loer 
(guetteur,  espic).  —  Wohl  auch  zu  lüren, 
ivährend  nid.  loer ;  mnld.  loer,  loerd  (horao 
murcidus,  ignavus,  stupidus  etc.)  u.  mfläm. 
loer  (homo  stupidus  etc.)  wohl  mit  unserm 
1  lurd  aus  franz.  lourd  entlehnt  u.  iveiter 
mit  ital.  lordo,  lurido  aus  dem  lat.  luridus 
(cf.  Diez  I,  255)  entstanden  ist. 

3.  lur  od.  Iure,  eine  looUene  Decke  od. 
Windel,  worin  die  Säuglinge  gewickelt 
werden;  —  't  kind  sitt  nog  iu  de  Iure.  — 
Nd.  luur,  Iure ;  nid.  luur,  luier ;  mnld.  loeyer, 
luyer  u.  luere  (fasciae,  cunabula,  crepundia) ; 
mnd.  ludere ;  alid.  ludara;  luthara,  ludera, 
ludra  u.  lodera  (cunae,  cunabula,  involu- 
mentum)  u.  dies  von  ahd.  ludo,  lodo ;  mhd. 
lode  (Art  grobes  Wollenzeug  od.  loses  lockeres 
grobes  Tuch,  Ueberwurf  od.  Decke  u.  Mantel 
daraus,  penula,  lodix) ;  ags.  lodha  (lacerna), 
icas  mit  dem  rt«.  lödh  (hirsuties ;  villositas); 
norw.  lode  (Wolle,  Haar,  Rauhigkeit) ;  dän. 
laad  (dasselbe)  u.  lodli  in  an.  lodhbrök 
(Zottelhose)  von  Fi  c  k  (III,  273)  zu  einem 
Thema  lutha  (zottig  od.  Zotte)  gestellt  u. 
von  der  ]/  lu  (lösen,  lose  u.  locker  machen, 
cf.  lös)  abgeleitet  wird. 

4.  lür  od.  Iure,  Augenmerk,  Obacht  od. 
Zustand  wo  man  Etwas  erspähet  u.  bemerkt 
od.  auf  Etwas  spähet  u.  lauert;  —  he  hed 
't  glik  all'  iu  de  lür,  wat  d'r  umgeid  (er 
sieht  u.  hört  od.  bemerkt  gleich  Alles,  ivas 
um  ihn  herum  vorgeht) ;  —  ik  heb'  hum  al 
lauk  in  de  lür  (od.  in  ^t  fermik,  in  de 
kikerd  etc.)  had   (ich  habe  ihn  schon  lange 


im  Augenmerk  gehabt,  bz.  ihn  schon  lange 
daraufhin  beobachtet  etc.),  dat  he  am  ende 
dat  göd  stalen  harr';  —  liö  kreg  dat  gau 
in  de  lür  (er  erspähte  u.  bemerkte  das  bald, 
5  schöpfte  bald  Verdacht  etc.),  dat  se  hum 
brüdeu  wullon ;  —  de  budcl  heb'  'k  dik  in 
de  lür,  de  tröe  'k  bi  den  düfel  net.  —  Wohl 
auch  Subst.  zu  lüren. 
5.  lür  od.  Iure?    —   Die  Redensart:   'n 

10  lür  dreien  od.  andreien  heisst  (ivie  auch  im 
nid.  een  loer  draajen)  soviel  als  (Jeinanden) 
täuschen,  anfuhren,  betrügen  etc.  od.  auch 
(ihn)  hinterrücks  u.  in  böswilliger  Absicht 
in  eine  faule  od.  böse  Geschichte  verwickeln. 

15  —  Ob  diese  Bedeutung  tcörtl.  soviel  heisst 
als  eine  Windel  drehen  od.  andrehen 
u.  dass  es  demnach  dasselbe  Wort  wie  3  lür 
ist  ?  —  Oder  gehört  es  in  der  Bedtg. :  Be- 
trug etc.  zu  lüren,   bz.  lüren,   sodass  'n  lür 

20  dreien  wörtl.  soviel  heisst  als  einen  Betrug 
dreJten  od.  andrehen,  toie  man  auch  sagt: 
he  hed  hum  en  dreid  od.  andreid  für:  er 
hat  ihn  angeführt  od.  betrogen?  —  Oder 
hat  lür,  bz.  Iure  od.  lurre   hier  die  Bedtg.: 

25  Lüge,  Erdichtung  etc.  ivie  das  nd.  (Scham- 
bach etc.)  lurre?  —  cf.  Weiteres  tinter 
lurendreier. 

lür-angel    (persönl.    Schimpfwort),    heim- 
licher Laurer  od.  böser  heimtückischer  hin- 

30  terlistiger  Mensch;  —  he  is  'n  regten  lür- 
angel,  war  man  sük  aferal  für  waren  un 
hüden  mut.  —  Ob  dieses  Wort  nicht  urspr. 
soviel  als  Luder-  od.  Köder-,  Lock- Angel, 
loar,  od.  eine  Angel,  loomit  man  die  Fische 

35  etc.  köderte  u.  lockte,  bedeutete? 

1.  lurd  od.   lürd,    bz.  Inrt   od.   lurt,   a) 
Dreck,  nichtsnutziges,  loerthloses  Zeug  etc. 
—  't  is  niks  as  emer  lurd  od.  lurt  etc. ;  — 
b)  gemeine  Person,  Nichtsnutz,  Dummerjan, 

40  Flegel,  Lump,  bz.  Schmutzlappen,  Lumpe, 
Schlumpe  etc. ;  —  't  is  'n  lurd  fan  'n  kerel 
od.  fan  'n  wif.  —  Einestheils  mit  nid,  loer; 
mnld.  loer,  loerd ;  mfläm.  loer  (homo  murci- 
dus,   ignavus ,    stupidus    etc.)    entlehnt   aus 

45  franz.  lourd,  lourdaud,  bz.  lourd  (träge, 
faid,  dumm  etc.)  u.  anderntheils  mit  nd. 
(Dähnert)  lort;  schived.,  norw.,  dän. 
lort  (Dreck,  Koth,  Schmutz,  Unrath)  ;  norw., 
schwed.  lorta  (schmiUzen,  besudeln  etc.)  aus 

50  ital.  lordo  (schmutzig,  cf.  fül),  Subst.  lor- 
dura  (Schmutz),  welche  Wörter  nach  Diez 
(I,  255)  aus  lat.  luridus  entstanden  sind. 

2.  lurd  od.  lürd,   bz.  lurt  od.  lürt,   alte 
Lappen    od.  Fetzen,    bz.    aus   alten    aufge- 

55  drehten  Schiffstauen  gefertigte  lose  Garne 
od.  lockere  Dräthe,  loomit  die  Schiffsseile  u. 
Riemen  od.  Ruder,  soivie  auch  Bordstangen 
u.  Bordseiten  eines  Schiffs  unuoickelt  u.  be- 
legt  werden,    damit   sie   nicht   abreiben   u. 

60  schmutzen  etc.    —  Nd.   (Adelung)    lurde 


LURDER 


552 


LUREN 


u.  lurdiug;  nhl,  schwed.,  däii.  lordiug  u. 
auch  (cf.  Bobrik  ttvtcr  Schiemannsgam, 
pag.  300  u.  auch  476)  lorring.  —  Begriff- 
lich schliesst  es  sich  als  das  ivas  zur  Scho- 
nung um  Taue  etc.  gewickelt  wird  am 
nächsten  an  unser  3  lür  od.  Iure,  gedehnt 
lurre  u.  hart  mit  eingetretenem  d  lurde  ge- 
sprochen (cf.  kelder,  Keller, —  soklcr,  So II er 
od.  Söller,  —  kerdel,  Kerel,  Kerl  etc.)  an, 
woraus  beim  Vergleich  des  mnld.  lore  = 
loeyer,  luycr  aus  loedcr,  nhd.  Luder  ^  bz. 
mnld.  loeyer,  luyer,  aus  ahd.  liidera,  lodere 
(s.  unter  3  lür)  auch  das  nnld.  lor  (Lappen 
etc.)  entstehen  konnte,  icorüber  noch  Weiteres 
unter  Iure. 

lurder,  *-.  liirer,  Laurer. 

lüren,  lauern,  d.  h.  scharf  spähend  nach 
LJtwas  selten  od.  spähen  u.  horchen  od. 
lauschen  zugleich  u.  zwar  in  der  Kegel  mit 
der  Nebenbedtg.,  dass  dies  mit  halbzuge- 
kniffenen od.  hcdbverschlcierten  blinzelnden 
Augen,  bz.  durch  die  enge  Hitze  der  halb- 
geschlossenen Augen  od.  auch  durch  eine 
Hitze  u.  Spalte,  bz.  von  einer  verborgenen 
Ecke  od.  einem  Versteck  aus,  od.  mit  ge- 
senktem u.  nach  der  Seite  hingerichtetem 
Blick,  bz.  mit  gesenktem  u.  seitwärts  ge- 
neigtem Haupt  heimlich  u.  unvermerkt  ge- 
schieht ;  —  wi  willen  uns  fersti'ikeii,  man  du 
dürst  net  lüren,  wür  wi  hcngün ;  —  he  hed 
dör  de  fingers  lürd ;  —  he  lürd  um  de  hörn 
od.  dür  't  fcnster;  —  wat  steist  du  dar 
agtcr  de  döre  to  lüren?  —  dat  kiud  hold 
de  kop  up  de  sid  un  lürd  na  uns  hen ;  — 
du  must  iifen  to  lüren,  was  se  dar  mit  'n 
ander  hebbcn,  bz.  mit  'n  ander  dön  od. 
proteu  ;  —  he  ligd  in  't  bedde  un  lürd  dör 
de  gardiucn ;  —  tili  't  dek  up  un  lür  d'r 
äfen  under  wat  dar  in  is;  —  he  sitt  dar  to 
lüren  wat  d'r  passerd ; —  he  lürd  un  snürd 
aferal  herum,  of  he  net  wat  findt ;  —  he 
lürde  (lauerte  od.  passte)  hum  up;  —  de 
katte  lürd  na  de  fögels  od.  se  lürd  d'r  up, 
of  se  nich  'n  müs  belüren  kau ;  —  du  kaust 
lank  lüren  (verlangend  wonach  sehen  u. 
warten)  dat  du  wat  krigst;  —  he  lürd 
(lauert  still  sitzend  u.  erwartungsvoll)  up  't 
äteu,  of  't  nog  net  bold  kumd ;  —  so  lürd 
man  de  bür  de  künst  of;  —  dat  harr'  'k 
hum  gau  oflürd,  wo  he  dat  mök;  —  he  hed 
al  lank  uj)  'n  godeii  gelegenheid  lürd  (ver- 
langend gewartet),  um  to  ferreis.'n ;  —  he 
lürd  up  "u  goden  wind,  um  to  fers/ilen;  — 
ik  lür'  up  de  post,  of  'k  mitfareu  kan  od. 
of  d'r  ök  'n  bref  für  mi  mitkamen  is;  — 
he  lürd  (hört,  lauscht,  horcht)  net  na  mm 
worden ;  —  he  lürd  nargends  na  (er  sieht 
od.  hört  nirgends  nach,  kümmert  sich  um 
nichts,  geht  ungestört  seines  Weges  etc.); 
—  wat  lür  ik  d'r  na   (was   höre   od.  frage 


ich  darnach)?  ik  dö  dog  wat  ik  wil ;  —  he 
lürd  na  gin  God  af  sin  goböd ;  —  Compos.  : 
bc-,  in-,  of-,  up-,  ütlüren.  —  iV(7.,  mnd. 
luren ;  nid.,  mnld.  leeren;  mhd.  lüren; 
5  norw.,  schwed.  Iura;  dän.  Iure;  wang.  lür; 
satl.  lurje;  nfries.  (Outzen)  lörre  od.  wohl 
richtiger  (cf.  J ohans  en ,  pag.  174,  zweite 
Spulte)  luurin;  tvfries.  loerje. 

Wenn    ma)i    bei   KU.   die   drei  Verba: 

10  loeren  (retortis  oculis  intucri),  locren  od.  loer-       , 
oogen  (observare,  insidiosc  speculari,  captare,       1 
insidiari ;  conuivere)  u.  loeren  (froutem  con-       1 
trahere,   corrugare,   obducere  sivc  caperare, 
bz.  die  Siirne  zusammenziehen  od.  runzeln 

15  u.  ein  fi)isteres  böses  Gesicht  machen  etc.) 
u.  tceitcr  sein  mit  dem  ersten  loeren  h-gnon. 
loncken  (limisobtueri,  leviterobliquareoculos, 
retortis  oculis  tueri)  vergleicht,  so  finden  wir 
edle  diese  Bedtgn.  auch  in  lüren  sowohl  wie 

20  in  ttnserm  2  glumen,  glupen  u.  glüren,  ioie 
auch  unser  2  lür,  bz.  mnld.  loer  (insidiator) 
mit  unserm  glumcr  ti.  gluper ,  bz.  mnld. 
gloeper,  gluiper  (insidiator  etc.,  s.  unter 
gkipen)  synonym  ist.       Vergleicht  man  nun 

25  glupen  von  glupe  u.  dass  dieses  neben  Spalte, 
Kitze  etc.  im  nid.  auch  die  Bedtg.:  decipula 
hat,  ebenso  ivie  das  zu  clioban  spalten  etc. 
gehörende  ahd.  clobo  (cf.  klofe  u.  klöfeu), 
sowie  ferner,  dass  unser  2  glumen  od.  glümen 

30  =  nid.  gloemen  u.  gluimen  mit  mnld.  (KU.) 
luymen  od.  auch  loemcn  (incedcre  capite 
tei'ram  versus  prono;  observare,  insidiari; 
retortis  sive  insidiautibus  oculis  iutueri)  u. 
luymer    (insidiator  etc.)    möglicherweise   auf 

35  mnld.  gloeme  od.  gluyme,  bz.  kerne  od. 
luyme  (apertura  glaciei,  ostium  sivc  foramen 
in  glacie,  od.  überhaupt  eine  Spcdte,  Kitze, 
od.  ein  Locli,  eine  Oeffnung  etc.)  zurückgeht, 
falls  es  nicht  etwa  mit  engl,  gloom    (finster 

40  drein  sehen  etc.),  glum  (finster  etc.,  s.  unter 
2  glumen)  zusammenhängt  —  u.  dann  weiter 
auch  das  ahd.  luogen  (aus  einem  Verstecke 
hervorsehen,  bz.  überhaupt :  spähen,  schauen, 
sehen,  lugen)  von  hiog  (Höhle,  Lagerhöhle, 

45  s])ecus,  cubile  etc.,  cf.  lauken),  so  liegt  es 
sehr  nahe,  um  auch  bei  lüren  eine  ähnliche 
begriffliche  Entwickelung  u.  an  dieselbe 
Ordbdtg.  seines  Themas  loie  bei  glumen, 
glupen,    glüren,    bz.  mnld.   luymen    u.    cdid. 

50  luogen  zu  denken. 

Was  nun  aber  zunächst  den  Stamm  od. 
das  Thema  lür  od.  Iura  von  lüren,  bz.  den 
Subst.:  1,  2,  4  if.  5  lür  betriffst,  so  ist  der- 
selbe jedenfalls    ein    Contractum    entweder 

55  von  lu-er  od.  lü-er,  od.  von  luwer  od.  lüvver, 
—  od.  von  luder  od.  lüder  (wie  3  lür,  aber 
dann  lür  wohl  von  luoder,  Jjockfcüle  etc.,  bz.      d 
verführerisches   u.    betrügerisches  Etwas  «.     ^ 
lüren  von  luodern,  locken,  verlocken,  verführen, 

60  betrügen,    nachstellen    etc.)    od.    von   einem 


LUEREN  LUERREN 


553 


EUREN-  LURREN-DREIER 


sonstigen  älteren  Worte.  Ob  min  aber  ICiren 
(lauern)  beim  Vergleich  von  glumcii  zu  engl. 
glooni,  glum  etc.  mit  aengl.  (Str atmann) 
liireii,  lüurcn,  lourin ;  engl,  lower  (trübe 
finster  düster  aussehen  etc.,  bz.  die  Stirne 
runzeln  u.  zusammenziehen  etc.);  flandr. 
(KU.)  loor  (mclancholicus,  tristis,  subtristis) 
etc.  u.  an.,  ist.  Iura  (coercore),  lur  (ignavia), 
liiri  (ignavus  haerere),  liiri  (homo  torvus  et 
def'ormis),  schott.  lowryd  (finster,  grämlich 
etc.)  od.  mit  schott.  lowric,  lawrie  (ein  listiger 
verschlagener  Mensch)  etc.  auf  ein  altes  wie 
ahd.  büwan  (bz.  böen)  conjugirtes  Verb. 
lüwan,  lüan  (von  einer  y  lu,  urspr.  ru,  loie 
binvau,  büan  von  der  y  bu,  urspr.  bhu) 
zurückgeht  ii.  davon  ein  Subst.  liir  (loie  bür 
resp.  büwcr,  büer,  von  büwan,  büan)  ent- 
stand, od.  ob  vielleicht  dieses  lüreu  urspr. 
dasselbe  Wort  ist  tvie  das  folgende  lüren 
od.  noch  aus  anderer  Quelle  stammt,  ist  loohl 
nicht  mit  Sicherheit  festzustellen. 

Erwähnt  sei  zu  lüren  noch  das  aengl. 
(Str  atmann)  lurken ;  engl,  lurk;  norw. 
iurka  (lauern,  auf  der  Lauer  liegen,  auf- 
lauern;  lauschen,  verstecJct  liegen,  sich  ver- 
borgen halten)  u.  liirch  (sich  plötzlicli  um- 
legen od.  auf  die  Seite  legen,  seitwärts  fallen ; 
auf  der  Lauer  sein,  Kniffe  anivenden,  an- 
führen,  betrügen),  toelche  nach  harken, 
liarkjen  (horchen)  auch  zu  lüreu  gehören 
könnten,  ivenn  sie  nicht  etwa  besser  von 
inhd.  Iure  (s.  unter  lurken  am  Schlüsse)  ab- 
geleitet werden. 

lüren  od.  (tvie  Stbg.  schreibt)  liii'ren, 
hintergehen,  betrügen,  belauern,  fangen, 
überlisten  etc.  —  cf.  nd.  (Br.  Wb.)  u. 
mnd.  lureu  in  der  ziveiten  Bedtg.,  sowie  nid. 
loeren  (beirügen,  anführen)  u.  (v.  Dale) 
lorren  (betrügen ,  anführen ,  schmuggeln) ; 
mnld.  (KU.)  loreu  u.  lorren  (betrügen, 
pfuschen,  heimlichen  u.  unerlaubten  Handel 
treiben  etc.,  cf.  M.  Kramer)  —  cf.  luren- 
dreier.  —  Nach  nid.  gluereu ,  gloereu, 
gluyeren  =  unser  glüren  tvird  auch  mnld. 
loren,  lorren  wohl  für  looreu ,  lueren,  bz. 
luyeren,  loyereu  stehen  u.  toenn  man  dazu 
mnld.  luere,  loeyer,  luycr  als  aus  ludera, 
lodera  (cf.  3  lür)  entstanden  vergleicht,  so- 
loie  ferner  auch,  dass  das  mnld.  lore,  leure, 
loeyor  (illecelira)  dasselbe  Wort  ist  wie  engl. 
Iure  u.  alid.  luodara,  mhd.  luoder  (Lock- 
speise, Lockfalle),  so  ist  es  sehr  gut  möglich, 
dass  mnd.  lureu  u.  nd.  lurren,  bz.  nid. 
'oercn  u.  lorren  in  der  Bedtg.:  betrügen, 
anführen  etc.  urspr.  dieselben  Wörter  sind 
u.  luren,  loren,  lorren  etc.  ebenso  wie  aengl. 
luren;  engl.  Iure;  mnld.  loreu  (allicere)  aus 
dem  ahd.  luodarön,  mhd.  luodereu,  md.  ludern 
(anlocken,  verlocken,  verführen,  betrügen) 
contrahirt   sind,    bz.    mit  franz.    leurer   zu 


ahd.  luoder  (Ijockspeise,  Lockfulle)  gehört. 
Weiteres  s.  auch  noch  unter  Iure  ?*.  loren, 
tvozu  noch  bemerkt  sei,  dass  v.  Dale  neben 
lorren  u.  looreu  in  der  Bedtg. :  betrügen  etc. 
D  u.  lorren  in  der  von:  Schleichhandel  treiben 
etc.  auch  leureu  einerseits  in  der  von 
hökern  u.  mit  Kleinigkeiten  handeln  u. 
andererseits  in  der  von:  Schleichhandel 
treiben,  schmuggeln  (s.  Weiteres  unter  luren- 

10  dreier)  hat  u.  dass  bei  M.  Kr  am  er  auch 
leuren  u.  lor,  lorren  tvieder  in  derselben 
Bedtg.  (nämlich  in  der  von  Lumpen,  Fetzen, 
Lumpereien  etc.)  vorkömmt.  Der  Form 
icegen    vergl.    auch   mnld.    (KU)    lorre  = 

15  loewer  od.  mnd.  loer,  lower,  lorer,  loycr 
(coriarius) ;  cf.  lojer. 

luren-  od.  lurren-dreier,  ein  Mensch,  der 
andere  Leute  durch  allerhand  Kniff'e  u. 
Pfiffe  hinters  Licht  führt  u.  sie  durch  feine 

20  Schliche  u.  Ränke  zu  betrügen  u.  anzuführen 
sucht,  Betrüqer,  Schurke,  falscher,  gemeiner 
Kerl.  —  'iVfZ.  (B  r.  Wb.,  Schütze, 
Dähnert  etc.)  lurrendreyor  (Betrüger, 
Schurke,   Lug-   u.  Trugmacher ,   Rechtsver- 

25  dreher,  Sehleichhändler) ;  nid.  lorreudraayer 
(Schleichhändler,  Schmuggler ;  Schm uggler- 
schiff';  blinder  Soldat;  Pfuscher,  Betrüger 
etcj;  mnld.  (M.  Kr  am  er)  lorreudraayer. 
—  Mit  (Bob r  i k)  Lur  r endr  eher e i,  bz. 

30  nd.  lurrendreiere;  nid.  lorrendrajerij;  schwed. 
lurendrägerie ;  dän.  lureudreierie  (ein  in 
den  Seerechten  gebräuchliches  Wort,  welches 
alle  Arten  von  Veruntreuungen  u.  Betrü- 
gereien von  Schiff'crn  u.  Kaufleuten  bezeich- 

35  net),  bz.  dän.  lurendrejer  (Duckmäuser,  Leise- 
treter);  schwed.  lureudräga  (Schleichhandel 
treiben  etc.),  lurendrägare  (Schleichhändler) 
etc.  von  mnld.  lorren  -  draayeu  (cauponari; 
mercos     lucri     causa    alio    clam    trausferrc 

40  et  distrahere  etc.)  od.  (M.  Kramer)  lorren, 
lorreudraayen  (betrügen,  pfuschen ;  Handels- 
loaaren  heimlich  verführen  u.  ohne  die  Ge- 
bühr davon  zu  bezahlen  verhandeln,  Schleich- 
handel treiben),  loonach  das  einfache  lorren 

45  ivoid  dasselbe  Wort  wie  lorren  od.  loren  u. 
leureu  in  der  Bedtg. :  betrügen  etc.  (s.  unter 
lüreu  u.  cf.  bei  KU.:  loren  ende  soreu 
[imponere  alicui,  fraudare  aliquem],  loren 
[venales  ferre  merccs  frivolasj,  loreu  [carptim, 

50  miii Utatim  et  ignave  aliquid  agere],  soivie  dass 
er  für  soreu  auch  die  Form  seurou  in  der 
Bedtg. :  praevaricari  etc.  hat  u.  also  auch 
leuren  dasselbe  ivie  loren  u.  lorreu  ist)  sein 
tvird.      Nach    der    Form   lorren,    loren    u. 

55  leuren  zu  urtheilen  muss  od.  kann  dies 
Verb,  ebenso  tvie  ahd.  luodarön,  bz.  mhd. 
luoderen ;  md.  lüderii  von  luodara,  bz.  mhd. 
liiodere,  luoder;  md.  lüder,  bz.  engl.  Iure 
(locken  etc.)   von  Iure  =  mhd.  luodere  etc. 

60  wieder  von  einem  Stibst.  lore,  lor,  lorre  od. 


LÜRG  554  LÜRKEN 

auch  U'iire  (s.  unter  lore)  ahstamnicn  h.  wenn  lauer,   fc.    li'icr   (cf.    lii  =  lau  etc.)    mit    ig 

mainnin  enrä'jt,  dui^s  das  md.Uidvrn,  b::.  iiihd.  weiter  gebildet  icäre  n.  ivürtl.  mit  lau  er  ig 

luotltTou  neben  verlocken  n.  betrugen  etc.  auch  übersetzt    werden    nüisste,    in  welcJtem  Fall 

die  Bedig.:  Füssen  treiben  etc.  hat,  so  luum  lurg    (es  wird  mit  tiefem  n.  sehr  gedehntem 

auch   das  obige   lorreii    ebensogut    wie    nid.  5  u  gesprochen)  dann  ein  Contract.  von  liicrig 

leureu   etc.    ein   Contract.   von   luotloru   od.  sein  würde.     Auch   an.,    isl.   liir    (ignaviaj, 

h'uleru  sein.     Da  i)idcssen  das  ^'erb.  lorreu-  ii'irgr    (tergum     animalis     birsuti;     dcfectus 

draajeu  kein  Com2Ws.  von  lorren  (betrügen)  virium;    gibbositas)    gehört  zu  h'i  (lassitudo, 

».  draajen  (drehen)  sein  kann,  so  kann  man  Lassheit,  Müdigkeit,  Mattigkeit),  tvie  norw. 

auch  annehmen,    dass  lorren  von  lor,    lorre  10  lur    (schloff,    matt   etc.)    zu   lu    (abgemattet, 

(Lumpe,  Fetze  od.  ein  werthloses  nichtswar-  entkräftet,  matt,  schwach), 

diges  Fttcas,  ros  hivolaQ  etc.,  cf.  7nnld.  ]ovo,  Das    acngl.    louri;     engl,    lowery    (trüb, 

k'ure  unter  löre  u.  lor,  lorren  bei  M.  Kra-  düster,  Sturm  od.  liegen  drohend)  gehört  su, 

mer)    iveiter  gebildet   ist    tt.    lorren-draajen  lowor  (trübe  werden,  sich  verfinstern)  u.  hat 

urspr.  soviel  als  Lumpen  u.  Fetzen  od.  15  auch  wold  mit  nd.-ditltm.lim'j;  nichts  gemein, 

nichts     werthe     u.    nichts     würdige    Dinge  lurii,',  IlU'sk  (laucrig,  lauerisch),  lauernd, 

drehen   od.  zurechtdrehen    u.  machen  etc.  heimtückisch;   —   lürig  od.  lürsk  wer  (vom 

hiess,  wie  auch  ja  mnld.  loren-kraemer  (tri-  M'etter  kurz  vor  einem  Gewitter,   tvenn   es 

volarius)  eigentlich  ein  L.umpenhündler,    bz.  noch  ganz  still  ist,    aber   bald  loszubrechen 

ein  Mensch,  der  mit  Lumpen  handelt  u.  ^ich  20  droht,  bz.  ivenn  das  Gewitter   so  zu   sagen 

mit    LAimpcn    n.    lAimpereicn    (dtgicht ,    ist.  auf  der  iMucr  liegt);  —   't  is  so  'u  lürigeu 

Gäbe   es   übrigens   nur   das    Verb,    lorren-  od.    liirskcn    kerel    (ein    lauernder,     heim- 

draajen  od.  nd.  lurrendreien,    so   würde    es  tückischer  Kerl);   —   de  katte   sitt   dar   so 

sich  am  besten  von   nd.    lurre    (lAige,    Fr-  liirig  od.  lürsk  (still  lauernd,   mit  halbzuge- 

dichtung,  Märchen  etc.,   cf.   Scham  buch,  25  kniffenen  blinzelnden,   od.  auch   mit  scharf 

Dann  eil  etc.)  ableiten  lassen,  dessen  Be-  lauernden  Augen)  ben. 

dtg.  jedoch   auch   wieder   leicht   aus  Posse,  Ifirko  od.  Ifirtjo  (Dimin.  von  3  lür),  kleine 

Narrheit,  Fnsinn  etc.  entstanden  sein  könnte,  Windel  od.  kleines  icollencs  'Tuch  zum  Fin- 

wo   es    dann    aber   auch   wieder    mit   mhd.  wickeln  von  Säuglingen. 

\uoder  (Schlemmerei  etc.)    u.    luodern    (ver-  30      hwkcn,  mit  den  Beinen  ziehen  od.  schleppen, 

locken  ;  schlemmen,  ein  lockeresl^cben  führen,  schwerfällig   u.  schleppend   od.    langsam   u. 

Possen  treiben,    Unsinn   machen   etc.)    vcr-  gebrechlich   gehen,    schleichen,    schlecht    u. 

tcandt  sein  dürfte,     lorreu-  od.  lurrendreien  nachlässig  gehen ,   langsam   u.   träge  gehen, 

icäre  dann  =   Uyisinn,  Possen,   bz.  Lügen,  hinken  etc.;  —  be   lurked    (zieht   etc.)    mit 

Erdichtungen  etc.  drehen  od.  fabriziren  etc.  35  beide   bcnen;  —   he   od.    dat   lurket  d'r  so 

u.  ein  von  lorre  od.  lurre  abgeleitetes  Verb.  langsam  un  sagtjes  ben.  —  Gehört  es  zu  nd. 

lorren  od.  lurren  hätte  dann  dieselbe  Bedtg.  lurk,  nhd.  Jjurch  (Kröte,  cf.  lork)  od.  ist 

tvie  lorren-  od.  lurren-dreien.  es   von   einem  Adj.  lurk    in    der  Grdbdtg.  : 

lurg,  still  u.  ivarm  od,  schwül,  lau,  flau,  debilis   etc.  fortgebildet'^     Im   letzten  Fall 

matt,    bz.    nicht  bewegt    od.  frisch,    kräftig  40  ivärc  dann  vielleicht  an  mhd.  Iure,  bz.  lirc, 

etc.;  —  lurg  wer    (stilles,   schwüles,   laues,  lere  (link,  cf.  link  u.  2  lücliter)  zu  denken, 

flaues.  Jaul  ti.  müde  machendes  Wetter) ; —  wie  möglicherweise   ttnser   lurteu    mit   dem 

't  is  mi  fSls  to  lurg    (schwül   u.    drückend,  vihd.  lurz  od.  lirz  (link)  zusammenhängt,  da 

od.    schwer   u.    bleiern,   leicht   zu    Gewitter  eben  dieses  eine  nd.  Form  lurt  voraussetzt, 

geneigt,  unsicher)  as  dat  ik  lüfe,  dat  't  wer  45  —  3Iit  hess.  lurcbcn   (schlürfen);   Schweiz. 

sük  bold  ;  —    ik  bün  so  lurg    (matt,    müde,  lurggen    (schlürfen,    nippen),    lurch ,    lorcb 

bz.  schwer  etc.)    in  de    bencn,    dat    ik    bäst  (Tru)ik  od.  eigentlich  eine  Portion,  die  man 

gen  föt  rören  kau.  auf  einmal  ein-  od.  aufschlürft  u.  demnach 

Ob  es  mit  dithm.  lurig  in  der  Bcdtg.  :  a)  sgn.  mit  nhd.  Suff  od.    Schluck   u.  «n- 

tcohnlich  od.  angenehm  temperirt  etc.  u.    b)  50  serm  tOge,  Zug)  hat  unser  lurken  tvohl  nichts 

unsicher,  von  der  Witterung   (cf.  Nachtrag  gemein,   obschon  man   bei   schlürf en    u. 

zum  Br.   Wb.,  pag.    ISO)   eins   ist  u.    mit  dem  verwandten  schlurfen  auch  wohl  an 

diesem,    ivie  unser  liirig    zu    liiren    (lauern,  ein  Ziehen  u.  schleppendes,  langsames  Gehen 

cf.  auch  lürsk)  gehört ,    ist  mir  zweifelhaft,  denken  könnte.    —   Zu  mhd.  lirc,  Iure,  lere 

da  jedenfalls   die  Bcdtg.:    müde,    matt    od.  55  in    der    Grdbdtg.:    gebrochen   od.    contract. 

schwer  (in  den  Beinen  od.  Gliedern)    nicht  steif,  ungcloik,  lahm,  gelähmt,  matt,  debilis 

dazu  stimmt  u.  diese  eher  dafür  zu  sprechen  etc.  gehört  jedenfalls  auch  das  mhd.  lirken, 

scheint,    dass   es    mit  eingeschobenem  unor-  lurken,  lerkcn  (stottern,  gebrechlich  od.  un- 

ganischem  r  aus  lug  entstand.     Möglich  wäre  gelenk  sprechen),  wobei  man  beim  Vergleich 

es   indessen  auch,   dass   es   vom  (hmparat.  60  von  mhd.  lürzen  (täuschen,  betrügen,  s.  unter 


LÜERREN 


555 


LUEST 


lurteu)  auch  vielleicht  das  aengl.  lurkeii ; 
engl,  liirk ;  noriv.  lurka  (lauern  etc.)  u. 
ewjl.  liirch  (hiiitcrgchen,  täuschen,  betrügen, 
ausweichen  etc.)  besser  hievon  ableitet,  als 
von  liiren  (lauern)  od.  luven  ^  mn Id.  \unn\; 
nid.  loeren  (betrügen,  überlisten  etc.),  s.  unter 
luven  am  Schlüsse. 

lürren,  s.  lüren. 

lurren-dreier,  s.  lurcndreier. 

lürsk,  s.  lürig. 

lurt,  s.  1  u.  2  lurd. 

Inrten,  liirtjen ;  /.  q.  lurken.  Wohl  zu 
mhd.  lirz,  lurz,  lerz  (iinlc),  toie  lurkeu  zu 
mhd.  lirc,  Iure  (link),  bei  dem  man  loie  bei 
link  n.  2  lüchter  auch  wohl  an  eine  urspr. 
Bedtg.  von:  geknickt,  gekrümmt,  contract, 
bz.  gebogen,  krumm,  nicht  gerade  od.  recht 
(als  Gegensatz  von  recht  od.  gerade)  etc., 
bz.  geknickt,  gebrochen,  kraftlos,  gebrechlich, 
mangelhaft,  schtvach  (debilis),  dünn,  biegsam, 
schlank  etc.  denken  muss  u.  wozu  auch  mhd. 
lürzen  (täuschen,  betrügen,  bz.  nicht  recht 
od.  gerade  handeln,  nicht  den  geraden  Weg 
gehen  etc.,  od.  das  Recht  krümmen,  etc.), 
lürzen,  lurzen  (Täuschung,  Verstellung  etc.) 
u.  aengl.  lurten  (betrügen  etc.)  abstammt. 

Zum  mhd.  lerz,  lirz  cf.  auch  (Diez  II, 
39)  ital.  lercio  (a.  schmutzig;  —  b.  schielend); 
sard.  lerzu  (schief,  verdreht,  bz.  nicht  recht 
od.  gerade),  loobei  indessen  die  Bedlg.: 
schmutzig  rüthsclhaft  bleibt,  falls  nicJU 
etwa  die  Bedtg. :  schief  od.  schielend,  bz. 
krumm  etc.  in  die  von:  sittlich  schlecht 
u.  gemein  od.  schmutzig  u.  dann  diese  wieder 
in  die  von  sinnlich  schmutzig  überging, 
lüie  umgekehrt  die  Bedtg. :  seh m utzig  von 
fül  od.  nhd.  faul  in  die  von:  listig  etc.  u. 
träge  überging. 

liirtje,  s.  lürke. 

lartje,  Dimin.  von  luvt,  bz.  lurd,  s.  1  u. 
2  lurd. 

lus,  Laus,  auch  collectiv :  he  od.  de  böm 
sitt  ful  lüs;  —  de  kiiider  kamen  um  in 
füligheid  un  lus;  —  fig.  auch  gemeines  od. 
lausiges  Volk  in  der  Zusammenstellung  mit 
plus.  —  Compos. :  blad-,  plat-,  schild-liis  etc. 

—  Redensart,  u.  Sprichio. :  magere  läsen 
biten  up  't  hardste;  —  do  'n  bädeler  göds 
un  du  worst  mit  lusen  belond ;  — ■  beter  'n 
lüs  in  de  köl,  as  liel  gen  fiesk ;  —  dar  geid 
't  hen,  sä'  de  jung',  do  let  he  'n  lüs  dansen; 

—  he  het  hum  'n  lüs  in  de  pels  settd ;  — 
sin  egen  lüseu  biten  hum;  —  d'r  löpt  hum 
'n  lüs  afer  de  läfer;  —  he  is  so  arm  as  'n 
lüs;  —  wat  beter  is  as  'n  lüs,  dat  nim  mit 
na  hüs ;  —  he  hed  't  in  de  föl,  as  'n  bädeler 
'n  lüs;  —  he  is  so  wranterig  as  'n  pot  ful 
lüson ;  —  de  lüscn  laten  sük  wasken  un 
wringen  un  ök  wer  in  't  schap  bringen ;  — 
d'r  is  gin  j unker  so  krüs,  of  he  hed  ök  wol 


'n  lüs;  —  he  löpt  sük  'n  ende  in  de  rigte, 
as  de  lüs  afer  de  nörskarfe;  —  mit  de 
nätcn  (Nissen)  is  mer  to  dön  as  mit  de  lüsen; 

—  lüsen!  lüsen!  so  sunt  so  dik  as  müsen, 
5  se  sunt  so  dik  as  ossenknaken,  man  kan  d'r 

wol  tein  pund  fet  ütkaken ;  —  he  is  so  arm 
as  'n  lüs,  d'r  is  niks  fan  hum  to  lialen,  od. 
he  is  so  arm,  dat  d'r  gen  lüs  (Laus,  bz. 
das  Geringste)  fan  hum  to  halen  is ;  —  mit 
10  lüs  un  plus  (gemeinem  lausigem  Volk,  bz. 
Bettlern  u.  Gesindel)  mag  'k  mi  nig  ofgefen; 

—  de  sük  mit  lüs  un  plus  befätd,  de  mut 
sük  net  wundern,    wen   hum   wat   anhangd. 

—  Nd.  luus ;  mnd.  lüs;  nid.  luis;  mnld. 
15  luys;    ags.  lüs;    aengl.   lüs,   lous,   luis,    lis ; 

engl,  louse,  lyse ;  «??.  lüs ;  nonv.,  schwed. 
lus  ;  dün.  luus ;  ahd.,  mhd.  lüs.  —  Ent- 
iceder  direct  vom  Verb. :  goth.  liusan,  ahd. 
liosan   etc.    in    der  Bedtg. :   verderben   etc , 

20  cf.  ferlesen),  wie  gricch.  phtheir  von  phtheirö 
od.  mit  liusan  u.  lös  von  derselben  y  lus 
als  Erioeiterung  von  lu  (spalten,  trennen, 
schneiden,  abschneiden,  reissen,  zerreissen, 
ruiniren,  verderben  etc.). 

25      lus-arm,  arm  ivie  eine  Laus. 

luse-kräm,    Lausekram;  —  mit  de  lüse- 
kräm  wil  'k  niks  to  dön  un  tö  raaken  hebben. 
lusen,  lausen. 
lüfsig,    lausig,   in  denselben  verschiedenen 

30  Bedtgn.  wie  nid.  luizeu  u.  lüizig,  bz.  nhd. 
lausen  u.  lausig. 

lüst,  Lust,  Plaisir,  Spass,  angenehmer 
Sinnenreiz,  Annehmlichkeit,  Genuss,  Freude, 
Vergnügen,   Wohlgefallen,   Verlangen,   Nei- 

35  gung,  Begierde,  Gelüste  etc. ;  —  wat  hebben 
wi  dar  up  de  hochtid  för  'n  lüst  had;  — 
he  hed  sin  lüst  d'r  mit  had;  —  he  hed  d'r 
gen  lüst  au  um  deren  to  kwälen ;  —  hast 
du  lüst  um  fan  afend  mit   uns   to  gän?  — 

40  't  is  wärhaftig  gen  lüst  um  altid  sitten  to 
plögen;  —  he  hed  gen  lüst  an  't  äten,  od. 
um  to  äten ;  —  se  hed  't  mit  lüsten  od.  is 
mit  lüsten  (mit  Lüsten  od.  Gelüsten,  bz. 
(ülerhand  Neigungen  und  Begierden  zu  Ge- 

45  missen,  tvie  z.  B  bei  schwangeren  Frauen) 
besäten ;  —  he  hed  dat  hüs  mit  last  un  last 
afernaraen ;  —  Sprichw.:  „lüst  köstd  geld", 
sä'  de  jung',    do  harr'  he  'n  örtje  fcrdanst. 

—  Nd.  lüst,  lust;  mnd.  lust ;  nid.  lust; 
50  mnld.,    mfläm.    lust ,    lost ;     afries.,    tvfries. 

tvang.,    satl.  lust ;    nfries.  löis ;    dithm.  lois ; 

helg.  lüs;    as.    lust;    ags.    lust,    lyst;    aengl. 

lust,    list,    lest,    lost ;    engl,  lest,    list,    lust ; 

Schott,  lest  (cf.  lüsten)  u.  lust  (cf.  lüstig); 
55  an.  losti   u.  lyst   (cf.  lüsten);    norw.  lost  u. 

lyst;  schwed.  lust  u.  lyst  (cf.  lüsten);   dän. 

lyst;  ahd.,  mhd.  lust;   goth.  lustus.  —  Wie 

lüst,  nhd.  lust,  in  ferlüst,  nhd.    Verlust,  bz. 

aengl.  lost  (perditio)  u.  engl,  lost  (verloren 
60  sein  od.  gehen,   untergehen,  scheitern),  zu, 


LUESTEN  556                             LUETJE 

liusau  (cf.  ferK'SCu)   gehört    u.    davon    aitcJi  Lauschoi) ;  nffs.h]y^t;  ac ii gl  hhist  (aiulitiis, 

goth.  linst  in  liustan    (schlagen,  vencitndcn,  auditio,  ausciiltatio) ;    an.  blast  (aiiris,   Ohr, 

bz.  stossen,  stechen  etc.,    t'erirc)    u.  an.,  isl.  Ohr-Miischcl)  ahstauinit  u.  mit  skr.  rrushti 

Ijost  in  Ijosta  (fijrore,  traiisfigcrc;  vcrberaie)  (Gehorsam,  Willfährigkeit),  zend.  ^n\s{\  (Ge- 

—  lyst  in  isl.  lysta,  lyst,  laust,  lostit  (feriro,  5  hör)  etc.  zu  der  y  (;rii,  gerin.  hin  (hören, 
colliderc  etc.)  abstammt,  so  tvird  auch  der  s.  unter  2  lud)  gehört  u.  wobei  die  Bedlg. 
Stamm  lust  von  goth.  lustus  wohl  zweifellos  flüstern  od.  zuflüstern,  zuraunen  etc.  tcohl 
zu  diesem  urs2)r.  Verb.  goth.  \h\san  gehören  aus  der  von  hören  machen,  zu  Gehör 
u.  zwar  in  der  von  der  ]/  Ins  (s.  unter  \iis,  bringen  etc.  entstand. 

]iJB  u.  ferlvscü)  ausgehenden  Bedtg.:  sjndten,  10      lüst-lifis,  Dimin.  liist-hfisko,   liist-hüske, 

trennen,  bz.  hauen,  sjndten,  scheiden,  schlagen,  lAisthaus,   Lusthüuschen,    Summerhäuschen, 

stossen,  stechen  etc.  od.  reissen,  verwunden,  Gartenhäuschen. 

ritzen  etc.,   wobei  man   beim  Vergleich   des  Viiaüi:^,  lustig,  fröhlich,  freudig;  —  liistigf 

nhd.  Reiz  aus  ahd.  riz  ro»  rizan  (reissen,  lue;  —  dat  geid  d'r  lüstig  her;  —  dat  gcid 

ritzen  etc.,    s.    auch   unter  klak  u.  kiddelu)  15  d'r  lüstig   (freudig,   mit  Lust  etc.)   up   an ; 

wohl  annehmen  muss,    dass   das   Wort  Inst  —  liö  arboid  lüstig  un  flitig;  —  dat  regend 

od.    goth.    Instns    urspr.    auch    die   Bedtg.:  d'r  lüstig  up  au.  —  Nd.  Instig;  «?cZ.  lustig; 

Kitz el  od.  Bei z  hatte  u.  dass  sich  daraus  mnhl.,    mnd.    lusticli;     aengl.    lusti ;     engl., 

dann    die    weiteren    Bcdtgn.    von   lüst    ent-  ,sc7(o/<.  Insty ;  an.,  ts?.  lyslugr ;  norw.  lystng; 

wickelten.  20  dän.  lystig;  schwed.  lustig;  mhd.  Instec,  lustic. 

lüsteii,   lüsten,  gelüsten,   Lust  u.  Freude  liisti^heid,  Lustigkeit, 

machen,  freuen  etc.,  L^ust  u.  Neigung  haben  liist-jiuniiier,  LAistjammcr ;  —  a)  Genuss- 

od.  verspüren,  begehren,  wollen,  mögen  etc.;  Jammer,  bz.  Jammer  od.  Schmerzgefühl  etc. 

—  't  lüstd  hum  uet  um  mit  to  gan ;  —  dat  (cf.  Jammer)  in  Folge  gehabter  u.  genossener 
schulde  hum  lüsten,  wen  be  de  reise  ua  25  Lust,  Katzenjammer  etc.;  —  he  hed  fan 
Holland  mitmaken  dürsde ;  he  Of7.  hum  lüstd  morgen  'n  lüstjammer;  —  b)  Jammer  od. 
gern  wat  äteu ;  —  wen  jo  wat  lüstd,  den  Geschrei,  Gewinsel  etc.  nach  Ijust  u.  Genuss 
schickt  mit  au.  —  i\'r/.  lüsten;  »ük?.  lusteu ;  od.  vor  Begierde  u.  LJistcrnheit  etc.;  —  be 
nid.  lüsteu;  innld.  lüsten,  losten;  wfries.  hed  'u  lüstjammer  od.  is  lüstjammerig. 
lesteu  (Hindel.  leste);  as.  lustjau,  lustean ;  SO  lüst-jaiiuiieng,  lüstjammpri?,  a)  katzen- 
n(/s.  lustan,lystan;  ae»///.  lasten,  listen,  lesten  ;  Jammerig  etc.;  —  he  is  nog  lüstjammerg  fan 
engl,  leste,  list,  lust;  schott.  lest;  «».lysta;  güstcrn;  —  b)  stöhnend  u.  jammernd  vor 
;(o/vü.  losta,  lysta;  scÄwt'(/.  lysta;  f/ä«.  lyste;  Begierde  u.  LAisternheit ,  bz.  lustwinselig, 
ahd.  lustjau,  Insten;  mhd.  lüsten,  lüsten;  sehr  lüstern  etc.;  —  se  is  so  lüstjammerg  as 
uhd.  luston;  mhd.  lüsten;  goth.  luston.  35  de  düt'el. 

liister    (Horcher  od.  Horcherin   od.  Flu-  Ifit,  s.  lud. 

sterer,    Flüsterin  ?)   nur   in   dem   Spriclnv. :  liite,  s.  2  lüde, 

lüster,    flüster;   kattc  sin  süster,    d.  h.  eine  1.  Ifiter,  s.  luder  von  lud,  laut. 

Berson  die  lüsterd  or/.  tlüsterd  ist  der  Katze  2.  lutoi',    lauter,   klar,   rein,  unvcrmischt, 

Schwester.    —   Auch  in  gelüster.  —    Sahst.  40  nichts  als  etc.;  —   't  is  lütere  warheid;  — 

zu  lüstern.  he  drinkd  Inter  melk;  —  he  ett  lüter  botter; 

lüstern,    a)  aufmerksam  u.  gespannt  lau-  —  't  is  all'  lüter  water,  wat  man  dar  si'igt ; 

sehen,    horchen;    hören,    gehorchen  etc.;  —  —  't  sunt  lüter  büren,    de    dar    bi  'u  ander 

he  lüsterd  d'r  na,    wat  dar  prötd  Avord;  —  stän;  —  't  is  lüter  un  allen  diu  schuld,  dat 

lüstere  äfeu  heu,   wat   dat   für  'n  tikken  in  15  ik  d'r  um  kamen  bün;  —  't  sunt  emer  Inter 

de  wand   is ;    —    be    lüsterd    mit    nose    un  lögens,    wat  du  dar  fertellst.  —   Xd.,  mnd. 

niund    to ;    —    he    wil    nrt    na   sin    worden  Ititer,    lutter;    nid.    louter;    africs.    hlntter; 

lüstern;  —  de  uet  lüstern  wil,  de  mut  fölen ;  ivfrirs.  lotter;  satl.  lüter;  as.  hluttar,  hlntter; 

—  h)  flüstern,  zuflüstern,  zuraunen  etc.;—  ags.  hlütor,  hluttor,  hlntter  ;  (tcngl.  hlntter; 
he  lüsterd  hum  wat  in  't  6r;  —  hold  diu  50  goth.  hlutrs;  (üid.  hlütar ,  liluttar,  lütar, 
6r  äfen  her,  ik  wil  di  wat  lüstern;  —  wel  luttar,  lüler,  Intter;  mhd.  lüter;  schwed., 
hed  hum  dat  tolüsterd?  —  Xld.  Inisteren;  dän.  lutter.  —  Fick  stellt  das  Thema  h\ut 
mnld.  luysteren;  ;hZ.  lüstern  ;  why/.  lusteren ;  (III,  !)())  zu  bin,  bz.  (I,  552)  klu,  klud 
mhd.    (Lexer)    lüstern,    lüstern    (horchen,  (spülen,  reinigen). 

lauschen,    lauern);    norw.,    schwed.    lystra ;  55       lifitll,    ml.  Name.    —     Wohl  contrah.  aus 

dän.    lystre.    —    Es    ist    Iterativ    von    ags.  dem    altern    männl.    Namen    Lütet,    wovon 

hlustan,  hlystan;  rtc«///.  hlustcn  ;  c«_7/.  listen ;  auch  wohl  der  Name  Luitje    (gespr.  Lütje). 

an.,  isl.  hlusta    (aiidire,  obedirc,  auscultare,  iiiljc  f^V>?;?^v<(/-.  lütjer,  liitjeder:   —   Superl. 

bz.  hören  etc.),    was  von  as.   hlust   (Gehör,  lütjeste),  Iritke,  lütk,  liittik,  liitjPt,  lütket, 

Gehörorgan;  Hören,  Auf  horchen,  gespanntes  60  klein,  gering,  toenig  etc.;—  lütje  appels  od. 


LUETJE 


557 


M 


pöron,  kertuffels  etc.;  —  dat  is  je  man  so 
'ii  lütje  (od.  lütjet,  lütke,  lütket  otc)  bitjed, 
wiit  du  mi  dar  bro^d  liest;  —  sctt  'ii  lütje 
1)1  tjo  türf  an  't  für;  —  ik  was  nog  so  'ii 
liitjeu  jung',  as  min  fader  stürf;  —  fan  lütjo 
(od.  lütjet  etc.)  up  is  lic-  alt'id  man  'u  swak 
kiud  west;  —  he  lied  sük  fan  lütjed  up  altid 
föl  kwälen  must;  —  lie  is  fan  lütje  up  grot 
uu  rik  worden ;  —  sin  lütje  fingor  deid  luim 
sar  ;  —  se  hed  dre  lütje  kinder  nalaten ;  — 
de  kinder  sunt  all'  nog  lütjet;  —  he  is  to 
lütjet  bläfen ;  —  fan  lütk  herkamen ;  — 
lütje  lue  (kleine,  bz.  geringe  Leute)  sunt 
ök  lue.  —  Auch  suhst.  dat  u.  de  lütje  od. 
lütke,  das,  bz.  der  od.  die  Kleine;  —  he 
deid  in  't  lütje  un  in  't  grote ;  — ^'t  lütje 
kan  nog  net  lopen;  —  kum  her,  min  lütje, 
un  ga  mit  nii  na  moder ;  —  se  hed  'n  lütje 
(od.  lütke,    lütked,    lütjet)  liäld  od.  krC'geu ; 

—  se  hed  wat  lütjes  (Kleines,  Ideines  Kind- 
chen) an  de  borst;  —  he  is  en  fan  de  lütjen. 

—  lledensart.  u.  Sprichw. :  lefer  in  't  lütje 
bestän,  as  in  't  grote  (od.  gröddön)  to  gründe 
gän;  —  lütjet  un  wol,  is  hoter  as  grot  un 
hol ;  —  lütjet  un  krägel  is  beter  as  grot  ua  'u 
flägel ;  —  lütje  potten  (fig.fär  Ideine  Kinder) 
hehben  6k  ören ;  —  lütje  potten  lupen  gau 
afer  ;  —  de  't  lütje  net  ärd  is  't  grote  net 
ward ;  —  God  lof  un  dank,  mm  niör  is  krank, 
nu  krigen  wi  hold  'n  lütjen  puppe,  —  od. 
auch  God  lof  un  dank,  min  frö  is  krank, 
nu  krigen  wi  bold  wat  lütjes.  —  Nd.  lütje, 
lütj',  lütt,  lütjet,  lüttik;  mnd.  luttik;  nid. 
luttel;  mnld.  luttel,  littel  ti.  luttick;  afries. 
litik,  littech ;  tvfries.  (Jap  ix)  lyts,  lytse  u. 
lettel ;  nfries.  lit,  leit;  loang.  Utk;  sali. 
littik ;  helg.  letj ;  as.  luttic  «.  littel,  luttil ; 
ags.  lyteg,  lytig,  liteg,  leteg  u.  lytel,  litel, 
lytle;  aengl.  lutig,  luti  u.  Intel,  litel;  engl. 
little;  Schott,  little;  an.  litil,  litill  ;  norw. 
liten,  lille;  schived.  liten,  Ulla,  lille;  dän. 
lille ;  ahd.  luzic,  luzig,  lucig,  lucic,  luzzic, 
luzzik,  luzcic  u.  luzil,  lucil,  luzzil,  luccil, 
luzzel,  liuzil,  lyuzil;  amhd.  lutzil,  lutzel; 
mhd.  lüzzel,  lützel ;  goth.  leitils.  — 

Zu  bemerken  ist  dabei,  dass  das  formell 
mit  ahd,  luzig  ident.  ags.  lytig  ?/..  aengl.  lutig 
nur  in   der  Bcdtg. :   astutus ,    callidus ,    bz. 


schlau,  listig  etc.  belegt  ist  u.  dass  diese 
aus  der  sinnl.  Bcdtg. :  klein,  toenig,  gering, 
geringfügig,  iverthlos,  schlecht,  gemein  etc. 
von  lytig  hervorging,  toie  auch  ahd.  luzil, 
5  luzzel  etc.  neben  klein,  gering  auch  die 
Bedlg.:  elend,  erbärmlich  hat,  sotoie  ferner, 
dass  die  obigen  Wörter  von  einem  Stamm 
lut,  lyt,  lit  IV eitcr gebildet  sind,  der  as.  u. 
ags.  als  lut,  lyt   auch  schon  in  der  Bedtg.  : 

10  IV e 71  ig  belegt  ist  u.  tvahrschcinl.  auf  ein 
altes  Verb,  litan,  lat,  lut,  lutuni,  bz.  auf 
eine  Basis  lat  (cf.  Fi  c  k  II J,  2GD),  idg.  rad 
zurückgeht,  wozu  auch  unser  lixt  u.  laten, 
sowie   vielleicht    auch    unser    liter   u.  litorn 

15  gehören.  Was  nun  aber  die  y  rad  betrifft, 
so  hat  sie  im  skr.  (s.  unter  h'it)  die  Bedtg  : 
findere,  federe  etc.,  bz.  spalten,  zerspalten, 
zermalmen,  zerkleinern,  zerbrechen  etc.  u. 
graben  od.  stechen,  ritzen  etc.,  tcorans  sich 

20  von  selbst  auch  die  Bedtgn. :  klein  od.  zer- 
kleinert, bz.  abgespalten  u.  abgeschnitten, 
kurz,  nicht  lang  od.  gross  etc.,  od.  zerklüftet, 
zerborsten  u.  zerbrochen,  kaput  etc.  ergeben, 
während  andererseits   aus   spalten,    brechen 

25  etc.  auch  die  Bedtgn. :  kaput  gehen  u.  machen, 
bz.  zerbrechen  od.  brechen  n.  knicken  etc. 
u.  dann  ferner  aus  brechen  u.  knicken  etc. 
aucli  von  selbst  toieder  die  Bedtgn. :  biegen 
u.  krümmen  (cf.  unter  h'it  am  Schlüsse  das 

30  an.,  isl.  lat  in  der  Bedtg. :  fragilitas  vel 
flexihilitas)  etc.  hervorgingen,  weshalb  es 
denn  auch  zweifellos  ist,  dass  ausser  den 
obigen  Wörtern  auch  die  von  Fick  (III, 
276)    unter   lut,    leutan    (sich   neigen    od. 

35  niederbeugen,  bz.  sich  biegen  od.  krümmen 
etc.)  aufgestellten  Wörter  zu  diesem  voraus- 
zusetzenden alten  u.  verlorenen  Verb,  litan,  lat, 
lut,  lutum  etc.)  gehören  u.  loobei  man  bei 
den  Bedtgn. :  Fehler   etc.   toohl   beim   Ver- 

40  gleich  von  brek  u.  gebrek  von  breken  od. 
"bräken  etc.  od.  von  nhd.  Gebreste  von 
brestan,  bz.  bersten  toohl  an  die  sinnl. 
Bedtg.  von  Spalt,  Bruch,  Riss  (Wunde, 
Verwundung,  Beschädigung  od.  Schädigung, 

45   Verletzung,  Schändung,   bz.  Makel,    Fehler 
etc.)  denken  muss. 
luv,  Inveii,  s.  2  löf  u.  2  lofon. 


M 


m  als  Buchstabe  fällt  aus  in  stuf,  trüf, 
sacht  (für  saft  aus  samft,  bz.  sanft)  etc.,  —  55 
wechselt  mit  n  od.  steht  für  älteres  n  od. 
als  mit  n  ident.  Nasal  (z.  B.  in  emmer, 
ambacht  etc.  od.  in  märs  =  nars,  in  kim 
=  kin  od.  kimeu  =  kinen  etc.)  od.  vor 
auslautendem  b,  f,  p  etc.,    —    desgl.  mit  w  60 


(z.  B.  in  machandel  etc.),  od.  wird  auch 
vorgeschlagen  od.  ivahrscheinl.  aphär.  (z.  B. 
in  ulm  =  mulni)  od.  wird  auch  vorge- 
schlagen, wie  das  mit  dem  ivahrscheinl.  aus 
firs  entstandenen  märs  u.  närs  der  Fall  ist, 
worüber  noch  Weiteres  bei  Seh.  u.  L.  in 
ihrem   mnd.    Wb.    verglichen  werden  mag, 


MACHANDEL  MECHANDEL 


)58 


MAEDE 


sowie  auch  bei  G  r  im  m  in  seiner  Grammatik, 
hz.  in  Grimm's  Wörterbuch.  Wie  aber 
icahrscheinl.  auch  schon  die  skr.  y  mar  ti. 
smar  urspr.  (cf.  auch  skr.  kar  aus  skar) 
ident.  waren,  so  sind  wahrscheinl.  auch 
malt  M,  smalt,  hz.  molt  u.  smolt  etc.  od.  die 
Stämme  mar,  siiiar  —  mal,  smal  etc.  etc. 
von  Jlause  aus  dieselben,  worüber  unter  den 
mit  diesen  ]'orsi/lben  anlautenden  Würfern 
das  Weitere  (cf.  auch  die  Ablaute  mit  den 
Vocalen  e,  i,  o  u)  zu  vergleichen  ist. 

niaeliandel,  lueeliandel,  Wachholder ;  — 
machaiulel-  od.  mecliaiiile]-l)öion,  Wachholder- 
beeren  ;  —  kau  'k  wol  'u  bitje  mechanclel- 
bi'iou  krigenV  ik  lielj'  't  so  fan  't  water.  — 
Kd.,  mnd.,  mnld.  macliandel.  —  Mit  Wechsel 
von  m  für  w  aus  mnd.  wacUandel  u.  dies 
wohl  aus  Wacholder,  ahd.  \vc'clialter,wecluilder, 
jvas  selbst  aber  aucJi  loohl  aus  qiu'ckoltcr 
(quöckal  von  quec,  cf.  2  kwik)  entstand,  da 
weder  ein  Adj.  wüchal  noch  ein  Verb. 
■wi'chan,  wchhaii  (vigore)  im  ahd.  belegt  ist. 

Maehelt,  wbl.  Name  =  Machtild,  s.  d. 

macht  od.  magt  (rcct.  maght),  3[acht;  — 
de  hed  jo  'u  macht  (Kraft,  Stärke)  in  de 
fiugers ;  —  dat  hed  luim  in  de  macht  kragen 
(das  hat  die  Herrschaft  über  ihn  bekommen) ; 

—  alle  macht   is   mi  üt  de  banden  namen ; 

—  he  hed  hei  gen  macht  (VermiHjen  od. 
Kraft  um  Etwas  zu  greifen  u.  zu  halten) 
mür  in  de  banden.  —  Nd.,  nid.  macht  od. 
magt ;  afries.  mecht,  macht ;  as.  mäht ;  ags. 
mcaht ,  miht ;  aengl.  meabt ,  mäht ,  miht, 
might;  engl,  uiight;  an.  mättr;  norw.,  schwed., 
dän.  magt;  ahd.  mäht;  mhd.  mäht,  macht; 
goth.  mahts.  —  Ks  steht  überall  für  magt, 
da  es  (der  Bildung  icegen  cf.  klagt  vo)i 
klagen)  mit  dem  gleichbedeutenden  as.  megin ; 
ags.  mägen,  milgn  (contr.  aengl.  main,  main, 
mein ,  engl,  main  in  Mainland) ;  an.  megin, 
magn,  megn ;  ahd.  magan,  makan,  megin, 
mekin ;  mhd.  magen  zu  magan  (mögen,  ver- 
mögen können,  cf.  mögen)  gehört. 

machte,  meclitc,  gcniochtp,  Gemachte, 
Genitalien.  —  Mnd.  machte,  mechte,  ge- 
mechte;  afries.  mechte,  machte  etc.  —  Es 
ist  hier  wohl  der  Flur,  voyi  macht  od.  steht 
wie  ahd.  mäht  .selbst  für  älteres  mahti,  was 
aus  der  Bedtg. :  Vermögen  od.  Können,  bz. 
Stärke,  Kraft  etc.  auch  in  die  Bedtg.:  Ge- 
machte od.  Genitalien  n.  hicvon  weiter  (weil 
sowohl  weibl.  als  männl.  Zeugungs-Organc 
bezeichnend)  in  die  von:  Unlerleib,  Bauch- 
höhle od.  Bauch  (cf.  auch  mage)    überging. 

machtig  od  magiig,  mächtig,  Macht  etc. 
habend  «.  besitzend,  stark,  kräftig,  gross, 
sehr  od.  sehr  stark,  sehr  gross,  sehr  viel, 
ungemein,  ungeheuer  etc.;  —  he  is  od.  word 
mi  to  machtig;  —  he  is  sins  sülfst  net 
mächtig;  —  'n  machtigen  böm;  —  'n  machtig 


grot  hiis;  —  dar  sitten  je  'n  machtigen  biilt 

appels  an  de  böm ;  —  machtig  (od.  almachtig) 

niüi  etc.;  —  't  hed  machtig  tlil  ragend. 

Machtild,    Mechtild,   wbl.   Name  =  nhd. 

5  Mathilde,    ahd.   mahthilt    als    Compos.   von 

inaht  0(7.  macht    u.   hilt   od.   hild    (Kampf, 

Stärke    od.    Kraft    im    Kampf),    wie    auch 

Ilildebrand  damit  zusammengesetzt  ist. 

made,  Made,  weiche  icurmartige  fusslose 

10  I>tsectenlarve,  kleiner  7iackter  weisser  od. 
weissgrauer  Wurm  z.  B.  auch  in  den  Ein- 
geweiden, im  Käse  etc. ;  —  dat  sitt  ful 
maden ;  —  de  maden  friiteu  hnm  up.  — 
Nd.  mnd.,  nid.  made;    mnld.  made,  maede, 

15  maeye ;  as.  matho  ;  ags.  madha  ;  aengl.  mathe  ; 
Schott,  maid;  ahd.  mado ;  )uhd.  made;  goth. 
niatha.  Davon  (Dimin.?)-'  ""■  niadhkr ; 
dän.  maddik;  schwed.  matk,  mask ;  norw. 
makk ;   aengl.  madhek,   mäk,   maak,  mawk, 

20  mauk ;  engl,  maak,  maggot ;  schott.  manch, 
mach,  mank ;  wang.  (Eh  reut  r  a  u  t  I,  SSO) 
mathuk ;  7n)id.  medeke,  meddik ,  raoddik, 
maddik;  nd.  (Br.  Wb.)  meddik,  metke 
(Made,  Wurm,  Regenwurm).  —  Ei  c  k  stellt  es 

25  (III,  224)  mit  mätha  (Mahd,  cf.  dimath), 
bz.  griech.  ämaö  u.  lat.  metere  u.  ahd. 
mäjan  (cf.  maien)  zur  y  ma  od.  mä,  (mähen, 
ernten,  od.  abschneiden).  Da  indessen  die 
31  a  den  genannten  Würmer  einestheils  sich 

30  fortwährend  im  Kreise  drehen  u.  quirlen, 
bz.  sich  drehen  u.  ivinden  etc.  u.  anderer- 
seits in  den  Eingeweiden  etc.  herumwühlen 
u.  Alles  zerfressen  od.  zerreissen  u.  zerstören 
etc.,  so  ist  dieses  Wort  vielleicht  doch  besser 

35  zur  y  (Eick,  I,  169  u.  710)  mat,  mant, 
bz.  skr.  math,  manth  (drehen,  quirlen,  rühren; 
durcheinander  rühren,  wühlen,  zerioühlen, 
zerzausen,  zerreissen,  zerstören  etc.,  bz. 
cominovere,  agitare,  perturbarc,   distnrbare, 

40  dirnere,  cf.  Grassmann  u.  Bopp  etc.) 
zu  stellen,  wozu  es  begrifflich  jedenfalls 
besser  stimmt,  als  zu  ma  od.  ma  (mähen). 

müde,  mäe,  mätli  od.  mildli,  Melh,  Ilonig- 
trank,  bz.  aus  Honig  u.   Wasser  bereiteter, 

45  etivas  berauschender  Trank.  —  Nd.  müde; 
mnd.  mede;  nid.  mede,  mee ;  mnM.  mede; 
afries.  mede  ;  as.  medu  (cf.  med-gebo,  Spender 
des  Methes) ;  ags.  medu,  meodu ;  aengl. 
mede;  engl,  mead;  an.  mjüdhr;  norw.,  dän., 

50  schwed.  mjüd ;  ahd.  metu,  meto,  medo  n. 
mite ;  vdid.  mute,  met ;  air.  med  ;  lit.  midfis ; 
preuss.  meddo.  —  3Iit  lit.  medds  (Honig); 
kslav.  medu  (Honig,  Meth,  Wein) ;  .slav. 
med  (Honig,  Meth);   griech.  methu  (berau- 

55  sehendes  Getränk,  Wein),  metbe  (Rausch) 
etc.;  skr.  madhu  (süss,  angenehm)  lieblich 
etc.;  süsse  Speise,  süsser  Trank,  Honig, 
Meth)  von  einer  Basis  madh,  die  ebenso 
toie  mad   (messen,    cf.  mäten)    u.  madh  (als 

GO  Basis  von   lat.   medius,    cf.   midde),    sowie 


MAG  559  MAGSKUP 

mad  (wallen,  aufwallen  etc.,  schwelgen,  sich  u.  ihre  toif/eschwüchtc  Jugendkraft  u.  Keusch- 
berauschen etc.,  cf.  Fich,  I,  710  etc.)  heit  besonders  auszeichneten, 
auf  eine  yrimäre  y  m,a  zurückgeht  n.  Das  nhd.  Mädchen,  nd.  mädcken, 
loahrscheinl.  aus  ma  -h  dha,  hs.  madha  mildkcu,  mäkeu,  mnd.  mcydifhin  ist  ein 
entstand,  wobei  man  bei  niadliu  (berau-  5  Dimin.  vo)i  meyd,  wie  auch  mhd.  magcdin, 
sehendes  Etwas)  u.  mada  (Bausch,  freudige  ahd.  magatin ,  engl,  raaidcn  (s.  oben)  it. 
u.  thatkräftige  Begeisterung;  berauschen-  Mädel,  mhd.  meidcl  als  Contract.  von 
der  Trank  etc.,  cf.  Grassmann  681)  magetlin  od.  magotli  mi  Dimin.  von 
wohl   annehmen   muss,     dass    die   mit    dha  maget  ist. 

u.  da  fortgebildete  y  ma  ebenso  tvie  am  10  mage,  Magen;  —  so  hed  so  'n  godon 
(s.  unter  Amel  u.  Emma)  eine  blosse  Be-  ni'ige,  dat  se  hcir  läfeu  uog  gen  mago  iuld 
icegungsicurzel  ist,  die  aus  der  durch  da  hed  un  hei  net  wet  war  hür  mage  sitt ;  — 
u.  dha  (thun,  machen,  bewirken  etc.)  ver-  he  hed  de  mage  (Magen  od.  Bauch)  ful.  — 
stärkten  od.  activcn  Bedtg. :  sich  od.  ein  Nd.,  mnd.  mage ;  nid.  maag  ;  mnld.  maeghe  ; 
Anderes  bewegen  od.  regen,  erregen,  auf-  15  afries.  maga;  tvfries.  maegc,  meage ;  nfries. 
regen  etc.  die  verbale  Bedtg.:  berauschen,  magh ;  ags.  maga;  aengl.  mage;  engl,  maw ; 
berauscht  machen  etc.,  bz.  aus  der  subst.  an.  magi ;  norw.,  schwed.  mage ;  dän.  mave ; 
Bedtg. :  Erregung  u.  Erregtheit  od.  Auf-  ahd.  mago ;  mhd.  mage  (Magen,  Bauch).  — 
regung  u.  Aufgeregtheit  die  von:  Bausch,  Es  bezeichnete  urspr.  loohl  tvie  machte  das 
thatkräftige  Begeisterung  n.  berauschendes  20  Gemachte,  bz.  das  Vermögende  u.  ging 
Etwas  etc.  entwickelte.  dann  tveiter  wie  auch  machte  zuerst  in  die 
mag,  s.  mögen.  Bedtg.:  Unterleib,  Bauchhöhle  etc.  u.  so 
mägd,  niaid,  meid,  Magd,  erwachsenes  iveiter  in  die  heutige  von  Magen  über, 
Mädchen,  Jungfrau,  Dienstmagd ;  —  'n  .sodass  es  auch  tcohl  ebenso  wie  machte  zic 
möje  od.  'n  flinke  maid  etc. ;  —  knechten  25  magan  (mögen,  vermögen  etc.)  gehört. 
im  meiden;; —  gröt-,  lütje-mägd  etc.  od.  mägeii,  gepisst;  s.  migen. 
gröt-,  lütje  maid  etc. ;  —  Sprichw. :  „all'  mager,  mager,  wenig  Fleisch  u.  Fett  od. 
göd  mit,"  sä' de  maid,  „do  kreg  se 'n  snider ;  Gehalt  etc.  habend;  —  de  kö  is  mager 
—  „ewigheid  is  'n  langen  tid,  man  May  kumd  bläfen ;  —  he  word  so  mager  un  klen  ;  — 
sin  läfen  net,"  sä'  de  meid,  do  schul  se  um  30  'n  mager  stük  land ;  —  'n  magern  (gehalt- 
May  tröen ;  —  „allens  kumd  an  'n  man,"  lose  dünne  wässerige)  soppe ;  —  dat  körn 
sä'  de  meid,  „man  blöt  ik  net;  —  „rade  steit  so  mager.  —  Alte  Entlehnung  aus  lat. 
rai  güd,"  sä'  de  meid,  „man  rade  mi  net  macei',  cf.  Fick,  I,  835  unter  smak,  klein 
of;"  —  „ik  mut  d'r  'n  ende  in  hebben,"  od.  gering  sein. 
sä'  de  meid,  „al  is  't  6k  erst  up  't  leste  35  magerheid,  Magerkeit. 
Auerker  markt;"  —  „unse  jüffers  hebben  magern,  magern,  mager  werden;  —  he 
sük  mamsellen  laten,"  sä'  de  meid;  —  nu  magert  al  mer  un  mer  of. 
gift  't  wat  to  lachen,"  sä'  de  meid,  do  set  maggele,  maggeln,  s.  margele  etc. 
se  to  schrefen.  —  Nd.  maagd,  maid;  mnd.  Magreta  etc.,  s.  Margreta. 
maget;  nid.  maagd,  meid;  mnld.  maeghd,  40  mägskup,  Verioandtschaft,  Bluts-  od.  Ge- 
meyd;  afries.  megith,  megeth,  maged;  lofrics.  scJilechtsverwandtschaft,  Familie  etc. ;  —  he 
maegd,  meid;  wang.  möget;  as.  magath,  hord  to  unse  mägskup.  —  Mofries.  (O.L.B., 
magadh  ,  magad ;  ags.  mägedh  ,  mägdh  ;  312)  mageskup  ;  nid.  maagschap ;  nd.  maag- 
aengl.  mäidh  u.  mäiden ,  maiden ,  mäide,  schup ;  ags.  maegscype.  —  Es  ist  ein  Compos. 
maide  (aus  ags.  mägden  =  mhd.  magedin) ;  45  von  mag  od.  mage  «.  sknp  od.  schap  «. 
engl,  maid  u.  maiden ;  schott.  maiden ;  ahd.  mag  dasselbe  Wort  wie  nhd.  Mage  (in 
magad,  macad,  maged,  magid;  mhd.  maget,  Schwertmage)  =  nid.  maag;  mnld.  maegh; 
contrah.  meit;  goüi.  magaths.  nd.  (Br.  Wb.)  mage,  maech ;  mnd.  mäch. 
Es  gehört  jedenfalls  wie  vielleicht  auch  mage;  afries.  meg,  mech;  wf ries.  mi^g',  satl. 
(s.  indessen  auch  unter  mägskup)  mit  goth.  50  mag;  nfries.  (Outzen)  mag  od.  eigentl. 
magus;  as.  magu;  an.  mögr  (Sohn,  Knabe)  wohl  Mos  meeg,  meg,  da  mag  wahrscheinl. 
u.  dessen  Femin.  goth.  mauja  (für magvia) ;  mit  as.  magu  (s.  unter  mägd)  ident.  ist;  — 
an.  maer,  Plur.  meyjar  (Mädchen)  zu  magan  ahd.  mag ;  mhd.  mäc  ;  as.  mag  ;  ags.  maeg, 
(mögen,  vermögen,  können,  Kraft  u.  Stärke  meg  (cognatus ,  Verwandter) ;  goth.  megs 
haben,  cf.  macht)  u.  loird  demnach  das  b5  (Tochtermann,  Eidam);  an.  mägr  (durch 
Wort  magath  urspr.  die  Vermögende  od.  Heirath  Verwandter,  Schwager,  Schwieger- 
Kräftige  u.  Starke,  Ungeschivächte  etc.  be-  söhn,  Schwiegervater) ;  norw.  maag ;  schived. 
zeichnet  haben,  wie  ja  bekanntlich  die  germ.  mag.  —  Dass  dieses  Wort  sich  formell  nicht 
Jungfrauen  u.  Jünglinge  sich  durchweg  ivie  macht  ti.  mägd  etc.  direct  von  magan 
durch  ihren  schönen  kräftigen  Körperbau  60  (vermögen,können) ableiten  lässt,istziveifellos 


MAI  MEI  560                         MAI-IIITESKE 

M.  tcürrle  auch  lein  goth.    migaii,    mag    etc.  messis    etc. ;    air.    meitliol    (eine    Schuitter- 

(cf.    mögen),    sondern    wohl    nur    ein    wie  schaar),    meithleor    (messor) ;    cornw.    midil 

(liifoii    i(.    migeu    (mingere)    gehendes    altes  (messor)    von  einer  ]'  ma  od.  mä  (erweitert 

]'erb.  migan  dafür  an(ics('t::t  icerden  Jcüntien,  mat  od.  matli),  die  waJirscheinl.  auch  die  ]/ 

da  dazu  die  Formen  mit  langem  h  u.  o  am  5  von  messen   (cf.    raäten)    ist,    da  ich  beim 

besten    stimmen.      Vergleicht   man    indessen  Vergleich  der  y  kar  (machen,  fertigen  etc ) 

läga  (cf.  lag,  niedrig  etc.  u.  bei  FicJc  y  lag  aus  skar  (spalten,  hauen,  schneiden  etc.)  u. 

von  liggen,  .s.  III,  :iGl  sec^.),  so  würde  auch  taks,  tak  (brechen,  spalten,  hauen,  behauen; 

für  mcgs  ».  mag  etc.  ein  urspr.  Verb.  m\ßa.n  machen,     wirken,    zurechtmachen,    bilden, 

ausreichen,    u-as  Ja    auch  für   magan    (cf.  10  schaffen,  formen  etc.)  u.  tak  (pass  machen, 

luugoii)    angesetzt    werden    muss    u.   als  Ab-  zusammenfügen,  ordnen  etc.  od.  urspr.  wohl : 

kümmling  von  der  y  ma.gh,ma.n^h  (wachsen,  behauen,    behobeln,   glatt,    eben    n.    gerade 

gedeihen,    gross  u.  stark  werden  etc.)    wohl  machen  etc.,    wozu    Fick   auch  europ.  tag, 

die  liedtg.:    oitstchen,    geboren  tverden  etc.  tang,    denken  etc.    stellt)    etc.    nicht    toiders 

hatte  u.  von  dessen  l'rütcr.  mag  dann  icaJtr-  15  annehmen  ka)in,  als  dass  die  y  ma  od.  ma 

scheint,    auch   goth.  magus    (s.  unter  mägd)  (cf.  raät,  mäten  etc.)  urspr.  auch  die  sinnl. 

fortgebildet  wurde.  Bedtg. :   brechen,   spalten  (trennen,  theilen), 

mai.  niei.    Monat  Mai.  —    liedensart.  u.  hauen, schneiden  etc.  hatte  u.  dass sichhieraus 

Spricliw.:    'n   dnige   snro   mai   mäkd  't  jär  neben  mähen  ancli  die  Bedtg.:  messen,  ab- 

arm;  —  mai  kolil  iin  iiat,  t'üld  koUer  uii  l'at,  20  messen,    ab-   v.  cintheilen,    ordnen  etc.,    b~. 

—  od.  de  maimänd  kold  im  nat,  l'üld  kellor,  machen,bilden,  schaffen,  verfertigen,  bereiten, 
schür  nn  fat,  —  od.  mai  kold  iin  nat,  fiild  zurichten,  zurüsten ,  errichten,  bauen  etc. 
den  l)ür  sak  iin  tat;  —  de  mai  deid  mür  in  (cf.  bei  Grass  mann  u.  Andern  die  y  ma 
(in  dag  as  do  foltniar  in  aclitiintwintig  dagen;  ».  dazu  matr    od.  mätar,    bz.  unser  moder) 

—  in  mei  logt  elker  togel  'n  ei,  de  kiwit  un  25  entwickelte. 

de  swAn,  de  hobboii  't  loiigon  al  dän,  —  od.  niaier,  moiei',  Mäher:  —  de  maiers  küiieu 

in  mei    legt  elker  fügel  'i\  ei;    de  kukiik  un  bold    in  de   mede  gaii.    —•    liedensart:    dat 

de    t,'ret    I  Pfuhlschnepfe),    de    loggen    in    d'  geid  so  regt  na  maiers  sin  (wenn  das  (rras 

maimänd  net.  sich  gut  schneiden  u    mähen  läftst).  —  Nd. 

mäi-])»m,  Maibaum,  der  mit  einem  grünen  30  maier,  meior,  mi'jer;  miid.  mi-ier,  meigor  ; 
Büschel  u.  mit  Kränzen  gezierte  Baum  (od.  nid.  maaijer;  mnid.  maoyor.  —  Fs  gehört 
Stange)  icelcher  beim  Ixichten  eines  Hauses  direct  zu  maion,  während  das  ahd.  madäri, 
aufs  Dach  gesetzt  od.  auch  toohl  bei  fest-  madarc; /«/K?.mridaere,mädor,  maeder,  nieder; 
liehen  Gelegenheiten  vor  dem  Hause  aufgc-  md.  mediro,  meder;  mnd.  nieder  wahrscheinl. 
pflanzt  wird.  —  mai  0(Z.  maie,  sowie  (Die z,  35  cnticeder  von  ahd.  miido;  ndul.  mkde  (Schwade 
I,  200)  itaJ.  majo,  span.  mayo,  franz.  mai,  heim  Midien)  od.  besser  wohl  von  ahd. 
2)rov.ma.\i\.  (Art  Birken ;  desgl.  grüner  Baum,  mäd  (in  ä-mäd  ,  Nachmath);  mlid.  mät ; 
der  vor  einem  Hause  aufgepflanzt  wird  etc.)  nhd.  Mahd  fortgebildet  ist,  falls  es  nicht 
ist  ident.  mit  dem  Monatsnamen  mai  u.  he-  etiva  wie  auch  diese  Wörter  eine  Weiter- 
zieht sich  auf  das  Grüne  der  Bäume  im  40  bildung  des  Brüter,  mäd  =  Einser  maid  (ik 
Mai.     cf.  auch  maihüske.  hebbe  maid,  ich  habe  gemäht,  —  't  is  maid, 

iiiaid,  .s.  mägd,  bz.  meid.  es  ist  gemäht)  i.'it. 

niaidc,  s.  meide.  mai-,  inei-feld,  Mäh-Feld;  —  a)  ein  zum 

maieii,    meien,    a)  mähen,  schneiden  etc. ;  Mähen  od.  Gras-Schneiden,    bz.  zum   Gras- 

—  b)  hin  «.  her  beuwgen  od.  drehen,  45  Schnitt  u.  zur  Gras-  od.  Heu-Frnte  be- 
schwcnken,  hin-  u.  herschlagen,  schlenkern  slimmtcs  od.  liegen  gebliebenes  Feld,  od. 
etc.;  —  he  maid  so  mit  beide  arnis.  —  Die  eine  Wiese,  sofern  sie  gemäht  od.  geschnitten 
letztere  Bedtg.  ist  von  dem  Schicenkcn  od.  wird;  —  de  maiors  gän  mändag  in  't  niai- 
Schwingcn  der  Sense  beim  Mähen  des  Grases  fehl ;  —  b)  die  loirkliche  Oberfläche  eines 
entlehnt.  —  Sprich w.:  maien  is  nilcs  as  50  Mäh-,  Schnitt-  od.  Frnte-Feldes,  soweit  die- 
bukken  un  dreien,  man  wuUspinnen  is  liin-  selbe  über  das  Wasser  od.  den  Wasserstand 
briiken.  —  Nd.  maien,  meijen,  moion,  mejen,  eines  Grabens,  eines  Flusses  od.  des  Meeres 
meen ;  mnd.  meien,  meigen ;  nid.  maaijen  ;  emporragt;  —  't  water  stoid  nog  dre  föt 
mnld.  maeycn,  maeden;  afries.  mca.;  wfries.  nndor  't  maifeld ;  —  de  dik  ligd  tein  i'öt 
(Japi.r)  mjean ;  satl.  mäne,  mjanc  ;    wang.  55  bäfen  't  maifeld. 

mei;    ags.  mävan ;    aengl.    niawen,    meowon,  luai-hüskc,    Mai-    od.    Maien  -  Häuschen 

mowcn ;  e«///.  mow ;  ri/j^/.  majan,  maan  ;  mint.  grüne,  bz.  von  grünen  od.  grünenden  Sträu- 

maojen,  maogen,  maen ;  md.  melien,  mewon.  ehern  (Maim)    errichtete    Laube,    od.    auch 

—  Wahrscheinl.  mit  griech.  ämäö  (mähen,  Häuschen,  loas  im  Grünen,  bz.  im  Schatten 
abschneiden,  ernten,  sammeln);   tat.  metere,  GO  von  Maien  od.  grünen  Bäumen  liegt   u.    so 


MAIKE  561  MAKELEN  MAKELN 

überhaupt:  Garten-Häuschen,  Sommer-IIäus-  etc.,    worüher    Weiteres    unter    raaken    u. 

chen  etc.,   da   ein   solches  maihüske  sowohl  mäken. 

von  Steinen  gebaut,  als  von  grünenden  2.  iiiak.  Dieses  nur  in  der  Verbindung 
Sträuchern  u.  Bäumchen,  od.  auch  zeitweilig  mit  hak  vorlcommende  Wort  muss  toic  hak 
von  grünen  Zioeigen  od.  Maien  (cf.  maiböm)  5  ivohl  die  Bedtg. :  Zerhaclctes  u.  Zerkleinertes 
errichtet  toird.  od.  Flunder,  schlechtes  Zeug  etc.  gehabt 
3Iaike,  s.  unter  Mare.  haben,  da  hak  iin  mak  od.  mnd.  hack  undc 
1.  mak  (flect.  makker,  makste),  gemach,  mack  (cf.  1  hak,  bz.  bei  Seh.  u.  L.  unter 
bequem,  sanft,  gelinde,  mild,  süss,  bz.  sanft,  hack)  allerlei  durch  einander  geioorfenes  u. 
fromm,  gefügig  od.  fügsam,  zahm  etc. ;  —  10  gemengtes  werthloses  Geräth  u.  fig.  auch 
dat  geid  iiog  al  mak  to ;  —  dat  sunt 'n  pär  gemeines  Volle,  Janhagel  etc.,  bz.  C'rethi 
makke  (sanfte,  gefügige,  zaJime,  bz.  bequeme  u.  Plethi  bezeichnete.  —  Vergleicht  man 
u.  bequem  zu  regierende)  perde ,  —  dat  piird  nun  das  schwed.  hack-mat  (gehackte  od.  zer- 
is  nüt  so  mak  (sanft,  fromm  u.  zahm,  bz.  hackte  Speise,  fig.  Alles  unter  einander  ge- 
bequem u.  lenksam  od.  geduldig)  as  'n  schäp;  15  mengt,  od.  Alles  unter   einander  gemengtes 

—  'n  mak  kind  (ein  bequemes,  ruhiges.  Etwas)  u.  dass  mat  od.  ahd.  maz  loahr- 
sanftes,  fügsames,  gehorsames,  bz.  frommes  scheint,  dasselbe  Wort  ist  wie  unser  met 
u.  zahmes  Kind) ;  —  ik  wil  hum  wol  bold  (Gehacktes  etc.),  so  würde  man  bei  diesem 
mak  krigen ;  —  he  schal  wol  bold  mak  mak  auch  auf  eine  ]/  mak  (hauen,  spalten, 
worden,  wen  he  man  erst  up  de  latinske  20  schneiden,  beissen  etc.,  bz.  hacken  etc.,  s. 
schöl  kiimd ;  —  makke  kastanjes  (süsse  milde  unter  maken  am  Schlüsse)  schliessen  können, 
Kastanien,  im  Gegensatz  zu  den  Boss-  falls  nicht  etiva  dieses  mak  aus  mask  (in 
kastanien  od.  ivie  wir  sagen:  wilde  kastanjes,  misk-mask)  entstand  u.  so  überhaupt  ein 
die  herb  u.  bitter  schmecken).  —  Sprichw.:  Gemenge  (cf.  neben  Z  mask  rtifc/t  2  mask) 
d'r  gän  föle  makke  schapen  m  ea  huk;  25  bezeichnete  od.  die  Bedtg. :  Treber,Büekstand, 
ivorauf  indessen  oft  enoiedert  wird:  man  Ueberbleibsel  etc.  hatte.  Ist  indessen  das 
wilden  nog  föl  miir,  de  springen  up  'n  ander.  schwed.  mat  in  hackmat  ursprünglicher  als 

—  Kinderreim :  kakke— makke — stoleke,  de  unser  od.  mnd.  mak,  so  könnte  man  auch 
kinder  gän  na  d'  scholeke ;  se  leren  dar  un  annehmen,  dass  unser  mak  blos  des  Wohl- 
fleren   dar,   un   krigen  ^n  pukkel   ful  slage.  30  klanges   wegen  u.   nur   um  auslautend  mit 

—  Nd.,  mnd.,  nid.  mak ;  mnld.,  wfries.  hak  zu  stimmen  aus  mat  zu  mak  umgeformt 
mack;    nfries.    (Outzen)    mack    od.    (Jo-        wurde. 

hansen,  148)  meak ;   aengl.  mak ;  an.,  isl.  niake,  mak,  Mache ;  —  de  scho  (od.  kler, 

makr;  norw.  mak;  ags.  mäc  (in  gemäc) ;  ahd.  käste  etc.)  sunt  in  de  make  (die  Schuhe  etc. 
mah  (in  gimah) ;  nhd.  mach  (in  gemach).  35  sind  in  der  Mache  od.  im  Machen  u.  in  der 

—  cf.  makkelik,  maklik  etc.  u.  gemak.  —  Arbeit,  bz.  sind  u,  befinden  sich  im  Mach- 
Es  gehört  mit  maken  zu  derselben  y  mak  od.  Erzeugungs-  u.  Anfertigungs-Zustand, 
71.  wird  die  von  Fiele  (cf.  III,  226)  für  sind  somit  noch  im  Entstehen  u.  Werden 
mak ,  bz.  ahd.  gimah  (womit  verbunden,  begriffen) ;  —  ik  löfe,  d'r  is  wat  in  de  mak 
ioozu  gehörig;  entsprechend, passend,  gleich;  40  (ich  glaube,  da  ist  Etwas  in  der  Mache, 
passlich,  bequem,  angenehm,  behaglich,  bz.  im  Entstehen  u.  Werdest  begriffen,  z.  B. 
ruhig)  u.  gemak ,  bz.  ahd.  gimah  (Ver-  Krieg,  Aufruhr  etc.  od.  Sturm,  Geioitter) ; 
bindung;  Gleiches ;  Bequemlichkeit,  Annehm-  —  se  hebben  hum  diigtig  in  de  make  had 
lichkcit, Behaglichkeit, Gemächlichkeit; Buhe;  (sie  haben  ihn  tüchtig  in  der  Mache  od. 
Pflege;  häusliche  Bequemlichkeit,  wohnliche  45  Arbeit, Bearbeitung  etc.  gehabt,  bz.  sie  haben 
Eäumlichkeit,  Zimmer  wo  man  sich  pflegt  ihn  tüchtig  bearbeitet  u.  mitgenommen  etc., 
u.  ruht,  Gemach  etc.),  bz.  norio.,  schwed.  sei  es  sinnlich  mit  Fäusten  od,  fig.  im 
mak;   dän.  mag  (Gemächlichkeit  etc.)  ange-        Spiel  etc.).  —  cf.  gemak  u.  fermäk. 

setzte   Stammform   maka    wohl  ebenso  wie  makel,  Makel,  verunreinigender  Flecken, 

das  für  an.  maki  u.  as.  gimako  (aequalis) ;  50  Schandfleck,  Fehler,  Gebrechen  etc.  —  Aus 
ahd.  kamahho  (socius),  gimahhä  (uxor,  lat.  macula,  über  dessen  y  noch  Weiteres 
conjux);  ags.  geraaca,  gemäcca  (Genosse,  unter  maken  zu  vergleichen  ist.  —  Von 
bz.  Gemahl,  Gemahlin),  gemace  (Gemahlin),  makel  auch  das  Verb,  makein  od.  mäkeln, 
bz.     norw.,     schiced.     make;      dän.     mage        tadeln  etc. 

(seines  Gleichen ;  Gatte,  Gattin)  u.  schwed.  55  makelen,  makein,  mäkeln,  handeln,  hin  u. 
maka  (Ehefrau,  Ehegattin)  etc.  angesetzte  her  handeln,  Kauf-  od.  sonstige  Geschäfte  ver- 
makan  (cf.  auch  unser  makker)  direct  mittein  u.  abschliessen,  den  Mäkler  od.  Zwi- 
von  maken  (machen)  abgeleitet  sein  u.  schenhändler  u.  den  Vermittler  zwischen 
zwar  in  der  Bedtg. :  herstellen,  fertig  u.  Verkäufer  u.  Käufer  machen,  das  Mäkler' 
ganz  machen,   zusammenmachen,   verbinden  60  geschäft  treiben  etc.;  —  he  makeld  d'r  net 

J,  ten  Doornkaat  Koolman.    Wörterbuch,    II,  36 


MAKELER  MAKLER 


502 


MAKEN 


BO  lank  mit  herum,  dat  hö  tle  wäre  an  de 
man  brocht  hed ;  —  he  makeld  mit  koren 
od.  wessels.  —  Auch  siibst. :  he  deid  't  niakchi 
od.  hed  't  makehi  anfangen.  —  Nd.  mäkeln ; 
tild.  makolen ;  mnld.  maeckeleu  (conciliare, 
transigere);  »i//«w.  makelen ;  stÄJccrZ.  mäkla; 
dän.  mägle.  —  Es  ist  jedoifalls  ein  Iterativ 
von  maken,  sei  es  in  der  Bedtg. :  surecht 
machen,  ordnen,  in  Ordmuui  bringen,  zu 
Stande  bringen  etc.  od.  susammenmachen 
u.  verbinden  etc.  od.  in  der  von:  thun, 
handeln,  wie  wir  auch  anstatt:  lie  handcld 
od.  deid  in  körn  nd.  ölje  etc.  sagen  :  he 
makt  in  körn  od.  ölje.  —  Das  mnld.  (KU.) 
maecken;  wjläm.  maken  (transigere,  pacisci ; 
componcre,  pactum  faccre,  conciliare),  wovon 
eben  maeckelon  od.  makelen  das  Iterativ  ist, 
ist  ja  auch  Jedenfalls  dasselbe  Wort  wie 
maecken  u.  maken  (facere)  ic.  wenn  man  die 
aus  conciliare  in  der  Bedtg. :  zusammen 
bringen  u.  vereinigen  etc.  entstandenen  ver- 
schiedenen Bedtgn.  als:  schaffen,  verschaff'cn, 
ergeben,  kaufen;  zu  verschaffen  od.  anzu- 
schaffen suchen,  erwägt,  so  wird  eben  auch 
hier  maken  u.  makelen  ivohl  auf  der  Bedtg. : 
jüngere,  conjungerc  od.  zusammen  inachen, 
vereinigen,  verbinden  etc.  von  maken  (faccre) 
beruhen,  obschon  es  sich  Ja  iiberhaupt  auch 
blos  auf  das  zu  Stande  bringen  ti.  Fertig- 
machen von  Etivas  (u.  zwar  hier  eines  Ge- 
schäfts, bz.  Handels  od.  Kaufgeschäfts)  be- 
ziehen kann. 

1.  make\er,  ra-dkler,  3Iakler;  Mäkler,  Ver- 
mittler ;  —  ofbraken  köi)lüe  un  bakkers 
worden  mest  all'  makelers.  —  Compos. : 
wessel-,  geld-,  gesinde-,  körn-,  schSps-  od. 
schips-,  türf-makeler.  —  Nd.  makeler,  mäke- 
1er;  mnd.  makeler,  mekeler;  nid.  makelaar; 
mnld.  maeckelaer  (proxoneta,  mediator,  paca- 
rius,  pararius,  conciliator  in  contractibus,  Se- 
quester ,  interventor ,  transactor) ;  mfiäm. 
makelaer;  sc/t2üff/.  mäklare ;  fZä».  mägler.  — 
Zu  makelen  u.  mit  lat.  niango  unverwandt. 

2.  makeler,  niäkler,  a)  das  auf  einer 
steinernen  Unterlage,  bz.  in  der  Hegel  auf 
fünf  sog.  klippen  (s.  klippe  sub  c)  ruhende, 
aus  Holz  gefertigte  u.  gezimmerte  Trage- 
Gerüst  einer  hölzernen  Windmühle,  bestehend 
aus  zwei  im  Kreuz  über  einander  liegenden 
11.  in  der  Mitte  in  einander  verzapften 
Balken,  auf  welchem  in  der  Mitte  ein  auf- 
recht stehender  starker  Baum  als  eigent- 
licher Träger  der  3 fühle  mit  dem  Fusse  ein- 
gelassen ist,  der  durch  starke  schräg  stehende 
u.  gleichfalls  auf  dem  Grundkreuz  ruhende 
u.  befestigte  Kniehölzer  gestützt  icird  u.  um 
dessen  oberes  Ende  das  grosse  Bad  der 
Mühle  befestigt  ist,  welches  durch  das  Bad 
der  Flügel-Achse  in  Bewegung  gesetzt  wird 
M,  diese  auf  die  kleineren  Bäder  der  Spindel 


überträgt ;  —  b)  der  aufrecht  stehende  Baum 
od.  die  Spiindel  (bz.  der  Tragebalken)  einer 
Wendeltreppe;  —  c)  (auf  Schiffen)  das  aus 
mehreren  Kniehölzern  gezimmerte  od.  auch 
5  aus  einem  auf-  u.  niederstehenden  Knie  be- 
stehende Trage-Gerüst,  tvorin  (namentlich 
früher,  cf.  Bobrik,pag.  4S2  unter  Mäkler) 
der  Flaggenstock  gesteckt  wird.  —  cf.  nd. 
(Br.   Wh.,  III,  115)  mäkeler  sub  3;  mnd. 

10  (Seh.  u.  L.)  mekeler;  nid.  (v.  Dale  n. 
Bobrik)  (makelaar);  schwed.  (Bobrik) 
milklaren,  wo  das  Wort  überall  der  Haupt- 
sache nach  ein  Tr  ag  e-  Gebälk  od.  ein 
Trage-Gerüst,  bz.  ein  Gerüst  od.  ein 

15  Etwas  was  Etwas  trägt  od.  worauf  Etwas 
r  u  h  t  bezeichnet.  Die  Grdbdtg.  wird  aber 
wohl  ein  aus  Holz  od.  mehreren  Holzslücken 
gemachtes  u.  zusammengesetztes,  bz.  errich- 
tetes u.  gebautes  od.  ein   zu    einem  Ganzen 

20  u.  Festen  mit  einander  verbundenes  Etwas 
(ein  Holz-Gefüge  od.  ein  Compositum  etc.) 
sein,  sodass  auch  dieses  Wort  ebenso  ivie 
1  makeler  zu  makelen  in  der  Bedtg. :  zu- 
sammen  machen    od.    zusammenbringen    od. 

25  conjungerc,  conciliare,  componere  etc.  gehört. 
niakelere,   niäklere,    Maklerei,    Geschäft 
eines  Mäklers. 
makelerske,  inäklerske,  Mäklerin. 
mäkeln,  s.  makel. 

30  makelöse,  faide  Geschichte,  Lüge,  Be- 
trug, Täuschung  etc.,  —  dat  sunt  all'  man 
makelösen  (faule  Geschichten ,  Täuschun- 
gen, Lügen,  Erfindungen  etc.)  ;  —  mit  sülke 
makelösen    brükst    du    mi    net   kamen,    dar 

35  löfe  ik  niks  fan  un  dar  d6  ik  niks  up  üt. 
—  Zu  makel. 

maken  (make,  mäk  —  makest,  makst  — 
maket  od.  maked,  mäkt  od.  mäkd  etc. ;  — 
niök,  mökst,  iiiök,  Flur,  möken  ;  —  mäkt  od. 

40  mäkd,  gemacht),  machen,  verfertigen,  erzeugen, 
wirken,  arbeiten,  thun,  schaffen,  bilden,  ge- 
stalten, formen,  herstellen,  zusammenfügen, 
wieder  ganz  u.  heil  machen,  flicken ;  machen, 
arbeiten,  thun,  handeln  etc.  —  God  hed  de 

45  weit  mäkt ;  —  kinder  maken ;  —  he  hed  hör 
'n  kind  mäkt;  —  de  schö  sunt  kört,  se  mutten 
hen,  dat  se  wer  mäkt  worden;  —  he  mök  sük 
an  hör;  —  he  mök  sük  up  de  weg;  —  ik 
heb'  d'r  niks  mit  to  maken ;  —  her,  scliüppen, 

50  hiiscn  etc.  maken  etc.  etc.  —  Compos.  :  an-, 
be-,  bi-,  döi'-,  fcr-,  her-,  in-,  na-,  of-,  to-, 
um-,  up-makcn  etc.  —  Nd.,  mnd.,  nid.  maken  ; 
mnld.  maecken,  maken ;  afries.  makia  ;  wfries. 
maaikjen  ;   wang.  mäcki ;   satl.  mäkje ;   helg. 

55  mäcke ;  as.  makön ;  ags.  macian ;  aengl. 
makien ;  engl,  make;  norw.  maka ;  dün. 
mage ;  aJid.  machön,  mahhön;  mhd.  machen 
(lier vorbringen,  ztt  Stande  bringen,  anstellen, 
bewirken,   componere,   concinnare,  jüngere, 

60  conficere,  parare ;  treiben,  betreiben,  machen, 


MAREN  563  MAKl^N 

faccrc,  moliri,  machinari ;  aJul.  gi-,  ka-,  ki-  —  mak,  hlöclcen,  quäken  od.  quaken,  meckern 
machön ,  gi-mahliön  (jüngere,  conjiingere,  etc.  u.  dann  unter  3  ma  auch  mä  als  Lall- 
congcminare,  acquiparare) ;  mhd.  gemachen  wort  in  skr.  ma,  Mutter,  griech.  ma,  ma-ia, 
(machen,  hervorbringen  etc.).  Mütterchen,   bz.  in  nhd.  Mama),   sondern 

Fick  nimmt  an,  dass  die  j/  mak  von  5  überhaupt  eines  jeden  Geräusches ,  sei  es 
maken  eine  blosse  Nebenform  von  mag,  von  desjenigen  eines  Bisses,  Spaltes  od.  Sprunges 
magan  (cf.  mögen)  sei,  ivonach  dann  auch  od.  eines  knisternden  u.  prasselnden  Ge- 
mag  urspr.  ivohl  dieselbe  Bedtg.  wie  mak  Tausches  etc.  verivandt  tverden  u.  somit  aus 
gehabt  haben  muss,  da  die  Bedtg.  von  maken  sonare  u.  crepitare  (cf.  auch  knak,  knik,  — 
jedenfalls  eine  sinnlichere  u.  ursprünglichere  10  knap,  knip,  —  knat,  knit,  —  klap,  klip  etc. 
ist  wie  von  magan  u.  mag  nur  noch  das  etc.)  auch  in  die  von :  bersten ,  brechen, 
Vermögen  od.  die  Fähigkeit  u.  Kraft  um  knicken  etc.,  bz.  reissen,  spalten,  theilen. 
Etwas  erzeugen  od.  machen  zu  können  aus-  schneiden  etc.  od.  schlagen  (cf.  klappen, 
drückt.  Vergegemvärtigt  man  sich  indessen,  kloppen),  hauen,  stossen  etc.  übergehen  u. 
dass  mag  als  Stamm  von  magan  eigentl.  das  15  hieraus  auch  ivieder  die  Bedtg. :  machen, 
Präter.  eines  urspr.  migan  ist  u.  demnach  bilden,  erzeugen  etc.  (cf.  bild  u.  bilden),  hz. 
magau  od.  mögen  in  demselben  Verhultniss  theilen,  eintheilen,  abtheilen,  abmessen  etc. 
zu  diesem  steht,  loie  köneu  (können)  zu  einem  (cf.  skr.  mä,  mäti,  mimitc,  mimate,  messen, 
älteren  kinnan  od.  kinan  u.  dass  migan  selbst  abmessen  gegen,  vergleichen  etc. ;  zend.  mä, 
auch  auf  eine  J/  mag  zurückgeht,  so  ist  es  20  messen,  schaffen,  erzeugen,  bilden,  machen 
ivohl  möglich,  dass  eben  diese  urspr.  ]/  mag  etc.,  skr.  mätar,  Bildner,  Wirker,  Schöpfer, 
gleichfalls  die  Bedtg. :  machen ,  erzeugen,  Macher,  Erzeuger  etc. ;  —  zend.  mätar,  hz. 
wirken,  schaffen  etc.  hatte  u.  eben  in  dieser  unser  moder,  Mutter,  od.  Erzeugerin,  Wir- 
Bedtg.  die  y  des  urspr.  Verbums  migan,  kerin  etc.,  bz.  unser  mät,  mäten  etc.)  ent- 
mag,  mug,  mugun  ist.  25  wickeln.     War   nun    aber   ma   erst  in   die 

Sieht  man  sich  nun  aber  weiter  Alles  an,  Bedtg. :  spalten  od.  Andere  übergegangen,  so 
tvas  Fi  c  k  zunächst  (III,  225 — 228)  unter  konnte  u.  musste  daraus  auch  ivieder  die 
germ.  mak  u.  mag,  sowie  ferner  (I,  707 — 709)  Bedtg.:  auseinander  gehen,  sich  öffnen, 
unter  europ.  mak,  mag  u.  magli,  bz.  (1, 168)  entfalten  u.  weiten,  bz.  sich  ausdehnen  u. 
idg.  mak  od.  mak  u.  magh  zusammenstellt,  30  entwickeln,  loachsen,  gross,  dick  n.  stark 
so  ist  zuvörderst  zu  constatiren,  dass  die  be-  werden  (cf.  skr.  pliuU ,  se  expandere, 
treffenden  Wurzeln  weder  im  Skr.,  Ved.,  florescere  etc.  aus  phall,  findi,  dirumpi, 
Zend.,  noch  in  einer  sonst,  nicht  germ.  dissilire)  entstehen,  wonach  dann  mag  als 
Sprache  dieselbe  Bedtg.  wie  unsere  ]/  mak  y  von  magan  od.  urspr.  migan  (gross  u. 
von  maken  hat  u.  dass  es  zum  Theil  auch  35  stark  werden  od.  wachsen)  sich  aus  der 
sehr  schwer  hält  zu  sagen ,  auf  tvelche  Bedtg. :  findi  etc.  ergab,  während  mak  als  y 
Grdbdtg.  u.  Grdform  die  betr.  Wörter  zu-  von  maken  auf  die  Bedtg. :  spalten,  schneiden, 
rückgehen,  worüber  auch  bei  Po  1 1  (III,  hauen,  behauen  etc.  zurückgehen  tvürde,  wie 
954—99.5)  wegen  mah  od.  urspr.  magh  u.  dies  auch  schon  bereits  für  ma  od.  mä 
(III,  1000  Nr.  1447)  tvegen  mak  od.  unser  40  (messen  u.  machen  etc.,  s.  oben)  unter  maien 
maken  etc.  das  Weitere  zu  vergleichen  ist.  ausgeführt  ist,  loas  ja  auch  zu  einer  y  ma 
Wie  nun  aber  auch  G.  Curtius  (s.  pag.  (liauen  od.  schneiden)  gehört. 
329  unter  Nr.  462   u.   cf.  dazu  Nr.  90  u.  Es  giebt   ausser  mak    (vielleicht   in   der 

473)  meint,  so  glaube  auch  ich,  dass  man  Bedtg. :  auseinander  gehen,  sich  ausdehnen 
für  die  betr.  Wörter  drei  Grdformen,  näm-  45  nach  allen  Seiten  hin  etc.,  s.  oben)  für 
lieh  mak,  mag  u.  magh  ansetzen  muss  u.  griech.  mäkar  (vielleicht  loohl  urspir. :  gross, 
dass  diese  alle  drei  auf  ein  primitives  ma  stark,  mächtig,  reich,  gesegnet  etc.).  glück- 
zurückgehen, was  urspr.  vielleicht,  wie  icohl  lieh,  —  makrös,  lang,  —  mekös,  Länge  etc. ; 
die  meisten  Primitiva,  ein  blosses  Schallwort  —  skr.  makaras,  ein  Meerthier ;  —  zend. 
od.  eine  Onomatopöie  loar  u.  in  der  Aus-  50  mnqsiüh,  Grösse,  magita,  ^rross ;  —  Za^  macto 
spräche  theils  zu  mä  od.  mä  verstärkt,  theils  u.  macte  etc. ;  —  lit.  makaris,  grosser  Stab 
zu  man  zerdehnt  lourde.  Vergleicht  man  etc.  u.  dem  aus  ma  (sonare)  erweiterten  mak 
nun  die  Schallwörter  1  la  od.  lä,  sotvie  klik,  (blocken,  quackcn,  meckern  etc.,  s,  oben) 
klak,  od.  kwak,  kwik,  kik  etc.  etc.,  so  konnte  auch  noch  eine  y  mak  (zermalmen,  kneten 
ma  od.  mä  etc.  nicht  allein  zur  Nach-  55  etc.,  ivozu  Fick  (I,  167)  skr.  mac,  macate, 
ahmung  von  Thierstimmen  (cf.  bei  Fick,  zerreiben,  zerkleinern,  zerdrücken,  weich 
I,  164  unter  2  ma  od.  mä,  mamä,  skr.  mä,  drücken,  kneten  etc.;  —  griech.  masso  = 
brüllen,  blocken,  bz.  nach  Bopp:  einen  m&kiö,  zerdrücken,  kneten,  mkgeh'os,  Koch, 
Schall  od.  ein  Getöse,  Geräusch  etc.  machen,  mageüs ,  Bäcker  etc. ;  —  lat.  macerare, 
sonare ;  ~  manmana,  vertrauliches  Flüstern ;  60  macer,   macula   (cf.  auch   1  mal)   etc. ;   — 

36* 


MAEKEN  MEKEN 


564 


MAKKER 


Jcslav.  mqika,  Mehl,  mekükil,  weich,  sowie 
unser  raengeu  etc.  stellt,  die  mich  ihm  gleich- 
falls aus  nia  (Grdform  von  mi,  klein  machen, 
minuore,  cf.  miu,  miudeni)  erweitert  ist  u. 
woraus  er  auch  (I,  707)  eine  ]/  mak,  quä- 
len, mühen  etc.  für  griech.  mogos,  Mühe  etc.; 
Ut.  miiki'i  u.  kslar.  myika,  Qual,  Pein  etc. 
ableitet,  u.  dann  da::u  auch  griech.  mekön, 
dar.  mäköu  ».  ahd.  mägo  (Mohn,  cf.  man, 
bz.  niänkop)  stellt.  Vergleicht  man  nun 
dazu  icieder  unter  grand  das  ags.  griiulau 
(a.  frendero,  fremere;  —  b.  niolerc,  couteri 
etc.),  bz.  dass  auch  hier  die  Bedtg. :  zer- 
reiben etc.  aus  sonare,  crepitaro,  frendcre 
etc.  hervorging,  so  darf  man  auch  %vohl  bei 
dieser  y  mak,  bz.  dessen  Primitiv  ma  vor- 
aussetzen, dass  sie  ursj^r.  eine  Schallwurzel 
war  u.  sich  ihre  Bedtg. :  klein  machen,  zer- 
kleinern, bz.  zers2}altcn  u.  zermalmen  etc. 
aus  der  früheren  von  sonare  entwickelt  hat. 
Wegen  der  Bedtg.:  schlagen,  hauen, 
spalten,  schneiden  u.  des  Schwankens  zwischen 
mak  u.  mag  als  Grdform  cf.  auch  ausser 
unserm  2  mak  das  as.  mäki;  ags.  moco;  goth. 
mt'ki  (Schwert)  zu  griech.  mäciiaira  (Schwert, 
Messer),  machomai  (kämpfe),  miichi:  (Schlacht) 
etc.  u.  lat.  macelliim  (Fleischmarkt),  mactare 
(schlachten),  welch  Lczter es  G.  Curtius 
(cf.  pag.  32S  u.  161)  von  mactare  (gross 
machen,  s.  oben)  trennt. 

mäken,  lueken,  eine  eheliche  Verbindung 
od.  Heirath  zu  Stande  bringen  u.  stiften, 
bz.  dieselbe  einleiten,  vermitteln  u.  ab- 
schliesscn  od.  den  Unterhändler  u.  Ver- 
mittler (cf.  mäksman)  etc.  dabei  machen ;  — 
he  licd  al  mennig  liilk  toregt  makt.  —  Auch 
siibst. :  lic  dcid  't  miiken ;  —  he  lied  al 
mennigon  iiejen  Lud  mit  't  miiken  ferdend. 
—  Wohl  urs2)r.  icie  auch  an.,  ist.  maka; 
norw.  maka  (ambire  conjugem  od.  eigentlich: 
zusammen  machen  od.  thun,  vereinigen,  ver- 
binden, paaren  etc.,  maka  sig,  sich  zusammen- 
thun  od.  vereinigen,  paaren,  ein  Paar  machen 
od.  bilden)  von  Hanse  aus  dasselbe  Wort 
ivie  maken,  womit  auch  das  mnld.  maecken 
od.  maken  (transigere,  pacisci  etc.,  s.  unter 
makein)  urspr.  ident.  ist  u.  wo  dann  das 
Machen  hier  enticcder  speciell  auf  das  zu 
Stande  bringen  einer  Ehe  bezogen  ist  od. 
miiken  auch  wie  das  isl.  maka  urs2)r.  die 
Bedtg.:  jüngere,  conjungere,  conficore  etc. 
Jiatte  IC.  in  dieser  Bedtg.  mit  ahd.  macliön, 
giraaclum  (s.  unter  maken)  zusammenfällt. 
Man  könnte  übrigens  dieses  miiken  od. 
meken  auch  als  von  afries.  mckc,  mek  (Ehc- 
schlietsung,  Vcrheirathung  od.  Ehe,  Heirath, 
conjuginm,  matrimonium,  conventus  matri- 
monialis)  abgeleitet  ansehen,  was  indessen 
jedenfalls  ebenso  icic  ahd.  gimah  (verbunden 
u.    vereinigt    mit    etc.),    kamahho    (socius), 


gimahha  (iixor,  conjux)  etc.  (s.  unter  1  mak) 
zu  maken  gehört,  zu  welchem  hier  noch  be- 
merkt sei,  dass  de  Haan  Hettema  in 
seinem  Idioticon  Frisicum  neben  makia  (fa- 
5  cere),  makia  (couticere,  reparare)  auch  die 
Form  mekkia  od.  mockia  aufführt  u.  Japi.v 
auch  ein  nach  seiner  Ansicht  aus  meyckjen 
entstandenes  meytsen,  meytsjen  (fries.  ts  od. 
tz  aus  k,  cf.  britsa  etc.  aus  brika,  —  tserka 

10  etc.  aus  korke,  s.  unter  karke)  hat,  wonach 
dann  auch  das  afries.  matia,  maitia,  meitia 
(facere)  für  ein  aus  makia,  maikia  entstan- 
denes matsia,  maitsia  steht. 

Zum  ScJilusse  sei  noch  bemerkt,  dass 

15  a)  wegen  des  afries.  mekere  etc.  unter 
unserm  miiksman  das  Weitere  verglichen 
werden  mag  u. 

h)    da.^s    das    nfries.    (Outzen)    macke 
(küssen,  bz.  gut  inachen,  versöhnen  etc.)  von 

20  Hause  aus  dasselbe  Wort  ist  wie  (cf.  dar- 
über auch  die  Frage  von  v.  lii chthofeti 
unter  mek,  bz.  moke,  conjuginm  etc.,  s.  oben) 
maken.  Vergleicht  man  nämlich,  dass  unser 
sonen  od.  sonen  (küssen)  dasselbe  Wort  ist 

25  wie  nhd.  s ö h  n  e  n  in  vers  ö h  n  e n  (cf. 
auch  s6n,  Kuss)  u.  dass  das  afries.  maketh 
(pacificatus ,  arbitratus  ,  confectus ,  cf.  d  c 
Haan  Hettema)  das  Partie,  perf.  von 
makia  (conficere,  reparare)  ist,  so  kann  über 

30  die  xirspr.  Identität  von  nfries.  macka  mit 
afries.  makia  durchaus  kein  Zweifel  bestehen, 
zumal  man  dabei  auch  (cf.  dieserhalb  auch 
Outzen  unter  macka)  an  mnld.  maecken 
in  der  Bedtg.  pacisci  etc.  denken  kann. 

35      niaker,    Macher,    Verfertiger,    Erzeuger, 

Schaffer    od.    Schöpfer,    Bewirker,    Stifter, 

Anstifter,   Urheber  etc. ;  —   wel  is  de  maker 

d'r  fan.  —  Compos. :  schö-,  kler-maker  etc. 

niakere,  Macherei,  Fabrikation.  —  Com- 

40  pos. :  schö-,  kliimp-makerö  etc. 

makhcid,  Zahmheit  etc.,  s.  1  mak. 
makkelik,  niaklik,  niakkelk,  gemächlich, 
bequem  etc. ;   —    ik  sitt  hir   regt  makkelk ; 

—  dat  is  makkelk  to  dön;  —  de  rok  etc.  sitt 
45  mi  makkelk    od.    dat    is  'n   makkelken  rok 

etc. ;    —    'n  makkclkcru  wagen  etc.   heb  'k 
nog  uet  had,  as  disse,  war  mi  nu  in  faren; 

—  dat  geid  all'  makkelk  to  od.  of  etc. ;  — 
'n  makkelk  kind ;  —  makkelk  wer  ßcquemes 

50  angenehmes  gelindes  sanftes  etc.  Wetter).  — 
Nid.  makkelijk;  mnd.  makelik,  makelk  u. 
make-,   meke-,    makliken ;    ags.  maralic  etc. 

—  Zu  1  mak,  bz.  dessen  Stammform  maka. 
makkelikheitl ,    inakkelklieid ,    Gemäch- 

55  lichkeit,  Bequemlichkeit  etc.;  —  dat  kan  'k 
in  od.  mit  makkelklieid  dön  od.  of  etc. 

1.  makker,  Comparativ  von  1  mak. 

2.  makker,    Genosse,   Kamerad,   Helfers- 
helfer, socius ;  —  he  is  mit  sin  makkers  ftt- 

60  gän.  —  Compos. ;  spölmakker,  Spielkamerad. 


MAKLER  565                       MAL  MALL 

—  Nd.,  nid.  makker.  Wohl  aus  make,  vmss,  dass  es  gleichfalls  von  einem  Verb. 
makke,  toas  ursin-,  dasselbe  Wort  wie  (s.  mekia  abgeleitet  u.  nicht  von  dem  Subst. 
unter  1  mak)  ags.  niaca,  mäcca  in  gemaka,  meke,  mek  (conjugium)  iceitcr  gebildet  ist, 
hz.  ahd.  mahlio  in  kimahho  (socius)  geivesen  in  welchem  Falle  dann  aber  mekerc  formell 
sein  muss.  5  dasselbe  Wort  tvie  ahd.  mahhäri  seiji  ivürde, 

mäklei',  s.  makeler.  da  ja  eben  mekere  auch  für  älteres  makere 

niaklik,  s.  makkelik.  (tvie  auch  meke  für  make  od.  maka,  s.  unter 

niäksel,  Gemachtes  od.  das  was  gemacht,  mäken)  steht   u.  dann  auch  das  franz.  ma- 

er zeugt,   geschaffen,  gefertigt,  fabrisirt  etc.  quereau  (Kuppler,  cf.  Diez,  II,  357)  loohl 

ist;   daher  auch:    Geschöpf   (cf.    schepsel),  10  aus  diesem  fries.  mnld.  makere  entlehnt  ist. 

Fabrikat  etc. ;  —  weis  mäksei  is  dat  od.  is  Ztc  unserm  mäksman  vergl.  loang.  mokier 

he;  —  dat  mäksei  ber  is  siegt  geraden.  —  (Freiiverber),     welches   dasselbe    Wort    loie 

Nid.  maaksel.  makeler  (Mäkler)  ist. 

mäks-man,   nieksiuaii,    Unterhändler  u.  1.   mal   od.  mall,  wirbelig  (u.  so  auch: 

Vermittler  in  Ehesachen,  bz.  Freiwerber  od.  15  hin  u.  her  wirbelnd  u.  drehend,   tänzelich. 

Mann  der  Eheschliessungen  od.  eheliche  Ver-  muthivillig,   leichtfertig   etc.,   s.  unten),    un- 

bindungen  einleitet,   vermittelt  u.  abschliesst  klug,   thöricht  (u.  so  auch  vielleicht  anstatt 

od.  zu  Stande  bringt  u.  stiftet,  u.  als  solcher  von     ivirbelig     ausgehend:     muthioillig, 

auch   bezüglich    der   Heiraths-Cautelen   od.  leichtsinnig  etc.,  s.  oben),   unsinnig,   dumm, 

Ehepacten   mit  den  betr.  Partheien  pactirt;  20  verrückt,  toll,  verdreht,  albern,  verkehrt  etc. 

—  wetst  du  ml  not  'n  godeii  maksman  to  od.  wirr,  durcheinander, unordentlich, wild  (u. 
nömeu,  de  'u  passende  frö  för  mi  söken  kan?  so  vielleicht  auch  statt  von  wirbelig  aus- 

—  't  meske  wul  freien,  wel  sal  de  meksman  gehend :  muthioillig,  leichtsinnig  etc.,  s.  oben); 
sin  ?  etc.  —  Es  gehört  entweder  zu  mäken,  unordentlich,  schlecht,  hässlich ;  ferner  auch : 
meken  od.  es  ist  vom  Genitiv  mekes  des  25  weich  (iirspr.  ivohl  sinnl. :  zerrieben,  tveich 
a/r «es.  meke  (conjugium  etc.,  s.  «Hier  mäken)  etc.)  mild,  nachgiebig,  zärtlich  etc.;  ■ —  't 
u.  man  zusammengesetzt.  word  m!  d'r  mal  (wirr  etc.  od.  auch  schlecht, 

Was  nun  das  afries.  meker  od.  mekere,  übel)  fau  för  de  ögen,  wen  'k  dat  se ;  —  't 
meikere  betrifft,  so  übersetzt  Wiarda  sol-  geid  d'r  mal  (toll,  unsinnig  etc.)  her  in  de 
ches  (cf.  afries.  Wb.,  pag.  257  unter  mec)  30  weit,  de  ene  hold  ^t  mit  de  bül  (Beutel)  un 
einmal  mit  Unterhändler  u.  dann  auch  mit  de  ander  mit  't  geld  (Frage:  war  holst  du 
Freiwerber,  während  de  Haan  Hettema  mit?  Antw. :  mit  handen  un  tanden);  — 
(cf.  Idiot.  Frisic,  Spalte  344  u.  345)  meikere  jT  mutten  upholden  to  spektakeln  un  to 
init  „arbiter  od.  Schiedsmann"  u.  mekere  mallen,  ik  word  d'r  gans  mal  (ivirbelig  od. 
mit  „qui  contractum  matrimoniale  scribit  od.  35  ivirr,  verivirrt,  ivüst,  dumm,  verrückt  etc.) 
Jemand  der  den  Heirathscontract  aufmacht  fan  in  de  kop;  —  maller  (verwirrter,  toller, 
u.  schreibt"  erklärt.  Da  nun  aber  nach  unsinniger,  verkehrter  etc.,  bz.  schlimmer, 
den  betr.  Stellen  in  den  afries.  Gesetzen  schlechter  etc.)  as  mal  kan  't  net  gän  od. 
der  mekere  od.  meikere  anscheinend  eine  wesen,  mäkt  worden  etc. ;  —  dat  is  de  malste 
öffentliche  u.  von  den  Richtern  ernannte  40  (verwirrteste,  verivickeltste  od.  ivirrste,  ver- 
Person u.  sozusagen  eine  Art  Eheprocurator  rückteste,  dümmste,  tollste,  verdrehteste,  ver- 
war,  so  lag  es  auf  der  Hand,  dass  er  als  kehrteste,  schlechteste  etc.)  budel  de  't  gift ; 
derjenige  der  bezüglich  der  Heiraths-Cautelen  —  hc  is  mal  (toll,  verrückt  etc.)  worden;  — 
(cf.  hilliks  förwärden)  mit  den  Partheien  he  mäkt  alle  wichter  mal  (er  macht  alle 
Ijactirte  u.  dieselben  mit  ihnen  verabredete  45  Mädchen  toirr,  verrückt,  thöricht,  bz.  muth- 
u.  abschloss,  in  streitigen  Fällen  auch  als  willig,  verliebt  etc.);  —  't  word  hol  mal 
arbiter  od.  Schiedsmann  u.  Schiedsrichter  (toll,  verrückt,  verkehrt  etc.,  bz.  schlimm  etc.) 
aufgerufen  wurde  u.  fungirte,  toonach  dann  un  dül  in  de  weit,  so  as  't  d'r  upstünds 
mekere  u.  meikere  zweifellos  (wegen  e  u.  ei  hergeid ;  —  't  ligt  all'  so  mal  (wirr,  ivüst, 
vergl.  auch  unter  mäken  die  fries.  Formen  50  ivild  etc.)  dör  'n  ander  heu,  dat  man  siik 
von  maken)  dieselben  Wörter  sind.  Ob  d'r  hei  net  wer  ütfinden  kan;  —  dat  is  'n 
nun  aber  das  Subst.  mekere,  meikere  von  mallen  (verrückte  od.  verkehrte,  schlimme, 
afries.  meke,  mek  (conjugium  etc.,  s.  unter  schlechte  etc.)  sake  od.  kram ,  geschichte 
mäken  u.  cf.  oben  wegen  mäksman)  od.  von  etc. ;  —  ik  bün  bange,  dat  word  'n  mal 
unserm  mäken,  meken  od.  von  afries.  makia,  55  (tolles  etc.,  od.  schlimmes  etc.)  jär  fan  't  jär, 
meckia,  ivfries.  meyckjen  (facere,  bz.  jüngere,  z.  B.  ivenn  Krieg  od.  Aufruhr  kommt,  od. 
conjungere,  conficere)  abgeleitet  ist,  ist  schwer  ivenn  die  Ernte  missräth  etc. ;  —  dat  sucht 
zu  entscheiden,  obschon  man  beim  Vergleich  mau  mal  (schlimm,  schlecht)  bi  hum  in  hüs 
des  Subst.  maker,  ahd.  machäre  od.  mahhäri  üt,  ik  bün  bange,  dat  he  sm  beide  kinder 
von  maken,   ahd.  machon  ioohl  annehmen  60  ferlüst;   —   he  kek  mi  so  mal   (wirr,  ver- 


MAL  MALL                         566  MAL  MALL 

stört,   7cie  toll,    aufgeregt,    hz.   zornig,    böse  dreht  «.  wirbelt  u.  Alles  wirr  «.  icüst  durch- 

etc.)  an,    dat    ik   bauge  fOr   luim  wurr' ;  —  einander  geht  u.  kommt.     Obschon  nun  aber 

't  word  rai  mal    (wirbelig   od.    tcirr,    trübe,  dies   einfache   mal   sonst    in    dieser   Bedtg. 

dunkel,  finster,    schicarz  etc.)   für  ile  ugcn;  nicht  belegt  ist  (cf.  auch  noch    die  zu  mal 

—  dar  iu 't  westcn  sitt  so 'u  mallen  f.sT/;//jH)HC  6  gehörenden  Wörter  n.  Compos. :  mallicid, 
lt.  Gefahr  drohende,  bz.  dunkele,  schtcarze  mal-jan,  maljaaen,  malle,  mallen,  mallighoid, 
etc.)  liicht,  dat  't  gcwis  bold  swär  wör  (od,  nialniOlen  etc.),  so  dürfte  es  beim  Vergleich 
unwör  un  stürm)  gift ;  —  he  kikt  mal  (wie  des  mit  unserm  mallen  U'ohl  ident.  ags. 
wirr,  voTückt  u.  toll  etc.  od.  auch:  schlimm  mealljan  (inanire  etc.,  cf.  L.  Ettm  üUer, 
u.  schlecht,  krankhaft  etc.)  iit  de  ogen ;  —  10  j)ag.  ^04)  sowohl  als  auch  von  malsk  (s.  d.) 
'n  mal  (verrücktes,  albernes  etc.  od.  auch  doch  auch  schon  im  as.,  afries.  u.  ags.  vor- 
Jiässlich  aussehendes)  wicht;  —  he  sucht  handen  gewesen  sein.  Da  nun  aber  ags. 
not   niüi   un   ök    net  mal   (hässlich  etc.)  iit;  meal  =  goth.  mal  ist  n.  formell  auf  ein  ags. 

—  de  söfeu  (Sieben)  is  "n  mallen  (böse  etc.)  melan,  goth.  milan  zurückgeht,  so  ist  auch 
tal ;  —  he  is  'n  regten  mal-jan  (er  ist  ein  15  wohl  für  unser  mal  (wovon  Ja  eben  mallen 
rechter  thörichtcr,  verrückter,  unsinniger,  fortgebildet  ist)  ein  goth.  mUmu,  and.  va'vlan  an- 
dummer etc.,  od.  auch  ein  rechter  toller,  zusetzen, dessen Präter.ma.\nachunscrmmahk 
tollender,  muthwilliger  Dlensch,  der  aller-  it.  ags.  me&lm,  goth.  mulma,  (Zerriebenes  etc.) 
hand  tolle,  muthwillige  u.  lustige  u.  listige  indessen  zunächst  die  Bedtg.:  zerrieben, 
Streiche  od.  Eulrnsjiiegeleien  macht);  — de  20  zermalmt  etc.  gehabt  haben  muss  u.  hieraus 
malle  Jan  (im  Volksmunde  spielt  er  hier  einestheils  fc/.  nialsk)  in  die  Bedtg.:  mürbe, 
dieselbe  Bolle  wie  Ulenspegel  ti.  wird  der  zart,  weich,  milde  etc.  überging,  während 
kloke  Jan  [kluge  Johann]  überall  in  allen  dann  andererseits  unser  mal  vielleicht  nicht 
Erzählungen  von  dem  mallen  Jan  überlistet  auf  die  Bedtg. :  drehen,  2virbeln  etc.  von 
u.  düpiii.)  un  de  kloke  Jan  gungen  mit  'n  25  malen  zurückgeht,  sondern  möglicherweise 
ander  üt  un  aferal  war  se  kwammen  gung  (aitch  ags.  malsk  loird  von  L.  Ettmüller 
de  malle  Jan  mit  de  beste  büt  un  de  kloke  neben  tener  mit  superbus,  elatus  glossirt,  in 
Jan  kun  agter  't  net  fiskcn ;  —  he  is  so  mal  welcher  Bedtg.  es  auch  au.'^schliesslich  im 
(zärtlich  u.  nachgiebig,  .ichwach  od.  weich  as.  belegt  ist)  in  anderer  Weise  aus  der 
u.  milde  etc.)  mit  sin  kinder,  dat  se  net  30  Bedtg. :  zerrieben,  mürbe,  weich  etc.  in  die 
dön  un  laten  konen  wat  sc  willen;  —  he  troj).  Bedtg.:  nachgiebig ,  unzuverlässig, 
is  so  mal  mit  dat  wicht  (od.  sin  briid),  dat  leichtsinnig,  thöricht,  muthwillig  etc.,  od.  von 
se  mit  hum  maken  kan  wat  se  wil.  —  Da-  mürbe  ausgehend  in  die  von:  zart,  schwach, 
her :  wichtcr-mal  (zärtlich  mit  Mädchen  od.  schwachgeistig  etc.,  dumm,  dummstolz,  hoch- 
verliebt in  Mädchen);  —  kinder-mal  (zart-  35  müthig etc. überging.  Die Begriffsenticickelung 
lieh  u.  nachgiebig  mit  Kindern,  od.  verliebt  geht  ja  oft  in  überraschender  u.  wundcr- 
n.  vernarrt  in  Kinder);  —  minskcn-mal  licher  Weise  vor  sich  u.  ist  es  Ja  zweifellos, 
(zärtlich  mit  Menschen  od.  verliebt  u.  ver-  dass  malsk  in  der  Bedtg.:  weich,  mürbe, 
narrt  in  Menschen),  wobei  man  aber  bei  zart  etc.  dasselbe  Wort  ist  wie  malsk  in  der 
kerels-mal  od.  man-mal  (d.  h.  Kerlstoll  od.  40  Bedtg.:  superbus,  elatus  u.  dass  es  mit  isk 
Mannstoll)  auch  wieder  auf  die  Bedtg.:  od.  nlid.  isch  von  m^il  fortgebildet  wurde, 
verrückt,  toll,  bz.  verrückt,  verkehrt,  unsinnig,  2.  mal  od.  mall  (Plur.  mallen),  ein  Modell 
närrisch  etc.  von  mal  zurückschlicssen  kann,  (od.  Mass,  Form,  Bild,  Abriss,  Umriss  etc.) 
weil  ja  auch  eben  solche  Leute ,  die  zu  von  Etwas,  sei  es  aus  Holz  etc.  gemacht  od. 
schicach  u.  nachgiebig  gegen  ihre  Kinder  45  auf  Etwas  gezeichnet,  geritzt,  gestochen,  bz. 
etc.  sind,  verrückt  u.  toll  od.  verkehrt  od.  abgezeichnet ,  abgeritzt,  abgestochen,  abge- 
närrisch  handeln  u.  unsinnig  sind.  —  Nd.  zirkelt  etc. ;  —  er  ji  d'r  bi  gän,  mutt  ji  erst 
7nnd.,  nid.,  mnhl.  mal  (lascivus,  petulans;  'n  mal  maken,  war  ji  't  na  maken  könen ; 
stultus,  insulsus,  insanus);  ivfries.  (Japix)  —  'n  mal  tan  'n  fenster,  bz.  fan  'u  pütte 
mal  od.  niaol ;  nfries.  mal  (geck,  närrisch,  50  (Brunnen),  hiis,  schip  etc.  —  Nid.  mal ; 
unsinnig,  toll,  böse  etc.).  —  Es  ist  entweder  schwed.  mal  (Flur,  mallar)  etc.,  cf.  bei 
das  Präter.  von,  bz.  aus  dem  Prätcr.  mal  Bobrik  Mall  u.  daselbst  auch  das  Verb, 
des  auch  für  malen  anzusetzenden  ursj^r.  mallen,  bemallen,  tvas  nach  ihm  auch  schived. 
Verb,  milan,  mal,  mul,  mulun  entstanden,  «.  dän.  im  Gebrauch  ist.  —  Dass  dieses 
od.  es  gehört  zu  malen  in  der  Bedtg. :  drehen,  55  Wort  mit  dem  gleichbedeutenden  engl,  mould  ; 
runddrehen,  wirbeln  etc.,  da  man  es  zu-  aengl.  (St  rat  mann)  moldc;  sjian.  molde; 
nächst  icohl  mit  drehig,  loirbelig  etc.  a  franz.  modle;  franz.  modelle ;  nhd.  Model, 
Übersetzen  muss  u.  es  ja  einen  drehenden  Modul  (aus  lat.  modulus,  dem  Dimin.  von 
u.  wirbelnden  Zustand,  bz.  ein  solches  Sein  modus,  cf.  mode)  «r.s^jr.  ident.  ist  u.  aus 
bezeichnet,  wo  es  sozusagen  im  Kopfe  herum-  GO  molde,  mollc  entstand,  ist  wohl  kaum  anzu- 


MAL 


567 


MALEN 


nehmen,  ohschon  es  beim  Verffleidi  von  apen 
statt  open  (offen),  afer  (nid.  over,  über),  afen 
(Ofen)  etc.  S07ist  icolümöglicliiväre,  wenn  eben 
der  Uebergang  von  o  zu  a  im  nid.  auch  vor- 
käme. —  Mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  ist 
daher  wohl  anzunehmen,  dass  es  entweder 
dasselbe  Wort  ist  wie  goth.  mela  od.  mela 
(Scheffel,  bz.  Mass);  an.  mal  (Mass),  bz. 
mit  dem  folgenden  mal  (cf.  1  mal  sub  d) 
urspr.  ident.  ist,  2oeil  ja  eben  auch  mal  od. 
mall  einerseits  ein  Mass  etc.,  als  anderer- 
seits ein  abgemessenes  u.  abgestecktes  od. 
abgezirkeltes  Etwas  bezeichnet.  Dass  aber 
dann  auch  das  Siibst.  mall  od.  malle  von 
dem  Verb.  an.  maela  (messen)  od.  dem  ahd. 
malen,  mälon  (bezeichnen  od.  zeichnen,  malen, 
pingere ,  schreiben) ;  as.  mäloa  (mit  dem 
Schioerte  zeichnen,  bz,  stechen,  ritzen,  ver- 
20unden) ;  goth.  meljan  (schreiben,  d.  h. 
reissen,  ritzen  etc.,  cf.  engl,  write  u.  griech. 
grapliein)  abstammen  u.  zu  diesem  gehören 
könnte,  ist  nicht  zu  bestreiten  ti.  jedenfalls 
der  Bedtg.  von  mal  od.  mall  nach  sehr  gut 
möglich. 

mal,  a)  3Ial  od.  Zeit,  Frist,  Stunde,  Zeit- 
raum od.  Zeitpunkt  etc. ;  —  fan  mal  to  mal ; 

—  he  is  sunt  (od.  sid  sedert)  dat  mal  net 
mer  lur  west;  —  küm  'n  ander  mal  wer, 
fan  dage  heb'  ik  gen  tid;  —  to  twe  of  dre 
malen  heb'  'k  di  't  al  segd ;  —  he  was  do- 
mäls  in  Auerk ;  —  se  lepen  all'  to  mal  weg ; 

—  up  enmäl  stunn'  he  bi  mi;  —  dit  mal 
wil  'k  dl  't  nog  wer  fergäfen,  man  wen  ik  di 
d'r  nog  iusen  'n  mal  wer  up  betrapp,  den 
krigst  du  heller  wat  up  de  juken ;  —  cf. 
auch  etmäl ;  —  b)  die  Zeit  od.  Stunde  etc., 
bz.  der  Zeitpunkt  wo  gespeist  wird,  die 
Essenszeit  tt.  so  auch  das  Essen  od.  Mahl, 
die  Mahlzeit  selber;  —  Compos.:  morgen-, 
middag-,  afend-,  nacht-mäl,  mältkl  etc. ;  — 
he  hed  hum  'n  göd  mal  försettd ;  —  he  hed 
sin  läfen  gen  mismäl  (Fehl-Mahl,  Fehlessen 
etc.)  dän;  —  he  hed  'n  grot  mal  (od.  gast- 
mäl,  brämäl  [Braten-Mahl,  Braten-Essen], 
brüdsmäl  etc.)  gäfen  od.  anrigten  laten ;  — 
de  gasthüsers  hebben  fan  dage  'n  mal  (die 
Gast-  od.  Armenhäusler  haben  heute  ein 
Mahl  od.  festliches  Essen) ;  —  c)  der  Mess- 
strich od.  die  Grenze,  der  Grenzpunkt,  das 
Ziel  etc. ;  —   he  hold  de  föt  net  bi  't  mal ; 

—  he  springd  afer  't  mal  (cf.  auch  mäte) 
heniit;  —  d)  Zeichen  (meta,  Signum  etc.), 
od.  Fleck,   Abzeichen,   Bild,   Abdruck  etc. ; 

—  d'r  is  gen  mal  fan  torüg  bläfen  of  to  sen ; 

—  Compos. :  brand-,  denk-,  finger-,  föt-, 
graf-,  mark-,  moder-,   nagel-,  wund-mäl  etc. 

—  Nd.,  nid.  maal ;  mnd.  mal ;  mnld.,  mfläm. 
mael ;  afries.  mel,  mal ;  wfries,  mielle ; 
wang.  (Ehrentraut,  1,  380)  mail;  helg. 
mal ;  as.  mal ;  ags.  mael,  mal ;   aengl.  mael, 


mel ;  engl,  meal ;  an.  mal ;  norw.  maal ; 
schwed.  mill ;  dän.  maal ;  ahd.,  mhd.  mal. 
Mit  an.  maeli,  meli  (Zeit,  Zeitpiinkt) ;  goth. 
mel  (Zeit,  Stunde),  Flur,  mela  (Schrift, 
5  Schriften)  u.  an.  mal  (Mass);  goth.  mela 
(Scheffel ,  modius) ;  kslav.  mei'a  (Mass) ; 
Verb.  an.  maela  (messen)  zu  derselben  }/ 
ma  od.  mä  tvie  mäte  u.  mitten  etc.  u.  zwar 
theils  in  der  Bedtg. :  messen,  abmessen,  ah- 

10  theilen,  eintheilen  etc.  (nämlich  sub  a — c  als 
Abg emessen e s)  u.  theils  in  der  Bedtg. : 
spalten,  hauen,  schneiden  od.  stossen,  stechen, 
ritzen  etc.,  worauf  die  Bedtg.  sub  d,  bz.  die 
von  Schrift  etc.   des  goth  mela   (cf.  auch 

15  unser  2  mal  u.  3  malen)  hinzudeuten  scheint. 
Zu  mal  sei  noch  bemerkt,  dass  sich  dieses 
in  der  Bedtg. :  Zeichen  etc.    (s.  sub  d)    be- 
grifflich toohl  mit  goth  maila  (contrah.  aus 
urspr.  mahila  =  lat.  macula  ?) ;  ahd.  meila ; 

20  mhd.   meil   (macula,   bz.   Fleck   od.  Mal  u. 

goth.  auch:   Falte,  Bunzel)  gemischt  hat  u. 

dass  es  mit  mal  in  dem  Compos.  :  2  gemäl 

(s.  d.)  nichts  gemein  hat. 

mSI,  Mehl.  —  Sprichw.:  wen  de  miis  sat 

25  is,  smekd  't  mal  bitter ;  —  he  wil  pusten  un 
holden  't  mal  in  de  mund.  —  Nd.,  nid. 
meel;  mnld.  (KU.)  mael,  meel;  afries.  mei; 
lofries.  moal  u.  früher  auch  (cf.  Jap  ix) 
meal ;  nfrics.  (0 utz e n)  mal,  meel ;   wang. 

30  milli ;  satl.  mal ;  helg.  mel ;  as.  mel ;  ags. 
melo,mealo,  meolo;  aengl.  mele-,  engl,  meal; 
an.,  norw.,  schwed.  mjöl ;  dän.  meel ;  ahd. 
melo ;  mhd.  mel  (Mehl ;  Staub,  Kehricht  etc. 
od.  überhaupt :   Ge-   od.  Zermahlenes,   Zer- 

35  riebenes.  Zerkleinertes  etc.).  Mit  ahd.,  mhd., 
as.  melm  (Staub) ;  goth.  malma  (Sand,  Staub) 
etc.  zu  1  malen.  —  Zusammen  gemengt  mit 
Schmiere  od.  Fett  bildet  mal  un  smer  die 
sog.  Schlichte  der  Weber. 

40      mal-blad   (flg.),    ein  thörichtes    albernes 
Mädchen. 
mal-brägen  (Toll-Gehirn)  und 
mal-brok   (Toll-Hose),  fig.   ein  toller  od. 
halbverrückter    loagehalsiger     ausgelassener 

45  Mensch;   —    't   is  so  'n  rechten  malbrägen 
od.  malbrok ;  —  hebt  ji  jo  läfen  so  'n  mal- 
brok  sen,  as  de  düfels  kerel ;  de  steid  nargens 
för  Stil. 
mal-darten,  toll  od.  ungemein  u.  überaus 

50  muthwillig  u.   ausgelassen ;  —   he  word  so 

maidarten,   dat   d'r   hast   hei   gen  ütkamen 

mit   hum   is;  —  he   is   so   maidarten    as  'n 

junk  fäl. 

Dial-dartenheid,  toller  od.  überaus  grosser 

55  Muthwillen  etc. ;  —  se  wet  för  maldartenheid 
net  wo  se  sük  tiren  un  wat  för  unsin  se 
maken  schal. 

1.  malen  (möl;   mäld  od.  malen),  mahlen 
(molere) ;  a.  zerreiben,  zermalmen,  zerkleinern 

GO  etc.;   —   körn  od.  mal,  musterd,  koffe  etc. 


MALEN  568  MALEFKE 

malen;  —   de  mMen  miiUl  net  fin  genujT;        (zu  sprechen  etc.,  hz.  zu  bitten  n.  sii  drängen 

—  hO  raül  ilat  nüt  so  fin,  dat  d'r  gen  kürrelke  od.  zu  klagen,  zu  interpelliren  etc.),  dat  ik 
mi'T  iu  to  tiiidcii  was;  —  b.  mittelst  der  mi  hast  not  fan  hum  redden  uu  bargcu  kau. 
Mühle  Wasser  aus  der  Tiefe  od.  wo  heraus  —  Es  ist  vielleicht  idcut.  mit  dem  von  ahd. 
mahlen  u.  heben;  —  wen  d'r  man  wind  5  mahal  (s.  weiter  nntcu)  fortgebildeten  as. 
kiimd,  den  lett  sük  dat  land  bold  drügo  niahaljan,  mahljan,  mahljcn ;  ahd.  mahalen, 
malen;  —  c.  sich  drehend  u.  ivirhclnd  be-  mahelan;  amhd.  mahilcn,  niehilön;  mhd. 
tcegen,  drehen,  wirbeln,  xcidzen  etc. ;  —  de  mahclen,  maheln,  nieheln ;  md.  malen,  melen 
m81en  niäld  in  't  rnnde;  —  de  wind  mrüd  (sprechen;  versprechen,  verloben,  vermählen) 
wat  hernm;  —  't  water  od.  de  stof  etc.  10  n.  ahd.  malialün,  mahelün,  contrah.  mälön 
mäld  in  't  runde;  —  de  wagen  mäld  in  't  (vor  Gericht  laden,  postulare,  iiiterpellare, 
sand ;  —  dat  sand  mäld  so,  dat  On  de  stof  gerichtlich  befragen,  anklagen),  dessen  Vor- 
um  de  ören  tlügt;  —  't  mäld  all'  mit  mi  dcrthcil  mahal  aus  einem  altern  madal 
in  't  runde;  —  d'r  mäld  mi  (es  wirbelt  mir  od.  mathal  entstellt  ist,  bz.  aus  dem  davon 
da,  od.  es  dreht  u.  geht  mir  da)  al  so  wat  15  contrahirten  mal  zerdehnt  tvurde.  Ver- 
ia  de  kop  herum,  man  ik  kau  mi  d'r  hol  gleicht  ma)i  indessen  das  goth.  mxüü  {forum) ; 
net  so  regt  up  besinnen  wat  't  is;  —  he  ahd.  madal;  ags.  mädhel,  medhel,  contrah. 
hed  de  hole  nagt  lägen  to  malen  (zu  über-  mal,  mel,  mal  (Versammlungsplatz ,  Vcrsamm- 
legen  od.  zu  sinnen  n.  denken,  d.  h.  da.<>s  lung,  Bede,  Unterredung) ;  an.  (contrah) 
ihm  allerhand  Gedanken  in  dem  Kopfe  20  mal  (Sprache,  Hede,  Gespräch,  Sprüche; 
Jicrumivirbeltcn  u.  herumgingen);  —  he  Vertrag,  Rechtssache,  Satzung  etc.);  nono. 
ligd  dar  al  hen  to  malen  od.  he  steid  al  hen  maal ;  dän.  maele  (Rede,  Sprache,  Stimme)  ; 
to  malen  (zu  überlegen  od.  zu  sinnen  u.  zu  »huW.  mael  ('/«  maelstede  Of/.  maelstad) ;  mnd. 
denken  etc.,  bz.  die  Gedanken  im  Kopfe  mal  (in  mälstede,  mälstat) ;  nhd.  Mahl  (in 
herumzuwälzen  etc.).  —  Redensarten  u.  25  Mahlstatt  od.  Mahlstätte,  Mahlscliatz,  Ge- 
Sprichw.:  de  erst  kumd,  de  erst  mäld;  —  nudd  etc.)  u.  das  davon  fortgcbildcte  goth. 
en  stOn  kan  allön  gen  mal  malen;  —  twe  mathljau  (reden);  ags.  miulhlan,  medhlan, 
harde  stöucn  malen  grn  güd  mal.  —  Nd.,  madhcljan,  madholjan,  contrah.  mälau,  mclan, 
?iW.  malen;  mnd.  ma]cn,mc]cn;  in  nid.,  mfläm.  mälan  (sprechen,  reden)  etc.,  so  ist  es  höchst 
maeleu ;  satl.  mölnje ;  an.  mala  (möl) ;  norw.,  30  ivahrscheinl,  dass  unser  obiges  malen  od. 
schwed.  mala;  dän.  male;  goth.,  rts.  malan ;  malen  auch  direct  aus  einem  dem  ags. 
ahd.  malan,  malen;  mhd.  maln.  —  3Iit  lat.  madholjan  entsprechenden  africs.  madelja 
molere;  lit.  malii,  mälti  (mahlen),  maliinas  (nach  nfries.  mial,  mual  [Sprache]  loird  es 
(Mühle)  etc.,  soivie  auch  molen,  mullen,  mulm  wohl  jedenfalls  auch  i)n  Fries,  bestanden 
etc.  etc.  von  der  y  mal,  älter  mar,  reiben,  35  haben)  contrahirt  zvurde  u.  bz.  von  Hatise  aus 
zerreiben,  zermalmen,  zertrümmern,  zer-  dasselbe  Wort  ist  wie  das  obige  ags.  m^c\^\\, 
schlagen  etc.,  bz.  aufreiben  etc.,  worüber  bei  mahn  u.  an.  miiclii  (reden,  sprechen  etc.),  über 
M.  Müller,  Vorlcs.  über  die  Wissenschaft  dessenZusammenhangmitzend.mtithra,(Wort 
der  Sprache,  IL.  Serie,  pag.  309  seq.  das  etc.)  u.  skr.  mäntra  (Spruch  etc.)  das  Weitere 
Weitere  zu  vergleichen  ist.  40  unter  2  gemäl  zu  vergleichen  ist. 

2.  malen  od.  infileii,  reden,  sprechen  etc. ;  3.  malen  od.  malen,  malen,  bilden,  zeich- 

—  wat  best  du  dar  afer  to  malen  (zu  reden,  nen,  schildern,  färben,  anstreichen  etc. ;  — 
zu  sprechen,  bz.  zu  sagen,  zu  bemerken,  dat  is  müi  mäld;  —  he  mäld  dat  of;  —  'u 
Anmerkungen  zu  machen,  od.  zu  klagen  u.  bild  malen;  —  de  bökstafen  d'r  up  malen 
zu  murren  etc.)!'  di  gcid  d'r  je  niks  fan  an  un  45  etc.  —  he  mäld  't  all'  in  't  swarte  etc.  — 
du  host  d'r  niks  afer  to  proten;  —  he  hed  Nd.,  nid.,  mnd.  ma,]en;  )«»/(/.  maelen;  wfries. 
altid  aferal  wat  afer  to  malen  (zu  reden,  zu  (Jap  ix)  mealjen  «.  mieljen  ;  «/r/cs.  mialen ; 
sprechen,  zu  sagen,  zu  bemerken,  zu  kriti-  wang.  mail ;  satl.  maelje ;  as.  malou ;  ags. 
siren  od.  zu  schelten,  tadeln  etc.) ;  —  wat  maelan ;  ahd.  malen,  mälön ;  mhd.  malen  ; 
best  du  nu  wer  to  malen  (zu  reden,  drein  50  gotli.  meljan,  ein  mal  od.  irgend  ein  Zeichen 
zu  reden,  zu  bemerken,  zu  kritisiren,  zu  od.  Bild,  Abzeichen  etc.  (s.  mal  sub  d) 
tadeln  etc.)?  swig  dog  lefer  stil  un  lät  ander  machen,  sei  es  mit  einem  spitzen,  scharfen 
lue  proten,  de  older  un  kloker  siint  as  du ;  Instrumente  od.  Werkzeug  (Stift,  Feder  etc.) 

—  he  mäld  (od.  prötd)  d'r  al  wat  um  herum,  od.  einem  Pinsel,  einem  Stück  Kreide  od. 
man  be  wil  't  net  regt  scggen  wat  be  wil  55  einem  sonstigen  Etwas;  dalier  as.  malön 
un  mend;  —  dat  kind  steid  al  In  mi  hen  auch:  mit  dem  Schwerte  zeichnen  od.  be- 
to  malen  (zu  reden,  zu  fordern,  zu  fragen,  zeichnen,  bz.  ritzen  u.  verwunden  «.  goth. 
bz.  zu  bitten,  zu  flehen,  mit  Worten  zu  meljan  etc.  auch :  schreiben,  aufschreiben, 
drängen  etc.),  dat  ik  hum  wat  gäfcn  schal  ;  aufzeichnen. 

—  be  ligd  mi  altkl  so  in  de  ören  to  malen  GO      malel'ke,  mallefke,  molefke,  s.  marleflte. 


MALER 


560 


MAEL-PUET 


maler,  Maler,  Zeichner,  Färber  etc.;  — 
Sprichio. :  he  is  'n  kloken  maler,  geraden 
hum  de  engeis  not,  den  mäkd  he  diifels  d'r 
üt ;  —  „ärd  lett  net  fan  ard,"  harr'  de  maler 
•  segd,  do  harren  de  kinder  sük  in  de  nars 
kleid  un  dar  mit  schräfen. 

malere,  Malerei,  Schilderei  etc. 

1.  mälig,  almälig,  mühlich,  allmählich, 
nach  u.  nach.  —  Es  steht  eigentlich  für 
mächlich  =  unserni  maklik,  makkelk  u. 
bedeutet  soviel  als :  gemächlich ,  bequem- 
lich  etc. 

2.  mälig,  mehlich,  so  tveich  u.  trocicen 
wie  Mehl;  —  de  appel  is  so  mälig  un 
dröge,  dat  ik  hum  hast  hei  net  dör  de  hals 
kr  Igen  kan. 

niäl-ins,  mäl-inseii,  cinesmals,  einstmals 
etc.;  —  he  kwam  mäliusen  to  mi,  um 
etc.  etc. 

lual-jageii,  tollen,  scherzen,  schäkern  etc.; 

—  mit    de    wichter   maljageu.     Wörtl.   toll 
;      jagen  u.  rennen  etc. 

mal-jagere,  Tollerei,  Scherzerei,  Schäkerei 
etc.;  —  se  drifen  od.  hebben  maljagere  mit 
'n  ander. 

mal-jan,  eine  kraus  ausgeschnittene  Holz- 
figur, od.  eine  kurze  dicke  Holzstange  mit 
kraus  ausgeschnittenem  Kopfe  auf  dem 
Hintergiebel  der  Sauernhäuser.  Dieselbe 
wird  auch  wohl  jan-hinnerk  (d.  i.  Johann 
Heinrich)  genannt  u.  ivird  daher  mit  dem 
folgenden  Compos.  ident.  sein. 

nial-Jan,  unkluger, thörichter  od.  närrischer 
geckischer  Jan  od.  Johann;  s.  unter  1  mal. 

—  Sprichio.:  „de  nich  döf  is,  mut  föl  hören," 
harr'  mal-Jau  segd,  da  läfde  he  noch;  — 
„de  't  dön  kan,"  sä'  Maljan,  „de  gilf  mi  'n 
sülfern  örtje,"  —  „dar  gcid  't  hen,"  sä' 
Maljan,  do  harr'  he  sin  mür  (Mutter)  för 
de  plög. 

malk  (obs.),  männiglich,  jeder.  —  3Ind. 
malk,  mallik,  malich,  melk.  —  Vergl.  bei 
Wi  a  r  d  a  (Ostfries.  Geschichte,  II,  62)  das 
Losungslied  des  Grafen  von  Oldenburg  bei 
Gelegenheit  seines  Besuches  auf  der  Grenz- 
festung Friedeburg :  ruse,  muse,  ruse,  malk 
seh  tho  sinen  huse. 

Es  ist  contrah.  aus  mannelik  =  ahd. 
mannolih  od.  aus  manniklik  =  ahd.  manno- 
gilih,  manniglih,  manniclih,  nhd.  männiglich, 
wie  elk  enttveder  aus  eolik,  elik  od.  eogelik 
=  ahd.  eogalih  contrahirt  ist. 

malk-ander,  einander,  bz.  einer  od.  jeder 
dem  andern;  —  dür-malkander  geten  od. 
löpen  etc. ;  —  mit  malkander  ütgän  etc. ;  — 
wat  under  malkander  delen ;  —  se  gäfen 
malkander  de  band.  —  Nid.,  mnlä.,  nd., 
mnd.  malkander.  —  Es  ist  Compos.  von 
malk  u.  ander,  ivie  elkander  von  elk  (jeder) 
u.  ander. 


mjllker,  inelker,  Mehlhändler. 
mal-kiiken,  ein  verrücktes  tolles  närrisches 
sonderbares  Küken  od.  Küchlein;  —  fig. 
ein  verrückter  toller  närrischer  muthwilliger 
5  ausgelassener  Mensch.  —  Mnd.  (Seh.  u. 
L.)  malküken,  verrückte  sonderbare  Küchlein 
od.  Vögel. 

malle,    das  Tolle,    Verrückte,   Närrische, 
od.    Verkehrte,    Wirre,    Wilde   etc. ;   —   de 

10  ganse  wereld  (Welt  od.  Menschheit  etc.)  is 
in  't  malle  räkd;  —  't  geid  all'  in  't  malle 
wat  d'r  man  is ;  —  fröger  het  't :  de  kinder 
mutten  warken  un  de  olden  (die  Eltern,  bz. 
die  Alten)   understönen  un  helpen,   man  nü 

15  is  de  wereld  so  in  't  malle   (ins  Verkehrte, 
bz.   in   den  Wirrtvarr)   räkd   (od.   kamen), 
dat   de   olden   apen   fan   hör   kinder  maken 
un  reineweg  slafen  fan  hör  kinder  sunt. 
mallefke,  s.  marlefke, 

20  mallen,  tollen  od.  es  toll,  verkehrt,  ver- 
dreht u.  unsinnig  etc.  (mal)  machen,  wie 
verkehrt  u.  närrisch  thun,  Unsinn,  Narr- 
heiten u.  Muthicillen  treiben  etc. ;  —  he 
malld  so  herum,    dat  't  net  is  as  of  he  sin 

25  fifen  net  regt  bi  'n  ander  hed.  —  Compos. : 
fermallen,  vertollen,  unsinnig  verschwenden 
etc. ;  —  de  sin  geld  will  fermallen,  de  köp 
glasen  un  Kit  se  fallen  etc.  —  Nid.  mallen ; 
ivfries.  malljen. 

30  maller,  toller  verrückter,  schlimmer  etc.; 
Compar.  von  1  mal;  —  wo  maller  wo  möjer. 

—  Sprichio.:  „'t  geid  narkens  maller  her," 
sä'  de  jung,  „as  in  de  weit  un  in  min  färs 
un  mors  hüs." 

35  malliglieid,  Thorheit,  Närrischheit,  Spass, 
Scherz,  3Iuthwillen,  Ausgelassenheit  etc. ;  — 
he  wet  för  malligheid  net  wo  he  sük  tiren 
un  wat  he  wol  anfangen  schal ;  —  he  mäkd 
gern  malligheid  mit  de  wichter ;  —  du  menst 

40  wol  of  't  malligheid  (Scherz)  is,  man  du 
kanst  mi  löfen,  't  is  bittere  ernst;  —  dat 
heb  'k  üt  pleser  un  malligheid  dän ;  —  he 
hed  sin  malligheid  d'r  wat  mit.  —  Sprichw.  : 
bi  de  brünköl  h8rd  spek  un  malligheid;  — 

45  malligheid  is  malligheid,  man  für  in  de  nars 
is  ernst;  —  „dat  is  gen  malligheid,"  sä'  de 
nagtwagter,  „wen  man  mi  in  't  hörn  schitt." 

—  Von  einem  Adj.  mallig  (närrisch,  spassig 
etc.,    cf.    nfries.    malagh    bei   Johansen, 

50  i^agr.  36)  als  Weiterbildung  von  1  mal. 

mal-lardje  (Compos.  von  1  mal  ii.  lurdje, 
dem   Dimin.    von   lurd),    thörichte,    alberne 
Person;  —  'n  malhirdje  fan  'n  wicht. 
mal-mölcn,  Carroussel.     Wörtl.  ivohl  so- 
55  viel  als  Tollmühle  od.  Narrenmühle. 

mal-perdus,   toller  verrückter  unsinniger 
närrischer  Mensch. 

miil-püt,    mäl-peiik,    mäl-bül,    a)   Wlehl- 

beutel;   —   b)    Mehlpudding.      In   letzterer 

60  Bedtg.  hiess  es  früher  wohl  mal  in  de  bfU 


MALSK  570                               MAN 

etc.,    u'ovoti    dann    sjiätir   das   in    de   der  men  (aber,    sondern,    allein);   schwcd.  man 

Kürze  wegen  ausgelassen  icttrdc.  (nur). 

malsk,  mollig,  sanfl,  milde,  weich,  mürbe,  3.  man    (Phir.  man  u.  mannen,   manscn), 

zart,  zärtlich,    nachgiebig,    nachsichtig  etc. ;  Mann,  männliche  Person  im  gereiften  Alter, 

—  'n  malsken  liicbt  ('/-»//'j ;  —  malsk  flesk,  5  Ehemann,  auch  Mensch  überharqit ;   —    liö 

—  sr  is  to  malsk  tcgen   od.  mit  de  kindcr.  is  'n  fulwiissou  man;    —    man   un   frö ;    — 

—  ^Y(/.  (B r.  Wb.)  mals,  malsk;  ;(/</.  maisch,  man  für  man:  —  he  is  'n  s.Cn\  man;  —  sc 
malts,  maltsch.  —  Wie  schon  unter  1  mal  stau  mau  au  man  (nicht  allein  von  Menschen, 
bemerkt  icurde,  hat  das  ogs.  malsc  nach  sondern  auch  von  Bäumen,  Pfählen  etc.) ; 
L.  Ettmüllcr  neben  teuer,  ebenso  u-ic  im  10  —  de  gemene  mau  od.  de  lütje  man  (der 
as.,  mnd.  auch  die  Bcdtg.:  superbus,  elatus  gemeine  od.  der  kleine  u.  geringe  Mann  im 
«.  ist  dort  das  Weitere  darüber  zu  ver-  Gegensatz  zudem  Vor)uhmcn,  Adelichen  od. 
gleichen.  IWicr gestellten  u.  Mächtigen    od.  Reichen). 

mäi-tid,  Mahlzeit.    —     Sprichw.:  de  net  —  Bedensart.  u.  Sprichw. :  siilfst  is  de  man ; 

kunul  tn  regier  tid,  de  is  sin  maltid  kwit.  15  —  lie  is  de  man  de  allens  kau;  —  harr'  ik 

mamnia,  luannn',  Jlfrt>»rt,  ,Vh«(T.  —  Griech.  man  erst  'n  mau;  wat  gäu  mi  auder  wichter 

mämma,  mämme  (Mama,  Grossmama);    lat.  an;  —  „ik  büu  de  her,"  Sil' de  man,  do  satt 

marama  (Mutterbrust) ;   ital.  mamma;   span.  he  uuder  de  disk;    —    „God    straf  min    frö 

mAm-A;  franz.  maman;   ical.  mame;   cambr.,  mit  godc  würden,"   sä'  de  man,   do  smet  he 

cornic,  arm.  mam;  lit.  mama,  momä ;  kslav.  20  liür  mit  de  bibel  au  dekop;  —  is  't  berät 

mAma.  (Jluttcr) :  ^>vVc7i.  mammia ;  //^  memme  de  kau',  is  d'  ferstaud  üt  de  man;   —  man 

(Mama).    —    Es   ist  wohl  eine  Bedupl.  der  uu  wif  sunt  en  lif ;  —  dat  wörd  geid  wider 

y  ma  od.  mä  (machen,   schaffen,   erzeugen,  as  de  mau ;  —  he  is  därbi  stn  man  ankamen 

bilden,  bz.  messen,  abmessen,  vergleichen  etc.,  (er  ist   dabei   schlecht   tveggekommen,    d.  h. 

cf.  maien,  muten  u.  moder  etc.)   n.   hat   mä  25  ivörtl. :  er  ist  da  bei  seinem  hfann  od.  Gegner 

V.   ma    (icovon    griech.     maia    Mütterchen,  angekommen,   bz.  seinem  Mann  od.  Gegner 

Amme)    im    skr.  u.  griech.    auch   schon  die  begegnet);  —  hi' hed  sin  uiaü  (^fann,  Wider- 

Bedtg.:  ^futter  od.  Erzeugerin,     c/.  memme.  jjfrr^,  Gegner)  fluiden;  —  hir  is  de  man  de 

MamniO,    Manniie,    ml.  Xame.    —    Davon  't  laud  ferhflrd;    —    de  klokke  mag  gäu  as 

Geschln.:  Mammen,  Memmen  u.  Mamminga,  30  se   wil,   'u  wisen  mau  wet  altid  siu  tid ;  — 

Memininga.  —    Vergl.  bei Eörstcman  n  die  de  ene  hed  de  mau   un   de   andere   lied    de 

iVowif»  Mamo,  Manimo  u.  das  Fcmin.  ^I-Ama,,  wil  d'r  fan;  —    mans-mür   is   de   düfel  afer 

«coro«  r/eZ/c/c/(^  Mamila  ein  Bimin.  od.  eine  de  flör;   —    maus-haud  bäfen ;   —   'n  riken 

Koseform  ist.  —    Beim   Vergleich  von  Atto  mau,  'n  godeu  man ;   —   ik   bin  di    de  man 

u.  1  u.  2  atte  könnte  Mammo   urspr.   tvohl  35  d'r  für  etc.  —  Nd.,  nid.,  ahd.  mhd.,  as.  man  ; 

die  Bedtg.:    Vater   gehabt  haben    u.   das  afries.  man,  mon ;    icfries.  mau;    ags.  man, 

Mascul.  von  mama  (Mutter)  sein.  mon,  manu,  manua,  monna;  aengl.  mau,  mon  ; 

1.  man  (Pron.)  man;  —  mau  segd  dat  engl,  mau;  an.  madhr  (Genit.  mauns,  Plur. 
wol ;  —  man  geid  mit 'uauder;  —  man  deid  menn) ;  norio.  mann;  dün.  maud;  schived. 
'n  ander  niks  etc.  —  Ahd.,  mhd.,  as.  man;  40  man;  goth. mAmvA.  —  Mit  skr.  mAnw,  Mensch; 
nd.  man,  men;  mnd.  men,  me ;  nid.  men;  Mensch  im  ausgezeichneten  u.  besonderen 
innld.  mau,  men  etc. —  Es  ist  urspr.  dasselbe  Sinn,  Urmensch,  Urahn  u.  Vater  der  Men- 
Wort  tcie  8  man  in  der  allgemeinen  u.  un-  sehen  (cf.  auch  Mäues,  der  Urahn  u.  Stamm- 
bestimmten Bcdtg. :  Mensch,  wie  auch  das  vater  der  Phrygicr  u.  ]\ranus,  der  Urahn 
franz.  ou,  afranz.  om,  hom  aus  lat.  bomo  45  u.  Stammvater  der  deutschen,  bei  Tacitus) 
entstand.  von  der  y  mau,  mä,  denken,  sinnen,  meinen 

2.  man,  nur.  Jedoch,  aber  etc.;  —  dat  is  (cf.  m«"'iien  ».  Weiteres  unter  2  mund  am 
man  so  wat;  —  kum  man  her,  wen  du  dürst;  Schlüsse),  tvonach  man  od.  manua  (cf.  auch 

—  ik  wil  man    äfeu   heugän    un    kikon    to,  minsk)  ein  denkendes  Wesen  bezeichnet. 
wat  d'r  wol  is ;    —    In"'    is    man    lüt.jet;    —  50       1.  man,  s.  mande,  mäudc  etc. 

ditinäl  wil  'k  't  nog  bengän  lateu,  man  deist  1.  man,  s.  mäue  u.  mane. 

du  mi  't  wer,  den  krigst  du  wat  mit  de  rode  2.  nidn,    Mohn;    —    mäukoppeu,    Mohn- 

für  de  nars ;    —    man  d^de  güru  mür,   man  köpfe  od.  Samenkapseln  des  Mohns  u.  auch 

(jedoch,  aber,  allein)  mau  hed  't  sidfeu  mau  zugleich  Benennung    der   Mohnpflanzen    in 

to  knap;  —  h(*  wull' wol  nrt,  man  he  mus'  55  Vertretung  des  Collectivums  M oh  n.  —  Nd. 

wol;   —    du  segst  dat  wol,    man  is  dat  wol  mnd.  maau    od.    mau;    mnld.    maen;    oberd. 

war  ?   —   man !  mau  !    wat  deist  du  dar.  —  (mdartl.)  mäcu  u.  mägou  ;  ahd.  mägo ;  mhd. 

Nd.    mau;    mnd.    man,    meu ;    afries.    men  mäge ;  mhd.  iiiäu,  später  mon,  als  Contract. 

(sondern,  aber)  n.  monna  (nur) ;  satl.  man ;  von    mhd.    (mähen),    ahd.    mälian ;    griech. 

nfries.    mau ,    meu ;     norw.,    dän.,    schwcd.  60  mckön,  raakön ;    kslav.   raakü ;    russ.   mak' ; 


MAN-BAR  571  MANDEL 

böhm.,  poln.  mak ;  apreuss.  moke.  —  Viel-  pipeninand.  —  Nid.  mand ;  nmld.  mande 
leicht  von  der  ]/  mak,  sJcr.  mac  (zermalmen,  (corbis,  sporta ;  vas  vimineum,  cista,  cala- 
zerqiietschcn,  kneten  etc.,  cf.  Fiele,  111,226  thus) ;  nd.,  mnd.  mande;  ags.  mand,  mond ; 
ti.  I,  707),  tveil  man  die  Körner  zerquetscht.        aengl.  mande;  emjl.  maund.     Davon  (Di cz, 

nian-bär,  mannbar,  geschlechtreif,  hei-  5  II,  357) :  fratiz.  m3i,nne;  j^ic.  in».ude;  Jiochd. 
rathsfähig  od.  iirspr.  Man- fähig  (vom  mdartl.  (cf.  Weigand)  mande,  manne, 
iveibl.  Geschlecht),  cf.  2  bar;  —  se  is  nog  mäne,  mann  n.  mange.  —  Es  würde  sich 
net  raanbar.  beim  Vergleich   von    (cf.    Fi  c  h ,    II,   182) 

mand,  s.  mande.  griech.  mode,  mötbe  (Korb) ;  mötboura  (Dreh- 

mtlnd  (Flur,  mänden),  Moyiat.  —  Nd.,  10  holz  am  Buder)  u.  lat.  matta  (Matte,  Binsen- 
mnd.,  nid.  niaand  od.  mand ;  afries.  monath,  geflecht)  loohl  am  besten  begrifflich  u.  for- 
monad,  mond;  ufries.  moanne;  nfries.  mön  ;  mellmitdem  aus  mandcl  ofistoMf^enen  mangel 
satl.  mond ;  tvang.  mönt ;  helg.  mfint ;  ags.  (Bolle,  Drehholz  etc.,  cf.  1  mangel)  von  der 
monadb,  mondb;  nen^'Z.  monedb;  m(/?.  month;  y  matb,  mantb;  idg.  mat  (hin  u.  her  be- 
an.  mänadhr ,  mänudbr;  noriv.  maanad;  15  wegen,  hin  u.  her  loenden,  drehen  etc.)  ab- 
schioed.  mänad;  dän.  maancd  ;  ahd.  manöd,  leiten  lassen,  da  ja  die  Bedtg. :  hin  u.  her  be- 
mänotb,  manöt ;  mhd.  mänot,  mänet,  mant,  wege7i,  drehen  etc.  leicht  in  die  von  :  ivinden, 
monet;  goth.  menöths.  —  Der  Form  nach  Irümmen,  biegen  etc.  tc.  weiter  in  die  von: 
ist  es  das  Part.  prät.  eines  von  mäno  flechten,  zusammenbiegen,  zusammenflechten 
(Mond,  cf.  1  mäne)  abgeleiteten  Verb,  mänou  20  etc.  übergehen  Iconnte,  ivonach  dann  mande 
od.  mänjan  (mönden,  d.  i.  Mond  tverden  od.  urspr.  ein  G  eflecht  od.  geflochtenes Eticas, 
Mond  machen  u.  erzeugen),  iveil  in  u.  mit  Weidengeflecht  etc.  bedeutet  haben  müsste. 
jedem  neuen  Monai  der  Mond  nett  ivird  od.  Sollte  dann  aber  nicht  auch  vielleicht  das 
aufs  Neue  entsteht,  too  denn  Monat  wörtl.  anscheinend  aus  dem  and.  ins  hd.  überge- 
soviel  heisst  als  (es  ist  od.  hat)  g  emöndet.  25  gangene   nlid.    Mandel  (Zahl  von   15,    bz. 

mändag,  Montag.  —  Ahd.  mänetac  etc.  Fruchthaufen  aus  zusammengestellten  Gar- 
Compos.  von  mäne,  man  (Mond)  u.  dag,  ben) ;  mnd.  mandele  (Zahl  von  15);  nid. 
wie  söndag,  aJid.  sunnantac  von  sünne  (Sonne)  (v.  Dale)  mandel  (graanboop,  Korn-  od. 
ti.  dag.  Getreide  -  Häuf e) ;    mnld.    (KU.)    mandele 

1.  mande  od.  mande,  manne,  man,  man,  30  (manipulus;  duo  fasces  straminei;  mergetes 
Gemeinde,  Genossenschaft,  Gemeinschaft,  duodecim) ;  mfläm.  mandele  (deux  gerbees 
Commiinion  od.  gemeinschaftlich  etc. ;  —  d'estrain)  in  gleicher  Weise  auf  die  Bedtg. : 
mande-  od.  mande-,  män-polder,  ein  Interes-  drehen,  ivinden,  zusammendrehen  etc.  zii- 
senten-  od.  Genossenschafts-,  Communion-  rücJcgehen  u.  somit  gleichfalls  auf  dieselbe 
Polder  in  der  Ostermarsch;  —  se  hebben  't  35  y  matb,  manth  zurückgehen?  —  Vergleicht 
all'  mit  'n  ander  in  de  man  ;  —  se  sunt  mit  man  min  aber  loeiter  das  as.  menä^an,mendiSi,n; 
'n  ander  in  de  man  (in  die  Gemeinschaft  ahd.  mandjan,  mendjan  u.  (cf.  Seh.  u.  L. 
od.  in  die  Communion)  gän ;  se  holden  mit  tinter  mendeldacb)  od.  (cf.  0.  Schade) 
'n  ander  in  de  man ;  —  mande-göd  (Ge-  mendan ,  menthan ,  menden  (sich  freuen, 
meinde-,  Communion-  od.  gemeinscJiaftliches  40  sich  ergötzen,  seine  Freude  bezeugen  über 
Gut)  — ,  schandegod  ofZ.  mangud  — ,  schan-  Ettvas) ;  mnd.  (Seh.  u.  L.)  mendeldacb 
göd;  —  mandekräm  — ,  schandekräm;  —  (Freuden- Tag) ;  ahd.  mandilon,  meudilon, 
mandewark  — ,  schandewark  od.  manwark  mentbilön  (gratulari)  etc.,  bz.  dass  diese 
— ,  schauwark.  —  Afries.  mande,  monde,  Wörter  von  einem  Präter.  mand,  mantli 
monda  (Gemeinde;  Gemeinschaft;  fleischliche  45  eines  älteren  Verb,  mindan,  mintban  (y  mand, 
Gemeinschaft  od.  Vermischung) ;  satl.,  mnd.  mandli,  mantb)  fortgebildet  sind,  so  wäre  es 
mande  (Gemeinschaft,  Communion  etc.)  u.  auch  sehr  leicht  möglich,  dass  die  Bedtg.  : 
mnd.  mande,  maende  (gemeinschaftlich  etc.).  sich  freuen  od.  seine  Freude  bezeugen  etc. 
—  Da  das  afries.  mande  etc.  in  allen  Be-  gleichfcdls  aus  der  sinnl.  Bedtg. :  sich  hin 
dtgn.  (auch  in  der  von  fleischliche  50  u.  her  beivcgen  u.  drehen,  bz.  aus  der  von: 
Gemeinschaf  t)  mit  demnhd.  Gemeinde  locdzen,  tanzen  u.  springen,  hüpfen  etc.  ent- 
stimmt, so  kann  u.  wird  auch  mande,  mande,  standen  iväre  n.  dass  somit  auch  diese 
maende  nur  dasselbe  Wort  loie  meinde  in  Wörter  gleichfalls  zu  der  ]/  matb,  mantb 
Gemeinde,  bz.  unser  mende  od.  mente  (sich  hin  u.  her  bewegen,  drehen,  quirlen 
(s.  d.),  bz.  mit  diesem  von  afries.  mene,  men  55  etc.)  gehörten. 

ioeiter  gebildet   sein,   ivobei  ich  wegen  der  mande-gÖd,    /      ^^^t,,  mande,  mande  etc. 

Formen  auf  ags.  man  =  ahd.  mein  (falsch  niande-kram,  |  ' 

etc.,  s.  unter  1  men)  verweise.  mandel,  üfaM^e?;  —  a)  die  Frucht  {a.mjg- 

2.  mande  od.  manne,  mand,  ein  von  dalus);  —  b)  Drüse,  wegen  der  mandel- 
Weiden   geflochtener    Korb.    —     Compos. :  60  förmigen  Gestalt ;  —  de  maudels  sunt  hum 


MANDELIG  572  MANERE 

answullen.  —  Mit  nhl  amandel ;  ital.  man-  jrrivil  (collum,  ccrvix)  n.  Jcslav.  griva  (Mähne), 
ilola ;  span.  alnicnJra;  prov.  amandola ;  bz.  dass  die  Bcdtg.  Mähne  atis  der  von 
franz.  aniaude  etc.  aus  (jrieeh.  äinugdäle.  Hah   od.  Nacken   entstand   od.   dass  auch 

man-delig ,  gemeinschaftlich,  bz.  zu  ge-  hier  unter  Mähne  urspr.  der  Hals  u. 
meinschaftlich  gleichen  Theilen  od.  auf  die  5  Nacken  verstanden  wurde,  so  dürfte  auch 
ganze  Genossenschaft  vertheilt  etc.;  —  dat  unser  germ.  niana  in  demselben  Verhältniss 
niuttcn  ji  maudölig  betalen  od.  unigrafen,  zu  skr.  manyä  (Hals,  Nacken,  Nackenynuskel) 
doli  etc.  —  l'Js  ist  Compos.  von  dem  aus  stehen  u,  demnach  auch  urspr.  den  Hals  od. 
mundo,  miittdc  gekürzten  ma.n  (Gemeinschaft,  Nacken  bezeichnet  haben,  wie  aucJi  Fick 
bz.  gemeinschaftlich,  alle  zusammen)  n.  10  (cf.  I,  71  unter  grivä,  bz.  III,  231)  mana 
delig  (theilig).  mit  skr.  maiiyii  für  ident.  hält. 

mand-geld,  Monatsgeld,  monatlicher  Bei-  mauen,  mahnen,  erinnern,  antreiben,  zur 

trag,  monatliche  Bezahlung ,  Monats-Gage  Bezahlung  einer  Schuld  auffordern  etc.;  — 
etc.;  —  de  Onikos  (Armenvorsteher)  kamen  lie  lott  sük  gern  manen;  —  lio  iiiänd  lium 
iin  halen  't  mändgeld  up ;  —  he  licd  sin  15  um  sin  gold; —  waclite  dog  erst  of,  dat  du 
miindgold  nog  net  ütbotäld  kregen.  d'r  an  od.  um  mänd  worst;  —  he  hed  lium 

mäiic  ,  iiitiu,  Mond.  —  Bedcnsart.  u.  d'r  an  mänd;  —  miin  hum  inseu  wat  au,  dat 
Sprichw.:  de  man  is  to  ber;  —  löp  an  de  Le  wat  fürt  mäkd.  —  Compos.:  au-,  ge-, 
man  un  plük  sti'-reus;  —  'u  hof  um  de  man,  fer-manen.  —  Nd.,  mnd.,  nid.  manen;  mnld, 
dat  kan  nog  gän ;  man  'n  bof  um  de  sünn,  20  maenen;  afries.  mouia  od.  monja, ;  wfries. 
dar  kriten  de  scbippers-fröen  uq  kiiuler  um.        moanjen;    scdl.  mönje ;    wang.  monni;   helg. 

—  Nd.,  ?(/(/.  maan:  mnd.  mane,  man ;  mnld.  mono;  as.  manon;  ags.  manjan,  moiijan  ; 
maene;  afries.  möua;  wfrics.  moanne ;  satl.  acngl.  manieu,  monicn;  ahd.  manun,  manen; 
mäne,  möne;  nfries.,  wang.  mm;  helg.  mim;  mhd.  manen.  —  Es  gehört  zwar  mit  lat. 
as.  mano ;  aengl.  möne;  engl,  moou ;  an.  25  mouere  (cf.  moneren)  zu  derselben  ]/  man, 
mäni;  norw.,  dän.  maaue;  schwed.  iiulne;  ist  jedoch  von  einem  Präter.  man  eines 
ahd.  mano;  mhd.  mäue,  möne;  goth.  mena;  älteren  Verb,  minan,  mau,  mun,  niunan 
griech.  mene ;  lit.  menü.  —  3Iit  skr.  mäs,  (denken,  gedenken  etc.,  cf.  3  man  u.  mOncu) 
mäsas  (Monat);  zend.  mäonh  (Mond,  Mo-  mit  jan  tvciter  gebildet  u.  heisst  wörtl.  soviel 
nat),  mäonba  (Mond);  lat.  mensis;  lit.  30  als  gedenk  od.  ein g e de nk  machen.  Zu 
nicnesis  (Monat);  k.'<lav.  mes^-ci  (Mond,  diesem  verlornen  minan,  man,  mun  etc.  ge- 
Monat) etc.  Wühl  von  der  y  ma  od.  ma  hört  iveiter  auch  goth.  muuan  (meminisse, 
(messen,  abmessen,  abtheilen,  eintheilen  etc.,  cogitare,  putare,  sich  entsinnen,  sinnen, 
cf.  maien,  mäteu  etc.)  u.  so  als  Messender  denken,  meinen,  glauben,  dafürhalten  etc.) 
od.  Messer  der  Zeit,  bz.  als  das,  wonach  35  u.  munan  (gedenken,  tvollen  etc.) ;  «s.  munau 
die  Zeit  gemessen  xoird  od.  als  derjenige,  in  farmxman  (nicht  woran  denken,  verläugnen, 
der  die  Zeit  misst,  bz.  das  Jahr  u.  die  Zeit  verachten  etc.),  soivie  ahd.  manen,  moneu 
in  bestimmte  Masstheile  od.  Abschnitte  ab-  etc.  in  ahd.  far-,  tir-manen,  fir-moneu  (ver- 
n.  eintheilt,  aufgefasst.  —  Nach  Fick  achten  etc.,  cf.  ().  Schad  e  unter  favma,nCia), 
(I,  176)  gehört  es  jedoch  nicht  zu  ma  40  icobei  wegen  der  Vocale  auch  mögen  (mag, 
(messen),  sondern  zu  mä  (loechseln,  tauschen).        inug  etc.)  zu  vergleichen  ist.    cf.  auch  niennen. 

vx^ne.xaiiw,  Mähne,  der  mit  langen  nieder-  nianer,    Mahner,   Schuldeinforderer    od. 

wallenden  Haaren  besetzte  Hals  od.  Nacken  Schuldeintreiber ;   —    he  hed  alle  dage    de 

von  Pferden,  Löwen  etc.  —  Compos. :  man-  nianers  um  de  dürc. 

bär,  Mähnen-  od.  Nackenhaar  u.  zwar    a)  45      maiuT,  Planier,  Art  u.   Weise  um  Etwas 

(collect.)  das  sämmtliche  Haar  der  Mähne;  zu  handhaben  u.  zu  behandeln  u.  zu  thun, 

—  b)  ein  einzelnes  Haar  derselben ;  —  man-  sich  zu  benehmen  etc.,  Handhabung,  Be- 
kam  (Mähnen- Kamm),  a)  Kamm  loomit  die  handlung,  Benehmen  etc. ;  —  >vat  süut  dat 
Mähne  gekämmt  od.  gestriegelt  tvird;  —  b)  nu  wer  für  wunderlikc  maueren,  um  wat  au- 
Mühnc   incl.    des  Kammes   auf  dem  Halse;  50  tofaten  un  to  dön ;  —    he  hed  sükke  malle 

—  män-kappc,  mänkap,  Kappe  womit  die  maueren  in  de  kop,  dat  man  d'r  hei  net 
Mähne  od.  der  Nacken  bedeckt  u.  geschützt  mal  of  klök  üt  worden  kan ;  —  sine  maueren 
%oird,  wie  dies  häufig  bei  cdclen  liacepferden  fan  düu  de  mag  'k  net  lideu ;  —  wat  is  dat 
M.  theueren  Luxuspferden  geschieht.  —  Nd.,  nu  wer  für  'n  luaner,  dat  du  so  stolt  tegeu 
mnd.  mano,  man;  nid.  maan ;  hihW.  maene;  55  mi  büst?  —  Es  ist  das  entlehnte  franz. 
afries.  mona;  nfries.  (0  atzen)  m;1n,  iinui ;  manierc;  ital.  mauiera;  span.  manera  etc., 
satl.  möne;  ivang.  münnc;  aoigl.,  engl,  manc;  was  nach  Diez  (I,  264)  a?<s /«<.  manuarius, 
an.  mou  (Plur.  manar);    norw.  maan,  mün,  luDidlich  etc.,  von  manus)  entstand. 

man,  mun;  dän.,  schwed.  man;  ahd.  mana;  m&nevv,  Mahnerei ;  —  ik  mag  net  altld  so 

mhd.   mane,   man.    =    Vergleicht  man  skr.  60  'n  mauere  (od.  gemane)  um  de  düre  hcbben. 


MANGEL 


573 


MANK 


1.  mangel,  Mange,  Mangel,  Rolle  jod. 
Maschine  mit  Waisen  zum  Bollen  u.  Glätten 
der  Wäsche.  —  Nd..,  nid.  mangel;  mnd. 
nianga,  mangel  etc.  —  Nach  Diez  (J,2iJ.j) 
u.  AVeigand  (cf.  daselbst  die  Mangel) 
etc.  mit  ital.  maugano  etc.,  hz.  ahd.  mango 
etc.  aus  griech.  magganon.  —  Nach  Ftck 
(III,  232)  aber  durchgängig  entstellt  aus 
dem  gleichbedeutenden  nhd.  Mandel,  was 
mit  an.  mönduU  (Drehholz)  etc.  u.  skr. 
raantha  (Quirl)  auf  die  ]/  math,  manth 
(hin  u.  her  bewegen,  drehen,  rühren  etc.) 
zurückgeht. 

2.  mangel ,  Mangel ,  Entbehrung ,  Noth 
etc. ;  —  d'r  is  aferal  mangel  un  gebrek  an 
körn  etc. ;  —  he  hed  mangel  lüden.  —  Nd., 
nid.,  mnd ,  schwed.,  dän.  mangel,  —  Fehlt 
ahd.  u.  mild.,  hat  indessen  nach  ahd.  man- 
golon,  mankolön ;  mlid.  mangelen,  mangeln 
(mangeln,  entbehren)  u.  ahd.  mangelunga 
(Ermangelung,  jactura)  früher  bestanden  u. 
geht  mit  ahd.  mangön,  mhd.  mangen  (ent- 
behren) u.  ahd.  mengen  (mangeln,  gebrechen, 
fehlen)  entweder  mit  lat.  mancus  auf  die- 
selbe y  od.  auf  ein  aus  lat.  mancus  (cf. 
2  mank,  2  manken  u.  mankeren  entstandenes 
mang  zurück. 

mangel-körii,  niengelkörn,  Mengkorn,  ge- 
mischtes Korn.  —  Nd.  mangelkorn,  mang- 
korn ;  mnd.  mankkorn.  —  S.  unter  mengen. 

mangel-,  mengel-kräm,  gemengter  od.  ge- 
mischter Kram  od.  durcheinander  gemengtes 
u.  gemischtes  Zeug. 

mangel-nios  u.  mangel-mOske,  allerhand 
tmter  einander  od.  durch  einander  gemisch- 
tes od.  durch  einander  gemengtes  Zeug,  bz. 
ein  Gemisch  tc.  Gemenge  od.  ein  Mischmasch 
von  Zeug,  zvie  z.  B.  von  Korn,  Obst,  Kar- 
toffeln od.  auch  von  sonstigen  Sachen.  — 
Nd.  mengelmoos,  mank-moos;  mnd.  mank- 
müs  etc.,  cf.  mos  u.  müs. 

1.  mangeln,  mangeln,  bz .  auf  der  Mangel 
rollen  u.  glätten. 

2.  ma,ngeilnj7nangeln,  fehlen,  gebrechen  etc. 
man-god,  s.  mandegod. 

män-här,  s.  unter  mane. 

1.  mank,  auch  manken,  zioischen,  unter, 
durehhin,  durch  etc.;  —  he  sat  d'r  midden 
mank ;  —  manken  de  kinder  is  f ol  strid  ;  — 
mank  'n  ander  sitten  od.  don,  geten,  maken 
etc. ;  —  manken  j6  (zwischen  od.  unter 
euch) ;  —  he  hed  't  d'r  manken  r8rd.  — 
Nd.  mank ;  ynnd.  mank,  manket,  mankent, 
mangen ;  mnld.,  mfläm.  manck ;  afries.  mong, 
mog ;  satl.  monk ;  helg.  mank ;  as.  mang  (in 
an-gi-mang) ;  ags.  mang  (in  ge-,  a-mang) ; 
aengl.  mang,  mong  (in  bi-moug,  a-mongst) ; 
engl,  mong  (in  a-mong);  md.  manc,  mang. 
—  Vergleicht  man  die  Wörter  mangelkorn, 
mangelkräm,  mangelmos  etc.,  so  ist  es  klar, 


dass  mank  od.  mang  etc.  mit  meng  in  mengen 
(miscere  etc.)  em  ii.  dasselbe  Wort  ist  u. 
dass  demnach  mengen  (s.  d.)  auch  in  ähn- 
licher Weise  %oie  nhd.  kl  ecken  a«s  klakjan 
5  (cf.  klakken)  aus  einem  älteren  mangjan  ent- 
stand. Was  nun  aber  loeiter  den  Stamm 
mang  betrifft,  so  halte  ich  ihn  für  das 
Präter.  von  einem  alten  u.  verlorenen  Verb. 
mingan,  mang,  niung,  mungun  (miscere),  was 

10  beim  Vergleich  von  misken,  miskmask,  mask, 
mangelkorn,  mengen,  mengsei  etc.  wohl  mit 
griech.  mässö  (für  makjö),  memaclia  (drücken, 
quetschen,  kneten,  zerdrücken  etc.),  mägeiros 
(Koch),   mageüs    (Bäcker),    mäza  =  raagja 

15  (Teig  od.  Geknetetes;  Brod)  etc.  vielleicht 
zu  der  von  Fick  (I,  167)  aufgestellten  ]/ 
mak  (zermalmen,  kneten)  gehört.  Da  nun 
aber  aus  mengen  u.  mischen  sich  von 
selbst    auch    die   Bedtg. :    durch    einander 

20  machen  od.  durch  einander  rühren,  ver- 
wirren, Unruhe  stiften  (cf.  mnd.  mengen 
auch  in  dieser  Bedtg.)  ergiebt  u.  hieraus 
auch  die  von :  verwirren,  trüben,  verdunkeln, 
bz.    trübe    u.    dunkel  machen  etc.   entstehen 

25  konnte,  so  ist  es  beim  Vergleich  der  Form 
mank  neben  mang  (s.  oben)  auch  höchst 
wahrscheinlich,  dass  zu  dem  obigen  mingan, 
mang,  mung  etc.  auch  der  Stamm  munk  des 
and.  munken,  miild.  moncken  (trübe  u.  dunkel 

30  machen  od.  trübe  u.  dunkel  sein  etc.,  cf. 
munkeln)  gehört. 

Vergleicht  man  nun  aber  ferner  noch  die 
verschiedenen  Bedtgn.  von  lat.  turba  als: 
Unordnung,  Verwirrung,  Zerrüttung  etc.  u. 

35  Schwärm,  Haufe,  Menge  etc.,  so  gehört  zu 
mang  in  der  iirspr.  Bedtg. :  (bereits)  ge- 
mengt, gemischt,  od.  (bereits)  unter  w.  durch 
einander  geknetet  u.  gerühH  etc.  ausser  nd. 
mengen   (verwirren,    Unruhe  stiften,    Streit 

40  machen)  u.  menger  (Verwirrer ,  Unruhe- 
macher, Streitmaclier,  Verhetzer)  auch  zwei- 
fellos das  as.  gi-mang  (Schaar,  Haufe,  Ge- 
sellschaft, bz.  consortium,  concursus,  turba 
etc.),  ags.  ge-mang  (die  Menge,  das  Gemenge 

45  etc.  od.  conventus  etc.)  etc.,  loomit  das 
Subst.  menge  (Menge  od.  Vielheit  von  Per- 
sonen II.  Sachen)  übrigens  völlig  unverwandt 
ist,  da  dieses  von  mennig  abstammt. 

2.  mank,  mangelhaft,  fehlerhaft,  gebrech- 

50  lieh,  lahm  etc.;  —  dat  is  mank  od.  dat  is 
mankgod ;  —  dat  perd  is  mank  un  läm.  — 
Auch  subst.:  Fehl,  Fehler,  Mangel,  Ge- 
brechen etc. ;  —  dar  is  gin  mank  an  to  sen. 
—  Nid.,  mnld.,  nd.,   mnd.   mank  etc.     Mit 

55  ital.  (Diez,  I,  262)  manco,  franz.  manc 
aus  lat.  mancus,  was  vielleicht  mit  kslav. 
menkas  (zu  wenig)  u.  skr.  manak  (ein  tvenig) 
etc.  auf  eine  ]/  ma,  man  als  urspr.  Form 
der  y  mi,  min  (minuere)   zurückgeht,   wor- 

60  über  Weiteres  unter  min. 


MAN-KAM  574                        MAR  MARE 

iiifin-kam.  |           .  ,.  .„,,.„  stark  etc.)  genup;  to,   um  dat  to  dragen  od. 

nian-kaj),    I  to  don;    —    do  stok    (od.    dat  tau   etc.)    is 

inaiikeiiifiit,  iiiankolineiit,  l'eliJer  etc.;  —  maus  (dick  u.  stark)  ponug,  um  dat  to  lioldcu. 

d'r  sunt  g("u  iiuinkonioutin  an.  —  Aus  franz.  inailschetto  ,      Manschette,     Jlemdärmel, 

inan(juomcnt  con  uiano,  cf.  2  mank.  5  llandkrausc.  —  Spricliic:  mit  manschetteu 

1.  uianken,  *-.  1  mank.  un  liandskcs  is  kwäd  dörskon.  —  Das  franz. 

2.  uianken,    hinken,    lahmen,   gebrechlich  maiuliette  von  mancha  (Aermel  u.  dies  aus 
sein  etc.  lat.  nianica  von  manus  (Hand), 

mSL\ik^rfn,uiangeln, fehlen, gebrechen  etc.;  mun-schiu,     2[ond.schein.     —     Sjn-ichio.: 

—  maukOrd  d'r  wat  ?    —    wat  mankörd  d'r  10  In"-  kikd  (od.  tredt)  so  hög,   as  de  pogge  in 
anV   —    mankörd   di   wat?    —    Aus  franz.  de  mänscliin. 

manquer    von    manc    aus    lat.    mancus;    s.  maw-sv^k,  3Iann-siech,  Mann-krank,  krank 

2  mank.  um  einen  Mann. 

mäii-kop,  s.  2  man.  mans-t'ar,  3[anns- Vater,  Schioiegervater. 

uiaulik,  niannelk,  >Hrt»H//c/f,  cmem  il/rtHHc  15      nian-skup,   nian-selinp,   Mannschaft,  Ge- 

od.     erwachsenen     voUkräftigen     Menschen  sammthcit  von  ]\Icns(licn    od.  JSIänncrn;  — 

gleich:  —  he  sügt  al  rogt  mannelk  üt.  \\\  mit  unsc  ganse  manschup    liünt  dar  hen 

manliklioid,  niannolklieid,    Männlichkeit,  wcst;  —  se  sunt  mit  de  licle  manskup  ütrükt. 

Mannglcichhcit,  männliche  Kraft,  Zeugungs-  nian-slaj?,  nian-slagt,    Krschlagung  eines 

kraft,  Gemachte,  Hoden.  —  se  bebben  bum  20  Menschen,  Todtschlag,  bomicidium.  —  Nid. 

5>in  manliklu'id  ofsncdca  od.  namen.  mansiag,  manslagt;  nuild.,  mnd.  manslacbt; 

nian-nial,  s.  unter  1  mal.  o/r/cs.  monslacbte,  manslacbta;  rt.s.  manslacbt, 

man-liüwsk^männl.  Mensch,  Mannsperson,  manslabta;  ags.  manslybt ;  <j/tf/.  manslaht  ^^ 

als  Gegensatz  von  i'römhisk,  Fraicensperson.  auch  manslago,  manslecco;  mhd.  manslecce. 

manne,  ein  kleines  Fischnetz  ('aHc/i  slötlä  25      nians-nior,     Manncs-Mutter ,     Schivieger- 

u.   schiiflu'im   genannt),    ivelches   um    einen  mutter.  —    S2)richio.:   mansmor,  is  de  düfel 

starken  lieif  befestigt   ist,   an  welchem  sich  afer  de  flür  (Flur,  Diele). 

eine  lange  Stange  befindet,   mittelst  tvelcher  mans-tal  (0.  L.  B.,  314,  S8S),    Mannes- 

das   Netz    auf    dem    Grunde    hingeschoben  länge;  s.  unter  tal. 

wird.    —   Fs   ist  zweifellos    dasselbe  Wort  30      man-sük,  /.  </.  man-sek. 

wie   mande,   manne    (Korb)   in   der  urspr.  niantel    (Plur.  mantcls),    Mantel,    Ueber- 

Bedtg.:  Weidengeflecht.  ivurf,    Schutzkleid,    Bekleidung    von   Holz, 

manneken  ».  niantje,   Männchen;   —   'u  Schutzwand  von  Holz  od.  Stein,  Bäumen  etc. ; 

liitjet  mannoken;  —  mannekens  od.  mantjcs  —  he  deid  siu  mantel  um;  —  he  smit  bura 

raaken   (Männchen    machen,   z.   B.   mittelst  35  de  mantel  afer   de  kop;   —   wen  du  'n  tun 

der  Finger  an  der  Wand  als  Schattenspiel,  (Garten)  anlegst,  den  must  du  d'r  erst  bunieu 

od.   indem    ein  Jemand   allerhand  Sprünge  umto    planten,    dat   du   d'r  'n   mantel  umto 

od.    Capriolen   u.    Possen    macht   wie    eine  krigst.  —  Sprichio. :  be  hangd  de  mantel  na 

Gliederpuppe).    —     Nid.    mnld.    manneken,  de  wind.  —  Aus  lat.  mantellum,   mantclum 

mannekin,  wovon  franz.  mannequin  (Glieder-  40  (pallium,  Mantel). 

2juppe).  mantje,     Dimin.    von    man;     s.    unter 

mannen,  mannen;  —  Compos.:  be-,  afer-  manneken. 

mannen  etc.  mantjen,    (Jemanden)   zu   einem   kleinen 

Manno,   3Ianne,    ml.  Name;   —    Geschln.  Manne  od.  Männchen  (cf.  mantje)  machen; 

]\Ianninga.    —   Wohl  von  man    (3Iann,    vir  45  daher  überhaupt:  klein  machen,  unterkriegen, 

bomo)  weiter  gebildet.  bezwingen  ,   überwältigen ,    besiegen  etc. ;  — 

manöver,    Manöver,    Kunstgriff,    Kunst-  he  kau  hum  wol   mantjen ;    —    he   mantjed 

stück,  Kunst,  Schlich,  Schwank,  Kniff  etc.;  luim,  dat  't  so  'n  ärd  bcd. 

—  wat  mäkst  du  mi^  dar   nu  wer  für  ma-  man-wark,   s.  mandewark   unter  mande, 
növers  ?  —  he  hed  altid  allerhand  manüvers  50  miindc. 

b!  d'  ende.  —  Aus  franz.  manocuvre  (Hand-  1.  mar,    nur,   aber,  jedoch  etc.;  —  Nid. 

griff,  Kunstgriff  etc.)  etc.    u.  dies  von  lat.  maar;  jhhW.  maer.  —  Entiveder  mit  Ueber- 

manus,    wonach   es   wörtl.  Hand- Werk   od.  gang  von  s  in  r  aus  franz.  ma,\s,  od.  ursjn'. 

Hand-Arbeit  bezeichnet.  dasselbe  Wort  wie  mer  (mehr),  da  auch  mer 

mann  (Mannes),  kräftig,  stark,  robust  etc.;  55  (mehr)  im  mhd.   cds  Conj.  die  Bedtg. :  son- 

—  dat  kind  (od.  dat  wicht,  de  kö,  de  böm,  dem,  aber  etc.  (cf.  mer)  hatte. 

de  kerol  etc.)   is  diigtig  wat  mans;  —  't  is  2.  nuir  od.  niare   (Flur,   mären),   kleiner 

'n  fujmans  (vollmannes,  voll  ausgewachsenes,  Fluss  od.  natürliche  Wasserleitung,  Abzugs- 

vollkräftiges)   kind;    —    'n  fulmanseu  böm;  Graben,  Grenz-Graben  etc.;  —  dat  mär  in 

~  he  is  d'r  mans   (Mannes,  bz.  kräftig  ti.  60  Brökmerland  (ein  kleines  Flüsschen  im  Brak- 


MARDER  575  MARGRETA 

tnerlande,  Amt  Aurich).  —  Nid.  (Weiland)  mit  zcnd.  maregha,  mercglia ^Fo^eZ)  zu  skr. 
ein  Wasser  od.  Getvässer ,  Landsee;  ein  mrg,  i;^.  marg,  zend.  msire.gh  (umherschweifen 
breiter  Abzugsgraben  etc.  u.  (cf.  v.  Dale)  od.  umherstreichen  u.  schioeifen  etc.)  gehört. 
auch  eine  Vertiefung  od.  kesseiförmige  Ein-  Marc,  Maria.    —    Modcr-Mart',  Mare-mo. 

Senkung     in    nicht    vulkanischem    Gestein ;     5  —  Dimin. :  Marekon,  Marekc,  Maiko. 
mnld.  maer,   mer    (staguum,    lacus,    palus,  margel,  s.  das  gebräuchlichere  mergel. 

piscina) ;   afries.  mar,   maer   od.  mär,   mare  mar^elß,  Sudelei,  Schmiererei  etc. ;  s.  das 

(Graben,  Abzugsgraben  u.  anscheinend  auch        folgende: 

Landsee,  wie  auch  nach  J ap  ix  das  wfries.  1.  margeln,    klecksen,   sudeln,    schmieren 

marr  diese  Bcdtg.  hat).  —  Es  ist  dasselbe  10  etc. ;  —  ho  margeld  en  de  ganse  wand  ful ; 
Wort  toie  mer  (Meer,  Landsee)  u.  daselbst  —  de  kinder  miitten  ea  altid  de  ganse  for- 
das  Weitere  zu  vergleichen.  dör  ful  margeln;  —  he  margeld  wat  toregt ; 

niarder,  Marder.  Hier  schon  höchst  selten,  — alle  wanden  (od.  boken  etc.)  sunt  bemargeld. 
doch  wurde   vor   einigen  Jahren  in   einem  Wenn    man    die    Verba :    kreiden    (von 

alten  Gebäude  noch  ein  Stein-Marder  ge-  15  Kreide),  kleien  (von  klei)  od.  klemen,  lernen, 
fangen.  —  Nd.  maarte ;  mnd.  marth,  raarte,  limen  etc.  vergleicht,  so  ist  es  zweifellos, 
marder,  mardel ;  mnld.  marter ;  ags.  meard ;  dass  dieses  Verb,  mit  mergeln,  bz.  mnld. 
ahd.,  mhd.  marder  ti.  mhd.  mart ;  ital.  mar-  marghelen,  merghelen  (mit  Mergel  düngen 
tora;  franz.  marte,  martre.  —  od.   überziehen   etc.)    ident.    ist,    bz.   ebenso 

Das  lat.  gleichbedeutende  raartes  ist  loohl  20  ivie  dieses  von  margel,  mergel ;  mnld.  mar- 
eher  eine  Entlehnung  aus  dem  and.,  ags.  ghel,  merghel  (marga,  creta  fossitia,  terra 
meard,  mhd.  mart,  als  dass  dieses  mit  ahd.  Candida,  terrae  adeps  etc.)  iveiter  gebildet 
marder  etc.  aus  dem  lat.  martes  entstand,  ist  u.  soviel  heisst  als  mit  Mergel  bestreichen 
zumal  da  der  Marder  ein  Säug  ethier  der  od.  beschmieren,  bz.  Mergel  machen  auf 
nördlichen  Gegenden  ist  u.  die  Römer  mit  25  Etioas  u.  an  Etivas  etc.  cf.  auch  das 
denselben  tvohl  erst  durch  die  von  den  Be-        folgende: 

wohnern  der  nördlichen  Gegenden  gekauften  2.  margeln,  mergeln  od.  a)  (sinnl.)  Mergel 

Felle  u.  Pelze  derselben  mit  diesen  Thieren  od.  fette  Dungerde  etc.  (s.  unter  1  margeln, 
bekannt  wurden.  Die  urspr.  Bedtg.  von  bz.  unter  mergel)  graben  od.  ausgraben  u. 
meard  od.  mhd.  mart,  mnd.  marth  etc.  ist  30  wegnehmen  wo,  bz.  mit  Mergel  überziehen 
wohl  Mörder,  weil  es  eben  ein  so  mör-  u.  düngen,  od.  Mergel  ge-  od.  verbrauchen 
derisches  u.  blutdürstiges  Thier  ist  u.  gehört  u.  verwenden  (als  Dungstoff  u.  das  Wachs- 
das  ags.  meard  od.  mQdiVdih.  jedenfalls  eben-  thmn  beförderndes  Mittel);  —  he  margeld 
sogut  zur  y  mar  wie  unser  mörd  u.  mörner  od.  (loie  jetzt  gewöhnlicher  gesagt  ivird) 
od.  das  lat.  mors,  moriri  u.  mordere  etc.       35  mergeld  (gräbt  u.  ge-  od.  verbraucht  Mergel, 

märe,  mär,  Mahre,  drückendes  u.  been-  benutzt  u.  verwendet  Mergel)  net  so  lank, 
gendes    Gespenst.    —    Compos.:    nagt-märe.         dat  he  sin  margel  all'  up  un  ferbrükt  hed; 

—  Die  gewöhnlichere  Form  ist  hier  mire,  —  h)  (sinnl.)  Mergel  od.  Dungstoff' u.  (trop.) 
mtrje  u.  ist  unter  Letzterem  das  Weitere  zu  das  Mark  u.  Fett  od.  die  stark  u.  fett 
vergleichen.  40  machende  Kraft  (cf.  1  mark  u.  mergel)  ge- 

märe,  TüKr,  Mähre,  Stute,  weibliches  Pf erd.        u.  verbrauchen  od.  loegnehmen;  —  he  mar- 

—  Bedensart :  he  lett  de  lip  hangen,  as  de  geld  dat  land  üt ;  —  he  margeld  sük  üt  (er 
mär  afert  't  dode  fäl.  —  Nd.  märe;  and.  entkräftet  u.  schwächt  sich,  macht  sich 
mere  ;  mnd.  mere,  merie ;  nid.  merrie ;  mnld.  schioach ,  schlaff'  u.  mager  etc.)  ;  —  he 
merie,  merrie ;  afries.  merie,  merrie ;  nfries.  45  sügt  gans  üt-  od.  ofmargeld  üt ;  —  he  mar- 
mar ;  satl.  märe ;  wang.  mer ;  ags.  myre ;  geld  sük  of  (er  mergelt  sich  ab,  schivächt, 
aengl.  mere,  mare ;  engl,  mare ;  an.  merr ;  mattet  u.  miedet  sich  ab,  quält  u.  mühet  sich 
norw.  merr,  dicdect.  maerr,  mar ;  schived.  vollständig  ab,  mühet  u.  martert  sich  ab  etc.) 
märr,  dialect.  marr,  mar;  ahd.  merihä,  od.  (wie  ivir  auch  sagen)  he  ritt  sük  of,  um 
merhä;  mhd.  meriche,  merhe.  —  Es  ist  das  50  mit  sin  arbeid  klär  to  worden,  bz.  um  't 
Femin.  von  ahd.  marah,  marach,  marih,  regte  wörd  to  finden  od.  um  hör  to  helpen 
marh ;  mhd.  march ;  md.  mar ;  ags.  mearh,  etc.  —  Mnd.  mergelen ;  mnld.  marghelen, 
mear;  an.  marr.  Wohl  mit  dem  gleichbe-  merghelen  (marga  stercorare  agrum,  margain 
deutenden  welsch,  march ;  ir.  mare  aus  akelt.  adhibere  agris) ;  nid.  mergelen  (mergeln,  mit 
marka  (Pferd).  —  Da  g  sich  nach  r  im  55  Mergel  düngen;  abmergeln,  ausmergeln,  des 
air.  zu  c,  bz.  k  verhärtet  (cf.  Schleicher,  Markes  berauben,  entkräften  etc.). 
Chrestom.,  pag.  240),  so  würde  zu  ir.  mare,  Margreta ,  Margret ,  Magreta ,  Magret, 
akelt.  marka  das  aind.,  ved.  mrga,  bz.  marga  Megret,  3Iergret  (gekürzt  Greta ;  Dimin. : 
(Gazelle,  Antilope;  überhaupt  jedes  ivilde  (jv^tjei),  Margaretha.  Margereta  ot?.  Marga- 
frei  umherschweifende  Thier)  stimmen,  xvas  60  rita  ist  entlehnt  aus  lat.  margarita  u.   eins 


MARGRETENDAG  576                             MARlt 

mit  griech.  margaritcs  (Perle).  Dieses  seihst  dän.  niarv ;  schiveä.  niärg  ,  aJid.  marg,  marag, 
ist  aber  auch  wieder  ein  Lehnwort  n.  marc,  mark,  niarac ;  amhd.  march ;  mhä. 
7cahrsihei)il.  urs2)r.  eins  mit  as.  merigriota,  marc.  —  cf.  sJcr.  niajjan,  iiiajjä  od.  maggaii, 
mcri'grita ;  ar/s.  moregreot;  ahd.  marigri'Oz,  magga;  send,  niazga;  njicrs.  magli2 ;  afyh. 
mcrigrioz,  luerigrüoz,  moricri-oz ;  inltd.  mer-  5  maghzali;  osset.  maghz  od.  mazg ;  kslav. 
griczo  (Meer-Gries,  Meer-Kies,  Meer-Korn ;  mozgü  (Marl-,  modulla  u.  send,  auch  Ge- 
Perle) als  Compos.  von:  mcri  (Meer)  «.  hirn),  xcas  wahrscheinl.  ein  in  ein  anderes 
griota,  grcot  etc.  (Gries  etc.  od.  Zermalmtes)  PJtwas  e  i  n  g  etauchtc  s  od.  versenktes  u. 
von  griotan,  griozan  etc.,  s.  Weiteres  unter  eingelassene.'^  Etivas  (u.  so  auch  ein  Inneres 
gürte.  10  u.  von  Aussen  Unsichtbares,  bz.  das  Innerste 

Ist  es  übrigens  richtig,  dass  das  Wort  u.  Inioendige)  bezeichnet  u.  zu  der  y  niajj 
margarita  od.  as.  merigrita;  j««rf.  margarite  od.  magg  (niergeri ,  mcrgi)  gehört,  wofilr 
in  der  ausschliesslichen  Bedtg. :  Perle,  wie  Fick  (I,  722)  eine  idg.  Form  masg  (wie 
Wacker  na  gel,  kl.  Schriften  I,  71,  he-  für  niajja  od.  majjaii  ein  2Vtc?«rt  masga)  an- 
merkt, schon  eher  bei  den  Germanen  be-  15  setzt,  deren  inlautendes  s  im  lat.  mcrgo, 
stand,  bevor  sie  in  Europa  eimvanderten,  mcrgiis  etc.,  sowie  im  germ.  marga  (modulla) 
so  könnte  es  auch  möglich  sein,  dass  der  in  r  (cf.  leren  =  goth.  laisjau  etc.)  über- 
ztceite  Theil  garita  gar  nicht  mit  griota,  ging  u.  tvubei  für  die  urspr.  Form  masg 
griot,  od.  goth.  erinta  ident.  toäre,  sondern  auch  der  Um.stand  spricht,  dass  das  skr. 
vielmehr  zur  ]/  ghar,  ghr  (brennen,  flammen,  20  majj  od.  magg  gewöhnlich  masj  od.  masg 
glühen,  glänzen  etc.,  cf.  as.  glitan,  glänzen  (cf.  Popp  unter  magg)  geschrieben  ivird. 
etc.,  an.  glit,  Glänzendes,  Glitzerndes  etc.  Ist  nun  aber  marga  wirklich  aus  masga 
von  gli,  bz.  glili,  ghal  aus  gliri,  ghar,  ivovon  (s.  unten)  entstanden,  so  würde  dazu  auch 
auch  lit.  zeriii,  zcröti,  glänzen  etc.)  gehörte  das  lat.  P'rondwort  (akclt.  od.  agerm.  ?) 
u.  demnach  garita  nrsjir.  ein  glänzendes,  25  marga  (Mergel)  stimmen  u.  (weil  der  Mergel 
helles,  leuchtendes  od.  schimmerndes  Etwas  gexvöhnl.  tief  sitzt  u.  im  Grunde  versenkt, 
u.  so  auch  einen  glänzenden  Schmuck  od.  od.  der  tiefliegende  Untergrund  ist)  dem- 
eine Perle  bezeichnet  hätte,  wo  dann  die  nach  auch  dieses  marga  nrsjjr.  mit  dem  aus 
Vorsilbe  mar  sich  einfach  auf  den  Fundort  masga  entstandenen  marga  (modulla)  ident. 
im  Meere  od.  im  Wasser  od.  überhaupt  auf  30  gewesen  sein  können. 

das  Meer  od.  Gewässer  (cf.  2  mar  u.  mer)  Zum  Schlüsse  sei  übrigens  noch  erwähnt, 

bezieht,  wie  dies  ja  auch  bei  ahd.  marigrioz  dass  Ferd.  Justi  ausser  mazga  (Gehirn, 

etc.  der  Fall  ist.  Blark)  auch  noch  ein  zend.  merezu  mit  der 

MarjEjrt'tcndag   od.   Margreten    (13.   Juli)  Bedlg.  Mark   aufführt,   was  er  zu  mdn-cz 

wird  auch  häufig  pis-Margret  genannt,  ivcil  35  =  skr.  marj,  idg.  marg  (streichen,  streifen, 

es,    im    Fall   am   13.   Juli   Begen   einfällt,  tvischen  etc.,  cf.  auch  2  mark  u.  molk,  mol- 

dann  meistens  6  Wochen  hindurch   regnigt  ken)  stellt,  dessen  Grdbdtg.   (als  Weiterbil- 

u.  7iass  bleibt,    wie    denn   überhaupt    nach  düng  von  mar,  reiben,  zerreiben,  aufreiben, 

dem   Volksglauben   das  Wetter  des  Marga-  tödten)  aber  jedenfalls  auch  r  eibcn  (gleich- 

rethen-Tages   die    Witterung    der   nächsten  40  viel  ob  mit  Anwendung  von  Druck  u.  Kraft 

0    Wochen    bestimmt.      Daher    Wittcrungs-  ein    Etwas   zerreiben   u.    zerkleinern,    zer- 

regel:     Margreten    deid    scs    wäken    heton  malmen  etc.    [cf.    1  malen   u.  mal  etc.]    od. 

(Jieizen)    of  sos   wäken   geton    (giessen    od.  mit  od.  ohne  Anwendung  von  Kraft  u.  Druck 

regnen).  fahren  über  Etwas  hin  u.  so  auch :  w  i  sehe  n, 

iiiai'jen-blöme  ,    Marienblume,    Massliebe  45  streichen,  streifen  etc.  od.  abwischen,  reinigen, 

(hellis  pcreiiuis),   auch  marlefke   «.   moder-  bürsten  etc.)  ist,  wobei  man  dann  bei  marezu 

marlefko  genannt.  (Mark)  u.  bei  unserm  germ.  marga   (Mark, 

1.  niai'k,  Mark  od.  die  innere  fette  toeiche  (cf.  auch  Grütze  u.  brägcn  in  der  Bedtg. 

Substanz  der  Knochen,  Bäume  u.  Pflanzen ;  Gehirn  n.  dazu  zend.  mazga,    Gehirn    u. 

flg.  Gehalt,  Kraft  od.  Kern.  Bestes,  Nähr-  50  Mark)    auch    ebensogut   annehmen   könnte, 

haftes  etc. ;  —  he  sugt  hum  't  mark  üt ;  —  dass  das  Wort  mark  cds  der  weiche  Inhalt 

d'r  sitt  od.  he  hed  gen  mark  in  de  knakon ;  der  Knochen  u.  Bäume  ursjjr.  blos  ein  zer- 

—  d'r   sitt   gen   mark  in  hum   etc. ;  —  dat  riebenes  u.  iveiches  Etwas   bezeichnet  hätte, 

geid   en    dür   mark    un   ben.  —  Nd.  mark ;  bz.  dass  das  germ.  Thema  marga  mit  zend. 

mnd.  march,  mcrch  ;  nid.  marg,  merg  ;  vinld.,  55  merozu  (Blark)  zu  einer  y  marg  als  Weiter- 

mfläm.  margh,  mergh ;  afries.  merch,  merg ;  bildung   von   mar    (reiben,    zerreiben    etc.) 

wfries.  mergc;   nfries.  marg  ti.    (Outzen)  gehört. 

mark;  wang.  mirich ;  as.  marg;  ags.  mcarg,  2.  mark,   Zeichen,   Kennzeichen,  Merk- 

mearli ;    acngl.  mearg,   marg,    nieari,   mari ;  zeichen  etc. ;  —   ik  hohb'  min  mark  d'r  up 

eH<7/.  marrow;  «w.  mergr;  «o/"w.  merg,  marg ;  60  miikt  (od.  uphaucn,  upsetd,  insnedeu,  inhaueu, 


MARKBAR 


577 


MARKEN 


inbrand  etc.)  dat  ik  't  altid  wer  kennen  kan ; 
—  fan  dat  mark  is  niks  raür  to  sen.  —  Nd. 
mark;  nid.  merk;  -»duI,  mnld.,  vifläm.  marck, 
merck;  vihd.  marc;  an.,  norm,  mark;  schwed., 
rZä«.  marke.  —  3Iit  nhd.  Mar  he  (Zeichen 
etc.),  sowie  Mark  in  der  Bedtg.:  Grenze 
(cf.  z.  B.  Körner:  hier  steh  ich  an  den 
Marken  meiner  Tage  u.  das  Comj^os.  Mark- 
seheide) u.  abgegrenzter  Bezirk  od.  Land- 
strich, Bezirk,  Provinz  etc.  (cf.  die  Mark 
Brandenburg  etc.  od.  das  (^ompos.  Mark- 
graf), bz.  afries.  merka,  merk  (cf.  sterk, 
sterik  =  nhd.  stark),  merik  (Zeichen,  Mal, 
Wu7idmal  od.  nota,  Signum,  macula ;  Grenze ; 
Landstrich,  Bezirk  od.  abgegrenzter  Bezirk)  ; 
satl.  merk  (Grenze) ;  mnd.  mark ,  marke, 
merke  (Mark  od.  abgegrenzter  Landtheil  u. 
Bezirk  als  gemeinschaftliches  Eigenthuin  einer 
Gemeinde,  Feld-  od.  Dorf-Mark  etc.);  as. 
marka  (Grenze,  Bezirk,  Landstrich,  abge- 
grenzter Bezirk);  ags.  mearc  (nota,  Signum; 
limes,  finis  etc.) ;  aengl.  mearke,  merke  ;  engl. 
mark  (Marke,  Zeichen  etc.) ;  ahd.  marka, 
marca,  marcha,  maracha,  marhha,  marha; 
anihd.  marche  ;  mhd.  marke  (Grenze;  Grenz- 
land; abgegrenzter  Landestheil,  Bezirk,  Pro- 
vinz ;  einer  Gemeinde  zugehöriges  Gesammt- 
eigenthum ;  Wald) ;  goth.  marka  (Grenze, 
Grenzland),  soioie  auch  wohl  an.  mörk, 
markar  od.  markr  (Wald  als  Grenzland  od. 
das  was  die  Länder  scheidet  u.  trennt  u.  so 
iirspr.  auch  =  Grenze  od.  Grenz-Scheide  etc.) 
etc.  von  derselben  y  gerni.  mark  ;  idg.  marg ; 
skr.  marj  (streichen,  streifen),  wozu  auch 
lat.  margo  (Band,  Kante,  Grenze)  gehört  u. 
wonach  dann  das  auch  für  unser  Neutr. 
mark  anzusetzende  Thema  marka  ebensowohl 
wie  das  goth.,  ahd.,  as.  marka  etc.  u.  lat. 
margo  urspr.  blos  die  Bedtg. :  Strich  od. 
Streif,  Streifen  (cf.  sträk  «.  sträp  etc.) 
gehabt  hat. 

Von  goth.,  ahd.  etc.  marka  etc.  stammt 
ital,  span.,  port.  marca;  franz.  marque, 
marche  (Zeichen,  Grenze);  ital.,  span., port. 
marco ;  prov.,  franz.  marc ;  afranz.  auch 
merc  (Zeichen,  Mass) ;  Verb. :  ital.  marcare, 
marchiare;  span.,  pori.,  j^rov.  marcar;  franz. 
marquer;  afranz.  auch:  merker,  merchier 
(bezeichnen),  marchier  (angrenzen) ;  desgl. 
Suhst. :  ital.  marchesc  ;  sjjan.,  prov.  marques ; 
franz.  marquis  (Markgraf)  etc. 

Wegen  der  ]/  marg  s.  Weiteres  unter  märe, 
1  mark  ii.  melken  u.  sodann  ivegen  mark  als 
bestimmtes  abgegrenztes  Gewicht  u.  als  Münze 
von  gewissen  abgegrenzten  Werth  des  Wei- 
teren bei  W eig  and,  Fick  (III,  234) 
u.  Anderen. 

markbar,  merkbar,  bemerkbar  etc.;  — 
dar  is  niks  fan  markbar. 

markel-dag,  Merkel-  od.  Merk-Tag,  d.  i. 
3,  ten  Doornkaat  Eoolman,    Wörteibucb.    II. 


Zeichen-  od.  Anzeichen-  u.  Vorbedeutungs- 
Tag  od.  Tag  der  besonders  gemerkt  u.  ge- 
kennzeichnet ist  u.  ein  besonderes  u.  be- 
merkenswerthes  Zeichen  u.  Gepräge  hat  od. 
5  ferner  auch  Tag,  den  man  sich  vorzugsweise 
merkt,  anmerkt,  bemerkt  u.  aufzeichnet,  weil 
er  wegen  irgend  eines  Ereignisses  besonders 
wichtig  u.  ein  Gedenk-  u.  Frinnerungstag 
an  selbiges  ist ;  —  de  erste  dre  fredagen  na 

10  lechtmis  sunt  markeldagen^  up  't  förjär,  de 
sömmor  un  de  harfst ;  —  bi  sük  markeldagen 
kau  man  't  am  besten  beholden,  wen  d'r  wat 
besünders  in  't  läfen  un  in  d'  familie  för- 
kamen  is ;  —  he  hed  aferal  sin  markeklagen 

15  för.  —   Nd.  (Dähnert  etc.)  markeldag. 
mäi'kelik,  niarkelk,  merklich,  bemerklich 
etc. ;  —  dat  is  markelk  genug ,    dat  he  alle 
dage  swakker  word. 

1.  marken,  merken,  mit  einem  Zeichen  od. 

20  Merk  verschen,  zeichnen,  bezeichnen  etc. ;  — 
de  faten  un  de  balken  sunt  so  markt,  dat 
elk  gllk  wet,  wel  se  tokamen.  —  Nd.  marken ; 
mnd.  merken,  marken ;  nid.  merken  ;  mnld. 
marcken,  mercken.     cf.  loeiter : 

25  2.  marken  (murk,  murken  u.  auch  markde, 
merkte  u.  markd  od.  markt,  gemerkt,  bemerkt), 
merken,  bemerken,  loahrnehmen,  spüren, 
verspüren  etc.;  merken  od.  schreiben,  zeichnen, 
notiren,  anmerken,  bemerken,  einprägen,  auf- 

30  zeichnen  etc.;  —  he  murk  d'r  niks  fan,  dat 
ik  hum  anstötde ;  —  best  du  't  wol  murken, 
dat  he  uns  bedrügt ;  —  all'  wat  ferköft  word, 
dat  must  du  di  marken ;  —  he  markt  dat 
od.  markt  sük  't  all'  genau  an   un  up,    wat 

35  he  hörd  un  sügt;  —  he  hed  sük  de  pris 
markt  od.  an-,  upmarkt;  —  mark  di  dat, 
wat  ik  dl  segd  heb'.  —  Nd.  marken ;  nid. 
merken ;  mnd.,  mnld.  marken ,  merken ; 
afries.  merkia;   wfries.  (Jap ix)  merckjen, 

40  mierckjen ;  engl,  mark  (v.  n.) ;  an.  merkja 
(kenntlich  machen,  bezeichnen ;  vermerken, 
aufzeichnen;  unterscheiden;  bedeuten,  sig- 
nificare;  wahrnehmen,  bemerken);  noriv. 
merkja;   schwed.  märka;   dän.  marke;   ahd. 

45  (markjan,  merkjan)  merkan,  merchan,  mer- 
chen,  merken;  mhd.  merchen,  merken  (be- 
achten, Acht  geben  auf  etc.;  ivahrnehmen, 
bemerken,  beurtheilend  u.  auslegend  ver- 
stehen;   im  Sinne  behalten,   merken;   einen 

50  tadelnd  beurtheilen  ivorüber ;  mit  einem  Mark 
od.  Merk  (mhd.  marc)  versehen. 

Dieses  Verb,  gehört  ausschliesslich  ebenso 
wie  zoohl  auch  1  marken  zu  dem  Neutr. 
mark  (s.  2  mark)   u.   heisst  soviel  als  mark 

55  od.  Merk,  Zeichen  etc.,  Signum,  nota  (bz. 
urspr.  Stric  h),  mit  einem  spitzen  od.  schar- 
fen Etwas  (Griffel,  Feder,  Stichel,  Messer 
etc.)  machen  (in  od.  auf  Etwas).  Was  je- 
doch  as.    markon    (anordnen,    bestimmen; 

60  merken,  bemerken,  aufmerken);  a<7s.  mearcj an, 

37 


MARKET 


578 


MARLIN 


merkjan,  myrcjan  bezeichnen,  sulcare,  fodere, 
scribere,  siynare,  b:.  notare,  designare,  do- 
ccrncrc  etc.) ;  aenrjl.  niearkien ;  engl,  mark 
(v.  a.) ;  «»•  niarka  (kennzeichnen,  abbilden; 
erkennen,  schlicsscn  auf  (Etwas);  nono. 
marka,  mcrka;  .sc/iM'f(/.  märka;  rfri«.  marke ; 
ahil  marcön,marrhöii  (abgrenzen,  bezeichnen, 
bestimmen,  abschätzen  etc.)  betrifft,  so  lässt 
es  sich  nicht  mit  Be.-<timmtheit  sagen,  ob  diese 
ausschliesslich  zu  goth.,  as.,  ahd.  marka; 
as.  moarc  etc.  gehören,  od.  nicht  auch  theils 
von  mark  (signum ,  bz.  das  Zeichen,  cf. 
2  mark)  weitergebildet  sind,  was  zweifellos 
aucJi  as.  u.  ahd.  bestanden  haben  wird. 

nKirket  od.  niarked,  markt,  a)  Markt  als 
Platz,  Ort  od.  Stelle  u.  auch  als  Tag  od. 
Zeit  wo  Handel  stattfindet ;  —  d'r  stau  f51 
kramen  od.  d'r  is  föl  drokte  un  handel  up 
't  markt ;  —  li6  wand  up  't  market ;  —  um 
pingster  hebben  wi  dre  dagen  markt;  —  so- 
dann ferner  auch  b)  Markt  im  Sinn  von 
Handel  od.  Kauf  u.  Verkauf  von  Waaren 
od.  auch  im  Sinn  von  Tanzbclustigung  od. 
Zusammenkunft  zum  Tanze  od.  Genuss 
sonst.  Vergnügungen;  —  d'r  word  bold  wer 
markt  holden,  war  allerlei  küft  un  ferköft 
word;  —  dat  wicht  un  de  junge  hebben 
pinkstcrmarkt  (am  Pfingstmarkte)  mit  'n 
ander  markt  holden.  —  Bedcnsart :  he  is  lan 
alle  markten  wörki'rd  od.  up  alle  markten 
to  büs.  —  Compos. :  marktdag,  markttlek, 
marktgaug,  marktgöd  od.  marktwäre,  markt- 
kräm  (Marktbude),  marktschip  etc.  —  Afries. 
market,  merket,  merkad;  ahd.  merkät,  mar- 
chiit ;  mhd.  market,  markt,  mark,  merkt, 
merk  etc.  —  Ans  u.  von  lat.  mercatus  von 
mercari  (handeln,  Handeltreihen  etc.)  u.  dies 
von  merx  (Waare  etc.). 

markten,  markten,  handeln,  feilschen  etc. ; 
—  se  markten  d'r  um,  man  se  künen  net 
regt  klär  mit  'n  ander  worden. 

marlefke,  gekürzt  aus:  mareen-  od.  marjen- 
lefke  (Marien-Liebchen);  s.  marjen-blöme. 
Statt  marlefke  heisst  sie  auch  mallefke, 
meli'fke  od.  modermarlefke  (d.  i.  Mutter- 
Marien-Liebchen),  sowie  raoilefke  (Schön- 
Licbchen)  u.  modermöileflce. 

\\\w\^w  (Naut.),  a)  das  Saumtau  od.  Leich 
(cf.  3  lik)  am  Segel  mittelst  dünnen  festen 
Garn  (marlTn  genannt)  in  der  Weise  fest- 
nähen, dass  jeder  Stich  u.  Umschlag  des 
Garns  durch  das  Segel  u.  durch  od.  um  das 
Tau  mit  einem  sog.  marlslag  (s.  d.)  od.  (wie 
wir  auch  sagen)  einem  halben  Stich  (nid. 
kettingswijze)  festgesteckt  wird;  —  b)  (cf. 
Bobrik,  naut.  Wb.)  überhaupt  ein  Etwas 
)nit  einem  dünnen  Seil  od.  einer  Leine  in 
der  oben  beschriebenen  Weise  befestigen.  — 
Nid.,  nd.  marlen ;  schtvcd.  märla;  dän.  (cf. 
Bob  r  i k)     mürle  ;     engl,    marl    (dasselbe) ; 


aengl.  (St  rat  mann)  merlin  (illaqueare). 
Danehen  auch  engl,  marline  ;  franz.  merliner 
(l'attacher  ä  la  ralinque  avec  du  merlin, 
marlen,  anmarlen  etc.),  was  aber  wohl  nicht 
5  vom  Verb,  marlen,  sondern  vom  Sahst. 
marlin  (s.  d.)  weiter  gebildet  ist. 

marlen  lieisst  so  viel  als  (ein  Etwas)  loieder- 
holt  od.  zwiefach  u.  doppelt  fest  machen  od. 
fest   stecken,  fest  nähen    etc.    u.   steht  für 

10  marreln,  marrelen  als  dem  Iterativ  von  nid. 
marren,  maren,  merren  (a.  binden,  festbinden, 
befestigen,  festmachen  etc. ;  —  b.  zügern, 
säumen,  aufschieben,  verzügern  etc.);  vinld., 
mjläm.  marren,  merren,  maren,  meeren  ;  alid. 

15  marrjan,  marran,  marren,  merran,  merren , 
mhd.  merren ;  as.  merrjan,  merri-an  (impe- 
dire,  retardare,  aufhalten,  behindern ;  be- 
festigen, anbinden,  anschirren  ;  sturen,  errare, 
scandalizare ;    fastinare);    afries.   meria    od. 

20  merja;  ags.  mearrjan,  merran,  myrran,  mirran 
(errare,  impedire  etc.) ;  aengl.  marren,  merren ; 
engl,  mar  etc.  (wovon  auch  prov.,  afranz. 
marrir,  sich  verirren;  ital.  smarrire,  hindern, 
vertvirren  etc.,  s.  weiter  bei  1)  i  e  z,  I,  260), 

25  toas  hüchst  loahrscheinl.  mit  Uebergang  von 
s  in  r  aus  ursjjr.  marsjan  entstajid  u.  dem- 
nach mit  goth.  marzjan  (scandalizein  ;  impe- 
dire, ottendere  etc.)  ident.  ist.  Was  nun 
aber  das  goth.  marzjan  od.  marsjan  betrifft, 

30  so  ist  es  klar,  dass  dieses  von  einem  Stamm 
mars  od.  Thema  marsa  (urspr.  wohl  marsba) 
mit  jsin  fortgebildet  ist,  der  od.  das  zu  einer 
von  mar,  mr  weiter  gebildeten  sekundären 
y  mars  od.  marsh  gehurt,   ivohei  7nan  beim 

35  Vergleich  von  goth.  marzjan  u.  ahd.  marrjan 
zunächst  wohl  an  skr.  (cf.  Benfeij)  mrisli 
(to  bear,  to  endure  patientely;  to  snffer; 
to  let;  to  pardon)  zu  denken  hat,  über  dessen 
Weiterbildung   aus   mar    od.   mr   ich   mich 

40  beim  Vergleich  von  send,  maresh  (sterben, 
todt  u.  still  loerden  od.  sein,  ruhen,  sich 
nicht  rühren,  stille  u.  tinheioeglich  sein  etc.), 
marsha  (Tod  od.  Sterben  etc.)  hier  nicht 
weiter   verbreiten  will    u.   nur  noch  tcegen 

45  der  Zusammenstellung  von  goth.  marzjan 
mit  skr.  mrsh  (vergessen)  a«/ mars  hei  Fick 
(II,  434)  vertveise. 

marlin  n.  marling,  dünnes  festes  Seil  (od. 
Band,    Tau,   Leine   zum   Binden  u.    Fest- 

50  machen  od.  Fesseln  von  Etwas.  —  Nid. 
marlijn  M.  marling,  meerling;  wfries.  (Japi.r) 
merlijune;  engl,  marline;  schwed.  (cf.  Bo- 
brik), dän.  marling;  franz.  merlin;  ^wrt. 
marlim ;  ital.  merlino  di  due. 

55  Dieses  Wort  scheint  mir  nicht  zum  Ite- 
rativ marlen  od.  marrelen,  marreln,  sondern 
eher  zum  Verb,  marren,  iLaren,  merren, 
meeren  (festmachen,  binden  etc.,  bz.  hindern, 
hemmen  etc.,  s.  unter  marlen)  od.  zum  Sub.'^t. 

fiO  afries.  mere  (Band,  Fessel)  zu  gehüren,  wie 


MARL-PREM 


579 


MARS 


dies  auch  mit  dem  mnld.  (KU.)  meertouwe 
(rudens)  der  Fall  ist  u.  wie  auch  afries. 
meringa  (Hemmung,  Hinderung) ;  ags.  mca- 
rung  myrring ;  aengl.  merring ;  engl,  marring 
(Hinderung,  Störung  od.  Schaden,  Nachtheil 
etc.);  mnd.  merringe,  marringe  (Aufenthalt, 
Hemmung,  Verzögerung  od.  Zögern,  Säumen) 
etc.  zu  meria  od.  merja;  ags.  mearrjan  etc. 
(s.  unter  marlen)  gehört. 

marl-prem  od.  marl-spiker,  der  zum  marlen 
od.  festnähen ,  feststechen ,  festmachen  etc. 
gehrauchte  Pfriemen  od.  Nagel  etc.  —  Nid. 
maripriem ;  engl,  marline-  od.  marling-spikc ; 
schwed.  märlepry] ;  dän.  märlespiger. 

marl-rep  od.  inarltan,  Seil  od.  Tau  zum 
marlen  od.  Festbinden  u.  Festlegen  von  Etwas. 

—  Nid.  marlreep,  marltouw. 

marl-slag ,  Marlschlag ,  bz.  Schlag  od. 
Schlinge,  Verschlingung,  Knoten  etc.  ivomit 
man  Ettoas  festmacht  od.  festet.  —  Nid. 
marlslag;  dän,,  schwed.  märlslag;  engl. 
marlingknot. 

marl-tan,  s.  marlrep. 

marmel,  a)  Marmor;  —  b)  eine  Kugel 
von  Marmor,  auch  murmel  genannt.  —  Com- 
pos. :  marmelsten  (Marmorstein)  etc.  —  Nid. 
marmel ;  nd.  marmel,  marrel ;  mnd.  mermel. 

—  Statt  marmeln  =  nid.  marmelen ;  nd. 
mermeln  (marmoriren)  gebraucht  man  hier 
(wenigstens  in  der  Stadt)  schon  meistens 
das  dem  nhd.  entlehnte  marmoreren  od. 
marmereren. 

mSr-perd,  eine  Mähre  od.  Stute,  bz.  ein 
weibl.  Pferd  u.  loörtl.  ein  Pferd,  tvas  eine 
Mähre  u.  kein  Hengst  ist.  Compos.  von 
märe  w.  perd,  wie  das  hier  gleichfcdls  ge- 
bräuchliche hingstperd  von  hingst  u.  perd. 
Das  mnd.  (Seh.  u.  L.)  märpert  od.  mäer- 
pert  wird  dasselbe  sein  ti.  mär,  bz.  mäer 
schwerlich  mit  mör  (dem  contrah.  moder) 
ident.  sein. 

mär-röddik  od.  mar-röddik  (auch  peper- 
wurtel  genannt),  Meer-Rettig  (cochleäria 
armoracia).  —  Ähd.  meriräticli,  merrätih, 
merrätich;  mhd.  merraetich,  merretich ;  mnd. 
merreddich ,  mirredich ;  nd.  marreddik  u. 
(contrah.,  cf.  Schambach)  marreik; 
wetterauisch  meredsh,  mercli ;  mrhein.  mir- 
retich ;  nid.  (contrah.)  mierik,  raerik  u.  auch 
mierik-  od.  merikwortel,  zeeradijs,  meer- 
radijs,  meerredik,  hoerenradijs,  waterpeper 
genannt.  —  Trotz  des  gleichbedeutenden  engl. 
horseradish  (d.  i.  Pferde-Rettig  od.  Pferde- 
Radies,  cf.  röddik  u.  radis)  hat  die  erste 
Silbe  mär,  mar  od.  ahd.  meri  etc.  doch  mit 
märe  (Mähre)  od.  dem  ahd.  maraha  (Pferd) 
nichts  zu  schaffen,  da  meri-rätih  zioeifellos 
ein  Compos.  von  meri  (Meer)  u.  rätih  (Rettig) 
ist.  Dass  aber  meri-rätih  soviel  (cf.  Schade 
u.  Weigand)   als  über  das  Meer  ge- 


kommener überseeischer  Rettig  be- 
deutet, glaube  ich  kaum,  da  meri  (cf.  mör  u. 
2  mär)  hier  zvohl  in  der  cdlgemeinen  Bedtg. 
Wasser  od.  vielleicht  in  der  von:  lacus, 
5  palus ,  fossa  etc.  steht  u.  demnach  diese 
Pflanze  od.  Wurzel  wohl  daher  ihren  Namen 
hat,  weil  sie  in  Wassergräben  u.  kleinen  Bä- 
chen einheimisch  ist.  Vergl.  dieserhalb  auch 
mnld. (KU.)  macr-radijs  (raphanus  rusticanus, 

10  sinapi  persicum),  —  maer-wortel,  mcrwortel 
(eryngiura,  marinum  od.  radix  marina),  — 
maer-koet,  mer-koet  (Wasser-Huhn)  etc. 

marokske,  cdtes  Weib,  Hexe,  Zauberin 
etc.;  —  't  is  'u  olden  marokske.    —   Fs  ist 

15  möglicherweise  aus  mare  od.  mara  (incubus, 
cf.  mirje)  in  der  Weise  entstanden,  dass  zu- 
erst von  diesem  ein  Dimin.  u.  Femin.  ma- 
reke ,  marake  (cf.  das  wallon.  marke  in 
chaude-marke,  bz.  bei  Diez,  II,  359  unter 

20  mare)  gebildet  u.  von  diesem  Femin.  dann 
nochmals  ivieder  ein  Dimin.  marakske  od. 
YCiSiVok^'k.Q  gemacht  lourde,  da  Letzteres  jeden- 
falls ein  Dimin.  ist,  ähnlich  wie  pastörske 
von  pastor,  —  od.  mesterske  von  mester,  — 

25  sniderske  von  snider  etc. 

1.  mars,  Plur.  niarseii,  der  Mastkorb  od. 
der  sog.  Korb  oben  am  3Iaste  grösserer 
Schiffe,  loelcher  gewöhnlich  nur  aus  einem 
um  den  Mast  gelegten,   auf  den  Sahlingen 

30  ruhenden  Brettergerüst  besteht.  —  Compos. : 
fok-,  besän-,  röster-mars.  —  marsklampe, 
marsrä,  marsschote,  marsseil,  marsstenge  etc. 
—  Nid.,  nd.  mars ;  mnd.  merse ;  mnld. 
meerse;  norw.  mers;  dän.,  sehived.  märs.  — 

35  Dieses  eigentlich  nid.  Wort  hat  wie  das  da- 
mit ident.  ivfries.  (Ja 2^  ix)  mersse  im  nid. 
auch  die  Bedtg. :  Kiejje  od.  Tragkorb  eines 
Krämers  od.  Trödlers  u.  Hausir  er  s,  welchen 
der  Krämer  etc.  gefüllt  mit  allerlei  Waare 

40  od.  Kram  zum  Verkauf  auf  dem  Rücken 
od.  vor  dem  Leibe  trägt.  Vergleicht  man 
bei  KU.  die  Wörter:  meerse,meerserije  (raerx, 
mercimonium,  vulgo  merciaria;  franz.  mer- 
cierie;  ital.  merche;  span.  mercaderia;  engl. 

45  mercerie);  meerse,  meerskorf  (corbis  insti- 
toris,  canistrum  institorium,  sporta  vimenea) ; 
meersman  (circitor ,  circuitor ;  qiü  merces 
distrahendas  vicatim  circumfert) ;  meers- 
mande  (canistrum  institorium) ;  meersenier  od. 

50  mersenier  (circitor,  tabernarius,  bz.  Krämer, 
Hausirer  etc.)  etc.,  so  ist  es  klar,  dass  nicht 
allein  diese  Wörter,  sondern  auch  mnld. 
meerse ;  mnd.  merse  «.  das  daraus  entstandene 
mars  als  Korb  am  Mäste  u.  als  mit  allerlei 

55  Waaren  gefüllter  Korb  eines  Krämers  od. 
Hausirers  mit  ital.  merche  etc.  aus  dem  lat. 
merx  (Waare,  Handelswaare  od.  überhaupt 
Ding,  Sache)  entstanden  sind.  Sieht  man 
nun   aber   weiter   wie  das  Wort  kram  aus 

60  der  Bedtg. :  Bude  zum  Verkauf  von  Waaren 

37* 


MARS 


580 


MAERT 


u.  Sachen  etc.  in  die  Bedtg. :  Kramwaare 
od.  iiherhaiipt  in  die  von  Wnare,  Ding, 
Sache  etc.  überging,  so  ist  es  auch  denk- 
bar, dass  hier  umgekehrt  das  aus  merx  od. 
aus  ital  morche,  rect.  merce  entstandene 
mnld.  mcerse  aus  der  urspr.  Bedtg. :  Waare, 
Handelswaare  od.  Sache  etc.  (s.  oben  meerse 
=  nicrx)  in  die  von  Korb  od.  Behiüter  für 
allerhand  M''aaren  u.  Sachen  etc.  m.  so  über- 
haupt in  die  Bedtg.  Korb  etc.  überging. 
Dass  aber  von  merx  als  Waare  od.  Sache 
etc.  auch  ein  Subst.  mcrsü  od.  meorsii(Waaren- 
Ding,  od.  Waaren-Sache)  entstehen  n.  hier- 
aus wieder  die  Bedtg.  Waarenkorb  od.  Korb 
u.  Behiüter  für  allerhand  Waaren  hervorgehen 
konnte,  ist  klar,  sowie  es  ferner  auch  möglich 
ist,  dass  von  den  Compos. :  mecrs-korf  u. 
ineers-mande  (korf  u.  mande  sind  synonym, 
cf.  2  mande)  im  täglichen  Gebrauch  wieder 
die  Wörter  korf  u.  mande  abgeworfen  lourden 
u.  dann  meerse  od.  mars  dieselbe  Bedtg.  wie 
diese  Wörter  behielten  u.  hieraus  dann  in 
die  alleinige  Bedtg.  Korb  übergingen. 

2.  mars  od.  marsch,  3Iarsch,  Gang,  Fuss- 
tour ;  —  liö  lied  al  'n  dügtigen  mars  mäkt. 

—  Verb,  marseren,  marschOren,  marschiren, 
laufen  etc. ;  —  he  kan  diigtig  marseren.  — 
Wegen  des  Ursprungs  des  franz.  marcher 
(marschiren  od.  reisen,  gehen  etc.)  u.  marche 
(Marsch  od.  Gang,  Tour,  wovon  ital.  mar- 
ciare ,  ven.  marchiare;  span.  marchar,  cf. 
Diez,  II,  358  seq.)  sei  bemerkt,  dass  diese 
Wörter  vielleicht  auf  marche  (Grenze  etc.) 
M.  mit  diesem  auf  ahd.  marka  (Grenze, 
Grenzland,  Provinz,  Landstrich  etc.,  cf.  2 
mark)  zurückgehen. 

mars,  Arsch,  Podex  od.  der  Hinterste ;  — 
he  hed  so  'n  dikken  märs,  dat  't  ürdondlik 
'n  liist  is,   um  hum   d'r  cn   up   to  klappen. 

—  Im  hiesigen  Sprachgebrauch  ist  es  seiner 
Bedtg.  nach  massiver  od.  plumper  u.  gröber 
als  närs,  mit  ärs  (Arsch)  aber  nicht  allein 
begrifflich,  sottdern  auch  im  Sprachgebrauch 
(cf.  likk'  mi  in  de  märs  od.  in  de  ars)  gleich. 

—  Ist  es  aus  min  ärs  contrahirt  u.  entstanden, 
wie  närs  vielleicht  aus  en  od.  'n  ärs  ?  Schioer- 
lich:  vergl.  mnd.   Wb.  III,  1  ti.  142. 

märs-darm,  Arschdarm,  Mastdarm. 

raärs-ende,  das  Ilinterende  eines  Gegen- 
standes, z.  B.  einer  Garbe,  einer  Scheune  etc. 

marsk,  mask,  Marsch,  a)  der  die  hohe 
Geest  umgebende  früher  vor  dem  Bestehen 
der  Deiche,  von  den  Meeresjluthen  oft  über- 
strömte, durch  Meeresamouchs  entstandene 
u.  aus  fruchtbarem  u.  fettem  Kleiboden  be- 
stehende Küstenstrich,  wie  z.  B.  die  Wester-, 
Lintler-,  Oster-marsk  etc. ;  —  Sprichw.  : 
harr'  de  Westermarsk  gen  dik,  so  was  d'r 
nH  sins  glik  ;  —  b)  eine  grössere  sumpfige 
Niederung    od.    ein    grösserer    von    vielen 


Wasserläufen  u.  Gräben  durchschnittener 
Landcomplex,  dessen  Boden  aus  vermoderten 
Wasserpflanzen  u.  Sumjyfgräsern  besteht  n. 
welche  icegen  ihres  wasserhaltigen  Bodens 
5  sowohl  od.  weil  sie  auch  sehr  oft  inundirt 
ist,  gewöhnlich  nur  als  Meedland  od.  auch 
zum  Weiden  benutzt  2vird,  z.  B.  die  Victor- 
burer-,  Engerhafener-,  Bedecaspeler-marsk 
etc.,  welche  Landcomplexc  deshalb  oft  auch 

10  mede  od.  meden  (z.  B.  Victorburer  meden 
statt  Victorburer-marsk)  od.  auch  hamrik, 
Flur,  hamriken  od.  hammerkeu  (cf.  hamrik) 
n.  mor  (cf.  z.  B.  die  Ortschaft  Neer-  od. 
Nedder-mör  u.  das  sog.  läge  mür  bei  Norden) 

15  heissen.  —  Nd.  marsch,  masch;  hess.  (Vil- 
mar)  masch;  mnd.  mersch,  marsch,  masch; 
«7(Z.  marsch  (in  msirschland,  Moorland,  fettes 
Kleiland,  niedriges,  morastiges  Land)  u.  (Süd- 
holland) meersch  (Morast,  Wiese,  Aue,  Wei- 

20  de);  mnld.  maersche,  mersche,  meersche, 
marse  (palus,  pratum  hyeme  plerumque  aquis 
tectum,  pratum  palustre,  locus  palustris  et 
vliginosus);  engl,  marsh;  aengl.  mersh;  ags. 
mersc.    —   Wohl   nicht   entlehnt    aus   mlat. 

25  mariscus  (Sumpf),  sondern  wohl  eher  mit 
diesem  u.  (cf.  Diez,  I,  265  unter  marc) 
ital.  marese  (Lache,  Sumpf)  ;  afranz.  maresc  ; 
nfranz.  marais  etc.  direct  von  mar,  maer, 
mer   (cf.  2  mär  ii.  mer)    in  der  allgemeinen 

30  Bedtg.:  Wasser  od.  nasses  feuchtes 
weiches  fl  ü  ssiges  Etwas  etc.,  zumal  da 
es  ja  ebensogut  möglich  ist,  dass  sowohl 
mlat.  mariscus  u.  ital.  marese  ;  afranz.  maresc 
etc.    aus    dem   agerm.    marcsk    od.    marsk, 

35  mersk  entlehnt  u.  entstanden  sind,  als  dass 
diesem  das  lat.  mare  zu  Grunde  liegt. 

Was  nun  aber  formell  unser  m&v&k,  morsk 
od.  m)ild.,  mnd.  marsche,  mersche  u.  ags. 
mersc  betrifft,  so  halte  ich  dafür,  dass  diesen 

40  Formen  in  ähnlicher  Weise  wie  dem  Subst. 
Mensch  (cf.  minsk  od.  minske)  ein  Adj. 
marisk,  merisk  (d.  i.  meerisch  od.  wässerig, 
sumpfig,  moorig  etc.)  zu  Grunde  liegt  u.  dass 
demnach  marsk  od.  marsch,  marsche,  mersche 

45  ivörtl.  ein  meer  isches  od.  w äs s er  ige s, 
7iasses,  feuchte s,  lo e  i eh  es,  s  u  m pfi- 
g  e s,  ni  oor  ig  es  Etwas  bezeichnet. 

Märt  od.  3Iert,  März  (mensis  Martis).  — 
Redensart,  n.  Sprichw. :  Märten  späk  (Trocken- 

50  Jieit,  Dürre  etc.  od.  Sj^alten  u.  Reissen  des 
Bodens  in  Folge  von  Dürre)  gift  rogge  in 
de  sak ;  —  Märt  hed  'n  krull'  in  de  stert, 
od.  auch :  Märt  rürd  de  stert ;  —  'n  drügen 
Märt,    'n    nattcn   April    un   'n    kolden   Mai, 

55  fülld  keller  un  schür  un  brengd  föl  hei;  — 
de  arfton  un  boncn  wil  äteu,  dürd  de  Märt 
nf't  fergätcn;  —  molt  in  de  Märt,  is  gold 
würd ;  —  'n  natten  Märt,  de  öst  (cf.  1  öst. 
Ernte,  Ertrag  etc.)  fertärd;   —   Märtengras 

GO  mnt  man  anspöjen  od.  anfuijen;  —  'n  drögen 


MARTE  MART 


581 


MASKE  MESKE 


Märt  uu  'n  natten  April,  den  dcitl  de  bür 
wat  he  wil ;  —  gift  de  Märt  Aprilwör  (A2)ril- 
Wetter),   den   brengd   de    April  Märtenwür; 

—  wat  de  Märt  net  wil,  dat  bald  de  April. 
marte,  mart,  märte,  märt,  Wabe,  Hmiig- 

ivabe ;  —  märten  -  hönnig  (Waben-Honig, 
Honig  in  der  Wabe).  —  Nd.  (Br.  Wb., 
III,  134)  maarte.  Wie  Wabe  von  weben 
in  der  Bedtg. :  verbinden,  verstricken  etc., 
so  marte  od.  märte  wohl  von  marreu,  mareu 
etc.,  ahd.  marrjan  etc.,  bs.  dessen  Präter. 
marta;  s.  unter  marlen. 
marteln,    martern,  i)einigen,   quälen  etc. ; 

—  he  marteld  biira  bit  up  't  blöd ;  —  wo 
kanst  du  so  'u  arm  der  nu  wol  so  marteln; 

—  he  marteld  sük  of.  —  Subst.  gemartel ; 
Compos.  martelholt  etc.  —  Nd.,  mnd.,  nid. 
martelen,  mertelen ;  ahd.  martolon ;  amd. 
mardelon. 

Mit  dem  auch  hier  gebräuchlicheren  mar- 
tern =  ahd.  martirön  von  marter,  martel 
=  ahd.  martyra  etc.  aus  lat.  martyrium ; 
griech.  martürion  (Zeugniss,  Blutzeugniss 
für  die  christliche  Religion  etc.)  von  märtur 
(Zeuge  od.  Person  die  ein  Etwas  kennt  u. 
dessen  gedenkt  od.  sich  dessen  erinnert 
u.  dieses  Etwas  daher  der  Wahrheit  gemäss 
bezeugen  kann),  ivas  mit  lat.  memor,  memoria 
(cf.  meraörje)  u.  nhd.  Märe,  31  drehen 
(Erdachtes,  Erdichtetes)  zur  ]/  smar  (denken, 
gedenken,  sich  erinnern  etc.)  gehört. 

1.  mask,  s.  marsk. 

2.  mask  od.  mascb,  die  beim  Bierbrauen 
von  gebrauchter  Malze  zurückbleibenden  Tre- 
her  od.  der  ausgequetschte  u.  ausgezogene 
trockene  Bückstand  der  Bier- Maische,  wie 
derselbe  nach  dem  Ablaufen  der  Würze  im 
Maischbottich  zurückbleibt  u.  mit  Spaten  aus 
demselben  herausgeworfen  wird ;  —  he  förd 
sin  swinen  mit  mask.  —  Nfries.  (Outze n) 
u.  norw.,  dän.  mask.  —  Es  ist  vielleicht 
ident.  mit  dem  zu  misken  (mischen)  gehö- 
renden folgenden  mask,  worauf  auch  das 
engl,  masb,  Gemisch,  Gemengsei,  Mischmasch, 
Mengfutter,  (Brauerei)  Meisch;  mash,  (zu 
einem  Brei)  zerquetschen  u.  zerstossen,  mengen, 
mischen,  matschen,  (Brauerei)  einmaischen 
etc.  hinzudeuten  scheint  u.  wozu  auch  das 
etymol.  anscheinend  von  nhd.  M ei  sehe 
ganz  verschiedene  nd.  (Dähnert)  mesch 
(das  eingewässerte  od.  gemischte  Malz  beim 
Brauen),  sowie  das  mnd.  (S  c  h.  u.  L.)  masch, 
mesch  (Meische,  Bier  malz)  u.  meske  in 
meske-wert  (Meisch-Würze)  formell  u.  be- 
grifflich stimmt.  Oder  entstand  es  vielleicht 
aus  Matsch  als  zerquetschte  breiweiche 
Masse  (Verb,  matschen,  breiweich  quet- 
schen etc.)  etc.  od.  mit  diesem  direct  aus  ital. 
marcio (faul,verrottet etc.,  cf.  Weiga  n d),  wo- 
bei noch  zu  bemerken,  dass  matschen  ausser 


der  bekannten  Bedtg.  im  Kartenspiel  ti 
ausser  der  von :  im  Koth  u.  Schmutz  herum- 
wühlen etc.  (wo  es  aber  auch  mit  mant sehen 
ident.  sein  kann)  im  nd.  (cf.  Dähnert) 
5  auch  die  Bedtg. :  zerschneiden,  zerhauen  etc. 
(wohl  aus  zerquetschen,  z  er  drücken 
etc.)  hat. 

Wegen  des  ital.  marcio  (faul,  verdorben), 
marcire  (faulen,  verfaulen ;   verwelken  etc.), 

10  marcido  (faul,  eiterig  etc.)  sei  noch  bemerkt, 
dass  diese  Wörter  aus  lat.  marceo  (schlaff' 
welk,  matt  sein  od.  iverden)  u.  marcidus 
(welk,  matt,  kraftlos  etc.)  entstanden,  welche 
auf  eine  aus  mar    (reiben,   zerreiben,   zer- 

15  malmen,  aufreiben  od.  zer-  od.  aufgerieben 
tverden,  sterben,  sich  auflösen  etc.,  cf.  1  malen) 
eriveiterte  y  mark  zurückgehen. 

3.  mask  m  misk-mask,  Misch-Masch  od. 
Gemische  von  allerhand  Sachen,  durch  ein- 

20  ander  gemischtes  u.  gerührtes  Zeug  etc. ;  — 
't  is  emer  misk-mask.  —  Davon  Verb,  misk- 
masken  u.  Subst.  misk-maskere.     cf.  misken. 

1.  maske,  Maske,  Larve,  Gesichts-Decke, 
falsches  Gesicht,  verdeckter  od.  falscher  ver- 

25  stellter  u.  erheuchelter  Schein,  Heuchelei  etc. ; 

—  he   hed  'n  maske    för  't  gesigt   banden; 

—  under  de  maske  stäken  (unter  der  Maske 
stecken  od.  verborgen  sein) ;  —  du  brükst  mi 
gen  maske  för  maken  (du  brauchst  mir  gegen- 

30  über  keine  Maske  vorzumachen,  bz.  dich 
mir  gegenüber  nicht  verbergen  u.  verstellen, 
mir  gegenüber  nicht  heimlich  thun  etc.),  ik 
wet  regt  göd,  wat  d'r  agter  stekd  un  war  du 
egentlik  hen denkst;  —  ik  lat  mi  gen  maske 

35  maken  (ich  lasse  mir  keine  Maske  machen, 
bz.  mich  nicht  blind  machen  «.  täuschen  etc.); 

—  under  de  maske  (unter  der  Maske  od. 
unter  dem  falschen  Gesicht  od.  Schein  etc.) 
fan  fründskup.  —   Wegen   der  Abstammung 

40  u.  des  Ursprungs  dieses  Wortes  cf.  Diez 
(I,  268)  unter  ital.  maschera,  loozu  noch 
bemerkt  sei,  dass  die  nid.  Form  niasker 
auf  eine  Entlehnung  aus  ital.  maschera 
hinzudeuten  .scheint,  während  das  nid.  maske, 

45  mask  aus  franz.  masque  entlehnt  sein  wird. 

2.  maske  u.  auch  meske,  meske,  Masche, 
eine  durch  Stricken  od.  Knüpfen  u.  Knoten 
von  Garn  erzeugte  Schlinge  od.  ein  ver- 
schlungener  kleiner  od.  grösserer  Bing,   bz. 

50  eine  kleinere  od.  grössere  ringförmige  Oeff- 
nung  in  gestrickten  Gegenständen,  ivelche 
durch  die  Verknüpfung  u.  Verschlingung 
des  Garns  in  denselben  entsteht;  —  de 
masken  fan  't  net  sunt  to  wid,    dar  gän  de 

55  älen  dör.  —  Mnld.  masche,  raaesche ;  nid. 
maas ;  mnd.  masche,  maesche,  mesch ;  nd. 
masch;  nfries.  (Outzen)  mask  od.  (Jo- 
hanse n)  meask ;  ags.  (H.  Leo,  Spalte  540) 
max  (masc);  aengl.  (Stratmann)  maske; 

60  engl,  mash,  mesh;  ahd.  maska,  masga;  mhd. 


MASSE 


582 


MAT 


masche ;  an.  möskvi ;  tiorw.  nioske ;  schwed. 
maska ;  da»,  maske.  —  Es  bezeichnet  ein 
geknotetes  od.  durch  Knüpfen  u.  Knoten 
entstandenes  Etwas  u.  gehört  mit  lit.  masgas 
(Knoten,  zugezogene  Schlinge;  Knoten  od. 
Knopf,  Knospe  [cf.  kuop]  an  Bäumen;  lett. 
masgs  (Knoten,  Knopf)  u.  lit.  mezgu  (ver- 
Jcnotai,  knüpfen,  Xetze  stricken  etc.)  zu  einer 
y  die  formell  von  der  }/  masg  od.  skr.  majj 
(tauchen,  untertauchen,  eintauchen  etc.,  s. 
unter  1  mark)  nicht  verschieden  ist  u.  icahr- 
scheinl.  aus  der  speciellen  Bedtg.  tauchen 
od.  ins  Wasser  versenken,  ins  Wasser  stecken 
etc.  in  die  allgemeine  Bedtg.:  einstecken, 
hineinstecken  etc.  überging  u.  dann  aus  : 
Eines  in  ein  Anderes  stecken  od.  zwischen 
«.  durch  Etwas  stecken  etc.  tciedcr  die 
Bedtg.:  verflechten,  verzweigen,  verknoten, 
stricken  etc.  entwickelte,  ganz  wie  ja  auch 
das  Stricken  ti.  das  Erzeugen  der  Maschen 
lediglich  durch  das  In-  ii.  Durcheinander- 
stecken der  Nadeln  u.  des  darauf  genommenen 
Garns  geschieht  u.  auch  beim  Flechten  der 
Weiden  diese  gegenseitig  durcheinander  ge- 
steckt werden. 

masse,  mass',  Masse,  Klumpen,  Menge  etc. ; 
—  'u  holen  masse  göd  od.  hei,  sti'ö,  minsken 
etc. ;  —  liü  hed  't  in  masse.  —  Es  ist  be- 
kanntlich das  entlehnte  lat.  massa  (ein  Teig 
od.  Teigklumpen  etc.),  icas  selbst  auch  wieder 
aus  dem  griech.  maza  (Teig  od.  Geknetetes) 
entlehnt  ist.  Dies  griech.  maza  aber  steht 
nach  Fick  (II,  ISO)  für  älteres  nvAgja,  ivas 
mit  unserm  mengen  u.  mengsel  zu  einer  u. 
derselben  ]/  gehört. 

1.  mast  (Phir.  mästen),  Blast  od.  langer, 
hoher,  spitzer  Baum  n.  zwar  zunächst  der 
Schiffsmast  od.  Mastbauyn  zum  Tragen  der 
Stengen  u.  Segel  eines  Schiffes  n.  sodann 
auch  ein  Baum  od.  eine  spitze  lange  hoch- 
aufgerichtete Stange  iiberhaupt.  —  Compos. : 
raastbom ,  maststenge ,  bcsänmast ,  topmast 
etc.  etc.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.,  ahd., 
mhd.,  engl.,  schwed.,  dän.  mast ;  wfries. 
(Jap  i  x)  mest ;  nfries.  (J  o  h  an  se  n)  meast ; 
ags.  mäst  (Flur,  mastas);  aengl.  maest;  an. 
mastr;  norw.  master.  —  Davon:  port.  masto, 
mastro  ;  prov.  mast;  franz.  mät;  span.  mastil 
(Mast,  Mastbaum).  —  Als  die  Spitze  od.  das 
Oberste,  Höchste  des  Schiffes,  bz.  als  ein 
hochaufragendes  Etwas  tvürde  es  sich  be- 
grifflich u.  formell  ganz  ungesucht  mit  skr. 
masta  (Kopf)  vergleichen  lassen ,  wovon 
mastaka  (Kopf,  Schädel;  Spitze,  Gipfel  etc., 
cf.  bei  Bc  nfey:  masta,  the  head  u.  mastaka, 
the  head ;  the  top,  the  summit)  mit  ka  weiter 
gebildet  ist. 

2.  mast,  (die)  Mast  od.  Speise,  Futter, 
Fütterung,  Mästung,  Fettmachimg  etc.;  — 
hl  en  up  d'  mast  od.  up  't  für  stän.  —  Es 


2cird  hier  selten  gebraucht  u.  gehört,  doch 
ist  das  Adj.  mastig  (dat  is  'n  mastigen  böm 
od.  'u  mastig  stük  höh)  in  der  Bedtg. :  tcohl- 
genährt  od.  dick,  stark,  mächtig  etc.  ti.  na- 
5  mentlich  das  dazu  gehörende  Verb,  mesten 
(mästen)  hier  sehr  gebräuchlich.  —  Nd. 
(Dähnert)  mast;  ags.  milst;  aengl.  maest; 
engl,  mast,  a]id.,  mhd.  mast.  —  Wegen  der 
icahrscheinlichcn  Abstammung  von  ahd.  maz; 

10  as.  mat  etc.  (cf.  met)  s.  das  Weitere  bei 
Weig  a  n  d,  doch  vergl.  auch  die  Bemerkung 
zu  mos,  müs. 

luast-darni,  Mastdarm,  Afterdarm,  d.  i. 
Darm  icodurch  bei  der  Mast  od.  Nahrung, 

15  Fettmachung  etc.  (cf.  2  mast)  der  Koth  geht. 
mästen,    mästen,    einen  Mast   setzen    etc. 
Nur  in  bemasten. 

1.  mastig  (von  1  mast),  mastig,  mit  3Iast 
versehen.    Nur  in  en-,  twe-,  dre-mastig  etc. 

20      2.  mastig,  s.  unter  2  mast. 

1.  mat,  matt;  —  a)  Zuruf  beim  Schach- 
spiel,  ivenn  man  den  König  des  Gegners 
matt  od.  fest  gesetzt  hat;  —  b)  zuglos  od. 
fest  (beim  Schachspiel) ;  —  sin  könig  is  mat ; 

25  —  ik  bün  mat;  —  c)  (übertr.)  matt,  müde, 
kraftlos,  flau  etc.;  —  mat  uu  möi;  —  mat 
wer  (flaues  müde  machendes  Wetter);  — 
mat  (kraftlos)  fau  smäk  etc.  —  Es  ist  das 
entlehnte  franz.  mat,  welches  mit  prov.  mat; 

30  ital.  matto  ;  span.  u.  port.  mate  ;  mlat.  mattus 
aus  dem  arab.  nuit,  mala  (er  ist  gestorben 
od.  todt)  verbunden  mit  schah  (König,  cf. 
Schach)  =  mät-schäh  (der  König  ist  todt, 
lüoher  unser  Schach-matt)  entstand. 

35  2.  mat  (Masc),  Schwaden,  d.  h.  der  Schnitt 
mit  der  Sense  od.  der  Strich  mit  der  schnei- 
denden Sense  incl.  des  dadurch  abgemähetcn 
Grases  u.  des  dadurch  erzeugten  leeren  Bau- 
mes, soiceit  die  Sense  reicht.  —  Sprichw.  in 

40  Bezug  auf  das  Mähen :  'n  liitjet  mat  un  dat 
wat  rat.  —  Es  ist  ident.  mit  mhd.  mäde 
(der  Schwaden)  u.  gehört  mit  dem  Femin. 
afries.  meth  od.  meth,  met  u.  mete ;  mhd. 
miit    (Mähen,    Mahd,    Gemähtes    etc.)    zu 

45  maien  (mähen).  Das  Jetzige  kurze  ii  stimmt 
auch  zu  engl,  math  (Mahd),  bz.  nid.  mat  in 
doimat  =  nfries.  deimeth ;  afries.  dimeth 
etc.,  cf.  dimath. 

3.  mat,  die  Mahlmetze  od.  das  gesetzliche 

50  3Iass  Getreide,  welches  der  Müller  als  Mahl- 
lohn bekömmt.  Hier  gesetzlich,  wie  früher 
auch  beim  Dreschen,  der  sechszehnte  Theil; 
—  för  bröers  un  stokers  (Brauertl.  Brenner) 
mälden  de  müllors  früger   för  't  hälfe  mat. 

55  —  Nd.,  mnd.  mat.  —  Dieses  Neutr.  isttcohl 
ident.  mit  as.,  ags.  met  od.  met  (in  ge-met 
etc.);  ahd.  mez  od.  mez  (3Iass  womit  ge- 
messen tcird;  massgebende  Bestimmung  etc.) 
was.  Je  nachdem  die  Schreibung  met  od.  miit 

60  die  richtige  ist,  entweder  aus  einer  Grdform 


MAT 


583 


MAT 


mata  (als  Forthüdung  vom  Präter.  mat  von 
goth.  mitan,  cf.  mäteu)  od.  aus  einer  Grdform 
mita  (von  mitan,  ivie  ahd.  geba  von  geban, 
goth.  gibaii)  entstand  ti.  wo  dann  das  mit 
mhd.  metze,  nhd.  Motze  (als  3Iass  od.  Ge- 
mäss womit  gemessen  wird)  ident.  mnd. 
matte,  mette  auch  aus  einer  Grdform  mata 
entstand,  bz.  vom  Präter.  mat  von  mitan, 
ahd.  mezan  fortgebildet  ist.  Vergleicht  man 
indessen  das  mit  unserm  mat  synonyme  nhd. 
(die)  Metze  (als  Mahllohn  des  Midiers),  so 
scheinen  dessen  Formen  mitze,  mitz  wohl 
darauf  hinzudeuten,  dass  dieses  Wort  gleich- 
falls aus  ahd.  mez,  as.  met  (Grdform  mita, 
s.  oben)  weiter  gebildet  (vielleicht  mit  ja  u. 
also  aus  mezja,  metja,  bs.  mitja  zu  mezza, 
metta,  mezze,  metze,  mitze  geworden)  wurde 
u.  demnach  von  mhd.  metze  u.  mnd.  matte 
(als  Ideines  Gemäss  od.  als  der  8te  Theil 
eines  Malters)  formell  verschieden  ist,  da 
dieses  aus  einer  Grdform  mata  od.  mata 
(als  Fortbildung  vom  Präter.  mat  von  metan, 
goth.  mitan)  entstanden  sein  wird.  Weiteres 
vergl.  noch  unter  1  mät,  mäte,  matig  etc. 

4.  mat.  —  Dieses  Neutr.  ist  wohl  ident. 
mit  nhd.  (das)  Matt  (urspr.  vom  Mattsetzen 
od.  Mattwerden  beim  Schachspiel  u.  vom 
Adj.  matt  [s.  1  mat]  substantivirt,  loie 
vielleicht  auch  das  ital.  matte  [Narr,  Thor, 
Pinsel  etc.]  neben  matto  [närrisch,  thöricht, 
albern,  dumm,  stumpfsinnig,  schivach  von 
Geist  etc.]  von  matto,  matt,  schachmatt,  ein- 
getrieben od.  in  die  Enge  getrieben  etc.), 
wie  dies  jedenfalls  mit  mat  in  der  Redens- 
art: he  setcl  hura  up  't  mat  u.  so  auch 
wohl  in  den  folgenden  der  Fall  ist.  Vergl. 
dieserhalb :  he  sit  (od.  kumd)  hum  ferdömd 
up  't  mat,  d.  h.  wörtl. :  er  sitzt  (od.  kömmt) 
ihm  verdammt  (od.  sehr  stark)  auf  das  Matt., 
od.  dem  Sinne  nach :  er  treibt  ihn  sehr  stark 
in  die  Enge,  setzt  ihn  in  grosse  Verlegen- 
heit od.  macht  ihm  soviel  zu  schaffen,  dass 
er  nicht  mehr  aus  noch  ein  weiss  etc. ;  — 
he  kumd  mi  al  nader  up  't  mat,  d.  h.  wörtl.  : 
er  kömint  mir  immer  näher  auf  das  Matt, 
rückt  mir  immer  näher  u.  näher,  treibt  mich 
fortwährend  mehr  u.  mehr  in  die  Enge  etc. ; 

—  he  kwam  mi  unferwagts  up  't  mat,  d.  h. 
wörtl. :  er  kam  mir  unerwartet  auf  das  Matt 
od.  dem  Sinne  nach :  er  überraschte  mich 
unerwartet  u.  brachte  mich  in  grosse  Ver- 
legenheit etc.  —  Auch  in  den  nid.  Bedens- 
art.  (cf.  Weiland,  van  Dale  etc.):  in 
de  mat  zijn  (sich  in  Verlegenheit  befinden) ; 

—  voor  iemand  in  de  mat  springen  (Je- 
mandes Sache  aufnehmen  u.  vertlieidigen) ; 

—  iemand  op  't  mat  komen  (Jemanden  über- 
fallen  auf  Essenszeit   u.    Um    dadurch    in 

Verlegenheit  setzen)  etc.  deuten  loohl  eher 
auf  eine  Ident.  mit   (das   u.  früher  der) 


Matt  (vom  Schachspiel)  als  mit  dem 
folgenden : 

5.  mat ;  s.  matte. 

1.  mat  od.  mate    (dat  u.  de),    Mass;    — 
5  a)  das  Wieviel  in  Baum   u.    an  Masse  od. 

Menge,  sowie  auch  in  u.  an  Gewicht,  Zeit 
u.  Kraft  od.  auch  das  abgemessene  Theil  u. 
die  richtige  Grösse  etc.  von  Etwas  etc. ;  — 
dat  od.  he  hed  sin  mät  net ;  —  dat  od.  he 

10  hold  gm  mät ;  —  he  hed  sm  mät  net  kregen 
etc. ;  —  de  snider  lied  hum  't  (od.  de)  mät 
nameu;  —  b)  das  toomit  man  die  Grösse 
od.  die  Dimensionen  u.  den  Inhalt  von  Etwas 
misst,   bz.   das  Mess-Ding,    Mess-Geräth  u. 

1.5  Mess-Gefäss  etc.;  —  de  snider  krigt  sin  mät 
iit  de  taske  um  mt  't  mät  to  nemen ;  —  de 
6rts-  od.  ferps-mät  etc.  is  to  lütjet ;  —  du 
must  hengän  un  laten  de  mate  iken.  — 
Sprichtv. :  „alles  mit  maten,"  sä'  de  snider, 

20  do  gaf  he  sin  wif  wat  mit  de  elstok.  — 
Nd.,  nid.  maat;  mnd.  mate;  mnld.  maete ; 
afries.  meta,  mata,  mete ;  tvfries.  miette ; 
nfries.  "mete  u.  (Johansen)  miat;  satl. 
mete;  ivang.  meit;  helg.  miat;  aengl.  maete; 

25  ahd.  mäza;  mhd.  mäze  (Mass,  zugemessene 
Menge,  abgegrenzte  Ausdehnung  in  Baum, 
Zeit,  Gedeicht,  Kraft;  Art  u.  Weise;  ge- 
messene richtige  gehörige  Grösse,  rechtes 
gebührendes  Mass;  Angemessenheit ;  Mässi- 

30  gung,  massvolles  Wesen  u.  Betragen)  u.  mhd. 
mäz  (das  Mass,  die  bestimmte  Quantität; 
Gefäss  zum  Messen ;  Grad,  Art  u.  Weise) ; 
an.  mäti  (Art  u.  Weise) ;  norw.  maat ;  dän. 
maad ;   scJuved.  matt   (Mass,   Art   u.   Weise 

35  etc.)  —  Es  gehört  wohl  mit  3  mat  zu  meten, 
od.  mit  diesem  u.  lat.  modus,  modius,  mo- 
dulus  etc.  zur  y  mad,  cf.  meten. 

2.  mät  od.  mate,  Theil  od.  Stück,  Schnitt, 
Scheibe  etc. ;  —  du  must  de  schelfisk  in  dre 

40  maten  od.  delen  sniden ;  —  wen  wi  lisk  äten, 
den  niim   ik  mi   up  't  lefste   'u  middelmät; 

—  d'r  is  fan  middag  man  en  mät  aferbläfen  ; 

—  fan  de  spekäl  hebben  wi  nog  man  'n 
pär  maten  ofsnäden  uu  ferbrükd. 

45  Es  toird  dasselbe  Wort  sein  wie  1  mät 
od.  jedenfalls  mit  diesem  zu  meten  (s.  d.) 
in  der  Bedtg. :  abmessen,  abtheilen,  eintheilen, 
in  Theile  zerlegen  etc.  gehören. 

3.  mät,  3Iaat  od.  Genosse,  Gehülfe,  Ka- 
50  merad,  Spielgenosse,  Freund,  Bursche  etc.; 

—  he  is  mit  sin  maten  (od.  makkers)  ütgän 
to  baden ;  —  dat  is  min  regte  mät  (Genosse, 
Geselle,  Gehülfe  etc.),  war  'k  mi  up  ferlaten 
kan ;    —    kum  ins  her  min  mät    (Kamerad 

55  od.  Freund,  Bursche  etc.),  ik  wil  di  inseu 
wat  för  de  büksen  mäten.  —  Compos. :  böts-, 
koks-,  timmermans-,  stürmans-mät  etc.  — 
Nd.,  nid.  maat ;  mnld.  maet ;  mnd.  mät ; 
alt-  u.  neuengl.  mate ;  schwed.,  dän.  mat. 

60      Formell  stimmt  es  nur  zu  einem  von  mnd. 


MAET 


584 


MATTE  MATT 


mat,  ahd.  maz  (Essen,  Sjieise)  abgeleüeten 
as.  inato,  ahd.  iiiazo,  tcas  aus  der  Bedtg. 
Ess-  od.  Speise-  Person,  hs.  die  Person 
die  isset  od.  ■•<p eiset  in  die  heutige  Bedtg. 
von :  Gast,  Tischgast,  bz.  Tischgenosse  u. 
so  in  die  allgemeine  Bedtg.  von:  Genosse 
od.  mit  einem  Jemand  zusammenlebende 
Person  (cf.  lat,  couviva  u.  convivium  von 
convivo,  zu.iammen  leben  od.  icoJmen,  zu- 
sammen essen  etc.)  überging,  wonach  dann 
das  obige  aus  mata  od.  niato,  niate  geliirztc 
nuit  «r.</)r.  dasselbe  Wort  2cie  ags.  mete  in 
gemcte,  bz.  ahd.  mazo,  mazzo  in  giniazzo 
(Tischgenosse)  wäre  u.  viit  diesem  zu  niat 
(Essen,  Speise,  Nahrung  etc.,  cf.  met)  ge- 
hört. Dn.ss  einer  Ableitung  des  Wortes  niät 
od.  urspr.  mata,  mato  in  der  urspr.  Bedtg.  : 
Essen  u.  in  der  abgeleiteten  Bedtg. :  G  e- 
nosse  von  mat  (Essen,  Sjjeisc,  Nahrung, 
Mahlzeit  etc.)  od.  mit  diesem  von  einem 
Präter.  mat  eines  älteren  Verb,  mitau,  mat 
etc.  (essen  etc.)  nichts  entgegensteht,  dafür 
spricht  auch,  dass  das  aus  nauta  gekürzte 
an.  iiautr  (Genosse)  u.  not,  nöz  im  as.  go- 
not,  ahd.  ginöz  (Genosse),  ahd.  nöz-scaf 
(Genossenschaft),  mhd.  nozcii  (sich  zuge- 
sellen) gleichfalls  vom  Präter.  naut,  not,  noz 
von  niutau,  niotan,  niozan  (geniesscn,  be- 
nutzen, gebrauchen  etc.,  cf.  uüt  «.  geneteu) 
etc.  fortgebildet  wurde  u.  demnach  auch 
nautr  od.  genöt  (Genosse)  ursjn-.  blos  eine 
Person  die  genoss  od.  gebrauchte  etc., 
bz.  einen  Gen  i  esse  r  u.  Ge  brau  eher 
(von  Eticas)  bezeichnete  u.  hieraus  in  die 
heutige  Bedtg.  von  Genosse  überging. 

niJlf,  s.  mete. 

niiitelik,  mätelk,  s.  unter  raätig. 

muten,  massen ;  —  iitermäten  föl;  —  afer- 
mäteu  kold  etc. 

luäten,  s.  meten. 

niaterial  od.  auch:  niatrial  (Plur.  raa- 
trialieu),  Material,  Stoff'  od.  Zeug  etc.  zum 
Bau   od.   zur  Anfertigung  etc.    von  Etwas. 

—  Compos.:  bö-material,  sclinf-material  etc. 

—  Aus  lat.  materialis  von  materia;  s.  das 
folgende : 

materje,  Eiter,  Giftstoff  eines  Geschtvürs. 

—  Auch  ahd.,  nd.  u.  mnd.  (cf.  niatcrie  bei 
Seh.  u.  L.)   in  dieser  Bedtg.  vorkommend. 

—  Es  ist  ident.  mit  nhd.  Materie  (Stoff 
woraus  eticas  gemacht  u.  gefertigt  od.  ivird, 
Inhalt  etc.)  ?<.  mit  diesem  entlehnt  aus  lat. 
materia,  loas  eine  Weiterbildung  von  mater 
(Mutter,  cf.  moder)  ist  u.  demnach  ivörtl. 
soviel  als  Mutter  Stoff  od.  Stoff  ivoraus 
Alles  geboren  u.  erzeugt  loird  od.  entsteht 
etc.  bezeichnet. 

mat-fat,  od.  matt-fat,  Eass  od.  Gefüss, 
womit  der  Müller  mottcd  (cf.  2  matten)  od. 
das  mat  (cf.  3  mat)  mis.st. 


1.  luatjp  (Dimin.  von  1  mat),  kleines  Mass 
od.  Gemäss  zum  ]\[essen  von  Flüssigkeiten, 
wovon  4  auf  ein  ort  od.  16  auf  einen  Krug  od. 
eine  Kanne  gehen,bz.  gingen.  —  Nid.  maatje. 
5  2.  luatje  (Dimin.  ro«  3  mat),  kleiner  Ge- 
nosse ;  namentlich  in  der  Bedtg. :  Freundchen 
od.  BürscJtlein  gebraucht  etc.;  —  mätje! 
mät.je !  wat  liest  du  m'i  dar  wer  för  geschichten 
mäkt?  —  Nid.  maatje. 

10  niiUjes-liäriiiiS;,  od.  auch  kurzweg  inätjes 
genannt,  Jläring  bei  dem  Bogen  u.  Milch 
noch  nicht  voll  od.  vollständig  entwickelt  ist. 
Gegensatz  von  fulliäriug.  —  Nd.  maatjes- 
hering;  7Üd.  maatjeshariug;    mnd.  niadikes- 

15  heriug.  Sie  werden  sonst  auch  maikcii  od. 
maikensliering  u.  nhd.  Jungfern- Hering 
genannt  u.  sind  die  Vorsilben  matje  u.  mnd. 
madekeu,  soioie  auch  maikeu  sämmtlich 
Contraeta  von  mägdeken  u.  inaidekeu  =  nhd. 

20  Mädchen ,  dem  Dimin.  von  magd  ».  maid 
od.  meid  (cf.  dieses),  wie  auch  das  mnld. 
(KU.)  maeghdeden  in  maeghdedens-haeriuck 
(halec  prima  virginea  seu  primo  omnium 
caj)ta-lactibus  et  ovis  carcus)  für  maeghdeken 

25  steht  u.  demnach  mätjes-  od.  mnd.  madekeus- 
lieriug  soviel  als  3IädcJie)i-  od.  Ju  ngfern- 
Hering  ist. 

niatig,  massig,  gemässigt,  angemessen  od. 
das  3[ass  habend  u.  dem  3Iass  (von  Etwas) 

30  entsprechend  od.  gleich;  —  he  hed  mätig 
fol  geld;  —  nuitig  gröt  od.  dik,  stark;  — 
he  is  regt  mätig  etc.  —  Zu  1  nuit  u.  synon. 
mit  mätelik  od.  mätelk  (masslich,  bz.  dem 
Masse  [von  EtivasJ  gleich  u.  entsprechend). 

35       mätigen,    massigen,    massig  sein    etc.;  — 
he  kan  sük  net  mätigen  etc. 
mjitigheid,  Massigkeit. 
mat-molen,   Mühle  die  vom  Getreide  das 
mat  (s.  3  mat)  od.  den  Lohn  für  das  Mahlen 

40  in  natura  nimmt  u.  nicht  für  Geld  mahlt. 

matröse,  Matrose,  gelernter  od.  befahrener 

Schiffs-  0(1.  See-Mann;  —  he  färd  för  ma- 

tr(3se ;  —  Spriehw. :  „'n  dtibbeltje  (doppelter 

Stüber)  kan  mal  (sonderbar)  rullen,"  sä'  de 

45  matröse,  de  to  Amsterdam  en  fuud  uii  up  't 
käp  (Ccq)  der  guten  Hoffnung)  en  ferloren 
harr'.  —  lieber  den  Ursprung  dieses  Wortes 
cf.  die  Abhandl.  von  Director  Breusing 
in  der  „Weserztg."  vom  18.  Juli  1879  Nr. 

50  11,079. 

inat-schiiddiiig,  s.  mattenschüdding. 
niatse ,    mats ,    Osterkuchen   der   Juden. 
Alis  Hebr.   mazäh   od.   mazzäh  (ungesäuer- 
tes Brod). 

55  mats-fots ,  Matzfotze.  Schimpfwort  od. 
Schimpfname  für  eine  tölpelhafte  od.  ge- 
meine Person. 

matte,  matt,  mat,  Matte;  —  a)  von  Bin- 
sen,   Stroh,    Bast    od.    sonst.    Material  ge- 

QO  flochtene   Decke;   —    du    must    d'r   'u    mat 


MATTEN  585  MEDE 

henleggen,  war  man    de  foten   up  ofwisken  maiien,  miauen,  schreien  wie  die  Katzen. 

kan ;  —  dat  schip  (od.  de  däle  etc.)  is  mit  —  Sprichiv. :  wen  de  katte  mi'isd,  den  maud 
matten  belegd  ;  —  b)  ein  aus  Binsen  od.  se  nich.  —  Nd.,  mnd.  raauen  ;  nid.  maauwen ; 
Stroh  geflochtener  Behälter  od.  Korb  etc.;  mnd.  mouwen;  engr?.  mcw;  ahd.  xakyien  (von 
—  'n  mat  figen.  —  Bas  entlehnte  franz.  5  Katzen  u.  anderen  Thieren)  etc.  —  cf.  y 
matte  aus  lat.  matta  u.  dies  nach  Fiele  mii  (sonare  etc.),  wovon  auch  mewe  etc^ 
(II,  182)  von  der  ]/  mat  (drehen,  winden).  mede,   med,   met   u.  geharzt  auch  me  u. 

1.  matten,  matten,  matt  iverden  etc.  in  mä  (fast  obs.),  mit;  —  me  (od.  med,  met) 
of-  u.  fermatten  (ab-  u.  ermatten).  gän;  —  wie  (wer)  gät  mä,  agter  up  de  lange 

2.m&ttm,  metzen,  die  Mahlmetze  ('s.  3  mat)  10  slä?^ —  S.   Weiteres  unter  mit. 
von  zu  mahlendem  Getreide  entnehmen.  —  mede  (Femin.).     Unter  diesem.  Namen  od. 

Simchio. :  bi  't  müllers  matten  un  't  sniders  dieser  Bezeichnung  verstehen  wir  hier  aus- 
katten  (wegwerfen ,  verwerfen ,  bei  Seite  schliesslich  nur  Heuland  u.  das  Gras  was 
iverfen  etc.)  geid  föl  dör  d'  latten ;  —  wen  darauf  wächst,  bz.  eine  .solche  Wiese  die 
't  matfat  to  fol  kan  fatten,  mut  de  müller  15  gemäht  wird,  soioie  auch  das  darin  ste- 
na  sin  dod  stau  to  matten.  hende  zur  Heugewinnung  bestimmte  Gras  u. 

matten  -  schüdding,  das  durch  die  u.  wird  dieses  Wort  im  Singular  niemals 
aus  den  Matten  geschüttete  Getreide,  tvelches  von  einem  Stück  Grünland  gebratecht,  sobald 
nach  der  Entlöschung  u.  nach  dem  Heraus-  das  Gras  bereits  geschnitten  ii.  das  Heu 
machen  der  Matten  unten  auf  dem  Boden  20  davon  geerntet  ist;  —  wi  willen  mändag  in 
des  Schiffes  zurückbleibt  u.  das  zusammen-  de  mede,  du  kanst  de  maiers  man  bestellen, 
gefegt  ivird  u.  deshalb  auch  wohl  blos  dat  se  kamen  to  malen ;  —  ik  hebb'  'n  stük 
fägsel  heisst.  mede   in  de  wisker  köft,    dar   steid   'n   göd 

maue,  man,  (loser  od.  festgenähter)  Äermel;  stük  hei  in;  —  de  mede  (od.  dat  gras)  up 
du  must  'n  pär  mauen  afertrekken,  dat  du  25  't  lagmör  sal  mändag  ferköft  worden ;  —  dar 
de  arm  net  fiil  krigst;  —  he  löpt  in  blote  steid  'n  göden  biidel  mede  in  dat  land;  — 
hemdsmauen.  —  Bedensart. :  he  hed  wat  in  de  mede  sügt  fan  't  jär  göd  üt,  sodat  d'r 
de  maue  (d.  h.  er  hat  was  im  Aermel  od.  wol  'n  büdel  hei  to  ferwachten  is.  —  Daher : 
er  hat  dicke  kräftige  Arme  im  Aermel  u.  medland  (zum  Mähen  od.  zur  Heugewinnung 
kann  daher  tüchtig  was  leisten) ;  —  dar  sunt  30  bestimmtes  Land,  als  Gegensatz  von  weide- 
hel  gen  mauen  an  to  slän  (da  sind  gar  keine  land)  u.  Verb,  meden  (zum  Mähen  u.  zur 
Aermel  anzuschlagen  od.  anzubringen  u.  Heugewinnung  benutzen) ;  —  dat  stük  land 
so  flg. :  die  Sache  ist  unausführbar) ;  —  he  sal  fan  't  jär  medt  worden  ;  —  dat  grSnland 
lett  sük  wat  up  de  mau  binden  od.  spellen  is  so  ferhürd,  dat  't  man  um  't  darde  jär 
(er  lässt  sich  loas  aufbinden);  —  he  mut  35  medt  (gemäht,  geschnitten  u.  zur  Heuge- 
'n  denksädel  up  de  mau  hebben;  —  he  loinnung  benutzt)  worden  dürd.  —  Unter 
schüddeld  en  üt  de  maue  (von  Pastoren  die  dem  Plural  meden  versteht  man  indessen 
eine  Predigt  aus  dem  Stegreif  halten) ;  da-  blos  einen  grösseren  Complex  Wiesenlandes, 
her  auch;  de  präk  (Predigt)  rukd  na  de  ivelches  ivegen  sumpfiger  Beschaffenheit  u. 
maue ;  —  dat  schul  man  hum  net  üt  de  mau  40  niedriger  Lage  fast  ausschliesslich  zur  Heu- 
schüddeln  ;  —  (iron.)  't  is  jo  'n  wäghals !  gewinnung  benutzt  wird  u.  ist  es  auch  ört- 
he  ferlüst  lefer  de  mau  as  'n  arm.  —  Nd.  liehe  Benennung  (ähnlich  wie  hamrik  u. 
maue,  mauje,  mauwe ;  mnd.  mouwe,  mowe,  raarsk)  eities  grösseren  nur  aus  Wiesen-  u. 
mäwe;  nid.  mouw;  mnld.  mouwe;  afries.  Heuland  bestehenden  Landstrichs  (he  wand 
mowe ;  wfries.  mouwe ;  mhd.  mouwe ;  md.  45  in  de  meden ;  —  dat  hüs  ligt  in  de  meden), 
mowe.  —  Es  bezeichnet  ivohl  ivie  auch  muf  der  einer  bestimmten  Gemeinde  angehört, 
(s.  d.)  ein  Etivas  ivas  man  aufstreift  od.  wie  z.  B.  de  Dornummer-,  Resterhafener-, 
aufschiebt,  bz.  auf  od.  über  ein  anderes  Victorburer-,  Osteier-,  Upganter-meden  etc. 
Etwas  streift  od.  schiebt,  zieht  etc.,  wie  ja  —  Afries.  mede  od.  (nach  dem  Dat.  medum 
die  mauen  früher  nicht  an  den  betr.  Klei-  50  im  ersten  Ems.  Ges.,  pag.  203,  Zeile  32  bei 
dungsstücken  festgenäht,  sondern  blos  lose  v.  Bichthofen)  medu;  wfries.  miede; 
auf  od.  über  den  Arm  gestreift  od.  geschoben  nfries.  maade  ;  satl.  mede  ;  butjad.,  fries. 
wurden  u.  wie  man  auch  die  muffen  über  meide;  a/7S.  (c/.  (Sira^mawnj  mäedu,  mäed  ; 
die  Hände  od.  auf  u.  über  die  Enden  von  aengl.  mede  od.  medewe,  medue;  engl. 
Bohren  etc.  streift  u.  schiebt.  Wegen  der  55  meadow,  mead  (Wiese,  Heuland). 
Verwandtschaft  vergl.  daher  lit.  msiuin,  va?iuü  Bemerkt  sei  zu  diesem  Wort,  dass  es  hier 

(streifen),  rankmauste  (Armbinde),  uz-mowa  stets  mit  e  od.  ee  geschrieben  u.  gesprochen 
(was  aufgestreift  wird,  eine  Muffe)  u.  die  ivird  u.  dass  auch  Minsen,  Outzen  u. 
skr.  y  miv,  mü  (bewegen,  drängen,  schieben  Stratmann  (cf.  dessen  aengl.  Wb.)  das 
etc.),  wozu  auch  lat.  moveo,  motua  etc.  gehört.  60  Wort    so    schreiben    wie    oben ,    während 


MEDEN 


586 


MEIER 


L.  EttmüUcr  (s.  pag.204)  fZrt/wr  meadii, 
madu,  mädu  schreibt,  was  ~h  (goth.ma.d\\'^) 
ahd.  mato  stimvit,  wonach  dieses  Wort  daun 
wohl  nicht  mit  nhd.  Mahd  h.  mhd.  müde 
(Schwaden,  s.  unter  2  mat)  >»  maieu  (mähen) 
gehört,  sondern  )nit  mhd.  iiiate  (üppiges  Gras- 
land, Wiese),  nhd.  3Iatte  ident.  ist.  Er- 
wägt man  nun  ferner,  dass  unser  fenne  so- 
wohl als  die  nhd.  Wörter  Aue  u.  Wiese 
(cf.  auch  1  wisk)  urspr.  ein  sumpfiges  mooriges 
od.  tcüsseriges  feuchtes  Etwas  (sumpfiges  od. 
feuchtes  Erdreich  od.  Land  etc.)  bezeichnen, 
so  ist  es  zweifellos,  dass  auch  unser  mede 
etc.  u.  mhd.  mute  urs2)r.  die  Bedtg.:  Sumpf, 
Moor,  Schlamm  etc.  od.  sumpfiges  mooriges 
icässeriges  feuchtes  Erdreich  u.  Land  etc. 
hatten  u.  demnach  mit  mnld.  od.  mnd.  (KU.) 
maede  (coenum,  lutum) ;  mfläm.  niade  (fange, 
ordure)  ident.  sind.  Zu  dieser  urspr.  Bedtg. 
rergl.  noch,  dass  nach  Outzen  das  nfries. 
maade  auch  einen  niedrigen  sumpfigen  Boden 
bezeichnet  u.  auch  nfries.  (J ohansen, 
pag.  12)  miad  (Marsch,  Marschland,  Aue, 
Bach,  Torf  u.  Marsch)  dasselbe  Wort  wie 
unser  mede,  wfries.  miede  (s.  oben)  ist,  so- 
wie ferner,  dass  nach  Outzen  (s.  unter 
maade)  auch  ein  aschwed.  madu,  mad  (terra 
palustris)  bestand,  ivovon  schwed.  madäng 
(eine  nasse  Wiese)  eine  Weiterbildung  ist. 
Ob  nun  aber  mede,  made  od.  madu  etc.  mit 
lat.  madeo,  madui  etc.  (nass  od.  feucht  sein, 
zerfliessen,  schmelzen  etc.),  gricch.  madaö 
(zerfiiessen,  sich  auflösen  etc.)  u.  weiter  mit 
der  y  mad,  mand  (wcdlen)  zusammenhängt 
(wozu  Fick  auch  [cf.  I,  170]  as.  mendjau 
etc.  stellt),  ist  zweifelhaft  u.  lasse  ich  solches 
dahin  gestellt  sein.     cf.  auch  müde. 

1.  meden,  Verb,  von  mede  (s.  d.)  u.  auch 
als  Subst.  in  der  Bedtg.:  Heugewinnung, 
Heumachung  od.  Heuen,  Heumachen  ge- 
braucht; —  't  löpt  uns  fan  ^t  jär  mit  't 
meden  tegen ;  't  ragend  hfist  alle  dage. 

2.  mfMlen,  Flur,  von  mede,  s.  d. 

mtdje,  Dimin.  von  mede  u.  zur  Bezeich- 
nung der  Unterabtheilung  einer  Wiese  od. 
Elur,  bz.  eines  aus  mehreren  Aeckern  be- 
stehenden, etwa  30 — 35  Schritt  breiten  Feldes 
gebraucht. 

medje-göte,  medje-slöt,  eine  Rinne  od. 
Gosse,  bz.  ein  Graben  worin  u.  wodurch  die 
medjes  abwassern  u.  ivodurch  die  einzelnen 
medjos  von  einander  getrennt  sind. 

Meieret,  s.  Margreta. 

mei,  s.  mai. 

meid,  s.  mägd. 

meide,  ein  Erhpachts-Canon,  od.  eine  Ab- 
gabe, Zahlung,  Prästation  etc.,  icelche  in 
der  Hegel  ums  5te  bis  7tc  Jahr  noch  neben 
der  gewöhnlichen  Erbpacht  u.  in  gleicher 
Höhe  mit  derselben  von  den  mit  einer  Erb- 


pacht belasteten  Gütern  zu  leisten  ist  u. 
auch  in  Alienations-Fällen  an  den  Erbpachts- 
Berechtigtcn  gezahlt  werden  muss ;  —  dar 
ligt  'u  arfpacht  up,  mit  meide  um  't  sesde 
5  jär  uu  in  ferköpsfall.  —  Nach  Stbg.  (s.  d.) 
hat  meide  in  Leer  auch  die  Bedtg. :  Wein- 
kauf, Quinquagesima.  —  Nd.  mede;  mnd. 
mede,  meide ;  idd.  miede,  meodc ;  afries. 
meide,  meitbe,  mede,  mide ;  as.  nieda,  mieda, 

10  meoda,  mede;  ags.  mede;  aengl.  mede;  engl. 
meed ;  ahd.  miata,  meata,  mieta,  nieta;  mhd. 
miete  (Gabe,  Lohn,  Bezahlung,  Bestechung, 
Mi  et  he).  —  Es  soll  aus  misda  =  goth. 
mizda    (Lohn    etc.,     cf.    Weigand)     ent- 

15  .standen  sein,  loas  mit  dem  gleichbedeutenden 
gricch.  misthoa;  kslav.  mizdo;  zend.imzhiha, 
(Lohn)  eines  Ursprungs  ist.  Wegen  der 
möglichen  näheren  Verwandtschaft  mit  goth. 
maithms  (donum)  vergl.  indessen  den  Schluss- 

20  satz  zu  mtdeii. 

meie-lik,  meue-  od.  moielik,  meielk, 
meuelk,  moielk,  mühelich,  beschwerlich  etc.; 

—  dat  kau  ik  meielk  dun  etc.  —  Zu  2  meieu, 
meucu  etc. 

25      1.  meien,  s.  maien. 

2.  meien  od.  meuen,  moien,  mühen,  be- 
mühen, quälen,  plagen  etc.  od.  Mühe,  Be- 
schwerde, Last,  Sorge,  Kummer  etc.  machen; 

—  wat  meist   du  ml    (od.    di    etc.)    mit   de 
30  sake?  —  he  meid  siik  net  so  lank,  bit  dat 

he  död  is ;  —  lie  meid  sük  d'r  gans  mit  of ; 

—  warum  wult  du  di  darum  meien  (be- 
mühen, bz.  sorgen,  kümmern  etc.);  —  wat 
meien   (kümmern)   di  andermans  saken?  — 

35  dat  schal  di  nog  insen  meien  {Mühe  Sorge 
Qual  od.  Kummer  machen,  leid  thun,  ge- 
reuen), dat  du  din  olde  raoder  so  siegt  be- 
jägend  best ;  —  't  meid  mi,  dat  ik  hum  net 
hulpen  beb'.  —  Nd.  moien,  moggen,  möjen 

40  etc. ;  mnd.  moien,  moigen,  mögen,  meigen, 
meien;  nid.  moeijen;  mnld.  moeyen ;  ahd. 
muojan,  mOjan,  muoan ,  müen,  mühen, 
muoben ,  muogen  (l'räter.  moita ,  muata, 
nuiota) ;     mhd.    muogen ,     muowen ,     muon, 

45  müejen,  miiewen,  miien;  md.  müweu  (be- 
schtveren,  belästigen,  quälen,  beunruhigen, 
bekümmern,  ärgern,  verdriessen  etc.).  —  Es 
gehört  wohl  zu  derselben  y  wie  maue,  je- 
doch hier  in  der  Bedtg. :  d  r  ä  n  g  c  n,  drücken, 

50  beengen   etc.,    od.  sonst   zur  y  mii  (binden, 
fesseln,  zusammen  binden  n.  schnüren,  ein- 
schnüren, umwinden,  umstricken,  zusammen- 
ziehen, zusammendrücken,  erdrücken  etc.). 
1.  meier,  s.  maier. 

55  2.  meier,  Meier,  Wirthschaftsvorsteher  od. 
Person  welche  einen  Bauernhof  im  Auftrage 
des  Eigenthümers  gegen  Lohn  bewirthschaftet. 
Diese  Benennung  ist  hier  eigentlich  nicht 
gebräuchlich,  da  eine  solche  Person  geioöhn- 

60  lieh  bömester    genannt  wird;   doch  ist  das 


MEIERN 


587 


MELDE  MELLE 


Dimin.  meierske  (s.  d.)  auch  hier  allgemein 
im  Gebrauch.  —  Nd.  (Br.  Wh.,  III,  112, 
s.  unter  maier)  meier  (a.  dasselbe;  —  b. 
ein  Meier   od.  Pächter   eines  Bauernhofes; 

—  c.  eine  obrigkeitliche  Person,  soioohl  in 
der  Stadt  wie  auf  dem  Lande  =  franz. 
maii'e) ;  mnd.  meier,  meiger;  as.  meiar; 
ahd.  meior,  meiur,  meier ;  mhd.  meier,  meiger 
(Oberaufseher  auf  einem  Gute,  Beioirth- 
schafter  od.  Pächter  eines  Gutes).  —  Mit 
der  militair.  Benennung  Major  u.  dem 
franz.  maire  etc.  aus  dem  subst.  gebrauchten 
lat.  major  (cf.  mer),  wie  auch  die  Mero- 
vinger  ihren  major-domus  od.  Oberaufseher 
des  Hauses,  bz.  Hausauf seher ,  Hausver- 
walter etc.  hatten  u.  auch  die  späteren  sächs. 
Kaiser  im  alten  Sachsenlande  solche  Meier 
od.  Oberaufseher  u.  Verivalter  auf  ihre 
Güter  anstellten  u.  sie  ihnen  später  gegen 
eine  feste  Pacht  od.  Erbpacht  übertrugen, 
wovon  sich  noch  die  heutigen  Meier  od. 
Halbmeier  genannten  Hofbesitzer  in 
Westfalen  etc.  herschreiben. 

meiern  (Verb,  zu  meier),  der  Meier 
(Oberaufseher,  Verwalter,  Wirthschafter  od. 
Meister,  Höchster  u.  Herr  etc.)  sein  od. 
den  Meier  etc.  machen  u.  spielen,  die  Auf- 
sicht u.  den  Befehl  führen,  ivirthschaften 
etc.  —  Daher  a)  bemeiern,  beaufsichtigen, 
verwalten,  bewirthschaften  etc. ;  —  he  be- 
meierd  dat  god;  —  he  bemeierd  hum  (er 
beaufsichtigt  u.  bevormundet  ihn,  hält  ihn 
unter  Aufsicht  u.  Zucht  etc.) ;  —  he  wil  't 
altid  air  bemeiern  (beaufsichtigen,  verwalten 
u.  beherrschen  etc.);  —  b)  ofmeiern,  als 
Meier  od.  Oberaufseher  u.  Meister  etc.  od. 
auch  als  Meier  od.  Wirthschafter  u.  Pächter 
entlassen  u.  absetzen,  (Jemanden)  seines  Amtes 
entsetzen  od.  (ihm)  seine  Stelle  u.  seinen  Bang 
nehmen,  (ihn)  verdrängen  u.  seines  Ansehens 
berauben,  (ihn)  erniedrigen  u.  unter  sich  brin- 
gen, (ihn)  besiegen  u.  übertreffen  etc. ;  ab- 
ivirthschciften  etc. ;  —  he  meierd  hum  of  od. 
he  hed  hum  ofmeierd  (1.  er  entlässt  ihn  od. 
hat  ihn  entlassen  u.  fortgejagt  etc.  z.  B.  als 
Verwalter  u.  Pächter    od.  auch  überhaupt; 

—  2.  er  besiegt  ihn  od.  hat  ihn  besiegt  u. 
übertroffen,  z.  B.  auch  im  Spiel);  —  he 
hed  ofmeierd  (er  hat  abgeioirthschaftct) ;  — 
c)  ütmeiern,  ausverwaltern,  ausivirthschaften 
etc. ;  —  he  hed  ütmeierd  (1.  er  hat  nicht 
mehr  die  Stelle  als  Meier  od.  Oberaufseher 
u.  Verwalter  etc.,  ist  kein  Meier  etc.  mehr 
etc.  u.  2.  er  hat  ausgewirthschaftet  u.  ist 
mit  seiner  Wirthschaft  zu  Ende). 

meierske  (Dimin.  von  meier),  Wirthschaf- 
terin  auf  einem  Bauernhofe.  —  Mnd. 
meiersche. 

mei-feld,  s.  maifeld. 

mei-Iiüsl^e,  s.  maihüske. 


Meike,  s.  Maike. 

Meinert  u.  Menert,  contrah.  Meint  u. 
M  e  e  n  t ,  ml.  Name  =  nhd.  Meinhard ; 
Geschl. ;  M  e  i  n  e  r  t  s  od  M  e  i  n  e  r  s,  M  e  i  n  t  s, 
5  Meents.  —  Wohl  aus  Magan  od.  Megin- 
hard  (vergl.  dieserhalb  Reinhard,  Rei- 
ner t,  Reint,  Reent  etc.)  als  Compos. 
von  magan,  megin  (Macht,  Kraft  etc.)  u. 
hard  (durus,  hart  u.  dauerhaft,  ausdauernd 

10  etc.)  contrahirt. 

Meine,  ml.  Name,  —  Dieser  alte  Name 
ist  wohl  aus  Magino,  Megino  (d.  h.  Macht- 
u.  Kraft- Person,  s.  unter  Meinert  %i.  cf. 
För stemann  unter  Magan)  contrahirt. 

15      Meint,  s.  unter  Meinert. 

meisje,  junges  Mädchen,  Jungfrau;  — 
'n  meisje  fan  18  jaren.  —  Dazu  Bäthsel  : 
dar  stun'  'n  meisje  in  de  dör,  harr'  'n  wit 
schftdje  för;   wo  langer  dat  se  stun',  wo  föl 

20  erder  dat  se  fergung;  —  dar  stun'  'n  meisje 
up  de  dik,  de  ögen  stunnen  (standen)  all' 
(alle,  sämmtlich)  kikeri-kik  (von  kiken),  dat 
här,  dat  stun'  kruUeri-krul,  schalst  net  radea 
al  wardst  d'  6k  dul.  —  Nid.  meisje.  —  Es 

25  ist  Dimin.  von  meid  (dein  Contract.  von 
magad  etc.,  cf.  mägd)  u.  steht  es  für  älteres 
meidche,  bz.  meid-je  od.  meid-tje  (cf.  je 
u.  tje  z.  B.  auch  in  mantje,  Männchen). 
Auch  Schweiz,  kömmt  meitschi  in  derselben 

30  Bedtg.  vor. 

meite,  mente,  nioite,  Mühe,  Anstrengung, 
Arbeit,  Fleiss  etc. ;   Beschwerde,   Last  etc. ; 

—  dat  is  mi  de  meite  hei  net  werd,  dat  ik 
hum  darum  frage ;  —  gaf  di  gen  meite,  dat 

35  helpt  di  dog  net;  —  he  gift  sük  hei  gen 
meite  um  klär  to  worden ;  —  he  wil  d'r  hei 
gen  meite  up  dön  dat  he  sin  arbeiden  ördent- 
lik  mäkt;  —  dat  mäkt  hum  f81s  to  föl 
meite;  —  föle  kinder,    föle  meite.    —    Nd. 

40  moete;   mnd.   moiete,   moigete,   moite;   nid. 
moeite.  —  Es  ist  wie  die  Stammform  mauitha 
von  nhd.  müde  (cf.  m8je)  vom  Partie. präter. 
von  meien,  meuen  gebildet. 
meken,  s.  mäken. 

45      meksman,  s.  mäksman. 
mel,  s.  mal. 

nielätsk,  melätsch,  aussätzig;  —  melätsk- 
heid,  Aussätzigkeit.  —  Nid.  melaatsch  ;  mnld. 
malaedsch,  nielaedsch;   mnd.  malatisch,  ma- 

50  latich,  meletes,  melates,  malatisch;  afries. 
malatsch ;  ahd.  malät,  malätes,  maläz,  malätz. 

—  Aus  dem  ital.  malate;  franz.  malade  u. 
dies  nach  Diez  (I,  261)  tvahrscheinl.  aus 
lat.  male  aptus. 

55  melde,  melle  (Plur.  melden,  mellen),  3Ielde 
(atriplex).  —  Nd.  melde,  melle,  mell ;  mnd , 
nid.,  mnld.  melde.  —  Weitere  Formen 
vergl.  bei  Wei gand ;  desgl.  bei  Seh m. 
II,  573  unter  Motten  u.  cf.  auch  Pott, 

60  II,  544  darüber. 


MELDEN 


58S 


MEMMO 


melden  (mnid,  mulden),  melden,  berichten, 
kund  thiin,  bemerkbar  machen  etc.;  —  lu"' 
meld  (od.  fcrmeld)  uns,  dat  he  körteus  krank 
west  is ;  —  hv  muld  (od.  mul')  sük,  dat  he 
d'r  was;  —  de  köjen  mukleu  sük  to  melken; 

—  de  ragen  (od.  störm  etc.)  meldt  uns  de 
harfst  an;  —  de  winter  meldt  sük.  —  Com- 
jws. :  an-,  be-,  fer-,  of-nielden  etc.  —  Kd., 
mnd.,  nid.,  mnld.  melden;  as.  meldöu ;  affs. 
nu'ldjan,  meldan ;  aengl.  melden;  ahd.  mel- 
den, müldän,  müklön;  mhd.  melden. 

1.  melk,  a)  Milch.  —  Bedcnsart.  u. 
Sprichiv.:    de  melk    sitt  digt    an  de  grund; 

—  he  trekt  de  melk  up  (entlehnt  von  Kühen, 
die  die  ]\Iilch  aufziehen  od.  zurückhalten 
u.  nicht  von  sich  geben  u.  dann  übertragen 
auf  geizige  Menschen);  —  he  hed  wat  in 
de  melk  to  brokken  od.  to  krömen  (er  hat 
ivas,  bz.  ist  begütert  u.  vermögend) ;  —  win 
up  melk,  dat  is  für  elk ;  man  melk  up  win, 
dat  is  fenin ;  —  dat  schal  wol  kamen,  as 
bl  de  olde  wifen  de  melk;  —  b)  Milchsaft 
od.  milchiger  Zustand;  —  de  rogge  geid 
lau  't  winter  fol  in  de  melk.  —  Nd.,  nid. 
melk  ;  afries.  melok ;  ufries.  mökke ;  nfrics. 
(Outzen)  mölke  od.  (J  oh  an  sc  n)  maalk  ; 
satl.,  helg.  molk ;  icang.  molk ;  ags.  meolk, 
raeoluc  ;  aengl.  milc,  milk,  melk  ;  engl,  milk  ; 
an.  mjölk;  nonc,  schwed.  mjülk;  dän. 
maelk,  melk;  goth.  miluks ;  ahd.  miluh, 
miloh,  milih,  milech:  »ihd.  milch.  —  Dieses 
Wort  bezeichnet  eigentlich  ein  (aus  dem 
Euter,  bz.  den  Zitzen)  gestreiftes  Etwas  u. 
gehört  zu  melken  in  der  urspr.  Bedtg.  : 
streichen,  streifen  etc.,  wie  es  bei  uns  auch 
vom  Melken  der  Kühe  heisst:  strip-strap 
strulle,  is  de  emmer  nog  nich  hold  fülle. 

2.  melk,  a)  milch,  milchgebend,  milch- 
lassend etc.;  —  de  kö  is  nog  net  melk;  — 
de  kö  word  bold  melk  od.  is  körtens  melk 
worden  ;  —  dat  is  'n  göden  melken  kö  (a. 
das  ist  eine  gute  milche  Kuh;  —  b.  [fig.j 
ein  Prozess  der  viel  einbringt,  bz.  ein  fetter 
für  die  Advokaten  ertragsreicher  Prozess 
etc.);  —  b)  Feuchtigkeit  ausf Hessen  lassend; 

—  min  nöse  is  melk  (meine  Nase  fliesst  in 
Folge  starker  Erkältung,  daher  auch  soviel 
als:  ich  bin  erkältet). 

melk-bälje,  nielkbalje,  ein  grösseres  flaches 
Gefäss,  worin  die  Milch  zum  Rahmen  od. 
Abrahmen  gegossen  tvird 

melk-homke  (Milch-Bäumchen),  Wolfs- 
milch (Euphorbium),  auch  bull'-knid  v. 
düllkri'id  genannt. 

melken  (mulk,  mulken),  a.  melken,  Milch 
durch  drückendes  Streifen  des  Euters,  bz. 
der  Zitzen  entziehen  od.  auch  durch  starkes 
Saugen  aus  der  Brust ;  (fig.)  pflücken,  rupfen, 
plündern,  aussaugen,  ausziehen  etc.,  z.  B. 
heim  Spiel  od.  von  Wucherern ;  —  he  word 


net  so  lank  mulken  as  he  nog  'u  deit  hed; 

—  Sprichw. :   mit  eien    un  kleien   kau  man 

wol  'n  buir  melken ;  —  b.  Milch  lassen  od. 

von  sich  geben ;  —  Sprichiv. :  de  kö  melkt 
5  dör  de  hals.  —  Conqws. :  be-,  of-,  iit-melken 

etc.    —    Nd.,    nid.    melken;    afries.  melka ; 

wfries.  (Jap  ix,   s.  unter  mölcke)  melkjen, 

meltzjen  m.  (cf.  v.  Bi chlhofen)  meltjen ; 

nfries.  (Johansen)  maalkin,  maalki  od. 
10  (Outzen)   mölke;    ags.    midcan,    moolcan ; 

aengl.  miWdw;  engl.  mi\k;  «H.mjolka;  norw., 

schwed.  mjOlka  ;  dün.  malke;  gvth.  milkau; 

ahd.  melchan ;   mhd.  melchen.    —    Mit  lett. 

melzu  (streichen,  streichehi,  durch  Streicheln 
15  erweichen,  besänftigen,  bändigen;    melken); 

lit.  melzu  (melken);    kslav.  mliza    (melken); 

air.  do-o-raallg  (mulxi),    melg  (Milch);    l<it. 

mulgere;  griech.  a-melgein  (melken)  von  einer 

aus  idg.  marg  (reiben,  ivischen,  streichen, 
20  streifen)   entstandenen   y  malg,   cf.   Fick, 

I,  720,     sowie    31  ax    Müller,     Vorles., 

II,  SOS  etc. 

melker,    Melker,    Person   welche   melkt 
u.    welche  3Iilch   verkauft,    bz.    mit   Milch 
25  handelt. 

melker,  s.  mälker. 
melk-koi),  s.  1  melk-set. 
melk-pau,    Mikhpfad,    Milchstrasse    (am 
Himmel).  —    Wang.  melkpath.  —  Sie  heisst 
30  hier  auch   kö-pad    u.    wird    im   ivang.    (cf. 
Ehrentraut,    II,  73)   auch  noch  Ilarm- 
swith  genannt. 

1.  melk-set  Of?.  melksette,  3Iilch-Satte  od. 
Gefäss  tvorin   die  Milch  zum  Bahmcn  ge- 

35  setzt  icird.     cf.  4  sette. 

2.  melk-set  od.  melk-sette,  eingefriedigte 
Stelle  im  Lande  ico  die  3Iädchen  sich  zum 
Melken  hinsetzen,     cf.  2  sette. 

raelk-stöl,  Melkstuhl  od.  Stuhl  worauf  die 
40  Melkerin  od.  der  ALclker  sich  beim  Melken 
hinsetzt. 
mel-püt,  s.  mfilpüt. 
melt,  nielten,  s.  molt. 
Memke,  Memke  etc.,  s.  Memmo. 
45      memme,  menim',   Mutter,  Weib,  Muhme, 
Grossmutter ;  —  min  memm  (meine  Mutter, 
mein  Weib) ;  —  dat  is  jo  'n  dikken  memm 
od.  möke ;  —   min  olde  memme.  —  Nfries. 
meem,  mem;  helg.  mem;  satl.  memme;  wang. 
50  mäm  (3Iutter) ;  nid.  mem  (3lutter,  Amme) ; 
nd.    (S c h a m  b  ach ,    I) ä h n e r t)    memme, 
mämme    (3Iutter,    Amme ;  fig.    altes    Weib, 
Feigling);    nhd.    3Iemm   (weibl.  Brust)   u. 
31  c  m  m  c     (Feigling)    etc.    —     Nebenform 
55  vo)i  mama. 

Memmo,  Memo,  Memc,  ml.  Name;  —  Gc- 

sclil».  Meinmen    u.  Memminga ;    —    Dimin. 

Mcmke,  Mimke;  —  Geschln.  Memkes, Memkes 

M.  Mimkes.  —   Wohl  =  Mammo,  Memme  od. 

60  älterem  Mamo. 


MEMORJE                          589  MENEN 

memövi^  (Jiier  im  gewöhnlicJien Leben  sehr  Fiele   (cf.  III,   237)   leitet   sowohl   das 

gebräuchlich),  Gedäehtniss,  Besinnung  etc. ;  Thema  maiiia  V07i  ga-mains  etc.  (communis) 

—  hfi  hed  sin  memorje  nog  göd ;  —  hür  als  maina  (trügerisch)  von  einer  y  mi 
memörje  ferlett  hör,  bz.  word  swak ;  —  he  (wechseln,  tauschen,  verändern)  ab,  die  nach 
was  net  göd  bi  memörje  od.  bi  künde.  —  5  ihm  (cf.  II,  189  das  zweite  mi)  auch  die 
Das  entlehnte  lat.  memoria  von  memor  u.  Bedtg. :  ver k  ehr en  hat  u.  wonach  dann 
dies  mit  send,  meretn  (das  Denken)  etc.  von  wohl  das  Thema  maina  von  gamains  etc., 
der  y  smar,  zend,  mar  (gedenken),  cf.  auch  bz.  afries.  möne  etc.  sich  sowohl  auf  den 
mimereren.  gegenseitig  wechselnden   Verkehr  u.  freund- 

1.  men,  melie,  gemein,  gemeinsam,  gemein-  10  schaftlichen  Umgang  mit  einander,  als  auch 

schaftlich,  bz.  sämmtlich,  zusammengehörig,  auf   den    gegenseitigen    Austausch    u.    das 

gesammt.   Alle   od.   Alles    zusammen,    ohne  gegenseitige  Geben  u.  Mittheilen  von  Etwas 

Ausnahme,  ganz  etc.;  —  de  mene  budel  od.  (cf.  bei  Fick,  II,  190    das  Thema  meino, 

menbudel    (gemeinsame  od.  Gesammt-Besitz,  verkehrend,  mittheilend,  geivährend,  bz.  tau- 

Gesammt-Nachlass,   sämmtliches  Gut,    Alles  15  sehend^  wechselnd,  aus-  u.  umtauschend  etc. 

was  da  ist  etc.)  scbal  morgen  ferköft  worden ;  für    lat.   com-mCinis    od.    urspr.   conmoinos) 

—  de  mene  höpe  (der  gemeine  od.  gesammte  bezieht  u.  hieraus  tvieder  der  Begriff  des 
Haufe,  die  grosse  Menge  des  eigentlichen  Gemeinsamen  u.  Gemeinschaftlichen  od.  des 
Volkes  im.  Gegensatz  zu  den  einzelnen  Höher-  einander  gegenseitig  freundschaftlichen  Zu- 
gestellten, datier  auch  der  gemeine  Haufe  od.  20  gethanseins  u.  Mittheilens  sowohl  als  auch 
das  niedere  Volk);  —  de  mene  mente  (die  der  des  gemeinsamen  u.  gemeinschaftlichen, 
sämmtliche  od.  ganze  Gemeine,  die  Gesammt-  freundschaftlicJien  u.  vertraulichen  Ver- 
Gemeine,  alles  Volk  zusammen,  namentlich  kehrens  ii.  Umgehens  mit  einander,  sotoie 
auch  im  Gegensatz  zu  den  obrigkeitlichen  ferner  auch  den  des  gegenseitigen  gemein- 
Personen  u.  dem  Adel  etc.).  —  Afries.  mene  25  samcn  Habens,  Besitzens  von  Etwas  hervor- 
(gemein,  allgemein,  gesammt,  ganz ;  gemein-  ging,  wie  auch  ja  gemeu  ausser  gemein  od. 
sam,  gemeinschaftlich ;  gemein,  geioöhnlicli)  ;  gemeinsam  etc.  (vom  gegenseitigen  Besitz 
as.  ge-meni ;  ags.  mäene,  ge-mäene ;  goth.  etc.)  auch  die  Bedtg. :  gern  verkehrend  mit 
ga-mains  (gemein,  gemeinschaftlich,  gemein-  od.  verkehrsam,  umgänglich,  liebenswürdig, 
sam  etc.;  theilhaftig,  angehörig  etc.;  gemein,  30  zutraidich  etc.  hat.  —  Was  nun  aber  ferner 
unrein,  unheilig) ;  ahd.  gi-meini ;  mhd.  ge-  das  Thema  maina  von  ahd.  mein  od.  afries., 
meine,  gemein  (gehörig  zu,  zusammengehörig,  as.  men ;  ags.  man  etc.  in  der  Bedtg. :  falsch, 
gemeinsam ;  übereinstimmend,  umgehend  mit,  trügerisch  etc.  od.  Falschheit,  Täuschung, 
vertraut;  gemeinsam,  gemeinschaftlich;  theil-  Trug  etc.  betrifft,  so  kann  man  entweder 
haftig ;  Allen  eigen  od.  gemein.  Allen  ge-  35  annehmen ,  dass  sie  wie  täuschen  u. 
meinsam,  allgemein,  gewöhnlich ;  Alle  um-  Täuschung  von  tauschen,  so  auch 
fassend,  gesammt ;  zu  einer  Gemeine  gehörig  hier  aus  der  Bedtg. :  tauschen  (od.  wech- 
od.  einer  Gemeine  angehörend ;  zur  grossen  sein,  verändern  etc.)  hervorging.  Da  jedoch 
Masse  des  Volks  gehörend,  auch  der  niedern  aus  tvechseln  u.  verändern  auch 
Stände);  aengl.  mäene,  mene,  meane  (com-  40  der  Begriff  der  Veränderlichkeit,  Launen- 
munis  etc.,  wie  afries.,  s.  oben) ;  engl,  mean  haftigkeit  u.  so  weiter  der  Unzuverlässigkeit 
(gemein,  niedrig,  schlecht,  gering  etc.)  —  u.  Trüglichkeit  etc.  hervorgeht,  .so  kann  man 
Es  ist  von  Hause  aus  (s.  unten)  formell  für  dieses  maina  auch  die  Bedtg. :  veränder- 
ident.  mit  u.  auch  desselben  Ursprungs  wie  lieh  u.  unzuverlässig  od.  Veränderlichkeit 
men  in  men-ed  (Mein-Eid,  falscher  Eid)  45  etc.  zu  Grunde  legen,  weil  ja  die  Bedtgn. : 
=  afries.  men ;  as.  men ;  ags.  man  ;  aengl.  trüglich,  falsch  etc.  od.  Trug  u.  Falschheit 
man,  men;  an.  meinn;  ahd.  mein  (falsch,  auch  ungesucht  aus  der  Grdbdtg.:  verän- 
trügerisch,  schädlich,  täuschend  etc.  u.  subst. :  derlich,  unzuverlässig  etc.  od.  Veränderlich- 
(Falschheit,    Trug,    Täuschung,    Schaden,  keit  etc.  hervorgehen. 

Nachtheil,   Verbrechen,  Mi^sethat,   Unglück,  50  2.  men,  in  men-ed;  s.  unter  1  men. 
Verlust  etc.),  mit  welchen  es  sich  auch  wohl  inende,  s.  mente,  gemeine  ti.  gemeinschaft- 
in   der   heutigen  Bedtg.    von   gemein   od.  lieh  etc.,  so^ü^e  awcA  mande  zn  mande-göd  etc, 
commun,  schlecht  etc.  gemischt  hat,  ivie  dies  mene,  s.  1  men. 

wohl  aus  der  Bedtg.  von  unrein,  unhei-  3Iene,  ml.  Name;  —  Geschln.  Menen,  — 

lig  des  goth.  gamains    (s.  oben)    erhellt   u.  55  cf.  Meino  u.  Menno. 

wie  es  auch  ja   sehr  gut   möglich  ist,    dass  men-ed,    Mein-Eid,    d.  i.  falscher   trüge- 

das  engl,  mean   soioohl  auf  ags.  maene  als  rischer  Eid  od.  Falsch-Eid,  Trug-Eid.     cf. 

man  (cf.  auch  ags.  mänsumjan  neben  maen-  men  (falsch  etc.)  unter  1  men. 

sumjan  iw  gemaensumjan  [communicare],  ge-  menen,   meinen,   denken,   vermuthen  etc.; 

mäna  [consortium]  etc.)  zurückgeht.                60  —  wat  menst  (denkst,  glaubst,   hältst   etc.) 


MENEN 


590 


MENGSEL 


du  dar  fan?  —   ik  iiu-n  dog,   dat  ik  di  sfn 
heb' ;  —  ik  inende,  't  was  war,  wat  du  siist ; 

—  lie  mende  man  so  (er  meinte  od.  dachte, 
vermuthete  etc.  nur  so,  wollte  nur  andeuten 
od.  zu  erkennen  gehen  etc.);  —  he  niende 
(er  gedachte  od.  beabsichtigte,  hatte  vor  etc.) 
morgen  to  ferreisen ;  —  ik  mende  sin  beste, 
do  ik  dat  de ;  —  he  ment  dat  net  so  (er 
meint  das  nicM  so,  es  ist  das  gar  nicht 
seine  Meinung,  hz.  seine  Absicht  u.  sein 
Wille  etc.) ;  —  he  mönd  mi  gans  net  (er 
meint  mich  gar  nicht,  hat  mich  gar  nicht 
im  Sinn  etc.);  —  't  gift  man  hei  weinig  lue, 
de  en  so  regt  menen  (es  giebt  nur  sehr 
wenig  Leute,  die  Einen  so  recht  meinen  od. 
so  recht  gut  gesinnt  sind,  so  recht  hoch- 
halten i(.  schützen  etc.)  ;  —  ik  mC'ne  dl  erlik 
un  trö ;  —  wat  menst  du  dar  mit  (was 
meinst  od.  bezweckst  du  damit,  was  joillst 
du  damit  andeuten  etc.),  dat  du  nii  de  finger 
wist?  —  wat  wil  dat  menen  od.  bemenen 
(was  loill  das  bezwecken,  bedeuten  od.  sagen, 
besagen,  bz.  welche 3Icinung  u.  Absicht  od.  An- 
sicht etc.  liegt  dem  zu  Grunde  etc.)?  —  Auch 
subst.  dat  menen.  —  Sprichw. :  föle  lue  rigten 
därna  hör  menen,  dat  se  erst  ofwagten  wo 
fOl  d'r  an  is  to  ferdenen ;  —  menen  ligt  in 
Flandern  (Wortspiel  mit  mtiWQw ,  meinen 
etc.  u.  Menen  od.  Menin  in  Flandern  u. 
sehr  häufig  solchen  Leuten  zugerufen,  die 
stets  das  Wort  menen  im  Munde  jühren  u. 
vom  steten  31  einen  u.  Denken  nie  zur 
Ausführung  von  Etwas  kommen).  —  Nd., 
nid.,  mnd.  menen;  afries.  mena  od.  menia; 
wfries.  mienen ;  satl.  mene ;  wang.  mein ; 
helg.  mene ;  as.  menjan ;  ags.  maeuan ;  engl. 
mean  ;  an.,  isl.  meina ;  norw.  meina ;  schwed. 
mena;  dän.  mene;  ahd.  meinjan,  meinan, 
meinen ;  mhd.  meinen  (seine  Gedanken  auf 
Etwas  richten,  etwas  bedenken,  etioas  im 
Sinne  haben,  beabsichtigen,  bezwecken  etc.; 
Sitm  haben,  bedeuten  etc. ;  eine  Gesinnung 
haben  gegen  Jemanden,  ihn  lieben;  eine 
Ansicht  haben,  glauben,  ivähnen,  meinen, 
behaupten,  sagen,  sprechen;  Grund  od.  Ur- 
sache sein  tvovon).  —  Es  ist  von  einem 
Stamm  raen,  mein  (goth.  main)  mit  jan  (thun, 
machen,  erzeugen  etc.)  fortgebildet,  der  viel- 
leicht das  Präter.  (cf.  leid  von  liilan  u.  da- 
von ahd.  leidjan,  leid  machen,  verleiden  etc.) 
eines  urspr.  Verb,  minan  (denken,  sinnen 
etc.)  =  goth.  meinan  ist.  Jedenfalls  gehört 
es  aber  wohl  mit  minnen  u.  manen  etc.  zur 
|/ man  (denken),  wie  auch  F ick  (111,230) 
für  maina  (Meinung)  etc.  eine  Steigerung 
aus  min  (cf.  minnen)  annimmt. 

menen,  s.  mening. 

Mr-nort,  s.  Meinert. 

menge,  raeng\  Menge,  Vielheit  von  Etwas. 

—  Ahd.  managi,   manaki,    manigi,    manegi. 


raenigi;  mhd.  maaige,  menige,  nienege,  (con- 
trah.)  menge;  as.  menigi,  menegi  etc.  von 
manag  etc.,  cf.  mennig  =  nid.  menig,  wo- 
von menigte  =  ahd.  managoti,  manegöti, 
5  menigöti  (Menge,   Volksschaar). 

niengel,  früheres  Flüssigkeitsgemäss,  wel- 
ches etwa  V2  Kanne  od.  kaum  ein  Liter 
fasste ;  —  setd  m!  äfen  'u  mengel  her  In  für. 

—  Nd.  mengel ;  mnd.  mengel  en  ;  nid.  mengel ; 
10  mnld.,    7nfläm.    menghel ;     ufries.    mijnglen, 

niinglou. 

mcugel-körn,   mengel-knim.    s.  mangel- 
körn etc. 
niengel-mös,   niengel-mj^sko  ,  s.  mangel- 

15  mos  etc. 

mengein ,  durch  einander  mengen  od. 
mischen,  rühren,  giessen:  —  he  mengeld  't 
all'  dur  'n  ander.  —  Nd.  mengein;  mnd., 
nid.  mengelen.  —  Iterat.  von  mengen. 

20  mengen  (mengde  u.  mengd,  —  mung  11. 
mungen),  mengen,  mischen,  rühren,  einteigen, 
kneten  etc. ;  —  he  mengd  sük  in  alles,  bs. 
aferal  tüsken;  —  he  mengd  't  al  dör  'n 
ander;  —  du  kanst  wol  äfen  't  mal  krigen 

25  un  mengen  dat  mit  eier,  botter,  gcste  un 
melk  an,  wi  willen  fan  middag  pufferd  äten ; 

—  as  ik  't  mal  mungen  harr',  do  murk  ik 
erst,  dat  't  mulsterg  was.  —  Compos. :  an- 
mengen, fermengen  etc.  —  Nd.,    tdd.   mnd. 

30  mengen ;  mnld.  menghen,  minghen  ;  afries. 
mongia,  mcnzia;  «'/r/es.  mingjen;  satl.  manga; 
wang.  meng ;  as.  mengjan ;  ags.  mengan, 
mängan;  aengl.  mengen;  engl,  ming;  ahd. 
mengan;  «^/^rf.  mengen ;  mti  mengen,  raingen. 

35  —  Es  ist  wohl  zweifellos  von  mang  (zwi- 
schen, unter  etc.,  s.  unter  1  mank)  fort- 
gebildet, sodass  auch  ahd.  mengan  (cf. 
kl  ecken  aus  klakjan  unter  klakken)  für 
älteres   mang-jan   steht   «.   soviel  als   zwi- 

40  sehen  od.  u n ter  (ein  anderes  Etwas) 
thun  u.  machen  heisst.  Bestätigt  icird  dies 
auch  dadurch,  dass  mang-  od.  mank-körn 
u.  mank-mös,  mnld.  mangh-,  menghmus  das- 
selbe   wie    mangel-     od.    mengel-körn    u. 

45  mangel-mös  etc.  ist,  wie  auch  dadurch,  dass 
mengen  im  mnd.  auch  die  Bedtg. :  unter 
einander  mischen  u.  rühren,  verwirren,  Un- 
ruhe stiften,  verhetzen  etc.  hat,  wovon  das 
Subst.  menger  (Unruhestifter,  Verhetzer  etc., 

50  detractor,  achterklaffer),  sowie  ferner  auch 
mnd.  mangel  (Streit,  Zwist,  errunge ;  Hand- 
gemenge, Gefecht  etc.);  mangelinge,  mank- 
linge  (Vermengung,  Vermischung,  Verkehr; 
Handgemenge,  Gefecht,  Streit)  etc.    stammt. 

55  mengsei,  Gemenge,  Gemengtes,  besonders 
der  angemengte  od.  gemischte  n.  geknetete 
Mehlteig  zu  Pudding,  Pfannkuchen  etc. ;  — 
du  kanst  't  mengsei  wol  äfen  anrören ;  — 
de  puffert   is  man   half  g;1r,    't  is  hast   nog 

60  6mer  mengsei ;  —  'n  stiik  mengsei  od.  dög. 


MENGS-MAN 


591 


MEPEL 


—  Nid.  mengsei ;  mnld.  menglisel  (mlxtura, 
permissio,  varietas). 

meiigs-nian,  Geschäfts-  od.  Handels- Mann, 
Kundmann,    Geschäftsfreund,    Kunde  etc. ; 

—  mengsman  steht  wohl  für  älteres  mengers- 
raan  von  loang.  meuger  (Händler  mit  Fischeii) ; 
mnd.,  mnld.  meiiger,  inanger  =  nhd.  man- 
gari ,  mangeri ,  mengari ;  mhd.  mangaere, 
manger,  menger;  a^s.  mangere;  ow.  mangari; 
engl,  monger  (Händler,  Krämer,  Handels- 
inann etc.)  etc.  von  lat.  mango  (Händler  etc.), 
wovon  auch  as.  mangon  (Handel  treiben, 
handeln)  u.  ivovon  auch  unser  mengs  in 
mengs-man  vielleicht  direct  abstammt. 

meiije,  auch  (jedoch  selten)  mönje,  Mennig, 
rothes  Bleioxid.  —  Blit  Eriveichung  des  g 
Sil  j  contrah.  aus  menige,  was  aus  lat.  minium 
(Bergsinnober)  entstand. 

Menje,  wbl.  Name.  —  Dimin.  u.  Kosefarm 
von  Menna. 

meniiig,  iiienuiig,  menefi,  3Ieinung;  — 
ik  was  tan  menen,  dat  etc. ;  —  he  hed  d'r 
gen  menung  för ;  —  wat  is  din  menung  dar 
l'an  ?  etc. 

Menist,  s.  Mennist. 

Menko,  3Ienke,  ml.  Name;  —  Geschln. 
Menken.  —  Entiveder  (cf.  Renke  =  Reineke) 
Dimin.  u.  Koseform  von  Meino  etc.,  od.  tvie 
(cf.  För  st  e  mann  unter  Man)  Manniko 
etc.  von  Man,  so  hier  von  Menno. 

Menna  und 

Menne,  s.  unter  Menno. 

mennen,  ein  Gespann  Zugthiere  treiben 
u.  lenken  od.  leiten  etc.  —  Nid.,  mnld., 
mfläm.  mennen ;  afries.  mena ;  ahd.  (menjan, 
manjan)  mennan,  nienan ;  mhd.  raenen, mennen, 
meinen  (vonvärts  treiben,  besonders  einge- 
spanntes Zugvieh  mit  dem  Gart  od.  dem 
Stecken  etc.,  cf.  1  gar  de).  —  Mit  ital. 
menare ;  aspan.,  prov.,  cat.  menar ;  franz. 
mener  (führen,  leiten;  treiben,  betreiben, 
verrichten  etc.)  von  u.  aus  lat.  minare. 

mennig,  manch,  viel,  oft  etc. ;  mancher, 
manche,  manches;  —  wo  mennig  mal  hebb' 
ik  dl  dat  net  al  segd ;  —  mennige  minsken 
weten  hei  net  wo  mal  se  sük  wol  ttren 
Solen;  —  wo  mennig  man  stän  dar  bi  'u 
ander ;  —  mennig  man   od.    fvö,   kind  etc. ; 

—  dat  is  al  menaig  jär  laden,  dat  du  hir 
west  bist.  —  Compar.  menr.iger ;  —  wo  föl 
menniger  du  dat  deist,  so  föl  menniger  krigst 
du  prügel ;  —  menniger-lei  (mancherlei);  — 
Superl.  mennigste ;  —  de  wo  mennigste  (der 
wie  vielste)  is  dat?  —  In  Compos.  ist  auch 
noch  die  Form  mannig  neben  mennig  ge- 
bräuchlich, wie  z.  B.  in  manmg-foldig  neben 
mennig-foldig  (nhd.  mannichf altig) ;  —  man- 
nig-faken  neben  mennig-faken  (nhd.  mannig- 
fach, manchfach;  nd.  mannig-väken)  etc.  — 
Nd.  männig,  mennig,  mannig ;  mnd,  mannich, 


mennich;  nid.  menig;  mnld.  menigh,  mannigli; 
afries.  monich ,  manicli ,  monech  ,  manch, 
mang;  wfries.  mennig;  satl.  manich;  as. 
manag,  maneg ;  ags.  manig,  inaenig,  moneg ; 
5  aengl.  manig ;  engl,  many ;  ahd.  manag,  ma- 
neg, manig;  tuhd.  maneg,  manec, manc,  manch, 
manich,  maning,  menig,  menic,  meng,  mäng, 
menc;  goth.  manags.  —  Fiele  (III,  228) 
stellt  es  zu  magan  etc.    (cf.  mögen  u.  mägd 

10  etc.),  bz.  mit  kslav.  mnogü  (manch)  zur  }/ 
magh,  mangii. 

Mennist,  Menist,  Mennonit ; —  Menisten, 
Mennoniten ;  —  Mennisten-gemente ;  —  Me- 
nisten-karke  etc.  —  Mit  Mennonite  von  dem 

15  Stifter  Menno  (Siemens). 

Menno,  Menne,  m/.  iVajjJc.  —  Davon:  wbl. 
Menna;   —    Geschln.  Mennen  u.  Menninga. 

—  Wohl  iirspr.  eins  mit  Manno. 

Mense,    Mens,    ml.    Name;   —    Geschln. 
20  Mensen  u.  Mensinga. 

niensse,  a)  Privatweg  der  vom  Hauptioege 
nach  den  einzelnen  Höfen  führt  od.  leitet; 

—  b)  ein  Weg  an  der  Innenseite  des  Deiches. 
Wohl  wie  oberd.  Menni-Weg  (Fuhr-  od. 

25  Fahrweg)  zu  mennen,  wie  Bunse  von 
rinnan  (rinnen). 

niente,  mende,  (Ge-)meinde,  Commune  u. 
gemeinschaftlich  u.  communal  etc. ;  —  de 
mene  mente,  die  ganze  stimmberechtigte  Ge- 

30  meinde;  —  bi  de  mente  (Gemeinde  od.  Ge- 
meine, kirchliche  Gemeine  od.  Genossen- 
schaft) kamen ;  —  Compos. :  mente-sake 
(Gemeinde-  od.  Communal-Sache) ;  —  mente- 
od.  mende-wark  (Gemeinde-   od.  Commune-, 

35  bz.  Communal-Arbeit,  Arbeit  die  von  den 
Gemeinden  od.  Communen  pflichtmässig  zu 
leisten  ist,  z.  B.  an  Communal -Wegen, 
Wasserleitungen  etc.  od,,  bei  Ueberschwem- 
mungen,  Deichbrüchen  etc. ;  —  Verb. :  mente- 

40  od.  mende-warken  (communale  od.  gemein- 
same öffentliche  Arbeiten  verrichten,  auf  Be- 
fehl des  Gemeinde-  Vorstandes  od.  des  Amts-, 
bz.  im  Auftrage  desselben  gemeinschaftlich 
pflichtmässig  etc.  arbeiten  etc. ;  —  wi  mutten 

45  morgen  mit  'n  ander  hen  to  mentewarken, 
't  amt  hed  uns  all'  d'r  to  upropen  laten.  — 
Afries.  mente,  menete;  wfries.  miente; 
mnd.  menete,  mente,  mende,  meinde,  meinte; 
mnld.  meente;  ahd.  (gi)meinida  etc.    —   Zu 

50  1  men. 

menüte,  nienüt,  Minute.  —  Aus  lat.  mi- 
nutus  von  minuo. 

niepel,  zart,  tveichlich,  schwächlich,  oft 
kränkelnd  u.  viel  stöhnend  u.  klagend  etc. ; 

55  —  se  is  so  mepel,  dat  hör  hast  gen  windje 
anweien  dürd;  —  de  so  'n  mepeln  frö  hed, 
de  is  d'r  Gods-Öfel  an.  —  Nid.  meepsch  ; 
mnld.  meeps,  meepsch  (exilis,  tenuis,  junceus, 
imbecillis);    mfläm.    meeps,   meepsch    (fra- 

60  gile,  gresle). 


MER                               592  MESK 

nii^r,  me?ir,  grösser  etc.,  bz.  über  das  was  nicht  fliessendes  Etwas,  bz.  ein 
ist  hinaus,  »weh  dazu  etc.;  —  he  is  mör  as  todtes  u.  stehendes  Wasser  (Land- 
ik ;    —    dat    wast    al   mür  au    etc. ;    —    he        see,  Sumpf  etc.)  zu  verstehen  ist,   xcozu  die 

kumd  sin  hifend  net  afcrt  mer; — Compar.  meisten   Bedtgn.    dieses    Wortes    (cf.    auch 

merder,   noch  etwas  mehr,   grösser,    stärker  5  2  mär  etc.)  am  besten  stimmen. 

etc.;  —  dat  geld  (od.  de  hopc,  dat  gras  etc.)  Wegen  der  möglichen  Bedtg.  Wüste  von 

word  al  nog  wat  merder;  —  de  enc  kö  (od.  mara  cf.  auch  M.  M  Uli  er,   Vorles.  11,303, 

hörn,  appel  etc.)  is  wat  merder,  as  de  andere;  sowie  ferner  tvegen  der  Bedtg.  Bausche  n- 

—  Superl.  merste,   mehrste,  meiste,  höchste,  des  f^c.roMy  mar  (sonare,  r/.  sAr.mar-mar-a, 
oberde,   grosseste,    stärkste   etc.;    —    in  de  10  Gemurmel)  auch  das  tmter  k\ei  am  Schhtsse 

merste  gefallen  kumd  't  iit;   —   he  hed  dat  Gesagte. 

merste  geld,  bz.  dat  merste  dar  to  guten ;  —  merder,  Compar.  von  mer ;  s.  d. 

he  is  alttd  tor  't  merste ;  —  he  is  de  merste  merdem,  mehren.  —  Nur  in  fermcrdern 

(Mehrste,  Beichste,  Höchste,  Oberste,  Grösse-  =  )ild.  verineerderen. 

ste,    Stärkste  etc.)    fan  uns  beiden.  —  Nd.,  15      nieren,  mehren,  häufen  etc.;  —  dat  merd 

idd.  meer;  afries.  mär,  mer,  ma,  me  w.  mära;  sük  al  mer  un  mer.  —  Compos.  fermeren. 

tcfrics.  meer ;  nfrics.  mur,  mor,  muar ;  satt.  merste,  Su})erL  von  mer ;  s.  d. 

mör;  wang.  mö;  helg.  muar;  as.  mer  u.  mero;  mes,  s.  messe. 

ags.    raä,    mära;    märe,    maere ;    aengl.    mä,  mes,  s.  mest. 

märe;  engl,  more;    an.  meirr,  meiri;   norw.  20      Mes,  wie  Mewes  Contract  u.   Verstumme- 

meir;  schwed.  mer,  mera;   dän.  mere;  ahd.  lung  von  Bartolomaeus.   —    Bedensart:    he 

mer  u.  merö;  mhd.  mer  tt.  mere;  goth.  mais  wet  fan  gen  Tes  (Matthäus)  nog  Mes. 

u.  maiza.  —    Die  Adj.  mära,    mero,   maiza  mes-biilte,  Misthaufe. 

etc.  sind  von  mär,  mer,  mais  fortgebildet  u.  me-scliin,  s.  mi-schin. 

sind  mär,    mer   mit  Uebergang   von  s  in  r  25      mes-dör,  s.  messel-dür. 

aus  mäs,  mes  ficoroH  Moc/Mneste  etc.)  =  ^o?/i.  mese,  Meise;  cf.  meske. 

mais  entstanden,  ivas  selbst  aber  wieder  aus  mes-iareu.  Mistfahren,  Düngerfahren  etc. 

magis  etc.  contrah.  ist  u.  mit  lat.  raagis  u.  mes-folt ,    mes-fold ,    mes-fält ,   mes-fäl, 

major,    bz.  deren  Positive    magnus   (magus)  Stelle  od.  Ecke  icohin  der  Dünger  gebracht 

u.   majus   zur  f  magh    (cf.   macht,    mögen  30  icird  u.   so   auch  der  Düngerhaufen  selbst. 

etc.)  gehört.     Wegen  des  germ.  (mit  magnus  —  Sprichw.:  wo  mer  dat  de  biir  för  d'  raes- 

etc.  synonymen)  Positivs  mikil  cf.  michel.  fält    deid,    wo    bäter    't   körn    up    d'    akker 

mer  (Plur.  meren  u.  merten),  Meer;  hier  steid;  —  up  sin  egen  mesfold  hed  de  hän 
speciell  Land-  od.  Binnen-See,  stehendes  dat  grötste  regt.  —  Nd.  mesfaal ;  mnd. 
Wasser,  im  Gegensatz  zu  se  als  Weltmeer  35  mesfalde,  mestvale  (dasselbe  u.  auch  Mist- 
od.  dem  fluthenden  Wasser.  —  Brökseteler-,  u.  Jauche-Grube,  cf  in  de  mestphale  for- 
Ewige-,  Düfels-,  grote-mer  etc.  —  Nd.,  nid.  drenket  etc.  bei  S  c  h.  u.  L.  unter  mesvaldej ; 
meer;  innld.  maer,  maere,  mer;  as.  meri ;  mofries.  (Cad.  Müller)  mistfall;  nid. 
a^rs.  mere;  ae»5rZ.  mere;  e«<jf?.  mere;  a».  marr;  mestvaalt.  —  Da  folde  ,  bz.  volde,  valde 
norw.  marr ;  schwed.  mar  u.  dän.  mare,  40  (Falte)  auch  die  Bedtg. :  Hürde,  Pferch, 
nur  in  Compos.,  wie  s.  B.  markatta,  mare-  Stall  od.  Winkel,  Ecke  etc.  (cf.  folde)  hat, 
katte  (Meerkatze)  etc.;  ahd.  inari,  meri;  so  ist  es  nach  Seh.  u.  L.  ein  Compos.  von 
mhd.  mere,  mer  (mare,  aequor,  ])ontus) ;  mes  (Mist)  u.  valde  (Falte,  bz.  Hürde  od. 
goth.  marei  (thälassa).  —  Nicht  entlehnt  ans,  Ecke  etc.),  loährend  die  Formen  fäl,  bz. 
sondern  mit  lat.  märe;  russ.  more;  kslav.  45  mnd.  phale  (s.  oben)  möglicherweise  auch 
morje;  kelt.  mor  (Meer);  //Y.  mares  (kleines  aus  lat.  palus  (cf.  pöl)  entstanden  sein 
Meer,  Haff)  etc.  von  der  y  mar  (reiben,  können  «.  demnach  mest-phale  auch  eine 
zerreiben,  zermalmen,  auflösen  etc.,  bz.  sich  Dünger-  od.  Jauche- Pfütze,  bz.  eine  Jauche- 
aufreiben od.  auflösen,  sterben  etc.),  wobei  Grube  bedeuten  kann,  toorübcr  Weiteres 
es  beim  Vergleich  des  von  Fick  (I,  173)  50  unter  folt. 
aufgestellten  Themas  mara  (Meer,  Moor,  mes-förk,  3Iist-Gabel. 
Sumpf)  wohl  zweifelhaft  ist,  ob  dieses  auf  mesk,  Messing.  — Nd.  (Br.  Wb.)  mesken 
die  Bedtg.:  reiben,  zerreiben,  auflösen,  zer-  (Dähnert  etc.)  missink,  missing  ;  mnd 
gehen  etc.  zurückgeht  u.  somit  ein  aufge-  missing;  an.  messing;  ags.  mäsling ;  7nhd. 
löstes,  zer  gangenes, g  eschmol  z  en  es,  55  messing  etc.  —  Unser  mesk /s^  n«<s  messink 
flüssig  es ,  weiches  Etwas  bezeichnet,  contrah.,  während  messink  od.  messing  mit 
od.  ob  darunter  ein  gestorbenes  (cf.  ing  von  mhd.  messe  (eine  eigenthümliche 
auch  skr.  mara ;  zend.  mara ;  Iit.  maras  ;  Metallmasse,  od.  ein  eigenthümlichcs  Metall, 
kslav.  morü,  Tod,  bz.  Sterben,  Pest  etc.)  welches  der  Wirkung  des  Magnets  loider- 
todtes    u.   stehendes   od.    stilles    «.  60  steht,    Messing)  fortgebildet    ist.    —    messe 


MES-KARE                          593  MESSEL 

selbst  aber  entstand  aus,  hz.  ist  wieder  ident  (Prät.  meih ,  meig  etc.,  cf.  migon),  wobei 
mit  tnhd.  müsse,  messe  (Metalllclumpen,  Me-  wegen  der  Form  der  obigen  Wörter  zu  be- 
tau,  bestimmtes  Mass   an  Metall),  tvas  mit  merken  ist,  dass: 

ahcl.   massa  (Masse,   Metallmasse,   3Ietall-  &)  goth.  m&ihstus,  (d.  i.  eigentlich  m&ighim 

klumpen)  aus  lat.  massa  entlehnt  wurde,  wor-    5  od.  maichstus,    cf.  magt  od.  macht  =  goth. 

über  Weiteres  unter  masse.  mäht  von  y  magh,   wie   auch  ]/  mih   von 

mes-kare,  mes-kär,   Mistkarre,  Dünger-  migen  aus  migh  entstand)  wahrscheinl.  von 

karre.  der  zweiten  Person   des  Präter.   maih    (ich 

meske,  meske,  s.  2  maske.  od.  er  maih,  d.  h.  ich  od.  er  harnte,  pisste, 

meske   od.   meseke,   Meise.    Bimin.  von  10  nässte  etc. ;  du  maihast  od.  maihst,  d.  h.  du 

mese;   nid.  mees;   ahd.  raeisa;   mhd.  meise;  harntest.,   od.    du  hast  geharnt  etc.    od.  wie 

ags.  mäse.  wir  sagen  würden:   du  megst,  bz.  fragend: 

mesken  od.  meseken,  das  iveibliche  Glied,  megst  du?)  weiter  gebildet  ist; 

eunnus,    —    Nd.    (D ahne r t)   meiseke.   —  b)  ahd.  mist  u.  and.  mest,  mist  entweder 

Dimin.  von  mese,  meise.  —   cf.  nd.  (Dan-  15  aus  dem  goth.  maihstus  entstanden,  od.  dass 

neil)  mes'  (eunnus).  diesen  Formen  eine  ältere  Form  mihst  (od. 

mes-küle,  Mist-  od.  Düngergrube,  Jauche-  tvie  wir  sagen  migst,  als  zweite  Person  vom 

Grube.  Präs.  mige)   zu  Grunde  liegt,  aus  der  das 

mes-,  messQ-maker  (Mistmacher), Schimijf-  h  od.  g  ebenso  ivie  im  goth.  ma.\h?,tiis  ausfiel; 
wort  für  einen  Faulenzer  od.  Tagedieb,  dessen  20  c)  das  afries.  mese  od.  mese  (Harn)  aus 
ganze  Thätigkeit  im  Verdauen  od.  Mist-  mehse  od.  meghse  entstand,  also  Weiter- 
machen besteht.  bildung  vom  Präter.  meh,  megh   (cf.  unser 

mes-,   messe-nat,   durch  u.  durch  nass,  meg  als  Präter.  von  migen)  ist  u.  dass  aus 

gänzlich  durchgeweicht,   d.  h.   so  nass  wie  diesem   mese    od.   mese    auch    wahrscheinl. 

Mist.  —  Nd.  mesnat.                                      25  unser  messe,   mes   (Mist,   bz.  trockener  od. 

messe,  mes,  Mist  (Dung,  Dünger,  Scheisse,  flüssiger    Dünger)    hervorging,   falls   nicht 

Dreck,    Koth,    Schmutz,   verfaultes  nasses  etwa  früher  ein  altdeutsches  Verb,  mihsan ; 

Zeug  etc.);   —   du   must   de  messe  ütfaren  goth.  meihssiB  in  der  Bedtg.:  nässen,  schmutzen 

un  up  de  mesfolt,  bz.  afer  't  land  brengen ;  etc.  (als  Weiterbildung  von  mihs,   s.  sub  d) 

—    dar   sitt   gen  messe    genug   in    't   land,  30  bestand,    wozu   soivohl   afries.    mese    (d.   i. 

darum  wast  d'r  6k  hast  niks;    —    he   ligd  mehse);  unser  mis  u.  mist;  mnld.  mieselen, 

in  sin  egen  messe ;  —  't  is  emer  messe,  z.  B.  miest,  als  auch  ahd.  mist  sehr  gut  gehören 

vom  Heu,  wenn  es  durch  anhaltenden  Begen  können,   da  ja  Letzteres  formell   besser  zu 

verdorben  und  verfault  ist,   od.   von  ganz-  unserm  mist  (Nebel)   als  zu  goth.  maihstus 

lieh  verfaulten  Kartoffeln,  Buben  od.  sonst.  35  (s.  oben  sub  a)  stimmt; 

Dingen.    —    Sprichw.:   messe  is  gen   hilge  d)    das  afries.   u.  satl.  miux;   ags.   meox, 

(Heilige  od.   Heiliger),   man   se   warkt  dog  mix  etc.    aus   miuhs,    mihs   (d.   i.    miughs, 

wunder,  od.  auch :  de  messe  is  de  hälfe  lefe  mighs    od.   miuchs,    michs,    cf.  lat.  rex  von 

God   up   't   land ;  ^ —   gen   beter  mes   up  't  rego)  entstand  u.  demnach  in  gleicher  Weise 

land,    as  de  bür  sin  6g   un   band;    —   mes  40  wie  unser  mige   (Harn)   zu   mihan,    migan 

up  ^t  land,  geld  in  de  band ;  —  mes  lat  un  gehört. 

flak,  fäk  un  swak;   —   'n  handful  strö  gift  messel,    Maser,    entzündeter   od.   rother 

twe  handenful  messe.    —   Nd.,   mnd.   mes ;  juckender  Hautfleck,  Aussehlag  der  nachher, 

nid.  mest,  mist ;  mnld.  mest,  mist  u.  mesch ;  loenn    er   abgestorben ,    abschorft ;    daher : 

ahd.,   mhd.   mist    (Dreck,    Koth,    Dünger,  45  (Plur.)    messeis,     Masern,     die    bekannte 

Misthaufen);   goth.   maihstus    (Mist,   Mist-  Jfirmderytranyfc/ie««;  —  alle  söfen  jaren  kamen 

häufen).    —    Es   gehört   mit    afries.    mese  de  messeis,   war   mennigmäl   'n  hele   budel 

(Harn,    Urin) ;   satl,   wang.  miüx ;   nfries.  kinder  an  starfen  ;  —  wen  'n  kind  de  messeis 

(Outzen)  mjox  u.  mjugs  (wonach  auch  ein  krigt,  den  mut  't  in  'n  wullen  däken  inpakt 

afries.   miux   bestanden  haben   wird);  ags.  50  un   regt   warm   holden   worden,   dat  se  gau 

meox,    mex,    mix ;    aengl.    mix ;    engl,    mux  herüt  kamen ;  un  wen  se  den  in  't  ofstarfen 

(Schmutz,  Koth)  u.  muck  (der  nasse  feuchte  sunt,   den  mut  d'r  up  past  worden,    dat  d'r 

Dung,  Mist,  Koth  etc.) ;  an.  myki  od.  mykr ;  gin  kolde  up  fald  un  se  net  na  binnen  slän. 

norw.  myk,   mök  ;   dän.  mög   (Mist,   Koth,  —  iV^t^.  masel,  massei,  PZwr.  masein,  massein; 

Dünger   etc.)    zu   dem  mit   lat.  mingere  u.  55  mnd.   masele,    massele,    Plur.  maselen  etc. ; 

mejere     von    derselben    y    abstammenden  nid.    mazel,    Plur.   mazelen;    mnld.    masel, 

</oeÄ.meihan  ('Pmier.  maih) ;  as.  mihan,mlgan  maser,  Plur.  maselen,  maseren  (papulae,  boa, 

(Präter.    meh,    meg);    ags.    mihan,    migan  exanthemata  etc.);  wo/rtes.  fCod  Jfü Her) 

(Präter.    mäh,   mag);     afries.  ^miha,   miga  meysel;  wang.  meizel  (die  Masern  od.  Ma- 

(Präter.  meh,    meg);   ahd.   mihan,   migan  60  sernkrankheit) ;    engl,   measels    u.    measles 

J,  ten  Doornkaat  Eoolman.    Wörterbuch.    II,  gg 


MESSEL 


594 


MEST 


(die  Masern  od.  Maser  nlcr  ankheit ;  die 
Finnen  als  Krankheit  der  Schweine;  die 
Masern  im  Holze;  die  Narben  im  Leder). 
—  Der  Sing,  niaser  od.  ahd.  masar,  masor, 
maser;  mM.  masor  in  den  schriftlichen  Be- 
legen hat  die  Bedtg. :  knorriger  od.  krauser 
Auswuchs  an  AJiorn-  u.  anderen  Bitumen 
u.  wird  dann  auch  einerseits  auf  einen  aus 
einem  solchen  Knorren  od.  einem  kraus- 
aderigen u.  maserigen  Stücke  Höh  gefertigten 
Becher  u.  andererseits  auf  die  jlammigen 
Flecke  u.  krause  Zeichnung  im  Holze,  sowie 
drittens  auch  auf  den  Ahorn  angewandt,  so- 
dass auch  dieser  Baum  selbst  ags.  maser  od.  an. 
mösur  genannt  wurde.  Vergleicht  man  nun 
aber  das  Compos.  mnld.  maselsuchte ;  mnd. 
masel-,  mesel-,  massel-sucUt;  ahd.  misalsuht; 
mhd.  iiiiselsuiit ;  md.  mesilsuclit  (Aussatz, 
Fleckkrankheit),  so  ist  es  klar,  dass  dessen 
erster  Theil  masel,  mesel,  misal  etc.  mit 
afranz.  mesel ;  aengl.  mosel,  misel ;  engl. 
moasle ;  mlat.  misellus  (aussätzig,  leprosus) 
ident.  ist  u.  also  mit  diesem  aus  lat.  mi- 
sellus (elend,  unglücklich,  kläglich,  Jämmer- 
lich, erbärmlich  etc.,  cf.  miser)  entstand, 
sowie  ferner  auch,  dass  von  diesem  masel, 
mesel,  misal  etc.  auch  das  Subst.  mnd.  ma- 
sele;  tdd.  masel,  maser  u.  massei,  bz.  die 
für  unser  messel,  mostfr.  u.  wang.  meysel 
M.  meizel  (s.  oben)  anzusetzende  Form  mesel, 
misel  in  der  Bedtg.  (cf.  Seh.  u.  L.,  KU. 
etc.) :  rother  Hautßeck,  Hauterhöhung,  Aus- 
satz, Ausschlag,  Grind,  Schorf  etc.  (volle 
Form  masala,  mcsala,  misala)  weiter  gebildet 
ist.  Da  nun  aber  das  nd.  masel  u.  hochd. 
maser,  bz.  die  Flur,  maseleu  u.  nhd.  Ma- 
sern (als  Magern  im  Holze  u.  als  Krank- 
heit mit  rothem  feurigen  Hautausschlag) 
jedenfalls  dieselben  Wörter  sind,  so  loird 
u.  muss  auch  das  ahd.  masar ;  ags.  maser 
in  der  Bedtg. :  Knorren  od.  knorriger  krank- 
hafter Auswuchs  od.  (wie  man  auch  sagen 
kann) :  Aussatz  od.  Pocke  etc.  (cf.  pokke 
?t.  pokholt  =  hartes  braunes  maseriges  Holz) 
zweifellos  mit  nd.  mascle,  i'nescle  (cf.  auch 
mnd.  mas(s)elri(ge)  od.  maselrie,  massclrie, 
krauses  künstliches  Schnitzwerk  über  den 
Figuren,  soivic  ferner  bei  Seh.  u.  L.  unter 
masele  auch  die  dort  als  unverständlich  be- 
zeichnete Stelle:  masseien,  die  meu  bernet, 
was  doch  nichts  anderes  heisst  als:  Knorren 
od.  Holzknorren,  Wurzelknorren  etc.  die  man 
brennt  od.  verbrennt,  toeil  sie  mit  der  Axt 
wegen  ihres  knorrigen  u.  krausen,  od.  ma- 
serige n  Wuchses  nicht  ge-  od.  zerspalten 
werden  können  u.  wo  in  beiden  Wörtern 
wieder  die  Bedtg.  des  ahd.  masar  u.  ags. 
maser  zu  Tage  tritt,  bz.  bezeugt  tcird,  dass 
das  mnd.  masele  u.  das  aus  masara  od. 
mesara  entstandene  ahd.  masar  etc.   ursj^ir. 


dieselben  Wörter  sind)  aus  dem  afranz. 
mesel  (aussätzig  etc.)  hervorgegangen  sein. 
Dass  nun  aber  der  kleine  deutsche  od. 
nord.  Ahorn  (denn  dieser  ist  wohl  aus- 
5  schliesslich  unter  ahd.  masar,  ags.  maser, 
an.  mösur,  Wallis,  masani;  mnd.  maser, 
masser ;  mnld.  maeser  etc.  sowohl,  wie  auch 
unter  31  ass  holder  od.  ahd.  mazaltra  etc. ; 
mhd.    mazalter ,    mazolter    etc.    verstanden) 

10  auch  den  Namen  masar  etc.  erhielt,  hat 
darin  seinen  Grund,  dass  einerseits  sein 
Holz  sehr  schön  g e m a s  ert  u.  namentlich 
an  den  Wurzeln  schön  geflammt  u.  gefleckt 
ist  IC.  dass   er  andererseits  auch   nur  klein 

15  bleibt  u.  (gegen  die  sonst.  Ahorne  verglichen) 
krüppelhaft  u.  knorricht  wächst,  sowie  drittens 
auch  vielleicht  mit  davon,  toeil  er  eine  gelb- 
braune fleckige  Itinde  hat. 
raessel-dör,  mos-dör,  Stall-  od.  Kuhstall- 

20  Thür,  bz.  Thür  wodurch  der  Mist  ausge- 
schoben loird. 

1.  messen,  misten;  —  a.  Mist  machen, 
den  Mist  od.  Koth  von  sich  geben,  scheissen, 
uriniren,   kothig   u.  schmutzig  machen  etc. ; 

25  —  göd  foren,  dcid  pöd  messen ;  —  he  bed 
sük  bemesd  (er  hat  sich  schmutzig  gemacht, 
bz.  seinen  Koth  u.  Urin  unter  sich  gethan 
etc.) ;  —  be  bemesd  sük  iu  sin  egen  fi'ilig- 
hcit;  —    b.    den  Mist  od.  Dünger  aus  dem 

30  Stall,  bz.  unter  u.  hinter  dem  Vieh  weg- 
schaffen u.  ausschieben ;  —  se  sunt  bi  't 
messen  od.  ofmesscu ;  —  c.  3Iist  od.  Dünger 
übers  Land  fahren  u.  bringen,  düngen;  — 
dat  land  word  not  genug  mesd;  —  de  akker 

35  is  nog  net  mesd  od.  afermesd,  bemesd.  — 
Sprichw. :  göd  akkern  is  beter ,  as  siegt 
messen ;  —  het  messen  (heiss  düngen  od. 
den  Dünger  heiss  übers  Land  bringen), 
deid  missen. 

40      2.  messen,  s.  mesten. 

mest,  mes  (Plur.  mesten),  Messer.  — 
Compos. :  böm-,  bröd-,  böf-,  kap-,  karf-, 
köl-,  snoi-,  stilk-mest  (od.  mos)  etc.  — 
Sprichio. :    dat  mest  is  so  scliarp  as  'n  flet ; 

45  —  dat  mest  is  so  stuinp  as  'n  sage  od.  as 
'ii  saks;  —  wi  willen  d'r  gön  mesten  um 
trekkcn  (den  Streit  nicht  durch  das  Messer 
ziehen  entscheiden).  —  Afries.  messe,  mes ; 
ivang.  (Eh r entra u t,  1,  381)  mitter ;    nd. 

50  mest,  mez,  metz,  metzer;  jnnd.  mezzet, 
metset,  mest,  mezces,  mes;  nid.  mes;  mnld. 
mets,  mes,  inesscr ;  as.  mczah ;  ahd.  mezza- 
rahs,  mezzirahs,  mezzarehs,  mezrebs,  mczzras, 
mezzires,   mezzercs,    mozrcs,   mczcrs;   mhd. 

55  mezzer.  —  Aus  mezzi-sahs,  maz-sahs  =  as. 
meti-  u.  mat-sax;  ags.  (Leo)  met-seax,  d.  h. 
Speise-Messer  od.  Fleisch- Messer,  cf.  met 
u.  saks. 

mest,  meist;  —  meste,   meiste  u.  Meiste; 

60  —  wcl  is  de  moste  fan  uns?  —  Superl.  von 


MEST-ALL  595  METE 

mer,  hz.  goth.  mais  od.  magis,  mahis  u.  aus  überhaupt,  cf.  die  Compos.  meat-pie,  Fleisch- 

maista,   magista,   mahista  gekürzt,   hz.  con-  pastete;  —  meat-sausage,  Fleischwurst;  — 

trahirt.  meatscales,    Fleischivaage;   —   minced-meat, 

mest-all',  meistall,  meistens,  in  der  gehacktes  Fleisch;  —  meat-chopper ,  das 
Regel  etc.                                                             5  Mett-Messer,    hz.    das  Hackmesser   etc.    — 

niesten,  messen,  mästen,  fett  machen  etc. ;  Nach  Fick  (III,  229)  vermuthlich  mit  lat. 

—  swinen  etc.  mesten  od.  messen;  —  dat  mandere  (kauen,  essen,  verzehren),  mandöa 
wif  mestd  sük  kumplet,  so  dik  word  't;  —  (Esser,  Fresser)  von  (cf.  II,  183)  y  mad, 
he  mestd  (mästet,  ernährt,  bereichert  etc.)  kauen  od.  vielleicht  auch  (I,  170)  von  ]/ 
sük  fan  andermans  god.  —  Nd.,  mnd.,  nid.  10  mad,  mand,  wallen  etc.  in  der  übertragenen 
mesten;  ags.  mästan;  a/i(?.  (mastjan),  mästen,  Bedtg.:  schwelgen  etc.  Falls  es  indessen 
mesten ;  mhd.  mesten.  —  Es  ist  von  2  mast  richtig  ist,  dass  das  goth.  mitan,  mat  (messen, 
(s.  d.)  fortgebildet.  cf.  meten)  urspr.  die  Bedtg. :  spalten.,  theilen, 

mester,  niester,  Meister,  Herr,  Lehrer  schneiden,  zertheilen  etc.  hatte,  so  ist  es 
etc.;  —  bömester,  scholmester;  —  he  is  15  auch  sehr  gut  möglich,  dass  das  Subst.  ma.ts 
allemans  mester  od.  bäs ;  —  Sprichw. ;  de  ebenso  wie  3  mat  unmittelbar  vom  Präter. 
an  de  weg  böed,  hed  £51  mesters;  —  „wat  mat  von  mitau  gebildet  ist,  zumcd  da  auch 
fadder!  wat  fründ!  junge  trek'  de  büksen  mitan,  mat  eine  y  mad  voraussetzt,  die  zu- 
of,"  segd  de  mester.  —  Auch  der  Eber  icird  gleich  auch  die  y  von  lat.  mandere  etc. 
hier  schon  seit  alten  Zeiten  (cf.  z.B.  auch  20  sein  könnte  u.  dann  goth.  mats  als  Speise 
Cad.  Müller)  mester  genannt.  —  Be-  auch  wieder  das  Zerspaltene,  Zerkleinerte, 
kanntlich  aus  lat.  magister  von  magis,  wie  Zermalmte,  hz.  Gekaute  u.  Gegessene  (diese 
minister  von  minus.  Bedtg.  würde  mats  auch  haben  müssen,  fcüls 

mestern,  meistern;  —  a.  Herr  über  Et-  es  zu  lat.  mando  gehört,  wie  auch  biten, 
was  sein  od.  werden,  überwältigen;  —  he  25  heissen  etc.  von  y  bhid,  spalten  etc.  ab- 
kan  hum  wol  mestern; —  b.  mit  den  Mienen  stammt)  wäre.  Vergleicht  man  indessen, 
der  Ueb erleg enheit  kritisiren,  tadeln,  schel-  dass  messen,  hz.  a^ci.  mezan  etc.  auch  die 
ten  etc. ;  —  he  hed  altid  wat  to  mestern  un  Bedtg. :  zumessen,  zutheilen,  spenden,  gehen 
to  köstern.  (cf.    ags.    brytnian,    spenden    etc.;    brytta, 

niesterske  (Dimin.  von  mester),  Meisterin,  30  Spender  etc.  von  breotan,  brechen,  zerbrechen, 
Schullehrerin.  abbrechen,  Brod  brechen  u.  austheilen)  hat,  so 

mest-tid,  niesttids,  meistzeit ,  meistzeits,  iväre  es  auch  denkbar,  dass  das  vom  Präter. 
die  meiste  Zeit.  mat,    ahd.    maz  etc.   gebildete    Siibst.    mats 

mes-wagen,  Mistwagen,  Düngerwagen.  —        urspr.  die  Bedtg. :   Spende,    Gabe,    hz.  Zu- 
Sprichw. :  war  de  meswagen  net  hen  kumd,  35  getheiltes  od.  Abgetheiltes  u.  Gespendetes  etc. 
dar  kumd  Gods  segen   6k   net  hen,    od.    de        hatte  u.  hieraus  in  die  Bedtg. :  Brod,  Nah- 
meswagen  is  Gods  segen;  —  'n  goden  bür        rung,  Speise  etc.  überging. 
mäkt  de  plög  an  de  meswagen  fast.  1.  met,  Präter.  von  meten. 

met,   bestes  weiches   (knochen-  u.  sehnen-  2.  met,  s.  mete. 

freies)  essbares  Fleisch  vom  Schwein,  Wurst-  40  Meta,  Metta,  wbl.  Name.  —  Dimin.  Metje. 
od.  Hackfleisch,   hz.  fertig  gehacktes  u.  ge-  metäl,  Metall,  Erz ;  —  metälen,  von  Me- 

würztes  Schioeine-Fleisch  zum  Bohessen  od.  toll  od.  Erz;  —  'n  metälen  pot.  —  Aus 
zum  Bereiten  der  Mettwürste;  —    du  must        lat.  metallum. 

wat  met  bi  de   slagter  bestellen,   wi  willen  mete,  mäte,  met,  mät,  das  Mass  od.  Wie- 

ander  wäk  wurst  maken;  —  't  met  is  al  45  viel  einer  Entfernung,  hz.  die  abgemessene 
hakt  un  solten  (das  Fleisch  od.  Wurstfleisch  u.  abgesteckte  Entfernung  (Mensur)  von 
ist  schon  gehackt  u.  gesalzen);  —  he  ett  Etioas  u.  dasjenige  (Mal  od.  Strich,  Kerb, 
gern  met ;  —  't  met  steid  klär  um  stopt  to  aufgenagelte  Latte  etc.),  wodurch  diese  Ent- 
worden.  —  Compos. :  metwurst,  Schtveine-  fernung  abgegrenzt  u.  markirt  ivird ;  —  wi 
fleisch- Wurst  od.  urspr.  (s.  unten  u.  cf.  50  willen  de  mete  20  föt  lank  nemen  un  dar 
wurst)    Sx)eise-Werk,   Fleischwerk.        'n  streke  halen  (z.B.  beim  Knickerspiel  die 

—  Nd.,  mnd.,  nid.  met ;  mnld.,  mfläm.  met,  Entfernung  von  den  aufgestellten  Häufchen 
mette  (pulpa  suilla,  carnes  porcinae  deli-  bis  zu  dem  Strich  od.  bis  dahin,  von  loo 
catiores) ;  afries.  mete,  met,  meit  (Speise,  aus  sie  mit  dem  kulp  od.  tornscheter  be- 
Fleisch) ;  nfries.  meet  (Fleisch) ;  as.  meti  55  schössen  loerden) ;  —  de  mete  is  to  lank 
u.  mat;  ags.  mete,  maete ;  aengl.  mete,  (z.  B.  beim  Ballicerfen  die  zuvor  verein- 
maete  ;  engl,  meat ;  an.  matr  ;  norw.,  schwed.  harte  u.  abgemessene  Strecke  od.  Entfer- 
mat ;  dän.  mad ;  goth.  mats ;  ahd.,  mhd.  nung ,  welche  der  Ballwerfer  abzuwerfen 
maz  (Speise,  Nahrung  etc.,  im  engl,  auch  verpflichtet  ist,  sofern  er  nicht  verlieren  will), 
das  zum  Essen  bestimmte  Fleisch  od.  Fleisch  60  man  kan  se  hast  net  ofsmiten ;  —   fan   de 

38* 


METEN  MAETEN 


596 


METEN  MAETEN 


mete  of  bit  an  de  kegcls  sunt  't  net  90  föt 
(d.  h.  von  der  durch  eine  Latte  etc.  be- 
zeichneten Stelle  von  ico  ab  die  Kugel  ge- 
worfen wird  bis  zu  den  Kegeln  sind  es  ge- 
rade 90  Fuss);  —  fan  de  möt  od.  mät  of, 
geid  de  smet  od.  smiit  (von  dem  Mal  od. 
Strich,  icodiirch  die  Länge  der  Wurfbahn 
abgegrenzt  u.  markirt  ist  ab,  geht  der  Wurf) ; 

—  he  bcdrügt!  hv  blift  nOt  up  de  miH  stän 
(er  betrügt  dadurch,  dass  er  beim  Kegel- 
od.  Ballspielen  die  Bahnlänge,  welche  er 
abzuwerfen  hat,  dadurch  verkürzt,  dass  er 
sich  näher  als  erlaubt  an  die  Kegel  etc. 
stellt  od.  die  zuvor  abgemessene  u.  markirte 
Stelle  noch  mit  der  Kugel  od.  dem  Balle  in 
der  Hand  verlässt  u.  solche  erst  einige 
Schritt  dem  Ziele  näher  fortschleudert)  ;^  — 
min  penning  ligt  digter  an  de  mtit  as  sins, 
ik  heb'  wunneu  (mein  Pfennig  liegt  näher 
an  der  markirten  Stelle  öd.  dem  Ziel,  dem 
Strich  als  der  Seinige,  ich  habe  gewonnen) ; 

—  na  de  mete  smiten  (nach  der  markirten 
Stelle  od.  dem  gezogenen  Strich  etc.  werfen) ; 

—  he  smitt  afer  de  met  henüt  (er  loirft 
über  das  abgesteckte  u.  markirte  3Iass  der 
Entfernung,  bz.  über  das  markirte  Mal  u. 
Ziel  etc.  hinaus.  —  Nid.  meet  (der  markirte 
Anfang  einer  Si)ielbahn  od.  Wurfbahn).  — 
Es  gehört  zu  nieten  u.  ist  wohl  ident.  mit 
afries.,  as.  (Femin.)  mete  in  der  Bedtg. : 
Mass  der  Entfernung  od.  der  Länge  u. 
Breite  von  Etwas,  bestimmte  abgemessene 
Strecke  etc.  Der  Form  des  nid.  meet  ti. 
des  tvfries.  miette  (Mass)  tvegen  cf.  nid. 
meetkunde  (Messkunde  od.  Geometrie)  etc. 
u.  ivfries.  miettcn  (messen)  unter  meten. 

nieten,  muten  (mete  od.  mäto,  metst,  mett 
etc. ;  —  met,  metst  etc.;  —  meten  od.  mäten), 
messen,  den  Inhalt  u.  die  Grösse  von  Etwas 
nach  Raum,  Zeit  u.  Gewicht  etc.  ermitteln 
u.  feststellen  etc.  —  Sprichio. :  mit  passen 
un  meten  word  de  tid  fersleten.  —  Nd., 
nid.,  mnd.,  mnld.,  mfläm.  meten ;  afries. 
metä ;  wfries.  mietten ;  nfries.  meete,  mete ; 
tcang.  mitte ;  as.  metan ;  ags.  metan ;  aengl. 
mete;  goth.  mitan;  ahd.  mezan,  mezzan, 
mezssan,  mezen ;  mhd.  mezzen,  messen,  ab- 
messen, ausmessen;  (wec)  schrittweis  gehen; 
zumessen,  zutheilen,  geben;  messend  gestal- 
ten, bilden,  dichten;  stückweise  u.  abge- 
messen vorlesen  od.  sprechen ;  vergleichen 
(mit  gegen);  vergleichend  betrachten,  er- 
wägen, überlegen,  bedenken,  prüfen  etc. ;  — 
ags.  metan  auch  ivie  an.  meta,  schätzen, 
abschätzen,  tvofür  halten  etc.  —  Die  für 
mitan,  mat  (messen),  sowie  goth.  mitön  (er- 
messen, bedenken,  überlegen,  beherzigen); 
ahd.  mezön  (modum  statuere ,  massigen, 
mitigarc)  etc.  anzusetzende  germ.  y  mat  u. 
idg.  mad  (wovon  auch  tat.  mcdeor,  mcditor 


etc.,  modus,  modius,  modulus,  modulor,  mo- 
destus,  moderare  etc. ;  —  griech.  medomai, 
ermessen,  bedenken,  sinnen  etc.,  medimnos, 
Mass  etc.;  air.  mad  [intclligerc],  mcss  [ju- 
5  dicium]  etc.)  ist  eine  Weiterbildung  der  y 
ma  od.  mä  (messen,  abmessen,  bilden,  schaffen, 
ordnen,  errichten,  bauen),  wovon  ausser  skr. 
maträ  (Mass  etc.);  griech.  metreö  (messen), 
metron  (Mass)  etc. ;  lat.  metiri,  mensa,  men- 

10  sura  etc. ;  lit.  mera ;  kslav.  mera  (3Iass), 
mcrja  (messen);  ags.  macdh  (3Iass) ;  an. 
maela  (messen)  etc.  auch  skr.  mätar  (Bild- 
ner, Schöpfer,  creator)  u.  auch  skr.,  zend. 
matar  (Mutter,  mater,  cf.  moder),   während 

15  das  as.  metod;  ags.  meotod ;  an.  mjötudhr 
(Schöpfer,  Bildner,  Ordner  etc.)  wohl  von 
der  3.  Person  praes.  raetath  von  metan 
(messen,  bz.  bilden,  schaffen  etc.)  fortge- 
bildet ist. 

20  Was  nun  ferner  die  y  ma  od.  ma,  na- 
salirt  man  (u.  als  solche  auch  ident.  mit 
der  y  man,  denken,  bz.  erwägen,  ermessen 
etc.,  cf.  3  man)  betrifft,  so  ist  es  zweifellos, 
dass    derselben    eine    tirspr.    rohere    sinnl. 

25  Bedtg.  zu  Grunde  liegt,  aus  der  sich  die 
Bcdtgn. :  messen,  abmessen,  bilden,  schaffen 
etc.  entwickelten.  Vergleicht  man  nämlich, 
dass  ra ä  (cf.  Grassman n)  eigentlich  so- 
viel  bedeutet   als :     durc h   M esse7i    b e- 

30  stimmen  loie  gross  Etwas  sein  soll 
u.  dass  es  in  der  Bedtg. :  die  Grösse  od. 
den  r  die  ml  ich  e  71  Inhalt  von  Etwas 
durch  ein  anderes  Ettoas  (z.  B.  die 
Hand ,    den    Fuss ,    einen    Stab    etc.)    e  r- 

35  mittein  u.  bestimmen  nur  einmal  in 
dem  R.  V.  vorkömmt,  sowie  ferner,  dass  m  ä 
auch  die  active  Bedtg. :  F^was  bilde  n, 
herstellen,  fertig  machen,  berei- 
ten,   schaffen ,    errichten,    bauen 

40  etc,  hatte,  so  ist  es  beim  Vergleich  der  Wur- 
zeln tak,  taksh  (liauen,  behauen,  bilden, 
formen,  gestalten,  zurechtmachen,  fertig 
machen  etc.),  od.  kar  u.  kart  aus  skar 
(schneiden,   spalten,    hauen,    zurechthauen, 

45  behauen,  formen,  bilden,  fertigen  etc.)  tvohl 
anzunehmen,  dass  auch  mä  urspr.  die  sinnl. 
u.  active  Bedtg. :  hauen,  behauen,  spalten, 
schneiden,  theilen,  beschneiden,  abschneiden 
etc.  hatte  u.   dass  sich  hieraus  soivohl  der 

50  Begriff  des  Mass- Gebens  od.  Bestim- 
mens wie  gross  ein  Etwas  sein  u. 
bleibest  soll,  als  auch  der  des  Bil- 
dens  (cf.  dieserhalb  auch  bild  u.  bil- 
den  etc.)    For  mens ,    Gestaltens    od. 

55  Ma  che  n  s,  Bereiten  s,  Sc  h  äffe  7i  s  etc. 
entwickelt  hat,  sowie  fer7ier  auch  der  in 
7n essen  liegende  Begriff  des  Theile  n s, 
Abtheilens  u.  Eintheile7is  etc.  von 
Etwas.     Ganz  sicher  ist  es  ja  doch,   dass 

60  das    Mass-Geben    an    Etwas    od.    das 


METER  597  MICHELI  MICHELS 

unter   Abmessen   verstandene  Bestimmen  band.   —   Nä.   mewe;    nid.    meeuw;    ags. 

10 ie  gross   ein  Etwas  sein  u.  blei-  mäv,  maev;   aengl.  mow;    engl,  mew;   ahd. 

ben  soll  doch  nur  dadurch  gescheiten  kann,  meh  etc.  —  Nach  Fick  (I,  726)  mit  maueu 

dass  man  dieses  Etwas   (z.  B.   einen  Fels-  von  derselben  y  mfi  als  Nebenform  von  m;\ 

od.  Holz-Block   etc.)    zuvor   spaltet,    hauet,  5  (sonaro  etc.). 

schneidet,   bz.  aus  dem  Hohen  heraus  aus-,  Mewes,  s.  Mes.  —  he  wet  fan  gen  Tewes 

ab-  od.  behauet,  beschneidet  od.  so  gestaltet,  of  Mewes  (er  ist  erzdumm), 

bildet  u.  formet,  damit  es  derjenigen  Grösse  mi  od.  mi,  mir  u.  mich.  —  Afries.,  satl, 

(od.   Form,    Gestalt  etc.)  entspricht,   die   es  nfries.,  wang.  mi  od.  m\;  helg.  niü;  wfries., 

haben  soll  u.    denjenigen  Baum  ausfüllt  u.  10  nid.,  mnld.,  mfläm.  mij  •,   mnd.  mek ;   aengl. 

einnimmt,  den  man  dafür  bestimmt  hat  od.  u.  engl.  me.  —  Ferner  cf.  den  Dativ:    as. 

für  passend  erachtet  u.  für  ihn  gemäss  hält,  mi ;    ags.  me ;    ahd.   mir,   mier ;   goth.   mis ; 

—  sowie  ferner  auch,  dass  ebenso  wie  bei  lat.  mihi ;  griech.  'emoi,  moi  etc.  u.  Accus.  : 
den  oben  erwähnten  Wurzeln  tak  etc.  ^t,.  as.  mi,  mik;  ags.  me,  mec;  ahd.  mih;  goth. 
kar  (machen,  bilden,  schaffen  etc.)  die  Be-  15  mik;  lat.  me ;  griech.  eme,  me  etc.  —  Dieser 
dtg.:  bilden,  schaffen  etc.  der  y  mä  Dativ  u.  Accus,  gehört  zum  Fron,  erster 
nur  aus  der  sinnl.  Bedtg.:  hauen,  spalten,  Person:  skr.  ma ;  air.  me  (ich),  was  auch 
schneiden  etc.    hervorgegangen   sind,  wobei  in  ik  (ich,  ego)  steckt. 

man  dann  weiter  auch  wohl  annehmen  darf ,  Mia,    ivbl.  Name  =  Maria,    ivovon   es 

dass  auch   die  y  mi  od.  mi   (minuere  etc.,  20  eine  contrah.  Koseform  ist. 
c/.  min,  minder  etc.)  u.  die  davon  erweiterte  1.  niichel,    Magen,   Bauch,  Wanst   etc.; 

y  mit  von  goth.  meitan  ;  ahd.  meizan  (hauen,  —  he  frett  sük  de  michel  fiil ;  —  he  krigt 
schlagen,  spalten,  schneiden,  abhauen  etc.,  niks  ördendlikes  in  de  michel,  darum  sügt 
cf.  unser  mite  u.  nhd.  31  eis  sei  =  unserm  he  6k  so  ferhungerd  üt;  —  wen  de  kinder 
beitel  von  y  bhid),  ebenso  wie  die  y  mi  25  man  hör  gerak  un  göd  wat  in  de  michel 
(errichten,  bauen  etc.,  cf.  Fick,  I,  177)  kregen,  den  schulden  se  sük  wol  hold  wer 
nur    ein   Ablaut   von   ma   od.    mä    in   der        ferhalen. 

urspr.  Bedtg.:  hauen  u.  spalten  etc.  ist.  Es  ist  wohl  zweifellos  mit  dem  folgenden 

meter,   mäter,    Messer,    Person   die  das        michel  eins  u.  dann  soviel  als  der  Grosse, 

Messen  thut; —  Compos.:  körn-,  törf-meter  30  Mächtige,  Vielvermögende  u.  Viel- 

etc.  —  Nd.,  nid.,  mnd.,  mnld.  meter;  ahd.        verzehrende,   od.  Vielmögende  etc. 

mezäri,  mezzäri;  mhd.  mezzer  etc.  aufgefasst. 

Metje,  wbl.  Name.  —  S.  Meta.  2.  michel,  gross,  stark  etc.;   —   du  must 

metje,  Geschäft,  Gewerbe,  Amt,  Beschäf-        de  michele-kare  (od.  de  michel-kär)  krigen, 

tigung  etc.;    —   wat  hest  du  för  'n  metje?  35  wen  du  dat  fat  drank   (od.   de  geste)   weg- 

—  Das  entlehnte  franz.  metier,  was  mit  brengst,  de  liitje  is  to  swak  d'r  to  un  kun 
(cf.  Diez,  I,  276)  ital.  mestiero,  mestiere;  di  underwegens  wol  breken.  —  Auch  subst. 
span.,  aport.  menester;  neuport.  mister;  häP  de  michel  (von  einem  Karren,  Uand- 
prov.  menestier,  mestier  etc.  aus  lat.  mini-  Wagen  etc.)  her  un  lat  de  lütje  stän.  — 
sterium  (Dienst,  Verrichtung,  Bedienung,  40  Mnd.  (Seh.  u.  L.)  michel;  as.  mikil;  ags. 
Amt  etc.)  entstand,  dessen  Stammwort  mi-  micel,  mj'cel,  mucel;  aengl.  (Stratmann) 
nister  (Bedienter,  Diener  etc.)  als  unte r-  muchel,  mochel, michel,  mechel  «.  mikel,  sowie 
ge  or dnete  Person  von  minus  fortgebildet  auch  gekürzt:  muche,  moche,  miche,  meche; 
^'s^,äÄwZ^'c/4meMagister,magistratus^'onmagis.        engl,  mickle  u.  gekürzt  mach.  \  schott.  mekyl, 

met-,   mät-körf,    Messkorb,    Korb    ^mu  45  meikle,    mykil ,    muck;    an.    mikill,    mikil, 

Messen  von  Torf  etc.  mykil,    —    noriv.   myken,    mykjen,    mökjen, 

met-,  mSt-rode,  met-,  mät-ro,  ilfessm<7te.  mygjen,   möen,   mikjen;    schwed.   mycken; 

mets,  s.  mits.  dän.    megen;    goth.     mikils;    ahd.    michil, 

met-,  mät-stok,  Messstock,  Zollstock.  mihhil,   mihi],   michel;    mhd.  michel  (gross, 

met-wnrst,    s.   unter   met.   —   Sprichw.:  50  ausgedehnt,   gewaltig,   viel,    sehr).    —   Mü 

he  smitt  mit  de  metwurst    nä   de   schinke ;  griech.  megas,   megäle,  mega  (gross)  u.  lat. 

—  elk  ding  hed  en  ende,  man  'n  metwurst  magnus,  major  etc.  von  derselben  y  magh, 
hed  twe  enden ;  —  he  prötd  as  'n  metwurst,  tvovon  mögen,  macht  etc. 

de  an  beide  enden  apen  is;  —   he  kw adelt  Michel    od.    Michel,    ml.    Name    (Güdje- 

(od.  kwätelt)  as  'n  metwurst,  de  't  fet  üt-  55  Michel  =  Gödeke  Michael)  aus  dem  bibl. 
lopen  is.  hebr.  =  lat.  Michael. 

meuen,  meute,  s.  2  meicn  u.  meitc.  Micheli,  Michels,  Michaeli,  Michaelis ;  — 

meve,  mewe,  Möve  (larus) ;  —  Sprichw.:  um  Micheli  od.  Michels.  —  Der  nach  dem 
meven  sunt  in  't  land,  störm  up  so,  od.  Erzengel  Michael  od.  Sanct-Michael  be- 
mewen  in  't  land,   unwer   un  störm   för  de  60  nannte  29.  September. 


MIDDAG  598  MIDDEL-MANTJE 

niiddag,  Mittag,  die  Mitte  des  Tages  od.  medica,  medicor,  medicus,  medicina  etc.  etc. 
die  Zeit  des  höchsten  Standes  der  Sonne,  von  dieser  y  madh  ableiten  lassen,  da  sich 
wo  der  Tag  gerade  in  der  Mitte  zwischen  ja  aus:  trennen,  sondern,  scheiden  etc.  der 
dem  Steigen  u.  Sinken  (cf.  auch  middc-  Begriff  der  Unterscheidung  der  Dinge  n. 
wintor  otc.)  desselben  angekommen  ist.  —  5  des  Unterschieds  der  zwischen  ihnen  besteht 
Nd.,  nid.  middag;  afries.  middoi,  middi ;  n.  somit  des  Kenn  entern  ens ,  Ver- 
mofries.  (Cad.  Müller)  middy;  icfries.  Stehens  «.  Wi s sen s  von  selbst  ergiebt, 
niiddey;  satl.  middei;  wang.  midi;  ags.  wie  dies  ja  auch  durch  an.  skWyÄ  (trennen, 
middaeg;  aengl.  middei;  engl,  midday;  ati.,  scheiden  etc.;  verstehen,  erkennen,  begreifen 
isl.  middegi ;  ahd.  mittitac ;  mhd.  mittetäg;  10  etc.,  cf.  schelon  u.  schulen)  bezeugt  icird. 
tat.  meri-dies  (für  medie-dies)  etc.  1.  middei,  mittel,  mitten,  in  der  Mitte  von 

midde,  iiiidte  (Femin.)  u.  inidden  (Neutr.),  od.  zivischen  zivei  Ftwas  befindlich  etc.  — 
3Iitte,  Stelle  die,  od.  Funkt  der  von  zwei  Fast  nur  i.  d.  folg.  Compos.  u.  im  Superl. 
Aeussersten  ungefähr  gleich  weit  entfernt  niiddelste.  —  j\fnd.,  afries.,  vfries.,  ags. 
ist  11.  von  diesem  ungefähr  gleichweit  ent-  15  middei;  an.  modal  etc.;  ahd.  mittil,  mittel; 
fernten   Aeussersten   eingefasst   wird    (sich        mhd.  mittel  (medius). 

ungefähr    mitten    zwischen    denselben    be-  2.  Lliddel,   Mittel,   Mittleres,  Mitte-Ding, 

findet),  od.  Stelle,  l^unkt  etc.  %co  zivei  gleich  Ding  od.  Etwas  icas  in  der  Mitte  von  Et- 
weite  Enden  n.  Entfernungen  mit  einander  was  od.  mitten  zivischen  Etwas  ist,  die 
zusammentreffen  u.  diese  von  einander  20  Verbindung  u.  das  Verbindende  zwischen 
scheidet  od.  sie  halbirt ;  —  he  mett  de  zioei  Aeussersten  od.  allem  Getrennten  bil- 
midde  (od.  midte,  't  midden)  d'r  fan  üt ;  —  det  u.  sonach  den  gegenseitigen  Verkehr 
he  snitd  in  de  middc  (od.  in  't  midden)  zivischen  getrennten  Menschen  u.  Ländern 
dör;  —  he  hed  't  midden  (die  Mitte,  das  etc.  ermöglicht  u.  fördert;  daher  auch  ivieder 
Centrum  etc.)  räkd;  —  iip  de  midde  fan  de  25  Verkehrsmittel,  Uidfsmittel,  Enverbsmittel 
dag;  —  in  de  midde  fan  sin  jaren;  —  he  (Geld  od.  Vermögen  u.  Besitz)  od.  Hidfs- 
hed  't  not  in  de  midde  (od.  in  't  midden)  quelle  u.  Helfendes  etc.  selbst  ist  u.  dazu 
truflfen.  —  Sprichw.:  „de  beste  in  de  midde  dient,  um  mit  ihnen  als  Medium  (od.  Mitt- 
(od.  in  't  midden),**  sa'  de  Düfel,  do  lep  he  leres,  Mittelglied,  Vermittler  u.  zugleich  auch 
tüsken  twe  papen.  —  Nd.  midde  (Femin.);  30  Vehikel)  bestimmte  Zivecke  zu  fördern  u. 
nid.,  mnld.  midden  (Neutr.);  as.  midden;  zu  erreichen;  —  he  hed  siik  in  't  middei 
ags.  midde ;  aengl.  midde ;  engl,  mid ;  an.  (in  die  Mitte  zwischen  Zweien)  legd  od. 
midh ;  norw.,  schwed.,  dün.VLVi^i;  oM.  mitti;  steld,  um  se  üt  'n  ander  to  holden  un  to 
mhd.  mitte.  fermideu  dat  se  sük  leds  andön ;  —  geld  is 

Es  ist  entweder  wie  middei,  midden  von  35  't  haupt-middel  um  dör  de  weit  etc.  to 
dem  Adj. :  afries.  midde,  müdde;  wfries.  kamen;  —  't  schip  is  't  middei  to  de  se- 
midde ;  .'iatl.  middo ;  icang.  mid  ;  as.  middi ;  handel  un  de  ferker  tüsken  frömdo  folken ; 
ags.  midd;  aengl.,  engl,  mid;  an.  midhr;  —  he  is  fan  alle  middels  (Hülfsmitteln, 
norio.  mid ;  ahd.  mitti,  mitte ;  mhd.  mitte,  Encerhsmitteln,  Geldern  etc.  od.  Hülfsquellen 
mite;  goth.  midis  (mitten,    in  der  Mitte  be-  40  etc.)  berofd. 

findlich,    zwischen  Etwas  etc.)  fortgebildet,  middel-bär,  mittelbar,  mit  od.  durch  Hidfe 

od.  gehört  mit  diesem  u.  lat.  medius,  me-  eines  Mittels  od.  eines  Etwas  was  inmitten 
dium  etc. ;  griech.  messos  (für  methjos),  von  Etwas  od.  zwischen  Etivas  ist  u.  tritt. 
mesos  (der  Mittlere),  messen,  meson  (Mitte)  middel-dt'len,    /»    der  Mitte  theilen,   hal- 

etc. ;  kslav.  mezda  (d.  i.  medja,  Mitte) ;  skr.  46  biren  etc.,  s.  middeln  sub  a, 
mädhya;    zend.  maidhya  ;    südosset.  midag;  middel-ding,  Mittelding, 

digor.  miedeg ;  tag.  midäg  (medius,  medium)  middelen,  s.  middeln. 

etc.  zu  einem  Stamm  math,  der  toahrscheinl.  middeler,   ferniiddeler,   iltmiddeler  etc., 

aus   madha   gekürzt   u.    aus   y  ma  od.  mä        Mittler,  Vermittler,  Ausmittcler. 
(messen,    eintheilen,    bz.    spalten,    trennen,  50      middel-göd,    mittelgut,   halbgut,  zwischen 
scheiden,   theilen,    abtheilen  etc.,   cf.  meten)         vollkommen   gut    u.    ungut   od.   schlecht   in 
u.  dha  (thun,  machen  etc.)  zusammengesetzt        der  Mitte. 

ist.     Ist  dies  nun  aber  richtig,   dass  dieses  middel-hüs,   MitteUiaus  a)    die  Mitte  od. 

Tliema  raadha  od.  gekürzt  madh  die  sinnl.  der  mittlere  Theil  des  Hauses;  —  b)  ein 
Bedtg. :  theilen  od.  scheiden  machen ,  bz.  55  Haus  was  in  der  Mitte  zwischen  zwei 
Eticas  von   einander  scheiden  etc.   hat,   so         Oertern  liegt. 

ivürden  sich  auch  die  Worte:  zend.  madha  middoil-mantje,    der   stärkere,    waagrecht 

(Heilkunde,  Weisheit,  Wissenschaft),  madhi  zwischen  der  obern  u.  untern  Abtheilung 
(lehren  etc.);  griech.  manthanö  (lernen);  eines  Fensters  befindliche  Bieget  eines  Glas- 
lat.    medeor    (lieilen,    kuriren,   helfen   etc.),  60  rahmcns. 


MIDDEL-MATE 


599 


MIDEN 


middel-mate,  middel-mät,  a)  Mütel-Mass 
od.  mittleres  Mass,  rechtes  geziemendes  u. 
passetides  Mass,  geziemende  u.  passende 
Grenze  etc. ;  —  he  wet  gen  middelmate  to 
holdeu ;  —  dat  geid  afer  middelmät  (das 
geht  zu  weit  etc.);  —  he  lied  gen  middel- 
mät in  de  kop  od.  nöse,  fig.  u.  iron.  von 
Einem,  der  Teein  geziemendes  Mass  im  Kopfe 
hat  u.  die  richtige  Mitte  nicht  inne  hält) ; 
—  b)  (cf.  2  mät)  das  MittelstücTc  od.  mitt- 
lere Stück. 

middel-matig,  mittelmüssig,  das  mittlere 
Mass  haltend  u,  nach  keiner  Seite  hin  über- 
schreitend etc. 

middelii,  mittein,  a)  Mittel  od.  Mitte  u. 
Halbscheid  machen,  mitten  durch  machen, 
in  gleiche  Theih  zerlegen,  halbiren  etc. ;  — 
wi  willen  de  schal  middeln  od.  middeldelen 
(wir  ivollen  den  Unterschied  halbiren  od.  zu 
gleichen  Theilen  unter  uns  vertheilen).  — 
Wang.  midel.  —  b)  das  Büttel  od.  Mittlere 
u.  Vermittelnde  machen  u.  sein,  die  Mitte 
von  Etwas  suchen  u.  feststellen  etc. ;  —  he 
middeld  hum  dat  hen  (er  mittelt  od.  sendet, 
besorgt  u.  meldet  ihm  das  hin) ;  —  he  middeld 
de  düpte  üt ;  —  he  hed  dat  tüsken  hör  fer- 
middeld ;  —  c)  Mittel  geben  od.  haben  etc., 
daher :  bemiddeln  ;  —  he  hed  hum  bemiddeld; 

—  he  is  bemiddeld. 

middel-rif,  Bauchstück  od.  mittlerer  Theil 
des  Leibes,  s.  Weiteres  unter  3  rif. 

middel-slag,  Mittclschlag,  mittlere  Grösse, 
Beschaffenheit  u.  Art ;  —  he  is  en  fan  de 
middelslag. 

middelste,  mittelste;  —  't  middelste  stük ; 

—  he  nimd  't  middelste  mit  beide  enden  (von 
einem  gierigen    u.  habsüchtigen  Menschen). 

middel-strate,  Mittelstrasse,  sinnl.  u.  fig. 

middel-weg,  Mittelweg,  sinnl.  u.  fig. 

midden,  mitten,  in  der  Mitte;  —  auch 
subst. :  dat  midden,  die  Mitte  von  Etwas, 
zwischen  zivei  od.  mehreren  Aeussersten  be- 
findlich ;  —  he  legde  sük  in  't  midden  (sinnl. 
u.  trop.). 

midder-nagt,  Mitternacht,  zwölf  Uhr  u. 
um  diese  Zeit. 

midde-weges,  raidde-w3gs,  mitteiveges,  in 
der  Mitte  od.  der  halben  Länge  des  Weges. 

midde-winter ,  mid-winter,  Mittwinter, 
Winter- Sonnenwende,  Tag  tvo  der  Herbst  u. 
Winter  scheidet  u.  mitten  zwischen  diesen 
ist;  —  't  was  um  middewinter,  es  war  zur 
Zeit  der  Wintersonnenwende.  cf.  mid- 
sömmer.  —  Afries.  midwinter ;  ags.  midda- 
winter  etc. 

mide,  meidend,  dem  Umgang  u.  Verkehr 
mit  Menschen  od.  der  Arbeit  gern  aus- 
tveichend  u.  aus  dem  Wege  gehend,  scheu, 
blöde,  menschenscheu,  arbeitsscheu  etc.  — 
Mnld.    (KU.)    raijdel;     nd.     (Dähnert) 


midcrn;   nfries.    (Outzen)   mied.    —    Mit 
midsäm  zu  miden. 

midel,  Grasart  mit  feiner  dunkler  Blüthcn- 
Bispc,  die  vorzugsioeise  unter  dem  Bog  gen 
5  ivächst.  —  Es  wird  ivohl  dasselbe  Wort  sein 
wie  nd.  middel ,  mittler  es  Zittergras 
(Briza  media,  cf.  KaltschmidVs  allge- 
meines Wb.),  was  indessen  hier  nicht  ge- 
funden wird. 

10  miden  (mide,  midst,  midt  etc. ;  —  med, 
medst  etc. ;  —  mäden),  meiden,  aus  dem 
Wege  gehen,  sich  fern  halten  von,  aus- 
weichen (Einem),  nicht  verkehren  u.  um- 
gehen mit,   sich  scheuen    etc.;   —    he   midt 

15  hum,  so  föl  as  he  man  kan ;  —  he  midt  't 
kwäd  nog  mer  as  't  für ;  —  he  midt  min 
hüs  (er  meidet  mein  Haus,  lüsst  sich  in 
meinem  Hause  nicht  sehen,  scheut  sich  es 
zu  betreten) ;  —  he  midt  sük  weg  (er  weicht 

20  od.  stiehlt  sich  zveg,  sucht  sich  Anderer 
Blicken  zu  entziehen  etc.);  —  he  midt  sük 
d'r  für  (er  meidet  od.  scheut  sich  davor) 
um  sük  sen  to  laten.  —  Nd.,  mnd.  miden ; 
nid.,    mnld.,   mfläm.  mijden ;    afries.  mitha ; 

25  wfries.  mye;  satl.  midde;  wang.  mith;  helg. 
mide ;  as.  mithan,  midan ;  ahd.  midan,  miden ; 
mhd.  miden  (meiden,  lassen,  unterlassen, 
verlassen,  entbehren;  verschonen  mit,  sich 
einer   Sache  enthalten;   wegbleiben,  fehlen, 

30  nicht  anwesend  sein,  sieh  nicht  sehen  lassen, 
sich  verbergen)  ;  ags.  midhan  ;  aengl.  mithen 
(verbergen,  verhehlen,  verschweigen,  meiden, 
unterlassen ;  sich  verbergen),  wovon  auch 
wohl   das  neuengl.  mither    (einhüllen,    ver- 

35  hüllen;  dicht  zudecken ;  ersticken,  belästigen, 
venoirren) ;  «/ot/t.  (meithan). —  Nach  Fick 
(II,  436  u.  III,  238)  gehört  es  mit  lett. 
mittet  (verändern,  miterlassen,  meiden)  zu 
einer  ]/  mit,  germ.  mid  (ivechseln,  tauschen), 

40  sodass  man  danach  ivohl  annehmen  muss, 
dass  aus  der  Grdbdtg. :  Stelle  od.  Stand 
icechseln  u.  verändern,  von  der  Stelle  gehen 
etc.  die  Bedtg. :  loeichen,  entweichen,  aus- 
iveichen,   zur  Seite  gehen,    iveggehen  etc.  u. 

45  hieraus  loieder  die  von :  (Jemand  od.  Etwas) 
meiden,  sich  verbergest  etc.  entstand.  Dass 
mm  aber  auch  ivirklich  ein  goth.  meithan, 
Frät.  maith  mit  der  Bedtg. :  wechseln,  tau- 
schen etc.  bestanden  hat,   wird   durch  goth. 

50  maithnis  (donum,  Gabe,  Geschenk)  bestätigt, 
ivas  tvohl  urspr.  ein  Ettvas  bezeichnete,  was 
ein  Jemand  einem  andern  Jemand  für  ein 
Gegebenes  od.  eine  Leistung  wiedergab,  so- 
dass es  im  Grunde  ein  ge-,  ver-  od.  umge- 

55  wechseltes  u.  zurückerstattetes  Etwas,  bz. 
eine  Erwiederung.,  Wiedererstattimg,  Ver- 
geltung (u.  sonach  auch  eine  Gabe  od.  ein 
Lohn  für  ein  früher  Gegebenes  od.  eine 
frühere  Leistung  etc.)  war,   was  der  Gothe 

CO  imter  maithms  verstand,   ähnlich  %oie   dies 


MIDSAM  600  MIKKE 

mich  mit  griech.  moitos  (Enciederung,  Ver-  mige?  Harn  (urina).  —  Nd.  miege;  mnd. 

geltung)  der  Fall  ist,  tcie  denn  auch  F ick        mige ;    )dd.    mijge;    yntdd.,   mjläm.    mijghe; 
die  obigen  Wörter  sämmtlich  (II,  436)  mit        agn.    migda,    micga;    aengl.    migge.    —   Zu 
lat.   miituus,   mitis   etc.   gleichfalls  zu  dem        migen,  cf.  messe. 
Tlicma  mit  stellt.  5      migen    (mige,  migst,  migt  etc. ;    —    meg, 

Wegen  goth.  meithan,  maith  (latere,  vi-  megst  etc. ;  —  mÄgew),  harnen,  pissen,  nässen, 
tare)  neben  einem  früheren  meidan,  maid  regnen  etc.,  cf.  mighörn ;  —  be  migt  in  't 
(mutare  etc.),  icovon  raaidjan  (verändern,  bedde ;  —  dat  migt  de  hole  dag  au ;  —  be- 
verfidschen) ,  iu-maidjau  (verändern,  ver-  migen,  bepissen,  benassen^  beschmutzen  etc.; 
tcandeln),  in-maideins  (Veränderung,  Ab-  10  —  he  bemigt  sük ;  —  be  hed  sük  bemägen 
wechshing)  vergl.  E.  Schulze,  goth.  Wb.  (auch  trop.,  wie  beschissen).  —  Redensart: 
u.  zu  goth.  maithms  u.  griech.  moitos  (Gabe,  'n  siegten  korel,  de  nich  scbitt  un  migt  toglik. 
bz. Enciederung,  Vergeltung  od.  das ivas  7nan  —  Nd.  miegeu;  m7id.  migen;  nid.  mijgen; 
sich  auswechselt  u.  wechselseitig  giebt,  bz.  mnld.,  mfläm.  mygben;  iifries.  mige;  hess. 
das  was  man  für  ein  eingetauschtes  Etwas  15  (  V il m ar)  nüjcn;  or/s.  migan,  mihan,  micgan; 
austauscht  u.  zurückgiebt)  auch  noch  unser  aengl.  migen;  an.,  norw.  miga.  Mit  lat. 
meide,  dessen  Formen  in  den  andern  germ.  mejere,  mingere;  <7/-/ec/t. 'o-michein  (harnen, 
Sprachen  fast  sämmtlich  zu  dem  Präter.  pissen),  'o-micb-ma  «.  moicbös  (Urin) ;  lit. 
maitb  von  meithan  bz.  zu  maid  von  goth.  mözii,  myzai'i ;  zend.  miz,  maezaiti  (harnen) ; 
maidjan  (wechseln,  verändern  etc.)  od.  med  20  skr.  mih,  mehati  (harnen,  beträufeln),  megha 
u.  nhd.  mied  von  miden  u.  nhd.  meiden  u.  mihiza  (Wolke),  mih  (Regen,  Nebel, 
stimynen  u,  wonach  es  dann  auch  viel  wahr-  Dunst  etc.,  cf.  mis  u.  mist)  etc.  zu  einer 
scheinlicher  ist,  dass  dieses  Wort  mit  goth.  idg.  ]/  migh,  welche  vielleicht  urspr.  die 
maithms  (donura  etc.)  aus  demselben  Stamm-  Bedtg.:  rieseln,  träufeln,  regnen,  nässen, 
verb.  entsprang,  als  dass  es  aus  misda,  mizda  25  feuchten  etc.  hatte. 

(s.  unter  meide)  entstand.    Dass  unser  meide  nüg-hörn,  a)  Ecke  tvohin  man  sich  stellt 

jedenfalls  eine  Abgabe  ist,  die  beim  WecJisel  zu  pissen,  od.  too  man  sein  Wasser  abschlägt; 
der  Pächter  u.  Ericerber,  bz.  beim  Wechsel  —  b)  Regen-Ecke,  Ecke  od.  Gegend  woher 
des  zeitweiligen  u.  des  lehenslänglichen  Be-  es  gewöhnl.  regnet  u.  giesst  od.  die  den  ineisten 
Sitzes  von  Etwas  gezahlt  wird,  geht  ja  klar  30  Regen  bringt;  —  de  wind  sitt  al  wer  in  de 
aus  der  Bedtg.,  icelche  dieses  Wort  bei  uns  mighörn  (Jiier  spec.  im  Südwesten,  iceil  der 
noch  hat,  bz.  aus  dem  Sinn,  in  dem  wir  Südwestwind  uns  den  meisten  Regen  bringt), 
es  gebrauchen,  hervor.  —   Wang.    mighen    (d.  i.    mig-heme,    mig- 

niidsäm,  meidsam,  bz.  meidend,  zurück-  hern,  cf.  hörn  u.  barn  etc.),  daher  (wang., 
haltend,  scheu,  bange  etc.;  —  he  is  so  mid-  35  cf  Ehrentraut,  II,  73):  Gott  tröst, 
säm,  dat  he  hast  niks  wägd  od.  segd,  bz.  won  de  win  si'ithwäst  is,  den  is  hi  in  de 
hast  nargens  mit  hen  gäu  dürd.  —  Nid.  mighen,  den  kant  yä  't  wätter  then  en- 
mijdsam.  auch  sIl. 

ra\^'%'(iVAm^T,  Mittsommer,  Sommer-Sonnen-  mik,  s.  1,  2  u.  3  mikke. 

zoende.    cf.  midde-winter.  40      Mike,   tvbl.  Name.     Dimin.  u.  Koseform 

mid-üren,    Vesperzeit,   Zeit  in  der  Mitte        von   Mia,    bz.  =  Maria   u.    eins   mit   Ma- 
zwischen  12  Uhr  Mittags  u.  12  Uhr  Nachts,        riechen, 
bz.  um  6  Uhr  Abends.  1.  mikke,  mik,   ein  Bisschen,  ein  kleines 

mid-winter,  s.  midde-winter.  geringes  Etwas,  Brocken,  Stückchen,  Krüm- 

mig-amel,  mig-hämel,  mig-ämer,  mig-  45  chen.  Geringstes,  Nichts;  ein  Brödchen  od. 
hämer  ,  mig-emke,  mig-hemke,  miger,  kleines  feines  Brod  etc. ; —  d'r  is  gen  mikke 
migerke,  migelke  u.  mire,  sowie  pisse-  fan  afer  bieten,  bz.  gen  mik  fan  (od.  up) 
bülte,  Ameise.  —  Sprichw. :  he  beterd  sük  to  sen ;  —  'n  lütjen  mikke  fan  de  bakker. 
as  de  migämels,  de  leren  up 't  older  flögen,  —  3Iit  nd.  (Br.  Wb.)  mikke  (kleiner 
—  od.  't  geid  hum  as  de  migämels,  de  leren  50  Junge,  kleines  Kind,  kleines  Brod, 
up  't  older  flegeu,  —  od.  he  wil  sük  betern  Stück  od.  Schnitt  Brod)  od.  (D ahne r t) 
up  't  older  as  de  mighämels,  de  krigen  6k  migge  (Schönroggen-Brod  zu  einem  Schilling, 
erst  flogeis  wen  se  old  sunt.  —  Die  meisten  eine  Art  Brod  für  arme  Leute ,  ein  Stück 
Benennungen  als  mig-ämel  etc.  od.  miger  Weizenbrod),  sowie  auch  (Dann eil)  mick 
etc.  rühren  davon  her  (cf.  auch  engl,  pis-  55  (Wrackgut ,  zerbrechliches  altes  Hausge- 
mire),  dass  die  Ameisen  bei  der  Berührung  räth,  Zeug  tvas  schivach  u.  alt,  bz.  nicht 
einen  scharfen  beissenden  Saft  ausspritzen,  mehr  fest  ist  u.  zusammenbrechen  will),  — 
der  ein  schmerzliches  Jucken  u.  Brennen  vcn-ckevig  (klein,  fein,  schwach,  verkrüppelt, 
auf  der  Haut  verursacht.  Wegen  ämel  (in  klein  fein  u.  kritzlich),  —  mikmak  (von 
mig-ämel)  u.  mire  s.  unter  diesen  Wörtern.  60  feiner  kritzUcher  unleserlicher  Handschrift, 


MIKKE  MIK  601                     MILD-DRAGEND 

c/.  Schütze,  III,  99),  —  (ScUamhach)  gaf  hum  'n  mik  (Zeichen,  Wink),  um  hum 

mi\ierQ,2u  Jdein  fein  u.  unleserlich  schreiben;  upmarksäm   to   makeii.    —    Mit   nid.    mik 

SU  fein  u.  dabei  ungleich  od.  schlecht,  fehler-  (Ziel    u.    TJiätiglceit    des    Zielens) ;    mnlä. 

haft,  gebrechlich  spinnen,  sodass  Klümpchen  micke,  mick,  ghemick  (collimatio)  zu  mikken. 

od.  Knötchen  im  Garn  entstehen,  die  selbst  5       mikken,    scharf  nach   Etwas   sehen    od. 

auch  wieder  mikken   genannt  werden,   weil  spähen  etc.,  den  Blick  scharf  tvorauf  richten, 

es  harte  Stückchen  od.  Bröckchen  sind ;  —  Etwas  ins  Auge  fassen  u.  beobachten.  Etwas 

mnd.  micke    (feineres  Brod  od.  Eein-Brod,  erspähen  od.  erblicken,  sehend  geioahren  u. 

geringes  Brod  für   arme    Leute) ;   —   nid.  bemerken  etc. ;   —   he  mikt  up  hum ;  —  ik 

mik  (das  Feine   od.   die  Blume  des  Mehls;  10  mikke  di.    —    Nid.  mikken   (doelen,    turen, 

Brod  aus  solchem  Mehl  od.  Fcinbrod,  feines  scherp    toezien) ;     mnld.    micken ,     mecken 

Weissbrod) ;   —    mnld.  micke    (hemiartium ,  (micken   met  de  ooghen,   mit   den  Augen 

panis  triticeus  minor,  artidium,  parvus  panis) ;  blinzeln  od.  winken  etc.,  collimare,  inten- 

—  aengl.  miche  (parvus  panis) ;    —  franz.  dere  oculos  in  rem  aliquam,  collineare,  oculos 

miche  (Stück  Brod,  Laibchen,  ö^^.  pain  d'une  15  in  scopum  intendere;   statuere,   disponere) ; 

grosseur  mediocre) ;  —  ital.,  prov.  (cf.Diez,  w^äm.  micken   metter    ooghen    (viser   bien 

I,  277)    mica,    miga ;  franz.   mie   (Partikel  droit,  avoir  l'oeil  ou  la  vene  a  quelque  chose) ; 

zur  Verstärkung  der  Negation),  sowie  ital.  afries.    mitza    d.    i.    (cf.    tzerke    =   kerke, 

miccino    (ein  ivenig,   ein  bisschen)   etc.   aus  Kirche)   mika   (sehen  od.  achtelt  ti.  merken 

lat.  mica   (Krümchen,   Bisschen),   was  viel-  20  worauf.  Etwas   beachten),   wfries.   mickjen 

leicht  mit  griech.  smikros  u.  mikros  (klein),  (doelen,  zien,  op  het  oog  hebben).  —  Dieses 

eines  u.  desselben  Ursprungs  ist.  Wort  wird  ziveifellos  loie  ital.  miccare  in 

2.  mikke,  mik  (Femin.)  a)  gabelförmiger  ammiccare  (mit  den  Augen  nicken  u.  toin- 
Ausschnitt  einer  Gaffel; —  ]3)  gabelförmiges  ken  od.  wimpern  u.  blinzeln,  loie  z.  B.  die 
Holz  an  der  Pumpe,  worin  der  Schwengel  25  Katzen,  wenn  sie  anscheinend  schläfrig  da- 
sich  bewegt;  —  c)  Geck  auf  dem  Schorn-  hinsitzen  u.  durch  die  Spalte  der  halbge- 
stein;  —  d)  ein  gegabelter  Stock  od.  Pfahl,  öff^netenu.zioischendurchwieder geschlossenen 
bz.  eine  gegabelte  Stange  in  deren  Gabelung  Augen  sehen  u.  lauern)  aus  lat.  micare  (sich 
man  Etwas  hineinlegt  u.  worauf  Etwas  ruht  schnell  u.  öfters  hin  u.  her  beivegen,  eine  zit- 
(wie  z.  B.  auf  einem  Schiffe  die  nieder ge-  30  terndeBewegung machen; funkeln, schimmern, 
legten  Masten),  od.  ein  Pfahl  mit  seitivärts  blitzen,  glänzen  od.  glänzern,  blitzern,  blin- 
angebrachten  ausgekerbten  Holzpflöckchen,  kern)  entstanden  sein,  sodass  es  urspr.  die 
worauf  die  Stangen  ruhen  auf  ivelche  die  Bedtg. :  wimpern,  blinzeln,  bz.  mit  den  Augen 
Blaufärber  u.  Zwirnmacher  Garn  zum  nicken  u.  winken  etc.  u.  dann  ferner  in  die 
Trocknen  u.  Bleichen  hängen.  —  Mnld.  35  von :  mit  halb  zugekniffenen  Augen  od.  durch 
(KU.)  micke  (furca;  pedamen,  pedamentum,  die  Spalte  der  halbgeöffneten  Augen  nach 
ridica);  mfläm.  micke  (un  arbre  fourchu  de  Etwas  sehen  od.  spähen  u.  lauern,  scharf 
deux  branches,  un  pieu  ou  gibet  forchu) ;  u.  genau  nach  Etwas  hinsehen,  Etioas  beob- 
nld.  mik   (wie  oben),   zum  Theil  auch  ins  achten,  visieren  etc.  überging. 

dän.  u.  schwed.  übergegangen,  cf.  dieserhalb  40      mikkeren,  mikkern,   Iterat.  von  mikken. 

Bobrik  (naut.  Wb.,  pag.  498)  Mick  der  mild-dadig,   mildthäthig;   —    mild-dadig- 

Gaffel  u.  Mick  der  Beepschläger.  heid,  Mildthätigkeit. 

3.  mikke,  mik  (Masc.  u.Neutr.),  Visier,  milde,  mild,  milde,  liebreich,  sanft,  an- 
sieht. Lauer  etc. ;  —  he  nimd  dat  up  't  genehm,  gnädig,  freigebig  od.  gerne  u.  viel 
mik;  —  he  hed  dat  al  lank  in  't  mik  od.  45  gebend  etc.;  —  he  geid  d'r  so  milde  mit 
fermik  had;  —  ik  heb  hum  ferdömd  in  't  um;  —  dat  hed  so  'n  milden  smäk;  —  dat 
fermik  od.  in  de  kikerd,  in  de  Iure.  —  Mit  is  'n  milden  od.  sachten  grund  od.  klei, 
nid.  mik  in  mik-ijzer  u.  mik-knop  (Visier,  sand  etc. ;  —  he  is  mild  in  't  gefen.  —  Nd., 
Visier-Eisen,  Visier-Knopf  od.  Visierkorn,  mnd.,  nid.  mild,  milde;  afries.,  satl.  milde; 
Sichtkorn)  zu  mikken.  50  wfries.  mijld  ;    as.   mildi ;    ags.   milde ;    an. 

4.  mikke,  mik,  das  icorauf  man  sein  mildr;  goth.  milds;  ahd.  milti ;  mhd.  milte, 
Auge  richtet  od.  ivonach  man  sieht  u.  zielt  milde.  —  Die  eigentl.  Bedtg.  ist  loohlio eich 
od.  ivas  man  sieht,  bemerkt,  beobachtet  u.  u.  sanft  als  Gegensatz  von  hart  u. 
ins  Auge  fasst  u.  sich  merkt  —  od.  auch  strenge  etc.  u.  gehört  es  wohl  zur  y  mar, 
dasjenige  womit  u.  wodurch  man  Etwas  55  mal,  reiben,  zerreiben,  weich  machen,  auf- 
sichtbar u.  bemerkbar  macht  u.  ein  Zeichen  lösen  etc.,  wie  auch  mol  u.  1  molt  etc. 

od.  einen  Wink  giebt;   —    't   mik    (od.   de  milde,  Milde,  Freundlichkeit  etc. 

mikke)  upsetten  od.  uptrekken  (das  Zeichen,  mildigheid,  Mildigkeit,  liebreiches  sanftes 

Wahrzeichen,    Merkzeichen,    bz.   die   Ziel-  Betragen. 

Scheibe  etc.  aufsetzen  od.  aufziehen) ;  —  he  60      mild-dragend,  gerne  u.  reich  tragend. 


MILT  602  MIN  MINNE 

niilt,  Milz  Csplen);  —  de  milt  is  hum  to  griech.  minios,  mimeomai,  mimö  stellt,  wäh- 
gröt.  —  Nid.,  nd.  müi;  »oi/rf.  miltlto,  miltc;  rcnd  lat.  memini  mit  griech.  mcmaa  etc. 
afries.,  ags.  niilte ;  an.  mihi ;  ahd.  milzi ;  zur  j/  man,  ma  gehört  u.  loobei  noch  er- 
inhd.  milze,  milz.  —  Davon:  ital.  milza;  wähnt  f<ein  mag,  f/ass  Griuim  den  nord. 
span.  melsa  etc.,  cf.  Diez,  I,  378.  5  mixair  geradezu  mit  griech.  ^[^0%  vergleicht) 

Mit  2  niolt  von  mcltan,  auflösen,  erwei-  ist,  ähnlich  une  phul  aus  pluilla  (von  plia!) 
chen,  schmelzen,  verdauen  etc.  u.  mim  (ire ;   sonare)    von  mi,    bz.  mä  (ire; 

miraer,  mimerer,  nachdcnklicker  od.  he-  sonaro,  cf.  Bopp)  u.  sonach  «hs  mi'mu  ge- 
denklicher  schicermiUhiger  Mensch,  Sinner,  kürzt  lourde  u.  wonach  dann  unser  mimern 
Grübler,  Grillenfänger,  Kopfhänger,  Me-  10  u.  ags.  mimor,  meomor  etc.  mit  dem  zur 
lancholikus,  Träumer  etc.  —  Ntd.  mijmeraar ;  y  smar ,  mar  (gedenken)  gehörenden  lat. 
nd.  mimerer.  memor,  memoria  etc.  ganz  unverwandt  sein 

raimere,  Grubelei,  Kopfhängerei,  Grillen-        würde, 
fängerei  etc.  —  iVW.  mijmerij  ;  nr?.  mimerijo.  mimereren,  denken,  nachdenken,  sinnen, 

mimeren,  niimern,  tief  sinnen  u.  denken,  15  grübeln  etc.;  —  he  mimerörd  to  fSl;  —  he 
grübeln,   sich   trüben   schtcermüthigen    Ge-        sitt  altid  to  mimereren.     TFo/(/ von  mimeren 
danken  hingeben,   in    tiefe   u.    schwere  Ge-        od.  von  mimerer  (s.  mimcr)  fortgebildet, 
danken  versunken  sein  etc.;  —  he  deid  niks  •nnmerig,    tief-    od.    trüb-sinnig,    schwer- 

st mimern  (grübeln,  sorgen,  sich  mit  Sorgen        müthig,  melancholisch,  kopfhängerig,  grillen- 
quälen etc.);  —   hfi  sitt  altid  to  mtmereren  20  haftig  etc.  —  JSHd.  mijmorig. 
(er   sitzt   allezeit   zu   grübeln,   sinnen  etc.,  3Iimke  od.  Mimmke,  ml.  Name  =  Mime- 

giebt  sich  stets  tiefen  schiceren  sorgenvollen  ken  od.  Mimmekcn  «7,9  Bimin.  od.  Koseform 
Gedanken,  hz.  tiefen  ?<.  abstracten  Studioi  vom  älteren  Mimo,  Mimmo,  s.  unter  mtmeren. 
hin  etc.) ;  —  Subst.  geraimer  (Gegrübcl  etc.).  Mimke,   wbl.  Name.     Wahrscheinl.   auch 

—  Nid.  mijmeren;  nd.  (Br.  Wb.)  mimeren  25  Koseform  von  Mimo  od.  Mima  (s.  unter 
od.  (Schütz  e)  miemern ;  wfrics.  (Japix)  mimeren),  doch  kann  es  auch  =  nlid.  Mi- 
mijmerjen.  —  Es  hängt  icohl  jedenfalls  mit  michen  «.  wie  dies  von  Mirai  (ah  Kose- 
ags.  (H.  Leo,  Spalte  552)  mymor  (einge-  form  von  Maria)  mit  der  Biminutiv-En- 
denk)  u.  vielleicht  auch  mit  ags.  mimor  od.  düng  ke  =  chen  fortgebildet  sein. 
(L.  Ettmüller,  pag.  227)  mimor,  meomor  30  mimkeii,  in  kleinlicher  Weise  denken  u. 
(peritus),  sowie  ferner  mit  an.,  isl.  mimir  sinnen  od.  nachdenken  u.  grübeln ,  sjnn- 
od.  mlmir  (memor  u.  auch  nom.  propr.  des  tisiren  etc. ;  —  oldc  iüe  hebben  altid  wat 
Gottes  der  Weisheit),  lat.  memor  etc.  zu-  to  mimken  un  to  sorgen. 
sammen,   wie  auch  nach    Grimm   (Myth.  Es  ist   wohl   ein   diminutives  Verb,  von 

j)ag.  353)   ein  mit   unserm  mimeren    ident.  35  einem  urs2)r.  mimen  (s.  unter  mimeren)  wie 
ags.    mimerian    (memoria    teuere)    bestand.        lopken  von  löpen,  stopken  von  stoppen. 
Vergleicht   man    indessen    die    an.    mythol.  miraken-spiritns ,     Kampherspiritus    mit 

(Edda    saem.,     III ,    510)     Bezeichnungen        Salmiakgeist  (tlüg-up)  vermischt. 
mima-meithr,    bz.    (Grimm,    Myth.,    352)  Mimste,    ml.    Name.    —    Sprichw.:    „för 

raimis-brunnr,  mimis-synir  etc.  u.  den  Stamm  AQ  dWc   gefär,"    Sil'   Mimste,    do   bund   he   sin 
(För  st  e  mann)    Mim     in    den   Namen:        hund  an  as  he  al  dre  dagen  dod  was. 
Mimo,  Mima,  Mimila,  Mimigard  etc.,   sowie  min  od.  minne,    a.    (AdJ.)  gering,  wenig, 

■unser  Diminutiv- Verb,  mimken,  so  scheint  klei'n,  mager,  leicht,  schlecht  etc.;  —  dat  is 
es  fast,  als  ob  urspr.  (cf.  dieserhalb  auch  mi  den  dog  to  minne;  —  dat  land  (od.  de 
Grimm  an  der  obigen  Stelle,  sotvie  L.  45  kö  etc.)  is  to  min  fan  gefen;  —  net  to  ful 
Ettm  üller)  auch  ein  germ.  Verb.  as.  un  net  to  min;  —  to  min  geld;  —  to  min 
miman,  mem ;  ags.  mtman,  mäm  (cf.  ags.  fan  grötdte  od.  gewicht;  —  dat  is  man  'n 
mämerian,  schlafen,  schlummern,  od.  urspr.  min  (feines  schioaches  etc.)  kind ;  —  'n 
vielleicht:  phantasiren ,  träumen,  bz.  still  minnen  ko  orZ.  böin,  sake  etc.;  —  min  fader 
sitzend  tief  nachdenken  etc.,  cf.  nd.  mimeren,  50  word  so  min,  dat  h«"'  wol  bold  starfen  schal ; 
phantasiren,  wirr  u.  duselig  im  Haupte  sein,  —  dat  is  hum  to  min  um  sük  daran  to  keren; 
tief  fU.  schwermitthig  nachdenken  etc.,  bz.  —  so  min  kan  ik  nii  dog  6k  net  rekenen, 
unser  mimer),  ahd.  miman,  meim;  goth.  dat  ik  mi  dat  fan  hum  andön  laten  kan; 
meiman,  maim,  mim  etc.  bestand,  dessen  germ.  —  b.  min  (Compar.  Adv.)  toeniger,  minus  ; 
y  mim  vielleicht  ein  Denominativ  des  Stam-  55  —  't  is  min  of  mer  12  ür;  —  't  blift  sük 
mes  mimä  von  ma  (cf.  bei  Grassmann  min  of  mer  glik ;  —  10  min  1  blift  i>.  — 
mima,  Imperf.  amimä,  Pcrf.  mama,  Partie.  Nd.,  nid.,  nfries.,  wfries.  min  «.  nd.  auch 
miman.^  von  der  y  mä,  messen  etc.,  wovon  minne  (wenig,  gering  etc.)  u.  nd.,  mnd., 
nach  Fick  die  y  man,  raa,  denken  etc.  nid.,  mnld.,  afries.,  nfries.,  ahd.  min;  goth. 
urspr.  nicht  verschieden  ist  u.  wozu  er  auch  GO  mins,  minz ;  an.  miunr  (toeniger,  minus). 


MIN 


603 


MINEN 


Wegen  des  Bestandes  von  min  auch  im 
as.  u.  ags.  cf.  minner  ti.  minste  ■>(..  wegen 
der  Abstammung  mit  lat.  minus,  minuere 
etc.  von  y  m\  od.  ml  (kürzen,  verkürzen, 
mindern)  hei  Fick,  Gras  s  m  ann  u.  An- 
dern, wozu  ich  noch  bemerke,  dass  mi  od. 
mi  wohl  nur  Ablaut  von  ma  od.  mä  in  der 
urspr.  Bedtg. :  spalten  ,  hauen  ,  schneiden 
etc.  (s.  unter  maien  «.  meten  am  Schlüsse) 
sein  ivird. 

min,  mein;  —  min  brör,  min  süster;  — 
mins  faders  hüs ;  —  mine  jaren ;  —  't  is  all' 
min  od.  mins ;  —  war  sük  't  um  min  un  din 
(od.  mine  un  dine)  handeld,  dar  hold  mestal 
de  fründschup  up.  —  Nd.,  afries.,  as.,  ags., 
ahd.  min;  nid.  mijn;  an.  minn,  min,  mitt; 
goth.  meins.  —  Mit  tat.  me-us  von  ma  (cf. 
mi)  u.  soviel  bedeutend  als  der  Ich  eigen 
od.  der  eigenen  Person  gehörend. 

min-achten,  klein  od.  gering  achten,  ge- 
ring schätzen,  verachten  etc. 

niin-acliting ,  min-achtnng ,  min-achten, 
Geringschätzung,  Verachtung  etc. 

min-bank,  Auctions-Bank  od.  Auctions- 
Tisch.  —  Zu  minen  wie  tön-bank  zu  tönen ; 

—  he  hed  de  minbank  för  de  dör;  —    dat 
kumd  up  de  minbank. 

minder,  s.  miimer. 

1.  mine,  Miene,  Gesichtszug,  Geberde  etc. ; 

—  he  fertrekt  gen  mine;  —  he  mok  mine 
um  uptobreken  od.  to  fertrekken.  —  Nd. 
mine ;  nid.  mijne ;  engl,  mien  etc.  entlehnt 
aus  franz.  mine  (Geberde,  Gesicht,  äusseres 
Ansehen  od.  Aussehen  etc.),  icas  vielleicht 
(cf.  Diez,  I,  278  unter  mina,  Schacht, 
Grube,  Vertiefung  od.  Eintiefung,  Stollen 
etc.)  von  Hause  aus  dasselbe  Wort  od.  doch 
desselben  Ursprungs  ist  wie  das  folgende 
mine,  sofern  dies  mit  dem  vom.  menäre 
(führen,  betreiben)  siisammenhängt  u.  dem- 
nach franz.  mine  (Geberde  etc.)  etwa  die 
äussere  Führung  u.  Haltung  (cf.  G e- 
b  er  de  von  heran,  tragen,  halten  etc.,  bz. 
unser  bare  u.  baren,  —  lat.  gestus  von 
gerere  u.  prov.  se  menar,  sich  führen  u. 
benehmen,  sich  betragen  etc.)  atisdrückt,  od. 
mine  als  Geberde  od.  Gesichtszug  hier  urspr. 
auch  blos  eine  Grube  od.  Vertiefung,  Höh- 
lung etc.  (cf.  Grübchen  im  Kinn  od.  in  der 
Wange  etc.,  od.  die  Falten  u.  Bunzeln  im 
Gesicht)  bezeichnete  u.  im  franz.  nicht  allein 
von  einem  Schacht  od.  einer  Grube  u.  Ver- 
tiefung in  der  Erde  od.  einem  Berge  (cf. 
2  mine);  sondern  auch  von  einer  Grube  u. 
Vertiefung  od.  einer  Falte  ii.  Bunzel  im 
Gesicht  gebraucht  wurde,  wie  auch  ja  jeder 
sichtbare  Zug  od.  jede  Miene  im  Gesieht 
eine  Art  Binne  od.  Kerb,  Bunse ,  längere 
Vertiefung,  Einschnitt  etc.  ist.  Will  man 
indessen  das  franz.  mine  in  der  Bedtg.  G  e- 


ber  de  etc.  nicht  mit  mine  od.  dem  allge- 
mein rom.  mina  (Schacht ,  Grube ,  Stollen, 
od.  das  was  man  in  die  Erde  od.  einen 
Berg  hinein  treibt  od.  hinein  fü  h  r  t  etc.) 
5  für  urspr.  ident.  u.  für  gleicher  Abstammung 
mit  diesem  halten,  so  ist  es  auch  leicht  mög- 
lich, dass  es  mit  lat.  minae  (Zinne  od.  vor- 
ragende u.  vorspringende  Spitzen  anMauern; 
Drohungen  etc.)   aus  dessen  Singular  mina 

10  (Vorsprung ,  Hervorragung,  Zinne  etc.; 
Drohung,  bz.  Alles  tvas  vortritt  u.  nach 
vorne  hin  sichtbar  vorragt  n.  weithin  sicht- 
bar ist)  entstand  u.  demnach  dieses  franz. 
mine  auch  urspr.    ein  vorragendes  od.  vor- 

1 5  springendes,  hervortretendes  u.  sichtbares  Et- 
was bezeichnete,  da  ja  jede  einzelne  Mi ene 
.sowohl,  als  auch  der  ganze  mit  Gesicht 
bezeichnete  Vordertheü  des  Kopfes  ein  vor- 
ragendes   od.    vorspringendes  u.    sichtbares 

20  Etivas  ist  u.  man  diesen  Vordertheü  des 
Kopfes  auch  wohl  als  ein  Promontorium  be- 
zeichnen könnte.  Dass  es  wenigstens  im 
mlat.  ein  von  mina  in  der  Bedtg.  Drohung 
stammendes  mina  gab,   scheint  meiner  An- 

25  sieht  nach  sicher  durch  das  von  Diez 
unter  ital.  mina  angeführte  minas  parare 
(Nachstellungen  bereiten  od.  ins  Werk  setzen) 
gesichert,  da  dies  begrifflich  näher  zu  der 
Bedtg.  Drohung  von  mina  liegt  als  zu  der 

30  von  führen,  betreiben  von  rom.  menare 
od.  zu  der  von  bereiten  des  mlat.  minare. 

2.  mine,  Mine,  Schacht,  Grube,  Gang, 
Stollen  etc.  in  einem  Bergwerk  od.  Felsen, 
bz.  ein  Loch  (od.  Gang,  Stollen,  Vertiefung 

35  etc.)  welches  in  die  Erde  (einen  Berg,  Fel- 
sen) getrieben  u.  geführt  wird.  —  Compos.: 
gold-mine,  —  pulfer-mine  etc.  —  Nd.,  mhd. 
mine;  nid.  mijn  etc.  —  Entlehnt  aus  dem 
gleichbedeutenden  franz.  mine;   ital.,  span., 

40  port.  mina ;  prov.  mina,  mena ;  wallon.  meinn, 
wovon  aspan.  minera;  2^f'ov.  meniera;  franz. 
miniere  (Bergwerk);  tvallon.  minere  (Erz- 
stufe) u.  weiter  ital.  miuerale;  spian.,  prov. 
mineral ;   franz.  niineral.  —    Die  Herkunft 

45  des  rom.  mina  betreffend,  so  dürfte  es  wohl 
«m/ minare  in  der  aus  drohen,  bedrohen 
abgeleiteten  Bedtg.  treiben  od.  antreiben, 
vorwärtstreiben  etc.  zurückgehen  u.  demnach 
ein    Etivas   bezeichnen,   was   in   die   Erde 

50  (einen  Berg  od.  Felsen  etc.)  getrieben 
od.  hineingetrieben  wird. 

minen,  auf  öffentlicher  Auction  Etwas 
kaufen  od.  als  Eigenthum  erstehen;  —  ik 
wil  sen  of  ik  nich  'n  kö  minen  kan.  —  Nd. 

55  minen  od.  mienen ;  nid.  mijnen.  —  Da  hier 
früher  die  öffentlichen  Verkäufe  vielfach  in 
der  Weise  abgehalten  wurden,  dass  das 
Kaufobject  zuerst  zu  einem  Preise  ausgeboten 
wurde,  der  höher  war  als  die  Taxe  u.  dann 

60  nach  u,  nach  davon  .soviel  abgelassen  wurde 


MINENTHALF 


604 


MINSKE  MINSK 


bis  (lass  sich  Jemand  fand  der  das  Kaiif- 
object  für  den  geforderten  Preis  durch  den 
Huf  min  erstand,  so  heisst  mincn  wohl  so- 
viel als  min  (mein)  sagen  od.  durch  mm 
rufen  ein  Etwas  als  Eigenthum  erstehen, 
falls  es  nicht  etwa  mit  mhd.  minen  (Etwas 
sich  als  Eigenthum  zueignen,  inne  haben) 
aus  älterem  mlujau  (zu  od.  als)  mein 
machen  ^</.  tt/r/fö.  mijiijon,  sich  zueignen, 
als  Eigenthum  ericerben  etc.  «.  eiju-mijnjen, 
für  sich  selbst  erwerben,  sich  selbst  zueignen, 
selbst  bekommen  etc.)  entstand. 

Von  minen  (auf  öffentlicher  Auction  kaufen 
od.  überhaupt  sich  Etwas  aneignen  «.  er- 
werben etc.)  stanwien  ab:  üt-mineii  (öffent- 
lich verkaufen  od.  veräussern),  —  lit-miner 
(Auctionator),  —  üt  -  minerö  (öff'entliche 
Auction  od.  öffentlicher   Verkauf)  etc. 

minenthalf ,  niinenthalfen ,  meinethalb, 
meinethalben;  cf.  behalfen. 

mineren,    miniren,   graben,   wühlen   etc.; 

—  undermineren,  unterminiren,  untergraben, 
xinterwühlen  etc. 

minister,  Minister.  —  Aus  lat.  minister 
(Diener)  ;  s.  xinter  mester  «.  metje. 

niinken,  ferminkeD,  verstümmeln,  verletzen, 
gebrechlich  machen  etc.  —  Nid.  minken, 
verminkeu  von  mink,  menk,  gebrechlich  etc., 
als  Ablaut  von  2  mank. 

1.  minne,  s.  min. 

2.  minne  od.  minn',  min',  Minne,  Liebe, 
Freundschaft,  Güte  etc.;  —  wi  mutten  sen, 
dat  wi  in  minn'  mit  'n  ander  klär  worden; 

—  't  kan  all'  in  de  weit  in  minn'  an  t'ril' 
togän,  wen  d'r  fan  beide  siden  man  'n 
goden  will'  is.  —  Nid.  minne,  min;  mnld., 
mnd.,  afries.,  tvfries.,  nfries.  minne ;  as. 
minna,  minnea,  minnia;  aengl.  lamnQ  (Minne, 
Liebe  etc.) ;  an.  minni;  nonc,  schtced.  minne 
(Andenken,  Erinnerung,  Gedächtniss,  Er- 
innerungstrunk); ahd.  minnja,  minna  u. 
minni;  mhd.  minne  (Andenken,  Erinnerung ; 
Erinnerungstrunk ;  Er  inncrungsgcschenk, 
Geschenk;  Minne;  personif.  Minne,  Frau 
Minne;  gütliches  Uebcreinkommen,  gütliche 
Beilegung ;  geschlechtliche  Liebe,  Gegenstand 
der  Liebe,  besonders  in  kosender  Anrede, 
auch  der  Kinder  gegen  die  Mutter).  —  Da- 
von :  franz.  mignon  (niedlich) ;  ital.  mignonc 
(Liebling,  geliebte  Person,  Schoosskind, 
Schätzchen) ;  franz.  mignoter  (liebkosen).  — 
Mit  menen  u.  3  man  etc.  zur  y  man,  den- 
ken etc.  in  der  urspr.  Bedtg.  (cf.  auch 
unter  2  mund):  fassen,  halten  (u.  so:  halten 
dafür,  halten  davon  od.  ivovon ,  schätzen 
etc.)  etc. 

1.  minnelik,  niinnelk,  lieblich,  liebens- 
würdig, holdselig,  lieheuswerth ,  liebreich, 
freundlich,  gütlich  etc.;  —  dat  is  'n  minnelk 
(od.  beminnelk)  kind ;  —  'n  minneliken  sake 


etc. ;  —  up  'n  minnelken  wise.  —  Nid. 
minnelijk;  mnd.  minnelike  etc. 

2.  minnelik,  minnelk  (voyi  min,  bz.  minne, 
wenig  etc.),  klein,  fein,  schwächlich  etc.;  — 
5  dat  is  man  'n  minnelk  kind ;  —  dat  kind 
od.  de  bom  etc.  is  to  minnelk  bliifen. 

minnen,  minnen,  lieben,  gerne  haben  etc.; 

—  he  minnd  dat  net.  —  Nid.,  mnld.  minnen ; 
afries.  minnia;  ivfries.  minjen  etc. 

10  minner,  minder  (Compar.  zu  min,  hz. 
n\mne,tcenig  etc.),  minder,  toeniger,  geringer, 
kleiner,  feiner,  magerer,  schivächlicher  etc.; 

—  dat  geld  od.  dat  water  etc.  word  all' 
minner   un    minner ;    —    de    böm    word    al 

15  minner  un  geid  al  wider  torüg;  —   't  word 

minner  mit  hum,  he  schal  wol  bold  starfen. 

minner-machtig,  minder  mächtig,  toeniger 

mächtig  u.  kräftig  als  erforderlich,  schwach 

etc. ;  —  dar  bün  'k  to  minnermachtig  to  um 

20  dat  to  tillon,  od.  to  drageu,  to  dön  etc. 
minneren,   miunern,   mindern,   mindern, 
minder  od.  iveniger  n.  geringer  machen  od. 
werden;  —  du  must  minnern,  du  must  min- 
dern od.  abnehmen  (Etivas  wovon) ;  —  dat 

25  minuerd  al  mer  un  mer ;  —  dat  water  min- 
derd  sük. 

minne-säm,  minn-sam,  min-sum,  minne- 
sam,  liebreich,  freundlich  etc.;  —  up  'n 
minnesamen  ärd  un  wise.  —  Nid.  minzaam; 

30  mhd.  minnesam  etc. 

minnigheid,  minnigkeid,  Wenigkeit,  Klei- 
nigkeit, Geringfügigkeit,  geringfügige  unbe- 
deutende Sache  etc. ;  —  dat  brükst  du  net 
as  'n  minnigheid  ansen    od.    reken  etc. ;   — 

35  du  sügst  dat  all'  man  as  so  'n  minnigheid 
an,  man  dat  is  all'  net  so  min  (od.  so  ligt 
etc.)  as  du  menst ;  —  dat  is  gen  minnig- 
heid, wen  man  so  siegt  behandeld  (od.  so  i'it- 
schulden,  so  plägd  etc.)  word.   —   Zu  min, 

40  bz.  minne,  wenig  etc. 

min-säm,  s.  minnesam. 
minske,  niinsk,  Metxsch,  vernünftiges  den- 
kendes Wesen,  als  Gegensatz  zu  einem  un- 
vernünftigen Wesen  od.   Thier ;   —    dat  is 

45  je  hei  gen  minske  nich,  so  as  de  sin  folk 
un  sin  kinder  behandeld;  —  he  is  half 
minsk,  half  düfel;  —  man  krigt  hast  hei 
gen  minsk  mer  to  sen.  —  Sprichw. :  arbeider- 
swet  un  buren-tlit,   helpen   föl  minsken  dör 

50  de  tid.  —  Unter  de  minsk  tvird  der  Mensch 
im  Allgemeinen  u.  unter  dat  minsk  wird  in 
der  Pegel  nur  der  weihliche  3Lensch  od. 
eine  Frau  verstanden.  Jedoch  nicht  gerade 
im  schlechten  Sinn;  —  wat  wil  dat  minsk? 

55  wil  se  uns  wat  ferkopen  od.  geld  halen 
etc.  ?  —  man  min  göde  minske  (aber  meine 
gute  Frau),  wat  fäld  jo?  —  Nd.  miusk, 
minsch;  )H/u?.minsche, mensche;  «?f/.  mensch ; 
afries.  manniska,  manska,  mansche,  menueska, 

60  menska,  menscha,  minacha;  wfries.  minsche; 


MINSTE 


605 


MIS 


nfries.  minsk;  wang.  miusk;  satl.  manske; 
as.  mennisko ;  an.,  isl.  manneskia ; "  norto. 
menneskj  a ;  schivcd.  menniska ;  dän.  menneske ; 
ahd.  mannisco,  mennisco.  menuisgo,  mennischo, 
mennescho,  raensclio;  mhd.  mennishc,  men- 
nisch,  mennesche,  mensche,  mensch.  —  Es 
ist  von  dem  Adj. :  goth.  mannisks ;  as.  man- 
nisk,  mennisk ;  a^is.  mennisc;  aen gl.  menmsc; 
an.  mennskr;  ahd.  mennisc,  mennisch ;  mhd. 
mennisch  (humanus)  fortgebildet,  was  ein 
Compos.  von  man  (denkendes  Wesen  od. 
Mensch  im  Allgemeinen,  cf.  3  man)  ii.  isk 
ist  u.  soviel  besagt  als:  einem  Menschen  od. 
denkenden  Wesen  entsprechend  u.  angepasst 
od.  gehörig  u.  eigen. 

minste  od.  niinneste  (Superl.  zu  min,  bs. 
minne,  wenig  etc.),  mindeste,  wenigste,  ge- 
ringste, kleinste  etc.  u.  subst.  blindeste;  — 
up  't  minste;  —  he  is  de  minste  net. 

1.  mire,  mir,  Hühnerkraut,  Hühnerdarm, 
Vogelgras  (stellaria  od.  alsine  media),  auch 
arf  od.  arfe  (s.  2  arf )  genannt ;  —  Compos. : 
fögel-mire,  Vogel-Miere.  —  Nid.  mier,  muur, 
murik  ;  mnld.  muer,  muerkruyd ;  nhd.  miere 
(anagallis  arvensis  u.  alsine  media) ;  nd. 
(Schütze)  miere  u.  mieren  u.  (D a n n e i l) 
mür;  mnd.  (Seh.  ti.  L.)  mir  od.  mir. 

Ist  es  vielleicht  mit  griech.  müos  u.  muos- 
otos,  muös-öton  (Mäuseöhrchen  u.  alsine) 
eins,  sodass  müos  od.  myos  mit  Uebergang 
von  s  SU  T  SU  müor,  myor  tvurde? 

2.  mire,  mir,  Ameise.  —  Nd.  mire,  mir 
od.  miere ;  nid.  mier ;  mnld.  miere ;  engl. 
mire  (in  pis-mire) ;  aengl.  mire ,  ags.  myre, 
mire ;  an.,  isl.  maur  od.  maurr ;  7iorw.  maur, 
dial.  mor,  mör ;  schwed.  myra  u.  dial.  maur ; 
dän.  myre;  kelt.  myr;  tartar.  (Krim)  miera 
etc.  etc.  —  Wegen  der  Abstammung  von 
mau  (movere  etc.)  cf.  Fick,  II,  624. 

mire,  mirje  (Plur.  mirjes)  od.  nagt-mire, 
nagt-mirje ,  drückendes  quälendes  Nacht- 
gespenst, der  A  Ip,  bs.  das  Gespenst  loelches 
die  Pferde  des  Nachts  reitet  u.  ivovon  die 
märklatten  (s.  unter  klatte)  u.  marvlechten 
(cf.  Seh.  u.  L.)  herrühren  u.  deshalb  hier 
auch  wälrider  genannt  werden.  —  Wang. 
mer  (in  ridi-mer ,  auch  dort  wölrider  ge- 
nannt) ;  nid.  nachtmerrie ;  mnld.  maere  u. 
nacht-merie ;  nd.  (D  ahn  er  t  etc.)  mare  u. 
(Br.  Wb.)  moor,  nagtmoor;  mnd.  mar, 
maer ;  ags.  mara ;  aengl.  mare ;  engl,  mare 
(night-mare) ;  an.,  norw.,  schwed.  mara ; 
dän.  mare;  mhd.  mar;  ahd.  mara;  franz. 
(Dies,  II,  359)  mare,  mar  (in  cauche-mar). 
—  Wohl  mit  poln.  mora;  böhm.  müra,  älter 
möra  (Alp  u.  Abendschmetterling) ;  russ. 
mora  in  kiki-mora  (Gespenst),  soivie  lit. 
maras,  kslav.  morü  (Sterben,  Pest),  moros 
(Tod) ;  lat.  mors  u.  skr.  mara  (Tod) :  lat. 
morbus  von  der  }/  mar,  sterben,  verderben, 


bs.  reiben,  zerreiben,  zermalmen,  aufreiben, 
zerstören,  zu  Grunde  richten  etc. 

mis,  fehl,  vorbei,  nicht  getroffen  etc.,  bs. 
fehl,  verkehrt,  unrecht  etc. ;  —  he  schöt  mis  (er 
5  schoss  fehl  od.  vorbei,  abwegs,  abseits  etc.,  er 
traf  das  Ziel  nicht  etc.) ;  —  't  geid  mis  (es 
geht  fehl  od.  vorbei,  trifft  nicht  etc.,  od.  auch: 
es  geht  falsch  od.  verkehrt  etc.) ;  —  dat  was 
mis  (das  war  fehl  od.  nicht  getroffen  etc.) ;  — 

10  du  bist  hir  mis  (du  bist  hier  fehl  od.  verkehrt 
u.  unrichtig,  bz.  nicht  recht,  hast  die  richtige 
Thür  od.  das  richtige,  Haus,  die  richtige  Per- 
son verfehlt  u.  nicht  getroffen) ;  —  he  gung 
hum  mis  (er  ging  ihm  fehl  od.  vorbei  etc.); 

1.5  —  dat  gung  hum  mis  (a.  das  ging  ihm  vor- 
bei u.  traf  ihn  nicht  etc.  u.  b.  das  ging  ihm 
fehl  u.  verkehrt,  bz.  nicht  recht  od.  nicht  so 
wie  es  sein  sollte) ;  —  he  hed  mis  (er  hat  un- 
recht  etc.    —   wen   ik   net   mis   hebb',   den 

20  hebb'  'k  di  güstern  in  't  förbigän  sen;  — 
büst  du  nu  hei  mis  ?  (bist  du  nun  ganz  fehl 
od.  ganz  vom  richtigen  Wege  ab?  —  bz. 
bist  du  nun  ganz  verkehrt  od.  ivirr  u.  ver- 
rückt ?)  —  Bedensari :  mis  of  effen  (fehl  od. 

25  richtig,  bz.  ungleich  od.  gleich),  gestellt 
als  Frage,  tcenn  Jemand  rathen  7nuss  wie 
viel  man  od.  ob  man  eine  unebene  Zahl 
(z.  B.  3)  od.  eine  ebene  (z.  B.  4)  von  Et- 
was   in   der   geschlossenen  Hand   hat.    — 

30  Sprichio.:  „'t  is  dog  net  hei  mis,"  sä'  de 
jung',  do  smet  he  na  de  hund  un  räkde 
(traf)  sin  stefmor,  od.  auch:  „'t  is  dog  net 
hei  mis,"  sä'  de  jung',  do  smet  he  sin  mor 
't  ene  oge  üt;  —   hebben  is  wis,  krigen  is 

35  mis  (falsch,  unzuverlässig,  trügerisch,  unge- 
wiss, unsicher  etc.).  —  Das  TJiema  missa 
vom  Adv.  mis;  nid.  mis;  nd.  mis;  mnd.  mis, 
misse  (fehl,  vorbei,  das  Ziel  nicht  erreichend 
etc.) ;   an.  mis  od.  miss  (an  Einem  vorbei) ; 

40  isl.  mis  (de  via,  non  recta  via;  contra  jus 
et  aequum,  gegen  das  Recht  etc.  od.  sinnl. : 
gegen  das  Gerade  od.  die  gerade  Richtung 
etc.,  von  der  geraden  Richtung  abweichend, 
dieselbe    verlassend    od.     ändernd    etc., 

45  cf.  ä  mis  =  per  vices,  alternatim,  cf.  engl. 
amis;  —  their  föruz  ä  mis  ==  alternatim 
deflexerunt  a  via;  —  fara  ä  mis  vid  =  a. 
praeterire  u.  b.  spe  dejici) ;  norw.  mist ; 
schwed.  miste  (fehl,falsch,  unrecht,  vergebens, 

50  vorbei  etc.)  —  u.  Adj.  ahd.  missi,  mis  (ver- 
schiedenartig od.  wechselnd,  veränderlich, 
abweichend);  goth.  misso  (wechselseitig,  ein- 
ander), —  sowie  von  missa,  missi  etc.,  gekürzt 
mis   in  den  Compos.   mit  mis  (cf.    diese   u. 

55  auch  missen)  u.  vom  Subst.  nid.  mis;  mnld, 
mis,  misse  (Fehl,  Fehler ;  Mangel,  Irrthum 
etc.);  mnd.  misse  (Fehler,  Verbrechen,  Ver- 
gehen etc.,  bz.  das  Abweichen  vom  Recht) ; 
an.,  isl.  mis  od.  miss  (Veränderung,  Wechsel, 

60  Abweichung   von   der  Regel;    Unterschied ^ 


MIS 


m 


MIS-DON 


das  Falsche  u.  Verkehrte,  Schlechte  etc. ; 
Fehler,  Mangel,  Fehlen,  Gebrechen  etc.) 
soll  nach  Fick  (III,  23S)  aus  mitsa  ent- 
standen sein  «.  vüt  kslav.  mite  (abwech- 
selnd), skr.  mithas  (zusammen,  gegenseitig, 
wechs  eis  weise,  abwechselnd  etc.),  mitliii  (falsch, 
verkehrt)  etc.  zur  y  mi  (wecliseln,  cf.  auch 
miden)  gehören,  loonach  dann  missa  (cf. 
auch  misselk  am  Schlüsse)  zunächst  einen 
wechselnden  u.  veränderten  od.  abweichen- 
den, bz.  veränderlichen  u.  unsteten  Zustand 
(von  Etwas)  bezeichnet,  od.  sich  auf  den 
Wechsel  od.  die  Veränderung  u.  Abweichung 
etc.  der  od.  die  mit  u.  in  Etwas  vorgeht, 
bezieht  u.  dann  aus  der  Bedtg.  des  Ab- 
iceichens  von  dem  (richtigen)  Wege  od.  der 
(geraden)  Richtung  auch  in  die  des  Vor- 
beigehens u.  Nichttreffens  od.  Fehlens  (od. 
in  die  von:  fehl,  vorbei,  nicht  getroffen  etc.; 
fehl,  verkehrt,  unrecht  etc.)  überging. 

Ulis,  feucht,  nebelig,  trübe,  dunkel,  düster, 
finster,  verdriesslich  etc. ;  —  mis  (od.  misig) 
wer  (feuchtes  nebeliges  triibes  Wetter);  — 
he  kikt  so  mis  (düster,  finster  etc.,  od. 
trübe,  traurig,  missgestimmt,  verdriesslich 
etc.)  üt,  dat  man  hast  bange  för  hum  wor- 
den mut;  —  he  wurd  d'r  gans  mis  (miss- 
gestimmt,  krankhaft  gereizt,  elend,  katzen- 
jammerig etc.)  fan,  as  he  dat  sag.  —  Mit 
dem  Subst.  innld.  miest  (Nebel)  u.  Verb, 
nid.  miezelen ;  mnld.  mieselen  (nebulam  ex- 
halare ,  rorare  tenuem  pluviam) ;  mfläm. 
mieselen ;  nd.  (Schambach  etc.)  raiseken 
u.  misein  (fein  regnen,  stöbern,  schmutz- 
regnen) wohl  desselben  Ursprungs  wie  mist 
u.  messe;  s.  daselbst  sub  c. 

mis-achten,  missachten,  verachten,  ge- 
ringschätzen etc. 

niis-achting,  inis-achten,  Missachtung  etc. 

1.  mis-bär,  fehlbar,  dem  Fehlen,  Irren  u. 
Irrthum  untenvorfen  etc. ;  entbehrlich  etc. ; 
—  nnmishAV,  unfehlbar ;  —  dat  is  unmisbär 
gewis  (od,  unmisbiir  sllker)  dat  he  dat  dän 
hed;  —  dat  is  mi  unmisbär  (das  ist  mir 
unentbehrlich).  —  Nid.  misbaar,  onmisbaar. 

2.  mis-bär,  a)  missgebührig,  missgeberdig, 
ungeberdig,  ungestüm,  stürmisch,  wild,  laut 
tobend  u.  heulend;  —  misbär  wer  (unge- 
stümes stürmisches  Wetter);  —  'n  misbär 
kind  (ein  ungeberdiges  schreiendes  u.  lär- 
mendes Kind) ;  —  b)  miss  od.  übel  von  Ge- 
berde, hässlich,  entstellt  etc.;  —  'n  misbär 
gesigt.  —  3Iit  misbarig  u.  dem  folgenden 
misbär  zu  inisbaren. 

3.  mis-bär  od.  misbarc,  Lärm,  heftiges 
Geschrei,  Geheule,  Gejammer  etc.  —  Nid. 
misbaar  (dasselbe);  mnd.  (Seh.  u.  L.)  mis- 
bere,  misgeberde,  misbare  (Missgebahren, 
Missgeberde,  entstelltes  Antlitz;  Heulen, 
Schreien   etc.);   mnld.   misbaer   (gestus   in- 


dccens,  gestus  incompositus  summopere  lu- 
gontium) ;  infläm.  misbaer  (grooten  rouwe,  bz. 
c'omplaincte  desordonnce,  avec  contorsion  de 
malus);  mhd.  missebaere,  missebär  (übles 
5  Befinden  u.  Gebahren,  Missgeberden;  Leid- 
ivesen,  Trauer,  Klage).  —  Zu  dem  folgenden  : 

1.  mis-baren,  sich  miss  od.  übel  gebahren 
u.  anstellen  od.  zeigen  etc.,  bz.  sich  so  als 
ob  Einer  übel  u.  schlecht  od.  krank  etc.  ist, 

10  od.  ob  es  Einem,  übel  etc.  geht  gebahren  od. 
geberden  etc.,  ungeberdig  sein,  toben,  lär- 
men, schreien,  jammern,  heulen,  klagen  etc.; 

—  he  misbärd  so,   as   wen   de   död   d'r   an 
fast  sitt,  od.  as  of  't  all'  ferlaren  is.  —  Nid. 

15  misbareu  (dasselbe);  mnld.  misbaeren  (in- 
composite  se  gerere,  indecenter  gesticulari) ; 
mnd.  mis-,  niisseberen  (sich  ungeberdig  u. 
ungehörig  benehmen  od.  bezeigen,  sich  miss 
od.  übel  gebahren   u.   betragen   etc.) ;    mhd. 

20  missebäreu  (dasselbe).  —  Compos.  von  mis 
od.  misse  u.  baren  od.  baren,  cf.  baren. 

2.  mis-baren ,  miss  od.  fehl  u.  vorbei 
bohren. 

mis-barig,   miss-   od.   ungebahrig,   unge- 
25  berdig,  tobend,  schreiend  etc. ;  —  't  is  so  'n 
misbarigen   junge,    dat    d'r   niks   mit   anto- 
en  is. 
mis-bedrif,  unrechtes  Thun,  Verbrechen, 
Sünde  etc. 
30      mis-behagen,  missbehagen;  auch  subst. 
mis-billig,  missbillig,  unbillig,  ungut,  ver- 
werflich etc. 

mis-billigen,   missbilligen,    nicht  billigen, 
cds  unbillig   u.   schlecht  venoerfen   od.  ver- 
85  urtheilen  etc. 

mis-brük,    Missbrauch;  —    mis-brüken, 
missbrauchen;    anders  gebrauchen    als    es 
recht  u.  gehörig  ist. 
mi-sohin,  mi-schien,  me-scliien,  möglicher- 
40  loeise,  vielleicht,  tvahrscheinlich  etc. ;   —   ik 
ga  mischin   mit   di.    —    Nid.    mischien    od. 
misschien;  mnld.  od.  anld.  machschien,  mach- 
schein ;   mnd.  machschen,  machschein ;  nfries. 
miskiin;   dän.  maaskeen,   d.  h.  es  mag  od. 
45  kann  geschehen,  wie  auch  dän.  kan-skße 
dasselbe  bedeutet. 

mis-däd,    Missethat,    Uebelthat   etc.;   — 
misdädig,  missethätig ;  —   misdader,  Misse- 
thätcr  etc. 
50      mis-dejen,  missgedeihen,  missrathen  etc.; 

—  't  körn  is  fan  't  jär  mest  misdeit. 
mis-deld,    miss-,   un-    od.  schlecht  begabt 

etc. ;  —  he  is  net  misdeld,   er  ist  nicht  un- 
begabt od.  unfähig,  hat  gute  Anlage  etc. 

55      mis-delen,    nicht   richtig    theilen ,    unge- 
recht  verthcilen   u.    begeben,    schlecht   beim 
Vertheilen   von  Gaben   wegkommen,    unbe- 
theilt  bleiben  etc. 
mis-dön,  unrecht  thun.  Böses  thun,  sündigen, 

60  Böses  anthun  u.   zufügen,   beleidigen   etc. ; 


MIS-DRUEK 


607 


MIS-SCHIK 


—  wat  hebb'  ik  den  misdäa  ?  —  wat  hebb' 
ik  dl  misdän  ?  —  he  misdeid  gen  minsk  wat. 

mis-drük,  Missdruck,  falscher  od.  fehler- 
hafter  Druck,  Makulatur. 

luis-drükken,  miss-  od.  falsch  u.  fehler- 
haft etc.  drucken. 

mis-diiden ,  missdeuten;  —  misdiidung, 
Missdeutung. 

mis-fal,  Fehlfall. 

mis-fallen ,  a)  fehl  fallen ,  vorbei  fallen, 
nicht  treffen;  — ■  b)  missgefallen,  nicht  ge- 
fallen etc.;  auch  subst. 

mis-gän,  missgehen,  vorbei  gehen,  falsch 
od.  verkehrt  u.  fehl  gehen,  nicht  treffen,  ent- 
gehen, entwischen ;  —  de  regen  is  hum  mis- 
gän;  —  he  is  dar  misgän;  —  wl  sunt  'n 
ander  misgän;  —  dat  der  kan  hum  hei  net 
misgän,  dat  krigt  he  seker  to  faten. 

mis-gedänte,  Missgestalt. 

mis-gelden,  entgelten,  hassen. 

niis-gewas,  a)  Missgewächs;  —  b)  Miss- 
ernte. 

mis-gissen,  verkehrt  od.  falsch  denken  od. 
vermuthen,  in  seinen  Vermuthungen  irren, 
sich  versinnen  u.  verrechnen  etc. 

niis-gissing,  mis-gisseii,  irrige  od.  falsche 
Vermuthung  od.  falsche  Berechnung  etc.; 
cf.  Missgissing  bei  Bobrik. 

mis-gräp,  Missgriff,  Fehlgriff. 

mis-gripen,  fehlgreifen. 

misgünnen ,  missgönnen;  —  mis-günst, 
Missgunst ;  —  mis-günstig,  missgünstig,  un- 
günstig etc. 

mis-hagen,  misshagen,  missbehagen,  miss- 
fallen, übel  od.  schlecht  gefallen  etc. ;  — 
dat  mishägd  hum.  —  Auch  subst. :  he  hed 
sin  mishagen  d'r  an  had  od.  kund  däu. 

mis-handeln,  misshandeln,  schlecht  od.  übel 
handeln.  Böses  thun  od.  anthun  u.  zufügen, 
unrecht  u.  schlecht  od.  übel  behandeln;  — 
mishandlung,  Misshandlung. 

mis-hellig,  misshelUg,  uneinig,  uneins  etc. ; 

—  misheUigheid,  Misshelligkeit,  Uneinigkeit, 
Zwist  etc.,  cf.  enhellig. 

misig,  nass  u.  feucht,  nebelig,  trübe  (sinnl. 
u.  trop.),  cf.  mis.  —  Wegen  des  ivahrschein- 
lichen  früheren  Bestehens  eines  Verbums 
mihsan  od.  mihsjan  (nässen,  feuchten,  nebeln 
etc.)  u.  (mit  ausgeworfenem  h)  misan  cf. 
unter  messe  sub  c  das  Weitere  u.  cf.  dazu 
hei  Schamh  ach  misein  u.  musein  (fein 
regnen,  stöbern),  miselig  u.  muselig  (stöbe- 
rig etc.),  muselweer,  (Stöberwetter)  etc. 

mis-jagen,  miss-  od.  fehljagen  etc.;  — 
Wl  sunt  ^n  ander  misjagt. 

mis-jär,  Missjahr,  unfruchtbares  Jahr, 
Jahr  wo  die  Ernte  missräth  od.  miss- 
rathen  ist. 

misken,  mischen  od.  zwischen  machen  od. 
stecken,  zusammen  machen  u.  rühren  etc. ; 


—  dat  is  net  göd  misked.  —  Ahd.  miskan, 
misken,  misgen,  mischen ;  mhd.  mischen.  — 
Mit  lat.  miscere ;  griech.  misgein  (mischen) ; 
skr.  migra,   mic^la  (vermischt),   migraya  (mi- 

5  sehen),  miksh,  mikshati  (mischen)  von  einer 
idg.  y  mik. 
mis-kennen,   misskennen,  verkennen  etc. ; 

—  miskenning,  miskenneii,  Misskennung, 
Verkennung  etc. 

10  iiiis-klör,  Misscouleur,  Missfarbe,  eine 
verschiedenartige  od.  gemischte  u.  unreine 
Farbe  die  einen  widrigen  Eindruck  macht ; 

—  misklürig,  misklörd,  missfarbig,  von  widrig 
verschiedener  Farbe   od.   von  gemischter  u. 

15  unerkennbarer ,  nicht  zu  unterscheidender 
Farbe. 

misk-niask,  Misch-Masch,  allerhand  durch- 
einander gemengtes   u.   gerührtes  Zeug.  — 
misk-maskere,  Misch- Mascherei. 
20      mis-kräm,  Fehlwochen,  Fehlgehurt. 

mis-leiden ,  missleiten ,  irre  leiten ,  ver- 
führen etc. 

mis-lingen,  misslingen,  nicht  gelingen. 
mis-liikken,  missglücken,  misslingen  etc. ; 
25  —  dat  mislükde  hum;  —  dat  mus  wol  mis- 
lükkeu,  dat  kun  elk  wol  insen. 

mis  -  mal ,    Miss  -  Mahl ,    Miss  -  Mahlzeit, 

Mahlzeit    die    Einem    unrecht,    übel    od. 

schlecht  schmeckt  u.    bekömmt   etc.;   —    ik 

30  hebbe,  so  lank  ik  läfe,  nog  nöit  gen  mismäl 

holden. 

mis-mod ,  Missmuth ,  Unmuth ,  Schwer- 
muth   etc. ;   —   mismödig,    missmüthig   etc. ; 

—  mismodigheid ,   Missmüthigkeit ,  Schwer- 
35  muth,  Gemüthsverstimmung  etc. 

mis-ii8gd,   missvergnügt,  unzufrieden  etc. 

—  Nid.  misnoegd. 

mispel ,    Mispel.    —    Das    entlehnte   lat. 
mespilus,    wovon  auch  ital.  nespola  u.  ahd. 
40  uespil,  cf.  Diez,  I,  289. 

mis-prisen,  misspreisen,  verachten,  tadeln 
etc. ;  —  he  mispres  dat ;  —  ik  kan  dat  (od. 
hum)  net  misprisen. 

1.  mis-raden,  missrathen,  missgerathen, 
45  fehl  gerathen  etc. 

2.  mis-raden,  a)  fehl  rathen,  nicht  rathen 
od.  nicht  errathen;  —  b)  schlecht  od.  übel 
rathen,  einen  schlechten  Math  geben ;  —  c)  ah- 
rathen;  —  h6  misröd  hum  od.  dat. 

50      mis-r&k&n,  fehl  treffen,  vorbeitreffen  etc.; 

—  dat  was  misräkd ;  —  schlecht  od.  verkehrt 
IC.  unpass  kommen  od.  ankommen;  —  gä 
dar  net  hen,  du  kunst  dar  wol  misraken ;  — 
he  is  dar  gans  misräkd. 

55      mis-räken,   bz.  mis-räkenen,  miss-  od. 

falsch  u.  verkehrt  rechnen  etc.  —   misräke- 

ning,   Missrechnung,  falsche  Rechnung  od. 

Berechnung,  Bechnungs fehler  etc. 

mis-schik,  ein  Etwas  was  keinen  rechten 

60  od.  ordentlichen  Schick  hat  od.  hässlich  u, 


MISSE  ms  608  MIST 

schlecht  aussieht,  Unform,  3Iiss-  od.  ünge-  nicht  treffen,  fehlen,  irren  (fehlgehen,  fehl- 
stalt  etc.;  —  so  'n  misschik  hebb'  'k  nun  schlagen,  nicht  gelingen  etc.);  verlieren,  ent- 
dage  nog  net  sen  as  dat  wicht  od.  dat  hehren,  abgeben ;  —  dat  raisde  huni  (a.  das 
gewas  etc.  fehlte  od.  verfehlte  ihn,  das  traf  ihn  nicht; 

misse,  mis,  Messe.  —  Das  nüat.  missa  5  —  b.  das  ging  ihm  fehl  od.  schlug  ihm  fehl 
(Abendmahlsfeier,  Hochamt)  u.  entstanden  u.  gelang  ihm  nicht) ;  —  dat  kau  net  missen 
aus  den  Worten  des  Geistlichen :  ite,  missa  (nicht  fehlen  od.  verfehlen,  bz.  fehl  gehen 
est  (seil,  concio),  tcomit  der  allgemeine  od.  fehl  schlagen  etc.);  —  dat  mist  dl  (das 
Gottesdienst  für  Jeden  der  nicht  an  der  ging  dir  fehl,  das  trafst  du  nicht,  da  irrtest 
Abendmahlsfeier  Theil  nehmen  tcoUte,  he-  10  u.  fehltest  du  etc.);  —  wat  mist  (misset, 
endigt  icar.  fehlt,  mangelt  etc.)  di  ?  —  mist  di  wat  (fehlt 

missehin,  s.  mischm.  dir  loas,  ist  dir  Etwas  abseits  od.  abhanden 

misselik,  misselk,  misslich,  zweifelhaft,  gekommen  u.  verloren)?  —  he  mns  sin  kind 
ungewiss,  bedenklich  etc.  etc.;  —  dat  sügt  missen  od.  misten  (entbehren  od.  verlieren 
d'r  misselk  (zweifelhaft  u.  bedenklich,  ge-  15  m.  abgeben);  —  he  mus  't  all'  missen  (od. 
fährlich,  schlimm,  böse  etc.)  iit;  —  dat  is  misten),  wat  he  harr.  —  Bedensart.  u. 
'n  misselken  (missliche  od.  zioeifelhafte  u.  Sprichw.:  gissen  is  missen;  —  de  f81  gist, 
bedenkliche)  sa.ke-,  —  'n  misselken  klur  (eine  de  f81  mist  (wer  viel  vermuthet,  der  irret 
gemischte  u.  zweifelhafte  nicht  zu  erkennende  viel  od.  geht  viel  fehl);  —  dat  kau  net 
etc.  od.  auch  eine  loidrigc,  unangenehme  u.  20  missen,  de  f51  drinkt,  mut  f81  pissen.  —  Zu 
hässliche  Farbe)  ;   —   he  sügt  misselk  (un-         od.  von  mis. 

angenehm,  hässlich,  widrig,  entstellt  etc.  od.  inis-setten,    misssetzen,  fehl   od.   vorbei, 

elend,  bleich  m.  krankhaft  etc.)  üt;  —  he  nebenbei  setzen,  unrichtig  od.  auf  die  ver- 
sag d'r  gans  misselk  (elend  u.  schlecht,  bleich  kehrte  Stelle  setzen,  in  eine  unrichtige  od. 
u.  krankhaft  etc.)  fan  üt    as  he  dat  bürde ;  25  verkehrte,  unsichere,  bedenkliche  u.  gefähr- 

—  he  ward  d'r  gans  misselk  (elend  od.  un-  liehe  Lage  setzen  od.  bringen,  in  Gefahr  u. 
pässlich,  übel  etc.)  fan  to  möde,  as  he  dat  Verlegenheit  setzeyi  od.  bringen  etc. ;  — 
blöd  sag;  —  ik  bün  so  misselk  (schlecht  u.  pass'  up,  dat  du  di  net  missettst  un  fällst, 
elend  etc.)  to  möde,  dat  ik  d'r  gans  krank  wen  du  sitten  geist;  —  d'r  hed  sük  al 
fan  bün.  —  Nid.  missehjk  (dasselbe) ;  mnld.  30  raennigen  missettd  un  dügtig  beserd;  —  ik 
(KU.)  misselick  (a.  fortuitus;  —  b.  ambi-  bin  all'  bang',  dat  he  mi  missettd  (in  Ver- 
guus,  dubius,  incertus ;  in  quo  errari  aut  de  legenheit  setzt  u.  in  meinen  Erwartungen 
quo  dubitari  potest;  —  c)  audaculus,  teme-  täuscht  etc.)  un  mi  gans  in  ferlegenheid 
rarius,  morosus,  difficilis) ;  mnd.  (Seh.  tt.  L.)  brengd;  —  wen  ik  net  sülfst  missettd  worde, 
misse-,  mis-lik  (a.  ungeiciss,  zweifelhaft ;  —  35  den  hebb'  'k  um  mai  geld  genug,  um  dat 
b.  ärgerlich,  erbittert) ;  afries.  mislik ;  as.  stük  land,  wat  ik  anküft  hebb',  to  betalen ; 
mislik;  ags.  mislic;  an.,  isl.  mislikr;  ahd.  —  wen  du  mi  dat  geld  net  up  de  dag  to- 
missallh,  missilih,  misselih,  mislih,  meslih ;  rüg  brengst,  den  bin  'k  hei  missettd  un  den 
mhd.  misselich ,  mislich ;  goth.  missaleiks  wet  ik  net,  wo  'k  raaken  sal ;  —  wen  du 
(verschieden,  mannigfach  etc.  n.  ahd.  auch:  40  din  wörd  net  holdst  un  mi  missettst,  den 
ungewiss,  zweifelhaft,  unsicher,  misslich  etc.).        schal  dl  de  düfel  halen. 

—  Wie  schon  unter  mis  (s.  daselbst  am  mis-setting,  lilissetten,  Miss-  od.  Fehl- 
Schlüsse)  bemerkt,  so  bezeichnet  miBsa,  ursjyr.  Setzung,  In -Verlegenheit-  Setzung  etc.;  — 
einen  wechselnden  u.  veränderten  od.  ab-  ik  hebb'  därdör  so  'n  missetteii  had,  dat  ik 
weichenden,  veränderlichen,  iinsteten  u.  uyi-  45  dat  geld  net  inkregen  hebb',  dat  ik  in  de 
sichern  Zustand  bz.  dasjenige  was  bald  so        grötste  ungelegenheid  kamen  bin. 

u.  bald  wieder  anders   u.  von  dem  frühern  niis-sinnen ,    yniss-   od.    verkehrt   sinnen, 

verschieden   ist   u.  abweicht  u.   da  nun  die  versinnen,  verrechnen,  täuschen  etc. ;  —  du 

Endung  lik   die  Bedtg. :  gleich  od.  ebenso  missinst  di  wol,  dat  is  je  wol  net  regt. 

wie  etc.   hat,   bz.   besagt,    dass   ein  Etwas  50      inis-sinninis;,    mis-sinnon,    3Iisssinmtng, 

ebenso  ist  wie  das  Wort  dem  es  angehängt  Versinnung,   Verrechnung  etc.;  —   dat  was 

wird,   so   hat   das   Compos.    missallh    auch  'n  missinnen  fan  dl. 

tcieder   dieselbe   Bedtg.    wie   missa   in    der  mis-siren,    misszieren,   verunstalten  etc.; 

adject.  Bedtg. :  xoechselnd  u.  sich  verändernd  —  dat  missird  't  ganse  hüs,  wen  de  fensters 

od.  abwechselnd  u.  veränderlich,   bz.  abicei-  55  to  smal  sunt. 

chend  u.  verschieden  (von  dem  frühem)  etc.,  mis-stap,  Fehltritt  (sinnl.  m.  bildl.). 

woraus  sich  dann  die  sonstigen  Bedtgn.  von  inis-8tappen,inis-stalleii,  mis-treden,  mtss- 

missa-llk  od.   misslich  von   selbst  weiter  od.  fehltreten. 

entwickelteil.  mist,   dicker  stinkender  Nebel,  der  Alles 

missen,   misten,   missen,   vorbei  gehen,  60  verfinstert  u.  für  die  Lichtstrahlen  der  Sonne 


MISTEN 


609 


MITEN 


undurchdringlich  ist;  —  d'r  kwam  so  'n 
mist  up,  dat  man  gen  dre  trä'  (Tritte)  hen 
sen  kun.  —  Sprichw. :  mist  lied  fröst  in  de 
kist.  —  Nd.f  nid.,  engl.,  aengl.,  ags.  mist. 
—  Mit  messe  u.  mis,  misig  etc.,  bs.  dem 
gleichbedeutenden  mnld.  micst  (s.  unier  mis) 
zx(,  migen,  mihan  (ef.  migen)  u.  wahrscheinl. 
aus  mihst  mit  Ausfall  des  inlautenden  „li" 
entstanden  od.  direct  von  der  ]/  mih  (nässen, 
nebeln),  tvie  auch  skr.  mih  ah  Subst.  die 
Bedtg.  N ebel  etc.  hat. 

1.  misten,  s.  missen. 

2.  misten,  stark  nebeln.  —  Zu  mist. 
mistig,  mistig,  nebelig  etc.  —  Nd.,  mnd., 

nid.,  ags.  mistig;  engl,  raisty. 

mis-tröstig,  mis-trostelik,  mis-trostelk, 
misströstlich,  trostlos,  untröstlich,  traurig, 
erbärmlich,  elend,  jämmerlich  etc. ;  —  he 
was  d'r  gans  miströstelk  fan;  —  dat  is  'n 
gans  mistrSstelken  (elender.,  erbärmlicher, 
jämmerlicher)  kerel. 

mis-wisen ,  missweisen,  verkehrt  weisen 
od.  zeigen,  de  via  weisen  etc. 

miswising,  miswisung,  miswisen,  Miss- 
zoeisung,  Abseits-  Weisung,  verkehrtes  Zeigen 
in  Bezug  auf  die  Bichtung  od.  den  Weg, 
Abirrung,  Irrthum  etc.;  —  dat  was  'n 
helen  miswisen,  so  dat  wi  hei  war  anders 
hen  kwammen,  as  wärhen  wi  wullen ;  —  d'r 
is  'n  miswisen  (variatio  et  aberratio)  in  de 
kompas. 

mit  (Adv.  u.  Präpos.)  mit;  —  't  löpt  hum 
all'  mit,  wat  he  anfangd  im  deid,  un  ik  wet 
net,  dat  hum  enmäl  wat  tegen  (contra)  löpen 
is;  —  de  wind  is  mit,  un  net  tegen;  —  't 
is  hum  gans  mit  (es  ist  ihm  ganz  recht  od. 
lieb  u.  angenehm),  dat  du  dat  so  mäkst ;  — 
wat  hum  net  mit  is,  dat  deid  he  6k  net  un 
wen  man  sük  6k  up  de  kop  steld ;  —  't  was 
hum  so  regt  mit  't  sin,  dat  sin  fro  hum  'n 
lütjen  jung'  bärde;  —  wel  geid  mit?  (wer 
geht  zugleich  mit  fort  od.  wer  begleitet  mich, 
wer  geht  in  meiner  Gesellschaft  etc.);  — 
he  wul  net  mit  don  od.  mit  spölen ;  —  he 
stimd  net  mit  uns  in ;  —  gä  dog  mit ;  — 
dat  löpt  all'  mit  (a.  das  läuft  od.  geht  Alles 
mit  u.  nicht  gegen,  das  geht  Alles  vorwärts 
u.  gut  von  Statten,  od.  ganz  nach  Wunsch 
u.  findet  keinen  Widerstand  etc.,  —  u.  b. 
das  läuft  Alles  mit  dem  Betreffenden  zu- 
sammen vonvärts  u.  trennt  sich  nicht  von 
demselben) ;  —  't  helpt  (od.  arbeidt  etc.) 
all'  mit ;  —  mit  'n  ander ;  —  mit  des  kwam 
he;  —  mit  'n  mal  (mit  od.  auf  einmal,  zu- 
gleich etc.) ;  —  mit  frä'  (mit  Frieden  od.  in 
Buhe,  ungestört  etc.).  —  Nd.  mede,  me,  mit; 
mnd.  mede,  medde,  mit ;  nid.  mede,  mee,  met ; 
mnld.  mede,  med,  met,  mit;  afries.  mithi, 
mithe,  mede,  mei,  mith,  mit,  meth ;  nfries. 
me;  satl.  medd;  wang.  mit;   helg.  met;   as. 

J,  ten  Doornkaat  Koolman.    "Wörterbuch.    II, 


midi,  mid,  met ;  ags.  mid,  midh ;  aengl.  mid, 
mit ;  an.  medh ;  norio.,  dän.,  schwed.  med ; 
ahd.  raiti,  mite,  mit;  mhd.  mite,  mit;  goth. 
mith;  griech.  metä;  zend.  mat  (mit,  sammt, 
5  nebst).  —  Das  zend.  mat  entstand  vielleicht 
aus  älterem  (cf.  kar  aus  skar  u.  mar  von 
lat.  memor  etc.  aus  smar  etc.)  smat,  bz.  skr. 
smat,  smäd  (zugleich  mit,  zugleich  zusammen, 
allesammt    etc.),    was   nach    G r  assmann 

10  für  samäd  steht  u.  ein  altes  Neiitr.  von 
samä  (cf.  samen,  tosamen  etc.)  ist,  ivie  ja 
auch  mit  etc.  ein  Zusammen  u.  Zugleich, 
bz.  eine  Gemeinschaft  u.  Verbindung  etc. 
ausdrückt  u.  bezeichnet. 

15  mit-dön,  a)  mitthun,  zusammen  od.  ge- 
meinschaftlich thun ;  —  b)  mitgeben ;  — 
dat  schal  di  wol  mitdän  (mitgegeben  od.  bei- 
gebracht etc.)  worden,  wen  du  later  din  föten 
under  andermans  disk  steken  must. 

20  mite ,  mit ,  Miete  od.  Milbe ,  ein  sehr 
kleines  Insect,  welches  man  hauptsächlich 
im  Käse,  Mehl  u.  in  der  Grütze  findet  u. 
ein  Hau2)tzerfresser  u.  Zerstörer  des  Käses 
etc.  ist.    Da  nun  aber  dieses  Insect  in  Masse 

25  soiüohl,  wie  auch  der  davon  zerfressene  u.  da- 
mit gefüllte  Käse  ein  grauliches,  schmutzig 
weisses  u.  trübes  Ansehen  hat,  bz.  in  der 
Farbe  u.  im  Ansehn  einem  vergrämten  od. 
verdriesslichen    u.    durchfurchten    Gesichte 

30  gleicht,  so  gebrauchen  wir  mite  auch  fig.  in 
der  Bedtg. :  Gram,  Verdruss,  Verdriesslich- 
keit  etc.  u.  heisst:  he  sitt  ful  mite  od.  he 
sitt  in  de  mite  daher  fig.  auch  soviel  als : 
er  sitzt  voll  Gram  u.   Verdruss  etc.   od.    er 

35  sitzt  im  Gram  u.  Verdruss.  —  Nd.  mite ; 
nid.  niijt;  mnld.  mijte;  wang.  mit;  ags. 
mite ;  engl,  mite  ;  ahd.  miza.  —  Davon  span. 
mita;  franz.  mite  (Milbe).  —  Es  gehört  mit 
nhd.  M  eis  sei;  goth.  maitan;  ahd.  meizan 

40  (spalten,  hauen,  schneiden,  bz.  zerspalten, 
zerhauen  etc.)  zur  y  mit  (spalten,  zerspalten, 
zerhauen,  zerkleinern  etc.)  aus  mi  u.  ma 
(cf.  min),  loie  engl,  beetle  in  der  Bedtg. : 
Käfer  wohl  mit  unserm  beitel  (Meissel) 

45  u.  biten  zur  ]/  bhid  (spalten  etc.)  gehört, 
die  mit  bhad  (graben ,  bz.  hauen ,  stossen, 
stechen)  aus  bha  (schlagest  etc.)  entstand. 

miten  (met),  von  Mieten  od.  Milben  zer- 
fressen werdest,  voll  von  Mieten  od.  Milben 

50  sein  u.  fig.  auch  voller  Verdruss  u.  Gram 
(cf.  mite)  sein,  ein  grämliches  Gesicht  machen, 
verdriesslich  hinsitzen  etc. ;  —  de  kese  (od. 
de  görte,  dat  mal)    fangd  an   to  miten;   — 

—  de  kese  etc.  mitd   hei    weg   od.    fermitd 
55  gans ;  —  he  sitt  de  hele  dag  hen  to  miten ; 

—  he  deid  niks  as  miten  od.  mitern ;  — 
wat  best  du  altid  to  miten  od.  to  mitern 
(was  hast  du  stets  grämlich  u.  verdriess- 
lich zu  sein,   od.   deinen  Verdruss   etc.   zu 

60  äussern)? 

39 


MITER 


610 


MODER 


miter,  ein  grämlicher,  verdriesslicJier,  un- 
zufrieäener  Meusch;  —  't  is  so  'n  regten 
olden  miter.  —  Zu  miten  im  fig.  Sinn. 

initereii,  initern,  grämdn,  fortwährend 
verdriesslich  sein.  —  Iterat.  von  miten  im 
fig.  Sinn. 

mitei'ig,  mitrig,  luiterg.  a)  voller  Mieten 
od.  ganz  von  Mieten  od.  Milben  zerfressen; 

—  de  kese  etc.  is  miterig;  —  b)  grämlich, 
verdriesslich  etc. ;  —  lie  mäkd  so  'n  miterg 
gosigt,  od.  he  is  fan  dage  so  miterg,  dat 
man  hast  bange  für  huni  word,  bz.  dat  d'r 
hast  hei  gen  umgän  mit  hum  is. 

Mitje,  wbl.  Name.  Dimin.  von  Mia,  bz. 
Maria  wie  Mike. 

luits,  unter  der  Voraussetzung  dass,  od. 
vorausgesetzt  dass,  falls  etc. ;  —  mits  du  dat 
daist.  —  Nid.  mits  (dasselbe  u.  auch  subst.  : 
eine  Bedingung,    ein  Aber,    ein  Falls   etc. ; 

—  daar  is  een  mits  bij,  bz.  onder  die  mits) ; 
wfries.  mits.  —   Wohl  contrah.  aus  mit  des. 

niit-sak  (Sack  mit  Mieten  od.  Milben), 
fig.  ein  grämlicher  verdriesslicher  unzufrie- 
dener Mensch ;  —  he  is  'n  regten  olden 
mitsak.  cf.  mite. 

1.  niü,  s.  m8i,  m8je. 

2.  Uli»,  s.  möme. 

med,  Muth,  IlerzhaftigJceit ,  Kühnheit, 
Sinn,  Neigung,  Lust,  innerliche  Stimmung, 
Neigung  u.  Stimmung  od.  innerer  Trieb  tim 
Etwas  zu  wagen  u.  zu  unternehmen  od.  zu 
thun ;  —  d'r  sitt  hei  gen  möd  bi;  —  he  hed 
gen  möd  of  liist  um  wat  to  dön ;  —  wen  du 
möd  liest  un  dürst,  den  kam  man  her;  — 
de  möd  sakt  hum  in  de  benen  od.  in  de 
hascn  (Strümpfe) ;  —  he  is  göds  möds ;  — 
he  geid  d'r  göds  möds  up  an;  —  to  möde 
wesen  (zu  Sinnen  sein,  in  innerlicher  Stim- 
mung od.  innerlicher  Verfassung  sein,  sich 
fühlen  u.  befinden  etc.) ;  —  he  is  d'r  net  na 
to  möde,  um  d'r  mit  hen  to  gan ;  —  ik 
bün  net  göd  to  möde  (ich  bin  u.  fühle  mich 
innerlich  unwohl);  —  he  köld  sin  möd 
(seine  innerliche  Erregung,  seinen  Zorn  etc.) 
an  hum ;  —  he  hed  d'r  so  'n  möd  (od.  muks) 
up,  um  d'r  hen  to  gan  od.  um  dat  to  kopeu 
etc. ;  —  he  hed  so  'n  möd  up  't  wicht  (er 
hat  so  'ne  Neigung  auf  das  Mädchen ,  bz. 
auf  den  Besitz  desselben).  —  Sprichio. :  göd 
mäkd  möd,   man   afermöd   deid   seiden  göd. 

—  Nd.  mood;  7nnd.  niöt,  müt,  moed ;  nid., 
mnld.  moed ;  afries.  möd ;  wfries.  moed ; 
satl.  möd ;  helg.  mudd ;  as.  möd ,  muod ; 
ags.  möd;  aengl.  möd;  engl,  mood;  o«.mödr 
(mens,  auimus,  aufgeregter  heftig  bewegter 
Sinn,  Zorn  etc);  norw.,  schwed.,  dän.  mod; 
ahd.  nuiot,  möt,  moat,  moad,  muat;  mhd. 
muot ;  md.  müt  (Kraft  des  Denkens,  Em- 
pfindens u.  Wollens;  Sinn,  Seele,  Geist, 
Geinüth ,     Stimmung,     Gesinnung ;    froher 


Muth,  Lust ;  Muth,  Zorn ;  Begehren,  Lust, 
Neigung,  Entschluss,  Absicht,  Erwartung, 
Hoffnung);  goth.  möds  (animus,  mens  agi- 
tata,  ira,  Muth,  Zorn).  —  Vergleicht  man 
5  die  Formen  von  möder  (Mutter)  zu  der 
Stammform  matar  od.  nu'itar  von  ma  od.  mä, 
man  (ermessen,  erwägen,  überlegen,  denken, 
sinnen,  ersinnen,  aussinnen  etc.),  sowie  von 
möme  (Muhme)  zu  mä-mä  von  ma  od.  mä, 

10  —  u.  von  föt  (Fuss)  zu  der  Stammform 
pada,  gekürzt  päd  von  päd  aus  pa  (fassen), 
so  liegt  es  sehr  nahe,  auch  möd  mit  skr. 
mati  (animus,  mens,  bz.  Sinn,  Geist,  Ge- 
inüth,   Absicht,    Wille,  Verlangen    etc.)    od. 

15  mit  mäti  in  upamäti  (cf.  Grass  mann 
etc.)  zu  vergleichen  u.  es  mit  diesen  von  der 
y  ma ,  mä ,  man  (ermessen  etc.,  denken, 
sinnen  etc.)  abzuleiten. 

Dass  das  goth.  möds  etc.   zu   skr.    mati 

20  begrifflich  ganz  stimmt,  ist  Ja  klar  u.  ist 
die  Ableitung  desselben  von  muoaii  (mühen, 
cf.  meien,  meuen  etc.  u.  wegen  der  Ab- 
stammung des  Wortes  Muth  hievon  bei 
Weigand)  wohl  jedenfalls  zu  verwerfen. 

25      1.  möde  in  to  möde;  cf.  möd. 

2.  möde  od.  niode,  Mode,  Sitte,  Brauch, 
Art  u.  Weise  sich  zu  geriren  od.  zu  tragen 
etc. ;  —  dat  is  je  'n  mallen  möde,  de  du  an 
di  liest ;  —  d'r  kamen    alle  dage   allerhand 

30  neie  möden  up ;  —  wen  't  möde  (Sitte  u. 
Brauch,  bz.  Zeitsitte)  word,  den  mut  't  ök 
dragen  worden,  al  lett  't  ök  nog  so  mal ;  — 
dat  is  to  oldbardig  un  gans  üt  de  möde 
kamen.    —    Sprichw. :    war  't  möde  is,   dar 

35  ridt  de  pastör  up  'n  bulle  na  de  karke.  — 

Das  franz.    mode    aus   lat.   modus    (Mass, 

Begel,   Art  u.   Weise  etc.)  von  |/  mad   aus 

ma  od.  mä  (messen,  ermessen  etc.),  cf.  meten. 

möden,  muthen,  sinnen  etc. ;  —  Compos.  : 

40  an-,  fer-,  to-möden.  —  Zu  möd. 

möder,  auch  (z.  B.  auf  Norderneij)  modar 
(Flur,  moders),  contrah.  (s.  d.)  möi',  Mutter. 
—  Redensart,  u.  Sprichw. :  so  möder,  so 
dogter;   —   de  na  de  dogter  freid,   mut  de 

45  möder  to  friinde  holden,  od.:  de  de  dogter 
hebben  wil,  mut  mit  de  möder  möi  dön,  od.  : 
de  de  dogter  mend,  de  strikd  de  möder  honnig 
um  de  bärd;  —  de  de  möder  (od.  raör)  to 
fründe  hed,  geid  mit  de  dogter  striken ;  — 

50  „dat  geid  möder  un  Geske  an,"  sä'  de  bür, 
do  kwam  d'r  'n  freer  in  't  hiis.  —  Nd. 
moder,  mör;  nid.  moeder ,  moer;  afries. 
moder;  wfries.  moar,  möer ;  as.  mödar, 
mödor,    möder,    muodar,    muodor ,    muoder; 

55  ags.  mödur,  mödor,  möder;  aengl.  möder; 
engl,  mothor ;  schott.  modyr ,  moder ;  an. 
mödliir;  norw.,  dän.,  schwed.  moder;  ahd. 
muoter,  möter,  muater,  muader ;  mhd.  muoter; 
7nd.  möter,  möder,  mfiter,  müder  ;  lat.  mater; 

60  griech.    meter   (dor.    mäter) ;   kelt.  mathair ; 


MODERKE 


611 


MOI 


air.  mäthir;  cornw.  moder  in  raodereb  (ma- 
tertera  =  afries.  modire,  vmd.  moddere, 
nfries.  medder,  ags.  modrie,  aJid.  muotera) ; 
lett.  mäte ;  kslav.  mati  (Genit.  matere) ; 
apreuss.  mote,  motre;  skr.  mätar;  zend. 
mätar ;  hvz.  mätar ;  npers.  mädar ;  buch. 
mäder;  Tcurd.  mär;  afgh.  miir  etc.  —  Mit 
der  Endung  tar  (cf.  fader)  fortgebildet  von 
der  y  mä  (messen,  scJuiffeu,  loirken,  bilden, 
ordnen  etc.,  cf.  meten  etc.)  u.  formell  u.  be- 
grifflich eins  mit  skr.,  send,  mätar  (Schaffer, 
Bildner,  Wirker,  Schöpfer). 

moderke,  mörke,  Mütterchen. 

moder-krüd,  Kamille  (matricaria  cliamo- 
milla). 

möder-lefde,  Mutterliebe.  —  Sprichio. : 
moderlefd'  un  modersörgen  sunt  altid  nei  an 
elke  morgen. 

moder-lik,  miitterlich. 

nioder-mal,  mör-raal,  zärtlich  mit,  ver- 
liebt in  u.  anhänglich  an  die  Mutter. 

modei'-mai'lefke,  Mutter-Marienliebchen, 
Mutter-Marienblümchen,     cf.  marlefke. 

modern,  muttern;  —  bemodern,  bemuttern, 
die  Mutter  machen  bei  od,  über  Jemanden. 

moder-nakend,  Mutternackend,  so  nackend 
wie  das  Kind  von  der  Mutter  geboren  wird. 

moder-selen-allen,  mutterseelenallein. 

moder-söfge,  Muttersorge. 

moder-sprake ;  i.  q.  moder-täl. 

moder-täl,  Muttersprache,  lingua  materna. 

modig,  muthig,  wagend,  kühn  etc. 

modigheid,  Muthigkeit. 

luüd-wille,  möd-willen,  Muthwille,  Muth- 
tvillen,  Uebermuth,  Vorsatz,  Absicht  etc. ; 
—  he  hed  dat  mit  od.  üt  modwille  (od.  möd- 
willen)  dän. 

mod-willig,  muthivilUg,  vorsätzlich. 

möge,  Appetit,  Geschynack,  Lust,  Neigung 
etc. ;  —  dat  is  so  regt  sin  möge  (das  ist  so 
recht  sein  Geschmack  od.  seine  Lust,  sein 
Vergnügen  etc.,  bz.  das  mag  er  gerade  so 
gern) ;  —  dat  is  fan  sin  möge,  wen  he  alle 
dage  ütfaren  kan  un  wat  lekkers  to  äten  un 
to  drinken  krigt;  —  dat  gung  tagen  höge 
un  tegen  möge  (das  ging  gegen  Sinn  od. 
gegen  Behagen  etc.  u.  gegen  Neigung  etc. 
od.  eigentlich  gegen  Behagen  u.  gegen  Mögen 
od.  Können  etc.).  —  Sprichw.:  „elk  sin 
möge,"  sa'  de  jung',  „ik  at  figen  un  min 
mor  ett  honen."  —  Nd.  möge  (a.  Vermögen, 
Macht,  Können  etc.;  —  b.  Appetit,  Lust, 
Neigung  etc.) ;  mnd.  möge ;  mhd.  muge, 
müge,  möge  (Macht,  Kraft,   Vermögen). 

mogele,  Mogelei,  Heimlichthuerei,  Betrü- 
gerei, falsches  Spjiel  etc.;  —  du  must  gen 
mogele  maken ;  —  wat  best  du  dar  nu  wer 
för  mogele  bi  de  ende? 

mogeln,  heimlich  od.  hinterlistig  u.  be- 
trügerisch handeln,  ein  heimliches   od,  ver- 


decktes u.  falsches  Spiel  treiben,  heimlich 
betrügen  etc. ;  —  he  mogeld  gewis  wer,  wi 
iiuitten  hum  beter  up  de  fingers  kikon ;  — 
he  wil  uns  bemogeln ;  —  he  hed  uns  be- 
5  mogeld  (liinters  Licht  geführt,  betrogen  etc.). 
—  Nd.  (Dann eil)  mogeln.  —  S.  Weiteres 
unter  muggeln. 

1.  mögen    (mag,   magst,   mag,  mögen;  — 
mug,  mugst,  mug,  muggen  ;  —  mugt),  mögen, 

10  können,  im  Stande  sein,  Macht  u.  Freiheit 
haben,  Erlaubniss  haben,  dürfen;  —  Ab- 
sicht haben,  wollen,  Neigung,  Lust  u.  Appetit 
haben,  Etwas  gern  haben,  gern  essen ;  — 
ik  mag  (mag,    vermag,    kann  etc.)    dat  hast 

15  net  dön,  dat  ik  hum  prügel  gäfe ;  —  ik  mag 
dar  net  hen  gän  (a.  ich  mag  da  Glicht  hin- 
gehen od.  ich  habe  nicht  den  Willen  u. 
die  Lust  dazu ,  hinzugehen ;  —  b.  ich 
habe  nicht  die  Macht  u.  die  Erlaubniss,  bz. 

20  nicht  das  Können  u.  Vermögen,  daliin  zu 
gehen) ;  —  ik  mug  wol,  man  ik  kan  net  (ich 
möchte  wohl  od.  thäte  es  ivohl  gern,  aber 
ich  kann  nicht);  — •  magst  du  6k  puiferd 
od.    'n    botterbröd;    —    he   mag   gern   wat 

25  eten  (er  mag  gern  etwas  essen  od.  isset 
gern  etivas,  hat  Lust  ii.  Neigung  etivas  zu 
essen) ;  —  mugst  du  wol  mit  ?  (möchtest  od. 
wolltest  du  wohl  mit  ?).  —  Nd.  mögen ; 
mnd.,    nid.   mögen;    afries.    muga;    lofries. 

30  (Jap ix)  meyen;  satl.  muga;  as.,  ags.  mugan  ; 
aengl.  mugen ;  engl,  mowe,  mowen,  moun ; 
an.  mega ;  norw.  maa ;  dän.  maae ;  schwed. 
mä ;  ahd.  magan ,  mugan ,  mugen  ;  mhd. 
mugen,  mügen ;   goth.  magan.   —    3Iit  ahd. 

35  magan,  makan,  magen,  megin,  meghin,  mekin ; 
as.  megin ;  amhd.,  mhd.  magen  (Macht, 
Kraft,  Gehalt,  Bedeutung,  Tüchtigkeit,  be- 
deutende Thal,  Menge,  Fülle) ;  an.  magn 
u.  megin,  megn  (Macht,  Kraft  etc.);    kslav. 

40  moga  (können,  vermögen,  Macht  u.  Kraft 
haben  etc.) ;  lat.  maguus  etc.  etc.  von  der 
y  magh ;  s.  unter  mägskup  etc. 

2.  mögen,    Mögen,   Vermögen  od.  Macht, 
Kraft,  Können,  Wollen,  Sinn,  Neigung  etc. ; 

45  —  dat  mögen  harr'  he  wol,  wen  hum  man 
anders  niks  enttegen  stund;  —  't  hangt  net 
allen  fan  't  mögen  of,  man  6k  fan  't  konen 
un  düren.  —  Nid.  mögen.  —  Es  hatte  früher 
auch  die  Bedtg. :  Fülle,  Habe  etc.  u.  ist  es 

50  urspr.  ident.  mit  ahd.    magan,    megin   etc.  ; 
s.  unter  1  mögen. 
moli,  nio,  s.  m8i. 

möi,  schön,  hübsch,  geputzt,  rein  etc.;  — 
'n  möi  wicht ;   —   'n  möjen  jung' ;    —   't  is 

55  fan  dage  regt  möi  wer;  —  he  hed  sük  möi 
mäkd ;  —  he  is  möi  antrukken ;  —  't  sügt 
all'  möi  in  hüs  un  tun  üt ;  —  he  mag  sük 
gern  möi  maken  (a.  sich  gern  putzen  u. 
schmücken ;  —  b.  sich  schön  bei  den  Leuten 

60  machen,  thun  als  ob  man  ganz  rein  u.  un- 

39* 


MOEI  612                            MOEKER 

schuldig  ist   u.  kein  Wasser  trüben  kann);  ii.  können  beide  Seiten  abwechselnd  benutzt 

—  dat  is  un  klingt  all'  regt  möi;  —  moi  werden)  zum  Eintreiben  von  Etwas,  bz. 
proten  (schön  reden) ;  —  dat  is  all'  mau  Zerschlagen  od.  Zertrümmern  von  Steinen 
mOjo  pröt  (das  /.<<  Alles  nur  schöne  Bede) ;  u.  sonstigen  harten  Gegenständen  od.  auch 

—  luüi-proter  (Schön-Ecdner ,  Einer  der  5  zum  Schlachten  von  Ochsen,  denen  man  da- 
stets  schön  redet  od.  Alles  beschönigt   etc.).  mit   vor    den   Kopf  schlägt    u.    den   Stirn- 

—  Bedcnsart.  u.  Sprichw.:  niöi  wör  spOlcn  knochen  zertrümmert.  Auf  den  Werften 
(schönes  Wetter  spielen ,  bz.  schön  thun,  wird  der  iiiökei'  od.  nd.  nioker  genannte 
schmeicheln  etc.);  —  möi  gän  un  waren,  schwere  eiserne  Hammer  auch  zum  Ein- 
sat  eteu  un  sparen.  —  Compar.  mojcr  (nu  10  treiben  der  Bolzen  gebraucht.  —  Nid.  moker 
Word  't  nog  mü.jer);  —  Supcrl.  müiste  (he  (ein  schioerer  Sclimiedeliammer  \  ein  schwerer 
sucht  't  möiste  hüs;  —  dat  is  't  moiste,  wat  eiserner  Hammer,  der  an  beiden  Seiten  eine 
ik  all'  nun  dage  sen  of  hord  hehh').  —  Nd.  Bahn  hat).  Als  Benennung  eines  schweren 
mooi,  mojc ;  «/</.  mooi;  ?hhW.  raoy  (comptus,  eisernen  Hammers  zum  Gebrauch  auf  der 
ornutus,  elegans).  —  Wohl  zweifellos  mit  15  Werfte,  bz.  beim  Schiffsbau  ist  das  Wort 
span.  majo  (zierlich,  geputzt,  geschmückt)  moker  (cf.  Bobrik)  auch  ins  dän.  tt. 
ident.  u.  mit  diesem  entweder  aus  lat.  majus  schwed.  übergegangen. 

(gross,  hehr,  ansehnlich  etc.)  od.  aus  majus  Es  gehört  vielleicht   mit   mökern   «.    nid. 

(den   Mai  beireffend,   loeil  sich   in   diesem  (v.  Dale)   mookhamer   (schwerer  Hammer) 

Monat  die  Natur  verherrlicht  u.  schmückt).  20  zu  nid.   meukeu,   mokeu   (weich   u.    mürbe 

1.  moi,  lUü,  s.  müme.  machen  od.  werden,   erweichen  etc.),  sodass 

2.  moi,  mÖ,  mftjo  u.  auch  mugge,  müde,  moker  urspr.  ein  Werkzeug  war,  tcomit 
kraftlos,  erschöpft  etc. ;  —  ik  bin  so  möi  man  Etwas  tveich  u.  mürbe  macht  od.  klopft, 
as  'n  hund  ;  —  mni  fan  't  löpen ;  —  m8i  in  de  toie  z.  B.  Stockfisch  od.  Beefsteak  etc.,  in 
bOnen;  —  ik  bün  't  Ulfen  (od.  't  spektakel,  25  welchem  Fall  es  dann  wohl  mit  nid.  meuk 
't  sen  etc.)  möi  un  sat.  —  Compar.  möier,  od.  meuke  (Weiche  etc.,  het  vleesch  etc. 
möjer;  —  Supcrl.  möiste,  möjeste.  —  Nid.  zitt  nog  in  de  meuk,  um  weich  u.  mürbe  zu 
moede,  moe ;  mnld.  moede,  muede,  moeye ;  werdeti)  u.  meuken,  muyken  ;  mnld.  muycken 
nd.  müde,  müe  u.  (Schambach)  moie ;  (mollire,  emollire,  mitigare) ;  norw.,  schwed. 
Hj«(?.  mode;  loang.mM;  as.  mudhi  o(Z.  möthi;  30  mjuka,  myk,  mauk,  moket  (weich  machen, 
ags.  medhe ;  ahd.  muodi,  muadi,  muode,  erweichen  etc.)  u.  dem  frühem  engl.  (cf. 
muede;  mhd.  muode,  müede ;  md.  müde.  —  KU.  unter  muycken)  mecke ;  neugl.  nieek 
Wohl  mit  unserm  gleichbedeutenden  mugge  atif  das  nid.  meuk,  nuiik,  moek;  mnld. 
(statt  muge)  zi^  ahd.  muojan  (mühen,  be-  muyk  ;  aengl.  meoc;  engl,  meek;  «n.  nijükr; 
schweren  etc.),  cf.  2  meieu  etc.  35  norw.,  schwed.  mjuk ;  dän.  myg]  goth.mnks 

moicu,  s.  2  meieu.  (weich,  nachgiebig.,  geschmeidig,  sanft,  lenis, 

moien,  möjen,  schön  machen,  klären  etc.;  moUis  etc  ,  cf.  goth.  muka-modei,  Sanftmuth) 

—  dat  wer  (Wetter)  möid  sük  up  od.  fer-  zurückgehen  toürde,  zu  dessen  abgeleitetem 
moid  sük.  —  Zu  möi.  Verb,  mjuka  (mauk  etc.)  auch  norw.  mauk, 

mojen,  müden:  ^  fermBjen  (ermüden); —  40  mok,  mokk  (madvaedske;  cn  blandiug,    deig 

fermöid  (ermüdet) ;  —  fermöjend  (ermüdend).  etc.) ;  schwed.  dial.  mök  u.  auch  wohl  schwed. 

—  Nid.  mocijen,  vermoeijen.  mock  (weicher  Stahl)  gehört.     Zu  möker  als 
möke,    a)     Vater-   od.    Mutter-Schwester,  Hammer  u.  mökern  cf.  übrigens  auch  noch 

Muhme;  —  b)  eine  ältere  Frau;  —  'n  oldeu  das  span.  (Diez  II,  146)  macho  (Hammer), 
möko ;  —  'n  dikkeu  möke  etc.  —  Es  ist  45  machar ,  machacar ,  machucar  (stampfen), 
ein  Dimin.  von  mÖ  (s.  unter  möme),  wie  machado  (Holz-Axt),  machete  (kurzer  breiter 
omke  u.  Ömke  von  öm  (Oheim),  ivobei  man  Säbel),  welche  Wörter  tcahrscheinl.  aus  lat. 
indessen  bei  mÖ  nicht  ganz  sicher  ist,  ob  marculus,  bz.  dessen  Primitiv,  marcus  (mal- 
beim.  Vergleich  des  aus  moedcr  (Mutter,  cf.  leus  major)  entstanden, 
mödcr)  gekürzten  nid.  (v.  Dale)  moe,  Dimin.  50  Zum  Schlüsse  sei  hier  auch  noch  des 
moetje  u.  im  Groningerland  moeke  (Letzteres  an.,  isl.  moka  (asciare  ;  movere;  pala  con- 
ist  formell  ganz  gleich  mit  unserm  m?>kc)  gerere) ;  norw.  moka  u.  maaka;  schwed. 
nicht  auch  unser  mö  (s.  unter  müme)  ebenso  mocka  u.  mäka  etc.  gedacht,  zu  dessen  Be- 
wie  das  gleichbedeutende  mnld.  moede  eine  dtg.:  asciare  ii.  movere  (bewegen  u.  schw in- 
Kürzung von  afries.  modire  (matcrtera,  s.  55  gen  etc.)  auch  wohl  möker  m.  mökeru  stim- 
unter  möder)  ist  u.  dieserhalb  mö,  möi  u.  men  kann.  Ferner  vergl.  auch  mhd.  mocke 
möke  dieselbe  Bedtg.  wie  afries.  mödirc,  ("/yroc/.;«,  .BrocAe;»),  rt/if/.  farmuckit  (hebetudo), 
mödir  haben.  lomb.  moch  (stumpf,  mit  abgebrochener  Spitze, 
möker,  ein  .■schwerer  eiserner  zweischlä-  verstümmelt  od.  abgebrochen  etc.),  wobei  man 
giger  Hammer  (die  beiden  Seiten  sind  gleich  60  toohl  an   das  Bestehen   eines  frühern   ahd. 


MOEKERN  613  MOLT  MOLD 

muckan,  muchban  mit  der  Bedtg. :  stossen,  mölen  od.  mölen,  _  Mühle.  —   Eedensart. 

schlagen,  hauen,  behauen,  abhauen,  stutzen  u.    Sprichw. :   de   mölen    is    stump ;    —    de 

etc.)  denken  mitss,  wovon  das  nhd.  mutzen  mülen  is  dör  de  fange;  —    dat  is  water  up 

(abhauen,    stutzen,    verstümmeln,   behauen,  sin    mölen;    —    liäthscl:   ti'isken   Loga    un 

behobeln,  glätten,  putzen  etc.,    cf.  das  erste  5  Leer,  dar  steid  'n  wnndeiiik  üC'r,  dat  ett  un 

mutzen   bei  Weigand)   u.   Mutz    (ge-  frett,  un  word  nöit  net  satt,   rade    reis  wat 

stutztes  Thier);   nid.   niotsen ,    mutsen    (ab-  is  dat?  —  iVü.  niüle,  möle;  7»nfZ.  mole  ;  nid. 

stutzen,    stutzen,    verstümmeln),    mots    od.  raeulen,    molen;    mnld.    molen;    ahd.   muli, 

motse,  abgestiitzt  (u.  hievon  das  ital.  mozzo  ;  mulin ;   mhd.  müli,  miile,  mül  etc.  —   Wohl 

span.  mocho  etc.,  cf.  Diez  I,  284)  loohl  in  10  entstanden  aus   lat.  mola   od.   molina,    von 

ähnlicher  Weise  entstehen  konnte,  wie  nhd.  welch  Letzterm  ital.  mulino  u.  franz.  moulin 

mutzen    (mucken,   mucksen,    cf.   muksen)  etc.   sich  auch  herschreiben,   während   lat. 

von  mucclian  u.  muccazan.  mola  u.  griech.  müle  mit  meiere  u.  unserm 

mökei'ii,  klopfen,  schlagen,  stossen,  stam-  malen    (s.   1    malen)    von   derselben  y  mal, 

pfen,  weich  klopf en,  zerklopf en,  zertrümmern  15  mar  (zerreiben  etc.)  abstammt.  —  Compos.: 

etc.;    —    he  mökerd  d'r  wat  up  herum;  —  damp-,  water-,  wind-,  rös-mölen  etc.  tmd 

he  mökerd  dat  net  so  wek  un  kört  as  brei.  mölen-sten  (Mühlenstein). 

—  Entweder  Iterat.  von  nid.  meuken,  moken  inülen-A\'arf,  Mülüen-Platz,  cf.  warf. 
(weich  u.  mürbe  machen)  od.  Weiterbildung  1.  molle,  der  mürbe  od.  krümlige,  lockere, 
von  möker.  20  lose  Zustand  der  Erde;  —  d'r  is  gen  molle 

1.  mol,  nml,  mürbe,  bröcklig,  krümelig,  od.  molligheid  genug  in  de  grund  od.  akker 
wie  zerrieben,  locker,  lose  etc. ;  —  de  grund  un  so  lank  dat  net  is,  könen  wi  d'r  6k  nog 
is  net  so  mol  fraren  (gefroren),  dat  se  man  nich  up  klär  worden  to  akkern  un  to  plogen. 
so  ut  'n  ander  fald,  wen  d'r  in  r8rd  word ;  —  Zu  1  mol. 

—  dat   is   'n  mollen   (od.  molligen)    grund,  25  2.  molle,  s.  melde. 
od.  klei,  sand  etc.  —  Nid.  mul  (mürbe,  lose,  mollen,  .<!.  mullen. 

locker,  bröckelig,  fein).  —  Es  ist   ein  von  molli|^,  mürbe,  bröcklig,  krümelig,  locker, 

1  molt  od.  mold,  bz.  molde,  molle  abgelei-  lose  etc.;  —  'n  molligen  grund. — Www*/,  mollig 
tetes  Adjectiv,  während  das  nd.  (S  c  h  a  m-  (krümlig,  vom  Brod).  —  Zu  mol,  cf.  mullTg. 
bach)  möl,  mol,  loeich,  übermürbe,  m oll  30  molligheid,  Mürbigkeit,  Bröckligkeit, 
od.  molseh  (z.  B.  von  überreifem  teigigem  Krümligkeit,  Lockerheit  etc.,  bz.  molliger 
Obst)  od.  mürbe  u.  lose  (z.  B.  auch  von  der  od.  mürber  etc.  Zustand ;  —  d'r  sitt  gen 
Erde);  mnd. mol (iveich, mürbe);  nhd. mohch;  molligheid  genug  in  de  grund;  man  kan  d'r 
bayr.  molled  (von  überreifem  Obst  etc.)  hast  mit  gen  plög  of  spä'  dörkamcn. 
möglicherioeise  aus  dem  lat.  mollis  entstand,  35  1.  molt  od.  mold,  Staub,  weiche  lockere 
was  mit  1  malen  zur  y  mal,  mar  gehört.  lose   bröckelnde   leicht  auseinander  fallende 

2.  mol,  .s.  molde.  Erde;   —    wen  't  göd  früst,   den   kumd  d'r 

3.  mol,  s.  mul.  ök  molt  up  't  land;  —  wen  't  land  gen  molt 
mol-bret,  s.  mul-bret.  (lockere  Ackerkrume,  ebene  lockere  u.  frucht- 
mold,  s.  1  molt.  40  bare,  Luft  u.  Wasser  durchlassende  Erde) 
molde,  molle,  mol,  Mulde,  länglichrundes        hed,  den  kan  man  't  6k  net  ördendlik  plogen 

Hohlgefäss  zu  Flüssigkeiten  etc.,  bz.  eine  un  eiden  un  den  wil  d'r  6k  niks  in  wassen. 
Art  Trog,  welcher  aus  einem  Stücke  Holz  — Afries.  molde;  ^vfries.,  nid.  mouäc;  mnld., 
gefertigt  ist,  das  bis  zur  Tiefe  von  ca.  4 — 6  mfläni.  molde,  moude ;  ags.  molde  ;  aengl. 
Zoll  ausgehöhlt  ist.  —  Bcdensnrt :  't  regend,  45  molde ;  engl,  mould ;  an.,  isl.,  norw.  mold ; 
as  wen  't   mit  mollen   fan   de  himmel  gütt.         dän.  muld ;  goth.  mulda ;   ahd.,  md.  molt  u. 

—  Compos. :  melk  -  molde  od.  melk  -  molle,  ahd.  molta ;  mhd.  molte,  molde,  multe  (Staub, 
melk-mol;  flesk-molde  od.  flesk-molle,  flesk-  Erde).  —  Davon  (Diez,  II,  42):  ital. 
mol  etc.  —  Nd.  molle;  wnrZ.  molde,  molle;  malta;  lomb.  molta  (Schlamm).  —  Mit  lit. 
nid.  (v.  Dale)  mol  (een  bak  voor  buskruid)  50  miltas  (Mehl);  lat.  maltha  (eine  Art  dicken 
u.  moud  (een  beuten  bak);  mnld.  (KU.)  u.  fetten  Bergöls;  aus  gelöschtem  Kalk  u. 
moude,  molde ;  •sc/izüei^'.  muelta,  mulde,  molde,  Schweinefett  bereiteter  Kitt  od.  Firniss ; 
muolte.  —  Es  entstand  mit  schtveiz.  (cf.  iveichlich,  weichlicher  Mensch);  griech. 
Weigand  unter  Mulde)  muelta  (Melk-  maltha,  malthe  (Kitt  von  Wachs  u.  Theer) 
Kübel),  bz.  dem.  früheren  hochd.  muolta  mit  55  n.  dem  entweder  aus  lat.  maltha  od.  ahd. 
Abstossung  des  Schluss-v  aus  raolder,  multer  molta  entstandenen  trient.  malta  (Kalk), 
u.  dieses  aus  ahd.  mulhtra;  mhd.  mulhter,  cMirw.  maulta,  molta  (Mörtel,  d.  h.  Zer- 
mulchtcr  (Melkkübel,  Melkgelte),  loas  selbst  riebenes  u.  Weiches)  von  der  y  mar,  mal 
aber  wieder  ein  Lehnwort  ist  u.  aus  dem  lat.  (zerreiben  etc.),  cf.  1  malen.  —  Vergl  auch 
mulctra,  (mit  Eriveichung  des  c  zu  h)  entstand.  60  2  mul  u.  mulm. 


MOLT  614  MOPS 

2.  molt  0(1.  (seltener)  Hielt,  3Ialz,  hz.  Ge-        erJclärt  sich  der  TJehergang  von  mä  zu  muo 
treide  was  durch  Eimceichen  od.  Ericeichen        wie  in  muotar  etc.;  cf.  möder. 
zum  Keimen  od.  Auskeimen  gebracht  ist  u.  Wegen  der  Formen  mö,  möi  vgl.  das  le- 

dann  in  der  Hegel  auf  der  Darre  gedörrt  reits  unter  möke  Gesagte,  wozu  hier  noch 
wird,  wodurch  es  milde,  locker  u.  bröcklig  5  bemerkt  sei,  dass  diese  beim  Vergleich  von 
od.  leicht  zerreiblich  u.  lösig  7cird.  —  Nd.  nid.  (v.  Dale  etc.)  raoci;  innld.  moeyc, 
molt«.  (Schambach)  malt;  wijjrf.  molt,  moede  (matertora,  matris  soror;  amita,  patris 
malt;  nid.  mout;  mnld.  malt,  molt,  mout ;  soror);  mnd.  (Seh.  u.  L.)  mo\e,mo\ge,  möge 
nfries.  malt;  wang.  molt;  as.  malt;  ags.  (Muhme)  wohl  ganz  sicher  nicht  aus  moeme, 
mealt;  aengl.,  engl,  muh;  an.,  noriv.,  schived.,  10  bz.  muoma  Pto.,  sondern  in  ähnlicher  Weise 
dän.  malt;  ahd.,  mhd.  malz.  —  Davon  ent-  wie  iiifu  od.  mB;  nid.  moei  etc.  aus  müde, 
lehnt  franz.  malt.  —  3Iit  ahd.  malz  (hin-  moede)  aus  mnld.  moede  (matertera),  als 
schmelzend,  sich  auflösend,  hinschioindend,  Kürzung  voti  moeäere;  mnd.  moddere -juifries. 
matt);  an.  maltr,  mölt,  malt  (verfault, faid,  mödire  (s.  unter  möder)  entstanden  sind. 
marcidus)  vom  Prüter.  malt  eines  tirspr.  15  mömke ,  3Iiihmchen.  Auch  mümke  in 
germ.  Verb,  miltan ,  malt ,  mult ,  miiltun  blinde  mümke  ist  tvohl  dasselbe  u.  dürfte 
(sich  auflösen ,  weich  u.  flüssig  werden,  auch  das  nfries.  maam  (in  blinde  maam) 
zergehen,  schmelzen)  =  ags.  möltan,  mealt;  zcohl  eher  mit  mome  (3Iuhmc,  cf.  möme) 
aengl.  melten,  malt,  molten ;  engl,  melt  (sich  a?.s  mit  nhd.  Mu  m  m  e  ident.  sein, 
auflösen,  iceich  werden,  schmelzen  etc.),  was  20  nione  od.  möne,  grosse  Kiepe  od.  Korb 
entweder  mit  griech.  meldein  (erweichen,  von  geflochtenem  Stroh.  —  Es  ist  das- 
schmelzen)  u.  auch  loohl  lat.  mordere  etc.  selbe  wie  2  mande  n.  steht  möne  für  mäne, 
SU  einer  y  m&\-d.  (zerreiben  etc.)  als  Weiter-  der  wetterauischen  Form  für  mande;  cf. 
bildung  von  mar   (cf.  malen),   od.  vielleicht         Weigand. 

mit  unserm  smelten  zur  y  smard  als  Weiter-  25  moneke,  inönke,  ein  hier  früher  gebräuch- 
bildung  von  smar  (cf.  auch  smart  u.  smeren)  liches  Holilmass,  was  Vaostei  eines  Scheffels 
gehört  u.  wovon  ausscrmih  auch  goth. mAltjun  gross  war.  —  Mofries.  (Cad.  Müller) 
(auflösen),  gamalteins  (dissolutio,  dccessus) ;  mohncke.  —  Ob  Dimin.  von  mone  u.  so 
an.  melta  (putrefacere ;  concoquere,  solvere)  ident.  mit  icetterauisch  Mönchen,  dem 
etc.  stammt.  30  Dimin.  von.  mäne  =  mande? 

molten,    Hielten,    malzen,    mälzen,    Mcdz  moneren,   moniren ,   erinnern,   bemerken 

machen. — i\'r?.  molten  ;  ?«??rf.  melten,  molten,        etc.;   —    se   hed   altid   wat  to  moneren.  ;= 
multen;    nid.  melten,  mouten  ;    as.  meltjan,        Das  entlehnte  lat.  monere;  cf.  manen. 
meltan ;    aengl.    raaltiu  ;    engl,    malt;     ahd.  mops,  a.)  Mops,  kleiner  Hund  mit  stumpfer 

malzjan ;  mhd.  malzen.  35  breiter  geschwärzter  Schnauze  u.  von  dum- 

molter,  melter,  Malzer,  Mälzer.  mem,    trägem,   mürrischem,   verdriesslichem 

inolt-hfts,  Mcdzhaus.  Wesen    u.    Aussehen.    —    Bedensart. :    fer- 

inolt-keller,  Malzkeller.  dretelk   od.  blind  as  'n  mops;    —    he  lang- 

molt-kimen,  molt-kin'sel,  3Ialz-Keime.  wild  sük  as  'n  mops;  —   b.    (fig.)  stumpfer 

niülum,  seiner  Sinne  nicht  mächtig,  trun-  40  dummer  träger  lustloser  mürrischer  Mensch, 
ken  etc.  Dummkopf  etc. ;   —    he  is  'n  regten  mops. 

möme,  müm,  mS,  mOi,  Muhme,  Vater-  —  Nid.  mop,  mopshond.  —  Dieser  mops 
od.  Mutter  -  Schwester,  Tante;  auch  ahn-  od.  mop,  moppe,  moppel  genamite  Hund  hat 
lieh  wie  öm  als  Anhängsel  zu  Namen  od.  seinen  Namen  ivohl  davon,  dass  er  in  Eng- 
aiich  blos  für  sich  zur  Bezeichnung  einer  45  land  (von  ico  der  Hund  mit  diesem  Namen 
älteren  Frau  od.  einer  Respectsperson  ge-  auch  ausgegangen  sein  wird)  wie  eine  Art 
braucht;  —  min  möme  od.  m8,  mßke;  —  he  Dogge  od.  Bullenbeisser  angesehen  ward  u. 
is  min  m?!-  (od.  mPii-)  segger  (er  ist  mein  zicar  einestheils  wegen  der  breiten,  stumpfen 
Muhme- Sager,  od.  er  muss  mich  Muhme  Schnauze  u.  andererseits  loegen  des finstern 
od.  Tante  nennen,  er  ist  mein  Neffe  od.  50  mürrischen  u.  verdriesslichen  Aussehens  u. 
Vetter);  —  min  lefe  mfii  (meine  liebe  gute  bärbeissigen  Wesens  u.  wird  daher  mops  etc. 
Frau  od.  meine  liebe  alte  Frau);  —  möi  als  Hundsname  zweifellos  mit  nid.  moppen 
gäfd  mi  'n  päsk-ei,  en  is  niks,  twe  is  wat,  (maulen,  brummen,  murren,  knurren) ;  engl. 
gäfd  mi  dre,  den  gä  'k  min  päd.  —  Antje-,  mop  (den  Mund  verziehen ,  ein  schiefes 
Peterke-,  Trientje-,  Meike-m8;  —  cf.  Jan-  55  Maul  inachen  od.  matden,  verdriesslich  aus- 
nm  etc.  unter  6m.  —  Nd.  mome;  mnd.  sehen  u.  sein  etc.),  mop  (ein  schiefes  ver- 
mome,  mone,  mune;  mnld.  moeme,  mome,  zerrtes  Gesicht,  eine  Fratze);  oberrhein. 
mume;  ahd.  muomä,  muamä,  mömä ;  mhd.  (15.  Jahrh.,  (f.  Weigayid  unter  Mops) 
muome.  —  Mit  dem  aus  reduplic.  ma  ge-  maj^f,  mutl'  (Verziehung  des  Mundes,  ver- 
bildeten mämä  (cf.  mamma)  tirspr.  ident.  u.  60  zogenes  Maut);   nhd.   Muff  (Maulhänger, 


MOR 


615 


MOERGEN 


tmrrischer  Tadler)  3Iuffel  (Geschöpf  mit 
dicken  herabhängenden  Lijjpen)  etc.  zu- 
sammenhängen. 

Was   nun  aber  weiter   die  Herkunft  des 
engl.  u.  nid.  Stammes  mop  betrifft,  so  glaube    5 
ich,  dass  derselbe  aus  früherem  nid.  mof  zu 
mop  verhärtet  ist  u.  dass  die  obigen  Stämme 
mop,   mof   od.    mupf,    muff  sämmtUch   auf 
älteres  mow,  mouw  zurückgehen,  ebenso  ivie 
auch  Muff  od.  Ding  tvas  man  aufschiebt  10 
od.  100  man  die  Hände  hineinsteckt  u.  das 
engl,  mow  (verzogenes  Gesicht,  schiefes  Maid, 
Grimasse  etc.)  u.  das  gleichbedeutende  franz. 
moue  aus  dem  Subst.  mouwe  (cf.  maue)  ent- 
standen  sind  u.   man   beim    Vergleich  von  15 
maue  cds   loser,   schlaffer,    niederhängender 
Aermel  auch  wohl  annehmen  darf,  dass  das 
von    Frisch    (cf.    Biez,    II,    370   unter 
moue)  mit  pulpa  (od.  vielleicht :  loses  weiches 
hängendes  schlaffes  Etwas)  übersetzte  hochd.  20 
mauwe  auch  urspr.    dasselbe  Wort  ist,   wie 
das  mhd.  mouwe  (loser  Aermel). 

Wegen  mop,  mof  etc.   aus  mowe   s.  auch 
unter  muffel. 

1.  mor  (das  contrah.  möder),  Mutter,  Ge-  25 
bär-  Mutter ,    Bienenkönigin     od.    Bienen- 
Mutter,  Schrauben-Mutter,  Mutterkorn  etc.; 

~  Redensart,  u.  Sprichiv. :  se  hed  't  fan  de 
mor  (a.  sie  hat  es  von  der  Mutter ;  —  b.  sie 
hat  es  von  der  Gebärmutter,  bz.  sie  hat  30 
Mutterbeschwerdeti) ;  —  „jung'!  best  d'  6k 
lüsen  ?"  sä'  min  mor,  „kanst  d'  nog  'n  gröt 
best  worden;"  —  mans-mor  is  de  düfel  afcr 
de  flör;  —  „dat  schal  mi  net  wer  geboren," 
sä'  de  jung',  „dat  min  mor  starft  un  ik  d'r  35 
net  bi  bün;"  —  „grillen,"  sa'  Göke,  do  krcg 
he  sin  mor  für  de  plog. 

Zu  der  Bedtg.  Mutterkorn  von  mor 
sei  noch  bemerkt,  dass  dieses  auch  mörkih'rel 
u.  rogge-mor  od.  rogge-möder  genannt  toird  40 
w.  dass  dieses  tvohl  daher  die  Benennung 
Mutterkorn  etc.  hat,  weil  es  seit  un- 
denklicher Zeit  bei  Kindbetterinnen  gegen 
Blutverlust  gebraucht  loird  u.  das  einzig  be- 
kannte Mittel  dagegen  ist.  45 

2.  mor  (Plur.  mören,  morten,  mBrten), 
Moor,  Morast,  Sumpf,  Torfmoor,  sumpfiges 
morastiges  Land ;  —  Compos.:  högmor,  lög- 
mor  od.  neddermör,  contrah.  ner-  od.  ner- 
mor.  —  Nd.  moor ;  mnd.  mür,  mur ;  nid.  50 
moer;  nfries.  muur;  as.,  ags.  mor;  engl. 
moor ;  an.  myrr ;  norw.  m.)'v ;  schtved.  myr ; 
ahd.,  mhd.  muor;    bagr.  muer  etc.    —   Mit 

2  mär  u.  mer  desselben  Ursprungs  u.  steht  es 
zu  mari  (cf,  mer)  im  selben  Ablautverhält-  55 
niss  wie  muomä  zu  mänia  u.  möder  zu  mätar. 
mör  (ßect.  mOrcr,  niörder ;  mürste),  mürbe, 
weich,  leicht  lösig  od.  leicht  auseinander- 
fallend, bröcklig,  morsch;  zeitig,  reif  (vom 
Obst),  —  Nd.  mör ;  mnd.  mor,  morwe ;  nid.  GO 


murw  ;  mnld.  morwe,  murwe ;  wang.  mör  ; 
ahd.  muruwi,  murwi ;  mhd.  muruwe,  murwe, 
mürwe.  —  Es  entstand  ablautend  von  ahd. 
maro,  marawi ;  mhd.  mar  (reif,  mürbe,  zart, 
gebrechlich) ;  ags.  mcaru  (zart) ;  an.  mior 
(schmal,  dünn)  u.  gehört  mit  diesem  u.  goth. 
malvjan  (in  gamalvjan,  zermalmen)  etc.  zur 
y  mar,  zerreiben  etc. 

morats,  Morast,  Moorgrund. 

moratsiff,  morastig. 

mör-brä  ,  Mürbebraten. 

moi'd,  Mord;  —  ik  harr'  hast  'n  mörd 
an  hum  bcgän ,  —  he  rärd  mörd  un  brand ; 

—  dar  kunn'  mörd  un  dödslag  fan  kamen; 

—  Nd.,  nid.  moord ;  mnld.  moord ;  mnd. 
mort,  morth,  mord ;  afries.  morth,  mord ; 
wfries.  moard ;  satl.  morde  ;  as.  morth  ;  ags., 
aengl.  mordh ;  an.  mordh ;  ahd.  mord ;  mhd. 
mort;  goth.  maürthr.  —  Mit  lat.  mors, 
mortis ;  skr.  mrta  (Tod)  etc.  von  y  mar 
(sterben). 

iiiord-brainier,  Mordbrenner. 

mörd-knle,  Mördergnihe. 

mörd-preme,  Mordpfriemen,  Stilet. 

mörds  (mords),  in  Zu.sammensetzungen  so- 
viel als  mordmässig ,  fürchterlich,  unge- 
heuerlich, ungeheuer  viel  etc. ;  —  'n  mörds- 
pleser  (ungeheuer  viel  Plaisir) ;  —  'n  mörds- 
bülte  (ungeheuere  Menge);  —  'n  mords- 
minsken  (ungeheuer  viel  Menschen) ;  —  'n 
mörds- tld. 

mOr-ekkels,  die  Knoten  an  den  Wurzeln 
der  Bothivurz  od.  Heide-Ecker  (Tormen- 
tilla  crecta). 

mOren  (mit  Ausfall  des  d  wie  in  morner), 
morden;  —  fermören,  ermorden;  —  he  mörd 
od.  fermörd  hum;  —  of-mören,  abmorden, 
abschlachten.  —  Nd.,  nid.  moorden ;  7nnd. 
morden ;  afries.  morthia,  mordia ;  lofries. 
moardjen ;  loang.  (Eh r  entr  a ut ,  I,  62) 
mBrdich ;  ahd.  murdjan ,  murtbjan ;  mhd. 
mürden,  morden,  morden. 

mor-fal,  Mutterfüllen. 

morgen,  a)  Morgen,  Tagesanbruch,  Mor- 
gen- od.  Vormittagszeit ;  —  b)  der  nach  dem 
Abend  od.  dem  Sonnenuntergang  u.  der 
Nacht  folgende  nächste  Tag ;  —  c)  das  Adv. 
morgen,  gekürzt  aus  ahd.  morgene ;  —  't  is 
nog  morgen,  de  dag  kau  nog  lank  genug 
worden ;  —  goden  morgen  ;  —  ik  kam  insen 
up  'n  morgen  bi  di ;  —  fan  dage  past  mi  't 
net,  man  morgen  of  afermOrgen  kan  ik  't  wol 
wachten ;  —  de  morgende  dag.  —  Sprichw. :  's 
morgens  röd,  gift  's  afends  water  in  de  slöt ; 

—  de  afend  röd,  de  morgen  grau,  gift  bi 
dage  dat  möiste  blau;  —  Compos.:  mörgen- 
bröd;  mörgengafe;  mörgenröd  etc.  etc.;  — 
d)  Morgen  als  Landmass  od.  urspr.  ivohl  die 
Arbeit  eines  Morgens  od.  Vormittags^,  bz.  das 
was  an  einem  Morgen  od.  Vormittag  bepflügt 


MORIG                             616  MOS  MUS 

od.  beackert  werden  lann : —  dat  stiik  land  mörner,   m&rner,   Mörder.   —   Sprichw.. 

is  2  morgen  (ä  120  Ruthen)  gröt.    —  Nd.,  twe   afer   en  sunt  mörners.   —   Nid.  moor- 

nld.,   mnd.  morgen;   mnld.  morglien   u.  da-  denaar. 

neben  für  das  Ädv.  m  o  r  g  c  n  neben  morghen  mos,    3Ioos    (miiscus) ;    —    d'r  sitt  so  fö! 

auch   (cf.  KU.)   niarghen,    merghen,    sowie    5  mos  up 't  hüs  od.  up  de  bömen  etc.  —  Nid, 

für  Morgen  als  Landmass  neben  morgbe  mnld.  mos;  iid.moos;  mnd.  mos;  ahd.,  7nhd. 

(cf.    auch    nd.    morge    bei    Schambach)  mos    (Moos,    Moor,   Sumpf);   aengl.    mos; 

auch   marghe ,    merghe ;    —    afries.    morn ;  engl,  moss  (Moos,  Moor) ;  an.  mosi  (Moos, 

wfries.   moarn ;    nfries.   miern ;   wang.  meu  moosbeioachsener  Grund)    u.    daneben  auch 

(cf.  ben  =  bern,  barn) ;   .mtl.  medeu;   helg.  10  ahd.  mios;   mhd.  mies ;   mnld.,  mfläm.  mies 

morlang;  as.  morgan,  morgen;  ags.  morgen,  (Moos,  muscus). 

morn,  mergen ;    aengl.  morgen;    engl,  morn,  Stammform  musa,  iniusa  von  einer  }/ m\is, 

morning  u.  morrow ;  schott.  morn,  morne  ?<.  wovon  auch  lat.  mus-cus  (Moos). 

morrowing,    morrowning  =  engl,    morning;  mos,    mus,    Mus,    Brei,    Bührbrei,    brei- 

an.  morginn,  morgunn   u.  isl.  auch  myrgin;  15  artige  Masse  od.  Speise;  —  so  hed  't  äten 

norw.,  schwed.  morgou;  dän.  morgen;  ahd.  to    emor    mos    (od.    müs)    käken    laten;    — 

morgan,    morkan,    morgen,    morgin;    mhd.  Compos.:  appelmös,  maugelmos,  plumenmüs 

morgen ;  goth.  maiirgins.  etc.    —    Nd.  moos;    7nnd.  mos    (Kohl,    Ge- 

Vergleicht  man  nd.  krik  ;  mnld.  kriecke;  müse,  Mus,  breiartige  Speise,  überhaupt  alles 

Schott.,  engl,  creek  (aurora  rutilans,  primum  20  Breiartige);  nid.,  mnld.,  mfläm.  moes  (puls, 

diluculum,  matutinus  splendor,  crepusculum),  j)ulmentum,  peniis,  cibus,  olus) ;  afries.  mos, 

bz.    unser    kreken ,    kriken    (Tagesanbruch,  müs  (Essen,  Brei  od.  dünne  breiartige  Speise  ; 

Blorgendämmerung    etc.),    so   liegt   es   sehr  cf.  afries.  piper-mös   od.  pipermüs) ;    nfries. 

nahe,  für   morgan   etc.    od.   dessen   Thema  mos  (Mus,    Gemüse,   Zugemüse,   Brei  etc.); 

moTgina  auch  davon  auszugehen,  da.ss  diesem  25  as.  mos,  muos;  ags.  mos;    aengl.  mos;  ahd. 

gleichfalls  die  Bedtg.:    brechen  od.  spalten,  muos,  muas,  moas,  mos;  mhd.  muos  (Essen, 

trennen,   scheiden   etc.   zu  Grunde   liegt   u.  Speise,  gekochte  od.  breiartige  Speise,  Mus). 

morgan  od.  goth.  maürgins   urspr.  entweder  Formell  stimmt  es  zu  einem  Präter.  mos, 

die   Zeit    bezeichnete,    wo   die   Finsterniss  ahd.  muos  eines  ursj^r.  Fert.  masan  (kauen, 

scheidet  u.   das  Licht    od.    die  Sonne   die  30  essen,   od.  urspr. :   zerkleinern ,    zermahnen 

Dunkelheit  u.  den  Wolkenschleier  etc.  zer-  etc.),   tvie   auch  L.  Ettmüller   ein   Verb, 

reisst,  theilt  tt.  durchbricht,  od.  die  Zeit  wo  masan,  mos,  möson,  raasen  (densum  reddere, 

Nacht  u.  Tag  sich  scheiden  u.  der  Tag  an-  alere,  cf.  aiich  IL  LjCo ,  Spalte  32,  masan, 

bricht  u.  beginnt  u.  dass  es  demnach  auch  Thema  mas)  aufstellt,    wovon  er  neben  mos 

mit    dem    goth.    ga-maürg-jan    (suntemnein,  35  (puls,   pulmentum)   auch  mäst    (esca,  cibus, 

koloboün  od.   zerschneiden,   zerhauen,   zer-  cf.  2  mast)  ableitet  u.  wozu   H.  Leo   auch 

theilen,  beschneiden,  verkürzen,  stutzen,  ver-  das  ags.  milse,  myse  (Speisetisch)  stellt.     Was 

Stummeln)  auf  ein  urspr.  germ.  Verb.  mirga.n,  nun  aber  das  von  L.   Ettmüller  aufge- 

marg,  murg,  murgun  mit  der  Bedtg. :  spalten,  stellte  masan  (s.  oben)  betrifft,  so  vergleicht 

hauen,    schneiden,    abspalten,    abhauen   etc.  40  dieser  es  zu  griech.  massö  (drücken,  kneten 

zurückgeht,  von  dessen  zu  murg  verdumpften  etc.,  cf.  mengen),   während   ich   dafür  eher 

Präter.    marg    soivohl   goth.    maürgjan    od.  mit  U.  Leo  eine  y  mas  aufstellen  möchte, 

gamaürgjan  als  auch  maürgins  od.  das  Thema  die  ebenso  wie  mak  (zermahnen,  kneten)  u. 

morgina,  (Tagesanbruch  od.  Zeit  wo  Nacht  u.  mar  (zerreiben,  zermalmen  etc.),    bz.  europ. 

Tag  sich  scheiden  etc.)  weiter  gebildet  sind.  45  mal  (malmen,  mahlen,  zerkleinern  etc.)  eine 

Zu  germ.  marg  als  Thema  von  mirgan,   cf  Weiterbildung  von  ma  (mindern,  od.  urspr. 

skr.    marc ,    beschädigen,   verletzen;    zend.  wohl:   spalten,   hauen,   schneiden,  abhauen, 

marenc,   tödten   od.    urspr.  wohl:  zertrüm-  abschneiden,   abtrennen,   kleiner  u.  weniger 

mern,  zerbrechen,  zertheilen  etc.  als  Weiter-  machen,    kleinern,    ver-   u.  zerkleinern)    ist 

bildung  von   mar ,    reiben ,    zerreiben ,   zer-  50  m.    ivie  bhid    aus    der  Bedtg. :   spalten    etc. 

malmen  etc.  auch  die  von:  beissen,  zerbeissen,  zerkauen 

mörig,   moorig,   morastig;  —  'n  morigen  od.   kauen   u.    essen    etc.    entwickelt   haben 

grund.  ^  loird.     Vergleicht  man  mm  aber,  dass  Fick 

1.  morke,  Bimin.  von  1  mor  u.  dasselbe  das  goth.  mat,    ahd.  maz  (Speise,   Mahlzeit 
vne  möderke.                                                      55  etc.,  od.  auch  pulpa,  weiches  essbares  Fleisch 

2.  mcirke,  die  Cypraea-Muschel.  etc.,  cf.  met)  mit  lat.  mandere   (kauen,  zer- 
mor-krabbe  ,    m6r-krabber ,    Karst   ziim  kauen,   zerkleinern,    zermalmen ;   essen  etc.) 

Aufrei.ssen  u.  Auflockern  des  Moores.  zusammengestellt,  so  würde  zu  dieser  }/  mas 

mör-mal,   mutternärrisch,   in   die  Mutter  auch  das  skr.  mämsa;  ajyreuss.  mi)risa,,mcnso; 

vernarrt  ti.  verliebt.                                          60  lit.  mv.sii ,    kslav.  mf so  ;  goth.  mimz  (Fleisch, 


MOESDER 


617 


MOETE 


essbares  Fleisch,  cf.  Fiele,  I,  722)  gehören 
können  u.  eben  auch  wieder  dasjenige  was 
man  zerkleinert  od.  zermalmt,  kauet,  isset 
etc.  bedeuten.  Da  aber  von  Fick  das  für 
skr.  mäiiisa  axifgestellte  Thema  mamsa  (cf. 
I,  172)  bei  der  angenommenen  Abstammung 
von  einer  ]/  mas  nur  mit  eingeschobenem  m 
aus  masa  nasalirt  sein  kann,  so  ist  es  beim 
Vergleich  der  Formen  mutler  od.  muotar 
aus  mätar  od.  mijme  ?<.  ahd.  muoma  aus 
mämä  od.  föt  aus  pada  auch  denkbar,  dass 
unser  mos  od.  ahd.  muos  direct  aus  dem  skr. 
mäinsa  od,  idg.  masa,  mamsa  entstand. 

m&sder,  s.  möser. 

möse-kräm,  moskräm,  gequetschter  durch- 
einander gerührter  Kram  od.  Zeug,  Essen 
was  zerquetscht  u.  durcheinander  gerührt 
od.  unordentlich  n.  unsauber  zurecht  gemacht 
ist.  —  cf.  das  folgende : 

mösen,  quetschen,  zerquetschen,  drücken, 
zerdrücken,  kneten  (rühren,  mengen  etc.), 
stampfen  od.  zu  Brei  u.  Mus  machen;  — 
du  must  de  kertuifels  net  so  mösen ;  —  he 
m8sd  't  all'  kört;  —  he  mösde  de  ganse 
budel  dör  'n  ander.  —  Nd.  (Dann eil, 
Br.  Wb.  etc.)  mösen,  mosen  (zerquetschen, 
zu  Mus  machen) ;  mnd.  mosen  (Kohl  od. 
Gemüse  schneiden  u.  holen);  ahd.  muosjan, 
mosjan,  mosen,  moasan,  moasen ;  mhd.  muosen 
(speisen ,  essen ,  Mahlzeit  halten  ;  speisen, 
füttern).  —  Zu  mos  etc. 

möser,  mosder,  Mörser.  —  Nd.  möser; 
mnd.  moser.  —  Mit  Ausfall  des  r  aus 
mörser  u.  dies  aus  lat.  mortarium.  —  cf. 
auch  murt. 

1.  mösig,  zerdrückt,  zerquetscht,  durch- 
einander gerührt,  wie  Mus  beschaffest ;  — 
mösig  äten.  —  Zu  mos  od.  mösen. 

2.  mösig",  unrein,  schmutzig,  faidig,  sum- 
piig,  dumpfig  etc. ;  —  dat  sügt  hir  in  hüs 
all'  so  mösig  üt ;  —  dat  rukd  hir  so  mösig. 
—  Wohl  mit  ahd.  mosec ,  mosich ,  mosig 
(sump-ßg,  versumpft)  zu  mos  in  der  Bedtg. : 
Moor,  Sumpf,  od.  zu  dem  davon  gebildeten 
Verb,  mosen,  mhd.  mösen  (nach  Sumpf 
riechen). 

mos-imme,  mos-im  (Moos-Biene),  Erd- 
hummel (bombus) ;  —  he  stekt  as  'n  mosim. 

mSske,  mosken,  Gemisch  von  allerlei 
Sachen,  Gerumpel,  Abfall  vom  Bauen  od. 
Kehricht,  Schutt  von  Erde,  Kalk  u.  Steinen 
etc.j  —  de  möske  is  niks  mer  werd,  dat  kan 
ütfägd  un  wegbrogd  worden  ;  —  de  möske- 
bülte  (Kehrichthaufe)  kanst  du  wol  in  Schep- 
ker  sin  duUert  faren;  —  mangel-  od.  mengel- 
möske  (Misch- Masch).  —  Wie  nd.  (D äh- 
ner t,  Br.  Wb.)  mösken ;  mnd.  moseken 
(Papp)  od.  Mehlbrei  für  Kinder)  ein  Dimin. 
von  mos. 

ml^skcn,  dasselbe  loie  mösen,  cdjer  Weiter- 


bildung   von   dem   Dimin.    mOske;    —    he 
mösked  't  all'  dör  'n  ander ;  —  he  mösked 
(knetet,  rührt  od.  bereitet  in  unordentlicher 
Weise  etc.)  gau  wat  toregt, 
5      moskere,    Misch-Mascherei,    Manscherei, 
durcheinander  gerührtes  u.  geknetetes  Zeug, 
Abfall  etc. 
nios-kräni,  s.  müsekräm. 
mot,  s.  motte. 

10  i.  möt  od.  mote  (Flur,  moten),  Stück  od. 
Theil,  Schnitt,  Scheibe  etc.  —  Nid.  moot; 
mnld.  moet.  —  cf.  2  mtit,  wovon  es  vielleicht 
ablautend  gebildet  od.  mit  dem  es  doch  glei- 
chen Ursprungs  ist,  loie  z.  B.  auch  das  an. 

15  möt  (Art  u.  Weise)  für  mät  steht  u.  jeden- 
falls mit  diesem  zu  metan,  mätum  (messen) 
gehört. 

2.  niot,  Mal,  Flecken,  Schmutzflecken  etc. 
—  3Iit  dem  folgenden   3  möt   u.  nid.  moet 

20  (s.  daselbst)  eines   Ursprungs, 

3.  mot,  ein  Knopf  od.  eine  Verdickung 
an  einer  Stange  od.  einem  Meissel,  welcher 
od.  welche  das  tiefere  Eindringen  desselben 
in  den  Handgriff   od.  das  Heft  verhindert, 

25  bz.  dem  Eindringen  des  betr.  Gegenstandes 
Widerstand  leistet  u.  sozusagen  ein  Hemm- 
Ding  od.  hemmendes  Etwas  ist.  —  Nid, 
moet  (eine  Vertiefung  durch  Druck  od.  Stoss, 
ein  Mal   in   der  Stirne,    z.  B.    durch   den 

30  Druck  der  Perücke ;  eine  Vertiefung  in  einer 
Klinge,  z.  B.  der  Nagelgriff  in  der  Messer- 
klinge;  eine  kleine  Erhabenheit  od.  Ver- 
dickung, Pustel,  Bläschen  etc.,  z.  B.  auf  der 
Oberfläche  gefärbter  Sachen  od.  sonst.  Gegen- 

35  stände;  eine  erhabene  Stelle  od.  Erhöhung 
auf  dem  Wasser,  eine  Meereswoge;  ein 
Knöpfchen  an  verschiedenen  Gcräthen  od. 
nach  V,  Dale :  rond  knopje  aan  bet  lemmet 
van  een  pennemes ;  verbevenheid  van  verw 

40  bij  het  schilderen  ontstaan ;  indruksel  door 
knoejeu  ontstaan;  overblijvend  teeken  eener 
wondof  ook  van  vuil;  rand,  merk;  slijmacbtig 
vuil  dat  het  zeeschuim  op  het  Strand  over- 
laat ;    teeken    door    de   zaamenvoeging   van 

45  een  vorm  veroorzaakt).  —  3Iit  möte  (s.  d.) 
u.  mnld.  ghe-iuoet  (occursus ,  occursatio ; 
resistentia,  impugnatio),  bz.  unserm  möte  u. 
möten  von  möt  in  der  urspr.  Bedtg. ;  Spalt, 
Bitze,   Biss,    Sprung  u.  Fleck    (cf.   2  möt) 

50  od.  macula,  wie  auch  in  klak,  bz.  mhd.  klac 
diese  Bedtgn.  sich  zusammen  finden. 

4.  möt,  Muss,  Zwang,  unausweichliche 
Nothivendigkeit,  Bestimmung,  Schicksal,  bz. 
ein  Etwas,  dem  man  nicht  ausweichen  kann  ; 

55  —  dat  is  'n  möt  (od.  dwang),  dar  kanst  du 
net  baten  to.  —  Nid.  moet.  —  Zu  moten. 
möte.  Ein  eine  Bewegung  zu  od.  auf 
Etivas  hin  od.  eine  Begegnung ,  ein  Zu- 
sammenkommen, Zusammentreffen,  Entgegen- 

60  kommen  etc.  von  zwei  sich  in  gleicher  Eich- 


MOTEN  MUTTEN 


618 


MOETEN 


tung  heicegenden  Wesen  od.  Bingen  u.  so 
mich  ein  Widerstehen  n.  Hemmen  be- 
zeichnendes Wort:  —  dat  lüpt  hum  all'  in 
de  mute  (das  läuft  ihm  Alle  u.  Alles  ent- 
gegen, bewegt  sich  Alles  auf  ihn  zu,  läuft  5 
ihm  Alles  in  den  Weg  od.  in  die  Bahn  auf 
der  er  sich  selbst  vorbewegt) :  —  is  di  ök 
wel  in  de  mute  od.  to  mute  kamen  ?  (ist  dir 
auch  Jemand  entgegen  gekommen  od.  be- 
gegnet? ist  auch  Jemand  mit  dir  zusammen-  10 
getroffen  etc.  Y)  —  hv  gung  hum  iit  de  mute 
(er  ging  ihm  aus  dem  Wege,  nm  ihm  nicht 
zu  begegnen,  od.  er  ging  ihm  aus  der  Be- 
gegnung etc.) ;  —  ik  wil  hum  man  in  de 
mute  löpen,  dat  wi  erder  In  'n  ander  kamen;  15 

—  he  kwam  mi  in  de  mute  od.  to  mute 
(er  kam  mir  entgegen  od.  er  begegnete 
mir,  bewegte  sich  auf  mich  zu);  —  de 
kugeis  kwammen  sük  midwäges  to  mute  (die 
Kugeln  kamen  sich  mitteweges  entgegen  od.  20 
trafen  sich  mitteweges  u.  prallten  od. 
stiessen  derb  auf  einander);  —  du  must 
hum  wat  to  mute  kamen  (du  musst  ihm  etwas 
entgegen  kommen),  anders  kunn'  he  wol 
menen,  dat  du  hum  net  fründelk  gesint  25 
werst;  —  dar  stunii'  hum  niks  in  de  mute 
(da  stand  ihm  nichts  in  den  Weg  od.  nichts 
entgegeyi,  da  stand  nichts  tvas  ihm  Wider- 
stand machte   od.  hemmte   u.    aufhielt  etc.). 

—  Nd.  möte,  m8t  (in  de  mute  kamen,  sich  30 
begegnen,    .sü7t   treffen,    entgegen    kommen, 
Widerstand    leisten,     wehren,     abivehren, 
hemmen  etc.) ;  nid.  ge-moet  (te  gemoet  gaan, 

—  komen) ;  mnld.  ghe-moet  (occursus,  occur- 
satio ;  resistentia,  impugnatio) ,  te  ghe-moete  35 
komen  (ohviam  venire,  obviare ;  occursare) ; 
vind.  (Seh.  u.  L.)  gemode,  gemoede,  ge- 
mote  (Begegnung,  Begegniss ,  Zusammen- 
treffen  etc.);  as.,  amd.  muot,  mot;  an.  möt; 
md.,mhd.  muot  (Begegnung)  u.  auch  zmveilcn  40 
reinhochd.  muoz;  md.  möz  (Begegnimg  im 
ritterlichen  Kampf);  ze  muote,  ze  muoze 
(entgegen) ;    engl,    to   meet    (dasselbe).    — 

cf.  möten. 

moten,  mntten  (Präs.  mot  od.  mut,  mötst  45 
od.  möst,  must,  mut  od.  mut,  muten  od. 
mutten;  —  Impcrf.  musde,  muste,  gcivöhnl. 
mu8  etc. ;  —  Partie,  muten  od.  geivüJml. 
must),  müssen,  Bedürfniss  haben,  einem 
Zwang  unterliegen,  sollen  etc.  ;  —  ik  mot  50 
wat  to  äten  hebben ;  —  ik  mut  nödig  gän ; 

—  ik  mot  wol ;   ik  kan  je  nich  anders  ;  — 

—  h("  hed  wol  muten,  den  dat  hung  hei  net 
fan  sin  willen  of.  —  Sprichiv. :  wen  de  biir 
nich  mot,  rßgd  he  gi'n  band  of  fut;    —    'n  55 
dode  un  'n  brüd,  de  muten  (od.  mutten)  to 

't  hüs  herut.  —  Auch  subst. :  dat  muten.  — 
Redensart.:  muten  geid  baten  willen;  — 
müteu  is  dwang.  —  iVrZ.  muten,  muten ;  mnd. 
muten  ;    nid.,   vinld.   moeten ;    afries.  mota ;  00 


wfries.  moatten,  as.  motan ,  muotan;  ags. 
mötan  (Gelegenheit  od.  Freiheit  icozu  haben, 
können,  dürfen,  mögen  etc.) ;  ahd.  muozan, 
muazan  ,  moazan ,  mözan ,  muozen ;  mhd. 
muozen ,  müezen ;  md.  mozen  (nach  0. 
Schade:  contingere,  zufallen,  durch  Schick- 
sal bestimint  sein,  sollen,  sich  von  selbst 
verstehen ,  müssen ;  Freiheit  haben  wozu, 
dürfen ;  3[öglic?ikeit  haben,  können) ;  goth. 
mötan  in  gamötan  (locum  habere,  Statt, 
Platz  od.  Raum  u.  Stelle  haben  u.  finden 
etc.).  —  Es  wurde  von  einem  Stamm  möt, 
muot  fortgebildet,  der  das  Präter.  eines 
alten  Verb,  matan,  ahd.  mazan  ist.  Dieses 
matan  betr.,  so  gehört  es  mit  goth.  mitan, 
mat  zu  derselben  y  mat,  jedoch  nicht  in 
der  neueren  Bedtg.  von  messen,  .sondern 
■in  der  urspr.  von :  spalten,  theilen  (s.  unter 
meten),  auseinander  machen,  Spalt  od.  Oeff^- 
nung ,  freien  Raum  n.  Platz  inachen  etc., 
woraus  sich  für  das  Präter.  möt  die  Bedtg. 
des  bereits  geschehenen  Spaltens  u.  Raum- 
machens,  bz.  eitles  fertigen  Sj^ltes  u.  freien 
Raumes  od.  Platzes  u.  Spielraums  (für  Et- 
tvas  od.  zur  freien  Beioegung  von  Etivas 
etc.),  bz.  die  subst.  von:  Spalt,  Oeffnung, 
freier  Raum,  Spielraum  od.  Platz,  Stelle  etc. 
von  selbst  ergiebt.  Neben  goth.,  as.  mötan 
(Raum  u.  Platz  hoben  od.  finden,  Raum  zur 
freien  Bewegung  haben,  Sjn'elraum  u.  Frei- 
keit haben  zur  Bewegung  u.  zum  Thun, 
nicht  gehemmt  sein  in  Etwas ,  Etwas  thun 
können  u.  dürfen  u.  der  daraus  abgeleiteten 
Bedtg.  des  objectiven  Begriffes  von  Trieb  u. 
Beruf  fühlen  wozu  od.  einem  Triebe  unter- 
liegen u.  Etivas  sollen  u.  müssen  etc.)  stammt 
auch  weiter  davon  das  Subst. :  mnd.  möte ; 
mnld.  moete ;  ahd.  muoza,  muaza,  möza ; 
mhd.  muoze ;  md.  muze  (licentia,  facultas, 
Freiheit  ivozu,  Gestattung  od.  das  Können 
u.  Dürfen  von  Etwas,  Möglichkeit ;  Freiheit 
der  Bewegung  u.  des  Thuns,  freie  Zeit, 
Müsse,  Unbeschäftigtheit,  Unthätigkeit  etc.), 
wovon  die  WöHer :  m  ü  s  s  i  g ,  M  ü  s  s  i  g- 
gang  u.  das  ahd.  muozjan,  muozen;  mhd. 
muozen,  müezen  (.<iich  Freiheit  od.  freie 
Zeit  metchen,  sich,  herbeilassen  loozu;  sich 
frei  machen  wovon)  «.  muozön;  )«7t(/.  muozen 
(vacare,  feriari;  freie  Zeit  haben,  ablassen 
von  etc.)  wieder  iveiter  gebildet  sind. 

iniiteii  (Präs. :  möte,  mötest  od.  mötst, 
mutet  od.  mött,  m(')ten,  —  Imperf.:  mütede 
od.  miUde,  müdde,  mötedest  od.  mütdest, 
müddest,  möddst ,  mötede,  mütde,  müdde, 
müteden ,  mütden ,  müdden ;  —  Präter.  : 
müted,  mötd),  zusammenkommen,  zusammen- 
treffen, begegnen,  entgegen  gehen  od.  kommen, 
entgegen  treten,  Widerstand  leisten,  hemmen, 
hindern,  ab-  od.  aufhalten,  wehren  etc. ;  — 
he  mütde  od.   bemütde  mt  uj)  hälfe  wogen ; 


MOTJEN  619  MUDDET.EN  MUDDELN 

möte  de  perde;   se  sunt  up  de  16p;    —    de  se  motjed  afer  alles;  —  se  hed  altid  wat  to 

ene  mötd  de  ander,  dat  he  d'r  nich  hen  kan ;  niotjcn  im  wen  man  6k  nog  so  god  sin  beste 

—  de  bomen  muten  de  wind  fan  de  tun  of;  deid    um  hör  na  't  sin  to  maken.    —  Wohl 

—  de  d'ik  mötd  water,  dat  't  net  afer  't  mit  engl,  mutter ;  aengl.  muteren  (murmeln, 
land  löpt;  —  d'r  is  niks  wat  hum  mötd  um  5  brummen,  murren);  hayr.  mutern  (murren), 
d'r  hen  to  gän  ;  —  wat  man  net  muten  kan,  maudern  (brummend  sprechen ,  murren, 
dat  mut  man  löpen  laten;  —  wel  kan  't  schmollen);  sclmeiz.  mudern  (knurren); 
möten,  wen  't  enmal  in  Gods  räd  beslaten  schiväb.  mottern  (verdriessliche  Mienen  ma- 
is ;  —  köjen  anmöten  (Kühe  zum  Melken  dien)  ;  ahd.  mutilön  (mussitare,  murmurare) ; 
zusammentreiben  u.  ihnen  loehren,  dass  sie  10  oberd.  mutteln,  mutlern  (verdriesslich  sein, 
sich  nicht  von  der  Stelle,  wo  sie  gemolken  in  sich  hineinsprechen  etc.)  etc.  u.  vielleicht 
werden  sollen,  entfernen).  —  Nd.  möten,  mich  motter  in  frans,  marmotter  etc.  aus 
afmöten ,  bemöten ;  mnd.  möten ,  bemOten,  Int.  mütire,  rauttire  u.  dies  mit  mauen  u. 
entmöten,  gemöten ;  nid.  ontmoeten ;  mnld.  mü,  müen  (s.  d.)  von  mü  (sonare,  bz.  tönen, 
moeten,  ghemoeten,  ontmoeten;  dithm.möteü;  15  miirren,  brummen,  sumsen),  als  Ablaut  von 
an.  moeta  od.  müta ;  nonv.,  schtved.  möta ;  der  Schallwurzel  mä  od.  ma,  cf.  Fiele,  I, 
dän.  möde;   as.  mötian  od.  mötjan,  motean,  726  u.  164. 

muotean;  mhd.  muoten;  goth.  mötjan  in  ga,-  motjerig,    inotjerg,    brummig,   mürrisch, 

mötjan  ii.  vithra-ga-m6tjan(obviare,  obvenire,  verdriesslich  etc. 

occurrere,    concurrere,    begegnen  etc.);    ags.  20      motte,  mot,    Motte  (tinea) ;    —   d'r  sitten 

mötjan  (convenire,  disputare,  rem  agere),  ge-  motten  in  de  kler;    dat  kumd  d'r  fan,   wen 

mötjan  (convenire,  rem  agere);  aengl.  mbXiQn.  't  göd  so  lank  stil  in  de  klerkast  hangd  un 

(disputare  etc.):  engl,  mooi  (debattiren,  ver-  net  dragen  un  ütlüchtd  word;    —    de  pels- 

handeln,    erörtern   etc.)   u.    daneben   auch :  saken  matten  sommers  mit  'n  bitje  kampfer 

afries.  meta;   ivfries.  metten;   tifries.  mete ;  25  in  'n  blikken  trumme  inpakt  worden,  dat  d'r 

satl.    mete;    loang.    meit,    bz.    bimeit;    ags.  gen  motten  in  kamen.    —    Nid.  mot;  mnld. 

metan;   aengl.  meten;    engl,  meet;    an.,  isl.  motte;     nd.,   mnd.    mutte;     ags.    modhdhe; 

maeta  od.  mäta  (zusammen  kommen,  begeg-  engl,  moth ;  aengl.  mothe,  moththe. 

nen  etc. ;   obviare,  occurrere,  obvenire,  con-  1.  mii,  Muh,  die,  das  leise  Brummen  od. 

venire  etc.). —  As.,  ags.,  goth.  mötjan ;  mnd.  30  dumpfe    Schreien     der    Kuh    nachahmende 

möten  ist  entioeder  vom  Subst.  möt  od.  mit  Interjection,  cf.  müen. 

dem  für  möt,  bz.  mnd.  möte  u.  unser  möte  2.  mu,  s.  müde. 

(s.  d.)  anzusetzenden  Thema  möta  von  einem,  3.  mii,  s.  müde. 

Stamm  möt  tveitergebildet,    der   ebenso   tcie  ranM^, Dreck, Schmutz, Schlamm,schmut2i- 

möt    von    mötan    (cf.    möten)     urspr.    die  35  ges,  faules,  stinkendes  Etwas  etc. ;  —   't  is 

Bedtg.:    Spalt   od.  Biss,    Sprung   hatte.   —  niks    as    emer    mudde;    —     mudde-kräm, 

Vergleicht  man  nun  hiezu ,   dass   das   nhd.  Schmutzkram ,    schmutziger  fauler   Kram, 

kl  ecken  od.  ahd.  klacjan  (vorrvärts  bringen  schmutzige  faule  Sache  od.  Geschichte   etc. 

od.   gehen,   von   Statten  gehen)    urspr.    die  —  Nd.,  mnd.  mudde,  modde ;  engl,  mud  etc., 

Bedtg. :    Spalt ,    Biss ,    Bruch    od.    Sprung  40  s.  Weiteres  unter  mudden,  mudder  u.  müde. 

machen  etc.   hatte,   so  loird  auch   das  von  —  Im  nid.  wird  modde  als  Schimpfwort  für 

möt  (Sprung  etc.)  abgeleitete  Subst.  möta  od.  eine  schmutzige   od.    schmierige  unsaubere 

das  alte  Adv.  möti  (gegen,  entgegen)  urspr.  Frauensperson  gebraucht;  cf.  das  folgende : 

einen  Zustand  bezeichnet  haben,  loo  ein  Et-  muddel,   eine  schmutzige,  schmierige,  un- 

was   einen   Sprung    od.    eine   heftige    u.  45  saubere  Person;   —    't   is  'n    olden  muddel 

plötzliche  Bewegung  nach  irgend  einem  an-  od.  smuddel.  —  Davon:  ge-muddel  od.  ge- 

dern  Etwas  hin  machte,    bz.  wo  ein  Etwas  smuddel,  Gesudel,  Geschmiere,  Geschmutze, 

auf  od.  gegen  ein  anderes  Etwas  lossprang  Gemantsche  etc.  —   cf.  2  muddeln,  mudden 

u.  mit  diesem  zusammentraf  od.  diesem,  be-  u.  nid.  modde  unter  mudde. 

gegnete,  tvoraus  sich   dann  von  selbst   der  50       1.  mnddelen,  muddeln,  dumpf  «.  undeut- 

Begriff  der  freundschaftlichen  od.  feindlichen  lieh  sprechen,    murmeln,   murren,   brummen 

Begegnung  u.  des  Zusammentreffens  (von  od.  etc. ;   —    se  muddeld   wat  för  sük  hen  ;  — 

mit  Etwas)  ergab.  he   muddeld   wat   in   de   bärd;    —    se   hed 

Wegen   afries.   meta  =:  as.    mötjan    etc.  altid  wat   to   muddeln    (murren ,    brummen, 

cf.  afries.  beta  (büssen)  =  as.  bötjan   von  55  schelten).    —    Ahd.    mutilön;     s.    Weiteres 

batan,  bot,  buot  etc.,  cf.  böte.  unter  motjen. 

motjeii,   murren,   brummen,   seinen  Un-  2.  rnnMelen,  rnnMeln,  schmutzen,  schmie- 

muth  u.  Verdruss  durch  Murren  u.  Brummen  ren,mantschen,durcheinandermachen,rühren 

zu  erkennen  geben,  leise  schelten,  tadeln  etc. ;  etc.  od.  dasselbe  wie  smuddeln   od.  gremen 

—  se  motjed  de  hole  dag  in  hüs  herum;  —  60  u.  kleien;  —  se  muddeld  wat  toregt;  —  se 


MUDDELEN  MUDDELN 


620 


MÜDE 


muddeld  d'r  wat  in  od.  mit  herum.  —  Nd. 
D ahn  er t)  muddeln  (mit  dem  Zeuge  unordent- 
lich u.  sudelig  umgehen,  Alles  im  Schmutze  lie- 
gen las.sen  etc.);  mnld.  moddelen  (torram  sive 
lutiim  movere  etc.) ;  engl,  muddle  etc.  —  Iterat. 
zu  muddon,  wie  smuddelii  zu  smiulden. 

3.  niuddelen,  niiuldeln,  verstohlen  od. 
heimlich  u.  unbemerkt ,  bz.  in  unerlaubter 
u.  lichtscheuender  Weise  Etwas  thun  od. 
bei  Seite  schaffen ;  —  wat  liest  du  dar  to 
muddeln;  dürst  du  d'r  nich  regt  mit  fan 
dag?^  —  hl'  muddeld  dat  gau  an  de  kante. 
—  Auch  suhst. :  he  kan  dat  muddeln  ('Fer- 
tuschen,  heimliche  od.  vnsaubere  n.  schlechte 
Geschichten  machen  od.  treiben  etc.)  net 
lateu.  —  Auch  wohl  mit  2  muddelen  zu 
mudden  v.  mudde. 

ninddeli;^,  schmutzig,  trübe,  tin.<;aubcr,  un- 
rein, unklar,  )icblig,  dunkel,  undurchsichtig 
etc.  —  cf.  muddig  u.  smuddelig. 

mudden,  schmutzen,  nässen,  fein  regnen 
etc.,  cf.  smudden.  —  Nd.  (Br.  Wb.)  mudden 
(Schmutz  od.  Unflath  abwischen);  mnld. 
modden  (terram  sive  lutum  movere  etc.) ; 
engl,  mud  (im  Schlamm  begraben,  in  den 
Schlamm  od.  Dreck  werfen,  mit  Schlamm 
bedecken ;  trübe  u.  schlammig  machen,  im 
Schlamm  rühren,  den  Schlamm,  Unrath  od. 
Bodensatz  aufrühren  etc.)  etc.  —  Zu  mudde, 
bz.  müde. 

nindder,  Schmutz,  Dreck,  Koth,  Unrath, 
Schlamm  etc.  od.  vom  liegen  u.  Wasser 
durchgeweichte  schlammige  Erde  etc.;  —  he 
kerd  sük  in  de  mudder  um ;  —  't  laud  word 
emer  mudder,  't  regend  föls  to  föl.  —  Nd. 
mudder,  modder;  nid.  modder;  mnld.  modder, 
moder,  moyer,  moer,  moeder,  moeyer  (limus, 
coenum  mollius,  lutum,  volutabrum,  faex, 
faeces,  crassaraen  etc.);  schived.  mudder; 
spüt-mhd.  moter ,  motter  (limus ,  fauler 
Schlamm,  Koth  etc.)  etc.  —  Mit  mhd.  blö- 
der von  mudde,  mudc  etc. ;  s.  Letzteres. 

niudderen,  mnddern,  a)  dreckig  u.  kothig 
werden ;  —  't  fangd  an  to  muddern ;  —  b) 
Schmutz,  Dreck,  Koth  od.  Schlamm,  Schliek 
graben  od.  aus  den  Canälen  u.  Gräben 
mittelst  besonderer  Geräthe  od.  des  mudder- 
plögs  herausholen,  dieselben  vom  Schlainm 
reinigen  od.  au.sbaggern  etc.;  —  se  sunt  licn 
to  muddern.  —  Nd.  muddern ;  Jild.  moddcren ; 
schwed.  muddra  etc. 

mudder-fet,  überaus  fett,  so  fett,  dassdas 
Thier  so  tveich  anzufühlen  ist  wie  mudder 
od.  der  weiche  Schlamm ,  bz.  class  es  .so 
kwabbehl  wie  mudder. 

nindderi;;,  nindderg,  dreckig,  kothig, 
schlammig  etc. ;  —  't  is  so  mudderig,  dat  d'r 
hast  gen  minsk  bi  de  strate  klär  worden  kan. 

IBudder-plofj,  ein  sog.  Pflug  zum  Reinigen 
der   Schifffahrts-    u.   Afnvässerungs-Canäle, 


bestehend  aus  einem  grossen  flachen  Kahn, 
der  an  beiden  Seiten  mit  grossen,  einer 
Pflugschaar  ähnlichen  Flügeln  versehen  ist, 
welche  durch  einen  besonderen  3fechanismus 
5  auf  den  Boden  der  Canälc  bis  in  den 
Schlamm  od.  Schliek  (mudder)  hinabgelassen 
werden  u.,  durch  das  abebbende  Wasser  ge- 
trieben, den  Schlamm  vor  sich  herschieben. 
luudder-präm ,    ein  grosser  flacher  Kahn 

10  (cf.  pram),  der  zum  Schlamm-  od.  Schliek- 
fahren  benutzt  tcird,  bz.  worin  der  ausge- 
baggerte Schlamm  (mudder)  geschö})ft  u.  ver- 
fahren icird. 

innddpi'-piinte ;  /.  </.  mudderpräm, 

15  imiddig,  schmutzig,  unrein,  trübe,  un- 
durchsichtig, neblig,  regnigt;  faulig,  moderig, 
stinkend,  schimmlig  etc.  ;  —  'n  muddigen 
klör;  —  de  lücht  (Luft,  Atmo.sphäre,  Himmel 
etc.)  sucht  so  muddig  üt,  dat  't  wör  (Wetter) 

20  sük  wol  net  lank  mer  hold ;  —  'n  muddigen 
rök  od.  smäk.  —  3Tit  nd.,  mnld.  muddig, 
moddig;  engl,  muddy  etc.  zu  mudde  od. 
nuuldcu,  icie  das  damit  synonyme  smuddig 
zu  smudde  od.  smudden. 

25  milde ,  mue ,  mu ,  Dreck ,  Schlamm  od. 
Schliek  u.  zwar  spcciell  der  leichte,  ziemlich 
dünnflüssige,  meistens  schicarz  od.  dunkel 
gefärbte,  moderige  od.  faulige  u.  .stinkende 
Bodensatz  in  den  Canälen,  Wasserleitungen 

30  u.  Cisternen,  der  bei  der  geringsten  Be- 
toegung  aufsteigt  u.  das  Wasser  schwarz, 
trübe  u.  tingeniessbar  macht;  —  dar  sitt  so 
fol  müde  in  't  dep,  dat  man  hast  gen  fasten 
grund  bepeilcn    kan ;   —   de  müde   mut  d'r 

35  bold  ütbaggerd  worden,  anders  kan  d'r  hast 
gen  schip  mer  in  farcn ;  —  du  must  net 
in  't  water  rören,  de  müde  (od.  niü)  kumd 
glik  bafen.  —  Es  .steht  für  älteres  muda 
als  das  eigentliche  Thema  von  müde,  mudde, 

40  mudder,  mudden  etc.,  soicie  von  mnd.  mode 
(limus  etc.,  cf.  modde  u.  unter  mudder  das 
mnld.  modder,  moder  etc.),  nhd.  Moder 
(cf.  Weigand) ;  mhd.  raot  (schwarze  torf- 
artige  Erde,    Moor,    Morast,    Schlamm); 

45  bagr.  (Sc Jim.)  mott  (Moorerde);  clcv.  mod 
(Schlamm,  Koth) ;  nhd.  (mdartl.)  mutich, 
contrah.  mutcli  (fauliger  schleimiger  Grund 
im  Wasser,  Moorerde,  Modergeruch) ;  engl., 
aengl.  mud  (Schlamm,  Schlick,  nasser  Koth, 

50  Lehm  etc.)  etc. 

Begrifflich  stimmt  muda  od.  müde  etc.  am 
besten  zu  griech.  mi'ulos  (Nässe,  Feuchtig- 
keit, Faulniss,  Moder),  mudäein  (feucht  od. 
durchnässt  sein,  von  Feuchtigkeit  verderben 

55  u.  verfaulen  etc.),  amudros  (scJiwach,  trübe, 
dunkel,  zerflossen) ;  k.slav.  motlrü  (lividus, 
sanguine  suifusus,  niger)  von  mad,  zerfliessen 
(cf.  Fick,  I,  711),  doch  stimmt  unser  in- 
lautendes  d    u.    hochd.    t   allerdings    dazu 

60  nicht,   wenn   man   sich   an  die  Regel   der 


MÜDE                              621  MUFFEL 

Lautverschiebung   halten   will.     Möglicher-  (Moderdunst),  hz.  unserm  u.  nd.,  nid.  muffig 

weise  ist  müde  aber  auch  ablautend  mit  nd.  u.   mnd.,    nhd.  mufi'en   (schimmelig  u.   mo- 

(Br.   Wb.)  made  u.  mnld.  maede   (coenum,  derig   riechen,    stinken,    schimmein);    ital. 

lutum)   urspr.   eins    u.    wenn   as.    mendjan  muft'are ;    lothr.    mouffa ;    neupreuss.    muffir 

auch  zur  ]/ mad,  mand  (s.  unter  mede)  ge-  5  (schimmeln),  sowie  ferner  auch   (cf.  Diez, 

hört,  so  können  auch  made   u.  niude   beide  I,  2S4  unter  muffo)    sjjan.  moho    (Trägheit 

mit  griech.  miidos  etc.  von  derselben  y  mad  od.    Faulheit),    mohino    (verdriesslich,    bos- 

abstammen,  toährend  es  sonst  auch  vielleicht  haß);  port.  moüno  (knickerig) ;  venet.muSo 

mit  skr.  mutra  (Urin);   zend.  mütlira  (Un-  (schwermüthig) ;    bayr.  muffisch    (mürrisch), 

reinigkeit,  Schmutz)  u.  arm.  mouth  (Dunkel-  10  muffen  (murren,  schmollen)  von  nid.,  mnld. 

heit   od.    Trübigkcit    etc.,    cf.  muddig)    zur  muf   (muffig,    sclummelig ,    anrüchig,    übel 

y  ma  (netzen,  beflecken,  schmutzen  etc.,  cf.  riechend,    bz.    mucidus  ,    redolens    situm) ; 

Fick,  I,  727)  gehören  könnte.  mfläm.  muf  (relant,  remugle). 

müde,  mue,  mu,  Mündung,  Auswässerung s-  Ob  muf  od.  dessen  Thema  mufa  für  älteres 

stelle,  Wasserausfluss  od.    W asser durchlass  15  muwa,   mowa,   mauwa  steht   u.   sonach  mit 

(z.B.  ander  Ems),  Hafen  (z.B.  in  Weener).  unserm  müde,  mudder  u.  nhd.  Moder  zur 

—  Nd.  munde,  münde ;  mnd.  munde  u.  auch  y  mu,  miv  (netzen,  feucht  machen  etc.,  cf. 
(cf.  Seh.  u.  L.,  III,  131)  müde,  müde,  mue  ;  unter  müde  das  zend.  müthra  etc.)  gehört, 
nid.  muiden,  muijen  (nur  noch  in  Orts-  wie  1  muf  u.  maue,  bz.  lit.  movä  (Muff) 
namen) ;  afries.  mutha,  muda ;    engl,  mouth  20  zur  y  mu,  miv  (schieben  etc.)  ? 

(z.  B.    in   Portsmouth  =  nid.  Portsmuijen,  3.  nmf,    Scheltioort  gebraucht  in  der  Be- 

—  Falmouth  ;=  nid.  Vaalmuijen) ;  aengl.  dtg. :  dummer,  gemeiner,  schlechter  od.  nichts- 
müdhe ;  ags.  müdha.  —  Zu  mund,  bz.  afries.  nutziger  ekelhafter  unausstehlicher  Kerl  od. 
muth,  cf.  mund.  auch  wohl   in   derselben  Bedtg.   wie  unser 

müen  (von  der  Kuh),  leise  u.  sanft  brum-  25  stinkerd ;  —   he  is  'n  muf.     Wie  nun  aber 

men  u.  schreien ;   —   de  ko  müet   od.   müt.  der  Holländer  die  Deutschen  u.  namentlich 

—  Die  älteren  hochd.  Formen  als  muhen,  auch  die  westfälischen  Bauern  u.  Hanke- 
möhen,  mugen,  muwen,  mowen  etc.  s.  bei  meier,  soioie  ausserdem  auch  die  Bewohner 
Weigand  unter  muhen  u.  cf.  1  mü  u.  von  Gelderland  u.  Overyssel  (cf.  v.  Dale) 
mauen,  mewe  etc.,  womit  es  zu  der  Schall  30  mit  dem  Scheltnamen  mof  belegt,  so  geschieht 
nachahmenden  ]/  mü  gehört.  dies  tviederum   auch  von  uns   mit   unserm 

1.  muf  (Dimin.  mufke,  müfke,  Plur.  muf-  muf  (du  hollauder  muf),  von  welchem  es 
kes,  müfkes),  Muff,  a)  ein  von  Pelz  gefer-  ziveifelhaft  ist,  ob  es  mit  nid.  muf,  bz.  dem 
tigtes  od.  von  Wollengarn  gestricktes  Etwas  mnld.  moffe,  muffe  (s.  unter  2  muf)  zu- 
(od.  breiter  Bing),  tvorin  man  die  Hände  35  sammenhängt,  od.  mit  dem  engl,  muff  (Dumm- 
steckt od.  was  man  über  die  Hände  streift  köpf)  od.  nhd.  Muff  in  der  Bedtg. :  Maul- 
u.  um  das  Handgelenk  trägt,  um  die  Hände  hänger,  mürrischer  Tadler  (cf.  Weigand) 
od.  das  Handgelenk  loarm  zu  halten ;  —  b)  eins  ist  u.  dann  ungefähr  dieselbe  Bedtg. 
ein  breiter  Eisenring,  den  man  über  die  wie  mops  (s.  dieses  auch  als  Scheltwort) 
Verbindungsstelle  zweier  eiserner  Wellen  40  haben  loürde.  cf.  auch  das  folgende: 
schiebt  od.  worin  man  die  beiden  Enden  muffel,  ein  unfreundlicher,  sauertöpfischer, 
derselben  steckt  u.  fest  macht.  —  Nid.,  mnld.  brummiger ,  mürrischer ,  verdriesslicher 
mof,  moffel ;  nd.  muffe,  muf ;  isl.  muffa,  Mensch,  der  zu  Allem  ein  schioarzes  od. 
auch  hd.  (früher)  muffel,  mlat.  muffula;  verzerrtes  u.  schiefes  Gesicht  od.  Maul 
franz.  mouffe  etc.,  entstanden  aus  afries.  45  macht  u.  mit  Allem  unzufrieden  ist;  —  't 
mowe ;  mnld.,  mnd.  mouwe  (Aermel),  cf.  is  'n  regten  olden  muffel  war  uiks  mit  an- 
maue.  tofangen  is    un    gen   en    fründelk    word   üt 

2.  muf  (Dimin.  müfke;  Plur.  müfkes),  kumd.  —  Vergleicht  man  unser  muffig  u. 
ein  übel  riechendes  od.  stinkendes  Etwas,  mulsterig,  bz.  dass  diese  Wörter  aus  der 
besonders  ein  Häufchen  Menschenkoth ;  —  50  Bedtg. :  moderig ,  verdorben ,  faulig ,  von 
he  mut  de  muffen  (od.  müfkes)  bi  de  karke  üblem  od.  verdorbenem  Geruch  u.  Geschmack 
wegrakken.  —  Mit  mnld.,  mfläm.  muffe,  etc.  in  die  von  mürrisch  u,  verdriesslich, 
moffe  (mucor,  situs,  mephytis,  virus,  putor) ;  brummig  etc.  überging  (cf.  auch  fül  [faul] 
nhd.  Muff  (Schimmel,  Modergeruch,  fau-  in  seinen  verschiedenen  Bedtgn.),  so  ist  es 
liger  u.  stinkender  Geruch,  bz.  Geruch  nach  55  klar,  dass  dieses  muffel  ebenso  toie  bayr. 
u.  von  Anrüchigem,  Dumpfigem,  Modrigem,  muffisch  (mürrisch  etc.)  u.  bayr.  u.  hochd. 
Faulendem  etc.) ;  itcd.  muffa  (Schimmel) ;  muffen ;  nid.  moffen  (murren,  schmollen) ; 
port.  mofo;  span.  moho  (Schimmel,  Moos);  s^Jan.  moho  (träge)  u.  mohino  (verdriesslich 
ital.  muffo  (schimmelig);  com.,  romagn.  etc.)  etc.  auf  das  nid.,  mnld.  muf,  mof 
moff  (bleich  od.  graulich);  franz.  moufette  60  (mucidus  od.  muffig,  s.  unter  2  muf)  zurück;- 


MUFFEL 


622 


MUFFELEN 


geht  u.  dass  dann  auch  neben  dem  Schelt- 
worte  muf  (cf.  3  muf)  auch  das  nhd.  Muff 
(MauUiänger,  mürrischer  Tadler,  mürrischer 
verdriesslicher  Mensch  etc.)  u.  Muffel 
(Geschöpf  mit  dicken  herabhängenden  Lippen  5 
od.  Mensch  der  aus  Verdruss  dicke  herab- 
hängende Lippen,  bz.  ein  schiefes  Maul 
madit ,  toeil  er  verdriesslich  u.  mürrisch 
■ist),  aus  dem  alten  nid.  od.  urspr.  nd.  muf, 
mof  (mucidus  etc.)  hervorgegangen  ist,  ivobci  10 
wegen  der  Doppelbedtg.  unseres  mulsterig 
noch  erwähnt  sei,  dass  nach  Danneil  (s. 
daselbst  unter  rauddig  m.  cf.  unser  inuddig 
vo)i  mudde,  müde)  auch  muffig  von  Menschen 
gebraucht  wird,  die  stets  in  einem  finstern  15 
u.  mürrischen  Ton  antworten,  wovon  noch 
Weiteres  unter  muffen.  Da  nun  aber  das 
engl,  mopish  (träge,  unthätig ,  faul,  träu- 
merisch, muthlos,  niedergeschlagen  etc.)  beim 
Vergleich  der  Doppelbedtg.  von  faul  u.  20 
beim  Vergleich  des  span.  moho  (Trägheit, 
Faulheit  etc.,  s.  tinter  2  muf)  u.  mope 
(träumerisch  sei)i,  träumen,  faseln),  mope 
(dumm  machen,  bethören)  zweifellos  mit  mop 
(den  Mund  verziehen,  ein  schiefes  Gesicht  25 
machen,  mürriscit  sein  etc.)  u.  mop  (schiefes 
Gesicht,  Fratzengesicht,  verzerrtes  od.  fin- 
steres u.  mürrisches  Gesicht),  sowie  auch 
mit  den  Hundenamen  mops  (s.  d.)  u.  mit 
dem  obcrrheir.  mupf,  muff  (Verziehung  des  30 
3Iauls,  verzogenes  Maul,  s.  unter  mops)  auf 
ein  u.  denselben  Stamm  zurückgeht,  so  wird 
(loie  schon  unter  mops  erwähnt)  durch  alles 
dieses  wohl  die  urspr.  Identität  der  Stämme 
mop  u.  mof,  muf,  mupf,  muff  erwiesen  u.  es  35 
noch  ivahrscheinlicher  gemacht,  dass  auch 
der  Stamm  mof  od.  muf  u.  das  daraus  ver- 
härtete engl,  mop  als  Stamm  der  obigen 
engl.  Wörter  sämmtlich,  wie  auch  1  muf 
od.  nid.  mof  auf  ursjir.  mowe  od.  mauwa  40 
zurückgehen,  bz.  daraus  entstanden  sind  u. 
dass  dieses  letztere  mowe  u.  das  in  den  äl- 
teren germ.  Sprachen  noch  gar  nicht  vor- 
kommende muf  in  der  Bedtg.  mucidus  wohl 
zu  der  y  mu  (netzen,  feucht  machen,  s.  45 
unter  2  muf  u.  müde)  gehört. 

Zur  Ableitung  unsers  muffel  von  muf 
(mucidus,  bz.  moderig,  faul,  schimmelig  etc.) 
stimmt  auch  das  im  Haung runde  (cf. 
Viliuar,  274  unter  muffeln)  vorkommende  50 
muffeln  (fein  regnen)  als  Sgnonym  von  un- 
serm  mudden  u.  smudden. 

Zu  nhd  Muffel  m.  muffen  cf.  noch 
(Diez,  II,  371)  franz.  mufie  (Maul);  norm. 
moufler  (maulen,  verdriesslich  u.  mürrisch  55 
sein)  u.  wegen  der  urspr.  Identität  von 
engl,  mop  mit  mof,  muf  u.  dieses  mit  mow 
aus  mowe,  mowa,  mauwa  auch  noch  das  mit 
engl,  mop  u.  oberrhein.  mupf,  muff  syno- 
nyme engl,  mow,  (mö,  mou),  schiefes  Maul,  60 


verzerrtes  Gesicht,  Grimasse,  was  übrigens 
auch  mit  franz.  moue  (verzogenes  Gesicht, 
cf.  Diez,  11,370)  u.  mnld.  mouwe  (vleesch- 
mouwe,  cf.  KU.)  aus  mouwe  (Aermel,  bz. 
als  schlaffes,  weites  u.  hängendes  Etwas) 
entstanden  sein  kann,  too  dann  auch  eine 
Berührung  von  oberrhein.  mupf,  muff  it. 
engl,  mop  (verzogenes  od.  schiefes  u.  hän- 
gendes Maul)  mit  1  muf  ;/.  nid.  mof  etc. 
möglich  wäre. 

1.  muffeleu,  mull'eln,  heimlich  u.  unver- 
merkt bei  Seite  schaffen,  heimlich  abnehmen 
u.  unterdrücken  od.  ersticken,  heimlich  um-  j 
bringen,  erdrosseln  od.  tödten  etc. ;  —  se 
muffeld  dat  gau  weg  od.  bi  de  sid ;  —  se 
muffeldeii  de  sake  (od.  dat  kind,  hum)  of. 

Es  hatte  urspr.  tvohl  die  Bedtg.:  ver- 
decken, verhüllen,  einhüllen,  vertuschen, 
woraus  es  dann  in  die  Bedtg. :  verdeckt  u. 
heimlich  etwas  thun  u.  bei  Seite  schaffen  etc. 
od.  in  die  von :  verbergen,  loegbergen,  weg- 
legen, bei  Seite  scJuiffen,  heimlich  umbringen 
etc.  überging.  Ident.  ist  es  daher  wohl  mit 
dem  von  nid.  moffel ;  nhd.  muffel ;  ndat. 
muffula,  moffula  (Muff  zum  Warmhalten  der 
Hände  od.  Ding  was  man  über  Etwas  zieht 
u.  womit  man  Etwas  bedeckt  u.  verhüllt,  cds 
Weiterbildung  von  1  muf)  fortgebildeten  engl. 
muffle  (bedecken,  einhüllen,  verhüllen,  ver- 
mummen, einmuffeln),  ebenso  loie  das  ital. 
(cf.  Diez,  I,  284)  muffare,  bedecken,  ver- 
hüllen, vermummen  etc.  von  muf,  bz.  mou, 
mouwe  (cf.  1  muf  u.  maue)  fortgebildet  ist. 
Zu  diesem  muffclen  cf.  auch  nid.  moffelen 
(heimlich  entwenden  od.  bei  Seite  schaffen, 
betrügen,  falsch  od.  verdeckt  spielen,  ver- 
tuschen), was  jedenfalls  auch  dasselbe  Wort 
wie  unser  muffeln ,  bz.  engl,  muffle  ist  u. 
wozu  wieder  die  Subst. :  moffelaar  (Betrüger, 
Beutelschneider),  moffelary  (Beutelschnei- 
derei, Mauserei,  heimliche  Entwendung  etc.) 
etc.  gehören. 

2.  mutfelen,  nmffeln,  a)  mit  festgeschlosse- 
nem Munde  u.  langsam  essen  u.  kauen,  od. 
so  essen  u.  kauen  ivie  alte  zahnlose  od.  mit 
schlechtem  u.  lückenhaftem  Gebiss  behaftete 
Leute  thun,  langsam  u.  mühsam  kauen;  — 
he  muffeld  (od.  mummeld)  al  wat  up  de 
körsten  herum;  —  he  sitt  al  hen  to  muffeln 
as  wen  he  't  hei  hast  net  kürt  krigen  kan  ; 
—  h)  mit  vollem  Munde  od.  vollen  Backen 
essen;  —  de  junge  muffeld  d'r  dügtig  wat 
längs.  —  Nd.  (D ähner t,  Schütze  etc.) 
muffen,  muffeln.  —  Es  ist  in  der  Bedtg. 
sub  a  H.  nd.,  sowie  auch  hochd.  (cf.  Wei- 
g  a  n  d)  in  derselben  Bedtg.  wohl  eins  mit 
nid.,  mnld.  moffelen,  matfelen  (buccas  mo- 
vere, balbutire) ;  aengl.  maflen;  engl,  maffle 
(stammeln,  unverständlich  für  sich  sprechen, 
brummen,    murmeln),     dessen    Stammverb. 


MUFFIG  623  MUGGEN 

maffen,   moffen,   muffen  heim  Vergleich  von  terten  y  m\ig  od.  m\ik,  während  lat.  musca; 

muf  od.  muffa  aus  mowa,  mauwa  (cf.  1  muf  griech.  muia;  lit.  muse;  lett.  musa ;  apreuss. 

II.  maue)  sehr  gut  aus  älterm  mäwen,  niou-  musa;    kslav.  mucha  (Fliege)  ti.  kslav.  mu- 

wen,  mowen   od.    mauen    (ein  unarticulirtes  sica  (Mäcke)  auf  ein  gleichfalls  zur  y  rau 
Geschrei  machen   etc.,  cf.  mewe   ii.  maueu)     5  (tönen,   rauschen,   surren,   sumsen,  murren, 

entstanden  sein  kann  u.    sonach  mit   ahd.  brummen)  gehörendes  Thema  musa  od.  musa 

mawen   (brüllen,   schreien)  u.   lett.   maunu,  zurückgelien ,   mit  welchem   auch   wohl  lat. 

mauju  (brüllen)  etc.  zur  y  mu  od.  mii  (so-  raussare,  mussitare  zusammenhängt. 
nare,  murmurare  etc.)  zu  stellen  ist,   ebenso  inuggele ;   i.  q.  mogele. 

wie    2    muf   xi.    müde   zur   y   mu    (netzen,  10       1.  muggeln,    sich    eifrig   u.    anstrengend 

feucht  machen  etc.).  mit  einer  Sache  beschäftigen,   bz.   sich   wo- 

Zu  der  Bedtg.  suh  b  cf.  das  hess.  u.  mit  abmühen  u.  abäschern  u.  zwar  häufig 
hochd.  (cf.  Vilmar  u.  W eigand)  vor-  mit  der  Nebenbedlg.,  dass  alle  dabei  ver- 
kommende muffeln  (kauen,  eilfertig  kauen,  wendete  Mühe  keinen  rechten  Erfolg  hat; 
od.  mit  vollen  JBacken  kauen)  u.  franz.  15  —  he  muggeld  siik  kumplet  d'r  mit  of;  — 
moufler  (die  Backen  aufblasen)  etc.,  was  all'  sin  muggeln  (Mühen  it.  Flagen,  bz.  Ab- 
nach  W eigand  (s.  daselbst  unter  muf-  arbeiten  woran  u.  worauf  etc.)  wat  he  deid 
fein)  von  einem  aus  muntvol  od.  nid.  helpt  hum  niks  un  brengd  hum  net  förüt. 
mondvol  (Mund-voll)  entstandenen  monfel,  —  Iterat.  zu  2  muggen. 
Muffel,  Mofel  (cf.  auch  hess.  Muffel  in  der-  20  2.  maggeln.  Es  ist  dasselbe  wie  mogeln 
selben  Bedtg.  bei  Vilmar,  soioie  murapfel  u.  steht  mit  diesem  für  älteres  mügeln, 
u.  mummel  in  der  Bedtg.  Mund  bei  bz.  älter  hochd.  mücheln ,  loas  mit  nhd. 
Schmelle r)  weiter  gebildet  ist,  worüber  m euchel n  (hinterlistig  u.  betrügerisch 
übrigens  auch  noch  Weiteres  unter  mummeln.  handeln,  hinterlistiger   u.   heimlicher  Weise 

muffig,  muffig,   a)  anrüchig,  faulig,    mo-  25  überfallen  u.  morden) ;  älter  nhd.  maucheln 

derig,  verdorben  etc.;  —  dat  mal  rukt  (od.  (toegstehlen,   heimlich   entioenden) ;  Schweiz. 

smekt,  is)  muffig; —  dat  rukt  hir  so  mufiig  mucheln  (heimlich  loeg nehmen) ;  hess.  (Vil- 

od.  hir  is  so  'n  muffigen  rök   od.  lücht;  —  mar)     mucheln     (heimlich    mit     einander 

b)    trübe  gestimmt,  mürrisch,  brummig,  ver-  sprechen),     gemuchel     (lieimliches     u.    ver- 

driesslich  etc. ;  —  he  is  fan  dage  so  muffig,  30  stohlenes     Treiben ,     Intrigue) ;     strassburg. 

dat  d'r  niks  mit  hum  uptostellen  is.  —  Nd.  mücheln  (verhehlen) ;  bayr.  mauchseln  (Iieim- 

muffig,  muffig  etc.  —  Zu  2  muf.  lieh  u.  in  boshafter  Absicht  herumschleichen) 

1  niUlke,   Müffchen,  kleiner  Muff  u.  na-  u.  ahd.  mühhilöu  ident  ist  u.  mit  ahd.  müh- 

mentlich  ein  kleiner  wollener  od.  gestrickter  hilari,  müchilari;  mhd.m\\xch&\ev  (Meuchler, 

Aermel  für  das  Handgelenk  als  Pulswärmer.  35  Meuchelmörder),    mühhil   in    ahd.    mühhil-, 

2.  niiifke,  ein  kleines  Häufchen  Menschen-  müchil-,    miuchel-swert    (Dolch),     bz.    nhd. 

koth.  —  Dimin.  von  2  muf.  Mcuchel  in  Meuchelmord  etc.  aus  dem  ahd. 

mug,  mochte,  möchte;  s.  mögen.  mühhau,  mühhön  (praedari,  grassari)  hervor- 

magge,  müde,  matt,  schlaff  etc.  —  Wohl  ging.     Dieses  mühhon  od.  mühhan  betr.,  so 

aus   älterm   müge   u.   mit   2  m8i   von   ahd.  40  hängt  dies  wohl  zweifellos   mit  goth.  muks 

muojan ,    muogan    etc.,     cf.    2    meien   u.    2  (weich,  nachgiebig,  geschmeidig,  lenis,  mollis 

muggen.  nid.  meuk,  moek,  muik  (weich,  sanft,  sachte 

mügge,  mügg',  Mücke,  Fliege ; —  swarte  etc.;  verstohlen,  verborgen,  heimtückisch  etc 

muggen ,    langbende   muggen ;    —    't   is   hir  s.  unter  möker) ;    nid.   meuk    (Weiche)   etc 

swart  fan  muggen.  —  Sprichw. :  he  fald  d'r  45  zusammen,  loo  dann  die  Bedtg. :  weich,  ge 

in  as  de  mügge  in  de  bre ;  —  dat  is  so  fol,  linde,  sanft  etc.  in  die  von :  sachte,  leise. 

as  of  en  'n  mügge  stekd ;  —  hebben  muggen  verstohlen,  unbemerkt,  Iteimlich  od.  still,  ohne 

6k  rüggen?  —    Nid.  mug;    mnld.  mugghe;  Geräusch    etc.    überging     (cf.     W eigand 

nd.  mügge;  mnd.  mugge  ;    as.  muggja;  ags.  unter  Munchelei  u.  dem  zweiten  Mucker) 

mycg;   aengl.  (Stratman:i)  mugge;   engl.  50  u.  ivobei  ich  loegen  unseres  inlautenden  „g'"'' 

midge;  an.  my;  norw.  my,  dial.  mytt,  mygg,  auf  nid.  moggel,  mockcl,  mog  verweise,  was 

mugg;  schwed.  mygg,  dial.  my;    dän.  myg  ;  mithess.muck;mhd.u.  mnld.  mocke  {scroTphSi) 

ahd.   mucja,    mucca,   mugga ;   mhd.    mucke,  u.  vielleicht  weiter  mit  aengl.  muk  (stercus, 

mugge,  mücke,  mügge.  —  Es  bezeichnet  ein  fimus) ;  engl,  muck  (nässen,  feuchten,  Koth, 

Etwas  (Wesen,  Thier)  was  brummt  u.  summt  55  3Iist,  Dung  etc.) ;  an.,  isl.  myki  (fimus  etc.) 

od.    ein   Gesumse   u.   Rauschen ,    Geräusch  zusammenhängt  u.  beim  Vergleich  von  mykr 

(sonus  etc.)    macht   u.   gehört   es   mit   nhd.  u.    mykia    (leuimentum)    u.    myki    (mollire, 

mucken ,  mucksen ;  lat.  mugire ;  griech.  lenire)  auch  wieder  auf  goth.  muks  (s.  oben) 

muke  (Gebrüll)   zu   einer  aus  mü   od.   mu  zurückgehen  könnte. 
(sonare  etc.,  cf.  m6ve  u.  mauen  etc.)  erwei-  60      1.  muggen,  mochten;  möchten;  s.  mögen. 


MUGGEN 


624 


MUKSEN 


2.  moggen,  mühen.  —  Ndsächs.  moggen 
etc.  aus  miiojan  etc.,  cf.  2  meien  etc. 
müggerik,  müggerk,    Beifuss  (artemisia 

vulg.).  ^ 

milk,  Kuss ;  cf.  smuk,  nid.  smok  (Kuss) 
u.  auch  das  nd.  (Fott,  Wurselwb.  I,  ziveite 
Abth.,  pag.  1219)  muk  (Mund),  tcie  auch 
mündken  (Mündchen)  u.  Mä  u  lohen  in  der 
Bedtf).  Kuss  od.  Küsschen   gebraucht  wird. 

1.  iiiukke  (Flur,  mukken),  ein  kleines 
ru)idcs  Si/rupsgebäck,  ähnlich  tcie  ein  dicker 
Pfeffernuss,  aber  etwas  flacher. 

2.  miikke,  Tücke,  Nucke,  überraschender 
u.  wunderlicher  od.  verrückter  Einfall,  böse 
Laune,  Grille  etc.;  —  he  (od.  dat)  hed  sin 
mukkeii  (Nucken,  Schivier igkeiten  etc.) ;  — 
dat  sunt  sin  mukken  (Tücken,  heimliche  u. 
böse  Anschläge  etc.);  —  he  kau  sin  olde 
mukken  net  laten  od.  he  krigt  sin  okle 
mukken  altid  wer  ;  —  he  hed  altid  sükke 
ferdömde  mukken  in  de  kop.  —  Nd.  mucke 
od.  mukke  u.  (cf.  Br.  Wb.  III,  19G)  muke ; 
)nnd.  mucke  (Anfall  von  übler  Laune,  Tücke, 
Heimtücke ,  böse  Grille) ;  mhd.  muoche, 
mueche,  mucke,  loas  in  der  richtigen  md. 
od.  nd.  Form  tcohl  miike  lautet  u.  sonach 
mit  mhd.  (Lex  e r)  müchen  (verstecken,  ver- 
bergen) u.  mhd.  (cf.  Weigand  unter  dem 
zweiten  M ucke r)  mocken  (heimlich  u.  ver- 
steckt hervorblicken;  sich  versteckt  halten, 
versteckt  sein),  sowie  tveiter  mit  ahd.  mühhan, 
miihhön  (praedari,  grassari),  mühhari  (gras- 
sator),  mühheo,  müchio  (latro),  mühhih^ri, 
müchilari  (sicarius,  Meuchler,  Meuchelmörder) 
etc.  eines  Ursprungs  sein,  bz.  ebenso  wie 
diese  Wörter  u.  unser  muggelu  u.  md. 
mogeln  auf  das  goth.  muks ;  an.  mjükr 
(lenis ,  mollis) ;  nid.  muik ,  moek ,  meuk 
(weich,  sanft,  sachte,  leise,  verstohlen,  ver- 
borgen, heimtückisch  etc.;  s.  unter  möker 
u.  muggeln)  etc.  zurückgehen  dürfte,  cf. 
2  mukken  u.  1  mukker. 

3.  mukke,  ein  cglinderförmiges  Thongefüss 
von  etwa  5  Zoll  Weite  u.  15  bis  18  Zoll 
Höhe,  ivelches  früher  hauptsächlich  zum 
Atifbeivahren   von  Sgrup  gebraucht  wurde. 

1.  mukken,  mucken,  einen  Ton  von  sich 
geben,  sich  hören  lassen,  seine  Unzufrieden- 
heit durch  Laute  u.  Geberden  zu  erkennen 
geben,  murren,  knurren,  brummen;  —  he 
dürd  net  mukken  od.  sük  net  mukken-,  — 
he  hed  wer  wat  to  mukken.  —  Nd.,  mnd. 
mukken  od.  mucken  (den  Mund  kaum  auf- 
thun,  murren  etc.);  nid.  mokken  (knurren, 
brummen,  maulen  etc.)  mnld.,  mflüm.  mocken 
(buccas movere,  balbutire);  md.  (fiandschriftl. 
moken) ;  früher  hochd.  (cf.  Weigand) 
mughen,  mugen,  mügen  (brüllen,  schreien) ; 
ahd.  muccazan  (mutire,  mucken,  mucksen, 
cf.  mukscn).  —  3{it  mügge   u.    tat.  mugire; 


griech.  muke  (Gebrüll),  raukäomai  (brüllen)  ; 
skr.  muj,  mujati  (schreien,  brüllen)  von  einer 
idg.  y  muk,  mug  als  Weiterbildung  V07i 
der  y  mu  od.  mii  (cf.  mauen  u.  müen),  tcie 
5  mak  von  ma  od.  ma  (blocken,  brüllen, 
schreien  etc.,  bz.  ein  unarticulirtes  Ge- 
räusch machen). 

2.  mukken,    heimlich    beseitigen    u.    still 

machen,  unterdrücken  etc.;  heimlich  u.  still 

10  bei  Seite  .schaffen,   heimlich  tödten   etc.  etc. 

—  Nur  in  ot'mukken  (abmucken),  ivclches 
ungefähr  dieselbe  Bedtg.  wie  ofsmoren  hat. 

—  se  hebbcn  de  sake  mit  'n  ander  ofmukd 
(sie  haben  die  Sache  heimlich  mit  einander 

15  übgemuckt  od.  erstickt,  unterdrückt  etc.,  da- 
mit sie  still  u.  verborgen  bleibt  u.  nicht 
ruchbar  tvird) ;  —  se  hebben  hum  ot'mukt 
(sie  haben  ihn  heimlich  getödtct,  bz.  still  ic. 
unvermerkt  bei  Seite  qeschaff't   od.  aus  dem 

20  Wege  geräumt).  — Nd.  (Br.  Wb.,  111,197) 
mukken  (tückisch,  hinterlistig,  heimlich  er- 
morden), afmukken  (heimlich  aus  dem  Wege 
räumen,  ermorden).  —  Ks  ist  wohl  zweifel- 
los dasselbe  Wort   wie  ahd.  mühhan  (prae- 

25  dari  etc.)  u.  entstand  es  aus  älterem  nd. 
müken,  wie  2  mukke  aus  muke  u.  wie  auch 
mocken  (heimlich  u.  versteckt  hervorblicken 
etc.,  s.  unter  2  mukke)  formell  dasselbe  ist, 
loie  dieses  mukken.     cf.  auch  das  folgende: 

30  1 .  mukker,  Mucker,  heimtiickischer  Mensch, 
Heimtücker,  Leisetreter,  Schleicher,  schein- 
heiliger Frömmler  etc.;  —  he  is  'n  regten 
mukker;  he  hed  altid  en  in  't  sin;  —  he 
hord  ök   to   de  mukkers   un  finen.  —  Wie 

35  nd.  (Br.  Wb.,  III,  19S)  mukker,  afmukker 
(Meuchelmörder,  heimlicher  Todtschlägcr) 
von  dem  aus  ahd.  mühhan  entstandenen 
mukken  (cf.  2  mukken),  so  auch  dieses  von 
einem  tvohl  anzunehmenden  mhd.  mucken, 

40  ahd.  mucchön,  mucchan,  loas  gleichfalls  aus 
ahd.  mühhan  etc.  entstanden  ist,  ähnlich 
wie  nhd.  zucken  (cf.  tukken  etc.)  u.  ahd. 
zocchön  (cf.  tokken)  von  ahd-  ziohan  (cf. 
teen  od.  tejen  u.  tuen)  entstand. 

45      2.    mukker,    kleine     mit    Blei    gefüllte 
Holzkugel. 
mfi-k» ;  i.  q.  bü-kö. 

muks,    Lust,    Neigung,    Begierde;    — 
he    lied    d'r    gans   gen    muks    au  (od.    up), 

50  um  dat  to  döu,  od.  um  dar  hen  to  gän  etc. ; 

—  he  hed  d'r  so  'n  muks  up,  um  dat  to 
hebben  ;  —  he  hed  so  'n  muks  up  dat  wicht, 
dat  all'  proten  niks  helpt,  um  hnm  d'r  of 
to  holden ;  —  he  hed  sin  muks  (seinen  Sinn 

55  od.  Neigung,  Willen  etc.)  d'r  nu  enmal  up 
settd  un  nu  mut  't  ök  gän,  't  mag  bügen 
of  breken. 

muksen,  mucksen,  einen  Ton,  Laut,  Schrei 
od.  eine  Klage,   ein  Murren  hören  lassen, 

60  sich  Etwas  merken  lassen,   sich  rühren  od. 


MÜL 


625 


MULEN 


regen  etc. ;  —  mukse  di  net,  ik  radc  dt  't. 
—  Dies  nd.  u.  nlul.  muksen  u.  auch  gleich- 
bedeutende nhd.  VI  uchs  en  entstand  aus 
ahd.  muccazan,  mukkizen  (niutire,  mucken) 
ti.  dies  aus  einem  einfachen  ahd.  muhhan, 
imicchau  =  and.  mukkan  (cf.  1  mukken), 
welche  Form  anscheinend  in  ähnlicher  Weise 
toie  bukken  (Micken)  auf  biugan,  auf  ein 
älteres  mugan  zurück  geht.  Wie  nun  aber 
das  nhd.  blitz cn  aus  bli ckzen  u.  dieses 
aus  ahd.  plcckazzan,  blecchezen  entstand, 
so  entstand  aus  muccazan  «.  nhd.  much- 
sen  auch  ein  nhd.  mutzen  u.  nd.  miitsen 
mit  derselben  Bedtg.  tvie  miicken  od. 
mucksen. 

1.  mul;  i.  q.  1  mol,  mürbe,  locker, 
lose  etc. 

2.  mul,  Mull,  lockere,  lose,  trockene  Erde 
od.  Staub-Erdc,  Kehricht,  fein  zerriebener 
Rückstand  von  Torf  etc. ;  —  't  is  uiks  as 
emer  mul ;  —  Compos. :  törf-mul,  säg-mul 
etc.  —  Nid.  mol,  mul ;  nd.,mnd.  muH,  mul; 
afries.  mol  (in  mollesfoot) ,  ivfries.  mol,  mul ; 
nfries.  mull ;  ahd.  mulli  in  ga-mulli  (Gemüll 
=  mnld.  gemul) ;  cigs.  myl ;  aengl.  mul ; 
schtved,  mull  tt.  mylla  etc.  —  Vielleicht  gekürzt 
aus  muld  etc.  (cf.  1  molt),  doch  tvahrschein- 
licher  mit  diesem  u.  ahd.  m\x\ist.i\  (zermalmen) 
von  einem  u.  demselben  Stamm  mul,  worüber 
Weiteres  unter  2  mullen. 

3.  mul  od.  nmlle  u.  auch  mol,  Maulwurf. 
Der  Plural  lautet  mullen,  wenit  aber  von 
sämmtlichen  Maidwürfen  od.  dem  ganzen 
Geschlecht  derselben  die  Rede  ist,  so  wird 
mul  auch  collect,  gebraucht,  ivie  z.  B. :  de 
mul  regerd  so,  dat  se  hast  de  hele  tun  up 
de  kop  hed,  od.  auch:  de  mul  is  fan  't 
jär  rein  dül ,  se  hed  't  all'  hol  un  up  de 
kop.  —  Redensart. :  he  is  so  blind  as  'u 
mul ;  —  he  geid  na  Junker  mul,  d.  h.  es 
geht  mit  ihm  zu  Grabe,  er  loird  sterben 
etc.  —  Mnd.  mul;  nid.,  mnld.,  mfläm.  mol; 
aengl.  molle ;  engl.  mole.  —  Daneben  auch  : 
nd.  multworp,  mulworp,  mollworp,  mülworp, 
multworm , .  mullworm  ,  molhvorra ;  mnld. 
molworp,  mulworp;  ahd.  multwurf;  mhd. 
moltworf,  moltwerf,  moltwerfe,  d.  h.  Erd- 
Werfer  od.  Thier  was  Erde  od.  lockere 
lose  Erde  (s.  1  molt)  wirft  od.  aufwirft, 
ivobei  bemerkt  sei,  dass  die  Formen  mol-  od. 
mul-worm  aus  mol-  od.  mulworp  verdorben 
u.  vielleicht  bei  unserm  mul  die  zweite  Silbe 
worp  od.  warp  abgeworfen  ist.  Da  indessen 
die  aengl.  Form  molle  «.  engl,  mole  an- 
scheinend gegen  diese  Annahme  streitet,  so 
ist  es  auch  möglich,  dass  dieses  Subst.  als 
selbstständiger  Name  für  den  Maulwurf  di- 
rect  gar  nichts  mit  dem  obigen  moltworp 
od.  multwurf  etc.  gemein  hat,  sondern  eher 
entweder    (cf.  wröte,   wröte)    als  Wühler 

J,  ten  Doorukaat  Koolinan.    Wörterbuch.    II. 


von  unserm  mullen  in  der  Bedtg.:  xoühlen, 
zertoühlen  etc.  (cf.  4  mul  u.  3  mullen)  od. 
als  Mull- Macher  od.  Mull- Ding,  Mu 1 1- 
Wesen  von  2  mul  od.  von  ahd.  muljan  (s. 
5  unter  2  mullen)  abstammt. 

4.  mul  od.  mulle,  muller,  Wühler,  nament- 
lich ein  Kind,  ivelcJies  in  Erde  u.  Sand  od. 
Staub  etc.  ivilhlt  od.  herumivühlt ;  —  he  is 
'n  regten  lütjen  mul  (od.  muller),  de  de  hCdc 
10  dag  ligd  in  't  sand  to  mullen.  —  Zu  3  mullen. 

mul,  Maul,  Schnauze.  —  Redensart,  u. 
Sprichiü. :   't  mul  geid  hum   as  'n   spölrad ; 

—  „dat  wil  'k  dl  smeren,"  segd  de  potlapper, 
„min  mül  mit  spek  un  fet   un   din  hals  mit 

15  örfigen;"  —  he  hed  'n  mül  as  'n  schermest 
so  scharp.  —  Nd.,  mnd.  muul  od.  mül;  nW. 
muil ;  mnld.  muyl ;  an.  müli ;  norw.,  dän. 
mule;  ahd.  müla;  amhd.  müle,  moule;  md. 
müle ;  mhd.  mül. 

20  Da  das  an.  müli  u.  norw.  mule  ausser. 
Maul  od.  Schnauze,  Schnabel  auch  die  Be- 
dtg.: Landspitze  od.  Vorgebirge 
(Promontorium)  hat,  so  nimmt  Fick  (III, 
230  u.  231)  an,  dass  müla  für  älteres  mon-la 

25  steht  u.  mit  mund  zur  y  man  (prominere) 
gehört. 

mul-äsel,  Maidesel.  —  Aus  lat.  mülus, 
Maulesel,  Maulthier. 

mül-band,    Maulband,   Band  von  Leder, 

30  welches  um  das  Maul  der  Hunde  befestigt 
wird,  damit  sie  nicht  beissen. 

miil-bee,  mul-beje,  Maulbeere.  —  Die 
Vorsilbe  mül  entstand  mit  Uebergang  von 
r  in  1  aus  mür  u.  dies   aus  lat.  mörus  od. 

35  morum. 

mul-bret  od.  mulbred,  molbret,  Erdbrett 
od.  muldenförmiges  Gcräth  zum  Schlichten 
der  Ackererde,  von  etwa  4  Fuss  Breite, 
loelches  vorne  mit  scharfer  Kante  zur  Auf- 

40  nähme   der  lockeren  Erde   od.    des  Mulls 

(cf.  2  mul)   u.  hinten   mit    einem  Stiel  zum 

Ueberwerfen  versehen  ist  u.  von  einem  Pferde 

gezogen  loird.  —  Nid.  molbord. 

mul-biilt   od.   mul-bülte    u.    wi'ötebültc, 

45  Maulwurfshaufe.  —  Sprichio. :  mulbülten  in 
de  märt  streien,  deid  't  gras  in  de  sömmer 
un  harfst  greien. 

müle,  mül,  Pantoffel;  Dimin.  mülke, 
mültje.  —  Redensart,  u.  Sprichw. :    in  Ost- 

50  fresland  lopen  se  up  mülen,    cf.    2   brügge; 

—  de  föt  in  de  mül,    de  band    in   de  bül ; 

—  junk  up  mülen  old  up  slüren ;  —  he 
sitt  mit  de  mültjes  bi  't  für  un  speid  (od. 
spütterd)  in  de  aske.   —   Nid.  muil;   mnld. 

55  muyl ;    nd.  mule.    —    Entlehnt    aus  franz. 

mule  ;  ital.  mula ;  sptan.  mula,  mulilla  u.  dies 

vielleicht  aus  lat.  mulleus. 
mulen ,    maulen ,    sich    unzufrieden    u. 

mürrisch  bezeigen;  —  he  sitt  to  mülen  od. 
60  to  prülen. 

40 


MUL-FAL 


B26 


MUELLERN 


niul-i'al,  muUefal,  mulfalle,  Maidwurfs- 

falle.  —  N'lil.  mollcval. 

iniilferd.  Mauler,  Murrkopf,  Brummbär, 
Grobian  etc.  —  Nid.  molfertl. 

liiulfiM'n,  maulen,  murren,  brummen  etc. 

iiiiil-^at,  Maidwurfsloch. 

iiuilk»Mi,  Milch  u.  Alles  loas  aus  Milch 
(/(■macht  u.  bereitet  wird.  Für  Molken  in 
der  Bedtg.  Käsewasser  gebrauchen  wir 
woi.  —  Xd.,  mnd.  molken  (dasselbe);  mnld. 
molcken  (lactarium);  ags.  niolcen  (lac  coa- 
j,nilatiiin) ;  7)ih(l.  molchon,  molken,  mulohon, 
nmIkcMi  (Milch  u.  was  aus  Milch  gemacht 
wird;  beim  Gerinnen  der  Milch  sich  ab- 
scheidendes Wasser,  Molke  od.  Molken); 
Schweiz,  molchen  (Butter  u.  Käse).  —  Es 
ist  entweder  vom  Flur,  des  Präter.  inulk, 
molk  (melkte)  od.  vom  Partie,  mulken  (ge- 
molken) gebildet,  sodass  es  ursjir.  das  Ge- 
rn elkte  od.  G c m olk  en  e  (u.  so  die  Milch 
u.  das  Milchgut)  bezeichnete. 

imilkoii-^rttl  od.  auch  melk-^iMl,  Milch- 
geräth.  —  't  mulkoniiöd  mut  all'  god  rein 
im  safer  holden  worden. 

niulken-tiifer,  a)  Milchzauberer  ti.  Milch- 
bezauberer ;  loeibl.  nuilken-töferske,  Milch- 
bezauberin,  Mdchhcxe,  Person  welche  durch 
Zauberei  den  Kühen  die  Milch  entzieht  od. 
Person  welche  die  Milch  bezaubert  u.  be- 
spricht, dass  sie  nicht  schitt't  u.  keine  Butter 
giebt  (cf.  0.  L.-B.,  pag.  817)  u.  daher  auch 
hoiievhakse  genanid ;  —  b)  Dämmerungs- 
od.  Nachtfalter.  Der  Letztere  wird  auch 
in  Jeverland  so  genannt,  während  er  in 
P 0 m m e r n  (cf.  D ä hner t)  molkendeev 
heisst  u.  sonst  hierunter  (cf.  ScJi.  u.  L.) 
auch  die  Bärenraupe  verstanden  wird.  — 
Nd.  mnlken-töver,  molken-töwer,  molken- 
töwersche ;  mnd.  molkentover ,  molken- 
toversche. 

null ;  i.  q.  mul  in  allen  Bedtgn. 

iiiuUfi,  s.  3  u.  4  mul. 

1.  iiinllen  od.  raollen,  lockere  lose  Erde 
mit  dem  „mulbret"  genannten  Ackergeräth 
übers  Land  bringen,  tim  dasselbe  zu  schlich- 
ten; —  sc  sunt  np  de  güsttalge  an  't 
mullen.  —  Wohl  mit  miilbret  zu  2  mul  tcie 
erde  n  (in  iibererden)  von  Erde  u.l  kleien 
von  klei. 

2.  niullcn,  reiben,  zerreiben,  zerkleinern, 
zermalmen,  mit  den  Zähnen  m(ümen  od. 
kauen,  essen  etc.;  —  he  mulld  dat  net  so 
kürt  as  solt;  —  hö  sitt  to  mullen  od.  smullen. 
—  Wang.  (Ehren  traut,  I,  öl)  moUi, 
mulli  (mit  den  Fingern  zerreiben,  krümeln, 
brocken);  nid.  (v.  Dalc)  mullen  (kauen, 
essen);  aengl.  mnWin-,  engl.  mn\\\  an.,  norw. 
mylja;  ahd.  nuiljan,  muUan,  mullen,  mulen; 
mhd.  miillen,  miUen,  müln  (contcrerc,  zer- 
reiben, zermcdmen  etc.). 


Es  gehört  nach  F ick  tu  malan  (cf. 
malen)  toie  huljan  (cf.  hüllen)  zu  helan, 
doch  ist  es  auch  möglich,  dass  urspr.  ein 
goth.  milan,  mal,  mul,  mulun  (von  der  ]/  mal, 
5  mar,  reiben,  zerreiben  etc.)  bestand,  wovon 
muljan  sowohl  wie  auch  2  mul  u.  1  mol, 
1  molt  etc.  abzuleiten  ist.  cf.  weiter  das 
folgende: 

3.  mullen,    wühlen,   rühren,   graben  etc., 

10  in  Erde  od.  Staub,  bz.  unter  der  Erde 
wühlen  u.  graben,  dieselbe  durch-,  zer-  u. 
aufwühlen  u.  lockerer  inachen,  od.  auch  die- 
selbe aufwühlen  od.  aufreissen  etc.  u.  in  die 
Höhe  werfen;    —    de  mul    (der  Maulwurf) 

15  is  wer  an  't  mullen  ;  —  de  kinder  mullen 
od.  wrüten  in  de  erde  od.  in  't  sand  herum ; 
—  he  hed  de  kartuffels  in  de  erde  (od.  in 
't  strö,  in  't  sand  etc.)  mnlid  od.  bemulld 
(gc-    od.  bewühlt,    ge-   od.  begraben    u.    mit 

20  dem  betr.  Etwas  bedeckt) :  —  se  hebbon  siik 
d'r  gans  in  bemulld;  —  ht"'  mulld  od.  wrötd 
(wühlt,  gräbt  etc.)  sük  d'r  in  fast. 

Die  eigentl.  Bedtg.  wird  wohl  sein :  eine 
reibende  od.  mahlende,    drehende,    bohrende 

25  u.  wühlende  Bewegung  mit  Etwas  (z.  B.  der 
Nase  od.  der  Schnauze  von  den  Maulwürfen, 
bz.  den  Händen  ti.  Fingern  von  Menschen 
u.  Thieren  etc.)  in  Etwas  machen  u.  ist  es 
jedenfalls  mit  2  mullen,  soioie  aucJi  schwcd. 

30  mylla  (mit  Erde  betverfen,  die  Erde  klein 
machen  u.  auflockern;  unter  die  Erde  machen 
od.  bringen  etc.,  cf.  mylla  ned  nägot,  etwas 
verscharren;  —  mylla  ned  säden,  die  Saat 
untereggen)  eines  Ursprungs,  während  nid. 

35  mullen  (in  Staub  zerfallen,  zu  Staub  iccrden, 
icurmstichig  iverden)  ;  nd.  (D  ahn  er  t) 
mullen,  mullschen  (in  Staub  zerfallen,  sich 
leicht  zerreiben) ;  schwed.  mulla  (zerfallen, 
auseinander  fallen,  bröckeln  etc.)  icahrscheinl. 

40  wie  iinser  1  mullen  von  mul  od.  muH  (lockere 
Erde  etc.,  cf.  2  mul)  fortgebildet  iourde. 
muller,    Wühler;  s.  4  mul. 
mliller,  Midier.  —  Sjyrichw. :  de  dum  is  't 
erlikste  lid  an  de  müller ;  —  elk  hed  sin  krüs, 

45  man  de  müller  hed  't  grotste  (das  von  den 
Windmühlenflügeln  gebildete  Kreuz)  ; —  „dat 
is  'n  ander  körn,"  sä'  de  müller,  do  bet  he 
up 'n  müskBtel.  —  Volksreim:  de  müller  mit 
sin  matfat;    de   wefer   mit   sin   spölrad;    do 

50  snider  mit  sin  snippelschiir ;  dar  kamen  all' 
dre  defen  her.  —  Aus  ahd.  mulinari;  mhd. 
mülnaere,  mülncr ;  mnd.  molner,  molro;  nid. 
molenaar;  as.  muleniri  etc.  u.  dieses  aus 
dem  mlat.  molinarius  von  molina,  cf.  mölen. 

55  müllerke,  Plur.  müllerkes,  die  Frucht 
des  Hagedorns,  sonst  auch  hagewibke  (Plur. 
liägewibkes)  genannt. 

miillern,  mahlen,  Mehl  aus  Getreide  machen 
od.  eigentlich  wohl  den  Müller  (od.  Per- 

60  son    die   mahlt   u.   zerkleinert)    machen   u. 


MULM 


62? 


MUMMELEN 


demnach  gebildet  wie  schneidern  u.  s  c hu- 
stern von  Schneider  u.  Schuster. 

muliu,  Mulm,  Staub,  Staubmehl,  durch 
Wurmfrass  od.  Fäulriiss  in  Staub  zerfallenes 
vermodertes  u.  gemeiniglich  mit  ei)iem  muf- 
figen Geruch  behaftetes  Hals;  —  't  is  niks 
as  emer  mulm ;  —  dat  rukt  not  as  mulni. 
—  Nid.  molm  (lockere  Stauberde,  Wurm- 
frass, verfaultes  in  Staub  zerfallenes  Holz, 


mit  der  Bedtg. :  zu  Statt b  tver den  urspr. 
ivohl  niul-an  od.  mul-öu  gelautet  hat,  so 
könnte  zu  diesem  auch  das  aengl.  moulcu, 
moulin ;  engl,  moul,  mould  (schimmeln,  mu- 
ccre,  raucescerc)  stimmen,  falls  es  nicht  et- 
wa aus  muglen  od.  miiwlen  (cf.  Strat- 
m  a  n  n,  pag.  409)  entstand  u.  mit  an.  mygla ; 
diin.  mugne  (schimmeln)  u.  dän.  muggen ; 
nd.  (Br.  Wb.,  Dühnert)  muchlig  (muffig, 


Filulniss);  nd.  mvi\m,mvi\m,mö\\i\  (dasselbe);  10  schimmelig ,    dumpfig    etc.)    auf   lat.    inucor 

mnld.    molm    (pulvis  etc.) ;    7nnd.    milm    od.  zurückgeht. 

mylui,  melm;  as.  melm;  ahd.  melm  (zer-  mulsterig,  mnlstrig,  mulsterg,  a)  ver- 
riebene Erde,  Staub,  Sand)  ;  ags.  mealra  ;  dorben,  muffig,  schimmelig,  moderig  etc. ;  — 
schwed.  (veraltet)  malm ;  golh.  malma  (areiia,  dat  mal  (od.  brod)  is  (od.  smekt,  rukt) 
Sand).  —  Davon  ital.  melma;  sard.  molma  15  mulsterg;  —  dat  rukt  hlr  aferal  so  mulsterg 
(Schlamm).  —  3Iit  an.  malmr ;  norw.  malm ;  in  büs,  dat  d'r  hast  gen  minsk  in  düren  kan  ; 
schwed.  malm  (Erz,  Metall,  Metall  enthal-  —  b)  verdriesslich,  brummig,  mürrisch  etc. ; 
tendes  Gestein)  u.  dem  nhd.  malmen  (in  —  he  is  so  mulsterg  fan  dage,  dat  d'r  hei 
zermalmen)  von  1  malen  od.  mit  diesem  u.  niks  mit  hum  antofangen  is ;  —  he  kikt 
lit.    melma,    Stein;    Gries    (die    Krankheit)  20  net  so  mulsterg  üt,  as  de  düre  tid.  —  Nd. 


(Br.  Wb.,  D ähner t  etc.)  mulsterig,  mul- 
strig.  —   Wegen  der  Bedtg.  sub  b  cf.  auch 
muffig  u.  muffel. 
mulsteriglieid,    niulstiigheid,    mulsterg- 


direct    von    der    y    mal     (zerreiben,    zer- 
kleinern etc.). 

malmen,  zu  Mulm  od.  Staub,  Staubmehl 
etc.   werden,    modern,  faulen    etc. ;    —    dat 

holt  (od.  de  böm  etc.)  fangd  an  to  mulmen ;  25  lieid,  a)  Muffigkeit  etc. ;  —  man  kan  dat 
—  de  balke  mulmd  gans  weg,  bz.  is  gans  bröd  für  mulsterigheid  net  äten,  bz.  dat  hir 
fermulmd.  —  Nid.  molmen.  in  hüs   för   mulstergheid    net   ütholden ;  — 

mulmig,  mulmig,  mulmicht,  von  Fäulniss        h)  Verdriesslichkeit,  Mürrischheit,  Grimmig- 
od.   Wurmfrass  angegriffen   u.   in  den  Zu-        keit  etc.;   —   he   wet   sük   för  mulstrigheid 
stand  von  Mulm  übergehend   od.    zu  Mulm  30  hast  net  to  bargen  un  to  laten. 
werdend;    —   de  böm  word  mulmig;  —  'n  mämke,  Mühmchen.   c/.  mömke  m.  mumme, 

mulmigen  balke.  mumme,  Muhme.     Nebenform  von  m8me. 

mulsteren,  mulstern,  a)  verderben,  muffig        —  Ahd.  muoma  etc. 
iverden,   schimmeln;  —   dat  mal  (od.  brod  mnmmel.     Ich   weiss    nicht,    ob    es    ein 

35  Dimin.  von  mumme  =  ahd.  muoma  u.  dem- 
nach mit  muoraeli ;  mhd.  müemel  (Mühmchen) 


40 


etc.)  mulsterd,  bz.  fangd  an  to  mulstern ;  — 
b)  sich  verdriesslich  u.  unzufrieden  bezeigen, 
schmollen,  brummen,  murren  etc. ;  —  he 
sitt  in  de  hörn  to  mulstern ;  —  wat  best  du 
altid  to  mulstern  ? 

Es  setzt  (wie  auch  mulsterig)  ein  Subst. 
mulster  voraus,  was  in  ähnlicher  Weise  wie 
ahd.  galstar  von  galan  u.  unser  galster  u. 
galstern,  galsterig  von  galle  od.  gallen  von 
einem  Verb,  mullen  in  der  Bedtg. :  ver- 
derben, verfaulen,  schimmeln  etc.  entstand,  45 
was  indessen  in  dieser  Bedtg.  hier  nicht 
vorkommt.  Vergleicht  man  indessen,  dass 
mu.m  aus  Staub  etc.  auch  in  die  Bedtg. 
Fäulniss    überging    u.    dass    auch    der 


ident.  ist,  od.  ob  es  ein  zu  mummeln  ge- 
hörendes Subst.  (wie  in  ge-mummel)  ist,  da 
mummel  ('t  is  'n  olden  mummel)  soioohl  ein 
Mühmchen  od.  eine  ältere  weibliche  Per- 
son, als  auch  eine  ältere  Person  mit  zahn- 
losem od.  lückenhaftem  Munde,  bz.  eine 
Person  die  mummeld  (cf.  mummeln)  be- 
zeichnen kann. 

1.  mummelen,  mummeln,  a)  mit  zahnlosem 
Munde  od.  lückenhaften  Zähnen  kauen,  lang- 
sam u.  mühsam  zerkauen,  vorne  mit  den 
Zähnen  in  der  Weise  kauen,  dass  der  Mund 
kaum  geöff'net  wird  u.  die  Lippen  nur  loenig 
Mulm  faulig  od',  moderig  u.  muffig  riecht,  50  u.  leise  bewegt  loerden ; —  he  mummeld  as 
so  ist  es  klar,  dass  auch  Mull  od.  Gemüll  'n  old  minsk;  —  se  mummeld  up  de  bröd- 
(cf.  2  mul)  in  die  Bedtg.  eines  fauligen,  körstjes  herum;  —  junge!  wat  sittst  du  al 
moderigen  u.  muffigen  Etwas  übergehen  to  mummeln,  kanst  du  net  ördentlik  kauen  ? 
konnte  u.  dass  demnach  auch  das  mit  mulmen  —  b)  durch  die  Zähne  sprechen,  undeutlich 
sgnon.  nid.  mullen  (in  Staub  zerfallen,  zu  55  u.  unverständlich  reden,  murmeln  etc. ;  — 
Stcmb  werden,  lourmstichig  u.  faul  werden  he  mummeld  wat  in  de  bärd.  —  Davon 
etc.,  s.  unter  3  mullen  am  Schlüsse)  das  Subst.:  gemummel  u.  zwar  sowohl  in  der 
Stammverb,  von  einem  Subst.  mulster  u.  dem  Bedtg.  des  Essens  in  obiger  Weise,  als  auch 
Verb,  mulsteren  sein  kann.  Da  nun  aber  in  der  von  Gemurmel  etc.  —  Nd.  mummeln, 
ein  von  mul   (cf.   2  mul)   abgeleitetes   Verb.  60  mumpeln;  mnd.  mummelen;  nid.  mommelen, 

40* 


Mummelen 


MUND 


mompeleu;  mnld.  mommeleu,  mompelen  «. 
moiulpelen  (mugiuari,  iniinnillarc,  mussarc, 
mussitarc,  emutire) ;  oberd.  muuipfcln ;  encßl 
munible;  aenffl.  moinelen,  mamclen  u.  auch 
and.  (nach  Stratnian)0  momelen.  — 
Ebenso  wie  mnld.  maffelen  ii.  das  einfache 
matten  dem  mott"eleu,  b^.  muttelu,  so  steht 
auch  dem  nioiiiineleu  od.  moinelen  wieder  ein 
aengl.  mamclen  u.  ahd.  mammalun  (in  letts- 
mammalön,  stammeln)  gegenüber  n.  beweist 
dieses  tcohl,  dass,  falls  mutfein  u.  mumpfcln 
(s.  unter  2  muffeln  am  Schlüsse)  auch  eincs- 
theils  von  dem  angeblich  aus  numtvol  ent- 
standenen mumpfel,  muft'el  fortgebildet  sind, 
doch  dies  mit  dem  aus  maffeln  u.  mamelen 
od.  mannnclen  verdumpften  nd.  u.  nid.  u. 
aengl.  Wörter  muft'eln,  mott'elen  u.  momelen, 
mommelen  schwerlich  der  Fall  sein.  kann. 
Entstand  nun  aber  maft'elen,  moffelen  aus 
mawen,  mouwea  (s.  unter  2  muffeln),  so 
wird  mamelen  od.  mammelen,  bs.  ahd.  mam- 
malun ein  Itcrat.  von  einem  Verb,  maman, 
mammau  sein,  icas  vielleicht  in  ähnlicher 
Weise  von  dem  redupl.  ma-ma  (als  Lall- 
wort  stammelnder  od.  undeutlich  redender 
Kinder  u.  zugleich  ihr  Huf  für  die  Mama 
od.  Mutter,  cf.  monnne  u.  mama)  gebildet 
wurde,  icie  das  mnld.  mammen,  memmen 
(mannnam  praebcre  int'anti  etc.)von  /((f.mamma 
u.  ursjir.  blos  das  ma-ma  od.  mam-mam- 
Hufen  u.  -Lallen  od.  undeutliche  Sprechen 
lallender  Kinder  nachahmen  sollte  «.  be- 
zeichnet hat.  Ist  nun  aber  mummeln  od. 
momelen  etc.  nicht  blos  eine  Vcrdumpfang 
von  mamelen,  so  würde  man  hiefür  auch 
ein  einfaches  mummen,  mumen  anzusetzen 
haben  u.  zwar  mit  der  Bedtg. :  einen  dum- 
pfen mu  od.  mum  lautenden  Ton  hören 
lassen,  tvelches  mu  od.  mum  dann  aber 
ebenso  direct  von  der  Schallwurzel  mu  od. 
mu  (cf.  mauen,  müen  «.  mewe)  abstammt, 
loie  das  Lallwort  mama  von  der  y  ina. 

2.  nmnimelen,  mummeln,  mummen,  hidlen 
etc.  —  Kur  in  bcniunimeln.  —  Iterat.  von 
mummen  in  nhd.  ein- u.  ver- mummen  u. 
dies  von  mumme  =  nid.  momme,  mom  (Larve, 
Maske  etc.),  loas  loahrsclieinl.  auch  wieder 
mit  mummen  (brummen,  summen,  dumpf 
sprechen  etc.),  als  dem  Stammverb,  von 
1  mummeln  zusammenhängt  u.  sich  urspr. 
tvohl  blos  auf  das  dumpfe  mum-mum-mum- 
Bufen  einer  mit  einer  Ljurve  od.  einem 
sonstigen  Etwas  verhiülten  u.  darunter  ver- 
steckten Person  bezog,  die  als  Popanz  her- 
umging. 

1.  mund,  Mund,  Organ  zum  Essen,  Trinken 
u.  Sprechen  etc. ;  Mündung,  Oeffnung  etc. ; 
—  he  stckt  dat  in  de  mund ;  —  hö  hed  de 
mund  ful;  —  de  mund  (Mund,  Oeffnung, 
Mündung)   fan    de    bak    (Cisterne) ;   —   de 


mund  fan  de  bakafeu  etc.  —  Redensart,  it. 
Sprichw. :  en  de  mund  stoppen  (Einem  den 
3fund  stopfen  od.  leinen  zum  Sclnvcigen 
bringen):  —  de  mund  waterd  hum  d'r  na; 
5  —  lie  mäkt  hum  de  mund  waterii  (er  macht 
ihn  lüstern,  erregt  seine  Begierde  etc.);  — 
he  nimd  gen  blad  für  de  mund;  —  he  kan 
de  mund  uet  holden  (er  kann  den  Bland 
nicht  halten,    bz.    nicht   schweigen) ;    —    hö 

10  sprekt  iit  twe  munden  (spricht  doppelsinnig 
etc.);  —  he  prutd  de  mund  fürbi  (er  redet 
über  das  rechte  Mass  u.  Ziel  hitiaus  od.  er 
Sjiricht  unbedachlsam  u.  unvorsichtig,  bz. 
solche    Worte,   dass   er  seinen   Zweck   vcr- 

15  fehlt  od.  sich  selbst  in  Nachtheil  u.  Schaden 
bringt) ;  —  he  steid  mit  'n  mund  ful  tanden 
(er  steht  mit  einem  Mund  voll  von  Zähnen, 
bz.  er  kann  nicht  sprechen  u.  steht  stumm 
u.  starr  vor  Veriounderung  etc.);  —  de  wat 

20  spärd  för  de  mund,  dat  is  für  katt'  un  hund ; 

—  wat  de  mund  net  ctt,  de  füt  fertredt ;  — 
de  elk  de  nnind  stoppen  wil,  hed  ful  mill 
nOdig ;  —  'n  dunen  mund  sprekt  hartens- 
gruud ;    —    he    hed  't    in    de   inund    as   de 

25  hilkster  in  de  stiirt;  —  de  mund  mäkt  dat 
de  nfirs  slagc  krigt ;  —  bitter  in  de  luund 
is  't  harte  gesund ;  —  he  kan  de  mund  god 
rüren ;  —  he  hed  de  mund  altid  bäfen  't 
water  (er  ist  immer  zum  Sprechen  bereit  u. 

30  fertig,  bz.  er  kann  nicht  schweigen  u.  muss 
immer  mitsprechen  u.  mit  drein  reden,  ist 
stets  laut  u.  geschwätzig,   bz.  vorlaut  etc.)  ; 

—  mund  wat  sprekst  du  ?  hart  wat  denkst 
du  ?  —  de  ene  ferdend  sin  geld  mit  de  mund 

35  un  de  andere  mit  de  banden ;  —  't  word 
bestiirf  hum  in  de  mund ;  —  he  is  net  up 
de  mund  fallen  (er  ist  nicht  auf  den  Mund 
gefallen,  bz.  er  ist  nicht  leicht  um  Worte 
verlegen,  kann  sein  Wort  ivohl  machen,  iveiss 

40  sich  gut  zu  vertheidigen  u.  heraus  zu  reden 
etc.);  —  he  smerd  hum  höunig  um  de  mund; 

—  emand  na  de  mund  pruten ;  —  he  nimd 
mi  't  wörd  iit  de  mund;  —  brck  mi  de  mund 
net  apeu    (veranlasse   u.  zwinge  mich  nicht 

45  zu  sprechen)  etc.  —  Nd.,  mnd.  mund, 
munt ;  nJd.,  mnld.  mond,  mondt,  mont;  afries. 
mund,  mond,  mi'ith  ;  nfries.  müd,  müth,  miiss ; 
as.  mund,  müd,  müth ;  ags.  müdli ;  aengl. 
müdh ,    müth  ,    mouth  ;     engl,    mouth ;     an. 

50  mnunr,  mudhr ;  norio.  munn ;  schivcd.  man ; 
dän.  mund;  //o</j.  munth,  muntlis;  n/id  mund, 
munth,  munt;  )iihd.  munt  (Mund,  Mündung; 
an.  munnr  auch:  Spitze,  Schneide).  —  Nach 
Fick  mit  Ictt.  mutte  (Mund)  u.  lat.  mcntum 

55  (Vorsprung,  Kinn)  etc.  aus  einer  Grdform 
manta  in  der  Bedtg. :  Vorragendes,  Vor- 
springendes od.  Vortretendes  etc.,  sodass 
diesem  nach  der  31  und  ein  vorragendes 
Etwas  bedeutet.     Vcrgl.  indessen  toeiter  das 

GO  folgende : 


MUND 


629 


MUENK  MOENK 


2.  mnnd,  Hand,  Schutz.  —  Wahrscheinl. 
obsol.  u.  nur  erhalten  in  den  Ableitungen 
u.  Zusammensetzungen :  mündel,  mündig  etc., 
münden,  bz.  bemünden,  betormunden,  bc- 
mündern,  förmund,  förraündor,  fiii-mundschup 
etc.  —  Afries.  mund,  mond  (Schutz,  Be- 
vogtung,  Vormundschaft)  u.  mund,  niond 
(Vormund,  tiitor  etc.) ;  sutl.  moud  (Vor- 
mund),  as.  mund  (Hand  u.  in  mund-bore 
etc.  auch :  Schutz  etc.) ;  ags.,  aengl.  mund 
(Hand,  Schutz,  wovon  loohl  neuengl.  niound, 
Damm,  Wcül,  Befriedigung  etc.);  an.  mund 
Hand,  cf.  mund-ridi,  Handgriff) ;  ahd.  raunt 
(Hand,  Schutz,  Bevogtung,  Bevormundung, 
mlat.  mundium)  u.  munt  (protector). 

Auch  dieses  Wort  stellt  Fiele  mit  1  mund 
(cf.  III,  231  u.  II,  185)  mit  lat.  manus 
ti.  minere,  prominere,  Promontorium  etc.  zu 
einer  y  man  (vortreten  od.  vorspringen, 
vorragen  etc.),  ivührend  er  früher  (cf.  I,  705) 
lat.  manus  n.  germ.  mund  (Hand,  Schutz) 
von  der  y  ma,  man  (messen,  bilden,  schafften, 
erzeugen  etc.,  cf.  meten)  ableitete  u.  sonach 
die  Ha  n  cl  wohl  als :  Bildner,  Schaffer,  Wirker 
etc.  aufgefasst  hat.  Vergleicht  man  indessen, 
wie  die  Bedtg. :  teuere,  i'erre  etc.  der  y  dhar 
(cf.  bedaren,  düren  etc.)  in  die  von  putare 
übergeht,  so  scheint  es  mir  fast,  als  ob  bei  man, 
ma  (denken,  meinen  etc.)  auch  von  der  sinnl. 
Bedtg. :  greifen,  fassen  (sinnl.  u.  geistig), 
halten  etc.  ausgehen  muss  u.  dass  die  ]/  man, 
ma  von  lat.  manere  u.  griech.  menein,  mimnein 
(bleiben,  hcüten  tvo,  ioarten  auf  etc.)  urspr. 
dieselbe  wie  man  (denken,  meinen  od.  halten 
wofür  etc.)  u.  man  (in  der  Erinnerung  od.  bei 
sich  halten,  behalten,  sich  erinnern,  gedenken ; 
erinnern  machen,  mahnen  etc.,  bz.  halten  wo- 
von, hochhalten,  schätzen,  lieben  etc.,  cf. manen, 
menen^  minne)  ist.  Hatte  die  y  man  nun  aber 
wirklich  die  sinnl.  Bedtg. :  greifen,  fassen, 
halten,  nehmen  etc.,  so  würde  man  bei  diesem 
mund  u.  lat.  manus,  ebenso  ivie  bei  band  u. 
bund,  dann  auch  davon  ausgehen  können,  dass 
es  überall  die  sinnl.  Bedtg. :  Greifer,  Fasser, 
Halter  etc.  hatte  u.  hievon  in  die  Bedtg.  : 
Hand  u.  Schutz  sowohl,  cds  in  die  von: 
Schützer  od.  Vogt,  Vormund,  protector  u. 
tutor  (s.  oben)  überging  u.  dass  auch  1  mund 
u.  mül  (Mund  u.  Maul)  beide  gleichfcüls 
urspr.  als  Greifer  u.  Fasser,  Nehmer  etc. 
(von  Beute  od.  Futter,  Nahrung  etc.)  auf- 
gefasst wurden. 

Zu  der  Bedtg.:  greifen,  fassen,  hcüten, 
erhalten,  beivahren,  schützen,  beschützen, 
verwahren  etc.  cf.  auch  lat.  munire  u.  griech. 
müne  (Vorschützer,  Vormund),  a-mü-uö  (ab- 
ivehren,  abhalten,  fern  halten  etc.),  a-müna 
(Abwehr,  Vertheidigung  etc.),  a-munter  (Ver- 
theidiger,  Abioehrer  etc.)  von  der  ]/  mu, 
binden,  festigen  etc.,  cf.  Fick,  I,  726. 


münde],  Mündel,  unter  Vormundschaft 

od.  Schutz,   bz.   unter  einem  Vormund   (cf. 

unter  2  mund   die  beiden  früheren  Bedtgn. 

dieses  Wortes)  stehende  Bcrso)i. 

5      mundelik,  mundelk,  niündelk,  mündlich. 

limiidcii,  s.  mundjen. 

1.  iiiiinden  od.  iiilindern,  s.  bemünden. 

2.  niiindcn,  münden,  Mund-Oeffnung  od. 
Mündung  haben;  —    de  götc    (od.  dat  rör, 

10  dat  drp  etc.)  müudt  dar  üt. 

iiuiml-gat,  Mundloch,  das  Loch  des  Mundes 

od.    das   Loch    einer    Mündung    wie   z.  B. 

eines  liohres,  einer  (Jisterne  etc.;  —  be  bed 

sin  muudgat  altid  wit  apen;  —  't  mundgat 

15  lau  de  regenbakke. 

liuind-gaii,    Mund-rasch,   rasch  mit  dem 
Munde  parat  um  zu  sprechen,   mundfertig, 
schnellsprechend. 
mund-gesprek,  Mundgespräch,  mündliche 
20   Unterhaltung  etc.  —  Nid.  mondgesprek. 
iiiiiiidig,  mündig,  volljährig  etc. ;  —  mün- 
digbeid,  Mündigkeit. 

mundjen,  munden,  munden,  toohl  schme- 
cken,  gefallen  etc. ;   —    dat   ilteu   mundjed 
25  hum  nOt. 

mundke,  miindken,  mundtjo,   Mündchen. 
nmnd-spil  (Mundspiel),  Sprachiverkzeug ; 

—  be  bed  'n  god  mundspil ;  be  kan  sin 
snabel  god  rören,    bz.  sin  wörd  god  makea. 

30      mundtje,  s.  muudke. 

niundtje-pi'oter,  Person  die  Jemanden  nach 
dem  Munde  (bz.  Mündchen)  od.  zu  Gefcdlen 
spricht  od.  redet.  Schön-  od.  Süss-Bedner, 
Schmeichler. 

35  mundtje-protere,  Schön-  od.  Süss-Bederei, 
Schmelchel-Bederei. 

mnndtje-tai'gen,  den  Mund  od.  das  Münd- 
chen quälen  od.  necken  u.  reizen  durch 
Darreichung   von    leckeren    Speisen   in    so 

40  kleinen  Portionen,  dass  dadurch  wohl  der 
Appetit  erregt,   aber  nicht  befriedigt  loird; 

—  he  mundtjetargd  en.  —  Auch  subst. : 
dat  is  blöt  muudtjetargen  od.  niks  as  mundtje- 
targere  (Mundnecken,    od.  Mund-Neckerei, 

45  Mund-Beizcrei)  west,  war  'm  wol  appetit 
fan  krigt,  man  net  satt  fan  worden  kan. 

\\\\\\\^-ViM\(Mundwerk),Kauioerk, Sprech- 
werk etc.;  —  be  bed  'n  god  mundwark. 
munje,  baares  Geld ;  —  bräf  munje  bebben. 

50  —  Auch  nd.  munje  «.  mit  engl,  money  2vohl 
aus  franz.  mouuaie,  monnoie,  was  auch  aus 
lat.  moneta  (cf.  1  münte)  entstand. 

münk,  mönk,  a)  Mönch,  einsam  u.  von 
der  Welt  abgeschlossen   lebender,   der  Eni- 

55  hcdtung  des  geschlechtlichen  Umgangs  unter- 
lüorfener  Kloster-Geistlicher ;  —  b)  ein  ein- 
sam u.  isolirt  stehender  kleiner  spitzer  Erd- 
hügel, der  beim  Graben  eines  Canals  od. 
Beckens  etc.  zu  dem  Ende  stehen  bleibt,  um 

60  darnach  die  verschiedenen  Tiefen   der  aus- 


MUNKELN 


630 


MUNTER 


gegrabenen  SchicJiten  zu  messen.  —  Das 
Wort  M  önch,  «M.  nionnik;  n/rj>s.  munek, 
munik,  monik  etc.  entstand  u.  wurde  erborgt 
mit  lat.  monacluis  aus  griech.  monachos 
(einzeln,  allein  lebend  u.  subst.  der  Möneh) 
eine  Weiterbildung  von  mönos  (allein,  ein- 
zeln etc.),  u'üher  auch  mono-pölia  (Allein- 
handel, M o n  opol)  etc. 

nmiikelii,  munl-eln,  leise,  heimlich  u.  ver- 
stohlen reden,  dunkel  ?/.  nur  andeutungs- 
weise icoron  sprechen,  lichtscheue  Heimlich- 
keiten treiben  etc. ;  —  de  wichter  liebben 
altiil  wat  mit  'n  ander  to  munkeln;  —  d'r 
word  al  so  wat  fan  munkcld.  dat  de  sake 
net  rigtig  is;  —  he  munkelde  d'r  fan  (er 
sjyrach  duyikel  n.  andeutungsivcise  davon), 
dat  he  de  phin  harr,  um  to  ferreisen;  — 
't  munkeld  d'r  fan  (es  geht  das  dunkle  n. 
leise  od.  heimliche  Gerücht  davon),  dat  d'r 
wat  in  't  wark  is.  —  Spricliw. :  in  dunkeln 
is  göd  munkeln.  —  Nd.,  mnd.  munkehi, 
munkelen  ;  nid.  monkelen;  mnld.  monckelen 
(mussitare,  susurrare).  —  Davon :  gemunkol 
V.  munkele  (Gemunkel  u.  Munkelei)  —  Es 
ist  Iterat.  von  mnd.  munken;  jnnld.  moncken, 
tvas  KU.  erstens  in  der  Bedtg.:  mussitare, 
mutire  n.  zweitens  in  der  von :  obducere 
vultum,  obnubilare  vultum,  induere  vultum 
severum ;  nubilare,  nubilari ;  nubilum  fieri, 
caligare  vnltum  (cf.  mjläm.  moncken,  monstrcr 
visage  severe  et  grave)  hat.  Da  nun  aber 
die  Mönche  einerseits  ihre  Gebete  leise 
murmelnd  hersagen  u.  auch  die  Messe  wohl 
oft  nur  murmeln,  od.  überhaupt  oft  leise 
sprechen  u.  unter  sich  murmeln,  andererseits 
aber  auch  meistens  ein  ernstes  u.  finsteres  od. 
trübes  Gesicht  machen,  od.  das  Gesicht  mit 
der  Kapuze  überziehen  ti.  verdecken  od. 
verhidlen  etc.,  so  ist  es  sehr  leicht  denkbar, 
dass  beide  Verba  moncken  von  monck ;  vihd. 
munch  (Mönch)  weitergebildet  sind  u.  ursjjv. 
die  Bedtg.:  den  Mönch  od.  einen  Mönch 
machen,  sich  wie  ein  Mönch  geberden  n. 
zeigen  etc.  hatten  u.  demnach  von  Hause 
aus  mit  ahd.  munechan ;  7nhd.  miinchen, 
miinchen  (zum  Mönche  machen,  einen  Mönch 
machen  od.  M ö  n  eh-  m  a  c h  c  n)  ident. 
sind.  Möglich  ist  es  aber  auch,  dass  das 
einfache  munken  u.  älter  hochd.  munchen, 
muuckeu  aus  mukken  u.  einem  ahd.  muhhan, 
mucclian  od.  nn'ihlian  nasalirt  tcurden  v. 
einerseits  beim  Vergleich  von  mauclieln, 
maukeln,  maunkeln  (cf.  Pott,  Wurzelwb. 
I,  12'Ii)  mit  mogeln  ii.  muggeln  auf  ahd. 
müllhan  (i)raedari)  zurückgehen  v.  anderer- 
seits mit  ahd.  nuiccliaii ;  nhd.  mucken  (cf. 
muksen)  zusammenhängen  ii.  dass  sich  aus 
beiden  Verben  (nämlich  aus  nu'iiilinn  der 
BegriJ}'  des  Heimlichen  u.  Versteckten  etc. 
w.    aus   mnrchan    der   von   mussitare    etc.) 


die  Beätgn.   von  munken   u.   munkeln  sii' 
sammen  entwickelten. 

ninns,  nions,  Herr,  Herrchen,  gekürzt 
aus  franz.  monsieur.  —  Ks  loird  jetzt  wohl 
5  nur  noch  im  Scherze  gebraucht,  während 
es  in  meiner  Jugend  eine  sehr  allgemein 
gebräuchliche  Anrede  statt  Herr  war,  die 
sich  aus  der  Zeit  der  Franzosen-Herrschaft 
h  er.'^ch  rieb. 

10  muns-bör,  ein  schmaler  hohler  Spaten  (cf. 
güdse),  womit  man  kleinere  runde  Löcher 
in  den  Klei  od.  sonstige  feste  u.  zusammen- 
hängende Erde  sticht  od.  macht.  —  Es 
steht  waJirschcinl.  für  munds-bore  ii.  ist  so- 

15  viel  als  Bohre  eines  Blundes  od.  einer 
Oeffnung,  eines  Loches  etc. 

miiiister,  Muster,  Probe  etc.  —  Nid. 
monster;  nd.  munster.  —  Das  entlehnte 
franz.    monstre ,    später   montre ,    tcas   mit 

20  mlat.    monstra    u.    lat.    monstrum    iion    lat. 

monstrare  (cf.  münstern)   stam.tnt,   wälirend 

das   nhd.    Muster    aus    ital.    möstra    (mit 

Ausstossung  des  „n"  aus  monstra)  entstand. 

niüiisfern,   mustern;  a)  von  Pferden  die 

25  2^räsentirt  od.  gezeigt,  vorgeführt  u.  besich- 
tigt werden  :  —  perde  münstern  od.  münstern 
laten ;  —  b)  (vom  Schiffsvolk),  präsentiren, 
der  Obrigkeit  zeigen  u.  vorführen,  damit  sie 
gemustert   u.    in  Eid   u.  Pflicht   genommen 

30  tverden ;  —  't  scluipsfolk  (das  Schiffsvolk)  i 
an-  od.  of-münstern.  —  Daher  raünster-rulle  i 
(Muster-Bolle) ;  —  se  sunt  nog  net  in  de  . 
münster-rulle  indragen.  —  Nid.  monstern ;  [ 
mnd.  münstern  etc.  von  lat.  monstrare.  | 

35       1.  iniinte,  Münze.  —  Ahd.  muniza;  afries.    j 
menote,  mente,  monte,  munte;  ags.  mynet  etc. 
—  Aus  lat.  moneta. 

2.  iiiiiiito,  Münze,  Minze;  —  Compos.: 
krusc-niünte  etc.  —  Nid.  munte ;  ags.  minte ; 

40  ohd.  minza,  menza,  munza;  mlat.  minta,  i 
menta  etc.,  aus  lat.  mentha ;  griech.  niintha,  \ 
minthe  (dasselbe).  ' 

uiüiiton,  münzen;  a)  (xeld  prägen  od. 
schlagen;   —    ütraünten,    ausmünzen,    aus- 

45  prägen  etc. ;  —  b)  fig. :  zielen  etc. ;  —  ^t  is 
up  luim  genü'intd.  —  Auch  das  Compos.  üt- 
münten  in  der  Bedtg. :  hervorscheinen,  vor- 
od.  hervorragen,  sich  hervorthun,  sich  aus- 
zeichnen etc.  (he  mi'intd  bäfen  allen  üt;    — 

50  dat  is  ütiiiüiitend  möi  etc.)  ist  toohl  dasselbe 
wie  ütniiinten  in  der  Bedtg.:  ausprägen, 
iveil  beim  Ausprägen  das  Bild  od.  die  Figur 
eines  .Jemand  sichtbar  loird  u.  aus  der  Grund- 
fläche  erhaben  hervortritt  od.  hervorscheint 

55  u.  vorragt. 

munter,  munter,  frisch,  heiter,  aufgeweckt, 
lebendig,  wach  etc. ;  —  se  sunt  all'  munter 
un  gesund ;  —  sük  munter  holden ;  —  he 
kan  huni  hast  net  munter  krigen.  —  Davon: 

60  mündern,   muntern    in    fermündern   od.    fer- 


MUR 


631 


MURTJEN 


muntern,  upmuntern  etc.  —  Nid.  monter  (in 
opmonteren) ;  m?ild.  mondter  ;  ahd.  muntar, 
munder ;  mhd.  munter,  munder  (eifrig,  be- 
hende, lebhaft,  frisch;  ivach).  —  Es  gehört 
zu  mund,  munt  in  der  Bedtg. :  Hand  (cf. 
2  mund)  u.  erl'lürt  sich  die  Bedtg. :  b  e- 
hende  etc.  aus  dem  zu  Hand  gehörenden 
nhd.  behende,  bz.  aus  unserm  handig. 

niur  od.  mur,  Schlamm,  SchlieJc,  Dreck, 
Moder  etc.  —  Entweder  dasselbe  wie  2  mör 
etc.,  od.  contrah.  aus  mudder,  wie  auch  nid. 
moer  u.  mnd.  mor,  mür  (cf.  mor  od.  moer, 
Mutter;  —  lär  od.  leer,  Leder;  —  wer  od. 
weer,  Wetter  etc.)  ebenso  gut  Contraeta  von 
modder,  moder,  müder  (cf.  mudder),  als  mit 
2  mor  ident.  sein  können. 

miire,  Mauer.  —  .4ms  lat.  murus,  ivas 
nach  Fick  (11,189)  mit  munire  m.  moenia 
(Mauern)  zu  einer  y  mi  (iti  den  Boden 
einsenken,  errichten  etc.)  u.  nicht  zu  mu 
(binden,  befestigen,  schliessen,  abschliessen, 
abwehren  etc. ;  cf.  2  mund  am  Schlüsse) 
gehört. 

mären,  mauern. 

miirer,  mürder,  Maurer;  —  mür-lüe, 
Maurer-Leute. 

mark,  s.  marken. 

mürke,  Mauerchen  od.  kleine  niedrige 
3Iauer.  —  Dimin.  von  müre. 

mnrken,  s.  marken. 

murkeii  (Verb,  vom  Dimin.  mtirke),  a) 
mauern,  im  scherzh.  od.  fig.  Sinn,  z.  B.  von 
den  Frei-Maurern,  wenn  sie  sich  versammeln 
u.  berathen  od.  von  Jemandem,  der  im  Spiel 
gute  Karten  verpasst  um  einen  Mitspieler 
anlaufen  zu  lassen ;  —  de  nuirkers  sunt  lien 
to  mürken  ;  —  he  lied  mürket ;  —  b)  um 
Geld  spielen,  indem  man  es  an  eine  Mauer 
wirft,  um  es  davon  zurückpiraUen  v.  auf 
einen  in  gewisser  Entfernung  davon  ge- 
zogenen Strich  fallen  zu  lassen,  ico  dann 
derjenige,  dessen  Stück  dem  Strich  am  näch- 
sten fällt,  der  Gewinner  ist;  —  kämd  jungens, 
lätd  uns  'n  bitje  mürken. 

mürker,  a)  ein  Freimaurer ;  —  b)  ein  mit 
guten  Karten  passender  u.  auf  das  Verlieren- 
niachen  des  gegnerischen  Spieles  speculir ender 
Spieler. 

mnrmer,  murmel,  eine  kleine  Marmorkugel 
od.  marmorner  Knicker  od.  auch  eine  bunt 
marmorirte  Kugel,  womit  die  Knaben  spielen. 
—  Nd.  (Br.  Wb.,  Schütze  etc.)  marrel, 
marl,  murmer;  nid.  marmel;  nhd.  murmel; 
ihüring.  mermel.  —  Es  ist  dasselbe  Wort 
lüie  nid.  marmer;  mnd.  mermel  u.  mormer, 
mormel ,  marmel ,  merbel  in  marmeren-, 
mormelcn-,  marmel-,  merbel-sten ;  ahd.  mar- 
mul,  murmul ;  mhd.  marmel  (Marmor)  u. 
entlehnt  aus  lat.  marmor ;  griech.  märmaros, 
was    wahrscheinl.     mit    griech,    marmairö 


(schimmern,  flimmern)    zur  y  mar  (glühen, 
schimmern,  leuchten  etc.)  gehört  u.  demnach 
einen  glänzenden  u.  schimmernden  Stein  od. 
eine  glänzende  Steinart  bezeichnet. 
5       murre ;  i.  q.  mudder  od.  mür. 

murren,  murren,  brummen  etc.  —  Nd., 
mnd.  murren  ;  nid.  morren ;  an.,  tsl.,  norw. 
murra  ;  schwcd.  morra,  murra.  —  Wohl  nicht 
mit  nhd.  m u rmel n  u.  alid.  murmuron  aus 

10  lat.  murmurare  u.  murmur,  sondern  mit 
diesem  u.  griech.  mormi'irö  (murmelnd  od. 
rauschend  fliessen,  rauschen  etc.),  soivie  skr. 
marmara  (Gemurmel),  murmura  (knisterndes 
Feuer,    Höllenfeuer)    von    einer    aus    der 

15  Schallwurzel  ma,  mu  (cf.  Fick,  I,  164) 
erweiterten  Schalhvurzel  mar,  mur. 

nmrsig,  schmutzig,  schmierig,  unrein, 
sudelig,  unsauber  etc.  —  Nid.  morsig,  vom 
Verb. :   nid.  morsen  (schmutzen,   schmieren, 

20  sudeln  etc.),  bz.  Subst.:  nid.  mors  (Schmutz, 
Schmiere,  Unflath ;  persönl.  auch :  Schmutz- 
lappen,  Schlampe,  unreinliches  Frauenzimmer 
etc.,  cf.  die  Compos.  morspot,  morskeuken, 
morsbroek  etc.).    —   Das  nid.  morsen  betr., 

25  so  ist  dies  eins  mit  mfläm.  morschen,  mos- 
schen,  tenir  mcsnage  (nfranz.  meuage)  or- 
demet  et  salemet  (nfranz.  ordement  et 
salement)  u.  loenn  man  vergleicht,  dass  fül 
(faul)  sotvohl  die  Bedtg. :   seh m  u  t z ig  als 

30  morsch  (cf.  auch  mhd.  murc  (morsch, 
faul,  morastig  etc.)  hat,  so  tuüssen  die 
Stämme  mors  u.  morsch  von  morsen,  mor- 
schen auch  mit  «/(?.  mors;  nd.  murs,  mursh; 
mhd.    morsch    (od.   faul   u.    brüchig,    cf. 

35  Weiga n  d  unter  m  orsc h)  ident.  sein. 

murt.  Zerbröckeltes,  Zerriebenes,  Zermcdm- 

tes,  Zerkleinertes,  Grus,  Mull  etc. ;  —  't  is 

niks  as  cmer  murt ;  —  du  kanst  'n  sak  ful 

türfraurt  halen ;  —  dat  ttirfmurt  mut  ütsafd 

40  worden,  dat  de  breton  d'r  iit  kamen,  den 
kau  't  ftne  murt  in  't  tiinpad  strcid  worden, 
dat  't  wed  net  so  gau  WT'r  dör  kumd.  — 
Nd.  (Br.  Wb.)  murt  (loas  klein  zerrieben 
ist,  besonders  Mörtel),  gekürzt  aus  dein  aus 

45  lat.  mortarium  (Mörtel)  entstandenen  mhd. 
morter,  murter,  mortel;  mnld.  morter;  engl. 
mortar  (areuatum,  cacmentum,  intritum,  in- 
trita);  nid.  moriel  (Mörtel,  Mauerspeise;  in 
Staub  zerschlagene  Steine,  Steingrus  etc.). 

50  1.  murtjen,  a)  reiben,  drücken,  stossen, 
quetschen,  zerreiben,  malmen,  zerkleinern 
etc. ;  —  he  murtjed  dat  all'  kört  un  klen ; 
—  b)  rühren,  ivühlen,  mantschen  etc. ;  —  he 
murtjed  d'r  wat  in  herum;    —    he  hed  sük 

55  d'r  in  bemurtjed ;  —  c)  schmutzen,  schmutzig 
machen  etc. ;  —  he  hed  sük  bemurtjed.  — 
Mit  nd.  (Br.  Wb.)  murten  (zerreiben,  zer- 
stossen,  zu  einem  Brei  machen  etc.)  loohl 
zu  murt  ti.  datin  soviel  als  „murt  machen'^, 

60  wovon: 


MURTJEN 


632 


MUSSELN 


2.  mnrtjen,  todt  macJien,  morden,  schlach- 
ten etc.;  —  sC'  murtjon  biim;  —  se  hcbbou 
hum  fan  nagt  ofmurtjed.  —  Xd.  (Scham- 
hach)  miirtjon  (licimlich  schlachten).  — 
Wohl  zu  mnd.  mort,  cf.  mörtl.  5 

3.  niurtjon ,  murren,  brummen  etc.;  — 
he  hed  altul  wat  to  murfjou  un  to  brummen. 

—  Wohl  vom  Fartic.  preis,  murt  od.  murret 
(ge-murret)  von  murren  fortgebildet. 

1.  nius,  .s.  moten.  10 

2.  mus,  JIuss,  3Iiissen,  Zwang,  Nothwen- 
digkeit  etc. ;  —  wen  't  gün  mus  was,  den  de 
ik  't  net  etc.  —  Auch  mut  ist  noch  in  der- 
selben Bedtg.  gebräuchlich. 

1.  niüs,  s.  mos.  15 

2.  mus  (Dimin.  müsje,  muske),  ]\[aiis, 
fig.:   Näscher,    Stehler,    kleiner   Dieb    etc.; 

—  de  raüsen  sunt   fan  't  jär    rein    dül,    se 
fräten  't  all'  up,  wat  d'r  wussen  is;  —  dar 

is  gewis  'n  miis  (eine  Maus,  od.  ein  Nager,  20 
bz.  ein  Xäscher,  kleiner  Dieb  etc.)  bi  west. 

—  Hedensart.  u.  Sjn-ichiv. :  dar  (od.  d'r) 
kumd  'n  mi'is  anstappen  un  krigd  't  kind  bi 
de  läppen,  läppen,  läppen;  —  mit  spek  fangd 
man  miisen  ;  —  wen  de  miis  sat  iss,  is  't  mfil  25 
bitter;  —  he  kikt  not  so  niifer  iit,  as  de 
miis  in  de  raillkist ;  —  he   kikt   net   so  wis 

i'it  as  'n  spikermüs ;  —  d'r  is  nog  gen  müs 
under  'n  für  bei  stikt  od.  dAd  blefen;  — 
derens  un  müsen,  maken  kale  büsen ;  —  be  30 
is  so  'n  käljager,  dat  de  müsen  hum  in  't 
brudscbap  versmacbten ;  —  't  is  'u  hög- 
benden  tid,  de  müsen  löpen  up  stehen;  — 
„wen  du  net  magst,  wat  ik  bit,"  segt  de 
müs,  „den  frfit  wat  ik  scbit."  —  Nd.,  mnd.  35 
muus,  müs ;  nid.  muis ;  ahd.,  ags.,  an.  müs ; 
lat.  müs;  griech.  müs;  skr.  müsb,  müslia; 
kslav.  mysi ;  russ.  müsch ;  j^o^'f-  mysz  ;  böhm. 
mys;  aspan.,  aport.  mur;  churw.  mieur  etc. 

—  Von  der  y  musb  (rauben,  stehlen,  heim-  40 
lieh  entwenden,  berauben,  plündern  etc.). 

3.  müs,  Muskel,  besonders  der  starke 
Daumen-Muskel  (müs  fan  de  dum  od.  de 
band)  ?<.  ein  gewisser  muskel  ans  dem  Schulter- 
stück des  Schweins  (müs  fan  ^t  swTn).  —  45 
Nd.,  mnd.  muus,  müs ;  nid.  muis ;  ahd.  müs 
etc.  —  7is  ist  dasselbe  Wort  wie  2  müs,  cf. 
lat.  musculus  als  Dimin.  von  müs. 

miise-matten,  allerlei  Kram,  Krempel  etc.; 

—  dar    best   du   de   ganse   musematten ;  —   50 
mit  all'  sin  musematten  ankamen. 

musen,  mausen,  Müusefangen;  —  Spriclno. : 
wen  de  katte  müst,  den  maut  se  nicb. 

muse-nüst,  Mäusenest;  fig.  Grille,  Sorge 
etc. ;  —  he  hed  de  kop  ful  müsenüsten.  55 

mfisen-tand,  Mäusen-Zahn.  —  Sprichw.  : 
müsentand  gift  gold  in  't  land. 

müs-fjil,  mausfahl,  mausefarben;  —  'n 
müsfäl  perd. 

musje,  müske,  Mäuschen;  —  Redensart:  60 


he  hed  d'r  'n  müsje  fan  pipen  hörd ;  —  ßg. : 
kleines  liebes  Kind,  Liebling  etc. 

musig,  mausig ;  —  du  must  di  net  müsTg 
maken. 

mfiske^  s.  müsje. 

mus-kötel,  I\[äusedreck. 

müs-öge,  Maus-Auge;  ßg.  ein  kleines 
rundes  Loch;  —  'n  gat  as  'n  müsöge;  — 
't  sunt  emer  müsugen,  wat  man  darin  sügt. 

mfis-ögon,  anstatt  mit  drei  mit  vier 
Strängen  in  der  Weise  ßechtcn,  dass  das 
Geflecht  nicht  flach  od.  breit,  sondern  mehr 
rund  ivird  u.  rund  umher  kleine  Lücher  od. 
Vertiefungen  (cf  müsoge)  zeigt. 

mussei,  od.  eigentl.  (wie  es  auch  ausge- 
sprochen tvird  lt.  mit  lat.  musculus  laut- 
verschoben stimmt)  muslie],  Muschel,  be- 
sonders die  essbare  Miesmuschel ;  —  wen  ji 
mussels  ilten  willen,  den  mutt  ji  d'r  bi  't 
kaken  'n  sülfern  Icpel  in  holden,  um  to  sen, 
of  d'r  ök  giftigen  tüskeu  sunt. 

musselbauk,  Muschelbank. 

musse-le,  Sudelei,  Schmiererei,  schmutzige 
od.  heimliche  unerlaubte  Geschichte  etc.,  cf. 
musselkram. 

mussel-geld,  kleines  Geld  od.  Scheide- 
münze, Kleingeld.  —  Nid.  mosselgeld.  — 
So  benannt,  loeil  früher  in  manchen  Küsten- 
Gegenden  von  Afrika  u.  Asien  verschiedene 
kleine  Muscheln  als  Scheidemünze  gebraucht 
(z.  B.  in  Guinea  die  Cypraea  moueta  als 
maurische  JMünze)  lourden. 

mussel-kalk,  Muschelkalk. 

mussel-kram,  Schmutz-  od.  Sudelkram, 
heimlicher,  unerlaubter,  sittlich  schmutziger 
od.  betrügerischer  u.  lichtscheuer  Kram, 
bz.  dergl.  Geschichten;  —  wat  is  dat  nu 
wer  für  musselkram ;  —  du  must  ml  gen 
musselkram  (od.  mussele)  maken.  —  Wohl 
zu  2  mussein  u.  zum  Theil  auch  zu 
1  mussein. 

1.  mussehi ,  flüstern,  zischeln,  leise  u. 
heimlich  mit  einander  reden,  Heimlichkeiten 
treiben  etc.;  —  wat  hebt  (od.  hei)  ji  dar 
wer  mit  'n  ander  to  mussein  ?  —  Daher 
Subst. :  gemusscl,  Geflüster,  heinüiches  Ge- 
rede etc,  —  Nd.  (Ha)inöv.,  Stade  etc.) 
raussein  u.  (B  r.  W  b.)  mustern.  —  Wohl 
von  lat.  mussare  u.  mussitare ,  toas  mit 
mütire,  sowie  unscrm  mauen  u.  1  mukkeu 
etc.  zur  y  mu  (tönen  etc.)  gehört. 

2.  mussein,  schmutzen,  schmieren,  sudeln, 
mantschen  etc. ;  —  he  musseid  sük  so  to  as 
'n  swin;  wat  musseist  du  dar  wer  toregt;  — 
he  bemusseld  (beschmutzt,  besudelt  etc.)  dat 
od.  sük  därmit.  —  Nd.  (Br.Wb.  Schütze 
etc.)  mussein.  —  Davon  mussele  u.  gemusscl 
(Sudelei  u.  Gesudel  etc.)  n.  musselig,  cf. 
auch  nd.  musselee  u.  musselig  bei  Schütze 
etc.  —  Es  gehört  wohl  mit  mfläm.  moscelen, 


MUSSELIG  633                                N 

moschelen;   mnld.  mosschelcn   (screare,  ex-  mnsterd-sät,  Senfsamen. 
creare,   ejicere  pinguera  et  dciisam  salivam)  1.  niut,   muss  u.   auch  suhst.  Muss;  — 
zu  mfläni.  niossel,   moscliel ;    mnld.  moschel  't  is  'n  mut  od.  mus  (s.  2  mus). 
(crassior    oris    pituita ,    pinguis ,    densa    ac  2.  niut,    Grus,   Mull  od.  Brocken,  Abfall 
crassa  saliva)    od.  zu  mjläm.   mossen,   mos-  5  von  Torf  etc.  —  Nid.  mot  (faulirjer  od.  ver- 
bellen (moisir,  claansir,  pourir) ;  mnld.  mossen  moderier  Abfall  von  Holz,    Torf  u.  dcrrjl. ; 
(fracere,  situm  traherc)    u.  zu  mnld.    mossc,  auch  Schmutz,    TJnrath,  Moder,  Dreck  etc. ; 
moscli  (mucor,  situs),  was  selbst  ivieder  mit  feiner  Staubregen,  Nebel).   —  Wohl  ident. 
franz.  moisir;  j^^'ov.  mozir  (schimmeln)  aus  mit  ags.  mot;  aengl.  mot;  engl,  mote  (Atom, 
dem  lat.  mucor  (Schimmel,  Kahm)  entstanden  10  Stütihchen,  Splitter,  Stückchen  etc.)  od.  viel- 
sein loird,  loährcnd  das  obige  mjläm.,  mnld.  leicht  auch  mit  mhd.  mot;    bair.  mott   etc., 
mossel,    moschel    (crassior  oris  pituita   etc.)  s.  unter  mucle  ti.  cf.  mudden,  muddig,  mudder 
tvohl  aus    dem   lat.  mucns    (Schleim,   Motz,  etc.,  sowie  aiichital.mottn  (herabgeschwemmte 
Kahm)  od.  dem  griech.  muxa  (Rotz, Schleim)  Erde)  etc.  bei  Diez ,  I,  283. 
entstand,    tcas   beim    Vergleich  von  griech.  15       3.  u.  4.  mat,  s.  1  u.  2  mutte. 
nmkes  (Pilz ;  Schnuppe)  ivohl  mit  lat.  mucov  iiiut-liek,     viereckiger  Bahmen,    der   den 
von  derselben  y  muk  abstammt,  zu  der  nach  Schiveinen  od.  Säuen  (cf.  1  mutte)  um  den 
Fick  (II,  193)  auch  griech.  apo-mussö  u.  Hals    befestigt   loird,   um   das   Ausbrechen 
lat.  e-mungo    (ausschnauben,  ausschneuzen)  derselben  aus  der  Weide  zu  hindern, 
etc.  gehört.  20      iimt-hekken,  (scherzh.)  unordentlich  eggen, 

musselig,  nmsselg,  ninslig,  schmutzig,  un-  bs.  ivühlen,  ivie  eine  mit  dem  rauthek  ver- 
rein,   unsauber,   trübe ;  —    dat  sügt  dar  in  seltene  Sau. 

hüs  all'  so  musselig  üt,  dat  man  d'r  hast  iiiütje ;  cf.  die  Bedensart:  mit  hütje  un 
fis  fan  Word,  um  dar  wat  to  geneten;  —  mütje  imter  hütje. 
musselig  wer  (schmutziges,  rcgnigtes,  trübes  25  1.  nintjen ;  ^.  q.  motjen. 
Wetter)  ;  —  de  sake  is  mi  to  muslig  (zu  2.  mutjen,  schmieren,  mantschen  etc. ,  — 
unsauber  u.  schmutzig  od.  fatd  etc.),  as  dat  he  mutjed  wat  herum  od.  toregt.  —  Zu 
ik  mi  d'r  mit  befaten  mag;  —  de  sake  sügt  2  mut  od.  1  mutte  (Sau),  wie  sauen  zu  sau. 
al  to  musselig  (faul,  veraltet  u.  schlecht  od.  3.  mutjen,  mit  einem  mut  od.  mutte  ge- 
dunkel u.  verworren)  üt,  as  dat  de  nog  klär  30  nannten  Schiffe  fahren.  —  <?/.  bötjen  i'onhöt. 
to  holden  is.  —  Nd.  musselig.  miitse,  müts,    Mütze,   Kopfbedeckung.  — 

müs-tandje ,   Mausezähnchen ,    auch  von  Compos. :   nagt-,   släp-,   trür-mütse   etc.^  — 

den  kleinen  spitzen  scharfen  Kinderzähnchen  Bedensart.  u.  Sprichto. :   dar   is  gen  smiten 

gebraucht;  —    sin  lütje  müstandjes  sunt  so  mit  de  müts  na;  —  he  hed  wat  in  de  mütse 

scharp,   dat  't  blöd  d'r  glik  na  kumd,   wen  35  (er   hat  etioas  Heimliches  vor,  führt   ettvas 

he  en  d'r  mit  bitt.  iin  Schilde  etc.).  —  Aus  mlat.  almucium  (Chor- 

musterd  od.  mustert,  Mostrich,  Senf.  —  kappe,  Kapuze)  cf.   Weigand. 

Bedensart.  u.  Sptrichio.:   he   hed   altid   wat  1.  mutte,  mut,    Sau,  Blutterschwein ;  fig. 

to  musterd  malen  (fig.  scharfe  Bemerkungen  auch  eine  schmutzige   od.   säuische  Person, 

zu  machen,   zu  kritisiren  etc.) ;   —   he  hed  40  wie  auch  sau  u.  swin ;  —  'n  mutte  mit  twalf 

musterd  up    de  stert ;    —    he  kumd  mit  de  biggen.  —  Nd.  mutte,  mudde,  mudje;  mnd. 

musterd  na  de  mältid  ;  —  he  wet  wixr  Mes  mutte,  nid.  motte. 

(Bartholomäus ,    bz.    Barthel)    de    musterd  2.  mutte,  mut,  auch  mut-schip,  ein  Fluss- 

(Senf,  Most)  häld;  —  ik  wil  di  insen  wisen,  schiff  mit  flachem  Boden  u.  niederzulegendem 

war  Abraham    de   musterd    mäld.    —    Nd.,  45  Mäste.  —  Ob  vielleicht  mit  1  mutte  urspr.  eins, 

mnfZ.  mustert,  mostert;KZfZ.mostaard,mosterd;  ivie  das  bulle  genannte  Flussschiff  wj^  bulle 

engl,  mustard ;  aengl.  mustardc ;  ital.,  port.,  (Stier)  ?  cf.  auch  kuf. 

prov.  mostarda;  a/ntw^^.  moustarde ;  nfranz.  mutten,  müssen,  cf.  moten. 

moutarde ;   span.  mostaza   von  lat.  mustum,  mutteu-spek,    Speck   von   einer   Sau.    — 

wie  nhd.  Mostrich  von  Most.  50  Scherzhaft   auch  für   lat.  multiplex   in  der 

musterd-mSlen,  Senf-Mühle.  Bedensart:  practica  is  muttenspek. 


N 


Der  Bachstabe   n   ivird  im   Anlaute   oft  tritt  mitunter  auch  nach  k  für  1  (cf.  klepel 

vorgesetzt  od.  auch  abgeworfen    (cf.  närs  «.  u.  kniipel,    knüflök   statt    klüflök    etc.)    ein. 

ärs,    1   nord   u.    örd,    nost  u.    ost,    arfe   u.  Im  Uebrigen  vergl.  Bemerk,  zu  m  u.  s.  Wei- 

narfe,  adder  u.  nadder,  ake  u.  nakc  etc.)  u.  CO  tcrcsbei  Sch.u.L.,  Weigand  iL  Anderen 


NA  634  NABERN 

wegen  dest  Buchstabens  n,   icozu   hier  noch  klokke  geid  iiä;   —  he  de'  mi  't  för  uu  ik 

bevierkt  sei,    dass   der  Anlaut  n   mir  auch  de  hiim  't  na;    —    na  rato    (pro  rata);    — 

oft   aus   gn,    kn    u.    sn    aphärcsirt  zu  sein  he  likt  na  sin  moder;  —  dat  sügt  je  nargens 

scheint,  wie  dies  bei  älteren,  mit  \m  anlau-  na  üt;  —  dat  is  so  regt  na  sin  sin  (seinem 

tenden   Wörtern  stets  geschehen  ist.  5  Sinne  zutreffend  od.  gemäss  u.  entsprechend) ; 

1.  na  od.  na  u.  nage  (Compar.  näer,  nader  —  na  sin  mennng  (nach  od.  gemäss  seiner 
u.  nager;  Superl  näste,  näst  u.  nägste,  Meiming)  ligd  dat  net  göd;  —  he  wet  d'r 
nagst),  nahe,  nah,  dicht,  dicht  an,  dicht  bei  na  (demgemäss)  to  döu ;  —  all'  na  der  dOnt' 
etc.;  —  se  wänon  'n  ander  to  na ;  —  dat  steid  (je  nach  dem  Thuenden  od.  Geschehenden,  bz. 
'n  ander  to  na;  —  he  kunul  iin  to  na;  —  dat  10  je  nachdem  der  Thathestand  ist);  —  he  fragd 
is  hir  na  an  od.  \n ;  —  't  is  na  an  so  wid,  na  sin  moder  niks  na  (er  lieht,  schätzt,  achtet, 
dat  he  kumd ;  —  de  dud  is  hum  na;  —  dat  respectirt  seine,  hz.  gehorsamt  seiner  Mutter 
kiimd  hnin  na  an  't  hart  etc.  —  Nd.,  mnd.  nicht);  —  he  fragt  d"r  niks  na,  of  he  priigel 
nä,  nage;  nid.  na;^  mnld.  nae;  afries.  ni,  krigt  of  in  de  hungcrkamp  stürd  word,  nog 
nei  (niar,  niaer,  nler;  nest) ;  icfrics.  ncy;  15  of  he  anders  für  sin  hosheideu  böten  inut, 
nfries.  näi,  nei;  satl.  ncy;  helg.  näi ;  tvang.  —  Nd.  mnld.,  nid.  na,  mnld.  nae;  afries. 
näh;  as.  näh  (nähor);  ags.  neah,  ueh  (near,  nei,  na;  ags.  neah;  ahd.  näh;  mhd.  nach; 
nyr;  nehst,  iiylist) ;  aengl.  neh;  engl,  nigh ;  md.  nä. —  Es  ist  formell  n.  begrifflich  eins 
an.  nä  u.  naer ;  norw.  naa ;  dän.  naae;  mit  dem  vorigen  na  u.  erklärt  sich  seine 
sc?iwed.  när;  ahd.  näh,  näho;  inhd.  nähe,  20  Bcdtg.  aus  der  urs2)r.  Bedtg.:  sich  bctvegen 
nach,  nä  ;  goth.  nehv,  neliva.  —  Germ.  Grd-  auf  Etwas  zu,  kommen  zu  Einem,  ein  Etwas 
form  (nach  Fick,  III,  157)  nähv,  näliva  erreichen  etc.  der  y  nanh  od.  uauk,  uak, 
(cf.  auch  nau)  u.  diese  aus  nanh-va,  dessen  sowie  auch  aus  der  von:  (Eines  od.  Je- 
Stamm  nanh  (idg.  nak,  naiik)  mit  .skr.  nag,  manden)  erreichend  u.  dies  berührend  etc. 
nang  —  nagati  (erreichen,  kommen  zu,  treffen  25  des  urspr.  nähva  (s.  unter  1  na)  von  selbst, 
auf,  erlangen)  n.  lat.  nane  (in  nancio,  nan-  weil  das  Erreichen  (von  Eticas  od.  Jemanden) 
ciscor)  lautverschoben  stimmt  u.  wonach  dann  stets  ein  Beicegcn  in  derselben  Eichtung  u. 
in  nähva   od.    nanhva   der  Begriff  des  Er-  ein  Folgen  (dieses)  voraussetzt. 

reichens  von,  od.  des  Zusammentreffens  mit  na  (a  kurz  u.  hart),  fragende,   od.  auch 

u.   Treffens  auf  (Eines  auf  ein  Anderes)  u.  30  als  Zuruf  eintreffender  Erwartung  od.   des 

der    der   unmittelbaren  Berührung   od.    der  Folgelcistens   gebrauchte  Partikel ;   —    na! 

Nähe  od.  überhaupt  die  von  :  er  reichend,  wat  hest  du? —  na!  wel  is  d'r?—  na  (od. 

zusammentreffend   u.    berührend,  nu) !    wilt  du  wol  umlik ;    —    na!  kanst  du 

a  n  -   od.    nah  e-l  ieg  end   etc.    liegt.      Ob  6k  göd  dön. 

aber  skr.  nag  tiicht  aus  an^  versetzt  u.  dies  35       nS,  s.  ne. 

eine   Nasalirung  von    aq,    idg.   ak    od.   ak  na-firden,  nacharten. 

(cf.  skr.,  send,  aq,  gehen,  sich  bewegen  vor,  na-ärdsel,    ein  nachgeartetes  Etwas,    ein 

dringen  vor  u.   ein,   kommen    od.    gelangen  Etwas   toas   der  Art   u.  Natur   des  Vaters 

zu,    erreichen    etc.)   ist?   —    cf.   dieserhalb  od.    der  Mutter  gleicht   od.   was   man    von 

auch  unter  nacht  u.  nög  die  y  nak.  40  diesen  als  Charucterzug  od.  Eigenthümlichkeit 

2.  na    od.    nä,    nach,    d.  h. :    a)    in    der  ererbt  hat. 

Bichtung   nach  Etwas  hin    u.   sich   diesem  naher,    Nachbar.  —  Sprichiv. :  'u   göden 

nähernd  od.  ihm  folgend  u.  so  auch  hinter  naher  is  hcter  as  'u  ferro  fründ;  —  hebb' 
diesem  her ;  daher  auch  räumlich  7i.  zeitlich:  diu  naher  lef,  man  lät  de  häge  tüskca  jo 
hinterher,  später,  hinter,  zurück  etc.  u.  b)  45  stän;  —  frägd  min  naher  Fick,  de  segd  net 
in  der  Richtung  nach  Etwas  hin  u.  mit  as  ik  od.  de  is  nit  so  'u  sclielm  as  ik ;  — 
diesem  Etwas  zusammen  treffend,  Etwas  al  to  främ  is  nabers  spot;  —  elk  frei  sm 
od.  Jemanden  in  u.  auf  seinem  Wege  er-  nabers  kiiid,  den  wet  he  wat  he  fiiidt.  — 
reichend  m.  mit  ihm  gehend,  mit  ihm  den-  Nd.  naher;  innd.  naghcbür,  nakebür,  iiäbür, 
selben  Weg  od.  dasselbe  Ziel  gehend,  dessen  50  nal)er ,  neber,  neiber;  nid.  nabuur ;  ags. 
Weg  od.  dessen  Ziel  folgend  od.  denselben  neahhur;  as.  näbiir;  ahd.  nähcapür ;  jnhd. 
Weg  u.  dasselbe  Ziel  mit  ihm  verfolgend,  uäcligcbiir ;  md.  nälcebür.  —  Compos.  von 
dieselbe  Absicht  habend  u.  diesem  gemäss  na  (nahe)  u.  bür  (Bauer,  Wohner,  Bewohner) 
handelnd  u.  seiend  od.  entsprechend;  daher  wie  das  gleichbedeutende  an.  nahiii ;  dän. 
überhaupt  auch:  gemäss,  entsprechend  etc.;  55  nabö,  von  na  u.  bfii  (Bewohner,  Bauer). 
—  he  sturd  liuni  na   mi  to  ;    —    ik    gä    na  naber-lik,    a)    nachbarlich,  freundschafl- 

hfis;  —  dat  is  do  weg  na  't  gasthns; —  sc        lieh  etc.  —  b)  nachbargleich,  gleichberechtigt 
löpcn  d'r  na    (da  nach    hin  od.    hinterher),        mit  dem  Nachbarn. 

dat  se  wat  fan  krigcn  ;  —    he  kumd  ml  na  uabern,    den  Nachbar  besticken   od.   mit 

(od.  achter-na) ;  —   he  kumd  na  mi ;  —  de  GO  ihm  umgehen  u.  halten,  gute  Nachbarschaft 


NABERSKE 


63.'' 


NAGEL 


od.  Freundschaft  mit  dem  Nachbar  halten ; 
—  he  is  heu  to  nabern  ;  —  se  nabern  mit 
'n  ander;  —  se  könen  göd  mit  'n  ander 
nabern. 

nabei'ske,  Nachbarin. 

nabersknp,  Nachbarschaft.  ^ 

na-bi,  nahebei ;  —  't  is  nabi;  —  ik  kenn' 
hum  man  so  wat  fan  nabi. 

1.  na-böten,  Feuerung  (Holz,  Torf)  nach- 
legen, nachheizen;  —  't  für  geid  iit,  du 
mnst  nog  wat  nabüten. 

2.  na-böten  (nach-büssen) ,  nachzahlen, 
Nachschiisse  od.  aufs  Nene  Finschüsse 
machen,  z.  B.  in  ein  Unternehmen. 

nacht  od.  nagt  (rect.  nagbt),  Nacht, 
Dunkel,  Zeit  zwischen  Abend  u.  Morgen 
od.  Abend-  u.  Morgendämm erung ;  —  't  is 
nog  rein  nacht;  —  't  wurd  kant  nacht,  so 
'n  dikken  locht  kwam  d'r  up ;  —  de  nacht  is 
förbi,  de  dag  brekt  wer  an.  —  Eäthsel: 
de  olde  grise  Grau',  slöpt  alle  nacht  in  d' 
dau,  he  hed  gen  flesk  un  ök  gen  blöd  un 
deid  dog  alle  minsken  göd.  —  Nd.,  nid., 
afries.  nacht;  as.  naht;  ags.  neaht,  nebt, 
niht,  nyht ;  aengl.  naht ;  engl,  night ;  an. 
nätt,  nott ;  nonv.  natt ,  nott ;  dän.  nat ; 
schwed.  natt;  ahd.,  mhd.  naht;  goth.  nahts ; 
lat.  nox  (noctis) ;  griech.  mix  (nuctös) ;  Iit. 
naktis ;  lett.  nects;  skr.  näkta,  nakti.  — 
Vergl.  zend.  nakturu  (nächtlich) ;  skr.  näk 
od.  nkq,  näkh  u.  ni^,  ni^a  (Nacht) ;  griech. 
nücha,  nüchios  (nächtlich) ;  air.  in-noct, 
in-nocht  (hac  nocte)  etc.  —  Vielleicht  von 
der  y  na^,  idg.  nak  (gehen,  sich  entfernen, 
verschivinden ,  vergehen,  verderben,  unter- 
gehen, zu  Grunde  gehen  etc.,  cf.  unter  nog 
■u.  2  na),  roeil  dann  die  Sonne  od.  das  Licht 
geht  u.  sich  entfernt,  schtvindct  od.  unter- 
geht lt.  verschivindet,  bz.  gegangen  u.  ver- 
schwunden ist. 

nächtens,  bei  Nacht,  nächtlicher  Weile. 

nachtigal,  Nachtigall,  Nachtsänger  etc., 
s.  unter  galra.  —  Scherzweise  ivird  auch 
ein  kleines  Kind,  was  des  Nachts  oft  schreit, 
'n  lütjen  nachtigal  genannt.  Vergl.  auch 
das  Sprichio. :  de  ene  siu  üle  is  de  andere 
sin  nachtigal. 

nacht-mirje,  Nacht-Mare,  Nachtgespenst 
etc.,  cf.  m'irje. 

nacht-rafe  (Nacht-Rabe),  Nachtschwärmer. 

näd  od.  nat,  nath,  Naht,  Strich  od.  Linie 
wo  Ftwas  zusammengenäht  ist.  —  Redensart, 
u.  Sprichw.  :  gä-bi-de-näd  (s.  d.) ;  —  dat 
kumd  an  de  näd  (das  kneift  an,  geht  nahe, 
drückt,  schmerzt  od.  das  dringt  tief  ein, 
z.  B.  vom  Regen  od.  einem  sonst.  Ftwas); 
—  he  is  d'r  lös  (od.  nau)  up ;  he  kikd  in 
de  naden.  —  Nd.  näd;  mnd.  nat,  nätli,  nad; 
nid.  naad;  mnld.  naed ;  ahd.,  mhd.  nat.  — 
Zu  neien,  bz.  ahd.  näjan  etc. 


na-(l.it,    nachdem,  je  nachdem;  —  all' 

nadat  't  is  un  fitsügt. 
nadfil,  s.  natel. 

nä-del,   Nachtheil,  Schaden  etc. ;    Gegen- 
5  Satz  von  fürdel. 

nader,  näher;  s.  1  na. 
na-der-hand,  nachher,  später  etc. ;  Gegen- 
satz  von    vor    der    Hand;  ^ —    ik    kam 
naderhand  In  dl,  um  dat  mit  di  to  beproten. 
10      nadern,  nähern.  —  Zu  nader. 

nfidjp,  nadtjo,  nätje,  nätlije,  Nähtchen, 
eine  kleine  Naht.  Specidl  auch  beim  Stricken 
eine  einfache  od.  doppelte  Reihe  umgekehrt 
gestrickter  Stiche  am  Strumpfe,  in  der  vollen 
15  Länge  od.  Breite  des  gestrickten  Zeuges ;  — 
ik  hebb'  al  wer  twe  nutjes  an  de  strürape 
brcidt. 

na-dörst,  Nachdurst.  —  Auch  Name  ver- 
schiedener in  der  Nähe  von  Ortschaften  be- 
20  legener  Wirthshäuser. 

na-dragen,  nachtragen  (sinnl.  u.  trop.). 
na-draninien,    nachschreien,    nachlärmen 
(.Jemanden  das   loas   er  gesprochen),   nach- 
treiben. 
25      na-dül,    nachtoll,   nachher  od.  hinterher 
toll  u.  böse. 
uäfel,  s.  nefel. 

natfel,  Nabel,  narbenartige  rundliche  Ver- 
tiefung im  Leibe.  —  Nd.  navel,  nawel; 
30  mnd.  navel,  naffel;  nid.  navel;  mnld.  navel, 
naevel,  naffel;  afries.  navla;  nfries.  nawel; 
satl.  navel,  naffelke  ;  wang.  nagel;  ags.  nafala, 
nafola;  aengl.  navele;  engl,  navel;  an.  nafli; 
norw.,  dän.  navlc;  schiced.  nafle;  ahd.  na- 
35  balo,  nabolo,  nabulo,  napalo,  napolo,  napulo ; 
mhd.  nabele,  nabel.  —  Wohl  Dimin.  od. 
jedenfalls  Weiterbildung  von  nd.  nave,  nawe  ; 
mnd.  nave;  j(?f^  nave,  naaf ;  ags.  nafu;  ahd. 
naba,  napa;  mhd.  mibe  (modiolus  rotae),  tvie 
40  dies  aus  apreuss.  nabis  (Nabel,  Nabe) ;  skr. 
näbhi  (Nabe,  Nabel);  zend.  nabi;  njjers. 
näf  (Nabel)  erhellt,  dessen  urspr.  Bedtg. 
tüohl:  Spalte,  Vertiefung  od.  Riss,  Loch, 
Bohrloch  etc.  ist,  da  es  ivahrscheinl.  von  der 
45  y  nabh  (ferire,  laedere,  occidere,  bz.  bersten, 
platzen,  spalten,  reissen,  brechen  etc.,  cf. 
skr.  nabh,  zerspalten,  zerbrechen  etc.)  ab- 
stammt. 

na-giin,    nachgehen   (sinnl.   u.trop.);  — 

50  he  is  hum  nagän ;    —    wi   willen   dat   äfen 

mit  'n  ander  nagan  etc. 

nage,  nager  etc. ;  s.  1  na. 

nagel,  Nagel  (unguis  u.  clavus) ;  —  nageis 

up  de  fingers  etc. ;  —  du  must  d'r  'n  lütjen 

55  nagel   in  de   Avand   slau ;    —    Redensart,  u. 

Sprichw.:  he  dräpt  de  nagel  up  de  kop ;  — 

de  nagel  to  emands  dodenkist  wesen ;  —  he 

bed  'n  nagel  in  de  kop  (er  ist  hochmiUhig). 

—  D//H/??.  nagelke  (kleiner  Nagel ;  Geioürz- 

GO  nelke).   —    Nd.,   mnd.,    nid.  nagel;    afrie.s. 


NAGEL-HOLT 


NAGEN 


neil,  ml ;  wfries.  neylle  ;  nfries.  najel,  näjel ; 
helg.  noiel ;  sail.  nejl ;  tcan(j.  ml ;  as.  nagal ; 
ags.  naegcl;  aeiujl.  naeil ;  e>igl.  nail;  an. 
nagli,  nagl,  uügl ;  )iorw.  nagl,  nagle  ;  schwed. 
nagel ;  rfä«.  uagle,  negl,  naegl ;  ahd.  nagal, 
nagel,  uagil ;  mhd.  nagol,  nail,  ueil;  goth. 
nagls  (Xagcl  auf  den  Fingern  ii.  Zehen, 
unguis ;  eiserner  od.  hölzerner  Nagel  od. 
scharfe.'i  spitzes  Ding  zum  Einstecken  u. 
Festmachen  etc.,  clavns  ;    —    Gewiirznell'c ; 

—  ahd.  auch  Augenkrankheit  der  Pferde 
M.  zwar  ivohl  wie  auch  mnid.  fcf.  Kil.J 
die  sonst  pterygium  genannte  Augenkrank- 
heit);   lett.  iiagla    (eiserner  Nagel,    clavus). 

—  WoJtl  (cf.  tat.  ungiila  von  unguis)  Fort- 
bildung von  einem  urspr.  germ.  naga,  was 
mit  skr.  nakhä  u.  uakharä  (unguis);  lit. 
nägas ;  russ.  nogoti;  ajireuss.  nagutis;  kslav. 
nogüti  (dasselbe)  zu  einer  y  nagh  gehört, 
wovon  auch  lat.  unguis;  hib.  iunga;  ir.  inga; 
kgmr.  oguin  (Xagel)  vielleicht  abstammen 
u.  die  beim  Vergleich  von  skr.  nagha  (Krätze) 
in  naglia-niärä  (Krätze  vertilgend)  wohl  die 
Bedtg.:  stechen,  jucken,  kratzen  etc.  hatte. 

nagel-liolt,  Keule  od.  Oberschenkel,  Lende 
u.  zicar  nicht  allein  die  Hinterkeule  od. 
das  ausgeschnittene  Stück  Hinterkeulen- 
Fleisch  u.  die  Vorderkeule  (cf.  jöileu-  od. 
lütje  nagelholt)  vom  Eind,  icclche  beide  ge- 
icöhnlich  zum  Eäuchern  gebraucht  (du  kanst 
\\o\  'n  pär  nagelholteu  kopen  un  de  rükcrn 
laten)  u.  auch  geräuchert  ausschliesslich 
nagelholt  (wi  hebbeu  nog  twe  nagelholteu 
hangen ;  —  du  kanst  fan  middag  wat  nagel- 
holt [geräuchertes  Bindskeulcnfleisch]  sniden 
etc.)  genannt  werden,  sondern  auch  die 
Lende  od.  der  Oberschenkel  des  Menschen, 
gegen  den  die  Hosen- Tasche  angebracht  ist, 
wovon  die  Bcdensart:  bi  de  nagclholt  stcken 
—  od.  bi  de  nagelholteu  glulen  lateu  (bei 
dem  Schenkel  od.  der  Lende  stecken  od.  ein- 
stecken, in  die  Tasche  stecken  etc.  —  od. 
bei  den  Lenden  gleiten  u.  verschn-inden 
lassen)  sich  herschreibt.  Auch  nid.  kömmt 
das  Wort  nagel hout  in  der  Bedtg. :  m  ageres 
g e  r  ä  u  cherte .s-  S t  ü  c k  F leise h  vor  u. 
ist  es  icahr scheint,  dass  dieses  Wort  kein 
Compos.  von  nagel  in  der  Bedtg.  unguis, 
sondern  in  der  von  clavus  ist  u.  demnach 
entioeder  urspr.  ein  Stück  Holz  was  als 
Xagel  gebraucht  wurde  od.  einem  Xagel  in 
der  Form  glich  (spitz  zulaufend  u.  lang  ge- 
streckt) bezeichnete  od.  dieselbe  Bedtg.  wie 
Holz-  N ag el  (cf.  Kreuzholz  u.  Holzkreuz 
u.  so  hier  auch  =  Xagel  von  Holz,  der 
ja  auch  ungewöhnlich  dick  u.  lang  od.  keulen- 
förmig sein  kann)  hatte  u.  dann  in  derselben 
Weise  tcie  Keule  (cf.  4  küle)  auf  das 
Lendenstück  des  Kinds  angewandt  lourde. 
Möglich  ist  es  aber  auch,   dass  das  Wort 


nagel-holt  \irspr.  die  Bedtg.:  Prügelholz 
od.  Seh  läge  holz  (Holz  tvas  man  zu  m 
Eintreiben  von  Holz-  u.  Eisennägeln  ge- 
braucht) hatte  u.  dass  dann  die  Vorsilbe 
5  nagel  nicht  das  Subst.  nagel  ist,  sondern 
zum  Verb,  nageln  (auch  priigel  gehört  in 
den  Compos. :  prügel-holt,  priigcl-pitske  etc. 
ivohl  zu  prügeln)  gehört  u.  somit  wegen  der 
urspr.  keulenförmigen  Gestalt  eines  solchen 
10  zum  Xageln  od.  Xagel-Eintreiben  gebrauch- 
ten Stück  Holzes  auch  tcieder  in  die  Bedtg.  : 
Keule  überging  od.  zuerst  scherzhaft  auf 
eine  schon  geräucherte  (einem  dicken  Holz- 
nagel od.  einer  Keule  in  der  Form  glei- 
15  chende)  u.  auch  trockne  u.  harte  Bindskeule 
angeicandt  ist,  woraus  es  dann  auch  wieder 
leicht  in  die  bei  uns  gebräuchliche  altge- 
meine Bedtg.  von  Keule  od.  Oberschenkel 
übergehen  konnte. 
20  Zum  Schlüsse  sei  übrigens  zu  diesem  Wort 
noch  erwähnt,  dass  es  auch  im  as.  ags.,  an. 
ein  Wort  hold  in  der  Bedtg.:  Fleisch 
od.  das  ivas  die  Knochen  bedeckt  «.  ver- 
hüllt (s.  unter  holt)  gab,  tvas  in  einem 
25  Compos.  nagel-hold  od.  Xagel-  Fleisch 
uispr.  die  Bedtg. :  das  den  Xagel  (unguis) 
bedeckende  u.  schützende  od.  ein-  u.  um- 
schliesscnde  Fleisch  haben  würde  u.  beim 
Schivanken  des  Auslautes  d  u.  t  leicht  das- 
30  selbe  Wort  tvie  unser  nagelholt  sein  könnte, 
zumal  da  dieses  alte  hold  in  der  Bedtg. : 
Fleisch  schon  längst  verloren  ging  u.  also 
auch  das  Volk  bei  holt  in  nagelholt  gar 
nicht  mehr  daran  denken  konnte,  dass  dieses 
35  ur.'<pr.  auch  Fleisch  bedeutet  hatte.  Auch 
Weiland  stellt  das  nid.  nagel-hout  als 
mageres  (trocknes ,  hartes)  geräuchertes 
Fleisch  niclit  zu  nagel  (clavus),  sondern  zu 
nugel  (unguis,  od.  hornige  Decke,  Horn- 
40  Decke  der  Fingerspitzen  etc.). 

nagelke  (Plur.  nagolkes),  Xägelchen, 
Xäglcin ;  —  a)  kleiner  Xagel  auf  Finger 
od.  Zehe;  —  b)  kleiner  Xagel  zum  Be- 
festigen von  Etwas;  —  c)  die  Blume  der 
45  Sy ringe  od.  Syrcne  ivegen  der  Aehnlichkeit 
mit  der  Gewürznelke  od.  kleinen  Xägeln; 
—  d)  Gewürznelke.  —  ]\[hd.  negelkin,  neilkin, 
uclikin,  wovon  das  contrah.  nhd.  Nelke 
als  Blume  n.  Geioürz.  —  Dimin.  von  nagel. 
50  nagelke  -  böm ,  Sgringenbaum  od.  Sy- 
rcncnbaum. 

nageln,  nageln,   Xägel  worin  treiben  od. 
schlagen,    mit  Xägeln   befestigen.    —    Ahd. 
nagalen  (nagaljan);  goth.  nagljan. 
55      nagel-wiii'tel,  Xagelwurzel. 

nagen,    nagen,    mit   den  Zähnen   be-   od. 

abschaben,  klauben,   beissen  etc.,   fig.  auch: 

fressen,  wurmen  etc.;  —  dat  nagd  hum.  — 

Ahd.,  goth.  nagan  (nagen,  kratzen,  schaben 

GO  etc.).  —   Wohl  mit  nagel  u.  skr.  nagha  in 


NAEGEN 


637 


Namen 


naglia-mära  (Name  einer  Krankheit,  Krätze) 
etc.  zu  der  |/  nagh  (stechen,  kratzen, 
bohren  etc.). 

nagen,  s.  negen  m.  negeu. 

nager,  nägor,  näher;  s.  1  na. 

na-gerade,  nagrade,  nachgerade,  all- 
mälig  etc. 

na-gras ,  Nachgras ,  •  das  nach  dem  erst- 
maligen Mähen  wieder  gewachsene  Gras, 
auch  iiegras  (Neugras)  genannt. 

na-greien,  nachwachsen,  nacligedeihen  etc. ; 

—  dat  bt'st  schal  up  de  stal  nog  wol  'ü 
bitje  nagreien. 

na-hunkern ,  Jemandem  bettelnd  nach- 
laufen, gierig  nach  JEttvas  verlangen  u. 
streben  etc.  —  Nid.  nahunkeren.  Vcrgl. 
nid.  bunkeren  (verlangen,  begehren  etc.); 
mnld.  hungkeren  (affectare,  cum  aftectu  pe- 
tere)  u.   Weiteres  unter  hungern. 

naien,  s.  neien. 

na-jär,  Nachjahr,  Spätjahr,  Herbst;  Gegen- 
satz von  förjär. 

nakend,  nackend,  nackt,  bloss,  entblössf, 
kahl,  beraubt  von  etc. ;  —  he  (od.  dat)  steid 
dar  nakend  hen;   —  mit  de  nakende  närs; 

—  se  hcbben  hum  nakend  üttrukken  (auch 
im  fig.  Sinn) ;  —  käl  un  nakend ;  —  'n 
nakende  deren  (eine  nackende,  gänzlich  un- 
bemittelte Dirne)  etc.  —  Nd.  naakd,  naakt ; 
mnd.  naket,  naken,  nakendich;  tüd.  naakt; 
mnld.  naeckt ;  afries.  uakad,  nakcd,  naken ; 
wfries.  neaken;  nfries.  (Outzcn)  naaken, 
naken,  nackt,  nagel ;  ags.  nacod,  naced ; 
aengl.,  ert(/?.  naked;  an.  naktr,nöktr,nükkvidr; 
norw.  naken ;  dän.  nögeu ;  silddän.,  jütl.  (cf. 
Outz en)  nagen ;  ahd.  nacot,  nakot,  nackot, 
nachot,  nahhut,  nachet,  nacchet ;  mhd.  naket, 
nachet,  nakeut,  nackent,  nachent,  naht ;  goth. 
naqaths.  —  Grdform  germ.  nakvatha  (idg. 
naguta  od.  [cf.  kwam  von  idg.  gam]  nagata) 
u.  diese  mit  skr.  nagna ;  kslav.  nagü ;  lit. 
nügas  (nackt);  kslav.  nagota;  lit.  nügatä 
(Nacktheit)  etc.  von  einer  y  nag,  die  viel- 
leicht aus  ang  versetzt  u.  mit  skr.  aiij 
(schmieren,  salben,  schmücken,  blank  machen 
etc.)  ident.  ist,  ivo  dann  nagna  urspr.  die 
Bedtg. :  blank  od.  glänzend,  geputzt,  rein 
etc.  (cf.  blank  u.  blöt,  1  bar,  rein  etc.)  ge- 
habt haben  könnte. 

nakende-wifke  (auch  witte  wifke  [weisses 
Weibchen]  genannt),  Schneeglöckchen. 

nakke,  nak,  Nacken ;  —  he  hed  'n  stifen 
nak,  he  kan  de  nak  nich  bügen;  —  he 
brekd  sük  de  nak ;  —  he  krigt  hum  bi  de 
nak  etc.  —  Sprichio. :  krabst  du  mi  de  nak, 
so  füll'  ik  dl  de  sak;  —  he  hed  'n  schelm 
in  de  nak ;  —  he  hed  'n  här  in  de  nak,  dat 
hum  torüghold ;   —   fan  hakken  to  nakken. 

—  Nd.  nakke,  nakken;  mnd.  nacke;  nid. 
nek ;  mnld.  neck,  nick,  nack ;  afries.  hnekka. 


nekkc ;  ivfrics.  necke  ;  nfries.  (J  oh  ans  e  n) 
neak,  (Elir entraut ,  fries.  Archiv,  I, 
183)  necke,  nicke,  (Outzen)  neek;  satl. 
necke;  wang.  nek;  helg.  nak;  ags.  hnecca; 
5  aengl.  hnecke,  necke,  nhickc,  nicke ;  engl. 
neck;  an.  hnakkr,  hnakki;  norw.,  dän. 
nakke ;  schived.  nacke ;  ahd.  hnach,  hnacch, 
nach ;  mhd.  nac  u.  nacke  (cervix,  occiput, 
testa  capitis,  cacumen). 

10  Vergleicht  man  Inikkon  etc.  von  bugon, 
bz.  goth.  biugan,  so  diirfte  auch  toohl  nakke 
mit  nikken  zu  nigcn,  bz.  hnigan  (cf.  nikken 
u.  nigcn)  gehören  ti.  demnach  Nacken 
urspr.  ein  biegsames  od.  ein  rundlich 

\b  gebogenes,  gekrümmtes  Etioas  (od. 
Krümmung  zwischen  Rücken  u.  Hals) 
bezeichnen,  tvoraus  sich  auch  (cf.  pukkel 
=  Nacken  u.  =  Höcker,  Bxickel  etc.  u. 
ahd.  puhil,  buhil,  nhd.  Bühel,  Hügel  etc. 

20  von  piokan,  bz.  biugan,  biegen,  krümmen  etc.) 
das  norw.  nakk  (bjergknold,  knude,  pukkel 
etc.)  u.  unser  nokke  etc.  als  Abkömmlinge 
von  nigen,  bz.  hnigan  erklären  Hessen,  ivor- 
über   auch  noch   Weiteres  tinter  nokke  zu 

25  vergleichen  ist. 

na-lät,  Nachlass. 

na-läten ,   nachlassen ,  zurücklassen,   ab- 
lassen etc. 
na-lateusclmp,  Nachlassenschaft. 

30      na-latig,  nachlässig. 

na-löp ,    Nachlauf;    auch   vom   nachlau- 
fenden leichten,  fuseligen  Spiritus  als  Gegen- 
satz von  förlöp. 
nam,  s.  nämen. 

35      na-maken,  nachmachen. 

na-mäksel ,  Nachgemachtes ,  Nachgebil- 
detes etc. 

name,  näm,  Name.  —  Redensart,  u. 
Sprichio.:  't  is   um  sük  d'r  'n  näm  mit  to 

40  maken ;  —  lefe  kinder  hebben  föle  namen ; 
—  't  is  net  glik  wo  't  kind  het,  wen  't  man 
'n  näm  hed.  —  Nd.,  mnd.,  nid.  name,  naam ; 
afries.  noma,  nama,  nema ;  wfries.  namme ; 
nfries.     (J ohanse n)     nöüm  ,     (0  ut z  e n) 

45  nöm,  nöm ;  satl,  nöme ;  wang.  nümme ;  helg. 
n8m ;  as.  namo ;  ags.  nama ;  aengl.,  engl. 
name ;  an.,  isl.  namn,  nafn ;  norio.  namn, 
navn,  nabn;  schioed.  nama,  dän.  navn:  ahd. 
namo ;    mhd.  name,  nam ;   goth.  namo ;    lat. 

50  nomen ;  griech.  'ö-noma ;  skr.  näman ;  zend. 
näman ;  apers.  näma. 

Der  einzige  Beweis  für  eine  urspr.  Form 
gnäman  ist  in  lat.  co-gnomen  u.  i-gnominia 
erhalten  u.  wird  hienach  loohl  wie  für  lat. 

55  noscere  u.    notus  etc.   die  y  gan,   gnä   (er- 
kennen, kennen)  für  näman  anzusetzen  sein. 
namelik,   namelk,   namentlich,  besonders 
etc. ;  —   namelk  (od.  binamelk)  dit.    —    cf. 
nemlik.  —  Ahd.  namolich ;  nid.  namelijk  etc. 

60      namen,  genommen;  s.  nemen. 


NAEMEN  638                             NAß 

iiiiinon,  s.  nemcn.  auch  mit  kuphe,  kümbe  u.  unserm  germ.  kop 

Nanuü,    Xanue,    tnl.  Name.   —    Geschln.  (s.  unter  ko\^  am  Schlüsse)  selbst  zu  einer  u. 

Nanncn    u.    Nauniiiga.    —    Wühl    mit  mnd.  derselben  idg.  y  skap,  aphäres.  kap  (hauen, 

nanne  (Vaterchen)  u.  griech.  luuinas  (0/ic/w,  spalten,  Idajfen  etc.,  bz.  stechen,  graben,  cf. 

Grossvater  etc.,  cf.  auch  uuiino)  urspr.  eins,  5  auch   kappo,   kappen   etc.    m.  ferner    wegen 

wie  ;.  B.  auch  AltQ  mit  SiüCjQUa  (Vater  etc.).  hni\\^\}.\,  in  der  Bedtg.:  Schale,   Trinkschalc 

iiaj).  ■>•.  nappe.  etc.  von  der  |/  skap,  spalten  etc.,  auch  schale 

iiaji-hülder  (Xapf- Halter),  fig.  ein  Säufer,  u.  scliil  etc.   von  der  y  skal,  skar,   spalten 

eine  Person  die  den  Napf  od.  Becher  hält  etc.)  gehören. 

od.  richtiger  wohl  die  vom  Becher  viel  hält  10       ^li<t7(  unsere  Anlaute  sna,  siii,  sim  scheinoi 

od.    ihn    lange   hält    u.    nicht   gerne  loieder  mir  (wenigstens  theilweise)  aus  altem  germ. 

abgiebt.  slina,  sliiii,  slimi,  bs.  idg.  ska,  ski,  sku,  erweitert 

na-])in,  Nach-Pein,  Pein  od.  Schmerz  der  skan  etc.,  un'.gesetzt  skan  enstanden  zu  sein  u. 

sich  nachher  einstellt.  ist  dieser  wegen  das  Weitere  loiter  diesen  An- 

napke  ,     Näpfchen,     kleiner    Trinknapf,  15  lauten  zu  vergleichen,  wobei  hier  noch  gleich 

kleines  Näpfchen  auf  der  Eicliel.  bemerkt  tvird,  dass  die  Lautverschiebung  od. 

\\m\}0,na\),  Napf,  Schale,  hölzernes  Becken  Erweichung  von  k  zu  h  u.  jü;  u.  vo)i  p  zu  i 

od.  Geschirr;  —    Plur.  najipen;   —  Dimin.  in  den  nordgerm.  Sprachen  u.Dialecten  durch- 

napko.  —  Nd.,    mnd.,    nid.    iiapp    od.  iiaj);  aus  nicht  immer  Statt  gefunden  lial. 

ahd.  hnapf,  napf,  napli ;   mhd.  napli,    nai»!'-,  20       luippeil-lin-slefcn-kel'el,  ein  Händler  mit 

ags.    liuaep;     aengl.    huap     (Trinkgeschirr,  Näpfen  u.  hölzernen  Kellen  od.  Löjfeln. 

Napf,  Becher,  Schale).  —  Es  tvird  zweifei-  iiar,  s.  uarre. 

los  dasselbe  sein,  wie  an.,  isl.  huappr  (glo-  1.  nur,  s.  nare. 

bulus,    Caput,    kugelartiger   Körper,    Kopf,  2.  niiV  (Compar.  wüvqv,  xikrAGv;  —  Superl. 

Knauf);     norw.    napp    (Kopf    od.    Knauf,  25  närste),    knapp    od.    beengend   u.  drückend, 

z.    B.    eines    Pfostens     od.    einer    Säule);  armselig,  elend,  schlecht  etc.,  bz.  beengt,  be- 

schwed.    iiai)p    (Napf;    Knopf   od.   Knauf,  drückt   etc.    etc.;   —    't  sunt  upstiincis  iiarc 

Warze  am  Saughorn    der  Kinder)    u.    ver-  (od.    knappe,    naue ,    benaude ,    drUkkende, 
iceise  ich  wegen  der  Bedtg.:  Caput  od.  Kopf        siegte,  trüiige,  elende  etc.)  lideu;  —  he  sitt 

u.  Napf  od.  halbkugelförmiges  Hohlgefäss  30  d'r    so    niir    (bedrückt   %i.    traurig,    nieder- 

auf  kop   in   der  Bedtg.:    Schröp>fkopf   (od.  geschlagen  etc.)    hen,    dat  he  hast    gen  öge 

Saugkopf ,  Saugknopf,  Saugwarze,  Saugnapf)  upsleid  un  gen  bit  äten  ett;  —  't  gcid  lium 

od.  als  rundliches  Hohlgefäss  (Tasse,  Trink-  num  när  (es  geht  ihm  nur  armselig  u.  schlecht 

glas,   Schale,    Na2)f,    Trinkschale,    Becher,  od.  traurig   etc.    u.    zwar   sowohl,    dass   er 

Hirnschale  etc.,    cf.  kop)    überliaupt,    wobei  35  hungern  u.  darben  muss,    als  dass  er  sonst 

es  mir  beim    Vergleicli   von   kop    als   ivalir-  in   schlechter  Lage   u.    krank    ist) ;    —    dat 

scheinlich    vorkömmt,     dass    die    Bedtg.:  sügt  d'r  man  när   (knapp   u.   armselig   etc., 

Schale    od.    rundliches    Hohlgefäss    auch  od.  elend  u.  schlecht  etc.)    in    hüs    (od.  mit 

hier  bei  hnap  od.  hnappa  wieder  die  urspr.  huni)  üt;    —    dat    is    'u   naren    (armseliger 

ist  u.  ebenso  wie  bei  Kopf  die  Bedtgn.  des  40  u.  elender  od.  trauriger  u.  schlechter)  kiäm 

an.  hnappr  aus  der  von  Schale  od.  rund-  od.  budcl ;  —  dat  is  'u  när  hiis    (enges  od. 

liches    Hohlgefäss    entstanden    sind.       Ver-  kleines,  elendes,  armseliges,  schlechtes  JLius, 

gleicht  man  nun  aber  weiter,   dass    im   an.  bz.    ein  Haus    wo   man    enge    u.    bedrückt, 

neben  huappr    auch    die    Form   kiiappr    in  zusammengepfercht    u.    schlecht   wohnt);  — 

derselben  Bedtg.    erhalten   ist   u.  dass  ahd.  45  när  wer  (trauriges  elendes  schlechtes  Wetter) ; 

hnazza    (cf.  nettel)    mit   griech.    knide    etc.  —  de  kler  sitten  när  (schlecht  etc.);  —  'u 

auf  eine  aus  kad,    kand    (bz.    urspr.    skad,  naren  rok  (ein  elender,  schäbiger  Bock) ;  — 

skand)  versetzte  y  knad  zurückgeht,   sowie  när    land    (armes    od.    armseliges,    elendes, 

ferner,  da.ss  Fick  (J,  80!))  griech.  kmphdS  schlechtes  Land);  —  't  is    mi    so    när    (be- 

u.  gnöphos  (Dunkel)  nebst  skepö  (bedecken)  50  engend    u.     drückend,     traurig     stimmend, 

u.  sknipaios  w.  knipos  (dunkel)  zur  y  skap  niederschlagend  etc.)  to,  dat  he  sin  frö  fer- 

(bedecken)  .stellt,  so  scheint  es  mir  auch  höchst  loreu  hed,    dat  ik  jo  't  hei  net  seggen  kau, 

wahrscheinl.,    dass   die  für   an.  hnappr    u.  wo  mi  dat  driikt;  —  lie  wurd  d'r  gans  när 

ags.   hnaep  etc.   u.  für   an.    kuappr   anzu-  fan,   as  lie  dat  elend   un   lidcn   mit   an  sen 

setsenden    Themata   hnappa    u.    knappa  od.  55  mus ;    —    ik  bün  när  to  müde ;    —    du  büst 

linap-a  u.  knap-a  gleichfalls    auf  eine   idg.  'n   uareu    (elender,    erbärmlicher,    trauriger 

y   skap    (nasal,    skanp,    skamp,    umgesetzt  etc.)  kürel ;    —    he  hed  man  'u  naren  borst 

sknap)  zurückgehen  u.  demnach  mit  unserm  (eine  enge,    schmale  etc.    od.    beengte  u.  an 

schap    u.    schip ,    sowie  ferner    mit   griech.  Athemnoth  leidende  Brust,    bz.    er    ist   eng- 

skäphos  u.  ski'iphob  (Becher  etc.)  u.  vielleicht  üO  brüstig,  od.  er  hat  überhaupt  eine  schlechte 


NAER                            639  NARi:  NAR 

Brust);    daher  när-borstig  (engbrüstig);  —  iia-rakken,   den  Schmutz  od.  Koih,   den 

't   is    hir    so    'ü    naren    (beengende   u.    er-  ein  Anderer   hinterlassen  hat,   ivegschaffen 

stickende,  od.  drückende  u.  sclilechte)  lücht  od.  auch  eines  Andern  hintcrlasscner  Sudelei 

in  hiis,   dat  man  hast   gen    am    krigcn  kan,  u.    Ffaschcrei    bessernd    nachhelfen    u.    in 

hz.  dat  en  de  am   d'r   hast   fan   ütgeid ;  —  5  Ordnung  bringen. 

dat  smekt  od.  rukt   nar   (das  schmeckt   od.  iiarbe,    narb,   a)   die  einwärts  gekrümmte 

riecht  schlecht   od.  erbärmlich,  bz.  so,   dass  S^ntze  eines  Gartenmessers  od.  sog.  Kneifs 

man    elend    davon    zu    Muthe    ivird).    —  od.    auch   eines    Pßugmessers ;    —     h)    die 

Sprichw.:    „dat   sunt    nare    tiden,"    sa'    de  seitwärts  gekrümmte  Spitze   od.  die  vordere 

pajie,    „de  bur   makd  sin  kinder  siilfst."  —  10  bogenförmige  Krümmung  der  Schneide  eines 

Nid.  naar  (traurig,  elend,  kläglich,  erbarm-  Ritz-3Iesscrs   od.    Ritz- Eisens,    tcomit   man 

lieh  etc.);  mnld.  naer;  afries.  nara;  wfries.  Zeichen   u.    Namen    auf  Balken   u.  Fässer 

neare  (bange,  beängstigt  etc.) ;  nfries.  naar,  ritzt ;  —    c)  die  unten  an  der  Klinge  eines 

nar,  när  (enge,  schmal) ;  satl.  narc  (traurig  Einschläge-Messers  befindliche  u.  etwas  vor- 

etc.) ;   as.    naru ,    naro    (enge,    bedrängend,  15  stehende  kleine  Spitze  nebst  der  von  da  aus 

drückend,    Schmerz   u.    Pein    erregend)    u.  bis    zum    Heft    sich   fortsetzenden    kleinen 

narawo  (enge) ;  ags.  nearu,  nearo  (angustus,  Krümmung ;  —  d)  an  der  Fflugschaar  das 

crucians) ;  aengl.  naru ;  engl,  narrow  (enge,  Ende  des  Holzbretts,  worin  die  Fflugschaar 

schmal,  kurz,  knapp  ;  engherzig,  geizig  etc.).  eingefasst  ist,  sonst  hier  auch  hülse  genannt ; 

Es  wird  mit  nare  (Narbe)  wohl  zu  nisan,  20  —   e)    die   etwas  gekrümmte  Vertiefung   in 

nas  in  ahd.  ga-nisan  (genesen,  heil  u.  ganz  der  Klinge  eines  Einschläge-Messers,  worin 

werden,  sich  zusammen  ziehen  u.  schliessen,  der  Nagel  eingreift,    loenn  man  die  Klinge 

sich  mit  einander  verbinden  u.  dicht  tverdrn  aufschlagen  icill.  —  Ist  es  in  den  drei  ersten 

etc.)   gehören,   sodass  naru  für  urspr.  nasu  Bedtgn.    eine    Einengung    od.    Einziehung, 

steht  u.  urspr.   die  Bedtg. :  geschlossen   od.  25  Zusammenziehung  u.  Krümmung  u.  in  der 

zusammengezogen,  dicht  etc.  hatte  u.  so  die  vierten  ettva  eine  Handhabe   od.  Griff,    bz. 

von  enge  od.  angustus  etc.  erhielt.  —  Die  ein  Klemmholz,   sodass  dies  Wort  urspr. 

Grdbedtg.  der  y  nas  ist  ivohl  dieselbe  loie  in  allen  Bedtgn.  dasselbe  Wort  ist  wie  nhd. 

von  agh,  angh  (cf.  angst  u.  enge),  nämlich:  Narbe  u.  ahd.  narwa  (s.  unter  nare  u.  cf. 

bewegen  zu  od.  auf  Etwas  zu,  ein  Anderes  30  auch  zu  der  Bedtg.  ansula   das  mnd.  nare, 

od.   sich   bewegen   vor   od.    zu   Etwas  hin,  Griff  od.  dasjenige,  ivorin  die  Schwertklinge 

kommen  zu  (Einem  od.  Etwas),  sich  gesellen  eingeklemmt  «.  befestigt  ist)   od.   doch   mit 

zu,  od.  sich  vereinen  u.  verbinden  mit,  sich  derselben  zu  naru  gehört?  —  Oder  steht  es 

od.    Etwas   anschliessen   an   od.  fügen   an  in  der  Bedtg. :  gekrümmte  Spitze  für  nabbe, 

(Jemanden  od.  an  Etivas)  etc.,   ivobei  denn  35  sodass   es   mit  nebbe,    uibbe  (rostrum)   von 

aus   verbinden    (mit   einander)    od.   zu-  Hause  aus  ident.  ist?  —   Vergl.  dieserhalb 

sammenfügen  u.  ganz  machen  etc.  von  selbst  auch  das   aus  schadde   entstandene  scharre 

die  Bedtg. :   sanare   od.   genesen   (cf,  hei  (Schatten),  was  zuerst  in  schleppender  Weise 

u.  holen)  entstand,  während  weiter  aus  ver-  wie    scharde    atisgesprochen    u.     dann    zu 

binden     (mit    einander-)     od.    zusammen-  40  scharre  assimilirt  wurde, 

machen,  zusammenfügen  od.  schnüren,  dicht  iiärder,  s.  narer  u.  2  när. 

machen  etc.  sich  die  Bedtgn.  von:   naru  «.  nare,    när    (Flur,    naren),    Narbe;    hier 

ahd.  narwa  (cf.  nare)  von  selbst  ergaben  u.  speciell  u.  fast  ausschliesslich  von  der  Narbe 

dann  wieder   das  für  tirspr,  nasa   stehende  einer  Wunde  gebraucht,  während  die  Narbe 

ahd.   nara   in   der  Bedtg.   von   Nähr  ung  45  des  Leders    hier    arf   od.    arfe    (cf.    3  arf) 

od.   Unterhalt  wohl  urspr.   als   dicht  u.  ge-  heisst   u.  als  Compos.   nur  grasnare    (Gras- 

schlossen,  od.  ganz   (cf.  hei)   u.  heil  u.  ge-  narbe)  u.  i^oknare  (Blatternarbe)  vorkommen ; 

sund  machendes,  genesendes  u.  xoicder  her-  —  man  kan  de  nar  d'r  nog  düdelk  fan  sen, 

stellendes   Ettvas  gefasst    ist   u.   direct  mit  war    he    sük    sneden    hcd;    —    naren    fan 

goth.  nasjan   u.  ahd.  nerjan    (gatiz  od.  heil  50  swellen,    blödfinnen,    pokken    etc.    —    Nd., 

u.   gesund   machen,    heilen,    am  Leben   er-  mnd.  nare,    narwe;    nid.  nerf;   mnld.  naer, 

halten,    erretten,   selig  machen   etc.,    bz.  er-  naere,    narve,    narbe,    nerve;     nfries.    (Jo- 

haUen,  unterhalten,  ernähren  etc.,  c/".  nären  h  an  sen)    naw    (statt    narw);    wang.    näri; 

etc.)   zu   nisan,   nas   (in  ga-nisan,   sich  zu-  fZän.  narv  ,  sc/twefZ.  narf ;  aM.  narwa,  narwo ; 

sammenfügen  u.   schliessen,   dicht  u.   ganz  55  mhd.  narwe,  später  narbe  (Narbe,  cicatrix ; 

od.  heil,  ganz  u.  gesund  werden,  selig  werden  ahd.  auch  fibulatura,  ansula).  —  Es  gehört 

etc.,  cf.  salig  u.  lat.  Salus,  salvus  zu  hei  u.  mit   ags.    nearu,    nearo    (Enge,    Klemme), 

tat.  sanus)  gehört,  worüber  auch  noch  Wei-  nearvjan    (enge   machen,    beengen,    in    die 

teres  unter  genesen  zu  vergleichen  ist.  Enge  treiben,    bedrängen    etc.,    bz.   arctari, 

när,  8.  nör.  GO  anxium  esse  u.  arctare,  angustare,  coarctare, 


Naeren 


640 


NARRERE 


vexai'e,  opprimere) ;  mJul.  uerwen  (sich  ver- 
engen od.  zusammenziehen,  narhcn,  Narbe 
■machen  od.  ansetzen,  vernarben  etc.)  engl. 
narrow;  aengl.  narwen  (engen,  verengen, 
einziehen,  zusammenfassen,  zusammenziehen 
etc.);  an.,  ist.  iiiörva  (vestcs  pannosas  solli- 
cite  rcsarcire;  coarctare,  bz.  ausßicken,  zu- 
sammenheften); norw.  (Jv.  Aasen)  uorva 
(versehen  mit  Querband),  norve ,  narve; 
schwed.  dialect.  uara,  aar  (rovle,  tvaerstykkc 
soni  slaaes  fast  paa  en  door  eller  et  bord 
for  at  holde  tjelene  sammen) ;  schwed.  iiar 
(Verbindung  durch  hölzerne  Nägel),  uara 
(ein  Zimmernagel),  nara  (mit  einem  Holz- 
nagel verbinden)  zunächst  zu  as.  naru  (enge 
od.  dicht  zusammengezogen,  zusammen- 
geschnürt etc.  od.  überhaupt  ursjjr. :  zu- 
sammengezogen u.  dicht  aneinander  etc.), 
wie  Ja  atts  allen  diesen  Wörtern  die  ursi^r. 
Bedtg. :  zusammenziehen  u.  schnüren  od. 
binden  u.  verbinden,  schliessen,  vereinigen, 
fest  machen  etc.  aus  der  |/  derselben  her- 
vorgeht, tvarübcr  das  Weitere  unter  när  zu 
vergleichen  ist  n.  wonach  auch  das  ahd. 
narwa  als  Narbe  einer  Wunde  urspr.  wohl 
die  Bedtg. :  Zusammenzichung  u.  Schliessung 
od.  Zusammenziehung  u.  Dichtung  u.  so 
auch  Heilung  od.  Dichtmachung  hatte  u. 
hieraus  in  die  Bedtg. :  Schliessstclle  od. 
Heilstelle,  Heiljleck  od.  Heil-Mal  über- 
ging od.  walirscheinlicher  noch  urspr.  das 
schliessen  de  u.  heile n d e  Etwas  (das 
was  die  Wunde  schliesst  u.  dicht  od.  heil 
macht  u.  so  auch  die  Decke  od.  der  Deckel, 
bz.  das  Schliess-Ding,  der  Verschluss  etc. 
derselben  ist,  wie  ja  auch  unter  Grasnarbe 
die  Grasdecke  verstanden  ivird)  bezeichnete, 
xvie  ja  auch  die  Bedtgn. :  fibulatura  u.  an- 
sula  auf  die  Bedtg. :  zusammenziehen  od. 
schnüren  od.  verbinden  u.  heften,  bz.  dicht 
machen  u.  schliessen,  um-  u.  einschlicssen, 
festmachen  od.  zusammendrücken  u.  klemmen 
u.  so  auch  festhalten  etc.  zurückgehen, 
gleichviel  ob  ausula  hier  die  Bedtg. :  G  r  iff, 
Handgriff,  bz.  cüs  das  was  man  mit 
der  Hand  um-  od.  einschliesst  od.  timklammert 
etc.  od.  als  Oese  an  den  Schuhsohlen, 
durch  welche  der  Eiemoi  über  den  Fuss 
gezogen  tvird  u.  die  Sandalen  geschnürt  u. 
fest  gemacht  tverden,  hatte. 

nären,  iiäriii^  etc.,  s.  neren. 

narer,  s.  2  när. 

nargeiul,  nirgends,  narji^ens,  nirgend, 
nirgends.  —  Mit  Vorsetzung  der  Negation 
ni,  ne  aus  argend  (s.  d.)  gebildet. 

navl f^,  narbig ;  —  i)ok[ia.r ig,  blatternarbig. 

näi'ig,  s.  nürig. 

na-rigt  od.  nariclit,  Nachricht,  dasjenige 
was  man  nach  Ettvas  od.  Jemanden  hin 
richtet,     cf.  bericht  u.  richten. 


narre,  narr  od.  nar,  Narr,  Tlior,  eitler 
thörichter  Mensch  etc.;  —  du  bist  'n  narr, 
dat  du  dl  dat  andöu  lottst ;  —  he  hed  'n 
narr  iu  hum  frätcu ;  —  he  bri'ikd  huni  für 
5  'u  narr  (er  narrt  od.  äfft  ihn,  verspottet  ihn, 
braucht  ihn  für  einen  Narren).  —  Sprichw.: 
d'r  is  gen  narre  so  dum,  of  he  lindt  nog 
wol  eu,  de  hum  für  kluk  hold;  —  wen  de 
narren  to  markt  gan,  den  büren  de  krämkers 

10  't  gold.  —  Ahd.  narro ;  mhd.  narre ;  7id. 
narr;  nid.  nar;  mnld.  narre.  —  Da  die 
Narren  loohl  zuerst  an  den  Fürstenhöfoi 
aufkamen  u.  keine  Verrückten  u.  dumme 
Thoren,   sondern  vielmehr   witzige    Lustig- 

15  macher  u.  Spötter  waren,  die  zur  Unter- 
haltung u.  Ih'heiterung  dienten,  so  stammt 
das  ahd.  narro  loahrscheinl.  von  mlat.  nario 
(subsaunans,  Spötter,  d.  h.  eigentl.  wohl 
N as  enr  ü mpfer    od.    auch    Person    die 

20  Jemandem  eine  Nase  macht  od.  dreht  u. 
ihn  verspottet  u.  verhöhnt,  tvie  dies  jetzt 
auch  noch  durch  Verlängerung  der  Nase 
mittelst  beider  ausgestreckten  Hände ,  bz. 
des   Vorhaltens  derselben   vor,  od.  der  An- 

25  fügung  derselben  an  die  Nase  geschieht),  da 
das  mlat.  nario  nach  Diez  (II,  373)  mit 
com.  nar  (Narr),  bask.  narra  (närrisch)  u. 
dem  aus  einem  anzunehmenden  naricare 
entstandenen  franz.    narguer    (spotten    etc., 

30  cf.  narren);  henneg.  naquer  (beriechen,  be- 
schnüffeln) u.  franz.  narquois  (verschmitzt 
etc.)  von  lat.  näris  (cf.  auch  lat.  näribus  uti, 
Spötterei  treiben,  soioie  das  Wort  Nase 
vom    Geruch,    von    der   Spötterei,    von    der 

35  Feinheit  im  Spüren  u.  Urtheilen  etc.)  ab- 
stammt, icas  mit  lat.  nasus  (cf.  nöse)  eines 
Ursprungs  ist. 

narren  (auch  nir-narrcn),   narren,  äffen, 
foppen,  zum  Besten  haben,  necken  etc. ;  — 

40  he  narrt  mi  wat;  —  ik  lät  mi  net  langer 
fan  dl  narren,  dar  kanst  du  up  an  ;  —  du 
must  gen  olde  lue  narren  (od.  für  narr 
hebben,  für  narr  brüken);  —  he  uarrd  de 
hund  nog  net  so  lank,  dat  he  hum  bitt. 

45       narren-kraui,  Narrenkram,  alberner  Kram, 

thörichtes  tt.  läppisches  Grthue  etc. ;  —  wat 

schal  de  narrenkräm  beten?  hit  dat  dog  blifen. 

narren -släe,    Narrenschlitten,    Schcllen- 

sehlitten. 

50      narrens-posseu,  Narrenpossen. 
narren-sträken,  Narrenstreiche. 
narren-tügen,  Narrenzüge,  Narrenstreiche 
etc.,  Züge  od.  Streiche,   Unternehmungen  etc. 
eines  Narren ;  —  dat  sunt  all'  man  narren- 

55  tögen,  dar  kumd  niks  In  hcrfit. 

narrere,  Narrerei,  Ve.cirerei,  Narrheit,  al- 
bernes thörichtes  Treiben;  —  lät  de  narrere 
(das  anhaltende  u.  wiederholte  Narren  u. 
Ve.viren  od.  auch  die  Narrheit  od.  Narrheiten 

CO  etc.)  dog  blifen. 


NARRHEID  641  NATEL  NADEL 

narrheid,   Narrheit;    —    wat   schal   de  na-spräk,  Nachrede. 

narrheid  heten?  dat  is  je  niks  as  dum  tüg.  näst,  nächst;  nkste,  näcJiste ;  Nächste;  — 

'nsirrisk,nan'sk,nar^k  (närrisch), hoffärtig,  elk  is  sük  sülfeu  de  uäste.  —  Zu  1  na. 

hochmüthig,  eitel,  putzsüchtig;  —   lie  word  nat   (Compar.  natter;  —  Superl.  natteste, 

so  narsk,    dat  he  hei   net  mer  wet,    wo   he  5  natste),    nass;    Nass;   —    't  is    net   so    nat 

sük  kleden  un  tiren  schal ;  —  't  is  'n  narsken  (nass  u.  feucht  etc.)  as  messe ;  —  't  hei  ligt 

kerel  (liochmüthiger,  eitler  Mensch).  all'  in  't  nat   (im  Wasser   etc.);    —    't  nat 

narung,  Nahrung  od.  alles  Dasjenige  was  (das  Wasser   od.    der  Saft,   die  Flüssigkeit 

nährt  u.  erhält,  daher  überhaupt:  Speise  u.  etc.)   löpt  d'r  üt;    —    du   must  't  nat    (das 

Trank,  Futter,  Unterhalt  od.  alles  Dasjenige,  10  Wasser   od.   die  Brühe,   den  Saft  etc.)   d'r 

was  Jemand  od.  ein  Etwas  bedarf  um  zu  ofscheppen  od.  d'r  oflöpen  laten  etc. ;  —  d'r 

leben  u.  zu  bestehen  od.  erhalten  zu  bleiben  is  gen  nat  (Wasser,  Brühe  etc.)  genog  ander 

etc. ;  —   he   hed^  lank   gen   narung   to   sük  de  bräe ;  —  Eedensart. :  he  hörd  to  de  natte 

namen ;  —  dat  für  hed  gen  narung  mer.  —  gemente  (er  ist  ein  Trunkenbold) ;  —  't  lefe 

Compos.:  narungsmangel,  —  narungssörgen,  15  nat  (das  liebe  od.  geliebte  u.  begehrte  Nass 

—  narungsmiddel  etc.  —    Sprichw. :  elk  is  od.  Getränk,  besonders  Bier  u.  Branntewein). 

'n  def  siner  narung  (ein  Jeder  ist  ein  Dieb  —  Nd.,  nid.,   mnd.,   as.  nat;    ahd.  naz.   — 

dessen  was   er  zum  Leben  u.  Bestehen  be-  nat  bezeichnet  als  Adj.   einen  flüssigen  od. 

darf).  —  Es  stammt   nicht  tvie  nering  von  rinnenden  Zustand,  bz.  soviel  als  flüssig 

neren  (nähren),  sondern  von  ahd.  nar&  (Heil,  20  od.  fliessend  u.  als  Subst. :    Flüssigkeit, 

Bettung,  Erhaltung;   Nahrung,    Unterhalt)  Fliessendes,bz.  flüssiges  od.  fliessendes  Etwas 

ab,  ivas  für  urspr.  nasa  steht   u.   mit  goth.  u.  gehört  mit  skr.  nadä  u.  nadi  (Fluss),  so- 

naseins    (Heil,    Bettung,   salus    etc.),    sowie  wie  wahrscheinl.   auch  skr.  ned,    ati-nedati 

auch  uasjan  (servare,  salvare  etc.,  c/.  neren)  (überschäumen,    überfliessen ,    od.    eigentl.: 

vom  Präter.  nas  von  nisan  (in  ga-nisan,  ge-  25  überbrausen,  loie  z.  B.  übergährendes  Bier 

nesen  od.  heil  iverden  etc.)  gehört,  worüber  od.   aufbrausender   u.   schäumender  Cham- 

das  Weitere  unter  genesen  u.  2  när  zu  er-  pagner)  zu  einer  y  nad  (sonare  od.  rauschen, 

sehen  ist.  brausen,  tönen  etc.,  cf.  auch  unter  nettel  ti. 

nasken,  naschen,  Leckereien  heimlich  u.  das  skr.  nada  u.  nadi),  wo  dann  aus  rau- 

verstohlen  essen  od.  gemessen,  aus  Lüstern-  30  sehen  etc.  die  Bedtg. :  rauschend  u.  brau- 

heit  od.  Gierigkeit  bei  etivas  Geniessbarem  send  od.  murmelnd  fliessen   (cf.   klinge    als 

beigehen  u.  sich  etioas  davon  abbrechen  od.  rauschender  Felsbach  od.  Gebirgsbach  unter 

es  be-,  ab-  u.  annagen ;  —  he  nasket  üt  de  klingen,   sowie   auch   sengen   in   der  urspr. 

taske ;  —  wel  hed  nii  dar  wer  bi  de  kok  west  Bedtg. :    knist  er n    etc.)    u.  so  weiter   die 

to  nasken?    —    Nd.    (Dähnert)    naschen  35  allgemeinere  Bedtg.:  fliessen  (od.  strömen, 

(viel  Obst  essen;  den  Liebesergötzlichkeiten  regnen,  nässen  etc.)  entstand,    die  vielleicht 

nachgehen) ;  mnd.  naschen,  nasken  (ligurire,  erst  in  der  germ.  ]/  nat   von  nata   od.  nati 

mendicare) ;     nid.    naschen;     ahd.    nascön ;  (Nass  od.  nass)   u.  natten   (cf.  dieses)   voll 

mhd.  naschen    (Leckereien  od.  als  Leckerei  zum  Durchbruch  kam. 

gemessen ;  Wollust  treiben).  —    Mit  mnld.,  40      Zu  der  urspr.  Bedtg. :  sonare  od.  rauschen, 

mfläm.  nascher  od.  nasscher  (cupidus,  avidus)  brausen  etc.   u.   von  nadi    (Fluss)    als   der 

etc.    wahrscheinl.   zu   goth.    hnasqus ;    ags.  B a u  sehe n d e   (übertragen   auch   auf  die 

hnäsc,    hnesc;    aengl.   hnesche;    engl,    nesh  Wasserfluthen,  Wasser  ströme,  die  strömende 

(mollis,  teuer),   wo   dann   die  Bedtg.   iveich  Fluth  des  Begens,  das  Nebel-  od.  Dunstmeer 

od.    weichlich    in    die    von   geil,    üppig   u.  45  etc.,  cf.  Grassmann)   vergl.    auch   regen 

wollüstig   überging    (cf.   auch   geil ,    geilen,  od.    ragen    (Begen),    ivas    mit   kslav.    reka 

fergeilen),  sodass  nasken  darnach  urspr.  u.  (Fluss) ;  lit.  roke  (feiner  Begen)  loohl  ebenso 

zuerst  die  Bedtg. :  loeichlich,  geil  u.  wollüstig  wie   lit.   su-rinku  rikan  rikti   (aufschreien), 

werden  od.  sein  hatte  u.  dann  später  in  die  rekiu ,    rekti    (schreien    etc.) ;    kslav.    rekg, 

von :  leckerhaft  sein  od.  in  die  heutige  all-  50  (sprechen,  reden)   etc.   auch  zu  der  ]/  rak 

gemeinere  Bedtg.  überging.     Als  y  cf.  idg.  (sonare,   clamare   etc.)    gehört,   falls    nicht 

(Fick ,  I,  49  u.  537)  kas,  kans,  knas  (reiben,  etwa  das  von  Fick  dafür  aufgestellte  Thema 

kratzen,  stechen,  brennen,  jucken  etc.),  ivozu  räkä  (Nass)    besser   von   der  y  rä    (sonare 

auch  verschiedene  Wörter  mit   der  Bedtg. :  etc.,  cf.  raren  od.  raren)  abzuleiten  ist. 

unkeusch,  geil  sein,  Hure  etc.  gehören.  55      näte,  s.  nete. 

nasker,  Nascher,  Näscher.  nätel,  nädel  (Plur.  nätels,  nädels),  Nadel, 

naskere,  Nascherei,  Näscherei.  Geräth  womit  man  näht  od.  Etwas  zusammen- 

n3L-H\B,^,  Nachschlag ;  speciell  das  nachher  steckt;  —  Compos.:   nei-,    stop-,   strik-nätel 

aufschlagende  Getreide,  der  Nachwuchs ;  —  etc.,  —  nätelgeld  etc.  —  Bedensart. :  he  sitt 

d'r  is  fan  't  jär  föl  naslag  in  't  körn.  60  up  nätels ;   —   mit  'n  gleinigeu  nätel  neien 

J,  ten  DoOTukaat  Eoolman.     Wörterbuch.    II.  41 


NA-TH)  642  NAUIGHEID 

(mit   einer  glühenden   Nadel  nahen,   d.  h.  naa  (Compar.  nauer;  —  Superl.  naueste, 

eilig  t(.  schlecht  nähen,   weil  die  Nadel    in  nauste),  dicht,  enge,  beengt,  ge-  od.  bedrängt, 

der  Rand  brennt);  —  de  rok  hed  de  snider  beschränkt,    knapp,    kaum;   genau;   geizig, 

wol  mit  de  gleiuige   (od.  'ii  gleinigen)  nätel  karg  etc.;   —    dat  sliitt  to  nau  au;   —    dat 

neid,    dat  he   so  gau   iu   de    näden   ritt.  —  5  steid   to  nau    (dicht,    nahe)    an-   od.   up   'n 

Nd.,  mnd.  natel ;  nid.  naald;  mnld.  uaelde;  ander;  —   dat  is  hir  so  nau,   dat  man  sük 

a//7Vs.  nedle,  nidle  ;  saiZ.  nedle;  wang.  nddel;  hast  net  rüren  kau;  —  de  kinder  sitten  föls 

as.  nädla;    ags.  naedl ;    aengl.   nedle ;    engl.  to  nau  up  'n  ander;    —    mit  uauc  nöd ;  — 

needle;    an.,    isl.    näl ;    noriv.,    dän.    naal;  he  nimd  de  mät  to  nau;   —   he  nimd  alles 

schwed.    nill ;    ahd.    nädela,    nädila,    nädla ;  10  fOls  to  nau ;    —    dat  kan  d'r  nau  heu    (od. 

mhd.    nadele,    nädel    u.    ahd.    nälda ;    mhd.  dör  etc.) ;  —   de  naue  pörte ;   —  dat  kumd 

uälde   (später)   nölde;   goth.   nethla.  —   Zu  fan   middag   nau    um    mit  't   eten;    —    nau 

ahd.  najan  (nähen),  cf.  neien  u.  uäd.  dingen  un  erlik  betalen;  —  he  kikt  ferdömd 

na-tid,    Nachzeit,   Herbst  etc.;   —    up  'n  nau  to ;    —    he  word  so   nau,    dat   he   hei 

siegten  sömmer  folgd  mesttid  'u  möjea^natid.  15  niks  mer  misten  kan.  —  Sprichw. :  arme  lue 

nätje,  s.  uädje.  gefen  naue  räd.    —   Nd.  nau;  mnd.  nouwe, 

^•di\e.i  loeibl.  Name.    Gekürzt  aus  k.nndX]Q,  nau;    nid.  naauw  ;    mnld.  nauw   od.  nouwe; 

dem  Dimin.   von  Anna    u.    demnach  gleich  zvfries.  nauw,    nauwe;    nfrics.  nauw,    mhd. 

mit  Antje.  nou,  nä   in  gc-uau,    ge-nä    (nahe;   genau) 

Hatte,  (das)  Nasse,  Flüssige,  Feuchte  etc. ;  20  «.  nouwe,  nowe,  nöuwe,  neuwe  in  ge-nouwe 

—  't  natte  un  't  droge.  etc.  (mit  knapper  Noth,  knapp,   kaum,    bei- 
natten,  a)  nass  2verden,  nässen,  feuchten,  nahe,  genau).  —  Es  steht  ivahr scheint,  für 

regnen   etc. ;    —    't  fangd  an  to  natten ;  —  älteres  hnouwe,  hnauwe  ti.  ist  alsdann  toohl 

't  hed  al  lank  uattd ;    —    b)    nass  machen,  mit  ags.  hneäv  (parcus,  avarus,  tenax)  eins, 

benetzen,  befeuchten,  besprengen  etc.  ;  —  du  25  zvo   indessen    dessen   Bedtg. :    karg ,   geizig 

must  dat  wat  natten   od.   an-,  be-natten.  —  auch   wie    bei   unserm  nau    aus   der  sinnl. 

Nd.,  nid.,  mnld.  natten;  ahd.  nazeu,  nazzen  ;  von:  dicht  zusammengedrückt  od.  zusammen- 

mhd.  nazzen  (nass  sein  od.  tverden)  u.  ahd.  gedrängt,  zusammengeschlossen,  bz.  dränge, 

(nazjan),  nazzen,  nazan,nezzan,nezan,nezzen;  ge-  od.  bedrängt,  dicht  u.  nahe  an  einander, 

»w/irf.  netzen  (nass  machen,  anfeuchten ;   Urin  30  enge  etc.   hervorgegangen  sein  muss.     Steht 

lassen) ;  goth.  natjan  (benetzen).  mm  abernowwe  od.  nowyf  für  älteres  hnoiivief 

natter,  nasser,  nässer  etc.  so   würde  dafür  wohl  ein  Verb,   hniuwan, 

natteste,  natste,  nasseste.  hnouw,    hnow   etc. ;     ags.    hneövan,   hneäv, 

nattigheid,    Nässe,   Feuchtigkeit  etc. ;  —  huuvan   mit    der  Bedtg.:   stossen,    drücken, 

man  kan  hir   fan   uattigheid   net  löpen    od.  35  drängen,  zusammendrücken  etc.    anzusetzen 

diiren  etc.  —  Nid.  nattigheid  ;  mnd.  natticheit.  sein,  ivomit  vielleicht  auch  das  ahd.  niuwau, 

natar ,    Natur ;   —    a)   Gesammtheit  alles  nüan ;  mhd.  niuwen,  nüwen  u.  daneben  auch 

Geschaffenen    u.    G etcor denen ,    Schöpfung,  ahd.  uouwan,    nauwan   (tundere,   zerstossen, 

Welt  etc. ;    — •    b)  angeborne  Art  od.  ange-  zerschlagen,  kleinschlagen,  zerdrücken,   zer- 

bornes  Sein  u.   Wesen  eines  Etwas,   innere  40  reiben)   ident.    ist,    sofern   dies  für  älteres 

u,  äussere  Beschaffenheit,  Gemüthsart,  Den-  hniuwan  steht.     Dieses   huiuwan    (germ.  ]/ 

kungsart  etc. ;  —  sin  natur  lett  dat  net  to ;  hnu  =  idg.  knu)    stimmt  zu  griech.  kni'ieiu 

—  sin  natur  ferdragt  dat  net ;  —  he  hed  'n  (kratzen,  reiben,  schaben,  leise  a7i  die  Thüre 
slapcrgeu  natur;  —  he  is  fan  natur  man  pochen)  u.  kann  zu  derselben  ]/  knu  auch 
swak  od.  min ;  —  d'r  sitt  so  'u  angstigen  45  vielleicht  das  an.  gniia,  nüa  (reiben,  kratzen, 
natur  (ängstliches  Wesen  etc.)  in  de  junge,  schaben)  gehören,  sofern  dies  nicht  etwa  mit 
dat  he  sük  aferal  bang  für  mäkt  un  nargens  griech.  chnai'iein  etc.  (cf.  gnauen  u.  gniden 
up  an  dürd;  —  c)  Geschlecht;  —  se  is  fan  etc.)  zu  einer  ]/  ghnu,  ghun,  ghan  gehört. 
tweerlei  natur,  od,  se  is  beiderlei  natur  (sie  naue,  gewöhnlicher  naute ;  s.  d. 

ist  ziüitterhaft  od.  eine  Zwitter) ;  —  d)  sperma  50      iiaueii,  enge  machen,  engen,  drücken,  driin- 

vivens ;  —  de  natur  is  kamen;  —  e)  Leben,  gen,  zusammendrücken ,  klemmen,  kneifen; 

Lebendigkeit,  Frische,  Keckheit  etc.;  —  dar  in  die  Enge  treiben,  beengen  etc.; —  dat  naut 

sitt  nog  natur  in   dat   perd    (od.    de  junge,  (das  engt  od.  drängt,klemmt,  kneift,  beengt)  im 

dat  wicht    etc.),    dat   kan   man  wol  sen;  —  od.  lium  etc.  ;   —    de  sake  naut  (die  Saclie 

wen  d'r  nog  wat  natur  in  sat,  den  let  he  de  55  drängt,   hat  Eile,   kann  nicht  aufgeschoben 

ören  net  so  ligt  hangen.    —    Das   entlehnte  ?t'er</cn  c<c.  —  c/.  benauen  i<.  fernauen,  benaud. 

lat.  natura  von  nascor,   natus  sum,    nascere  — iV/d  naauwen,  benaauwen;  ?««?(i.  nauwen  ; 

von  der  ]/  gan,  gna  (zeugen,  erzeugen),    da  nd.  nauen ;  mnd.  nouwen  etc.  —  Zu  nau. 

nascere  für  gnascere,   bz.  natus  fiir  gnatus  uaaigheid,  Genauigkeit,  Knappheit,  Karg- 

(cf.  co-guatus)  steht.  60  heit  etc. 


NAU-KOERIG  643  NEDER  NEDDER 

nau-körig,  genau  od.  ängstlich  in  der  ivodurch  er  viel  fester  hält  ivie  ein  ge- 
Wahl od.  im  Köhren,  Erkühren,  Kiesen,  wohnlicher  Nagel ;  —  du  must  dat  blad  fan 
ivählerisch,  genau  nehmend,  ganz  genau  etc.;  de  spa'  mit  twö  ncdoii  an  de  stäl  fast  ueden 

—  he  is  fBls  to  nauköng  up  't  ilten ;  —  lie  laten ;  —  't  iiöd  fau  't  mest  is  lös  gäu ;  — 
kikt  so  nauköng  to,  as  of  he  bang  is,  dat  5  dat  mest  sitt  his  in  't  ned ;  —  all'  wat  ned-, 
he  sük  fersügt;  —  he  nimd  't  all'  nauköng  nagel-  un  erd-fast  is,  dat  hört  to  't  hüs, 
up ;  —  he  sügt  't  all'  nauköng  na.  —  Nid.  wen  't  ferküfd  word.  —  Nd.  ned ;  mhd.  niet, 
naauwkeurig.  niete.  —  Zu  neden  od.  mit  diesem  zu  einem 

nauliks,  nauelks,    knapp,   kaum,  mit  gc-  urspr.    Verb,    hniudan,    ahd.    hniutan    etc., 

nauer  Noth ;  —  he  hed  nauliks  wat  to  äten ;  10  cf.  neden. 

—  dat  kan  d'r  nauliks  heu.  —  Nid.  naauwo-  neden,  nieten ;  a.  mit  einem  Niet  od.  me- 
lijk,  naauwelijks.  tallenen  Stift  fest   machen   od.    befestigen, 

nau-nemig,  nan-nemend,  genau  nehmig,  festschlagen  etc.,  ein  Niet  worin  eintreiben 
genau  nehmend,  leicht  verletzt  u.  beleidigt  u.  dasselbe  breit  u.  platt  schlagen  od. 
etc.;  —  he  is  so  naunemig  (od.  naunemend),  15  hämmern,  damit  es  fest  sitzt  u.  die  betr. 
dat  man  sük  hast  bi  hum  fersügt,  er  man  Bestandtheile  an  einander  haften  macht  etc. ; 
't  wet;  —  mit  sükke  naunemende  minsken  dann  aber  überhaupt  auch:  b.  schlagen  od. 
is  siegt  umtogän  un  to  krameu.  hämmern,  jedoch  Alles  nur  in  Bezug  auf  ein 

naate,  Enge,  Klemme,  Angst,  Verlegen-  Nietod.  einen  metallenen,  zur  Befestigung  die- 
heit  etc.;  Enge,  Engpass,  Engweg  od.  enger  20  nenden  Stift;  —  dat  blad  mut  d'r  up  nedt 
Gang  etc. ;  —  he  wurd'  so  in  de  naute  (un  net  spikerd  od.  nageld)  worden ;  —  dat 
dräfen,  dat  he  net  wuss',  war  üt  of  in ;  —  is  üp  'n  ander  fast  nedt ;  —  de  smid  hed 
in  de  üterste  naute  weseu  (in  der  äussersten  dat  net  god  nedt,  dat  is  glik  wer  lös  gän ; 
Klemme  od.  Angst,  Noth  u.  Verlegenheit  —  Compos. :  an-,  um-,  krum-neden  etc.  — 
sein);  —  dör  de  naute  kan  dat  schip  (od.  25  Nd.  neden;  norw.  njoda;  schwed.  näda; 
de  wagen)  net  dör  ;  —  't  sitt  in  de  naute  fast.        mhd.  nieten.  —  Wohl  mit  ned  u.  nhd.  Ni  e  t 

nau-terig,  nau-terend,  genau  od.  spar-  zu  einem  agerm.  Verb,  hniudan  (stossen, 
sam,  karg  etc.  im  Zehren,  ivenig  zehrend  schlagen,  hämmern  etc.),  tvas  mir  im  an. 
od.  verzehrend ;  daher  überhaupt:  sparsam,  hnjödha,  hnyd,  hnaudh,  hnudhum  (stossen, 
geizig  etc.  30  hämmern,  festschlagen)  u.  ahd.  hniutan,   in 

nävel,  s.  nefel.  pi-hniutan    (befestigen)    belegt   ist  u.  womit 

na-winter ,  Nachwinter ,  nachfolgender  auch  ahd.  hnötöa  (quassare)  u.  nuoton,  in 
Winter  od.  Frost;  —  Sprichw. :  „wel  harr'  ge-nuotön  (conquassare)  connex  ist  u.  dessen 
dat  dogt,  dat  wi  nog  so  'n  nawinter  kregen,"  Thema  hnud  ivohl  jedenfalls  mit  ags.  hnossjan 
harr'  't  wif  segd,  do  harr'  se  hör  underrok  35  (tundere,  quassare),  ge-hnyssan  (conterere) 
al  um  sunt  Märten  ferköft.  auf  dieselbe  y  hnu,  knu  ivie  das  ahd.  hniu- 

ne,  nä,  ne,  Negations-  od.  Verweigerungs-  wan  (tundere  etc.,  s.  unter  nau)  zurückgeht. 
u.  Ablehnungs-Partikel  in   der   Bedtg.    des  neden,   s.  beneden   (unten   etc.)  u.  vergl. 

nhd.  nein  u.  anscheinend  auch  noch  in  der        tveiter  das  folgende: 

von  nicht,  wie ^z.  B.  in  den  Sätzen:  ne  40  neder,  nedder,  contrah.  ner,  ner,  nieder, 
of  wol,  't  is  ml  glik  ;  —  ne  of  god,  du  must  in  der  Richtung  nach  unten  hin,  unter  etc. ; 
't  weten,  of  di  't  regt  is;  —  is  't  näMs  't  —  he  fald  ner;  —  he  mäkd  dat  ner  etc., 
mi  6k  regt.  —  Bedensart:  he  hed  altid  nä  cf.  weiter  die  nachstehenden  Composita.  — 
to  köp,  a.  er  negirt  od.  verneint  u.  ver-  Nd.  nedder,  neer ;  mnd.  neder,  nedder ;  7ild. 
weigert  (lehnt  ab)  immer  Alles ;  —  h.  er  45  neder,  ner ;  afries.  nither,  neder ;  as.  nithar, 
antwortet  auf  die  Frage  ob  dies  od.  das  nidhar ;  a^s.  nidher,  nidhor,  neodhor,  niodhor, 
bei  ihm  zu  haben  od.  zu  kaufen  ist,  stets  nydhor,nyder;  aeH<7l.  nidher,  neodher,  nedher, 
mit  Nein.  —  Vergl.  die  Negationspartikel  engl,  nether ;  ahd.  nidar,  nider  ;  mhd.  nider ; 
nd.  ne;  afries.  ni,  ne;  goth.  ni ;  ahd.  ni,  nono.  ned,  nid,  ner,  neder,  nider;  schtved. 
ne  etc.,  ivovon  das  nid.  neen,  nhd.  nein  50  ned,  neder;  dän.  ned,  neder.  —  3Iit  neden 
durch  Anhängimg  von  ein  gebildet  it.  zu  (nieder)  in  beneden  (s.  d.)  =  nd.  nedden  ; 
nein  contrahirt  wurde.  mnd. neddene, nedden ;  nid.  neden  (in beneden 

ne,  s.  nei.  etc.) ;    afries.  netha ;   as.  nithana,  nidhana ; 

nebbe,  s.  nibbe.  ags.  neodhan,  nidhan ;  aengl.  nidhen,  nedhen ; 

ned  (Plur.  neden),  Niet,  Nagel  od.  Stift,  55  an.  nedhan ;  norw.,  dän.  neden;  schwed. 
der  durch  zwei  od.  mehrere  auf  einander  nedan;  ahd.  nidana;  mhd.  nidene,  niden 
liegende  Platten  od.  Stücke  hin  getrieben  (infra,  deorsum,  bz.  unten,  herabioärts  etc.) 
ist  u.  zum  Zweck  des  Aufeinanderhaftens  etc.  von  ahd.  nida;  mhd.  nide,  nid;  as. 
der  verschiedenen  Theile  an  beiden  Enden  nidhe,  nidh  (unten,  unter,  unterhalb,  nieder), 
breit  u.  platt  geschlagen  od.  gehämmert  wird,  QQ  loovon  das  Adv.   nhd.   nieder,    bz.^ahd. 

41* 


NEDER-  NER-BUGEN 


644 


NEF 


nidar;  as.  nithar  etc.  anscheinend  cbensotcoJil 
eine  nrs})):  Comparativbildung  ist,  wie  das 
Adj.  nhd.  nieder,  bz.  ahd.  iiidari,  nidiri, 
nideri;  mhd.  uidere,  nider  (unten,  unterhalb 
befindlich;  nicdricf,  niedern  Standes)  u.  das 
Ade.  ahd.  uidaro;  w/ff?.  uidere,  nider  (niedrig, 
tief),  da  nie  formell  von  as.  iiithor ;  ags. 
nydhcra,  iieodhera;  an.  iiedhri  (inferior)  u. 
afries.  nitbere,  nedere,  neer  u.  unscrin  nedcrc, 
neddere  (niedere,  untere)  icohl  nicht  ver- 
schieden sind,  da  in  dem  Stammivoii  nida 
wohl  nur  der  neutrale  Begriff  eines  niedrigen 
u.  tiefen  Standes  od.  einer  niedrigen  u.  tiefen 
Lage  etc.,  od.  iibcrhauyt  der  von:  nicht 
aufwärts,  nicht  erhaben,  nicht  hoch  (sondern 
eben,  zu  ebener  Erde  etc.  u.  so  auch 
niedrig,  niedrig  stehend  u.  liegend  etc.) 
liegt  u.  dann  nieder  nur  besagt,  dass  ein 
Etwas  noch  niedriger  od.  tiefer  geht  od. 
tiefer  w.  tveiter  nach  unten  kömmt,  als  es 
schon  steht  od.  ist,  bz.  dass  ein  Etwas  von 
dem  Niveau  seines  früheren  Standes  nach 
unten  hin  geht  u.  also  erniedrigt  ivird,  wie 
ja  die  Verba:  niederfallen,  niederstürzen 
etc.  ein  Fallen  u.  Stürzen  von  dem  früheren 
Standort  herab  od.  herunter  bezeichnen  u. 
in  n  i edc  r  stets  der  Begrifft  Hegt,  dass  ein 
Etwas  nicht  so  hoch  u.  erhaben,  od.  über- 
haupt nicht  da  bleibt  wo  es  früher  ivar, 
sondern  eine  tceitere  Bewegung  nach  unten 
hin  macht  u.  niedriger  ic.  tiefer  zu  stehen 
od.  zu  liegen  kommt,  als  vorher  sein  Stand 
war.  Die  urspr.  neutrale  Bedtg.:  unten 
od.  nicht  hoch  u.  erhaben,  zu  ebener  Erde 
etc.  von  nida  geht  auch  aus  dem  ahd.  nidana, 
bz.  an.  nedlian  etc.,  bz.  dem  nhd.  hie-nieden 
hervor,  tvas  nicht  allein  die  Bedtg.:  unten, 
sondern  auch  die  von:  von  unten  her,  von 
unten  hinauf,  höJter  (als  früher)  hinauf  etc. 
hat  u.  dass  es  liierin  mit  dem  Compar. 
super,  od.  siipara,  griech.  üpera  (oben,  über) 
von  sub  (unter,  od.  unten)  od.  griech.  üpo 
(unter)  zusammentrifft  u.  ivonach  es  dann 
auch  wohl  zweifellos  ist,  dass  das  von  Fi  ck 
(I,  651)  für  nhd.  nieder  u.  skr.  nitaräm 
(niederwärts,  nieder)  angesetzte  Thema  ni 
(cf.  skr.  ni,  nieder,  herab,  hinein,  zurück 
etc.)  ein  blosser  Ablaut  von  na  u.  Umstellung 
der  y  an  (bewegen,  bewegen  ivohin,  bewegen 
nach  oben  u.  unten  hin  etc.)  ist,  icie  auch 
dem  Stammwort  üpa  von  up  (auf)  u.  afer 
(über),  bz.  lat.  sub  w.  super  etc.  jedenfalls 
eine  Bewegungswurzel  zu  Grunde  liegt  u. 
üpa  als  altes  Richtungswort  auch  blos  eine 
Beivegung  irgend  ivohin  anzeigt. 

neuer-,  ner-bngen,  niederbiegen;  nieder- 
beugen. 

iiedor-,  nPr-dalen,  niedersinken. 

neder-,  nedder-dür,  die  kleine  od.  nie- 
drige Ilinterthür  einer  Scheune  im  Gegen- 


satz zu  dem  grossen  u.  hohe n  Scheunen- 
thor, bz.  die  kleine  Thür,  welche  sich  am 
Unterende  des  Stalls  befindet  u.  also  im 
Gegensatz  zu  der  ober e n  Stallthür  steht. 
5  neder-,  nedder-ende,  Unterende  od.  unteres 
Ende,  z.  B.  eines  Baumstammes. 

neder-,  ner-fallen,  niederfallen. 

neder-gerigt,   Untergericht,  Niedergericht 
(ehemals  in  Etnden), 
10      neder-,  ner-kamen,  niederkommen. 

neder-,  ner-lage,  Niederlage. 

neder-,  ner-land,  Niederland. 

neder-,  ner-landscl»,  niederländisch. 

neder-,  ner-leggen,  niederlegen. 
15      neder-,  ner-liggen,  niederliegen. 

neder-,  nSr-uiakeu,  niedermachen. 

nedern,  niedern.     Nur  in  feruedern,    er- 
nieder n,  ern  iedrigcn. 

neder-,  ner-setten,  niedersetzen. 
20      neder-,  ner-sitten,  niedersitzen. 

neder-,    ner-slachtig,    niedergeschlagen, 
muthlos.  —  Nid.  nederslagtig. 

neder-,  ner-slagen,  niederschlagen. 

neder-,  ner-störten,  niederstürzen. 
25      neder- warts,  niederwärts. 

nef,    Neffe,    Geschwister-Sohn.    —    Nd., 
mnd.  neve;   nid.  necf;   mnld.  ncve,  ncfken; 
afries.  neva  (dasselbe);    ags.  nefa    (nepos) ; 
aengl.  neve ;    engl,   nephcw    (Neffe,    Enkel, 
30  Abkömmling);   an.,  isl.  nefi    (frater,   ramus 
familiae) ;  ahd.  nevo,  nöfo ;  mhd.  neve ;  md. 
nebe  (Neffe,  Schtvestersohn,  Oheim,  Mutter- 
bruder,  Verwandter).    —    Mit   zend.    napö, 
napaö ;    apers.    napa    u.    skr.,    zend.    napät 
35  (Nachkommen,  Enkel) ;  ?«<.  nepos  u.  vielleicht 
auch  dem  griech.   nepodes    (Kinder,  junge 
Brut);    altlit.    nepotis    (Enkel),    sowie  skr., 
zend.    naptar    (Nachkomme,    Sohn,    Enkel) 
u.  napti  (Enkelin,  Tochter,  cf.  nift  u.  nichte), 
40  skr.  naptt  (Enkelin,  Tochter) ;  zend.  naptya 
(Familie;   Vetter);  goth.  nithja  statt  niftlija 
(Vetter)  ivahrscheinl.  aus  einer  urspr.  vollen 
Form  na-pitar  od.  na-patar  (contrah.  naptar), 
tvo  dann    das  starke  skr.  napat   aus  naptar 
45  entstanden  sein  müsste  u.  den  obigen  Wörtern 
kein  Thema  napan  od.  napa  (cf.  Fick,  I, 
126)  zu  Grunde  liegen  kann.    M^as  nun  aber 
naptar    anbetrifft,    sofern    es   aus   na-pitar 
contrah.  ist,  so  loürde  dies  als  Compos.  von 
50  na  u.  pitar  die  Bedtg.  von  Nicht-Vater 
(als  Gegensatz  zum  Vater-  u.  Erzeuger)  ge- 
habt haben  können,  da  na  als  Verneinungs- 
Partikel  die  Bedtg. :   ne,    non  hat.     Da  in- 
dessen na    im   ved.    auch   die  Bedtg. :    ivie, 
55  gleichwie,    sicut    od.  engl,  liko  etc.    hat,    so      ' 
loürde  demnach  in  nsL-intar  auch  die  Bedtg.:      \ 
10 ie  od.  gleichiüie  (der)  Vater  od.  dem 
Vater  gleich  u.  ähnlich,  od.  ebenso  toie  der 
Vater   gelegen  haben  können,    tooraus    sieh 
60  auch  toieder  leicht  die  Bedtg. :  Nachkomme, 


NEFEL                             645  NEJ-  NE-BREK 

Söhn,   Enkel  etc.   od.   cognatus    entwickeln  nefelig,   nevelig,   näflig  etc.,  neblig.   — 

konnte.   Ist  indessen  napät  von  naptar  urspr.  Nur  noch  selten   u.   fast  schon  ganz  durch 

verschieden  od.  naptar  aus  iiapät  fortgebildet,  nhd.    neblig   verdrängt,   wenn   wir  nicht 

so  würde  Letzteres  leicht  eine  Kürzung  von  etwa  unser  dakertg  gebrauchen. 

na-päti    (Nicht  -  Schützer ,    Nicht  -  Erhalter,  5       liefen,  näfen,  neben.  —  Nid.,  nd.  neven. 

Nicht-Herr  etc.)  sein  können  u.  dann  auch  —  Es  entstand  aus  älterem  in-even,  bz.  in- 

ivieder  im  Gegensatz  zu  päti  (Schützer,  Er-  eben,  d.  h.  in  eben  derselben  od.  der  gleichen 

halter,   Ernährer,   Herr,   Hausherr,  Haus-  Richtung  od.  Linie  etc.,  worüber  das  Wei- 

vater,  Gatte  etc.)  stehen,  woraus  auch  loieder  tere  bei  Weigand  etc.  zu  vergleichen  ist. 

leicht  die  Bedtg. :  Kind,  Sohn,  Angehöriger  10      nefens  od.  iieffens,  neben.  —  Nid.  nevens 

etc.  entstehen  konnte,    zumal   in   den  alten  etc.;  cf.  tefFens. 

patriarchalischen  Zeiten  sämmtliche  Kinder  negen,  nagen  in  ge-negen ;  s.  nigen. 

u.   Enkel  etc.    Untergebene  u.   Hörige   od.  negen,  nagen,  neun.  —  Nd.,  nid.  negen ; 

Knechte  etc.  des  Vaters  waren   u.   also  na-  afries.     nigun ,     niugun ,    niugen ,     niogen ; 

päti  im  strictesten  Gegensatz  zu  einem  päti  15  mostfries.  (Ca d.  31  üll er)  mnggen,moggen; 

stand  od.  das  Gegenstück  von  einem  i)Siti  war.  wfries.  (Jap  ix)  nju  eggen,  njoeggen  ;    satt. 

Für  eine  Entstehung  von  naptar  aus  na-  njugen;  as.  nigun,  nigen;  a^rs.  nigon,  neogon; 

l)iiar  od.  nsi]^kt  aus  na-päti  spricht  jedenfalls  engl,  nine;    an.   niu;    norw.   nie;    dän.   ni; 

der  Umstand,    dass  es  überall  keine  ]/  nap  schived.  nio ;    ahd.,  goth.  niun ;    mhd.  uiun, 

giebt  u.  dass  auch  eine  solche  entweder  aus  20  niwen ;    md.  nun ;    lat.  novem ;    skr.  nävan ; 

einem  Compos.  na-pa  od.  na-pä  gekürzt  sein  zend.  navan  etc. 

müsste,  da  &e^  nap  doch  schwerlich  an  eine  negende,  neitnie;  —  negentein,  «e^m^'e/in. 

Versetzung  aus  pan  (erhalten,  ernähren  etc.  negenhnd,   eine  hartnäckige   u.  bösartige, 

cds  Weiterbildung  von  pä)  zu  denken  ist  u.  tief  im  Zellengewebe  wuchernde  Blutschiväre 

dann  davon  ein  Thema  nap-ä  in  der  Bedtg. :  25  (Karbunkel),  auch   nd.   so  benannt  u.  auch 

Wesen  was  erhalten  u.  genährt  wird   (von  schon  bei   Cad.   Müller  unter  demselben 

einem  Jemand)  entstand.  Namen  niuggenheude  vorkommend,  weil  sie 

nefel,  nevel,  näfel,  nävel,  Nebel,  Nebel-  tvie  mit  neun  Häuten  bedeckt  ist,   die  sich 

Schleier  etc. ;  —    dar  kumd  so  'n  nefel  up ;  nach  u.  nach  ablösen. 

—  d'r  ligt  mi  so  'n  nefel  (od.  däk)   för  de  30      negen-kne,  Ackerspörgel;  so  benannt,  weil 

ogen.  —  Nd.  nevel,  nävel  od.  newel,  näwel ;  vielfach  gekniet. 

mnd.  nevel,  neffel;  nid.  nevel  ;  afries.  nevil;  Tieg(in-ogi[(neun-äugig),  argusäugig,  sehr 

as.  nebhal;   ahd.  nebul,  nepol,  nebel;   mhd.  scharf  aufmerkend  u.  Alles  sehend. 

nebcl  (Nebel,  Dunkel) ;   an.  nifl  in  nifl-hel,  nei,  ne  (Compar.  neier,  neer ;  —  Superl. 

nifl-heimr,  nifl-vegr.    Davon :  ahd.  nibulunc ;  35  neiste,   neste),    neu ;   —    'n  nei  kl6d ;  —  'n 

wM.  nibelunc;  an.  niü-ungr  (Nibelung,  Sohn  neen  hod  etc.;  —  neie  botter;  —  dat  schal 

des  Nebels  od.  des  Dunkels,  bz.  der  Finster-  mi  ne  don  (das  soll  mich  wundern).  —  Nd. 

niss,    als   mythischer    Name).    —    Mit  ags.  nij,  nije,  nige;   mnd.  nie,  nige,  nigge;  nid., 

nifol  (dunkel) ;   air.  nei ;    cambr.  nywl   (ne-  mnld.  nieuw ;   afries.  nie ;    wfries.   ny,  nye ; 

bula);    griech.  nephele;    lat.  nebula  (Nebel,  40  nfries.  nei   (cf.    neis,   neulich;    Neues,   Jo- 

Dunst,  Wolke,  Gewölk),  bz.  dessen  Stamm-  hansen,  pag.   85);   soll,  nuj ;    wang.  \n; 

wort  griech.  nephos  (Geivölk) ;    kslav.  nebo  as.  niwi,  niuwi,  nigi ;  ags.  neove,  niove,  nive ; 

(Himmel) ;   air.  nem  (atis  neb) ;   cornw.  nef  aengl.  newe,   neowe,   niwe ;    engl,  new ;    an. 

(dasselbe);    skr.    näbhas    (Nebel,    Geivölk,  nyr,  nj,  nytt;  norw.,  dän.,  schwed.ny  ;  aJid. 

Dunstkreis,  Luft,  Himmel)  vielleicht  (cf.  auch  45  niwi,  niuwi,  niuwe ;   mhd.  niwe,  niuwe,  niu; 

naffel  etc.)  von  der  y  n&hh,  bersten,  platzen,  md.  nüwe  ;  goth.  niujis;    lat.  nov\s;  griech. 

spalten,  klaffen,  auseinander  gehen  etc.,  bz.  neos ;  lit.  naujas  ;  kslav.  novü ;  russ.  nowy ; 

se    expandere    (cf.    phull,    se    expandere,  air.  nue;   skr.  nava,  navya;   zend.  nava.  — 

florescere  etc.  von  phal,  findi,  dirumpi  etc.  Mit  skr.  nütana  (nun  od.  jetzt  lebend,  jetzt 

u.  griech.  phiillon;  lat.  folium,  flos  etc.  unter  50  thätig,  jetzt  od.  jüngst  geschehen  od.  gethan, 

blöme,    bleien    etc.),    sodass   näbhas   urspr.  jetzt  sich  zeigend  etc.   u.   in   diesem   Sinne 

einen  weiten   ausgedehnten  Baum,   od.   die  auch  n  e  u)  von  nu,  nü  (nun,  jetzt,  in  dieser 

weite   Kluft   zwischen    der  festen   Erde  u.  gegenwärtigen  Zeit  etc.,  cf.  nu),  wonach  nava 

dem  ehernen  Sternenhimmel  bezeichnete,  der  u.  navya    (neu,  frisch,  jung)    ivohl    nichts 

zugleich  ja  an  u.  für  sich  auch  dunkel  ist.  55  toeiter  besagt  als  der  Jetztz  eit   od.    Ge- 

nefeln,  neveln,  näl'eln,  näveln, neöeZ«. —  genwart,   bz.  dem  nun  od.  jetzt  ange- 

Davon  benefeld  (benebelt,  beratischt).  —  Mhd.  hörig,  jetzt  geschaffen  od.  entstanden  etc. 

nebelen  (Nebel  od.  tvie  Nebel  sein)  u.  ahd.  nej-,  ne-brek,   Neubruch,   neu  od.  frisch 

nibuljan,  nibulen;  mhd.  nibelen  (Nebel  machen  aufgebrochenes  Land,  aufgebrochenes  Weide- 

od.  erzeugen,  dunkel  machen,  verfinstern).  60  od.  Grünland,  aufgebrochene  dresk  etc. ;  — 


NE.TE  646  NEPE 


neis-girig,  nes-girig,  neugierig. 
neis-giriglieid,  Neugierigkeit. 


nebreks-hafer,  Hafer  der  auf  dem  Neubruch 
gewachsen  i.'it. 

neje,  uOe,  Xeuc;  —  't  neje  is  d'r  of.  neister,  iiaister,   Näherin,  Nätherin.  — 

neieii,  naien,    nähen,   Zeug  mittelst  eines        iV?d  naaister. 
Fadens  (der  entweder  durch  das  Öhr  einer     5       nei-,  ne-tid,  Neuzeit. 
Nadel  gesteckt   u.    dann   mittelst   derselben  nei-,  ne-tiding,   iiei-,  ne-tidefi,    Neu-  od. 

durch  das  betr.  Zeug  geholt  loird,  od.  der  neue  Zeitung,  neuer  Bericht  od.  neue  Nach- 
durch  ein  zuvor  gebohrtes  Loch  gesteckt  «.  rieht,  neue  Meldung  od.  Erzählung  ,  Ge- 
gezogen tcird,  wie  z.  B.  beim  Zusammen-  schichte  etc. ;  —  he  heil  altid  allerhand  nei- 
nähen  voyi  stärkeren  Lederstücken)  zusammen  10  tidiiigeu  (od.  nei-tideii)  in  de  kop  (od.  to 
ziehen  u.  mit  einander  verbinden;  —  dat  fcrtelleu) ;  —  wat  för  netiden  brcngst  du 
god  is    (od.  de  stäfels  sunt)   net   göd   neid;        wer  mit? 

—  fig.  tcird  dörneieu  auch  in  der  Bedtg. :  nei-,  ne-tüt,  a)  Neuigkeit;  —  he  wet  föl 
durchprügeln,  durchgerben  etc.  u.  dör-  u.  netüteu  to  fertelleii ;  —  b)  Neuigkeits-Er- 
ütncien  auch  in  der  von;  durchgehoi  u.  15  zähler  od.  Neuigkeitsbläser,  Neuigkeitsaus- 
ausreissen  etc. ;   durchgehen,  gehen,  rennen,        posauner,  Neuigkeitskrämer  etc.  —  cf.  tuten, 

—  de  perde  neien  d'r  dör,  dat  't  so  'u  ärd        blasen  etc.  u.  tute,  Mund. 

hed;  —   dat  schip  neid  d'r  göd  üt;  —   he  nei-wind,  ne-wind,  Windbeutelei;  Wind- 

neid  d'r  dür  od.  i'it ;  —  de  döf  is  Citneid  (der        beutet. 
Dieb  ist  durchgegangen  od.  ausgerissen  etc.),  20      nek;  i.  q.  nak,  nakke. 
sowie    neien    allein  für    sich    auch  in  der  nelk,  a)  gereizt,  böse,  zornig,  verdriessltch, 

obsc.  Bedtg.:  coniprimere  gebraucht. —  Nd.  mürrisch,  abstossend,  hässlich,  unangenehm 
neien,  naien;  mnd.  neien,  neigen,  negen,  etc.;  —  dsit  is  nc\k  (böse,  schlimm,  hässlich) ; 
neggen,  noien;  nid.  naaijen ;  tnnld.  naeyen,  —  dat  sügt  nelk  (od.  lelk,  61k)  üt;  —  'u 
naeden ;  ahd.  näjan,  näwan,  nähan,  näan,  25  nelken  kerel  od.  kräm ;  —  b)  toll,  närrisch, 
näen ;  mhd.  naejen,  naegen,  liegen,  neigen,  albern;  —  'n  nelk  -wicht.  —  Ob  mit  ivang. 
naehen,  neben,  naeen,  naen,  neu  (nähen;  (Ehr  e  ntr  aut,  I,  9S)  nilk  (albern)  aus 
schnüren,  einschnüren).  —  Wohl  mit  griech.  iiidelik,  nidllk,  nidelk  (neidlich)  wie  lelk 
neö,  neein  u.  lat.  neo,  nevi,  iietum,  nere  (sjnn-  aus  ledelik  =  ahd.  leidelih  ?  —  Oder  ist 
nen,  Fäden  ziehen)  urspr.  eins  u.  demnach  30  nelk  aus  lelk,  lelik  durch  Eintritt  von  n 
mit  dem  zu  einer  y  nagh  (urspr.  angh  ?)  für  1  entstanden,  loie  kuüflök  aus  klüflök, 
gehörenden  lat.  nexo  u.  necto  xinverwandt.  knepel  aus  klepel  etc.?  —  cf.  auch  61k. 

nejen,  neen,  neuen; —  Compos.:  benejen  nemand.  Niemand,  nicht  Jemand. —  Mit 

('t  beneid  nii,  es  überrascht  od.  verwundert  der  vorgesetzten  Negation  ne  od.  ni  aus 
mich,  ist  mir  neu  etc.;  —  dat  schal  mi  ins  35  emand. 

benejen  od.  nej  dön,  das  soll  mich  mal  wun-  nemedal,  nichts,  garnichts ;  —  he  wet  fan 

dem  od.  neu  thun;  —  he  was  d'r  net  sün-  neinedal.  —  Nid.  nieniedal  od.  niemendal, 
derlik  fan  benejd,  er  war  davon  nicht  son-  contrah.  u.  verdorben  aus  mnld.  niet  met 
derlich  erbaut   od.    erheitert,    erfreut   etc.);        allen  (nihil  prorsus). 

—  fernejen,  nid.  hernieuwcn  (erneuen  etc.).  40      nenien,    nämen    (neme,  nimst,  nimd   etc. ; 
nei-,  ne-gras.  Neugras,  das  neue  frische,        —  nam   tc.  nem,    namst   u.  nemst    etc.;    — 

nach  dem  Mähen  wieder  geioachsene  Gras;        iiamen,    nomen),     nehmen,   fassen,    greifen, 

—  de  kojen  lopen  in  't  negras,  nu  schölen  packen,  zu  sich  nehmen,  ivegnehmen ;  —  he 
Be  wol  bold  wer  in  de  melk  anwinnen.  nimd  hum  bi  de  schubben ;  —  he  nimd  d'r 

neigheid,  neigkeid,  a)  der  neue  frische  45  'n  appel  of  etc. ;  —  se  nemen  sük  net  fül  in 
u.  noch  gut  erhaltene  Zustand  od.  die  neue  de  grütde  od.  leiigte  etc. ;  —  he  nam  mi 
Beschaffenheit  von  Etwas,  das  Neue,  die  för  min  brÖer  etc.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld. 
Frische  etc.;  —  de  neigheid  is  d'r  of;  —  nemen;  afries.  nima,  nema;  wfries.  nimmen, 
b)  Neuigkeit,  neu  u.  frisch  geschehenes  Et-  nemmen;  nfries.  nammc;  satl.  ninie;  wang. 
was.  Neues  etc.;  —  he  hed  (od.  wet)  altid  50  nimme;  helg.  nem;  as.  niman,  neman;  ags. 
allerhand  neigkeidcn.  niman,  neoman,nyman;  «e«^?.  iiimen,  nemen ; 

nei-,  ne-jsir,  Neujahr.  engl,  nim;    an.  nema;    ahd.  neman,  nemen; 

nei-lik,  nelik  u.  neliks,  neulich.  mhd.  nemen;  golh.  niman;  lett.  nemu. 

nejes,  nees,  neis,  nes,  Neues;  —  he  wet  nen,  nicht  ein,  kein;  —  d'r  is  nen  rahisk 

altid  föl  neis ;  —  is  d'r  6k  wat  neis  passerd  ?  55  to  sen.  —  Mit  nid.  neen,  nhd.  nein  (s.  unter 

—  he  hed  föl  neis  to  köp;  —  fan  neis  od,  ne)  urspr.  eins  od.  «ms  nich-ein,  ^^.  nich-en 
iieisen  (von  Neuem).  —  Sprichiv. :  wat  neis,         (cf.  gen)  entstanden  u.  contrahirt. 

man  seiden  wat   dägs;    —    „d'r   kumd   alle  nepo,    nep,     Kniff,    Zwick   etc.;   Kneife. 

dage  wat  neis  up,"  sä' de  jung',  do  liarr' he  —  Engl,  nip ;  lüd.  (Matth.  Kr  am  er) 
beden  schuld.  60  neep. 


NEPEN  NIPEN  647  NER 

nepen,  nipen,  kneifen,  stisammendrücJcen,  ausser  an.  hnefi,  kncfi ;  norw.  neve  u.  auch 
klemmen,  zwacken  etc. ;  mit  den  Nägeln  od.  iiöve,  naeva,  nava,  naava ;  dün.  naeve  (Faust, 
einer  Zange  etivas  zerkneifen  u.  davon  was  gehallte  od.  zusammengebogene,  zusammen- 
abkneifen od.  abbrechen  etc. ;  —  he  iiept  gedrückte ,  zusammengekniffene  Hand)  u. 
(od.  iiipt)  d'r  'n  stük  of.  —  Nid.  nijpen  5  hnefa,  kuefa  (mit  der  Faust  stark  umfassen 
(kneifen,  kneipen,  klemmen,  zwicken,  schmer-  u.  zusammendrücken  od.  fassen  u.  festhalten) 
zen;  pressen,  drücken,  verfänglich  sein);  auch  ags.  hiiipan  (procumbere,  triste  caput 
mnld.  nijpen  (vellicare,  stringere,  summis  inclinare,  collabi);  aengl.  (Stratmann) 
digitis  comprimere,  adstringere,  contrahere,  hmyien,  niT^en  (sich neigen,  sinken  etc.);  ags. 
unguibus  vellicare,  unguibus  pungere) ;  ocM^rZ.  10  hnäpjan  (dorraitare) ;  nd.  (Schambach) 
nipin  (premere,  stringere) ;  engl,  nip  (kneipen,  nip  (Schläfchen,  bz.  das  Nicken  od.  Nieder- 
zwicken, klemmen,  pressen  etc.);  schiced.  sinken,  sich  Neigen  des  Kopfes),  nippen, 
njupa,  ny-g^  (kneif en) ;  nfries.  (J ohansen)  (nicken,  den  Kopf  zum  Schlafe  hangen  od. 
näpin.  —  Es  ist  (cf.  beden,  neden,  legen  sinken  lassen,  ihn  neigen  od.  senken) ;  mnd. 
wegen  des  e)  loohl  zweifellos  ident.  mit  goth.  15  (Seh.  u.  L.)  nipen  (sinken,  nieder-,  herunter- 
hniupan  in  dis-hniupan  (di-rumpere) ;  ags.  gehen,  sich  senken,  schief  gehen) ;  mhd.  nipf 
(L.  Ettmüller)  hneöpan  (comprimere,  {äormitatio),  niiiien  (nicken,  einnicken ;  glei- 
frangere ,  carpere),  wie  dies  wohl  durch  ten,  stürzen)  etc.,  sowie  weiter  auch  an., 
schwed.  njupa,  nypa  (s.  oben  u.  cf.  auch  isl.  hneppi  (curvare,  premere,  krümmen, 
neptange  u.  noppe,  noppen  etc.)  bezeugt  wird.  20  biegen,  beugen,  zusammenziehen,  zusammen- 
—  Es  gehört  diesem  nach  (sofern  es  näm-  kneifen),  hneppa  (curvatura),  hneppi  (fibu- 
lich  mit  goth.  hniupan  iirsjir.  ident.  ist  u.  lare,  connectere),  hneppi  (manipulus),  hnipr 
nicht  mit  knipen  [cf.  dieses]  derselben  y  (curvum  et  contractum  corpus),  hnipinn 
entsprang)  zu  einer  germ.  y  hnup  als  Ab-  (curvus;  moestus),  hnippaz  (luctari,  cougredi), 
laut  von  hnap,  dem  Thema  eines  Verbums  25  hnippi  (impingere) ;  noriv.  neppa  (indknibe, 
hnipan,  hnap,  hnup,  hnupun,  denen  ein  idg.  trykke  sammen),  neppe,  nippe,  nyppe  (et 
Thema  kap,  ablautend  kup,  nasalirt  kanp,  lidet  knippe)  etc.  etc.  mit  griech.  (cf.  Fick, 
kamp,  —  kunp,  kump,  umgesetzt  knap,  knup  III,  82)  knamptö,  gnamptö  u.  kamptö  (biegen, 
mit  der  Bedtg. :  brechen,  knicken,  biegen,  beugen,  krümmen  etc.,  s.  oben)  zu  einer  u. 
zusammenbiegen,  krümmen,  bz.  zusammen-  30  derselben  y  gehört,  die  übrigens  beim  Ver- 
biegen od.  zusammendrücken  etc.  zu  Grunde  gleich  von  griech.  knipos  u.  sknipos  (s.  unter 
liegt  u.  wobei  aus  Zusammenbiegen  od.  Zu-  knipen  am  Schlüsse)  auch  aus  idg.  skap, 
sammenkrümmen  u.  Schliessen  etc.  (z.  B.  der  skamp,  aphär.  kap,  kamp  hervorgegangen 
Finger,   Hände,    Tatzen,  Nägel  etc.)    auch  sein  kann. 

sofort  die  Bedtg. :    greifen,  fassen,    halten,  35      nep-tange,  Kneifzange.  —  Nid.  nijptang ; 

tragen ,    heben   etc.    hervorging ,    weil   ein  mnld.    nijptanghe ;    dän.    niptang ;    schwed. 

Fassen  von  Etwas  (u.  auch  ein  Kneifen,  nyptäng  (forceps  dentatus;    forpex,   volsella 

Zusammendrücken,  Einengen,  Klemmen  etc.)  etc.).    —    Mit  nid.  nijper    (Kneifer,  Ktieif- 

ohne  Krümmen  od.  Zusammenbewegen  u.  zange,   Beisszange,   Knochenzange,   Bäben- 

Zusammenbiegen  von  zwei  (zuvor  klaffenden)  40  Schnabel,  Scheere  des  Krebses  etc.),  nijpuagel 

Enden  absolut  nicht  denkbar  u.  möglich  ist.  (dwangnagel,  nagelwortel)  etc.  etc.  zu  nijpen, 

Vergleicht  man   nun   demnach   (Fick,    I,  bz.  nepen,  nipen. 

518  seq.)  kap  (fassen,   halten   etc.)   u.  kap,  1.  ner,  ner,  das  contrahirte  neder  (nieder). 

kamp  (biegen,  heben)  als  Wurzeln  von  griech.  —  Die   Compos.   mit  ner  od.  ner   s.    unter 

köpe  (Griff),    lett.  kampju   (fassen)    u.    lat.  45  neder. 

capio  etc.,  sowie  von  griech.  kampto  (biege)  2.  nep,  ner,  das  fallende  Wasser,  die 
u.  kämpe  (Wurm,  Baupe),  kampe  (Biegung) ;  Ebbe,  der  Ebbstrom,  der  abebbende  od.  zu- 
tat, campus  etc.,  hz.  den  deutschen  Worten :  rückfliessende  u.  rückläufige  Strom,  der 
haben,  haften,  heben,  Hof  etc.,  sowie  von  Gegenstrom ,  die  Stelle  im  Wattenmeer  od. 
an.  hafr  (Ziegenbock  etc.)  etc.  od.  kup  als  50  an  der  Küste,  tvo  das  abebbende  Wasser 
y  von  griech.  küptö  (ich  ducke  od.  bücke  od.  der  Ebbstrom  mit  dem  Fluthstrom  od. 
mich),  küphos  (Buckel,  Wölbung)  etc. ;  lit.  das  vorivärtsfliessende  Wasser  des  Meeres 
kumpis  (krumm,  gebogen,  zusammengebogen,  zusammentrifft  u.  einerseits  zwischen  beiden 
gekrümmt)  etc.,  so  ist  wohl  anzunehmen,  Strömungen  eine  Niederung  ist,  andererseits 
dass  zu  der  aus  kup  nasalirten  Form  kump,  55  aber  auch  Wirbel  im  Wasser  entstehen,  iveil 
umgesetzt  knup,  germ.  hnup  das  obige  goth.  beide  Ströme  sich  gegenseitig  bekämpfen  u. 
hniupan,  ags.  hneöpan  u,  unser  nepen,  schwed.  zurückdrängen  ;  daher  überhaupt  auch  :  a) 
njupa  in  der  Bedtg. :  biegen,  knicken,  brechen  das  Wasser  eines  Stroms,  was  durch  irgend 
etc.,  bz.  krümmen ,  zusammenbiegen  od.  ein  Hinderniss  zurückgestossen  wird  u.  eine 
drücken,  kneifen  etc.  (s.  oben)  gehört,  während  60  der  Hauptströmung  entgegengesetzte  Bichtung 


NEUEN 


648 


NERS 


ninunt  (loie  dies  z.  B.  auch  durch  eine 
Sandhank  od.  vorragende  Stelle  des  Ufers 
geschieht)  u.  b)  ein  Strudel  od.  gurgcs  etc. 

—  Nid.  ncer,  neerc  (Gegenstrom,  Wirhd- 
stroiv,  Strudel);  fig.  auch  soviel  als  ncorlaag 
(Niederlage) ;  —  in  de  neer  zijii  (herunter- 
kommen, zurückgehen,  zu  Grunde  gehen  etc.). 

—  Im  Engl,  hat  cddy  dieselbe  Bedtg.  wie 
lUT  u.  ist  dieses  zweifellos  aus  nedere  (cf. 
1  ner)  contrah.  u.  gekürzt,  sodass  es  tcahr- 
scheinl.  urspr.  entweder  das  Niedere  (s. 
oben)  od.  ein  nieder  u.  abicärts  gehendes 
Etwas  (u.  so  als  Ebbstrom  auch  ein  rück- 
tcärtsßiessendes  Etwas,  eine  Eückfluth,  einen 
Gegenstrom)  bezeichnet. 

neren,  nlircn,  nähren,  erhalten,  ernähren 
etc.;  —  lie  iierd  si'ik  fan  watcr  un  brod,  — 
he  kau  nog  gen  familie  nöreii ;  —  dat  is  'n 
bedenung  de  sin  man  nerd.  —  Nd.  neren, 
nären ;  mnd.  neren;  mnld.  neeren;  afries. 
nera;  tcang.  niri ;  as.  nerjan,  nerean,  nerjen; 
ags.  nerjan,  nerigan,  nergan ;  ahd.  nerjan, 
nerjen,  nerreii,  neren;  mhd.  nerigen,  neren, 
nern  (heilen,  gesund  machen;  am  Lehen 
erhalten ;  retten,  erretten,  vom  Verderben 
befreien,  selig  machen ;  vor  Verderben  be- 
wahren, schützen;  nähren,  erhalten,  er- 
nähren). —  Die  Vorsilbe  ner  entstand  mit 
Uebergang  von  s  in  r  (loie  bei  2  leren) 
aus  urspr.  nas  u.  ist  nerjan  demnach 
ident.  mit  goth.  nasjan  (retten,  erretten, 
schützen,  selig  machen),  tvas  mit  der  Endung 
Jan  (machen  etc.)  von  dem  Bräter.  nas  von 
nisan  (cf.  ge-nesen  n.  narung)  fortgebildet 
ist,  loonach  dann  aus  der  Bedtg. :  ganz, 
heil,  od.  gesund  machen  etc.  zunächst  die 
Bedtg. :  (Jemandem)  Leib  u.  Jjeben  erhalten, 
od.  (Jemanden)  am  Leben  erhalten  u.  dann 
überhaupt  die  allgemeine  Bedtg. :  erhalten, 
ernähren  etc.  entstand. 

Wegen  der  urspr.  Synonymität  von  nerjan 
od.  nasjan  mit  lielen  vcrgl.  auch  noch  das 
mit  heiland  synonyme  u.  tcic  dieses  vom 
Partie,  j^räs.  gebildete  Suhst.:  goth.  nasjands 
(salvator)  =  as.  nerjand  od.  nerjando,  ner- 
jendo  ;  ahd.  nerjento  etc.,  was  früher  in  der- 
selben Bedtg.  tcie  das  Wort  Heiland  von 
Chr  istus  gebraucht  tvurde. 

nerig,  närig,  a)  auf  die  Erhaltung  n.  Er- 
nährung seines  Leibes,  bz.  die  Gewinnung 
seines  leiblichen  Unterhalts  od.  seiner  NaJi- 
rung  bedacht  u.  in  Bezug  hierauf  eifrig, 
betriebsam,  jleissig ;  —  he  is  nog  al  'n  nerigen 
kerel  ;^  —  he  is  d'r  regt  jierig  bi  dön,  dat 
he 't  lif  ful  krigt;  --  b)   nährend,  nahrhaft; 

—  nerlg  äten.  —  Nd.  nerig,  iiiirig;  mnd. 
nerich.  —  Zu  neren. 

nering,  neren,  niiring,  nären,  das  was 
erhält  u.  ernährt  od.  dasjenige  wodurch, 
wovon  u.  womit  man  sich   nährt,    ernährt, 


erhält  u.  so  auch  dasjenige,  ivas  man  sich 
zur  Ernährung  od.  als  Unterhalt  erwirbt 
u.  verdient;  daher  auch  der  Broderwerb, 
der  Erwerb  u.  Verdienst  od.  auch  der  Um- 
5  Satz  u.  Zuspruch  im  Geschäft  etc. ;  —  dar 
is  toi  nering  an  hi'is ;  —  de  kopman  hed  föl 
nereii  fan  sin  umgegend ;  —  he  hed  hum  in 
nering  settd  (er  hat  ihn  in  Verdienst  ge- 
setzt   od.    ihm  Gelegenheit  gegeben.    Etwas 

10  zu  erwerben  n.  zu  verdienen,  ihm  2oas  ab- 
gekauft etc.). —  S2}richio.:  de  niir'mg  (Brod- 
crwerh,  Ernährung,  Erwerb,  Verdienst,  Zu- 
spruch u.  Umsatz  im  Geschäft  etc.)  hcbben 
wil,    raut  meunig  hör  jüffer  heten;  —  man 

15  miit  de  tav'm>>;(ZeJtrung)  na  de  nering  (Er- 
iverb  u.    Verdienst  etc.)    setten.  —  Nid.  ne- 
ring;   nd.    nerung,    narung;    mnd.   neringe, 
ncrighc.   —  Zu  neren. 
nerings-,    närings-,   nerens-büs,    Brod- 

20  erwerbs-Haus,  Haus  toas  zum  Erwerb  u. 
Verdiest  dient  od.  als  Geschäftshaus  ge- 
braucht loird  u.  tauglich  ist  u.  daher  Gegen- 
satz von  Privathans  od.  einem  sonstigen 
Hause;  —  als  ueringshüs  ligt  dat  hüs  gans 

25  gelegen. 

ner-,  ner-kauen,  toiederkauen ;  —  de  ko 
ligt  to  nerkanen.  —  Nid.  her-,  weer-,  weder- 
kaauwen  ;  a»W.  eerkouwen;  7jrf.  edderkauen ; 
mnd.   ader-,   är-,    adder-,   edcr-,   er   u.  (mit 

30  vorgeschlagenem  n,  cf.  auch  ners  etc.)  ner- 
kouwen.  —  Nach  der  mnd.  Eorm  ader- 
kouwen  ist  es  ivohl  ein  Compos.  von  ader 
=  as.  ädhar,  ödhar,  öthar ;  ahd.  andar  etc. 
(alter,   ceterus,   alins,   cf.  ander)  u.  kouwen, 

35  falls  es  nicht  etwa  mit  einem  (mit  lat.  iterum 
synonym,  u.  ident.)  and.  eder,  edder  als 
Weiterbildung  von  ags.  ed,  ahd.  it,  ita  (wieder, 
wiederum,  gegen  etc.)  zusammengesetzt,  od. 
die   Vorsilbe  eder,    edder   dasselbe  Wort  ist 

40  ioie  nd.,  mnd.  edder  u.  md.  other,  uder, 
ader,  adder  =  nhd.  oder,  was  vom  gleich- 
bedeutenden ahd.  odo  fortgebildet  wurde  ti. 
auch  vielleicht  mit  ags.  edhdha,  ahd.  eddo, 
an.  edha,   goth.  aiththau    (oder)  zusammen- 

45  hängt  u.  Ja  auch  einen  Gegensatz  od.  ein 
Entgegengesetztes  u.  Zweites  od.  Anderes 
ausdrückt. 

ners,  ners,  närs,  närs,  Arsch,  Hintere. 
—  Eedensart.  u.  Sprichw. :  he  dreid  d'r  sin 

50  ners  üt;  —  he  settd  sük  mit  de  ners  tegen 
de  krübbe;  —  grote  nerseu  hebben  wide 
büksens  nödig;  —  he  kan  wol  lachen,  he  is 
mit  de  ners  in  't  botterfat  to  sitten  kamen 
(scherzh.    von   Jemandem,    der    eine   fette 

55  Pfründe  od.  Stelle  erhielt) ;  —  de  ners  j8kt 
mi;  dat  gift  'n  göd  botterjär;  —  'n  sittende 
ni-rs  un  ^n  liggend  gat  (cf.  gat  in  der  Be- 
dtg. :  Arschloch  etc.),  wet  altid  wat ;  —  se  is 
nog  na  de  olde  weit,  se  dragt  de  ners  achter ; 

60  —  dclr  schal   hum   de  ners  nog  lauk  afer 


NERSTIG  649  NETERIG 

worden;   —   ho  hed  sük  'n  ris   (Buthe)   to  od.  schwimmendes  (u.  so  auch  leichtes)  Et- 

sin  egen  ners  bunden;  —  he  pipt  un  stcnd  was  bezeichnete,    wobei  ich  auf  1  n.  2  flot 

al,  wen  he  man  'n  wind  dwars  för  de  nörs  von  fleten  (fliessen)  venveise,  loozu  auch  ja 

Sitten  hed;  —  de  lank  läfd  word  cid,  de  vielleicht  das  flet  od.  Fleth  (cf.  Bohrik, 
lank  kakt  krigt  de  närs  kokl ;  —  malligheid     5  pag.  292)  genannte  vollständige  Geräth  zum 

is  malligheid,   man  für   in  de  närs  is  ernst,  Wallfisch-  u.  Heringsfange,    bz.    das  ganze 

—  Nid.  naars;  nd.  närs.  —  Mit  vorgesetz-  Tau-  u.  Masten- Werk  eines  Schiffes  gehört, 
tem  n  von  ärs  od.  aus  en  ärs,  'n  ärs  (cf.  2.  iiet  od.  net,  nett,  artig,  sauber,  glatt, 
märs)  contrahirt.  genau,  eben,  gerade  etc. ;    —    'n  net  wicht ; 

nei'Stig,  fleissig,  betriebsam,  emsig,  eifrig  10  —  du    must   di    net    upfören    od.    regt   net 

etc.  —  Nid.  naarstig,  neerstig;   mnld.  neer-  wesen;    —    dat  kled  sitt  regt  net  un  knap; 

stigh,   nernstigh ;    mnd.  nernstich,  nernstlik,  —  he  sügt  net  so  üt  as  sin  fader.   —   Aus 

nerstlik,  nerstich.  —  Mit  vorgesetztem  n  aus  franz.  net  (rein,   hell),   was  mit  ital.  netto 

ernestlik,  ernestich   (ernstlieh,   ernstig),   wie  aus  lat.  nitidus   (blinkend,  glänzend,   glatt, 

auch  mnd.  nernst,  nerst  (Ernst,  Eifer,  Fleiss)  15  schön  etc.  von  nitere,  glänzen  etc.)  entstand, 

mit  vorgesetztem  n  aus  ernest,  ernst.  1.  net,  nicht;  nichts.  Nichts;  —  du  must 

Des,  s.  nejes.  m!  net  to  na  kamen ;  —  dat  is  man  'n  net 

nesse,  nes,  Halbinsel,  Vorsprung,  Land-  um  dat  to  don.  —  Sprichw. :  de  fan  net  kumd 

Zunge  etc.,  bz.  Name  von  der  Halbinsel  Tiiesse  to  et,  is  allemans  ferdret.  —  Nd.  net;  nid. 

bei  Leer  u.  Emden   u.  der  Ortschaft  Nesse  20  niet.  —  Es  entstand  u.  ivurde  contrah.  (cf. 

im  Amte  Berum  an  der  Küste,  wovon  Nesser-  et,  ets)  aus  ne-eo-wiht  =  ahd.  neöwiht,  d.  h. 

land    bei  Emden    u.   Nessemersil    im  Amte  nicht  irgend  Ettvas,  da  yriht  dasselbe  Wort  ist 

Berum  ihren  Namen  haben,  wie  desgl.  auch  icieahd.vr'üit (Wesen,  Geschöpf, Ding, Etwas), 

der  Stadttheil  Bonesse  in  JEmden.  —  Engl.  bz.  nhd.  Wicht  ti.  unser  mchi  (Mädchen). 

ness  (in   Sheerness   etc.) ;     an.,   norw.   nes ;  25      2.  net,   die   Schriftseitc   einer  Münze  u. 

schwed.  näs ;  dän.  nes,  naes  (hervorragende  Gegensatz   von   w  a  t    als   der  Wappenseite, 

höhere  Landspitze,  Landzunge,    vorragende  ivonach  es  jedenfalls  dasselbe  Wort  wie  1  mi 

Landecke  od.   Vorgebirge,    Cap  etc.).  —  Es  (Nichts)  ist  u.  wohl  soviel  besagt,  dass  diese 

ist  aus  nese  gekürzt  u.    dasselbe  Wort  toie  Seite  kein  Bild  od.   Wappen  hat  u.  zeigt. 

nhd.  Nase,    cf.  Seh.  u.  L.  unter  nese  u.  30      nete,   näte    (Flur,    neteii,   näten),    Niss, 

Weiteres  unter  nöse.  Lausei.  —    Sprichw. :   mit  de  ueten  is  mer 

neste,  s.  neiste  (Neueste)  u.  nei.  to  dun  as  mit  de  lüsen.  —  Nid.  neet;  nd , 

1.  net  (Plur.  ne.iiQi\),  Netz  {vei%),  Gestrick  mnd.,  mnld.  nete    u.  mnd.  auch  nit;   wang. 

mit  Maschen   zum  Fangen   u.    dann    auch  nitte;    ags.  hnitu ;    aengl.  hnite,  nite;    engl, 

ähnliches  Gestrick  zu  andern  Zwecken;  —  35  nit;    an.,  isl.  nyt;    norw.  gnit,   gnitr,  knit; 

he  is  in  't  net  räkd ;    —    he  sitt  in  't  net;  schwed.  gnet;    dän.  gnid;    ahd.  (hniz),  uiz; 

—  smite  't  net  üt,  of  du  net  wat  fangen  mhd.  niz ;  lett.  (Plur.)  gnidas ;  poln.  gnida ; 
kanst;  —  he  niut  achter  't  net  fisken.  —  polab.  (Plur.)  gnaidäi;  böhm.  hnida;  griech. 
Nd.,  nid.  net;  mnld.  nette,  net;  mnd.  nette;  könis,  Plur.  könidos.  —  Wohl  mit  nitel  u. 
wfries.,  nfries.  net  (dasselbe) ;  afries.  net  40  ags,  hintan  (stossen,  stechen  etc.)  u.  griech. 
(Netz)  u,  nette,  nitte  (Netzhaut  etc.);  as.  knizö  (reiben,  kratzen,  jucken,  beissen  [cf. 
net,  netti ;  ags.,  aengl.,  engl.,  an.,  norw.,  biten  sub  bj  stechen  etc.)  etc.  zu  einer  ]/  knid 
dän.  net;  schwed.  nät;  cihd.  nezi,  nezzi;  aus  knad  (cf.  ^W^c/j.  knadällö,  beisse,  jucke, 
mhd.  nezze,  netze  (Netz ;  Netz  zum  Fisch-  kratze,  schabe  etc.),  kand,  urspr.  skad,  skand, 
fang  od.  zum  Fang  anderer  Thiere;  Netz  45  als  Weiterbildung  von  ska,  cf.  die  Wörter 
zum    Schutz   gegen    Insecten,    Fliegennetz;  mit  dem  Anlaut  scha. 

Art  Putz  über  ein  Gewand;  Haarpiutz  der  neten-,    näten  -  kenimer ,    Nissenkämmer, 

Mädchen   um  die  Zöpfe,   Haarnetz;   adeps  Person  die  Nisse  kämmt  u.  demnach  auch 

inte&tim,  Netzhaut  um  die  Eingeiveide) ;  goth.  die  Nisse   od.   das  Allergeringste  nachsucht 

nati  (Fischnetz).    —   Es  lässt  sich  formell  50  u.    .sich   Nichts    entschlüpfen    lässt.    Daher 

kaum  von  ahd.  nazi,  nezi ;  mhd.  nezze ;  mnd.  fig. :   schäbiger ,  filziger ,   geiziger   Mensch, 

nette    (Nässe,   humor,    liquor)   scheiden  u.  Knauser  etc. 

dürfte  die  urspr.  Bedtg.  wohl  ausschliesslich  neten-,    näten  -  krenier ,     Nissenkrämer, 

Fischnetz    (od.    Etivas     was    man    ins  Kleinigkeitskrämer,  erbärmlicher  kleinlicher 

Wasser  setzt,  Wassergeräth,  Wassergegen-  55  Mensch,  Lump,  Knicker, 

stand)  geioesen  sein,  wie  sie  das  goth.  nati  neterig,  näterig,  neterg,  näterg,  nisserig, 

auch   allein   hat.     Möglich   indessen   ist  es  lausig,  filzig,  geizig,  verdriesslich,  mürrisch 

auch,  dass  es  nur  mit  nazi  (Nässe)  u.  naz  etc. ;  —  he  is  so  ferdömd  näterg  (filzig  etc.) ; 

(nass,  cf.  nat)  zu  derselben  germ.  y  nat  in  —  he  sügt  net  so  näterg  (verdriesslich  etc.) 

der  Bedtg.:  fliessen  gehört  u.  ein  fliessendes  60  üt,  as  'n  miterigen  kese. 


NETJE 


650 


NIBBE  NIB 


netje,  Netzchen,  Meines  Nets. 

netjes  (su  2  net),  nett,  hübsch  etc.;  — 
dat  sügt  uetjes  iit ;  —  du  rnust  netjes  wesen, 
od.  netjes  to  bedde  gan. 

nettel,  Nessel  (urtica);  —  Comjws.:  bran- 
nettel.  —  Sprichic. ;  klöke  höiier  leggen  ok 
wol  iiiseu  in  de  nettcis.  —  Nd.  nettel ;  nid., 
?««W.  netel;  /««f?.  netele,  neltele;  ags.  ncte\e, 
netle  ;  aengl.  netle ;  engl,  nettle ;  ahd.  nezilä, 
nezzilä,  nezehi;  mhd.  nezele,  nezzel ;  an., 
isl.  netla  (in  brenni-netla,  Brennnessel); 
norw.  (Jv.  Aasen)  netla,  dialcct.  nesla, 
natla,  nasla,  notla,  nosle;  schiced.  nässla, 
dialect.  nätla;  dün.  uälde.  Das  ngenn. 
netele  od.  netila  ii.  ahd.  nezila  ist  Weiter- 
bildung von  ngerm.  nata  (od.  wrsj;;*.  natja?) 
=  ahd.  naza  (cf.  ahd.  uazza,  Nessel),  tcas 
im  an.,  isl.  nötr  (d.  i.  natr)  in  nötrügras 
(urtica)  «.  (cf.  Jv.  Aasen  unter  netla) 
norio.  etc.  nata,  nöto,  not,  noto,  uutu,  neta 
H.  schioed.  dialect.  näta,  natä  belegt  ist.  — 
Dem  griech.  gleichbedeutenden  knide,  kniza 
()/  knad,  knid,  beissen ,  juc'ken,  stechen, 
brennen  etc.  aus  kaud,  skand,  skad,  s.  auch 
unter  nete)  zu  Liebe  wird  oft  angenommen, 
dass  nata  (od.  natja?),  ahd.  naza,  nazza  für 
ursjir.  hnata,  bnaza,  huazza  steht.  Da  in- 
dessen die  alten  germ.  Sprachen  hierfür 
nirgends  einen  Anhalt  bieten,  so  mag  H. 
Leo  Hecht  haben,  tcenn  er  es  zu  skr.  nada 
(arundo  od.  arundinis  species,  arundo  tibialis) 
u.  uädi  (the  stalk  or  culm  of  any  plant  etc.) 
vergleicht,  2cas  vielleicht  mit  nnserm  nat  zu 
der  y  nad  (sonare,  rauschen,  tönen,  sich 
rauschend  im  Wijide  beicegen,  im  Winde 
schicanken,  vibriren  etc.)  gehört,  wie  dies 
ivahrscheinl.  auch  mit  ahd.  hriot,  nhd.  Biet 
(cf.  reit)  der  Fall  ist,  tvobei  mayi  dann  heim 
Vergleich  von  an.  hrjota  (herab-,  heraus- 
springen, stürzen,  fallen  etc.  [od.  urspr. 
iwltern,  cf.  pultern]  ;  schnarchen  od.  ein  un- 
articulirtes  Geräusch  machen)  u.  ags.  lirütan 
(rapido  motu  sonum  cdere,  rauschen,  schnar- 
chen etc.)  von  der  germ.  y  brut  (sojiare, 
sonum  edere  etc.)  tvohl  annehmen  muss,  dass 
die  y  nad  (caderc,  decidere  etc.,  cf.  Bopp) 
von  Hause  aus  von  nad  (sonare)  auch  nicht 
verschieden  ist. 

Vergleicht  man  übrigens  zu  nada  (arundo 
od.  Rohr,  Schilf)  u.  zu  dem  von  Grass- 
mann mit  Pfeife,  Flöte  übersetzten 
ved.  nädi  unser  pipe  (Pfeife,  Bohre,  Bohr  u. 
Ding  worauf  man  pfeift  u.  flötet)  von  pipen 
(pfeifen,  flöten,  blasen  etc.,  bz.  ein  schrilles 
Tönen  od.  Geräusch  machen  etc.),  so  kann 
man  auch  annehmen,  dass  sich  die  Bedtg. : 
Bohr  von  nada  auch  in  ähnlicher  Weise  von 
nad  (sonare  od.  ein  unarticulirtcs  Geräusch 
machen)  entwickelte,  wie  dies  bei  pipe  in  der 
Bedtg.:  Bohr  von  pipen  der  Fall  ist. 


iiettel-dök,  Nesseltuch.  Ein  feines,  früher 
aus  Garn  ivas  von  den  hanfähnlichen  Sten- 
geln der  Nesseln  gewonnen  wurde,  gewebtes 
Zeug,  tcas  jetzt  indessen  aus  feinem  bäum' 
5  wollenem  Garn  gewebt  ivird. 

nettel-könink  (Nesselkönig),   Zaunkönig, 
auch  tünkriter  u.  hägekruperke  genannt. 

nettel-siiolit,    Nesselsucht,    die   bekannte 
Haut-Krankheit  mit  brennendem  od.  jucken- 

10  dem  Ausschlag. 

netter,  netter,  hübscher,  sauberer  etc. 
iiettiglieid,  Nettigkeit. 
netste,  nettste,  hübscheste,  sauberste  etc. 
nibbe,  nib',  Schnabel,  Mund;  —  de  nib' 

15  fan  de  fögels;  —  bö  word  so  wit  um  de 
nibbe  od.  be  sügt  so  wit-nibd  üt  (von  Je- 
mandem, der  einen  Anfall  von  Ohnmacht 
bekommt).  —  JVd.  nibbe;  wind  nebbe,  nibbe; 
nid.  neb ;  mnld.  nebbe ;  wfries.  neb ;  nfries. 

20  neeb ;  wang.  nib  ;  ags.  nebb ;  aengl.  neb ; 
engl,  nib,  neb ;  an.,  isl.  nebbi ;  norw.  nebb ; 
schtved.  näbb;  dän.  näb,  neb  u.  (süddän.) 
nib.  —  Wohl  mit  norw.  nibba  (vorstehende 
Spitze,    scharfe  Kante)   u.    an.   nef;    nono. 

25  nev  (Nase,  Spitze,  vorstehende  Kante); 
schwed.  näf  (der  längere  Schnabel  einiger 
Vögel)  zu  der  ]/  nabh  (bersten,  platzen, 
klaffen,  spalten  etc.,  s.  unter  nefel),  tvelche 
Bopp   mit  iQvh'Q,   laedere,   occidere   über- 

30  setzt  u.  ivobei  man  bei  nebbe  in  der  Bedtg.  : 
Seh  nabel  sowohl  an  die  Bedtg.:  klaffen, 
spalten,  sich  aufthun  od.  auseinander  spalten 
etc.,  als  an  die  von  sjialten  od.  zerspalten, 
zerbeissen,  bz.  beissen  überhaupt  (cf.  y  bbid, 

35  spalten,  beissen  etc.,  od.  y  gabh,  klaffen, 
tief  sein;  schnappen,  beissen)  denken  kann, 
da  der  Schnabel  einerseits  sowohl  ein  ge- 
spaltenes u.  klaff'endcs,  als  andererseits  auch 
ein  spaltendes  u.  beissendes  Etwas  ist  u.  wo 

40  dann  aus  der  Bedtg.:  Schnabel  auch  von 
selbst  wieder  die  Bedtg. :  scharfes,  spitzes 
u.  vorstehendes  Etwas  (Spitze,  Nase  etc.) 
hervorgegangen  sein  kann,  falls  nicht  etwa 
aus  der  Bedtg.:  Beiss-Ding  unmittelbar  die 

45  von:  scharfes  it.  spitzes  Ding  hervorging. 
Von  nebbe,  nibbe,   bz.  an.  nef  etc.  stam- 
men ausser  Schweiz,  niffen    (die  Nase  rüm- 
pfen) u.  bayr.  nifFeln  (durch  die  Nase  reden, 
cf.  snüfFeln)    etc.  auch   (cf.  Diez,   I,  290) 

50  ital.  niffa,  niffo,  niffolo ;  chw.  gniff  (Bussel) ; 
prov.  nefa  (dicker  Theil  des  Schnabels  der 
Baidjvögel) ;  limous.  nifiä;  pic.  nifler;  fran:. 
renifler  (schnüffeln) ;  henneg.  niflete  (Schnüff- 
ler) u.  limous.  niflo  (Nasenloch).    Desgl.  sei     j 

55  auch  noch    bemerkt,    dass   das  Wort  nebbe      i 
od.  nebba  in  der  Bedtg.:    Schnabel   (ro- 
strum)  nach  einem  Zeugniss  von  Plinius 
(cf.  bei  KU.  unter  nebbe)   auch  schon  den 
alten  Galliern  bekannt  geioesen  u.  demnach 

60  ein  uraltes  Wort  ist,   wobei   an  eine  Ver-     1 


NIBBELN  651  NIGEN 

loandtschaft  mit  snabel,  snappen,  snibbe  (cf.  zu  Grunde  legen  muss,  wo  dann  andaneiths 

dieses)  etc.  toohl  nicht  gedacht  werden  kann.  auch  mit :  gegen-  od.  entgegen-strebend,  rücJc- 

nibbeln,    kleine  Stücke  ivovon   abbeissen,  würts-strebend  u.  sich  conträr  hetvegcnd  etc. 

an  den  Bändern  leicht  benagen,  in  kleinen  übersetzt  toerden  könnte. 
Bissen  essen,    nicht  recht   durchessen   etc. ;    5      nidel ;  i.  q.  nidig. 

—  se  nibbeld  d'r  wat  mit  hör  tandjes  of  niden,  neiden;  —  benidei),  beneiden;  — 
od.  an  herum ;  —  he  benibbeld  dat ;  —  wult  beter  benidt,  as  beklagt. 

du  dat  nibbeln  (leicht  benagen,  naschen  etc.)  nider,  Neider ;  —  man  hed  seiden  so  fol 

wol  laten  ?  —  sitt  dog  nich  so  hen  to  nibbeln  güuners  as  niders.  —  Si^ruch  an  einem  al- 

as  'n  lünink ;    du  kanst  dog  anders  wol  ör-  10  ten  Hause  in  Oldersum :   och  nider  lät  din 

dendlik  döräten.  —  Nd.  nibbeln ;  engl,  nibble.  niden  sin,  wat  God  mi  gift,  dat  is  toch  min, 

—  Davon:  nibbele  u.  genibbel  (kleinliches  un  as  het  Got  behägt,  so  is  't  tocli  beter 
Genage  u.  kleinliches  Essen  von  Speisen  etc.) ;  benidt  as  beklagt. 

—  nibbelke  (kleines  Bröckchen  od.  Stückchen  nidig  od.  auch  nidel  u.  nidisk,  nidsk, 
etc.).  —  Wohl  zu  nibbe  u.  vo»  knibbeln  etc.  15  neidisch,  missgünstig,  bösartig,  zornig, 
verschieden.  —  cf.  auch  nifken  u.  nippen.          loüthend,  hitzig,  eifrig,  heftig,   stark,   unge- 

nich   od.   nigli,    nig,   nicht.  —  Aus  nhd.  mein,  sehr  etc. ;   —    'n  nidigen   (od.  nideln, 

nicht   gekürzt,    toas    dasselbe    Wort   ivie  nidsken)  natur  (od.  kerel  etc.);  —  h6  wurd 

1  net  ist.  so  nidige  dül,  dat  he  hast  hei  net  mer  wus', 

nichte,  nicht,  Nichte,  Bruders-  od.  Schwe-  20  wat  he  de'  un  sä';^ —  't  weid  d'r  mäig  (od. 

stertochter.   —   Mit  Uebergang  von  f  in  ch  mdsk)  in ;  —  'n  nidsken  wind ;  —  so  nidig 

aus  nifte,    nift    entstanden    (wie  kracht  aus  (od.  nidsk)  arbeideu,  dat  man  hast  hei  of  is  ; 

kraft,    lücht    aus   luft    etc.)    u.  mit  afries.,  —  he  is  nidsk  (eifrig,    begierig  etc.)   up  de 

wfries.    nift,    ahd.   nift   (neptis,    privigna);  arbeid;  —  nidsk  äten  (eifrig,   od.   stark  u. 

ags.  nift  (neptis) ;    an.    nipt,    nift    (nympha,  25  gierig   essen).   —    Sodann  wird  nidel   hier 

soror,    sponsa,    mulier)    u.    lat.    neptis   von  auch  noch  in  der  Bedtg. :   rasch,  plötzlich, 

demselben  Stamm  tvie  nef.  unenvartet  etc.  gebraucht,  wie  man  von  Je- 

nid,  Neid,  Erbitterung,  Groll,  Hass,  Bos-  mandem,  der  vom  Schlagfluss  getroffen  wird 

heit,    Missgunst   etc. ;   —    he  hed  so  'n  nid  od.  sonst  jilötzlich  u.  unerwartet  stirbt,  sagt  : 

up  hum,  dat  he  hum  wol  fermören  kun,  bz.  30  he  hed  'n  nideln  död  had. 

dat  he  hum  't  locht  in   de   ogen   hast   net  nidigheid,   nidelheid,  nidskheid,   Neid, 

günd  is ;  —  he  hed  dat  üt  nid  dän ;  —  he  Bosheit  etc. ;  —  he  hed  dat  üt  nidigheid  dän. 

sitt  ful  hat  un  nid.  —   Nd.  nid;   mnd.  nit,  nifken,    Kleinigkeiten   stehlen,    naschen 

nid,  nidt ;  nid.,  mnld.  nijd ;  afries.  nith,  nid ;  etc. ;  —  he  kan  dat  nifken  net  laten ;  —  se 

as.  nidh;  ags.  nidh;  aengl.  nidh,  nith;  ahd,  35  nifked  aferal  an  herum.  —  Davon:  nifkere 

nid,    nith,    nidh;    mhd.    nit    (Anstrengung,  u.  genifke   (Stehlen  von  Kleinigkeiten,   Na- 

Eifer ;  feindseliger  Eifer,  Zorn,  Erbitterung,  scherei,    Genasche   etc.).    —    cf.  engl,  niffle 

Unwille,  Ingrimm,  Hass,  Groll,  Missgunst,  (stehlen,  mausen)   u.  nid.  nijfelen   (Kleinig- 

Eifersucht,    Bosheit) ;   goth.   neith    (invidia,  keiten  mit  den  Fingern  heimlich  entwenden, 

Neid) ;   an.  nidh ;    norw.  nid   (Hohn,  Spott,  40  Kleinigkeiten  stehlen  etc.)   u.  unser  nibbeln 

Beschimpfung) ;    schwed.,    dän.    nid    (Neid,  als  Iterat.   von   einem  nicht  gebräuchlichen 

Eifersucht).    —    Die  Bedtg. :   Anstrengung,  nibben. 

Eifer  (od.  das  Streben  um  vorwärts  zu  nigen,  neigen,  sich  neigen  od.  verneigen, 
kommen  u.  was  zu  thun  [cf.  auch  nidig  etc.]  eine  Neigung  od.  Verbeugung  machen,  höf- 
etc,  bz.  um  einem  Andern  zuvorzukommen  45  lieh  grüssen  etc. ;  —  se  nigd  altid,  wen  se 
etc.  u.  ihn  zu  besiegen  od.  zurück  zu  drängen,  en  förbi  geid ;  —  se  neg  (neigte  od.  verneigte, 
woraus  sich  ja  auch  die  von  Missgunst  u.  verbeugte  sich)  nich ;  —  se  hed  nich  nagen 
Eifersucht  von  selbst  ergiebt)  des  ahd.  nid  (sie  hat  nicht  geneigt,  sich  nicht  verneigt, 
scheint  darauf  hinzudeuten,  dass  das  Thema  nicht  höflich  gegrüsst  etc.).  —  Auch  stibst. : 
nitha  mit  lat.  niti  in  der  Bedtg.:  sich  an-  50  dat  nigen.  —  Davon:  genägen  (s.^d.)  u.  ge- 
strengen, sich  bemühen  od.  bestreben  etc.  nägenheid  u.  das  Compos.:  ofnigen  (sich 
sowohl  begrifflich  als  formell  connex  ist,  höflich  verneigend  verabschieden);  —  de 
während  das  goth.  neiths  in  andaneiths  dames  mutten  nog  erst  ofnigen,  so  lank 
(entgegengesetzt,  contrarius)  sich  anscheinend  könen  wi  herren  nog  erst  sitten  blifen.^  — 
näher  mit  niti  in  der  Bedtg.:  sich  stemmen  55  Nd.,  mnd.  nigen;  nid.  nijgeu;  afries.  hniga, 
(an  od.  gegen  Etwas)  berührt,  da  es  in  niga;  sa^Z.  nigia;  «s.,  rtgrs.  hnigan ;  «n.  hniga; 
diesem  Compos.  doch  schwerlich  die  Bedtg. :  norw.,  schwed.  niga ;  ahd.  hnigan,  nigan ; 
invidiosus  hat,  sondern  man  dann  noch  viel  mhd.  nigen  (sich  neigen,  im  an.  auch:  sin- 
eher  annehmen  muss,  dass  man  auch  hier  ken,  fallen,  stürzen);  goth.  hneivan  (sich 
für  neiths  die  Bedtg. :  strebig  od.  strebend  60  neigen,  sinken).  —  Davon  (vom  Präter.  hneig 


NIGERE 


652 


NIP 


etc.,  goth.  hnaiv) :  ahd.  (linoigjan),  hneigan, 
hncikcn,  neigen;  mhd  ucigeu  (neigen,  sen- 
ken etc.);  ags.  buaegeu  (liumiliare);  an. 
hneigja;  w/iW.  nygheu  (neigen,  beugen),  was 
uns  fehlt,  icährend  deni  hochd.  das  Stamm- 
wort nigcn  (ahd.  hnigan)  abhanden  gekommen 
ist.  —  Wohl  mit  hangen  zu  einer  ]/  kak, 
Vank  ^  skr.  (;ank  (schtcanken,  hangen  etc., 
od.  urspr.  sich  biegen  u.  beugen  od.  krümmen, 
biegsam  u.  schwank  sein,  schwanken,  sich 
hin  u.  her  bewegen,  baumeln  etc.),  umgesetzt 
knak,  ablautend  kink  u.  kuik  etc.;  od.  mit 
tat.  cingerc  «.  lit.  kinkan  (gürten,  binden 
etc.)  etc.  zu  der  y  kak,  kank  (binden,  gür- 
ten etc.  od.  urspr. :  biegen  u.  winden  um 
Etwas,  od.  zusammenbiegen,  flechten  etc.), 
wie  auch  Ja  kuk  (krümmen,  wölben,  bz.  sich 
krümmen  u.  zusammenziehen  od.  zusammen- 
biegen etc.)  ein  Ablaut  voyi  kak,  kank  ist. 
Sich  biegen  ti.  krüminen  etc.  ist  jedenfalls 
die  Grdbdtg.  von  nigen. 

nigere,  Neigerei,  Verneigerei,  Verbeugerei, 
wiederholtes  u.  anhaltendes  Verbeugen  u. 
höfliches  Grüssen  od.  Bcwillkommen,  bz.  Ver- 
abschieden, Be-  n.  Ab-Complimentiren  etc.; 
de  nigere  hold  hei  net  up  od.  dar  kumd  hol 
gen  ende  an  de  nigere. 

nikke  (Borkum),  Nichte.  —  Ob  aus 
franz.  niece  verderbt  ?  —  ^4.ms  nift  0(7.  nichte 
entstand  es  doch  schwerlich. 

nikkel ;  —  nur  in  den  Bedensarten:  du 
lütje  od.  du  olde  nikkel ;  —  he  is  so  'n 
regten  nikkel    (Starrkopf ,    Trotzkopf  etc.); 

—  so  swart  as  'n  nikkel,  in  loelch  Letzterer 
es  wohl  aus  nigger  (Neger)  entstanden  sein 
kann,  icährend  es  in  den  beiden  ersten  ivohl 
mit  nd.  nikkel  aus  Nicolaus  entstand.  — 
Im  nd.  hat  nikkel  sonst  dieBedtg.:  kleines 
Pferd  u.  gemeine  Weibsperson,  Hure. 

nikken,  nicken,  beugen,  sich  verneigen, 
namentlich  auch,  um  Jemanden  zu  grüssen, 
od.  Jemandem  seine  Zustimmung  zu  Etwas 
zu  erkennen  zu  geben,  wi)iken;  —  he  stcid 
al  mit  de  kop  to  nikken  ;  —  best  du  net 
sen,  dat  he  nikt  (genickt,  gegrüsst)  hcd  V  — 
he  nikt  mi  to,    dat  ik    dat   man    dön  schal. 

—  Nd.,  nid.,  mnd.  nikken  od.  nicken ;  alid. 
nicchen,  nichen;  mhd.  nicken  (beugen,  nieder- 
drücken; sich  neigen).  —  Wohl  von  nigen, 
wie  bukken  von  bugcn,  doch  in  der  Bedtg.  : 
winken  (durch  ein  Beugen  des  Kopfes 
od.  das  Niederschlagen  der  Augenlider)  auch 
conne.r  mit  lat.  uicare. 

nik-koppen,  nicken  mit  dem  Kopf,  den 
Kop)f  nickend  hin  u.  her  bewegen,  mit  dem 
Kopfe  tcackeln;    —   he  steid  to  nikkoppen. 

—  Daher  Subst.:  nik-kop,  Jemand  der  den 
Kopf  seitwärts  hin  u.  her  bewegt  u.  damit 
eine  verneinende  u.  abweisende  Geberde 
macht,    um  zu  erkennen   zu  geben,    dass  er 


auf  ein  betr.  Gesuch  nicht  eingeht;  —  nik- 
koppen gefen  niks. 

niks,  nichts,  Nichts;  gar  nicht  etc.;  — 
dat  is  je  niks ;  —  dat  is  niks  möi  (gar  nicht 
5  schön)  fan  di.  —  Bedensart. :  bir  is  niks  un 
dar  is  niks ;  —  niks  is  god  in  't  oge,  man 
net  in  de  mage.  —  Osterlied :  möi  geft  mi 
'n  päsk-ei !  en  is  niks,  —  twe  is  wat,  — 
guftl  mi  dre,  den  ga'  'k  min  päd. 
10  nikseii,  nichts  geben,  nichts  bewilligen  od. 
zusagen;  daher:  abschlagen,  verweigern  etc.; 

—  ik  wil  dl  wat  niksen,  dat  do  'k  lange  net ; 
nini,  .>;.  nemen  u.  fernim. 

nimraer,  s.  nümmer. 
15       1.  nip  (Bimin.  nipke,    Subst.  zu  nippen), 
kleines  Schlückchen ;  —    se  hed  d'r  mau  'n 
nip  (od.  nipke)  ütdän  (z.  B.  aus  dem  Wein- 
glase etc.)  od.  se  hed  d'r  man  äfen  an  nipt. 
2.  nip,  genau,  scharf  etc. ;  —  he  kikt  nip 
20  to,  of  't  regt  is;  —  se  börd  nip  to,  wen  d'r 
wat  protd  word;  —  be  is  so  nip  as  de  düfel; 
he  lett  niks  unbesen  un  börd  un  sügt  alles. 

—  Nd.,    mnd.    nip,    bz.    nd.    (Dähnert, 
Dan  n  eil,    Schütze,    Br.    Wb.)    nipp, 

25  nippe  n.  (Schambach),  soicie  auch  süd- 
westfäl.  nipe;  nfries.  (0  utz en)  nip.  — 
Schambach  hat  als  erste  Bedtg.:  nahe 
(ek  stund  nipe  derbi ;  —  sü  nicb  sau  nipe 
up  't  bauk),  die  sich  indessen  auch  wieder 

30  leicht  aus  genau  od.  nau  (genau  daran, 
od.  nau  d'r  an  =  dicht  od.  unmittelbar,  bz. 
enge  u.  nahe  daran  etc.,  cf,  nau)  ergiebt  u. 
da  man  in  dem  Satze:  sü  nicb  sau  nipe  up 
't  bauk,    auch  nipe   ebensogut   mit   genau 

35  (od.  nau)  als  mit  nahe  übersetzen  kann, 
so  ist  es  beim  Vergleich  des  mnd.  (Seh.  u. 
L.)  neppelik  (genau)  ivohl  anzunehmen,  dass 
nip  od.  nipe  mit  neppelik  zu  nipen  ßneifen, 
zusammendrücken,    enge   machen,    einengen 

40  etc.,  cf.  nepen  u.  auch  das  zu  nipen,  bz. 
engl,  nip,  kneifen  etc.  gehörende  engl,  nipper, 
Krcüle  etc.,  nipping,  scharf,  beissend,  strenge, 
hart  etc.)  gehört.  Ging  indessen  die  Bedtg.  : 
genau  aus  der  von:  nahe   hervor,  so  ist 

45  es  auch  vielleicht  möglich,  dass  nip  od.  ntpe 
zu  nipen  (s.  unter  nt'pen  in  der  Bedtg. : 
sinken,  sich  senken,  sich  nieder  od.  nach 
tmten  bewegen,  nicken,  den  Kopf  nieder- 
beugen  u.  ihn  einem  betr.  Gegenstande  nä- 

50  hern,  um  denselben  genau  zu  besehen  etc.) 
gehört  u.  dass  so  nipe  aus  der  eigentlichen 
Bedtg. :  gesenkt  od.  niedergebeugt 
etc.  in  die  von:  nahe  u.  hieraus  wieder 
in  die  von:   genau    etc.    überging,    ivofür 

55  indessen  der  Umstand  nicht  zu  sprechen 
scheint,  dass  sowohl  mnd.  nip  als  neppelik 
die  Bedtg. :  gen  a  u,  scha  rf  haben  u.  dem- 
nach auch  darauf  hinzudeuten  scheinen, 
dass  beide  zu  nipen  (kneifen,  beengen,  enge 

60  od.  nau  maken)  gehören.    Vergl.  bei  Danneil 


NIPEN                              653  NOBISKROG 

auch  noch  nipp  in  der  Bedtg. :  nett,  niedlich,  nir-narren,    necken,   vexiren.  —  Bedupl 

glatt,   artig  etc.,   wo   'n  nipp  Deru    dieselbe  Bildung  von  narren,   wie  klip-klappen   von 

Bedtg.  zu  haben  scheint  icie  unser  eu  knappe  klappen, 

deren,  bz.  nid.  een  kaappe  meid  u.  demnach  nir-narrere,  Neckerei  etc. 

mit  küap  synonym  zu  sein  scheint,    was  ja  5      iiirtje  -  biiks,     nirtje  -  pup  ,     ängstlicher 

auch  eigentlich  dieselbe  Bedtg.  tvie  beknäpen  Mensch. 

(cf.  beknipen),  bekuopd  u.  nau  hat  u.  dem-  nirtjeil,  s.  nitjeu  u.  nürtjen. 

nach  auch  zu  nipen  (kneifen,  einengen  etc.)  lüske,    Nische,   muschelartige  Vertiefung 

gehören  wird.  in  der  Mauer.  —  Mit  nhd.  Nische ;  span., 

nipen,  kneifen  etc.;  s.  nepen.  10  2)ort.  nicho  aus  franz.  niche   u.    dieses  aus 

1.  nipke,  Dimin.  von  1  nip  etc.  ital.  nicchia,  loas  nach  Dies   (I,  289)   mit 

2.  nipke,  kleines  Geschirr  zu  Fleisch-  u.  ital.    nicchio    (Muschel)     aus    lat.    mytilus 
sonstigen  Brühen,    Sauciere.  —   Wohl  das-  entstand. 

selbe  tvie   napke  =  nhd.  Näpfchen.     Oder  nitel,  stössig,  zornig,  wüthend  ;  —  'n  niteln 

gehört    es   zu  nipken    u.  nippen,    sodass   es  15  bul   (ein  stössiger   loüthender  Stier).  —  Es 

urspr.  ein  Schälchen  od.  becherartiges  Glas-  wird  auch  oft  in  der  Bedtg. :  geil,  hitzig  etc. 

chen  war,  woraus  genippt  wurde?  gebraucht.  —  Nd.  nitel;    mnd.  nitel,  netel  ; 

nipken,  in  kleinen  Bissen  essen  u.  auch  wang.  nitel;  ags.  huitol.  —  Zu  niten  etc. 
in  kleinen  Zügen  trinken,  bz.  kleine  Por-  niten  (vom  Bindvieh,  mit  den  Hörnern) 
tiönchenvonEssenu.  Trinken  zu  sich  nehmen,  20  stossen.  —  Nd.,7nnd.  mten;^wang.  (Ehren- 
ähnlich wie  dies  kleinere  Vögel  mit  ihrem  traut,  1,  43  sub  22)  nit ;  mnld.  (KU.) 
Schnabel  thun;  —  se  sitt  al  to  nipken;  —  nieten  (arietare,  coruu  petere) ;  ags.  hnitan 
se  nipked  d'r  wat  of  f^r.  B.  w>t  emew /vMc/jen  (dasselbe);  rm.  linita;  »ort«,  nita  (stossen, 
mit  den  Zähnen  etc.,  cf.  nifken)  od.  üt  (z.  B.  stechen  etc.).  —  Mit  griech.  knizö  (schaben, 
Wein  od.  Wasser  aus  einem  Glase,  od.  2b  stechen,  schneiden  etc.)  etc.  von  einer  ykniü, 
Suppe  aus  einem  Löffel).  cf.  Weiteres  knad  aus  kand,  skand  =  idg.  skad  aus  ska. 
■MM^er  nippen.                  '  nitjen,  vögeln  {coitumexercere)  od.  eigentl.: 

nippe  (Borkum),  Neffe,  Geschwistersohn.  kleine  Stösse  versetzen  (mit  dem  penis),    da 

—  Sollte  sich  das  inlautende  harte  „p"  des  nitjen  ein  Dimin.  von  niten  ist.  —  Mit 
lat.  nepos  noch  etwa  aus  der  Römerzeit  30  eingeschobenem  v  (od.  von  niten,  nitten, 
auf  Borkum  (Burchana,  Fabaria)  erhalten  nirteu,  cf.  scharre  aus  scliarde  u.  dies  aus 
haben  ?  —  Aus  afries.  neva  (cf.  nef)  konnte  schadde ,  Schatten)  entstand  davon  auch 
nippe  doch  nicht  entstehen.  nirtjen   in    derselben   Bedtg.     —    cf.    auch 

nippen,  nippen,  in  kleinen  Zügen  trinken,  nurtjen  u.  nutjen,  sowie  uöken. 

bz.  das  Glas  mit  dem  Mutide  kaum  berührend  35      nittei'ig,  nittrig,  unfreundlich,  verdriess- 

trinken,  od.  auch  ivie  ein  kleiner  Vogel  mit  lieh,   mürrisch  etc.    -—    cf.  gnitterig  etc.  — 

detn  gespitzten  Munde  od.  Schnabel  trinken;  Oder  gehört  es  zu  uiteu? 

—  se  hed  man  äfen  an  't  glas  nipt;    —    se  n8,  s.  nöje, 

nipte  d'r  'n  bitje  üt;    —    se  nipt   as  'n  ka-  Nobiskrog,    Nobiskrug,    Name   einzelner 

närje.  —  Nd.  nippen  (dasselbe);  wZcZ.  nippen  40  abgelegener   od.    an   der    Grenze    belegener 

(a.    in  kleinen  Zügen   trinken,    nippen;   —  Schenken    (z.  B.    in   der  Nähe  von  Esens) 

b.  sticheln,  necken,  sich  mit  Worten  streiten,  u.  unter  diesem  Namen    (sowie   auch  unter 

Zwisten,  kratzen  etc. ;    —    c.  fig. :   kneifen ;  denen  von  Obis-,  Obs-krög)  in  Norddeutsch- 

als  het  beginnt  te  nippen  od.  te  uijpen).  —  land  häufig  vorkommend.  —  Vergleicht  man 

Es  scheint  fast  als  ob  einerseits  nippen  mit  45  mfläm.,  mnld.  nobisse  (esprit  malin  od.  dae- 

nipken    u.    nifken    ebenso   tvie   nibbeln   zu  mon    nanus,    cacodaemon),    nobiskroegli    %i. 

nibbe  gehört   u.   dass   es  andererseits  auch  nobisgat  (enfer,  le  cul  de  l'enfer  od.  orcus, 

aus  nipen   (kneifen)    entstand,    worauf  das  orci    culus,    antruni   Plutonium),    sowie    bei 

nid.  nippen  sub  h  u.  c  sowohl  als  auch  nid.  Bochholz  (deutsch.  Glaube  u.  Brauch,  I, 

nippelen  (sanft  drücken  od.  kneifen,  zupfen,  50  191  u.  209)    ausser    Nobiskrug   auch   noch 

aus    geiler    Lust    immer    befühlen)    hinzu-  die  Bezeichnungen:    Nobischratten   u. 

deuten  scheinen.  Nobishaus    in    der   Bedtg.:    Fegefeuer, 

nire,  nir,  Niere  (ren).  —  Compos. :  niren-  Hölle,   Unterwelt,  so  ist  es  wohl  zweifellos, 

brä',  nirenfet  etc.  —  Nd.,  mnld.,  nid.  niere,  dass  die  Vorsilbe  nobis  in  den  obigen  Com- 

nier;    aengl.  nere;   engl,    (früher,    cf.  KU.  55  positis  überall    die   Bedtg.:    Dämon    der 

unter  niere)  near  (daher  nears,    Nierenkar-  Unterwelt  od.  Teufel  hat,  bz.  dasselbe 

toffeln) ;  an.  nyra;  norw.  nyra;   dän.  nyre;  Wort  ist  ivie  mfläm.,  mnld.  nobisse  (daemon 

schioed.    njure;    ahd.    nioro,    neoro,    niero ;  nanus,  cacodaemon)  tt.  de»mac/i  „nobiskrog" 

mhd.  niere.  —  Nach  Fick  (III,  163)  mit  des   Teufels  Wirthshaus,   —  „nobis- 

griech.  nephros  tirspr.  connex.  60  gat**  des  Teufels  Loch  od.  Höhle,— 


NOCH  NOG  654                         NOECHTREN 

„uohish&VLB'*  des  Teuf  eis  Haus  od.  Wo  h-  noch-tans,    gleichtooM,    dennoch;    —    h6 

nung    u.     „nobischrattcn"    des    Teufels  deid   dat   nochtaus    etc.    —    Nid.    nogtans; 

eil  r alten  (od.  tiefer,  nach  unten  zu  enger  mnd.  uochtau  etc. 

geflochtener  Tragkorb)  bezeichnet,  in  welch  nüchtern  od.  nögtern  u.  nüchtern,  frühe 
Letzteren  nach  dem  Volksglauben  (cf.  Eoch-  h  Morgenzeit  od.  Frühzeit  zwischen  Tages- 
holz, I,  209)  die  ungetauft  gestorbenen  anbrach  u.  der  Morgenmahlzeit,  Zeit  tvo  man 
Kinder  kamen.  Was  nun  aber  weiter  das  noch  nichts  genossen  hat  «.  der  Magen  noch 
vifläm.,  mnld.  iiobisse  in  der  Bedtg. :  Dämon  leer  ist,  Frühmorgens  vor  allem.  Genuss  vo)i 
der  Unterwelt  od.  Geist  der  Hölle,  Teufel  Speise  u.  Trank,  Zeit  %oo  der  Magen  noch 
etc.  betrifft,  so  ist  es  höchst  wahrscheinlich,  10  leer  ist;  daher  überhaupt  mit  leerem  Magen 
dass  dessen  o  aus  älterem  a  vcrdumpft  ist  od.  ohne  Etwas  gegessen  od.  getrunken  zu 
u.  mit  dem  aus  eu  gekürzten  Artikel  'n  für  haben,  ungesättigt,  leer,  hungrig,  nüchtern, 
älteres  'u  abissc  (cf.  ners,  bz.  nid.  naars  unbetrunken  etc.;  —  he  is  in  't  nöchtcrn 
aus  'n  aars)  steht,  während  abisse  selbst  von  (od.  in  't  nücliterii)  upstän  an  ane  wat  to 
tnhd.  abis  od.  äbis  =  lat.  abyssus,  griech.  15  eten  of  to  driuken  twe  stünden  spatseren 
abussos  (Abgrund,  Hölle)  abstammt  u.  dem-  gan;  —  he  is  hei  in  't  nüchtern  na  Dornum 
nach  'n  abisse  od.  'n  obisse  tvörtl.  ein  hon  lopen;  —  er  ik  fro  's  morgens  in  't 
Höllen-Wesen  bezeichnet.  Da  man  nun  water  ga,  nilm  ik  erst  'n  lütjen  snaps  in  't 
aber  bei  einem  für  'n  abis-krög  stehenden  nochtern,  dat  de  mage  sük  wat  ferwarmd ; 
nobis-krög,  bz.  bei  der  möglicherweise  auch  20  —  da  niust  de  medicin  in  't  nüchtern  in- 
schon  alten  )ul.  Form  ohis-krög,  sowie  ferner  nämen,  er  dn  din  mörgenbrod  to  di  nimst ; 
bei  den  Compositis:  nohis-haus,nohis-g!Xt  auch  —  wen  man  nog  so  gans  nüchtern  is,  den 
annehmen  kann,  dass  hier  nobis  nicht  das-  fOld  man  sük  seiden  so  göd,  as  wen  man 
selbe  Wort  tcie  mnld.,  mfläm.  nobisse  (Teu-  erst  'n  bit  iiten  to  sük  namen  hed ;  —  he 
fei),  sondern  dass  diese  Wörter  direct  mit  25  sügt  arbarmlik  nüchtern  (ungesättigt,  hun- 
nobis  od.  obis  =  'n  abis  od.  abis  (Abyssus  grig,  verhungert  etc.)  üt;  —  mit 'n  nüchtern 
od.  Abgrund,  Hölle)  zusammengesetzt  sind,  mage  is  siegt  arbeiden ;  —  föl  kold  water 
so  wäre  auch  möglich,  dass  nobis-  od.  obis-  in  'n  nügtern  mage  geten,  is  net  gesund ; 
krög  u'rspr.  einen  H öllen-K rüg  od.  ein  —  he  is  nog  so  nüchtern,  as  of  he  efen 
Höllen-  u.  Abgrunds-Wirthshaus  bezeich-  30  erst  üt  't  bedde  kamen  is;  —  he  is  nüchtern 
nete.  Vergleicht  man  indessen ,  dass  alle  un  göd  to  hüs  kamen ;  —  'n  nüchtern  kalf 
obigen  Compos.  als :  nobiskroegh,  nobisgat,  (ein  neugebornes  Kalb  was  noch  keine 
nobishaus  «.  nobischratten  Bezeichnungen  Muttermilch  od.  überhaupt  keine  Nahrung 
der  Hölle  u.  des  Fegefeuers  n.  der  Vor-  zu  sich  genommen  hat  u.  daher  auch  noch 
hölle  (unter  nobischratten  als  Ort  für  un-  35  seJir  elend  u.  mager  aussieht  u.  scincach 
getauft  gestorbene  Kinder  verstand  man  ist);  —  'u  nüchtern  junge  (ein  schwacher 
eigentl.  xcohl  als  Gegensatz  von  nobiskrüg  od.  kleiner  dummer  Junge);  —  'n  nüchtern 
u.  nobishaus  eine  kleinere  Hölle  od.  die  fent  od.  kerel  (ein  schlaffer  od.  dummer  etc. 
Vorhölle  tc.  nicht  die  eigentliche,  allgemeine  od.  fader  Fant  od.  Kerl)  ;  —  'n  nüchtern 
u.  grosse  Hölle,  antrum  Plutonium,  orcus)  40  bom  (ein  schwacher,  schlaffer,  bz.  ein  junger 
sind  u.  r?nss  nobiskrüg  anscheinend  eine  ab-  Baum)  etc.  —  iVcZ.  nügtern;  ?H«rf.  nüchtern, 
gelegene  Schenke,  toorin  der  Teufel  sein  nochtern;  nid.  nuchter,  nüchtern;  mnld. 
Wesen  treibt  od.  eine  Teufelsschenke  be-  nuchter,  nochter  (jejunus,  sobrius,  necdum 
zeichnete,  so  ist  es  tvohl  eher  anzunehmen,  pastus,  siccus  etc.,  vulgo  matutinus) ;  ahd. 
dass  die  Wörter  nobiskrüg,  nobishaus  etc.  45  nuohturn  u.  nuohtarnm,  nuehternin ;  mhd. 
wörtl.  soviel  als  Teufcls-Schenke,  Teufels-  nüehter,  nüehtern  (nüchtern).  —  Vielleicht 
haus  etc.  bedeuten  u.  demnach  eher  mit  aus  lat.  nocturnns  od.  sonst  mit  mnld.  (KU.) 
mfläm.,  mnld.  nobisse  (böser  Geist,  Teufel  nuchte,  nuchten,  nuchtens  (mane,  matutino 
etc.)  als  mit  nobis  =  mhd.  abis  (abyssus)  tempore,  tempore  antemeridiano),  morghen- 
zusammengesetzt  sind.  50  nuchten  (cras  mane),  nuchten-,  nuchter-stond 

1.  noch  od.  nog  (Zeitadv.),  noch,  bis  jetzt  (matuta,  hora  matutina  etc.)  von  uchte  mit 
od.  während  dieser  Zeit,  zur  Zeit  etc. ;  — he  vorgesetztem,  aus  en  od.  in  gekürzten  'n, 
is  noch  net  hir ;  —  't  is  noch  al  möi  wer  sodass  nuchte  für  en-  od.  in  uchte,  'n  uchte 
etc.  —  As.,  ahd.  noh;  goth.  naüh  etc.,  was  (cf.  auch  Ehr entr aut ,  I,  99  des  tvang. 
mit  nög,  genüg  etc.  zu  goth.  nauhan  (reichen  55  öchten,  nüchtern)  steht,  ivieja  mnld.  nuchten- 
hin  od.  aus  bis  zu  einer  gesetzten  Zeit  etc.)  u.  uchten-stond  beide  dasselbe  sind.  Zu 
gehört,  ivorüber  Weiteres  tinter  nog.  uchte;  goth.  uhtvö;  ahd.  uohtä,  uhtä;  mhd. 

2.  nocli  od.  nog  (verneinende  Conj.),  uohte,  uhtc  etc.  (Morgendämmerung,  Mor- 
noch;  —  noch  hir,  noch  dar;  —  noch  dit,  genfrühe,  Morgenzeit,  Dämmerung)  stimmt 
noch  dat.  GO  toenigstens   auch   der  Umlaut    uo   im   ahd 


NOD  655  NODEN 

nuohturn  etc.  besser  als  zu  dem  lat.  noc-  Müssen,  der  Nothwendigkeit  etc.  eine  Tu- 
turnus  ti.  wenn  man  das  nid.  nuchteu  u.  gend  machen);  —  nöd  lerd  baden  —  nöd 
nuchter  in  den  von  Weiland  citirten  brektiseu;  —  nöd  kend  gen  gebod ;  —  „de 
Stellen:  den  thienden  nuchten  als  Aurora  erste  nöd  (der  ersten  Noth  od.  dem  ersten 
milde  etc.;  —  's  nächtens,  als  etc.;  —  ook  5  Bedürfniss  u.  3Iangel)  mut  stürd  (gesteuert) 
toont  hem  't  nüchtere  licht  de  huiverige  worden,"  sä'  de  frö,  do  höe  Oiaute,  schlug) 
steden ;  —  die  den  nüchteren  dageraet  in  ^t  se  de  baktrog  kört,  um  't  sürwater  (Wasser 
krieken  welkem  heet  etc.  vergleicht,  so  ist  zum  Säuern  des  Brodteiges)  het  to  maken. 
es  siveifellos,  dass  dies  Alles  auch  begrifflich  —  Nd.,  nid.  nood  ;  mnd.  nöd,  not ;  afries. 
am  besten  zu  einem  aus  en  od.  in  uchte,  10  ned  u.  näth;  wfries.  nead,  nea ;  nfries.  nüd; 
bz.  'n  uchte  contrahirten  nuchte  stimmt  u.  satl,  xoang.  nöd;  /ic/^.  nuadd  ;  os.  nöd;  ags. 
dass  es  demnach  loohl  anzunehmen  ist,  dass  nead,  nied,  ned,  nyd ;  aengl.  nead,  ned ;  engl, 
nid.,  mnld.  nuchte,  nuchten,  nuchtens  u.  need ;  schott.  ned  in  nedwayis  (neadwise)  u. 
nuchter,  soivie  auch  ahd.  nuohturn  u.  neid  in  neide  (necessity),  neidfyre  (Noth- 
nuohtarnin  etc.  sämmtlich  mit  uchte  od.  ahd.  15  f euer)  ;  an.  naudh,  naudhr  u.  auch  (cf. 
uohta  etc.  (cf.  ucht)  zusammenhängen  u.  Björn  Haldorsen)  neyd;  norw.  naud, 
nicht  aus  dem  lat.  nox,  noctis  od.  nocte,  nau,  nö,  nöd ;  schwed.,  dän.  nöd ;  ahd.  not 
noctim,  noctus,  noctu  u.  nocturnus  entstanden  nöth  (tribulatio,  angor,  pressura,  necessitas 
u.  entlehnt  sind.  etc.) ;  goth.  nauths  od.  naud,  nauds  in  nau- 
nöd,  Noth,  Drang,  Zwang  etc.;  —  wat  20  dithaurfts  (nothdürftig,  nöthig).  —  Es  ge- 
hest du  för  nöd  od.  wat  hed  dat  nu  wer  hört  zweifellos  (cf.  auch  nüt)  zu  ahd.  niuwan, 
för  nöd  (Drang,  Eile,  Nöthigung,  Zwang  nüan;  wM.  niuweu  u.  a/tfZ.  nouwan,  nauwan 
etc.),  dat  du  nu  al  wer  weg  must?  —  he  {t\mi}iexe,stossen,  quetschen,drüchen,drängen, 
hed  altid  so  'n  nöd  (Drang,  Eile  etc.),  wen  bz.  zerstossen,  zerschlagen,  klein  schlagen,  zer- 
he  bi  mi  is,  dat  he  glik  mäkt,  dat  he  wer  25  drücken,  zerquetschen,  zerreiben);^  an.  nüa, 
weg  kumd ;  —  he  sitt  in  nöd  (in  Drang,  gnua  (reiben  etc.,  cf.  nau  u.  gniden  etc.), 
Bedrängniss,  Einengung  etc.  od.  in  Druck,  was  auch  vielleicht  in  goth.  bnauan  (zer- 
in  der  Klemme  etc.);  —  in  ener  nöd  (in  reiben)  steckt,  sofern  dies  aus  bi-nauan 
einem    Drange,    in    einer    Eile,    ununter-  contrah.  ist. 

brachen) ;  —  he  mut  in  ener  nöd  pissen ;  —  30      nod-anker,    Nothanker,   grosser  schwerer 
he    wus'    fan   nöd   (Beengung,    Angst,    Be-  Anker,  der  nur  für  den  Fall  der  Noth  ge- 
drängung etc.)  net,  war  he  hen  sul';  —  he  braucht  loird. 
wus'  sük  för  nöd  net  to  redden;  —  de  dik  nöd-behelp,  Nothbehelf. 
lidt  nöd  (der  Deich  leidet  Noth  od.  Druck,  nöde-lös,  nöd-los,  nothlos,  ohne  Zwang  u. 
Drang   u.   Bedrängniss ,    bz.    Gefahr,    um  35  Noth,  unnütz,  vergeblich,  umsonst  etc. 
durch  das  stark  andrängende  Wasser  od.  noden    (Flur,    von    Noth),    Nöthen ;    — 
durch  den  Druck   desselben  zu  weichen   u.  he   sitt    in    nödeu ;    —    üt    alle    nöden    dör 
durchzubrechen) ;  —  dat  geid   ter  nöd,    bz.  God  redt. 

des  nöds  od.  mit  nauer  nöd    (das  geht  zur  nöden,    nöthen   od.  Nöthen;   —    hest  du 

Noth   od.   mit  genauer   Noth,    bz.    nur   so  40  dat  fan  nöden,  dat  du  dat  deist  od.  dar  hen 

eben,  kaum  etc.);  —  he  deid 't  üt  nöd  (aus  geist?     —     fan    nöden    hebben    (vonnöthen 

Nothivendigkeit,    Zivang   etc.) ;    —    de   nöd  haben,  nöthig  haben,  brauchen  od.  gebrauchen 

(der  Zwang,  bz,  das  Müssen  etc.)  drift  hum  müssen) ;  —  he  hed  föl  geld  fan  nöden. 

d'r  to ;   —   wen   de  nöd    an  de  man  kumd,  nöden,  nöden,  zwingen,  drängen,  pressen, 

bz.  wen  't  nöd  deid,  den  bin  'k  d'r  ök  nog ;  45  nöthigen  etc. ;   —    he  nödt  hum  d'r  to  ;  — 

—  he  klägd  sin  nöd;    —    dör   nöd    od.   üt  he  lett  sük  d'r   nich  to   nöden    um    wat   to 

nöd  (durch  Zwang  od.  aus  Zwang  u.  Noth-  dön,  wat  he  nich  wil.  —  Nid.,  mnld.,  mnd. 

wendigkeit)  ;  —  dat  schip  sitt  in  nöd  (Drang-  noden  (dasselbe  u.  auch :  einladen,  cf.  nögen) ; 

sal,  Bedrängniss,  Gefahr) ;   —   he  lidt  nöd  afries.  neda  od.  nedia,  nedja ;  as.  nödian  od. 

(er  leidet  Bedrängniss   od.  Mangel  am  Be-  50  nödjan  (nöthigen,  zwingen,   einengen) ;   ags. 

nöthigten);  —  dat  hed  gen  nöd  (a.  das  hat  neädjan(compellere,provocare),  nedan,nydan 

keinen  Drang  u.  Ztoang,    bz.    keine  Nöthi-  (compellere,  cogere,  mutuare) ;  aengl.  neden ; 

gung  u.  Eile  etc.;  —  b.  das  hat  keine  Be-  engl,  need;   an.,  isl.  nauda  (vehementer  ur- 

drängniss  u.  Gefahr   etc.);   —    in   nöd    un  gere,    instare)    u.   neyda    (cogere,    adigere) ; 

död    etc.    —    Compos.:    pissen-nöd    (Harn-  55  dän.   nöde ;    goth.    nauthjan;    ahd.    nötjan, 

Drang,  Drang  od.  Nöthigung  um  zu  pissen  nöttan,   nötan,   naoten,   nöteu ;    mhd.   nöten, 

etc.),  huügersnöd,  dödesnöd  etc.  —  Sprichw. :  noeten     (Noth    od.    Ztvang   u.    Drang    etc. 

man  mut  mennigmäl  üt  de  nöd  'n  dögd  maken  machen  od.  erzeugen  u.  verursachen  [Einein], 

(man  muss  manchmal  aus  der  Noth  od.  dem  Noth  anthun,  in  Noth  bringen,  bedrängen, 

Drange  u.  Zwange,   dem  unausweichbaren  60  zwingen,  nöthigen  etc.). 


NOD-DRUEFT 


656 


NOG 


nöd-drüft,  NotMurft,  Bedürfniss,  notJi- 
ivendiger  Lebensbedarf  etc.;  —  he  hed  siu 
nöddi'üft  (leibliches  Bedürfniss)  dar  ferrichtd ; 

—  lie  hed  sin  noddrüft  net.  —  Afries. 
nödthreft,  ueddrcft;  nid.  uooddruft;  ags. 
ueädthearf  etc. 

nöd-drüftig,  nothdürftig,  hiapp,  dürftig, 
bedürftig,  arm  etc. ;  —  dat  kau  nöddrüftig 
gän ;  —  he  is  arm  im  nuddrüftig. 

uöd-fal,  Nothfall. 

nöd-llagge,  nödllag',  Nothflagge. 

nöd-gebi'ük,  Nothgebraiich. 

nö d-ged wungen ,  n  othgezwungen. 

iiöd-hafen,  Nothhafen. 

nöd-helper,  Nothhelfer. 

nöd-liolt,  Phir.  nödholtcn,  Nothhölzer; 
speciell  trockne  eichene  Bretter  zu  Todten- 
särgen,  die  für  einen  eintretenden  Todcs- 
u.  Nothfall  stets  parat  stehen  m.  schon  vor- 
her in  passender  Länge  n.  Breite  zuge- 
schnitten sind,  iveil  ein  Todten-Sarg  gewöhn- 
lich eilig  angefertigt  werden  muss  u.  es 
Noth  u.  Eile  damit  hat. 

nüdig,  nöthig,  Noth  od.  Zwang  u.  Drang 
etc.  habend;  —  persetter  (Präceptor,  Lehrer), 
ik  mut  so  uödig  (habe  od.  fühle  Noth  u. 
Drang,  bz.  habe  ein  leibliches  Bedürfniss), 
mag  ik  äfen  herüt?  —  't  mut  nödig  so 
wesen,  es  muss  nöthig  (zioingend,  absolut  od. 
dringlich  etc.)  so  sein;  ■ —  ik  mut  nüdig 
(dringlich,  eilig  etc.)  gäu ;  —  wat  hast  du  't 
so  nödig,  dat  du  glik  al  wer  fürt  must  uu 
hei  net  äfen  Sitten  gän  wilt?  —  he  hed  't 
so  nödig  (er  hat  es  so  nöthig,  d.  h.  a.  er  hat 
es  so  dringlich  u.  eilig,  bz.  ist  so  pressirt 
etc.,  z.  B.  um  wieder  fortzukommen  etc. ;  — 
b.  er  hat  es  so  dringend  nothwendig  m.  un- 
entbehrlich, ist  dringend  bedürftig  etc.,  z.  B. 
um  Geld  od.  Speise  etc.  zu  bekommen) ;  — 
wat  hest  du  dat  nödig  um  dar  bi  to  stän 
od.  dar  hen  to  gän  ?  —  dat  is  hei  net 
nödig  (hat  keinen  Zwang  etc.),  Kit  dat  man 
blit'en.  —  Nd.  nödig ;  mnd.  nodich ;  nid. 
noodig ;  ahd.  nötag,  noteg ;  mhd.  nötec,  notic, 
noetic  etc. 

nödigen,  nöthigen,  zwingen  etc.;  —  he 
nödlgt  rai  d'r  to.  —  cf.  nögen. 

nöd-lögen,  Nothlüge;  —  ik  mus  man  'n 
nödlögen  maken,  um  uns  to  helpcn. 

nöd-lös  s.  iiödelös. 

nud-lot  (Noth-Loos,  Zioang-Loos,  unab- 
änderliches Loos,    Schicksal,    Verhängniss ; 

—  nüms  kan  sin  nödlot  untgän.  —  Nid. 
noodlot. 

nod-lottig  ,  verhängnissvoll,  unglücklich 
etc.  —  Nid.  uoodlottig. 

nöd-nagel,  Nothnagel;  a.  ein  Nagel  der 
als  zweiter  neben  einem  ersten  eingeschlagen 
loird,  falls  dieser  etwa  nicht  gut  hält  od. 
man  ihm  nicht  die  genügende  Festigkeit  zu- 


traut; —  wi  willen  d'r  nog  'n  nödnagel  up 
reserve  bi  in  hauen,  wen  de  erste  wol  lös 
gän  schul;  —  b.  dasselbe  wie  Nied-  od. 
Neidnagel,  nid.,  mnld.  dwanghnaghel,  näm- 
5  lieh  ein  unten  im  Fleische  beim  Finger-  od. 
Zehennagel  festgehaltener  Nagelsplitter  od. 
kleiner  hornartiger  Auswuchs,  der  bei  der 
geringsten  Berührung  sehr  schmerzhaft  ist. 
iiöd-penniuk  od.  uöd-stüfer,  Nothpfennig, 

10  Sparpfennig  für  die  Zeit  der  NotJi  u.  des 
Bedarfs. 

nud-sake,  Nothsache,  nothwendige,  uner- 
lässliche  Sache,  Zwangsache  etc.;  —  dat  is 
'n  nödsake,  dat  mut. 

15  iiüd-sakelik,iiod-sakelk,if«eWrtSs7ic7t  noth- 
tvendig  od.  nöthig;  —  't  is  nödsakelk.  — 
Nid.  noodzakelijk. 

nOd-saken,  mit  Gewalt  nöthigen  od.  zwingen 
etc. ;   —   he  uodsäkt  mi  d'r  to,  dat  ik  hum 

20  ferklagen  mut.  —  Nid.  noodzaken. 
nöd-schSt,  Nothschuss. 
nöd-teken,  Nothzeichen. 
nöd-weg,  Todtemvcg. 
1.  iiöd-wer,  Noth-  od.  Angstwetter. 

25  2.  nod-Wer,  Nothwehr,  Zwangwehr,  Wehr 
od.  Vcrtheidigung,  wozu  man  durch  die  Noth 
gezwungen  ist. 

nog,  s.  1  u.  2  noch. 

nog,   genug,  vollaus  zur  Genüge  etc.;  — 

30  he  kan  sin  läfend  net  nog  krigeii.  —  Afries. 
nog  od.  noch ;  lofrics.  noag ;  nfries.  nög ; 
mnd.  noch,  nüch;  as.  nöh  od.  nög  in  gi-nöh  ; 
ahd.  nuog,  nuoc,  nöc,  nuag  etc.  in  gi-nuog 
etc.;    norw.,   schwed.   nog;    dän.  nok;    an., 

35  isl.  nög;  goth.  nöhs  in  ga-nöhs  (ge-nug, 
hinreichend).  —  Zu  nauhaii  (reichen,  strecken, 
langen  etc.)  in  goth.  ga-nauhan  (zit-  od. 
aus-,  hinreichen,  cf.  langen,  strekken,  fer- 
strekken  etc.) ;    ahd.  nohan,  Präter.  nah  in 

40  ga-,  ki-nah  (sufficit),  was  mit  1  na  u.  lat. 
nancisci  etc.  zu  der  ]/  nak,  skr.  na9  (gehen 
wohin,  sich  bewegen  vor,  kommen  zu,  ge- 
langen zu,  treffen  auf,  reichen  an,  erreiche)!, 
etc.)  gehört,  die  mit  nag   (gehen,    weggehen, 

45  sich  entfernen ,  verschwinden ,  unsichtbar 
werden,  untergehen  etc.,  cf.  nacht)  zweifel- 
los urspr.  ident.  ist  u.  möglicherweise  atis 
ang  als  der  nasal.  Form  von  aq,  idg.  ak  (s. 
tmter  1  na)  versetzt  ist,  da  ja  auch  ak  aus 

50  der  lü'spr.  Bedtg. :  gehen,  sich  bewegen  vor 

etc.)  die  Bedtgn. :  durchdringen,  eindringen, 

kommen  zu,  erreichen,  ereilen,  einholen  etc., 

bz.  laufen,  eilen,  rennen  etc.  entwickelte. 

Wegen   der   Synonymität  u.   wahrschein- 

55  liehen  urspr.  Identität  von  nak  mit  ank,  ak 
cf.  auch  das  zur  y  ik,  als  Ablaut  von  ak 
(gehen  od.  kommen  zu,  erreichen  etc.)  ge- 
hörende griech.  ikö,  ik-neomai,  ikänö  (kom- 
men, gelangen  etc.),   wovon  ikänö  m.  ikänös 

60  (langend,  hinlänglich,  ausreichend,  genügend) 


NOEGE  NOEGEN 


657 


NOKKE  NOK 


etc.,  sowie  ferner  air.  ic,  icc  =  ine,  anc 
(kommen,  gelangen,  kommen  zu,  erreichen, 
erlangen  etc.) ;  lat.  icere  (erreichen,  treffen 
etc.)  etc. 

nöge  M.  nögeii  in  genüge  (Geniige)  ti.  ge- 
nügen (genügen).  —  3Ind.  noge  (Genüge), 
nogen  (genügen)  etc.  —  Zu  nög. 

nöge  in  genüge  (Genöthige),  s.  das  fol- 
gende: 

nögel-kopke,  eine  Tasse  Thee  od.  Kaffee, 
die  zu  trinken  man  genöthigt  ist  od.  wird, 
bz.  die  man  auf  dringendes  Verlangen  od. 
Invitatlon  der  Hausfrau  noch  trinkt;  — 
ji  mutten  't  drinken  nog  net  afergefen,  cn 
nögelkopke  kau  't  nog  wol  liden ;  —  to ! 
nu  nog  en  nügelkopke,  dat  mut  ji  mi  net 
ofseggen. 

nögeii,  nöthigen,  drängen,  stark  zusetzen, 
dringend  einladen,  auffordern,  invitiren  etc. ; 

—  he  mut  altid  erst  twemal  nögt  worden, 
er  he  upsteid    (od.  an  de  arbeid  geid  etc.) ; 

—  wen  ^t  het  fan  äten,  den  lett  he  sük  net 
lank  nügen ;  —  du  must  mi  net  mer  nügen, 
ik  kau  net  mer    (z.  B.   essen  od.   trinken) ; 

—  du  must  mi  bi  't  äten  net  nügen,  ik 
schal  siilfst  wol  wat  nemen,  wen  ik  wat 
hebben  wil ;  —  he  hed  hum  nögd  um  mit 
to  gän  (od.  um  mit  hum  to  äten  etc.) ;  — 
min  frö  hed  to  'n  kopke  te  nügen  laten;  — 
de  meid  is  al  de  hele  uamiddag  üt  west  to 
nügen.  —  Nd.  nügen;  satl.  neugje  od.  nBgje; 
ivang.  nög.  —  Es  ist  das  contrah.  nüdigen, 
%oie  auch  nid.,  mnld.,  mnd.  noden  u.  nodigen, 
hz.  nd.  nüden  u.  nüdigen  neben  zioingen, 
drängen  etc.  die  Bedtg. :  invitare  od.  ein- 
laden hat. 

iiögere,  Nöthigerei,  öfteres  u.  anhaltendes 
Nöthigen  u.  Drängen  od.  Aiff ordern  um  zu 
essen  od.  zu  kommen  etc. ;  —  de  nügere 
hold  hei  net  up,  man  kau  sük  d'r  hast  hei 
net  für  redden  un  bargen. 

nöje,  iiüi,  iiö',  aus  Noth  od.  Zioang,  mit 
Zwang  u.  Mühe,  zwangsweise,  widerwillig, 
ungern  etc. ;  —  ik  do  dat  noi  (aus  Noth, 
bz.  iceil  ich  gesioungen  bin  u.  muss  etc.  od. 
mit  Widerwillen  u.  ungern  etc.) ;  —  he  is 
d'r  n8i  (nur  mit  Zioang  od.  sehr  schwer 
etc.,  bz.  knapp  od.  kaum  etc.)  to  to  krigen, 
dat  he  dat  süpen  lett ;  —  wen  di  't  nöi 
(widerstrebend  od.  ivider  den  Willen,  zu- 
loider,  unangenehm,  leid  etc.)  is,  den  lät  't ; 

—  't  was  hum  nöi  (es  toar  ihm  zuwider,  bz. 
es  that  ihm  leid,  es  gereute  ihn,  od.  es  ver- 
ursachte ihm  Noth,  Mühe,  Last  etc.) ;  —  dat 
is  'n  nüjen  sake  (eine  Noth  machende  u.  müh- 
same etc.,  bz.  widrige,  unangenehme  u.  leidige 
Sache).  —  Nd.  (Br.  Wb.  111,245)  uode,  noe, 
nöde,  nüe  ;  mnd.  node,  noie  ;  nid.  noode,  noo  ; 
mnld,,  mfläm.  noode,  noye.  —  Zu  nod.  — 
Wegen  des  j  aus  d  vergl.  2  m8i  etc. 

J,  ten  DoOTukaat  Koolman,    Wörterbuch.    II. 


nöit,   nie,   niemals  etc.  —  Nid.  nooit.  — 
Gegensatz  von  oit  mit  vorgesetzter  Negation 
ne,    ni,   bz.  Contraction  von  ni-eo-wiht,    cf. 
öit  u.  et,  net. 
5      nok,  s.  nokke. 

iiöken,  vögeln,  futuere,  coitum  exercere 
c._  aliq.,  cf.  nitjen,  nutjen ;  —  he  hed  hör 
nökd;_ —  he  nükd  hür  dügtig;  —  se  lett 
sük   nöken    od.    fikken    etc.    —    Ist   es  mit 

10  nfries.  (Outzen)  nockc  (stossen,  zucken, 
rücken;  auf  stossen,  schlucken,  schluchzen) ; 
nid.  nokken;  mnld.  nockeu  (singultire)  eins 
od.  connex  loie  nitjen  u.  nutjen  etc.  'mit 
niten  ?  —  Oder  hängt  es  mit  ags.  (L.  Ett- 

15  müller)  hnoc  (mutinus)  zusammen?  —  Zu 
nid.  nokken ;  nfries.  nocke,  cf.  mnd.  nucken 
(Bewegungen  mit  dem  Kopfe  machen,  zucken), 
sowie  nuck,  nucke  (Stoss  etc.),  cf.  nükke  u. 
nikken,  womit  es  dann  (u.  iceiter  mit  nigen 

20  od.  hnigan)  loohl  ebenso  zusammenhängt,  wie 
an.  hnekkja,  hneikja  (stossen,  zurückstossen, 
fortjagen;  sich  zurückneigen  od.  betigen  etc.). 

—  Weiteres  s.  unter  nokke. 

nokke,    nok,    Spitze,   vorstehendes,   vor- 

25  ragendes,   oberstes   od.  äusserstes  Ende  von 

Etwas  (z.  B.  einer  Bähe  od.  eines  Segels); 

vorstehende    knaufartige    Spitze    auf    dem 

Rücken   der  Dach-    u.  Firstziegel,    die   bei 

den   gewöhnlichen  Dachziegeln  nach  unten 

30  gekehrt  ist  u.  hinter  die  Latten  fasst,  damit 

sie  festliegen  u.  nicht  herabgleiten,  während 

sie  bei  den  Firstziegeln   nach  oben  gekehrt 

ist  u.    die  Spitze   derselben   bildet.  —   Com- 

pos. :  räe-nokke  (Spitze  der  Bähe  od.  Segel- 

35  Stange);  —  nok-pan   (Dach-,  First-Ziegel) ; 

—  pan-nokke  (Spitze  od.  Vorsprung,  Knauf 
auf  dem  Bücken  der  Dach-  u.  Firstziegeln) 
etc.  —  Nid.  nok  (äusserster  Punkt  od. 
Spitze  von  Etwas  od.  überhaupt  ein  Etwas 

40  ivas  vorspringt  ?«.  vorragt  u.  sich  über  die 
Umgebung  erhebt;  daher:  Spitze  od.  äusser- 
stes Ende  einer  Bähe  od.  eines  Segels ; 
First,  Giebel,  Dach  od.  Gipfel  eines  Hauses, 
od.  als  First  auch  der  Grat  des  Hauses); 

45  —  Gompos. :  nok-balk  (a.  Firstbalken,  ober- 
ster Balken  eines  Daches,  Dachstuhlsbalken ; 

—  b.  Gratbalken  eines  gothischen  Geivölbes 
od.  die  vorstehende  Bippe  desselben),  — 
nok-bind    (der  Wahnsparren),    —    nok-pan 

50  (Firstziegel)  etc.  etc. ;  mnld.  nocke  =  haen- 
balck,  loas  KU.  mit  columen,  summum  tecti 
erklärt  u.  tvonach  dann  dieses  nocke  7nit 
obigem  nid.  nok  (First  etc.)  ident.  ist; 
Schott,  nock,  nok,  nokk    (the  extremity  of  a 

55  sailyard) ;  clän.  nok ;  schwed.  näck  (Spitze 
od.  Vorragung  einer  Segelstange).  —  Da 
durch  das  Nicken  eine  Krümmung  od. 
ein  Knick  u.  Winkel,  bz.  eine  Biegung  u. 
Wölbung    od.    auch    ein    scharfer    u.    vor- 

60  stehender  Winkel,  eine  Ecke  u.  Spitze,  Vor- 

42 


NOKKE  NOK 


65S 


NOKKE  NOK 


Sprung  etc.  entsteht  u.  beim  Nicken  od. 
Biegen  u.  Krümmen  des  Halses  auch  ein 
Vorstoss  od.  eine  Vorbewegung,  soicie  auch 
ein  Fall  u.  Sturz  (Xiederbewegung)  des 
Kopfes  statt  findet,  so  scheint  es  mir,  als 
ob  dem  Stamm  nok  od.  urspr.  nuk  einerseits 
.sowohl  die  Bcdtg.  des  Biegens  2i.  Kriimmens 
od.  die  von  gebogen,  krumm,  winJcclig,  eckig, 
vorspringend  u.  spitz  zu  Grunde  liegt,  so- 
wie a)tdcrerseits  auch  die  des  Vorstossens 
u.  der  raschen  Bewegung  nach  vorne  hin, 
bz.  der  des  plötzlichen  Stosses,  Sturzes  u. 
Falles  (cf.  uikken  in  der  Bedtg. :  fallen, 
stürzen  etc.  neben  der  von  beugen  etc.)  von 
Ftwas  auf  ein  anderes  Etwas  überhaupt  u. 
dass  daher  nok  od.  nuk  als  Stamm  des 
obigen  nokke  u.  als  Stamm  der  folgenden 
Wörter  zu  nikken  (nuero,  nutare,  cervicem 
iiicliuare  aut  iiiflectere ;  iucurvare  se  ote.) 
u.  mit  diesem  zu  lUgen,  bz.  hnigaii  (lineg, 
hneig)  gehört,  von  welch  Letzteren  ahd. 
hnt'geii,  hnökeu  (iiiti,  bz.  sich  beugen  od. 
neigen  u.  stützen  auf  Etwas  etc.)  wohl 
ebensogut  abstammt,  loie  md.  iiucken,  nuckin, 
(nicken,  stutzen  od.  sich  zurückneigen,  den 
Kopf  zurückstossen  etc.;  einnicken,  den 
Kopf  neigen  od.  senken  u.  fallen  lassen)  u. 
ahd.  bnckkja,  hneikja  od.  lineykja  (stossen, 
fortstosscn,  fortjagen ;  sich  zurückneigen  od. 
hintenüberbeugen  etc.).  Zu  fZe»? /«/•  nikkan 
anzusetzenden  urspr.  hnickan  od.  hnikan, 
linak,  linuk,  hiiukuu  (wovon  auch  nakkc, 
an.  bnackr  od.  linacki,  biiakki  etc.)  cf.  noch 
die  folgenden   Wörter: 

a)  an.,  isl.  linükr,  hnaukr;  norw.  nuk 
(Bergspitze,  hoher  Bergknollen,  gibbor  in 
jugo  moutis  etc.),  cf.  skr.  kakud  (Gipfel, 
Kuppe)  von  y  kak  u.  neben  lit.  kaukaras 
(Hügel)  etc.  auch  nhd.  hoch,  Hügel,  hocken 
etc.  von  y  kuk  (krümmen,  tcölben)  als  Ab- 
laut von  kak  (s.  oben),  wovon  auch  ahd. 
babsa  (Hachse,  Knichug  od.  Kniegelenk  der 
Pferde),  sowie  lat.  coxa  etc. ; 

b)  an.,  isl.  hnocki;  norw.  nokke,  nakke; 
dein,  nok;  schwcd.  nock  (uncinus,  unciolus), 
toas  im  norw.  auch  ein  kleines  krummes 
puckliges  od.  krummgebogenes  Ding  (Thier 
od.  Mensch)  bedeutet  u.  wovon  ausser  an., 
isl.  bnokinn  (krumm,  niedergebeugt)  auch 
an.,  isl.  bnycki  od.  bnykja  (uncare,  krüm- 
men, krumm  biegen),  hnauka  (cernuus  labo- 
rare,  servire),  hnauk  (labor  taediosus,  opus 
servile),  toie  auch  norw.  nokke  einen ßcissigen 
od.  schwer  arbeitoulen  Arbeiter,  bz.  eine 
Person,  die  mit  gekrümmtem  Bücken  ar- 
beitet u.  allezeit  niedergebeugt  steht,  bezeich- 
net tt.  norw.  naukra,  iiokra  die  Bedtg. :  sich 
anstrengen,  beschiveren  etc.  u.  nauker  die 
von  Anstrengung,  starke  Anspannung  der 
Kriifte  etc.  hat; 


c)  dän.  nok  (Zapfen  in  einem  Balken- 
ende, Fuge) ;  schtved.  näck  (Zapfen  in  einem 
Brett,  ivomit  es  in  ein  anderes  befestigt 
wird  od.  ivomit  zwei  Bretter  zusammengefügt 
5  werden);  Verb.  rf(j». nokke  (falzen, zusammen- 
fügen etc.  od.  cigentl.  wohl:  brechen,  knicken, 
biegen,  zusammenbiegen  etc.,  cf.  Falz  = 
regelmässig  gebrochene  und  geglättete  Um- 
biegung,  zum  Anfügen  abgestossener  Kanten 

10  etc.  u.  falzen  =  brechen  od.  umbiegen, 
regelmässig  timschlagen  u.  fügen ,  Fugen 
hobeln),  tvoraus  sich  auch  wohl  das  mnld. 
(KU.)  nocke  (crena,  incisura,  incisura  sa- 
gittae  quae  norvum  admittit),   engl,  nock  u. 

15  uotcb  (Kerbe,  Einschnitt,  die  Nuss  einer 
Armbrust) ;  aengl.  nocke,  nokke  (crena) ; 
Schott,  nock,  nok,  nokk  (the  notcb  of  a  bow 
or  arrow ;  tbe  notcb  of  a  spiiidlo)  etc.  als 
hierher  gehörig,   bz.   als  dasselbe  Wort  toie 

20  dän.  nokke  od.  nok  (Fuge,  Falz  etc.)  er- 
klärt, tvas  auch  St  rat  mann  mit  dän. 
nokke  identificirt  u.  tvobei  noch  bemerkt  sei, 
dass  das  engl,  nock  auch  von  den  Nocken 
eines    Segels    (auch    gewöhnt,    criiigles    ge- 

25  nannt)  gebraucht  tcird  u.  auch  die  Bcdtg. : 
Arsch  od,  Hintere  hat,  toas  sich  Alles 
aus  nikken  od.  urspr.  buikan,  bnickan  u. 
uigeu  in  der  Grdbdtg. :  biegen ,  beugen, 
krümmen  od.  knicken,  brechen  etc.  von  selbst 

30  erklärt,  da  jede  Biegung  od.  jede  Krümmung 
tt.  jeder  Knick  einen  Winkel  od.  eine  Ecke 
bildet,  die  nach  aussen  hin  vorsteht  u.  ent- 
weder einen  Buckel,  eine  rundliche  Aus- 
bauchu)ig    od.    Vorragung    od.    auch    einen 

35  spitzen  Winkel,  eine  scharfe  Ecke  u.  Spitze 
bildet,  loährend  die  Kehrseite  desselben  ivieder 
eine  rundliche  od.  mehr  scharfe  u.  spitze 
Vertiefung  (also  auch  eine  Kerbe  etc.)  ist, 
sodass    dazu  sowohl   an.  bui'ikr,    norw.  nuk 

40  (Bergspitze  od.  Kuppe  etc.),  als  an.,  isl. 
linocki ;  norw.  nokke  (uncinus,  bz,  gebogenes, 
krummes  od.  gekrümmtes  Etwas,  cf.  oben 
sub  a  u.  b  u.  dazu  die  ]/  kuk,  kuuk,  um- 
gesetzt   knuk)    stimmt,    wie  auch  das  aengl. 

45  nok  (angukis),  engl,  nook  (Nacken;  die  ein- 
springende   Ecke,    der    Winkel,    Ecke   od. 
Stückchen  Land  etc.),  toas  übrigens  formell 
besser  zu  an.  hni'ikr    als  zu  bnocki  stimmt; 
d)  zu  nokke  od.  nid.  nok  (Spitze  od.  auch 

50  Grat  etc.,  s.  oben)  stimmt  nun  weiter  auch 
mnld.  (KU.)  nocke  (spiiia  dorsi),  tvas  der- 
selbe mit  Span,  nuca  identificirt,  indessen 
beim  Vergleich  der  Bedtg.  von  Nacken  u. 
Genick  des  ifal,  port.,  prov.  nuca;  franz. 

55  nuque  (cf.  Diez,  I,  292)  wohl  kaum  das- 
selbe Wort  toie  dieses  ist,  obschon  auch 
diese  rom.  Bezeichnungen  für  Nacken  u. 
G  enick  beim  Vergleich  unsers  knik  u.  nhd. 
Genick  (cf.  1  knik)  sowohl  mit  ital.  nocca 

GO  (Knöchel)    als    lomb.   gnucca   (Genick,    cf. 


NOELEN 


659 


NOPPE  NOP 


Dicz,  I,  292  unter  nucca)  als  mit  nhd. 
Nacken  =  afries.  Imekka,  ahd.  hnach 
etc.  (ef.  nakke)  sii  einem  von  hntgan  ab- 
slainmenden  hnikaii,  hiiickan  (cf.  nikken) 
gehören  können  (u.  loahrscheinl.  auch  davon 
abstammen),  da  dem  beim  Vergleich  der 
obigen  Wörter  sub  a — c  formell  nichts  ent- 
gegen steht  u.  iJmen  beim  Vergleich  von 
knik  u.  nakke,  sowie  von  knokke  ic.  kuükkcl 
auch  wohl  die  Bedtg. :  biegen,  kriimmen, 
beugen  etc.  zu  Grunde  liegen  dürfte. 

Vergleicht  man  niui  weiter,  dass  nid.  nik 
od.  nick  (nutus),  an.  hnekkja,  lineikja 
(stossen  etc. ;  sich  zurückneigen),  md.  nucken 
(nicken,  stutzen  etc.,  s.  oben  unter  nokke 
vor  a  etc.),  sotoie  ferner  das  an.,  isl.  hnykja, 
norw.  nykkja  (krümmen,  biegen,  zusammen 
biegen  etc.,  s.  unter  c),  bz.  dass  aus  nicken 
od.  huikan  auch  die  Bedtg. :  stossen  vor  od. 
worauf  (cf.  hocken  =  stossen  u.  stampfen 
etc.  vom  Bock,  bz.  die  Worte  buk,  bukken 
u.  buksk,  tückisch,  launisch  etc.  od.  stossig 
wie  ein  Bock)  hervor  ging  (durch  die  in 
nicken  liegende  Bedtg.  der  Vor-  u.  nach 
unten  etc.  Bewegung  des  Kopfes),  so 
ist  es  wohl  zweifellos,  dass  ausser  mnd. 
nucken  (nicken,  stutzen,  d.  h.  den  Kopf 
rasch  empor  u.  zurückwerfen,  cf.  an.  knekkja 
=  stossen  etc.  u.  =  sielt  zurückneigen)  zu 
einem  von  agerm.  linigan  entstandenen 
hnikan,  hnickan  (cf.  nikken  u.  das  oben  unter 
nokke  vor  a  Gesagte)  auch  die  folgenden 
Wörter  zu  diesem  hnikan ,  hnak ,  hnuk, 
hnukun  gehören,  ivie  z.  B.  nükke  (s.  d.)  u. 
ags.  linoc  (mutinus,  cf.  mutinus  von  muto) 
u.  mnd.  nucken,  soivie  nfries.  nocke  u.  unser 
noken,  wobei  dann  loieder  mnld.  nocke 
(singultus)  u.  uokken  (singultire  etc.,  s.  unter 
nöken)  aus  der  sinnl.  Bedtg. :  stossen,  auf- 
stosseii  etc.  hervorging,  loas  sich  von  selbst 
dadurch  erklärt,  dass  bei  jedem  singultus 
der  Kopf  sowohl  auf-  als  loieder  nach 
vor  71  e  u.  nach  unte  n  hin  stösst,  bz. 
einen  Auf-  u.  Zurück-,  als  auch  einen 
Vor-  u.  Nieder- Stoss  macht. 

uOlen ,  a)  trödeln,  trändeln ,  zaudern, 
zögern  etc.;  —  wat  liest  du  so  lank  to 
nölen  ?  mäk'  dog  wat  fürt ;  —  he  nöld 
d'r  so  lank  mit  herum ,  dat  he  hei  uiks 
beschikt;  —  b)  langsam  u.  träge  od.  un- 
lustig, missvergnügt,  verdriesslich  u.  mürrisch 
sein,  Unlust  u.  Verdruss  bezeigen,  murren 
etc.  —  Sprichw. :  wat  junk  is  dat  spöld 
(spielt  u.  belustigt  sich)  gern,  wat  old  is 
dat  nöld  (bezeugt  seine  Unlust  u.  sein 
Missvergnügen  etc.  od.  murrt)  gern.  — 
Nd.  nölen ;  nid.  neulen ;  nfries.  nülin  od. 
(J  ohans  e  n)  nöölin ;  wang.  nöl ;  dithm. 
nölen ;  dän.  nöle.  —  cf.  nötelen,  iüovon_  es 
zweifellos   contrah.   ist.    —    Davon:   nöler 


(Trödeler,  Trändeler ,  Zauderer  etc.)  u. 
nOlerske  (Trändlerin  etc.);  nOlere  u  genöle 
(Trändclei ,  Zauderei  u.  Geträndel  etc.); 
nöltg  u.  nölerig  (trändelig,  langsam,  trüge 
3  etc.)  etc. 

Noiiie,  Nöm',  ml.  Name.  —  Vielleicht  aus 
en  öme,  'n  ome  (OJieim,  Bespectspiersoyi  etc., 
cf.  öm)  contrahirt.  —  Oder  Jtängt  es  mit 
nömen  zusammen? 
10  nömen,  nennen,  benennen,  Namen  geben, 
rufen,  heissen,  bei  Namen  nennen  od.  rufen 
etc. ;   —    uom'  uns  diu  olden    (Eltern)   ins ; 

—  du  must  mi  de  lue  iusen  nömen  od.  up- 
nömen,  wo  se  alle  beten ;  —  dat  kind  is  na 

15  sin  grötfader  nömd  ;  —  he  nömd  dat  'n  böm  ; 

—  he  nömde  dat  god,  un  't  was  bi  lücht 
besen  doch  egendlik  er  siecht  to  nömen ;  — 
he  is  nog  nich  beuomd  (a.  benamset,  mit 
einem  Namen  belegt  etc. ;  —  b.  ernannt  od. 

20  erklärt,  z.  B.  zum  Pastor  od.  Bürgermeister). 

—  Nd.  nömen;  mnd.  nomen,  numen;  nid., 
mnld.  noemen.  —  Wohl  von  einem  ab- 
lautenden nuoma  =  nama  (cf.  name),  wie 
muoma  (Muhme)  aus  mama,  od.  vom  Präter. 

25  nom,  nuom  von  as.,  ahd.  namön  (benamen, 
einen  Namen  geben),  ivo  dann  für  nömen 
ein  älteres  nuomjan,  nömjan  anzunehmen  ist, 
ähnlich  wie  fögen  aus  fuogjan  (u.  dies  aus 
fagan)  entstand. 

30      nop,  s.  noppe. 

nop-gärn,  s.  noppen-gärn. 
nop-linnen,  s.  noppen-linnen. 
noppe,  nop,  Zotte,  Wollflocke,   Wollknöt- 
chen,  rauhe,  zottige  u.  knotige  Hechelheede 

35  etc. ;  namentlich  im  Plur.  noppen,  die  Rauhig- 
keit od.  die  Zotten  auf  dem  wollenen  Zeug 
od.  Tuch  od.  die  Rauhigkeiten  u.  zottigen 
Knötchen  im  Flachs  u.  Garn  etc. ;  —  de 
rok  is  al  bei  glad   sleten   un   d'r   sunt   hei 

40  gen  noppen  mer  up  to  sen ;  —  de  kinder 
balen  en  de  noppen  fan  de  kler  (d.  h.  wer 
viele  Kinder  hat,  der  nmss  selbst  abgeschabte 
alte  Kleider  tragen  od.  auch:  Kinder  maclien 
die  Eltern  kahl).    —    Nid.  nop;    nd.  (Br. 

45  Wb.)  nobbe,  uubbe ;  mnld.,  mfläm.,  mnd. 
noppe  (villus,  floccus,  tomentum);  ags.  (L. 
Ettmülle r) hnoppa ;  aengl.  (Str  at m  a n  n) 
hnoppe ;  engl,  nap ;  sckwed.  nopp ;  dän. 
noppe;  norw.  napp.  —  Es  gehört  zweifellos 

50  zu  goth.  hniupan ,  hnaup ,  hnup ,  hnupun 
(reissen,  rupfen)  in  dis-buiupan  (dirumpere), 
ivovon  goth.  dis-hnupuan  (dirumpi) ;  ags. 
(L.  Ettmüller)  hneöpan,  hneap,  hnupon, 
huopeu  (frangere  od.  rumpere,  carpere  etc.), 

55  wovon  ausser  dem  obigen  hnoppa  das  von 
Ettmüller  aufgeführte  Verb,  ä-hneopan 
(carpere)  u.  das  von  H.  Leo  verzeichnete 
hneäpan  (rapere,  abripere,  abrumpere),  bz. 
die  Compos. :    ge-  u.  ä-hneäpan  (abreissen), 

60  soivie  iveiter  auch  das  an.,  isl.  huupl   (das 

42* 


NOPPEN 


660 


NORD 


Bajypsen  od.  Baffen),  huupla  (surripore), 
hnuplsamr  (rapax)  etc.  u.  das  eigetiü.  gleich- 
falls mit  noppe  idcnt.  iiorw.  mipp  (fnas, 
pluk,  attal(l),  nuppa  (uappe,  rykko,  gribe, 
pliikke,  piile,  oprvkke)  etc.,  —  schwed.  5 
noppa  (flüscheu,  flockig  machen,  cf.  noppen), 
noppra  (von  den  Vögeln,  ivenn  sie  sich  mit 
dem  Schnabel  die  Federn  säubern  etc.)  etc. 
abstammen. 

Entweder  mit  griech.  km'iö  (kratze,  schabe)  10 
von  einer  ans  knu,  germ.  hmi  ericeiterten 
y  hnup,  od.  als  Ablaut  eines  älteren  hnap 
7nit  griech.  knap-tö  (kratzen,  zerkratsen,  zer- 
reissen  etc.),  knäphalon  (Kratzwolle,  Flocke, 
Wolle;  daraus  gemachte  Polster)  etc.  von  15 
einer  aus  kna  (urspr.  ska,  skan,  skna)  er- 
lociterten  y  knap,  zvie  Ja  auch  griech.  knnö 
u.  knäö  (kratzen,  schaben,  reiben  etc.)  auf 
idg.  ska,  skan  (reissen,  ritzen,  verletzen,  ver- 
wunden, tödten  etc.)  zurückgehen.  20 

Weiteres  vergl.  auch  noch  unter  gnubben 
zf.  nubbeii  u.  wegen  des  Anlauts  g  m.  k 
neben  agerm.  h  auch  das  griech.  gaaptö  u. 
gnamptö  neben  knaptö  u.  knamptö,  kuaphei'is 
u.  gnapheüs  (Tuchscheerer  etc.,  loovon  unser  25 
iV^rt7HcGnaphous) ;  kiiaplialuJes  ic.  gnaphalödes 
(icoll-flocken-artig)  etc. 

noppen,  die  Noppen  od.  Wollflocken, 
Woüknötchen  etc.  entfernen  od.  tvegschaff'en. 

—  Nd.    nobben,    mibben    m.     (Dann eil)  30 
noppen;  nid.,  mnld.,  mnd.  noppen  (dasselbe 

u.  mnd.  überhaupt  auch  die  UnreinJich- 
keiten  entfernen,  rein  machen,  Unkraut  aus- 
reisscn,  guten,  sarire,  sarpare  etc.) ;  engl,  nap  ; 
dän.  noppe.  —  Zu  noppe,  tvie  auch  noric.  35 
nappa,  schwed.  noppa  (fluschen,  ein  Tuch 
od.  Seidenzeug  flockig  od.  noppig  machen) 
u.  norw.  nappa ;  dän.  nappe  (plukke,  pille, 
zupfen,  rupfen  etc.),  falls  Letztere  nicht 
etwa  mit  norw.  nuppa  (s.  unter  üO\^pc)  direct  40 
auf  ags.  hnpöpan  w.  hncäpan   zurückgehen. 

noppen-gärn,  nop-gärn,  das  aus  den 
Noppen  der  Wolle  od.  auch  aus  schlechter, 
knotiger  u.  grober  Wolle  u.  Hechelheede 
gesponnene  Garn.  45 

noppen-linnen,  nop-linnen,  Leinen  od. 
Leinewand,  toelche  aus  Flachsgarn  u.  Nopp- 
garn (knotigem  u.  unebenem  aus  Heede  ge- 
sponnenem Garn)  zusammengewebt  ist  u. 
hier  sonst  auch  halflinnen  od.  halüakenslinnen  50 
genannt  wird. 

noppig,  nopperig,  so  ivie  Noppen  be- 
schaffen od.  Noppen  habend,  voll  von  Noppen 
od.  Knötchen  u.  Rauheiten,  zottig,  villosus. 

—  Nd.  nobberig,  nubbig ;  nid.,  mnd.  noppig ;  55 
aengl.  noppi;  engl,  nappy. 

1.  nord  od.  nört,  Fcke,  Landspitze  etc.; 
speciell  Name  der  Ljandspitze  od.  des  Vor- 
sprungs, Winkels  etc.,  welche  in  der  Nähe 
der  Stadt  Leer   durch  die   daselbst   in   die  60 


Ems  einfallende  Leda  u.  Ems  gebildet  wird. 
Da  das  auf  dieser  ljandspitze  liegende  jetzige 
Dörfchen  die  alte  Festung  Leeroort  ist  u. 
dies  einerseits  sowohl  die  bei  I^cer  gelegene 
Landspitze  od.  die  Leerer  Ecke  als  an- 
dererseits einen  bei Ljcer  gelegenen  Ort  od. 
Leerer  Ort  bezeichnet  u.  loir  auch  jetzt 
noch  sowohl  sagen :  he  geid  bi  Leerort  afer 
de  Ems,  als:  he  geid  bi  de  Nord  afer  de 
Ems  —  od.  auch:  dat  schip  färd  fan  Leer 
iit  um  Leerört  od.  um  de  nörd  herum  in  de 
Ems,  so  ist  es  wohl  zweifellos,  dass  dieses 
nörd  od.  nört  aus  en  örd  od.  'n  örd  (cf. 
örd)  contrah.  ist  u.  entstand,  wie  nöst  aus 
'n  Ost,  närs  od.  ners  aus  'n  iirs  od.  'n  ers 
etc.  etc. 

2.  nörd,  Nord,  nördliche  od.  mitternächt- 
liche Himmelsgegend,  der  Norden  od.  die 
Gegend  wo  die  Sonne  den  tiefsten  niedrig- 
sten Stand  etc.  hat  u.  bis  zu  ivelchem  hin 
sie  fortwährend  tiefer  in  das  Meer  ein- 
taucht u.  ivo  sie  den  niedrigsten  Stand  er- 
reicht; nord;  nördlich;  —  he  färd  up  de 
nörd  (cf.  he  fürd  up  de  öst) ;  —  lie  is  de 
nörd  in  seihl;  —  dat  ligt  um  de  nörd  (das 
liegt  nach  Norden  hin  od.  nördlich);  —  he 
is  um  de  nörd  (a.  nach  Norden  hin  od.  in 
nördlicher  Richtung  etc.;  —  b.  um  den 
Norden  herum)  faren ;  —  um  de  nörd  is 
gen  wulkje  to  sen;  —  um  de  nörd  herum 
löpen ;  —  fan  nörd  na  öst ;  —  de  wind  is 
nörd  (nord  od.  nördlich) ;  —  de  mölen  steid 
nörd  etc.  —  Nd.  nord,  noord;  mnd.  nord, 
nort  od.  north;  nid.,  mnld.  noord;  afries. 
north,  nord  u.  noerd  (der  Nord  od.  der 
Norden)  u.  north,  nord,  noerd  (nord,  nörd- 
lich);  wfries.  noard;  ivang.  nörd;  satl.  nöde 
(mit  Auswerfung  des  r,  tvie  in  ben  =  bcrn, 
cf.  barn  etc.);  helg.  nat;  as.  north,  nordh; 
ags.  nordh ;  aengl.  nordli ;  engl,  north ; 
Schott,  north  (in  northin,  gen  Norden,  nörd- 
lich) ;  an.  nordhr  (der  Nord  od.  Norden)  u. 
nordhr  (nord  od.  nördlich,  nordwärts),  so- 
tcie  auch  gekürzt  nor  (in  Compositis  tvie 
nor-wogen,  nor-mannen  etc.) ;  norw.,  dän., 
schwed.  nord ;  ahd.  nord,  nort.  —  Davon 
franz.  nord ;  ital,  span.  norte. 

Wie  west  als  Verbleib  od.  Ble i b- 
stätte  der  Sonne  ro»  wesan  (sein,  wohnen, 
bleiben)  abstammt,  öst  sich  auf  den  Auf- 
gang derselben  od.  das  Hell-  u.  Tagwerden 
bezieht  u.  süd  od.  ahd.  sund  als  Sonnen- 
gegend icahrscheinl.  mit  sunna  (Sonne)  zu- 
sammenhängt ,  so  bezieht  sich  das  Wort 
nörd  icahrscheinl.  auf  das  tiefere  Eintauchen 
der  Sonne  in  das  Meer  od.  auf  das  iceiterc 
Sinken  derselben,  iceil  die  Sonne,  je  loeiter 
nach  Norden  hin,  immer  tiefer  in  das  Meer 
eintaucht  od.  sinkt  u.  im  vollen  Norden  den 
niedrigsten  Stand  unter  dem  Horizont   er- 


NORDEN 


G61 


NOESE-WATER 


reicht.  Vcrcjl.  diescrhalb  Fiele,  III,  166, 
wo  er  es  zu  lit.  ner-ti  (tauchen,  untertauchen, 
nach  unten  gehen,  untersinlcen)  vergleicht, 
tvas  mit  naras  (Tauchen)  etc.  zu  einer  J/  nar 
(eingehen,  eintauchen,  cf.  II,  593)  gehört  u. 
ivonach  dann  nord  od.  northa  soviel  als 
Tatich-  od.  Sink- Gegend  ist. 
norden,  Norden,  nördliche  Himmelsgegend. 

—  Sprichiv. :  fan  't  norden  kumd  niks  godcs. 

—  Vergl.  hei  v.  Eichthofen  unter  dem 
ziveiten  north,  ivo  der  Norden  die  grimma 
lierne  genannt  loird. 

Norden,  die  Stadt  Norden.  Als  wahr- 
scheinl.  älteste  Stadt  von  Ostfriesland  hiess 
sie  früher  anstatt  Norda  auch  (cf.  For- 
ste mann)  Nordwida,  Nordwich,  Nordhun- 
wig  od.  Northarwig.  —  Altes  Sprichw.  : 
Norden  hed  gen  örden ;  't  herren  gebod  dürd 
dre  dage  im  'n  schoftid. 

Nörder,  Norder,  Einwohner  der  Stadt 
Norden.  —  Sprichio. :  „dre  grote  bonen  sunt 
(od.  büut)  net  so  göd  as  'n  snüte  ful  drttg 
bröd,"  Seggen  de  N  ü  r  d  e  r  s  ;^  —  „liarr'  ji 
wat  erder  kamen,  den  harr'  ji  wat  mit  cten 
kund,"  seggen  de  N Orders. 

nOrdei'-leclit,  Nordlicht. 

Nörderne,  Norderney.  —  Diese  Insel 
hiess  früher  (cf.  U.  Em  m  i  u  s ,  Dr.  Fr  i  e  d- 
länder  etc.)  Osterenda  tt.  loar  urspr.  das 
Osterende  der  Insel  Borkum  (cf.  dieses,  so- 
wie auch  Bant  etc.),  von  welcher  sie  ebenso 
wie  Bant,  Buiso  u.  Juist  durch  Sturmfluthen 
abgetrennt  ist.  —  Merkwürdig  ist  bei  dem 
Namen  die  Endung  ne  od.  ney  u.  da  die 
meisten  ostfriesischen  Inseln  sonst  die  En- 
dung oge  (s.  d.)  haben,  so  nimmt  man  an, 
class  sie  nach  Schwinden  des  früheren  Na- 
mens  Osterende,  bz.  nach  vollständiger 
Trennung  von  Borkum  ti.  dessen  anderen 
Trümynerstücken  zuerst  den  vollen  Namen 
Nordernie-oge  (Norder-neue-Insel)  erhielt  u. 
class  dann  nachher  die  Endung  öge  loieder 
abgeworfen  ist,  wie  auch  Rottum  früher 
den  Namen  Rottum-oog  od.  Rottumer-uge 
hatte. 

norder-stof,  Staubregen  aus  Norden.  — 
Sprichio. :  norderstof !  moi  wer  in  't  hof ! 

nördlik,  nordelk,  nördlich. 

1.  nöse  (Dimin.  nöske)  u.  (seltener)  nüs 
(Dimin.  nüske),  Nase.  —  Redensart,  u. 
Sprichw. :  he  mut  aferal  sin  nöse  in  steken ; 

—  he  settd  hum  'n  brill'  up  de  nöse;  — 
he  wrift  hum  't  under  de  nöse ;  —  he  krigt 
•wat  up  de  nöse  (od.  de  nösters) ;  —  holde 
'1-  ""  iöse  d'r  üt;  —  he  dragt  de  nöse  to 
iiog;  —  he  hed  'n  finen  nöse;  —  he  ligt 
up  de  nöse ;  —  he  förd  hum  bi  de  nöse 
herum ;  —  de  sin  nöse  ofsnidt,  de  sin  ange- 
sigt  schendt;  —  he  hed  'n  längen  nöse 
kregen ;  —  de  här  up  de  nose  hed,  kan  lank 


lefen ;  —  ■war  geid  't  hon?  de  nöse  achterna ! 
—  he  dragt  'n  mujcn  nöse;  dre  to  'n  kär- 
rad  ;  —  wetst  du  wol  wat  du  ^is  wetst? 
dat  du  dl  de  nöse  net  ofbitst;  —  'n  spitsen 
5  nöse  un  ^n  spitse  kin,  dar  sitt  de  düfel  dre- 
dübbeld  in.  —  Nd.  näse;  mnd.  nese,  nase, 
nose;  nid.  neus ;  mnld.  (KU.)  neuse,  nose, 
nuese;  mfläm.  nase,  nose,  nese,  neuse,  nuese; 
afries.  nose;  lofries.  (J apix)  noaz;  nfries. 

10  näs,  nBs;  satl.  nozc;  wang.  näzi,  helg. 
nfszet;  ags.  nacse  u.  nösu;  aengl.  nase,  nese, 
neose,  nose ;  engl,  nose ;  schott.  neis,  nes  u. 
nose  (in  nose-wiss  =  nhd.  Nasewei  s) ;  — 
an.  nos    (Flur.)  nasar ;   norio.  nasa  u.  nos; 

15  schived.  naesa;  dän.  naese ;  ahd.  nasa;  mhd. 
nase;  lat.  näsus,  näres,  naris;  kslav.  nosu; 
lit.  nosis ;  skr.  nas,  nasa  ti  näs,  näsa  etc.  — 
Nach  Fick  (I,  650)  vielleicht  von  der  y 
nam,  biegen,  bz.  (cf.  Bopp)  inclinare,  curvare, 

20  flectere,  aus  icelcher  Bedtg.  sich  sowohl  die 
Bedtg.:  Promontorium  cds  auch  die  von 
Anhöhe  etc.  (cf.  nessc)  leicht  erklärt,  loie 
ja  auch  skr.  kakud  (Gipfel,  Kuppe)  u.  nhd. 
hocken,   hoch  ti.   Hügel   (cf.  bog  etc.) 

25  zur  y  kuk  od.  kak  (krümmen,  ivölben  etc., 
bz.  cingere  etc.)  gehören.  Da  indessen 
Bopp  ?«.  Benfey  auch  eine  y  nas  (cur- 
vum,  flexuosum  esse)  aufführen,  so  können 
nesse  u.  nöse  beide  zu  dieser  y  gehören. 

30  2.  nöse ,  Lichtschnuppe ;  —  d'r  sitt  'n 
nöse  an  't  lacht,  de  must  du  d'r  äfen  of- 
snüten,  dat  't  liicht  beter  brand.  —  Nid. 
neus ;  mnd.  noseken,  Dimin.  von  nose  u, 
darnach  ivohl  dasselbe  Wort  wie  nöse  (d.  h. 

35  entweder  ein  vorspringendes  Etwas,  toeil  eine 
solche  Schnuppe  auf  dem  Docht  seitwärts 
übersteht  od.  ein  Etwas  was  g e schneuzt 
[od.  snütd,  cf.  suuten  u.  snüter]  ioird,  cf. 
nhd.     Schnuppe    als     Geschneuztes    od. 

40  Schneuz- Gegenstand  etc.),  loährend  das  nd. 
(Schambach)  nösel,  nösel  wohl  mit  vor- 
gesetztem n  aus  dem.  nd.  ösel  (der  glimmende 
Docht  vom  Lichte) ;  mnd.  osele  (Funken- 
asche, Lichtschnuppen,  glimmender  Docht); 

45  ags.  ysla  (favilla)  entstand,  was  mit  lat.  uro 
etc.  zur  y  US  (brennen  etc.,  cf.  auch  ost, 
Ost,  Osten)  gehört. 

nose-dOk,  nÖs-dOk,  Nasentuch,  Taschen- 
tuch zum  Putzen  der  Nase. 

50  nose  -  dl'üppe ,  Nasetropfe  od.  Nasen- 
tropfen. 

nöse-drüppen ,   nasetropfen,    nasetröpfeln 
etc. ;  —  auch  sahst. :  dat  iiösedrüppen. 
nöse-gat,  nOsgat,  Nasenloch. 

55      nösel,  s.  un-nösel. 

n()sen,  eine  Schnuppe  machen  od.  be- 
kommen; —  dat  liicht  (od.  de  decht,  de 
kers)  nösd  od.  fangd  an  to  nösen.  —  Zu 
2  nöse. 

60      nöse-water,  Nase-  od.  Nasen-Wasser. 


NOESE-WATERN 


662 


NOETELN 


nöse-watern ,  nasetcässern ,  Wasser  aus 
der  Nase  fliesscn  lassen  od.  auswässern  ;  — 
auch  subst.:  dat  iiBse-watern ;  —  fg.  auch: 
kritteln  etc.  wie  lUiskeii ;  —  he  hcd  altid 
wat  to  nose-watern. 

nSske,  nüske,  kleine  Xase,  kleine  scharfe 
Spürnase;  kleine  scharfe  weise  Person, 
kleiner  Xascweis :  —  bt"'  hed  sin  nöskc  aferal 
in;  —  "t  is  sf>  'ti  lütjet  nüske. 

nöskon.  nüsken,  schnüffeln:  kritteln:  — 
he  nüskcd  aforal  herum;  —  he  hcd  altid 
wat  to  nusken.  —  Zu  noske,  nüske. 

nri><ker!  iiüskor,  Schnüffeler ;  Kritteler. 

iiöst ;  /.  q.  Ost  (Ast)  mit  vorgesetztem  n. 

nöster,  Nüster,  Nasenloch;  —  he  krigt 
■wat  afer  od.  up  de  nüsters;  —  he  knipt 
hum  de  nüsters  to.  —  Nd.  nüstcr,  mister; 
mnd.  nuster,  noster,  nnsteren;  nid.  noster; 
afries.  nosteren,  nostern;  nfries.  (Jo  hau- 
sen, pag.  135)  naastar.  —  Daneben  auch 
ags.  (cf.  V.  Richthof  en)  nosedhyrl, 
nosdhyrl,  nosterl  od.  (cf.  L.  Ettmüller) 
nästhyrl,  nasthyrl ;  aengl.  (St  rat  m  a  n  n) 
neosethurl,  nosethirl,  noscthril,  nesethirl, 
nesethril ;  engl,  noscthril ,  nostril ;  afries. 
nosterlc ,  nostcrlen ,  nosterline ,  —  einem 
Compos.  von  nose  (Nase)  n.  ags.  tliyrl,  bz. 
tliyrhel,  thyrel  (foramen,  apertura),  7vas  mit 
ahd.  durililiil,  durchil ;  viJid.  durchel,  diircliel, 
dürlid,  diirkcl,  diirkel  (durchbohrt,  durch- 
löchert) von  duruh  (durch,  hindurch  etc., 
cf.  2  dör)  fortgebildet  ist  u.  toovon  auch 
das  Verb,  drillen  (s.  d.)  abstammt. 

Was  nun  aber  das  mnd.  u.  afries.  noste- 
ren u.  das  daraus  gekürzte  noster  betrifft 
so  ist  es  ivohl  zweifellos,  dass  dies  kein 
tirspr.  besonderes  Wort  für  sich  ist,  sondern 
auch  aus  nose-thyrel  entstand  u.  zwar  in 
der  Weise,  dass  dieses  zuerst  zu  nosthyrel 
contrahirt  u.  dann  zu  nosthyre  od.  nostyre 
gekürzt  wurde. 

Nach  Sc  hm  eil  er  (I,  4.56,  bz.  I,  620) 
ioerden  die  Nasenlöcher  bei  Bruder  Berhtolt 
auch  tiirliu  an  der  naseu  genannt  u.  ist  es 
sehr  wohl  möglich,  dass  dieses  türlin  nicht 
das  Dimin.  von  Thüre  ist,  sondern  eben 
auch  aus  dem  Substantiven  ahd.  durilihil, 
turilihil,  turhil  (foramen,  apertura)  entstand. 

mit.  nöle  (Flur,  noten),  a)  Nuss  (uux) 
als  Jirzeichnung  verschiedener  Kernfrüchte 
mit  harter  Schale.  —  Sjn-ichio.:  de  de  nOtc 
eteu  wil,  mut  sc  6k  kjiacken  ;  —  Redensart. : 
dat  freschüdt  um  gen  döfe  noten ;  —  't  geid 
um  gen  döfe  nOten ;  —  b)  (im  Flur.)  Be- 
nennung der  getvöhnl.  von  Pockholz  ge- 
machten Schlusshölzcr,  ivorin  die  Zapfen 
der  Mühlemocllen  sich  drehen.  —  Nd.  not, 
naet,  not;  mnd.  not,  note;  nid.  noot,  neut; 
wfries.  (Japix)  nuyt;  nfries.  (Johanscn) 
nöd;  toang.  nuttc;   mnld.,  mjlüm.  not,  note, 


noot;  ags.  hnutu,  hnut,  hnyt;  aengl.  hnute, 
nute,  note;  engl,  nut ;  an.  hnot;  noricmoi; 
schwed.  not;  dän.  nöd;  ahd.  hnuz,  nuz; 
mhd.  nuz.  —  Gleichviel  ob  dieses  Wort 
5  ur.'<2)r.  ein  sich  spaltendes  od.  ein  zu 
k  n  acken  des  od.  ein  beis s-  u nd  e s s- 
bares  Etwas  bezeichnete,  so  gehört  es  wohl 
mit  ags.,  aengl.  hnot;  engl,  nott  (mutilus, 
tonsns)  etc.  zu  einer  gerni.  y  linut  od.  hnat, 

10  die  vielleicht  auf  idg.  skad,  skand,  später 
kand ,  umgesetzt  knad,  schlagen,  hauen, 
stossen,  spcdten,  bersten,  beissen  etc.  (cf. 
aus.ser  nete  u.  niten  etc.  auch  lit.  kändu  u. 
skr.    khüd,    beissen    etc.;   griech.    knadiillö, 

15  bei.sse,  jucke,  schabe  etc.,  soivie  skr.  skhad, 
ritzen,  spalten  etc.  etc.)  zurückgeht,  bz. 
daraus  entstand. 

note,  Note,  Tonzeichen ;  —  dat  geid  en 
note  to  hög.    —    3Iit  Note  in  allen  sonst. 

20  Bedtgn.  ans  lat.  nota  ic.  dies  von  lat.  noscere, 
kennen,  wissen  etc. 

notel,  in  gcnötcl  (Geträndel,  Gezauder 
etc.),  dem  Subst.  zu  notein  (s.  d.),  toovon 
auch : 

25  nStele,  Trändelei,  Zauderet,  Saumseligkeit 
etc.  und: 

iiöteler,  Trändeler,  Zauderer,  saumseliger 
Mensch  etc.,  sowie: 

liötelig,    trändelig,    zauderig,    saumselig, 

30  langsam  etc. 

nöteln,  sich  lange  ivo  n.  loobei  aufhalten 
u.  ivomit  beschäftigen,  zaudern,  saumselig 
sein,  trändeln,  trödeln,  seine  Zeit  unnütz 
od.  mit  kleinlichen  u.  nichtsnutzigen  Dingen 

35  verschwenden  etc. ;  —  wat  liest  du  nu  wer 
to  nöteln  ?  mäk  dog  wat  fürt !  —  de  meid 
uöteld  so  lank  er  se  wer  kumd,  dat  d'r  hast 
hei  gen  wachten  up  is  ;  —  de  neister  noteld 
d'r  so  lank  bi  (od.  mit)  herum,  dat  d'r  hast 

40  niks  fan  hür  neien  heriit  kumd;  —  din 
notein,  dar  kumd  niks  bt  herüt;  dö  lefer 
wat  anders.  —  Nd.  (Br.  Wb.)  ncteln,  nöteln 
(zaudern,  sich  lange  wobei  ti.  womit  auf- 
halten u.  beschäftigen,  nicht  aufliören  können 

45  von  einer  Sache  zu  reden,  einen  la)igwierigen 
Stil  im  Tadeln  haben) ;  nid.  neutelen  (zau- 
dern, zögern,  langsam  u.  träge  sein,  itn- 
lustig,  widerwillig  u.  mürrisch  sein,  murren, 
knurren),    neiitelig    (zögernd;    verdriesslich, 

50  murrköpßg  etc.);  mnld.  (KU.)  neutelen  (fri- 
vola  agerc) ;  mjläm.  neutelen  (fatrouiller, 
tasser  son  temps  inutilement,  tardcr  etc.).  — 
Kilian  hat  neutken  u.  ncutelersken  in  der 
Bedtg.:    anicula    curax,    multae    sedulitatis 

55  anus ,  sowie  neiitcler ,  neutelerken  in  der 
von :  homuncio  frivolus ,  assiduus  in  rebus 
frivolis  agcndis;  multae  sedulitatis  in  re 
frivola,  während  neutel  im  nid.  (v.  Dale 
etc.)  een  klein  mannetjc.  een  dreutel  (cf.  nid. 

60  drcutelen,    nd.   drötclen,   zaudern,   zögern, 


NOETKEN  663                           NUEFER 

langsam  sein,    hz.   tarde  et  pigre  in  cedero  nüf,  Nase,  S-pürnase  etc.\  —  hegafhum 

etc.),  hz.  ein  kleines  Münnclien,  einen  Ztverg,  Cm  up  sni  nüf   (od.  snüf).     AiicJi  jyersönl. : 

Knirps  etc.    bezeichnet   u.   ivenn  man   nun  Spürnase,  Spürer  od.  Person,  die  eine  scharfe 

vergleicht,    dass   das  ahd.  linuz    (Nuss,    cf.  u.  feine  Nase  hat.   Alles  spürt  u.   iciltert, 

ri8t  od.  nöte)  bildlich  auch  ein  sehr  Meines  5  hz.  superldug  u.  naseioeis  ist.  —  Nd.  (Däh- 

n.   geringes   Etwas,    hz.    das    Geringste   u.  nert)  niiff  (Nase,  Schnauze)  u.  (Br.   Wb.) 

Kleinste  bezeichnete,  sotvie  ferner,  dass  das  nif    (eine    naseioeisc    sich    Jclitg    dünJcende 

nid.    neutke    od.    neutkeu  formell   dasselbe  schtoatzhafte  Person);    nid.,  mnld.  nuf  (na- 

2oie  nhd.  Nüsschen,  hz.  ein  Diniin.  von  sutulus),  nufjo,  nufken  (nasutula) ;  Verb.  nd. 

neut  (Nuss)  ist,    so   lann   auch  nid.  neutel  10  (Br.   Wh.)  niffcii   (nasetveise  Bemerkungen 

formell  ein  Dimin.  von  neut  (Nuss)  sein  u.  machen) ;    nid.    nuften    (naseweis   sein).    — 

eben  von  Nuss   in  der   fig.  Bedtg. :    kleines  Vergl.  das  an.  nef  (Nase  etc.)  unter  nibbe, 

u.  geringes  Etivas   in   die  von  Zwerg   od.  icovon  an.,  isl.  ncfia  (faemiiia  nasutula)  etc. 

kleines  Männchen  soivohl,    als  in   die  von :  u.  ferner  auch  unser  snüf. 

sehr   geringe   u.    werthlose  Kleinigkeit    (res  15      nüfer,  a)  hell,blank,  sauber,  rein,  reinlich, 

frivola)  übergehen  u.  davon  wieder  ncutelen  nett,   hübsch,   zierlich,    bz.  lebhaft,   munter, 

od.  nöteln  in  den  obigen  Bedtgn.  loeiter  ge-  aufgeioeckt,  klug  etc.;—  dat  sügt  lar  in  hüs 

bildet  sein.  all'  nüfer  (blank  u.  sauber  etc.)  uu  net  üt ; 

nötken:  i.  q.  dasselbe  %oie  nädje  oc/.  nätje  —  'n  nüfer  mdsjc  (ein  sauberes  feines  Mäd- 

beim  Stricken  u.  steht  vielleicht  für  nildken  20  chen) ;   —    'n  nüfer   kindje    (ein   munteres, 

od.  nätken  =  nhd.  Näthchen.  lebhaftes,  aufgewecktes,  scharfes,  kluges  Kind- 

1.  nu  od.  llfi,  -A^f,  augenblicMicher  Mo-  chen);  —  'n  nüfer  gesichtje  (ein  feines  zier- 
ment,  rascher  Augenblick  etc.;  —  lie  is  d'r  li  dies  etc.  od.  auch:  ein  aufgewecktes  kluges 
in  'n  nü  wer;  —  he  hed  dat  iu  'n  nü  dan;  Gesichtchen) ;  —  se  kikt  mifev  (hell  u.  klar, 
—  't  was  man  so  'n  nü,  do  was  't  fürbi.  —  25  bz.  munter,  lebhaft  u.  klug)  üt  de  6 gen.  — 
Es  ist  das  Adv.  2  nu  als  Subst.  gesetzt  u.  Sprichiv. :  he  kikt  so  nüfer  üt,  as  de  müs 
bezeichnet  es  somit  das  Jetzt  od.  die  üt  de  mrUtine ;  —  b)  eifrig,  rührig,  thätig, 
augenblicklich  gcgemvärtige  Zeit,  die  sofort  betriebsam,  achtsam,  aufpassend  etc. ;  —  de 
verzieht  od.  schwindet,  wie  sie  da  ist  u,  beide  minsken  sunt  d'r  so  nüfer  bi  don,  dat 
eigentlich  gar  keine  Dauer  hat.  30  man  so  regt  sin  pleser  an  hed,  wen  man  hör 

2.  nu  od.  nü,  a)  nu,  nun,  als  fragendes  arbeiden  sügt ;  —  dat  sunt  so  'n  pär  regte 
od.  aufforderndes,  ausrufendes  u.  beschioich-  nüfere  lue ;  de  rautten  wol  forüt  kamen.  — 
tigendes  Adv.;  —  nu  ?  wat  is  d'r  od.  wat  Nd.  (Br.  Wb.,D  anneil,  S  chüt  z  e)  mhev, 
best  du?  —  nu!  uu!  nu  gät  man,  nu  is  't  nj'fer,  nibr,  niwr,  nüver  (fein,  artig,  niedlich 
god ;  nu !  nu !  wes  man  stil,  't  schal  wol  god  35  etc.,  bz.  von  heiterem  sprechendem  Gesichte 
gän;  —  b)  Zeitadv.  nun  in  der  Bedtg.:  n.  Wesen  od.  klarem  hellem  munterem  leh- 
j  et  zt  od.  zii  der  augenblicklich  gegenwärtigen  haftem  Ausdruck  im  Auge);  nid.  nijver 
Zeit;  —  kumst  du  nu?  —  nu  man,  jetzt  (emsig,  fleis.sig,  getverbsam,  arbeitsam,  streh- 
nur  etc.  —  3Iit  gleichbedeutendem  skr.  nu,  sam).  —  Nach  dem  Br.  Wb.  kömmt  in 
nü;  griech.  nü,  nun;  lat.  num,  nunc  etc.  40  Leibn.  Collect.  Etym.,  P.  L,  p.  48  ein 
zweifellos  zu  der  y  nu  (sich  bewegen,  dre-  nieper  in  der  Bedtg. :  schön,  hell  u.  klar  in 
hen,  ivenden,  kehren  etc.),  loeil  es  eigentl.  den  Augen  vor,  tvährend  Schm.  (I,  1714) 
einen  schnell  passirenden  Zustand  der  Zeit  nüber  anscheinend  in  der  Bedtg. :  hell,  klar 
anzeigt  od.  einen  Zustand  bezeichnet,  lao  etc.  (wiltu  zachen  wein  nüber  machen)  od. 
eine  Wendimg  u.  Veränderung  der  Zeit  nach  45  in  der  von:  munter,  lebendig  etc.  hat,  da 
eintritt.  er  es  mit  nufer,  nuefer,  nuifer  (munter,  leb- 

nubbe,    unb',    Knuff,    Stoss,    Schlag    etc.  haft  etc.),  bz.  (Spalte  1731)  nuofer  (fröhlich) 

namentlich  mit  der  Faust;   —   ho  gaf  hum  u.  loeiter  mit  (Spalte  19)  ueber,  ouber,  iber 

'n  nubbe  (od.  nub',   guup,   knuf  etc.)   in  de  (regsam,  lebhaft,  lebendig  etc.)  identificirt  u. 

rügge,  dat  he  afer  de  kop  flog.  50  annimmt,  dass  es  aus  en  ueber  od.  en  ouber, 

nnbben,    knuffen,    stossen,   schlagen    etc.  en  iber  (ef.  ners,  nöst,  1  nörd  etc.)   contra- 

(mit  Hörnern,    od.    der  gekrümmten   u.  ge-  hirt   ist  u.   entstand.     Vergleicht   man  nun 

ballten  Hand,  der  Faust  od.  den  Knöcheln  iveiter    hei   KU.     mnld.    nuveren,     uveren 

des  Daumens   u.   der  Finger   etc.);    ~    he  (flagitare,    appetere),    bz.    uveren,    nuveren 

nubbd  hum.   —   cf.    gnuppen,   knuffen   etc.,  55  (petere,    poscere)   u.   uveren    (avere,  concu- 

sowie  an.,  isl.  hnippa  (stossen  etc.)  ii.  hneppa  piscere)  =  yveren  (eifern,  zelari,  aemulari), 

(curvare,  premere)  etc.  soioie  oeveren,  uveren  (avere,  cupere,  concu- 

nubbere  od.  genubbe,    Knuff  er  ei  od.  Ge-  piscere),  soivie  die  ivegen  der  Formen  mnld. 

knuffe.  oever  =  «M  über  —  oever  =  «M.  Ufer 

'     nüchtern,  s.  nöchtern.  60  —  oeven,  uven  =  nhd.  üben  (ahd.  uoban, 


NUEFERHEID 


664 


NUEMIG 


uaban,  uopan  etc.,  cf.  8fcn),  so  ist  es  soicoJü 
möglich,  dass  nd.  uiber,  niwer  u.  )dd.  nijver 
mit  vorgesetztem  en  od.  in,  bz.  gekürztem  'n 
aus  en  od.  iu  ifcr  (in  Eifer,  eifrig)  ent- 
stand, als  dass  uuver  od.  hayr.  nüber  u. 
lieber  mit  üben  (thätig  sein,  sich  thätig, 
eifrig,  regsam  u.ßeissig  enceisen)  zusammen- 
hängt, zumal  nach  ahd.  uoberön  (cxercere) 
von  uoban  (üben)  od.  uoba  (das  Ucben  od. 
Treiben,  Betreiben,  bz.  die  Arbeit  u.  Ver- 
richtung etc.)  auch  ein  Adj.  iiober  od.  uobori 
(etwas  ausübend  od.  verrichtend,  bz.  thätig, 
regsam  etc.)  bestanden  haben  kann,  wovon 
auch  barjr.  lieber  u.  nuber  od.  m'iber,  niiober, 
nnoiev  (thätig,  regsam,  munter,  fröhlich  etc  ) 
sich  herschreiben  toird.  Fraglich  bleibt  es 
dabei  indessen  noch,  ob  die  in  den  obigen 
nd.  Wörtern,  soivie  auch  die  in  unserm 
iiüfer  zu  Tage  tretenden  Bedtgn. :  hell,  klar, 
rein,  sauber  etc.  aus  der  von :  thätig,  lebendig, 
lebhaft,  munter,  frisch,  fröhlich,  heiter  etc. 
hervorgingen,  od.  ob  diesen  Wörtern  ti.  dem 
oben  angeführten  nd.  niepcr  (s.  oben  u.  vergl. 
auch  nd.  nüver  vom  lebhaften  Ausdruck  der 
Äugen)  od.  niper  ganz  od.  zum  Theil  auch 
noch  ein  anderes  Wort  zu  Grunde  liegt, 
icie  z.  B.  unser  u.  nd.,  mnd.  nip  (genau, 
scharf,  genau  u.  scharf  sehend  od.  zusehend, 
aufpassend,  scharfe  u.  helle  od.  feurige 
blitzende  Augen  habend  etc.),  zumal  da  nip 
(s.  d.)  im  nd.  auch  die  Bedtg. :  glatt,  tiett, 
niedlich,  artig,  knapp  etc.  hat  u,  dazu  auch 
die  sonstigen  Bedtgn.  von  nüfer  od.  nibcr 
etc.  stimmen.  Aus  scharf  u.  spitz  ent- 
stehen die  Bedtgn.:  fein,  dünn,  zierlich  etc. 
von  selbst. 

niit'erheid ,  scharfes  Aufpassen,  eifriges 
Streben,  Fleiss  etc.  —  Nid.  nijvcrheid. 

niifke  (Dimin.  von  nüf),  eine  kleine  Nase ; 
eine  kleine  naseweise  superkluge  od.  auch: 
eine  spürnasige  u.  überall  herumschnüffelnde 
Person;  —  "t  is  so  'n  regt  lütjed  nüfke  fan 
'n  wicht. 

iiiii'ken  (Verb,  von  nüfke),  a)  näseln, 
durch  die  Nase  sprechen,  sachte,  langsam 
u.  langweilig  sprechen  etc.;  —  b)  riechen, 
schnüffeln,  spüren,  spioniren;  —  se  nüfked 
aferall  herum. 

niifkere  od.  genüfke,  Schnüffelei  od.  Ge- 
schnüffel. 

nnkke,  niik,  Nucke,  Tücke,  heimlicher 
Anschlag,  versteckte  Bosheit,  Laune  ;  —  „dat 
sunt  sin  ferdömde  nükken,"  sä'  't  wif,  do 
hig  hör  man  up  't  starfen ;  —  hö  (od.  dat 
perd,  de  wind  etc.)  hed  sin  nükken.  —  Nd. 
nükke;  m)id.  nuck,  nucke ;  nid.  nuk;  mnld. 
nucke  ;  dän.  nykke.  —  Es  bezeichnet  eigentl. 
ein  plötzliches  Vor-  od.  Aufstossen  des 
Kopfes,  bz.  dass  ein  Mensch  od.  Thier  plötz- 
lich u.  imenoartet  mit  dem  Kopfe  nieder  u. 


nach  vorne  stösst  od.  den  Kopf  plötzlich 
rasch  aufwärts  u.  hintenüber  bewegt,  wie 
man  thut,  ivenn  man  stutzt  u.  vor  Etwas 
zurückfährt  n.  gehört  dieses  Wort  daher 
5  zweifellos  zu  mnd.  nucken  (Bewegungen  mit 
dem  Kopfe  machen);  md.  nucken,  nücken 
(nicken,  stutzen;  einnicken,  einschlafen)  n. 
zwar  gleichviel,  ob  man  unter  nucke  einen 
plötzlichen    Vor-    od.    Zurück-Stoss   in   ge- 

10  trennten  kurzen  Zeiten,  od.  einen  Vor-  u. 
Zurück-Stoss  zugleich  in  derselben  Zeit  ver- 
steht, da  es  überall  sich  nur  auf  den  plötz- 
lichen Stoss  od.  Bück,  den  ein  Etwas  macht 
od.    bekömmt   «.    erfährt,    bezieht.      Wegen 

15  nucken  s.  das  Weitere  unter  nokke  am 
Schlüsse,  bz.  unter  nökcn. 

iiul,  null;  Null.  —  Aus  lat.  mxWns  u.  dies 
Compos.  u.  Contract.  von  ne-ulhis. 

1.  nül,  nett,  artig,  niedlich  etc.   —    Con- 
20  trah.  aus  nütel ;  *■.  nüt. 

2.  nül,  geneigt,  abhängig,  abschüssig,  steil, 
jäh,  jählings,  sehr  schnell,  unencartet  rasch 
etc. ;  —  pass'  up  dat  du  not  herunder  glidst, 
de  kante  is  nül  un  glad ;   —    de  barg  geid 

25  nül  hendäl ;   —  he  is  'n  nülen  död  stürfen. 

—  Nd.  (Dähnert)  nüle  (abhängig,  steil 
herunter),  (Schütz e)  nüil  (vorne  über  aufs 
Gesicht,  platt  auf  die  Erde) ;  dithm.  nül, 
nüel  (überhangend,  vornüber  gebeugt) ;  mnd. 

30  nule,  nüle  (vorwärts  über,  proclivis,  pronus). 

—  Davon  Verb.:  nd.  (Schütze)  nüilen; 
dithm.  nülen  (sich  neigen,  überhangen,  dem 
Falle  nahe  sein);  wang.  (Ehrentraut,  I, 
72)  niül,  vorne  überhängen  od.  tiefer  liegen 

35  (dat  scliip  niült) ;  den  Kopf  hängen  lassen 
od.  neigen  (du  uiülst  ja  so).  —  Es  ist  con- 
trah.  aus  mnd.  nugel,  nigel,  bz.  ags.  neovol, 
niovol ,  nivel ,  contrah.  (cf.  H.  Leo) 
neol  (pronus,   prostratus,  proclivis);   aengl. 

40  (Stratmann)  niwel,  nuel  (proclivis,  pro- 
fundus), icas  nicht  zu  ags.  hnigan;  goth. 
hneivan  (sich  neigen,  sinken,  fallen  etc.,  cf. 
nigen)  gehört,  sondern  beim  Vergleich  des 
as.  niwi,  uiuwi,  nigi ;  ags.  nive,  neove  (neu) 

45  von  nu  (cf.  nei)  zweifellos  mit  lat.  nuo, 
nuere ,  nütus ,  nütare  etc. ;  griech.  neüö 
(nicke,  ivinke,  neige),  neüma  (Wink),  nei'isis 
(das  Nicken,  Neigung)  etc.;  skr.  nu,  nuvate 
(wenden,   kehren),  von  der  idg.  y  nu  (wen- 

50  den,  neigen,  cf.  Fick,  I,  131)  abstammt. 
nülen    (Dimin.    nülekeu ,   nülkeu) ;    i.   q. 
nOlen. 

nüliks,  niilings,  neulich.  —  Zu  nei,  cf. 
neilik. 

55      nülk,  s.  nütelik. 
nülken,  ,9.  nülen. 

niiniig,  vernünftig,  klug,  verständig,  iveise 
etc. ;  —  dat  kind  word  al  regt  nümig ;  — 
dat  kiiidje  kikt  al  regt  nümig  üt;  —  dat  is 

60  'n  uümigen  junge;   —   he   word  alle  dage 


NÜEMIGHEID 


665 


NUPPEN 


nümiger  im  kloker.  —  Nd.  (Br.  Wh.)  nimig 
u.  niemhaftig  ;  locing.  (Ehr  ent  r aict,  I, 
99)  iiiumig.  —  3Iit  nümte  u.  nim  in  feriiim 
(Verstand  etc.)  zu  as.  niman,  ahd.  iieman, 
goth.  iiiinan  {nehmen,  zu  sich  nehmen,  auf- 
nehmen, geistig  auffassen  etc.),  cf.  nemcn. 

iiünuglieid,    VernilnftigJceit,  Klugheit  etc. 

nuiiinier,  Nummer,  Zahl,  Zahlzeichen ;  — 
tlat  is  'ii  hogeu  luimmcr ;  —  du  mnst  'n 
nummer  up  't  fat  makcn.  —  Aus  lat. 
numerus. 

nümmer,  nimmer  u.  auch  iiümmers,  nimmer. 

—  Alul.  niomt*'!',  niemer  ;  mhd.  niemer,  nimer, 
uimmer,  d.  i.  iiie-mer  (nie  mehr),  hz.  ni-io- 
od.  ni-eo-mör  (nicht  je  mehr),  cf.  nomand 
u.  eraand,  wegen  ne  u.  e. 

iiümmers-dag,  Nimmerstag  od.  (richtiger) 
Nimmertag,  Tag  der  nimmer  od.  nie  kömmt 
od.  eintritt.  —  Mhd.  niemertai",  uimmcrtac. 

—  Zu  unserer  Redensart :  de  lütje  nümmers- 
dag  (verkehrter  Weise  auch  lütje  lümmels- 
dag  genannt),  wen  de  kalfei*  up  't  is  dansen, 
cf.  das  nhd.:  St.  Nimmerstag,  loenn  die  Gänse 
auf  dem  Eise  gehen. 

uiiiiis  od.  iiümmes,  nlimms,  Niemand,  kein 
Mensch  etc.;  —  d'r  is  nüms  in  hüs  od. 
nüms  to  sen ;  —  nüms  anders  as  lie ;  — 
wil  nüms  net  nier;  —  nüms  sin  kind.  — 
Sprichw. :  nüms  slä'  sin  kiiider  dod ;  man 
wet  nich  wat  d'r  üt  worden  kan;  —  nüms 
word  erder  bedragen  as  dör  'n  rau  (od.  un- 
gesolten)  stük  flesk ;  —  nüms  wil  de  katte 
de  belle  anhangen ;  —  nümmes  word  arm, 
as  de  net  räknen  kan;  —  nümms  kumd  afer 
't  mer;  —  nümms  word  de  kette  fan  de 
wagen  stalen,  as  de  se  's  afends  net  bargt; 

—  d'r  is  nüms  so  stark,  of  he  findt  sineu 
man.  —  Nd.  (Schütze)  nüms  u.  nümt, 
(Dähnert)  nümms,  (Br.  W b.)  nnms  ^(. 
(im  hannov.)  nemmes;  icang.  nimmens.  — 
Wohl  mit  mnd.  (Seh.  u.  L.)  nemen,  nement, 
nemet  (nempt),  nemant,  nemende,  nimande, 
numment  u.  ahd.  neoman  (cf.  emand  u. 
nemand)  urspr.  ident.,  bz.  daraus  entstanden. 
Wegen  des  unorgan.  s  am  Schlüsse  vergl. 
nümmers  =  nümmer  u.  nid.  immers  =  immer. 

nümte,  Vernunft,  Verstand  etc.;  —  he 
is  net  regt  bi  nümte;  —  he  hed  sin  nümte 
net.  —  Mit  nümig  zu  nemen. 

nüne,  nun  (Flur,  nünen  u.  nüners),  eine 
leere  Muschelschale  u.  zioar  speciell  die 
leere  Schede  der  Herzmuschel  u.  ähnlicher 
zum  Kalkbrennen  verwandter  Arten,  icelche  in 
grösseren  Massen  auch  schule  (cf.  dieses  u. 
auch  schill-für)  genannt  werden.  —  Nid. 
(provinziell,  bz.  in  Groningen,  cf.  v.Dale, 
Weiland  etc.)  nuuu.  —  Da  im  nhd.  auch 
verschiedene  hohle  Werkzeuge  u.  vertiefte 
Gefüsse  od.  Gegenstände  Nonne  heissen, 
so    könnte    obiges  nüne    vielleicht   dasselbe 


Wort  wie  das  tinten  folgende  nunne  sein. 
Da  aber  eine  leere  Muschelschale  auch  ein 
nichts  enthaltendes  u.  loerthloses  Nichts  ist, 
so    könnte  nunc   auch  für   nlne  stehen  u. 
5  dasselbe  Wort  loie  mhd.  nien    (d.  i.    ni  en, 
nicht  ein,  kein,  nullus)  od.  mhd,  niene  (nicht, 
nichts)  sein. 
nnnke,  s.  nunnc. 
nünke,  nüntje,  Dimin.  von  nüne. 

10  nünken,  nüntjen  (Diminut.-Verb.  von 
einem  un gebraucht ichejt  od.  obs.  nünen), 
eine  Melodie  leise  singen  od.  summen;  — 
he  sitt  to  nünken ;  —  he  nüntjed  wat  för 
sük  hen.   —   Davon   genüntje   «.   nüntjere, 

15  leises  Gesinge   od.  Singerei,    Gesumme   etc. 

—  Nfries.  (Outzen)  nüne,  nune,  nunne; 
tvfries.  nuyntjen;  an.,  isl.  nunna  (cantilare, 
voce  murmurare,  non  articuhita  respondere) ; 
dem.    nynne    (leise   singen,    lallen).    Davon 

20  ivohl  norw.  (Jv.  Aase n)  nyna  (ein  Spiel- 
zeug, loomit  man  gewisse  Töne  hervorbringt, 
indem  man  es  in  den  Mund  hält). 

Vergl.  dazu:  ahd.  niumuii  (psallere,  jubi- 
lare),  niumo  (sonor,  modulatio) ;  lett.  nauju, 
25  nawu,  naut  (schreien) ;  skr.  nu  nauti  navati 
(schreien,  jubeln,  preisen). 

nunne,   nunn'    (Dimin.    nunneke,   nunke, 
nunnetje,  nuntje),   Nonne,   Klosterjungfrau. 

—  Nd.,  mnd.  nunne;  nid.  non;  m«ZfZ.  nonne; 
30  ahd.  nunna ;  mhd.  nunne ;    spätlat,  bz.  kir- 

chenlat.  nonna ;  kirchengriech.  nönna.  — 
Nach  Fick  (I,  126)  urspr.  eins  mit  griech. 
nänna,  nenne,  nlune  (Tante,  Grossmutter); 
skr.    nana    (Mütterchen,    Mama),    wie   lat. 

35  nonnus  (Mönch)  mit  griech.  nännos,  nennos 
(Oheim,  Grossvater).  —  Skr.  nana  ist  Lall- 
ivort,  bz.  lallende  Anrede  der  Kinder  an 
ältere  Angehörige  wie  mama  od.  mamä  u. 
skr.  tatä  (Väterchen),  cf.  tatte  u.  loeiter  bei 

40  Diez    (1,  292);   ital.   nonno    (Grossvater), 
nonna  (Grossmutter) ;  lothr.  nonnon,  nprov. 
nonnoun  (Oheim)  etc. 
nunneke,  s.  nunne. 
nnnnen-titte,  nun-titte,  nun-tit,   eine  Art 

45  Spitz-Apfel,  der  hier  in  zivei  Sorten  (brüne 
un  rode  nuntitten)  vorkommt  u.  wegen  vor- 
züglicher Tragbarkeit  u.  angenehmer  Säure 
sehr  beliebt  ist.  Sie  loerdcn  auch  nuntje 
(Plur.  nuntjes)  genannt  u.  werden  sie  ihren 

50  Namen  vom  Volksioitz  tvohl  daher  erhalten 
haben,  dass  sie  spitz  od.  an  der  Spitze  ein- 
geschrumpft u.  zusammengezogen  sind  wie 
die  Zitzen  od.  Brustwarzen  der  Nonnen. 

—  Auch  nd.  (Dähnert)  nunnentitten,  eine 
55  Art  Aepfel. 

nunnetje,    nuntje,    s.  nunne  u.  uunnen- 
titte. 
nüntje,  s.  nüne,  bz.  nünken. 
nüntjen,  s.  nünken. 
60      nuppen;  i.  q.  nubben  etc.  u.  gnuppen. 


NIJRKEN 


66ß 


NUESSELN 


nnrken  od.  nürken ,  murren,  'knurren, 
knarren,  zanken.  —  XhL  nurken  (nörgeln, 
knurren).  —  Suhst.  nnrk,  nork  (ein  Knurrer 
od.  Murrtopf,  Sauertopf).  —  Es  ist  Dhnin.- 
Form  eines  ohs.  nuren  od.  nurrcn  =  mnd. 
(Seh.  u.  L.)  mirren  (knurren),  tcas  mit 
gnüren  (knurren)  U'ohl  ident.  ist  u.  ivovon 
vielleicht  auch  das  nhd.  nör g el  n  abstammt. 

nnrt  (Suhst.  zu  nurtjen  etc.),  kleiner,  stoss- 
weise  erfolgender  Gnss  od.  cigentl.  ein  kleiner 
Stoss;  —  't  geid  (dat  pissen)  In  mirtcn  im 
bi  stütten,  as  bt  de  swine,  od.  't  geid  bi 
nurten  un  bi  stötten  as  de  swine  pissen. 

nurtjen.  stossen  ;  stossweise  giessen  ;  vö- 
geln, coire,  coitum  exercere.  —  Es  steht  für 
nutjen,  cf.  nitjen  u.  nirtjen. 

1.  nüs  (Dimin.  nfisje,  nüske),  Xase.  — 
Nid.  nuis  etc.,  cf.  nöse. 

2.  uv.s,  klug,  scharf,  weise,  ptfijfig  etc., 
namentlich  von  pßffigen  altklugen  u.  nase- 
iceisen  Mädchen  u.  Kindern  gebraucht;  — 
se  kikt  so  nüs  (od.  snus,  snügge)  iit  as  'n 
spikermiis.  —  Eigentlich  icohl  soviel  als 
spürnasig  od.  naseiceis  u.  dann  zu 
nüs  od.  sonst  dasselbe  ivie  snüs. 

nüsie,  nüske,  .v\  1  nüs  h.  nüske. 

nüsken,  .«.  nösken. 

niisken,  n'iisken,  schnüffeln,  stöbern,  suchen, 
kramen,  wühlen  etc.;  —  be  niisket  't  all' 
dör  (od.  afcral  lierum),  of  be  not  wat  finden 
kan ;  —  wat  best  du  dar  manken  dat  god 
to  nusken ;  —  de  swinen  nüsken  in  't  stru 
(od.  in  de  erde)  lierum.  —  Xd.  (Dähnert) 
nüsclien  (Etwas  mit  der  Xase  od.  dem  Hassel 
durchwühlen,  wie  die  Schweine  od.  Hunde; 
unter  andern  Dingen  herumschnüffeln  u. 
Eticas  suchen,  Sachen  durchstänkern)  ;  satl. 
(Ehren  traut,  II,  213)  nüskje,  nuskje 
(vom  WüJilen  der  Schweine  in  der  Erde, 
ivenn  sie  nach  Futter  suchen). 

Wohl  formell  nicht  dasselbe  ivie  nüsken 
od.  nösken,  sondern  anscheinend  mit  ver- 
gröberter od.  verhärteter  Aussprache  (cf. 
Bursche  od.  bursb,  bursk  aus  burse,  burs) 
aus  nussen  od.  nusen  etc.  (dem  Siammverb. 
von  1  nüsscln)  entstanden,  was  beim  Ver- 
gleich von  nd.  (Br.  Tfft.^  nusteren  (stöbern, 
durchstöbern,  durchsuchen  etc.,  von  Sjnir- 
hunden  entlehnt)  von  nuster  (Xüster)  auch 
jedenfalls  mit  nüs  od.  nöse  (bei  Ca d.  Müller 
niisse  u.  hei  KU.  auch  nuese,  sowie  ags. 
auch  nys  etc.,  cf.  nöstcr  m.  nöse)  zusammen- 
hängt u.  tvorüber  Weiteres  unter  1  niisseln 
zu  ersehen  ist. 

nüsker,  s.  nösker. 

1.  niisseln,  stöbern,  suchen,  kramen,  wüh- 
len etc.;  —  wat  nüsselst  du  dar  al  in  de 
lade  (hz.  in  de  hörns  un  liokon  etc.)  berum  ? 
—  he  (od.  dat  swin  etc.)  niisseld  in  de  erde 
(od.    in  't  strö  etc.)    berum;    —    de   müsen 


nüssoln  (wühlen  u.  rascheln)  in  't  stro;  — 
be  (od.  dat  swiu  etc.)  bcd  sük  in  't  strö 
benüsseld  (bewühlt  od.  hineingewühlt  u.  ver- 
krochen, versteckt  etc.) ;  —  se  beuüsseln  (be- 
5  tcühlen  u.  bedecken  etc.)  sük  mit  erde  od. 
strö.  —  Xd.  (Br.  Wh.)  nusseln  (mit  der 
Nase  tvorin  herumtcühlcn ;  etwas  durch- 
stöbern od,  durchstäiikern  um  Etwas  aus- 
zuspüren)  u.  ('S c/fnw  6  ac  7t^  nusolu,  nüseln 

10  (näseln,  durch  die  Xase  sprechen,  undeut- 
lich sprechen,  murmeln);  mnld.  (KU.)  neu- 
seien (naso  sive  rostro  tacite  scrutari);  ivfries. 
(Japix,  s.  pag.  312  unter  noaz  u.  499 
tinter  den  Compos.    mit  trog   auch  das  ein- 

15  faclie  noazjen)  noazcljen,  neuscljon  (schnüf- 
feln, stöbern,  suchen,  forscJicn  etc.);  engl. 
nuzzle  (mit  der  Nase  in  der  Erde  loühlen) 
u.  nousle  (mit  der  Nase  aufwühlen).  —  Es 
setzt  ein  einfaches  von   Nase,    bz.   dessen 

20  verschiedenen  Formen  (cf.  nöse)  fortgebil- 
detes Verhum  nussen,  nusen  od.  nosen,  neusen 
etc.  voraus,  was  hei  Japix  im  Compos.: 
trog-noazjen  (durchnasen,  bz.  durchschnüf- 
feln, durchforschen  etc.)    u.    im   engl,   nose 

25  (mit  der  Nase  aussirüren,  riechen,  ivittern ; 
heriechen,  schnüffeln)  belegt  u.  loomit  auch 
nono.  (Jv.  Aasen)  nasa  (riechen  an  Et- 
toas,  grosse  Neugierigkeit  bezeigen ,  seine 
Nase   überall  hineinstecken    etc.)    u.  nussa, 

30  nusa  (dasselbe),  sowie  schived.  nosa  (vom 
Vieh,  mit  der  Nase  od.  Schnauze  riechen 
u.  beschnüff'eln ;  schnauben  etc.,  cf.  schwed. 
nos,  Schnauze  od.  Nase  =  Vorspringendes 
od.   Vorragendes  etc.,  ivie  mül  u.  mund  etc. 

35  od.  wie  nesse  u.  nöse  —  bz.  norw.  nos  = 
dän.  naese  u.  an.  nös  u.  nhd.  Nase,  sotvie 
cormv.  nos  =  mül  u.  snüte)  von  Hause  aus 
ident.  ist,  da  alle  diese  Verba  von  Nase  u. 
dessen  verschiedenenFormen  fortgebildet  sind, 

40  ganz  ivie  dies  auch  der  Fall  ist  mit :  nhd. 
näseln,  nieseln  (durch  die  Nase  sprechen, 
langsam,  undeutlich  u.  gedehnt  sprechen); 
ahd.  ncseljan  od.  neselen  ;  mnld.  neuseien; 
nnld.   nouzelen;    nd.    (Schamhnch,   Dan- 

45  neil  etc.)   nuscln,  nüseln,   nüsseln,  nasseln  ; 

hess.  (Vilmar)  nöseln,  nösseln  u.  nusseln, 

nüsseln,  nisseln,  wobei  wegen  sonst.  Bedtgn. 

auf  das  folgende  nüsseln  verwiesen  wird. 

2.  niisseln,    langsam  sein,    zaudern,  säu- 

50  men,  sich  lange  toomit  u.  wobei  aufhalten, 
nicht  vorwärts  kommen  womit,  arbeiten  u. 
nichts  beschicken ,  trändeln  etc. ;  —  wat 
nüsselst  du  so  lank  ?  raak  docb  wat  fürt; 
--  be  ausseid  d'r  so  lank  mit  (od.  bi)  berum 

55  dat  d'r  hei  gin  wachten  up  is,  er  't  klär 
word.  —  Davon  Suhst. :  genüssel ,  nüssele 
Gezauder,  Gezöger  etc.,  Zauderei)  u.  nusse- 
lig  etc.  —  Nd.  (Br.  Wh.)  nöseln  (arbeiten 
u.  nichts  beschicken)  u.  nusseln  (zauderhaft 

60  arbeiten),     (Dan neil)    nusseln,    nüsseln, 


NUESSELN 


607 


NUEST 


nassoln ,  (S  ch  ü  t  z  e)  nüsseln  (zauderhaft 
arbeiten,  arbeiten  u.  nichts  beschicken, 
langsam  od.  auch  schlecht  u.  unsauber 
arbeiten). 

Es  ist  ein  Tterat.  von  dem  nur  von 
Dähnert  verzeichneten  nd.  missen  (säu- 
men, trä(je  u.  faul  sein,  langsam  arbeiten 
V.  nichts  beschaffen),  was  auch  für  älteres 
nusen  od.  nosen  (cf.  snüffeln  in  der  Bedtg.  : 
riechen,  spüren,  stöbern  etc.  u.  in  der  von : 
durch  die  Nase  sprechen  etc.)  steht  u.  dem- 
nach auch  ziveifcUos  ident.  mit  1  nüsseln 
u.  dem  mnld.  neuseien;  nd.  nüsseln,  nüsseln 
etc. ;  hess.  nüseln  etc.  (durch  die  Nase 
sprechen,  näseln,  undeutlich  sprechen,  mur- 
jneln,  bz.  leise,  langsam  u.  undeutlich  spre- 
chen, hcdblaut  sprechen,  brummen,  kritteln, 
tadeln  etc.,  cf.  Vilmar,  Schambach, 
Danneil  etc.)  u.  entweder  aus  der  Bedtg.: 
langsam  sprechen  etc.  in  die  von  langsam 
sein  etc  ,  od.  (ivas  mir  am  wahrscheinlichsten 
ist)  aus  der  von :  stöbern,  forschen,  suchen, 
kramen,  ivühlen  etc.,  od.  herumkramen,  herum- 
stöbern etc.  (cf.  1  nüsseln)  in  die  von :  sich 
aufhalten  wobei,  lange  Zeit  ivobei  verbringen 
etc.  übergegangen,  weil  das  stöbern  ii.  kra- 
men in  alten  Sachen  u.  Schriften  od.  das 
Durchstöbern  von  Etwas  überall  viele  Zeit 
erfordert  u.  man  dabei  sehr  viele  Zeit 
unnütz  vergeudet.  Erwägt  man  indessen, 
dass  das  nid.  nestelen  (nistein,  nidulari) 
auch  die  Bedtg. :  zaudern,  zögern,  bz.  sich 
aufhalten  wo  etc.  hat,  so  scheint  es  doch 
eher,  als  ob  dieses  nüsseln  init  3  nüsseln, 
bz.  nüsteln  urspr.  eins  ist  u.  mit  dem  ersten 
nüsseln  nichts  gemein  hat.  Vergleicht  man 
jedoch  die  obigen  nd.  Formen  nüsseln  u. 
nasseln  zu  nid.  nesteln,  nasteln  (nesteln, 
festbinden,  schnüren  etc.),  so  scheint  es 
toieder,  als  ob  dieses  nüsseln  aus  nesteln 
entstand,  was  ja  auch  einerseits  eine  zeit- 
raubende, langwierige  u.  langsame  u.  anderer- 
seits auch  eine  kleinliche  u.  tipelige  Arbeit 
ist  u.  wozu  auch  das  nd.  nesseln  statt  nesteln 
(cf.  Br.  Wb.)  beim  Vergleich  unsers  nüsseln 
statt  nüsteln  =  nid.  nestelen  (nidulari) 
stimmt. 

Vilmar  hat  nüsseln  auch  in  der  Bedtg.: 
in  den  Speisen  herumstören  (mit  der  Gabel), 
ohne  ernstlich  zu  essen ;  iccnig  u.  ohne 
Appetit  essen,  loährend  Seh  ü  tz  e,  Dan  n  e  i  l 
etc.  sik  benüsseln  auch  in  der  von :  sich 
einen  Bausch  trinken ,  sich  berauschen 
etc.  haben. 

3.  nüsseln ;  i.  q.  nüsteln. 

nüsselig,  nüsslig,  nüss«lg,  zauderig, 
säumig,  langsam,  mit  Nichts  vorwärts 
kommend  etc.;  —  du  must  net  so  nüsselg 
wesen  un  di  net  altid  aferal  so  lank  bi 
upholdcn. 


nüst  (Flur,  nüsten),  Nest,  Lager  etc. ;  ^ 
de  fogels    (od.  müseii  etc.)    liebben  dar  hör 
nüst;    —    lie    krupt    bi  hör    in    't  nüst;  — 
junge!  mäk  dat  du  in  't  nüst  kumst;  —  'n 
5  old    nüst    (ein    altes    Haus) ;    —    Compos. : 
il)<^G\-,   liöner-,   müsen-,  rof-,  hören-nüst,  — 
nüstküken ,    nüstei    etc.    —    Sprichw.:    wen 
füle  höner  in  en  nüst  leggen,   den   sammeld 
't   sük   bold ;    —    lütje   fogels   maken   lütje 
10  nüsten.    —    Nd.,    mnd.,    nid.,    mnld.,    ags., 
engl.,  wfries.  nest;  wang.  nist;  nfries.  neast; 
alid.  nest,    nist;    mhd.   nest.    —    Es  gehört 
ztveifellos  zu  ahd.  nesan ;  goth.  nisan  in  der 
Bedtg. :    vereinigen,   verbinden,   zusammen- 
15  machen,  zusammenfügen,  an-  od.  ineinander 
fügen,    schliessen  etc.,    (cf.  genesen),    da  es 
formell  mit  dem  gleichfalls  zu   nesan,  nisan 
in  der  Bedtg.:  ganz,  heil  u.  gesund  machen, 
am  Leben  erhalten  etc.  (cf.  narung  u.  neren) ; 
20  ahd.  nest,  nist  (Nahrung,  Unterhalt,  Speise, 
Kost,    Proviant  für   die  Reise,    bz.    victus, 
viaticum) ;  ags.  nest,  nyst ;  an.,  norio.,  schwed. 
(dialect.)  nest  (Proviant,  Beisekost)  etc.  eins 
ist.    Dass   ein   Nest  ein   aus  Sträuchern, 
25  Haar,  Wolle,  Federn,  Lehm  etc.  zusammen- 
gemachtes od.  zusammen  u.  in  einander  ge- 
fügtes Etioas,  bz.  eine  Vereinigung  u.  Ver- 
bindung  derartiger  Stoffe  ist,    weiss  Jeder 
u.  spricht  für  diese  Bedtg.  von  Nest  u.  der 
30  directen   Abstammung    dieses    Wortes    von 
nesan,  nisan  in  der  Bedtg. :  vereinigen,  ver- 
binden, an-  od.  ineinander  machen  etc.  auch 
das  an.  nist,  nisti;  wfries.  nest  (Heftnadel, 
fibula) ;    nonv.    neste    (dasselbe),    nest    (Zu- 
35  sammenheftung    mit   JDrath) :     Verb.:    an. 
nista  (zusammenheften) ;  norio.  nesta  (heften, 
festknüpfen);     ags.     nestan     (spinnen     od. 
stricken,  mit  einander  verbinden),  sowie  dem 
davon  fortgebildeten    ahd.    nestila,    nestilo ; 
40  mM.  nestel ;  afries.  nestla  etc.  (Bandschleife, 
Schnürriemen,  Binde);    Verb.:   nd.  nesteln, 
nesseln    (ligare,    nesteln)    etc.,    was   Fick 
(III,    159)    loohl   unnöthigerweise   als   aus 
nebsta    (d.  i.    neghsta)    entstanden    ansieht, 
45  da    das   frühere   Bestehen    dieser    Formen 
durch  Nichts  bewiesen  ivird    u.   der  Stamm 
nist    etc.    formell   besser   zu    nesan,    nisan 
(vereinigen,    verbinden),    bz.   mit  diesem  zu 
einer  y  nas    stimmt,    als   zu    der  für   lat. 
50  nexere  angenommenen  y  nagh. 

Zu  nest,  nist  (Nest)  sei  loeiter  noch  be- 
merkt, dass  auch  Fick  (cf.  III,  163)  dieses 
Wort  gleichfalls  mit  nesta  (Zehrung  etc.) 
von  nesan  od.  nisan  ableitet,  dazu  aber  für 
55  Letzteres  die  Bedtg.  von  griech.  naiö  enassa 
(tvohnen)  zu  Grunde  legt,  die  nesan  od.  nisan 
im  germ.  doch  nie  hatte,  während  die  Bedtg. : 
sanari  etc.  ebenso  loie  bei  heilen  u..  Heil 
(cf.  beil  u.  helen  u.  zu  Heil  auch  das 
60  goth.  ga-nists  [salus,  bz.  Genesung,  Rettung] 


NUEST-EI 


668 


NÜET 


von  ga-nisan)  gerade  aH>f  der  sinnl.  Bedtg.: 
(mit  einander)  vereinigen  od.  verbinden, 
SHSammevftigen  etc.  hervorgegangen  ist. 

Ob  das  lat.  uidus  für  tirspr.  iiisilus  u. 
das  gleichbedeutende  skr.  nidä  für  nisila  5 
(cf.  auch  hib.  nead ;  cambrobr.  nvtli,  Nest) 
steht  u.  auch  rio-  y  nas  (sich  gesellen  zu 
etc.,  s.  unter  genesen  u.  cf.  Grassmann, 
Ben  fei/  etc.,  sotcie  Fiel;  [I,  J2[>]  wegen 
nas  u.  nulä)  gehört,  lasse  ich  hier  unerörtert.  10 

nüst-ei,  Xcst-Ui,  bs.  dasjenige  Ei,  %velches 
man  im  Neste  liegen  lässt,  damit  die  Hühner 
fortfahren  zu  legen.' 

niisteln  od.  (gewöhnlicher)  niisseln,  nisten, 
nidulari    etc.;    —     de   f8gcls    nüstoln    (od.  15 
nüsseln)  in  de  böra ;    —    he  niisseld  sük  bi 
hör  in,  od.  söchte  sük  bi  hör  in  to  nüssoln 
(von  Jemandem,   der    sich   bei   einer   wohl- 
habenden   od.    reichen  Wittwc   einnistet   u. 
festsetzt  od.  einzunisten  n.  festzusetzen,    bz.  20 
einzuheirathen  sucht) ;  —  de  iiiüsen  nüsseln 
in  't  stn")  od.  hebben  sük  in  't  stro  bcnüssold 
(be-    od.    eingenistet    u.    verborgen);   —    hc 
nüsseld  (nistet,    setzt  etc.)   sük  dar  fast.  — 
Nid.  nestelen    (nistcln,  nisten,  horsten,  sich  25 
einnisten  u.  verbergen) ;  mnd.,  mnld.  nestoh-n  ; 
wfries.  (Japi.r)  nesscijen;  wang.  (Khren- 
traut,  I,SO)  nissel ;  nfries.  (Johansen, 
pag.  167)   neastlin;    ags.   nestlian,   nistlian; 
aengl.  nestlin  ;  engl,  nestle.  —  Zu  einem  mit  30 
ahd.  nestili  (nidulus)  idcnt.  ags  nestle,  nistle, 
hz.  and.  nestele,  nestel,  als  Dimin.  von  nest, 
nist,  cf.  nüst. 

niisten,  nisten,  nidificare,  ein  Nest  machen 
u.  beicohnen  etc. ;  —   de  Urnings  willen  dar  35 
nnder  de  pannen  nüsteu  ;  —  de  müsen  wüsten 
in  't  stro;  —  se  hebben  sük  dar  innüstd  etc. 

—  Nd.   mnd.,   nid.,    mnld.    nesten ;    nfries. 
neast;  ««</.  nestje ;  or/s.  nistian;  aengl.  nesüea; 
engl,  nest;    alid.    neston    u.  nistjan,    nisten;  40 
mhd.  nisten. 

nüst-küken,  Ncsfküken,  Nestküchlein;  — 
fig. :  letzt  gebornes  Kind,  verhätscheltes  u. 
verzärteltes  Kind  etc. 

1.  niit,  Nutz,  Nutzen,  Vortheil,  Gewinn  45 
etc.,  hz.  Genuss,  Gebratich  etc.  ;  —  wat  nüt 
heb'  'k  d'r  fan,  -wen  'k  dat  dö  ?  —  to  nüt 
(zum  Nutzen  od.  Vortheil,  Besten,  Frommen 
etc.,  bz.  Genuss  u.  Gebrauch  etc.)  tan  't 
algemen.  —  Nid.,  mnld.  nut;  nd.  nntt;  50 
mnd.  nnt;  nfries.  (Johansen,  pag.  106) 
nat;  ags.  nvt;  an.  nyt;  ahd.  nuz;  mhd.  nutz. 

—  Mit: 

a)  afries.  not ;  ivfries.  not  (Frucht,  Fcld- 
früchte) ;  ags.  not  (opus,  usus,  utilitas) ;  an.,  55 
ist.  not  (usus,  utilitas)  etc.  und 

b)  afrirs.  nät;  nfries.  (Japix)  nüt;  nfries. 
nut,  nyt,  nuot,  nuat  u.  (Johansen)  naatji, 
bz.  nad,  nat,  noet  (ff.  Outzcn  unter  nüt); 
ags.  neat ;  aengl.  neat,  net,  nout ;  engl,  ueat ;  60 


an.  naut ;  noriv.  naut;  schwed.  not;  dän. 
nüd ;  ahd.,  ndid.  nöz  (Nutzvieh  als  Bind, 
Kuh,  Schwein,  Hund,  Hahn  etc.,  od.  eigcntl. 
ein  Etwas  was  man  sich  zu  Nutzen  macht 
u.  benutzt  od.  gebraucht  etc.)  etc.  zu  goth. 
niutan  (benutzen,  gebrauchen  etc.)  etc.,  cf. 
geneten. 

2.  nüt,  nutz,  nütze,  nützlich,  nützend, 
frommend,  dienend  etc.;  —  dat  is  di  niks 
nüt;  —  dat  is  unnüt  geld  ütgefen ;  —  dat 
is  'n  nütten  sake;  —  he  is  'n  unnütten  kerel. 

—  Nid.,  satl.  nut;  7id.  nüt;  mnd.,  mtdd. 
nutte,  nut;  afries.  nette;  ahd.  nuzzi,  nuzze ; 
goth.  nutis;  ags.  nyt;  an.  nytr  etc. 

nüt,  lieb,  nett,  still,  artig,  angenehm,  nied- 
lich, allerliebst  etc. ;  —  kinder  mutten  altid 
net  un  luit  (od.  nut  un  Stil,  bz.  netjes  nn 
nütjes  od.  iiütjes  un  stiltjes)  wesen;  —  he 
is  regt  nüt  (artig  etc.)  west;  —  dat  is  'n 
nüt  (nettes,  stilles,  liebes,  artiges,  bz.  aller- 
liehstes)  kind ;  —  dat  sügt  regt  nüt  üt ;  — 
he  hed  'n  nuten  frö ;  —  du  büst  mi  ök  'n 
Hüten  (iron.)  jung',  dat  du  nn  dar  so  sitten 
h'tst ;  —  dat  is  'n  nüt  hüs ;  —  nüt  wer 
(sanftes,  stilles,  angenehmes  ^V'rtter) ;  —  he 
Word  wo  older  wo  unter  (netter,  artiger,  ge- 
sitteter etc.);  —  dat  is  en  fan  de  nütste 
(nettste,  gefüllig.ite  etc.)  hüsen,  de  ik  keiui'. 

—  Dieses  auch  im  Stadischen  wohlbekannte, 
in  allen  meinen  nd.  u.  nid.  Wörterbüchern 
aber  fehlende  Wort  ist  zunächst  eins  mit 
ivfries.  (Japix,  s.  unter  njoe  m.  vergl. 
weiter  unten  das  afries.  niod  ete.)  njoe  (an- 
genehm, lieblich,  bz.  erfreulich,  lieb  etc.), 
sowie  mit  tofrics.  (Japix)  njoet,  njuet  od. 
(W assenber gh)  nieut  (mansuetus,  zahm, 
sanft,  ruhig,  still,  artig  etc.),  sotcie  ziveifel- 
los  auch  mit  nied  in  nhd.  niedlich  (cf. 
lultllk)  tt.  demnach  tcahrscheinl.  dasselbe 
Wort  tvie  ahd.  niot,  niet  (begierig,  begehr- 
lich, begehrens-  od.  tvünschenstoerth,  ange- 
nehm, erfreulich,  lieb),  tvas  mit  ahd.  niot, 
niet;  as.  niud  (desidcrium);  ags.  iioud  (Stu- 
dium, desideriuni,  bz.  Trieb,  Eifer,  Lust, 
Verlangen,  bz.  Lust,  Neigung,  Geneigtheit, 
Willfährigkeit,  Freudigkeit,  od.  Freude, 
Jjiebe  zu  u.  an  Etwas) ;  afries.  niod,  nyoed 
(Freude,  Jjust  etc.?)  ;  wfries.  (Japix)  njoe, 
njue  (goedheid,  gunst,  genegenheid,  liefde, 
vreugde,  genoegcn,  bcgeerte,  zucht,  verlangen) 
etc.;  —  as.  niudsam;  ahd.  niotsam;  mhd. 
nietsam  (begehrens-  od.  tvünschenstoerth,  an- 
genehm ,  lieb,  passend,  erfreulich)  tc.  as. 
iiiudliko  (mit  Trieb,  Eifer,  Freude  etc.,  bz. 
eifrig,  freudig  etc.,  cf.  nütlik) ;  —  Verb.  : 
as.  niudüii  ;  ags.  nydan  (in  gcuiodön  u.  ge- 
nydaii) ;  ahd.  niotön,  nietön ;  tnhd.  nieten 
(Trieb  od.  Eifer,  Lust,  Verlangen,  Neigung 
etc.  haben  tvozu,  sich  beflcissen,  Lust  u. 
Freude  haben  tcoran,   sich  Eines  erfreuen, 


NUETELK 


600 


0 


Genuss  u.  Vergnügen  haben  wovon,  in  Fülle 
gentessen)  etc.  zu  demselben  Stammverh.  wie 
iiüd  gehört,  da  sowohl  das  Adj.:  ahd.  iiiot 
etc.  als  das  Subst.:  ahd.  iiiot;  as.  iiiud  etc., 
ebenso  ivie  auch  iiöd  einen  Dran  g-,  Pres  s-, 
od.  D  r  u  c  k  -  Zustand  (od.  einen  Zustand 
wo  einerinnerlich  wozu  gedrängt  u.  g e- 
nöthigt  od.  getrieben  ist  u.  ivird,  bz. 
ein  effectives  Gedrängtsein  od.  einen  effectiven 
Drang  wozu)  bezeichnen  u.  das  Subst.  niud 
etc.  aus  der  Bedtg. :  Drang  u.  Trieb  (wozu 
etc.)  in  die  von:  Eifer,  Verlangen  etc. 
überging. 

Zum  Schlüsse  sei  zu  dem  ags.  iieod  (Stu- 
dium ,  desiderinm)  noch  bemerkt ,  dass  es 
sehr  oft  mit  nead ;  engl,  iieed ;  nhd.  Noth 
(cf.  H.  L  eo ,  L.  Ettm  ü Her ,  Boute r- 
wek,  Strat m a n n  etc.)  verwirrt  u.  ver- 
tvechselt  wird,  tvas  insofern  sehr  erklärlich 
ist,  als  beide  Wörter  von  niuwan  od.  niuan, 
neöau  (stossen,  drücken,  drängen)  abstammen 
u.  beide  aus  niuwet  od.  niuad  in  der  Bedtg.  : 
gedrückt,  gedrängt  etc.  contrah.  u.  entstanden 
u.  demnach  ags.  neäd  u.  ncöd  sowohl  formell 
als  begrifflich  eigentlich  eins  sind. 

iiiitelk,  s,  nütiik. 

nntjen,  stossen;  stossic eise  pissen;  vögeln. 

—  Nfries.  (Johansen,  pag.  4G)  nütjan, 
stossen   (mit   der   Stirn   od.   den  Hörnern). 

—  Ablaut  von  iiitjen. 

nütiik,  nütelk,  niedlich,  lieblich,  allerliebst, 
gefüllig,  artig,  nett  etc.,  od.  durch  Wesen  u. 
Betragen  od.  äussere  Erscheinung  einen  an- 
genehmen, lieblichen,  gefälligen,  einnehmenden 
u.  erfreulichen  Eindruck  machend;  —  dat 
is  so  'n  niitlik  (od.  nütelk)  wicht,  dat  elk 
un  en  sük  d'r  hast  in  ferlefd;  —  'n  nütelk 
kindje  od.  hüske,  kled  etc. ;  —  'n  nütelken 
tun ;  —  se  is  altid  so  nütelk  kledt,  dat  't 
elk  gefalld  un  elk  't  alleriefst  findt.  —  Nd. 
(Schütze)  nüdlig.  —  Zu  nüt,  bz.  urspr. 
eins  mit  as.  niudliko  (mit  Verlangen  od. 
Eifer  u.  Fleiss  etc.,  eifrig,  angelegentlich) ; 
ags.  neödlice  u.  neödlic  (studiose,  Studiosus) ; 
aengl.  neodliche  (diligently);  mlid.  (Lex er) 
od.  md.  (cf.  Weigand  unter  niedlich) 
nietliche,  niethliche  (mit  Eifer  od.  Verlangen 
u.  Fleiss,  od.  mit  Freude  u.  Lust  etc.,  bz. 
eifrig,  freudig);   älter  nhd.    (bei  Ljiither, 


Sprüche  9,  17  u.  Dan.  10,  3),  niedlich  (er- 
freulich zum  Genüsse,  bz.  Verlangen,  Be- 
gierde, Freude,  Lust  u.  Gef(dlen  etc.  er- 
weckend u.  machend,  erfreulich,  angeneJim, 
5  lieblich,  gefällig,  niedlich  etc.),  sowie  höchst 
wahrscheinl.  auch  mit  mnd.  (Seh.  u.  L.) 
nötlich  od.  noitlich,  noetlich  (lustig,  scherz- 
haft etc.,  bz.  Lust  u.  Freude  od.  Jux  u. 
Scherz  machend  u.  erzeugend,  bz.  von  Lust 

10  u.  Freude  besessen,  Lust,  Freude  u.  Scherz 
habend  u.  treibend,  voll  von  Lust,  Scherz, 
Jux,  Possen  etc.  etc. ;  daher  auch :  possir- 
lich,  närrisch,  ivunderlich,  sonderbar,  lächer- 
lich, seltsam,  eigenthümlich,  bz.  wunderlich, 

15  leicht  gereizt,  empfindlich,  eigen,  ungeniess- 
bnr,  vcrdriesslich  etc.),  da  auch  nie  dl  ich 
im  nhd.  die  Bedtg. :  leicht  empfindlich,  bz. 
wunderlich,  emp)ftndlich ,  krittlich,  reizbar, 
grämlich,    eigensinnig    etc.    (cf.   Weigand 

20  u.   Vilmar  etc.)  hat. 

Das  (Jompos. :  as.  niudlico,  bz.  ags.  neod- 
iTce  u.  neödlic  ist  von  niud  (Druck  u. 
Drang  im  trop.  Sinne  u.  so  =  Eifer,  Ver- 
langen, Begehren  etc.  od.  Trieb,  IaisI,  Nei- 

25  gung,  Geneigtheit  etc.)  u.  lico  od.  lic  (gleich, 
gleichivie,  ebenso  etc.,  cf.  lik)  gebildet  u.  be- 
zeichnet einen  Zustand,  der  dem  innern 
Drange  od.  dem  Eifer,  Verlangen  u.  Be- 
gehren  od.    der  LaisI   u.  Neigung    (von  Je- 

30  mandem  wozu  etc.)  entspricht  od.  dem  Drange 
u.  Eifer  etc.  (eines  Jemandes)  gleich  ist  od. 
gleicht,  looraus  sich  alle  andern  Bedtgn. 
(er  ist  niudllc  od.  eiferlich,  lustlich  etc.,  bz. 
gleichivie   od.    ebenso  wie  Eifer,   Verlangen, 

35  Freude  u.  Lust  etc.)  von  selbst  weiter  ergaben 
u.  entwickelt  haben  ii.  ist  über  as.  niud  etc. 
das  Weitere  unter  nüt  zu  vergleichen. 
nütiik,  nüttelk,  nützlich. 
1.  Hütten,  nutzen,  nützen,  fördern,  helfen; 

40  gebrauchen,  gemessen;  —  wen  't  net  nüttd, 
den  schädt  ök  net;  —  wat  kan  mi  dat 
nütten?  —  he  kan  d'r  niks  fan  nütten  od. 
nüttigen,  bz.  genütten  od.  genüttigen;  —  he 
genütt  od.  nüttigd  niks  mer. 

45      2.  nütten,    Nutzen,    Besten  etc.;  —   't  is 
to   diu    egen   nütten ;    —    't   is  mi  niks  fan 
nütto.n. 
nüttigen,  s.  1  nütten. 
nüver  etc.,  s.  nüfer. 


0 


0 ;  der  vierte  Vocal  des  Alphabets  steht  55 
in  manchen  der  nachstehenden  Wörter  für 
älteres  a  od.  u  u.  ist  er  überhaupt  auch  kein 
urspr.  Laut,  sondern  erst  im  Laufe  der 
Zeiten  aus  einem  der  beiden  genannten 
Vocale  entstanden,  wie  er  denn  auch  über-  60 


haupt  stets  ein  sehr  schwankender  u.  ver- 
änderlicher Laut  ivar  u.  seine  Entstehung 
verschiedenen  Ursachen  verdankt. 

0 ;  loie  nhd.  „ö"  od.  „oh",  Interjection 
des  Schmerzes,  der  Freude,  der  Verwun- 
derung etc.,  ivofür  wir  (als  hüerjection  des 


OCH  OG 


G70 


0^ 


Schmerzes)  auch:  ou  od.  au  gebrauchen. 
Wohl  urspr.  ident.  mit: 

üi'li,  üg,  ach;  Itderject.  wie  6,  jedoch 
ausserdem  auch  gebraucht,  um  seinen  IJn- 
toillen,  Verdruss,  bz.  seine  Ungeduld  zu 
äussern;  —  och!  mäk  diit  d'  weg  kamst; 
wat  steist  du  dar  to  kiken  ?  —  och!  wat 
geid  dl  dat  an  etc.  —  Nid.  och ;  ahd.  ah ; 
mhd.  ach;  lat.  ah  (u.  cheu) ;  skr.  ahö  etc. 
aus  ursjir.  alia. 

öddor,  s.  Order. 

Ode,  Odo,  ml.  Name.  Geschln.  Odeiis  ?(. 
Odeuga,  Üdinga. 

Er  leitet  sich  ab  von  as.  od;  afries.  üth, 
eth  (in  öthel,  ethel  =  1  ädel,  Erbgut,  an- 
gestammter Besitz  etc) ;  ags.  cad  (Gict,  Be- 
sitz, lieichthum,  Glück,  Heil  etc.);  an.  audlir; 
goth.  aud  (in  audahafts,  audags  etc.) ;  ahd. 
üt  (Besitz  etc.)  =  uot,  uod  (in  uodii\  =  an. 
ödhil,  Erbgut,  angestammter  Besitz  etc.)  etc., 
wonach  denn  „Odo"  soviel  bedeutet  als:  der 
Besitz  u.  lieichth  u  m  h a  b c nde,  bz. 
der  Bei  ehe  u.  Glückliche  etc.  u.  mit  Ade, 
Edo,  Udo  etc.  dieselbe  Grdbdtg.  hat.  Der- 
selbe Stamm  steckt  auch  in  1  adel,  sowie  in 
Atto  u.  atte  etc.,  da  der  Grdbegriff  desselben 
eben  auf  fassen,  greifen,  halten, 
nehmen  etc.  zurückgeht. 

Mit  ud,  audhr  etc.  hängt  attch  der  Name  der 
Kuh:  Audhumbhi,  bz.  Audhumla  (Grimm, 
Mythol.  i)'^6)  zusammen  u.  bedeutet  derselbe 
soviel  als:  „Kuli  des  Beichthums",  bz. 
des  „Segens"  (Beichthum-,  Segen-  od. 
Fü  II e- S}) e n  der  i n),  loeil  aus  ilirem  Euter 
vier  Milchströme  flössen,  welche  dem  Ymir 
Nahrung  gewährten.  Die  Stammform  od, 
uod  (cf.  göd  von  gadeii)  gehört  zu  einem 
alten  adau,  loovon  auch  adel  etc.  adaa  von 
ad  od.  ath  ist  tvohl  Brüter,  von  idan,  ithuu, 
]/  adh  ?     cf.  indessen  atte  etc. 

Odje,  «dtje,  ötje  od.  öthje,  Grossmutter, 
bz.  Grossmütterchen ;  —  ik  gä  ua  miu  odje 
hen.  —  Wenn  man  unter  atte,  ette  (Vater 
etc.)  u.  unter  „Ode"  das  Weitere  vergleicht, 
so  liegt  es  sehr  nahe,  es  mit  diesem  von 
demselben  Grundstamm  öd,  öth,  eth  etc.  = 
ad  abzuleiten  u.  da  es  meist  (im  Gegensatz 
zu  dem  nüchternen  grötmoder  u.  beppe)  nur 
von  Kindern  im  k osende n  u.  seh m e i- 
ch  elnden  Sinn  gebraucht  wird,  so  ist 
diesem  Worte  vielleicht  die  Bedtg.:  Gütige 
(von  öd.  Gute)  zu  unterlegen.  Vergl.  helg. 
6t,  Grossmutter  (hl  ötens,  bei  Grossmutters), 
wofür  vielleicht  richtiger  ötli  zu  schreiben 
ist.  cf.  Ü etke r,  Helgoland, pag.  405,  sowie  im 
Julklapp  von  Dr.  Karl  Theod.  Gaedertz 
pag.  8  unten  in  der  Anm.  das  nd.  ohhc  (Gross- 
vater), was  jedenfalls  für  odde  od.  älteres 
ode  ofZ.  öde,  uode  steht  u.  mit  dem  ml. 
Namen  Ode  od.  Odo  eines  Ursprungs  ist. 


öde,  M\  öde,  leer,  wüst,  verkommen, 
scJilecht,  traurig,  armselig  etc.;  —  dat  sügt 
hir  so  öde  ut;  —  dat  is  hir  so  'ji  üdea 
kräm ;  —  Öd  wer  (trauriges ,  trübseliges 
5  Wetter) ;  —  't  is  so  'n  Oden  söudag  (es 
ist  solch  ein  trauriger,  trüber,  regnigter 
San )t tag)  etc. 

Es  ist  das  as.  ödhi ,  öthi;  m)dd.  oode; 
alid.  ödi,  aodi ;  a)nhd.  öde;  mhd.  oede,  goth. 

10  aulhs;  ags.  eadhe,  (Hlhe,  ydhe  etc.,  welches 
in  den  verschiedenen  Bedtgn.  von:  leicht, 
ang e n e h m  etc. ;  leicht ,  n i chts  to i e- 
gend  u.  enthaltend,  leer ,  eitel, 
thoricht,  mang elhaft,  schlecht  etc. 

15  vorkömmt  u.  in  vieler  Hinsicht  mit  unserm 
„wau"  synonym  ist.  Dasselbe  Wort  od.  das 
Adverb. :  ahd.  öd,  öth  =  ags.  eadh,  ödh  etc. 
.steckt  auch  in  ödmöd  od.  ötmöd  (Demuth), 
u.  zwar   in  der  Bedtg. :   leicht,    le  i  c  h  t- 

20  lieh,  willig,  gefügig  etc.,  u.  heisst 
ötmöd  eigentlich  soviel  als :  willig  er , 
gefügiger  u.  somit  niedrig  er  Muth 
od.  Sinn,  als  Gegensatz  von  Stolz  u. 
D  ü  n  k  e  l  etc. 

25  üd-möd  od.  öt-möd,  Demuth,  bz.  ein  Sinn, 
der  gegen  Gott  u.  MitmenscJien  gefügig  u. 
loillig  ist  u.  sich  nicht  stolz  gegen  die  Fü- 
gungen des  Geschicks  etc.  auflehnt.  Begriff- 
lich   unterscheiden    loir    es    von    dem  ö  d 

30  darin,  dass  wir  mit  diesem  ein  etwas  mehr 
kriechendes  od.  doch  etwas  mehr  unter- 
ivürfiges  Gebahren  bezeichnen  als  mit  ödmöd. 

—  Nid.  ootmoed ;  as.  ödhmödi,  ödmuodi ; 
ahd.  ödmuotl,    aotmoati,    ödhmöti,    leichter, 

35  folgsamer,  tvilliger  Sinn,  Demuth.  —  Zu  ahd. 
ödi  etc.,  leicht  etc.,  cf.  Ode. 

öd-iiiödig,  gefügigen  ivilligen  Sinnes,  ge- 
horsam, unterwürfig. 

oepenlik,  oependlik,  s.  apendlik. 
40       oej)iuuig,  6'.  äpnung. 

1.  üi",  ob,  ivenn ;  oder,  als  etc.;  —  weist 
du  ök,  of  dat  schip  fan  dage  färd  ?  — ^  Jau 
of  Harm ;  ea  fan  beiden  mut  to  hiis  blifeu ; 

—  ik  wet  nich  anners,  of  he  is  död ;  —  du 
45  must  ens  dön ;  of  links  of  regts  iitwikeu;  — 

wul'  ji  wat  mit  iiten,  of  dö  ji  jö  bedanken? 

—  ji  mutteu  ilfen  mit  'n  mau  of  wat  kamen  (ihr 
müsst  eben  mit  etlichen  Leuten  kommen);  — 
't  is  al  'n  jär  of  wat  laden    (es  ist  schon  ei- 

50  nige  Jahre  her) ;  —  't  is  'n  ür  of  dre  gäns 
fan  hir  (es  ist  etwa  drei  Stundoi  Weges 
von  hier  entfernt). 

Es  ist  das  goth.  ibai,  iba  (ob,  denn,  etwa) ; 
ahd.  \h&  (Bedingung) ;  Dativ  ihn,  \\i\\  (wenn, 

55  ob);  andere  Formen:  oba,  übe,  ubi,  upa, 
upi ;  mhd.  obe,  ob;  md.  of;  afries.  ef,  jcf, 
gef,  of,  jof;  as.  ef;  ags.  gif,  gyf;  engl,  if ; 
an.  ef,  if ;  nid.  of;  nfries.  ef,  of  etc.,  welche 
in  den  älteren  Sprachen   indessen   nur  die 

60  Bedtg. :  ob ,  wenn  etc.,  ii.  nicht  die  Bedtg, 


OF  671  OF-DÖN 

von:  oder  (loie  hei  uns)  haben  ti.  loelche  anderen  u.  zioeiten  Ißtioas  natur- 
lelslere  BcdUj.  daher  rührt,  dass  das  von  gemäss  u.  von  seihst  crlclärt,  soivie  auch  de)i 
dem  fries.  ef,  of,  jef  (oh,  wenn)  weiter  ge-  durch  „oh"  ausgedrückten  Ziueifcl  (od. 
hildete  eftlia,  efthcr  etc.  (oder)  wieder  zu  des  Zioicspalts  u.  der  Ziveiheit)  im  \\^ollen, 
of,  jef  gelürst  u.  verstümmelt  wurde,  wie  hei  5  Handeln  u.  Können  etc.,  wohei  ich  noch 
V.  Eichthofen  (afries.Wb.)  M«<er  ieftha  hemerice,  dass  das  skr.  uhha,  als  Sahst,  auch 
(cf.  auch  mnd.  of  hei  Seh.  u.  L.)  zu  ver-  den  Dual  od.  die  Ziveiheit  von  Etwas 
gleichen  ist.     Vergleicht  man  nun  aher  xoeiter        bezeichnet. 

die  dort  unter  ieftha  aufgeführten  Formen :  Als  Belegstellen  für  goth.  ibai,  hz.  bai  etc. 

lulei',  ander  etc.  mit  den  von  Schade  (ahd.  10  sind  zu  vergleichen:  Bopp,  Gramm.  III, 
Wb.)  unter  odo  (oder,  etwa  etc.)  auf-  484  u.  Gloss.  comp.  58  (s.  uba)  u.  305  (s. 
geführten  Formen:  ahd.  odar,  oder;  mhd.  yat  3).  Ferner  Ben  feg,  Sans/er.  Dict. 
oder,  odder;  md.  uder,  ader  etc.,  so  scheint  130  (s.  ubha)  u.  733  fs.  yad),  Fiele,  I,  2'Jl. 
es  fast,  als  ob  das  mit  Letzterem  identische  (cf.  ubha  u.  auch  unser  beide)  etc.  etc. 
nhd.  oder  =  nd.  edder  (cf.  unter  eddeu-  15  Zum  Schluss  ist  nocJi,  zu  bemerken,  dass 
ride)  auch  eine  Weiterbildung  von  ahd.  oba,  das  lat.  aut  (oder,  wenn  etc)  sehr  nahe  zu 
mhd.  ob  u.  da,  tha  etc.,  bs.  dar,  thar*  ist,  ander,  ouder,  hz.  nhd.  oder  etc.  liegt,  zumal 
II.  dass  odo  ebenso  ivie  ags.  edbdha  u.  an.  das  lat.  „t"  unserm  germ.  „d",  „th"  ent- 
edha,  eda  etc.,  hz.  ahd.  odar  etc.  aus  obda,  spricht  u.  also  ander  (^=oder,  loenn  etc., 
efdba  ('=  ob,  ivenn  -|—  da  od.  als,  ivie  20  d.  h.  ivieder,  nochmals,  loiederum 
etc.),  hz.  obdar  etc.  entstand  u.  das  „b"  od.  etc.,  cf.  ander  u.  aber  etc.)  auch  leicht  eine 
„f"  in  odo,  odar  ausfiel,  od.  im  ags.  edhdha  Weiterbildung  von  ant  =  and ,  auth  etc. 
u.  ahd.  eddo  (oder,  sonst,  etwa,  vielleicht  etc.,  -\-  Endung  er  =  urspr.  ara  sein  kann, 
cf.    hei    Schade    unter    eddo)    durch    das  2.  Of,    ab,   von,   weg,    hinab,  nacJt,  unten, 

nachfolgende  „dh"  od  „d"  assimilirt  wurde,  25  herunter  etc.,  s.  af.  —  Redensarten  als: 
ähidich  toie  im  lat.  assero  statt  adsero  u.  de  büks  is  of  =  a.  die  Hose  ist  abgezogen, 
in  vielen  andern   Wörtern.  —  b.  die  Hose  ist  abgeimtzt,  hz.  unbrauch- 

Wegen  des  goth.  ibai,  iba  etc.  ist  zu  he-  bar;  —  't  is  wer  of  mit  de  brüdscbup  (die 
merken,  dass  dieses  aus  i  u.  ba  zusammen-  Brautschaft  ist  ivieder  abgebrochen) ;  —  de 
gesetzt  ist  u.  dass  dieses  höchstwahr  scheint.  30  böm  is  old  nu  of;  —  of  uü  staf  (alt  u. 
aus  der  vollen  Form  ya-uba  entstand,  woraus  steif,  hz.  abgenutzt)  etc. ;  —  ik  harr'  so 
sich  dann  auch  vielleicht  das  n  (bz.  ü  als  lopen,  dat  'k  hei  of  was,  as  'k  wer  to  hüs 
Contract.  von  i  -{-  n)  in  dem  ahd.  übe,  npa  kwam  (ich  hatte  so  [schnell]  gelaufen,  dass 
erklärt,  ya  ist  das  Thema  von  skr.  yat  ich  total  ah  [entkräftet  etc.]  war,  loie  ich 
(qni)  u.  ihm  entspricht  das  goth.  Fragepro-  35  wieder  zu  Hause  kam);  —  dat  is  of  'n 
nomen,  bz.  die  Conjunction  ei  (ob,  toie  etc.)  ander  gän  (das  ist  von  einander  gegangen), 
u.  griech.  e  i  (wenn,  ivenn  etwa  etc.),  sowie  —  o  f  ist  auch  mitunter  synonym  mit  nhd. 
auch  das  daraus  contrah.  i  in  ibai  etc.,  er  in  der  Grdbdtg.:  aus,  aus  hervor, 
während  die  zweite  Silbe  bai ,  ba  durch  von  Etioas  a  u  s  od.  a  b  etc.  mit  der  Neben- 
Äphäresis  aus  skr.  ubha  (aus  abha,  ambha  40  bedfg.  von :  zu  einem  zweiten  Etwas  h  i  n 
=  griech.  ampho,  lat.  ambo  [beide  zusammen],  u.  z  u ,  wie  unter  den  nachstehenden  Com- 
lit.  abn  [Thema:  aba],  gotli.  bai),  entstand.  positis  zu  vergleichen;  z.  B.  ofrekken  etc. 
Die  dem  heutigen  (aus  ydi-xMi'ä.  verstümmelten)  of-bakken,    a)    abhacken    (Brod    etc.    im 

„of",  hz.  nhd.  ob  zu  Grunde  liegende  urspr.  Ofen);  —  b)  abmachen,  ahschliessen,  ver- 
Bedtg.  loar  also:  toie  od.  ivenn,  wo  45  gleichen;  —  se  hebben  de  säk  mit 'n  ander 
(unter  hz.  von)  zwei  od.  mehrere   u.        ofbakd. 

verschiedene  (Personen,  Dinge,  Fälle  od.  ot-heiüeVi,  abwarten;  s.  beiden. 
Zustände  etc.)  zusammen,  od.  ivie,   ivenn  (ii-\i^%it\\%\,  Abschied ;  —  he  hed  gin  ofbe- 
(eine)   Zweiheit    od.    ein    Dualismus        sched  namen ;  — he  hed  sin  ofbesched  kragen. 
ist,    woraus  sich    denn   auch   der   in   „ob"  50      ot-hoA,  Abgebot,  Herunterlassen  im  Bieten ; 
liegende  fragliche,   ziv eifelhafte  u.        —  't  geid  bi  ofbod  un  nich  bi  npbod. 
bedingende,     bz.    der    in   unserm    „of"  of-hvakeyi,  abbrauchen,  abgebrauchen,  ab- 
=  oder   liegende  Begriff  eines   bedingten        nutzen  etc. 
of-l)unken,  abgraben,  abstechen  etc. 

*  Anni.:  identisch  mit  nhd.  da  u.  unserm  55      of-dägeu,    of-(legen,    abwehren,   abhalten 
de  (da,    damals  etc.)    u.  dar  (da,   daselbst)         etc. ;  —    ik  kun  hum  hast  net  ofdägen ;  — 
=  afries.  tha,  da  (da,  als  etc.)  u.  ther,  der        ik  heb'  de  slag  ofdägend ;  —  s.  2  dägen. 
(da,  dort,  daselbst  etc.),  wovon  afries.  thard  of-delen,  abtheilen,  zerlegen,  abgehen  etc. 

=  as.    tharod ;     ahd.    tharot;     nhd.    dort  ot-dOn,  ahthun,  ablegen;  abmachen,  heen- 

(illuc)  weitergebildet  wurde.  60  digen;  tödten;  schlachten  etc. 


OF-DWALEN 


672 


OF-GAFE 


of-thvalen,  ahin-cn  etc. 

of-oblien.  abebben,  abßi essen. 

iil'el  od.  öfel,  övcl  etc.,  übel,  böse,  schlecht 
etc.;  —  dat  siigt  d'r  üfel  Gods  (bz.  Gods-Ofel) 
üt  (das  sieht  da  sehr  böse  aus);  —  ik  wind 
d'r  üfcl  fan  to  mode  (ich  wurde  übel  od. 
schlecht  davon  zu  Muthe).  —  Auch  subst.: 
dat  öfel.  —  Africs.  evel ;  as.  ubil ;  ags.  yfcl ; 
engl,  evil,  ill,  an.  illr  (contrah.  aus  ilillr, 
ivillr) ;  satl.  ewcl ;  nid.  euvel;  7nnd.  ovel ; 
ahd.  ubil,  übel,  upil,  upili;  mhd.  übel; 
goth.  ubils. 

Vergleicht  man  das  sät.  ubli,  zusammen- 
machen, füllen,  zusammendrücken,  j^^'cssen 
etc. ;  ubbj  (i.  e.  ubh  -\-  ja),  zusammen- 
drücken, biegen,  unterdrücken,  hindern  etc.; 
—  zend.  üb,  zusammenhalten  etc.;  iibj, 
niederhalten,  unterdrücken,  ersticken,  tödtcn, 
vertilgen,  verderben  etc.,  —  so  ivürdc  sich 
ubh  der  Form  u.  dem  Begriff  nach  gut  als 
y  für  ahd.  ubil  ansetzen  lassen,  da  sich 
aus  drücken,  pressen  etc.  der  Begriff:  quälen, 
Böses  anthun,  belästigen  etc.,  bz.  Druck, 
Qual,  Belästigung,  Beängstigung  etc.  ganz 
ungesucht  u.  von  selbst  ergiebt  u.  eben  durch 
übel  (übel  sein,  Ucbelkeit  u.  Ekel  empfinden 
etc.)  ein  Zustand  bezeiclinet  loird,  loo  man 
durch  Neigung  zum  Erbrechen  einen  wirk- 
lichen innerlichen  Druck  u.  eine  grosse 
Beängstigung  empfindet  u.  auch  „Je- 
manden übel  behandeln"  gleich  ist  mit 
„Jemanden  quälen,  drücken,  pressen". 

öfel-dad,   Uebclthat. 

öt'el-d;uli^,  übelihätig. 

iifel-heid,  öfel-keid,   Uebelkeit. 

1.  Ofen,  Oven,  üben  (exercere,  studere) ;  — 
iitüfeu,  ausüben,  verrichten,  ausrichten;  — 
ferüfeii,  verüben,  verrichten.  —  Ahd.  uoban, 
uaban,  uabeii,  uoppan,  uopan ;  mhd.  uobeii, 
üeben ;  md.  üben  (pflegen,  hegen ;  ausüben, 
gebrauchen ;  thätig  sein;  sich  thätig  erweisen) ; 
as.  ubjan,  uobjan ;  an.  aefa.  —  Dagegen  aus 
den  tirspr.  Verben:  oven,  efen,  oeven  etc. 
die  Freq.:  afries.  övonia,  ovciiia,  öfnia; 
ags.  efnian,  aefniaii,  aefnan;  nid.  oefeneii. 

Moritz  Heyne  leitet  das  ags.  aefnan, 
hz.  efnan  (s.  Gloss.  zum  Beowulf)  von  ofu 
(eben,  gerade)  ab,  ivas  schwerlich  richtig 
sein  dürfte,  da  zu  diesem  Wort  (cf.  iifeu  u. 
eft'en)  weder  die  ahd.  Formen:  uobjan  etc. 
stimmen,  noch  auch  (ganz  abgesehen  vom 
Vocal)  aus  ahd.  eban  (eben)  ein  einfaches 
Verbum  uoban,  sondern  nur  ein  uobanjan 
od.  uobanön  etc.  entstehen  könnte  u.  dann 
atich  ferner  beide  Wörter  sich  doch  be- 
grifflich nur  schwer  vereinigen  lassen. 

Für  den  Stamm  uob,  uab  etc.  von  uoban 
etc.  od.  für  ahd.  uoba ,  Feier,  religiöse 
Handlung,  Gottesdienst  etc. ;  mhd.  uo]i,  uob 
das  Ueben,  Treiben  od.  TImn  etc.,  falls  uoban 


für  uobjan  steht  u.  mit  jan  (thun,  machen) 
von  uoba  fortgebildet  wurde,  muss  demnach 
wohl  eine  besondere  y  angesetzt  od.  ange- 
nommen werden,  dass  ihm  ein  anderes  altes 
5  Wort  zu  Grunde  liegt,  loomit  das  Subst. 
ahd.  uoba  urspr.  ident.  ist.  Sieht  man  sich 
nun  aber  des  Doppclvocals  uo  loegen  das 
ahd.  nuiotar  =  skr.  matar  u.  andere  ahd. 
Wörter  mit  uo  aus  ur-^^pr.  a  od.  ä  (cf.  z.  B. 

10  auch  mOd,  müme  etc.)  an,  so  liegt  es  sehr 
nahe,  beim  Stamm  uob  od.  dem  Subst.  uoba 
an  die  y  ap  (sich  bewegen  u.  regen,  treiben, 
arbeiten ,  agere  etc. ;  sich  bewegen  vor  od. 
wohin,  kommen  zu,  erreichen,  erlangen,  er- 

15  werben,  gewinnen,  bz.  erreichen  u.  trefi'en 
etc.,  cf.  skr.  ä.p ;  zend.  äf,  af,  ap,  erreichen, 
treffen  etc.;  —  skr.  ap  od.  äp,  Wasser,  bz. 
sich  bewegendes,  rinnendes,  flicsscndes  Ft- 
loas ;  —  apas  lat.  opus,  Werk,  That,  Hand- 

20  lung  etc.  u.  skr.  apas,  religiöse  Handlung 
etc.)  od.  an  das  Subst.  skr.  apas  lat.  opus 
etc.  zu  denken  u.  entweder  ahd.  uoba  mit 
skr.  apas  etc.  direct  von  der  ]/  ap  abzuleiten, 
od.  aber  uoba  mit  apas  etc.  zu  identificircn 

25  u.  cds  dasselbe  Wort  wie  dieses  u.  lat.  opus 
zu  nehmen. 

2.  «fen,  Sven  (Subst.),  Ueben,  Uebung ; 
specicll  (in  Fmden)  auch:  Beligiotis- Unter- 
richt, Katechismus-Lehre  der  Kinder. 

30  1.  ofor,  üver  od.  auch  öfer  etc.,  über, 
höher  etc. ;  s.  afer  =  skr.  upara,  dem  Com- 
Xicir.  von  upa  =  unser m  up,  auf  etc. 

2  ol'er,  Over,  Ufer,  d.  h.  der  über  der 
über  der  Wasserfläche  des  Stromes  od.  des 

35  Meeres  vorstehende  od.  der  höher  lie- 
gende Rand;  —  he  wand  up  't  Öfer,  bz.  an 
't  Bfer.  —  Afries.  ovira,  overe;  ags.  ofer; 
nfries.  over;  nM.  oever;  mlid.  uover;  vid. 
über;  mnd.  over.  —  Zu  1  öfer. 

40      öfern,  Ovorn,    in  ferOforn,  erobern,  über- 

tvältigen  etc.  =  ^üd.  veroveron.  —  Zu  I  fifcr. 

ofer-heu,    ofer-hei,    Ufer-,    bz.    Kantheu 

von  den  Kanten  der  Gräben  u.  Canäle  etc. 

ot'-fallen,  abfallen, hinunterfallen,  abebben, 

45  abnehmen,    abmagern,   kraftlos  locrden  etc. ; 

—  de  bladen  —  dat  water  —  de  wind  etc. 

fallen,  bz.  fald  of;    —    he   ig   kürtcns    regt 

offallon. 

of-fjird,   Abfahrt.  —  Weiteres  cf.   unter 

50  upfärd. 

of-faren,  abfahren.  In  allen  Bedtgn.  wie 
im  hochd. 

of-ilakken,  (diflachen;  —  dat  flakd  al 
mer  of ;  —  dat  holt  mut  wat  offlakd  worden. 

55  1.  ol'-llötjon,  die  Milch  abrahmen,  hz.  den 
Ilahm  (flot,  flüt)  abnehmen. 

2.  of-flötjen,    ab-   od.  toegschwimmen   mit 
dem  Floss ;  s.  flötjen. 
of-gafe,    Abgabe,    Hingabe;    Geldabgabe, 

GO  Steuer  etc. 


OF-GAEFEN 


673 


OF-KER 


of-gäfen ,  ol'-gefeii ,  abgehen ,  hingehen, 
gehen  von  ah,  Irennen  etc. ;  (sich)  ahgehen 
ti.  hefassen  (womit)  etc. ;  —  Bedensart :  ik 
gSf  mi  d'r  of,  as  Jan  Lüg  fan  't  olde  pörd. 

of-gän,  a)  ahgehen,  weggehen,  abscheiden, 
^verscheiden,  sterben  etc. ;   —   he  wil  ofgan ; 

—  he  schal  wol  bold  ofgän ;  —  de  biiks  wil 
ofgan  (die  Hose  loill  nach  unten  gehen) 
=  ofsakkcn  (niedergehen  od.  auch :  die  Hose 
tvill  abgängig  u.  unbrauchbar  werden) ;  — 
1))  abgegangen,  tveggegangen  etc. ;  —  dat 
kind  is  mi  stftr  ofgan ;  —  d'r  stint  hnm 
föl  wurms  ofgan ;  —  c)  subst. :  Abgehen,  Ab- 
gang, Abfahrt,  Abreise,  Verscheiden,  Nieder- 
od.  Untergehen,  Verschioinden  etc. ;  —  bi 
sin  ofgan  let  he  de  böschni)  (Botschaft) 
torüg,  dat  etc.;  —  de  sünne  is  in  t'  of- 
gän  etc. 

of-gang,  of-gank,  Abgang,  Weggang  etc. 

of-get'al,  Abfall;  das  von  Speisen  etc.  ab- 
fallende u.  zurückbleibende ;  BücJcstand,  Un- 
brauchbares, ünrath;  —  't  ofgefal  is  fiir 
de  swinen ;  —  d'r  is  fOl  ofgefal  fan  kamen. 

of-glippen,  abglitschen,  abgleiten  etc. 

of-god,  Abgott ;  fig. :  Liebling  etc. ;  —  dat 
kind  is  sin  ofgod.  —  Davon:  ofgödisch,  of- 
gödere  etc.  —  Ein  Abgott  ist  ein  Wesen 
ivas  von  Gott  abzieht  u.  ab%o endet  u. 
doch  ivie  Gott  verehrt  loird.  Oder  ist  A  b- 
gott=  Unter-  Gott,  ni  edriger  Gott, 
verächtlicher  Gott  etc.  ?  —  cf.  of- 
grund  etc. 

of-göjen,  ab-  od.  hinabwerfen,  hinunter 
werfen. 

of-griselk,  abscheulich,  gräulich,  grässUch, 
Grausen  erregend. 

of-grisen  (von  Tuch  etc.),  die  Farbe  ver- 
lieren, greis  u.  fahl  werden. 

of.grund,    Abgrund,    Untergrund,    Tiefe; 

—  in  de  d^pste  ofgrnnd  fan  de  helle,  in  den 
tiefsten  Abgrund  der  Hölle. 

of-grunden,  ergründen,  ausgründen,  den 
Untergrund  od.  die  Sohle  eines  Geivässers 
berühren,  die  Tiefe  ermessen  od.  erreichen; 

—  dat  water  is  so  dep,  dat  ik  't  hei  nßt 
ofgrunden  kun'. 

of-grunderen,  wörtl:  in  den  Abgrund 
od.  in  die  Tiefe  bringen;  daher:  ernie- 
drigen, verachten,  verletzen  etc. ;  —  he  of- 
grunderd  mi ;  —  dat  hed  mt  so  ofgrunderd 
(verletzt),  dat  du  min  worden  net  löfen  wnld. 

—  Satl.  afgrunderje. 

of-grnnderlik,  erniedrigend,  verächtlich, 
verletzend  etc. ;  —  he  hed  mi  so  ofgrunderllk 
behandeld;  —  dat  was  so  ofgrunderllk 
für  mi  etc. 

of-güsten,  einer  Kuh  die  Milch  vertreiben, 
d.  h.  sie  austrocknen  u.  d ü r r ,  bz.  u  n- 
ergiebig  (cf.  gust  =  trocken  etc.)  inachen ; 

—  de  kö  mut   ofgüstd  worden,   anders  lid 

J.  ten  DooTükaat  Koolman,     Wörterbuch.    II. 


se    to    %\,    um    dat    se    dicht    för  't   melk- 
worden steid. 

ol-halen  od,  al-halen,  abholen,  loeghdlen, 
imgziehen,    herunterholen,    irgend   wo   von 
5  wegholen  etc.  —  Daher  nach  Diez  (II,  194) 
das  franz.  aftaler. 

ot'-handen,  abhanden,  von  den  Händen 
weg,  aus  den  Händen  etc. 

öf-liaildig    (abhändig),    von    der    Hand, 

10  nicht  zur  Hand,  abgelegen,  tmgelegen  etc. ; 
—  dat  is,  bz.  ligd  mi  to  ofhandig. 

of-lielgeii,    abmühen,   ahhalsen,   abplagen 
etc. ;  tvörtl. :  abziehen,  abschleppen  etc. 
of-h?msk,  abheimisch,  vom  Heim,  bz.  von 

15  dem  Hause  od.  dem  Wohnort  iveg,  ab- 
wesend etc. 

of-liiifelll ,  abhobeln,  abhauen,  behobeln, 
schlichten  etc. ;  —  de  balk  mut  liäter  of- 
höfeld  worden ;    —    das  Bauhe  ab-  u.  iveg- 

20  nehmen,  glätten  etc. ;  daher  (fig.) :  Jemanden 
die  Bohheit  benehmen,  ihn  behobeln,  ihn  in 
Zucht  nehmen,   ihm  seine  Bohheit  etc.  vor- 
halten, ihn  bestrafen  u.  ausschelten  etc. 
of-hören,  abhören,  vernehmen,  itnterhören, 

25  verhören  etc. ;  —  tügen  ofhören  (Zeugen 
verhören);  —  ik  mut  hum  sin  les  nog  äfen 
ofhören  (ich  muss  ihm  seine  Aufgabe  noch 
eben  verhören) ;  —  erhorchen ,  durch  den 
Sinn  des  Gehörs  geivahr  werden,  verstehen 

30  etc.;  —  he  was  so  wid  fan  mi,  dat  ik  't 
hei  net  ofhören  kun',  wat  h6  sä'  (er  war 
soweit  von  mir  entfernt,  dass  ich  es  gar 
nicht  verstehen  [vernehmen]  konnte,  was  er 
sagte,   bz.  dass  das  Gesagte    od.  der  Schall 

35  mein  Ohr  gar  nicht  erreichte),    cf.  ofkiken. 

ot'-jacht,  Abjagung,  Abtoeisung,  harte  ab- 

iveisende   od.  abschlägige  Antwort    etc. ;    — 

ik  krcg  dar  so  'n   ofjacht,    dat   'k   hei   net 

wus',  war  'k  blef.     cf.  unter  ofjagen. 

40  of'-jagen,  abjagen,  abtreiben  etc. ;  —  ik 
heb'  hum  dat  god  wer  ofjagd;  —  de  ganse 
gegend  is  ofjagt  (abgejagt  od.  abgetrieben 
u.  von  Wild  entleert) ;  —  von  Etivas  abjagen 
u.  vertreiben;   —    ik  heb'  hum    d'r  ofjagd; 

45  —  Jemanden  durch  eine  harte  u.  scharfe 
Antwort,  bz.  durch  harte  Worte  von  sich 
jagen  u.  entfernen,  bz.  ihn  hart  anlassen 
u.  abfertigen;  —  ik  heb'  hum  dügtig  ofjagd 
(od.  ofjacht),  bz.  fägd;  —  einen  Weg,  eine 

50  gewisse  Strecke,  eine  Entfernung  ah-  od. 
durchjagen ;  —  ik  kun  de  weg  in  gen  stünde 
ofjagen,  so  lank  was  he ;  —  he  för  altid  so 
fei,  dat  he  de  dre  milen  fan  hir  na  Auerk 
altid  in  twe  stünn'   ofjög    (er  fuhr   allezeit 

55  so  schnell,  dass  er  die  drei  Meilen  von  hier 

nach  Aurich  stets  in  zivei  Stunden  abjagte, 

bz.  die  drei  Meilen  in  zwei  Stunden  machte). 

of-ker,   Abkehr,   Abneigung,  Widenvillen 

etc.;  —  ik  heb'  d'r  so  'n  ofker  fan,   dat  'k 

60  al  hast  öfel  word',  wen  'k  't  man  se. 


OF-KKREN 


674 


OF-RAKEN 


ot-keren,  nhkehren ,  abwenden,  weg- 
IrJiren  etc. 

of-keng,  ahkchrig ,  nhwenüig ,  abge- 
neigt etc. 

of-kiken,  absehen,  wegsehen  etc. ;  —  he 
hed  hum  dat  ot'käken ;  —  he  hed  't  mojo 
d'r  ofkiikon ;  —  mit  den  Augen  hz.  dem 
Sinn  des  Ge.'iichts  erreichen  n.  durchmessen 
etc.;  —  ik  kiin"  do  wog  hol  iiöt  ofkikoii,  so 
lauk  was  hO. 

ot'-klappeii.  abklappen,  abklatschen,  ab- 
schlagen etc.;  a.  durch  einen  Klapps  in-  die 
Hand  eines  Anderen  einen  Kauf  od.  Ver- 
trag ab.<<chUcs.<ie)i  ».  besiegeln ;  —  de  köp  is 
(ifklappd  nu  min  is  de  kO ;  —  h.  abmachen, 
verabreden,  sich  vereinigen  (worüber),  be- 
schliesscn  etc.;  —  se  höhlten  dat  mit  'n 
ander  ofklappd  (sie  haben  das  mit  einander 
abgemacht  od.  verabredet  u.  bescJdossen). 

ot'-klavpren  od.  of-klavCren,  (reß.)  sich 
etwas  an  den  Fingern  (d.  h.  Fängern, 
Greifern,  bz.  Klauen)  abzählen  u.  so 
(sinnl.)  vorstellen  u.  deutlich  machen,  sich 
etwas  erklären ;  —  dat  kiinst  du  di  dog  ligt 
ofklavereii  (das  konntest  du  dir  doch  leicht 
vorstellen,  bz.  denkoi,  deutlich  machen,  er- 
klären) etc.  —  he  klavörd  siik  dat  of  (er 
zählt  sich  das  an  den  Fingern  ab). 

Es  gehört  mit  dem  nid.  klaveren  (klettern) 
11.  unserm  sgno)i.  klauteren  zu  klauen,  bz. 
klaue  (Klaue,  Greifer),  was  ivir  auch  ebenso 
ivie  pot  (Pfote  =  haltendes,  greifendes  Et- 
was)  filr  Finger  u.  Hand  gebrauchen,  cf. 
ütklavöreii. 

of-knappen,  abknappen,  abknacken,  ab- 
brechen, abbeissen,  abkürzen,  verkürzen,  be- 
schränken etc. ;  —  do  hörn  is  ofkiiappd ;  — 
he  hed  de  kük  ofknappd ;  —  ik  wil  hum  in 
sin  Ion  niks  ofknappcn  etc. 

ol-knil»beln,  abbei.'isen,  abnagen,  abkneifen, 
abhrechc.i  (mit  den  Zähnen  od.  Fingern), 
verringern  etc. ;  —  du  must  dar  niks  of- 
knibbeln,  bz.  ofnihbeln. 

of-knipen,  abkneifen,  verkürzen  etc. ;  — 
hC  hed  sük  do  finger  nfknäpen ;  —  ho  knipd 
hum  'n  daler  of. 

of-knojen,  abmühen,  abarbeiten,  abplagen 
etc. ;  —  ik  wil  mi  dar  net  langer  mit  of- 
knojen  ;  —  he  knuid  sük  rein  of. 

of-kör,  Abneigung,  Abscheu,  Widerwillen 
etc. ;  —  ik  heb'  d'r  so  'n  ofkör  fan.  —  Nid. 
afkeur.  —  Zu  ki.r  =  Wahl,  Wille,  Nei- 
gung etc. 

ol'-köroil,  abknhren,  alnvählen,  verwerfen, 
nicht  ividiloi,  nicht  annehmen  etc.;  —  de 
hingst  is  ofkürd;  —  se  hebbon  min  sön  as 
Soldat  ofkurd.     cf.  ankören  etc. 

of-körig,  von  Abneigung  u.  Widerwillen 
besessen,  etwas  verabscheuend  etc. ;  —  h^  is 
d'r  ofki.rig  fan.  —  Ntd.  afkeurig  etc. 


of-krigen,  abkriegen,  abbekommen,  her- 
unter-, bz.  herablangen,  herabnehmen,  von 
abnehmen  etc.;  —  fan  de  bunk  kau  'k  niks 
raer  ofkrigen ,  —  du  schalt  wol  niks  ol- 
5  krigen;  —  du  kaust  mi  dat  d'r  wol  iifon 
ofkrigen  etc. 

of-lafeii ,    (digeloben ;    —     man    mut    sük 
niks  otlafon  (od.  forheten),  as  't  uOse  ofbiten. 

flf-Irtngen,  ablängen,  abreichen,  crreichoi 
10  etc.;  --  de  börd  is  so  hog,  dat  ik  hum  not 
oflangen  kau;  —  ablangen,  ablegen,  verab- 
reichen, abgeben  etc. ;  —  lang  of !  of  'k  sehet 
dl  död ;  —  lang  mi  dat  mest  fan  't  börd  of 
(lange  od.  reiche,  gieb  mir  das  Mes,<ier  vom 
15  Bord  herunter). 

of-laten,  abla.<!sen. 

ol-ledoii,  ableiten,  wegleiten  etc. 

of-lichteil,    ablichten,    cddieben,  eine  La.<it 
od.  Jlürdr  abnehmen  etc. ;  —  ik  wil  dt  'n  bttjc 
20  oflichten,  dat  du  not  so  swar  to  dragen  best. 
S.  2  lichten. 

of-lujen,  ablaugen,  bz.  Lauge  (d.  h.  eine 
blau  färbende,  beizende  Substanz)  an  Etwas 
ablassen,  abfärben,  bläulich  od.  schwarz  an- 
25  laufen  etc. ;  —  de  pot  mut  erst  ütlöid  worden 
(wörtl.:  ausgelohet,  ausgebrannt,  aus- 
geflammt etc.  werden),  anders  löid  he  of 
un  't  ilten  word  blausk. 

of-limftVln,  erdrosseln,  heimlich  tiklten  etc. 
30       )if-nibbeln;  i.  q.  ofknil)beln.     cf.  nibbeln. 

«if-nipen  ;  /.  5.  ofknipen.     cf.  nipen. 

of-6»en,  absehen. 

of-pälen,    abpfählen,    mit    Pfählen    ab- 
schliessen  od.  umgeben  ;    —    dat  is  rundum 
35  ofpäld. 

of-peilen,  abstechen,  abmessen,  erme.=isen, 
ausmessen,  ergründen;  —  ik  kan  de  düpte 
fan  de  so  net  ofpeilen;  —  de  hemmel  is  not 
oftojioilen. 
40  of-pellen,  abschälen,  abziehen ;  —  ker- 
tulVels  ofpeilen. 

of-plüsen,  abfüsern,  abzupfen,  die  Fasern 
abnelimcn  od.  absuchen. 

ot-praehen,    of-prachern,   abpressen,  ab- 
45  zwacken,    durch  Bitten    od.  Drohungen  ab- 
nöthigen,  bz.  abbetteln. 

of-proten,  abreden,  verabreden;  —  so 
hebbon  dat  mit  'n  ander  ofprotd;  —  von  ab 
reden,  durch  Reden  abbringen ;  —  he  let 
50  sük  d'r  nich  fan  ofproton  ;  —  abschivatzen, 
ablocken ;  —  se  muggon  hum  beden  wat  sA 
wullon,  In"'  Ic't  sük  't  dog  net  ofproton. 

of-j»iinten,  abstechen,  die  Spitzen  weg- 
nelimen  ;  absteckoi,  durch  Punkte  begrenzen. 
55  ol'-raken,  abkommen,  loskommen  (von  Et- 
was), bz,  kommen  cdi  (von,  weg,  herunter 
etc.) ;  —  ik  kan  d'r  hei  net  wer  ofraken  (ich 
kann  gar  nicht  wieder  davon  kommen);  — 
he  is  uog  güd  fan  sin  perd  ofräkd  (er  ist 
60  noch  gut   von   seinem  Pferde   abgekommen, 


OF-RAKKEN 


075 


OF-SETTER 


ist  es  gut  losgcivorden) ;  —  hö  is  d'r  nog  al 
gnd  ofräkd,  dat  he  mit  rn  dag  Sitten  fre 
kamen  is;  —  lie  is  fan  d'  weg  ofnikd ;  — 
he  rök  fan  't  hüs  of  (er  kam,  hz.  fiel  vom 
Hause  herunter).  —  Ferner  auch :  abtreffen, 
abreichen,  erreichen  =  von  einem  (fcgcbencn 
Standimnkt  aus  (od.  ab)  kommen  k.  ge- 
langen zu  einem  Etwas ;  —  hCi  kun'  de 
hörn  net  ofraken  (er  konnte  den  Baum  ge- 
rade [mit  seinem  Arm,  hz.  einem  Stock]  er- 
reichen, berühren,  treffen). 

of-rakken,  s.  berakken. 

of-rammeln  (sük),  sich  schwächen,  immo- 
dice  coeundo ;  —  he  hed  siik  oframmokl ;  — 
he  sügt  so  oframmekl  (abgehurt,  abgelebt)  ut. 

of-rekkeii,  abreichen,  erreichen  =  oflangeii ; 
■ —  ik  kan  de  appel  nich  ofrekken,  wil  he 
to  hög  hangd. 

of-richeln,  mit  einem  „richel"  umgehen, 
bz.  absperren  ;  einzäunen,  abgrenzen ;  —  dat 
land  is  ofricheld. 

of-richten,  abrichten,  zurichten ;  recht  u. 
gerade  machen  etc.;  —  he  is  d'r  up  ofrigtd 
=  auf  zugelernt,  eingelernt;  —  de  mür  of- 
richten  (der  Mauer  eine  gerade,  bz.  die 
richtige  Richtung  geben,  indem  man  die 
Unebenheiten  wegschafft  u.  ausgleicht),  ef. 
berichten  etc. 

of-rötten,  abf enden. 

1.  of-rüsten,  abrosten. 

2.  of-rüsten,  abrüsten. 

ot'-sak,  Abfluss,  Abioüsserung ;  —  dat  land 
ligd  göd  up  d'  ofsak  od.  up  't  ofsakkeii. 

of-sakken,  absinken,  abfliessen,  nieder- 
sinken, nach  unten  gehen,  sich  senken,  sich 
nach  unten  neigen,  abfallen,  abnehmen,  sich 
legen;  —  de  brok  sakd  hum  of,  die  Hose 
sinkt  ihm  ab;  —  dat  land  sakd  of  =  a.  das 
Land  hängt  ab,  bz.  neigt  sich  nach  einer 
Seite  hin  ab;  u.  b.  es  icird  trocken,  indem 
das  Wasser  abfliesst  u.  sich  .senkt;  —  de 
wind  sakd  of  (der  Wind  senkt  sich,  bz.  füllt 
ab  u.  legt  sich).  —  Aiich  subst. :  dat  ofsakkcn  ; 
—  dat  water  od.  de  wind  etc.  is  in  't 
ofsakken. 

of-schaken,  s.  l  schaken. 

of-schäpen,  of-schepen,  ab.schiffen ,  zu 
Schiff  abfahren  od.  abreisen;  —  he  is  wer 
ofschEpt ;  —  verschifften,  versenden,  abfer- 
tigen, ivegsenden,  abtceisen ;  —  dat  körn  is 
of-3chapt ;  —  se  hed  hör  brügam  ofschapt 
(abgefertigt,  abgewiesen,  abgeschafft  etc.). 

of-sclieppen,  abschöpfen  etc. 

of-schilaem,  abmalen. 

of-schilfern,  abschieferu,  abblättern,  ab- 
häuten;  —  de  steneu  schilfern  of;  —  dat 
holt  od.  de  hüd  etc.  schilferd  of. 

of-scliillen,  abschälen. 

of-schinen,  abscheinen,  Schein  u.  Glanz 
od.    Hitze   von    sich   geben,    reflexiren;  — 


dat  für  schind  of;  —  he  is  so  het,    dat  h6 
i'irdontlik  ofschlnd. 

of-schinsel,  Ahschein,  Beflex,  Widerschein. 
of-schönen,    abklären,   aufhellen   etc.;  — 
5  de  liicht  (Ltift)  schönd  of. 

of-schören,  abreissen,  abspalten. 
of-schrifen,  abschreiben  =--  a.  copiren  ;  — 
b.   schriftlich  abbestelhn;   —   c.   schriftlich 
Abstand  thiin ;  —  he  hed  sük  fau  sin  faders 
10  stä'  (von  seinem  väterlichen  Platz,  bz.  Hof) 
ofschräfen ;    —    d.    durch  eine  Schrift  weg- 
machen u.  wegzaubern;   —   de  wikster  (bz. 
dat  wikwif)    hed  hum    de  kolde    (das   kalte 
Fieber)  ofschräfen;  —  ik  heb'  mi  de  kolde 
15  ofschrifen  laten. 

of-schrik,  Abschreck,  Abscheu  etc. 
of-schrikkeii,  abschrecken,  abscheuchen. 
of-schüneii,  a)  abschrägen,  abstechen,  ah- 
stossen ;  —  de  slöt,  dat  holt  etc.  ofschünen  ; 
20  —  b)  ahioendcn,  abbringen,  abioendig  machen 
etc.;  —  he  let  sük  d'r  net  ligt  fan  ofschünen  ; 
—   he   schund   hum  of,  um  dat  to  dön    (er 
macht  ihn  abioendig,  bz.  mahnt  ihn  ab,  um 
das  zu  thun).     cf.  1  u.  2  schünen. 
25       of-set,  Absatz  (wie  nhd.)  ;  —   he  hed  d'r 
fül  ofset  fan ;  —  he  nera  'n  ofset  un  sprung 
afer  de  slöt;  —  'n  ofset  in  de  trappe  etc. 

of-setten,   absetzen,   hinab-   od.  herunter- 
setzen, verkaufen  etc. ;  —  de  pris  fan  't  brod 
30  is  'n  grosken  ofsettd ;   —   he  settd  föl  brud 
of;    —    ik  heb'   hum  d'r  ofsettd    (ich  habe 
ihn  da  herunter  gesetzt,  bz.  abgehoben,  von 
abgenommen  etc.);    —    ik  lieb'  hum  ofsettd 
(ich  habe  ihn  abgesetzt  od.  seiner  Stelle  ent- 
35  hoben  etc.) ;  —  ik  heb'  de  filett'  ofsettd  (ich 
habe  die  Nelke  abge.senkt   od.   abgelegt,    bz. 
einen  Absenker  od.  Ableger  [ofsetter]  davon 
genommen) ;  —  du  must  di  fan  de  kant  fan 
de  slot  of setten  (du  must  dich  von  der  Kante 
40  des  Grabens  abschwingen) ;  —   wi  köuen  't 
gesprek  hir  bi  de  dür  wol  äfen  ofsetten  (tvir 
können    das  Gespräch   hier    hei   der    Thür 
xoohl  eben  abmachen)  ;   —   sett'   di   fan    de 
stöl  of  (setze,  bz.  bewege  dich,  gehe  von  dem 
45  Stuhl  herunter). 

of-setter,    a)  Setzling,  Absenker,  Ahleger 
etc.  einer  Pflanze,  bz.  ein  Spross,  den  man 
von  der  Pflanze  nimmt  u.  in  die  Erde  setzt 
od.  senkt,  legt  etc.;  —  ik  heb'  wol  tein  of- 
50  Setters  fan  de  bl8m  mäkd ;  —   b)  ein  abge- 
lebtes Pferd,  ivas  man  vom  Stall  bz.  ausser 
Gebrauch  setzt;  —   't  is   man  'n   ollen  of- 
setter, dat  gen  werd   mer   hed;    —    c)    ein 
Schnaps  Genever  od.  Branntwein,  den  man 
55  nach  dem  Thee  trinkt,  um  die  Blase  zu  er- 
leichtern,   hz.    das  Wasser   besser   absetzen 
od.  abschlagen  zu  können ;  —    wen  man  so 
föl  te  drunken  hed,  den  is  't  göd,  wen  man 
erst    'n    lütjen    ofsetter   drinkt;    —    d)    ein 
60  Abschiedstrunk ;     —    kum    fr  und,    er    du 


OF-SINGEN  C76                          OF-WANSK 

geist,   lät    w'    tTSt    nog    'n    ofsettcr   mit   'n  of-sponen,  abspähnen,  Spä?nte  wovon  ab- 

anner  drinken.  machen ;  —  abstechen  mit  einem  Spahn  (spon) ; 

of-singen,    absingen;  fig.:   ablocken,   ab-  —  hotter  ofsponeii,  Butter  abstechen, 

schmeicheln    etc. ;    —    he  wul  hiiin  sin  gehl  of-stallen,    abstallcn,    von    dem  Stall   al>- 

ofsingon.  5  setzen  ;  —  de  köjon  sunt  ofstalld ;  —  herunter- 

ot'-slsi^,  Abschlag,  Verlust,  Fall  des  Preises  steigen,  herabspringen;  —  he  is  d'r  ofstaUd 

etc.; —  iip  ofslag  hetah^n;  —  d'r  is 'n  groten  (er    ist    heruntergesprungen)  ;    —    ersteigen 

ofslag  in  de  prisen  fan  't  körn  kamen  ;  —  dat  =  steigend  od.    springend   erreichen  ;  —  ik 

was  'n  bistern  ofslag  fHr  lium,  dat  hö  sin  frü  kan  dat  net  ofstallen,  de  trap  is  to  hüg. 

ferlör  (das  war  ein  böser  u.  bitterer   Verlust  10       df-sidn,  abstehen,  stehend  abwarten,  stehend 

für  ihn,  dass  er  .'feine  Frau  verlor).  aushalten,  abstehen,  <d)lassen  (wovon  od.  ein 

of-slagen,    «f-slan,   abschlagen,  abhauen,  Ftwas),    abgeben    etc. ;   —    abstehen  wovon 

abtrennen,  lierunterschhigoi,  hinab  od.  nach  -^  entfernt  sein  etc. 

unten  schlagen,   fallen    machen,   fällen;    —  ot'-staild,  Abstand;  —  hö  hed  d'r  ofstand 

hümen,  takken,  appels  etc.  ofshin    (mit  dem  15  fan  dan ;  —  de  ofstand  (Entfernung)  is  m'i 

Heil  etc.,   durch   den  Wind   etc.    etc.);   —  to  gröt ;    —   dat  hüs  ligt  up  'n  ofstand  fan 

fallen,  sinkoi,  ablassen,  herunterlassen  etc. ;  hnnderd  trä'  fan  uns. 

—  de  pris  is  ofslän  (der  Preis  ist  gefallen) ;  ol'-stappen,  abtreten,  absteigen,  herunter- 

—  du  must  'n  daler  ofslän,  anders  is  mi  de  steigen;  —  lie  stappd  d'r  of;  —  ersteigen, 
prTs  to  hng  (du  musst  einen  Thaler  ablassen,  20  /,-,  schreitend  erreichen;  —  dat  is  mi  to 
bz.  fallen  lassen,  sonst  ist  mir  der  Preis  zu  wul ;  dat  kan  ik  net  ofstappeu. 

hoch);  —  sin  water  ofslän  (sein  Wasser  (dt-  of-stöken,  abbrennen,  abdestilliren. 

schlagen,  bz.  ablassen  =  pissen)  etc.  ot'-ströpoii,  abstreifen,  abziehen. 

of-sliU,  of-slit,  Abschleiss,  Abbruch  etc.;  of-stüboeii,  abstäuben,  von  Staub  reinigen. 

—  'n  hiis  up  ofshit  ferkopen ;  —  Absatz,  25  o{-stni'en,  abstauboi,  herunterstauben,  von 
Abnahme  etc.;  —  he  lied  fill  ofslat  fan  Staub  reinigen,  wegstaiiben,  wegfliegen,  her- 
sTn  wären.  unterjliegen  u.  fallen;   —    dat  stufd  of;  — 

M'-sUtew^abschleissen, abbrechen, abreissen,  hü  stnfd    (fliegt,  stürzt  etc.),    bz.  stöf    (flog, 

abgebrauchen  etc.;  —  'n  hiis  ofsliten;  —  de  stürzte)  fan  't  pi'rd  of;  —    de  stof  stöf  d'r 

rok  is  ofsläten    (der  Bock   ist  abgeschlissen  30  of  (der  Staub  stob,  bz.  flog  davon  ab)  etc. 

od.    abgebraucht) ;    —    absetzen,    verkaufen,  of-stüren,  absteuern,  abschicken,  absenden, 

loswerden  etc.; —  he  kan  sin  wäre  göd  of-  of-supon,    absaufen,   hcruntersaufen  etc.; 

sliten;  —  abnehmen,  vermindern  etc.;  —  de  —  he  hed  dat  d'r  ofsäpen  ;  —  ersäufen;  — 

kolde  is  nä  un  nä  ofsläten  (das  kalte  Fieber  ist  hö  hed  sük   ofsäpen,    er   hat   sich   ersoffen, 

nach  u.  nach  abgeschlissen  u.toeggeblieben,bz.  35  bz.  ersäuft. 

hat  nach  u.  nach  abgenommen) ;  —  de  dagen  of-takoln,    abtakeln,   abrüsten,   abnehmen 

sliten  of  (die  Tage  werden  kürzer)  etc.  etc.;  —    de  sehäpen  takeln  of;  —  de  wind 

of-slofen,  abmühen,  abquälen.  takeld  of  (der  Wind  nimmt  ab,  bz.  legt  sich); 

of-snauen,  abschnauzen,  scharf  abfertigen  —  se  takeld  ni  (sie  nimmt   ab,    bz.   verliert 

etc.;  s.  snauen.  40  ihre  Schönheit,  Stärke,  Jugend  etc.)  etc. 

of-soheu,  (){-fio\tjm,  mit  Salz  abfertigen,  of-tantjen,  of-tandjeD,  ablocken, 
verabschieden,  einen  gesalzten,  bz.  mit  of-tejen,  of-teeii,  abziehen;  —  oftägen, 
Salz  (=  Scharfes,  Bitteres,  Bcissendes  etc.)  abgezogen,  weggezogen  etc. 
geioürzten  Verweis  geben;  —  ik  heb'  hum  of-tökken,  abziehen,  entziehen,  ablocken. 
dügtig  ofsoltjed;  —  he  is  ofsoltjed.  —  Wenn  45  of-trappeii,  abtreten,  heruntertreten,  her- 
die  Kinder  grösser  iverden,  bz.  unartig  ge-  nntersteigen ;  —  he  trappd  fan  de  trap  mit 
tcesen  sind,  so  werden  sie  am  St.  Nicolaus-  ön  trap  of  (er  tritt,  bz.  steigt  von  der  Treppe 
Feste  anstatt  mit  den  son,st  üblichen  Ge-  mit  einem  Tritt  herunter) ;  —  he  hed  hör 
schenken  mit  einer  Tute  Salz  beschenkt  u.  dat  klf'd  oftrappd  (er  hat  ihr  das  Kleid  ab- 
abgefertigt. 50  getreten)  etc. 

of-spänen,  einen  Säugling  entwöhnen,  bz.  ot'-trek,   Abzug. 

demselben  die  späne  nehmen.  of-trckkeii,  abziehen. 

of-Sj»annen,    abspannen,  ausspannen,  los-  of-trufen,  abtrumpfen,  mit  einem  trilf  ab- 
spannen etc.;  —  ofspand,  ft^.  ofgespand,  rt/;-  stechen;    abfertigen;  —  sc^  hed  hum  diigtig 
gespannt,  ausgespannt,    losgespannt,  schlaff,  55  oftrfifd. 
hinfälliii  etc.  of-trü^geln,  abbetteln, 

of-spitten,  abstechen,  abgraben  etc.  of-triillen,  abtrollen.  hinahtroUen  etc. 

of-spliiitern,  abspalten,  absplittern.  öi'ung,    Uebung. 

of-sj)liten ,     abspleissen ,     abspalten ,     ab-  of-wachten,  abwarten,  erwarten, 

reissen  etc.  60       ol'-wiinsk  (ab-wöhnisch),   abseits,  einsam, 


OF-WAESEN 


677 


OG  OGE 


verlassen,  bs.  entfernt  od.  ah-  u.  ungelegen 
wohnend  od.  liegend  etc. ;  —  ik  mag  uich 
so  ofwänsk  wäueii  (ich  mag  nicht  so  ein- 
sam u.  abgelegen  wohnen) ;  —  ilat  ligd  mi 
to  ofwänsk  (das  liegt  mir  zu  entlegen  etc.); 

—  dat  is  mi  to  ofwänsk  (das  ist  mir  von 
andern  Wohnungen  u.  Ansiedelungen  zu 
tveit  entfernt  etc.). 

1.  of-wäsen,   Abwesenheit,    Entferntsein; 

—  dat  is  in  nun  ofwäseu  passerd. 

2.  of-wäsen  (wovon),  ab  od.  von  sein ;  — 
dar  mut  w'  wer  ofwäsen  (da  müssen  wir 
wieder  davon  sein) ;  —  dar  wil  'k  ofwäsen 
=  a.  da  will  ich  davon  sein  u.  \).  da  will 
ich  nicht  dabei  bleiben,  bz.  auf  dieser  An- 
sicht u.  Meinung  loill  ich  nicht  bestehen, 
sie  nicht  fest  behaupten. 

of-\vennen,  abgewöhnen,  entwöhnen  etc., 
z.  B.  auch  Säuglinge  etc.  von  der  Mutter- 
brust; —  daher:  ofweunel-  od.  ofwcndel-geld, 
Geld  (od.  Abgabe),  loas  für  das  Abge-  od. 
Entwöhnen  der  Lämmer  bezahlt  wird. 

of-winnen,  abgewinnen,  bz.  gewinnen  von ; 

—  crwinnen,  miethen,  z.  B.  ein  Fuhrwerk 
zur  Eeise,  od.  Bedienstete  u.  Arbeiter  etc. 

og,  s.  och. 

1.  og,  oge,  Auge.  —  Sprichiv.  u.  Bedens- 
art. :  kikt  üt  't  6g  de  düfel,  sitt  he  in  't 
hart  an  twifel ;  —  mau  mut  altid  'n  öge 
mit  iu  't  seil  holden ;  —  uim  de  ögen  in  de 
haud  un  kik  dur  de  gaten;  —  twe  ögen 
köneu  fol  ütmaken;  —  dat  ög  mag  altid 
mer  as  de  mund ;  —  de  de  ögen  uet  apeu 
deid,  mut  de  bül  apen  don ;  —  „'t  6g  wil 
6k  wat !"  sä'  de  blinde  Jakup,  do  freide  he 
na  'n  moi  wicht ;  —  wen  man  iu  düstern 
löpd,  den  mut  mau  d'  6gen  in  de  hand 
nämeu ;  —  man  kau  dat  mit  'n  half  6g  sen ; 

—  he  hed  'n  öge  iu  de  uakke ;  —  dat  löpd 
iu  d'  ögen  (das  ist  sehr  auffällig,  bz.  in  die 
Augen  fallend) ;  —  emand  na  de  ögen  sen  ;  — 
wat  't  ög  net  sucht,  krcukd  't  hart  uet;  — 
emand  mit  gen  gode  ögen  auseu ;  —  he  hed 
'u  göd  ög  up  hör  smäten ;  —  se  mök  'u  pär 
ögen,  as  'u  tiuueu  schöttel  so  gröt;  —  'n 
ser  ög  kau  't  lücht  uet  ferdrageu ;  —  de 
budel  steid  swak!  de  rüst  man  mer  up  twe 
ögen ;  —  as  he  to  'n  ersten  mal  na  IBerliu 
kwam,  do  kek  he  sük  de  ögen  hast  üt. 

Ausser  dem  glänzen  den ,  scharfe  n, 
den  Baum  d urch d r  i nge  n den  ,  bz.  in 
Alles  eindringenden.  Alles  in  sich 
a u f  n e h m  enden,  od.  so  zu  sagen :  Alles 
ereilenden,  erreichenden,  ergrei- 
f  enden ,  fassende  n  u.  erke  n  n  e  n  d  e  n 
„öge"  genannten  Seh- Organ,  welches  zugleich 
auch  als  eine  Oeffnung,  bz.  als  ein  Loch 
im  Kopfe  gedacht  ivird,  werden  mit  diesem 
Worte  auch  noch  andere  u.  zwar  die  folgenden 
Dinge  u.  Gegenstände  bezeichnet,  als: 


a)  die  Knospen  der  Blätter,  Blüthen 
u.  Triebe  der  Pflanzen  u.  Bäume  u.  zwar 
einestheils  vom  Begriff:  glänzest,  schei- 
n  e  n  etc.,  iceil  sie  sich  meist  von  dem  dunk- 

5  len  Grunde  des  Bastes  u.  der  Haut  durch 
ihre  glänzende  Farbe  abheben,  od.  weil 
sie  s  ichtba  r  sind  u.  hervor  sc  h  eine  n 
etc.  «.  ander  ntheils  vom  Grundbegriff : 
scharf,  vorstehend,  spitz,  ragend 
10  etc.,  weil  es  eben  spitze  u.  hervor- 
rage n  d e  Fun kte  od.  E r  höhungen  der 
Stämme  u.  Aeste  sind; 

b)  die  auf  dem  Wasser,  bz.  auf  der  Suppe 
schwimmenden     glänze n  d e n    Fettaugen ; 

15  —  d'r  sunt  gen  ögen  up  de  sop';  —  de 
ögeu  drifeu  d'r  bäfeu  up ; 

c)  verschiedentliche  rundliche  Oeffnungen 
u.  Löcher  zum  Durchstecken  ti.  Einhaken, 
sonst  auch  Oese  u.  Oehr  genannt  (haken 

20  uu  ögeu,  Haken  ti.  Oesen) ;  ferner  eine 
durch  eine  Schlinge  gebildete  rundliche  Oeff- 
nung im  Tau,  ivo  man  das  andere  Ende 
hindurchsteckt  um  es  anzuziehen  (du  must 
'n  öge  in  't  tau  slän  uu  trekken  dat  ander 

25  ende  d'r  dör).  Daher  auch  der  Name  der 
„Ne  u  n  -Auge  n",  loeil  dieser  kleine  Fisch 
neben  den  zwei  Augen  noch  sieben  Luft- 
löcher od.  Kie m e n  hat. 

Wegen  sonstiger  Bedtg.,    bz.  Amvendung 

30  des  Wortes  „Auge"  auf  noch  andere  Gegen- 
stände cf.  Fi  er  er,  Wb.,  Band  II,  pag.  5, 
sowie  auch  bei  Grimm  u.  Anderen. 

Was  nun  loeiter  die  Form  betrifft,  so  ist 
öge  =  afries.  äge,  äg,   ach,    öge ;    as.  öga ; 

35  ags.  eage,  eag,  each,  ege;  an.  auga;  wfries. 
aeg,  eag;  nfrics.iig;  mnd.  oge;  mnld.  ooglie; 
ahd.  auga,  ouga ;  mhd.  ouge ;  goth.  augo ; 
dän.  oeje;  eiigl.  eye  etc.  u.  gehen  diese 
ebensowohl  toie  unser    egge,    agge   etc.    auf 

40  eine  y  ak  zurück,  die  aus  der  Grdbdtg. : 
beivegen  (vor,  wohin,  an,  durch  etc.)  die 
von  :  k 0 m m e n  zu ,  e r  reichen,  erla  n- 
gen,  gr eifen ,  fasse  n ,  nehmen  (ver- 
stehen, vernehmen,  begreifen,  auffassen,  mer- 

45  ken ,  bemerken ,  beachten  etc.,  cf.  3  acht 
etc.)  etc.,  bz.  die  von  :  d u r  c h  d r i ng en, 
eindr  i  ng  en,  vor  d  r  i  ng  en  (in  den 
Baum  hinein)  etc.  u.  so  tveiter  die  von: 
vorragen,  vorstehen,   spitz  ti.  scharf 

50  sein,  stechen,  brennen,  glänze  n 
etc.  enttoickelte  u.  wovon  auch  das  gleich- 
bedeutende griech.  okos,  okkos  ;  lat.  oculus 
(aus  ocus) ;  lit.  akis ;  slav.  oko,  oka ;  skr. 
aksha,  akshi  sich  herschreibt. 

55  Als  Belegstellen  cf.  Pott,  II,  ztveite  Ab- 
thlg.,  303  etc.;  —  Bopp,  Gloss.  comp.  2; 
—  Benfey,  Skr.  Dict.,  2  u.  3;  —  Aug. 
Fick  u.  Andere,  wobei  ich  noch  bemerken 
möchte,    dass    der  Begriff:    sehen   ebenso 

60  wie  hören  auch  aus  der  sinnl.  Wahr- 


OG  OGE 


678 


OGST  OST 


neh  m  u  n  g  von  Etwas,  h~.  aus  dem  s  i  n  n  1. 
Fassen  u.  Greifen  (it.  diese  Bedtg. 
wieder  aus ;  sich  bewegen  od.  gehen  zu  Et- 
was hin,  kommen  zu,  erreichen,  erlangen, 
bekommen,  in  Besitz  nehmen  etc.)  von  Etwas 
hervor  wachsen  konnte,  sodass  man  also 
sehe n  auch  als  s i n  n  l.  g r  e ife n,  fa sse n, 
n  e  h  m  e  n  etc.  u.  so  als  :  w  a  h  r  n  e  h  m  e  n, 
erkennen  etc.  deuten  kann,  ganz  wie  die 
Wörter:  Vernunft  n.  B  eg  r  i  ff  u.  Fas- 
sung (im  geistigen  Sinn)  sowie  auch  unser 
ostfries.  feruim  u.  nümte  (Begriff,  Verstand, 
Erkenntniss-  od.  Fassungs -Vermögen  etc.), 
nümig  (verständig,  klug,  Vernunft  ig  etc.)  etc. 
auf  den  sinnl.  Begriff  von:  greifen, 
n  e  li  m  c  n  ,  fa  s  s  e  n  etc.  zurückgehen. 

Ich  verweise  deshalb  auch  liier  noch  wieder 
auf  die  Charakteristik,  die  ich  zu  Anfang 
dieses  von  Äuge  als  S ehw e r k z e u g  ge- 
geben habe,  sowie  auch  darauf,  dass  auch 
das  !<kr.  aksha  die  allgemeine  Bedtg.  von : 
Sinnes-  od.  V  er  nehm  u  ngs-  u.  Wahr- 
n e h m u  ngs-  Organ  hat ,  während  dessen 
gleichzeitige  Bedtg. :  Bad ,  Wagen  (od. 
Achse)  u.  Knöchel  (auch  Achsel  gehört 
dazu)  auf  die  erste  u.  urspr.  Bedtg.:  be- 
wegen, beweglich  etc.  zurückgeht,  wel- 
che ich  oben  der  ]/  ak  unterlegte  u.  wonach 
dann  auch  „A  u  gt"  das  in  den  Augenhöhlen 
sich  bewege  n  d  e,  drehe  n  de,  r  oll  ende 
Etwas  sein  könnte. 

Zum  Schluss  sei  zu  der  |/  ak,  nasalirt 
ank  noch  bemerkt,  dass  auch  die  Wurzeln 
ak  M.  ag,  nasalirt  auk  u.  aiig  urspr.  die 
Bedtg. :  bewegen  od.  eine  Bewegung  machen 
irgend  wohin  (gleichviel  ob  vor,  rückwärts 
od.  seitwärts,  ob  in  geraden  od.  krummen 
u.  gebogenen  Linien  etc.)  haben  u.  dass 
sich  hieraus  alle  die  verschiedenen  Bedtgn. 
derselben,  sowie  auch  die  dann  zu  diesen 
Wurzeln  gehörenden  Wörter  toeiter  ent- 
wickelten. 

2.  dg,  Oge,  a)  Insel,  wie  z.  B.  in  den 
Inselnamen :  Waiiger-oge,  Lauge-oge,  Spiker- 
oge  (zu  Oldenburg  u.  Ostfriesland  gehörig) 
u.  Kalands-oog,  Schiermouiiik-oog,  Valk-oog, 
Rottinn-oog  etc.  (zu  Holland  geJiörend) ;  — 
b)  als  Ortsbezeichnung  u.  so  früher  entweder 
Huss-  od.  Sumpfinsel  od.  Ort  am  Wasser, 
wie  z.  B.  in  Nord-oog  (im  ostfries.  Amte 
Norden-Berum)  u.  in  Midd-oge  (in  Jever- 
land).  —  Nid.  oog;  mnld.  bz.  sächs.,  fries. 
(KU.)  u.  mflüm.  ooghe,  oghe,  ai-ghe,  augho; 
ags.  Ige,  oge,  ig;  an.  vy  etc.,  cf.  eilaiid.  — 
Es  ist  wohl  zweifellos  aus  öwe,  ouwe;  ahd. 
awa,  aiiwii,  ouwa,  owa ;  mlat.  aiigia ;  mhd. 
owc,  ouwe,  ougo,  auwe,  ouw  etc.  (Wasser, 
Strom,  Strömung ;  Insel,  Halbinsel,  wasser- 
reiches Wiesenland,  Aue)  entstanden,  loie 
auch  mnd.  ogge/üy  owe,  ouwe  (Mutterschaf, 


cf.  2  ei)  vorkömmt.  Das  ahd.  awa  etc.  dagegen 
entstand  wohl  aus  aha,  aa  etc. ;  ags.  eä, 
eah ;  goth.  aliva  etc.  (Wasser),  cf.  3  a  etc. 
üg-appel,  Aug-Apfel,  Pupille. 
5  üg-bräne,  ög-brüne  (Flur,  ogeubräneu, 
ogeubrimeu),  Aug-Braue  u.  Aug-Braune; 
s.  bräne. 

ögd,  öged,  geäuget,  mit  Augen  versehen, 
etc. ;    daher  auch :   sehend,  blickend,  sichtig 

10  etc. ;  cf.  die  Compos. :  aferögd,  überäugig, 
übersehend  etc. ;  —  nageuugd,  neunäugig,  bz. 
sehr  viel  u.  scharf  sehend;  —  scharpögd, 
scharfäugig,  scharfsehend  etc. ;  —  folögd, 
meläugig,  viel  geäiiget  etc. 

15  ogen,  sehen,  aussehen  (nach),  sein  Auge, 
bz.  Augenmerk  auf  Etwas  richten,  zielen 
(=  kürt'u),  trachten,  verlangen,  begehren 
etc.;  —  he  ogd  ua  de  appel;  —  he  kleid 
(streichelt,  schmeichelt,   thut  schön  mit  etc.) 

20  de  möder,  man  he  ogd  na  (bz.  up)  de  dogter ; 
—  ik  heb'  d'r  al  lank  na  ögd,  um  dat  hüs 
tu  kopen ;  —  he  hed  so  lank  stau  to  ogen 
(zielen)  un  schöt  dog  nog  mis.  —  Davon: 
beögen,  besehen ;   —    he  beögd  dat  tan  alle 

25  kauten.  —  Nid.  oogen  (dasselbe)  ;  ahd.  augau; 
aucken ;  goth.  augjan  (cor  Augen  bringen, 
sichtbar  machen,  sehen  lassen  etc.),  wovon 
nhd.  ereignen  etc.,  s.  bei  Grimm  u. 
We  ig  a  n  d. 

30      ogeD-blome,   Buschwinder-Böschen  (Ane- 
mone   nemorosa) ;    —    waterogenblöme    od. 
sär-ogenblöme,   Wasser-Hahnenfuss   (ranun- 
culus  aquat). 
ogen  -  klär ,      Schöllkraut     (Chelidonium 

35  majus). 

ogen  -  kükele ,  ögen  -  ferkökele ,  Augen- 
Gaukelei,  Blendwerk. 

6g-fnl,  ügs-ful  (Auges  voll),  die  geringste 
Kleinigkeit,  ein  Bisschen,  fast  gar  nichts; 

40  —  neu  ögful,  kein  Bisschen,  Nichts.  —  Da- 
her entnommen,  weil  auch  das  geringste 
Stäubchen  od.  Körnchen  für  das  Auge  zu 
viel  ist  u.  es  zum  Ueberfliessen,  bz.  Thränen 
bringt. 

45       og-liär,    Augenwimper;    —    Eedensart.: 

tilgen  't  öghär  aukiken  =  falsch  sehen,  nicht 

erkennoi,  vorbei  sehen  etc. ;  —  du  best  wo) 

tagen  "t  öghär  ankakeu. 

ögje,  ögske,  ögtje,  Aeuglein;  —  de  ögjes 

50  stau  't  kiad  so  flau  (die  Aeuglein  stehen  dem 
Kinde  so  matt). 

ög-lik,  ögelk,  dem  Auge  gleich,  bz.  passend, 
gefällig,  hübsch,  lieblich,  gefallend,  begehr- 
lich,  iviinschenswerth;    —    'n   ögelk    wicht, 

55  ein  nettes  hübsches  Mädchen;    —    dat  siigt 

(sieht)  mi  nog  al  ögelk  üt.  —  Nid.  oogelijk. 

ögst,  Ost,  Ernte.  —  Osten,  ögsten,  ernten  ; 

inögsten,  einernten.  —  Sprichw. :    'u  iiatten 

Märt,  de  öst  fertärd  ;  —    de  stoppelknullen 

60  böen  wil,  mut  de  plög  an  de  östwagen  fast 


OG-SÜEN  679  OEKEL-NAME 

maken.  —  Nid.  oogst,  oegst,  ot'st;  ndsächs.        eac,  ec  (auch) ;  an.  auk,  uk  (überdies,  ausser- 
Aust     (Ernte,     Erntezeit);     ]tomm.-rügisch        dem,  auch,  und,  und  zwar  etc.). 
awest,  awst,   aust,   oost;    innd.  owest,   aust,  Das   Wort  ök  (auch)    drückt  von  Hause 

ost,  oist;  mhd.  ougest,  ouwcst  (Ernte  ii.  ans  ein:  Hinzufügen,  Hinzuthun  u. 
Erntc-3Ionat) ;  welsch,  awst;  armor.  eost;  5  Verbinden  etc.  od.  eine  Vermehrung 
franz.  aout  (dasselbe);  dün.  höst  (Ernte);  (mehr  od.  plus)  aus  u.  tvird  deshalb  in 
an.  haust  (Herbst-Erntezeit).  —  Vom  lut.  einigen  Sprachen  auch  anstatt  der  Verbin- 
augustus  (Erntezeit,  Erntemonat),  od.  mit  dungspartikel  „un  d"  gebraucht.  Denn  wenn 
diesem  (u.  auch  dem  Namen  Augustus)  direct  wir  sagen :  ik  6k  od.  öke,  so  heisst  das 
vom  lat.  augco,  toas  mit  dem  ahd.  auhlion,  10  soviel,  als  dass  ich  nebst  einer  andern 
oulihüu,  ouchön  (vermehren,  hinzufügen  etc.,  u.  dritten  Person  etwas  zugleich  icill,  bz. 
bz.  wachseil  etc.)  =  ags.  eacaii,  oecau ;  goth.  dass  ich  meine  Person  zu  einer  vor  aus- 
aukan;  afries.  äka;  as.  öcau;  an.  auka;  gesetzten  zweiten  etc.  Idnzufüge  u.  cdso 
atüd.  oeken  etc.  von  einer  u.  derselben  y  die  zuerst  vorausgesetzte  um  meine  Person 
(cf.  ök)  stammt,  während  auch  lat.  aiiciumnua  15  vermehre.  Es  ist  deshalb  dieses  Wort  auch 
(Herbst)  u.  auch  auxiliuni  (Hülfe  etc.,  von  unmittelbar  mit  dem  unter  ögst  aufgeführten 
der  Bedtg.:  hinzufügen  u.  machen,  verstärken)  Verbum:  afries.  äka  ;  as.  öcan;  ags.  eacau; 
vo}i  augeo  stammen.  an.  auka  (vermehren,  hinzufügen,  verbinden 

ög-sün,  wörtl. :  Augen-  Sehe )i  etc.,  cf.  etc.)  etc.  verwandt,  bz.  dasselbe  Wort  wie 
8UU.  Daher:  a)  das  Sehen  od.  die  Seh-  20  der  Stamm  dieses  Verbums,  wozu  auch  an. 
kraft  des  Auges;  —  't  ögsüu  is  wog  (die  auki  (Vermehrung,  Zuthat,  Beigabe  etc.) 
Sehkraft  ist  iveg) ;    —    b)    Pupille;  —  't        gehört, 

ogsün  is  hum  ütlopeu ;  —  c)  Seh- Weite,  öke,  Ok  (Plur.  ökeu,  ükeiis),  öker  (Plur. 

Gesichtskreis  etc.;  —  dat  ligd  buten 't  ökers),  Ecke,  Winkel;  Ealte,  Vertiefung 
ögsiiu ;  —  ik  kau  't  uet  in  't  ögsiui  krigt'u ;  25  (z.  B.  eines  Kastens  od.  Behälters) ;  nament- 
—  wat  in  't  ogsün  uämeu  (etwas  aufs  Korn  lieh  auch  der  von  dem  schräg  abfallenden 
nehmen).  Dache    n.    dem    bis    ans    Dach    reichenden 

6g  -  vvit ,  Augenweiss ,  das  Weisse  des  Boden  eines  Hauses  gebildete  niedrige  Win- 
Auges.  kel;    —    se  stopd  't  all'  in  de  ökcn ;    —    't 

oje,  Zwiebel.  —  Nid.  ui,  uije;  mnld.  30  sitt  all'  in  de  ökeu;  —  se  kumd  net  in  de 
(KU.)  oyuyn,  aiuyn.  —  Aus  franz.  oiguon  ökeu  (sie  kommt  nicht  in  die  Ecken  u.  Fal- 
( wovon  auch  engl,  omou)  u.  mit  2J>'oo.  in^^non  ten,  geht  nur  oberflächlich  [beim  Bein- 
vom  lat.  unio,  was  eigentlich  eine  Einheit  machen]  darüber  hin,  sieht  nicht  ordentlich 
(von  unub),  bz.  „ein  für  sich  seiendes  nach)  etc.;  —  regt  in  de  öken  kamen  (recht 
u.  in  sich  abg escJilo s se nes  Ganz e"  85  in  die  Ecken  u.  verborgenen  Winkel  des 
bedeutet  u.  davon  auch  auf  eine  runde,  Hauses  kommen  =  Alles  genau  nachsehen 
glatte,  völlig  geschlossene  u.  in  u.  inspiciren,  etwas  genau  u.  scharf  nehmen, 
sich  abg eschlosse n  e  Zw  iebel  oh n e  gründlich  zu  Werke  gehen)  etc. ;  —  uuuer 
N eb  e  nknolle n  Anivendung  fand.  de  öken  (unter  dem  Dachwinkel).    —    Nd., 

öje,  oje,  weibliches  Schaf;  s.  2  ei.  40  holst.   (Schütze)    oke,    ooke    (Dachtvinkel 

öit,  je,  jemals,  zu  irgend  einer  Zeit ;  —  u.  =  keilförmiges  Stück  wie  unser  gäre) ; 
wen  'k  dat  öit  wer  tan  di  se,  deu  schal  di  pomm.  (Dähnert)  öke,  (Br.  Wb.)  oker ; 
't  siegt  gän.  —  Nid.  ooit.  wang.    (E hrent r aut,    I,  13)    auken.    — 

Da  das  mit  der  Negation  „ue"  davon  ge-  Nach  aker  =  nd.  ooker  ist  es  ivohl  ident. 
bildete  nöit  die  Bedtg.:  nie,  nimmer  etc.  45  mit  äke,  sofern  dies  die  Bedtg.:  Ecke  od. 
hat,  so  erklärt  es  sich,  weshalb  es  (wenigstens  Winkel  hat,  doch  kann  es  auch  mit  Weg- 
früher) im  nid.  auch  in  der  Bedtg. :  i  m  m  e  r,  fall  des  anlautenden  h  aus  hök,  hoke,  hauke 
allezeit  gebraucht  wurde.  Es  ist  Bil-  (Winkel  etc.,  cf  hök)  eidstanden  .sein. 
düng    u.    Contract.    von    ahd.,    as.    eo,    io  ökel-name,    Zu-Name,    Bei-Name    u.    so 

(=  nhd.  je)  u.  dem  ahd.,  as.  wiht  ti.  also  50  auch:  Schimpf  -  Name ,  Spitz  -  Name.  — 
der  Bildung  nach  dasselbe  Wort  wie  et,  Ndsächs.  oekername ;  holst.  (S  c  h  ü  tz  e) 
während  es  die  Bedtg.  von:  ets  (irgend,  oekelname;  schwed.  oknamn ;  an.  aukanafn  ; 
irgend  w  i  e  etc.  u.  so  die  von :  zu  irge  n  d  dän.  ögenavu ;  deutsch  (bei  G  r  i  m  m  u.  A  d  e- 
einer  Zeit  etc.)  hat.  lang)  Ekel- u.  Oekel-Namc;  nd.  (Br.  Wb.) 

6k,   üke,    auch,   mit,    zugleich,    überdem,  55  Ekeruame;  mnd.  (Seh.  u.  L.)  okeluame. 
ausserdem    etc.    —    Ahd.    auh,    ouh,    ouch ;  Es  hängt  mit  an.  auka  (vermehren,  hinzu- 

mhd.  ouch,  auch,  och,  och,  ach;  tnd.  öch  thun)  u.  so  mit  unserm  ök  (auch),  ferner  mit 
(auch,  und,  noch,  aber) ;  goth.  auk  (denn,  dem  schott.  oker,  ocker  (Wucher,  Zins  etc.), 
aber,  auch);  as.  ok,  öc,  äc  u.  jak,  giak ;  nd.  oekern  (fleissig,  betriebsam,  wucherisch 
afries.  äk,  öke  (auch,  und);  nid.  ook;  ags.  60  etc.,   cf.  bei  Schütze)    etc.   zusammen   u. 


OKKO 


6S0 


OLD-BAKDIG 


hat  dabei  zugleich  eine  Beuriß'sverwirruiig  mit 
akel  (ekel)  u.  auch  mit  unserm  Öke  (Spitze, 
Winkel,  Ecke  etc.)  erfahren,  weil  eben  ein 
Bei- Name  sehr  oft  u.  in  den  meisten  Fällen 
zugleich  auch  ein  Schimj)f-  u.  Spott-,  bz. 
Spitz- Name  ist,  der  auf  besondere  Thatig- 
keiten  u.  außällende  Gewohnheiten  der  damit 
bezeichneten  Person  hinweist  u.  meist  dem 
derben  V'olkswitz  seine  Entstehunti  verdankt. 

Okko,  Ooko,  Okke,  ml.  Name  :^wbl.  Okkd, 
JJimin.  Ockje  ».  Oktje;  Gcschln.  Okkeu, 
Okkinga. 

Vergl.  den  in  der  fries.  Geschichte  be- 
kannten Junker  Ocko  theii  Bi'ooke,  später 
Häuptling  ron  Brookmerlaiul.  der  sich  in 
seiner  Jugend  lange  bei  der  Königin  Maria 
in  Neapel  aufhielt  u.  damals  von  seinen 
Schivestern  ,Boy  Ocke"  (Knabe  od.  Junker 
Ocke)  genannt  wurde  u.  dem  zu  Ehren  die 
„Bayochi"  genannten  neapolitanischen  Mün- 
zen geschlagen  sein  sollen. 

Eörstemann  vergleicht  zu  Occo  die 
Form  Ochou  m.  dieses  mit  goth.  auhns 
(Ofen)  in  der  urspr.  Bedtg. :  Fe  u  e  r  {ij;uis), 
was  unter  afen  u.  Önke  nachzusehen  ist. 
Liegt  es  indessen  nicht  naher,  bei  diesem 
Namen,  anstatt  an  auhns,  lieber  iin  goth. 
aukao ;  afries.  äka  (d.  i.  oka) ;  as.  ökan ; 
ahd.  ouchou  (sich  mehren, zunehmen,  tvachsen, 
stark  u.  gross  werden  etc.)  zu  denken,  zu- 
mal da  auch  der  Name  A  u  g  u  s  t  u  s  gleich- 
falls enticeder  zu  augeo  od.  doch  mit  diesem 
zu  derselben  y  iig  gehört.  Nach  Stracke r- 
jan  (pag.  22)  soll  Okko  für  üdoko  od. 
Ottoko  stehen  u.  eine  Koseform  von  Odo 
(s.  d.)  bz.  Otto  sein. 

oksböfd,  okshÖfd,  ein  Fass  von  6  Anker 
od.  Pli  Ohm  Inhalt.  —  Mnld.  (KU.)  hocks- 
hoot,  ocksbood,  oghshood;  mfläm.  liocks-, 
ockshoot ;  mnd.  (Seh.  u.  L.)  hukeshovet; 
engl,  hogshead  u.  früher  (cf.  KU.  unter 
ocksbood)  boggbeshead  od.  liog  ghes-bead, 
tcie  KU.  es  schreibt. 

öl,  öle  (auf  den  ostfries.  Inseln),  Mulde, 
Vertiefung,  Höhlung  od.  Wasserrinne  etc., 
roelche  durch  Wasser  od.  auf  sonstige  Weise 
in  die  Erde  gewühlt  ist,  u.  worin  Wasser 
steht,  od.  auch  ein  Binnsul,  loorin  Wasser 
ein-  u.  ausßiesst  od.  hindurchjliesst.  — 
Wang.  (Ehrentraut,  I,  383)  61.  — 
Vielleicht  zu  fries.,  satl.  (Ehrentraut, 
II,  108)  öle,  wühlen  (cf.  wölen).  —  Zu 
öl  vergl.  indessen  auch  (W.  Arnold,  Wan- 
derungen etc.,  pag.  518)  nd.  öl;  as.  äl,  öl 
(stagnum,  jialus  od.  stehendes  Wasser,  Sumpf, 
bz.  Bach,  Flüs-'ichen,  Rinnsal  etc.).  Ist  das 
as.  ül,  öl  «MS  aval  (cf.  as.  älat,  ölat  =  goth. 
aviliud,  Dank)  entsta)iden,  so  könnte  es  wohl 
mit  ahd.  awa,  owa,  ouwa  etc.  u.  goth.  abvu 
(2  ög,  oge  u.  cf.  3  a)  connex  sein. 


old,  61d,  alt,  hochbetagt  etc.,  d.  h.  ein 
langes  od.  hohes  Sein  u.  Leben,  bz.  eine 
l a  n g e  u.  w  cit  od.  h o  c h  in  die  Vorzeit 
hineinreichende  od.  hinaufgehende  Existenz 
5  u.  Dauer  habend,  lange  seiend  u.  existirend, 
lange  gewesen  etc. ;  —  he  (od.  de  böm  etc.) 
is  old  uu  of;  —  dat  is  al  old,  bz.  old  her, 
dat  du  nii  dat  ferteld  best ;  —  üt  olle,  bz. 
olde  tideii ;  —    hö  bed  de  oldste  brt'fcn.  — 

10  Es  wird  auch  sehr  oft  im  Sinne  von:  ewig, 
immer,  unaufhörlich,  ohne  Ende  etc.  ge- 
braucht, tcie  z.  B.  in  der  BedensaH:  dat  is 
je  'u  old  gedöe,  bz.  gelöp  etc.  —  Compar. : 
older,  oller ;  Superl. :  oldste,  olste.  —  Afries. 

15  ald,  old,  auld,  al,  ol  (Compar:  eider,  eldr, 
jelder,  alder,  aldr ;  Superl.:  eklest,  heldest); 
wfries.  ald,  old,  eld,  ould,  jeld,  iid,  aod,  oad ; 
nfries.  uld,  ul,  al;  nid.  oud;  as.  ald  (aldira, 
aldro);    ags.    eald    (yldre,   yldist    u.    ealdor, 

20  ealdöst) ;  ahd.  alt ;  goth.  altbeis.  Es  fehlt 
an.  im  Positiv  u.  tcird  hier  durch  ganial 
(cf.  gammel)  ersetzt,  während  der  Compar. 
an.  eldri,  schwed.  äldre  u.  das  an.  aldinu 
(bejahrt,  betagt,  alt)  u.  ald-rouu  (alt,  betagt 

25  etc.)  etc.  auch  den  ursjyr.  Positiv  ald  vor- 
aussetzen lassen. 

Wie  das  lat.  altus  mit  alo,  alui,  alitum, 
contrah.  altum  (nähren,  ernähren,  stark  u. 
gross  werden  u.  machen,  dick  u.  einen  weiten 

'60  Raum  einnehmend  machen,  gross  ziehen, 
das  Wachsthum  befördern,  vergrössern,  an- 
schwellen, erhöhen  etc.)  zusammenhängt  u. 
neben  hoch  u.  tief  etc.  auch  die  Bedtg.: 
hochbetagt,    hochbejahrt,    alt   etc. 

35  (was  gr oss ,  stark,  dick  etc.  wird,  das 
wächst  u.  vermehrt  sich,  häuft  sich 
etc.,  bz.  dehnt  sich  in  Raum  «.  Zeit  nach 
edlen  Seiten  hin  aus  u.  erklären  sich  daraus 
die  Bedtgn. :  hoch  u.  tief  etc.  sowohl  cds 

40  auch  die  von  a  1 1  etc)  hat,  so  leitet  auch 
Pott  (II,  124  seq.)  das  Wort  „alt"  (cf 
auch  Aug.  Fick,  I,  490)  von  dem  goth. 
alan  (aufwachsen,  gross  werden  etc.,  cf. 
unter  albeje)    ab,    ivus  ich  mit  al   (all,   viel 

45  [gehäuft,  häufig],  ganz  etc.)  zusammenstellte, 
bz.  davon  ableitete.  Dass  indessen  auch  das 
lat.  altus  H.  auch  alo,  sowie  unser  alan  u. 
al  etc.  sich  direct  von  der  |/  ar  :=  al  (be- 
wegen,  gehen,   sich  erheben,    hoch  werden, 

50  aufgehen  etc.)  ableiten  lassen,  wozu  auch 
Bopp  (cf.  Gloss.  comp.  21)  die  ]/  art  u. 
die  Forme)!  altb  etc.  stellt  u.  dass  auch  die 
y  ardb,  wachsen,  sich  erheben,  aufsteigen 
(wozu  Bopp   [cf.  das.  22]  das  Wort  alt 

55  vergleicht)  eine  Weiterbildung  (etwa  von 
der  y  diV  -\-y  dba,  thnn,  machen,  bewirken 
etc.,  cf.  unter  örd)  davon  ist,  ist  leicht  zu 
ersehen  u.  zu  begreifen.  —  Zu  old  cf.  weiter 
die  folgenden  dazu  gehörigen  Wörter  als: 

60      old-bardig,  old-bäddig,  alt  von  Geberden, 


OLDE  OLLE                         681  OELJEFANT 

Zügen  u.   Wesen ;  altmodisch ;   —   he  is  so  Patriarch    etc. ;   —    't  is   min  oldt'ader   od. 

oldbardig  —  dragt  sük  so  oldbardig  —  mäkt  oldfär  west,    war   dat.   fan   ofstanimd ;  —    't 

so    'u    oldbardig    gesigt.     —    Wörtl. :    alt-  word    al    so    'n   regten    oldt'ader.    —    Ähd. 

((je)  b erdig,  cf.  bäreii  n.  bibärig.  altfater;    mhd.  altvater    (Grossvater,  Fatri- 

olde,    olle,    Alte,    Alter,    Vater;   —    niiii     5  arch) ;   afries.   aldfader,    aldafeder   (Gros.s- 

olle,    mein    Vater,   mein   Erzeuger   u.    Er-  vater);   as.   aldfader   (Vorfahr);    ags.  eald- 

nührer  etc. ;  —  Mhd.  alte ;  nid.  oude,  Alte,  faeder,  ealdafaeder  (Grossvater,   Vorfahr). 

Gott,   Vater  etc.    —    Daher  Flnral:    oldeu,  old-tul,  altklug,  sehr,  hz.  überaus  schlau 

ollen,    Aeltern.  —   Sj^richw. :    eu  olden  kau  etc.;  —  hc  is  m'i  to  oldfiil  worden, 

wol  10  kinder  gröt  brengeu,  man  10  kinder  10  old-klok,  altklug,  sujjerklug  etc. 

köneu  net  eu  olden  underholden.  old-lapper,  Altflicker. 

1.  older,  älter;  s.  old.  old-memnie,     old-moder,      Altmutter, 

2.  older,  oller,  Alter,  Lebensalter,  Lebens-  Grossmutter. 

zeit.  —  Nid.  ouder ;  ahd.  altar ;  mlid.  alter,  oldsk,  olsk,  ältlich,  verfallen ;  —  se  word 

Welt,  Zeitalter,  Lebensalter,  entfernte   Vor-  15  al  regt  oldsk  —  sügt  (sieht)  regt  oldsk  üt ; 

zeit;   as.   aldar    (aetas,    dies    vitae,    aevum,  —  durch  Alter  verdorben,  bitter;  —  oldske 

saeciilum) ;    afries.    alder    (Lebenszeit  etc.) ;  botter,  alte  verdorbene  Butter ;  —   de  botter 

ags.  aldor,  ealdor  (Leben,  Dasein,  Existenz  hed  so  'n  oldsken  smäk,  die  Butter  hat  solch 

etc.)  etc.  einen  bittern  u.  verdorbenen  Geschmack. 

3.  older,  6'.  oldere.                                       20  oldske,     oUske,    Altsche,     alte    Erau, 
older-döni,  oller-doin,  a)  Alter,  Lebenszeit ;  Mutter. 

Alter    im  Gegensatz  zur  Jugend;  —    be  is  ül-göts,  a)  eine  mit  Oelfarbe  angestrichene 

fan  oUerdöm  stürfeu ;    —    dat  hüs    (od.    de  Statue,  bemalte  Bildsäule,  bz.  Bildsäule  od. 

böm  etc.)  is  fan  olderdöm  umfallen;  —   he  hölzerne  Figur  überhaupt;  —  he  steid  hen 

hed  'u  hög  olderdöm  (od.  older)  kragen ;  —  25  as  'n  ölguts,  de  fan  gen  tüten  of  blasen  wöt, 

he  is  ua  sin  olderdöm  nog  al  kras;   —   he  bz.    de   fan   fören   net   wet,   dat   he   achter 

is  in  'n  olderdöm   fan  60  jaren  stürfeu;  —  läfd;  —  b)  fig.:  ein  dummer,  stupider, blöder, 

b)  Alterthum,  alte  Zeit.  bz.  unbeholfener,  hölzerner  Wicht,  der  nichts 

olderdömlik,  olderdömelk,  alterthümlich.  begreift  u.  anzufassen  weiss;  —  du  bist  'n 

oldere,  older,   Aeltere,  Aelter,   bz.   Vater  30  regten  olgöts. 

od.  Mutter,   Vorfahr  etc.  —  Sprichw.:  mau  Das  Wort  „Oel-Götze"  ist  in  obiger  fig. 

kan  sin  oldere  wol  eutlopeu,  man  nich  ent-  Bedtg.  sowohl  in  nieder-  cds  in  oberdeutschen 

raden.  Gegenden   gebräuchlich   u.    soll    der  Name 

olierViug,  Archidiakon.  —  iVZd  ouderling.  „Oel-Götze"   daher  stammen,    dass  Götzen- 

olderlös,    ollerlos,     elternlos,    bz.    nicht  35  bilder,    bz.  Statuen   u.  Säulen,   sowie   auch 

Vater  od.  Mutter  habend,  verwaist.  —  Nid.  Thürpfosten    mit  Gel    bestrichen    u.   gesalbt 

ouderloos;  afries.  alderlas.  wurden;  cf.   Weiteres  unter  göts. 

older-nian,  oller-nian,    Aeltermann,   Vor-  ölje,    Gel.    —    Ahd.  olei,    oli,    ole;    mhd. 

Steher  einer  Zunft  od.  Innung.  olei,  ole,  ol,  öle,  öl;  nid.  olie;    afries.  olie; 

oldero,  ollern,  cdtern.                                   40  as.  ölig;  ags.  ele,  ael;  an.  olia.  —  't  is  ölje 

olders,  Eltern.  —  Nid.  ouders.  —  ulders  in  't  für.  —    Gb  aus  u.  mit  lat.  oleum    (u. 

u.    nhd.  Eltern   od.  Aeltern  sind  wohl  zwar  in  der  Bedtg . :  Fett  cds  Nährendes 

Plurale    von    einem    von   older    od.    älter  od.     durch     nähren     u.    fett  machen, 

gebildeten  Subst.    (der   od.   die)    oldere    od.  m äste n  etc.  entstandenes  Etwas)  u.  griech. 

ältere   u.  jedenfalls   vom    Compar.    older  45  eläa,  eläia  (Glivenhaum,  Glive)  cds  Fett- od. 

od.  älter  gebildet,  ivie  dies  auch  mit  afries.  Nährbaum,    Fett    od.    Nahrung    lieferndes 

alder,  eider,  aldera,  jeldera  (Vater,  Vetter  u.  Etwas)  vielleicht  von  goth.,  germ.  alau,   od. 

Mutter,   Vorfahr) ;  as.  aldren,  eldirou ;  ahd.  lat.  alere,  ölere  (nähren,  ernähren,  wachsen 

altiron,    althron,    elthiron,    eldiron   (Eltern,  machen   etc.,    cf.    an.    öl,    Bier   =    Trank, 

Vorfahren)  u.  ags.  ealdor  (Ernährer,  Vater,  50  Nährendes  etc.  =  engl,  ale ;  ags.  ealu,  elu ; 

Herr,  Fürst,  König,  vornehmer  u.  mächtiger  nid.  aal  etc.,  cf.  unter  albeje) '?  —  Oder  ge- 

Edler)  etc.  der  Fall  ist.  hört  das  lat.  oleum  u.  griech.  eläa  etc.  mit 

olderweltsk,    ollerweltsk ,     cdtmodisch,  tat.   ad-oleo,    adolui   etc.    u.   ags.  älan    (cf. 

alterthümlich,  nach  der  cdten  Welt;  fig.  auch  eilen,    brennen    etc.)    zu    einer    ]/    al,    ar, 

dasselbe  tvie  deftig;    —    he   dragt   sin   göd  55  brennen? 

nog  so  regt  olderweltsk;  —  he  is  nog  en  fan  öljefant,  Elepthant.  —  Nid.  olifant,  ojfaut ; 

de    olderweltske ,    deftige    lüdeu.     —     Nid.  ndrhein.  olyfaut.    —    Aus  franz.  olifant   u. 

ouderwetschaZs6^e(7ewsa<5  vonnieuwerwetsch.  mit  prov.  olifau  (cf.  Diez,  11,376)  etc.  in 

old-fader,    old-fär,    Altvater,    Vorvater,  abnormer    Weise   entstanden    aus    lat.    ele- 

Grossvater,    Ehrfurcht   gebietender    Greis,  60  phautus  von  elephas. 


OELJE-FLURT  682  OMKE  OEMKE 

ölje-flurt,    Oelkiichen,    Oelfladen,   bs.    in  (Vater-    it.    Mutter  -  Bruder) ;    ahd.    öheim ; 

Oel  gebaclicner  3IehlkIosi<.     ef.  flurt.  inhd.  öheim,  öhem,  oeheiin,  oeheiu;  md.  oem, 

ölje-kök,   Oelkuchcti,  d.  h.  der  beim  Aus-  öme ;  ags.  cam ;  afries.  eni  (Mutterbruder)  ; 

preisen  von  Oel  aus  dem  Oelsamen  zurück-  satl.  öme;  ufrirs.  ohm;   wfries.  yem,  yeme. 

Iileibindc    u.    zu    einem   festen  Kuchen   zu-  5       Auch  mCili  od.  mö  (Muhme)  ivird  in  glei- 

sammenyepressic  Rückstand.  eher   Weise    wie  öni    als  Namens- Anhängsel 

iiljen,  ülen,  mit  Oel  bestreichen.  gebraucht. 

ölk,  hässlich,  schlecht,  böse  etc.  —  ilat  L.  Et  t  maller  vergleicht  zu  dem  ags. 
bunt  ölke  tiileu  (das  sind  schlechte,  dürftige,  vAm^ahd  öheim  das  goth.  auhuiiia  (grösser, 
armselige,  böse  Zeiten);  —  'ii  ölkeii  kräm  10  höher  etc.,  bz.  erhaben,  excelsus,  magaiticus 
(eine  hässliche,  böse,  schmutzige  Geschichte,  t'li:.),  tvelches  neben  dem  Superlativ  ixuhumisis, 
bz.  Sache)  ;  —  ölk  wer  (hässliches,  böses,  auhmists  (sinnimis,  altissimus,  maximus)  einen 
unleidliches  Wetter);  —  'u  ölken  kraukheicl  Positiv  auhii  voraussetzt.  Darnach  wäre 
(eine  ansteckende,  böse  od.  gefährliche,  bz.  denn  am,  bz.  ölieim  urspr.  eine  Ecspects- 
ekelhafte  Krankheit);  —  dat  sii^'t  dV  ölk  üt  l^y  person,  bz.  ein  angesehener  u.  ver- 
(das  sieht  da  böse,  bz.  schlimm,  hässlich  etc.  ehrt  er  Mantt  von  höherem,  Lebensalter 
od.  auch  elend,  dürftig,  schmutzig,  ver-  (in  früherer  Zeit  loaren  die  älteren  Leute 
kommen  etc.  aus);  —  he  sägt  mau  ölk  üt  stets  Re  sp  cctspersone  n  u.  wurde  das 
(er  sieht  nur  elend,  schwach,  kratik ,  ver-  Alter  bekanntlich  stets  hoch  geehrt,  loic 
fallen,  bz.  schlecht  u.  verkommen,  dürftig  20  unter  old,  bz.  older,  olders  u.  dem  ags. 
etc.  aus);  —  'n  ölk  wicht  (ein  Jiässliches,  aiüdov  [älter ;  Alter;  Vater,  Herr,  Fürst  etc.J 
abscheuliches,  böses  Mädchen) ;  —  'u  ölk  zu  vergleichen),  -was  allerdings  als  Grdbdtg. 
wif  (ein  böses  Weib,  eine  böse  Sieben);  —  für  den  öheim  genannten  Bruder  der 
'u  ölken  kerel  (ein  schlechter,  gemeiner,  Mutter  sehr  gut  passen  würde  u.  auch 
spitzbübischer  Kerl). —  Co)Hijar.:  ölker;  —  25  dazu  stimmt,  dass  bei  uns  im  Volke  mit 
Subst. :  ölkerd ;  --  du  ölkerd  (du  gemeiner  öm,  wie  oben  bemerkt,  eine  Person  von 
Mensch,  bz.  Bösewicht,  S^jitzbube,  bz.  Lump,  höher  m  Lebcnsalte  r  sowohl,  als  über- 
Nichtsnutz etc.).  haupt    eine  Rcsp  ectsper  son    bezeichnet 

Wie  lelk  oi<s  lelik,  ledelik  etc.,  so  scheint  wird,  da  das  der  Standesbezeichnung :  irdstör, 
ölk  ein  Contract.  von  ölik,  bz.  odelik  u.  80  luester,  bür  (Pastor,  Magister,  Bauer)  an- 
mit  nid.  oolijk,  oodelijk  (entblösst  von  gehängte  öm  in  der  Wirklichkeit  als  eine 
äusserem  u.  innerem  Werth,  böse,  gemein,  ehrenvolle  u.  ehrende  Benennung  be- 
dürftig, armselig  etc) ;  miüd,  oodelyck,  trachtet  wird.  Auch  stimmt  zu  dieser  Grd- 
Dyelyck,  uolyck  (vacuus,  vanus,  iuanis,  vilis,  bdtg.  unser  omke  als  Titel  der  Armen- 
malup,  pravus ;  vafer,  abtutus;  aeger,  hin-  35  Vorsteher,  sowie  auch,  dass  in  der  alt- 
guiduE,  imbecillis,  iufirmus,  debilis,  deformis)  deutschen  Canzleisprachc  die  weltlichen  Chur- 
gleich  zu  sein,  was  ein  Compos.  von  oode  fürsten  sowohl,  als  auch  die  altfürstlichen 
(öde)  u.  lijk  (gleich  etc.)  ist.  Herren    von    den  Kaisern  O  h  e  i  m    titulirl 

Ausserdem  giebt  es  auch   ein  mit  ölk  in  wurden, 

der  Bedtg. :    böse,   schlecht   etc.   synonymes  40      Der  für  das   goth.  auhunia   /(.  auhumists 

(Jedoch  schwerlich  verwandtes)  air.  o\cv,u[cc,  anzunehmende    Positiv    aului     .•^leht     wahr- 

dessen  Grundbegriff   vielleicht    auf   (sinnl.)  scheint,  entweder  für  älteres  auhsu  od.  für 

brenne  n  d,  steche  n  d,  g  if  t  i  g,  c  i  t  e  r  i  g  auhtu  u.  würde  demnach  entweder  mit  altir. 

(cf.  atter,    Eiter  [von  der  y  idh ,  brennen,  ös,    uas    (super),    nasal    (superus,    nobilis), 

schmerzen,  stechen  etc.J  =  ahd.  eitar,  Gift)  45  cymbr.  uch  (supra),  uchel  (altus)    u.  griech. 

beruht  u.  womit  das  engl,  ulcer   (böses    Ge-  aüxö  (lasse  wachsen),    auxomai  (wachse)  u. 

schwur,  Krebs,  Krebsgeschwür  etc.)  connex  nhd.  wachsen   (cf.  wassen,    wasdöm   etc.) 

.sein    könnte,      cf.    dazu   skr.    ulkä,    Feuer,  zur   y  uksh,    vaksh    (wachsen,   zunehmen, 

Feuerbrand,  Brand  etc.  bei  B  o p p  u.Ben-  gross  u.  stark   werden),    od.    sonst   mit   tat. 

fey,    womit    diese    das    tat.    vulkauus    zu-  50  augeo,    auxi,    auctura    u.    auctus    etc.;     lit. 

sammenstellen.  augu  (wachsen),    auksztas  (hoch,  gross  etc.) 

Olli  od.  öhni,  uhnie,    a)   Oheim,    Vater-  u.  u.  goth.   aukau ;    ahd.   auhhöu;    ags.  eacan 

Mutler-Bruder ;  —    Dimin.:   ömke;    —    b)  (mehren,  sich  mehren  etc.) ;  ags.  e&ceu  (gross, 

als   Anrede   od.    Namens-    u.    Standes- An-  mächtig,  gewaltig  etc.,  c/'.  ök  etc.)  u.  skr.  iigva, 

hängsei,    bz,    als    ehrende   Bezeichnung   be-  55  (gewaltig  etc.)  zu  derselben  y  zu  stellen  sein, 

jahrter  od.  angesehener  Personen,  wie  z.  B.  om ;  i.  q.  um. 

Jan-,    Gerd-,    Freerk-öm    etc.,     od.    kuper-,  o-iiiacht,  s.  a-macht. 

pastör-,  mester-,  bür-öm ;  —  „dat  was  huni,"  önike.  oiiike,   öhuihe,  Ohnike,    Oehmchen, 

8a'  Ottöm,    do  harr'  he   de  rütt  bi  de  stert.  Oheimchen.      Dimin    von    öm.    —     Speciell 

—    Nid.,    mnld.,    nd.,    mnd.    oom    od.    öm  60  wurden  früher  auch  die  beim  hiesigen  Gast- 


OMMO 


683 


OR 


od.  Ännenhause  angestellten  Armen-  Vorsteher 
Oemkes  genannt  u.  haben  sie  diesen  Titel 
im  Volksmunde  auch  noch  jetzt.  Als  in 
früherer  Zeit  die  Annenbeiträge  noch  frei- 
willig durch  eine  Collecte  von  den  Bethei- 
ligten erhoben  wurden,  mussten  die  Oemkes 
diese  Collecte  monatlich  abhalten,  u.  damit 
Jeder  auf  den  Besuch  derselben  vorbereitet 
war,  wurde  es  zuvor  Haus  bei  Haus  ange- 
sagt, dass  „de  Oemkes  kamen  wulleii  uu  haleu 
't  mändgekl  (Monats-Geld)  up." 

Ommo,  JH?.  Name.  Geschln.  Ommea  u.  Omkes. 

Nach  StracJc e rj a n  ([jag.  22)  sollen 
die  Namen:  Ommo,  Uramo  aus  Ommar, 
Otmar,  bz.  Ottomar  entstanden  sein  u.  mit 
Odo  u.  Otto  zu  aud,    öd  (cf.  Ode)  gehören. 

öiii-segger  (Oheim-Sager),  Geschwister- 
Kind,  bz.  Vetter  od.  Nichte  j  —  he  is  min 
omsegger. 

ondel,  ein  Stück  od.  eine  Ecke  Land; 

—  mm  oudel,  meine  Ecke,  bz.  mein  Stück 
Land.  —  Trotzdem,  dass  der  Ton  auf  „ou" 
liegt  u.  das  „e"  nur  schwach  betont  wird, 
könnte  es  doch  =  audel  (Antheil)  sein,  mit 
urspr.  fries.  Aussprache  des  on  =  an.  cf. 
afries.  ondel. 

önke,  öhnke,  oehnke,  ein  eiserner  Koch- 
ofen, bz.  kleiner  Ofen  mit  Kochtöpfen  darin 
od.  auch  ein  eingemauerter  Kochherd,  der 
mit  dem  Stubenofen  verbunden  ist.  —  Wang. 
öanik,  önuike (Kachelofe n) ;  nfries.  (Outzen) 
änke  od.  (Johansen)  aauk. 

Es  ist  Dimin.  von  oehn  od.  öhn  =  goth. 
auhüs  (Ofen,  Feuer,  cf.  unter  äfen),  womit 
auch  nfries.  aan  (Backofen,  cf.  J ohanse n, 
pag.  99)  ident.  sein  wird. 

Onno,  ml.  Name;    —    Ouua,  wbl.  Name; 

—  Geschln.  Onnen  ;  —  Dimin.  Onke,  Onueke ; 

—  Geschln.  Oukes,  Onuekes;  —  desgl.  ml. 
Name  Ontje ;  —  Geschln.  Ontjes. 

Zu  Onno  sei  bemerkt,  dass  Stracker- 
jan (s.  pag.  22)  auch  diesen  Namen  ebenso 
wie  Ommo  zu  aud,  öd  stellt  u.  als  aus  Odau, 
Otan  entstanden  ansieht. 

Ontje,  Ontjes,  s  Onno. 

ontje,  Bauch,  Spitzbauch;  —  he  krigd 'n 
ontje ;  —  sin  ontje  steid  ürdendlik  förüt. 

op,  s.  up. 

open,  s.  apeu. 

öpendlik  of?.  öpendlik,  s.  apendlik. 

öpenen,  öpnen,  öffnen. 

öpening,  öpnang,  Oeff'nung. 

1.  opper,  s.  Upper  :=  nid.  opper,  nhd. 
ober,  über. 

2.  opper  M.  auch  hopper,  Haufe,  od.  ein 
er-  u.  aufgerichtetes  Etwas.  —  Daher:  hei- 
opper,  Heu-Haufe,  Heuschober;  —  dat  hei 
steid  in  oppers  (das  Heu  steht  in  Haufen). 

—  Nid.,  mnld.  opper ;  wfries.  oper  (das- 
selbe). —  Wohl  Subst.  zu  oppern. 


oppern,    a)  (sinnl.)  errichten,  aufrichten, 

aufsetzen ,  aufstellen ,  in  Haufen  setzen, 
häufen;  -  wen  dat  wer  drög  blift,  den 
krig'  jl  't  hei  häpeudlik  so  wid,  dat  ji  't 
5  oppern  könen  (icenn  das  Wetter  trocken 
bleibt,  so  bekommt  ihr  das  Heu  hoffentlich 
so  weit,  dass  ihr  es  in  Haufen  setzen  könnt); 

—  h)  (Irop.)  aufsetzen,  aufstellen  (eine  An- 
sicht od.  Meinung),    behaupten  etc. ;  —    he 

lü  opperd  dat  as  sin  meuung ;  —  he  opperdo 
dar  legen  (er  stellte  dagegen  auf,  bz.  brachte 
dagegen  ein,  entgegnete  od.  erwiderte  da- 
gegen),   dat  de  umstenden    dat   net   toleteu. 

—  Nid.    opperen    (handlangen,    zureichen, 
15  hinaufreichen,  aufrichten,  in,  Haufen  setzen, 

aufstellen,  aufsetzen,  eine  Meinung  od.  Be- 
hauptung   aufstellen,    aufs    Tapet    bringen, 
erwähnen,   vorstellen,   vorschlagen,    äussern 
etc.).  —  Zu  1  opper,  ober,  über,  höher. 
20      ör  od.  öre,  Aehre,  s.  är. 

Ol',  ihr,  s.  hör. 

Or,  Oehr ;  cf.  2  ör. 

1.  6r,  die  untrennbare   Vorsetzpartikel  in 
örbär,  ördel,  örlof,  örlog,   örsäke,   örsprunk 

25  etc.  mit  den  Nebenformen  ar  (cf.  arbarmen) 
u.  ur  (cf.  urold)  =  ahd.  ur,  ar,  ir,  er  u. 
nhd.  ur,  er ;  an.  ör,  or,  er,  ur,  ür,  ör ; 
afries.  or,  ur ;  nid.  oor ;  mnd.  or ;  ags.  or, 
ör  u.  ör ;  as.  or,  ur ;  goth.  us  u.  einzeln  in 

30  Zusammensetzungen  auch  ur,  welche  einer- 
seits aus  der  Bedtg. :  aus  heraus,  hervor, 
von  her,  von  weg  etc.,  bz.  aus-heraus,  aus- 
hervor  etc.  den  Begriff'  des  Beginnens  u. 
Anfanges  von  Etwas  entwickelte  u.  in  dieser 

35  Bedtg.  auch  im  ags.  ör  (Anfang,  Beginn 
etc.)  als  Subst.  erscheint,  während  sie  an- 
dererseits aus  der  Bedtg. :  ex ,  bz.  aus, 
ausser  etc.  öd.  von-weg  auch  in  die  von : 
weg  (von  Etwas)    überging    u.  so  in  Com- 

40  positis  auch  ein  Nichtdasein,  ein  Fehlen 
etc.,  bz.  dasselbe  wie  ohne  u.  los  bezeich- 
net (bz.  als  Privativum  erscheint),  wie  dies 
z.  B.  im  ags.  or-leahtor  (ohne  Tadel  etc.) 
u.  or-leahtre  fiafZeiZos  etc.),  ahd.  urvaui,  an. 

45  örvaeun  (ohne  Hoffnung)  etc.  u.  wahr- 
scheinl.  auch  in  orlag,  orlege  (cf.  örlog) 
der  Fall  ist. 

2.  ör,  Ohr,  d.  h.  a.  das  Sinnen-Werkzeug 
od.   Organ,    womit   man  Töne    v er  nimmt 

50  u.  auffasst.  —  Sodann  auch  b.  Esels- 
ohr od.  Falte,  umgefaltete  Ecke  od.  um- 
gefaltete halbe  Blattseite  in  einem  Buche, 
wie  man  solcJie  auch  macht,  um  (wie  sonst 
mittelst  eines  LesezeicJiens)  die  Stelle  wieder 

55  aufzufinden,  wo  man  beim  Lesen  blieb;  — 
c.  kleiner  ohr artiger  Henkel  od.  durch- 
löcherter Handgriff  am  Topf;  —  d.  Oehr 
od.  Oese  (cf.  1  8s).  —  Redensart,  u.  Sprichw. : 
he  let  sük  gen  ören  anueieu    (er   lässt  sich 

60  nicht  anführen,    bz.    nichts  weiss  machen) ; 


ORBAR 


684 


ORDEL 


—  he  iß  nog  net  dröge  achter  de  oren ;  — 
he  hed  de  ören  nog  iil  dicht  au  d'  kop  (er 
ist  nicht  leicht  durch  Bitten  zum  Geben  ge- 
neigt zu  machen,  bz.  etwas  harthörig  u. 
hartherzig  *) ;  —  hö  hed  't  füstdik  achter  5 
de  öreu ;  —  Uitje  polten  hobben  ök  ören 
(Warnung,  dass  man  in  Gegenwart  kleiner 
Kinder  nicht  zu  viel  sprechen  soll,  weil 
kleine  Kinder  auch  Ohren  zum  Hören  haben); 

—  hü  hed  d'r  gen  ören  an  (er  will  etwas  10 
nicht  a)ifassen ,  hat  keine  Neigung  od. 
Lust  ein  ihm  Befohlenes  zu  thun);  —  he 
steld  d'r  dote  ören  na  (er  stellt,  bz.  richtet 
taube  Ohren  danach,  thut  als  wenn  er  es 
nicht  hört);  —  he  is  dör  't  ör  brand  (er  15 
ist  gekennzeichnet,  bz.  gebrandmarkt,  mit 
der  Bedtg. :  er  ist  sehr  verschlagen,  listig  n. 
gewandt  wie  ein  alter  Verbrecher) ;  —  he 
hörd  mit  tiskören    (er  stellt  sich  an,    als  ob 

er  schwerhörig,  bz.  taub  ist).  20 

Ferner   wird   von   einem  Herrn,    der  an 

jedem  Arm    eine  Dame  führt,   scherzweise 

gesagt :  dat  is  'n  pot  mit  twe  öreu,  (/.  h.  ein 

Topf  mit  zwei  Henkeln. 
Es  ist  =  nid.  cor;    afries.  är,   ara,  aer ;  25 

ags.  eare;  as.  öra ;  an.  eyru;  ahd.  öra,  aora; 

mhd.  öre,  ör   (Ohr,    Oehr,   Henkel,    Griff); 

goth.  uuso ;  lit.  aiisis;  lat.  auris;  alat.  ausis; 

griech.  oüas  u.  jon.  oüs. 

1.  örbar.    urbar,   ausgiebig,   ergiebig,   er-  8ü 
trägig,  einträglich,    nutzbar,  nützlich,  dien- 
lich, passend,  geziemend ;  —  örbar  laud  ;  — 

'u   örbaren   sake,    eine    nützliche,    dienliche 
Sache    etc.    —    Nid.    oorbaar ;     mnld.    (cf 
Weiland)    oirbaai',  oirbcr,  orber,  orboor,  35 
oorbaar  etc.;  »d.  urbar;  bagr.  urbar,  urbor. 

2.  örbar,    Vortheil,  Gewinn,  Ertrag  etc. ; 

—  to  sinem  mitte  uu  örbar  (zu  seinem  Nutzen 
u.  Vortheil)  etc.  —  Afries.  orber  (Nutzen 
etc.);  mnld.  (KU.)  oorbacr,  oorbor;  mnd.  AO 
orbar,  orber,  orbor ;  mhd.  lu'borc,  urbor, 
urbar,  urwar ;  md.  nrbur  (Einkünfte,  Ertrag 
od.  Zins  von  einem  Grundstück ;  einen  Zins 
od.  eine  Beute  tragendes  Grundstück). 

1  ti.  2  örbar  gehört  mit  dem  davon  stam-  15 
menden  Verbum:  nid.  orbereu ;  mnld.  oov- 
bareu  (gebrauchen,  benutzen,  geniessen  etc.)  ; 
mhd.  urboru,  urbaru,  urbern ;  md.  urbariu, 
urburu  (einträglich  machen,  in  Ertrag  setzen, 
erziele»  etc.)  zu  ahd.  urperan,  urberan;  mhd.  50 
erberu  (gebären,  erzielen,  hervorbringen  etc.; 
refl.  entstehen) ;  goth.  usbairan  (hinaustragen, 
vorbringen,  ertragen)  etc.,  was  eine  Bildung 
von  ur,  US  (cf.  1  ör)  =  aus,  heraus,  her- 
vor,   aus  heraus   etc.     u.  ahd.  peran ;    goth.  55 


*  Bern.:  Weit  vom  Kopfe  abstehende  Ohren 
fassen  den  Schall  bekanntlich  leichter  auf 
u.  hören  schärfer.  60 


bairan ;  ags.  heran;  nhd.  (ge)bären  etc.  (cf. 
baren,  baren,  böreu  etc.)  ist. 

ör-bumniel,  Ohrgehänge;  —  se  dragt  golden 
örbummels  in  't  ör.  —  cf.  bummeln  = 
baumeln. 

ord  od.  ort,  ortli,  a)  Ort,  Gegend,  Rich- 
tung, Seite,  Funkt,  Stelle;  —  dat  ligd  an 
de  örd,  bz.  ua  de  örd  hen ;  —  he  is  fan 
disse  örd  ua  'u  andern  örd  heu  fertrukken ; 

—  b)  Spitze,  Anfang,  Acusserstes,  Ecke, 
Schärfe,  Schneide;  —  tau  örd  (od.  örth)  to 
ende ;  —  de  örd  fau  de  sp;"i'  is  mi  ofbrakeu  ; 

—  örd  tan  't  mest  (Schneide  des  ^^cssers); 

—  de  örd  fan  't  plögisder.  —  Davon  auch 
der  Name  Leerörd  od.  Lcerorth,  gewöhnlich 
Nord  (mit  apostrophirtem  Artikel  —  'n  örd) 
genannt,  wie  die  Spitze  od.  Ecke  heisst, 
tvelche  durch  die  Leda  bei  ihrer  Einmündung 
in  die  Ems  gebildet  wird. 

Die  Bedtg.:  Gegend,  Stelle,  Punkt 
resultirt  aus :  Sjj  itze,  Ecke ,  Winkel 
=  was  vor-  od.  in  den  Fatim  hinati.'<- 
ragt  etc.,  ganz  xvie  auch  hörn  u.  hök  u. 
auch  Seite  u.  Kante  etc.  in  derselben 
Bedtg.  gebraucht  wird.  —  Nid.  oord ;  afries. 
ord,  oerd;  nd.  ord,  oord,  oort ;  mnd.  ort; 
as.  ord;  ags.  ord  (Spitze,  Gipfel,  Oberstes 
etc.) ;  aengl.,  engl,  ord ;  ahd.,  mhd.  ort 
(äusserster  Punkt,  Spitze,  Anfang,  Ende, 
Ecke,  Band,  Saum,  Seite;  Theil,  Stück  als 
kleines  Gewicht  od.  Münze,  cf.  ort)  ;  an. 
oddr  (mit  assimilirtem  „r''  tvie  in  unserni 
öddcr  =  Order);  «o/vi'.  odd;  dän.od;  schwed. 
udd  ;  nfries.  od,  odd.  —  Vergl.  auch  schott. 
(Jamieson)  ord  (steiler  Hügel  od.  Berg); 
ir.  ard  (Hügel);  an.  urd  (felsiger,  steiniger 
Ort)  u.  dazu  unser  ur  oil.  ür  in  der  Bedtg.  : 
Eisenrasenstein  etc.  —  Davon:  ahd.  orthalx' 
(Urheber)  u.  OTÜ'rnmA  (Urheberschaft,  aucto- 
ritas),  ortfrumo  =  as.  ordhfruuio ;  ags.  ord- 
l'ruma  (auctor,  princeps,  origo)  etc.  —  Nach 
Fick  (III,  36)  mit  Ucbergang  von  s  in  r 
(wie  bei  1  ör)  aus  usda  von  der  }/  us  =  vas, 
schneiden  od.  thcilen,  scheiden,  trennen  etc., 
bz.  (cf.  Bopi»,  Gloss.  comp.,  pag.  351, 
zweite  Spalte,  5  vas)  lindere,  absciudere ; 
occidere,  wovon  auch  vielleicht  lat.  vastare, 
vastus,  cf.  wöst  etc. 

ordel,  Urtheil,  d.  h.  Aus  theil  =  was 
Jemand  u.  eine  Versammlung  etc.  aus- 
t  heilt  od.  a  usg iebt  etc.,  bz.  als  M e i- 
nung,  Ansicht  etc.  od.  als  Spruch, 
Attssjiruch  etc.  von  sich  giebt  etc.;  — 
ik  wil  nu  d'r  gen  ördel  ater  anniatigen ;  — 
he  hed  sin  ördel  iitspraken;  —  dat  gerigt 
hed  siu  ördel  ofgiifeu ;  —  he  hed  siu  ördel 
kragen  (er  hat  sein  Urtheil,  bz.  was  ihm 
gebührt,  od.  vom  Gcricld  abgegeben  u.  ihm 
[als  richterlicher  Spruch  od.  als  Strafe  etc.] 
zuerkannt  ist,  bekommen) ;  —  't  lätstc  ördel 


ORDELEN 


685 


ORLOF 


(das  letzte,  hs.  jüngste  Gericht,  d.  h.  die 
letzte  Au  st  heil  u  n  g  von  Belohnung  u. 
Strafe,  das  letzte  Erkenntniss  des  Wclten- 
richters).  —  Ahd.  uvteila,  urteili,  urdeili, 
urteil,  urteil ;  mhd.  urteil,  urteile ;  afries. 
ordC'l,  urdel ;  tofries.  ördel,  oardel ;  nid. 
oordel;  mnd.  ordel;   ags.  ordäl;    as.  urdeli. 

—  Davon:  inlat.  ordalium  (Gottes- Urtheil) 
lt.  afranz.  ordcl  (Urthcil).     cf.  das  folgende: 

ördelen ,  urtheilen.  —  Nid.  oordeelen ; 
afries.  ordeija,  ordela;  ahd.  artailan,  arteillan, 
ardeilau,  irteileu,  irdeilen ;  mhd.  erteilen, 
urteilen  (eine  Meinung ,  Ansicht  etc., 
hz.  einen  Sp r uch ,  Ausspruc h  etc.  über 
ettvas  abgeben  etc.  u.  so  soivohl  =  he-  als 
=  ver- urtheilen ,  gleichviel  ob  dies  von 
einer  Person  od.  mehreren ,  privatim  od. 
öffentlich  durch  eine  Versammlung  od.  das 
Gerieht  geschieht) ;  as.  adeljau  (urtheilen, 
verurtheilen);  ags.  adaelan  (partiri,  separare). 

Wie  von  ahd.  ar-springan  (aus-,  heraus-, 
hervorspringen)  das  Wort  Ursprung  mit 
der  Grdbdtg.:  Aus-,  Heraus-,  llervor- 
Sp rung  entstand,  so  das  Wort  Urth  e i l 
von  ahd.  arteilan  (aus-theilc n,  ertheilcn, 
ausgeben,  abgeben  etc.),  worin  ar,  er  etc. 
=  ur  (cf.  1  6r)  m.  =  goth.  us  etc.  ist. 

1.  Orden,  Ordnung,  Regel,  Gesetz,  Orden 
etc.  —  „Norden  is  Sünder  örden  ;"  —  „Norden 
hed  gen  Orden,"  bz.  „in  Nöi'den  is  gen  örden" 
(altes  geschichtliches  Sprichwort  auf  die 
Stadt  Norden);  —  he  is  in  de  örden  up- 
namen ;  —  he  hed  'n  örden  kragen.  —  Ahd. 
ordena;  mhd.  orden  (Anoi-dnung ,  Gesetz, 
Befehl;  Orden,  Stand,  Beschaffenheit.)  — 
Aus  lat.  ordo. 

2.  örden  (statt  ördenen),  m-dnen,  in  Ord- 
nung bringen;  —  he  hed  dat  all'  so  moi 
ördend,  dat  't  'n  lüst  is.  —  Ahd.  ordinön, 
ordenon ;  amhd.  ordenen,  ordnön ;  nid.  ör- 
denen, orden  (ordnen,  regelrecht  behandeln, 
bestimmen,  anordnen  etc.). 

Order  (assimil.  ödder),  Ordnung,  Reihen- 
folge, Regel  etc. ;  Befehl,  Ordre ;  —  't  is 
all'  göd  in  ödder  kamen ;  —  't  is  all'  mit 
hör  in  ödder  (es  ist  mit  ihnen  alles  geord- 
net, bz.  so  xoie  es  sein  muss  od.  soll,  alles 
in  gutem  Stande)  etc. ;  —  ik  bin  hei  n^t 
göd  in  ödder  (ich  befinde  mich  gar  nicht 
xoohl) ;  —  wel  hed  de  ödder  dar  to  ütgäfen? 

—  he  wil  net  na  ödder  hören. 

ordern  (assimil.  öddern),  anordnen,  ein- 
richten, befehlen,  Ordre  geben  etc. ;  —  he 
ödderd  dat  an ;  —  hö  hed  dat  beöddert  (er 
hat  das  beordert). 

Ordgis,  .s.  Ortgies. 

Ordnung,  Ordnung ;  —  an  Ordnung  kan  gen 
hfts  bestän,  an  Ordnung  mut  de  weit  fergän. 

örd-rik,  ortreich,  reich  an  Orten,  bz.  Ort- 
schaften. 


or-fige,  Ohrfeige  =  Schlag,  Schmiss  etc. 
mit  der  flachen  Hand  an  das  Ohr.  —  Nid. 
oorvijg. 
or-ligen,  ohrfeigen,  mit  der  flachen  Hand 
5  an  die  Ohren  .schlagen  etc. 

Orgel,  Orgel.  —  Ahd.  organä,  orginä ; 
mJid.  orgene,  orgen  u.  ahd.  orgelä,  orglä; 
mhd.  orgele,  orgel;  innld.  orghel;  nnld.  orgel ; 
ital.  Organa;   port.  orgao ;    cat.  orga;    pror. 

10  orgues ;  franz.  orgue;  ivallis.  orgän  etc. 
alles  von  lat.  Organum ;  griech.  organon 
(jedes  Werkzeug  überhaupt;  besonders  ein 
musikalisches  od.  Ton  -  gebendes ;  Orgel, 
Wasserorgel),  wovon  auch  nhd.  Organ,  Or- 

15  ganismus,  organisch,  Organist  etc. 

Die  Grdform  ist  arganä  u.  dies  eine  Bil- 
dung von  der  y  arg  (cf.  Bopp,  Gloss. 
comp.  21,  arg  1,  u.  Benfeg,  Skr.  Dict. 
49,  arj  2),  thun,  machen,  wirken,  bewirken, 

20  bereiten,  fertigen,  zusammenfügen,  verbinden 
etc.  u.  dem  Suffix  ana  od.  aiiä.  (cf.  B  opp, 
Gramm.,  III,  396  seq.),  ivonach  arganä  so- 
viel heisst  als:  Machendes,  Fertigendes,  Be- 
reitendes  etc.,     ivie  ja    ein    Werkzeug    ein 

25  Wirk-Geräth  od.  dasjenige  ist,  womit  man 
Etivas  fertigt  od.  macht  etc.  Dieselbe  En- 
dung haben  wir  z.  B.  auch  in  Wagen 
(ahd.  wagana)  =  Fahrzeug,  Fahr-Geräth, 
bz.  Fahrendes. 

30  örgelen,  orgeln,  Orgel  spielen,  nament- 
lich mit  der  Drehorgel;  —  he  örgeld  mi 
wat  för. 

ör-Tser,  or-isder,  Ohr-Eisen;  —  se  dragt 
'n  golden  ör-iser.  —  Dieser  jetzt  von  Gold 

35  od.  Silber  getragene,  vorne  offene  Schmuck- 
reif der  fries.  Frauen  ivar  urspr.,  wie  auch 
der  Name  andeutet,  ein  einfacher,  eiserner 
Reif,  loomit  die  langen  hellblonden  Haare 
statt   des   in   neuerer  Zeit  üblichen  Sammt- 

40  bandes  zusammen  gehalten  wurden.  Wie 
die  Prunksucht  später  u.  namentlich  im  18. 
Jahrhundert  bezüglich  dieses  Reifes  zu  dem 
jetzigen  goldenen  mit  Edelsteinen  u.  Diaman- 
ten   besetzten   Kopfschmuck   kam,    darüber 

45  vergl.  im  Ostfries.  Monatsheft  vom  Octbr. 
1877  iKig.  472  den  Bericht  des  Herrn  Dr. 
med.  Ter  gast  bezüglich  der  Leeuwaarder 
Ausstellung. 

orke,  Ohrchen  u.  Oehrchen.    Dimin.  von 

50  2  ör. 

ör-leks,  Lesezeichen;  d.  i.  ein  ör  loas 
man  als  Lesezeichen  (cf.  ör  sub  b)  bei  einer 
leks  (Lection,  Aufgabe  etc.)  macht. 

«rlof,   Urlaub,  Freiheit,  Dispensation  etc. 

55  (0.  L.-R.,  15  u.  331).  Gebräuchlicher  ist 
ferlöf  u.  kömmt  örlof  zur  Zeit  nur  an  der 
holl.  Grenze  vor.  —  Afries.  orlof,  orlef, 
orlif ;  as.  orlof;  ahd.  urloub,  urloup,  urlub ; 
mhd.  urloup;    md.,   nd.   urlöf  =  Erlaxib, 

60  Erlaubniss  etc. ;  cf.  ferlöf. 


ORLOG  68ß                                 ORT 

itr](i^,  Krieg;  —  Mo^sschip,  Kriegsschiff ;  ei»  Dirni».  von  logos  (Wort,  Rede,  Spruch, 

—  hö  is  up  örlog  üt;  —  Malhrnk  (Herzog  Ausspruch,  Vcrlümligung  etc.)  od.  das 
von  Marlborough)  do  t'ör  ton  ürlosc  otc.  (altes  substantivische  Neutrum  von  logioa  (der 
VoR:<ilied) ;    —    liO  färd    up  'ii    orlogsschip.  Hede  Icundig,    beredt    etc.)    ist    u.  auch  die 

—  iS7r/.  oorlog ;  ninid. ,  jntläm.  oorlo^fh;  mnd.  5  Brdtg. :  Sjvuch,  AussprucJi,  Verkündigung 
orlogo,  nrlage,  orlog»\  orlog,  orloch,  orlcoh,  etc.  hat.  Demnach  heisst  örologion  tvörtJ.  : 
orlifli,  orliiii'li ;  afries.  orloch;  as.  erlag,  Zeit-,  bz.  Stunde  n -V  e  rl-vndi  gun  g. 
erlog,  orlaiii  (docisio  fatalis,    bollica,    fatum,  Wegen  öra,  bz.  hnra  cf.  ftr. 

l)olliini) ;  (f/zs-.  orlag,  orlou.  ».  orlilg;  rtj<.  ürlög  öi'-sakp,  »l'-säk,   Ursache,  Grund,  Anlass 

(dassellie) :     ahd.    urlag,    urlaga    (dcschick,  10  etc.,    d.  //.  die  Sache,    wovon   (als  erste 

Schicksal).  —  Daneben:  ahd.  iirliugi-,  nihd.  u.    ursprüngliche   od.   Anfangs-    n. 

nrliugo,  urlougo  ;    7nd.    urlougo,   urloigo,  ur-  Au sg a  ngs-  Sache,    cf.  1  or)    etwas    aus- 

lugo  (Krieg);    mhd.  urlingeii,    iirlougon,  lu-  od.    her atis- geht.     Daher    auch:    liewe- 

logen;  md.  urlilgon,  urleigon  (Krieg  führen,  gu  ngs- Sache,  od.  Sache,  die  zu  Etwas 

kriegen).  15  bewegt  u.  anregt,  bz.  den  ersten  An- 

^Vas  zunächst  das  ahd.  nrlag,  as.  erlag,  stoss  v.  Anlass  zu  Etwas  gieht;  —  bt^ 
an.  erlog  otr.  in  derBedtg.:  fatum  betrifft,  is  de  örsäk  d'r  fan  (er  hat  den  Anlass  dazu 
so  scheint  es  ein  Compos.  von  ur  in  der  gegeben);  —  dat  is  do  orsäk,  warum  ik  dat 
Bedtg.:  entsprungen,  entstanden,  anfänglich  do.  —  As.  orsake;  nid.  eorzaak,  eorsake ; 
od.  von  Anfang  her,  ursprünglich  etc.  (cf.  20  mhd.  Ursache,  nrsacli.  — /M/tf;-;  ferörsaken, 
1  or,  bz.  ur  in  Urwelt,  tiralt  etc.)  u.  log,  verursachen,  bewirken,  machen,  veran- 
log (Gesetz,   Recht,    Ordnung,  Bestimmung,  lassen  etc. 

Gesetz  des  Lebens,  Geschick,  Loos,  Schick-  oi'-spriink,  Ursprung,  Entstehung  etc. ;  — 
sal  etc.)  zu  sein,  sodass  urlag  hier  soviel  sin  ursprunk  lodt  ho  fan  otc.  ef;  —  dat  is 
als:  Ur- Gesetz,  Ur-B estimmun g,  2'>  do  orspriink  fan  sin  nani.  —  Daher:  er- 
Ur- Geschick  etc.  bedeutet,  wäJtrend  es  sprunkolk,  orsprünkolk,  ursprünglich,  nn- 
in  der  Bedtg.:  hcUnm  od.  Krieg  wahrscheinl.  fänglich  etc.,  bz.  von  der  Entstehung,  bz. 
soviel  als  ox  lex  (s.  unter  1  or)  bedeutete  von  Anfang,  von  der  Geburt  etc.  an.  —  Ahd. 
u.  so  urspr.  einen  gesetzlosen  Z ust  a  n  d  nrspring,  ursprink ;  mhd.  nrsprino,  ursprunc  ; 
(Tumult,  Empörung,  Aufruhr,  unruhige  30  nid.  oorsprung.  —  Zu  ahd.  ar  (or,  ir,  ur 
kriegerische  Zeit  etc.)  bezeichnete,  wo  Jeder  =^  goth.  us  etc.,  cf.  1  ör)  — springan  (aus-, 
selbst  sein  Recht  mit  dem  Schiverte  he-  heraus-,  hervorspringen ,  herausspricssen, 
hauptete  u.  Gewalt,  Mord  u.  Todtschlag  an  entspringen,  hervorkommen,  entstellen  etc.) 
der  Tagesordnung  loar.  Eine  andere  Frage  u.  daher  tvörtl. :  Aus-,  Heraus-,  Her- 
bleibt nun  aber,  ob  das  ahd.  iirlmgi  (Krieg)  ."5  vor- Sprung,  bz.  Sprting  od.  Beive- 
aus  nrlag  (Urgeschick,  od.  von  Anfang  an  gung  etc.  aus  Etwas  heraus  u.  so:  das 
bestehendes  Gesetz  etc.),  bz.  aus  der  Bedtg. :  Hervorspringen,  Hervorspriessen, 
ex  lex  entstand,  od.  ob  dieses  im  zweiten  Entspringen,  die  Quelle,  der  Ur- 
Tlieil  nicht  mit  ahd.  liugan  =  lügen,  he-  sprung  etc. 
trügen,  überlisten  etc.  zusammenhängt  u.  40  1.  ort,  örth,  .*;.  ord. 
demnach  urlingi  eigentl.  soviel  heisst  als:  2.  «rt,  örth,  der  vierte  Theil  eines  Gan- 
lh--Lüge,  Ur-Betrug ,  Ur-Belügung ,  Ur-  zen  u.  zwar  speciell  des  als  Flüssigkcits- 
Ueberlistung  etc.  u.  so  in  die  Bedtg.:  heim-  Mass  dienenden  Kruges  od.  der  Kanne, 
licher  Ueberfall  u.  Krieg  etc.  überging.  sowie   auch  jetzt   des   Liters,    od.    einer 

Zu  der  Bedtg.:    Ur- Gesetz   von   ahd.  45  grösseren    Münze;   —    'n   ort   melk    (bor, 

urlag,    urlac    otc.    cf.    auch   Holtzmann  ölje,    water  etc.),    eine  viertel  Kanne  Milch 

(deutsche  Myth.  pag.  201),  der  übrigens  das  etc.;  —  dro  min 'n  ort,  drei  (Gulden,  Thahr 

ahd.  urlingi  als  eine  Entstellung  von  urlag  etc.)  tveniger  ein    Viertel.  —  Nid.  oord,  ooit 

ansieht,  was  mir  jedoch  zweifelhaft  ist.  (dasselbe    u.    auch    [ausser    den    sonstige)/ 

orlösjp,    Uhr,   Taschen-Uhr ;  —  kanst  du  50  Bedtgn.   von  ord]    ein    Theil    od.    Stück 

mi  wol  soggen  wo  lät  dat  't  is  ?     nil  hröor,  von  Etwas    überhaupt).      Auch    im   nd.    v. 

ik  hob'  gön  örlösjo  bi  nn.  nhd.  (cf.  bei  Dähncrt  etc.    u.  Adelung 

Es   ivird   vom  gemeinen  Mann    oft  auch  etc.)  wird  Ort  in  der  Bedtg.  von:  Stück, 

allüsjo  ausgesprochen  u.  entstand  aus  franz.  Theil,    kleines    Theil    (wie   das    ahd. 

horologo    von    lat.    borologium    =    griech.  55  ort,  <f.  unter  ord)  u.  in  der  von:  vierter 

örologion,    wovon  auch  ital.  eriuole ;    mail.  Theil  von    Etwas   gebraucht,    wonach    es 

reloonri ;    -fpan.  relox ;   j^'^''^-  relogio;   2)rov.  dann  wohl  anzunehmen  ist,  dass  die  urspr. 

reloige  u.  das  ahd.  ot\c\  (Uhr).     Das  griech.  Bedtg.  von:  Theil  od.  Stück  sich  später 

örologion    ist    ein  Compos.    von    öra    (Zeit,  auf  die  von :  ein  Viertel   von  Ettoas  (cf. 

Stunde)  u   logion,  welch  Letzteres  entweder  60  auch  Örtje)  begrenzt  hat. 


ORT  OERT  687  ORTGIS 

ort,  ort,  orte,  ort«,  Ahhuh,  Abfall,  Brocken,  nnserm  nrtnn  von  ort  entstand.     Möglich  ist 

Reste,    Üeberreste,    Uebcrbleibsel   elc.    von  es  indessen  auch,  dass  das  hess.  u.  götting. 

Speise  od.  Futter;    —    wt  ilten  fan  middag  oizon    (was  sonst  anscheinend   im  hoch-  u. 

ort  (od.  auch  örtsel,  örtels),  ^^ur  e.fsen  diesen  oberdetdschen  nirgends  vorlömmt)   vom  nd. 

Mittag  Reste  od.   von  andern  Tagen  übrig  ft  orten  entstand,  b.z.  aus  unserer  nd.  Mundart 

qeUiebenes,  den  Abhub  anderer  Mittage.  —  übernommen  lourde. 

'Mostfries.  (C a  d.  M ü  1 1  e  r)  oerth  (über-  Dass  u n ser  ort  u.  orten  etc. ,  ivie  Seh  m  e  l- 
(febliebenes  Heu  od.  Stroh,  bs.  Futter);  nd.  ler  v.  Vilmar  (cf.  bei  Schm.,  1,  100  u. 
(Br.  Wb.)  u.  mnd.  (Seh.  u.  L.)  ort,  orteis;  bei  Vilmar  420)  annehmen,  mit  dem  bayr. 
nfries.  (Outzen)  aartels;  engt,  ort  u.  orts  10  uräszen,  urezen  (was  doch  loohl  soviel  als: 
(Abfall,  Abhub,  Urberreste,  Brocken  etc.) ;  [sich]  über  essen ,  bz.  ver  essen  etc.  u. 
hess.  (Vilmar,  426)  ocrzchen  (Dimin.  von  so  [sich  in  Ettoas]  zuwider  essen  u. 
oPYz  =  Ueberhleibsel,  Rest  etc.)  etc.  cf.  das  deshalb  die  Speise  od.  das  Futter  ver- 
folgende: schmähen  u.  vertverfen  etc.  bedeutet), 

iirten,  (beim  Essen)  Reste  lassen,  die  vor-  15  bs.    mit   dem   ags.    orettan    od.  nretan    (cf. 

gesetzte  Speise   verschmähen    u.    überlassen,  L.    Ettm  aller,    pag.    41    u.    H.    Leo, 

sie  nicht   anrühren    etc. ;    —    de    bliksemse  Spalte  420  unter  or),  zu  Nichte  machen  etc. 

jung'  is  so  egen    (od.  kis)    up   't   äten,    dat  ?f.  oretta,  zu  Nichtemacher  zusammenhängen 

ho  hast  elker  middag  örtd ;  —  du  mnst  net  %i.  davon  abstammen  soll,   scheint  mir   sehr 

altid  orten ;    —   de   perde    orten  't   hei.  —  20  ziveifelhaft  u.  ivollen  mir  dazu  die  Formen  so 

Nfries.    (Outzen)    orte,    aarte;    nd.    (Br.  ivenig,  als  auch  die Bedtg.  von  ovi  (als  Subst.) 

Wb.)    orten,    örden;  jütl.  orte;    in  Angeln  stimmen.    Auch  spricht  für  einen  Zusammen - 

urte;    in    Tondern   yrte ;    /je.ss.    (Vilmar)  hang  von  unser m  ort,  orten  ti.  dem  schott. 

orzen  (übrig  lassen,  Rest  lassen  [von  aller-  ort  etc.    mit  diesen   oberdeutschen   Wörtern 

hand  Dingen  u.  nicht  allein  von  Speisen],  25  der  Umstand  schon  nicht,    dass  dies  jeden- 

Futter,    bz.    Nahrung    überlassen    u.    ver-  falls  neuere  Wörter  sind,  da  sie  überall  in 

schmähen,    dasselbe   unter  die  Füsse  treten,  mittel-   u.  alt-hochd.   Wörterbüchern,    soviel 

verschleudern)  etc.    Desgl.  auch  (cf.  Scham-  ich  weiss,  nicht  vorkommen, 

bach)  götting.  orzen   (übrig  u.  verkommen  Zum  Schlüsse  sei  noch  bemerkt,  dass  auch 

lassen);  schott.  (Jamieson)  ort  (to  throw  BO  das  franz.,  aengl. ,  engl,  ovinre.  (Abfall,   Un- 

aside    provender  =  den  Proviant,    bz.    das  rath,  Schmutz  etc.)  möglicherweise  mit  dem 

Futter  zur  Seite  %verfen  u.  es  verschleudern  ostsehott.,  ir.  orda  (Fragment  etc.),  bz.  dem 

etc.,  to  crumble  =  krümeln,  brocken,  bröckeln,  ags.  u.  nd.  ord ;  alid.  ort  (Stück,  Theil  etc.) 

zerkleinern  etc.).  zusammenhängt,    u.   eine  Weiterbildung  von 

Es  ist  ganz  ziveifellos,  dass  unser  ort,  ort  ?<5  orda  u.  ord  ist. 

(Brocken,   Rest,  Uebcrbleibsel  etc.)    sich  so-  örtels,  s.  unter  ort,  ort. 

iDohl  lautlich  als  begrifflich  sehr  nahe  zu  Ort^is ,    Oortgies ,    Oorthgies ,    Ordgis, 

den  unter  ord  u.  ort  vorkommenden  nd.  u.  Oordgiese,    ml.  Name.  —  cf.  bei  Forst e- 

hochd.    Formen   oort,   ort   in    der   Bedtg.:  mann    unter  Ort  u.  Gis,    %oo    auch    schon 

Stück,  Theil,  kleines  Stück,  Brocken  40  der  Name  Ortgis  (jedoch  nur  einmal)  ange- 

etc.  stellt  u.  dass  auch  das  obige  schott.  ort  führt  ist. 

in  der  Bedtg:  krümeln,  bröckeln  etc.,  ort,  orth  ist  =  ord  (Spitze,  Ecke,  Schärfe 

sowie  auch  das  ostsehott.,  ir.  orda.   (Bruch-  etc.    u.   im   afries.    auch    Spiess)   u.   gis 

stück,    Fragment,    Re.st,    Ueberbleibsel   etc.,  wohl  eine  Kürzung  von  giso,  ivelcher  Name 

cf.   Jamieson    unter    to    ort)     auf    eine  45  nach   den   hier    lebenden  Geschlechtsnamen 

Connexität   damit   hinweist.     Da   nun  aber  Giessen,     bz.    Gisen     hier    auch    ivohl   ge- 

das  nhd.  „z"  =  urspr.  „ts"  u.  auch  =  urspr.  bräuchlich  gewesen  ist    u.    ivofür   auch  der 

t  u.  d  ist,  so  würde  auch  das  hess.  oerzchen,  hier  oft  vorkommende  Name  Gisbert,    Gise- 

hz.    oerts-chen    als   Dimin.    von    oerts    (cf.  berth    spricht.      Nach    Ernst    Schulze 

unser  örtsel)    m.  das  Verbum   orzen    (Reifte  50  (cf.  dessen  goth.  Wb.)    ist  gis    das   Präter. 

lassen,    übrig  lassen    etc.,   welche  Bedtg.  es  von  goth.  geisan  (wehen,  wallen,  aufwallen, 

ganz  allgemein  hat)  zu  unserm  orten,  orten  kochen,    brodeln,   sprudeln.    Blasen  werfen, 

u.    schott.  ort,    bz.   zu  dem  alten  Subst.  ort  schäumen   =   lat.    bullire)   =    ahd.    gesan, 

(in  der  Bedtg.:  Stück,  kleines  Stück,  jesan   (gähren,   schäumen,   sich  brodelnd  u. 

Abfall  od.  Rest,  Brocken  etc.  von  55  kochend  erheben,  aufwallen  etc.),  woher  die 
Etwa-H)  stimmen  u.  auch  noch  die  Annahme  Wörter:  Geiser  (auf  Island),  Geist, 
gestatten,  dass  die  Form  „orts"  in  der  Gas,  Gischt  etc.  u.  auch  das  an.  geisa 
Bedtg.:  Reste,  Brocken  etc.  ein  Plural  (sich  stürmisch  erheben,  zornig  auftoallen 
von  ort    (nämlich  ortes,    contrah.  orts)  war        etc ,    cf.  aufwallen,   aufbrausen  =  in  Zorn 

u.    daraus   das    Verbum   ortsen    (orzen)  =  60  u.  Wuth  gerathen  etc.)  u.  das  nhd.  gähren 


OERT.TE  ORT.TE  688  ÖSEN 

etc.,  worüber  des  Wetteren    unter  gären  zu  Ausgiessen  von  Wasser  od.  sonstigen  Flüssig- 

ersehen  ist.  keitcn.  —  Mnld.  (KU.),  bs.  sächs.,  sicambr. 

8rtje,   örtje   (Dimin.  von  ort),  ein  viertel  u.  mflüm.  oose;    mnd.  ose,    oose;   an.,   isl., 

Stüber,  bz.  eine  kleine  altostfries.  MünTC  norw.  ausa;  idän.  ose.  —  Wohl  Subst. 
im  Werth  von  l\'i  (dten  hannov.  Pfennigen.     5  zu  osen. 

—  Sprichw.:  „lüst  ktist  gehl,"  Sil'  de  jung',  öse-drüppe  od.  osen-tlrüp ,  Dachtraufe, 
(lo  liarr'  (hatte)  he  "n  flrtje  ferdansd.  bz.  Stelle    wo  das  Wasser   rfcs  Daches    ab- 

ftrtje-söker,  Pfennig-Fuchser  etc. ;    —    't  läuft.  —    Xnld.  oosdruip ;    mfläm.  oosdrnp, 

is  'n  rotten  Ortje-siiker.  hoosdrup;    afries.  osedropta.    —    Mit  mnd. 

ör-tike,  Ohrwurm:  vdid.  Ctrzochc  —  Oh  r-  10  ovesval    (Tropfcnfall   od.    Dachtraufenfall) 

Zecke.  zu  ose,  ose,  bz.  ovese  etc. 

ili'tsel.  .s\  ort,  (irt.  »He-fat,  Cts-i'&t,  ein  Schöpf- od- Ausleerungs- 

Ortwin.  Ooitbwiii,   Oordwin,    ml.  Name.  Gefüss.     Es  ist  namentlich  bei  den  ScJiiß'ern 

—  Ahd.  Ortwin;  nhd.  Örtwein.  zum  Entleeren  der  Böte  von  Wasser  im 
Den    zweiten  Theil   dieses   Na)nens   .'itellt  15  Gebrauch,  sowie  auch  auf  dem  Lande,  um 

Forst  ein  an  n    zu    ahd.  wini  ^^  as.  wini,  iMist  und  Jauche  damit  auszuschöpfen,    bz. 

ags.  vine,    afries.  winne    (Freund,  Gönner,  die  Gruben  damit  auszule er  en.  —  Mfläm. 

Geliebter),    zcegen  dessen  unter  winnen  (ge-  oosvat ;   nd.  (cf.  Schütze  unter  vatt)    ops- 

icinnen,  tcerben,  erwerben  etc.)  das  Weitere  vatt ;  nid.  hoosvat  etc.  —  /ai  ösen. 

zu  vergleichen  ist.     Wegen  der  Vorsdbe  ort  20  ösel ,     kleines     Flüssigkeitsmass,    Nösel, 

cf.    unter  Ortgis.     Die  Bedtg.    ist   demnach  Nössel.  —  Mnd.  osel. 

entweder:    ausgezeichneter    Freund  Ose-,    osen-Iatteii,    die  Dachtraufenlatten 

etc.   od.    auch  vielleicht   (cf.    afries.  ord  ^^  od.  die  untersten  etwas  aufstehenden  J,atten 

Spiess):  S2)iess-  od.  Speer- Fr eund.  eines  Daches,  bz.  diejenigen  Latten,  worauf 

OS,  s.  esse.                                                      25  die  osepannen  gelegt  werden. 

1.  ÖS,  Öse,  Oese.  —  Nd.  r»bse;  Dimin.  ösen,  schöpfen,  schütten,  giessen,  bz.  aus- 
öhseken,  Hsken.  —  Nach  W ei g and  aus  schöpfen,  ausschütten,  auswerfen,  ausgiessen 
lat.  ansa.  etc. ;  —  du  kanst  dat  water  wol  äfen  fit  't  bot 

2.  8s,  Öse,  Auswurf,  Schlechtes,  Abfall,  ösen ;  —  water,  bz.  jirre  osen,  Wasser,  h:. 
Dreck,  Schmutz  etc.;  daher:  Bs-kram,  sc/j/ec/i-  30  Jauche  schöpfen  =  herausnehmen  od.  heraus- 
ter,  gemeiner,  schmutziger  Kram  (bz.  Zeug,  schiUten  etc.  (aus  Etwas);  —  ütösen,  aus- 
Geschichte etc.,  cf.  2  kram);  —  de  Os-kräm  schöpfen  od.  ausgiessen,  ausschütten  etc.;  — 
mag 'k  nC't  ilten ;  —  mitAeös-kram  (schmutzige  't  is  d'r  schön  iltösd  (es  ist  da  rein  ausge- 
Geschichte)  wil  'k  niks  to  dön  hebben.  cf.  schöpft  od.  rein  herausgeschöpft) ;  —  feröscn, 
ösig  u.  unter  ösen.                                             35  verschöpf  en,  verschütten,  vergiessen, vergeuden 

ose,  Öse,   Dach-Kinne,   Dach-Traufe   od.  etc.; — he  hed  dat  her  all' ferösd  ("er /mf  rfrts 

eigentlich   der  Vorsprung    des    Daches    od.  Bier  sämmtlich  verschüttet  od.  vergossen  u. 

der    untere    überhängende    u.     vorstehende  vergeudet,  so  dass  nichts  mehr  in  der  Kanne 

Rand  des  Daches,   wovon  das  Hegenwasser  etc.  zurückblieb).    —    Nid.   oozen,    boozen ; 

abtropft,    cf.  die  Compos. :    ösedriippe,    ose-  40  mnld.  (KU.)    oosen    (haurire  etc.),    ntoosen 

latten,  osepannen.  —  Afries.  ose;  satl.  dzo;  (exantlare,  exbaurire,  deplere) ;  wfries    (Ja- 

jcang.  özing;    nfries.   ose   u.   ösling ;    mnld.  pi^-)  ease ;    mfläm.    oosen    (vuider  et  jetter 

oose;  nd.  (Br.  Wb.)  oese;  mnd.  ose,  osene.  l'eau  d'une  nacelle  ou  fosse) ;  nd.  (Br.  Wb.) 

—  Es  ist  contrah.  aus  mnd.  ovcse  =  engl.  u.  dithm.  (S  chütz  e)  oesen  (Wasser  schiipfen 
eaves  (Dachrinne,  Traufe);  ags.  efese,  yfese  45  od.  ausschütten,  einen  Brunnen  reinigen  od. 
(margo,  tecti  margo,  stillicidium,  porticus) ;  leer  machen) ;  jnHfZ.  ösen  (bauriro,  exbaurire, 
an.  ups  (Dachbart);  isl.  ups  (ima  pars  tecti,  o\a.üÜaro),\OTÖHen(ausschö2ifen, ausschütten, 
snpra  parietem ;  prominentia  in  montibus) ;  verschütten,  leer  machen,  loegschaffen),  i"it- 
norw.  ufs,  ups  (Klippoiicand  etc.)  n.  ufs  us.cn  (ausschöpfen,  ausschütten,  wegschaffen); 
(untere  Kante  des  Dachs,  Eegcndach,  Vor-  50  an.,  norw.  ausa;  dän.  ose;  schwed.  ösa 
dach);  ahd.  opasa,  obasa,  obosa,  oposa,  (schöpfen,  füllen,  ausgiessen,  bz.  giessen, 
opesa,  obisa,  obsa;  mhd.  obse  (Vorhalle,  strömen,  regnen).  —  Vielleicht  mit  lat.  hAwrin, 
Vestibulum) ;  mdartl.  bayr.  obsen,  obsten  bausi,  baustum,  haurire  (mit  unorgan.  li  od. 
(Vorhalle  der  Kirche) ;  goth.uh\7A'Si{i)OTt\c\.iB),  einem  h  als  Schreibschyiörkcl)  von  einer  y  us 
was  mit  ahd.  oba  (auf,  über  etc.)  u.  nnserm  55  als  Ablaut  von  as  (tverfen,  aus-  od.  heraus- 
up  (cf.  afer,  upper  u.  bäten)  zusammenhängt  werfen,  schleudern  etc.,  bz.  werfen  auf,  be- 
u.  ein  Etwas  bezeichnet,  was  über  Etwas  werfen,  beschmutzen  etc.),  wozu  ausser  zend. 
ist,  bz.  über  od.  oberhalb  Etwas  angebracht  ähiti  (Schmutz),  griech.  'äsis  (Schlamm  aus 
ist  u.  über  steht.  dem  Flusse)  etc.  auch  vielleicht  unser  2  fls 

ose,    ein    Hohlgefäss   zum    Schöpfen    od.  60  (Auswurf,  Schmutz  etc.)  u.  ösen  etc.  gehört. 


oesen 


089 


OSSE  OS 


Ösen  od.  ftsPn,  fscJumttzcn,  schmieren,  Icleclc- 
sen,  sudeln,  manischen,  tinreinUch,  nnsauher 
u.  unordentlich  tvomit  umgehen  u.  hehnndcln 
od.  bearbeiten  etc.;    —    hö  fiscl    (od.  ost)    't 
all'  fiil ;  —  du  niust  not  so  üscn  od.  klciou 
etc.;    —   he  8s(l    (od.  kloid  etc.)  d'r  so  mit 
herum,  dat  't  gen  miuske  üton  kan,   bs.  dat 
't  nargcns  mer   na  ütsiigt,    od.    dat   mau   't 
hast  nargens  mer  to  hrukeu  kau.  —  Daher: 
ferBsen,    verschmieren,   versudeln,    rcrmant- 
schen,  verpfaschcn,  verderben,  unbrauchbar 
machen  etc. ;  —  he  ferBsd  (od.  feikleid  etc.) 
't  all';  —    he  hed  dat  lefe  Gods  körn  hast 
hei  un  dal  ferBsd ;    — ■    dat   aten    is    ferüsd, 
das  Essen  ist  verdorben  =  ferkleid.  —  Es 
ist  wohl  (wie  kleien  von  klei,  smudden  von 
smuddo  etc.)  vo)ii  Subst.  2  Bs  od.  ose  (Aus- 
wurf, Dreck,  Koth,  Schmutz  eic.)  fortgebildet, 
was  walirscheinh  mit  griech.  'äsis  (Schlamm 
eines  Flusses,    s.   unier   osen    am  ScJdusse) 
urspr.    eins   ist    od.    sonst  mit  osen  etc.  zu 
einer  aus  as  verdumpften  germ.  y  us,  fcdls 
es  nicht   etwa   zu   einer   aus   va    (heioegen, 
treiben,  fliessen  [cf.  drife  etc.],  flüssig  sein, 
zerfliessen,  bz.  quellen  etc.)  enveitcrten  ]/  vas 
(cf.  vas,  vis,  zerfliessen,    bz.  netzen,  flüssig 
machen  etc.  bei  Fiele,  1,221,  u.  dazu  \^A, 
ud,  cpiellen,  netzen,  baden  etc.  —  vaks,  be- 
sprengen,   benetzen    etc.    —    vas,    vis,    zer- 
fliessen etc.    —    vask,  tvasehen  etc.)    od.  us 
(fliessen,  iveg-  od.  zerfliessen,  flüssig  sein  etc.) 
qehürt,  wie  auch  sl;r.  vish  (Excremente,  Koth 
de),  vishta  (3Iist,  Hefe),  visha  (Saft,  Giß) 
etc.  u.  ags.  veosnian    (zerfliessen,    vergehen, 
verwesen)    von   Fiele   (I,   221)    zur    y  vis 
(netzen,  flüssig  machen;  zerfliessen)  gestellt 
ivird,  u.  wonach  denn  ausser  unserm  8s  od.  Ose 
(Auswurf,  Koth,  Dreck,  Schmutz  etc.),  osen 
(schmutzen  etc.),   8sTg  (schmutzig  etc.)  auch 
das  aengl.  Ösen;  engl,  ooze  (langsam  dahin- 
fliessen  od.  ablaufen,  wegsickern),  ooze  (der 
schlammartige  Abfluss,  der  langsam  fliessende 
Ablauf,  der  Schlamm  od.   Schliek,  die  Loh- 
brühe, der  Quell),  oozj  (schlammig,  sumpfig), 
scnoietoeiter  dasaJtd.  wasal  (feuchte  Er  dm  asse, 
Feuchtigkeit  etc.),  waso,  mhd.  wase  (feuchter 
Erdgrund,  feuchte  Erdmasse,  Schlamm,  Kotli 
etc.);  «(7.9.  vase;  anld.  v/ase  (Koth,  Schlamm); 
an.  vas,  vos  (Feuchtigkeit,  Nässe) ;  ags.  vos 
(Feuchtigkeit  etc.) ;  aengl,  afries.  wäse  ;  an., 
isl.  veisa  (limus,    Sehlamm  etc.)    ti.  das  mit 
unserm  ösen  (sehmutzen)  synonyme  ahd.  wasan 
(poUuerc)  zu  dieser  y  vas  (feuchten,  netzen, 
regnen,  fliessen,  weg-  od.  zerfliessen  etc.)  ge- 
hört, wobei  es  übrigens  sehr  gut  möglich  ist, 
dass  auch  unser  ösen  od.  urspr.  osen  aus  dem 
ahd.  wasan,   wös   etc.   entstand  u.   ivie  das 
von  S tratma n  n  zu  aengl.  osen  verglichene 
aengl.    wosen    auch  für   cdtes  wosan    steht. 
cf.  auch  wosen  etc.  u.  wasem  etc. 

J.  ten  Doornkaat  Koolman.    Wörtorbtich.     II. 


O.se-paniien,  die  Dachtrauf-Ziegcl,  bz.  die 
untersten  Ziegel  des  Daches,  icoron  das  auf 
das  DacJi  fallende  Wasser  ahfliesst  u.  ab- 
träufelt. 
5  osi^,  schmutzig,  schmierig,  bz.  nass,  reg- 
nicht  etc. ;  —  8stg  wc'r  (schmutziges,  bz. 
nasses,  regnichtes,  schlackeriges,  schlechtes 
etc.  Wetter);  —  dat  siigt  Inr  in  hfis  all'  so 
8sig  (schmutzig,  schmierig,  unrein,  unsauber, 
10  unordentlich,  verkommen  etc.)  ftt,  dat  mau 
d'r  fis  fan  is,  um  d'r  to  wesen  un  d'r  wat 
to  goneten.  —  Zu  öson. 

osse,    OS*,    Ochse   od.   eigentl.    (nach  der 
Aussprache)  Ockse,  Okse,  O.ce.    Hier  nur  für 
15  den   verschnittenen   Stier  gehraucht, 
während  dies  Wort  urspr.   den    S  t  i  e  r   be- 
zeichnete, der  hier  hulle  heisst  —  Sprichio.: 
de  gli'ik  hed,  de  kalfd  ök  'u  osse;  —  in  de 
bür  sitt  gürte;   iu  de  osse  sitt  stro;    —    he 
20  hegripd  d'r  net  so  fül  fan,    as  'n  os',  de  iu 
de  hiliel  kikd.    —    Ahd.  ohso,  oxsso ;    mlul. 
ohse;  md.  osse;  nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  osse, 
os ;  lofries.  (J ap ix)  ogse;  goth. auhsa,  auhsus; 
ags.  oxa;  engl,  ox;  nfries.  (Outzen)  oxse, 
25  ogse;    isl.  uxi;    skr.  ukshän,  uks'äu ;    zend. 
ukshan;  lesgisch  os;  wotjak.  osh ;  .siriänisch 
üsh  etc.     Das  skr.  ukshän,  welches  für  das 
goth.  auhsa  u,  ahd.  ohso  ein  Thema  auhsan, 
ohson  voraussetzt,  tvird  gewöhnlich  von  der 
30  y  uksh,  uks'  (sprengen,  sprützen^  hesjjrengeu, 
netzen,  benetzen  etc.)  abgeleitet  u.  somit  der 
Stier  als  der  mit  seinem  Sam  en  (die  Kuh) 
besprengende  u.  befruchtende,  od. 
überhaupt    (weil    das    B  e  spi  r  e  n  g  e  n    u. 
35  Netzen  des  Bodens  durch  Regen  od.  auf 
künstliche  Weise  denselben  befruchtet  u. 
trag  b a r  macht)  als  der  B efr  uchte n  d e 
gedacht.     Da  indessen    das   nhd.  Stier  = 
goth.  stiur  mit  ahd.  stiuri  (gross,  stark)  zu 
40  goth.   stiuran    (valere,   vigere,   pollere   etc.) 
gehört   u.    also  ebenso   urie  das  lat.  magnus 
u.  ahd.  raaht    (Macht)    u.    magan    (können, 
vermögen)  etc.  von  der  y  mag',  mali,  manh 
(ivachscn,   zunehmen  etc.)  auf  den  Begrifl" : 
45  wachs  en,  z  u  n  e  h  m  e  n ,  s  tark  iv  erde  n 
etc.  beruht,  so  tvürde  das  skr.,  zend.  ukshan 
(Stier,  Ochse)  auch  mit  zend.  ukshan  (Wachs- 
thum,    Vermehrung,    Zunahme   etc.)   u.  skr. 
ukshita  (wachsen  auf  -^  engl,  grown  up)  u. 
50  ukshita  (magnus)  etc.  zu  der  ]/  vaksh  =  uksh 
(cf.  auch  die  skr.  Form  ukshautara  beiBopp 
unter  y  vak's    u.    überhaupt    bei  Benfey 
u.  Ferd.  Justi  diese  Wurzel)  in  der  Be- 
dtg.:  loachsen  etc.  gehören  können,  zumal 
55  auch  das  dazu  gehörende  griech.  auxo,  auxanö 
(wachsen,  zunehmen  etc.)  in  seinem  Statnm 
aux,  bz.  auks  ganz  mit  dem  goth.  auhs-a  u. 
skr.  uksh-an  etc.  übereinstimmt. 

Bestätigt  wird  die  letztere  Annahme  noch 
60  dadurch,  dass  (cf.  B  opp,  Gramm.  III,  401) 

44 


OST 


600 


OSTER 


auch  (la^  rerl.  vakb'as  (Ochse,  Stier)  zur  y 
vak's  (icnchscn)  alimmi  u.  andererseits  auch 
(las  skr.  maliislia  (Büffel)  mit  inaha  (V/ross 
etc.  u.  als  Suhst,  auch:  Büffel  Kuh)  etc. 
zu  derselben  y  magli,  mah,  manh  gehört, 
wovon,  wie  oben  schon  bemerkt,  das  lat. 
magnus  u.  ahd.  magan  (vermögen,  Macht 
haben  etc.)  entstanflen  ist.  cf.  dicserhalb 
bei  Ben f  elf  in  seinem  Skr.  Dict.  die  obigen 
Wörter  u.  dazu  auch  Pott ,  Wurzehcb.  III, 
pag.  1026. 

1.  Ost,  s.  ogst. 

2.  Ost  (Plur.  ostoii),  a.  Astwurzel  od.  Ast- 
stelle im  Holze,  bz.  das  harte,  kraus  durch- 
einander geicachsene  Stück,  ioelchcs  von  dem 
abgebrochenen  od.  abgehauenen  Aste  im 
Holze  zurückbleibt;  —  1).  ein  knorriger 
Auswuchs  am  Baum ;  daher  auch :  Kn  o  r  ren, 
Knast  n.  (weil  diese  Stücke  sehr  hart  n. 
unverwüstlich  sind)  fig.:  ein  festes, 
d  au  e  r  haftes,  u  n  ver  wüst  liehe  s  Et- 
7oas;  —  dat  is  'u  6st  fan  'n  korol ;  —  de 
kerel  wet  fan  niks,  de  is  so  gesund,  bz.  so 
fast  as  'n  öst.  —  Xd.,  mnd.  öst;  nid.  oest 
(meistens  mit  vorgeschlagenem  n  od.  aphä- 
resirtem  Artikel  'ii  noest,  cf.  nost);  mnld. 
oest,  ast;  wang.,  nfries.  ost;  ags.  ost  (das- 
selbe u.  ags.  auch  überhaupt  eine  Rauhig- 
keit od.  rauhe  Stelle,  sowie  auch  eine  Schuppe 
(squama).  —  Eins  mit  nhd.  Ast,  bz.  ahd., 
mild,  ast ;  goth.  asts  (Ast,  Zweig,  Schoss), 
was  wahrscheinl .  mit  dem  gleichbedeidenden 
griech.  'özos  (für  ösdos)  ;/.  osfhe  zur  ]/  as 
(werfen,  schiessen)  gehört,  ähnlich  wie  Schoss 
u.  Schuss  in  der  Bedtg. :  Ztceig  od.  Trieb 
zu  schiessen. 

3.  ost,  a)  östlich,  gen  Osten,  oriens ;  — 
dat  ligd  ost  fan  uns ;  —  h)  Ost,  östliche 
Himmelsgegend,  Orient.  —  Sprichiv. :  ost! 
west!  't  hös  't  best';  —  dat  ligd  in  d'  ost, 
od.  um  d'  ost  herum  ;  —  auch  ein  östliches 
od.  gen  Morgen,  bz.  Sonnenauf g an g 
liegendes  Land  u.  speciell  Ostindien;  — 
\\k  färd  up  d'  öst;  —  he  is  na  d'  ost  un 
dürd  so  'n  reise  hen  un  wer  um  mest  'n  ful 
jär.  —  Nid.,  nd.  oost ;  afries.  asta,  ost ; 
satl.  aste ;  wfries.  aest,  east ;  ags.  east  (Ost), 
easta  (östlich) ;  engl,  east  (östlich ;  Ost,  der 
Orient,  die  Levante);  an.  austr  ;  norw.  aust ; 
schwecl.,  clün.  öst  (0.st,  Osten ;  östlich).  Da- 
von :  franz.  est  etc.,  cf.  Diez,  II,  284. 

Es  ist  sehr  ivahrscheinh,  clnss  in  öst,  ast, 
east,  anst  (Ost)  eine  Kürzung  einer  älteren 
ti  volleren  Form  osta,  asta,  easta,  austa  od. 
gar  ostan  (cf.  unter  osse  =  goth.  auhsa, 
Thema  anhsan)  vorliegt,  zumal  auch  im  ahd. 
mir  ostan  (Osten,  Orient)  belegt  u.  davon 
ostana  (d.  i.  ostan  -^-  a  =  von,  nach,  zu 
etc.   Osten)  weitergebildet  wurde. 

Was   nun   weiter   die  Grdbdtg.,    die  Zu- 


sammensetzung u .  die  Abstammung  des  Wortes 
osta,  easta,  austa,  bz.  ostan  etc.  betrifft,  so 
bedeutet  es  soviel  als:  Sonnen- Auf  gang, 
Anbruch  des  Tages,  Morgen  etc.  od. 
5  eigentlich:  Glanz-  n.  Licht- Auf  gang, 
Licht- Anbruch,  Hervorkommen  des 
Lichtes  od.  Scheines  etc.,  da  es  ein 
Compos.  von  der  der  ]/  us,  ush,  vas  (scheinen, 
leuchten,    glänzen,    brennen  etc.  —    Schein, 

10  Licht,  Glanz,  Flamme,  Brand  etc.)  ent- 
sprechenden germ.  Form:  os,  ans,  eas  «. 
dein  Sufflc  ta  od.  tan  ist,  dem  entweder  die 
y  da  (gehen),  od.  ta  =:  at  (bewegen,  gehen, 
auf-  u.  herausgehen,    umhergehen,    sich    er- 

15  lieben  etc.)  zu  Grunde  liegt,  sodass  durch 
ostan  das  Licht-geben ,  Liclit-bringen 
etc.,  od.  das  Aus-  od.  Aufgehen  des 
Lichts  u.  des  Glanzes  etc.  bezeichnet 
werden  sollte. 

20  Zu  derselben  ]/  us,  ush,  vas,  vash  gehören 
unter  andern  auch : 

a)  skr.  ushä,  zend.usha.(Morgendämmerung, 
Morgenröthe)  etc.,  sowie  lat.  auster  (Süd, 
Süden,  Südwind)  u.  (mit  Wechsel  von  r  v.  s) 

25  lat.  aurora  etc. 

b)  wahrscheinl.  zend.  ustra,  skr.  ushtra, 
hzv.  nstar  (Kameel,  von  der  gelben  Farbe), 
loofür  das  von  derselben  ]/  us  abstammende 
amhd.  usil-var  ^=  &o^r.  üsel-far  (von  gelber 

30  ungesunder  Gesichts- Farbe),  sowie  auch  der 
Name  des  Iltis  (cf.  ulke)  zu  sprechen 
scheint,  da  da^  Letztere  in  seiner  urspr. 
Form  ein  Compos.  von  ahd.  elo  (gelb,  loh- 
braun,  fulvus)  u.  dehso  (Dachs,  bz.  sich  in 

35  Krümmungen  u.  Windungen  bewe- 
gendes od.  schleichen  des  Tkier)  ist; 

c)  lat.  uro  (brennen  etc.)  mit  Wechsel  von 
r  n.  s  ivie  bei  Aurora  u.  dem  gleichfalls 
davon  stammenden  aurum  (Gold,  als  Glän- 

40  zendes)  u.  viele  andere  Wörter,  wie  bei 
Pott  (cf.  II,  zweite  Abth.,  322  seq.  n.  iregen 
des  Zusammenhangs  von  Osten  etc.  mit 
skr.  ushas  auch  Band  I,  zweite  Abth.  874) 
u.  Anderen  zu  vergleichen  ist,  wie  z.  B.  im 

45  Skr.  Dict.  von  Ben  feg  unter  us,  ush  etc. 
u.  2  vas  u.  bei  B  opp  im  Gloss.  comp.  59 
unter  us  etc. 

Osten,  Osten ;  —  dat  ligd  in  't  Osten, 
kumd  fan  't  Osten  etc.    —  Ahd.  ostan,  Osten; 

50  mhd.  Osten  (oriens,  Osten);  nid.  oosten ;  ags. 
eastan  etc.,  .s.  unter  3  öst. 

1.  üstPr,  gen  od.  nach  Osten  hin,  östlich, 
im  Osten  ;  —  de  öster  side,  die  östliche  Seite ; 

—  dat  ligd  an  de  öster  kant.  —    Compos. : 
55  österstrate    etc.    —    Ahd.  östar ;    as.  östar; 

mhd.  öster;  an.  austr;  afries.  aster,  aester. 

—  Wohl  aus  östara  gekürzt,  cf.  2  öster. 

2    oster,  der  Singular  des  Plurals  östern 

(Ostern)  u.  nur  in  Compositis  noch  gebräuch- 

60  lieh,  als:  öster-dag  (Ostern-Tag),  öster-firdag 


OSTER 


691 


OTMOD 


(Ostern-Feicrtng;  —  up  dp  ('rsto  ostor-dag 
etc.) ;  —  nster-tid  (Os^tcrzcit). 

Es  ist  das  ahd.  ostarA,  osträ  (gewöhnlich 
Plur.:  östarün,  ostrftii,  ostoron ,  ostron); 
mhd.  ostcr  (gcivöhnlich  ostorn);  ags.  oäslor 
etc.,  tons  urspr.  wohl  den  Tag  od.  das  Fest 
der  altheidn.  gcrm.  FriihlingsgöUin  Ostara 
bezeichnete,  die  nrspr.  ehcnso  wie  lat.  Aurora 
u.  skr.  Uslias  (ah  Göttin  der  Morgcuröthe 
od.  des  Sonnenaufgangs,  hz.  als  Lichtgöttin) 
eine  Personification  von  östara  als  östliche 
Gegend,  od.  Gegend  wo  die  Sonne  aufgeht 
11.  der  Tag  atihricht,  hz.  ivo  die  Sonne  wieder 
erscheint  u.  der  vene  Tag  wieder  erwacht 
etc.  ist  %(.  demnach  in  äJinlicher  Weise  wie 
Aurora  u.  UsLas  auch  als  Göttin  der  Mor- 
genröthe  u.  des  Sonnenaufgangs  etc.,  od. 
als  Göttin  wo  die  Ncdnr  wieder  erwacht  u. 
die  Sonne  wieder  neues  Lehen  verhreitet  (u. 
so  auch  ah  Friihlingsgöttin)  vereJirt  wurde. 
Was  die  Form  östara  od.  anstara  betrifft, 
so  entspricht  diese  wahrscheinl.  dem  zend. 
usha(;tara,  skr.  ushasfara  (östlich,  cf.  1  oster), 
loas  eine  Bildung  von  nshas  (]\Torgcnröthe 
od.  Lichtanbruch,  Sonnenaufgang,  Morgen 
etc.)  V.  dem  Suffix  tara  ist.  Dieses  tara 
aber  ist  ebenso  tvie  tarans,  lat.  trans  eine 
Weiterbildung  von  tar  (sich,  beivegcn  vor, 
dringen  vor  od.  hinein)  ti.  demnach  ein 
Bichtnngswort,  bz.  ein  Wort,  ivas  ein  Vor- 
beivegen  od.  Vordringen  od.  Weiterbewegen, 
Vorrücken  etc.  od.  mit  anderen  Worten : 
ein  Hineinbewegen,  Hineindringen  (in  den 
Baum)  etc.,  bz.  lediglich  ein  hinein  be- 
zeichnet, sodass  ushastara  soviel  als:  in  die 
Morgenröthe  od.  den  Morgen  hinein, 
bz.  morgen tv ä rt s  od.  gen  Mor g e n, 
gen  Osten  etc.  heisst. 

3.  ostPP  (Plur.  osters),  Auster.  —  Nid. 
oester ;  nd.  oster ;  ahd.  aostar,  später  nhd.  üster ; 
ags.  ostrft;  an.  ostra ;  engl,  oister,  oyster;  franz. 
huitre  (aus  huistre);  span.  ostra.  —  Aus  lat. 
ostrea;  grie eh. 'osireion  etc.,  ivas  ivcdirscheinl. 
mit  griech .  'östakos,  'ästakos  (Meerkrebs)  u. 
'östeon  u.  dem  aus  osti,  ossi,  esse  gekürzten 
lat.  os  (Knochen)  aus  dem  skr.  asthi,  asthan; 
zend.  agti,  a^ta  (Knochen,  Bein)  entstand, 
sodass  die  Auster  urspr.  als  ein  knöchernes 
od.  hartes  Etwas  aufgefasst  ist. 

üStern,  Ostern;  s.  2.  oster.  —  Die  Tage 
der  Char-  od.  Osterwoche  u.  Ostertage  heissen  : 
blaue  mändag,  —  gäle  dingsdagj  —  witte 
middewäken,  —  gröne  donnersdag,  —  stille 
fredag,  —  rüsen  busen  saterdag,  —  hikken 
bikken  sönndag,  —  eiertrtillen  mändag. 

Die  Oster -Fei  er  tage  galten  eben  so- 
wohl cds  die  Pfingst-  u.  Weihnachts- 
Feiertage  als:  böge  hillige  dagen,  ti. 
werden  auch:  lefe  billige  dagen,  bz.  lefe 
bil'gdagen  genannt. 


Osf  fi'Csk,  ostf riesisch  ;  —  'n  östfre.sko  jung' 
ßprfkt  mit  'n  ostfrrsken  tung. 

O.stfreslaiul,  Ostfriesland.  —  Sprichio. : 
Ostfresland  is  as  'n  pankök ;  de  rand  is  't 
5  beste  dran;  —  Ostfröshind  is  'n  frei  land; 
de  net  eten  wil,  deliöftnet;  —  Ostfresland 
is  'n  rar  land ;  dar  eten  se  de  brüggen, 
loppii  se  up  niiililen  un  dragea  se  de  schapen 
in  de  taske;  ~  „O.stfresland  is  gön  land  fan 
10  gewald,  man  fan  regt,"  sä'  de  jung',  dn  schul 
he  slage  fan  sin  fader  hebben;  —  Ostfres- 
land hed  dreerh";  land :    mör,    klei  nn  sand ; 

—  Ostfresland  sfä  up  de  wacht  un  nim  dt 
für  de  Junkers,    de  f'warten    (bz.    de  päpen) 

IT)  nn  roden  (der   Umsturz-Parthei)  in  acht. 

ostift-  u.  «isteri^',  astig,  knorrig,  mit  Ast- 

Wu r  zeln  ,     bz.     Ast  -  A  n s ä tzen     (cf. 

2  ost)    durchsetzt;    —    dat  holt  is  to  «"istig, 

dat    letd    (lässt)    sük    net    god    spolden    un 

20  bearbeiden. 

OslinjP,  Ostindien;  —  he  färd  up  Ostinje. 

—  Das  Volk  versteht  hierunter  ausschliess- 
lich das  holt ä  n d i seh  e  Ost  i n  d i en, 
weil  viele  unserer  Seeleute  auf  holländischen 

25  Schiffen  der  nid.  Maatschappij  fahren  tt. 
dies  früher  noch  viel  mehr  der  Fcdl  wrir, 
wie  jetzt. 

Ostinje-düf.  —  he  is  „Ostinje-dof"  tcird 
von  Jemandem  gesagt,  der  absichtlich  nicht 

30  hören  u.  verstehen  tvill,  was  man  ihm  sagt 
u.  sich  Mos  t  a  u  b  .stellt,  obschon  er  sonst 
ebenso  gut  hört,  wie  andere  Leute. 

Ostinje-färiler,  Ost  in  dien  fahr  er,  Seeleute 
u.  Seeschiffe,  die  nach  Ostindien  fahren. 

35  üst-kante,  Ostseite;  —  he  wand,  bz.  dat 
ligd  up  de  östkant;  —  he  is  na  de  östkant 
hen  faren. 

Ostwind,  Ostwind.  —  Sprichw.  :  Ostwind 
brengd  gen  nöd,   de  weid  sük  dod ;  —  öst- 

40  wind  is  'n  ktinigskind  (steht  Morgens  spät 
<^^'f)  7  —  Ostwind  mit  regen,  dürd  he  dre 
dage,  dürd  he  6k  negen  ;  —  fig.  (weil  der 
Ostivind  namentlich  im  Winter  meist  kalt 
u.  scharf  u.  dabei  auch  stetig  u.  ziem- 

45  lieh  heftig  ist):  scharfer  Veno  eis, 
scharfer,  kalter,  abweisender  u. 
schlechter  Empfang  etc.;  —  dar  bin 
'k  min  man  god  ankamen,  dar  kreg  'k  d' 
Ostwind  fan  füren. 

50  iiterig,  ötei'g,  schmutzig,  russig,  faulig, 
moderig  etc. ;  —  de  lütje  stad,  dat  is  so  'n 
öterig  (schmutziges)  nüst,  dat  ik  d'r  uet  dod 
wänen  mug;  —  öterig  wer  (schlechtes,  reg- 
nichtes,    schmutziges   Wetter);    —    dat  sügt 

55  dar  in  hüs  all'  so  öterg  (verkommen,  schmutzig 
etc.)  üt  etc. ;  —  dat  stinkd  hir  so  öterg.  — 
Wohl   connex   mit   otter    aus    der    älteren 
Form  oter. 
ötje,  s.  üdje. 

60      ütmod,  s.  ödmod. 

44* 


OTTE  OTTO  092         PADDE  PUPBE 

Otte,  Otto,  ml  Name.     GcscJiln.  Otton.  hühm.  wydra;    ungar.  vidra;    1:slar.  vydra; 

cf.  bei  Förstcmnnn    unter  and  =  öd,  altprciifis.  odro ;    lit.  udra;    sJn:   iidra    etc., 

6th,  öt   etc.,  ioonaeh  die  Form  Otto  wahr-  alles  Weiterbildungen    der  y  ud,  vad,  und, 

ücheinJ.  aus  Otho  entstand  u.  ihm  also  die  vand  (nässen,  feuehten  etc.,  od.  [cf.  Ferd. 

Bcdtg.  (cf.  Ode):    Besitz,  Beichthum,  5Justi,  Handb.  der  Zcndspr.,  62} :  fliesscn. 

Ansehen,   Macht   etc.   zu  Grunde  liegt  quellen,    baden    etc.),    wovon   auch   das  lat. 

V.  sonach  Otto  od.  Otto  der  Besitzende,  unda  u.  skr.  ndan  (Wasser),  griech.  udor  u. 

Reiche,  Angesehene,  Mächtige  etc.  unser   water.     Die   Bcdtg.    von    Otter   ist 

loüre.      Hieraus   würden   sich    dann    auch  demnach  Wasser-   od.    Sumpf -Thier, 

unsere  Bedensartcn,  als:  dar  wil  'k  en  up-  10  od.  überhaupt  ein  in  nassen,  feuchten, 

sotten,  de  schal  „otte"  höten,    od.:    ik  wil  sumpf  ige  n    Gegenden    lebendes    v.    sich 

luini  en    (seil.  Brief,    Epistel,    schriftlichen  aufhaltendes  Thier,  u.  da  wir  mit  demselben 

Bescheid    etc.)    henfe.ü;en,    de    schal    Otto  Kamen   mehrere    Thierarten,    die    sich    in 

heten;  —  hö  höt  (heisst)  Otte,    mau  't  is  Sümpfen,    Mooren,    bz.   an   den   Ufern  von 

uk    'u    Otte    etc.    leicht    erklären ,    sowie  15  Gräben  u.  Seen  aufhalten   (wie  z.  B.  auch 

dass  wir  diesen  Namen  überhaupt  zur  Be-  die  Kreuz -Otter  =  Natter,   Viper) 

theu  er  un  g  od.  zur  Bezeichnung  von  etwas  bezeichnen,   so    ist    leicht    ersichtlich,    dass 

Ausser  ordentlichem  etc.   gebrauchen.  das    griech.    udra    (Wasserschlange,    H  g- 

otter,    Otter,  Fischotter;  —  he  sthikd  as  dra)    u.     das    zcnd.     udra    (Wasserhnnd 

'n  Otter;  —  he  sägt  d'r  üt  as 'n  otter,  d.h.  20  od.  vielleicht   auch  Fischotter)    zu    der- 

ist  so  schmutzig  u.  nass  etc.  wie  eine  Otter.  selben  y  gehört,    ebensogut    als  auch  unser 

—  Nid.,  nd.,  Otter;  ags.  otor ;   engl,  otter;  jiUlder  =  nhd.  Euter,  wo  wegen  der  Grd- 

ahd.  ottir,   otter,   oter,   odder;   mhd.  otter;  bdtg.  der  y  ud,    vad   das  Weitere   zu  ver- 

an.  otr;    dän.  odder;    schwed.  utter;   poln.,  gleichen  ist. 


1.  |)  als  harter  Lippenlaut  ist  in  den  nach-  30  für  diese  Nutzung.  —  Aus  lat.  pactum  von 
folgenden  Wörtern  theils  mit  den  Lehn-  pango  u.  dies  mit  fangen  u.  skr.  p;ii;a  (Band, 
Wörtern  übernommoi,  theils  aber  auch  als  Fessel),  pa^u  (Vieh,  cf.  le)  etc.  zur  ]/  jtar 
urspr.  (cf.  z.B.  plagge,  plak,  plik-plak  etc.)  (fassen,  fest  machen,  binden  etc.),  wie  woAhh' 
erhalten,  da  unsere  mit  „p"  anlautenden  (Wette)  zu  gotlt.  vidan  (binden  etc.)  u.  Co  n- 
Wörter  eben  so  wenig,  als  auch  diejenigen,  35  tract  zu  lat.  contrahere  (zusammenziehen, 
welche    noch    inlaidendes    od.    auslautendes        vereinigen,  verbinden  etc.). 

p  haben,    sämmtlich   als  entlehnt    betrachtet  pachten,  pachten,  in  Pacht  nehmen  etc. ; 

werden  können,  wie  dies  soivohl  aus  vielen         —  he  hed  dat  land  pachtd  ;  —    hö  hed  sin 
der   nachfolgenden  Wörter,    als   auch    aus        land  ferpachten  laten;  —  't  is  net,  as  of  du 
schap,   schip,   schimp  etc.   od.   roppen,  röp,  40  de  stä'  (Stätte,  Stelle,  Sitz)  pachtd  hest,  dat 
rep  etc.  u.  vielen  andern  Wörtern  ganz  be-        du  d'r  gen  ander  up  sitten  laten  wilt. 
stimmt  hervorgelit.     Dass  übrigens   p   auch  pachter,  Pächter. 

mitunter  für   b    steht,    wird   durch    mnld.  päd    od.  path,    pat    (Plur.  paden),    Pfad, 

pigghe  ^  bigghe  (cf.  biggc),  pikken  =  bikken  Fussweg  etc. ;  —  dar  geid  gen  päd  hen  ;  — 
etc.  etc.  bestätigt  u.  vertreten  sich  wohl  auch  45  he  kan  't  päd  wol  finden  ;  —  dat  pat  is  to 
b,  f  u.  p  inlautend  oft,  wie  z.B.  in  grabbeln,  smal ;  —  elk  geid  sin  egen  päd.  —  Nd.. 
gribbeln  u.  grapsen,  gripen  od.  in  rofen,  xW.  päd;  »;7!f/.  pat;  «//vV.s.  path,  päd;  wfries. 
roppen  etc.  u.  andern   Wörtern.  paed  ;    satl.  päd ;    %vang.  path ;    ags.  paedh, 

2.  p  in  der  Bedensart:  ik  wil  (od.  ik  padh ;  aengl.  path,  petli ;  engl,  path;  schott. 
schal)  dl  d'r  'n  p  (d.  h.  ein  Etwas  was  50  path,  peth ;  ahd.  päd,  phad,  phatli,  fad, 
dich  abhält  u.  hindert,  deinen  Vorsatz  od.  pfad ;  mhd.  phat,  pfat,  phad.  —  Aus  od. 
deine  Absicht  auszuführen)  für  selten.  mit  griech.  ])ätoü;  .sAt  patha,  pathin,  panthan 

pacheii,  keuchen  od.  scJmauben,  blasen,  (Pfad,  Weg);  kslav.  pati  (Weg)  u.  lat.  pons 
pfauchen  etc. ;  s.  liach-pachen  ».  cf.  |/  l»uk  (Brücke,  Steg,  cf.  pünte)  etc.  zur  y  path, 
(blasen,  schnauben,  schnaufen,  jifauchen  etc.)  55  panth,  urspr.  pat,  loozu  auch  skr.  pathana 
unter  puchen  }(.  pogge.  (weit,  breit);  griech.  i>v.{iAos  (ausgebreitet)  etc. : 

paclit,  Pacht;  —  a)  Vertrag  zur  zeitweisen        lat.  patuhis    u.   patere  etc.  gehört.   —    Das 
Nutzung  von  Land  etc.  gegen  eine  bestimmte         Weiten:  s.  unter  pote  (Pfote). 
Geldleistung; — h)  vertragsmässige  Nutzung ;  padde,  pudde,  purde,  pnrre  fc/.  schadde, 

—  c)  veriragsmüssig  festgesetzte  Geldleistung  60  scharre,  Schatten),  parr*  od.  pure,  pur  (die 


PADDE-FLOERE  693                                PAIEN 

letzteren  Formen  sind  hier   in   Norden   u.  Hing,  ebenso  wie  dies  auch  mit  paf  etc.  od. 

Umgegend  die  gebräuchlichsten),  Kröte;  —  klip,  klap  etc.  u.  vielen  sonst.  Schallwörtern 

Cow^JOS. ;  scliildpaddo('(S'c/«7(i/tTö<c^-  —  paddc-  der  Fall  ist. 

stöl  (s.  d.)   etc.    —    Nd.  päd;    mnd.  padde,  patten,   laut   od.  hörbar  u.   stark    Tabak 

pedde;    nid.    padde;    mnld.,    mßäm.    paddc,  5  rauchen,    bz.  den  Hauch   mit   einem   durch 

pedde,  podde;  ■«<;/>• /es.  podde ;  mofrics.  (Cad.  paf    bezeichneten    Laut    aus    dem    Munde 

3Iiillcr)  \)odi\c;  »/Vics.  pod  or/.  podd;  loang.  blasen  od.  ausblasen;    —    sc  paft'cn   mi    de 

piul;  ags.  padde;  aengl.  padde  u.  paddoke;  kamer   so  ful,    dat  d'r  wol  'ii  bollharner  in 

engl,  paddock ;    schott.  (Jamieson)  pade ;  drifen  kan;  —  he  palfd  mi  de  rök  al  in  't 

o«.  padda;  «o;««;.  padda,  podda;  ^/ä«.  padde;  10  ffesigt.    —    Nd.    paffen    (dasselbe    u.    auch 

schwed.  padda    (bufo,  raiia,    bz.  bul'o  rana).  knallen);  nid.  (v.  B  ale)  \niVi(_'ü  (ein  Gewehr 

—  Davon  auch    ivohl   ital.  bodda  od.  botta  abfeuern,  schiessen;  blasen,  aufblasen,  auf- 

(Kröte).  treiben).    —    Blit  nid.,  mnld.  ballen  (bellen. 

Ob  es  zu  paddeii  (cf.  dieses,  sowie  patjeii  belfern  etc.),  mhd.  baffen  (schelten,  zanken, 

u.  padde-stok)  gehört  u.  sich  urspr.  auf  die  15  bellen  etc.)  etc.  (s.  Weiteres  unter  beffc)  zu 

breiten  u.  gespreizten  Füsse  der  Frösche  u.  paf,  baf. 

Kröten  bezog  ?  pafl'ei',  Finer  der  laut  u.  stark  Tabak  raucht. 

padde-flöre,   tueisse   Nachtoiole    (Hesperis  P^ge,  Pferd  od.  Gaul,  besonders  ein  altes 

matronalis).  abgetriebenes  Arbeitspferd  od.  ein  alter  Gaul; 

padden,    schreiten,    treten,    ivaten  etc.  —  20  —  he  hed  'n  par  olde  pageu  för  de  wagen; 

Nd.  paddeu,    päddeu,    pedden ;    engl,   path;  —  de   (od.  dat)   olde  page  is  so  swak,    dat 

ags.   pädhjau,   pedhjan.   —   Z<t  päd,    vergl.  he  (od.  dat't)  hast  för  de  wagen  liggeu  blift. 

auch  patjen  u.  paseu.  —  Daher  überhaupt  ein  altes,  abgetriebenes, 

padde-,    padden-stol  (Krötenstuhl),   auch  abgelebtes,   schwaches,   elendes  Wesen,    loas 

pogge-stdl  (Froschstuhl)  genannt,    Hufpilz,  25  nichts   mehr    leisten    u.    ausrichten    kann; 

Erdpilz, Fr dschwamm.  —  iV/f/./oiyiW.padden-  Schwächling,  Stümper  etc.;  —  'n  olden  page 

stoel;  mnd.  padde-,  pedde-stöl.  fau  'n  kerel;  —  he  is 'n  page  (Stümper  etc.) 

padd-,    patt-stok,    ein    Springstock    zum  iu  't  arbeideu  (od.  in  't  schrifen,  lesen  etc.). 

Uebersetzen  od.   Ueberspringen  der  Gräben,  —  cf.  kwälpage.  —    Nd.,  mnd.  page ;   md. 

der  sich  von  dem   zu   gleichem  Zwecke  ge-  30  phage,    pfage,    Pferd,    Gaul   etc.    u.    zwar 

brauchten  puls-  od.  klöt-stok  dadurch  unter-  früher  sowohl  zum  Reiten  cds  zum  Fahren 

scheidet,    dass  das  untere  Ende  anstatt  mit  etc.,    ohne    den   Nebenbegriff  des   Verächt- 

einemKlotz,  mit  zwei  kurzen  eisernen  Spitzen  liehen,  cf.  Seh.  u.  L.  u.  M.  Jahns,  Euss 

in  Gabelgestalt  versehen  ist  u.  deshalb  früher  u.  Reiter,  pag.  U.  —  Ob  es  zu  der  y  pak  od. 

von    unsern    Vorfahren    auch   zugleich    (cf.  35  pac  (fangen,  fesseln,  binden  etc.,  cf.  fangen 

Cad.   Müller,    pag.  118  u.  Tcifel  E)    als  u.  fe)  gehört? 

Waffe  benutzt   lourde.   —  Wohl  zu  padden  pägel,  s.  pegel. 

u.  patjen.  1.  paien  od.  peieii,  poieii,  pojen,    a)   be- 

padje,  patje,  pathje,  kleiner  Pfad.  ruhigen,  besänftigen,   zufrieden  stellen,   be- 

pal',  Schall  nachahmendes  Wort  wie  pif  40  friedigen,  bezahlen  etc. ;  —  mit  geld  od. 
II.  puf,  mit  denen  es  auch  cdlitterirend  (pif-  moje  worden  (schönen  Worten),  beloften 
paf-puf)  gebraucht  wird.  —  Nd.  puS u.  \nS,  (Versprechungen,  Gelübden  etc.)  etc.  paien; 
puff";  nhd.  baf  u.  paf  ocZ.  paff  (u.  piff',  puff');  —  b)  Jemandem  gute  Worte  geben  od.  sanft 
nid.  paf  (u.  pof),  sowie  auch  (wie  mnld.  u.  u.  schön  thun  mit  ihm,  dass  er  sich  be- 
wi/ic?.j  baf  ('«■«  baffen,  s.  paffen).  Daher  nid.  ib  ruhigt  u.  nicht  opponirt ,  bz.  Einem  zu 
paf  (Schlag,  Klapipjs,  Ohrfeige)  u.  unser  Willen  ist,  ihn  schmeicheln,  liebkosen,  strei- 
paf  als  Bezeichnung  eines  Schmauches  aus  cheln  etc.;  —  he  paide  (poide)  hör  net  so 
der  Pfeife  (cf.  paffen),  bei  welchem  durch  lank,  dat  se  sük  tofräden  gaf,  bz.  _  dat  se 
das  Oeffnen  der  Lippen,  beim  Ausblasen  hum  sin  will'  de'  etc.;  —  wen  de  kinder  de 
des  Rauches  ein  kurzer  mit  paf  bezeichneter  50  möder  föl  paien,  den  krigen  se  mesttids  hör 
Laut  entsteht  u.  hörbar  wird;  —  uog  eu  will'.  —  Nid.  paaien  od.  paaijen;  mnld. 
paf  (od.  smok)  üt  de  pipe  dön.  —  Weiteres  paeyen,  paijen  (solvere,  satisfacere,  satisdare, 
s.  unter  babbeln  u.  befte,  ivonach  auch  das  contentum  reddere ;  pacare,  sedare).  — Wohl 
von  unarticulirten  Tönen  gebrauchte  (cf.  mit  engl.  (cf.  übrigens  auch  noch  2  paien) 
Fick,  I,  683)  baba  eine  Redupi.  (wie  55  pay ;  aengl.  paien  (zahlen  etc.)  von  franz. 
mama  u.  papa  von  ma  u.  pa)  einer  Schall-  payer  u,  dies  mit  ital.  pagare ;  span.,  port. 
Wurzel  ba  ist,  die  mit  bha  (souare,  bz.  tönen,  pagar ;  ^jrov.  pagar,  payar  (bezahlen,  be- 
sehallen, sprechen,  cf.  Fick ,  I,  686)  gleich  friedigen)  von  lat.  pacare  u.  dies  loieder  von 
urspr.  ist  u.  als  bha,  bhan  auch  ivieder  in  pax,  was  mit  pango  (cf.  pacht)  u.  pecus  etc.  zur 
die  Bedtg.:   Schlag  od.  schlagen  etc.   über-  60  y  pak  gehört.  —    Ob  übrigens  die  Formen 


PAIEN                               694  PAKKEN 

poiken,  iiöiken  ».  das  »d.  (Br.   Wh.,   III,  norw.,  dän.  pakke;  schwed.  packa-,  ir.,  gäh 

284)    paikeu    (Jemanden    dnrch    Liebkosen  pac  ;    bret.  pak,  woron  auch  das  ital.  pacco 

zufrieden   stellen,    streicheln)    von  dem  aus  ». /ra»^.  paquet.  —  Wohl  zweifellos  mit  dem 

dem  franz.  paix  (con  lat.  pax)  entlehnten  nd.  folgenden   pak    u.  pakken    von    der    ]/  pak 

pais;  engl.  paAce  (Friede,  Freundschaft)  ab-  5  od.  pak  (greifen,  fassen,  fesseln,  binden  etc., 

geleitet    od.    diminutire   Formen    von   paicn  cf.  taugen  u.  patht  etc.)  «(7s   Weiterbildung 

(u.   dann   aus    i)aikru    contrahirt)    sind,    ist  von  \)A  (erreichen,  erfassen,  fest  halten,  cr- 

mir  zweifelhaft.  greifen  etc.,  bz.  greifen,  fassen,  packen  etc., 

2.  |iaipn  od.  peien,  (ein  Schiff)  verpichen  cf.  faten)    od.  sonst    mit   skr.  si)aQ,    spa^ati 

u.  iluhtiii,    es    mit  Theer    überstreichen    u.  10  (binden,    knüpfen,    schnüren  etc.)    zu  einer 

namentlich  auch  den  Boden  n.  untern  Theil  idg.    y  spak,    wie  skr.    pay    (schauen    etc.) 

desselben ,     um     es    gegen     Wurmfrass    zu  aus    idg.    spalt    u.    päjas    (Glanz),    grierh. 

sichern.  plu'ggos  etr.  von  idg.  spag;  —  /(((.  peudere 

cf.  bei  B  0  b  r  i  k  pmijvn,  was  im  anld.  auch  etc.  von  idg.  spad  etc. 

die  Bedtg.:    thceren  od.  harpüscti  ge-  15       2.  pak,    i'V(.s\s-,    Cr  riß'  etc. ;    —    dar  is  hei 

habt  haben  soll,  sowie  das  engl,  pay  in  der  gen  pak  au  to  krigeu.  —  Subst.  zu  pakken, 

Bedtg.  :  überstreichen,  antheeren,  labsalben,  wie  tat  zu  fatcii. 

verpichen    (to  pay   a   sliips    bottoni),    wobei  p'lk,  .s.  pck. 

man  beim  Vergleich  des  engl,  pay  in  der  pak-ail,  I'ack-an,  Fass-an,  Einer  der  an- 
ferneren Bedtg.  von:  schlagen,  Jiauen,  prü-  20  fis-^t  od.  angreift;  --  he  is 'n  godeii  pakan. 
geln,  durchwamsen,  nbbläuen  wohl  annehmen  -  Auch  als  Hundename  von  einem  grossen 
muss,  dass  dieses   Wort    nicht   mit    1  paicn  Hunde  gebraucht. 

u.  franz.  payer  ident.  ist,  sondern  vielmehr  pak-dai'iii,    Pack-,    Mast-Darm.         Auch 

mit  griech.  paiö    (schlagen,    hauen,    hinein-  nid.,  nd.  u.  mnd.  etc. 

schlagen  [auch  von  der  Speise  in  den  Bauch,  25       pak-drager ,    Packen-,    Gepäcktrdger   etc. 

cf.  engl,  topiiy  nway,  loslegen,  gierig  fressen],  —   Nd.  packdrager;  idd.  pakdrager. 

hinscJdagen,  anschlagen)  u.  lat.  pavio,  schla-  pake],  s.  pekel. 

gen,  ein-  od.  hineinschlagen,   hineintreiben,  pak-osel,  pak-äsel,  Packesel,  Lastesel ;  — 

dicht  machen  etc.  connex,  bz.  davon  entlehnt  ik  wil  diu  juvkcsel  net  wesen. 

ist.     Vergleicht  man  nun  aber  weiter,  dass  30       pak-gai'll,     Packgarn,     Packbindfaden, 

die    Hauptbedtg.    nnsers    paien    od.    peicn,  Schnür-,     Nah-    od.    Bindgarn     zum    Ein- 

poien,    pöjen    etc.    beruhigen,    besänf-  schnüren.   Umbinden  u.  Zunähen  der  Packen 

tigen  etc.  ist,  so  ist  es  auch  sehr  gut  mög-  n.  Körbe  mit   Waaren. 

lieh,  dass  dieses  Verb,  mit  dem  franz.  psiyev  pak-hof,    Packhof,    öf entliehe    Waaren- 

u.  lat.  pacare  völlig  unverwandt  ist  u.  viel-  35  Niederlage. 

mehr  mit    dein   griech.  pai'iö    (machen    dass  pak-hüpe,  ein  zusammengelaufener  Haufe 

Einer  aufhört,    beruhigen,    besänftigen,    be-  Volkes  od.  gemeinen  Packs,    Gesindelhaufe 

endigen,  zur  RuJie  bringen,  still  machen  etc.,  etc.;  cf.  pak  //(  der  fig.  Bedtg. 

bz.  aufhören,  nachlassen,  still  u.  ruhig  iverden  pak-hüs,   Packhans,  Lagerhaus,  Speicher 

etc.)  zusammenhängt,  ebenso  wie  unser  zweites  10  etc.         Nd.  packhuus;  nid.  pakhuis  ;  mnld. 

paicn  in  der  Bedtg. :  dicht  machen,  dichten,  packhuys ;  engl.,  schalt,  packliouse  etc. 

verpichen,  theeren  etc.    u.  das  engl,  pay  in,  pakhüs-niestei',    Paclhausmeister,  Lager- 

derselben  Bedtg.,    sowie   auch   in   der  von :  hausmcister,  Aufseher  des  Packhauses, 

schlagen  etc.  mit  griech.  paiö  u.  lat.  pavio.  pakjp,    paktje,    Päckchen;    —    'n    pakje 

paik,  s.  peik.  15  tobak  od.  k\ev,  priigel. 

1.  pak,    Pack,   Packet,    Gepäck,   Bündel,  pakkasje,   Package,  Gepäck,  Bagage  etc. 

Last,  Bürde,   Tracht  etc. ;    —    nim  dat  pak  —    Nid.  pukkaadje. 

up  de  nak  im  diäg  't  na  bäfen ;  —  mit  sak  pakkeleieii.  s.  bakkeleien. 

nn  pak  nttrekken;      ■  olk  mut  sin  egen  p.ik  pakken,  packen,  greifen,  fassen,  nehmen, 

dragen ;  —  ik  hebb'  mi  'n  nci  pak  ('or/.  pakje)  50  bürden,  legen,  schichten  etc.,  bz.  schliessen, 

kler  (Hose,    Bock  u.    Wcvte  zusammen,    bz.  hüllen,  einschliessen,  einhüllen,  uinschliessen 

eine  ganze  Tracht  Kleider)  köft;  —  he  hed  od.  umgeben  (mit  Etwas);  —  hc  pakde  (od. 

sin  söndägspak  od.  söndägspakje  (Sonntags-  auch:    lie  pok)    btim  bi  de  arm    un    l)rogdf' 

tracht)  an;  —   he  hcd  'n  diigtigei)  pak  priigcl  hitni  biiteii  de  durc ;  —  pak'  man  iirdendlik 

krcgen.  —   Fig.  auch:  Menschenhaufe,  Volk,  55  mit   an  un  holl'  man  göd  tVl;  —  d'' jungcns 

Gesindel,  Pöbel,  Plebs;  —  wat  (U-id  dat  pak  pakk'-n  (greifen,  bz.halgen)  siik ;         be  pakt 

dar  stän  to  gapen  ?  —  dat  genn-ne  p.ik  (ilas  lium  dat  göd  uji  de  nak;      -    he  jiakt  hum 

gemeine  Volk); —  \\\m\)c\\\yA\i  (Lumpenvolk).  föls  to  ffil   up;    —    hc  pakt    dat  göd    in  de 

—  Nd.,  mnd.,  nid ,  mnld.,  engl,  pak  od.  pack;  kiste ;  —  limingb  etc.  in  'n  tiiiinc  etc.  pakkcu  ; 

aengl.  j  akke,  j-itk  ;  an.,  isl.  pakki  od.  packi;  GO  —  pak'  de  buken  an  de  sid  ;   —   lie  i)akt  "f 


PAKKER 


695 


PAL 


air  up  'n  ander ;  —  he  pakt  sük  in  't  bcdde ; 

—  he  pakt  sük  an  de  kante ;  —  pak'  di  un 
mäk  dat  du  weg  kamst;  —  he  pakt  sük 
weg;  —  he  pakt  sin  budel  in;  —  he  pakt 
(hüllt)  sük  göd  in  ;  —  dat  is  in  j)apir  (od. 
sti'o,  linnen  etc.)  i)akt ;  —  he  hed  dat  (od. 
sük)  d'r  in  bepakt;  —  he  pakt  dat  üt  etc. 
etc.  —  Nd.,  iimd.,  nid.,  mnld.,  »ißäm  ,  v:fn'cs., 
aengl.  (St  ra  t  m  a  n  »)  packen  od.  pakkcn  ; 
ivang.  pakje;  engl,  jiack ;  an.,  isl.  packa; 
nonv.  pakka;    dän.  pakke;    schwcd.  packa. 

—  Wohl  nicht  in  allen  Bedtgn.  von  1  pak, 
sondern  mit  diesem  u.  griech.  pegnumi  (be- 
festige, mache  fest,  sehliesse  ii.  füge  zu- 
sammen etc.)  etc.  zur  ']/  pak  od.  pak,  s. 
unter  1  pak. 

pakker,  a)  Packer,  Greifer  etc. ;  —  he 
hed  'n  pär  dügtige  pakkers  (greifende  u. 
festhaltende  Hände) ;  —  b)  Packer  od.  Einer 
der  das  Packen  von  Sachoi  besorgt. 

pak-kled,  ein  Kleid,  bz.  das  Zeug  od. 
Leinen  tvas  man  um  ein  Pack  od.  Packet 
legt  od.  ivorin  man  ein  solches  einschlägt, 
um  es  vor  Nässe  etc.  zu  schützen. 

l>ak-knecht,  Knecht  der  das  Packen  od. 
Ver-  u.  Einpacken  der  Waaren  etc.  besorgt. 

jiak-linnen,  Packleinewand. 

iiak-mestei',  Packmeister. 

pak-nadel  od.  pak-natcl,  Packnadel  od. 
Nadel  zum  Zunähen  der  Packen  u.  Ballen 
etc.  —  iVZ(7.  pakuaald ;  «f?.,  mHc?.  packnadel; 
engl,  packneedle;  aengl.  packe,  pakke-, 
pack-nedle,  -neelde. 

pak-papir,  Packpapier. 

pak-tau,  Tau  od.  Seil  zum  Festbinden  u. 
Umschniiren  der  Packen  u.  Ballen. 

pak-vvagen,  Packwagen,  Gepäckwagen  etc. 

1.  pal  od.  pall,  palle,  paller  (Plur. 
palleu,  pallers),  Sperrkegel  od.  Sperrhaken, 
Hemmvorrichtung  an  einer  Schiffs-  od. 
Wagemvinde,  bz.  am  Gang-  od.  Bratspill, 
um  den  Rücklauf  des  Zahnrades  (bz.  der 
Welle)  zu  hemmen  u.  zu  verhindern  u.  das- 
selbe fest  zu  setzen.  —  Nd.  (Br.  Wb.)  pall 
od.  palle ;  nid.  pal  (de  pal  van  een  spil, 
een  rad,  ef  n  uurwerk  etc.) ;  engl,  pawl,  paul 
(Plur.  pawls,  pauls);  schwed.  (im  Plur.,  cf 
Bobrik,  naut.  Wb.,  pag.  530)  pallarne ; 
dän.  pallerne.  Auch  das  norm.  (Jv.  Aasen) 
pal  (stopper  i  spillet  paa  et  fartöi)  ist  das- 
selbe Wort,  sowie  auch  das  nfries.  (J  o- 
h  n  nsen ,  pag.  13)  pal  in  der  Bedtg. :  tu 
pal  kern  (übel  ankommen),  da  diese  mit  der 
nd.  Bedensart  (Br.  Wb.,  III,  pag.  286): 
slira  to  palle  kamen  sijnonym^  ist.  —  Es  ist 
schwerlich  ident.  mit  päl  (Pfahl),  womit 
Aasen  es  ideniificirt  n.  könnte  man  beim 
engl,  pawl,  paul  sogar  eher  an  einen  Zu- 
sammenhang mit  griech.  paüein  (aufhören 
machen,  beendigen,   zur  Buhe  u.  zum  Still- 


stand bringen),  paula  (Buhe,  Bast  etc.,  cf. 
panlen  h.  pause)  denken,  falls  nicht  etwa 
dieses  aus  dem  nd.  pal  (cf.  engl,  pawn ; 
ivang.  pann  =  pand,  idid.  Pfand)  entstand, 
5  welches  als  Kürzung  von  i)allc  auch  aus 
j)a]o  od.  päle  entstehen  konnte  u.  vielleicht 
zu  palen  (s.  d.)  in  der  Bedtg. :  festmachen, 
festsetzen,  bestimmen  etc.  gehört. 

12.   pal  od.  pall,  fest,  beständig,  unbewegt 

10  od.  unbcivcglich,  ungebeugt,  straff,  steif, 
gerade  etc.;  fest,  straff,  gespannt,  drall, 
voll,  dicht  etc.;  voll,  ganz,  total  etc.;  — 
pal  stau  (fest  u.  unbeweglich  od.  auch  steif, 
straff,    gerade  aufgerichtet ,    ungebeugt   etc. 

15  stehen,  sich  gegen  Etwas  .stemmen  u.  loehren); 
—  dat  rad  steid  pal  (fest) ;  —  dat  tau  steid 
pal  (fest  u.  straff  angezogen,  sodass  es  sich 
nicht  iceiter  ziehen  lässt) ;  —  dat  seil  steid 
pal  (das  Segel   steht  unbewegt    od.    steif   u. 

20  straff  bz.  gespannt  etc.);  -  hold'  pal  (halte 
fest);  —  här  pal  an  (hole  fest  od.  steif  u. 
straff  an);  —  'n  pallen  wind  (ein  fester  od. 
feststehender,  unbewegter,  steifer  Wind) ;  — 
'n  pal  wicht  (ein  festes,   straffes,    kräftiges, 

25  dralles  etc.,  od.  auch  ein  gerade  aufgehendes, 
risches  Mädchen) ;  —  pal  wärup  bestäu 
(fest,  steif  n.  unbewegt  od.  ungebeugt  u. 
straff  worauf  bestehen) ;  —  pal  tobiten  (fest 
zubeissen);  —  de  wind  steid  pal  in  't  Osten 

30  (der  Wind  steht  fest  u.  steif  od.  beständig 
etc.  im  Osten)  ;  —  dat  hüs  ligt  od.  steid  d'r 
pal  an  (das  Haus  steht  fest,  hart  ti.  dicht 
od.  ganz  unmittelbar ,  ganz  geschlossen 
daran) ;  —  he  ligt  so  pal  up  mi,  dat  ik  mi 

35  hei  net  rören  kau ;  —  't  weid  pal  (fest,  un- 
bewegt od.  standhaft  u.  beständig  etc.)  üt 
't  Osten;  —  de  wind  steid  pal  iu  't  seil  (der 
Wind  steht  fest  u.  unbewegt  etc.  od.  be- 
ständig u.  standhaft  etc.,  od.  auch:  voll  tt. 

40  gerade,  sodass  derselbe  ganz  straff  in  dem 
Segel  sieht) ;  ■ —  he  segt  hum  dat  pal  in  't 
gesigt  (er  sagt  ihm  das  fest  u.  unbewegt  od. 
unbekümmert  etc.,  bz.  gerade  od.  gerade  zu 
ins  Gesicht);  —  he  is  d'r  pal  tegen  (er  ist 

45  ganz  unbewegt  u.  bestimmt  etc.  od.  absolut 
dagegen)  dat  dat  passerd;  —  se  is  pal 
(ganz,  total  etc.,  bz.  voll  u.  vollaus)  iu  dat 
wicht  fernarrd  ;  —  pal  up  stän  (fest,  steif 
od.    gerade    etc.    aufstehen);    —    pal    berät 

50  Seggen  (fest  u.  unbekümmert ,  bz.  gerade 
heraus  sagen).  —  Nid.,  nd.  pal ;  nfries.  pal 
od.  pall  (cf.  Johansen,  pag.  S5  u.  Outzcn, 
pag.  244),  fest,  bz.  gewiss,  fest,  steif. 

Es    ivird    gewöhnlich    angenommen    (cf. 

55  Br.  Wb.,  ÜI,  pag.  286  u.  Weiland, 
■nid.  Wb.,  502),  dass  dieses  pal  od.  pall 
dasselbe  Wort  ist  wie  1  pal  od.  pall  u.  es 
sich  daher  schreibt,  dass  die  Matrosen, 
ivenn  der  Sperrkegel  od.  das  Sperreisen  in 

60  das   Zahnrad    der    Winde  fällt,    pal    od. 


PAL  696  PALEN 

pall    rufe»    u.    damit   auccirjeu,    dass   der  hülsen  etc.),  sodass  pälarfteii   soviel  ah  ge- 

Sperrkegel  etc.  (cf.  1  pal)  einfiefaUen  ist  u.  od.  cuthidsetc  l^rbsen  sind.  —  Das  nd. 

das  Rad  der  Winde  fest  steht  u.  der  Anker  paal  od.  pale,  piile    (Schale,    Schote,    Hidse 

festliegt,  icie  con  pal  od.  pall  als  Heinni-  etc.)    betr.,    so  ist    es    wohl    mit    engl,    peel 

Vorrichtung  od.  hcinincndcs  u.  sich  entgegen  5  (Schale  etc.)  ident.,  worüber  Weiteres  unter 

sttinniendes  Etwas  od.  gegen  Etwas  stehendes  '2  palcii.      Vergl.  auch  pellt-,  pülo  u.  peilen, 

H.    aufhaltendes    Etwas    auch    ausser    der  püleu. 

ücdensart:  to  pall  kamen  (übel  ankommen,  ]»;"li-börger,  Pfahlbürger,  Spiessbürger. — 

s.  unter  1  pal)  auch  die  Ixeden.'<art:  to  [)all  Nid.  paalburger.  —    Un^^pr.  (cf.  Seh  u.  L.) 

setteu  (fest  sehen),  to  pall  btäu  (fest  stehen,  lU  verstand  man  unter  pälborucr  einen  Schut:;- 

sich  entgegen  stemmen    etc.,    cf.  Schütze)  bürger,  der  ausserhalb  der  Pfähle  u.  Mauern 

herstammen.  einer  Stadt  wohnen  darf. 

\vÄ\,  Pfuhl,  ein  längeres  starkes  u.  steiferes  1.  palen,   pfählen;    u)    einen    Pfahl    od. 

Stück  Holz,    welches    als    Trag-,    Stüts-    u.  Pfäldc    setzen    od.    mit    Pfählen    verschen 

Strebe-Pfeiler  dient,  od.  zum  Bau  von  allerlei  15  um  Etwas  zu  stützen  od.  zu  halten,  bz.  um 

Schutz  werken  gegen  die  Angriffe  des  W'assers  einem  EtW((s  Stidze,    Halt  u.  Eestigkeit  zu 

od.  der  Tliiere  u.  Menschen  gebraucht  wird ;  geben    od.  auch    um  Etwas    abzustecken    u. 

—  dat  (od.  he)  steid  so  fast  im  so  lik  us  die  Grenze  zu  bezeichnen  etc. ;  —  de  böm 
'n  päl ;  —  sett'  d'r  'u  päl  legen,  dat  't  iiet  inut  päld  worden,  wen  he  settd  word,  anders 
umfald ;  —  dat  hüs  steid  np  inheide  palen;  20  weid  de  wind  hnm  um;  —  de  liiige  (od.  dat 

—  Sprichw.:  olde  i)alen  mut  man  net  fer-  scliott  etc.)  mut  nödig  wer  i)äld  (od.  bepäld) 
setteu.  —  Eig.  auch:  Ziel,  Grenze,  bz.  ein  un  lattd  wurden,  dat  sc  wer  wat  mer  fastig- 
Etwas  tcas  hemmt  u.  tvorüber  man  nicht  keid  krigt.  —  Daher:  bcpalen  (bepfählen, 
hinaus  kann  (he  sett  hura  pork  un  päl),  mit  Pfählen  versehen,  einhegen,  begrenzen 
woher  auch  wohl  die  licdensart:  de  päl  125  etc.  u.  [trop.]  bcschliesscn,  festsetzen,  be- 
trckken  (sich  zurückziehen ,  eine  Sache  stimmen  etc.);  —  ofpalcn  (abpfählen,  ab- 
preisgeben), ob.schon  diese  sich  auch  auf  hegen,  absperren,  abgrenzen  etc.)  ;  —  inpalen 
päl  in  der  allgemeinen  Bedtg.  als  ab  weh-  (einpfählen,  einhegen,  ein-  u.  umschlicssen 
rendes  u.  schützendes  Etwas  beziehen  etc.);  —  umpalen  (umpfählen,  umhegen  etc.) 
kann,  wie  dies  auch  ja  i)i  der  liedensart:  30  etc.;  —  h)  auf  einen  Pfahl  stecken  od.  einen 
binnen  sin  fer  j)alen  (innerhalb  seiner  vier  Ifahl  in  den  l^eib  stossen  u.  bohren,  sjjiessen 
Pfähle)  der  Eall  ist.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  etc.;  —  froger  wurden  de  minsken  6k  wol 
mnld.  paal  od.  päl,  pael;  afries.  päl,  pel  inseu  päld  (gepfälüt,  gcspiessl  etc.).  —  Nd., 
od.  pale,  pele  ;  wfries.  pealle;  nfries.  (Jo-  nid.  palen;  /«/;(/.  palen,  pelen  ('/yrt/t/e  se/^«'», 
hansen)  ptial  od.  üutzen,  pag.  258)  35  sudibus  llrmare ;  pfählen,  spiessen);  mnld. 
piil,  ])il,  pele;  satl.  (v.  llichthofen)  jjale  ]ialen,  paelen  (terminare,  terminos  constituere, 
od.  (Ehrentraut,  1,174)  päl;  helg.  piial;  limites  statuere  sive  poncre,  metari,  limitare, 
wang.  poe! ;    ags.,    aengl.    päl ;    engl,    jiale ;  limitibus  distinguere)  etc. 

norw.  paale;  schwed.  pälo;  dä)t.  pael;  ahd.  2.  palen    od.    pälen,    der   Schale,    Schote 

phäl ;  mild,  phäl,  pt'äl  etc.  —  Aus  tat.  pälus,  40  od.  Hülse  berauben,  schälen,  enthülsen,  ent- 

ivas   nach   dem  Dimin.  paxillus  für  paxlus  kernen    etc. ;    —    ütpalen,    auskernen,    aus- 

od. 'pag]us steht  u.  mit griech.iydSSn\os( Pflock,  hülsen  etc.;  —  pälde  od.  ütpälde  arfteu. — 

Nagel)  etc.  zur  }/  pak  (fassen,  halten,  f an-  Nd.  (Br.  Wb.,  Dähnert,  Schütze  etc.) 

gen,  fest  machen,  fesseln,  binden,  fügen,  cf.  palen,  pälen.  —    Wohl  mit  engl,  peel  (schä- 

fangen,  pacht,  pak  etc.)  gehört,  6ot/«i.*(  pälus  15  ten,   abschälen;    brechen,  plündern)  u.  peel 

demnach    ein    haltendes    u.    fangendes    od.  (sich  schälen,  sich  abschälen,  sich  abschelfern 

stützendes  u.  tragendes,  bz.  ein  festmachendes,  od.  abschuppen,  sich  ausziehen  n.  entblössen), 

Widerstand  leistendes,    ivehrfähiges    u.  zur  pill  (plündern,    rauben),    pilled    (abgeschält, 

Befestigung  von  Ettoas   brauchbares  Etwas  kahl),    peel  (Schale,   Rinde,    Haut):   aengl. 

bezeichnet.  50  (St  rat  mann)  pilien,  peolicu  (deeorticare); 

päl-arften,    Schoten- FJrbsen,    Erbsen    mit  mnld.  pellen  (deeorticare,  glubere,  glalirare), 

harter  ungenirssbarer  Schale  od.  Hülse,  hier  jiellen    (vellere,    carpere);     nid.    (v.    Dalc) 

gewöhnlicher    dop-arften    genannt,    während  pelen    (enthaaren,    häuten    etc.)    u.    unscrm 

die  Erbsen  mit  weicher  geniessbarer  Schule  i)elleu  (s.  d.)  aus  ital.  (D  iez,  J,  3 J2)  \)da.re; 

hier  arftpulen  heissen.    —    Es  ist  entweder  55  span.,    port.,    prov.     jjelar;     franz.     peler 

mit  nd.  (Schilt  z  e ,  Dähnert ,  Br.  W  b.,  (Ilaare    od.    Federn    ausrupfen  ,     schälen, 

Danneil   etc.)    jiaal,    paol    od.    pale,  i)äle  häuten,  sich  schiden,  .schelfern  etc.),  bz.  mit 

(Schale,  Schote,  Hülse  etc.)  zusaminengesetzl,  diesem  u.  franz.  piller   (plündern,  au.sjdün- 

od.    (cf.  doparitcn    unter  dojipeu)    die   Vor-  dem,  kahl  machen  etc.)  aus  lat.  pilare  (der 

.Silbe  päl   gehört   zu   2  paleu    (hülsen,    cnl-  60  Haare    berauben),     bz.     pilare    (berauben, 


PAELEN  697                            PALSKEN 

plündern),   tvekhes   erstere  pilaie   von  pilus  u.  stehen  machen  etc.;  —  du  niiist  ilat  rad 

(Haar,    cf.    2  pil)    abstammt,   während   das  palleii.  —  Nid.  (v.  Dale)  palluii. 

zweite   pilare    od.    pilare    loahrschcinl.    mit  1.  paller,  s.  1  pal. 

spoliare  ("c/.  rti«c7i  2  piilcii)  ?«.  «HAOw  Spillen  2.  jtaller   od.    pallerd,    |iiillert,    Sam/jf, 

derselben  ]/  angehört.  5  sumpfige,   schon   mit  Gras  bewachsene  Nic- 

1.  pälen,  s.  2  palen.  derimg.  —    Üb  mit  2  i)oller  u.  pöl  (Pfuhl, 

2.  itjileii  od.  Italien,  |>il|ialleii,  |iillcni,  l'fütze  etc.)  aus  lat.  palus,  paliuiis? 
albernes,  dummes,  unverständiges  Zeug  reden,  1.  palni  od.  ])almc  (I'lur.  palinen),  die 
plaudern,  schwatzen  etc. ;  —  du  niiist  net  so  flache  Hand,  friihcr  auch  als  Mass  (^=  4 
päleu  (od.  kwätcln  etc.);  —  pallcn  un  mallen  10  Zoll  od.  Vs  Fuss,  als  der  Breite  der  Hand 
(albernes  Zeug  reden  od.  plaudern  u.  scher-  entsprechend)  gebräuchlich  (in  Hamliurg  4 
zen  od.  Muthwillcn  treiben  etc.);  —  wat  hei  Zoll  od.  V»  Fuss,  in  England  3  Zoll,  in 
ji  mit  'ii  ander  to  pilpallen  od.  jiilleru.  —  Holland  10  Centimeter  u.  sonst  mitunter 
Es  bedeutet  tvie  klatschest  od.  kwatteln,  auch  8  Zoll  =  span).  —  Aus  lat.  palma 
rSteln  etc.  ursin:  wohl  nur  soviel  als  ein  15  (bz.  cds  3Iass  aus  palmiis),  was  mit  dem 
unarticulirtes  Geräusch  machen  od.  lärmen,  gleichbedeutenden  griech.  pahlme  u.  as.,  ahd. 
laut  sein  etc.,  ivonach  es  dann  leicht  mit  folma  loahrscheinl.  zur  ]/  pal,  par,  bewegen 
engl,  peal  (Geräusch,  Tumult),  pcal  (der  vor,  strecken  aus  etc.  (cf.  skr.  para,  vor, 
tviederholte  Schcdl,  das  Geläute,  Getöse,  Ge-  parama.  vorderste,  bz.  unser  iöv  u.  fräni) 
krach  etc.),  peal  (schallen,  krachen,  lärmen  20  gehört. 

etc.),    peal    (stürmen,    bestürmen,    betäuben,  2.  palni  od.  palme  (Flur.  ]ialmen  u.  palms), 

laut  schreien ;  preisen,  lohpreisen)  zusammen  a)    Fcdme,  Palmbaum ;  —    b)    Buchsbaum  ; 

hängen  könnte.      Vergleicht  man  dazu  nun  —  c)  ein  blühender  Weidenzweig  (bes.  von 

aber  weiter    bei  Stratmann  (pag.  4-34  u.  der  grossblühenden  Weide),  loelcher  am  Balm- 

dazu  pag.    15   apel   etc.    u.    appellin)    das  25  sonntag  für  Kinder   mit  Confect   behangen 

aengl.  pele  =  peal,  bz.  dass  er  dieses  pele  ivird.  —  Gleichfalls  entlehnt  aus  lat.  palma. 

od.  peal  (ds  mit  Abwerf  ung  des  vorstehenden  jtalnieu,  a)  mit  der  Breitfläche  der  Hand, 

a    aus   apel    od.    apele,    appeal    (appellatio)  bz.  der  Handfläche  od.  dem  \m\m.  genannten 

entstanden  ansieht,  so  ivärde  man  bciunserm  Mass  zu  4  Zoll  messen  u.  so  auch  überhaupt 

pälen    od.  pilpallen    ti.  pillern    (sofern   dies  30  messen;  —  palm'  dat  stük  holt  iU'en  of,    of 

Letztere  Mos  die  Bedtg. :   viel  reden   hat  't  lank  genug  is  ;  —  he  hed  't  ofpalmd ;  — 

u.  auch  in  pilpallen  eine  redupl.  Bedtg.  liegt,  h)  mit  der  flachen  od.  ausgespreizten  Hand 

od.    auch,   falls    unser   kwäteln   ein   Iterat.  (od.  überhaupt  mit  der  Hand)  Etwas  greifen, 

von  goth.  qitliau  ist)    auch   an   eine  directe  fassen,  umfassen,  aufnehmen,  heben,  ziehen, 

Verwandtschaft   mit    lat.    pello    in    appello,  35  holen    od.    sich    damit  festhaltend   erheben, 

appellavi,    appellatuni,    api)ellare    (anreden,  klimmen  etc. ;    —    he  palmd  dat  tau  in    od. 

ansprechen  etc.)  denken  können,    von  welch  up;  —  he  palmd  't  all'  in    wat  he    man    to 

Letzteren    ja    nach    Stratmann    ausser  faten  krigen  kan ;  —  he   palmd  sük   d'r  bi 

apel,   appeal   auch  das  aengl.  peal  od.  pele  henup;  —  he  palmd  sük  na  bäten.  —  Nd., 

stammt.  -40  nid.  palmen,  inpalmeu  ;  schwed.  palma,  palma 

Zum  Schlüsse  sei  übrigens  auch  noch  an  in,  palma  up,    bz.  (cf.  Bobrik,  pag.  520) 

das   ahd.    spellöu  ;    goth.    spillön    (erzählen,  uppalma ;  dän.  palme,  oppalme.  —  Mit  engl, 

reden  etc.,  cf.  2  spelleu)  erinnert,  ivovon  es  palm   (in  der  flachen  Hand  verbergen,    be- 

möglicheriveise  auch  ivie  franz.  ei)e]er  (buch-  trügen,    anführen;    betasten,    befühlen,    mit 

Stabiren),  afranz.  espeler  (sagen,  bedeuten)  45  der  Hand  streichen ;  bestechen  etc.)  zu  l  iialm, 
abstammen  könnte   u.    ivobei   ich  mich  des        tvie  afranz.  (Diez,  II,  384)  paumier,  pau- 

Gedankens  nicht  erwehren  kann,  dass  auch  moier  (anfassen,  festhalten) ;  span.  palmear 

das  lat.  pello  in  appello,  appellavi  etc.    mit  (beklatschen) ;    mlat.    palmare    (beohrfeigen, 

goth.  spillön,    ßpal   etc.    von    derselben    idg.  mit   der  flachen  Hand  schlagen)   zu   palma 

y  ßpal   abstammt,   ivorüber  Weiteres   unter  50  u.  franz.   paumer   (mit   der  Faust    ins  Ge- 

2  Gpellen.  sieht  schlagen,  anschlagen),  se  paumer  (sich 

j)äl-fast,  pfahlfest,  so  fest  tvie  ein  Pfahl;  aufpalmen)   zu  paume  (flache  Hand,    lange 

—  dat  steid  pälfast  (auch  flg.  od.  trop.).  Hand,  geballte  Hand,  Faust). 

palle,  s.  1  pal.  ^&.\^'kf'\\,im  Wasser  herumwaten  od.  herum- 

1.  pallen,  s.  2  päleu.  55  stossen  u.  schlagen,  dass  es  klatscht  u.  das- 

2.  Italien,  mittelst  des  pal  od.  palle  (s.  selbe  weit  umher sprützt;  —  —  he  palsked 
1  pal)  genannten  Sperrkegels  den  Weiter-  in  't  water  herum  dat  't  so  'n  ärd  hed  uu 
od.  Rücklauf  eines  Zahnrades  od.  einer  en  de  spütters  um  de  oreu  tiegeu.  —  Nd. 
Welle,  bz.  des  Gang-  od.  Bratspills  hemmen  (Danneil)  palschen.  —  cf.  balskeu  u. 
od.  hindern,  od,  ein  Zahnrad  etc.  festsetzen  60  pulskeu. 


PALTE  PALT 

palte,  palt,  Lappe,  Fetze,  Limpe, 
Ideines  od.  grösseres  Stuck,  Splitter,  Klum- 
pen. Scholle  etc. ;  —  de  palten  (od.  pulten, 
klatten  etr.)  slän  hör  um  de  beiien;  —  dat 
fei  (od.  flesk,  kled  etc.)  haiigd  d'r  in  paltcu 
bi  diil ;  —  de  palten  (Fetzen,  Stücke,  Splitter 
etc.)  flegeii  eii  um  de  ören,  so  haud  he  d'r 
iu ;  —  he  haud  {od.  snidt  etc.)  d'r  'ii  palt 
of;  —  'n  palt  od.  palter  (dickes  unförm- 
liches Stück,  Kloben,  Klumpen)  holt;  —  'n 
palt  (ein  abgespaltenes  od.  ahf/erissenes  Stück, 
hz.  eine  Scholle)  is;  -  dat  is  drift  in  palten 
(grossen  Stücken  od.  Schollen)  dör  di;  Sil ; 
—  d'r  drifeu  so  lol  palten  (Wolkenfetzen) 
iu  de  lüiiit  herum ;  —  de  wnlken  sunt  in 
emer  i)alten  ((f.  palterig)  toreten.  —  Nd. 
(Dähnert,  Br.  Wb.,  Schambach  etc) 
palte,  palt;  vmd.  (Seh.  u.  L.)  palte;  mnld., 
mfläm.,  nfries.  (()  ittz  en),  tvang.  (Ehren- 
traut,  I,  384)  palt;  nonv.  paltre  (cf. 
palter);  (/«(/.  pjalt;  schwed.  ]VA\ld.  Daneben 
auch:  Schott.  (Jamicson)  peltry,  paltrie 
(vile  trash)  u.  engl,  paltry,  palterly  (lumpig, 
armselig,  erbärmlich,  schlecht,  elend,  jämmer- 
lich etc.),  ivas  auch  wohl  dazu  gehört.  — 
Gehört  es  als  zerrissenes  od.  geborstenes 
u.  zerspjültenes  od.  abgespaltenes  u.  abge- 
sprungenes Etwas  etwa  mit  plenter,  pletteru 
etc.  u.  goth.  plats  (Flicken,  Fetzen,  Lappen 
etc.)  etc.,  sowie  weiter  mit  unserm  spalte, 
Spalter,  Splitter  etc.  zu  derselben  }'  spal, 
spar,  od.  entstand  (cf.  2  palter,  Folter  u. 
afer,  über)  palte  aus  polte,  pulte  (cf.  pulte) 
M.  dieses  in  ähnlicher  Weise  wie  klatte  von 
klat  (als  Scl'allsfamm  mit  der  Bedtg. :  cre- 
pitus  etc.  u.  ictus,  sowie  auch  der  von  Spcdt, 
Eiss,  Bruch  etc.)  von  einem  Stamm  pult, 
der  urspr.  mit  aengl.  (St  ratmann)  pult 
(pul^us)  ident.  ist  u.  mit  pulten  (pellere, 
trudere)  aus  dem  tat.  pultare  entstand,  wel- 
ches mit  pulsuö ,  pulsare  etc.  (cf.  puls, 
pulsken,  pulter,  pulteru  etc.)  zu  pello,  pepuli, 
puUum,  pellere  gehört  u.  wobei  dann  die 
nrsjjr.  Bedtg. :  pulsus  od.  Schlag,  Stoss  etc. 
in  die  von :  crepitus  ic.  hieraus  ivieder  in : 
Sprung,  Riss,  Bruch  etc.  überging  ? 

1.  palter,  abgespaltenes,  unförmliches 
Stück,  Kloben  etc. ;  —  'n  palter  holt.  — 
cf.  palte  H.  mnd.  palter  od.  polfer  in  palter-, 
polter-lappen  (Fetzen). 

2.  palter ;  /.  q.  pulter  =  nhd.  polter. 
cf.  Weiteres  unter  halter-palter  u.  pulter, 
pultern  etc. 

palterig,  palterg,  paltrig,  zerfetzt,  zer- 
rissen, rissig  etc. ;  —  n  p.dtergen  (zerrisse- 
nen, zerlumpten  etc.)  rok ;  —  'u  palterg 
kled ;  —  'u  palterg  (od.  spalterg)  stiik  holt 
(ein  rissiges  od.  vielfach  zersiiallenes  u.  ge- 
borstenes Stück  Holz) ;  —  de  liicht  sügt  so 
palterg  üt   (die  Luft   od.  der  Himmel  sieht 


698 


PAND 


1 


so  zerfetzt  u.  zerrissen  aus),  dat  d'r  förerst 
nog  up  gen  möi  wer  to  rekeu  is  —  Vergl. 
engl,  paltry  etc.  unter  palte. 

palt-rok,  a)  ein  dicker,  grober,  weiter, 
5  langer.  Ins  auf  die  Füsse  reichender  Ueber- 
rock,  Mantelrock,  JRegenrock ;  —  trek  diu 
paltrok  an,  deu  worst  du  net  kold  of  nat  ; 
— •  b)  eine  weite  od.  breite,  an  der  Wi)id- 
od.    Wetterseite   bis   an   die    Fr  de   hin   mit 

10  einem  Holzmantel  od.  Holzkleide  versehene 
kleinere  Wind-Säge-3Iühlc.  —  Nid.  ])altrok, 
paltsrok  (wie  sub  a  u.  b);  mnld.,  mßnm.,  nd. 
paltrock;  mnd.  palt-,  pals-rock. 

Fs  ist  wohl   schwerlich   ein  Compos.  von 

15  palte,  palt  (Lappen,  Fetzen,  Stück  etc.)  u. 
rok,  sondern  es  entstand  dieses  Wort  tvohl 
eher  (cf.  z.  B.  nid.  pantckoek  i^tatt  panne- 
kock,  I^annkuchen)  aus  einem  idtcren  nd. 
palle-  od.  pall-rock  (Mantel-  od.  lieber-,  Ober-, 

20  bz.  Obcrkleid-Bock),  sodass  es  urspr.  ein 
Compos.  von  einem  entweder  aus  lat.  palla 
(langes  tveites  Obergewand  od.  Oberkleid, 
Mantel,  Schutzdecke,  Vorhang)  od.  von 
einem  aus  lat.  pallium  entstandenen  romnn., 

25  ital.  palio;  prov.  pali ;  afranz.  piili,  paille 
(Ueberkleid,  Decke,  Teppich,  Baldachin) 
entlehnten  nd.  palle  (cf.  mnd.  palle.  Decke, 
Kleid,  Veberzug ,  AUardecke  etc)  u.  rock 
ist,  tcie  auch   das  franz.  palletot    od.  älter 

30  (Diez,  II,  381)  palletoque  (Kaputzrock) 
aus  palle  u.  toque,  ital.  tocca  (Haube,  Mütze, 
Kappe  etc.)  zusammengesetzt  wurde. 

pampüsjes,  Pantoffeln,  namentlich  so  recht 
weiche  u.  ivarme.  —  Aus  franz.  babouches  ; 

35  span.  babuchas  (türkische  Pantoffeln)  u.  dies 
(Diez,    II,    207)    aus   arab.  babusch,    bz. 
jiers.  päpusch  (Fussbekleidung). 
pan,  s.  panne. 
1.  pand    (Plur.    panden),    Pfand,    Unter- 

40  Pfand,  Sicherheit,  bz.  ein  sicherndes  Etwas 
od.  zur  Sicherheit  dienendes  u.  gesetztes  od. 
gegebenes  Stück  od.  Object  von  entsprechen- 
dem Werthe ;  —  ik  wil  di  dat  to  'n  pand 
gefen  od.  setten ;   —   du  salt  de  obbelgätje 

45  as  pand  (od.  underpand,  kistenpand)  hebbeu 
un  holden,  wen  du  m\  hundert!  daler  lenen 
wilt;  bref  un  pand  gefen  od.  setten  etc. 
(Brief  u.  Pfand,  bz.  Unterpfand  u.  Sicher- 
heit geben  od.  setzen  etc.) ;  —  dat  schal  rai 

50  to  pande  (als  Unterpfand  od.  zur  Sicher- 
heit, als  sicher  stellendes  Etwas)  denen,  dat 
du  din  Word  6k  holdst;  ik  heb'  hum  min 
rok  to  pande  gefen  ort.  laten.  -  Nd.,  mnd., 
nid.,  mnld.  pand,  pant;  mfläm.  pandt,  pant; 

55  afries.  jjand ;  ujfries.  (Japi.c)  pan  (statt 
pand  wie  San  statt  sand) ;  wang.  paun  (statt 
paund,  pand  tcie  saun  statt  saund,  cand 
[Saudi  u.  lauu  für  laund  od.  land  etc.); 
engl.  paAvn,  bz.  paua    (wohl  aus  dem  fries., 

tiO  weil  aengl.  fehlend);  an.,  isl.  pantr;  norw.. 


FAND 


01)9 


FANDEN 


schived.,  dän.  pant ;  ahd.,  iiihd.  pluuit,  faiit, 
pfaut  II.  phaiiil  (cf.  phander  od.  phaiiilaere) 
(Pfänder,  der  pfändet  od.  Pfand  nimmt  u. 
Inhaber  eines  Pfundes  ist). 

Nach  dem  Verb,  pandeii  sii  urtJicilen 
scheint  paiid  od.  pant  iirspr.  ein  Etwas  loas 
man  (zur  Sicherheit  u.  als  Unterpfand) 
nimmt,  bz.  eine  wef/r/enominene  Sache  zu  be- 
zeichnen, tvonach  es  dann  mit  dem  cdten 
nid.  pant  (Schade,  Verlust,  Nachtheil,  Ijcid, 
Böses  etc.,  bz.  Raub  u.  Entnehmung  der 
Ernte,  Ehre,  cf.  Mclis  Stoke,  1,  460  u. 
461  u.  die  dafür  im  Megister  angesetzte  Eorm 
pand)  u.  afranz.  pant  (Wegnahme  von  Etivas 
wider  Willen  des  Eigenthümers)  ur.spr.  idcnt. 
u.  mit  angefügtem  Dental  aus  afranz.  pau 
(weggenommene  Sache)  entstand.  Das  afranz. 
pau  (Wegnahme  wider  Willen  des  Eigen- 
thümers) betr.,  so  ist  solches  aber  wieder 
(cf.  Diez,  II,  382)  idcnt.  mit  dem  aus 
tat.  panmis  entstandenen  afranz.,  prov.  pan 
(Tuch,  Stück  Tuch,  Fetzen  od.  Lappen  etc.), 
woraus  dann  auch  toolil  zweifellos  erhellt, 
dass  auch  unser  2  pand  cds  Stück  od.  Theil, 
bz.  cds  Lappen  od.  Fetzen  oon  Etioas,  od. 
als  Tuch  etc.  (cf.  auch  flik  u.  flek  =  piek, 
hz.  läppe  od.  Jap,  cds  von  einem  grössern 
Stück  od.  Theil  Land  ['n  Jap  land  od.  dök] 
gebraucht)  ebenso  wie  pant  (cds  weggenom- 
mene Sache)  mit  dem  Dentid  ä  od.  t  von 
afranz.  pan  weitergebildet  ist,  bz.  aus  Icd. 
pannus  entstand. 

Wegen  des  afranz.  pan  etc.  s.  auch  unter 
panel. 

2.  pand  (Plur.  panden),  Stück,  Theil, 
Loos  (Äntheil,  zukommender  u.  gebührender 
Theil,  Pflichttheil),  Abtheilung,  Strecke  od. 
Streif en  von  einer  gewissen  Länge,  bz.  einem 
festbestimmten  Masse,  Stück  od.  Streifen 
von  einem,  Zeuge,  Zeugstreifen,  Lappen, 
Flicken  od.  Stück  ivas  zwischen  Etwas  ge- 
setzt ist,  Zwischenstück,  Verbindungsstück 
etc. ;  —  de  erdarbeid  word  in  dre  panden 
(Stücken,  Theilen  od.  Loosen  etc.)  ütfer- 
dungen ;  —  dat  pand  wat  du  to  gi'afen  an- 
namen  best  is  för  di  allen  to  gröt ;  —  he 
hed  Bin  pand  (TJieil  der  Arbeit,  die  zu  leisten 
ist,  bz.  sein  zu  machen  angenommenes  Ar- 
beitstheil,  Pflichttheil  etc.,  od.  auch  seinen 
Antheil  an  u.  von  Etwas,  wie  z.  B.  von 
einer  Erbschaft  od.  von,  einem  Mittagsessen 
etc.)  d'r  iit ;  —  In  't  depgrafen  (grcdjen  eines 
Tiefes  od.  Cancds)  un  't  diken  (Deichen, 
Deichmcchen  etc.)  mut  elk  d'r  för  sorgen, 
dat  he  sin  pand  up  de  regte  tid  klar  hed ; 
—  he  hed  sin  pand  (Thed,  Antheil,  Por- 
tion, etc.)  d'r  in  sitten  lateu  (z.  B.  auch  von 
der  Speise  in  der  Schüssel) ;  —  elk  hed  sin 
pand  an  od.  fan  de  dik  (bz.  sin  dikpand), 
•wat  he  uuderholden  mut;   —    dat  wegpand 


(das  Wegtheil  od.  die  Wegstrecke  etc.)  mut 
nog  mäkt  worden;  —  1400  törfsoden  in  de 
rigc  setld  inaken  en  pand  iit ;  —  dat  en 
pand  (ein  Stück  od.  ein  Theil  der  Länge 
5  nach,  bz.  von  oben  nach  unten  od,,  ein 
Längestreifen,  bz.  ein  Zwischenstück  eines 
Kleides)  tau  't  kled  mut  d'r  iittöiiid  un  'u 
nei  pand  d'r  für  insettd  worden ;  —  'n  pand 
fan    'n    miitse    (ein   Stack   od.    Theil    einer 

10  Mütze  od.  Haube) ;  —  dat  fiirpand  (der  die 
Brust  bedeckende  vordere  Theil ,  bz.  das 
Bruststück  od.  der  vordere  vom  Halse  bis 
zum  Gürtel  hinunter  reichende  Theil  od. 
Streifen)    fan  't  kled    (od.   jaktje,    borstrok 

15  etc.)  is  to  smal,  du  niust  d'r  'n  nei  förpand 
insetten  lateu ;  —  dat  riigpand  (od.  achter- 
pand)  fan  't  kled  (od.  fan  de  rok  etc.)  hed 
de  neister  (od.  de  snider)  to  wid  niäkt,  so 
dat  't  all'  in  folden  un  kiüsen  silt.    —    So- 

20  dann  hat  pand,  bz.  das  Dimin.  pandtje  auch 
noch  die  Bedtg. :  Tuch,  Kleid,  Kleidungs- 
stück, Gewand,  bz.  die  von  Etioas  was  man 
zum  Schutze  u.  der  Wärme  wegen  unter 
dem  Oberkleide  trägt,  ivie  z.  B.  die  Frauen 

25  u.  Mädchen  hier  (namentlich  bei  iveit  aus- 
geschnittenen Kleidern)  auch  noch  ein  nuder- 
pand  od.  underpandtje  genanntes,  bis  an 
den  Gürtel  reichendes  Kleidungsstück  unter 
dem  Oberkleide   tragen,    um  Hals    u.  Brust 

30  zu  schützen  u.  warm  zu  halten. 

Auch  dieses  pand,  nfries.  (Outzen)  pend, 
nd.  (Br.  Wb.)  pand,  nid.  pand  etc.  ent- 
stand mit  afranz.  pan  (Tuch,,  Stück  Tuch, 
Lappen,  Fetzen)  aus  Icd.  pannus,  wobei  die 

35  Bedtg.:  Lappen,  Fetzen,  Flicken 
etc.  wohl  in  die  allgemeine  von  Stück  od. 
Theil  von  Etwas  überging,  wie  dies  auch 
bei  lat.  lacinia  der  Fcdl  ist.  Ob  ausser 
mnld.    pand;    mfläm.    pandt,    pant    (lacinia) 

40  auch  die  formell  gleichen  Wörter  mnld. 
(KU.)  pand;  mfläm.  pandt,  pant  (ambitus, 
circuitus  ;  peristylium  ;  Xystus,  porticus,  So- 
larium, arabulacrum  etc.;  fulcrum)  u.  auch 
pand  etc.  (Netz,  Jagdnetz  etc.)  ;  mnd.  (Seh. 

45  u.  L.)  pant  od.  pand  (Strick,  Netz,  cf.  da- 
selbst auch  paudegarn ,  Netzgarn)  auch 
sämmtlich  mit  franz.  pant  (weggenommene 
Sache,  cf.  1  pand)  u.  unser  pand  (Stück, 
Lappen,    Streifen,    Binde)    aus    lat.  pannus 

50  entstanden,  od.  in  diesen  Bedtgn.  nicht 
vielmehr  theils  mit  lat.  paiulus  (krumm,  ge- 
krümmt etc.),  bz.  pando  (krümmen,  biegen) 
u.  theils  mit  pando  (aus  einander  machen, 
ausbreiten,   ausspannen  etc.)  zusammenhän- 

55  gen,  lasse  ich  dahin  gestellt  sein. 

panden,  pfänden,  eine  Sache  ivider  Willen 
des  Eigenthümers  mit  Hülfe  des  Gerichts 
nehmen,  eine  Sache  cds  Pfand  zur  Sicher- 
heit nehmen  etc.;  —  se  hebbrn  hum  pandt, 

60  bz.  ütpandt;    —    he  hed   hum   pandtn,    bz. 


PAN-DEKT  700                         PANSE  PANS 

ütpanden  laten;  —    he  lett  siik  't  drefoldig  im  mnd.,  nihcl,  engl.  it.  afranz.    (cf.   Wei- 

ferpandeu  uii  Icibri't'eu.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  (fand  unter  Paneel,  bz.  das  mhd.  paiiel 

mnld.,  »)//«/».  paiulon;  o/r/fs.  pt'iula,  peiiida;  bei  ü.  Schade  ii.  vind.  pauiiele    bei  Seh. 

sali.     (Ehrentraut,     II,    214)     i)(jiulje;  u.  L.  n.  das  franz.  paniieau  u.  engl,  pauel) 

wang.  (Uhren  traut,    I,    72)    paiiu  (statt  5  auch   die    von  Sattelhisscn   ud.  Polster    des 

pauiul,  wie  lauii  [landen]  statt  lauiul  u.  saun  Sattels  (bz.  das  ivas  die  Höhlung  des  Sattels 

statt  saiind  fSandJ,  wonach  auch  wohl  engl.  ausfüllt,  Fidlung  des  Sattels)  hat. 

pawn,  bz.  ])aun  fiir  pawud,  bz.  i)aiiud  steht,  pancl-dör,  Paneclthür,  Thür  mit  Paneelen 

da   es   tcohl   [weil  acngl.  fehlcndj    von    den  u.  Füllungen  etc. 

fries.    Inseln    od.    der   fries.    Küste    nach  10      panel-plog,    Paneel-Nuth-IIobel,    bz.   der 

England    kam);    an.,    isL,    norio.,    schwed.,  Hobel,    tvomit  die  Nuthcn,  Fugen  od.  Fur- 

(/«H.pauta;  mhd.  \)]niudtn\,i)icüdeu  (pfänden;  chen  in  die  Uahmcn  gemacht  werden,  worin 

Jemanden  einer  Sache  berauben;    strafen);  die  Paneelen  od.  Füllnngen  der  Thüren  u. 

afranz.    peuta    (pfänden,    an    Geldstrafen).  Wände   eingelassen   sind.     Wörtlich  indess 

—  Zu  1  paud,  bz.  afranz.  paiit,  Wegnahme  15  =  Paneelpflug  od.  (cf.  plüg  u.  plögen) 
einer    Sache,    bz.  Entnehmung,    liaub    etc.,  Paneel-Furchenmacher. 

cf.  1  paud.  panel-wai'k,    Füllungt^wcrk,    Getäfelwerk 

pau-ilekt,    mit    Ziegeln    od.    Dachziegeln  etc.,  cf.  paiR-l. 

gedeckt,    als    Gegensatz    von    strödekt    (mit  paiigeln,  bummeln,  schlendern,  schleudern 

Stroh  gedeckt);  —  't  is  'n  jiaiulekt  litis.  120  etc.;  —  liö  paiigeld  wat  herum;  —    he  fer- 

paiul-hüt'ke ,     Pfandhäubchen,     bz.    ein  paugeld  sm  tid  ;  —  lie  feipaiigeld 't  all' wat 

Häubchen    was   aus    mehreren  Stücken   od.  he  hed.  —   Wohl  Ablaut   von  hangeln,    toie 

Theilen ,     Abschnitten,     Flicken    etc.     (cf  piugelu  w»  bingeln.  —  c/'.  bingeln  i^  pingeln, 

2  i)and)  zusammengesetzt  ist.  sowie  banget n  in  Grimm,   Wb. 

]^dkXi-A\^^^\^Scherbe(cf.ä\g'^a\)  einer  Pfanne  25       paiine,  pan,    Pfanne,  flaches  Hohlgefäss 

od.  eines  Dachziegels,  cf.  paune.  od.    Schale,    Schüssel   etc.;   Hohlziegel   od. 

pand-skup  (Pfandschaft),  Sicherheit,  Un-  Bachziegel  etc.;  —  sett'  de  melk  in  de  pan 

terpfand   etc. ;   —    to   pandskup   gefen    od.  in  de  keller ;  —    'n  steneu  od.  isdern  pan  ; 

selten.  —  de  pan  fan  't  gewer;  —  dat  pulfer  lirannd 

panel  od.  panue],  Paneel,  Panele,  eine  30  fan  de  pan;  —  dat  hüs  is  mit  pannen  dekt; 
(meistens  viereckige)  Holztafel  od.  ein  hol-  —  de  pannen  liggen  in  kalk.  —  Compos.  : 
zernes  Brett,  welches  cds  Füllung  od.  Füll-  bregenpan  (Gehirnschale),  knepan  (Knie- 
breit in  die  Uahmcn  einer  Thür  od.  Wand-  schale  od.  Kniescheibe),  (Vdkimn  (Dachziegel), 
bekleidung  eingefügt  ist ;  —  'n  dör  fcx/.  wand  hrädpan,  melkpan,  pank6!;span  etc.  —  Nd., 
etc.)  mit  pauelen,    paunelen    od.  panclwark.  35  mnd.    panu,   Joanne;    nid.  pan;    ahd.  pannä, 

—  Nd.  panele;  unid.  paunele,  panele;  nid.  piiannä,  fanna,  vaunä,  pfannä;  m/jt/.  phaune, 
paneel ;  mnld.  panneel ;  aengl.,  engl,  panel ;  pfanne  etc.  aus  mlat.  panna  u.  dies  aus 
franz.  panueau;  afranz.  panel;  mhd.  panel,  lat.  patina,  wie  Rolle  aus  rotula. 

bauel  etc.,   was  Alles  aus  lat.  pannulus,  bz.  panue-kok ,    pannkok ,    pankök,    Pfann- 

mlat.    panellus    od.    (cf.    Weigand)    pan-  40  kuchen.  —  Sprichw.:    man  mut  gen  paune- 

uellum,  einem  Dimin.  von  lat.  panuus  (Tuch,  kok  um  'n  ei  ferdarlen ;   —   arme  lue  pan- 

Kleid,  Bekleidung ;    Tuch,  Lappen,  Fetzen,  kok  un  rike  lue  krankheid  rüken  wid  ;    — 

Lumpen  od.  Stiickchen  Tuch  etc.,    im  mlat.  man  kan  gen  pannekök  eten  sünder  dat  de 

auch  allgemein  =  Flicken   od.  Stück)    ent-  nabers    't    weten ;    —    Ostfresland    is    as  'u 

stand,  ähnlich  wie  aengl.,  engl,  pane  (Raute,  45  pankök,  de  raud  is  't  beste  d'r  fan. 

Scheibe,    Fach,    Feld,    die   Füllung   einer  paunkök-bakkeii,  Pfannkuchenbacken.  — 

Mauer ;    Thürspiegel ;    Schlitz)     u.    afranz.  Redensart. :    d'r  is  wat  to  pannkök-bakken  ! 

pan    (Tuch,    Stück    Tach,    Fetzen,    abge-  hei  6k  eier?  —  is  dat  ök  wat,  wat  uiks  is, 

rissenes    od.     auch    entrissenes     u.    wegge-  pannkukbakken  war  mal  is? 

nommenes   Stück)    direct    aus   lat.   paunus,  50      paunköks-blöme,  Schlüsselblume  (primula 

was    urspr.    (cf.    Fick,   II,    14.3    u.    400)  veris). 

ein  Gewebe  od.   wahrscheinlicher  ein  g e-  paunkoks-pan,   Pfannkuchenpfanne. 

sponnenes   Etwas  od.   ein  Gespinnst  pan-nokkp,  Dachziegelknauf  od.  die  Ver- 

(cf.  griech.  pene,  penos,  penizö  etc.)  bezeich-  dickung,  der  Vorsprung  (cf.  nokke),  welcher 

nete  n.  wohl  mit  unserm  spinnen  u.  spannen  55  hinter  die  Dachlatte  fasst,  damit  der  Ziegel 

aus  einer  u.  derselben  ]/  hervorging.     Wegen  nicht  herunter  gleitet. 

des  Wortes  i)an('I,  pannccl,  i)annele  etc.  sei  pan-scliäi'rtp,  Scherbe  od.  Bruchstück  von 

übrigens  weiter    noch  bemerkt,    dass  solches  einer  .Pfanne. 

im  mnld.    Cef.  KU.)   auch  die  Bedtg.:  dor-  panse ,    paus,    Pansen,    Wanst,    Bauch, 

Buale,   Stratum,   iustratum,   sella  aurigae   u.  60  Magen,    Kuhmagen   od.   erster  Magen   der 


iPANSER 


701 


PAPPE 


WiederJcmicr ;    —    siilc  do  pans   fnl  fräton ; 

—  en  wat  up  de  jiaiis  gofcii ;  —  Compos. : 
dikpans ,  —  äspaiis ,  —  köpans  etc.  — 
Sprichw. :  mit  leddige  pausen  is  gud  daiiscn  ; 

—  „Mcstcröm,  ik  inut  iia  liüs,  do  pans  gird 
mi  l'an  smacht,"  sä'  do  jung'.  —  Nd.  panse, 
pansse ;  mnd.  pause,  pantzo,  pantso ;  nid, 
pons ;  mnld.  pansse,  pcnsse ;  aeugl.  panclie ; 
engl,  paunch ;  ital.  pancia ;  span.  panza, 
pancho ;  prov.  pansa ;  franz.  panse  etc.  — 
Aus  lat.  pantex. 

paiiser,  paiitser,  paiisiler,  Panzer.  —  Ans 
üal.  panciera;  span.  pancera;  afranz.  pau- 
cliire  u.  dies  (als  Theil  der  Büstunc),  ivelche 
den  Unterleib  hedeclct)  von  pancia  etc., 
cf.  panse. 

paiitje  (Dimin.  von  jianno),  PfünncJicn, 
Meine  Pfanne;  —  pantjos  nn  potjes. 

pantjc-fisk,  in  einem  Pfännchcn  ge- 
schmorte Ueberreste  von.  gclajchten  Fischen, 
gemischt  mit  Kartoffeln,  Butler  n.  Senf. 
Ein  hier  sehr  beliebtes  Gericht. 

pantjeAvin.  Dieses  aus  franz.  pain  et  vin 
entstandene  u.  verderbte  Wort  ist  noch  od. 
war  früher  auch  Beiname,  bz.  Gcschlechts- 
name  im  Rheiderland. 

pantuflTel,  Pantoffel;  —  up  pantuffels  lopen; 

—  uuder  de  pantulTel  Sitten.  —  Das  e»^ 
lehnte  franz.  i)Sintonüe;  span.  pantuflo  ;  ival. 
pantofle ;  ital.  pantofola,  pantufola  (Fuss- 
beklcidung,  Halbschuh).  —  Vcrgl.  2  tuftel 
u.  zu  gen.  (cf.  Diez,  1,  303  unter  pan- 
tofola)  patoufle  (Mensch  mit  schleppendem, 
schwerfälligem  Tritt)  unser  3  tuffel  «.  tuffein, 
ivas  (toie  slüren  zu  slüre)  auch  wohl  zu 
2  tuffel  (Pantoffel)  gehört. 

pap,  s.  pappe. 

päp',  s.  pape. 

papa  od.  papä ,  gekürzt  auch  pä ,  Vä- 
terchen. —  cf.  mama  n.  Weiteres  unter 
pape. 

papagei,  papagOi,  Papagei;  —  be  is  'n 
regten  papagei,   he  plapperd   de   hole   dag ; 

—  „nu  geid  de  reise  lös,"  sä'  de  papagöi, 
do  lep  de  katte  mit  hum  na  de  büu  henup. 

Wegen  des  Wortes  papagei,  papagöi  cf. 
Diez,  1,  304    unter  ital.  pappagallo. 

pape ,  päp',  Pfaffe.  —  Bedensari.  u. 
Sprichw. :  he  is  so  ging  as  'n  pape ;  —  „ei 
is  'n  ei,"  sä'  de  pape,  do  grep  he  na  't 
dikste;  —  ^man  für  man  'n  fögel,"  sä'  de 
pape,  do  langde  he  sük  de  braden  gös  fan 
de  schöttel ;  — •  papen  girighoid  un  Gods 
barmhartigheid  dürd  fan  nu  an  bet  in  cwig- 
heid ;  —  net  all'  in  päps  nars,  kösteröm  6k 
wat,  od.  auch:  net  all'  in  de  pape  sin  gat, 
Mesterom  6k  wat ;  —  min  fader  is  gen  päp' 
west;  —  „dat  sunt  upstünds  nare  tiden," 
sä'  de  pape,  „de  bur  mäkt  sin  kinder  sülfst;" 

—  „de  beste  in  ^t  midden,"  sä'  de  düfel,  do 


lep  he  tüskcn  twe  papen.  —  Africs.,  ags. 
papa;  ahd.  phafo,  pliaffo ;  an.,  ist.  papi  etc. 
—  Wie  Papst  (cf.  paus)  aus  päpas,  so 
dies  mit  rtiss.  pnpe  aus  lat.  päjia  (Vater), 
5  uiomit  in  der  er.<iten  christlichen  Zeit  nur 
die  liöheren  Geistlichen  u.  Bischöfe  ange- 
redet wurden,  während  später  unter  pape 
od.  aJid.  phafo  nur  ein  Geistlicher  ti.  dann 
blos    ein   WeltgristUcher    (im  Gegensatz    zu 

10  einem  Kloster geistliclien  od.  Mi'mch)  ver- 
standen wurde.  Das  lat.  papa  (cf,  auch 
pappe)  i.it  eine  Bedupd.  cnUceder  eines  Ton- 
ic. Jjall- Wortes  pa  od.  der  y  pa  (.schützen, 
erhalten,    unterhalten,    nähren,    mit  Milch 

15  nähren,  säugen  etc.,  cf.  fader),  tvie  mama 
V071  ma  u.  ivie  lat.  mainma  neben  Mutter 
auch  die  Bedtg.:  Brust,  säugende  Brust, 
Brustioarze,  Zitze  etc.  hat,  so  hat  papa,  bz. 
lit.    papa-s    auch    die   Bedtg. :    Brustwarze, 

20  Zitze,  ivovon  das  lat.  papilla  (Brust,  Brust- 
ioarze etc.)  ein  Dimin.  ist,  ivie  desgl.  auch 
papula,  da  aus  nähren  auch  von  selbst 
die  Bedtg. :  dick  u.  fett  machen,  anschwellen 
machen  (cf.    die   y  tarp    von    derb    unter 

25  2  liedarfen)  etc.  entstand. 
päpelii,  s.  pepeln. 

papen-liörn  (Pfaff'enecJce),  das  beste  Stück 
FtciscJi,  am  sog.  dünnen  Mürbebraten,  nd. 
auch  pnpenstük  genannt. 

30  papeii-iiiiitse ,  Sturmimt  (aconitum  na- 
pellus).  —  cf.  auch  paterskappe. 

papeii-pit,  papen-piiit  (Pfaff'en- Penis), 
a)  ein  halber,  der  Länge  nach  durchge- 
schlagener Backstein ;  —  b)    Schachtelhalm 

35  (equisetum).  —  cf.  pit,  bz.  pint  ^^  penis  u. 
=  Stengel  od.  hohles  Rohr  etc. 

papen-tjüche,  papen-tjliclit,  Name  ein- 
zelner hiesiger  Plätze  u.  Landgüter  (z.  B. 
bei  Uttum)  u.  ehemaliger  Klosterlande,   tvo 

40  das   Vieh  der  Geistlichen  aufgezogen  u.  ge- 
iveidct  wurde.  —  cf.  tjüche  od.  tjücht. 
päpor,  päpern,  s.  peper  etc. 
papir,  Papier. 
papir-drake,    Papierdrache.  —    Räthsel: 

45  't  flügt  as  'n  fOgel,  't  hed  dog  gen  flBgel ; 
't  hed  gen  arm  un  't  hed  gen  ben  ;  't  kan 
net  hören  un  't  kan  net  sen ;  't  hed  'n 
tum  un  't  hed  'n  stört,  de  sük  in  de  wind 
umkerd. 

50       papiren,  von  Papier. 

päpje  (Kosewort),  Papagei.  —  Dimin. 
von  einem,  auch  nd.  (Er.  Wb.)  für  Papagei 
gebräuchlichen  pape. 

pappe,  papp,  pap,  Pappe,  Mehlbrei,  Klei- 

55  ster  etc. ;  —  he  is  od.  word  mit  papp  f6rd, 
bz.  is  mit  papp  upford  (aufgefüttert)  od. 
uppappt;  —  de  pappe  (Kleister)  dögt  net, 
de  wil  net  pappen  od.  kläfen  etc.  —  Sprichw. : 
elk  mut  sin  egen   papp   (Brei,    Speise   etc.) 

60  kölen ;  —  he  hed  de  pap  (den  Brei,  bz.  das, 


PAPPEL                              702  PARAMMEL 

icns  er  füch  fclh/it  bereitet  ii.  eiugrhroclt  hat)  striimpon    orl.    pi-rdo    etc.   passt    not    1)T   'n 

kölon    (kühlen,    kalt    inacheu ,    büssen    etc.)  aiulor;    —    sc^  sunt  'n  par  worden;  —    dat 

must.  —  Dieses  aus  lat.  papa,  pappa  (Sjteise,  is  'n  möi  pär  od.  span  ;  —  'n  düfenpär  otc. ; 

Jirei)  entlehnte  Wort    ist    ebenso    wie   papa  —  c)  eine  geringe  Anzahl  von  Klwas,    we- 

( Vater,    bz.   Ernährer,    cf.    papo)    eine  Fe-     5  nig   etc.;   —    dV  wasson    fan    dage   man  'n 

(hq)l.  der  y  pa  //(  der  Bedtg. :  unterhalten,  par  in  de  karko  ;  —  dat  dürdo  man  'n  ])ar 

ernähren    od.  nähren  etc.    u.    bezeichnet   es  miniitrn;    —    'n  par   stüfor   gold.    —    Nd., 

Mos  ein  nährendes  Etwas.  nid.  i)aar    (dasseUie) ;    mhd.  par,  bar  (einem 

pappPl    (Flur,    pappols),    Fapiwl :    —    do  Andern  gleich,  ~wci  vn)i  gleicher  Feschaffen- 

mesto  pappols    sunt    unniitso  liömpii,    do  df  10  heif).  —  Aus  lat.  par,  gleich  etc. 

grnnd    wid    hernm    fitpoli^on    nn    sülfst    to  püp,  .s\  piT. 

brannhnlt   do  kiiston    to  't    slagon  not  wörd  yaviuyc,  Farade,  Frank,  militärische  Schau- 

siint.  —    U7e  pappol    aus   hd.    pöpulus,    so  Stellung  der  Truppen  etc ;    —    dat  makt  t?)! 

ging  aus  diesem    auch  das  gleichbedeutende  (od.  gön)  parädo;    —    d'r  word  fan  middag 

ital.  (Diez,  I,  :^Q3)  pioppo,  pio})pa :    wal.   15  jiarädo  oflioldon ;  —    hö  is  slogt  tan  de  i)a- 

plop  ;  alban.  plopi;  2calt.  plopp;  span.  polio  räde  kamen.  —  Das  entlehnte  fra)i~.  i^arade  ; 

u.  rhopo ;    catal.    clop    u.    neapolit.  chinppo  ital.    i)aräta  otc.    stamnd    von    ital.    paräre; 

hervor,    ivonach    man    also    auch   fast   an-  franz.  parer  (zieren,  schmücken)  u.  dies  ^'on 

nehmen  muss,  dass  das  lat.  plehs  aus  popnlns  lat.  paräro  (bereiten  etc.),  cf.  parat. 

entstand.                                                               20  paratlei'on,   paradiren,   prunken    etc. ;  — 

päppeln,  2J/«i>i^f»,  dummes  Zeug  schtoatzen  ho  paradörd  d'r  mit,  z.  B.  mit  seinen  schönen 

etc.  —  Nd.    (Dann  eil)    päppeln    (schnell  Ff  er  den  od.  Kleidern  etc.  —  Zu  pai'ädp. 

«.  albernes  Zeug  .schwatzen).    —    Entweder  patadis,     Faradies,    Lnst-    od.    Wonne- 

7irspr.  eins  mit  liabheln  od.  .son.^t  von  pape  Garten,    wonniges  Gefilde,    Aufenthalt  der 

(Ffaffe)  uu'e  patorn  von  pator,  od.  von  papo  25  ersten     Menschen     vor     dem     Sündenfall, 

(cf.  päpje)    in   der   Bedtg.:    Papagei.  —  Aufenthalt  der  Seligen;  —  dat  sügt  hir  not 

Davon    auch    wohl    das    nd.     (cf.    Dan-  so  i'it,    as   of  man   in  'n    paradis  kumd ;  — 

neil    unter   päppeln)    gebräuchliche  pappo-  lu";  mäkt 'n  paradis  fan  sin  tun  otc  —  Ent- 

lapap    od.    papporla])ap    (du)nn>es    albernes  lehnt  aus  griech.,  lat.  paradisns,  bz.  grieeh. 

Geschivätz,    dummes  Zeug    etc.);  —    ilat  is  30  parädeisos    ('Ihiergarten,    Fark),   was  selbst 

niks  as  pappolapap    od.    och!    wat   pappor-  wieder   mit  pers.    firdans    (Lustgarten    des 

lapap.  Königs)  aus  skr.  (cf.  We  ig  a  n  d)  paradora(s) 

pappen,  a)  Fappe  od.  Mehlbrei  es<;en  od.  entstanden   sein    soll,    welch    Letzteres    ein 

zu  essen  geben,  damit  füttern  etc. :    —    mit  Compos.  von  para  od.  pkra  (fern,    anderer, 

pappen  nn  happon  nnitton  do  kindorkos  grot  35  bz.  vortrefflich  etc.,  cf.  fer,  forr  etc.)  u.  döca 

worden;  —  dat  kind  is  mit  papp  nppappt;  (Gegend  etc.)  i.'it.     Da  indessen  das  griech. 

—  h)  pappen,  kleistern,  kleben,  haften  etc.;  parädeisos    ein  pers ,    bz.    obactr.    od.  zend. 

—  he  pappt  dat  an  'n  ander;  —  dat  pappt  Wort  sein  soll,  .so  ist  es  fraglich,  ob  das- 
an  'n  ander.  —  Nd.  (Danneil)  pappen,  .<ielbe  nicht  eher  mit  pers.  tirdaus  (Fark  od. 
päppeln  (essen  etc.)                                           40  Lustgarten    des  Königs),    bz.    npers.,    afgh. 

pappig,  pappig,  klebrig,  kleisterig  etc.,  bz.  firdav^;   arm.  partoz  u.  dem  aus  dem  pers. 

wie    Pappe   od.    Mehlbrei   u.    Kleister;   —  entlehnten    hehr,    pardes     aus     dem     zend. 

pappig  eton ;  —  pappig  od.  pappsk  brod.  (Ferd.  Justi,  Handb.  der  Zendspr.,  pag. 

papp-lepel  ,     Papp-    od.    Mehlbrei-Löffel,  ISO)    pairidaeza    (Umhäufung,    Umwallung, 

Kleinkinder-Löffel ;    —    hö  mnt  nog  mit  de  45  Umgürtung  etc.)  entstand,  was  ein  Compos. 

papplepel  förd  worden;  —  't  mnt  hnm  nog  ro»  pairi;  .sät.  pari  od.  pari  (um,  hernm)  u. 

mit  de  papplepel  (auch  fig.  vom  Unterricht)  daoza  (Häufung  od.  Aufwerfung,  Aufwurf, 

ingäfen  worden.  Wall  etc.)  ist  u.  leicht  aus  der  Bedtg. :   Um- 

pappsk ;  i.  ([.  pappig.  wallung  etc.    in    die    von  :    mit    einem   Wall 

päpsk,    i)fäffisch  ,   papistisch,    katholisch  50  umgebenes  u.  eingeschlossenes  od.  befestigtes 

etc.  —  Sprichw. :  was  ik  so  päpsk  as  gäpsk  Etwas,    befestigter    Ort,    Festung,    Gehege, 

(verlangend    nach  Gcnuss,    weltlich    gesinnt  Fark,    Garten  etc.    (cf.  tun  =  Zaun  w.  = 

etc.),  den  knnn'  'k  wol  misse  dön.  Garten)   nbergehen   konnte,    da   daöza    mit 

päpske  (Flur,  päpsken),  Papiste,  Papisten,  apers.  didä  (Festung)  zur  y  zend.  diz  (auf- 

Katholischen.                                                       55  werfen,  bedecken),    skr.  dih    (bewerfen,    be- 

pär,  a)  gleich;   —    pär  of  nnpär  od.  pär  streichen,    verkitten,    aufiverfen)    gehört  u. 

of  drum;  —  b)  Paar,  je  zwei  gleiche  od.  zu  also  einen  Aufwurf,  Hügel,   Erdwall,  Erd- 

einandcr  passende   od.  je    zwei   zusammen-  häufe  etc.  bezeichnet. 

gehörige  u.  mit  einander  verbundene  Wesen  paramniel ,  pcramniel ,  I^ärm ,  Getöse, 
od.  Dinge ;  —  'n  pär  seh  6  otc;  —  dat  pär  60  lautes  Geschrei,   Aufhebens,   Geprahle  etc.; 


1 


PARDAUZ 


703 


PARSE 


—  parammol  slän;  —  dat  niakt  so  'n  pa- 
ranimel,  dat  man  sin  ogcn  golüd  nT-t  h(')ron 
kan ;  —  hö  mäkt  d'r  'n  parammol  fan  as 
of  't  God  wet  wat  ts. 

pardauz,  pardmiz,  haräauz;  Interjection 
einefs  schallenden  Falles  od.  Sturzes,  hz. 
Subst.:  dröhnender  Fall,  Sturz  etc.;  — 
pardauz !  dar  ligt  't ;  —  't  gung  mit  'n 
pardauz  od.  in  'n  pardauz  liorundor.  —  Nd. 
(Dähnert)  pcrduuz;  mnd.  (Seh.  n.  L.) 
pardfis. 

pardune,  perdaiie  (Flur,  par-,  perdunen), 
lange  starke  Taue,  die  vom  Top  der  Stengen 
u.  Bramstengen  nach  beiden  Seiten  des 
Schiffs  hinabgehen  u.  hinter  den  Wand- 
tauen  befestigt  loerden.  —  Nid.  perdoen ; 
nd.  perduun ;  schived.  barduno;  dän.  liarduu. 

paren,  paaren,  zu  einander  passen  od. 
stimmen,  ein  Paar  wachen,  sich  zu  Zioeien 
an  einander  schliessen  etc. ;  —  de  perdo 
(od.  schö  etc.)  pären  net;  —  se  pären  sük. 

—  Zu  par. 

pareren,  pariren,  gehorchen,  Folge  leisten 
etc. ;  —  he  wil  net  pareren ;  —  he  mut 
Order  pareren.  —  Ans  tat.  pareo,  parui, 
paritum,  parere. 

pargainent,  park  erneut ,  Pergament;  — 
pargamenten  etc.,  von  Pergament.  —  Aus 
mlat.  pergameiium,  bz.  griech.,  laf.  perga- 
mena  u.  dies  ans  griech.  pergamene,  perga- 
monisches  Papier,  bz.  Papier  von  Per- 
g  a  m  o  n. 

pärig,  paarig,  ivie  ein  Paar,  sich  gleichend, 
stimmend  etc. ;  —  Compos. :  eu-pärig,  ein- 
paarig, einhellig,  einmüthig,  einstimmig  etc. 

park,  Parchent ,  Barchent,  halbraiihes 
Wollen-  od.  Baiimivollen-Zeng  mit  leinener 
Kette.  —  Davon  parken,  von  park  od.  Par- 
chent etc. ;  —  'n  parken  büksen  etc.  —  Nd. 
parcham ;  mnd.  parcham,  parchem ;  mhd. 
barcbant,  urspr.  barkän  etc.  —  Aus  mlat. 
parcäniis ,  parchänus  (Zeug  aus  Kamcels- 
haaren)  u.  dies  aus  dem  arab.  barcän,  bar- 
racan,  eine  Art  langen  schwarzen  Gewandes. 

parke  (Plur.  pärkes),  a.  Pärchen;  —  'n 
lütjet  parke ;  —  b.  wenig,  bischen ;  —  'n 
parke  minsken;  —  ik  heb'  di  'n  pärkes 
(einige,  wenige)  spärd. 

parken,  s.  park. 

pari,  s.  parrel. 

pari-  od.  parle-finken,  s.  parrelfinken. 

parieren,  parliren,  sprechen  etc.  —  Aus 
franz.  parier ;  ital.  parlare  etc.  u.  dies  von 
parola  (Parole,  Wort),  was  wieder  (cf. 
Diez ,  I,  307)  aus  Icd.  parabola  (Gletchniss, 
Parabel)  entstand,  tvovon  auch  mlat. 
parabolare. 

parl-garste,  s.  parrelgarste. 

parre,  Pfarre.  —  Spricliio. :  erst  'n  parre 
un  den  'n  kwarre.  —  Aus  mlat.  parra  u.  dies 


aus  mlat.  ]iar6chia  (Pnrochie,  Kirchsprengel, 
Kirclispicl),  ivas  nach  Diez  (I,  307)  im 
Sinn  einer  kirchlichen  Nachbarschaft  (cf. 
Gemeinde  im  kirchlichen  Sinn)  aus  dem 
5  griech.  paroikia  (das  Wohnen  eines  Fremden 
in  einem  Orte  ohne  Bürgerrecht,  bz.  das 
daneben  od.  benachbarte  Wohnen  etc.,  cf. 
\\i\v^'i^^o?,,  benachbart;  Nachbar;  —  paroikesis, 
Nachbarschaft)  eiäsland. 

10  parrel,  pari  (Plur.  ])arrels,  parls),  Perle, 
in  allen  (auch,  trop.)  Bedtgn.  — ■  Sjirichw. : 
se  sitt  as  de  parrel  in  't  gnkl.  —  Compos.: 
parrel  band ,  glasparrel,  goldparrol  etc.  — 
Nd.  pari;    mnd.    parle;    nid.    parel,    paarl ; 

15  nfries.  pearl ;  «(/.«j,  pearl ;  «f»^/.  perle;  engl. 
])earl ;  an.  perla;  cdid.  porala,  perula,  peroia, 
perla,  berale  ,  berla;  mhd.  berle;  mlat. 
l)erulus;  ital.,  span.,  prov.  perla;  port. 
peroia;   franz.  perle.    —    Wahr  scheint,  aus 

20  lat.  pirula  als  Dimin.  von  pirum  (Birne), 
wie  auch  span.  perilla  für  Birnchen  u.  eine 
Art  Perlen  gebraucht  wird. 

Wegen  sonstiger  Entstehung  dieses  Wortes 
cf.   Diez,   I,   313   unter  perla,    soivie  bei 

25   Weigand     unter    Perle    u.     W acker- 
nag el,    kleinere  Schriften,  pag.  71   unten 
die  Note,  welch  Letzterer  an  eine  Entstehung 
aus  sperula,  d.  i.  sphaerula  denkt. 
parrel-,    pari-,    parle -linken,    handeln, 

30  hausiren,  wandernd  umherzielien,  sich  unhe- 
schäftigt  umhertreiben  etc. ;  —  he  parrelfinkt 
so  'n  bitje  mit  körn  un  botter  herum;  — 
he  is  na  de  bur  hen  to  parlfinken  ;  —  he 
mag  up  't  lefst  so  'n  bitje  in  't  freie  herum- 

35  parlfinken. 

Vergl.  bei  Stbg.   perlelinken,   das  Hau- 
siren kleiner  Landkrämer  mit  Eiern,  Federn 
etc.  besonders  nach  Holland  hin. 
parrel-,  parl-garste,  Perlgerste  od.  Perl- 

40  graupen,   stark   abgemahlene  Gerste,   deren 
Körner  den  Perlen  gleichen. 
parrelgarst-soppe,  Perlgrützsuppe. 
parrel-görte,   parl-görte,   Perlgrütze  od. 
Perlgraupen  ;  i.  q.  parrelgarste. 

45  parreln,  parlen,  perlen;  —  dat  parreld 
as  gold ;  —  de  win  parreld  in  't  glas. 

parse,  pars,  pas,  Presse,  Werkzeug  od. 
Geräth  zum  Pressen  od.  Drücken,  Auspressen, 
Ausdrücken,  Zusammendrücken  etc. ;  —  de 

50  geste  (Hefe)  sitt  under  de  pars ;  —  du  must 
eu  fan  de  parssen  schon  maken,  wi  willen 
fan  naraiddag  albeien  un  hembeien  ütparssen. 

—  Nid.  pers;  mnld.  persse ;  nd.  parse,  pars, 
pas;  nvid.  perse,  parse  (versetzt  aus  presse, 

55  wie  barnen,  bernen    aus   braunen,   brennen, 

—  barsten,  bersten  aus  bresten,  —  farsk, 
fersk  aus  frisk) ;  mhd.  presse  (Presse,  Wein- 
presse; gedrängter  Haufe,  dichte  Schaar, 
Gedränge).    —    Mit    ahd.    fressa    u.    fressä 

<i0  (sehr    beschwerender    Druck,    das   Keltern) 


PARSEN  704                                 PAS 

mift  mJal.  yivessti  (Jiechänfjciulc  Gewalt,  Zwanfj  dat  land  ligt  in  drr  parteen  ;  —  't  is  in  drr 

etc.),    was    mit    dem    auch    auf    das    mhd.  partecn  (od.  partou)  ferkOft;  —   dar  stän  "n 

l\rcs&(^  einicirkendenf rau::.  Y>resso  (Menschen-  lu'len  parte  (ein  gamcr  Theil,  hz.  eine  ganze 

(fedränge,  Druclwerhzeug  etc.);  itah  pressa  Schaar  od.  Menge  etc.)  uiinskon  In 'ii  ander : 

(Gedränge,  Eile  etc.,  cf.  drok  «.  drokte)  etc.  5  —    partö    (ein    Thcil    od.    einige,    hz.    eine 

aus    (/<■»»    suhst.   gesetzten  Femin.   von   tat.  Schaar,  Menge  od.  viele)  nünskon  woton  ln-l 

l)rossus    (dem    Partie,  i^erf.  pass.    von    lat.  not    wat   so   willen;    —    parte    (einiges   od. 

promo)  entstand.  manches,   vieles,   viel)    körn  stoid  to  dik  nn 

parscii,  p»T.s\<;r»,    drüehen;   —   i'itparson,  parte  to  dun;  —  parte  lue  worden  liör  lefen 

auspressen    etc. ;    —    be   parsd    dat    net    so  10  net  klük ;    —    parte  feld    (od.  land)    is  nog 

lank,  dat  d'r  gea  drüp  mer  in  blift,  bz.  fit-  regt  grfin  ;    —    parte  mal    (eine  Menge  mal 

lopt ;  —  he  parsd  dat  (od.  linni  etc.)  nt.  —  od.  manchmal,  vielmals,  öfters  etc.)  is  't  gud 

iSV?.  I>arsen  0(/.  parssen  ;  jh»^/.  person,  parsen;  nn  parte  mal  siegt.    —    Statt  parte   in  der 

nid.  persen  ;    ahd.    pressnn,    brcssön  ;    mhd.  Bedtg.:  Part  hie  sagen  ivir  übrigens  ijfters 

pressen  ete.  —  Aus  lat.  pressare  von  prcssus,  15  auch   (z.  B.    be  bed  'n  parti  gefen,    od.  in 

bz.  premo,  cf.  parse.  den  Compos. :  bist-,  ätens-,  spöl-parti)  parti, 

part,  Theil,  Antheil,  Portion,  Abtheilung,  wie  .ja  auch  nhd.  Parthei  od.  Part  hie 

Schaar,  Menge,  Haufe  etc. :  —  elk  sin  part  beide  aus  franz.  partie    entstanden    u.    ent- 

(einem  Jeden    .sc/«  Theil   od.   Antheil    etc.,  lehnt  sind.    Das  franz.  partie  betr.,  so  ent- 

hs.  sein   ihm  zukommendes   u.   gebidirendes  20  stand   es    mit    ital.    partita;    span.    partida 

Thed   etc.):    —    be   bed  dat   in  dre  parten  (Parthei,    Abthcihing),     sowie    auch    mlat. 

(Theilc,  Abtheilungen,  Haufen)  deid ;  —  he  partitüra    (Partitur)    aus    lat.  partitus    (bz. 

bed  sin  part  kregen   od.   had  etc. ;    —    dat  dessen    Femin.    partita),    dem   Partie,  perf. 

ferde  part  minder  as  't  förig  jür;  —  dat  is  von  partire  (theilen,    abtheilen  etc.)    ii.  dies 

na  sin  jiart    (nach   seinem  Theil,    bz.    nach  25  von  pars,  cf  part. 

seiner  Seite)  benfallen  ;  —   clk  na  sin  part  parteen  ,    parte j on  ,    partheien  ,    Parthei 

(Jeder  nach  seinem   Theil,    bz.  nach  seinem  machen,   sich   in  PartJieien  spalten  od.  zu- 

ihm  gebührenden  u.  zukommenden    od.    ihm  sammenthun ,     sich    als    Parthei   gegenüber 

aufliegenden     Thcil,     seinem    Zukommniss,  stehen,  prozessiren,  zwislen,  hadern  etc.;  — 

.'(einer  Gebühr  u.  Pflicht  etc.);   —    elk  mut  30  se  parteen  sük;  —  se  parteeu  mit  'n  ander. 

sin  part   dragen    (od.    afernemen,    don,    ar-  partesk,    parteisk,  p>artheiisch ;  —  he  is 

beiden,    niaken    etc.);    —    dar  stunden    (od.  föls    to    parteisk    as    dat    be    'n    ander   regt 

stnnnen)  'n  belen  part  (eine  ganze  Portion,  gefen  kan. 

bz.  eine  ganze  Schaar  od.  Menge,  ganz  od.  1.  pas,  ptass,  püsslich,  passend,  recht,  ge- 

sehr  viel)  minsken  hi  'n  ander ;  —  dar  is  'n  35  rade,    eben    od.  genau  vom  richtigen  3Iass, 

göden  part   (ein  guter  Theil,    bz.    eine  gute  angemessen,  .<!timmcnd,  richtig,    so  ivie  Eins 

Portion  od.  JSlenge  etc.)    körn    up  dat  land  ist  od.  sein  muss,   genau,   eben,    kaum  ete. ; 

wussen;  —  he  bed  'n  part  (eine  Menge,  bz.  —  bö  knmd  dar  pas  as  de  mntte  (Sau)  in 

viel,  cf.  biilt)    köjen  lopen;    —    se  stän  all'  't  jödenhiis;   —    dat  kumd  ml  pas;  —   sia 

up  en  part  (auf  einem  Theil,  bz.  auf  einem  40  mödor  bed  hum    pas  geld    (stimmendes,    bz. 

Haufen  od.  einem  Flecke  etc.)  bi  'n  ander;  dem  Mass  entsprechendes,  genau  abgepasstes 

—  lu"'  is  al  'n  part  malen  (eine  menge  Mal  Geld)  mitgefen  ;  —  wen  ik  d'r  nog  'n  daler 
od.  viele  Male  etc.)  bi  uns  in  bfis  west.  —  b1  legg',  den  is  't  geld  je  wol  net  pas ;  — 
Aus  lat.  pars,  partis  (Theil,  Stück,  Portion,  he  bed  de  deksel  (od.  de  stefels  etc.)  net 
Antheil;  Parthei,  Abthedung;  Seite,  Gegend,  45  pas  (od.  net  fan  pas)  makt;  —  de  balke  is 
Ort  etc.).  d'r  net  pas  för ;  —  de  büksen  (od.  de  Bcbö, 

parte  od.  parle  (bei  letzterer  Bezeichnung  rok    etc.)    is    od.    sitt    ml    net  fan  pas,    die 

das    e    etwas    weniger    stark   betont    als  in  Hose  (od.  der  Schuh,  Bock  etc.)  ist  od.  sitzt 

part(') ,    Parthei,    Parthie ,    Theil,    Antheil,  mir  gerade  von  pass,  bz.  von  entsprechendem 

Portion,    Abtheilung,    Schaar,    Menge,    ein  50  Mass;    —    be   kumd    net   pas    od.    fan    pas 

Theil  od.  einige,    gewis.ie,    viele  etc. ;  —  he  (od.  fan  passe)  um  wat  mit  to  äten  ;  —  dnt 

hiird  to  unso  parle;    —    he    bed    'n    groten  kumd  d'r  bei  net  bi  to  pas    (das  passt  gar 

parte  (Parthei  od.  Anhang  etc.)   agter  sük;  nicht  dazu,    stimmt  nicht  zu  dem  Mass  dc< 

—  se  sinit  in  dre  partöen  nftrnkken  ;  —  Andern,  ist  dem  nicht  angemessen,  fügt  u. 
min  parte  (Parthei)  bed  ferloren ;  —  min  55  schickt  sich  nicht  dazu  etc.) ;  —  dat  kumd 
jtarte  (meine  Parthei  od.  auch  meine  Parthie)  blr  hol  net  to  pas,  dat  du  dat  deist ;  —  ik 
is  tVrloren  ;   —    be  hed   min    parte  namen  ;  bin  fan  dage  bei    net    göd    fan    pas    od.    to 

—  he  hed  inin  partö  (Parthie  im  Spiel)  pas  (od.  passe),  ich  bin  heute  gar  nicht 
afernamen;  —  he  wil  'n  parte  (Parthie  od.  tvohl:  —  ik  wurd  d'r  gans  unpas  (unicohl, 
Theil,  Portion  etc.)  törf  ferkopen  laten ;  —  60  unpüsslich)  fan,  as  ik  dat  sag;  —  unpas  to 


PAS 


705 


PASSELPAND 


modc,  unpüsslich  od.  schlccJd  zu  Muthc ;  — 
(lat  is  hum  god  to  pas  (gut  zu  Statten) 
kamen,  dat  lie  frügor  wat  spärd  hed;  — 
he  is  dar  mal  to  pas  kamen,  er  ist  da  übel 
angekommen;  —  dat  kumd  wol  iiiscn  wör 
to  pas,  das  kommt  wohl  mal  wieder  zu  pass 
od.  zu  Statten,  bz.  das  trifft  sich  ivohl  mal 
wieder  so  dass  es  passt;  —  de  wagen  kan 
d'r  pas  (genau  od.  eben,  Icaum,  cf.  nau)  hen; 

—  ik  knn'  d'r  pas  dör  kamen,  so  ful  stun' 
de  Ion  fan  miusken ;  —  't  hed  pas  (gerade, 
eben,  kaum  etc.)  twalf  slän ;  —  he  was  d'r 
pas,  do  ful  he  6k  al  dod  hen ;  —  man  harr' 
de  dünner  pas  hörd,  do  repen  se  6k  al  fan 
brand.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.,  u'fries. 
etc.  pas.  —  Mit  dem  folgenden  pas  ans  lat. 
passus  «.  zivar  hier  in  der  Bcdtg.:  Mass 
von  der  Grösse  u.  Länge  eines  Schrittes,  bz. 
als  Mass  zum  Abmessen  der  Grösse  u. 
Länge  od.  des  Ahstandes  von  Etwas,  da 
das  wohl  aus  passe  gekürzte  pas  sich  nur 
auf  das  Mass  u.  die  Angemessenheit  eines 
Etivas  in  Bezug  auf  ein  anderes  Etwas  be- 
zieht od.  besagt,  dass  ein  Etioas  einem  andern 
Etivas  angemessen  u.  passend  u.  seinem 
Mass  (od.  Volumen,  Werth,  Znstande  etc.) 
gleich  ist  od.  entspricht.  Es  ging  demnach 
aus  der  subst.  Bedtg. :  Mass  in  die  adverb. 
von:  Mass  •  entspr eckend ,  ange- 
messen etc.  über,  wie  dies  auch  durch 
passen,  pasder  od.  passer  (cf.  auch  pas-glas, 
kurapas)  bezeugt  wird. 

2.  pas,  Schritt,  Tritt,  Gang,  Pass,  Weg, 
Reise-  od.  Abschiedspass,  Jjaufpass,  Abscliiecl 
etc. ;  —  dat  perd  geid  'n  sachten  pas  (Schritt, 
Gang  etc.);  —  'n  falsken  pas  (od.  träe. 
Tritt,  Schritt)  don;  —  se  hebben  hum  de 
pas  (Pass,  Durchgang,  Weg  etc.)  ferlegd 
od.  ofsneden  etc.;  —   de  pas  is  belemmert; 

—  hir  is  gen  pas  för  di;  —  he  hed  sük  'n 
pas  (Pass,  Reisepass,  Pass  zum  Wanderet 
etc.)  häld  od.  gcfen  laten  etc. ;  —  he  hed 
sin  pas  (Abschiedspass,  bz.  Abschied)  kregen  ; 

—  sin  brud  hed  hum  de  pas  gefen  (seine 
Braut  hat  ihm  den  Lauf  pass  u.  Abschied 
gegeben,  bz.  ihm  die  Brautschaft  aufgesagt 
u.  gekündigt).  —  ßlit  nd.  mnd.,  nid.,  mnld. 
etc.  pass  OfZ.  pas  u.  nhd.  Pass  etc.  in  allen 
Bedtgn.  (cf.  auch  pas-glas),  soivie  dem  franz. 
pas ;  ital.  passe  etc.  etc.  aus  lat.  passus  u. 
dies  von  pando,  pandi,  pansum  u.  passum, 
pandere  (auseinander  breiten ,  ausspannen, 
ausbreiten,  ausspreizen  etc.,  cf.  spannen, 
Spante  etc.),  da  passus  eigcntl.  die  A  u  s- 
sp)  a  n  n  ung  od.  Aus  s  p  reiz  u  n  g  (cf. 
schrede,  trede  u.  splil)  der  Fasse  beim  Gehen 
bezeichnet  u.  hieraus  in  die  Bedtg. :  Seh r  i 1 1 
u.  Mass  in  der  Ausdehnung  od.  iJinge  u. 
Weite  od.  Entfernung  von  5  Fuss  überging. 

1.  pasder,  s.  passer. 

J,  ten  Doornkaat  Koolman.     Wörterbuch.    II. 


2.  pasder  (Borkum),   ein  kugeliges  Spiel- 
zeug, bz.  eine  kleine  Thonkugel. 
päse,  päsel,  s.  pcse  etc. 
paseiii,  Iterat.  von  dem  folgenden: 
5      paseii,  gehen,  schreiten,  treten,  waten  etc. ; 

—  he  päsd  aferal  afcr  hen ;  —  he  päsd  't 
all'  kört  uu  klen ;  —  he  päsd  mit  stn  lange 
stefels  dör  de  weg  (od.  de  klei,  de  mudder, 
't  water  etc.) ;  —  he  hed  't  all'  ferpäsd  un 

10  fertreden;  —  he  ter-  od.  topäsd  mi  dat  ganse 
bedde  (Beet)  mit  wurtels;  —  wat  deist  du 
dar  in  de  mudder  herumpasen  V  —  Wohl 
direct  von  2  pas  (Schritt,  Tritt  etc.)  u.  nicht 
mit  engl,  pass    u.  aengl.  passen   aus  franz. 

15  passer. 

pas-glas,  Passglas,  Pass.  —  Nd.,  mnd. 
pas,  pasglas  (hohes  weites  Trinkglas  mit 
gleichwcit  von  einander  angebrachten  Reifen 
od.  Strichen  als  Mass)  von  pas  in  der  Be- 

20  dtg.:  Mass  u.  also   (cf.   Weigand  unter 
4  pas)  mit  1  u.  2  pas  vo)i  lat.  passus. 
pas-karto,  Passkarte. 
päske,  paskeii,  Ostern; —  fan  päske  fo;^/. 
päsken)  to  pingsten.    —    Sprichw. :   ho  lett 

25  päsken  un  pingsten  np  encn  dag  wesen;  — 
gröno  karstid  (Christzeit,  Weihnachten), 
witte  pasken.  —  Stehender  Wunsch  zum 
Osterfest:  ik  wünsk  j6  'n  frölich  päske  od. 
Ostern.  —  Das  entlehnte  lat.,  griech.  päscha 

30  u.  dies  aus  der  aramäischen  Form  pascha 
für  das  hebr.  pesah,  wovon  auch  das  neuere 
jüd.  Pas  sah.  —  pesach  stammt  von  hebr. 
päsach  (springen,  überspringen,  übergehen, 
verschonen)  u.  bedeutet  urspr.  (las   Ueber- 

35  g  eh  en,  dann  Verscho n  u n g  u.  so  loeiter 
Fest  zum  Gedächtniss  der  Verschonung 
(des  Uebergehens)  der  Erstgeburt  bei  den 
Juden  durch  den  die  Erstgeburt  der  Aegypter 
schlagenden   Würgengel. 

40  päske-achten,  der  achte  Tag  nach  Ostern, 
ivo  zu  Aurich  grosser  Pferdemarkt  (wie  desgl. 
auch  auf  pingster-achten)  id,  weshcdb  denn 
auch  dieser  Pferdemarkt  gleichfalls  päsk- 
achten  heisst. 

45  päske -brod,  Osterbrod,  Osterfladen, 
Matzen. 

päske-ei,  päsk-ei,  Osterei.  —  Kinderreim : 
m8  geft  mi  'n  päskei,  en  is  niks,  twe  is 
wat,  geft  mi  dro,  den  gä  'k  min  päd. 

50      päske-liiigedaffeii,  die  heiligen  Osterfage. 

paslik,   passelk,    jw,9.s7/c/j,  pjassend,  gut, 

tüohl   etc. ;   —   unpaslik    od.  unpasselk,   nn- 

passlich,  unpassend,  unpässlich,  unwold  etc. 

—  Zu  1  pas. 

55  passelpaud,  passelpauder,  Mittheilnehmer 
od.  Gesellschafter  (Genosse,  Socius)  an  einer 
Arbeit  od.  einem  Unternelimen  etc. ;  —  he 
is  min  passelpaud,  wi  hebben  de  dik  to 
maken  mit  'n  ander  aiinamen.  —  Zweifellos 

GO  das  verderbte  Participant. 

45 


PASSEN 


706 


PASSEREN 


1.  passen,  a)  passen,  ]\[ass  u.  Verhältniss 
haben,  dem  Masse  od.  Baume  it.  allen  Ver- 
hältnissen nach  gleich  sein,  da;u  u.  damit 
stimmen,  passlich  od.  passend  u.  stimmend 
sein,  stimmen,  recht  u.  richtig  sein,  gut  «us- 
kommen,  fugen  etc.;  —  de  deksel  pasd  luH  up 
od.  in  de  pot ;  —  de  stoppe  pasd  not  np  de 
Hesse,  he  is  wat  to  dik ;  —  de  biikson  (od.  rok 
etc.)  pasd  nu  net,  he  is  im  wat  to  wid;  —  dat 
pasd  mi  göd  (a.  das  entspricht  meinem  Masse, 
b:.  meinem  körperlichen  Volumen;  —  h.  das 
kommt  mir  gut  u.  passlich  aus)  :  —  de  pörde 
passen  göd  bi  'n  ander;  —  dat  pasd  up  'n 
här  (das  stimmt  od.  schliesst  auf  ein  Haar); 

—  dat  pasd  net  to  'n  ander;  —  he  ])asd 
(passt,  fügt)   dat  an    (od.  in,  up)  'n  ander; 

—  dat  kau  hum  passen,  dat  he  so  'n  groten 
arfscliui)  deid ;  —  dat  pasd  (passt, fügt,  schickt) 
sük  nOt  für  kinder,  dat  so  aferal  't  förwörd 
hebben  etc. ;  —  b.  messen,  zirkeln,  thcilen,  zäh- 
len etc. ;  —  he  pasd  un  mett  d'r  so  lank  an 
herum,  dat  On  de  tid  d'r  lank  afer  word ;  — 
mit  passen  un  meten  word  de  tid  fersleten;  — 
he  pasd  elk  sin  del  to  od.  of;  —  he  pasd 
hum   dat  göd   to  de  rok   genau   to   od.  of; 

—  dar  ligd  din  geld  ofpasd;  —  dat  stük 
(od.  göd)  is  d'r  net  up  to  pasd  (gerade  auf 
zugemessen  od.  zugeschnitten  etc.),  dat  dat 
genög  is,  od.  dat  dat  d'r  üt  kan ;  —  he  hed 
de  tid  genau  ofpasd  ;  —  't  is  net  as  of  't 
mit  de  pasder  (Zirkel,  cf.  passer)  ofpasd 
(algemessen,  abgezirkelt)  is ;  —  du  must  di 
'n  ne-n  büksen  anpassen  laten ;  —  dat  is 
net  anpasd  od.  angepasd  (a.  sinnl.  u.  b. 
trop.,  angemessen) ;  —  he  hed  sük  de  mantel 
umpasd,  of  he  hum  wid  genög  is  etc.  — 
Compos.:  an-,  of-,  up-,  to-,  um-passen.  — 
Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  etc.  passen.  —  Nicht 
(cf.  Weigand)  mit  aengl.  passen  u.  engl. 
pass,  sowie  mnd.  passen  (passiren,  vorbei- 
gehen od.  fahren  etc.,  cf.  bei  Seh.  u.  L. 
das  zweite  passen)  etc.  aus  mlat.  passäre, 
bz.  ital.  passare,  franz.  passer  (gehen,  schrei- 
ten, durchgehen,  durchschreiten,  übergehen 
etc.)  von  lat.  passus  (Schritt  etc.),  sondern 
direct  von  1  pas  in  der  Bedtg.  von  passus 
als  Mass  u.  Grösse  etc.  von  iJtwas. 

2.  passen,  passen,  vorid)er,  durch  u.  vorbei 
gellen  od.  ruhen  lassen,  ruhen,  feiern,  ver- 
zichten, .itill  sitzen,  warten,  wartend  u.  be- 
obachtend od.  lauernd  sitzen,  lauern,  achten 
u.  merken  (auf)  etc.;  —  ik  wil  dit  spil  man 
passen;  —  wen  du  spölen  wilt,  den  pass' 
(passe,  ruhe  od.  verzichte)  ik ;  —  ik  pass' 
b'-fer,  ik  wil  nog  'n  bitje  wachten ;  —  wult 
du  wat  mit  Uten  ?  nii,  'k  wil  man  lefer 
passen;  —  he  passd  fan  middag  (er  feiert 
od.  verzichtet  diesen  Mittag,  tcill  das  Essen 
sein  od.  ruhen  m.  bleiben  lassen  etc.);  — 
ik  heb  al  so  lank  seien   to  passen,   dat  mi 


de  tid  d'r  lank  afer  word  (z.  B.  beim  Spiel, 
od.  bei  Tische  etc.)  etc.  —  Daher  Compos. 
als:  a)  ferpassen,  vor-  od.  vorbei  gehen  lassen 
od.  verwarten,  verruhen ,  versäumen  etc., 
5  ruhend  u.  wartend  verbringen,  nicht  icahr- 
nehmen,  nicht  in  Acht  nehmen,  verwahrlosen, 
nicht  treffen,  verfehlen  etc.;  —  he  hed  dat 
spil  ferpasd ;  —  he  ferpasd  de  od.  sin  tid 
(er  verpiasst  die  od.  seine  Zeit,   er  verruhet 

10  od.  versäumt  sie,  nimmt  sie  nicht  tcahr) ;  — 
de  gelegenheid  um  dat  land  billig  to  köpen 
is  ferpasd  (nicht  icahrgcnommcn  od.  ver- 
säumt etc.);  —  he  ferpasde  de  mältid  (ver- 
säumte  od.  verfehlte   die  Mahlzeit) ;    —    ik 

15  heb'  de  wagen  etc.  ferpasd;  —  ik  wul'  up 
min  brftr  passen  (warten  etc.)  im  ik  beb' 
hum  dog  nog  wer  ferpasd  etc.;  --  b)  up- 
passen,  aufpassen,  auf  (Jemand  od.  Etwas) 
icarten,  lauern,  achten,  merken,  achtsam  u. 

20  aufmerksam  sein,  beachten,  beaufsichtigen, 
in  Aufsicht  u.  Hut  nehmen,  hüten  etc. ;  — 
de  röfers  hebben  hum  underwegs  uppasd  un 
hum  't  geld  all'  ofnamen  ;  —  ik  wil  hum 
nppasson    un    wen    he    kumd    wil    ik    dl    't 

2.5  seggen;  —  de  hund  pasde  hum  up  un  as 
he  digt  bi  hum  was,  do  bet  he  hum  in  't 
ben ;  —  du  must  göd  uppassen,  wen  ik  wat 
to  dl  segge ;  —  pass'  (laurc,  höre,  achte, 
merke  etc.)    up  min  worden ;    —    de  kinder 

30  (od.  de  perde  etc.)  mutten  altid  göd  uppasd 
worden ;  —  dat  äten  is  net  göd  uppasd ;  — 
wel  pasd  up  de  kinder  od.  de  perde,  dat 
äten,  dat  geld  od.  hiis  etc.  ?  —  du  must  göd 
uppassen,  dat  d'r  niks  stalcn  word  ;  —    mit 

35  de  budel  (Wirthschaft,  Geschäft  etc.)  is  so 
föl  uptopassen,  dat  man  d'r  hast  Ml  gen 
rüst  un  släp  fan  krigt  etc.  —  Sprichw.  : 
uppassen  is  de  bösknp  (achtsam,  aufmerk- 
sam,   sorgsam   etc.    .^ein    ist    die  Botschaft, 

40  bz.  der  Auftrag,  die  Ordre  etc.).  Daher 
Subst. :  uppas,  Achtsamkeit,  Aufmerk^^amkeii, 
Sorgfalt,  Aufsicht  etc. ;  —  dar  is  fßl  ujipas 
bi  nödig,  z.  B.  bei  einem  Geschäft,  Pferden, 
Kindern    etc. ;    —   uppasser   od.    ujjpasder, 

45  Pfleger,  Beaufsichtiger,  Aufseher  etc. ;  — 
ik  hebb'  gen  upjiasser  nödig,  ik  kan  mi 
sülfst  wol  helpen.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld. 
etc.  passen.  —  Wohl  aus  franz.  y^asser;  ital. 
passare  (im  Spiele  2)assen,   d.  h.  durch  das- 

50  selbe  feiernd  durchgehen  od.  demselben  vor- 
beigehen u.  es  ruhen  lassen),  wovon  auch 
aengl.  ])as8en ;  engl,  pass  etc.  u.  mnd.  passen, 
passiren,  vorbeigehen  od.  fahren  elc ,  cf. 
passeren  u.  das  vorige  passen  am  Schlüsse. 

55  passer,  gewöhnlich  pasder,  Zirkel,  Mess- 
instrument. —  Nd.,  mnd.,  nid.  passer.  — 
Zu  1  i)assen  in  der  Bedtg.:  messen,  wie 
upi»asser  od.  uppasder  vo)i  upjiassen. 

passeren,  jiossiren,  durchgehen  od.  durch- 

60  fahren,    vorbeigehen ,    vorkommen ,    sich  er- 


PASTELEIN 


707 


PATRULJE 


eignen,  geschehen  etc. ;  —  liö  is  hir  iii't  ofon 
l^asserd ;  —  de  wisdcr  (Weiser,  Zeiger)  fau 
de  klokke  is  fife  al  passOrd ;  —  dat  schij) 
is  de  linje  passiird ;  —  d'r  i)assord  altid 
allerhand  iinglük  in  de  weit;  —  wat  is  di 
passerd  ?  —  Davon :  ])ass(*rbar,  passerschin 
etc.  —  Aus  franz.  passer,  *•.  unier  2  passen. 
pastelein,  Porcellan ;  —  pastclein-kaste, 
Porcellankasten,  Porcellan-  od.  Glasschrank  ; 

—  se  is  so  'n  fmen  jüfl'or,  dat  se  nog  in  de 
pasteleiakaste  settd  worden  nint  (von  einem 
Fräulein,  tvelclies  aus  Angst  u.  Schein  vor 
dem  Schmutzigwerden  nicMs  angreifen  n. 
verrichten  mag  ii.  am  liebsten  stets  geputzt 
u.  im  feinsten  Staat  einhergeht).  —  Mit 
nid.  porselein  aus  franz.  porcelaine ;  ital. 
porcellana  etc.  —  Da  das  ital.  Wort  auch 
Name  einer  Seemuschel  (concha  veneris)  ist, 
welche  mit  der  Porcellanmasse  grosse  AeJin- 
lichkeit  hat,  so  scheint  das  Wort  von  dieser 
auf  das  Porcellan  übertragen  zu  sein,  ivährend 
das  Wort  selbst  loahrscheinl.  mit  ital.  por- 
cella  (junge  Satt)  von  lat.  porcellus  (Dimin. 
von  porculus,  bz.  porcus)  gebildet  ist  u.  die 
obige  Muschel  ihren  Namen  davon  erhielt, 
dass  sie  einem  kleinen  Schweinchen  (ebenso 
wie  das  Meerschweinchen  u.  der  Schweinigel) 
in  der  Form  (u.  vielleicht  auch  wegen  der 
maculae)  ähnlich  ist. 

Vergl.  darüber  Diez,  I,  329. 

pastör,  Pastor,  sehr  oft  entweder  mit  Re- 
spect  pastör-Om  od.  sonst  schlichtioeg  paster 
genannt.  —  Bedensart.  u.  Sprichw. :  dat  is 
past6r-6m  sm  görte  (Grütze  in  fig.  Bedtg.) 
all' ;  —  'n  perd  kan  sük  wol  fertreden  nn  'n 
pastör  sük  wol  fersprekon ;  —  kropp'  di,  min 
deren,  d'r  kumd  'n  landpastör;  —  „dat  kumd 
fan  't  lange  predigen,"  sä'  de  pastör,  do 
harr'  he  iit  benaudheid  in  de  büksen  schäten. 

—  Kinderreim:  twe  mantjes  pnmpen,  bog 
up  de  klumpen,  leg  up  de  sehn,  pastör  steid 
up  d'  kansel  un  predigt  d'r  to. 

pas-up,  passe  auf  od.  pass  auf ;  —  suhst. 
auch  als  Hundename  gebraucht.  —  Beim: 
pasup,  wo  he  fan  andern  sprekt,  den  wetst 
du  ök  wat  in  bum  stekt.  —  Bäthsel:  pasup! 
ik  legg'  dt  't  wörd  in  d'  mund,  kaiser  karel 
harr'  'n  bund,  de  was  wit  nn  de  was  bunt, 
wo  het  kaiser  kärl  sm  hund. 

pat,  s.  päd. 

paten,  s.  poten. 

pater,  Pater.  —  Sprichiv. :  he  hed  (od. 
krigt)  'n  kop  as  'n  pater ;  —  „dar  is  wer 
'n  dübbeltje  (Zweistüberstück)  an  de  bliksera," 
sä'  de  pater,  do  ful  bum  de  brill'  fan  de  kansel. 

patern,  unverständlich,  monoton  u.  lang- 
weilig, bz.  rasch  u.  viel  sprechen,  plappern, 
plaudern;  —  he  paterd  d'r  wat  her;  — 
wat  hei  ji  mit  'n  ander  to  patern.  —  Nd. 
(D  a  n  n  e  i  l)   paotern  ;     mnd.    (S  c  h.  u.  L.) 


patern  (laut  sprechen,  besonders  wenn  es  in 
monotoner  Weise  geschieht  u.  man  die  ein- 
zebien  Wörter  nicht  versteht);  jnter-pater 
(unvernehmliches  Geschwätz,  Geplauder,  Ge- 
5  plärr,  Geschnatter)  ;  piter-patern  (etwas  Un- 
verständliches daher  plappern).  —  Nach 
dem  Br.  Wb.  ivahrscheinl.  ein  lautmcüendes 
Wort,  wie  pil-pallen,  cf.  ])il]ern  etc.,  sowie 
m(c7t  pitjc-pätje  u.  Frisch  ivegen  des  franz. 

10  patois  aus  pati  patapan,  dem  das  henneg. 
(cf.  Diez,  JI,  384  unter  patois)  pati  pata 
(Geschnatter)  beigefügt  werden  kann. 

paters-kappe   od.   paters-klotte,    blauer 
Sturmhut  (aconit.  cap.).  —   cf.  papenmiitse. 

15  patjeii,  patschen,  waten,  laut  u.  hörbar 
im  Wasser  herumtreten  od.  gehen  etc. ;  — 
he  patjet  in  't  watcr  herum.  —  Nd.  patten, 
patjen.  —  Wold  mit  nhd.  pat  sehen  etc. 
u.  auch  tinserm  ])ad  von  der  ]/  pat,  s.  unter 

20  pote  (Pfote)  am  Schlüsse. 

patrise,  Bebhuhn;  —  hasen  un  patrisen. 

—  Nid.  ])atrijs;  mnld.  partrijs,  perdrijs ; 
engl,  pai'tridge;  franz.  perdrix  aus  griech., 
lat.  perdix. 

25  pati'ön,  Schutzherr,  Meister;  —  de  Graf 
fan  Lütetsbörg  is  de  patrön  fan  de  karke 
in  Bargebür ;  —  sin  patrön  wul  't  net  liden 
dat  he  mit  gung;  —  sin  patrön  hed  bum 
fre  gefen;  • —  du  büst  mi  ök  'n  möjen  patrön 

30  (spöttisch  von   einem   schlechten   Bathgeber 
u.  Helfer).  —    Mit  franz.  patrön  etc.    aus 
lat.  patronus  ?'0«  pater. 
patrone,  patrön,  a)  Form,  Cluster,  Modell; 

—  du  kanst   mi   wol    efen    'n   patrön  to  'n 
35  nei  kled  sniden ;  —  dar  kanst  du  di  'n  pa- 
trön fan  nemen;  —    ik  heb'  d'r  nog  'n  pa- 
trön fan  liggen,  war  du  't  na  maken  kanst ; 

—  b)  der  Weite  des  Gewehrlaufs  nachge- 
bildete Form  von  Papier  zur  Aufnahme  der 

40  für  einen  Schuss  abgemessenen  Menge  Pulver, 
bz.  die  mit  dieser  Menge  Pulver  gefüllte 
aus  Papier  geformte  Hülse.  —  Aus  franz. 
patrön  (Muster,  Modell,  Abriss)  u.  dies 
gleichfalls  aus  lat.  patronus,  sei  es,  dass  das 

45  franz.  patrön  (Beschützer,  Schutzherr,  Schutz- 
heiliger etc.)  zuerst  in  die  Bedtg. :  V  o  r- 
hild  des  Lebens  für  Andere  u.  so  in  die 
allgemeine  von :  Vorbild  u.  Muste  r 
überging  od.  dass  es  in  der  Bedtg.:  Form 

50  in  ähnlicher  Weise  aus  patronus  entstand, 
ivie  Matrize   (Form   tvorin   die  Buchstaben 
gegossen  loerden)  aus  Icd.  matrix. 
patron-taske,  Patrontasche. 
patrülje,  Patrouille,  Streifwache,  Bunde ; 

55  —  patruljeren,  patrouiUiren,  die  Streifwache 
od.  Bunde  abhalten  u.  machen.  —  Aus  franz. 
patrouille  u.  patrouiller  u.  dies  mit  span. 
patear  (traben)  von  (cf.  Diez ,  I,  310)  pata, 
bz.  franz.  patte  (Tatze,  Pfote),   cf.  pote   m. 

60  pötjen,  bz.  unser  padden  u.  patjen. 

45* 


PAU  708  PEFKE 

pan   0(1.   paue   (Plur.  pauen),    Pfau.   —  paiiliuip,  paulfln,  Pftiu.  —  Nd  iiaweluno, 

Sprühte:    In"'  stiut't  sük  as  'n  pau;    —    he  ])agc'liuio,    pagalün ;    nmd.  paulüu,    j^awohin, 

geiil   so  stolt    as    'n    i)au.    —    Mnd.  pawe;  pageliiii.    —    7vs  ist    (weil  der  Pfau  seinen 

nid.  paauw;    mnld.  pauw;    ags.  pava;  eiu/l.  Schwanz  fächerartiff  aufklappt  u.  entfaltet) 

pavo;  ahd.  pliiiwo,  fäwo,  phäho,  tViho,  pliäo;  5  mit  mnd.  iJanwelün,  paulün  (Zelt,  Zeltdach) 

mhd.  ])hä\vo,  i)fäwe,  pliä  ;  dän.  paa ;  bühni.,  formell  u.  be(jri flieh  eins  n.  wie  dieses  aus 

poln.  paw;  ital.  pavoiia;  />«»c.  inion;  sjian.  franc.  pavillon,    bz.    dem    afranz.  paveillon 

pavon    etc.    —    Aus    lat.    [lavo,    was    wohl  (Schmcttcrlinff,  Falter)  entstanden,  ums  (cf. 

zweifellos  selbst  ein  P'remdwort  /.s<  wie  das  Dicz,  I,  301)    mit  ital.  itadiiilione ;    sard. 

griech.   gleichbedeutende   tafts.    —    cf.  auch  10  papaglioni ;    span.   pabillon ;    In/mr.  jtabell ; 

l>aulüno.  air.  i)upall  (Zelt,  bz.  <(uf(jeklapptcs  od.  ent- 

|iaiieln,  x.  pauloii.  faltctes  Etwas)    aus  lat.  papilio  hervorging, 

pauen,  mit  scharfer  kreischender  Stimme  j»aus,  Papst;  —  pausilöni,  Papstthum.  — 

schreien  etc.,  wie  z.  B.  ein  Pf'a  u  od.  auch  Nd.  jmus,  paust,   jiawcst ;    mnd.  pawos,  pa- 

wie  kleine  ungeberdige  Kinder  etc.  —  Nd.  15  west,  pauwst;  nid.  i)aus ;  afries.  i)avs,  paves, 

(B  r.   Wb.,    Schütze  etc.)    iiaiien  ;    nfries.  pavis;  o.s.  pävos;  an.,  /,s7.  pävi ;  rt/»f/.  bäbes  ; 

p.jauwo,    pjawc    (mit  feiner  pfeifender    od.  mhd.  bäbes,  bäbcst,  bäbst.  —  Aus  mgricch., 

winselnder,  kläglicher  Stimme  reden,  schreien  mlat.  i)äpas  (Priester,  hoher,  höchster  Priester) 

toie  kalekutische  Hühner  od.  wie  junge  Hunde,  u.    dies    (cf.    \)H\)0    von    jiäpa)    aus   griech. 

Katzen  etc.  laut  schreien  u.  lärmen,  zanken).  20  päpas,  ]);ii)pas,  Papa,    Vater. 

—  Wohl  zweifellos  von  \)ixn  (Pfau)  weiter  pe,  peje,  \tn,  pi,  Unterrock  von  rauhem 
gebildet.  groben    Tuch    od.   Wollenzeug  für  Frauen, 

paake,    Pauke,    das   bekannte,    .^tark-    u.  bz.  Mädchen  u.  Kinder,   cf.  auch  pö-laken 

dumpftönende ,     trommelartige ,     mit    einem  tt.  i»i-jikkort.  —  Nd.  (Br.    Wb.,  Dähnert 

Schlägel  geschlagene  Tonwerkzeug.   —   ^1«-  25  etc.)  \)\e,  pey,  iiige,  pigge,  piko  (eine  Jacke, 

geblich    aus    (cf.    Weigand)    lat.    lulciiia,  ein  warmes  Unterkleid  von  Flanell,  Boi/ od. 

buccina,    was  wohl  mit  i»ungo  u.  i)Ogge  etc.  anderem  wollenen  Stoß)    ein  kurzer  Hock) : 

(cf.    auch   ]ieike  etc.)    derselben  y  angehört  nid.  pij,  pijo  (ein  grober  Wollcnstoff,  grobes 

u,   wonach   es   dann   auch   beim    Vergleich  Tuch,      ein     Kleidungsstück,      Ucberrock, 

von  piuhcii  u.  packen  mit  pauken  ebensogut  30  Wamms     aus     diesem    Stoß)  ;     mnld.     \njci 

direct    von   der    y    buk    (sonare    etc.)    ab-  (panuus   rudis    etc. ;     penula   coactilis    etc. ; 

stammen  kann.  bardocucnlbis,    penula   nautica;    endroniis) ; 

panken,  a)  schlagen,  hauen,  wammsen  etc. ;  nfries.  (0  utze  n)  \ne,  jiei  (ein  langes  Kinder- 

—  so  pauken  siik;  —  hr  paukt  huni  dügtig  kleid,  ferner  auch  der  Plauen,  eine  Jacke 
(lür;  —  b)  lautschallend  .'sprechen,  predigen  35  od.  Weste).  —  Es  ist  gekürzt,  bz.  erweicht 
dass  es  schallt  u.  dröhnt  etc.;  —  hö  paukt  (cf.  slä'  od.  sie  aus  sliide,  siede,  —  frä  od. 
uns  wat  för;  —  de  pastör  bed  fan  für-  fre  aus  friide,  frede,  Friede,  —  schröjen 
middag  wer  gud  an  't  pauken  wcst.  —  3fit  aus  scbröden  etc.)  aus  pede  =  as.  ixula 
nd.  (Br.  Wb.)  jiauken  (mit  hohlem  Munde  (Untergewand)  =  ags.  jiad ;  goth.  juiida 
reden,  dass  es  dumpf  klingt,  laut  sprechen,  40  (Tunika,  Bock) ;  mhd.  pfeit  (Hemd,  hemd- 
mit  Geschwätz  übertäuben  etc.)  u.  nhd.  ähnliches  Kleidungsstück),  ivas  wohl  mit 
j>auken  von  pauke  od.  direct  mit  1)Uc1umi  finn.  ]mta.  ( Hrmd)  aus  griech.  baite  (Hirten- 
u.  pucken  etc.  (cf.  jiuclien  u.  ])ukkcrn)  von  od.  Bauernkleid,  bz.  Hirtenrock  von  Ziegen- 
der  y  buk.  feil)  entstand. 

Paul,  7nl.  Name.  Davon  Gcschln.  Pauls,  45  pcfkfi  od.  peukP,  peweke,  gegen  Witte- 
Paulsen,  toie  Jans,  Janssen  von  Jan  u.  rungseinflüsse  etc.  sehr  empßndliches  zartes 
Johns,  Johnsen,  bz.  Johansen  von  John,  bz.  Kind,  Schwächling  etc.;  —  he  is  un  blil't 
Johan.  —  Zu  dem  auf  dm  ^').  Jan.  fallenden  altid  'n  i)efko;  —  't  is  so  'n  pefke  faii  'n 
Tag  der  Bekehrung  des  Apostels  Paulus  ge-  kiud  od.  jung  etc.  —  Es  ist  eine  Diminutiv- 
hört der  Beim:  Paul  bekür  di !  wintor  wer  r)0  form,  die  nach  dem  gleichbedeutenden  \n\)vv- 
(weJire,  bz.  beeile)  dl.  ling  von  i»ipen    (pfeifen,  stöhnen,  kränkeln, 

paulon  Oll.  paueln,  s/c/tif.s/jJHCM  ».  rHnicÄ-  schwach  sein  etc.)  leicht  mit  nd.  (Schütze) 

halten  mit  Etwas,   säumen,   zögern  etc. ;  —  jiewerig  (schwach,  blass,  kränklich  etc.,    cf. 

paul'   dog   lu't   so   lank  !    mfik'  dog  'n  Intje  auch  itii)erig  h.  kraken  etc.)  zu  einem  Verb. 

fürt;  —  he  sitt  to  jiaulen  (z.B.  beim  Spiel,  55  pewen    (weinen,    .stöhnen,    klagen    etc.)    ge- 

wenn  Jemand  das  Anspiel  hat  u.  nicht  mit  hören  kann,  die  »rtc/t  Pewsuni  «».s  Pawesheni 

der  Karte  heraus  will);    —    he  pauld    (od.  od.  nuid.  \to\vQ]cr  (Pauliner)  leicht  aus  ])aueu 

trüggeld)    so  lank,   dat  d'r  hei  gen  wachten  (kreischen ,     schreien    etc.,     bz.    mit  feiner 

ui>  hum  is.  —    Nd.    (Br.   Wb.,    Nachtrag,  pfeifender     kläglicher     Stimme     reden    od. 

pag.  228)  paulen.  GO  schreien,  7vinseln  etc.)  entstehen  konnte. 


PEGEL  PAEGEL  709         PEGEL  PAEGEL 

pegel,    pägel,    peil,    Pegel;    a)    das  ans  od.  r/e-  u.  zerspalten  ist   ii.   das  norw.    (cf. 

einem  Kerb,  Kerhring,  Strich,  einem  eingc-  hei  Jv.  Aasen  das  erste  jx'il)  ausser  pegel 

schlagenen  Nagel  od.  aus  einer  in  den  Boden  od.    V«  pot    auch    die   von    Borste,    Spalte, 

des  Gefässes  eingelassenen  Stange  mit  einem  Hitze  etc.    hat.     Vergleicht   man   nun   aber 

flachen  Kreuz  oben  darauf  bestehende  Merk  5  toeiter  picheln,  pichelen,    od.  vielleicht  nach 

od.    Merkzeichen    in    einem    Hohlmass  für  vinld.,    mnd.  peghel  (Vegel)   besser  ])igheln, 

Flüssigkeiten,    bis  zu   welchem  dasselbe  gc-  ]iigheleD  (trinken,  saufen)  von  peghel,  ))ighel 

füllt  wird,    bz.    bis  zu  tvelchem  dasselbe  ge-  in  der  Bedtg. :  Mass  od.  Finte  (s.  oben)  ivie 

füllt  sein  u.   die  Flüssigkeit   steigen   mtiss,  unser  pullen   von  pülle   (I'tdle),   so   scheint 

wenn   sich   die  richtige  Menge  desselben  in  10  es,    als    ob  das   e   in   ])egel   od.  peghel  für 

dem  Gemäss  befindet; —  wen  du  niettst,  den  älteres  i  u.  detunach  auch  pegel  od.  ])Cghel 

must   du    de  mat  bit  an  de  ])Cgel  ful  lopen  für  urspr.  pigel,  pighcl  steht.     Da  nun  aber 

laten,  bz.  daruj)  sen,  dat  't  mit  de  pegel  lik  weiter  p  u.  b  (cf.  z.  B.  pangeln,  pingelu  = 

steid  ;  —  b)  das  in  den  Häfen  od.  an  den  bangein,  bingeln,  soioie  =  bikken  u.  2  pikken 

Küsten  u.  Ufern  der  See  u.  der  Flüsse  an-  15  etc.)   sich  mitunter  gegenseitig  vertreten   u. 

gebrachte  Merk-  od.  Masszeichen   der  mitt-  dann  beide  aus  älterem  idg.  bh  entstanden, 

leren  od.  normalen  n.  r  ichtig  en  Fluth-  so  ist  es  auch  sehr  gut  möglich,   dass  auch 

höhe   u.    daher   auch   iiberhaupt   das   Mass  pegel  od.  pigel,  bz.  richtiger  vielleicht  pe^gel, 

der  Höhe  u.  des  Standes  der  täglichen  nor-  pigel  für  and.  begel,  bigel    od.  begel,  bigel 

malen  Fluth;    —    de  flöt  is  fau  dage  2  föt  20  (contrah.    bell,    bil)    steht   ti.    demnach   mit 

bäfen  de  pegel  Stegen,    bz.    'n  föt  under  de  dem  aus   and.  bigel  od.  bigel    (cf.  magt  = 

pegel   (od.  peil)    bieten ;    —    na  de  Amster-  ahd.    mäht),    ahd.    bihal ,    pihal ,    pigil    od. 

dammer  pegel    (der  mittleren   od.   normalen  bihal,  pihal,  pigil,  oberd.  heihel  (cf  Grimm, 

Fluthhöhe  od.  dem  Mass    der  mittlem  nor-  Wb.,  I,  1374)    contrah.    bil    (Beil,    securis, 

malen  Fluth  von  Amsterdam)  gerekend  ligt  25  ascia)  zusammenhängt   od.    mit   diesem,    so- 

de  polder  wol    12  föt  leger;    —    dat  water  wie  den  Wörtern  nlid.  Beil  (Loch,  Spund- 

steid  pegel-  od.  peil-hög   (d.  h.    es  steht   so  loch,    bz.    incisura   dolii?),     Beile    (talea, 

hoch,    wie  der  lieget   od.    das  Zeichen    der  Kerbholz,  Kerb),    heilen  (securi  caedere, 

normalen   höchsten  Fluth);   —    't  is  pegel-  incidere,  abscidere),  bz.  heilen,  beigeln 

od.  peil-hög  water    (es  ist  Hochwasser,    bz.  30  (vom   Messen    od.    Aichen   u.    Stechen   od. 

das  Wasser    hat  den  Pegel    od.  das  Merk-  Probiren   der   Prasser    bezüglich    ihres   Ge- 

zeichen    u.    Mass    der   normalen  Hochfluth  haltes  u.  Inhaltes  etc.),  B  eil  er ,  Beig  el  er 

erreicht,   tvonach  wieder  die  Ebbe  eintritt);  (explorator  dolii)  etc.   zu  einer  u.  derselben 

—  c)  der  Wasserstandsmesser,  bz.  mit  y  gehört,  loie  auch  Gritnm  fvergl.  daselbst 
Strichen  u.  Zahlen  versehene  Stab  od.  Bohle  35  diese  Wörter)  heilen,  bz.  beigeln  (ex- 
zum  Abmessen  der  Höhe  u.  Tiefe  des  Wasser-  plorare,  probare)  u.  Beil  er  (explorator  dolii) 
Standes  der  Flüsse  u.  in  den  Häfen ;  —  m«i  tf»ser»i  pegeln,  peilen  ?/.  pegeler,  peiler 
na  de  pegel  was  't  water  fan  dage  6  föt  bog.  identificiH  u.  demnach  auch  annimmt,  dass 

—  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  pegel,  peil,  das-  i^ege], -peil  ursi)r.  die  Bedtg. :  Einschnitt 
selbe  u.  auch  das  durch  ein  solches  Merk  40  od.  Kerb  etc.  gehabt  hat  u.  mit  ahd.  pihaj, 
od.  Merkzeichen  (s.  sab  a)  angezeigte  he-  pigel,  bz.  pihal,  pigel  (securis,  ascia,  cf.  bil 
stimmte  Mass  od.  Masstheil,  hemina,  Finte,  u.  Weiteres  auch  unter  bllbröf)  zusammen- 
hz.  (cf.  Bahn  ert)  ein  Quart  od.  der  vierte  hängt,  was  walirscheinl.  auch  mit  hWikan  u. 
Theil  von  einem  Fottmass,  %cie  nid.  \)<i\\  2  pikken  (cf.  diese  Wörter)  von  derselben 
auch  iiberhaupt  die  Bedtg. :    Mass,  Grenze  45  y  abstammt. 

etc.  (boven  het  peil  van  zijn  vermögen,  hz.  Sollte  übrigens  der  Zusammenhang  unseres 
zijne  krachten;  —  boven  peil  en  perk  etc.)  nd.  pegel  mit  den  obigen  nhd.,  bz.  oberd. 
hat,  tcie  desgl.  auch  noriv.  peil  u.  dün.  Wörtern:  Beil,  Beigel ,  Beile,  heilen  od. 
paegel,  pael.  beigeln  etc.  abzulehnen  sein,  so  ivürde  man 
Dass  dieses  Wort  ursjn:  blos  ein  mit  50  (da  das  lat,  griech.  p  im  nd.  oft  unver- 
einem  scharfen  Instrument  od.  einem  Spalt-  schoben  bleibt)  bei  pegel  als  eingeschla- 
u.  Schlag -Werkzeug  geschlagenes  od.  einge-  genes  od.  eingetriebenes  u.  ver- 
schlagenes Etivas  bezeichnete,  bz.  ein  Etwas  senkt  es  Eticas  (gleichviel  ob  ein  Kerb  od. 
ist,  was  durch  Schlagen,  Hauen,  Spalten  etc.  ein  Knopf  etc.),  bz.  als  ein  eingesenktes 
entstand  (wie  z.B.  ein  Kerb,  Einschnitt  od.  55  u.  eingelassenes  Etwas  (eine  Stange 
Spalt  etc.)  n.  gemacht  wurde,  ist  ivohl  zwei-  etc.  zum  Messen  der  Tiefe  od.  des  Wasser- 
fellos  u.  ivird  dies  auch  dadurch  bestätigt,  Standes)  auch  an  dem  Zusammenhang  mit 
dass  pegel  im  nd.  (Br.  Wh.,  Schütze)  aengl.  pegge;  engl,  peg  (paxillus,  bz.  höl- 
auch  die  Bedtg.:  Brenn-  od.  Scheitholz,  zerner  Nagel,  Pflock  etc.)  xi.  weiter  mit  lat. 
welches  aus  mittelstarken  Aesten  geschlagen  60  paxillus  etc.  u.  pango,  panxi,  panctum,    hz. 


PEGELEN  1\()                          PEK  PAEK 

jiago,  pcgi,  pcpcgi,  pactum  (befestigen,  ein-  1.  iteic  pei,    NrhlkiicJicu,    Pfdun^'uchen. 

schlagen,    ecrsenken  :    hefestigoi,  festsetzen,  —  ef.  engl,  jüe,  ital.  piglio  (Pastrtc,  Kitchen). 

bestimmen  etc.,    z.  B.  auch    die  (irenzc  od.  2.  pcie,    poi    (wang.,    Ehrentr  a  ii  t ,    I, 

die  Grösse    u.    das  Mass    von  Etwas   «.  so  3S5),     Vaters    Schivester.     —     Vergl.    mnd. 

auch:  abgrenzen,  abmessen  od.  messen,  ein-  5  (Seh.  u.  1j.)   peio,    icas  auch  wohl  dieselbe 

(heilen  etc.)  u.  griech.  pi-gnumi,  pegniiö  (bc-  Bedtg.    haben    wird    u.    vielleicht   aus  pede 

festigen,  hincinstossen,  —  stechen,  —  schla-  od.  pade  entstand,    da  pcie    auch  für    i>aic 

gen  etc.,  wie  z.  B.  einen  Nagel,  Dorn,  eine  stehen  kann.     Wie  7mn  aber  nid.    vlocion 

Stange,  Stosswaffe  etc.)  etc.  denken  können,  —    vlocden     (nhd.   fluthcn)     u.    scliroeijcn, 

iras  mit  lat.  pecus  (cf.  fö)  «.  unserm  fangen  10  schronijen  =  schroodcu    (schroten)    ist,    so 

II.  pak,  i)akkeii  ttc.   zu  derselben  y  gehört.  würde  zu  ]mv  od.  paic    aus  pede  od.  pade 

|ios»»len,  |ie.£:olii.  pä^jelpii,  pägeln,  gi  wuhn-  das  mnld.  (KU.)  pctc  (avia)  u.  pete  (liistrica 

lieh  (contrah.)  ppileil,  a)  specicll  den  Stand  tiliola,  Hlia  initialis,  profilia)  u.  sächs.  pade, 

(die  Höhe  od.  liefe)  des  Wassers  od.  einer  padedogtcr  (cf.Kil.  unter  dem  letzten  \^etc), 

Flüssigkeit  messen  durch  Einsenken  od.  Ein-  15  bz.    mnd.    pade    =    nhd.    Vathe    (cf.    bei 

stecken    eines   mit  Kerben   od.  Zahlen   ver-  KU.    pete    u.    petor,     susceptor)     u.    pete 

scheuen  Steckens  od.  Stabes  in  das  Wasser  (susceptrix    etc.,     pioinater    etc.)     zu    vcr- 

od.  in  ein   Gefüss  od.  auch :    die  Tiefe  des  gleichen  sein. 

Wassers  messen  mit  dem  Loth  od.  Senkblei;  '6.  peie,  *'.  poje. 

—  du  kaust  wol    eleu    peilen    wo  fol  water  20       peie-halke,  .v.  iioje-lialke. 
dat  d"r  uog  steid ;    —    pegel  (od.  ])eil')    dat  peien,  .s.  1   ».  2  i)aien. 

tat  cf'en,    wo  ful  win  d'r  nog  iu  is ;   —   de  peike,  ppiike  od.  paike,  poiko,  peik  etc., 

düpte  tau  de  se  peilen;    —    b)    überhaupt:  Sack,  Beutel,   Tasche  etc.;  —  be  .'^tekt  hum 

den  Stand    od.  die  Höhe  u.   Tiefe  od.  Eni-  in  de  peike;  —  Coiiqws.:  bedelpeik,  Bt'Wc/- 

fernung   etc.    von  Etwas   messen,    ermessen,  25  sak;  —  uialpeik,  in  einem  Sack  od.  Beutel, 

ergründen  etc. ;    —    de  stand    fau  de  stinn'  Tuch   etc.   eingebundener  v.   gar  gekochter 

peilen  ;  —    't  land  peilen ;   —    man  kau  de  Mehlteig  =  miilpiit  od.  sakköke.    —   Wohl 

düpte  fan  Gods  wisheid  net  peilen.  —  Nid.  zweifellos  ident.  mit  ags.  poca  (poha,  pocca, 

peilen    (dasselbe)    u.    pegelen    (saufen,    cf.  cf.    L.   Ettmüller);    aengl.    pokc    (pohe, 

picheln);  mßäm.,  mnld.  pegbelen,  peyleu  «.  30  poube,  cf.  Stratmann) ;  e^^r//.  poke,  poucb ; 

mflüm.  auch  pylen  (nietiri,  meusurare,  meu-  nudd.    poke;     an.,    isl.    poki;    norw.    \)ök; 

suram    desiguare ,    metiri   vasis  capacitateni,  franz.  pocbe,  mdartl.  poque,   pouque   (pera, 

modice    sive   parce     dare),     peylen    (metiri  saccus,  bz.  Eanzen,  Quersack,  Beutel,  Sack, 

aquas  bolide)  u.  peylen  (peusuni  proponerc) ;  Tasche),    was  vielleicht    mit  i)Uiige   (Beutel 

nd.  pegeln   (saufen,    cf.  picbelu)   tt.  pegeln,  35  etc.),   pokke  (Blatter),    sowie  mnld.,  mßäm. 

peilen    (die  Tiefe   des  Wassers  messen   od.  poke  (cilieium,  tegnum-cilicinum),  poke  (cul- 

überhaupt  Etwas  /Stand,  Tiefe,  Entfernung  cita),    pokc  (ingluvies)  etc.    (s.  weiter  unter 

etc.]  abmessen,  beobachten  u.  bestimmen  etc.);  punge)    u.    nhd     pfauchen    (blasen)    zu 

mnd.  pegeleu,    peilen   (dasselbe  loie  mnld.);  einer  u.  derselben  germ.  ]/  puli,    pug  (rau- 

dün.  pejle  ;    schwed.    pejla    u.    hindel.-fries.  AO  sehen,  lärmen,  blasen,  auf  blasen,  auf  schwellen 

peilen  (peilen  in  naut.  Bedtg).  —  Zu  pcgel  etc.)  gehört,  zumal  da  neben  ags.  poca  auch 

etc.,    wie  desgl.  auch  satl.  (Ehrentraut,  die  Form  poba  (s.  oben)  vorkommt  u.  poca 

11,214)  pigelje  (Spirituosen  mit  der  Brannt-  u.  goth. -^ngg?,  fc/.  punge)  tvahrscheinl.  beide 

loeinswage  loägen);    ütpigclje    (genau    nach  ein  aufgeschwollenes  u.  aufgeblasenes  Etwas 

Etwas  forschen,  sorgfältig  untersuchen.)  45  bezeichneten.     Die  germ.  y  pub,  pug    toird 

pegel-,    peil-.stok,    Visir-    od.  Mass-Stab,  von    Fick    (III,    ^167)    mit    buk    von    lat. 

bz.  Stock  od.  Stab  zum  pegeln   od.  peilen  bucca  (Blase,  Backe)  u.  bucinum  (cf.  pauke) 

der  Fässer,  bz.  des  Standes  der  Flüssigkeiten  etc.    zusammengestellt,     wozu    auch    unser 

in  denselben.  poggc,  pok,  pucbeu  etc.  gehört. 

poi,  .s.  1   u.  2  pcie.  50      peil,  peilen,  s.  pegel,  pegeleu. 

pei,  peje,  s.  pe.  pcinsen,  pcnsen,  denken,  sinnen  etc.;  — 

peichem,  peigern  (judendeutsch),  im  ver-  bej)einsen,  bedenken,  erwägen,  überlegen  etc. 

ächtlichen  Sinn  .sterben,  unsichtbar  werden,  —    Nid.    ])cinzen ;    mnld.,    mßäm.    peynsen, 

verduften,   sich  auf   u.  davon  machen  etc. ;  peysen,  pcnscn ;  mnd.,  mhd.  penseu,  pinscn. 

—  bt'  wil  j)eigern;  —  be  is  j)eicbert  as  be  55  —  Aus  franz.  penser;  ital.  pensare;  sjjan., 
murk  dat  de  liubt  net  rein  was.  —  Mit  port.  \)Cnmv;  prov.  pcnsar,  pessar  (erwägen 
dem  gleichbedeutenden  hc.ss.  (Vilmar,  Nach-  etc.)  u.  dies  mit  franz.  peser,  ital.  pesare, 
trag,  jiag.  177)  baekern  u.  vielleicht  auch  prov.  pesar  (wägen,  wiegen)  von  lat.  i)en8are. 
dem  gleichbedeutenden  ha'icnwonhebr.iiiggvr  pck,  pJJk,  peke,  pake,  pekke,  a)  Mark 
(malt),  wovon  auch  p«-gcr,  Leichnam.  CO  im  Stamm  u.  Strunk  der  Bäume  u.  Pßanzen 


PEKEL  PAEKEL 


711 


PELGEN 


ti.  in  den  Knochen.  Fig.  auch:  Gehalt, 
Kraft  etc. ;  —  d'r  sitt  gen  pek  (od.  pit) 
mer  in ;  —  h)  Zeugungsglicd,  Penis,  cf. 
pit.  —  Bei  Cad.  Müller  auch  der  Docht 
in  der  Lampe  u.  den  Talglichtcrn,  loozu 
früher  das  Binsemnarlc  benutzt  ivurde.  — 
Es  ist  das  contrah.  nd.  ])ecl(lik ;  vmd.  pedik, 
pedek ;  innld.,  vißäiu.  petUIick ;  loang.  j)edik 
etc.,  wrts  anscJieinend  ein  Dimin.  von  ags. 
pidha  (niedulla,  cf.  pit)  ist  od.  doch  jeden- 
falls davon  tcciter  gebildet  tourde. 

pekel,  pake],  Fiikel,  Salzlake,  Salzbrühe. 

—  Compos. :   pekcl-flesk,    pekel-herink    etc. 

—  Nd.,  mnd.,  nid.,  imild.  pekel;  aengl. 
pikel ;  engl,  pickle  ;  an.,  isl.  pekill.  Daneben 
auch  mnd.  (Seh.  n.  L.)  beckel  u.  clev. 
(Weigand)  pickel,  bickel. 

Da  das  nd.  lake  (Herings-Lalce)  nur  die 
Bedtg. :  Flüssigkeit  od.  Brühe  hat  u.  ent- 
iveder  mit  lekken  (tröi'feln,  rinnen  etc.)  zu- 
sammenhängt od.  mit  nhd.  Lache  aus  lat. 
]acus  (See,  Wasser  etc.)  entstand,  so  tcird 
auch  pekel  ursjn:  nur  die  Bedtg. :  Brühe 
od.  Flüssigkeit,  flüssiges  od.  fliesscndes  Et- 
loas  etc.  gehabt  haben.  Vergleicht  man  nun 
weiter  die  nid.  Conipos. :  Pekel-a  (Name  des 
in  den  Groninger  Morästen,  bz.  dem  Bour- 
tanger  Moor  entspringenden  u.  in  den 
Dollart  durch  den  Staatensiel  ausmündenden 
Flüsschens  in  der  Provinz  Groningen,  loo- 
von  auch  die  Fehncolonic  Pekelä  ihren 
Namen  hat),  pekel-scliuim  (Meer-Schaum), 
pekel-veld  (das  Meer,  die  See)  etc.,  bz.  dass 
pekel  im  nid.  ausser  der  Bedtg. :  B  r  ü  h  e 
od.  vielleicht  auch  der  von:  Sumpf  etc. 
(iemaud  in  de  pekel  steken  laten,  Jemand 
in  der  Brühe  od.  dem  Sumpfe  stecken  lassen) 
auch  die  von  Meer  od.  See  (het  schiümend 
pekel  klieven,  das  schäumende  Bleer  durch- 
furchen) hat  u.  dass  auch  in  der  bei  Seh. 
u.  L.  im  mnd.Wb.  angeführten  Belegstelle: 
in  der  rosenstraten  hebben  de  kneclite,  do 
se  it  innemeu,  kinder  in  der  pekel  liggen 
fanden  unter  pekel  toohl  schwerlich  die  sog. 
Sulzlake,  sonclern  tvohl  eher  eine  Lache  od. 
Wasserpfütze  od.  eine  Cloake ,  Schmutz- 
wasserleitung, Gosse,  Strassenrinne  etc.  zu 
verstehen  ist,  so  ist  es  beim  Vergleich  der 
Wörter  pingeln  ii.  biugeln,  T)ikken  u.  bikken 
etc.  sehr  leicht  möglich ,  dass  das  Wort 
pekel,  bekel,  pikel  od.  peckel,  beckel,  pickel, 
bickel  mit  Anlehnung  an  griech.  pege  (Quelle) 
eine  Weiterbildung  von  nid.  beek;  mnld., 
mnd.  beke ;  ags.  becc ;  aengl.  bek ;  engl. 
beck ;  as.  beki ,  biki ;  an.  beckr ;  schived. 
back ;  ahd.  pab,  pacb,  bah,  bach  (Bach, 
rivus,  torrens,  amnis)  ist  u.  urspr.  nur  ein 
fl,iessendes,  rinnendes  od.  flüssiges  Etwas, 
bz.  ein  Bach-,  Quell-,  Fluss-Ding  od.  ein 
Etwas  loas    einem  Bach   etc.  gleich  ist   od. 


davon  entsteht,  eine  Stelle  ivo  Wasser  fliesst 
u.  ist  od.  steht,  eine  Wasser- Ansammlung 
od.  ein  Gewässer  etc.  (gleichviel  ob  ein 
rinnendes  u.  fliessendes  od.  ein  stehendes, 
5  ob  ein  kleiner  Fluss  od.  Abzugsgraben  etc., 
eine  iMche  od.  ein  Sumpf,  ein  Meer  od. 
See  etc.)  bezeichnete,  ganz  ivie  auch  raär 
(cf.  2  mär)  u.  mer  ja  manclicrlei  verschie- 
dene Bedtgn.  haben  u.  dies  nach  dem,  Obigen 

10  auch  mit  dem  nid  u.  mnd.  i)ekel    (cf.  auch 

lat.    lacus    u.    lacüna)     der    Fall    zu    sein 

scheint. 

l»okel-flesk,  pekel-herink,  s.  unter  pekel. 

pekelii,    [»äkeln,    in  Salzbrühe  legen    od. 

15  setzen,  um  Etivas  (namentlich  Fleisch  od. 
Fische)  zu  conserviren  od.  zu  erhalten  u. 
zu  bewahren.  —  Daher  inpekeln,  in  Salz- 
brühe od.  auch  in  Salz  legen  (dat  flesk  is 
inj  »ekel  d)    u.  flg. :    sich    behufs   der  Conser- 

20  virung  einhüllen,  einpacken  etc. ;  —  he  hed 
sük  dügtig    iupekeld;    —    he  pekeld  sük  so 
in  as  ot'  't  bakstenen  dik  fräst. 
pekke,  s.  pek. 
pekken,    a)    Glasschmalz   (salicornia  lier- 

25  luicea) ;  —  b)  Igelkolbe  (spargauium). 
pel,  s.  pelle. 

pe  -  laken ,  pei  -  laken ,  grob-,  bz.  rauh- 
wollenes Tuch  od.  Zeug  zu  Unterröcken  u. 
sonstigen   Kleidungsstücken.    —    cf.   pe    u. 

30  laken.  —  Von  Jemandem,  der  vor  übergrosser 
Eile  od.  aus  sonstigen  Ursachen  Nichts 
sieht  od.  Alles  verkehrt  u.  unrichtig  sieht, 
tüird  scherzhafterweise  gesagt:  he  hed  'n 
pelaken  brill'  up. 

35      pelden  etc.,  s.  pellen. 
pel-garst,  s.  pellgarst. 
pelgen,  schinclen,  berauben,  plündern  od. 
zwacken,  drücken,  kneifen,  pressen  etc. ;  — 
ütpelgen,  ausrauben,  ausziehen,  nackt,  bloss 

40  u.  arm  machen,  aussaugen  etc. ;  —  he  pelgd 
(schindet  od.  zwackt)  hum  uet  so  lank,  dat 
he  gans  blöt  un  nakend  is ;  —  he  pelgde 
hum  gans  iit,  er  kleidete  od.  zog,  bz.  er 
plünderte  od.  quetschte  u.  sog  ihn  total  aus ; 

45  —  dat  land  is  gans  ütpelgd,  das  Land  ist 
vollständig  ausgeraubt  od.  ausgesogen;  — 
he  sügt  net  iit  as  'n  ütpelgden  arfte,  er  sieht 
gerade  so  aus  tvie  eine  ausgesogene  od.  aus- 
gepresste,  ausgequetschte,  leere  Erbse,  ivovon 

50  nur  noch  die  Haut  od.  der  Bcdg  übrig  ist. 
—  Mnd.  pilligen,  pilgen. 

Es  kann  beim  Vergleich  von  tillen  sowohl 
von  balg  (ahd.  balg,  palg,  pale)  abstammen 
u.  =  b  alg  en ,  ausbalgen  sein,  als  auch 

55  mit  pelle  u.  pellen  od.  pälen  «.  ital.  pelare 
etc.  (cf.  2  palen)  zusammenhängen,  falls  es 
nicht  etwa  direct  aus  dem  rom.,  bz.  afranz. 
])elicer  (zupfen,  rupfen);  span.  (Diez,  II, 
160)    pelizcar    (kneipen,  kneifen,    zwacken, 

60  drücken,  quetschen  etc.)  od.  dem  ital.  pigliare ; 


PELLE                              712  PENNE 

.<t/jaH.  pillar;  ^jor/.,  ^*yoi".  pilliar; /niHj.  piller  P^H-,  pelle-.  polde-gang,  iJer  ^«m  pellen 

(wegmhmen  ,   phnidero)    ti.  mit  diesem  aus  dienende  MahUjanij  einer  Fcldemühle. 

lat.    pilarc    (rujifcn)     ml.    pilare ,     expilare  peH-,    pelle-,    pelde-gai'ste ;    /.  q.   schill- 

(plimdern)  lierrorginf/.  garste,  d.  i.  geschälte  od.  enthiilsete  Gerste. 

pelle,  pell,  pel,  ,ieh(de,  Haut,  abgesogene  5       pell-,  pelle-,  pelde-giirte,  G/«/^c  od.  Grau- 

od.  abgeschälte  Haut,  besonders  von  Eiern,  pen  von  geschälter  Gerste. 

Gerste,    Kartoffeln  etc. ;  —  kartull'ols  in  ilc  pell-güs,    eine   gerupfte    Gans,    hz.    eine 

polle  od.  pellkartuffels ;  —  kartntYolpell  etc.  Gans,    die    gerupft    u.    ihrer    Federn    od. 

—  Nid.  pel;  nd.  {Danneil,  Scham-  ihres  Federklcides  beraubt  ii.  kahl  ist  od. 
Jiaeh)  pelle;  tinild.,  »ißäi».  pelle  (pellis,  in-  \Q  gerupft  tvird.  —  Daher  auch  eine  Gans 
vilucruni,  pcricarpiuni,  folliciilus,  silicpia,  in-  od.  eine  dumme  Person  die  gerupft,  ge- 
viihurum  seminis ;  tnnica  calix,  valvnlus  lo-  jißucJit  u.  gehänselt  wird;  —  en  in  't 
iiiminum;  testa).  —  Wohl  mit  engl,  pell  selskui>  mut  altul  ilo  ])ellgös  wesen ;  —  't  is 
(Haut,  l'ergament,  Zelle);  aengl.  (St rat-  'n  regten  iiellgös  (eine  dumme  Person,  die 
mann)  pel;  afranz.  pel  (Haut  etc.);  ital.  15  sich  rupfen  od.  hänseln  lässt  etc.).  —  Es 
l)elle  (Haut,  Fell,  Balg)  etc.  aus  lat.  pellis  .'<teht  tvohl  für  peig-gos  (cf.  pelgen),  doch 
(cf.  \  {c]),  während  nid.,  mnld.  Y)i?]]c  (Leichen-  kann  die  Vorsilbe  pell  auch  zu  pellen 
tuch,  Bahrkleid,  Bahrdecke,  umbella) ;  mnd.  gehören. 

(Seh.  u.  P.)  pelle  (Altartuch  etc.)  etc.  ent-  pell-kai'tiiH'el.s,  Karloff'eln  mit  der  Schale. 

weder    direct  aus   lat.    palla    od.    mit    ags.  20      pell-,  pelle-,  pelde-iujll,   grobes,    mit  der 

pael,  pell,  päl,  pillla  (pallium ;    jjurpnra,  cf.  Schale   od.    Hülse   gemischtes   Gerstenmehl, 

L.    PJttm  aller;    od.    Seidenstoff,    cf.    IL  was  beim  ]^e\]en  der  Gerste  abfällt.     Es  ivird 

Leo);  aengl.  (S  trat  mann)  i)ü\,  i)e\;  engl.  meist  zu  Schweinefutter  verbraucht. 

pall  (pallium  etc.) ;    an.,    isl.   pell    (byssus) ;  pell-,    pelle-,    pelde-inölen,     eine   Wind- 

schwed.  pell,  pelle,    päll    (eine  Art  Himmel  -5  miihle,  die  zum  Schälen  (pellen)  der  Gerste, 

od.  Baldachin  von  Seidenzeug,  der  bei   der  bz.  zur  Fabrikation  von  Grütze  od.  Graupen 

Trauung  über  das  Brautpaar  gehalten  wird)  eingerichtet  ist. 

u.  ahd.  pliellol,  fellnl,  pfellül;  j«/ir/.  phellöl,  P^H"?  pello-,  pelde-steii,    der  zum  pellen 

pfellel ,    phelle  ,    pfelle     (feiner    Seidenstoff',  gebrauchte  od.  dienende  Mühlstein. 

Gewand  u.  de.'igl.  aus  demselben  Gefertigtes);  30      pell-,  pelle-,  pelde-wai'k,    das  Werk  od. 

mlat.    palliolum  ,    sowie    ital,    .s/ja».    palio;  Getriebe  in  einer  pell-niOlen. 

prov.  pali;    afranz.  pali,  paile    (Ueberkleid,  pell-,  pelle-,  pelde-wind,  Wind,  der  stetig 

Teppich,  Baldachin)    aus  lat.  pallium    (von  n.  stark  genug  ist  um  zu  i)ellen,  bz.  Graupen 

palla)  entstand.  von  Gerste  zu  machen;   —    'n  stefigeu  6st- 

pellen,    pelden    (pelle,   pellst,   pelkl  etc. ;  35  wind  is  de  beste  pellwind. 

—  )iellde,  ]>elldst  etc.;  —  is  od.  liet  pelld),  pels,  pelts,  Pelz,  l'^ell  etc.;  —  he  hed 
.scliälcn,    häuten,    enthülsen,    die   Jlaut    ab-  bum  de  i)els  reddt;  —  he  krigt  wat  up  sin 

ziehen,  schinden  etc.;  —  kartuflcls  etc.  j)el!en;  jiels;    —    se   kloppcu    bum    de  jiels  üt.    — 

—  he  i)elld  dat  (od.  bum)  üt  (auch  fig.  im  Sprichio, :  wask  mi  de  ]iels,  man  mäk  ml 
Sinn  von  auskleiden,  cntblössen,  arm  machen,  40  ikH  nat.  —  Mit  ahd.  i)elliz;  inhd.  pellez, 
rupfen  etc.) ;  —  garste  pellen,  6r^'rs<e  .sc/tä/fH  belliz,  beiz  etc.  aus  mlat.  pellicium  u.  dies 
od.  enthülsen,  bz.  sie  auf  der  Mühle  zu  mit  ital.  pclliccia;  franz.  peiissc  etc.  aus 
Grütze  od.  Graupen  machen  od.  mahlen,  dem  P'emin.  i^ellicea  von  lat.  ])elliceus  (von 
indem  die  Schale  davon  zwischen  den  Steinen  od.  aus  P'ellcn)  von  pellis,  cf.  1  fei. 
abgerieben  icird;  —  daher  überhaupt  auch :  45  pelsor,  peltsei',  Pelzer,  Kürschner.  — 
Grütze    od.  Graupen   mahlen   od.  machen;  Davon  pelserstrate  in  Emden. 

—  't  is  güde  wind  um  to  pellen;  —   he  is  pelser,  *-.  i)leser. 

an  't  pellen;  —  de  mBIcn  od.  de  midier  hed  penii-damiii,  ein  Schluss-  od.  Schutzdamm 

tan  dage  'n  stefigen  Ostwind,  so  dat  be  göd  in  einem  Graben  zum  Abschliessen  od.  Ab- 

l)ellen  kan.    —   cf.  pellmölcn,  pellwind  etc.  50  .schützen  des  Wassers,  der  an  beiden  Seiten 

—  Nd.  (Danneil,  Schambach)  pellen;  aus  Holz  besteht  u.  imcendig  mit  J'Jrde  au.s- 
nld.  ))ellen  u.  (provinz.,  z.  B.  in  der  Pro-  gefidlt  ist.  —  Wohl  =  Damm  zum  Ab- 
vinz  Groningen)  jielden  (schälen,  enthülsen  schlie.'<sen  u.  Abschätzen  etc.  (cf.  2  i)ennen) 
etc.);   mnld.  pellen  (vellere,    vellicare,   car-  des  Wassers. 

pere;   decorticare,   glubere,    deginbcre,  gla-  55       1.    peniie,    penn    (Plur.   peinien),    Feder, 

brare,    dcglabrare),    pellen   bet    ey    (exuere  besonders  die  cds  Schreibfeder  benutzte  starke 

Ovum  tcsta).    —    Wohl   zunächst   von   ])elle  Schwungfeder.     Daher  überhaupt :  Schrcib- 

(pellis)  u.  dann  in  der  Bedtg.:  vellere  etc.  feder.  —   Compos.:  jjenn-kaker,  itenn-likker, 

OMCA    aus  franz.    peler    etc.,    cf.    2    palen  i)enn-mest,  g6s-]ienn  etc.    —    Jläthsel:    't  is 

od.  pälen.  60  tan  liilen,  't  hed  gen  läfeu,  't  kan  elk  un  en 


PENNE 


713 


PENNEN 


dog  antword  gäfen.  —  Aus  lat.  peana,  alat. 
pesiia  M.  dies  für  petna,  patna,  was  mit  Feder 
(cf.  1  fär)  zur  ]/  pat  (fliegen  etc.)  gehört. 
2.  penn« ,  penn ,  pinne ,  pin  (Dimin. 
pennke,  pemitje,  jiiniitje),  Piiinr,  Iflocl; 
Naget,  Zivecke,  Zapfen  (von  Holz  od.  3te- 
tall,  spitz  od.  blos  zugespitzt,  od.  auch  vorne 
abgestumpft)  etc.,  zum  Ein-,  Auf-  od.  Fest- 
stecken ,  bz.  zum  Festhalten ,  Festnageln, 
Festmachen,  Verschlicssen  u.  Verbinden ;  — 
rorpenii  (Euderpinne) ;  —  du  must  d'r  'n 
l)eiiu  (Pflock,  Nagel)  in  slagen,  dat  't  fast 
sitt ;  —  'n  penn  (Zapfen)  an  de  balkc  makcn, 
de  in  de  ander  instaken  word,  dat  he  net 
wiken  kan ;  —  de  rämen  tan  de  fensters  un 
döi'en  siiut  mit  peiiuen  (od.  tappen)  in  'n 
ander  ferpennd  (od.  fertappt)  etc.  —  cf. 
jienntje  etc.  —  Nd.  (Br.  Wb.)  penn  (höl- 
zerner Nagel  od.  Zapfen;  hölzerner  Thiir- 
riegel)  u.  piiin  od.  (S  chilt  z e)  pinne  (klei- 
ner Pflock) ;  mnd.  pin,  piniio  (Pinne,  Spitze, 
Nagel,  Schuster  zweck,  Pflock  etc.;  Pfrieme, 
Schusterahle) ;  nid.  jien  (Stachel  eines  Igels, 
Pflock)  u.  pin  (Pflock,  eiserner  od.  hölzerner 
Nagel  ohne  Kopf,  Zivecke,  kleiner  Nagel); 
mnld.  (KU.),  mfläm.  penne  (assula  iuspicata, 
bz.  cheville  de  bois)  u.  pinne  (pinna,  spi- 
culuni,  cuspis,  veruculum,  aculeus),  pinne, 
doelpinne  (scopus,  Nagel  od.  Knopf  in  der 
Zielscheibe),  i)inne  (clavus,  impages) ;  aengl. 
pinne;  engl,  pin;  an.,  isl.  pinni;  nono., 
schwed.  piuue ;  dän.  pind ;  mhd.  phinne, 
finne  (Nagel,  Pflock  etc.)  etc.  —  Vielleicht 
entlehnt  aus  lat.  ])iiina  (Feder,  Schwung- 
feder, Flossfeder,  Flosse;  Spitze  od.  Zinne 
auf  der  Mauer,  Helmspitze  u.  im  mlat. 
auch:  Nagel  etc.,  cf.  1  «.  2  tinne),  von 
tvelchem  es  übrigens  fraglich  zu  sein  scheint, 
ob  es  in  der  Bedtg.:  Paeder,  S chtvung- 
feder,  P'lossfeder ,  Flosse  nichteine 
blosse  Nebenform  von  penna  u.  in  der  Be- 
dtg.: Spitze  od.  Zinne  mit  seiner  Neben- 
form j)ina  nicJit  etwa  ein  gänzlich  davon 
verschiedenes  Wort  ist,  ivas  vielleicht  mit 
dem  gleichfcüls  allein  stehenden port.  (Die 2, 
II,  162)  pino  (Nagel,  Zwecke)  u.  pino  (Höhe- 
punkt ,  Spitze) ;  schott.  (J a  m  ieso n)  \m\ 
(Gipfel,  Spitze,  Höhe  etc.),  bz.  kymr.  pin ; 
gäl.  pinne ;  an.,  isl.  pinni  (Pinne,  Nagel 
etc.,  bz.  ein  spitzes  Ftwas,  cf.  mnd.  pin, 
pinne,  Spitze  etc.)  aus  dem  kelt.  od.  altgal- 
lischen entlehnt  ist  u.  ivomit  auch  das  von 
Curtius  u.  F'ick  unberührt  gelassene 
griech.  j)inna,  pinne  (Steck-  od.  Stechmuschel), 
nid.  pin ,  norw.  pinn  (kleiner  Spierling, 
Stint,  kleiner  F'isch)  conncv  sein  könnte, 
wie  desgl.  unser  2  finne  (spitzige  Hitzblatter, 
Blasengeschwür  mit  Wurm  im  Schivein), 
die  ,ja  sämmtlich  ivie  vielleicht  auch  lat. 
pinus  (Fichte  od.  Nadelbaum)   u.  kelt.    (cf. 


Obermüller,  II,  475  unter  pindus  u. 
pinie)  pinn  (Nadelwald),  pen,  l)in  (Berg)  auf 
eine  y  mit  derselben  Bedtg.  tvie  die  ]/  ak 
von  lat.  acus,  acies  etc.  u.  ags.  eggia,  mhd. 
5  egge,  ecke  (Ecke,  Spitze,  Schneide,  Bergkamm 
etc.,  cf.  egge  u.  die  Egge  als  Name  des 
Waldgebirges  in  Westfalen)  zurückzugehen 
scheinen. 

1.  pennen,  Tlur.  von  1  u.  2  penne. 

10  2.  pennen  od.  pinnen  (Verb,  zu  2  jienne), 
zapfen,  verzapfen ,  ineinander  stecken  od. 
fügen,  verbinden,  schliessen,  dicht  machen, 
abschliessen ,  ein-  od.  abdämmen  etc. ;  — 
de  balke  mut  pennd  od.  anpennd  (mit  einein 

15  Zapfen  versehen,  bz.  angespitzt)  worden; 
—  de  balken,  rainen,  fensters  etc.  sunt  in  'n 
ander  i)eimd,  bz.  in  od.  mit  'n  ander  fer- 
pennd od.  ferpinnd  (die  Bcdken  etc.  sind  mit 
Zapfen  versehen   u.    durch  Einschieben  od. 

20  Einstecken  derselben  in  die  Nutheii  od.  Ver- 
tiefungen fest  zusammengefügt  u.  mit  ein- 
ander verbunden) ;  —  'n  fenster  pennen  od. 
jiinnen  (ein  Fenster  durch  Ein-  od.  Auf- 
stecken   einer    Pinne   feststecken    ti.     ver- 

25  schliessen) ;  —  de  döre  is  pennd  od.  fer-, 
to-pennd  (die  Thüre  ist  durch  einen  höl- 
zernen od.  eisernen  Pflock  od.  Stecken  ge- 
schlossen od.  verschlossen  etc.) ;  —  't  water 
peuueu     od.     ofpennen     (das     Wasser    ab- 

30  schliessen,  absperren,  bz,  dämmen,  abdämmen, 
zurückhalten  etc.)  etc.,  cf.  inpennd,  inpenuen 
etc.  —  Nd.  pinnen  u.  (Br.  Wb.)  pennen, 
topennen  (riegeln,  verriegeln,  verschliessen), 
ferpennen  (mit  hölzernen  Nägeln  zusammen- 

35  heften);  satl.  (Ehrentraut,  II,  193) 
penne  (die  Thür  mit  einem  hölzernen  Riegel 
'Verschliessen)  ;■  nid.  jünneu  (anzwecken,  auf- 
zwecken, mit  Zwecken  verbinden) ;  ags.  (L. 
Ettmüller)     pinnjaii  ,     onpinnjau    (repa- 

40  gulareetc);  «e«^Z.  )iinnin;  engl.  ]mi  (stecken, 
anstecken,  heften,  anheften;  befestigen,  zu- 
sammenbinden,  festmachen;  annageln;  ein- 
schrauben; einsperre)i,  einpferelioi  etc.)  u. 
ags.     (ou)pennjan;     aengl.     (St  rat  mann) 

45  pennen,  bipennen  (includere ;  engl.  j)en  (ein- 
pferchen,  einschliessen,  einsperren,  einengen) ; 
norw.,  schwed.  ])iuna ;  dän.  pinde  (pflöcken, 
anpflöcken  ,  mit  Pinnen  festmachen, ,  fest- 
stecken,  zapfen,   verzapfen,    verpinnen)  etc. 

50  —  Zu  2  penue,  bz.  pinne. 

3.  pennen  (dat),  das  Kneipen,  Zivacken, 
Zioicken,  Drängen  im  Mastdarm,  bz.  der 
schmerzhafte  stechende  Drang  etc.  zum  Stuhl- 
gang, ohne  dass  derselbe  jedoch  erfolgt.  — 

55  Wie  zwacken  u.  zwicken  von  Zwick  (dünner 
Holznagel),  so  loird  auch  dieses  Wort  wohl 
mit  2  pennen  n.  2  penue  (Pinne,  Zioick, 
Zweck,  dünner  Holznagel  zum  Einstecken, 
bz.   zum  Stecken   od.    Stechen,    Feststecken 

60  etc.)  zusammenhängen. 


PENNINK 


14 


PERD 


|ieiiiiink.  Pfennig.  —  Siirichic:  pcniiiiiks- 
kliik,  —  (laU'rs-dum.  —  Nach  der  ältesten 
Form  (ihd.  i>hautiuc,  pheiidiiig,  ]icuding  etc. 
ist  es  von  ahd.  jjliaiit  (Pfand)  mit  der  En- 
dung intr  fortgebildet  u.  bezeichnet  es  dem-  5 
nach  ein  K'ttcus,  was  einem  Pfand  gleicht 
od.  demselben  entspricht,  bz.  uas  als  ge- 
schlagenes Stiicl'  Edel-Mctall  od.  geprägtes 
(rildstitck  (urspr.  eine  Meine  Silbermiinze, 
Dcnarins)  Pfandircrth  hat  n.  statt  eines  10 
sonstigen  ^Verthsti'tckes  als  Pfand  gegeben 
n.  gezahlt,  sowie  auch  im  Handel  als  Tausch- 
object  gebraucht  wurde. 

|»onn-kakor.  Fedcrkochcr. 

|iPunko,  |»oiiiikcii,  .s.  peuufje.  15 

pnn-likkor  (Fcdcrlecker ,  bz.  Person 
ivelehe  die  Sehreibfedern  ausleckt  od.  ableckt), 
Federfuchser,  Schreiber.  —  Nd.,  nid.  ])onii- 
od,  peuiic-likkcr  (dasselbe);  mnld.  poniie- 
lecker  (sorviiliis  a  manu,  librariolus).  20 

poii  11-111  csl,    Federmesser. 

|)tMin-ür(l,  |»eiiii-(»rj^,  scharf  von  Ohren, 
scharfohrig,  scharf-  od.  feinhörig,  scharf 
u.  genau  hörend,  sehr  aufmerksam ;  — ■  he 
is  so  peiinord  as  de  düfel,  man  kau  hast  so  25 
Ragte  ni't  i)roteii,  of  hr  hOrd  't.  —  Zu 
2  iieune  <ds  spitzes  scharfes  Etwas. 

penn-sa^lis  (obs.  Cod.  Müller),  Feder- 
messer,    cf.  säks. 

1.  penntje,  piniifje  od.  peutje,  pintje  u.  30 
auch  peniike,  pennkcn  (JJimin.  von  2  penne 
etc.),  a.  ein  eiserner  od.  messingener  Pflock 
od.  Nagel  zum  Einstecken  in  Löcher,  bz. 
Feststecken  u.  Schliessen  der  Fenster  u. 
Thüren,  bz.  zum  Durch-  u.  Vorstecken  in  35 
eiserne  Bolzen,  Achsen  (Bolz-  od.  Achsnagel), 
damit  dieselben  nicht  herausgenommen  od. 
ausgleiten  können  u.  festsitzen;  —  wen  du 

^t  feijstcr  digt  mäkst,  mnst  du  't  j)enntje 
(od.  ])innfje)  d'r  wer  upsteken,  dat  't  net  40 
upschafen  (aufgeschoben)  worden  kau;  — 
b.  die  auf  einem  Schnürriemen,  bz.  um 
das  eine  Ende  desselben  befestigte  Nadel, 
icelche  durch  die  Schnürlöcher  der  Schuhe 
11.  Kleider  gesteckt  wird.  45 

2.  pennfje,  pinntje  od.  pennke,  peniiken, 
eine  silberne  Bohre,  ivelche  in  die  kranken 
Zitzen  des  Viehs  gesteckt  wird,  um  das  Zu- 
nd.  Verwachsen  derselben  zu  verhüten.  — 
Da  dieses  Geräth  im  nid.  speeuzonde  (d.  t.  50 
Zitzensonde,  cf.  sj)ene,  späne)  heisst,  so  wird 
auch  dieses  wohl  blos  die  Bedtg. :  Ein- 
steck geräth  hcdjen  u.  wie  1  [)cnntje  etc. 
et»  Dimin.  von  2  penne  etc.  sein. 

pppel«',   püpelt",    Zärtlichthucrei,   verzärt-  55 
lichendes   u.    verweichlichendes  Gethue  etc. ; 
—  wat  is  dat  för  'n  pepph-  mit  de  kinder  V 

pcpplip^,  piippli^,  weichlich,  empjindsam 
rm/ifindlich,  weinerlich  etc.;  —  lie  is  (od. 
word)  so  pcpelig,    dat  he  hei  gen  koide  un  GO 


wind,  bz.  hei  gen  hard  würd  mir  t'ordragen 
kan.  —  Nd.  (Schambach)  paepelig. 

pepeln,  päpeln,  zärtlich  u.  weichlich  thun 
od.  .•<prechen,  zärtlich  sein,  zärteln  etc.:  — 
lie  pcpohl  to  föl  mit  de  kinder  herum.  — 
Daher:  ferpepeln,  ferpiijioln,  verweichlichen, 
verzärteln;  —  se  hed  de  kinder  gans  fer- 
pepeld ;  —  de  kinder  sunt  so  ferpcpehl,  dat 
se  glik  ferkold  siint,  wen  hör  man  'n  lüchtje 
(Lüftchen)  anweid.  —  Nd.  (Schambach) 
paepeln.  —  Da  nd.  (cf.  Schambach) 
auch  pepel //n- ))/*(/.  Pappel  vorkommt,  so 
kann  es  sowohl  wie  nd.  (D  a  n  n  e  i l)  iiappeln 
(essen  von  kleinen  Kindern)  ein  Jterat.  von 
])appen  (Pappe  od.  Brei  essen,  mit  Pappe 
füttern  etc.)  als  auch  mit  päppeln  (dummes 
Zeug  schwcUzen ,  bz.  wie  kleine  Kinder 
schwatzen,  u.  sprechen)  ident.  sein.  Ver- 
gleicht man  indessen  pepclig  zu  jjipelig  vo)i 
j)il)en,  .so  kan)i  es  auch  mit  pipelu  als  dem 
Iterat.  von  pipen  urspr.  ident.  sein,  bz.  vom 
Jmjierf.  i)('])  desselben  abstammen. 

ppper,  päpei",  Pfefl'er.  —  Aus  lat.  piper. 

p«'l»er- ,  päpei'-böiii ,  Seidelbast  (daphne 
iiU'Zer). 

pepprn,  piipeni,  a)  jifeffern,  mit  Pfeffer 
bestreuen  od.  einreiben  u.  ioürzen;  —  de 
wurst  is  to  stark  peperd ;  —  b)  prickeln, 
schmerzen,  brennen  etc. ;  —  de  hande  peperu 
mi  d'r  fall,  so  klappde  he  ml  d'r  in  ;  —  iii- 
pepern,  einp)feffern;  fig.:  einreiben;  —  he 
schal  hiim  dat  wol  wer  inpepern. 

peppr-,  päper-wurtol,  Meerrettig. 

per,  ppre,  prir,  iiäro,  Birne.  —  Nid. 
peer;  ags.  per;  engl.  jiear  etc.  aus  lat. 
pirum. 

pei'aminel,  s.  parannnel. 

per-liom,  Birnbaum. 

perd,  Pferd.  Auch  das  Seil  (Tragseil, 
Träger),  ivelches  bogenförmig  an  den  Raen 
hängt  u.  worin  die  Matrosen  stehen,  um  das 
Segel  festzubinden,  sowie  ferner  auch  ein 
axif  zwei  Balken  liegender  Querbalken  worauf 
eine  Mauer  ruht,  wenn  der  untere  Theil 
derselben  iceggehrochen  toird  etc.  heisst  perd. 

—  Redensart,  u.  Sprichw. :  fau  't  perd  uj» 
de  esel  kamen;  —  'u  gaf'eii  perd  kikt  man 
uet  in  't  bck ;  —  de  beste  perde  worden  iip 
de  stal  söcht  (auch  fig.  von  guten  Mädchen)  ; 

—  bcter  'ii  blind  perd  as  'n  lös  heiter 
(Halfter) ;  —  't  hinkende  perd  kumd  achterna ; 

—  'n  goden  förman  bl  'n  wcpel  perd  is  mer 
as  't  ))erd  un  wagen  werd ;  —  de  perde  de 
de  hat'er  ferdein-n,  de  krigen  se  net;  — •  he 
arbeidt  as  'n  perd ;  —  'u  hürd  perd  un  'n 
leiule  swäpe  rideii  scharp  ;  —  'n  wit  penl 
mut  tTil  strei  hel^beu ;  —  he  sitt  up  't  pird 
un  söcht  d'r  na;  —  he  iied  'n  gewelen,  d;it 
d'r  wol  'n  kütse  mit  fer  ]ierden  in  umdiaien 
kau  ;  —  he  löpt  so  stolt  as  'n  soldatenperd  ; 


PERDE-BLOEME  715                            PERTRET 

—  't  is  'ii  fromiusk  as 'u  mölcnpiinl ;  —  he  parc,  parrick,  parrock;  engt,  schott.  park; 
sitt  up  't  perd   as  de  esel  up  de  pliinibum ;  ^/rtd.  päirc;  ki/inr.Y>sirc.]ii\,r\vff;ahd.])\\avru:h, 

—  mit  stiitskc  jiürde  is  kwfid  idögeu;  —  pherrich ;  mlid.  pf'erricli,  pferch;  miat.  par- 
weii  de  perde  net  eteii  uii  de  wagens  net  ricus,  parciis;  ital.  \)arco;  si)an.,port.\y,\V([U(i; 
sleteii,  den  was  ^t  göd  förmau  wesrii.  —  5  jn-ov.  \)ixrc,  pargue ;  franz.  i)arc ,  tvovon  : 
Käthsel:  ik  stä  für  dl,  dit  schal  in  dl,  den  parquet,  parquer  u.  das  entlehnte  n/id. 
wii  'k  up  dl,  den  schast  d'  gün.  —  Das  Parle.  —  Vielleicht  (cf.  Dicz,  J,  ■'iOG) 
Wort  perd;  inhd.  pfert,  pfcrit,  phiirit;  ahd.  von  lat.  parcere  (sparen,  schonen,  erhalten 
pferfrit,  pherfrit,  ))arf'rit,  ])arefrct,  parevrit,  etc.)  od.  sonst  das  mlat.  parricus,  parcus 
])arafrid ;  mlat.  parafredus,  parcfridus  etc.  10  der  Bedtg.  nach  hesser  zuerst  mit  ahd.  ])erc, 
entstand  aus  dem  griech.,  lat.  puraveredus,  perak,  percg  (Berg,  Ort  ivo  man  gesichert 
toas  als  Compos.  von  para  (hei,  nehcn  etc.)  ist,  hz.  eingefriedigter  it.  icmwallter  Ort)  u. 
u.  lat.  veredus  ivörtlich  ein  Nehcnpferd  pure,  purag,  puruc  (hefcstigtcr  od.  einge- 
hezeichnet  od.  nach  31.  Jälms  (Boss  u.  hegter,  lünschlossencr  Vlatz,  Schloss,  (,'astell, 
Reiter,  piag.  4)  eigentlich  die  Benennung  15  Burg)  etc.  von  a/if?.  perkan,  pergan,  bergan 
eines  der  grösseren  u.  schwereren  Pferde  (mnschliessen,  einhegen,  sichern,  in  Sicher- 
ivar,  welche  man  heim  cursu  ]nxblico  ver-  heit  hringen,  verbergen,  hz.  bergen),  tvo 
wendete  n.  später  avertarii  nannte.  Aus  dann  das  ags.  pearroc ;  gael.  päirc ;  ital. 
paraveredus  entstand  (Dicz,  I,  302)  auch  parco  etc.  u.  ahd.  pharrich  etc.  tvieder  aus 
das  ital.  palafreuo;  span.  palafren ;  j^röy.  20  ndat.  parricus,  parcus  entstanden,  hz.  ent- 
palafrei ;  franz.  palefroi  (Zelter).  lehnt  sind. 

Das  lat.  veredus  betr.,  so  erklärt  der  perle-flukeu,  *■.  pari'cl-linken. 
röm.  Grammatiker  Fes tus  (de  siguiücatione  persenning,  presenning,  getheertes  Segel- 
verborum)  dasselbe  damit :  quia  rhedam  tuch,  tvomit  man  Sachen,  Luken  u.  andere 
vehit  (weil  es  den  Wagen  zieht).  Da  in-  25  Oeffnungen  auf  den  Schiffen  bedeckt  od.  was 
dessen  rheda  ein  kelt.,  gall.  Fremdwort  ist,  man  darauf  befestigt,  um,  sie  vor  dem  Nass- 
so ist  es  viel  walirscheinlicher,  da.'is  auch  loerden  u.  dem  Eindringen  des  Wassers  zu 
das  lat.  veredus  ein  Lehnwort  war  u.  aus  schätzen.  —  Nid.,  schwed.,  dän.  presenning. 
dem  kelt.  vehorheda  (Pferd)  entstand,  in  —  Wohl  aus  preserving  (welches  nacliBo- 
ivelchem  toahrscheinl.  einestheils  die  y  \ägh,  30  brik  auch  in  derselben  Bedtg.  gebraucht 
vah  (vehere ,  cf.  wagen  u.  wegen)  «.  an-  loird)  od.  preserveuiug  (von  engl,  preserve  ; 
derentheils  die  y  radh  od.  ardh  (cf.  radeu,  franz.  preserver;  lat.  praeservare)  ent- 
reden  u.  riden)  steckt,   wozu  auch  wohl  das  standen. 

kelt.  rhedeg  (laufen)  gehört.  pei'sk,  perske,    Pfirsich.  —  Nid.  perzik; 

perde-blöme,    Löwenzahn   (leontodou    ta-  33  ital.   persica   (contrah.   pesca)    etc.  —   Von 

raxacum),  sonst  auch  hundeblöme  genannt.  persicum  (persischer  Apfel). 

pei'de-dokter,  Pferde-,  hz.  Thierarzt.  persüii ,     Person.      Der    Mensch    seiner 

perde-flesk,    Pferdefleisch.    —    Sprichw.:  Wesenheit    od.    innerlichen    u.  äusserlichen 

pcrdeflesk,  diir  flesk.  Erscheinung   od.    auch   blos   seiner  äusser- 

perde-folk,  Beiterei,  Cavallerie,  Gegensatz  40  liehen  Erscheinung  nach,  seine  Figur,  Ge- 

von  fötfolk  als  Infanterie.  stcdt  etc. ;  —  'n  gröt    (od.  lütjet,    moi,    mal 

perde-kötel ,    Pferdeapfel.    —    Sprichw. :  etc.)  persön ;  —  Compos. :    fröens-  od.  fros- 

„wär  rök  is,  dar  mut  ök  ftU"  wesen,"  sä' de  persön,    mans-persöu ;    —    fan  person  is  he 

i'elink,    do    wul    he    sin    pip    bi    'n    frisken  mi  wol  bekeucl;  —  sin  persön  kenn' ik  uet. 

perdekötel   ansteken.  45  —  Aus  lat.  persona  (Maske,  Figur;  Figur 

perde-melk,  Pferdemilch.  u.   Bolle,    die   der   Mensch   auf    der   Welt 

perde-tögel,  Pferdezügel.  spielt;  Bild,  Figur,  Abbild  eines  Menschen 

perde-töm,  Pferdezawn.  etc.)  u.  dies  toohl   aus  dem  Femin.  des  lat. 

perdulje ;  i.  q.  bredulje.  personus,   persona  etc.    (sich  hören  od.  ver- 

perdain,  Pardon.     Auch  Frist,  Aufschuh  50  nehmen  lassend,    redend,    blasend,    spielend 

bezüglich  der  Zahlung  einer  Schuld  forder  ung.  etc.)  von  persouo,  persouare  (durchschallen, 

perdune,  s.  pardune.  erschallen,  ertönen;  laut  rufen  od.  schreien, 

pere,  s.  per.  auf   einem    Instrument    ertönen    lassen    od. 

\)er\i(hoU.Grenze), Ziel, Endpunkt, Grenze,  Ton  fortbringen,  spielen,  blasen  etc.). 

Schranke  etc.;  —  gen  pal  of  perk ;  —  gen  55      pertret  od.  portl'et,  Portrait,  Bild,  Figur 

perk    of    mät    etc.     —     Nid.    perk    (Park ;  etc. ;    —   fig. :  Person,  Mensch ;  —  ik  heb' 

Kampfplatz ;  Schranke,  Grenze  etc.);  vmld.  nog  'n  per-  od.  portret  fan  lium;  —    'n  old 

park,  perk  (septum,  circus,  locus  conclusus,  pertret  (ein  altes  Bild;    ein  altes   Weib  od. 

arena ,    roborarium  ,    vivarium    etc.) ;     mnd.  Weibsbild,  eine  alte  Schachtel)  ;  —  he  is  'n 

perk ;  ags.  pearroc,  pearruc,  pearric ;  aengl.  60  mal  pertret  (er  ist  ein  wunderlicher  Mensch 


PERVATSK  716  PIK 

0(1.  Kam).    —  Portrait  ist  das  Partie,  von  rpwsuiil,    Flecken   in  der  sog.  krunihürn 

frans,  portrairo  (abbilden)    ans  lat.  i)rotra-  n.  früherer   Amtssitz   des   Amtes    GrcetsieJ. 

here    (hervorziehen,    ans  Licht  bringen,  er-  —    Alt    raweshoin    von    jiawes    (Pabst,    cf. 

scheinen  machen  etc.).  paus)  «.  licm  (Heim,    Wohnsitz  etc.). 

pervätsk,  prevätsk,  malitiüs,  boshaft,  hü-  5      pi,  .v.  pipi. 

misch,  feindselig,  neidisch  etc.:  —  Iit-  is  so  |)i('liplii,     trinken,    saufen    etc.;    —    ho 

'n  ptrvatskou  krrcl,  dat  clk  liiim  inidt,  war  picheld  to  l'dl ;  —  pichclcr,  pichler,  Trinker, 

hc  man  kau  ;  —  prrvätsklit'id,  jircvatsklioid  Säufer.   —  Nd.,  mnd.  picheln,    pichch'ii.  — 

(Malice,  Bosheit,  Feindschaft,  Ifass,  fei)id-  Ob  dies  Wort  nicht  eher  von  prov.,  afranz. 

selige  Gesinnung  etc.);  —  hö  hed  dat  alh'ii  10  pichier,    pechior;    sjjon.,   port.  i)ich('I ;    ital.' 

iit  pervätskhoid  dän  etc.,  hz.  dat  is  blöt  sin  Iticchiore  etc.  (cf  hekor)  abstammt,  cds  dass^ 

pcrvätskheid  west,    dat  lie    dat  (hm  hed.  —  es    mit    dem    gleichbedeutenden    nd.    pegeln 

Von  nd.  (Schambach)  profät,  prilat  Cil/o-  (von  i)Cgel  =  Ptnte  etc.)  ident.  ist? 

lice)     u.    dies    zweifellos    mit    mnd.    privat,  pil",  feinere  Schallbezeichnung  wie  paf  u. 

prevat,    provat,    pravat   (Privat,    heimliches  15  puf   u.    nur    in    der  Zusammensetzung   mit 

Gemach,    Abtritt)    aus  jirivatus  von  i>rivarc  diesen  (pit'-paf-])Mf)  gebräuchlich,   ohne  dass 

(berauben,    ausser   Verbindung  setzen  ,  für  iveitere   Wörter  davon  gebildet  sind. 

sich    selbst    nehmen    etc.),    soda.'<s    das    nd.  in-jikkcrt,  ein  yikkert  od.  eine  Jacke  von 

ItrÜAt  (M(dice)  ursj)r.  eine  private  Gesinnung  rauhem,    grobem    Wollenstoff,    cf.    pe.    — 

od.    soviel   als   Selbstsucht,    Eigennutz   etc.  20  Xld.  pijjakker   u.   pijjikkert;    nfries.    (Jo- 

hedeutete.                              '  hausen)  pijekkat. 

pese,    päse,   pise,   pesel,   päsel,   pisel  pijiinle,  .s.  piünte  etc. 

(Bimin.  pt-sje  etc.  ».  peseke,  peske,  pilskc,  1.' pik,    Pech.    —    Nid.  pck,    pik;    mnld. 

piseke,    piske),     Ziemer    eines    Ochsen    od.  jiick ,    peck  ;    nd.,  and.,    as.  pik;    ags.  pic; 

Stiers,    Schweins    etc.;    —    Compos. :    hui-,  25  goth.,  an.  hik;    engl,  jiitch;    ahd.  pöh  etc.; 

swiu-pese  etc.  —  Nid.  pees  (Ochsenziemer,  kd.  pix ;    griech.  pissa  etc. ;    vcrgl.   Weiteres 

Sehne,  Nerve,   Flechse,   Spannader,  Bogen-  unter  fisk  am  Schlüsse. 

sehne,  Strang),  JJimin.  pees.je  (kleine  Flechse,  2.  pik,    a)    Inier jection   des    Pickens    od. 

kleiner  Strang,    dünnes  Tau  etc.,    z.  B.  an  Aufschiagens  u.  Auf'^tossens  u.    h)    leichter 

den  Heringsnetzen  etc.),  pesiiig  od.  peesing  30  Schlag    od.   Stoss    etc.    mit    einem    dünnen, 

(Tamcerk    od.  das  ivovon  es  gemacht  wird)  feinen  od.  spitzen  Etwas    (z.  B.   mit  einem 

etc.;    mnld.  pese  (nervus);    nd.  j)esol,  pasel,  Stäbchen,    einem  Pfriemen,    dem  Schnabel, 

päsk  (nervus  genitalis  tauri  etc.) ;  mnd.  pese  den  Fingerspitzen  etc.)  od.  auch  ein  leichter, 

(nervus,  cliorda,  arcus).  fein    schallender   Schlag    od.  Klapps    über- 

postol,  s.  pistol.  35  haupt;  —   so  gaf  lium  'ii  pik    (od.  tik)    up 

\^H,  Mannsmütze,  Kappe.  —  Nd.  (Scham-  de  hand,  bz.  an  de  uöso  etc.;  —  -vven  du  't 

bach)  petze] ;  nid.  pet.  —  cf.  1   pol.  net  lottst,    den  krigst  du  glik  'u  pik  up  de 

Peta,  wbl.  Name.  tingers,  bz.  för  de  ners.  —  cf.    2  pikken  u. 

Peter,    ml.    Name    (Peter);    —    iJimin.  Weiteres  auch  unter  hikken. 

Peterke   (wbl.  Name);   —    Gcschln.  Peters,  40       1.  pik,    heimlicher  Groll,    Hass   etc.;   — 

Petersen,  cf.  weiter:  he  hed  'ii  pik  up  lium.  —  Nd.,  nid.  ])ik.  — 

peter.silje,  Petersilie.  —  .l;/.s  mlat.  petro-,  Aus  dem  franz.  pique    in    derselben  Bedtg. 

prtrisilium,    bz.    pefrosilinum ;    griech.,    lat.  u.  urspjr.  eins  mit  pique  (Lanze,  (/.  o  pik), 

petroselinum  ;     griech.    pctröselinon    (Stein-  jedoch  hier  wohl  in  der  Bedtg.:  Stich. 

J'Jppich)  von  pctros  (Fels,    wovon  auch  der  45       2.  jiik,    die  iniine- F((rbe    im  Kartenspiel^ 

Name    Peter)    u.    seliuon    (Eppich),     cf.  hier  sonst  schü])\)en  genannt. 

sellere.  3.  pik  od.  pike,   a)  Pike,   Lanze,   Speer, 

petut,  fein,  zierlich,  hübsch,  nett  etc.; —  gekrümmter  Spitzhaken;  —    h)  die  unterste 

"t  siigt  dar  in  hiis  all'  so  potut  (od.  pctiitjes)  hintere  u.  zuweilen  auch  wohl  vordere  Ab- 

üt,  dat  't  'n  waren  liist  is;  —  se  kunid  altid  50  theilung  in  einem  Schiff,    wo    es   unten  am 

so  petiit  (od.  petfitjcs)  fan  dag,  as  of  sc  ut  Hintersteven    (bz.    am    Vordersteven)   ganz 

de  glaskaste  namen  is ;  —  'n  j)OtiU  meisje;  spitz  n.  schmal  wird,  cf.  auch  bei  B  obr  ik 

—  petutjos  ujjpassen.    —    Wohl   aus  franz.  Piek  bis  Pieken.  —  Nd.\wk;  nid.  inck; 

\n'X\i\  aital.  pitetto;  wallon.  piti  (klein  etc.)  mnld.  ^\]c\<,\)\]cke-,  engl. -p^ko-,  norw.,schwed. 

von    pito    (spitziges    Hölzchen,    bz.    spitzes,  55  pik;  dän.  piik  etc.  —  Aus  rom.,  bz.  franz. 

feines,    dünnes  Etwas)  etc.,    cf.    Diez,    I,  pique;    span.,    port.    pica ;    ital.    picea,    toas 

325  u.   Weiteres  auch  unter  pit,  pint  etc.  mit  ital.  (Diez,  I,  .'US)  picco;  span.,  port. 

ppiip,  .s.  poje.  pico;  prov.,  franz.  i)\c  (Schnabel,  Bergspitze 

jiciike.  .s.  peike.  etc.);  ags.  ]nc  od.  piik  (Spitze,  Zinne  etc.); 

|to-ui|tkpn  (Kindersprache),  Läuschen.  60  aengl.  pic;  engl,  peak  (Spitze,  Kuppe,  Gipfel 


PIK-DRAT 


717 


PILE  PIL 


etc.) ;  gael.  pic,  poac,  peik  ;  ivähcli  pig ;  hret. 
pik  (Spitze);  nonv.,  schwcd.  pigg;  dän.  pig 
(Spitze  etc.)  etc.,  sowie  weiter  an.,  id.  ])iaclf 
(Stich),  piaka  (pungero,  stimularo,  tiiiulero) 
etc.  u.  unserm  2  pikkcn  u.  auch  mit  l)ikkoa 
u.  bek  susammenhämjt,  sodann  sich  aher 
auch  theils  mit  tat.  piciis  ii.  pica  berührt, 
wobei  man  aber  nicht  ^veiss,  ob  die  Formen 
mit  anlautendem  h  (cf.  liek  u.  liikkeii  etr.) 
nicht  zu  einer  |/  mit  anlautendem  b  od.  bli 
gehören  u.  dann  toieder  die  mit  anlautendem 
p  mit  sJcr.  pig,  pin(;ati  (ausschneiden,  zurecht- 
schneiden,  bilden,  putzen,  machen,  bereiten) 
aus  einer  y  pi^'  od.  pik  (hauen.,  schlagen, 
spalten,  schneiden,  aus-  od.  zur  echtschneiden, 
bilden  etc.,  cf.  die  }/  kar  aus  skar,  sowie 
taksh  aus  tak)  entstanden,  die  auch  ebenso 
wie  rfi'e /«>•  pic'us  etc.  n.  iilid.  Specht  iwn 
Fick  (I,  831)  angenommene  Greif orm  spaka 
auf  eine  idg.  ]/  spak  od.  spag  zurückgeht, 
loelchc  vielleicht  urspr.  Schcdhourzel  war  u. 
tvoraus  sich  dann  weiter  ioie  bei  klap,  knak, 
klak  etc.  auch  die  Bedtg. :  schlagen,  stossen 
od.  spalten  etc.  (cf.  2  pik  u.  2  pikken)  cnt- 
iviekeüe,  tvieja  auch  für  unser  spaken,  spck, 
spikken,  spiker  etc.  eine  ]/  spak  od.  s])ag 
etc.  anzusetzen  ist. 

pik-drät,  pik-dräd,  Pechdrath,  tvomit  der 
Schuster  die  Schuhe  u.  Stiefel  näht. 

piken  od.  piken,  stechen,  spiessen,  auf- 
spiessen,  harpuniren  etc.  —  Zu  pike,  bz. 
eins  mit  franz.  piquer  etc. 

pik-hingst  (Pech- Hengst),  scherzhafte  od. 
iron.  Benennung  eines  Schusters. 

pik-kappe,  Pechkappe,  eine  runde  Mütze 
od.  Kappe  von  Leder,  die  gegen  das  Ein- 
u.  Durchdringen  des  Wassers  mit  einem  An- 
strich von  Theer  od.  Leinöl  überstrichen  ist. 

pikke  -  düster ,  pechfinster,  vollständig 
finster,  rabenscMoarz  etc.;  —  in  pikkedüstere 
iiacbt,  bz.  in  pikkedüstern. 

pikkel  (nur  von  Kindern),  Fuss,  Füsschen. 
—  Dimin.  pikkelke;  —  bc  mit  sin  lütjo 
pikkels  od.  pikkelkos.  —  Nd.,  bz.  älter  fries. 
(Stade,  Kehdingen,  LMncl  Wursten  etc.) 
])ikkcl  (dasselbe).  Vergl.  ferner  nid.  (v. 
Dale)  pikkel  u.  mfläm.,  mnld.  pickel  van 
stoel ,  tafel  etc.  (pes  sedis ,  mensae  etc.), 
pickelpot  (olla  quae  podos  habet).  —  Davon: 
pikkeln,  gehen  (mit  kleinen  Schritten  schnell 
laufen  etc. ;  —  dat  kind  fangd  al  'n  bitje  an 
to  pikkeln ;  —  he  pikkeld  d'r  ben,  dat  't  so 
'n  ärd  hed),  tvas  auch  wie  ])ikkel  im  Sta- 
deschen  etc.  gebraucht  ivird  u.  ivomit  auch 
wohl  das  amärk.,  nd.  pickein  ident.  ist,  wovon 
Danneil  bemerkt,  dass  beim  Ballspiel  der 
Knaben  von  Jemandem,  der  stets  Miene 
macht  vom  Ziel  weg  ii.  nach  dem  entgegen- 
gesetzten Ende  hin  zu  laufen,  gesagt  wird: 
„pickein  gällt  nicb." 


Da  pikkel  formell  mit  mfläm.,  mnld.  pickel 
=  bickel  (Knöchel),  bz.  bikkel  (Beinchen 
od.  Knöchelchen,  womit  die  Kinder  spielen) 
eins  ist,  so  tvird  es  heim  Vergleich  von  Bein 
T)  als  S chreite n d e s  u.  als  Knoche n  tvohl 
auch  begrifflich  von  bikkel  nicht  verschie- 
den sein. 

1.  pikkeln,  s.  unter  pikkel. 

2.  pikkeln,  pinkeln    (mir  von  Kindern), 
\0  pissen,     uriniren.      —      Nd.     (Dähnert, 

Schütz e ,  Schamb ach)  pinkeln.  —  cf. 
schwcd.  pink  (Urin),  pinka  (uriniren,  sein 
Wasser  lassen) . 

1.  pikken,  pechen,  pichen,  mit  Pech  über- 
Lf)  ziehen,  dicht  machen  od.  festkleben,    kleben 

etc. ;  —  he  pikt  dat  d'r  an  fast ;  —  de  näd 
(bz.  brandemmer  etc.)  mut  nes  ferpikd  worden ; 

—  dat  pikt  all'  an   (od.  up)    'n  ander  fast; 

—  be  is  rein  np  't  wicht  l'erpikt  (versessen, 
20  will  nicht  da/von  lassen).  —  Davon:  pikkerig, 

])ikrig,  pikkerg  (klebrig  etc. ;  —  pikkerige 
iingers ;  —  pikrig  nat  etc.) ;  —  pikkergheid 
(Klebrigkeit). 

2.  pikken,  jj/cZ:e»,  schlagen,  klopfen,  stossen, 
25  hacken;  —  he  pikt  hnm  mit  de  stok  up  de 

fingers ;  —  he  pikt  (schlügt  od.  hackt  etc.) 
d'r  'n  stük  of;  —  de  dufen  pikken  an  't 
fenster;  —  de  fOgel  pikt  mit  stn  snabel  in 
de  böm,  bz.  appel;  —  de  rafen  pikken  hnm 

30  de  ögen  üt;  —  de  böner  pikken  de  eier 
Ivört,  bz.  de  kürrels  up;  —  dat  pikken  (od. 
tikken)  fan  de  ür,  bz.  de  holtwunn  in  de 
wand  etc.  —  Nd.,  nid.  picken ;  acngl.  picken  ; 
engl,  pick;    an.,    isl.    picka;    norw.    pikka; 

35  schived.  picka ;  dän.  pikke  etc.  —  Theils 
ivie  mnld.  picken  (de  steenen)  u.  picken  (ictii 
resecare)  Nebenform  vonhikken,  anderntheils 
aber  auch  mit  mnld.  picken,  becken ;  franz. 
bequer;     itcd.    beccare ;     .sjja«.     picar     etc. 

40  (rostrare,  rostro  impingere  etc.)  Ableitung 
von  bek  in  der  Bedtg. :  Schnabel,  bz. 
von  pic  in  der  Bedtg.:  Spitze  etc.,  s. 
unter  pike. 

pikkern ;    i.  ([■   bikkern,    bz.  Iterat.   von 

45  2  pikken. 

1.  pil,  Pfeil.  —  Dimin.  piike  u.  piltje.  — 
Aus  tat.  pilum. 

2.  pil,  schnurgerade  wie  ein  Pfeil ;  —  pil  in 
de  wind.  —  AucJt  nd.,  cf.  D  a  n neil  etc. 

50  pile,  pil  (Dimin.  pilke,  Plur.  pilen,  Dimin. 
pilkes),  die  ersten  sprossenden  jungen  u. 
kurzen  Federkiele  od.  auch  die  schwachen, 
dünnen,  zarten,  noch  fast  ivolligten  Federn 
der  jungen  Vögel,    sowie  ferner   auch   die 

55  ersten  dünnen  u.  schwachen  Barthaare  bei 
jungen  Jjeuten.  —  Aus  lat.  pilus  (Haar, 
kurzes  Haar).  —  Daher:  pil-änte,  pil-äntje 
«.  inlke  (nid.  piel,  pijl;  dith.  pielken),  ^tw^/e 
Ente,  die  noch  blos  ^völlige  u,  haarige  Federn 

60  od.  pilen  hat. 


riT.-r>OK  718  PIXTvE  PINK 

pil-dük ;  i.  q.  kwililök,  Geifetiuch.  —  Zu  pTiiakker.  .s.  pin-uakkor. 

•2  pilen.  piu-appel,    a)  Tannoizapfen :    —   b)  der 

1.  \n\i\{  od.  ^W^w^hervorhcimeu,  sprossen,  oberste  rioid  k.  längUch  spitz  zulaufende 
au'i-  od.  Jierrorschiessen  ete.  u.  zwar  specieU  TliurmJmauf.  —  Nid.,  nd.,  mnd.  iiynappcl 
von    den    ersten  Federn  u.  Barthaaren  ;  —  5  etc.  —    Wohl  von  lat.  piiiea,  b~.  piiins. 

de  ftTCii  (Federn)  faniron,  bz.  de  bänl  faiigd  piii-bank,  Folterbank. 

nog  man  cfon  an  to  pilen.    —   Zu  pile,   bz.  pinelk,  >■.  iiinlik. 

(j»s-  lat.  pilare  ( Haare  bekommen).  \nn^c\.\)'\u^(i'\kh)kk(',  kleine  Bimmelglocke: 

2.  pilen    od.    pilen,    Dimin.    iiilkon    (con  cf.  ])iiim]n. 

Flüssigkeiten,  bz.  Speiehel  aus  dem  Munde  10  pin^el-daa;,  l»inf;elda^.  Bummel-  od.  Fau- 

ctc.),  hervor-  od.  heraunkonnnen,  au.-<Iaufen,  lenzertag.  —  cf.  das  folgende  : 

rinnen,   geifern    etc.;    —    dat    fat    pild    od.  pinseln:  /.  q.  l)ingplii. 

pilket  man  efon  niör;  —  dat  kindjo  plbl  so  pin^sten,    pinksten,    pingster,    pinkster, 

stark,  dat  't  water  hum  man  so  bi  't  mnndje  pingstern.  pinkstern,  Ifugsten,  Pjingstfest. 

dal  liipt.  —    Wohl    ident.    mit    1  pilen,    mit   15  pini2;i<tei'-achten ,    der    erste    Montag    od. 

Anwendung  auf  Flüssigkeiten.  achte  Tag  nach  Pfingsten,    auf  den  ebenso 

3.  pilen  od.  pilen,  hcrausschie.-<sen,  sich  wir  auf  pask-acliton  in  Aurich  ein  Pfcrde- 
mit  Schnelligkeit  fortbewegen,  fliegen,  schnell  markt  fällt. 

laufen,  rennen  etc.;  —  bö  pild  d'r  üt,    dat  pin/ijstei'-Mönie,    a)   syringa  vulg. ;    —    It) 

't  so  'n  ärd  bed.    —   Wohl  zu   pil    (Pfeil),  20  cardamino   praet.,    auch    kiwits-    u.    stürko- 

toie    das   gleichbedeutende    kilen    od.    kilen  blüme  genannt;  —  c)  statice  armeria. 

(he  kild  d"r  i'it)  zu  kil.  pingster-osse,  Pfingst- Ochse,  mit  Blumen 

piler    od.    piler,    Pfeiler.    —    Ans    miat.  u.    bauten    Bändern    gezierter    fetter  Ochse 

pilarius  von  lat.  pila.  zum  Schlachten  auf  Pfingsten ;  —  be  is  up- 

pilke,  s.  pil  u.  pile.                                       25  dönnord  (od.  iittakelt)  as  'n  pingsterosse. 

pille,  pill,    Pille,    auch  im  flg.  Sinn;  —  pjn-hfis,  Marter-  od.  Folterkammer. 

bf'  bed  hum  'n  diigtigon  pill  gefen.  —  Aus  pinigen,  peinigen, 

lat.  pila,  Kugel,  Ball  etc.  pinke,    pink,    a)    der    kleine  Finger;    — 

pillen-dreier  tscherzh.),  Apotheker.  b)  ein  Fndchen   Wurst   od.   eine  kleine  ge- 

pillern,  pill-pallen,  j^/aMc/er«,  schwatzen,  30  rade  Wurst;    —    Bedensart:   mit  'n  pinko 

klatschen,plappern,  faseln  etc. ;—  de  Yiichter  na    'n    scbinke    smiten ;    —    c)    Darm; 

stän  dar  all'  bi  'n  ander  to  pilleru  ;  —    be  Bedensart:  göd  wat  in  de  pinken  (Gedärme, 

pillerd   d'r  wat  ber.    —    Daher:    pillerdöse  Wanst  etc.)    hebben ;    —    d)    männl.  Glied, 

(Schwätzerin  etc.,  cf.  röteldöse) ;   —   pillere  penis ;  —  »S}j?vc7tif. ;  fan  böreu  is  kwiid  pinken 

od.  pillpallcre  (Schwätzerei,  dummes  albernes  35  krigon;  —  e)  eine  abgeschälte  essbare  Wurzel 

Geschwätz  etc.)  ;  —  geitWler  (Geschwätz  ete.) ;  von   Wollgras.    —    Nd.    (Br.   Wb.)   iiinkel, 

—  \M\\i'r?>'kQ  (Sclncätzerin) ;  —  pillerig,  pillerg  pinke    (Mastdarm);    nid.    pink    (der   klein 

(plapperig  etc.)  etc.,  cf.  2  pälen  etc.  Finger;  eine  Art  Schnepfe;  ein  einjährig'- 

pimpel  (Subst.  zu  pimp'dn),  a.  Soff;  —  Kalb);  mnld.  pinck  (digitus  auricularis,  mi- 
be is  an  de  pimpel;  —  b.  Säufer;  —  be  40  nimus) ;  mfläm.  pinc  (Finger,  Klaue).  — 
is  'n  ollen  pimpel  od.  ]nille,  süppülle.  In  der  Bedtg.:  penis  (cf  auch  pit,  pint)  u. 

pimpeler,  pimpel -gat,  pimpel -mär.s,  kleiner  Finger,  sonne  auch  wohl  Wurst- 
Säufer,  Saufaus  etc.         Nid.  jjimpelaar  etc.  endchen  ist  dieses  Wort  zweifellos  mit  engl. 

\}im\tph\,  wiederholt  u.  oft  in  kleinen  Zügen  pink  (Spitze,   Gipfel  etc.)    u.  aengl.  pinken, 

trinken ,    der  Kanne   viel   zusprechen  ,    viel  45  engl,  pink  (liacken,  stechen,    bz.  aushacken, 

trinken,  .saufen  etc. ;  —  he  pimpeld  in  enen  anssclineiden,    durchstechen,    durchbrechen, 

fiirt;  —  he  pimpeld  to  föl ;  —    be  bed  siik  durchboliren,  verwunden,  niederstechen  etc.) : 

bepimpeld.  —  Nid.  pimpelen.  kgmr.  pinc,  piugc  (Schössling,  Trieb,  Spitze) : 

pin,  s.  pinne,  bz.  2  penne.  .span.,  port.,   cat.    penca   (stachligtcs   Blatt) 

pin,  Pein,  Schmerz,  (^ual,  Folter  etc.;  —  50  verwandt,    was  selbst  aber   wieder  von  pic, 

Compos. :   bßfd-,    kop-,    kiH-,   lif-pin  etc.  —  pig  (Spitze  etc.,   s.  vnter  pike)  nasalirt  ist, 

Sprichw.:     högfärd    (bz.    hufärd)    mnt    pin  ebenso     wie     nd.     (Schambach)     pinken 

liden  ;  —  de  wereld  is  ful  pin,  olk  fAld  d'r  (schlagen,    picken    etc.)    aus    picken.      Als 

sin.    ^    Nd.    pien;    mnd.  pine ;    nid.  pijn;  .sjntzes    scharfes    Ftivas    stammt    nun    aber 

mnld.  pijne,  pr>ne;  afries.  pine,  pene  ;  wfries.  55  auch  wohl  das  nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.,  engl. 

pijn,  pijnne;   satl.  pinne;    watig.,  helg.  pin;  pinke,    pink;    franz.  pinque;    span.  pingn(\ 

as.  pina,  pine;    ags.  pin;    ahd.  pina,  bina;  Tpinco;  port.  pinqnc  (eine  Art  schneller  Lusi 

mhd.  pine,    pin  ;    engl,  pain  ;    franz.  peine  ;  schiffe,  bz.  ein  kleines  scharfgebautes  Fischer 

itai,  span.  pena;    mlat.  peua    etc.    —    Aus  boot)  davon  ab,  ebenso  wie  engl,  pink  in  de, 

lat.  poena.                                                           60  Bedtg.:  Ell  ritze. 


PINKE-FELI. 


719 


PIPEN-DOPPE 


pinke-fell?  ^  Nur  in  der  Eedensart: 
hb  haiideld  mit  pinkefollen  un  alshnden,  hs. 
mit  Fellen  von  pinkon  n.  Häuten  von  Aalen. 

—  Ob  =  Fell  cles  kleinen  Finciers?  od.  = 
Fell  od.  Haut  einer  Ideinen  Wurst?  od.  = 
Fell  des  penis?  —  cf.  piiike. 

pinkeln  ;  i.  q.  2  pikkeln. 

pinlik,  pinelk,  peinlich. 

pin-nakKe ,  ]»in-nakkoi' ,  ein  peinlicher, 
ängstlicher,  bz.  peinlich  genauer,  knauseriger 
Mensch,  Geizhals  etc. 

pinne,  pin,  s.  2  penne. 

pinueu,  s.  2  pennen. 

pinsel,  Pinsel.  Auch  im  fig.  Sinn.  — 
Aus  mlat.  pinselliis,  bz.  lat.  penicillus  von 
penis  in  der  Bedtg. :  Seh to a n z. 

pint,  s.  pit  (penis). 

pinte,  pint,  hohler  Hahn,  Bohr,  Pfeifen- 
gras. —  Wohl  dasselbe  wie  bente. 

pintje,  s.  1  u.  2  penntje. 

pint-sfiger,  ein  Halmsauger,  bz.  Jemand, 
der  Getränke  durch  einen  Halm  (pinte) 
saugt  od.  immer  nur  nippket  n.  nicht  loie 
andere  Leute  ordentlich  trinkt.  Daher  fig.: 
ein  kleinlicher,  engherziger,  geiziger  Mensch. 

piöne,  s.  bugönje. 

pip ,  Zungen-  od.  Steissgeschwulst  der 
Vögel,  die  sich  als  kleiner  weisser,  verhär- 
teter Fleck  zeigt  u.  leicht  tödtliche  Folgen 
hat.  —  Daher  Bedensart:  he  lied  de  pip 
weg  (es  geht  mit  ihm  zu  Ende,  er  ist  ein 
Kind  des  Todes  od.  Verderbens).  —  Es  be- 
zeichnet eigentlich  loie  nd.  pipp ;  mnd.  pip; 
nid.  pip ;  mnld.  pippe,  pipse ;  engl,  pip  ;  nhd. 
Pips,  Pfipps  etc.  den  Schnupfen  der 
Vögel,  wobei  ihnen  die  Nasenlöcher  verstopft 
sind  u.  entstand  dieses  Wort  mit  mnld.  pipse 
(snot,  bz.  Nasensclüeim.  Bofz,  pituita,  mucus) 
aus  dem  gleichbedeutenden  mlat.,  bz.  ital.  pipita, 
während  dieses  selbst  ivieder  mit  span.  pe- 
pita ;  span.  pevide ,  pivide ;  prov.  pepida ; 
franz.  pepie  aus  lat.  pituita  (zähe  Feuchtig- 
keit, Schleim;  Krankheit  der  Hiümer,  Pips) 
in  der  Weise  hervorging,  dass  daraus  zu- 
erst eine  Form  pivita  entstand,  die  später 
in  pipita  überging. 

pip,  Interject.  des  Pfeifens,  bz.  eines  durch 
ausströmenden  Wind  entstandenen  feinen 
Tones ;  —  pip !  pip !  sä'  't  fögelke  od.  müske 
etc. ;  —  pip !  sä'  't,  do  was  de  wind  d'r  üt ; 

—  pip !  sä'  't  nerske  etc.  —  Zu  pipen. 
pipe,  pip.  Pfeife,  mit  einem  od.  mehreren 

Löchern  versehene  Bohre  als  kunstloseres 
Geräth  zum  Pfeifen  od.  Flöten,  kleine  Flöte; 

—  Compos. :  fleit-pipe ;  —  Bedensart.  u. 
Sprichio. :  nä  andermans  ptpen  dansen  matten 
(meist  im  fig.  Sinti) :  —  hokl'  du  din  pipen 
man  in  de  sak !  du  kaust  wachten  bit  dat 
du  frägd  worst ;  —  he  sitt  in  't  reit  un 
snidt  pipen.  —  Dann  auch:  Röhre  od.  ein 


röhrenförmiges  Etwas  überhaupt  zum  Durch- 
blasen od.  Durchlassen  von  Bauch,  bz.  zum 
Durchlassen  von  Wasser  etc.  u.  ferner  auch 
ein  längeres  röhrenartiges  Fass,  namentlich 
5  für  feinen  Branntwein  od.  Gel  etc.,  was 
etwa  2  (i.xhoft  fasst;  —  flciten  sunt  hollß 
pipen ;  —  he  rökd  sin  pip  tobak ;  —  'n  pip 
up  de  afen  (Ofen)  od.  de  schörsteu ;  —  'n 
stencn    pip     (WasscrdurchUtss    von    Stein) 

10  uiidei-  de  weg  dör  leggen ;  —  Compos. : 
tabaks-,  afen-  (Ofen-),  schörstein-,  örgel-, 
Imksen-  (Hosen-),  ölje-  (Oel-)  od.  brandewins- 
pipe  etc.  Ferner  auch  Böhrenknochen  im 
Bein   od.    Arm ;    —     Compos. :    mark-pipe 

15  (Markröhre ,  bz.  Markknochen).  —  Nd., 
mnd.  pipe;  nid.  pijp;  mnld.  pijpe  ;  afries. 
pipe;  ags.  pTpa;  ahd.  pfifä,  fifa ;  mhd. 
pfife ;  ital.  pipa,  piva ;  pjrov.  pimpa ;  franz. 
pipe,   pipeau  eto.,   alles   von  pipen,    bz.  lat. 

20  pipare. 

pipelu,  Berat,  von  pipen  in  der  Bedtg. : 
mit  feiner  schwacher  Stimme  reden,  wimmern 
etc.  u.  kränkeln  etc.  —  Daher:  pipelig, 
klaghaft,    stöhnend,    schivächlich    etc.,     cf. 

25  piperig  sub  c. 

pipen,  (pipe  od.  pip,  pipst  h.  pippst,  pipt 
u^  pippt  etc. ;  —  pep  it.  pipde ,  pepst  u. 
l^ipdst  etc.;  —  pepen,  päpen  u.  pipt),  a. 
piepen  (von  Vögeln  etc.) ;  mit  pieperiger  od. 

30  feiner  ii.  schivacher  Stimme  sprechen,  sei  es 
aus  natürlicher  Anlage  od.  Affeetation,  od. 
aus  Schtväche  u.  Kränklichkeit  etc.;  —  da- 
her auch:  fein,  leise  u.  affectirt  sprechen 
etc.  od.  auch:    wimmern,   unnseln,    seufzen, 

35  jammern,  klagen  etc.  (se  hed  altid  wat  to 
pipen  un  to  stennen)  %i.  auch:  schivuch  sein, 
kränkeln  etc.  ;■  —  se  pipd  (od.  kräkd)  al 
lank  wat  herum;  —  se  faugd  an  to  pipen, 
se  word  old  un  swak ;  —    b.  pfeifen,  einen 

40  scharfen  pfeifenden  Ton  hören  lassen,  pfei- 
fend hindurchfahren,  pjfeifend  blasen  u.  so 
auch  überhaupt  blasen,  loehen  etc. ;  —  de 
sne  pipt  ördentlik,  so  früst  't;  —  de  wind 
pipt  dör  de  tauen,  bz.  de  glifen  od.  bomen, 

45  schörsteu  etc. ;  —  de  wind  pTpt  nu  dör  de 
büksen,  so  weid  't ;  —  de  wind  pipt  d'r  in, 
dat  't  so  'n  ärd  hed.  —  Nd.,  mnd.  piepen 
od.  pipen ;  nid.,  mnld.  piepen  u.  pijpen  (pi- 
pare, pipire,  pipilare,  sibilare,  sibilum  edere) 

50  u.  pijpen  (canere  tibia) ;  mhd.  phifeu,  ptifen 
(die  Pfeife  blasen,  pfeifen;  loie  ein  Strahl 
zischend  in  die  Höhe  schiessen)  etc.  —  Aus 
lat.  pipare  von  einer  reduplicirten  ]/  pi,  die 
tcie  pa  in  lat.  papa,  papas,   papula,   papilla 

55  etc.  (cf.  mama  u.  pok  etc.)  ein  urspr.  Ton- 
od.  Schall-  u.  so  auch  Lall-  od.  Kindcrivort 
wie  pa  u.  ma  (in  papa,  mama)  ist. 

pipen-doppe,  pip-doppe,  a)  Pfeifenkopf ; 
—  b)  Pfeifendeckel,  Deckel  des  Pfeifenkopfs, 

60  auch  pipendopsel  od.  pTpdopsel  genannt. 


PIPEN-PKOEKLER  720                               PIRER 

pippn-prdkler,  pip-ijrnkler,    Geräth  zum  sein,   waa    ein   gewundenen  u.   geflochtenes, 

Beinigen    od.    Ausstochern    (iltprökeln)    der  hz.    ein   gekrümmtes   u.    in  ScJilangcnlinien 

Pfeifen.  sich  bewegendes  Etwas,  od.  die  Krümmung 

pipen-stintje,  eine  Person,  die  fast  immer  einer  Schlange  etc.  bezeichnet  u.  wozu  auch 

jammert  u.  klagt,  bz.  iu'el  pipt.  5  wohl  unser  spirliiig  gehört,  zumal  da  unser 

piper,  Pfeifer.  —  Auch  GesclilecJitsname  pirkon    auch    mit    spir    u.    spirkc    (die    ge- 

wie  sniiilt,  hakkor  otc.  ringste  Kleinigkeit)  conne.r  ist.    Da  indessen 

piperig.  pipri;?,  pipcr|i^,  a)  voll  von  Pöhren,  unser    pirou    (reizen   od.   stechen    etc.)    an- 

bz.  Köhricht,  Schilf  u.  Rohrresten :  —  iVipcrige  scheinend  mit  griech.  peirä  (Spitze,  Schärfe) 

törf;    —    h)    von  feiner,  (juikcndcr  Stimme;  10  m.  peirein    (durchstechen,    durchbohren  etc., 

—  c)  leicht  piepend  od.  winselnd  u.  klagend,  hz.  bewegen  od.  dringen  vor  etc.)  von  der 
schwächlich,  kränklieJi.  y  par,  wie  auch  griech.  peräpin,  versuchen 

pipei'lin^,  Klägling,  Schwächling,  kleines  etc.   u.   peira,  Versuch   etc.,   cf.   faren  otc.) 

schwaches   Wesen.  verivandt  ist,   so   könnte  man   bei  pir   als 

pip-f8;2;el,  Piepvogel,  jeder  Vogel  der  iriept.  15   Wurm  auch  an  die  Bedtg.:  spitz  u.  scharf 

—  Scherzh. :  der  rothe  Adlcrorden ;  —  hö  etc.,  bz.  ein-  u.  durchdringen,  durchbohren 
heil  'n  pipl'ögel  kregcn.  (z.  B.  die  Erde  od.  JIolz  etc.)  denken. 

pip-liakke,    Au-fwuchs  an  der  Hacke  des  pirder,  s.  pirer. 

Sprunggelenks  der  Pferde,  auch  eior-hakko  1.  pireil  (vom  Subst.  pir),  a.  Würmer,  die 

genannt.  20  als  Köder  zum  Fischen   gebraucht   werden, 

pipi    od.  kurzweg  auch  pi,    Pisse,    Urin:  im  Saude  des  Watts  graben  od.  ausgraben 

—  't  kind  hed  pipi  (od.  pi)  mäkd ;  —  pipi  u.  suchen  etc. ;  —  se  sunt  mit  tweeii  hon 
im  pupii  (hz.  pi  un  pii)  makon  (zartere  Aus-  to  piroii,  um  ös  to  de  angcls  to  halen ;  — 
drücke  für  mingore  ii.  cacäre  n.  namentlich  h.  mit  Würmern,  die  auf  Angeln  gesteckt 
von  u.  zu  Kindern  gesagt).  —  Davon  Verb.:  25  od.  mittelst  Nadeln  auf  Faden  gezogen  u. 
piptoii  ».  pien,  pissoi.  —  Hängt  es  mit  pijjo  in  Bündeln  zusammengebunden  sind,  fischen 
u.  pipen,  bz.  mhd.  pfifen  (wie  ein  Strahl  u.  so  auch  überhanjtt :  fischen  od.  Fische 
zischend  in  die  Höhe  fahrt  n ,  ausspritzen  fangen ;  —  sO  willoii  murgoii  üt,  um  al  tn 
etc.,  cf.  fiz  ptV'if  daz  hhiot)  zusa)nmen,  loie  ])iren.  —  Nid.,  mnld.,  mfläm.  pioron  (picr 
vielleicht  auch  pissen  aus  einem  von  pipa  30  graven  of  zoekon);  loang.  (Ehrentraut, 
od.  ])ii)are  entstandenen  pipisare  (cf.  pissen  II,  32)  piren  (Aale  fangen  mittelst  des 
am    Schlüsse)    entstand':'      Vcrgl.    übrigens  elgers  od.  Acüspecrs). 

auch  pnpi'i.  2.    piren,    genau    nachsehen    «.    suchen, 

pip-kaiiiiß    (Dimin.    plpkantjc),    Bohren-  sorgfältig  sammeln  etc.  —    Nd.  (Br.    Wb.) 

kanne.     a.    eine   kleinere  Kanne    von  Zinn  35  piren.  —   Ob    vom  Suchen   u.  Sammeln  der 

mit  engem  Hals  u.  iveitem  Bauch  zum  Säugen  Würmer  entlehnt  u.  daher  eins  mit  1  jnren  V 

der  Kinder,  icovon  auch  die  ihr  in  der  Form  —    Oder    ist    es   mit    nd.    (S chambach) 

gleichende  Frühbirne  ihren  Namen  hat; —  piren  (gieren,  begehren,  geizen);  «oru'.  pira 

h.  eine  grössere  Giesskanne.  (kargen,    knickern,   geizig   «.  sjJarsam  sein 

pipke,    Pfeifchen,    kleine    Tcd)akspfeife;  40  etc.)  urspr.  eins,  sodass  geizen  etc.  in  dir 

Böhrchcn.  Bedtg,:  genau   sein    u.  so  weiter  in  die 

pipkcn,  mit  einer  kleinen  (Tabaks-) Pfeife  von:  genau  nachsehen  u.  suchen  etc. 

gehen,    eine  kleine  Pfeife  rauchen   etc.;  —  überging?  —    Vergl.    übrigens  auch    engl. 

he  löpt  altid  to  pipken.  peer  (neugierig  sehen,  nachforschen,  mühsam 

pipker,  Pfeifendrcchsler.  45  suchen,  gucken  etc.)   u.    das  mit  engl,  peer 

pipsk ,    mit    dem    pip    od.  Pips    behaftet,  von  S  trat  mann  identificirte  aengl.  piren. 

kränklich  etc.  3.  piren,  stechen,  sticheln,  reizen,  ärgern, 

pipsk;  /.  q.  pipellg  u.  ptporig.  necken,  zerren  etc.;  —  lie  pird  hiim  not  so 

pir,    Wurm,  besonders  der  an  der  Nord-  lank,    hit    dat   hnm  "t  sin    aferlüpt ;    —    he 

seekü.'ite  als  Köder  zum  Fischen   gebrauch-  50  jtirde  de  liund  erst  mit  'n  stok    nn    do    l)et 

liehe  Sandwurm    (areiiicola  piscatorum).  —  de  hnnd  hnm    in  't    hen.    —    Nid.  pieron  ; 

Nid.,    mnld.,   mfläm.    pier,    pierwnrm    (lum-  dän.  \nrro.  —   Ob   mit  i)nrcn    urspr.    eins? 

hricns  etc.);    nd.    (Dannci l)    pir   (liegen-  —  cf.  auch  noric.  pnrra  u.  por    «.  schwed. 

wurm),    auch  pir-maod    (d.  i.  pir-made)    ge-  j)urra. 

nannt;   mnd.  pir,  pyr,  wovon  das  Compos.:  55       pirer,    pirder,    pirdPrt,    Person  die  gern 

piräs    (Wurm -Aas,     Wurmköder).    —    Es  stichelt,  reizt,  ärgert  u.  neckt  etc.;  —  he  is 

scheint  mit  norio.    (Jv.  Aasen)    pir,    spir,  'n  regten  pirder  de  niks  lefer  as 'n  anderman 

bz.  piir,  spür  (ein  kleiner  Fisch,  z.  B.  eine  argern  uu  für  'n  narr  lirüken  mag;  —  so  'n 

kleine  Makrele)    u.   pir    in  pir-aal    (myxine  olden  ])trdert  (Aergerer,  bz.  Quälgeist)  as  he 

ghitinosa)  ans  dem  lat.  spira  entstanden  zu  60  gift  't  man  v\\  in  de  weit.  —  Zu  3  piren. 


IPIRE-WEIEN 


^21 


PISTOLE 


pire-weien,  müssig  umher  schlendern,  imi- 
her schweifen,  von  einem  Wirthshaiisc  ins 
andere  gehen,  nachtschwärmen  etc.  —  Nid. 
pierewaaijen. 

pirken,  das  Essen  vom  Teller  in  kleinen 
Brocken  (cf.  spTr,  spirke)  anf nehmen  u.  zum 
Munde  führen,  langsam  u.  tvem'g  essen,  nicht 
recht  zugreifen  beim  Essen,  sehr  ivühlerisch 
sein  aufs  Essen  etc. ;  —  se  sitt  al  hon  to 
pirken  as  'n  liinink.  —  Vergl.  ivang.  (Ehr  en- 
traut,I,63)  pirk  (bei Kleinigkeiten  Wasser 
aus  dem  Brunnen  schöpfen). 

pirl,  s.  pirrel. 

pir-ögd ;  i.  q.  plir-  od.  plür-ögd. 

pirrel  od.  pirel,  pirl,  ein  mit  Biestmilch 
angerührter  Mehlteig,  der  in  einem  Sack  od. 
Tuch  eingebunden  u.  im  Was.icr  gar  gekocht 
ivird  und  dann  pirrel  in  de  put  heisst. 

pis,  s.  pisse. 

pisakken,  stechen,  stossen,  drücken.,  knei- 
pen, peinigen,  quälen,  ängstigen  etc. ;  —  de 
flöen  pisakken  mi;  —  de  imme  lied  hum 
pisakkt ;  —  de  müggen  pisakken  de  perde  ; 

—  de  jungens  pisakken  de  liund  mit  'n  stok; 

—  be  pisakkt  hum  net  so  laiik,  dat  he  't 
leste  ßrtje  d'r  üt  häld;  —  he  pisakkt  de 
arme  kerl  bit  up  't  blöd.  —  Auch  nd.  (B  r. 
Wb.,  D  ä  h  n  e  r  t  etc.)  pisakken  (Einem  stark 
zusetzen,  Jemanden  quälen  etc.). 

pisakker,  ein  Thier  od.  Mensch  das  od. 
der  sticht  od.  peinigt  «.  quält ;  —  de  pi- 
sakker fan  flo ;  —  de  kerel  is  'n  regten 
pisakker. 

pise  und 

1.  pisel,  s.  pese. 

2.  pisel,  Gemach,  Stube,  Küche  etc. ;  — 
se  wand  in  so  'n  lütjet  pisel  (od.  piselke), 
dat  man  siik  d'r  knap  in  umdreien  kan.  — 
Nd.,  mnd.  jjisel,  pesel ;  afries.  pisel,  pisle ; 
dithm.,  nfries.,  wang.  pisel ;  ahd.  phiesal, 
ph^sal ;  mhd.  phiesel,  pfiesel,  phisel.  — 
Mit  mlat.  pisale,  piselis,  piselum,  pisalis; 
cifranz.  poisle;  franz.  poesle,  poele  loahr- 
scheinl.  aus  lat.  pensilis  (hangend,  schivebend, 
bz.  auf  Säulen  od.  Schioibbögen  ruhend), 
da  das  Alterthmn  von  horreum  pensile  u. 
das  Mittelalter  von  domus  u.  camera  pensilis 
redet,  ivonach  dann  das  mlat.  pisale  ent- 
weder aus  camera  pisale  gekürzt  ist  u.  über- 
haupt ein  nicht  zu  ebener  Erde  gelegenes, 
sondern  oberes  od.  oben  liegendes  Etwas 
bezeichnet  u.  dann  in  ähnlicher  Weise  wie 
Solarium  (Zinne,  Söller)  aus  solarius,  So- 
larium (die  Sonne  betreffend)  in  die  von 
oberes  od.  oben  liegendes  Gemach,  Frauen- 
Gemach  etc.  überging. 

piseln,  a.  (von  Flüssigkeiten)  in  einem 
feinen  Strahl,  bz.  in  geringer  Menge  aus 
Etwas  herauslaufen,  fein  u.  dünn  od.  leise 
u.  leicht  regnen,  rieseln;  —    dat  fat  piseld 

J.  ten  Doornkaat  Koolman,    Wörterbuch.    II. 


man  efen  mijr,  't  is  d'r  hast  fitlopen;  — 
dat  piseld  nog  all'  so  'n  liitjo  an  ;  —  b.  stoss- 
weise  in  einem  dünnen  Strahl  pissen;  — 
de  ossen  stän  all'  to  ptseln.  —  Es  ist 
5  zweifellos  die  ältere  Form  unseres  gleich- 
bedeutenden fiseln ,  oberd.  feiscla  etc.  u. 
tüird  loohl  mit  pissen  aus  demselben  älteren 
Stammivort  hervorgegangen  sein. 
pise-nakke,  pisnak,  Geizhals,  Wucherer, 

10  Blutsauger  etc. 

pis-hille,  pis-liörn  etc.,  .9.  piss-hille  etc. 
pisse  ,    piss ,    pis  ,    Pis.^e ,    Urin.  —  N^d. 
pisse ;  nid.  pis  ;  engl.  \nss  ;  franz.  pisse  etc., 
cf.  pissen. 

15  pissen,  pissen,  uriniren,  nässen,  regnen 
etc.  —  Itedensart. :  siik  in  de  taske  pissen 
laten ;  —  tegen  de  man  pissen  etc.  —  Nd., 
mnd.,  nid.,  mnld.  pissen;  afries.  pissia; 
wfries.  pissjen  ;  sali.  i)isje ;  wang.  pis  ;  aengl. 

20  pissen  ;  engl,  piss ;  an.,  isl.,  schwed.,  norw. 
pissa ;  dän.  pisse ;  ital.  piS"ciare ,  pissare ; 
wal.  pis'ä;  2^'>'0''^'-  pissar;  franz.  pisser.  — 
Vergleicht  man  rulle  u.  ital.  rulla,  franz. 
röler    aus   rotula,    so   könnte  auch  pissare 

25  formell  leicht  aus  lat.  pitissare,  pytissare  ; 
griech.  jiütizein  (häufig  u.  wiederholt  sjnicken, 
eine  Flüssigkeit  ausspritzen,  ausspeien  etc.) 
entstanden  sein,  ioas  mit  unserm  spejen, 
speiten  u.  spüttern    zu  derselben  y  spu  ge- 

30  hört.  Vergl.  übrigens  bei  Diez,  I,  323 
seq.  auch  die  Kläglichkeit  der  Entstehung 
aus  einem  vom.  pipisare  von  pipa,  bz.  pi- 
pare,  wie  auch  unser  pipi  u.  pipien  (pissen) 
vielleicht  desselben  Ursprungs  ist. 

35  piss-hille  (Dimin.  piss-hilleke,  piss-hilke), 
ein  iceinerliches,  leichtklagendes  u.  stöhnen- 
des, weichliches  u.  albernes  Frauenzimmer, 
bz.  eine  Person  die  beim  geringsten  Anlass 
Thränen  vergiesst  u,  anfängt  zu  weinen.  — 

40   Wohl  zu  pissen. 

piss-hörn,  Piss-Ecke,  Ecke  zum  Was.fer- 
ablassen  u.  auch  Ecke,  aus  icelcher  es  oft 
nässt  od.  regnet,  südwestliche  Himmelsgegend ; 
—    de   wind    sitt   al    wer    in    de   piss-    od. 

45  mig-hörn. 

piss-margrete,  od.  auch:  iiiargrete  piss' 
in  't  hei,  der  als  Regentag  verrufene  Mar- 
garethen-Tag  (13.  Juli),  der  zugleich  cds 
markeldag  für  die  nächsten  6  Wochen  gilt. 

50  piss-pot,  a)  Piss-  od.  Nacht- Topf ;  —  b) 
die  Blume  der  Heckenwinde  (couvolvulus 
sepium),  die  wegen  ihrer  Form  auch  te-kopke 
(Thee-Tasse)  heisst.  Weil  die  Blume  sich 
nur  bei  Tag  öffnet,  nennt  man  sie  hier  auch 

55  dag-blöme,  während  die  Pflanze  vom  Volke 
hier  düfels-neigärn  genannt  ^vird. 

pistol ,  pestül ,  Pistole,  kleines  Schiess- 
geioehr. 

pistole,  Pistole,  die  jetzt  durch  das  neue 

CO  Münz-Gesetz  ausser  Cours  gesetzte  frühere 

46 


PIT  722                          PLAGGE 

Goldmünze  zum   Werthe   von  fünf  Eeichs-  GeräuficJi  machen,  wiederholt  jnit  llatfichen- 

thaler  Gold.  dem    Geräusch    nieder-,     hz.    auf-    od.    an- 

yit,  Mark,  Kern  u.  in  der  letzten  Bedtg.  schlagen ;   —    dat   regend,    dat  't  pladderd, 

im  Plur.  jutten.  —  Fig. :  Innerstes,  Bestr.'^,  hz.  dat  pladderd  (irdondlik,  so  regend  't ;  — 

hz.  Gehalt,  Stärke,  Kraft  etc. ;  —  de  i)it  iit  5  de  regen  pladderd  an  de  fenstors,  bz.  up  de 

de  kül  etc.; —  pitten  üt  de  appels  etc.; —  strnen  däl.  —  Davon:   pladdernat,  klatsch- 

de  pit  is  d'r  iit ;  —  d'r  sitt  gen  ])it  niiT  in  nass,    so    nass,    dass   es  klat.'icht,    durch  u. 

hnm.  —  Rät h sei :  wit  sunt  de  niiiren,    grBn  durch  nass.  —  iV(/.  (Dan  n  eil,    Br.  Wb., 

sunt  de  biiren  (Uebcrzüge,  Bälge),  bnln  sunt  Dähnert  etc.)  pladdern  (Flüssigkeiten  mit 

de  papen  (Vfaffcn,  Zellenbewohner),  de  alle  10  Geräusch    aus-    od.    umhergiessen   u.    auch 

nagt  in  't  klöster  slapen;  (Apfel-Kerne). —  vom  starken  Regen,  im   Wasser  jdätschern ; 

Nd.,  mnd.,  wfries.,  nid.,  mnld.,   mfläm.  \n\,  ein  lautes  Geräusch  machen,   unnütz  lärmen, 

pitte    u.    auch    (cf.    KU.)    pette    (niedulla,  idaudcrn  etc.);    mnd.,   mnld.  pladeren   (bla- 

nucleus    etc.);     7cang.,    engl,    pitb ;     aengl.  terare,  importuiie  loqiii,  garrire)  ?/.  pladeren, 

pithe ;  ags.  pidha.  15  plaeyeren  (ludere,  jocari,  nugari  etc.) —  In 

pit,  pint,  »(/.  Glied,  penis; —  pit  un  kiit,  der  Bedtg.:   blaterare,  hz.  plaudern  etc.  ist 

bz.    pint    Uli    kunt.     —     Compos. :    bul-pit  das  mnd.  pladeren    wohl  mit  inhd.  blddern, 

(Ochsen-,    bz.   Stier-Ziemer).    —    Nd.  pint;  plodern  (rauschen)  u.  nhd.  pl  ander  n  (cf. 

mnd.    pit,    pint;    nid.,    mnld.    pint;    afries.  \Ai\Aexn)  ident.,ivä]irend unser  u.nd.-\^\AAAeT\\ 

pint,  bz.  pinth,  pentb,  peinth ;  nfries.  pint.  20  (vom  Geräusch  des  heftig  niederschlagenden 

pit-hän,    7nl.   Glied  (penis),  auch  krülhfm  Regens    etc.)     mit    nhd.    platzen,    plat- 

genannt.  sehen,    platsche  r  n    u.   plantschen, 

pitje-pätje ,    ein    alberner,    schioatzhafter  sowie  auch  ivohl  dem  mnld.  plasschen  (pal- 

Mensch,  bz.  Mensch  der  albern  u.  kindisch  pare  aquas  etc.)  u.  pletteren  eines  Ursprungs 

od.  läppisch  .spricht.  25  ist,  worüber  Weiteres  u)der  plas  u.  plettern. 

^\t}e-f  ätjen,  albern  u.  kindisch  od.  läppisch  pladder-nat,  s.  unter  pladdern.  —  Es  ist 

sprechen  etc.  —  WoJd  mit  patern  u.  henneg.  auch  nd.    in    derselben  Bedtg.  gebräuchlich. 

pati-pata  (Geschnatter)  von  der  Schallwurzel  P'äg,  s.  plegen. 

pat,  s.  taiter  pote  (Pfote)  am  Schlüsse.  plagPj    Blage,    Qual,  Krankheit;   speciell 

pit-köl,    Mark-,    bz.   Strunk-Kohl ;    auch  30  die  fallende  Sucht;   —    't  is    niks   as  einer 

das  aus  dem  obern  weichen  u.  markreichen  j)lage  in  de  weit;    —    he    bed    föl  plage  ftt 

Theile  des  Kohlstrunks  bereitete  Gemüse.  —  to  stän  had;    —    be   lidt    altid    nog    an  sin 

Sjxrichio. :    pitköl   deid   mi   d'  buk   fan  sür,  oldc    plage     etc.     —     Nid.    plaag ;     mnld. 

ik  at'  min  dage  gen  pitköl  wer.  plagbe,    plaegbe;    nd.,   mnd.    plage;     ahd. 

pitske,  pitsk,    Peitsche.  —  Entlehnt  aus  35  plaga;   mhd.  plage,  pflage,  phläg  (von  Gott 

dem    gleichbedeutenden   poln.    bicz ;     bühm.  gesandtes  Missgeschick,  Qual,  Noth  etc.)  — 

bic  ;    kslav.    bic    (sprich  bitscb),    vom    Verb.  Aus  lat.  plaga  (Schlag,  Streich,  Hieb,  Stoss, 

poln.  bic  (sprich  bizjo);    böhm.  bjti ;    kslav.  verwundender  Schlag,   Wunde;  bildl. :  Hin- 

bijgi,  biti  (schlagen,   tiklten    etc.),   was  nach  derniss,   Unglück,   Verlust),  bz.  griech.  plege 

Fick  mit  air.  benim  (ferio)  u.  goth.  banja  40  (Schlag,    Stoss,    Hieb,    Wunde)  u.  dies  mit 

(Wunde),  bano  (Mörder);  an.  bana  (tödten);  flik-flak,  flek,  flikken  etc.,  sowie  unsern  un- 

ahd.  bano,  pano ;  mhd.  bane,  ban  (Tod,  Ver-  verschoben  gebliebenen  Wörtern  plagge,  plak, 

derben)  etc.,  sowie  ahd.  panön,  banön  (qua-  plakken,  piek,   plik-plak  etc.   von  derselben 

tere  etc.)    u.    nhd.  Bahn    (cf.  bän)    zur  }/  Schallwurzel    plak,    plag,    ioovon    auch    lat. 

bhan,  bha  (schlagen,  tödten,  verwunden  etc.)  45  plango  etc.,  die  in  derselben  Weise  loie  klak 

gehört.  u.  klap  etc.  aus  der  urspr.  Bedtg.:   sonare 

fMsken,  peitschen,  schlagen, jagen,  treiben  od.  sonus,  crepitus  etc.  ausser  klagen  etc. 

etc. ;  —  be  pitsked  buni  dör ;  —  be  pltsked  (cf.  klage)  auch  die  Bedtg. :  reissen,  spalten, 

d'r  up ; —  dat  water  pitsked  d'r  tegen  an;  liauen,  stossen,  schlagen  etc.   entwickelte   u. 

—  de  regen  pitsked    hum    in  't  gesigt ;    —  50  zu  der  auch  floken  (fluchen)  gehört. 

de  wind  pitsked   dat  water   dör   de  sil ;    —  plagen,  plagen,    quälen,    ärgern,    necken 

de    wind    pitsked    de   bomen ,    hz.    dör    de  etc.,   sowohl  sinnl.   durch   Schläge,   Stö.sse, 

bomcn  etc.  Stielte    etc.,    bz.   schlagen,    stossen,   stechen, 

pitten,  kernen ;  —  iltpitten,  auskernen  etc.  kneifen    etc.,     cds    auch    von    körperlichen 

—  Zu  pit,  tvie  auch  das  folgende :  55  Krankheiten   u.    Uebeln ,   od.    auch   im    ab- 
pittig,     markig,    kernig,    kräftig,    fest,  stracten  Sinn  von  geistiger   Qual. 

dicht  etc.  plagge,  a)  eine  Rasen-Sode  od.  ein  flaches 

piüne,  s.  bugönje.  tt.  verhältnissmässig  dünnes,   in   der  Regel 

piünte.  s.  bente.  vierkantiges  Stück   ausgestochenen    Rasens, 

\t\&Ai\frn,  ein  jjlatschendes  od.  klatschendes  60  sei  es  vom  Grünlande   od.    von  der  Haide, 


PLAGGEN  723  PLAKKEN 

hz.  von  dem  mit  HaideJcrmtt  hewachnencn  —  he  sitt  feidömd  under  do  plak;  —  h6 
trockenen  Torfmoor;  —  sß  sunt  hen  to  liod  hum  under  de  plak;  —  f)  Plage,  Miihe, 
plaggen  steken ; —  ik  hebl»' mi 'n  for  plaggcn  Noth  etc.;  —  hß  hed  sin  plak  d'r  mit  liad. 
fan  't  mor  kamen  laten,  de  ik  dels  to  brannen  -  Nd.  plak  od.  plakk,  plakko  (a.  Fleck, 
agter  an  't  für  setteu  laten,  dels  to  upsettcn  5  Flecken,  macula  [mini.  u.  trop.] ;  —  b.  ein 
fan  de  slöts-kante  uu  dels  to  dekkon  up  de  Stück  od.  Fetzen,  Lappen,  Flicken  etc.,  sei 
imkcirfen  etc.  brftken  wil ;  —  he  lied  ])laggen  es  abgerissen,  abgeschnitten,  angesetzt,  an- 
(Rasen-Soden)  mit  kalk  un  ('rdo  fermengen  geklebt  etc.,  frustum,  segmeutum  etc. ;  —  c. 
laten  un  d'r  'n  plaggen-bülte  (Rasen-Soden-  ein  flaches  Stück  Land,  sonst  auch  i)lache 
Haufen)  fan  mäkd,  um  dat  naderhand  as  10  «.  flag,  flage  genannt);  mnd.  plack  (Stück, 
messe  (Dünger)  up  't  land  to  faron;  —  b)  Lappen,  Fetzen  etc.;  Fleck,  Schmutzfleck); 
Fläche;  —  in  en  plagge  liggend  land;  —  nid.  plak  (flaches  dickes  Stück  Holz  zum 
c)  ein  loirr  durcheinander  verivachsenes  u.  Schlagen  od.  Klappsen  ;  —  Schlag  od.  Klajips 
in  einander  verfilztes  Etwas;  —  dat  bar  mit  einem  solchen  Stück  Holz;  —  flache 
sitt  air  in  en  plagge  in  'n  ander  wussen,  15  Scheibe  od.  Schnitt  von  einem  Apfel,  od. 
bz.  all'  in  lütjere  of  grotere  plaggen  up  de  vom  Braten  etc. ;  —  Fleck,  Tlecken  etc.  « . 
kop.  —  Nd.  plagge  u.  flagge  (cf.  jdaggen  aucli  loie  iinser  plak  =  klop) ;  mhd.  placke, 
v.'A&ggen  im  Br.  Wb.  etc.  u.bei  Outzen)\  phlacke  (Fleck,  Stelle,  Gegend;  Flecken, 
mnd.  plagge  (flacher  u.  platter,  dünner  Flicklappen,  Lumpen,  Fetzen);  ags.  place 
Rasen  n.  auch:  Flicken,  Fetzen,  Lappen  20  (platea,  area  etc.,  cf.  speciell  «oc/i  piek).  — 
od.  Stück  von  Ettoas,  cf.  auch  klatte  in  Mit  lat.  plaga  (Schlag  etc.,  cf.  plage)  u. 
derselben  Bedtg.  n.  auch  in  der  von  plagge  plaga  (Netz,  Garn ;  Teppich ;  Gegend),  bz. 
sub  c) ;  nid.  plagge  (dasselbe  wie  sub  a  u.  unserm  flek,  flake,  plagge  etc.  u.  flak,  flik- 
auch :  L^ohkuchen) ;  mnld.  plagghe  (a.  ma-  flak ,  flekken ,  sotvie  griech.  plax  (Platte, 
cula  =  placke,  bz.  flek,  cf.  plak;  —  b.  25  Fläche),  lat.  planca  (cf.  planke)  von  einer 
panniculus  etc. ;  —  c.  segestre ,  Stratum,  w.  derselben  y  plag,  plak  als  ursptr.  Schall- 
stragulum  etc.  —  u.  d.  peniculus).  —  Es  stamm,  wobei  wieder  in  ähnlicher  Weise  wie 
ist  ein  der  iMutverschiebung  entgangenes  bei  klak,  klap,  klat  etc.  aus  der  Grdbdtg.  : 
Wort  n.  gehört  mit  2  flage,  flake,  bz.  flak,  smms,CYe])itns  etc.  soivohl  die  Bedtg.:  Schlag, 
flakte,  flek,  piek  u.  plak  etc.,  sowie  lat.  30  Riss,  Bruch,  bz.  Bruchstück,  Flicken  etc. 
plaga  (Gegend  etc.)  zur  selben  j/  plag,  plak,  u.  Fleck  hervorgingen  ,  während  ivie  bei 
wie  auch  lat.  plaga  (Schlag  etc.)  u.  unser  klemen  etc.  aus  der  Bedtg.:  Fleck  od. 
flik-flak  u.  flik,  %cohei  ich  wegen  der  ver-  Schmutz  (macula)  die  in  ]A?iV^Qn  zu  Tage 
schiedenen  Bedtgn.  auf  flek  u.  die  zum  tretende  Bedtg.:  kleben,  festsitzen,  haften 
Schcülstamm:  klak,  klat,  klap  etc.  «jfe/törewtZe«  35  etc.  entstand.  Vergl.  dieserhalb  aucfi  khkken 
Wörter  verweise.  etc.    u.    mnld.  plack-papier  =  klack-papier 

plaggen ,  Rasen-Soden  (s.  plagfe)  aus-  u.  Weiteres  unter  plakken.  —  Davon  (d.  h. 
stechen  od.  aushauen  etc.;  —  se  sunt  na  't  von  nid.  plak,  flaches  Brett  od.  Stück  Holz): 
mor  hen  to  plaggen.  franz.  plaque  (Platte),    plaquer   (plattiren), 

plak    od.    plakke ,     a)     Interject.    eines  40  während  plaquer  (leimen,  bz.  glutinare)  ««s 
schallenden  Schlages  od.  Klappses,  bz.  eines        nid.  placken  (s.  unter  plakken)  entstand, 
ähnlichen   Geräusches   etc.,    cf.   unter   plik  plak-biilte,   plak-fält,   plak -haue,    s. 

das  redupl.  plik-plak  =  flik-flak  od.  klip-klap        unter  plak. 
etc.;  —  b)  klatschender  Schlag,  Klapps  etc.;  plakken,  placken;   a.  klappsen,   schlagen 

—  h6  gaf  hum 'n  plak  up  de  band ;  —  daher  45  etc.;  —  handje  plakken  (das  Händchen 
auch:  plik-plak  =  flik-flak  u.  das  Compos.:  klappsen  od.  jhz<  e/xew  handje-plak  [flachen 
handje-plak,  als  flaches  Brett,  womit  man  Stück  Holz  etc.]  schlagen);  —  de  beddea 
einen  Klapps   auf  die  Händchen  versetzt;        (Gartenbeete)  ofphkken  (ab-, bz. flachschlagen 

—  c)  Fleck,  Fläche,  Stück,  Scholle  od.  mit  einem  Spaten);  —  b.  kleistern,  kleben, 
Flicke,  Fetze,  Bruchlheil  etc. ;  —  'n  witten  50  festkleben,  kleben  od.  festsitzen  machen  etc. ; 
kö  mit  'n  swarten  plak;  — -  'n  helen  plak  —  pütjes  plakken  (Tuten  mittelst  Kleister 
land ;  —  dat  ligt  in  en  plak  ;  —  'n  plak  aus  Papier  machen  od.  kleben) ;  —  papir 
(od.  flage,  flake)  is;  —  bi  plikken  un  of  linnen  an  de  wand  plakken;-—  be  plakt 
plakken  (s.  unter  plik);  —  d)  dasselbe  ivie  d'r  'n  stiik  papIr  afer ;  —  up  'n  ander  fast 
plagge  sub  a;  —  daher:  plak-biilte  (ein  55  plakken;  —  an  'n  ander  plakken  (an  ein- 
Hai^e  von  Rasen-Soden  u.  Erde  =  ])\a.ggen-  ander  kleben;  fig.  auch:  zusammengeben, 
bülte);  —  plak-fält  (ein  Düngerhaufen  aus  coptdiren);  —  se  bebben  hum 'n  wif  anplakt 
Rasen- Soden) ;  —  plak-haue  (Hacke  od.  (sie  haben  ihm  ein  Weib  angeklebt,  bz.  an- 
Haue  zum  Stechen  od.  Hauen  der  Rasen-  gehängt  etc.);  —  se  hebben  hum  dat  mit 'ii 
Soden);  —  e)  dasselbe  it'»e  klop  od.  kloppe;  60  mojen  pröt  anplakt  (sie  haben  ihm  das  mit 

46* 


PLAKKEN  1U  PLANTE 

einer  schönen  Ecdensart  angehängt);  —  c.  (macula,  cf.  klak  ti.  üek)  u.  Flicken,  als 
kleben  u.  sitzen  bleiben,  wo  festsitzen,  lange  das  was  durch  Abspringen  od.  Abfallen  von 
sitzen  bleiben  zu  schwatzen  u.  zu  zechen  Etwas  etc.  od.  auch  durch  einen  Schlag  od. 
etc.;  —  ho  mag  gern  plakkeu;  —  so  Sitten  Stoss  entsteht.  Aus  Inüclccn  od.  brechen  etc. 
alle  nachten  bi  'n  ander  to  plakken ;  —  da-  5  entstand  dann  tviedcr  die  Bedtg. :  biegen, 
her  Subst.:  plakker,  Einer  der  fest  sitzt,  krummen  etc.  u.  hieraus  auch  die  von  : 
bz.  wie  angeklebt  sitzen  bleibt,  nicht  zu  falten  u.  flechten ,  wie  ja  auch  griech. 
Hause  geht  etc.;  —  't  is  'n  oUlon  jdakker  plökö  (flechten)  u.  lat.  i)licare,  soioie  plectere 
(er  ist  ein  alter  Sitzer,  bz.  Nachtsitzer,  ein  n.  unser  flechten  etc.  wohl  auf  eine  y  plak, 
bis  in  die  tiefe  Nacht  hineinsitzender  Zecher  10  i)rak,  park  zurückgehen.  Zu  sparg  aus 
etc.);  —  d.  plagen,  mühen,  quälen  etc.;  —  spar  u.  dies  aus  spa  vergl.  die  Bedtg.: 
hö  i)lakt  sük  de  hole  dag  ot;  —  he  mnt  jJ  Za  i^  en  oj<c/«/Hr  sparg  ('scÄ?<;cWen,sfroteen, 
siik  d'r  mit  herum  plakken;  —  e.  hängen  sprossen)  bei  Fick,  I,  833  n.  zu  spa 
auf,  legen  od.  bürden  auf  etc.; — so  i)lakkon  (spannen,  ziehen,  Baum  u.  Erfolg  haben) 
lium  't  all'  up  de  hals,  bz.  np  de  nakko.  —  15  das  von  klak  abstammende  ahd.  klacjan, 
Nid.  plakken  (kleben,  aufkleben,  anschlagen,  nhd.  kl  ecken,  bz.  das  von  Üok  abstammende 
anheften,  flicken,  zusammenleimen;  Etwas  flekkcn ,  wobei  es  beim  Vergleich  von  ahd. 
flach  niederioerfen ;  kleben  od.  sitzen  bleiben,  klakjau  V07i  klak,  bz.  klac  (cf.  klak  u.  flek) 
lange  in  einer  Gesellschaft  od.  bei  einem  ganz  ziveifellos  ist,  dass  auch  spa,  span 
Besuche  sitzen  bleiben,  fest  setzen,  dingfest  20  (cf.  spannen  ?/.  spinnen)  tirspr.  ein  Schall- 
machen;  ins  Gefängniss  setzen);  mnld.  woH  war,  was  eben  aus  der  Bedtg.:  crepi- 
plackcn ,  pleckcn  (m.aculare ,  flecken  etc.) ;  tare  od.  platzen ,  bersten,  au  sein- 
placken  (affigere),  placken  (glutinare,  con-  and  er  gehen  etc.  wieder  die  Bedtg.: 
glutinare),  placken  (linere,  nngere),  placken  Baum  u.  Erfolg  machen  u.  geben  (vergl. 
ot  besetten  met  leem,  kalk  etc.  (crustare,  25  bei  Fick,  1,829  seq.  die  ]/  spa  mit  deren 
incrustare,  gypsare ;  lutare,  delutare) ;  nd.  secundären  Enveiterungen  u.  dazu  auch  die 
(Br.  Wb.)  ti.  mnd.  j)lakken  od.  placken  Skr.  y  phal  unter  blad)  od.  sich  ausdehnen 
(Flecken  machen;  Flecken  bekommen;  heften,  (in  den  Baum  hinaus)  entwickelte, 
kleben;  einzelne  unordentliche  Schüsse  thun;  plakker,  a)  Einer  der  klebt  od.  kleistert 
abzwacken,  erpressen,  schinden,  plagen  etc.);  30  u.  zusammen  leimt; —  Cojnpos. ;  i)ütje-])lakkor 
nd.  (Schambach)  jjlacken  (abfliegen  u.  etc.;  —  b)  Einer  der  klebt  od.  kleben  bleibt 
mit  Geräusch  auf  den  Boden  fallen);  mhd.  u.  lange  sitzt  etc.,  s.  unter  plakken. 
placken,  (flicken).  plakkere,    a)    kleberei;  —  b)    Plackerei, 

Zu  der  y  plak,  plag  (cf.  plak  u.  flek,  so-  Schererei,  Gepilage  etc. 
ivie  Fick,  I,  681)  sei  hier  noch  bemerkt,  35  '[.])\iikt'}e,ein  kleiner  od.  leichter  ti.  sanfter 
dass  diese  ivahrscheinl.  zunächst  als  Schall-  Schlag;  Flur.  ])laktjes,  Klappse,  Schläge, 
stamm  aus  idg.  sparg,  sprag  (sonare,  crepi-  2.  plaktjfi ;  i.  q.  piektje,  eine  kleine  Fläche 
tare,  bz.  tönen,  rausche)i,  prasseln,  bersten,  od.  ein  kleiner  Fleck  (d.  h.  Grundes), 
jilatzen,  knallen  etc.)  entstand,  wozu  ausser  Yliii\\i.(^,\}la,nk,  Planke,  längeres  aus  Balken 
(cf.  Fick,  1,  832)  griech.  sphäragos  (Ge-  40  gesägtes  Brett;  —  'n  jjlank  afer  de  slöt;  — 
rausch);  lit.  spragu  (prassle);  lett.  sprägt  plankenschott,  bedsplauk,  wagenplanken  etc. 
(bersten,  knallen,  platzen,  aufbrechen,  her-  —  Bedensart:  dat  was  de  ])iank  mis  (beim 
vorkeimen)  etc.  auch  icohl  unser  spreken,  Kegelschieben,  statt  pu dein  u.  dann  auch 
sprikke,  sprok  etc.  u.  vielleicht  auch  sjiringon  sonst  bei  misslungenen  Unternehmungen  ge- 
gehört. Dieses  idg.  sparg  wurde  durch  45  bräuchlich).  —  Mit  p)iem.  pianca  (Steg) ; 
Aphäresis  zu  parg  m.  so  iveiter  zu  präg,  prov.  i)]anca.,ii]aüc\\ü;  franz.  \)\anche  (Brett) 
])lag,  wie  ja  auch  Fick  (1,681)  plag  (hin  aus  lat.  pianca  (Brett,  Bohle),  tvas  glcich- 
u.  her  fahren,  flackern,  cf.  flikkern  «.  falls  zur  y  plak  (cf.  plak)  gehört  u.  ent- 
Hakkern  etc.)  als  aus  sparg  entstanden  an-  weder  ein  flaches,  p  latt  es  od.  ein  durch 
nimmt.  In  ähnlicher  Weise  loie  bei  klak,  50  Spalten  entstandenes  Etwas  bezeichnet. 
klap,  klat,  knak  etc.,  bz.  klik,  klip,  klit,  plante,  plant,  Pflanze.  —  Aus  lat.  i)lanta, 
knik  etc.  ging  nun  aus  sonare,  crepitarc  loas  neben  Geicächs  etc.  od.  das  was  sich 
etc.,  bz.  Bonus,  crepitus  etc.  die  Bedtg.:  entfaltet  u.  ausbreitet  Cc/.  pote,  pate) 
pilatzen,  spalten,  reisscn,  knicken,  brechen,  auch  die  Bedtg.:  Fuss sollte  (d.  h.  die 
bersten,  sp/ringen,  abspringen,  bz.  klappen,  55  breite  Fläche  od.  das  Flache  des  Fusses) 
schlagen,  stossen,  prallen  etc.,  sowie  auch:  hatte  u.  mit  plat,  ]»late,  ph'its  etc.  u.  griech. 
sprechen,  schreien,  klagen  (cf.  klagen  u.  platus  (breit)  zu  einer  y  plat,  bz.  prat  =; 
lat.  plango)  etc.,  bz.  die  subst.  Bedtg. :  Ge-  skr.  prath  (ob  idg.  si)ratli  als  Weiterbildung 
rausch;  Biss,  Bruch,  Knick,  Spalt  etc.  her-  t'ö»8par?  c/.  spalte,  si)olden,  s])alter,  sjjlitter, 
vor,    sowie   weiter    auch    die    von    Fl  eck  GO  si^Viiea  eic.)  gehört,  die  aus  der  ursp)r.  Bedtg.: 


PLANTEN  725  PLASSEN 

tönen,  rauschen,  prasseln,  knallen  etc.  in  die  nicht  der  Fall,  so  gehört  es  ah  Etwas,  tvas 

von:  platzen,  bersten,  spalten,  springen,  aus-  rfjrrc/t  plassen  od.  einen  mit  Geräusch  nieder- 

einandergehen,    sich  ausbreiten  u.  entfalten  fallenden  Regen  entsteht,  entweder  direct  zu 

(cf.  phull  aus  pliulla  von  phiil,  urspr.  spal,  i)lasseii  etc.    od.  als  eine  flache   Vertiefung, 

spar,    als  y  von   blatl,    bz.   griech.  phullou)  5  eine   kleine    Wasser-  Flüche   mit   plasseii 

überging  u.  aus  der  letzteren  beide  Bedtgn.  u.  1  plas  zu  plat  in  der  Bedtg.:  flach  etc. 

von  plauta  leicht  erklärt.  plaske,  flaches  tellerförmiges  Weissbrod 

Wegen  der  Grdbedtg. :  Geräusch  machen,  für  Kinder   zu  Ostern.  —  3Iit   pletske   zu 

prasseln,    crepitare   etc.    (cf.    die    Stämme:  \A-ä.i  od.  Dimin.  von  dem  nhd.  Bl atz,  flacher 

klip,  klaj),    —  Idit-klat  etc.),    cf.    auch    bei  10  dünner  Kuchen  =  (cf.  Weigand)  älterem 

Fick    (I,    6S3)   plära    (Flur,  cf.  flör)  von  «/jr/.  blacz,  ])lacz  od.  wuZ.  ])latz  ('mplatzbecke, 

plä  (klatschen,  schlagen),  bz.  unser  flik-flak  Bäcker  solcher  dünnen  Kuchen). 

u.  plik-plak  etc.  u.  unser  flak  =  flat  u.  pUit  plassp,  s.  2  plas. 

u.  die  davon  weiter  gebildeten  Wörter.  plassen    (plashcn) ,     plasken ,     platsken, 

planton,   pflanzen,  setzen  etc.;  —  bomen  15  jjlatscheti ,   plätschern   od,  klatschen,    einen 

etc.  plauten ;  —    he  plantd  sük  d'r  middeu  klatschenden  Schall  machen,  mit  schallendem 

tüsken ;  —  du  briikst  di  uet  so  digt  up  mi  od.    klatschendem  Geräusch    niederschlagen 

planten.            '  u.  zwar  Letzteres  speciell  von  einem  starken 

planter,  Pflanzer;  a.  Person  die  pflanzt;  od.  sog.  Platz-  Begen;  —  lie  plasket  in 't 

—  Sprichw.:    is  de  böm  gröt,  is  de  plauter  20  water  herum;    —    dat   plasst    (od.   plasket, 

dod;  —  b.  ein  spitzes  hölzernes  Geräth  zum  platsket)  urdentlik,    so  uat  is  de  grund;  — 

Stechen    der  Löcher,    worin  die  Kartoffeln  't   regend ,    dat    't    i)last   od.    plasket ,    bz. 

etc.  gepflanzt  werden.  klatsket    od.    pladderd.    —     Nid.    plassen ; 

plantje,  Pflänzchen.  mnld.,  mfläm.  plasschen  (])alpare  aqnas,  mo- 

1.  plantjen,  jj/?an^^eM.  25  tare   aquas) ;    nd.    (Br.   Wb.)    plasken    od. 

2.  plantjen,  s.  plentjeu.  (Dähnert,  Schambach  etc.)  platschen; 
plantjer,  Pflanzer.  mnd.  plasken;  schott.  plash;  schioed.  i^Väska 
plappen,  plappern  ,   schivatzen ,  plappern  (platschen,  plätschern,    bz.  aqua  cum  sonitu 

etc.;  —  he  plappt 't  all'  üt. —  Auch  früher  movere).  Daneben  auch:  aengl.  (Strat- 
w/irf.  blappen,  plappen  m.  »«nd  pleppen,  was  30  mann)  flasken,  flaschen  (cf.  daselbst 
mit  unserm  flappen  wn  einem  alten  unver-  flascheth  and  wascheth  zu  nd.  wasken  u. 
schobenen  Schallstamm  (cf.  klappen  von  plasken  im  Br.  Wb.);  afranz.  flasquer 
klap)  plap  (cf.  mhd.lrdy/es  aus  jiapas  u)iter  (platschen,  plätschern),  was  S tratmann 
paus)  entstanden  zu  sein  scheint,  sofern  auch  mit  engl,  flash  (aufschlagen,  flach 
nicht  etwa  flappen  (s.  d.)  gänzlich  andern  35  treffen,  die  Wasserfläche  mit  einem  Ruder, 
Ursprungs  ist.  —  cf.  auch  plempen  etc.  bz.  mit   der  Platte  desselben)   identificirt  u. 

1.  plas  od.  (der  Aussprache  nach  besser)  ivas  man  auch  durch  klatschen  od. 
plash,  ^oc7t,  niedrig,  sumpfig,  beinahe  unter        platschen  übersetzen  kann. 

Wasser  stehend   od.  mit  dem   Wasserstande  Vergleicht  man    nhd.    Klatsch,    klat- 

der   Umgebung  gleich;   —    dat  land  is  plas,  40  sehen   etc.,    bz.    nid.   klas,    klasseu;    engl. 

't  steid  man  efen  bäfen  water.  —  cf.  plassig  clash  etc.,   bz.  unser  klats,  klatsen  etc.  von 

u.  das  folgende:  klat  =  ahd.  klaz,  so  ist  es  klar,  dass  auch 

2.  plas  (plash)  od.  plasse  (plashe),  Pfütze,  die  obigen  Verba  ebenso  wie  flat  u.  plat,  bz. 
Tümpel,  Lache  od.  eigentl.  eine  niedrige  unser  fläter  u.  pläter  etc.  auf  einen  Stamm 
Stelle,  eine  flache  Vertiefung,  ein  Loch  etc.  45  plat  (älter  hochd.  blaz,  plaz)  zurückgehen, 
worin  Wasser  steht.  —  Compos. :  water-i)las  der  entioeder  ein  urspr.  Schallstamm  ivie 
(Wasser-Pfütze  etc.).  —  Nid.  plas;  mnld.  klap,  klat  etc.,  ist,  od.  aus  der  Bedtg.: 
plas,  plasch  (palus,  lacuna;  fossa  in  qua  stat  spalten,  reissen,  bersten,  brechen  etc.  (cf. 
aqua);  ae»<7?.  plasche ;  eHr/Z.  plash.  Daneben  z.  B.  nhd.  2)  fasset n  in  seiner  Connexität 
auch  (S tratmann) :  «ch^/L  flashe,  flosche ;  50  mit  nhd.  bersten  od.  an.  braka  [prasseln] 
afranz.  flache  (lacuna);  engl,  (provi)iz.)  von  goth.  bi'ikau,  brak  etc ,  —  od.  lat. 
flash  (kleiner  Pf  ulil).  —  Da  es  formell  genau  fragor  von  frango  etc.)  in  die  Bedtg.:  kra- 
zu nhd.  Flasche,  bz.  dem  gleichbedeutenden  chen,  bz.  einen  Schcül  od.  ein  Geräusch 
mhd.  vlasche,  i)lasche,  afranz.  flasche,  serb.  machen  u.  so  auch  in  die  subst.  Bedtg. : 
ploska  (cf.  flesse)  stimmt,  so  könnte  es  auch  55  Schall  od.  lautes  Geräusch,  sonus, 
vielleicht  ebenso  wie  Flasche  aus  lat.  crepitus  etc.,  bz.  dasselbe  wie  Klapp s  od. 
vasculum  entstanden  u.  aus  der  Bedtg.:  Ge-  Klatsch  als  Schall-hiterjection  od.  Schall 
fäss ,  Geschirr  etc.  in  die  von  :  flaches  u.  Geräusch  nachahmendes  u.  bezeichnendes 
schüsselartiges  Etioas,  od.  flache  Vertiefung  Wort  überging,  wie  es  ja  ganz  zweifellos 
etc.   übergegangen   sein.     Ist   dies   indessen  60  ist,  dass  der  Stamm  plas  in  nid.  plas-regen 


PLASSEN  726                              PLAT 

mit  platz  in  nhd.  riatz-Begen  (cf.  schott.  plassig,  wcisserig,  pfutzig,  sumpfig  etc., 
plash  of  rain,  a  heavy  fall  of  raiu)  ident.  hz.  (von  Grund  und  Boden)  platschig  od.  so 
ist  H.  nur  das  schallende  od.  Matschende  voll  von  Wasser,  dass  es  klatscht  od.  platscht, 
Geräusch  eines  heftig  niederschlagenden  od.  loenn  man  darin  geht.  —  Ungl.  plashy.  — 
2>rasselnden  Begrns  bezeichnet  u.  da.ss  nun  5  cf.  1  u.  2  plas  «.  plassen. 
weiter  auch  das  obige  plasscii  od.  platskeu,  j»läster,  l'ßaster  (auf  Wunden)  u.  auch 
nhil.  platschen  etc.  von  Hause  aus  das-  in  steiipläster  dasselbe  wie  nhd.  Pflaster 
selbe  Verb,  wie  nhd.  platzen  ist.  Ver-  in  l'ßasterstein,  Steinpflaster,  i^s  wird  aber 
gleicht  man  nun  loeiter  skr.  pliuU  (se  ex-  aucJi  in  bildlicher  Bedtg.  gebraucht,  als  ein 
jtauikTf,  Hoiescere)  aus  i)biilla  von  phal  10  Schmerz  u.  Leid  stillendes  Etwas,  od  als  eine 
(Hiuli,  (lirumpi  etc.),  sowie  unser  plat  =  a».  Vergütung  für  zugefügtes  Leid,  ivie  wir  z.B. 
flatr,  flatt  etc.  (cf.  auch  plate,  i>läts  =  tihd.  von  Jemandem,  der  einem  Andern  dafür  ein 
Platte  u.  Platz)  u.  griech.  piatos  etc.  Stück  Geld  in  die  Hand  drückt  od.  zahlt 
von  der  y  prath ,  urspr.  i)rat  (sich  aus-  auch  sagen :  he  licd  hum  d'r  'u  pluster  up 
breiten  u.  entfalten),  so  ist  es  wohl  zweifei-  15  legd.  ~  Sonst  pleister,  cf.  dieses  u.  i)leisteru. 
los,  dass  dieses  skr.  prath  urspr.  auch  die  —  Pflaster  entstand  bekanntlich  aus 
Bedtg.:  bersten, platzen,  od.  spalten,  klaffen,  griech.  emplastroü,  was  mit  dem  gleichbe- 
auseinander  gehen,  sich  öffnen  u.  tveiten,  deutenden  eniplaston  zu  em-plassö,  att.  em- 
l'latz  u.  Baum  machen  (cf.  nhd.  klecken  \Aaitö(darin-,darauf  streichen  od.  schmieren, 
von  klak,  bz.  flecken  von  üdk  m«<c;*  flekken)  20  verschmieren,  verkitten,  verstopfen  etc.)  ge- 
hatte u.  demnach  auch  nicht  allein  das  hört.  Das  einfache  griech.  \)\&s,sö,  (i^^.  plattö 
Thema  von  griech.  plati'is  u.  unscrm  plat,  (bilden,  formen,  gestalten)  hat  indessen  an- 
an.  tlat  etc.  (platt,  flach,  ausgebreitet,  eben  scheinend  eigentl.  die  Bedtg.:  drücken,  kneten, 
etc.),  sowie  von  i)late  u.  jiläts  (bz.  nhd.  sodass  eni-i)lassö  demnach  soviel  cds :  darin- 
Platz),  sondern  auch  die  y  von  nhd.  25  od.  daraufdrücken  bedeutet.  Vergleicht  man 
platzen  u.  des  obigen  plassen  (cf.  auch  übrigens  die  j/  kar  (machen  etc )  aus  skar 
proten,  prutjeii,  i)rötteln  etc ,  sowie  Weiteres  (spalten,  hauen,  schneiden  etc.)  u.  taksh 
unter  pote,  pnt)  ist,  wobei  sich  eben  auch  (faccre,  fabricari,  od.  ur.'<2)r.  frangere,  disse- 
wieder  wie  beim  an.  braka  (prasseln)  von  care,  lindere)  als  Weiterbildung  von  tak 
goth.  brikau  (brechen,  bersten)  etc.  (s.  oben)  30  (hauen,  behauen,  od.  schneiden,  beschneiden 
aus :  brechen  od.  bersten,  spalten,  ausein-  etc.),  so  kann  man  für  plassö  od.  plattö 
ander  gehen,  platzen  etc.  auch  wieder  die  auch  die  Grdbdtg.:  schlagen,  hauen,  spalten, 
Bedtg.:  schallendes  Geräusch,  od.  lauter  schneiden,  stechen,  stossen,  od.  auch  die  von : 
Schall  (t'ragor,  crepitus  etc.)  entwickelt  haben  knicken,  brechen,  biegen,  zusammendrücken 
kann,  da  ja  diese  Bedtg.  ebenso  wie  in  35  etc.  annehmen,  da  Ja  dieses  \^\&ssö  od.  ]Aa.ttö 
Klatsche  u.  klatschen  auch  in  nhd.  jedenfalls  mit  griech.  piatos  (breit,  flach, 
Platsche  (flaches  Brett,  um  damit  eben  u.  ausgedehnt)  zu  derselben  |/'  gehört,  die  ja 
flach  u.  platt  zu  schlagen),  platschen  eben  aus  der  Bedtg. :  brechen,  bersten,  spalten, 
(mit  Schall  aufschlagend  niederfallen,  laut  klaffen  etc.  in  die  von:  auseinander  gehen, 
schallend  schlagen)  ebensowohl  wie  auch  in  40  sich  öfl'nen  u.  entfalten,  sich  ausbreiten  u.  aus- 
platzen  (klatschen,  schwatzen,  plaudern,  dehnen  etc.  überging,  ivorüber  das  Weitere 
mit  der  Bede  herausplatzen,  bz.  Etwas  aus-  unter  plat  u.  plassen  zu  vergleichen  ist. 
platzen  etc.),  Platzregen  u.  nhd.  platzen  plästern,  pflastern,  in  verschiedenen  Be- 
(schlagen,  dass  es  schallend  niederführt,  mit  dtgn.,  wie  auch  nhd.  pflastern.  Sonst  cf. 
Schall  bersten,  auseinander  springen,  knallen  45  pleistern. 

etc.,  bz.  bersten,  auseinander  springen,  üefl'-  p'äti  platt,  flach,  eben,  gerade  etc. ;  —  he 
nung  u.  Biium  od.  Platz  machen  etc.,  cf.  liaiid  dat  (od.  hum)  jdat ;  —  so  plat  as  'u 
Platsche,  platschen,  bz.  1,  2  u.  3  Platz  u.  paukök ;  —  en  plat  slän  (Einen  od.  Jeman- 
platz  u.  platzen  bei  Weigand)  etc.  zu  den  breit  schlagen);  —  'u  platten  föt;  — 
Tage  tritt  u.  auch  unser  plettern  mit  nhd.  50  'n  plat  hiis  od.  dak;  —  'n  platten  paiiiie  etc. ; 
platzen  von  derselben  y  abstammt.  —  platter  as  plat  kau  't  not;  —  't  platste 
Vergleicht  man  nun  aber 'k\\\k,'ki\\\i\mi\  von  stük  land;  —  i)lat  makcn  (platt  od.  flach 
knak  u.  knippen  von  \ii\A\),  so  erklärt  sich  auch  maclien,  plätten,  ebenen)  ;  —  platlaud  (Flach- 
leicht  wieder  das  engl.  \)la,sh  (die  Zweige  biegen  land,  als  Gegensatz  zu  Hochland  od.  gebir- 
u.  flechten  od.  ineinander  schlingen;  dieselben  55  giges  Land);  —  up  't  platte  land  wanen 
beschneiden  od.  kappen;  3Iörtel  etc.  an-  od.  (auf  dem  platten  Lande  [als  Gegensatz  von 
befeuchten  u.  anrühren  etc.)  als  mit  plassen  Stadt]  wohnen);  —  plat-dütsk  (Platt-  od. 
od.  platschen  desselben  Ursprungs.  Niederdeutsch,  als  Gegensatz  von  Hoch- 
Weiteres  s.  auch  noch  unter  pläster,  so-  deutsch) ;  —  he  protd  plat  (er  spricht  platt 
wie  unter  bred.  60  od.    allgemein    verständlich,    od.    auch:    er 


PLATE  PLAT  727  PLEGE 

spricht  niederdeutsch) ;  —    he  kau  gen  plat  plat-fötjes,    a)  Flur,  von  platfolje;  —  b) 

ferstän ;  —  jilat  in  't  gcsigt  soggcn  (gerade  Ädc.  von  ])lati'6t  in  der  Bedtg. :  pluttfüssig, 

ins  Gesicht  sagen)  ;  —  plat  iit  (gerade  aus) ;  mit   od.    auf  platten   Füssen ;  —    he    lüpt 

—  dat  land  i)lat  maken ;    —    dat   hüs   ligd  platföljes. 

plat    (das    Haus   liegt   nieder    od.    nieder-  5       plat-gat,    Plalt-Arsch,    Einer   der    einen 

gestürzt);   —   he  ful  plat  däl   (er  fiel  platt  jdatten  Hintern  hat.     jiuch   ein  Schiff  mit 

od.  der  ganzen  Länge  nach  nieder) ;  —  he  flachem  Hintertheil.  —  Nid.  platgat.  —  cf. 

ligd  plat   up  de  däle  ;    —    sin  geld  uu  göd  ruudgat  in  der  zweiten  Bedtg. 

plat  slän  (sein  Geld  u.  Gut  verthun) ;  —  he  plätje,  kleine  Platte.     Dimin.  von  i)late. 

is  so  plat  mit  de  li'ie   (er  ist  so  niedrig  od.  10      platje,  loser  Schioätzer,  loser  Vogel,  Spass- 

gemein  u.  umganglich  etc.  mit  den  Leuten,  nicht  vogel  etc.  —  Nid.  platje. 

hochmüthig  etc.);  —  he  geid  so  jilat  mit  sin  plätje,  alberne  Person,  Person  die  albern 

folk   (seinem  Gesinde)    um,    as   of   't    bin's  spricht  u.   albern   thut   od.   sich  albern  ge- 

glikeu  sunt  etc.   —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.,  berdet;  —  'n  platje  tan  'n  wicht. 

mfläm.,  aengl.,  schott.  etc.  plat  od.  platt,  zu-  15      platjen,  dummes  albernes  Zeug  schwatzen, 

nächst  wohl  aus  franz.  plat  (flach  etc.),  was  sich  albern  bezeigen  u.  geberden  etc. ;  —  se 

viit  dem  gleichbedeutenden  ital.  \)'vA.iio  wahr-  plätjed  wat   mit   de   kinder  herum;    —    du 

scheint,  aus  griech.  plati'is  (platt,  breit)  ent-  must  net  so  pliltjen  od.  platjerig  weseu. 

stand  u.  mit  ags.,  engl,  tlat ;  an.  flatr,  flatt,  platjerig,  albern. 

flöt  (pkdt,  flach  etc.)  zur  y  skr.  prath  (sich  20      plat-lus,  Filz-Laus  (Pedic.  pubis). 

ausbreiten ,    od.    eigentl. :    spalten ,   platzen,  pläts,  plätse,    Platz,    Stelle,    Raum,    Ort, 

bersten,   auseinander  gehen,   sich  öffnen  u.  Wohnort,  Bauernhof ;  — up  sin  \Aiiis  seiien; 

weiten,  sich  entfalten  etc.,  cf.  Weiteres  unter  —  elk  up  sin  pläts ;   —   liir  ter  plätse ;  — 

plante  u.  plassen  etc.)  gehört.  pläts  makeu ;  —  he  is  dar  in  pläts  fan  hum 

plate,  plat,  Platte,  2^lattes  od.  flaches  Ftwas  25  sitten  gän;    —    he  is  fan  'u    frömden  pläts 

von  Stein,  Holz  od.  Metall  in  der  verschie-  na  hir  kamen ;  —  fan  en  pläts  na  de  ander 

densten  Grösse  od.  Form  u.  zu  mancherlei  trekken ;  —  'n  pläts  mit  hunderd  dimt  land ; 

Gebrauch.     Sodann  auch:  eine  breite  flache  —    he  wil    dre   plätsen    (Höfe,   Landgüter) 

Sandbank,    sofern   sie   eine   grössere   Aus-  ferköpen  laten.  —  iV7(Z.  plaats;  »«wM.  plaetse; 

dehnung  hat  u.  regelmässig  bei  Jeder  Fluth  30  goth.  platja ;   mhd.  blaz,   plaz,   platz ;   mnd. 

überschwemmt  tvird,    wie  sich  dergl.  plateu  plas.    —    Mit  franz.   place ;    ital.   piazza ; 

mehrere  auf  dem  Wattenmeer  zwischen  un-  span.,   port.    plaza,    plaga,    plassa;    mlat. 

serer  Küste  u.    den  Inseln  finden.  —  Aus  placea   aus  lat.  platea   u.   dies   aus  griech. 

griech.  plate   (breite  platte  Fläche,    Platte)  plateia  von  platüs,  cf.  i)lat. 

M.  dies   mit  platüs   (cf.  plat)   von  derselben  35      plat-säd ;     *'.    q.     swinegras    2  =   Vogel- 

y  prath.  knöterig. 

pläter,  breites,  bz.  grosses,  weites  Maul,  plätsen,  Platz  geben,  setzen,  stellen,  hin- 
grobes Maul,  Schwatzmaul  etc.;  auch  per-  setzen  etc.;  —  he  plätst  dat  (od.  sük)  dar 
sönl. :   Schwatzmaul,   lauter  Schioätzer  etc. ;  lien ;  —  ferplätsen  (versetzen,  verstellen),  — 

—  hold  din  pläter  etc.  —  Nd.  pläter  (Maul;  10  umplätsen,  —  henplätsen  etc. 
Schwätzer),     plätermuul     (Schwätzermaul) ;  platsken,  s.  plassen. 

mnd.  pleter  (Schwätzer).  —    Wohl  von  plat  platte,    a)  Flache,  Fläche;  —  dat  platte 

wie  fläter  von  fiat.  fan  't  hüs  etc. ;   —   up  't  platte  fan  de  fot 

\\äXevrx,  laut schtoätzen, plappern, plaudern  (Fussfläche,   Fusssohle)  to  stän  kamen;  — 

etc.;  —  iVd.  pläteru ;  mnd.  pleteren.  —  Zu  45  b)  das  Niederdeutsche;  —  he  kan  't  platte 

pläter,  wie  flätern  zu  fläter.  net  ferstän. 

plat-tisk,  Plattfisch.  platter,  s.  plat. 

plat-föt,  Pluttfuss;  —  pil-äntje-platföt.  —  plege,  plage,    Pflege,   Sorge,    Obhut  etc.. 

Davon :    platföts    (pluttfüssig ,    mit  platten  bz.   für    das   Wohlsein    u.  Gedeihen    Sorge 

breiten  Füssen  etc.);  —  he  tredt  platföts  to  ;  50  tragende  Behandlung,  sorgsame  Auf  Wartung 

—  he  löpt  d'r  platföts  afer  hen.  u.  Bedienung   od.  überhaupt:    Behandlung, 
plat-fötje    (Dimin.    von    platföt),     Platt-  Aufwartung,  Bedienung  etc.;    —    he  is  sin 

füsschen,  plattes  Füsschen.  plege   aubefalen   un   aferlateu ;    —    he   hed 

plat-fötjen,  mit  od.  auf  platten  Füssen  od.         hum  in  plege  namen  ;    —    dat  kind  hed  sin 

pluttfüssig  gehen;  ohne  Schlittschuh  auf  dem  55  hege  uu  plege  net  göd  had;    —    de  kranke 

Fise  gehen  od.  gleiten.  is  hör  plege   allen   aferlaten   un   hör   plege 

plat-fötjer,  Einer  der  mit  platten  Füssen        hed  he  't  allen   to   ferdankeo,   dat    he   wer 

od.  plattfüssig  auf  dem  Eise  geht  u.  gleitet ;        beter  worden  is.  —  Nd.,  mnd.  plege ;  mnld. 

—  Bedensart:  platfötjers  nt  de  sid;  schofel-        pleghe  (Pflege,  Besorgung ;   Gebrauch,    Ge- 
löpers  förbi.  GO  wohnheit,  Sitte;  Dienst  od.  Leistung,  Geld- 


PLEGEN 


728 


PLEGEN 


leislun^ ,  Abgabe  ,  Facht ,  Zins)  ;  africs. 
plega,  pliga  (Gebrauch,  Gewohnheit,  Sitte 
etc.);  mhii.  phlege,  pflege  (Obhut,  Aufsicht, 
Leitung,  Fürsorge,  Fßege;  Gewalt,  Amt, 
Besit^i ;  Gewohnheit ,  Ihun  u.  'Treiben,  Be-  5 
schäftigung). 

plegeii,  plagen  (plcge,  plegge,  i)l;igo; 
pli'gsU  pleggst,  i^lagst;  plegt,  pleggt,  pliigt; 
[wi,  ji,  se]  plegen  od.  pleggen,  i)Ii"igeii;  — 
plegde,  plcggde,  plagde;  plegdst,  pleggdst,  10 
plägdst,  plegden  etc.  od  plag,  plagst,  plag, 
plaggen ;  —  hed  od.  is  plegd  od.  plitgd,  bz. 
plagen)  pflegen;  a.  behandeln,  aufwarten, 
bedienen,  besorgen, sorgen  für  etc. ;  —  kranken 
od.  kinder  plegen  ;  —  alles  göd  hegen,  plegen,  15 
behandeln  un  ferwaren,  bz.  wärncmen  nn  be- 
sorgen ;  —  he  pliigd  od.  deid  't  plagen  bi 
de  niür-  uu  tinnner-liiJen  (er  tvartet  auf  od. 
thut  das  Aufwarten  u.  Bedienen  bei  den 
j\faurer-  u.  ZimmerJeuten,  indem  er  ihnen  20 
alles  Benöthigte  zurecht  macht  u.  bringt  od. 
besorgt  u.  ihnen  in  jeder  Weise  hü If reich 
zur  Hand  geht,  cf.  plegsman)  ;  —  he  pliigt 
sük  göd  (er  bedient  sich  gut  von  Speise  u. 
Trank,  bz.  er  besorgt  sich  gut  od.  sorgt  gut  25 
für  sich  etc.) ;  —  he  plegd  siik  d'r  'n  goden 
dag  tan  (er  besorgt  sich  einen  guten  Tag 
davon);  —  b.  treiben,  betreiben,  sich  Eines 
befleissigen,  aus  Pflichtgefühl  od.  Gewohn- 
heit thun,  gewöhnt  sein  zu  thun,  die  Ge-  30 
wohnheit  haben;  —  he  hed  de  Sünde  al  lank 
plagen  (od.  plägd)  ;  —  he  plegd  des  goden 
gewonelk  to  fol  to  dön ;  —  ho  plag  (od. 
pleggde)  fröger  des  söndags  altid  dremäl  na 
de  karke  to  gän.  —  Compos. :  ferplegen  35 
(verpflegen) ;  —  beplegcn  (be-  u.  verpflegen, 
besorgen,  bedienen,  aufwarten,  mit  allem 
Nöthigen  versehen  etc) ;  —  toplcgen  (zu- 
od.  hinbesorgen  ,  zudienen ,  zutragen ,  zu- 
bringen etc.);  —  de  plegslüde  matten  de  mur-  40 
lüde  stenen  ua  kalk  toplegen.  —  Nd.,  mnd., 
nid.,  mnld.  plegen  od.  pleghen  (solerc, 
excrcere,  agere,  operani  dare;  curare, 
procnrare ;  tractare  ;  uti,  frni,  fungi) ;  afries. 
l)legia,  pligia  (gewohnt  sein  zu  thun;  sich  45 
eines  befleissigen,  beflissen  sein);  wfries. 
plijgjen  ;  satl.  plegia  od.  (ef.  Eh  r  entra  u  t, 
I,  184)  plägje;  wang.  pleg ;  helg.  i)lag  (das- 
selbe wie  bei  uns) ;  ahd.  ]ihlekan,  flekan, 
phlegan,  flögen,  plegan ;  7nhd.  phlegen,  flögen,  50 
})fli'gen  ;  md.  plegen  (pflegen,  in  Obhut  nehmen, 
sorgen  für,  als  Pflicht  besorgen,  dienen; 
mit  Etwas  timgehen,  treiben,  thun,  sich  be- 
dienen, brauchen,  besitzen,  haben) ;  norw. 
l)lega;  schwed.  pUiga;  dän.  pleje  u.  daneben  55 
auch  an.,  isl,  norw.  plaga  (solere,  moris 
habere  ;  tractare  etc.).  —  Es  setzt  wie  wegen, 
bz.  bewegen  ein  agerm.  Verb,  pligan,  plag, 
jilug,  i)lugan  voraus,  tvie  dies  auch  durch 
(las  dazu  gehörige  j)ligt  od.  plicht  (Pflicht)  60 


sowohl,  als  auch  durch  das  vom  Präter. 
plag  abstammende  an.,  isl.  plag  (emolu- 
mentuni ;  mos,  Sitte,  Gewohnheit  etc.)  u. 
plaga  (s.  oben)  ivie  afries.  pligia  neben 
plegia  (Melis  Stoke  hat  auch  ein  Con- 
tractum  plieu  neben  pleegen  od.  plegen)  be- 
zeugt wird.  Ob  nun  aber  die  von  Gruff 
(III,  356  seq.)  angegebene  Bcdtg. :  curare, 
niinistrare,  regere  des  ahd.  phlekan  etc.  die 
urspr.  des  alten  ])ligan  ist  u.  auch  das  ags. 
plega  (Indus),  plegjan,pleggan,pleogjan,  aengl. 
ploien,  engl,  play  (ludere)  u.  ags.  plaegau 
(ludere,  saltare)  zu  dem  alten  pligan  (vergl. 
darüber  IL  Leo,  pag.  93,  —  Graff,  III, 
356  seq.,  sowie  auch  Weigand  unter 
Pflege  u.  pflegen)  gehört,  lasse  ich  da- 
hin gestellt  sein  u.  sei  hier  nur  noch  bezüg- 
lich des  as.  plegan  (cf.  Heli a n d  von 
Mor.  Heyne,  283)  bemerkt,  dass  dieses 
Wort  nach  seiner  wahrscheinl.  Bcdtg.:  für 
die  Eolgen  von  Etwas  einstehen,  die  Schuld 
von  Etwas  auf  sich  nehmen,  bz.  Bürge  sein 
od.  Bürgschaft  übernehmen  für  Etwas,  sich 
verbürgen  für  etc.  loohl  ziveifellos  mit  aengl. 
(S trat m ann ,  43!))  plegge  ;  afranz.  plege 
(vas,  Bürge) ;  engl.  i)ledge  (Bürge,  Geisscl ; 
Bürgschaft,  Sicherheit,  Pfand  etc.),  plcdge 
(sich  verbürgen  für  etc.)  u.  so  tveiter  auch 
mit  ital.  picggio,  jjrov.  plieu,  franz.  pleige 
(Bürgschaft),  afranz.,  prov.  (D  iez,  II,  387) 
plevir,  n franz.  (I\Io  z i n-  Pesc h  i e r)  pleigir 
(versichern,  verbürgen)  connex  ist,  bz.  dass 
das  von  Wächter  (cf.  Diez  an  der  an- 
gezogenen Stelle)  von  ahd.  pflegan  abgeleitete 
afranz.  plevir  etc.,  liebst  afranz.  plege, 
aengl.  plegge  (Bürge)  nicht  von  ahd.  pflegan, 
sondern  wahrscheinl.  geradezu  von  as.  plegan 
entstand,  über  dessen  ursp)r.  Identität  mit 
ahd.  i)flögan  u.  afries.  plegia  etc.  od.  mit 
einem  nach  M.  II e  >/  n  e  u.  B  o  ute r wek 
auch  neben  plcgian  bestandenen  ags.  plegan 
man  indessen  auch  nichts  Gewisses  sagen 
kann,  so  lange  die  eigentl.  u.  ursjyr.  Bedtg. 
u.  Herkunft  des  oben  (u.  auch  von  Wei- 
gand) angenommenen  agerm.  pligan,  i)lag 
etc.  nicht  zweifellos  festgestellt  ist.  Ver- 
gleicht man  übrigens  unser  2  flejc  (Pflege, 
Aufwartung,  Besorgung,  richtige  ti.  sorg- 
fältige Behandlung  etc.),  bz.  dass  dieses 
Wort  sich  begrifflich  so  nahe  mit  Pflege 
berührt  u.  dass  es  zweifellos  zu  flejen  (zu- 
sammenlcgen,  schichten,  ordnen) ;  mnld.  vlien 
(ornare,  comere,  coniponcre,  aptare  in  or- 
dinem) ;  as.  flihan,  fligau  (adjungere,  accom- 
modare,  api)licarc);  md.  flilien  (in  Ordnung 
bringe)},  ordentlich  stellen ;  schmücken, putzen, 
bz.  ordentlich  u.  nett  machen)  gehört,  sowie 
iveiter,  dass  dieses  as.  flihen,  fligen  laut- 
verschoben dasselbe  Wort  wie  lat.  plicare 
(falten,    zusammenlegen,    in  einander  legen 


PLEGEN 


729 


PLEGER 


etc.,  cf.  auch  ploicii)  ist,  so  kann  ich  mich 
der  Ansicht  nicht  vcrwcJiren,  dass  auch  das 
für  pligau  stehende  ahd.  phli'kan,  pHögaii 
etc.,  bz.  unser  nd.  plcgi'u  ebensowohl  loie 
das  unter  2  plicht  angezogene  afranz.  plecier 
u.  ital.  piegare,  simn.  plegar,  frans,  plier 
u.  aengl.  plien  aus  lat.  plicare  entstand  u. 
ebenso  wie  flejen,  bz.  as.  flihan,  fligaii  aus 
der  Bedtg. :  falten,  zusammenlegen  in  die 
von :  zurechtlegen,  ordnen  etc.  überging  u. 
aus  :  ordnen,  in  Ordnung  bringen,  Ordnung 
schaffen  od.  machen  (in  Etwas)  etc.  weiter  in 
die  von:  Anordnungen  treffen,  Befehl  u. 
Aufsicht  übernehmen  (über  Etwas),  beauf- 
sichtigen etc.  überging ,  wobei  sich  dann 
hieraus  von  selbst  die  von  Gr  äff  für  alod. 
phlökau  od.  pflügan  angegebene  Bedtg.: 
curare,  miuistrare,  regere  etc.,  bz.  die  von: 
in  Aufsicht,  Obhut  u.  Pflege  nehmen,  sor- 
gen od.  Sorge  tragen  für  etc.  ergab.  Da 
nun  aber  das  as.  plegaii  u.  das  für  ags. 
plege  u.  plegian  früher  als  bestanden  anzu- 
nehmende plegan  ztoeifelsohne  ebensowohl 
Lehnwörter  wie  ahd.  phlekan  (pflegen,  cu- 
rare etc.)  sind,  so  werden  diese  auch  ent- 
toeder  mit  ahd.  phlekan,  phlegan  eins  u. 
connex  sein  müssen  od.  gleichfalls  aus  lat. 
l)licare  hervorgegangen  sein.  Weil  nun 
aber  derjenige  der  die  cura  od.  procura 
hat  od.  derjenige,  dem  die  Sorge  od. 
Fürsorge  für  Etwas  aufliegt  od.  der  für 
Ettvas  od.  Jemanden  zu  sorgen  hat,  auch 
für  Alles  was  seiner  cura  od.  Fürsorge  u. 
Pflege  unterliegt  pflichtgemäss  einstehen  muss 
u.  persönlich  für  sein  eigenes  Tliun  od. 
Verhalten  (bz.  seiner  Verwaltung  od.  Pfleg- 
schaft) sowohl,  als  auch  für  das  seiner 
Pflegbefohlenen  od.  Curanden  bürgt  u.  haftet 
od.  einstehen  muss,  verbindlich  ist  etc.,  so 
ist  es  sehr  gut  denkbar,  dass  das  as.  plegan 
von  Hause  aus  ganz  dasselbe  Wort  ivie 
ahd.  phlegan  ist,  zumal  dieses  Wort  neben 
sorgen  od.  Sorge  tragen  (für)  auch 
die  Bedtg. :  Etwas  als  Pflicht  auf  sich  nehmen 
u.  betrachten ,  als  Pflicht  (od.  Dienst  u. 
Schuldigkeit  etc.)  besorgen  etc.  hat  u.  auch 
hieraus  wieder  leicht  in  die  von :  verbindlich 
sein  u.  einstehen  (für  Etwas  etc.)  übergehen 
konnte,  weil  ja  derjenige,  der  eine  Pflicht 
od.  einen  Dienst  hat  od.  dem  eine  Pflicht 
od.  ein  Dienst  aufliegt,  auch  für  die  Er- 
füllung seiner  Pflicht  od.  seines  Dienstes 
verbindlich  u.  haftbar  ist. 

Weiter  nun  aber  noch  das  ags.  plega 
(ludus)  u.  plegian  (ludere)  betr.,  so  scheint 
es  mir,  dass  das  dafür  als  bestanden  voraus- 
zusetzende plegan  urspr.  die  Bedtg. :  r  i  n- 
gen  hatte  u.  dass  diese  aus  der  Bedtg : 
wickeln  od.  schlingen  (um  Etwas 
herum),  bz.  sich  wickeln  tt.  winde n  (wie 


eine  Schlange  etc.)  von  plicare  entstand, 
ebenso  tvie  auch  das  afranz.  jdecier  (eiitre- 
laccr,  verschlingen,  verflechten;  in  einander 
schlingen  od.  flechten,  s.  unter  2  i)Iicht) 
5  neben  franz.  plica  od.  ijlique,  engl,  plica 
(Weichselzopf)  ebensowohl  aus  i)licare  ent- 
standen, loie  ital.  piegare  (falten,  biegen, 
toinden,  krümmen  etc.),  picga  (Falte,  Krümme, 
Bug  etc.),  piego  (Umschlag,  Hülle,    bz.  das 

10  was  man  um  Ettoas  loickelt  od.  ivorin  man 
Etwas  einwickelt  etc.)  etc.,  ivobei  wegen 
l)licare  noch  bemerkt  sei,  dass  dieses  mit 
griech.  plekö,  plekeiu  (flechten,  drehen, 
winden),  sowie  iveiter  dem  lat.  plecterc,  bz. 

15  unserm  flechte  tc.  flechten  von  einer  u.  der- 
selben y  abstammt.  Auf  die  Bedtg.:  rin- 
gest (winden,  drehen,  in  einer  Kreisbiegung 
bewegen  etc.;  sich  anstrengen,  kämpfen, 
streiten   etc.,    cf. :    er  ringt  die  Hände,    sie 

20  ringen  mit  einander,  er  ringt  mit  dem  Tode 
etc.)  für  das  für  ags.  plega  u.  plegian  an- 
zunehmende ags.  plegan  schliesse  ich  daraus, 
dass  das  ags.  plega  neben  ludus  auch  mit 
coutentio   ti.   pugna    (cf.    Bouterwek    u. 

25  Andere)  glossirt  ivird  u.  dass  plega  demnach 
ivohl  zuerst  einen  Zustand  des  Bingens 
od.  wo  zwei  mit  einander  ringen  u. 
kämpfen  (sei  es  zum  Vergnügen  od.  im 
Scherz  als  Spiel  zur   Unterhaltung,    od.  im 

30  Ernst  als  Feinde)  bezeichnete ,  wobei  es 
dann  hieraus  von  selbst  einerseits  in  die 
Bedtg. :  Spiel  zum  Vergnügen  u.  zur  Unter- 
haltung (u.  so  in  die  cülgemeine  von  Spiel 
od.  ludus),  bz.  in  die  von :  Wett-  od.  Kampf- 

35  spiel  (zum  Messen  der  Kräfte)  u.  anderer- 
seits auch  in  die  von :  Anstrengung  u.  Kampf 
od.  Streit  (contentio,  pugna),  im  Ernst  über- 
gehen konnte.  Wegen  der  Bedtg. :  ringe  n 
von  plegan  od.  Bing- Zustand,   Bing- 

40  spiel,  Ringkampf  etc.  von  ags.  plega 
vergegemvärtige  man  sich  nur  das  Bingen, 
Drehen,  Wenden  u.  Winden  etc.,  bz.  das 
gegenseitige  sich  Umicickeln,  Umwinden  u. 
Umschlingen    der   Bingkämpfcr   od.   zweier 

45  mit  einander  ringender  Männer,  bz.  die  be- 
rühmte Laokoon^sche  Gruppe,  od.  einen 
Ringkampf  eines  Löwen  od.  Tigers  mit  einer 
Boa  Constrictor  u.  dann  weiter  die  formelle 
Verwandtschaft   mit  lat.  plicare    u.  afranz. 

50  plecier  (entreläcer),  sowie  mit  griech.  plekein 
(flechten,  drehen,  winden  etc.),  wobei  man 
beim  Vergleich  von  r i ngen  =  ahd.  hringan 
(von  hring,  Bing,  Biegung,  Krümmung,  ge- 
krümmtes od.  gebogenes  rundes  Eticas)    od. 

55  =:  unserm  wringen  (drehen  etc.)  wohl  nicht 
daran  zweifeln  kann,  dass  auch  ein  ags. 
plegan  mit  der  Bedtg. :  r  i ng  en  (u.  so  auch : 
kämpfen  etc.)  aus  plicare  od.  griech.  plekeiu 
entstehen  konnte. 

60      pleger,  pläger,  Pfleger. 


PLEGS-MAN  730                            PLEMPEN 

ple^s-man,    pl3ss-nian    (Plur.  ]tk'j;s-laJc,  (ud   flake,    flarrc)    is    oJ.    'u    is-pleit    (eine 

jilegs-lue),    eilt  Mann,  der  den  Xfauicrn  it.  J'Uitte    od.    Schulle  J'Jis,    eine  Eisphdtc    od. 

Zinnnerleuten    in    (dien    Stücken    aufwartet  Eisscholle).  —  cf.  dazu  auch  nd.  (B  r.  Wb., 

u.  sie  in    u.  mit  allem  Benöthigten  bedient.  3.30)  plite  (Plattfi.sch,  Scholle);  mnd.  {Seh. 

—  Zu  jdegeii.  5  u.L.)  plotz  u.  nhd.  (W  e  igand)  Flaute, 
|ileffstei-,  pUl^ster,  Pßer/ster,  Pjlegerin.  Plötze  (kurzer  breiter  Degen),  sowie  anld. 
plegtig,    gemessen,    würdevoll,   feierlich,  (KU.)    plotte    (geuus    gliulii    latuiii    valtle, 

festlich;    —    lu-    lüi)t    d'r   so    plegtig    heii,  brt-ve  et  teiiiK'),   sowie:    mnd.  plite,    jileite; 

(lat    lie    geu    niliie    fcrtrekt,    wen    hum    wcl  «/(/.  jileit ;  »«hW.  pleyte  (iiavis  larga  et  plaua, 

protil ;  —    he  geid  up  't  plegtigste  unged;in  10  bz.  ein  plattes  od.  flaches  Schiff,  ein  Schiff' 

IUI  gekleilt  na  de  karke;  —  uj)  de  i>legtigstc  mit  plattem  Boden). 

v/ke.—  Xld.  ])legtig  od.  ])lechtig  (feierlich,  2.  pleile  in  der  Redensart:    he    is  pleite 

festlich,  stattlich,   ansehnlich    etc.);     mnld.  p.dn  (i\.  er  ist  mit  Hinterlassung  von  Schulden 

plechtigh ,     jtlichtig     (devinctus,     obuoxius,  flüchtig  geworden  od.  durchgegangen ;  —  b. 

obligatus,  qui  debet;  debitus).   —    Zu  pligt,  15  er  ist  kaput  gegangen  od.  er  hat  Bankerott 

bz.    jtlicht    u.    urspr.     soviel    ah:    so    wie  gemacht); —  dat  is  jileite  gän  (das  ist  flöten 

Sitte    u.    Pflicht   es    erfordert,    bz.    so    wie  od.  verloren  gegangen);  —    he  is  jdeite  (er 

es   dieser   od.    der   betr.   Sache   u.  Gelegen-  ist  bankerott);  —    he    hed    pleite   niiikt   (er 

heit  nach  erforderlich   od.    derselben   ange-  hat  Bankerott  gemacht).  —   Es  ist  das  jüd.- 

messen  ist.  20  deutsche  pleite   aus  jüd.  pletä  (Flucht)  von 

pleie,  Plur.  pleieu,  Hölzer  um  Webstuhl,  hehr,  palat  (er  ist  entwischt), 
an    welchen    der  Kamm    aufgehängt   ist    u.  pleiten,   einen  Bechtshandel  führen,  pro- 
schwebend erhalten  ivird.  cessiren  etc.;  —  he  mag  iiiks  lefer  as  pleiten; 

plein,  offener,  freier,  ebener  Platz.  —  Nid.  —  he  hed  all'  sin  geld  terpleitd  ;  —  he  pleitd 

jtlein.  —  Aus  franz.  plaine  von  /aY.  planus.  23  altid    mit    elk    uu    en.    —    Altes  Sprichw.: 

pleister,  Pflaster;  speciell  der   Wandputz  plcit'  uet  um  'n  kn,  gif  lefer  eu  tö,  od.  wie 

od.  der  Kalk-,    Lehm-,    Gips-Verputz  einer  es  jetzt  (weil  es  sich  Jetzt  bei  einem  Process 

^[auer.  —  Nid.  pleister    (Pflaster;    Mörtel,  so  sehr  um  die  Form  handelt    u.    auch  die 

Kalk,    Gips    zum    Verputz   der   Wand).    —  Gerichts-  u.  Advocaten-Gebühren  viel  höher 

Aus  afranz.  plaistre  (geplätteter  Fussbodcn ,  30  als  früher  sind)  heisst :  plcit'  uet  um  'u  kö, 

Estrich);    nfranz.    iilätre    (Gips),    was   mit  gif  lefer  twe  tö.  —  Nd.,  <tW  i)leiteu ;  mnd. 

ital.  piastra  (Metall-Platte;  desgl.  eine  ital,  pleiten,     i)leteu,     ploiten ;     afries.    jilaitia; 

span.    u.    türk.    Silber-Münze)    ebenso    wie  wfr ies.  pldchiien.  —  Wohl  zunächst  von  nid. 

pläster  ««semplastrum,  6«r.  ^r/ec7t.  emplastrou  pleit;  mnld.  pleyte;  mnd.  pleit,  ploit ;  afries. 

entstand.  35  plait,  placht    (Bechtshandel,    Process),    was 

pleistern,  a)  schmieren,  kleben,  verputzen,  mit  franz.  plait,  plaid ;  afranz.  plaid ;  prov. 

mit  neuem  Putz    od.  einem  neuen  Anstrich  plait,  ])lag;  ;jor<.  pleito,  preito  ;  *;^<(r/i.  pleito; 

versehen,  Löcher  ausbessern,  bessern,  flicken  ital.  (Diez,    1,    317)    i)iato    (Rechtshandel, 

etc.;  — •  he  pleisterd  de  gaten  wat  digt ;  —  Vertrag)  aus  lat.  placitum  entstand,  welches 

de  gefel    nnit    iieis   i)leister(l    (od.    wer    wat  40  im  J\littclalter  die  Bedtg. :   Versammlung  zur 

uppleisterd)  worden ;  —  he  i)leisterd  sin  hüs  Verhandlung    wichtiger   Staatssachen    hatte 

wat    u]i ;    —     de    büksen    (Hose)    etc.    mut  u.  wovon    Verb. :    ital.   piatare,    piateggiare ; 

pleisterd  worden;  —  b)  kleben  an,  festkleben  .s^^au.  ))leitear;  j>or<.  j)reitpjar;  jjrof.  plaideiar; 

wo,    sitzen  bleiben    wo,    sich  festsetzen    wo  «/rrtH^.  i)laidier,  plaidoier; /rtt»^.  pleider  etc. 

jzum  Ausruhen  od.  zur  Erholung,  in  od.  bei  45  weitergebildet  ist. 

einem  Wirthshause  anhalten  etc. ;  —  hir  plek,  Fleck,  Fläche,  Landstrich  etc. ;  — 
willen  wi  man  efeu  ])leistern,  um  wat  to  dat  ligd  all'  in  en  plek  (od.  uj»  en  plek)  to- 
sten un  to  driiiken  un  uns  'n  bitje  üt  to  sameu;  —  'n  heleu  plek  bind;  —  'n  plek  is 
rüsten; —  lie  pleisterd  aferal  so  lank  (bleibt  etc.  —  Nid.  plek.  —  Nebenform  von  plak 
überall  so  lange  sitzen),  dat  he  hast  hei  net  50  in  der  Bedtg.  sub  b. 

wer    aferkumd;    —    wi  hebben    tan    hir    na  plenipen,  ins  Wasser  schlagen,  stosscn  od. 

Emden  hen  man  enmäl  pleisterd.  —  Davon:  iverfen,   dass    es    ein   schallendes  Geräusch 

gepk'ister   (a.  Geschmiere,  Geklebe,  Geflickc  macht,     Wasser    mit    Geräusch    aus    Etwas 

etc. ;  —  b.  langes  Sitzenbleiben  wo,    öfteres  herausgiessen  u.  umher  werfen  od.  schlemlern. 

Anhalten  wo  etc.);    —    ))leisterpliits    (Pbitz  55       Wohl  mit    plem})ern,    ]»liniperM,    plumpen 

wo  man  sitzen  bleibt  od.  anhält  um  sich  zu  (cf.  auch  i)umpe,    ])umi)en),    plumpsen    etc., 

erquicken  u.  auszuruhen).  —  Nid.  pleistereii.  bz.  an.,  isl.  planipa  (rigide  et  rustice  incedi) 

—  Zu  )>lci8ter.  von  einem  obs.  Verb,  plinipau,  plamp,  plump, 
1.  pleite  od.  pleit,    ein  flaches  n.  breites  iilumj)an,    was  ich  als  Schall  nachahmendes 

Sliick,  bz.  eine  Platte  od.  Scholle;  —  'u  jileite  Gü   Wort  (cf.  klajtpcu,  klirnjicru  etc.)  mt'iplaiipen, 


PLEMPERN 


731 


PLETTERN 


plappern  u.  flappeu  (klatschen,  schwatzen, 
plaudern  etc.)  etc.  von  demselben  curop. 
Thema  parp,  palj)  (i>lap,  nasal,  plarnj))  ab- 
leite, was  Fick  (II,  15S  u.  003)  für  lat. 
pulpare  (vom  Geschrei  des  Geiers),  lit. 
parpju,  parpti  (schnarren),  parplys  (Maul- 
wurfsgrille), plopiu ,  ])lo])ti  (plärren  etc.) 
aufstellt  u.  als  zweifellos  blos  ein  unarticu- 
lirtes  Geräusch  lautlich  nachmalender  Schall- 
stamm auch  für  sonstige  Schallwörter  (ausser 
für  unsere  Stämme:  Aap,  flip,  flup  u.  den 
obigen  Wörtern  auch  vielleicht  für  unser 
blaffen  u.  bluffen  u.  wenn  für  plump  od. 
plumps  u.  plumpen,  plumpsen,  dann  auch 
für  pluf  tc.  pluffen  =  nid.  plof  u.  ploffen) 
als  Thema  gelten  kann. 

Zu  plempen,  hz.  dem  obigen  urspr.  plimpan, 
plamp,  plump,  plumpan  gehört  ausser  plumpen 
etc.  u.  unserm  plempern  u.  plimpern  auch 
wohl  das  nd.  (Br.  Wb.,  III,  328)  plampe 
od.  (Schambach)  plempe  (kurzer  breiter 
Degen,  bz.  Degen  mit  breiter  flacher  Klinge), 
da  dieses  Wort  auch  wohl  auf  die  Bedty.  : 
mit  Geräusch  schlagen  od.  klappen,  klappsen, 
klatschen  etc.  (cf.  flappen)  zurückgeht. 

|)leiupern  (Iterat.  von  plempen),  mit  Ge- 
räusch (u.  ohne  Bücksicht  darauf,  ob  es 
kaput  geht  od.  sonstigen  Schaden  leidet) 
werfen,  schmeissen  od.  schleudern  etc. ;  — 
he  plempert  d'r  mit  herum  as  of  't  niks 
werd  is-,  —  herumplempern  (herumschleudern, 
herumschlendern) ;  —  ferplempern  (verschleu- 
dern, wegwerfen,  verschwenden  etc.);  —  he 
ferplemperd  sin  geld  un  göd ;  —  he  hed  sük 
ferplemperd  (er  hat  sich  verschleudert  od. 
weggeworfen,  weggeschmissen  etc.,  z.  B.  sich 
unter  seinem  Stande  od.  an  eine  niedrige, 
gemeine  u.  schlechte  Person  verheirathet). 
—  Nd.  (Schütz  e,  Dähnert,  Da n  n  e i l 
etc.)  plempern,  verplempern  od.  plämpern. 

plenter,  Kloben,  Holzkloben,  derber  Holz- 
scheit od.  Knittel  etc.;  —  he  kumd  dar  mit 
'n  pleuter  holt  auslepeu,  de  he  küm  drageu 
kan ;  —  he  smet  hum  'u  plenter  an  de  kop, 
bz.  tüsken  de  beuen.  —  Wolil  mit  palter 
urspr.  eins.  Vergl.  indessen  auch  splinter 
von  sputen,  wie  palte  u.  palter  auch  zu 
spalte  u.  Spalter  stimmen. 

plentjen,  plantjeD,  plantschen,  mit  schal- 
lendem Geräusch  ins  Wasser  schlagen  od. 
klatschen,  darin  mit  den  Händen  herum- 
arbeiten, dass  es  klatscht,  Wasser  od.  son- 
stige Flüssigkeiten  mit  p)latzendem  Geräusch 
aus-  od.  vergiessen  u.  umher  iverfen,  dass 
Flecke  od.  Lachen  entstehen,  überfliessen  u. 
mit  klatschendem  Tone  niederschlagen,  bz. 
klatschend  icorüber  hinschlagen;  —  he 
plentjed  in  't  water  herum ;  —  he  plentjed 
dat  water  afer  de  däle ;  —  wicht !  dräg'  de 
Bopp'  dog  försichtig,   du   plentjest  sc  je  all' 


weg;  —  du  must  net  so  plentjen,  du  makst 
mi  't  je  all'  nat  uu  fül ;  —  dat  water  plentjed 
d'r  aier  etc.  —  3Iit  nhd.  }>  lat  sehe  n  (cf. 
plassen  etc.)  eines  Ursprungs.  —  cf.  auch 
5  pluntjen  u.  nd.  (Br.  Wb.)  plentern  (ver- 
schleudern), was  beim  Vergleich  unsers 
plempern  von  i)Iempeu  u.  unsers  plumpen 
ztc  pluntjen  aucJi  mit  unserm  i)lentjen  connex 
ist.     Da  aber  die  Stämme  flat    u.    plat    (cf. 

10  plat,  sowie  fliiter  u.  pläter)  urspr.  eins  sind, 
so  erklärt  sich  auch  die  begriffliche  Ver- 
ivandtschaft  von  Hcnteru,  flcntsken  mit  nd. 
(Br.   Wb.)  flentern  u.  nd.  i)lenteru. 

jdeser,  pelser,  Flaisir,  S2)ass,  Vergnügen, 

15  Lust  etc.;  —  üt  (od.  für)  pleser  un  mallig- 
heid ;  —  he  lett  hum  für  pleser  (zum  Spass, 
bz.    ohne  Zweck,    umsonst)    dar  hen  löpen ; 

—  dat    is    wärhaftig    gen    pleser    sük    nat 
regen  to  laten ;  —  wi  hebben  dar  fol  pleser 

20  had.  —  Davon:  \Aesiir\1k  (2)laisirlich,  spass- 
haft ,  vergnüglich  etc.) ;  —  pleserlikheid 
(Flaisirlichkeit  etc.) ;  —  plesermaker  (Flaisir- 
macher,  Spassmacher,  Vergnügenmacher  etc.). 

—  Das  franz.   plaisir   it.    dies   mit  franz. 
25  plaisant  vo)i  plaire  aus  lat.  })lacere. 

pletske  (Flur,  plctskes),  ein  kleiner  flacher 
dünner  Kuchen  von  Zucker  u.  Mehl,  früher 
hier  als  Gonfect  gebraucht.  —  Compos. : 
sukker-   od.  zukker-pletske.    —    cf.    plaske, 

30  bz.  md.  platz  od.  platze,  wovon  auch  dies 
ein  Dimin.  ist. 

plettern,  schmettern,  mit  Gewalt  (ivoran) 
schlagen  od.  werfen,  dass  es  zerbricht  und 
zerschellt  etc. ;  —  he  pletterd  dat  an  de  wand ; 

35  —  to-  od.  terplettern  (zerschmettern ,  in 
tausend  Stücke  werfen  od.  zerschlagen,  bz. 
zerspringen  machen);  —  terplettern  (zer- 
schmettern ,  zerschlagen ,  zermalmen  etc. ; 
zerbersten  u.  zerspringen  machen) ;  —  't  is 

40  all'  ter-  od.  fer-pletterd  un  in  düsend  stükkeu 
hauen  od.  üt  'n  ander  fallen.  —  Nid. 
pletteren  (zerschmettern,  zertreten,  zerquet- 
schen) ,  veri)letteren  (zerschmettern ,  zer- 
stampfen, zertreten,  verquetschen,vernichten) ; 

45  mnld.  pletteren  (obterere,  exculcare).  — 
Iterat.  bz.  Frequentat.  von  mnld.  pletten 
(conculcare,  contundere,  obterere,  conterere 
etc.)  =  wfries.  (Jap ix)  plettjen.  —  Com- 
pos.: for-plettjen  =  mnld.   verpletten,    ver- 

50  pletteren  (conculcare,  obterere,  opprimere, 
calcando  sive  premeudo  biedere),  ivelches 
pletten  mit  mnld.  pletten  (plätten  od.  platt 
machen,  platt  drücken,  platt  pressen,  platt 
quetschen,  zerquetschen,  zerkleinern  etc.,  bz. 

55  verbrijzelen  etc.,  cf.  auch  mnd.  vorpletten 
bei  Seh.  u.  L.  in  der  Belegstelle:  se  worden 
mit  groter  swarheid  der  pine  vordrucket 
unde  verplettet  etc.)  von  plat  (cf.  goth. 
plats ;    ahd.  plez,    Lappen,  Flicken,  Fetzen 

60  u.  lit.  plotis,   Stück   etc.)   weitergebildet    u. 


PLICHT 


732 


PLIK 


auch  dasselbe  ^\^o)^t  wie  aengl.  (Strat- 
mann)  phitten,  plettcu ;  a(]s.  itlattau  u. 
(S  c  h  a  m  b  a  c  h)  pletteu  (t'erire ,  rumi)ere) 
ist,  jcie  auch  «</.  (cf.  Schambach  nuter 
lilunnou)  plette  (zcrrissoies  Etwas,  Fetze 
etc.)  u.  die  Intcrject.  i)latz  als  Bezeich- 
nung eines  schallenden  JMutes  od.  Ge- 
räusches (:^  klak,  klat,  klap  etc.)  u.  das 
Verb,  platz en  (cf.  pl at z en  bei  W e  i- 
()  a  n  d  u.  Weiteres  unter  plasscn,  plat  etc.) 
mit  ags.  platte  (alapa  od.  Klappe,  Klatsche) 
auf  dieselbe  y  prath  (s.  unter  plassoii  etc.) 
zurückgeht,  wie  unser  plat  u.  griech. 
jilatris  etc. 

1.  pliclit  od.  l»ligt,  Pflicht,  Obliegenheit, 
Schuldigkeit  etc.,  bz.  dasjenige  was  (als 
seiner  Fürsorge  [cura  etc.]  anvertraut  u. 
unterstellend)  Einem  zu  thun  u.  zu  leisten 
obliegt  od.  was  von  ihm  gefordert  werden 
kann,  daher  auch:  Anspruch  auf  Ver- 
richtung von  Etwas  od.  auf  Hülfe  u.  Unter- 
stützung, Dienst  etc.;  —  he  licd  sin  plicht 
iiet  dän;  —  't  was  uiks  mür  as  siu  pligt 
um  dat  to  dön;  —  lic  ninid  hum  üog  al 
föl  in  iiliclit,  dat  he  hum  liclpoii  mut;  — 
he  iiimd  mm  geld,  bz.  min  ])erdc  od.  min 
wagen  etc.  al  um  't  hetje  in  plicht;  —  he 
hed  mm  aibeiders  (bz.  min  wagen  etc.)  mür 
in  jilicht  as  ik  sülfen  ;  —  he  is  in  ed  uii  plicht 
namcii  etc.  —  Sprichw.:  ]dicht  geid  bäten 
willen  of  liist  hebbcn.  —  Xd.,  nind.,  nid., 
mnld.,  o/rä'S.  plicht;  «Ä(?.  phliht,  tliht;  mhd. 
phliht,  ])Hiht  (cura  etc.).  —  Mit  plege  zu 
jilegen,  bz.  plegau,  pligan,  ^vie  auch  nid.  plegt 
(Hypothek,  eingetragene  Forderung  etc.) 

2.  plicht  od.  pligt  (auf  kleinen  Schiffen 
u.  namentlich  solchen,  deren  Baum  off'en 
ist  u.  die  kein  eigentliches  Deck  od.  Ver- 
deck haben),  ein  abgezimmerter  mit  einem 
Deck  od.  Verdeck  versehener  kleiner  Baum 
im  Hinter-  n.  Vorderthcil  von  Fluss-  u. 
Waltschiff'en  od.  Tjulken,  tcelcher  im  Hinter- 
theil  die  Stelle  der  Kajüte  auf  grösseren 
Schiffen  vertritt  u.  als  solche  achterplicht 
heisst,  loährend  die  förplicht  od.  der  bedeckte 
u.  (ibgezimmcrte  Baum  im  Vorderthcil  solcher 
Schiffe  sonst  auch  lurunder  genannt  tvird. 
—  Nd.  plicht ;  nid.  plecht,  ])licht ;  ivang. 
(Ehr  en  traut,  II,  G.j)  pliuclit;  schwcd., 
dän.  pligt;  norw.  (Jv.  Aas e n)  \)\[tt  (Bühne 
od.  Verdeck  am  Vorder-  u.  Hintertheil 
eines  Schiffes) ;  mnld.,  mfläm.  pleiht  (prora) ; 
mnd.  (Seh.  u.  L.)  ])liclit  (das  Verdeck  des 
Hintertheils).  —  Es  ist  ivohl  dasselbe  Wort 
wie  engl.  i)light  (Kleid,  Mantel,  bz.  Decke 
od.  Bedeckendes  u.  Schützendes,  Schutz), 
wie  tcir  auch  ein  l'lanken-Schott  mit  mantel 
bezeichnen.  —  Nach  der  Bedtg.:  Falte 
wird  dieses  engl,  plight  zu  aengl.  plechcn 
(verschlingen,  verflechten  etc.);   engl,  pleacli 


(falten,  in  einander  legen,  einwickeln,  ver- 
flechten etc.)  gehören,  was  zunächst  uwhl 
aus  (cf.  Stratmann  unter  plocheu)  aus 
afranz.  plecier,  plessier  entstand.  Mög- 
5  Ueherweise  jedoch  könnte  das  engl,  plight 
(Falte;  Kleid,  Mantel,  bz.  das  was  ma)i 
sich  umwickelt  od.  worin  man  sich  ein- 
tvickelt)  auch  zu  aengl.  (S  trat  m  a  n  n) 
plien ;    engl.  ]ily   gehören,    tvas    aus  franz. 

10  plier  u.  iccitcr  ebenso  wie  das  obige  afranz. 
plecier  etc.  mit  ital.  piegare ;  Sjian.  i^legar; 
jjort.  pregar;  wal.  ])lecä  (falten)  aus  lat. 
])licare  (falten,  zusammenlegen ,  einwickeln 
etc.)  entstand,  ebenso  tvie  ital.  piega  (Falte, 

15  Krümme,  Bug,  Bruch)  aus  plica  u.  ital. 
jtiego  (Umschlag,  Hülle)  von  piegare  (ein- 
od.  umwickeln  etc.),  bz.  von  plicare. 

plicht -anker,    der  grösstc    u.    schwerste 
Anker,  bz.  der  Haupt-  u.  Nothankcr  (aiicora 

20  Sacra)  eines  Schiffes,  tvelcher  gewöhnlich  auf 
dem  Bug  des  Schiffes  liegt  u.  nur  in  Zeiten 
ausser ster  Noth  gebraucht  ivird.  —  Nd., 
mnd.,  nid.,  mnld.,  schwcd.,  dän.  plicht-, 
plecht-,    ])ligt-anker.    —   Wohl  Compos.  von 

25  1  plicht  in  der  Bcdtg. :  cura,  procura  etc., 
da  auf  diesem  Anker  gerade  vorzugsweise 
n.  vor  allem  andern  die  Sorge  od.  Fürsorge 
für  die  Erhaltung  od.  Bettung  u.  Bewahrung 
des  Schiff'es   beruht.     Die   gewöhnliche  A)i- 

30  nähme,  dass  dieser  Anker  daher  seinen 
Namen  hat,  dass  er  auf  der  plicht  od. 
dem  Verdeck  (s.  2  plicht)  aufliegt ,  scheint 
mir  icenigstens  nicht  so  zutreffend,  zumal 
man  auf  grösseren  Schiffen    diese  Bezcich- 

35  nung  für  das  Vorder-  od.  HiiUer-Dcck 
nicht  kennt. 

plichten.  —  cf.  bi  u.  fcr-plichten. 
Jtliclltig,  pflichtig ;  —  plichtig  uu  schuldig. 
plik,  a)  Interj.  od.  Onomatop.  eines  leise 

40  od.  fein  (knippsenden)  schallenden  Schlages 
od.  Klappses  od.  eines  ähnlichen  (reräusches ; 
daher:  plik-i)lak  =  flik-flak  od.  klip-klap 
etc. ;  —  b)  ein  leichter  Schlag  od.  Klapps 
etc.;  —  sc  gaf  hum  'ii  i)lik  (od.  jiik)  up  de 

45  hand ;  • —  c)  Stück,  Fetzen,  Flicken,  Luppen, 
Bruchtheil,  Brocken,  Kleinigkeit  etc.;  — 
bi  plikkcn  un  plakken  (hei  Kleinigkeiten 
od.  bei  Bruchtheilen,  in  kleinen  Baten,  cf. 
l)lik-schnld     u.     das    gleichbedeutende:     lu 

50  kwikken  nn  kwakkcn).  —  Nd.  (Br.  Wb., 
III,  3'28,  Dähnert)  plik,  eine  Kleinig- 
keit, ein  Bruchtheil,  ein  Stück  od.  Theil  etc., 
bz.  ein  Wort  mit  verkleinerndem  u.  herunter- 
setzendem Begriß'e,    z.  B.    in  den  Comj)os. : 

55  j)likk-kroog,  plikkscholc,  plikksclnilden  = 
unserm  klip-krög,  klipschole  u.  kliiiscluild 
=:  ]ilikschuld  (cf.  Dähnert  u.  daselb.'it 
auch  ])likk-wise  =  unserm:  bi  plicken  un 
l)lakken  etc.)  —  Es  ist  lautlich   u.    hegriff- 

60  lieh  eins  mit  Hik  u.  plak. 


I»LIK-GERE  733                           PLIREN 

plik-gpre,  die  Gere  od.  der  Spiess,  hz.  =  Kieseldein  etc.)  ident.  ist,  wenn  es  üher- 
die  unten  mit  einer  eisernen  Spitze  ver-  haupt  entweder  die  Bedtg.:  Stein  od. 
sehene  Stange  (Stecken,  Stock  etc.),  womit  Bruchstein,  Bruch-  od.  Spreng- 
die  Schiffer  auf  kleinen  Schiffen  die  Tiefe  stück  etc.  hatte  u.  hieraus  in  die  von: 
des  Fahrivassers  auf  dem  Watt  od.  bei  der  5  Mauerstein  u.  Ziegel  sowohl,  als  auch 
Einfahrt  in  einen  seichten  Hafen  dadurch  in  die  von:  Platte,  Steinjilatte  über- 
messen od.  ermitteln,  dass  sie  diese  mit  ging,  tcobei  hier  wegen  der  aus  Bruch- 
Strichen  in  der  Entfernung  eines  Fusses  stein  od.  Bruch-  u.  Spr  eng  stück  ent- 
Länge  versehene  Stange  bis  auf  den  Grund  standenen  Bedtg.:  Ziegel-  od.  Mauer- 
ins  Wasser  stecken  od.  stossen.  —  Zu  10  stein  u.  Platte  bemerkt  sei,  dass  aus 
2  plikken.  unserm  zu  brikan  (brechen,  bersten,  reissen, 

1.  plikken,  leicht  schlagen  od.  klappsen  spalten  etc.)  gehörenden  hrik  od.  brikke 
etc.;  —  h("'  pHkt  (od.  pikt,  tikt)  hum  up  (kleines  dünnes  flaches  Brett,  hölzerne, 
de  fingers.  —  Zu  plik.  steinerne  od.  metallene  Platte;  Brettstein  im 

2.  plikken,  stossen,  stechen  etc.,  bz.  spe-  15  Dominospiel  etc.,  cf.  1  hrik),  bz.  nid.  brik, 
ciell  die  Tiefe  eines  seichten  Fahrwassers  briksteen  (Bruch,  Bruchstein);  ags.  brice 
mittelst  des  plikgere  genannten  Steckens  od.  (Bruch,  Bruchstäck  etc.)  etc.  auch  das 
Stockes  (durch  Hineinstossen  od.  Hinein-  franz.  brique  u.  engl,  brick  (Ziegel,  Ziegel- 
stecken desselben  ins  Wasser  bis  auf  den  stein,  Backstein  etc.)  entstand  u.  dass  ja 
Grund)  messen  u.  ermitteln;  —  du  kanst  20  überall  in  der  Urzeit  die  Menschen  ihre 
wol  efen  plikken,  wo  föl  water  d'r  nog  iij)  Mauern  zuerst  u.  allein  aus  Bruclisteinen 
't  wat  steid; —  de  holiander  tjalken  nemen  od.  Steinplatten  errichteten. 

seiden  'n  lotse,    wen   se   hir  binnen  kamen,  Was  nun  aber  weiter  das  griech.  plinthos 

se  plikken  sük  d'r  mesttids  herin.  —  Vergl.  anbetrifft,    so   gehört   dies  ivahrscheinl.    mit 

schived.  pligta   (die    Tiefe   messen,    die   Be-  25  griech.    plathanon    (Platte,    Brett,    Tafel), 

schaff enheit  des  Fahrivassers  mit  dem.  Senk-  platüs    (platt,    breit,  flach),    platc    (Platte), 

blei  messen).  —  Wohl  mit  prikken  (cf.  auch  sowie     ivahrscheinl.     auch     lat.    latus     (cf. 

prikke  etc.)  urspr.  eins.  1  a  t  i  u  m ,  Flachland)  ti.  later  (Ziegel,  Platte 

plik-plakken ;  i.  q.  flik-flakken.  od.    urspr.    Bruchstein    ivie   brikke    u. 

pük-schiild,  Plur.  plikschuldcn,  kleine  od.  30  engl,  brick,    s.  oben)    zu  einer   u.  derselben 

geringe  Schidden.  —  Sprichw. :  plikschuldcn  j/  prath  (springen,  bersten,  brechen,  spalten, 

un  stofrcgen,  de  dringen  dür.  —  Auch  nd.,  platzen,  aus  einander  gehen,   sich  entfalten 

s.  unter  plik.  u.  ausbreiten  etc.),   worüber  Weiteres  unter 

plimpern,  klimpern  etc.,  s.  plempen.  plante,  plat  u.  plassen  zu  vergleichen  ist. 

plinte,  plint,  aus  grossen  eingelegten  qua-  35      piiren,    plüren,    a)    loeinen,  flennen  etc. ; 

dratischen  Platten  bestehende  od.  auch  vorge-  —  se  fangd  glik  an  to  pliren,  wen  man  hür 

mauerte    u.    nach   Aussen   hin   vorstehende  man    schef   ankikt ;    —    cf.    plirtje ;    —    b) 

schmale  Holz-  od.  Steinplatten-Leiste,  welche  Thrän-  od.  Trief-Augen,  blöde  od.  schwache 

unten  an  der  Matier  od.  Wand  eines  Zimmers  Augen    haben    u.    deshalb    nur    dunkel    u. 

hinläuft,  Fussleisten ;   vorstehender  unterer  40  schlecht   od.   wie   durch   einen  Nebel  sehen, 

Theil  einer  Hausmauer,  breiter  leistenartiger  empfindlich  gegen  das  Licht  sein  u.  deshalb 

Vorsprung ,    Fussgesims,    Sockel.    —    Nid.  die  Augen  beim  Sehen  zusammetiziehen,  mit 

plint    (Platte,    Tafel,    Säulenplatte,    Säulen-  halb    zugekniff'enen     od.    halbgeschlossenen 

fuss,    Sockel);    engl,    plinth    (Sockel,    Fuss-  Augen  sehen,  blinzeln  etc.;  —  wat  sittst  du 

gesims,  Fussgestell,    Leisten  an  der  Mauer,  45  al  to  pliren    od,    to  plirögen  ;    —    se    pllrd 

Gurtsinvt).    —  Zunächst  aus  franz.  plinthe  (sieht  mit  halbgeschlossenen  Augen,  bz.  starrt 

(Tafel,  Platte;    Gurtwerk;  Plinte;   Viereck,  loie    blöde   u.    dumm)    al  to  in  't  lücht.  — 

quadratische  Aufstellung  der  Truppen),   bz.  Nd.  plieren,   plüren;   nfries.    (Johansen, 

ital.    plinto    (Grundstein    des    Säulenfusses,  pag.  46)  pliirin;    schived.  blira,  plira  ;   dän. 

Platte,  Tafel;  Fussgesims;  vorragende  Tjeiste  50  blire,    plire    (nur   in  der  Bedtg.  sub  b).  — 

einer  Mauer)    etc.    u.  dies  aus  lat.  plinthis  Nach   unserm   mit  plirtje    ident.  blirtje    (s. 

(viereckiger    Ziegelstein ;     Viereck ;    Platte,  blirrtje)    wohl  ebenso   wie  unser  blarren   «. 

Tafel  etc.),    plinthium  (viereckige  Figur)  u.  nhd.  plärren,   blärren   etc.    ident.  mit 

plinthus  (das  grosse  lüatte  Glied  unter  dem  w/td.  bleren,  pleren,  plerren('öZöcÄ;en,  sc/tmt'M, 

Schaftgesims,    die    Platte    etc.),    bz.    griech.  bh  plärren,  schwatzen);  aengl.  (Str atmann) 

\Am\\ii?,  (Steinplatte),  YAmihiow  (kleiner  Ziegel;  bleren  {flere,  fe.  plorare)  od.  sonst  mit  mnd. 

längl.  viereckiger  Körper;    Würfel,    Sockel,  blerre    (Wehklage,    ploratus),    soivie   schott. 

Untersatz    etc.)     u.    plinthos     (Ziegelstein;  blear    (something    that   obscures   the  sight), 

Körper  von  längl.  viereckiger  Gestalt),  tvas  bleiris  (something  that  prevents  distinctness 

nur   dann   mit   unserm   tiinte    (cf.    1  flinte  60  of  vision,  cf.  auch  hleiriüg  bei  J amies on) ; 


PLIRIG 


734 


PLOG 


aengl.  blor;  engl,  hlear  (triefend,  thränenä, 
rinnend,  hz.  trübe,  nmjlort,  dunlcel  umzogen 
etc.,  rf.  pling,  plirüso,  plirügoii,  pitrögd) ; 
tiengl.  blereii;  engl  Iiloar  (die  Augen  trie- 
fend, thronend  od.  rinnend  machen;  die 
Augen  od.  das  (rer^icht  trüben,  trübe  od. 
blöde  machen,  verdunkeln)  etc.  doch  davon 
abKta)nmend ,  falls  nicht  etwa  in  itnserm 
pliron,  pliiron  auch  das  franz.  i)lcuror  (von 
ploraro)  »tit  hinein  spielt. 

|)liri^,  pliiri^,  weinerlich  od.  verweint, 
trübe,  traurig  etc. ;  —  'n  pliiig  gesigt  makeii 
od.  liobben ;  —  thrän-  od.  triefäugig,  trübe 
od.   schwach  seJtcnd,    blöde,    blinzelnd    etc. ; 

—  l)lirigo  ögoii. 

plir-,  plur-ogd,  verweint,  trübe,  traurig  etc. ; 

—  si'  sügt  iiog  so  plirugd  un  ferschröfd  üt, 
dat  hiir  do  tränen,  de  sr  forgaton  bed,  nog 
np  't  gosigt  schi'iitVn  stän  ;  —  so  mäkt  so 
'ii  itlirugd  gosigt,  dat  man  bäst  bango  wordon 
scbul,  um  'n  wurd  an  bür  lo  seggon ;  — 
trief-  od.  thrdnäugig,  augenkranlc,  schivach 
seilend,  blöde  od.  mattäugig  etc. ;  —  'n  cid 
plirogd  wif;  —  'n  oKlon  plirögden  stakkert ; 
— •  he  kikt  so  plirogd  ut,  as  of  he  hfist  niks 
sen  kan.  —  Nd.  plir-,  plürögod,  plirögt; 
schived.  plirogd  (schwachäugig,  kurzsichtig, 
mit  zusammengezogenen  od.  zugekniffenen 
Augen  sehend,  blinzelnd)  u.  nd.  (cf.  Br. 
W b.,  I,  99)  lileorogcd  (triefäugig);  aengl. 
bleried;  engl,  blear-oyod. 

plir-,  plnr-öge,  a)  Trief-  od.  Thrän-Auge, 
bz.  triefendes,  thränendes  od.  auch:  trübes, 
dunkles,  umflortes,  schivach  seilendes,  blin- 
zelndes Auge ;  —  so  bed  plirAgen,  do  tranon 
so,  dat  se  altid  'n  lap  liniion  bi  sük  hebben 
mnt,  um  se  flttowisken;  —  du  mit  din  plir- 
f)gen.  wat  wnlt  du  den  nog  fan  sOn  prAten, 
du  kanst  je  hei  net  urdcndlik  sC'U ;  —  b) 
jiersönl. :  Wein-  od.  Thrän-Auge,  od.  Person 
die  plirt  od.  plflrt,  bz.  leicht  weint  ti.  Thränen 
vergiesst  od.  auch  Blödauge  etc.,  bz.  Person 
die  trübe,  umjlorte,  blöde,  schivach  sehende, 
blinzelnde  Augen  hat;  —  se  is  'n  plir-  od. 
plüröge,  bz.  'n  plirtje;  —  du  pliröge  fan 
wicht.  —  Nd.  (Br.  Wb.,  III,  346)  plüroge 
od.  (Da n n e i  1)  plir-ng ;  nfries.  (J ohanse n, 
pag.  141)  pliiruugh  (kurzsichtiges,  schwaches, 
blinzelndes  Auge)  u.  nd.  (Br.  Wb.)  blcoroge 
(triefendes  Auge)  —  engl,  blearoye,  wofür 
nach  dem  Br.  Wb.  (I,  99)  auch  fiirroge 
in  derselben  Bedtg.  vorkommt.  —  cf.  auch 
bei  Weigand  nhd.  Plärr-Auge. 

plir-,    plür-Ogfin,    thrän-   od.  triefaugen ; 

—  se  plirogd ;  —  trübe  od.  schwach,  bz.  wie 
durch  einen  Nebel  sehen,  blinzeln  etc.;  — 
wat  sittst  du  al  to  plirogen,  as  of  du  net 
sen  kanst;  —    se  pirugd  as  'n  ftle  bi  dage; 

—  do  katto  sitt  to  plirogen  (od.  pliren) ;  se 
lürd  gewis  up  'u  mils. 


plirtje ;  i.  q.  blirtje  od.  blirrtje,  nämlich 
ein  leicht  Thränen  vergiessendes,  gleich  zum 
Weinen  geneigtes,  sehr  empfindliches  u. 
alber)ies  Frauenzimmer.  —  cf.  pliren. 
5  lMitenl».ir;2;,  Name  einer  ziemlich  grossen 
Anhöhe  am  I'Jmsufer  bei  Leer,  ivohin  früher 
am  zweiten  Ostertage  die  ganze  Jugend  der 
Stadt  Leer  auszog,  um  da.'iclbst  das  übliche 
Eierspiel  abzuhalten  u.  die  gefärbten  Oster- 

10  eier  von  den  Seiten  dieses  sog.  kleinen 
Berges  herunter  rollen  zu  lassen.  —  Der 
obige  Name  hat  sich  wohl  zweifellos  noch 
aus  alter  heidnischer  Zeit  erhalten  v.  hat 
jedenfalls   mit    pleiten    (processiren)    nichts 

15  zu  thun. 

1.  plü^  (Plur.  plügen),  a.  Pflug  im  ge- 
wöhnlichen Sinn  als  Ackergeräth  zum  Auf- 
reissen  u.  Furchen  der  Erde,  bz.  zum  Auf- 
brechen u.    Umlegen  n.   Umfallen  der  obern 

20  Ackerschicht.  —  Redensart,  u.  Sprichw. : 
de  i)erde  achter  de  plög  spannen ;  —  de 
banden  an  de  plog  slan;  —  slicbtweg  Jan, 
he  schal  dog  man  achter  de  plög;  —  d'r 
geid    mennig  ])astur    (od.  dokter)    achter  de 

25  plög ;  —  b.  (fig.)  tägliches  Handwerksgeräth 
od.  tägliche  Beschäftigung  etc.,  wie  z.  B. 
Schreibfeder  für  einen  Schreiber  od.  Ge- 
lehrten, od.  das  Predigen  für  einen  Pastor 
etc ,  wovon  es  dann  heisst:  't  is  sin  eide  un 

30  plög;  —  c.  Nuthhobel  der  Tischler  u.  Zimmer- 
leute, auch  plögschafe  genannt ;  cf.  2  plög 
u.  2  plogen,  sowie  auch  panel-plög;  —  d. 
ein  schwerer  starker  Kahn,  an  dem  hinten 
zwei  schwere,   zum  Niederlassen    eingerich- 

35  tele  Bretter  von  längl.  dreieckiger  Form  an- 
gebracht sind,  deren  untere  Kante  mit  star- 
ken eisernen  Spitzen  zum  Aufreissen  v. 
Auflockern  des  Schlammes  beschlagen  ist  u. 
der    dazu    gebraucht    loircl ,    um    das    Bett 

40  eines  Stromes  od.  Abwässerungs-Canals  vom 
Schlamm  zu  reinigen  u.  zu  vertiefen,  wes- 
halb dieser  Kahn  auch  mudderplög  heisst, 
während  das  Reinigen  u.  Vertiefen  des  betr. 
Strombettes  od.  Abwimerungs-Canals  gleich- 

45  falls  plogen  od.  auch  mudderplogen  genannt 
wird.  —  Nd.  ploog;  mnd.  plöch ,  plftch, 
ploich,  ploigh  (Pflug;  flg.:  Gewerbe  etc.); 
nid.  ploeg  (dasselbe  u.  auch  Nuthhobel,  so- 
wie    auch    Schnitthobel     der    Buchbinder); 

50  mnid.  ploecb,  i)loegh ;  afries.  plöch ;  wfries. 
pluwge;  nfries.  (J  oh  an  sen,  pag.  107) 
l»luch  H.  (Outzen,  pag.  251)  plög;  satl. 
jilög;  tvang.  jjlauch ;  ags.  j)löh ;  aengl.  plöh, 
plouli,    plöu,    plögh,    plougb ;    engl,  plough, 

55  plow ;  an.  i)lögr;  norw.,  schwed.  plog;  dän. 
plov ;  ahd.  phluog,  fluog,  fluoc,  iihluocb, 
l)löh,  i)luag;  mhd.  j)hluoc,  jilliioc  ;  longob.- 
lat.  plovuH,  i)lous ;  lit.  plugas  ;  russ.  plug; 
2)oln.  plug;    böhm.  pluh;    slav.  phig  (Pflug, 

60  aratrum).  —  Ist  es  ein  germ.  Wort,  so  muss 


I>LOG 


735 


PLOIE 


es  aus  dem  Präter.  plog,  pluog  eines  voraus- 
zusetzenden Verl),  plagaii  entstanden  sein, 
ähnlich  tvie  fög,  fuge,  fiigfiii  von  einem  mit 
lat.  pango ,  pago  (cf.  W e igand  unter 
Fxig,  hz.  Fick,  III,  1G9)  von  einem  zu 
derselben  y  gehörenden  alten  fagan  u.  flftk, 
flükeu  von  einem  mit  lat.  plango,  plago  von 
derselben  ]/  abstammenden  alten  llakaii  ab- 
stammt. Dieses  für  plog  vorausgesetzte 
Stammverb,  plagan  selbst  ist  aber  tvieder 
entweder  das  entlehnte  lat.  plago  (plagavi, 
plagatum),  piagare  (.'schlagen,  verumnden, 
spalten,  ritzen  etc.)  selbst,  od.  in  unverscho- 
bener  Weise  mit  lat.  plaga  etc.  (cf.  plage) 
M.  unserm  plagge,  plak,  plik  etc.  von  der- 
selben y  plak,  plag  entstanden,  loobei  ich 
bei  dem  für  plog  angesetzten  alten  plagan, 
die  aus  plag  od.  plak,  neben  klagen  u. 
schlagen,  bz.  knicken,  brechen,  biegen,  krüm- 
men, falten  etc.  (cf.  lat.  plicare  unter  plegen 
am  Schlüsse,  sowie  Weiteres  unter  plak, 
flek,  flik  u.  klak,  knik  etc.)  hervorgegangene 
Bedtg. :  spalten,  reissen,  ritzen,  verwunden 
etc.  zu  Grunde  lege,  da  der  Pflug  ein  Ge- 
räth  ist,  loomit  die  Erde  gespalten  od.  auf- 
gerissen, geritzt,  gefurcht,  bz.  verivundet 
wird  M.  man  dieses  Wort  wohl  als  Spalt-, 
Reiss-  od.  Ritz-  u.  Furch- Ding  auf- 
gefasst  liat  u.  sich  daher  auch  wohl  die 
Bedtg.  sub  c  u.  d  unseres  plög  herschreibt, 
loozu  noch  bemerkt  sei,  dass  das  Wort 
plog  od.  Pflug,  icegen  seiner  grossen 
Bedtg.  als  Ackerger äth,  wohl  nur  speciell 
als  solches  in  den  alten  Glossarien  erhalten 
blieb,  dagegen  sonstige  Bedtgn.  dieses  Wortes 
auch  wohl  ebenso  wie  bei  uns  im  Volke 
lebten,  aber  eben  nicht  schriftlich  fixirt  u. 
niedergelegt  sind,  tvie  dies  von  den  gelehrten 
Verfassern  derselben  auch  nicht  anders  er- 
wartet loerden  konnte.  Vergl.  dieserhalb 
auch  unser  2  u.  3  plog,  sowie  2  plogeii. 

2.  plog,  Nuthe,  Furche  od.  Vertiefung, 
Ritze  etc.,  welche  mittelst  des  Nuthhobets 
(plögschafe)  aus  der  Kante  von  Holzdielen 
ausgehobelt  wird,  tim  andere  darin  hinein- 
passende Holztheile  hinein  zu  legen  u.  so 
die  Fugen  zwischen  den  einzelnen  Dielen 
zu  schliessen ;  —  dat  (od.,  doch  seltener,  de) 
plög  is  net  dep  genug,  um  de  slöfer  d'r  in 
to  leggen ;  —  de  delea  liggen  net  göd  in  't 
plög.  —  Auch  ivohl  (cf.  1  plög)  soiyiel  als 
Ritz-  od.  Furch-Ding,  bz,  Ding  was  durch 
Ritzen  od.  Furchen  etc.  entsteht.  —  Auch 
nid.  kommt  ploeg  (cf.  bei  v.  Dale  das 
vierte  ploeg  =  Furche,  Ritze  etc.)  in  dieser 
Bedtg.  vor. 

?>.  plog  (auch  meistens  Neutr.),  Schaar, 
Abtheilung,  Rotte,  Genossenschaft  etc. ;  — 
dar  steid  'n  hei  plög  folks  bi  'n  ander ;  — 
se  hören  all'   mit  'n  ander   to   #n   plög ;  — 


so  hehben  siik  in  drö  plogen  indold;  —  sß 
trukken  in  dre  plogen  üt ;  —  he  is  mit  hör 
in  't  plög  gän,  um  'n  pand  l'an  de  dik  (od. 
weg,  döp  etc.)  antonemen,  de  d'r  nöis  leggd 
5  worden  schal;  —  'n  plög  dikors;  —  se  sunt 
mit  dre  plogen  hen  to  grafen,  bz.  diken.  — 
Nid.  ploeg;  nd.  (Br.  Wb.)  ploog.  —  Falls 
hier  nicht  etwa  plög  (aratrum)  in  die  Bedtg. : 
Joch,     G  espjann    (cf.    krabbenplög)    u. 

10  hieraus  wieder  in  die  von:  Gespann- 
schaft od.  Genossenschaft,  bz.  mit 
einander  arbeitende  u.  zu  einander  gehö- 
rende Schaar  id>erging,  so  könnte  man  beim 
Vergleich     von     Seh a a r     von     sehe r  e  n 

1 5  (schneiden,  theilen  etc.),  od.  Rotte  aus  lat. 
rupta  von  rumpere  auch  vielleicht  annehmen, 
dass  die  Bedtg.  dieses  plög  in  ähnlicher 
Weise  aus  der  Bedtg. :  spalten ,  reissen, 
ritzen  etc.    des  für    1  plög   angenommenen 

20  Stammverb,  entstand. 

1.  plogen,  a)  p>flügen,  arare.  —  Sprichio.: 
föl  plogen,  föl  ären;  —  nat  plogen  is  fentn 
för  de  kleigrnnd ;  —  b)  (fig.)  arbeiten,  mühen, 
Studiren,  schreiben  etc. ;  —  he  mut  de  ganse 

25  dag  Sitten  to  plogen;  —  c)  einen  Abwässe- 
rungs-  od.  Schifffahrts-Canal  mittelst  des 
plög  genannten  Kahns  (cf.  1  plög  sub  d) 
vom.  Schlamm  reinigen,  bz.  denselben  mittelst 
der  an  demselben  hinten  angebrachten  Vor- 

30  richtung  vertiefen;  —  se  sunt  fan  dage  mit 
de  plög  na  hüten  hen  to  plogen  od.  hen  to 
mudderplogen.  —  Zu  1  plog. 

2.  plogen ,  eine  Nuth  od.  Längsfurche, 
Längsritze  etc.    in    den  Holzdielen  machen, 

35  nuthen    etc. ;   —    schölen  de  delen  plögd  of 
blöt  sligt  un  lik  schäfd  worden  ?  —  de  delen 
fan  de  bön  sunt  tosamenplögd,  dar  fald  niks 
dör.  —  Zu  2  plög. 
ploger,  Pflüger. 
40      plogere,  Pflüg  er  ei ;  auch  flg.,  s.  1  plogen. 
plog-hamer,  Pflughammer. 
plog-isen,  plög-isder  (Pflugeisen),  Pflug- 
schar, Pflugmesser. 

plog-schafe,  Nuthhobel ;  s.  2  plög, 
45      plög-spit,  s.  unter  1  spit. 

plög-sterte,  Pflugsterze,  Handhabe  des 
Pfluges,  stiva. 

plüg-stok,    mit  Eisen   beschlagener  Stock 

(Stange)  zum  Abstossen  der  Erde,   die  sich 

50  heim  Pflügen  an  die  Pflugschar  festsetzt. 

plöie,  ploje,  Fatte,  Runzel,  Knick,  Bruch 

etc. ;  —   dat  göd  is  all'  möi  in  plöien  legd ; 

—  de  mütse  sitt  möi  in  plöien ;  —  dat  paptr 

sitt  ful  plöjen ;  —  sin  gesigt  in  plöjen  leggen 

55  od.  trekken ;  —  't  gesigt  kumd  hi  hum  hei 

net    to   de   plöjen   ftt    (er  macht  immer  ein 

gleich   ernsthaftes    Gesicht,    verzieht    keine 

Miene  etc.).  —  Redensart :  he  hed  sm  sakeu 

göd  in  de  plöien.  —  Nd.  plooje;  mnd.  ploy; 

60  nid.    plooi;    mnld.    ploye   (plica,    plicatura, 


PLOIEN 


730 


PLUDERN 


nipa,  Stria,  sinus,  laciiiia).  —  Enticeäer  eim^ 
mit  franz.  ployö  (das  Zummmenleffcn  etc.) 
od.  mit  diesem  ii.  dem  folgenden  jtlüien  aus 
frauc.  ployor. 

plöien,  plöjon,  falten,  auf  einander  od.  in 
einander  legen,  schichten,  ordnen  etc.,  hz. 
fälteln,  krausen  etc.;  —  hö  ploid  (od.  fleid 
etc.)  dat  möi  toregt ;  —  'n  rok  od.  mütse, 
krage  etc.  plüion  (einen  Rock  od.  eine  Haube, 
einen  Kragen  in  Falten  legen  od.  fälteln 
n.  krausen);  —  inplujen  (einfalten,  Falten 
od.  Krausen  in  Flwas  machen,  krausen  etc.); 

—  tVirplOjen  (Falten  od.  Krausen  etc.  vor 
Fticas  macJten,  wie  s.  B.  vor  einer  Mütze 
etc.);  —  uniplöjen  (umfallen,  umbiegen  etc.); 

—  iitidüien  (aus-  od.  aus  einander  falten 
u.  legen,  auseinander  wickeln);  —  he  plöid 
dat  üt  od.  d'r  üt  ete.  —  Nd.  jilojen  ;  mnd. 
ploien ;  nid.  ploojen ;  mnld.  ployon  etc.  — 
Aus  franz.  i)loyer  ?<.  dies  mit  franz.  plior 
11.  ital.  picgare  etc.  aus  lat.  plicare,  (/. 
flt'jen  u.  Bemerk,  zu  plegen. 

plötje  (Flur,  plütjes),  Scherbe;  —  a. 
Bruchstück  von  Stein-  od.  Porzellan- Zeug, 
bz.  von  Tassen,  Tellern,  Schüsseln  etc. ;  — 
he  smitt  't  all'  in  plütjes;  —  't  sunt  emer 
])lötjes  im  diggels  ;  —  h.  Stein-  od.  l'orzellan- 
Gefäss  od.  auch  das  aus  'Tassen,  Tellern, 
Schüsseln  etc.  bestehende  Stein-  u.  Porzellan- 
Zeug  überhaupt;  —  he  hed  sin  ganse  schap 
fnl  plütjes  stän.  —  Daher  Compos. :  pUitje- 
schap;  —  plütjewinkel  (Steinzeugladen);  — 
plötjehandel,  jjlotjt-handlung  etc.  —  Fs  hat 
dieselbe  Doppel-Bedtg.  wie  unser  diggel  v. 
nJid.  Scherbe,  tvird  indessen  wie  unser 
brik  od.  hrikke  (cf.  1  brik)  toohl  nrsjtr.  die 
Bedfg.:  Bruch,  Bruchstück  etc.  gehabt  haben 
u.  ein  Dimin.  von  einem  alten  plot  od. 
plotte  sein,  wie  pütje  od.  potje  von  pot  od. 
potte  (Topf).  Dieses  plot  od.  plotte  steht 
aber  entweder  für  älteres  plat,  ])latte  od. 
für  pliit,  platte  (ahd.  plaz  od.  plnz,  bz. 
plazze  od.  plnzze)  ii.  hängt  jedenfalls  toohl 
mit  pletten  (2)latt  quetschen,  zerquetschen, 
zermalmen  etc.,  cf.  plettern),  od.  mit  nhd. 
platzen  (bersten,  springen,  zerspringen 
etc.)  zusammen,  tvas  (cf.  plassen,  plat,  plettern 
etc.)  mit  griech.  platus  etc.  u.  lat.  planta 
(cf.  plante)  von  einer  u.  derselben  ]/  prath 
(bersten  etc.)  abstammt.  Da  übrigens  die 
Stämme  plat  u.  prat,  bz.  plot  u.  prot  (ahd. 
j)laz  u.  praz,  bz.  ploz  u.  proz  =  nhd.  platz 
n.  pratz,  bz.  plotz  u.  protz,  s.  unter  plütslik) 
von  Hause  aus  gleich  sind,  so  würde  zu 
plötjc  auch  priitje  in  der  Bedtg. :  Zer- 
quetschtes od.  Zerdrücktes  zu  vergleichen  sein. 

plötslik,  plötselk,  plötzlich,  nnvermuthet, 
i)i  grosser  Geschwindigkeit  etc.,  bz.  auf  den 
Schlag  od.  Knall  u.  Fall.  —  i\7</.  (v.  Dale 
etc.)    plotselijk,    plotseling,    plotsig;     mnd. 


l)lutzich,  plntzlich,  i)luslik.  —  Der  Stamm 
plots  od.  hochd.  plotz  steht  für  and.  plot, 
oberd.  od.  hochd.  ploz  u.  ist  ein  Ablaut  von 
I)lats ,  oberd.  platz  od.  nrspr.  nd.  i)lat, 
5  oberd.  plaz  (s.  Weiteres  unter  plassen), 
welches  plots  durch  v.  D ale  mit  Ger ä  u s c h 
eines  fallenden  Körpers,  der  platt 
auf  den  Boden  fällt,  sowie  weiter 
auch  mit  Klap2)S  od.  Schlag,  Stoss  u. 

10  sodann  auch  mit  unerwartet,  auf  ein- 
mal, plötzlich  glossirt  wird  u.  auch 
der  Stamm  von  nid.  plotsen  (platzen,  knallen, 
e.rplodiren,  plumpen  etc.)  ist  u.  demnach  am 
richtigsten  mit    Knall    od.   Klapps,    bz. 

15  Schlag,  Stoss  u.  Fall  u.  das  damit 
verbun denc  Geräusch  (cf.  neben  Plotz 
auch  das  dritte  Platz  bei  Weigand) 
erklärt  tcird. 

1.  pluderi?,  ])lu(lei'^,  plauderig,  plauder- 
20  haft,  schwatzhaft. 

2.  pliulei'ijEj,  |tlu(ler^,  a)  von  Vögeln,  die 
sich  gebadet  od.  im  Sumpfe  geivatet  haben 
od.  deren  Gefieder  vom  Regen  nass,  schmutzig- 
grau,   rauh,    struppig    u.    unansehnlich   gc- 

25  loorden  ist  u.  deren  Federn  auch  abstehen 
u.  loie  zerzaust  aussehen;  —  de  höner  sen 
so  pluderig  üt,  as  of  se  de  hele  dag  in  de 
regen  lopen  liebben ;  —  de  stürken  sen  pluderg 
fit,  wi  krigen  gewis  hold  regen  ;  —  b)  rauh, 

30  struppig,  ruppig,  zerzaust,  zerfetzt,  zerrissen 
etc. ;  —  sin  här  is  od.  sitt  pluderig  ;  —  he 
siigt  net  so  pluderg  (ruppig,  zerrissen,  zer- 
lumpt etc.)  ut  as  de  ärmste  bedeler ;  —  he 
hed  'n  pludergcn  büksen  od.  rok  an ;  —  'n 

35  pludriuen  kerel  etc. 

1.  pluderii,  plaudern,  plappern,  klatschen, 
schwatzen  etc. ;  —  wat  hei  j  i  dar  mit  'n 
ander  to  pludorn.  —  Nd.  ])ludern;  mnd. 
pluderen;  vdid.  plodern,  blodern  od.  blödern, 

40  plödern.  —  Da  das  Letztere  neben  schivatzcn 
od.  plaudern  etc.  aucJt  die  Bedtg. :  rauschen 
od.  irgend  ein  Geräusch  machen  (sonare, 
crepitare  etc.)  u.  im  nhd.  (cf.  blodern  bei 
Grimm,   Wb.,  II,  pag.  141)  auch  die  von 

45  flattern  od.  klatschen  u.  gurgeln  etc.  hed,  so 
erklärt  sich  die  Bedtg. :  schivatzcn  od. 
pAappern  etc.  ebenso  loie  bei  plappon  u.  tiaiipen 
od.  toie  bei  klappen  u.  nhd.  klatsche n 
von  selbst  aus  der  von:  Geräusch  u.  Lärm 

50  machen  etc.,  die  ja  auch  dem  lat.  ])laudere 
od.  plodere  (cf.  explaudere,  explodere,  bz. 
nhd.  explodtren)  eben  sowohl  zu  Grunde 
liegt,  wie  dem  deutschen  Klatsch  u. 
klatschen,  wonach  es  dann  wohl  zwcifel- 

55  los  ist,  dass  auch  das  obige  pludern,  bz. 
plftdern  entweder  aus  dem  lat.  plaudere 
entstand  od.  mit  diesem  docli  gleichen  Ur- 
sprungs ist.  Was  nun  aber  das  lat.  plaudo 
(wovon  auch  das  afranz.  plauder,  klappsen, 

60  klatschen,    klopfen,   schlagen  etc.   u.  schalt. 


IPLÜDERN                            737  PLUEGGEN 

(Jamieson)  ploddere  (Klopfer,  Schlägel  ein  zerzaustes  u.  ruppiges  Ansehen  geben, 
etc.),  hz.  dessen  Thema  ])liul  betrifft,  so  ist  (sich  od.  ein  Etwas)  zausen  u.  rupfen,  dass 
dieses  el'cnso  wie  das  Thema  pliid  von  iit.  die  Federn  abstehen  u.  herumfliegen  u.  so 
plustu,  pludau,  \)\\\?,\\  (oben  auf  schioimmen),  auch  überhaupt :  zausen,  zerzausen,  reissen, 
pludas  (was  oben  aufschwimmt)  u.  j)liulziii,  5  rupfen,  raufen  u.  zupfen  etc.;  —  de  fögols 
pludau,  plusti  (schtvatzen)  eine  Weiterbildung  pludern  sük  de  fi'-ren  mit  de  snabel  üt,  bz. 
von  der  y  plu,  pru,  die  nach  meiner  An-  sük  de  feren  wat  toregt,  dat  sc  glat  ansittcn; 
sieht  urspr.  die  Bedtg.:  ratischen,  sausen,  —  he  pluderd  siik  dat  här  wat  toregt;  — 
brausen,  tosen,  murmeln  etc.  od.  irgend  ein  lie  is  od.  word  pluderd ;  —  de  fos  pluderd 
unbestimmtes  Geräusch  machen  (wie  der  10  de  gos  (cf.  Sprichio.  unter  Renke).  —  Es 
Wind,  wenn  er  durch  die  Luft  od.  die  ist  von  Hause  aus  ioohl  urspr.  eins  mit 
Bäume  fährt,  bz.  ivie  das  vom  Winde  be-  1  pludern  in  der  urspr.  Bedtg. :  rauschen 
wegte  u.  an  das  Ufer  schlagende  u.  bran-  od.  Geräusch  u.  Lärm  machen,  Matschen, 
dende  Wasser,  od.  ivie  das  spülende  u.  ein  klatschendes  Geräusch  machen  etc.  (cf. 
strömende  Wasser,  der  strömende  Regen,  15  pladdern),  toic  ««c/t  f/a.s  Z)rt//r.  pludern  fe««ew 
der  sprudelnde  od.  strömende  u.  flicssende  loiederholten  Schall  od.  loiederholtes  schlag- 
Bach,  der  sprudelnde  od.  murmelnde  Quell  artiges  Häuschen  von  sich  geben,  z.  B.  von 
etc.,  od.  auch  ivie  der  Vogel,  wenn  er  fliigel-  fallender  Flüssigkeit  od.  heftig  nieder- 
schlagend rauschend  durch  die  Jjüfte  fährt  pyrasselndem  Regen,  von  wehenden  od.  flut- 
ete.) hatte  u.  hieraus  dann  weiter  in  die  20  ternden  Fahnen  od.  rauschenden  u.  schla- 
Bedtgn. :  sprudeln ,  heraus-  od.  hervor-  gendcn  Fittichen  grosser  Vögel  etc.)  das- 
springen,  quellen,  fliessen,  strömen,  spülen,  selbe  Wort  ivie  mhd.  Llodern,  i)lodern  (s. 
waschen,  giessen,  regneri,  fliegen  od.  sausend  1  pludern)  ist  u.  hiervon  auch  die  Vorsilbe 
durch  die  Lüfte  fahren,  sich  rasch  bewegen,  pluder  in  Pluderhosen  (weite,  faltige,  schlot- 
eilen, springen  etc.  überging,  wie  ja  allerlei  25  ternde,  od.  klappernde,  klatschende,  flatternde 
solche  Bedtgn.  neben  klatschen  od.  ein  Beinkleider)  sich  herleitet, 
schallendes  Geräusch  machen  etc.  in  lat.  plader-taske,  Flaudertasche,  Schwätzer- 
plaudo  M.  s chiv atz en  od.  klatschen  in  in  etc. 

//^.  pludziu  etc.,  geschwätzig  od.  klatsch-  plnf»  Literjection  eines  dumpf-schallenden 

haft  in  //i.  plaunus  etc.  in  den  zu  Tprii,  j)\n  30  Falles,    bz.  Schallbezeichmcng  eines  solchen 

(cf.  dieserhalb  bei  Fick,    I,    150,    377   u.  Geräusches,    ähnlieh  wie  plumps,    puf  etc.; 

682,  bz.  bei  Pott,  Wurzelivb.,  I,  1128  seq.)  ~  pluf!  dar  ligd  't.    —    Nid.  plof  (Schlag, 

gehörenden  Wörtern  zu  Tage  treten  u.  b*e-  Plumps,  Knall). 

legt  sind,    von  der  auch  prutli    (schnauben,  plilffeii,    dumpf  od.    dröhnend  fallen   u. 

schnaufen)  u.  prus,  bz.  skr.  plusli  (brennen,  35  niederschlagen,  puffen,   dumpf  knallen  (von 

d.  h.  urspr.  toohl  prasseln  od.  knistern  Kanonenschüssen,     Kanonenschlägen    etc.), 

wie  z.  B.  sengen)  eben  sowohl  tveiter  gebil-  explodiren,  ptlaizen,  springen  etc. ;  —  he  od. 

det  ist,  als  prus  (spritzen  od.  sprudeln  etc.).  dat  pluft  up  de  grund;  —  hold  dat  pluft'en 

—  cf.  toeiter  das  folgende:  (od.  gepluf)    nog  net  up  ?    —    dat  plufd  üt 

2.    pludern    od.    pludern,    a.    (sich)   m/f  40  'nander  etc.  —  JVW.  ploffen;  tü/r/es.  ploffjen. 

lautem    Geräusch   im    Wasser   spülen,   wa-  —  Der  Stamm  pluf  ist  urspr.   loohl   gleich 

sehen  od.  baden ;  —  he  pluderd  (od.  buddeld)  mit  bluf  (in  bluffen,    bluffen,    ferbluft'en)    u. 

sük    dügtig;    —    b.    von    Vögeln,    die    sich  dieses   ^vieder  Ablaut    von    blaf    in    blaffen 

flügelschlagend  (od.  mit  den  Flügeln  flatternd  (bellen,  belfern,  laut  husten  etc.),  was  auch 

u.  klatschend)  u.  stark  bewegend  im  Wasser  45  aengl.    (cf.    Stratmann)    bestand.  —    cf. 

baden    u.    spülen,    um    sich    von  Flöhen  u.  auch  plump,  plumps  etc. 

Unrath  zu  reinigen,   wobei  dann   zugleich  pl ügge,  plüg,    Pflock,   zugespitzter  Holz- 

die  losen  Federn  einestheils  sich  gleichfalls  stecken,  Holsnagel,    Schusterzweck   etc. ;    — 

lösen  u.  herumfliegen    u.   anderntheils  auch  mit  plüggen  fast  steken;  —  du  must  d'r  'n 

die  sämmtlichen  Federn  nass  loerden  u.  das  50  plüg  inslän,  dat  't  gat  dicht  word ;  —  salen 

ganze  Gefieder  struppig,  rauh  und  schmutzig-  mit  plüggen    under    de  schöen   fast  maken. 

grau  aussieht  u.  der   Vogel   ein   struppiges,  —    Nd.  plügge;    mnd.   plugge    u.    daneben 

rauhes,    zerzaustes  od.  schmutzig-graues  u.  auch  nd.,  mnd.  plock,   plack;    nfries.  (J o- 

unreines    u.    unordentliches    Aussehen    be-  hans en,  j^cig.  107)  i^lsrnk;  nid.  T^lug;  mnld. 

kommt,    bz.    sein   Ansehen    u.    seine  Glätte  55  plugghe ;  engl,  plug ;    norw.,  schived.  plugg ; 

verliert;   —    de   fögels   pludern    sük    in    't  dän.  plög ;  mhd.  phloc,  phlocke. 

water,  dat  de  feren  (Federn)  d'r  ofstüfen ;  plüggen,  pflöcken,  mit  Pflöcken  fest  od. 
—  daher  auch  wohl  c.  (sich  sein  Haar,  zusammen  stecken,  mit  Pflöcken  od.  Schuster- 
Gefieder,  Kleid  etc.)  struppig,  rauh  od.  tvie  zioecken  ineinander  machen  u.  verbinden  u. 
zerzaust   machen,    (sich    od.    einem  Etivas)  GO  so  auch  überhaupt :  stecken,  feststecken,  zu- 

J,  teu  DooTukaat  Koolman.     Wörterbuch.    II.  47 


PLUEG-ELS  738                           t>LÜMiP 

sammenstecken ,   nähen   etc.;   —    de    salen  des  Suffixes   uc   aus   dem   lat.   pilare   (der 

under  de  schöeii  fast  plüggcn  ;  —  de  schö  Haare  berauben,  Haar  ausrupfen,  enthaaren 
is  iu  'n  ander  plügd ;    —    de    noister    (Nä-        etc.,  b~.  berauben,  pUlnderii)  entstand, 

therin)    sitt    de    gause  dag    to  plüggcu;    —  Anders  jedoch    Fick,    der    es    (cf.    I, 

so    plügd    dat    gau    efen    in    'u    ander.    —  5  GS4)  mit  griech.  brachüs ,  lat.  brevis  (kurz) 

Xorw.  plugga.  etc.    zu   einer   y    barh   od.   bargh    (reissen 

pliig-els   (Fßock-Ahh'),   Schusterpfriemen        etc.)  stellt, 

etc.  mit  vierkantiger  u.  gerader  Spitze,  um  ])lükkei*,    Pflücker.    —    Compios.:    appel- 

die   Löcher  für    die    Pflücke    od.    Zwecken  pliikker  etc. 

(Schusterniigel)  vorzubohren.  —  Nhd.  (Ade-  10       plükse],    die   ganze  Summe   des  auf  ein- 

l  u  n  g)  Pfl  ockort.  mal  Gepflückten  od.  Gerupften ;  —  'n  plüksel 

plük,  Pflück,  Zupf,  Rupf ,  Miss,  Zug  etc. ;  appds  od.  bonen,  walle  etc. 

—  mit  t"n  pliik  ret    hr   hOr  'u  gansen  dnst  1.  itliinie,    plüni,    Pflaume.  —    Sprichu\: 

här  üt  de  kop;  —  mit  öu  plük  was  de  böm  „dat  is  On  sündor  sten,"    sä'  de    l'elink,    do 

d'r   üt;    —    mit   twe    plükkon    ret    he    alle  15  harr'  he  'u  snigge    für  'n    i)lüm    dürslaken. 

wurtels  d'r  üt;  —  he  lied  dar 'n  goden  i)lük  —  iV(/.  i)liimme,  prume ;  »i«(^.  plume,  prume; 

(Rupf  od.  Zug  etc.)    dän ;    —  ferner  auch  nid.    priiim ;    ))inld.    jjrnyme.    —    Aus    lat. 

dasjenige  od.  das  (Quantum,  die  Parthie  etc.  ])rnnuni ;  griech.  prounmon. 

dessen     toas    man    auf    einmal   pflückt    u.  2.  pluuie,    plum,    Flaume,    Flaumfeder, 

rupft    od.    ab-    u.    herausreisst ,     bz.    durch  20  Dune; —  so  wann  (od.  so  wek)  as 'n  plume. 

einmaliges  Pflücken,  Zupfen,  Rupfen,  Reissen  —  Nd.,  mnd.  pUinie  ;  )dd.  pluim;  mnld. 
etc.    in    der  Hand    behalt    u.    hat,    od.  auf        pluyme.    —    Aus  lat.  plumu,    xoas  wohl  als 

einmal  mit  der  Hand  etc.  ausrupft  od.  ab-  f  lieg en  des  u.  leichtes  Ftioas  zur  y  prii, 

reisst,    od.  gep^flückt  u.   gerupft   hat,    wo  es  plii     in    der    Bedtg.:    fliegen    (s.    unter 

dann  auch  tcieder  dhnlich    wie   düst,   dotte  25  I  phulern)  gehört.     Vergl.  indessen  Weiteres 

etc.  die  Bedtg. :  Handvoll,  Haufe,  Klumpen,  unter  flöm. 

Knäuel,  Büschel,  Zotte  etc.  hat;  —  'n  plük  3.  plume,  plum  fP/Hr.  plumen),  (Zas  we/c/itf 

här    od.    wulle,    appels  etc.;    —    he  hed  'n  Bauch-    u.    Nierenfett  =  nd.    ttumen ,    bz. 

helen  plük  geld  trukken  od.  kregen;  —  he  mnd.  vlome,  cf.  flöm. 

ret  bor  so  'n  plük  här   üt   de  kop,   dat  d'r  30       plümer,  weicher,  loser  Haar  zapf ;  Hasen-, 

'n  groten  kaleu  stü'  fan  nablef.  —  Nd.  (B r.  FucJtsschwanz ;  'Troddel;  —  de  plümer  fan 

Wb.,    III,  343)    plukk ;    mnd.  pluck;    nid.  de  stert ;   —    'u  plümer  an  de  höd  etc.    — 

pick,  pluk;    mnld.,  mflüm.  pluck   (carptura,  Zu  2  plume. 

linamentum,  floccusetc);  engl,  pluck  (Zug,  ])\ihnevii;.,])\nn\er^,7nit  Flaum  od.  Flaum- 
Ruck,  Riss;  das  Rupfen  od.  Zucken,  Rau-  35  federn  u.  Dunen  behaftet,  bz.  davon  voll  od. 
fen,  Rupfen  etc.).  —   Vergl.  plükken.  bestaubt  u.  verunreinigt. 

plük-fet ,   plükkelfet,    das   von  den  Ge-  plum-fet,  sehr  fett,  so  fett,  dass  der  ganze 

därmen    od.    sonstigen    Eingeweiden    abge-  Körper  überall  ganz  weich   anzufühlen  ist 

suchte  od.  abgepflilckte  Fett.  etc.;    —    dat  kind  is  plümfet.    —   Wohl  zu 

plük-finken,  s.  2  finke.  40  2  od.  3  plume. 

pliik-gös ;  i.  q.  pellgos.  plani]»,  plump,    massig,    grob,    dick,   un- 

pliikkeD,  pflücken,  abnehmen,  ah-  od.  aus-  förmlich,   roh,   ungefügig,   ungeschickt  etc. ; 

reissen,  rupfen,   zupfen,    kahl  machen,  ent-  'n  plump  best;    —    'n  plumi)  stük  holt;  — 

blossen,  plündern  etc.;  —  ajjpels,  arften  etc.  i)lumpe  bände;    —    be  kumd  d'r   so  plump 

l)lükkon  0(Z.  ofplükken ;  —  här,  wulle,  feren  45  mit  fan  dag;    —    he    is   d'r   so    plump    mit 

etc.  plükken  0(/.  ütpiükken ;  —  hüner,  goson  dün  ; —  dat  is  so  plump  nukt  etc.  —  Nd., 

etc.  plükken;  —  he  pliikt  buin  niit  so  lank,  ?«»fZ.  plump;  nid.,  mnld.  \)\om\};  ch^^  plumj). 

dat  he  hum  gans  käl  hed ;  —  dat  kind  j)lükt  —  Da  es  im  mnd.  auch  die  Bedtg. :  st  u  mpf 

de  moder  (com  starken  Ausziehen  od.  Aus-  u.  jedenfalls  die  von  but  (cf.  1  but)  hat,  so 

■saugen   der    Mutterbrust;    daher    auch   in  50  2vird  auch  plump   wohl  ebenso    tvie   but    u. 

derselben  Bedtg.   loie  melken  gebraucht).  stump  urspr.  soviel  wie:  ab g e schnitten 

—  A"rf.  plükken;  /««d.  ])lucken;  nW.  plükken,  od.  abg  est  ossen ,  abge  schlag  en,  g  e- 

plokken;     mnld.    plucken ,    plocken ;     satl.  stutzt,   gekürzt   etc.    bedeuten  u.  dem- 

plükje;    wang.  plok;    ags.   ])lucciau;    aengl.  nach    mit    dem  Schallwort    od.    der  Schall- 

plukkin;  CM*//,  pluck;  a«.  plokka; /s/.,  .sc/twe^/.  55  interjcction    plump    od.    plumps    (plum])  od. 

plocka;    noriv.  plukka;    dän.  plukke;    mhd.  plumps    sä    't,    dar    lag    't)  ^  nhd.  (Wei- 

pflücken.    —    Fs    ist  wahrscheinl.    aus    dem  gand)  PI  um});  nd.,  mnd.  plump,  jjlomp  ; 

r Oman,  entlehnt  u.  dasselbe  loie  ital.inluccsxrc;  mnld.  plomp  ;    aengl.,  engl,  plumj)    zu    dem 

prov.  pelucar;  pic.  pluquer    etc.    (cf.    auch  unter    plempen    (s.    d.)    aufgestellten    alten 

I»rüke),   ivas  nach   Dies    (I,  321)    mittelst  GO   Verb.  plimi)an  gehören.  —  cf.  auch  pumpe. 


l^LUMPEN  PLUMPSEN 


730 


PLUENDEREN 


plumpen,  jtliiiiipsen,  einen  dumpf  dröh- 
nenden Schall  machen ;  —  hr.  fiil  in  't  water, 
dat  't  plumpde  od.  plumpste ;  —  dumpf 
dröhnend  fcdlcii  od.  niederschlagen,  stürzen 
etc.;  —  lie  pluinpt  od.  plumpst  in  'twator; 

—  dat  plunipt   od.   plumpst   up    de   grund ; 

—  he  plumpt  dat  in  't  wator  etc.  —  Nd , 
mw7. plumpen;  nid.  plompen;  acnxjl.  plumpen; 
engl,  plump.  —  Ablaut  von  plem])Cn  od. 
plimpan  etc.  (cf.  auch  pluntjen),  bz.  Weiter- 
bildung von  plump. 

pinmps,  pliiiiipsen,  s.  plump,  i)lum])en, 
plfim-wek,    ivcich   wie   eine  l'ßaumc.   — 
Nd.  (B  r.   Wb.)  plummcweek. 

pliinde,  geioöhnlicher\\\\im\fi.,  plünn'  (Flur. 
plünuen),  Zeug,  Gewand,  Kleid,  Bettzeug, 
Lappe,  Fetze,  Lumpe,  tverthloses  Zeug,  Ge- 
rumpel etc.;  —  ho  od.  so  sitt  god  in  de 
plannen  (er  od.  sie  sitzt  gut  im  Zeuge,  bz. 
ist  gut  mit  Zeugen,  hz.  Geivündern  od.  Klei- 
dung,  sowie  Leinen  u.  Bettzeug  versehen) ; 

—  se  hebben  hör  plünnen  (od.  plüntjes)  bT 
'n  ander  smeten  (sie  haben  ihre  Habselig- 
keiten u.  Zeuge,  Kleider  u.  Bettzeug  zu- 
sammengeworfen, bz.  sie  haben  sich  zu- 
sammengethan  u.  verehelicht) ;  —  se  söcht 
all'  hör  plünnen  (od.  plüntjes)  bi  'n  ander 
(sie  sucht  alle  ihre  Habseligkeiten  od.  ihr 
sämmtliches  Zeug  etc.  zusammen);  —  wen 
se  hör  plünnen  ök  all'  tosamen  smiten,  den 
bemend  't  dog  nog  niks ;  —  in  toreten 
plünnen  lopen  as  'n  bedeler;  —  plünnen- 
riter  (Getoandschneider,  Mamifacturhändler, 
bz.  Zeug-  od.  Lappen-Reisser) ;  —  fan  de 
plünnen  (od.  dat  tüg,  siechte  tüg  etc.)  kan 
ik  niks  mer  brüken ;  —  du  must  d'r  'n 
plünn'  (Lappen)  um  to  wikkeln,  dat  't  blöden 
uphold ;  —  't  sunt  emer  olde  plünnen,  de  se 
in  de  kistc  hed;  —  plünnenlä  (Lappenlade); 

—  plünngöd  (Lumpenzeug,  Lumpengesindel) ; 
plünnfolk  (Lumpenvolk,  schlechtes,  gemeines 
Volk) ;  —  plünn-  od.  plünnenkräm  (Lumpen- 
kram etc.);  —  plünntüg  od.  plünneutüg 
(Lumpjenzeug);  —  plünnkerl  (L^impenkcrl 
etc.).  —  Nd.  (Br.  Wb.)  plunne,  Plur. 
plünnen,  plünnen  (Lumpen,  bz.  Kleider  u. 
Geräthe  od.  Habseligkeiten  geringer  Leute) ; 
mnd.  plunde,  plunne  (schlechtes  Zeug,  Ge- 
räth,  Gerumpel,  besonders  von  Kleidern, 
Bettzeug  etc.,  Lappe,  Lumpe);  nid.  plunje 
(Zeug,  Kleid  etc.  [goed  in  de  plunjes  zijn], 
Matrosenkleid),  plunjekist  (Kleiderkiste).  — 
Es  ist  entweder  gekürzt  aus,  od.  derselben 
Herkunft  wie  mnld.  plunder,  plonder  (su- 
pellex);  mhd.  blunder,  plunder,  Bettzeug, 
Wäsche,  Kleider,  Hausgerüth  =  nhd. 
Plunder ,  was  nach  seiner  am  frühesten 
belegten  Bedtg. :  induviae  od.  Anzug,  Be- 
kleidung etc.  wahrscheinl.  dieselbe  Bedtg. 
wie  hemd  od,  ahd.  hämo   (Geioand,  Kleid, 


Umhüllung,  Hülle,  Haut,  Balg  etc.)  hat. 
Da  nun  aber  das  Wort  plunder,  blunder  nicht 
von  })lundern,  blundern  (cf.  plündern)  zu 
scheiden  u.  jedenfalls  mit  mnd.  plunder, 
5  plonder ;  engl,  plunder  (geraubtes  Ktivas, 
Beute,  Raub)  eines  Urspruyigs  ist,  so  kann 
ich  nicht  umhin,  auch  für  plunne,  bz. 
mnd.  plunde  u.  mhd.  plunder,  blunder  (Bett- 
zeug,  Kleider,   bz.  Anzug,   Bekleidung)  als 

10  ursprünglichste  Bedtg.  die  von:  abgeris- 
senes od.  abgebrochenes  Etwas,  bz. 
abgestreiftes  od.  abgerissenes  Fell,  leere  Haut, 
Balg  etc.  anzunehmen,  woraus  sich  dann 
von  selbst  (da  Thicrfelle  bei  edlen  tmcivili- 

15  sirten  Völkern  soivohl  die  Stelle  des  Lagers 
od.  Bettes,  bz.  der  Decken  u.  des  Bettzeugs 
soioohl,  als  der  Bekleidung  od.  des  Hemdes, 
Rockes,  Kleides  vertraten)  die  obigen  Bedtgn. 
von  plunde  ii.  plunder  ergeben  mussten,  ohne 

20  dass  man  dabei  anzunehmen  braucht,  dass 
die  Bedtg. :  Lappe,  Fetze  etc.  gerade  aus 
der  von  Fell  od.  Haut  entstand,  da  ja  die 
Bedtg. :  abgerissenes  Etivas  auch  diese 
von  selbst  ergiebt. 

25  Wie  nun  aber  klint,  klant,  klunt  (cf. 
klunte  u.  klumpe  etc.)  aus  klit,  klat,  klut 
nasalirt  sind,  so  ist  auch  plund  in  plunde, 
plunder,  plündern  bz.  plündern  aus  plud 
nasalirt,  der  als  Schallstamm  dieselben  Be- 

30  dtgn.  wie  klat  (cf.  klatsen,  bz.  nhd.  klat- 
schen) enttvickeln  konnte  u.  ivovon  eben  auch 
1  «.  2  pludern  (cf.  d.)  u.  mhd.  Modern, 
plodern  abstammen.  Vergleicht  man  nun 
aber  unser  klatte  (cf.  auch  2  plünnere)  von 

35  dem  Stamm  klat,  ahd.  klaz  (Riss,  Bruch, 
Spalt  etc.)  u.  dazu  iveiter  läppe,  läppen, 
sowie  die  Wörter  flek,  flik,  flik-flak,  flekken 
u.  plak,  piek  etc.  von  der  ]/  plak  od.  plag 
u.  daneben  auch  griech.  lopos  (Schale,  Rinde, 

40  Haut,  Fell)  von  lap,  bz.  rap,  ramp  (spalten, 
bersten,  springen,  reissen,  abspcdten,  ab- 
reissen,  trennen,  raffen,  rauben  etc.,  cf.  lat. 
rapere,  ripere  u.  rumpere)  u.  auch  lit.  lupü 
(schaben,  schinden.  Haut  abziehen,   bz.  ab- 

45  reissen  od.  abbrechen  etc.  von  der  ]/  lup, 
lump,  bz.  rup,  rump),  so  ist  es  sehr  erklär- 
lich,  dass  aus  einem  Schallstamm  plud, 
plund  auch  die  Bedtg. :  Sprung,  Sjxdt,  Riss, 
Bruch  etc.,  u.  hieraus  ein  Subst.  plunde  od. 

50  plunder  (Spalt-,  Riss-  od.  Bruch-Ding,  bz. 
abgespaltenes  od.  abgerissenes  Ettvas)  ent- 
stand, was  dann  selbstredend  auch  in  die 
Bedtg.:  Raub  od.  Beute  übergehen  konnte, 
u.  woraus  sich  dann  das  mnd.  plunder  (ge- 

55  raubtes  od.  entrissenes ,  tveg genommenes 
Etwas)  u.  das  Verb,  plündern  von  selbst 
erklären. 

plünderen,  j>lündern,  T^Vnnn&rn,  plündern, 
rauben,  berauben,  reissen  etc. ;  —  he  plün- 

GO  derd  dat  od.  huui  üt;   —    dat  laud  od.  de 

47* 


PLUENDERIG 


740 


PLUES 


böm,  de  tun  etc.  is  plüiuleril  od.  iitplündenl ; 
—  he  i)lünderil  dal  all'  üt  n  ander;  —  ho 
])liiDdord  in  de  kiste  herum;  —  he  plündord 
iuiin  de  klor  fan  't  Iif;  —  lic  plinulerd  nn 
't  air  dür  'n  ander;  —  wat  hei  ji  bi  min 
gud  to  plündern y  etc.  —  Davon:  geplünder, 
geplilnner  (Geplünder,  Geniube ,  Gcreisse 
etc.)  u.  pliinderö,  iilünnerö  (Plünderei,  Gc- 
lüündcr) ;  phinderer,  plünnerer  etc.  —  Nd. 
plündern,  plünnorn;  mnd.  plünderen;  nid., 
mnld.  i)lunderen,  ploiideren ;  cnai  plunder ; 
nonc,  scJiwed.  plundra;  dün.  jjjyndrc;  alt. 
nhd.  (cf.  Grimm,  Wb.,  II,  16'.))  liliindern, 
Mindern ;  bühm.  plundrowati.  —  Wegen  Ab- 
siammung  ,s.  U7iter  plüiulc  am  Schhi.'^sc. 

|iliiiidoi'i^  od.  (gewöhnlicher)  pliinnei'ig, 
pliiuiici'g,  lappcrig ,  zerrissen,  zerlumpt, 
lumpig,  schlecht,  unordentlich  etc.;  —  he 
is  so  plünncrig  in  de  kler;  —  he  löpt  so 
plüuneriir  herum;  —  he  hed  'n  plünnorgen 
rok  an ;  —  dat  sügt  dar  in  hüs  all'  so 
plüunerg  üt;  —  dat  dak  is  so  plünnerg,  dat 
de  regen  un  sne  aferall  dürgan ;  —  dat 
sügt  den  dog  to  plünnerg  üt,  wen  du  dat 
deist;  —  dar  in  hüs  si'igt  't  all'  so  plünnerg 
üt,  dat  man  d'r  hast  not  sitten  gan  dürt.  — 
Zu  pliaule,  plünne. 

pliiniio,  pliiniion,  .s\  i)lünde. 

i)liiiiiieii-lolk,  pliiiiiien-knim,  pliinnen- 
riter  etc.,  s.  unter  plünde. 

1.  pliinnci'e,  s.  plündere  M«<e>' plünderen. 

2.  pliinner«,  Lapperei,  Lumperei ;  gering- 
iverthige  od.  nichtsnutzige,  schlechte  Sache 
etc. ;  —  'n  plünnere  (od.  klattere,  lumpore 
etc.)  geld  etc. ;  —  mit  sülke  plünneroen 
brükst  du  rat  net  kamen,  dar  wil  'k  niks 
mit  to  dün  hebben ;  • —  ik  hebb'  dar  nog 
allerlei  plünnereen  (alte  od.  loerthlosc  Sachen) 
up  de  bön  bggcn;  gä  hen  un  so  to,  of  du 
dar  nog  wat  fan  brükeii  kaust.  —  Zu  plünde, 
pliiime. 

l>liiiiliern,  .s.  ])lündcreu. 

pliinsken ,  od.  (geivöhnlicher)  plaiitjpii, 
einen  dumpfen  Schall  machen,  mit  dumjifrm 
Schall  od.  Geräusch  schlagen,  stosscn,  fallen 
etc. ;  —  he  smet  'n  steu  in  't  water,  bz.  in 
de  pütto  etc.  od.  let  'n  stC'u  in  't  water  etc. 
fallen,  dat  man  't  pluntjen  hüren  kun ;  — 
dat  water  plunsket  od.  pluntjot  d'r  tegen 
an;  —  he  pluntjed  in  't  water  herum;  — 
dat  water  pluntjed  d'r  at'cr.  —  cf.  nhd. 
(Grimm,  Wb.,  II,  160)  bluntsch  (plump) 
u.  blunze,  plunze  (ei}i  plumper  Mensch  etc.) 
zu  i)lump,  bz.  daselbst  auch  nhd.  bluntschen 
(plumpen,  plumpsen,  platschen,  ins  Wasser 
falten),  iconach  tmser  plunsken  mit  dem 
obigen  bluntsclien  ident.  ist  u.  dieses  mit 
bluutsch  u.  blunze,  ])lunze  von  demselben 
Stamm  plunt  (älter  hd.  ])lunz)  abstammt 
nie  unsrr  i)luutjen,  wü/irend  lAnut  ein  Ablaut 


von  plent,  plant  (cf.  plentjen)  ist.  —  Vcrgl. 
iceitcr  auch  mnld.  (KU.)  jdonssen  u.  nid., 
vuild.  plotseu  (mergere  cum  impetu),  woiavJt 
der  Stamm  ])]nnt  od.  \)\nuz  aus  plut,  iiluz 
5  uasalirt  u.  ein  Ablaut  von  plat,  bz.  plaz 
(vo)i,  nhd.  platzen,  cf.  plasscn  etc.)  zu. 
sein  scheint,  ähnlich  wie  die  Stämme  klant, 
klint,  klunt  mit  klat,  klit,  klut  ident.  sind. 
plürcn,     I         1^  1^-1 

10       plui'-öic,  1  '■  I^^^'"^"'  1>''^'-"S^  ^^''- 

plus,  aus  leichten,  Federn,  feinen  Härchen, 
Faser chcn  u.  Ftückchen  etc.  bestellender  Un- 
rath,  bz.  die  derartigen  leichten,  Luft  u.  Klei- 
dung etc.    verunreinigenden  Absonderungen 

15  von  Bettfedern,  Federbetten,  Wolle,  Baum- 
tüolle,  Seide  od.  haarichten  Fellen  u.  lianch- 
werlc  etc. ;  —  de  kler  sitten  ful  plus  (od, 
plüsters) ;  ga  hen  un  lät  di  wat  ofbürseln, 
dat  du  ürdentlik  fan  dag  kumst,  wen  du  üt 

20  geist;  —  de  kerel  sitt  ful  lüs  un  plus,  i)ass 
up,  dat  du  d'r  niks  fan  of  krigst.  —  Bedens- 
art:  de  sük  mit  lüs  un  plus  (mit  Laus  od. 
Ungeziefer  u.  dem  plus  genannten  IJnratli, 
od.  fig.  mit  lausigem,  gemeinem  n.  sclimutzi- 

25  gem  Volke)  befätd,  brükt  sük  net  wundern, 
wen  hum  wat  anhangt.  —  Wenn  nicht  eins 
mit  dem  folgenden  Worte,  dann  wohl  aus 
frnnz.  pelouse  (Flaum:  Grasplatz),  was  mit 
franz.  peluche,  pluche  etc.  (s.  unter  1  plus) 

30  eines  Ursprungs  (nämlich  von  lat.  pilus, 
Haar,  besonders  kurzes,    cf.  auch  pile)  ist. 

1.  plus  (Singul.  u.  Collect.),  Fäserchcn, 
Härchen,  Flöckchen  (Wolle,  Haar  etc.).  — 
Nid.  pluis    (dasselbe  u.  auch  Flusch).  — 

35  In  der  Bcdtg. :  Plüsch  entstand  das  nid. 
pluis  als  für  pluisch  stellend  Jedenfalls  aus 
franz.  peluche,  pluche  (Geivebe  aus  Leinen      ' 
u.  Kamcelshaaren),   ivährend  man    bei   un- 
ser m  u.  nid.  pluis  in  der  Bcdtg. :  Fäserchcn, 

40  Flöckchen  etc.  beim  Vergleich  von  plus  so- 
ivohl  an  franz.  pelouse  (s.  oben),  als  an 
franz.  peluche  (toollig,  faserig),  od.  auch 
an  sie,  sard.  pilucca,  lo>nb.  ])eluch  (Haar- 
schopf), piem.  pluch  (Haar,  Faser)  doiken 

45  kann,  ivelche  Wörter  ebenso  wie  franz. 
peluche,  i)luche  u.  plucher  (wollig,  faserig 
iverden)  von  lat.  pilus  (cf.  I)iez,  I,  H21 
uider  piluccare  n.  II,  j'.s'y  unter  peluche) 
abstammen.     Weiter  vergl.  auch  unser  Uns, 

50  Hüs,  loas  bei  auch  sonst  noch  fortschreiten-      \ 
der  Lautverschiebung  vielleicht   tvieder    aus 
plus,  ])lus  entstand,  falls  es  )iicht  etwa  urspr. 
mit  acngl.  (S  trat  mann)  lieos,  flces,    Hüs; 
ags.  flcos,  ilys  zusammoihängl  od.  doch  mit 

55  diesen  derselben  y  pru,  })lu  angehört,  ivorübcr 
Weiteres  unter  ilüs  zu  vergleichen  ist. 

2.  plus,  gezupftes  Tau  od.  Werg,  bz.  die 
durch  das  Zupfen  (plüscn)  von  getheertem 
Tau  entstehenden  Fasern  u.  einzelnen  kurzen 

GO  J'ädchcn  in  ihrer  Gesammtheit  auch,  hurplus 


PLUES  741                        PLUSTEREN 

V.  tauplüs  genannt,  cf.  Pliihs  od.  riüs  etc.  liar;    —    de  rok  sitt  ful  pluskes;    du  must 

hei   Bohrilc.  —   Wohl   Sahst,    zu   pliiscu,  lium  nog  erst   ofbörsclii  latcii,    it    du    lium 

(/.  auch  das  folgende:  antrokst    un   d'r    mit   ütj^cist;    —    't  is  all' 

B.  plus,  rein,  blank,  sauber,  nett,  ordent-  rein;  d'r  is  iiargcuds  gC-a  plüske  up  tosen. 

lieh  od.  in  Ordnung,  recht,  richtig  etc.;  —  5  —  Nid.  i)Iuisje. 

dat  kiud  is  so  hcmmel  un  ])lüs,  dat  man  i»liissig,  dick,  aufgedunsen,  aufgeschivollcn 
wol  sen  kau,  dat  't  'n  rennelken  un  ürdcnd-  etc.,  wie  z.  B.  loenn  Jemand  die  Wasser- 
likcn  uppassonden  niodor  lied;  —  de  rok  is  sucht  hat  od.  an  dem  Soff  ist;  —  se  word 
so  plus,  dat  d'r  nargeuds  gen  plüster  up  to  so  i)lussig,  niit  as  of  se  in  't  water  is ;  — 
sen  is ;  —  't  is  dar  in  hüs  all'  so  plus,  dat  d'r  10  he  krigt  so  'n  plussig  gesigt ,  net  as  of  lie 
nargends  gen  stofje  to  finden  is ;  —  dat  flesk  an  de  süp  is ;  —  dikke  ])lussige  lijjpen  etc.  — 
is  uet  regt  plus  (rein  u.  sauber,  bz.  frisch,  Nd.  (Br.Wb.,Dähnert)]i\ütz'ig,  (Schätze) 
gilt  u.  sdimacklmft,  schon  faul  u.  verdorben  plüzzig,  plüssig;  bei  Bichey  plüzzig. 
etc.,  cf.  süfer) ;  —  't  is  dar  in  liüs  net  regt  Das  daneben  auch  in  gleicher  Bedtg.  bei 
plus,  ga  d'r  lefer  uet  lien ;  —  mit  de  sake  15  Danneil  u.  Schütze  vorkommende  plu- 
is  't  net  plus,  dar  mut  sük  gen  ördentlik  strig ;  mnd.  plusterich  ist  ident.  mit  unserm 
miusk  mit  befateu,  de  is  fül.  —  Nid.  pluis;  plüsterig,  während  plussig,  bz.  nd.  plutzig 
vmld.  pluys  (mundus,  purus,  politus,  tersus,  etc.  mir  mit  dem  mnld.  (KU.)  plotsigh 
extersus).  —  Es  ist  ein  zu  plüsen  (rupfen  (bot,  plomp)  ident.  zu  sein  scheint  u.  dann 
etc.)  gehörendes  Adjectiv  u.  bezeichnet  einen  20  loolil  in  ähnlicher  Weise  mit  nid.,  mnld. 
Zustand,  luo  ein  Etwas  gerupft  u.  kahl,  bz.  plotsen  (mergere  cum  impetu,  bz.  plumpen, 
von  Haaren,  Federn,  Fasern  etc.  befreit,  plumpsen,  cf.Yi\\xmi)e\\u.\)\\xiiiiGVi)  zusammen- 
gesäubert u.  rein  ist.  hängt   wie    plump    (plump,    dick)   u.    engl. 

plüsen,  rupfen,  zupfen,  ab-,  aus-  od.  aus-  plump    (fett,  feist,    dick),    plump    (plump, 

einander  rupfen  u.  zupfen  etc.  —  lie  plüsd  25  platsch  etc.),  plump  (Klump,  Klumpen  etc.), 

(rupft,  zupft,  reisst,   bz.  sucht  etc.)  dat  all'  plump  (schivellen,    aufschwellen,    aufblasen, 

üt  'u  ander  un  legt  elker  feseltje  (od.  deltje,  auftreiben   etc.)    etc.    mit   dem  Schallstamm 

stüktje.    endje   etc.)    apart  für  sük  hen;  —  plump  od.  dem  Verb,  plumpen, 

lie  plüsd   (zupft   od.  reisst   etc.)    't  all'  dör  Das  nid.  plotsen  betr.,  so  ist  dies  zweifel- 

'n  ander  liendör ;  —  he  plüsd  sük  (er  rupft  30  los   ein    ablautendes    Verb.,   ivas   mit   nhd. 

u.  zupft  sich,    bz.    er   reisst   sich  Haare  u.  platzen  (cf.  plassen  u.  tmter  pluntjen  am 

Federn  aus,  od.  auch:  er  sucht  sich  selbige  Schlüsse)  urspr.  eins  loar,  bz.  in  ähnlicher 

ab,    macht   sich   davon   rein   etc.);   —    he  Weise   von    einem   alten  Stamm   plot,    ver- 

plüsde  sük  de  här  üt  de  kop;  —    he  plüsd  stärkt  plots    (cf.  klap  u.  klaps,    bz.  klat  u. 

de  här    (od.   walle,    floktjes,    kuopkes    etc.)  35  klals    etc.)  =  hochd.  ploz,    nhd.   plotz    (cf. 

d'r  fan  of;    —    he  sitt  to  tau  plüsen  (Tau  plötje   u.  plütslik)    weiter   gebildet   ist,   ivie 

zupfen  um  Werg  davon  zu  machen) ;  —  he  nhd.    plat z en    (cf.    plassen)     von    einem 

mut  wull'  plüsen ;    —    feilen   plüsen    (Felle  Stamm  plat,  hochd.  plaz. 

rupfen    od.  abrupfen,    sie  von  den  Haaren  plüster,  Faser,  Fäserchen,  Staubfäserchen 

befreien   u.   kahl  machen    etc.) ;   —    plüsde  40  von  Wolle,  Haaren,  Federn  etc.  ;^  —  't  ligd 

wulle    od.   perdehär,    kohär   etc.    (gezupfte,  od.    sitt    all'    ful    plüsters;    —    sin  här  od. 

bz.  auseinander  gezupfte,  von  Knötchen  u.  rok  etc.  sitt  ful  plüsters    un   feren.    —    Es 

sonstigen     Unreinigkeiten     befreite,     reine  gehört  wohl  mit  2  plus   zu  plüsen    (zupfen, 

Wolle  etc.) ;  — 'iie-p]\\s([(ru2}ft,  2)lündert  etc.)  fasern    etc.),    tvie    nid.    pluister     (Zupfer, 

hum  net  so  lauk,  dat  he  nakend  uq  kälis;  45  Bupfer,    bz.    Person    die    pluist)     zu    nid. 

—  he  plüsd  (reisst,  loiihlt,  sucht)  't  all'  dör,  pluisen,  od.  es  ist  ein  zu  plusteren  etc.  ge- 

of  he  net  wat  d'r  manken    finden    kan;   —  hörendes  Subst.  —    Vcrgl.  iveiter : 

he  sitt    de   hälfe  nachten   in    de    büken    to  plustere,  s.  unter  plusteren, 

plüsen    (er  sitzt   die  halben  Nächte  in  den  plusteren,  pliistern,  plustern,  a.  icieder- 

Biichern  zu  stöbern  etc.)  ;  —  he  plüsd  (sucht,  50  holt  rupfen  u.  zupfen  od.  zausen  u.  xoühlen 

stöbert,  forscht   etc.)   't   all'    so  genau  dör,  etc.  u.  so  zottig,  rauh  u.  bauschig  od.  sträu- 

dat  he  bit  up  't  leiste  tüttelke  wi^t,  wat  d'r  big  u.  absteJwid  machen,  loie  z.  B.  die  Vögel, 

in  steid.  —  Nd.  plüsen,  plüsen ;  nM.  pluizen  ;  ivemi   sie   mit    dem    Schnabel   ihr  Gefieder 

mnld.  pluysen.  —  Wohl  von  plus,  bz.  1  plus,  rupfen ;  —  de  sturken  plustern  sük  so,  dat 

ivie  lüsen  von  lüs  u.  lat.  pilare  von  pilus.  55  de    feren  ^  um   hör    herum    flegen ;    —    he 

plüsje,    plüske    (Dimin.  von   1  plus    od.  plüsterd  sin  här  wat  dör,  bz.  d'r  in  herum ; 

von  plus),  ein  einzelnes,  sehr  feines  Faser-  —    b.   fasern,   rauh  u.  zottig  werden   etc.; 

chen,  Härchen,  Federtheilchen  od.  Flöckchen,  —    dat    god   fangd   an   to    plustern ;   —    c. 

Stäubchen  von  Wolle,   Baumwolle,    Leinen-  Federn   od.   Flaum,    Flöckchen    von    sich 

zeug  etc.;   —    dar  sitt  nog  'u  plüske  in  't  60  geben,  stäuben  etc.;  —   dat  bedde  plüsterd 


PLÜSTERIG                        742  POIKEN 

od.  plilsterd  so,  dat  de  hele  lücht  ful  pliisters  (cf.  I,  685  u.  II,  619  etc.)  mit  skr.  bukk, 

is :   —    he  plüsterd  (stäubt)  sük  de  rok  üt ;  bukkati  (belJen)  etc. ;   griech.  buktes  (brau- 

—  d.  reissen,  icühleii,  stöbern,  iliirchsuchen  sciidcr,  tosender,  heulender  Wind,  Sturm- 
etc. ;  —  he  plusterd  in  de  lä  lierum ;  —  lie  tvind)  etc.  ;  tat.  buccinum  (Kriegshorn),  bucca 
plüsterd  alle  boken  dör.  —  Nd.  plustern ;  5  (Blase) ;  lit.  bykii  (Stier)  etc.,  sowie  unser 
mnrf.  plusteren  etc.  —  Iterat.  von  lAuscn,  cf.  pokke,  pung,  puchen  etc.  zu  einer  SchaU- 
plüsen.  —  Davon  plustere  ».  gepluster  würzet  buk  (rauschen,  brausen,  lärmen, 
(Stäuberei,  Stübcrci,  Wühlerei  etc.,  bz.  an-  brüllen,  tosen,  stürmen,  blasen,  pfauchen 
haltendes  Gestäube  u.  Gestöber  etc.)  soicic  etc.),  sodass  auch  hier  der  Frosch  wohl 
plustere  ii.  gcpliister  (Bupferei,  Zupferei,  10  wegen  seines  lärmenden  Geschreies  (jedoch 
Zauserei  u.  Gerupfe)  etc.  etc.;  —  plustere  nicht  lautmalend  od.  onomatopöisch  wie 
od.  gepluster  in  't  här  u.  das  folgende:  bei  unserm  kikker,  s.  unter  kik)  so  benannt 

plüstei'i^,    pluslei'g,    zerzupft,   zerrupft,  ist,  falls  er  nicht  etwa  als  ein  aufgeblasenes 

zerzaust,   zottig,    sträubig,    struppig,    unge-  od.   aufgetriebenes,    aufgeschicollencs  Etwas 

kämmt,    unordentlich,    wild;   —    sin  bar  is  15  aufgefasst    tvurde,    wie   dies  auch    mit  pok 

od.  sitt  so  plüsterig;  —  de  störken  seu  man  (s.  d.)  u.  lat.  bucca  der  Fall  ist. 

pliistcrg  (od.  ])liulerg)  üt ;  —    he  sucht  net  poggo-dod,  völlig  todt,  ganz  kalt  u.  todt. 

so  plüsterg  (strujfpig  u.  ungekämmt  etc.)  üt,  poggen-daler  orf.  poggen-geld,  i'Vosc/i&^ss, 

as  of  he  so  erst  üt  't  bedde  krapen  is;    —  (Hydrocharis  morsus  ranae). 

de   lücht    (Luft,    Himmel    etc.)    sucht   so  20  poggen-glidder,  poggen-gliulder,  poggen- 

plüsterig  (zerzaust,  zerrissen,  wild  %i.  stür-  glugge,  poggeii-ritscl,  Froschlaich, 

misch,  unfreundlich,    drohend  etc.)  üt,  dat  poggen-,  pogg-stert,    Froschlarve,  Kaul- 

man  sük  up  siecht  wer  gefätd  niaken  mut ;  rpiappe. 

—  he  kikt  net  so  plüsterig  üt,  as  ^n  olden  poggen-,  pogg-stol,  Hutpilz,  cf.  padde- 
brumbär.  —  i\7/.  plustcrig ;  «i/if?.  plustericb,  25  stöl. 

—  cf.  auch  plüsterkop.  Pf*jPj   poie,   peiie,   peie,    ein  Trage-    od. 
plüsterig,   plüsterg,    voll  von   od.  verun-  Balkcngcrüst,  icorauf  der  Giebel  eines  Hauses 

reinigt  u.  behaftet  mit  plüstcrs  od.  Fasern,  ruht.  —  Nid.  pui  (Altan;  Giebelfuss,  Trä- 

Fäserchen,  Flöckchcn,  Staubfäserchen  etc. ;  ger    od.    Hauptbalken,    worauf   der    Giebel 

—  he  hed  'n  plüstergen  rok  an;  —  dat  30  ruht  etc.);  mnld.  puye,  puyde  (podium,  pul- 
Bofa  is  plüsterg,  du  must  't  erst  ütbörscln,  pitum,  suggestus,  rostra,  orum  etc.)  —  Jifit 
er  d'r  wel  in  sitten  geid.  —  Zu  plüster.  ital.  (Diez,    I,   326)    poggio;   prov.  pueg, 

plüster-kop ;  i.  q.  tüsterkop,  cf.  tüsen  puoi;  afranz.  pui  (Anhöhe);  span.,  port. 
(zausen)  zu  plustern,  bz.  plüsen,  nd.  plusen,  poyo  (Bank  vor  dem  Hause) ;  afranz.  puiot 
wonach  es  zunächst  einen  zerzausten  u.  35  (Stütze)  von  lat.  podium.  —  Vergl.  auch 
struppigen  Kopf,  bz.  einen  Kopf  mit  zer-  aengl.  (Stratmann)  pue;  engl,  pew  (Kir- 
zaustem  u.  struppigem  Haar  u.  fig.  eine  chenstuhl,  Kirchensitz  od.  Kirchenbank)  aus 
Person  mit  einem  solchen  Kopf  (einen  afranz.  puie,  was  xoohl  mit  dem  obigen  span., 
Strubel-  od.  Stru  wel-  Feter)  bezeichnet,  poH.  poyo  (Bank)  ident.  ist. 
dann  aber  auch  in  die  Bcdtg. :  rauher,  un-  40  poje-,  poie-,  peue-,  peie-balke,  Trage- 
freundlicher Mensch  (wie  auch  tüsterkop)  balken,  ^vorauf  der  obere  Giebeltheil  eines 
übergeht.  Hauses,    od.    auch   der   Fuss   der    Wahn- 

plustern,  plustern,  s.  plusteren.  sparren  ruht. 

p6,  s.  pös.  pojen,  poien,  s.  1  paien. 

pochen,  s.  puchen.                                      45  poike,  s.  peike. 

pogge,  Frosch.  —  Eedensart.  u.  Sprichw.:  poiken  od.  poiken,  kosen,  schön  thun  mit 

so  kold  as  'n  pogge;  —  so  dud  as 'n  pogge  Jemandem,ihm  schmeicheln,  den  Angenehmen 

od.   poggcdüd  ;    —    de    stürken    nogd,    mut  spielen  etc.;  —  he  ])oiket  gern  mit  de  wichter ; 

I)oggen  bebben ;   —    he  strüfd  sük    (od.  he  —  he  mag  de  wichter  gern  poiken.  —  Nach 

stalld  so  bog)  as  'n  pogge  in  de  mänschin ;  50  Stbg.  ist  iiooiken    dasselbe  wie  pooien  (cf. 

—  sett  de  pogge  up  'n  golden  stül,  he  hupt  1  paien),  tvährend  mir  dieses  Wort  mit 
dog  wer  in  de  pol;  —  he  hed  so  ful  gcld,  mnd.  (Seh.  u.  L.)  poken  od.  poiken  ident. 
as  de  pogge  här;  —  man  kau  ök  'n  pogge  zu  sein  .scheint,  ivas  dort  mit  spielen  (od. 
so  laiik  drükken,  dat  he  kwakt.  —  Räthsel:  scherzen,  spassen?")  erklärt  wird  u.  nach  mnd. 
wikker  de  wakker,  sprung  afer  d'  akker;  65  (Seh.  u.  L.)  pok,  poeck  (Spiel  od.  Scherz, 
wikkcr  de  wakker,  sprung  afer  d'  slöt,  nog  Sjjass,  Neclcerei  etc.,  cf.  lat.  jocus)  vielleicht 
was  wikker  de  wakker  net  dod ;  —  wat  auch  mit  mnd.  poken  od.  poicken  (pochen, 
wult  d'  lefcr,  'n  püt  ful  singende  wifkes,  prahlen,  cf.  puchen)  xirspr.  ident.  ist,  da  es 
of  'n  afcn  ful  dode  mantjes  (Brode).  —  Nd.,  sich  ebenso  wie  dieses  auch  leicht  von  der 
mnd.,   nid.,   mnld.   pogge.    —    Nach  Fick  60  urspr.  Schalliourzel  buk   ableiten  lüsst,   da 


POK  POKKE 


743 


POKERN 


ja    Lär m    n.    Sj) iel ,     hz.    lär m e n    u. 
sp  iel  eil  sich  begriß'lich  nahe  berühren. 

pok  od.  i»okke,  Finne,  Pustel,  Blauer, 
Beule,  kleine  Erhöhung  od.  Anschioellung, 
Höcker,  Warze  etc. ;  —  ho  hcd  'ii  })ok 
(Finne,  Warze  etc.)  od.  ])oktje  (Finnchen 
etc.)  up  de  nöse  sitten ;  —  do  kartuffels  od. 
bonen  etc.  sitten  ful  pokkeu  (die  Kartoffeln 
od.  Bohnen  sitzen  voller  Warzen  od.  Beulen, 
kleinen  Höckern  etc.)  od.  sunt  so  pokkerig; 
—  't  kind  sunt  de  pokken  inentd ;  —  he 
hed  de  pokken  (Blattern  od.  Blattcrnkrank- 
heit).  —  Compos. :  kinder-,  kö-,  schäp-pokken, 
swarte  pokken.  —  Sprichw.:  „dat  gift  rümte 
um  de  herd,"  sä'  de  Papenbörger  to  sin 
■wif,  do  wereu  hum  söfea  kinder  in  de  pokken 
ofstürfen.  — •  Nd.,  nid.,  nfries.,  loang.  etc. 
pok ;  mnd.,  mnld.  pocke  u.  auch  poche  (pa- 
pula,  pnstula,  tnber,  vomica) ;  ags.  pocc ; 
aengl.  pocke;  engl,  pock;  nono.  poka;  dän. 
(Flur.)  pokker  in  smaa-pokker  (Kinder- 
Blattern).  —  Es  gehört  mit  dem  gleichbe- 
deutenden kelt.  pwg ,  bog ,  soivie  unserm 
peike  ic.  pung  etc.  als  aufgeblasenes  u.  auf- 
getriebenes Etwas,  bz.  als  Blase  u.  Blatter 
etc.  zu  derselben  y  buk  xoie  pogge,  wozu 
auch  lat.  bucca  (Backen,  bz.  aufgeblasenes 
u.  aufgeschwollenes  Etwas,  cf.  pogge)  u. 
dessen  Dimin.  buccula  gehört,  aus  welch 
Letzteren  wieder  das  (cf.  Diez,  II,  225) 
afranz.  bocie ;  franz.  boucle  (Ring,  Haar- 
locke, Schnalle)  ;  aengl.  bocle ;  engl,  buckle 
(Schnalle  etc.)  u.  altspan.  bloca  (Erzbeschlag 
eines  Schildes) ;  mlat.  bucula  (scuti)  etc. ; 
nhd.  Bück  el  entstand,  während  das  afranz. 
boce,  boche;  aengl.  (Stratmann)  boce 
(bulla,  umbo)  u.  boche  (gibbus),  bz.  engl. 
boss  (Buckel,  erhabener  Beschlag;  Knopf, 
Knauf  etc.)  u.  botch  (Beule,  Geschwür  etc.) 
entweder  aus  lat.  bucca  od.  dem  obigen  kelt. 
bog  hervorgingen  u.  jedenfalls  mit  unserm 
pok  gleichen  Ursprungs  sind. 

1.  pökeJ,  Pustel  od.  Fustelchen,  Finnchen, 
kleines  Eiter- Bläschen  od.  Eiter-Geschwür, 
Beulchen,  Höckerchen,  Wärzchen  etc. ;  — 
he  hed  't  gesigt  ful  pökeis ;  —  de  kartuflfel 
od.  appel  etc.  sitt  ful  pökeis.  —  Nid.  (v. 
Dale)  peukel ,  pokkel ,  pukkel  (puistje, 
bobbeltje) ;  innld.  pockele,  puckele.  —  06- 
schon  wir  von  pokel  auch  noch  wieder  ein 
Dimin.  pökelke  machen,  so  ist  dies  selbst 
doch  ein  Dimin  von  pok. 

2.  pöke],  ein  Zwerg  od.  Knirps,  bz.  klei- 
nes, verkrüppeltes,  im  Wuchs  zurückgeblie- 
benes od.  verkümmertes  u.  verwachsenes 
Wesen  od.  Etioas;  —  de  lütje  pökel  krupt 
en  al  tüsken  de  benen  herum ;  —  'n  pökel 
fan  kind  od.  fan  'n  junge,  fan  'n  der,  fan 
'n  swin,  fan  'n  böm  etc.  —  Da  unser  o  für 
0  M,  u  (cf.  z.  B.  fögel,    Vogel,    ahd.  fugal 


etc.)  steht,  so  könnte  dieses  pokel  ivohl  ein 
Dimin.  von  an.,  isl.  pokr  (Kobold,  Popanz, 
Mummel  =  dän.  busemand)  sein,  sofern  dies 
auch  die  Bedtg. :  Zioerg  hatte,  od.  aus 
5  Kobold  etc.  in  die  Bedtg.:  Zwerg  über- 
ging. Sodann  vcrgl.  auch  engl,  puck  (Dä- 
mon, Kobold,  Waldmännchen  etc.)  =  aengl. 
piike ;  an.,  isl.  püki ;  ir.  püka ;  loelsch.  pwca, 
sowie  weiter  bei  Outzen  nfries.  pück,  neske- 

10  i)ück,  eine  Art  von  Kobold  =  dithm.  nische- 
pöck  u.  dän.  nisse-puge,  bz.  bei  Heim- 
reic h  (II,  34S)  das  nfries.  huspuke  (Haus- 
Geist  od.  Haus-Zwerg  etc.),  ivomit  das  nd. 
(Br.  Wb.,  III,  -349)  pook  (schtvacher,  tm- 

15  vermögender  od.  im  Wuchs  zurückgebliebe- 
ner Mensch)  u.  puck  in  puckfaut  (Klump- 
fuss,  cf.  Scham  bach,  161^)  auch  vielleicht 
urspr.  ident.  ist,  falls  die  Bedtg.:  Kobold 
in  die  von:  Zwerg  od.  kleines,  verkrüp)peltes, 

20  gebrechliches  Etwas  überging. 

Was  nun  aber  die  Grdbdtg.  von  Puck 
od.  aengl.  pfike  betrifft,  so  wird  damit  wohl 
urspr.  ein  Poltergeist  od.  Bangemacher,  bz. 
ein  durch  Poltern,  Stossen,  Lärmen  etc.  (cf. 

25  engl,  poker,  Popanz,  Kobold  od.  Bange- 
macher der  Kinder  etc.)  die  Menschen  er- 
schreckendes Wesen  (cf.  unser  bubä  u.  das 
böhm.  bobo,  bubu  tinter  Popanz  bei  Wei- 
g and)  gemeint  sein,  wo  es  dann  auch  mit 

30  pogge,  pok,  puchen,  pukkern  etc.  von  der 
y  buk  (rauschen,  lärmen,  tosen,  stürmen, 
blasen  etc.)  abstammen  könnte,  die  ja  auch 
ebenso  wie  bub  (brüllen,  brummen,  bz.  von 
dumpfen  Tönen,  cf.  bubbeln  u.  pu)  Weiter- 

35  bildung   eines   einfacheren  Schallwortes   bu 
ist,    was  ebenso  wie  ba,    redupl.    baba   (s. 
unter  babbeln),    blos  ein  unarticulirtes  Ge- 
räusch_  bezeichnet. 
3.  pökel;  i.  q.  pekel. 

40  poKer,  ein  spitzes  u.  gerades  od.  auch 
hakenförmig  gebogenes  Eisen  zum  Schüren 
u.  Auflockern  des  Feuers,  bz.  ein  Schüreisen, 
Schürhaken,  Feuerhaken,  Stech-  od.  Stoss- 
eisen  etc.,   womit  man   in  das  Feuer  stösst 

45  u.  stochert. —  JVM.  pook,  poker;  en^rZ.  poker. 
—  Da  der  poker  ein  Stecheisen  (bz.  ein  Ge- 
räth  ivomit  man  in  das  Feuer  sticht  u. 
stochert)  ist,  so  tvird  das  nid.  pook  in  der- 
selben Bedtg.  ivohl  eins   sein  mit  nid.,   nd. 

50  (Br.  Wb.,  Schütze  etc.)  pook;  mnld., 
mnd.  poke  (Dolch,  Messer  etc.),  loas  wohl 
aus  lat.  pugio  entstand,  ivährend  das  nid. 
poken  (s.  unter  pokern)  vielleicht  direct  aus 
dem  lat.  pungere  etc.  (cf.  punkt)  hervorging, 

55  ivas  mit  pugnus,  pugna,  pugnare  etc.  zu 
einer  y  pug  (schlagen,  stossen,  stechen  etc.) 
gehört. 

pokern,  wiederholt  stechen  od.  stossen  u. 
rühren   in  Ettvas ,    bz.    stochern ,   schüren, 

60  schürfen;   —   he  pokerd  d'r  in  herum;  — 


POK-HOLT 


744 


POL 


du  must  net  altid  in  't  für  Sitten  to  pokern ; 

—  he  pokcrd  dat  für  wat  up  od.  toregt  etc. 

—  Kid.  i)okereii  u.  dies  icohl  Iterat.  von 
n Id. ,  a n  hl. ,  in )i  d.,  actigl.  (S  t  r  a  t  m  a  )i  n) 
poken  (pellere ,  trudere),  engl,  poke  (im 
Fin.itern  fühlen,  tappen,  tasten,  herumfilhlen, 
mit  einem  langen  Werkzeuge  suchen;  schüren, 
anschüren ;  stossen  etc.),  tcozu  zu  bemerken 
ist,  dass  hei  Seh.  u.  L.  das  miid.  poken  u. 
bei  Dähnert  das  nd.  pükcn  (stechen)  an- 
scheinend von  poke  od.  pök  (Dolch,  kurzer 
Degen,  3Iesser ,  s.  unter  poker)  abgeleitet 
toird,  dann  aber  das  mnd.  pokon  auch  die 
Bedtg. :  pochen  od.  p)rahlen  (cf.  ])uchen)  hat. 
Ist  nun  aber  das  mnd.  poken  u.  nd.  poken 
urspr.  von  aengl.  jioken  verschieden  u.  von 
poke  (pngio)  abgeleitet,  so  kann  auch  nnser 
pokern  u.  nid.  ])okeren  direct  von  poker 
weitergebildet  sein,  während  poker  selbst 
wieder  von  poken  (stossoi,  .stechen  etc.)  ab- 
geleitet sein  konnte.  Vergleicht  man  nun 
aber  die  verschiedenen  Formen  des  nhd. 
pochen  in  der  Bedtg.:  (schlagen,  stossen, 
stampfen  etc.)  bei  Grimm  (Wb.,  11,  199) 
unter  bochen  ii.  bei  Weigand  unter  po- 
chen u.  dass  dieses  in  der  Bedtg. :  prahlen 
od.  dicke  thun  etc.  (cf.  puchcn  tt.  dazu  unter 
galpen  auc?i  die  Bedtg.:  prahlen  od.  gloriari 
des  as.  galpön,  ivas  mit  galm  von  einer 
Schallwurzel  stammt)  von  Fick  zu  der 
Schallwurzel  buk  (s.  unter  pok,  pogge  etc.) 
gestellt  wird,  so  ist  es  sicher,  dass  die  obigen 
Wörter  (nämlich  nid.,  mnd.,  aengl.  poken 
«.  engl,  poke)  in  ihren  verschiedenen  Be- 
dtgn.  nicht  überall  mit  hochd.  bochen  u. 
pochen  eins  sein  können,  soioie  es  aucli 
sehr  schwer  zu  entscJiciden  ist,  ob  die  hochd. 
Wörter  bochen,  pochen  u.  unser  hokon 
(s.  d.)  mit  unserm  pukkeru  u.  puchcn  glei- 
chen Ursprungs  sind.  Ob  nun  aber  auch 
das  aengl.  poken  in  der  Bedtg. :  pellere, 
trudere  mit  mnd.  poken  (stechen  od.  stossen) 
urspr.  ident.  ist  u.  wie  nd.  pook  u.  unser 
poker  von  pngio,  bz.  ])ungere  abstammt,  ist 
mir  gleichfalls  zweifelhaft,  tvie  desgl.  auch, 
ob  das  mnd.  poken  in  der  Bedtg. :  pochen 
od.  jirahlen  etc.  mit  unserm  puchen  u.  hochd. 
bochen  u.  pochen  (s.  u nter  b oche n  in 
Grimm,  Wb.,  das  Weitere)  von  Hause  aus 
eins  ist  u.  derselben  y  entstammt. 

pok-holt,  a.  das  feste,  harte  Holz  des 
in  Westindien  u.  Sialamcrika  loachsenden 
Guajak-Baumes,  der  aus  seiner  Rinde  den 
als  schivcisstreibendcs  Mittel  dienenden 
Guajakgummi  ausschicitzt.  Im  Englischen 
hcisst  dies  Holz  pockwood  u.  wird  dasselbe 
sonst  auch  Franzosenholz  n.  Lebensholz 
genantit;  —  b.  ein  gleichfalls  daher  stam- 
mendes u.  auch  festes  u.  hartes  Holz,  tvas 
sonst  unter  dem  Namen:   Bockholz ,    Boco- 


HoJz,  Rebhuhnholz,  engl,  partridgewood  vor- 
kömmt 11.  in  Brasilien  Cangelira  u.  Angelim, 
in  Cuba  Yava  genannt  wird   u.  hauptsäch- 
lich zu  Kunsttischler-  u.  Drechsler- Arbeiten 
5  gebraucht  w'ird.   Dies  Letztere  soll  von  einem 
nicht  genau  bekannten  Baum  „Bocca  proua- 
ceiisis  Aubl."    kommen,   nach  jindern   aber 
ro)i  Hoisteria  coccinea. 
pokke,  s.  ])ok. 
10      j)okki^,   pokkerig,   pokkerg,  pockig  od. 
mit  Bocken   (Pusteln,    Finnen,    Beulen    ti, 
Höckern  etc.,  cf.  pok)  behaftet  u.  versehen ; 

—  'n  pokkig  od.  pokker'ig  gesigt ;  —  pokkige 
od.  ])okkerige  kartuffels  od.  boneu  etc. 

15       ])ok-nai'e,  Blatternarbe. 

pok-uarig,  bl alternarbig. 

pok-stof,  Blattcru-Lijmphe. 

pol,  rund,  voll,  strotzend,  fleischig,  bau- 
schig etc.;  —  polle  arms ;  —  'n  pol  gesigt; 
20  —  'n  pol  kindje;  —  se  is  regt  pol  un  wök ; 

—  dat  bedde  stcid  so  pol  un  rund;  —  i)ollo 
küssens  etc.;  —  Compar.  poller,  runder, 
voller  etc.  (pollere  arms  un  benen  as  dat 
wicht  hed   sucht   man   seiden) ;    —    Superl. 

25  polleste,  polste.  —  Fs  hat  mit  dem  im  nid., 
nd.,  engl.  etc.  vorkommenden  i)ol  od.  poll, 
polle  (Spitze,  Fndpmnkt,  Wip)fel,  Kopf  etc.) 
u.  dem  nhd.  Fol  (Spitze  od.  Endpunkt  der 
Erd-  u.  Himmels- Achse,    rect.    der   Dreh- 

30  punkt  von  lat.  1)ü1us,  griech.  pölos  u.  dies 
von  der  ]/  pol,  drehen,  ivenden)  nichts  ge- 
mein, sondern  ist  icohl  Nebenform  von  2  bol 
(rund  etc.,  cf.  auch  belle  u.  polle),  da  es 
sonst    in    den    andern    nd.    u.     nordgerm. 

35  Sprachen  nicht  vorkommt. 

p81,  Ffühl,  grösseres  Bettunterkissen.  — 
Sprichiv. :  twe  gelofen  up  en  pOl,  is  en  to 
föl  (gemischte  Ehen  taugen  nicht).  —  Nd. 
pul;  »2»r?.  pol,  pole,  ])oel;  »7rf.  pculuw;  mnld. 

40  pole,  polue,  pokuve,  jiulwe;  ags.  pyle;  aengl. 
pule;  engl.  ]n]\ovf  u.  ])ec\;  «/kL  phulwi,  fulwi, 
phuluwi,  fuluwi;  ndid.  phulwe,  pfulwe.  — 
Aus  lat.  pulviuar,  polvinar  od.  pulvinus. 

1.  pöl,    Mannsmütze,    Kappe;  —  he  hed 
45  de  pöl  so  schcf  up  de  kop.  —  Nid.  (Frov. 

Groningen)  pool,  ]ioel.  —  Da  es  formell 
mit  2  pul  (Pfuhl,  Sumpf,  Pfütze)  stimmt, 
so  könnte  es  beim  Vergleich  von  pet  =  nid. 
pet,   pette   (31annsmütze ,    Kaj)pe)    u.    nid. 

50  pet,  pette  =  putte  (Pfütze,  Brunnen  etc., 
cf.  pütte)  vielleicht  auch  mit  2  jiöl  urspr. 
eins  sein,  ico  dann  die  Bedtg. :  Verlief ung, 
Grube  od.  Höhlung  etc.  wieder  in  die  von: 
tiefes.,  hohles   od.  rundlich  holdes  Etwas  u. 

55  so  in  die  von:  rundlich  hohle  Kopfbedeckung 
überging,  ganz  wie  ahnliche  Begrifj'süher- 
gänge  aucJi  in  doppe  u.  kop  sich  zeigen. 

2.  pol,  Pfuhl,  Pfütze,  Lache,  bz.  Loch, 
Grube  od.   Vertiefung,    worin   Wasser  steht 

60  od.  sich  gesammelt  hat,  Wasserlache,  stehendes 


POL-ACHT 


745 


POSE 


Wasser,  Sumpf;  —  de  ganse  weg  (od.  't 
ganse  land  etc.)  steid  ful  polen;  't  mut  tan 
nacht  gewis  dügtig  regend  liebben;  —  he 
])äsd  altid  dür  de  depste  polen;  —  dar  steid 
'n  depen  un  gröten  pol  water  fürt  lius,  pass' 
up,  dat  du  d'r  not  intredst;  —  he  is  na  de 
pol  hen,  um  wilde  änten  to  schoten.  — 
Compos.:  drek-,  water-p61  etc.,  hz.  pölaclit, 
pölachter,  pölhtitte,  pölrichter  etc.  —  Nd. 
pool ;  mnd.  pol,  pul,  poel ;  nhl.,  mnld.,  mfläm. 
poel ;  afries.,  loang.,  satl.  pol ;  wfries.  poalle ; 
ags.,  aengl.  pol;  engl,  pool;  mhd.  pliuol; 
an.,  ish  pollr  ;  norio.  poll  u.  pöyla ;  schwed., 
dän.  pöl.  —  Aus  lat.  pälus. 

])öl-acJit,  ein  Entivüsserungs-Verband  od. 
"Entwässerimgs-Bezirlc ,  hz.  die  Genossen- 
schaft, Corporation  etc.,  welcher  die  Sorge 
der  Ahioässerung  eines  grösseren  Bezirks 
obliegt,  u.  die  die  Kosten  derselben  gemein- 
schaftlich zu  tragen  hat.  —  cf.  dlk-,  sil- 
acht  etc. 

pol-achter ;  i.  q.  pölrichter. 

polakke,  polak,  a.  Polacke,  Pole;  —  b. 
ein  gelber,  glasirter  Knicker. 

polder,  s.  poller. 

pölhiitte,  eine  Hütte  an  einem  Sumjjf  od. 
stehenden  Geivässer,  icorin  sich  der  Enten- 
jäger aufhält  H.  verbirgt. 

polle,  das  loeiche,  rundliche  Dickfleisch 
(Ballen,  Wade,  Backe  etc.)  von  Hand,  Bein 
etc. ;  —  in  't  polle  fan  de  band  etc.  — 
Zu  pol. 

1.  pol  1er,  Comparat.  von  pol. 

2.  poller  od.  polder,  angeschlämmtes 
Marschland,  welches  ringsum  mit  einem 
Deich  umgeben  ist  od.  ein  vor  dem  Haupt- 
deiche liegender  Strich  neu  eingedeichten 
Landes,  loelcher  durch  Anschliekung  ent- 
stand u.  vor  der  Eindeichung  beller  lieisst; 

—  de  anwas  (od.  heller)  is  bold  wer  so  gröt, 
dat  wi  wer   'n    neien  poller   indiken  könen. 

—  Nid.,  mnld.  mfläm.  polder.  —  Es  ist 
selbstredend  mit  dem  tüd.,  mnld.,  mfläm. 
polder,  hoender-polder  (gallinarium ;  pertica 
gallinaria)  od.  dem  engl,  puller  (Hühnerstall) 
unverivandt,  da  diese  Wörter  wie  franz. 
poullaillier  «.  engl,  pultry,  poultry  (Feder- 
vieh) etc.  von  franz.  poule,  bz.  lat.  pullus 
(Huhn)  abstammen.  Desgleichen  hat  es  auch 
mit  dem  mnld.  (KU.),  jh/öj».  polder  (parva 
tabulata,  trabs  etc.)  nichts  gemein,  da  dies 
aus  dem  älteren  franz.  poultre,  nfranz.  poutre 
(Balken)  od.  mit  diesem  aus  mlat.  poledrus 
(cf.  Diez,  I,  327  unter  poledro)  entstand. 
Vergleicht  man  nun  aber  wfries.  (Jap ix) 
poal  (eene  polle  of  een  stukje  land,  bijzonder 
een  laag  of  door  water  omgeven  land,  bz. 
een  strook  [Streifen]  land  weerzijds  door 
water  omringd)  ?«.  dass  Ja}) ix  dies  mit 
poalle  (palus,    cf  2  pül)   identificirt,    sowie 


iveiter  hei  KU.  die  Erklärung  dieses  Wortes 
als  agger  et  palus  inarina  etc.,  od.  forte 
quod  e  stagnis  quae  poli  vulgariter  dicuntur, 
recuperati  fuerint,  so  ist  es  tvoJd  ziveifellos, 

5  dass  dieses  Wort  aus  pöl  (Pfuhl,  Sumpf 
etc.)  iveiter  gebildet  ist  ti.  urspr.  ein  sumjiflges, 
morastiges  Land,  bz.  ein  Marschland  od. 
dasselbe  tvie  Marsch  (cf.  marsk)  bezeichnet 
hat,    loobei  loegen    des   kurzen    o    in   poller 

10  noch  zu  bemerken  ist,  dass  aus  palus  icahr- 
scheinl.  zuerst  eine  Form  pole  entstand  u. 
dass  es  überhaupt  sehr  zweifelhaft  ist,  ob 
das  ags.  pol  (Pfuhl,  bz.  palus,  lacuna  etc.) 
urspr.  ein  langes  o  (ö)  liatte,    loie  auch  H. 

\5  Leo  nicht  pöl  sondern  pol  schreibt. 

pollern,  poldern,  einen  poller  od.  polder 
machen  od.  anlegen,  angeschliektes  Land 
dem  3Ieere  durch  An-,  Be-  od.  Eindeichen 
abgetvinnen;    daher    überhaupt;    Land   ge- 

20  winnen    u.    sich  an-  od.  zueignen ;    —    dat 

bütendiks-land  schal  nästens  be-  od.  inpollerd 

worden ;  —  be  is  an  't  pollern  od.  anpoUern ; 

—  he  pollerd  gern  an. 

pOl-richter    od.    pOl-acIiter,     Gemeinde- 

25  beamter,  welcher  besonders  die  Abwässerung 
(od.  sämmtliche  Abivässerungsanlagcn  u. 
Wasserleitungen,  Pumpen,  Brücken  etc.) 
eines  gewissen  Bezirks  (cf.  polacht)  zu  be- 
aufsichtigen  hat,   bz.   der  Bichter  u.  Auf- 

30  seher  über  die  polen  od.  Sümpfe,  Binnen- 
geioässer  etc.  u.  ihre  Entwässerung.  —  cf. 
Sil-,  dik-richter  etc.  u.  tel-achter. 

pol-rüske,  Sumpfbinse,  Meer-  od.  See- 
binse (scirpus  marit.). 

35  pöpo,  Hinterste.  —  Vielleicht  redupl.  aus 
po  von  podex,  ivofür  mlat.  auch  popex  vor- 
kommt. 

pSpel,  gepöpel,  Pöbel,  gemeines  Volk. 
Poppe,    nd.  Name;   —    Geschln.  Poppen 

40  u.  Poppinga,  sowie  von  dem  Dimin.  Popke 
auch.  Popken. 

pör  (Insel  Baltrum),  eine  Tasse  Thee  od. 
Kaffee,  bz.  ein  Guss  od.  Schank  dieser 
Getränke  aus   dem  Thee-   od.  Kafee-Topf 

45  —  Vergl.  engl,  pour  (to  pour  a  cup  of  tea) ; 
aengl.  porin  (giessen,  schütten,  ausgiessen, 
einschenken  etc.),  wozu  J amies on  auch 
das  Schott,  pourin  (a  very  small  quantity  of 
any  liquid)  stellt. 

50  porsje,  posje,  Portion,  Theil,  Antheil, 
Gebühr  etc.;  —  elk  sin  porsje;  —  'n  hei 
porsje  geld  ;  —  dar  stän  'n  hei  porsje  minsken 
bi  'n  ander;  —  he  hed  sin  porsje  (od.  posje) 
dik  kregen ;  —  be  krigd  'n  posje  prügel. 

55  porte,  port,  Pforte;  —  cf.  acbterpört.  — 
Aus  lat.  porta  u.  dies  mit  portus,  porticus 
u.  per  von  der  y  par,  cf.  faren. 

1.  pose  od.  pös,  p6,  eine  gewisse  Zeit  od. 
Zeitlang,  Zeitdauer,  Weile  etc,  bz.  ein  durch 

60  ein  Geschehen  von  Etivas  od.  eine  Thätig- 


POSE 


746 


POESELN 


leit  ausgefüllter  l<ur:er  Zeitabschnitt  mit 
iltiraiif  folfjrndrr  Ruhezeit,  ein  Intervall  etc.; 

—  't  heil  al  'n  {raiiseu  jiös  (Weile  od.  Zeit- 
lang) rcf^eiul;  —  lat  uns  liir  iioir  'n  iiüs  (Zeit- 
lang) farwllen ;  —  so!  mi  lu'bbon  wt  uns 
( rst  wtT  utriist,  nu  kOnen  wi  rrst  wer  'n  püs 
arbeiilcn,  hz.  \\  püs  niakcn ;  —  so  hebbcn 
liür  arbeid  in  ilre  posen  (od.  sotten,  malen 
etc.)  ofniäkd  ;    —    se  hebben    drö  i)us  lädt; 

—  wl  willen  nog  'n  j^)6s  (od.  \w)  maken  od. 
spOlen ;  —  't  weid  bi  posen  od.  sotten  (hei 
Absätzen  od.  Intervallen)  regt  stark  etc.  — 
iS'ld.  poos ;  nd.  i)00s,  poso  ;  mnd.  pose.  — 
Aus  lat.  paiisa  mit  fast  vollständiger  Ver- 
schiebung der  licdtg.,  da  pausa  od.  nhd. 
Pause  soviel  als  Euhe  od.  Stillstand  u. 
Aufhören  von  Etwas  bezeichnet  u.  mit  griech. 
pausis  (Aufhören  machen,  Stillen)  von  pai'iö 
(7''«^  paüsö ;  Fut.  med.  paüsoniai),  machen 
dass  einer  aufhört  od.  ablässt,  besänftigen, 
beendigen  etc.  abstammt. 

2.  |»ose,  a.  Feder,  besonders  die  zum 
Schreiben  dienende  Gänsefeder ;  —  Compos.  : 
schrifposo  (Schreibfeder);  —  1).  die  Sjmle 
od.  der  Kiel  (das  dicke  hohle  untere  Ende) 
einer  Feder ;  —  Compos. :  fedderpose  (Feder- 
pose od.  Federspule,  Federkiel.)  —  Nd.  i)Ose 
(ungeschnittener  Federkiel);  dän.  pose  (die 
Spule  od.  der  Kiel  der  Feder).  —  Mag  es 
7iun  urspr.  mit  nd.  (Schambach)  ])üse 
(feine  Feder  am  Kopfe  der  Gans,  Dune, 
Flaumfeder,  cf.  jiüske),  Plur.  püsen  (der 
Flaum,  erster  Bartansatz  od.  erster  Anflug 
des  Bartes,  Milchbart,  GeicöUe)  ident.  sein 
od.  nicht,  so  gehört  es  doch  wohl  (da  die 
Sp  nie  od.  der  Kiel  der  Feder  ein  hohles 
u.  blasenartiges  Etwas  ist)  als  leicht  fliegen- 
des od.  vom  Winde  durch  die  Luft  getrie- 
benes Etwas  etc.  mit  diesem  u.  unscrm  püst 
M.  i)usten  zu  einem  and.  Verb,  \msen  od. 
\nisen  (wehen,  blasen),  was  soioohl  für  ags. 
pose,  puse  (pera)  als  für  aengl.  u.  engl. 
pose  (Stockschnupfen,  Erkältung  etc.,  bz. 
was  durch  Wehen  od.  Wind  u.  Kälte  ent- 
steht od.  Etwas,  wobei  man  schnu}tft,  schnaubt 
u.  pfauset  od.  pfaucht  etc.)  anzusetzen  u. 
worüber  Weiteres  unter  2  jjflske  sowie  unter 
l)iist  «.  pusten  zu  vergleichen  ist. 

Wegen  des  ags.  pose  (])era)  von  pusen  od. 
pusan  (blasen,  .schnauben,  pfauchen  etc.) 
vergl.  das  gleichbedeutende  pung  von  der  j/ 
buk  (blasen,  pfauchen  etc.),  sowie  auch  wegen 
der  ur.yßr.  Bedtg. :  Blase  od.  aufgeblasenes, 
aufgetriebenes,  aufgeschivollenes  od.  aufge- 
bauschtes u.  bauschiges  Etwas,  dass  das  mit 
ags.  pose  u.  an.,  isl.  posi  (Tasche,  kleiner 
Sack,  Beutel  od.  Schlauch  etc.)  ident.  norio. 
jiose  ausser  Beutel  od.  pera  auch  die  Be- 
dtg. :  Baus  c  h  e  od.  bauschige  Falte,  grosse 
weite  Falte,  Ausbauchung,  Busen,  soicie  die 


von  Blase  od.  Blatter,  Beule  etc.  od.  wie 
J V.  Aasen  (s.  pag.  571)  sich  ausdrückt: 
kleines  aufgeschwollenes  od.  aufgetriebenes 
Ding  (cf.  daselbst  die  Compos. :  ukscpose  od. 
5  tjorpose ;  gorpose,  eitcri)Ose,  sinnopose)  hat 
u.  dass  demnach  jiose  in  der  Bedtg.:  Spule 
(auch  dies  bezeichnet  ein  rundliches  u. 
hohles  Etioas,  cf.  spol)  auch  icohl  das- 
selbe  Wort  sein  wird  icie  posc    (pora  etc.), 

10  bz.  dass  es  in  dieser  Bedtg.  blos  das  dicke 
rundlich  hohle  od.  aufgeschwollene  u.  blasen- 
artige Ende  der  Icder  bezeichnet. 

Zum  Schlüsse  sei  zu  jjose  (jiera  od.  Schlauch, 
Tasche,   Beutel,    Blase  etc.)   noch    bemerkt, 

15  dass  dafür  im  norw.  auch  die  Formen  possa, 
])aasa,  paasaa,  scJiwcd.  paso  u.  posse  vor- 
kommen, sowie  dass  ausser  unserm  pus  od. 
pusso  (Beutel  von  SechundsfcU),  püs  (Katze 
als  pfaucliendes  od.  schnaubendes,  blasendes 

20  Thier),  ]n\s  in  ])iisbakke  (Pausbacke)  u. 
pussel  etc.  auch  das  norw.  pusen,  posen 
(aufgeschicollen,  aufgeblasen,  dick),  pusiia, 
posna  (aufschioellen,  aufblasen,  auftreiben 
etc.);   schwed.  pösa  (sich  immer  ausdehnen, 

25  bauschen ,  aufschwelloi ,  sich  heben  etc.) ; 
dän.  pose  (bauschen,  sich  beuteln  etc.)  etc. 
mit  pose  von  dem  für  püst  u.  pusten  an- 
zunehmenden (dten  Verb,  pusan  od.  püsan 
(blasen,  pfausen,  pfauchen  etc.)   abstammt, 

30  dessen  germ.  }/  pus  od.  idg.  bus  od.  bush 
icohl  ebenso  wie  buk  (die  y  von  pung,  pogge, 
pok  etc.)  eine  Weiterbildung  von  bu  (sonare, 
bz.  rauschen,  brausen,  toben,  stürmen,  od. 
pfauchen,  schnauben,  blasen  etc.,  cf.  buseu 

35  u.  auch  ruse.  rusen  etc.)  =  ursjrr.  ba  (als 
lautmalendes  u.  lautnachahmendes  Schall- 
icort)  ist. 

pösele,  eine  anhaltende,  mühsame  u.  klein- 
liche Arbeit  od.  Beschäftigung,   wobei  doch 

40  tvenig    beschickt     wird     u.    nichts    Rechtes 

herauskommt.    —    Nd.  (Dähner  t)  püsclij 

(beständige    Geschäftigkeit    mit   kleinen   od. 

schmutzigen  Arbeiten).  —  Zu  pöseln. 

pSscler,  Einer  der  sich  anhaltend  u.  emsig 

45  mit  mühsamen  u.  kleinlichen  Arbeiten  be- 
schäftigt u.  ahcpiält  u.  doch  nichts  Ordent- 
liches beschickt  od.  loas  Rechtes  vor  sich 
bringt;  —  't  is  'n  olden  pOseler ;  he  kwald  sük 
de  bt'le  dag  of  un  blift  dog  altid  glike  arm. 

50  —  Nd.  (Dähner t)  pöseler  (ein  Mensch, 
der  immer  in  kleinen  Geschäften  ist). 

pösclerske,    dasselbe   wie  poseler,   wovon 
es  das  Femin.  ist.  —    Vergl.  iveiter : 

püselii,  anhaltend,  emsig  u.  mühsam  still 

55  für  sich  hin  arbeiten,  meist  mit  der  Neben- 
bedtg.,  dass  wenig  damit  beschickt  wird  od. 
die  Arbeit  kleinlicher  u.  geringfügiger  Art 
ist  u.  wenig  abwirft  od.  einbringt;  —  se 
hed  d'r  wat  mit  to  pöseln,  dat  se  de  budel 

60  toregt  krigt;  —  dat  old  minsk  pöseld  nog  altid 


POESELN 


747 


POT 


so  wat  herum ;  —  se  poseld  de  gause  dag 
au  un  richtd  (log  hast  uiks  iit.  —  Auch 
subst. :  dat  pöseln,  das  anhaltende  mühsame 
Arbeiten,  bz.  das  sich  Abarbeiten  od.  Ab- 
mühen, Abäschern  etc.  mit  kleinlichen  Dingen. 
—  Satl.  (Ehrentraut,  II,  215)  pozclje 
(mühsame  ti.  schwere  Arbeit  verrichten) ; 
wang.  (Ehrent r a u t,  I,  SU)  pözel  (schwere 
Arbeit  verrichten,  ununterbrochen  arbeiten, 
sich  abmühen  u.  abäschern  etc.) ;  nd.  (D  a  n- 
n  e  i  l)  päöseln ,  pusseln  (sich  mit  allerlei 
Kleinigkeiten  stille  u.  unbemerkt  beschäftigen, 
doch  so,  dass  man  die  Leistungen  eben  nicht 
recht  bemerkt),  (D ühnert)  pöseln,  päseln 
(sichs  sauer  bei  der  Arbeit  werden  lassen, 
ohne  ivas  vor  sich  zu  bringen),  (Schütz e) 
pöseln  (mühsam  u.  emsig  arbeiten),  (Br.  Wb.) 
pöseln  (mühsam  arbeiten  u.  nichts  beschicken, 
sich  in  eine  Arbeit  venvickeln) ;  nfries. 
(Outzen)  pöseln  (kleine  Geschäfte  betrei- 
ben, damit  seine  Zeit  hintreiben)  od.  (J o- 
hansen,  pag.  47)  pööshlin  (in  aller  Ge- 
müthlichkeit  kleine  häusliche  Arbeiten  ver- 
richten). Weiter  vergl.  nd.  (Schambach) 
pusseln,  busseln  (geschäftig  sein,  kleine  Ar- 
beiten thun,  meist  mit  dem  Nebenbegriff : 
ohne  Etwas  Hechtes  auszurichten) ;  süddän. 
pysle ;  dän.  pusle ;  schwed.  pussla,  pyssla ; 
norio.  pusla  (sich  mit  Kleinigkeiten  beschäf- 
tigen etc.,  bz.  sich  bei  kleinen  häuslichen 
Arbeiten  unermüdet  sauer  werden  lassen, 
immer  dabei  beschäftigt  sein  etc.),  was  wohl 
Alles  dasselbe  wie  unser  bz.  nd.  pöseln  ist. 
Sieht  man  sich  nun  aber  weiter  das  norw. 
(J V.  Aasen)  pusla  an,  bz.  dass  dieses 
auch  die  Bedtg. :  plukke  od.  pille ,  bz. 
pflücken,  zupfen  od.  klauben,  schaben, 
rupfen  etc.  hat,  so  erhellt  hieraus,  dass 
dieses  Wort  wieder  dasselbe  wie  nid.  peuzelen 
(klauben,  abklauben,  langsam  essen,  indem 
man  kleine  Stückchen  absucht  od.  abpflückt; 
langsam  sein,  zaudern);  mnld.  (KU.)  peu- 
selen,  poselen  (contrectare,  attrectare;  per- 
scrutari ;  evellere  pulpam ;  ligurire,  suaviora 
edulia  carpere,  summis  digitis  varia  cibaria 
carpere  et  libare;  mobilitare,  motare,  motitare 
digitos  ;  fodicare,  carpere) ;  mfläm.  peuselen 
(esplucher,  espluchotter)  ist  u.  dass  dem- 
nach auch  unser  formell  mit  nid.  peuzelen 
(cf.  bösein  u.  nid.  beuzelen,  od.  böge!  = 
nid.  beugel,  sowie  auch  die  Vocale  eu,  o,  u 
=  unserm  8  unter  1  pökel)  stimmendes 
pöseln  mit  diesem  mnld.,  mfläm.  peuselen 
urspr.  eins  geioesen  sein  muss,  u.  demnach 
die  Bedtg. :  klauben,  rupfen,  pflücken,  bz. 
in  Kleinigkeiten  od.  stückioeise  wegnehmen 
in  die  von:  sich  in  kleinlicher  Weise  womit 
beschäftigen  etc.  überging. 

Dass  nun  dieses  mnld.,   mfläm.  peuselen 
od.   poselen    ein  Iterat.   von   einem  urspr. 


posen  od.  pusen  ist,  ist  zweifellos,  u.  wenn 
man  iillen  von  fei  od.  unser  pellen  vo7i  pelle, 
bz.  lat.  pilare  von  pila  (cf.  auch  plükken  u. 
plündern  etc.)  vergleicht,  so  ist  es  klar,  dass 

5  dieses  für  peuselen  od.  poselen  anzusetzende 
Stammverb,  posen,  pusen  sowohl  von  pose 
(Feder),  als  nd.  puse  od.  püse  (Flaum, 
Barthaar,  bz.  dasselbe  wie  lat.  pilus,  s.  unter 
2  pose   u.   unter   plükken)    weiter  gebildet 

10  sein  kann. 

posen,  eine  Pause  machen,pausiren,  ruhen, 
rasten  etc.  —  cf.  ferposen.  —  Nd.,  mnd. 
posen ;  nid.  pozen.  —  Zu  \  pose  in  der 
urspr.  Bedtg. :  Pause. 

15      posje,  s.  porsje  (Portion). 

1.  post,  Pfosten ;  —  dörpost  (Thürpfosten)  ; 

—  3  bis  izöllige  Bohle;  Bohle  od.  dicke  starke 
Planke,  die  als  Steg  benutzt  wird  u.  selbst 
auch  ein  Steg  ist;   —   'n  post  afer  'n  slote 

20  od.  graft  etc. ;  —  drei-post  (eine  Bohle  od. 
ein  Steg  über  einen  Graben,  die  zum  Drehen 
eingerichtet  ist  od.  sich  dreht) ;  —  ko-post 
(Kuh-Pfosten  od.  Kuh-Steg,  Steg  über  einen 
Graben  für   die  Kühe).   —   -4ms  lat.  postis 

25  M.  dies  wahrscheinl.  mit  positio,  positus  (cf. 
2  post)  von  pono  (setzen,  stellen,  legen), 
was  aus  po-sino  zusammengesetzt  u.  contra- 
kirt  ist. 

2.  post,    Stelle,    Stand,    Standort,    Platz, 
30  zugewiesenes  Amt   etc. ;   —   he   hed  dar  'h 

slimmen  post;  —  elk  mut  up  sm  post  stän; 

—  elk  mut  sin  post  ferwaren.  —  Nid.  post 
etc.  —  Aus  ital.  posto  (Stelle  etc.)  u.  dies 
aus  lat.  positus  von  pono. 

35  3.  post,  Post,  Anstalt  zur  Beförderung 
von  Passagieren,  Packeten  u.  Briefen  nebst 
dem  ganzen  dazu  gehörenden  Apparat.  — 
Compos. :  posthüs,  postperde,  postwagen  etc. 
etc.  —  .4ms  franz.  poste,  ital.  posta  etc.  m. 

40  dies  gleichfalls  wie  2  post  aus  lat.  positus 
wegen  der  dazu  gestellten  Pferde. 

4.  post,  Porsch  od.  Gagel,  deutsche  Myrthe 
(myrica  gale).  —  Nd.,  mnd.,  nid.  post,  das- 
selbe u.  auch  Ledum  palustre,   der   hier  in 

45  Ostfriesland  indessen  nicht  wild  wächst.  — 
post  steht  für  porst  (wie  bost  für  borst)  od. 
älteres  mnd.  pors,  wovon  Porsch  entstand 
wie  Bursch  von  burs. 

pot,    Topf;  —  Compos.:  bre-,  kofje-,  te-, 

50  trek-,  spar-,  pis-pot  etc.;  potaske,  pot-  od. 
pottebakker  etc.  —  Bedensart.  u.  Sprichw. : 
't  is  all'  en  potnat;  —  lütje  potten  hebben 
6k  oren;  —  lütje  potten  löpen  gau  afer;  — 
d'r  is  gen  pot  so  schef,  of  d'r  findt  sük  nog 

55  wol  'n  deksel  to;  —  elk  schrabb'  sin  egen 
pot,  —  Bäthsel:  't  hed  gen  kop,  un  't  hed 
dog  oren,  't  is  wol  mäkd,  man  net  geboren, 
't  hed  gen  fot  un  't  hed  dog  tönen,  rad  't  nu 
wen  ji  't  raden  könen;   —   't   is   under   un 

60  bafen,   för  un  achter  swart  un  't  steid  up 


POT-ASKE  748  POTE 

half  scsseii,  od.  auch:  fan  liiiinou  swart,  fan  von  plat,  plate  etc.)  auch  Wörter  mit  der 
biiten  swart,  't  striil  alttd  up  lialf  scsscn  Bcdlrj.:  platt  od.  flach,  od.  plattes, 
(liscnicr  Tupf  mit  drei  Jlfincn).  —  Xd.,  flaches  Etwas,  Platte,  Fläche  etc.  od. 
nid.,  mnld.,  afries.,  sali.,  icfries.  jiot;  mnd.  Fuss sohle  (cf.  plante,  hz.  lat.  planta  von 
])0t,  put;  aenrjl.,  vtir/l.  pot;  an.,  isl,  pottr;  5  der  y  prat  od.  pratli  it.  dazu  das  folgende 
H«nc.  pott,  potta;  *(.7//t7C</.  potta;  dän.  yoUe;  pote)  entwickeln,  sowie  ferner ,  dass  beim 
Span.,  pari,  pote;  prov.,  franz.  jjot;  kijmr.  Vergleich  von  nhd.  Fl  atz  als  Bezcich- 
pot ;  f/äl.  jioit.  ;( unr/  eines  schallend  a  uffa  h  r  e  n  d  c  n 

|tot-aske,  Pottasche,  auch  Kesselasche  ge-  Schlages  =  Klatsch  od.  Klapps  od. 
nannt.  —  Davon  franz.  potasse.  10  von    der  Schall- Interjeclion  2)1  atz   n.    des 

pot-  od.  potte-bakkor,  Person  die  irdene  Verhums  platz en  (cf.  plassen)  auch  aus 
Töjife  u.  .'•onstiges  irdenes  Geschirr  backt  \>3iiioieder  mit  nhd.  platz  en,  platschen, 
od.  knetet,  formt  ii.  brennt,  ein  Topffabrikant,  pldt scher  n  etc.  synonym  od.  begrifflich 
Töpfer.  —  Sprichw.:  „och!  wi  armen  tiaheverwandte  Wörter  hervorgehen  konnten. 
ilaiti'in,"  sä'  de  pottehakker,  do  ful  he  mit  15  M'^ie  ich  nun  aber  von  jn-at  od.  pi-ath  (ico- 
'ü  duts  tellors  üt  "t  h'ik.  zu  auch  wahrscheinl.ausser  nhd.  2}r  ass  ein, 

pot-  od.  pottP-bakkerO,  Töpferei.  protzen  etc.  jf»scr  i)rotcn,  piotteln,  prötjen 

pot-digt,  so  dicht  u.  verschlossen  toie  ein  etc.  gehören)  angenommen  habe  (s.  unter 
1'>l'fl  —  bildl. :  schweigsam ,  verschwiegen  phissen,  pladdern  etc.)  dass  die  y  prat  od. 
etc.;  —  hold'  di  potdigt.  20  prath  i<rs^/r.  ein  Schaltstamm  mit  der  Bedtg.: 

pote,  pot  (I)imin.  pötje),  Pfote,  Hand,  sonare,  crepitarc  etc.,  bz.  souus,  crepitus 
Fuss._  Tatze  (von  Mensch  u.  Thier)  ;  Fuss  etc.  (cf.  klat  tinter  kladde,  kladden,  kladdern, 
od.  Bein  (eines  'Tupfes  od.  Tisches  etc.);  klatte  etc.  orf.  klak,  klaj)  etc.)  Jt'a?-,  so  nehme 
Hand  od.  Handschrift,  Handzeichen;  —  ich  dies  auch  von  der  ]/  pat  od.  skr.  ])ath 
göd  wat  in  de  poten  hebhen  (tüchtige  Kraft  25  an.  Wie  nun  aber  urspr.  Schallstämme  u. 
in  den  Händen  haben);  —  wat  he  erst  in  Schallwörter  (Onomatopöie  eines  Schalles  od. 
de  poten  hed,  dat  lett  he  so  ligt  net  wer  Geräusches)  nicht  überall  der  Lautverschie- 
los;  —  wen  ik  di  ins  in  de  poten  krig',  bung  unterliegen,  so  ist  dies  auch  mit  dem 
den  geid  di  't  siecht;  —  he  mut  sin  poten  Thema  pat  (Fick  übersetzt  es  mit,  bz.  sagt, 
aforal  in  hebhen;  —  he  sugt  (od.klnh)  up  30  dass i)at:  a.  die  Bedtg.:  fallen,  fliegen,  treffen 
sin  poten:  —  de  hiingerpotcii  siigeii;  —  up  od.  stürzen  auf  Etwas;  —  b.  die  von:  an- 
sin  jiöt  siiüleii  (auf  seiner  Pfote  spielen;  füllen,  beschütten,  füttern,  vollmachen  etc. 
fig.:  den  Meister  spielen);  —  mit  hangende  u.  c.  die  von :  ausbreiten,  weit  machen,  sich 
poten  (od.  pötjes)  kamen  (als  sich  Ergeben-  öffnen  od.  ausdehnen  etc.  hat)  der  Fall,  da 
der  u.  Unterwerfender,  bz.  als  um  Vergebung  35  aus  sonare,  crepitare  od.  sonus,  crejiitus  etc. 
Flehender  u.  Bittender  kommen);  —  de  jtoten  zunächst  ivie  klak  etc.  die  Bedtg.:  Spalt, 
fan  de  disk  etc.; —  he  schrift  'n  naren  (od.  Bruch,  Borste,  Biss,  bz.  die  von:  spalten, 
arltarniliken,  gemenen,  siechten  etc.)  pöt; —  brechen,  bersten,  reissen,  klaffen,  offen  sein 
he  sett  sin  pot  d'r  under;  —  he  hed  sin  od.  stehen,  sich  öffnen  (cf.  lat.  pateo,  pa- 
pöt  tekend  od.  he  hed  pötjed.  —  Nid.,  nd.,  40  tenter,  patcna  od.  patiiia,  patera  etc.)  sich 
mnld.,  mnd.  poot,  ])ote.  —  Entlehnt  u.  (mit  von  einander  geben  od.  trennen,  sich  öffnen 
Verdumjifung  des  a  zu  o)  entstanden  atcs  u.  loeiten,  bz.  sich  aus  einander  geben  u. 
franz.  i)ate,  patte ;  span.,  catal.  pata  (Tcdze,  ausdehnen  od.  nach  allen  Seiten  ausbreiten, 
Pfote);  comask.  patta  (Fuss),  loovon  auch  anscliwellen,  aufschwellen,  voll  werden,  sich 
engl,  patte  (Tatze),  loas  zwar  mit  griech.  Ab  fidlen  etc.  (cf.  skr.  phal,  findi,  dirunipi, 
pätos  (Weg,  Pfad,  Treten,  Tritt),  patcin  dissilire  etc.  «.  phull,  se  expandere,  tlorescere) 
(treten  etc.)  von  derselben  ]/  abstammt,  in-  entwickelte,  indessen  die  urspr.  Bedtg.  als 
dessen  wie  auch  ital.,  cremon.  (Diez,  1,310)  schallnachahmendes  Wort  auch  noch  behielt, 
|)atta  (Latz,  Klappe  an  Kleidern),  neuprov.  2vie  Ja  ausser  päd  od.  skr.  i)anthi,  jiathi, 
l)ata  (Lappen)  u.  das  folgende  pote,  jnvte  50  path ;  griech.  jiatos  (Pfad,  Weg,  Schritt, 
urspr.  ein  plattes,  jlaches,  breites  od.  aus-  Tritt  etc.  od.  urspr.  uwhl  Gang  od.  Schritt 
gebreitetes  Etwas  bezeichnete,  so  dass  das  in  dem  Sinne  des  Ausbreitens  od.  Vonein- 
franz.  j)ate  urs2)r.  hlos  die  Platte  od.  anderthuns  der  Füsse  beim  Gehen  od.  Schrei- 
Sohle  des  Fu.^ses,  bz.  die Fussßäche  iiAaata  ten  etc.,  wo  dann  die  Bedtg.:  Weg  ans 
jiedis)  bedeutet  hat.  55  der   von:    Gang    od.    aus    der   von:    das 

Vergleicht  man  nämlich  bei  Fick,  I,  135  Schreiten  als  das  Voneinander  th  n  n 
die  y  j)at  (ausbreiten  etc.)  zu  (Fick,  I,  u.  Oeffnen  od.  S 2) alten  u.  Trennen 
14S  seq.)  zu  jirat  1  u.  2,  so  ist  es  klar,  dass  der  Beine,  die  ja  bei  jedem  Schritt  klaffai 
sich  bei  der  Synonymität  von  pat  u.  prat  od.  sich  S2)alten  u.  expandiren)  u.  zend. 
aus  der  y  ]iat  ebenso  wie  aus  prat  (der  ]/  tiO  pathana   (weit,   breit),   griech.   pante   (nach 


POTE  PATE  740  POETERN 

allen  Seiten  hin  ausgebreitet,  überall  hin  Baum)  n.  mflüm.,  mnld.  pote,  pootc  (Ca- 
etc.)  etc.  sowie  den  obigen  roman.  u.  den  rotte,  Wurzel,  bz.  carotte  jaune). 
von  Diez  (s.  I,  310  unter  patta)  dazu  an-  Wie  lat.  planta  (Geivächs ,  Pflünzling, 
geführten  Wörtern :  Span,  pato,  pata ;  alhan.  Setzling,  junger  grüner  Zweig,  Pfropfreis, 
patg  (Gans) ;  franz.  pataud  (Küchenhund) ;  5  Pjlanzreis,  junger  Baum,  Setzling,  Setzholz, 
Span,  patan  (Bauernlümmel) ;  ital.  pattiuo  l'Jlanse)  zur  ]/  prat  od.  pratli  (sich  cnt- 
(SchlittscJiuh) ;  franz.  patin  (Stelzschuh,  falten  od.  ausbreiten)  gehört,  so  icird  auch 
Schlittschuh,  bz.  Sohle,  Unterlage,  Brücke  dieses  Wort  loohl  ebenso  tvie  das  franz.  pate 
etc.),  engl,  patten  (Säulcnfuss,  Sockel  etc.)  (s.  unter  ])otc,  pöt)  von  der  mit  i)rat  od. 
etc.  auch  die  folgenden  Wörter  zu  pat  ge-  10  prath  gleichbedeutenden  y  pat  n.  path  ab- 
hören, die  noch  auf  die  urspr.  Bedtg. :  so-  stammen,  da  es  doch  keincnfalls  tvie  potc 
iiare,  crepitare  etc.  zurückgehen  als:  (Pfote)   aus   dem  franz.  pate,  pattc  hervor- 

a.  unser  patern    u.  pitjo-pätje  etc.,    soivie  gegangen  u.  entlclmt  sein  kann. 

die  unter  patern  angeführten  Wörter:  pati,  poten,  s.  das  gebräuchlichere  potjen. 

patapan  «.  Äenner/.  pati-pata  (Geschnatter);  15       poten,    paten ,   pflanzen,   setzen,   stecken, 

b.  engl.  T^'iX  (der  leichte  Schlag  od.  Klapjps,  legen  etc.;  —  bömon  od.  kartuifels,  arftcn 
der  Patsch,  der  Tapp  mit  den  P'ingcrn  od.  etc.  poten ;  —  he  jjotd  dat  in  do  erde,  bz. 
der  Hand),  pat  (gelinde  schlagen,  putschen,  in  'n  breibakke  od.  blompot  etc.  ;  —  ütpoton 
antappen , pütscheln) ,  patch  (Fleck,  P'lecken,  (auspflanzen  etc.),  —  ferpoten  (verpflanzen 
Lappen,  Läppchen,  Flicken,  Stück,  der  Fleck  20  etc.),  —  bepoteu  (bepflanzen)  etc.  —  Nid., 
=  piek  etc.),  patch  (flicken  etc.,  cf.  flek  mnld.,mfläm.'pot(in;  »(7.,  mwcZ.  poten,  potteu, 
od.  flik  in  der  Bedtg. :   Schlag   od.    Klapps  paten ;  wfries.  poattjeii. 

etc.,  soivie  in  der  von:  macula   u.   Flicken  poter,    Pflanzer;   Pflanzstecker.  —    N'ld. 

od.  Lappen  etc.),  patter  (klappen,  pladdern,        poter. 

fladdern,  platschend  herabfallen;  murmeln,  25  ^\)ie.v^  Störer,  Wühler,  Störenfried,  Unhold 
plappern;  dick  schlagen,  auf  schlagen, schlagen  etc.;  —  du  liitje  poter,  kanst  du  gen  frä' 
od.  klappen  u.  klatschen  auf  Etwas)  etc. ;  holden,    bz.   Stil    wesen    od.    sitteu.  —  Nid. 

c.  die  nhd.  Worter:  patsch  als  Inter-  peuter  (wroeter,  preukel  etc.)  in  pijpenpeuter 
jection  eines  schallenden  Schlages  od.  auf-  (pijpenwroeterjpijpenpreukeljjyej/eiiräj/mer). 
schlagenden  Falles  in  derselben  Bedtg.  tvie  30  —  Zu  pötern. 

klatsch,    klapps;   —    Patsch,   Pat-  pot-erde,    To2)f-  od.  Töpfererde.  —   Nid. 

sehe  (schallender  Schlag  ins  Gesicht,  Ohr-        pot-aarde. 

feige,    Maulsclielle ,    Handschlag   etc.);  —  poterg,  s.  poterig. 

Patsch   (flache   Hand,    Patschhändchen);  poterig,    poterg,   zerrissen,   zerlumpt   od. 

—  patschein  (schnell  hintereinander  mit  35  abgerissen,  kahl,  ärmlich,  armselig,  heninter- 
den  Händen  schallend  aufschlagen);  —  gekommen,  elend,  schlecht  etc.;  —  sin  kler 
patschen  (schallend  schlagen,  schallend  sunt  od  worden  recht  poterig,  6^.  sen  poterig 
aufschlagen,  klatschen  etc.)  etc.,  s.  Weiteres  ixt;  —  he  is  man  poterig  in  de  kler ;  —  dat 
unter  diesen  Wörtern  bei  Weigand  u.  siigt  dar  bi  hum  in  hiis  all' man  poterg  üt; 
dazu  auf  Seite  31G  patsch  als  Interjection  AQ  —  he  sügt  man  poterg  (elend,  kränklich 
von  hörbarem  Tritt  in  Flüssigem  etc.,  ivozu  etc.)  üt;  —  dat  is  'n  potergen  kram  od. 
hier  auch  auf  die  schallnachahmenden  Wörter  budel  etc.  —  Ob  zu  pötern,  poteren  od. 
klatschen,  klatschenass  etc.,  bz.  von  poic  (Pfote,  Tatze,  Klaue  etc.) ? 
unscrm  pladdern  ,  kladdern  etc.  verwiesen  pötern,  mit  den  Fingern  od.  einem  spitzen 
tvird.                                                                      45  Etwas    (in  Etwas)   stochern   od.   wiederholt 

Zum  Schlüsse  sei  noch  zu  der  y  pat  od.  stosscn,  stören,   rühren,    loühlen  etc.;  —  he 

path  bemerkt,  dass  diese  ivohl  deshalb  nicht  pöterd  aferall  in  horuni ;  —  du  must  net  in 

überall  der  TMutverschiebung  unterlag,  iveil  't  für  pötern ;  —    he  pöterd  d'r  nog  net  so 

sie  urspr.  ein  Schallwort  loar  od.  (wie  Diez  lank  tüskeu  herum,  dat  d'r  nog  grote  strid 

sagt)    ein    Naturausdruck    ist.     Dass   man  50  un    elend   fan  kumd.    -—    cf.  fer-pötern.  — 

nicht    edle    dieser    ]/    angehörenden    germ.  Nd.  (Schambach)  ])öiern;  nid.  ^enteren; 

Wörter  cds  entlehnt  betrachten  darf ,  ist  tvohl  mnld.,   mfläm.    peuteren,    poteren    (agitare, 

sicher  u.  haben  dies  auch  schon   H.  IjCO,  actitare;   fodicare;   rimari,   bz.  fouiller).  — 

Curtius    u.    andere   Sprachforscher    an-  Es  ist   wohl   ein  Iterat.   von   einem   unge- 

erkannt.  55  bräuchlichen  poten   in  der  Bedtg. :   mit  der 

pote,  pate,  Setzling,  Steckling,  Pflänzling.  Pfote  (od.  der  Hand,  Tatze,  Klaue,  Finger 

—  Nd.  pate,  pote;  mnd.  pote,  potte,  pate;  etc.)  greifen  u.  tasten  od.  in  Etwas  hinein- 
nld.  poot;  mfläm.,  mnld.  pote,  poote  (insitum,  greifen  u.  fahren,  so  dass  es  eigentlich  ein 
surculus,  calamus,  Setzling,  junge  Pflanze,  frequent.  Beivegen  od.  Greifen  u.  Tasten 
Pflänzling,    S^jross,  junger  Zweig,  junger  60  der  Pfoten  (an  u.  in Etivas  herum)  bezeichnet. 


POETERS  VoO  BRACHEN 

Vergl  auch  nd.   (Dähnert)   pottern   (ge-  riche) ;  norto.   prakka   (hettdn,   zusammen- 

schwinde  aufeinander  klopfen   od.   stossen),  schrappen    od.    scharren,    auspressen;    he- 

u'us    nach    der   angeführten  JRedeioeise :    an  scinceren Jielästigeu, plagen) ;  schwed.\}vxck2i\ 

tic  diire  i)ottorn  (an  die  Thilre  klopfen); —  düu.  prakko  (betteln). 

wat  polterst  du    in  ilat   dink    (was    stüsscst  5       Ks   ivird    (cf.  pramcn  etc.    «.    prampsoln 

od.  stocherst   du   in    das  Ding   hinein)   an-  etc.)  mit  unserm  prakken  sowie  goth.  j)raggan 

scheinend  dassetlie  M'ort  ist.     Das  nid.  Com-  in  a.nn-in\\gga.n  (hedrücken,  Inulrängen)  ;  mhd. 

pos.    at'peuteren    hat    die    Bedtg.:    mit    den  phrongen,  i)frengen  (bedrängen,  in  die  Enge 

Fingern  abzupfen,  abpjlücken,  abziehen  etc.  bringen,  zwängen,  einzwängen,  bz.  pressen, 

pöters  (P/«r.  ro«  prüer  m  gepüter  =  C/e-  10  drängen  ,    bedrücken);    mnd.    prangen    (Je- 

stocher,    (Jestöre,    Gewühle,    Gestosse   etc.);  manden    einengen    u.    bedrängen,    mit    ihm 

i.  (/.    rökcls    u.  riitlels    in    der  fig.  Bedtg. :  ringen   u.    kämpfen    etc.) ;   mnld.    i)ranglien 

Strafe  od.  Schelte  etc.  (ärgere,  j)reniore,  comprinicre,  arctaro,  con- 

|iot-^er(Itje,    Topfgucker,   auch   potgortje  stringere;  retinere, retentare);  »/y/ä/w.  piangen 

u.    potliükster    genannt.    —    cf.    görtjen    «.  15  (dasselbe);    nid.  prangen  (pressen,  drücken, 

lidksteru  od.  Inikster.  drängen,   beengen,    ängstigen,    quiden) ;    nd. 

pötje  (Dimin.  von  pote,  put),  Pfölchen.  (Schambach)    prangen     (sich    quälen    u. 

potje,   Töpfchen,  Gelenkgrube  etc.  abarbeiten);  aengl.  (Stratm  an  n)  prengon 

pötjen,   sein  Handzeichen   unterschreiben  (premerc  etc.)  ursjyr.  einer  od.  doch  derselben 

etc. ;  s.  i)ote,  püt.  20  y   entsprossen    sein,    da    aus :    (die    Leute) 

potjeD,   sparen,  sammeln  etc.,  od.  eigent-  zicacken  u.  kneifen  od. pressen,  bedrücken 

lieh  was  in  den  Topf  od.  Spar  topf  legen  etc.:  u.  schinden  etc.,    bz.  (sie)  bekneifen  u.  rer- 

—  hr  lied  al  nini  wat  bi  'n  ander  potjed.  kürzen  sowohl  der  Begriff  von:  knickern, 
potker,  piitker,  Tüpfer,  Topfhändler.  knausern  od.  knickerig,  knauserig,  karg  u. 
pot-likker    od.    pot-slikker,    Topflecker,  2b  geizig  sein  fr/,  knipen,  beknipen,  kniper  etc. 

Topfauslecker,   Topfschlecker  etc.  od.    knap,    knappen,    beknappen    etc.),     als 

pot-löd,  Graphit,  Jieissblei,  Bleifeder  etc.  auch  aus:  drängen,  drücken  u.  quälen  etc. 

—  Nid.  jiotlood.  der  des  anhaltenden  u.  dringlichen  od.  un- 
pot-i'üfke,  Person,  welche  die  Töpfe  nach-  verschämten   Betteins    hervorgehen    konnte, 

sucht   u.   benascht,   eine  Topfnäscherin.   —  30  während  andererseits  auch  der  von :    parce 

cf.  riifke  u.  riifken.  vivere  od.  sparsam,   karg  u.  dürftig   leben, 

pot-schrabber,    pot- Schrapper,     Topf-  bz.  sehr  sparsam,    karg  u.  geizig  sein    od. 

schrapyper  od.  Topfscharrer,  Person  die  die  sparen,  geizen,  schrappen  etc.    auch   wieder 

Töpfe  ausschrapj^t  u.  das  Letzte  nachsucht;  leicht  aus  dem  von:    (sich)    einengen    u. 

fig.:  ein  Geizhals.  —  iSj>rjt7i«t;..- potschrabbers  35  einschränken,  (sich)  beschränken  (auf  das 

kamen  net  in  de  hemmel.  Nothwendigste)  etc.  entstehen  konnte.     Ver- 

piitte,  potteD,  Plur.  von  pot.  gleicht  man  nun  at>er  weiter :  ?6'i.  prang  (nian- 

potte-bakker,  s.  potbakker.  goninni,  nundinatio),    jiranga  (mangonizare), 

pover,  arm,  armselig,  elend,  schlecht  etc. ;  jjrangari  (niango;  dardanarins);  ?iorw.  pranga 

—  dat  sügt  dar  in  hüs  man  pover  ftt ;  —  40  (schachern,  mit  Kleinigkeiten  ha)idcln ;  Geld 
dat  is  'n  povern  kräni;  —  dat  sügt  man  zusammenscharren);  dän.  prange  (hökern, 
l)Ovor  mit  hnm  iit  etc.  —  Das  entlehnte  Bos.stäu schere i  treiben) ;  schwed.  prängla 
franz.  j)auvre  von  lat.  pauper.  (hausiren  gehen)  etc.,  so  scheinen  hier  wieder 

povertjes ;  /.  q.  in  dimin.  Bedtg.  die  Bedtgn. :  hökern  u.  schachern,  wucJicrn 
prat'lien,  zivacken,  kneifen, pressen,  drän-  45  etc.  aus  der  von:  geizen  u.  scharren  ,  za- 
gen, quälen,  schinden  etc.;  anhaltend  u.  sammenscharren  etc.  hervorgegangen  zu  sein, 
dringlich  od.  frech  u.  unverschämt  betteln  da  das  an.  pranga  doch  zweifellos  dasselbe 
etc. :  —  he  i)raclit  hum  net  so  lank,  dat  he  Wort  ist  wie  das  goth.  praggan  u.  mnd. 
't  all'  lied,  bz.  dat  he  't  herüt  gift;  —  he  \trdi\\gQi\,ivohei  ich  auf  diis  mit\ivü,v\\cr  (s.  d.) 
pracht  (quält  od.  bettelt  dringlich  etc.)  d'r  50  ident.  norw.  ])rakkar  in  der  Bedtg.:  bisse- 
nüt  so  lank  um,  bit  dat  be  't  hed  ;  —  wat  kraemer  od.  Trödler,  Hausirer  etc.  verweise, 
prachst  du  alle  Ifie  um  gcld  an.  —  Compos. :  womit  auch  das  ahd.  pfragenari ;  mhd. 
ofprachen;  —  he  prarht  hum  't  geld  of  etc.  pfragener,  phrcgener  etc.;  nhd.  Pf  r  agner, 

—  Nd.  (Stade  etc.)  pracben;  nid.  (v.  Dale)  Frngner  (Lebensmittel-Verkäufer ,  Händler 
pracben  od.  (Weiland  etc.)  pragchen  55  od.  Hökerer  in  Mehl,  Gemüse,  Käse  etc.  etc.) 
(schmeichelnd  erbetteln,  erschmeicheln;  zu-  begrifflich  eins  ist  u.  zusammenfällt,  obschon 
sammenscharren,  knausern);  mnld.  pracben  es  vielleicht  von  ahd.  i^hraginn  (Schranke  etc., 
(parrerc  sumptui ,  parce  vivere);  mfläm.  s.  weiter)  abstammt,  falls  es  nicht  etwa  besser 
prarhen  (estre  par  troj)  escars  ou  avare,  vom  an.,  ist.  pranga  (mangonizare  etc.,  s. 
amasser    comme    un    avaricieux,    cstre    fort  CO  oben),     bz.     norw.     pranga;     dän.     jjrange 


t>RACHEll  7S1                          I>RACHT 

(schachern,  höJcern  etc.)  abzuleiten  ist,  zumal  etc.;    hess.    (Vilmar)  pracher,    pracherer 

da  Björn  Hai  dorsen   das  isl.  pranga  (Dürftiger,    Armer,     Bettler;    knickeriger 

durch  dän.  ■pwge  (wuchern,  sihra2}pen, geizen  Mensch);     nid.     praghor     od.     (v.    Dale) 

etc.)  u.  prange  (hökern)    tviedergiebt,    loozu  i)rachor  (Knicker,  Knauser,  Geizhals,  Wu- 

auch  mhd.  \)]ivage\\,vvAgn\  (Markt-Handel;  5  eher  er ,     dringlich    Bittender     etc.);    mnld, 

Schacher,   Wucher  etc.)  stimmt.  pracher  (parcns,    avarus,    sordidiis) ;    vtßüm. 

Oh  die  obigen  Wörter,  nämlich  prachen  ))raclit'r  (uii  avaricieux); /.sZ.  prackari  (nehulo, 
u.  prakkcn  n.  goth.  praggan,  mud.  prangen  Schurke,  Schelm,  Scliiift  etc. :  dcbitor  infiduis, 
etc.  in  der  Bedtg. :  pronK're  etc.  mit  griech.  falscher,  betrügerischer  Schuldner) ;  norw. 
phrässö,  phragnnmi  (schliesse  ein,  mache  fest  10  (Jv.  Aasen)  prakkar  (Geizhals,  Pfennig- 
etc.),  phragma  (das  Eingeschlossene,  Ver-  fuchser,  Kleinigkeitskrämer,  Trödler,  Hau- 
zäunte etc.;  Zaun,  Hecke,  Umzäunung,  .sirer  etc.);  schwed.  jjrackare;  rfä».  prakkcr 
Schranke  etc.)  u.  ahd.  phragina  (Schranke),  (Bettler,  armseliger  Wicht,  Stümper).  —  Zu 
pfraginunga  (Einschliessung,  Bedrängniss)  prachen,  %oie  Schinder  zu  schinden, 
etc.,  soioie  lit.  brukii  (dränge,  zivänge)  zu  15  bräker  zu  bräken  etc.  —  Davon:  praclier- 
der  von  Fick  (1,697)  aufgestellten  ]/ bhark,  fägd,  pracherliarbarg,  prachere  etc.,  cf.  diese 
bhrak  (drängen)  gehören?  Compos.    im  Br.   Wb.  etc.,    bz.  auch  mnld. 

Zu  goth.  praggan;  7nhd.  phrengen;  mnld.  pracherije  (parcimonia,  parcitas)  bei Kilian. 

prangen   in  der    Bedtg.:  premere   etc.    ge-  \)V&d{eirü(Iterat. von inachm), fortwährend 

hören :  20  od.    wiederJioU   scharren    u.    geizen,    durch 

a.  mhd.  phrange  (Einengung,  Einschlies-  Scharren  u.  Geizen  od.  Wucher  erwerben, 
sung) ;  mnd.  prange  (Pfahl,  Stange  etc.  um  wuchern,  anhaltend  betteln  etc.;  —  he 
zu  hemmen  od.  zu  fesseln,  bz.  zu  klemmen  pracherd  föl  geld  bi  'n  ander  od.  tosamen ; 
etc.)=znd.  (Schambach)  prange  (Stange,  —  he  is  nt  to  pracheru.  —  Nd.  prachern 
Knittel  etc.);  mnld.,  mfläm.  pranghe  (coarc-  25  (betteln,  anhaltend  u.  zudringlich  betteln  u. 
tatio,  compressio),  —  pranghe,  mnyl-pranghe  bitten  etc.) ;  mnld.,  mfläm.  pracheren  (par- 
(postomis,  pastomis,  confibuhi;  instrumentum  cere  suniptni,  parce  vivere  etc.,  bz.  dasselbe 
quod  naribus  equorum  imponitur,  bz.  dasselbe  wie  prachen,  jedoch  tvohl  in  iterativer  Bedtg.) 
wie  unser  kntpe,  klemme,  3  präm  etc.  «.  —  cf.  auch  prampseln  etc.  wegen  der  Bedtg. : 
nhd.  Bremse);  —  pranghe  in  de  meulen  30  anhaltend  drängen  u.  dringlich  betteln  etc. 
(molae  retinaculum,  cf.  fange);  —  pranghe,  iiraclit,  Pracht,  Herrlichkeit,  Pomp,Auf- 
prangher  (numella),  —  prangher  (Halseisen,  sehen  erregende  grossartige  Schönheit  etc. ; 
numellae  nervus;  vinculum  quo  cervix,  in-  —  dat  is  jo  'n  pracht  um  dat  to  sen;  — 
terdum  etiam  pedes ,  includuntur  =  nhd.  'n  pracht  fan  'n  junge  od.  kind,  hCis  etc.; 
Pranger),  prangher  (knijpershaeck,harpago  35  —  mit  grote  pracht;  —  he  is  jo  'n  pracht- 
victorius ;  vnlgo  canis ,  instrumentum  quo  kürel  etc.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  pracht 
circi  commodius  vasis  inducuntur) ;  schwed.  (fastus,  ostentatio,  pompa,  magnificentia  etc.). 
prang  (Nothstall  für  Pferde)  etc.  tmd  —  Es  ist  das  entlehnte,  bz.  aus  dem  hochd. 

b.  zu  mnd.  prangen  in  der  Bedtg. :  ringen,  ins  nd.  übergegangene  ahd.  praht  =  mhd. 
kämpfen,  streiten  etc.  (s.  oben)  mnd.  (Seh.  40  braht,  praht;  os.  braht,  loas  ebenso  «ü/e  präl 
u.  L.)  prank  od.  prangh  (Kampf,  Streit,  aus  der  urspr.  Bedtg.:  Lärm,  lautes  Ge- 
Zank, Krieg  etc.),  pranger  (wranger,  worstler,  rausch  etc.  in  die  heutige  Bedtg.  von : 
rynger;  luctator,  duelkitor  etc.).  Pracht  od.  Pomp  etc.  überging,  icie  dies 

Zum  Schlüsse  sei   zu  prangen    (drücken,  bei  Grimm  (Wb.)  unter  Bracht,  bz.  bei 

X)r essen,  drängen,  bedrängen,    beengen,   ein-  45   Weigand  unter   Pracht   des  Weiteren 

schliessen  etc.)  noch  angeführt:  zu  ersehen  ist.    —    Ob  das  ahd.  praht,    as. 

c.  ags.  (L.  Ettmüller)  pranga  (caver-  braht  in  der  Bedtg. ;  Lärm  (od.  ur.9pr. 
namen,  pars  navis);  aengl.  (S tratmann)  vielleicht  fragor,  crepitus,  bz.  Geräusch  ivas 
pranglen  (drängeln ?),  sowie  prank  (plica)  durch  brechen  von  Etwas  entsteht)  wirk- 
u.  pranken  (plicatus),  da  auch  diese  Wörter  50  lieh  vom  Prät.  brach  von  brechen,  od.  von 
sich  sowohl  formell  als  begrifflich  leicht  von  einem  mit  brechen  von  derselben  y  ab- 
prangen ,  bz.  goth.  praggan  etc.  ableiten  stammenden  u.  mit  an.  braka  (krachen, 
lassen.  prasseln  etc.  ident.  ahd.  prahan  od.  prahön 

pracher,  armseliger  Wicht,  Lump,  Bettler  abstammt,  ist  mir  zweifelhaft,  zumal  da  man 

etc. ;  —  'n  pracher  fan  'n  kerel.  —  Sprichw. :  55  beim  Vergleich  von  ahd.,  goth.  niaht  (Macht) 

dat  hed  he  up  de  grap,   as   de  pracher   de  von   magan    (vermögen   etc.)   auch   an   das 

iCls ;  —  wen  de  pracher   niks  hebben  schal,  frühere  Bestehen  eines  alten  germ.  Verbums 

ferlüst  he  't  brod  üt  de  ktpe.  —  Nd.  pracher,  bragan  (sonare  etc.)  denken  kann,   was  mit 

Bettler;    mnd.  pracher,  Scharrer,  Geizhals,  lat.  fragor«.  frangere  (ursjjr.  wohl:  sonare, 

knickeriger  Mensch,  (zudringlicher)  Bettler  60  crepitare  etc.)  von  rZer  j/ bharg  (sonare  etc.) 


t»RACHTIG  752  iPRALEN 

abstammt,  zu  tcelcher  Fick  (I,  697)  auch  kö ;  —  pralle  billon  etc.  —  Nd.  prall;  mnd. 
uffs.  beorcan  ßellen),  engl,  to  bark  u.  au.  pral.  —  Die  Grdbdtg.  ist  elastisch, 
luTkja  (prahlen)  stellt  «.  vüt  welchem  er  federnd,  feder  kr  üftig ,  hz.  zum 
auch  wieder  (cf.  III,  ^06  u.  215)  bark  Prallen  od.  Abprallen  geeignet  od. 
(schallen,  lärmen)  u.  brak  (brechen  etc.)  h.  5  stüssig,  rückstössig  etc.,  so  beschaffen,  dass 
brak  (prasseln)  identificirt.  Wegen  eines  es  einen  Stoss  od.  Bückstoss  od.  Prall  er- 
alten gcrm.  bratran  vergl.  auch  aengl.  brag  zeugt  u.  macht,  wenn  man  od.  ein  Etwas 
(jactatio),  brag  (gioriosus,  siii)crbiis),  bz.  engl.  darauf  .-^tüsst  u.  trifft  etc.,  die  dann  ivicder 
liru.^  (prahlen,  grossspreclien,  aufsclineiden,  (weil  Alles  was  elastisch  ist  u.  federt  ge- 
dicke ihun),  brag  (Prahlerei ,  Dickethuerei  10  spannt  sein  muss  u.  gespannt  ist)  in  die 
etc.)  u.  aengl.  braggon  (creparo  etc.),  sowie  von  gespannt  u.  straff  überging.  — 
liragan  neben  bracaii  bei  L.  Ettmüller  Was  die  Herkunft  betrifft,  so  ist  es  mit 
u.  Aiidrriii.  —    Vergl.  auch  praleii.  dem  folgenden  pral  u.  pralhni,  prellen  eines 

Iiracliti;Lr,  prächlig,  glänzend,  hucuriüs  etc.  Ursjjrungs    u.    dort    das    Weitere    zu    ver- 

pradi^cii,  predijEjcii,  predigen,  einen  Vor-  15  gleichen, 

trug  halten,  mit   Worten  ■■^trafen  etc.  etc.  —  2.  pral  od.  pi'el,  Prall,  rascher  tt.  harter 

Aus  Int.  jn-aedicarp.  Stoss  od.  Schlag  gegen  ein  Etwas  an ,   bei 

|»rädi^t.  jtrodii^t.  Predigt.  dem    man    od.    ein    Etwas   zurückfährt    it. 

pi'iidikant.  predikant,    Prediger,  Pastor.  einen  CJioc  bekömmt    od.   erschrickt,    daher 

|»raioii  od.   preieil,    anrufen,    ansprechen,  20  figiirl.  auch  Schreck  etc.;  —  dat  Hög  d'r 

anholen,   zureden,   bereden,    überreden  etc.;  mit  so  'n  pral  tegon  an,    dat  't  knapde ;  — 

—  'n  scliip  praion  (ein  Schiß'  auf  See  an-  —  lic  krcg  'n  i)ral,  dat  hc  not  was,  wfir 
rufen  od.  anholen,  um  sich  mit  ihm  zu  he  blef; —  'n  pral  krigca  (einen  Schrecken 
unterhalten  od.  zu  besprechen  etc.);  —  he  bekommen,  bestürzt  werden).  —  Nd.  (Scham- 
])raide  hum  ni-t  so  lank,  dat  he  stan  blef,  25  bach)  pral,  prel.  —  Zu  prallen  od.  prellen. 
bz.  dat  bc  hum  sin  will'  de';  —  he  bed  \)Va\(^.w.,  prahlen,  laut  reden,  gross  sprechen, 
bnm  d'r  to  praid,  dat  hc  mit  hum  gung.  —  dicke  thun,  Gepränge  od.  Staat  machen, 
Nid.  i)raaijen,  preijcn ;  schwed.  praja,  preja ;  prunken  etc.  etc. ;  —  puchen  un  pralen  ;  — 
dän.  praye  od.  praje;  nfries.  (Johansen,  he  prült  altid  fan  sük  un  sin  kinder;  — 
47)  präian.  —  Mit  aengl.  (S tratmann)  30  he  pn'ilt  mit  sin  kinder  od.  sin  geld,  kler 
jireien ;  engl,  pray  (beten,  bitten,  anrufen,  etc.;  —  dat  sülfer  prält  od.  de  blümen  etc. 
anflehen,  zu  Hülfe  rufen)  u.  pray  (bitten,  pralen  regt  etc.  —  Nd.,  mnd.,  nid.  pralen  ; 
ersuchen,  einladen  etc.)  aus  afranz.  prcier  innld ,  mfläm.  praelen ;  wfries.  (Japi.v) 
n.  dies  icohl  aus  lat.  precari  von  prex,  jjrecis  prealljen;  sali.  i)rälje  ;  tvang,  pröl ;  nfries. 
(Bitte  etc.).  35  (Johansen)  prälin   od.  (Outzen)  prale  ; 

präken  etc.,  s.  preken.  md.  priilen,   prölen    (schreien,   lärmen,   hof- 

prakken,     prakjen,    pressen,     drücken,  färtig, gross  thun, prahlen).   Weitere  Formen 

i/urtschen ,    kneten,    mischen,    rühren    etc.;  wie  brallen,  prallen  s.  bei  Weigand  unter 

—  he  prakd  (od.  prampt,  d.  i.  presst  od.  prahlen ,  bz.  bei  Grimm  (Wb.)  unter 
stopft  etc.)  de  sak  ni-t  so  ful,  dat  he  hast  40  brallen,  was  mit  7dd.  ])raal;  nndd.  prael 
barstil;  —  he  jirakt  ("o^Z.  i)ranipt)  d'r  in  wat  (Pracht,  Prunk  etc)  u.  md.  bral  (Lärm, 
d'r  man  i'ts  in  kan ; —  he  prakt  ("orf.  prakjet)  Schall  etc.)  vielleicht  aus  franz.  brailler; 
't  all'  kürt  un  klen ;  —  sc  hed  't  all'  in  un  2^^'ov.  braiUar  (plärren,  schreien  etc.)  ent- 
diir  'n  ander  prakt  od.  praktjct.  —  Vergl.  stand,  während  dies  ivahrscheinl.  mit  franz. 
l)racheu.  45  braire,    idter    bragire    (schreien,    lärmen); 

praksel ,    gequetschtes    tt.     zusammenge-  afranz.  brague  (Lustbarkeit),  braguer  (lustig 

drücktes,   zerkleinertes  Etwas,    Mus  etc.  =  leben);  ncuprov.  braga  (prangen,  stolziren)  ; 

prampsel.  —  Zu  jjrakkeu.  aengl.,  engl,  brag  (jactatio),  brag  (gloriosus, 

praktika; — 7;cf/r«.sa?-<.-praktikaismutten-  superlius)    «.    aengl.    braggeu  ;  jch^//.    brag 

spek,  scherzliaft  für:  jjraktika  est  multiplex.  50  (crejiare,  jactare);    watsch  bragiaw;  ir.  bra- 

praktiko,    J'raktike,  Kniff  etc.;  —  prak-  gaim  (dasselbe);   an.,   isl.   brak    (Geräusch, 

tikcn  niakcu  (Kniffe,  Streiche  etc.  machen).  sonus,    crepitus,    fragor),    braka    (prasseln, 

prakt  iseren,  praktisiren,  ausüben  etc.;  —  krachen)  etc.  nicht  gerade  von  ahd.  prehhau, 

du  must  mi  dat  net  wer  praktisereu ;  —  he  brechan ;   goth.  brikan   (brechen,    cf.  fragor 

jiraktiscrd  hum  dat  in  de  taske.  55  von  frango)  entstand,  sondern  nur  mit  diesem. 

1.  pral,   ]ir(dl,    straff,   stramm,   gespannt,  von  einer  u.  derselben  y  bhrag,  bharg  (so- 

strotzend,  voll,  rund,    dick,   gedrungen  etc.;  nare,  clamare,  cre])itarc  etc.)  abstammt,    die 

—  dat  seil  is  od.  steid  pral ;  —  de  büksen  aus  sonare,  crepitare  in  ähnlicher  Weise  toie 
sitt  pral  um  de  ni-rs;  —  de  wind  steid  ])ral  klak,  knap  etc.  auch  die  Bcdtg.:  Bruch,  Miss 
in  't  seil;  —    'n  pral  wicht;    —   'n  i)rallen  CO  etc.,  bz.  brechen,  bersten,  reissen  entwickelte 


PRALEtl 


753 


PRAM 


ti.  wozu  auch  pracht  (s.  d.)  wohl  gehört,  da 
man  für  dieses  xoegen  seiner  alten  Formen 
praht,  bralit  beim  Vergleich  von  ahd.,  goth. 
mabt  (Macht)  von  magan  auch  ein  altes 
germ.  bragan  annehmen  muss. 

f  valer ^Pr ahler, D ick ethii er  etc.  —  Sprichio. : 
de  praler  hed  gen  bröd,  un  de  klager  lidt 
gen  nöd. 

pralere,  Prahlerei. 

prälhans,  Prahlhans. 

pralholder,  s.  praller. 

pralle ;  i.  q.  pralling. 

prallen,  prallen  od.  rasch  u.  hart  treffen, 
stossen  od.  schlagen  (an  od.  auf  ein  Etwas), 
tvobei  in  der  Pegel  zugleich  wieder  ein  Bück- 
stoss  od.  eine  rasche  Zuriickbewegung  des 
an  u.  auf  ein  Etwas  getroffenen  od.  gestürzten 
Etwas  erfolgt;  —  dat  water  od.  de  wagen, 
de  kugel  etc.  pralde  d'r  tegeu  (z.  B.  gegen 
einen  Stein,  eine  Mauer  od.  einen  sonstigen 
harten  u.  Widerstand  leistenden  Gegenstand) 
an;  —  se  prallen  tegen  'n  ander  an  od.  up 
'n  ander;  —  dat  prald  all'  fan  bum  of;  — 
de  sünnenstralen  prallen  d'r  up,  bz.  d'r  fan 
of ;  —  be  pralde  torüg  etc.  —  Nd.  (Dähnert) 
prallen.  —  Es  ist  eins  mit  dem  (nach  dem 
Prät.  pralte  zu  schliessen)  gleichfalls  für 
urspr.  prallen  stehenden  md.  u.  mhd.  prellen 
(Irans,  stossen,  fortstossen,  loerfen;  intrans. 
prallen,  abprallen,  zurückfahren,  sich  rasch 
fortbeivegen ,  hervorbrechen,  aufbrechen), 
icovon  Weigand  annimmt,  dass  es  mit 
prallen  vom  Prät.  eines  verlornen  alten  Verb. 
prellan,  od.  urspr.  prillan,  pral,  prul,  prullun 
(in  lauter,  heftiger  Fortbewegung  sein  ?)  ab- 
stammt. Da  indessen  von  einem  solchen  alten 
prellan  od.  prillan  sich  nirgends  eine  Spur 
findet,  auch  das  Prallen  (von  Etivas  gegen 
ein  Etwas  an  etc.)  gewöhnlich  mit  einem 
krachenden  Schall  od.  Lärm,  Getöse  etc. 
verbunden  ist  u.  eigentlich  mir  das  harte 
Aufstossen  u.  Aufschlagen  (von  Etwas  auf 
ein  anderes  Etwas)  bezeichnet,  so  glaube 
ich  eher,  dass  es  ebenso  icie  das  Subst. 
Prall  u.  die  Wöj'ter :  Klatsch,  klatschen. 
Klapp,  klappen,  platzen  etc.  etc.  ein  urspr. 
Schallwort  ist  u.  iirspr.  die  Bcdtg. :  sonare, 
crepare,  crepitare,  souum  od.  fragorera  edere 
etc.  hatte.  Ohne  nun  gerade  annehmen  zu 
wollen,  dass  prallen  u.  md..  mhd.  prellen 
dieselben  Wörter  wie  brallen ,  prallen  u. 
brellen,  prellen  (s.  unter  pralen,  od.  vergl. 
in  Gri m m ,  Wb. :  brallen,  b r ä  1 1  e n , 
heftig  schreien,  laut  od.  fulminant  predigen 
od.  auf  der  Kanzel  donnern,  clamare,  ful- 
minare,  invebi  etc.;  —  erbrallen,  er- 
schallen ,  percrepare  etc. ;  —  brellen, 
bröllen,  laut  schreien,  brüllen  etc.)  sind, 
so  ist  es  doch  höchst  wahrscheinlich,  dass 
das  Subst.  pral  (Prall,  Anprall  od.  heftiger 

J.  ten  Doornkaat  Koolman.    Wörterbuch.    II. 


M.  harter  Stoss  u.  Schlag  an  Etwas)  beim 
Vergleich  des  mit  unserm  klap  (Schlag,  od. 
tirspr.  lautem  Schall)  ident.  mhd.  klaph, 
klaff  (Schlag,  Stoss,  Prall;  lautes  Geräusch 
5  od.  Gespräch,  Geschwätz ;  Krach,  Knall 
etc.,  s.  unter  klap  u.  klappen,  bz.  klats, 
klatsen,  klatern  u.  anderen  dazu  angezoge- 
nen Schallstämmen  tc.  davon  abgeleiteten 
Wörtern)  von  Hause  aus  mit  brallen,  prallen, 

10  bz.  brellen,  prellen  (schreien,  lärmen,  toben 
etc.),  sowie  iveiter  mit  pralen  (schreien,  lär- 
men etc.)  zusammenhängt,  bz.  dass  das 
Subst.  pral  (Stoss,  Schlag,  Prall  etc.)  in 
seiner  urspr.  Synonymität   mit    mhd.  klapb 

15  (s.  oben)  von  Hause  aus  kein  anderes  Wort 
ist  (für  prellen  hat  Lessing  auch 
breiten)  als  das  zu  brallen,  prallen  od. 
pralen  (schreien  etc.)  gehörende  md.  bral 
(LJlrm,  Schall,  crepitus,  fragor  etc.,  s.  unter 

20  pralen),  wie  auch  das  bayr.  (Schmeller, 
I,  469)  prell  (Schreier)  u.  prell  (rinder- 
lustige Kuh)  von  brallen,  prallen,  bz.  brellen, 
prellen  (schreien  etc.)  abstammt,  wobei  man 
beim    Vergleich    von    knilleii  =  knellcn    u. 

25  knüllen,  bz.  brüllen  u.  brüllen  =  brellen 
u.  brallen ,  bz.  prellen  u.  prallen  (laut 
schreien  od.  singen  u.  lustig  sein,  jodeln  u. 
johlen  etc.)  auch  wohl  annehmen  darf,  dass 
das  mfläm.    pril    (joyeux,  gaillard,   gentil)  ; 

30  mnld.  pril  (hilaris,  festivus,  venustus,  bellus) ; 
nid.  pril  (fröhlich,  munter,  frisch,  jugend- 
lich, artig  etc.)  mit  prell  (Schreier,  Lärmer, 
Spektakelmacher,  lustige  Brüder  etc.)  eines 
u.  desselben  Ursprungs  ist.     Was  nun  aber 

35  weiter  die  Verba:  prallen  u.  prellen  betrifft, 
so  nehme  ich  an,  dass  selbige  von  pral  = 
bral  (Lärm,  Schall,  bz.  crepitus,  sonus, 
fragor  etc.)  weiter  gebildet  sind,  wobei  es 
toohl  möglich  ist,    dass   beide    (u.  jedenfalls 

40  tvohl  prellen)  für  urspr.  bral-,  pral-jan  (cf. 
nhd.  klecken  =  ahd.  klacjan  von  klac,  bz. 
klak,  s.  unter  klak,  klakken  etc.)  stehen  u. 
dann  aus  der  Bedtg. :  S  chall  machen, 
lärmen  etc.    in  die  von:   stossen,    schlagen, 

45  tverfen  etc.  od.  die  von :  prallen  u.  md., 
mhd.  prellen  (s.  oben)  überging. 

praller,  preller  od.  pral-holder,  der  Prall- 
od.  Prellstein  od.  auch  der  Prall-  od.  Prell- 
pfahl, Prallbohle    etc.,    ivie    z.  B.    auch  ein 

50  Eckpfahl  u.  auch  die  Scheunenthür schwelle 
darunter  verstanden  iverden,  loeil  sie  beide 
den  Prall  (od.  Stoss,  Anprall  etc.)  eines 
Wagens  empfangen  u.  abhalten,  bz.  an  den- 
selben die   Wagen  prallen  od.  anprallen. 

55  pralling  od.  pralle,  Hode,  testiculus.  — 
Afries.  pralling,  prelliug;  mnd.  prallink.  — 
Wohl  von  pral  (prall,  gespannt,  straff, 
strotzend),  wie  ja  eine  Hode  ein  pralles 
Etwas  ist. 

60      1.  prani  od.  prainni,  pramme,  s.  2  präm. 

48 


PRAM  754                          PRANGEN 

2.  pram  od.  pranini,  gepresst,  zusammen-  entsfmul.    Was  nun  aber  die  andern  Formen 

gepresst,  fest,  dicht  etc. ;   —    dat  sitt  d'r  so  ivie  prampen,  prampsen,   pratnsen,   premsea 

pram  in.  —  Zu  praraen,  prammeu.  betrifft,  so  ist  cn  walirsclicinlich,  dass  auch 

1.  pram  od.  pranie,  Fralnn  od.  grosser,  diese  aus  praraen,  prammon  (cf.  das  alte 
flacher,  offener,  liinglich  viereckiger  Kahn,  5  climban  von  kliramen,  bz.  klats  «.  nhd. 
jHwi  Verfahren  schu-erer  Lasten,  als  Erde,  Klatsch  von  klat  =  ahd.  klaz)  entstanden 
Schliefe,  Dünger,  Steine  etc.  —  Nd.,  nid.  sind,  obschon  man  beim  Vergleich  unscrs 
praam;  mnd.,  mnld.,  mfliim.  prame ;  afries.  pramseln ,  pranseln  auch  daran  denken 
präm;  tcfries.  proani ;  engl,  prame,  praam;  könnte,  (/«ss  prampsen  ?/.  pramson  mit  sjian. 
dän.  pram;  norw.  praam;  schwed.  prfim  10  (Diez,  II,  163)  prensar,  cat.  prempsar 
(dasselbe,  od.  auch  eine  grössere  Führe,  loie  (drücken,  pressen  etc.)  atis  tat.  prCvSsare  ent- 
die  gleichgebaute  piinte);  an.  prämr,  priamr  stand.  Falls  nun  aber  das  nhd.  Bremse, 
(eine  grössere  Barke).  mnd.  (Seh.  u.  L)  premese,  premtze,  prem- 

2.  pram  o(/.  praiii,  pramni,  pramme,  JB>•MS^  misse  etc.  mit  unscmi  u.  dem  mnld.  jjranie 
od.  Saugwar::e. —  Mostfr.  (C ad.  Müller)  15  (s.  3  präm)  od.  pramen  (premere)  connex 
pramm;  nid.  pram.  —  Wohl  zu  nid.,  hz.  ist,  so  müsste  es  ajis  einem  alten  premiza 
südholl.  (v.  Dale)  prammen  (saugen),  icas  od.  urspr.  premita,  pramita  entstanden 
übrigens  selbst  wohl  mit  ])ramen,  prammen  sein  u.  mit  mhd.  i)reniezen;  mnd.  premsen, 
(drücken,  pres-^en  etc.)  urspr.  eins  ist,  da  premtzen  (bremsen,  hemmen,  aufhalten,  bz. 
die  Kinder  beim  Saugen  der  Brust  diese  20  das  Maulliolz  od.  die  Bremse  anlegen)  von 
u.  namentlich  die  Brustwarze  auch  drücken  der  dritten  Person  od.  dem  Part.  präs. 
u.  zicischen  den  Lippen  festklemmen.  ])rennt,  pramit  von  premen,  pramen  (promere 

3.  präm  od.  prame,  Klemmholz  od.  Vor-  de.)  weiter  gebildet  sein, 
richtung,    um  Etwas   zu    klemmen,    zurück-  pramm,  pramme,  s.    1  u.  2  i)ram. 

u.  festzuhalten,  wie  z.B.  a.  eine  Nasenkneipe  26      prammen,    prampen,    pramsen    etc.,    s. 

od.  Bremse  (pastomis)    od.    b.    das  Klemm-  pramoii. 

holz,  worin  der  Holzschuhmacher  den  Holz-  prampsel ,    pramsel,    Zerdrücktes,    Zer- 

klohen  einklemmt,  woraus  der  HolzscJiuh  ge-  quetschtes,    Zerstossenes,    Zerstampftes,    bz. 

fertigt  wird  u.  c.  der  Mühlenschütz  od.  die  zerdrücktes.,  zerquetschtes,  zerstampftes,  zer- 

Hemmvorrichtung  bei  Windmühlen,  c/.  fange  30  malmtes  Etwas,    Mus    etc.;    —    't   is    emer 

u.  mnld.  liVAüge  unter  \)Vd.chen.  —  Z«  pramen  prampsel;  —  so  'n  prampsel   (zerquetschtes 

(premere),   wovon  auch  nid.  praam  (Druck,  u.  zerstampftes    Gemüse   od.  Essen,    Speise 

Bedrückung,    Einengung,    Zwang,    Angst)  ;  etc.)  mag  ik  net;  —  din  prampsel  od.  kausei 

mnld.,    mjläm.  prame    (dasselbe  u.  auch  pa-  etc.    kaust  du   für  di   sülfst  holden  etc.    — 

stomis.  Bremse  etc.).  35  Zu  pramen,  bz.  prampen  etc, 

pramen,  prammen,  prampen,  prampsen,  prampseln,  pramseln,  pranseln,  a.  an- 
[n'Amser\,drückr)i,pre.'isen,  stopfen,  quetschen,  haltend  od.  iciederholt  drücken,  jjressen  u. 
stampfen  etc. ;  —  he  prämd  (od.  prammd)  quetfichen  etc. ;  —  he  prampseld  (od.  pram- 
dat  tosamen  od.  in  'n  ander;  —  he  prammd  seid)  't  all'  kort  un  klen ;  —  b.  anhaltend 
(od.  prampt)  de  bftk  so  ful,  dat  he  bit  an  40  od.  wiederholt  pressen,  drängen  u.  cßUilen, 
't  barsten  to  is;  —  dat  mut  prammd  (ge-  um  Etwas  zu  erhalten  u.  zu  bekommen,  an- 
stopft od.  gehemmt  etc)  worden;  —  he  haltend  it.  wiederholt  bitten  od.  drängeln  u. 
prampt  (od.  prampst.  pramst)  dat  dör  'n  betteln  um  Etwas  etc. ;  —  he  pramseld  od. 
ander  as  kriid  un  röfen,  bz.  all'  to  müs  prauseld  (drängelt)  hum  net  so  lank  dat  hä 
od.  't  all'  kürt  un  klen ;  —  he  prampste  45  hum  dat  to  willc  deid,  bz.  hum  dat  gift ;  — 
hum  en  mit  de  föt  in  't  lif,  dat  he  net  wus  he  pranseld  hum  dat  of.  —  Iterat.  von 
wärhebl^f.  —  Xld.jtramen  (pressen, drücken,  prammen,  prampsen  etc.,  cf.  pramen  etc., 
beengen,  ängstigen,  quälen);  mnld.,  mjläm.  sowie  prachen  u.  prachern,  u.  ferner  auch 
pramen  (premere,  urgere,  opprimere) ;  wang.  nd.  (Dan  n  eil)  prami)inern  ,  prampenern 
(Ehr  entr  aut ,  1,72)  \iTom;  /?!«'/.  pramen  50  od.  prampin'n,  pramper'u  (auf  beschwerliche 
(pressen,  drücken);  nd.  (Br.  Wb.  etc.)  Weise  unablässig  um  Etwasbitten  od.  Jemand 
jirammen,    prampen,    (Dähnert)  premsen,  drängeln  etc.). 

Z>rt«  »  ej7)  prampen,  prampsen,  (Schütze)  prangen,   prangen,  prunken,  glänzen  etc. 

pramsen  (pressen,  stopfen,  schnüren  etc.,  cf.  —  Mwl.  prangen  ;    mhd.  prangen,    brangen 

inpremsen,    einengen ,    einschnüren   etc.    bei  55  (frohlocken,  jubeln ;  prahlen,  prangen).  — 

Dähnert).  —   Was  zunächst  die  Formen  Der  Stamm  brang    ist  nasalirt  aus  brag    u. 

pramen,  prammen  betrifft,  so  sind  sie  zweifei-  dieser  demnach  ident.  mit  aengl.  brag  (jactatio 

los    aus    tat.    premo ,    premere    entstanden,  od.  Lärm,  Prahlerei  etc.),  woraus  sich  von 

ebenso  wie  das  mnld.  priemen  (premere,  im-  selbst  dieselbe  ur.ipr.  Bedtg.  für  prangen  wi< 

primere  etc.)  von  primo,  primerc  in  imprimo  60  für  pralen  (cf.  dieses  u.  auch  pracht)  ergiebt. 


PRANGER 


^55 


PRENTE 


Das  mnd.  (Seh.  u.  L.)  plank  od.  plange 
(Lärm,  Spektakel,  Unruhe,  Zivi.st  etc.)  ist 
urspr.  dasselbe  Wort  ivie  mnd.  prank  od. 
prange  (Gepränge,  Prunk  od.  urspr.  Lärm, 
Geschrei  etc.,  cf.  praukmaker  od.  makeprank, 
Unruhemacher  od.  Unruhestifter,  Störenfried 
etc.  bei  S c h.  u.  L.),  wie  auch  S cha m- 
b ach  für  prangen  (pressen  etc.)  die  Form 
plange  n  hat. 

pranger,  Pranger;  —  an  de  pranger  (od. 
kake)  stän.  —  Es  bezeichnet  urspr.  ein  Hals- 
eisen od.  vinculum  cervicis  etc.  u.  gehört 
dieses  Wort  zu  prangen  (drücken,  pressen, 
drängen,  einengen,  klemmen  etc.),  ivorüber 
Weiteres  unter  prachen  zu  ersehen  ist. 

pranke,  Pranke  od.  Branke,  Klaue,  Tatze 
von  Bären  u.  sonstigen  Raubthieren ;  —  he 
gaf  hum  en  mit  de  pranken.  —  Entlehnt 
aus  mlat.  branca,  bz.  ital.,  aspan.,  aport., 
prov.  branca  (Kralle,  Zweig),  was  mit  franz. 
branche  (Branche,  Geschäftsbranche)  u.  loal. 
brence  (Hand,  Vorderfuss),  u.  gael.  brac; 
cornwall.  brech;  kymr.  breich  (Arm),  sowie 
auch  lüohl  lat.  brachiiim  eines  Ursprungs  ist. 

pranseln,  s.  pramseln. 

prat  od.  pratt,  stolz,  hochmüthig,  trotzig, 
übermüthig,  prahlerisch  etc.  —  Nid.,  mnld. 
prat  (fastosus,  feroculus,  arrogans,  audaculus) ; 
mfläm.  prat  (aufgeblasen,  stolz,  hoff  artig  etc.) ; 
mnd.  pratsch ;  nd.  (Br.  Wb.)  pratzig  (das- 
selbe) ti.  (S  c  h  a  m  b  a  c  h)  prot  (trotzig  mau- 
lend);  md.  protztz,  bz.  protz  od.  urspr.  proz 
aufgeblasen,  stolz  etc.) ;  nhd.  protzig  (trotzig, 
übermüthig)  u.  brotzig,  protzig  (schmollend) 
etc.,  cf.  pratten. 

prat-,  pratt-liök,  prat-,  pratt-hörn,  Protz- 
Ecke,  Schmollwinkel,  Ecke,  wohin  (nament- 
lich in  der  Schule)  die  protzenden  od.  trotzen- 
den, widerspenstigen  u.  schmollenden  Kinder 
(die  aus  Stolz  u.  Trotz  schweigen  u.  zu  hals- 
starrig ti.  störrisch  sind  um  den  Lehrern 
zu  gehorchen)  zur  Strafe  gestellt  tverden. 

pratten,  hochmüthig  u.  trotzig  sein,  aus 
Trotz  schweigen,  widerspenstig  u.  störrisch 
sein,  protzen,  unzufrieden  sein,  schmollen, 
maiden  etc.  —  Nid.  pratten  (stolz  u.  hoch- 
müthig od.  trotzig  sein;  schmollen,  maulen 
etc.);  mnld.  pratten  (ferocire,  tollere  animos, 
superbire) ;  mfläm.  pratten  (superbir,  se  tenir 
malcontent) ;  nhd.  pr  otz en ,  br  ot  z  en 
(ringi,  die  Augen,  das  Maid  brotzen  od.  auf- 
sperren, aufreissen),  sich  brotzen  (sich 
aufblähen  wie  ein  Frosch  od.  eine  Kröte, 
stolz  thun ;  protzen  wie  der  Herzkönig) ; 
trotzig,  loiderspenstig  u.  unzufrieden  sein, 
sich  unzufrieden  u.  missvergnügt  bezeigen, 
schmollen,  maiden.  —  Es  gehört  wahrscheinl. 
zur  y  prath  (spalten,  bersten,  platzen,  aus- 
einandergehen, sich  ausdehnen,  sich  tveiten, 
öffnen,  entfalten,  ausbreiten  od.  breit  machen, 


gross,  stark  u.  dick  tverden,  schwellen,  strotzen, 
sich  aufblähen  etc.,  cf.  plassen  etc.),  toozu 
auch  mfläm.,  mnld.  prat-stoel  (solium,  sedes 
magnifica)  stimmt.  Da  übrigens  das  Inflam., 
5  mnld.  pratte,  parte  (arrogantia,  audax  f'a- 
cinus,  astutia,  dolus)  seinen  letzten  Bedtgn. 
nach  jedenfalls  auch  tvieder  mit  ags.  prät 
od.  prätt,  Plur.  prattas  (astus),  prätig, 
prättig  (astutus) ;    acngl.  prat,   pret  u.  prati 

10  (dasselbe);  schott.  prat,  pret,  pratt  (atrick; 
a  wicked  action) ;  an.,  isl.  pretta  (fallere, 
decipere,  frustrare),  prettr  etc.  zusammen- 
hängt, so  ist  es  fraglich,  ob  dieses  Wort 
überhaupt    mit    prat    (aufgeblasen    etc.)    u. 

15  pratten  etc.  verwandt  ist  u.  ob  auch  diese 
mit  nhd.  2^1' otz  en,  brotzen  etc.,  mit  dem 
ags.  prät  u.  an.  pretta  doch  desselben  Ur- 
sprungs sind,  worüber  noch  Weiteres  unter 
pret  u.  proten  etc.  zu  vergleichen  ist. 

20  prei,  Porree  (alliura  porrum).  —  Nid.  porei, 
porrei ,  prei  etc.  —  Entlehnt  aus  franz. 
porreau,  poireau,  poree  u.  dies  aus  lat. 
porrum. 

preieii,  s.  praien. 

25      preken,  präken,  predigen.  —  Nid.  preken 
etc.,  contrah.  aus  prediken,  cf.  prädigen. 
preker,  präker,  Prediger. 
prek-,  präk-stöl,  Predigtstuhl,  Kanzel. 
preni  od.  preine,   Pfriem,    Pfriemen,   ein 

30  spitzes,  stechendes  Ding,  bz.  ein  spitzes 
Eisengeräth  zum  Stechen  u.  Bohren  (cf. 
marlprem)  od.  eine  Nadel,  Stricknadel,  — 
Compos.  breidelprem.  —  Nd.  preem ;  mnd. 
prene,  prim;  nid.,  mnld.  priem  (stilus,  acus, 

35  radius) ;  wfries.  prieme ;  mhd.  phrieme,pfrieme, 
phriem.  —  Es  steht  für  älteres  prene,  priene 
od.  pren,  prin  (cf.  mnd.  pi-ene,  bz.  prene, 
prym  bei  Seh.  u.  L.,  sowie  unser  prinen 
etc.)  u.  ist  eins  mit  ags.  preon;  aengl.  preon 

40  (fibula,  acus  etc.) ;  engl,  preen  (Kardenstecher) ; 
an.,  isl.  prion  (filum  ferreum,  Drathnadel, 
Stricknadel,  Steck-  od.  Heftnadel);  norw. 
prjona,  prjöne  (Steck-  od.  Heftnadel);  dän. 
preen  (Pfriem) ;  schott.  (J a  m  ieso  n)  prej-ne, 

45  prene,  prein,  priue,  prin  (Drathnadel) ;  ir. 
(cf.  H.Leo,  519  unter  in-eöae)  pvm  (Steck- 
od.  Heftnadel).  —  Es  ist  sehr  fraglich,  ob 
dieses  Wort  nicht  in  ähnlicher  Weise  ivie 
Nadel  von  nähen ,  so  hier  von  dem  Verb. 

50  ags.  preönan ;  an.,  isl.  priöna  (texere,  nectere 
etc.,  cf.  prinen)  abstammt,  worauf  auch  an., 
isl.  pri6n  (lanificium  textile,  ein  gestricktes 
Tau;  connexus,  Verbindung,  Zusammen- 
fügung) hinzudeuten  scheint. 

55  1.  prente,  jedes  auf  Papier  durch  Druck 
hergestellte  Bild;  —  'n  bök  mit  prenten 
od.  Bildern  u.  Abdrücken  von  Personen, 
Sachen  etc.  —  Nid.  prent;  mnld.  prent, 
print;    engl,   print    etc.,    s.    Weiteres   unter 

60  prenten. 

48* 


PRENTE  756                               PREt 

2.  prente,    ein  geziertes,   eitles,   geputztes  prat,  pratt,  prot  (a  trick;  a  wicked  action); 

Ding  (Person,  Mädchen);  —    'n  prente  fan  an.,  ist.  prettr;  nono.  pretta  (List,  Schlich, 

'n  wicht.    —    Wohl  dasselbe    wie    1  prente,  Kniff,  listiger  od.  loser  Streich,  Schelmstreich, 

iceil  dieselben    meist    bunt   u.   grell    colorirt  Schalksstreicli,  Xarrenstreich,  Schabernack, 

sind.  5  Posse    etc.   od.   dasselbe   wie   unser  puts    u. 

prenteln,  Iterat.  von  prenten,  namentlich  dän.  puds,    cf.  wel  hed  mi  de  puts   od.  de 

in  dir  zweiten  Bedtg.  späs  liakt),  loas  dann  wieder  im  nJd.  u.  bei 

prellten,    prentjen,    a.    drücken,  priigen,  uns  in  die  Bedtg. :   Scherz,    Spass   u.  Lust 

einprägen  etc.;    —    he    hed    hum    dat   in  't  etc.  überging    u.    tvovon    dann    wieder   ags. 

harte  prentd ;  —  inprenten,  eindrücken,  ein-  10  prättig,  prettig  (listig) :  aengl.  prati ,  schott. 

prägen  etc.;  —    dat  is  d'r  inprentd;  —    he  pratty,  protty  (tricky,    listig,   schlau,   betrü- 

hed  hum  dat  inprcutd,   wat  he  seggen  mut,  gerisch,  voller  Streiche,  Kniffe  u.  Pfiffe)  m. 

bz.    dat  he  gen  kwäd  mer  dön  mut;    —    b.  vielleicht  auch  engl.  \)relty  (nett,  artig, hübsch, 

F'iguren  od.  Bilder,  Schnörkel  etc.  machen,  geziert  etc.  od.  urspr.  ivohl :  geschickt,  kunst- 

mit  der  Feder  malen  od.  zeichnen,  besonders  15  reich  etc.,  cf.  Hat  =^  Kunst,  Geschick  etc.), 

hübsche  Initicden    od.    zierliche,    krause   u.  sotvie  iveiter  auch  isl.  \wottii{fA]lere,irust.r&re, 

geschnürkelte  Buchstaben  etc.  in  gros.^^er,  der  decipere  etc.,  bz.  Listen,  Kniff'e  u.  Pfiff'e  od. 

gedruckten  ähnlichen  Schrift  schreiben;   — •  Streiche  machen,  mit  List  handeln,  Jemanden 

he    is    an    't   preuton    west;    —    dat    is    uet  einen  Streich  spielen,  ihn  hintergehen  etc.); 

schrefen  as  of  't  prentd   (gedruckt ,   bz.  ge-  20  norw.  pretta   (drilli>,    narre,   giore    et  puds, 

malt)  is.  —  Nd.,  mnd.,  nid.  \)ren{cn;  mnld.,  bz.    necken,    schrauben,    hintergehen    etc.; 

mfläm.    printeu ;     wfries.    printjoii;     aengl.  narren,   zum  Besten  haben,   anführen  etc., 

]preni\n;  engl. \)rmt  (drücken,  druckoi, prägen  gecken,  Possen  machen  od.  treiben,   spassen 

etc.).  —    Von  ital.  imprentare,   improntare;  etc.)   etc.    (cf.    dieserhalb    bei    Jamieson, 

span.  emprentar  etc.    u.  dies  (cf.  Diez,  /,  25  Jv.  Aasen  etc.)  abstammen. 

237)    mit   ital.    imprenta,    impronta;    span..  Was  nun  aber  die  Herkunft  des  ags.  inM 

prov.  emprenta;  franz.  empreinte  (Gepräge,  od.  prätt  (Plur.  prattas,  Liste,  Künste,    bz. 

Abdruck    etc.,    wovon    prente)    wahrscheinl.  Schliche,  Kniffe,  Streiche)  u.  aengl,  schott. 

vom  franz.  Part,  empreiiit   von   empreindre  prat  od.  pratt  etc.  betrifft,  so  muss  man  beim 

(imprimere),    cf.    preindre    bei    Diez    (II,  30   Vergleicli    des  franz.   pratique,    practique, 

391)  aus  lat.  premere.  —   Wegen  prente  u.  bz.    nhd.    Praktik,    Plur.    Praktiken 

prenten,    bz.    franz.   preinte    in    empreinte  (Kunstgriffe,    Kniffe,    Bänke  etc.);   schott. 

vergl.    übrigens    auch    das    Prät.    prengte,  prattik ,    prettik    (an  artful  means ;    a   trick 

preinte  von  aengl.  prengen  =  mnd.  prangen  of   legerdemain ;    a   necromantic    exploit ;    a 

(premere    etc.,    ,v.    unter  prachen)    etc.     bei  35  mischievous  trick    or  any  wicked  act);    sv.- 

St  rat  mann,    wozu    die    Formen:    aengl.  goth.  praktik  (craft;    Geschicklichkeit,  List, 

prente,   preinte,   printe,   priente  von  prente  Kunst  etc.)  zu  ags.  prätt  (craft  etc.,  cf.  bei 

od.  engl,  print  (Druck,  Abdruck  etc.)    doch  Jamieson)   fast    annehmen,     dass    auch 

am  besten  stimmen  u.  wobei  man  dann  auch  dieses    ags.    prätt    od.    pratt  für  pract    od. 

gar  nicht  anzunehmen  braucht,  dass  prente  40  practa  steht  u.  vielleicht  selbst  aus  practica 

u.    prenten    mit   Abwerfung   der    Vorsilben  (cf.  practica  est  multiplex)  gekürzt  ist.     Wie 

im,  em  aus  imprenta  u.  imprentare  entstand.  nun  aber  die  Wörter  pracktik,  pracktica  u. 

pret,    Scherz,    Spass,     Vergnügen,    Lust,  /m«J.  pratique  etc.  mit  griech.,  lat.  practicn^ 

Freude  etc.;  —  he  deid  dat  fit  pret;  —  pret  aus griecli.  praktikös  (zum  Thun  od.  Handeln 

maken  (Scherz  u.  Spass  machen,    scherzen,  45  gehörig,  thätig  etc.)  entstanden  u.  mit  griech. 

spassen,  neckende);  —  se  hebben  hör  pret  prakter,  praktes    (einer    der  Etwas  thut   u. 

d'r  wat  mit;    —    dat  was  jo  'n  pret  för  de  verrichtet,    bz.   einer    der  handelt,    Handel 

kindiT,  as  se  bürden,  dat  se  morgen  ütfaren  treibt,  schachert  etc.),  praktör  (Thun,  Thäter 

sullen ;  —  wi  hebben  dar  föl  pret  had    etc.  etc.),  praktos  (gethan,  vollbracht  etc.),  griech. 

—    Nid.    pret.    —    Davon:    prettig  =  nid.  50  praxis  =  Jon.    praktüs    (Pra.cis,   bz.    That, 

prettig,    scherzhaft,    spassig ,    vergnüglich,  Handlung,  Geschäft,  Handel  etc.  von  griech. 

lustig  etc.;  —  pret- or/.  prettemaker,  Sj)ass-  prassö, ,/o«.  pressö,  alt  pra,ttö  (thun,  handeln, 

macher   etc.   =  norw.    prettemaker   (Spass-  verrichten  etc.)   abstammt,   so  wäre  es  auch 

macher,  Possenmacher,  Geck,  Xarr  etc.).  —  möglich,    dass  das   ags.  prätt  od.  pratt,    so- 

Es  i.<it   von  Hause   aus   eins    mit    ags.  prät  55  fern  es  für  präct  od.  practa  steht,    in  ahn- 

od.  prätt  (List,  Kunst  etc.,  bz.  das  wodurch  licher  Weise  ivie  practica  von  praktikös  von 

man  die  Leute  übervorlheilt    u.  betrügt   od.  griech.  ])raktos    (gethan,   zu  thun,   thunlich 

anfuhrt  u.  hinters  Licht  führt  etc.,   cf.  die  etc.),    bz.  dem  .'<ubst.  gebrauchten    ta  prakta 

Redensart:  dat  sunt  sin  künsten  od.  fufen,  (das  was  man  thut,  das  Gethane,  Verrichtete, 

losigheiden  etc.);    aengl.  prat,  pret;    schott.  GO  das  Werk,  die  Handlung  etc.)  od.  aus  der 


PRET-MAKER  757                           PRIKKELN 

Jon.  Form  praktus  von  griech.  praxis  (That,  spell  of  'n   nadel  etc. ;  —   he  settd  d'r  'n 

Handlung,  Geschäft,  Verrichtung,  Ausübung  piik  up    (er   setzt   einen    Stich    od.    Punkt 

etc.)  entstand,    zumal    ivenn    man    bedenkt,  darauf,    giebt  der  Sache  Nachdruck    etc.); 

dass  das  griech.  praxis  ausserdem  auch  die  —  he  hed  d'r  'n  prik  up  (er  hat  einen  Stich 

F ähigkeit  u.  Tüchtigkeit  zum  Thun  5  darauf,    ist  darauf  versessen   od.    erpicht); 

u.  Handeln  (cüso  auch  das  Kennen,  Können  —  up  'ii  prik    (auf  einen  Stich  od.  Punkt, 

u.   Vermögen  dazu)  bezeichnete  u.  also  eine  ganz  genau  auf  der  bezeichneten  Stelle,  bz. 

ähnliche  Bedtg.  tvie   list    u.  kunst  hatte   u.  auf  den  Point,  pünktlich  etc.) ;  —  he  hed  't 

selbst  auch  öfter  im  Sinn  von:  listige  od.  od.    wet  't  up  'n  prik    (er  hat  es   od.  iveiss 

täuschende  it.  betrügerische  Unter-  10  es  auf  einen  Stich   od.   auf  einen    Punkt, 

nehmung  od.  That,  Betrügerei,  Ver-  bz.  sofort  od.  ganz  genau);    —    up  'n  prik 

rätherei   etc.   gebraucht    wurde,    woraus  ua   (auf  einen  Punkt    od.    ein  Haar    nahe, 

selbstredend    erhellt,    dass   ein   aus  praktos  od.  ganz  nahe  bei)  was  '(.  so  wid  west,  dat 

od.  praktus,  praxis  entstandenes  ags.  prakta,  't  schip  ferloren  was  ;  —  he  deid  dat  up  'n 

pratta    auch  leicht  in  die  Bedtg.:    Fähig-  15  prik  (ga7iz  genau),    wat  man   hum  segt.    — 

keit,    Kirnst,  List  etc.  od.  in  die  von:  Nd.,  nid.,  mnld.,wflum.,  engl.,  wfries.,nfries  , 

List  od.  Arglist,  Schlauheit,  K n iff  isl.,    norw.,    dän.    prik    od.    prick ;     aengl. 

etc.  übergehen  konnte,  ganz  ivie  dies  auch  mit  prike;    ags.   prica    (Stich,    Punkt,    Tüpfel, 

dem  franz.  pratique   u.    schott.  prattik  etc.  Meiner  Strich,   Komma   etc.).  —    Wohl  mit 

aus   mlat.    practica    (That,    Handlung    od.  20  prikke  von  prikkeu  (s.d.)  lüj'e  punctum  von 

Ausübung    von    Ettvas    =    Praxis)    der  pungere. 

Fall  ist.  2.  u.  3.  prik,  s.^  prikke. 

Ob  nun  aber  die  Bedtg.:  astus,  astutia  1.  prikel,  s.  ])richel. 
II.  astuosus  in  die  von:  fastus,  fastuosus  2.  prikel,  gefährlich,  bedenklich,  wage- 
überging u.  demnach  auch  unser  prat  u.  25  halsig  etc. ;  —  dat  siigt  man  prikel  üt ;  — 
pratten  mit  ags.  prät  od.  prätt,  schott.  prat,  dat  is  mi  to  prikel;  —  dat  is  'n  prikeln 
pratt  von  Hause  aus  zusammenhängen,  bleibt  sake  etc.  —  Aus  lat.  periculosus  von 
mir    auch  Jetzt    noch    zweifelhaft    u.     ist  periculum. 

dieserhalb   noch  Weiteres    unter  proten   zu  1.  '^v\)&.)i.e.i  ^\'\k.i  pünktlich,  genau,  prompt, 

vergleichen.  30  accurat,   nett,    hübsch,  zierlich  etc.;   —    he 

pret-,  prette-maker  und  is  in  alle  dingen  prik  un  stippelk ;   —   he 

prettig,  s.  unter  pret.  kumd  prik  to  hüs ;  —  dat  geid  hi  hum  all' 

pi'ichel,    prikel,    Emporkirche,    Empor-  prik  to;    —    dat  wet  he  prik    (genau);   — 

stuhle;     Prieche.     —     Nd.     (Schlitze)  dat  sügt  dar  bi  hör  in  hüs  all'  prik  üt;  — 

priegel  u.  (Dann eil)  prich.  35  'u  prik  wicht  (ein  pünktliches,  ordentliches 

priel  (Dimin.  prielke,   prieltje),    Garten-  Mädchen,   od.  auch  ein  ordentliches,    accu- 

od.  Sommer-Häuschen,   Lusthaus,    Garten-  rates   u.    nettes,    bz.    knappes   u.    hübsches 

Stube,   mit  Blumen   u.    Grün   geschmücktes  Mädchen).  —   Nd.  prikk;    mnd.  pricke.  — 

Stübchen.    —    Nid.    prieel    (Lusthäuschen,  Zu  prik  (Punkt  etc.). 

Laube,  Bogenlaube,  grünes,  von  Laub  um-  40      2.  prikke,  prik,  ein  Stechding  od.  Stech- 

schattetes  Plätzchen);  mnd.  priel  od.  pryel,  Werkzeug,   daher   a.    ein  Stachel   u.   b.    ein 

proyel    (Lustgarten,    Lusthaus   im    Garten,  Stecheisen  od.  eine  eiserne  Gabel  mit  Zinken, 

bz.   Ort,  wo  man  sich  der  Lust  ivegen  auf-  die    mit    Widerhaken    versehen    sind,    zum 

hält);    nd.  priel    (dasselbe   u.    in  Bremen  Stechen  (prikken)  von  Fischen ;  —  Compos. : 

auch   das    beste    u.    vornehmste  Zimmer   im  45  äl-,  but-prikke.  —  Nd.,  mnd.  prikke,  pricke 

Bathskeller   für    obrigkeitliche  Personen  u.  (dasselbe  u.  bei  D ahn  er  t  auch  eine  Stange, 

angesehene  Gäste).  —  Die  urspr.  Bedtg.  ist  die  als  Baken  ins  Wasser  gesteckt   wird) ; 

wohl  Aue,  grüne  Wiese  (cf.  auch  franz.  nid.  prik  (Stachel,    Stecheisen);    mnld.  prik 

pre    u.    preau)    od.   grüner    mit    Gras    be-  (aculeus,  Stimulus)    u.  prick  (mentula,  vere- 

wachsener  Ort,  grüner  Platz,  Platz  u.  Sitz  50  tillum,  parvum  veretrum) ;  ags.  prica,  pricca 

im  Grünen  etc.,  wie  auch  priel  (cf.Sch.  u.  (Stimulus);  engl. ■\^rick( Stachel,  Ahle,  Spitze); 

L.)    mit   auwe  glossirt  wird,    u.    auch    das  isl.  prik  (Stimulus)  etc.  —  Zu  prikken. 

franz.  preau  (wenigstens  früher)  einen  Sitz  prikkel,    Stachel,   spitzer  Dorn  zum  Zu- 

im  Grünen,  bz.  eine  Basenbank  bezeichnete.  stecken    der  Würste   etc.    —    Nd.   prikkel ; 

—   Vielleicht   mit   aengl.  praiel  aus  afranz.  55  mnd.    prekel,  prikkel;    nid.  prikkel;    mnld. 

praiel,  prael   (preau),   mlat.  pratellum,   pra-  prickel,   prekel;    ags.  pricle;    aengl.  prikil ; 

ticulum,    u.  dies  aus  lat.  pratum,  pratulum  engl,  prickle. 

od.    sonst    urspr.    eins    mit    nhd.    Brühl,  prikkeln,  prickeln,   anhaltend  u.  wieder- 

worüber  Weiteres  unter  prile.  holt  stechen,  stacheln,  reizen,  spornen;  eine 

prik,  Stich,  Punkt  etc.;  —  'n  prik  mit 'n  60  Empfindung  tvie  lauter  kleine  Stiche  machen 


PRIKKEL-NOESE 


758 


PRILE  PRIL 


od.  haben,  einen  stechenden  Schmerz  machen 
od.  empßndcn  etc.;  —  he  prikkeld  huni  mit 
nadt'ls  uu  doieiis ;  —  he  juikkeltl  liuiii  net 
so  hiuk  ,  dat  hum  't  siu  at'er  löpt  •,  —  aii- 
prikkehi  (anstacheln,  anspornen  etc.);  —  5 
dat  prikkeld  On    in  de  hals    od.    nöse    etc.; 

—  de  hamle  prikkeln  nii  tau  kolde.  —  Auch 
suhstant.  :  dat  i)iikkclii  tau  de  uadels  of 
doreus  etc.,  od.  fau  't  geweteu ;  —  dat 
piikkelu  iu  de  hals,  uöse,  tiugers  etc.  —  10 
Nd.  prikkelu;  mnd.  prekelcu;  nid.  prikkeleu; 
mnld.  prickcleu,  prekoleu;  engl,  prickle  etc. 

—  Davon:  geprikkel,  prikkele  etc.  —  Itcrat. 
von  prikken. 

prikkel-nösp  (auch  öf^aw-in'^kel  gcna)int),  15 
BrunelU'  (prnuolla  vulgaris). 

prikken,  stechen,  stecken,  sticken,  feine 
Näh-  od.  Stickarbeit  machen  etc. ;  —  he  is 
hen  to  äl  od.  but  prikken ;  —  se  prikt  dat 
fast  od.  tosamen  etc. ;  —  se  sitt  de  hele  20 
dag  to  prikken  uu  to  stikkeu;  —  se  ferdarft 
sük  mit  hör  prikken  un  stikkeu  nog  de 
ögen  etc. ;  —  Compos. :  ot'prikkeu  (abstechen, 
durch  Stiche  od.  aufgesteckte  Stangen  etc. 
bezeichnen,  abgrenzen  etc.);  —  uraprikkeu  25 
etc.  —  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.  prikken  od. 
prickcn ;  tcfrics.  prickjen ;  nfries.  prickeu  ; 
wang.  prikje ;  ags.  priccjan  od.  pricjau ; 
aengl.  prikien ;  engl,  prick;  an.,  isl.  prika; 
norw.  prikka;  schwed.  pricka;  dein,  prikke;  30 
md.  prikcn.  —  Davon  icohl  (cf.  Dicz,  II, 
283)  franz.  esprequer,  stechen,  stacheln  etc. 

Vergleicht  man  stak ,  stökelu ,  steken, 
stikkeu  etc.  von  urspr.  stikau  (stechen) 
zu  nfries.  (Outzen)  prak  (Stich),  unser  35 
prökelu  (stochern  etc.)  u.  mnd.  u.  mnld.  prekel 
=  prikkel,  so  ist  auch  wohl  statthaft,  dass 
man  für  letztere,  sowie  für  prik  ('=  nhd. 
Stic h  von  stechen  od.  urspr.  stikan)  etc. 
ein  urspr.  nd.,  nordgerm.  Verbum  prikan,  40 
prak,  pruk,  prukun  annehme,  dessen  Bedtg. : 
stechen  sich  sehr  leicht  aus:  drücken, 
dringen,  drängen,  stosseti  etc.  entwickeln 
konnte  (cf.  dieserhalb  2  baren,  bohren  etc., 
sowie  die  vieldeutige  }/  ak  od.  ak  von  lat.  45 
acus,  aculeus  etc.  u.  unser  egge  etc.),  sodass 
es  mit  prakken,  prachen  (s.  d.)  von  einer  n. 
derselben  y  abstammt. 

pi'ile,  pril,  schmaler  seichter  Wasserlauf 
od.  Wasserrinne,  Rinnsal,  bz.  seichte  Ver-  50 
tiefung  auf  dem  Watt,  Wasser-Lache  od. 
Stelle  tvo  das  Wasser  zur  Zeit  der  Ebbe 
stehen  bleibt  od.  woraus  es  nicht  ganz  ab- 
läuft etc. ;  —  dA,r  is  mau  so  'u  pril  tüsken  de 
ret'en  (Riffe  etc.)  war  mau  nog  to  nauer  uöd  55 
dörfaren  kan ;  —  dat  water  Hiitt  iu  de  prilen 
längs ;  —  de  prilen  up  't  wat  stau  uog  all' 
ful  water.  —  Nd.  (Br.  Wb.,  441  tinter  den 
Zusätzen,  cf.  auch  B  o  b  r  i  k,  naut.  Wb.,  534, 
zweite  Spalte)  priel;  wang.  (Ehrentraut,  60 


I,  3S5  u.  40S)  pril;  nid.  (v.  Dale)  priel. 
—  Es  bezeichnet  eigentlich  eine  mit  Wasser 
gefüllte  Niederung  od.  einen  Sumpf,  eine 
nasse  sumpfige  Stelle  auf  dem  Watt  (palus, 
lacuna  etc.)  u.  ist  beim  Vergleich  von  nhd. 
A.ue,  mnd.  ouwe  (wasserreiches,  sumpfiges, 
mit  Gras  bctvaelisenes  grünes  Land,  Wiese, 
Sum2)f,  Moor,  bz.  Wasser,  Bach,  Wasser- 
lau  f  etc.  od.  urspr.  dasselbe  toie  ahd.  aha, 
lat.  aqua)  wolil  nicht  daran  zu  zweifeln, 
dass  es  mit  dem  nhd.  (G  r  i m  m,  Wb.)  Br  iel 
(palus)  u.  (Weig  and)  Brühl  (mit  Gras 
u.  Gebüsch  bewachsene  tiefe  Fläche,  be- 
buschtc  Sumpfwiese,  Sumpjlache) ;  mhd.  briiel 
(dasselbe  u.  auch  Aue,  pratum) ;  bagr. 
(S chmelle r)  briiel,  briel  (Name  od.  Be- 
zeichnung von  Wiesen,  Feldern,  Wäldern 
etc.)  von  Hause  aus  ident.  ist  u.  aus  dessen 
ahd.  Form  (s.  Weig  and)  pruil,  proil  (aus 
prugila,  progila,  od.  brogila,  toic  «or^t;.  priel 
[Flegel,  Dreschflegel  etc.]  aus  prigel  ^=  nhd. 
Prügel,  Brügcl,  bz.  Briegel,  Brigel,  fustis) 
sich  sowohl  unser  prile  od.  pril  (Lache,  od. 
mit  Wasser  gefüllte  Niederung)  als  auch 
mnld.  proiel  (Thiergarten,  umzäuntes  Ge- 
büsch od.  Wildgehege,  s.  iveiter  unten  das 
mnd.  brül  u.  ital.  broglio  etc.,  cf.  Wei- 
gand  tinter  Brühl)  von  selbst  erklären 
u.  wonach  es  denn  auch  fast  sicher  ist,  dass 
auch  priel  (s.  d.)  in  setner  tirsj^r.  Bedtg. 
Aue  neben  den  dort  angeführten  Formen: 
prj'el,  proyel  eher  aus  ahd.  pruil,  proil  als 
aus  dem  franz.  praiel  (s.  unter  priel)  her- 
vorgegangen ist. 

^}Was  nun  aber  tveiter  das  nhd.  Briel, 
B  r  ü  h  l ;  mhd.  briiel ;  ahd.  pruil  etc.  be- 
trifft, so  ist  es  mit  dem  nach  Arnold 
(Ansiedelungen  u.  Wanderungen  deutscher 
Stämme,  pag.  513)  gleichfalls  vorkommenden 
ahd.  hrogil ,  broil;  ags.  broel;  mnd.  bröl 
(Sumpf,  Moor,  bz.  ])alus  etc.,  cf.  brölmecher 
=  Sumpf-  od.  Moor-Arbeiter,  bei  Seh.  u. 
L.)  u.  brül  (feuchte  Niederung,  pratum,  bz. 
Buschwerk  in  einer  feuchten  Niederung, 
Wald,  Wildgehege  etc.)  u.  dem  mied.  (cf. 
0.  Schade  unter  briiel)  brogilus,  broilus, 
brolius;  ital.  (D  iez ,  1,88)  broglio,  bruolo; 
prov.  bruelh ;  port.  brulha ;  prov.  bruelha ; 
afranz.  bruelle;  n/ranz,  hreinl  (Baumstück, 
Gebüsch,  Brühl)  ident.,  dessen  Stamm 
brog  indessen  selbst  toahrscheinl.  kelt.  Ur- 
sprungs ist,  da  brog  im  kymr.  eine  A  n- 
schwellung  od.  rundliche  Erhebung 
bezeichnet  u.  wohl  mit  kelt.  braigh  od.  brugh 
(Berg,  höchster  Theil  einer  Gegend  etc. ; 
Burg)  urspr.  eins  ist,  tvährend  dieses  selbst 
wieder  mit  mhd.  brogen  (sich  erheben,  in 
die  Höhe  richten ;  sich  übcrmüthig  erheben, 
grossthun,  prahlen,  prunken  etc.)  u.  nhd. 
Berg     u.     bergen,    sowie    zend.     barez 


PRIMEL-VER 


759 


PRITSEL 


(Höhe)  etc.  zur  y  barh,  iclg.  bargh  (sich 
ausdehnen ,  schwellen ,  wachsen ,  mehren, 
stärken,  erheben  etc.)  gehört. 

primel-vei'  (^P/m;-.  primel-veren),  Schlüssel- 
blume, primula  veris. 

pl'inen,  prünen ,  stecken  n.  heften,  zu- 
sammenstecken od.  nähen,  flicken  etc. ;  — 
se  prind  (od.  pründ)  dat  gau  efeu  in  'u 
ander ;  —  sc  hebben  altid  wat  to  prineu  uii 
to  läppen.  —  Nd.  prieuen,  prünen  (schlecht 
nähen) ;  mnd.  prünen,  prünen ;  ags.  ])renan ; 
aengl.  preouen;  an.,  isl.  priöna  (figero,  texere, 
nectere). 

prins,  Prinz.  —  Das  franz.  prince  aus 
lat.  priuceps. 

prIntjeD,  prüntjen  (Dimin.  von  prinen 
etc.))  (die  Sachen  in  minutiöser  Weise  zu- 
sammennähen u.  flicken,  od.  auch:  minu- 
tiöse, kleine  u.  feine  Näherei,  Flickerei  u. 
Stickerei  machen,  at(f  eine  feine,  minutiöse 
u.  kunstvolle  Weise  aus  geringen  Resten 
Etivas  zurechtnähen  od.  zurechtmachen  u. 
herstellen  etc. ;  —  de  neister  sitt  de  hele 
dag  bi  't  olde  god  to  printjen  od.  to  prüntjen; 

—  se  printjet  dat  all'  wer  toregt;  —  de 
wichter  sitten  so  fol  to  printjen,  dat  se  hör 
ögeu  d'r  nog  mit  ferdarf  eu ;  —  se  wet  üt 
allerlei  olde  läppen  un  flikken  wat  toregt 
(od.  lierüt)  to  printjen.  —  Daher  überhaupt: 
Etwas  auf  eine  minutiöse  u.  feine  od.  klein- 
liche, genaue,  sorgfältige  u.  berechnende 
Weise  zurechtmachen  u.  herstellen  od.  machen, 
verfertigen,  minutiös  u.  genau  handeln,  Etivas 
mit  minutiöser  Sorgfalt  berechnen  od.  aus- 
rechnen u.  ausmessen,  ausklügeln;  —  he 
hed  dat  d'r  dog  herüt  printjet;  —  he  wet 
dat  so  genau  üt  to  printjen,  dat  d'r  6k  gen 
flits  fan  aferblift  od.  fan  ferloren  geid;  — 
he  printjet  (sucht  od.  holt  durch  minutiöses, 
sorgfältiges,  genaues  Handeln  etc.  od.  feine 
Berechnung  etc.)    de    leste  penuing    d'r   üt. 

—  Davon:  Subst.  geprintje,  geprüntje,  a. 
kleinliches  od.  minutiöses  Genähe  u.  Ge- 
flicke  od.  Gesticke  etc. ;  —  b.  minutiöses  od. 
kleinliches  u.  genaues  Handeln,  minutiöse 
od.  kleinliche    u.    genaue  Berechnung    etc.; 

—  prinfjer,  prüntjer,  a.  eine  Person,  die 
minutiös  näht,  flickt  u.  stickt;  —  b.  ein 
minutiös  od.  genau  handelnder  u.  berech- 
nender Mensch,  genauer  od.  kleinlicher 
Mensch,  Geizhals  etc.  u.  priutjere,  minu- 
tiöses, kleinliches  Handeln  u.  Berechnen, 
kleinliche  u.  genaue  Berechnerei,  Geizerei  etc. 

1.  pi'is,  Preis  od.  entsprechender  Werfh 
von  Etivas,  bz.  das  ivorauf  man  ein  Etwas 
schätzt  od.  dasjenige  was  ein  Etwas  kostet 
u.  gilt  u.  was  man  dafür  auslobt   u.  zahlt; 

—  dat  (od.  he)  hed  sin  pris  d'r  üthäld ;  — 
de  pris  fan  de  tünne  rogge  is  upstiinds  10 
riksdaler;  —  de  prisen  gän  al  mer  un  mer 


in  de  högte ;  —  ik  hebb'  't  för  'n  legen 
pris  köft;  —  he  hed  hum  de  pris  betäld, 
de  he  fördcrd  hed.  —  Mit  dem  folgenden 
pris  aus  franz.  prix  u.  dies  aus  mlat.  pre- 
5  ciura,  bz.  lat.  pretium. 

2.  pris,  Preis,  Lob,  Buhm  etc. ;  —  God 
si  pris  un  dank ;  —  he  hed  d'r  gen  pris 
för  kregeu  od.  fan  had.  —  Davon:  Dimin. 
priske;    —    he    hed    'n    priske    kregen.   — 

10  Gleichfalls  aus  franz.  2)nx. 

3.  pris  in  der  Redensart :  wat  pris  gefen, 
ivie  z.  B.  sein  Geld,    Gut  od.  sonst  Etivas. 

—  Aus  franz.  prise   (s.  prise)    u.  demnach 
so  viel  (ds :   Etwas   (als  od.  zur)   Beute 

15  geben,   sich  Eines  was  man  hat  be- 
geben u.  es  Ander  n  ü  b  er  lassen  etc. 
1.  prise,  Prise,  ergriffener  od.  genommener 
Theil  von  Etivas,  Ergriffenes  od.  Genomme- 
nes, Beute  etc.;  —  hc  hed  sük  d'r  'n  prise 

20  ütnamen ;  —  'n  prise  tobak  etc. ;  —  'n  schip 
as  prise  ansen  etc.  —  Das  franz.  prise  u. 
dies  mit  dem  gleichbedeutenden  ital.,  span., 
port.  presa  aus  lat.  prensus,  prehensus,  von 
prendo,  prehendo. 

25  2.  prise  in  der  Redensart :  'n  prise  fan 
'u  wicht,  od.  'n  albern  prise,  'n  egen  prise, 
'n  ekligen  prise  etc.  —  Wohl  urspr.  das- 
selbe wie  1  prise  u.  zwar  in  der  Bedtg. : 
Dosis  etc.,  cf.  'n  prise  tobak  etc. 

30      3.  prise  od.  prisel ;  i.  q.  sweteike. 

prisen  (pres,  präsen),  preisen,  loben,  rüh- 
men etc.  —  Redensart,  u.  Sprichw. :  harr' 
'k  nii  sülfst  net  präsen,  was  'k  ungepräsen 
üt  't  land  kamen    (gebraucht  von    u.   ange- 

35  ivandt  auf  Jemanden,  der  sich  immer  selbst 

lobt  u.  rühmt);  —  de  ferachtd  wil  worden, 

de  mut  ütgän  to  freien,   un   de    präsen   wil 

worden,  de  mut  liggen  gän  to  starfen. 

prisherlik,  \)i'hK^ve\k,  preisherrlich,  hoch- 

40  herrlich,  sehr  glänzend  u.  herrlich ,  sehr 
ruhmreich  od.  hochrühmlich,  sehr  erhaben, 
majestätisch  etc. ;  —  dat  sügt  dar  in  hüs  all' 
so  prisherelk  üt,  as  bi  'n  fürst;  —  dat  is 
'n  prisherliken  sake;    —    he   sat   dar   pris- 

45  herlik  up  sin  tron  etc. 

1.  priske,  Dimin.  von  2  pris. 

2.  priske,  Dimin.  von  prise  u.  soviel  als 
eine  kleine  Prise;  —  'n  priske  tobak. 

3.  priske  (Harlinger-Land),  kleines  kreuz- 
50  förmiges  Weissbrod ;  —  'u  Esenser  priske. 

prister,  Priester.  —  Sprichiv. :  wen  't  re- 
gend up  den  prister,  den  drüpt  't  up  den  köster. 
prisan,  Gefängniss;  —  he  sitt  in  't  prisun. 

—  Das  franz.  prisou    u.  dies  mit  ital.  pri- 
55  gione,    sjmu.  prision,  prov.  preisö    aus    lat. 

prensio  od.  preheusio  (Ergreifung  etc.). 

pritsel    od.    prizel,    Stachel,    Wurstdorn 
etc.  —   Die  ältere  fries.  Form   von  prikkel 
(od.  prikel),  mit  Uebergang  von  k  in  ts  od. 
60  z,  cf.  karke,  britsen  etc. 


PRITZELN  760 

pritzeln  od.  prizeln ;  /.  7.  prikkeln,  cf. 
ITitsrl. 

|trol)be,  .'^.  piubbe. 

jirole,  Probe;  —   'n  profe  d'r  iit  uemeu ; 

—  up  de  profe  selten  od.  stellen  etc.  — 
Nd.  provc:  nid.  proef  etc.   —  Zu  prüfen. 

|)röfeln  od.  prcfeln,  murren,  vmrmehi, 
leifcn  etc.  —  Nid.  prevelen. 

pröfen  ,  prüjen  ,  untersuchen ,  probiren, 
schmecken,  kosten  etc. ;  —  dat  is  uou;  erst 
to  prüfen  (zu  prüfen,  zu  untersuchen,  dar- 
zuthun  etc.)  of  dat  sük  so  ferhold ;  —  de 
jungens  rautten  erst  pröfd  worden;  —  pr8fe 
dat  ins,  wo  dat  smekt ;  —  ik  kan  d'r  niks 
fan  prfifen,  of  't  s8t  of  sür  is.  —  uifries. 
provia,  progia;  wfries.  pricuweu;  satl.  prcwja ; 
wiinfj.  prauv ;  nid.  proeven  ;  mhd.  prnovcii 
etc.  —  Mit  franz.  pronver,  preuver;  afranz. 
prover  etc.  aus  lat.  probare. 

profet,  Prophet.  —  Sprichw. :  profeten 
sinit  ok  brödeters  (Brotesser). 

prolit,  Profit,  Vortheil,  Gewinn,  Nutzen 
etc. ;  —  he  dcid  dat  to  sin  profit ;  —  dar 
lied  he  «)k  gen  profit  fan  had;  —  mit  profit 
fcrkopen  etc.  —  Das  entlehnte  franz.  profit 
u.  dic'i  ans  lat.  profectus  von  proficere. 

profitelik,  prolitelk,  profitlich,  vortheil- 
haft,  pasxlich  etc. ;    —    'n  profitelken  sake ; 

—  dat  knmd  nii  gans  jjrofitelk  üt. 
protitelke,  proliterke,  Profitchen  od.  kleiner 

Leuchteraufsatz  von  Blech  mit  einer  od. 
drei  JDrathpfitzen  versehen ,  worauf  die 
Kerzenendchen  gesteckt  werden,  damit  sie 
vollständig  bis  zum  letzten  Stümpfchen  ab- 
brennen können. 

proliteren,  profitiren;  —  he  wil  (od.  kan 
etc.)  d'r  net  fan  profiteren. 

profitje,  Profitchen. 

jd'öfke,  Pröbchen,  kleine  Probe  und 

pi'olke,  dasselbe,  indessen  nur  von  einem 
kleinen  Pröbchen  gekosteten  lEssens. 

prökel,  spitzer  JDorn,  spitzes  Geräth  von 
Eisen  od.  Knochen  etc. ;  —  Compos. :  wurst- 
pr6kel,   Dorn  zum  Zustecken   der  Würste ; 

—  pipenprökel,  Pfeifenstocher,  bz.  ein  spitzes 
Eisen-  od.  Knochcngerüth  zum  Ausstochern 
u.  Beinigen  der  Pfeifenköpfe.  —  Nd.  prökel. 

—  Dasselbe  wie  prikkel,  prekel  u.  nd.  priikel, 
jedoch  vom  alten  proken  als  Nebenform  von 
prikkcn,  rf  das  folgende  : 

prokelen,  prdkeln,  a.  anhaltend  od.  ivieder- 
holt  .stechen  (in  Etwas),  stochern,  aus- 
stochern,  ausputzen,  reinigen;  —  lic  prökeld 
in  't  für  herum ;  —  hö  prokeld  dat  für  wat 
toregt ;  —  he  prökeld  de  pipe  üt ;  —  he 
prökeld  in  de  küsen  od.  sin  käsen  üt;  — 
b.  kritzeln,  schlecht  schreiben,  bz.  mit  einem 
spitzen  Etwas  (prökel  od.  prikkel)  auf  Etwas 
ritzen  od.  ritzein.  —  Nd.  jirctkcln ;  wang. 
prökel ;   satl.  prökelje.    —    Es  ist  eigentlich 


PROPPEN 


dasselbe  wie  prikkeln,  bz.  mnd.  prekeleu, 
nd.  präkeln  etc.,  stammt  Jedoch  von  einem 
alten  proken  ((/'.  mnld.  preutelen,  proteleu 
=  unserm  protteln  od.  nnserm  rökeln, 
5  stökeln  etc.)  =  aengl.  (Stratman  n)  prokien 
(stinuilare),  der  Nebenform  von  prikken  = 
aengl.  prikien ,  worüber  Weiteres  unter 
prikken.  —  Davon:  Subst.  ■pri^keK',  Stecherei 
od.  Stochcrei  etc. ;  —  geprokel,  Gesteche  od. 

10  Gestocher  etc. ;  —  prökeler,  a.  Stocherer 
od.  Geräth  tvomit  man  stochert  od.  Etwas 
ausstochert  n.  ausputzt  u.  reinigt  (piiien- 
prokeler,  tannen-prökeler  etc.);  —  b.  Per- 
son die  stochert  od.  anhaltend  u.  wiederholt 

15  sticht,  stichelt,  stachelt,  reizt  etc.  =  Sticheler 
od.  Stacheler,  cf.  stokeler  etc. ;  —  c.  ein 
Kritzeier  od.  schlechter  Schreiber  etc.,  cf. 
p rökeln  in  der  Bedtg. :  kritzeln  etc. 

prop,   proppe,    Pfropf,    Stopf,    Pfropfen, 

20  Stöpsel,  Zapfen;  figürl.  (ivie  auch  nd.  u. 
nid.):  ein  kleiner,  kurzer,  gedrungener, 
stämmiger  Mensch  od.  kleiner,  dicker  Junge. 
—  Nd.,  mnd.,  nid.,  mnld.,  clän.,  schwed. 
propjt  od.  prop.  —  Es  bezeichnet  ursjjr.  ein 

25  Ettvas  (längliches  Stück  Holz,  Zapfen,  Bol- 
zen etc.,  cf.  m)id.  se  schoten  mit  holten 
proppe,  bz.  cavilla  obstuctorium  etc.  bei 
Seh.  u.  L.  od.  prop  tt.  i)roppe  =  obmra- 
mentum,  obturamentum  oblongum,  vernculum ; 

30  pcdanicn,    fulcimenlum,    fulcrum,    sustenta- 
culuni  etc.  bei  Kilian)  was  man  in  Etwas 
hineinsteckt  od.  hineinstösst,  sei  es  zur  Stütze 
u.  Lehne  od.  um  ein  Etwas  zu  stopfm   u.       i 
dicht   zu  machen    11.    ist   es   demnach  auch      I 

35  eins  mit  aengl.  (S  trat  mann)  proppe 
(contus),  engl,  prop  (Pfahl,  Stange,  Stütze, 
Lehne,  Weinpfahl  etc.),  ivobei  man  einer- 
seits sowohl  bei  prop  od.  proppe  an  eine 
Abstammung    dieses    Wortes    von    proppen 

40  selbst,  als  von  lat.  projjago  (Steckling,  Setz- 
ling, Ableger,  Senker,  u.  das  was  man  in 
die  Erde  pflanzt,  steckt,  setzt  u.  versenkt 
od.  hinei)isetzt  u.  steckt  od.  hineinstösst  etc.) 
denken  kann,  wie  ja  proppen  auch  entweder 

45  von   propago    (Steckling,    Setzling   etc.)    od. 

von  propagare  (fortpflanzen  etc.)  abstammt, 

wie  dies  weiter  unter  proppen  zu  ersehen  ist. 

proper,  s.  2  pro])])er. 

proppeu,  pfropjfen,  stopfen,  hineinstossen 

50  u.  stopfen,  dicht  machen,  hineinsetzen  od. 
versenken,  veredeln  etc. ;  —  flesscn  od.  faten 
etc.  proppen  od.  ferproppen;  —  sük  bit  au 
de  hals  ful  proppeu ;  —  to  föl  hei  up  de 
wagen    proppen ;     —     'n    ente    up    'n    böm 

55  proppen ;  —  bomen  pro])pen  od.  enten,  se 
uniproppen  etc. ;  —  se  seten  in  de  karke 
all'  up  'n  ander  proppd ;  —  de  karke  was 
jiroppend  ful  etc.  —  Nd.  jiropiien  (pfropfen, 
stopfen,  (licht  machen) ;  nid.  proppen;  schived. 

eOproppa;     dän.    proppe     (dasselbe);     mnld., 


PROPPER  761  PROTJE 

rnfläin.  proppen  (fulcire,  suffulcire,  farcire);  wel  wet  of  't  war  is;  —  de  pr6t  is  iit;  — 
engl,  prop  (stützen,  mit  Stützen  versehen,  wat  schal  so  'n  pröt  heten;  —  dat  is  je  'n 
unterstützen,  Weinstöcke  pfählen,  abpfählen,  mallen  prot;  —  olde  wifen-pröt;  —  lösse 
Etwas  mit  Stützen  od.  Stangen  versehen,  prot  (loses  Gerede  od.  lose  Redensarten); 
dieselben  stecken  bei  Etwas  od.  in  die  Erde  5  —  dar  geid  so  'd  malleii  prut  (schlechtes 
hinein  neben Etims);mhd.xih-QT^iG\\,T^\\YOYihQn  od.  böses  Gerücht)  faa  hum  uin.  —  Nd., 
(pfropfen,  veredeln,  bz.  ein  Edelreis  od.  nid.,  nfries.  praat;  wfries.,  mnld.  praet; 
einen  kleinen  lebenden  Stecken  von  einem  schwed.,  dän.,  norvo.  prat;  engl,  prate.  — 
fruchttragenden  Baum  setzen  auf  einen  Mit  gepröt  (Gerede,  Geschtvätz  etc.),  proter, 
Wildling,  bz.  ihn  stecken  in  die  Spalte  des-  10  protere  etc.  zu  proten,  prateii. 
selben).  —  Nach  Diez  (I,  333)  mit  ital.  pröt-achtig,  s.  prötsk. 
propaggiii e ;  j;roy.  probaina;  span.  provena;  ]^VQi^w.,  sprechen,  schwatzen, plaudern  etc.; 
franz.  provin  (Steckling,  Setzling,  Senker) ;  —  wat  protst  (sprichst,  redest,  sagest,  ver- 
Verb, provigner  (ausfächsern ,  senken,  ab-  lautbarst,  schwatzest)  du  dar?  —  wat  hei 
senken;  sich  fortpflanzen  u.  vermehren,  zu-  15  ji  dar  mit  'n  ander  to  proten?  —  he  prötde 
nehmen,  wachsen  etc.)  von  lat.  propago  d'r  f'an,  dat  he  morgen  ferreisen  wul ;  — 
(Steckling,  Setzling,  Ableger,  Senker  eines  he  prötd  (od.  roteld)  sük  sülfen  nog  fast; 
Getvächses  od.  Baumes,  Weinstocks  etc.)  u.  —  he  protd  altid  de  mund  förln;  —  he 
propaginare  (fortpflanzen  etc.),  wobei  zu  prötd  sük  sülfen  in  de  taske;  —  sünder  to 
bemerken  ist,  dass  diese  Wörter  beide  von  20  proten  kan  man  net  seggen  wat  man  ment 
propagare  (fortpflanzen)  abstammen  u.  dass  un  wil.  —  Sprichw. :  proten  is  göd  kop 
dieses  als  Gompos.  von  pro  in  der  Bedtg. :  (od.  wolfeil),  mau  don  is  'n  ding,  —  od  : 
auf  u.  von  pago  =  pango,  pangere  (be-  proten  is  gering,  man  don  is  'n  ding,  — 
festigen,  einschlagen,  einsenken  etc.)  wört-  od. :  proten  kan  elk,  man  dön  is  net  alle- 
lich  soviel  als  auf  (Etioas)  befestig en  25  mans  säke.  —  Nd.,  nid.  prateu;  mnld. 
u.  einsenken  heisst  u.  dass  sich  hieraus  praeten ;  mnd.  proten,  praten ;  wfries.  (Ja- 
sowohl  prop  od.  proppe  als  Etwas  was  man  pix)  praeten,  praten,  proten;  aengl.  praten; 
loorauf  befestigt  od.  in  Etwas  ein-  en*/?.  prate;  m  or  w.,  sc/weefZ.  prata;  rffin.  prate. 
senkt  od.  hineinsteckt,  als  auch  proppen  Vergl.  auch  an.,  isl.  prata,  loas  Björn 
in  allen  Bedtgn.  leicht  erklärt.                        30  Haldorsen  zivar  lat.  mit   immodeste   se 

1.  propper,  Pfropf  er.  gerere,    da^m  aber   mit  dän.  sluddre,  vaase 

2.  propper  od.  proper,  sauber,  reinlich  od.  plaudern,  schwatzen,  salbadern  etc. 
etc. ;  —  dat  sügt  dar  in  hi'is  all'  so  propper  übersetzt,  ivonach  es  also  auch  dasselbe  ivie 
(od.  proper)  i'it,  dat  't  'n  waren  lüst  is;  —  unser  proten  od.  praten  ist,  sowie  pratari, 
'n  propper  wicht  etc.  —  Das  franz.  propre  35  Schwätzer,  garrulus,  cf.  proter. 

u.  dies  mit  ital.    (Diez,   I,   333)    von  lat.  Die  älteste  Bedtg.  ist  überall:  schwatzen, 

proprius,  loozu  bemerkt  sei,  dass  proper,  plaudern  etc.  (fahulari  etc.)  u.  scheint  dem- 
propper  (cf.  Seh.  u.  L.)  im  mnd.  auch  nach  auch  prat  (cf.  auch  sprake,  sprekeu 
noch  in  der  Bedtg. :  eigen  gebraucht  tour  de.        u.    andere    Wörter  mit   der    Bedtg.:  spre- 

prosen,  drücken,  pressen,  quetschen,  zer-  40  choi,  reden  etc.)  ein  alter  Schallstamm  mit 
drücken,  zerquetschen  etc. ;  —  he  prost  't  der  Bedtg. :  Schall,  Geräusch,  Lärm  etc. 
all'  kört  un  klen.  (cf.  auch  prötjeu  od.  prötteln  etc.)  zu  sein, 

prost,  wohl  bekomms ,  zur  Gesundheit,  der  mit  plsit  od.  ahd.])]siz  von  nhd.  platz  en 
Heil  dir  etc.;  —  Zuspruch u.  Wunsch  beim  (cf.  plassen,  plettern  etc.)  urspr.  ident.  u. 
Zutrinken  u.  Anstossen  mit  den  Gläsern  od.  45  gleichen  Ursprungs  mit  diesem  ist.  Ob 
Glückwunsch  zu  Neujahr  etc. ;  —  prost !  nun  aber  auch  prat  mit  der  Nebenform 
wol  bekam  't ;  —  prost  nejär. —  Sprichw.:  prot  =  ahd.  proz  hierzu  gehört  u.  urspr. 
prost!  sede  (sagte)  Jöst,  do  stak  he  de  ners  vielleicht  so  viel  als  barsch  od.  mürrisch, 
in  de  kros.  —  Das  contrah.  lat,  prosit  maulend  (u.  so  ividerspenstig ,  trotzig)  etc. 
(es  nütze  etc.)  von  prosum  (nützlich  sein,  50  bezeichnete? 
nützen  etc.).  proter,  Schivätzer  etc. ;  —  't  is  jo  'n  lütjen 

prosten,  toasten,  auf  Jemandes  Gesund-  (od.  mallen,  oldeu  etc.)  proter.  —  Nid., 
heit  trinken  od.  mit  ihm  anstossen  u.  ihm  engl,  prater ;  mnld.  praeter ;  an.,  isl.  pratari. 
Gesundheit  u.  Glück  ivünschen;  —    lät'  wi  protere,   Sprecherei,    Gerede,    Geschwätz, 

insen  mit  'n  ander  prosten ;  —  se  prosten  55  Gerücht  etc. ;  —  ik  wet  hei  net  war  so  'n 
'n  ander  to.  protere  fau  dän  kumd. 

pröt,    Gespräch,    Zwiegespräch,    Gerede,  prötje  (Dimin.  von 'pröt),  kleines  Gespräch 

Geschwätz,  Gerücht  etc.;  —  se  holden  dar  od.  Zwiegespräch,  kleine,  feine,  schöne 
'n  prot  (od.  protje)  mit  'n  ander;  —  't  prot  Redensart  etc.;  —  se  holden  'n  prötje  mit 
geid  man  sachtjes ;  —  't  is  man  so  'n  pröt,  60  'n  ander ;  —  he  lett  hum  mit  'n  möi  prötje 


PROETJE 


(62 


PRUEGELN 


oflöpen;  —  he  stfird  hum  mit  'n  möi  prötje 
na  hiis ;  —  't  süut  all'  man  prötjes  (Fabeln, 
Ij'rdicJituiujen,  ungegriuuletc  Schwatzereien, 
Redensarten  etc.).  —  Nlil.  praatje ;  wfries. 
l)raetji!  etc 

prötje,  ein  durch  langes  od.  anhaltendes 
u.  wiederholtes  Kochen  (cf.  prutjen  sub  b) 
:u  Mus  u.  Brei  zerkochtes  u.  zerkleinertes 
Utwas;  —  't  is  enier  jjrötje  worden  od.  all' 
to  prötje  käkt  un  bnulen ;  —  se  hed  d'r 
ünier  i)rötj(.'  (Brei  od.  Mus  etc.)  fan  mäkt ; 

—  't  is  niks  as  emer  prOtje  (Weiches,  Zer- 
kochtes, Mus,  Brei  etc.)    wat  se  en  försetd. 

—  Compos. :  ])rötje-kräm  (zerkochter  Kram 
od.  zu  Mus  u.  Brei  zerkochtes  u.  zergan- 
genes Etwas). 

pi'ötjeu,  a.  leise  schelten,  schmälen,  tadeln, 
murren,  brummen;   —    se  prütjet  mit  hum; 

—  St-  hed  altid  wat  to  protjen;  —  b.  mit 
brätelndem  od.  brodelndem,  surrendem  Ge- 
räusch im  Topfe  anhaltend  gelinde  kochen 
od.  .schmoren ;  —  dat  eteu  is  al  lauk  gär  uu 
't  steidn  og  all'  hon  up  't  tur  to  prütjen;  — 
c.  Speise  durch  langsames  u.  langes  Kochen 
zu  Mus  od.  Brei  (prötje)  zerkochen,  sie  un- 
ansehnlich u.  unschmackhaft  zubereiten  etc.; 

—  se  i)rötjet  man  gau  so  wat  toregt.  — 
Mit  pröttehi  eines   lysjjrungs. 

prütjen  (Dimin.  von  proteu  u.  namentlich 
von  Kindern  gebraucht),  kleinliche  Ge- 
schichten od.  Fabeleien  erzählen,  undeutlich 
u.  unarticulirt  sprechen,  lallen,  schwätzein 
od.  schwätzen  etc.;  —  't  kindje  ligt  in  de 
wege  to  protjen;   —   't  kind  prötjed  al  an; 

—  he  hed  altid  wat  to  jirötjen  un  to  fer- 
tellen.  —  Xld.  i)raatjen  etc. 

prötsk,  prötat'htig,  prötsÜt,  redselig,  ge- 
schwätzig etc.  —  Zu  proten. 

pröttel,  Plur.  pröttels,  Schelte,  Tadel  od. 
durch  Schelten,  Tadeln  od.  Murren  bezeigte 
Zeichen  von  Unwillen  u.  Unzufriedenheit 
etc. ;  —  se  hed  pröttels  had,  dat  se  so  läl 
to  hüs  kwam.  —  3Iit  gepröttel  zu  pröttehi. 

prötteln,  a.  anhaltend  od.  wiederholt  schel- 
ten, tadeln,  murren,  brummen  etc. ;  —  se 
prötteld  de  ganse  dag  an ;  —  se  hed  mit 
de  meid  prötteld,  dat  se  niks  fürt  mök ;  — 
b.  jjrotzeln ,  schwach  aufwallend  u.  mit 
brätelndem  od.  leise  prasnelndem  bz.  bro- 
delndem od.  surrendem  Geräusch  langsam 
u.  gelinde  kochen  u.  schmoren  etc. ;  —  dat 
eten  prötteld  up  't  für.  —  Nd.  pröleln  (an- 
haltend brummen  od.  zanken,  tadeln  etc. ; 
mit  Geräusch  kochen);  nid.  preutelen  ;  mnld., 
mfläm.  protelen ,  preutelen  (murmurare, 
mussitare,  murmillare;  bullire  cum  niurmure 
sive  bombo);  mnd.  CS  eh.  u.  L.)  protelen 
(plaudern,  bz.  ein  lärmendes  Geschrei  er- 
heben, seine  Unzufriedenheit  durch  Schreien 
od.  Murren  bezeigen).  —  Wohl  Iterativ  von 


proten  in  der  urspr.  Bedtg. :  Lärm  m.  Ge- 
räusch machen.  Vergl.  übrigens  auch  das 
nhd.  prudeln  (laut  aufwallend  kochen,  od. 
wie  wir  sagen  :  bullern  etc.),  da  es  mir  doch 
5  zweifelhaft  ist,  ab  die  mnld.,  mfläm.  Tonnen 
preutelen,  protelen  nicht  auf  altes  u  od.  o 
zurückgehen,  ivährend  doch  ein  von  proteu 
abstammendes  protelen  im  nid.  nur  als 
jiratelen  erscheinen  könnte  u.  dann  also  auch 

10  un.ser   prötteln    w.    nid.  preutelen,    mit  dem 
von  mnd.  proten,  praten  abstammenden  pro- 
telen (plaudern)  nichts  zu  schaffen  hat. 
pi'ove,  pröven  etc.,  s.  profe  etc. 
proviant,  Proviant,  Mundvorrath.  —  Aus 

15  /ifl/.  provianda  u.  dies  nach  Diez  (II,  436) 
mit  vorgesetztem  pro  aus  franz.  viande 
(Fleisch  zur  Nahrung,  früher  auch:  Lebens- 
mittel), was  mit  gleichbedeutendem  prov. 
viauda    aus    vivenda    entstanden    sein   soll. 

20  i\''flc/t  Anderen  (cf.  Weigand)  entstand 
das  ital.  provianda  mit  franz.  provende  aus 
lat.  provideuda,  dem  Femin.  von  provideudus 
(con  providere). 

priibbe,  probbe,  Rausch;  —  'n  prubbe  in 

25  de  kop  (od.  nose)  hebben. 

priigel ,  Prügel,  derber  Stock,  Keule, 
Schlägel  od.  derbes  Stück  Holz  zum  Schlagen; 
im  Plur.:  Schläge,  Hiebe;  —  he  gaf  hum 
en  mit  de  priigel    up    de   kop ;    —    he    hed 

30  jirügel  had.  —  JVd.  priigel  ».  (contrah.,  cf. 
Schambach)  priil;  nid.  priegel;  schived. 
prygel;  norw.  (contrah.)  priel  od.  pryl  (cf. 
pryla  ^  prügeln);  dän.  prygl;  mhd.  briigel; 
ahd.  prugil ;  cf.  prügeln. 

35  prügeln,  prügeln,  hauen,  schlagen  etc.; 
—  he  prügeld  dat  d'r  in ;  —  he  prügeld 
hum  dör ;  —  se  prügeln  sük.  —  Nd.  prügeln ; 
satl.  prügelje;  nid.  priegelen;  schwed.  prygla; 
norw.    pryla ;    dän.    prygle ;    älteres   hochd. 

40  brügeln ;  ahd.  prugilöu  /«  giprugilön  (con- 
tuudere). 

Das  ahd.  prugilöu  (cf.  buchein  con  buchel 
od.  nhd.  bügeln  von  Bügel  etc.)  setzt  ein 
ahd.  prugil  (Prügel,  fustis  etc.)  voraus,  was 

45  (cf.  die  sonstigen  Bedtgn.  unter  brügel  in 
Grimm,  Wb.,  sowie  bei  Weigand  unter 
Prügel)  wahrscheinl.  ur-'^j^r.  die  Bedtg. : 
Schlagholz  od.  geschlagenes,  abgeschla- 
genes, zerschlagenes  Etwas  hatte    u.   so  so- 

50  wohl  in  die  Bedtg. :  Schlag  el  od.  Schi  ag- 
gcräth,  Werkzeug  zum  Schlagen 
etc.,  als  in  die  von :  g e-  od.  zer schlag e- 
n es  Holz  z um  Brennen,  Brennholz 
(Etwas  was  ge-  od.  zerschlagen,  ge-  od.  zer- 

55  hauen,  ge-  od.  zerspalten  u.  zerkleinert  ist) 
überging.  Was  die  Herkunft  dieses  ahd. 
l)rugil  betriff't,  so  scheint  es  von  einem  alten 
brigan,  brag,  brug,  bruguu,  ahd.  prigan, 
präg,    prug    etc.    (in    der  Bedtg.  :    brechen, 

60  spalten,    hauen    etc.)    abzustammen ,    womit 


PRUEKE  763  PRUEME 

auch  das  hess.  (Vilmar)  pregel  (starkes  imng.  ])ümiae\  =  TßemB)  bedeutet  u.  St rodt- 
StücJc  Höh,  Knittel  etc.)  u.  pregeln  (mit  m  ann  das  Wort  prull  auch  in  der  Bedtg. : 
einem  starken,  durch  die  Spannkette  ge-  Busch  hat,  was  auf  eine  begriffliche  Ver- 
steckten Scheit,  Kloben  od.  Knittel  das  auf  wandtschaft  mit  nid.  prol  (dicker,  zäher  od. 
dem  Wagen  befindliche  Holz  zusammenhalten  5  dicker,  klumpiger  Brei,  Mus,  cf.  appel-prol, 
u.  befestigen),  sowie  vielleicht  auch  das  nhd.  Apfelbrei  od.  Apfelmus)  u.  prollig  (dick, 
B  rüg  e  (tabulatio,  cf.  G  r  i  m  m ,  Wb.)  zu-  zähe  od.  dick  u.  klumpig  wie  Apfclbrei  od. 
sammenhängt,  falls  solches  nicht  etwa  mit  Mus),  soivie  mit  schtved.  prolle  (dicker, 
dem  mhd.  brogen  (sich  erheben)  u.  weiter  plumper,  klotziger  Mensch,  plumper  Kerl 
mit  dem  unter  prile  (s.  d.  am  Schlüsse);  10  etc.)  u.  unser  ■prüUeke( in  der  Bedtg.:  kleines, 
kgmr.  hrog;  kelt.  hrugh.  (Erhebung  etc.)  etc.  rundes  od.  ball-  u.  kugclartiges  Backwerk 
connex  ist.  von  gegohrenem  od.  aufgequollenem  Weizen- 

prüke ,  prük ,  a.  Perrücke  od.  die  auf  mehl  =  bei-  od.  bol-beisje)  hinzudeuten 
künstlichem  Wege  hergestellte  Kopfbedeckung  scheint.  Ob  aber  nun  das  obige  prülle  mit 
von  Haar,  cf.  härmüts ;  —  b.  natürlich  15  nd.  prull  (Beule,  dicke  Geschwulst)  u.  mnd. 
starker,  langer  u.  zottiger  Haanvuchs  od.  prul  (phallus)  soivie  dem  nid.  prol  (s.  oben) 
Haarwulst;  —  lie  hed  so  'n  prük  up  de  tirspr.  eins  od.  gleichen  Ursprungs  mit 
kop,  dat  be  sük  nödig  insen  ^t  här  sniden  diesen  Wörtern  ist  u.  prul  od.  prulle  viel- 
lateu  mut.  —  Aus  franz.  perruque  ,  was  leicht  aus  der  Bedtg. :  dickes,  aufgequollenes 
mit  ital.  perruca ,  parruca  (lang gelocktes  20  od.  aufgeschwollenes,  plumpes  u.  klotziges 
Haar)  aus  (s.  bei  Diez,  I,  321  unter  Etwas  in  die  von  plumpes,  rohes,  grobes, 
piluccare  u.  cf.  plükkeii)  sie,  sard.  pilucca;  gemeines  u.  schlechtes  Etivas  (cf.  plump) 
lojnb.  pelucb  (Haarschojjf)  entstellt  sein  soll.        überging,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden  u. 

prök-sellere,  a.  Knollen- Sellerie;  —  b.  sei  hier  nur  noch  bemerkt,  dass  Strat- 
(obs.)  Knotenperrücke.  25  mann    ein   mit   engl,    prowl    ident.    aengl. 

präl,  s.  prülle.  prollin  od.  prollen  (scrutari)  aufführt,  dessen 

priilen,   maulen,   schmollen,  murren  etc.;        Stamm  prol   od.  prolle   beim,  Vergleich   von 

—  se  sitt  in  de  hörn  to  prülen ;  —  he  deid  lat.  scrutari  von  scruta  (alte  abgenutzte,  halb 
niks  as  prülen ;  —  he  prüld  mit  mi.  —  zerbrochene  Dinge,  altes  Gerumpel,  Trödel- 
Davon :  prüler  (Muuler,  Schmoller,  Murr-  30  kram)  auch  wohl  dieselbe  Bedtg.  loie  unser 
köpf  etc.),  —  prül-hörn  (Schmollwinkel,  prülle  gehabt  haben  könnte. 
Protzecke),  —  prülig,  prülerig,  prülsk  1.  priilleke,  priillke  fZ)i»u«.  t'ow  prülle)  ; 
(schmollig  od.  schmollend,  mürrisch,  ver-  —  'n  prüUke  fan  'n  wif  od.  ding  etc. 
driesslich  etc.).  —  Nid.  pruilen;  mnld.,  2.  priilleke,  prüllke ;  i.  q.  bel-beissje,  s. 
mfläm.  pruylen  (mutire,  mussitare).  —  Nach  35  unter  prülle. 

bül    aus   budel  =  nid.    buidel    (Beutel)   u.  prüUeker,   priillker,   ein  Mensch  der  ge- 

bülen    (beuteln)    darf  man   wohl  fast   mit  nau  u.  kleinlich  handelt  od.  mit  werthlosen, 

Sicherheit  annehmen,  dass  es  ein  Contract.  geringwerthigen  Sachen  handelt ;  —  Lump, 

von  nid.  preutelen ;  mnld.  preutelen,  proteleu  Lumpenkerl,  Knicker,  Geizhals,  Trödler  etc. ; 

(cf.  prötteln)  zu  sein  scheint.                            40  —  'n  prüllker    fan   'n   kerl.    —    Nd.    (Br. 

prülle,    prül ,    ein   schlechtes,   gemeines,  Wb.,  S ch  amb ach  etc.)  \^rü\\ker. 

nichtsnutziges ,    werthloses ,    unbrauchbares  pi'iillig,  schlecht,  nichtsnutzig,  lumpig,  lau- 

od.  altes   verlegenes  Etwas,   sei   es  Mensch  sig,  knickerig  etc.  —  Nid.  prullig. 

od.  Sache;  —  'u  prül  fan  'n  kerel  od.  wif,  pi'tim,  spitz,  fein,  zierlich,  geziert,  aff'ectirt 

ding  etc.;  —   weg  mit  de  prüllen  (Plunder,  45  etc.;  —  'n  prum  mundtje  maken  (ein  spitzes, 

Gerümpjel  etc.),    se  sunt  dog    nargends   mer  feines,  kleines,  zierliches  Mündchen  machen, 

to  to  brüken ;    —    olde  potten   un  prüllen ;  es  so  zusammenziehen,    dass    es   spitz   vor- 

—  'n  prülding  (ein  nichtsnutziges  od.  altes,  steht  u.  sehr  klein  ist) ;  —  dat  kindtje  hed 
unbrauchbares  Ding,  Lumpending  etc);  —  'n  allerlefst  prum  mundtje;  —  se  deid  net 
prültüg  (gemeines,  schlechtes,  nichtsnutziges  50  so  prum    (fein    u.   zierlich,    bz.    geziert    u. 

Volk,  schlechtes,  altes  u.  unbrauchbares  Zeug,  affectirt),    as    of  se    so    regt   wat    höggelks 

Plunder   etc.);   —    prüllenkräm    (alter   od.  (Vornehmes)    is.    —     Vergleiche  iveiter  das 

werthloser,    bz.   geringer   od.   geringfügiger  folgende: 

u.  kleinlicher  Kram,  Plunder-  od.  Lumpen-  pi'iime,   prüm,    Plur.  prümen.  —   Dieses 

Krametc.).  —  Nd.(Br.Wb.etc.)])Yu\],])ru\\e,  65  Wort   kommt   nur    in    der   Redensart:    de 

prüll;  nid.  prul.  —  Ln  nd.  (Br.   Wb.,  Ml  mund    in   prümen  setten    od.    trekken    vor, 

unter  den  Zusätzen  etc.)  bezeichnet  \)V\x\\  auch  loas   gesagt   wird,    wenn   eine   Person    den 

eine  Beule,  dicke  Geschioulst,  loährend  das  Mund  spitzt  um  zu  reden  od.  denselben  so 

mnd.  prul  (s.  bei  S  c  h.  u.  L.)   anscheinend  zusammenzieht,    dass  er  ganz  klein  wird  u. 

phallus  (cf.  unser  pummel,  pümmel  u.  dazu  60  spitz  vorsteht,   ähnlich  so    toie  tvenn  kleine 


PRÜEMEN  764                          PRUNKER 

Kinder  ihr  Mündchen  vorstrecken  2111)1  Küssen  auch  nhd.  brunk  u.  mnld.  bronck,  s.  Wei- 

od.  wenn  Jemand  gam  iierlich  u.  fein  küssen  teres  unter  prunkeu. 

will.  —  Es  scheint  mir.  als  ob  beide  Wörter  prunke-bone,  s.  priiuker. 

(nämlich  prüm  u.  prüme)  sowohl  mit  prem,  prunken,  prunken,  glänzen,  Staat  machen, 

priem    (Pfriem)    als    S2)itzes    u.    dünnes  5  zur  Schau  stellen,  prangen,  prahlen  etc.;  — 

Ktwas,  als  auch  mit  priiicn,  prüneii  (stechen  he  prunkt  mit  slu  möje  klereii    od.  perdeu, 

od.  stecken,  zusammenstecken  od.  zusammen-  hi'is,  geld,  gokl  etc. ;  —  he  lett  sin  gold  un 

nähen,    zusammenziehen    etc.)     zusamtnen-  jiuvelen  prunken;  —    dat  hüs  prunkt  recht 

hängen,    zumal   icenn  man  vergleicht,    das.^  im  de  strate ;  —  se  0(?.  dat  stcid  in 't  fenster 

auch  nd.  piint  (Spitze,   cf.  pünte  =  franz.  10  to  prunken.  —   Davon:   ferprunkeu  (durch 

pointe)  im  holstcin.  (cf.  bei  Schütz  e,  III,  Prunk  rerthun) ;    —    he  ferprunkt    to    fol, 

245  die  Eedcnsart. :   he  settet   de  mund   in  (/.  prunker.  —  Nd.  prunken ;  nid.  pronken  ; 

de   i)ünt  =  er    spitzt    den    3Iund;    —    dat  mnld.,    mjläm.    proncken ,    broncken ;    nhd. 

mündken  int  püutken,  vom  kleinen  Mädchen-  prunken  n.  brunkeu ;  md.  brunkeu  u.  Com- 

munde  der  Gezierten  etc.)  ganz  in  derselben  15  jjos.     verbruiiken  ;     satl.     prunkje;     wfries. 

Weise  wie  das  obige  inümc  gebraucht  wird  pronckjen;    norw.,    schwed.    prunka;     dän. 

u.  dass  ((»t/t  prüntig  dort  neben  spitz  die  prunke.    —    Ks    stammt    wahrscheinl.    von 

JBedtg.:    zierlich    od.    geziert    hat.    —  einem  verlornen  alten  Verb,  brinkan,  brauk, 

üb  das   engl,  prim    (geziert,    affectirt    etc.),  brunk,    brunkun  =  ahd.    princhaii,    pranch 

prini  (geziert  thun,  sich  zieren)  u.  prim  (das  20  etc.    (brennen,   flammen,    glänzen  etc.),  was 

hübsche,  zierliche,  schmucke  Mädchen)  auch  mit  blinken,  blank,  blunk  etc.  u.  bliken  od. 

desselben   Ursprungs  sind?  blikan,    blak    etc.    von    derselben    ]/  bharg, 

prümen,    Tabak  kauen.  —  Nid.  pruinieu  bhrag    etc.    (s.    unter  blikeu)    abstammt   u. 

ctr.  —  Zu  priime,  cf.  prümke  u.  prumken.  woraus  sich  beim  Vergleich  von  h]ak(sc1noarze 

prfinike ,  prümtje ,  Priemchen  od.  eine  25  Dinte)  od.  blak  (schwarz,  dunkel,  trübe)  t(. 
kleine  Portion  Tabak  zum  Kauen,  hier  oft  blaken  (qualmend  u.  trübe  brennen  etc.,  cf. 
auch  slätje  genannt.  —  Nd.  prüniken,  blak,  blaken  etc.)  auch  vielleicht  das  mnld., 
j}rnmchvn,i)vimc'hen  u.  (Schütz e)  Y)TÜ\üJQS\  mfläm.  pronck  (nubilum,  uubes),  pronck 
satl.  plüratje  ;  nid.  pruimtje,  pruimpje.  —  (frons  nubila,  supercilium  nubilum);  proncken 
Dimin.  von  hier  ungebräuchlichem  i)rume  30  (nubilare,  nubilum  fieri)  erklärt,  weil  beim 
=  nid.  pruini  (kleine  Portion  Tabak  zum  Brennen  Hauch  od.  eine  RaucJiwolke  ent- 
Kauen, was  Jedoch  zweifellos  kein  anderes  steht  u.  sich  dabei  die  Luft  wie  bei  einer 
Wort  ist  wie  p  r  u  i  m  (Pflaume),  ivonach  Dampf-  u.  Nebelwolke  verfinstert  u.  das 
das  Priemchen  tcohl  seiner  Aehnlichkeit  Blau  des  Himmels  bedeckt  od.  überzogen 
wegen    mit  dieser  benannt   ist,   ebenso   wie  35  u.  beschattet  loird. 

HHSfr  slätje    auch  Dimin.    von    slät    (Salat  Ver gl.  dieserhalb  bei  K ilian  auch  noch: 

od.  Salatkopf)  ist.    —    Im  Engl,  heisst  ein  pronckcnde  weder  (nubilus  aer;  caelum  od. 

Priemchen   cud    u.   quid,    %oas   wohl   soviel  coelum  caligans),  prouckende  kolen  (prunae 

als   das   zu    Wiederkäuende    od.    das  obductae  etc.)  etc.,   sowie  proncken  (vultum 

zu  Kauende    bedeutet,    da   es   mit  aengl.  40  componere  sive  adducere,  froutem  subducere 

cude  u.  ags.  cudu  cweodu  (rumen)   zu  ags.  etc.),    was   er  zwar    mit  proncken    (oruare, 

ceowan  (cf.  kauen)  zu  gehören  scheint.  adornare,    ostentare  sc  etc.)    identificirt,  in- 

priimken ,    prünitjen,    Tabak    kauen.    —  dessen  schwerlich  mit  diesem  gleich  ist,    da 

Sali  (Ehrentraut,  11,214)  plftmtje.  —  dieses   letztere   proncken,    bz.  broncken    (cf. 

Von  prumke  etc.,  wie  prümen,  nid.  pruimen  45  prunken)    wohl  ebenso    von   prouck,  bronck 

von  priime  od.  prüm  =  nid.  pruim.  (Prunk)  abstammt,    als  proncken    (uubilare 

prüra-tobak,  Kautabak.    —    j\7(/.  pruim-  etc.)  n.  proncken    (vultum    componere    etc.) 

t;ibak.  von  pronck  (nubilum,  nubes)  od.  urspr.  xcohl: 

prfiiien,  *■.  prinen.  Rauch,  Dampf  etc.  als  dasjenige  was  durch 

prunk,  Prunk,  Staat,  Glanz,  bz.  das  was  50  Brennen,  Brand  od.   Verbrennen,    Verbren- 

putzt  u.  glänzt  od.  Glanz  macht,  wie  präch-  nung  etc.  entsteht. 

tige  Kleider  od.   kostbares,   glänzendes  Ge-  pranker,    Prunker,   a.  Person  die  jirunkt 

schneide ,    Schmuck    etc.;     —     se    hed    föl  od.  viel  Staat  u.  Aufwand  macht,  od.  auch 

prunk ;  —  mit  groten  prunk  un  grote  pracht ;  Person    die    mit    Etwas   prunkt    u.    Staat 

—  dat    mäkt    f51    prunk ;    —    se    dragt  föl  55  macht ;    —    he    is    'n    regten    prunker ;    — 

prunk;    —   he  steld  dat  to  prunk    od.    hed  Sprichw.:    'n  sludderer  fersludderd  mer,   as 

dat  to  prunk    (um  Staat  damit  zu  machen)  'n  prunker  ferprunkd  etc.  —  b.   ein  Etwas 

stän.    —    Nd.  prunk,    nhl.,  wfries.  jironk ;  was  prunkt  od.  Staat  macht;    —    de  dikke 

mnld.  pronck  (ornatus;    ostentatio);    mfläm.  rode    jteren ,    dat    siint    regte    prunkers    un 

pronck    (ornement;    ostentation).     Daneben  60  ögenstekers.  —    Daher  auch   c.   prunkende 


PUüENTJEN  765                             PüCHEN 

Bohne ,    hz.    die   prunkebone    od.    prunker  des  Herzens  gehraucht  wird,  u.  scmit  dasselbe 

genannte    grosse    toeiss-     u.     rothblühende  ivie  satl.  puckje  (s.  unter  pukkern)  bezeichnet. 

Vietsbohne.  —   Nd.  prunker;  nid.  pronker,  Beide  Wörter  (nämlich  \mc.hen  ?<.  pucken) 

pronkaart.            ^  gehören  zu  der  weit  verbreiteten  SchaUwurzel 

prüntjen,  s.  printjen.  5  od.  dem  Tonwort  buk,  loas  mit  bub  aus  bu 

1.  prüs,  preuss,  preussisch;  —  wi  sunt  als  Ablaut  von  dem  Tonwort  ba  (rcdupl. 
prüs  worden;  —  ^rüsae,  Preusse ;  —  prüssen,  baba,  gekürzt  bab,  nasal,  bamb,  verdumpft 
Preussen.  bumb,  bomb  [ef.  babbeln  etc.],  wie  l)ub  aus 

2.  prüs,  stolz,  keck,  kühn,  selbstbewusst  redupl.  bubu  od.  buba,  cf.  bubbeln,  soioie 
etc.;  —  be  kikt  so  prus  ftt,  as  'n  jungen  10  buf,  puf  etc.)  erweitert  ist  u.  wobei  aus  der 
God;  —  be  löpt  d'r  so  prüs  hen,  as  of  he  Grdbdtg.  sonus  od.  sonare  (schallen,  tönen, 
alle  taskeu  ful  geld  hed.  rauschen,  brausen,  tosen,  lärmen  etc.)  ebenso 

^rvLHtCin,niesen, schnauben, fauchen, blasen,  wie    bei  klappen   u.  kloppen    von  kJap  etc. 

sprudeln  etc. ;  —  he  is   so   ferkold,    dat  he  neben :  schreien,  lärmen,  schwatzen,  prahlen 

hast  niks  deid  as  prusten  unsnfifon;  —  dat  15  etc.  (cf.  auch  galm,    galpen    etc.)    auch  die 

prüst  un  snuft  un  brüst  un  bläst  um  en  to,  Bedtg. :   schlagen,    klopfen  etc.    od.  stossen, 

dat  man  hast  angst  un  bange  word ;  —    de  stampfen  etc.  entstand  u.  tvovon  man  beim 

katte  prüstd  de  hund  an;   —   he  prilstd  ftt  Vergleich  von  goth.  biugan,   baug,   bug  etc. 

fan  lachen ;   —   he  prftstd   en   dat  lik  in  't  =  ahd.  piokau,  pouk  etc.  (cf.  2  bfigcn)  von 

gesiebt.  —  Davon:    gepruste,  Geniese  etc.;  20  der  y  bhug  auch  em  rt^ierw.  biukan,  piukan, 

—  'n  old  geprftste,  ein  unaufhörliches  Ge-  bouk  od.  bauk,  pauk  etc.  (lärmen  od.  schlagen, 
niese  etc.  —  Nd.,  mnd.  prusten ;  mnld.,  klopfen,  stossen  etc.)  ableiten  könnte,  sodass 
mfläm.  pruisten;  satl.  prüstje;  nfries.  pruste.  auch  pauke  u.  pauken  neben  unserm  büken 

—  Es  ist  vom  Partie,  präs.  prftst  =  nid.  {schlagen  etc.,  cf.  2  böken)  u.  puchen, 
pi'uist  (heeft  ge-pruist)  von  nid.,  mnld.  25  pukkern  ebensogut  direct  von  dieser  y  \)vik 
pruisen ,  pruischen  (brausen ,  schäumen,  (cf.  auch  pogge,  pok  u.  pung  von  der  aus 
brauschen,  niesen  etc.,  bullire,  fervere,  in-  tosen,  brausen  od.  stürmen  etc.  entstan- 
fervere  cum  murmure ;  singultire,  singultus  denen  Bedtg. :  pfauchen  u.  blasen,  sich  auf- 
emittere)  weitergebildet,  welch  Letzteres  eine  blasen  etc.)  abgeleitet  loerden  kann,  welche 
blosse  Nebenform  von  nid.,  mnld.  bruisen,  30  nach  den  von  Fick  (1,  151)  dazu  gestellten 
bruischen  (cf.  brüsen)  ist  u.  wonach  sich  Wörtern  als:  skr.  bukkära  (Löwengebrüll), 
also  die  Bedtg. :  niese n  aus  der  von :  bukk,  bukkati  (bellen)  etc. ;  griech.  büktcs 
brausen,  rauschen,  tosen,  lärmen  etc.  'änemos  (heulender,  schnaubender  Wind), 
entwickelt  hat.  bukäne,    lat.  buccinum  od.  bucinum  (Trom- 

pnhlik,    publik,    öffentlich,    bekannt   etc. :  35  pete,  Kriegshorn),  bucca  (Blase;  Backe)  etc. 

—  wi  willen  'i  publik  ferkopen  laten;  —  etc.,  soivie  nd.  puchen  (lärmen,  räsonniren) ; 
dat  is  publik  genug.  —  Das  lat.  publicus  ahd.  pfftchon  (pfauchen,  schnauben),  sowie 
u.  dies  aus  populicus  von  populus  (Volk).  unser  pogge  u.  pung  etc.  ein  blosses  Schall- 

puche  od.  püclie,  Finne,  Schwäre,  Beule.  od.  Ton- Wort  ist  u.  auch  von  Fick  (IV, 

—  Nebenform  von  pokke,  pok  od.  mit  die-  40  111)  als  Erweiterung  von  gräco-ital.  bu  (als 
sem  u.  puchen  etc.  von  derselben  y  buk.  Ablaut    von    ba)     angesehen     wird.      Dass 

puchen    od.    (richtiger)  pnglien,   pochen,  übrigens    der    Stamm    buk,    nasalirt   bunk 

laut  u.  gross  sprechen,  gross  u.  dicke  thun,  auch  wahrscheinl.  unserm  bunken  zu  Grunde 

prahlen    etc.;    —    he  sitt  to    (od.  deid  niks  liegt,  ist  wohl  zweifellos,    sowie  auch,    dass 

as)  puchen  un  pralen ;    —    he  pucht  up  sin  45  derselbe  noch  vielen  sonstigen   urspr.  deut- 

geld  un  grote  ridkom.  —  Nd.,  mnd.  puchen ;  sehen  Wörtern  zu  Grunde  liegt, 

nid.,  mnld.,   mfläm.    pochen   (od.    poghen) ;  Sollte   nun   aber    beim  Vergleich    unsers 

wfries.  pochjen;  nfries.  (Johansen ,  pag.  bCikö   u.  mftko    das   griech.   bous,    lat.   bos 

174)  Tßochin;  wang.  pucii;  SrtiZ.  puchje ;  nhd.  (griech.  u.  dor.    kommen   auch  die  Formen 

neben  pochen   auch   (cf.  Grimm,  Wb.)  50  boü,  bös,  bön  vor)  wohl  wirklich  für  älteres 

bochen,  buchen,  puchen,   sowie  mnd.  neben  gous,  gos  stehen  u.  mit  skr.  go  (cf.  ko)  von 

puchen  (Seh.  u.  L.)  auch  puggen.    —    Es  dem   mit  bu   synonymen  Tonwort,   bz.    der 

ist  eins  mit  nd.  pucken  od.  pukken  (stossen,  y  gu  (sonare,  clamare)  abstammen,    da  für 

schlagen,  klopfen, pulsiren  etc.),  wovon  wir  nur  einen  solchen  getvaltsamen  Lauttcechsel,  bz. 

noch  das  Freq.  od.  Iterat.  pukkern  haben,  ivie  55  den   Uebergang   von  g  in  b    doch  durchaus 

auch  das  wang.  (Ehrentraut,  I,  63)  nicht  kein  Grund  vorlag  u.  man  griech.  bous  od. 

wie  das  satl.  ]n\chje  die  Bedtg.:  gross  u.  dicke  bou,  lat.  bos  in  der  Bedtg.:  Brüll  er   od. 

thun  od.  laut  u.  gross  sprechen,  prahlen  etc.  Brüll-  Wesen  doch  mit  dem  gleichbedeu- 

hat,  sondern  ebenso  wie  das  nhd.  pochen  auch  tenden  ir.  bö  ;   cambr.  buch  viel  ungezwun- 

vom  Pochen  an  die  Thür  etc.  od,  vom  Pochen  60  gener  u.  ebensogut  direct  mit  griech.  bau  bau 


PUPDE  766  tUDELN 

(Gebell  des  Hundes),  h&nhkö  (oHomatopöisches  Wegen  der  Bedtg.:  aufgeschwollenes  od. 

od.   schalhtachahmendes    Wort),   baüzö    od.  aufgetriebenes  y     aufgeblähtes     Etwas    von 

bauxö  (onomatopuisch  bau,  bau  rufen,  bellen  pudding  vergl.  auch  unser  puffer  od.  puffert, 

etc.,  cf.  unser  wu-wu    u.  wuf  od.  wuf-wuf),  tvozu   hier   noch   weiter   bemerkt   sei,    dass 

hansmos  (Geschrei),  hoäzö  (schreien,  lärmen),  5  beim   Vergleich    des  franz.  bout    u.  bouton 

böäma    (Geschrei,    Ruf),    boäö    od.    boäein  von  unserm  hni  od.  mnld.hQiiQ,  nhd.  Butte 

(schreien,    lärmen,   tosen,   brausen,  prahlen,  in  Hage-    od.  Hain-Butte    (cf.    3  but)    das 

rühmen  etc.)   etc.  von  der  Ton-  od.  Schall-  franz.  boudiu    u.    aengl.    boding    etc.    auch 

Wurzel  bu    (cf.  auch  bu,  bübä,  bümau)    ab-  von    einem  Stamm    bod    od.    Subst.    bodde, 

leiten  kann,  zu  der  wahrsclieinl.  auch  unser  10  budde    entstanden    sein   könnte,    dem    auch 

bau  od.   baue    (Bremse,    Stechfliege),    sowie  die  Bedtg. :  schwellen  od.  Aufgeschwollenes, 

bau    od.  baue    (Schlag,    Klapps,    Ohrfeige)  Aufgetriebenes   etc.   zu  Grunde  liegt.     Ver- 

u.  ha.uen  gehört,  da  das  nhd.  Bremse  von  gleicht    man    nun    aber  ferner,    dass   vom 

brimmau,    brara,    brummun    (brummen)    ab-  Stam)n    klat    auch    unser    kladde,    kladden, 

stammt  u.  sich  die  Bedtg. :  Schlag  od.  Klapps  15  kladdern  etc.  abstammt,  bz.  dass  das  nd.  t 

etc.  auch  xoieder  von  selbst  aus  dem  Schall-  auch  sehr  leicht  wieder  zu  d  xvird,  so  kann 

stamm    bu    ergiebt,    der  ja   dieselbe  Bedtg.  man    beim     Vergleich    des   franz.    boudiue 

wie  klap  hat  od.  ein  Schallwort   wie  dieses  (Knöpfchen),    nprov.    boudöli    (Biitzel)    etc. 

u.  klak,  klat,  knap,  knat  etc.  ist.  zu  franz.  bouton    u.    nhd.  Biitzel   kaum 

pudde,  s.  padde.  20  umhin,  dass  auch  das  afranz.  boudin,  aengl. 

pudde-stül,  s.  ])adde-stöl.  boding,  poding ;   engl,  pudding  etc.  mit  iin- 

pudding,    Pudding.    —    Nd.  pudding    u.  serm  but  u.  butten,    nid.  bot  u.  botten  etc. 

(Schütze)  pudden,   buddeu.    —  Das  ent-  zusammenhängt,  loie  ja  auch  nd.  (Br.  Wb.) 

lehnte  engl,  pudding,   loas  auch  die  Bedtg. :  puddig  (dick  aufgeschwollen)  u.  pudde-wurst 

Speis  e  u.  Wu  r  st  hat  u.  mit  aengl.  puding,  25  (dicke  Wurst,  Blutwurst,  cf.  auch  nd.  purrel 

poding    aus   afranz.    boudin    (Wurst)    ent-  für  puddel  [kleines,    dickes  Ende,   kurzer, 

stand, dessenverschiedene  Bedtgn.  im  nf ranz.,  dicker  Mensch],  bz.  nd.  puddel,  puddik  bei 

als:  Blut-,  Roth-,  Weiss-  Wurst,  Wulst,  Pfühl  D ä  h n  ert,  sowie  engl,  puddle,  kurz  u.  dick  ; 

etc.  beim  Vergleich  von  boudine.  Knöpfchen  kurzer,  dicker  Mensch  etc.  u.  Weiteres  unter 

(früher  auch  Nabel),  nprov.  hovL(\.o\\(Butzel),  30  unserm  buddeln),   soivie  mnd.  (Seh.  u.  L.) 

boudougno     (Buckel,     Geschwulst)     darauf  huddech  (dick geschwollen?),  ebenso  wie  mnd. 

schliessen  lassen,    dass   das   afranz.  boudin  bud    (s.  dieses  Wort    bei   Seh.  u.  L.)    an- 

urspr.  ein  aufgeschivollenes  od.  aufgequolle-  scheinend  mit  unserm  but  (cf.  1,  2  u.  3  but) 

nes,    aufgetriebenes   Etwas    bezeichnete    u.  zusammenhängen  u.  mit  diesem  gleichen  Ur- 

demnach  ausser    Wtirst   (cf.   wurst   auch  35  Sprungs  sind. 

in  der  Bedtg.:  Wulst  etc.)  auch  noch  so  n-  1.  pudel ;    /.  q.    büdel    (cf.    bül)  =  mnd. 

stige  Bedtgn.    gehabt   haben   tvird.  —  Zum  budel,  ahd.  putil  od.  pütil  (Beutel)  =  mnld. 

franz.    boudin    (Wurst)    cf.    mflüm.,    mnld.  puydel,  puyl ;   schalt,  puddill  (Beutel,  Säck- 

beulinck ,    bolinck    (intestinum ,    intestinum  chen  etc.)  etc. 

fartum ;    farcimen,    hila  od.  Lilla)    u.    tvenn  40      2.  pndel  od.  piidel,  Pudel,  rauher,  kraus- 

man  das  nid.  goud,  woud  =  gold,  wold  od.  haariger  Hund.  —  Nd.  pudel. 

nd.    wold   vergleicht,    soioie   dass   auch   in  3.  pudel,    Pudel   od.  Fehlwurf,    Fehler, 

vielen    franz.    Wörtern   aud    od.    oud    aus  Versehen  etc.,  z.  B.  beim  Kegelschieben  od. 

auld,    ould,    bz.    ald,    old    (cf.   z.  B.  franz.  auch  sonst,  wie  auch  nd.  pudel ;  —  he  hed 

bandet,  bände,  baudre   u.  afranz.  boudouin  45  'n  pudel  raäkt;    —    wel    hed   mi   de    pudel 

=  unserm  Boldewin,   bz.  franz.  baud-bold,  bakt?  —  cf.  1  pudeln.  —  Da  das  lat.  canis 

sowie  mou  von  mollis  u.  poudre  von  pulvis  auch   im  Würfelspiel   einen   unglücklichen 

etc.)  entstand,  so  ist  das  franz.  boudin  (so-  Wurf   (einen    Hundeiourf)    bezeichnet ,    so 

fern  es  ein  aufgetriebenes   od.  aufgeschwol-  wird  auch  tvohl  dieses  pudel  dasselbe  Wort 

lenes  Etwas  bezeichnet)  wohl  zunächst  ver-  50  wie  2  jiudel  sein. 

wandt  mit  schott.  boldin,  boldyn  (schivellen),  4.  pnde],  schmutziges  od.  verkommenes  u. 

boulden  (swelled),    bolnys  (swells),    bolnyng  gemeines  Weib,    Schlumpe,    Hure    etc. ;    — 

(swelling)  etc.,  woie»  Jrt«u'eson  auf  schwed.  'n  pudel  fan  'n  wTf;  —    so  'n  oldcn  pudel! 

hn\na,(aufschioeUen)  verweist,  loovon  bulning  wel  wul  sük  dar  nog  wol  an  fergripcn?  — 

(Anschwellung  od.  Eiterung  unter  der  Haut)  55   Wohl  urspr.  dasselbe    icie    2  pudel    u.    ein 

etc.    u.  tvobei   man   dann   auch  tvieder   an  ähnliches   Schimpfwort   toie   hund.      Vergl. 

eine   Verwandtschaft  mit  mnd.,    bz.  unserm  indessen  noch   Weiteres  unter  2  pudeln. 

bule    od.    böle  (Beule)    u.  bulen    od.    bülen  1.  pudeln,    einen    Pudel    (od.    Fehlwurf, 

(schivellen   etc.),    sowie  vielleicht   auch  mit  Fehler,    Missgriff,    Versehen   etc.)   machen, 

belle,  bolder  etc.  denken  könnte.  60  fehlwerfen ,    fehlen ,    sich    versehen ,    etwas 


t*TJDET.N 


767 


PUF 


schlecht  ausführen  od.  machen,  pfuschen, 
manischen,  schmieren  etc. ;  —  he  is  an  't 
pudelu  räkt;  —  liO  pudelt  to  f81;  —  wat 
pudelst  (pfuschest,  mantschest,  schmierst  etc.) 
du  däi-  wer  toregt '?  —  Davon :  forpudehi ;  — 
he  hed  sük  (od.  dat)  fcrpudeld ;  —  de  budel 
is  ferpudeld  (verpfuscht,  verdorben  etc.) ;  — 
he  ferpudeld  ml  't  all' ;  —  wel  hed  dat  nu 
wer  ferpudeld,  dat  de  blömcn  all'  ferdrögt 
sunt?  —  Nd.  pudeln. 

2.  pudeln  (seltener  puddeln),  schüttelnd 
u.  plätschernd  od.  mit  Geräusch  u.  starker 
Bewegung  (od.  vielfacher  Hin-  u.  Her- 
bewegung) der  Gliedmassen  etc.  baden  od. 
waschen;  —  he  pudeld  sük  dügtig;  —  dat 
kindje  mut  nog  erst  pudeld  (gebadet  od.  ge- 
waschen u.  dann  wieder  cingebündelt)  worden, 
er  ik  to  bedde  gän  kan;  —  de  fögelkes 
pudeln  sük  in  't  water  od.  in  sand ;  —  de 
kinder  pudeln  (laut  u.  heftig  rühren  od. 
starke  u.  heftige  Bewegungen  machen,  wühlen 
etc.)  in  't  water  od.  in  't  sand  herum.  — 
Davon  auch  wohl:  bepudeln,  mit  Wasser 
od.  Sand  bespritzen  ti.  bewerfen,  besudeln 
etc.;  —  se  bepudeln  sük  ;  —  se  hebben  sük 
d'r  mit  od.  in  bepudeld.  —  cf.  buddeln,  so- 
ivie  das  erste  pudeln  bei  Weig and, 
—  Ferner  auch  engl,  puddle  (plantschen, 
mantschen,  trüben,  unrein  machen,  in 
Schlammwasser  tauchen  etc.)  u.  aengl. 
(Stratmann)  podel  (lacuna) ;  en^?.  puddle 
(Sehlamm ,  Koth)  ;  schott.  (J ami  es  o n) 
puddle  od.  pudle  (to  werk  diligentily  in  a 
mean  way  etc.). 

pudel-dik,  besoffen  od.  dick  wie  ein  Pudel, 
ganz  dick  u.  voll. 

pudel-nat,  pudelnass,  völlig  durchnässt  u. 
durchweicht. 

pndep,  Puder,  Mehlstaub  od.  feines  Mehl 
zum  Bestauben  der  Haare  etc.  —  Das  ent- 
lehnte franz.  poudre  «.  dies  aus  lat.  pulvis, 
bz,  dessen  Äccusativ  pulvercm,  indem  dies 
erst  zu  polvre  u.  dann  mit  Ausfall  des  v 
zu  polre  11.  dann  mit  eingetretenem  d  zu 
poldre,  poudre  (s.  dieserhalb  auch  Weiteres 
unter  pudding)  wurde. 

puder-störm,  ein  kleiner  heftiger  Wirbel- 
sturm od.  Windtvirbel,  wobei  der  Staub  in 
Massen  aufgewirbelt  ivird.  Da  derselbe  bald 
voriibergeht  u.  nur  Staub  aufwirbelt,  ohne 
sonst  Schaden  zu  thun  ,  so  wird  auch  ein 
plötzliches,  heftiges  Aufbrausen  eines  sonst 
gutmüthigen  Menschen  mit  diesem  Namen 
bezeichnet,  der  tvohl  soviel  cds  Puder-  od. 
Staub- Sturm  bedeutet. 

1.  paf,  Schallwort  toie  buf  od.  pif,  paf, 
was  ähnlich  wie  diese  u.  auch  wie  klap, 
klat,  klak  das  Geräusch  (u.  zwar  hier  des 
dumpfen)  eines  Falles,  Stosses,  Schlages  od. 
Schusses  etc.    bezeichnet,    dann    aber   auch 


wieder  in  die  Bedtg. :  Fall,  Stoss,  Schlag 
etc.  selbst  übergeht;  —  puf  sä'  't,  dar  lag 
't  od.  diu-  lag  he;  —  puf  sä'  't,  do  gung  't 
gewiir  lös ;  —  he  hed  'n  goden  puf  dän ;  — 
5  he  kreg  'n  puf,  dat  he  not  wus,  war  he 
blef ;  —  he  gaf  hum  'n  puf  up  de  kop,  bz. 
in  de  rügge  etc.  —  Nd.,  nhd.,  mnd.  puf ; 
nid.  pof  etc.  u.  mit  buf,  sowie  unserm  pif 
u.  paf  od.  baf  von  baffen    (latrare  etc.,    cf. 

10  baf  od.  baff  u.  bäff"en  bei  Weig  an  d),  so- 
ioic  auch  dem  roman.  Stamm  buf  (cf. 
buf,  buffen  u.  die  dort  angeführten  Stellen 
bei  Die  z)  urspr.  eines  Ursprungs ,  da 
man  weder  annehmen  kann,  dass  das  germ. 

15  buf,  puf  od.  baf,  paf  älter  ist  ivie  das  roman. 
buf,  noch  dieses  älter  als  das  germ.  buf,  puf 
od.  baf,  da  sie  sämmtlich  auf  urspr.  Schall- 
stämme od.  Tonwörter  ba  u.  bu  (redupl. 
baba  u.  bubu  od.  weitergebildet  zu  bab,  baf 

20  w.  bub,  buf  etc.,  cf.  babbe,  babbel,  bubbel, 
bz.  die  Bemerkung  zu  puchen  u.  auch  lat. 
babae  u.  bubo,  bubare,  sowie  bua  etc.  u. 
auch  noch  Weiteres  bei  Pott,  Wurzehvb., 
I,  1139)  zurückgehen,   wobei  ich.  toegen  der 

25  Entstehung  des  i  in  buf,  puf  aus  b  auf 
nhd.  Büffel,  franz.  bufle,  ital.  bufalo  etc. 
aus  lat.  bubalus,  griech.  boübalos  verweise, 
'was  zweifellos  mit  lat.  bubo  u.  bubare,  soivie 
höchst  loahrscheinl.  auch  mit  hos  u.  griech. 

30  bous  zum  Tonwort  bu  (redupl.  bubu,  loie 
baba,  bamba  von  ba,  cf.  babbeln)  gehören, 
da  der  Büffel  sowohl,  als  auch  das  bos 
od.  bous  genannte  Rind  (s.  Weiteres  darüber 
unter  puchen  am  Schlüsse)  urspir.  ivohl  cds 

35  Brüll  er  od.  brüllende  Thiere  aufge- 
fasst  sind,  ebenso  loie  auch  kö  (Kuh)  diese 
Bedtg.  hat,  u.  wie  auch  lat.  bubo  u.  bubare 
von  der  redupl.  ]/  bu  od.  dem  Tonwort  bu 
abstammen,    wie    dies   bei    Fick    (I,    685) 

40  unter  bub,  baub  zu  ersehen  ist,  der  sogar 
auch  unser  pumpen  u.  pupen  zu  diesem  bub 
stellt,  lüovon  neben  unserm  bubbeln  auch 
zweifellos  das  nd.  u.  nhd.  puppern  ab- 
stammt. 

45  Vergleicht  man  nun  aber  weiter  unser 
püs,  pusten  u.  bftsen  (stürmen,  tosen,  brau- 
sen etc.)  u.  dabei  weiter  auch  ital.  buffa 
(unnützes  Geschrei,  Lärm  etc.),  bufera  (Sturm 
mit  Regen   u.  Schnee,    Wirbelwind),    buö"o 

50  (das  Blasen,  der  Windstoss)  u.  lat.  bufo 
(Kröte  =  aufgeblasenes  od.  aufgeblühtes 
Etwas,  wie  unser  pogge  von  der  Y  buk,  cf. 
puchen ,  pukkern  u.  pung),  bz.  dass  die 
Schcdlwurzel  bu  aus  der  Bedtg. :  sonare  etc. 

55  atich  die  Bedtg. :  tosen,  stürmen,  blasen  etc. 
entwickelte  u.  dass  hieraus  dann  auch  wieder 
die  Bedtg. :  Blase  od.  durch  Luft  u.  Wind 
aufgetriebenes  u.  aufgeblähtes  Etwas,  bz.  die 
von:  aufblasen,  aufblähen,  auftreiben,  auf- 

60  schwellen    etc.    entstand    (cf.   auch   püs   in 


PUF 


(68 


PUEK 


püs-bakke,  Paushacice),  so  erJilärt  sich  auch 
leicht  die  Bedtg.  von  4  puf  etc.,  bs.  von 
nid.  paf  1/.  pot",  aufgehlasen,  aufgebläht, 
aufgeschwollen  etc.  ?/.  «W.  paffen  f^c/.  paffen), 
sowie  ferner  das  acngl.  u.  engl,  puff  (das 
2)lötshche  H.  starke  Hauchen,  Blasen,  An- 
blasen ;  der  Hauch  [od.  püst] ;  der  ausge- 
blasene HaucJi  beim  Tabakrauchen  ;  Aufge- 
blasenes od.  Aufgetriebenes ,  Lockeres  u. 
Schwammiges;  Prahlerei,  Windete),  puftcr 
(Pudding  od.  aufgetriebener  u.  gegohrener 
Mchlkloss)  u.  manche  sonstige  Bedtgn.,  die 
sich  aus  dem  Schallstamm  puf  od.  buf  (cf. 
bnffen  u.  puffen  u.  Weiteres  bei  Die.:,  1, 
93  unter  buf)  entu-ickclt  haben,  von  dessen 
älterer  Form  bub  neben  unserm  bubbel  auch 
das  ital.  bubbone  (Beule,  Geschwulst,  cf. 
Diec,  I,  92)  u.  griech.  boubön  (Druse  od. 
aufgeblähtes,  aufgetriebenes  Etxcas  etc.,  cf. 
pok,  blase,  bladder  etc.)  abstammt. 

2.  pof.  Nur  in  der  Redensart:  be  hed 
d'r  gen  puf  up  =  er  will  nicht  darauf  los, 
hat  keine  Lust  u.  Neigung  um  darauf  los 
zu  gehen  od.  sich  darauf  zu  stürzen,  um 
sich  das  Betreffende  zu  erobern  od.  anzu- 
eignen etc.  —  Es  bedeutet  tvohl  soviel  als  : 
Stoss  od.  iMtzUcher  Sturz  u.  Fall  (auf 
Etwas),  da  es  jedenfalls  dasselbe  Wort  wie 
1  puf  ist. 

3.  paf,  Borg;  —  wat  up  de  puf  (od.  pump) 
halen  od.  borgen,  köpen.  —  Wohl  soviel 
als:  Schlag  od.  Stoss,  Wurf,  Fall  (aufs 
Gerathcwohl  od.  Ungefähr),  wie  wir  auch 
von  tinüberlegten  u.  unvorbedachten  Hand- 
lungen u.  Käufen  sagen :  dat  geid  up  'n 
blinden  puf.  —  cf.  puffen  sub  b.  —  Nid. 
pof  u.  nhd.  Puff. 

4.  pal",  bauschige  Aufblähung  od.  Bausche, 
dicke  Falte,   Wulst  etc.  auf  u.  an  Kleidern  ; 

—  puffen  up  de  mauen ;  —  'n  kled  mit 
puffen.  —  Nd.  puf;  7ild.  pof  etc.  u.  dies 
mit  puffen  von  ital.  buffare  (blasen,  aufblasen 
etc.),  falls  nicht  etwa  schon  viel  früher  im 
Stamm  buf  od.  puf  sich  die  Bedtg. :  blasen 
u.  aufblasen,  blähen  entwickelt  hatte,  da 
auch  dem  lat.  bufo  (Kröte)  ebenso  wie 
unserm  pogge  u.  pung  die  Bedtg. :  aufge- 
blasenes od.  aufgeblähtes  Etwas  zu  Grunde 
liegt  u.  auch  die  Adverb,  pof  u.  paf  im 
nid.  die  Bedtg.:  aufgeblasen  od.  aufgebläht, 
aufgeschicollen  etc.  haben.  —  S.  Weiteres 
unter  buf  w.  am  Schlüsse  von  1  puf. 

puffea,  ;)»^c?j ;  a.  dumpf  tönen  od.  knallen, 
mit  hörbarem  Geräusch  stossen,  klopfen, 
schlagen,  fallen  etc.;  —  wat  puft  dar;  — 
he  puft  dat  gewer  lös;  —  dat  puft  up  de 
grund ;  —  he  puft  up  de  grund ;  —  be 
puft  tegcn  de  dör  an ;  —  he  puft  (knallt 
etc.    od.  stösst,  klopft  etc.)   d'r  man  up  los ; 

—  dat  hart  puft  hum    fan  schrik ;   —   man 


kan  dat  puffen  aferal  hören ;  —  b.  aufs 
Gerathcwohl  handeln  od.  kaufen  u.  borgen; 

—  be  puft  d'r  net  so  lank  up  los,  bit  dat 
't  all'  up  is ;  —  c.  blasen,  blähen,  bauschen 

5  etc. ;  —  he  puft  sük  up ;  —  dat  kled  od.  de 
mau  puft  so  up;  —  he  puft  dat  to  fOl  up 
(bauscht  das  zu  viel  auf,  macht  mehr  Lärm 
davon  als  nöthig,  übertreibt  das  zu  sehr  etc.). 

—  Nd.,    mnd.  puffen;    nid.,    mnld.,    mfläm. 
10  poften ;  noric,  schwed.  pufta;  rfä«.  puffe.  — 

Weiter  vergl.  buffen,  bz.  aengl.  (Strat- 
mann)  puffen,  poften  «/.buffen,  sowie  engl. 
puff'  (stark  blasen ;  rauchen,  paffen,  schnau- 
ben,  schnaufen,  pfauchen,   keuchen,   sich 

15  aufblähen,  aufschicellen,  einem  Trotz  bieten, 
spotten  etc.)  u.  puff'  (blasen,  aufblasen,  auf- 
schwellen, dehnen,  bauschen  etc.). 

paffer,    eine  kleine  Pistole  od.  auch  eine 
kleine  runde  Flasche;  —  Compos.:  tasken- 

20  puft'er  (eine  kleine  Sack-  od.  Taschenpistole 
od.  auch  eine  kleine  runde  Taschenflasche). 

—  Nd.  puffer  ;  nid.  poft'er. 

puffer,  puffert,  pafferd,  ein  gegohrener  od. 
aufgegangener,  aufgetriebener  Mehlkloss  od. 

25  Pudding,  der  in  einem  Topf  od.  einer  Pfanne 
(pufferts-panne),  bz.  in  einer  Form  gahr  ge- 
backen tvird.  —  Nd.  puffer;  nid.  poff'crt. 

pa-liU,    a.    Lnterjection   od.    Ausruf  der 
Verachtung  u.  des  Spottes;  —  puba  Margret, 

30  wat  is  din  hemd  lank ;  —  b.  Geschrei, 
Lärm,  Spektakel,  Geprahle  etc. ;  —  'n  gröt 
pubä  maken  ;  —  be  mäkt  d'r  föl  to  föl  puha 
fan ;  —  wat  hebben  (od.  maken)  de  kinder 
för   'n   puhä.    —    Nfries.   puhee.    —   Wohl 

35  Compos.  vom  Schallwort  pu  =  bu  (s.  unter 
1  puf)  u.  hä.  —  cf.  auch  pu  im  Br.  Wh. 
=  pfui. 

pu-liäa,    Grosssprecher,  Prahlhans,  Auf- 
schneider,   Wichtigthuer    etc.;    —    he  is  'n 

40  regten  puhän.  —  Davon :  puhanerö  (Auf- 
schneiderei, Wichtigthuerei,  Windmacherei 
etc.  —  Es  ist  wohl  soviel  als  Lär  m-  od. 
Sehr  ei -Hahn  etc.  u.  von  pu  als  urspr. 
Tonwort  (cf.  puhä)  u.  hiln  zusammengesetzt. 

45  Oder  steht  es  vielleicht  für  ursjyr.  puch-hän 
(Poch-Hahn)  von  puchen,  lärmen,  prahlen? 
pCik,  rein,  sauber  od.  echt,  ehrenhaft,  red- 
lich, zuverlässig,   brav  etc.   (von  Charakter, 
od.    im    Handel    u.   Wandel ,    im    Geschäft 

50  etc.);  —  he  is  net  rf^gt  puk,  hum  is  net  to 
troen ;  —  rein ,  sauber,  fein  etc.  od.  echt, 
fest,  haltbar  etc.  od.  best,  auserlesen,  aus- 
gezeichnet, vortrefflich  (von  Allem  was  im 
Handel    vorkommt    u.    verkauft   wird);    — 

55  de  weite  (od.  dat  tlesk,  de  botter,  de  fisk 
etc.)  is  net  regt  pük  (nicht  recht  rein  u. 
sauber,  bz.  nicht  recht  frisch  od,  nicht  mehr 
recht  haltbar,  schon  verdorben  od.  mit  Ge- 
ruch behaftet  etc.) ;  —    püke  wäre  od.  pük 

60  göd  (feine,  saubere  od.  echte,  feste,  haltbare. 


PttEKJR 


769 


PTJLEN 


beste,  vortrefflichste  Wnare  od.  sauberes, 
feines,  echtes,  bestes  Zeug  loie  Tuch,  Leinen 
etc.);  —  'n  puk  wicht  (a.  ein  äitsserlich 
feines,  sauberes,  anständiges,  hübsches,  nettes 
Mädchen,  od.  auch  h.  ein  sittlich  reines, 
vortreffliches  Mädchen) ;  —  dat  sägt  dar 
in  liüä  all'  regt  pük  (fein,  sauber,  rei)i,  nett, 
ordentlich  etc.)  üt ;  —  dar  in  lifts  is  't  net 
regt  pük  (nicht  recht  saiiber  etc.  od.  nicht 
recht  zuverlässig  u.  sicher,  dass  man  mit 
Zuverlässigheit  dahin  gehen  Jcann),  dar  goid 
gen  ördentlik  minsk  hen ,  od.  dar  ferkeron 
blot  hören,  schelms  un  defen  etc. ;  —  püker 
(feiner,  sauberer  od.  echter,  besser,  vortreff- 
licher etc.)  as  pük  kan  't  net  ütsen  od.  wesen. 

—  Auch  subst.  gebraucht:  he  is  't  pük  od 
't  pükje  (der  Feinste  u.  Gesittetste,  bz.  der 
Beste  u.  Vortrefflichste  etc.)  fan  Norden;  — 
dat  is  't  pük  od.  pükje  (das  Feinste  od. 
Beste,  Vortrefflichste  etc.)  üt  de  ganse  ladnng 
te ;  —  he  hed  't  puk  (od.  't  pükste)  d'r  fit 
köft.  —  Nid.  puik  (auch  adj.  u.  subst.  ge- 
braucht);  ivfries.  puwck;  nfries.  (Outzen) 
pük;  nd.  (Dähnert)  pük. 

pükje  od.  püktje,  Dimin.  vom  Subst.  pük. 
pukkel,    Buckel,  Höcker,   rundliche  Aus- 
bauchung etc.;  Nacken;  —  he  hed 'n  pukkel; 

—  de  böm  sitt  ful  pukkels;  —  dat  land  is 
ful  fan  pukkels  un  högten;  —  de  mür  is 
net  lik,  dar  sitt  'n  inikkel  in;  —  't  sitt  all' 
ful  pukkels  un  bülen ;  —  he  dragt  (od. 
lädt)  dat  up  sin  pukkel ;  —  h6  krigt  ^n 
pukkel  ful  slage;  —  he  hed  god  wat  up  sin 
pukkel  kregen.  —  Sprichw.:  „all'  to  miuen 
besten,"  sä'  de  junge,  do  höe  (haute)  de 
mester  de  stok  up  sin  pukkel  kört.  —  Im 
nid.  (cf.v.Dale)  fte^m/tne/ pokkel,  pukkel, 
peukel  dasselbe  loie  unser  pökel  (cf.  1  pökel), 
während  nid.  (cf.  Weiland)  poghel  it. 
boghel  wieder  dasselbe  wie  nhd.  Bu  ekel 
ist,  wodurch  es  denn  auch  zioeifelhaft  wird, 
ob  pukkel  u.  nhd.  Buckel  (cf.  auch  buchel) 
zu  nhd.  bücken  u.  weiter  zu  biegen  (cf. 
bukken  m.  bugen)  gehört,  od.  mit  pökel  u. 
pok  V071  der  y  buk  abstammt.  Wegen  nhd. 
Buckel  aus  mlat.  bucula  u.  dies  aus 
buccula  von  lat.  bucca  (was  selbst  ivieder 
mit  pogge,  pung  u.  puchen  von  der  ]/  buk 
abstammt)  vergl.  Diez  (11,225)  das  franz. 
boucle,  soivie  auch  das  tvang.  (Ehren- 
traut, I,  385)  puch  (kleiner  Erdhaufe, 
Hügel)  u.  unser  puche  od.  püche  (Schiväre, 
Finne  =  pökel). 

pukkeln,  auf  den  Puckel  od.  Buckel,  bz. 
den  Nacken  heben  u.  tragen,  den  Buckel 
od.  Nacken  belasten  mit  Ettoas  u.  es  fort- 
tragen ;  —  se  pukkeln  hum  to  föl  up ;  — 
he  pukkeld  dat  mal  up  de  wagen ;  —  he 
hed  in  sin  jögd  to  föl  pukkeln  niutten,  dar 
is  he  so  frög  old  un  krum  fan  worden. 

J.  ten  Doornkaat  Koolman      Wörterbuch.     II. 


pukkern,  rasch  u.  loiederholt  pochen  od. 
schlagen,  klopfen  etc. ;  pidsiren,  hämmern 
etc.;   —    de  kop   od.  dat  hart  piikkerd  nii; 

—  h6  sitt  in  enen  weg  d'r  up  to  pukkern. 
h  —  Nd.  puckern  u.  (Schambach)  puchern. 

—  Iterat.  von  pukken  als  der  eigentlich 
echt  nd.  Form  von  puchen. 

piil,  s.  pulle. 

piilo,  pul,  Schote,  Hidse,  Schale;  —  pül- 
10  art'ten  nd.  pälarften,  auch  doparften  genannt; 

—  arft-jjulen  (Erbsenschoten ,  bz.  Erbsen 
mit  weichen,  essbaren  Schoten) :  —  sät-pulen 
(Schoten    des  Rappsaats  od.  Rübsens    etc.); 

—  \)Owe\i-])\\\&n  (Bohnenschoten) ;  —  d'r  sitt 
15  gen  pül  (collect.)   genug  an  de  honen  od.  't 

sät  etc. ;  d'r  is  to  föl  blüt  fersmartd ;  —  he 
hed  'n  för  pulen  (Schoten  des  Rappsaats 
od.  des  Rübsens)  bald  ;  —  de  pulen  (Schoten) 
ofplükken;   —    pulen  fan  gernaten  (Hülsen 

20  od.  Schalen  von  Garnelen).  —  Nd.,  mnd. 
pule,  puele ;  nid.  peul;  mnld.,  mfläm.  peule, 
puele,  pole;  nfries.  pole.  —  Vergleicht  man 
■unser  bulster  =  ahd.  bolstar,  polstar,  nhd. 
Polster,    bz.  dass  dieses    bei  uns    u.   im 

25  nid.  neben  Polster  auch  die  Bedtg. : 
Decke,  Haut,  Balg,  Schale,  Hülse  etc.  hat, 
so  ist  es  loohl  ziveifellos,  dass  dieses  pule 
neben  päl  (in  pälarften)  m.  engl,  peel  (Schale, 
Rinde,  Haid)    dasselbe  Wort   ist   loie   engl. 

30  peel  (Kopfkissen,  Pfühl),  dessen  verschiedene 
Formen  (s.  unter  pol)  als  ags.  pyle ;  aengl. 
pule;  mnd.,  mnld.  pole  etc.  ja  auch  voll- 
ständig zu  pule  stimmen,  tvährend  die  Form 
päl  od.  pale   ivieder   aus  pole  entstand.  — 

35  Wegen  des  hess.  (Vihnar,  300)  gepfül 
etc.  .9.  unter  pülhorn. 

pnlen,  a.  die  Schoten,  Hülsen  od.  Schalen 
von  Bohnen,  Erbsen  u.  sonstigen  Hülsen- 
früchten durch  Aufbrechen  derselben  öffnen, 

40  um  die  in  denselben  liegenden  Fruchtkörner 
herauszunehmen  od.  sie  von  der  Hülse  zu 
befreien,  bz.  sie  schälen  u.  abhülsen  od. 
aushülsen,  Garnele  schälen  od.  die  Schale 
theiliveise  davon  abziehen    u.  sie  dann  vor- 

45  sichtig  mit  den  Fingern  aus  der  Schale 
herausziehen  od.  herauspftückcn  u.  heraus- 
klauben ;  —  de  bonen  od.  arften  mutten 
uog  püld  (od.  ütpüld)  worden;  —  wen  man 
gernät    pulen    mut,     dar    kan  ^en    de   tid 

50  lank  bi  worden,  wil  dat  so  'n  tipelig  wark 
is.  —  Daher  b.  (überhaupt  u.  allgemein) 
schälen,  der  äusseren  Haut  u.  Hülle  be- 
rauben, bloss  u.  nackend  machen,  wegnehmen, 
rauben,  plündern  etc.    (he  püld  [od.  schild, 

55  pelgt,  plünderd,  plükt,  trekt  etc.]  hum  gans 
üt),  .'ioivie  ferner  auch  c.  mit  den  Fingern 
langsam  u.  vorsichtig  abziehen  u.  abnehmen 
od.  abklauben,  abpffücken  (z.  B.  das  Fleisch 
von    den    Knochen),    woraus    dann    weiter 

60  auch  die  cdlgemeine  Bedtg.   von  klauben   m. 

49 


PüELEN 


770 


tȆLS 


essen  {M  pAld  de  bunken  od.  b^nen  of;  — 
hö  silt  bi  de  bunken  to  pulen;  —  M  püld 
d'r  ürdentlik  wat  lungs  etc.)  entstand. 
Der  weitere  Gebrauch  dieses  Verbums,  so- 
wie seiner  Nebenform  pülen  u.  dessen  Dimin. 
pülken  in  den  Sätzen :  he  sitt  de  ganse  dag 
to  pulen  (schwer  u.  mühsam  zu  arbeiten); 
he  hed  d'r  wat  mit  to  pulen  (lange  damit 
zu  arbeiten,  viel  damit  zu  thun  etc.),  dat 
he  't  klär  krigt;  —  't  ganse  lefen  is  nika 
as  pulen  (mühsames  Arbeiten  etc.)  un 
plakken;  —  h^  püld  wat  toregt  (erarbeitet, 
macht  od.  rührt  icas  zurecht);  —  he  sitt 
in  't  strö  (od.  de  erde  etc.)  to  pulen  (zu 
rühren  od.  zu  ivühlen) ;  —  schal  'k  di  reis 
pulen  (soll  ich  dich  mal  fingern  od.  stossen, 
stechen,  kitzeln)  ?  —  he  püld  od.  pülket 
(macht,  rupft,  zupft)  dat  lüs  od.  üt  'n  ander; 

—  he  sitt  al  in  de  n8se  to  pülen  od.  pülken 
(er  sitzt  immerzu  in  der  Nase  mit  den 
Fingern  zu  stochern  um  den  Unrath  heraus 
zu  machen);  —  he  pülket  d'r  net  so  lank 
an  herum  dat  h^  't  kürt  hed  etc.,  ergiebt 
sich  von  selbst  aus  dem  von  pulen  in  der 
Weise,  als  das  Enthidsen  der  Schale  u. 
Haut  einerseits  mit  den  Fingern  geschieht 
t(.  die  Finger  dabei  immer  emsig  beschäftigt 
sind  n.  es  überhaupt  auch  eine  langsam  von 
Statten  gehende,  eine  zeitraubende,  müh- 
satne  u.  zugleich  minutiöse  u.  kleinliche 
(tipelige)  Arbeit  ist,  sowie  loeiter  auch 
daraus,  dass  das  pulen  im  los  u.  frei  machen 
von  Etwas  besteht  u.  beim  pulen,  die  Finger 
in  die  Schoten  u.  Scheuen  hineingesteckt 
icerden,  um  das  Inwendige  los  zu  lösen  u. 
herauszuholen  etc.  —  Compos.:  ofpulen, 
ofpülen ,  ofpülken ;  —  ütpulen ,  ütpülken 
etc.  —  Nd.,  mnd.  pulen  (dasselbe) ;  mnld. 
polen,  poelen  (excavare,  decorticare) ;  satl. 
pülje,  ütpülje  ;  tvang.  pül  in  bipül  (beklauben, 
benagen);  nfrics.  (Johansen,  pag.  175) 
püllin  od.  (Outzen)  pole  etc. 

piileD,  s.  tinter  pulen. 

pnler  (Dimin.  pülker),  Einer  der  püld 
od.  r/a.s  pulen  thut;  —  daher  a.  Enthülser, 
Schäler;  —  arften-,  gernät-puler  etc.;  — 
b.  Klauber,  Herausklauber  etc.,  od.  Esser 
etc. ;  —  he  is  'n  regten  puler,  hf  wet  't  all' 
herül  od.  üt  'n  ander  to  juilen  un  to  klufen ; 

—  de  olde  puler  püld  (od.  klaubt  tt.  isst) 
de  heie  dag  an;  —  c.  Reisser ,  Pflücker, 
Stocherer;  —  puler  od.  pülker  in  de  erde 
od.  de  nöse  etc. ;  —  d.  müJisam  u.  schiver 
Arbeitender  etc. ;  —  he  is  'n  olden  puler, 
h^  püld  un  pSseld  de  ganse  dag  an.  — 
Nd.,  mnd.  puler. 

pül-hörn,  Schoten-,  Hülsen-  od.  Schalen- 
Ecke,  Ecke  od.  Winkel,  tvohin  die  leeren 
Schoten  des  Ba2)i)saats  od.  Itübsens  beim 
Dreschen  hingeschüttet  od.  hingebracht  werden 


u.  lagern.  Sodann  aber  auch  im  Allgemeinen 
eine  Abfall-Ecke  in  der  Scheune,  wohin 
auch  der  Abfall  des  Getreides  (die  leeren 
Hülsen  der  Aehren,  die  Sjjreu  etc.)  geworfen 
5  wird  (smit  't  man  in  de  pülhörn ;  —  't  ligd 
in  de  pülhörn)  u.  woraus  somit  auch  erhellt, 
dass  dashess.  (Vilmar,2Jag.  300)  gepfül,  ge- 
peul  in  seinem  Stamm  ptül  od.  peul  dasselbe 
Wort  tcie  unser  Collectiv  pül  (s.  unter  pule) 
10  ist,  zumal  dessen  Verwendung  im  Winter 
als  Futter  für  das  Vieh  auch  damit  über- 
einstimmt, dass  auch  liier  die  kleinen  Leute 
die  pulen  (od.  Hülsen,  Schoten)  des  Rübsens 
u.  sonstiger  Hülsenfrüchte  zu  dem  Ende 
15  kaufen  od.  holen,  um  sie  als  Viehfutter  zu 
verwenden. 

pülke  Of?.  pilltje  (Dimin.  von  pülle),  eine 
kleine  Pulle. 

pülke  od.  pultje  (Dimin.  von  pule), 
20  Schötchen. 

pülken,  s.  unter  pulen. 

pulle,  eiti  grosser  Klumpen  od.  ein  dickes 
unförmliches  Stück,  besonders  ein  dicker, 
lockerer,  schwammiger  u.  unförmlicher  Klum- 
25  pen  Rasen  od.  Darg. 

1.  pülle,  pül,  Pulle,  Steinkrug,  Krug  etc. ; 
—  Compos.:  bör-,  ülje-,  water-pülle  etc.  —  Nd., 
mnd.  pülle,  pulle,  u.  dies  aus  lat.  ampulla. 

2.  pülle,  pül,  Soff;  —  M  is  an  de  pülle 
30  kamen    od.    räkd.    —    Wohl   dasselbe    tvie 

1  pülle,  od.  sonst  mit  3  pülle  zu  pullen. 

3.  pülle,  pül,  Trinker,  Säufer;  —  hö  is 
'n  olden  pülle  od.  süp-pülle. 

pullen  (Dimin.  püUken),   trinken,  saufen 

35  etc. ;  —  he  püllt  de  ganse  dag  an ;  —  he 
deid  niks  as  her  püUen. 

pül-pot,  ein  grosser  Steinkrug-ähnlieher 
irdener  Topf  zum  Aufbewahren  von  Fett, 
Butter,  eingemachten  Bohnen  etc. 

40  1.  puls,  Puls,  Schlag  od.  Stoss  des  Blutes 
in  der  Hauptader  am  Unterarm  nahe  dem 
Handgelenk:  —  de  puls  steid  still;  —  man 
kan  de  puls  net  mer  fülen  etc.  —  Compos. : 
puls-ader,  Schlag-Ader.    —    .4ms  lat.  pulsus 

45  (Schlag ,  Adernschlag)  von  pulsum ,  dem 
Supinum  von  pellere. 

2.  puls,  a.  das  unten  an  einer  Stange  be- 
festigte Stossholz  (Klotz  od.  durchlöchertes 
Kreuz)  in  einem  Buttergefäss,  welches  darin 

50  auf-  u.  niedergestossen  wird,  um  dadurch 
die  Scheidung  der  Butter  von  der  Milch  zu 
bewirken ;  —  b.  der  Klotz  unten  am  puls- 
stok  genannte  Stoss-  u.  Springstock.  — 
In    beiden   Bedtgn.    gehört    es    als    Stos s- 

55  Ding  mit  dem  mnd.  puls,  idd.  pols  (Stoss- 
Stange  od.  Stange  mit  einem  Klotz  daran, 
womit  tnan  ins  Wasser  stösst,  um  Fische 
ins  Netz  zu  treiben)  zu  pulsen,  nid.  polsen, 
cf.  pulsken. 

60      3.   pnls.    Dieses   geioöhnlich   (auch   nd.) 


tȆLSKEl^^ 


771 


PUMPE 


in  derselben  Bedtg.  ivie  pös  etc.  (cf.  1  pose) 
gehrauchte  Wort  (nog  ßn  puls  od.  pös  lüden; 

—  nog  en  puls  niaken)  ist  eins  mit  mnd.  puls 
(das  Anschlagen,  besonders  das  Anschlagen 
u.  Läuten  der  Glocken,  das  Geläute),  loas 
auch  mit  1  puls  a%is  lat.  pulsus  entstand. 

pulsken,  pülsken,  mit  einem  Stock  od. 
einer  Stange  ins  Wasser  stosscn  u.  schlagen 
etc. ;  —  he  pulsket  so  in  't  water,  dat  't 
hast  an  bön  un  balken  flügt.  —  Es  ist  Dimin. 
u.  Iterat.  vom  hier  ungebräuchlichen  pulsen 
=  nid.  polsen;  mnld.  polssen  ;  sc/m'ed  pulsa 
etc.,  tvas  mit  span.,  port.  pulsar ;  prov. 
polsar;  frans,  pousser  (toovon  poussiren) 
etc.  aus  lat.  pulsare  entstand. 

pnls-stok,  Stoss-,  Springstock,  bz.  Stock 
od.  Stange,  icoran  unten  ein  Klotz  (cf. 
2  puls  sub  b)  befestigt  ist  u.  den  mein  einer- 
seits beim  Fischen  mit  dem.  Jagd-Netz  etc. 
gebraucht,  um  damit  die  Fische  durch  Stossen 
%i.  Bahren  im  Wasser  ins  Netz  zu  treiben, 
während  derselbe  andererseits  als  Spring- 
stock dient,  wn  damit  über  die  Gräben  zu 
setzen. 

pult,  Pult,  schräger  Tisch  od.  schräges 
Gerüst  zum  Lesen  u.  Schreiben ;  —  lös-, 
schrif-pult.  —  Aus  älterem  pulpt,  pulpit, 
pulpet  u.  dies  aus  lat.  pulpitum. 

palte,  pnlt,  Lumpe,  Fetzen,  Lappen,  un- 
förmlicher Klumpen  etc. ;  —  't  sunt  niks  as 
pulten  un  klatten ;  —  he  dragt  niks  as  olde 
pulten  un  läppen ;  —  'n  pulte  (od.  klatte 
etc.)  fan  'n  wif;   —    dikke  pulten  darg  etc. 

—  S.  das  Weitere  unter  palte. 

pnlter ;  i.  q.  palter,  tvird  aber  auch  von 
einem  klotzigen,  klobigen  od.  plumpen  u. 
dicken  Menschen  ('n  pulter  fan  'n  kerel  od. 
junge),  sowie  in  der  Verbindung:  hulter- 
pulter,  pulter-palter ,  pulter-büks  etc.  ge- 
braucht, wo  es  indessen  zu  pultern  gehört. 

pulter-biiks,  pnlter-jan  etc.,  s.  pulter- 
palter. 

pultern,  poltern,  mit  Geräusch  u.  Lärm 
stapfen  od.  fallen,  stürzen,  rollen,  loälzen 
etc. ;  —  wel  pulterd  d'r  so  dör  't  hüs  ?  — 
he  pulterd  fan  de  bön  herunder ;  —  he 
pulterd  mit  de  dör  in  't  hüs  (auch  fig.) ;  — 
he  pulterd  afer  de  kop;  —  dat  pulterd  sük 
d'r  hen,  —  Auch  subst. :  h^  is  an  't  pultern 
räkt ;  —  de  budel  räkt  in  't  pultern  (Fallen, 
Stürzen,  Bollen  etc.).  —  Fs  wird  auch  noch 
in  der  Bedtg. :  durchschlagen,  durchhelfen 
etc.  gebraucht,  loie  zvir  z.  B.  von  Jemandem, 
der  sich  selbst  durchschlagen  u.  durchhelfen 
kann  od.  durchschlägt,  sagen :  he  kann  sük 
allen  pultern ;  —  he  pulterd  sük  allen  dör 
de  weit,  obgleich  auch  hier  die  sinnl.  Bedtg.  : 
rollen,  wälzen,  umlegen  etc.  ist.  —  Wohl 
aus  dem  hochd.  u.  dann  vielleicht  mit  bullern 
etc.  von  ahd.  bolön,  polön. 


1.  pultei'ig,  pulterg,  zerrissen,  zerlumpt 
etc.;  —  de  lücht  sügt  so  pnlterig  (od.  pal- 
terig)  üt ;  —  'n  pulterigon  rok.  —  Zu 
pulte. 
5  2.  pulterig,  pulterg,  polterig,  stolperig, 
unbeholfen,  plump,   jmlternd,  lärmend  etc. ; 

—  he  Word  so  pnlterig ;  —  he  kumd  d'r 
so  pnlterig  mit  fan  dag.  —  Z%i  pultern. 

pulter-palter,    pulter-büks,    pnlter-jan, 

10  Polierer,  Stolperer,  Poltrian,    Lärmmacher. 

pulver,  Pulver.     In  allen  Bedtgn.  wie  im 

hochd.    —    Sprichw. :    he  hed  't    pulver    ök 

n6t  erfunden.  —  Bäthsel:  't  is  nog  lütjeder 

as  'n  tlö,  un  't  kan  dog  bölken  as  'n  kö.  — 

15  Aus  lat.  pulvis. 

pulver-erde ,  eine  schivarze ,  leicht  zer- 
reibliche  od.  leicht  zu  Staub  zerfallende 
höchst  unfruchtbare  Erdart,  die  sich  öfters 
unter  dem  klei  findet. 
20  pummel ,  pümrael,  ein  kurzes,  dickes, 
untersetztes,  unförmliches  u.  rundlich-volles 
Etivas  od.  Ding ;  —  he  (od.  se)  ia  'n  dikken 
pummel ;  —  se  word  so  dik  as  'n  pummel ; 

—  he  is  'n  lütjen  pummel ;    —   'n  pummel 
25  fan  'n  kind  od.  junge,  wicht  etc. ;  —  pummel- 

endtje   (kurzes,   dickes,    dralles  Endchen) ; 

—  pummel-  od.  ptimmel-wurst  (kurze  dicke 
Wurst,  im  Gegensatz  zu  der  gewöhnlichen 
Mettivurst).  —  Nd.  (S chütz  e,  Da  n  n e i  l) 

30  \mmme],  immmel  (dasselbe) ;  loang.  (Ehr  en- 
traut ,  I,  385)  pummel  (penis  od.  phallus). 

—  Es  steht  jedenfalls  für  pumpel  u.  ist 
mit  diesem  eines  Ursprungs ,  wie  auch  nd. 
(Scha m  b ach)  pümpel  einen  kurzen  dicken 

35  Menschen  bezeichnet. 

pummelig,  pumlig,  pummelg,  dick,  rund, 
unförmlich  u.  watschelig ,    bz.    aufgetrieben, 
aufgebauscht   od.    bauschig,    locker,    nach- 
lässig etc. ;   —    he  word  so  pummelig ,    dat 
40  he  hast  net  mer  lopen  kan  ;  —  de  kl6r  sitt 
pumlig;  —   he  sitt  so  pummelg  in  de  kler. 
pummelke,  pümmelke   (Dimin.  von  pum- 
mel) ;  —  'n  pummelke  fan  'n  wicht. 
pump,  Borg;  —  wat  up  de  pump  halen. 
45  —  cf  pumpen. 

pumpe   od.  pump ,    Pumpe ,    hohles  Bohr 

von  Holz  od.  Metall  zum  Heben   od.    auch 

zum  Durchlassen  von  Wasser  od.  sonstigen 

Flüssigkeiten;   —   water-,   drank-,   spiritus- 

50  pumpe  etc. ;  —  'n  pump  in  'n  pütte,  bakke 

etc. ;  —  'n  pumpe  in  od.  dör  'n  weg  leggen 

um  't  water  lös  to  worden.  —  Nd.  pumpe ; 

nid.  pomp ;  mnld.  pompe  etc.  —  Aus  franz. 

pompe   u.  dies   mit   dem   gleichbedeutenden 

55  span., port.,  cat.  bomba  vielleicht  von  romcin., 

ital.  bombare   (schlürfen,   trinken,   zechen). 

Vergleicht   man    indessen,    dass    das    ital. 

tromba  (wovon  auch  unser  trumme,  trummel 

etc.)  neben  Trompete  u.    Trombe   (od. 

60  Wirbehvind,  Wasserhose  etc.)  auch  dieselbe 

49* 


PUMPEL  772                        PÜNDEL-GOD 

Bedtg.  icie  das  frauz.  \>om^Q  u.  span.  hoxnha.^  es  indessen  auch  leicht  möglich  ist,  dass  be- 

bz.  unser  pumpe  hat  u.  dnsfi  auch  dafi  7nnd.  grifflich    auch    eine  Annäherung    an   pump 

Plumpe    (Pumpe)     u.    plumpon    (Wasser  in  )id.  ytmnp-hoxen  u.  nlid.  Pumphose  (weite, 

pumpen)  ivahrscheinl.  mit  dem  Schallstamm  faltige,  bauschige  Hose,   cf.  auch  pump-sak) 

plump  of/.  plumps  fc/.  l)]umpen  or/.  i>!umpsen)  5  stattfand,  was  mit  nd.  pump,    nhd.  Pomp, 

zusammenhängt,    so  ist  es   auch   sehr  leicht  griech.-lat.    pömpa    (Gepränge .    feierlicher 

möglich,    dass    das  franz.  jiompe    u.  span.  Aufzug  etc.)    aus  griech.  pompe    (Sendung 

bomba  (Pumpe)  mit  ital.  bomba  m.  bombaro  unter    Geleite,    feierlicher    Aufzug     unter 

(schlürfen,    schlucken  od.  glucksen   etc.,    cf.  grossem  Geleite   u.  mit  Gepränge)    entstand 

Diez,    II,    1'.}    unter    bobo ,    sende    unser  10  u.  zu  ///v>c7i.  pempein  (schicken,  senden  etc.) 

sluken  u.  klnkken)  aus  dem  griech.  bombüs  gehört. 

(dumpfes  Geräusch,  Getöse)  u.  bombt-ö  (tief  poiiipen ,   pumpen,    a.    Flüssigkeiten    mit 

u.  dumpf  tönen ,    summen,    rauschen,   tosen  der  Pumpe  aus  EtW((S  heraufholen  od.  sau- 

etc.)    entstand,    über    dessen    Herkunft    das  gen    u.    durch    das  Abflussrohr    ausströmen 

Weitere  unter  babboiou  zu  ersehen  ist.  15  machen;    —    b.    auf  Borg  nehmen,  borgen. 

pmnpel,  dicke,  plumpe,  watschelig  gehende  —    Ob    die    letztere   Bedtg.    nicht    aus    der 

od.  in  beide  Seiten  fallende,  hinkende  Per-  ersteren  in  der   Weise  hervorging,  dass  das 

son,  od.  auch  dicke,  plumpe,  nachlässig  ge-  Wasser  pumpen     (od.    saugen,    heben, 

kleidete   Person,    bz.    Person,    die    toeile    u.  schöpf en  etc )  aus  Etioas  heraus  in  die 

bauschige,    fcdtige  Kleider  trägt;    —    se  is  20  fig.     von:      Geld    pumpen     (od.     heben, 

'n  oldeu  pumppl ;  —    'u  pum])i'l  fan  'n  wif.  schöpfen)  aus  Jemandes  Beutel  über- 

—  Mit  jiumpel  in  den  Compos. :  Jan  luiiiii)e]-  ging  u.  dass  dann  hiervon  wieder  das  Subst. 

pumpel    od.    Jau  humpel  di  pumpel ,    sowie  pump  (Borg)  entstand? 

gepumpel    (Gewatschel,    langsames  u.  nach-  puilip-liake,    ein  an  einem  längeren  Stiel 

lässiges  Gehen,  träges  u.  langsames  Gethue,  25  befestigter  Haken,   womit   der  Pump-Eimer 

Gezauder    etc.)    etc.    zu    pumpeln,    bz.    mit  (cf  cmmorkc)  u.  das  Saugventil  (cf.  hartje) 

diesem  eines   Ursprungs.  aus  dem  Pumpenrohr  herausgehoben  werden, 

pauipeiig,  pnmpli/i;,    pumpelg,    ivatschelig  wenn  sie  reparirt  werden  müssen. 
u.  nachlässig  etc.;  aufgebauscht,  faltig,  un-  pump-sak  ,    a.    ein  xoeiter ,  faltiger ,  bau- 
ordentlich, schlotterig  etc.,  bz.  so  weit,  dass  30  sehender  Sack ;  —  b.  ßg.:  ein  dicker,  plum- 
die  Kleidung   7iur  lose   darum   herumhängt  per,  klotziger  Mensch. 

etc. ;    —    se  lupt  so  pumpelig;    —    se  is  so  pump-sil,    ein  Siel    od.   Wasserdurchlass, 

pumpelig    in    de   kler;   —    dat  kled  sitt  so  der  durch   ein  Burclilass-Bohr   (cf.    pumpe 

pumytelig  od.  punnuelg  etc.  sub  b)  gebildet  tvird    od.  toorin    eine  solche 

pumpeln,    watscheln  od.  watschelig,    un-  35  pumpe  cds  Wasserdurchlass  liegt, 

ordentlich    u.    nachlässig   gehen  ;    (sich)    in  pün,  Steinbrocken  od.  Stein-  u.  Bau-Schutt, 

weite,    bauschige,    faltige    Kleider    hüllen,  —   A^/f/.  puin  (Schutt,  Bauschutt,  Trümmer), 

(sich)  nachlässig  u.  unordentlich  od.  schlot-  puinhoop    (Schutthaufe).    —    Es    ist    loohl 

terig  kleiden  ;   —   he  pumpeld    d'r   so    wat  zweifellos  ident.    mit   nid.,   mnld.  puim   od. 

hen;  —  se  pumpeld  sük  (kleidet  sich  schlot-  40  puym    (in  puymsteeu,    Bimsstein)    loas    mit 

terig)  gau  wat  toregt ;    —    se  pumpeld  sük  nhd.    Bims   u.   engl,  pumice    etc.    aus  lat. 

(kleidet  od.  hüllt  sich  schlotterig  u.  weit,  bz.  pumex  entstand.     Das   nid.    puya    ist  darm 

hüllt  sich  in  faltige,  bauschige  Kleider  etc.)  aber  wahrscheinl.  aus  dem  franz.  ponce  od. 

d'r  dügtig  in.  s})un.    (es)  ponia   (piedra   esponia    =:    engl. 

Im  nd.  hat  pumpeln  od.  pümpela  (cf.  45  pomicestone,  nid.  puymsteeu)  entstanden, 
Schambach,  Dähnert,  Br.  M''b.  etc.)  wie  puym  u.  mnld.  peyms,  nhd.  Bims 
die  Bedtg.:  (freq.)  stossen  od.  stampfen,  (pumex)  aus  pumex  etc.  —  Da  der  Bims 
hin-  u.  herstossen  etc.,  woraus  jedenfalls  od.  Bimsstein  eine  leichte,  lockere  u. 
hervorgeht,  dass  der  Stamm  pump  urspr.  leicht  bröckelnde  Steinart  ist  u.  anderer- 
ein Schallwort  ist  u.  ein  dumpfes  Geräusch  50  seits  auch  durch  Br echen  gewonnen  wird 
von  einem  Schlag  od.  Stoss  etc.  bezeichnet.  u.  Bruchstein  i-^t,  so  erklärt  sich  die 
Dieses  \mmp  i.st  daher  eins  mit  nhd.  (We  i-  Bedtg.:  Steinbrocken  von  nid.  puiu 
gand)  Pump  (dumpfer  Schcdl,  Stoss  od.  von  selbst,  ganz  abgesehen  davon,  dass  auch 
Schlag),  was  mit  vdat.  bumbus  aus  griech.  die  Bruchsteine  als  Bausteine  verwandt 
hovahöi  entstand  u.  demnach  mit  pumpe  55  iverden  u.  auch  das  mfläm.  puyu  (moillon) 
eines  Ursprungs  ist.  Wie  nun  aber  der  sowohl  die  Bedtg.:  Bruch-  als  Bau- 
Schallstamm  plumj)  in  die  Bedtg. :  dick,  un-  stein  hat. 

förmlich,   stark,  massenhaft,  ungefüge,    roh  pand,    Pfund.    —    Aus    lat.    pondus    von 

etc.    (cf.  plump)    überging,    so    hier    tvieder  pendcre. 

Quch  pump    in  jjumpel    u.  pumpeln,    wobei  60       paudel-god,  s.  unter  punding. 


PUND-GIFT  773  PUNEN 

pund-gift  (ivörtl.  Pfundgift  od.  Etwas  ivas  chisor) ;  engl  i)Oün(lcr (Pfandstall- od.  Hürden- 
ein Pfund  giebt  u.  enthält).,  eine  hölzerne  Aufseher)  u.  nhd.  (Grimm,  Wb.,  Wei- 
Form,  die  ein  Pfund  Butter  fasst.  gand  etc.)  Beunde;  bayr.  (Schmcller) 

pundilig,  punniiig,  punnen,  conirah.  piiiig,  Beunte;  ahd.  piunta,  biunda;  mhd.  biunte, 
Plur.  pundiiigpii,  puiiiiiiigeii,  amtrah.  piiii-  5  biuude,  biunt,  i)iiuit  (freies,  besonderem  Ge- 
gen, starkes,  schiveres  'Tau  od.  Tauiverk  zu  brauch  u.  Anbau  vorbehaltenes  u.  eingehegtes 
verschiedenen  Zwecken  u.  namentlich  das-  Grundstück,  Gehege,  Zaun  etc.,  bz.  dasselbe 
jenige  Tau  od.  Tauwerk,  icomit  das  in  ivie  das  obige  aengl.  puiide  u.  engl,  pound) 
langgestreckten  Wällen  (hier  wirsen  gena)int)  etc.  u.  auch  vielleicht  nhd.  Spund  (Zapfen 
zusammengekehrte  Heu  mittelst  des  Wies-  10  zum  Verschluss  eines,  bz.  das  zum  Ver- 
baumes  durch  vor  gespannte  Pferde  in  grössere  schliessen  des  Fasses  dienende  Etioas)  u. 
Haufen  zusammengezogen  loird  od.  tvomit  Spund  (Hand  am  Holze  mit  Fuge  od.  Nuth 
der  W^ies-  od.  Windel-Baum,  (cf.  puuterböni)  zum  Zusammenfügen  od.  Schliessen)  abstammt, 
hinten  od.  vorne,  bz.  an  beiden  Fndoi  an  sofern  dies  nämlich  mit  schtveiz.  punt,  bunte, 
den  Wagenleitern  u.  sonstigen  Wugentheilcn  15  ponte ;  schwäb.  bunte  (Spund)  u.  franz. 
festgeschnürt  (od.  festgebunden,  festgemacht,  (Diez,  II,  223)  bonde  (Schleuse;  Zapfen 
befestigt,  gefesselt  etc.)  loird,  damit  die  Ge-  etc.),  boudou  (Spund)  urspr.  eins  ist  u.  mit 
treidcgarben  (od.  das  aufgeladene  Stroh  u.  vorgesetztem  s  aus  pund  entstand. 
Heu)  festliegen  u.  nicht  vom  Wagen  herunter-  pniid-stiik,  Gewichtstück  von  1  Pfund 
fallen.      Je    nachdem    nun    das    betreffende  20  Schivere. 

Tau  zur  Befestigung  des  Wiesbaumes  vorne  1.  puiie  od.  püne,    pün ,    Spitze    od.    ein 

od.  hinten  am  Wagen  gebraucht  tvird,  wird  spitzes,    scharfes,    stechendes  Etwas,    Zinke, 

es  för-  od.  achter-puuding,  bz.  für-  od.  achter-  metallener  Nagel  od.  Stecken,    Stachel  etc. ; 

punuing    genannt,    ivähre)td    das   gesummte  —  'n  pün  för  au  de  slä'    (od.   't  bot    etc.); 

Tauiverk  incl.  der   dazu  gehörenden  Block-  25  —  de  mür  (od.  de  port  etc.)    is  mit  isderu 

Scheiben  od.  Blockrollen  puudings-  od.  pun-  punen  besettd,    dat  d'r  uüms    afer    klauteru 

nings-god  od.  auch  pundel-god  heissl.  kan ;  —  'u  stok  mit  'n  pün  od.  prikkel ;  — 

Begrifflich    liegt    das     obige     Wort     am  he  hed  d'r  dre  punen  in  (od.  dör)  slän  lateu ; 

nächsten  zu  bund,    bündel    (von  binden)    u.  —  he  jagt    hum    de   pün    in  't  lit';    —    he 

würde  ich  daher  den  Stamm  pund  von  pun-  30  stekt  hum  mit  'n  pün  in  de  märs.  —  Auch 

ding   u.   pundel    mit   bund    auch    ohne  Be-  nd.   (in  der  Gegend  von   Stade)    pune  = 

denken  identificiren,  sofern  ein  Beispiel  vor-  prikkel.  —   Wohl  von  jiunen. 

läge,  dass  die  Wörter  band  u.  bund  ebenso  2.  pune  od.  püne,    pun,    Finne,    kleines 

wie  im  ahd.  auch  im  and.  mit  anlautendem  stechendes,    schmerzhaftes  Blulgeschwür.  — 

p  belegt  wären.     Da  nun  einerseits  aber  die  35  Nd.  (Br.   Wb.,  III,  377)  pune,  pün  (Blut- 

Bedtgn. :   schliessen,  festmachen,  fesseln  etc.  geschwür).    —   Wohl  dasselbe   tvie    1  pune, 

u.  binden,    zusammenfügen,    vereinigen  etc.  da  auch  das  franz.  clou  neben  Nagel  die 

(cf.  die  y  pak  von  fangen,  fe  etc.,  bz.  von  Bcdtg.:  Blutg eschtvür  hat. 

lat.  pango,  pactum,  paciscor,  pax  etc.)  sich  3.  pune  od.  pune,  pün,    in  der  hier  sehr 

so  nahe  berühren   u.    andererseits  das  pun-  40  gebräuchlichen  Redensart:    't  is  all'    in    de 

ding  od.  pundelgöd    nicht  eigentlich  so  sehr  punen,  —  od.  he  hed  't  all'  göd  in  de  punen, 

zum  Binden  von  Etwas,    sondern  vielmehr  loas  so  viel  heisst   als:    es  ist  Alles  fest  u. 

zum  Fest-,  Ein-  od.  Zusammenschliessen  u.  sicher,   bz.  Alles  abgemacht  u.  fertig,   Alles 

Festmachen    der    Garben    etc.     mittelst    des  geregelt  u.  in  Ordnung,  Alles  so  ivie  es  sein 

Wiesbaumes  (cf  punterböm)  dient,  so  könnte  45  muss,  —  od. :  er  hat  Alles  gut  fest  u.  sicher, 

man   bei  punding    auch    an    eine  Ableitung  Alles  gut  abgemacht  u.  fertig,    Alles  gut  in 

von    ugs.     (L.    Ettmüller)     pyndan    od.  Ordnung  etc.,  ivo  pune  ivahrscheinl.  in  der 

pyndan(chKlere,iuchidereetc.,  c/.for-pyndan,  Bedtg.:   Nagel,    Heftnagel    (cf.    1  pune  = 

exclndere,  ~  gepyndan,  circumcludere)  den-  Nagel,  Drahtstift,    bz.  =  spiker)  gebraucht 

ken,  wovon  ausser  ags.  pynding  (prohibitio,  50  ist,    sodass  die  sinnl.  Bedtg.  dieser  Redens- 

rcmoratio)    auch  das  aengl.  (Stratmann)  art  die  ist:  dass  Alles  in  Nageln  od.  Heft- 

pnnden ;  engl,  pound  mit  den  Nebenformen  nageln  ist,  od.  Alles  gut  festgenagelt  u.  be- 

(cf.  Lucas)    pind    ?«.    pund    (ein schliessen,  festigt    od.   festgemacht    ist,    unc   wir    auch 

einsperren,  einpferchen) ;  Schott.  (J amies on)  sagen:  't  is  all'  in  de  spikers. 

poind,  poynd  (distrain  seize  in  warfare),  so-  55  punen    od.    pünen ,    stechen   etc. ;    —    he 

wie  au.vser  aengl.  panäe,  engl.  \)omi(\  {sviAnm,  püud  hum    (ersticht    od.    stachelt  ihn) ;  — 

umzäunter  u.  eingefriedigter  Platz  für  das  he  pund  hum  fast   (er  sticht  od.  steckt  ihn 

Vieh,  Pfandstall  od.  Stall   wo    das  gcpfän-  fest);    —    he  pünd  dat  an  de  wand  etc.  — 

dete  Vieh  eingespcrrl  wird  [hier  schütt-kau  Sollte  dieses  Wort  nicht  mit  mhd.  punieren, 

genannt];    Gefüngniss);   aengl.  pinder    (in-  60  pungiercn;  afranz.  pugner; /ran^.  poiguer; 


PÜN-SLAE 


PUP 


Schott,  punye,  punge  etc.,  sowie  vielleicht 
auch  das  ags.  (L.  Ettmüller)  punjau ; 
aengl  (St  rat  man  n)  pounen  (couterere) ; 
ags.  gepunjan  (coniminuere),  punere  (piusor) 
von  lat.  puugere  entstanden  sein  ?  —  Oder  5 
ist  es  fon  puiie  iceitergebildct  u.  dass  dieses 
mit  ital.  pugualc,  span.  puiial  (Dolch)  sowie 
wahrschcinl  auch  (Dies,  II,  104)  sjjan. 
puya,  pua ;  port.  pua  (Spitse,  Rachel,  Dorn 
etc.)  aus  lat.  pugio,  pugionis  entstand  9  —  10 
Oder  ist  unser  puiie  aus  harpune  u.  puuea 
aus  harpuueu  mit  Abwerfung  der  Vorsilbe 
har  gekürzt  ? 

piiu-slä",  Stecken-Schlitten,  bz.  ein  Schlitten 
der  mit  punea  (od.  Stecken  (s.  1  pune)  auf  15 
dem  Eise    od,    Schnee    vorwärts   bewegt    u. 
fortgeschoben  wird. 

piing,  pungel,  Beutel,  Tasche,  Sack  etc. 
—  Nd.  pung;  mnd.  puuge;  nid.  pong,  pouk ; 
wfries.  pongh ;  vfries.  puug ;  ags.  pung ;  20 
aengl.  puuge  ;  engl,  pouch ;  an.  puugr,  pungs  ; 
norw.,  schwed.,  dein,  puug;  goth.  puggs  od. 
pugg;  ahd.  fuug  (rect.  phuug  od.  phunk) ; 
mgriech.  pouggö,  pouggiou  ;  ngriech.  pouggi ; 
wal.  punge ;  mlat.  ponga ,  poucha ,  poihia  25 
(dasselbe) ;  ital.  (mdartl.)  punge  (Kropf  der 
Vögel).  —  Mit  ags.  poca ,  poha ,  pocca ; 
aengl.  poke;  engl.,mnld.  poke ;  franz.  poche 
(pera),  sowie  mit  unserm  pok,  pokel  etc. 
von  der  Schall wurzel  od.  dem  Tonwort  buk  30 
M.  zwar  hier  in  der  aus  sonare  etc.  ent- 
standenen Bcdtg.:  pfauchen,  blasen,  sich 
aufblasen  od.  aufblähen  etc.  (cf.  pogge, 
pok,  pucheu  etc.),  da  pung  urspr.  ein  auf- 
geblasenes od.  aufgeblähtes  Etwas,  bz.  wie  35 
pok  eine  Blase  od.  einen  Schlauch  etc.  be- 
zeichnete, ebenso  tcie  diese  Bedtg.  auch  dem 
mnld.  ponghe,  waterpongbe ;  mnd.  puuge 
(cepaea),  bz.  dem  mjläm.  ponghe  (berle, 
Wasser- Eppich)  zu  Grunde  liegt.  40 

pung,  piingen,  puniiing  etc.,  s.  punding. 

punkt,    Funkt,   in   verschiedenen  Bedtgn, 
wie  im  hochd. ;  —  he  mäkt  d'r  "u  punkt  bi ;  — 
he  od.  dat  steid  up  de  puukt;  —  se  sunt  iu 
alle  punkten  ens  etc.  —  Das  lat.  punctum  von  45 
\i\\\\^<iVQ  (stechen ,  stossen  etc.),  cf.  das  folgende 

1.  pünte,  pünt,  Spitze;  —  'n  gabel  mit 
dre  pünteu ;  —  de  pünt  fan  't  mest  is  of- 
brakeu;  —  he  stekt  (od.  graft)  dat  d'r  mit 

de  püute  fan  't  mest  üt ;  —    "u  stok  mit  *n  50 
isdern  pünte  etc.  —  Aus  franz.  poiute  von 
lat.  punctum,  cf.  puukt. 

2.  pünte,  pünt,  ein  grosses  flaches  Boot, 
bz.  ein  grosser,  flacher,  länglich-viereckiger 
Kahn,  welches  meist  als  Fährboot  zum  55 
Uebersetzen  über  die  Flüsse,  sowie  auch  zu 
sonstigen  Zwecken  (cf.  mudder- i)ünte  = 
mxu\ilcr-\)riim)  verwendet  ivird.  —  Nid.  poal; 
mnld.  ponte ;  mnd.  puute,  pont  etc.  —  Aus 
franz.  ponton  von  lat.  jjods,  pontis.  60 


pünten.  püntjen.  a.  punktiren,  stechen, 
in  die  Erde  stechen  u.  bohren;  durchstechen 
messen  od.  abmessen,  untersuchen,  erforschen 
etc.;  —  he  püntd  0(^  püntjed  dat  in;  —  he 
püntd  od.  püntjed  dat  of ;  —  he  püntd  od. 
püntjed  dat  so  genau  üt  etc.;  —  h.  spitzen, 
apitz  u.  scharf  machen,  zuspitzen  etc.;  — 
he  püntd  od.  püntjed  dat  an  etc.  —  Nid. 
punten  etc.  —  Aus  franz.  pointer,  bz.  mit 
1  pünte  von  puuctus,  punctum  von  pungere. 

punter  od.  punter-böni,  Wiesbaum,  Win- 
delbaum, nd.  auch  Bindelbaum  genannt,  bz. 
der  lange,  vorn  mit  einem  Kopf  od.  Knauf 
versehene  Baum,  der  der  Länge  nach  über 
die  auf  einem  Wagen  aufgeschichteten  Gar- 
ben u.  Strohbündel  (cf.  schöf)  od.  das  dar- 
auf aufgeschichtete  Stroh  u.  Heu  gelegt  «. 
vorn  u.  hinten  mittelst  starker  Taue  (cf. 
punding)  angezogen  u.  an  den  Wagen  be- 
festigt wird.  —  3Inld.,  nißäm.  ponterboom ; 
nd.  (Schütze),  bz.  eiderst.,  dithm.  punter- 
boom  ;  satl.  ponter ;  vfries.  (Joha  n  s  e  n, 
pag.  135)  puntar. 

puntern.  a.  den  Wiesbaum  (punter)  mit- 
telst Stricken  od.  Tauen  an  den  Wagen  be- 
festigen; —  b.  Heu  mittelst  des  Wiesbaumes 
zu  grossen  Haufen  zusammenschleppen,  was 
in  der  Weise  geschieht,  dass  zwei  Pferde 
mittelst  langen  u.  starken  Tauen  vor  den 
Wiesbaum  gespannt  werden  u.  dieser  dann 
hinter  das  schon  in  langen  Wällen  (wirsen) 
zusammengekehrte  Heu  gelegt  u.  von  den 
Pferden  vorwärts  gezogen  icird;  —  c. 
mittelst  des  vor  der  Egge  (statt  des  Knü})- 
pels)  befestigten  Wiesbaumes  das  gesäete 
Korn  eineggen,  wie  solches  dann  geschieht, 
wenn  das  Land  noch  zu  nass  ist  it.  von 
den  Pferden  nicht  betreten  werden  darf, 
—  Nd.  (Schütze),  bz.  eiderst.,  dithm. 
puntern. 

püntig,  spitz,  scharf,  stechend  etc.,  (fig.) 
spitz,  scharf,  genau  etc.  —  Zu  1  pünte. 

püntje  (Dimin.  von  1  pünte),  kleine 
S2ntic. 

1.  püntjen;  i.  q.  pünten. 

2.  püntjen,  mit  dem  Fährboot  (2  pünte) 
od.  einem  grossen  Kahn  über  einen  Fluss 
netzen  od.  fahren ;  —  he  püntjed  hum  afer 
de  Ems;  —  he  püntjed  dat  dar  hen. 

püntjer,  Schifer,  Fährmann,  Bootsknecht 
od.  Person  die  auf  einer  pünte  fährt. 

pünt-tau,  das  starke  Tau,  mittelst  dessen 
das  Fährboot  über  einen  Fhiss  gezogen 
wird. 

pup,  s.  puppe. 

püp  (Kinderspruche),  a.  et»  hörbarer, 
doch  leiser  Furz ;  —  püp !  sä'  't  nerske,  do 
gung  de  wind  d'r  üt;  —  b.  menschliches 
Excrement,  Koth;  —  dar  sitt  püp  an.  — 
Nd.  puup;  nid.  poep.  —  cf.  pupü. 


PUPEN  775  PURER 

pnpen  (Kindersprache),  leise  furzen;  Nasenlöchern  festsetzt;  —  dat  kindje  hed 
seine  Nothdurft  verrichten.  —  Nd.,  mnd.  'n  pör  in  de  uose  sitten ;  gif  ml  efen  'n 
pupen;  nid.,  mnld.,  wfläm.  poepen,  —  cf.  spell,  dat  ik  de  d'r  üthäl';  —  junge!  mäk' 
pupü.  dat    du    de    puren    üt  .de   nose    krigst,    du 

piipke,  pupken,  .s.  unter  puppe.  5  snüffelst  d'r  je  fan;  —  b.  dickes,  verhärtetes 

pup-ners,  Dimin.  pöp-nerske  ;  —  du  krigst  Augenschmalz,  bz.  ein  Stiick  sogenannter 
glik  wat  für  din  piipners.  Augenbutter ;    —    du   must    de   puren    first 

pnppe,  pup,  Ihippe,  kleine  menschenähn-  ördentlik  üt  de  ogen  wasken,  er  du  na  de 
liehe  Figur,  kleines  Kind;  —  se  spöld  schol  geist.  —  Ob  es  als  Unrat h  viel- 
(spielt)  nog  mit  puppen ;  —  wi  hebben  'n  10  leiclit  eine  Entlehnung  von  1  pure  (Kröte) 
lütjen  pup  kregen;  —  se  was  nog  so  'n  ist,  ivie  auch  Kröte  (cf.  1  Kröte  bei 
lütjen  pup.  —  Sprichw.:  elk  hed  sin  pup  Adelung)  im  hochd.  ein  böses,  stinkendes 
war  he  mit  spöhl.  —  Davon :  Dimin.  pupke  Geschwür  u.  eine  Krankheit  der  Lämmer 
(Fiqjpchoi),  —  pui)ke-brei  (Kleinkinder-  bezeichnet,  toobei  sie  triefende  Augen  u. 
Fappe  od.  Mehlbrei  für  kleine  Päppchen),  15  Blattern  zwischen  die  Hinterfüsse  bekommen 
—  pupken  (mit  der  Puppe  spielen,  sich  da-  u.  endlich  eine  dicke  Materie  aus  Maul  u. 
mit  beschäftigen,  Kleider  dafür  machen  u.  Nase  absondern?  —  Oder  ist  es  vielleicht 
sie  der  Vuppe  anziehen  etc.)  etc.  —  Aus  wie  nd.  (Br.  Wb.)  puur  (Staub)  ein  Contract. 
lat.  pupa  (kleines  Mädchen,  Buppe,  Docke),  von  imäer,  sodass  die Bedtg. :  Staub  in  die 
vias  mit  pupus  (Knabe,  Knäblein,  Bübchen)  20  von:  Schmutz  u.  Unrath  überging? 
von   der  redupl.  ]/  pu  gebildet  ist,    'wovon  pürder,  s.  purer. 

auch   lat.   puer,  puella,   putus,   pullus   etc.,  paren  od.  puren,  puiTeii,^««>TeH,  siec/icu, 

sowie  der  Stamm  put,  put  in  puthenneke  stossen,  bohren,  stochern,  stacheln,  treiben, 
od.  nd.  pütjunker  (verächtlicher  Ausdruck  reizen  etc. ;  —  he  piird  d'r  'u  gat  in ;  — 
für  einen  unbedeutenden  Edelmann),  soivie  25  he  pürd  dat  gat  apen;  —  he  pürd  in  de 
in  (cf.  Dähnert  u.  Weigand  unter  erde  (od.  aske  etc.)  herum;  —  he  pürd 
püte)  puten,  puter,  püthäu,  püthöner  (welsche  hum  mit  'n  nadel  od.  eise,  spiker  etc. ;  — 
Hühner,  icenn  sie  noch  jung  u.  klein  sind)  he  pürde  d'r  mit  'n  stok  in ;  —  he  pürd 
sich  herschreibt  u.  die  jedenfalls  als  Ablaut  sük  mit  de  finger  in  de  nose  od.  ören  etc. ; 
von  pa  in  papa  od.  pi  in  lat.  pipare  (cf.  30  —  he  pürd  sin  pip'  üt;  —  he  pürd  hum 
pipen)  ein  Ton-  od.  Schcülwort  u.  so  auch  in  de  ribben;  —  he  pürd  hum  to  't  bedde 
Kinderwort  wie  diese  ist  u.  wozu  sich  beim  herüt ;  —  he  pürd  hum  net  so  lank,  dat  lie 
Vergleich  von  pipi  unser  püp  od.  pupü  upsteid;  —  du  must  hum  net  raer  puren, 
vielleicht  richtiger  stellen  lässt  als  zu  bub.  anders  word  he  bös;    —    he  pürd  hum  an, 

papü  (Kinder spräche),  Koth  etc.;  —  dar  35  dat  he  förgels  geid;  —  du  must  hum  wat 
sitt  pupü  an;  —  ik  mut  pupü  maken.  —  anpuren,  dat  he  wat  fürt  mäkt,  bz.  dat  he 
Diese  Wörter  (nämlich  pupü,  püp  etc.)  beter  lerd  etc.;  —  de  nöse  od.  de  ögen  üt- 
stammen  schwerlich  mit  lat.  püs  u.  putere  puren.  —  Auch  subst. :  dat  puren.  —  Nd., 
etc.  von  der  ]/  pu  (stinken),  sondern  ivohl  mnd.  puren  od.  purren ;  nid.,  mnld.  porren; 
besser  entweder  von  einem  aus  dem  Tonwort  ^0  satl.  purre,  ütpürre  ;  nfries.  (Outzen) 
pu  redupl.  pupu  (s.  unter  puppe)  od.  sonst  porre;  norw.  (Jv.  Aasen)  pora  etc.  —  Es 
von  der  Schallwurzel  bu  cds  Ablaut  von  ba  ist  vielleicht  dasselbe  Wort  ivie  ahd.  porön, 
(cf.  pok,  puchen,  1  puf  etc.),  aus  dessen  borön;  mhd.  poren,  porn,  born  (bohren, 
redupl.  Form  bubu,  gekürzt  bub,  die  obigen  stechen  etc.,  cf.  2  baren),  doch  ist  es  auch 
Wörter  (cf.  auch  Fick,  I,  685)  ent-  45  möglich,  dass  es  mit  unser m  piren  (stechen 
standen,  wie  unser  pi-pi  vielleicht  aus  bi,  etc.,  cf.  .3  piren)  urspr.  eins  ist  u.  mit  diesem 
bz.  bibi,  bib  als  Ablaut  von  ba,  baba,  bab,  von  einer  f  spar  abstammt,  ivozu  auch  das 
cf.  babbeln  etc.  nhd.   Speer   sowohl  cds  unser  sper,    sowie 

pur  od.  pnr,  rein,  unvermischt  etc.;  —  iceiter  Sporn  u.  spornen  etc.  gehört  u. 
pur  gold;  —  dat  pure  water;  —  de  pure  50  wozu  Fick  auch  das  lat.  parura  u.  das 
bösheid  etc.  —  Aus  lat.  pürus,  ivas  mit  deutsche  sparsam,  sparen  etc.  stellt  u.  wobei 
putus  u.  putare  von  der  ]/  pu  (reinigen)  man  beim  Vergleich  unsers  spir,  spirke, 
abstammt.  pirkeu  auch  an  den  Zusammenhang  unsers 

1.  pure,  pur  od.  purre,  pnrr,  Kröte;  —  pir,  sowie  1  u.  2  piren,  sowie  griech.  peira 
poggen  un  purreu.  —  s.  padde  etc.  55  u.  peirein  (s.  unter  pir)   mit    der  alten  iclg. 

2.  pure,  pur,  a.  dicker,  härtlicher  Nasen-        y  spar  denken  kann. 

schleim,  bz.  ein  Stück  Unrath  od.  zusammen-  purer,  purder,    Person  od.  Etwas,    Ding 

hängenden  Nasenschleims,    ivie  sich  solches  etc.  die  od.  das  u.  ivas    sticht    od.  stachelt, 

namentlich  bei  Kindern  od.  Leuten,  die  die  treibt,  reizt  etc.  od.  pürd;  —  he  is 'n  olden 

Nase  nicht  gehörig  putzen,   häufig    in  den  60  purer     od.     pürder     (Stocher er ,    Sticheler, 


PÜRKS 


776 


PUESKE 


Stacheler,  Beizer  etc.) ;  —  gif  mi  de  pürder 
(od.  plpen-purer,  pipen-pürder,  pipon-prökler 
etc.)  efen  her,  dat  ik  de  pipe  utpürcn  kau  ; 

—  ik  mut  d"r  iuseii  'u  ördcuUiki'ii  purer 
(od.  piirdcr)  achter  sotten,  dat  de  budel 
iorgels  gcid  ud.  kumd.  —  Zu  puren. 

jturks,  ein  kleiues  Menscheuwcseu,  ein 
Zwerg  ud.  Knirps  etc. ;  —  he  blift  all'  &in 
läfen  so  'u  lütjen  purks.  —  Nd.  (Schütze, 
IV,  179)  spurks. 

jiurrcn,  .v  puren. 

1.  jiiu'tje,  ein  uncerhältnissmüssig  dick 
aufgeschwollener  od.  unanständig  dicker  u. 
fetter  Mensch;  —  so  'u  dikkeu  purtje  fau 
"n  kerel,  de  hast  uet  lopen  kan. 

2.  purtje,  Dreck,  Kuth,  tvciche  kothige 
Masse,  dicker  stinkender  Eiter  etc.;  —  de 
purtje  lep  d'r  Clt  {bz.  d'r  bi  dal),  so  kwabde 
he  hum  au  de  wand;  —  't  is  all'  to  emer 
purtje  tokwetst :  —  as  he  de  swell'  dürsiiedcn 
harr",  do  lep  't  purtje  d'r  üt.  —  Compos. : 
purlje-brei,  Dreckbrei,  weiche  breiartige 
Masse  etc. ;  —  de  weg  is  uet  so  mudderg, 
BB  of  't  emer  purtjebrei  is.  —  Es  ist  ein 
Dimin.  von  nd.  purt  (Furz,  Koth)  in  purt- 
kötel  (Excremcnt- Apfel),  was  zu  (B  r.  W  b., 
111,  380)  purtcn,  Dimin.  purtjeu  (furzen, 
scheissen)  gehört  u.  dasselbe  wie  nd.  (Br. 
Wb.,  1,  470)  furteu  ist. 

pnrfjen  (von  Dreck,  Koth,  weiche  kothige 
Masse,  Gekröse  etc.),  heraus-  od.  hervor- 
quellen, hervorkommen  etc. ;  —  de  schite 
purtjed  d'r  üt ;  —  dat  purtjed  dör  alle 
naden  heu  etc.  —  Zu  2  purtje. 

pill'-Üt,  ein  spitzes  Geräth,  ivomit  man 
Etwas  auspurret  od.  ausräumt,  labaks- 
räumer  etc. ;  —  gif  mi  diu  püriit  efen  her, 
dat  ik  de  pip  schöu  makou  kan.  —  Auch 
nd.  purr-üt;  nid.  por-uit. 

pus,  s.  jRisse. 

püs,  a.  Lockruf  u.  schmeichelnde  Benen- 
nung der  Katze.  —  Redensart,  u.  Sprichw.  : 
he  is  so  möi  as  püs!  —  dat  het  net  altid 
piis!    püs!    man  6k  wol    iuseu    kats !    kats! 

—  dat  löf  ik,  de  so  warm  sitt,  de  kan  siu 
kat  wül  püs  hcten ;  —  b.  feines,  weiches, 
schivellendes  Pelzwerk  od.  Pelzbesatz,  sei  es 
ein  Halspelz  od.  eine  sogenannte  Boa,  od. 
ein  Felzmuff  od.  der  Pelzbesatz  eines  Bockes 
etc. ;  —  'n  püs  um  de  hals ;  —  schal  'k  di 
efen  mit  mui  ])üs  eien  ?  —  so  glat  od.  so 
sacht  un  wek  as  'n  püs ;  —  c.  eine  Tusche 
von  Pelzwerk.  —  Davon:  Conipos.  püs-katt 
u.  i)üs-niau  =  püs  u.  Dimin.  püsje,  jiüske, 
püije  od.  püje.  —  Nid.  poes  (dasselbe  in 
beiden  Bedtgn.) ;  nd.  puus,  puss;  hess. 
(Vi l mar)  j)usse  <{.  püse;  nurw.  puse,  piis; 
dän.  i)üs  (dasselbe  wie  sab  a);  engl,  puss 
(Kätzchen,  Miezchen;  Hase,  Häschen,  Ka- 
ninchen); yäl.  puis;  ir.  pus;  ersisch   pusag, 


pi6eag;/»ers.  puschak;  fürÄ:.  puschik;  afghan. 
pischik ;  kurd.  psik ;  wallach.  pisece;  lit. 
l)iiije  u.  daneben  auch  noch  ir.  feisog  (Katze, 
Wildkatze ,  cf.  Franc.  Lenor m a  n  t , 
5  Anfänge  der  Cultur,  pag.  248),  soivie  nhd. 
(Grimm,  Wb.)  buse,  bise ;  elsäss.  bise, 
bize ;  Schweiz,  busi,  biisi ;  Schwab,  buse.  — 
Sollten  diese  Wörter  sämmtlich  gemeinsamen 
Ursprungs   u.    das   hoch-    od.    oberd.    buse 

10  auch  aus  älterem  puse  erweicht  sein,  so 
könnte  dieser  Name  der  Katze  mit  unserm 
püst  (Athem,  Hauch,  Wind  etc.)  u.  pusten 
od.  pusten  (hauchen,  wehen,  blasen,  schnau- 
ben, fauchen  etc.)  von  einer  u.  derselben  J' 

15  abstam)nen  u.  soviel  als  Faucher,  fau- 
c h endes  u.  schnaubendes  T h i er  be- 
deuten. Möglicherweise  kann  indessen  das 
ersische  pusag;  jyers.  i)uschak  etc.  auch  (in 
ähnlicher  Weise  wie  griech.  ailouros,  Kater, 

20  Katze ;  Wiesel,  cf.  Fr  a  n  c.  Lenor  in  a  n  t 
an  der  oben  angeführten  Stelle)  mit  skr. 
putchha  od.  puccha  (cauda,  Schivanz)  u. 
piccha  (cauda  pavouis)  zusammenhängen, 
was  ivohl  die  Bedfg. :    Büschel    od.  Feder-, 

25  Haar-Büschel   (cf.  püske)    hat,    da   es  das- 
selbe  Wort    icie   zend.    (F.    Justi)    pu^a; 
npers.  bush  ;  arm.  poc  ( Kopfputz  =  Feder- 
busch, Federkrone?)  ist. 
püs,  s.  püsse. 

30  püs-bakke,  Pausbacke,  a.  dicke,  aufge- 
blasene Backen;  —  he  hed  so  'n  pär  püs- 
bakkeu ;  —  b.  ein  kleiner  Junge  mit  dicken 
Backen;  —  'u  püsbak  fau  'n  junge.  — 
Wegen  püsbakke  s.  unter  1  puf. 

35      pusje,  püske,  Dimin.  von  püs. 

piisk,  weich  u.  rauh  anzufühlen,  bz.  rauh 
u.  weich  wie  Pelzwerk.  —  Zu  püs. 

pus-katte,   püs-katt,   Katze.  —   Campus, 
von   püs   u.    katte.    —    Kinderreim:    bum ! 

40  bam!  beier!  püskatt  mag  gen  eicr ;  wat 
mag  sc  dau  ?  eier  in  de  pauu',  dar  word 
püskatt  lekker  fau. 

1 .  püske  (Plur.  püskes),  &.  K ätz chen  od. 
die   schwanzartige,    lockere,    bz.    zum  Theil 

45  auch  feinfaserige  n.  wollige  od.  auch  pelzariig 
weiche  u.  braune  Bluthendoldc  verschiedener 
Bäume  u.  Pflanzen,  wie  z.  B.  von  Haseln, 
Pappeln,  Weiden  etc.  od.  von  liohrkolbcn, 
Woll-Dünen-Gras   etc.    —    Nd.  (Br.   Wb., 

50  ///,  381)  jHisken ;  wang.  jtüzuk.  —  b.  ein 
iveiches  wolliges  Härchen  od.  Fäscrchen  von 
Pelz-  od.  Bauch-Werk,  od.  auch  ein  feines, 
wolliges,  leichtes  Federtheilchen,  ein  leichtes 
Wollflöckchen    etc. ;    —    d'r    flögen    so    fol 

55  piihkt:s  in  de  lücht  herum ;  —  de  rok  sitt 
ful  püskes.  —  PJs  ist  gleiclifcdls  Dimin.  von 
IJÜs  u.  zwar  namentlich  in  der  Bedtg.  sub  h. 

2.  püske  od.  piiskeu,  weibliche  Scham,  |)u- 
dendum  muliebre,  cunuus.  —  Auch  nd.  (B  r. 

60  Wb..  Nachtr.,pag.  240)  püske  od.  (Br.  Wb., 


PUESKE  777  PUSTEN 

///,  381  unter  püsken)  püsken  u.  demnach  pusseln,  sudeln  od.  unreinlich,  unordent- 

Dimin.  von  (Br.  Wb.,  Dähnert  etc.)  gleich-  lieh,  schlecht  arbeiten,  träge  u.  langsam  sein 

bedeutendem  nd.  puse;  nfries.  (Outzeri) puss,  u.  gehen,  ivatscheln  etc.;  —  se  pusseld  fofZ. 

\n\&,  ivas  tvohl  mit  an.  imss  (Beutel,  Sückchen,  rausseid)  gau  wat  toregt;   —    sc  pnsseld  al 

Schlauch   etc.) ;   isl.  püss   (dasselbe  u.  auch  5  wat  herum ;  —  se  pusseld  d'r  langsam  hen. 

volvaequarum),po8(involucrumiufantis),  posi  —  Nd.  (Dähnert,  Danneil,  Scham- 

(sacculus);   norw.  pose,   paasa,   possa,   puss  bach)  pusseln.  —  cf.  pöseln. 

(Beutel,  Sack),  pose  (Falte  od.  Bausch,  Bau-  püssen,  schöpfen;   —    du  kaust  wol  efeu 

sehe,  Ausbauchung,  Bucht,  grosse  Runzel),  wat  water  püssen  od.  uppüsseu.  —  Zu  püsse, 

pose  (Beule,  Blase,  Blatter,  Pocke  etc.,   cf.  10  wie  pütten  zu  pütte. 

o  püske),  puss,  (Beutel,  Säckchen  etc.);  dän.  pussig,    dick,  aufgebläht  od.  aufgeblasen, 

pose    (Beutel,    Säckchen    etc. ;    Falte    etc.) ;  aufgedunsen  etc. ;    —    'n    pussig   gesigt.    — 

schwed.  päse,  posse ;  ahd.  phoso ;  mhd.  phose,  cf.  pusse  u.  2  puske    u.  dazu    norw.  pusen 

pfose  (Beutel,  Säckchen  etc.)  u.  ags.  puse,  pose  (aufgeschwollen  od.  aufgeblasen  etc.)  u.  pusna 

(pera),  bz.  unserm  pusse  u.  2  pose  (s.  d.)  urspr.  15  (aufschwellen),   sowie   auch   noch    Weiteres 

eins  u.  eines  u.  desselben  Ursprungs  ist.  unter  pusten. 

3.  püske  (Flur,  puskes),  kleine  Finne  od.  püst,   Hauch,   Athem,   Athemzug,    Wind, 
kleine  Pocke,   kleine  Blatter,  Bläschen  etc.;  Furz  etc.;  —  de  leste  püst  is  d'r  üt;  —  de 

—  püskcs  in  't  gesigt ;  —  'n  püske  up  de  nöse.         püst  gung  hum  üt ;    —    mit  'n  püst    (einem 

—  Es  ist  gleichfalls  ein  Dimin.  von  einem  20  Athemzug  od.  Windhauch ,  bz.  dem  ein- 
rtZfen  puse  u.  zivar  hier  in  der  Bedtg.:  Beule  maligen  Act  des  Pustens  od.  Blasens)  was 
od.  Blase,  Blatter  etc.,  s.  unter  2  \Ä\?>^ii,  wovon  't  läfen  d'r  üt;  —  mit  'u  püst  was  't  lücht 
auch  wohl  das  nhd.  Bausch,  Bausche,  üt;  —  h6  hed  gen  püst  (Wind,  od.  auch 
Z^^.  o/uZ.  püsk;  w!7t(f.büsch,püsch,  P/«?-.biusche  Kraft  zum  Blasen)  in  de  uers  ;  —  he  kreg 
(Bausch,  Falte,  Wulst  etc.)  sich  herschreibt,  25  de  püst  (od.  wind)  fan  fören;  —  dar  kwam 
ivie  desgl.  auch  ivohl  das  mnd.  Dimin.  so  'n  püst  (Wind  od.  Windstoss ,  Winds- 
(Sch    u.  L.)  pussel  u.  unser  pussel.  braut),  dat  't  all'  up  flog;  —  he  let 'n  püst 

4.  püske,  .s.  2.  püster.  (crepitus  ventris)  gän ;  —  he  mäkt  d'r  so  'n 
püske-gras,  Wollgrass,  cf.  1  püske.  püst  (Wind  im  fig.  Sinn  =  Lärm,  Auf- 
püsse,  püss,  Seh ij^'s- Eimer  od.  eimerartiges  30  hebens  etc.)   fan,  as   of  't  God  wet  wat  is. 

Gefäss  zum  Schöpf en  von  Wasser  od.  Auf  be-  —    Nd.    puust;    mnd.    püst;     noriv.,    dän., 

wahren    von    Flüssigkeiten.     —     Comjws.  :  schioed.  pust.  —  cf.  pusten, 

water-püsse,  ter-püsse  (Theer-Eimer)  etc.  —  pusten  od.  pusten,  wehen,  blasen,  hauchen, 

Nd.  (cf.  Bobr  iJc,  naut.  Wb.,pag.  54.2)  pütse  schnauben,  schnaufen,  keuchen,  fauchen  etc. ; 

od.  putze;    nid.  puts;    mnld.  (KU.)  putse;  35  —  de  wind  püstd  d'r  dügtigin;  —  he  püstd 

umng.  (Ehrentraut,  II,  65)  püdz;  schwed.  't  lücht  üt;  —  püste  de  stof  d'r  wat  of ;  — 

pytts;  norw.,  dän.  pös.  de  wind  püstd    (bläst  od.  fegt   etc.)    de  stof 

pusse,  pus,   Beutel,  Tasche  od.  Säckchen  fan  de  Straten ;    —    he  püstd  't  für  an ;    — 

zum  Aufbewahren  von  Geld  od.  Tabak  u.  im  he  püstd  hum  lik  in  't  gesigt ;    —    ik  püst' 

letzten  Falle  getüöhnl ich  aus  einer  Blase  od.  40  (blase  od.  furze,    scheisse    etc.)    di  wat;    — 

einem  kleinen  Fell  od.  einem  Stück  Seehunds-  he  püst   sin   leste   adem    üt ;    —    he   püstd 

feil  gefertigt.   —   Es  ist   eins   mit  nd.  puse  (schnaubt  od.  schnauft,   keucht,   stöhnt  etc.) 

etc.,  s.  unter  2  püske.  as  'n  otter;    —    he  püstd  fan  hitte;   —  ik 

pussel ,      eine     südliche ,      unordentliche,  mut   mi    erst    wat    ferpusten    (verschnaufen 

schmutzige  od.  auch  faule,  langsame,    träge  45  etc.);  —  he  deid  niks  as  pusten  un  stennen 

n.  dicke,  plumpe  Person;    ■—    'n  pussel  fan  (stöhnen);    —    de    katte    püstd    (schnaubt, 

'u  wif;    —    'n   olden  pussel;    —    'n  dikken  faucht  etc.)  un  prüstd  as  dül;  —  de  maschln 

pussel.    —    Davon:  Dimin.  pusselke;  —  'n  püstd  un  brüsd  förgewald;  —  ik  wil  di  wat 

pubselke  fan  'n  wicht.  —  Nd.  (Dähnert)  pusten    (od.   fleiten,    sohlten);    —    he  püstd 

pussel,    schmutzige   Magd,    alte   Vettel.    —  50  (bläst  od.  bläht)  sük  up.  —  Subst:  gepuste. 

Zu  pusseln.  gepüst   (Gepuste  od.  Geblase,    Geschnaube, 

pussele,    Sudelei,    Pfuscherei,   schlechte,  Gepfauche,    Gekeuche,    Gestöhne,    Gelärme, 

schmutzige,  unordentliche,  elende  Arbeit.  —  Getöse    etc.) ;    —    dat  gepüst    fan  de  wind ; 

Nd.  pusselij.  —  dat  der  mäkt  so  'n  gepüst,  as  of  't  sük 

pusselig,  puslig,  pusselg,    schmutzig,  su-  55  net  bargen  kau  fan  pin;   —    he  hed  d'r  so 

delig,  unordentlicJi,  faul,  träge,  plump,  dick  'n  gepüst  afer,    dat  he  so  föl  arbeiden  mut, 

etc.;  —  dat  sügt  so  pusselg  üt;  —  se  is  od.  bz.  dat  hum  't  läfen  so  stür  word ;    —    dat 

löpt  so  puslig ;  —  se  word  so  dik  un  puslig,  diug  mäkt   'n   gepüst,    dat    man   hast   bang 

dat  se  hast  net  mer  löpen  kan.  —  Nd.  (cf.  Avorden  schul';    — ^  so  'n  gepüst  un  gestön' 

Dann  eil,  153  unter  päüseln)  puBsIig.  60  un  gedo'   as  dat  hir  is,    dat   mag    de   düfel 


PUSTER 


778 


PUT 


langer  ütholden;    —    wat  mäkt  dat  minsk 
för  'n  gepüst    in    de    weit.    —    Nd.,    mnd. 
pusten    od.    püstcn ;     nid.    poesten;     mnid. 
poesten,  puesten,  puysten  (s.  unter  1  püster, 
Blasebalg) ;  irfries.  poesfjen ;  nfries. (Ontze h) 
piiste  od.  (Johansen)  piistiu  ;  tcang.  pi'ist; 
sa</.  pilstje;  norv.,schiced.\n\<i\.a.\  rfroi.  puste; 
bei  Luther:  pausten;  bei  Frisch:  husten; 
ii/rol.    pusten  ;     süddeutsch    CS  c  h  m  eil  er) 
phausten  etc.  —  Wie  das  Subst.  Blast  aus 
blaset   (dritte  Fers.  Präs.  u.  Partie,   von 
blasen)  contrahirt  ist  u.  entstand,  so  ent- 
stand  das  Subst.  püst   m.    der  Staimn  pi'ist 
von  pusten  aus  einem   mit   blaset  formell 
gleichem    puset    als    dritte    Fers.    Präs.    u. 
Partie,  von  einem  älteren  pusen    od.  pfisan, 
büsan  (vf.  busen,  hauchen,  ivchen  etc.,  Hare 
etc.  bei  Frisch,  sowie  weitere  Formen  als 
phftsen,  pfausen,  bansen  etc.  bei  Weigand 
etc.  n.  weiteres  unter  unserm  büscn,  biister, 
biistern),  wovon  es  meines  Erachtens  durch- 
aus nicht  erwiesen    ist,    dass    es    mit   Jus- 
stossung   eines   n    aus    dem    späteren    mhd. 
(Lex e r)  i)hniisen  (niesen,  schnauben,  ohren- 
blasen ;  sich  aufblähen)  entstand,  weil  es  wohl 
iweifellos  ist,    dass  dies  alte   püsan    ebenso 
loie  ags.  puse  (pera,  s.  Weiteres  unter  2  püske 
».  unter  2  pose  u.  «or?t'.  pusen  (aufgeblasen, 
aufgebläht^  aufgeschwollen  etc.),  pusna  (sich 
aufblähen,  aufschwellen  etc.)  etc.  in  ähnlicher 
Weise  von  einer  Schallwurzel  od.  einem  Ton- 
wort pu,  bu  od.  i)liu,  erweitert  pus  etc.  ent- 
stand, tvie  tat.  bucca  u.  bucciuum  (cf.  pauke, 
pauken  etc.)  etc.  nebst  nhd.  j) fauchen  od. 
fauchen  u.  unser  i)Ogge,  pok,  puchcn,  jjung 
etc.,  von  dem  aus  bu  erweiterten  Schallwort 
buk,  wobei  ich  wegen  der  Annahme  einer  ]/ 
pu  mit  der  Bedtg. :  wehen,  hauchen,  blasen 
etc.,  bz.  hauchen,  duften,  riechen,  stinken  etc. 
u.  blasen,    ivegblasen,    reinigen   etc.    sowohl 
das  lit.  (cf.  iick,  II,  408    u.  dazu  seine 
Bern,  zu  pa  in  IV,  pag.  110)    })uczu,    pnsti 
u.  lett.  (Pott,    Wurzehvb.,    I,    1111)  pulist 
(blasen)    anführe,    icährend  für  das   schon 
frühere  Bestehen  einer  gleichbedeutenden  ]/ 
od.  eines  urspr.  Schallwortes  phu  als  Nach- 
ahmung des  beim  Pusten  od.  Hauchen,  Athmen 
u.  Blasen  hörbar  werdenden  Tones  od.  Schalles 
auch  das  skr.  pui)husa  (the  lungs)  u.  griech. 
phüsa  (Blasebalg),  phusäö  (blasen)  etc.  neben 
dem  onomatop.   Part,  put,    phut,    pbüt    (cf. 
Pott,  Wurzehvb.,  1, 1121)  zum  Ausdruck  des 
I*ustens  od.  Ilauchens,  Bla.fens  etc.  sprechen. 
puster  od.  pusterd,  a.    Wind,  Windstoss, 
Windsbraut  etc. ;  —  dar  kwam  'n  diigtigen 
pfister  (od.  büster)   u]) ;   —    b.    Person  die 
pustet  od.  schwer  athmet,   keucht,  schnauft, 
ächzt,  stöhnt  etc.;  —    c.  ein  Dickwanst  od. 
aufgeblasener,  aufgeblühter,  aufgeschwollener 
Mensch. 


1.  püster,  kleiner  Blasebalg  od.  auch  blos 

ein  Bohr  zum  Atiblasen   od.  Anfachen  des 

Feuers.  —  Nd.  püster,  puster ;  mnd.  püster; 

nid.  poester;  »i»W.  poester,  puester,  purster. 

5       2.  pfister,  der  nhd.  Bovist  od.  Bofist 

genannte   Staubpilz    od.    mit    einem  Blasen 

platzende  Staubschwamm,    hier  auch  puske 

u.  hasentls  genannt.  —  Wohl  zu  pusten  od. 

sonst  mit  pusse  od.  ags.  puse  connex,  ivozu 

10  ivenigstens  die  Farm  puske  ebensogut  gehören 

kann  wie  unser  2  u.  3  pflske,  da  ja  der  Bovist 

eine   kleine   graue   Blase   od.    ein    rundes, 

schlauchartiges  Säckchen  od.  Bälglein  ist. 

piister-rör,    Blase-Rohr   u.  zicar   a.  zum 

15  Anblasen  des  Feuers  u.  b.  zum  Schiessen 
kleiner  Vögel  mittelst  durch  dasselbe  ge- 
blasener Kitt-  od.  Thonkügelchen,  weshalb 
es  scherztveise  auch  in  der  Bedtg. :  Seh  iess- 
gewehr  gebraucht  wird. 

20  pust-hä  ;  j.  7.  pu-lia  o(?.  gepiist,  gebläs  etc.; 
—  hi'  mäkt  so  'n  pftst-hä  (rauschenden  Lärm, 
Spektakel,  Aufsehen  erregendes  Geschrei  etc.), 
as  wen  d'r  'k  -wet  uct  wat  lös  is ;  —  wat 
best  du  altid  för  'n  püst-ha  (lauten  Gerufe, 

25  Gerühme  etc.)  ?  —  du  mäkst  d'r  l'öls  to  151 
piist-bä  fan ;  de  sake  is  hei  uet  so  slim. 

püt  od.  pute  u.  auch  püt,  weibliches  Scham- 
glied, cunnus,  veretrum. —  Mnd.  pute.  —  Nach 
Seh.  u.  L.,  bz.  Dieffenbach  soll  dieses  Wort 

30  ident.  sein  mit  pute  (Hure,  mcretri.x),  wovon 
unser  2  pütje  das  Dimin.  ist,  u.  wovo7i  dort 
behauptet  ivird,  dass  die  letztere  Bedtg.  aus 
der  von  cunnus  entstanden  sei,  ähnlich  wie 
dieselbe  Bedtg.  auch   aus  fotse    (s.  d.)   ent- 

35  stand.  Wahrscheinlicher  jedoch  ist  pute 
in  der  Bedtg. :  meretrix  init  an.,  isl.  puta 
(Hure,  Ehebrecherin)  aus  afranz.  pute,  Span., 
port.  puta  (liederliche  Dirne)  entlehnt  u. 
demnach    auch    mit    ilal.    putta    (Mädchen, 

40  liederliche  Dirne)  u.  (cf.  Diez,  1,  335) 
putto,  span.,  port.  pnio  (Bube)  aus  ?a^  putus 
(Knabe)  entstanden,  was  wieder  mit  skr.  ])utra 
(Kind,  Sohn),  pota  (Thierjunges)  etc.,  sowie 
vielleicht  auch  mit  unserm  put  in  putlienneke 

45  M.  ])Utcr  etc.  (s.  Weiteres  unter  pu])pe  u.  cf. 
Fick,  1,  67D)  eines  Ursprungs  ist.  Ob  nun 
aber  püt  od.  pute  (cunnus)  eine  blosse  begriff- 
liche Weiterentwickelung  von  ]Hite  (meretrix) 
ist,  od.  gar  mit  t'otse  (s.  d.)  auf  das  skr.  puta 

50  (cf.  Fick,  I,  678  u.  s.  auch  Weiteres  unter 
piitäl)  zurückgeht,  lasse  ich  dahin  gestellt  sein 
u.  will  ich  dazu  nur  noch  bemerken,  dass  die 
Bedtg. :  cunnus  auch  sehr  gut  aus  der  von : 
Brunnen   od.   Graben,    Loch    etc.    entstehen 

55  konnte  u.  demnach  dieses  piit  od.  pute  mit 
})üt  od.  jiütte,  franz.  puits  etc.  aus  lat.  puteus 
hervorgegangen  sein  kann,  %oozu  auch  das 
stimmt,  dass  nach  der  alten  Volkssage  die 
kleinen  Kinder  aus  dem  Brunnen  kommen. 

60      Zum  Schlüsse  sei  übrigens  zu  püt  od.  pute, 


PUET  PUETTE 


779 


PUT-EI 


put  (cunnus)  noch  erwähnt,  dass  diese  Bedtg. 
auch  aus  der  von  G ebärmutter  od.  der 
urspr.  von  Schlauch,  Balg,  Tasche, 
Sack,  Beutel  etc.  entstehen  konnte,  toie 
sich  diese  Bedtgn.  auch  im  lat.  vulva  od.  volva 
finden,  u.  auch  das  an.  püss  neben  sacculus 
die  von  volva  equarum  u.  pos  die  von  invo- 
lucrum  iufantis  (s.  unter  2  puske)  hat  u.  wo 
dann  put,  püt  (cunnus)  mit  2  püt  (s.  d.)  auch 
urspr.  eins  gewesen  sein  könnte. 

püt,  pütte,  a.  künstlicher  Brunnen,  ge- 
grabenes Loch,  Grube,  Schacht  etc.;  —  wi 
willen  'n  püt  grafeu  un  mit  törf  upsetten 
laten ;  —  'n  püt  in  de  erde  maken  ;  —  pütteu 
in  't  mor,  war  de  törf  iitgrafen  is.  —  Sprichw. : 
'n  siegten  (od.  schräeu)  püt,  war  man  't 
water  indragen  mut  (spött. :  in  eum,  qui  ad 
virilia  non  aptus  est  nisi  victii  luxurioso 
corroboratus) ;  —  wen  't  kalf  (od.  kiud)  fer- 
drunken  is,  word  de  püt  denipt ;  —  b.  Schacht 
als  Mass  bei  Erdarbeiten,  1  Rtithe  lang  u. 
breit  u.  4  Fuss  tief.  —  Nd.,  vind.  put ;  nid., 
mnld.  put,  pet;  afries.  pet;  ags.  pit,  pyt; 
engl,  pit;  an.,  isl.  pyttr;  ahd.  i)uzz  etc.  ti. 
as.  putte;  mnd.  putte;  ahd.  puzzi  etc.;  ital. 
pozzo ;  Span,  pozo;  prov.  pots;  franz.  puits 
etc.  —  Aus  lat.  puteus. 

1.  püt,  *•.  püt. 

2.  püt,  a.  Sack,  Säckchen,  Beutel,  Tasche, 
Dide  etc.;  —  he  stekt  't  all'  in  sin  püt;  — 
be  löpt  mit  de  bädelpüt;  —  'u  püt  mit  mal, 
gört,  arften,  bonen,  geld  etc.  —  Compos. : 
bädel-,  geld-,  krüder-,  tabaks-,  mll-püt  etc. ; 

—  b.  Kropf,  ivie  z.  B.  im  Compos.  beeu-püt 
als  Name  des  Rothkehlchens,tvas  wörtl.  soviel 
als  Beeren-Tasche  od.  Beeren-Kropf 
bedeutet,  weil  dieser  Vogel  seinen  Kropf  mit 
Beeren  füllt ;  —  c.  dasselbe  wie  kwabbe  in 
der  Bedtg. :  Wamme  od.  Wulst,  Fleisch-  od. 
Fettwulst,  bz.  Ausbauchung,  Anschwellung 
etc. ;  —  he  hed  d'r  so  'n  püt  undor  't  kin 
hangen  od.  sitten ;  —  'n  püt  uader  de  ögen 
(eine  Anschwellung  od.  Geschwulst,  blasen- 
artige Ausbauchung  etc.  unter  den  Augen). 

—  Compos.:  fet-put  (Fettwamme,  Fettwulst). 
Obschon  dieses  hier  so  sehr  gebräuchliche 

Wort  in  den  obigen  Bedtgn.  nirgends  sonst 
vorzukommen  scheint,  so  ist  beim  Vergleich 
der  Wörter  pogge  (Frosch),  pok  (Pocke, 
Blatter,  Blase  etc.)  u.  pung  (Beutel,  sacculus) 
von  der  J/  buk  (blasen,  blähen,  aufblasen, 
aufblähen,  aufschwellen,  auftreiben  etc.),  bz. 
bei  dem  Umstände,  dass  diese  Wörter  ein  auf- 
geblasenes od.  aufgeblühtes,  aufgeschwollenes 
Etwas  bezeichnen,  doch  wohl  anzunehmen, 
dass  auch  dem  obigen  püt  dieselbe  Bedtg. 
zu  Grunde  liegt.  Vergleicht  man  nun  einer- 
seits die  verschiedenen  Bedtgn.  von  bulster, 
pöl  u.  pule,  bz.  dass  sich  dieselben  sämmt- 
lich  aus  der  von:   aufgeblasenes  od.  aufge- 


schwollenes Etwas  ergeben,  sowie  weiter,  dass 
unser  pötal  mit  1  kwabbe  u.  put  auch  mit 
2  kwabbe  synonym  ist,  bz.  dass  quabbe  im 
mnld.  neben  holothuria  u.  mustela  tluviatilis 
5  auch  die  von  rubeta,  bufo,  raua  (s.  tinter 
1  kwabbe)  hat,  so  ergiebt  sich  sofort  auch 
ivieder  die  nahe  begriffliche  Verwandtschaft 
u.  urspr.  Identität  des  obigen  püt  mit  püt 
in  pütäl  sowohl,  cds  auch  mit  nid.  puyt  (rana) 

10  u.  norw.,  schwed.  puta;   dän.  pude;   nfries. 

(Outz e n)   pütt    u.   pute   (Polster,    bz.    ein 

kleiner  ausgestopfter  Wulst  etc.,  cf.  oben  die 

Bedtg.  stib  c),  worüber  Weiteres  unter  pütäl. 

püt-äl,  Ja?</Mfy;j3e  od.  Aalraup e{ga.dus  Iota), 

15  ahd.  auch  rüpha;  mhd.  rüpe  (wovon  nhd. 
Raupe  in  Aalraupe  =  mnd.  Mroppe  etc.) 
d.  i.  Fr  0  seh  fisch  (aus  lat.  rubeta)  ge- 
nannt. —  Nd.  (Br.  Wb.,  III,  384)  pute 
u.  putt,  bz.  älputt  (cf.  Schütze,  111,254 

20  unter  Quabbe) ;  nid.  (v.  Dal e)  puitaal  (das- 
selbe) u.  puit  (a.  ein  kabliauartiger  Fisch 
mit  dickem  Kopf;  —  b.  ein  Frosch,  rana, 
rubeta) ;  innld.  puytael  u.  aelpuyt  (mustela 
piscis)    u.  puyte  (mustelae  fluviatilis  genus), 

25  sowie  puyt,  puyde  (rana,  rubeta,  s.  oben  u. 
cf.  auch  unter  1  kwabbe  das  mnld.  quabbe 
in  der  Bedtg. :  holothuria,  mustela  fluviatilis 
n.  rubeta  etc.) ;  engl,  pout  (gadus  barbatus) 
u.  pout,  eelpout  (gadus  lotus).  —  Dass  diesem 

30  Worte  die  Bedtg.:  aufgeblasenes  od.  aufge- 
blähtes Etwas  zu  Grunde  liegt,  ist  schon 
unter  2  püt  bemerkt  u.  ist  es  daher  beim 
Vergleich  von  lat.  pustula  (für  puttula,  als 
Dimin.  von  putta,  puta  ?)  u.  lit.  putys  (Bläser) 

35  von  einem  Stamm  put  als  Erweiterung  von 
pu  (s.  unter  pusten)  auch  sehr  leicht  möglich, 
dass  dieses  püt  mit  püt  tc.  2  püt  aus  dem  von 
pu  (als  Tonwort  u.  urspr.  J/  von  pusten) 
eriveiterten  Stamm  put    (cf.  Fick,    I,  677 

40  unter  2  pu)  hervorging,  wozu  auch  puls  u. 
putseii  gehören,  zumal  da  auch  das  skr.  puta 
(s.  unter  püt)  in  der  Bedtg. :  Hinterbacken 
sehr  tüohl  auf  die  Bedtg. :  blasen,  blähen, 
sich   aufblähen   etc.   zurückgehen    kann, 

45  ebensogut  ivie  püt  u.  pung  in  der  Bedtg. : 
Schlauch  od.  Säckchen,  Beutel  etc. 

püt-bas,  der  Schachtmeister  od.  Aufseher 
u.  Hauptannehmer  bei  u.  von  Erdarbeiten, 
cf.  püt  od.  pütte  in  der  Bedtg.:  Schacht. 

50  püt-ber,  Brunnen-Gelage,  bz.  Festlichkeit 
(cf.  2  ber),  welche  früher  bei  der  Fertig- 
stellung eines  Brunnens  gegeben  ivurde. 

put-ei,  Wind-Ei,  meist  aber  fig.  ein  Et- 
was, wonach  nichts  kömmt  od.  was  den  ge- 

55  hegten  Erwartungen  u.  Hoffnungen  nicht 
entspricht  od.  vjodurch  solche  getäuscht  icer- 
den.  —  Redensart,  u.  Sprichw.:  dat  was  'n 
putei ;  dar  is  niks  fan  kamen ;  —  dat  is  'u 
putei ;    de   budel    is   mis;    —    „dat  was   'n 

60  putei,"  sä'  bäs  Freerk,  da  kwam  sin  frö  mit 


PUET-EMMER 


780 


rUTS  PUTSE 


'n  dnd  kiiul  in  de  kräm.  —  Wohl  Compos. 
von  put  ah  Bezeichnung  dessen  (cf.  auch 
puthenne)  was  klein,  schwach,  zart,  unreif, 
nnausgehildet  etc.  ist  u.  ei,  da  put  (cf. 
Schambach)  auch  im  nd.  diese  Bcdtg. 
hat  u.  auch  dort  von  einem  Wind-Ei  ge- 
braucht usird. 

piit-enimer,  Brunnen-Eimer,  bz.  Eimer 
zum  pütten  von   Wasser. 

puter,  Puter,  Welsch-Hahn,  hier  meist 
kuler  genannt ;  —  he  word  so  rod  as  'u  puter. 
—  Von  nd.  pute,  piit  (Welsch- Huhn)  u.  dies 
vielleicht  vom  Lockruf  put  od.  püt  (cf.  put- 
henne etc.)  od.  sonst  mit  franz.,  span.  put- 
put,  puput  (upupa),  Jislav.  püta  (Vogel)  etc. 
von  einem  unverschobenen  Ton-  od.  Schall- 
wort put. 

puter-störm  ;  i.  q.  puderstörm,  Jedoch  hier 
vielleicht  mit  Anlehnung  an  Puter,  weil  es 
}neist  i)n  fig.  Sinn  von  heftigem  Aufbrausen 
od.  rasch  aufloderndem  u.  bald  verrauchen- 
dem Zorn  eines  Menschen    gebraucht  wird. 

put-heniie,  Dimin.  puthenueken,  Kinder- 
ivort  od.  Ko>i€wort  für  Henne  od.  Huhn  u. 
Hühnchen.  —  Xd.  (Br.  Wb.,  Nachtr,  pag. 
240)  puttliüneken.  —  Kinderreim:  put- 
henneken !  puthenueken!  wat  deist  du  in 
unsen  hof?  du  plükst  mi  all'  min  bl8nikrs 
of,  dat  word  nn  föls  to  grof.  mamaken  wil 
dl  kngen,  papakcn  wil  dl  slän,  wo  wil  di 
dat  nog  gän.  —  put  od.  redupl.  put-put,  bz. 
(B  a  n  n  e  i  1)  püt,  redupl.  püt-piit  ist  Rufwort 
zum  Locken  der  Hühner,  sowie  auch  Kose- 
wort für  etwas  Kleines  u.  Zartes,  wie  wir 
auch  das  Dimin.  putje  od.  püije  als  J^ock- 
n.  Kose- Wort  für  ein  Kätzchen  u.  Kindchen 
gehrauchen.  Im  Allgemeinen  ist  es  aber  (cf. 
put-ei)  eine  Bezeichnung  für  etwas  kleines, 
schwaches,  zartes,  unreifes,  unausgebildctes, 
nnfertiges  überhaupt,  sowie  auch  ein  unvcr- 
schobenes  Ton-  od.  Buf-Wort  für  u.  zur 
Benennung  von  Vögeln,  wie  ja  von  diesem 
put  od.  püt  soivuhl  das  nd.  pute  od.  \nde 
(Welsch-Huhn  od.  kalekutisches  Huhn)  als 
das  franz.  put-put  (Wiedehopf)  gebildet  ist 
u.  püta  auch  im  kslav.  die  Bedtg,:  Vogel 
hat.  In  der  Bedtg. :  kleines  od.  geringes, 
zartes,  schwaches  Etwas  etc.  ist  es  auch 
ident.  mit  hess.  (V ilma  r)  putt  (weich,  zart, 
jung).,  sowie  mit  nd.  i)üt  u.  putt  im  nd. 
(Dann  eil)  pütjuuker  (verächtlicher  Aus- 
druck für  einen  Gutsbesitzer  od.  unbedeu- 
tenden Junker)  u.  in  (D  ahn  er  t)  jmttküler 
(kleiner  bissiger  Köter;  fig.  Ausdruck  für 
einen  verächtlichen  Eeind)  etc.,  sowie  ferner 
auch  wohl  im  hess.  (Vilmar)  putchen, 
putchern  (schwach  sein,  ein  tvenig  kränkeln), 
verputchen  (verkümmern,  bz.  im  Wuchs  u. 
in  der  Entwitkelung  zurückbleiben,  wie  z.  B. 
von  Kindern  u.  jungen  Thieren,  als  Lämmer, 


Hühner  etc.),  nd.,  bz.  nhd.  puttel  od.  putchen 
(kleines  Huhn,  Hühnchen,  Küchlein  etc.) 
etc.  Was  nun  aber  weiter  dieses  put  od. 
püt  betrifft,  so  ist  es  eine  Kürzung  aus 
5  urs2)r.  puta  m.  dieses  eine  Weiterbildung  von 
einem  Ton-  od.  Lallwort  pu,  wie  z.  B.  pu 
in  pupu,  pupen  etc.  od.  in  lat.  pupa  (cf. 
puppe)  u.  pa  //?  papa  (cf.  papa  n.  pape), 
wozu  F ick  (I,  679)  sowohl  lat.  piier,  puclla, 

10  pauper,  paulus  etc.,  als  lat.  putus,  pullus  etc., 
sowie  ferner  lit.  put  (Lockruf  für  Küchlein), 
putj'tis  (Küchlein),  pautas  (Ei,  bz.  Hode) ; 
kslav.  püta  (Vogel)  etc.  u.  auch  das  obige 
put  stellt. 

15  putje  od.  pütje,  Lock-  od.  Kosewort  für 
ein  Kätzchen  od.  ein  kleines  Kind  u.  ivohl 
soviel  als  Kleines  u.  Junges  überhaupt  (kum 
her  min  putje  od.  pütje),  da  es  ein  Dimin. 
von  put  od.  püt  (s.  unter  puthenne)  ist. 

20       1.  jii'ltje,  Dimin.  von  püt  u.  pule  (cuiiuus). 
2.  ptttje,    unreines,    liederliches  Frauen- 
zimmer od.  liederliche  Dirne,    Hure,     Vettel 
etc.    —    Nd.    (Br.  Wb.,   III,   384)  puiitje 
(säuische   Frauensperson).    —    Dimin.    von 

25  juite,  s.  unter  püt. 

pütje,  Dimin.  von  püt  od.  pütte,  Brunnen. 
pütje,  Beutelchen,  Säckchen,  kleine  Papier- 
düte  etc.  etc. ;   —    'n  pütje  mit  gcld  od.  te, 
kofte,  mal  etc.  —  Dimin.  zu  2  püt. 

30  putjen,  piitjen,  mit  kleinen  Schritten  gehen 
od.  treten,  tonten  etc. ;  —  dat  kindje  fangt 
an  to  putjen;  —  dat  kiud  putjet  d'r  hen ; 
—  he  putjet  in  't  water  (od.  in  de  drek) 
herum.  —  Nd.  putjen.  —  Wohl  von  put  als 

35  Bezeichnung  von  etwas  Kleinem  etc.,  cf. 
put-henne. 

pütje-pak,  ei)i  sackartiger  Anzug  für  kleine 
Kinder  od.  Säuglinge;  —  he  sitt  nog  in  't 
pütje-jiak  =  er  sitzt  noch  in  den   Windeln, 

40  bz.  er  ist  noch  ein  kleines  Kind  od.  Säug- 
ling. —  Compos.  von  i)ütje  (Säckchen)  u. 
pak  in  der  Bedtg.:  Tracht. 

pütje-plakken,  Düten-kleistern,  bz.  das 
Kleistf  rn  od.  Zusammenklebrn  von  Düten  (cf. 

'15  pütje) ;  —  he  is  nog  man  bi  't  i)ütje-plakkeii. 
pütje-plakker,  Person  dieJJüten  zusammen- 
klebt od.  macht,  bz.  ein  Dütenkleber.     Fig. : 
Jemand  der  sich  mit  kleinlichen  od.  gering- 
fügigen Saclien  beschäftigt. 

50  puts  od.  putse,  Posse,  Spass,  Schabernack, 
Streich,  loser  Streich,  Schelmstreich  etc. ;  — 
putsen  maken  (Possen,  Spässe  od.  Streiche, 
Schelmstreiche  etc.  machen);  —  du  must  mi 
gen  putsen  maken;  —  wel  hed  mi  de  puts 

55  hakt?  ^  ik  schal  dl  nog  wol  iiisen  wer 
(wieder)  'n  puts  hakkcn,  dar  kanst  du  dl 
up  ferlaten.  —  Nd.  (Dähnert)  putze, 
putzen  od.  (Br.  Wh.)  puts,  putze,  puzzc, 
mnd.  (Seh.  u   L.)  pussc,  posse,  i»utze ;  nid. 

60  pocts,  pots;   mnld.  (KU.)  u.  mfläm.  boetse, 


PÜTSEL-MEST 


781 


PUET-WATER 


bootse  (farce ,  soraette ,  narration  joyeuse, 
bourde,  mocquerie,  follatrcrie,  plaisaiitorio, 
raillerie) ;  älter  nhd.  bosse  etc.,  s.  dieses  in 
Grimm,   Wb. 

putsel-mest,  liasir -Messer.  —  Zu  pulsen. 

ptttsel-l'el'e,  Easir-Zeug. 

1.  putseii,  putzen,  reinigen,  schneiden, 
scheeren,  wischen,  fegen  etc. ;  —  de  nüse 
putsen    (die  Nase  reinigen   od.  schneuzen) ; 

—  't  lücht  putseii  (das  Licht  schneuzen  od. 
die  Schnuppe  davon  abschneiden) ;  —  de 
bärd  putsen  (den  Bart  scheeren  od.  abnehmen) ; 

—  de  disk  putsen  od.  ofputsen  (den  Tisch 
reinigen  od.  mit  einem  Tuch  abreiben  od. 
loischen ,  abwischen);  —  bömen  ntputsen 
(Bäume  ausschneiden).  —  Auch  fig.:  fegen, 
derbe  abfertigen  etc.;  —  ik  wil  di  putsen, 
wen  du  dat  net  letst;  —  he  hed  bum  dügtig 
putsd.  —  iVü?.  putsen  od  putzen ;  »M.  poetsen; 
mhd.  butzen,  bützen  etc.  —  Ob  vielleicht 
mit  nhd.  Putz  von  lat.  pntus  (rein  etc.)  u. 
putare  (putzen,  reinigen  etc.)? 

2.  pntsen,  essen;  —  he  putsd  't  all'  man 
weg ;  —  he  kan  dügtig  putsen  ;  —  puts  man 
weg,  min  junge,  't  is  di  wol  gegünd.  —  Aiich 
nd.  putsen  od.  putzen  in  dieser  selben  Bedtg. 
u.  hier  wohl  aus  der  Bedtg. :  reinigen,  leer 
machen  etc.  entstanden,  sodass  es  mit  1  putsen 
eins  ist. 

putsen  -  maker ,  Possen-Macher,  Possen- 
Eeisser.  —  Nid.  poetsenmaker. 

putser,    Putzer,    Reiniger,    Scheerer  etc. ; 

—  schöputser,  bärdputser  etc. 

putsig,  possirlich,  spassluift,  drollig,  auf- 
fallend, tvunderlich  etc. ;  —  dat  is  je  putsig ; 

—  dat  sügt  je  putsig  üt ;  —  dat  is  'n  putsigen 
fent.  —  Nid.  poetsig. 

pütten  (Verb.vompüt,\n\tte,  «'ie4bakken 
von  hak),   a.  aus  einem  Brunnen  (Wasser) 


schöpfen  mittelst  des  pütemmers ;  —  8§  is 
hen  um  water  to  jtütten ;  —  du  kanst  mi  wol 
efen  wat  water  pütten  od.  uppütteu ;  —  b. 
stechen,  graben,  tiefen  etc. ;  —  pütte  dat  nog 
5  wat  drper.  —  Compos. :  dtijütten,  1.  aus- 
schöpfen,   entleeren,  erschöpfen,  entkräften ; 

—  dat  water  is  d'r  ütpüttd ;  —  he  is  gans 
ütpüttd  etc. ;  —  2.  ausgraben,  austiefen,  er- 
tiefen, ergründen  etc. ;   —  dat  gat  mut  nog 

10  mer  ütpüttd  worden;  —  de  düpte  is  hei  net 
üt  to  pütten ;  —  Gods  wisheid  is  net  üt  to 
pütten  (nicht  auszuliefen,  bz.  nicht  zu  er- 
gründest od.  auch  nach  der  Bedtg.  sub  1 : 
nicht  auszuschöpfen,  bz.  nicht  zu  erschöpfen). 

15  —  Nd.  pütten ;  mnd.,  nid.  pütten. 

piitterke,  Stieglitz.  —  Nid.  putter,  puttertje. 

—  Angeblich  von  pütter  od.  nid.  pütter, 
Wasser  schöpf  er,  bz.  Person  die  Wasser  aus 
dem  Brunnen  (püt,  pütte)    schöpft  u.  zieht, 

20  iveil  der  Stieglitz  dazu  abgerichtet  werden 
kann,  sein  Trinkwasser  selbst  zu  pütten. 
Da  übrigens  auch  der  Distelfinke  im  nid. 
putter,  puttertje  heisst,  so  scheint  es  mir 
eher  zu  dem  fläm.  putterea  (unverständlich 

25  sprechen  od.  schtvatzen,  stottern  od.  stoss- 
iveise  sprechen  etc.)  zu  gehören  od.  mit  diesem 
von  dem  onomatop.  put  (s.  tinter  puthenne) 
weiter  gebildet  zu  sein. 

pütting,     Plur.    püttings    od.   puttingen, 

30  starke  Ketten  od.  Kettenglieder,  tvelche  von 
den  Jungfern  an  den  Büsten  nach  der  Seite 
des  Schiffes  hinabreichen  od.  eiserne  Ketten 
womit  die  Mastwände  an  dem  Schiffsbord 
befestigt  sitid.    —    Nid.  putting,    puttingen ; 

35  schtved.,  dän.  pijtting.  pyttingerne;  engl. 
futtock,  futtocks. 

püt-water,  Brunnemoasser,  als  Gegensatz 
zu  bak- water  (Cisternemvasser) .  —  Sprichto. : 
't  löpt  hum  bi  de  rügge  up,  as  kold  pütwater. 


0 


BINDING  SECT. 


PF  Doomkaat  Koolraan,    J.   ten 
1493  Wörterbuch  der  ostfriesi- 

D6  sehen  Sprache 
Bd.  2 


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